Fragmente: Erzählungen, Impressionen, Essays 9783110473193, 9783110195675

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Table of contents :
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Editorische Bemerkungen
Dank
Siglen und Abkürzungen
Teil I: Erzählungen
1.1 Historische Erzählungen
Wolsey
Sidonie von Borcke
Korfiz Uhlefeld
Das Gelübde von Bornhöved
Herzog Abel
Die Likedeeler
Quade Foelke
1.2 Familien- und Gesellschaftsromane
Allerlei Glück
Der Flötenspieler
Storch von Adebar
Eleonore
Erreicht!
Koegels-Hof Nummer drei
Vereinsamt
Wir halten zusammen
Die Gundershausen
Johann der muntre Seifensieder
The Poppies Queen
Rudolf v. Jagorski, Globetrotter
Thusnelda Lehmann
1.3 Ehe- und Liebesgeschichten
Après. Nach vierzig Jahren
Hans und Grete
Neue Novelle. Predigtamtscandidat und Geheimrathstochter
Der Menschenfresser
Novellenstoff
Salas y Gomez
Frau v. Kockowitz
Der Erzieher
Wiedergefunden
Novelle (Bruder, Schwester, Mann)
Die Stieftochter
„Rr“ oder Gefährdet Glück
Die Goldenehochzeits-Reise
Mit der Zeit
1.4 Charakterstudien I: Frauenfiguren
Die Geschichte der Frau v. M., spätre Geh. R. St
Gabriele Chrysander
Wir lernen das
Die Pflicht aus dem Glück
Schauspielerin Jannasch
Myrrha
Die Frau Oberförsterin
L. P.-Novelle
Großmutter Schack
Melusine. An der Kieler Bucht
Oceane von Parceval
Melusine von Cadoudal
Susanne von Sandrascheck
Ehen werden im Himmel geschlossen
Immer gleich
Was gilt? Eng oder weit, Fern oder nah
1.5 Charakterstudien II: Männerfiguren
Der Karikaturist
Erich Erichsen
Willy Willebrandt
Arnulf v. Trachenberg
Das Zeugniß der Reife
Der Elmblad-Stoff
Du selbst!
Lazarus erzählt
Graf Abel
Consul Knut Knutson
Der Schmied von Lipinka
Fritz Mollhausen
Wieder daheim
Onkel Ehm
Die preußische Idee
Lieutenant Mejer von den Husaren
Obristleutnant v. Esens
Die Bekehrten
Minister a. D
In unsren Kindern!
Die Brüder Wurzelberger
Der v. Katte und der v. Katz
So oder so?
„Unverändert der Deine“
1.6 Materialien und Projekte
Gräfin Sch…n
Friedrich Wilhelm IV. und Minister v. d. H
Frau Prof. H.y.e
Die drei Bräute
Anna Reventlow
Dörte Sabin
Der Prümer-Krieg
Die Befreiung des Herrn v. Heyden
Verschwunden
Historische Romane (aus der preußischen Geschichte)
Kunst- und Klatsch-Roman
L’Impératrice oder Die rothe Maus
Anna Zipser
Prinzessin Friederike
Zwei kleine Geschichten
1.7 Figuren, Situationen, Dialoge, Textbruchstücke
Der sterbende Franzos
Im W.’schen Hause
Reisender an einer großen Mittelstation
Priester
Jetzt wollen die gar …
Zwei für einen
Abraham Oppenheim
Romanfiguren
Der einzige wahre Luxus
Klinken-Eugenie
Post-Suitier
Stoff zu einer kl. heitren Erzählung
Berliner Novelle. Dr. Alphonse Dann
Onkel Geheimerath
Aloys Rittersbach
Moderner Roman oder Novelle (I) und (II)
Figur in einer Berliner Novelle
Zu Roman oder Novelle. Zwei ältre Brüder
Novellenfigur. Alter Referendarius
Aufwärterin Frau Lehmann
Humoristische Figur
Ein alter Professor oder Geheimrath
Berliner Novelle. Höherer Bummler
Justizrath a. D
Eine Frau, die als eine Art „weise Frau“
Ein beschränktes Ehepaar
„Es steht wissenschaftlich fest“
Novellenfigur. Richtiger Berliner
Novellenfigur. Eine Figur wie Herr v. Buddenbrock
Novellenfigur. Ein Geistlicher
Roman oder Novelle. Eine komische Figur
Verse sind die Sprache der Götter
Dialogstoffe in guter Berliner Gesellschaft
Überraschtes Rendez-vous
Novellenfigur. Alfred van der Weyde
Eine Wittwe von 36
Unser Doktor
Luft macht müde und Luft zehrt
Mein Kirchenjahr
„Das Weib, das Weib“
Sommerbriefe aus dem Havelland
An mir ist nichts gelegen
Teil II: Impressionen und Essays
Berlin 19. Februar. Ein Blick von der Alsen-Brücke
Auf dem Flachdach oder Mir gegenüber
Atelierbesuche
Das Frigidarium
Die letzten Herbstestage
Zwischen zwei und drei
Wo sind heute die Schiffe des Norddeutschen Lloyd?
Wie man in Berlin so lebt
Drei Treppen hoch
Berliner Umzug
Berliner Ton
Berliner Sprechanismus
Wer hier zu Lande
Die Juden in unsrer Gesellschaft
Adel und Judenthum in der Berliner Gesellschaft
Wechsel der Namen in unsrer Armee
Auf dem Lande
Alte und neue Provinzen
Dichteraspirationen
Die Kunst des Erzählens
Teil III: Titelzusammenstellungen
1. bis 6. Gruppe
Chronica. Aus unsren Tagen. Berliner Novellen
Hans und Grete
Kleine (meist heitre) Stoffe
Mittlere Stoffe
Neue Novellen
Novelletten. Kleine Erzählungen
Vorläufig reponirte Novellenstoffe
Bilder und Plaudereien aus Berlin
Figuren, Situationen, Dialoge
Notizbuch B 1
Tafelteil
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 9783110473193, 9783110195675

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Theodor Fontane Fragmente Band I

Theodor Fontane

Fragmente

Erzählungen, Impressionen, Essays Im Auftrag des Theodor-Fontane-Archivs hrsg. von Christine Hehle und Hanna Delf von Wolzogen

Band I: Texte

De Gruyter

ISBN 978-3-11-019567-5 e-ISBN (PDF) 978-3-11-047319-3 e-ISBN (EPUB) 978-3-11-047353-7

Library of Congress Cataloging-in-Publication Data A CIP catalog record for this book has been applied for at the Library of Congress. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2016 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Satz: SatzBild GbR, Sabine Taube Druck und Bindung: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen ♾ Gedruckt auf säurefreiem Papier Printed in Germany www.degruyter.com

Inhaltsverzeichnis Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

XI

Editorische Bemerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XXXV Dank . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XL Siglen und Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XLI

Texte Teil I: Erzählungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 I.1 Historische Erzählungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Wolsey . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Sidonie von Borcke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Korfiz Uhlefeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 Das Gelübde von Bornhöved . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 Herzog Abel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 Die Likedeeler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 Quade Foelke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97 I.2 Familien- und Gesellschaftsromane . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 Allerlei Glück . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103 Der Flötenspieler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174 Storch von Adebar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 176 Eleonore . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 228 Erreicht! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 232 Koegels-Hof Nummer drei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 233 Vereinsamt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 234 Wir halten zusammen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 235 Die Gundershausen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 236 Johann der muntre Seifensieder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 237 The Poppies Queen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 239 Rudolf v. Jagorski, Globetrotter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 241 Thusnelda Lehmann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 244 1.3 Ehe- und Liebesgeschichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 247 Après. Nach vierzig Jahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 249 Hans und Grete . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 249 Neue Novelle. Predigtamtscandidat und Geheimrathstochter . . . . . . . . 251 Der Menschenfresser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 255 Novellenstoff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 257 Salas y Gomez . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 257 Frau v. Kockowitz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 258 Der Erzieher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 259 Wiedergefunden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 261 Novelle (Bruder, Schwester, Mann) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 267

VI |

Inhaltsverzeichnis

Die Stieftochter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 268 „Rr“ oder Gefährdet Glück . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 268 Die Goldenehochzeits-Reise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 277 Mit der Zeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 278 1.4 Charakterstudien I: Frauenfiguren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 283 Die Geschichte der Frau v. M., spätre Geh. R. St. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 285 Gabriele Chrysander . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 286 Wir lernen das . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 287 Die Pflicht aus dem Glück . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 289 Schauspielerin Jannasch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 289 Myrrha . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 290 Die Frau Oberförsterin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 291 L. P.-Novelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 292 Großmutter Schack . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 295 Melusine. An der Kieler Bucht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 296 Oceane von Parceval . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 297 Melusine von Cadoudal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 306 Susanne von Sandrascheck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 311 Ehen werden im Himmel geschlossen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 313 Immer gleich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 318 Was gilt? Eng oder weit, Fern oder nah . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 319 1.5 Charakterstudien II: Männerfiguren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 321 Der Karikaturist . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 323 Erich Erichsen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 326 Willy Willebrandt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 327 Arnulf v. Trachenberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 329 Das Zeugniß der Reife . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 329 Der Elmblad-Stoff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 330 Du selbst! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 330 Lazarus erzählt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 332 Graf Abel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 332 Consul Knut Knutson . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 333 Der Schmied von Lipinka . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 334 Fritz Mollhausen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 335 Wieder daheim . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 336 Onkel Ehm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 337 Die preußische Idee . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 340 Lieutenant Mejer von den Husaren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 346 Obristleutnant v. Esens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 349 Die Bekehrten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 354 Minister a. D. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 355 In unsren Kindern! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 355 Die Brüder Wurzelberger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 356 Der v. Katte und der v. Katz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 357 So oder so? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 358 „Unverändert der Deine“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 359

Inhaltsverzeichnis

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1.6 Materialien und Projekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 363 Gräfin Sch…n . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 365 Friedrich Wilhelm IV. und Minister v. d. H. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 365 Frau Prof. H.y.e . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 366 Die drei Bräute . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 366 Anna Reventlow . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 371 Dörte Sabin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 375 Der Prümer-Krieg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 375 Die Befreiung des Herrn v. Heyden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 376 Verschwunden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 376 Historische Romane (aus der preußischen Geschichte) . . . . . . . . . . . . . 376 Kunst- und Klatsch-Roman . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 377 L’Impératrice oder Die rothe Maus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 377 Anna Zipser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 377 Prinzessin Friederike . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 378 Zwei kleine Geschichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 379 1.7 Figuren, Situationen, Dialoge, Textbruchstücke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 381 Der sterbende Franzos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 383 Im W.’schen Hause . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 384 Reisender an einer großen Mittelstation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 385 Priester . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 386 Jetzt wollen die gar … . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 386 Zwei für einen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 386 Abraham Oppenheim . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 386 Romanfiguren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 386 Der einzige wahre Luxus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 387 Klinken-Eugenie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 387 Post-Suitier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 387 Stoff zu einer kl. heitren Erzählung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 387 Berliner Novelle. Dr. Alphonse Dann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 388 Onkel Geheimerath . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 388 Aloys Rittersbach . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 388 Moderner Roman oder Novelle (I) und (II) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 389 Figur in einer Berliner Novelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 389 Zu Roman oder Novelle. Zwei ältre Brüder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 390 Novellenfigur. Alter Referendarius . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 390 Aufwärterin Frau Lehmann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 390 Humoristische Figur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 391 Ein alter Professor oder Geheimrath . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 391 Berliner Novelle. Höherer Bummler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 391 Justizrath a. D. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 392 Eine Frau, die als eine Art „weise Frau“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 392 Ein beschränktes Ehepaar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 392 „Es steht wissenschaftlich fest“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 393 Novellenfigur. Richtiger Berliner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 393 Novellenfigur. Eine Figur wie Herr v. Buddenbrock . . . . . . . . . . . . . . . . . 393 Novellenfigur. Ein Geistlicher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 393

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Roman oder Novelle. Eine komische Figur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 394 Verse sind die Sprache der Götter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 394 Dialogstoffe in guter Berliner Gesellschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 394 Überraschtes Rendez-vous . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 395 Novellenfigur. Alfred van der Weyde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 395 Eine Wittwe von 36 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 396 Unser Doktor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 396 Luft macht müde und Luft zehrt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 396 Mein Kirchenjahr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 397 „Das Weib, das Weib“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 397 Sommerbriefe aus dem Havelland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 398 An mir ist nichts gelegen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 398 Teil II: Impressionen und Essays . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 399 Berlin 19. Februar. Ein Blick von der Alsen-Brücke . . . . . . . . . . . . . . . . . 401 Auf dem Flachdach oder Mir gegenüber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 402 Atelierbesuche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 404 Das Frigidarium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 404 Die letzten Herbstestage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 405 Zwischen zwei und drei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 406 Wo sind heute die Schiffe des Norddeutschen Lloyd? . . . . . . . . . . . . . . . 406 Wie man in Berlin so lebt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 407 Drei Treppen hoch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 410 Berliner Umzug . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 410 Berliner Ton . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 412 Berliner Sprechanismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 419 Wer hier zu Lande . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 422 Die Juden in unsrer Gesellschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 422 Adel und Judenthum in der Berliner Gesellschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . 422 Wechsel der Namen in unsrer Armee . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 424 Auf dem Lande . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 425 Alte und neue Provinzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 425 Dichteraspirationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 427 Die Kunst des Erzählens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 429 Teil III: Titelzusammenstellungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 431 1. bis 6. Gruppe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 433 Chronica. Aus unsren Tagen. Berliner Novellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 434 Hans und Grete . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 435 Kleine (meist heitre) Stoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 435 Mittlere Stoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 436 Neue Novellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 436 Novelletten. Kleine Erzählungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 436 Vorläufig reponirte Novellenstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 438 Bilder und Plaudereien aus Berlin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 438 Figuren, Situationen, Dialoge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 438 Notizbuch B 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 438 Tafelteil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 439

In memoriam Renate Böschenstein, geb. Schäfer (1933–2003)

Einleitung Arsenal der Möglichkeiten Als Theodor Fontane am 20. 9. 1898 in Berlin starb, überraschend trotz seines für damalige Verhältnisse hohen Alters von fast 79 Jahren, hatte er zwei große Werke soeben für die Publikation vorbereitet (den Roman Der Stechlin und die Autobiographie Von Zwanzig bis Dreißig) und steckte mitten in weiteren Projekten. Zurück blieb – neben anderen materiellen Hinterlassenschaften, die wohl geringer waren als es den Erben lieb sein konnte – Fontanes Schreibtisch mit „40 prallgefüllten Handschriften­mappen“, so eine viel zitierte, wenn auch spät belegte Aussage.1 Schreibtisch und Arsenal Zwar war Fontane gewohnt, überall zu schreiben: in Hotels und Gasthäusern, auf Balkonen von Sommerfrische-Pensionszimmern und in Gartenhäuschen, im Redaktionsbüro, im verdunkelten Theater, in einer fahrenden Kutsche oder im Eisenbahnwaggon. Unabdingbar war der Schreibtisch für ihn jedoch als ,Lagerraum‘, man könnte auch sagen: als Speicher oder Speichermedium, und als Ordnungsinstrument, da er zeitlebens gleichzeitig an verschiedenen Projekten arbeitete. Häufig schrieb er von unterwegs an seine Frau, sie möge ihm dieses oder jenes Konvolut hervorsuchen und zuschicken, das rechts in der zweiten Schublade von unten liege oder „auf dem Schreibtisch am Fenster“.2 In diesen Konvoluten im und auf dem Schreibtisch befanden sich die Materialien, Notizen, Entwürfe und Niederschriften zu verschiedensten literarischen Projekten, in verschiedensten Stadien der Arbeit. Erst wenn ein Projekt abgeschlossen, d. h. publiziert war, verschwand es daraus und wurde zur ferneren Aufbewahrung „auf den Boden geschafft“, was Fontane bei Werken, die ihm sehr am Herzen lagen oder besondere Mühen verursacht hatten, eigens vermerkte, etwa bei Vor dem Sturm.3 Die Blätter, auf denen erledigte Vorarbeiten und obsolet gewordene Entwürfe festgehalten waren, wurden dagegen oft recycelt und ihre Rückseiten für neue Projekte verwendet. Der Schreibtisch war also der Speicher für nicht Abgeschlossenes, für works in progress. Anscheinend fühlte sich Fontane nicht – wie etwa Thomas Mann am Ende ­seines Lebens4 – bedrückt von den vielen noch unabgeschlossenen Projekten in seinem Schreibtisch, sondern ihre Fülle gab ihm vielmehr ein Gefühl der Sicherheit: Es ist genug Stoff da, damit ich immer weiter schreiben kann. Dieses Bedürfnis, ausreichend Stoff verfügbar zu haben, wird vor allem fassbar am Beginn von Fontanes Karriere als Romancier, zu jener Zeit, als er, mit Ende Fünfzig, das Wagnis einging, „einen kleinen Romanschriftsteller-Laden aufzumachen“, wie er an Ludovica Hesekiel schrieb.5 1  Zitiert bei Horlitz 1995, 16, nach Fricke 1964, 167. 2  Vgl. Theodor an Emilie Fontane, 24.7.1887: GBA, EB Nr. 717. 3  Vgl. Theodor an Emilie Fontane, 10.8.1878: GBA, EB Nr. 532. 4  Vgl. Inge Jens: Am Schreibtisch. Thomas Mann und seine Welt. Reinbek 2013, 183 f. 5  Theodor Fontane an Ludovica Hesekiel, 28.5.1878: HFA IV/2, Nr. 462.

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Einleitung

Ohne genügend Ware im Lager lässt sich kein Laden eröffnen. Gegenüber Mathilde von Rohr erklärte Fontane: „Ich sammle jetzt Novellenstoffe, habe fast ein ganzes Dutzend, will aber mit der Ausarbeitung nicht eher vorgehn, als bis mir noch mehr zur Verfügung stehn. Es liegt für mich etwas ungemein Beruhigendes darin, über eine Fülle von Stoff disponieren zu können, etwa wie man mit einer Extra-Summe auf der Brust leichter auf Reisen geht, wie wenn man schon zwischen Berlin und Jüterbog an zu rechnen fängt und von der Frage gequält wird: wird es auch reichen?“6 Es war die Zeit nach dem Abschluss des ersten Romans Vor dem Sturm, 1878, und gegenüber seiner Frau Emilie formulierte er später die Erkenntnis, „daß ich ­eigent­lich erst bei dem 70er Kriegsbuche und dann bei dem Schreiben meines Romans ein Schriftsteller geworden bin d. h. ein Mann, der sein Metier als eine Kunst betreibt, als eine Kunst, deren Anforderungen er kennt“.7 Die Grundbedeutung von métier ist Handwerk, und Fontanes Blick auf seine literarische Arbeit ist, wie die von ihm verwendeten Metaphern zeigen, bei allem Selbstbewusstsein als Künstler stark geprägt durch den Aspekt des Handwerklichen. Das ist es – unter anderem –, was den Begriff des Arsenals als Stichwort für den Komplex von Fontanes unvollendeten Texten nahelegt. Ein Arsenal ist der Wortbedeutung nach ein Zeughaus, ein Speicher, in dem Geräte (Waffen) sowohl hergestellt als auch aufbewahrt werden, und im Besonderen eine Werft für (Kriegs-)Schiffe, befinden sich doch die bekanntesten Arsenale in Hafenstädten.8 In einer Hafenstadt, Swinemünde, hatte Fontane prägende Jahre seiner Kindheit verbracht und er benutzte gern maritime und nautische Metaphern, auch in Bezug auf das Schreiben. 1886 entschuldigte er sich bei Karl Emil Franzos, ihm für seine Zeitschrift keine Novellen liefern zu können, weil er sich auf Romane konzentrieren wolle: „Ich kann […] höchstens noch 4 bis 6 Briggs vom Stapel lassen und wenn ich mich […] zu mitdrunterlaufendem kleinerem Bootbau bestimmen lasse, so schrumpfen die 4 oder 6 auf 2 oder 3 zusammen. Und das möchte ich vermeiden.“9 Fontanes Fragmente Fontanes Arsenal enthielt also stets zahlreiche noch nicht vom Stapel gelaufene ,­Schiffe‘, fast fertige, halb fertige, eben erst begonnene works in progress, lediglich skizzierte Projektideen und dazu allerhand ,Baumaterial‘, dessen Verwendung noch nicht feststand. Bei seinem Tod blieben alle diese Projekte notwendigerweise in unfertigem Zustand zurück, gleichsam angehalten auf einer bestimmten Stufe ihrer Entstehung. Sie werden üblicherweise als Fragmente bezeichnet (zu diesem Begriff vgl. gleich unten). 6  Theodor Fontane an Mathilde von Rohr, 15.5.1878: BW F.–Rohr 2000, Nr. 196. 7  Theodor Fontane an Emilie Fontane, 17.8.1882: GBA, EB Nr. 600. Gemeint sind Der Krieg gegen

Frankreich 1870–1871 (erschienen 1873/76) und Vor dem Sturm (erschienen 1878). 8  Etwa in Venedig, Neapel oder St. Petersburg. – Vgl. Adelung 1, 438: „Das Arsenāl, des -es, plur. die -e, ein öffentlicher Ort, wo Gewehr und Kriegsbedürfnisse verfertiget und aufbewahret werden, ein Zeughaus; von dem Italiän. Arsenale und Span. Arzenal“; Goethe-Wörterbuch 1, 833: „Arsenal: […] Waffenlager, auch verbunden mit Waffenfabrikation […] in Hafenstädten verbunden mit einer Schiffswerft“; Mittellateinisches Wörterbuch 1, 82: „Arsena: Dock, Werft“. 9  Theodor Fontane an Karl Emil Franzos, 30.6.1886: Hehle 2014, Nr. 2.

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Es handelt sich um 133 Erzähltexte und Erzählprojekte sehr unterschiedlicher Länge – zwei Zeilen bis etwa 200 Seiten –, von denen 76 meist kürzere bislang un­ publiziert, einige weitere nur teilweise veröffentlicht sind.10 Die Erzählfragmente umspannen nahezu Fontanes gesamte produktive Zeit: Das früheste, Der Karikaturist, entstand zwischen 1845 und 1850, an einem der spätesten, dem Störtebeker-Roman Die Likedeeler, arbeitete Fontane noch 1895. Daneben existieren Entwürfe zu Wanderungen-Kapiteln, zu Literatur- und Kunstkritiken, Gedichtfragmente, auch ein Dramenfragment. Diese alle, größtenteils bereits vor längerer Zeit veröffentlicht,11 sind nicht Gegenstand der vorliegenden Edition. Sie unterscheiden sich insofern von den Erzählfragmenten, als sie nicht zu jenem von Fontane in den späten 1870er- und frühen 1880er-Jahren planmäßig angelegten Arsenal gehören, das ihm seine Zukunft als Romancier sichern sollte. Eine Zwischenstellung nehmen 20 kurze unfertige Texte ein, die sowohl essayistische als auch narrative Ansätze aufweisen und überwiegend Impressionen und Reflexionen über das moderne Berlin und über das Schreiben sind. Unter der Überschrift Impressionen und Essays bilden sie Teil II unserer Edition (vgl. dazu die Editorischen Bemerkungen, unten S. XXXV). Zum Begriff des Fragments Was ist ein Fragment?12 Der Wortbedeutung nach, abgeleitet von lat. frangere = ­ rechen, ein Bruchstück. Auf literarische Texte angewandt, suggeriert der Begriff also b ein ganzes – vollständiges, vollendetes – Werk, das einmal vorhanden oder angestrebt war. So verstanden, kann ein literarisches Fragment zweierlei sein: (1.) Entweder ist es durch die Zufälle der Überlieferung entstanden, der Rest e­ ines einst vollständigen Werkes, dessen übrige Teile im Lauf der Zeit verloren gingen. D ­ iese überlieferungsbedingte Bruchstückhaftigkeit ist die conditio eines großen Teils der euro­päischen Literatur, war es doch vor Erfindung des Buchdrucks einfach aus Gründen der medialen Möglichkeiten selten, ja fast nie der Fall, dass ein Werk von Jahr zu Jahr und Jahrhundert zu Jahrhundert vollständig und unverändert weitergegeben wurde;

10  Das am weitesten ausgearbeitete ist der Roman Mathilde Möhring, der sich in den meisten Aus-

gaben kaum von einem vollendeten Roman unterscheidet. Erstmals als Fragment präsentiert wurde er in der Edition von Gabriele Radecke im Rahmen der GBA: Theodor Fontane: Mathilde Möhring. Nach der Handschrift neu hg. von G. R. Berlin 2008 (GBA Mathilde Möhring).Vgl. dazu auch Radecke 2000. 11  Vgl. GBA, W 6 und 7; NFA 21/1–2 und 23/1–2; Reuter 1969; GBA, G 3. 12  Die folgenden kurzen Erläuterungen erheben nicht den Anspruch vertiefter theoretischer Auseinandersetzung; sie dienen dem heuristischen Zweck der Einführung in das Textcorpus der vorliegenden Edition. Vgl. zum Begriff des literarischen Fragments u. a.: Art. Fragment. In: Gero von Wilpert: Sachwörterbuch der Literatur. Stuttgart 61979 (82001/2013), 278f.; Peter Strohschneider: Art. Fragment2. In: Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft. Neubearbeitung des Reallexikons der deutschen Literaturgeschichte. Hg. von Klaus Weimar et al. Bd. 1. Berlin, New York 1997, 624f.; Justus Fetscher: Art. Fragment. In: Ästhetische Grundbegriffe. Historisches Wörterbuch in sieben Bänden. Hg. von Karlheinz Barck et al. Bd. 2. Stuttgart 2001, 551–588; Eberhard Ostermann: Art. Fragment. In: Historisches Wörterbuch der Rhetorik 3, 454–464; Fragment und Totalität. Hg. von ­Lucien Dällen­ bach und Christiaan L. Hart Nibbrig. Frankfurt am Main 1984 (edition suhrkamp 1107).

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Einleitung

(2.) oder es ist Teil eines Werkes, das nur bis zu einem gewissen Stadium ausge­ arbeitet, aber nicht fertiggestellt wurde. Diese produktionsbedingte Bruchstückhaftigkeit kann wiederum verschiedene Gründe haben: (2.a.) Entweder wurde der Autor durch den Tod daran gehindert, dem Werk die angestrebte Form zu geben, (2.b.) oder der Autor gab die Arbeit an dem Projekt auf, weil sein Interesse sich verlagert hatte, weil ihm die Konzeption misslungen oder uneinlösbar schien, oder schlicht weil ihm Zeit und Gelegenheit fehlten. (2.c.) Daneben gibt es freilich die programmatische Form des Fragments, Texte, die bewusst als Fragment geplant und ausgeführt sind, sei es um die Unabschließbarkeit eines Themas oder die Unendlichkeit der Poesie deutlich zu machen, wie in den Fragmenten der Romantik, oder um den immer schon fragmentarischen Charakter der wahrgenommenen Wirklichkeit oder des Ich zum Ausdruck zu bringen, wie in Fragmenten der Moderne. Bekanntlich ging ein beträchtlicher Teil von Fontanes schriftlichen Hinterlassenschaften verloren; diese Verluste betreffen neben Briefen und Vorarbeiten zu abgeschlossenen Werken auch unabgeschlossene Texte (vgl. unten S. XXII  ff.). Es gibt also Texte von ,doppeltem‘ Fragmentcharakter (zugleich produktions- und überlieferungsbedingt), z. B. die Romane Allerlei Glück und Die Likedeeler und die Erzählung Wiedergefunden (hier Bd. I, S. 103 ff., 38 ff. und 261 ff.). Was die produktionsbedingten Fragmente angeht, so gibt es bei Fontane weder programmatische noch direkt durch seinen Tod bedingte. Alle sind Projekte, die von einem bestimmten Zeitpunkt an nicht mehr weiterverfolgt wurden, und zwar auf sehr unterschiedlichen Stufen. Beispiele für kurze und kürzeste sind etwa Abraham Oppenheim (hier Bd. I, S. 386), Reisender an einer großen Mittelstation (hier Bd. I, S. 385), Frau Prof. H.y.e (hier Bd. I, S. 366) oder Lazarus erzählt (hier Bd. I, S. 332). Solche kurzen Texte sind Beispiele für noch lose ,Baumaterialien‘, Figuren, Figurenkonstellationen, Situationen, Dialoge, die Fontane in seinem Arsenal sammelte, um sie bei sich bietender Gelegenheit in den einen oder anderen narrativen Zusammenhang ,einzubauen‘. Fontanes Arsenal, betrachtet unter dem Blickwinkel der klassischen Rhetorik Die klassische Rhetorik hat im Hinblick auf Redeformen eine Terminologie ent­wickelt, die uns in besonderer Weise geeignet scheint, die breite Palette unterschiedlicher Entstehungsstadien von Texten zu beschreiben. Gerade in Bezug auf fragmentarische Texte wie die hier edierten Fontanischen, die als works in progress vorliegen und durch ihre überlieferte Gestalt Einblick in den Prozess ihrer Verfertigung gewähren, bietet es sich an, das Analyse-Instrumentarium der Rhetorik zu nutzen, um den transitorischen Charakter dieser Formen zu beschreiben. inventio Die inventio, das Finden, ist das erste der fünf officia oratoris, der fünf Aufgaben des Redners. Die Lehre von den officia oratoris wurde von Cicero anhand der politischen Rede entwickelt, wobei zunächst deren drei Wirkungsfunktionen so bezeichnet wurden: docere, delectare, movere. In der Spätantike wurde der Terminus auch auf die Ar-

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beitsschritte beim Verfertigen einer Rede bezogen und schließlich durch Rhetoriker wie Quintilian weiter systematisiert und auch auf die compositio, das Verfassen geschriebener Texte, angewandt:13 inventio – Finden, Stoffsammlung;14 dispositio – Gliedern, Anordnen; elocutio – Formulieren; memoria – Memorieren, Einprägen, und schließlich actio oder pronuntiatio – Vortrag.15 In den überlieferten Texten von Fontanes Fragmenten sind die Quellen, aus denen er seine Stoffe bezog, deutlich erkennbar, etwa durch Literaturangaben und eingeklebte Materialien wie Zeitungsausschnitte (dazu vgl. unten). Auch das Netz der ,Zuträger‘ wird sichtbar: Personen aus dem Freundeskreis, so Moritz Lazarus, Mathilde von Rohr und deren Freundinnen, daneben auch eher flüchtige Bekanntschaften, mit denen Fontane sich auf einer Reise oder auf einem Dîner unterhielt. Dass er aus solchen mündlichen Quellen schöpfte, war durch ihn selbst immer schon bekannt, etwa dass die Effi Briest zugrunde liegende Geschichte des Ehepaares von Ardenne ihm von Emma Lessing berichtet wurde, oder dass er die Geschichte des Ehepaares von Maltzahn, aus der Unwiederbringlich wurde, Marie Brunnemann verdankte.16 Sichtbar werden in den überlieferten Texten der Fragmente neben den Quellen aber auch die Kriterien, nach denen Fontane entschied, einen Stoff zu bearbeiten oder nicht. Zu der mit Anna Zipser betitelten Geschichte einer Schauspielerin, die ihm die Protagonistin, Anna Ludwig, geb. Zipser, selbst erzählt hatte, notierte er sich: „Wird schwerlich gehn. Das einf. Zurückkehren zur Bühne ist zu verbraucht; außer­dem ist es schwer den ersten Mann zu schildern; zeigt er sich zu mesquin, so macht das einen unschönen Eindruck, unter dem die Heldin mitzuleiden hat“ (hier Bd. I, S. 377). Ein anderes Beispiel: Emilie Prinzessin von Schönaich-Carolath, eine Freundin von Mathilde von Rohr, schickte Fontane die Ehegeschichten dreier Frauen aus ihrer Familie unter dem Titel Die drei Bräute (hier Bd. 1, S. 366 ff.). Der Text lag in der Handschrift der Prinzessin in Fontanes Arsenal, versehen mit einigen kurzen Bemerkungen von ihm. Er hat daraus nicht mehr gemacht, aber den Stoff für etwaige spätere Verwendung bereitgehalten. Ein charakteristischer Aspekt der inventio bei Fontane ist die entscheidende Bedeutung, die gerade bei ganz kurz skizzierten Erzählungen der Namen- und Titel­ findung beigemessen wird. Es gibt unter den Fragmenten nur ganz wenige, die keinen Titel haben, was mit Fontanes journalistischer Prägung zusammenhängen könnte: Die Headline ist das Erste, danach findet sich alles andere. Bei der Namenfindung kommt klanglichen Kriterien eine wichtige Rolle zu, wobei der Einfluss des Lyrikers Fontane hineinzuspielen scheint. So macht er etwa aus Lippink bei Neuenburg in Westpreußen, wo ein Schmied seinen Sohn ermordete – ein Handlungsgerüst ähnlich dem der Novelle Ellernklipp – Lipinka, erwägt aber noch andere Ortsnamen:

13  Zur Begriffsgeschichte vgl. Historisches Wörterbuch der Rhetorik 6, 405–408. 14  Vgl. Historisches Wörterbuch der Rhetorik 4, 561–587, insb. 561. 15  Quint. inst. orat. III, 3, 1: Omnis autem orandi ratio, ut plurimi maximique auctores tradiderunt,

quinque partibus constat: inventione, dispositione, elocutione, memoria, pronuntiatione sive actione, utroque enim modo dicitur. […] (M. Fabii Quintiliani Institutionis oratoriae libri XII. Hg. von Helmut Rahn. Bd. 1. Darmstadt 21988, 290). 16  Vgl. GBA Effi Briest 358; GBA Unwiederbringlich 301.

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„Der Schmied von Lipinka. Arneburg. (Lieber vielleicht einen dreisilbigen deutschen Namen: Der Schmied von Wolmirstedt. Oder von Gerdauen. von Pilkallen.)“ (Hier Bd. I, S. 334.) Die Initialzündung für das Erzählprojekt Der Schmied von Lipinka war eine kurze Meldung in der Kreuzzeitung. Fontane klebte den Zeitungsausschnitt auf das Blatt auf, auf dem er die Erzählung skizzierte. Zeitungsausschnitte und andere Drucksachen, aber auch bibliographische Hinweise finden sich in vielen der Konvolute, sie bilden integrale Bestandteile der Fragmente. Die Verbindung zum narrativen Kontext ist dabei durchaus nicht immer eine so sachliche und systematische wie beim Schmied von Lipinka. Ein kleiner Zeitungsausschnitt findet sich etwa im Konvolut des umfangreichen Fragments Sidonie von Borcke, der Geschichte einer pommerschen Adligen, die 1620 als Opfer eines Hexenprozesses den Tod fand, für die Fontane halbe Bibliotheken an Quellen und historischer Forschungsliteratur durcharbeitete und exzerpierte. Dieser Zeitungsausschnitt berichtet über ein verheerendes Gewitter in Wusterhausen, bei dem der Blitz die Störche im Nest erschlug (hier Bd. I, S. 29). Innerhalb des FragmentKonvoluts fungiert die aktuelle Zeitungsnotiz als eine Art Platzhalter für die noch nicht ausgeführte Schilderung einer Gewitterszene, die, angesiedelt im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts, eine entscheidende Wendung in der inneren Entwicklung der Protagonistin Sidonie von Borcke markiert. Dieses für Fontanes Technik der inventio charakteristische Nebeneinander und Ineinander-Übergehen von Quellen ganz verschiedener Herkunft und sozusagen verschiedenen Ranges, von highbrow und lowbrow sources, beschreibt Petra Spies in ihrem aufschlussreichen Aufsatz über Fontanes virtuelle Bibliothek und seine Lesepraxis.17 Sie analysiert Fontanes Technik eines schnellen, kursorischen, passagenweisen, extrem selektiven und ganz und gar produktionsorientierten Lesens, das zunächst keine Klassifikationen zulässt und somit ein Maximum an Beweglichkeit und Assoziationsmöglichkeiten gewährleistet. Diese Lesetechnik bezeichnet Petra Spies als brutal reading18 und zeichnet nach, wie Fontane diese Technik zu einem apparatus of creativity19 entwickelt. Die Fragment-Konvolute bieten zahlreiche Belege für ihre – anhand von Fontanes Wanderungen und Notizbüchern entwickelte – These, für die Technik des brutal reading ebenso wie für die Beschaffenheit von Fontanes virtual library,20 sein Netzwerk von Kontaktpersonen, die ihm Bücher und andere Informationen vermittelten. dispositio Für die Analyse der Fragmente erscheint es nützlich, außer der inventio auch die folgenden beiden officia oratoris heranzuziehen. Die dispositio,21 das Gliedern des Materials, ist auf der mikrostrukturellen Ebene des einzelnen Textes ein wichtiger Schritt des kreativen Prozesses bei Fontane. Das zeigen chronologische Ordnungsprinzipien in den Fragmenten ebenso wie nummerierte Handlungsabfolgen und Erzähldispositionen in einzelnen Kapiteln oder „Situationen“. Mitunter scheint es sogar die Hand17  Spies 2012 (A Creative Machine), 73. 18  Ebd. 83. 19  Ebd. 85. 20  Ebd. 74 et passim. 21  Vgl. Historisches Wörterbuch der Rhetorik 2, 831–866.

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lungsentwicklung, die Abfolge von Szenen selbst zu sein, die für Fontane den Kern des Projekts darstellte. Auch auf der makrostrukturellen Ebene wird ersichtlich, dass die dispositio zu der Zeit, als er sein Arsenal aufbaute, also Ende der 1870er-Jahre und vor allem in den 1880er-Jahren, ein wichtiges Anliegen Fontanes war, sowohl als Teil des kreativen als auch des Verwertungsprozesses. Er entwarf Inhaltsverzeichnisse geplanter Novellenbände, teilweise schon mit Buchtiteln, oft auch unter Arbeitstiteln wie Kleine (meist heitre) Stoffe oder einfach 1., 2., 3. Gruppe usw. (hier Bd. I, S. 435 und 433 f.). In diesen Titelzusammenstellungen findet sich ein großer Teil der überlieferten Fragmente wieder, nicht selten in Kombination mit Projekten, die Fontane bis zur Druckreife ausgearbeitet und separat veröffentlicht hat: So steht das Fragment Sidonie von Borcke unter dem Titel Chronika. Drei Novellen aus dem 16., 17. und 18. Jahrhundert von Th. F. zwischen Grete Minde (publiziert 1879) und Ellernklipp (publiziert 1881), der Roman Graf Petöfy (publiziert 1884) unter dem Titel Aus unsren Tagen zusammen mit den Fragmenten Eleonore und Storch von Adebar (hier Bd. I, S. 434). In diesen Titelzusammenstellungen, die sich immer wieder verändern, lässt sich ein Hinweis einerseits auf Fontanes Bedürfnis erblicken, die Fülle der Stoffe und Projekte zu gliedern, andererseits auf Überlegungen zur bestmöglichen Form der Publikation, also der Verwertung des im Arsenal Gesammelten und Verfertigten. Das umfangreichste Fragment aus dieser Zeit, der Berliner Gesellschaftsroman ­Allerlei Glück (hier Bd. I, S. 103 ff.), an dem Fontane um 1879 arbeitete, bezeugt indessen auch Schwierigkeiten mit der dispositio, die Fontane nicht gelöst hat. Allerlei Glück hat kein durchgehendes Narrativ, die Chronologie der Handlung ist nicht exakt zu rekonstruieren. Es besteht aus mehreren Handlungskomplexen, gleichsam nuces oder Kernen, und zahlreichen einzelnen Figuren-, Situations- und Dialogentwürfen, die sich an diese nuces anlagern oder auch frei flottieren. Dass es sich bei dieser Struktur um eine absichtsvoll so angelegte handeln könnte, ist mit Blick auf Fontanes etwa gleichzeitig entstandene publizierte Erzählungen, etwa Schach von Wuthenow, Grete Minde, L’Adultera, aber auch auf die offen konstruierten Erzählungen der 1890er-Jahre mit ­wenig dominanter Handlungsstruktur wie etwa Die Poggenpuhls, unwahrscheinlich. elocutio Auf der Ebene des dritten officium oratoris, der elocutio,22 begegnen formale Merkmale wie verschiedene Erzählansätze innerhalb eines Fragments, wovon der erste mit Tinte im Seitenspiegel, der zweite mit Bleistift interlinear und marginal niedergeschrieben ist: vgl. Der Flötenspieler (hier Bd. I, S. 174 ff., vgl. auch Tafel V). Ein visuell interessantes Beispiel ist auch die palimpsestähnliche Notierung im Fragment Neue Novelle. Predigtamtscandidat und Geheimrathstochter (hier Bd. I, S. 251 ff., vgl. auch Tafeln VIII und IX). Mühen des jüngeren Fontane mit der elocutio bezeugen die bis in Details der Formulierungen hinein immer wieder überarbeiteten frühen Erzählfragmente, die um 1845–50 entstandenen Texte Der sterbende Franzos und Der Karikaturist (hier Bd. I, S. 282 und 323 ff.) oder der um 1857 entstandene Wolsey (hier Bd. I, S. 5 ff., vgl. auch Tafel I). In dem oben zitierten Brief an seine Frau, in dem Fontane die Phase bezeichnet, in der er „zum Schriftsteller geworden“ sei, äußert er sich entsprechend über seine 22  Vgl. Historisches Wörterbuch der Rhetorik 2, 1022–1083.

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frühen narrativen Texte: „In poetischen Dingen hab ich die Erkenntniß 30 Jahre früher gehabt als wie in der Prosa; daher les ich meine Gedichte mit Vergnügen oder doch ohne Verlegenheit, während meine Prosa aus derselben Zeit mich beständig genirt und erröthen macht.“23 Konstitutiv für diese Phase der Produktion bei Fontane ist ein gleichsam dialogisches Verfahren, eine Art Selbstgespräch, das sich im Widerspiel des im Entstehen begriffenen narrativen Textes mit den metatextuellen Anmerkungen des sich selbst beobachtenden, beurteilenden und kritisierenden Autors abbildet.24 Thematische Linien in Fontanes Fragmenten Neben formalen, sprachlichen und erzähltechnischen Aspekten gehören in das Feld der elocutio aber auch die Themen und ihre Ausgestaltung. In den Fragmenten spiegelt sich, gleichsam vervielfacht, das gesamte Arsenal an Themenkomplexen, Motiven, Figurentypen, Orten, historischen Referenzräumen, Handlungsentwicklungen usw., die ganze Bandbreite des Fontane’schen Erzählwerks, wie wir sie aus den publizierten Romanen und Erzählungen kennen. Bemerkenswert ist auch, dass insbesondere die späten Fragmente, die Ende der 1880er- und in den 1890er-Jahren entstanden, ebenso wie die publizierten Romane und Erzählungen dieser Phase oft nur adäquat zu verstehen sind, wenn die in ihnen angelegten Subtexte miteinbezogen werden – ein Hinweis darauf, dass deren Entstehung offensichtlich nicht einem späten Arbeitsstadium zuzuordnen ist, sondern häufig bereits am Anfang des kreativen Prozesses steht, ja konstitutiv für die Erzählung ist. Beispiele dafür sind etwa Obristleutnant v. Esens (1886; hier Bd. I, S. 349 ff.), Der Menschenfresser (1895; hier Bd. I, S. 255 f.) und Rudolf v. Jagorski, Globetrotter (1896; hier Bd. I, S. 241 ff.). Auch jene Fontane’schen Grunderzählungen, die sich quer zur Linearität der einzelnen Texte durch sein Erzählwerk ziehen, „vertikale Geschichten“ mit einem von Renate Böschenstein geprägten Begriff, sind im Komplex der Fragmente repräsentiert. Etwa die Magdalenen-Geschichte, die sich in Vor dem Sturm, Irrungen, Wirrungen, L’Adultera und in Cécile aktualisiert.25 Die Fragmente fügen diesen „vertikalen Geschichten“ weitere Ausgestaltungen mit neuen Facetten hinzu. Im Fragment Wiedergefunden (hier Bd. I, S. 261 ff.) etwa sehnt sich die mit einem bürgerlichen Musiker verheiratete Lilly von Liliencron in die Kreise zurück, in denen sie aufgewachsen ist, verlässt ihren Mann und lebt mehrere Jahre als Maîtresse eines Prinzen, ähnlich wie Cécile im gleichnamigen Roman. Anders als dort endet Lillys Geschichte aber nicht mit einer Katastrophe, sondern sie erkennt schließlich, dass sie ihr Glück am falschen Ort gesucht hat, und kehrt zu ihrem Mann zurück. Die Fragmente weisen jedoch auch Ausgestaltungen von Themen auf, die sich von denen der publizierten Erzähltexte unterscheiden. Einen extremen Handlungsrahmen für die in Fontanes Werk häufig behandelte Frage nach dem Glück und der richtigen 23  Theodor Fontane an Emilie Fontane, 17.8.1882: GBA, EB Nr. 600. 24  Petra Spies verwendet im Zusammenhang des Sammelns und Schreibens den Begriff des Dia-

logs; vgl. Spies 2012 (Original Compilator). Der Begriff der metatextuellen Anmerkung stammt von Gabriele Radecke; vgl. Radecke 2002, 72–90; Radecke 2008, 196–198, sowie die Editorischen Bemerkungen (unten S. XXXVI  f.). 25  Vgl. Böschenstein 1996 (Namen als Schlüssel); Böschenstein 1996 (Caecilia Hexel).

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Stellung im Leben bietet etwa die Robinsonade Salas y Gomez (hier Bd. I, S. 257 f.), deren Titel auf die chilenische Pazifikinsel und Chamissos gleichnamige Ballade 26 anspielt. Eine exotische Wendung nimmt auch der „Mulattinnen-Stoff “, den Fontane dem Architekten Richard Lucae verdankte: Myrrha, die Protagonistin des gleichnamigen Fragments (hier Bd. I, S. 290 ff.), wird als Kellnerin in einer Berliner Studentenkneipe ihrer dunklen Hautfarbe wegen gehänselt und mit anzüglichen Versen verspottet, bis ein junger Mann sie energisch in Schutz nimmt. Nach dessen überraschendem Tod ist es Myrrha unmöglich, ihr gewohntes Leben fortzusetzen. In ihrer Ratlosigkeit wendet sie sich an den Pastor, der ihren Geliebten beerdigt hat, und erfährt ein Bekehrungserlebnis. Als Einleitung oder Schluss der Erzählung entwirft Fontane einen Nachruf aus einer Missionszeitung auf Myrrha, die ein Kind aus einem Fluss gerettet hat und danach an Erschöpfung starb. Die leidenschaftliche, aktive Myrrha gehört zu einer Kategorie von Frauenfiguren, die wir in Fontanes publizierten Erzählungen kaum repräsentiert finden und deren fiktive Biographien nicht zwischen den Extremen Ehebruch und Entsagung oder Selbstmord pendeln, sondern zwischen Mord und Hingabe des eigenen Lebens. Solche radikalen Figurenkonzeptionen begegnen in den Fragmenten mehrfach, insbesondere in den historischen Erzählungen. Geta ten Brôk etwa gehört hierher, die weibliche Hauptfigur der Likedeeler (hier Bd. I, S. 38 ff.).27 Die Tochter eines ostfriesischen Häuptlings, die auf Wunsch ihrer Mutter im Kloster Nogent-sur-Seine, dem Kloster der Heloïse, erzogen wurde, steht im Begriff, Nonne zu werden, als sie Klaus Störtebeker begegnet. Geta wird Störte­ bekers Frau und ein Opfer von dessen tödlichem Konflikt mit der Hanse. Diesen – wenn man so will, positiv gezeichneten – Heldinnen stehen in den Fragmenten andere Frauenfiguren von gleicher Unbedingtheit gegenüber, die entschieden, rücksichtslos und auch mit ungehemmter Aggression tun, was sie tun wollen oder müssen – etwa die „Frau Oberförsterin“, die ihren früheren Geliebten, der sie erpresst, kurzerhand niederschießt (hier Bd. I, S. 291 f.). Vor keiner Intrige und keiner Gewalttat schreckt Sidonie von Borcke zurück, eine der imposantesten Frauenfiguren Fontanes. Die Priorin des Stifts Marienfließ in Pommern, die beste Beziehungen zum Herzogshaus besitzt, folgt skrupellos den Launen ihres leidenschaftlichen und herrschsüchtigen Charakters. Die Tragik dieser Figur liegt darin, dass ihr wegen abergläubischer Spielereien, die man ihr im Gegensatz zu ihren wirklichen Verbrechen leicht nachweisen kann, ein ungerechtfertigter Hexenprozess gemacht wird, der mit ihrer Hinrichtung endet (hier Bd. I, S. 17 ff.). Die einzige Frauenfigur in Fontanes zu Lebzeiten publiziertem Erzählwerk, die eine vergleichbare Aggression entfaltet, ist die ebenfalls im 17. Jahrhundert beheimatete Grete Minde. In deren Fall bemüht der Erzähler sich sehr, „mildernde Umstände“ geltend zu machen. Das tut er nicht für Sidonie von Borcke und erst recht nicht für die Quade Foelke, „die böse Foelke“, die ostfriesische Fürstin Foelke Kampana, die um 1400 eine einflussreiche Rolle in den Machtkämpfen miteinander versippter Clans spielte. Das Fragment Quade Foelke (hier Bd. I, S. 97 ff.) steht in Zusammenhang mit Fontanes Likedeeler-Projekt und seinen Lokalstudien in Ostfriesland, wo er in den Jahren 26  Adelbert von Chamisso: Salas y Gomez (1829). In: Adelbert von Chamisso’s Werke. Bd. 3. Gedichte. Leipzig 1836, 152–163. 27  Vgl. dazu auch Böschenstein 2000.

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1880–83 jeweils einige Sommerwochen verbrachte. Sein Ziel war zunächst, das Familienarchiv der Familie zu Inn- und Knyphausen auf Schloss Lütetsburg in Norden für die Geschichte der „Krautentochter“ in Hoppenrade (1882; in Fünf Schlösser) auszuwerten.28 Vor Ort begann er sich für Störtebeker zu interessieren und eine LikedeelerNovelle zu planen, die wiederum das Projekt Quade Foelke im Gefolge hatte. Auf der Durchreise, in Hannover, entstand schließlich der Plan einer Briefnovelle mit dem Titel Eleonore (hier Bd. I, S. 228 ff.), der sich einerseits dem Welfen-Thema widmet, andererseits dem Typus der ehrgeizigen Ehefrau, die ostentative pietistische Frömmigkeit für Karrierezwecke nutzt, wie sie auch in dem gleichzeitig entstandenen Fragment Storch von Adebar (hier Bd. I, S. 176 ff.) begegnet. Jahre später, 1886, noch bevor Fontane das Likedeeler-Projekt wieder aufnahm und es, nunmehr in den Dimensionen eines Romans, weiter ausarbeitete, taucht das Motiv ,Ostfriesland‘ in einem Fragment wieder auf, das vor allem Großstadtszenen aus dem modernen Berlin enthält: Aus alter ostfriesischer Häuptlingsfamilie stammt Obristleutnant von Esens im gleichnamigen Fragment (hier Bd. I, S. 349 ff.), der sich nach seiner Pensionierung im Zivilleben nicht zurechtfindet und überall Beschäftigung sucht, von wissenschaftlichen Gesellschaften über Sportanlässe bis zu den soeben eröffneten städtischen Markthallen und schließlich dem Besuch von Begräbnissen. Im Gespräch erwähnt er beiläufig ein drastisches Detail aus den Machtkämpfen der ostfriesischen Häuptlinge des Mittelalters, das Fontane aus den für die Likedeeler exzerpierten Quellen kannte. Außerdem, wiederum gesprächsweise, erwähnt der Obristleutnant sein Interesse für die Luftschifffahrt: „Sieh da haben wir jetzt die Luftschiffer-Abtheilung. Ich persönlich bin zu dick dafür und man darf solcher Gondel nicht zu viel zumuthen. Aber wenn es eine aeronautische Gesellschaft gäbe, man braucht ja nicht selber mit aufzusteigen man kann ja auch blos so mitmachen oder mit dabei sein wenn gefüllt wird oder die Stricke losgelassen werden. Und dann verheddert sich einer in den Telegraphendrähten oder landet bei Königsberg in der Neumark und die Leute denken, es ist ein Unthier oder dringen auf Schadenersatz weil ihnen ihr Kleefeld zertreten ist, – ich kenne diese märkischen Bauern da is immer was zertreten, immer wollen sie ’was ’rausschlagen und immer mit Gott für König u Vaterland ich sage Dir es ist alles Bande ..“ (hier Bd. I, S. 350). Der Ursprung dieser Phantasie von der Landung eines Ballons irgendwo in der Provinz lässt sich nachzeichnen: Im Sommer 1886 ging zum Erstaunen der Landbevölkerung ein Ballon der preußischen Luftschiffer-Abteilung auf einem Acker im Kreis Züllichau-Schwiebus in der Neumark nieder. Bei dieser Gelegenheit lernte der Offizier, der dem Ballon entstieg, die Tochter eines dortigen Gutsbesitzers kennen und lieben und heiratete sie drei Jahre später. Diese junge Frau, Ella von Mandel, die die Geschichte ein halbes Jahrhundert später in ihren Memoiren festhielt, war eine frühere Schülerin von Fontanes Tochter Martha und mit ihr befreundet. Zwei Monate nach der Ballonlandung ist ein Besuch Martha Fontanes bei den Mandels belegt.29 Wie diese Beispiele zeigen, gibt es innerhalb des Komplexes der Fragmente mannigfache Verflechtungen zwischen einzelnen Texten, die durch die Namengebung, durch 28  GBA, W 5, 153–206. 29  Vgl. BW F.–Martha Fontane 2002, 635 und 966; Ella von Mandel: Erinnerungen an Selbsterlebtes

(1937), Ms. in Privatbesitz. Vgl. auch den Kommentar zu Obristleutnant v. Esens (Bd. II, S. 247).

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mehrfach verwendete außerliterarische Anregungen und durch intertextuelle Bezüge gestiftet werden. Manche Personen aus Fontanes Umkreis fungieren im R ­ ahmen der inventio gleichsam als ein Zentrum, von dem mehrere Erzählprojekte ausgehen, etwa der Sänger und Dirigent Julius Stockhausen: In ihn, einen verheirateten Mann von 54 Jahren, verliebte sich 1880 die 20-jährige Martha Fontane, und ihr Vater bemühte sich in peinlich berührten Briefen, den damit einhergehenden gesellschaft­lichen Flurschaden zu begrenzen. Bei Stockhausen lernte Fontane den schwedischen Bassisten Johannes Elmblad kennen, den er zum Protagonisten eines kurz skizzierten Fragments über Künstlertum, Ruhm und „richtiges Leben“ machte (Der Elmblad-Stoff, hier Bd. I, S. 330). Ein weiterer Schüler Stockhausens war der Sänger Arnold Senfft von Pilsach, der mit seiner hochkonservativen, pietistisch geprägten Familie brach. Er wurde zu einem der Modelle für Dagobert Storch von Adebar, den Mann, der gegen den Willen seiner Eltern eine Jüdin, Erbin eines großen Vermögens, heiratet, damit den Konkurs der Familie abwendet und zugleich seinen Vater in innere Konflikte stürzt, an denen dieser zugrunde geht (Storch von Adebar, hier Bd. I, S. 176 ff.). Persönliche Erlebnisse und Bekanntschaften, Erzählungen der Familie, Beobachtungen in der Berliner Umgebung, Zeitungslektüre, historische Quellen, wissenschaftliche Publikationen, aber natürlich auch Belletristik, zu Fontanes Zeiten schon kanonisierte ebenso wie Neuerscheinungen – alle diese highbrow und lowbrow sources, um noch einmal mit Petra Spies zu sprechen,30 gehen in Fontanes apparatus of creativity die verschiedensten Verbindungen ein. In den Fragmenten sind diese Quellen in ihrer Disparatheit deutlicher sichtbar als in den abgeschlossenen Werken, denn der Prozess der elocutio ist nicht bis zum Ende geführt. Bei den zu Lebzeiten Fontanes publizierten Werken dagegen erzeugt der Abschluss der elocutio eine gleichsam polierte Oberfläche, unter der die Heteronomie der Quellen abgeschliffen verborgen liegt. Offene Lektüren Die bisherigen Darlegungen haben einen großenteils produktionsästhetischen und autor­zentrierten Blickwinkel eingenommen. Für die Lektüre von Texten, die als works in progress überliefert, also gleichsam inmitten des Arbeitsprozesses angehalten worden sind, bietet sich jedoch ebenso ein rezeptionsästhetischer Lektüreansatz an, denn die „Leerstellen“, von denen Umberto Eco spricht31 – oder „Unbestimmtheitsstellen“ mit dem alternativen Terminus von Wolfgang Iser32 –, die der Leser im Zuge der Lektüre ausfüllt, und zwar jeder Leser in jeder Epoche potentiell anders, sind natürlich 30  Spies 2012 (A Creative Machine), Fn. 15–18. 31  Umberto Eco: Lector in fabula. Die Mitarbeit der Interpretation in erzählenden Texten. Aus dem

Italienischen von Heinz G. Held. München 21994, 63. 32  Wolfgang Iser: Der Akt des Lesens. Theorie ästhetischer Wirkung. München 1976, 284. – Grundlegend zur Rezeptionsästhetik vgl. außerdem: Wolfgang Iser: Der implizite Leser. Kommunikationsformen des Romans von Bunyan bis Beckett. München 31994; Hans Robert Jauß: Literaturgeschichte als Provokation. Frankfurt am Main 111997; Rainer Warning (Hg.): Rezeptionsästhetik. Theorie und Praxis. München 41994; Heinz Antor: Art. Rezeptionsästhetik. In: Metzler Lexikon Literatur- und Kulturtheorie. Ansätze – Personen – Grundbegriffe. Hg. von Ansgar Nünning. Stuttgart, Weimar 1998, 458–460; Helmut Pfeiffer: Art. Rezeptionsästhetik. In: Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft. Neubearbeitung des Reallexikons der deutschen Literaturgeschichte. Hg. von Klaus Weimar et al. Bd. 3. Berlin, New York 2003, 285–288 mwN.

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schon a priori ein Kennzeichen fragmentarischer Texte. Fragmente stellen also im Vergleich zu abgeschlossenen Texten höhere Anforderungen an die Leser, lassen ihnen jedoch auch eine weit größere Freiheit. Die Offenheit der Texte bietet den Lesern gleichsam unendliche Möglichkeiten, Geschichten zu Ende zu schreiben. Daher sprach Renate Böschenstein in Bezug auf Fontanes Allerlei Glück von einer „Poetologie der Möglichkeit“.33 CH

Der verlassene Schreibtisch. Vom Arsenal zum Archiv Anders als die durch den Autor selbst veröffentlichten und autorisierten Werke verweisen unveröffentlichte und fragmentarische Texte auf die Sphäre ihrer Entstehung; Werkstatt und Schreibszene sind Orientierungsbegriffe, die es erlauben, solche T ­ exte differenziert zu betrachten. Fontane, dessen Nachlass zu den größten seiner Zeit gehörte, hat außerordentlich viele solcher fragmentarischen Texte hinterlassen. Von ihm wissen wir, dass er, besonders als Romanschriftsteller, Stoffe sammelte für s­ einen „Roman-Schriftstellerladen“ (vgl. oben S. XI f.) und dass er, spätestens als Autor der Wanderungen, liquide Techniken entwickelt hatte, die es ihm erlaubten, sein work in progress über mehrere Jahrzehnte fortzuschreiben.34 Ein mehr oder weniger systematisches System des Aufschreibens, Schreibens und Verwahrens war entstanden, das heute nur noch schemenhaft ablesbar/rekonstruierbar ist.35 Notiz- und Tagebücher, eine Unmenge von Folioblättern, recto und verso be- oder überschrieben, beklebt oder blanco, sogar makulierte Briefe gehören dazu, ebenso die berühmten Streifbänder, unter denen geordnet und umgeordnet wurde, aus vergangenen für zukünftige Schreibvorhaben. All diese Materialien weisen jedes für sich auf andere. Mit Hilfe ­eines immer wieder neu entworfenen Systems von Listen, Aufstellungen, Überschriften in verschiedenen Farben konnte Fontane zwischen den Materialien und Genres navigieren, aber auch zwischen ihren imaginären Repräsentanten, die ihm die ständige produktive Neuordnung seines Arsenals erlaubten. Die Metapher des „Roman-Schriftstellerladens“ verweist jedoch noch auf einen anderen Aspekt von Fontanes Schreibszene, nämlich auf den des literarischen Marktes. Die Fülle von Stoffen seines Arsenals fungierte auch, Musterbüchern des Handels vergleichbar, als Angebotspalette im Kommunikationsprozess mit Redakteuren und Verlegern. Schreibtisch und Schreibszene Theodor Fontane war bis zum letzten Tag seines Lebens ein Schreibender. Sein Schreibtisch wurde schon bald nach seinem Tode mythisiert und zum Gegenstand der 33  Böschenstein 2006, 497. 34  Vgl. Wruck 2000. Hieran anknüpfend betrachtet Petra Spies die Wanderungen als Modell für Fon-

tanes spätere ästhetische Praxis, als „powerful aestetic framework and material filing system made of different media of notation and storage“ (Spies 2012 [Original Compiler], 21). 35  Auch im Hinblick auf die Arsenal-Thematik leistet Petra Spies (Spies 2012 [Original Compiler]) Pionierarbeit. Vorausgegangene verdienstvolle Studien wie Behrend 1924, Seiffert 1972, ­Hettche 1994 und Radecke 2002 befassen sich jeweils mit einzelnen Texten.

Der verlassene Schreibtisch. Vom Arsenal zum Archiv

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Musealisierung.36 Als Metapher für die Urszene auktorialen Schreibens scheint der Schreibtisch indes nur bedingt geeignet, für einen Autor wie Fontane, der bekanntlich nicht nur am Schreibtisch schrieb, sondern wo immer er sich aufhielt, als Reisender im Zug, im Kaffeehaus oder der Lounge eines Hotels, als Redakteur in den Redaktionen oder als Theaterkritiker auf dem berühmten Platz 23 (vgl. oben S. XI). Sein Schreiben war eingebettet in einen umfassenderen Vorgang des Beobachtens, Hörens, Erfahrens, Lesens, von den verschiedensten Formen des Notierens – das situative Notieren einer Information, einer soeben gehörten Sentenz, eines interessanten Namens oder Stoffes und das klassischen Exzerpieren eines Buches (vgl. oben S. XIV ff.: inventio) – bis hin zum eigentlichen Schreiben eines Textes, das jedoch durch die Technik des kommentierenden Selbstgesprächs mit den vorausgehenden Aktivitäten stets verbunden blieb (vgl. oben S. XVII f.: elocutio). Petra Spies schlägt für diesen besonderen Modus der Wirklichkeitsverarbeitung den Begriff des „Lesens“ vor,37 eines Lesens, das schon oder noch nicht Schreiben sein kann, das sich jedenfalls in einem fließenden Übergang zum „eigentlichen“ Schreiben, dann üblicherweise auf gefalteten Foliobogen (billigen Papiers), bewegt. Wer so verfährt, wie Fontane es tat, brauchte nicht nur einen Schreibtisch – mit dazugehörigem Stuhl – und ein leeres Blatt Papier mitsamt der Gänsefeder, sondern neben den Foliobogen auch brieftaschentaugliche Notizhefte/ -bücher und nicht klecksende Blei- und Buntstifte, und er brauchte ein Aufschreibeund Deponierungssystem, das es ihm ermöglichte, an jedem Ort zu schreiben und (dazu) auf das Aufgeschriebene, Recherchierte, Gelesene und Notierte möglichst zu jeder Zeit und an jedem Ort zurückgreifen zu können. Seine Werkstatt musste flexibel sein wie ein „Arsenal“ und sich disponibel halten für Schreibprojekte aller Art. Fontanes Schreibszene zeichnet sich folglich aus durch a) dislozierte Schreiborte, b) synchrone Vorgänge des Notierens, Verzeichnens und Bearbeitens, c) die Gleichzeitigkeit mehrerer Projekte parallel in unterschiedlichen Bearbeitungsstadien, d) Disponibilität des gesamten Materials (offen bleibende Ablagesysteme). Der leere Stuhl am Schreibtisch Mit Fontanes Tod war sein dynamisches Schreib-/Aufschreibe-Universum zum Stillstand gekommen, der Stuhl am Schreibtisch war leer. Der Schreibtisch samt Stuhl war nunmehr metapherntauglich geworden. Wo bis dato der Autor disponierte, war eine Leerstelle, von deren nicht nur metaphorischer, sondern auch pragmatischer Besetzung abhing, ob aus den im und um den Schreibtisch gelagerten Materialien ein Nachlass oder aber Makulatur (für den Ofen) werden sollte.38

36  Vgl. Horlitz 1995, 16, Fricke 1964, 167, und Machner 1998. 37  Vgl. Spies 2012 (Original Compiler), 61–95. Anders als literaturwissenschaftlich beschreibende

Verfahren (etwa Fontane-Handbuch 693 ff.) greift sie die von Roland Barthes in seinen semiologischen Studien entwickelte offene Perspektive des quasi lesenden Schreibens begrifflich auf; vgl. R. B.: Das Rauschen der Sprache. Frankfurt am Main 2006; vgl. auch Hans Blumenberg: Die Lesbarkeit der Welt. Frankfurt am Main 1986. 38  Der Zusammenhang von Schreibtisch und Nachlass taucht zuerst im Brief Paul Schlenthers an Martha Fontane vom 4.3.1902 auf (TFA Wa 248, 10); vgl. Laufer 1974, 267.

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Das Testament In welchem Zustand sich Fontanes „Werkstatt“39 am Tage seines Todes befand, wissen wir nicht. Wir kennen das Testament, das die Eheleute Fontane im März 1892 im Königlichen Amtsgericht Berlin deponierten.40 Hier wurde die Tochter Martha Fontane als Haupterbin benannt und, als Alternative zur ursprünglich vorgesehenen Vernichtung der ungedruckten Stücke des Nachlasses,41 eine Kommission eingesetzt, die „über alles, was sich an ungedruckten Schriftstücken und Schriftwerken nach dem Tode des Letztlebenden“ vorfindet, bestimmen sollte. Diese sog. Nachlasskommission, der neben Martha Fontane der Schriftsteller Paul Schlenther und der Rechtsanwalt Paul Meyer angehörten, sollte „unbeschränkt entscheiden, was mit den Schriften geschehen soll, […] auch über die Art der Verwerthung oder Vernichtung.“42 Für den Fall ihres Überlebens sollte Emilie Fontane von der Kommission „mit Rath und That“ unterstützt werden.43 Ob das Ehepaar Fontane mit der weitgehenden testamentarischen Bevorzugung der Tochter Martha gegenüber den Söhnen Theodor und Friedrich eine glückliche Hand für die Geschicke des literarischen Nachlasses bewiesen hat, ist zu Recht verschiedentlich in Frage gestellt worden.44 Das Testament zeigt indes auch, dass hier nicht der Gedanke an eine wie immer geartete Archivierung des gesamten Nachlasses im Vordergrund stand, sondern zuvörderst seine Indienstnahme für Verwertungs- und Versorgungsinteressen.45 Für unseren Zusammenhang heißt das auch, dass insbesondere die ungedruckten Materialien, wenn nicht in ihrem Bestand, so doch in ihrer Ordnung vermehrt gefährdet waren. Schlechte Aussichten für Fontanes Arsenal … Emilie Fontane Mit dem Tod ihres Mannes nahm Emilie Fontane den leeren Stuhl am Schreibtisch ein. Dass sie, die schon zu Fontanes Lebzeiten nicht nur Abschreiberin seiner Werke, sondern deren dezidierte Korrektorin war, auch resolut in die literarischen Hinterlassenschaften ihres Mannes eingriff, ist bekannt.46 Friedrich Fontane beschreibt ihr Verfahren so: „Meine Mutter widmete sich nun auch der Durchsicht der zahlreichen Faszikel mit teils beinahe fertigen Manuskripten, teils nur skizzierten Fragmenten und Entwürfen. Manches mag in den Ofen gesteckt worden sein, was vielleicht noch brauchbar gewesen wäre. Darunter hat sich sicher ein Roman befunden, der wohl nur noch der letzten Durcharbeitung und Feilung bedurfte. Das muß sie meiner Schwester erzählt haben. Jedenfalls brachte man ihr schonend bei, in solchen Zweifelsfällen doch lieber die Ansicht der Kommission zu hören. Vermutlich hat aus dem Anlass der Verbrennung des Romanmanuskriptes damals Schlenther mich aufgefordert, alles nur 39  Der Begriff wird bereits von Behrend 1924 gebraucht. 40  Vgl. Möller 2004; Horlitz 1995, 19; Laufer 1974, 264–266. 41  So berichtet Paul Meyer (Meyer 1936, 26). 42  Zit. nach Möller 2004, 25. 43  Vgl. unter 5. im Testament (Möller 2004, 26). 44  Vgl. Möller 2004, 27, und Kleine 2000. 45  Selbstverständlich ging es auch um den Nachruhm des Dichters, wie Hans Ester jüngst am Bei-

spiel Paul Schlenthers gezeigt hat (Ester 2014).

46  Dazu Friedrich Fontane 1937, 107.

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Denkbare zu sammeln und aufzubewahren, vor allen Dingen nicht zu vernichten.“47 Obwohl die Kommission einschritt, gingen bekanntlich auf diese Weise neben ganzen Briefkonvoluten auch Manuskripte verloren. So erfuhr das Fontane’sche Arsenal durch das Eingreifen von Emilie Fontane seine erste materiale Überformung oder Überschreibung im Sinne eines negativen Palimpsests bzw. es erfuhr als Ganzes – als paper cosmos in den Worten von Petra Spies – seine erste überlieferungsbedingte Fragmentierung (vgl. oben S. XIII  f.). Die Nachlasskommission Mit dem Tod Emilie Fontanes am 18.2.1902 wurde der nun endgültig imaginäre Stuhl am Schreibtisch Fontanes abermals vakant. Jetzt oblag es der Nachlasskommission, den verwaisten Stuhl zu besetzen und die Verantwortung für die literarischen Hinterlassenschaften zu übernehmen. Der Schreibtisch kam, wohl auf Anregung von Otto Pniower, der zu dieser Zeit dort als Assistent tätig war und Paul Schlenther in der Kommission häufig vertrat, in das im Aufbau befindliche Märkische Museum.48 Damit erfuhren die papierenen Hinterlassenschaften Fontanes eine erste gravierende Aufteilung, denn mit dem Schreibtisch kam ein Teil der Manuskriptkonvolute, nicht der gesamte Nachlass, wie gelegentlich insinuiert wird, ins Märkische Museum, nämlich die Manuskripte der von Fontane selbst veröffentlichten Werke.49 Nicht zuletzt die hier eingerichtete ‚Dichterstube‘ mit ihrem Zentrum, dem Schreibtisch, beförderte die Mythisierung des Schreibtischs. Die ungedruckten Materialien, also der weitaus größte Teil des Nachlasses mit Briefen, Notiz- und Tagebüchern sowie den in unserer Edition versammelten Erzähltexten, verblieben in der Hand der Erbin und in der Verfügung der Kommission respektive des Verlegers Friedrich Fontane. Musealisierungsgeleitet das Museum, verwertungsgeleitet die Erben – beide Akteure nahmen auf Fontanes Schreibtischstuhl Platz und schrieben, mit Bezug auf seinen Nachlass, an seinem Nachruhm weiter. Seine Werkstatt, hier als ein Arsenal der Möglichkeiten vorgestellt, erfuhr dadurch, wohl zum Teil hinter dem Rücken der Akteure, eine weitere Überschreibung. Die Nachlasskommission nahm den Nachlass für ihre Publikationen in Dienst, ohne seine Ordnung als ganze in Betracht zu ziehen. Er wurde nun abermals auf druckwürdige Manuskripte hin durchgesehen. Die Korrespondenz zwischen der Kommission und den Erben, die sich heute in dem im Theodor-Fontane-Archiv aufbewahrten Verlagsarchiv des F. Fontane-Verlages befindet, zeigt, dass dies nicht ohne Interessenkonflikte abging.50 47  Friedrich Fontane 1937, 104; vgl. auch Laufer 1974, 266 und Kleine 2000, 85. 48  Das Märkische Museum war bereits 1874 gegründet worden, aber erst Mitte der 1890er-Jahre

kam es zum Planungsverfahren, 1899 zum Baubeginn unter Ludwig Hoffmann. Erst 1908 wurde das Gebäude der Öffentlichkeit übergeben; vgl. Nikolaus Bernau und Kai Michel: Das Märkische ­Museum. Berlin 1999; weitere Literatur und Links unter Wikipedia, Lemma Märkisches Museum (Berlin) (13.8.2016). 49  Wir folgen hier der Darstellung von Christel Laufer, die der Legende von der Testamentsänderung widerspricht und nachweist, dass die vermutliche Schenkung erst 1903 durch die Erben erfolgte. Sie nennt auch die im Inventarbuch des Museums genannten Konvolute; vgl. Laufer 1974, 266–269, und Machner 1998. 50  Vgl. die Korrespondenz im Theodor-Fontane-Archiv, W-Signaturen; vgl. auch Laufer 1974, 270 f., Kleine 2000, 86, und Ester 2014.

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Einleitung

Die Publikationen, die in dieser Phase entstanden, seien hier nochmals kurz aufgezählt: Neben den von Paul Schlenther (unter Mitarbeit von Otto Pniower) herausgegebenen Causerien über Theater 51 sind vor allem die Bände der von K. E. O. Fritsch verantworteten Briefe an die Familie und die wiederum von Schlenther und Pniower herausgegebenen Briefe an die Freunde zu nennen,52 Ausgaben, die heute nur noch von historischem Wert sind. Friedrich Fontane betrieb die Herausgabe der Gesammelten Werke in zwei Serien zu je 10 Bänden, in deren zweiter Serie auch ein Band Aus dem Nachlaß erschien.53 Er wurde, auf Anregung von Friedrich Fontane, von dem Gründer und ersten Herausgeber des Litterarischen Echos, Josef Ettlinger, herausgegeben,54 den jener nicht nur aus Verlagszusammenhängen kannte. Der Band enthielt neben dem Roman Mathilde Möhring eine Gedichtauslese, eine Auswahl aus den literarischen Studien Fontanes und den Essay Die Märker und die Berliner und gab damit einen Überblick über das Themenspektrum der unpublizierten Materialien. Trotz dieser beachtlichen Anzahl von Publikationen der Nachlasskommission (in der Zeit bis 1908) kam, dem Urteil Friedrich Fontanes zufolge, die Arbeit nicht recht voran.55 Welche Veränderungen der Nachlass unter dieser Indienstnahme erfuhr, lässt sich ­allenfalls aus Notationen an Manuskripten ersehen. Zu den Ordnungen des Autors kamen nun erstmals Schreib- und Ordnungssysteme seiner Nachlassverwalter hinzu, die ihre ­Rolle auf dem literarischen Markt durchaus als Herren auf dem Stuhle Fontanes, d. h. als Autoren seines Nachruhms betrieben.56 Der Tatsache, dass in diesen Jahren Briefe gesammelt und unzählige Abschriften, wohl vornehmlich im Verlag F. Fontane, hergestellt wurden, verdanken wir nicht nur die Kenntnis unzähliger Briefe, die anderweitig nicht überliefert sind; durch diese Aktivitäten erfuhr der Nachlass auch eine ganz wesentliche Überschreibung, nämlich seine Verwandlung in ein Archiv, nicht nur Fontanes, sondern auch Friedrich Fontanes und seines Verlages. Friedrich Fontanes (Verlags-)Archiv 1917–1928 Mit dem Tod von Paul Schlenther am 30.4.1916 und Martha Fritsch-Fontane am 10.1.1917 löste sich die Nachlasskommission auf.57 Der Stuhl an Fontanes imaginärem Schreibtisch wurde abermals vakant – oder fast, denn Friedrich Fontane hatte als Verleger seit je eine wichtige Rolle gespielt. Er besetzte den Stuhl fortan zusammen mit

51  Vgl. Theodor Fontane: Kritische Causerien über Theater. Berlin [1908] (Gesammelte Werke. Serie

2, Bd. 8).

52  Theodor Fontane: Briefe an die Familie. Mit Vorwort von Karl Emil Otto Fritsch. 2 Bde. Berlin

1905 und Briefe Theodor Fontanes. Zweite Sammlung. Hg. von Otto Pniower und Paul Schlenther. 2 Bde. Berlin 1910. 53  Theodor Fontane: Gesammelte Werke. Serie 1 (10 Bde.). Berlin 1905, und Serie 2 (10 Bde.), Berlin 1908–10), darin auch der Bd. Aus dem Nachlaß (1908). 54  Zu Josef Ettlinger (1869–1912) vgl. Rüdiger Frommholz: Ettlinger, Josef. In: NDB 4 (1959), 667 [www.deutsche-biographie.de/gnd116585927.html#ndbcontent] (17.8.2016). 55  Friedrich Fontane 1937, 104. 56  Vgl. Ester 2014; Beyer 2014. 57  Laufer berichtet von einem Wiederbelebungsversuch durch Theodor Fontane jun., dem sich Friedrich Fontane widersetzte; vgl. dessen Handexemplar von Meyer 1936, 26 (TFA 57/4245), und Laufer 1974, 272.

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seinem Bruder Theodor.58 Die Kriegsjahre forderten ihren Tribut. Nachdem S­ amuel Fischer, der bereits seit 1908 Einzelrechte erworben hatte, 1918 die Verwertungsrechte an sämtlichen Fontane-Titeln des Verlages F. Fontane erworben hatte, stellte dieser allmählich seine Tätigkeit ein, um 1928 aus dem Verlagsregister gestrichen zu werden.59 Friedrich Fontane verlegte seinen Wohnsitz nach Neuruppin,60 und mit ihm der nach wie vor von ihm verwahrte Nachlass Fontanes. Seine Wohnung wurde in diesen Jahren zur Anlaufstelle für alle, die sich für Fontane interessierten. Auskünfte wurden bereitwillig erteilt, auch schon einmal ein Manuskript außer Haus ausgeliehen. Durch diese rege Nachfrage angeregt, entstand eine Auskunftsdatei, die Fontane’sche Handbibliothek und die aus den 1870er-Jahren stammende ZA-Sammlung (Zeitungsausschnitt-Sammlung) erfuhren Ergänzungen. So entstand das erste erschließende Ordnungssystem, das die in der ersten Editionsphase entstandenen Überformungen abermals überschrieb. Die vorhandenen Materialien (etwa die Notizbücher) erhielten Neubeschriftungen und Vermerke im Sinne dieser nunmehr archivalischen Ordnung.61 Seit Fontanes Tod waren in einem breiten Spektrum von Zeitungen und Zeitschriften immer wieder Stücke aus seinem Nachlass erschienen. Die einschlägigen Seiten der Bibliographie nennen in den Titeln häufig die Worte „unveröffentlicht“ und „aus dem Nachlass“, ganz gleich, ob es sich um Gedichte, Briefe, Auszüge aus Tagebüchern, autobiographischen Schriften oder eben um fragmentarische Novellen oder Essays handelt.62 Etliche dieser ­Publikationen wurden offensichtlich von Personen angeregt, die Friedrich Fontane aus seiner Verlagstätigkeit kannte. So etwa Cäsar Flaischlen, der in den 1890er-­Jahren Redakteur des Pan war.63 Oder Josef Ettlinger, der Heraus­ geber des Litterarischen Echos,64 der an den Veröffentlichungen in seinem Blatt gewiss nicht unbeteiligt war, und Paul Dobert, der erste Chefredakteur der Woche, mit dem Friedrich Fontane korrespondierte.65 Sogar in den Düsseldorfer Masken, dem Blatt des Schauspielhauses Düsseldorf, damals in der Redaktion von Hans Franck, erschienen Stücke aus dem Nachlass.66 In der Vossischen Zeitung erschienen u. a. Friedrich 58  Auf die Verdienste Friedrich Fontanes um das Erbe seines Vaters hat Kleine 2000 mit Nachdruck

hingewiesen; vgl. auch Laufer 1974, 272, und Radecke 1997.

59  Während des Ersten Weltkriegs erschienen: George Fontane: Feldpostbriefe 1870–1871. Berlin

1914, und als letzter Band Theodor Fontane: Plaudereien über Theater. Besorgt von seinen Söhnen Theodor und Friedrich. Berlin 1926. 60  Vgl. zu seinen Wohnsitzen in Neuruppin Kleine 2000, 89. 61  Ein Teil dieser Korrespondenzen befindet sich im Theodor-Fontane-Archiv. Vgl. Laufer 1974, 272, und Horlitz 1995, 25, der in diesem Zusammenhang von „Nachlaßpflege“ spricht. 62  Eine Übersicht gibt das Kapitel „Postume Veröffentlichungen in Zeitschriften und Zeitungen“ in der Bibliographie (S. 833–851). 63  Cäsar Flaischlen (1864–1920), seit 1891 in Berlin, war von 1895 bis zu deren Einstellung im Jahre 1900 Redakteur der Zeitschrift Pan; vgl. Wilhelm Zentner: Flaischlen, Cäsar. In: NDB 5 (1961), 222 [www.deutsche-biographie.de/gnd118683829.html#ndbcontent] (17.8.2016). 64  Das Litterarische Echo, 1898 von dem Literaturwissenschaftler und Übersetzer Josef Ettlinger gegründet (erschien bis 1933, ab 1923 als: Die Literatur), eines der führenden Rezensionsorgane seiner Zeit. 65  Paul Dobert (1860–1931) war erster Chefredakteur der seit 1899 im Scherl-Verlag erscheinenden Woche, vgl. von ihm hg. u. a.: Theodor Fontanes Lebenserinnerungen. Unveröffentlichte Aufzeichnungen. In: Frankfurter Zeitung, 21.8.1924 (Bibliographie Nr. 4290). Seine Fontane-Sammlung befindet sich im Theodor-Fontane-Archiv. 66  Th. Fontane: Aphoristisches über Theater. In: Masken 3 (1916), 42–45.

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Einleitung

Fontanes Essay Wie Theodor Fontane umzog mit dem Fragment Berliner Umzug 67 und das Erzählfragment Oceane von Parceval (Entwurf zu einer Novelle)68 als Vorabdruck des von Ernst Heilborn, dem Nachfolger von Josef Ettlinger als Herausgeber des Litterarischen Echos, vorgelegten Fontane-Buches.69 Zu nennen ist auch Arthur Eloesser, Schüler von Erich Schmidt, Theatermann und Journalist, der in der Frankfurter Zeitung eine Studie über Fontanes Seeräuberroman veröffentlichte.70 Auch Julius Petersen, der seit 1920 den Lehrstuhl von Erich Schmidt in Berlin innehatte, trat mit Veröffentlichungen aus Fontanes Nachlass hervor. 1928 erschien als Bericht der Akademie der Wissenschaften seine Arbeit über Fontanes ersten Gesellschaftsroman Allerlei Glück (vgl. hier Bd. II, S. 64), im selben Jahr dann in der Zeitschrift Euphorion seine StechlinStudie Fontanes Altersroman.71 Für Petersens Edition der Briefe Lepels an Fontane bezeugt Kunisch ausdrücklich die lebhafte Anteilnahme Friedrich Fontanes.72 Damit ist nur eine Auswahl genannt. Wenn schließlich der Berliner Historiker Mario Krammer,73 der u. a. das Essay-Fragment Berliner Ton herausgab, als „Verwalter des Nachlasses von Fontane“ vorgestellt wird,74 so wird deutlich, wie offen der Zugang war, den Friedrich Fontane gewährte. Alles in allem werden auch diese für den Ruhm des Dichters gewiss förderlichen Nutzungen Spuren an seinem Nachlass hinterlassen haben.

67  Vgl. Wie Theodor Fontane umzog. Aus unveröffentlichten Manuskripten. Von Friedrich Fontane,

Neuruppin. In: Vossische Zeitung, 6.8.1922 (Friedrich Fontane 1922; vgl. hier, Bd. II, S. 341).

68  Vossische Zeitung, Dezember 1919 (Bibliographie Nr. 4281). Vgl. hier Bd. II, S. 192. 69  Das Fontane-Buch. Beiträge zu seiner Charakteristik. Unveröffentlichtes aus dem Nachlaß. Das

Tagebuch aus seinen letzten Lebensjahren. Hg. von Ernst Heilborn. Berlin 1919 mit Beiträgen von Mann, Pniower und Heilborn. Ernst Heilborn (1867–1942), Schriftsteller und Kritiker, schrieb seit 1901 für die Frankfurter Zeitung Berichte über das Berliner Theaterleben. 1912–33 gab er das Litterarische Echo heraus. 1936 erhielt er Schreibverbot. Er starb 1942, nachdem er und seine Frau bei einem Fluchtversuch festgenommen worden waren, im Gefängnis. Heilborn war ein Bewunderer Fontanes, der ihm als Kritiker Vorbild war; vgl. Benno Reifenberg: Heilborn, Ernst. In: NDB 8 (1969), 257 f. [www.deutsche-biographie.de/gnd119158965.html#ndbcontent] (17.8.2016). 70  Eloesser 1921. Arthur Eloesser (1870–1938) konnte als Jude nicht habilitieren (wie Pniower). Er war Kritiker u. a. der Vossischen Zeitung, seit 1914 auch Dramaturg des Lessing-Theaters. Er verfasste eine beliebte Geschichte der deutschen Literatur (1930/31 bei Bruno Cassirer). Nach 1933 arbeitete er für die Jüdische Rundschau und den Jüdischem Kulturbund; vgl. Arthur Eloesser: Vom Ghetto nach Europa. Das Judentum im geistigen Leben des 19. Jahrhunderts. Berlin 1936, und Adalbert ­Elschenbroich: Eloesser, Arthur. In: NDB 4 (1959), 461 f. [www.deutsche-biographie.de/ gnd118688839.html#ndbcontent] (17.8.2016). 71  Petersen 1928. 72  Vgl. Theodor Fontane und Bernhard von Lepel. Ein Freundschaftsbriefwechsel. Hg. von Julius Petersen. 2 Bde. München 1940, und Kunisch 1984, 268. 73  Mario Krammer (1880–1953), Historiker und Mitarbeiter der MGH, später betreute er u. a. deren Bibliothek in der Preußischen Staatsbibliothek. Sein Band Deutsche Briefe aus einem Jahrtausend (1943, nicht unter seinem Namen, da er aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen worden war) wurde 1958 von Hermann Kunisch neu herausgegeben; vgl. Mario Krammer: Theodor Fontanes engere Welt. Berlin 1920, und Ernst Kaeber: Zu Mario Krammers Gedächtnis. Jahrbuch des Vereins für die Geschichte Berlins (1953), 9–18. 74  Krammer 1920; vgl. hier Bd. II, S. 343. In der Vorbemerkung: „Der Verwalter des literarischen Nachlasses von Theodor Fontane, Herr Dr. Mario Krammer, stellt uns diesen ungedruckten Entwurf zur Verfügung.“ Er gab auch heraus: Fontanes Erinnerungen an Hermann Wagener. Deutsche Rundschau, Juli 1922, 50–53 (Bibliographie Nr. 4286).

Der verlassene Schreibtisch. Vom Arsenal zum Archiv

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Die Versteigerung Seit im Jahre 1928 mit dem Freiwerden der Verwertungsrechte die Tantiemen aus Fontane-Werken wegfielen, sahen sich die Brüder Theodor und Friedrich Fontane immer weniger in der Lage, den Erfordernissen der Nachlassverwaltung gerecht zu werden. Sie strebten die Veräußerung des Nachlasses an die damalige Preußische Staats­bibliothek an; ein Unterfangen, das nach mehrjährigen Verhandlungen scheiterte75 und dazu führte, dass Friedrich Fontane, nachdem am 16.5.1933 auch Theodor ­Fontane jun. verstorben war, den Nachlass Theodor Fontanes durch das Auktionshaus Meyer & Ernst in Berlin versteigern ließ. Die Versteigerung, die am 9.10.1933 in der Lützowstraße 29 stattfand, brachte zwar nicht den erhofften Gewinn, erzielte jedoch durch den Verkauf eines Viertels des Nachlasses annähernd den von der Preußischen Staatsbibliothek gebotenen Betrag.76 Die Versteigerung erforderte eine neue, den Verkauf fördernde Ordnung, was eine weitere Überformung des Nachlasses (bzw. seiner veräußerten Teile) zur Folge hatte. Der Katalog von Meyer & Ernst präsentiert den Nachlass in mehr als 260 Losen. Es ist nicht bekannt, auf welcher Grundlage diese Ordnung entstanden ist, sie verrät indes eine verkauffördernd kundige Hand.77 Der Katalog hat deutliche Spuren in der Überlieferungsgeschichte des Nachlasses hinterlassen, nicht nur, weil er nicht selten den einzigen Hinweis auf die einstige Existenz eines Textes liefert. Betrachten wir daher den Katalog etwas genauer: Unter den im Theodor-Fontane-Archiv überlieferten Katalogen78 enthält das Exemplar von ­Charlotte Jolles, die als Doktorandin von Julius Petersen an der Auktion teilnahm, wichtige Hinweise über den Verkauf der Lose, seine Käufer und die erzielten Preise. Charlotte Jolles’ Marginalien dienen in unserer Edition als Hinweise auf den mög­ lichen Verbleib eines Textes.79 Der Katalog bietet den Nachlass Theodor Fontanes als dritten Teil unter den Losen 386–646 an,80 und zwar gegliedert in die Rubriken „Leben“ (mit den umfangreichen Korrespondenzen Fontanes),81 und „Werke“. Diese ist gegliedert in „1. Gedichte“ (Lieder und Sprüche, Bilder und Balladen; Gelegenheitsgedichte, …) und „2. Romane. Novellen. Unvollendetes“, worunter auch die umfangreichen Wanderungen-Konvolute (Lose 482–485) fallen, „3. Kritiken und Besprechungen“ (Lose 494–505) und „4. Tage75  Die Geschichte ist wiederholt erzählt worden; vgl. etwa Laufer 1974, 273–275, und Horlitz 1995,

25 f.

76  Vgl. die Darstellung bei Laufer 1974, 274. 77  Meyer & Ernst, Berlin, Lützowstraße 29, Versteigerung am 9. Oktober 1933, Katalog Nr. 35, 66–

112, sowie Beilage; vgl. die beschreibenden Texte zu den Losen, ebd., 66 ff. Nach der Auktion wurden die unverkauften Teile des Nachlasses in die Räume des S. Fischer Verlages verbracht, der im Auftrage Friedrich Fontanes gegenüber dem Auktionshaus tätig wurde, d. h. auch Zugang zum Nachlass zum Zwecke weiterer Verkäufe gewähren konnte; vgl. die Briefwechsel TFA Wa 2, 35–TFA Wa 2, 38. 78  Vgl. Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35: TFA 58/7190a ohne Anmerkungen, TFA 58/7190c mit Marginalien von Kurt Schreinert, die nachträglich angebracht wurden, und TFA 7190b mit Marginalien von Charlotte Jolles. 79  Vgl. die Rubrik Überlieferung in den Einzelkommentaren. Eine Studie über den Verbleib der im Katalog Meyer & Ernst angezeigten Lose wie überhaupt zum Verkauf von Fontane-­Autographen auf dem Autographenmarkt nach 1898, steht noch aus. 80  Vgl. Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 66–112. 81  Die Lose 512–663 und als Nachtrag 545a–545c. Es fällt auf, dass keine Briefe an den Sohn Friedrich zur Versteigerung kamen.

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Einleitung

bücher. Notizbücher“ (Lose 506–511). Briefe und Tagebücher, aber auch die Wanderungen werden ausführlich erläutert. Während die unter 4. zusammengefassten Lose 506 (Tagebücher) und 507–511 (Notizbücher) naturgemäß ihre Ordnung vorgeben, und die Letzteren bis heute in dieser Ordnung verwahrt werden,82 lassen die Lose des Rubrums „Romane. Novellen. Unvollendetes“ manche Frage offen. Als Erstes wird in Los 464 das Manuskript von Allerlei Glück angeboten, das damals noch 328 Seiten umfasste (vgl. hier Bd. II, S. 64 f.) und nicht verkauft wurde. Auf seiner Grundlage entstand Julius Petersens Bericht an die Akademie (Petersen 1929). Es folgt Los 465 mit Onkel Ehm, 25 Seiten. Die Erläuterung „Erster Entwurf, der als Druckvorlage diente mit geringen Korrekturen. Auf den Rückseiten Urschrift-Scenen. […]“ weist auf seine Nutzung als Druckvorlage für Ernst Heilborns Fontane-Buch hin. Auch dieses Manuskript wurde nicht verkauft und gehört zu den Kriegsverlusten des TheodorFontane-Archivs (vgl. hier Bd. II, S. 228), so dass Heilborns Buch heute den einzigen Textzeugen darstellt, ebenso Los 466 Eleonore, ca. 140 Seiten, mit der Erläuterung „Knüpft an die verstorbene Gräfin Grote, die Freundin des Königs von Hannover an. Behandelt sehr interessant das Verhältnis von Kirche und Staat, das Sektenwesen, die Verinnerlichung des Glaubens u. a. – Beiliegend zahlreiches Zeitungsmaterial“ (vgl. hier Bd. II, S. 115 f.). Das folgende Los 467, Die Goldenehochzeitsreise, ein 7-seitiges Manuskript (vgl. hier Bd. II, S. 169), ging an Julius Petersen, der zu den prominenten Privatbietern der Auktion gehörte.83 Los 468 mit Die ­Likedeeler oder Klaus Störtebecker, ca. 230 Seiten mit „Eigh. Notizen, Entwürfen, Skizzen u. a. zu dem großen Seeräuberroman, den der Siebzigjährige schreiben wollte“, wurde wiederum nicht verkauft und gehörte in der Folge zu den Kriegsverlusten des Fontane-Archivs (vgl. hier Bd. II, S. 36). Los 469 mit dem Manuskript zu Mathilde Möhring, 267 Seiten, erwarb die ­Preußische Staatsbibliothek. Für Los 470 Oceane von Parseval [sic], 45 Seiten, vermerkt unsere Augenzeugin ein Fragezeichen hinter dem Erwerber, zu Recht, denn es wurde nicht von der Staatsbibliothek erworben, sondern ging ebenfalls zurück (vgl. hier Bd. II, S. 192). Das folgende Los 471 Ludwig Pietsch, „1. und 2. Entwurf “ der „L. P.“-Novelle, „die ihren Stoff dem Leben der einen Tochter L. Pietsch’s entnimmt“, wie es erläuternd heißt, ging an „Prof. Lindenberg“ und muss heute als verschollen gelten.84 Los 472 (Preußischer Adel)‚ Fremdes und frisches Blut im preußischen Adel (Bemerkungen beim Lesen der Rangliste) wurde von „Mangel“ erworben; möglicher82  Vgl. Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 84 f. Von den acht Tagebüchern, die von Paul Wallich erworben wurden, sind fünf bis heute verschollen, drei befinden sich im Theodor-Fontane-Archiv (TFA G 4, 1–TFA G 4, 3). Die Notizbücher wurden von der damaligen Preußischen Staatsbibliothek erworben. Ihre Erschließung nach A–E mit jeweiliger Bandzählung bildet die Lose des Kataloges ab. 83  Petersens Fontane-Sammlung wurde von seiner Witwe an Hermann Kunisch übergeben, der sie der Staatsbibliothek zu Berlin übergab; vgl. Kunisch 1984, 267–325. Hier ist dokumentiert, dass ­Petersen folgende Nr. erworben hat: Los 405 Geschichtsschreibung [Gedicht]; Los 467 Die Goldenehochzeitsreise (Kunisch 1984, 269–274); Los 476 Karl Stuart (Kunisch 1984, 274–293), darin: Der sterbende Franzos und Der Karikaturist (Kunisch 1984, 283–293); Los 497 Goethe (Kunisch 1984, 293–297), darin die Exzerpte aus dem Briefwechsel Goethe–Schiller und der Natürlichen Tochter; Los 528a F.s letzter Brief an seineFrau, 20.9.1898, und ein weiterer Brief (Kunisch 1984, 297–299); Los 531 Selbstbiographie der Gattin (Kunisch 1984, 300–310); Los 569 Briefe Lepels an F. (Kunisch 1984, 310); Los 572 Lepel-Gedichte und anderes (Kunisch 1984, 310–317); Los 589 F.s Brief an den Rütli vom 31.10.1855 (Kunisch 1984, 317 f.); Los 604 Briefe von Wilbrandt (Kunisch 1984, 319). 84  Prof. Paul Lindenberg (1859–1943), Schriftsteller und Redakteur der Deutschen Rundschau, veröffentlichte das seither verschollene Fragment 1935; vgl. hier Bd. II, S. 184 f.

Der verlassene Schreibtisch. Vom Arsenal zum Archiv

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weise handelt es sich um Wechsel der Namen in unsrer Armee (vgl. hier Bd. I, S. 424 f. und Bd. II, S. 355). Los 473 „Rr“ mit 28 Seiten wurde von „Lewenz“ (Frau Dr. Lewenz) erworben (vgl. hier Bd. II, S. 161), Los 474 Sidonie von Borcke mit ca. 50 Seiten und Los 475 Storch von Adebar mit 143 Seiten85 von der Preußischen Staatsbibliothek (vgl. hier Bd. II, S. 15 und 98). Für Los 476 Karl Stuart, 30 Seiten, wird kein Käufer notiert, es gehört heute zur Sammlung Petersen in der SBB (vgl. hier Bd. II, S. 210 f. und 291 f.). Auch Los 477 Der Vater von’s Janze, ein „eh. Aufsatz“ von 9 Seiten, der von „Sommerfeld“ erworben wurde, gilt heute als verschollen. Los 478 mit Wieder­gefunden, der „1. bis 4. Entwurf einer Novelle“ auf 22 Seiten, und Los 479 mit Wir sind nun wieder da!, „stark durchkorrigierter Entwurf zu einer Novelle“ auf 43 Seiten, gingen zurück. Die folgenden Lose bieten mit Los 480 Novellenentwürfe I. eine „Sammlung von Entwürfen, ersten Niederschriften etc. von Novellen, Erzählungen, Romanen u. Aufsätzen“ mit ca. 450 Seiten und Los 481 Novellenentwürfe II., „eigenhändig, zum Teil sind einzelne Kapitel ausgeführt, zum Teil nur in Stichworten angedeutet“ mit 53 Seiten an. Kursorisch werden die Titel der hier zusammengestellten Texte – wenngleich unvollständig – genannt. Zum besseren Verständnis sollen diese Aufstellungen hier wiedergegeben werden: Novellenentwürfe I. mit „Auf dem Lande – Eine Nacht in Toepfers Hôtel (1851) – Mit der Zeit – Mein Kirchenjahr – Der Karrenschieber (fast vollendet) – Melusine von Calondal [sic] – Die Brüder Wurzelburger [sic] – Atelier­besuche – Wo sind heute die Schiffe des Norddeutschen Lloyd? – Ein Blick von der Alsenbrücke – Auf dem Flachdach – Dichteraspirationen – Großmutter Schack – Das Weib als Weib – Quade Foelke – Figuren, Situationen, Dialoge – Zu dem Roman in dem ein Knabenleben geschildert wird – Mittlere Stoffe (Die Pflicht aus dem Glück) – Der Erzieher – Unverändert der Deine – Erich Sparr – Kunst- und Klatsch-Roman – Chronica – Historische Romane – The Poppies Queen – Korfiz Uhlefeld – Hans u. Grete – Frau Oberförsterin – Salas y Gomes – Der Prümer Krieg – Graf Abel etc. – Sidonie von Borcke – Die drei Bräute, Anna Reventlow, Anna Zipser – Immer gleich – Du selbst, Après – Die Stieftochter – Lieutenant Mejer von den Husaren – So oder so? – Wieder daheim – Das Zeugniss der Reife etc. – Die Kunst des Erzählens – Johann der muntere Seifensieder – Der Menschenfresser – Oberstleutnant v. Esens – Ehen werden im Himmel geschlossen – Susanna von Sandraschek – Consul Knut Knutson – Ein Idyll (Kl. Groths Haus in Kiel) – Novelletten und kleine Erzählungen etc.“ Los 480 wurde durch die Preußische Staatsbibliothek erworben und befindet sich im heutigen ­St-Bestand der SBB (vgl. die Einzelkommentare). Für Los 481 Novellenentwürfe II. mit ca. 53 Seiten werden folgende Titel genannt: „Rudolf v. Jagorski, Globe­trotter – Melusine – Der Flötenspieler – Was gilt – Univ. Prof. Fürst [sic] – Kögels Hof Nr. 10 – Unser Doktor – Der Schmidt von Arneburg – Aloys Rittersbach – In unsern Kindern – Zwei kleine Geschichten – Adolf Menzel – sowie zahlreiche Entwürfe, die noch keine Überschrift tragen. Beilagen zahlreiche Zeitungsausschnitte, die Fontane die Anregung gaben, oder von ihm verarbeitet werden sollten“ (Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 80). Dieses Konvolut wurde laut Charlotte Jolles von „Herrn Zülsdorf “ erworben. Offen­ sichtlich wurde es nach 1945 vom Eigentümer oder dessen Erben in Einzel­stücken auf dem Autographenmarkt veräußert und zum Teil durch das DLA erworben (vgl. die 85  Mit der Erläuterung „Mit seiner bekannten Sparsamkeit benutzte Fontane häufig die Rückseiten

alter Manuskripte, so finden sich hier auf den Rückseiten zum Teil Stücke aus dem Roman Schach von Wuthenow“.

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Einleitung

jeweiligen Kommentare). Auch die Erläuterungen zu den Losen 482–485 Wanderungen, „Eigenhändigen Aufsätzen u. Arbeiten, Entwürfen, Notizen u. Material etc. meistens zu seinen ,Wanderungen durch die Mark Brandenburg‘“,86 waren nicht immer eindeutig. So wird in Los 482 mit Drei Treppen Hoch ein Berlin-/Großstadtthema angesprochen (vgl. hier Bd. II, S. 341), auch bei den in Los 483 genannten Titeln Lebensluft (aus einem Briefe) und Manfred, oder, in Los 485, „Gottes liebe Anne“ könnte es sich um Erzählstoffe handeln. Auch für Los 488 mit dem Essay Die Märker und das Berlinerthum, ca. 100 Seiten (auf dessen Rückseiten sich u. a. die „Urschrift“ des Gedichtes „Auf der Treppe von Sans-souci“ befindet) ist die Zuordnung fragwürdig. Über Los 489 mit dem 48-seitigen Manuskript Sommerbriefe aus dem Havelland, das heute überwiegend verschollen ist (vgl. hier Bd. II, S. 322 f.), heißt es: „Um den Wahlkämpfen des Sommers 1893 zu entgehen, hatte sich Fontane in die Mark begeben, ohne dort freilich die Ruhe zu finden, die er suchte. Denn das Bellen der Hunde, das Krähen der Hähne, das Kreischen der schlechtgefederten u. schlechtgeschmierten Bauernwagen störte ihn dort ebenso wie der Lärm der Großstadt. Mit dem Schlossgeistlichen des Herren v. Burgsdorf hatte er Gespräche über Tod u. Sterben im Lichte des Buddhismus u. des Christentums, mit dem Schlossbesitzer selbst führte er politische Unterredungen, wobei jener äußerte: ,das einzig Raisonnable aus jener Zeit ist der Krückstock‘, er selbst aber sass in seinem Thurmzimmer mit verblassten Tapeten u. dem verblassten Atlas der Möbel u. dachte an die fridericianische Zeit u. die des aufgeklärten Absolutismus: ‚ich möchte sie nicht erleben, aber sie zu betrachten hat einen eigenthümlichen Zauber‘ …“ Zu den Wanderungen werden ferner gezählt Los 490 mit 96-seitigem FouquéEssay und Los 491 Die preußische Idee. Lebens- u. Wandelbild eines Alt-Romantikers. Ein Aufsatz mit 60 Seiten (vgl. hier Bd. II, S. 230 f.), und, obwohl eindeutig ein BerlinThema, Los 486 Berlin und die Juden mit „5 Prosaentwürfen“, 46 Seiten zu Berlin-Themen (Adel und Judenthum in der Berliner Gesellschaft – Die Juden in unserer Gesellschaft – Wie man in Berlin so lebt – Berliner Ton – Berliner Sprechanismus; vgl. hier Bd. II, 351 f., 338, 343 und 347).87 Der Käufer dieses Loses war Paul Wallich, der Erwerber der Tagebücher Fontanes. W ­ ährend diese nur teilweise überliefert sind, wurde die Essay-­Sammlung von seinen Erben mit in die englische Emigration genommen und konnte 2006 durch das Theodor-­Fontane-Archiv erworben werden.88 Das Ereignis der Auktion, die Lektüre des Auktionskataloges macht das deutlich, fügte dem Nachlass Fontanes wohl die bislang folgenschwerste Überschreibung zu. Theodor-Fontane-Archiv Erheblicher Kritik ausgesetzt,89 sahen die Erben von weiteren Veräußerungen ab. Der schließlich, wohl durch die Initiative Hermann Frickes, doch noch zustande gekommene Ankauf des inzwischen vielfach überformten Nachlasses durch die Provinz Brandenburg führte zur Gründung des Theodor-Fontane-Archivs als eines öffent­lichen 86  Diese Lose enthielten umfangreiches Material: Los 482 (540 Seiten), Los 483 (430 Seiten), Los

484 (400 Seiten), 485 (450 Seiten) und Los 487 Ländchen Friesack (700 Seiten); Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 80 f. 87  Die GBA folgt dieser Einordnung und bringt die Texte in Bd. 7 der Wanderungen. 88  Vgl. hier Bd. II, S. 339; Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 81; Delf von Wolzogen 2007. 89  Vgl. die Darstellungen bei Laufer 1974, 275 f., und Horlitz 1995, 27 ff., hier auch der Rundbrief Friedrich Fontanes von 1935 (ebd. 202–204).

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Literaturarchivs für Theodor Fontane,90 im Geiste der Ideen, die Wilhelm D ­ ilthey anlässlich der Gründung des Goethe-Schiller-Archivs in Weimar entwickelt hatte.91 Friedrich Fontane hatte somit den Platz auf dem Stuhl am Schreibtisch Fontanes geräumt.92 Was er 1935 dem neu gegründeten Theodor-Fontane-Archiv der Provinz Brandenburg übergab, war ein durch vielfache Nutzungen überformtes Archiv, dessen Nukleus der immer noch umfangreiche Nachlass Theodor Fontanes bildete, das aber mit dem, wofür die Metapher des Schreibtisches steht, nämlich seiner Herkunft aus Fontanes „Schriftsteller-Laden“, nur noch wenig zu tun hatte, allenfalls spurenweise lässt sich die ursprüngliche Ordnung ablesen. Das neu gegründete Literaturarchiv, der literarischen und wissenschaftlichen Öffentlichkeit verpflichtet, leistete – mit Unterstützung des berühmten Fontane-Seminars von Julius Petersen in Gestalt von Charlotte Jolles und Jutta Fürstenau93 – erhebliche Erwerbungs- und Erschließungsarbeit. Auch das Archiv nahm, indem auch es am Ruhme des Dichters weiterschrieb, auf Fontanes imaginärem Schreibtischstuhl Platz.94 Der Krieg fügte dem Archiv, wie auch den anderen Fontane-Sammlungen, beträchtliche Verluste zu.95 Mit der Nachkriegszeit und der deutsch-deutschen Teilung entstanden abermals neue institutionelle Konstellationen.96 Es gab das Theodor-Fontane-Archiv (als Teil der Landes- und Hochschul-, dann der Staatsbibliothek) in der DDR, die Staatsbibliothek Berlin West und schließlich das neu gegründete Literaturarchiv in Marbach, die sich um Fontane’sche Autographe bemühten, und es gab den (westdeutschen) Auto­ graphen­markt, der nicht selten auch Autographe aus den Vorkriegsbeständen vor ­allem des Fontane-Archivs anbot (vgl. die Einzelkommentare). Aber auch Manuskripte, die 1933 an private Käufer gegangen waren, wurden jetzt z. T. stückweise wieder angeboten; so z. B. mehrfach Stücke aus Los 481 Novellenentwürfe II (vgl. die Einzelkommentare). Das Fontane-Archiv, das hier nur begrenzt mithalten konnte, festigte 90  Vgl. den Kaufvertrag für den Nachlass vom 20.1.1936 und für das Archiv „F. Fontane“ am

21.2.1936, aufgrund eines Vorvertrages vom 18.12.1935 gilt dies als Gründungsdatum; vgl. Horlitz 1995, 67. 91  Vgl. Wilhelm Dilthey: Archive für Literatur. Deutsche Rundschau 58 (1889), 360–375; Das ­Goethe- und Schiller-Archiv (1896–1996). Beiträge aus dem ältesten deutschen Literaturarchiv. Hg. von Jochen Golz. Köln, Weimar, Wien 1996. 92  Vgl. z. B. seinen Brief vom 21.6.1938 an Werner Kurzinna, wo er eine Anfrage ans Archiv verweist (TFA Ca 1815). Neben dem Erlös und einer kleinen Leibrente konnte er an Editionen des Archivs mitwirken; vgl. Laufer 1974, 276, und Kleine 2000, 90. Zu denken ist hier, neben diversen Zeitschriften- und Zeitungspublikationen aus dem Nachlass, vor allem an die (editorisch problematischen) Bände Heiteres Darüberstehen. Familienbriefe – Neue Folge. Berlin 1937 (Bibliographie Nr. 988) und die gemeinsam mit Hermann Fricke herausgegebenen Briefe an Freunde. Letzte Auslese. Berlin 1943 (Bibliographie Nr. 989). Friedrich Fontane veröffentlichte jedoch auch das Fragment Rudolf von Jagorski, Globetrotter oder: Les extrêmes se touchent in den Ruppiner Heimatheften (vgl. hier Bd. II, S. 137). 93  Vgl. Laufer 1974, 277, und Horlitz 1995, 31. Zu Charlotte Jolles, die 1938, ohne ihre Promo­ tionsurkunde in Empfang nehmen zu können, nach Großbritannien emigrierte, vgl. Charlotte Jolles. Ein Leben für Theodor Fontane. Gesammelte Aufsätze und Schriften aus sechs Jahrzehnten. Hg. von Gotthard Erler unter Mitarbeit von Helen Chambers. Würzburg 2010. 94  Vgl. u. a. die Veröffentlichungen von Fricke 1937, 1938 und 1964. 95  Vgl. Laufer 1974, 277–280, und Horlitz 1995, 39 f. Mit Handschriften, Bildnissen und Realien gingen auch Bestandsverzeichnisse und Erwerbungsnachweise unter; vgl. Vermisste Bestände, passim. Zu den Verlusten des Märkischen Museums vgl. Laufer 1974, 278 f. 96  Eine Geschichte, die hier nicht erzählt werden kann; vgl. dazu u. a. die Websites der Institutionen.

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Einleitung

seinen Ruf als „Fontane-Sammelstätte“ international, nicht zuletzt mit den Fontane Blättern, die in den Nachkriegsjahren zum Publikationsorgan für Unveröffentlichtes wurden. Neben unbekannten Briefschaften erschienen hier seit den 1960er-Jahren immer wieder auch Erzählfragmente. So veröffentlichte der Mitherausgeber der HanserFontane-­Ausgabe Walter Keitel Sidonie von Borcke und Storch von Adebar im ersten Sonderheft der Fontane Blätter (Keitel 1968; vgl. hier Bd. II, S. 15 und 98), der Leiter der Handschriftenabteilung der Bibliothek der Humboldt-Universität Joachim Krueger legte Drei literaturtheoretische Entwürfe und weitere Fragmente, u. a. Johann der muntre Seifensieder und Drei Treppen hoch, vor (Krueger 1972, 1974 und 1978; vgl. hier Bd. II, S. 131, 213, 218 f., 241, 253, 261, 341, 359 und 364), und der FontaneEditor Gotthard Erler gab Melusine von Cadoudal und The Poppies Queen (Erler 1969, Erler 1982; vgl. hier Bd. II, S. 198 und 133) heraus. Aber auch andernorts erschienen Fragmente. So veröffentlichte Hans Heinrich Reuter, der führende Fontane-Biograph der DDR, Unveröffentlichte Aufzeichnungen und Briefe (Reuter 1961) und das aus dem Konvolut Novellenentwürfe II stammende, inzwischen durch das GSA Weimar erworbene Fragment Koegels-Hof Nummer drei in der Zeitschrift Sinn und Form (Reuter 1966; vgl. hier Bd. II, S. 125). Helmuth Nürnberger legte im Jahrbuch des Freien Hochstifts mit Wolsey die erste kritische Edition eines Fragments vor (Nürnberger 1965; vgl. hier Bd. II, S. 3). Auch die in den 1960er-Jahren entstehenden Werkausgaben widmeten den Erzählfragmenten eigene Bände (HFA und NFA).97 In den 1980er-Jahren erhielt Jost Schillemeit von den Erben Paul Wallichs die Erlaubnis, die 1933 in Los 486 Berlin und die Juden verkauften Essay-Fragmente erstmals der Öffentlichkeit vorzustellen (Schillemeit 1986; vgl. hier Bd. II, S. 338 f., 343, 346 f. und 351). Diese Fragmente befinden sich heute im Theodor-Fontane-Archiv, ebenso wie das Erzählfragment Oceane von Parceval, das als Geschenk der Stadt Wuppertal 2001 ins Archiv zurückkam (vgl. hier Bd. II, S. 192 f.). Die Zeit nach der Wende brachte auch für Fontanes Archiv neue Herausforderungen und Möglichkeiten – es ist durchaus möglich, dass weitere bislang vermisste Fragmente aus seinem Arsenal noch auftauchen werden. Die Situation um Fontanes Schreibtisch bleibt in jedem Fall lebendig. Auf seinem Stuhl nimmt indessen niemand mehr unangefochten Platz, vielmehr werden, indem der leere Stuhl zunehmend Gegenstand forschenden Interesses wird, die Konturen seiner Werkstatt unter vielfachen Überschreibungen sichtbar. HDvW

97  Zum Erscheinen von HFA 1V wurde das Fragment Obristleutnant v. Esens als Vorabdruck im Berliner Tagesspiegel publiziert (vgl. hier Bd. II, S. 245).

Editorische Bemerkungen Textcorpus und Anordnung Die Edition enthält in drei Teilen Erzählfragmente, fragmentarische Impressionen und Essays sowie Titelzusammenstellungen. Unsere Recherchen für das Textcorpus der Edition umfassten alle Archive und Bibliotheken, die Fontane-Handschriftenbestände besitzen, alle bekannten Editionen und Einzeldrucke sowie einen öffentlichen Aufruf, um Informationen über vermisste Handschriften zu erlangen. Die Standorte der Handschriften sind die Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz (SBB), das Theodor-Fontane-Archiv | Universität Potsdam (TFA), das Deutsche Literaturarchiv Marbach am Neckar (DLA) und das Goethe- und Schiller-Archiv, Weimar (GSA). Eine wichtige sekundäre Quelle für das Textcorpus ist die offenbar von Friedrich Fontane und Hermann Fricke erstellte Liste mit der Überschrift Liste der für eine Gesamtpublikation in Frage kommenden Novellen, Novelletten, Skizzen und Entwürfe (chronologisch noch zu ordnen), in der vorliegenden Edition kurz als Verzeichnis Fontane/Fricke bezeichnet. Das Original dieser Liste war uns nicht zugänglich. Hermann Fricke scheint es dem ersten Herausgeber der Fragmente innerhalb der HFA, Walter Keitel, zur Verfügung gestellt zu haben;1 es ist abgedruckt in HFA 1V, 1124–1127, HFA 2 I/7, 815–818, und NFA 24, 959–962. Das Verzeichnis Fontane/Fricke stimmt nicht vollständig mit dem überlieferten Textcorpus überein: Überlieferte Fragmente fehlen im Verzeichnis, umgekehrt enthält das Verzeichnis Titel, zu denen kein Text überliefert ist. Die Titel der Fragmente im Verzeichnis Fontane/Fricke stimmen überdies nicht in allen Fällen mit den Titeln der Autographen überein. Vgl. dazu die Einzelkommentare sowie den Abdruck des Verzeichnisses Fontane/Fricke, hier Bd. II, S. 379ff. Da die überlieferten Texte in vielen Fällen keine Anhaltspunkte für eine exakte Datierung bieten, haben wir uns für eine Anordnung nach inhaltlichen und rhetorischen Kriterien entschieden. Die Edition enthält in Teil I (Bd. I, S. 1–398) sämtliche in Handschrift oder Druck überlieferten Erzählfragmente Fontanes mit Ausnahme des Romanfragments M ­ athilde Möhring.2 Teil I gliedert sich in die Komplexe 1. Historische Erzählungen, 2. ­Familienund Gesellschaftsromane, 3. Ehe- und Liebesgeschichten, 4. Charakterstudien: Frauenfiguren und 5. Charakterstudien: Männerfiguren. Fragmente, die im Stadium der inventio (Stoffsammlung) vorliegen (vgl. dazu oben S. XIV  ff.), folgen in den Komplexen 6. Materialien und Projekte sowie 7. Figuren, Situationen, Dialoge, Textbruchstücke.3 Teil II (Bd. I, S. 399–430) versammelt Fragmente von Impressionen und Essays, Texte, die sich am Rande des erzählenden Schreibens bewegen und sich thematisch/ motivisch mit den Erzählfragmenten berühren. Ihr wichtigster thematischer Bezugspunkt ist Berlin als Schauplatz, als Gegenpol zum ländlichen Preußen und als Ort des 1  Vgl. HFA 1V, 1124. 2  Vgl. dazu GBA Mathilde Möhring und oben S. XIII. 3  Eine Gliederung der Fragmente nach thematischen Komplexen findet sich auch bei Plett 2000

(Fragmente), 697.

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Editorische Bemerkungen

Schreibens. Fontane plante, den Großteil dieser Texte unter dem Titel Bilder und Plaudereien aus Berlin zu publizieren (vgl. Bd. I, S. 438 und Bd. II, S. 373f.), als Pendant zu der 1894 veröffentlichten Sammlung Von vor und nach der Reise. Teil III (Bd. I, S. 365–376) enthält Fontanes Titelzusammenstellungen, die in denselben Handschriftenkonvoluten überliefert sind wie die in ihnen genannten Fragmente. Fontane entwarf hier versuchsweise Inhaltsverzeichnisse für mögliche Sammelbände (vgl. oben S. XVII). Die Titelzusammenstellungen geben Hinweise sowohl auf Datierungen wie auf Verortungen einzelner Texte in Fontanes Arsenal. Textgrundlage und Titel Die Textgrundlage für den edierten Text ist in den meisten Fällen Fontanes Autograph. Bei Texten, deren Autograph in Gänze oder in Teilen vermisst ist, von denen jedoch ein Druck existiert, der auf dem vollständigen Autograph beruht, dient dieser Druck als Textgrundlage für die nicht überlieferten Teile. Dies betrifft die Fragmente Die Likedeeler (in Teilen), Onkel Ehm (in Gänze), Oceane von Parceval (in Teilen), Drei Treppen hoch, Berliner Umzug und Alte und neue Provinzen (jeweils in Gänze); vgl. im Detail die jeweiligen Kommentare. Bei Texten, deren Autograph vermisst ist, die aber in einer auf dem vollständigen Autograph beruhenden Publikation teils paraphrasiert, teils zitiert werden, dient diese Publikation als Textgrundlage. Dies betrifft die Fragmente Allerlei Glück (in Teilen) und L. P.-Novelle (in Gänze); vgl. die jeweiligen Kommentare. Die Titel der einzelnen Fragmente stammen in der Regel von Fontane und sind im Autograph überliefert. Hat der Text keinen von Fontane gewählten Titel, so haben wir auf das Incipit des Textes, textexterne Äußerungen Fontanes, etwa in Briefen, oder das Verzeichnis Fontane/Fricke zurückgegriffen. Vgl. zur Titelwahl in diesen Fällen die jeweiligen Kommentare. Textpräsentation und diakritische Zeichen im edierten Text Der Text der jeweiligen Textgrundlage – in der Regel Fontanes Autograph – wird im edierten Text buchstaben- und zeichengetreu sowie linear (nicht positionsgetreu) wiedergegeben. Die unterschiedlichen von Fontane verwendeten Schreibmaterialien – Tinte, Bleistift, Blaustift, Rotstift – werden im edierten Text nicht unterschieden. Unterschieden wird jedoch der Erzähl- bzw. Essay-Text von den metatextuellen Anmerkungen/Selbstgesprächen des Autors, eine Unterscheidung, die im Autograph häufig mit dem Wechsel des Schreibstifts einhergeht. Solche Anmerkungen reflektieren u. a. das bereits Geschriebene und dienten Fontane als Gedächtnisstütze für noch zu erledigende Arbeitsschritte (vgl. dazu oben S. XVIII).4 Ebenso wie Alternativformulierungen (verschiedene Textstufen, die im Autograph ohne Streichung und gleichwertig neben- oder übereinander stehen),5 sind sie charakteristisch für den unabgeschlossenen Prozess der elocutio. Mitunter gehen Erzähl-/Essay-Text und metatextuelle Anmerkung/Selbstgespräch fließend ineinander über. 4  Wir übernehmen (heuristisch) den Begriff „metatextuelle Anmerkung“ von Gabriele Radecke; vgl. Radecke 2002, 72–90; Radecke 2008, 196–198. Vgl. auch oben S. XVIII. 5  Vgl. dazu auch Radecke 2008, 198f.

Editorische Bemerkungen

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Folgende Auszeichnungen und diakritischen Zeichen finden im edierten Text Verwendung: Fontanes Autograph/Textgrundlage

Edierter Text

Deutsche Schreibschrift

Serifenschrift

Lateinische Schreibschrift

serifenlose Schrift

Unterstreichung

unterstrichen

doppelte oder dreifache Unterstreichung

doppelt unterstrichen

Streichung

gestrichen

Einfügung über oder unter der Zeile oder am Rand des Schriftspiegels/der Seite

⌐eingefügter Text¬

Alternativformulierungen (Textstufen, von denen keine gestrichen ist)

(1) (2)

Metatextuelle Anmerkung/Selbstgespräch

kursiv, kursiv

Text von fremder Hand oder Druck

Kleindruck

Sofortkorrekturen einzelner Buchstaben und kurzer Buchstabenfolgen durch Überschreibung werden nicht wiedergegeben. Geminationsstriche bei Nasalen werden stillschweigend aufgelöst (,  → mm, nn). Unterstreichungen einzelner Wortteile werden durch Unterstreichung des gesamten Wortes wiedergegeben. Größere Wortabstände vor Nebensätzen, die das Komma ersetzen, werden als solche wiedergegeben. Herausgebertext (ausschließlich Titel sowie Zwischentitel in Allerlei Glück) erscheint in Kapitälchen. Virgeln ( | ) bezeichnen einen Seiten- oder Blattwechsel in der Handschrift, der im edierten Text innerhalb der Zeile erfolgt. Das neu beginnende Blatt ist in der Marginalspalte angegeben. (Gibt es keinen Eintrag in der Marginalspalte, so stammt die Virgel von Fontane und ist Teil des überlieferten Textes des Fragments.) Skizzen Fontanes und Zeitungsausschnitte, die zum Fragment gehören und von Fontane auf Blätter des jeweiligen Handschriftenkonvoluts aufgeklebt wurden, werden als Abbildungen wiedergegeben. Wenn nötig, wird neben oder unter der Skizze eine Transkription der von Fontane stammenden Beschriftung gegeben. Jede Abbildung wird als eine Zeile gezählt. Zur Textpräsentation der Fragmente, die nach Drucken wiedergegeben werden (vgl. oben Textgrundlage und Titel), vgl. im Detail die jeweiligen Kommentare. Skizzen, die ausschließlich als Faksimiles in Drucken überliefert sind, werden ebenfalls als Abbildungen wiedergegeben und als je eine Zeile gezählt.

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Editorische Bemerkungen

Die Marginalspalte erfüllt die folgenden Funktionen: – Konkordanz: Standort, Signatur und Blatt- bzw. Seitenzählung werden für jede neu beginnende Seite des Autographs angegeben, dazu die Seitenzahlen aller bisher vorliegenden Drucke. Kursiv gesetzte Blatt- oder Seitenzahlen in der Marginalspalte stammen von den Herausgeberinnen, d. h. das Blatt trägt keine archivalische Zählung. a, b, c bezeichnet bei aufgeklebten Blättern das Trägerblatt. – Kennzeichnung der Alternativformulierungen (1), (2), (3) … Auf einen textkritischen Apparat wurde aus den folgenden Gründen verzichtet: – Überlieferungsvarianten sind für die Textkonstitution nicht relevant, da in den meisten Fällen das Autograph die Textgrundlage ist. Vom Autograph abweichende Lesarten in Drucken werden für die Textkonstitution nicht berücksichtigt, weil es sich bei ihnen entweder um Lese- und Transkriptionsfehler oder um editorische Eingriffe (Normalisierungen) handelt. In den Fällen, in denen das Autograph vermisst ist, liegt jeweils nur ein einziger Textzeuge vor, der auf dem Autograph basiert, so dass auch hier keine Überlieferungsvarianten zu berücksichtigen sind. – Genetische Varianten: Sofern der überlieferte Text eines Fragments sich auf verschiedene Überlieferungsträger (Handschriftenkonvolute) verteilt, wird er in ­Gänze im edierten Text wiedergegeben. Die jeweiligen Überlieferungsträger sind in der Marginalspalte angegeben.6 Genetische Varianten innerhalb eines Überlieferungsträgers (Streichungen, Einfügungen, Alternativformulierungen) werden im edierten Text mittels der oben genannten diakritischen Zeichen wiedergegeben (vgl. oben Textpräsentation und diakritische Zeichen im edierten Text). – Wo im edierten Text Emendationen gegenüber der Textgrundlage (Druck oder Text von fremder Hand) vorgenommen wurden, sind sie im Stellenkommentar nachgewiesen (vgl. unten Kommentar). Kommentar Jedes Fragment erhält einen eigenen Kommentar in Bd. II. Er gliedert sich in die folgenden Rubriken: Textgrundlage: Für den edierten Text maßgebliche Textgrundlage (Autograph oder Druck) Standort und Signatur: Aufbewahrungsort und Signatur des Autographs; in Fällen, in denen das Autograph vermisst ist, steht hier „unbekannt“. Verzeichnis Fontane/Fricke: Nummer und Gruppenzuordnung des Fragments im Ver­zeichnis Fontane/Fricke (vgl. dazu oben Textcorpus und Anordnung) Titel: Erläuterung der Titelwahl, falls es keinen von Fontane gewählten und im Auto­ graph überlieferten Titel gibt (vgl. dazu oben Textgrundlage und Titel) (fakultative ­Rubrik) 6  Es gibt nur einen Fall – Großmutter Schack –, in dem sich eine Textpassage identisch in zwei Autographen findet. Sie wird entsprechend doppelt im edierten Text wiedergegeben.

Editorische Bemerkungen

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Drucke: Alle bisher vorliegenden Drucke des Fragments in chronologischer Reihenfolge; gibt es keine, so steht hier „Erstdruck“. Literatur: Forschungsliteratur zum Fragment in chronologischer Reihenfolge Datierung: Datierung der Entstehung des Fragments oder Datierungsvermutung, jeweils mit Begründung Überlieferung: Überlieferungsgeschichte des Fragments (vgl. dazu oben S. XXII  ff.). Erwerbungen werden hier durch die Akzessionsnummern der Institutionen nachgewiesen. Manuskriptbeschreibung: Materiale Eigenschaften des Autographs (Struktur des Konvoluts, Papierformate, Schreibmaterialien) und im Autograph enthaltene nicht zum Fragment gehörige Texte (etwa auf Rückseiten), unter Nennung der Blatt-/Seiten­ zahl. Ist das Autograph vermisst, finden sich an dieser Stelle alle aus sekundären Quellen verfügbaren Informationen zu dessen Eigenschaften und eine Beschreibung der Eigenschaften des die Textgrundlage liefernden Drucks. Erläuterungen: Erläuterungen zu Stoff, Quellen, Werkkontext, Entstehungsgeschichte, bezogen auf das gesamte Fragment (fakultative Rubrik) Stellenkommentar: Der Stellenkommentar ist durch die Zeilenzählung mit dem edierten Text verknüpft. Er enthält: – Erläuterungen zu realen historischen und biographischen Sachverhalten, auf die Fontane möglicherweise zurückgegriffen hat, und zum Werkkontext, bezogen auf einzelne Stellen, – den Hinweis auf Schreibabbrüche und auffallende/fehlerhafte Schreibweisen sowie inkonsistente Satzstrukturen in der Textgrundlage (Autograph) – den Nachweis von Emendationen gegenüber der Textgrundlage (Druck oder Text von fremder Hand), die im edierten Text vorgenommen wurden, – materiale und textliche Besonderheiten, die sich auf einzelne Stellen beziehen und im edierten Text nicht sichtbar gemacht werden können. Diese Rubrik ist fakultativ. Zu den im Kommentar verwendeten Siglen und Abkürzungen vgl. das Verzeichnis der Siglen und Abkürzungen (Bd. I, S. XLI   ff. = Bd. II, S. IX  ff.). Links werden mit dem Datum des letzten Aufrufs angegeben. Unsere Edition versteht sich als kommentierte Studienausgabe. Die Materialität der Überlieferungsträger können wir in diesem Rahmen nicht vollständig abbilden. Dafür verweisen wir auf die in Vorbereitung befindliche digitale Präsentation des TheodorFontane-Archivs | Universität Potsdam (www.fontanearchiv.de) und der Staatsbibliothek zu Berlin PK (http://staatsbibliothek-berlin.de).

Dank Für die Erlaubnis, die in dieser Edition versammelten Fragmente Fontanes publizieren zu dürfen, danken wir der Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, dem Theodor-Fontane-Archiv | Universität Potsdam, dem Schiller-Nationalmuseum/ Deutschen Literaturarchiv Marbach sowie dem Goethe- und Schiller-Archiv, Klassik Stiftung Weimar. Alle genannten Institutionen haben darüber hinaus auf alle erdenk­ liche Weise dazu beigetragen, dass unser Projekt realisiert werden konnte. Unser besonderer Dank gilt dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg, aus dessen Mitteln das Projekt vielfach unterstützt wurde. Persönlich möchten wir Frau Dr. Jutta Weber und ihren Kolleginnen und Kollegen in der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin danken, nicht minder den Kolleginnen im Archiv des Deutschen Literaturarchivs Marbach und dessen Leiter Herrn Dr. Ulrich von Bülow sowie Frau Dr. Silke Henke vom Goethe- und SchillerArchiv, Weimar, und nicht zuletzt den Mitarbeitern des Theodor-Fontane-Archivs in Potsdam, insbesondere Peter Schaefer und Klaus-Peter Möller. Ihnen allen sei gedankt für die Bereitstellung der Handschriften und die immer wieder und zuweilen nicht leicht zu beschaffende Literatur. Für die stets verlässliche Unterstützung auch bei ausgefallenen Literaturwünschen danken wir den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Österreichischen Nationalbibliothek Wien. Auch für manche Frage der Überlieferung bedurften wir der helfenden Unterstützung. Wir erhielten sie großzügig von den Mitarbeitern des Auktionshauses Stargardt, Berlin, von Herrn Dr. Markus Brandis von der Galerie Bassenge, Berlin, und vom Auktionshaus Karl & Faber in München. Zahlreiche Kolleginnen und Kollegen haben uns wichtige Hinweise zu Einzelfragen des Kommentars gegeben, ihnen allen sei hier ebenfalls herzlich gedankt. Darüber hinaus danken wir Herrn Prof. Dr. Helmut Peitsch, der unsere Arbeit fördernd begleitet hat. In der Anfangsphase wurde unser Projekt maßgeblich unterstützt von Herrn Prof. Dr. Heiko Hartmann. Als studentischer Mitarbeiter des Theodor-Fontane-Archivs durchstreifte Matthias Haft für uns die Zeitungsspeicher Berlins und Wolf von Wolzogen durchstöberte die digitalen Sammlungen des Victoria and Albert Museums, London. Ohne die geduldige und fleißige Mitarbeit von Leonore und Max Emanuel Bunk wäre das Register wohl nicht das geworden, was es ist. All ihnen und allen, die hier namentlich nicht genannt werden können, sei für ihre freundliche Unterstützung und ihre hilfreichen Hinweise herzlich gedankt. Für die engagierte Betreuung und die ausgezeichnete Kooperation bei der Produktion der Buchausgabe im Verlag De Gruyter danken wir Frau Dr. Manuela Gerlof, Herrn Peter Heyl (Lektorat) sowie Frau Kerstin Protz (Herstellung) und Frau Sabine Taube (Satz) sehr herzlich. Wien und Potsdam, im August 2016 Christine Hehle, Hanna Delf von Wolzogen

Siglen und Abkürzungen a, b, c als Zusatz zur Blatt-/Seitenzahl der Handschrift: auf das entsprechende Blatt aufgeklebte Blätter ADB Allgemeine Deutsche Biographie Johann Christoph Adelung: Grammatisch-kritisches Adelung  Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der oberdeutschen. Zweyte, vermehrte und verbesserte Ausgabe. Leipzig 1793–1801 [www.woerterbuch netz.de/Adelung] Bibliographie Wolfgang Rasch: Theodor Fontane. Bibliographie. Werk und Forschung. In Verbindung mit der Humboldt-­ Universität zu Berlin und dem Theodor-Fontane-­Archiv Potsdam hg. von Ernst Osterkamp und Hanna Delf von Wolzogen. 3 Bde. Berlin, New York 2006 BNF Bibliothèque Nationale de France, Paris BW Briefwechsel, Briefausgabe BW F.–Eulenburg 2011  Hanna Delf von Wolzogen/Friederike Zelke (Hgg.): Theodor Fontane und Philipp zu Eulenburg. Ein Briefwechsel. Fontane Blätter 92 (2011), 8–106 BW F.–Friedlaender 1994 Theodor Fontane: Briefe an Georg Friedlaender. Mit ­einem Essay von Thomas Mann. Hg. von Walter H ­ ettche. Frankfurt am Main, Leipzig 1994 BW F.–Hertz 1972 Theodor Fontane. Briefe an Wilhelm und Hans Hertz 1859–1898. Hg. von Kurt Schreinert †, vollendet und mit einer Einführung versehen von Gerhard Hay. Stuttgart 1972 BW F.–Heyse 1972 Der Briefwechsel zwischen Theodor Fontane und Paul Heyse. Hg von Gotthard Erler. Berlin, Weimar 1972 BW F.–Lepel 2006 Theodor Fontane und Bernhard von Lepel. Der Briefwechsel. Kritische Ausgabe. Hg. von Gabriele Rade­cke. 2 Bde. Berlin, New York 2006 BW F.–Martha Fontane 2002 Theodor Fontane und Martha Fontane. Ein Familienbriefnetz. Hg. von Regina Dieterle. Berlin, New York 2002 BW F.–Rohr 2000 Theodor Fontane: Sie hatte nur Liebe und Güte für mich. Briefe an Mathilde von Rohr. Hg. von Gotthard Erler. Berlin 2000

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Siglen und Abkürzungen

BW F.–Storm 2011 Theodor Storm – Theodor Fontane. Der Briefwechsel. Kritische Ausgabe. Hg. von Gabriele Radecke. Berlin 2011 BW F.–Wolfsohn 2006 Theodor Fontane und Wilhelm Wolfsohn – eine interkulturelle Beziehung. Briefe, Dokumente, Reflexionen. Hg. von Hanna Delf von Wolzogen und Itta Shedletzky. Tübingen 2006 Chronik Roland Berbig: Theodor Fontane Chronik. (Projektmitarbeit 1999–2004: Josefine Kitzbichler.) 5 Bde. Berlin, New York 2010 DLA Deutsches Literaturarchiv, Marbach am Neckar (Wenn nicht anders angegeben, sind die Handschriften von Fontanes Fragmenten im DLA verzeichnet unter: Fontane. Manuskripte. Prosa. Fragmentarisches) eigh. eigenhändig emend. emendandum (zu berichtigen) / emendatum (berichtigt) F. Theodor Fontane f. folium (Blatt) / folio (auf Blatt) fl. floruit (hatte seine/ihre Blütezeit, d. h. war tätig um) Fontane-Handbuch Fontane-Handbuch. Hg. von Christian Grawe und Helmuth Nürnberger. Stuttgart 2000 Helmuth Nürnberger/Dietmar Storch: Fontane-LexiFontane-Lexikon  kon. Namen – Stoffe – Zeitgeschichte. München 2007 GBA Theodor Fontane: Große Brandenburger Ausgabe. Hg. von Gotthard Erler. Berlin: Aufbau-Verlag 1994ff. Fontane, Emilie und Theodor: Der Ehebriefwechsel. GBA, EB  Hg. von Gotthard Erler unter Mitarbeit von Therese Erler. 3 Bde. Berlin 1998 GBA, G Theodor Fontane: Große Brandenburger Ausgabe. Gedichte. Hg. von Joachim Krueger und Anita Golz. 3 Bde. Berlin 21995 GBA, T Theodor Fontane: Tagebücher. Bd. 1: Tagebücher 1852. 1855–1858. Hg. von Charlotte Jolles unter Mitarbeit von Rudolf Muhs. Bd. 2: Tagebücher 1866–1882. 1884–1898. Hg. von Gotthard Erler unter Mitarbeit von ­Therese Erler. Berlin 1994. Bd. 3: Die Reisetagebücher. Hg. von Gotthard Erler und Christine Hehle. Berlin 2012

Siglen und Abkürzungen

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GBA, W  Theodor Fontane: Große Brandenburger Ausgabe. Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Hg. von Gotthard Erler und Rudolf Mingau. 8 Bde. Berlin 1997 GND Gemeinsame Normdatei der Deutschen Nationalbibliothek Grimm Jacob und Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bde. in 32 Teilbdn. Leipzig 1854–1961, Quellenverzeichnis Leipzig 1971 [www.woerterbuchnetz.de/DWB] GSA Goethe- und Schiller-Archiv, Weimar HFA Theodor Fontane: Werke, Schriften und Briefe. Hg. von Walter Keitel und Helmuth Nürnberger. München: Carl Hanser Verlag 11962 ff., 21971–1997 (Hanser FontaneAusgabe) Theodor Fontane: Werke, Schriften und Briefe. AbHFA 1V  teilung I: Sämtliche Romane, Erzählungen, Gedichte. Nachgelassenes. 1. Aufl. Fünfter Band. Hg. von Walter Keitel. München 1966 Theodor Fontane: Werke, Schriften und Briefe. AbHFA 2I/7  teilung I: Sämtliche Romane, Erzählungen, Gedichte. Nachgelassenes. 2. Aufl. Siebenter Band. Hg. von Walter Keitel, Helmuth Nürnberger und Hans-Joachim Simm. München 1984 Hs., hs. Handschrift, handschriftlich interlin. interlinear, d. h. zwischen den Zeilen Krünitz Johann Georg Krünitz: Oekonomische Encyklopädie, oder allgemeines System der Staats- Stadt- Haus- u. Landwirthschaft in alphabetischer Ordnung. 242 Bde. Berlin u. a. 1773–1858 [www.kruenitz1.uni-trier.de] marg. marginal, d. h. am Rand der Seite oder des Schrift­ spiegels MGH Monumenta Germaniae Historica Ms. Manuskript mwN. mit weiteren Nachweisen NDB Neue Deutsche Biographie NFA  Theodor Fontane: Sämtliche Werke. Hg. von Edgar Groß, Kurt Schreinert, Rainer Bachmann, Charlotte Jolles, Jutta Neuendorff-Fürstenau und Peter Bram­ böck. München: Nymphenburger Verlagshandlung 1959–1975 (Nymphenburger Fontane-Ausgabe)

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Siglen und Abkürzungen

NFA 24 Theodor Fontane: Fragmente und frühe Erzählungen. Nachträge. Hg. von Rainer Bachmann und Peter Bramböck. München 1975 (= NFA, Bd. 24) NL Nachlass ÖNB Österreichische Nationalbibliothek Wien p. pagina (Seite / auf Seite) palimps. palimpsestartig, d. h. über eine darunterliegende Schrift­ schicht geschrieben r recto SBB  Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz; vormals Preußische Staatsbibliothek; 1701–1918 Königliche Bibliothek SBW Stadtbibliothek Wuppertal s. f. sine folio (ohne Blattzählung) s. p. sine pagina (ohne Seitenzählung) s/w schwarz-weiß t. ad q. terminus ad quem t. ante q. terminus ante quem TFA Theodor-Fontane-Archiv | Universität Potsdam t. post q. terminus post quem v verso Verzeichnis Fontane/Fricke „Liste der für eine Gesamtpublikation in Frage kommenden Novellen, Noveletten, Skizzen und Entwürfe (chronologisch noch zu ordnen)“, vermutlich erstellt von Friedrich Fontane und Hermann Fricke ZDB Zeitschriftendatenbank Pfennig Taler

Teil i: Erzählungen

i.1  Historische Erzählungen

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Es war um Weihnachten 1529, der Schnee lag hoch und alle Fahrstraßen in Yorkshire waren verschneit. Ein Reiter aber der in raschem Trab bei ⌐anbrechender Dunkelheit¬ des Weges kam  schien wenig dadurch behindert zu werden und ⌐rasch und sorglos¬ wie einer der seines Zieles sicher ist trabte er rasch über die weiße nur hier und da von einer Pappel unterbrochne ⌐endlose¬ Schneefläche hin⌐trabend¬, ⌐hob er sich¬ nur von Zeit zu Zeit im Sattel sich hebend als ⌐wie wenn er aus¬schaue er ⌐aus¬ nach einem Merkmal für die Richtigkeit des ⌐eingeschlagnen¬ Weges oder nach dem ⌐ersehnten¬ Ziele selbst aus. Jetzt prustete sein Pferd muntrer als zuvor; und im selben Augenblick blitzte am Horizont ein Licht auf dem es jetzt ⌐und¬ ohne daß der Reiter Sporn oder Gerte gebraucht hätte, ⌐trug ihn sein Pferd jetzt¬ in immer raschrem Laufe entgegen ging querfeldein. Nach zehn Minuten hielt der Reiter vor Sheffield-House und stieg ab. Es ⌐Das Haus vor dem er stand¬ war ein alterthümlicher Bau, aus der besten gothischen Zeit. Ursprünglich hatte hier nur ⌐eine Abtei gestanden¬ deren Kirche gestanden die auch jetzt noch den Mittelpunkt des ganzen Besitzthums bildete; die Mönchswohnungen aber die sich ⌐damals¬ unmittelbar an die Westseite der Kirche angelehnt hatten, waren im vorigen Jahrhundert fortgeschafft worden und das stattliche Herrenhaus desselben Talbot des Grafen von Shrewsbury war an ihre Stelle getreten. Der zweistöckige aus festem Sandstein aufgeführte Schloßbau ⌐Gebäude¬, der ⌐das¬ jetzt im rechten Winkel auf die Thurmfront der Kirche stand  glich eher einem Schloß als einem Wohnhaus und nur die Ungeschütztheit seiner Lage und die Abwesenheit von Wall, Graben und Brücke, ließen den ⌐es trotz des¬ mächtigen viereckigen Thurms der das Gebäude flankirte ⌐an seinem Westgiebel¬ und trotz der achteckigen Thürmchen  die sich wie 2 Wächter am Portal erhoben, mehr als Schmuck oder Laune denn als ⌐ein bloßes Herrenhaus¬ eine Befestigung erscheinen. Dicht am Portal war eine Glocke, er zog daran, aber es währte ziemlich lange  ehe ⌐es¬ drinnen im Haus Halle was lebendig wurde ⌐sich rührte¬ und doch war Feuer in der Halle, das sah man an dem Gluthschein  der sich oben im Portalfenster spiegelte. – Werfen wir, während unser Reiter unwirsch auf und ab geht und seine Arme kräftig zusammenschlägt um sich zu wärmen, einen Blick auf das Herrenhaus, das sich ihm öffnen soll. Endlich ward ein Riegel zurückgeschoben und die Thür öffnete sich. Ein Alter, mit einem Kienspahn in der Hand, sah zu der vermummten in allerhand Tücher gehüllten ziemlich unkenntlichen Reitergestalt hinauf und brummte vor sich hin: nun, was giebt’s? Was es giebt? Halte mir Deinen Spahn besser in’s Gesicht oder wisch Dir den Schlaf aus den Augen. Da, gieb das an Mylord; ich will den Braunen derweil unterbringen, – der hat sich seinen Hafer heut verdient. Mit diesen Worten gab er dem Alten eine Ledertasche, die er unter dem Mantel getragen hatte  und griff nach dem Zügel seines Pferdes um es in den Stall zu führen. Der Alte aber war jetzt völlig in’s Freie getreten und dem Reiter ohne Weitres den ­Zügel aus der Hand nehmend, rief er in die Halle hinein: Heda, Bobby ⌐Schlafsack¬, will er wohl herunter von der Bank und die faulen Glieder zusammensuchen⌐genommen¬; Sam Taylor ist zurück; flink, sag ich, oder –

[SBB, St 75, 2] [Nürnberger 1965, 400–402] [NFA 24, 103] [HFA 1 V, 599–600] [HFA 2 I/7, 219–220]

[SBB, St 75, 3] [Nürnberger 1965, 402–403] [NFA 24, 104] [HFA 1 V, 600–601] [HFA 2 I/7, 220–221]

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[SBB, St 75, 4r] [Nürnberger 1965, 403–404] [NFA 24, 104–105] [HFA 1V, 601] [HFA 2 I/7, 221]

[SBB, St 75, 4v] [Nürnberger 1965, 404–405] [NFA 24, 105–106] [HFA 1V, 601–602] [HFA 2I/7, 221–222]

i.1  Historische Erzählungen

Ein blasser halbverschlafner Junge stolperte aus der Halle heraus und nahm den Zügel, der Alte aber zog den Angekommnen an das hellaut prasselnde Kaminfeuer und einen Deckelkrug vor ihn hinstellend sagte er: Das trink Sam, trink Du kennst meine alte Mischung, Heißbier mit Wachholder. Sam that einen tüchtigen Zug, schwur bei allen Heiligen  solch Bier in ganz London nicht gefunden zu haben, warf Mantel und Tücher ab und während starrte vergnüglich in die Flamme, während sein bereifter Bart aufthaute und die Tropfen wie lustige Thränen ihm über’s Gesicht liefen ⌐rannen¬. Der Alte verschwand inzwischen mit der Tasche und einen langen, Corridor ⌐nach Westen hin liegenden¬ dunklen Gang durchschreitend, an dessen Ende ein blakiges Licht brannte, stieg tappte er ⌐endlich¬ eine schmale Steintreppe hinauf und trat gleich darauf ⌐dann¬ in das Wohn- und Arbeitszimmer seines Herrn, das groß und geräumig war und das ganze erste Stockwerk des ⌐schon erwähnten¬ WestThurmes einnahm. Das Zimmer so groß und geräumig es war machte doch den Eindruck äußerster Behaglichkeit. Hohe Eichenholz-Pannele mit allerhand gothischem Schnitzwerk – ­einer Kunst die gerade damals in England blühte – liefen an allen vier Wänden rings herum; gegenüber der Eingangsthür brannten große Scheite Holz in ⌐dem reichverzierten¬ Kamin und unterbrachen die Stille durch ihr Knistern und Knallen; rechts davon an der Frontwand wölbte sich ein Bogenfenster, ⌐das¬ kirchenähnlich mit bunten aber unkenntlichen Malereien bedeckt war; über den Pannelen hin, an den Wänden entlang, hingen schwere Arrastapeten von dunkelrother Farbe und nur gegenüber dem großen Fenster hoch und breit fast wie dieses selbst hing das roh und ungeschickt aber in frappanter Charakteristik gemalte Bild jenes Talbot, der einst die Waffenehre Englands ⌐gewahrt und¬ der siegenden Zauber-Jungfrau gegenüber ⌐gewahrt und¬ mit seinem Tod besiegelt hatte. Es war eines jener wunderbaren Bilder, die einmal gesehn dem Auge nicht wieder verloren gehn und deren Mängel nur dazu beitragen ihre bleibende Wirkung zu verstärken. Das Der Gesicht Kopf war klein, mager, voll ⌐dünnen¬ seltsam krausen dünnen Haares aber voll energischen Ausdrucks und über die Rüstung, deren blinkenden Stahl man nur am Hals und unter dem zwickelbärtigen Kinn hervorschimmern sah, war ein seltsamer Mantel geworfen, der den größten ­Theil des Bildes einnahm und von blauer Farbe war mit goldnen Lilien darauf. Es mußte ein Anzug sein, den er bei einer jener Huldigungen u LehnsEidesleistungen getragen hatte, die die englischen Könige um ihrer französischen Besitzungen willen dem französischen Könige als ihrem Lehnsherrn leisten mußten. Zu Füßen dieses Bildes, ihm den Rücken zukehrend, saß George Talbots Enkel der gegenwärtige Lord Shrewsbury, ein Enkel Talbots und in Waffen erprobt gleich diesem. In der blutigen Schlacht bei Stoke focht er, siebzehn Jahr alt, an der Seite Heinrich Richmonds und half dem Hause Lankaster, dem er blind ergeben war, aufs Neue zu Thron und Herrschaft. Bei der Thronbesteigung Heinrichs VIII ward ihm das Ehrenamt eines Hausmarschalls übertragen; vier Jahre später führte er den Vortrab ⌐der Engländer¬ in der berühmten Sporenschlacht und 1522 ernannte ihn die Huld seines königlichen Herrn zum Vicekönig über die nördlichen Provinzen. Seitdem hatte er seinen Sitz in Sheffield-Castle, theils weil die Pflichten seines Amts ihn an Yorkshire fesselten, theils weil die Dinge bei Hofe in den letzten Jahren eine Wendung genommen hatten, die ihm mißfiel. Seine rücksichtslose ⌐und immer noch unerschütterte¬ Anhänglichkeit an die Lankastrier war in Konflikt mit der Strenge seiner sittlichen

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und religiösen Anschauungen gerathen und so gewiß auch seine Loyalität unerschüttert blieb, konnte er sich doch nicht entschließen  der Augenzeuge, – | oder gar der Betheiligte bei Vergnügen zu sein, die sein Glauben wie sein Herz verwarf. Er saß jetzt an seinem Arbeitstisch, den Kopf in die rechte Hand gestützt, augenscheinlich in das Lesen umfangreicher Papiere, wie es schien Urkunden vertieft. Vor ihm brannten 4 Wachskerzen auf doppelarmigen Leuchtern; der schwere Eichentisch war mit Papieren überdeckt. Sein Anzug war einfach. Er trug ein enganliegendes Wamms von schwarzem Sammt, nur die Aermel waren weit und gepufft. Seine Kopfbedeckung (ein Barett nach Sitte der Zeit) lag neben ihm und als er sich jetzt dem eben hereintretenden Sam zuwandte sah dieser in das hochgestirnte, mit wenig ­grauem Haar bedeckte Antlitz seines Herrn, dessen Adlernase fast in Widerspruch stand zu dem milden Ausdruck seines Auges. Die Störung schien dem Lord durchaus unerwünscht und eine leichte Röthe flog über sein Gesicht; aber eh sein Unmuth noch Worte gefunden hatte hielt ihm Adam schon die Ledertasche entgegen und mit einem kurzen: „Sam Taylor ist zurück“ l­egte er die Ledertasche vor seinen Herrn auf den Tisch hinlegend, schickte er sich an ­wieder zu gehn. – „Gieb ihm einen guten Krug ⌐, Adam¬; s ist bitterkalt heut; und laß ihn warten in der Halle“. Mit diesen Worten öffnete er die Tasche, während der Alte das Zimmer verließ Die Züge des Lords veränderten sich schnell; Neugierde trat und Aufregung traten an die Stelle des Unmuths. |Der Inhalt der Tasche bestand aus zehn bis zwölf Briefen, die der Lord eilig und ohne besonderes Interesse durchlief  nur zwei las er mit Aufmerksamkeit, einzelne Stellen leise wiederholend, andere mit Zeichen ⌐oder Ausrufungen¬ des Misfallens begleitend. Der eine dieser Briefe war von Thomas Allan, einem vertrauten Agenten des Lords, der an seiner Stelle ⌐desselben¬ alle kaufmännischen Geschäfte zu besorgen und über allerhand die politischen Vorgänge und ⌐Hof¬ Neuigkeiten ⌐bei Hofe¬, so weit sie zu seinen Ohren kamen, zu berichten pflegte. Der Brief lautete: Mylord. Euer Lordschaft Schreiben vom 3 ten d. M. empfing ich heut vor 8 Tagen durch Ihren Diener Sam Taylor. Ich habe inzwischen Ew. Lordschaft Aufträge ausgeführt. Mr Clapmann in Moorgate-Street versichert mit Bauholz noch auf Jahre versorgt zu sein, aber mit den Herren Spenser & Fellow hab’ ich Contrakt gemacht und bitten diese Herren Ew. Lorschaft das ⌐das bewußte¬ Holz, den Don hinunter, bis Hull Kingston flößen zu lassen, wo diese Herren ⌐sie, wie ich höre,¬ große Seeschiffe haben um es weiter zu transportiren. – Mit Mr Peacock bin ich unter den alten Bedingungen einig geworden. Er versicherte mir, daß er jede Menge Wachs ⌐(auch die größte)¬ die ich ihm liefern wolle, immer zu dem jetzigen Preise immer nehmen werde und hat mir vorläufig 50 L. St. eingehändigt, über die ich Ew. Lordschaft in Ihrem nächsten Schreiben zu verfügen bitte. Bei Hofe jagen sich die Feste, heute in York-Palace, morgen in Greenwich, am dritten Tag in Richmond und am vierten in Hampton-Court. Mylord würden das Leben hier sehr verändert finden. Seit gestern ist die ganze Stadt in Aufregung: Miß Anne Bulen ist ⌐auf Ausspruch Sr Majestät¬ zur Marquise v. Pembroke erhoben. Man sagt sich auch: Mylord Cardinal ⌐v. York¬ sei dagegen gewesen aber die schönen Augen Miß Annen’s könnten ⌐wären¬ bereits mehr ⌐klüger¬ als die klugen Lippen von ­Mylord Cardinal. Dieser, so heißt es, neige sich wieder der Königin zu und bedaure es längst ⌐jeden Tag mehr,¬ das Auge Sr Majestät auf die schöne Miß Anne gelenkt zu haben.  Man sagt noch viel mehr, Dinge die ich nicht kaum niederzuschreiben wage.

[SBB, St 75, 5r] [Nürnberger 1965, 404–405] [NFA 24, 105–106] [HFA 1V, 602–603] [HFA 2I/7, 222–223]

[SBB, St 75, 5v] [Nürnberger 1965, 405–406] [NFA 24, 106–107] [HFA 1V, 603] [HFA 2 I/7, 223]

[SBB, St 75, 6r] [Nürnberger 1965, 406–407] [NFA 24, 107–108] [HFA 1V, 603–604] [HFA 2I/7, 223–224]

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[SBB, St 75, 6v] [Nürnberger 1965, 407–409] [NFA 24, 108] [HFA 1 V, 604–605] [HFA 2 I/7, 224–225]

i.1  Historische Erzählungen

Es heißt Miß Anne werde Königin werden ⌐und der König selbst ein Ketzer, denn Miß Anne sei der neuen Lehre zugethan,¬ und wenn ich das Ew. Lordschaft freilich nur melde, um Ew. Lordschaft zu zeigen was man in London jetzt alles für möglich hält, so ist doch soviel gewiß daß der König mehr denn je auf seiner Scheidung besteht und bei der neuen Marquise öfter gesehen wird, als es gut wäre ⌐sein müßte¬ um solche Gerüchte zu zerstreuen. Mylord Cardinal erscheint oft tagelang nicht bei Hofe  desto häufiger aber ⌐sieht man ihn¬ im Hause der Königin. Andre sagen alles sei nur Spiel und Miß Anne, ⌐der König¬ und Mylord Cardinal im Einverständniß. Klug genug ist er um uns alle zu nasführen und andre Personen mit die ich nicht zu ⌐die arme Königin mit.  Noch andre giebts und¬ zu diesen gehör’ ich selbst  die da meinen er schwanke noch. Es ist kein Zweifel  er haßt Miß Annen, die aus seinem Werkzeug seine Herrin zu werden droht, aber er schwankt noch ob er diesem Haß den Zügel schießen lassen, oder ihn die Maske unterdrücken Er fürchtet sie und weil er sich zu schwach fühlt sie zu stürzen, wird er ihr die Schleppe tragen. Er haßt Miß Annen aber er fürchtet sie auch und je nachdem sein Haß oder ­seine Furcht größer ist ⌐das Uebergewicht gewinnt¬ wird er Parthei gegen oder für sie ergreifen. Das Volk ⌐(so sehr es die Kon¬ ist für Anne Bulen, nicht aus Liebe zu ihr (denn es liebt und bemitleidet ⌐nur¬ die Königin) aber aus Haß gegen Mylord Cardinal. Wir sind alle in großer Erwartung; diese Ungewißheit kann nicht lange mehr dauern; sobald sich die Dinge bei Hofe geklärt haben schreibe ich unverzüglich und sende den Brief durch einen expressen Boten. Bis dahin bin ich wie immer Ew. Lordschaft treu-gehorsamster

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Thomas Allen.

[SBB, St 75, 7r] [Nürnberger 1965, 409–410] [NFA 24, 108–109] [HFA 1V, 605–606] [HFA 2I/7, 225–226]

⌐Postskriptum: Sir Robert Sheffield ist wegen einer Klageschrift gegen Mylord Cardinal in den Tower gesetzt worden. Er gehört zur Parthei der Marquise v. ­Pembroke. Ew. Lordschaft mögen hieraus erkennen, wie verworren die Lage ist und daß Niemand berechnen kann, was der nächste Tag bringen wird.¬ Der zweite Brief war kurz und von der Hand Sir Thomas Cromwells. Er schrieb: Ich habe Euer Lordschaft Schreiben am 5t d. M. in Hampton-Court empfangen. Noch an demselben Abend nahm ich Veranlassung, ⌐im Zwiegespräch mit ⌐während des Vortrags bei¬ ¬ Mylord Cardinal, ⌐demselben¬ Ew. Lordschaft Frage vorzulegen. Er antwortete schnell rasch und bestimmt: daß er glaube des Königs Wunsch dahin zu kennen, daß Seine Majestät überaus erfreut sein würde Euer Lordschaft in Seiner Nähe ⌐am Hofe¬ zu wissen und daß er (Mylord Cardinal) um deshalb ⌐gestützt hierauf¬ den Rath ausspräche ⌐ertheilen müsse¬, es möge Eurer Lordschaft gefallen sobald wie möglich sich ⌐nach London und¬ an den Hof zu kommen. Mylord Cardinal thaten diesen Ausspruch mit solcher Entschiedenheit, daß ich Ew. Lordschaft bitten möchte den Abmahnungen einzelner Freunde (wie |(wie mir aus einer ⌐von denen mir eine¬ Andeutung in Ew. Lordschaft Brief hervorgeht ⌐hervorzugehen scheint¬ ⌐zu sprechen scheint¬) nicht Gehör zu geben; Sollten Ew. Lordschaft Bedenken aber dennoch stärker sein als der nicht zweifelhafte Wunsch Seiner Majestät und Mylords Cardinal, so würd’ ich es für unumgänglich achten in einem Entschuldigungsschreiben, vor ­allem an Mylord Cardinal, Euer Lordschaft Ausbleiben zu erklären. In der Hoffnung Euer Lordschaft noch vor Ablauf des alten Jahres hier zu sehn  Euer Lordschaft gehorsamster Diener Thomas Cromwell.

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Mylord und immer wieder Mylord murmelte der Graf vor sich hin  als er den Brief zusammenfaltete und mit einem Ausdruck von Bitterkeit und Verachtung bei Seite schob. Wie alles kriecht vor ihm! Ich soll es auch, Und daß ich auch krieche das ist es warum er mich an den Hof fordert. Der König will mich nicht; ⌐ich¬ er ⌐ich¬ weiß ⌐es;¬ daß ich nicht tauge ⌐er kennt mich zu gut als daß er nicht wissen sollte, die Talbots taugen nicht¬ zum Schleppenträger⌐n¬ seiner neugeschaffnen Marquise. In sichtlicher Aufregung überflog er den Brief Thomas Allans noch einmal, erhob sich dann, trat an’s Fenster, durchschritt das Zimmer nach allen Seiten und setzte sich wieder: An den Hof? ⌐Niemals!¬ Parthei ergreifen zwischen zwei Ehrgeizigen die ränke­volle Schlauheit und eine schöne Larve gegen einander in’s Feld führen? Niemals Solche Kämpfe sind nicht für mich. Auch nicht ihr Zeuge mag ich sein. In diesem Augenblick klang das Lärmen einer Glocke herauf; sie rief zur Abendmahlzeit und Lord Shrewsbury ergriff einen der Leuchter um sich treppab ⌐in die Halle und¬ in das ⌐hinter derselben gelegene¬ Speisezimmer zu begeben, wo er seine Familie schon ⌐bereits¬ versammelt fand. Dies Speisezimmer verhielt sich zu der ⌐zur¬ großen Halle, wo wir Sam Taylor am Kaminfeuer zurückgelassen hatten, wie das ⌐der¬ Chor einer Kirche zum Schiffe derselben. Es war klein, beinah eng und hatte die Form eines Halbkreises. Ohngefähr in der Mitte, etwas mehr den mit Fen Blei durchgitterten Fenstern zu, stand ein länglicher Tisch auf dem ein Stück Wildpret dampfte. Die Teller waren von Silber, sonst schien jeder Luxus geflissentlich vermieden und die Suppe die in kleinen irdnen Schalen auf dem Platz eines Jeden dampfte, schien nichts andres zu sein als ein reichlich gewürztes Bier. Drei Damen saßen bereits am Tisch; zwei derselben erhoben sich und nahmen erst wieder Platz als sich ⌐nachdem¬ Lord Shrewsbury ⌐das Tischgebet gesprochen und sich¬ selbst niedergelassen ⌐gesetzt¬ hatte. Er saß ⌐Er hatte jetzt¬ ⌐Sein Platz war¬ zwischen seiner Mutter und seiner Gemahlin ⌐neben sich¬; ihm gegenüber saß seine Tochter. Die beiden jüngeren Damen, ⌐Mutter und Tochter,¬ waren nach der Sitte der Zeit gekleidet: eng anliegende Mieder aber ausgeschnitten, die Aermel weit, der Stoff von schwerem Seidenzeug, mit eingewebten Blumen. Ihr Kopfputz war ⌐bestand in¬ eine⌐r¬ schwarze Haube von schwarzem Sammt, die kaputzenartig nach Art einer Kaputze bis auf die Achsel niederfiel, aber wie alle Kopftrachten und die Gesichter Beider ⌐mit¬ einer einem schwarzen Rahmen ⌐­Linie¬ fassend ⌐umgrenzend¬, ⌐namentlich¬ die klare Farbe der Tochter doppelt ⌐um so¬ klarer erscheinen ließen. Zur Rechten des Lords saß seine Mutter, eine Frau über die Mitte der siebzig hinaus. Sie war eine Enkelin Humphrey Staffords ⌐trug ihr¬ schwarzes Wittwenkleid seit dem Todestage ihres Gemahls. Ihre Haube war von schwarzem Flor, ⌐eng anliegend,¬ und bedeckte die Hälfte der Stirn. Nur wenig Haar schimmerte hervor; es war schneeweiß. Ihre Erinnerungen gingen nicht weit über die Thronbesteigung Heinrichs VIII ⌐des jetzigen Königs¬ hinaus, wo sie zum letzten Mal in London gewesen war. Sie hörte tagelang dem ⌐Tisch-¬Gespräche zu, ohne sich daran zu betheiligen. Nur wenn ein Wort fiel, das dem ⌐ihrem¬ lankastrischen Fanatismus ihres Herzens zu nahe trat, wachte sie auf und sprach von alten Tagen. Sie mocht’ es wohl, denn sie war eine Enkelin Humphrey Staffords jenes Herzogs von Buckingham, der die kurze Zwischenherrschaft der Yorks mit seinem Blute zahlen mußte.

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[SBB, St 75, 7v] [Nürnberger 1965, 410–411] [NFA 24, 109–110] [HFA 1V, 606] [HFA 2 I/7, 226]

[SBB, St 75, 8r] [Nürnberger 1965, 411] [NFA 24, 110] [HFA 1 V, 606–607] [HFA 2 I/7, 226–227]

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[SBB, St 75, 8v] [Nürnberger 1965, 412–413] [NFA 24, 110–111] [HFA 1V, 607–608] [HFA 2I/7, 227–228] (1)

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[SBB, St 75, 9r] [Nürnberger 1965, 413–414] [NFA 24, 111–112] [HFA 1V, 608–609] [HFA 2I/7, 228–229]

i.1  Historische Erzählungen

Als man den ersten Imbiß schweigend genommen hatte, legte ⌐schob¬ der Lord seinen Teller bei Seite legte der Lord seinen Löffel nieder und sprach mit erkünsteltem Gleichmuth vor sich hin: Sam Taylor ist zurück. „Ich weiß“ erwiederte Lady Shrewsbury ich sah ihn am Küchenfeuer wie er den Mägden erzählte. Was hat er gebracht? ⌐Wenig Gutes.¬ Ich soll an den Hof. Da geh ich mit, Vater. Ich sehne mich nach London“ unterbrach ihn Lady Kate ⌐Margarethe¬ mit verlegenem Lachen ⌐lebhaft die gegenübersitzende Tochter¬. Du weißt. Glaub’s, Lady Margret, aber ich sehne mich nicht und wir bleiben hier. Ich passe nicht mehr an den Hof; der alte Geist ist hin, Ränkemacher ⌐Emporkömmlinge¬ treiben ihr Wesen ⌐bei Hof, Ränkemacher¬ und französische Weiber. „Wir gehen nicht. ⌐fuhr dieser fort¬ Der Hof ist kein Platz mehr für Lady Evelyn Shrewsbury. Die Königin verweint ihre Tage in Ascott-House. Ich hasse diesen Cardinal  der statt seinem König zuzurufen: Du sollst nicht ehebrechen ihm ⌐allerlei¬ Buhldirnen ⌐an seinen Hof¬ zuführt, ⌐listige Weiber¬ die ­seine Creaturen sind und den König abziehn von seiner Pflicht und dem Regiment des Landes. Lady Evelyn schwieg verlegen. Ihre Mutter aber ergriff jetzt das Wort und sich rasch ihrem Gemahl zukehrend, fragte ⌐sprach¬ sie mit Lebhaftigkeit: so ist’s doch wahr? Anne Bulen wird Königin? Ob sie’s wird? wer weiß es mag es sagen. Ich hoffe daß der Himmel diese Schmach von unsrem Lande fern hält ⌐und unsrer Königin, Gott erhalte sie, jene Standhaftigkeit leiht, die Noth thut um ⌐daran¬ das Werk des Teufels zu Schanden zu machen ⌐scheitern mu߬ ¬. Aber daß diese Frage uns beschäftigen kann ist schon eine Schmach. Mylord, fuhr Lady Shrewsbury fort, ich kann nicht Herr über den Gedanken werden, daß wir die Schuld mittragen, die sich am Hofe vollzieht. Wenn in falschem Stolz die Besten des Landes sich fern halten von der Majestät, lassen sie Platz für die Schlechteren und zuletzt selbst für die Schlechten selbst. Laß uns gut machen, was wir versäumten. Du weißt, ich ziehe die Stille ⌐und¬ die Zurückgezogenheit dem glänzenden Treiben ⌐Glanz¬ der Hauptstadt vor, aber wir folgen nur unsrer Pflicht |wenn wir der Königin nahe sind und sie beschwören auszuharren bei ihrem Recht. Sie hat eine Parthei, ⌐bei Hofe,¬ die laß uns stützen. Der Hof hat nur zwei Partheien, entgegnete der Lord, Anna Bulen und Mylord Cardinal. So tritt zu ihm. Nie! rief der Graf mit Heftigkeit aus und sich in den Stuhl zurücklehnend verfiel er in minutenlanges Schweigen. Dann fuhr er fort: Ich habe mein Herz gefragt, ob es der Groll ist, den ich gegen ihn im Herzen dieses Mannes Hochmuth trage, ob es ⌐oder¬ die Nachempfindung einer Kränkung, ist, was eine tiefe ⌐ewige¬ Kluft ⌐zieht¬ zwischen mir und ihm aber ich rufe Gott zum Zeugen an, daß ⌐es ist das Eine nicht und nicht das Andre.¬ Diese Abneigung wollt’ ich so gewiß niederkämpfen wie ich sie empfinde. Hielt ich ihn für

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einen stolzen und ehrlichen Feind, ich wollt ihm meine Hand reichen ginge morgen an den Hof und sagte ihm: Mylord unsre Sache ist dieselbe  werfen Sie den Namen Talbot mit in die Waage, wo Sie dessen bedürfen. Aber dieser Wolsey ist schlechter als die Parthei, die er bekämpft. Diese Miß Anne sammt ihrem Schwarm von Vettern und Verwandten  die das Ohr des Königs so bestechen  wie sie seine Augen besticht, sind wenigstens ehrlich. ⌐Ihr Ziel ist klar:¬ Miß Anne soll Königin werden; da ist kein Schwanken, rücksichtslos verfolgen sie ihren Weg. Sie handeln schlecht, aber sie handeln ehrlich. Wer mit ihnen geht, Gott halte mich fern davon, ist sicher vor Verrath. |Aber dieser Cardinal, dessen Herz von einem hohen und sittlichen Gefühl nie berührt worden ist, der nichts kennt als sich, seinen Vortheil, seine Eitelkeit – ist eine Ver­räthernatur durch und durch. Er würde heut den König verrathen um morgen Papst zu sein. Ich kann nicht auf die Seite eines Mannes treten der jeden Augenblick fähig ist sich mit dem Feinde zu verbinden, den wir gemeinschaftlich bekämpfen ­wollen. In diesem Augenblick ergriff die Mutter des Lords seine rechte Hand und ohne zu ihm aufzublicken, sprach sie langsam und eintönig vor sich hin: Wie Du so laut bist, George! Geh nach London; Mylady Shrewsbury hat Recht: wo kein Licht hinfällt, da ist Schatten. ⌐Warne den König; stell Dich zwischen ihn und diese Anne Bulen; es ist Sünde und die Frucht dieser Sünde ist Blut und Tod. Der Lord wollte sie unterbrechen, aber eine leise Kopfbewegung deutete ihm an, daß sie nichts hören wolle und in derselben eintönigen Weise aber lebhafter fuhr sie fort:¬ Ich habe solche Zeiten erlebt, ⌐George,¬ Du warst noch kaum geboren George und ich habe ⌐die blutige Saat¬ gesehn, was die daraus wuchs. Ich war noch jung, aber ich höre die Glocken von Westminster so nah am Ohr  als klängen sie von unsrem Thurme draus und ich sehe König Eduard wie er von Charing-Cross herunterkam und neben ihm das schlaue, schöne Weib das eines Kaufherrn Weib gewesen war, ⌐Elisabeth Grey, die so hoch stieg und so tief fiel.¬ und ⌐Lord Rivers ihr Bruder¬ die nun einherschritt, als sei sie immer um einen Kopf höher gewesen als der Adel des Landes. Das Volk jubelte, aber der Adel blickte scheel. Nicht jedes König s Gemahl ist eine Königin. Soll ich Euch erzählen wie das Alles endete? George, Du hast es miterlebt. Der große Würger kam über alle und was jenem Weibe nahe stand: Bruder, Kinder, alles sank hin. Er war ein Scheusal der sie würgte, aber doch vielleicht ein Werkzeug nur. Elisabeth Grey war schuldig. Ist Anne Bulen ein Engel? „Ich kann nicht, Mutter,“ entgegnete sichtlich erschütt Graf – „Mylord Cardinal – Ich weiß Du liebst ihn nicht George, aber Deine Abneigung gegen den Cardinal überhebt Dich nicht Deiner Pflicht gegen Deinen und seinen Herrn. Vermeide Sei selbstständig, Du wirst Männer finden  die Dich um Dich schaaren, vermeide den Cardinal aber halte Dich zur Königin. Du schilst ihn einen Emporkömmling und kannst ⌐willst¬ ihm nicht verzeihn, daß er eines Fleischers Sohn ist  aber Du vergißt, George, daß ⌐auch¬ die Talbots nicht immer Grafen von Shrewsbury waren und daß der ⌐Ahnherr¬ der das Große thut, nicht kleiner sein kann als der ⌐Enkel¬ der die Größe erbt. Das ist es nicht Mutter, er ist treu so klein wie er hoch steht nicht treu, das ist’s. Er ist nicht treu! Du kennst ihn besser als ich, George, Du bist ihm viel begegnet, ich kann nichts dagegen beweisen, ⌐aber und Thomas Allen schreibt es auch,¬ aber ich glaub es nicht. ⌐Laß Dir sagen, George.¬ Heinrich Tudor hatte ein scharfes Auge, ⌐war klug¬ sie sagten damals er sei weise wie Salomo, ⌐und ich entsinne mich,¬ Du

[SBB, St 75, 9v] [Nürnberger 1965, 414–415] [NFA 24, 112] [HFA 1 V, 609–610] [HFA 2 I/7, 229–230]

[SBB, St 75, 10r] [Nürnberger 1965, 415–416] [NFA 24, 112–113] [HFA 1V, 610–611] [HFA 2I/7, 230–231]

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[SBB, St 75, 10v] [Nürnberger 1965, 416–417] [NFA 24, 113–114] [HFA 1V, 611] [HFA 2I/7, 231]

[SBB, St 75, 11r] [Nürnberger 1965, 417–418] [NFA 24, 114, 745] [HFA 1V, 611–612] [HFA 2I/7, 231–232]

[SBB, St 75, 11v] [Nürnberger 1965, 418] [NFA 24, 114–115] [HFA 1V, 612–613] [HFA 2I/7, 232–233]

i.1  Historische Erzählungen

hast es selbst gesagt. Auf seinem Sterbebette sprach er: ⌐Heinrich,¬ ich empfehle Dir ⌐alle¬ meine Diener, sie sind erprobt ⌐in schwerer Zeit¬; aber auf einen nenne ⌐empfehl¬ ich Dir vor allen: Thomas Wolsey; ⌐auf den baue,¬ er ist klug und treu. Die Sterbenden haben ein scharfes Auge und Heinrich Tudor sah immer scharf. Die letzten Worte seiner Mutter machten einen ersichtlichen Eindruck auf den Lord, der ohnehin in patriarchalischer Weise daran gewöhnt war den Worten seiner Mutter Einfluß auf seine Entschließungen zu gönnen. Ich habe keine Beweise“ ⌐Er schwieg eine Weile, dann¬ murmelte er ⌐wie im Selbstgespräch¬ vor sich hin „Ich weiß ⌐Daß er eitel ist und hochmüthig, das weiß ich, daß er Zucht und Sitte verhöhnt, das weiß ich auch, nicht aber daß er treulos ist, noch ⌐das¬ weiß ich’s nicht. ⌐Es ist Vermuthung, Verdacht.¬ Wenn ich ihm Unrecht thäte?¬ Der Boden bei Hofe ist glatt und wer nicht fallen will muß ⌐zu¬ gleiten verstehn. „Mutter – fuhr er lauter und mit der Freudigkeit eines gefassten Entschlusses fort – |ich geh nach London, aber nicht heut, nicht morgen, dann erst wenn der Nebel gefallen und Freund und Feind zu unterscheiden ist. Ich schreibe an die Königin und leg es in ihre Hand. Sie mag entscheiden, ob und wann sie meiner bedarf. Ihr zu dienen und ihrem Recht bin ich jede Stunde bereit  treff ich auf diesem Wege Mylord Cardinal so wollen wir zusammengehn  aber die Wege Mylords sind nicht die meinen, bevor ich nicht weiß  wohin sie führen. Mit diesen Worten erhob er sich, reichte seiner Mutter den Arm und verließ führte sie, gefolgt von Frau und Tochter, in das Damenzimmer wohin Sam Taylor alsbald beschieden wurde um von London zu erzählen und den tausend Gerüchten, die damals in der City sich kreuzten. Es waren seltsame Geschichte und die Herrschaft horchte am Kammin kaum minder aufmerksam als das Küchengesinde, daß bei Gin und Heißbier die Nachrichten früher erfahren hatte. Südlich von Charing-Cross, in geringer Entfernung von der Themse, erhob sich der Pallast des Erzbischof s von York. Es war ein stattlicher ⌐Ziegel¬Bau, kaum ein Jahrzehnt alt, flach, zweistöckig, langgestreckt und in der Mitte, zu beiden Seiten des gothisch reich-canellirten Portals von zwei abgestutzten Thürmen überragt. Eine Sandsteintreppe führte in’s erste Stock, dessen ⌐linke,¬ nördlich gelegene Hälfte unbewohnt war. Rechts hin erstreckte sich eine Reihe von Zimmern, darunter ein mit Freskobildern reichgeschmückter Tanzsaal, bis man zuletzt in das räumlich bescheidne aber mit gesuchtem Luxus eingerichtete Wohnzimmer Mylord Cardinals trat, das, ein Viereck fast, ⌐im Westen¬ einer reizenden Frontaussicht nach Westminster hin und im Süden eines Ueberblicks über die Themse und das jenseits gelegene Southwark genoß. Gegenüber den beiden Fenstern befanden sich zwei Thüren, von denen die eine, groß, schwer und reich mit Schnitzwerk versehn, auf jene Reihe glänzender Zimmer hinausführte, drin sich schon erwähnte ⌐allwöchentlich einmal der Glanz ⌐des Hofes¬ versammelte¬, während die zweite hinter einem faltigen Tuchvorhang sich verbarg und den Eingang für die Diener und alle Vertrauenspersonen des Erzbischofs bildete. Die Einrichtung dieses Zimmers war mit orientalischem Luxus ausgeführt: Goldtapeten bedeckten die Wände; massivsilberne Figuren trugen die Marmorplatte des Kammins, ein türkischer Teppich bedeckte den Boden und blühende Orangen| bäume standen in den Ecken des Zimmers und erfüllten es mit ihrem ⌐berauschenden¬ Duft. In der vierten Ecke, zwischen den beiden Fenstern  so daß man einer doppelten Aussicht genoß, stand ein schwerer und geräumiger Arbeitstisch, dessen Einfachheit zu dem

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übrigen Luxus der Einrichtung wenig passte. Fast unordentlich lagen Bücher, Papier, Federn Siegelwachs und Federn drauf umher, aber das Auge fand nicht Zeit  diese Unordnung zu bemerken, denn im Hintergrunde des Tisches erhob sich ⌐stand¬ ein silbernes Crucifix und unmittelbar darüber, den Wandpfeiler fast ausfüllend, erhob sich lachte von der Wand herab eine Leonardosche Madonna mit dem Kinde dem Beschauer entgegen. Beides waren Geschenke des Papstes, Julius II, jene eine Arbeit d’Argagna’s, dieses die letzte Arbeit Leonardo’s ⌐seit wenig Monaten erst im Besitz des Cardinals¬. An diesem Tisch, eine Feder in der Hand und eben mit Abfassung eines für Rom bestimmten Briefes beschäftigt, saß Thomas Wolsey, Bischof von Winchester, ⌐zugleich¬ Erzbischof von York, erster Minister Legat des römischen Stuhl s und allmächtiger Minister König Heinrichs VIII. Er war von niedrer Herkunft, aber seine Züge ⌐wie seine Haltung¬ trugen nichts davon zur Schau und der kluge, durchdringende Ausdruck seines Auges stimmte zu seiner hohen, und von geistiger Arbeit zeugenden Stirn. Sein Mund war feingeschnitten und nur die fleischige Fülle seines Untergesichts, ⌐mehr noch als seine Wohlbeleibtheit¬ überhaupt, deutete auf das sinnliche .… hin, das ein Hauptzug seiner Natur war. Seine Kleidung war reich aber einfach und ihrem Schnitt nach mehr die eines Hofmanns und Cavaliers als eines Kirchenfürsten. Er trug einen weiten, vorn überschlagenden Rock von schwerer dunkelgrüner Seide, vorn auf der Brust und an den Aermel­aufschlägen mit leichtem Pelz besetzt. Nur seine Kopfbedeckung erinnerte ⌐durch Form u Farbe¬ an seinen geistlichen Stand ⌐Beruf¬ und bestand aus einer nach oben hin ausgeschweiften violetten Sammtkappe. viereckig und nach oben hin doch abgerundet. Er legte jetzt die Feder nieder und sann vor sich hin. Die blendete Mittagssonne fiel auf eines der mit Eisblumen ⌐dünn¬ überzogenen Fenster und blendete ihn. Er stand auf und zog einen rothseidene Gardine vor, die jetzt ein rothes, ⌐zauberhaftes¬ Licht im Zimmer verbreitete. Er sah sich um als horche er auf etwas aber es blieb still die Scheite im Kamin waren niedergebrannt, geräuschlos trafen sich der Duft der Farbe und der Blüthen in der Luft und nur in langen Pausen hörte man wie das niederthauende FensterEis am Fenster in klingenden Tropfen niederfiel. Als er die Feder wieder ergriff um weiter zu schreiben, fiel sein Auge auf die von Roth überflogene ⌐vor ihm stehende¬ Statuette Clemens VII und in Gedanken versunken starrte ⌐verfolgte¬ er auf die schlaffen, wohlwollenden Züge des Mannes um dessen Mundwinkel es lächelte, während aber jene scharfen Linien fehlten  die den Mann von Charakter zu verrathen pflegen. Verschiedne Stimmungen, in raschem Wechsel, malten sich ⌐ersichtlich¬ auf dem Antlitz des |Beschauers, jene eine aber behielt die Oberhand, die da fragen mochte: warum nicht ich? warum nicht die eine jene, letzte Staffel ⌐erklimmen¬ noch? der ich hundert Sprossen Und diese Frage durfte ihn beschleichen. Talent und Glück hatten ihn von ­Stufe zu Stufe getragen, was hinter ihm lag war ein endloser Weg, was vor ihm lag nur ein Schritt. Hundert Stufen hatten die Leiter seines Glücks gehabt, vom lateinischen Lehrer in Oxford war er ⌐bis zum¬ Kaplan und Almosenier Heinrich Tudors, – ⌐wie viel schwere Anfangsstufen waren bis dahin!¬ emporgestiegen, ⌐Und Heinrich Tudor starb.¬ und aus dem treuen Diener des Vaters ⌐alten Königs¬ wuchs rasch der Freund des jungen heran. Im verschwiegnen Gemach bei Wein und Weibern, und dann im Beichtstuhl sich aufrichtend in aller Würde seines Amts, zur Sünde verführend und

[SBB, St 75, 12r] [Nürnberger 1965, 419–420] [NFA 24, 115][HFA 1V, 613–614] [HFA 2I/7, 233–234]

[SBB, St 75, 12v] [Nürnberger 1965, 420] [NFA 24, 115–116] [HFA 1V, 614] [HFA 2I/7, 234]

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[SBB, St 75, 13r] [Nürnberger 1965, 421–422] [NFA 24, 116–117] [HFA 1V, 614–615] [HFA 2I/7, 234–235]

[SBB, St 75, 13v] [Nürnberger 1965, 422–423] [NFA 24, 117] [HFA 1V, 615–616] [HFA 2I/7, 235–236]

i.1  Historische Erzählungen

die Sünde vergebend hatte er Gewalt gewonnen über den jungen König der unterm Scheine allmächtiger Gewalt zum Werkzeug ⌐Spielball¬ dieses Klügeren zusammenschrumpfte und einmal den Fuß im Bügel waren die königlichen Gnaden wie ein Regen Goldes über ihn gekommen. Bisthum auf Bisthum gab ihm Titel und seinen ­Titel  Eli, Winchester ⌐und¬ endlich York liehen ihm Titel und Gold, Könige buhlten um seine Gunst, der Kaiser  in dessen Reiche die Sonne nicht unterging  vergaß vor ihm seiner Macht und Größe – Erzbischof, Cardinal, Legat – warum nicht Papst .. In diesem Augenblick trat ⌐erschien¬ eine Page geräuschlos in’s Zimmer ⌐an der Thür¬ und meldete Mr. Morton. Der Cardinal nickte bejahend und Mr. Morton, ⌐eine Art Haushofmeister der Marquise von Pembroke¬ trat ein. Es war ein Mann von etwas über vierzig, etwas ⌐ziemlich¬ linkisch in seinem Benehmen, aber allem Anschein nach verschmitzt und geldgierig. Im Uebrigen bot seine Erscheinung nichts Besondres. Eine Handbewegung des Cardinals lud ihn zum Sitzen ein. „Nun Morton“ begann der Cardinal „ich seh Euch seltner als mir lieb ist; seit fünf Tagen kein Wort; ei, ei, bin ich zu karg um treue Diener zu haben? Der König war in Richmond … „Gestern Mylord“ unterbrach ihn hier der Diener Anne Bulens ⌐bejahte¬ Morton und fuhr ⌐dann¬ gelassen fort „es gab nichts, Mylord ⌐all die Tage¬; wir hatten’s bitter kalt in Richmond, und heizten die Kamine und hörten die Heimchen singen. Kein Mensch kam uns über die Schwelle, nicht einmal Mr. Ralph Tennyson und der hat’s doch wärmer als unserein. Ja, das mein’ ich Mylord, ⌐daß er’s wärmer hat warm sitzt¬ und ich mein’ auch, daß das Lied recht hat: Wer in ⌐Bei¬ Wind und Wetter ans Liebchen denkt ⌐gedacht¬ Der hat zwei Mäntel umgehängt ⌐Das ist wie ein Mantel in kalter Nacht¬. Nun gestern also kam der König. Es war ein prächtiges Jagdwetter, Seine Majestät stieg lachend vom Pferd und bat um einen Morgenimbiß für sich und seine Begleiter. Wir hatten bald das Haus voll, lauter Herzog von Norfolk, Lord Edmund Howard, Howard’s und Bulen’s und was sonst noch dazur Familie gehört. Beim Frühstück saß die ⌐Unsre¬ Marquise ⌐sa߬ dem König gegenüber und Seine Majestät waren sehr gnädig und baten er ⌐beim Weine¬ sprach ⌐er¬ den Wunsch aus, sie und Lady Kate Howard, die auch zugegen war, möchten die Jagd mitmachen. Lady Anne verneinte es, sie ha es sei zu kalt und sie hätte Briefe nach Frankreich zu schreiben, die | keinen Aufschub duldeten. Wie nahm das ⌐Und¬ der König auf? unterbrach fragte gespannt der Cardinal. Er schwieg und alle mit ihm ⌐war verstimmt¬. Ich schien verstimmt stand hinterm Stuhl der Marquise und bemerkte deutlich, daß seine Stirn roth wurde, wie wenn ein böser Gedanke ihm ⌐etwas¬ durch den Kopf ginge. ⌐Der Cardinal horchte auf.¬ Aber es währte nicht lange, Graf Surrey küßte der Marquise die Hand und witzelte über den französischen Hof und die Herzogin von Alençon; ⌐das half¬. Ich verstand es nicht ⌐wie er’s meinte,¬ aber der König lachte, küßte ⌐dann¬ der Marquise die Hand und als ⌐stieg¬ er zu Pferde. saß schwur er hoch und theuer, daß die nächste Jagd in Warwickshire sein solle Noch vom andern Ufer aus grüßte er; ich erkannt’ ihn an seinem Barett und an der weißen Feder die in der Sonne blitzte. Mr. Morton schwieg. einen Augenblick. „Sonst nichts?“ fragte endlich der Cardinal. „Nichts. Ralph Tennyson kam und blieb spät. Es war wie immer. Wie immer? das ⌐Euer „wie immer“¬ macht mich nicht klüger; Ihr geizt mit Euren Worten „wie immer“, – das ist’s! Sprecht deutlicher Morton.

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Nun  Mr. Ralph kam gegen sieben. Erst spielten ⌐sie¬ und sangen ein paar Lieder wie sie immer thun. Miß Kate Howard war bei ihnen. ⌐Ich ging ab und zu.¬ Nach Tisch sah ich sie beim Dame ⌐Brett¬spiel; , aber Mr Ralph verlor mal auf mal, so daß Lady Anne lachend ausrief: wer nicht spielen kann ⌐sein Spiel nicht versteht¬ mit dem spiel ich nicht. Dann rief sie nach französischen Karten, breitete sie über den Tisch aus und prophezeihte daraus. Die | beiden Damen hört’ ich lachen so oft ich eintrat, aber Mr. Ralph war ⌐schien¬ ernst und ⌐wie¬ bestürzt. Er war dann noch eine Stunde ­allein mit der Marquise; ich horchte ⌐lauschte mehrmals¬ an der Thür, aber sie mußten leise sprechen;  oder schweigen ⌐denn ich hörte kein Wort.¬ Vielleicht schwiegen sie ganz, – setzte Mr. Morton ⌐er¬ bedeutsam hinzu. Der Cardinal lächelte. „Sonst nichts?“ wiederholte er ⌐der Cardinal¬ seine frühre Frage. Nichts. Als ⌐Mr Ralph ging und¬ ich ihm durch den dunklen Gang leuchtete, schien er mich kaum zu bemerken. Er vergaß ⌐alles,¬ sein „Gute Nacht“ und allerhand sonst noch, was sich für einen feinen Herrn schickt. Kann sonst nicht klagen über ihn. „Da hab ich ⌐giebt’s¬ ⌐gäb es¬ also viel gut zu machen“ scherzte der Cardinal freundlich, nahm dann ein Goldstück ⌐vom Tisch¬ und seinem Spion ⌐es in¬ die Hand drückend fügte er hinzu: da, Morton, für ihn ⌐Ralph Tennyson¬ und für mich. Mr. Morton küßte die Hand des Gebers, steckte mit einem Ausdruck widerlicher Befriedigung das Goldstück ein und empfahl sich unter vielen Versicherungen seines Danks, seiner Anhänglichkeit und seines besten Willens bald wieder zu kommen. Wolsey trat an s ⌐eines der¬ Fenster, fuhr mit der Hand über die beschlagenen Scheiben und sah hinaus auf die Themse. So stand er minutenlang; dann durchschritt er zwei dreimal die Länge seines Zimmers, brach hier und dort ein Blatt von den Zweigen, zerpflückte es im Auf und Niedergehn und nahm dann wieder Platz vor seinen Papieren. Er schien noch immer ⌐unsicher und¬ unschlüssig, aber die Aufregung in der er sich befand mußte keine ⌐allzu¬ peinliche sein, denn die ⌐feinen¬ Runzeln auf seiner Stirn verriethen mehr Nachdenken als Unmuth. Er hatte eben die Feder ergriffen um zu schreiben, als durch denselben Pagen, der Herrn Morton einführte ⌐eingeführt hatte¬, Mr. Ralph Tennyson gemeldet wurde. Mit einer Miene ⌐Unbefangenheit¬, die keinen Zweifel darüber ließ, daß der Ein­ tretende sich hier zu Hause fühle küßte dieser, ⌐mehr aus Sitte als aus Devotion,¬ die dar­gereichte Hand des Cardinals und ⌐seinen reichgeschmückten Mantel auf einen der Sessel werfend,¬ nahm er auf einem der Sessel ⌐zweiten¬ Platz, ohne die Auf­ forderung Wolseys ⌐dazu¬ abgewartet zu haben. Er war ein schöner Mann, schlank, mittelgroß und von blasser ⌐Gesichts¬farbe. Sein kurzgeschornes Haar und sein ­voller, gekräuselter Bart, beides nach Sitte des französischen Hofes ⌐dem Vorbild ­Königs Franz I¬, waren kohlschwarz und die Feinheit seines Benehmens, ⌐Vornehmheit ­seiner Erscheinung¬ noch mehr ⌐noch¬ als die ⌐ausgewählte¬ Art und Weise seiner Tracht verriethen deutete darauf hin daß er längre Zeit am ⌐französischen¬ Hofe Franz’s I gelebt hatte. Nur etwas vermißte man in seinem Gesicht, den Ausdruck von eines ⌐einer¬ starken, männlichen ­Geistes ⌐Natur¬. Sein feingeschnittner Mund verrieth eine gewisse Schlaffheit und seine dunklen FeuerAugen hatten wohl sinnliches aber kein geistiges Feuer. Ein g­ utes Herz

[SBB, St 75, 14r] [Nürnberger 1965, 423–425] [NFA 24, 117–118] [HFA 1V, 616–617] [HFA 2I/7, 236–237]

[SBB, St 75, 14v] [Nürnberger 1965, 425–426] [NFA 24, 118–119] [HFA 1V, 617–618] [HFA 2I/7, 237–238]

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[SBB, St 75, 15r] [Nürnberger 1965, 426–429] [NFA 24, 119–120] [HFA 1V, 618–620] [HFA 2I/7, 238–240]

i.1  Historische Erzählungen

und ein schwacher Charakter befehdeten sich in ihm beständig in ihm und jedem Einfluß hingegeben, war er abwechselnd ⌐je nach Zufall¬ ein Werkzeug des ­Guten und ⌐wie des¬ Schlechten. Das lob ich, daß Ihr kommt  Ralph, eben jetzt kommt, ⌐begann der Cardinal¬ „keine Stunde wäre mir lieber gewesen. Ich gratulire ⌐wünsche Glück¬“. Wozu? erwiederte Ralph. „Nun, wir besprechen’s besser beim Wein“, fuhr Wolsey fort „eine Flasche Xeres bringt über manches fort ⌐hinweg¬; he, Ralph, über manches. Mit diesen Worten zog er die Klingelschnur. Dem eintretenden Pagen ⌐Diener¬ rief ⌐befahl¬ er kurz zu: e­ inen Imbiß ⌐das Frühstück zu bringen¬ und sich dann wieder seinem Gaste zuwendend, fuhr er fort: Ihr wart in Richmond gestern. Wie steht’s? ⌐Ralph zuckte die Achseln. „Nicht doch“ fuhr der Cardinal fort.¬ Ich hoffe Ihr seid am Ziel, Ihr müßt es sein, es ist ⌐wäre¬ sonst zu spät. Der Einfluß der Marquise wächst von Tag zu Tag, immer fester spinnt sie den König ein, sie lenkt seinen Willen und so sein Wille ist unbeugsam gewiß sie Marquise von Pembroke ist  so gewiß wird sie Königin werden ⌐sein¬, bald werden ⌐sein¬, wenn es uns nicht glückt das Band ⌐die Fäden¬ zu zerreißen, womit diese schöne Hexe ihn ⌐sie die Sinne des Königs¬ umstrickt. Sie ist verschmitzter als irgend eine ihres Geschlechts und ⌐nur¬ ihr Glück ist noch größer als ⌐übertrifft¬ ihre Klugheit. ⌐Es giebt nur ein Mittel: Eifersucht.¬ Wie steht’s? ⌐Wolsey schwieg einen Augenblick; dann ⌐aber¬ vertraulich sich vorbeugend, sprach er leiser und ⌐in¬ ernster⌐em Ton¬ als zuvor: In Eure Hand, Ralph, ⌐in Eure Geschicklichkeit und Treue¬ ist viel gegeben: das Wohl und Wehe dieses Landes. Es ist kein freventliches Spiel das Ihr treibt, es ist ein Dienst den Ihr leistet, ein Dienst dem Lande, der Königin und unsrer heiligen Kirche. Aeußerste Dinge ⌐Wie die Dinge,¬ so die Mittel ihnen zu begegnen.¬ „Mylord“ entgegnete dieser ⌐Ralph nach einer Pause und¬ mit einem ⌐gemischten¬ Gesichtsausdruck, der mehr Freude als Verlegenheit verrieth ⌐drin sich Freude und Verlegenheit mischte¬, – „ich habe verspielt; Sie müssen auf eine andre Karte setzen. Und daß ich’s bekenne, Mylord …¬ Hier ward er unterbrochen. Eine reichbesetzter, von Gold und Silber schimmernder Frühstückstisch ward herein getragen und erst als beide Herrn an demselben Platz genommen und den Süd ⌐spanischen¬ Wein gekostet hatten, fuhr der Cardinal ⌐Ralph Tennyson¬ fort: ⌐Mylord, daß ich’s bekenne, ich bin für offnes Spiel. Es ist eine feine Lady, die Marquise, und ich denke jetzt anders als ich dachte. Warum keinen ehrlichen Krieg? Seid Ihr nicht stärker als Eure schöne Feindin? Sie wird nie Königin sein Papst Clemens – und wär es auch nur um des Kaisers willen – wird ⌐in¬ die Ehe ⌐Trennung¬ des Königs niemals lösen ⌐willigen¬ und ohne Scheidung, keine Möglichkeit einer zweiten Ehe. Ihr könntet Recht haben Ralph  entgegnete langsam der Cardinal, aber Ihr habt nicht Recht in eben dieser Zeit. Was vor zehn Jahren noch unmöglich war, ist seitdem möglich geworden¬ Die ⌐Unsre¬ Lage der Königin, des Landes und unser aller ist trauriger ⌐bedroh­ licher¬ als wir’s wissen ⌐das Land ahnt¬. ⌐Ich spreche nicht davon, da߬ Die Königin baut auf ihr Recht, auf ihren Widerstand und auf den Beistand des heiligen Vaters ⌐baut und da߬, aber Clemens, ⌐die Puppe Karl’s¬ ist ein Greis ⌐ist,¬ und wir wissen

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nicht, wer ihm folgt ⌐der täglich abberufen und durch einen Gegner des Kaisers ersetzt werden kann¬. Nicht alle Päpste waren furchtsame Werkzeuge des Kaisers. Aber dies ist es nicht. ⌐Und daß dies alles wäre¬ ⌐Das ist es nicht!¬ Andre Gefahren drohn, ⌐größre, unheilvollere¬, der Gesandte Kur- und diese Marquise ist verwegen genug sie herauf zu beschwören. Sie ist verschmitzter als irgend eine ihres Geschlechts und nur ihr Glück ist noch größer fast als ihre Klugheit. Dieser Wittenberger Mönch, der 1500 Jahre lang nicht da war, er ist da weil Anne Bulen dieses Glückskind ⌐von Marquise¬ seiner ⌐neuen Lehre und seiner Auflehnung¬ bedarf. Bischof Cranmer reiste in Deutschland, – ich weiß wozu. und Der Gesandte Kursachsens geht aus und ein bei Lady Annen und so gewiß ich bin, daß ihr Wittenberg und Rom ihrem Herzen gleich ferne stehn, so gewiß bin ich auch, daß sie die neue Lehre zu einer Waffe gegen uns schmieden wird und  daß  wenn sie siegt  der Thron und der Glaube dieses Landes in gleicher Gefahr sind.   Thomas Howard Edmund Howard. Elisabeth Howard Duke of Norfolk, Sieger v. Flodden verheirathet an Sir Thomas Boleyn   Henri Howard    Earl of Surrey

Kate Howard

später Königin

Anne Bulen

Königin.

[SBB, St 75, 11r marg.] [Nürnberger 1965, 422 Fn. 512] [HFA 1V, 611 Fn. 77] [HFA 2I/7, 231 Fn. 77]

Sidonie von Borcke

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Sidonie von Borcke. Kantzow „Pomerania“ herausgegeben von Kosegarten, Greifswald 1816 und 17. 2 Bände. Sell, Geschichte des Herzogthums Pommern bis 1648. 3 Bände. Barthold, Geschichte von Rügen und Pommern. 4 Bände. Es muß auch Sagen und Erzählungen geben, die dies behandeln. Sidonie v. Borcke. Zu Sidonie v. Borcke.

[SBB, St 31, 2] [SBB, St 31, 3] [NFA 24, 828] [HFA 1V, 1017] [HFA 2I/7, 705] [SBB, St 60, 1] [Keitel 1968, 7] [NFA 24, 187] [HFA 1V, 687] [HFA 2 I/7, 349] [SBB, St 60, 2] [Keitel 1968, 20] [NFA 24, 829] [HFA 1V, 1017] [HFA 2I/7, 349] [SBB, St 60, 2a, ­Zeitungsausschnitt]

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Zu Sidonie v. Borcke Barthold Geschichte von Pommern u. Rügen. Band IV. 2. Theil. Micraelius. Sechs Bücher vom alten Pommerlande.

[SBB, St 60, 3] [Keitel 1968, 7] [HFA 1V, 687] [HFA 2I/7, 349]

18 | [SBB, St 60, 4] [Keitel 1968, 7] [NFA 24, 187] [HFA 1V, 687] [HFA 2 I/7, 349]

[SBB, St 60, 5] [Keitel 1968, 7] [NFA 24, 188] [HFA 1V, 688] [HFA 2 I/7, 350]

[SBB, St 60, 6] [Keitel 1968, 7] [NFA 24, 188] [HFA 1V, 688] [HFA 2 I/7, 350]

[SBB, St 60, 7] [Keitel 1968, 8] [NFA 24, 188–189] [HFA 1V, 689] [HFA 2I/7, 351]

[SBB, St 60, 8r] [Keitel 1968, 8] [NFA 24, 830] [HFA 1V, 689] [HFA 2 I/7, 351] [SBB, St 60, 9r] [Keitel 1968, 8] [NFA 24, 189] [HFA 1V, 689] [HFA 2 I/7, 351]

i.1  Historische Erzählungen

Sidonie v. Borcke ⌐Wichtig.¬ Entweder sie selber war in Frankreich, oder der Herzog. Und nun erzählt er von Rouen und dem Platze wo die Jungfrau gefangen saß, wo Talbot begraben liegt, der sie für eine Hexe u. Maitresse hielt, und dem Platz auf dem sie verbrannt wurde. Und dann weitre Details aus den letzten Lebenstagen der Jungfrau. (S. Scherr über Bischof Cochon.) An andrer Stelle Partie (von Wolgast aus) nach einer Insel und hierbei die Sturmschilderung, wo der Kirchhof aufgewühlt wird. Sidonie v. Borcke. Senator Bremer erzählte mir: Sein Vorfahr sei Knecht oder Büdners-Sohn auf d. Lande gewesen. Liebt eine ­Bauerntochter und sie ihn. Der Alte will nicht und Als giebt die Tochter einem Bauers­sohn. Bei der Trauung sitzt der Büdners Sohn hinter dem Brautpaar und in dem ­Augen­blick, wo der Geistliche die Copulationsformel spricht (sie zusammenthut) schließt er, der Büdnerssohn, ein Vorlegeschloß zu, daß es knapst, und wirft das Schloß in einen Ziehbrunnen. Wenn man das that, wurde die Ehe anfechtbar. Er wurde gefoltert, bekannte, und wurde landesverwiesen. So kam er nach Lübeck. Sidonie muß das Schloß aufschließen und aufreißen und in de einen Brunnen werfen, um dadurch eine Trennung von Herzog und |Herzogin herbeizuführen. Dies bildet nachher einen der Anklagepunkte. Solcher Punkte muß ich ein halbes Dutzend suchen. Sie müssen alle phantastisch und grotesk auftreten, aber nicht häßlich sein, wie’s manche der wirklichen Anklagepunkte sind. Es empfiehlt sich auch Benutzung der Wolgast=Scenerie. Sie muß einen Besuch in Wolgast machen und von Wolgast aus eine der kleinen Inseln, Ruden oder eine andre, besuchen und hier einen Sturm erleben. ⌐Juist, Wangeroog und andre (auch von den Halligen) wurden in dieser Weise überschwemmt. Daraus muß ich dann Züge entnehmen.¬ Sie rettet sich auf den hochgelegenen Kirchhof, aber auch der Kirchhof wird erreicht und die Särge werden blosgestellt. Endlich läßt es nach und sie kehrt nach Wolgast und Marienfließ zurück. Sidonie v. Borcke. Die Stettiner Lokalität muß ich kennen, vielleicht auch die Stargardter. Schloß, altes Schloß, Jacobikirche, Schloßkapelle, Gerichtslokalität. Das Leben bei Hofe; der Einfluß des französischen Hofes, an dem der Herzog als junger Herr gelebt hatte. Beständige Reminiscenzen daran. Lieder; Bilder; Tapeten. Katharina v. Medicis, Bluthochzeit, Maria Stuart, Coligny, Heinrich IV. etc. Friedeborn Histor: Beschreibung der Stadt Alten-Stettin in Pommern. Stettin 1613. Heller. Chronik der Stadt Wolgast. Schmidt Geschichte der früheren Stettiner Handels-Compagnieen. Resultat meines Besuches in Marienfließ. Als Sidonie kommt, befindet sich baulich bereits alles in Verfall. Ueberall sieht man: das war mal groß und reich und ist nun klein und arm geworden. Sie möchte etwas davon wiederherstellen. In diesem Sinne spricht sie gleich zuerst zu den Nonnen.

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Verkehr mit den Nachbarstädten: Zachan, Freyenwalde, Jacobshagen. Partie nach Dahlow und Peglow, beide mit alten hübschen Kirchen und Steinthürmen. Das eine mit einem schönen hochgelegenen Kirchhof. Der Klosterbach kommt aus dem Klostersee.

60

Ankunft. Lage des Dorfs u. Klosters.

[SBB, St 60, 10] [Keitel 1968, 8, 20] [NFA 24, 189] [HFA 1V, 689] [HFA 2I/7, 351–352] [SBB, St 60, 10a]

Von Stargard. Amtshof Predigerhaus

Einfahrt ins Kloster. Hier in wirrem Durcheinander die alten verschwundenen Klostergebäude.

[SBB, St 60, 10] [­Keitel 1968, 20] [NFA 24, 831] [HFA 1V, 1018] [HFA 2I/7, 711] [SBB, St 60, 10b]

b. a.

Einfahrt 11 Nonnen. Aebtissin † gang Kreuzgang Kirche Garten

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a. und b. Park. a Terrain niedersteigend zum Krampehl. b. Terrain stark ansteigend. Hier die Sidonien=Eiche.

[SBB, St 60, 10c]

[SBB, St 60, 11r] [Keitel 1968, 8] [NFA 24, 189] [HFA 1V, 690] [HFA 2I/7, 711]

[SBB, St 60, 11ra] [Keitel 1968, 8, 21] [NFA 24, 831] [HFA 1 V, 1018] [HFA 2I/7, 711]

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i.1  Historische Erzählungen

Das Aebtissinnenhaus. (Nicht das wirkliche, sondern wie ich es mir construirt.) Das Aebtissinnenhaus darf nicht zu groß sein. Auch nur 1 stöckig, auch Küche nach vorn. Es war wie eine Doppelwohnung.

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Garten Großes Empfangszimmer Wohnzimmer. Küche Kirche Vorderfront

Oben befinden sich die Schlaf=, Dienerinnen= und Vorraths=Räume. Am Eingang die Pförtnerwohnung. [SBB, St 60, 12r] [Keitel 1968, 8] [NFA 24, 189] [HFA 1V, 690] [HFA 2I/7, 352] | [SBB, St 60, 12ar] [SBB, St 60, 12br]

[SBB, St 60, 12r]

Kloster=Marienfließ war | früher viel größer in der Mönchszeit, Cisterzienser=Nonnenoder Mönchskloster. Nun wird es Stift. Die meisten Baulichkeiten verfallen; es bleibt nur |ein großes Langhaus mit 1 Stockwerk übrig, in dem 11 Fräulein und 1 Priorin wohnte. Sidonie exceptionell Aebtissin. Jeder bewohnte ein Parterre und ein Ober=Zimmer. Der Grundstein zum Kloster wurde gelegt 2. November 1248.

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Fluß Krampehl. Der „Nonnenbach“ entspringt im Marienfließer See, dicht am Kloster und fließt in den kl: Krampehl, Fluß der bei Stargard

[SBB, St 60, 12rav]

hinunter. Hinter dem Langhaus der Garten; am rechten Giebel der Park.

[SBB, St 60, 12rbv] |[SBB, St 60, 13a] [Keitel 1968, 8] [NFA 24, 189–190] [HFA 1V, 690] [HFA 2I/7, 352]

|Von 1 Treppe hoch, dem Boden zu, war ein Absatz von dem aus ein Gang direkt in die Kirche und zwar auf den Nonnen-⌐Chor¬stuhl ging. Hier war ein kleiner Altar. Gegenüber ist jetzt der Haupt| altar. – Taufstein (Holzständer) in krausen RenaissanceFormen ist von 1613. An einer Seite eine Taufe Christi; an der andern Wappen und Namen: Wolff v. Wedell, Anna v. Schönbecken, Gottfried v. Wedell, Catharina v. Wedell und v. Borcken. Vom Kloster aus geht es bergab in den Klosterpark, an der tiefsten Stelle der Nonnenbach, dann steigt es wieder stark an. Alte Eichen jenseits; eine Brücke führt hinüber. Hinter dem Langhaus der Garten; am rechten Giebel der Park.

Fluß Krampehl. Der „Nonnenbach“ entspringt im Marienfließer See, dicht am Kloster und fließt in den kl: Krampehl-Fluß, der bei Stargard | in die Ihna geht, vorher trennt er die beiden Dörfer Dahlow und Peglow.

[SBB, St 60, 13r]

[SBB, St 60, 14a] [Keitel 1968, 8] [NFA 24, 190] [HFA 1V, 690] [HFA 2I/7, 352] [SBB, St 60, 15r] [Keitel 1968, 9] [NFA 24, 190] [HFA 1V, 690–691] [HFA 2I/7, 352–353] [SBB, St 60, 15a]

Vorher, von Stargard aus, kein Dorf. Dahinter nur Trampke. Zachan. Freyenwalde, Jacobshagen.

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Kräuter für Sidonie v. Borcke und die alte Wolde. 1. Liebstöckel. 2. Allermannsharnisch. 3. Teufelsabbiß (Scabiosa) 4. Porst. 5. Knöterich. 6. Wohlverleih. 7. Erdbeerkraut ⌐und Sauerampferkraut*¬ ⌐*Abkochung gegen das Fieber.¬ 8. Fingerhut. 9. Liebeswagen. 10. Distel. 11. Nessel. 12. Besenkraut. 13. Haidekraut. 14. Schafgarbe etc. Die alte Wolde hat drei Sorten von Kräutern: Böse Kräuter. Giftkräuter. ⌐Nachtschatten. Stechapfel, Bilsenkraut, Fingerhut etc.¬ Liebeskräuter. ⌐Liebstöckel etc.¬ Gute Kräuter; Heilkräuter bei äußrem und innrem Leiden. – Wohlverleih etc.

[SBB, St 60, 16] [Keitel 1968, 9] [NFA 24, 190] [HFA 1V, 691] [HFA 2 I/7, 353]

Dieses waren die vornehmsten Beschuldigungen. Sidonie von Borcken bestellte hierauf die Adjunction. Ihr Advokat war Eustachius Kottmann. Commissarii setzten pro termino des Zeugenverhörs an, den 11. Jan. 1620 pro loco das Amthaus zu Marienfließ, in der unter Stube zur rechten Hand, u. endigten es den 18. Jan. Der Zeugen Aussage kam darauf an: Sidonie ihren Feinden, wäre auf ihr Drohen, Fluchen u. Beten, bisweilen Krankheit u. Tod widerfahren; ob aber ihr Drohen, Fluchen u. Beten, eben dessen Ursach, wüßten sie nicht. Einen dreybeinigten Hasen oder Katze, hätten ihrer genug gesehen, nicht weit von ihrer Thüre sitzen u. dieselbe anschauen; sie hätten ihn alsdann weggejaget. Das Sprüchwort, wäre ihr von dem Krabben

[SBB, St 60, 17, von Emilie Fontanes Hand] [Keitel 1968, 9] [NFA 24, 191] [HFA 1 V, 691–692] [HFA 2 I/7, 353–354]

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[SBB, St 60, 18] [Keitel 1968, 9–10] [NFA 24, 191–192] [HFA 1V, 692] [HFA 2I/7, 354]

[SBB, St 60, 19] [Keitel 1968, 10] [NFA 24, 192–193] [HFA 1V, 692–693] [HFA 2I/7, 354–355]

i.1  Historische Erzählungen

u Kratzen sehr gemein gewesen. Von dem Spöken hätte sie selbst ausgebracht. Mit den gebrannten ­Hexen hätte sie Umgang gehabt, u sie theils zur Arbeit, theils zum Wahrsagen gebrauchet. Ein zänkisch u. boshaftig Mensch wäre sie notorisch gewesen. II. Commission welche Sidonie von Borcken zu Führung ihres Gegenbeweises erhielte, u. dem Stargardischen Bürgermeister Thomas von Mildenitzen, nebst dem Hofgerichts-Advokaten Joachim Rehbergen aufgetragen, denen M. Meißner, Georg Reveling u. Johann Niedertheim adjungiret waren, u. in dem Stargardischen Rathhause gehalten wurde. Commissarii citirten dazu 28 Zeugen auf den 3 April u. s. w. welche alle vor Sidonien besser als die ersten zeugten. 1. Commission von Herzog Francisko aufgetragen den beiden Gerichts-Schöppen, David Meißnern, Georg Nevelingen. Denen sie adjungirten, Joachim Rehebergen, Hofgerichts-Advokaten u. Theodor Poltenium Advokaten zu Daber. Der Fürstl. Fiscal Christian Lüdeke gab 74 articulos indictionales wider sie ein, darinn er anzeigte, Fol. 307 daß sie:   1. Von Jugend auf der Zauberey wegen verdächtig gewesen.   2. Mit Hexen Umgang gehabt e. g. mit  a. Lenen welche in Uchtenhagen  b. Wolde Albrechts welche in Marienfließ verbrannt  c. Wegner, so vor der Inquisition in custodia gestorben   sind alle auf sie bekannt.   3. Durch Hexerei viele Leute  a. Umgebracht eg.   1. Lütiken Prediger in Büche, dem sie durch Chimken das Genick brechen lassen   2. Herzog Phillippum   3. Den Pförtner Winterfeld   4. Die Priörin Magdalena von Petersdorfin   5. Doctor Schwallenberger   6. Joachim Wedeln in Kremtzo   7. Precheln in Buslar 2 Kinder   8. Ihren Brudersohn in Stramehl.  b. Krank gemacht   1. Jfr. Hanauen, welche verlahmet   2. Jobst. Borcken, Hauptmann in Satzig welcher die Epilepsie bekommen  3. Jfr. Stettinin, welche besessen worden   4. Eine Magd um einen weißen Tuch   5. Den jetzigen Prediger in Büche fecisse impotentem  c. Hoch bedrohet   1. Den Hauptmann Sperling in Marienfließ   2. Ewald Flemmingen, Land-Marschall, soll das Auge ausgehn.   3. Den Kloster-Jungfern läuft sie mit Beilen u. Messern zu Halse   4. Den Fiscal.   4. Ein dreybeinigter Hase, mit einem weissen Ring um den Hals, sitzet für ihrer Thür.   5. Wenn sie jemand durch ihren Teufel Chim genannt getödtet, oder unglücklich gemacht, hat sie allemal mit ihrem Sprüchwort jubiliret: So krabben u. kratzen, meine Hund u. Katzen.   6. Hat immer grüne Besen Creutzweise unterm Tisch liegen gehabt.   7. Sich allemal aus einem Wasser drey Donnerstage nach einander gebadet.   8. Ihren Feinden gedrohet, sie wolle sie zu tode beten.   9. Wenn ihr Gesinde zu Bette, sitzet sie u. betet den Judas Psalm.

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10. Legt sich auf Erforschung künftiger u. verborgener Dinge, sonderlich ob die Kloster= Jungfern noch in virginitate wären; u. consuliret deswegen alle Hexen auf viele Meilweges. 11. Weiß was in Königsberg in Preußen zu der Stunde paßiret. artic. 56. 12. Spöket in ihrer Zell nach der gebrannten Wolde Albrechts Tode. 13. In ihrem Spinde werden zwey große F = = = ze gehöret. art. 56. 14. Hat sich zum Despect ihrer Familie, mit allerhand Kerls gefreiet. artic. 71.

Der 109. Psalm. „Den müsse sie beten“, sagt die alte Wolde. „Ich werd ihn suchen“ und sie suchte ihn und las. Nun den Psalm vom bis zum 20. Vers, aber unter Weglassung von etwa ein Drittel, das blos störend ist. „Das is gut, Wolde“ sagte sie. „Den wollen wir beten.“ Und sie trennten sich.

[SBB, St 60, 20] [Keitel 1968, 10] [NFA 24, 193] [HFA 1V, 693–694] [HFA 2I/7, 355–356]

„So krabben und kratzen Meine Hund und Katzen“ Daehnert Band V. S. 127 u S. 426 ⌐S. 128 Mitte bis 130 Mitte.¬ alles sehr gut und interessant. Die Anklagepunkte ergeben sich daraus vorzüglich. Daehnert Band IV. S. 235 etc. Die ganze Sache sehr gut dargestellt, mit richtigem Gefühl für das was Hauptsache ist und interessirt. Am Schlusse giebt der Einsender eine ausgezeichnete Charakteristik Sidoniens. ⌐Wichtig.¬ „… Sidonie war stolz, kühn und böse, und eigensinnig, neugierig, im Aberglauben ersoffen und gewohnt von Niemandem Gutes zu sprechen. Sie hatte ein glückliches Pfund in Erfindung spöttischer Beinamen, war von großem Ahnenstolz und erklärte die fürstlichen Hofbedienten für „Hallunken, Schreiberknechte und Bürgerkerle.“ Mit Keinem hielt sie Frieden. Aufs äußerste neugierig, fragte sie nach allem bei alten Wahrsagerinnen an. Sie hatte deren wie in Lohn und Brod. Vor allem wollte sie beständig wissen, wie’s mit der Jungfernschaft ihrer Klosterschwestern stünde. Das schuf ihr viel Feinde. Die alte Wolde war ihre „Geheimte=Räthin“. Und Hexen die verbrannt wurden, schickte schenkte sie ein Todtenhemd … Es schmeichelte ihrem Hochmuth, wenn alles vor ihr kroch und bebte. Dabei entfuhren ihr Prahlereien, die später üble Folgen für sie hatten.“ Sie ist durch und durch bös aristokratisch, mit Lastern gesättigt, aber kühn, muthig, frei ⌐(trotz allem Aberglauben)¬ und nicht ohne eine gewisse Großartigkeit.

[SBB, St 60, 21] [Keitel 1968, 10–11] [NFA 24, 193–194] [HFA 1V, 694] [HFA 2I/7, 356]

Sidonie v. Borcke. Ihr Bild im Berliner Kalender von 1838. Nach einer ⌐handschriftl:¬ Notiz in Daehnert befand sich ihr Bild ⌐1812¬ auf Heinrichsdorf, im Schlosse von Graf ⌐des Geheimraths v.¬ Arnim auf Heinrichsdorf bei Dramburg. Vielleicht ist danach das Bild im Kalender von 1838 angefertigt. Regelmäßigste Züge, schön geschnitten, kleiner Mund, alles von einem gütigen und idealen Ausdruck. Das schöne volle Haar war wulstartig (besseres Wort) zusammen­

[SBB, St 60, 22] [Keitel 1968, 11] [NFA 24, 194–195] [HFA 1V, 695] [HFA 2I/7, 357]

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[SBB, St 60, 22ar]

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[SBB, St 60, 22] [SBB, St 60, 22br]

[SBB, St 60, 23] [Keitel 1968, 11–12] [NFA 24, 195–196] [HFA 1V, 695–696] [HFA 2I/7, 357–358]

[SBB, St 60, 24] [Keitel 1968, 12] [NFA 24, 196] [HFA 1V, 696–697] [HFA 2I/7, 358–359]

i.1  Historische Erzählungen

gelegt und in ein Goldnetz gelegt, das vorn, statt über der Stirn, statt seinen Goldfaden in ein diademartiges Goldband verbreiterte. Ein ähnliches Band trug sie um den Hals und einen Brochenschmuck daran. Ueber dem Kleide ein ⌐kleiner¬ Sammt­kragen, schräg auslaufender Sammtkragen mit Pelz besetzt und über dem Kragen eine starke goldene Kette.

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Sidonie u die alte Wolde. „Se seggen: Godd läßt lett sich nich spotten, un ick segg Di: de Düwel ook nich.“ Damit ging die Alte aus dem Zimmer. Dies macht einen großen Eindruck auf Sidonie, die zu fühlen beginnt, daß das, womit sie gespielt, wirklich zu werden beginnt und sie zu würgen droht.

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Sie war noch schön und wer sie so sah, hätte ihr zehn Jahre weniger gegeben. Sie war, ohne stark geworden zu sein, doch immer stärker geworden, was ihr Spannung und eine glatte Haut gab. Nirgends sah man ⌐auch¬ ein Fältchen nur. Ihre Augen waren blau, aber von solchem Feuer daß sie schwarz erschienen, volles schwarzes Haar. Ihr erster Anblick war imponirend und im höchsten Maaße gewinnend; sie hatte was Freudiges und Freundliches, alles war Lebenslust. Erst wenn man schärfer zusah, sah man daß hier viel zurück lag, viel erlebt war, dann schoß es auf und eine Welt von Leidenschaft und Verbrechen (?) leuchtete daraus hervor. Sie hatte wüst gelebt, und daß sie aussah, wie sie aussah, verdankte sie ihrer kräftigen Natur und daneben einem gewissen Erhaltungsinstinkt, der sie mitten in ihren Extravaganzen innehalten und sich auf sich selbst und Aufgaben des Lebens besinnen ließ. – Es war aber nicht blos dieser Instinkt, es waren auch die Außendinge, Erziehung, Leben, die eine gewisse Gewalt über sie ­übten. Ihre Jugend fiel noch in die katholische Zeit, oder wo doch vieles im Lande noch katholisch war. Sie war bei einer Aebtissin in Kloster Pudagla katholisch erzogen worden, dann kam sie an den protestantisch-gewordenen Herzogs-Hof, hatte viel Verkehr mit berühmten Geistlichen, hörte berühmte Prediger, und zugleich kehrten die jungen Herzöge aus Frankreich zurück und brachten Lebensart und feine Sitte und Kunst und Dichtung und Musik mit. Das alles hatte Einfluß genommen, mischte sich mit ihrer leiden­schaftlichen und gewaltthätigen Natur und ließ sie mitunter fein, klug, künstlerisch, gesittet erscheinen. Und außerdem, so freigeistig sie war, so abergläubisch war sie. Sidonie v. Borcke. (Gilt!) ⌐Entwurf. Gang der Erzählung in Kapitel=Ueberschriften.¬   1. Der Praepositus meldet an.  2. Sie kommt selbst.   3. Die Wendin. Das Kind. Die Katze.   4. Parteibildungen. – Strenge in der Klosterzucht.   5. Leibarzt Kniephof.  6. Kneiperei.   7. Weihnachtsheiligabend. Das Kind.   8. Die Fuchsjagd im Januar. Verknickt. Transport ins Kloster.   9. Die alte Wolde. 10. Die alte Wolde, als erste Beratherin. „Den möten wi dod beden.“ Quacksalbereien. Schönheitsmittel. „Den setten wi ’nen

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Pegel Kurb Kiep’ mit Düwels upp’en sine Deel. Denn kümmt he nach Haus un stött den Kurb um un denn sin se rut und he hett se int Huus.“ „Ach, das ist ja Unsinn.“ „Ja, Unsinn mak et wull sinn, awers et helpt.“ Opposition gegen den Klosterpförtner, der petzt. etc. 11. Archidiakonus Eustachius Staalkopp Weddin kommt ins Kloster als Prediger. Sie hat ihn heran gezogen. Sie wirft ein Aug auf ihn. Vertrauliche Gespräche. „Geistliche |müssen unverheirathet sein. Das haben die welschen Päpste wol gewußt. Haben sie die Weiber, so haben sie das Haus. Und wer selber ein Haus hat, der verliert den Einfluß. Deshalb hab ich Euch gewählt.“   Er lächelt, dankt, ist verwundert.   „In diesen Stücken halt’ ich es mit der alten Lehre. In andern halt’ ich es mit dem Luther, mit der Rechtfertigung durch den Glauben. Die Sünde ist nicht weg zu schaffen, vielleicht soll sie nicht fortgeschafft werden, vielleicht ­brauchen wir sie und Gott selber braucht sie, daß diese Erde lebt und besteht wie sie ist. Aber dafür haben wir die Reue; das giebt ⌐die¬ Sühne. So halt’ ich es. Es ist viel erlaubt, wenn viel bereut wird. Und da ist eine Wechselwirkung. Wer am tiefsten sündigt, bereut am tiefsten. Und aus der tiefsten Reue blüht das Heil.“   Sie sah ihn mit ihren großen schwarzen Augen an. Er begegnete ihr, aber sie sah wohl, daß der Pfeil ab|geprallt war. Er entgegnete ernst, artig, bestimmt, superior. ­Beide wußten woran sie waren.  ⌐Hier vielleicht das Kapitel, wo der Herzog und die Herzogin zum Besuch kommen, was ihr momentan wieder Oberwasser giebt.¬ 12. Sie geräth in einen Koller. Und wiederholt ihre Versuche. Dieselbe Ablehnung. Höchste Wuth. Sie thut noch etwas, woran er und das ganze Kloster den höchsten Anstoß nimmt. Sie sagt ihm jetzt ein Liebesverhältniß mit „Schwester Anna“ nach. Berichtet darüber nach Stettin. 13. Sie will zum Abendmahl gehn. Er verweigert es ihr. Große Scene. 14. Sie beruft die Conventualinnen zusammen und ihn vor die Schranken. Sie rechnet auf Ungehorsam. Scene. Alle sind da; er auch. Sie klagt ihn an. Widerklage. Seine fulminante, zerschmetternde Rede. 15. Sie beschließt seine Vernichtung. Neue Mogeleien und Quacksalbereien mit der alten Wolde. Der Pförtner stirbt. Der Pastor stirbt. Der Pastor hat seinen Bruder ans Todtenbett gerufen und ruft ihn zur Sühne dieses Frevels an. Er acceptirt. 16. Der Sommer kommt. Gewitterjahr. Ihre Angst. Endlich das kolossale Gewitter. Ihre Flucht in die Kirche. Gebet. Die Katzen=Augen. Ihr Entsetzen. Fieber. Doktor Kniephoff kommt. Er läßt „schwitzen“. Aber es hilft nicht viel. Endlich erholt sie sich wieder. Sie hat aber das Gefühl einer Katastrophe. 17. Der Prozeß ist inzwischen angesträngt. Sie erhält Kunde davon. Sie hofft aber auf den Hof und den Herzog. Man läßt sie noch gewähren, beobachtet sie aber.

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(1) (2) [SBB, St 60, 25] [Keitel 1968, 12] [NFA 24, 196–197] [HFA 1V, 697] [HFA 2I/7, 359]

[SBB, St 60, 26] [Keitel 1968, 12–13] [NFA 24, 197] [HFA 1V, 697–698] [HFA 2I/7, 359–360]

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i.1  Historische Erzählungen

Sie glaubt es gälte ihrem Wandel, ihrem tyrannischen Wesen, ihrem Hochmuth u Tollheiten. Aber plötzlich 18. wird ein Hexenprozeß daraus. Man hat sich der alten Wolde versichert. Diese tritt als Zeugin auf. 19. Große Gerichtsscene. Hier ist sie groß und nobel und offen. Sie bekennt sich zu allem. Aber nicht zu Hexenkünsten. 20. Ins Gefängniß zurückgeführt. Ihre Reue; sie demüthigt sich. 21. Gerichtsvollstreckung. Der Maler vorher. Das Rückseiten=Bild. Schluß. [SBB, St 60, 27] [Keitel 1968, 13] [NFA 24, 198] [HFA 1V, 698–699] [HFA 2I/7, 360–361]

[SBB, St 60, 28] [Keitel 1968, 13] [NFA 24, 198] [HFA 1V, 699–700] [HFA 2I/7, 361–362]

[SBB, St 60, 29] [Keitel 1968, 14] [NFA 24, 199] [HFA 1V, 700] [HFA 2I/7, 362]

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Sidonie v. Borcke. Sie kommt im September an. Sie bildet Parteien, Freund und Feind. Ihre erste Stütze ist die blonde Wendin. „Sinn nich Mannslüd doa?“ Einiges Verwegene aus der nächsten Stadt, immer „en petit comité.“ Zu gleicher Zeit weiß sie den benachbarten Adel für sich zu interessiren, wenigstens die derben und dollen. Dies giebt ihr mittelbar wieder Stellung, Ansehn, Einfluß im Kloster selbst. Nur Pastor Lüdicke verharrt in seiner Antipathie, die sie vorläufig noch durch Entgegenkommen zu brechen trachtet. Lüdicke hat Zusammenkünfte mit Anna Stettin etc (andre Namen) nicht um zu techtelmechteln, sondern |um einen Kriegs= und Sturz=Plan einzuleiten. Dazwischen Gespräche mit der Wendin. Deren Kind spielt bei ihr. Dann mal Conventualinnen geladen. Endlich große Jagdpartie. Sie stürzt, verknickt sich den Fuß, wird aber ins Schloß getragen – dies malerisch ausführlich – und nimmt an dem Bachanal Theil auf einem Ruhebette liegend. Es verschlimmert sich aber. Nun wird nach der alten Wolde geschickt, die ihr ein Dewitz (andrer Name) empfohlen hat. Kommt. Mit dieser freundet sie sich an. Diese kocht ihr Tränkchen, um sich jung zu erhalten etc etc. Die Wolde, die Wendin und der Alte aus der Stadt sind die drei regirenden Minister. So kommt Weihnachten. Hier zeigt sie sich von ihrer großartig aber auch wieder herrschsüchtig liebenswürdigen Seite. Großes Kinderfest von 14 bis 4 Jahren. Glänzender Tannen und Lichter=Aufbau in der Halle; die Kinder beschreiben. Sidonie ist selig. Am Abend sagt sie der Wendin: laß das Kind bei mir. Sie stellt es ans Bett und nimmt ihre Hand und schläft ein. Anschläge auf Lüdicke. Er läßt sie abfallen. Sie beschließt ihn zu vernichten (Gespräch darüber mit der Wendin und der Wolde.) Aber er beschließt dasselbe. Nun zwei feindliche Mächte. Der Pförtner gehört mit zur Pastor=Partei. „Wir möten se dod beden“ sagt die alte Wolde. Bei dem Pförtner glückts. Lüdicke wird denuncirt als „zuchtlos“, er seinerseits denuncirt auch. Beide B ­ riefe treffen ziemlich zu gleicher Zeit bei Hofe ein. Ihre Stellung ist schon wacklig. Es wird Sommer. Die Gefahr rückt näher. Gewitterjahr. Ihr Entsetzen, ihre Flucht in die ­Kirche. Sie schläft u. hat sich erholt, da kommt der Fiskal, Abführung in die „Oderburg“. Prozeß. Große Gerichtsverhandlung. Die Anklagepunkte werden ihr vorge­lesen. Sie rast, ist außer sich, antwortet würdig und mit natürlicher Beredtsamkeit. Es wird nach Magdeburg geschickt. Sie weiß was kommen muß u. bereitet sich auf ihren Tod vor. Dieser erfolgt.

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Der bischöfliche ⌐Camminsche¬ Leibarzt Kniephof. Stelzbein. Früher Schiffsarzt auf einem schwedischen Orlogschiff. Als er das Bein verlor, zog er sich an Land zurück

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und wurde bei dem Camminer Bischof Arzt. Eigentlich Kneipbruder, GeschichtenErzähler. Beide waren Süffel und so erlaubte er dem Bischof alles: „praesente medico etc ⌐nocet¬“. Erst als der Bischof gestorben war, hatte er sich nach Stargard oder Pommersch Freienwalde oder Zachan zurückgezogen. Wie unser Krause in Letschin; nur toller, wüster, verwegener. Er schneidet, schröpft, läßt Ader. „Alles kommt aus dem Blut. Hat er zu viel, muß was weggenommen werden: schröpfen, ist es zu dick, muß es dünn gemacht werden, ist es zu heiß muß es kühl gemacht werden. Also: Aderlaß oder Schröpfen, Purgirung, Transpiration. Aber das Dritte ist das Beste: der Schweiß ist die Form der Genesung. „Auch der Todesschweiß?“ Erst recht. Da haben wir die Genesung vollkommen. Aber so weit gehen wir noch nicht. Vorläufig sind wir noch bei dem der das Leben bedeutet. Das Fieber fällt ab, das Gefühl des Behagens, der Befreiung von einem bösen Feind ist unmittelbar. Und jedes Mittel gilt, diesen Retter (den Schweiß) herbeizuschaffen. Sidonie v. Borcke

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Als sie von dem furchtbaren Gewitter geängstigt, in die Klosterkirche eilt, um sich dort niederzuwerfen, huscht was, als sie aufschließt, hinter ihr her. Sie sieht aber nichts. Nun wirft sie sich nieder. Ruft Christus und Maria an. „Gott, ich habe sie todt gebetet. Sie kommen nicht mehr.“ Und mit dem richtete sie ihre Augen auf und sah auf die Altardecke und das Bild darüber. Aber sie sah nur zwei Glühaugen und dann sprang es fort und verschwand und sie sah, daß es eine schwarze Katze gewesen. „Ich rief Gott und Er kam. alles verkehrt sich“ und sie stürzte wieder entsetzt in ihre Wohnung zurück. Auf der Jagd vorher stürzt sie; verrenkt sich; man will eine Bahre holen. „Nein, nicht Bahre.“ Man soll eine Bahre machen aus jungen Stämmen und sie zusammenbinden, so gut es geht. Es ging auch, sie binden oder nageln etwas zusammen, und nun den Sattel ihres Pferdes als Kopfkissen und zugedeckt mit Mänteln ging es vorwärts. Aber es war stockdunkel geworden, Gräben zu passiren und Glatteisstellen und Schneewehen. Die Gäste (die adligen) schnitten junge Kiehnen, Lärchen die voll in Kiehn standen und zündeten sie an und so vorauf und neben ihr reitend ging der Zug querfeldein über das Schneefeld auf das Kloster zu. Dort ist sie nun fidel und nimmt liegend an der Festlichkeit Theil. Sidonie v. B. Hermann Blücher. ⌐Beilager. Hansestädte. Hanse. Die Hansen.¬ Wedigo v. d. Osten. Caspar v. Eickstedt. Valentin v. David v. d. Osten. ⌐Micrael giebt sehr gut den finstren, abergläubischen und dabei bewußten, bocksteifen

Zeitton: Kometen erscheinen, Ungewitter, Thurmknopf fällt herab, Schäfer haben Visionen, Glocken werden gegossen, Prophezeihungen etc etc. Nach dieser Seite hin sehr zu brauchen.¬ Severin Stalkopf

[SBB, St 60, 30] [Keitel 1968, 14] [NFA 24, 199–200] [HFA 1V, 700] [HFA 2I/7, 362]

[SBB, St 60, 31] [Keitel 1968, 14] [NFA 24, 200] [HFA 1V, 701] [HFA 2I/7, 362–363]

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[SBB, St 60, 32] [Keitel 1968, 14–15] [NFA 24, 200–201] [HFA 1V, 701–702] [HFA 2I/7, 363–364]

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[SBB, St 60, 33] [Keitel 1968, 15] [NFA 24, 201] [HFA 1V, 702–703] [HFA 2I/7, 364–365]

i.1  Historische Erzählungen

Wedderkopp

Diakonus zu Pyritz (diesen statt „David Lüdicke“ nehmen) Margarethe Gräfin Eberstein Graf Eberstein, Herr zu Naugard und Massov. Sabina Hedwig v Eberstein Walpurg v. Eberstein Erdmann zu Putbus, Comthur zu Wildenbruch Ernst Ludwig Freiherr von Putbus. Landmarschall Ewald v. Flemming. Caspar v. Wolde, Stettinscher Kanzler. Hauptmann auf Colbatz. Joachim v. Wedel „der eine „pommersche Chronik“ und andre Sterben alle 1609 nützliche Schriften abgefasset hat.“ Tido v. d. Zinne, der letzte seines Geschlechts Friedrich v. d. Osten Heinrich Borcke. Ein v. Pirch wird Henning Borcke. ­hingerichtet Dietloff v. Winterfeld Comthur und Landvogt zu Schievelbein zwei Freunde. Dietrich v. Schwerin auf Spantkow. † 1611. S. 58. ⌐(Micrael)¬ Herzog Philipp wegen „seiner Schwachheit“ ins Bad. Sehr gut zu brauchen. Als Verhöhnung „alles lendenlahm.“ Graf Steffen Heinrich v. Eberstein † 1613. (Micrael S. 62) Tessen v. Parsow, ein Pommerscher von Adel. † 1614. Graf Ernst Ludewig Hans v. Eickstedt; Matz v. Krukow; Aegidius v. Blanckensee; Peter v. Kameke; Paulus Kniphoff Subrektor zu Stettin. Viele gute bürgerliche Namen siehe Micrael S. 89 unten. Graf Albrecht von Eberstein. Eustachius v. Fleming. Christoph v. Platen. Caspar v. Stojentin, Hauptm: z. Friedrichswalde. Heinrich v. Schwerin, Stallmeister. Wedigo v. Wedel, Hauptm: zu Colbatz. Daniel Wasserführer ⌐Wasserfuhr ist besser¬, Archidiak: zu St. Jacobi in Stettin. Ewald v. Tessin. Jürgen v. Wedel. Lorentz v. Podewils. Henning v. Trampe. † 1618. Achaz v. Rhaden. Huchold v. Behr*. Hans v. Behr. (* Hübscher Dankvers S. 124) Kurt v. Flemming. Richard v. Puttkamer. Aebtissin Sidonie v. Borcke † 1620. Dubslaff v. Eickstedt. – Jobst Dewitz zu Daber. Peter v. Glasenapp Hauptmann auf Bütow. Alexander v. Rammin. Bonaventura v. Werther. Es werden nicht viele pommersche Namen (außer Kleist) in dem Vorstehenden fehlen. Alles was bei Hofe ist, hat die „große Tour“ gemacht, alles war in Frankreich, erst am Hofe Katharinas v. Medici und ihrer Söhne, später mit Vorliebe am Hofe Heinrichs IV. Alle sind also von einigen Allüren, von weltmännischer Bildung und wissen in französ: Dingen und Weltbegebenheiten gut Bescheid.

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„… die Tod oder Unfruchtbarkeit aller Mitglieder der herzoglichen Familie veranlaßt haben sollte. Aber es lag einfach an ihrem wüsten Leben: vor allem maßloses Trinken brachte sie vor der Zeit ins Grab. Kannenweise trank man sich zu und gab einander Bescheid. Ein Herzog von Holstein bedankte sich schriftlich für den „schönen Rausch“ den er gehabt und empfiehlt die Pastoren=Lehre: „Nach den heiligen Tagen möget ihr wohl saufen und die himmlische Sackpfeife wohl klingen lassen.“ Die Leibärzte riethen zu Mäßigkeit, verboten das |lange Sitzen bei Tafel bis in die Nacht hinein, aber vergeblich. „Den Aerzten bekäme es“ hieß es „und die tränken noch mehr.“ Weder den Wein noch den Aquavit wollte der Herzog missen. Man trank an den Höfen nur: 1. schwere, feurige Weine; 2. Gewürzweine (Nelken, Zimmt, Ingwer) aller Art; 3. starke Biere; 4: gebrannte Wasser.

[SBB, St 60, 34r] [Keitel 1968, 15] [NFA 24, 202] [HFA 1V, 703] [HFA 2I/7, 365]

[SBB, St 60, 34v] [­Keitel 1968, 15–16] [NFA 24, 202] [HFA 1 V, 703] [HFA 2I/7, 365]

Anzuschaffendes Material. Bücher. Karten. Pläne.

[SBB, St 60, 35] [Keitel 1968, 16] [NFA 24, 202] [HFA 1V, 703] [HFA 2I/7, 365]

In Czenstochau, bei einer großen Prozession, bricht Gewitter aus. Viele flüchten unter einen Baum. 15 werden vom Blitz getödtet. Diese Nachricht macht einen tiefen Eindruck auf sie. Es muß aber mehr in der Nähe spielen, in einem näheren Kloster. Unter dem Eindruck dieser Nachricht ist sie noch, als das große Gewitter heraufzieht. Ihr Körper war katzenhaft elektrisch.

[SBB, St 60, 36] [Keitel 1968, 16, 21–22] [NFA 24, 202, 832–833] [HFA 1V, 703, 1019] [HFA 2I/7, 365–366, 712] [SBB, St 60, 36a, Zeitungsausschnitt mit An- und Unterstreichungen von Fontanes Hand]

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[SBB, St 60, 36b, ­Zeitungsausschnitt]

Hierüber spottet sie.

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[SBB, St 60, 38] [Keitel 1968, 16] [NFA 24, 833–834] [HFA 1V, 704] [HFA 2I/7, 366]

i.1  Historische Erzählungen

Professor Holtze. P. sche Bibliothek IV. und V. Rentsch Brand. Ced. hain. Berl. Kalender von 1838 Joachim v. Wedels Tagebuch Geh. R. Kunstmann. v. Nostitz (spa Adjutant des Prinz Louis Ferdinand, später russ: General) Memoiren. Micraelius ⌐Altes Pommerland¬ IV. S. 88. P.sche (Pommersche oder Preußische?) Bibliothek IV. und V. Rentsch Brandenb: Cedernhain S. 115. Berliner Kalender von 1838. (vielleicht Berl: historischer Kalender.) Joachim v. Wedels Tagebuch oder Aufzeichnungen. Cramer. Karte von Pommern. Karte ⌐Plan¬ von Stettin. Plan von Stargard. Der Saatziger Kreis. Kloster Marienfließ.

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Empfehlung nach Stettin und Marienfließ hin durch Geh. R. Herrlich, Prof. Schmitz, Prof. Holtze, Prof. v. Kloeden. [SBB, St 60, 39] [Keitel 1968, 16] [NFA 24, 202–203] [HFA 1V, 704–705] [HFA 2I/7, 366–367]

[SBB, St 60, 40] [Keitel 1968, 16–17] [NFA 24, 203] [HFA 1V, 705] [HFA 2I/7, 367]

Barnim X. und Philipp I. Philipp, Herzog von Pommern Wolgast stirbt und hinterläßt fünf junge Söhne: 1. Johann Friedrich; 2. Bogislav; 3. Ernst Ludwig der Lautenspieler, französirt 4. Barnim (mit ihm in Frankreich gewesen.) 5. Kasimir der jüngste: Zehnjährig (etwa 1565 bis 70) wird in Wolgast erzogen In Stettin regirt ihr Onkel Barnim ⌐X.¬ (Bruder von Philipp I.) weiter. ⌐S. 373.¬ Johann Friedrich und Bogislav übernehmen bis 1570 die Regierung, auch für die Antheile der drei andren Brüder. ⌐Großhofmeister Ulrich v. Schwerin,¬ Kanzler Valentin von Eickstedt, Jacob v. Zitzewitz an Stelle des Dr. Balthasar v. dem Wolde. Ernst Ludwig geht an den Polen-Hof Barnim an den Stettiner Hof (Barnim X.) Kasimir bleibt in Wolgast. ⌐375 unten über den pommerschen Kriegsadel sehr gut.¬ Johann Friedrich Barnim d. Jüngre Bogislav Ernst Ludwig Bogislav Kasimir

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kriegen Pommern-Stettin kriegen Pommern-Wolgast kriegt Bisthum Kamin.

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Die Mutter kommt nach Kloster Pudagla ins Leibgedinge.

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I. Stettin. Schlösser in Rügenwalde, Stolp, Lauenburg. – Kolbatz, Saatzig, Marienfließ, Belbuc. Kasimir, der Jüngste; der lüderliche Bischof stirbt zuerst. Ernst Ludwig von Wolgast, poetische Figur S. 395. Ferner S. 411–13 seine Krankheit u Tod. Allerhand Spukerei. Besessenheit. S. 419 u 20. Erschütternd. Es beginnt mit einer kurzen Lokal= vielleicht auch Zeitschilderung (Ende September 1610). Scene im Refektorium, wo ein Mahl eingenommen wurde. Das Mahl ist vorüber. Der Klosterhauptmann geht mit der ältesten Conventualin im Klosterpark u. Garten spatziren. Hier führen sie das Gespräch. „Es ist mit dem glücklichen Interregnum vorbei. Sie kommt morgen oder doch in den nächsten Tagen. Von ihr gehört, werdet Ihr haben.“ „Wenig. Was ist es mit ihr.“ „Nun, sie hat es durchgesetzt bei dem Herzog. Und das ist nicht zu verwundern, er ist schwach und sie ist stark. Und nicht zu glauben trotz ihrer 57 ist es noch eine schöne Frau. Wie sie ’s zwingt, das mögen die Götter wissen. Ich glaub’ unser alter Herzog | sieht sie sich noch mit Wohlgefallen an. Denn alte Liebe rostet nicht. Sie kennen sich nun seit gerade dreißig Jahren. Da kam sie an den Hof. Und das war, als er eben aus Frankreich zurückkam. Und nichts gefiel ihm hier. Da kam Sidonie an den Hof. Und er athmete auf. Das war, an was er sich gewöhnt hatte; sie konnte parliren schwatzen und das konnte sie noch und da sie merkte, daß er ein Auge auf sie warf, da mußten französ. Sprachmeister heran und ein Italiener, und sie lernte alles im Spielen und sang ihm Liederchen, denn sie hatte damals eine Stimme. Und er er war ganz in ihren Banden. Und sie b wollte Frau Herzogin werden. Das war nun aber der alten Mutter nicht recht, die sehr stolz und vornehm war und als sie s merkte, daß es nichts wurde, da warf sie die Tugendmaske ab und sie hatten frohe Liebestage. Bis sie mit den Brüdern |anfing. Denn was Männer da sind, die will sie haben. Sie sollen zappeln und um sie sein. Und so ist sie noch. Da zog sich der Herzog von ihr zurück, ab und dann kam seine Heirath. Aber sie behielt Macht über ihn, und er hält noch ⌐große¬ Stücke auf sie und hält sie für die klügste Person im Lande. Und das mag sie sein. Aber nicht die beste. Hütet Euch. Ihr werdet sie kennen lernen und Ihr werdet schwere Tage haben. Denn sie kennt nur ihren Willen; und was ihr Wille ist, das gilt. Ist sie heute fromm, so müßt ihr alle beten, und ist sie morgen üppig, so müßt ihr alle tanzen und trinken. Seht Euch vor. Und Gott behüte Euch. Vom Herrn Herzog erwartet nichts. Der schickt sie Euch, den hat sie in der Tasche.

[SBB, St 60, 41] [Keitel 1968, 17] [NFA 24, 203–204] [HFA 1V, 705–706] [HFA 2I/7, 367–368]

Sidonie v. Borcke. 1. Einleitung. Kurz historisch. Anmeldung „sie kommt.“ Sie kommt wirklich. Fährt vor. Wird empfangen. Tritt in ihr Haus. Adressirt sich an die Conventualinnen. Rüffelt sie. Stellt Autorität her. „Ihre Sitten sind mir gleichgültig, ihr Glaube noch mehr, aber gehorchen sollen sie, es giebt nur einen Willen und das ist meiner.“ Sie richtet sich nun ein. Vornehm, reich, mit ⌐höfischem¬ Geschmack, fast französisch. Das schöne Bild aus ihrer Jugend. Höfisch=französische Tracht, Maria Stuart-haft. Renaissance=Umrahmung. Dem angemessen der ganze Raum. Sie deckt das |Ganze zu und transponirt alles ins Renaissancehafte. Sie so citirt mitunter eine alt-

[SBB, St 60, 44] [Keitel 1968, 17] [NFA 24, 204–205] [HFA 1V, 706–707] [HFA 2I/7, 368–369]

[SBB, St 60, 42] [Keitel 1968, 17] [NFA 24, 204] [HFA 1V, 706] [HFA 2I/7, 368]

[SBB, St 60, 43] [Keitel 1968, 17] [NFA 24, 204] [HFA 1V, 706] [HFA 2I/7, 368]

[SBB, St 60, 45] [Keitel 1968, 17–18] [NFA 24, 205] [HFA 1V, 707] [HFA 2I/7, 369]

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[SBB, St 60, 46] [Keitel 1968, 18] [NFA 24, 205] [HFA 1V, 707] [HFA 2I/7, 369–370]

[SBB, St 60, 47] [Keitel 1968, 18] [NFA 24, 205–206] [HFA 1V, 707–708] [HFA 2I/7, 370] (1) (2)

[SBB, St 60, 48] [Keitel 1968, 18] [NFA 24, 206] [HFA 1V, 708] [HFA 2I/7, 370]

[SBB, St 60, 49] [Keitel 1968, 18] [NFA 24, 206] [HFA 1V, 708] [HFA 2I/7, 370]

i.1  Historische Erzählungen

französische Zeile aus dem ⌐den Memoiren des¬ Tavannes oder aus dem Italienischen. Sie hat nichts gelernt, aber viel ist ihr angeflogen und sie ist sehr klug. Alexander VI. ist ihr Liebling und die Borgia-Geschichten. „Da lies das Buch, Deern, daraus kannst was lernen, da hast was von, für Himmel oder Höll, je nachdem Du bist. Er war ihr Vater und er schickte sie zu den Nonnen, daß er sie heimlich säh. Und dann genas sie eines Kinds. …. hieß es. Sieh, so was liest sich gut. Nicht so wie die Calvinistenstreitigkeiten und die dummen Predigten über den Hosenteufel; man muß Musculus heißen und ein brandenburgischer Generalsuperintendent sein, um so was Dummes predigen zu können. Hosenteufel; freilich. Es hat was damit. Aber … das sitzt wo a­ nders. ich will |Dich nicht roth machen. Kannst noch roth werden? Das ist hübsch. Alles zu seiner Zeit. Aber das Leben wird es Dir abgewöhnen. Sieh, Thilde, wenn man grundschlecht ist, ist man immer noch besser als die andren. Glaub mirs. Ich war bei Hofe. Und da sieht man alles offen ⌐doppelt¬, weil sich alles offner giebt. Sie sagen der Hof sei verschwiegen. Dummes Zeug. Frech ist man bei Hofe, keiner hat ei Scheu ⌐oder Lust¬ zum verbergen, schon weil er weiß, daß es ihm nicht hilft. Recurriren auf den französ: Hof, ⌐auf Katharina v. Medici,¬ auf Maria Stuart, auf Königin Elisabeth, auf Anna ­Bulen, auf Ebbe Brah und Christine Munk und die verschiedenen andern Geliebten jener Epoche, auch auf die Anna Sydow.“ All dies ist Inhalt für verschiedene Gespräche. Zunächst | nimmt sie sich ein Mädchen, die vorher bei einer andren Conventualin gedient hatte, eine wunderhübsche blonde Wendin, die wegen eines Kinds, das sie kriegte, den Klosterdienst verlassen mußte. Das war nun ein zwei Jahr und das Kind ebenso alt. Für dies Mädchen und dies Kind interessirt sich die Alte Sidonie; das Kind spielt immer um sie her. Dazu ein Riesenkater. Und eine Hecke weißer Mäuser. Zugleich läßt sie ein Storchennest künstlich auf dem Giebeldach anlegen. „Der aegyptische Vogel“ bringt Glück, ohne den gehts nicht. Bei bestimmter Gelegenheit sagt sie dem Mädchen: „Hanne, ich bin nicht die alte Stojentin; mach was Du willst, es findt sich schon.“ Sie küßte der Priorin die Hand. Sie richtet sich nun also ein und gründet eine Regierungspartei, wobei sie sehr geschickt operirt: sie nimmt die Anrüchigen, die Schwachen, aber auch die Starken und Hochmüthigen, sobald sie sich ihr nur unterwerfen, oder solche, die voll Haß auch gegen ihre Feinde sind. So bildet sie einen Rath der fünf: eine Starke und Hochmüthige, die mit ihr ging, eine Haß=tolle, eine Lüderliche (ihr Johannes) und eine Schwache, Imbecile, Schwatzhafte. Jede war ihr gleich nützlich. Ihre eigentliche Vertraute wird aber sogleich die schöne blonde Wendin, ein Typus feiner Sinnlichkeit, aber eigentlich innerlich lauter, gütig, edelherzig und immer in einer tiefen| inneren Auflehnung ­gegen die Priorin. Mit dieser hat sie denn auch bald ein Gespräch: „Habt ihr nich Mannslüd hier?“ Man kann sich doch nicht immer die dicke Schwerin ansehn und der alten Glasenappen (andre seltenere Namen) ihre Adlernase“. Es werden nun aus der nächsten Stadt und auch aus Stettin Manns=Elemente herangezogen. Diese vorsich geschickt wählen. Zudem aber fängt sie sich an für David Lüdicke, den Klostergeistlichen einen Mann von Mitte 40 zu interessiren. Sie wußte, daß er ein Liebesverhältniß zu Anna Mellenthin unterhielt oder etwas was dem ähnlich sah. Auf diesen richtete sie ihren Blick. Aber das kommt erst später. Vorher, weil sie

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Sidonie von Borcke

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sich den Fuß verk|nickt hat, macht sie die Bekanntschaft der alten Wolde. Die gefällt ihr und sie nimmt sie als Jätefrau in den Garten. Diese doktort nun an ihr herum. Es handelt sich alles darum sie bei Frische zu unterhalten. Es muß also so verlaufen 1.  Sie engagirt die blonde Wendin. 2.  Sie gründet ihren Hofstaat. 3.  Sie feiert ⌐halbe¬ Bachanale mit den 4 Damen ihres Hofstaats. Hier ist sie gesprächig und erzählt von alten Zeiten und Fahrten und Triumphen und Liebschaften. Und mocquirt sich über den „Hof “ und spricht ihm das Leben ab. 4.  Sie verknickt sich den Fuß und die alte Wolde wird Jätefrau. Und nun neben der Blondine Geheime=Beratherin 5.  Sie will „Mannsvolk“ haben. Findet auch dergleichen. Wirft ihren Blick auf David Lüdicke. Thut irgend etwas ganz Tolles. 6.  Darauf bricht ein furchtbares Gewitter aus. Ihre Todesangst. Sie stürzt im Unwetter in die Kirche. Sie beich|tet und betet, nachdem sie schon zu Hause, sich hat vorlesen lassen. „Nein, das hilft nicht, das ist zu schwach“ und die Wendin muß einen besseren Spruch suchen. 7.  Das Gewitter ist vorüber; sie erholt sich wieder. Es muß so sein, daß sie im September ankommt, wo ’s keine Gewitter mehr giebt und daß diese Scene im nächsten Juni spielt. Die ganze Scene hat deutlich ihre Mischung ⌐einerseits¬ von Unglauben mit Beisatz von Aberglauben gezeigt und nun das sich Anklammern an den überlieferten Glauben aber doch auch fast in abergläubischer Form. 8.  Das alte Leben wird wieder aufgenommen. David Lüdicke läßt sie abfallen und verweigert ihr das Abendmahl. 9.  Ihre Neigung zu ihm verwandelt sich in Haß; sie schiebt es auf eine andre ­Neigung (zu Anna Stettin) und beschließt beide zu verderben. Auch der alte Pförtner muß dran glauben. Die „alte Wolde“ tritt immer mehr in den Vordergrund; die 4 Damen ziehen sich zurück, sie hat nur noch die Wendin, die Wolde und ein verwegenes Individuum aus der | Stadt. Mit diesen macht sie Pläne. Sie wird immer verwegener, drohender. „Ich fürchte mich nicht. Un de Hertog? Ick kenn se, se sinn for nix.“ 10.  Christian Lüdicke der Generalfiskal am To beim Begräbniß seines Bruders David. Die Nonnen drängen sich an ihn. Gegenverschwörung. 11.  Sidonie noch einmal auf ihrer Höhe. Hier muß sichs überschlagen. 12.  Ihre Verhaftung. 13.  Ihr Aufenthalt im Gefängniß. 14.  Die prozessualischen Fragen. ⌐zusammengestellt aus den Aussagen der alten Wolde.¬ Die große Vernichtsverhandlung. Sie ist immer noch groß und stattlich. Sie fühlte, worauf es hinaus wollte. Das gab ihr alte Kraft wieder, auch Würde, alles was Hohes und Großes u. Ungewöhnliches in ihr gelegen hatte, kam heraus, alles Sündige, Gemeine war von ihr abgefallen. Sie war eine Greisin, die für ihr Leben sprach. Sie |spricht nun wundervoll, mit natürlicher Beredtsamkeit (schon vorher, ganz zu Anfang hervorheben, daß sie gar nichts gelernt hatte, aber sehr klug war, sehr apart, esprit fort und eine glänzende natürliche Gabe der Beredtsamkeit, die sich zum geistvollen Reparti steigerte.) und giebt sich, ihren Wandel ihr und selbst ihren Glauben preis, ⌐sie giebt auch zu mit diesen Dingen gespielt zu haben,¬ aber sie lehnt sich gegen den Unsinn auf, sie habe nicht gezaubert und gehext, sie habe manches Dumme blos Mummenschanzes und Versuchs halber mitgemacht, wie man etwas probirt, woran man nicht

[SBB, St 60, 50] [Keitel 1968, 18–19] [NFA 24, 206–207] [HFA 1V, 708–709] [HFA 2I/7, 370–371]

[SBB, St 60, 57] [Keitel 1968, 19] [NFA 24, 207] [HFA 1V, 709] [HFA 2I/7, 371]

[SBB, St 60, 52] [Keitel 1968, 19] [NFA 24, 207–208] [HFA 1V, 709–710] [HFA 2I/7, 371–372]

[SBB, St 60, 53] [Keitel 1968, 19] [NFA 24, 208] [HFA 1V, 710] [HFA 2I/7, 372]

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[SBB, St 60, 54] [Keitel 1968, 19–20] [NFA 24, 208] [HFA 1V, 710–711] [HFA 2I/7, 372–373]

i.1  Historische Erzählungen

glaubt. Nun die Confrontirungen: die halb-blödsinnig gewordene alte W ­ olde bleibt bei ihren schweren Aussagen, die Wendin stürzt ihr zu Füßen und küßt ihr die Hände und weint und beschwört die Richter an ihre Unschuld zu glauben; sie sei wohl nicht gewesen wie |eine Conventualin sein solle, züchtig und ehrsam, und das Böse habe wohl Gewalt über sie gehabt, aber sie habe sich mit dem Bösen nicht eingelassen und nicht Buhlschaft mit ihm getrieben. 15. Der Spruch wird nicht gefällt. Sie wird ins Gefängniß zurückgebracht. Liest Bibel. Klärung ihres Gemüths. Sie hört, daß sie sterben muß. 16. Die Wendin wird noch zu ihr gelassen. Langes Gespräch mit ihr. Schon vorher „Gottes Mühlen mahlen langsam etc“ Jetzt erinnert sie sich daran. „Lang hat er ge­ übet, Geduld, Geduld  Unschuldig sterb ich und doch in Schuld.“ Vorher kommt ein Maler in ihr Gefängniß. Er macht eine Skizze von ihr, vielleicht während sie schläft. Dann ihre Hinrichtung. Verbrennung ist besser als Enthauptung. Ein Rabe steigt aus den Flammen auf, keine Taube. Der Maler reiste nach Marienfließ und malte ihr Bild auf die Rückseite des ersten. Inschrift dazu. Vielleicht malt ers für die Wendin, oder für den Herzog. Dies muß motivirt werden. Am besten, es muß derselbe Herzog sein, der ihr den Hof gemacht hatte, der sie liebte, während sie mit den Brüdern auch techtelmechtelte. Aber er hat ihr ein Interesse bewahrt und schickt seinen Hofmaler, der sie schlafen sieht. Danach nimmt er ihr Contrefei. Der Herzog sieht es und hängt es in seinem Zimmer auf.

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Korfiz Uhlefeld [SBB, St 26, 1] [NFA 24, 317] [HFA 1V, 850] [HFA 2I/7, 474]

[SBB, St 26, 2] [NFA 24, 317] [HFA 1V, 850–851] [HFA 2I/7, 474]

V. Roman. Korfiz Uhlefeld. Historischer Roman. Korfiz Uhlefeld ist ein wundervoller Romanstoff: 1. gute Zeit (1630–63) und gute Scenerie: Seeland, Jütland, Schonen, Malmö, Kopen­hagen, Roeskilde, Fredriksborg etc. 2. prächtige romanhafte Situationen: a. Christine Munks Glück und Fall  b. Das Wunderkind Eleonore Christine (Ellen.)  c. Der Gegensatz zwischen Uhle­ feldt und Sehestedt; jener groß, dieser schlau. Dazu beide Schwäger. Sehe­ stedts Intriguen bis zuletzt.  d. Christine Munk in Verbannung.  e. Die Transfu­sion des Bluts zwischen den beiden Eheleuten; ihre große Liebe zu einander.  f. Die Gefangenschaft in Bornholm; Oberst Fuchs; der Haß; Fuchs Ermordung (später)  g. Gefangenschaft in Malmö. Flucht. Ankunft in Kopenhagen. Verschwörung.  h. Niederlage; Demüthigung.  i. Nur noch Haß und Rache.  k. Endlicher Untergang. 3. Tendenz-Roman: Adelsstolz gegen Königthum. (Anklänge an Warwick the kingmaker.) Ehrgeiz unterliegt; Schlauheit triumphirt.

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Korfiz Uhlefeld. Historischer Roman. Der Adel herrscht; mit und in ihm auch Korfiz. Als Christian IV. stirbt und Friedr: III. folgt bereitet sich das Ende der Adelsherrschaft vor. Der „Hof “ wird übermüthig. Vielleicht hatte Korfiz dies selber vorbereitet; als aber nun der Hof ihn fallen läßt, hört er auf Hofmann zu sein und wird wieder Adelsmann, denn vor allem will er herrschen, Einfluß haben. So kommt er in die Opposition, verrennt sich in ihr, greift zu den ­äußersten Mitteln, lebt zuletzt nur noch seiner Rache und geht in dieser unter. Neben ihm seine Gemahlin, die noch bedeutender ist als er selbst, ein Genie. Ihre Gefangenschaft und Befreiung bildet das Schlußkapitel.

[SBB, St 26, 3] [NFA 24, 317] [HFA 1V, 851] [HFA 2I/7, 474–475]

Korfiz Uhlefeldt. Siehe Holbergs Dänische Geschichte. Th. II. Regierung Christians IV. Der König. Christine Munk, eine schöne, liebenswürdige Dame. Ihre Kinder. Die Wibeke. Schön, intrigant. (Hauptfigur.) Hannibal Sehestedt. Korfiz Uhlefeldt. Ein glänzender, heller, leuchtender, sehr kluger, sehr tapfrer, sehr ehrgeiziger Mann. Durchaus nobel u. groß. Voll Liebe zu Eleonore (der Munk Tochter.) Sehestedt kleiner u. intriganter, aber auch bedeutend. Dieser siegt; jener unterliegt. Aber der Sieg ist dennoch sein; er bildet eine Lichtgestalt im Leben der Höfe. Er warf sich, und anfangs siegreich, zum Vertheidiger gekränkter Unschuld auf. Denn Christine liebte den König. Der Stoff steht in Holberg Band II. u III. Im Inhaltsverzeichniß des III. Bandes sind alle wichtigen Momente angegeben.

[SBB, St 26, 4] [NFA 24, 318] [HFA 1V, 851–852] [HFA 2I/7, 475]

Korfiz Uhlefeld ist Stoff für einen historischen Roman. Es ist ein großer und reicher Stoff. Es müßte etwa mit 1629 beginnen und noch den Glanz der Christine Munk (morganatisch angetraute Frau Christians IV.) zeigen. Eleonore Christine ist ihr glänzendstes Kind, damals erst acht Jahr, aber schon seit einem Jahr mit Korfiz Uhlefeld verlobt. Es ist ein heitres, glückliches, sinnliches aber geistig hochpotenzirtes Treiben, gar nicht roh, nur kraftvoll. So liegen die |Dinge als die Sehestedtsche Partei oder vielleicht auch die Wibeke aus freier Initiative den Prozeß gegen Christine Munk herbeiführt. Dieser geht in Scene. Korfiz Uhlefeld und Hannibal Sehestedt einander gegenüber. Dieser Gegensatz bleibt nun. Uhlefeld in gewissem Sinne siegreich; aber die Trennung wird doch ausgesprochen. Christine Munk nach Jütland. Uhlefeld heirathet 1636 die 15 jährige Eleonore Christine. Er bleibt erster Mann des Landes bis zum Tode des Königs 1646. Nun folgt Friedrich III. Sein Glanz sinkt. Er kann die verändert: Verhältnisse nicht ertragen. Seine Frau (ebenso eminent wie er) unterstützt ihn. Intriguen, Hochverrath, Versöhnungen, neue Intriguen, bis er endlich ganz unterliegt. Sehestedt, durch die Intrigue die Pufendorf (Holberg III. S. 582.) erzählt, bereitet seinen Untergang vor; er hätte in Schweden bleiben können; nun war er wieder da (in Seeland,) tritt an die Spitze der Verschwörung, unterliegt, kommt nach Bornholm. Dies giebt ihm den Rest.

[SBB, St 26, 5] [NFA 24, 318] [HFA 1V, 852] [HFA 2I/7, 475]

[SBB, St 26, 6] [NFA 24, 318–319] [HFA 1V, 852–853] [HFA 2I/7, 475–476]

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i.1  Historische Erzählungen

Er ist nur noch Haß, Rache. Anerbieten an den großen Kurfürsten. Darüber geht er zu Grunde. Außer Persönlichem was ihn bestimmt, ist er auch Repräsentant eines Prinzips: des Adels gegen das sich etablirende absolute Königthum.

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Das Gelübde von Bornhöved [SBB, St 16, 2] [SBB, St 16, 3r]

[SBB, St 16, 4v]

[SBB, St 16, 5]

[SBB, St 16, 6]

Das Gelübde von Bornhöved. Das Gelübde von Bornhöved Im Juli 1227, als ⌐der Schauenburger¬ Graf Adolf  der vierte aus der Reihe seines Hauses und Namens (?) Herzog (oder Graf) zu Holstein war, war auch der alte Kampf der Deutschen u. Dänen mal wieder im Gang. (?) Und gefährlicher als manche Zeit vorher, denn an der Spitze des Dänenreiches stand ihr mächtigster König: Waldemar der Sieger, derselbe der den D vom Himmel gefallenen Danebrog mit aus Lievland gebracht hatte. Durch die erste Hälfte des Juli hin gab es nur Scharmutzereien, als aber die vierte Woche begann entschloß man sich einen entscheidenden Schlag zu thun und der König rückte auf das Feld von Bornhöved. Bornhöved war ein Kapellendorf, das früher weil die Schwentine dort in der Nähe fließt Schwentinefjeld geheißen hatte, dann aber ⌐dies nicht¬ weil da ein Bächelchen das „Born“ dort ⌐auf einem ⌐Kapellen¬Hügel¬ entspringt den Namen Bornhöved (Bornhaupt) empfangen hatte. Dort lagerte ⌐sich¬ der der König. Ihm gegenüber lagerte sich der Holsteiner Graf, der ⌐außer seinen Holsteinern¬ lübische Mannschaft und Mannschaft aus den wendischen Landen unter seinen Fahnen hatte. So kam der Tag. Nun ganz kurze Schlachtschilderung ohne Namen und jedes Detail. Sie weichen, weil die Sonne sie blendet. Da ruft er, weil Maria Magdalenen=Tag war, die heilige Maria Magdalena an und gelobt ihr ein Kloster zu bauen u. in den Dienst dieses Klosters zu treten, wenn sie hülfe. Da erschien sie, aber nebelhaft groß  eine Riesenwolke ⌐stellte sich vor die Sonne und schützend¬ segnete das deutsche Heer. Auf die Dänen aber fiel jetzt der Reflex des Sonnenlichts, das von der Wolkenwand zurückfiel. Alle sahen die Erscheinung, ermuthigten sich und siegten. Die Dänen flohn und Waldemar selbst verlor ein Auge (?) im Kampf. Die große Schlacht die Holstein selbstständig machte, war geschlagen. Und Graf Adolf blieb des Gelübdes gedenk. Er baut das ⌐Maria-Magdalenen¬ Kloster (ich glaube in Hamburg). Er tritt ab. Er wird Laienbruder. Er kann nicht Priester werden, weil er Blut vergossen hat. Dispens. Er geht ⌐zu Fu߬ nach Rom. Papst Innozenz. Freisprechung.

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Herzog Abel

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Besucht alle Franz v. Assisi=Plätze. Kehrt zu Fuß zurück. Wird Priester. Beschließt sein Leben im Kloster. Begraben zu Kiel. Grabschrift (lateinisch) Die Geschichte mit der Milchkanne steht später unter „Geistlichkeit etc“. Auch noch andre kl. Züge, die vielleicht zu benutzen sind.

Herzog Abel

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Herzog Abel. Herzog Abel. 1. Kap. (Ganz kurz) Der Spuk im Walde bei Gottorp. ⌐(Am Schluß: Das ist Herzog Abel der König Erich erschlug)¬ 2. Kap. König Erich in Esthland; die Erscheinung des h. Wenceslaus. Prophezeihung. (Vorher muß gesagt werden, sie lebten in Unfrieden ⌐die Geschichte mit Abels flüchtiger Tochter etc.¬ aber hatten sich „geeinigt“ und 20 Ritter hatten sich verbürgt. Dann erst zog er nach Esthland. 3. Kap. Rückkehr aus Esthland. Besuch in Schleswig u. Schloß Gottorp. 4. Kap. Die Schachparthie. 5. Kap. Herzog Abel und sein Zwiegespräch mit Lauge Gudmarson. ⌐Hier muß vorher eine „Burg“ genannt werden, wohin man ihn als Gefangnen abführen will. Vielleicht die Burg auf Fühnen, die Abel hatte befestigen lassen.¬ 6. Kapitel. Die Schleifahrt  a. König Erich.  b. Gudmarson  c. Ihr Zusammentreffen.  d. Beichte.  e. Tod.  f. Leiche. Erhobne Hand. 7. Kap. Abel wird König. Schwört sich los. Er sucht nach dem Schatz und findet nur den Franziskaner Geißelstrick. ⌐So: „Hier ist kein Schatz. Nehm’ ich ihn also anderswo: Einschätzung der Stämme, auch der Friesen.¬ Irgendwie Hinweis auf die Friesen. 8. Kap. Die friesische Deputation bittet um Einlaß. Wird hingehalten, halb abgewiesen. 9. Kapitel. Der Zug gegen die Friesen. ⌐Nachricht von Gudmarsons Tod in Kiel.¬ Die sieben „Fähnlein.“ 10. Kapitel. Herzog Abels Tod. 11. Kapitel. Sein Spuk in der Kirche. 12. Kapitel Sein Spuk im Wald, also ganz kurz anknüpfend an den Anfang.

[SBB, St 16, 7] [SBB, St 16, 8]

[SBB, St 16, 9]

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i.1  Historische Erzählungen

Die Likedeeler [Fricke 1938, 24–25: s. f.]

[Fricke 1938, 28–35: s. f., Zeitungsausschnitt]

Das Historische habe ich an folgenden Plätzen zu erfragen: a) In Emden, Norden, Marienhafe. Vielleicht durch Graf Knyphausen. Wenn nicht durch ihn, so durch den Buchhändler in Emden, der mir event. auch eine ostfriesische Lokalgröße für alles Ostfriesische nennen kann. b) Gildemeister in Bremen. c) Fleischel, der mir irgend eine Hamburger Archivgröße nennen muß. Es muß Anfang November 1399 anfangen als sie in Marienhafe ihre Schiffe auf Land ziehn. Sie quartieren sich ein. Die Marienhafener Kirche. Das Häuptlingshaus der Tem Broke. Störtebeker bei den Tem Broke’s. Die Tochter des Hauses. Sie stimmt ihn um. Seine Bußwanderung zur Mutter in der Nähe von Braunschweig. Seine Rückkehr. Inzwischen sind Dinge vorgefallen, die alle seine Pläne hinfällig machen. Er muß wieder hinaus. Aber dabei geht er endlich zu Grunde. Wie waren die Schiffe? (Kann man sich davon ein Bild machen.) Wie waren die Leute, die die Besatzung der Schiffe bildeten? Worin bestanden ihre Likedeeler=Anschauungen und Prinzipien? Wodurch waren sie dahin geführt, diese Anschauungen überhaupt zu haben? (Wahrscheinlich in Folge vorangehender Ausnutzung ihrer Kräfte als Vitalienbrüder.) [in Fontanes Studienmappe zum Likedeeler-Roman fand sich eine Folge der B o r k u m e r B a d e z e i t u n g , 1. Jahrgang, Nr. 2–11, darunter Nr. 6–10 vom 19., 22., 26., 29. Juli und 2. August 1882 enthaltend einen Nachdruck aus der „Augsburger Allgemeinen Zeitung“, die von Fontanes Hand die Aufschrift trägt:]

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Diese Nummern enthalten im wesentlichen die Störtebecker Geschichte

Die Vitalienbrüder und Klaus Störtebeker in Ostfriesland. Das Ende des 14. Jahrhunderts war eine böse Zeit für unser Vaterland. Das alte Kaiserreich, wie es noch unter dem großen Hohenstaufen Friedrich II. geblüht hatte, löste sich seit dem Untergange dieses genialen Herrscherhauses immer mehr auf; seine Herrlichkeit verfiel und in die Fetzen des mürbe gewordenen Kaisermantels theilten sich die Particularfürsten. Die Reichsgewalt wurde immer schwächer und ohnmächtiger, und da sie nicht mehr im Stande war, das große Ganze zusammenzuhalten, so bildeten sich überall im deutschen Reiche Bündnisse und Eidgenossenschaften der einzelnen Reichsstände, der Fürsten, Städte, Bauern, welche sich durch Vereinigung zu größeren Ganzen selbst zu helfen suchten, so gut es eben ging, aber bald, da ihre Interessen einander widerstrebten, in blutigen gegenseitigen Krieg geriethen. So entstand resp. kam zur höchsten Blüthe in jenen wilden ­Tagen der meergebietende Städtebund der Hansa, an welchem so viele glorreiche Erinnerungen haften, ebenso aber auch der weitgefürchtete S e e r ä u b e r b u n d d e r V i t a l i e n b r ü d e r , ­welche unter Anführung ihres tapferen und verwegenen Admirals S t ö r t e b e k e r (der bei Verden geboren sein soll) lange Zeit der Schrecken der Ostsee, und, als sie aus dieser vertrieben worden waren, der Nordsee und unserer Heimath O s t f r i e s l a n d waren. Letztere bildete eine Zeitlang die Hauptstätte ihres Treibens und ihrer Niederlassungen und von ihr aus bereiteten sie den Hansestädten, namentlich Bremen und Hamburg, schwere Sorgen. Entstanden war der Bund während der heftigen Thronstreitigkeiten, welche am Ende des 14. Jahrhunderts in den skandinavischen Reichen stattfanden. Königin Margaretha von Norwegen und Dänemark, eine thatkräftige Herrscherin, die letzte des alten Stammes der Folkunger, kämpfte damals mit dem von den Ständen ihres Landes gewählten Gegenkönig, dem Herzog Albrecht von Mecklenburg, um den Besitz des Reiches ihrer Ahnen und belagerte letzteren in Stockholm. Da der Herzog in der Veste in schwere Bedrängniß gerieth, so nah-

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men die ihn unterstützenden hansischen Ostseestädte, namentlich Lübeck, eine Anzahl Freibeuter in Dienst, welche ihm Proviant (Victualien – daher Name Vitalienbrüder) zuführen sollten, und stellten denselben Kaperbriefe aus. Das wilde und gesetzlose, mit reichlicher Beute und Plünderung verbundene Piratenleben gefiel den Gesellen so sehr, daß sie, auch als der Krieg vorüber war, nicht auseinandergehen wollten, sondern einen förmlichen Seeräuberbund stifteten und nun die schlimmsten Bedränger ihrer ­früheren Beschützer wurden. Lange trieben sie so ihr Unwesen, und alle Versuche, sie aus der Ostsee zu vertreiben, waren vergeblich, bis endlich der deutsche Orden, welcher bekanntlich damals die ganze Ostseeküste von der Weichsel an bis weit in die heutigen russischen Ostseeprovinzen hinein beherrschte und in der Zeit seiner höchsten Blüthe stand, eine energische Kraftanstrengung machte. Seine trefflich ausgerüstete Flotte schlug 1398 die Vitalienbrüder (auch Likedeeler, d. h. Gleichtheiler, genannt) und sie mußten sich in Folge dieser Niederlage aus der Ostsee zurückziehen. Um so schrecklicher aber beunruhigten und plagten sie jetzt die Nordsee und ihre Gestade. ­Ueber diese interessante Episode der ostfriesischen Geschichte enthält ein längerer Artikel der „Augsburger Allgemeinen Zeitung“, betitelt „Klaus Störtebeker und die Vitalienbrüder“, sehr anziehend geschriebene Notizen, deren Mittheilung, da sie ein lebendiges Bild jener beweglichen Zeit geben, für unsere Leser wohl von Interesse ist. Es heißt in denselben: „Nach der Niederlage durch den deutschen Orden hatten die Vitalienbrüder die Herrschaft über die Ostsee verloren. Um so furchtbarer wurden sie nach dieser Zeit den westlichen Meeren. Auch Englands Küsten wurden jetzt geplündert. Ueberreich beladen mit Beute kehrten die Piratenschiffe dann zu ihren Schlupfwinkeln an der friesischen Küste heim. Die wilde Poesie des Seeräuberlebens führte ihnen fort und fort neue Bundesgenossen zu. „Wohl dem“, so dachte der Vitalienbruder, „der sich losgemacht hat von den beengenden Fesseln des heimischen Lebens. Wie herrlich und groß gegenüber dem Elende daheim das Leben der Brüder, wenn der schnelle Drache mit der schwarzen Flagge schäumend durch die wogende See dahinbraust! Wie herrlich die Seeschlacht mit ihren Gefahren! Wie königlich das Leben den Winter über in wohlgeschützter Burg am friesischen Strande.“ Nicht fehlte es an rothem Golde, an schönen Frauen und feurigem Weine. Wie düster und kläglich traten gegen solche Lust die Verhältnisse des bürgerlichen Lebens zurück! Nach dem Jahre 1398 ward also O s t f r i e s l a n d d e r H a u p t s i t z d e r S e e r ä u b e r . Herr Hisko, Propst zu Emden, und Keno then Broke, ein Häuptling aus der Gegend von M a r i e n ­ h a f e und Aurich, begünstigten die Räuber, die von hier aus ihre Beute verkauften. Noch ist jener Landstrich voll von Erinnerungen an die Zeit der Vitalianer. Zu Marienhafe, an der berühmten ­Kirche, so heißt es, habe Klaus Störtebeker den alten Thurm zu bauen angefangen, und Ringe, die sich noch heute an der Kirchhofsmauer befinden, haben der Sage nach dazu gedient, die Schiffe des Störte­beker festzuhalten. Hier fand der schöne und mächtige Seeräuber die Braut; Keno’s Tochter selbst schenkte ihm ihr Herz und folgte, begeistert von Liebe und für Freiheit, dem Piraten auf sein Schiff und in sein schwankendes Reich. Hierher wurden auch die Gefangenen der Vitalienbrüder gebracht. Nur solche von den Unglücklichen freilich, die ein Lösegeld zahlen konnten oder hinlängliche Körperkräfte besaßen, erhielten von den Seeräubern das Geschenk des Lebens; die Armen und Schwächlichen wurden über Bord geworfen, so oft ein Schiff genommen war. Oft soll der Hauptmann den Gefangenen seinen ungeheuren Mundbecher mit Wein gefüllt angeboten haben; wer ihn leeren konnte auf e i n e n Zug, der ward zum Gesellen des Bundes angenommen. Diese Probe soll unter Anderen auch ein Junker Sissinga aus Friesland bestanden haben, dessen Becher man noch zu Groningen zeigt. Derselbe trägt die Inschrift: „Ick Jonker Sissinga van Groninga Dronk deed Hensa in een Flensa Door meen Kraga in meen Maga!“ –

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i.1  Historische Erzählungen

Wahrscheinlich aber steht dieser Becher in keinem Bezuge zur Geschichte Störtebekers. Oft freilich mochten dem kühnen Mann auch andere Stunden kommen, Stunden tiefen Leides über sein verlornes Leben, Stunden der Reue über die Sünden, die er begangen hatte. In solcher Seelenstimmung mag er dem Dome zu Verden, in welchem er oft als Kind gebetet haben wird, jene sieben gemalten Fenster gelobt und geschenkt haben, deren Reste man heute noch zeigt. Freilich ist das Wappenschild des Seeräubers aus ihnen verschwunden. Wehte ihn dann aber die Seeluft wieder an, so schlug das Herz sehnend den Gefahren des Meeres, der Lust des Kampfes entgegen! Die Heimath und der Welt Ehre, der Friede des Königs und der Kirche – das alles war freilich verloren, aber Gold, Macht, Liebe und Wein, die Genüsse des Augenblicks, die harterstrittenen, waren diesen friedlosen Männern in Hülle und Fülle gegeben, und Störtebeker mochte sich wohl mit ähnlichen Gedanken trösten, wie sie der Held der Frithjofs-Sage ausspricht: „Du freies Meer, du wogst einher, Trotz Königstücken und Herrschernicken! Dein Herr ist der, den nimmermehr Erschreckt dein Toben, wenn du erhoben In Zorneslust die weiße Brust! Ihm ziemt’s im blauen Gefild zu bauen; Dort zieht sein Pflug der Furchen genug. Es giebt Blutregen dem Felde Segen, Und stahlblank steht die Saat gesät. Vom Felde tragen die Erntewagen Heim Ehr’ und Gold. O bleibt mir hold, Ihr wilden Wogen, so oft durchzogen! Du blauer Boden, den mir Gott Oden Zur Heimath gab, sei auch mein Grab!“ Schneller als die geängsteten Küstenlande erwarten konnten, kam das Verhängniß über die Seeräuber. Im Anfange des Februars 1400 ward auf dem Hansetage zu Lübeck ein gemeinsamer Angriff auf die Vitalianer beschlossen. Keno then Broke erhielt Nachricht von den umfangreichen Rüstungen, welche die Stadt Hamburg zu dem Kriegszuge veranstaltete. Denn diesem Orte der Hansa war die Führung zugefallen, weil die Lübecker daheim durch Fehden zurückgehalten waren und weil gerade Hamburg ein besonderes Interesse an der Vernichtung der Freibeuter haben mußte. Da knüpfte der „Hovetling im Broke“ mit den „Hansischen“ Unterhandlungen an; ja, er ging mit mehreren anderen friesischen Edlen nach Hamburg und versprach vor dem Rath, alle Gemeinschaften mit den Vitalienbrüdern zu meiden. Sobald die Gewässer im Frühling des Jahres 1400 vom Eise frei waren, stachen die Friedenskoggen von Lübeck, Bremen und Hamburg in See, wohlbemannt und wohlbewaffnet; auch von Deventer, Campen und Groningen kamen Schiffe, um die Seeräuber zu Paaren zu treiben. Die Hamburger Ratsherren Albert Schreye und Johannes Nanne führten das Geschwader. Auf der Osterems kam es zu einem blutigen Treffen, in welchem die hansischen Schiffe trotz der verzweifelten Gegenwehr der Vitalianer den Sieg behaupteten. An den gefangenen Seeräubern ward Standrecht geübt. Dann wurden die Schlupfwinkel der Seeräuber aufgesucht und ihre festen Burgen an der Meeresküste gebrochen. Endlich fiel auch S c h l o ß E m d e n . In seiner Burg zu A u r i c h mußte Keno then Broke, der eine sehr zweideutige Rolle gespielt zu haben scheint, mit den Hamburger Herren einen neuen Vergleich eingehen, der ihm die Hände zu binden schien. Man erzählt, daß Störtebeker sich unterdessen im Hause seines Schwiegervaters verborgen gehalten habe. Jetzt, als die beiden Rathsherren die Halle mit den bunten Kacheln und den grünen Butzenscheiben verlassen hatten, trat der Seeräuber hervor,

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setzte sich ans Feuer und lachte weidlich mit dem alten Keno über die unnütze Mühe, die sich die beiden „Pfeffersäcke“ gegeben. Da öffnete sich die Thüre, und Herr Nanne trat noch einmal ein; er hatte seine Handschuhe unter die eichene Tischplatte fallen lassen und wollte sie holen. Aber wie von einer Natter gestochen, prallte er zurück, als ihm der Seeräuber die bleichen, wilden Züge zuwandte. Der Rathsherr floh zu den Genossen zurück; vor der Thür aber fand Keno das so eben unterzeichnete Friedensinstrument zerrissen vor. Noch in demselben Jahre ward von Hamburg aus ein zweiter Zug gegen die Seeräuber unternommen, die jetzt mit höchster Erbitterung kämpften, mordeten und brannten. „In einer Seeschlacht des Herbstes 1400“, so wird berichtet, „sind achtzig von den Vitalienbrüdern geblieben, dreißig aber sind gefangen und auf dem Grasbrook zu Hamburg enthauptet worden.“ Meister Rosenfeld, der Nachrichter, hat acht Schillinge für den Kopf eines jeden Gerichteten erhalten, sein Knecht aber zwanzig Schillinge für das Einscharren der Leiber. Die Häupter der blutigen Gesellen wurden, wie es bei Friede­brechern üblich war, auf Pfähle aufgepflanzt. Die Brüderschaft indessen hielt in alter Thatkraft zusammen. Es sind nur wenige Einzelheiten dieser letzten Kämpfe erhalten, aber wir können es uns lebhaft vorstellen, wie wild und hart­näckig gestritten wurde, so oft eine hansische Kogge mit dem Schiffshaken ein Fahrzeug der Seeräuber gefaßt hatte. Jetzt wurde die Enterbrücke hinübergeworfen! Auf den Planken, welch’ wilder entsetzlicher Kampf! Die Beile, die Speere fliegen gegen einander; hier stürzt ein Entseelter, dort ein Blutender, hier ein noch unversehrter Krieger in das schäumende Meer! Dort die Gegner, die sich, blutlechzenden Doggen gleich, in einander verbissen haben – sie wälzen sich mit einander ringend über die Planken – jetzt sprühen und spritzen die Wogen hoch über ihnen auf! Fackeln werden von hüben und drüben geschleudert. Wehe den Vitalianern! Jetzt hat die Flamme die Segel und das Takelwerk ergriffen – der Hanseat löste die Verbindung mit dem brennenden Schiffe und überläßt dasselbe seinem Schicksale! Auch das Jahr 1401 brachte den seebeherrschenden Bürgern Sieg und Erfolge. Diesmal fuhren Herr Nikolas Schocke und Herr Hinrich Jennefeld von der Alster nach der Weser und brachten dreiundsiebzig Gefangene heim, die ebenfalls auf dem Grasbrook enthauptet wurden. Viele der gefangenen Seeräuber waren unterwegs an ihren Wunden gestorben: das Meer war ihnen im eigentlichsten Sinne zum Grabe geworden. Im Frühjahre 1402 rüsteten sich die so eben genannten Rathsherrn zum letzten entscheidenden Schlag. Unter ihnen commandirte ein junger Kriegsheld, Hr. Simon von Utrecht, das stärkste und wehrhafteste Schiff der Flotte; dasselbe führte den Namen der „Bunten Kuh aus Flandern“. Zunächst scheint das hansische Geschwader vor Marienhafe gekreuzt zu haben; dort aber fand dasselbe die Seeräuber nicht. Es ist uns eine alte Beschreibung überliefert, wie damals dieser Zufluchtsort der Vitalienbrüder beschaffen gewesen ist. Der Thurm der Kirche war, wie bereits erwähnt, befestigt; auch hatten die Piraten ihn bedeutend erhöht, damit er als Feuerbaake dienen könnte. Die Kirche war ferner zum Anlegen der Schiffe eingerichtet; auf der einen Seite endlich war dieselbe mit Schiefer, auf der anderen mit Kupfer gedeckt; in bestimmter Absicht – denn fuhren die Seeräuber das Störtebekertief von Marienhafe hinunter dem Meere zu, so konnten sie nichts von der Kirche sehen; der Thurm deckte dieselbe völlig. Waren sie aber erst auf das Watt und steuerten sie nach Norden, so blickten sie auf die mit Kupfer gedeckte Seite der Kirche. Davon nannten sie die Stelle, auf welcher sie sich befanden „Koopersand“. Steuerten sie nach Süden, so bekamen sie den mit Schiefer gedeckten Theil der Kirche in Sicht, und daran erkannten sie, daß sie auf dem „Logsand“ waren. Vortrefflich bewährten sich diese Vorsichtsmaßregeln, um den mit Beute herannahenden Piratenschiffen den rechten Weg zur Einfahrt in den Hafen zu zeigen. Von Marienhafe scheint die hansische Flotte sich nach Helgoland, der alten Cultusstätte des Rechtsgottes Forsete, gewendet zu haben. Störtebeker, so hatten die Hamburger erkundet, ist nach

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i.1  Historische Erzählungen

Spanien gefahren. Dorthin wollten ihm die Hansen nicht folgen. Jetzt aber hieß es, er sei zurückgekehrt: unmuthig, daß die weite Seereise ihm nur geringen Gewinn gebracht habe, wolle er in der Nähe der Inseln Helgoland und Neuwerk auf die Englandsfahrer fahnden. „Er liegt bei Neuwerk, nördlich vom Lande Hadeln, vor Anker“, so lautete jetzt ganz bestimmt die jüngste Kunde. Die Sage behauptet, daß um diese Zeit von den Hamburgern ein Everschiff nach Neuwerk abgesandt worden sei, um die Seeräuber zu belauschen. Dasselbe hat sich, so wird echt mythisch erzählt, hinter den „Rothen Teufel“, das Admiralschiff der Piraten, geschlichen und Nachts demselben die Höhlung, in welcher sich das Steuerruder drehte, mit geschmolzenem Blei festgelöthet. Am nächsten Morgen segelte die Flotte der Hansischen heran. Mit Schrecken bemerkte Störtebeker, was an seinem Schiffe geschehen war; umsonst versuchten es die Freibeuter mit siedendem Oele, das Blei wieder zum Schmelzen zu bringen. Der „Rothe Teufel“ war unbeweglich. Nichts blieb den Piraten übrig, als ihr Leben so theuer wie möglich zu verkaufen. Drei Tage lang, so erzählten die friesischen Schiffer, hat der Verzweiflungskampf der Vitalienbrüder gewährt. Die „Bunte Kuh“ unter Simon von Utrecht verrichtete Wunder der Tapferkeit. Sie rannte gegen das erste Piratenschiff so kräftig an, daß dessen Vordercastell zerbarst. Nach verzweifeltem Kampfe versuchten die Seeräuber endlich zu entfliehen; der Zustand ihrer Schiffe war jedoch durch den Kampf ein derartiger geworden, daß sie sämtlich von den Hanseaten eingeholt und mit ihren reichen Ladungen von Tuch, Wachs und Baumwolle aufgebracht wurden. Den glänzendsten Erfolg des Tages aber sahen die Hamburger darin, daß der unverwundbare Störtebeker selbst, ein Unterfeldherr Wigmann und 70 Räuber lebendig in ihre Hände gefallen waren. Triumphirend traten die Rathsherren Schocke und Jennefeld den Rückzug nach der Elbstadt an. Ein kurzes Gericht erwartete dort die Piraten. Störtebeker selbst saß in einem Keller des Rathauses, der, so lange das alte Gebäude gestanden hat, „Störtebekers Loch“ genannt worden ist. Als man ihm das Todesurtheil verkündete, bot er, wie die Sage das berichtet, dem Rath an: er wolle für sein Leben und seine Freiheit eine goldene Kette geben, so lang, daß man den Dom, ja die ganze Stadt mit derselben umspannen könnte. Seine Hinrichtung war indessen schon auf den folgenden Tag festgesetzt. Schon in aller Frühe klang Trommelschlag und Pfeifenklang durch Hamburgs Gassen. Die Spielleute voran, setzte sich der seltsame Zug der Seeräuber in Bewegung, die den Todesreigen tanzen sollten. Sie alle, dem Hauptmann folgend, festlich mit ihren besten Gewändern angethan, goldene Ketten über den Schultern, zogen in fester Haltung den Trommlern und Pfeifern zum Richtplatze nach. Die Frauen und Jungfrauen Hamburgs sollen geschluchzt und geweint haben, als sie die ritterlichen Gesellen zum Tode gehen sahen. Meister Rosenfeld allein enthauptete sie und steckte ihre Köpfe auf Pfähle hart an der Elbe Strand. Vor seiner Hinrichtung soll der Störtebeker noch einige Bitten ge­äußert haben. Er legte sein Geschmeide in die Hand des Rathsmannes, der ihn überwunden hatte, und bestimmte, daß mit diesem Golde den Armen am Dom zu Verden eine Brodspende gestiftet werde. Das wurde ihm zugesagt. Dann rief er: „Jetzt schlaget mir aufrechten Leibes, wie ich hier vor euch stehe, das Haupt ab: ich aber will vorwärts laufen, und denen meiner Gesellen, an denen ich noch vorüberkomme, soll das Leben geschenkt sein!“ So habe er denn auch gethan und hat mit Gunst des Raths noch elf seiner Genossen vom Tode erlöst. Die siegreichen Hamburger durchsuchten natürlich sofort nach dem Siege das Admiralsschiff des Störtebekers aufs eifrigste nach den ungeheuren Schätzen, deren Besitz der Volksmund ihm beimaß. Außer einigen Pocalen und anderem Silbergeräthe konnte man anfangs nichts finden. Da soll zufällig ein Zimmermann mit der Axt gegen den Hauptmast geschlagen haben, und siehe, der Klang war ein ganz eigenthümlicher! Es fand sich, daß der Mast ausgehöhlt und voll geschmolzenen Goldes war. Von diesem Schatze, so heißt es weiter in der Sage, wurden die Hamburger Bürger für ihre Kriegszüge reichlich entschädigt; von dem Ueberrest aber ließ der Rath eine schöne goldene Krone für den

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Thurm von St. Nikolai anfertigen. Um das Jahr 1500 soll dieser Thurm abgebrochen und die Krone nach St. Katharinen versetzt worden sein. Doch ehe wir den anderen Sagen von Störtebeker lauschen, welche gewissermaßen ein niederdeutsches Seeräuberepos bilden, haben wir die weiteren Schicksale der Vitalienbrüder zu verfolgen. Noch lebte ja Gödeke Michels, und, wollte man die Piraten sich nicht zu furchtbarer Rache erholen lassen, so galt es, sofort die weitere Verfolgung derselben anzutreten. Wieder war es der Seeheld Simon von Utrecht, der in der Nordsee auch die Schiffe Gödeke Michelsens aufbrachte und vernichtete. Mit achtzig seiner Genossen wurde auch dieser Seeräuber sammt seinem Unterhauptmann Wigbold gefangen zu Hamburg eingebracht. Der letztere Mann war einst ein Magister der Weltweisheit auf der Hochschule zu Rostock gewesen; mit dem Gleichmuth eines Philosophen ging er in den Tod, nachdem er auf den Planken des Schiffes reichlich all’ die Genüsse gefunden hatte, welche der Katheder der mönchischen Universität ihm schwerlich hätte gewähren können. Meister Rosenfeld, das Gewand von grauem Tuche hochgeschürzt – den grauen Hut mit dem rothen Band auf dem Haupte – verrichtete auch diesmal seine blutige Arbeit. Wie er nun mit seinen geschnürten Schuhen bis an die Knöchel im Blute stand, fragte ein Hamburger Rathsherr mit duftenden Locken und in stutzerhaft geschnittener Haube den grimmen Mann: „Meister, seid ihr sehr ermüdet?“ Da soll der Henker gräßlich gelacht und trotzig erwidert haben: „War mir in meinem Leben noch nie wohler und hätte der Kräfte genug, auch den Rath der Stadt noch allzumal zu ­köpfen.“  „Darob“, so fügt die volksthümliche Ueberlieferung hinzu, „hat sich ein Hochedler Rath sehr entsetzt und ob solcher Antwort den frechen Kerl sofort abthun lassen.“ Wie schon erwähnt, gehen der Sagen noch gar viele von den „Likedeelern“ und Vitalienbrüdern. Frühere Geschlechter der meeranwohnenden Deutschen mögen in jenen Todes= und Gespensterschiffen, welche sich von Zeit zu Zeit in den nordischen Gewässern sehen ließen, die Orlogsschiffe der Seeräuber mit den burgartig hochgebordeten Enden erblickt haben. Jene bleichen, schwarzgekleideten Schützen, welche der furchtsame Schiffer auf dem Topcastell der Gespenstergaleere zu erkennen glaubte, waren die fürchterlichen „Feinde aller Welt“, die in den nordischen Meeren so entsetzlich gehaust hatten. Zu Marienhafe spukt es noch jetzt zur Nachtzeit. In dem unteren Raume des gewaltigen See­ räuber­thurmes hört man oft ein lautes Stöhnen, welchem Lärm und Gepolter folgt – ein Mann, seinen Kopf unter dem Arme tragend, wandelt in solchen grauenerfüllten Nächten in der Nähe der Kirche umher. Es ist einer der Enthaupteten aus Störtebekers Schaar, der in seinen glücklichen Jahren ein Edelfräulein mit seinen Liebesanträgen so furchtbar bestürmt hat, daß sie endlich keine andere Rettung mehr wußte, als den erlösenden Sprung aus ihrem Gefängnis in die tiefe See. Die Besiegung der Seeräuber war die verdienstliche That der Bürger von Hamburg. Wir dürfen uns daher nicht wundern, wenn man zu Hamburg allzeit viel auf die noch vorhandenen Denk­zeichen jener ruhmvollen Tage gehalten hat. In der Kämmerei der Hansestadt befand sich ehemals eine ­kleine Pfeife an silberner Kette – man sagte: der große Seeräuber habe dereinst auf ihr in Sturm und Wetter den Schiffsleuten seine Signale gegeben. Auf dem vormaligen Zeughause Hamburgs wurde Störte­ bekers Harnisch, sowie eine 19 Fuß lange eiserne Kanone aufbewahrt, welche dem Admiralsschiffe der Seeräuber einst angehört haben soll. Im Arsenal der Bürgermiliz ward jenes Richtschwert gezeigt, mit welchem Meister Rosenfeld so viele der Vitalienbrüder vom Leben zum Tode befördert hat. Die Schiffergesellschaft besaß ferner bis zum Brande von 1842 eine kleine Holzfigur, welche einen ­Neger vorstellte und in welcher man „Störtebekers Pagen“ zu sehen glaubte. Im Schifferarmenhause zu Hamburg aber befindet sich, wenn wir recht berichtet sind, auch heute noch ein Silberbecher von bedeutender Größe – 1¼ Elle hoch – welcher 4 Flaschen Wein faßt und die Darstellung einer Seeschlacht trägt. Derselbe wird allgemein als ein Becher des großen Seeräubers bezeichnet. Störtebeker soll ihn, wie wir oben erzählten, seinen Gefangenen entgegengebracht haben, auf daß sie sich

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i.1  Historische Erzählungen

Tod oder Freiheit aus ihm erwürben. Ein Blick jedoch auf die Ornamentik des Gefäßes und auf die eingegrabenen hochdeutschen Verse belehrt uns sofort, daß wir hier keineswegs ein Denkmal des 14. Jahrhunderts vor uns haben. Ebensowenig echt und authentisch sind die Bilder, die von dem Hauptmann der Vitalienbrüder umlaufen. Es soll endlich die Stadt Hamburg nach dem Tode des gefürchteten Seeräubers eine Medaille mit seinem Bildnisse haben prägen lassen, es ist uns jedoch eine solche nicht zu Gesicht gekommen. „Hemd und Pantoffeln“ Störtebekers sollen auch noch zu Emden vorhanden sein; wir müssen uns eines Urtheils darüber enthalten. Das einzige echte Ueberbleibsel aus der Zeit der Vitalianer dünken uns die Volkslieder von Störtebeker zu sein, auf welche Lessing zuerst aufmerksam gemacht hat. In vielen Varianten scheint ein gleichzeitiges Lied seit dem 15. Jahrhundert bis zur Neige des 18. lebendig geblieben zu sein. Der Anfang desselben lautet: „Störtebek und Gödke Michel, Die raubten beide zu „lyken Deel“ Zu Wasser und zu Lande. Ein’ stolze Kuh aus Flandern kam, Mit ihren eisern’ Hörnern Sausend und brausend wohl durch das wilde Meer; Das G’lag wollt’ sie zerstören.“ So ist das Lied auf Rügen aufgezeichnet worden. Jedenfalls ist folgende Fassung die echtere: „Störtebeker un Gödeke Micheel, Dat weeren twee Röwer to gliken Deel To Water un nich to Lande; Bit dat et Gott im Himmel verdroot. Do musten se liden groot Schande. Störtebeker sproak: Altohand; De Westsee is uns wol bekannt: Dahin wölln wi nu faren. De riken Koplüd van Hamborch, – Mögt jem eer Scheep nu wahren! Nu lopen se wi dull dahin In eren bösen Röversinn, Bit dat man jem kreeg t’faten Bie’t hilge Land in aller Fröh; Da müssen se’t Haar wol laten. De bunte Kuh uut Flandern quam. Dat Roovschipp op de Hören nam Un stött et wiß in Stücken. Dat Volk se brochten na Hamborch up, Da musten se’n Kopp all missen. De Brone de het Rosenfeld, Haut aff so mangen wilden Held Den Kopp mit kühlem Moote. He hadde angeschnürte Schoo, Bit an sien Enkel (Knöchel) stun se in Bloote.“

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Leider ist das Störtebeker-Lied nur unvollständig überliefert. Die Verse, welche das tragische Ende des Seeräubers enthalten, fehlen, ebenso die volkstümliche Angabe, wer das Lied gesungen; dasselbe schließt mit einem Preise der Hansestadt Hamburg, die nun, da sie den höchsten Ruhm erworben, wohl eine Krone der Ehren tragen dürfe.

Klaus Störtebecker. 1389 (an anderer Stelle 1398) große Seeschlacht, in der der „Deutsche Orden“ die Like­deeler oder Vitalienbrüder verzehrt. Seit dieser Niederlage ziehen sie sich aus der Ostsee, die sie bis dahin tyrannisirt hatten, in die „Nordsee“ zurück, nehmen in Ostfriesland (Marienhafe) Standquartier und unternehmen von der Emsmündung aus ihre Raub= und Eroberungszüge bis England hin. Endlich um 1400 oder 1401 werden sie durch die Hamburger und Holländer (­Simon v. Utrecht) wiederholentlich besiegt, gefangen, enthauptet. Dramatis personae. Klaus Störtebecker geb. zu Verden. Goedeke Michels oder Michelsen, Vicefeldherr. Wigmann Unterfeldherr unter Störtebeker. Wigbold Unterfeldherr unter Michelsen, vorher Magister der Weltweisheit auf der Hochschule zu Rostock. Starb comme philosophe. Hisko, Propst zu Emden. Keno then Broke, ostfriesischer Häuptling in der Nähe von Aurich und Marienhafe. Keno’s Tochter (vielleicht Hyma) seine Tochter. Schocke und Sennefeld Hamburger Rathsherrn. Simon v. Utrecht holländischer Schiffsheld. Meister Rosenfeld, Hamburger Scharfrichter.

[Fricke 1938, 39: Bl. 1] [NFA 24, 929] [HFA 1 V, 1091–1092] [HFA 2 I/7, 780]

Die Likedeeler. Anno 1400 ward auf dem Hansetage zu Lübeck (also darüber muß Brehmer Auskunft geben können) ein gemeinsamer Angriff gegen die „Likedeeler“ beschlossen. Hamburg, als Nordseeplatz, wurde vorzugsweise damit betraut und unterzog sich dieser Aufgabe auch. Im Frühjahr stachen die „Friedenskoggen“ von Hamburg, Bremen, Lübeck, Deventer, Campen, Holland Groningen, in See und brachen die „Burgen“ der Seeräuber, zuletzt auch „Schloß Emden“. In Burg Aurich saß Keno, friesischer Fürst, Häuptling, und Anhänger von Störtebecker. 1402 im Frühjahr die Entscheidungsschlacht. Das stärkste Schiff der Verbündeten war die „bunte Kuh von Flandern“ geführt von Simon von Utrecht.

[Fricke 1938, 40: Bl. 2] [NFA 24, 929] [HFA 1 V, 1092] [HFA 2I/7, 781]

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i.1  Historische Erzählungen

Die Likedeeler. l. Kapitel. Der Brief Willewulfs oder Werewulf ’s (dieser Name ist gut) den Klaus ihm diktiert ist ziemlich kurz; die Nachschrift, die Klaus schreibt, ist noch kürzer. Den Hauptbericht über die Schlacht gegen den Orden (1398) giebt (anecdotartig Scene 2) der Bote. Drei Boten wurden geschickt, einer mit dem Brief, die beiden andern mit Erkennungs= und Legitimationszeichen. Goedeke Michels sagt dann auch noch was, das sich gegen die „Lübischen“ und ihren Undank richtet und daß sie keine „Likedeeler“ sein wollen. Kurzum die ganze Situation a) daß sie „Likedeeler“ sind b) daß sie durch den Orden besiegt wurden c) daß sie sich gegen den Orden halten könnten, wenn nicht die undankbaren „­Lübischen“ wären. d) daß sie deshalb aus der Ostsee in die Nordsee wollen und e) daß Klaus Störtebecker aus Verden stammt und Keno kennt und mit ihm Freundschaft geschlossen hat in frührer Zeit und daß er zunächst Zuflucht ­haben muß, – das alles muß schon in Kapitel 1 und zwar in möglichster Kürze ausgesprochen sein. Kapitel 2 und die folgenden vielleicht bis Kapitel 10.  1. Lokal und Winterschilderung; das Schloß; Keno; Hyma; der verschiedene Besuch.  2. Die Colonie der „Likedeeler“ ganz communistisch eingerichtet, Barackenstil, Veteranen=Colonie, Häuschen, Gärtchen, Fischfang, Angeln, Jagd.  3. Klaus und Hyma. Erzählung seiner Thaten. Ganz unrenommistisch; so wenig martialisch wie möglich; das Rührende herausgreifen.  4. Die Verlobung. Die Hochzeit. Der Gesang der Likedeeler.  5. Die Bußreise nach Verden mit Hyma. Die Begegnung mit der Mutter. (Die Mutter muß bei Verden wohnen, so daß er sie erst suchen muß. Sie bleibt fremd, und das macht einen Eindruck auf ihn.) Er ist sehr bewegt, als er von der Mutter zurückkommt. Hyma beruhigt ihn. Oder vielleicht ist sie auch dabei und kann gleich versuchen die Alte umzustimmen. Er hinterläßt ein Legat für die Alte. Stiftet die Kirchenfenster. Dann kehrt er nach Marienhave mit Hyma zurück.  6. Friedliche Zeiten. Nur von Zeit zu Zeit steigt er auf den Thurm und sieht das Meer. Entzücken. Hyma ist dann immer traurig. Ein Kind wird geboren. ­Taufe. Hisco. Der Gesang der Likedeeler.  7. Die Wandlung kommt. Die Likedeeler werden unruhig. Goedeke Michels wird von den Lübischen beleidigt. Kränkungen und Forderungen seitens der Hanseaten. Keno soll ihn ziehen lassen. Die „Colonie“ ist den Hanseaten unbequem. So mehren sich die Chicanerien und in Folge davon seine Bitterkeiten. Da stirbt das Kind. Begräbnis. Gesang der Likedeeler.  8. Die lübische Gesandtschaft. Begegnung mit dem Rathsherrn Nanne. Der Schein wird zerrissen. Hyma in Trauer. Klaus jubelt. Zu Schiff. Die alte Welt wieder. Es soll so sein Dieu le veut.   9. Er nimmt eine holländisch=hansische Frachtflotte. Triumph. Die Gefangenen. Lösegeld. 10. Rüstung der Hanseaten und Holländer.

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11. Die Annäherungen; die Überlistungen. 12. Der Kampf. 13. Die Gefangenschaft. Im Thurm. 14. Klaus u. Meister Rosenfeld. 15. Auf dem Grasbrook. 16. Der Nicht=Likedeeler Sieg. 17. Schluß. Die Likedeeler. Die Keno=Burg. Die ganze Schilderung, wie er nun in Marienhave mit seinen Leuten landet und in die Burg kommt, muß mittelalterlich romantisch gehalten sein, finster und gruslich auf der ­einen Seite, humoristisch auf der andern. Alles wie Qualm, daraus helle Flammen schlagen. Allmählich, unter dem Einfluß Hyma’s, wird es poetisch – idyllisch – heiter. Das Burg=Leben. Das Colonie=Leben. Die Verlobung. Die Trauung. Die Pilgerfahrt nach Verden mit Hyma von einigen Likedeelern und Geistlichen begleitet. Erst: die Reise in Stationen; Besuch der Stadt, wo er gespielt. Besuch der Kirche. – Besuch des Dorfes (des Goedeke=Michels=Dorfes) wo seine alte Mutter lebt. Begegnung. Stiftung in Verden. Rückkehr. – Das Kind wird geboren. Hyma Keno ist eine mystisch=prophetisch=religiöse Natur. Groß, stark, blaß „pale“, friesisch schön, blond, der Kopf schmal, langgezogen, was ihr etwas ganz ­Eigentümliches gab. Als die Likedeeler eintreffen, steht sie auf dem Punkt, in ein Kloster in Verden einzutreten. Der Vater hält sie nur noch zurück. Kl. St. macht einen Eindruck auf sie; sie läßt ihren Entschluß fallen, sie wird s­ eine Braut, sein Weib, aber der mystisch=religiöse Hang, der Hang nach Sühne, Buße, Versöhnung auch für eine Schuld die nicht ihre Schuld ist (vorher des Vaters, jetzt Kl. St.’s) bleibt ihr. Und als eine echte Pilgrimsfrau macht sie nach der Hochzeit eine Pilgerwallfahrt nach Verden. Nur schließlich, als die Lübeschen etc. den Kl. S. quälen, hetzen und klein machen wollen, wird das ostfriesische Häuptlingsblut, das Blut Keno’s, mächtig in ihr, und in einem großen Stil im klaren Bewußtsein dessen, was das Ende sein wird, nimmt sie Partei gegen die Hansischen und geht zu Grunde.

[Fricke 1938, 42: Bl. 8–9] [NFA 24, 931] [HFA 1V, 1093–1094] [HFA 2I/7, 782]

[Fricke 1938, 42: Bl. 10–11] [NFA 24, 931] [HFA 1V, 1094] [HFA 2I/7, 782–783]

Die Likedeeler. In einem der Schlußkapitel, als Klaus St. wieder in den Kampf zieht, hat er den Traum, den der junge Jan Janßen Raß hat (S. „Norderney-Buch S. 153).

[Fricke 1938, 43: Bl. 12] [NFA 24, 931] [HFA 1V, 1094] [HFA 2 I/7, 783]

Rythmus für den Gesang der Likedeeler. Alles daktylisch. dumtida, dumtida, dumtida, dumti, dumtida, dumtida, dumtida, da dumtida, dumtida, dumtida, dumti, dumtida, dumtida, dumtida, da –  ∪∪ – ∪∪ – ∪∪ – – –  ∪∪ – ∪∪ – ∪∪ –

[Fricke 1938, 43: Bl. 13] [NFA 24, 931–932] [HFA 1V, 1094–1095] [HFA 2I/7, 783]

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i.1  Historische Erzählungen

–  ∪∪ – ∪∪ – ∪∪ – – –  ∪∪ – ∪∪ – ∪∪ – Bei der Hochzeit. „Und wir verzichten auf like Deel“ Nachher: „Und wir ersehnen uns like Deel“ Schluß: „Aber was kommen mag, Gut oder Böses Aber was kommen mag Sieg oder Tod Immer das Eine gilt, immer das Eine: Störtebek Führer und wir like Deel.“ Diese Strophe ist halber Unsinn: aber sie giebt den Rythmus und den anzuschlagenden Ton ganz gut wieder. [Fricke 1938, 44–46: Bl. 14–20] [NFA 24, 932–934] [HFA 1V, 1095–1097] [HFA 2I/7, 784–785]

Die Likedeeler. Nach einer hansischen Chronik. 1. Was die Beninga’sche Chronik enthält, ist absolut Null. 2. Die Friedländer’sche Urkundensammlung ist wichtig. Sie giebt wenigstens den Ton der Zeit und die politischen Verwicklungen. 3. Hauptwerk ist: „Die Vitalienbrüder langer Aufsatz von Professor Fr. Voigt in Raumers historischem Taschenbuch vom Jahre 1841. Die Likedeeler. 1. Kapitel. Die Bucht auf der Insel Wollin. Goedecke Michels empfängt ein Schreiben von Klaus Störtebeker das Wigbold geschrieben hat, mit einer Nachschrift von Klaus selbst. 2. Kapitel. Marienhafe. Keno’s Burg. Theda oder Hyma. Keno Wittwer. ­Altes Weib, die Klaus’ Schicksal vorausverkündet und abräth. Andere Häuptlinge. Winter=Scenerie. Aurich. Hisco von Emden. Die Schiffe liegen an den Ringen des Thurms von Marienhafe. 3. Kapitel. Klaus und Theda. Sind verlobt. Er erzählt von seinen Thaten, seinen Kämpfen gegen die schwarze Margarethe und die Ordensritter, damals im Dienst der Lübischen. Haß gegen die Lübischen „weil sie keine Likedeeler sind“ sondern das Gegen­theil davon. Phantastische Schilderungen bis Tornea hinauf. Nordscenerie. Finland. 4. Kapitel. Die Hochzeit etwa im Mai. Eine Pracht= und Reichthumsschilderung. Ganz Ostfriesland kommt. Der Bischof Hisco traut sie. Vorher hat er die Fenster für den Dom zu Verden gestiftet. Er will am Lande bleiben und als Keno’s Schwiegersohn die Erbschaft antreten. Am Hochzeitsabend kommen auch die „Likedeeler“ und singen ein Lied von alter Fahrt u. Herrlichkeit, was auf alle einen mächtigen Eindruck macht. Auch auf Klaus und Hyma. 5. Kapitel. Dreiviertel Jahr später also Ende Januar oder Ende Dezember (es wird „zu früh“ geboren) kommt ein Kind, ein Knabe. Glück. Freude. Gesang der Likedeeler. 6. Kapitel. Der Convent der Likedeeler. Es geht nicht länger. Sie wollen ihn ab­ setzen. Die Schiffe verfaulen im Süßwasser. Er beruhigt sie.

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7. Kapitel. Die Lübischen verlangen, daß Keno ihn entläßt. Andre Kränkungen. Er ist empört. Er schwankt. Da stirbt das Kind. „Es soll nicht sein.“  „Keine Ruhe, kein Friede.“ Zu Schiff. Die Likedeeler jubeln. Keno thut etwas gegen kleinere Schutzverwandte von Lübeck und man schreibt in Lübeck dies Geschehene dem Einfluß Klaus’ zu. Daher die Forderung. 8. Kapitel. Raub= und Siegeszüge. Gefangene werden eingebracht; einzelne gehängt; andre gegen Lösegeld. 9. Kapitel. Die Lübischen Abgesandten. Herr Nanne und die vergessenen Handschuhe. 10. Kapitel. Hanse=Tag. Rüstungen von Hamburg und Holland. Die bunte Kuh. 11. Kapitel. Kampf. 12. Kapitel. Auf dem Grasbrook. Die „Likedeeler“ verschmähen die Rettung. „Wir sind Likedeeler bis zum Tod auch im Tod wollen wir gleichen Theil haben. 13. Kapitel. Meister Rosenfeld und die Nicht=Likedeeler. 14. Kapitel. Marienhafe nach seinem Tode. Hyma oder Theda. Die „Colonie“. ­Marienhafe, der Spuk, das Gespensterschiff in allen Nordmeeren. Letzte Kapitel. Der Likedeeler Ende. Klaus Störtebeker im Thurm. Sein Angebot an die Stadt. Dann kommt Meister Rosenfeld. „Thut Ihr’s gern? Ich will Eurer Antwort zu Hülfe kommen. Ihr gehorcht, ihr vergießt das Blut, ihr habt euren kargen Lohn und die Verachtung. Thut Ihrs gern? Rosenfeld ist erschüttert. (Dies alles als Motivierung für Rosenfelds Haltung am andern Tag.) Der Likedeeler Ende. Hier nun die famose Scene mit Störtebeker, der sie „freilaufen“ will und hinterher der Entschluß der elf Likedeeler. Unter ihnen auch Goedeke Michels und die beiden andern. Der Nicht=Likedeeler Sieg und Rache. Das Zwiegespräch zwischen Meister Rosenfeld und den Rathmannen. Er wird abgethan. Das ist das Beispiel, das diese Leute gegeben; alles eifert ihnen nach; er hat ihn enthauptet, aber er stand zu ihm. Die Schlußscenerie. Das Gespenst, das in Marienhafe umgeht. Das ist Klaus Störtebeker, der in Marienhafe umgeht. Aber durch die Welt geht das Gespenst der Likedeeler. Die Likedeeler. Erstes Kapitel. Vormittag (zwischen 9 und 10). Ems=Mündung. Ley. Der Kirchthurm von Marien­ hafe. Die Schiffe (draußen) durch einen Damm oder Dünenzug verborgen. Aber plötzlich bog ein Schiff um die Ecke in die breite Emsmündung ein. Es war von mittlerer Größe: rothe Flagge, drüber die mecklenburgische (oder schwedische) Flagge. [Diese kurz beschreiben.] Dem ersten Schiff folgte ein zweites, das dieselbe ­Größe und Erscheinung hatte. Dann noch drei andere. Die Abstände waren gering, nur zwischen dem ersten und zweiten etwas weiter, vielleicht weil ein großes ange­ tautes Boot im Kielwasser des ersten Schiffes folgte. Die 4 Ruderer hielten die Ruder in

[Fricke 1938, 71–72: Bl. 21–27] [NFA 24, 937–938] [HFA 1V, 1100–1101] [HFA 2I/7, 785–786]

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i.1  Historische Erzählungen

den Händen, ließen die Ruder aber nur wie zum Schein fallen. In der Mitte des Bootes stand ein Mönch. Am Ufer hin hatten sich Bewohner aus Marienhafe eingefunden, Männer, Frauen, auch etliche Kinder. Alle sahen neugierig nach der Flottille hinüber, deren Segel sich im Vormittagswinde bauschten. Man sah wenig Bewegung auf dem vordersten Schiff, das überhaupt, trotzdem es sichtlich das bestunterhaltene und gepflegte war, den Eindruck von etwas Unbelebtem machte. Auf dem zweiten Schiff aber standen viele Mannschaften und schwenkten die Hüte nach dem Ufer hinüber, da, wo die Ortsangesessenen wohnten. Und als diese den Gruß erwiderten, klang Gesang vom Schiffe her, von dem allerdings nur einige abgerissene Worte verstanden wurden. Das Lied aber das sie da sangen, war das: Nun folgt das Lied drei oder vier Strophen, jede Strophe mit dem Ausruf Likedeel schließend. Dann fuhr das vorderste Schiff in die Ley hinein, während die anderen draußen auf dem großen Strom (Ems) blieben. Das im Kielwasser folgende Boot aber löste sich los und fuhr links ans Ufer, während das Schiff an einer der hier stehenden Eichen festlegte. Der Mönch drüben war ausgestiegen und wartete. Drüben aber blieb alles still, nur der Mann am Steuer stand da und wenige Matrosen tauten das Schiff an den Uferbäumen fest. So verging eine gute Zeit. Dann erst erschien der Commodore aus der Kajüte heraufsteigend an Bord und schritt erst auf das Ufer und dann auf einen schmalen Steg zu, der von der rechten Seite der Ley nach der linken hinüberführte. Neben ihm ging ein anderer Commodore. Ein Knabe der 12 Jahre sein mochte und prächtig orientalisch gekleidet war mit Turban und einer blauen Jacke folgte den beiden. Hinter dem Knaben ein Windspiel. An der anderen Seite des Steges stand schon der Mönch. Man begrüßte sich und schritt dann über das Land weg auf Kloster Marienhafe zu, dessen niedrige Kloster­ gebäude von einem mächtigen Kirchenbau und einem noch mächtigeren Etagenthurm überragt wurden. Der Mönch ging führend vorauf. Niemand sprach. Nur das Windspiel blieb von Zeit zu Zeit stehen und sah hinauf, wenn ein Zug Möwen vorüberflog. [Fricke 1938, 72: Bl. 28] [NFA 24, 938] [HFA 1V, 1101–1102] [HFA 2I/7, 786–787]

Likedeeler. Fehler, geeler, Hehler, Kehler, Archipeler, Quäler, Stehler, Schweeler, Wähler, Zähler. Likedeel. fehl, geel, Hehl, Kehl’, Mehl, Kaneel, Archipeel, Seel’, Schweel, schweel, scheel, Spiel und Speel …..teel

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Andre Lieder (aber doch höchstens noch zwei drei) Sturm auf St. Vinzent Sturm auf Bergen oder Drontheim Ein Lied, darin ihr Programm steckt. Dann ein Jubellied auf Sturm und See. (Mit „See“ als Refrain.)

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Die Kirche war 1378 (?) halb niedergebrannt: die Thurmspitze nach innen in den Thurm gestürzt, das Kirchendach eingeschlagen, der Chorumgang halb verwüstet, viele der Grabsteine herausgerissen aus der Wand (Äbte, Mönche und Adlige aus der Nähe, darunter auch Tom Brokes) oder vielleicht ist der Tom=Broke=Grabstein stehen geblieben, während die andern in Trümmern liegen. Um den Altar herum war alles in gutem Stand, auch die Chorstühle, dort versammelten sich die Mönche und hielten ihre Gottesdienste.

[Fricke 1938, 73: Bl. 29] [NFA 24, 938] [HFA 1V, 1102] [HFA 2 I/7, 787]

Die Kirche. In diese hinein ist das Kloster gebaut, ein Kreuzgang, zwei Seiten lehnten sich an Lang­ schiff und Querschiff der Kirche, die beiden anderen Seiten bildeten einen offe­nen Gang, durch dessen niedrige Säulen hindurch die Mönche auf die Ley und das Tief sahen und das zwischen gelegene Stück Grasland, durch den andern Säulengang sah man auf das Dorf, das in einiger Entfernung lag.

[Fricke 1938, 73: Bl. 30] [NFA 24, 938–939] [HFA 1V, 1102] [HFA 2I/7, 787]

Die Besatzung besteht aus Leuten aller Länder. Die meisten waren Pommern und Danziger, ihnen gleich waren die Dänen und Norweger und ein paar Schotten. Aber es waren auch Rarere an Bord: Mauren von der marokkanischen Küste, Sarascenen von Sicilien. Man sah die Unterschiede wenig weil sie gleichgekleidet waren. Aber die Kommodore waren verschieden, jedes Schiff hatte seinen besonderen Mann. Der wichtigste war der „Magister“ ein Braunschweiger oder Thüringer. Der führte das zweite Schiff. Dann kam Jürgen Holmes von Rügen, der die Kriege in Italien, den dritten Kreuzzug mitgemacht hatte, dann Pantokraft ein Masure und dann ein kl. Männlein aus einem Dorfe bei Halle. Der hieß der Schneider.

[Fricke 1938, 73: Bl. 31] [NFA 24, 939] [HFA 1V, 1102] [HFA 2 I/7, 787–788]

[Diese Kapiteleinteilung befand sich ursprünglich in einem Zeitungsstreifband mit der jetzt ge­ strichenen Aufschrift

[Fricke 1938, 76: s. f.]

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Gesamte Kapitel-Eintheilung. Diese Blätter nur zum Nachschlagen.

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Aus dem Streifband kann geschlossen werden, daß diese Aufzeichnungen Fontanes von Anfang März 1895 stammen.]

Verlauf der ersten Kapitel. 1. Kapitel. Einfahrt. Die Schiffe. Das Admiralsschiff (nur das hat den umgestürzten goldenen Becher im blauen Flaggentuch) legt in der Ley am Bollwerk an. Clauß steigt aus. Der Laienbruder führt. 2. Kapitel. Gang über Feld. Schilderung. Marsch und Wattland im Herbstton. Ankunft im Kloster. Der Abt. Das politische Gespräch. Der Abt entgegenkommend; er erhofft vieles von ihm, Hilfe beim Bau, Hilfe gegen Tem Broke. (Später geht Clauß in’s Tem Broke Lager über, was zu einem Groll im Herzen des Abtes führt, so daß der gegen

[Fricke 1938, 74: Bl. 32–35] [NFA 24, 939–940] [HFA 1V, 1103–1104] [HFA 2I/7, 788–789]

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[Fricke 1938, 75: Bl. 36–38] [NFA 24, 940–941] [HFA 1V, 1104–1105] [HFA 2I/7, 789–790]

i.1  Historische Erzählungen

Clauß intriguirt und den Angriff der Hamburger auf Tem Broke’s Schloß mit der Braut Cl. Störtebekers einleitet.) 3. Kapitel. Die Likedeeler richten sich ein. Sie ziehen die Schiffe durch das „Tief “ an Land; da lagern sie nun umgestülpt, aber ihre Flagge dazwischen. Die Leute richten sich ein in Holzhütten, auch im Kirchenschiff. Im Dorf geht nicht, weil eine „Kasernierung“ wegen der Disciplin bleiben muß. Clauß bezieht eine Zelle im (nein, nicht Zelle, in einem Nebenhaus) aber der Moriscoknabe für den sich der Abt interessirt kommt ins Kloster. Clauß willigt ein. Nun erzählt einmal der Moriscoknabe den Ueberfall und wie er geraubt wurde. (Dies muß eine Hauptstelle werden.) 4. Kapitel. Der Knabe war der Liebling. Aber der Abt lebte sich auch noch mit anderen ein. Am meisten mit dem Magister. Er hatte es erst mit Clauß selbst versucht, aber das führte zu nichts, Clauß war Diplomat außerdem war er von Natur schweigsam, er träumte, hing Bildern (?) nach, aber er sprach wenig und nur sehr ausnahmsweise kam er in Feuer. – Mit dem Magister ging das alles leichter u. besser und weil er ein Studierter war fanden sie leicht den Ton und die Sprache die für beide paßte. Da waren nun die verrufenen „Likedeeler“. Aber was war es eigentlich mit ihnen? Es sollten Seeräuber sein und sie waren es auch. Aber sie waren es auch wieder nicht; da war noch vieles, was ein Rätsel war. Der Abt wartete seine Zeit und war dann sicher zu hören, was er hören wollte. So kam es auch. Es war schon Mitte Oktober heran und sie gingen durch den Kreuzgang. Und dann in den anderen Kreuzgang, wo der Abt wohnte. Da nahmen sie Platz. Das Bild, das sie hier hatten, war anders und lag nach Norden zu, alles war Marsch, Sumpf. Landschaftsbild geben. Als sie hier saßen und tranken (was?) kam es auch zum Gespräch. Ihr seid nun schon in der dritten Woche hier und seid alle gut am Werk. Wie geht es Euch, wie gefällt es Euch. Antwort. Dann weitere Fragen und nun erzählt, während der Dialog fortläuft, der Magister von den Vitalienbrüdern und den Likedeelern und giebt ein historisch romantisches Bild. 5. Kapitel. Der Besuch des Häuptlings aus Esens oder Wittmund. Dann der Besuch Kenos. *  *  * Nach diesem Besuch das neue politische Gespräch Störtebekers mit dem Propst. 6. Kapitel. Ende November, die Sturmzeit war schon vorüber und der Winter meldete sich schon, kamen drei neue Schiffe vom bottnischen Meerbusen. Sie brachten Nachrichten von verlorenen Kämpfen aber auch von Siegen. Hier beispielsweise die Geschichte vom Schiffshauptmann Hugo von Stockholm. Schreckensgeschichten mit dem Seil das einen durchschlägt und die Geschichte von den Tonnen. Sie sitzen in dem Steuerhaus. Großes Feuer auf der Herdstelle. Störtebeker ist auch zugegen. Auch der Propst. Und nun wird alles erzählt. Selbst der Propst ist bewegt, entzückt. Er spricht das auch aus, spricht auch von Keno und andeutend auch von Geta.

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7. Kapitel. Sturmfluth. *  *  * Dann Ritt nach Kenos Burg und Weihnachtsfest (Christnacht) da. 8. Kapitel. Die Likedeeler in der Marienhafener Kirche. Der Bischof von Münster oder aber ein Buß= und Reiseprediger, der ihnen den Unterschied klarlegt von Christi Wort und Wahrheit und Likedeeler Wort und Wahrheit. *  *  * Am Nachmittage desselben Tages (Störtebeker ist nicht zugegen) die Gegenpredigt, die Magister Wigbold hält. Vormittag hingerissen, sind sie’s jetzt viel viel mehr, Wigboldus hat Recht und sie singen eine Likedeelstrophe. 9. Kapitel. Störtebeker ist wieder bei Keno ten Brôke. Immer größere Macht Getas über ihn. Er folgt der Einladung, zu bleiben und eine Jagd mitzumachen oder eine Ausfahrt oder einen Besuch nach Emden oder nach dem Uppstalsboom oder irgend was anders. Rückkehr von da. Gespräch mit Geta. Gespräch zwischen Keno und Geta. 10. Kapitel. Gespräch zwischen Störtebeker und Keno. Jener soll als Schwiegersohn alles ­kriegen und die Familie ten Brôke fortsetzen. Gespräch zwischen Störtebeker und Geta. Ja und nein. Er muß ein Andrer werden. Und mit einem Bußgang beginnen. 11. Kapitel. Er macht den Bußgang. ⌐Erst nach Verden. Dann nach Haus.¬ Die Mutter verweigert ihm die Buße. „Das kann ich nicht; das kann nur ein Mächtigerer. Du weißt, einer kann binden und lösen.“ Er schreibt einen Brief an Geta. Schickt einen Boten. Dann geht er von einem oldenburger Nest aus zu Schiff um durchs Watt in die Ems zu fahren, bis Norden. Von da aus zu Fuß. Er kommt spät Abends an. Alles so verändert. Er sieht die Colonie und ihre Lichter, aber er mag nicht hinüber. 12. Kapitel. Es hatte sich ausgesprochen, daß er gekommen sei, aber keiner drängte sich zu ihm. Zu guter Stunde ging er zum Propst. Hier erfährt er das Geschehne. Die Er­ stürmung der Burg, ⌐zum Theil durch die friesischen Gegner,¬ Keno als |Geißel fortgeführt, Geta todt. Sie steht in der Crypta. Dort findet er sie. (Dies muß alles Abends spielen, gegen Mitternacht.) Mit Fackeln in die Crypta. Sein Gelübde. 13. Kapitel. „Gödecke Michels, es hat nicht sein sollen, ich nehme das Commando wieder. Wir warten bis Ostertag. Am Ostertag fahren wir aus.“ Ein ungeheurer Jubel. Wigboldus hält am Abend seinen speech. Am Ostertag Ausfahrt. 14. Kapitel. Am Ostertag aber fuhren auch die Hansen aus. Halb war die gegnerische Kraft vernichtet, Keno halb ein Gefangener, aber die Likedeelerkraft mußte ganz gebrochen werden, ihr aufrührerischer Unsinn, der auch guten Bürgern die Köpfe verdarb, ­mußte gründlich besiegt, vernichtet werden, soli Deo gloria oder wohin es Gott in Gnaden wenden möge.

[DLA, A: Fontane 56.550/39] [Fricke 1938, 75–76: Bl. 39] [NFA 24, 941] [HFA 1 V, 105] [HFA 2I/7, 790]

[Fricke 1938, 76: Bl. 40–41] [NFA 24, 941–942] [HFA 1V, 1105] [HFA 2I/7, 790]

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i.1  Historische Erzählungen

Die Ausrüstung unter Simon von Utrecht. Der Zusammenstoß. Der Sieg der Hansen. Alle Likedeeler gefangen. *  *  * Sie werden nach Hamburg geführt und gerichtet. Störtebeker ist der letzte. Dann heißt es: Meister Hans seid ihr müde. „Nein ich könnte noch den ganzen hohen Rath abtun.“ Das kostete ihm selbst den Kopf. „Er war ein geheimer Likedeeler“ hieß es in der Stadt. [Fricke 1938, 77: Bl. 44] [NFA 24, 942] [HFA 1V, 1106] [HFA 2 I/7, 791]

[Fricke 1938, 77–78: Bl. 45–48] [NFA 24, 942–943] [HFA 1V, 1106–1107] [HFA 2I/7, 791–792]

1. Wie sah ein Schiff Anno 1400 aus? 2. Wie waren die Kostüme der Seeleute? 3. Wie waren die Kostüme der Dorfleute, auch die kleiner Krämer? 4. Wie war die Tracht eines Abts, eines Priors, wenn er so zu sagen in Schlafrock und Pantoffeln war? 5. Wie war das Kostüm eines Schiffsführers, eines Capitains oder Admirals? 6. Wie war das Kostüm eines friesischen Häuptlings im Krieg und friedlich daheim? 7. Wie trug sich die Tochter eines solchen Häuptlings? Ist es denkbar, daß sie eine Art Klostertracht (erzogen in einem Kloster) beibehielt? 8. Wie war ein maurischer Knabe ungefähr gekleidet? 9. Wie ist die Ansprache an einen Propst? Ehrwürdiger Vater oder dergleichen? I. Allgemeines über die nordeuropäische politische Lage. Die Geschichte von Schiffshauptmann Hugo liegt in diesem Convolut, gehört aber nach Convolut IV, in die Zeit wo Störtebeker Nachrichten empfängt. König Albrecht und Margarethe. Die Bemannung der hansischen Schiffe. Ihre Führer. Schiffshauptmann Hugo vor Stockholm. Hugo ist geworbener Likedeeler. I. König Albrecht von Schweden (Mecklenburg) nannte die Königin Margarethe: den „Ohnehosenkönig“ und das „Mönchemädchen“, denn er glaubte, daß sie mit dem Abt zu Sora eine Liebschaft habe. Als sie den König gefangen nahm ließ sie ihm eine „Narrenkappen“ aufsetzen, da er kurz vorher geschworen hatte „er wolle ihr eine Schlafmütze aufsetzen“. Außerdem lud sie ihn „zur Gevatterschaft ihrer Kinder“ ein, die sie von dem Abt haben sollte. ⌐Die Geschichte von Schiffshauptmann Hugo wird dem Störtebeker auch von im Winter eintreffenden Genossen erzählt. Er hatte diese Genossen „draußen“ gelassen, in Schlupfwinkeln auf Gothland, Bornholm, Helgoland. Solche Schlupfwinkel hatten sie überall, weil man überall mit ihnen sympathisirte, weil man Vortheil von ihnen hatte und sich vor ihnen fürchtete.¬ Die vereinigten Wehrschiffe hießen Wehrflotte. Andere bildeten nur eine Schutzbegleitung; diese hießen Friedeschiffe. Einzelne der Rathsherren, die eine Friede= oder Wehrflotte führten, hießen „Admiräle“, die einzelnen Schiffsführer Schiffshauptleute. Es kommt auch das Wort „Gebietiger“ vor. Das würde vielleicht für Störtebeker ­passen, ebensogut wie Obristhauptmann. Vielleicht kann ich mit beiden Wörtern wechseln. An einer Stelle heißt es: Wisby sollte dem Hochmeister und den Seinigen zu ihrem Orloge offen stehn.

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Auch englische Schiffe wurden geplündert. So nahmen sie ein Schiff, das mit Rauchwerk befrachtet war, woraus sie 8000 Nobel lösten, während der Werth oder Preis der Waare wohl das Zehnfache betrug. Das nahmen die Engländer (damals Richard II.) sehr übel, machten die Hansa dafür verantwortlich und beschlagnahmten die Waaren und Güter in England, die der Hansa gehörten. Denn man wußte, daß Rostock und Wismar das Likedeeler=Wesen großgezogen hatte in dem Kriege gegen Dänemark (Margarethe). „Von Ostern bis Martini“, – war die Aktionszeit. Einer der Hanseaten=Anführer war der Hauptmann Wulf Wulflam, der dann ­später auch Bürgermeister von Stralsund wurde. Er empfing als Hauptmann ein Jahrgehalt von 5000 Mark, wofür er die Mannschaft beköstigen und allen Schaden an Schiff und Mannschaft tragen mußte. Ausrüstung der Schiffe und Armierung übernahmen die Städte selbst. – Einer der Likedeelerführer hieß: Henning v. d. Ost. II. Wie der Krieg entstand. Wie die Likedeeler in Dienst von Mecklenburg traten. – Ur­ theile über die Likedeeler. Wie sie verfuhren und wie man mit ihnen verfuhr. – Ihre Weltfahrten, ihre Wildheit und ihre Frömmigkeit. II. Allgemeines über die Likedeeler. Ihre Entstehung; ihre Art; ihre Grausamkeiten; ihre Wildheit und ihre Frömmigkeit. Die Geschichte von der „ewigen Messe“ siehe im Convolut III. Ursprünglich Schuld waren Rostock und Wismar, die um den König Albrecht von Schweden (einen geborenen Mecklenburger Herzog) frei zu machen diesen Condottieris oder fragwürdigen Seeleuten die Erlaubnis zum Rauben und Plündern ihrer politischen Feinde, besonders der Dänen (Margarethe und ihre Vorgänger) ausgestellt hatten. Sie hatten Kaperbriefe. Dasselbe geschieht im Kriege auch heute noch. Alle Mittel gelten, um einen bestimmten Zweck zu erreichen. S. Bismarck. Wismar und Rostock luden ein, „daß alle diejenigen, die auf Freibeuterei auf eigene Kosten, Gefahr und Gewinn gegen Dänemark und Norwegen abenteuern wollten, um da zu rauben, zu plündern und zu brennen, zugleich aber auch Stockholm mit Lebensmitteln zu versorgen, – daß alle diese sich bewaffnet in Wismar und Rostock einfinden möchten wo man sie mit Raubbriefen versehen u. ihnen die Häfen der beiden Städte zu Bergung und Verkauf ihres Raubes öffnen werde.“ Die Vitalienbrüder. Sie waren eine politisch ebenbürtige Macht, mit der man auf dem Gleichheitsfuße verkehrte. S. 8. „Schon 1381 wurden sie, von ihren Raubzügen heimkehrend, in mehrere dänische Schlösser aufgenommen und gehegt, um ihren Raub in die nahen Städte zum Verkauf zu bringen.“ S. 21 wichtig. S. 23, S. 25 Gothland, Wisby ist Hauptplatz, 26 Erstürmung von Bergen. S. 30 oben. S. 81. / Von 90 und 91 an. Die Hansen klagten über die Likedeeler und viele auch aufrichtig. Aber keineswegs alle. Viele hansische Küstenstädte blieben ihnen im Stillen zugethan, weil diese Städte zu großen Vortheil von ihnen hatten, wenn sie friedlich erschienen – denn wer wollte beweisen daß es Likedeeler seien – und die geraubten Waaren zu Spottpreisen losschlugen. Das war dann ein wundervolles Geschäft.

[Fricke 1938, 78–79: Bl. 49–59] [NFA 24, 943–945] [HFA 1V, 1107–1109] [HFA 2I/7, 792–793]

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i.1  Historische Erzählungen

„Es steht nicht zu beschreiben“, sagt ein alter Chronist, „was da des losen und bösen Volkes zu Hauf lief aus allen Landen, von Bauern und Bürgern, Hofeleuten, Amtsknechten und anderem Volk, weil alle, die nicht arbeiten wollten, sich bedünken ließen, sie würden von den armen dänischen und norwegischen Bauern reich werden.“ Ihr (der Likedeeler) Spruch war: „Gottes Freund und aller Welt Feind“. Danach verfuhren sie auch und das erklärt, daß so viel Widersprechendes in ihnen steckte und daß viele von ihnen gläubige Christen waren, wenn auch auf ihre Weise, während sie in den hansischen Chroniken immer nur als „Teufelsbrüder“ und „vermaledeites, heilloses Volk“ auftreten. Wo’s aber paßte, brauchte man sie oder schacherte mit ihnen. Es war damals, wie’s immer ist. „Sie erkannten keinen weiteren Herren über sich an, als den den sie sich selbst setzten. „Sie hatten keine Heimath als wie die Stelle wo sie rauben konnten.“ Ueber die Disciplin oder innere Verfassung dieser Raubgenossenschaften, wenn wir es so nennen dürfen, sind wir nicht weiter unterrichtet. Gewisse Gesetze und Ordnungen mögen wohl da gewesen sein, um eine Genossenschaft als ein Ganzes zusammenzuhalten. Sie hatten Führer, Hauptleute, die Zucht übten und die Raubzüge leiteten. Schiffshauptleute, Obristhauptmann, Gebietiger. Die Likedeeler plünderten alles aus, was ihnen vor die Klinge kam, z. B. Schiffe die von Frankreich und Spanien her Produkte nach dem Norden brachten, Schiffe mit Oel, Wein, Reis, Wachs, Honig. Ebenso englische Schiffe die das und das brachten. Holländische Schiffe mit das und das. Einmal griffen sie ein Hansen=Schiff an, das mit wismarschem Bier beladen war und das nach Bergen oder Stavanger wollte. Sie nahmen das Schiff ins Schlepptau, fuhren in den Hafen ein und verkauften die Bierladung auf ihre Rechnung. Man sperrte sie (die Likedeeler) in einen Pferdestall, gab ihnen Brot und Wasser bis sie starben oder an den Füßen völlig verlahmten. Wie weit und wohin die Likedeeler kamen ist schwer festzustellen, weil sie meist, namentlich zuerst ohne Kenntnis und ohne Karte waren und selber nicht wußten, wie die Lande hießen, die sie heimsuchten und plünderten. Ein Haufen der Likedeeler ging bis in den Biscayaschen Meerbusen und in die spanischen Küstengewässer und brachten von daher Schätze mit. Daher stammten auch die Reliquien des Heiligen Vincenz, die Störtebeker trug. [Fricke 1938, 80: Bl. 60–64] [NFA 24, 945–946] [HFA 1V, 1109–1110] [HFA 2I/7, 794–795]

III. Die Likedeeler. – Die Namen ihrer Schiffe. – Die Namen ihrer Anführer. – (Enthält auch die Geschichte von der Messe=Stiftung in Stockholm.) III. Namen der Schiffe und der Leute. Schiffsnamen. 1. Der Hai.  7. Die Flunder. 2. Der Butt.  8. Die Robbe. 3. Die Seespinne.  9. Das Meerweib. 4.  Die Makrele. 10.  Der Nix. 5.  Der Salm. 11. Der Wassermann. 6.  Der Aal.

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Likedeeler=Namen (aus der 1. Periode). 1. Swartekopp.  8. Holeger Jonson. 2. Wartenberg.  9. Hinrich Paschedach. 3.  Henning v. d. Osten. 10.  Detlev Knut. 4.  Ludeke Schinkel. 11.  Hennecke Schack. 5.  Eler Rantzow. 12.  Hennecke v. Oertzen. 6.  Henneke Grubendal. 13.  Trut Mus. 7.  Nickel Jonson. Für die Mecklenburger handelte es sich lange Zeit hindurch immer um die Be­freiung König Albrechts von Schweden (Mecklenburg). Ein Hauptanführer der Likedeeler in der Ostseezeit war ein Moltke. Überhaupt tauchen viel Adelsnamen auf. Zehn Hauptleute S. 42 der Likedeeler und zwar: 1.  Ritter Rambold Sannewitz. 2.  Ritter Bosse von dem Kalande. 3. Arnold Stucke.  7. Lippold Rumpeshagen 4. Niol. Mylges.  8. Heinr. Lüchow. 5.  Marquard Preen.   9.  Bertram Stockeled, 6.  Hartwich Sedorp. 10.  Schiffherr Joseph. stifteten in einer Stifte Stockholms aus eigenen Mitteln eine ewige Messe, „Gott zu Lobe, zu Ehren des heiligen Kreuzes, des heiligen Bluts und aller Gottesheiligen“ und zu Dank der Jungfrau Maria die sie vor ihren Feinden beschirmt und bewahret habe.“ In jeder „Kogge“ waren hundert „Wäppner“ oder Gewaffnete und unter diesen 100 immer 20 gute Armbrustschützen. Kleine Schiffe hießen „Schuten“ oder auch „Snycken“ (wahrscheinlich Schnecken). So wie einer der Hauptleute Moltke hieß, so hieß ein anderer Henning Manteuffel. Vielleicht war auch Marquard Preen adlig. Der große Gewinn lockte alles an. Sie nahmen vornehme Leute gefangen (Bischöfe) und gaben sie gegen hohes Löse­ geld frei. Als Anführer der Likedeeler und ihres gleichen werden (S. 15) genannt: Lüdeke Schinkel, Detlev Knut, Eler Rantzow, Konrad Hauenschild, Hennecke v. Oertzen. Dazu kommen an andrer Stelle: ein Moltke, ein Henning Manteufel und ein Henning v. d. Ost. IV.

Die friesischen Zustände. – Die Fehden der Häuptlinge. – Keno ten Brooke. – Die Namen der andern. – Das Eintreffen der Likedeeler. – Ihre Stellung zu den Parteien. – Geta ten Brôke. – Störtebekers Bußgang. – Rückkehr. – Katastrophe. IV. Die Zeit und die Vorgänge in Ostfriesland. Wie sich die Häuptlinge untereinander befehdeten. 1. Hayo Huseke saß auf seiner Burg bei Esenhamm. Er hatte eine Fehde mit ­seinem Schwager dem Häuptling Edo Wimken. Dieser letztere siegte und ließ dann seinen Schwager, der vorher ähnliche Prozeduren ausgeführt hatte, mit einem härenen Stricke durchsägen.

[Fricke 1938, 81–83: Bl. 65–80] [NFA 24, 946–949] [HFA 1V, 1110–1113] [HFA 2I/7, 795–798]

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i.1  Historische Erzählungen

2. Edo Wimken fiel später in die Gewalt der Holländer und lag vier Jahr im Kerker, kam aber durch ein Lösegeld wieder frei und tobte nun weiter. Häuptlingsfamilien: 1.  Idzinga in der Stadt Norden. 2.  Beninga in Grimmarsum und Grothusen. 3.  Allena in Osterhusen. Die friesischen Häuptlinge waren damals: 1.  Keno ten Brôke auf Oldeburg oder vielleicht auch Aurichshafen oder sonstwo. 2.  Lenward von Emden. 3.  Enno, Häuptling in Norden. 4.  Folkmar Allena von Osterhusen. 5.  Edo Wimken von Rüstringen. Haro Edsardisna von Greetsyhl. 6.  Haro Ayldisna von Faldern. 7.  Haro von Dornum. 8. Propst und Häuptling Hisko von Emden. Ich muß ihn nur als Häuptling behandeln. Diese Namen sind wohl nicht ganz richtig; ich muß sie mit Hilfe des dicken Buches verificiren. Keno ten Brôke, der um jene Zeit unbestrittner Herr im Brockmerland war, immer zweideutig, stand mit den Hansischen in Unterhandlung und schickte seinen Kaplan Almer als Abgesandten nach Lübeck. Er habe nur der Noth gehorcht, er mache sich nichts aus den Likedeelern, eigentlich sei er gegen sie. Aber in Lübeck traute man ihm nicht und als alles in Ostfriesland und Brokmerland beim Alten blieb wurde er (Keno) von den Hansischen mit angegriffen. (Eigentlich schonte man ihn, seine Burg wurde nicht zerstört, aber ich muß es in meiner Geschichte so darstellen.) Als Störtebeker in Marienhafe lag, Herbst u. Winter 1401 auf 2 oder ungefähr um diese Zeit, standen die Westfriesen (also Groningen) im Kampfe mit dem Grafen von Holland und suchten sich deshalb des Beistandes der Likedeeler gegen den Grafen zu versichern. Das giebt eine gute Gelegenheit den „Junker Sissinga“ mit dem Becher bei Störtebeker erscheinen zu lassen. Bei Marienhafe hatten sie die Einfahrt befestigt und vier große gewölbte Pforten mit einer Mauer erbaut. Im Schutze davon lagen ihre Schiffe. Der hohe Thurm diente als Warte und Auslug. Die Kommandierenden waren: 1. Obersthauptmann Nicolaus Störtebeker. ⌐Der Seegraf. Seehauptmann.¬ noch seinen eignen Namen finden oder creiren. Vielleicht den Ort seiner Geburt. Er war von Adel und in seiner Jugend eine Figur wie Wallenstein in Altdorf. 2.  Schiffshauptmann Gödeke Michels. 3.  Schiffshauptmann Wichmann. 4. Magister der freien Künste Wigbold. Das war der der in Rostock Theologie studiert hatte. 5. ......... Vielleicht auch noch ein sechster. Da Störtebeker Dies waren speziell die, die die Likedeeler nach Ostfriesland geführt hatten. S. 51.

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Im Herbste 1395 segelte ein großer Haufe von Wiborg aus gegen Bergen, landete unerwartet, erstürmte die Stadt mit leichter Mühe und trieb die Bürger mit Feuer und Schwert zur Flucht. Alles wurde ausgeplündert und erst nachdem eine reiche Beute von Gold und Silber, Kleinodien und Kleidern, Hausgeräth und Fischen zu Schiffe gebracht war, zog man wieder ab und segelte nach Rostock um es dort – den Krämern höchst willkommen – zu verkaufen. Eroberung Gothlands und Wisby’s durch die preußischen Ordensritter. Konrad v. Jungingen rüstete eine Flotte von mehr als 80 großen u. kleinen Schiffen, 5000 Kriegsleute, zum Theil auch Reiterei und Geschütz. Sie fuhren bis in den Hafen Garn und legten hier an. Und eroberten Landskron, das feste Raubschloß der Like­ deeler. 50 Ordensritter waren an der Spitze. Nach allerhand Zwischenfällen nahm man Wisby selbst ein. Swen Sture floh und die Likedeeler wurden enthauptet etc. Störtebeker erfährt, daß die preußischen Ordensschiffe Wisby eingenommen und die Insel Gothland erobert und eine feste starke Besatzung in die Stadt (Wisby) gelegt haben. Swen Sture, der mit den Likedeelern gemeinschaftliche Sache gemacht hatte, entfloh mit 400 seiner Leute und die Likedeeler, die auf der Insel zurückgeblieben waren wurden enthauptet. Dies kann als ein „Bericht“ auftreten, der dem Störtebeker gemacht wird, entweder ihm direkt oder dem Propst oder Keno, die’s ihm nur wieder erzählen. S. 74. und 75. – s. auch Holberg. Likedeeler, die im Herbst im Sunde und Kattegatt gefochten hatten, waren besiegt und zerstreut worden, ein Theil entkam und flüchtete nach Ostfriesland, wo sie eines schönen Tages eintrafen und die Macht Störtebekers vermehrten. Dieser Zuwachs war allen willkommen. ⌐Diese sind es auch, die von Wisby und Bergen erzählen.¬ Das Verfahren, wenn die Hansen gesiegt hatten, bestand in folgenden Prozeduren: 1.  Man stieß die Gefangenen von Deck ins Meer, 2.  Oder man hing sie auf. 3.  Oder man sperrte sie in Tonnen ein 4.  um sie dann schließlich enthaupten zu lassen. Die Likedeeler verfuhren ebenso, nur der Schlußakt fiel fort. Während nun Störtebeker seinen Bußgang nach Werden und zu seiner Mutter macht, findet gegen Ostern der Angriff der gesamten Hansischen – es waren Schiffe von Lübeck, Hamburg, Groningen und Deventer – gegen die ostfriesischen Häuptlinge statt, den ich also in Ende März oder Anfang April 1402 legen muß, etwa 4 oder 6 Wochen vor der eigentlichen Katastrophe bei Helgoland. In diesem Kampfe gegen die Häuptlinge, der sich die Vernichtung der Likedeeler speziell im Brokmerland zur Aufgabe gestellt hatte bleiben die Hansischen total Sieger und zerstören, nachdem sie in die Ost=Ems einsegelnd, erst die Likedeeler unter Gödeke Michels und Magister Wigbold geschlagen und viele in See geworfen und hingerichtet haben, die friesischen Raubschlösser die sie im Sturm genommen. Die Schlösser werden niedergebrannt und dem Erdboden gleichgemacht. Fünf Schlösser wurden davon betroffen. Oldeburg wird nicht genannt, aber ich muß es so darstellen, daß speziell auch Kenos Schloß zerstört und Geta getötet wird. Keno selber wird als Geißel fortgeführt nach Bremen. Der letzte Kampf, etwa nach Ostern 1402, in dem die Likedeeler unterlagen (und zwar gegen die „bunte Kuh“ unter dem Rathsherrn Nicolaus Schocke und Hauptmann

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i.1  Historische Erzählungen

Simon von Utrecht) fand bei Helgoland statt, auf welcher Insel die Likedeeler sich eingerichtet hatten oder vor Anker gegangen waren, um die von Hamburg abgehenden „Englandsfahrer“ anzugreifen und zu plündern. Statt der „Englandsfahrer“ aber stachen Wehrschiffe von Hamburg aus in See, Kauffahrer, die man mit Geschütz und Gewappneten besetzt hatte. Die Likedeeler hofften auf leichtes Spiel als sie neben den Schiffen anlegten, aber sie irrten sich, denn die Angegriffenen schlugen die Enter­ brücken und gingen zum Angriff über. Nach einem alten Kriegsliede verdankten die Hamburger den Sieg vornehmlich der „bunten Kuh“ die mit ihren Hörnern stieß. Dies Kriegslied muß ich mir durch Hertz oder Fleischel zu verschaffen suchen. ⌐Dies alles muß ich erst im letzten oder vorletzten Kapitel erzählen, unmittelbar vor der Exekution.¬ Unter der Beute, die die Hamburger bei ihrem Siege über Störtebeker machten, befanden sich 1. die Reliquien des heiligen Vincentus (wahrscheinlich bei Cap St. Vincent) die die Likedeeler in Spanien geraubt hatten 2. der mächtige Humpen Störtebekers, den ihm Jongherr Sissingen von Groningen gebracht hatte, als er ihn zu einem Bündnis aufforderte. Junker Ich Jongherr Sissinga Von Groninga Bei manchem Schmaus Trank ich ihn aus Und du Dasselbe thu. [Fricke 1938, 83–84: Bl. 81–85]

„… Sie hatten bei gleichen Pflichten, auch gleiches Recht auf Theilung der Beute, weshalb sie sich „Likedeeler“ nannten.“ Sie waren so überzeugt von ihrem Recht zum Seeraube, daß sie in Stockholm eine Messe „zu König Albrechts Ehre“ stifteten. Der Bericht aus der Ostsee bezieht sich vielleicht besser auf die Erwerbung Gothlands durch die deutschen Ritter. Die Geschichte mit dem „Einsperren in die Tonnen“ und bloß den Kopf draußen. Dies erzählt das im Februar eintreffende Schiff und es waren die Stralsunder, die mit den Likedeelern so verfahren waren. Das Gegenstück dazu, das auch erzählt wird, ist das vom Schiffshauptmann Hugo, der aber einen anderen Namen führen muß. Schiffshauptmann Likedeeler Hugo hatte 8 große Schiffe mit Getreide zur Verproviantierung der in Stockholm belagerten Anhänger König Albrechts von Schweden (Mecklenburg) zu bringen. Sie konnten aber nicht heran, weil die Küste schon Eis ­hatte und mußten liegen bleiben, wobei sie zuletzt einfroren und dem Angriff der Dänen preisgegeben waren. Da sandte Hugo, zur Nachtzeit, Leute ans Ufer, die B ­ äume und Strauchwerk heranschleppen und um die Schiffe herum aufthürmen mußten. Und auf diesen Wall von Strauchwerk ließ er Wasser gießen, das nun gefror und jedes Schiff mit einem dichten Eiswall umgab, sodaß nun die Dänen die Schiffe nicht stürmen konnten. Im Dom zu Verden. 7 Fenster im Dom zu Verden gestiftet zur Abbüßung der 7 Todsünden. Außerdem noch eine Stiftung. (S. die in Stockholm.)

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Der Abt oder Prior oder Kirchenfürst zu Verden kann Giselbrecht heißen. Erzbischof Giselbrecht. Er ist irgendwo Erzbischof. Den Namen, der gut ist, analog als Kirchenfürstennamen benutzen. Beziehungen Keno’s zu den Hansischen. Im Jahre 1399 (also ebensogut paßt 1401) hatten die Hansischen den Keno aufgefordert, den Vitalienbrüdern seinen Schutz zu entziehen; er war auch darauf eingegangen, aber gleich in der Absicht nicht Wort zu halten. Als die Hansischen dies nun sahen machten sie ihren Straf= und Rachezug. Das Gespräch zwischen Keno und den Hansischen giebt, als die Hansischen fort sind, eine schöne Gelegenheit (entweder un­ mittel­bar oder einen Tag drauf) zu einer Unterredung zwischen Keno und Störtebeker, in dem Keno ihn so zu sagen zu seinem Eidam und Erben einsetzt. Occo ten Broke war der Vater von Keno ten Broke (wie auch von Witzold ten Broke) so daß Geta, wenn ich sie als Tochter Keno’s fasse, Enkelin von Occo war. Es wird aber wohl besser sein, ich fasse Geta als Schwester. Occo war der Liebling oder Liebhaber der Königin von Neapel gewesen, die ihn nicht loslassen wollte. Erst seine beiden Schwestern baten ihn frei und er brachte nun Erinnerungsstücke aus Neapel mit. ⌐Occo ist der Großvater Getas, Keno ihr Vater. Keno verheiratet sich mit einer Dame aus Burgund, daher die Beziehungen zu Nogent.¬ ⌐Gleich bei Störtebekers erstem Besuch, eh die Weihnachtsfeier beginnt.¬

Das Watt. Die Watt=Schilderung auf S. 133 (von Allmers und andern) ist sehr gut. Ich kann sie benutzen. Störtebeker geht zu Boot aus der Weser oder Jade und will das Watt passiren, als er aber südlich von Baltrum ist, kommt die Ebbe und er muß auf einer Wasserstelle liegen bleiben um die Fluth zur Weiterfahrt abzuwarten. Von der Wasserstelle aus beobachtet er nun das Fisch= und Vogeltreiben auf dem Watt. Die Moore. In den Senkungen der Geest, die sich weit erstrecken. Es ist eine Art Torf. Es giebt Torfläufer und Torfpyramiden. Carex und Scirpus (Binse) kommen viel vor, oben auf Haidekraut mit einfacher und doppelter Blüthe. Dann und wann sieht man eine Moorhütte und eine graue Rauchmasse steigt gen Himmel. Sonst nichts. Alles still, alles öde, weite graue Fläche. Die Moore. Eine landschaftliche Schilderung, entweder in dem Kapitel wo Störtebeker zu Keno ten Brôke reitet oder als Einleitung zu irgend einem andern der Mittel=Kapitel. Vielleicht am besten in dem Kapitel, wo Keno ten Brôke mit Störtebeker einen Ausflug macht und ihm die Sehenswürdigkeiten der Umgegend zeigt. Dies ist das Beste. Ein Fund (Gerippe) im Moor. Diesen Fund (1817 gemacht) schätzt man auf ein Alter von 2000 Jahr. Ein menschliches Skelett. Es lag 6 Fuß tief unterm Moor auf Sandgrund mit 4 Pfählen zugedeckt. Das Gerippe war angetan mit Wams, Mantel, Hose und Schuhen. Das Wams glich

[Fricke 1938, 84: Bl. 86] [NFA 24, 949] [HFA 1V, 1113–1114] [HFA 2I/7, 798]

[Fricke 1938, 84–85: Bl. 87] [NFA 24, 949] [HFA 1V, 1114] [HFA 2 I/7, 798]

[Fricke 1938, 85–86: Bl. 88–102] [NFA 24, 950–951] [HFA 1V, 1114–1116] [HFA 2I/7, 798–801] [Fricke 1938, 85: Bl. 88]

[Fricke 1938, 85: Bl. 89]

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[Fricke 1938, 85: Bl. 92]

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[Fricke 1938, 86: Bl. 94]

[Fricke 1938, 86: Bl. 95]

[Fricke 1938, 86: Bl. 96]

[Fricke 1938, 86: Bl. 97]

[Fricke 1938, 86: Bl. 98]

[Fricke 1938, 86: Bl. 99] [Fricke 1938, 86: Bl. 100]

i.1  Historische Erzählungen

einem Frauenrock, alles war mit groben Wollgarnstichen genäht. Die Schuhe waren aus rohem Thierfell gemacht, in einem Stück, ohne Sohlen, nur an der Ferse mit einer Naht. Die Bohlen und die römische Münze. In dem Kapitel, wo sie dabei sind, ihre Häuser zu bauen und den Brunnen zu graben, finden sie in einer bestimmten Tiefe einen Bohlenweg und einige römische ­Münzen. An dieser Stelle kann sich nun Wigboldus legitimieren und in humoristischer Weise seine römische Gelehrsamkeit zeigen. Zugleich sind die Bohlen wichtig für den Bau der Häuser. Upstallsboom. Ursprünglich wohl ein alter Grabhügel bei Aurich. Alte Eichen standen darauf oder drum herum. Die jetzige Steinpyramide sammt Umgebung ist modern. „Drei alte abgestorbene Eichen standen umher.“ S. 371. In den alten Büchern wird festgestellt, daß man sich Pfingst=Dienstag daselbst versammeln und die Rechte berathen solle, die die Friesen zu halten haben. S. 144. Sturmfluth. Sturmfluthen (die zu Emden und die auf der Insel Juist) sind auf S. 51 und S. 400 u. 402 geschildert. Ich muß das zusammenfassen und einen Punkt dicht bei Marienhafe nehmen, wo nun die Likedeeler rettend mit eingreifen. Die Ley, sonst so träge, wird ­rebellisch und überschäumt alles. Ich muß eine passende Lokalität aussuchen. Die Sturmfluth im November 1401. In dem Kapitel, das dem Jahrmarkt oder dem Eintreffen der zwei neuen Schiffe von Wisby oder Bergen folgt, bricht in der 2. Novemberhälfte eine Sturmfluth herein, bei der die Likedeeler helfen. Weihnachtsbäume. Es kommt doch allerhand Holz in Ostfriesland vor: Tannen: zum Hausbau; Eichen: zum Schiffsbau; Birken: für Tischler; Buchen: für Böttcher; Erlen: für Wasserbauten. Bohnenstangen, Faschinen und viel Weihnachtsbäume. Die Stellung der Geistlichen (weltliche und mönchische) zu den Likedeelern. Zwei Kapuziner brachten Briefe der Likedeeler nach Hamburg, unterhandelten mit dem hohen Rath und wurden einquartiert und bewirthet. Diese Scene an und für sich ist nicht zu verwerthen, aber sie zeigt, daß alles ­theils ­ihnen dienstbar war, theils mit ihnen verkehrte: Fürsten, Städte, Hochmeister, B ­ ischöfe, Orden. Holk – wohl so viel wie Hulk – ist muthmaßlich der Schiffskörper oder Schiffsrumpf, der die Ladung enthält. Friedensschiffe. Koggen, Schuiten. Snaken etc. etc. Englandsfahrer sind hamburgische Schiffe, die nach England fahren. Der Admiral. Oberhauptmann Claus Störtebeker.

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Der Hai. Schiffshauptmann Goedeke Michels. Der Butt. Schiffshauptmann Magister Wiegbold. Die Seespinne. Schiffshauptmann Trut Mus. Die Makrele. Schiffshauptmann Henneke Schack. Namen. Johannes Ammentrost. Vornamen. Bartel. Jan. Tom. Hans. Stephan. Martin. Diedrich. Waldemar. (Im Ganzen habe ich die einsilbigen zu bevorzugen, doch auch mit Ausnahmen.) Ich muß diese Liste vervollständigen. Goedeke Michels. Auch aus Verden. Erster Führer. Stiftet auch Fenster. Störtebeker. Zu Halsmühlen geboren. Ritterbürtig. Stiftet die silberne Pfeife. Kenos Schwiegersohn. Der maurische Knabe. Motto für die Titelseite des Buchs. Störtebeck und Götge Michéel Rofden Beyde tho glieker Deel Tho Water und tho Lande.

(Altes Störtebeker Lied.) Das Störtebeker-Lied. Störtebeker u. Gödeke Michels feiern ein Gelage bei einem heidnischen Sultan, der seine Tochter verheirathet. Um sich Ersatz zu verschaffen für das ausgetrunkene Hamburger Bier, fahren sie in die Nordsee, um hier den Hamburgern aufzupassen. Ein Bote (ein Ufer=Anwohner) eilt nach Hamburg und verkündet, daß die See­ räuber in großer Nähe sind. Auf den Zweifel antwortet der ⌐Bote¬, daß man ihn mit aufs Schiff nehmen und ihn ins Wasser werfen solle, wenn er falsch berichtet. In 3 Schiffen fahren die Hamburger aus. Am andern Morgen, als die Sonne durchbricht, finden sie die Seeräuber, die einen Holk mit Wein erbeutet haben, in der Weser. Es kommt zum Kampf, 3 Tage und |3 Nächte. Die „bunte Kuh aus Flandern“ rennt mit ihren starken Hörnern dem Seeräuberschiff das Vordercastell ein. Störtebeker begehrt Sicherung von Leib und Leben, aber Simon v. Utrecht verlangt unbedingte Unterwerfung. In Hamburg wird kurzer Prozeß gemacht; die Räuber verbringen nur eine Nacht im Gefängniß. Ihre Bitte aber den letzten Gang in ihren besten Kleidern thun zu dürfen, wird ihnen gewährt, ja der Rath ehrt sie dadurch, daß er Pfeifer und Trommler vorangehen läßt. Der Scharfrichter Rosenveld hat so viel Arbeit zu verrichten, daß er bis an die Enkel im Blute steht. Störtebeker=Lied. 1. Strophe (als Motto für das Buch). Störtebeker un Göde Micheel de roweden Beyde tho like Deel, Tho Water un tho Lande, Bis Unser Hergott dat nich mihr gefeel,

[Fricke 1938, 86: Bl. 101]

[Fricke 1938, 86: Bl. 102]

[DLA, A: Fontane 56.550/35] [Fricke 1938, 87: Bl. 103] [NFA 24, 952] [HFA 1 V, 1116] [HFA 2I/7, 801] [DLA, A: Fontane 56.550/36] [Fricke 1938, 87: Bl. 104] [NFA 24, 952] [HFA 1 V, 1116–1117] [HFA 2 I/7, 801]

[DLA, A: Fontane 56.550/37] [Fricke 1938, 87: Bl. 105] [NFA 24, 952] [HFA 1 V, 1117] [HFA 2I/7, 801]

[Fricke 1938, 87: Bl. 106] [NFA 24, 952] [HFA 1V, 1117] [HFA 2 I/7, 801–802]

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i.1  Historische Erzählungen

Do kämen se Beyd tho Schande. Schlußstrophe (verte). Der Scharfrichter hieß sich Rosenveld, Er hieb wohl manchen stolzen Held Mit also frischem Muthe; Er stand in seinen geschnürten Schuhn Bis an die Enkel im Blute. [Fricke 1938, 88–92: Bl. 107–114] [NFA 24, 952–957] [HFA 1V, 1117–1122] [HFA 2I/7, 802–806]

Kapitel I. Scene 1. Einfahrt. Lied, Anlegen der Schiffe. Begrüßung durch Goedeke Michels und Wigbaldus. Scene 2. Begrüßung durch den Prior oder Propst Ludger. Vorher schon Trennung von Michels und Wigbold. Die Kirche. Die Chorherren in den Stühlen. Kreuzgang. Zimmer des Propstes. Zwiegespräch. Antrag für Störtebeker in der Propstei zu wohnen. Angenommen. Kapitel II. Scene 1. Das Zimmer das Störtebeker bewohnt. Michels und Wigbold erscheinen. Gespräch mit ihnen. Die Bauanlage. Wiederholung des mit Ludger gehabten Gesprächs. Erweiterungsbau. Hinweis auf die, die vielleicht noch kommen. Hinweis auf die zu bewerkstelligenden Einkäufe; desgleichen die Verkaufsmesse. Scene 2. Ludger wird sichtbar, um seinen Besuch zu machen. Michels und Wigbald gehn; Ludger kommt. Begrüßung. Einleitungsgespräch. Dann politisches Gespräch. Die friesischen Zustände. Dadurch Störtebekers Gesichertheit. Störtebekers Hinweis auf seine größere Macht, die in Ost= und Nordsee zerstreut ist. Zu Kapitel I. Goedeke Michels und Wigboldus empfangen ihn und begleiten ihn bis angesichts der Kirche. Dann trennen sie sich. Störtebecker selbst ist von einem maurischen 12jährigen Knaben (Namen geben) gefolgt. Der Knabe folgt bis in den Kreuzgang und bleibt da zurück. Der Prior hatte ein Wohlgefallen an ihm und sein Auge ruhte freundlich auf dem schönen Knaben. Es wird dann seiner weiter nicht gedacht. Zu Kapitel II. Scene 1. Nickel Swartkoppe und der maurische Knabe sind blos da; beide verlassen aber das Zimmer als Goedeke und Wigboldus kommen. – Scene 2. Er tritt ein und meldet, der Prior komme eben über den Kirchhof. ⌐Nickel Swartkopp wird mit einem Auftrag weggeschickt, nur der Knabe bleibt um ihn, tritt dann in den Pfeilergang und nun kommt der Prior.¬ Dann werden die beiden entlassen. Störtebeker heraustretend sah nun auch den Prior kommen und ging ihm entgegen. Als sie eintraten oder bis an die Thür waren, schlug der Knabe den Vorhang zurück und sah auf den Prior, dem der Knabe wieder auffiel. „Ihr seid glücklich in der Wahl eurer Umgebung. Ein schöner Knabe.“ Das ist er. Aber sein Schönstes ist seine Liebe oder daß er mich liebt und seine Treue. Er hängt an mir und ist einer von denen die sich opfern können und das ist das Höchste. Ist er Italiener? Nein. Er ist ein Maurenkind, als wir es sind schon 5 Jahre ein maurisches Nest einnahmen das sich uns widersetzte und mancher über die Klinge sprang, fand ich das Kind in einem zerstörten Hause. Was ihm angehörte war todt.

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Nun erst antwortet der Prior: Ihr seid glücklich in Euren Leuten. Dieser kluge Magister, der ein Diplomat werden müßte, und nun dieser schöne Knabe und treu wie ihr sagt. Ich könnte Euch darum beneiden. Kapitel III. Scene 1. Drei Tage später. (Das vorige Kapitel beginnt am Morgen nach der Ankunft.) Alles bei der Arbeit. Himmlisches Herbstwetter. Landschaftliche (ganz kurze) Schilderung. Alles schon baulich im Gange. Pflug und Haken. Schiffsleute und Dörfler. Die Hälfte arbeitet; die Hälfte ruht sich aus. Sie singen ein Lied „Mariengarn“, das Detlev, der Reimer gleich am ersten Tage als das Mariengarn so ging, gedichtet hatte, nach einer alten Melodie. Scene 2. Das Gespräch das, umhersitzend, die Schiffsleute und die Dörfler führen. Letztere horchen hoch auf. Alles interessirt sie weil es phantastisch ist und auch weil sie begehrlich darnach werden. Störtebeker wird ihnen geschildert und auch die andern Führer. Und die hansischen Geldprotzen. Und wie sie’s so ganz anders halten. Alles frei, alles getheilt. Aber ehrlich sein und kein Unfug und kein Ungehorsam, sonst hängt man an der Raae. So muß es sein. Wir haben Leute von aller Welt. Dies ausführen. Scene 3. Beim Brunnengraben werden die Bohlen und die Münze gefunden. Hier tritt nun Wigboldus in den Vordergrund, gelehrt und humoristisch. Kapitel IV. Scene 1. Der Gänsemarkt. Dies muß alles blos erzählt werden, weil es zu schwer ist, die Personen hier redend einzuführen. ⌐Der Bau ist schon so gut wie beendet. Jeder der vier Schiffsführer hatte sein Haus. Goedeke Michel u. Wigbold kennen wir schon, aber da waren noch zwei jüngere.¬ Scene 2. Die Messe, der Verkaufsmarkt, den die Likedeeler abhalten. Kaufleute, Juden zum Theil von weither. All dies auch nur referierend. Kapitel IV muß auch wie Kapitel III aus drei Scenen (statt aus zwei) bestehen. Scene 1. Einleitung. Baufortschritte. Die verschiedenen Schiffsführer in den verschiedenen Häusern. Dann der Gänsemarkt. Polnische Verkäufer. Scene 2. Politisches Gespräch zwischen dem Prior und Störtebeker, worin sie von seinem Leben, seinen Abenteuern sprechen, seinen weitzerstreuten Machtmitteln, den Likedeeler=Grundsätzen, Gesetzen und Sitten. Von seiner Geneigtheit, sich seßhaft zu machen und der Kirche zu dienen. (Fortsetzung des schon in Scene 2 von Kapitel II geführten Gesprächs. Scene 3. Die Messe in der Priorei. Geta ten Brôke. Das Bild von Josse von Eyck. Die jüdischen Händler. Kapitel V. Scene 1. Der Besuch des Häuptlings aus Esens oder Wittmund. – Dann der Besuch Keno’s ten Brôke. Scene 2. Störtebeker bei Ludiger und sein Gespräch über diese beiden Besuche. Ludiger lächelte. „Nun seht Ihr, es kommt wie ich Euch sagte. Nun aber seid auf Eurer Hut.“ Er räth ihm, es mit Keno zu halten, er sei der mächtigste, der sicherste (weil am meisten anti=hansisch) und auch der beste und ehrlichste, so weit bei diesen Leuten von Ehrlichkeit die Rede sein kann. Kapitel VI. Scene 1. Besuch bei Keno; er trifft ihn nicht. Ende November oder schon im Dezember. Regen, Wind, Unruhe auf See. Zwei seiner Schiffe kommen und schließen

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i.1  Historische Erzählungen

sich ihm an. Jedes dieser Schiffe hat zu erzählen, das eine aus der Ostsee (Hugo) das andre aus der Nordsee. Scene 2. Es muß erst nur ein Schiff kommen. Das erzählt, ein zweites säße fest im Watt und warte auf Fluth, daß es wieder los käme. Nun kommt auch dies zweite Schiff. Es giebt auch Aufschluß über allerhand Dinge. Ludiger nimmt Interesse daran und spricht auch von Keno, auf den das alles wirken werde. Spricht auch von Kenos Tochter, die seit kurzem wieder daheim sei. Der Inhalt dieser beiden Scenen muß ein andrer sein, vielleicht Allgemeinpolitisches, die Päpste, Konstanz, Huß etc. – oder das ganze Kapitel fallen lassen. Kapitel VII. Scene 1. Die Sturmfluth. Scene 2. Weihnachten. Einladung auf die Burg Kenos. Ritt dahin. Christnacht. Geta. Sie stellt als „lebendes Bild“ das Bild das sie auf der Messe erstanden. Nogent s. Seine. Abälard und Heloise. ⌐Sie spielt ein kurzes Weihnachtslied.¬ Die Reliquien vom Kloster Sant Vincent. Rückkehr am selben Abend. Vorher bei Tisch, erzählt er auf ihre Frage von dem Familienleben. Kapitel VIII. Scene 1. Die Likedeeler in der Marienhafener Kirche. Die Predigt des Bischofs. Ueber die Likedeeler, das richtige und falsche Evangelium, die richtige Bergpredigt und die falsche. Scene 2. Magister Wigbolds Gegenpredigt. Er erhebt sich bis zu Spott und Angriff. Hinweis auf Wikleff. Schilderung des Walt Tayler Aufstandes. Die Bischöfe waren auch dagegen. Sie sind immer dagegen. Aber das Volk weiß, was ihm notthut. Alle, (die am Vormittag auch hingerissen waren) sind wieder hingerissen und die Dörfler dazu. Kapitel IX. Scene 1. Störtebeker bei Keno ten Brôke. Gespräch auch über Ludiger. Gespräch mit Geta. Gespräch über das Moorleben und die Ausgrabungen. Folgt einer Einladung Kenos zu einem Ritt durchs Moor bis nach Upstalsboom (oder zu einem Besuch des Urwaldes bei Varel oder sonst was). Dies erst (den Urwald) berühren auf dem Bußgange nach Verden. Scene 2. Rückkehr nach der Burg. Gespräch mit Geta. Gespräch zwischen Keno und Geta. Verte! Zwischen Kapitel IX und Kapitel X muß ich ein Kapitel einschieben. Störtebeker ist nach dem Besuche vom Upstalsboom nicht nach Kenos Schloß sondern gleich nach Marienhafe zurückgekehrt. Vom Thurm aus sehen sie 2 Schiffe kommen; die treffen ein und bringen nun die Nachrichten, die ich schon unter Kapitel VI verzeichnet habe. Hier ist die bessere Stelle. Der Prior hört zu und die verschiedenen Schiffsführer nehmen Antheil an allem was berichtet wird. s. die Geschichte vom Schiffshauptmann Hugo (das aber ein andrer Mann führen muß) und dann der Sieg der Stralsunder und die Einpferchung in Tonnen. Entrüstung über diese Strenge; Störtebeker bleibt sehr ruhig. Trut Mus und andere wollen alle Grausamkeit verdoppeln, Störtebeker mag nicht und hat mit Goedeke Michels und Wigbold Auseinandersetzungen darüber. Dann zu Beginn des folgenden Kapitels eine Art Friedensgespräch zwischen Keno und Störtebeker, worin dieser – unter dem voraufgegangenen stillen Einfluß von Geta betont, daß er ruhebedürftig sei und eine Friedensansiedelung wünsche. Darauf die Anbietung Kenos auf Erbschaft seines Besitzes.

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Kapitel X. Scene 1. Der andre Tag. Gespräch zwischen Keno und Störtebeker. Er soll sein Erbe werden; sich zu behaupten, das wird ihm schon gelingen, wenn nicht die Hansischen ihm einen Strich durch die Rechnung machen. Scene 2. Gespräch zwischen Störtebeker und Geta. „Ja“ und „nein“. Er muß zuvor durch Buße und Absolution ein andrer werden. Kapitel XI. Scene 1. Der Marsch durchs Moor und durch den Urwald. Nickel Swartekopf begleitet ihn. Der Bußgang. Der Erfolg. (Dies ist besser wie der nach meiner ersten Idee geplante Mißerfolg.) Ein päpstl. Nuntius oder ein Bischof in Verden oder Hildesheim muß ihn freisprechen. Scene 2. Der Rückweg zu Wasser durchs Watt bis Marienhafe. Wattschilderung als die Ebbe ihn überrascht. bis Norden. Von da zu Fuß. Er sah die Lichter. Niemand empfing ihn. Er hat eine Ahnung. ⌐das sonderbare Bild, das sich ihm bietet.¬ Die fremde Burg. Der Empfang. Vielleicht ein Theil von XII. hier mit heranziehen. Kapitel XII. Scene 1. Er ging auf die Propstei zu. Propst Ludger. Es war um die 9. Abendstunde. Bericht über das Geschehene. Scene 2. Beide mit Fackeln in die Crypta. Der Bußgang war umsonst. Ich soll die Ruhe nicht haben. Sein Gelübde. Er hängt ihr die Reliquie um. „Ich will ihren Schutz nicht mehr.“ Kapitel XIII. Scene 1. „Goedeke, ich nehme das Commando wieder. Wer weiß auf wie lange. Fassen sie mich, so nimmst du das Commando wieder.“ Jubel. Wigbaldus hält eine Ansprache an die Likedeeler. ⌐Was man zu thun hatte wußte man, denn ein zurückgebliebener Verwundeter berichtet über die Kräfte der Hansen.¬ Scene 2. Vorbereitungen. Kalfaterungen. Freudige Gesänge daß es wieder hinausgeht. Ein kurzes Jubellied. Was soll uns das Stillsitzen, das Faulsein. Ausfahrt am Ostersonntag. Kapitel XIV. Scene 1. Am Ostersonntag fuhren auch die Hansen aus oder doch am dritten Ostertag. Halb war die gegnerische Kraft (Keno Geißel) gebrochen, aber sie sollte ganz vernichtet werden. Die Hansenflotte. Der Kampf. Sieg der Hansen. Scene 2. Der Tag ihrer Hinrichtung. Der Marsch nach dem Grasbrook hinaus. Sie hatten gebeten ihr Lied singen zu dürfen. Das war ihnen gewährt worden. Nun sangen sie’s. Alle Straßen gefüllt. Störtebeker kam zuletzt an die Reihe. Das hatte er gewollt. Dann die Schlußscene mit Meister Hans. Lied das die Likedeeler singen als sie auf der Haidekraut=Düne bei der Arbeit sind. Im Haidekraut weiden die Schafe, Wir selber graben und karrn, Ueber Marieenhafe Zieht Marieengarn.

[DLA, A: Fontane x 79.46] [Fricke 1938, 92: Bl. 115] [NFA 24, 957] [HFA 1V, 1122] [HFA 2I/7, 807]

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i.1  Historische Erzählungen

Likedeeler=Lied. Haupt=Refrain: Nich tho lütt un nicht tho veel, All in eins und like Deel. ⌐Nich tho lütt un nich tho veel Gleich getheilt is like Deel.¬

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Jedem Sein’s und like Deel All in eins und like Deel. Im Haidekraut weiden die Schafe Wir selber graben und karrn Über Marienhafe Zieht das Mariengarn. Eine Seele weinte vor des Himmels Thür Was weinst du? sprach da Gott zu ihr Wohl muß ich weinen die Äuglein roth Hab übertreten Gebot auf Gebot. Mein Leben ⌐Thun¬ war Sünde, des Heiligen ⌐mein Thuen ein¬ Spott „So fall auf die Kniee und bete zu Gott. Und bete zu Gott. [Fricke 1938, 94: Bl. 119–120] [NFA 24, 353] [HFA 1V, 879–880] [HFA 2I/7, 518–519]

[TFA N 10, 1] [Fricke 1938, 94–95: Bl. 121] [NFA 24, 353–354] [HFA 1V, 880] [HFA 2 I/7, 519]

Erstes Kapitel. An einem der letzten Septembertage 1399 fuhr von Juist (?) her eine Flotte (?) von fünf Schiffen in die Ems ein und nahm ihre Fahrt südlich, anscheinend auf die Stadt Emden zu. Aber ehe sie halb bis an Emden heran war, bog sie links in einen abzweigenden todten Arm der die Ley hieß und fuhr auf eine am Ausgang dieses todten Arms gelegene Besiedelung zu, aus deren Mitte eine Klosteranlage und ein hoher Etagenthurm hervorragten. Das vorderste Schiff war etwas größer als die vier folgenden und zeigte nicht bloß die mecklenburgische Flagge, sondern auch ein Flaggentuch das andeutete daß das vorderste Schiff das Admiralschiff war. Auf der Gallionskajüte stand auch, wies schien, der Führer selbst, neben und um ihn drei vier andere, die seine Offiziere zu sein schienen; auf den Raaen und Strickleitern aber standen die Schiffsmannschaften altes und junges Volk und grüßten ihre Mützen schwenkend das Land und sangen ein Lied, das ihr Kriegs= und Freiheitslied war. (Nun folgen zwei, drei Strophen, dann unterbreche ich das Lied, weil am Ufer etwas geschieht, das die Aufmerksamkeit abzieht; dann als dies beigelegt ist, singen sie die zwei letzten Strophen.) Inzwischen waren die Schiffe herangekommen bis an das Ende des todten Arms und legten hier an an einer nicht allzu hohen aber steil abfallenden Uferstelle, die durch allerhand Pfahlwerk zu einem Bollwerk hergerichtet war. Kleine Boote, die sonst hier lagen, hatte man fortgeschafft um Platz zu schaffen. Unmittelbar neben dem Bollwerk lief in gleicher Richtung mit ihm ein hier und da mit Weidengestrüpp besetzter Weg, der nach der Landseite hin |mit einer dem Kirchhofe zugehörigen Steinmauer abschloß. Der Kirchhof selbst stieg etwas an, weshalb einzelne seiner Kreuze zumal aber

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die aus Steinen aufgethürmten Grabmäler die Steinmauer weit überragten. Ueber­all standen Menschen unmittelbar am Ufer hin Männer auf der Kirchhofsmauer und den Grabmälern aber standen Frauen mit rothen Kopftüchern, einige mit Kindern auf dem Arm und sahen neugierig dem Anlegen der Schiffe zu. Von dem vordersten wurde jetzt ein Brett nach dem Ufer hin geschoben und der Führer, der bis dahin unbeweglich auf dem ⌐Kajüten¬Dach (?) gestanden und Umschau gehalten hatte, ging über das Brett fort auf das Ufer zu, wo zwei Schiffsleute, die von ähnlicher Kleidung waren wie er selbst, ihn empfingen wie ihren Kameraden und ihn halb kameradschaftlich halb wie ihren Herren begrüßten. Es waren zwei seiner Unterführer (?) die von ihm vorausgeschickt schon seit länger als einer Woche in dieser Gegend waren und sich eines Auftrags der ihnen geworden entledigt hatten. Er nahm den Platz zwischen den |beiden und ging dann zwischen den ihn scheu grüßenden Männern hin den Weg hinauf bis an eine Stelle wo der Weg rechts um die Kirchhofsmauer herum bog und auf die eigentliche Dorfgasse zuführte daran das Klostergebäude die Probstei mitsammt der etwas zurückgebauten Klosterkirche Probstei lagen. Die Frauen, die bis dahin ihren Blick auf die Schiffe gerichtet hatten wandten sich jetzt und sahen auf die Drei die jetzt an der Seitenmauer des Kirchhofs entlanggingen. Sie hoben ihre Kinder in die Höh und wiesen auf ihn und ⌐es war schwer¬ in ihren Zügen zu sehn, was in ihnen überwog Furcht oder Theilnahme. Der, der so Gegenstand Aller Aufmerksamkeit war, wandte sich nachdem er eine Weile geschwiegen zu dem links neben ihm Gehenden und sagte: Is ten Brôke da? Nein, aber er kommt. Der, der die Frage gestellt bewegte ⌐wiegte¬ den Kopf und über seine schlaffen Züge ging ein Lächeln, das eine Mißstimmung aber auch eine Ueberlegenheit ausdrückte. Dann fuhr er fort: Und Probst Cyrill? Er erwartet dich. Und wie war er? Glatt und glau. Und wie steht er mit ten Brôke? Sie sind ein Herz und eine Seele. Sie lieben sich und hassen sich. Aber sie brauchen sich. Und was noch besser, sie brauchen auch uns. Keiner traut dem andern. Aber da steht schon der Probst am Eingang seiner Kirche. Der Führer war jetzt herangetreten und küßte dem Probst die mit Ringen besetzte Hand. Ich heiße Euch willkommen und hoffe daß Ihr der Kirche dient und dem Frieden. Sie gingen durch das Längsschiff der Kirche bis an die Sakristei ein Seitenkapellchen und traten aus dieser in einen Kreuzgang ein an dessen Seite die Zimmer des Probstes gelegen waren. In dem Kreuzgang hallten ihre Schritte; von links her wuchsen einzelne Rosenbüsche mit Spätrosen in den Kreuzgang hinein, an der anderen Seite zogen sich

[TFA N 10, 2] [Fricke 1938, 95: Bl. 122] [NFA 24, 354] [HFA 1 V, 880–881] [HFA 2 I/7, 519–520]

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[Fricke 1938, 95–100: Bl. 123–135] [NFA 24, 354–360] [HFA 1V, 881–887] [HFA 2I/7, 520–525]

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i.1  Historische Erzählungen

Wandmalereien augenscheinlich von einem holländischen Meister. Dann und wann blieb der Führer stehen und richtete seinen Blick auf die Wandmalereien. Eine davon war ein Todtentanz. Er hielt seine Schritte an, betrachtete die Bilder und las die Sprüche, die darunter standen. „Das ist der Lübische“ sagte er. „Nein“ sagte der Probst „es ist der Delftsche. „Es ist der Lübische“ wiederholte der Führer mit einem Ton, der jeden Streit darüber abschneiden wollte. Und nun bogen sie in einen Seitengang ein, an dem des Probstes Zimmer lagen. Es war ein Raum von mäßigem Umfang auch nicht hoch, denn die Gewölbe gingen bis tief herab und das durch den Kreuzgang schon gedämpfte Licht wurde noch gedämpfter durch die bunten Scheiben, an denen von außen her allerlei Blumen rankten. Ein Betpult lehnte an dem einen Pfeiler, ein Krucifix darüber; auf Regalen lagen Urkunden an denen die Siegel herabhingen und auf einem eichenen Mitteltisch mit einem Stundenglas drauf lag eine große Zeichnung, augenscheinlich ein neuangefertigtes Blatt. Lederstühle mit hohen Lehnen standen um den Tisch her. Prior Ludiger wies auf die Zeichnung die ausgebreitet dalag und sagte: Da liegt die Karte mit Fluß und Land und was wir zu verhandeln haben und wovon euch eure beiden Abgesandten wohl schon verständigt haben, in alles können wir jeden Augenblick eintreten. Aber es beräth sich besser wenn ein Trunk das Herz frisch und froh gemacht hat und man läßt das Kleine fallen, drauf nichts ankommt, und hat bloß das Ganze im Auge.“ Dabei nahm er die Glocke, die neben der Karte stand und schlug mit einem Stock daran, daß es einen hellen Ton gab. Und gleich darnach erschienen zwei Pagen auffallend schöne Knaben und brachten trugen einen kleinen Tisch herein, drauf Kannen standen von venedischem Glas und Gläser von venedischem Glas. Es war absichtlich, daß der Prior goldene Gefäße vermieden hatte. Die Zierlichkeit sollte bestechen und eines Eindrucks nicht verfehlen. Die Pagen schenkten ein und kredenzten, alles war darauf abgesehen den Eindruck zu machen, als ob gleichberechtigte Mächte mit einander verhandelten und ein Abkommen von politischer Tragweite zu treffen gedächten. „Auf Euer Wohl, Klaus Störtebeker“ sagte der Prior „und auf das Wohl Eurer Abgesandten, die sich ihres Auftrags wohl entledigten. Und daß wir gute Nachbarschaft halten und zu einander stehen in guten und in bösen Tagen.“ „In guten und in bösen Tagen“ wiederholte Klaus Störtebeker und nippte an dem Wein. „Ihr thut nicht voll nur halb Bescheid“ sagte der Prior. „Wer es voll meint, thut voll Bescheid.“ Und nun leerte Klaus Störtebeker sein Glas und sagte: „Das ist Falerner. Ich kenne ihn noch aus Tagen her, als ich in Rom war. Aber so’s Euch beliebt, Probst Ludiger, so laßt mich nun wissen was hier mein sein soll. Meine Gegengabe kennt Ihr. Die Hansen sollen nicht an Euch heran und am wenigsten die hohen Herrn von Hamburg. Die sind mir gram. Und daß sie mir’s sind, das giebt auch Gewähr für meine Worte. Ludiger nickte zustimmend.

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Und was Eure Kirche angeht, die soll wachsen und gedeihen und groß werden und was ich an Mitteln habe und an Kraft, das soll in Euren Dienst treten und das Dach der Kirche soll weithin blinken und der Thurm soll höher in den Himmel hinein als der ....... Thurm in Amsterdam und Sankt Katharin in Hamburg. Denn wir sind ein christlich Volk und wollen dazu helfen, daß dem Volke geholfen wird und das Wort Christi, das ein Wort des Mitleids war, eine Wahrheit werde. Ludiger wiederholte seine Zustimmung und auf seinem klugen Gesichte war schwer zu sehn, ob er glaubte was Klaus Störtebecker sagte oder ob ein leises Zwinkern des Spotts in seinem Auge aufblitzte. Der hübscheste der beiden Pagen hatte mittlerweile die Römer wieder gefüllt und den Lehnstuhl näher an den Prior heranrückend sagte Klaus Störtebecker mit halblauter Stimme, wie wenn er der Gegenwart der beiden Pagen mißtraue: Und nun ein Drittes noch: Ihr könnt auch auf mich rechnen hier, hier auf Eurer eigenen Gemarkung. Ich bin nicht Friese von Geburt, aber es sind ihrer unter meinen Leuten und ich bin oft eingelaufen in eure Wässer und Flüsse. Und ich darf sagen, ich weiß wie’s hier unter den Friesen steht. Es ist ein Krieg aller gegen alle. Der ten Broocke ist gegen den Beninga und beide sind gegen den Allinga und den Cirksena und alle wieder sind gegen den Bremer Erzbischof und gegen Euch. Sie mißgönnen der Kirche den reichen Besitz und hören gern von der Irrlehre, die jetzt überall laut wird in England und in Böheim und der Kirche nehmen will, was sie hat. Aber, und hier hob er seine Linke, die Kirche soll haben, was sie hat. Das gelobt Euch Klaus Störtebecker. Und nun zeigt mir die Stelle, wo wir unsere Häuser bauen und uns seßhaft machen sollen an dieser Stelle. Sie erhoben sich nun von ihren Sitzen und beugten sich über die Karte, die mehr ein Reliefbild als eine Karte war. Bruder Cyrillus, der Maler ist und dem auch unsere Kirche manchen Schmuck verdankt, hat von unserem Thurm aus das Bild aufgenommen und hat allem Kontur und Farbe gegeben. Hier ist die Ems und hier abzweigend die Ley. Und hier ist Marienhafe, die Stelle, wo wir sind, und hier der Punkt ist der Thurm, von dem aus alles gesehen wurde. Hier zeigt sich das Bollwerk, daran Eure Schiffe jetzt liegen und hier drüben, dem Bollwerk gegenüber, ist ein flaches Ufer, das nur allmählich ansteigt. Und wo das Ufer flach ist, da hinauf sollt Ihr Eure Schiffe ziehen und höher hinauf und an der höchsten Stelle, da sollt Ihr Eure Hütten und Eure Häuser bauen und Euer Gemeinwesen haben und ein Gemeinwesen aufbaun gründen nach Euern Gesetzen und unserm Volk ein Vorbild geben. Denn das Vorbild, das die Kirche giebt, ist ihnen kein Vorbild, weil es eine andere Welt ist, aber Eure Welt ist ihre Welt und sie können sich annehmen, was ihnen paßt und ihnen dünkt und die Kirche kann sich dessen freuen. Denn ich habe Euer Wort, daß Ihr der Kirche zu dienen gedenkt und daß Eure Lehre nichts gemein hat mit der Irrlehre derer, die den Felsen Petri, darauf die Kirche ruht, bestürmen. Was Ihr wollt, das ist von dieser Welt und die Mächte dieser Welt mögen sich mit Euch stellen und prüfen oder verwerfen. Uns kümmert nicht die Schale uns kümmert der Kern. Und die Kirche wird Euch schützen in Euerm Recht, wenn Ihr das Recht der Kirche schützt gegen ihre Feinde. Gegen alle ihre Feinde nah und fern.“ Eine Urkunde, die diese Dinge regelte sollte eben vorgelegt und unterzeichnet werden, als man draußen festen Tritt auf dem Kreuzgang hörte. Aber Klaus Störtebecker, der die Gegenwart Ten Broockes nicht für nötig halten mochte, vielleicht auch nicht abgeneigt ihn sein spätes Erscheinen als eine Ungehörigkeit büßen zu lassen, nahm die Schilffeder und unterschrieb in breiter Schrift mit fester Hand. Im Augenblick,

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i.1  Historische Erzählungen

wo er die Feder wieder niederlegte, trat Ten Brôke ein, verneigte sich vor dem Prior und schritt dann auf Klaus Störtebecker zu um ihn zu begrüßen. Er war groß, hager, der Kopf nur noch von wenig Haar umsäumt, während ein wenig angegrauter rother Vollbart sein ganzes Gesicht umsäumte. Der Ausdruck seiner ganzen Erscheinung der großer Entschlossenheit und Nervigkeit, neben dem des Störtebeckers Züge schlaff und charakterlos erschienen und nur wenn das matte melancholische Auge von irgend etwas bewegt fest (?) und spöttisch aufblitzte, sah man daß er der Überlegene war. Ten Brôke rückte mit in den Kreis ein und wurde von allem verständigt was geschehen, während er zugleich den Inhalt der Urkunde überflog. Er hatte nichts einzuwenden gegen die zwischen dem Prior und Klaus Störtebecker getroffene Abmachung (?) versprach er sich doch selber allerlei Vortheile für sich und seine auf Herrschaft abzielenden Pläne davon, aber daß man ihn von allem was geplant wurde wohl kurz verständigt aber seine Zustimmung nicht abgewartet hatte, war eine Kränkung für ihn und er wußte auch eine gewollte. Die Kirche wollte ihm zeigen, daß sie freie Verfügung habe in ihrem Thun und in ihm keinen oberen Machthaber anerkennen wolle. Er war Herr über Brôkeland, aber Marienhafe war eine Insel darin, die nicht ihm sondern der Kirche unterstand. Er wußte auch, daß dem so war. Aber daß man’s ihn fühlen ließ. Er überwand sich aber und stellte Fragen, die Kl. Störtebecker beantwortete; sie bezogen sich weniger auf nächstliegende Dinge sondern auf Fragen aus der großen Welt, hinsichtlich deren aber Kl. Störtebeker eine große Vertrautheit hegte. Vom Stahlhof in London war die Rede, von dem Krieg in Frankreich, von der Erstürmung Bergen’s durch die Lübischen, vom Bremer Erzbischof und am meisten von H. Huß, der eben damals anfing die Welt mit seinen Rufen zu füllen. Kl. Störtebeker war immer auf See, aber alles was auf dem Festlande geschah, davon war er unterrichtet. Ten Brôke sprach ihm das aus und vergaß in dem politischen Gespräch, das man führte, einen Theil des Unmuthes, den er vor einer halben Stunde gehegt hatte. Plötzlich aber erhob sich Kl. Störtebecker. Er habe Anordnungen zu treffen; er sei doch ein Fremder hier. „Nicht ein Fremder“ sagte der Prior und begleitete seinen Gast und seine beiden Gefährten bis auf den Kreuzgang. Dann wandte er sich in das Zimmer und den Tisch zurück, wo Ten Brôke stand und auf die Karte blickte. „Hier also werden wir unsre Gäste zu suchen haben“ und er wies auf die neben der Ley sich hinziehende markirte Stelle. „Eure unsre Gäste die keine Fremden für Euch sind, wie Ihr ihnen eben versichert habt. Eine seltsame Gesellschaft. Räuber und Gurgelabschneider, Mörder und ergebene Diener der Kirche und Friedensapostel. Ludiger ich fürchte wir haben uns da einen Kuckuck ins Nest gesetzt. Kein Fremder. Und wie hier steht Euer Bundesgenosse. Was sagt Euer Bischof dazu? Wo will das hinaus? Und sogar Euer Bundesgenosse. Setzt Euch Ten Brôke. Noch einen Becher voll, aber einen friesischen Becher, der nicht zerschellt, wenn man ehrlich damit anklingt. Ten Brôke gab Bescheid. „Ich habe nicht übel Lust Euren Bundesgenossen mitleben zu lassen. Thut es. Denn er kann der Eure noch eher werden als der meinige. Schwerlich. Aber wenn auch. Ich bin ein Häuptling, ein Mann der Waffen und des Krieges. Und Ihr seid die Kirche, der Frieden.

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Ihr seht aus Ten Brôke als ob Ihrs ernst meintet. Die Kirche braucht Bundesgenossen so gut wie die Welt. Denn sie bedarf der Welt, wie die Welt ihrer bedarf. Wer sind diese Leute? Unten in Italien haben sie die Leute, die sie Condottieri nennen. Was die zu Lande sind, sind diese zur See. Sie treten in Sold und fechten der Fürsten Kämpfe aus. Ich kenne die Geschichte dieses Mannes. Als er begann war er so was wie ein kleiner Groß=Admiral. Er hatte die mecklenburgische Flagge auf seinem Mast und er durfte es. Er war eine Hilfstruppe seines Herzogs und er schlug Schlachten und landete bei Stockholm und das ganze Königreich zitterte. Jetzt dient er einem andern Herrn oder vielleicht auch nur sich selbst. Wenn sich Holland (?) morgen mit ihm verbündet, ist er ein Feind so gut und so ehrlich wie jeder andre. Mag sein. Aber der Unsinn mit dem neuen Reich, mit dem Himmel auf Erden, mit dem Mitleid und mit der Liebe. Der Prior lachte. „Jeder thut es auf seine Weise. Habt Ihr sein Auge angesehn. Er ist ein Fanatiker. Als Feind mag ich ihm nicht gegenüberstehen. Aber an Freunden verzeiht man viel. Verzeihen wir uns nicht viel? Als Freund ist er mir lieber als mancher andere. Er ist ein ehrlicher Fanatiker und wenn er dreizehn Hamburger an den Raaen seines Schiffes hängen läßt, glaubt er sich im Recht und vielleicht ist er’s auch. Kapitel=Eintheilung. l. Kapitel. Ungefähr so, wie ich es schon geschrieben habe. Nur Keno ten Brôke muß zunächst ganz fortfallen. Störtebeker hat sich bei dem Probst angemeldet, der hat ihm ein Unterkommen eine Zufluchtsstätte auf seinem kirchlich=bischöflichen Terrain gestattet. Er Störtebeker will nur eine Zufluchtsstätte haben, zugleich eine Verkaufsstätte, zugleich eine Sammelstätte für die, die noch zerstreut umher fahren, zugleich eine Werbestätte für neue Leute, zugleich ein Dock, eine Ausflickstation für die schadhaft gewordenen Schiffe, zugleich ist auch ein Hang da seßhaft zu werden, eine Likedeeler=Herrschaft mit den den Likedeelern eigenen politischen Grundsätzen zu stiften. Es spielt dies Kapitel in seiner 2. Hälfte in den Zimmern des Probstes, die sehr fein sein müssen. Es ist überhaupt ganz weltmännisch und diplomatisch zu halten; er der Propst will einen Schutz haben gegen die friesischen Häuptlinge. Zugegen ist nur Goedeke Michels und Schiffshauptmann Wigbold oder Wigboldus der Magister. Außerdem zwei Chorherren und zwei Pagen. Das Gespräch wird ganz politisch diplomatisch geführt. Dann findet die Landver­ theilung statt. „Ihr werdet euch da einrichten wenn ihr wollt.“ Ich denke, wir bleiben noch auf den Schiffen. Und von den Schiffen aus besorgen wir den Bau. Meine Leute sind rasch. Und eine Schifferstadt ist schnell da. Dann ziehen wir hinüber. Ihr aber, Obersthauptmann, Ihr bleibt mein Gast. Die Räume sind da; die Schiffe liegen euch wie zu Füßen und sind unter eurem Auge und die Stadt, die entstehen soll, liegt vor Euch. Die Boote liegen am Steg und mit ein paar Ruderschlägen seid ihr drüben. ⌐Im Ganzen der Stoff gut vertheilt. Goedeke Michels und Wigboldus dürfen nicht mit dabei sein; sie trennen sich vorher von Störtebeker. Das politische Gespräch über die Häuptlinge kommt erst in Kapitel 2.¬

[Fricke 1938, 101–102: Bl. 136–138] [NFA 24, 361–362] [HFA 1V, 887–888] [HFA 2I/7, 526–527]

74 | [Fricke 1938, 102: Bl. 139] [NFA 24, 362] [HFA 1V, 888] [HFA 2 I/7, 527]

i.1  Historische Erzählungen

Propst Ludger von Marienhafe. Der Propst (nach Heyse) ist ein Kloster= oder Stifts= oder Pfarrvorsteher. Propst Ludger war Vorsteher eines Stifts und einer Stiftskirche und stand authentisch unter dem Bischofe von Münster, vielleicht auch unter Bremen. (Dies ist aber gleichgültig.) Jede Stiftskirche hat zwei Sorten von Chorherren, Canonici, weltliche und geistliche, letztere heißen auch die regulirten. Die weltlichen beziehen blos ihre Pfründen, die geistlichen sind zugegen, wohnen im Stift mönchsartig und thuen den geistlichen Dienst. Daran nimmt auch der Propst theil, ist aber im Wesentlichen der Regent, der Statthalter des Bischofs.

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[Fricke 1938, 102–103 mit Abb.: Bl. 140] [NFA 24, 362] [HFA 1 V, 888–889] [HFA 2 I/7, 527] Chor Die Ley. Der Flecken. Der Flecken Kirchhof. Weg. Thurm W

Links (im Kreuzgang.) wohnte der Propst und drei, vier Chorherrn; rechts in ­einem Gebäude, das sich neben dem Langschiff hinzog  waren dem Störtebeker zwei Zellen eingeräumt, eine große, eine kleine. In der kleinen schlief er; sie war ganz einfach, das Bett ein Holzgestell mit einigen Decken darüber und einer Wolfsschur als Zudecke. Auf dem kl. Tisch daneben ein Crucifix und ein Buch von Thomas v. Aquin und ein Dante-Exemplar oder von Bernhard v. Clairvaux. [Fricke 1938, 103: s. f.]

[Fontane hob sich einen Zeitungsausschnitt mit einer Notiz über den Charakter des chinesischen Rebellenführers Han=Pien=Wai auf, auf den er mit Blaustift vermerkte:]

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Zur Charakterisierung Störtebeckers und seiner Popularität

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[Er strich sich dabei folgenden Satz der Zeitungsnotiz an: „durch seinen Gerechtigkeitssinn, seine Tatkraft und Verwegenheit aber erwarb er sich nicht nur die Furcht, sondern auch die Achtung der Bevölkerung.“]

Nicolaus von Halsmühlen (bei Verden). Ich bin ein Ritterbürtiger. Als ich meine Habe verpraßt bin ich nach Wismar gegangen und habe mich werben lassen gegen die norwegische oder dänische Margarethe. Bald kam ich in die Höhe, nun bin ich Führer.“ Goedeke Michels war damals der Führer, trat aber neben ihm zurück, weil er in ihm die größere Kraft erkannte und begnügte sich mit einem Schiff.

[Fricke 1938, 103–104: Bl. 141] [NFA 24, 365] [HFA 1V, 891] [HFA 2 I/7, 530]

Kapitel 1. 1. Störtebeker wird am Ufer von Gödeke Michels und Magister Wigbaldus empfangen. Diese begleiten ihn auch in die Priorei oder Propstei. 2. Während der Verhandlung sitzen sie mit am Tisch und werden auch ein paarmal in artiger Weise vom Propst mit in das Gespräch gezogen aber immer nur auf Augenblicke. 3. Gleich zu Anfang (s. d. andern Zettel) sagt der Prior: wir hätten unseren Pakt auch in einem guten Latein machen können. Der Magister Wigbaldus verneigte sich, während um Goedekes Mund ein Lächeln spielte. 4. „Und nun unsere Abmachung (?). Aber ehe wir davon sprechen, muß ich fragen wie nenn ich Euch. Alle Welt kennt Euch als den Störtebeker aber ich weiß daß das ein Zuname ist, den Euch die Welt gegeben und daß Euer Name ein anderer ist nach eurem Geburtsort und daß Ihr Nikolaus von Verden heißt. Ist es das Richtige, wenn ich Euch bei Eurem richtigen Namen nenne.“ Mein Ohr ist gewöhnt meinen Zunamen zu hören, aber ich ziehe meinen alten Namen vor, den meine Voreltern in Ehren geführt. Und ich darf sagen in Ehren und ritterlicher Sache. Das mit dem Zunamen, bei dem man mich nennt ist eine Thorheit. Ich bin kein Becherstürzer, ich bin nüchtern in meinem Thun, maßvoll beim Wein und hasse Völlerei. Die Sage hat mich damit umsponnen und stattet mich mit allerlei Thorheit aus, um einen Zauberer aus mir zu machen. Ich kann eine Kette wie einen Faden zerreißen, so heißt es in den Spinnstuben und bin gefeit gegen Hieb und Stich. Es ist Thorheit. Ich habe keinen Pakt mit der Hölle gemacht. Ich bin ein Christ und schätze nichts höher als diese Kapsel mit einem Splitter vom Heiligen Vincenz. Aber ich lasse das Volk reden man kann es nicht ändern und ist auch nicht klug es ändern zu wollen, denn unser Ansehn ruht auf dem, was das Volk von uns glaubt. Goedeke Michels weiß davon zu erzählen und Wigbaldus noch mehr. Der hat auch seinen Pakt gemacht und ist schußfest wie ich. Ein Page kam und reichte Wein. „Auf gute Nachbarschaft“ sagte Propst Ludger und stieß an. „Und nun laßt uns an den Tisch treten, daß ich Euch zeige, worüber wir übereingekommen, was ihr gutheißen oder verwerfen mögt. Doch bin ich Eurer Gutheißung beinah sicher es giebt keine Stätte, die besser gelegen wäre. Sie traten nun an den Nebentisch, drauf eine Karte, die mehr ein Bild als eine Karte war, ausgebreitet lag. „Ihr werdet Euch aus diesem Bilde leicht annehmen. ⌐Hier ist die Ems und¬ Hier ist die Ley, die abzweigt und hier ist das Bollwerk, dran Eure Schiffe

[Fricke 1938, 104–106: Bl. 142–150] [NFA 24, 362–365] [HFA 1V, 889–891] [HFA 2I/7, 527–530]

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[Fricke 1938, 106: s. f.]

i.1  Historische Erzählungen

angelegt haben. Unmittelbar daneben nur durch einen Weg getrennt ist, wie Ihr bemerkt haben werdet, unsere Propstei Priorei aufgebaut mit Kirche und Kirchhof und ist kein zollbreit Erde mehr frei. Aber hier drüben nur durch die Ley diesen todten Arm getrennt, steigt das Ufer allmählich an und dies andere Ufer und der Höhenzug, der jetzt als eine Haide daliegt und Weideplatz ist für unsere Priorei und das Dorf, diese Haide, die soll Euer sein und da kann eure Siedelung entstehen, so’s Euch paßt und eine andere Stätte nicht Euern Vorzug findet. Ich habe den Fleck überblickt als wir einfuhren und ihn mir in meinen Wünschen als Eigenthum zurechtgelegt und bin froh, daß Eure Gedanken und meine Wünsche zusammenfallen. Ich werde das Weitere mit meinen Schiffsführern berathen, die mir mittheilen müssen, was sie selber wünschen und was die Leute wünschen, die jedem unterstellt sind. Denn unsere Leute haben viel Freiheit. Auf Mannszucht wissen wir zu halten, darin sind wir streng und Eure kirchlichen Unterthanen hier sollen ihre guten Tage durch uns nicht getrübt und geschädigt sehen. Sie werden Vortheile von uns haben, denn wir sind gute Käufer und nicht gewöhnt den Pfennig zu drehen und zu wenden. Unser Geld rollt rasch. Also Vortheile werden sie haben. Aber wir rechnen auch auf ihre Wohlgewilltheit und auf ihren guten Willen uns in allem Rechten und Billigen was recht und billig ist , zu Willen zu sein. Wir mögen schlimme Feinde sein, aber wir sind auch unsern Freunden Freund. Und ich wünschte nur, daß auch die Herren im Lande, dessen gewillt sein möchten und uns nicht neidisch ansehen, daß wir hier auf des Bischofs Grund und Boden, ein Unterkommen gesucht haben und daß sie nicht gewillt sind uns zu befehden oder gar mit den Lübischen gemeine Sache zu machen, mit unseren Feinden vor denen wir hier Zuflucht suchen. Ihr kennt und wißt, wie die Häuptlinge fühlen. Dürfen wir auf Ruhe rechnen auf Frieden und keine Zettelungen gegen uns?“ Sie waren von dem Tisch hinweggetreten und hatten ihre Plätze wieder eingenommen. „Ich denke, Ihr dürft dessen sicher sein. (Und nun das weiter ausführen, daß sie neidisch und begehrlich unter einander sind, daß sie schlecht stehen mit den Hansischen und daß jeder bemüht sein wird, sich seiner (Störtebekers) zu versichern, als eine Beihülfe um die Pläne, die jeder gegen den andern verfolgt, auch durchzuführen. An dem ersten Gespräch (Kapitel 1) nimmt Wigbold theil, der Propst wendet sich verbindlich an ihn es verhandelt sich leicht mit einem Mann der die Grade hat“ sagte er verbindlich, und ich glaube wir hätten unsere Abmachungen auch in einem guten Latein zu Stande bringen können.

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[Die dritte und letzte Fassung des ersten Likedeeler=Kapitels befindet sich in einem Streifband, auf dem Fontane kennzeichnend mit Bleistift vermerkt hat:]

Dies Konvolut gilt.

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Die Likedeeler

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Die arme Frau hob den Jungen, der vier oder fünf Jahr alt war, in die Höh und sagte: „Kuck, dat’s de Röwer“. Der Junge drückte sich ängstlich an die Mutter und sagte: „Röwert he uns ook?“ „Nei. Arme Lüd deiht he nix; man blot de Kooplüd’, – de hebben to veel.“ 1750

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Motto auf dem Titelblatt. Störtebeker un Göde Micheel De roweden beyde tho like Deel Tho Water un tho Lande, Bis unsen Gott dat nich mihr gefeel, Da koamen se beyd’ tho Schande. 1. Kapitel. An einem der letzten Septembertage des Jahres 1401 wurde vor den friesischen Inseln ein Schiffsgeschwader sichtbar, das als es die Mitte zwischen Juist und Borkum erreicht hatte, südlich steuernd in die Ems=Mündung einbog. Emden war also das muthmaßliche Ziel. Als die Flotille das Geschwader aber bis halb an die Handelsstadt heran war, bog es in einen links abzweigenden todten Arm des Flusses ein und fuhr diesen hinauf. Dieser linksabzweigende Arm an dessen Ende der Flecken Marienhafe lag hieß die Ley. Zu beiden Zeiten der Ley standen Anwohner und sahen dem Geschwader nach das aus fünf Schiffen von beinah gleicher Größe bestand. Nur das vorauffahrende war um ein Geringes größer und unterschied sich in einzelnen Abzeichen, die von den am Ufer Stehenden auch bemerkt wurden. Alle hatten dieselben Flaggen am Mast, die Flaggen des Herzogthums Mecklenburg=Stargard am Mast, zur Erinnerung daran, daß sie Kriegsschiffe im Dienste des Herzogs von Mecklenburg=Stargard gewesen seien, über diesen Flaggen von Rostock und Wismar aber wehte eine kleine rothe Flagge, die den eigentlichen Beruf dieser Schiffe ankündigte. Vier dieser Flaggen zeigten nichts als ein rothes Tuch, in der Flagge des vorausfahrenden aber sah man in der oberen Innenecke einen umgestürzten Becher. Zum Zeichen daß es des gefeierten und gefürchteten Claus Störtebeker Admiralschiff sei einen umgestürzten Becher. 1. Kapitel. 1. Einfahrt der Schiffe. Lokalität. Der Thurm muß genannt werden. – Anlegen am Bollwerk. Während der Einfahrt wird das Lied gesungen. 2. Lokalität. Kirchhof und Kirchhofsmauer. Alles mit Menschen besetzt. Das vorderste Schiff mit dem gestürzten Becher im Flaggentuch hatte die stärkste Bemannung. Auf dem Kajütendach (oder Commandobrücke) war eine Gestalt sichtbar von mittlerer Größe, breit, ruhigen Ausdrucks. Er stieg herab und ging ans Ufer. Zwei Personen von ähnlicher Kleidung standen am Ufer und grüßten zu ihm herüber. Er stieg herab und ging ans Ufer. Als er auf das Brett trat (?) schloß sich ihm aus der Menge der Mannschaften ein Knabe an und folgte ihm. Es schien sein Diener. Er blieb auch an Land in kurzer Entfernung von seinem Herrn. 3. Am Ufer gab er den beiden die Hand und den einen und den andern links und rechts neben sich ging er durch die spalirbildende Menge und grüßte. Der Weg lief

[Fricke 1938, 106: Bl. 151] [NFA 24, 365] [HFA 1V, 892] [HFA 2 I/7, 530] [Fricke 1938, 107–112: Bl. 153–168] [NFA 24, 365–372] [HFA 1V, 892–898] [HFA 2I/7, 531–537]

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i.1  Historische Erzählungen

neben der Längsseite der Kirchhofsmauer und bog dann rechts ein, wo er sich, ansteigend, neben der einen Seitenmauer fortsetzte. Vom Kirchhof aus auf dessen Grabsteinen Frauen in friesischer Tracht standen folgte man ihm; die Frauen hoben ihre Kinder in die Höh und wiesen auf ihn. Is dat de Röwer? Ja. Awers uns röwert er nich, uns giebt er. Er ist för arme Lüd und de, de riek sin, de hebben to veel. Oder lieber: Kuck, Martin (oder Detlew) dat is he. De in de Mitt. dat is he. De Röwer. Ja. Awers he röwert nich arme Lüd. uns deiht he nix. Bloß de, de riek sin und ⌐de hebben¬ to veel hebben. Uns giebt he wat. Der, dem diese Worte galten, hatte jetzt des Älteren Arm genommen und sagte: „Du mußt ihn bei guter Laune getroffen haben. Es dauerte ja keine Stunde, da war das Zeichen oben auf dem Thurm.“ Er hatte ja deinen Brief schon und sich alles überlegt. Und als Wigbald ihm die Namen der Schiffe nannte und hinzusetzte wie der alte Homer sagt und ihm 2 griechische Zeilen sagte, da ging ein Lächeln über sein Gesicht und wir hatten gewonnen. „Ein Seeräuber und ein Grieche“ da kann man freilich lachen. Die Griechen sagte der andere waren Seeräuber. Sie nannten das Colonien. Das wollen wir auch. Und dies ist der richtige Platz dazu. Bei diesen Worten waren sie neben der Kirchhofsseitenmauer entlang bis an die Dorfstraße gekommen und wieder rechts biegend, gingen sie auf ein Seitenportal der Kirche zu, wo sie schon des Priors und seiner Umgebung ansichtig wurden. „Ihr seid willkommen.“ „Ehrwürdiger Vater, eine Ehre, daß Ihr mich an dieser Stelle empfangt. Die beiden Begleiter, auch die kirchlichen, nach Verbeugung vor dem Prior, blieben zurück und der Prior und sein Gast, dem nur der Knabe folgte, schritten durch das Querschiff bis vor den Altar, wo sich beide verneigten. Auch der Knabe machte die Verneigung mit. Dann traten sie vom Langschiff her in einen Kreuzgang hinaus, dessen Bogengänge mit wildem Wein überwachsen waren, während in den Gewölbekappen Engel schwebten. Alle beinah körperlos und von Flügeln getragen. Sie gingen ein Stück bis die Biegung kam. Aber in diese Biegung traten sie nicht ein sondern geradeaus auf einen schmalen flurartigen Gang zu, vor dem aus man in die links daneben gelegenen Zimmer trat. Die Zimmer Der Eingang waren nur durch einen Teppich geschlossen. Als sie bis zu dieser Stelle waren, sprang der Knabe, wie wenn ihm der Dienst hier obläge, vor und schlug mit vieler Gewandtheit den Teppich zurück, während der Prior und sein Gast eintraten. Dann ließ er den Teppich sich wieder schließen und blieb in dem Flur zurück. An dem Prior war dies alles nicht unbemerkt vorübergegangen; er gehörte zu denen, denen der Sinn offen war für Schönheit der Erscheinung und alles was gefällt. Er lud seinen Gast zum Sitzen, die Fenster sahen auf den Kreuzgang hinaus und ein Schenktisch stand neben ihnen mit Wein und Becher. Der Prior schenkte ein, trank vor und sagte nach außen weisend, wo der Knabe zurückgeblieben war:

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Ein schönes Kind, das Euch dient. Und so fremd von Erscheinung. Uns und unsrer Nordlandssonne. Der andere nickte. Überhaupt ich darf Euch beglückwünschen. Ihr wißt Eure Leute zu wählen. Auch die Beiden, die Ihr mir schicktet. Ist er ein Mönch gewesen. Ich weiß, Ihr habt alles an Bord. Natürlich auch Mönche. Wo wären die nicht. Ich sah nach der Tonsur. Aber die fehlte. Er war seinerzeit ein Magister artium liberalium der freien Künste. Aber die freien Künste waren ihm nicht frei genug. Ich habe schon gehört, daß er Euch griechische Zitate gesprochen. Er ist eitel. Er darf es. Alle Diplomaten sind eitel und er ist ein Diplomat. Ich war erstaunt wie vorsichtig er war und wie gut er die Worte wählte.“ „Er hat auch andere Stunden.“ „Er wäre sonst nicht, was er ist. Ein jeder sei wie er ist.“ Es freut mich, daß er Euch gefallen und daß sein Wesen Euch gefiel. Aber der andere, von dem Ihr nichts sagt, geht ihm voraus. Er ist der Klügere von den Beiden. Er hielt sich zurück und ließ dem Andern das Wort und hielt sich zurück. Er hielt sich zurück, weil er der klügere ist; er fragt nur, er läßt andere sprechen, aber weil er beobachtet weiß er Bescheid. Wer viel spricht verliert den Blick. Der Prior nickte. „War er auch ein Magister? oder sonst einer, ein Prinz den es nach Freiheit anwandelte. Vielleicht ein Prinz? Nicht ein Prinz. Aber doch etwas von einem Herrn und Herrscher. Als wir unter Wismarscher Flagge fuhren und den König Albrecht, den die schwarze Margarethe gefangen gesetzt, befreien sollten, als wir noch, wie nun mal die Leute sprechen, ehrlich waren und ehrlichen Krieg führten, da, das sind nun gerade 20 Jahr war Gödeke Michels der Führer und alles was damals geschah, geschah durch ihn. Ich war damals noch bei den Studenten in Prag. Und als ichs dann satt hatte mit all der Weisheit und der Gelehrsamkeit und an Bord ging so wie viele von uns thaten, da trat er als es ins dritte Jahr ging an mich heran und sagte: Du sollst uns führen, du taugst besser dazu, nimm das Commando.“ Und ich nahm es. Besser ich hätt es nicht genommen. Und seitdem ist der der Herr war und befahl, ein Diener und ein Gehorchender geworden und ein Wort der Auflehnung oder des Besserwissens ist nie über seine Lippe gekommen. So entsagen können und zu dienen statt zu befehlen, das ist eine große Sache und wer das kann, in dem ist etwas, was Respekt (?) fordert. Aber verzeiht, ehrwürdiger Vater, ich bin nicht gekommen um meinen Vorgänger im Commando Gödeke Michels und meinen Magister der freien Künste zu loben und zu preisen. Ich suche hier Zuflucht. Daß ich sie finde, das hat mich das Wort meiner Boten (?) und Euer Empfang belehrt, aber es bleibt noch vieles. Es bleibt noch vieles. Mehr als diese erste Stunde zu sagen erlaubt. Es ist ein eigen Land, dies Ostfriesische. Krieg aller gegen alle. Euer Magister würde es uns in gutem Latein geben. Aber darüber zu sprechen, Euch zu rathen und zu warnen, dazu bleibt noch manche Stunde. Zudem seid Ihr stark und was nicht Einsicht und guter Wille thun, das thut die Furcht und die Berechnung und der Vortheil. Ich kenne diese Häuptlinge der Vortheil „Ihr meint Eures Landes Häuptlinge.“

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i.1  Historische Erzählungen

„Die mein’ ich. Laßt sie gehn. Thut keinen Schritt. Wartet ab bis sie den ersten Schritt thun; Ihr könnt es, denn Ihr seid stark. Sie brauchen Euch mehr, als Ihr sie braucht. Und der Boden, auf dem Ihr hier steht, das ist Boden der Kirche. Wie der Bischof, der mein Herr ist, sich zu der Euch gewährten Freistatt stellen wird, das steht dahin, aber ich weiß, er vertraut mir in weltlichen Dingen und läßt geschehen, was ich gut geheißen. „Ist es angethan, mich ihm zu nähern?“ „Ich möchte davon abmahnen. Es verwirrt und erschwert und beschwört Verantwortlichkeiten herauf, die der Bischof, ein friedefertiger Hirt, seiner Natur nach gerne vermeidet. Er wird zufrieden sein, mir die Verantwortung zuschieben zu können und ich nehme sie auf mich. Denn ich vertraue Euch. Auch seid Ihr mir ein Schutz und dient mir ohne zu wissen und zu wollen. Ich bin dazu bereit. Und ich darf sagen die Likedeeler theilen auch darin gleich, daß sie Gutes mit Gutem erwidern. Ich werde Euern Schutz nicht anrufen. Es ist genug, daß Ihr da seid. „Und nun so’s Euch beliebt, tretet heran, daß ich Euch den Fleck Erde zeige, den ich für Euch und Eure Leute bestimmt und der so hoff ich Eure Zustimmung findet. Er hatte sich bei diesen Worten aus seinem Sessel erhoben und trat an einen größeren in der Mitte des Zimmers stehenden Tisch heran, auf dem Karten und Zeichnungen lagen, mehr bildliche Darstellungen als Karten, aber dazu bestimmt als Karten zu dienen. „Ihr werdet Euch ohne Mühe zurechtfinden“ fuhr er fort Euer Seemannsauge ist daran gewöhnt See und Land zu überschauen. Hier das Meer und hier die Ems. Und hier die Ley weit ausbiegend ins Land bis auf Marienhafe zu, hier liegt das Dorf und hier die Priorei und hier das Bollwerk dran Eure fünf Schiffe liegen. Das Ufer diesseits fällt steil ab, aber drüben ist es flach und steigt erst allmählich an bis es diesen Höhenrücken erreicht, einen breiten Geeststreifen, der bis an das Auricher Moor läuft. Und dieser breite Geeststreifen mit seinem Abhang der schräg bis an die Ley läuft, dieser Streifen, der drüben in Parallellinien mit Euren Schiffen läuft, so daß Ihr von der Höhe her Euer Schiffseigenthum immer vor Augen und wie unter Obhut habt, dieser Geeststreifen sei Euer. Da laßt Euch nieder. Ich habe die Zusicherung Eurer Friedfertigkeit und ich vertraue dieser Zusicherung, weil sie sich mit dem deckt was Klugheit und Vortheil von Euch fordern. „Und auf die Dörfler darf ich rechnen?“ Das wird Eure Sache sein und eine leichte Sache, wie ich gern hinzusetze. Die meisten sind arm und wer arm ist, läuft dem zu, der giebt. Und es heißt, Ihr gäbet dem armen Volk. Das gilt hier wie überall. „Und unsre Gegendienste gegen Euch, gegen die Kirche …“ „Die lassen wir auf sich beruhen, die finden sich von selbst, so wir friedfertig bei einander sind. Der Gast erhob sich. „Und so danke ich Euch denn. Es hat sich mir mehr und besser erfüllt, als ich zu hoffen wagte. Ich habe vor gleich morgen mit der Übersiedelung von Bord an Land zu beginnen und darf ich mich dabei Euers Raths und Eurer Hülfe versichert halten?“ „Ihr seid meine Gäste. Und Ihr persönlich seid Gast in meiner Priorei. Eure Schiffshauptleute müssen sich drüben unterbringen so gut es geht, wenn sie nicht vorziehen auf den Schiffen zu bleiben; aber Ihr persönlich seid Gast in meiner Priorei. Drüben

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an der Uferseite der Kirche zieht sich ein schmaler Anbau hin, der wohl ­eigent­lich bestimmt war ein Kreuzgang zu werden wie die Stelle hier wo wir sind. Aber irgendwas muß den Bau gestört haben. In dem Anbau sollt Ihr Wohnung nehmen und meine ­Küche steht Euch offen. Dienerschaft habt Ihr und besser als ich sie Euch bieten k­ önnte. Beide erhoben sich und der Prior begleitete seinen Gast, der als Schiffshauptmann und dann wieder um ihn zu unterscheiden als Oberhauptmann angeredet worden war bis an den Ausgang. Als er den Teppich zurückschlug und bis auf den schmalen Gang draußen folgte sah er den Knaben der im Kreuzgang zurückgeblieben und an einen Pfeiler gelehnt eingeschlafen war. Eine Ranke bewegte sich leise über ihm und über die Blumenbeete fort flog ein Schmetterling.

2. Kapitel. Nun war Morgen. Schon am Abend vorher hatte der „Obersthauptmann“ – ein Titel den der Prior Ludger auf gut Glück und nach manchem Hin= und Herschwanken seinem Gaste beigelegt hatte – der Einladung nachgegeben und in einem nach der Ley=Seite hin gelegenen Anbau der Priorei Wohnung genommen. Es waren zwei gewölbte Räume, schmucklos, aber mit einem prächtigen Nun war Morgen. Gödeke Michels und Wigbaldus waren schon zu früher Stunde dagewesen und hatten von dem Plan mit halber Zustimmung gehört. Nur mit halber Zustimmung was den der sie gerufen hatte, verdrossen hatte Ausblick auf den Flußarm und einen jenseits gelegenen Höhenzug, dessen Abhang hoch in Haidekraut stand. Über die Höhenlinie hinaus in zum Theil phantastischen Formen lagen Steine, sogenannte Findlinge, vielfach phantastisch übereinandergetürmt. All dies zeigte sich zwischen den Masten der in der Ley liegenden Flotille Schiffe durch, in deren Reihefolge sich seit ihrer Ankunft nichts geändert hatte. Vornean lag der „Admiral“, an den woran sich der „Hai“ und der „Butt“ und dann weiter hinauf rückwärts die Seespinne und die Makrele anschlossen. Hai, Butt und Seespinne trugen ihr Namensbild am Spiegel während die Makrele ihrem Namen dadurch gerecht wurde, daß die das Schiff umlaufende umfassende Brüstung in blau und grünen Streifen leuchtete. Alle Arbeit ruhte, von den Schiffsleuten war niemand sichtbar, nur vereinzelte hingen bequem in den Strickleitern und sprachen wie’s schien mit Personen die am Bollwerk umherstanden aber durch die Kirchhofsmauer verdeckt waren. Es war ein reizendes heiteres Bild, heiter und vor allem friedfertig. Er dem dies alles unterstand, und er dem dies alles unterstand und musternd sein Auge darüber hingleiten ließ, hätte sich in dem

[Fricke 1938, 114–118: Bl. 169–188] [NFA 24, 372–377] [HFA 1V, 899–904] [HFA 2I/7, 537–543] (1)

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i.1  Historische Erzählungen

Gedanken wiegen können daß dies alles ihm unterstehe. Seine Gedanken gingen aber andere Wege und während die Seinen in der Ley die hier weit in’s Land einschnitt, nur einen Schlupfwinkel sahen, und bei richtiger Zeit auch wieder ein Ausfallthor, richtete sich sein Auge auf das Ufer gegenüber und er hing dem Wunsche nach seßhaft zu werden, sich drüben eine Stätte zu bauen. Er hatte genug der Unruhe gehabt und er sehnte sich nach Ruhe. Das Kriegshandwerk zur See, das sich Umherschlagen heute mit dem Meere und morgen mit der Welt er war es müde. „Gottes Freund und aller Welt Feind“ das war einer ihrer Sprüche gewesen. Aller Welt Feind das war richtig, aber Gottes Freund? Waren sie Gottes Freund gewesen. Alles Messestiften es war nur Buße gewesen, nur Verlangen abzubüßen. Er sehnte sich nach Ruhe, nicht an den Schiffen hing sein Auge, sondern an der Höhe drüben auf der er sich eine Stätte bauen wollte. Nicht ein Unterschlupf oder ein Ausfallthor sollte dieser stille Flußarm für ihn sein, eine Stätte des Friedens, er wollte sich hier seßhaft machen. Er trat in den Bogengang hinaus und trat auf eine Steinbank und sah auf den Kirchhof hinaus auf dessen ansteigendem Schlängelweg er das Herankommen seiner zwei jüngeren Schiffshauptleute erwartete. Gödeke Michels und der Magister wußten schon seit dem Abende vorher was er vorhatte und hatten auch zugestimmt. Aber nicht lebendig genug. Goedeke Michels hatte schon den Eigensinn des Alters und der Magister war ein Besserwisser, das schlug immer wieder durch auch wenn sie nicht zu widersprechen wagten. Und so hatte der Obersthauptmann die beiden jüngeren Schiffshauptleute rufen lassen, den von der Seespinne und den von der Makrele. Der von der Makrele hieß Hennecke Schack und war ein Mecklenburgischer von Adel, der als Student einen Rathsherrnsohn in Trunk und Streit erstochen hatte. Da war er unter die Likedeeler gegangen. Ein Zufall hatte ihn auf das Schiff geführt, das Wigbaldus kommandierte, so daß ein Rostocker Magister und ein Rostocker Student drei Jahre lang auf demselben Schiff gewesen waren, bis der Student, der sich auszeichnete, selber ein Schiff erhielt. Das war die Makrele. Zwischen den beiden Gelehrten, dem Magister und dem Studenten war immer Schrauberei. Der Magister war der gelehrtere aber der Student war ihm durch Mutterwitz überlegen. Er war auch Geschichtenerzähler und log und ließ sich nicht stören, wenn man ihn ertappte. So war es auch ungewiß, ob er den Rathsherrnsohn erstochen und viele sagten alles sei wegen Schulden gekommen. Trut Mus war ein Jüte, in einem der früheren Kämpfe gefangen genommen und weil er sich bis zum letzten gewehrt hatte, hatte man ihm das Leben geschenkt worauf hin er gleich bereit gewesen war in den Dienst der Likedeeler zu treten. Es waren noch andere Dänen auf den verschiedenen Schiffen und diese nannten ihn spottweise Rolf Krake weil er häßlich war und ein Zwerg. Aber seine Tapferkeit verschaffte ihm Respekt und Störtebeker, der ihm ganz vertraute, hatte ihm den Befehl über die Seespinne gegeben. Es gingen allerhand Sagen von ihm, Erlebnisse mit dem Klabautermann. Einige sagten er sei ein Isländer andere meinten er sei auf einer Insel bei Sicilien einsam gefunden. Andere sagten er sei ein verhexter Prinz. Allerhand Rätselhaftes, Phantastisches, Gespenstisches war um ihn her. Und es hieß auch, er wisse immer wie’s komme. Kam es schlecht, dann schwieg er, aber man sah es ihm an. 2. Kapitel. Dies spielt drei Tage später. Es ist ein heller Morgen. Störtebeker hat sich in dem Langhaus neben der Kirche einquartiert. Er trat auf den Kirchhof hinaus und stellte sich auf einen hohen Grabstein in der Nähe der Mauer. Neben ihm Hollunder und

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Ebereschengebüsch, an denen die schwarzen und rothen Büschel hingen. Vor ihm lagen die Schiffe, draus eine Rauchsäule aufwirbelte. Die Kolonisten aber standen drüben ⌐ten Broke’s auf Greetsiel, Focko Ukena auf Aurichhafe¬ am andern Ufer, das leis anstieg und mit einem Hochplateau (?) abschloß. Die Senkung, der slope, war dicht mit Haidekraut bewachsen auch auf der Höhe stand alles in Büscheln. Darüber der klare blaue Himmel dran weiße Wölkchen zogen. Eine Brise ging. Von den Schiffen her kamen Gödeke Michels und Wigbaldus; sie fanden eine Stelle, wo die Steinmauer halb zerfallen war, über diese traten sie fort und traten auf Störtebeker zu, der sie begrüßte. Sie nahmen alle drei Platz Störtebeker auf dem Stein, die beiden andern auf dem Mauer=Rand, sie saßen seitwärts, so daß sie je nachdem das Gespräch ging durch eine leise Biegung des Kopfes Störtebeker ins Gesicht sahen oder auch wieder den Blick auf die Schiffe auf die Ley und auf das andere Ufer und den mit Haidekraut besetzten Abhang hatten. Goedeke Michels und du, Wigbald, es ist nun Zeit daß wir die Sache besprechen. Wir könnten auf den Schiffen bleiben, wie wir so oft gethan, wenn wir in Strängenäs (?) überwinterten oder auf Gothland in dem Sunde bei Wisby oder im Limfjord bei Aalborghuus. Aber ich möchte daß wir eine feste Stätte fänden, daß wir wo heimisch würden und dies erscheint mir die Stätte dafür. Unterm Krummstab ist gut sein, das ist eine alte Regel. Sie fordern nicht viel und sie sind die freiesten und mildesten, denn sie wissen, wie die Menschen sind und das einer ist wie der andere und daß die, die die großen Worte machen wie die Lübischen und all die Hansen, daß sie nicht anders sind wie wir, sie wollen herrschen und wollen ihren Vortheil und wollen im Rath sitzen und eine Schaube tragen, daran das Rauchwerk ein Vermögen ist. Die beiden nickten und Gödeke Michels sagte: Gott verdamme sie, sie wissen nicht was Hunger ist und wer nicht weiß was Hunger ist der taugt nichts der muß in den Hungerthurm.“ „Also hier soll es sein, hier wollen wir uns einleben, das Volk ist gut und ruhig und viel Zuzug von aller Welt Ecken her und ein guter Markt, weil hier Geld ist und Handel und Wandel. Und den Handel brauchen wir.“ „Und wo Handel ist ist auch Kunst“ sagte Wigbald der nie unterließ ein Wort für die freien Künste einzulegen. Das war er sich schuldig und seiner Universität Rostock. „Und so denke ich denn“, fuhr Störtebeker fort „wir fangen hier mit einer Gründung an und nehmen drüben den Höhenzug der zur Zeit noch in Haidekraut steht, aber ein Kleines so soll er in Häusern und Hütten stehn. Es steht bei Euch und der Mannschaft wie ihr bauen wollt, nur kein Holz und kein Stroh und Schilf daß wir ein Feuer haben und was wir in 4 Wochen gebaut geht in 4 Stunden wieder auf und wir haben einen Aschenhaufen und unser Hab und Gut ist hin. Also kein Holz und kein Stroh …“ Und keine Segeltuchzelte, die der nächste Nordwester umbläst und in’s Meer treibt oder den Fluß. ­ löcke Also aus Stein so gut es geht. Und wenn das Feld arm ist an Stein und keine B hat, dann müssen wir unsere Häuser aus Rasen bauen, das ist das Leichteste und dauer­hafteste und das leichteste. Doch ich wiederhole, wie jede Mannschaft es will. Nur das Mittelhaus, drin wir unsre Stores haben und unsern Proviant und drin wir gemeinsam sind und uns zu Tische setzen und unsre Lieder singen und unsre Andacht haben und drin Wigbald seine Ansprachen halten kann und unser Reimer seine Lieder sagen und singen kann, das muß fest sein und sich unterscheiden und dazu müßt

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i.1  Historische Erzählungen

ihr die Steine und die Blöcke heranschaffen, die da über das Kraut hin in Massen umher liegen und wo die Lücken sind da haben wir das Haidekraut, das ist gut wie Werg, das stopft und füllt und wenn ihr damit zu Rande seid, dann zieht ihr hinüber und wir legen die Schiffe zur Seite daß wir sehen wo kalfatern noth thut und dann ziehen wir hinüber und Prior Ludger selbst soll uns führen und soll uns die Stätte segnen. Denn es gefällt mir an dieser Stätte, in diesem Land und wir wollen sehen, daß wir hier leben können. Die See ist für das junge Volk. Euer beider Haar graut schon an, Goedeke ist nun 30 Jahr auf See und Wigbald nicht viel kürzer und wie’s im Psalmisten steht: wir wollen hier Hütten bauen. Ehe Martini kommt und der Sturm einsetzt und das Eis alles lähmt müssen wir unsern Einzug halten. Und vergeßt nicht einen Brunnen zu graben. Das laßt das Erste sein. Und baut auch Haus für den Zuzug. Denn ich will wieder die Werbetrommel rühren und dann muß ein Schlupf sein für die, die noch draußen sind, Michmannus ist noch draußen und Trud Mus ist noch draußen und im Stavanger Fjord ist noch Paschendahl. Ich denke, sie halten sich da, aber wir haben blos Frieden in der Welt und das arme Volk, das für uns ist und uns liebt, weil wir es lieben und ihm sein Brot geben und gute Tage und einen billigen Verdienst, das arme Volk hat keine Macht und die Großen regieren und die Lübischen voran, die Pfeffersäcke, die sich einbilden, sie seien fromme Christen. Heiden sind es, Pharisäer sind es und wir wollen sie austreiben aus dem Tempel, den sie verunehren. Und meinst Du, daß wir was hier herum wohnt mit heranziehen oder alles aus eigner Hand machen. Ihr wißt, ich lasse alles geschehen. Ich will, daß geschieht was ich befehle aber was ich nicht befohlen, in all dem ist Freiheit und es gilt mir gleich ob links oder rechts ob klein oder groß ob warm oder kalt. Die Leute bauen es für sich und wie sie’s machen, so wird es ihnen am liebsten sein. Die Menschen fragen nicht, ob eine Sache gut ist oder schlecht, was ihnen gefällt ist ihnen gut. Ihr kennt meinen Satz: Freiheit wo kein Vergehn ist und wo Vergehn ist an die Rahe. Wenig Gesetze sind immer gut, viel Gesetze sind immer schlecht. Und nun geht und laßt die Leute wissen, was wir vorhaben. Aber da kommt der Propst; er hat mir seinen Besuch ansagen lassen. Ich will ihm entgegen gehen. Gödeke Michels und Wigbald lüfteten ihre Kappen und kehrten über die zerfallene Kirchhofsmauer an Bord ihrer Schiffe zurück. * Störtebeker war dem Propst, der den Kirchhof ungesehen betreten und den Hauptgang betreten hatte, entgegengegangen um ihn zu begrüßen. Es war die erste Begegnung, die sie seit der ersten Begegnung hatten. Einige Bedienstete waren angewiesen in allem für ihn zu sorgen. Auch bei Tische hatte man sich nicht gesehen. Beide verfolgten den Zweck, keine Intimitäten anzubahnen. Nun kommt nach einigen Verbindlichkeiten und Anfragen das große politische Gespräch, drin sich beide ganz offen aussprechen: Störtebeker sagt was er hier wünscht und will. Der Propst ebenso. Zugleich seine Stellung zum Bischof und zu den friesischen Häuptlingen und wie diese zu einander stehen. [Fricke 1938, 119: Bl. 189–191] [NFA 24, 377–378] [HFA 1V, 904–905] [HFA 2I/7, 543–544]

3. Kapitel. Es war wieder drei Tage später. Die Schiffe beinah leer, nur einzelne Posten. Drüben wie ein Bienenschwarm. Mariengarn. Das war schon gleich am ersten Tage hinge-

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zogen und man hatte den Reimer aufgefordert ihnen ein Lied zu machen. Das hatte er auch gethan und sie sangen es nach der Weise ihres Likedeeler=Liedes. Es ließ sich schon erkennen wie die Anlage werden sollte. Es war ersichtlich als ein Hufeisen gedacht: drei Gebäude in einer Längslinie, links und rechts und zwar rechtwincklig darauf zwei Gebäude. Das mittlere Gebäude sollte das Steinhaus werden es war noch weit zurück, während die Rasenhäuser schon Mannshöhe hatten und an manchen Stellen schon Bretter gelegt wurden. In Front des Steinhauses grub man an einem Brunnen. Zwischen den Schiffergestalten bewegten sich hunderte aus Marienhafe, Männer, Frauen, Kinder, manche nur aus Neugier, die meisten aber um mit anzupacken und zu helfen. Es war Mittagsstunde, einige rasteten, andere arbeiteten weiter, man löste sich ab. An einer Stelle standen ein paar bespannte Pflüge mit denen man die Furchen gezogen um die Anlagelinien zu bestimmen und um die Rasenstücke leichter abstechen zu können. Jetzt rasteten auch die Pflüge und auf einem dieser Pflüge saßen ein paar Marienhafener einige Schiffsleute um sich her gelagert. An einer Nachbarstelle, wo man die Arbeit fortsetzte, sangen die Schiffer oder Seeleute ein Lied. Nun hier das Lied. An das Lied knüpft sich nun ein Gespräch der Gruppe: die Seeleute und die Ackers­ leute. Diese finden alles sehr verlockend. Goedeke Michels war älteste der schon die ersten Fahrten mitgemacht hatte, als die Schiffe noch unter der Rostocker und Wismarer Flagge fuhren und nur darauf aus waren Proviant nach Stockholm zu schaffen und den König Albrecht, der ein Mecklenburgischer Herzog war, zu befreien. Das war nun schon 11 Jahre. Goedeke war schon über 50 kahl und mit langem grauen Spitzbart. Er hatte von der Pike an gedient und galt als der beste Seemann, denn er war Seemann von Jugend auf und war der wetterkundigste und wußte das Wetter auf Tage voraus. Er hatte kleine Ringe in den Ohrläppchen und an den Ringen bemaß er das Wetter, ob sie sich leicht bewegten oder schwer. Wenn es einen Sturm gab, dann verdunkelte sich die Farbe. Er sah sehr ernst streng aus und war es auch; er war aber milde, war immer gegen raschen Prozeß und war der frömmste. In Stockholm hatte er eine Messe mitgestiftet. Wenn Störtebecker nicht da war, war der Befehl bei ihm. Gehört zu Goedeke Michels. … wo er zu Stockholm aus eigenen Mitteln eine ewige Messe gestiftet hatte „zum Lobe Gottes, zu Ehren des heiligen Bluts und zu Danke der Jungfrau Maria, die ihn vor seinen Feinden beschirmet und bewahret habe.“ Störtebeker und Henneke Schack waren die beiden Adligen unter den Schiffshaupt­ leuten, aber unter den Steuerleuten und Matrosen und den anderen Schiffsmannschaften waren viele vom Adel aus Pommern, Mecklenburg, Holstein auch aus der alten und neuen Mark. Es waren da Detlev Knut von Fehmarn, Arnold Molk und Eler Rantzow aus dem Holsteinischen, Marquard Preen und Henning Oertzen aus dem Mecklenburgischen und Ludeke Wartenberg und Attrich Osten Manteuffel aus der alten und neuen Mark. Aber ihr Adel unterschied sie nicht. Die See, der Ton und die Theilungsform in der sie lebten, sorgte für Gleichheit. Sie waren Likedeeler und

[Fricke 1938, 119–120: Bl. 192–193] [NFA 24, 378–379, 958] [HFA 1 V, 905–906] [HFA 2 I/7, 544–545]

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[Fricke 1938, 120–121: Bl. 194–197] [NFA 24, 379–380] [HFA 1V, 906–907] [HFA 2I/7, 545–546]

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[Fricke 1938, 122–123: Bl. 198–200] [NFA 24, 380–381] [HFA 1V, 907–908] [HFA 2I/7, 546–547] [Fricke 1938, 122: Bl. 198]

[Fricke 1938, 122: Bl. 199]

[Fricke 1938, 123: Bl. 200]

i.1  Historische Erzählungen

theilten alles, auch die Ehre (?). Es gab wohl Befehl und Gehorsam, aber sonst ­keine Unterschiede. Detlev Knut hielt sich zu Wigbold und Henneke Schack, denn er war der Reimer der ganzen Sippschaft und hieß Detlev de Rhymer. Neben ihm galt noch Nickel Swartekopp der immer um Störtebeker den Admiral war und sich mit Akim in den persönlichen Dienst bei Störtebeker theilte. Er war ein Binnenländer aus der Harzgegend und auf einem lübischen Schiff gefangen genommen. Er machte kein Hehl daraus, daß er an Seefahrt und Likedeelerthum wenig Freude hatte, hielt aber aus aus Liebe zu Störtebeker und aus Liebe zu Akim, mit dem er sich in den persönlichen Dienst bei Störtebeker theilte. Es waren Leute von aller Welt Ecken und Enden, aus Polen und Wenden viele von Rügen und Bornholm und die meisten von der Weser und Elbe, von Holland und eine ganze Zahl auch von England. Das waren die ältesten und schon lange bei der Flotte, gleich von damals wo sie die Hansischen zum Kriege gegen Dänemark und zum Schutze für Schweden gegen Dänemark geworben hatten und von ihnen kam auch die Organisation (?). Es waren Wicliffanhänger, die den Bauernaufstand in England mitgemacht hatten und die Lehre von der Theilung von Grund und Boden und von Hab und Gut und allem irdischen Besitz mitgebracht und die Grundsätze mitgebracht und eingeführt hatten, um derentwillen sie alle die „Likedeeler“ hießen. Sie hatten keines der Schiffe unter Commando aber sie waren die Steuerleute und Vollmatrosen und herrschten eigentlich. Was sie sagten, das galt und nur selten daß Störtebeker eisern durchgriff. Einen ließ er hängen, als er seinen Willen durchzusetzen und mit der Mannschaft zu meutern versuchte. Seitdem hatte er Ruhe vor ihnen aber ihr Einfluß blieb sie waren die Seele, die Wortführer und sie predigten auch. Einer, ein Rostocker Student, der Gottesgelehrsamkeit studiert hatte, hatte sich ihnen ganz angeschlossen und wußte was verwirrt in ihnen lag in klare Worte zu bringen. Der war ihr Mann und auch der Mann der andern. Er predigte. Er war auch der Dichter ihrer Lieder und hatte die Schreiberei. Auch Störtebeker zog ihn heran, wenn es Schreiberei gab, trotzdem er selber ein Studierter war und zu schreiben verstand und allerlei Sprachen konnte.

Störtebekers Dienerschaft. In erster Reihe steht der maurische Knabe. Neben diesem eine gesunde frische behagliche Mecklenburg= oder Pommern= ­Natur, der allerlei humoristische Plauderei mit dem maurischen Knaben hat. Dieser Mecklenburger oder Pommer von der Insel Usedom oder Wollin, erzählt auch von Vineta oder Julin oder Oriconda. Er ist es auch, der Störtebeker auf seiner Bußfahrt begleitet. Er hatte eine silberne Pfeife, darauf er in Sturm und Kampf die Signale gab. Mit ihm war ein maurischer Knabe, den er da und da gerettet hatte und an dem er hing, wie der Knabe an ihm. Er fällt in dem letzten Kampfe. Da gab Claus den Widerstand auf. „Das Letzte ist mir genommen. Was soll ich noch?“ Er war der Liebling aller und alle beschenkten ihn. Er war 12 Jahre. Hassan.

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Abu – ben – Isa. „Nennt Ihr ihn bei seinem vollen Namen?“ „Nein, wir nennen ihn Abu, schon der Kürze halber. Dennoch von Zeit zu Zeit nennen wir ihn bei seinem vollen Namen, weil er stolz ist auf seine Sippschaft.“ „Ist er noch Heide?“ Wenn die Taufe den Christen macht ja. Ja und nein. Er blieb ungetauft. Aber er wuchs unter uns heran und glaubt was wir glauben. Er trägt einen Reliquiensplitter wie ich und betet zur heiligen Jungfrau.“ Und wer vollzog die Taufe? Niemand. Er blieb ungetauft. Aber er betet mit uns zur Mutter Gottes und ich möchte sagen, es ist ein frommes Kind. Es wird sich empfehlen ihn in die Kirche aufzunehmen. Er wird bereit sein, wenn Ihr ihm seinen Namen laßt.“ Dann abbrechen und zu was andrem übergehen. Gegenstände die die Likedeeler geraubt hatten und die zu Markt kommen: 1.  Wachs. Honig. 2.  Tuche. Baumwollstoffe. 3.  Felle. Talg. Pelze. 4.  Spitzen, arabische und niederländische. 5.  Heringe, Stockfische, Thran. 6. Spanische Weine. Biere bis zu 12 Tonnen (Genter, Brügger, Antwerpener Bier u. Wein behalten sie schließlich für sich.) 7. Goldsachen. Ein kleines Diadem, Armspangen, Halsgeschmeide und das Bild von Josse van Eyck. Die gewöhnlichen Sachen waren drüben auf dem Hof um den Brunnen her aufgeschichtet, das Feine diesseits. Hier muß ich auch den Becher anführen „von Groninga“. Den kauft Keno, nachdem Abram nur ein Mäßiges geboten. Aus Keno’s Burg nehmen ihn dann später die Hamburger mit. Giotto.  geb. 1270. (Cimabue, noch älter, war sein Lehrer.) Giottos Hauptschüler waren Taddeo Gaddi und Giottino. Dann Orcagna x) und Spinello Aretino. Diese heißen Giottisten oder Trecentisten. Von Orcagna: der Triumph des Todes und das Weltgericht, zwei berühmte Fresken im Campo Santo zu Pisa. Von Cimabue: Madonna mit Engeln in Santa Maria Novella. Ein aus drei Tafeln bestehendes Altarbild das für das Kloster in Oliva Gerdauen bestimmt war. Ein Reliquienkasten der heiligen Genoveva der für Danzig in Brügge bestellt war und niederländische Spitzen die mit der Nadel in Brügge selbst oder in Mecheln gearbeitet waren. Sie waren für eine polnische Prinzessin bestimmt. 4. Kapitel. Der Gänsemarkt, der Gänseeinkauf, das Gänseschlachten, das Gänserupfen, das Gänse=Einsalzen. Das friesische Volk dabei. *   *   *

[Fricke 1938, 124: Bl. 201] [NFA 24, 381] [HFA 1V, 908] [HFA 2 I/7, 547]

[Fricke 1938, 124: Bl. 202] [NFA 24, 381–382] [HFA 1V, 908–909] [HFA 2I/7, 547–548]

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[Fricke 1938, 124: Bl. 203] [NFA 24, 382] [HFA 1V, 909] [HFA 2 I/7, 548]

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i.1  Historische Erzählungen

Der Martinimarkt. Alles feilgeboten. Es lief auch noch gerade in den letzten Oktobertagen ein Schiff ein, das zur Gothland= und Oesel=Flotte gehörte. Aber gerade die Verkäufer meldeten sich bei Wigbold. Das Einkaufen von Spitzen, von Rauchwerk, von holländischem und englischem Tuch, von irdener Waare, von Seidenzeug und Bildern, die für Danzig bestimmt waren. Der Ertrag wird vertheilt. Sie steuern in die allgemeine Wirtschaftskasse. Dann kaufen sie in Emden und Aurich ein, um sich auszurüsten. Sie waren überall willkommen im Land, gleichviel ob sie kauften oder verkauften. Als Verkäufer fast noch mehr, weil der Gewinn der Geschäftsleute dabei sehr groß war. [Fricke 1938, 125–126: Bl. 204–206] [NFA 24, 382–384] [HFA 1V, 909–911] [HFA 2I/7, 548–550]

Beiblätter (dies und das folgende) zu Kapitel IV. Scene 2. Die „Messe“, der Verkauf der Beute findet auf den Schiffen statt, wo sich die Dinge am besten und vortheilhaftesten ausstellen ließen und bei schlechtem Wetter für die Käufer wie für die Waren selbst rasch ein Unterkommen da war. Einigen Dingen aber hatte der Prior eine Verkaufsstätte in seiner Priorei bewilligt und ganz in Nähe seiner eigenen Wohnräume war im Kreuzgang ein langer Tisch aufgestellt, auf dem sich die hervorragendsten und zur Kirche in Beziehung stehenden Sachen befanden. Der maurische Knabe war als Verkäufer bestellt und sein fremdländisches Gesicht und Kostüm, lieh allem noch einen besonderen Werth und Reiz. Was sich da befand waren Dinge, die man einem flandrischen von Brügge nach Danzig bestimmten Schiff entnommen hatte: Sammetstoffe, nach orientalischem Muster gefertigte Spitzen und ein für die Klosterkirche zu Oliva bestimmtes dreifaltiges Altarbild: auf der mittleren Tafel ....., links und rechts die Bilder des heiligen Ambrosius und des heiligen Augustinus. Hinter dem Verkaufstisch stand der maurische Knabe und lieh allem noch einen besonderen fremdländischen Reiz. Es war sicher, daß gewöhnliche Käufer hier nicht vorsprechen würden, aber man wußte bereits, daß auch kirchliche Würdenträger und einige benachbarte Häuptlinge mit ihren Familien sich einfinden würden. Auch ein reicher Hebräer aus Harlem, der durch den Prior, der sich für dies alles interessirte, verständigt worden war. Und so kam der Tag heran, der letzte im Oktober. Von früh an war ein lebhaftes Gedräng auf den Schiffen und alles erhielt einen guten Preis. Aber erst gegen Mittag war der Handel (?) auf seiner Höhe, als Kaufleute aus Emden kamen und bald nach ihnen auch einige friesische Häuptlinge: Beninga von so und so, Galinga von so und so und zuletzt auch Keno ten Broke von Aurichshafen. Mit ihm war seine Tochter Geta, ein schönes Mädchen, das erst seit kurzem aus einem französischen Kloster zurück war, wohin man sie – das war der Wunsch der sterbenden Mutter gewesen – sehr früh schon zur Erziehung gebracht hatte. Geta ten Broke lebhaft interessirt vor dem Bilde bietet einen Preis. Der Hebräer Abram, der bis dahin die Spitzen gemustert hatte, bietet einen viel höheren. Der Prior lacht und mischt sich ein. Und wundert sich und spottet leicht. Wie kommt es Abram? „Ich habe kein Herz (?) für die heilige Ursula und ich habe kein Herz für das Genovevachen (?) und ich habe keine güldenen Gulden für die beiden Schächer (oder sonst eine Charakterisirung des Mittelbildes) aber ich habe ein Herz für den Herrn Bischof

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von Utrecht oder für den Herrn Grafen von Holland, den Gott erhalte, der ist ein frommer christlicher Herr, der wird es kaufen. Geta wollte zurücktreten. Störtebeker nahm das Bild, überreichte es ihr: Jungfrauchen, das Bild ist euer. Ihr könnt zahlen was Euch beliebt. Einen Augenblick schwankte sie, was zu thun sei. Dann verneigte sie sich und ­sagte: ich danke Euch. Mein Herz hängt an dem Bilde. Ich schicke noch heute danach.“ Dann kurzes Gespräch zwischen Störtebeker und dem Prior, der nun erzählt, wer es war und über manches Auskunft giebt. Oder vielleicht besser so, daß Störtebeker schon vorher weiß, wer es war, aber er erfährt nun erst, auf seine Frage, daß sie fern in einem französischen Kloster erzogen wurde. Ich bin in Frankreich erzogen. Und wo. Im Kloster zu Nogent. Zu Nogent. Ich glaube davon gehört zu haben. Es muß dort etwas Besonderes sein. Eine berühmte Gründung oder ein Heiliger oder eine Heilige .. Geta lächelte. „Nein. Eine Heilige nicht. Aber sie lebt fort wie eine Heilige. Es ist das Kloster, drin Heloïse lebte und die Priorin war und dort ist sie begraben, an der Seite dessen den sie geliebt und um den sie gelitten. Ihr habt gehört von ihr. Eine Weile verging in Schweigen und beide sahen in die Flamme, drin die Scheite mit leisem Geräusch zusammenbrachen. Nach einer Weile nahm Claus wieder das Wort und sagte: „Nach Nogent. Ich bin umhergekommen und habe nicht an der Scholle festgehalten, aber und die Ferne bedeutet mir kaum eine Ferne, aber Nogent ist weit. Und ein fremdes Land und eine fremde Sprache. War es ein Zufall der Euch diesen Weg führte | oder ein Traum oder ein Gelübde. Meiner Mutter Wunsch war es. Als sie starb und sie starb als sie mir das Leben gab da war das das Letzte, daß ich in dem Kloster zu Nogent erzogen würde. Sie war aus der Stadt Brügge. (Dies so ausführen, daß der Wunsch der Mutter natürlich wirkt.) Es ist eine Wohlthat Eine Mutter, wie die Eure, das ist eine fromme Mutter … Es klingt als hättet Ihr es an Euch selbst erfahren. Oder ⌐auch als¬ hättet Ihr das Gegentheil erfahren und es belaste Euch die Seele. Euer erster Gedanke ging den richtigen Weg. Und auch das ist richtig, daß etwas auf mir lastet. Ich bin nicht den Weg gegangen, den Ihr ginget. Ich weiß. Aber es ist nicht zu spät. Wir hatten einen Tag im Kloster, da kam der Bischof und erzählte .. Es ist ein bestimmter Glaube drin ich erzogen bin, das ist der Glaube die Gewißheit von unsrer Schuld und die Gewißheit unsrer Verdammniß. Und ist nur der Glaube der uns heiligt. Und der ihn hat, der ist unverloren, wie sehr er irren möge. Nur der Hochmuth ist der Fall. Nicht jede Auflehnung ist unsühnbar, unsühnbar ist nur die |Auflehnung gegen Gott.

[TFA N 18, 1, 1r] [­Fricke 1938, 127: Bl. 207] [NFA 24, 384] [HFA 1V, 911–912] [HFA 2I/7, 550]

[TFA N 18, 1, 2v] [­Fricke 1938, 127: Bl. 208] [NFA 24, 384–385] [HFA 1 V, 912] [HFA 2I/7, 550–551] (1) (2)

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[TFA N 18, 2, 1r] [Fricke 1938, 127–128: Bl. 209] [NFA 24, 385] [HFA 1V, 912–913] [HFA 2I/7, 551]

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[TFA N 18, 2, 2v] [­Fricke 1938, 128: Bl. 210] [NFA 24, 385–386] [HFA 1 V, 913] [HFA 2I/7, 551–552]

[Fricke 1938, 128: Bl. 211] [NFA 24, 386] [HFA 1V, 913–914] [HFA 2I/7, 552] (1) (2)

[Fricke 1938, 129 mit Abb.: s. f.] [NFA 24, 386–387] [HFA 1 V, 914] [HFA 2I/7, 552–553]

i.1  Historische Erzählungen

In diesem Augenblick erschien ten Brôke um zu melden daß das Weihnachtsmahl angerichtet sei. Der alte Kaplan sprach das Gebet. Den Tisch entlang standen die Blätter und rothen Früchte der Stechpalme oder des Stachelginsters und vor dem Platze wo Klaus und Geta saßen standen weiße Blumen. „Wir nennen sie Weihnachtsrosen.“  „In meiner Heimath heißen sie .... . Es sind die Blumen die zu Weihnacht auf Gräbern blühn. „Auf Gedeihn und gute Nachbarschaft“ sagte ten Brooke „Und auf den Engel, der vom Himmel stieg“ sagte Klaus. *      * * Als man aufstand war es schon spät und die Frage wurde laut, ob er bleiben solle oder zurück. Er war aber für Aufbruch weil er am andren Morgen mit seinen Leuten in die Mette wolle. Da dürfe er nicht fehlen. Er ritt allein. Als er über die Brücke ritt, die nach Osten führte lag das Auricher Moor vor ihm, die Sterne schienen, der Mond war im Niedergehn. Der Weg führte eine kurze Strecke auf das Moor zu, dann bog der Weg scharf links |nach Norden und lief nördlich auf Marienhafe zu. Rechts dehnte sich das Moor, links die Marsch dazwischen lief der breite Geest=Streifen über dessen Rücken hin der Weg führte. Der hohe Thurm von Marienhafe stieg klar aus dem dunklen Grunde auf denn die Mondsichel stand ihm schmal zur Seite und über ihm glitzerten die Sterne. Der Wind wehte vom Meere her aber nur schwach und trug nur leise das Rauschen des Meeres herüber. Dann und wann war es ihm als säh er links ein Glitzern auf dem Wasser das mußte die Ley sein und sein Auge suchte ob er seiner Schiffe ansichtig werde. Aber er konnte ihrer nicht ansichtig werden und es war ihm lieb daß er sie nicht sah. Sie paßten nicht in die Bilder, die vor seiner Seele standen. Er baute sich ein Kloster auf und sah einen Friedhof und zwei Gräber und an den Gräbern stand Geta und las die Inschriften. Und dann dachte er der Worte, die sie gesagt hatte. Warum hatte sie sie gesagt? War es Mitleid? War es mehr? Der Nordwester trieb Wolken herauf und bedeckte den Himmel aber als er zurücksah war es ihm als stehe ein Stern an einer Stelle. Was bedeutete ihm der Stern? Und in ihm klangen die Worte, die Geta gesprochen hatte.

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[In das Gespräch zwischen Störtebecker und Geta wollte Fontane ursprünglich auch die Geschichte von den Reliquien des Heiligen Vinzent einflechten. Ein paar Zeilen zu diesem Gespräch, etwa April 1895 niedergeschrieben, sind erhalten:

Cap Saint Vincent. Der südwestlichste Punkt von Europa, eine Felsenzunge. Auf den vordersten drei ­Felsen steht erhebt sich (seit etwa 1350) ein Kapuzinerkloster und zwischen den drei Felsen auf denen es steht brandet das Meer mit besonderer Gewalt und bei stürmischem Wetter spritzt der Schaum über das Dach des Klosters hinweg. In dem Kloster ist ein Bildnis des Heiligen und viele Reliquien. Eine davon gab man mir und ich trage sie in dieser Kapsel.

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Geta ten Brôke spricht am Weihnachtsabend dies Lied. Im Himmel, im Himmel ist Freude viel, Da tanzen die Engel und haben ihr Spiel.

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Eine Seele stand vor der Himmelsthür, „Was weinst Du?“ sprach Maria zu ihr.

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„So fall auf die Knie und bete zu Gott, Und bete zu Gott mit allem Fleiß, So wirst Du kommen ins Paradeis, . Ins Himmelreich, in die ewige Stadt, Da wo die Freude kein Ende hat.“

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Am l. Weihnachtstage 1401. Erst Ludgers Predigt (über das echte Likedeelerthum) in der Kirche. Dann am Nachmittage, Wigbold’s Ansprache an die Likedeeler im Steinhaus. Am Weihnachtstage 1401 (also am Tage nach der Festlichkeit in Greetsiel bei ten Brôke’s.) Propst Ludger predigt. Die Likedeeler, in Staat, sind alle in der Kirche. Die Geschichte von den 5000 Broten. „Das ist das Evangelium der Armen. Er nahm die Brote nicht, er hatte sie … Und wenn darüber ein Zweifel wäre, die Bergpredigt löst sie: „Selig sind die Friedfertigen“ spricht er. Alle Gewalt ist wider das Gebot und den Willen des Herrn. Darauf antwortet Wigbold in dem Steinhaus, in seinem Conventikel. Er spricht halb humoristisch. Ach, die Kirche! Sie lehrt – Aber was thut sie. Das Richtige habt ihr in Crispin und seinen Schuhen. Und dann die Friedfertigkeit! Thuen wir andres als die andern? Wer sind die Friedfertigen? Sind die Hansischen die Friedfertigen? Wir standen in ihrem Dienst. Da durften wir alles thun und es war nichts anderes als was wir jetzt thuen. Aber damals war es gut und recht und billig weil der hohe Rath mit dem Kopf dazu nickte, weil er den Vortheil davon hatte und jetzt wo sich’s gegen ihn richtet, soll es wider Gottes Willen sein. Ist er dagegen, dann ist alles dagegen was wir thun und was die andern thun. Bloß, daß wir’s nicht festhalten; wir geben es weiter, wir sind nicht friedfertig, aber wir sind die, die barmherzig sind. Wir geben und spenden.“ Für das Schlußkapitel. Störtebeker, nachdem er in Verden die Stiftung gemacht (die Fenster und vielleicht auch die „ewige Messe“ von der bei Stockholm die Rede ist) tritt mit Nickel Swartekopp die Rückreise an, die Weser abwärts und zuletzt durchs Watt. Er hofft die Fluth ⌐und den Wind¬ richtig berechnen und glatt durchkommen zu können. ⌐„Wenn es mißglückt, so bleiben uns die Siele, da müssen wir dann die Fluth abwarten.“¬ er irrt sich aber und als er bei Juist ist, überrascht ihn die Ebbe und er muß sich in ein Siel in der Südwest=Ecke der Insel zurückziehen. Hier verbringen beide den Abend, (Sonnenuntergang) und beobachten, während sie auf Deck sitzen, das eigenthümliche Treiben (Fische und Vögel) auf dem trockengelegten und mit Wassertümpeln übersäten Watt. Allmählich in aller Frühe kam die Fluth aber noch nicht hoch genug um weiterzufah-

[Fricke 1938, 130: Bl. 212] [NFA 24, 387] [HFA 1V, 914] [HFA 2 I/7, 553]

[Fricke 1938, 130: Bl. 213–214] [NFA 24, 387–388] [HFA 1V, 914–915] [HFA 2I/7, 553–554]

[Fricke 1938, 131–135: Bl. 215–226] [NFA 24, 388–392] [HFA 1V, 915–920] [HFA 2I/7, 554–558]

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i.1  Historische Erzählungen

ren und sie gehen an Land auf die Stelle zu, wo sie einer Kirche ansichtig wurden. Da mußten auch Menschen wohnen und da war ein Ofen zum Wärmen. Sie erkletterten die Düne und wollten auf den Thurm. Aber ehe sie eintreten und den Thurm ersteigen konnten, wurde Nickel (einen andern einsilbigen Namen nehmen) ­einer Flotille ansichtig. Es waren 7 Schiffe. „Das sind Englandfahrer“ sagte Störtebeker. „Nein; die englischen fahren an Helgoland vorbei. Das sind Holländer oder Hansische.“  „Ist noch zu früh im Jahr“.  „Es sind Hansische, ich erkenne die Flagge. Oder Aurich. Noch einen Augenblick.“  „Ja, es sind Hansen. Es sind Hamburgische. Ich erkenne die drei Thürme im rothen Tuch. Wo kommen die her? Was wollen sie so früh im Jahr? Und eine ganze Flotte.“  „Sie werden überwintert haben und kommen von London einem engl. Hafen her.“  Nein, sie kommen nicht von England. Das letzte Schiff biegt eben um bei Krampen=Sand: sie kommen aus der Ems heraus.“  „Dann kommen sie von Groningen.“  „Oder von Emden … oder von Marienhafe.“ Störtebeker schwieg eine Weile. „Sie sind in Frieden mit den Friesischen und mit Keno ten Brôke und mit uns.“  „Aber nicht mit ten Brôke. Dem mißtrauen sie. Dem sind sie mehr gram als uns, weil er uns geduldet hat und weil Ihr auf seinem Schloß verkehrt.“ Störtebeker suchte sich’s auszureden. „Und sie wagen es auch nicht, so tief ins Land hinein.“  „O, sie wagen alles.“ Unter diesen Worten wollten sie zurück. Aber Juister Schiffer hatten sich um sie versammelt. „Wo kommen die Hamburgischen her?“  „Die kommen aus der Ems. Ist heute der dritte Tag, daß sie hier vorbeikamen und in die Ems einsteuerten. Wir nahmen sie für Englandfahrer; aber sie fuhren in die Ems ein.“ Störtebeker war nachdenklich geworden. Er suchte sich’s wegzureden. War es gegen ihn gerichtet? Er hatte Anhänglichkeit für seine Leute. Aber er nahm es nicht bange damit. Ein Ende sollte es doch haben. Und ihr Leben war ein beständiges Schwanken zwischen Leben und Tod. „Wenn es geschehn, so ist es geschehen.“ Aber wenn es sich gegen Keno gerichtet hätte! Keno, nun gut. Aber was wurde aus Geta. Eine Furcht überkam ihn. Aber als er wieder auf seinem Schiff war und der Wind sich in die Segel setzte, überwand er’s. ⌐Der Dialog des Ganzen (wohl am besten mit den Juistern und nur mit diesen) muß kurz und knapp sein. Alles andre sind Gedanken die er sich auf dem Schiff macht und die ich bloß erzähle.¬ Sie setzen nun den Tag über die Fahrt fort, fahren in die Ems ein, an dem und dem Punkt vorbei. Alles lag still aber auffallend still in der Frühlingssonne. So kam der Abend. Um 6 Uhr hing die Sonne westlich über Groningen (?) und um 7 als sie keine halbe Stunde mehr von dem Punkt waren, wo die Ley abbiegt, war die Dämmerung da und Gewölk heraufgezogen, nach allen Seiten hin ein dunkler Hintergrund. Und jetzt einbiegend, sahen sie von ihrem Schiff aus, daß auf Entfernung von einer halben Meile ein schwerer Qualm zog lag , aus dem dann und wann in dunkler Gluth eine Flamme aufzüngelte. Der s­ chlanke Thurm mit dem grünen Kupferdach war zu erkennen. Es war kein Zweifel. Burg Greetsiel (?) war

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zerstört in Feuer gesetzt und dies waren die letzten Flammen, die aus den ausgebrannten Steinwänden gen Himmel schlugen. All das sagte genug. Schweigend fuhren sie in die Ley ein. Die Mondsichel stand über dem Geesthügel und so schwach das Licht war, so ließ sich doch erkennen, daß an dieser Stelle alles unverändert war. Da lagen die Häuser die man darauf errichtet hatte und weiter unten wurden die kurzen Masten sichtbar der 5 Schiffe die da lagen. Alles unverändert. Das Kriegswetter, das hier getobt hatte, war über Schloß ­Greetsiel  (?) niedergegangen. Und nun war ihr Lichterschiff oder ihre Schnake oder Schute oder Kogge bis dicht an die eigenen Schiffe heran und legte an. Niemand war am Ufer, aus den Häusern von Marienhafe schimmerte Licht, aber Kirche und Thurm lagen im Dunkel. „Lege das Schiff fest“ sagte Störtebeker und stieg an Land und nahm nun denselben Weg, den er an dem ersten Tage wo er hier anlegte, genommen hatte, an der Längsmauer des Kirchhofs und dann an der Seitenmauer vorbei bis auf die Dorfstraße und nun auf die Kirche und die Priorei zu. Grüß Euch Gott (?) Propst Ludger trat Störtebeker in des Propst’s gewölbtes Zimmer ein, wo dieser bei der italienischen (?) Lampe saß, einer der Chorherrn bei ihm. Der Propst ging ihm entgegen. Ich frage nicht, ehrwürdiger Vater. Was ich von Juist aus, wo wir heute früh noch lagen, gesehen habe, hat mir alles erzählt. Die Lübischen sind in die Ems eingelaufen, in die Ley, das haben sie nicht gewagt oder |sie wollten es nicht  weil sie einen andren Plan haben. Oder sie haben es nicht gewagt und nicht gewagt  es auf einen Kampf mit uns ankommen zu lassen. Zu See sind sie gut, aber zu Land sind sie schlecht. An Keno haben sie Rache genommen, weil er mir, wie ihr, dies Land gegönnt und ein Recht gegeben und mich aufgenommen in sein Haus. Lebt er? Er lebt. Aber er ist gefangen. Und Akim? Er lebt. Aber er ist gefangen. Und .. und Geta? Der Prior schwieg. Und Geta? Sie lebt? In ewiger Ruhe. ⌐Ist hier. Und wo? „In der Crypt.“¬ Und sie haben sie mit fortgeschleppt die Todte? Nein. Sie ist hier. Ich wußte ⌐durch einen Boten¬ daß ihr kommen würdet. Ihr könnt sie sehn. „Wo?“ „Unten in der Crypt.“ Ich will sie sehn. Der Prior sprach zu dem Chorherrn und eine kleine Weile, so meldete der Chorherr, daß die Fackeln draußen im Kreuzgang warteten und alle drei brachen auf; der Prior, der Chorherr, Störtebeker. Zwei Fackelträger gingen vorauf. So gingen sie vom Kreuzgang bis in die Kirche, von der aus einige Steinstufen links neben dem Altar in die Crypta hinunter führten. Nun Schilderung wie sie im Sarge oder auf der Bahre liegt. Weißes Kleid. Bis an die Hüfte mit der Sterbedecke zugedeckt. Um ihr Haupt lag ein Zweig vom Stech-

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[TFA D 27v] [Fricke 1938, 133–134: Bl. 213] [NFA 24, 390–391] [HFA 1 V, 918] [HFA 2I/7, 556–557]

[Fricke 1938, 134–135: Bl. 214–226] [NFA 24, 391–392] [HFA 1 V, 918] [HFA 2I/7, 557–558]

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i.1  Historische Erzählungen

palmenzweig, dessen blankes Grün in der sonderbaren Beleuchtung blitzte. Schneeglöckchen lagen darüber. Zwischen Schläfe und Auge lief die Wunde, die ihr den Tod gegeben. Der Prior wies drauf hin und sagte: das schöne Antlitz entstellt. Nicht entstellt. Verschönt. Es ist die Wunde, die die Heiligen tragen. Ihr seid unglücklich. (??) Ich bin glücklich. Ich habe sie so geliebt, daß ich glücklich bin. Aber ob ich sie noch mehr geliebt hätte, ich will sie rächen. Seid Ihr sicher, daß sie zustimmend auf Euch niederblickt. Ich bin mir des Gegentheils sicher. Aber ob ihr Auge mit mir zürnt, so weit sie zürnen konnte, sie kann mich nicht abhalten. Nicht um sie (sie bedarf der Rache nicht) aber um meinetwillen will ich Rache. Dies Krämervolk mit dem frommen Gesicht und der Gerechtigkeit, war das Gerechtigkeit. Und wenn sie die Welt zerstören wollten, diese durften sie nicht zerstören. Alles Hohe und Heilige ging vor ihr her. Die Elenden, daß sie das nicht fühlten, das richtet sie. Ich will sie richten. „Die Rache ist mein“ spricht der Herr. „Die Rache ist mein“ spreche ich. Dann brach er einen Zweig von dem Stachelpalmenzweig und steckte es an seine Kappe. Eh der Zweig welk ist, ist es geschehen. Nächstes Kapitel. Der nächste Morgen. Früh ist er auf. Aber als er heraustrat, stand schon alles da. In frühester Frühe hatte man von seiner Rückkehr erfahren. Auf der Kirchhofsmauer, auf den Grabsteinen standen sie. Mit einem ungeheuren Jubel und Mütze schwenken, begrüßte man ihn. Er rief Goedeke Michel heran. Ich dachte, ich hätte das Commando für alle Zeit in deine Hände gelegt, ich wollte euch untreu werden, wollte mich hier niederlassen. Du weißt was ich wollte, warum ich es wollte. Es war anders beschlossen. Ich nehme das Commando wieder. Tritt unter die Leute und sag es. Er sagte es und ein ungeheurer Jubel brach aus. Jetzt trat auch ihr Oberhauptmann unter sie und sagte: Morgen in See. Haben wir Glück, so holen wir die Hansischen ein. Weh ihnen. Es giebt einen lustigen Tanz. [Fricke 1938, 135–137: Bl. 227–230] [NFA 24, 392–394] [HFA 1V, 920–922] [HFA 2I/7, 559–561]

Abu ben Isa. Sein Gelübde. Seine Gefangenschaft. Sein Tod. Die Emsschiffer bringen ihn. Scene an Bord. Im Schlepptau. Fahrt bis Helgoland. Freigegeben in die offene See hinein. Der Kampf. Die „bunte Kuh“. Simon von Utrecht. Abu wird gefangen mit ⌐weg¬geführt. Angesichts der Ecke von Norden stürzt er sich in die Fluth (all dies muß aber nachher erst erzählt werden) und wird 3 Tage später von Schiffern aufgefunden. Sie wußten daß es Störtebekers Liebling war. Als St. nun ausfährt und bis in die Nähe von Norden kommt, sieht er ein Boot mit kleiner schwarzer Flagge; die bringen ihm (er läßt halten) seinen Todten. Er wollte ihn an Bord nehmen, als er aber sah, daß alles gegen ihn stand, weil ein Todter Unglück bringt, stand er davon ab und sagte „Laßt mir Euer Boot. Ich nehme

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ihn mit nach Helgoland.“ Er sah wohl, daß man auch das nicht zufrieden war, aber er kümmerte sich dessen nicht und Detlew Reimer half ihm das Boot an dem Spiegel befestigen. So nimmt er es mit nach Helgoland. Als er dort die Feinde findet, verzichtet er auf den geliebten Todten. „Ich mag dich nicht mit in den Kampf nehmen, unbestattet fahre hinaus und das Meer werde dein Grab, wie du’s gewollt! Die Zusammensetzung der hansischen Flotte erfährt er von einem Verwundeten, den man in der Hast in Greetsiel zurückgelassen hatte. Der beschreibt alles. „Rathsherr Schocke hat das Commando. Aber der bedeutet nichts. Aber Simon der führt die bunte Kuh von Flandern.“ ⌐Abu muß bei einer bestimmten Gelegenheit sagen „Gefangen wolle er nicht sein, dann lieber den Tod. Auf dem Meer hat man ihn leicht“.¬ ⌐Bergpredigt. 5000 Brote. Selig sind die Friedfertigen. Dann Wigboldus: Crispin und seine Schuhe. Und dann die Friedfertigen. Wer sind die Friedfertigen? Thuen wir andres als die andern.¬ Abu – ben – Isa. In einem früheren Kapitel – entweder auf Besuch in Greetsiel oder auf einem Ritt oder im Gespräch mit Störtebeker oder einzelnen Leuten von der Schiffsmannschaft – muß er (Abu) aussprechen, daß er Gefangenschaft nicht ertragen und den Tod vorziehen würde. „Wenn mich die Hansischen fangen, sie werden mich ja nicht in Ketten legen; das Meer ist ringsum, da ist es leicht.“ In dem (muthmaßlich) drittletzten Kapitel. Abu wird von den Hansischen gefangen und fortgeführt. Als nun Störtebeker drei Tage später mit seiner Flotille folgt, sieht er, als er die scharfe Ecke an der Emsmündung passirt, ein Boot mit kleiner schwarzer Flagge auf sich zukommen. Er läßt sein Schiff halten und als das Boot anlegte, sieht er, im Boote die beiden Boote anlegten, sieht er, in dem einen hingestreckt, Abu, seinen Liebling liegen, blaß, todt. Er wollte den Todten an Bord nehmen, um ihm auf Helgoland ein feierlich Begräbnis zu geben. Als er aber sah, daß alles gegen ihn stand, weil ein Toter an Bord Unglück bringt, stand er davon ab. „Laßt mir das Boot mit dem Todten er soll auf Helgoland sein Begräbnis finden.“ Und unbekümmert darum ob es bei den Leuten Zustimmung finden würde oder nicht, ließ er das Boot an dem Spiegel seines Schiffes befestigen und fuhr ins Meer hinaus. Als er an Juist vorüberkam, sah er auf der Düne die Kirche, wo er einige Tage vorher gestanden hatte. Was hatten die Tage alles gebracht. Als sie bis Helgoland waren, sahen sie daß die Hansischen dort lagen und auf ihn warteten. Da mußte er auf ein Begräbnis seines Todten verzichten. „Ich mag dich nicht mit in dem Kampf nehmen, unbestattet fahre hinaus und das Meer sei dein Grab, wie Du’s gewollt.“ Er kappte selbst das Tau, ließ das Boot treiben und sah ihm nach bis es seinen Augen ihm entschwand. Und nun lag alles zurück und war alles gethan und ein Anderer, als er all diese Tage gewesen war, trat er wieder unter die Seinen. Da sind die Hansen; sie oder wir, es sind Nußschalen und wir bohren sie in den Grund.“ Die Zusammensetzung der hansischen Flotte hat er schon vorher erfahren und zwar durch einen Verwundeten, den die Hansischen bei ihrem Abzug von Greetsiel

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i.1  Historische Erzählungen

unter eingestürztem Balkenwerk zurückgelassen hatten. Rathsherr Schocke hat das Commando, aber das bedeutet nichts, Simon Utrecht hat das Commando und führt die große Kriegskogge „die bunte Kuh von Flandern“, sie hat 2 Hörner am Bug und es ist ein starkes Schiff und bohrt alles in den Grund. „Und wer führt das Schiff?“ „Simon Utrecht. Das ist der beste Mann den die Hansen haben, Simon von Utrecht. Auf dem Schiff ist Rathsherr Schocke. Aber er führt es nicht. Der Führer ist Simon von Utrecht. [DLA, A: Fontane 56.550/38] [Fricke 1938, 137: Bl. 231] [NFA 24, 394–395] [HFA 1V, 922–923] [HFA 2I/7, 561]

[Fricke 1938, 137: Bl. 232] [NFA 24, 395] [HFA 1V, 923] [HFA 2 I/7, 562]

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Der letzte Kampf bei Helgoland. Das Kapitel vorher schließt mit dem sich Fertigmachen und dem Jubel der Likedeeler, daß es wieder losgeht. Nun fängt das neue Kapitel an, das zunächst den Zweck an, die gegnerischen Streitkräfte vorzuführen. Also etwa so. Widrige Winde hatten die hansische Flotille, meist Hamburger Schiffe, bei Helgoland festgehalten und sie gehindert in die Elbe einzulaufen. Es waren 7 Schiffe, meist kleinere, aber ein großes, das die „bunte Kuh aus Flandern“ hieß und von Simon Utrecht geführt wurde. Der Hamburger Burgemeister Schoke war mit an Bord. Es war gut bemannt mit Büchsenschützen und Arkebusiren und hatte vorn am Bug zwei mächtige Hörner, um den Gegner niederzustoßen. Bei dieser Gelegenheit kann ich auf die damalige Armirung auch der andren Schiffe eingehn. Vorletzte Strophe. Der Scharfrichter hieß sich Rosewald, Er hieb da manchen stolzen Held Mit also frischem Mute, – Er stand in seinen geschnürten Schuhn Bis an die Enkel in Blute … Dann kommt die Scene, wo der Rath ihn fragt, ob er müde sei. Rosenwalds Antwort. Dessen entsetzte sich der Rath und gab Befehl ihn wies an befahl dem jüngsten Ratsherrn, der dessen auch willig war, den, der sich solchen Wortes vermessen, auf der Stelle mitabzuthun. Der jüngste Ratsherr wurde zu diesem Schlußakt ausersehen. Im Volk aber hieß es: Rosenwald hab es so gewollt, denn er sei still im Herzen ein Likedeeler gewesen und hab’ es so gewollt.

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Quade Foelke. (Die Letzte der ten Brooks.)

[SBB, St 15, 1] [Fricke 1938, 48: Bl. I] [NFA 24, 935] [HFA 1V, 1098] [HFA 2I/7, 563]

Quaade Foelke

[SBB, St 15, 2] [Fricke 1938, 48: Bl. II] [NFA 24, 935] [HFA 1V, 1098] [HFA 2I/7, 563]

Gemahlin von Okko tom Brôk I. Mutter von Keno tom Brôk Großmutter von Okko tom Brôk II. ⌐Der Gemahl der Foelke wird 1389 ermordet. Der Sohn der Foelke (Keno der jüngre) stirbt 1418. Der Enkel der Foelke (Okko der jüngre) wird 1427 auf den „wilden Aeckern“ besiegt und dadurch das Haus tom Brôk gestürzt.¬ Quaade Foelke hatte eine Tochter Okka. Diese war an Lütet Attena, Häuptling zu Nesse vermählt. ⌐Aus dieser Ehe existirt eine Tochter: Hebe.¬ Die Ehe ist unglücklich. Der Schwiegersohn beklagt sich. Die Schwiegermutter ⌐(die Foelke)¬ sagt: „Schlage sie todt.“ Er thut es, aus Versehn oder doch ohne direkte Absicht; so wird der Rath der eignen Mutter wahr und wirklich. 2. Das ist nun aber der Mutter, der Quaade Foelke, doch über den Spaß. Rachezug gegen Lütet Attena. Er wird besiegt in seines Vaters Burg. Der Vater muß mitsterben. Beide werden enthauptet, der eine auf einem braunen, der andre auf einem grünen Tuch. 3. Von den gedemüthigten Attenas (denn das Politische spielte mit, die Attenas waren die Rivalen der tom Brôks) war nur das Kind Hebe übrig. Diese war jetzt eine Waise: die Mutter (Okka) war erschlagen, der Vater (Lütet) enthauptet. Jene auf Rath der Großmutter, dieser direkt durch die Großmutter. Hebe kam nun nach Schloß Oldeborg oder Aurich. Hier wurde sie durch die Großmutter erzogen, die hier ⌐auf der Burg ¬ herrschte, trotzdem ihr Enkel (Okko II.  ich muß aber einen andern Namen nehmen) der eigentliche Herr war. Sie ist gut gegen das Kind. Versöhnliches Moment. Und doch wird das Kind die Ursach ihres Sturzes und des Sturzes des ganzen Hauses. 4. Auf der Burg war auch Kriegshauptmann Fokko Uken. Ein Kriegs-Genie. Dieser be­ festigt durch seine Kriegskunst die schon gefährdete Herrschaft der tom Brôks. Dieser hat einen Sohn Uko, der nun mit Hebe erzogen wird. Jugendliebe. Zuletzt wird ein Paar daraus. 5. Nun sind Uko Fokkens und Hebe Attena ein Paar und leben in Dornum. Jetzt erst erwacht das Attena-Gefühl in ihr.

[SBB, St 15, 3] [Fricke 1938, 48: Bl. III] [NFA 24, 935] [HFA 1V, 1098–1099] [HFA 2I/7, 563–564]

[SBB, St 15, 4] [Fricke 1938, 49: Bl. IV] [NFA 24, 935–936] [HFA 1V, 1099] [HFA 2I/7, 564]

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[SBB, St 15, 5] [Fricke 1938, 49–50: Bl. V] [NFA 24, 936] [HFA 1 V, 1099] [HFA 2I/7, 564–565]

i.1  Historische Erzählungen

Zugleich auch rückt die alte Quaade Foelke den Erbschafts-Antheil nicht heraus. (Oder dies lieber zuerst nehmen und dann sagen: |Dies egoistische Mein= und Dein=Gefühl belebte auch den alten Attena=Familienhaß wieder in ihr. Der alte Schwiegervater ⌐(Fokko der Kriegshauptmann)¬, der mit ins Complott gezogen wird, will erst nicht. Als er aber auch schlecht behandelt wird, ⌐man nimmt ihm die Oldersumer Burg wieder,¬ wendet er sich von den tom Brôks ab ⌐die er früher erhalten.¬ und geht ins Lager der Attenas, will sagen seiner eignen Schwiegertochter über. Der Bund wird geschlossen. Nun die geniale Schlacht bei Detern, der Okko noch entgeht. 1426. 5. Nun kommt es zum Kampf. Die Schlacht auf den wilden Aeckern. ⌐Er (Okko) verstärkt 1427 die Besatzung von Oldeborg und zieht dem Focco und seinen Verbündeten entgegen. Er unterliegt auch hier wie das Jahr vorher die Verbündeten¬ Die alte „quade Foelke“ steigt zu Roß und wird auf den Tod verwundet. ⌐Es muß so sein, daß der Enkel (Okko) in der Schlacht fällt, sie aber, die Alte ward schwer verwundet und kehrt als greise Gefangne in die Stätten ihrer Herrschaft zurück, etwas bajazzo-artig verhöhnt, bis sie kurz danach stirbt.¬ Der Sohn gefangen. ⌐bei Detern.¬ Großmutter u. Enkelin stehen wieder gegenüber. „Du hast uns gestürzt, Du wirst wieder gestürzt werden. Undank. Undank.“ Dann stirbt sie. 6. Schlußkapitel. Bestattung der Alten. Andeutung wie sich die Prophezeihung erfüllt.

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[SBB, St 15, 5a]

Das Fend. Morast

Damm. Leda-Fluß. Focko’s Heer

Schlacht bei Detern an der oldenburgischen Grenze 1426. [SBB, St 15, 6] [Fricke 1938, 47: Bl. VI] [NFA 24, 934–935] [HFA 1 V, 1097–1098] [HFA 2 I/7, 562]

⌐S. de Vries und Focken S. 146, S. 366, S. 370 und S. 412.¬ Eine Hauptfigur der Störtebecker-Zeit aber wahrscheinlich ein wenig später, so daß sie wahrscheinlich keine Berührung gehabt haben, war die Furie Folkeld genannt „quade Foelke“ die Gemahlin ⌐von¬ Okko ten Brôk I., der ⌐am 28. Oktober¬ 1427 in der Schlacht auf den „wilden Aeckern“ (in der Nähe seiner Burg Oldeborg) durch den Häuptling Focko Ukena geschlagen wurde. Die Burg Oldeborg wurde dann geschleift

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und das mächtige Haus ten Brôk war gestürzt. (Die Cirksena’s von Greetsiel rückten nun mächtig und maßgebend an die Stelle. Die „quade Foelke“ scheint von etwa 1405 bis 1420 ein tolles Weib gewesen zu sein. Ihr Gemahl Occo ten Brôk war wahrscheinlich ein Sohn von Keno ten Brook, also Bruder von Störtebeckers Gattin, die eine Tochter Keno ’s war.

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Quade Fölke. Letztes oder vorletztes Kapitel. In der Schlacht auf den „wilden Aeckern“ wo ihr Enkel fällt, flieht sie verwundet, eine 70 jährige Greisin, ein Page (beßres Wort, vielleicht Knecht oder Knechtsohn) mit ihr. Diese Flucht muß nun ein Haupt= und Glanzstück sein, einmal landschaftlicher Schilderung (die Moore) dann ihrer Furcht gefangen zu werden. Dann Unterkunft in einer Moorhütte. Hier die Nacht. Am andern Morgen kommt Eve (Hebe) Attena, ihre Enkelin, und trifft sie. Begegnung. Dann Begräbniß auf einer alten Burg als „letzte tom Brôk.“ Die Attenas und Ukena’s und Fokkens waren zugegen. Betrachtungen von Focco Ukena, des großen Kriegshauptmanns, machen den Schluß.

[SBB, St 15, 7] [Fricke 1938, 50: Bl. VII] [NFA 24, 936–937] [HFA 1V, 1100] [HFA 2 I/7, 565–566]

Die Kirche zu Marienhafe Monographie von Suur. Emden 1845.

[SBB, St 15, 8] [Fricke 1938, 46: Bl. VIII] [NFA 24, 934] [HFA 1 V, 1097] [HFA 2I/7, 808]

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Norden Marienhafe (Störte­

becker=Sitz und Kirche)

Engerhafe Georgsheil Emden Oldeborg (Burg der ten Brôken)

Ihre Macht dehnte sich bis Aurich aus, das gut 1½ Meilen östlich von Oldeborg liegt. Dazwischen wahrscheinlich die „wilden Aecker,“ wo die ten Brôk’s unterlagen.

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

Allerlei Glück Erste Ideen

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⌐I. Roman.¬ Notizen zu beiden Romanen, ⌐dem Jetztzeit=Roman¬, zu dem historischen und dem modernen.     ⌐Allerlei Glück.¬

[DLA, A: Fontane 55.1038/22] [Petersen 1929, 4]

Zwei Glücke Roman. Die Geschichte zweier Freunde, von denen der eine das Gute, Sittliche, Correkte, ­immer Brave, der andre das Heitre, Poetische, Abenteuerliche, Höchst=Uncorrekte, sünd= und fehlervolle vertritt; jener eng-beglückt, dieser nur glücklich im Umher­ schweifen, im Fordern des scheinbar Unerreichbaren, Carrièremacher, Generalconsuls=Natur. Jeder findet seine Befriedigung; denn was die Menschen „Glück“ nennen ist ein sehr Verschiednes. Vielleicht auch noch einen Hohlkopf mit hinein nehmen, dem es alles bedeutet wenn Wrangel bei ihm war.

[SBB, Notizbuch E 3, 52r]

Allerlei Glück. „… lieber Ernst, Sie werden erst alles anzweifeln und dann alles gut finden, Sie werden Geheime Rath werden, Sie, Gustav, werden eine reiche Parthie machen, Sie, Fritz, ­werden gar nichts werden, vielleicht – glücklich“.

[SBB, Notizbuch E 3, 47v]

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Es sind drei Söhne aus demselben Ort ⌐Königsberg, wo sie studirt haben¬ oder zwei aus demselben Ort, der Dritte aus einem Nachbarort (Dorf oder Stadt) der mit den beiden andern in demselben hinterpommerschen oder westpreußischen Städtchen auf der Schule war. Der eine ist der Sohn eines Juristen ⌐oder eines recht praktischen u. nüchternen Mannes, Kaufmanns oder kleinen Beamten¬ und soll selbst Jurist werden. Der andre ist der Sohn des rationalistischen (oder pommersch lutherischen) Superinten­denten und soll Geistlicher werden. Der dritte ist der Sohn eines streng-conservativen, sittenstrengen, wirklich edel denkenden Adeligen; er soll Militair werden. Jener wird Maler im Giotto oder Masaccio-Styl; der zweite wird Mönch; der dritte wird Don-Juan, Damen-Mann, Cicisbeo. Alle drei sind glücklich. Die übrigen Personen sind ein Widerspiel von ihnen und bringen denselben Grundgedanken im Kleinen und Scherzhaften zur Erscheinung.

[Petersen 1929, 9] [NFA 24, 764]

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i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

[Petersen 1929, 10] [NFA 24, 764]

Allerlei Glück. Liebt engl. Literatur. Soll in die dipl. Carrière nach England, nimmt es an, weil es e n g l i s c h ist, findet sich unbefriedigt, legt nieder, kehrt zurück, wird Prof. des A n g e l s ä c h s i s c h e n . Schon in seiner Jugend war er Chaucer-Freund; sonst aber m o d e r n e engl. Literatur. Ueberhaupt Englandfreund.

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[Petersen 1929, 11] [NFA 24, 766–767]

Allerlei Glück (Dieser Brief muß die ganze Exposition geben.) Hauptzug: lauter in Liebhabereien, Specialistenthum, Sammeltrieb etc. befangene und darin glückliche Gestalten, namentlich auch die Nebenfiguren. Schluß. Auch wieder ein Brief, in welchem in dem Sinne von „Allerlei Glück“ (auch vom Glück heißt es: „viele Wege führen nach Rom“) über alle Gestalten des Romans berichtet wird.   1.  Die katholische Welt. Das Kloster als Ziel.   2.  Der leichtlebige Künstler.   3. Der militairische Aventurier. Immer hinaus. Mexiko, Abessinien, aus nach ­Neuem.   4.  Der Gesellschafts-, Titel und Ordensmensch.   5.  Der alte Goethe-Enthusiast. oder auch Dichter aus dem 17. Jahrhundert.  6. Der Numismatiker.  7. Der Pfeifensammler.   8.  Der Sammler märkischer Urkunden. Kietzer Fischerei-Gerechtigkeiten.  9.  La Bohême. Der h e i m i s c h e Aventurier, dem nur wohl ist in tollen Zuständen, Auf­regung, sensation. 10. Der Ozon-Enthusiast oder eine ähnliche Gestalt, die den physischen Menschen ver­bessern will.

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[Petersen 1929, 5, 7] [NFA 24, 759]

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New Novel

Dramatis personae:

1.  Haus von v. W. in der L. Straße. 2. Contessa di Rombello. Ihre Vorgeschichte. Frl. Hemoth. Meroni. Wagener. Conte di Rombello. Mausoleum. Der römische Bildhauer. 3.  Der Abkömmling der Grafen von Toulouse (Dr. F.). 4.  Graf Gaschin (Heydens Erzählungen; ein Schornsteinfeger folgt ihm als Teufel). ⌐Seraphine Thebesius¬

[DLA, A: Fontane 55.1038/23] [Petersen 1929, 11–12] [NFA 24, 767]

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Zu: Allerlei Glück. Der Held: Künstler Zweiter: Techniker, Erfinder, Verbesserer in Feuerspritzen, Rettungsapparaten zu Wasser und im Feuer. Namentlich das Letztre. Dritter: Studirt auf Kosten der Frau v. Posadowski; bleibt in gleichen Stellungen; lebt schließlich wie Boemisch. Vertheidigt dieses Prinzip als durchaus statthaft. Vierter: Der Ministerielle, der Carrièremacher par excellence. Sein Glück besteht nur in der Auszeichnung, in dem Erscheinendürfen, in Ehre vor der Welt. Er will eine Ministerstochter heirathen; schließlich heirathet er eine ramponirte Prinzessin. Fünftens: Gräfin Einsiedel, Wittwe. Comtesse Ida (andren Namen nehmen) ihre Tochter. Der junge Kettenburg. Die katholische rsp. klösterliche Episode.

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Sechster:  Consistorialrath Suffragan. Noch jung. Ehemaliger Prinzen=Erzieher an einem kl: thüring. Hof. Lebemann. Abbé. Partiell orthodox und partiell Schopenhauerianer. ⌐Der Pessimismus ist das dem Christenthum und dem Schopenhauerianismus Gemeinsame. Aber das eine sagt: „daraus erlöse ich euch“; der andre sagt: „es ist vorbei.“ Da beginnt der Unterschied. Aber in Bezug auf die Dinge dieser Welt und ihre Erkenntniß, vertragen sich beide.¬ Dr. H e i n r i c h B r o s e , sehr wohlhabender gebildeter Mann, früher Apotheker; Humorist und selber halb-komische Figur; R e i s e - P a s s i o n , Mitglied der Geographischen, Vortraghalter etc. (W. Rose). Frau C a r o l i n e B r o s e , geb. v. M a l i c z e w s k i , oder vielleicht lieber eine Professorentochter. (Ersteres hat auch Vorzüge.) A n n e t t e B r o s e oder vielleicht V i r g i n i a B r o s e , Tochter. Backfisch im letzten Semester. Hierher die liter. Originale. F r a u v. B i r c h , geb. v. P o s a d o w s k i ; eine Frau von 38. G u s t a v v. W e d e l l . C o n s i s t o r i a l r ä t h i n T h e b e s i u s , Wittwe eines liberalen und rationalistischen Geistlichen (Frau v. W.) S e r a p h i n e T h e b e s i u s , 24jähr. Tochter (I. v. W.) H o f p r e d i g e r V e r u l a m . Voll Spott gegen den Rationalismus, aber selber nicht orthodox. Kennt nur zwei Standpunkte: den katholischen und den Schopen­ hauerschen. R i t t m e i s t e r v. K e r s s e n b r o o k , erst Lebemann, dann Mönch. Hierher auch Frau Predig. Viedebandt.

[Petersen 1929, 7] [NFA 24, 761]

Die Missions-Närrin (à la Frau Viedebandt), die Bazare veranstaltet, PuppenAusstellungen für die indian boys and babies; darum dreht sich für sie alles und die Theilnahme daran entscheidet ihr Urtheil über die Menschen.

[Petersen 1929, 7 Fn. 1] [NFA 24, 761 Fn. 2]

Drei Hauptgruppen I. R e n t i e r D r . B r o s e , gewesener Apotheker und Reisender in der Schweiz. Komischer Enthusiast. Frau u. Tochter. – Ihm gegenüber, 3 Treppen hoch, wohnt der eigentliche Held, der England-Schwärmer, der Beowulf-Mann, der nach allerhand engl. Carrière-Versuchen wieder einfach bei seinen Büchern, d. h. bei Beowulf landet. Hierzu gehören komische Figuren aus der Gelehrten- u. Künstlerwelt. GoetheSchwärmer. Alter-Fritz-Schwärmer. Berndal mit 500 Soldaten-Schachteln, alter komischer Junggeselle. II. G e h e i m r ä t h i n W o l t e r s d o r f n e b s t T o c h t e r (Frau v. W. und Ida). Hierzu gehört der 2. Held, der Sohn des Geistlichen ⌐lieber etwas Praktisches¬, der später Mönch wird. Hierher Hofprediger Suffragan. Hierher ein Heiligen Maler. III. Frau O b e r s t v. Birch Pirkh 38jährig, mit ihrer schönen Tochter Elsa, 12jährig. Adels- und Militärwelt. Hohles, forsches Wohlleben, Hofschnack. Prinzenthum. Hierher gehört der 3. Held Axel v. Sparr Brah

[Petersen 1929, 10] [NFA 24, 765]

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i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

. Als Elsa stirbt und die Mutter schwermüthig wird, wird auch mit Axel ein Ver­ lobungsversuch gemacht. Kommt auch zu Stande; scheitert aber bald. Und er tritt nun in Beziehungen zur Rombello. Hierzu eine ärmliche Vorstadt-Familie, gute Leute, besonders Mutter u. Töchter, der Alte mit einem kleinen Sparren; Tüftler, Buchbinderstolz, denn er baut für Brose die plastischen Karten der Schweiz. [Petersen 1929, 10–11] [NFA 24, 765–766]

[TFA N 11, 7r]

[TFA N 11, 7r] [­Petersen 1929, 29 Fn. 1] [NFA 24, 790–791 Fn. 1]

Drei Häuser und Familien. 1. Haus Rentier Dr. Brose, früher Apotheker. Original. Schweiz-Reisender. Seine Frau, viel feiner, superior, Göttinger Professor-Tochter. Hannöversch u. professorlich. Ohne Kinder. Angenommene Nichte. Elmire. Arzt und Hausfreund, der ihn be­ handelt, nennt ihn immer College und setzt die Kenntniß aller Mittel, alter und neuer bei ihm voraus. 2. In demselben Hause wohnt Schlossermeister und Büchsenschmidt Frossauer (Hossauer) nebst Frau, Sohn und Tochter. Reichgewordener Bürger, in dem Stil des alten Zinkgießers Peters oder des alten Schlossermeisters in der Königgrätzer-Straße. Der Alte ist Wirth u. Rentier. Der Sohn steht dem Geschäft vor; ist Reserve-Offizier im Alex. Regiment Ein famoser, encouragirter Kerl. 3. Haus Wangenheim. Aber unter anderm Namen. Sie ist Wittwe und unadelig. Hat nur e i n e Tochter. Diese wird später Nonne. Der archäolog Prof. heirathet Elmiren. Der Kirchliche, weil er die Wangenheimsche Tochter liebt, wird Mönch. Aber erst s p ä t e r , nachdem sie Jahr und Tag Nonne ist, denn sie wird eben ­Nonne, weil er seinen Glauben nicht wechseln will. Der Libertin – nach kurzer Verlobung, die er abbricht – bleibt Cicisbeo u. findet darin sein Glück. (Die Frossauerschen Kinder verheirathen sich. Aber ohne Bedeutung für das ­Ganze.) ⌐Der junge Frossauer fällt vielleicht am besten in der Schlacht, als Opfer seiner militär. Passion, aber glücklich, daß es so kommt, wie es kommt. So zu leben und zu sterben war s e i n Glück.¬ Allerlei Glück. Wilhelm Brose. Afrika. Reisen. Entdeckungen. Heinrich Brose. Ruhe. Betrachtung. Wissenschaft. Der Held. Schwankt. Findet zuletzt das Rechte, was ihm H. Brose immer prophezeiht hat. Registrator Pappenheim. Rechnungsrath. Orden. Dienstl: Anerkennung. Bertha Pappenheim. Hohe Kunst. Iphigenie. Frau v. Werthern. Aristokratismus, kath: tingirt. Seraphine v. Werthern. Katholicismus. Klosterthum. Torfinspektor Brah. Unabhängigkeit. Darwinismus. Axel Brah. Lebemann. Don Juanismus. Ungebundenheit. Lampertus Distelmeier. Poetischer Tifftler. Erfinder. Der Büchsenschmidt. |Mittelalterliches Bürgerthum. Kantianismus. Haß gegen den modernen Schopenhauerianismus, der die Charakter schlapp macht. „Wenn alles nichts taugt, wozu noch gut sein.“ Wichtiges Blatt!

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 1. Dr. Wilh. Brose. Der veredelte Wilhelm Rose.  2. Prof. Heinr. Brose. Mischung von Merckel und Lazarus.  3. Frau Adelgunde Brose. Gute einfache aber stattlich=hübsche Frau mit einigen aristokratischen Erinnerungen.  4. Henriette Brose. Einfach, lebhaft, tüchtig, ohne Kunstverständniß aber zu allem was Kunst heißt aufblickend. Deshalb auch ihre Freundin Bertha bewundernd.  5. Lampertus Distelmeier. Groß, schlank, blond, wenig Haar. Immer im Frack. Altes halb schiefgewickeltes Universalgenie. Specifisch liebenswürdig; von Grund aus brav, aber unstät, hin und herfahrend, bei nichts aushaltend. Unpraktisch. Grundgescheidt; in allen Sätteln gerecht, alles gewesen. Entdecker, Erfinder, Menschheitsförderer.  6. Registrator Pappenheim. Guter lieber Mann. Ganz und gar „kleiner Beammter“. Will Rechnungsrath werden und den rothen Adlerorden empfangen. Nicht Kronenorden. Er verbreitet sich darüber. „Alles was mir die Gnade Sr. Maj. ­verleiht, ist mir werth, beglückt mich, aber etc.“  7. Frau Registrator Pappenheim, geb. Spitzenberg. Eine Frau, wie Frau St. R. Sch.....r.  8. Bertha Pappenheim. Groß. Große braune Augen. Heiter, ausgelassen. Berlinerin u. Iphigenie.  9. Frau ⌐Geh. R.¬ v. Werthern=Ahlimb. Protestantin, aber kathol: geworden, weil an einen Katholiken (kath. vortr: Rath im Cultus-Ministerium) verheirathet. Fein, klug, liebenswürdig. 10. Seraphine v. Werthern=Ahlimb. Anklänge an Ida v. W. 11. Hofprediger Cyprian. War an einem kl. thür. Hofe. Rationalist. Schopenhauerianer. Als Serenissimus orthodox wurde, war er zurückgetreten. Fortsetzung (Siehe die Innenseite) 12. Torfinspektor Magnus Brah. Skandinavisch; rothblond. Er hieß Magnus und alles war groß an ihm, besonders Händ’ und Füße. Er hatte große braune Sommer­sprossen auf der Hand und kl. Haarbüschelchen. Etwas Elephanten­ artiges. Denn er war dabei in seiner Art gewandt, fast graziös. Vielleicht weil er ­einen graziösen Geist hatte. Denn im Liebenswürdigen steckt immer etwas von ­Grazie. Vielleicht weil es so selten ist. 13. Axel Brah. Lieutnant im Garde-Grenadir-Regiment Kaiser. Lebemann und Gentleman. Don Juan, aber nie gemein oder auch nur unmoralisch. 14. Hannah Brah. Arme Anverwandte. Räthselvolle Mischung von Dienstmädchen, Nähterin und leidenschaftl: Großnatur. 15. Wasserbau-Inspektor Oliver Francis Fraude. Von schottischer Abstammung. Auch Original wie Brah; ist noch erst herauszuarbeiten. 16. Edwin Fraude. Held der Geschichte. Hat zwei Jahre in Königsberg Theologie studirt u. sattelt nun um. 17. Frau v. Birch=Heiligenfelde. Wittwe. Stark zweideutig. Aber gütig und nicht ohne Gentilezza. 18. Olga. Ihr räthselvolles Kind. ⌐„Gott, solche Kinder heißen immer Olga.“¬ 19. Schlossermeister und Büchsenschmidt Alexander Zembsch. Reserve-Offizir. Bürgerlicher Pflicht=Mensch.

[TFA N 11, 76] [vgl. Petersen 1929, 20] [vgl. NFA 24, 778]

[TFA N 11, 79]

[TFA N 11, 77]

[TFA N 11, 78]

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[TFA N 11, 8r] [­Petersen 1929, 3] [NFA 24, 757] [TFA N 11, 9r]

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

20. Anna oder Elfriede Zembsch. Gütig, hülfebereit. Schon 27. 21. Johann. ⌐Früherer Stößer¬ bei Brose.  22. Die Nähterin. Die „Kettlitzen“ oder so ähnlich. Wohnt oben bei Pappenheims. Namen der Hauptpersonen. Torfinspektor Joachim Brah. Lieutenant Axel Brah. Cousine Ebbe Brah. ⌐Unter ihren Büchern ist die Geschichte von Ebbe Brah. Der alte Brah weist bei seinem Besuch in Berlin auf den berühmten Namen hin.¬     Wasserbau=Inspektor Dufferin Francis Fraude. Studiosus Frilin Fraude.     Frau v. Werthern-Ahlimb geb. Zglinin von Zglininski. Seraphine v. Werthern-Ahlimb.     Dr. Wilhelm Brose. Adelgunde Brose, geb. Zglinin v. Zglininski. Hanka Brose.     Registrator Pappenheim. Frau Registrator Pappenheim geb. Spitzenberg. Bertha Pappenheim.

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Genealogische Verknüpfung: Die vier Schwestern [TFA N 11, 10r]

[TFA N 11, 51r] [­Petersen 1929, 3] [NFA 24, 757]

Zglinin v. Zglininski. Dieser Name ist nicht übel für die 4 Schwestern: 1. Frau v. Werthern=Ahlimb. 2. Frau Torf=Inspektor Brah. 3. Frau Wasserbau-Inspektor Fraude 4. Frau Dr. Brose. Der alte Brah muß einen schwedischen, der alte Fraude einen englisch=schottischen Vornamen haben. Etwa Donald ⌐Dufferin Francis¬ Fraude. Oder Francis Fraude und der Sohn vielleicht Donald Fraude. – Frilin ist nicht übel. Es ist eine Abkürzung von Fridolin. Der alte Brose – gleich in der ersten Scene – wiederholt den Vornamen ein paarmal und sagt dann: „Höre, Frilin, nichts für ungut; aber Frilin ist ein bischen sonderbar. Ein bischen romanhaft. Und selbst in einem Roman, würd ich meinen Helden, nicht Frilin nennen. Aber das soll uns nicht stören etc etc“ Und Heinrich Brose sagt: Sieh, Du trägst die Alliteration, den Stabreim mit Dir herum, Du bist für das Altdeutsche berufen.“ Die 4 Schwestern Malotki. Die Verwandtschaftsgrade der Familie.    

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Es sind 4 Schwestern, Töchter eines alten pauvren Oberstlieutenant v. Malotki= Trzebiatowski oder so ähnlich. 1. älteste Tochter, vermählt an Geh. R. v. Werthern=Ahlimb. Wittwe. Seraphine ihre Tochter. 2. zweite Tochter, vermählt an den Torfinspektor Brah in einem kl: westpr: Nest. Todt. Ihr Sohn: Axel Brah. ⌐(Hanne Brah, entfernte Anverwandte des ­Mannes.)¬ 3. dritte Tochter, vermählt an den Prediger oder Gymnasial=Direktor in dem­ selben kleinen Ort. Sie lebt noch. Ihr Sohn ist der Held. 4. vierte Tochter, vermählt an Heinrich Brose in Berlin. Hat eine Tochter (einziges Kind) Freundin von Bertha Pappenheim.

[TFA N 11, 52r]

Die etwas complicirten Familienverhältnisse mit den 4 Schwestern Malotki (alle verheirathet) werden an zwei Expositionsstellen klar gelegt: 1. in dem Briefe, den der Held an seine Mutter schreibt (2. Kapitel) und 2. in einem Gespräche das Fräulein H. Brose und Bertha Pappenheim über den neuen Brose schen Cousin führen. Bertha frägt ausführlich und Frl. H. Brose antwortet ebenso ausführlich.

[TFA N 11, 53r] [­Petersen 1929, 34] [NFA 24, 798]

Es wird nun sehr die Frage sein, ob ich die Malotki s als katholische Familie fasse, so daß die drei jüngeren Schwestern protestantisch abschwenken, oder ob ich sie als protestantische Familie fasse und Seraphinen einfach katholisiren und schließlich katholisch werden lasse. Für’s Ganze ist das Erstre weit vorzuziehn; es giebt das eine Menge pikanter Situationen; andrerseits ist es in Bezug auf Seraphine vielleicht besser sie ist protestantisch und wird katholisch. Eigentlich ist dies aber doch gewöhnlich und ich glaube dem erstren gebührt der Vorzug. Es muß dann nur so dargestellt werden, daß die Mutter zwar scharf katholisch aber keineswegs für „ins Kloster=gehen“ ist. Darüber Meinungsverschiedenheiten zwischen Mutter u. Tochter, bis letztre siegt, entweder noch zu Leb­zeiten der Mutter oder nachher.

[TFA N 11, 54r] [­Petersen 1929, 34] [NFA 24, 798]

Wichtig Die katholische Frage in der Familie muß so verlaufen: Der alte M a l o t k i (?) war Protestant und seine Töchter auch, blieben es auch, mit Ausnahme der ältesten, der Frau v. W e r t h e r n , die zum Katholicismus übertrat, weil ihr Mann der Rath der kathol. Abth. im Cultusministerium war. Deshalb halten sich auch die Familienmitglieder etwas retiré. Z w e i Schwestern, in dem kl. Städtchen (Axels Mutter u. des Helden Mutter) sind schon todt. Margrets Mutter, Frau Brose, fühlt sich zu ihr hingezogen; aber Brose will nicht. „Ihrem Katholicismus will ich durch die Finger sehen, es wird so schlimm damit nicht sein; aber sie spielt die Adlige und das kann ich in meinem Bürgerherzen nicht aushalten.“

[Petersen 1929, 34] [NFA 24, 798]

110 |

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

Brose i: Rentier Brose und seine Frau [DLA, A: Fontane 55.1038/27] [Petersen 1929, 13]

[DLA, A: Fontane 55.1038/28] [Petersen 1929, 13] (1) (2)

[TFA N 11, 12a]

[DLA, A: Fontane 55.1038/32r]

Neuer Roman. Das ist doch nun wieder, der pure Eigensinn, Theophron. Und Du weißt daß ich das nicht ertragen kann. Du bist der beste Mann von der Welt, und ich wünsche mir ­keinen andern. Aber Du bist eigensinnig. Aber lieber Susanne. Unterbrich mich nicht. Du bist eigensinnig. Warum willst Du nicht trinken? Du hast Kopfweh und Sodawasser ist natürlich das beste; es macht frei. Nein liebe Susanne; es ist damit ⌐verschieden¬ wie damit allen wie mit vielen ­andern Sachen; den einen macht es frei, den andern macht es Beschwerde. Mir macht es Beschwerde. Die Kohlensäure drückt auf die Leber. Ich bitte Dich, Theophron, nur nicht davon. Wenn es etwas giebt, das sich mit Deinem Eigensinn messen kann, so ist es Deine Leber. Da wird immer von unsrer Migräne gesprochen; aber was ist unsre migränste Migräne gegen Deine Leber. Du trägst sie wie eine Auszeichnung, wie einen Respektstitel. Es ist möglich, daß sie Dich |drückt, mich bedrückt sie auch. Du operirst zu ausgiebig mit ihr. Ich hoffe Susanne Du wirst mir doch meine Leber und ihren Zustand nicht ab­ sprechen wollen. Verzeih; Du hast ⌐Es wäre um so ungerechtfertigter, als Du¬ Deinen kleinen bescheidnen Antheil dran hast. Dr Fröhrich hat mir übrigens diese Zustände bestätigt. Ich gebe nichts auf solche Klopfereien. Er hat nicht geklopft. Dann ist seine Diagnose völlig ohne Werth; weggeworfenes Geld; mitgemachte Mode. Also auch das nicht. mal. Er braucht ⌐es¬ nicht zu klopfen; er ⌐. Er¬ ist eine Leber=Autorität. Er hat ein Buch geschrieben und man kann sagen seitdem giebt es erst eine kranke Leber. Das heißt wissenschaftlich. Er hat ein Buch darüber ge­ schrieben. Das ist es ja eben. So lange das Buch nicht da war, intressirten ihn die Lebern. Jetzt, wo jede neue Leber sein Buch blos erschüttern kann, denkt er gering davon. Ich bitte Dich, Theophron, komme mir nicht mit Autoritäten. Das thu ich schon deshalb nicht, weil Du nicht daran glaubst, nicht mal an Deinen Mann. Damit war der Friede geschlossen etc. u. Bernhard etc. trat ein. Frau Brose hat immer Todesahnungen und Träume. Sie hat sich im Sarge liegen sehn. Aber immer nur, wenn Verstimmungen voraufgegangen sind. Brose selbst ist ganz abgehärtet dagegen. (Hiermit ist aber vorsichtig zu operiren, namentlich damit Frau Brose nicht in Concurrenz kommt mit der Frau Suschen-Figur, die dick ist und immer auf Kirchhöfe geht.) Adelgunde ißt nicht und schläft nicht, was sie beides (besonders das letztre) ihrem Manne gegenüber beständig hervorhebt, der nun jedesmal spöttisch oder unter Umständen auch wüthend wird.

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Neuer Roman D r. H . B r o s e . Er hat sich mit seiner Frau gezankt und das Lokal verlassen. Geht ins Neue ­Museum. Trifft hier einen Ehemann in gleicher Lage. „Was sollen wir hier“ Frühstück bei Habel. Leise bekneipt nach Hause. Du kommst spät. Aber doch noch zu früh. Wir haben gegessen. Ist mir lieb. Was dem einen Recht ist, ist dem andern billig. Ich habe auch gegessen. Aber Brose. Wo? Das ist mein Geheimniß. etc. Aber Brose, ich fürchte mich vor Dir. Mir lieb. Erkenntniß dämmert. Er soll Dein Herr sein. Kaffe? Du solltest erst eine Viertelstunde schlafen. Ich schlafe nie mehr. Aber Brose, Du schläfst ja immer. Tempi passati. Wie sagte doch Macbeth: ich habe den Schlaf gemordet. Apropos hast Du noch Hendrichs gesehn. Schöner Mann. Aber er machte sich nichts aus den Weibern. Und dahin muß jeder kommen. Würfel, Wein, ah! Aber Weiber, bah, bah.

[Petersen 1929, 14] [NFA 24, 770]

Allerlei Glück Heinrich Brose en famille. Zu den Eigenthümlichkeiten Broses gehört auch, daß er seine Frau mit ihrem ­Vater, dem alten Major, neckt, nicht blos des „von“ etc. halber, sondern auch seiner Beschränktheit halber. Ist er gereizt, so verfährt er hierbei sehr anzüglich, im All­ gemeinen aber ist es harmlos, gut gelaunte Neckerei. Sie (Adelgunde) erwidert dann immer piquiert. Diese ehelichen Fehden, mal ernst mal neckisch, ziehen sich durch das ganze Buch. Der Verlauf ist immer, daß er etwas gegen den Alten sagt. Dann replicirt sie: „Ich weiß nicht Brose, was Du gegen meinen Vater hast. Mein Vater war ein Mann von Stande und ein Mann von Ehre.“  „„Ja, ja, Gundel.““  „Und Du thust nicht wohl unserer Margret immer ein solches Bild von ihrem Großvater zu geben.“  „„Nun Gundel, das will ich verantworten. Man hat schon zu thun, wenn man seinen Kindern ein gutes Bild von sich selber geben will, aber die Großväter sind frei. Damit komme mir nicht. Das will ich verantworten.““ Diese Gesprächsformen wiederholen sich im Roman wenigstens drei-, viermal. Erst ziem­lich ausführlich, die nächsten Male immer nur in den ersten Sätzen, und es wird dann abge­brochen.

[Petersen 1929, 14] [NFA 24, 770–771]

Ein Gegenstand beständigen Streits zwischen Dr. H. Brose und seiner Frau ist die Handschuhfrage. Er detestirt diese Sitte, für die er hundert anzügliche Namen hat; sie dringt bei feierlichen Gelegenheiten immer wieder darauf. „Was ist die Hand? Ist sie der Vater der degenerirte der schwächliche Anverwandte des Fußes, so muß er beledert werden wie dieser, ist er aber von den oberen Mächten, ist er Unterstützung des Gesichts, ist er Hülfstruppe, Stellvertreter des Gesichts, spricht er

[Petersen 1929, 14–15] [NFA 24, 771]

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[Petersen 1929, 50] [NFA 24, 140] [HFA 1 V, 638–639] [HFA 2 I/7, 264–265]

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

sie aber von den oberen Mächten, ist sie Unterstützung des Gesichts, ist sie Hülfstruppe, Stellvertreter des Gesichts, spricht sie eine Sprache, beredt, ausdrucksvoll und springt rettend, helfend, bessernd herbei, wo die Mienen und selbst die Sprache im Stiche lassen, kurz ist sie von den oberen Mächten, gehört sie über den Strich, so muß sie auch wie das Gesicht behandelt ­werden, frei ohne Vorhang. Sie muß sich nicht schämen, nichts zu verbergen haben. Unverhüllt tritt sie auf. Weg mit diesem Leder.“ D r. He i n r i c h B r o s e , f r ü h e r Ap o t h e k e r F r a u C a r o l i n e B r o s e g e b . v. M a l i c z e w s k i . Sehr gutes Verhältniß zwischen beiden, aber beide immer auf einem halbhumoristischen Streitfuß. „… ich bitte Dich, Caroline, zieh nicht wieder die großen Maliczewski-Register. Du weißt, ich kann das nicht aushalten. Ich lasse jedem das Seine, und Dir Deinen Adel; ich begreife Selbstgefühle. Aber Du darfst von der Geschichte nicht mehr m ­ achen, als sie werth ist. Brose das verstehst Du nicht. Du kennst nicht die Maliczewskis. Aber ich habe Deinen Vater noch gekannt. Vorzüglicher alter Herr. Bei Ligny ­unterm Pferde gelegen. 13 Lanzen Stiche in alle möglichen und unmöglichen Körper­ theile. Ehrenmann. Er hatte Pulver gerochen, keine Frage, aber er hatte es nicht erfunden. In Sachen der Unterhaltung primitiv; immer dasselbe; immer Ligny; immer dreizehn Stiche. Blücher auch unterm Pferde gelegen, aber ohne Stiche. Du kannst nicht verlangen, daß ich darauf hin an eine Götterabstammung Deiner Familie glaube. Achilles Sohn der Thetis, Maliczewski Sohn der …… (hübscher Göttinnenname).“ An anderer Stelle. S i e . Ich begreife Dich nicht. Du bist zu gut gegen ihn. Du hälst doch sonst auf die rechten Dinge. E r . Ich halte drauf, das ist wahr. Aber ich lache drüber, das ist noch wahrer.

[Petersen 1929, 50–51 und Fn. 1] [NFA 24, 140–141] [HFA 1V, 639] [HFA 2I/7, 265]

Brose. Vielleicht besser in einem Gespräch mit einem andern. „Ja, Gundel, was nennst Du große Fragen? Große Fragen, um mit unsrem Freund Lampertus zu sprechen, große Fragen sind relativ. ⌐Distelmeier hat die Redewendung: „Ja, Herr Brose, alles ist zuletzt relativ.“¬ Laß mich einmal gelehrt sein, denn man lebt nicht umsonst mit Bruder Heinrich, Antigone liebte ihren Bruder und begrub ihn. Nun Gundel war das eine große Frage? Ich sage nein. Aber die Welt hat sich für dies bischen Schwesternliebe mehr interessirt als für die Schlacht bei Platää. Ich nehme absichtlich eine Griechenschlacht, um im Stil zu bleiben, und weil eine Griechenschlacht wenigstens in den Augen eines Philologen, immer zwei Christenschlachten aufwiegt.

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Brose ii: Die Brüder Brose

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Die Brüder Brose Beide gut, lieb brav, lieben sich auch. Heinrich ist aber immer gereizt, weil er glaubt, sein Bruder wolle sich wissenschaftlich überheben. Dieser Bruder ist nun ein ganz feiner Kerl und der eigentliche „Prediger Salomo“, der allem seine Stellung giebt, immer heiter, immer ruhig, immer frei. Die Frau ebenso. Viel klüger und feiner als die seines Bruder Heinrich. Kinderlos. Der „Held“ schwankt nun immer zwischen den Brüdern, der eine will ihn fürs Leben, der andre für die Wissenschaft haben.

[Petersen 1929, 18] [NFA 24, 775]

P r o f . H e i n r i c h B r o s e . W. v. Merckel. Hat einen feinen Schleiermacherkopf. Er vertritt den „Chor“, giebt die Leitung und Tendenz des Ganzen. Ist der Grundton, der immer durchklingt. Nach der t e n d e n z i ö s e n Seite hin die Seele des Buchs.

[Petersen 1929, 20 Fn. 1] [NFA 24, 778 Fn. 1]

Dr. Heinrich Brose und Prof. Eduard (?) Brose. Jener ist der Nicht=Literat und deshalb gegen den Professor immer gereizt, weil er glaubt dieser könne sich überheben und klüger dünken. „Ich bitte Dich Eduard (?) ziehe nicht die großen Register, besteige nicht Dein Turnirpferd höhrer Wissenschaftlichkeit und Erkenntniß. Dies kann ich nicht ertragen.“ Dieser Ton klingt durch ihren Verkehr beständig hindurch. Der Prof: ist fein, gütig, nachsichtig, geistig überlegen, vornehm; der andre gutmüthig, voll Temperament und gutem Humor, aber immer piquirt, ein fighting Charling.

[DLA, A: Fontane 55.1038/29] [Petersen 1929, 18]

Bismarck ist ein Haupt=Zankapfel zwischen den Brüdern Brose. Der Prof., nationalliberal in seinen Anschauungen, liebt, ehrt, bewundert ihn, geht darin sogar zu weit. (Etwas Treitschke, Droysen, etc) Heinrich Brose ist entweder conservativ oder Fortschrittler (oder beides; Voss. Ztg; Anhänglichkeit an das Königshaus, aber auf demokratischer Grundlage) und bekämpft in B. den Junker, den Revoloutionair, den Sichselbst=Anbeter, den Verächter des Rechts. Daraus entstehen erbitterte Debatten.

[DLA, A: Fontane 55.1038/34r] [Petersen 1929, 18] [NFA 24, 775]

Wilhelm Brose Auch Bismarck ist einer seiner empfindl. Punkte. Er geht mit ihm durch dick und dünn. „Und wenn er etwas Dummes macht, so ist es immer noch klüger, als was im Durchschnitt die Klügsten thun!!“

[Petersen 1929, 18] [NFA 24, 775]

Ueber Bismarck. D i e b e i d e n B r ü d e r. „… Glaube mir Heinrich, er kriegt sie unter (die Katholiken) er kriegt alles unter, alles, auch die Kammer, auch die Liberalen.“ Heinrich antwortet. Wilhelm: „… Mein lieber Bruder, das ist nun wieder wie es is. Sei mir nicht böse. Aber sieh das ist nun wieder so u. so. Du bist eigentlich ein gescheiter Kerl und ich

[Petersen 1929, 18–19] [NFA 24, 776]

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i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

streiche die Segel vor Dir. Aber eins ist schrecklich: Du bist ein Doktrinair, ein liberaler Doktrinair. Und das ist das Schlimmste. Wie machst Du’s? wie lebst Du? Eigentlich, nimm mir’s nicht übel, weißt Du doch von Gott und der Welt nichts …“ Heinrich lachte. „Von Gott u. der Welt nicht“ wiederholte Wilhelm „und da sitzst Du nun in D ­ einer Stube und bekuckst alles wie aus der Vogelperspektive immer von der höheren Warte der Weisheit, der Philosophie, der höheren Erkenntniß aus. Und wenn Du so eine h ­ albe Stunde gekuckt hast, dann hast Du Deinen Spruch fertig und reibst Dir die H ­ ände und bist kreuzvergnügt, denn nun hast Du’s, nun weißt Du’s ganz genau, und wenn der Herrgott selber in Verlegenheit ist, so braucht er nur bei Dir zu fragen und Du sagst ihm: ,Gott, das war ja so: entsinnen Sie sich doch‘. Ja mein lieber Heinrich, laß mich mal ein bißchen pastorn und Dir sagen Du wandelst die Wege der Selbst­gerechtigkeit. Es soll Dich nicht persönlich treffen; ihr seid alle so; gute Leute, gescheidte Leute, aber man kann mit euch nicht leben, denn ihr wißt zu viel und zuletzt wißt ihr gar nichts.“ Heinrich lachte herzlich. „Das läßt sich hören, Bruder. Das ist ein Manneswort, deutsch, kräftig bieder …“ Wilhelm unterbrach ihn: Versteht sich, versteht sich. Ich bin ein Kauz, ein Original, ein lieber schnurriger Kerl. Siehst Du denn nicht, daß dies nichts ist als die Belegstelle zu allem was ich gesagt habe, der reine Gelehrten-Hochmuth, der nun wieder den etwas simplen armen Bruder in Kategorien bringt, in die Kategorie schwatzhafter Colericus mit etwas Sanguiniker, „kommt häufig vor, Hals kurz, Embonpoint, asthma­ tisch, intelligent angelogen aber unbedeutend, ohne philosophische Tiefe. Nein, nein, sage mir was andres, werde heftig, grob, aber nicht diese sanften klugen Reden.“ „Ja, Wilhelm, dann mußt Du meine Rede selber halten, dann weiß ich daß sie gut wird.“ Gut, gut, das will ich thun; ich werde jetzt statt Deiner erwidern, ich glaube in ­einem Shakespeare’schen Stück kommt was Aehnliches vor, aber das thut nichts, nichts Neues unter der Sonne. Also ich fange an: Und nun fängt er wirklich an und verdonnert sich vom Bruder-Heinrich-Standpunkt aus.

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Brose iii: Onkel und Neffe [Petersen 1929, 17] [NFA 24, 774–775]

Broses Bruder ist Professor an der Universität; wahrscheinlich Philolog, altdeutsch, Germanist. Dadurch fühlt sich Broses Neffe zu diesem Professor-Bruder besonders hingezogen.

[DLA, A: Fontane 55.1038/1r] [Petersen 1929, 4]

Heinr: Brose hat eine Passion auch für Ausgrabungen und empfiehlt dies seinem Neffen zur Nachahmung. „Ihr aus den kl. Städten kennt immer nur 3 erlei: Kanzel, ⌐oder Katheder¬ Kreisgericht, ⌐oder¬ Sektionstisch. Was da nicht hinein paßt, paßt überhaupt nicht. Aber jenseits dieser fängt das Studium erst an. Dies ist das ganz Triviale etc.

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Allerlei Glück

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Alle Anstrengungen während der e r s t e n d r e i B ü c h e r gehen dahin sich des Neffen Karl zu versichern. Er will ihn für das Leben gewinnen; er soll R e i s e n d e r , N a t u r f o r s c h e r , G e o g r a p h werden. Giebt aber zu, daß eine „staat­ liche ­Stellung“ zwar nicht nöthig aber wünschenswerth sei, also Consul oder General-Consul in Serajevo, Bukarest, Brindisi, Malta, Alexandrien, Smyrna, Tiflis, Beirut, Jerusalem. Das Liebste ist ihm aber: Tanger, Algier, Tunis, Wadai, T i m b u k t u . Hier muß eine „neue Station“ errichtet werden. Er giebt zu, daß P h i l o l o g i e , S p r a c h s t u d i e n wichtig sind; aber nur ­solche, die ins Leben hinausführen. So interessirt er sich für Kawi-Sprache, für das Abyssinische etc. I n W a h r h e i t s i n d i h m d i e S p r a c h e n g­ l e i c h ­g ü l t i g

[Petersen 1929, 35] [NFA 24, 800]

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i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

und er geht nur darauf ein, weil er meint, s o l c h e Sprachstudien, wie ihm vorschweben, führen ihn in die Welt hinaus. Von der andern Seite zerrt W i l h e l m B r o s e an ihm herum. Dieser ist nur P h i l o l o g , Sprachen- und L i t e r a t u r mensch, dichterisch-philosophisch. Er will den Neffen für die S t u d i r s t u b e und für das K a t h e d e r heranbilden. Das Beides macht glücklich; nicht draußen die bunte, wüste Welt. Er giebt aber zu, thue jeder das, w o z u e s i h n t r e i b t ; „treibt es Dich zu etwas andrem, hat es ein Interesse für Dich den Gorilla auf seinem Eigensten zu belauschen, so thu’s. Ich habe nichts dagegen. Aber wie ich Dich zu erkennen glaube, Du bist nicht für den Urwald und die Wüste, sondern für uns und die volle Wissenschaft“. Beide Brüder streiten sich also um ihren Neffen; jeder will ihn für sich und seine Sache gewinnen. Heinrich Brose ist dabei einseitig und verrannt; Wilhelm Brose ist feiner, hat seine Wünsche und Ansichten, will sie aber nicht gewaltsam durchsetzen. Zunächst – etwa im 3. Buch – siegt Heinrich; der Held geht nach England, Seraphines halber; Heinrich (der das Motiv nicht kennt) ist glücklich. Aber bald erkennt Heinrich, daß er sich in dem Neffen geirrt; er macht in seinem (Heinrichs) Sinne „keine Fortschritte“, er besinnt sich auf sein Eigentlichstes (Beowulf; Britisches Museum) und kehrt zurück. Also hat schließlich Wilhelm gesiegt. Heinrich, nach Widerspruch u. Gepolter, giebt ihm schließlich seine Tochter und sagt ihm: „n u n bleibe nur; Flitterwochen in Dahomey sind unzulässig. Und so sehr ich für Reisen bin, Hochzeitsreisen sind mir zuwider. Die Wissenschaft hat nichts davon und die Liebe auch nicht.“ [TFA N 11, 45r] [­Petersen 1929, 53] [NFA 24, 144] [HFA 1 V, 643] [HFA 2I/7, 268–269]

[TFA N 11, 46r] [­Petersen 1929, 53] [NFA 24, 144] [HFA 1 V, 643] [HFA 2I/7, 269]

(1) (2) [TFA N 11, 47r] [­Petersen 1929, 53] [NFA 24, 144–145] [HFA 1V, 643–644] [HFA 2I/7, 269] (1) (2)

Die entscheidende Unterhaltung, in der der Plan des Romans dargelegt wird, wird schon in den ersten Kapiteln des 2. Buches (als Onkel Wilhelm zurückgekehrt ist) zwischen Onkel Wilhelm und seinem Neffen Karl (?) geführt. Onkel Wilhelm sagt: es giebt allerlei Glück, und es giebt sogar allerlei Moral. Dies steht im nächsten Zusammenhang. Denn an unsrem sittlichen Zustand ⌐unsrer ­Moral¬ hängt unser Frieden und an unsrem Frieden hängt unser Glück. Aber unsre Moral ist so mannigfach wie unser Glück. Es giebt nicht Formeln dafür, | die überall hin passen; für den einen paßt dies, für den andern das. Schon die Bibel spricht das sehr schön aus: „wem viel gegeben wurde, von dem wird viel gefordert.“ Darin liegt es. Karl erwiedert. Es giebt aber doch ein Sittengesetz und ganz bestimmte Gebote. „Und sie zu befolgen, wird sich immer empfehlen. Auch dann noch wenn wir sie hart finden, oder ihren Nutzen nicht einsehn. Man schläft am besten auf dem Kissen, das einem die Gewohnheit das Herkommen und die Gutheißung stopft. Aber Ich werde niemandem den Rath der Auflehnung dagegen ertheilen. Aber wenn er sich, ohne mich zu fragen, bereits |aufgelehnt hat, wenn mir seine Auflehnung als ein fait accompli entgegengebracht wird, so mess ich den Fall nicht mehr mit der allgemeinen Conventions=Elle aus, nicht mehr mit dem Herkömmlichen, Bequemen, Landläufigen, sondern sehe mir den Fall an und be­urtheile ⌐ihn¬ nun mit meiner Moral der mir persönlich ins Herz geschriebnen Moral und nicht mit der öffentlichen.

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Wird sich die Aber nach dem was Du vorausgeschickt und angerathen hast, möcht ich annehmen, daß sich Deine Moral und die öffentliche decken werden. O, nein, keineswegs. Ich handle nach der öffentlichen Moral, weil ich nicht Lust habe mich in unbequeme Kämpfe einzulassen, aber ich urtheile nicht danach, wenn andre es für gut | befunden haben, die gewöhnliche Vorstellung von Sitte etc. zu durchbrechen. Es geschehen tagtäglich hunderte und tausende von Dingen, die | ich weiter nicht loben und preisen will, die | nach meinem Ermessen ganz gewiß nicht zu loben und zu preisen, aber ebensowenig als eigentlichste Verstöße gegen ein höhres Sittengesetz anzusehen sind. Die katholische Kirche unterscheidet tödtliche und „lässige Sünden“, d. h. Sünden, die nicht geradezu „zuzulassen“, aber ohne viel Federlesens zu „erlassen“ sind. So steh ich auch zu der Sündenfrage, zu der Frage der Verstöße gegen die Moral. Es giebt auch hier tödtliche und „lässige Sünden“. Tödtliche Sü Alles was der große Lügengeist geboren |hat, alles was aus der Hölle stammt, alle ⌐fortreißt¬ Sünde gegen den heiligen Geist, alle Gesinnungs=Niedrigkeit ⌐ist, das¬ ist große Sünde; aber was nicht alles gehört dahin. Wir sprechen ab immer nur von Himmel und Hölle. ⌐gut¬ Aber wenn wir mit der einen Hand den einen mit der andern die andre ⌐(die Hölle)¬ berühren, ⌐?¬ so stehen wir mit unsren zwei Beinen doch recht eigentlich auf der Erde; ⌐gut¬ auch diese durchströmt uns, und alles was blos irdisch an uns ist, das ist nicht gut, nicht böse und wenn es böse ist, so ist es „lässige Sünde“. Die Begehrlichkeit, die Selbstsucht eine von den vielen Töchtern der Selbstsucht, ist eine | „lässige Sünde.“ Sie kann wachsen, wuchern und dann wird sie tödtlich. Aber das sind dann Accedentien. Das Schlimmste braucht ihr nicht anzuhaften. Ich denke dabei an Axel. Wie das? fragte Karl, der nicht annahm, daß der Onkel eingeweiht sei. Nun sein Verhältniß zu Frau v. Birch ist ein öffentliches Geheimniß. Du hast hier einen Musterfall. Ich ziehe das Keusche dem Unkeuschen vor und es ist kein leerer Wahn: selig sind die reinen Herzens sind. Ich will Dich nicht mit Bibelsprüchen aufhalten. Aber ich bin außer Stande in dem Verhältniß dieser beiden Leute etwas besonders Anstößiges zu erblicken. Es werden keine Pflichten verletzt, es wird kein Anstoß gegeben; eine nicht aus lautersten Quellen stammende Neigung sucht ihre Befriedigung und findet sie. Ich persönlich habe meine Befriedigung in andrem gefunden, aber so lange wir nicht gelernt haben, auf Sternen zu gehn, so lange wir Erde sind, werden wir dies nicht abthun und wer dabei die Grenzlinien scharf zu ziehen versteht, – dies ist die Bedingung und scheinbar verwandte Fälle können schon sehr verschieden sein – der mag seine Straße ziehn. Meine Absolution, meinen Ablaß hat er. Allerlei Glück. Gespräch zwischen Onkel Wilhelm und seinem Neffen über „Allerlei Glück“ und namentlich über „allerlei Moral.“ Dies Gespräch hat sehr gute Stellen. Der Neffe muß Querfragen thun. Dann werden sie (wo es jetzt abschließt) unterbrochen. Der Neffe setzt dann in einem Briefe das Thema fort und sagt kurz, daß er aus der „allerlei Moral“ auch das „allerlei Glück“ abgeleitet habe. Seine Befriedigung innerhalb des Erlaubten oder doch des Zulässigen zu finden, auf das unsre Natur hinweist, das ist Glück. Der geringste Fehltritt dabei, oder auch nur Irrthum und das Glück ist hin. Das Glas fällt aus der Hand und ist zerbrochen. Es verlohnt sich auch nicht darüber zu sentimentalisiren. Denn sehen wir uns jeden Tag an, so werden wir finden von Minute zu Minute hängt alles an einem Haar.

[TFA N 11, 48r] [Petersen 1929, 53–54] [NFA 24, 145] [HFA 1 V, 644] [HFA 2I/7, 269–270]

[TFA N 11, 49r] [­Petersen 1929, 54] [NFA 24, 145] [HFA 1 V, 644] [HFA 2I/7, 270]

[TFA N 11, 50r] [­Petersen 1929, 54] [NFA 24, 145–146] [HFA 1V, 644–645] [HFA 2I/7, 270]

[TFA N 11, 44r] [­Petersen 1929, 53] [NFA 24, 143–144] [HFA 1V, 642–643] [HFA 2I/7, 268]

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i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

[Petersen 1929, 54 Fn. 1]

Er beruft sich eigens auf die Jesuiten und Pater Gurys Buch. Er hebt hervor, daß er mit vielem darin übereinstimmt. Wer das Leben k e n n t , läßt vieles g e l t e n . Es ist einmal so. Es bildet sich dabei eine neue Moral heraus, die ich für die richtige halte. Von jedem wird gefordert, je nachdem ihm gegeben wurde.“

[DLA, A: Fontane 56.550/20a]

Allerlei Glück. ⌐Zu der Stelle, wo sich Prof. Heinrich Brose zu dem jungen Helden über diese Fragen ausläßt.¬ Es gibt hundert und tausend Formen des Glücks. Ich hatte einen Freund und Universitäts-Collegen, der unendlich glücklich war, wenn er im November einen heftigen Schnupfen Katarrh kriegte, denn dieser Schnupfen versprach ihm wie er sich ausdrückte einen „ruhigen und klaren Winter“. Und er hatte Recht. Alle Glücksformen aber, so viele |tausende da sein mögen, fordern eins: ein ruhiges Gewissen. | Fehlt das, so giebt es keins; ist es da, so findet sich auch leicht das Glück. | Wobei durchaus gesagt werden muß, daß das ruhige Gewissen nicht ein so delikater Punkt ist, wie viele meinen und daß schlechtes das schlechte Gewissen mit Sünde |keineswegs zusammenfällt. Es sind ganz besondre Sünden, die uns das schlechte Gewissen geben: Die Sünden gegen den heiligen Geist, das Gemeine, Schlechte, Niederträchtige, der Verrath, die Lieblosigkeit, das versäumte Mitleid das mit kaltem Blute herbeigeführte Unglück. Sünden aber des Blutes und der Natur, die |gegen das Moralgesetz verstoßen aber niemanden schädigen, denen alles von Verrath, Verführung und schnöder Selbstsucht fehlt, solche Sünden sind „lässige Sünden“, wie die Katholiken sagen, Sünden die zu erlassen sind. Ja, es könn kann unser Glück in ihnen stecken. Aber die Grenzlinie liegt hier fein und es heißt auf seiner Hut sein. Sonst ist es um uns geschehn.

(1) (2) [DLA, A: Fontane 56.550/20r]

(1) (2) [DLA, A: Fontane 56.550/21a]

[DLA, A: Fontane 56.550/21r]

[Petersen 1929, 84–85 und Fn. 2] [NFA 24, 186–187] [HFA 1V, 686] [HFA 2I/7, 312]

⌐Heinrich Brose in einem der Schluß-Kapitel. Wichtig.¬ E d w i n u n d H e n r i e t t e n s Ve r h ä l t n i s . Heinrich Brose über „Leidenschaft“ und das Verlangen danach. Edwin und Henriette werden nach allerhand Zwischenfällen – Hinneigung zu ­Seraphinen – ein Paar. Edwin und Onkel Heinrich Brose haben darüber ein Gespräch. Edwin sagt ihm ganz offen „Es sei nicht das Wahre“. „Edwin, Du bist ein Narr. Gerade, es i s t das Wahre. Sonderbare Welt heutzutage. Jeder will f e i n sein, vornehm sein, ein Prinz sein. Manche begnügen sich schon damit für einen „Engländer“ gehalten zu werden. Das ist was Aeußerliches. Aber inner­ lich sind die Menschen noch toller. Jeder will eine L e i d e n s c h a f t haben oder doch wenigstens gehabt haben. Narrethei. Sei doch jeder froh wer gerade drum herum kommt. Ist es denn damit was Großes? Was Großes an der Leidenschaft ist, die stellt sich schon ein, wenn einer das Herz auf dem rechten Fleck hat. Wenn Unrecht geschieht, wenn ein Volk blutet, geknechtet wird, da wird sie lebendig, nicht bei denen, die die „Leidenschaft“ in Entreprise haben, sondern bei den ruhigen, guten, unverbrauchten Leuten. Sei froh daß es ist, wie es ist. Ihr paßt zueinander, ihr liebt euch wie ordentliche, gute Menschen. Quackelei die ganze Leidenschaft.

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Brose iv: Ausflüge W. Brose.

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Im Zoologischen Garten. Er findet das alles reizend, bezaubernd. „Es ist mir nur nicht ächt genug, nicht tropisch, oder richtiger nicht paradisisch genug. Oder nicht genug Arche Noah. Es müßte alles heraus: Thier=Rendez-vous, Börse, Läster=Allee der Dromedare und Giraffen. Denken Sie sich den Anblick, wenn solche hohe Giraffe, das geborne Hoffräulein älteren Datums, wenn sie dem Strauß begegnet und dieser verlegen seinen Kopf in den Boden steckt. Denn eine andre Aufgabe hat nach gewöhnlicher Vorstellung, der Strauß nicht. Es ist das der einzige Punkt worin ich mit meinem Freund Bodinus auseinandergehe. Er hält es für gemeingefährlich. Mit nichten. Nero fuhr mit einem Löwen- oder Leoparden=Gespann und selbst König Fr. W. I. zog Bären zur Tafel. Ich seh also nicht ein. An dem ersten Tage, wo der große Elephant die Allee passirt, laß ich einen Thurm bauen und grüße Dich als ⌐Führer der¬ Besatzungsmannschaft von oben her oder laß eine Salve geben. Ja, ja Gundel. Alles Dir zu Ehren. Ach, Brose, das ist ja alles Unsinn. „Unsinn? Mit nichten, Gundel. Menschen wie Du halten alles für Unsinn, was nicht da ist, oder nicht Mode ist. Und ihr vergeßt, daß die Welt sich alle Täge ändert. Was hätte meine | Gundel gesagt, wenn man ihr Anno 30 gesagt hätte, sie könnte in 2 Stunden nach Magdeburg und in einer ⌐halben¬ Stunde nach Potsdam fahren. Oder sie würde die Nachricht von einem Sturm in Schottland eine halbe Stunde nachher wissen, als der Sturm stattgefunden ⌐der Wahl eines neuen Präsidenten in Washington¬ sechs Stunden früher wissen als die Wahl stattgefunden hat.  Unsinn. Gar nichts ist Unsinn. Oder alles.

[TFA N 11, 80r] [­Petersen 1929, 52] [NFA 24, 142–143] [HFA 1V, 641–642] [HFA 2I/7, 267]

[TFA N 11, 80v] [­Petersen 1929, 52] [NFA 24, 143] [HFA 1 V, 642] [HFA 2I/7, 267–268]

Brose und Familie, auch der Neffe, besuchen den Z o o l o g i s c h e n G a r t e n , besonders das Giraffen- und das Dickhäuter-Haus. Als sie wieder zu Hause sind, dreht sich das Gespräch um diese Dinge; Brose wird sehr lebhaft und proponirt eine Erforschungs-Reise ins Innere Afrikas, bietet auch die Mittel dazu. Barth u. Overweg; Bastian und die andern. Der Neffe lehnt ab.

[Petersen 1929, 52] [NFA 24, 143] [HFA 1 V, 642] [HFA 2I/7, 268]

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Kegelspieler. Anti-Boccia-Mann. Höre, darauf halt ich. Ich lasse mich handeln, ich zwinge nicht die Natur. Willst Du nicht an den Tschad-See, schlimm genug; doch meinetwegen. Aber zwischen Kegel u. Boccia sich vernunftgemäß und das Mindeste zu sagen in Uebereinstimmung mit den Wünschen eines Onkels entscheiden, das kann jeder. Also hier versteh ich keinen Spaß.

[Petersen 1929, 30 Fn. 2] [NFA 24, 792–793 Fn. 2]

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W. Brose. Landpartie nach Saatwinkel und dem Tegler See.

[TFA N 11, 81r] [­Petersen 1929, 62] [NFA 24, 156–157] [HFA 1V, 655–656] [HFA 2I/7, 281–282]

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Am Abend, ⌐unmittelbar¬ nach der Rückkehr (unterwegs Lieder gesungen: „Ich weiß nicht was soll ich ⌐es¬ bedeuten, daß ich so traurig bin“ – über das Lächerliche dieser Gesänge, die sich immer im Gegensatz zur Situation befinden, spricht Brose am andern Morgen beim Frühstück) schrieb Brose die Tagesausgaben auf. Der letzte Posten war die Landpartie. Er nahm einen Zettel um die Einzelposten zusammen⌐zu¬addiren:

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i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

Wagen … 30 Mark 7 Schlei mit Dill …   7 Mark 1 Mosel; und 3 Sodawasser   2 Mark 50 14 Seidel; und 1 Cottbusser   2 Mark 50 Kellner   1 Mark Kutscher   2 Mark    Summa

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45 Mark

Er warf ⌐sah sich¬ ⌐hielt¬ die Zahl ans ⌐Licht, wie sich um zu vergewissern, daß sie richtig sei,¬ warf sich in den Stuhl zurück und schien den Genuß des Nachmittags noch einmal kritisch zu prüfen ⌐Revue passiren¬. Ein ihm eignes Lächeln spielte um seinen Mund; ⌐kritisches Lächeln war unverkennbar, und¬ er klappte das Buch zu und sagte: „Alles in allem, etwas theuer!“

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Broses Nachbarn i: Familie Pappenheim [Petersen 1929, 27] [NFA 24, 787]

[Petersen 1929, 27] [NFA 24, 788]

Eine b e r l i n i s c h sprechende Person (Herr oder Dame), aber höheres, gebildetes Berlinisch, d. h. Hochdeutsch mit Berliner Ausdrücken gespickt: „Lotterig. Ver­ biestert. Oh Jerum, jerum Löffelstiel. Unter der Kanone. Fauler Zauber. Nicht ein Schimmer. Er ist mit einer Tante behaftet. Man kann nicht vorsichtig genug in der Wahl seiner Eltern sein. Da haben Sie den Salat. Spritzfahrt. Augen wie Setzeier. Ein paar kurze Haarstränen hingen an seinem Kopf und ein paar Haarstränen hingen ihm über die Schläfe wie Sardellen über den Schüsselrand. Das ist ja wie verhedderter Zwirn. „Ja mein Theuerster, Gurkensalat ist auch Compott.“ Klapperig. Wacklig. Gebrüder Beneke. Sieben Häuser und keine Schlafstelle. Allemal derjenige welcher. „Ich werde irgendwas behaupten.“ oder „Sie müssen irgendwas behaupten.“  „Er orakelt drauf los.“  „Mädchen komm an meine grüne Seite.“  „Dochte sind keine Lichte.“ A d e l g u n d e S t a n w i n s k i oder Steppenbeck oder Lämmerhirt. (Es muß ein dreisylbiger Berlinischer Name sein mit dem Accent auf der ersten Sylbe.) ⌐Bertha Pappenheim ist besser¬ Sie ist die Tochter kleiner Leute, Tochter eines Buchdruckerei-Faktors (dies ist vielleicht sehr gut) und die ganze ursprünglich ungebildete, aber sehr begabte, sehr gütige, sehr s t a t t l i c h e und sehr hübsche Familie ist nun literarisch und künstlerisch angeflogen. Schon die Alte, ebenso eine jüngere Schwester, am wenigsten der Alte selbst, der stattlich, beamtenhaft, halb-militairisch ist. Adelgunde ist der Liebling, der Stolz, der wit, das Talent der Familie. Brüder sind nicht. Aber junge Leute verkehren dort. Alle sind in Adelgunden verliebt, aber oberflächlich, alles halb scherzhaft, denn sie lebt nur der Kunst. Mitglied des „Thalia“-Liebhaber-Theaters. Spielt kleine Rollen; aber das ist nichts. Ihr Herz ist bei Iphigenien, Jungfrau von Orleans, Thekla, Lady Macbeth. Die Hauptsache ist nun zu zeigen, daß sie, trotz d i e s e s g a n z a u f r i c h t i g e n , g a n z i d e a l e n H o c h f l u g s doch immer specifische Berlinerin ist und bleibt, die sich kontinuirlich in Berliner Jargon-Redensarten ergeht, aber doch immer so, daß sie nie häßlich und ordinair, sondern immer nur apart, originell, pikant und erheiternd wirken.

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Sie wird dann schließlich wirklich selber Schauspielerin und als Iphigenia berühmt, wird gemalt und trägt die Unterschrift: „Das Land der Griechen mit der Seele suchend.“  „Unsinn: ich suche einen Mann, aber einen guten ⌐ich find ihn nicht¬; sechs Fuß und mit’s eiserne Kreuz.“ Die ganze Familie, die kleine Gesellschaften giebt, muß ausführlich behandelt werden. Vorbild: Fräul. Hawerlandt und die Pietschens (namentlich für die Mutter, die alte Pietsch). Als Gegenstück dazu eine kleine, blonde, sentimentalisirende Person aus Bitterfeld, die viel dort im Hause verkehrt. [Auf einem anderen Blatt wird eine]

Frau R. R. Sch….

[als Vorbild genannt.]

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[Petersen 1929, 27 Fn. 2] [NFA 24, 788 Fn. 1]

Frau R e g i s t r a t o r P a p p e n h e i m . Alles ,Falsche‘ war ihr verhaßt. Dafür sprach auch das kleine, kleine Zöpfchen, das mit einer seiner Kleinheit entsprechenden Akkuratesse um einen graden, aber phantastisch ornamentirten Kamm herum­ gelegt war. Ob es Schildpatt war, ließ sich nicht recht erkennen. Bertha Pappenheim „Der Mensch ist frei und wär er in Köthen geboren“. In diesem Stil müssen, neben ihren wirklich pathetischen Citaten, all ihre humoristischen Citate sein.     Registrator Pappenheim. Sein Großvater war noch kleiner jüdischer Handelsmann gewesen, aber dessen Sohn hatte tapfer die Jahre 13–15 mitgemacht und war Christ geworden und ein kleiner Beamter. ⌐Und¬ In seine Fußstapfen trat ⌐war¬ sein Sohn getreten. Er war stockpreußisch und wie seine Vorfahren an Israel geglaubt hatten, so glaubte er an Preußen. Es war ihm das Land der Verheißung, Canaan, das Land in dem Milch und Honig fließen, trotzdem sich ihm persönlich dieser Segen nur in Gestalt eines Fixums von 800 Thalern jährlich ⌐und einer Weihnachts=Gratifikation¬ darstellte. Mitunter fand er es unausreichend, aber das Gefühl „dem Staate zu dienen“ ließ eine Unzufriedenheit nicht aufkommen. Der ganze Apparat der „billigen Mittel“ der Kleinorden und Kleintitel, die den Zweck der Geld=Ersparniß verfolgen, war ihm gegenüber noch unverbraucht.

[DLA, A: Fontane 56.550/25] [Petersen 1929, 27 Fn. 1 u. 29]

Eine von Bertha Pappenheims Lieblingswendungen wenn es sich um Dichtungen, Kunstwerke, vor allem aber um Liebesabenteuer und confidentielle Mittheilungen ­ihrer Freundinnen handelt, ist: „nur nicht sentimental!“ (Ihr Vater hat die Wendung: „immer aus dem Centrum.“ etc.)

[DLA, A: Fontane 55.1038/35r] [vgl. ­Petersen 1929, 29] [NFA 24, 810]

Er constatirt all und jedes, und Brose ist außer sich darüber und sagt: „Er ist ein guter alter dummer Kerl.“ Dann lateinische Beamten-Wendungen: Sub petito remissionis; brevi manu; conferatur; mundiren; paraphiren; vidimiren. Non soli cedo. Rocher de bronze.

[Petersen 1929, 29] [NFA 24, 790]

Bertha Pappenheim. Gesellschaft bei Broses. Sie kommt an die Seite eines alten steifen Adligen, der nun immer von v. P a p p e n h e i m sprechen und Beziehungen finden will. Sie foppt ihn.

[Petersen 1929, 67] [NFA 24, 163] [HFA 1 V, 662] [HFA 2I/7, 288]

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i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

„Nicht von Lützen, nichts von Kürassieren.“ Nein wir sind von der Berliner Linie. Diese hat bekanntlich den Adel fallen lassen. Unsre Beziehungen zu Lützen sind unaufgeklärt und von „unsren Kürassieren“ zu sprechen verbietet mir ein unbestimmtes sittliches Gefühl. [Petersen 1929, 66] [NFA 24, 162] [HFA 1 V, 661] [HFA 2I/7, 287]

[Petersen 1929, 28] [NFA 24, 789]

[Petersen 1929, 63] [NFA 24, 157] [HFA 1 V, 656] [HFA 2I/7, 282]

Bertha Pappenheim. Es findet entweder ein Dienstjubiläum oder eine silberne Hochzeit bei Pappenheims statt. Dienstjubiläum (wird Rechnungsrath) ist wohl besser. Unter den Gästen ist im Broseschen Hause – neben dem Adligen (v. Flemming) der immer nach ihrer Abstammung forscht – auch ein Kunstgelehrter, der über Farbenwerthe und ganz besonders über die Bedeutung des Gelb, dann aber über die Mosaiken und Cimabue spricht. Diesem imponiert sie durch B u f f a l m a c o , unter Einfließenlassen von Orcagna, Benozzo Gozzoli und Taddeo Gaddi, was sie alles unter beständigem Bezugnehmen auf das Campo santo ’runterrasselt. B e r t h a P a p p e n h e i m beschließt nun zur Bühne zu gehn. Dies muß etwa in der M i t t e des Romans geschehn; vorher ist sie blos Dilettantin. Sie nimmt nun Unterricht in einer T h e a t e r s c h u l e . Hier die Situation bei Direktor Kirschner schildern. Königgrätzerstraße. Sommer. Schon auf der 1. Treppe hört man die „Sprache der Leidenschaft“. Oben eine Art Maler-Atelier. Ein Stück davon zur Bühne hergerichtet. Bilder. Theaterzettel etc. Die jungen „Commis“, ein alter Ober-Sekundaner, der nicht weiterkonnte, ein entlassener Lieutenant. Die verschiedenen Weiber. Die hübsche, die nur Kunst treibt, um eine gute Partie zu machen; die heroische, die leidenschaftliche, die kokette. Scenen aus „Kabale und Liebe“. Vielleicht so, daß erst das Institut und die Situation durch Bertha selbst scherzhaft geschildert wird (im Hause ihrer Eltern, in Gegenwart einiger Freunde): nun be­schließen diese – entweder mit Berthas Zustimmung oder ohne daß sies weiß – einen Besuch in der Theaterschule zu machen und nun beobachten sie obige Einzelheiten u. Scenen. Kierschners Theaterschule (Aufführung in d. Königgrätzerstraße). Großer Raum; atelierartig, nach links hin lauter große hohe Fenster mit langen Vorhängen. Oben fehlten die Gardinen an dem Oberfenster und hier schien der Mond durch, an dem hellgraue Wolken rasch vorüberzogen. Fünf Reihen Stühle. Links die Fenster, rechts und nach hinten zu Wand. An der Wand Photographien von Schauspielern und Kommödienzettel unter Glas und ­Rahmen. Fünf Gasflammen. Hinter der Bühne Petroleum-Lampen. Die Bühne selbst ein niedriges Podium, vorn ein hoher aus Glanzkattun gebauter Souffleurkasten, blaue Zimmer­dekoration mit drei kleinen braunen Thüren. Rothe Suffiten. Beim Scenenwechsel das Schieben und Rutschen und Stellen, ein eigenthümlicher Bretterlärm. S c h i l d e r u n g d e r G e s e l l s c h a f t . Junge Schauspielerinnen und ihre Freundinnen, die auch schon halb dabei sind, alte Theater-Suitiers, Rezensenten, Freunde des Hauses, der Hauswirth.

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Allerlei Glück

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Bertha Pappenheims Brief am Schluß. Liebe Henriette. (Mitten im Brief) „ ...... Jedes richtige Leben hat einen Mittelpunkt, um den es kreist. Nun wirst Du Dich aus Fräulein v. Zülows Schule her entsinnen, daß es auch Kreise mit zwei Mittelpunkten giebt. In dieser Ellipse bewegt sich mein Leben weiter, um Mann und Kunst. Ich sehe aber deutlich, daß die Ellipse ein Kreis zu werden droht. Wer geopfert wird, brauch ich Dir nicht zu sagen. Du bist Weib und Deine weibliche Seele ahnt es. Das fordere ich von Dir. Im Vertrauen gesagt, ich bin die Tempelstufen nun oft genug heruntergestiegen und ich möchte sie auch mal hinansteigen. Der Altar ist nicht blos da für Deklamirung des Parzenliedes, und die Geschlechter die verschwinden sollen, müssen schließlich erst da sein. Du verstehst.

[Petersen 1929, 85] [NFA 24, 187] [HFA 1 V, 687] [HFA 2I/7, 312–313]

Pappenheim und die „Sieben vor Theben“ 820

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⌐Fahrt. Spiel. Bekanntschaft. Theater-Akademie. Besuch derselben.¬ Kegelclub in Wilmersdorf. Zu diesem gehören sechs, sieben Personen, meist Bourgeois. Auch Registrator Pappen­heim wird eingeführt. Fahrt von der Mauerstraße aus in einem offenen, luftigen Kremser. Bekanntschaft mit zwei, drei Herren wird gemacht. Andre sind schon ­draußen. Nun das Kegelspiel selbst. Ein Herr von Mitte 50 ist der lebhafteste; er ­citirt immer. Dadurch wird der Registrator an seine Tochter Bertha erinnert. Alle ­Citate sind aber dem Kegelspiel angepaßt: „Fällt der Mantel, fällt der Herzog mit“. Die ­Kugel geht vorbei „Grüß mir mein Lottchen“. „Vier Elemente regiren die Welt.“ „Die letzten vier vom 10. Regiment.“ „Umstanden die sieben den Herrscher der Welt.“ „­Sechse treffen, sieben äffen.“ „Denn drei macht eins und vier macht keins, das ist das Hexen=Einmaleins.“ ⌐„Von ­einem bösen Geist im Kreis herumgeführt, Und rings umher liegt schöne fette Weide.“¬ „Du mußt es zweimal sagen.“ „Sieben ist die heilge Zahl.“ „Eilende Wolken, Segler der Lüfte.“ „Man sagt, er wollte sterben.“ „Der Helm­ eues busch macht ihn kenntlich.“ „Wir hatten sechszehn Fähnlein aufgebracht.“ „Und n Leben blüht aus den Ruinen“ (zu der Partei, die unterlegen hat.) „Noch am G ­ rabe pflanzt er die Hoffnung auf.“ „Nur der Irrthum ist das Leben, Und die Wahrheit ist der Tod.“ „­Freude war in Trojas Hallen, eh die hohe Feste fiel.“ – Mit diesem Manne wird Pappenheim („Daran erkenn ich meine Pappenheimer“ oder schon vorher aus Wallen­ steins Lager „von des Pappenheims Kürassiren) bekannt gemacht; sie befreunden sich auf dem Heimwege (zu Fuß), er erzählt ihm von seiner Tochter Bertha, und sie kommt nun in die Theater=Akademie. – Hier wird nun Bertha eingeführt. Schilderung der Theater=Akademie. Bertha brillirt. Sie ihrerseits ist aber keineswegs befriedigt und erklärt, daß das sei alles Kümmerlichkeit, darüber sei sie weg „Und hinter mir liegt dieses kleine Feld.“ Sie beschließt ganz ihren eignen Weg zu gehn. Der Papa erschrickt; sie aber lacht, weil sie ihrer Sache sicher ist.

[TFA N 11, 14r] [Petersen 1929, 59–60] [NFA 24, 152–153] [HFA 1V, 652] [HFA 2 I/7, 277–278]

„Die Sieben vor Theben.“ Gut. Es muß so verlaufen, daß in dem voraufgehenden Kapitel einer der „Sieben“, der zugleich ein oberflächlicher Bekannter von Pappenheim ist, mit diesem über Bertha

[TFA N 11, 17r] [­Petersen 1929, 60] [NFA 24, 153–154] [HFA 1V, 653] [HFA 2 I/7, 278–279]

124 |

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

in ein Gespräch kommt. Pappenheim nennt des „Direktors“ Namen und der Freund sagt: „Da kann ich helfen. Das ist ja einer von den Sieben vor Theben. Das giebt eine gute Gelegenheit. Pappenheim sah ihn verwundert an. „Wir sind nämlich ein Kegelclub. In Wilmersdorf. Alle Freitag. Da müssen Sie mit. Jeder darf einen Gast mitbringen. etc.“ Dies Gespräch wird fortgesetzt und Pappenheim acceptirt. Damit schließt nun das eine Kapitel, dem das Vorstehende blos als kurzer Anhang dient. Dann kommt das neue Kapitel, das nun so anfängt, daß Pappenheim am Freitag an der Omnibusstelle sich einfindet. Der Freund ist nicht da. Statt seiner ein Dienstmann mit einem Briefchen. Entschuldigung. Unterzeichnet: Adrastos. Er fährt nun allein hinaus; hat allerhand Betrachtungen. Gespräch mit dem Kutscher. „Ja, die sind schon vorauf. Lustige Herren.“ Dann Ankunft in dem Lokal. Vorstellung. Beginn. „Amphia­ raos, Sie fangen an. Er schob sieben, die wie gemäht fielen. Jeder machte seine Bemerkung, während einer pathetisch sagte: Wie Grummet sah man unsre Leute, Die Türkenglieder mähn.“ Und so fortfahren. Alle sprechen immer und der Eine schließt dann immer dichterisch ab. [TFA N 11, 15] [­Petersen 1929, 61] [NFA 24, 154] [HFA 1 V, 653] [HFA 2I/7, 279]

[TFA N 11, 16] [­Petersen 1929, 61] [NFA 24, 154–155] [HFA 1V, 654] [HFA 2I/7, 279]

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Die Sieben vor Theben. Alkmäon Amphilochos Aegialeus Diomedes Promachos Sthenelos Thersander Euryalos

Söhne des Amphiaraos.

Sohn des Adrastus. Sohn des Tydeus. Sohn des Parthenopäos. Sohn des Kapaneus. Sohn des Polyneikes. Sohn des Mekisteus. ⌐Hippo¬ Ein andrer Bericht giebt den Namen Hippomedon, der für den Komiker viel besser ist. Die eigentlichen „Sieben“ sind also die sieben Unterstrichenen, von denen Adrastus, Tydeus, Kapaneus und Polyneikes die besten Namen sind. Der Komiker aber heißt M ­ ekisteus. ⌐Hippomedon.¬ Pappe Alle diese bilden eine Kegelgesellschaft in Wilmersdorff oder Dahlem. Pappenheim wird aufgefordert an diese einer Partie als Gast theilzunehmen. Er thut es. Sie werden bei ihren Kneipnamen genannt und so kommt es, daß Pappenheim den immer citirenden Komiker für den Direktor hält der Theater=Akademie hält. Der Freund Pappenheims, der ihn eingeladen, kann nicht. So kommt er allein in Wilmersdorf an; an der Stelle, von |wo der Omnibus abfährt, fand er einen Dienstmann, der ihm ein Billet übergab, worin der Freund ihm schrieb: „ich kann nicht; habe Abhaltung“. So fährt er allein hinaus. Dort wird er freundlich empfangen und vorgestellt: Herr Oberlehrer ...., Herr Stadtbaumeister ....., Herr Direktor N. N. (Name eines Theaterdirektors aus einem Stück nehmen, vielleicht aus Hamlet, oder einem griechischen) … Herr Lederwaarenfabrikant Hallfelder (3 sylbig ist gut). Pappenheim hatte bei der Vorstellung nicht deutlich folgen können. Alles schwirrte ihm durcheinander, kaum daß er die Namen verstanden hatte. „Aber ich denke wir beginnen.“ „Ja wohl, ja wohl.“ „Raum ihr Herrn dem Flügelschlag Einer freien Seele“. Oder Der Freiheit eine ­Gasse.

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Allerlei Glück

TFA N 11, 16

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[TFA N 11, 13r] [Petersen 1929, 61–62] [NFA 24, 155]

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

Wir halten es wie immer gewöhnlich und gehen nach dem Alphabet. Adrast, wenn ich bitten darf, Sie fangen an. Mit Vergnügen. Raum, Ihr Herrn dem Flügelschlag Einer freien Seele. Der Freiheit eine Gasse. Baff. Sandhase. Grüß mir mein Lottchen. Pappenheim horchte auf. „Das ist er“ dachte er. (Es muß noch etwas vorhergehn; noch „Die Sieben vor Theben.“ Im voraufgehenden Kapitel wird es angebahnt. S. das 1. einliegende Blatt. „Wie ­kamen Sie zu dem Namen.“  „Auch das ist schon wieder Sage geworden. Gleichviel; wir sind es etc. Dann das einliegende Kapitel, das in folgende Abtheilungen zerfällt: a. Omnibus-Halteplatz in der Mauerstraße. Dienstmann. Absagebrief Adrasts. b. Fahrt. Gespräch mit dem Kutscher. Einige Informationen. c. Empfang. Vorstellung. Kegelpartie. d. Besuch in der Kirche zu Dahlem bei Sonnen=Untergang. e. Heimgang nach Wilmersdorf. Gespräch mit dem „Direktor“, erst mit dem ­falschen, dann mit dem richtigen. f. Sie werden einig. Kurze Rückfahrt. (Nur wenige Worte.)

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Broses Nachbarn ii: Drei Treppen hoch [Petersen 1929, ­Tafel VII] [NFA 24, 791]

Drei Treppen hoch im Flügel.

Zwei Treppen hoch in Front u. Flügel. 915

niedrige Mauer mit Gesträuch und Epheu zu beiden Seiten.

Allerlei Glück

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Ueber Pappenheims Wohnung ist nun eine Dachwohnung, in der eine ganz arme Familie ⌐Wittwe?¬ mit mehreren jüngeren Kindern wohnt, die nun wieder zu Pappenheims in einem ähnlichen Abhängigkeits=Verhältniß steht, wie Pappenheims zu Broses Eine Art Hauptfigur ist auch eine alte N ä h t e r i n , die über Pappenheims wohnt, auf dem Boden, wo eine Stube abgetheilt war, deren Fenster sich in der Giebelspitze befand. Das Fenster war klein und hoch, so daß sie sich einen hohen Tritt hatte bauen lassen; saß sie auf diesem, so hatte sie das Licht vom Fenster her. Ihr Verlangen geht dahin, ein ordentliches Fenster zu kriegen; ihr Ideal aber wäre ein ganz kleiner Balkon, wenn Pappenheims Balkon ein paar Pfeiler bekäme, um dann noch einen kleinen Balkon zu tragen. „Aber daran ist gar nicht zu denken. Wie sollt er auch. Ich wohne schon so billig. Er ist ein guter Mann, aber einen Balkon; er würde mich auslachen.“ Sie ist 53, verblüht, stark, kurzhalsig, gesund, mehr Köchin als Nähterin. Ihr drittes Wort ist immer: aber Luft, Luft“. Sie findet es überall stickig; daher die Sehnsucht nach einem Balkon. Hier verkehrt nun Bertha. Sie schneidert bei Broses u. auch bei Pappen­ heims; aber eigentliche Freundschaft hat sie nur mit Bertha. Es sind verwandte Naturen, beide derb, heiter und zufrieden, und deshalb stimmen sie so gut zusammen. Der Balkon wird zuletzt gebaut und vielleicht schließt das Buch hier.

[Petersen 1929, 68–69] [NFA 24, 165] [HFA 1V, 664] [HFA 2I/7, 290]

J o h a n n’s G e b u r t s t a g . (Bei der Nähterin oben bei Pappenheims.) Das Zimmer. Petroleumlampe draußen. Eiserner Ofen. Die beiden erst allein. Dann die beiden jungen Mädchen. Schattenspiel an der Wand. „Nun erzählen Sie, ­Johann.“ Die großen glücklichen Tage als Stößer und Kohlenprovisor. Das „Stößer-Amt“. ­Details darüber. Dann der draußen pickende Sperling. „Mein Rothkehlchen.“  „Ein Rothkehlchen hat ein rothes Kehlchen; daher haben sie wahrscheinlich den Namen.“ Weiterhin: „Und hängen wir ihm ein rothes Wollenfädchen um den Hals, mit einem Puschelchen vorn.“ Bierglas, Watte, Papier mit Löchern. An den Ofen. „Am andern Tag laß ich ihn wieder fliegen. – Aber nun, Johann, wie war es zu Weihnachten?“ Nun sein Enthusiasmus. Cardamom, Zimmt, Nelken, Muskat, rothe Mandeln, grüne Mandeln. Chokolade. Und nun wird geklopft, und nun federt der Zucker. Und nun los. Ja das waren Zeiten!“ An andrer Stelle dann, aber nicht an demselben Abend, spricht er über Jung­ gesellenschaft, Wittwenschaft und Ehe. Er war ein paar Jahr verheirathet. „Da hatt’ ich meine Ordnung.“ Ueber all das stellt er Betrachtungen an, aber doch so, daß ledig sein, besser ist.

[Petersen 1929, 69] [NFA 24, 165–166] [HFA 1V, 665] [HFA 2 I/7, 290–291]

Gesellschaft bei der Nähterin: Henriette, Bertha, Joseph. Joseph (Stößer; jetzt Diener) heißt Castor und ist aus Xanten. Er erzählt das alles selbst. Zuletzt erst heißt es: „Ich bin aus Xanten.“ Hier fährt Bertha auf und nimmt ihn in Affektion. Aus Xanten! S i e , Joseph! S i e , aus Xanten. Höchst wunderbar. Aber nun sagen Sie, hat man nichts mehr von ihm, im Volksmund, keine Spur, ­keine Erinnerung. So die Mädchen beim Spinnrocken, oder beim Blaichen, oder in der ­Sylvesternacht. Nichts, gar keinen Gebrauch, keine Sitte mehr.

[Petersen 1929, 69–70] [NFA 24, 166] [HFA 1 V, 665–666] [HFA 2 I/7, 291]

128 |

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

„Nein, Fräuleinchen … Aber was meinen Fräuleinchen denn eigentlich?“ Siegfried. Siegfried und Brunhilde. Hast Du nie von Siegfried gehört. „Nicht daß ich wüßte.“ Auch nicht von Brunhild, oder Brünhilde, einer schönen stolzen Frau? Nein, Fräuleinchen … Aber ich bin schon so früh fortgekommen. Vielleicht … Hier lachten nun die beiden Mädchen und fanden sich nach diesem Intermezzo wieder zurück und baten Joseph von den alten Zeiten weiterzuerzählen. [Petersen 1929, 70] [NFA 24, 166–167] [HFA 1V, 666] [HFA 2 I/7, 292]

J o s e p h U n z e n g r u b e r . Broses Stößer; jetzt Diener. „… Jott, Fräuleinken, damals da war er ja noch nich dagegen, da war er ja noch spaßig, na, spaßig is er noch, aber janz anders, und ich weiß noch den Vormittag als ich von die Soldaten loskam und mir bei ihm meldete, als Stößer oder so.“ Nun erzähle Joseph, wie war es. Nu, da sah er mich an und sah meine Papiere durch und dann lachte er und dann sagte er: „Du heißt Unzengruber, Joseph Unzengruber?“ „Ja Herr Brose“ sagte ich „denn mit dem Doktor war es damals noch nichts. Und dann sagte er: Höre Unzengruber, Du gefällst mir; sieh, das ist der geborene StößerName; Unzengruber, wundervoll, das ist der geborene Stößer; das ist nicht Zufall, Dich schickt mir der Himmel.“ Und dann lachte er wieder. Und erst als er wieder in das Papier sah, und sah „katholisch“, da wurd’ er wieder anders und fuhr mich an „warum ich katholisch wäre; das wär’ ein Unsinn; das wäre für andre ganz gut, aber hierher paß’ es nicht“ und erst als ich ihn beruhigte und sagte, ich wäre nicht schlimm und ginge alle Jahr nur einmal mit in der Prozession, da beruhigte er sich wieder.“ Und ich glaube, es hat ihm nicht leid gethan und mir auch nicht.

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Allerlei Glück

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Allerlei Glück. Johann – in Broses Diensten – glaubt nur an Hamburger Universal-Pflaster, muß es aber geheim halten, weil Brose sonst wüthend wird.

[DLA, A: Fontane 56.550/18]

[DLA, A: Fontane 56.550/18a, Werbe­ blättchen]

Auch die Rückseite!

Familie von Werthern-Ahlimb [Über die Tochter Seraphine]

[Petersen 1929, 31] [NFA 24, 798–799]

C o u s i n e M a r g r e t B r o s e u n d S e r a p h i n e v. W e r t h e r n . Seraphine hatte Bertha Pappenheim bei Broses (oder wenn das nicht geht, irgendwo anders) kennen gelernt und hat nun ein Gespräch mit der Broseschen Cousine über

[Petersen 1929, 67 und Fn. 1, 2] [NFA 24, 162–163] [HFA 1 V, 662] [HFA 2I/7, 287–288]

Das leis sich wiegende des Ganges. Es war, als klänge beständig eine Melodie in ihr, nach der sie sich, dieser Melodie nachgebend, leise schaukelnd bewege.

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[DLA, A: Fontane 55.1038/40] [Petersen 1929, 38 Fn. 1] [NFA 24, 803 Fn. 1] [DLA, A: Fontane 55.1038/40a] [DLA, A: Fontane 55.1038/40]

[DLA, A: Fontane 55.1038/3] [Petersen 1929, 3] [DLA, A: Fontane 55.1038/4r] [­Petersen 1929, 70] [NFA 24, 167] [HFA 1V, ­666–667] [HFA 2I/7, 292]

[DLA, A: Fontane 55.1038/5r] [Petersen 1929, 70–71] [NFA 24, 167–168] [HFA 1 V, 667] [HFA 2I/7, 292–293]

[DLA, A: Fontane 55.1038/6r] [Petersen 1929, 71] [NFA 24, 168] [HFA 1V, 667] [HFA 2I/7, 293]

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

Bertha. Sie will sie bei sich sehn. Die Cousine ist überrascht und darüber entsteht ein Gespräch zwischen beiden über die H e i t e r k e i t des Katholicismus. Die Cousine Margret mit Seraphine über Bertha Pappenheim. Diese soll ins Werthernsche Haus. Gespräch über die Heiterkeit des Katholicismus, über die Verkennung die er findet. ⌐wichtig¬ Warst Du schon in einem Krankenhaus, in einem der unsrigen? „Ja“. Ist Dir nichts aufgefallen? „Ja“. Sie sprechen über Bertha Pappenheim und Margret Martha ist aufs höchste verwundert, Seraphinen so milde zu finden: Die nimmt an nichts Anstoß, am wenigsten an Berthas Flausen, Schauspielereien, Citaten, kl. Unfeinheiten, auch nicht daran, daß sie zur Bühne gehen will. Seraphine lacht und setzt ihr auseinander daß der Katholicismus immer verkannt wird. Er sei eben h e i t e r . Bei Werthern’s verkehrt auch der alte General, der die „Pappenheim-Unterhaltung“ mit Bertha hat. Jetztzeit=Roman. Der Mensch schuf die Götter, Aber ewig war Gott.

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Für die theologisch=philosophischen Gespräche bei der Baronin v. Werthern= Ahlimb, an Plauderabenden wo Supprian, Seraphine, der Held und Axel zugegen sind.

Familie Brah Axel Brah. Axel Brah

aus derselben Stadt wie der Held. Schöner Offizier. Premier in der Garde. Liebling aller, besonders der Weiber. Genialer Roué. Aber generös, noble, gutgeartet; auch nicht einmal absolut rücksichtslos im Liebespunkt. Verhältniß zu einer schönen pommerschen Wittwe (Frau v. Birch) mit einem räthselhaften, abenteuerlichen Kind. Sein Vater: Torfinspektor in derselben kleinen Stadt, wo der Held her ist. Original. Großer, mächtiger Mann; anspruchslos und doch selbstbewußt, halber Humorist, durch kleine Verhältnisse von einer |aparten, halb=inferioren Stemplung. Scharfer Rothweintrinker. Diner=Stütze und Säule bei allen Winter=Diners (Swinemünder ­Figur.) Gutes Verhältniß zu seinem Sohn, den er liebt und der doch immer Respekt (auf seine Art) vor dem Alten behält. ⌐Anhänger Darwins; und wenn er Axel auf ­seinem Schooß hatte reiten lassen hatte er immer gesagt: „Siehe Arne. Rückschlagstheorie. Von mir hat ers nicht. Aber von den Brahes drüben, von den Grand Seigneurs. Atavismus.“¬ Nun eine Liebesgeschichte mit einem Mädchen aus derselben Stadt (zur Zeit in Berlin) die den Alten zwingt nach Berlin zu kommen, um dem Sohn eine Scene zu machen. Und zwar gehörig. Steigt ab im schwarzen Roß und erscheint nun wie Axel. Dieser hat ihn kommen sehn, tritt vor den Stehspiegel, fährt sich durch den rothen | Cotelette=Bart und sagt:

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„Nun Axel, Contenance.“ Der Alte war inzwischen heraufgestolpert; die zwei Treppen waren ihm sauer geworden (asthmatisch) und er war roth und außer Athem. Hohe mächtige Stirn, nur wenig weißes Haar, weiße Kravatte ⌐Kravatte¬ schwarzer Frack und die Stirn bis über den Kopf hin blank und roth. Begrüßung zwischen Vater u. Sohn; der Alte spricht sehr laut; beide verlegen, aber jovial und Unbefangenheit heuchelnd; jeder fürchtete sich vor dem Wetter, auch der Alte. ⌐Dieser trank ein paar Gläser Wasser und schenkte aus der vor ihm stehenden Karaffe immer wieder ein. „Schlechtes Wasser, hier bei Euch.“¬ Axel war an eine Etagère getreten und hatte ein Kästchen mit Liqueuren auf den Tisch gesetzt. Er „Und Du bist doch auf Deinem Torfmoor nicht verwöhnt.“ „Nein, nicht verwöhnt.“ „Aber, laß sehn, Papa, wie wir den Infusorien beikommen können“ und dabei ging er an die Etagère und setzte ein Kästchen mit Liqueuren auf den Tisch. ⌐„Anisette, Papa?“ „Zu süß.“¬ Der Alte nickte und drehte ⌐nun selber¬ die Flaschen und sagte: lauter süßes Zeug, Nordhäuser? Nein, Papa. Na, dann ⌐Dann¬ lassen wirs ⌐lieber¬ sagte der Alte und klappte den Kasten ­wieder zu. Du wirst doch bei mir wohnen, Papa. Nein, Axel. Bin im schwarzen Roß abgestiegen. Das ist so ’was für einen Torfinspektor. Alles ein bischen schwarz, aber das thut nichts für einen Torfinspektor. Und meine Gardinen zu Hause sind auch nicht weiß. Und seit die Berthel fort ist, ist es ganz damit vorbei. Du weißt doch, daß sie hier ist? Der Alte war froh, daß der Name wenigstens heraus war. „Du weißt doch, daß sie hier ist?“ Gewiß, Papa. Ich habe sie bis letzten Juni oft gesehn. Seitdem nicht mehr. Und warum nicht. Axel schwieg. Hör’ Axel, ich weiß alles. Sie hat an mich geschrieben und ich weiß alles. Du darfst sie nicht in Unehre lassen. Arm oder reich. Es war ein gutes Kind Ja. „Ja“ sagst Du. Höre Axel das gefällt mir nicht. Das klingt ungentlemanisch, unvornehm, ungentil, unadlig, unbrahisch und das duld ich nicht. Du | bist ein feiner Herr (und hierbei machte er mit beiden Händen eine Bewegung als zög er an den Cotelettebärten) und ich Du bist ein feiner Herr und ich bin ein alter Torfinspektor, und nicht viel besser als ein Stück alter Torf. Ohnehin bald reif für den Ofen. Aber ich bin der Senior des Hauses und bin Dein Vater. Ich bin ein armer Mann, aber Gott verdamm mich, ich hab auf all mein Lebzeit auf Ehre gehalten, und als mir Consul Schimmelpennig die Pock Buttersauce in meine Tasche goß, hab ich aus dem Balkonfenster auf die Straße geworfen und die Satisfaktion soll er | sich noch holen. Gott verdamm mich, ich hätt sie ihm nicht verweigert. Und so steh ich auch zu meinem Sohn: ⌐–¬ Noch nicht Axel; ich bin jetzt im Zuge. Höre mich Axel, es ist ein armes Ding, das Mädchen,

[DLA, A: Fontane 55.1038/7r] [­Petersen 1929, 71] [NFA 24, 168] [HFA 1V, 667–668] [HFA 2I/7, 293–294]

[DLA, A: Fontane 55.1038/8r] [Petersen 1929, 71] [NFA 24, 168–169] [HFA 1V, 668] [HFA 2I/7, 294]

[DLA, A: Fontane 55.1038/9r] [Petersen 1929, 71–72] [NFA 24, 169] [HFA 1V, 668] [HFA 2I/7, 294]

[DLA, A: Fontane 55.1038/10r] [Petersen 1929, 72] [NFA 24, 169] [HFA 1V, 668–669] [HFA 2I/7, 294]

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[DLA, A: Fontane 55.1038/11r] [Petersen 1929, 72] [NFA 24, 169–170] [HFA 1 V, 669] [HFA 2I/7, 294–295]

[DLA, A: Fontane 55.1038/12r] [Petersen 1929, 72] [NFA 24, 170] [HFA 1V, 669] [HFA 2I/7, 295]

[DLA, A: Fontane 55.1038/13r] [Petersen 1929, 72] [NFA 24, 170] [HFA 1V, 669– 670] [HFA 2I/7, 295]

[DLA, A: Fontane 55.1038/14r] [Petersen 1929, 72] [NFA 24, 170] [HFA 1V, 670] [HFA 2I/7, 295–296]

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

aber es ist von unsrem Blut und sie hat Ehre und Courage, eine Brah ist nicht dazu da um von einem andern ihres Namens genasführt zu werden. Und wenn Du sie genasführt hast, so zieh ich meine Hand von Dir und streich Dich aus meinem Herzen und Du hast kein Haus mehr und keinen Vater. Viel verlierst Du nicht. Aber am Ende ein Vater ist ein Vater. Und der schlechteste bin |ich auch nicht. Was soll ich thun? Heirathen. Geht nicht. Oder sie zufrieden stellen. Das hab ich gewollt. Aber sie besteht auf Heirathen. Und das kann ich nicht. Höre mich, Papa. Dieser machte Zeichen des Unwillens. Willst Du mich hören? Es hat alles zwei Seiten. „Nun gut. Sprich.“ sagte der Alte und fuhr sich mit seinem braun u. gelben Sacktuch über die feuchte Stirn. Axel erzählt nun ganz kurz: Die Weiber liefen ihm nach; er habe nicht gewollt; es sei gegen seine Grundsätze; aber sie hab es so einzurichten |gewußt, und da sei er schließlich hineingefallen. Das ist nicht cavalirmäßig gesprochen. Aber wahrheitsmäßig. Und unter Umständen geht die Wahrheit über den Cavalier. Nun noch ein Kurzes. Dann braust der Alte noch einmal auf, stülpt seinen breitkrämpigen Hut auf und läuft weg. Axel sah ihm nach. „Prächtiges altes Haus. Wollt er mich aus dem Haus werfen, ich weiß es Gott, ich hielt es nicht aus. Seine alte verräucherte Stube mit dem Mann drinn. Wahrhaftig ich kriege Sehnsucht zwischen den alten Torfpyramiden wieder Schmetterlinge zu jagen.“ Der Alte selbst war treppab gestolpert und auf das schwarze | Roß zu. Aber als er den Hausknecht mit seiner grünen Schürze dastehn und grüßen sah, widerstand es ihm in den Hausflur einzutreten und er ging weiter in die Stadt hinein, über Plätze und Straßen, bis er an den Thiergarten kam und am Rande desselben hinging. Immer weit hinaus. Und dabei sprach er immer in sich und mit sich und hielt lange Reden. Endlich als er durch den „Poetensteig“ durch war und an der Ecke ⌐großen Weidenpappel¬ stand, wo der Weg vom Hofjäger auf den großen Stern hin abbiegt, blieb er stehn und lachte hell auf. Atavismus. Da war Sture Brah in den sich Königin Eleonore verliebte und Alf Brah, um den | Prinzessin Thyra ins Kloster ging. Verdammt. Er kann nicht dafür. Rückschlag, Rückschlag. An mir ist es vorübergegangen. Und nun thu ich so. Und spiele den tugendhaften Torfinspektor. Himmeldonnerwetter, wenn sie mir nachgelaufen wären, ich hätt auch nicht nein gesagt. Prostmahlzeit Herr Torfinspektor Tugendreich. Dummes Zeug die ganze Geschichte. Atavismus. So weit war er in seiner Betrachtung, als die Corso=Allee hinauf Wagen über Wagen kamen und Musik und er merkte nun wohl, daß etwas los war und er blieb stehn. Nun eine „Corso=Schilderung“. Darüber vergißt er alles. Und zwei Stunden später ging er auf die Stadt zu und sagte: „’S ist eigentlich ein hübscher Ort. Gefällt mir.“    

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Hanne Brah.

Die entfernte Cousine von Axel Brah, um derentwillen der alte Brah in die Stadt kommt, um es wieder in Ordnung zu bringen, heißt Hanne Brah. Sie war „arme Cousine“ von Fach, hatte bei den Verwandten von Jugend auf immer ’rumgewohnt, und Wirthschaft führen, flicken, stricken und Kinder päppeln und erziehen helfen. Es ­fehlte ihr das Feine, Aristokratische, aber sie war kräftig, energisch und hatte das ­starke Gefühl „da andre Dein Glück nicht machen, mußt Du Dirs selber machen; sei klug“. Und sie war sehr klug. Aber Axel störte ihre Klugheit; sie verliebte sich in ihn und das führte zur Katastrophe. Nach der Scene mit Axel sucht der Alte Hannen auf. Er sagt ihr, was Axel gesagt hat. Sie sagt freimüthig „ja“. Dies imponirt dem Alten so, daß er weint und sie küßt und umarmt. „Ja, Du bist von unsrem Blut.“ „‚Aber Axel nicht. Sonst hätt er nicht so unritterlich gesprochen.‘“ „Hanne, er konnte nicht anders; ich setzte ihm die Pistole auf die Brust etc.“ Dies Zwiegespräch weiter ausführen. Der Alte reist zurück. Hanne sagt: „beruhigen wir uns; es muß sich finden.“ Hanne wird krank. Das Kind wird geboren. Es stirbt. Der befreundete Doktor. Axel sorgt für sie; aber sie darf es nicht wissen; es geschieht alles so, als ob es Hilfe von Seiten des Doktors wäre. Als sie am Sterben ist, kommt Axel. Versöhnungs= und Sterbe=Scene. Sie erfährt, daß er für sie gesorgt hat. Sie vergiebt ihm und stirbt gern. „Ich habe doch nun gelebt; leb wohl.“ Er muß noch in Gesellschaft. Zu Seraphine. Was thun? Er geht zu Montigny. ­Shampooing. |Er spricht mit dem jungen Menschen französisch. Lavendelwasser. Der junge Mensch verschwindet, um noch Lavendelwasser zu holen; als er fort ist, lächelt Axel „all the perfumes of Arabia can not sweeten these little hands.“ Der junge Mann kommt wieder und hat’s gehört und verstanden. (Dies etwas ändern und ausführen) Er geht durch den Nachtwind; aber es ist nicht genug. Dann erst geht ⌐er¬ zu ­Seraphinen. Hier ist er unbefangen. Dann wird ein Lied gesungen, das ihn trifft. Er ist benommen, tief zerstreut; bis Seraphine ihn weckt.

[DLA, A: Fontane 55.1038/16] [Petersen 1929, 73] [NFA 24, 171] [HFA 1V, 670] [HFA 2I/7, 296] [DLA, A: Fontane 55.1038/17] [Petersen 1929, 73] [NFA 24, 171] [HFA 1V, 670] [HFA 2I/7, 296]

[DLA, A: Fontane 55.1038/18r] [Petersen 1929, 73] [NFA 24, 171] [HFA 1V, 670–­ 671] [HFA 2I/7, 296]

[DLA, A: Fontane 55.1038/19r] [Petersen 1929, 73] [NFA 24, 171] [HFA 1V, 671] [HFA 2I/7, 296–297]

[DLA, A: Fontane 55.1038/20r] [Petersen 1929, 73] [NFA 24, 171–172] [HFA 1V, 671] [HFA 2I/7, 297]

A x e l B r a h e . Die Geschichte von dem Maler und der Mulattin: Die BeamtenFamilie, die Seraphine Theb. unterstützt, Vater, Frau, 12jähr. Tochter und die dann gemeinschaftl. Valet sagt.

[Petersen 1929, 35 Fn. 1] [NFA 24, 799 Fn. 1]

Axel über Liebeleien und Libertinage. Der Held ⌐N.¬ im Gespräch mit Axel, als dieser mit ihm Si im Hause der Geheimräthin war und Seraphinen – die sich ihm sehr gewogen zeigte – kennen lernte. N. drückt ihm seine Besorgnisse aus. Axel lacht. „Wie wenig Du diese Dinge kennst. Gefahr? Gar ­keine Gefahr. Wie komisch Du mich und meinesgleichen überschätzt. G ­ laube doch nicht, daß wir hexen können. Was uns bequem ⌐in den Schoo߬ zur fällt, das hing schon sehr wenig fest am Baum. Lies nach was Mephisto über Gretchen sagt und dann stell ein doppeltes Regula de tri=Exempel an, denn ich bin kein ­Mephisto und ­Seraphine ist kein Gretchen. etc.

[DLA, A: Fontane 55.1038/1] [Petersen 1929, 52] [NFA 24, 142] [HFA 1V, 641] [HFA 2I/7, 267]

134 | [Petersen 1929, 51] [NFA 24, 141–142] [HFA 1V, 640–641] [HFA 2I/7, 266]

[Petersen 1929, 82–83] [NFA 24, 183–184] [HFA 1V, 683–684] [HFA 2I/7, 309–310]

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

Axel über den alten Brose. Bei bestimmter Gelegenheit haben Edwin und Axel ein Gespräch über den alten Brose. Edwin wundert sich, daß er sich so selten sehen lasse; Axel antwortet, charakterisirt kurz die Tante und die Cousine und sagt dann: „und nun der Onkel“.  „Und nun?“  „Nun von Zeit zu Zeit seh ich den Alten gern. Aber oft, nein. Wir passen nicht recht zusammen, und ich glaube, die Schuld liegt mehr an ihm als an mir.“ „Nun sage, wie.“ Er ist ein gescheidter Mann, und weiß vielerlei und vor allem steht er auf seinen eigenen zwei Beinen. Er hat den Muth seiner Meinung. Aber offen gestanden, er hat zu viel davon. Eigentlich glaubt er, daß er der einzige Mensch von ordentlichem bon sens sei, der mit eben seinem bon sens alle und jede Frage lösen könne. „Nichts leichter als das“, und damit macht er sich an alles. Aber er thut es alles mit Humor und persiflirt sich selbst, wenn er so spricht. Ja, das thut er, so lang ihn niemand unterbricht, so lang er Selbstherrscher ist. Er ist dann großmüthig wie der satte Löwe und in der ungeheuren Unangefochtenheit seiner Herrschaft kann er sich herablassen, über diese Herrschaft zu scherzen, indem er übertreibt und in der Uebertreibung sich ridikülisirt. Aber weh jedem, der ihm auf dieses Gebiet hin folgt und an diese Selbstpersiflage sich anlehnend den Moment für Anbringung eines Zweifels, eines Widerspruchs gekommen glaubt. Das ist Hochverrätherei. Nun wird er bockig, eigensinnig, heftig und dieselben Paradoxen, mit denen er eben noch spielte, behandelt er nun wie Offenbarungen, an denen zu zweifeln Sacrilegium sei. Und ich bekenne Dir, das ist mir unbequem. Onkel hin, Onkel her. Ich bin auch meinem gesellschaftlichen Stande etwas schuldig. F r a u v. B i r c h - H e i l i g e n f e l d e . Sie wohnt mit der kl. Olga in der langen schönen Straße schräg über von Baumeister Hennicke in einem der halb leer stehenden pallastartigen Häuser, die Ruine werden, ohne je vorher bewohnt worden zu sein. Dies Halb-Gespenstische der HäuserAnlage – ich muß von drei oder vieren sprechen – hervorheben und schildern. Eins dieser Häuser war dem Leben wiedergegeben und in diesem Hause wohnte Parterre Frau v. Birch-Heiligenfelde. Sie wohnte immer Parterre. Die eine Hälfte war unbewohnt, die shutters immer herunter, aber in der andern Hälfte hatte sie ihr Heim aufgeschlagen. Es waren auch noch mehr Zimmer und Gelegenheiten(?) als nöthig. Ein großer Salon, der auf die Veranda führte, daneben zwei kleinere Zimmer von gleicher Einrichtung, nur in der Farbe verschieden. Im Souterrain Küche, Wirthschaftsraum. Durch einen Marmor-Corridor getrennt ein Schlafzimmer, ein Ankleidezimmer, ein Badezimmer. Olga schlief bei der Jungfer. Ueber den Hausbestand war niemand klar. Im Allgemeinen bestand er aus einer alten Köchin und einer hübschen Ladysmaid, die zugleich für Olga zu sorgen hatte. Mitunter aber belebten sich die Wirthschaftsräume und man sah Koch, Diener etc., von denen niemand recht wußte, wo sie herkamen. Aber die Eingeweihten wußten es. Prinz Gustav. Er war aus einem fürstlichen Hause, das sich eines Rufs erfreute. Und er hatte demselben zu entsprechen gesucht; aber das lag nun zurück und er liebte das Geschlecht nur noch, weil er fand, daß sie weniger langweilig seien als die Männer und die höfische Kunst des Klatschens und Medisirens besser verstünden. Er war so zu sagen „a. D.“ und auf diese Herren möcht ich aus der Seele zahlreicher junger Weiber heraus einen Lobgesang anstimmen. Sie sind hübsch, klug, witzig, aber früh verwitwet oder an ein Schreckens-Individuum verheirathet.

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Ein Elend liegt vor ihnen. Da werden sie entdeckt. Sie rücken in einen Palast ein und sie sind an ihrer Stelle. Wären diese Herren nun verliebt oder kleinlich oder eifersüchtig, so wäre wenig gewonnen, aber sie sind es nicht und so öffnet sich diesen Frauen eine glückliche Zeit. Sie haben alles was das Herz erfreut: Glanz, Reichthum, Toiletten, Fahrten, Theater, sie plaudern, sie sind charmant und haben einen Liebhaber oder auch zwei oder auch drei. Die Gesellschaft schließt sie aus, aber sie rächen sich durch Glanz und Witz und Hochmuth und der Reiz des Lebens muß sie für das Glück des Lebens schadlos halten. Meist sind sie auf wahres Glück hin gar nicht beanlagt; ge­ borne Maitressen, denen man nicht von Unmoral sprechen darf, denn sie glauben nicht an Moral. Und nach ihren Erfahrungen können sies nicht. Sie halten Tugend für Lüge, und weil sie nicht tugendhaft sind, sind sie stolz darauf „ehrlich“ zu sein. An den S c h 1 u ß des Romans als aufgezählt und Revue abgenommen wird. Der Prinz ist gestorben, Frau v. Birch ist an seinen Vetter übergegangen, der der­ selben Familienvorzüge genießt und sich – weil zehn Jahre jünger – erst in einem Uebergangsstadium befindet, was kleine Belästigungen mit sich führt, die nach augenblicklicher Sachlage kaum als solche empfunden werden, denn Axel ist auf längerem Urlaub. Schluß. Für sie (Frau v. Birch) ist gesorgt. Der neue Prinz wird entweder sie oder Olga heirathen. Und das eine ist so gut wie das andre. ⌐Dieser Schluß ist vielleicht besser als das auf dem zweiten Zettel Gesagte.¬

[Petersen 1929, 83] [NFA 24,184–185] [HFA 1V, 684] [HFA 2 I/7, 310]

Lampertus Distelmeier 1235

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Ist eine Hauptfigur Ein ehemaliger A p o t h e k e r g e h ü l f e , der sich kurze Zeit etablirte, bankrutt machte und nun von Aushülfe-Stellungen, Erfindungen und künstlicher Bärme (wie andre Pfund Bärme: oder noch besser ein chemischer Stoff der die Bärme ersetzen soll) und von Pulvern gegen Epilepsie und Magenkrampf lebt. Wegen Medizinal­ pfuscherei war er mehrmals verklagt und verurtheilt worden, aber, weil er ein sehr guter Kerl war, immer mit ’nem blauen Auge davon gekommen. Er las viel, wie nur ein Apotheker lesen kann, und vertrat in Sprechen und S c h r e i b e n höhere Bildung. Also z. B. „Allem Materialismus abhold und ein Feind des Banausischen (dies letztre Wort in besserm Sinn und an bessrer Stelle) kann ich doch nicht jetzt mit den materiellen Dingen brechen. Nie hab ich vor dem goldenen Kalbe getanzt, aber ... Und ich sage wie Quatimozin „lieg ich denn hier auf Rosen“. Dazwischen lateinische, engl., französ. u. ital. Wendungen. Where there is a will there is a way oder „a miss is a mile“. Dieser war früher bei Brose, ist immer in Geldverlegenheit und pumpt ihn immer an. Zuletzt dringt er mit seinem Bärmepulver durch und er hofft, daß es ihm nun besser gehen werde. Dieser alte Apothekergehülfe er muß ein Mann von 45 sein, sieht aber noch älter aus, ist groß, hängt ein bischen in den Gurten und wirkt eigentlich wie ein etwas heruntergekommener Professor. So ’was ist er auch seinem Wesen nach. Er citirt viel aus Virgil (Bucolica) aus Horaz und Ovid. Entschuldigt sich aber immer. Er sagt immer

[Petersen 1929, 21–22] [NFA 24, 780–781]

136 |

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

„Herr Brose“ und dann gleich hinterher „Herr Doktor Brose“, um sich zu corrigiren. Lassen wirs bei Brose: „Ich halte sonst auf meinen Doktor. Aber wenn ich sehe, daß es einem so sauer wird wie Ihnen, so laß ich ihn auch fallen. Also Brose, Brose sans phrase. Und nun weiter, Freund.“ Dieser alte Gehülfe, der beständig in Beziehungen zu Brose bleibt, bald ihn persönlich aufsucht, bald Billets und Briefe und selbst „Eingaben“ zur Befürwortung an ihn richtet, ist eine Hauptfigur. Er ist kreuzgut, strebsam, klug, aber unruhig, etwas wirr, und deshalb vorwiegend Pechvogel. Seine Frau, in gleichem Alter mit ihm, ist ebenso. Sie leben unendlich arm und schlicht in einer Vorstadt. Hier taucht auch Brose mal auf. Gespräch mit der Frau. Aber sie lächelt und meint „er kann nicht anders, er muß verbraucht werden wie er ist“. Die Frau stirbt. Scene zwischen den Eheleuten. Sie tröstet ihn. Er habe sie glücklich gemacht und daß er sie nicht am Leben erhalten könne, das sei nicht seine Schuld. Wird begraben. Brose dabei. Sein (Broses) reizendes Benehmen, so daß, als der Aermste endlich zu Hause kommt, findet er schon Aufmerksamkeiten von Brose vor (stärkenden Wein etc.) und einen kurzen Brief. Er liest den Brief. „Ist d a s ein Mann“. Und er warf sich auf das alte Kalbshaar-Sopha. (Schluß eines Kapitels). [Petersen 1929, 22–23] [NFA 24, 781]

[Petersen 1929, 23] [NFA 24, 782]

[Petersen 1929, 73–74 und Fn. 2] [NFA 24, 172] [HFA 1 V, 671–672] [HFA 2 I/7, 297]

Dieser e h e m a l i g e G e h ü l f e , der enthusiastisch auf Entdeckungen und Naturwissenschaften hält, ist auch ein entzückend Ungläubiger. Er glaubt an große Leute, namentlich an „große Kräfte“ (von diesen spricht er immer; alles immer so unpersönlich wie möglich) aber nicht an Gott, Christum oder irgend eine geoffenbarte Religion. Als er nun ganz in der Pleite ist, v o r dem Prozeß oder wohl besser n a c h h e r , als er zwar freigesprochen, aber doch nicht glücklich geworden ist, nimmt ihn Brose mal vor und ermahnt ihn. „Es ist mit mir selber nicht viel los, aber Sie übertreiben’s.“ „Man kann nicht zu weit gehn. Im Dienste der Wissenschaft, der Aufklärung ..“ „.. Ach, D i s t e l m e y e r ⌐(gut.)¬, das sind ja alles öde Redensarten. Ich will Ihnen was sagen. Sie sind au fond ein gescheidter Kerl; gehen Sie mal in die Kirche, lassen Sie sich von einem unserer Bonzen, wie die Grundgescheidten sagen, mal etwas vorschwatzen, und dann wollen wir uns wieder sprechen.“ Distelmeyer erwidert; zuletzt nimmt er es an. Er geht nun in die Kirche, immer in die Nicolaikirche, Abends zu den Spittelweibern. Es interessirt ihn lebhaft und er spricht sich in diesem Sinne aus. Plötzlich aber fällt er in seinen Atheismus zurück. „Nein, Herr Brose, es ist dennoch nichts.“ Der ehemalige Gehülfe bei Brose L a m p e r t u s D i s t e l m e y e r . Schon sein Vater war ein verdrehtes Genie gewesen und darauf hin hatte er ihm den Namen Lampertus gegeben, überhaupt einen Theil seines Lebens daran gesetzt, seine Abstammung von dem berühmten Kanzler Joachims (?) herzuleiten, dabei versichernd: wollt’ ich durchaus von einem Kanzler abstammen, so wäre das anmaßend und aussichtslos, da des Kanzlers Vater aber ein Leipziger Schneider war, so darf die Sache unternommen werden. L a m p e r t u s D i s t e l m e i e r. Mittel gegen die Wasseralgen. Mittel gegen die Wasserpest. Mittel zur Vertilgung der Feldmäuse und Heuschrecken.

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Wenn er etwas las, so schnitt er es aus, klebte es in sein „Motoren-Buch“ oder „An­ regungs-Buch“ und schrieb in der Regel gleich eine Bemerkung bei. Diese ­Dinge waren dann meist begraben. Erfüllte ihn etwas ganz; so kam es n i c h t in das Buch, sondern blieb auf seinem Tische liegen oder beschäftigte ihn dermaßen, daß eine Mahnung gar nicht nöthig war. Er machte sich dann gleich drüber her und hatte 8 Tage lang für nichts andres Sinn. Bis zuletzt das eine das andre ablöste. Das war die kleine Ablösung. Es gab aber auch eine große. Das war, wenn er das Erfinden plötzlich satt hatte und sich auf Dichtung warf. Dann las er Tag und Nacht, machte auch selber Verse. S h e l l e y und Byron (Manfred) waren seine Lieblingsdichter. Er war nämlich ein Zweifler. Das Fundament seines Wesens war: Mitleid, Herzens­güte, Zweifel. ⌐Nachdem Distelmeier seinen ersten Besuch bei Brose gemacht hat, muß ein selbstständiges Kapitel kommen: L a m p e r t u s D i s t e l m e i e r , in dem dann das Bei­ stehende enthalten ist.¬ Distelmeier Scene, wie der große Globus gebracht wird. Statt Taganika-See hat er Taganaki-See geschrieben. Brose wüthend. Frau Brose quackelt dazwischen und will ihn beruhigen. „Du heißt Brose, wenn nun wer schriebe Breso wär es Dir gleich?“  „Ja, Brose. Du bist so stolz auf Deinen Namen …“  „Ah, ich verstehe. Brose ist gar kein Name etc.“

[Petersen 1929, 51 und 50 Fn. 1] [NFA 24, 141] [HFA 1V, 639–640] [HFA 2I/7, 265]

Brose Wie der „Globus“ kommt. Die Rechtschreibung der Namen. Nun Du mußt doch am Ende wissen, ob sich Newyork mit einem k oder ck schreibt. Nein, Brose, ich weiß es nicht. Dein Papa, Gott hab ihn selig, hatte eine Bildung deren Fundament das Culmer Cadettencorps und deren Abschluß die Filehner Ressource war, aber so viel hätt ich am Ende von ihm erwarten können.

[Petersen 1929, 51 und 50 Fn. 1] [NFA 24, 141] [HFA 1V, 640] [HFA 2I/7, 265]

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Lampertus Distelmeier. Ode an das Glück. Ungereimte ⌐ganz¬ kurze Zeilen (oder auch gereimte) Und am Schluß, nachdem es durchgegangen das und das das und immer geschlossen: „Und ich wartete sein“, endlich „Und ich erweck es noch!“

[DLA, A: Fontane 56.550/22r]

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Für den Roman. D i s t e l m e i e r s L i e d e r. Es treibt ein Kahn stromnieder Ein Knabe sinnt und träumt, Der Himmel ist blau und stählern Und im Westen roth-umsäumt. Es schwinden die rothen Dächer, Die Stadt, das Ufer, der Strand, Er treibt und träumt nur lässig Das Ruder in der Hand. Es fallen die Tropfen vom Ruder, Aus ist eines Tages Lauf

[Petersen 1929, 79 und Fn. 1] [NFA 24, 179–180] [HFA 1V, 678–679] [HFA 2I/7, 304–305]

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i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

Und Sehnsucht, Wünsche, Sterne Ziehen am Himmel hinauf.   2. Strophe. In den hohen Himbeerbüschen Stehe ich versteckt   etc. Es löst sich eine Strähne Von ihrem blonden Haar  Ausmalen Und Sehnsucht, Wünsche, Sterne Ziehen am Himmel herauf.   3. Strophe. Es weht das Haar im Winde Und der Tag ist hell und heiß, Es weht mein Haar im Winde, Aber das Haar ist weiß. Lichter, rothe gelbe Der Strand dasselbe Gelb Gleiten darüber her Die Wellen rollen her Bin ich noch derselbe Oder bin ichs nicht mehr. Es ging ein halb Jahrhundert Und nahm viel in seinem Lauf Sehnsucht, Wünsche, Sterne Ziehen noch immer herauf. [Petersen 1929, 74] [NFA 24, 172–173] [HFA 1V, 672] [HFA 2 I/7, 298]

F r a u D i s t e l m e i e r. Eine kluge, feine, gütige, liebevolle Natur. Liebt den Mann, aber erkennt seine Schwächen und lächelt. Aber nie Tadel. Sie scherzt nur wehmüthig über ihn. Als er freigesprochen ist, ist er so glücklich. Er will ihr ein Fest bereiten, eine ­Freude, eine Aufmerksamkeit. Aber er findet sie im Bett, doch sitzend und heiter; sie fühlt sich nur s o s c h w a c h . Er ist erschüttert und will sie trösten. Sie lächelt. Er setzt sich zu ihr und sie haben nun ein Gespräch. Es werde alles werden, er habe neue Pläne, die ganz gewiß glücken würden. „Nie, mein lieber Lampert. Und wenn es glückte, so brächtest Du Dich darum, Du rissest Dein eigen Gebäude wieder ein, stelltest alles wieder in Frage und spieltest so lange an der Bank bis das Spiel doch wieder verloren gehen müßte.“ Er antwortet. Zuletzt sagt sie ihm, „sie wünsche, daß sie ihm wenig Umstände mache. Er werde mal heimkommen und sie nicht mehr athmend finden und das sei das Beste für sie Beide.“ Er ist bewegt u. antwortet.

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Allerlei Glück. Der Tod der Frau von Lampertus Distelmeier. Sie liegt krank, hektisch. Er bringt ihr isländisch-Moos=Pastillen. Sie ist gerührt. „Sieh, wenn ich wüßte, Du glaubtest dran, da wär es nicht viel; aber Du bringst es mir trotzdem Du weißt, daß es nichts ist. Und das ist so lieb und gut wie nur Du bist mein alter Lampert.“ Er versichert nun, er glaube dran. Und hält eine wundervolle Rede über die Macht des isländischen Mooses. Die Natur legt dort alles in dies eine ⌐etc¬. – Sie lächelt und sagt: ich will es glauben. Was machen wir? Spielen wir Karten. „Mariage oder so etwas“. „Oder so ­etwas“ sagte sie. „Das ist sehr gut. Ja, so etwas; das alte Grund= und Urspiel. (Tod u. ­Leben.) Sie spielen dann Schach. Er sagt: „es schadet Dir.“ ⌐verte¬ |Sie lächelte: „Es ­schadet nichts, wenn es mir schadet“. Und nun spielen sie. Der Thurm fehlte. Er machte einen aus ein Damebrettstein, ⌐auf¬ einem Kork und einem kl: Chemisette­knopf als Krönung. „Wie hübsch. Du bist und bleibst mein Tüftelgenie.“ Und so erging sie sich in Anerkennung und Liebe gegen ihn. Er verlor absichtlich. „Schach Schach“ sagte sie. „Und ich bin matt“ setzte sie hinzu und sank in die Kissen zurück. Dann ein neues Kapitel anfangen. Eine Woche später. Seine Schicksale seit jener Nacht erzählen. Dann sein Besuch bei Brose. Der empfiehlt ihm Kirchengang. Distelmeier und Brose über Berliner Kirchenbesuch. Nach dem Tode der Frau (bei dem er nicht zugegen sein darf; er findet sie todt; eine Nachbarsfrau bei ihr) und nach dem er eine Woche lang den Kirchhof besucht, sagt ihm Brose: „Distelmeier, Sie sollten die Kirche besuchen.“ Er ist auch bereit, und nun werden die Kirchen durchgegangen. Distelmeier sagt: „ C h r i s t u s k i r c h e ?“ Nun antwortet Brose und charakterisirt Paulus Cassel. Eine halbe Stunde ist gut; die 2. halbe Stunde macht alles todt. Distelmeier sagt weiter: „ S t . L u k a s ?“ Brose giebt eine Charakteristik von Tauscher. Imperturbabel wie ein Groß-Inquisitor. Die Geschichte vom Tod des kleinen Blomberg. Distelmeier war verlegen. „Gott, Herr Brose, wenn man nicht aus noch ein weiß, denkt man an den Dom. Aber ich bekenne Ihnen. Es stört mich, daß so viel Taschendiebe da sind. Sie lachen. Natürlich, sie werden sich an mir nicht bereichern, aber die Vorstellung, daß mein Nachbar, der die Augen dreht, vielleicht ein Taschendieb ist, stört mich in meiner Andacht, oder sagen wir bescheidener in meiner Aufmerksamkeit. Brose sagt nun: Dann solle er fortbleiben; viel verlöre er nicht. „Es wird dort zu viel Geist, zu viel Patentheit, zu viel Borussismus verzapft. Warm ist damit noch keiner geworden und getröstet ist noch keiner weggegangen. Und getröstet wollen Sie doch werden?“ „Wenn es sein kann“ sagte Distelmeier bescheiden. Ich möchte es am Ende mit Thomas versuchen. Von dem hab ich gehört. Liberaler Mann; glaubt an Menschengeist, und wenn ein Leutnant stirbt, behandelt er ihn wie den alten Blücher. (Dies muß B r o s e nachher sagen.)

[DLA, A: Fontane 56.550/15v] [Petersen 1929, 75. XXIV] [NFA 24, 173–174] [HFA 1 V, 673] [HFA 2I/7, 298–299]

[Petersen 1929, 75–76] [NFA 24, 174–175] [HFA 1V, 673–674] [HFA 2I/7, 299–300]

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i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

„Ja“ sagte Brose „das läßt sich hören. Kleiner, guter Mann. War früher in ....; das ist er all sein Lebtag nicht los geworden. Er hält ganz aufrichtig den Gustav-AdolfVerein für was Großes und ein „Meister vom Stuhl“ und der Stuhl Petri bedeuten ihm gleich viel. Nur daß jener zur Rechten Gottes und dieser mindestens an einer andern Stelle steht. Er glaubt an Menschengeist und wenn ein Leutnant stirbt behandelt er ihn wie den alten Blücher. Aber ein guter Mann. Ja, Distelmeier, mit dem versuchen Sie’s nur; das kann was werden. Ich glaube, er paßt für Sie, denn wenn Sie mir’s nicht übel ­nehmen, starke Dosen können Sie ohnehin nicht vertragen.“

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Brah und Distelmeier i: Bekanntschaft in Berlin [Petersen 1929, 23] [NFA 24, 782]

[Der alte Brah leitet nun seine Abkunft von der berühmten schwedischen Familie Brahe her und erkennt als Darwinianer in allen großen Allüren des Sohnes nur Rückschläge und Atavismus. Mit ihm wird Distelmeier in einem Wassergarten bei Schloß Bellevue bekannt;]

sie sitzen am selben Tisch; sie freunden sich an, erkennen ihre Beziehungen zu­ einander, teils weil sie beide Broses kennen, teils weil sie beide Darwinianer sind.

[Petersen 1929, 23 Fn. 1] [NFA 24, 782 Fn. 1]

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[Der Darwinismus war nicht ernst genommen. Auf einem Blatt, das die Überschrift]

Magnus Brah

[trägt, war ein Ausschnitt aus der Kreuzzeitung aufgeklebt, worin unter dem Titel „Die Erfüllung des Christenthums durch den Darwinismus“ zwei Schriften Wilhelm Jordans besprochen waren. Dazu machte Fontane die Randbemerkung:]

1445

Auf diese beiden muthmaßlich verdrehten Jordanschen Bücher muß sich Brah in seinen Perorationen ständig stützen. [Petersen 1929, 23] [NFA 24, 782–783] | [Petersen 1929, 23 Fn. 2] [NFA 24, 783 und Fn. 1]

[Auf der Reise bringt er spielend die Namen aller Bahnstationen in improvisierte Ottaverimen;] |[Daraus sind folgende Proben bereits notiert:]

1450

Verzeiht (Publikum) dies laesae majestatis crimen, Begangen ängstlich in Ottaverimen. .... ist die größre Sünde. Ich hoff ’ es mehr als alles: „Angermünde“.

Drum singt zu mir manch Barde und manch Skalde, Und wonnig lausch’ ich … „Neustadt-Eberswalde.“ Ein Kapitel, das nur persönlich plaudert, indem der hinter der Wand stehende Puppen­ spieler hervorgetreten ist und sich nun an das Publikum adressirt. Er spielt mit dem Thema, daß es nicht erlaubt sein soll, den Gang der Erzählung zu unterbrechen, und versichert, daß dies eigentlich das Wahre sei, wenigstens das, das ihm selbst am m ­ eisten gefalle. Nun erzählt er (d. h. i c h) die Geschichte von der Rachel auf der Pfauen-Insel. Das sei das Wahre. Dies alles da, wo der alte Torf-Inspektor Brah und Lampertus Distel­ meyer, nach Anknüpfung ihrer Bekanntschaft, gemeinschaftlich in die Bromberger Gegend (an Warthe u. Netze) reisen. Hierbei auch Verse einstreuen, Ottave-Rime, in denen ihre Fahrt in 5 oder 6 Ottaverimen geschildet wird. Die Stationen. Jede Strophe schließt immer mit einem Stations-Namen wie mit einem Böllerschuß ab: Biesenthal, Ebers­ walde, Angermünde, Schwedt a. O., Stettin. Oder eine andere Linie, die der Ostbahn oder der Neumark-Bahn; aber die Stettiner wird wohl die beste sein.

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Allerlei Glück

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Brah und Distelmeier ii: Im Moor 1470

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Im Moor. Plaueer Lokalität zu benutzen bei Torfinspektor Brah’s Haus in .... Distelmeier kommt an und wird in die eine Giebelstube geführt. Langer Bodenflur, hohes Gebälk über sich mit Spinnweb, Lattenverschläge links und rechts, hinter denen altes Hausgerümpel zu stehen schien und dazwischen ein breiter Gang, der auf die Stube zuführte. Mittelgroße geweißte Stube. Bett. Waschtisch. Ein einziges Thürfenster, ein großer schwarzer Ofen, an dem 4 Handtücher hingen. Distelmeier sah alles an, zuletzt auch den großen schwarzen Ofen, an dem 4 Handtücher hingen. Er nahm jedes einzelne in die Hand und ließ es wieder | fallen. „Eins fürs Gesicht, eins für die Hände, eins für die Füße und dann noch zwei – exorbit übertriebenes Re Vertrauen in meine Sauberkeit. Aber ich werd’ ihm wenigstens ⌐einigermaßen¬ zu entsprechen suchen.“ Jetzt sah er auch daß das Fenster ein Balkon Thürfenster war, dessen volle Tiefe nur der vorstehende Tisch mit einer roth und weißgewirkten Decke verdeckt hatte. Er schob den Tisch etwas bei Seit und oeffnete. Er sah ⌐und trat¬ auf ein mit Theerpappe gedecktes Flachdach hinaus, das einem kleinen Anbau des Hauses angehörte. Ein kleines Eisengitter lief umher, so daß dies doch ein großer Balkon war, ein italienisches Flachdach. Er schob einen Stuhl hinaus und trat an das Gitter und sah in die Abendlandschaft hinein, die Sterne schienen hell, aber in der Tiefe zogen niedrige Moornebel, aus denen nur hier und dort ein Baum ein Haus mit Dach oder Spitze hervorragte. Betrachtung. Dann in das Zimmer zurück. Und er schläft.

[TFA N 11, 55r] [­Petersen 1929, 3] [NFA 24, 757] [TFA N 11, 56a] [­Petersen 1929, 76 Fn. 1] [NFA 24, 823] [HFA 1V, 675 Fn. 29] [HFA 2I/7, 301 Fn. 29]

[TFA N 11, 57b]

Der andre Morgen. Er steht nun auf. Zog sich an. Ein Diener kam, um ihm zu sagen, daß das Frühstück, der Kaffe, servirt sei „vorn in der Laube. Er machte sich fertig und trat auf den Flur hinaus. Er sah nun alles deutlicher, das Gerümpel das hinter den Lattenverschlägen stand: Große ⌐Altmodische¬ Koffer, Betttruhen, aufgeklappte runde Tische und dahinter Gebälk und daneben Bohnenstangen. Es sah aus, wie patagonische Riesen mit einem runden Schild und Speer. ⌐Dies lieber schon am Abend vorher¬ An den Lattenverschlägen entlang nach außen hin standen Stühle, die drin keinen Platz mehr gefunden hatten so daß der ganze Flur einem Tanzsaal glich. Lampertus sah es und sagte: „was für Volk mag nächtens schon auf diesen Stühlen gesessen haben.“ Und er ging treppab und durch den Saal und die Freitreppe hinunter und auf die Laube zu. Hier ist er nun vorläufig allein. Schilderung. Landschaft. Betrachtung. Bis der alte Brah kommt.

[TFA N 11, 58a]

Das Torfmoor. Die Scenerie meist aus Swinemünde nehmen. Einige Details aus Plaue, Wustrau, Linum etc. Das Torfstechen, die großen schwarzen Löcher. Die Torfmaschine. Dampfmaschine. Ein Mahlkasten, in dem die ⌐Torf=¬Erde zerrieben wird, der ⌐schwarze¬ Brei, wie eine Schlange heraus, die nun zerstückt wird. Und die Stücke werden zum Trocknen gelegt. Die Hütte, drin die Leute wohnen. Blühende Blumen um Mitte Mai: Kirsch= Pflaum= Apfel= Birnen=, ⌐rothe¬ Pfirsich=Blüthe. Kleines falsches Vergißmeinnicht, Stiefmütterchen, Weinträubchen (blaue Rispen) Narzissen, Faulbaum, Glechoma ­hederacea, verschiedene Labiaten, weiße und rothe Sternblümchen, Wolfsmilch.

[TFA N 11, 59a] [vgl. Petersen 1929, 76 Fn. 1] [vgl. NFA 24, 823] [vgl. HFA 1V, 675 Fn. 29] [vgl. HFA 2I/7, 301 Fn. 29]

142 |

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

[TFA N 11, 59b] [­Petersen 1929, 76 Fn. 1] [NFA 24, 823] [HFA 1V, 675 Fn. 29] [HFA 2I/7, 301 Fn. 29]

Der alte Brah ist Darwinianer und Homöopath. Gespräche darüber. Es ist die F ­ rage, ob er beides sein darf, oder ob eins von beiden wirksamer ist.

[TFA N 11, 60r] [­Petersen 1929, 76] [NFA 24, 175] [HFA 1 V, 674] [HFA 2I/7, 300]

Im Moor. Brah=Haus.     Der alte Brah und Lampertus Distelmeier. (Ein Idyll.) Eins der 6 Bücher des Romans – das kurz sein und nicht mehr als 100 Seiten umfassen darf – heißt: „Im Moor“ und bildet ein Idyll für sich. Der alte Christjern Brah und Lampertus D. reisen gemeinschaftlich nach der kl. Stadt. Das erste Kapitel schildert die Reise in etwa 5 Ottave rimen. Dazwischen übermüthige Betrachtungen. Ankunft. (Diese wird übergegangen). Der andre Morgen. Brah=Haus. Nun das Leben der beiden Alten. Nur ein alter Diener und eine alte Dienerin. Und ein paar Hunde. Das Moor. Der Blick. Der Besuch. Das Träumen. Das Jagen (Hühnerjagd.) Die Arbeiter. Das Sich verirren im Moor. Lampertus Abends in seiner Giebelstube. Seine Verse. Die Haiderose. ⌐Empfängt einen Brief.¬ Sein Brief an Brose oder an seine Frau. Nach 14 Tagen schließt dies Idyll, das in den September fallen muß. Die botanische und zoologische Seite der Sache, überhaupt das natur-wissenschaftliche exakt wiedergeben. [Dr Meyer in Forsteck muß ein Buch über holsteinische Moorgegenden haben.]

[TFA N 11, 62r] [Petersen 1929, 76 und Tafel IX] [NFA 24, 176, 824] [HFA 1V, 675–676, 1015] [HFA 2 I/7, 301, 691]

Zaun Zaun

Brah-Haus.

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Allerlei Glück

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1. Weißes Haus. Souterrain. ⌐Halb¬ Hochparterre halb Bel-Etage. Alte Holztreppe mit Stufen von 2 Seiten her. Hohes, geknicktes Dach. Ein Blitzableiter links; rechts Storchennest. Geschichte, wie dem Storch zu Liebe, der zweite Blitz=Arm entfernt wurde. 2. Links und rechts hoher, tüchtiger Holzzaun, der das ganze Gehöft einfaßt. Stallgebäude. Ein alter Schimmel. Eine Kuh. Eine Ziege. Zwei Hundehütten. Eine Scheune mit einem ausgespannten Habicht oder Eule daran. Ein paar Acker(?)wagen. Eine Remise mit einem kl: Jagdwagen und einer alten ramponirten Kutsche. Auktions=Erstand. 3. Das ganze Haus und Gehöft wie auf einem Bastion erbaut, das Terrain ­machte hier eine Erhöhung. Im Rücken dieses Bastions, an den Wald sich lehnend stand das Gehöft, nach vorn hin war der Bastions-Hof, eine hübsche Fläche, Sand aufgefahren, mit gepflasterten Gängen drin für die nasse Jahreszeit. Das Ganze von einer geschnittenen Dornhecke |eingefaßt, und innerhalb dieser Hecke wie ein Band sich hinziehend ein schmaler Gartenstreifen, in dem ­Astern und Georginen blühten und ein paar rothe Tomaten. Etwas Spalir-Obst an den Zaunstellen. Nach der Moor=Seite zu, war der Gartenstreifen etwas breiter. Hier waren Spargelbeete, die jetzt hoch in Samen standen. Nach der Stadtseite zu war eine Laube, die | vier rechtwinklig aufgestellten Schirmen glich, | nach den Seiten hin geschlossen, nach vorn und hinten hin aber offen war. Nach dem Hause zu, nur ein schmaler Einschnitt, nach dem Moor zu ein sehr breiter, so daß das Moor und Wald und Stadt davor lag. Hier saß Lampertus am ersten Morgen nach seiner Ankunft. Im Moor.

[TFA N 11, 63r] [­Petersen 1929, 77] [NFA 24, 176] [HFA 1 V, 676] [HFA 2I/7, 301–302]

[TFA N 11, 64r] [­Petersen 1929, ­Tafel X] [NFA 24, 825]

Wald Wald

Brah-Haus

Die Stadt  Wald

144 |

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

Torfmoor mit Torfpyramiden eine gute halbe Meile lang. Eine kleine Senkung, zu ­beiden Seiten ansteigend, nach hinten zu, ziemlich hügelartig. Damm mit Obstbäumen besetzt, schrägstehend, klein, zwergig, dazwischen ein paar alte hohe Pappelweiden mit Nestern. [TFA N 11, 65r] [­Petersen 1929, 77] [NFA 24, 176–177] [HFA 1V, 676] [HFA 2 I/7, 302]

[TFA N 11, 66r] [­Petersen 1929, 78] [NFA 24, 177] [HFA 1 V, 676–677] [HFA 2 I/7, 302–303]

(1) (2)

[TFA N 11, 67r] [­Petersen 1929, 78] [NFA 24, 177–178] [HFA 1V, 677] [HFA 2 I/7, 303]

Lampertus sitzt in der Laube. Christjern Brah ist noch nicht da. Aber das Kaffegeschirr ist schon aufgetragen. Ein großes Kohlenbecken mit einer blanken messingnen Einfassung und ein Messingkessel auf dem Eisenblech über den Kohlen. Daneben eine große blanke Blechkanne mit langer Tülle und der Kaffebeutel darin, der Deckel nur halb wieder aufgelegt. ⌐Ein Sahnentopf. Aufgethürmte Butterbrötchen. Backwaare aus der Stadt. Alles frisch und blank.¬ Ein Cigarrenständer mit einem Maschinchen zum Abschneiden der Spitzen. „Er sammelt“ sagte Lampertus und freute sich. Der Tisch mit einer ⌐altmodischen¬ roth und weißen Kaffeserviette gedeckt. Lampertus sah das alles, freute sich; dann setzte er sich auf einen großen Gartenschemel, der dicht neben ⌐hinter¬ dem Kaffetische stand, dicht neben der offenen Laubenstelle.Und von hier aus sah er in das Moor hinein. Nun Schilderung des Moors in dieser Morgenstunde. Lampertus war unendlich | glücklich; es hob sich ihm das Herz. Er wußte nicht ob er weinen oder lachen sollte. So saß er und träumte, als ihn ein leises Geräusch weckte. Als er sich umsah stand ein ⌐brauner¬ Hühnerhund neben ihm und sah ihn an und wedelte. „Höre“ sagte Lampertus „Du bist ein gutes Thier. Wir wollen Freunde sein.“ Und zur Besieglung der neuen Freundschaft kraute ihm Lampertus den Kopf, wobei der Hund fortfuhr zu wedeln, bis er plötzlich mit einem Satze fortfuhr ⌐war¬ und auf den Eingang zu, wo sein Herr eben erschien in einem dicken Joppenrock, ein karirtes Taschentuch um den Hals und eine ungrische schlesische Klappmütze auf dem Kopf. Guten Morgen, Freund Lampertus. Hoffe, wohl geruht. Danke, Herr Brah. Vorzüglich. Freut mich. Und es freut mich auch, daß Sie ein Frühauf sind. Der Morgen ist das Beste. Alles frisch, gesund. Wie gefällt Ihnen der Platz? Meine Selige nannt es Belve­ dere. Ich nenne es einen „Lug ins Land“. Das ist nicht blos deutsch, es klingt auch besser. Nicht wahr? Drei Vokale. Belvedere mit drei e’s ist ja immer dasselbe. Wechsel, Wechsel; auch in den Vokalen. Sie setzen nun das Geplauder fort. Dann fuhren sie in dem Jagdwagen in die Stadt, wo Brah Geschäfte hatte und Lampertus den alten Markt und die Kirche und das Bild darin bewundern sollte.     Neues Kapitel. Brah muß fort. Geschäfte. Forstconferenz oder dergleichen. Sie nehmen Abschied. „Das Haus ist nun Ihre. Sie machen was Sie wollen. Mein Jochnus ist instruirt und Caro’n laß ich Ihnen hier. Sie haben das Haus, das Moor, den Wald. Damit läßt sich schon eine Weile leben. Hier hängen die Flinten. Schießen Sie was Sie wollen, nur berücksichtigen Sie sich selbst. Karo bleibt hier. Rebhühner, Wasserhühner, Kaninchen, was Sie wollen. Und nun Gott befohlen. Uebermorgen Abend bin ich wieder da.“

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Allerlei Glück

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Dies Gespräch war in dem großen Mittelzimmer geführt worden, das vier Fenster Front hatte. Daneben waren zwei |einfenstrige Zimmer. Eins hatte der Seligen gehört, der kleine Nähtisch stand noch am Fenster. Das andre gehörte Brah, war sein Arbeitszimmer. Der Arbeitstisch stand in der Fensterecke. An der Längswand war ein hohes ⌐Fächer¬Real, das in seiner sichtbaren Hälfte dem Fenster zu mit Akten gefüllt, in seiner dunklen Hälfte nach dem Ofen hin aber mit einer Welt von Dingen angefüllt war: Cocusnüsse, ⌐Maiskolben,¬ Schlangen in Spiritus, Packete mit Sigellack Schnupftabak und kleine Blechbüchsen mit Sardinen in Oel. Denn diese waren eine von Brah’s Schwächen. In den Ecken stand Unglaubliches umher: ein alter Ritter den er auf einer Auktion gekauft hatte, zwei eine große Scheeren zum Beschneiden des Heckenzauns, ein dicker Mantel, ein Wagen­ kissen, ein paar Kescher zum Insektenfangen und eine große mit vielen Beulen ver­ sehene Botanisirtrommel. Die Botanisirtrommel machte einen Eindruck auf |Lampertus und er beschloß heute ins Moor zu gehen und zu botanisiren. „Die Pharmaceutica sind langweilig, aber das Botanisiren ist hübsch.“ Und er entsann sich glücklicher Stunden, wo er vor beinah 30 Jahren im Grunewald umhergestreift war und auf der Rudower Wiese. Er wollte wieder solchen Tag genießen. Nun die Beschreibung des Moors. Die Wasserlachen, die Torfpyramide, die Stille, die Thier- und Pflanzenwelt; die Weihe in der Luft. Das Mittagläuten aus der Ferne her. Bis an den Wald. ⌐Die Hagerose mit den Thautropfen.¬ Hier am Rande legte er sich hin. Er sah hinauf in das Blau. Er dachte der Frau, die er verloren; er sah die weißen Wolken ziehn. Und er wandte sich und barg sein Haupt in das Moos des Waldes und ein süßes Weh durchzitterte sein Herz. Nächstes Kapitel. Der andre Morgen. Er bleibt in seiner Giebelstube. Er sinnt nach. Er schreibt die Verse auf. Er durchsucht das Haus (dies ausführen; alte Erinnerungsstücke.) Alte Biblio­ thek in einem der Hinterzimmer, noch aus guter Brah’scher Zeit. Alte französische Werke. Er nimmt eins davon; er liest. Dann kommt Jochnus und plaudert mit ihm. Er erzählt ihm von ⌐Axel Brah, wie er klein war, und dann von¬ Hanne Brah, wie sie ins Haus kam, kurz vor dem Tode der Frau. „Wo begraben sie denn hier ihre Todten? Bis in die Stadt ist weit“.  „Wir haben hier einen Kirchhof.“  „Wo denn?“  „Hier im Wald. Keine fünfhundert Schritt von hier.“ Das „Den möcht ich sehen“.  „Ich komme mit“.  „Nein, ich geh lieber allein.“  „Sie können nicht fehlen. Der Fußsteig am Wald hin führt dicht dran vorbei. Sie sehen dann schon das weiße Kreuz.“ Nun besucht Lampertus den Waldkirchhof. Vier, fünf Gräber. Auch ein Kind. Ein Knecht. Grabinschriften. Die Bahre am Baum. Der schwarze Moorgraben, der sich dran hinzieht. Sumpfblumen. Die Stimmen im Walde. Er bleibt. Das Abendroth. Er geht nun wieder heim. Brah war eben zurückgekommen.

[TFA N 11, 68r] [Petersen 1929, 78] [NFA 24, 178] [HFA 1 V, 677–678] [HFA 2 I/7, 303]

(1) (2)

(1) (2)

[TFA N 11, 69r] [­Petersen 1929, 78] [NFA 24, 178] [HFA 1 V, 678] [HFA 2I/7, 304]

[TFA N 11, 70r] [Petersen 1929, 79–80] [NFA 24, 180] [HFA 1 V, 679–680] [HFA 2 I/7, 305]

146 | [TFA N 11, 71r] [­Petersen 1929, 80] [NFA 24, 180–181] [HFA 1V, 680] [HFA 2 I/7, 306]

[TFA N 11, 72r] [Petersen 1929, 80–81] [NFA 24, 181] [HFA 1 V, 680–681] [HFA 2 I/7, 306–307]

(1) (2)

[TFA N 11, 73r] [­Petersen 1929, 81] [NFA 24, 181–182] [HFA 1V, 681] [HFA 2 I/7, 307]

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

Nächstes Kapitel. Sie begrüßen sich. Setzen sich in das große Zimmer. Es war kalt. Sie lassen ein ­Feuer machen. Brah erzählt. Jochnus bringt ein Abendbrot. „Wie schön es hier bei Ihnen ist.“ Brah lachte. „Ja. Zu Zeiten. Aber es ist nicht immer so.“ Nun beschreibt er den Winter, wenn die Communikation erschwert ist; Kälte, Schneestürme; und dann im Frühjahr, wenn alles ein Matsch ist. „Aber freilich der Sommer und Herbst; da tausch ich mit keinem König.“ Sie sprechen vom Kirchhof, von der Frau die dort liegt; dann spricht Lampert von der Seinen. „In memoriam“ sagte Lampert und sie stießen mit den Gläsern zusammen. „Aber wir leben noch“ sagte Brah „und hören Sie Lampert Sie müssen nun unsre Leute kennen lernen.“ Er will ihm also eine Gesellschaft aus der Stadt einladen, aber |Sie sollen selber mit zu Rathe sitzen, wen.“ Nun holt er ein Papier. „Sehen Sie, hier hab ich eine Liste. Mehr wie sieben geht nicht, uns selber mit eingerechnet. Also wir haben die fünf Würdigsten auszusuchen.“ Beginnen wir. „Gut“ sagte Lampert. „Lassen wir Sie uns beginnen. Ich kenne keinen. Aber die Namen sprechen und der Stand.“ „Das mein ich auch. Also beginnen wir. Da ist Major Thomas. Hat drei hübsche Töchter. „Werden sie miteingeladen?“ „Nein.“ Dann, denk ich lassen wir ihn fallen. Ich kenne die Majore a. D. Gute Herrn Dann der Superintendent. Dann der katholische Geistliche. Dann der Commissionsrath Unbeschwer. Unverdorben. Etwas sonderbarer Name. Unbeschwer? Also jüdisch „Nicht für mich. Ein Unverdorben hat zwanzig Alkaloide entdeckt.“ Nun dieser hat nichts entdeckt. Nur die Kunst Geld zu machen. Einige sagen: nicht ganz unerlaubt. Er soll gepascht haben; Wagen mit doppeltem Boden. Etwas Erbschleicherei. Bon. Den nehmen wir. Das sind die besten Leute. Je mehr Tugend, je langweiliger; je fragwürdiger die Gestalt, desto intressanter. Ich wette, Unverdorben bringt die ­Toaste aus. „Gerathen. Und ganz gute. Er hat eine humoristische Ader; ein bischen Wortspiel, ein bischen frivol, und gegen den Schluß hin christlich, und patriotisch und alles für das Volk und alles durch das Volk.“ Ich sehe schon. Den müssen wir habe Und Anekdoten-Erzähler. Alles selbst erlebt. O das sind wundervolle Figuren. Den müssen wir nehmen. Aber wen noch. Man einigte sich noch über den Doktor und einen reichen Holzhändler, und als beide ⌐roth¬ unterstrichen waren, sagte Brah verlegen: „nun haben wir noch einen katholischen Geistlichen hier, einen Mann von 50.“ Den nehm ich unbesehn. Katholische Geistliche sind immer gut. Sie sind keine Spielverderber, wissen daß sie’s sicher haben und lassen deshalb alles rund um sich her geschehn. Wie steht er denn mit dem Superintendenten?

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Allerlei Glück

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Gut. Der Superintendent behandelt ihn wohlwollend, mit einem aus einem halben Dutzend Mitleide zusammengesetzten Wohlwollen. Er bemitleidet ihn erstens, daß er in der Irrlehre wandelt, daß er sein Abiturienten-Examen nicht gemacht hat, daß er unverheirathet ist und daß er keine Tochter hat, wie seine Sidonie. die Sidonie heißt. So heißt nämlich die seinige. Seine Frau war nämlich eine arme Adlige und auf diese Weise ist eine Sidonie in die Familie gekommen. Der alte Superintendent hält sie für die Lais dieser Gegenden Er behandelt sie als Prinzessin Turandot. Und sie geht darauf ein und sagt: Sieh her und bleibe Deiner Sinne Meister.

[TFA N 11, 74r] [­Petersen 1929, 81] [NFA 24, 182] [HFA 1 V, 681–682] [HFA 2 I/7, 307–308]

(1) (2)

Nächstes Kapitel. Das Diner war vorüber. Die Herren gingen heim. Es war schwül. Die Gruppenvertheilung wie sie heimgehen. Sie konnten noch nicht weit weg sein, als das Gewitter heraufzog. Nun Beschreibung dieses Gewitters. Lampert hatte am Fenster gestanden. Nun zog er Wasserstiefel an und ging in das Moor hinaus. Oben Unten Schmutz und gurgelnde Wasser, aber oben der Mond in voller Klarheit. Am andern Morgen Abreise wieder nach Berlin.

Brah und Distelmeier iii: Regemünde 1710

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1730

Ich muß einen Ort nehmen wie Swinemünde, muß ihn aber etwas mehr östlich legen, etwa wo Stolpe oder Rügenwalde liegt. Alles ist im Uebrigen swinemündisch, auch die Gesellschaft; nur von Bad darf keine Rede sein; aber Hafen, Moole, fremde Kaufmannsschaft, Consuln. ⌐Muß doch sein. Aber kleines Bad. Bei der Gelegenheit haben sich die älteste u. jüngste Tochter nach Berlin hin verheirathet.¬ Torf=Inspektor Brah Wasserbau=Inspektor Fraude. Dieser Name ist gut. Der Sohn kann heißen Frilin Fraude. ⌐Friedewald Friedemann Frohreich Frevich¬ Der alte Fraude prätendirte von englischer oder schottischer Abstammung zu sein und zwar von den Froud’s. Die Schwäger schrauben sich ja zu­ weilen. „Unsinn. Die Frouds schreiben sich ohne e.“ „Gönn es mir Brah. Ich habe dann grade das „e“ zuviel, das Du zu wenig hast.“ Die drei Alten in Regemünde ⌐Brah Distelmeier Oliver Francis Fraude (Der alte ‚Noll‘)¬ Distelmeier wird nun der Vertraute Beider. Gleich den ersten Tag sagt Brah: Ich w ­ erde Sie nun auch mit meinem Schwager Fraude bekannt machen müssen, Oliver Francis Fraude, wie an seinem Klingelschilde (?) steht. Er ist von englischer Abstammung und Sie werden es bald merken: ein guter Kerl und ein Gentleman, aber quer­köpfig, eigensinnig und zu Zeiten halb verdreht. Er versteht seine Sache brillant; aber das ist ihm zu

[TFA N 11, 11r]

[TFA N 11, 11r] [Petersen 1929, 25–26] [NFA 24, 786] [Petersen 1929, 24–25] [NFA 24, 784–785]

148 |

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

gewöhnlich. Er ist Spezialist in Rettungsapparaten. Nun begreif ich das bis zu einem gewissen Grade. Seit 30 Jahren lebt er an der See, den Hafen hat er gebaut, trotzdem scheitern die Schiffe nach der Schwierigkeit. Er mißtraut deshalb s­einer eigent­lichen Kunst und sucht, ein guter Kopf, wie er ist, von einer andern Seite beizu­kommen. Er hat das Schwimmgürtelprinzip. Das klingt nun sehr einfach; aber die Nutzanwendung, darin liegt erst seine Größe und seine Verrücktheit. Um ihn selbst zu citiren „der Satz, das Wasser habe keine Balken“ müsse aus der Welt geschafft werden. Das Wasser h a t Balken. Als der erste Kahn, das erste Stück Holz einen Mensch über Strom und Meer trug, wird man sich auch gewundert haben, jetzt zeigen Flotten von 120 Kanonen an Bord, und 1000 Mann Besatzung, zu welcher Ausdehnung das ­Prinzip fähig war. So ist es mit dem Schwimmgürtel. Es läuft alles darauf hinaus, dass wir ­behufs unserer ­Hülfe nicht mehr getragen werden, sondern daß wir unsere Hülfe selbst tragen. Wir sind zu gleicher Zeit unser Schiff: der Mensch, wenn er die Erde beherrschen will, hat sich in allem was zur Erde gehört, zurecht zu finden, einzurichten. Er hat einen amphi­bischen Charakter anzunehmen; zu Wasser und zu Lande, darin haben sie ein Programm. Der Mensch muß sich auch im Wasser einrichten können. Es gibt Ober- und Unter-Wasserleute. Warum nicht? Was der Bergmann für die Erde ist, ist der Taucher für das Meer. Ueber solche Dinge perorirt er ihnen stundenlang und baut Systeme auf. Daß er den Sturm in gewissen Sinne abschaffen, d. h. ungefährlich machen will, versteht sich von selbst. Darwinianer. Steht mit allen Wind-Warten in Verbindung. „Ein Sturm, den ich vorausberechne, ist kein Sturm mehr, ebensowenig wie ein vorausberechneter Bombenwurf noch eine Bombe ist, man geht ihr aus dem Wege.“ Distelmeier horchte auf. Das war sein Mann! Ein oder zwei Tage später besucht er F r a u d e n . Er findet ihn wie erwartet. Spricht über Moolen-Anlagen und zuckt dabei die Achseln. „Es ist eine preußische Eigenthümlichkeit, eh etwas geschieht, immer reisen lassen. Ich möchte wohl wissen, wie viel Geld verreist wird. Daß was dabei herauskommt, glaub ich nicht; aber es ist eine Art Extra-Badereise, die jedem Beamten in seinen langweiligen Tagen zu gönnen ist. Ich war in Marseille, Gaeta, Portsmouth: nun, das ist anders; das hier ist Spielerei. Wir sehen uns das Große an und machen dann etwas Kleines. Aber die ganze Sache ist verjährt, überwundener Standpunkt und insofern ist es gleichgültig. Mit Capitain Boyle beginnt ein neuer Zeitpunkt. Haben Sie von dem Manne gelesen, der in einem Luftboot von Amerika herüberkam? Capitain Boyle schwimmt den Missisippi hinunter; beiläufig wie er sich mit den Alligators abfindet, weiß ich nicht, aber das ist seine Sache. Das Prinzip, das ist die Hauptsache.“ „Ihr Schwager hat mir davon erzählt.“ Fraude lachte. „Mein Schwager. Da wird er Ihnen Sonderbares von mir vorgeschwatzt haben. Denn er hat kein Interesse dafür, keinen Sinn, kein Einsehn. Er ist ein guter Kerl und ein Gentleman, aber querköpfig, eigensinnig, halb verdreht. Wenn er mir mit seinem Ata­vismus kommt, möcht ich verzweifeln. Aber das Schlimmste ist seine Homöopathie. Haben Sie das Buch von Hahnemann gesehen? Er selber hat mir gestanden, daß er Aconitum und Pulsatille in seinem Garten zieht und daß er andächtig an beiden vorübergeht. Er ist ein Spezialist und beredet sich nun, mit Hülfe von Aconit den Rheumatismus aus der Welt geschafft zu haben. Aber was ist es? Die Leute nehmen zehn Tropfen von der dritten Ver­dünnung, und dann trinken sie Grog. Nachts ein erquickender Schweiß und den anderen Morgen sind sie gesund. Das sind dann die Wunderkuren des Aconit.“

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Allerlei Glück 1780

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„Aber er kurirt auch Pferde.“ Fraude lachte. Distelmeier war sehr vergnügt. Nur wußt’ er nicht, wie er sich zu benehmen haben würde, wenn er sie mal beide zusammensähe. Distelmeier zu Ehren wird nun bei Brah oder Fraude eine Gesellschaft gegeben, an der die Honoratioren der Stadt theilnehmen. Unter diesen 1. Ein alter kleiner ­hagrer O b e r l e h r e r , dem immer der Rockhängsel herausguckt. 2. ein K a u f m a n n (­lieber etwas Charakteristischeres wählen), der immer nachsalzt. In dem Moment wo die Suppe kommt, blickt er nach dem Salzfaß und thut hinein ohne gekostet zu haben; es ist ihm auch gleich: eine Speise kann z u viel Salz gar nicht haben. 3. ein S t e u e r I n s p e k t o r a. D., aber immer noch in Uniform, der „mit dem Jahrhundert geht“ und Anno 9 als Schill kam, neun Jahre alt war. „Das muß gewesen sein, als Schill kam.“ Oder „das kann nicht viel früher gewesen sein als damals wo Schill kam. Ein verflixter Kerl! Und wie zwang er’s! Immer mit Überraschung. Er sagte: Der überraschte Held ist gar kein Held mehr und im Museum zu Leyden ist sein Kopf in Spiritus. Was sonst nicht seine Sache war. Aber das schadet nichts. U. s. w.“ Dann hält der Oberlehrer einen Toast auf die drei „Inspektoren“, den Torf-, den Wasser­bau- und den Steuer-Inspektor. „Meine Herrn, wir alle wissen, daß es manche Trinität giebt und daß geschrieben steht, dreimal ist preußisch Recht. Wir haben drei Grazien, leider auch drei Parzen (er zählt nun weiter auf) und wir haben auch drei Inspektoren. Wem huldigen wir am meisten? Nun zählt er die Verdienste jedes einzelnen auf und läßt alle drei leben“.

[Petersen 1929, 26] [NFA 24, 786]

Ein Philister in Regemünde perorirt über „Eisenbahnen“, wie „rasch es doch ginge“ gegen früher. Distelmeier antwortet. Ein andrer Philister hat die Wendung: „Sehen Sie, die Verhältnisse machen den Menschen.“ Geschichte vom Steueraufseher, der seine Kinder umbrachte. (Die Geschichte selbst – die ich vergessen – muß trivial und tragikomisch sein.)

[DLA, A: Fontane 56.550/16r] [Petersen 1929, 82.XXVII]

Ein Gourmand. Wahrscheinlich auch in Regemünde bei dem Diner. Die Kochkunst ist die Kunst der Saucen. Diese sind das Entscheidende. Alles andre ist gleichgültig. Kardinal Antonelli sagte von den Engländern: „Was ist von einer ­Nation zu erwarten, die 37 Sekten und nur e i n e Sauce hat.“ Und er hatte ganz Recht. Und gestehen wir uns: die Sauce ist überhaupt das Entscheidende. Sehen sie sich das sogenannte „Beste“ an, was der Mensch hat, die Kunst, worauf läuft es hinaus? auf Saucen­wechsel. Die pièces de resistance, die Grundstöcke bleiben immer dieselben: ein Guter, ein Schlechter, ein Tapferer, ein Feiger, ein glücklich Verliebter, ein unglücklich Verliebter (ich habe zeitlebens zu diesen gehört) und nur die Saucen, die Anrichtung, die Servierung ist verschieden.

[Petersen 1929, 81–82] [NFA 24, 182–183] [HFA 1V, 682] [HFA 2 I/7, 308]

150 |

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

Gespräche über „die regierenden Klassen“ [Petersen 1929, 54–55] [NFA 24, 146] [HFA 1 V, 645] [HFA 2I/7, 271]

[Petersen 1929, 55–56] [NFA 24, 146–147] [HFA 1V, 645–647] [HFA 2I/7, 271–272]

D i e „ r e g i e r e n d e n K l a s s e n “. „Wen zählst Du zu den regierenden Klassen“ fragte Wilhelm. „Jeden, bei dessen Begräbniß eine königliche Kutsche leer folgt.“ Brose lachte. „Gut Heinrich. Das wird wohl zutreffen.“ etc. etc. A u c h bei diesem Gespräch, vorher oder nachher. Heinrich Brose ist seit beinah 30 Jahren Professor extraordinarius. Anfangs hatte es ihn gekränkt, jetzt war es ihm lieb; es gab ihm vor sich selbst ein gewisses menschliches Recht der Opposition und da er, wie sein Bruder, freie Bewegung liebte, so war ihm das gerechtfertigte „Frei weg“ eigentlich lieb gewonnen. Unsre reg ierende K lass e oder unsere „Regierenden“ oder die „von der dritten Pfauenfeder“. ⌐Wichtig¬ ⌐Heinrich Brose¬ So ähnlich – nach im Kapitel vorher gemachter Andeutung – ein neues selbständiges Kapitel, in dem Brose über diese Klasse spricht. Er lobt sie, er erkennt sie an: „sie sind vielleicht unerläßlich, oder doch höchst wichtig, aber sie überschätzen sich. Es sind die mediocresten Menschen von der Welt, die alles bei uns bevölkern, für alles gerade ausreichen, zuverlässig, brav, gerecht, tüchtig sind, aber langweilig zum Extrem, nichts weniger als klug und begabt, und auf ihre kleine Begabung hin von einem Dünkel, der alles übersteigt. Sie identificiren sich mit dem Staat. Dazu haben sie eine Art Recht. Aber sie vergessen, daß dieser Staat sicherlich minder unausstehlich und wahrscheinlich moralisch nicht viel schlechter wäre, wenn sie fehlten und andre Leute an die Stelle träten. Sie sind von kleinem Adel, haben ein kleines Vermögen und ein kleines Talent, aber sie addiren es doch so zusammen, daß schließlich eine Größe heraus­ kommen muß. ⌐All dies aber muß H e i n r i c h Brose sagen, denn für Wilhelm ist es um einen Grad zu fein und zu gelehrt, oder selbst zu doctrinär. Wilhelm ist aber dabei und zum ersten Mal entzückt von seinem Bruder und umarmt ihn.¬ Als Heinrich gesprochen und Wilhelm ihn umarmt hat, ruft er: „Das muß gefeiert werden.“ und er ging an die Thür und rief in den Corridor hinein „Johann“. Dieser kam, mit Kreide an den Händen, denn er war eben beim Silberputzen: „Johann, eine Moët, nein eine Cliquot, veuve. Eine. Und nicht kalt stellen.“ Meine Freunde, über beides hab ich Erklärungen abzugeben. Es handelt sich nicht um ein Champagner-Bachanal; das ist Sache für junge Leutnants und alte Rittergutsbesitzer; es handelt sich für mich um eine symbolische Handlung, nur darum, einer Freude einen höchsten Ausdruck zu geben. Daher e i n e Flasche. Drei Flaschen wär’ ein Bachanal, eine Schlampamperei; das ist für junge Leutnants und alte Ritterguts­ besitzer. Diesem Moment entspricht e i n e . Wer das Abendmahl nimmt, ich ­nehme es nicht, aber das schadet nichts, der nippt, der begnügt sich mit einem halben Schluck, wer den Kelch leeren wollte, wäre ein Kanibale.“ „Aber Du hättest die Flasche wenigstens kalt stellen lassen sollen“ sagte Frau Brose. „Auch d a s nicht, Adelgunde. „Nein die Kohlensäure muß heraus.“ Er erschrak über „Kohlensäure“ und verbesserte sich schnell: „der Schaum, der Schaum, das ist es. Aus dem Schaum wurde Aphrodite geboren. Meine Herren, ein

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Allerlei Glück

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Hoch auf meine Frau. Ich sage noch einmal „Aus dem Schaum wurde Aphrodite geboren“. Die Gläser klangen zusammen, die Sterne der Sommernacht zogen herauf, als man sich trennte. Bei der symbolischen e i n e n Flasche war es geblieben, aber die Apfel­ sinen­scheiben auf dem Grunde der Gläser zeigten, daß man nicht gedurstet hatte. H. Brose B e i „ r e g i e r e n d e K l a s s e n “. „… Das Bourgeoisthum, will sagen das ohne rechten Lebensgehalt blos aufs A e u ß e r ­l i c h e gerichtete Dasein steckt jetzt viel mehr und jedenfalls viel häß­licher in den oberen Militair- und Beamtenkreisen als im Bürgerthum. Jedenfalls tritt es hier (bei Militair u. Beamten) häßlicher, verdrießlicher, beleidigender auf. Ein reicher Brauer hat keine Verpflichtung sich um „ideale Menschheitsgüter“ zu kümmern, er verlangt Vermögen, Wohlleben und eine Villa. Jene „regierenden Klassen“ aber haben aus alter Zeit die Vorstellung mitherübergenommen, daß es mit ihnen etwas besondres sei, daß sie Hirn und Herz des Volkes verträten und sie vertreten heutzutage keins von beiden mehr, weder das eine noch das andre. Sie sind ganz und gar veräußerlicht, kleine sich unterwerfende nur auf den Gehorsam gestellte Streber und Carrière­ macher, die dann, wenns endlich heißt „Du hast’s erreicht Oktavio“ wie der Kürassier (im „Lager“) hochmüthig vom hohen Sattel her auf die Menschheit niederblicken. Freilich, fallen sie, so stehen sie nicht mehr auf. Und das ist ein wahres Glück.

[Petersen 1929, 56 und Fn. 1] [NFA 24, 148] [HFA 1V, 647] [HFA 2 I/7, 272–273]

Neuer Roman Die regirenden Klassen. Brose und Distelmeier sind zusammen. D. klagt, daß man nicht vorwärts käme, immer sei schon wer da, jede Stelle ist besetzt. Und immer durch mediocre Leute, die sich aber alle wundern; daß noch wer anders auf der Welt ist. Wenn dieser andre gar andeutet, er wiss’ es besser, so lachen sie. Nicht blos die S t e l l e n sind ihr Erbtheil, sondern sie erben das Wissen und die Weisheit gleich mit. Sie sind alle gebildet, und ihre Bildung wird nur noch von ihrer Einbildung übertroffen.“ Brose lachte: „Lieber Lampert, merken Sie das jetzt erst. Das ist ja unsre regirende ­ iese Klasse. Was bei andern der Nepotismus ist, ist bei uns die „regirende Klasse“. Alle d Leute stammen von kleinen Beamten ab, ihr Urgroßvater war ein K. Kammerdiener oder ein Bote beim Kammergericht; der Sohn wurde Geh. Rechnungsrath, der Enkel kam bis in den Vorhof der Hölle und der letzte (jetzige) sitzt drin. Diese Leute machen alles. Das Linienblatt kuckt überall heraus. Sie thuen liberal; sind aber die unreifsten Menschen von der Welt. Bourgeois. Sie kommen zur rechten Zeit auf das Gymnasium und gehen zur rechten Zeit vom Gymnasium ab, sie studiren die richtige Zeit und sind mit 28¼ bis 28¾ Assessor. Höchstens daß ihnen ein Spielraum von sechs Monaten gestattet wird. Ein Monat früher ist Anmaßung, ein Monat später ist Lodderei. Sie sind Reserve-Offizier. Sie heirathen immer ein wohlhabendes Mädchen und stellen bei Ministers die lebenden Bilder. Sie erhalten zu ganz bestimmter Zeit einen Adlerorden und zu noch bestimmterer Zeit den zweiten und dritten, sie sind immer in Sitzungen und sitzen immer am Webstuhl der Zeit. Im Vertrauen sagt ein jeder: Hören Sie, wär ich nicht musikalisch oder sammelte ich nicht Goethe-Briefe, so hielt ich es nicht aus. Alles an ihnen ist mäßig, temperirt. Was anders ist, ist lächerlich.

[Petersen 1929, 56–57 und Fn. 2] [NFA 24, 148–149] [HFA 1V, 647–649] [HFA 2I/7, 273–274]

152 |

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

„Ja, so sind sie. Aber ist das nicht ein Unglück? Alles verknöchert, gehorsam, ­mediocre, unfrei. Nein, Sie haben Unrecht, Lampert; sie müssen so sein. Denken Sie, wenn jeder was Apartes sein wollte. Das gäb ein Chaos. Außerdem haben sie ein kolossales Verdienst: sie sind zuverlässig. Sie leben nach einem ungeschriebenen Codex, der gute S­ itte, Treue, Loyalität und den Glauben an die besondere Mission Preußens vorschreibt. Genies kommen unter ihnen nicht vor, sollen nicht vorkommen; aber sie sind recht eigentlich die Träger des Staats, viel mehr als der Adel, der s e h r zersplittert ist, und selbst mehr als die Armee. Am sonderbarsten sind die Aerzte dieser Kategorie. Sie zeichnen sich nicht aus; aber jeder aus der Oberklasse läßt sich von ihnen behandeln. Denn jeder sagt sich: „er behandelt uns alle; es ist unpreußisch sich anders behandeln zu lassen.“ Seine Behandlung des Krankheitsfalles ist vielleicht nicht genial, aber sie ist königlich preußisch, und im Ganzen genommen bezeichnet das „Königlich Preußische“ den höchsten Grad irdischer Vollkommenheit. Auch in der ärztlichen Behandlung. Stirbt man, so stirbt man wenigstens „auf dem Bette der Ehre!“ [Petersen 1929, 57–58] [NFA 24, 150–151] [HFA 1V, 649–650] [HFA 2I/7, 274–276]

„… Wundervoll ist es irgend einen aus diesen „regierenden Klassen“ bei Be­ handlung des denkbar gleichgültigsten Gegenstandes die collegiale Personenfrage behandeln und im Drüberhingleiten ganze Welten von Bedeutung heraufbeschwören und wieder schwinden lassen zu sehn. Etwa so. „Ich war heut in der Angelegenheit, die Sie kennen ..... Es handelt sich darum ob (für die Quartas sämtlicher Realschulen Globen oder Wandkarten eingeführt werden sollen) das Denkmal auf dem Inselberg mit der Front nach Friedrichsrode oder nach Wilhelmsrode gerückt werden soll, denn beide „rode“ sind so patriotisch, daß jedes die Frontseite beansprucht. Der Pastor und Rittergutsbesitzer von Friedrichsrode ist nach Berlin gekommen um die Sache in Fluß zu bringen. Er sucht einen von den regierenden Klassen auf. Dieser zeigt sich bereit; artig, ungeheurer Fortschritt, sind jetzt wenigstens die meisten. Er bescheidet ihn nach drei Tagen wieder zu sich. Und nun läuft das Gespräch wie folgt. Ich war in der bewußten Angelegenheit bei Geheime-Regierungsrath Cederstolz, erfuhr aber daß die Sache seit Trennung der Ressorts, wie ich vermutet, bei Geheimen Regierungsrath Lederstolz läge.“ Daß sie schließlich bei Geheimen Regierungsrath v. Lederstolz liegen bleibt, versteht sich von selbst. Nichts ist wundervoller als ein solcher Vortrag, die leichte Art wie über den langen Titel, als hab es damit nichts auf sich, aber am Ende er ist es nun mal und jedem seine Ehre, hinweggegangen wird, ist meisterhaft. Denn jeder muß empfinden daß sich hier etwas Großes vollzieht. Der Angelegenheit kann ein Sieg nicht fehlen, denn sie ruht in solchen Händen. Es ist eine Wonne die Zunge leicht über diese Titulaturen hingleiten zu hören, und wenn gesagt worden ist, nur wirkliche Katholiken könnten das Kreuz schlagen, so darf man auch behaupten, nur Leute aus den regierenden Klassen wissen das Wort Geheimer Regierungsrath so auszusprechen, daß es zugleich nichts und alles bedeutet. Das eigentliche Mitglied der regierenden Klassen lebt um zu sitzen. Er kommt aus den Sitzungen nicht heraus. „Ich habe heut fünf Sitzungen gehabt“ sagt er wie ein Krieger, der auf fünf Skalpe zeigt. Aber es kommt auch was dabei heraus. Solche sechsmal sechsfach berathenen und durchgesiebten Dinge kommen der Vollkommenheit so nah, wie dies innerhalb menschlicher Schwachheit überhaupt möglich ist. Nehmen Sie die Münzberathungen. Welche Finesse liegt darin, daß man ein 50 Pfennigstück

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Allerlei Glück

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von einem 10 Pfennigstück nicht unterscheiden kann. Welche Schärfung von Sinn und Intellekt wird dadurch geboren. Die Fingerspitzen kommen von dem gerippten Rand nicht los und das Göthesche „Gefühl ist alles“ ist vorahnend eigens für unsere neue Kleinmünze gedichtet worden. Es giebt einige, die dies bezweifeln; aber meine Herrschaften was ist nicht alles bezweifelt worden. An ein freies Volk, an ein Volk dem das bestandene Abiturienten-Examen in der dritten und vierten Generation beinah angeboren wird, darf man aber Ansprüche stellen, die man an ein gewöhnliches Volk nicht stellen darf. Sehen Sie sich unsre Steuerlisten an. Die Bewohner niedriger stehender Staaten würden verrückt darüber, hier löst es sich spielend und die Steuer selbst wird einem durch das Bewußtsein versüßt, wenigstens die Zettelbogen, die das anordnen und feststellen, verstanden zu haben. Ueber die Pf lichten des preußischen Staatsbürgers. ⌐Sätze die sich gut für den Schlossermeister Z e m b s c h passen. Er ist der Mann der strengsten Pflichterfüllung, aber gerade w e i l er es ist, empört es ihn, daß es auch d a gefordert wird, wo es nicht erfüllt werden kann.¬ Sie laufen darauf hinaus, daß er im Frieden dienen und zahlen, und im Kriege pro patria mori muß. Dafür hat er jetzt das „Stimmrecht“. Ich wundre mich nicht, wenn sies schlimm brauchen und in manchem Wahlkreis 40.000 socialdemokratisch an die Wahlurne rücken. Denn es ist furchtbar. Mit ihren socialdemokratischen Utopien werden sies nicht zwingen, sondern es nur schlimmer machen: daß das Loos vieler Millionen aber unendlich hart ist, viel härter ist als in den Zeiten wo man unfrei war, wo Krieg und Pest über die Welt zogen, das ist gewißlich wahr. Sie horchen auf. Ja, meine Freunde. Denn Krieg und Pest kamen elementar, sie zogen herauf gewitterhaft und verschlangen ganze Generationen. D i e M a s s e d e s E l e n d s w a r v i e l g r ö ß e r , aber das Gefühl des Elends war v i e l v i e l k l e i n e r . Die Menschen nahmen es als Geißel, als ihrer Sünden Schuld; sie unterwarfen sich, sie eilten in die Kirchen, sie beteten und riefen Gott an, das über sie verhängte Gericht fortzunehmen. Das alles war schwer, aber nicht bitter. Was jetzt über die misera plebs hereinbricht ist bitter. Es wirkt nicht wie Gottes Gericht, es wirkt wie Menschenwerk. Die Frage „wozu? warum?“ drängt sich auf, und der Gequälte findet keine Antwort. Und wenn er sie findet, so sagt er: „Das ist es.“ Und dabei weist er mit dem Finger nicht auf ein göttliches Gebot, sondern auf eine menschliche Einrichtung, auf ein Gesetz, das da ist, das eben so gut fehlen könnte, wie es da ist. Das Unerträglichste dieser Gesetze aber ist das S t e u e r g e s e t z . Es ist eine Armuths-Verhöhnung. „Der Steuerzettel ist moralisch“ sagen einige vom Doktrinarismus toll gewordene, „er bringt dem Einzelnen s­eine Zugehörigkeit zum Staat, seine Bürgerpflicht zum Bewußtsein.“ Furchtbares Wort, furchtbarer Hohn! Anschauungen aus dem gesättigsten aller Mägen hervorgegangen. Hier liegt meine Frau, die ich vor zehn Jahren als ein reizendes Geschöpf aus Lieb’ und Leidenschaft geheirathet habe, hier sind die vier Kinder die sie mir geboren. Seit anderthalb Tagen ist kein Bissen über ihrer aller Mund gekommen, und das einzige bischen Roth, das da ist, ist das hektische Roth auf der Wange meiner Frau, von der ich zweierlei weiß, daß sie bald stirbt und daß sie gerne stirbt, und in diesem Augenblick erscheint der Staat in Gestalt eines Blaurocks mit silbernem Schild und Rohrstock und reicht mir den Steuerzettel. Himmel und Hölle, wer sich in solchem Augenblick freudig seiner Staatszugehörigkeit bewußt wird, der kann mehr wie Brot-essen.“

[Petersen 1929, 58–59] [NFA 24, 151–152] [HFA 1V, 650–651] [HFA 2I/7, 276–277]

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i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

Berliner Lokalitäten [TFA N 11, 2r] [­Petersen 1929, 3] [TFA N 11, 3r] [­Petersen 1929, 19 und 32] [NFA 24, 757]

[TFA N 11, 4r] [­Petersen 1929, ­Tafel  VIII]

Lokalitäten. Lokalitäten. Das Frankesche Haus in der Dessauer=Straße, in dem Wilhelm Brose (es ist doch besser, daß ich diesen Wilhelm nenne) Registrator Pappenheim und die Nähterin wohnen, natürlich auch Johann. Des alten Apotheker=Gehülfen Wohnung in einer Vorstadt. (Wedding) Die Wohnung der Frau v. Werthern. Die Wohnung der Frau v. Birch=Heiligenfelde. Die Wohnung von Axel Brah. Die ⌐kl:¬ Wohnung von Hanne Brah. Die Wohnung von Prof. Heinrich Brose. Die Wohnung des Helden. Außerdem: Kroll. ⌐(Wegen der Scene mit Axel)¬ Krugs Garten. Zoologische ­Garten. Tingeltangel. Geographische Gesellschaft. Rousseau=Insel (Eisbahn.) Kegelpartie in Tempelhof oder Dahlem (es muß ein Ort mit einer alten Kirche sein.) Tegel oder Saatwinkel. Stralow (der wundervolle Blick von der Höhe aus; nachher Souper bei Tübbeke’s.) Kierschners Theaterschule. Am Hafenplatz. Eins der Vorstadt=Theater. Die kleine Kloster= oder die Nicolai=Kirche (Abendgottesdienst mit den Spittelfrauen.)

2000

2005

2010

2015

Rousseau=Insel im Winter. a. a.  Kleine Fähnchen. B. B.  Mastbäume mit ausgespanntem Seil und an dem Seil Flaggen, namentlich die

deutsche u. preußische Riesenflagge

C. C.  Ebenso. Amerikanische u. englische Flagge. D. D.  Eingang. Ebenso. Deutsche Flaggen. E. Musik=Schranken. D. h. mit Wappentüchern behängte Schranken für die Musik.

1.  Auf dem Fahrweg Equipagen, Reiter, Schutzleute zu Pferde. 2.  Auf dem Promenadenweg Neugierige, Kommende, Gehende. 3. Die Hauptbrücke – wo auch die Hauptfigur von der Thiergartenseite her hingestellt werden muß – mit Menschen dicht besetzt. 4. Die Bäume bereift; die Flaggen wehn; die Menschen geputzt. Die Damen in Pelzmützen. 5.  Musterkarte der ganzen Armee, von allen Regimentern. 6.  Amerikaner, Holländer, Skandinaven. 7. Virtuose Läufer und Läuferinnen, ein rothes Kleid, ein schwarzer Ueberwurf, Pelzmütze und Halb-Schleier im Winde flatternd. Musik. Junge Herren u. Damen in langer Reihe, wie bei Contre oder Polonaise.

2020

2025

2030

Allerlei Glück 2035

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Brücke Drei, vier alte Bäume

Fahrweg Promenadenweg. Aufgang Bank zum ­Anschnallen Brücke Luisen=Insel.

Thiergarten=Straße

156 | [TFA N 11, 5r] [­Petersen 1929, 32] [TFA N 11, 5a] [­Petersen 1929, 32]

[TFA N 11, 5br]

[TFA N 11, 5bv]

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

Landschaftliches Anfang Mai. 1 Ende April und Anfang Mai. Das Unterholz im Thiergarten grün, die Heckensträucher, besonders der Flieder, voll grüner Blattknospen, hier und dort schon grüne Blätter; im grünen Unterholz eine ersteNachtigall. Die großen Bäume entweder noch kahl, oder dieser und jener mit bräunlichen oder grünbräunlichen Spitzen. Scharfes Licht. Der Himmel blau, aber ein | 2. heller silbergrauer Ton darin; Kastanienblättchen eben heraus. Hier und dort wird ein Haus neu=gestrichen; Steinmauern, von denen der Mörtel abgefallen weil alles feucht und foosch, erhalten eine neue Bekleidung von Steinen, die ⌐nur¬ mit Cement aufgemauert werden und überall wo Kaffehäuser sind, werden Lorbeer u Olean­derbäume, auch wohl Epheuwände, einladend an die Brüstungen und Barrieren gestellt. Ueberall verte S. 3 |sieht man ein Faß und einen Bock mit der Unterschrift Bockbier und die Wagen der Pferdebahn, die nach Charlottenburg fahren, haben ­wieder ihre Außenbesatzung. Der Mandelbaum hat röthlich geblüht oder blüht noch; die Kirschbäume stehen in weißer Blüthe. Am Abend huschen die Katzen hin und her, die Mauer­kröte kommt aus ihren Ritzen und sieht sich um und nimmt eine frische Prise Luft, alles schüttelt den Winterschlaf und die Winterlaune ab und die Welt gewinnt wieder ein fröhlicheres Gesicht.

2040

2045

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Figuren, Gespräche, Situationen [Petersen 1929, 31] [NFA 24, 794]

Ich darf von sogenannten , O r i g i n a l e n‘ nicht zu viel bringen, und muß mich namentlich hüten, durch zu viel kleine E i g e n h e i t e n wie Citate, Redensarten, ­Berolinismen, fremdländische Ausdrücke etc. wirken zu wollen. Das wirkt schließlich blos gesucht und überladen.

[Petersen 1929, 20] [NFA 24, 777–778]

Professoren-Gesellschaft bei Prof. Wilh. Brose Hier versammeln sich nun 8 bis 12 Geh. Räthe, Professoren etc. Die Professoren, drei bis vier, werden alle charakterisirt: 1.  Der j u r i s t . Professor, heitere, lebemännische Figur, spricht von der Sitte der „Kuwalke“ (das Wort ist falsch; etwas anders) worüber Carus Sterne in seinen Auf­sätzen über „Ehe; Sitte, Frauen etc.“ etwa von Sommer 1876 bis Herbst 1877 berichtet hat. 2.  Der h i s t o r i s c h e Professor. Prinzipienreiter. „Man muß bei Beurtheilung historischer Personen (oder Ereignisse) von dem bloß Zufälligen abzusehen wissen.“ Also z. B. bei Alexander VI., Heinrich IV. (Liebschaften) Peter dem Großen, Fr. W. I. Unter den Ereignissen die Inquisition, die Commune. 3.  Der a l t - d e u t s c h e Literatur-Professor. Steif, pedantisch, sentimental. „Der Schlüssel ging verloren mein, drum sollst Du drin eingeschlossen sein.“ Heinrich ­Brose sagt: „Er ziept immer dasselbe. Ich habe nun im Hause meines Bruders schlecht gerechnet ein halbes Dutzend Germanisten kennen gelernt, und noch Jeder hat mich beim Rockknopf gefaßt und mir das Lied von dem verlorenen Schlüssel vorgetragen. Es giebt nichts in der alt-deutschen Literatur, an das ich so fest glaube wie an den verlorenen Schlüssel.“ Ein Theil dieser Unterhaltungen muß in der Gesellschaft selbst geführt werden; andres wird an Ort und Stelle nicht gesagt, und erst am andern Morgen als die Broses

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Allerlei Glück

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bei einem zweiten Frühstück sitzen, zu dem der Held und noch einige andre erscheinen, wird die Sache noch mal aufgenommen und Jeder erzählt seine Erlebnisse. Bei dieser Gelegenheit erst spricht Heinrich Brose von dem „Schlüsselein“. „Die Verhältnisse machen den Menschen.“ Ein schwacher, liebenswürdiger Charakter, der zuletzt im Landarmenhause ge­ troffen wird: ⌐die¬ Verhältnisse machen den Menschen“.

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[DLA, A: Fontane 56.550/28]

Deutschthümler. Klopfkragen, Turner, ⌐halb¬ Maßmann halb Leo. „Bedenke Du bist ein Deutscher.“ „Wahre Idealität findet sich nur in Deutschland.“ Wahre Wissenschaftlichkeit, wahre Lyrik, wahre Religiosität, wahre Humanität, wahrer Muth, wahre Treue, wahres Familienleben, wahre Ehe, wahre Ehre etc. etc. finden sich nur in Deutschland. Novellenfigur Ein Germanist und Deutschthümler, der alles „Englisch-Skandinavische“ mit für ­seinen Deutsch=Enthusiasmus in Beschlag nimmt. Ueberall spukt bei ihm der „germanische Geist“, Shakespeare, Elisabeth, Cromwell, Milton, Gustav Adolf, Tycho de Brahe etc. Dann die Leo ’schen Redensarten. „Jeder Deutsche ist edel von Geburt, er hat einen Geburtsadel, er verkennt das Ideal und er vertritt es.“ Sein Opponent ridikülisirt dies natürlich alles.

[DLA, A: Fontane 56.550/24r] [Petersen 1929, 17]

Allerlei Glück Ein Emeritus – Gymnasial-Professor, oder Direktor, oder Nachmittagsprediger – der immer in teutonischer oder christlich-germanischer Extase ist. Ein Mann wie der alte Ranke war oder wie der verdrehte Pastor in Warnemünde: „ich muß hinaus: ich muß dichten.“ Etwas von Jahn, Arndt, Lützowschen Jägern; Deutschland über ­alles. Keusch, rein, edel, ideal, der eigentliche Mensch. Prof. Leo’s Anschauungen sind auch die seinen. Nur in Deutschland gibt es Dichtung, Lyrik, Philosophie, Muth ächte ­Vaterlandsliebe, Treue. Locke beispielsweise ein roher Empiriker u. dgl. mehr.

[Petersen 1929, 17] [NFA 24, 774]

Allerlei Glück. Junger, eitler, wichtigthuerischer Privatdocent (Philologe) bei Heinrich Brose. Onomatopöiè (Wortbildung nach dem Naturlaute oder Klange einer Sache. Paläontologie. ⌐Die Wissenschaft von den urweltlichen Geschöpfen.¬ Palimpseste. Onomatopoie. Professor ⌐Privatdocent¬ bei Heinrich Brose, der immer wichtig thut. Tautologie, die unnötige Wiederholung des bereits Gesagten. Wortverschwendung. – Pleonasmus. – Isothermen. – κατ’ έξοχήν. – In solchen Wendungen ergeht er sich konstant. Er spricht über die verschiedenen Professoren, über ihr Thun und ihre Werke, was ihm eine gute Gelegenheit bietet, solche Wörter zu brauchen.

[DLA, A: Fontane 56.550/19r] [Petersen 1929, 20]

G e s e l l s c h a f t b e i H . B r o s e o d e r W. B r o s e o d e r F r a u v . We r t h e r n Ein Privat-Docent der Astronomie, Physik etc. versichert immer „.. wissenschaftlich steht fest.“ W. Brose sagt schließlich „Erlauben Sie mir die Bemerkung, wissenschaftlich steht gar nichts fest. Ist die Wissenschaft von gestern? Nein. Hat ein Jahr-

[Petersen 1929, 21] [NFA 24, 779]

[DLA, A: Fontane 56.550/19a]

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i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

zehnt die Resultate des anderen acceptirt? mitunter ja, mitunter nein. Erst war die Erde ein Fladen, dann wurde sie eine Kugel, erst war die Sonne die Lampe, der Mittel­ punkt, dann was sich um die Erde drehte, jetzt steht die Sonne still und die Erde dreht sich. Neustens steht aber auch die Sonne nicht still, sondern rückt mächtig von der Stelle. Die Erde ist auf schlecht gerechnet zwölf Manieren entstanden, plutonisch, neptunisch, Himmelsniederschlag. Wir hatten vier Elemente, dann 54, dann 108 und jetzt werden wir bald wieder nur zwei drei haben, denn Gold ist Kohlestoff und Stickstoff. „Und dann hört man: wissenschaftlich steht fest!!“ [DLA, A: Fontane 55.1038/39r] [NFA 24, 808]

[DLA, A: Fontane 55.1038/39v] [NFA 24, 808]

[TFA N 11, 6r]

Neuer Roman. Ein Lebemann, zu dessen Lebens= und Umgangskünsten es gehört, die Leute bei ihrer Eitelkeit zu fassen und sie dadurch sich günstig zu stimmen. Zu dem Mittel einfachen aber energischen Lobes schritt er selten, ebenso verschmähte er es sich nach den Kindern zu erkundigen; er war von einer höheren Ordnung. Sein Hauptmittel war, den Leuten zu zeigen, daß er sie beachtet, ihre Erscheinung, ihre Kleidung, ihre Worte im Gedächtniß behalten habe. „Ich entsinne mich des Tages sehr genau, meine Gnädigste; Sie saßen neben dem Landrath v. Saldern.“ Ich entsinne mich des Tages genau, Sie trugen eine himmelblaue Robe etc“ „Das war der Abend, wo Sie die Iphigenie lasen“ oder |„in dem lebenden Bilde die jüngere der beiden Leonoren stellten.“ Vor allem aber – namentlich Männern gegenüber – „Sie sagten einmal“ und nun irgend einen Satz aus Jean Paul oder Goethe oder Larochefoucauld den sich der andre nun ruhig gefallen lassen muß, oder aber auch ein ganz trivialer Satz, ein verbrauchtes Sprüchwort, dem nun aber durch die Wichtigkeit mit der sich der Betreffende dieses Satzes erinnert, eine gemachte Wichtigkeit gegeben wird. „Allerlei Glück“. ⌐Männliche oder weibl. Person im v. Werthern’schen oder Brose’schen Kreise.¬ „Ich prätendire nicht in diesen Dingen zu Hause zu sein, aber ..“ und nun kommt ganz bestimmte Behauptungen, die sich durch Sicherheit und Unfehlbarkeits=Ton auszeichnen.

[Petersen 1929, 33 Fn. 2] [NFA 24, 797 Fn. 1]

[Gespräch darüber]

[Petersen 1929, 30 Fn. 1] [NFA 24, 792 Fn. 1]

Ein Sommerabend auf einem B e r l i n e r B a l k o n , drei Treppen hoch, der den Blick in parkartige Gärten hat, wie in der Schönebergerstraße (Grimms) oder in der Potsdamer (Abend bei Frl. Toberentz). Die Sommernacht. Kein Licht anfänglich. Johanniswürmchen. Ferne Musik. Marquise. Diese aufgezogen. Frische Luft. Souper. Licht. Gespräche. Parallele mit Italien. Heyse. Ein paar Sonette. („Rundschau“; Juliheft 1878.) Italienische und deutsche Frau. Der Werth von Schönheit und Naivität. So weit es reicht. Flüchtig, als Bild vorzüglich, berauschend; aber auf die Dauer ganz unerträglich. Wir können ohne die „Bildung“, die wir nicht müde werden lächerlich zu machen, doch schließlich nicht existiren.

ob sich für die A u s b i l d u n g s c h ö n e r W e i b l i c h k e i t mehr die N i c h t Berührung mit der Misere des Lebens (engl. Prinzip, „Ladies“) oder umgekehrt mehr die Berührung damit, das Kennen-Lernen des Elends, unter Umständen auch des Schmutzes (deutsches Prinzip) empföhle.

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Allerlei Glück

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Au f e i n e m K a f f e b e i F r a u D r. B r o s e . Sie sprechen über ein starkes Gewitter, das den Tag vorher stattgefunden und mehrfach eingeschlagen hat. Frau Dr. Brose; eine alte Jungfer hoch in den Vierzigern; eine Geheimräthin Rammelsberg (andrer Name), die wegen eines unangenehmen Vorfalls mit ihrem Manne in Ehescheidung gelebt hatte. Es war aber wieder eingeklungen. D i e a l t e J u n g f e r . „… Und merkwürdig, daß er (der Blitz) gar keinen Unterschied macht und den stärksten Mann tödtet.“ „Mein liebes Fräulein“ sagte die Geheimräthin „Sie scheinen von dem stärksten Mann ganz besondere Vorstellungen zu haben. Ich kann Ihnen sagen, es ist nicht viel damit. Und wenn der Blitz weiter nichts könnte, würd ich mich nicht vor ihm fürchten. Aber er hat andres, was mir imponirt. ⌐Etwas anders!¬ „Und das wäre“ fragten die Damen. „Es ist etwas andres, was ihn mir so groß macht, etwas wie eine leidenschaftliche Attraktion, die ihn die gewöhnlichen Gesetze der Bewegung vermeiden läßt. Aber gerade durch diese freie Bewegung erfüllt er sein Gesetz. Darin find ich seine Größe, aber auch seine Gefahr. Nichts schrecklicher als der vorgeschriebene Weg.“ „Ja“ sagte das Fräulein. „Er springt so.“ „Er springt so?“ fragte die Geheimräthin ⌐Sanitätsräthin¬ „Wie meinen Sie das.“ Das Fräulein erröthete, weil sie ganz unverkennbar Anstoß gegeben hatte und stotterte dann: Ich meine nur, was Frau Räthin selbst andeuteten, er geht nicht immer den geraden Weg. „Aber ich begreife Sie nicht, meine Liebe.“ sagte die immer aufgeregter werdende Räthin. Aber Frau Dr. Brose und Frau Pappenheim sagten: Erzählen Sie doch liebe ...; es schwebt Ihnen gewiß etwas vor. „Ja“, sagte die Laacke „mir schwebt etwas vor. Es war denselben Sommer als Friedrich Wilhelm der Dritte gestorben war, ich glaube daß es den 3. August war, wo ja sein Geburtstag war und ich war noch ganz klein, da schlug es uns gegenüber ein, und die Frau, der Mann war schon anno 31 an der Cholera gestorben, schnitt eben Brot. Denn es war gerade vier, wo fast immer die Gewitter herauf ziehen und die Kinder ihre Stullen haben wollen und deshalb schnitt sie gerade Brot. Und was glauben Sie, was geschieht! Der Blitz fährt durchs Fenster und den Klingeldraht an der Decke entlang, aber als er zu Häupten der armen Frau ist, er war Sattler gewesen und sie hatte einen sehr starken Hals, fast könnte man sagen einen Kropf, da springt er von dem Draht auf das große Messer und geht durchs Brot und dann auf den Dielen-Nagel. Und das ist es, meine Damen, was ich springen nenne. Und ich glaube, daß dieser Ausdruck gerechtfertigt ist, auch in der besten Gesellschaft.“ Es erschien unpassend direkt gegen die Sanitätsräthin Partei zu ergreifen, aber ein freundliches Nicken u. stilles Summen drückte Beifall und Zustimmung aus und der unangenehme Zwischenfall, der, wie man sich nicht verhehlen konnte, in der Gereiztheit der Sanitätsräthin seinen Grund hatte, war beigelegt. Bertha trat ein etc. Übergang zu einem andren Thema.

[Petersen 1929, 63–64] [NFA 24, 157–159] [HFA 1V, 657–658] [HFA 2I/7, 282–284]

Eine dicke Kaffe-Dame bei Frau Brose. „.. Umgang hab ich wenig. Ich habe nur noch das Grab meiner Mutter .... Vorige Woche in Treptow hab ich mir beinah den Tod geholt.“

[Petersen 1929, 64–65] [NFA 24, 159–160] [HFA 1V, 658–659] [HFA 2I/7, 284–285]

160 |

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

Unter den Damen, die bei B r o s e s oder bei W e r t h e r n s verkehren, ist auch eine 50jährige, die von Gesundheit strotzt (ohngefähr eine Figur wie Frau Dr. L.) die sich ruhig verhält, bis in der Gesellschaft von der Krankheit oder dem Tode irgend ­eines Menschen gesprochen wird. Dann erhebt sie sich und beginnt jedesmal: Sie ­glauben nicht; wie oft ich an meinem Tod denke. Und das darf ich sagen: ohne F u r c h t . In der Beschäftigung mit diesem Gedanken hat meine Seele jede F u r c h t verloren. Denn was ist es am Ende was sich vollzieht? Nicht nur das Unausbleibliche, auch das einzig Trostreiche. Das empfind ich auf jedem Kirchhof. Und ich darf sagen, daß ich die stumme Predigt der Gräber nicht versäume. Und wenn ich so die Kreuze sehe mit der gesenkten Fackel und dem Schmetterling, da denk ich gern an Zeiten, wo sich der Hügel auch über meinem irdischen Theile wölbt.“ Hier sah sich alles an. Aber die Sprecherin fuhr lebhafter fort: „Längst hab ich darüber bestimmt: Rosen und Epheu, ach ich liebe Epheu so sehr, er ist so sinnig und so deutungsreich. Und ich liebe das Symbolische so. Und das hatt’ ich von Jugend auf. Was wäre unser Dasein noch, wenn wir ihm die Symbole nehmen. In ihnen allein birgt sich der Hinweis auf ein Jenseits. Monatsrosen und Epheu und ein Stein, nicht über Mittelgröße und nur ein Spruch (aber nicht ausgeschrieben) und der Name. Nichts was prunkt, ach, ich hasse Prunk so sehr; und an solcher Stelle. Kein Prunk, aber doch nicht ohne Sang und Klang. Das wäre mir schrecklich. Gesungen muß werden. Domchor oder eine Liedertafel. Aber Domchor zieh ich vor. Es ist doch feierlicher und schon der Name. [Petersen 1929, 65 u. Fn. 1] [NFA 24, 160] [HFA 1V, 659] [HFA 2 I/7, 285]

[Petersen 1929, 65–66] [NFA 24, 161] [HFA 1 V, 660] [HFA 2I/7, 286]

[DLA, A: Fontane 55.1038, s. f.] [Petersen 1929, 67 Fn. 3]

Allerlei Glück Mens sana in corpore sano. Ein älteres unbedeutendes Frauenzimmer, das immer Krankengeschichten erzählt, namentlich ihre eigenen. Jott, mein Rheumatismus! Sie dachten erst, es wär Gicht, und haben es auf Gicht kurirt mit Fettwolle und Schwefelbalsam, aber nun war ich ja bei Wallnussen (irgend einen bekannten Doktor nennen) der sagte mir: dummes Zeug, es ist Rheumatismus. Und ich glaub es auch. Denn sehen Sie, Herr Br., es zieht immer durch den ganzen Leib, und mal ist es hier und mal ist es da. Wollen Sie’s glauben, vorige Woche hatt’ ichs hier hinterm Ohr, grad da, wo der kleine Knochen ist. Natürlich gleich ’ne spanische Fliege, das heißt blos Bandpflaster, nicht größer als ein alter Sechser; und weg war es. Aber wie lange? Den andern Morgen saß es hier, an dem Stirnknuddel, grade da wo’s Gedächtnis sitzt. „Aber Sie haben doch noch alles gut behalten. Hoffen wir weiter; es wird sich schon alles finden.“ Gespräch auf einem Kaffe zwischen Frau Dr. Brose und einer ältern Freundin, die nur i h r e Familie kennt. „Ich danke es geht ja. Von Rudolfen hatten wir gestern Nachricht, natürlich er schreibt nicht, er hat immer noch das Reißen in der rechten Hand, aber Clara schrieb. Und das muß wahr sein, sie schreibt sehr genau und man geht immer so mit allem mit. Lenchen hat drei Wochen gelegen, eine RippenfellEntzündung, ein Kind von 13 Jahren, ich begreif es nicht und Hermann ist nun wirklich versetzt. Aber ins Cadettencorps kam er doch nicht, sie nehmen sie nur bis 8 Jahr und er geht ins neunte. Aber das kommt von dem Verziehen, Rudolf ist zu schwach, Affenliebe. Nun und die beiden Jüngsten …“ Diesen Zettel (Seite) muß ich vor seiner Benutzung ganz abschreiben, um einen Ueberblick über seinen Inhalt zu gewinnen.

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Allerlei Glück

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Gespräch in dem Brose=Roman. Eine der Damen, ⌐die ziemlich beschränkte Jungens hat,¬ wünscht sich „Genies“ als Söhne und führt das etwas excentrisch, aber mit Anflügen guter Laune aus. Ein andrer wünscht sich, dadurch provocirt, Mittelgut an der Grenze der Beschränktheit und Alltäglichkeit. „Sagen Sie, Professor, was meinen Sie?“ Dieser führt nun aus, daß ihm die Genies hingenommen müßten, wie Gewitter, Regengüsse, Orkane – sie sind im Ganzen genommen ein Segen, gedeihlich, aber die unmittelbare nächste Berührung mit ihnen ist unbequem. Nun was scheint Ihnen das Wünschenswerthe? Sie haben keine Söhne. Kinder Aber wenn Sie Kinder hätten, ich meine Söhne, was würden Sie wünschen, daß sie wären. Ich bin mir vollkommen klar darüber. Vielgereiste, sprachensprechende, kosmopolitisch geschulte Menschen, die sich von dem Engen des Lokalen und Nationalen, von Dünkel und Vorurtheilen freigemacht haben, Muth, Sicherheit, Wissen und freie Gesinnung haben. Das sind meine Lieblinge. Und ich habe gefunden, daß sie die gesellschaftbeherrschenden sind; sie beanspruchen keine Superiorität, aber sie haben sie. „Sie denken an Diplomaten.“ Auch an diese; aber an diese ⌐doch¬ am wenigsten; sie bleiben noch zumeist am Gängelbande ihres Hofes, auch ihres Standes. Und an wen dann. An alle, die diesen Cursus durchmachen: Reisende, Gelehrte, Kaufleute, Offiziere. Diese Form des Lebens ist mächtiger als Erziehung, Stand, Geburt und stellt eine vollk: Gleichheit her. Welch Unterschied zwischen einem Kaufmann u. einem Offizier. Wenn der Offizier aber, nachdem er Militär-Attaché war in japanische Dienste tritt, und über San Francisco und New=York nach Europa zurückkehrt, so wird er in der Gesellschaft viel mehr Aehnlichkeit (und auch Sympathien) mit einem Yokuhama=Kaufmann ­haben, als daheim mit seinen Kameraden, die heute den Rekruten=Transport erwarten und morgen zum Großherzog geladen sind … In diesen Dingen, mehr als in allem andern, wurzelt die Ueberlegenheit der Engländer u. Amerikaner über die Mitglieder der andern Nationen. An Schulbildung stehen zurück, an Weltbildung, die für mich alles bedeutet, sind sie allen überlegen. Nur einer ist ihnen gleich: der wirkliche edle Gelehrte. verte. |Der ächte Gelehrte: der Philosoph, der Historiker, der Literarhistoriker, der gelehrte Jurist, der Philolog kennt nämlich auch die Welt. Die zurückliegende, die abgeklärte, abgeschlossene, die und weil alles abgeschlossen da liegt, so kann er es zu größerer Klarheit bringen. Auch hat er den Schlüssel, der zur Gegenwart paßt. Denn ⌐Ben¬ Akiba hat Recht: „alles schon dagewesen.“

[DLA, A: Fontane 55.1038/2r] [Petersen 1929, 67–68] [NFA 24, 163–164] [HFA 1V, 663–664] [HFA 2I/7, 288–289]

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(1) (2)

[DLA, A: Fontane 55.1038/2v] [Petersen 1929, 68] [NFA 24, 164] [HFA 1V, 664] [HFA 2I/7, 289–290]

162 | [Petersen 1929, 65] [NFA 24, 160–161] [HFA 1V, 660] [HFA 2 I/7, 285–286] (1) (2)

[Petersen 1929, 66] [NFA 24, 161] [HFA 1 V, 661] [HFA 2I/7, 286]

[Petersen 1929, 66] [NFA 24,162] [HFA 1V, 661] [HFA 2I/7, 287]

[TFA N 11, 75r] [TFA N 11, 75a]

[TFA N 11, 75r] [­Petersen 1929, 66] [NFA 24, 161] [HFA 1 V, 660] [HFA 2I/7, 286]

[TFA N 11, 1r]

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

D i e K a f f e g e s e l l s c h a f t b e i F r a u D r. B r o s e . Schon zwei Stunden hatte man um den runden Tisch gesessen, einige von den ­Damen waren aufgestanden, andre hatten sich nach dem Balkonzimmer hin in ­Gruppen verloren, nur noch drei Damen saßen um den Kaffetisch: Frau Kaufmann (?) Uthemann Bische, Frau Sanitätsräthin Uthemann u. Frau Brose selbst. Nun das Gespräch. Frau Bische ist die Dame die n u r von ihren Kindern und Enkeln spricht. Die andre Freundin hat eine andre spießbürgerliche Einseitigkeit. Schließlich kommen die Damen vom Balkon her wieder dazu. Brose spricht von den Schwarzen und Rothen. „Sie werden, meine Gnädigste, doch nicht alle Amerikaner für Rothe, ich meine für Rothhäute halten.“ „Ach, Herr Brose, ich möchte Ihnen auf dieses Gebiet nicht gern folgen. TeintAngelegenheiten, die sich über den ganzen Körper hin erstrecken, scheinen mir in Gegenwart junger Mädchen nicht wohl behandelbar.“ etc. W. B r o s e als er über Mittel-Afrika und den Kaiser Mtesa spricht. „... der Aequator läuft ihnen über den Bauch.“ „Hab ich recht verstanden?“ sagte die hautaine Frau v. Hochsprung mit etwas hautainer Miene. „Ich weiß nicht, meine Gnädigste“ replicirte Brose. „Diese Frage zu beantworten, müßt’ ich zuvor aus Ihrem Munde hören, w a s Sie verstanden haben. Aber lassen wir das. Der Äquator steht geographisch fest und moralisch fest, was immer die Haupt­ sache bleibt. Und was er moralisch zu wünschen übrig läßt, kann ihn den Vereinen der gnädigen Frau nur emp­fehlen. Denken Sie sich einen Zustand, wo es nichts mehr zu bekehren gäbe.“ Romanfigur. Eine noch junge Frau von 38 bis 40, frisch, beinah hübsch, kerngesund, die das Arbeits= und Pflichttrampelthum in ewiger Heiterkeit und Selbstbefriedigung repräsentirt. Höchst respektabel, gänzlich tadellos und zum Achselzucken lächerlich.     H. ⌐W.¬ Brose. Allerlei Glück. Eine Madame (vielleicht auch Frau v. Popowitz; doch ist eine andre besser) hat einen kl: Hund, der durch Kläffen und kleine Bissigkeit Brosen zur Verzweiflung bringt. Er schraubt die Madame. Diese antwortet: „… Sie können nur Hunde nicht leiden. Es ist ein sehr gutes Thier. Nur wenn er nicht ausgeschlafen hat, ist er verstimmt. Schade, daß das immer eintrifft, wenn er zum Kaffe geladen ist. Ich vermuthe, er ist dann so aufgeregt. Aber lassen wir unsern alten Streit und sagen Sie mir lieber etc. Nun eine ganz andre Materie. Allerlei Glück. Zu den Redensarten des alten Pappenheim oder Wilh. Brose’s gehört auch die: „Alles hat am Ende seine Grenze.“

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Roman oder Novelle. 1.  „Na überhaupt.“ 2. „Untertauchen.“ Statt mal verschwinden, abtreten, Ort wechseln. Eine Figur, die die Weisheit des Lebens darin sieht: nicht immer da zu sein. 3.  „Er ist ein Wichtigthuer.“

[DLA, A: Fontane 56.550/26] [NFA 24, 810]

„Na überhaupt.“     Romanfigur. Ein Gymnasial-Direktor wie der alte Thormeyer war; ein riesiges, ­rothes, apoplektisches Monstrum, der immer latinisirt, graecisirt und philosophirt und ­immer von a priori und a posteriori und von „quantitativer“ und „qualitativer“ Bildung spricht etc.

[DLA, A: Fontane 56.550/27] [NFA 24, 810]

Na, überhaupt!

[DLA, A: Fontane 55.1038/30]

Ein Praktikus und Prosaikus, der bei Pappenheims oder Broses verkehrt, hat, bei Vorschlägen die gemacht werden, gleichviel ob es ihn persönlich oder allgemeine Dinge in Staat, Kirche, Leben angeht, die stete ablehnende Wendung: „es lohnt nich.“

[DLA, A: Fontane 55.1038/33r] [NFA 24, 810]

Registrator Pappenheim. In der Gesellschaft bei Pappenheims befindet sich auch der Wappenstecher und akademische Künstler Voigt. Lebt eigentlich vom Visitenkartenmachen, spricht aber immer von Akademie u. Kunst. Außer sich darüber, daß die „Akademie“ auch Stall­ gebäude und Kaserne für Garde du Corps ist. Brose replicirt ironisch und schraubt ihn.

[DLA, A: Fontane 56.550/23r] [NFA 24, 810]

Roman. Sentimentalitätsphilister, wohlhabender Mann. Er dringt immer auf „Familie“, Mutter und Töchter müssen immer um ihn sein, am Kaffetisch etc. Dann sitzt er da und liest Zeitungen und alles muß mäuschenstill sein; spricht einer, so sagt er „ihr wollt mich vertreiben; es liegt euch nichts daran, daß ich in eurer Mitte bin; ihr habt keinen Familiensinn, kein rechtes Herz etc.“ Dies ausführen.

[DLA, A: Fontane 56.550/17r] [NFA 24, 809]

Einer von den untergeordneten Männern, die bei Pappenheims verkehren und an der Kegel-Parthie in Wilmersdorf theilnehmen, hat die Redensart: „na, überhaupt!“ mit der er all seine Kannegießereien und sonstigen Weisheiten abschließt. Es muß ein klugschmusiger, geschwätziger Kaufmann sein, guter Kerl, aber eitel und unbedeutend. Also beispielsweise: „Und die ganze Bureaukratie, ich bitte Sie, meine Herren, das geht um 10 Uhr aufs Bureau, schneid’t Federn und liest die Vossin. Na, meine Herren, überhaupt! Oder über Geschichtschreibung. „Nichts von Freiheit und Würde, bloße Liebe­ dienerei. Jeder Prinz ist ein Gott, tapfer oder witzig, jeder Fürst ist ein Gott. Und das heißt dann Geschichtschreibung. Na, überhaupt!

164 | [DLA, A: Fontane 55.1038/38r] [NFA 24, 809]

[DLA, A: Fontane 55.1038/36] [NFA 24, 809]

[DLA, A: Fontane 55.1038/37r] [vgl. ­Petersen 1929, 32] [NFA 24, 810]

[Petersen 1929, 62] [NFA 24, 156] [HFA 1 V, 655] [HFA 2I/7, 281]

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

Neuer Roman. Der Häuser=Agent. Eine komische Figur nach dem Rezept von „sieben Häuser und keine Schlafstelle“. Er wohnt auf dem Wedding, dann und wann zieht er in einen Palast. Dazu hat er eine elegante „Wander=Einrichtung“ die dem Palaishaften einigermaßen entspricht. Zu lesen: Stroußberg’s Buch. Glagau’s Buch. Er hat seine Ideale: John Law, Hudson der Eisenbahnkönig, Stroußberg und andre, die durch Schwindel groß geworden sind. Es handelt sich nur darum ihre Fehler zu vermeiden. „Die Partie muß gewonnen werden.“ Das Geheimniß ist: „Beschränkung, nicht ins Endlose weiter wollen.“ Kostüm: Sommer=Anzug. Vollkommen abgehärtet gegen Witterung. Büffelrock. Die Frau ist reell. Wäscherin und Plätterin. Behandelt alles wie Schwindel. Läßt ihn aber gewähren. „Er wird schon wiederkommen.“ Sie ist fünf Jahre älter wie er. Vielleicht für den Jetztzeit-Roman. Arme Leute. Mutter und Tochter. Es kommt eine Nachricht ins Haus, der Vater wird ein Amt, eine Stellung, ein kl. Vermögen oder eine kl. Erbschaft erhalten, alles ist noch unsicher, aber es reicht doch aus, die Phantasie Beider in Bewegung zu setzen und sie malen sich nun, kleinen Stils, eine Welt von Glück. Sie wollen es vor einander nicht zeigen und brechen ab, schweigen und berühren andere Themata, aber plötzlich heißt es, inmitten andren Gesprächs „und dann auch einen Stehspiegel“ oder der­ gleichen. So sind sie bereits neueingerichtet. Am anderen Tage kommt die Nachricht: es sei nichts. Und sie wiegeln nun, halb lachend, mit derselben Gemüthlichkeit ab. Gang zum Zahnarzt. Meine Intention war erst Bertha (die am Abend auftreten soll) soll, um ihr Zahnweh los zu werden, zu irgend einem Süersen gehn; es ist aber doch fraglich ob das geht. Zahnarzt ist immer unpoetisch und ein wenig unappetitlich. Deshalb ist es ⌐vielleicht¬ besser, es ist eine komische ⌐männliche¬ Figur, die den Gang macht. Das Zimmer schildern: zwei Schneelandschaften und in der Mitte Herodias mit dem Haupte Johannis des Täufers. „Sie sahen sich nun und traten auch vor die Bilder. Es waren (nun wie oben). „Sieh“ sagte A „alles symbolisch. Erst das Frösteln und dann die Aktion. Aber Courage. Nur nicht sentimental.“ (Wenn ich Bertha beibehalte, so muß Broses Leibarzt sie hinschicken. Die kl: Brose begleitet sie. Es ist nöthig das Haus, die Treppe, das ­Zimmer, die Anwesenden und dann erst die Bilder zu schildern. Die Thür öffnete sich: „Darf ich bitten“. Zehn Minuten später den    Linden, wohl verpackt etc. Der Sonnabend. Zu Anfang eines Kapitels, in dem entweder ein S t ü c k aufgeführt oder ein ­G r o ß e r V e r e i n besucht oder ein C o n c e r t oder B a l l gegeben wird. „Und nun war der Tag der Aufführung endlich da. Natürlich ein Sonnabend. Wenn nachkommende Geschlechter in den „Chroniken“ nachschlagen, will sagen die Zeitungswälzer unsrer Zeit studiren werden, so werden sie staunen über die bevorzugte Stellung, die im geistigen Leben der norddeutschen Stämme der S o n n a b e n d eingenommen

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Allerlei Glück 2420

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hat. Er ist der Joseph unter den Brüdern, der Liebling des Vaters, auf ihn häufen sich alle Auszeichnungen, alles was Liebes, Schönes geschieht, geschieht an einem Sonnabend. Er ist der Tummelplatz, das Rennfeld aller Kräfte: Gesellschaften, Bälle, Concerte, neue Stücke, vor allem Sitzungen werden auf einen Sonnabend gesetzt.

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Eintheilung. (Im Wesentlichen gut.) Ohngefähre Eintheilung. 1. Buch. Der Held. Wilhelm Brose. Axel. Heinrich Brose. Pappenheims. Johann. Johanns Geburtstag. Frau v. Birch. 2. Buch. Lampertus Distelmeier. Frau v. Werthern kehrt zurück. Axel und H ­ anne Brah. Der Held bei Wertherns. Nähert sich Seraphinen; entfremdet sich Margret. ­Margret und Bertha. Die Kegelparthie. 3. Buch. Hier beginnen die tragischen Elemente. Theils Hanne Brah zu Axel, theils Lampertus und seine Frau. Diese Frau stirbt. Der Held in schwieriger Lage. Unsicher in allem. Das Buch schließt mit dem Tod u. Begräbniß von Lamperts Frau. 4. Buch. Die Wirrsäle steigern sich. Bertha verstimmt in ihrer Künstlerschaft. ­Margret unglücklich. Wird nach England geschickt. Hanne und Brah und Axel. Der alte Brah kommt. Begegnung mit Lampert. Besuch verabredet. Katastrophe mit ­Hanne. Hanne stirbt. verte 5. Buch. Im Moor. Lampert auf Besuch beim alten Brah. 6. Buch. Halbes Jahr später. Der Held zurück. Axels Duell. Seraphine ins Kloster. (Seraphine liebt still Axeln.) Der Held nähert sich wieder Margret. Verlobung. Axel erholt sich. Nähert sich wieder Frau v. Birch. Bertha feiert Künstlertriumphe. Lampert ent­deckt oder erfindet etwas. Der alte Brah auch was Darwinistisches. Erhält Zulage und den Titel Ober=Torf Inspektor. Verlobung. Bertha tritt auf als Prolog. – Schlußbrief. Eine Hauptschwierigkeit ist die Einrangirung des Schlossermeisters und Büchsenschmidt. Er muß schon vorher auftauchen. Vielleicht ist er Wirth des Hauses, in dem Frau v. Birch wohnt, oder des Hauses, in dem Hanne wohnt. Er hat vorher Gespräche mit seiner Schwester, weil er als Wirth in dies Gardeleutnants=Treiben eingereiht wird und einen Haß dagegen ausbildet. Er giebt dem einen bürgerlich=scharfen und herben Ausdruck. Er ist disgusted. Die Schwester ist milder. Hanne muß in seinem Hause wohnen; er weiß aber auch genau von seinem Verhältniß zu Frau v. Birch, und von seinen andern gesellschaftlichen Beziehungen. Wichtig. Die vorstehende Eintheilung ist nicht schlecht. Höchst wichtig ist: ich muß vor allem den exakten Gang der Geschichte feststellen, also 1. des Helden Beziehungen zu Margret und Seraphine und ⌐dann¬ wieder zu Margret 2. Axels Beziehungen zu Frau von Birch, zu Hanne, zu Seraphinen (deren Liebe er in vornehmem Anstandsgefühl nicht erwiedert.)

[TFA N 11, 18r] [vgl. Petersen 1929, 36] [NFA 24, 801] [TFA N 11, 19r] [­Petersen 1929, 36] [NFA 24, 801–802]

[TFA N 11, 20] [­Petersen 1929, 37] [NFA 24, 802]

166 |

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

3. Berthas Beziehungen zur Kunst, also zu Kierschner etc., und schließlich zu dem Schlossermeister, den sie aber nur momentan als Helden, als La Hire oder Dunois auffaßt. „Mein Lionel ist er nicht.“ 4. Des Helden Beziehungen zur Wissenschaft; sein Balanciren zwischen den beiden Brüdern. 5. Lamperts Verhältniß zu seiner Frau, zu Brose, zum alten Brah 6. Des Schlossermeisters Verhältniß zu seiner Schwester. Dies bildet den Grundstock der Geschichte. Das andre wird als Lebens= und Sitten­ schilderung hineingestellt. [TFA N 11, 21r] [­Petersen 1929, 33] [NFA 24, 797]

[TFA N 11, 22r] [­Petersen 1929, 3] [NFA 24, 757] [TFA N 11, 23r] [­Petersen 1929, 36] [NFA 24, 801]

[TFA N 11, 24r]

[TFA N 11, 25r]

An drei oder vier Stellen des Romans muß die Tendenz des „Allerlei Glück“ zum Ausspruch kommen.   1. Professor Brose im Zwiegespräch mit dem Helden.   2. In einem Zwiegespräch zwischen Axel und dem Helden.   3. In einem Zwiegespräch bei Wertherns. Seraphine spricht es aus: „Ich glaube, es giebt allerlei Glück.“   4. Am Schluß. Entweder in einem Briefe, den abschließend und resümirend der Professor schreibt. Oder in einem Briefe, den der Held schreibt, und in dem er sich jenes Ausspruchs entsinnt. Die Eintheilung zu dem neuen Roman in 3 Bände und sechs Bücher. Die nachstehende Eintheilung in sechs Büchern ist, glaub ich, nicht schlecht. Auch ist alles Hauptsächliche darin enthalten. Nur müssen große Verschiebungen stattfinden, so daß mehr aus Buch zwei und drei nach hinten kommt (und mehr auch weiter vor) und mehr aus Buch 4 u. 5 ebenso mehr nach vorn. Auch fehlt eine dritte Figur. Der Held ist Wissenschaftler, Axel ist Lebemann, es fehlt nun noch der Kirchliche. ⌐(der auch Seraphinen lieben muß)¬ Die andern Figuren vertreten mehr Liebhabereien und Passionen als wie Richtungen. ⌐(Der Kirchliche braucht nicht Hauptperson zu sein, denn Seraphine selbst vertritt diese Richtung.)¬ Also so: Held: Wissenschaft. Axel: Lebemann. Seraphine: Glaube. Bertha: Kunst. Eintheilung Drei Bände, aber jeder Band in zwei Bücher. Jedes Buch 160 gewöhnliche Seiten stark (27 Zeilen à 14 Sylben.) Würde ergeben 960 Seiten. So daß der Roman etwa 800 ­Seiten meines jetzigen Romans betrüge. Immer etwa 12 Kapitel zu 14 Seiten, oder zehn Kapitel zu 16 Seiten. 1. Buch. Ganz Broses. Heinrich Broses Haus. Vorher Ankunft des Helden. Einführung in die Verwandtschaft und Bekanntschaft. Valentin Brose u. seine Frau. Gegner­ schaften. Plaue. Das Haus Pappenheim. Bertha Pappenheim. Axel Brahe. Offizier-Kreis. 2. Buch. Nun erst das Haus der Geh. R. ⌐v.¬ Werthern=Ahlimb. Wittwe. Sera­ phine. Axel führt ihn ein. Er ist dort | gern gesehen. Sie sind nicht ängstlich im MoralPunkt; sie brauchen es nicht zu sein. Der Held liebt Seraphinen. Der v. Werthernsche Kreis. Hofprediger

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Supprian. Cyprian Andre Figuren. Hier die Widebandt u. viele andre Quidipsen. Gute, kluge und lächerliche. Valentin befreundet sich. Heinrich nicht. Bertha Pappenheim macht einen Versuch. 3. Buch. Beowulf. Kurze Reise nach England. | Axel tritt in den Vordergrund. ­Seine Verhältnisse zur schönen Frau mit dem räthselvollen Kinde. Sein Verhältniß zu der Mulattin Diese muß bei armen Leuten wohnen, die Kinder haben. Mit all diesen ist Axel liirt. Hier fühlt er sich wohl. Der Held kommt ⌐von England¬ zurück. Seine Cousine liebt ihn. |Alle wünschen die Partie. Heinrich Brose, Adelgunde, auch Professor Broses. Nur er merkt nichts. Er liebt Seraphinen. Diese hat ihn gern. Er will sich erklären. Er kommt nicht dazu. Geographische Gesellschaft. Zoologischer Garten. Broses Vorlesungen im Hause über Schweizer=Reisen oder Reisen in Italien. Offizier=Conflikt bei Kroll. Der Reserve-Offizier. (Kreuz erster Klasse.) Duell. Vielleicht muß Axel der Offizier sein. 4. Buch. Am Schluß desselben hält der Held um Seraphine an. Refus. Nun erst Reise nach England. Briefe. Hier nun vieles aus Buch 3 herüber nehmen. 5. Buch. Pappenheims. Bertha Pappenheim. Die Theaterkapitel. (Vertheilt sich durch alle Bücher) 6. Buch. Der Held kehrt zurück. Freude. Beowulf. Gereister Mann. Vortrag in der geographischen Gesellschaft. Komödienspiel. Spielt mit der schönen Cousine zusammen. Merkt nun was los ist. Verliebt sich. Verlobt sich. Schluß.

(1) (2)

Spätere Inhalts-Skizze des ersten Buches. Held: E d w i n F r a u d e . Name ist gut. Sein Vater: Wasserbau-Inspektor Oliver Francis Fraude. Englisch-schottische Familie. Er kommt M i t t e J u n i nach Berlin und findet nur die Wilhelm Broses und seinen Cousin Axel. Die andern sind schon verreist: Prof. Heinrich Brose Ausflug nach Ober-Italien, Frau v. Werthern und Seraphine nach der Schweiz. Durch die ersten ­Monate hin, hat er also nur mit W. Brose’s u. Axel zu thun. Nebenher laufen, aber nur in flüchtigster Beziehung zu ihm: die Pappenheims, Lampertus Distelmeier, Schlossermeister Zembsch und Schwester, Frau v. Birch und Hanne Brah. Edwin hat zwei Jahre lang in Königsberg oder in Breslau oder in Greifswald Theologie studirt, aber wenig Gefallen daran gefunden und mehr philosophische, philologische und historische Collegia gehört, als theologische. Zuletzt hat er es seinem Vater gesagt, der ihn eine kurze Zeit lang bei sich im Hause gehabt hat. Er hat sich aber nicht besonnen und nun kommt er nach Berlin, um zunächst diesen Zwischenzustand fortzusetzen und dann vom Wintersemester an, entweder Theologie weiterzustudieren oder was andres vorzunehmen. E r s t e s K a p i t e l : Brose’s Wohnung. Brose kurzhalsig, im Hemdkragen, der Doktor bei ihm. „Obsolete“ Mittel. Diese 1. Scene verfolgt zweierlei: Broses Persönlichkeit, seinen gutmüthig-humoristischen Poltercharakter, seine „Kribbligkeit“, sein beständiges Aus dem Häuschen-sein zu charakterisiren, außerdem aber auf seinen empfindlichen Punkt: „nur nicht an den Aptheker erinnert werden“ hinzudeuten. Als der Doktor geht, kommt Edwin. Lebhaftes, erregtes Gespräch. Hanke kommt. Zuletzt Adelgunde. Freundlichste Aufnahme. Z w e i t e s K a p i t e l . Edwin schreibt an seinen Vater. Er sitzt in seinem Gasthaus am offnen Fenster. „Ich sitze hier am offnen Fenster; es ist eine kostbare Luft und

[Petersen 1929, 48–50] [NFA 24, 137–140] [HFA 1V, 636–638] [HFA 2I/7, 262–264]

[TFA N 11, 25r] [­Petersen 1929, 35 Fn. 1] [TFA N 11, 26r]

168 |

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

die Sterne, wenn ich aufsehe, stehen am Himmel. Ich bin noch wie berauscht.“ Nun schildert er, daß er A x e l abgeholt, dann hätten sie sich getrennt und er wäre in den Thiergarten gegangen. Schilderung des Platzes, dann Kroll von außen. Alles hat ihn entzückt. Dann: Wertherns sind in der Schweiz, aber bei Broses hab ich die beste Aufnahme gefunden. Kurze Charakterisirung der Personen: der Alte, Adelgunde, Hanke. Dann über Axel. Auch von ihm eine kurze Schilderung. „Ich werde wahrscheinlich eine Wohnung in der Königgrätzer-Straße miethen; wir sind dann alle verhältniß­ mäßig nah zusammen.“ Ich bin morgen zu Tisch bei Broses, worauf ich mich freue. D r i t t e s K a p i t e l . Er ist nun zu Tisch bei Broses. Unmittelbar vorher – die Damen haben in der Wirthschaft zu thun – hat er ein intimes Zwiegespräch mit ­Brose über seine künftige Carrière. Brose ist für Dabeibleiben. Er glaubt zwar an nichts, behandelt dies humoristisch und weist auf Gützlaff, Livingstone, die Herrenhuter hin. „Sieh, das ist auch Christenthum. Da liegt ein Feld.“ Edwin sagt: „er sei in seinem Gewissen beunruhigt. Immer sagen, was man nicht glaube u. trösten mit Dingen, an ­deren Heiligkeit oder Existenz man nicht glaube. Das gehe nicht.“ Brose antwortet gutgelaunt: „man dürfe das nicht so genau nehmen. Pia fraus, Fraude.“ Ein Wortspielchen an dem er sich erquickte. Der Zweck heiligt die Mittel. Mundus vult decipi. Dazwischen wirkt man Gutes, hilft, fördert, klärt auf – das ist die Hauptsache. Sie werden nun zu Tisch gerufen. Nach Tisch gehen sie auf den Grimmschen Balkon. Schilderung. Kaffe. Gespräch aller vier setzt sich fort. Edwin erzählt von seiner kleinen Stadt, von den Moolen, von dem Torfmoor, von den Dampfschiffen etc. Dann wird Lampertus gemeldet. Er ist verklagt. Brose ist Obmann. Er soll ihm helfen. Brose geht darauf ein. Es ist doch vielleicht besser die intendirte Gerichtsscene fallen zu lassen und Lampertus mit einem andern Anliegen eintreten zu lassen. V i e r t e s K a p i t e l . Die Freundinnen, Hanke und Bertha, Plaudereien über Theater, über Axel und Edwin. Und daß der Vater (Brose) einen geographischen ­Pastor aus ihm machen will. Bertha hat die Ziegler als Iphigenie gesehn. Enthusiasmus. Sie stellt sich g a n z auf die Iphigenienrolle; d i e s e ist es, aus der sie vorzugsweise citirt. Außerdem noch Antigone und Phädra. Zwischen diesen pendelt sie hin und her. Und dazwischen immer Ausbrüche ihrer Lustigkeit, ihres Übermuths. Bei dem Gespräch über Edwin u. Axel wird eine Art Genealogie der Familie gegeben. F ü n f t e s K a p i t e l . Frau v. Birch. Axel. Axel erzählt ihr von Edwin. Sie spöttelt über den „Candidaten“, er werde Axel fromm machen. Dann kommen sie auf Hanne Brah zu sprechen. Axel sucht auszuweichen. Sie stellt ihn aber. „Ich bin nicht empfindlich. Ich hab’ auch kein Recht dazu. Ich denke, wir finden uns doch wieder.“ Dann kommt Olga. S e c h s t e s K a p i t e l . Schlossermeister Zembsch u. Schwester. Axel und Hanne Brah. S i e b e n t e s K a p i t e l . Johanns Geburtstag bei der Schneiderin oben. A c h t e s K a p i t e l . Im Zoologischen Garten. Auf dem Heimwege treffen sie Distel­meier. N e u n t e s K a p i t e l . Distelmeier in seinem Hause. Z e h n t e s K a p i t e l . Axel u. Edwin. E l f t e s K a p i t e l . Edwin u. Hanke. Z w ö l f t e s K a p i t e l . Hanke u. Bertha und die Pappenheims. Dann beginnt das 2. Buch. E r s t e s K a p i t e l . Edwin u. Prof. Heinrich Brose.

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Buch 1 bis 4. Am Schlusse des 4. Buches (also am Schluß von Band II) müssen die Sachen so stehen: 1. K a r l (?), der Seraphinen unglücklich liebt (von Margret, mit der er schäkerte, hat er sich abgewandt), geht nach England. Der alte H e i n r i c h Brose hofft, daß ein Reisender, ein Weltmann dadurch herauskommt, W i l h e l m Brose hofft auf Beowulf, Karl selbst hofft, Seraphinen zu vergessen, Margret hofft, er wird sich zu ihr zurückfinden. 2. A x e l hat die großen Scenen mit Hanne gehabt. Der alte Brah war in Berlin. Hanne ist gestorben, begraben. Das Verhältniß zur Frau v. Birch tritt etwas zurück. Bis es weiterhin (5. Buch, als er schwerverwundet ist) wieder aufgenommen wird. 3. S e r a p h i n e denkt mehr denn je an Kloster. 4. M a r g r e t hofft auf Karls Bekehrung. 5. B e r t h a fängt an die Staffeln ihres Ruhmes zu erklimmen. Die Stellung der anderen Personen ergiebt sich wie von selbst.

[Petersen 1929, 83] [NFA 24, 185] [HFA 1 V, 684–685] [HFA 2 I/7, 310–311]

Buch (III. Buch 1. 2. 3.

[Petersen 1929, 84 und Fn. 1] [NFA 24, 185–186] [HFA 1V, 685–686] [HFA 2I/7, 311–312]

5 und 6. Band.) 5. Briefe Karls aus England. Tagebuchblätter Karls aus England. B e r t h a ; Pelzner; und die Theaterschule. Vielleicht jetzt erst die Kegelparthie oder auch die e r s t e g l ä n z e n d e P r o b e v o r s t e l l u n g in der Theaterschule. Ihr Ruhm beginnt. 4. Seraphine und Margret nähern sich. 5. Axels Duell mit Lieutenant Kniephoff. Seraphinens Pflege. Frau v. Birchs P ­ flege. ⌐Aber nicht in dieser Reihenfolge; alles muß sich sehr mischen.¬ Buch 6. 1. Karls Rückkehr. Beowulf hat gesiegt. Wilhelm Brose tritt in den Vordergrund. 2. Frau v. Werthern stirbt. 3. Der alte Pappenheim wird Rechnungsrath. Großes Familienfest. Bertha in all 4. 5. 6. 7. 8.

her glories.

Karl u. Margret verloben sich. Seraphine geht in ein Kloster. Bertha geht zur Bühne. Großes Engagement. Axel reist mit Frau v. Birch ins Bad. Wilhelm Brose schreibt einen Brief, vielleicht an Seraphinen, worin er seinen Satz: allerlei Moral und allerlei Glück noch mal zusammenfaßt.

Entwurf zum Beginn des Romans 2635

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Entwurf zu den sieben ersten Kapiteln des Berliner=Romans. (und dann bis zum Schluß des 1. Buchs. H. Brose-Roman

[TFA N 11, 27r] [­Petersen 1929, 43] [NFA 24, 131] [HFA 1 V, 629] [HFA 2I/7, 255] [TFA N 11, 28r] [­Petersen 1929, 43] [NFA 24, 131] [HFA 1 V, 629] [HFA 2I/7, 255]

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(1) (2) [TFA N 11, 29r] [­Petersen 1929, 43] [NFA 24, 131] [HFA 1 V, 629–630] [HFA 2 I/7, 255–256]

[TFA N 11, 30r] [Petersen 1929, 43–44] [NFA 24, 131–132] [HFA 1V, 630] [HFA 2 I/7, 256]

(1) (2)

[TFA N 11, 31r] [­Petersen 1929, 44] [NFA 24, 132] [HFA 1 V, 630] [HFA 2I/7, 256]

[TFA N 11, 32r] [Petersen 1929, 44] [NFA 24, 132] [HFA 1 V, 630–631] [HFA 2 I/7, 256]

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

1. Kapitel. Doktorwagen hält vor einem Hause in der Dessauerstraße, wo sie hübsch wird. Doktor steigt hinauf. Trifft oben H. Brose. Humoristisches Gespräch der beiden alten Freunde. Als der Dr. u. Geh. R. geht, begleitet ihn Brose bis auf den Corridor; hier steht ein junger, b mittelgroßer Mensch in Frack, gebildet, manierlich, etwas steif. Brose nickt ihm zu, wie um sich zu entschuldigen und expedirt erst den Geh. Rath. „Nun, mein Herr, steh bin ich der Ihrige. Womit kann ich dienen? Erlauben Sie, daß ich vorgehe; es ist hier eine sonderbare Berliner Beleuchtung ⌐hier. Aber¬ Das thut ein Berliner Flur nicht anders. Darf ich bitten.“ Und dabei machte er jetzt innerhalb des Zimmers an der Schwelle stehend, eine Handbewegung, die den jungen Mann zum Eintreten auf|forderte. ⌐„Was verschafft mir das Vergnügen?“¬ „Wen hab ich die Ehre?“ Mein Name ist   Baumgart ich bin ⌐Ihr Neffe Herr Brose;¬ Ihre Frau Gemahlin ist meiner Mutter Schwester. Ich bin .. Ich will Dir sagen, was Du bist. Du bist ein Narr, Junge. Kommt man so zu einem Onkel. In Frack. Und „Sie“ und „Frau Gemahlin“. Du bist ja ein Philister, ein Pedant, ein Kleinstädter, oder Du bist vom Hochmuthsteufel besessen. Denn der kleidet sich in allerlei Formen, Junge; Karlmann. Hi Sie’zt mich und ich bin sein leiblicher Onkel. Nein, nicht leiblich, angeheirathet. Aber das ist ja ganz egal. Onkel ist Onkel. Aber da müssen wir doch meine Frau rufen.“ Und dabei riß er die Thür auf, die in das Nebenzimmer führte. Aber in demselben Augenblick war kam ein heftiger Zugwind kam ihm entgegen, der fünf, sechs Blätter, als ob es Schnitzel wären, von seinem Papiertisch wehte und er warf wüthend die Thür wieder in s Schloß. Verdammte Wirthschaft. Es werden wieder Fenster geputzt. Sie läßt wieder Fenster putzen. Ich meine Deine Tante. Wollte doch Gott, daß es in dieser Stube da jemals zur Ruhe käme. Ist es eine Hitze zum Verbrennen, so wird drin geschneidert, und haben wir Sturm, so werden Fenster geputzt. Daß noch keins dieser armen Dinger vom Fenster­ brett geweht wurde, ist eine Gnade Gottes. Aber Zahnweh und dicke Backen sind in Permanenz. Verdammte Wirthschaft. Und immer wenn ein Besuch kommt. Aber |­setze Dich, Junge; wir müssens allein versuchen und abwarten ob die Tante kommt oder nicht. Die kolossale Lebhaftigkeit, in der sich Güte etc. etc. aussprachen, hatte den jungen Mann rasch heimisch gemacht  er lachte, was nun auch der Alte that, und sagte: Ich kenn’ es von Hause her. Der Papa kann es auch nicht leiden Und wettert dazwischen. Nein, Onkel Brose, das nicht. Er möcht’ es vielleicht. Aber als Prediger muß er sich Zwang anthun und allem einen andern Ton geben. Ja. Da hast Du Recht. Das müssen die armen Kerle. Höre, ich hätt s nicht gekonnt. Und drum bin ich auch was andres geworden. Aber nun sprechen wir von Dir mein Junge. Was wirst Du? Philologie hab ich gehört. Höre, das ist trocken, gefällt mir nicht, entfernt sich vom Leben. Aber laß hören. Vielleicht, daß Du mich |bekehren kannst. Er antwortet nun. Es ist doch jetzt anders. Man kommt ins Leben. Vielleicht daß ich ein Stipendium kriege. Dann reis’ ich.

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Ja, höre, da hast Du Recht. So sah ich s noch nicht an. Reisen. Ja, das läßt sich ­ ören. Dabei kommt was heraus. Nun Onkel Wilhelm, der wird Dir darüber ein Licht h aufstecken können. Er ist ja überhaupt ein Licht in der Wissenschaft. Ein vorzüglicher Mann; aber etwas zu ruhig; er hätt’ einen guten Pastor abgegeben. Er lächelt immer, ist immer verklärt und scheint immer sagen zu wollen: „Du lieber, lieber Mensch, wie dumm bist Du.“ Sieh, das kann ich nicht leiden, und drum zank ich mich beständig mit ihm das heißt, ich zanke. Er | natürlich nicht. Dazu ist er zu groß. Aber ich will Dir den Onkel Wilhelm nicht bereden Er ist ein Kirchenlicht, oder denn die Wissenschaft hat jetzt auch ihre Kirchenlichter, Wissenschaft ist heilig, Wissenschaft ist alles – und an solchem Mann will ich nicht herumreden. Du wirst ihn kennen lernen. Und er ist mein Bruder, und ein vorzüglicher Mann. In diesem Augenblick öffnete sich die Thür, aber, des Zuges halber die, die nach dem Corridor hinausführte und ein junges Mädchen trat ein. Es war ersichtlich, daß sie gehört hätte hatte, der Vater habe gefragt. Als sie jedoch des fremden Herrn an­ sichtig wurde, verneigte sie sich leise und wollte wieder fort. Nein, nicht so, Margret. Tritt nur näher. (Und nun tritt sie in das |Zwiegespräch ein.) Dann Aufbruch. Er empfiehlt sich; er wolle jetzt zum Onkel Wilhelm und dann zu seinem Cousin Axel und dann zur Tante Geheimräthin. Ob er bald wiederkommen dürfe? Und damit empfahl er sich. Onk Vater und Tochter, als er fort war, drückten ihre Befriedigung aus; hatten aber auch allerhand auszusetzen. „Ein netter, bescheidner Mensch“ sagte Brose „etc etc, aber sieh dies u. das“. Nun antwortet sie, stimmt bei und widerspricht. Endlich hieß es: was nur die Mama sagen wird. Und daß sie grade nicht zu Hause sein mußte. Wo steckt sie denn wieder? Sie wollte in den Lette-Verein und dann zu Gerson. Gott, Gott rief der Alte in humoristischem Zorn „Das eine so schlimm wie das andre. Das eine kostet mir mein Geld, und das andre meine Ruhe. Denn wenn Adelgunde von Anthropologie (hier vielleicht was andres nehmen) spricht, ist es mit meiner Ruhe vorbei. Oder wenigstens mit meiner Geduld. Komm, Kind, wir wollen frühstücken. Hast hoffentlich was Gutes. Einen Hummerschwanz? Nicht wahr!“ Zweites Kapitel. An demselben Nachmittag saß Karlmann an dem knarrigen Sekretair seines Gasthauses und schrieb nach Haus. Er hatte den Brief eben beendet und rückte ans Fenster um mit Hülfe des Abendscheins ihn noch einmal durch zu lesen. Die niedergehende Sonne that ihm dabei die besten Dienste und die alten staubigen Gardinen bewegten sich leise hin und her. Liebe Eltern. Schilderung seiner Ankunft. Das kl. Gasthaus. Abend draußen als Zaungast bei Kroll. Betrachtungen darüber. ⌐ziemlich ausführlich¬ Am andern Morgen zu Onkel Heinrich. Ueber ihn heute nur ein paar Worte. Dann zu Onkel Wilhelm. ⌐Dies ist wichtig; sie tauchen dann erst im zweiten Buch auf.¬ Dann zu Axel, den ich nicht traf. Für Wertherns war es zu spät. ⌐Diese müssen beide noch verreist sein; im Bade.¬ ⌐Dies ist wichtig; sie tauchen dann erst im zweiten Buch auf.¬ Nur Alles wird kurz charakterisirt. Dann über die große Stadt überhaupt. Gruß an Onkel Brah. etc. etc.

[TFA N 11, 33r] [­Petersen 1929, 44] [NFA 24, 132–133] [HFA 1V, 631] [HFA 2 I/7, 256–257]

[TFA N 11, 34r] [­Petersen 1929, 44–45] [NFA 24, 133] [HFA 1V, 631] [HFA 2 I/7, 2575]

[TFA N 11, 35r] [­Petersen 1929, 45] [NFA 24, 133–134] [HFA 1V, 632] [HFA 2 I/7, 257–258]

172 |

[TFA N 11, 36r] [­Petersen 1929, 45] [NFA 24, 134] [HFA 1 V, 632] [HFA 2I/7, 258] [TFA N 11, 37r] [­Petersen 1929, 46] [NFA 24, 134] [HFA 1 V, 633] [HFA 2I/7, 258–259]

[TFA N 11, 38r] [­Petersen 1929, 46] [NFA 24, 134–135] [HFA 1V, 633] [HFA 2 I/7, 259]

[TFA N 11, 39r] [Petersen 1929, 46] [NFA 24, 135] [HFA 1 V, 633–634] [HFA 2 I/7, 259]

[TFA N 11, 40r] [­Petersen 1929, 46–47] [NFA 24, 135] [HFA 1V, 634] [HFA 2 I/7, 259–260]

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

Hier muß er nun die beiden Brüder (Onkels) scharf charakterisiren, aber ganz kurz. Onkel Wilhelm sagt ihm einen Satz von „Allerlei Glück“ aber dies nur ganz leise andeuten, weil es nachher erst, in einem selbstständigen Kapitel zwischen Onkel Wilhelm u. ihm eingängig verhandelt wird. Drittes Kapitel. Der andre Morgen. Margret macht ihren Vormittagsbesuch bei Pappenheims. Sie setzen sich auf den Balkon. Blick in die Gärten. ⌐Ziemlich ausführlich.¬ Das Geplauder der beiden Mädchen über den Cousin. Bei dieser Gelegenheit giebt Margret eine Art Genealogie der Malotkis. Viertes Kapitel. Karlmann bei Axel Brah. Axel führt ihn in die complicirten Familienverhält­nisse ein. Warum sich die Schwestern feindlich stehn. Das katholische und protestan­ tische Element, das adlige und bürgerliche. Er vermeidet Broses, weil sie ihm zu „bürgerlich=respektabel“ sind. „Es giebt eine Respektabilität, die mich erquickt und es giebt eine andre die mir odiös ist. Der alte Brose ist von der letztren Sorte. Nun diese beiden Sorten von Respektabilität, die pappstofflich=intolerante und die vornehm=duldsame weiter ausführen. Andeutungen über sein Verhältniß zur Frau v. Birch=Schönemark. Fünftes Kapitel. Er erhält ein paar Zeilen von Tante Adelgunde. „Brose ist heut in der Geographischen. Komm. Du sollst uns erzählen etc.“ Er kommt nun hin, findet sie bei der Schneiderei. Nun gemüthliches, herzliches Geplauder mit der Tante und Cousine. Ganz gegen den Schluß kommt Brose aus der Geographischen zurück. Ist entzückt, will den Neffen nächstens einführen. Verabreden für den nächsten Nachmittag Montag eine Partie nach dem Zoologischen Garten. Sechstes Kapitel. Am Vormittag Besuch bei Onkel Wilhelm. Sie haben nun ein ernstes Gespräch über seine Studien. Bruder Heinrich wird in seinen Schwächen und Vorzügen charakterisirt. Der Lebensplan des Neffen wird festgestellt. „Prüf Dich. Es ist ganz gleich, wo man im Leben steht, nur voll und ganz und freudig muß man an seiner Stelle stehn. Die Stelle selbst ist gleichgültig. Daß man die rechte Stelle trifft, darauf kommt es an. Die rechte Stelle ist allemal ⌐auch¬ die gute. Was ist Glück. Es giebt allerlei Glück. Hundert und tausendfältiges. Es heißt nicht: wenn Du das und das Äußerliche erreichst, bist Du glücklich; nein ein Innerliches muß man erreichen, da liegt |das Glück. Es braucht nicht einmal immer mit der Moral zu stimmen; freilich darf es sich auch nicht zu sehr in Gegensatz dazu stellen. (Diese wichtige Stelle – wichtig wegen Axel – ist sehr scharf zu präcisiren.) So sprechen sie weiter. „Es scheint Onkel Heinrich will mich für das Leben gewinnen; Welt, Reisen etc.“  „Thu das, wonach es Dich zieht.“  „Ich denke, ich bleibe bei der Wissenschaft“.  „Da hast Du das Beste gewählt, wenn Du richtig gewählt hast.“ Sie trennen sich nun. Dann kommt der Nachmittag und Karlmann geht in den Zoologischen. Hier trifft er Heinrich Brose, Margret und Bertha. Sie sind sehr fidèl. Adelgunde ist zu Hause geblieben. ⌐Besuch im Giraffen=Haus etc.¬ Zum Schluß sehen sie, als es schon dunkelt, drüben auf dem Gange zwischen den Reihern und den Flamingos,

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Axel mit einer eleganten Dame und einem Kind. Er verschwindet aber wieder. Margret u. Bertha tuscheln es sich zu. Der Alte hat nichts gemerkt. Dann Heimgang. Siebentes Kapitel. Die Wohnung der Frau v. Birch-Schönfeldt. Jolanthe. Olga. Axel kommt. Plaudereien. Jolanthe wird fortgeschickt. Das überkluge Kind, das sich über nichts mehr wundert und an nichts mehr Anstoß nimmt. Sie geht in ein Hinterzimmer und spielt dort phantastisch=abenteuerlich mit dem Dienstmädchen. Prinz, Shah, Suleika. Sie tanzt den Shawltanz. Das Dienstmädchen ist der König. Dann geht sie wieder nach vorn. Sie findet die Mutter sehr heiter und gut gelaunt, ohne Schärfe. Vorher hat sie angeklopft. Wer ist da? „Ich. Ich bin wieder da.“ Die Mutter öffnet die Thür. Nun setzt sich das Geplauder mit dem Kinde fort. „Wo warst Du?“  „Ich war nicht fort.“ Nun erzählt Jolanthe. Und beide lachen. „Hermine, sie ist doch Du. (Dies kurz ausführen; der Schluß muß aber dies „ist doch Du“ sein. Vorher sagt er ihr allerhand schelmisch=sinnlich=Verbindliches über die Aehnlichkeit der beiden Naturen von Mutter u. Kind. Achtes Kapitel. Große Scene zwischen Heinrich Brose und Adelgunde. Er lobt Karlmann, der ihm am Abend vorher sehr gefallen hat. „Höre, Gundel, das wär’ eine Partie für Margret.“ Sie will nicht gleich davon wissen. Er wird furchtbar heftig. „Hör’ Adelgonde, fahre mir nicht wieder durch meine Pläne. Spukt Dir wieder die Malotki im Kopf? Hast Du wieder Deine Ahnherren aus der Schlacht bei Tannenberg leibhaftig vor Dir? Wird der Reichskämmerer wieder lebendig? Ich bitte Dich, ich bitte Dich.“ etc. ⌐Gundelchen, Gundel, Adelgunde, Adelgonde; dies ist die Scala, die seiner Stimmung von Liebe ⌐bis¬ zu höchstem Aerger entspricht.¬ Eine ⌐halbe¬ Stunde später ging Margret zu Bertha, halb lachend, halb aufgeregt. Sie hatte den Streit beider Eltern gehört und gehorcht. Sie wußte nun genug. Es war ihr lächerlich. Nun ein heitres Ge|spräch mit Bertha, worin Bertha anfängt sich in ihrer Größe zu zeigen. Zum Schluß: Des alten Registrators Geburtstag ist bald; es soll was aufgeführt werden; Karlmann soll den Text schreiben. Kann auch mitspielen. Die Frau Registratorn kommt hinzu. Das Gespräch wird fortgeführt. Das ganze „erste Buch“ (also erster Halbband) muß mit der „Aufführung“ schließen. Der Registrator wird Rechnungsrath. Broses sind dabei nicht zugegen. Nur immer die Tochter. Margret ist bei Pappenheims und Bertha ist bei Broses; darauf beschränkt es sich. Das „zweite Buch“ fängt dann mit der „Kegel-Partie“ in Wilmersdorf “ an. Und das zweite Kapitel führt dann zur Geh. Räthin von Werthern=Ahlimb, die nun aus dem Bade zurückgekehrt ist. Hier verkehrt auch Wilh: Brose. Kostüm: Nachtjacke, aufgesteckter grauer Zopf, mager, der Mund ohne Lippen und nach innen. Die Mauern, die die Natur hier (früher) gezogen, waren längst niedergerissen. Eine tolle Erscheinung, aber freundliche, kluge Augen, gütig, fidèl und quick. Sie kamen vom Kaffebrennen und brachten noch eine halbe Dampfwolke mit.

[TFA N 11, 41r] [Petersen 1929, 47] [NFA 24, 136] [HFA 1 V, 634–635] [HFA 2 I/7, 260] (1) (2)

[TFA N 11, 42r] [Petersen 1929, 47–48] [NFA 24, 136] [HFA 1 V, 635] [HFA 2I/7, 261]

[TFA N 11, 43r] [­Petersen 1929, 48] [NFA 24, 136–137] [HFA 1V, 635–636] [HFA 2I/7, 261]

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i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

Der Flötenspieler [DLA, A: Fontane 57.5749/1] [DLA, A: Fontane 57.5749/2] [NFA 24, 214–215] [HFA 1V, 718, 720] [HFA 2I/7, 324, 326]

[DLA, A: Fontane 57.5749/3] [NFA 24, 214–216] [HFA 1V, 719–721] [HFA 2I/7, 324–327]

[DLA, A: Fontane 57.5749/4] [NFA 24, 214–215, 217] [HFA 1 V, 719, 721–722] [HFA 2I/7, 325, 328]

[DLA, A: Fontane 57.5749/2 marg.] [NFA 24, 215] [HFA 1 V, 720] [HFA 2I/7, 326]

Der Flötenspieler Der Flötenspieler. 1. Kapitel. Schloß in Oberschlesien. Die Kiste kommt an. Der Graf und der alte Diener; Zwiegespräch. – Die Damen, die alte Gräfin, die Comtesse, die jüngren Kinder. – Zwei Tage später kommt der Brief, der in Erinnerung an Meran es überreicht und wegen Zudringlichkeit um Entschuldigung bittet. Aber es sei ihm wie eine Dankbarkeitspflicht. Hinweis darauf, daß die Prinzessin Friedrich Karl auch einen Flötenspieler hat und die Königin von Sachsen. – Aufstellung im Corridor neben einer alten Erbuhr. – Besuch am Abend erwartet. 2. Kapitel. Rückfahrt des Besuchs: Baron Troitsch, Baron Vusac, Baron v. Olczewski. Dieser alt, mit Frau und drei jungen Damen, Fräulein, Backfisch und 10 jährige. |Die beiden andern Paare sind noch jung und keine Kinder mit dabei. Drei Conversationen in den 3 verschiedenen Schlitten. In diesen Gesprächen muß sich in übermüthiger und etwas grotesker Weise, zugleich schandmaulend, alles geben. (Dies alles spielt in den letzten Oktobertagen es ist schon ⌐viel¬ Schnee gefallen.) Drittes Kapitel. Zweite Hälfte des November. Briefe treffen bei Graf Sorma=Triptowitsch ein. Sie rühren von den 3 Familien her. In allen handelt es sich um den Flötenspieler. Olczewski ganz kurz. Nicht die Kinder wollen ihn, sondern die alte Olczewska. Schicken Sie uns die Adresse. Bis Weihnachten müssen wir es haben.“ Man weiß die Adresse nicht; ⌐will in Berlin anfragen;¬ Endlich findet man auf dem Sockel, in kl. Schrift: H. Helfft, Berlin, Köpnickerstraße 117. B. Viertes Kapitel. Die Sache war vergessen. Alles war fait accompli. Man hatte sich längst beruhigt; der Flötenspieler war in dem ganzen Kreise Kattowitz eine Alltäglichkeit geworden selbst die Kinder bei Hohenlohes hatten es; es war populär wie Rad­fahren; |am angesehensten aber blieb es bei Sormas und die Comtesse hörte oft träumerisch zu und hing ihren Gedanken nach: wo kam es her? was hatte es damit auf sich? wer war es? Die Kinder hatten dieselbe Vorliebe. „Bitte, Beatrix; Du bist so reich; wir haben nichts mehr in unsrer Büchse.“ Und dann ging es wieder los. Man hatte sich auf einen Attaché geeinigt. Aber zuletzt war es vergessen und es war ganz vergessen, als sich Beatrix mit dem Grafen .... verlobte. Nur einmal gab es eine Verlegenheit, als die jüngre Schwester dem Bräutigam davon erzählte. Eifersucht. Dann Lachen und wieder Heiterkeit. Fünftes Kapitel. Es war nun gerade jährig und auf den 27. Oktober war die Hochzeit festgesetzt. Schon am 25. war der Polterabend. Gäste, Geschenke von allen Seiten. An dem Zwischentage, der der Ruhe galt, kam noch ein Packet. Ein Geschenk und ein Brief. Sehr fein und liebenswürdig abgefaßt und alles nur andeutend. Unterzeichnet H. Helfft, Köpnickerstraße 117. b. Graf Sorma=Tiptowitz Es sind nun ⌐schon über¬ zehn Jahre und vieles was jetzt überall alltäglich ist war damals noch eine Rarität, als vor Schloß Tiptowitz in Oberschlesien ein Postkarren abgeladen wurde; zwei Diener des Schlosses halfen und befleißigten sich dabei der größten Sorglichkeit denn neben der Zahl, die einem H und einer Zahl, die auf dem Colli standen stand noch Vorsicht „Oben“ und „Vorsicht,“ Vorsicht mit zwei dicken

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Ausrufungszeichen. Aber das Schwierigste kam noch das Colli mußte drei Stufen hinaufgetragen werden; alles vier hatten eine Ecke gepackt und riefen sich Worte dirigirten sich gegenseitig „langsam“ „gieb nach“, rechts hin Joseph. Auf der obersten Stufe dem Portal unmittelbar vorgelegenen Stufe, die schon eine Art Vorflur bildete, standen der Schloßherr und seine Familie, der Schloßherr, s­ eine 3 Töchter und eine mittelalterliche Erzieherin. Die Frau war todt. Der Schloßherr selbst gab Anweisungen und hielt die gelbe Gepäckkarte in der Hand. Die Adresse war richtig, geschäftsmäßig |geschrieben, Dem Herrn Grafen Sorma=Tiptowitz auf Tiptowitz (Kreis Beuthen) Oberschlesien war correkt und geschäftsmäßig geschrieben und nur das mußte auffallen war auffallend, daß auf dem sogenannten Coupon jede Angabe fehlte, so daß nicht zu sehen war, wer der Absender war. Comtesse Helene, schlank aufgeschossen, von zartem Teint, ein ⌐vornehmes¬ scharfgeschnittenes Profil, war darüber am meisten verwundert und wie schlesische Damen sind, schloß auf ein Abenteuer, in dem sie selbst eine Rolle spielte. Ohne ­irgend einen bestimmten Anlaß brachte sie das geheimnißvolle Colli doch in Zusammen­ hang mit sich selbst. Es mußte etwas sein, daß sich auf sie bezöge. Sie sagte es auch der alten Erzieherin. Ach Helene, wann wirst Du aufhören so eitel ⌐zu¬ sein. Wenn ein Postillon Abends vorbeifährt und bläst, so denkst Du, da bläst mir einer ein Ständchen. Wieder ein unglücklicher Liebhaber mehr.“ „Laß mich nur“ sagte Helene „was hab ich andres“? Einbildungen machen glücklich.“ Das Colli war inzwischen in den Vorflur geschafft, drin zu beiden Seiten Lorbeer­ kübel standen und hier überwinterten. Einige waren auch schon dabei, das oberste Brett drauf „Vorsicht“ stand loszulösen und setzten eben ein Beil ein um es aufzu­ brechen. Nein sagte der Graf, „so wird es nichts. „Oben“ das war blos so lang es unterwegs war, wir wollen es jetzt flach legen, aber langsam. Denn man kann nicht wissen was es ist.“ Und so kippte man das Gepäckstück um, und lüftete hob das Seitenbrett ein wenig in die Höh, entfernte mehrere Nägel und nahm nun das Brett ab. Dienerschaft wie Herrschaft verfielen in ein „Ah“ denn eine menschliche Figur lag in der Kiste wie in einem Sarge. Der eine alte Diener erschrack und hatte nicht übel Lust sich zu bekreuzigen; die Andren hatten nur ein staunendes Ah. Was ist das? sagte der alte Graf. „Das muß ein Irrthum sein, eine Verwechselung. Und wie das jetzt Mode ist, bunt bemalt; sie haben auch ein neues Wort dafür, Helene wie heißt doch das Wort. Wir wollen lieber Tantchen fragen. Ich glaube polychrom. Richtig, polychrom. Das ist griechisch. Polys heißt viel und Chromos heißt Farbe wenn mein alter Rektor Majunke, Gott hab ihn selig, hören könnte, daß ich das noch weiß, er hätte eine frohe Stunde. Denn sein Vertrauen zu mir war sehr schwach. Ja poly­chrom. Aber was soll es? Ein hübsches Gesicht und eine Flöte in der Hand. Ich kann mich nicht drin zurecht finden. Ich war nie Flötenspieler. Aber das ist wahr, ich habe mich immer für Flötenspiel interessirt und der alte Fritz war ein Flötenspieler.

(1) (2) |[DLA, A: Fontane 57.5749/3 marg. und interlin.] [NFA 24, 215–216] [HFA 1 V, 720] [HFA 2I/7, 326–327]

(1) (2)

[DLA, A: Fontane 57.5749/4 interlin. und marg.] [NFA 24, 216–217] [HFA 1 V, 721] [HFA 2I/7, 327–328]

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[DLA, A: Fontane 57.5749/5] [NFA 24, 217–218] [HFA 1V, 722] [HFA 2I/7, 328]

[SBB, St 59, s. f., Etikett auf Zeitungspapier: Vossische Zeitung, 10.6.1881] [Keitel 1968, 23] [NFA 24, 237] [HFA 1V, 742] [HFA 2I/7, 375]

[SBB, St 59, 1] [Keitel 1968, 23] [NFA 24, 237–238] [HFA 1V, 742–743] [HFA 2I/7, 375–376]

(1) (2)

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

Wenn ich in Berlin sehe ich mir immer das Bild an. Vorn sitzt eine dicke alte Prinzessin. Damals waren alle Prinzessinnen dick. Ein Glück, daß es damit vorbei ist. Ja, Du hast gut reden. Du bist weit davon ab. Inzwischen hatten die Diener den Versuch gemacht, die Figur aus der Kiste herauszunehmen. Der Graf war aber dagegen. „Laßt ihn liegen. Es ist ein Irrthum. Und wenn was zerbricht, müssen wir dafür aufkommen. Außerdem, der ganze Kerl hat doch auch was Unheimliches. Da ich mal beim Griechischen bin, es ist so was wie das trojanische Pferd, wer weiß was dahinter steckt. Nein, Joseph, lege das Brett wieder drauf, aber nur ganz lose und dann schiebt die Kiste hier hinter die Lorbeerbäume. Da kann sie stehn, bis sich’s aufklärt. Was man nicht alles erlebt. Es ist doch der reine Roman. Ach, Papa, Roman ist ja ganz anders. Nun trennen sie sich, es ist 10 Uhr, um sich beim Lunch wieder zu sehn. Die Erzieherin Tantchen sagte Helene ich begleite Dich auf Dein Zimmer. Dies geschieht. Gespräch zwischen beiden. Der Backfisch (einer.) Dies muß sehr heiter gehalten sein. Dann Scene beim Lunch. Der Brief ist angekommen. „Lies ihn, Helene“. Die thuts und die Erzieherin hört zu. Dann Betrachtungen von allen Seiten. „Nun, so viel steht fest, der Flötenspieler gehört uns. Es ist mir nicht ganz recht, aber es intressirt mich ein bischen, es ist so was wie ein Räthsel. Und der Mensch braucht Räthsel. Ohne Räthsel ist alles öde. Nicht wahr, Tantchen? Tantchen antwortet. Er fährt fort. Ich denke wir lassen ihn hier nach oben bringen und stellen ihn in den langen Corridor oder noch besser die kleine Rotunde, grade gegenüber von unsrer alten Boule-Uhr. Da ist Licht genug und da kann man ihn sehn. Allerdings wenn er wirklich musicirt, wie’s beinah scheint, wäre eine dunkle Stelle besser. So Flötespiel im Dunklen ist immer am schönsten, es hat so was Geheimnißvolles, so was Romantisches. Und das is meine schwache Seite. Was nur der alte Olczewski sagen wird. Wir müssen die Puppe gleich aufstellen lassen, damit wir unsren Gästen was Neues zeigen können. Ich wette die Vusac ärgert sich drüber und das ist das Beste.

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Storch von Adebar Storch v. Adebar.

Enthält alles, was ich bis jetzt notirt habe.

Storch v. Adebar oder auch für eine andre märkische Novelle: Der Quellensucher. Nach langem Forschen und Fragen ergab sich daß man zwischen einem katholischen Geistlichen der mit der Wünschelruthe und einem polnischen Grafen der mit dem Trauring suche die Wahl habe. Storch war für die Wünschelruthe die Gräfin aber entschied sich für den Trauring und so wurde das Erscheinen des polnischen Grafen erbeten. Der Brief traf, ihn nicht, da er gerade „auf Suche“ war, aber nach Erst nach

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Storch von Adebar

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14 Tagen kam Antwort, in der er sein Erscheinen für den nächsten Tag ankündigte. Nun Beschreibung seiner Persönlichkeit u. seiner Manipulationen. Dann, als er wieder fort ist und die Quelle gefunden hat, Betrachtungen über dies Wunder. Storch v. Adebar. Wichtig.

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Graf Attinghaus hat 2 wichtige Gespräche. 1. Gleich zu Anfang mit Rudenz, wo er den alten Storch charakterisirt als liebenswürdig u. unbedeutend und dann sie die Störchin. Rudenz frägt: „Dann taugt sie nichts?“ Im Gegentheil, sagt er, eine famose Frau; er mußte eine andre Frau kriegen, aber sie einen anderen Mann. Sie ist eigentlich leidenschaftlich und hätte in freien, großen Verhältnissen eine Rolle gespielt, sie ist für Freiheit und dann despotisch in der Freiheit.   Dies alles hübsch ausführen und ausmalen. 2. Viel später hat er ein Gespräch mit Storch.  „Storch Sie sind nicht am rechten Fleck.“   „Soll ich liberal werden? Das kann ich nicht.“   „Nein. Sie soll nur so sein, wie Sie sind.“   „Das wäre?“   „Nun Sie sind nicht liberal, aber Sie sind auch nicht fromm, vermuckert à la mode. Sie sind ⌐einfach¬ königlich und müssen mit der Regierung gehn, sie sei wie sie sei. Die Regierung in Preußen hat eigentlich immer Recht.“   „Das sagen Sie, der Sie so oft in der Opposition sind.“   „Ja, ich bin Prinzipienreiter, ich habe Grundsätze auf die ich immer wieder hinweise wie die Geistlichen auf Dinge, die auch nicht voll erfüllt werden. ­Solche Leute muß es auch geben. Aber Sie brauchen keine Grundsätze zu ­haben, Sie brauchen nur dem Mittelkurs zu folgen, den die Regierung einhält. Das entspricht Ihrer Natur und ist immer in Nähe des Richtigen etc etc.“ In dem Vorwort gebrauchen. Karl Emil Franzos hat eine hübsche Novelle geschrieben: „Die Locke der heiligen ­Agathe“. Darin heißt es gleich zu Anfang: „.. Wer nun nach diesen Andeutungen ein Tendenz-Histörchen gegen die katholische Kirche vermuthet, der irrt sich. Derlei steht mir fern. Ich glaube, daß die katholische Kirche ebenso gut ist wie eine andre, und wenn dem nicht so wäre, so leide doch ich nicht darunter und habe darum kein Recht zur Klage u. Anklage. Nein, wiederhole ich, ich habe nicht künstlich eine Spitze in diese Geschichte gelegt. Und wenn eine solche gleichwohl daraus hervorsieht, so ist dies nicht meine Schuld. Ich erzähle eine Beobachtung, ein Erlebniß – nichts weiter.“ Das paßt auch auf meine Geschichte etc. „.. Ein Strickzeug lag als Attribut vor ihr. Denn ihr Leben theilte sich in zwei Be­ strickungs­hälften, eine frühre, darin sie Lieutnants und eine spätere darin sie Grönländer bestrickt hatte.“  Nicht der Schriftsteller muß dies sagen, sondern eine seiner Figuren z. B. der Justizkommissar.

[SBB, St 59, 2r] [Keitel 1968, 23] [NFA 24, 238] [HFA 1V, 743] [HFA 2I/7, 376]

[SBB, St 59, 3r] [Keitel 1968, 23] [NFA 24, 238] [HFA 1V, 743–744] [HFA 2I/7, 376]

[SBB, St 59, 4r] [Keitel 1968, 24] [NFA 24, 239] [HFA 1V, 744] [HFA 2I/7, 377]

[SBB, St 59, 5r] [Keitel 1968, 24] [NFA 24, 239] [HFA 1V, 744] [HFA 2I/7, 377]

178 | [SBB, St 59, 6] [Keitel 1968, 24] [NFA 24, 239] [HFA 1V, 744] [HFA 2I/7, 377] [SBB, St 59, 7] [Keitel 1968, 24] [NFA 24, 239–240] [HFA 1V, 744–745] [HFA 2I/7, 377–378]

(1) (2)

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[SBB, St 59, 8] [Keitel 1968, 24] [NFA 24, 240] [HFA 1V, 745] [HFA 2I/7, 378]

(1) (2)

[SBB, St 59, 9] [Keitel 1968, 24–25] [NFA 24, 240] [HFA 1V, 745] [HFA 2I/7, 378] |[SBB, St 59, 9ar]

[SBB, St 59, 9br]

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

Storch v. Adebar. Alte Generalin, die zum Missionsfest erscheint. Ein Strickzeug lag als Attribut vor ihr. Denn ihr Leben theilte sich, wie Graf ­Attinghaus versicherte, in zwei Bestrickungs-Epochen  eine frühre  darin es sich um Lieutenants, eine spätre darin es sich um Grönländer handelte.

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Storch v. Adebar.

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Zwei Säulen L Archembauld L’Homme de Bonneville wurde den 13. November 1801 zu Beuthen in Oberschlesien Lüben in Niederschlesien als dritter Sohn des ehemaligen Rittmeisters im Regiment Tovoniczi Bartholomé L’Homme de Bonneville geboren. Seine ersten Eindrücke waren die der Loyalität, der Hingebung an den König. Aber so gesegnet die Gesinnungen waren unter denen er aufwuchs, so wenig waren es die Zeiten und Verhältnisse des elterlichen Hauses, so daß es als ein Glück errichtet ⌐erachtet¬ werden mußte eine Cadetten-Freistelle drei Cadetten-Freistellen erworben zu sehn: Alle drei Brüder in Culm ⌐in Potsdam und¬ Walstatt. Archembauld erst sieben Jahre alt kam nach Walstatt, später nach Berlin und stand auf dem Punkt mit 14 Jahren in die A in die Armee eintretend in die Kämpfe gegen N ­ apoleon einzutreten, als |die Nachricht von der Schlacht bei Waterloo diese Pläne wieder zerstörte. Der junge L’Homme de Bonneville verblieb noch zwei Jahre der Anstalt und trat dann mit 16 Jahren als Fähnrich in das Leib-Infanterie Regiment, dem er 20 Jahre lang angehörte und mit 36 Jahren als Premierlieutnant den Abschied nahm. ⌐Cholera-­Cordon. Fast mobil gemacht gegen die Polen Leichen-Gefolge u. Transport. Prinzessin-Einholung.¬ Athelstan Gneomar v. Vierzehnheiligen wurde den 2. Dezember 1801 aus einer ursprünglich sächsisch=thüringischen und vor zu Beginn des 14. Jahrhunderts in der Nähe von Jena reich begüterten Familie  wurde den den 2. Dezember 1801 ⌐als Sohn des Hauptmanns im … Regiment¬ zu Straßburg in der Uckermark geboren. Seine ersten Eindrücke waren etc.  alles genau ebenso wie bei dem andern blos mit dem Unter­schied, daß er nach Potsdam kommt statt nach Walstatt und  .  Ich muß mir nun ein Nest suchen, wohin ein Füsilir-Bataillon das Füsilir-Bataillon Zauche=Belzig eingerückt dessen zwei Flügel-Compagnien in dem Städtchen Diebitschau ihre Garnison hatten.

Ein |Oestreicher sagt zu einem Preußen: „Kerls, Ihr seid so hochmüthig, Ihr renommirt nicht mal.“ Ein alter Oberst.

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Storch von Adebar 95

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„Mir unsympathisch. Schwarzseher. Mir unsympathisch. Wehmeyer. Heulhuber. Mir unsympathisch. Wichtigthuer. Mir unsympathisch. Lump. Storch v. Adebar

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Ein Philister aus der kl: Stadt. „.. Wissen Sie, ich kann ganz gut reden, was Sie schon daraus sehn können, daß ich mitunter im Schlaf ganz lange Reden halte und wenn ich aufwache, weiß ich auch noch was es war und daß es alles seinen ganz ordentlichen orntlichen Sinn hatte. Aber die Menschen. Sehen Sie, wenn zehn Menschen da sitzen und mich ankucken, ist es vorbei. Und wenn es auch ganz dumme Menschen sind, aber es hilft alles nichts da sind, so wie ich Menschen sehe ⌐da sind¬, kann ich nicht sprechen.“ „.. Wissen Sie, ich kann auch dichten, und ganz gut, und alles mit Sinn und Verstand und in den knifflichsten Formen. Es kommt vor, daß ich im Traum immerzu Sonette spreche und einige haben mir schon gesagt, ich sollt’ es doch s aufschreiben, wenn ich aufwachte, dann hätte man’s ja immer noch dichte vor sich. Aber ich kann mich nicht dazu entschließen. Es sieht so wichtig aus und als hielte man sich für was Besondres und das vermeid ich. Ich bin eine bescheidne Natur und muß es auch sein, wiewohl ich doch auch fühle, daß ich kein Schwachmaticus bin.“ „.. Wissen Sie, predigen ist eigentlich das Leichteste und das fühl ich deutlich, predigen, das könnt’ ich auch. Es kommt vor, wenn ich so im Wagen sitze und sehe wie die Leute nach der Kirche gehen gehn, daß ich mir sage: nun, denke Dir mal, Du wärst nun Prediger und alle die da gehn, die kommen nun zu Dir; was würdest Du nun ⌐da¬ wohl sagen. Und hören Sie, bei der Gelegenheit hab ich dann schon Predigten gehalten, daß mir ganz kalt und heiß wurde und daß mir die Thränen in die Augen gekommen sind. Und von stecken bleiben is keine Rede, weil man ja immer weiter reden kann und ist keiner da, der einen unterbricht oder lacht. Oder das müßte doch schon ein furchtbar roher Mensch sein. Storch v. Adebar Wichtig.

1. Kapitel. Trauung. 2. Kapitel. Graf Attinghaus u. Rittmeister v. Rudenz. 3. Kapitel. Storch und Störchin. Balkon. Abend= und Nachtscenerie. Die Störchin entwickelt ihre Pläne: a. Beide Schwiegersöhne müssen an den preuß: Hof, dies wird sich machen; Dago­ bert muß eine einflußreiche Partie machen. Haben wir das erreicht, so sind wir aus den Verlegenheiten heraus, man wird die Bahn über Neuhof (anderer Name) legen und den Werth Neuhofs, das doch |eigentlich nur ein großes Forstgut ist, verdreifachen. |⌐Neuhof ist verpachtet; dort ist der geizige Pächter u. die tapfere, stramme Pachtersfrau.)¬ |Das Holz steigt. Neuhof ist kein Storchsches Gut, keine 80 in der Familie; wir können uns dessen entäußern, und haben dann die Mittel für zweierlei: a. wirklich was in Leesten hineinzustecken und es zu einem Schloß=gut zu machen und b. demgemäß zu leben. Ein Rest der bleibt, wird als ein eiserner Fonds angelegt und sichert uns auf alle Eventualitäten.

[SBB, St 59, 10] [Keitel 1968, 25] [NFA 24, 241] [HFA 1V, 746] [HFA 2I/7, 379] (1) (2)

[SBB, St 59, 11] [Keitel 1968, 25] [NFA 24, 241] [HFA 1V, 746] [HFA 2I/7, 379]

[SBB, St 59, 12] [Keitel 1968, 25] [NFA 24, 241–242, 850] [HFA 1 V, 746–747] [HFA 2 I/7, 379–380]

| [SBB, St 59, 13] [Keitel 1968, 25] [NFA 24, 242] [HFA 1V, 747] [HFA 2I/7, 380] |[SBB, St 59, 12 marg.] |[SBB, St 59, 13]

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i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

Storch antwortet nun: „daß die Zeit (etwa 1862) eine andre geworden sei; ganz andre Strömung herrscht.“ „Daß Du dies immer wieder sagst. Du hast keinen politischen Sinn. Glaube mir, daß alles ist ephemer, ist Spielerei, der Liberalismus ist Spielerei in Preußen. Das kommt wohl mal, aber auf wie lange? Noch zwei Jahr und es ist wie’s immer war, weil es so sein muß: Orthodoxie, Adel, Armee. Die haben’s gemacht und tragen es. Was von den Jesuiten gesagt ist: sint ut sunt, aut non sint, gilt auch von Preußen. [SBB, St 59, 14] [Keitel 1968, 26] [NFA 24, 242–243] [HFA 1V, 747–748] [HFA 2I/7, 380–381]

[SBB, St 59, 15] [Keitel 1968, 26] [NFA 24, 243] [HFA 1V, 748] [HFA 2I/7, 381]

[SBB, St 59, 16] [Keitel 1968, 26] [NFA 24, 243] [HFA 1V, 748–749] [HFA 2I/7, 381–382] | [SBB, St 59, 17] [Keitel 1968, 26] [NFA 24, 243–244] [HFA 1V, 749] [HFA 2I/7, 382] (1) (2)

Personen die zum Missionsfest kommen. 1. Die Residenz-Gruppe. Consistorialräthe, Hofprediger, Ministerialdirektoren. 2. Die Land=Gruppe von den Gütern: Attinghaus, Rudenz, noch ein paar andre Gutsbesitzer, Landpastoren, Schulmeister, ⌐alt=lutherische¬ Leineweber, Inspektor, Förster, Jäger, der Pächter von „Neuhof “ (?) und seine Frau. Einige andre Frauen. Viel Landvolk. 3. Die kleine=Stadt=Gruppe. Buchbindermeister Knuth, die beiden alt=adligen Schwiegersöhne, der Justizrath, der Justizkommissar, der Pastor, die Leineweber und Tuchmacher, die Spielzeugschnitzer, die Schwefelholz=kinder und Vorstände (weil holzreiche Gegend) die Kinder mit selbstgemachten Trommeln – dies |war gestattet, „die lieben Kleinen“ – der Apotheker, der Müller, der Chirurgus 1. Klasse. Alle diese Figuren kurz charakterisiren, aber an verschiednen Stellen: 1.  Knuth und seine beiden Schwiegersöhne kriegen ein eignes Kapitel. ⌐Ihre Wirksamkeit in der Stadt dabei all die Elemente: Spielzeugfabrik, Schwefelholzkinder, a­ lles schon namhaft machen.¬ 2. Der Pächter und die Pachtersfrau von „Neuhof “ (?) organisiren den Zuzug von den Gütern in der Umgegend. Auch ein Kapitel. Aber an aller andrer Stelle, so daß, als sie nun wirklich anrücken, blos gesagt zu werden braucht: die kamen auch. 3.  Attinghaus, Rudenz, Justizkommissar etc. sind schon vorher charakterisirt. Ebenso muß der Chirurgus vorher charakterisirt werden. 4. Die Residenz=Gruppe correspondirt schon vorher und trifft einen Tag vorher ein. Chirurgus 1. Klasse in Storch v. Adebar. Er hatte das Prinzip des ⌐alles¬ „sich zeigen=lassens“, ⌐der Autopsie, der Inspek Okular=Inspektion¬ worin er sehr weit ging. Es gab ⌐absolut¬ nichts, was er sich nicht zeigen ließ. In Folge davon genoß er eines großen Vertrauens, weil er dadurch den Eindruck außerordentlicher Gründlichkeit und Gewissenhaftigkeit erweckte. Ein zweites Mittel war, daß er bis zum letzten Augenblick Hoffnung gab. „Er werde ⌐noch mal¬ wieder kommen, nur um zu beruhigen.“ Kam er dann, so war der Kranke natürlich todt. Er blieb dann ganz ernsthaft, mit einem Ausdruck des Unmuths darüber, daß | menschliche Kunst, die Wissen das auf dem Punkt stand hier einen Triumph zu feiern, schließlich einer bloßen Laune des Schicksals, einer Brutalität erlegen sei. Dabei sprach er kein Wort und untersuchte nur immer  während er den Kopf schüttelte  die linke Bauchgegend. Wurde dann des Klagens und Fragens kein Ende, so sagte er und auch des Vorwurfs, daß er doch Hoffnung gegeben habe, so sagte er:  er war so gut wie genesen, die Krankheit war gebrochen; aber dies ⌐es¬ ist ein unerhörter Zwischenfall: die Milz ist ihm geplatzt.“

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BäckerBuchbindermeister Knuth und seine zwei Schwiegersöhne. Das Bild mit dem Elephantenorden, früher im Flur, jetzt überm Sopha. Nach einer Ansicht: auf einer benachbarten Schloß-Auktion erstanden, nach ⌐einer¬ andren von Knuth’s Ahnen mit nach Deutschland genommen. Er ⌐(Knuth)¬ hat auch den Druck und Vertrieb der Traktätchen, das conservative Blatt, die Gesangbücher, die „vierzig Bilder“ für die Missionsgesellschaften, die geschickt werden, um Geld einzunehmen. Storch v. Adebar.

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Unter denen die kommen oder wenigstens öfter vorsprechen, ist auch ein Feld-­ messer aus der nächsten kleinen Stadt, ein guter Kerl mit Inspektor=Maniren und hohen ­Stiefel und einem dicken Stock, der aussah wie ein Feldstuhl oder ein Etui mit Ver­messungs-Instrumenten. Es war aber blos ein Stock. Er selber war eigentlich ­Rationalist, kam aber immer „weil er wissen wollte, was mal wieder gesagt würde“, aus welcher kritischen Stellung er auch kein Hehl machte. |Die Frommen rechneten ihm auch das als „Treue“ an und rechneten auf seine Bekehrung. Er betrachtete das Ganze als d ⌐nach Art¬ einer landwirthschaftlichen Ausstellung mit Preisvertheilung, wo man ­sicher sein durfte, „seine Leute zu finden.“ Seine Leute waren nun eigentlich alle, alle die Land besaßen. = Es war ihm nämlich geglückt ein paarmal nachzuweisen, daß die ⌐früheren¬ ­Vermessungsarbeiten nicht blos falsch sondern was die Hauptsache war auch benach­ theiligend für die Besitzer ausgefallen seien und machte dies zu ­seiner Einnahme­ quelle. Glauben Sie mir, es giebt nicht drei Feldmarken im Kreise, die richtig berechnet si wären; Lodderei; Klüngel; ich weiß nicht woran es liegt, aber es ist Thatsache.“ So perorirte er, wo er ging und stand und weckte dadurch in jedem die Vorstellung, daß er vielleicht |auch unter den Benachtheiligten sein könne. Daß doch schließlich irgend wer die Zeche bezahlen müsse, und daß jeder Gewinnende auch zugleich einen Verlierenden bedeute und daß der Betreffende selber der Verlierende sein könne, das hinderte nicht. Er war übrigens sehr klug; fand er daß weniger herauskam: „so sagt war er vorsichtig und sagte: die alte Berechnung Vermessung sei richtig befunden worden.“ So kamen nur die Fälle zur Kenntniß, wo jemand gewann.“

[SBB, St 59, 18] [Keitel 1968, 26] [NFA 24, 244] [HFA 1V, 749] [HFA 2I/7, 381] (1) (2)

[SBB, St 59, 20] [Keitel 1968, 26–27] [NFA 24, 244–245] [HFA 1V, 749–750] [HFA 2I/7, 382–383]

[SBB, St 59, 21] [Keitel 1968, 27] [NFA 24, 244] [HFA 1V, 749–750] [HFA 2I/7, 382–383]

[SBB, St 59, 20 marg.]

[SBB, St 59, 22] [Keitel 1968, 51–52] [NFA 24, 851–853] [HFA 1V, 1026–1027]

182 |

i. Familien- und Gesellschaftsromane

Dies alles nun auf Chinesisch-japanisch-siamesisches übertragen.

[SBB, St 59, 22a, gedruckter Spendenaufruf]

Die Bilder siehe Innenseite.

Storch von Adebar

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Bilder. Musterstücke!

[SBB, St 59, 22va, Kuvert]

⌐Pächtersfrau, die „Frau Gutsbesitzer“ genannt wird.¬ Sie war eine sehr gute Frau, aber voll kleiner Eigenthümlichkeiten. Zu diesen Eigenthümlichkeiten gehörte auch die, sich über ihre jeweiligen körperlichen Zustände mit eben soviel Unbefangenheit wie Vorliebe zu verbreiten. „Ich weiß nicht, ich hab es heute ⌐wieder¬ im Halse“ oder „ich hab es heute wieder im Rücken“ waren die ⌐zählte zu den¬ gewöhnlichsten Mittheilungsformen ihrer Unterhaltung, wobei sies jedoch nicht immer bewenden ließ und sich häufiger bis als angenehm zu der Mittheilung ⌐die sich von Zeit zu Zeit bis zu der Versicherung¬ steigerte „daß sie’s seit |gestern Abend im Leibe habe.“ Nur das ungeheuer gute Gewissen, der ⌐ein merkwürdiger¬ Ausdruck der Berechtigung zu dem Allem, wirkte wieder versöhnend, so daß selbst der Zuhörer ⌐alle Welt¬ ⌐man¬ etwas Elementares darin sah, gegen das ⌐eben¬ hingenommen werden müsse. „Ich weiß nicht, ob diese Dinge durch Uebersetzung ins Elementare gewinnen. Ich würde mildere Formen des Auftretens vorziehn.“ Das Beängstigende, was sie haben, wächst dadurch nur.“

[SBB, St 59, 23] [Keitel 1968, 27] [NFA 24, 245] [HFA 1V, 750] [HFA 2I/7, 383] [SBB, St 59, 24] [Keitel 1968, 27] [NFA 24, 245] [HFA 1V, 750–751] [HFA 2I/7, 383–384]

(1) (2)

184 | [SBB, St 59, 25] [Keitel 1968, 27] [NFA 24, 245] [HFA 1V, 751] [HFA 2I/7, 384]

[SBB, St 59, 26] [Keitel 1968, 27] [NFA 24, 245–246] [HFA 1V, 751] [HFA 2I/7, 384]

[SBB, St 59, 27] [Keitel 1968, 27] [NFA 24, 246] [HFA 1V, 751] [HFA 2I/7, 384] [SBB, St 59, 27a]

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

Storch v. Adebar

In seiner Geldnoth – eh die reiche Partie des Sohnes ihn herausreißt oder vielleicht gerade in Folge der Schulden, die Dagobert gemacht hat – macht Storch einen Versuch den reichen Pächter des 2. Gutes anzupumpen (oder vielleicht auch eines Nachbargutes, dem er (Storch) aber früher aufgeholfen hat) und dieser Pächter, ein Geizhals, will nicht. Da tritt nun die dicke Pächterfrau ein, die schon auf dem Missionsfest war und |die komischen Zwiegespräche im Parke führte und macht in derber Weise ihrem Herzen Luft über den „Lumpenkerl von Mann“, der in seinem Geiz nicht helfen will und überschüttet ihn mit Invectiven. Endlich öffnet sie – nachdem sie die Schlüssel gesucht und gefunden hat – den Sekretair und das geh: Fach, aber es ist nichts drin. Er (der Mann) hat alles 8 Tage vorher auf die Bank gebracht. Nun ist nicht zu helfen. Storch kehrt erschüttert u. bewegt nach seinem Gut zurück.

250

Er hatte einen lauten schweren Tritt, aber die Hauptsache darin war die Gesinnungstüchtigkeit dieses Tritts, er war sich dersselben bewußt, er wollte ihn, und d was schon daraus hervorging, daß er nichts niedrigeres kannte als den „Leisetreter.“

Storch v. Adebar.

[SBB, St 59, 29] [Keitel 1968, 28] [NFA 24, 246] [HFA 1V, 751–752] [HFA 2I/7, 384–385]

Storch v. Adebar

[SBB, St 59, 31] [Keitel 1968, 52] [NFA 24, 854] [HFA 1V, 1027–1028] [HFA 2I/7, 721–722] | [von der Hand Emilie Fontanes]

245

Storch.

[SBB, St 59, 28] [Keitel 1968, 27] [NFA 24, 246] [HFA 1V, 751] [HFA 2I/7, 384]

[SBB, St 59, 30a] [Keitel 1968, 28] [NFA 24, 246] [HFA 1V, 752] [HFA 2I/7, 385]

240

255

„Ihr lieber Mann ist zu schläfrig, zu schlaff; er hat keinen impetus, .. Nun hören Sie, das muß ich doch am Besten wissen.

Unterhaltungen im Garten. zwei Frauen aus der kl. Stadt. „.. Und wenn die Hühner erst zu legen, alle immer ’nen Eierkuchen. Aber was dazu? Nu, Mus oder Backobst. Das will mein Mann nicht u. sagt ⌐spricht¬ immer es sei ⌐von¬ Lazareth-Pflaume. Ja, Liebste, Pflaume! Mit Pflaumen darf ich meinem auch nich kommen. Da hat er immer was zu mäkeln. Aber Nun eine Beschreibung von Kirschen, geschälten Birnen u. Aepfeln etc.

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Bossuet hat einmal in Bezug auf Rechtschreibung gesagt: „Il faut que les yeux soient contents.“ Ist sehr nett.

zu Storch v. Adebar

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|Wie schön ist es dort des Nachts, wenn Myriaden von Sternen am Himmel strahlen! Kein Wunder, daß die Steppe in der Geschichte der sittlichen Entwicklung der Menschen einen solche Rolle gespielt hat. Sie schuf Philosophen, Poeten, sie brachte die ersten Astronomen und Mathematiker hervor; sie erzog den ersten Anbeter der Gottheit .... In ihr, Angesichts dieser grandiosen Einfachheit, unter diesem reinen, hohen Himmel entdeckte der Mensch in seiner Seele Tiefen, die ihn der Wirrwarr des ander­weitigen Lebens zu ermessen hinderte. Weder im Walde noch im Gebirge hat sich der ­Urmensch mit den die Welt regierenden Fragen beschäftigt. Dort ängstigte, erschreckte ihn die Natur, in der Steppe aber dachte er nach und – betete. ...

Aus Iwanow’ s Buch „Soldatenleben in Turkestan.“

275

Storch von Adebar 280

| 185

[SBB, St 59, 32] [Keitel 1968, 52] [NFA 24, 854–855] [HFA 1V, 1028–1029] [SBB, St 59, 32a, Zeitungsausschnitt]

[SBB, St 59, 32b, Zeitungsausschnitt]

[SBB, St 59, 32c, Zeitungsausschnitt]

Knovenagel Knuth 285

von der Macht des G ..... Die Geschichte aus Würtemberg von den 10 Gulden.

[SBB, St 59, 32] (1) (2)

186 | [SBB, St 59, 33] [Keitel 1968, 28] [NFA 24, 246–247] [HFA 1V, 752] [HFA 2I/7, 385] (1) (2)

[SBB, St 59, 34] [Keitel 1968, 28] [NFA 24, 247] [HFA 1V, 752–753] [HFA 2I/7, 385–386]

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

Storch v. Adebar

Ja, Liebste, da kann ich Sie nu nich bedauern, da hab ich kein Mittleid; das Einge­ machte darf einem nich aus gehn un wenn der Rhabarber (?) u. die grünen Stachel­ beeren auch noch so spät kommen. Wenn ich merke, daß es beinah alle ist, so schieb komm ich ⌐mit¬ Backobst oder Backpflaume .. Jott, damit darf ich ihm ja nich kommen. „Lazarethpflaume ess ich nicht“ und damit schiebt er die Schüssel weg. Ja, Liebste, vielleicht hat er Recht. Es kommt eben drauf an. Ich bringe nie blos Pflaumen, immer gemischt, und ich kauf es nicht, ich nehm es selber ab und nu mit der größten |Sorge. Denn wie machen sie’s denn, die Leute, Es ist ja : Was nehmen sie denn? Fallobst und was angestochen ist und Löcher hat und ich will nicht sagen was alles. Ich nehme die Birnen ab und alles Schälbirnen, Malvasir oder Pergamotten und schäle sie selbst. Aber was nehmen denn die Leute? Fallobst und was angestochen mudike ist. Und hören sie was mudike is, da is die Kraft raus und das können sie trocknen so viel sie wollen, mudike bleibt mudike und da kommt nichts mehr rein von Kraft. Und wies mit die Birnen is, ja na so is es mit de Pflaumen erst recht und da hat denn Ihr Männer ganz recht mit das ⌐wenn¬ sie mäkeln und von Lazarethpflaume reden. Na, meiner nich. Ich halt’ ihn gut, aber nu muß er auch still sind.“

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Storch von Adebar

Zu Storch von Adebar. Oder Eleonore.

| 187 [SBB, St 59, 35] [Keitel 1968, 53–54] [NFA 24, 856] [HFA 1V, 1029–1030] [SBB, St 59, 35a, Zeitungsausschnitt]

188 | [SBB, St 59, 36] [Keitel 1968, 54–55] [NFA 24, 857–858] [HFA 1V, 1030–1032] [SBB, St 59, 36a, Zeitungsausschnitt]

i. Familien- und Gesellschaftsromane

Storch v. Adebar oder Eleonore

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Storch von Adebar

Bei Storch von Adebar oder auch bei Eleonore benutzen

| 189 [SBB, St 59, 37] [Keitel 1968, 55–57] [NFA 24, 858–861] [HFA 1V, 1032–1036] [SBB, St 59, 37a und b, Zeitungsausschnitte]

315

190 |

[SBB, St 59, 38a, Zeitungsausschnitt]

i. Familien- und Gesellschaftsromane

Storch von Adebar

Vielleicht auch bei Storch v. Adebar.

| 191 [SBB, St 59, 39] [Keitel 1968, 58–60] [NFA 24, 863–865] [HFA 1V, 1037–1040] [SBB, St 59, 39a, Zeitungsausschnitt]

Bis hier

Schon sah ich Dich als den Himmel an.

192 | [SBB, St 59, 40] [Keitel 1968, 28–29] [NFA 24, 247] [HFA 1V, 753] [HFA 2I/7, 386]

[SBB, St 59, 41] [Keitel 1968, 29] [NFA 24, 865] [HFA 1V, 753] [HFA 2I/7, 386] (1) (2)

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

Storch v. Adebar oder zu einer andren Novelle. Eine Amtmanns= oder Domänenpächter=Frau hat auch der Missionsfeier beige-

wohnt und hat an dem ⌐einen¬ Geistlichen auszusetzen, daß er eine Nase habe wie eine „Dachluke“. Meine Liebe ⌐Die andre antwortet,¬ worauf die Amtmännin antwortet: Nein, meine Liebe. Das ist gar keine christliche Nase; so darf ein Pastor nicht aussehn, das sind Hochmuths= und Schnüffel=Nasen, da fehlt die Demuth. Aber was verlangen sie denn? „Ich verlange eine dünne, magre, mit kl: Flügeln und fast wie Wachs etc etc. Dies ausführen.“ Die andre antwortet. „Das ist die richtige Pastorsnase. Nu giebt es noch eine andre, die mag auch sein, wenn die Pfarre sehr fett ist. Die sind groß und haben rothe Punkte beinah wie Pocken­narben und sind groß und roth. Sehen Sie meine Liebe, das sind Consistorialrathsnasen und ein Landprediger kann sie auch haben, wenn er eine fette Pfarre hat, aber solche die so zu sagen immer in den Himmel nach oben sieht, die geht nicht, das sind Hochmuthsnasen. Wichtig Eine halbgebildete glücklich verheirathete Frau, die aber vieles in dem Kreise in dem sie sich bewegt, nicht versteht und deshalb oft geschraubt und geutzt wird. Hauptscene wie ihr ein demokratischer Doktor gesagt hat: „Ihr Mann ist zu schlaff. Ueberhaupt Er hat überhaupt gar keinen Impetus … Nun hören Sie, das muß ich doch wissen. Und so spricht er ­immer, höchst unpassend. Er denkt aber ich bin gutmüthig und deshalb erlaubt ers sich.“

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Storch v. Adebar

[SBB, St 59, 42] [Keitel 1968, 29] [NFA 24, 248] [HFA 1V, 754] [HFA 2I/7, 386–387]

[SBB, St 59, 43] [Keitel 1968, 29] [NFA 24, 248–249] [HFA 1V, 754–755] [HFA 2I/7, 387–388]

Scene im Garten=Salon, in Park u. Garten, als – nach dem Missionsfest – alle zum Imbiß geladen werden. Dieselbe Scene wo auch das Gespräch über Zahnweh stattfindet. „Wie freu ich mich, meine Gnädigste, sie wieder zu sehn. Habe so lange nicht die Ehre gehabt. „Ich war in England.“ Ah. Und ist es Ihnen bekommen? Ich finde Sie stärker geworden. Alle Personen, die nach England gehn, werden entweder schlanker oder stärker, dünner oder dicker. „Ach wie komisch.“ Wenn Sie wollen, ja. Aber Oder dünner oder dicker. „Ach, wie komisch.“ Keineswegs. Es war das |immer so, ist national. Falstaff war dick, Bleichenwang war dünn. Kennen Sie, Bleichenwang?“ „Ach, wie komisch.“    

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Storch von Adebar

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Ein breitspuriger Administrator, von großer Unfeinheit und noch größrer Sicherheit. Eine Adlige, deren Mann stark verschuldet war. Ach, Herr Administrator. Wie ich mich freue. Ich sah Sie schon während des Gottes­dienstes. Sie standen ⌐mit¬ unter der Linde. „Stimmt.“ „Ich mache Ihnen mein Compliment, wie wohl Sie aussehn. Ich kann Sie controliren weil ich meinen eignen Geburtstag nicht vergesse und ich weiß, Sie sind fünfzig oder nah davor. „Stimmt.“ Und Ihre liebe Frau. Letzten Sonntag hab ich auch Ihre Schwägerin kennen gelernt, Ist das eine charmante Frau. Wenn ich es sagen darf, fast noch heitrer und anmuthiger ⌐charmanter¬ als Ihre ⌐liebe¬ Frau. „Stimmt.“ Den Schluß bildet dann: Alles brach auf, nur die beiden ersten ⌐mit den¬ Zahnschmerzen saß noch, aber die Räthin ⌐etc. etc¬ hatte sich ihr gesellt: „Glauben Sie mir, die Mittel sind alles Schwindel: Opodont und Idioton und Nelkenöl. Nelkenöl ist blos gut gegen Mücken. Aber was soll man denn am Ende machen. Immer Wasser trinken und ins Bett legen und die linke beiden Hände flach an­ legen. Wohin Sie wollen, aber still liegen. Und dann kommt es, und wenn erst alles so feucht wird .... Sie wurden unterbrochen Storch von Adebar

Es muß so kommen, daß Archembauld, Vierzehnheiligen und Bäckermeister Knuth schon vorher öfter genannt und dann als Hauptzugehörige des Hauses, als Jünger u. Emissäre genannt werden. Dann werden ein oder zwei Kapitel zwischengeschoben. Dann erst ist das Missionsfest, auf dem Knuth eine Rolle spielt. Dann gesellschaftliches Beisammensein und hier werden nun die komischen Neben­ figuren |vorgeführt, aber meistens gruppenweis, immer zwei und zwei. Eine dieser Gruppen besteht aus zwei älteren Damen, eine stark, die andre mager. („Der Traum des Potiphar“ sagte der Justizcommissarius) Die Starke hat Zahnweh gehabt und hat ein Spanischfliegenpflaster hinterm Ohr und einen kleinen Schorf ent oder eine knusprig überheilte Stelle grad auf dem ­Backen­knochen. „Aber, liebste Sansfaçon (?) wie sehen Sie aus? Ja, ich muß ja. Der Doktor will es und mein Mann auch. Hilft es denn? Ich weiß es nicht recht; es |muckert immer noch und so wie was Warmes ran kommt oder die Bettwärme, so geht es wieder los. Ach Sie glauben gar nicht, was ich ausgehalten habe. Aber so lassen Sie ihn doch ausziehn. So Dir etwas weh thut, so reiß es aus. Das ist ein wahrer Spruch. Ach, meine Liebste, die, die gerade nicht dran sind, sind immer für schneiden und amputiren und ausreißen. Der andre hat gut reden, dem thut es nicht weh. Und dann einer vom andren. Sehen Sie unten geht es noch, da holt er ihn raus wie wenn er eine

[SBB, St 59, 44] [Keitel 1968, 29] [NFA 24, 249] [HFA 1V, 755] [HFA 2I/7, 388]

[SBB, St 59, 45] [Keitel 1968, 29–30] [NFA 24, 249] [HFA 1V, 755] [HFA 2I/7, 388]

[SBB, St 59, 46] [Keitel 1968, 30] [NFA 24, 249] [HFA 1V, 755–756] [HFA 2I/7, 388]

194 | [SBB, St 59, 47] [Keitel 1968, 30] [NFA 24, 249–250] [HFA 1 V, 756] [HFA 2I/7, 388–389]

i. Familien- und Gesellschaftsromane

Flasche aufzieht. Aber oben; oben ist er immer ängstlich. Und nun gar | bei mir. Wir Sansfaçons ⌐So was von Wurzeln¬ Es sind ja keine Wurzeln wie bei sonst, sie stehen ja so (die Gnädige spreizte zwei Finger auseinander) und wenn er nicht aufpaßt, ist die halbe Kinnlade weg. Ihr Gespräch wurde hier unterbrochen, weil sich der Generalsuperintendent Ihnen zugesellte.

[SBB, St 59, 48r] [Keitel 1968, 60] [NFA 24, 866] [HFA 1V, 1040]

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[SBB, St 59, 48ra, Zeitungsausschnitt]

[SBB, St 59, 49] [Keitel 1968, 30] [NFA 24, 250] [HFA 1V, 756] [HFA 2I/7, 389] (1) (2)

[SBB, St 59, 50] [Keitel 1968, 30] [NFA 24, 250] [HFA 1V, 756] [HFA 2I/7, 389]

„Was uns Noth thut“ Ein Weckruf von Knovenagel. Bäckermeister Knuth. Das war das Schema. Alle Bücher und Büchelchen waren „Weckrufe“ das stand fest und alle stellten die Frage „was uns noth thut“; aber die Gebiete der Noth wechselten und so entstand eine Serie die lautete „Was uns in dieser Zeit Noth thut?“ Was uns in unsrem Gemüthe Noth thut? Was uns in unsrer Freiheit Noth thut? Mit Ja humoristische Anläufe kamen vor: „Was uns in unsrer Tasche Noth thut?“ Von dieser letzten Brochüre war am meisten verkauft worden, weil sie die Frommen und Nicht-Frommen gleichmäßig interessirte. Jeder hatte sich vorweg die Antwort darauf gegeben und wich von Knovenagels Auffassung ab, der natürlich die Bibel meinte. „Nun ja, versteht sich. Aber das wußten wir schon.“

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Storch v. Adebar

Ueber alte „bürgerliche Excellenzen“ aus der Generals= und Präsidenten-Sphäre. Besonders die „weiblichen Exemplare.“ Gespräch darüber. Einer ridikülisirt es, ist aber schließlich doch des Lobes voll und sagt: „lächerlich sind sie, einzeln angesehn; aber daß wir diese Lächerlichkeiten haben hängt mit unsrem größten Vorzug zusammen, damit, daß jeder Schuster eine Excellenz werden kann.

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Storch von Adebar

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Storch v. Adebar. Bäckermeister Knuth. Eine Offizierhaltung muß schneidig, ein Bild muß „flott“ und eine Erzählung muß „straff “ sein. Ja, ja. Aber das Gegentheil ist wenigstens ebenso richtig. Und so denn eine Abschweifung: Bäckermeister Knuth. Archembauld ruht nicht eher als bis er nachgewiesen hat, daß er von den ­Grafen Knuth in Dänemark abstamme, von denen welche ⌐zur Zeit Christians IV¬ nach Deutschland gezogen seien und ihren Adel u. Titel abgelegt hätten. etc etc. Storch v. Adebar.

Eine bäuerliche oder spießbürgerliche Figur, die alles darauf zurückführt: „jeder hat so seine Manier.“ Vom Tod der Tante: a. Kopf auf den Tisch u. geheult. b. „Die liebe Seele ist vorangegangen zu ihres Herrn Freude.“ c. „Gott sei Dank eine alte Zierlise weniger auf der Welt.“ Bei Tisch waren dann alle drei gleich fidèl und aßen gleich viel. 1.  Die Trauung.

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[SBB, St 59, 51] [Keitel 1968, 30] [NFA 24, 250–251] [HFA 1 V, 757] [HFA 2I/7, 389–390]

[SBB, St 59, 52] [Keitel 1968, 31] [NFA 24, 251] [HFA 1V, 756] [HFA 2I/7, 390]

[SBB, St 59, 53] [Keitel 1968, 31] [NFA 24, 251] [HFA 1V, 757] [HFA 2I/7, 390]

Storch v. Adebar

[SBB, St 59, 54] [Keitel 1968, 31] [NFA 24, 251–252] [HFA 1V, 757–758] [HFA 2I/7, 390–391]

⌐Freiherr¬ Adolar Storch v. Adebar, ⌐Kammerherr¬ ⌐Freifrau¬ Cesarine Storch v. Adebar geborne Gräfin Trebia v. Trebiatinski.

[SBB, St 59, 55a] [Keitel 1968, 31–32] [NFA 24, 252] [HFA 1 V, 758–759] [HFA 2 I/7, 391–392]

Baron Adolar Storch v. Adebar, K. Kammerherr. Baronin Cesarine Storch v. Adebar geb. Gräfin Trebia v. Trebiatinski. Arabella v. Adebar Filomele Dagobert v. Adebar. Freiin Rebecca v. Eichroeder. Graf Attinghaus. Rittmeister a. D. v. Rudenz, von den Spinat=Husaren. Justizrath Scharnweber Rechtsanwalt Neigebauer Lieutenant v. Vierzehnheiligen. Lieutenant v. Zippelskirch. ⌐Lieutnant Archembauld L’Homme de Bonneville.¬ Pastor Mack. Pastor Wurmser. Generallieutnant z. D. Trebia v. Trebiatinski Staatsminister a. D. Aus dem Winkel. General-Superintendent Wunderlich. Missionsprediger Schlicht. v. Zingst, v. Gnitz, Großh. Meckl. Schwer. Kammerherr und Groß. M. Strelitzscher Kammerherr. Lieutenant v. Pirsch, Lieutenant v. Jagetzow.

Arabella Filomele

v. Adebar

196 |

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

Dagobert v. Adebar Freiin Rebecca Gerson v. Eichroeder Graf Attinghaus Rittmeister ⌐a. D.¬ v. Rudenz ⌐von den Spinat-Husaren¬

(1) (2)

[SBB, St 59, 55b]

[SBB, St 59, 55] [SBB, St 59, 56] [Keitel 1968, 61] [NFA 24, 867–868] [HFA 1V, 1041]

[SBB, St 59, 57] [Keitel 1968, 61] [NFA 24, 868] [HFA 1V, 1041–1042]

Justizrath Justiziarius

480

485

Scharnweber.

Rechtsanwalt Neigebauer. Lieutenant v. Vierzenheiligen Zwei Fromme. Lieutnant v. Zippelskirch Pastor Mack Pastor Wurmser General-Lieutnant z. D. Trebia v. Trebiatinski. Staatsminister a. D. Aus dem Winkel. General-Superintendent Wunderlich Missionsprediger Schlicht. v. Zingst ⌐Großh. Meckl. Schw. Kammerherr¬ v. Gnitz ⌐Groß. Meckl. Strel. Kammerherr.¬ Lieutnant v. Pirsch Lieutnant v. Jagetzow. Lieutenant Archembauld l’Homme de Bonneville. Kaum zu brauchen. Nur durchlesen. Die von Billing. ⌐v. Hademar¬ 1. Kapitel. Vor der ⌐alten Feldstein¬Kirche, deren hohe kleine Rundbogen­fenster auf die ersten Colonisationszeiten hinwiesen, hielten fünf, sechs herrschaftliche ­Wagen, einige geschlossen, andre offen, denn es war ein heißer Tag. Aus der offenen Kirche hörte man die Worte des Geistlichen etc. etc. Und nun sangen sie. Und ein Hochzeitszug kam aus der Kirche heraus. Es war ein schönes Paar. Dann folgten alte Paare, Militairs, hohe Beamte, Johanniter=Ritter, die in den Wagen Platz nahmen. Dann kamen jüngere Leute, die paarweise gingen. (?) Es war die Vermählung Hildegardens, jüngster Tochter des Freiherrn v Billing und sie fuhren nun auf das Schloß zu, das unter alten Bäumen lag. Ein Mahl war angerichtet, Reden, Toaste, der Geistliche, noch ein mitteljunger Mann sprach erbaulich und christlich und |dann war es vorbei und alles fuhr ab. Um 9 Uhr war der Freiherr mit seiner Frau allein im Schlafzimmer, das sehr groß und hoch war, eine Treppe hoch und einen Balkon hatte. Es war das hübscheste Zimmer. Die Balkonthür stand auf. Die beiden hatten ihre Stühle an den Balkon gerückt. Nun das Gespräch der beiden Alten; furchtbar fromm, aber immer in Sorge um Hof=Ansehn, um Adels=Stellung, um Erbschaft und Geld. Und dazwischen immer wieder Christenthum. Zugleich geschieht der andren Töchter und Söhne Erwähnung. Zweites Kapitel. Gespräch der Eltern mit der Diakonissin, die denselben Tag noch abreisen will. Und mit den zwei Söhnen. Abreise. Drittes Kapitel. Der Baumeister kommt. Kapellen=Anbau. Viertes Kapitel. Inspicirung der Schule. Gespräch mit Pfarrer und Schulmeister. Fünftes Kapitel. Gesellschaft. Aehnliche Schrauben kommen zusammen. Einige Liberale dazwischen. Kirchliche u. politische Gespräche.

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1 1. Kapitel. Trauung. Scene vor der Kirche. 2. Kapitel. Attinghaus und Rudenz. Fahrt durch das Kornfeld. Feldweg. Volk Hühner. Kornblumen. Roggenmuhme. „Sie verkennen sie; es ist eine bedeutende Frau; sie hat nur einen Fehler, sie hat mir den Storch unglücklich gemacht, trotzdem er es nicht recht weiß und ein glückliches Gesicht schneidet. (Dies ausführen. Sie hätte den Präsidenten Gerlach heirathen müssen, dann wär alles in der Ordnung gewesen. Aber nun Storch. Diese Seele von Kerl. Sie hätten ihn kennen müssen etc. Dies nun ausführen. Dann Ankunft – Einladung. (Schach. Whisky etc.) Ablehnung. Trennung. 2 3. Kapitel. Abend. Mondschein. Gartenzimmer. Zukunftspläne der Störchin. Dialog. Die folgenden Kapitel: Conventikel, Liebesmahle, Missionsfeste, Diakonissen, Grönlandsmission, Herrnhuter, innre Mission, Kirchenfonds, Kirchenbau, Krankenhaus, Leichenhalle mit Kapelle und Fresko=Bild. Immer Ausgaben. Verlegenheiten. Dagoberts Verlobung. Dagoberts Heirath. ⌐In diesen Scenen die Nebenfiguren.¬ Dagoberts Tod. Wirkung. Beruhigung. Das alte Leben beginnt wieder. Die junge Frau u. Kind nie gesehn. – ⌐Große Scene zwischen Störchin und ihrem Pastor. Dieser wäscht ihr den Kopf und zeigt sich als Mann von Geist u. Charakter.¬ Hereinbruch des Bankrutts. Große Scene zwischen Storch und Störchin. „Ich weiß nur ein Mittel.“ „Ich auch.“ Große Scene zwischen der Störchin und Rebecca in Berlin. 3 Rebeccas Brief an die Störchin. Der Störchin Antwort. Versöhnung. Einladung. Rebecca mit dem Jungen auf Besuch. – Der General v. Trebiatinski. – Rebbeccas zweiter Besuch. – Die phönizisch-carthagische Scene. Dido. Die Störchin stirbt. Große Scene mit dem Pastor und mit ihm Storch. ⌐In diesen Scenen die Neben­ figuren.¬ Begräbniß. Ganz kurz, nur ein paar Worte. Storch lebt auf. Attinghaus und Rudenz oft da. Storch und Rebecca. Storch glücklich. Der General bemächtigt sich seiner. Neue Verwirrung. Ungleichheit in seinem Wesen. Beständige Widersprüche. Krankheit. Widerspruchsvolle Fieberäußerungen. Tod. Begräbniß.  a.  Wieder vor der Kirche.  b.  Wieder Fahrt über den Feldweg.

[SBB, St 59, 58] [Keitel 1968, 32] [NFA 24, 252–253] [HFA 1V, 759] [HFA 2I/7, 392]

[SBB, St 59, 59] [Keitel 1968, 32] [NFA 24, 253] [HFA 1V, 759–760] [HFA 2I/7, 392–393]

[SBB, St 59, 60] [Keitel 1968, 32–33] [NFA 24, 253–254] [HFA 1V, 760] [HFA 2I/7, 393]

198 | [SBB, St 59, 61] [Keitel 1968, 33, 61] [NFA 24, 254, 869] [HFA 1V, 760–761, 1042] [HFA 2 I/7, 393–394, 724]

i. Familien- und Gesellschaftsromane

Die von Hademar ⌐Basedow¬ ⌐Storch von Adebar.¬ ⌐Die von Hennecke. Es muß ein Name sein mit dessen Hülfe sie von was ganz Unglaublichem abstammen, und was bis auf das Jahr 900 (Nordmark) etc. zurückgeht.¬ ⌐„Noblesse oblige“ u. ähnliche Devisen¬

[SBB, St 59, 61a, Zeitungsausschnitt]

[SBB, St 59, 61]

[SBB, St 59, 62r] [Keitel 1968, 33–34] [NFA 24, 254–255] [HFA 1V, 761–762] [HFA 2I/7, 394–395]

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Schilderung einer Familie – namentlich des alten Ehepaares – das gut und brav und respektabel und beschränkt ist und seinen Platz im Himmel sicher hat. Also Leute wie die Hahns, die Lepel=Wiecks, die Senfft-Pilsachs auf Sandow. Sie bauen Kirchen und Schulhäuser, interessiren sich für innere Mission, kümmern sich um Wichern und das Rauhe Haus, schicken ihre Frida als „Schwester“ nach Bethanien etc. haben Pastoral-Conferenzen, erörtern die Frage nach von der Union, ⌐als¬ ob die Welt davon abhinge, sind auch nicht ohne wirkl: Gutmüthigkeit u. Hülfebereitschaft, au fond aber doch nur hohle Sechser=Aristokraten von der dümmsten Sorte. Alles ist doch schließlich Eitelkeit, Dünkel, Aufgeblasenheit, Wichtigthuerei. Dazwischen brennt denn eine Tochter durch und ein Sohn muß nach Amerika. Das ist dann Läuterung u. Prüfung. Storch von Adebar ⌐erbgesessen auf Brüssow, Laabs Lübs und Nassenheide.¬ Situationen um seinen Charakter zu zeichnen. 1. Abendgespräch am Balkon mit Frau v. A. Die drei Kinder unten. Brautpaar und Gäste fort. ⌐Die Frau hat Bedenken gegen die Partie; er beruhigt sie und weist auf die bedeutende Stellung des Schwiegersohnes hin: Graf, reich, klug, gewandt, witzig, angesehn bei Hofe. „Macht und Ansehen bedeuten mir nicht viel; wenn ich sie gelegentlich zu wünschen scheine, so weißt Du zu welchem Zweck es geschieht, was ich als Ziel im Auge habe, nicht für mich, für unser Volk, dessen Gedeihen, ich muß leider sagen dessen Rückkehr zu richtigen Grundsätzen mir am Herzen liegt.¬ ⌐Der Grundklang ist immer: Abstinenz, man muß entsagen können; die irdischen Güter bedeuten nichts: Geld u. Gut, Ruhm und Ehre, Ansehn vor den Leuten, Macht, Einfluß – all das hat keinen Werth, nur auf darauf kommt es an uns der Gnade Gottes werth zu machen, uns ihrer zu versichern. So spricht er vor den Leuten und im Beginn seiner Rede auch immer vor seiner Frau; spricht er dann aber weiter, so kommt das Eselsohr seiner krassen Selbsucht, seiner Eitelkeit, seines Familiendünkels hervor.¬ 2. Der Baumeister kommt. ⌐Votiv¬Kapellen=Anbau; Stiftung in der Erinnerung an die Vermählung. Gespräch mit dem Baumeister. ⌐Morgen= und Abend=Andacht.¬ 3. Die Whistparthie. Plauderei bei Tisch. Plauderei der zwei oder drei andern, die nach Haus fahren: der ⌐Schlicht=¬Königstreue der die Sache ernsthaft und der Liberale (großer starker Mann, früher Kürassir-Offizier) der die Sache spöttisch nimmt.

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 4. Der Maler kommt. Ahnensaal.  5. Ein Jahr ist vergangen. Gesammtsituation. ⌐Das Jahr hatte ein kleines Crèvecoeur gebracht: den Spott=Artikel über die Storch v. Adebar. Ahnensaal giebt die Veranlassung. Es wäre nur in der Ordnung bei einer so alten Familie. Nun wie alt sie wären. Sie wären in Urzeiten mit den Störchen ins Land gekommen. Die meisten Störche hätten ihr Wanderleben, ihr Hin u. her zwischen Afrika und Brüssow fortgesetzt, ein Paar aber sei seßhaft geworden, habe sich unter den Regierungen guter Fürsten immer mehr entwickelt, sei vor allem zuerst zum Christenthum übergetreten und habe  seitdem der Adel aufkam, über den es historisch weit hinausrage, den Namen Storch von Adebar angenommen. Der Alte hatte diesen Artikel mit einer großen Gesellschaft beantwortet, in der er beim Nachtisch den Artikel vorgelesen, in größter Heiterkeit aber mit Zitterstimme.¬ Auch in Bezug auf die Kinder. Briefe von der verheiratheten |Tochter. Hofgesellschaft. Aeußerste Unkirchlichkeit des Mannes. Er hat ein Verhältniß. Er spielt. Aber seine Maniren habe machen seine Stellung bei Hof immer fester. Er ist der Liebling des Prinzen X:; der König will ihm wohl, die Königin noch mehr. Nun ausführen, wie das auf die beiden Brüder – Militairs, von denen der eine auf dem Punkt ist Diplomat zu werden – einwirkt, und auf die Schwester Diakonissin.  6. Antwort auf diesen Brief. Ausführung, daß sie hoffen und vertrauen solle.   7. Begehung eines großen Missionsfestes ⌐auf seinem Gut.¬   7. a Die Gründung einer neuen Schule. Stiftungs=Urkunde, worin er seine Ansichten niederlegt. Nur conservative Grundsätze werden darin zu vertreten sein.  8. Anlegung einer Straße. Gründung von Tagelöhner=Häusern. Er hat nun ­immer Arbeiter.   9. Austrocknung eines Sumpfes im Intresse des Nachbardorfes; aber ihm fließt das Wasser davon auf die Sandscholle. (Es muß also eine Melioration sein, die scheinbar im Allgemein=Intresse unternommen wird und lediglich ihm zu Gute kommt. 10. Scholastica oder Mercedes wird Oberin; ein neues Krankenhaus wird gegründet. Hildegard kommt als Hofdame an den Prinzlichen Hof. Johann Sigis­mund verlobt sich mit einer reichen Jüdin. Die Wirkung davon auf den ­Alten. Er klagt darüber bitter zu den beiden Freunden; zu seiner Frau drückt er seine Freude darüber aus. Die Taufe hat den Unterschied der Religionen aufgehoben; sollen wir mit Petrus grollen, weil er ein Jude war. Die Rassenfrage? Im Vertrauen, es giebt keine bessere Rasse. (Dies erst nehmen, dann die Glaubensfrage.) Vor allem die Besitz=, die Macht=, die Ansehens=Frage. 11. Der Ahnensaal ist fertig. Große Festlichkeit. 12. Storch v. Adebar stirbt. 13. Der Brief des liberalen Kürassirmajors an einen Freund. ⌐Hauptsache Als er auf der Höhe ist, kommt der Krach, er ist nun nicht arm, aber doch nur eine kleine Nummer; in diese Zeit seiner Kleinheit fällt nun die Verlobung mit der Jüdin.¬ ⌐verte Innenseite¬

[SBB, St 59, 63v] [Keitel 1968, 34] [NFA 24, 255–256] [HFA 1V, 762–763] [HFA 2I/7, 395–396]

200 | [SBB, St 59, 63r] [­Keitel 1968, 34–35] [NFA 24, 256–258] [HFA 1V, 763–765] [HFA 2I/7, 396–398] [SBB, St 59, 62v] [­Keitel 1968, 34–35] [NFA 24, 257–258] [HFA 1V, 763–765] [HFA 2I/7, 396–397]

[SBB, St 59, 63r marg.]

[SBB, St 59, 62v marg.]

[SBB, St 59, 62v und 63r marg.] [SBB, St 59, 63r marg.]

[SBB, St 59, 64] [Keitel 1968, 35] [NFA 24, 258, 871] [HFA 1V, 765] [HFA 2I/7, 398]

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

Rebecca oder Rahel ⌐oder Sarah¬ ist eine reizende kleine Person, heiter, liebens­ würdig, aber prononcirt jüdisch in ihrem Profil, vor allem auch in Haltung und ­Be­ wegung der Arme. Sie wußte das auch und scherzte darüber. Alles was der alte Storch an Liebenswürdigkeit hatte, kam jetzt heraus, er freute sich ihrer Heiterkeit, ihres ­Witzes, ihrer Unterhaltung, er langweilte sich weniger als früher, alles war anders, ­besser, |die Wirthschaft auf Nassenheide ging brillant, alles prosperirte, es war kein Zweifel – sie hatte Glück und Segen ins Haus gebracht. Aber er konnte doch nicht ­drüber hinweg. Er wurde ganz irr, auch in seiner Rede. Schon immer hatte er einen schweren Stand gehabt, seinen eigentlichen Menschen hinter einer chr Maske zu verstecken, am liebsten hätt er seinem Egoismus deutliche Worte geliehn, und dieser Zwiespalt war jetzt stärker als vorher. Er lobte seine Schwiegertochter, lobte selbst das Jüdische, dann besann er sich plötzlich und wurde wieder feierlich und christlich und sprach von dem Gekreuzigten. Und so ging es | und wurd immer schlimmer. Der Doktor hatte Sorge, wo das hinaus wolle, aber dies Schlimmste blieb ihm erspart, ein Schlagfluß trat dazwischen und den dritten Tag war er hinüber. Beisetzung. Am traurigsten war Sarah. Sie hatte den Alten wirklich geliebt. – Der alte Kürassirmajor schrieb: Storch ist nun hinüber. Eine confuse Natur, ein Halber, Wirrer, ist weniger in der Welt: Storch ist todt: Er war eigentlich ein guter Kerl und in vielem Betrachte gar nicht übel. Er, aber die zweite Hälfte seines Lebens – war ein verfehltes in seiner Jugend war er ein flotter, netter Kerl gewesen – war verfehlt. Die 48 er Zeit, in der er grade | das Gut übernahm und die nun folgende Reactions=Periode war entscheidend für ihn. Er ­wurde christlich-conservativ, und faselte beständig vom Christlich=Germanischen, und ist für mein Gefühl innerlich an dieser Rolle zu Grunde gegangen. Hätt er 100 ­Jahre früher gelebt, so wär er ein Landedelmann comme-il-faut gewesen; er hatte das Zeug dazu; so mußt’ er eine Rolle spielen, die ihm nicht kleidete. Hätt er sich seines Egoismus nicht geschämt, sich offen dazu bekannt, so wär er und andre glücklicher ge­ wesen, so sollte all und jedem ein christliches oder ein Tugendmäntelchen umgehängt werden. Eigentlich war ihm all das langweilig, aber er dachte, es müsse so sein. Ich habe nichts gegen das Christlich-Conservative, ganz im Gegentheil, ich glaube daß es ein Segen ist, aber das Dilettiren damit, ist vom Uebel und diskreditirt die Sache und die Personen. Da war Zinzendorf, da war Kottwitz, da war ….. ; |wer wird über diese Leute lachen? Nur ein Narr. Aber das Dilettiren ist verwerflich und wer hier was will, der sei vom Metier. Ueber das Metier Ob s man sein Metier aber versteht, darüber entscheidet die Natur. Wer ein märkischer Durchschnitts=Edelmann ist, der bleibe davon. Er bringt sich und andre um das Behagen des Daseins. (Gut) Vorher: er war nichts als ein Edelmann vom alten Schrot u. Korn, der möglichst wenig ausgeben und möglichst viel einnehmen wollte, eitel, adelstolz, etwas geizig ­etwas habsüchtig und loyal, so lang es paßte, und so ausgerüstet kam er in die Lage eine der Säulen der Gesellschaft sein und für ideale Güter des Lebens wirken zu sollen. Charakterschilderung von Storch und Störchin. Hierin ist Einiges Gute erhalten, namentlich in Bezug auf ihn und seine schließliche Confusion und Taprigkeit, – ich darf mich aber an den Gang der Dinge nicht binden, es stammen diese Notizen aus der ersten Zeit, wo die Reihenfolge noch nicht geklärt und bestimmt war.

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1 Der Hauptcharakter ist die Frau, geb. Trebia v. Trebiatinski. Sie regirt, sie bestimmt ­alles, sie giebt dem Hause den zu Fr. W. IV. Zeiten modischen christlich=conservativen Stempel mit Bethanien, innrer Mission, Wichern (wird von einem mit Ernst Wichert verwechselt), Asylen, Magdalenen-Stiften etc. Sie ist nur hochmüthig, ganz kalt, ganz nüchtern, ganz berechnend, und bei Hofe sein und im | christlichen germanischen Hofe­dienst aufgehen und auch Vortheile ziehen (Ackerbau-Minister, Mitglied des Staatsraths, Oberst-Kämmerer, Oberst-Gewandschneider etc etc.) ist das Ziel und Glück ihres ­Lebens. Und dazu Correspondenz mit frommen Geistlichen. Ihre rechte Hand, bez. ihr Berather ist ein kluger Geistlicher, eine Art Stephan, dessen Buch ich lesen muß. Die Katastrophe leitet sich nun so ein. Es geht finanziell immer schlechter mit Storch, Fr. W. IV ist gestorben oder doch zurück= 2 getreten und die Tage der Regentschaft sind angebrochen und in dieser Zeit verlobt sich der Sohn mit einer Jüdin, was sie zwar für ein Glück ansehen muß, aber daß sie’s als ­solches in ihrem Herzen ansehen muß, während sie sich vor der Welt und in gewissem Sinne auch vor sich selbst aufs äußerste dagegen stemmt, – das ist ihr eben ein unge­ heures crêve coeur und daran stirbt sie. Sie stirbt an gedemüthigtem | Hochmuth. Nun erfolgt ihr Leichenbegängniß. Dies ist wieder ein Hauptkapitel, das mit a­ llen Details beschrieben werden muß. Es wird alles aufs glänzendste in Scene gesetzt, aber übersteigt weit den Etat und verwirrt die Finanzen nur noch mehr. Er hat ihr versprechen müssen, die „Cordelia“ nie zu empfangen, – das war der letzte Wille der Gnädigen. (Dagegen verstößt er später und freut sich dessen, aber hat doch 3 zugleich arge Skrupel, weil er Wort und beinah Schwur gebrochen und dies steigert eben später seine Verwirrung.) Auch die Sterbescene der Gnädigen muß ein Kapitel bilden. Sie hält Farbe bis zuletzt und ihr christlicher Hochmuth bleibt ungebrochen, und weil sie gerade beschränkt genug ist (ohne dumm zu sein) an den Ernst und die Heiligkeit ihrer Aufgaben zu glauben. Nach dem Begräbniß fährt Herr v. Attinghaus in demselben |Wagen wieder mit dem andern Gutsherrn oder Landrath oder Regirungsrath oder Justizrath oder Doktor zurück, es ist gerade 3 Jahr später  wieder Erntefelder, und sie haben wieder ihr Gespräch. Danach ⌐Condolenz=¬Besuch des v. Attinghaus beim alten Storch. Gang durch den Park. Gespräch über die Verstorbene. Storch lobt ihren Charakter. Attinghaus sagt immer ja. Der Pastor dringt auf ein großes silbernes Crucifix, das auf den kupfernen Sarg aufgelöthet werden soll; 4 Storch sagt ja, erschrickt aber über die neue Ausgabe.    

[SBB, St 59, 65] [Keitel 1968, 35] [NFA 24, 258] [HFA 1V, 765] [HFA 2I/7, 398]

[SBB, St 59, 66] [Keitel 1968, 35] [NFA 24, 258] [HFA 1V, 765–766] [HFA 2I/7, 398–399]

[SBB, St 59, 67] [Keitel 1968, 35–36] [NFA 24, 258–259] [HFA 1V, 766] [HFA 2I/7, 399] [SBB, St 59, 68] [Keitel 1968, 36] [NFA 24, 259] [HFA 1V, 766] [HFA 2I/7, 399]

[SBB, St 59, 69] [Keitel 1968, 35–36] [NFA 24, 258–259] [HFA 1V, 766] [HFA 2I/7, 399]

[SBB, St 59, 70] [Keitel 1968, 36] [NFA 24, 259] [HFA 1V, 766] [HFA 2I/7, 399]

[SBB, St 59, 71] [Keitel 1968, 36] [NFA 24, 259] [HFA 1V, 766–767] [HFA 2I/7, 399–400]

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[SBB, St 59, 72] [Keitel 1968, 36] [NFA 24, 259–260] [HFA 1V, 767] [HFA 2I/7, 400]

[SBB, St 59, 73] [Keitel 1968, 36] [NFA 24, 260] [HFA 1V, 767] [HFA 2I/7, 400]

[SBB, St 59, 74] [Keitel 1968, 36–37] [NFA 24, 260] [HFA 1V, 767–768] [HFA 2I/7, 400–401]

[SBB, St 59, 75] [Keitel 1968, 37] [NFA 24, 261] [HFA 1V, 768] [HFA 2I/7, 401]

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

Nun naht die Katastrophe verhältnißmäßig schnell. 1. Die Ausgaben wachsen, die Einnahmen mindern sich, der Bankrutt ist vor der Thür. Er wendet sich an die Töchter: Goneril u. Regan. 2. Lear erlebt einen Abfall u. man giebt ihm gute Lehren. 3. Er hat die Frau nicht mehr, die seinen schwachen Charakter hielt und stützte und er geräth in Zweifel, ob er recht gehandelt hat. 4. Nun kommt der dicht bevorstehende Bankrutt. Der Sohn schreibt: „ich würd’ ⌐werd’¬ es unter allen Umständen kaufen, und so ist es doch wohl besser – da denn doch Beziehungen zwischen uns bleiben oder wiederkommen müssen – Du gestattest mir die Sache arrangiren zu dürfen und Du bleibst wo Du bist und freust Dich Deiner Tage. 5. Dies wird acceptirt. Und die Tochter mit Freuden empfangen. Er liebt sie. Aber er war doch zu lang an die Trebiatinski gefesselt gewesen und die alten Unsinnigkeiten und Redensarten werden immer wieder lebendig. Er schämt sich dessen aber und wird zuletzt taprig und entwickelt sich zu einem leidlichen Imbecile. Hier kommt nun (wichtig) ein Greisen=Kapitel, das diese Confusion ausdrückt, er liebt die Tochter und schimpft über die Juden und die neue Zeit und dann wieder sagt er: nur in  Menschlichkeit und Natürlichkeit steckt das Wahre so daß 5 alles Widerspruch ist und ein Satz immer den andern aufhebt. Er sitzt immer in der Sonne und freut sich und zuletzt kriegt er noch mal einen frommen Anfall und spricht von seiner „Heiligen“ und in diesem Zustande stirbt er. Begräbniß. Ganz kurz. Attingshaus letztes Gespräch über ihn, aber nun nicht im Wagen, sondern im Park, wo er nun mit dem Sohn auf und abgeht wie drei Jahre früher mit dem Vater und sich jenes |Tages entsinnt und nun ein Charakterbild des Vaters giebt. „Er war ein guter Mann, brav, gütig, ehrlich, und hätte vor 100 Jahren mit einer lebenslustigen Frau am Schwedter ⌐oder Prinz Ferdinandschen¬ Hofe glücklich gelebt und wär in die Kirche gegangen und hätte nichts geglaubt. Und seine Dörfler etc. hätt er glücklich gemacht und Gutes für sie gethan. Er ist ein Opfer der ⌐modischen¬ Geschraubtheiten unsrer Zeit, die Dinge will oder wenigstens wollte, die man nicht wollen soll oder die nur immer der soll, der innerlich darauf eingerichtet ist. Ich habe nichts gegen all dergleichen, ich will es sogar hochstellen, aber es muß nicht sein. So wie es Mode wird, wird es furchtbar. oder Und an dieser Mode, zu der Ihr Papa nicht taugte. ist er zu Grunde gegangen.

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⌐Dies muß ich vorm Schreiben durchlesen.¬

Storch v. Adebar.

Die hier einliegenden 5 Bogen enthalten den ganzen Lauf der Novelle von dem Höhenpunkte an, wo’s anfängt schief zu gehn und sich der Tod der Frau v. St. vorbereitet. Die Vorführung der ersten Hälfte der Novelle ist leicht. 1. Die Trauung.  2. Landrath Baron Attinghaus’ Heimfahrt.  3. Intimes Gespräch von Storch und Störchin.  4. Der Pastor  5. Die Stiftungs= und Gründungs­ pläne  6. Die Hoffnungen auf den Hof  7. Der jüngste Sohn (vor seiner Ver­ lobung)  8. Die kühle Haltung der beiden verheiratheten Töchter, Goneril u. Regan, die nur Geld brauchen.  9. Erste Verlegenheiten.  10. Rücktritt des Königs; Umschwung.  11. Der Sohn verlobt sich.  12. Entsetzen

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2. Heimfahrt. Gespräch zwischen Attinghaus und Rudenz. Sie ist herrschsüchtig. Mit dem guten Storch hat sie begonnen. Aber das war ein zu leichter Sieg und sie sehnt sich nach Machterweiterung. Man kann sagen, sie beherrscht unsren ganzen Kreis, selbst die, die widerstreben, sind ihr in gewissem Sinne gesellschaftlich unterthan. Es ist die älteste Familie im Kreis, das ist eins, und wenn auch nicht die bemittelste, so doch die gastlichste, die einzige die ein Haus macht. Alle sind neu im Kreise wie Sie, Rudenz. Ich bin länger hier, aber Garçon und so verbietet sich ein Haus. So kommt es, daß sie den Kreis unterwarf. Das ganze Pastorenthum hängt an ihren Lippen. Aber auch das genügt ihr nicht; |sie will darüber hinaus und hat sich so etwas in den Kopf gesetzt, ⌐etwa¬ wie Frau v. Krüdener oder wie Frau v. Humboldt oder wie Christine Munk oder Lady … (unter Georg I. oder II.) oder die gute Nymphe Egeria zu sein. Sie will regieren und wie manche beständig nach einem Opfer ⌐Bethätigung¬ ihrer Liebe sucht, sucht sie nach Bethätigung ihres He Ehrgeizes und ihrer Herrschsucht. Und Storch? Er muß mit. Er wird nicht gefragt. Storch v. Adebar. Storch ist eigentlich Numismatiker und Schafzüchter.

Attinghaus spricht darüber. „Ich hab’ ihn noch in seinen jungen Jahren gekannt, als er blos Numismatiker Münzensammler war. Er war eigentlich ein reizender Kerl, ein Mensch wie ein Kind. Ueber jeden neuen Denar oder Schilling gerieth er in Freude. Als dann die Trebiatinski kam, mußt er’s halb aufgeben oder doch sich theilen. „Es passe sich nicht“ und er wurde Schaf=Mensch, Negretti oder Rambouillet und die Gnädige war damit einverstanden. Sie fand es standesgemäß und es war vortheilhaft, welches letztre die Hauptsache war. Denn sie ist sehr für’s Vorwärtskommen. Storch soll damals einmal als „Wollkönig“ erklärt worden sein, was ihr damals Freude machte, woran sie jetzt aber Anstand nimmt, weil man das Heilige nicht herabziehn dürfe. Sie perhorrescirt beispielsweis auch das Wort „Schiffstaufe“. Aber Wollkönig ist schlimmer, denn im Ganzen genommen ist ihr die irdische Majestät doch wichtiger. Ja, so war unser Storch. Und was ist nun draus geworden. Bis 48 ging es, aber als nun die Böcke und Schafe geschieden wurden, da mußte er ganz auf die letztre Seite treten und der Storch ent= (verte) |stand, den Sie jetzt sehn: ein Confusionarius. Eigentlich ist er nichts als ein guter Kerl, mit einer natürlichen Hin­neigung zu einem Spaß oder selbst einer Tollheit, ein märkischer Junker von der Durchschnitts Sorte wie er im Buche steht, und dieser Unglückselige, der als Landedelmann und Mann der kleinen Liebhabereien ein entzückender Kerl sein würde, muß nun den Staatsmann und den Staats= und Gesellschafts=Retter spielen. Er ist gezwungen eine Säule zu sein, ein Pfeiler, und alles blos diesem ehrgeizigen weiblichen Strebe=Pfeiler zu Liebe. Er glaubt eigentlich gar nichts und soll fromm sein, er hält die Störche für älter wie die Hohenzollern und soll loyal sein, er hat ein natürliches Mitleid mit dem armen Mann und soll hart sein und ihm den Traktätchen Stein an Stelle des Brots des Lebens geben. Wenn ich von Brot des Lebens spreche, so mein ich Viergroschenbrot.

[SBB, St 59, 76] [Keitel 1968, 37] [NFA 24, 261] [HFA 1V, 768] [HFA 2I/7, 401] [SBB, St 59, 77] [Keitel 1968, 37] [NFA 24, 2610] [HFA 1V, 768–769] [HFA 2I/7, 401–402]

[SBB, St 59, 78] [Keitel 1968, 37] [NFA 24, 261] [HFA 1V, 769] [HFA 2I/7, 402]

[SBB, St 59, 79r] [Keitel 1968, 37] [NFA 24, 262] [HFA 1V, 769] [HFA 2I/7, 402] (1) (2)

[SBB, St 59, 79v] [Keitel 1968, 37–38] [NFA 24, 262] [HFA 1 V, 769–770] [HFA 2 I/7, 402–403]

204 | [SBB, St 59, 80] [Keitel 1968, 38] [NFA 24, 262–263] [HFA 1V, 770] [HFA 2I/7, 403]

[SBB, St 59, 81] [Keitel 1968, 38] [NFA 24, 262–263] [HFA 1V, 770] [HFA 2I/7, 403] [SBB, St 59, 82] [Keitel 1968, 38] [NFA 24, 263, 872] [HFA 1V, 770–771] [HFA 2I/7, 403–404]

[SBB, St 59, 83] [Keitel 1968, 38] [NFA 24, 263] [HFA 1V, 771] [HFA 2I/7, 404]

[SBB, St 59, 84] [Keitel 1968, 38–39] [NFA 24, 263–264] [HFA 1V, 771] [HFA 2I/7, 404]

[SBB, St 59, 85] [Keitel 1968, 39] [NFA 24, 264] [HFA 1V, 771–772] [HFA 2I/7, 404–405]

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

Storch v. Adebar. Die Störchin wird so von einem charakterisirt: „Storch hat mir mal erzählt, seiner Frau sähe die E sei die Ehe Pflicht und Beruf, ein legitimes Fortpflanzungs-Instrument, und so weit gehöre sie ⌐nach den Anschauungen seiner Frau¬ zu den Ordnungen Gottes und diesen Ordnungen sei zu gehorsamen; die Ehe habe Pflicht und Beruf; aber alles was darüber hinausliege sei Sünde.“ Hat sie immer so gedacht? In ihrer Ehe immer. Sie soll aber eine kurze Zeit vorher anders darüber gedacht haben. Aber das ist Klatsch und ist die Verjährung kommt ihr zu gute. 3. Im Nest. Die beiden Schwiegersöhne sind reich, höfisch geschult und sollen an den preußischen Hof lancirt werden. Darum dreht sich das Gespräch von Storch und Störchin. ⌐Das Gespräch muß durch kl: Vorgänge draußen im Park etc. ⌐also¬ durch allerhand Beschreibliches unterbrochen werden. Außerdem muß ihr Anti=Jüdisches Element stark betont werden, sowohl hier wie in der Folge.¬ Er hält dies zunächst nicht für leicht und wenn es gelungen: was versprichst Du Dir davon? Sie. Vielerlei. Er. Darf ich fragen was? Sie. Sie haben beide jene Anschauungen, auf die es ankommt. Sie sind kirchlich und loyal, nicht so oberflächlich hin, sondern wirklich. Solche Männer in die rechten Stellen zu bringen, das ist nicht blos eine Aufgabe, das ist | für den der’s kann, eine Pflicht. Er. Cesarine, Du richtest Dein Auge zu sehr aufs Allgemeine. Wir sind nicht reich und es läg uns ob, uns mehr um unser eigen Wohl als um das von Staat und Gesellschaft zu kümmern. Sie. Quäle mich nicht mit dieser Gesinnungskleinheit. Ich mag das nicht ertragen, das ist Bauernweisheit, immer nur das Nächste .. Er wollt unterbrechen, sie ließ es aber nicht zu und sagte dann in einem freundlicheren Tone mit einem Ausdruck von Vertraulichkeit und Schelmerei: „Ich begreife Dich nicht, Storch. Ich dächte doch Du müßtest mein Programm kennen. Ich setze ⌐habe¬ mein Leben an die großen Prinzipien gesetzt und ich will meines Theils dahin wirken, daß wir eine |Umkehr haben, daß sich diese entgötterte Welt wieder auf das Heil besinnt und das Heil da sucht, wo es allein zu finden ist  in Gehorsam und Demuth und Fügung in die Fügungen Gottes. Ich will die Herrschaft von Thron und Kirche und Klassen-Gliederung an Stelle dieses modischen Unsinns von der Egalité. Storch nickte zustimmend. Es war dies einer der Punkte wo sie zusammenstimmten und die Baronin fuhr fort. Ich weiß daß Also Conservirung alles Heiligsten. Aber je größer die Macht und die Mittel sind, mit denen wir diesem zustreben, je besser werden wirs erreichen. Und so brauchen wir denn Irdisches um des Himmlischen willen. Es liegt das in der Begrenzung menschlicher Natur, alles bedarf eines | Trägers, eines Stoffs. Das göttliche Wort selbst bedarf eines Mundes, der es spricht. Also Macht und Mittel. Und sie zu gewinnen sie ist deshalb statthaft und kleidet sich in die Worte: „seid sanft wie die Tauben und klug wie die Schlangen.“ Das sollen wir sein. Und auch hierin könnten wir von der katholischen Kirche lernen ..

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Storch von Adebar

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„Ich glaube, Cesarine, Du schweifst ab.“ ⌐Mit nichten, Storch.¬ Ich schweife nie ab, so weit ist Dein Einfluß auf mich nicht gegangen. Nein. Macht und Mittel bedürfen wir, und auch wir ⌐im¬ aller Speziellsten. Und dazu müssen wir an oberster Stelle den Fuß im Bügel haben. Ich glaube, Cesarine, Du verwechselst Hof und Regierung, Administration. Ich schweife nicht ab und ich verwechsle nicht. Schiebe mir nicht Dinge unter, die Dir natürlicher liegen. Ich bitte Dich, Storch, es ist ja als ob irgend ein Liberaler sprächen, der nichts kennt als als das Schema der Dinge, als das Soll. Der Hof ist Gott sei Dank immer noch das Bestimmende, sein Wille gleicht gilt und das Räderwerk der öden ­Regierungsmaschinerie geht nach dem Willen und der Bestimmung derer, die diese Maschine schufen. ⌐Und das ist der Hof und die die das Ohr des Königs haben.¬ Ich bilde mir nicht ein, daß Pingst und Zingst irgend etwas direkt vermögen, dazu sind sie s viel zu unbedeutend, aber sie sind reich, sie werden ein Haus machen, sie werden in der Gesellschaft stehn, die |Gesellschaft bei sich sehn und darauf wird ihr Einfluß beruhen. Zingst hat zwei Brüder, die beide noch unverheirathet sind. Glaubst Du, daß das ohne Einfluß ist, wenn einer von ihnen ein schönes Ministerfräulein auszeichnet? Und was all Deine Schreiberei und Dein Kreistag und Dein Abgeordneter nicht hat durchsetzen können, das macht sich auf einer einzigen Ball-Unterhaltung. Minister ⌐und Unterstaatssekretäre¬ sind Menschen und doppelt, wenn sie heiraths­ fähige Töchter haben. Lehre mich die Menschen kennen. Sie sind und bleiben die­ selben. ⌐Eine solche Verlobung und wir haben die Bahn.¬ Und nun frag ich Dich, Storch, sind wir noch dieselben, wenn man uns die Bahn bis an den See Forst führt und |uns Erlaubniß giebt, den Canal zu graben, der dann aus dem See und dem Luch in die Havel führt. Ist dann diese Sandwüste noch dieselbe? Was jetzt halb werthlos hier liegt, das ist dann ein Werth, und noch eh ein Baum Kiefer gefällt und den Canal hinuntergeflößt ist und noch eh ein einziger Torfkahn auf dem Kanal fährt, schon von dem Augenblick an, wo nur bekannt wird, daß die Bahn und der Canal zugestanden bewilligt und ihre Ausführung gesichert ist, von dem Augenblick an ist diese Sand= und SumpfWüste in ihrem Werthe verdoppelt und wir haben in Geldsachen freie Bewegung. ⌐Mittel, Mittel. Worin liegt denn die Macht dieser Judenwelt? In ihren Mitteln. Dies |müssen wir erkennen und davon lernen. Du weißt wie hoch ich Abstammung ­stelle, aber ohne Mittel wird es Donquichoterie. | Freie Bewegung, wie sie die Juden ­haben. Von ihnen uns zu emancipiren, darauf kommt es an. Mittel haben, die höchsten ­Zwecken dienen und nicht dazu da sind, falsche Götter zu etabliren, darauf kommt es an. Am meisten haß ich den Judengott – er ist das Geld an sich, die Beugung vor dem Golde, blos weil es Gold ist.¬ | Ich hasse den | Mammonsdienst und den Götzendienst vor dem goldenen Kalbe, aber noch je freier ich mich in meinem Gewissen fühle, je mehr ich weiß, daß ich das Irdische nur will um des Ewigen willen und daß alles nur Mittel ist zum Zweck, je rücksichtsloser darf ich auch in dem Erreichen=wollen sein. Das Wenige was wir an Einfluß haben, muß angewandt werden, um diesen Einfluß zu

[SBB, St 59, 86] [Keitel 1968, 39] [NFA 24, 264] [HFA 1V, 772] [HFA 2I/7, 405]

[SBB, St 59, 87] [Keitel 1968, 39] [NFA 24, 264–265] [HFA 1V, 772–773] [HFA 2I/7, 405–406]

(1) (2) [SBB, St 59, 88] [Keitel 1968, 39] [NFA 24, 265] [HFA 1V, 773] [HFA 2I/7, 406] (1) (2)

(1) (2)

[SBB, St 59, 89 marg.] [SBB, St 59, 88 marg.]

[SBB, St 59, 88 lin.] |[SBB, St 59, 89] [Keitel 1968, 39] [NFA 24, 265] [HFA 1V, 773] [HFA 2I/7, 406]

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[SBB, St 59, 90] [Keitel 1968, 39–40] [NFA 24, 265–266] [HFA 1V, 773–774] [HFA 2I/7, 406–407]

[SBB, St 59, 91] [Keitel 1968, 40] [NFA 24, 266] [HFA 1V, 774] [HFA 2I/7, 407]

[SBB, St 59, 92] [Keitel 1968, 40] [NFA 24, 266] [HFA 1V, 774] [HFA 2I/7, 407] [SBB, St 59, 93r] [Keitel 1968, 40] [NFA 24, 266–267] [HFA 1V, 774–775] [HFA 2I/7, 407–408]

[SBB, St 59, 94] [Keitel 1968, 40] [NFA 24, 267, 873] [HFA 1V, 775] [HFA 2I/7, 408]

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

verdoppeln. Ich rechne auf Deinen guten Willen. Attinghaus wird uns nicht im Wege sein, im Gegentheil. Im Ganzen hat er Vortheil davon und participirt daran. Irgend einen Cavalier zu einem Kammerherrn zu machen, ist schwerlich eine | Sünde. Den Rest thut mein Bruder, der das Ohr des alten Prinzen hat. Und sein Einfluß ist ungebrochen. Und Dagobert? Ist unvergessen. Um seinetwillen geschieht es, so weit sich ein selbstsüchtiges Interesse miteinmischt. Er ist zu unbemittelt jetzt. Er deutete mir an, daß man ihn dies auch fühlen läßt. Ist er erst eine Parthie, steht nicht mehr ein Gut mit Hypotheken hinter ihm, so giebt es keine Familie in der er nicht wählen könnte. Die märkischen Familien sind mir zu arm für ihn und nicht vornehm genug. Ich rechne auf Oberschlesien. Und dann haben wir den Fuß im Bügel. Ich bekenne Dir, | wir haben nun lange genug unbeachtet in diesem Erdenwinkel gesessen. Es muß nun einmal die Reihe an uns kommen. Nimm die Reihe unsrer ⌐alten¬ Familien durch  alle waren einmal dran, alle haben einmal geherrscht bei Hofe, in der Armee, in der Kirche. Wir ⌐Nur¬ Die Adebars sind die einzigen, die siebenhundert Jahre darauf gewartet haben. Es kommt jeder einmal an die Reihe und wir glauben, ich ⌐ich glaube, wir¬ sind nahe daran. ⌐Wenn es euch genügte, mir nicht. Ich führe nun euren Namen und er muß heraus aus dieser Ohnmacht, diesem Nichts. Und ich erbitte den Beistand des Himmels dafür, weil ich ihn erbitten darf. Denn das Pfund wenn es da ist, es soll nicht vergraben werden, es soll Zins und Wucher tragen wie der Apostel sagt und uns die himmlischen Wohnungen vorbereiten.¬ 4. Der Pastor. Die Stiftungs= und Gründungspläne. Baronin Storch ist nun nach der Hochzeit auf ihrer Höhe. Alles wird sich ­machen: die Schwiegersöhne werden lancirt werden und Dagobert macht eine glänzende ­Partie, reich, vornehm, hoch im Staatsdienst. Sie wird in Folge dieses Wohlgefühls momentan liebenswürdig, heiter, gut gelaunt, fast humoristisch. Sie will nun unter anderm bauen: 1. eine Kapelle auf einem Filial, einem Coloniedorf. ⌐Oder diese Kapelle muß schon gebaut sein.¬ 2. ein Altarbild für die alte Kirche im Hauptdorf. 3. Ein Grabdenkmal eines verstorbenen Storch oder eines andern. 4. Ein Bild aus der Schlacht an der Trebia, das den großen Moment festhält. 5. Ein Asyl, ein Rettungshaus, ein Erziehungshaus. Ein Missionsplatz zur Predigt im Freien unter dichten Bäumen.

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Storch v. Adebar.

Nach den ersten drei Kapiteln, als sich Frau v. Storch auf ihrer Höhe fühlt, folgen nun die Kapitel so. 4. Kapitel. Der Maler taucht auf. Altarbild. Gespräch mit der Baronin. Mit einem spätren Zuge kommt General v. Trebiatinski und ein höhrer Geistlicher. Bei Tische setzt sich das Maler=Gespräch fort. Zum Kaffe kommt auch noch der Lieutenant v.

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Vierzehnheiligen ⌐Dies nur kurz. Er wird empfangen, man begrüßt sich und geht in den Garten.¬ Der Maler ist ein gesunder, feister Mensch, ⌐er schneidet aber immer ein frommes Tendenz= und Richtungs=Gesicht.¬ der sich gegen Pfannschmidt erklärt, weil dieser zu weltlich sei, zu viel Fleisch habe. Das Byzantinische, Ravenna, die schwebenden hageren Engelleiber, das ist das Einzige. Raphael bedeutet Verweltlichung.

[SBB, St 59, 95r] [Keitel 1968, 40] [NFA 24, 267, 873] [HFA 1V, 775] [HFA 2I/7, 408]

Storch v. Adebar. Kunstgespräch als ein Bild für die Kirche bestellt werden soll.

[SBB, St 59, 96] [Keitel 1968, 40–41] [NFA 24, 267, 873] [HFA 1V, 775] [HFA 2I/7, 408]

Zu Storch v. Adebar oder zu Eleonore. Der Glaube oder die Beziehungen des Menschen zu Gott sind das Fundament inner­lichen Glücks, der Demuth, Ergebung, Zufriedenheit, des Dankes, kurzum alles ­dessen, was schön und liebenswürdig in der menschlichen Natur. Der entgötterte Mensch kann eine Menge Tugenden haben, aber er gehört ins ­Kapitel der Unerfreulichen und ist wie für die Tragödie prädestinirt. Es fehlt ihm der Zauber des Naiven, das Erquickliche der Demuth – er liebt nicht und wird nicht geliebt; er kann interessant sein, aber nie liebenswerth. Und dieser Zug ist es, der unsrer Zeit fehlt und sie so wenig schön macht.

[SBB, St 59, 97] [Keitel 1968, 41] [NFA 24, 267–268, 873] [HFA 1 V, 776] [HFA 2I/7, 409]

Storch v. Adebar.

[SBB, St 59, 98] [Keitel 1968, 41] [NFA 24, 268] [HFA 1V, 776] [HFA 2I/7, 409]

Storch v. Adebar

[SBB, St 59, 99] [Keitel 1968, 41] [NFA 24, 268] [HFA 1V, 776] [HFA 2I/7, 409]

Der Geist der über den Wassern schwebt, schwebt schließlich auch über der Oelfarbe. Und wenn nicht, tant pis. Was bedeutet dies ewige „Können“ und wieder Können? Es hat seinen hohen Werth, es fördert das Handwerkliche in der Kunst und dadurch zu beträchtlichem Theile die Kunst selbst. Aber es ist damit, wie mit Pflege des Stils und des Verses, – das ist auch etwas Schönes, Treffliches, Förderndes, aber plötzlich kommt eine Schäfer oder Schuster, der weder Stil noch Vers hat und steckt alle Stilisten und Verskünstler in die Tasche.

Eine Alte, beinah 80 jährige, mit der der Geistliche, entweder der Storchsche oder der Attinghaussche, auf einem guten Fuße lebt. Mutter Stosch oder Stoschen. Sie ist klug, weise, hat die Klarheit, Ruhe u. den Muth des Alters. „De Rooh is dat Best.“ etc Zwei ⌐lutherisch-strenggläubige¬ Geistliche. 1. Der bei Storchs ist wie Stephan: 50 Jahr alt, klug, geistvoll, herrschsüchtig, hochmüthig, alles Aristokratische bestärkend. Sein drittes Wort ist immer „eine subalterne Natur.“ 2. ⌐Der bei Attinghaus¬ Ist eine Mischung von Büchsel und Müllensiefen und schon 70 Jahr alt: humoristisch, milde, versöhnend, suaviter in modo. Gesellschaftszirkel im Hause der Frau v. Storch. „Christliche Ritterschaft“ Die Herstellung einer „christlichen Ritterschaft“ ⌐wird durch Archembauld angeregt.¬

[SBB, St 59, 100] [Keitel 1968, 41] [NFA 24, 268] [HFA 1V, 776] [HFA 2I/7, 409] [SBB, St 59, 101] [Keitel 1968, 41] [NFA 24, 268] [HFA 1V, 776–777] [HFA 2I/7, 409–410]

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i. Familien- und Gesellschaftsromane

Leut. v. Vierzehnheiligen will statt dessen die Gründung einer „christl: deutschen Ritterschaft“ was Archembauld zu eng findet, worauf v. Vierzehnheiligen gereizt erwiedert: es fehle ihm das deutsche Gefühl, – er habe das französ. Selbstgefühl und könne davon nicht lassen. Beide schrauben sich nun. [SBB, St 59, 102]

[SBB, St 59, 103] [Keitel 1968, 41, 62–63] [NFA 24, 874–875] [HFA 1V, 1044] [HFA 2I/7, 410, 727]

Storch von Adebar.

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Storch v. Adebar.

Storch v. Adebar.

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Zu benutzen bei Storch von Adebar; wird als Vorkommniß in der Nachbarstadt erzählt. Storch und Frau treten auf die Seite der Pastoren. Attinghaus oder der Rechtsanwalt erzählen von dieser Geschichte

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Intoleranz u. Toleranz in einer kleinen Stadt.

[SBB, St 59, 103a, Zeitungsausschnitt]

[SBB, St 59, 104] [NFA 24, 875] [HFA 2I/7, 727–728]

Zu der Novelle: Storch von Adebar. Die Sache passirt auf einem Nachbardorf und macht einen großen Eindruck auf den Alten.

[SBB, St 59, 104a, Zeitungsausschnitt]

Eine der Damen oder auch einer der frommen Lieutenants erzählt das.

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Storch von Adebar

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Storch von Adebar.

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Nach den ersten drei Kapiteln wird nun das herrenhäusliche Fromm= und Klein= Leben geschildert. Besuch trifft ein: Lieutnant v. Vierzehnheiligen Lieutnant v. Zippelskirch und mehrere andre. Unter diesen ist auch eine alte verwittwete Sanitätsräthin aus der nächsten Stadt oder aus der Residenz  eine geborne Adlige. Sie schwärmt ⌐immer¬ von der Zeit, wo sie noch jung, also auch noch adlig war und schwärmt ⌐ferner¬ für die Erscheinungen |der 30 er Jahre: Fr. W. III., Kaiser Nicolaus u. Prinzeß Charlotte, die kl: poetisch=aesthetischen Thee=Abende gegenüber dem jetzigen brutalen Buffet-Wesen. Schwärmt auch für Raupach und die Hohenstaufen und den Bischof Roß und irgend einen Orthodoxen jener Epoche. Vor allem schwärmt sie für Post, Postwagen und Posthorn und perhorrescirt die Eisenbahnen. All das in einer liebedienerischen Weise, um sich bei der Störchin zu insinuiren.

Storch v. Adebar.

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Ein adliger Gutsnachbar der Obst= und namentlich Erdbeer=Züchter ist. Er spricht in Gegenwart der Damen beständig darüber. Die Hauptsache ist die Kreuzung u. diese ⌐Naturprozesse¬ nach wissenschaftlichen Prinzipien zu regeln, ist betrachte ich als meine Lebensaufgabe. Allerdings gehört immer noch eine Technik eine Manipulation dazu, ohne die die Wissenschaft scheitert. Die Manipulation der Befruchtung ist die Hauptsache und hundert Umstände: ⌐Jahres¬Zeit, Tageszeit, Wind + Wetter, Quantität alles wirkt mit. Aber nun auch die Freude, die Natur so zu sagen zwingen zu können. Jede Sorte Erdbeere, jede Form erzwing ich Wollen Sie einen Zwilling, ich schaffe Ihnen einen Zwilling, wollen Sie einen Puckel ich schaff ihn Ihnen, einfach oder doppelt, Kamel oder Dromedar, es ist all eins.

Storch v. Adebar

Zu dem christl. Damenzirkel gehört auch eine stattliche und namentlich corpu­ lente Dame von 49, die als ⌐reiche¬ Amtsraths und Domänenpächter Frau zuge­zogen ­wurde. Sie war sehr roth, etwas asthmatisch und hatte einen kleinen Schnurrbart. Dem entsprach auch ihr Wesen u. Charakter. Natur. Aber sie wollte von dieser Natur nichts wissen und alles nach der feingeistigen Scene ⌐aesthetischen Seite¬ hin gelegene war ihr „höchst peinlich“ und alles was an Kraft und Muth appellirte „ängstigte sie.“ In Wahrheit hatte sie die Kraft eines Rapp (?) und den Muth eines Bayard.

[SBB, St 59, 105] [Keitel 1968, 41] [NFA 24, 268–269] [HFA 1V, 777] [HFA 2I/7, 410]

[SBB, St 59, 106] [Keitel 1968, 41] [NFA 24, 269] [HFA 1V, 777] [HFA 2I/7, 410]

[SBB, St 59, 107] [Keitel 1968, 41–42] [NFA 24, 269] [HFA 1 V, 777–778] [HFA 2 I/7, 410–411]

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[SBB, St 59, 108] [Keitel 1968, 42] [NFA 24, 269] [HFA 1V, 778] [HFA 2I/7, 411] (1) (2)

210 | [SBB, St 59, 109] [Keitel 1968, 42] [NFA 24, 270] [HFA 1V, 778] [HFA 2I/7, 411]

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

Storch von Adebar

Commerzienrath Landauer oder der alte Flemming in Pommern: Pallasch-Athene. Persona gratis. Peter peccavi. Unterhaltung über die Vorzüge des Vegetarianismus, also des Kartoffel, Gemüse und Hafermehl Essens. In Irland wahre Henochs-Söhne. Hafermehl besser als Amarant. Selbst der Spiritismus, der in den westl. Irla Grafschaften herrscht wird überwunden. – Flemming zu wählen ist besser; er kann auch Vegetarier sein. Ein Agrarier muß auch ein Vegetarier werden. Auch Petery verwenden. „Ich (er spricht aus seiner Jugendzeit) ließ es aber die Kerls blind durchmachen.     Und siehe da, es ging.“

[SBB, St 59, 110a] [Keitel 1968, 42] [NFA 24, 270] [HFA 1V, 778] [HFA 2I/7, 411]

Eine Figur, die beständig das „Ausgleichungs=Prinzip“ vertritt. „Alles compensirt sich im Leben.“ So wie jemand klagt, sagt er: „sehen Sie, dafür fehlt Ihnen aber das und das; alles compensirt sich.“

[SBB, St 59, 111] [Keitel 1968, 42] [NFA 24, 270] [HFA 1V, 779] [HFA 2I/7, 412]

5. Dagobert. Vor seiner Verlobung. In der Residenz. Briefe, Mittheilungen von ihm und über ihn. Das Kapitel folgt wahrscheinlich gleich nach Kapitel 3. eh die Missionsgeschichten kommen. Dann vielleicht ein Kapitel, wo Storch allein auf seinem Zimmer ist und die Münzen wieder vornimmt und ganz seinen alten Passionen lebt.

[SBB, St 59, 112] [Keitel 1968, 42] [NFA 24, 270] [HFA 1V, 779] [HFA 2I/7, 412] [SBB, St 59, 113] [­Keitel 1968, 42–43] [NFA 24, 270–271] [HFA 1V, 779] [HFA 2 I/7, 412]

[SBB, St 59, 114] [Keitel 1968, 43] [NFA 24, 271] [HFA 1V, 779–780] [HFA 2I/7, 412–413]

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6. Das Missionsfest. 5. Kapitel. Die beiden Leutnants. Der Leutnant v. Vierzehnheiligen; ”    ”  Archembauld L’homme de Bonneville. Beide von einem Nachbardorf. Blutarm, standen in derselben Garnison, nur eine Schwadron. Der Bäcker Kove­ nagel, ein guter Mann von Anno 13 u. Schützenkönig, hatte auch eine Frühstücksstube. Dort traf man auch die Töchter. Die Langeweile war kolossal. Kurzum man verheirathete sich. Sie mußten den Abschied nehmen und Knovenagel kaufte ihnen kleine Bauerhäuschen in der Nähe. Großer Lärm. Aber es verkehrte sich fast in Glück. Die ⌐Sie wurden fromm, die¬ Frauen starben und Knovenagel wurde durch Ltnt. v. Vierzehnheiligen bekehrt. Kove­ nagel bekehrte das ganze Nest. Das veränderte alles, er wurde der angesehenste Mann, galt auch sehr bei der Baronin und es hieß: Her Der Herzog von Coburg ⌐einer der kleinen Herren in Thüringen¬ hat den Herrn v. Müller in den |Adelstand erhoben; ⌐ich finde,¬ Kovenagel ist durch einen höheren Herrn erhoben.“ Vorher das Leben der beiden Leutnants ⌐im Dorf¬ schildern. Aus Langeweile h ­ atten sie sich verheirathet, aus Langeweile wurden sie fromm. Sie hatten Gott in der Welt nichts zu thun. Dies mit allen Details. Und dann erst Knovenagels immer wachsender Ruhm u. Ansehn und der ⌐günstige¬ Rückschlag davon auf die Mesalliance der beiden Leutnants, die eigentlich aufhörte eine Mesalliance zu sein. Nur vermied man immer noch beide Parten zusammen einzuladen, vielmehr waren Kovenagel und die beiden

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Leutnants (die eine Einheit repräsentirten) immer gleich will­kommen. Vierzehnheili­ gen war etwas klüger und gebildeter und las mehr, ­Archembauld aber war der vornehmere, so vornehm, daß er auch nicht las und sich tagaus tagein mit der Größe der L’homme de Bonnevilles beschäftigte. Er hatte sich ein französisches Adelsbuch bes verschafft, so sauer es ihm ankam, und las folgende Stelle immer w ­ ieder: „…   …..“ 6. Kapitel. Das Gespräch auf der Veranda hatte sich darum gedreht, daß ein Missionsfest stattfinden solle und ein Sonntag-Nachmittag war dazu festgesetzt. Versammlung auf dem Kirchhofe. Nach dem Feste mit seinem Jahresbericht und seinen Ansprachen wollte man noch im Schloß zusammen bleiben. Nun das Fest schildern. Die Gruppirung der Hundert auf dem Kirchhof, unter Linden u. auf Gräbern. Die Herrschaften saßen unter einer Linde und die ⌐eine¬ Kanzel stand in dem großen Gange, gerade da wo ein Kreuz war. M Es hieß daß Knovenagel sprechen würde. Er war aber noch nicht da. Als man aber die beiden Leutnants fortfahren sah, hieß es: „nun kommt er bald.“ Das Fest begann nun mit Gesang. Der |Geistliche sprach. Bei einer Räusperpause, sah er aber, daß eine Bewegung durch die Versammlung ging und als er gleich danach eine Räusper­ pause machte, sah er, daß Kovenagel angekommen war. Er wußte nun, daß es Zeit sei abzubrechen und er faßte sich kurz und brach ab. Nun richteten sich aller Augen auf Kovenagel, denn es hieß er wolle über den Unglauben der Zeit sprechen und über die Macht des Gebets. Er spricht nun ⌐wirklich¬ a. über den Unglauben (oder über irgend ein andres, bessres Thema) ganz kurz. b. Dagegen hilft das Gebet. Das Gebet kann alles, ist der große Wunderthäter. Geschichte von Klopstock (Messiade). Geschichte von Luther der für ⌐sich¬ seinen Freund (welchen?) von Gott erbetete. Dann von der Wi armen Wittwe mit den zehn Thalern. Das |ist das Haupt⌐bei¬spiel. „Da habt ihr die Macht des Gebets. Nun giebt es welche (nicht hier) die sagen daß ist Zufall und andre sagen das ist Gebetserhörung; ⌐so sagen wir.¬ Andre s­ agen: es ist Zufall. Solche „andre“ hat es immer gegeben und von ihnen red ich nicht. Aber in dieser unsrer Zeit giebt es welche, vor denen ich euch warne, solche die sagen: Gebetserhörung ist es nicht und Zufall ist es auch nicht, es geht alles klipp und klar mit natürlichen Dingen zu. Seht, diese neunmal Klugen erklären alles mit der Wissenschaft und sagen: das ist direkte Seeleneinwirkung. Als die Frau betete, da ging es wie ein elektrischer Strom von ihr aus, erst so in gerader Linie und dann um die Ecke und dann wieder |um eine und dann über einen Hausflur und ⌐einen¬ Corridor und ruhte nicht eher als bis er (der Strom) des reichen Mannes Herz traf. Und das da gab es ihm einen Tic. Oder es kam ihm auch alles wie eine Traumvision. O meine Lieben. Wenn Ihr ­betet ⌐wir¬ beten, dann steigt es grad auf und dringt an Gottes Ohr; aber wie denkt sich solch Gelehrter ein Gebet? der Strom wird auf gleich im Anfang abgefangen und statt auf der ewigen großen Himmelsleiter zu Gott und seinen Engeln aufzusteigen und sein Wunder vorzubereiten, geht er wie auf einem Leitungsdraht ab links ab und giebt einen Tic wie eine | Hôtelklingel. Es giebt einen Fernsprecher, meine Freunde, wie’s keinen zweiten giebt und dieser Fernsprecher heißt das ­Gebet. Aber ein Draht und Telephon-Gebet giebt es nicht. Das ist alles Menschenwerk und ­Menschenhochmuth und ist viel schlimmer als der Zufall. ⌐Als der Zufall,¬ der i­ mmer war und so zu sagen eine historische Berechtigung hat. Ja, meine Lieben, den Zufall

[SBB, St 59, 115] [Keitel 1968, 43] [NFA 24, 271–272] [HFA 1V, 780] [HFA 2I/7, 413]

[SBB, St 59, 116] [Keitel 1968, 43] [NFA 24, 272] [HFA 1V, 780] [HFA 2I/7, 413–414]

[SBB, St 59, 117] [Keitel 1968, 43] [NFA 24, 272] [HFA 1V, 781] [HFA 2I/7, 414]

[SBB, St 59, 118] [­Keitel 1968, 43–44] [NFA 24, 272–273] [HFA 1V, 781] [HFA 2 I/7, 414]

[SBB, St 59, 119] [Keitel 1968, 44] [NFA 24, 273] [HFA 1V, 781–782] [HFA 2I/7, 414–415]

212 |

[SBB, St 59, 120r] [Keitel 1968, 44] [NFA 24, 273] [HFA 1V, 782] [HFA 2I/7, 415]

[SBB, St 59, 121r] [Keitel 1968, 44] [NFA 24, 273–274] [HFA 1V, 782] [HFA 2I/7, 415]

[SBB, St 59, 122r] [Keitel 1968, 44] [NFA 24, 274] [HFA 1V, 782–783] [HFA 2I/7, 415–416]

[SBB, St 59, 123] [Keitel 1968, 44] [NFA 24, 274] [HFA 1V, 783] [HFA 2I/7, 416]

[SBB, St 59, 124] [Keitel 1968, 44] [NFA 24, 274] [HFA 1V, 783] [HFA 2I/7, 416]

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

könnt ich lieben, er ist wie ein Naturkind, wie ein Bauerskind, aber diese Klugheits und Wissenschafts=Erklärung, die kommt aus der großen Stadt, die kommt aus Babel und ist ein Teufelskind. Denn der Hochmuth ist der Verführer und der Gelehrten-Hochmuth, der dem lieben Gott überall in die Karte kucken will, der ist der ­schlimmste.“ Bald danach schloß er. Der Geistliche von einem andren Dorf sagte noch einiges Verbindliche über Kovenagel und wie erhoben er sich fühle und sie gewiß alle auch und daß er ihnen ans Herz lege: wohl zu thun und mitzutheilen vergesset nicht  in der Nähe der Stadt Salonichi solle eine kleine protestantische Kirche gebaut werden und er wisse, daß jeder dafür ein Scherflein habe. Dann folgte Gesang unddie Schaaren lösten sich und zogen auf verschiedenen Wegen ihren Dörfern zu. Voran marschirten die Alten und die Ehepaare und einige von den Schärfsten. Die gingen still oder summte sangen ein geistlich Lied. Die Letzten aber gingen in Gruppen und kicherten und als es dunkelte und ein Gehölz kam, gingen sie zwischen den Birkenbüschen und der Zug löste sich auf.

1165

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7. Kapitel. Die Honoratiorenschaft ging auf das Herrenhaus zu, um hier den Abend zu verbringen. Es war General Trebiatinski, der Maler aus der Stadt, die beiden Leutnants, Graf Attingshaus, Rittmeister Rudenz, ein paar Geistliche, und Justizrath Neigebauer und ein Doktor aus der Stadt. Die Letztren waren die Hechte im Karpfenteich und gesammelt immer da nach dem Satze, den mal Herr v. Gerlach zum Grafen Voß gesagt hatte: „­Lieber Graf Voß warum laden Sie immer blos Uhden, Westphalen und den und den ein? Warum nicht Vincke, Waldeck, Virchow (?) Was Uhden sagt, weiß ich lang. Ich hörte viel lieber einmal was Waldeck sagt.“ Ueberhaupt war Herr |v. Gerlach ihr Ideal, denn sie war eine kluge Frau und konnte sich momentan völlig frei machen und das Tollste mit einer Art grausigem Vergnügen mit anhören. Dies ist nun das Kapitel, wo die verschiedenen Gespräche geführt werden, in denen die Fortschrittler mehr oder weniger excelliren.     Danach muß dann wieder ein Kapitel kommen, daß das Storchsche Ehepaar schildert, im Gespräch über die beiden Töchter, über Dagobert und über die Zukunftspläne. Er ist ängstlicher denn je, sie sichrer denn je. Er macht Andeutungen, daß dies alles seine Mittel übersteigt. „Du siehst alles als eine glückliche Kapitals-Anlage an; aber ich sehe nicht, daß die Zinsen kommen und wenn sie zu lange ausbleiben, so umschließt das Gefahren.“

1175

Storch von Adebar. Zwei Nebenfiguren. Eine sagt immer. „Er hat den Pfiff nicht weg“ oder „auf den Pfiff kommt es an.“ Und der andre: „Wenn man nur das Herz auf dem rechten Fleck hat, alles andre ist Schwindel.“

1195

Storch v. Adebar. Lieutnant v. Vierzehnheiligen.  Entweder ein ganz Alter von 70, oder ein Bleichen­ wang. Archembauld L’Homme de Bonneville.

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Storch von Adebar 1205

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Storch v. Adebar.

Der Gegenpart von Storch ist ein vornehmer liberaler Adliger, ein Mann wie ­Bennigsen, aber heitrer, humoristischer, überhaupt drüber stehend. Dieser „Bennig­ sen“ lebt entweder auf einem Nachbargut, oder als Militair oder höherer Beamter a. D. in einer benachbarten kleinen Stadt. In dieser kleinen Stadt lebt auch ein demokratisch-fortschrittlicher Justiz-­ Commissar, gescheidter, witziger Kerl, der in den Gesprächen mit Storch (der oft geschäftlich mit ihm zu thun hat) immer enorm freiweg spricht. „Der Herr | Baron werden verzeihn, aber mir stellt sich die Sache so dar …“ Und nun kommt was Furchtbares; immer Schwadronshiebe. Der alte Storch hat dies gern. Er lächelt dann und wird sich, diesem heitren Durchgänger ⌐gegenüber,¬ all der Vornehmheit bewußt, die in seiner „Reservirtheit“ und Nüchternheit liegt. Sie, die „Störchin“, spricht von Amerikanismus und verhält sich kühn und ab­ lehnend. Darauf antwortet dann „Bennigsen“. „Meine Gnädigste, Sie unterhalten eigne Vorstellungen über Amerikanismus. Z. B. über amerikanische Damen. Kennen Sie amerikanische Damen. „Nein. Glücklicherweise nein.“ Nun dann lassen Sie sich sagen, daß die Feinheit unsrer Hundetürkei sich sonderbar daneben ausnimmt. Nun beginnt er eine äußere Schilderung. „Das sind äußerliche Dinge.“ „Freilich. Aber nun lassen Sie uns zu den innerlichen übergehn.“ Nun schildert er: Pyramiden, Griechenland, trip round the globe, Paris, alle ­Sprachen, Literaturen etc. „Auch das sind äußerliche Dinge.“ „Ah, ich verstehe. Nun dann etc. Und nun schildert er Chapel-Life, ihr Interesse für kirchliche Dinge etc. „Und jede ist in ihren clergyman verliebt“ unterbrach lachend der Justizcommissar. Storch von Adebar

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| 213

Der Justizrath oder Rechtsanwalt „.. Glauben Sie doch nicht meine Gnädigste, daß es irgend einem Bürgerlichen einfällt einem Altadligen seinen Stolz zu bestreiten, seine Freude zu mißgönnen. Von diesem Gefühle ist so wenig in ⌐im¬ des Bürgerstandes Herzen zu finden, daß derselbe umgekehrt mißtrauisch gegen diejenigen ist, die sich ⌐als¬ erhaben über Adelsvorur­ theile geriren. Der Adel soll nicht blos sein Adelsgefühl haben, er soll s auch sein Adelsvorurtheil haben, es kleidet ihn, aber |er soll es innerhalb bestimmter Grenzen haben und nicht die Stellung des Bürgerstandes verkennen. Das geschieht aber täglich. Der Adel und namentlich der Klein=Adel hat keine Ahnung davon, daß seit etwa 100 Jahren etwas in der Welt herangereift ist, was man den Gentleman, nennt und was z­ wischen allen denen die diesen Namen führen eine Gleichheit schafft, eine Gleichheit die in auf gleichartiger Bildung (Wissen) und Gesinnung ⌐gesellschaftlicher¬ Form beruht und demselben Anstands und Ehrengesetz gehorcht. Wollens Sie’s ins Preußische übersetzen, so heißt es die Einführung des Reserve-Offiziers in den Offizierstand. ⌐Da liegt es.¬ Es fällt

[SBB, St 59, 125] [­Keitel 1968, 44–45] [NFA 24, 274–275] [HFA 1V, 783] [HFA 2 I/7, 416]

[SBB, St 59, 126] [Keitel 1968, 45] [NFA 24, 275] [HFA 1V, 783–784] [HFA 2I/7, 416–417]

[SBB, St 59, 127] [Keitel 1968, 45] [NFA 24, 275–276] [HFA 1V, 784] [HFA 2I/7, 417]

[SBB, St 59, 128] [Keitel 1968, 45] [NFA 24, 276] [HFA 1V, 784–785] [HFA 2I/7, 417–418] (1) (2)

214 |

i. Familien- und Gesellschaftsromane

keinem jungen Referendarius oder Architekten oder Ingenieur Müller ein sich den Dohnas und Dönhofs als ebenbürtig an die Seite stellen und morgen um eine Comtesse Dönhof anhalten zu wollen, aber an Ehre, Gesinnung und Satisfaktionsfähigkeit ist er dem ältesten Dohna durchaus gleich. [SBB, St 59, 129] [Keitel 1968, 45] [NFA 24, 276] [HFA 1V, 785] [HFA 2I/7, 418] [SBB, St 59, 130ra und rb, Zeitungsausschnitte]

Gesprächsthemata der Frommen etc. zur Zeit des Missionsfestes.

1255

Storch von Adebar

| 215 [SBB, St 59, 131ra, Zeitungsausschnitt] [Keitel 1968, 65–66] [NFA 24, 880–881] [HFA 1V, 1048–1049]

216 | [SBB, St 59, 132a und b, Zeitungsausschnitte] [Keitel 1968, 66–68] [NFA 24, 881–884] [HFA 1V, 1049–1053]

i. Familien- und Gesellschaftsromane

1260

Storch von Adebar

| 217 [SBB, St 59, 133a, Zeitungsausschnitt]

218 |

[SBB, St 59, 134a, Zeitungsblatt] [Keitel 1968, 69–73] [NFA 24, 885–892] [HFA 1V, 1054–1061] [HFA 2I/7, 730–736]

Zu Storch v. Adebar Namentlich die Stelle von der Insel Molokai.

i. Familien- und Gesellschaftsromane

Storch von Adebar

| 219

220 |

i. Familien- und Gesellschaftsromane 1265

Storch von Adebar

| 221

[SBB, St 59, 135] [Keitel 1968, 45] [NFA 24, 276] [HFA 1V, 785] [HFA 2I/7, 418] [SBB, St 59, 136] [­Keitel 1968, 45–46] [NFA 24, 276] [HFA 1 V, 785] [HFA 2I/7, 418]

[SBB, St 59, 137r] [Keitel 1968, 46] [NFA 24, 276–277] [HFA 1V, 785–786] [HFA 2I/7, 418–419]

[SBB, St 59, 138] [Keitel 1968, 46] [NFA 24, 277] [HFA 1V, 786] [HFA 2I/7, 419]

[SBB, St 59, 139] [Keitel 1968, 46] [NFA 24, 277] [HFA 1V, 786] [HFA 2I/7, 419]

[SBB, St 59, 140] [Keitel 1968, 46] [NFA 24, 277] [HFA 1V, 786] [HFA 2I/7, 419] | [SBB, St 59, 141] [Keitel 1968, 46] [NFA 24, 277–278] [HFA 1V, 786–787] [HFA 2I/7, 419–420]

222 |

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

Die Frommen im Hause der Frau v. Storch. Storch v. Adebar

„… und die Sittlichkeit ist denn doch immer noch ein Faktor der mitspricht.“     „.. Er predigt das unverfälschte Wort Gottes. Das ist wahr, denn seine Predigt stellt er aus Bibelsprüchen zusammen ..“ „Er schiebt aber doch auch Eignes hinzu.“ „Ja. Aber er hütet sich ⌐klugerweise¬ das unverfälschte Wort Gottes mit irgend etwas aus sich selbst zu legiren oder amalgamiren. Alles was er sagt ist so richtig und unschuldig, daß seine ⌐es¬ es gleicht dem Predigten wie dem Häcksel gleicht darin die goldnen Sprüche liegen. Hier Spruch, hier Schulze, – er mischt nichts und führt eine getrennte Wirthschaft. „.. Es sind das Velleitäten die kommen und gehn.“ „Wir werden ihn culbutiren.“ „.. Er ist von den Halben, von denen der Apostel sagt (die Stelle von lau u. flau). Ich finde diese Leute degoutant, ich hasse sie. Sie sagen: die Wahrheit liegt in der M ­ itte. Nein, die Wahrheit liegt immer am Flügel, wie. Rechts Himmel, links Hölle, rechts Wahrheit, links Lüge, rechts schwarz, links weiß – in der Mitte liegt das Grau, das gar nichts ist ..“

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Storch v. Adebar

Die Versammlung der Frommen d. h. ihre offizielle Sitzung darf nicht beschrieben werden. Es wird nur beschrieben 1. ihr Eintreffen, was aber alles in Kürze geht. Dann 2. Ebenfalls in Kürze (in dem darauf folgenden Kapitel) was alles zur Verhandlung kam und nun sehen wir alle 3. nach dem „Liebesmahl“ wieder. Sie sitzen in Gruppen im Gartensalon, in den Zimmern daneben, in den Lauben des Gartens und promeniren zum Theil in Park u. Garten. Alle diese Gruppen unterhalten sich und besprechen und beleuchten die Vorkommnisse der Sitzung.

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Storch von Adebar

Die Gichtelianer. Frau v. Storch interessirt sich für diese Sekte. Der Rechtsanwalt. | Der Rechtsanwalt, fortschrittlich, atheistisch, witzig. Hat einen kleinen „Verdruß“ (ist aber sonst von Mittelfigur) und trägt eine goldne Brille. Er ist der Mann des Paradoxen, der Ungeheuerlichkeiten. Einer seiner Lieblingssätze ist: „Die Vorstellungen die wir von den sogenannten historischen Menschen unterhalten, sind alle falsch. Es fängt gleich damit, an, daß eine Menge von ihnen gar nicht existirten. Dann kommen die Nero, Tiberius, Caligula und ebenso die Menschenfreunde. Aber auch ganze historische Stände werden davon betroffen. Ich glaube, man kann sagen: die Groß=Inquisitoren vertreten einen historischen Stand, einen Stand in der Geschichte. Nun hinter jedem brennt ein Scheiter­ haufen. Und wie waren sie? Ich habe ganz gemüthliche Leute ⌐darunter¬ gekannt.

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Storch von Adebar 1310

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Aber X, was soll das heißen! Ich meine, als ⌐zu der Zeit, als ich¬ mich mit ihnen beschäftigte. Da war z. B der u. der etc etc. In diesem Stil spricht er immer. Storch v. Adebar

[SBB, St 59, 142] [Keitel 1968, 46] [NFA 24, 278, 892] [HFA 1V, 787] [HFA 2I/7, 420]

Storch von Adebar

[SBB, St 59, 143] [­Keitel 1968, 46–47] [NFA 24, 278] [HFA 1 V, 787] [HFA 2I/7, 420]

Oder in einer andern Novelle. Der ⌐demokratische¬ Justizcommissarius und Rechtsanwalt, der unter andern keine Handschuhe trägt. „Ich trage auch keine, meine Gnädigste. Aber was sind Handschuhe? Man sagt: sie seien nöthig wie die Stiefel und Schuh u. Stiefel. Unsinn Die Hand ist nicht der zweite Fuß sondern das zweite Gesicht. Man spricht mit den Händen. Haben Sie schon je gehört, daß man mit den Füßen spricht? Es ⌐giebt¬ allerdings auch eine Fußsprache, aber davon kann in diesem Hause gar nicht die Rede sein. Eine ziemlich bedeutende Figur ist auch der fortschrittliche Rechtsanwalt, vielleicht auch ein dito Doktor. Dieser Rechtsanwalt ⌐(oder Doktor)¬ wird auch dann und wann mit zu den Gesellschaften gezogen, wenn sich’s darum handelt, auch die Gegenpartei für irgend ­etwas Frommes im Kreise, das nebenher thatsächlich einem guten Zweck dient, zu ­interessiren. Daran reiht sich dann immer ein Souper und hier ist nun der Rechts­ anwalt immer extravagant mit Bewußtsein. „Ist man fein (selbst wenn mans sein kann, was bei mir in Frage steht) so ärgern sie sich, weil sie denken, man will was aus sich machen. Man kann nur durch Kühnheiten imponiren etc. Dahin gehört nun daß er das Wort „sinnlich“ immer als letzten Trumpf und ­höchstes Anerkennungsmaß ausspricht. „Eine schöne Frau, klug, tapfer und durchaus sinnlich.“ „Aber alles auf sinnlicher Wahrnehmung.“ Luther: ein Mann der Ideen und von einer strotzenden Sinnlichkeit.“

Storch von Adebar.

1340

1345

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„Man muß ihn an die Wand drücken, muß ihn culbutiren.“ Der Justizrath. „Ich bin auch ein Feinschmecker. Z. B. in Soda.⌐=Wasser.¬ Selterwasser. Sie glauben nicht, wie viel Nuancen es hier giebt, wie Champagner-Firmen. (Oben an steht die Natur) Man kann sagen, es herrscht auch hier ein Anciennitäts=Prinzip, ein Aristokratismus, eine Bedeutsamkeit der alten Familien. Obenan steht Mutter ­Natur, dann Struve=Soltmann, dann erst folgt der Rest. Den Schluß macht der kleine Badearzt-Apotheker, den man den Hôtel Apotheker nennen kann. Es ist als ob er die Kohlensäure ⌐blos¬ neben das Wasser sperre, so wie Sie die Flasche geöffnet haben, ist die Brunnen-Nixe weg und der bloße Brunnen bleibt übrig. Ich meine die Pumpe.

[SBB, St 59, 144] [Keitel 1968, 47] [NFA 24, 278–279] [HFA 1V, 787–788] [HFA 2I/7, 420–421]

(1) (2)

224 | [SBB, St 59, 145] [Keitel 1968, 47] [NFA 24, 279] [HFA 1V, 788] [HFA 2I/7, 421] (1) (2)

[SBB, St 59, 146] [Keitel 1968, 47] [NFA 24, 279, 893] [HFA 1V, 788–789] [HFA 2I/7, 421–422]

(1) (2)

(1) (2)

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

Storch von Adebar.

Eine der Gesellschaftsputen. Und er (einer der Geistlichen, der gesprochen) hat ein solches je ne sais quoi, ­solche Einfachheit und solch Pathos. Der Rechtsanwalt. Ja, meine Gnädigste, das hat er, und auch ich fühle mich ihm zeitweis unterworfen. er hat dies Pathos und doch ist er weniger Patholog als Peripatetiker. Aber achten Sie darauf auf die Art seines Pathos, es ist ⌐aber es berührt mich mitunter¬ pathologisch, und anstatt einfach pathetisch zu sein ist er Peripathetiker. Ich finde nur daß er ein schönes Pathos hat. Das hat er, aber wo wenn sich das Pathetische ins S zugleich wie das Synthetische wirkt, verletzt es das aesthetische Gesetz. Ich entsinne mich nicht, |je durch Pastor O .. verletzt worden zu sein. Ich noch ebensowenig. Ich sprach nur einen allgemeinen Satz aus und wollte eine Gefahr andeuten, ein periculum in mora. Zuletzt meine Gnädigste kann niemand über seinen Schatten springen, auch Pastor O … nicht, und wir sind gebunden durch die Natur im Allgemeinen und durch unsre Natur im Besondren. Und so hat es immer zwei Parteien gegeben und wird es ed ewig gegeben und während die Habsüchtigen Mehrheitsmenschen sich ewig für die Quadrate der beiden Katheten entscheiden werden, wird der Einheitsmensch immer dem Quadrat der Hypothenuse den Vorzug geben. Das ist so alt wie die Welt ist und ist tief in unsrer menschlichen Natur begründet. Auch dies verdanken wir den unsrer Frau Eva. Ah, Sie dürfen nicht so ungalant sprechen. „Ich bin ein Freund des Plato der Damen aber ein größrer der Wahrheit.“ Und er küßte ihr verbindlichst die Hand.

[SBB, St 59, 147] [Keitel 1968, 47] [NFA 24, 280] [HFA 1V, 789] [HFA 2I/7, 422]

7. Das Dachsgraben. Danach die Abendgesellschafft an der die bürgerl. Elemente theilnehmen. Uebermüthige Unterhaltung.

[SBB, St 59, 148] [Keitel 1968, 48] [NFA 24, 280] [HFA 1V, 789] [HFA 2I/7, 422]

8. Goneril und Regan. Die Haltung der Töchter und Schwiegersöhne die blos viel Geld brauchen.

[SBB, St 59, 149] [Keitel 1968, 48] [NFA 24, 280] [HFA 1V, 789] [HFA 2I/7, 422]

9. Erste Verlegenheiten. Kündigungen. Er wendet sich an Attinghaus. Der hilft auch, stellt aber Bedingungen oder macht wenigstens Vorstellungen. Große Scene zwischen Storch und Attinghaus, worin sich beide von ihrer liebenswürdigsten Seite zeigen.

[SBB, St 59, 150] [Keitel 1968, 48] [NFA 24, 280] [HFA 1V, 789] [HFA 2I/7, 422]

10. Rücktritt des Königs. Umschwung. Es darf dies aber erst Anno 65 oder 67 spielen.

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Storch von Adebar 1390

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11. Dagoberts Verlobung. Die politischen, kirchlichen und häuslichen Schreckensnachrichten treffen fast zu gleicher Zeit bei Storchs ein. Entsetzen über die Verlobung. Scene zwischen Storch und Störchin. Scene zwischen ihr und dem Geistlichen. Vielleicht auch zwischen ihr und Attinghaus.

[SBB, St 59, 151] [Keitel 1968, 48] [NFA 24, 280] [HFA 1V, 790] [HFA 2I/7, 423]

Storch v. Attingh Adebar.

[SBB, St 59, 152] [Keitel 1968, 48] [NFA 24, 281] [HFA 1V, 790] [HFA 2I/7, 423]

12. Dagoberts Verlobung wird nicht acceptirt. Kein Zureden hilft. Der Krieg bricht aus. Dagobert fällt. Drei Monate später wird der Erbe geboren. Eindruck davon auf Storch und Storchin; sie bleibt unerschüttert.

[SBB, St 59, 153] [Keitel 1968, 48] [NFA 24, 281] [HFA 1V, 790] [HFA 2I/7, 423]

13. Der Bankrutt. Attinghaus. Es giebt nur ein Mittel: Aussöhnung mit der Schwiegertochter. Sie ­willigt schließlich darin. Rebecca kommt und das Kind.

[SBB, St 59, 154] [Keitel 1968, 48] [NFA 24, 281] [HFA 1V, 791] [HFA 2I/7, 424]

14. Es klärt sich alles wieder. Aber nur anscheinend. Im Herzen doch Demüthigung, Mißstimmung, Bitterkeit.

[SBB, St 59, 155] [Keitel 1968, 48] [NFA 24, 281] [HFA 1V, 791] [HFA 2I/7, 424]

15. Tod der Baronin. Vorher Scenen mit Attinghaus, Neigebauer und dem Pastor.

[SBB, St 59, 156] [Keitel 1968, 49] [NFA 24, 282] [HFA 1V, 791] [HFA 2I/7, 424]

16. Storch athmet auf. Es läßt sich alles gut an. Idyll. Von den Töchtern ist nicht die Rede mehr. Attinghaus kommt oft. Storch besinnt sich wieder auf sich selbst. Er beschäftigt sich wieder nach seiner Neigung und wird leidlich liberal in Politik u. Kirche. Nachdem die Trebiatinski todt ist, ⌐(der Sohn, der letzte Sproß, vielleicht auch todt)¬ erholt sich der Alte wieder, wird wieder Numismatiker, putzt Münzen und freut sich der Schwiegertochter. „Weißt Du denn, daß die Schwiegermama danach auch eine Semitin war?“ Attinghaus ist dabei zugegen. Dies macht einen großen Eindruck auf Storch, aber einen heitren, erst ist er verwirrt, dann lacht er, beim Piquet hat er mit Attinghaus ein Gespräch darüber.

[SBB, St 59, 157] [Keitel 1968, 49] [NFA 24, 282] [HFA 1V, 791] [HFA 2I/7, 424]

Attinghaus. Gespräch mit Rudenz oder einem andern. Er bekennt sich persönlich zu sehr aristokratischen Anschauungen als Dagobert sich mit Rebecca verlobt hat u. die Mutter außer sich ist. Aber fährt er fort: „Ich wäre vielleicht eigensinniger, unerbittlicher; ich glaub es nicht, aber es ist möglich. Nur eins ist unmöglich. Ich würde nie glauben, daß das Heil der Welt an diesen Dingen hängt. Ich bin aristokratisch, aber ich bin mir bewußt es zu meinem persönlichen Behagen zu sein, außerdem glaub ich auch ehrlich an den Nutzen davon für die Gesammtheit. Aber das sind doch alles ganz irdische Erwägungen und wenn das gestört u. durchbrochen wird, so kann mir das höchst unangenehm sein, aber für den großen Weltenlauf ist es gleichgültig. Und nun sehen Sie diese Frau an: sie glaubt, daß die Welt aus den Fugen geht und träumt vom Welt-Untergang.

[SBB, St 59, 158] [Keitel 1968, 49] [NFA 24, 282] [HFA 1V, 791] [HFA 2I/7, 424]

226 |

[SBB, St 59, 159] [Keitel 1968, 49] [NFA 24, 282–283] [HFA 1V, 791–792] [HFA 2I/7, 424–425]

[SBB, St 59, 160] [Keitel 1968, 49] [NFA 24, 283] [HFA 1V, 792] [HFA 2I/7, 425] [SBB, St 59, 161] [Keitel 1968, 49] [NFA 24, 283, 893] [HFA 1V, 792] [HFA 2I/7, 425]

[SBB, St 59, 163] [Keitel 1968, 49] [NFA 24, 283] [HFA 1V, 792] [HFA 2I/7, 425] [SBB, St 59, 164] [­Keitel 1968, 49–50] [NFA 24, 283, 893–894] [HFA 1V, 792–793] [HFA 2I/7, 425–426]

(1)

(2) [SBB, St 59, 165] [Keitel 1968, 50] [NFA 24, 284] [HFA 1V, 793] [HFA 2I/7, 426]

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

Er wird nun wieder ganz fidèl und glücklich und die Tage seiner Jugend kehren ihm wieder. Er liebt die Schwiegertochter. Und so geht |alles gut. Aber ein böses Prinzip war da: der Generallieutnant z. D. v. Trebiatinski, Mitglied vieler Vereine u. Johanniter-Ritter. Dieser besucht ihn, bestimmt ihn und der 30 jäh­ rige Einfluß der Frau kehrt wieder. Als er zurück kam, war er wie umgewandelt. Aber es fiel nicht schwer sich darin zu finden, denn er hatte auch den Keim einer tödtlichen Krankheit mit heimgebracht. (Diese Krankheit muß vorher angedeutet sein; sie war nur eine Zeit lang bekämpft.) Er war ablehnend, absprechend, spitzig und in seinen Fieberanfällen zeigte sich was es war. Er sprach mal liberal ⌐und human,¬, aber dann kam der Trebiatinskische Katechismus wieder zum Vorschein. Er wurde gepflegt. Und so starb er. Die Trebiatinskis bleiben bis Mitte des vorigen Jahrhunderts in Italien, dann erst nach Polen und erst 1794 zu Preußen. – In der ersten Einführung heißt es: eine phönizisch=italische Familie, woran sich dann allerhand Plaudereien knüpfen. „Ich kenne christlich=germanisch ⌐oder anglo=normännisch¬, aber phönizisch-italisch ist mir neu.“ 17. General-Lieutnant z. D. Trebia v. Trebiatinski. Storch v. Adebar. Er bleibt immer noch unter dem Einfluß seiner frühren Anschauungen und ­seiner ­Familie, andrerseits unter dem Einfluß der liebenswürdigen jüdischen Schwieger­ tochter, die er liebt. Er sucht zwischen beiden zu vermitteln und schreibt immer, ⌐­wobei ihm der Pastor helfen muß,¬ Vermittlungs-Brochüren. Darüber wird er ­zuletzt verrückt und stirbt.     18. Storch als Confusionarius. Heute so morgen so.

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Storch von Adebar

Zum Schluß muß es darauf hinauslaufen, daß der alte gute Kerl in eine Art von i­ mbeciler Confusion verfällt, so daß er in einer einzigen Viertelstunde drei verschiedne ­ Dinge thut oder Beschlüsse faßt: eines stock=conservativ, das zweite jüdisch=aufgeklärt ⌐in Rücksicht auf die Schwiegertochter, die er gern hat.¬ und keck freisinnig, und dann wieder rationalistische Mittelpartei. Daran geht er denn zu Grunde, bis ein Schlaganfall ihn erst halb, dann ganz erlöst. Seine Frau bleibt stock=reaktionair und rückt ihn immer wieder zurecht, aber doch auch klug und unter Nie=Preisgebung nächster Vortheile. Diese beständige Controlle der ­Gnädigen ruinirt ihn völlig. ⌐ist schon todt.¬ 19. Storchs Tod und Begräbniß. Attinghaus Gespräch über ihn.

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Storch von Adebar

| 227 [SBB, St 59, 166ra, Zeitungsausschnitt] [Keitel 1968, 74] [NFA 24, 894] [HFA 1 V, 1062] [HFA 2I/7, 737–738]

1470

Storch v. Adebar steigt in die Gruft seiner Väter.

[SBB, St 59, 166r]

Gut Storch von Adebar.

[SBB, St 59, 167r] [Keitel 1968, 74–75] [NFA 24, 894–895] [HFA 1V, 1062–1064] [HFA 2I/7, 738–739] [SBB, St 59, 167ra, Zeitungsausschnitt]

228 | [SBB, St 59, 167r]

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

Die von Adebar. ⌐Ahasverus Lothar v. Amelunxen.¬ Caspar ⌐Joachim¬ v. Adebar Scholastica v. Adebar. (Schola) Hildegarde v. Adebar. (Hilde) Rainer v. Adebar.

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Ludolf. Busso ⌐Ludolf u. Gebhard.¬ Johann George von Adebar und Johann Sigismund v. A.

[SBB, St 59, 168] [Keitel 1968, 50] [NFA 24, 284] [HFA 1V, 793] [HFA 2I/7, 426–427]

[SBB, St 59, 169] [Keitel 1968, 50] [NFA 24, 284] [HFA 1V, 793–794] [HFA 2I/7, 426]

Storch v. Adebar.

Das Schlußkapitel muß dieselbe Scenerie haben, wie das Einleitungskapitel: die ­ irche, die vielen Wagen, die Kutscher, die offne Kirchenthür. Aber es ist nicht Ende K Juni, sondern Mitte November und der Schnee stäubt leise (federt) in der Luft. Storch erhält seine Parentation und wird zu seinen Vätern begraben. Auf der Rückfahrt dann wieder das ⌐ein¬ Gespräch, das wieder Graf Attinghaus und Rittmeister v. Rudenz von den Spinat=Husaren führt. Darin giebt A. nochmals eine milde, gütig freundliche Charakteristik des alten Storch. Derselbe der zum Schluss den Brief schreibt, hat schon vorher, auf einem Heimweg, ein Gespräch. Das läuft dann ohngefähr so: Er ist ⌐au fond¬ nicht schlimmer als wir und wir wollen ihm den Vortritt des Agio (?) gönnen, daß er nun etwas besser ist. Er ist christlich, oder will es sein, das ist keine Schande, und er ist habsüchtig und selbstsüchtig, das sind wir auch. Er ist uns also aufs Einzelne hin angesehn, in ⌐seiner¬ einen Hälfte gleich und in seiner andren über­legen. Aber daß er die beiden Hälften zusammenthut, daß er aus Oel und Wasser was herstellen will ⌐(anders)¬ was sich ohne das rechte Bindeglied nicht herstellen läßt, daraus mach ich ihm einen Vorwurf Alles ist halb, unklar, confuse und wirkt heuchlerisch ohne daß er ein Heuchler ist. Er ist von Natur ein ehrlicher Mann.

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Eleonore [TFA N 13, 2] [NFA 24, 231] [HFA 1V, 735] [HFA 2I/7, 342] [TFA N 13, 3] [NFA 24, 232, 845] [HFA 1 V, 736] [HFA 2I/7, 342–343]

1. Brief. Eleonore an Pastor H. Beglückte Anzeige. Hörnerklang. Halkett. Revue. Zurückkommen auf den Hauptpunkt. Martins Charakterskizze. Der erste Brief. Sie macht ihm hochbeglückt die Anzeige und knüpft Hoffnungen für die Zukunft daran. ⌐Siehe das vorliegende Convolut, dessen Inhalt im Wesentlichen zu brauchen ist.¬ Ich unterbrach mich ⌐hier¬, denn Militair=Musik rief mich an das Fenster. Und ich erinnerte mich nun erst daß wir heute Waterloo=Tag haben. Alle Bataillone rückten aus  der alte Halkett an der Spitze (Hier die Jahrgänge 55 und 65 der † Ztg nachsehn und danach die Schilderung geben.) ⌐Der alte Halkett grüßte herauf, herzlich,

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und ich sah, daß es nicht blos ein Gruß sondern auch eine Beglückwünschung sein sollte.¬ Unser König nimmt die Parade ab: Sie er liebt es, um den Glauben aufrecht zu erhalten (vielleicht vor sich selbst) daß er sehen könne. Ich muß immer alles gegenwärtig haben, was ich dem Hofe schuldig bin, um nicht in Unmuth über dieses Spiel zu verfallen. Und dann frag ich mich wieder: sind wir nicht alle blind und wollen die Welt glauben machen, daß wir sehen können! Und ich rufe dann Gott an, daß er mich vor Verblendung bewahre und vor allem davor, |nur scheinen zu wollen. Ein Festessen in der … Halle wird wie gewöhnlich den Tag beschließen und das vierzigmal Gesagte wird noch einmal gesagt werden. Der alte Halkett ist ein Held aber kein Redner Die Besten sind Helden aber keine Redner und wenn ich den alten Halkett auf dem den Wogen seiner Rede ⌐rudern¬ sehe, so wirkt ⌐ist¬ es, als rudre er geschäh es mit einer Hand. So merk’ ich, daß ihm die Linke fehlt. Ich schriebe dies vielleicht nicht, wenn ich nicht überhaupt gegensätzlich gegen diese ⌐festliche Begehung dieser¬ militärischen Festtage Schlachtentage stünde. Und Ein paar Jahre lang sei es; aber so bis ins Unendliche hinein! Es widerstreitet unsrer Lehre und ist eine Huldigung, die oder doch ein Anerkenntniß, daß ⌐das¬ wir nachträglich der katholischen Kirche darbringen. Die Feier der Heiligen haben wir abgeschafft und die Feier großer Schlachtenspiele setzen wir an ihre Stelle. Es stellt unser Leben auf etwas Falsches und was es unsrem Leben von Diesseitigem zulegt, das |nimmt es dem Jetzigen Jenseitigen. Es nationalisirt (?) uns, aber es entchristlicht entkirchlicht uns und auch die kirchlichen Feiern mit denen wir es begleiten, ändert nichts daran. Die Kirche statt zu herrschen tritt in den Dienst. Und das darf sie nicht. Diesen Gedanken durchzusetzen, daran setz ich mein Leben. Und dieser Gedanke führt mich noch einmal auf das zurück, weshalb ich Ihnen, mein väterlicher Freund, schrieb. Alles was in mir ist, dank ich Ihnen; es ist Saat, die Sie gesät. Und was ich mein Werk nenne, das ist noch das Ihre. Kräftigen Sie mich durch Ihr Wort, unterstützen Sie mich in meinen Plänen. Ich bedarf dessen mehr als Sie wissen können, denn über das was Martin fehlt, hab ich immer nur in Andeutungen zu Ihnen sprechen können. Zu Sie wissen daß ich ihn liebe, Sie wissen welchen Widerstand ich zu brechen hatte: ihn mir zu erringen meinen Willen durchzusetzen. Hof, Familie, mitunter ein von fernher |klingender Ruf meines eignen Herzens waren dagegen. Er ⌐Sie¬ wissen, daß ich siegreich war, aus Liebe, vielleicht auch aus Willen. Und gesegnet sei der Tag, wo Sie, mein theuerster Freund, unsre Hände in einander legten. Aber Eins fehlt ihm: Energie. Er ist weich, schwach, unenergisch. Er hat hundert Tugenden und ist mir an schöner Menschlichkeit überlegen aber etwas Lasches zieht sich durch sein Wesen, ein Hang die Dinge gehen zu lassen und nie hätt’ er sich selber dahin gestellt, wo er jetzt steht. Und im Vertrauen, er soll höher hinauf. Ich werde die Verhältnisse zwingen und durch die Macht der Verhältnisse schließlich auch ihn. Denn seine Bescheidenheit Demuth , die nichts als ⌐wenn ich offen sprechen darf,¬ doch immer mehr, noch in Bequemlichkeit als in Bescheidenheit wurzelt, wird mir bei jeder neuen Etappe dieselben

|[TFA N 13, 4] [NFA 24, 232] [HFA 1V, 736–737] [HFA 2I/7, 343]

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|[TFA N 13, 5] [NFA 24, 232–233] [HFA 1 V, 737] [HFA 2I/7, 343–344] (1) (2)

[TFA N 13, 6] [NFA 24, 233] [HFA 1V, 737–738] [HFA 2I/7, 344]

(1) (2)

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[TFA N 13, 7] [NFA 24, 234] [HFA 1V, 738] [HFA 2I/7, 345]

[TFA N 13, 8] [NFA 24, 234] [HFA 1V, 738] [HFA 2I/7, 345] |[TFA N 13, 8a]

[TFA N 13, 9] [NFA 24, 234, 846] [HFA 1V, 738–739] [HFA 2I/7, 345]

[TFA N 13, 10] [NFA 24, 234–235] [HFA 1V, 739] [HFA 2I/7, 346]

(1) (2)

[TFA N 13, 11] [NFA 24, 235] [HFA 1V, 739–740] [HFA 2I/7, 346–347]

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

Schwierigkeiten machen. Er bedarf eines beständigen Sporns. Lassen Sie es, wenn Sie ihm schreiben, nicht daran fehlen. Er bet bedarf eines Sporns. Und er liebt Sie und gehorcht gern Ihren Worten. Und nun Lebwohl. Ach, daß Sie wüßten welche Sehnsucht ich inmitten all meines Glücks nach Ihrem stillen Haidedorfe habe. In einer Sammlung las ich neulich ein Lied: (Storm, Abseits oder ein andres.) Da mußt’ ich Ihrer gedenken. In herzlicher Dankbarkeit  Ihre Eleonore. 2. Brief. Pastor H. an El. Beglückwünschung. Anknüpfung an den Waterloo-Tag. Zurückkommen auf ­Martin. Warnt vor zu sanguinischen Hoffnungen. (Siehe das einliegende Blatt mit der Ueberschrift Grundakkord.) Grundakkord in seinen Briefen. |Sie (Leonore) ist ganz ⌐durchgängerisch, ganz¬ Leidenschaft. ist. Sie glaubt nur Gott, dem Himmel, dem Ewigen zu dienen und sie dient nur sich und der Weltlichkeit und Eitelkeit. Dies klingt in den Briefen des Alten ⌐immer¬ durch. Sie hat es, gegentheiligen Versicherungen zum Trotz, nicht gelernt, auf Glanz u. Schein zu verzichten. ⌐Hauptsache.¬ Sie muß die Tochter aus einem sehr vornehmen gräflichen Hause sein, das aber plötzlich verarmte; nun heirathete sie einen Assessor, der mit Rücksicht auf ihre ­Familie geadelt wurde. 2. Er schreibt. Er gratulirt. Warnt vor zu sanguinischen Hoffnungen. In die Hand des Einzelnen ist wenig gelegt. Nicht auf dem Wege der Verwaltung der Gesetzgebung ist dem beizukommen, sondern es bedarf der Erweckung, der Gottesmänner, der Vorbereitung der Gemüther, derAckerung des Feldes. ⌐gut. An den Schluß.¬ Aber diese seh ich nicht. Das Feld liegt brach und nur Unkraut wächst ⌐„Aber ich bin alt und das Alter ist hoffnungsloser als es recht ist.“ Das etwas ausführen.¬ Das muß umgestürzt werden, der Pflug muß drüber hingehn und es stürzen und dann müssen die kommen, die neue Saat einstreun. ⌐(Vielleicht erst später)¬ Aber dieser Pflug fehlt noch. Es fehlen die Prüfungen, die den Boden willig und bereit machen. Der zweite Brief. Er schließt sich in seinem Gange an den ersten Brief an. Also 1. Beglückwünschung  2. Anknüpfung an den Waterloo=Tag. Ich kann Dir darin nicht zustimmen. Und hättest Du den unsren gesehn, so dächtest Du günstiger. Nun Schilderung. ­Kirche. Veteranen. Denkmünzen. Nach dem Marmordenkmal, wo Dein Großoheim zusammengebrochen liegt. Und dann zogen wir hinaus. Es fiel auf einen Sonntag (ist richtig) Haidekraut in hohen Büschen und dazwischen die Ginsterbüsche ⌐Stachel¬Ginster und das Besenkraut mit gelben Blumen und langen Ruthen und dahinter dehnte sich das Torfmoor ⌐Moor¬, ⌐endlos¬ mit seinen Torfpyramiden, die wie dunkle Lagerzelte das weite Moor überdeckten. Und am Horizonte graue schwere Wolkenmassen, aber hoch über uns die Sonne. Die Kinder lagerten sich und sangen Lieder. Und mit eins trat unsre Klassen=Erste vor, des Bauern Möllhausen jüngste Tochter, und fragte mich: ob sie was deklamiren dürfe. |Ich fragte  was? Und sie gab mir ein Buch „Waterloo“ von einem Dichter Scherenberg aus dem Preußischen drüben. Und ich entsann mich

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wohl von ihm gehört zu haben. Und so sagt’ ich ja. Und so stellte sich das halb­wachsne Mädchen in den Kreis, ein jüngstes Enkelkind aus Katten und Cheruskertagen, blauäugig, groß, mit langen blonden Zöpfen. Und Anfangs zitterte ihre Stimme  als aber alles näher rückte und die Jungens, als wär es in der Kirche, die Hände zu falten anfingen und dann die Alten auch, da verlor sich ihre Herzensbangigkeit und und das flachsblonde Haar leuchtete um den Kopf des Kindes Es ist ein langes Gedicht  aber sie hatte blos eine Stelle gewählt wo die hannöversche Garde angreift. …….. …….. Und als sie nun schwieg, da war mir auch sonderbar ums Herz geworden und ich trat an das Kind heran und streichelte ihr das Haar und gab ihr einen Kuß auf die Stirn. Es war ein schöner Tag, Ellen, und wenn wir ⌐an¬ irgend eines Heiligen abgesetzt ⌐Stelle¬ |diesen Tag gesetzt haben, so haben wir recht gethan. Es muß das alles nur in rechtem Geiste geschehn. Der re bloße Waffenlärm ist mir verhaßt und auch dadurch, daß ein Tedeum gesungen wird, wird eine unheilige gottlose Sache nicht in eine gottwohlgefällige verkehrt. Darin hast Du Recht. Aber solche ­Feier, wie sie dieser 18te alljährlich heraufführt, das ist kein Schlachtentag  das ist ein Prinzipien=Tag, wo Gut und Böse, göttliche Weltordnung und Menschenübermuth einander gegenüberstanden. Ein Dämon, der sich frei gemacht, wurde gebändigt und in Nacht und Einsamkeit zurückgeworfen. Eine Welt stand auf dem Spiel, die Frage Gott oder Mensch wurde an diesem Tage entschieden und keines Heiligen Märtyrerschaft hat der Welt so viel bedeutet, wie dieser Tag. Ich habe mich hinreißen lassen; halt’ es meinen hohen Jahren und einer schönen Rückerinnerung zu gut. Ich soll an Martin schreiben und ich will es. Seit Tagen such ich nach dem rechten Wort. Aber erwarte von diesem | Schreiben nicht mehr als ich geben (?) kann. Offen gestanden auch nicht mehr als ich geben will. Denn ich theile Deine Auffassung von Martins Charakter nicht. Er ist anders als Du ihn schilderst, und gerade das, was Du an ihm vermißt, ⌐beklagst,¬ das hat er vor Dir voraus. Er hat ein volleres Vertrauen in die Fügungen Gottes und glaubt seinem Gotte am besten zu dienen, daß er auf seinen Ruf wartet. Er hat Und was Du geneigt bist eine falsche Demuth zu nennen, das ist weder überhaupt keine Demuth, weder eine falsche noch eine richtige, das ist jene stille, abwartende Klugheit, die immer bei den Frommen ist. Laß ihn. Er wird immer das Rechte wählen. Daß er Dich so liebt, ist sein Glück und – seine Gefahr. Denn er wird nachgiebiger gegen Dich sein, als er sollte. Meine theure Ellen  gebrauche die Macht richtig, die Du über ihn hast. Sein und Dein Glück hängt daran. Und vieles andres noch. Denn das Amt, das ihm jetzt gegeben, ist ein eingreifsches (?) und greift wie kein andres in Leben und Gewissen. Sehen wir Dich in diesen Sommertagen noch hier? Die Haide steht in Blüthe und die Bienen schwärmen. Unser Haus und unsre Herzen sind immer offen, wenn Du kommst. H. 4. Brief. H. an El. Er lenkt mit superiorer Ruhe u. Heiterkeit ein. Erinnerung an die Scene im Park. Winter. Teich. Nun sag: wie soll es sein? Auf dem Wege der Verwaltung ist diesen

[TFA N 13, 12] [NFA 24, 235–236] [HFA 1V, 740] [HFA 2I/7, 347] (1) (2)

[TFA N 13, 13] [NFA 24, 236] [HFA 1V, 740–741] [HFA 2I/7, 347–348]

[TFA N 13, 14] [NFA 24, 236–237] [HFA 1V, 741] [HFA 2I/7, 348]

232 |

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

Sachen schwer beizukommen. Dazu bedarf es der Erweckung. (Hier lieber das Blatt aus Brief 2. verwenden.) Indeß ich mag irren; ich werde alt. Laß hören. Gieb Dein Programm. [SBB, St 18]

[DLA, A: Fontane 56.550/58] [NFA 24, 844–845] [HFA 2I/7, 703]

Eleonore. (Material u. Entwurf.) Diese Blätter bilden ein gut Theil Inhalt des 5. Briefes Der Roman spielt von 1852 oder so ⌐54¬ bis 1858 oder 60. König Wilhelm und die neue Aera machen der Sache ein Ende. Es ist nun ganz unerläßlich, daß ich Bücher lese, am besten Briefe, Memoiren, Biographieen etc. etc. die die 50 er Jahre behandeln, vor allem Hof= und Adelsgeschichten. ⌐Ich muß in diesen Adels=, Ministerial= und Hofgeschichten ganz sicher sein, sonst fehlt es an dem richtigen Stoff die Briefe zu füllen. Zugleich muß ich die religiöse Bewegung kennen.¬ Ernst August, der blinde Kronprinz, Minister Borris, Minister Detmold (der Witzige) Windthorst, Stüve, Bennigsen, Graf Münster, Graf Bernstorff. Der alte Halkett. ⌐Die Busche’s, die Wedells, die Grote’s. Graf Alten.¬ Die junge Königin (Marie), Frl. v. d. Busche, Lützburg, Nordernei

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Erreicht! [SBB, St 16, 11] [SBB, St 16, 12]

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[SBB, St 16, 13]

[SBB, St 16, 14]

Erreicht! Ein Roman ohne Romantik. Erreicht! 1883. Ein Roman ohne Romantik. Vorrede. Den Titel schuld’ ich Rellstab („1812“) den Inhalt einem Zeitungs-Jahrgang und so hab’ ich ⌐denn¬ zwiefach Ursach um die Nachsicht meiner Leser u. Kritiker zu bitten. Und doch ist es der ⌐ein¬ Versuch der Sache von einer neuen Seite her bei⌐zu¬kommen eine Nachsicht die die dem Buche gern gewähren werden, die herauszufühlen Lust haben, daß es doch ein Versuch ist die Sache etc Th. F. Es ist nicht nöthig, daß ich 83 nehme, jedes letzte Jahr ist gleich gut. Nehme ich 83 so würde ich folgende Themata haben.   1. H. Marons Tod. (Heimkehr vom Begräbniß. Seine Geschichte. S. mein eingekl: Zettel)   2. Gambettas Tod.   3. Chanzys Tod. Skobeleffs Tod (vielleicht früher schon.)   4. Das große Künstlerfest bei Kronprinzens.   5. Prinz Wilhelm und Frau.   6. Der Sommer irgendwo.   7. Artikel aus „La nouvelle Revue.“ Wer hat sie geschrieben.   8. Ausstellung draußen |im Polytechnikum.

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Koegels-Hof Nummer drei

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  9. Hochzeit bei W. Gentz. 10. Romberg u. Frau. Bankrutt. 11. Dubois-Reymond über Goethe. 12.  Dubois-Reymond über Darwin und die Freiheit der Forschung (Artikel aus der Kreuz-Ztg) 13. Hopfens Gedichte. 14. Wildenbruchs Karolinger oder Opfer um Opfer 15. J. Wolffs Sülfmeister. 16. Prozeß Dickhoff (S. den Artikel von Horwitz) 17. Paraden. Jagden. Fremdländische Besuche. 18. Gründung eines großen Familienblatts Die ⌐beiden¬ Hauptfiguren sind ein Ehepaar, er 36 sie 30, die mit einem kleinen Vermögen nach Berlin kommen und beschließen va banque zu spielen. Sie erreichen es auch; er wird endlich Agent, Betriebs-Direktor und juristischer Beirath für ein großes Familien-Journal und es schließt mit dem nächsten Sylvester, wo er einen Ball giebt und am Schluß ein Gespräch mit ihr hat. „Erreicht.“ Vorher suchen beide hin und her und wollen bald dies bald das.

[SBB, St 16, 15]

Koegels-Hof Nummer drei

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Koegels-Hof Nummer drei.

[GSA, 96/728, 1] [­Reuter 1966, 1131] [NFA 24, 218]

Koegels=Hof Nummer drei. Expropriirt. (Enteignet.) Roßstraße 13. Roßstraße 13 wohnte der Klempnermeister Medewitz. Er war ein Mann wie ­andre mehr, hatte gedient, den badischen Feldzug mitgemacht und war bei drei Mobil­ machungen immer wieder eingezogen worden. In der Zeit, die zwischen Kuppenheim und Bronzell lag hatte er geheirathet ⌐und¬ in einer glücklichen Ehe zwar keine ­Kinder, aber ein kleines Vermögen Haus erzielt, das in dessen Keller er ein einträgliches Gewerbe betrieb. Er war |ein guter Wirth, schraubte keinen in die Höh und nahm Familien mit Kindern ins Haus, Vor­ züge neben denen die Schwäche verschwand „daß er nichts machen ließ.“ „Vors Elegante bin ich nich“. Wer elegant wohnen wollte, gut, es war seine Sache. Mit andern Worten: Medewitz hielt das Geld fest. Er war nicht geizig, nicht hartherzig, aber er hielt das Geld fest und wollte reich werden. Und wenn er dann reich war, wollte seiner Frau den Rheinfall bei Schaffhausen zeigen – den er 1849 gesehen hatte und woran er krampfhaft festhielt – und in seinem Testament wollte er eine BürgerversorgungsAnstalt stiften: „Medewitz Stiftung“. Auf Beides freute er sich ungemein und auf die „Stiftung“, die er in Goldbuchstaben vor sich sah, so sehr, daß es ihm den Gedanken an den Tod versüßte. Ja, er hatte eitle Augenblicke, wo er sich darauf freute.

[GSA, 96/728, 2] [Reuter 1966, 1131] [NFA 24, 218] [HFA 2 I/7, 373]

(1) (2) [GSA, 96/728, 3r] [Reuter 1966, 1131] [NFA 24, 218–219] [HFA 2I/7, 373–374]

234 | [GSA, 96/728, 4r] [Reuter 1966, 1131– 1132] [NFA 24, 219, 839] [HFA 2I/7, 374]

[GSA, 96/728, 5] [­Reuter 1966, 1132] [NFA 24, 219–220] [HFA 2I/7, 374–375] [GSA, 96/728, 5ar]

[GSA, 96/728, 6ar] [Reuter 1966, 1132] [NFA 24, 219–220] [HFA 2I/7, 374–375]

[GSA 96/728, 5ar marg.]

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

Alles ließ sich gut an und er hatte schon eine sehr hübsche Summe oder wie er sich ausdrückte „Souterrain und Küche“, denn er liebte die Fremdwörter, beisammen, als die Krach=Zeit kam. Er verlor erst in Spaniern, dann in Italienern und gehörte schließlich zu denen, die noch gerade mit einem blauen Auge davon kamen. Er fand sich auch drin, war er doch erst funfzig, aber sein Verlangen  es zu was zu bringen, war doch gestiegen seitdem und er zersann sich, wie’s zu machen sei. Denn die ­Miether konnten es nicht machen; es war nur ein dreifenstriges Haus mit drei Etagen und diese dreimal drei Fenster konnten es nicht zwingen. Das Geld liegt auf der Straße. Courszettel. Zeitungslesen; aufpassen; Abends beim Bier darüber sprechen. Er machte Pläne, Entwürfe. Aber er verwarf alles wieder. Dabei immer ein fleißiger Arbeiter. ⌐! Dies hervorheben¬ Eines Vormittags kommt nun ein Herr: Das Terrain wird gebraucht etc. Koegels=Hof Nummer drei. 1. Der Unbekannte kommt. Wird nicht wieder gesehn. Dennoch große Wirkung. 2. Kauft Buch. Gesetzesparagraphen. Vor allem Beispiele. Crosby-Hall. Richard III. Betrachtung über Poesie u. Stück. 3. Historisches Haus. Bischof v. Lebus. Kosake gefallen. Erztafel. 4. Es hilft aber nichts. Er liest, er rechnet, er plant. Er vernachlässigt. 5. Wieder Gespräch mit |seiner Frau. Man muß es machen wie in der Lotterie. Ein Loos kann nicht gewinnen. Ich werde Stellen kaufen, kleine Stellen, aber doch so, daß man immer die Hand drin hat. 6. Nun berechnet er, wo „durchgeschlagen“ werden muß. 7. Epidemie. Kögels Hof ist Schuld hieß es allgemein. 8. Es muß aufgeräumt werden. Expropriation. Er freut sich. Denn noch ist es ­Privatsache. Da nimmt es die Stadt in die Hand. Und nun ist es vorbei. Er wird von seiner Höhe gestürzt. Versuche, daß Koegels Hof nicht Schuld sei, sondern die Panke. Diese möge man zuschütten, aber mehr sei nicht geboten. Wolle man mehr thun, so sei das ein Plus, ein Luxus, für den man aufkommen müsse. Er |nimmt einen Winckel-Advokaten. Es wird abgeschätzt und niedergerissen. Er ist jetzt In Schöneberg ist ein Mann. Er hat immer einen Plan vor, an dem er forscht. Er rechnet sich ein Vermögen heraus. Alle Monat kommt seine Frau und bezahlt den Betrag. Aber von dem Kapital. Denn die Zinsen bestreiten nur gerade ihren LebensUnterhalt. Er wartet noch immer auf den ersten Mann. Dann wäre alles gut geworden.

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Vereinsamt [SBB, St 48, 20]

Vereinsamt. Freunde besuchen Krugs Garten. Heitre Gesellschaft; junge Leute. Sie finden daselbst gemeinhin ein ältres Paar, er 60, sie wenig jünger. Beide stattlich, schlank, vornehm; noch beinah schön. Aber immer allein. Mitunter begegnen sie diesem Paar auch in den Gängen des Thiergartens. Immer allein. Einer der Freunde spricht darüber. Der andre nimmt den Faden auf, kennt die Geschichte dieses Paares und erzählt sie.

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Wir halten zusammen

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Die Geschichte muß nun das stille Rächer= und Strafamt zeigen, das die öffentliche Meinung, das Gewissen der Gesellschaft übt. Diese Leute waren reich, vornehm, unabhängig, | klug und feingebildet, – sie sind es alles noch, aber sie sind vereinsamt, weil sie allmälig von allen Guten in den Bann gethan wurden und weil das Schlechte, Gemeine, Rohe, zu dem sie sich hätten flüchten können, zu tief unter ihnen ⌐ihnen¬ steht. Das erste ist, das allmälige Hinopfern eines liebenswürdigen Kindes, das der Mutter aus Laune oder Eitelkeit mißfällt. Es ist eine Tochter; das Kind stirbt im 12. ­Jahre. Es wird ohne Strafe, ohne harte Worte, einfach durch Zurücksetzung, Kränkung, ⌐Einschüchterung, Aengstigung¬ ironischen Ton langsam getödtet. Das kleine Herz bricht ihm. Sterbend sagt es zum Arzt: „Doktor, ich sterbe gern; aber sage es nicht der Mutter.“ Daran reihen sich nun durch abermals 15 Jahre ähnliche Vorgänge. Nichts von Unthat, von Verbrechen, von landläufigem Laster; alles geschieht still, wohlanständig; aber still werden Existenzen ruinirt. Es ist eine Eisluft um beide Leute, die mit ihrer Wintersonne Fremden genügt, aber alles Nächststehende, auf Liebe angewiesene ­tödtet. Endlich fällt die Welt, als sie dies klar erkannt hat, erbarmungslos von ihnen ab und sie haben nichts als sich, ja jeder einzelne von ihnen hat nur sich selbst.

[SBB, St 48, 21]

Wir halten zusammen

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Wir halten zusammen. Wir halten zusammen. Hugo, Lais und Esmeralda lebten zusammen, drei Geschwister alle drei um die dreißig herum. Hugo war der älteste. ⌐er war Geometer; und spielte alle Instrumente. Esmeralda sang und dichtete Lais malte und bossirte in ⌐Thon u.¬ Wachs; Esmeralda sang und dichtete. Sie hieß das Kind. Hugo war der älteste.¬ Sie hatten in einer billigen Gegend eine große Wohnung mit einem Balkon ⌐und einem Blick¬ über Gärten weg. Hier saßen sie Abends  Esmeralda sang Hugo begleitete. Er spielte alle Instrumente. Sie hatten auch eine Mutter. „Mütterchen, Mütterchen“ hieß es den ganzen Tag. Sie war wie der Kegel in der Quadrille, ⌐und nahm¬ eine Art Ehrenstell und Sonderstellung ein; aber den Reigen führten doch die Kinder. Sie schwenkten links und schwenkten rechts. Grand chaine und Chaine | anglaise. Aber immer drückten sie sich die Hand und jeder Händedruck drückte aus: nicht wahr, wir halten zusammen. Um die Zeit als ich sie kennen lernte, waren sie schon nicht jung mehr, so gegen dreißig, ein bischen mehr, ein bischen weniger und s jeder hatte schon was erlebt, auch zwei, dreimal was erlebt. Aber es ging draußen in der Welt nicht. Die Welt, die Welt! Sie hatten das Haus. Das war mehr. Hugo war etc. Nun Springpunkte seines Lebens. Dann Lais, dann Esmeralda. All dies ⌐aus der¬ Vergangenheit. Dann ⌐meine¬ Erlebnisse u. Begegnungen mit i­hnen. Alle Verhältnisse lösen sich wieder. Sie gehen wieder ins Haus. „Wir halten zu­sammen.“ Immer die Wendung, wenn sie in neue Verhältnisse eintreten: „es war kein rechter Zusammenhang“. „Ich vermißte den Zusammenhang der Dinge u. Menschen.“ „Es lief alles neben einander her, es fehlte der geschlossene Tanz.“ etc. Leichtlebig, leichtsinnig, ohne Liebe, ohne Haß, ohne Glaube, ohne Hoffnung, ohne Hochmuth ohne Demuth, ohne Vermögen ohne Kümmerniß, ohne Reiselust

[SBB, St 33, 14] [SBB, St 33, 15] [NFA 24, 209] [HFA 1V, 713] [HFA 2I/7, 318]

[SBB, St 33, 16] [NFA 24, 209, 835] [HFA 1 V, 713] [HFA 2I/7, 318–319]

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i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

ohne Kunstlust. Immer Dilettiren, immer Zeitvertreib, immer Spiel, immer Nichtigkeit, immer hohle Freude, immer Familien-Cultus. [SBB, St 33, 17] [NFA 24, 210, 835] [HFA 1V, 714] [HFA 2I/7, 319]

[SBB, St 33, 18] [NFA 24, 210] [HFA 1V, 714] [HFA 2I/7, 319–320]

[SBB, St 33, 19] [NFA 24, 210] [HFA 1V, 714] [HFA 2I/7, 320]

(1) (2)

Diese Erzählung darf nur kurz werden, höchstens 1 bis 1½ Druckbogen. Alles nur andeuten. Hauptsache ist: Charakterzeichnung seichter, oberflächlicher, spielerischer in Täuschungen befangner, von dem Ernst des Lebens nie berührter Naturen; dagegen muß ich mich hüten in humoristische Details einzutreten, wodurch, bei der Hohlheit u. Niedrigkeit des Ganzen, nur eine gewisse Ordinairheit zu Tage treten würde. Diese paßt aber nicht in das Ganze, das in gewissem Sinne anmuthig, fast begehrenswert wirken soll, bis man sich besinnt und sagt: wie hohl, wie verwerflich!. Deshalb ist der 2. Bogen (Skizze über „Mütterchen“) nicht zu brauchen, namentlich ihre Kuppelei nicht. Nachdem die vorgängigen Lebensereignisse erzählt sind, fährt der Erzähler fort. Die Ich habe Eingangs auch Mütterchen genannt. Und sie mit dem Kegel ver­ glichen. Das trifft zu. Denn wiewohl sie sich verhältnißmäßig passiv verhielt, Mütterchen war doch eigentlich die Hauptsache und auch eigentlich die intressanteste Figur. Sie war eine Majorswittwe von allerbürgerlichstem Namen. und vereinigte alle Tugenden ihres Standes und Geschlechts in sich. Sie war Königin Pomare und Waschfrau je nach Bedürfniß, sie las die Königin Elisabeth und versetzte die silbernen Löffel, fand jeden nett, lachte über alles und buk arme Ritter mit Virtuosität. Sie konnte a­ lles. Ihr Eigentlichstes war aber Partieen=machen. |Nun brauch ich wohl nicht erst zu s­ agen, daß sie dies nicht gröblich betrieb. Ihre Kunst bestand vielmehr darin unter der Maske der größten Gleichgültigkeit dagegen Paare zusammenbringen. Sie hatte ein merkwürdiges Geschick in rechtzeitigem Zimmerverlassen und namentlich auch in Abfassung der Wendung mit der sie das Zimmer verließ. In manchen Situationen sagte sie: „ich muß euch einen Augenblick allein lassen“, in andern Situationen sagte sie „ich muß in die Stadt; achtet darauf ⌐vergiß nicht¬ achte, wenn es klingelt; die Fenster aufzumachen, wenn es dunkel wird. Ich komme vor Dunkelwerden nicht zurück. Sie versicherte, daß sie jeden ungern hergäbe. „Wir halten zusammen.“

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Die Gundershausen [SBB, St 24, 3] [SBB, St 24, 4]

Roman No 4 oder 5.

Kommt also wohl nicht mehr dran! Roman Die Gundershausen oder Die Gundermanns oder Die Griesingers (Drei oder viersylbiger Familienname)

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Johann der muntre Seifensieder 10

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oder klug und dumm. oder wer ist klug. All dies paßt noch nicht, ist noch ungeschickt und giebt nur ungefähr Inhalt und Richtung. Es sind 6 Söhne, drei sogenannte Dumme und drei Kluge. Schließlich wird aus den Dummen mehr als aus den Klugen. Tendenz: die Nichtigkeit ⌐mindestens Gleichgültigkeit¬ unsres gegenwärtigen Lernens. Das, worauf es ankommt, steckt ganz wo anders.

Johann der muntre Seifensieder

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Johann der muntre Seifensieder. Johann der muntre Seifensieder. Wissen Sie denn, gnädigste Frau, daß Johann der muntre Seifensieder eigentlich gar kein Seifensieder war. Er läuft nur so aus Versehn durch ⌐unsre¬ Literatur und Leben und war eigentlich ein ganz andrer. Sie sehen mich ungläubig an aber es ist so, dieser Seifensieder stammt aus dem Französischen, hi war im Original ein Sablonnier und müßte ein Zinngießer sein aber Lichtwer oder Pfeffel haben ein schlechtes Lexikon gehabt oder gar keins und so haben wir den Seifensieder. Aber es ist ein Glück daß es so ist, Seifensieder ist viel komischer es kriegt dadurch was Burleskes und jedenfalls ist es ein Glück, daß wir diesen Seifensieder haben, er ist ein Literaturschatz, ein Lebensschatz ein Weisheitsschatz, er ist die Zukunft |und die Erlösung. Von dem Augenblick an wo wir statt der jetzigen Menschen lauter Seifensieder natürlich alle von dem Stempel dieses gesegneten ⌐„muntren¬ Johann“ haben werden, – von dem Augenblick an ist die soziale Frage gelöst, die Sozialdemokratie macht die Bude zu und das goldene Zeitalter beginnt. Es wird wohl noch eine Weile dauern, aber es muß kommen. Es giebt einen Satz jeder gesunde Gedanke ringe sich zur Wirklichkeit durch; wenn das wahr ist (und es ist wahr) so muß es kommen. Woran wir laboriren daß das ist das, daß dem gesunden Gedanken ein kranker gegenübersteht, der vorläufig noch die Oberhand behauptet ja schroffer denn je. Aber in dieser Schroffheit ist schon die Wandlung angezeigt. Allzu scharf macht schartig und ⌐allzu¬ gestrenge Herren regieren nicht lange. Die Sache kippt um. |Es muß kommen. Sie lächeln. ⌐Aber¬ Glauben Sie nicht daß ich Geßner Redivivus sei, glauben Sie noch weniger daß ich zu den aufs Jenseits Wartenden gehöre, die da predigen: „halte aus bei der Schrippe, oben giebt es Mohnstriezel“. Ich bin nicht Idyllist, nicht Idealist, ich bin viel mehr Praktiker als die, die da glauben die wahren Praktiker zu sein und während die andern durch Einbildungen sehn, aus Visionen nicht herauskommen, sehe ich die Wirklichkeiten. Was ich von der Menschheit erhoffe, das heißt nicht Entsagung, sondern Erkenntniß, das heißt nicht Gleichgiltigkeit gegen die Lebensfreude sondern nur Wahrnehmung richtige Beobachtung, Wahrnehmung, wo diese Freuden sind und wo sie nicht sind. Nietzsche hat das Wort „Umwerthung“ erfunden. Ich könnte ihm die Hände dafür küssen. Es muß alles „umgewerthet“ werden und von dem Augenblick an, wo dies geschehen sein wird, wird zwar nicht | das Unglück aus der Welt geschafft sein, aber

[SBB, St 41, 1] [­Krueger 1974, 241] [NFA 24, 1179] [HFA 2 I/7, 515] [SBB, St 41, 2] [­Krueger 1974, 241] [NFA 24, 1179] [HFA 2 I/7, 515]

[SBB, St 41, 3] [­Krueger 1974, 241] [NFA 24, 1179] [HFA 2 I/7, 515–516]

[SBB, St 41, 4] [­Krueger 1974, 242] [NFA 24, 1179] [HFA 2 I/7, 516]

[SBB, St 41, 5] [­Krueger 1974, 242] [NFA 24, 1179–1180] [HFA 2I/7, 516]

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(1) (2) [SBB, St 41, 6] [­Krueger 1974, 242] [NFA 24, 1180] [HFA 2 I/7, 516–517]

[SBB, St 41, 7] [­Krueger 1974, 242–243] [NFA 24, 1180] [HFA 2I/7, 517]

[SBB, St 41, 8] [­Krueger 1974, 243] [NFA 24, 1180] [HFA 2 I/7, 517–518]

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

die Zahl Menge des Glücks, die Zahl der Glücklichen wird unendlich gewachsen sein. Alles läuft darauf hinaus sich von der Vorstellung frei zu machen: Gold sei Glück. Das Umgekehrte gilt. Es heißt der Neid sei an allem Schuld. Aber dieser Neid ist erst das Zweite, ist erst eine Folge. Das Erste ist: die falsche Beurtheilung der Sachlage, der infernal eingewurzelte Glaube: Gold sei Glück. Gold ist alles Mögliche: Macht, Quell von Gutem und Bösem (namentlich Bösem) aber Glück ist es nicht. Vielleicht würde mit dem Erlöschen der Sehnsucht danach auch der ⌐dramatische¬ Reiz des Lebens erlöschen, möglich, aber dieser Reiz ist nicht das Glück. Es würde keine Conquistadoren mehr geben, keine Cortez und Pizarros, keine Lord Clive und Warren Hastings keine Anti=Sclaverei= Lügner Jünger , die nichts vorhaben als die ⌐nackte¬ schwarze Menschheit |in „cotton“ oder „shoddy“ einzuwickeln. Sie sehen mich an und fragen mich, ob an solche Möglichkeiten glaube, ob ich wirkliches Glück gesehn habe ob es ⌐im Kleinen und Alltäglichen¬ eine Daseins­ befriedigung giebt, die man „Glück“ nennen darf. Sie fragen mich ob ich dergleichen mit Augen gesehn habe? Ja, ich habe dergleichen gesehn, oft, vielfach. Alles was wir im Neuen Testament darüber lesen, ist gewißlich wahr. Dies ist seine schönste Seite; sie ist nur falsch ausgenutzt worden, immer unter Hinweis auf den Himmel, wodurch zugestanden wird „das ⌐ärmlich¬ Irdische tauge nicht viel.“ In dieser Interpretation liegt der Fehler. Es muß gezeigt werden, „⌐da߬ das Glück des Kleinen besteht nicht darin, daß in etwas Zukünftigem (daran zu glauben doch manchem schwer wird) besteht, sondern daß er es hat, daß er der Bevorzugte ist oder es wenigstens sein kann daß das Glück des Reichen, und je reicher desto mehr, eine Täuschung ist, und daß nur der |durch Arbeit errungne Tag ein glücklicher Tag ist. „Unser täglich Brot gieb uns heute“, darauf giebt die Erde dem Menschen und seiner Arbeit einen natürlichen Anspruch aber über die Gewähr dieses Anspruchs hinaus hat er nichts zu fordern, und alles Weitre in sich selbst zu suchen. Und wenn er ⌐es¬ richtig sucht, wird er es finden. ⌐Ich war mal in Warnemünde. Sturm war und ein Schiff draußen.¬ Der alte Moller. Rückkehr in seine Kajütenwohnung. Sie standen schon und warteten in Aengsten. Niemand sprach. Aber alle waren erhoben. Die Scene in Krummhübel. Tag über einf draußen die Landstraße geflickt, Lehm, Steine. Von meiner Wohnung nah dem Gasthaus sah ich ihn. Nun war Abend. Höher hinauf im Gebirge, vom Hauptweg abgezweigt, stand ein kleines weißes Haus. Als ich daran vorüberkam, erkannte ich wieder den Mann, der an der Straße gearbeitet hatte. Er saß auf einer Bank, an dem alten Birnbaum hing die Sense, nach dem Stall zu war eine Mistgrube. Darin stand seine ⌐junge¬ Frau, eine schöne Person, von dem feinen Bau den die schlesischen Gebirgsbewohner haben, den rothen Rock geschürzt, das Gesicht von dem rothen Kopftuch eingerahmt. Dabei hantirte sie mit der Forke und belud den |Wagen, schon für den andern Tag. Dann und wann sah sie nach von der Arbeit auf nach dem Haus hinüber, wo der Häusler seinen ⌐2 jährigen¬ Jungen auf sein Knie gestellt hatte, die Hühner pickten im Gras umher und auf ⌐die blanken Blätter¬ den ⌐des¬ Birnbaum⌐s¬ und fielen die letzten Strahlen der Sonne. Man kann sich täuschen über Glück. Aber das war Glück. Ein 3. Beispiel aus der Wissenschafts oder Gelehrten oder Künstlersphäre nehmen.

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The Poppies Queen

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The Poppies Queen The Poppies Queen. [SBB, St 25, 1] [Erler 1982, 4] [HFA 2I/7, 493] [SBB, St 25, 2a, Zeitungsausschnitt] [Erler 1982, 4] [HFA 2 I/7, 764–765]

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The Poppies’ = Queen. 1. Soho Square. Queen Anne. Herbst 1855 oder Sommer 56. Rückkehr der Garden. 2. Mr. Cameron. Chemiker. Puseyist. Substanz (Salicyl) für Bier. Das sucht er, findet’s aber nicht. Er hat das Bild Poppies’ = Queen. 3. Mr. Camerons 16 jährige Tochter. 4. Mr. Camerons älterer Bruder. 62. Farmer. Wesleyaner oder überhaupt Dissenter. Lebt in Schottland bei Inverneß. Original. Heftig, resolut, altmodisch. 5. Captain Cameron. Des Letztren Sohn. Vetter der 16 jährigen Tochter des Chemikers Cameron. Coldstream-Garde. Linken Arm verloren. Muß den Abschied nehmen. Rückkehr von der Krim. Diner beim Onkel. 6. Aunt Martha. Schwester der beiden Camerons. 60 jährig. Wittwe. Ihr Gatte Capitain bei der Roßschen Nordpol-Expedition. Sie erwartet ihn noch. Original. 7. Betsy. Irish Woman. Köchin bei Cameron in Soho Square. Sie giebt mal (in Abwesenheit der Herrschaft) eine Gesellschaft, wo ihre irischen Freunde u. Freundinnen kommen. Etwas angefisselt. Lieder gesungen. Dabei viel erzählt von der verstorbnen Frau und den Brüdern. Erbstück im Hause noch von der vorigen Generation her 8. Ein Abgesandter von Sir Charles Eastlake. Im 1. oder 2. Kapitel. Anfrage wegen des Bildes. Gespräch darüber 9. Mr. Pusey. Puseyiten. Gespräche. 10. Die Tochter erkrankt in Folge einer Erkältung: Gefahr der Schwindsucht von der Mutter her. Italien. Aber keine Mittel. Das Bild. Erinnerung an Sir Charles Eastlake. Verkauf.

[SBB, St 25, 3] [Erler 1982, 5] [HFA 2I/7, 493]

[SBB, St 25, 4] [Erler 1982, 4] [HFA 2I/7, 494]

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[SBB, St 25, 5] [Erler 1982, 5] [HFA 2I/7, 494] [SBB, St 25, 6] [Erler 1982, 5–6] [HFA 2I/7, 494–495]

[SBB, St 25, 7] [Erler 1982, 6] [HFA 2I/7, 495]

[SBB, St 25, 8] [Erler 1982, 6] [HFA 2I/7, 495]

[SBB, St 25, 9] [Erler 1982, 6–7] [HFA 2I/7, 496]

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

11. Es geht besser. Rückfall; schwere Erkrankung. Malaria=Fieber. Mr. Cameron erkennt sein Unrecht. Brief an den Bruder. Aussöhnung. Hochzeit. Eh der Custos von der National-Galery kommt (oder vielleicht statt seiner oder vielleicht auch nach ihm) erscheint ein Bilderhändler u. Antiquar. Diese Figur muß ich näher ausführen und ihn besucht dann Mr. Cameron. Der Bilderhändler und Antiquar, den Professor Cameron besucht, ist ein Original und hat noch Liebhabereien nebenher. So hat er ⌐am Ende der Bilder Zimmer¬ ein Zimmer, ganz mitRealen umstellt und mit Zeitungsblättern gefüllt in das er ⌐in das er bat¬ Mr. Cameron einführen ⌐zu können¬. Ueber der Thür stand Asylum for the Orphans of english Journalism oder vielleicht lieber „Orphans=Asylum“. Mr. Cameron wunderte sich. Als sie eintraten, sah Cameron, daß das Zimmer ganz mit Realen umstellt war  bis hoch unter die Decke und Blätter in den Hunderten von Fächern. Er f­ragte  was das solle und woher Orphans-Asylum es sei doch blos eine Zeitungssammlung. „Ja; aber welcher Art? Zeitungen, die unter gesicherten häuslichen Verhält­nissen geboren werden, die Eltern haben, die finden sie hier nicht, aber solche die von vornherein Waisen sind, fast könnte ich | von Foundling=Hospital sprechen oder auch O ­ bituary drüber schreiben. Denn die Meisten sind schon längst wieder todt. Ich finde mich nicht recht zurecht. Glaubs. Sehen Sie, ⌐mit den¬ Blätter und Journale ist es wie mit den Menschen  manche haben gute reiche Eltern  werden unter guten gesicherten Verhältnissen, diese sind mir gleichgültig. Aber ganz wie im Leben der Menschen die meisten werden arm geboren und sind von Anfang an so gut wie Waisen; es ist möglich daß sie leben bleiben aber höchst unwahrscheinlich. Und sehen Sie, solche finden Sie hier versammelt, die armen, die hungrigen, die kurzlebigen, die asthmatischen, die zu k­ einem vollen Athemzug kommen und bald sterben. Und wenn Ihnen solche neue Blätter in s Haus kommen, wissen Sie das Schicksal im Voraus, so daß es sich verlohnt mit dem Sammeln zu beginnen? Denn an den Gesunden gehen Sie ja, wie Sie sagen, gehen Sie ja vorüber. Sind Sie der |Mann einer sichren Diagnose? Durchaus. Ich sammle seit jetzt 23 ⌐18¬ Jahren, seit der Pariser Februar-Revolu­ tion, von der wir ja auch ein Wellengekräusel hier hatten und in den ganzen 18 Jahren kann ich mich nicht entsinnen mich auch nur ein einziges Mal getäuscht zu haben. Die Meisten haben ein ausgesprochen hippokratisches Gesicht, so daß ich mitunter erstaunt bin, daß sie sich noch bis hierher schleppten, ⌐und beinah¬ eben so zahlreich ist die Zahl der hektischen. Galoppirende Schwindsucht. Wenn ich solch Blatt in die Hand nehme ist mirs als könnt ich den Puls zählen und ich habe Blätter in Händen gehabt, die bis 150 Schläge in der Minute hatten. Am dritten Tag waren sie todt. All diese bilden das Obituary, hier an der Längswand. Das Orphan Asylum sind die die noch leben, oft blos nicht leben und nicht sterben können Sonderbar, daß Sie das so herausfühlen. Ach, da giebt es hundert Kennzeichen ⌐„Nun all das ist Scherz. Aber so viel bleibt doch, Sie haben ein Ahnungsvermögen, was sich halten kann und was nicht.“¬ Nicht Ahnungsvermögen. Es ist sinnliche Wahrnehmung, Wissenschaft, Urtheil. Hunderterlei Kleines und Großes. Ich will nur eines nennen: die Titel der Blätter. Es können Nebenumstände da sein, die die Gewagtheit oder mitunter auch Krankhaftig-

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Rudolf v. Jagorski, Globetrotter

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keit der Titel wieder aufheben, dann ist das Exempel etwas schwieriger. Aber in der Regel liegt alles klipp und klar. Können Sie Beispiele geben? Gewiß. Und Sie können die Blätter sehn. Sehen Sie hier: The Bridge of Sighs ein Blatt zur Restituirung gefallner Mädchen The Caledonian Harp, Organ für die Wiedereinführung gälischer Ortsnamen Friar Tuck or the Nottingham Organ für die Interessen Messenger, British Oaks and british Hearts, Organ für Jedermann  The Anglo-Saxon Organ zur Wiederherstellung der angelsächsischen Sprachformen, The Mouse-Trap Organ zur Bekämpfung von Erpressung und ehrenrühriger Anklage  Stars at night

Rudolf v. Jagorski, Globetrotter Rudolf v. Jagorski, Globetrotter. Les extremes se touchent. Oder: Globetrotter.

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    Gesellschaft im Ausstellungspark. Internationale Ausstellung. Globetrotter sitzt zwischen zwei Philistern ⌐(??)¬ , einem von 70, einem von 30. Der 70 er ist ein Bildersammler, das ist es auch was ihn hieher geführt hat. Der Globetrotter erzählt ihm von Galerieen. Sehn Sie, was man so gewöhnlich sieht, das ist gar nichts. Eine Assunta mehr oder weniger is ganz egal. Oder eigentlich schlimmer man verwechselt sie blos; so die Madonnen auseinanderzuhalten, hören Sie das ist kein Spaß. Jetzt hab ich es aufgegeben. Aber früher. Manche schlaflose Nacht. Als ich von Rom nach Neapel fuhr, waren sie wie hinter mir her. Ich muß aber einräumen, daß ich in Via Tuornaboni eine Flasche Asti getrunken hatte. Wenigstens eine. Der Andre nickt. „Und dann sagt man sich schließlich auch: wozu das alles? Jeder kuckt sich das an, jeder redet drüber, jeder verwechselt |sie, und das hab ich ausgeprobt, wenn man nicht was Besondres auf der Pfanne hat dann kann man einpacken.“ „Ich sage das auch immer. Aber giebt Aber es denn nu so was Apartes?“ „Natürlich giebt es das. Ich sage Ihnen, es giebt überhaupt alles. Glauben Sie doch nicht, daß wir fertig sind; wir fangen erst an. Da ist jetzt der Röntgen, der reine Herz u. Nierenprüfer, aber es geht noch weiter. Gedankenleser, alles kommt noch. Aber das soll ja Schwindel sein. Natürlich. Schwindel ist es auch. Aber etwas Schwindel ist immer ⌐mit¬ dabei. Der alte Blücher soll zu Friedrich Wilh: III gesagt haben: „Majestät, ein bischen ­mogeln, – das is nun schon mal das Beste.“ Und was noch merkwürdiger ist, Fr. W. III. hat genickt. Aber ich verirre mich. Ich wollte Ihnen blos erzählen, daß das mit den gewöhnlichen Galerieen nichts ist. Immer dasselbe. Ob Christus so liegt oder so, ja mein Gott, wer soll das behalten. Ich nicht. Aber da giebt es Galerieen, | daran hat man was. Da war ich mal in Edinburg. Schloß Holy-Rood. Kennen Sie Holy Rood? Nein.

[DLA, A: Fontane 57.1773/1] [NFA 24, 347] [HFA 1V, 874] [HFA 2I/7, 572] [DLA, A: Fontane 57.1773/2] [NFA 24, 347–348] [HFA 1V, 874] [HFA 2I/7, 572]

[DLA, A: Fontane 57.1773/3] [NFA 24, 348] [HFA 1V, 874–875] [HFA 2I/7, 572]

[DLA, A: Fontane 57.1773/4] [NFA 24, 348–349] [HFA 1 V, 875] [HFA 2I/7, 572–573]

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[DLA, A: Fontane 57.1773/5] [NFA 24, 349] [HFA 1V, 875–876] [HFA 2I/7, 573–574]

[DLA, A: Fontane 57.1773/6] [NFA 24, 349–350] [HFA 1V, 876] [HFA 2I/7, 574]

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i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

Nu. Das schadt nichts. Also ein Schloß. David Rizzio der Sänger war da, wurde ermordet, der Blutfleck wird alle Jahr aufgefrischt, weil sonst keiner mehr kommt, jeder will das Sängerblut sehn. Und nun sehn Sie, in diesem Holyrood also, da is auch eine Galerie, man könnte sagen eine National-Galerie. Lauter schottische Könige von Fergus I. an. Aber von dem hab ich ja noch nie gehört. Das glaub ich. Ich auch nicht. Das sind alles Könige, die vor die Entdeckung von Schottland fallen und als sie gemalt werden sollten, sind sie an ⌐in¬ Entreprise ge­ geben und jeder schottische König ist so Mitte des vorigen Jahrhunderts für 7 Shilling gemalt worden. Die allerältesten hab ich mir eingeprägt. Einer sah aus wie ein Neuseeländer, der andre wie Macbeth im letzten Akt. Ich bin für so was Apartes. Nun erhebt sich der Präsident und hält eine Rede. Als sie vorbei ist, sprechen sie über die Rede und über den schönen General mit weißem Haar wie gepudert, der neben dem Präsidenten sitzt. Eine feine Rede. Nun ja. Mit Reden ist es wie mit den Madonnen. Ich bin mehr für solche wie Fergus I., je verrückter, je besser. Aber wer ist der wundervolle General der da neben dem Präsidenten sitzt? „Das ist der General v Winterfeldt.“ Donnerwetter. So sieht er aus. Wie ein ganz feiner Mensch aus’m vorigen Jahrhundert. Stammt er von dem berühmten General ab? „Er wird wohl.“ „Natürlich wird er. Er muß von ihm abstammen. Uebrigens merkwürdig so die Differenz von Sommerfeldt und Winterfeldt. Es giebt auch einen General v. Sommerfeldt. Ganz vorzüglicher Herr. Versteht sich. Warum nicht. Aber doch kein Winterfeldt. Sehen Sie, so ist es in allen Stücken. Warum v Winter, Sommer, jedes gleich gut, aber trotzdem, consequent durchgeführter Unterschied. Und da soll man nicht an Prädestination glauben. Prädestination wenn man es frei über|setzen will, ist doch so viel wie Schicksalslaune. ­Uebrigens (und er beugte sich vor und sprach ganz leise) sagen Sie, wer ist mein Nachbar links. Ich muß mich ein bischen um ihn kümmern. Auf seinem Zettel hab ich gelesen: Crusemann. Das ist ein Versicherungsbeamter, in einer Hagel=Assekuranz. Aber ich glaube, sie machen alles, ⌐Versicherung zur See¬, Feuerbestattung. In Gotha machen sie alles. Danke, danke. Und Ihre Galerie darf ich mir mal ansehn? Vo Ich rechne auf Genre­ stücke. Genre ist immer das Beste. Kegelbahn, Musikanten: Gott, man lebt doch blos einmal ..“ Ein Redner erhob sich um die französischen Gäste leben zu lassen. Wir marschiren getrennt, aber schlagen vereint, Friedensschlachten. Es lebe die Kunst.“ Als sich die Aufregung gelegt hatte, und N. mit seinem linken Nachbar angestoßen hatte sagte er: Ja, die Franzosen. Merkwürdiges Volk. Chauvinistisch, aber fein, immer gute Manier. Es ist wahr, sie sind wie ein Brand eine stete Feuersgefahr in Europa, aber die andern Mächte betreiben das Löschwerk, Preußen Oberbrand­ direktor. Und dann haben wir für alles Versicherungsgesellschaften.

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„Ich verstehe“ sagte Crusemann in voller Gutgelauntheit „Ihr Nachbar hat Ihnen erzählt, daß ich Versicherungsbeamter bin. Ja, das bin ich. Eine traurige Beschäftigung. Man kommt |dahinter daß ¾ aller Menschen aus Spitzbuben besteht. Und da entstehen solche Sätze wie „wer versichert will betrügen“ oder „jedes Feuer is angelegt.“ Und dabei verdirbt man seinen eignen Charakter, man verliert die Liebe zur Menschheit, die doch das Beste bleibt. Gewiß, gewiß. Schade. Und dann die beständige Reiserei. Hagelschlag in Königsberg, Windschaden in Beuthen a. O., Feuer in Gardelegen. Ach, und die Hôtelbetten und der schlechte K ­ affe. Und überall ’ne Mark und an manchen Plätzen auch schon 1 Mark 50. Sehen Sie, reisen war immer meine Lust. Aber reisen u. reisen is en Unterschied. Interlaken, Palermo, Kairo, ja das laß mir gefallen. Aber immer so zwischen Arnswalde und Finsterwalde hin und her .. Ach, glauben Sie nicht, daß das einen großen Unterschied macht. Zwischen Franzburg und San Francisco is kaum ein Unterschied. Ich bitte Sie. Das sagen Sie so. Franzburg kenn ich .. Aber kennen Sie San Francisco. Gott bewahre. Aber darauf kommt es an. Ich kenn es. Erbärmliches Nest. Am Hafen steht eine ungeheure Statue. Wenn die Amerikaner nicht mehr aus noch ein wissen, errichten sie eine Statue, so hoch wie Ihr | Schloß hier. Oder sie setzen einen Eyffelthurm auf den andern, damit sie sagen können: Europa ist besiegt. Und dann diese gräßlichen Chinesen. In San Francisco sind mehr Chinesen als in China. Wenn nicht die Diggings wären und dann und wann ein Mord wär es vor Langerweile gar nicht auszuhalten. Der Andre antwortet. Dies Gespräch setzt sich fort. Der „Bildersammler“ wird schließlich in das Gespräch mit hineingezogen. Der Komiker der Versammlung hielt dann noch eine Rede auf die Damen. Einige lachten, die Meisten waren unruhig und versicherten, das wenigstens schon sechsmal gehört zu haben. Dann erhob man sich um im Freien Kaffe zu trinken. Der Agent war schon engagirt. Aber der Rentier ⌐und¬ „Bildersammler“ schloß sich dem Globetrotter an und sie setzten sich in die Veranda, den Musikpavillon vor sich. Scenerie-Schilderung. Dann gesellt sich Ihnen ein ältlicher, etwas trivial aussehender Herr, der nicht mit zur Gesellschaft gehört hatte, sondern einfach als Nachmittagsconzertbesucher erschienen war. Dieser alte Herr von ungefähr |60 ist der Gärtner Tübbeke aus der Garten­straße. Sie freunden sich an. Baumarten. Die Riesenbäume im Yellowstone Park in Colorado, die Riesenbäume (welche) auf Ceylon. Zuletzt die Orchideen und Lianen. ­ arten in der Lebhaftes Gespräch. Tübbeke ist entzückt und lädt ihn ein, ihn in seinem G Ackerstraße zu besuchen. „Feine Gegend is es nich. Aber ein Mann wie Sie. Sie werden schon sehn, es is doch ganz gut. Mehr will ich nicht sagen.“ *      * * Nun erfolgt der Besuch. Ackerstraße. Haus. Garten. Er ist Wittwer. Hat nur eine Tochter. Karline. Der Rentier und „Bildersammler“ ist auch geladen. Außerdem noch zwei, drei Menschen.

[DLA, A: Fontane 57.1773/7] [NFA 24, 350–351] [HFA 1V, 876–877] [HFA 2I/7, 574–575]

[DLA, A: Fontane 57.1773/8] [NFA 24, 351] [HFA 1V, 877–878] [HFA 2I/7, 575]

[DLA, A: Fontane 57.1773/9] [NFA 24, 351–352] [HFA 1 V, 878] [HFA 2I/7, 575–576]

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i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

Nun Gespräch zwischen dem Globetrotter und Karline, die nur Berlin kennt und Treptow und Stralau und die Nordgegenden der Stadt „wo keiner hinkommt.“ „Da haben wir Buch. O, das is ganz fein. Und auch historisch. Da liegt die Gräfin Ingeheim. Aber eigentlich hieß sie Voß.“ „Ach die Geliebte vom ⌐dicken¬ König.“ „Ja, „es war so was.“ „Ja, hören Sie, da können Sie lachen, daß Sie so was Feines ⌐hier¬ haben.“ | Und Schönhausen u. Krummensee etc. etc. „Aber das kann doch für Sie nichts sein.“ „Ganz im Gegentheil. Und wenn ich mir denke, ich könnte mit Ihnen nach Stralau fahren, das wäre mir lieber wie das ganze Goldne Horn. Nun nach Stralau, das ginge schon. Und weiter. Viel weiter. Bis in einen Hafen. Als er um 10 mit dem Bildersammler nach Hause fuhr, war er verlobt. [DLA, A: Fontane 57.1773/10r] [NFA 24, 352] [HFA 1V, 878–879] [HFA 2I/7, 576–577]

[SBB, St 16, 16] [NFA 24, 314] [HFA 1V, 837] [HFA 2I/7, 459] [SBB, St 16, 17] [NFA 24, 314–315] [HFA 1 V, 837] [HFA 2I/7, 459–460]

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Ganz zuletzt (schon vorher hat sich Jagorski erkundigt: wer ist der famose Herr mit dem weißen Haar, sieht aus wie gepudert, Pastellbild, voriges Jahrhundert, man ­könnte sagen er ist als Bild hier) – ganz zuletzt erhebt sich auch Winterfeld um Jagorski, von dessen Anwesenheit er gehört hat, leben zu lassen. „Es giebt ein berühmtes Lied, wo Napoleon Parade abnimmt über die die in tiefem Norden erstarrt zu Schnee und Eis  Und die in Welschland liegen, wo ihnen die Hy Erde zu heiß und die der Nilschlamm drücket u.s.w.  solche Parade, meine Herren hat er auch abgenommen, nicht in nächtiger Stunde, sondern an hellem Tage. Meine Herren er der den glühenden arabischen Sand kennen gelernt hat unser berühmter Reisender lebe hoch, der Mann aller vier Himmelsgegenden, der Mann der Wüste, der Mann des Nilschlamms, der Mann des Eisfelds. Nochmals hoch. Meine Herren. Ich bitte noch einen Schritt weiter gehn zu dürfen. Was sind Eis­ felder. Ich fasse die Sache weiter, gemeiner. Was sind Eisfelder. Ich gehe weiter, ich ­lasse, Pardon für diese Pluralbildung, ganz allgemein die Winterfelder leben. Das greift weiter. Der General v. Winterfeld lebe hoch.

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Thusnelda Lehmann Thusnelda Lehmann. „Eujeen, Eujeen.“ „Hier, Mutta.“ „Verdammte Kröte, wo bist Du denn?“ „Hier, Mutta.“ „Wo denn?“ „Hier.“ „Na, so’n Aas.“ Und damit brach eine Familien-Unterhaltung ab, ein Gespräch ab das über ein Treppengeländer hin ⌐vom zweiten Stockwerk¬ nach unten in den Hausflur hinein gehalten worden war. Das Haus war natürlich ein Berliner Haus, Krausen­

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Thusnelda Lehman

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straße 24 und zählte nicht gerade haute volée zu seinen Bewohnern, war vielmehr ein Aufbech auf Abbruch dastehendes |Miethshaus, drin ein paar anständige Hand­ werker sonst aber meist arme Leute wohnten und namentlich Zimmervermietherinnen wohnten. Eine solche war es denn auch, gewesen, die mit ihrem auf dem Hausflur spielenden ⌐Jungen,¬ Eugen, eine so vertrauliche Conversation geführt hatte. D ­ iese Conversation drang mit jener Deutlichkeit, die die Berliner Stimmen auszeichnet, nicht blos an des Jungen Ohr, sondern wurde auch von vielen anderen Personen gehört, die grad auf dem Flur beschäftigt waren. Es waren dies außer dem Müllkutscher, Hundefuhrwerkkutscher der gerade mit den Pferden zu thun hatte, |noch die Lemcke, die aus ihrem Grünkramkeller heraufgekommen war und der Korbwaarenfabrikant Hildebrandt, ein großer, ⌐gutmüthig und¬ schmierig aussehender Mann, der eben Körbe aus seinem Keller heraufholte, mit denen er zu Markte fahren wollte. Der eingespannte Hund, der die Zeit nicht abwarten konnte, blaffte wie toll und Hildebrandt sagte zu Eugen der zwischen den Körben stand: „Na, Eujeen, wiste mit?“ Ja Herr Hildebrandt. Aber ich derff ja nich. Mutta hat schon gerufen. Un wenn ich nu nich komme, giebt et wat. Hildebrandt lachte und die Lemcke sagte: Freilich giebt et wat. Und jeder Schlag |der bei Dir vorbeifällt, um den is es Schade. Es waren aber ⌐als die Stimme von oben her rief¬ nicht blos die genannten drei auf dem Hausflur, sondern auch ein Dritter noch, ein junger Mann von 25 in einem kurzen etwas abgetragnen Winterüberzieher und einem ausgedienten Cylinderhut. Die Binde saß aber fest, das Haar glatt und eine goldne Brille die er trug zeigten daß er doch den guten Ständen zugehörte. Er hatte bei dem Zwiegespräch zwischen Mutter und Sohn einen Schreck gekriegt und umkehren wollen, besann sich aber wieder und stieg die Treppe hinauf. Auf dem ersten Absatz nahm er ein Zettelchen aus dem Täschchen vorn am Ueberzieher und las es noch mal durch. Es war ein Zeitungsausschnitt und lautete: Krausenstraße, |24, ⌐Bei zwei Treppen,¬ ist eine möblirte Stube zu vermiethen. Man klingle bei O. Lehmann.“ Er steckte das Zettelchen wieder ein und stieg höher hinauf. Als er zwei Treppen hoch war, war es etwas heller und er sah, daß hier die Chambre garni-Gegend anfing. In der Ecke An zwei Thüren links und rechts war eine Klingel ⌐angebracht¬, beide ganz gleich, Holzgriffe mit krunkligem Draht und der ⌐den¬ Thüren sah man an, daß es Küchenthüren ­waren, zwischen diesen zwei Küchenthüren aber waren die nach vorn hinausgehenden Prunkgemächer dieser zweiten Etage, was die sich durch weißgestrichne Doppelthüren mit kleinen Kucklöchern und einer Visitenkarte drunter auf den ersten Blick als Chambregarni Wohnungen zu erkennen |gaben. Der Fremde mit dem Cylinder und der goldnen Brille hatte die Wahl links oder rechts. „Es wird wohl links sein.“ Und so trat er an die linke Küchenklingel heran und las nun auch auf einem kleinen messingnen Blechschild hinter dem Klingelgriff: „Olga Lehmann, Schneiderin.“ Er hörte wie mit Tellern geklappert wurde, weshalb er statt zu klingeln, nur klopfte, erst leise, dann stärker. Und nun oeffnete sich die Thür und eine

[SBB, St 16, 18] [NFA 24, 315] [HFA 1V, 837– 838] [HFA 2I/7, 460]

(1) (2) [SBB, St 16, 19] [NFA 24, 315] [HFA 1V, 838] [HFA 2I/7, 460]

[SBB, St 16, 20] [NFA 24, 315] [HFA 1V, 838] [HFA 2I/7, 460–461]

[SBB, St 16, 21] [NFA 24, 315–316] [HFA 1V, 838–839] [HFA 2I/7, 461] (1) (2)

(1) (2) [SBB, St 16, 22] [NFA 24, 316] [HFA 1V, 839] [HFA 2I/7, 461]

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[SBB, St 16, 23] [NFA 24, 316] [HFA 1V, 839] [HFA 2I/7, 461–462]

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

junge Frau von 30, blond, voll und mit merkwürdig leuchtenden hellblauen Augen stand vor ihm. Ist es bei Ihnen, daß die möblirte Stube zu vermiethen? „Ja.“ „Kann ich sie sehn?“ Na, versteht sich. Sie werden doch nich die Katz’ im Sack kaufen.“ „Nein, nein“ lächelte er verlegen, denn er hörte nun deutlich, daß es dieselbe ­Stimme war, die schon nach „Eujeen“ in ganz unqualificirbaren Ausdrücken hinunter­ gerufen hatte. Es thut mir leid, Sie gerade zu stören. „Von Stören kann ja keine Rede nicht sein. Ich hab es ins Blatt setzen lassen. Und es wäre man störend, wenn keiner käme. Dazu hat man sein Geld nich, daß man’s wegschmeißt.“ Und damit ging sie mit ihm auf die nächste Doppelthür zu und schloß auf.

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i.3  Ehe- und Liebesgeschichten

Après. Nach vierzig Jahren Après.

Nach vierzig Jahren. Swinemünder Scenerie.

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[SBB, St 34, 9] [Hehle 2006, 8]

Nach vierzig Jahren. Und nun kam die Reihe an P., der mir im Kreise gerade gegenübersaß, und er erzählte. Adelheid A. war meine Spielgefährtin. Unsre Häuser waren Nachbarhäuser und von Jugend auf hatten wir .. Wir wuchsen auf wie Geschwister; aber ich war noch nicht zehn Jahr alt, da wollt ich von Brüderchen u. Schwesterchen nichts mehr wissen und ich war nur zufrieden, wenn an den Geburtstagen gesungen wurde. Unser Felix der soll leben Und B.’s Adelheid daneben, Es lebe das ganze P sche Haus. Unterblieb das, so war ich verstimmt. Ich betrachtete mich als verlobt. Adelheid war so alt wie ich, nur wenig jünger. Nach Hausebringen, Schlittenfahren, Schlittschuh=anschnallen, Im Wald, im Kornfeld (dies ausführen) und Versteckspielen. Eine halbe Stunde lang hielt ich ihre Hand und sprach kein Wort und hatte nur Furcht, daß wir zu früh in unsrem Versteck gefunden würden. Schlachten schlagen. Da Sie ließ es sich gefallen, aber machte keine Avancen. Es war ihr angenehm, so ausgezeichnet zu werden, aber sie ihrerseits that nichts. Nur ein oder zweimal. Und daran richtete ich mich auf. Nun Trennung. Schule. Dann und wann ein Wiedersehn. Halbwachsen. Aber es war nicht besser geworden. Dann die Gasthofs-Zeit mit beinah 18. Mitunter sahen wir uns an. Es war als ob die Flamme heraus schlagen müßte. Aber es unterblieb. Und wir gingen ruhig unsres Wegs. Neue Trennung. Weihnachts-Ueberraschung. Dann war es vorbei. Früh verheirathet. Es war ein trauriger Tag. Aber die Jugend erholt sich. Wieder frisch. Das Leben begann, es ging. Jahr auf Jahr. Und so war ich alt geworden. Es war ⌐nach¬ vierzig Jahren, da empfing ich ­einen Brief. Nun Wiedersehn. Die Unbefangenheit und die Heiterkeit des Gesprächs. Wärst Du damals so heiter, so schwatzhaft und so nett gewesen, ich weiß nicht, was ge­schehen wäre. Dann wurde sie einen Augenblick ernst. Ich küßte ihr die Hand u. wir schieden.

[SBB, St 34, 10] [Hehle 2006, 8]

Hans und Grete

[SBB, St 27, 1] [NFA 24, 298] [HFA 1V, 819–820] [HFA 2I/7, 442]

Hans und Grete. Es gelten für die ⌐Erzählung, für die¬ Darstellung in Worten dieselben Gesetze wie erzählende Kunst dieselben Gesetze wie für die bildende Kunst und zwischen der Darstellung in Worten und in Farben ist kein Unterschied. Es kommt nicht darauf an, daß ein Napoleon, eine ⌐in der¬ Schlacht, ein Meeressturm, ein Finster Ahorn gemalt wird, ein Bauer der pflügt, eine Bucht am Tegler See, eine Kuppe der Müggels oder Kranichsberge hat denselben Anspruch. Die Kunst der Darstellung, ihre Wahrheit und Lebendigkeit ist das allein Entscheidende. Kann man seinem Werke den Zauber des stofflich Neuen mit auf den Weg geben, so wird freilich das

[TFA St 34, 11] [Hehle 2006, 8–9]

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i.3  Ehe- und Liebesgeschichten

Anziehende des Kunstwerks noch wachsen, namentlich den Kreis erweitern  der sich hingezogen fühlt, aber für den eigentlichen Kenner wird dies nur einen geringen Unterschied abgeben, so gering, daß er neben dem ⌐der¬ geringsten Ueberschuß ⌐Ueberlegenheit¬ an darstellender Kraft, an Kunst, immer verschwindet. Es giebt nichts so Kleines und Alltägliches, das durch nicht, durch künstlerische Behandlung geadelt, dem größten aber ungenügend behandelten Stoff überlegen wäre. [SBB, St 27, 2] [NFA 24, 298–299] [HFA 1 V, 820] [HFA 2I/7, 442–443]

[SBB, St 27, 3] [NFA 24, 299–300] [HFA 1V, 820–821] [HFA 2I/7, 443–444]

[SBB, St 27, 1] [NFA 24, 300] [HFA 1V, 821–822] [HFA 2I/7, 444]

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Hans und Grete.

Hans und Grete liebten sich. ⌐Und warum sollten sie nicht¬ Sie waren Nachbarskinder ⌐oder Kinder von gegenüber, kannten sich von Jugend auf, waren frisch, gesund, gute Gespielen und wohlhabender Leute Kind. Sie paßten für einander, das fühlten sie von Jugend auf und die Eltern fühlten es auch und hatten nichts dagegen.¬ Sie liebten sich als Liebende und sie liebten sich wie Geschwister, denn sie konnten sich nicht entsinnen je von einander getrennt gewesen zu sein. Hans Rose ⌐Hintze¬ war eines wohlhabenden Reepermeisters Sohn und Grete Kuntze war eines wohlhabenden Bäckermeisters Tochter, beide wohlhabend ge­worden durch Handel und Schiffahrt der kl. ⌐Ostsee=¬Stadt darin sie lebten. Reepermeister Rose ⌐Hintze¬ hatte die Tau= ⌐und Segelleinen¬ Lieferung, Bäcker der alte Kuntze hatte die Schiffszwieback-Lieferung. Die Kinder wachsen nun mit und nebeneinander auf und daß sie ein Paar werden ist beschlossene Sache.  1. Das Versteckspielen auf den hohen Böden in beiden Häusern. Niedrige Häuser mit riesigem Dach. a. Scene in der Kirche beim Glockenläuten. – b. Die Bootfahrt, wo er sie rettet. ⌐Das Versteckspielen. – Die Reeperbahn. – Im Walde. –¬ c.  Auf dem Eise. ⌐Muschel= und Bernstein=suchen.¬ ⌐Dies alles als Kleinigkeiten und Vorstudien behandeln; alles ganz als Idyll ­gehalten.¬ d. Er rettet sie, als sie in einem Muff geht (nach Weihnachten) vor den Spöttereien und Insulten der Straßenjungen. e. Sie macht einen Besuch drüben in Wollin oder Stettin und er sagt: „Da will ich dabei sein“. Nun die Eispartie schildern. f. Dann erst die Rettung auf der Bootfahrt im Sommer.   2. Rettung auf der Bootfahrt.   3. Von jetzt ab betrachtet er sich als ihren Bräutigam.   4. Ihr Ritter gegen die Straßenjungen als sie den Muff geschenkt gekriegt hat.   5. Er theilt ihre Gefahr, als es auf Brettern über das dünne Eis geht   6. Sie sollen zusammen eingesegnet werden; sie ist 14, er ist 15.   7. Gespräch der beiden Väter als sie von der Kegelparthie kommen.   8. Gespräch der beiden Mütter.   9. Diese Gespräche finden ⌐unmittelbar¬ nach der Einsegnung statt. 10. Die Störung. Der Bäcker sieht sich benachtheiligt. 11. Wuth darüber. 12. Der Reeper nun auch empört. Alles wird abgebrochen. 13. Hans kann das nicht aushalten. Er geht zu Schiff. Er schreibt von London aus an sie. Auch an seine Eltern.

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Neue Novelle. Predigtamtscandidat und ­Geheimrathstochter

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14. Sie antwortet nach New-York oder New-Orleans Havannah hin. Hier kriegt er das gelbe Fieber. Er tritt ein und macht den Krieg in Amerika mit  1863. Als er in der Genesung kriegt er den Brief. 15. Da wird die Sehnsucht groß und er kehrt um. 16. Er war nun 19 Jahr alt; sie 18. 17. Nun trifft er wieder ein. 18. ⌐Ueber¬ Grete war nun anderweitig entschieden. 19. Sie haben ein Rendez-vous. „Fliehen geht nicht. Es kommt blos Unglück dabei heraus. Ich bin ja geflohen; ich kann es nicht noch mal thun. Wir müssen aushalten Grete. Vielleicht hilft uns Gott. 20. Hans leistet nun dem alten Bäckermeister bei bestimmter Gelegenheit einen großen Dienst. 21. Der Frieden ist geschlossen; sie heirathen sich. Die ganze Stadt nimmt theil, alles ist froh und glücklich. „Und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie heutigen Tages noch.“ Ich habe bei Niederschreibung dieser Novelle das ganze Gewicht auf die Klein= Schilderungen des Swinemünder Lebens zu legen, die alle mit der größten Liebe durchgeführt werden müssen. Eine Sommer=Arbeit bei Stimmung und Muße! Das Haupt­ material ist schon auf den andern Bogen angegeben, nur einige Liebesmomente fehlen noch: 1. Beim Versteckspielen  2. Beim Kinderball als der andre mit ihr tanzt  3. Als beim Punsch ihre Gesundheit mit einem andren zugl ausgebracht wird. Am Schluß oder doch gegen den Schluß hin (2. Hälfte) die Freude des Wiederzuhause­ seins. Das Fliehen hilft auch nichts, das habe ich ausgeprobt; Fliehen mit Dir geht nicht, – ohne den Segen der Alten geht es nicht, ich bin ein Philister Grete und kann nicht „ja“ sagen wo meine Eltern „nein“ sagen, auch wenn ich glaube, daß sie Unrecht haben. Also warten, aushalten, sich in Geduld schicken und auf Gott vertrauen. Du lachst; aber es ist das Beste so. Sie wird dann krank. Und das hilft.

(1) (2) (1) (2)

[SBB, St 27, 5] [NFA 24, 300–301] [HFA 1 V, 822] [HFA 2I/7, 444–445]

Neue Novelle. Predigtamtscandidat und ­Geheimrathstochter

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Neue Novelle. Neue Novelle. Im Wesentlichen nur zwei Figuren: 1. Ein junger Predigtamtscandidat von 27 Jahren ⌐Gambini; ital. Extraktion von Mutters Seite her.¬ ⌐Sein Vater muß ein alter Consistorialrath sein; dadurch ist er gebunden, er kann nicht zurück, darf keine öffentlichen Erklärungen

[SBB, St 39, 3] [SBB, St 39, 4]

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[SBB, St 39, 5]

[SBB, St 39, 5 interlin. und palimps.]

[SBB, St 39, 5 lin.]

i.3  Ehe- und Liebesgeschichten

abgeben, er würde den Alten in seinem Herzen kränken und in seiner Stellung schädigen.¬ ⌐Dies ist wichtig.¬ und 2. Eine junge Geheimrathstochter von 24. Beide sind gescheidt, geistvoll und haben ein aufrichtiges Gefallen an einander. Sie hat lateinisch lernen wollen, dadurch ist er ins Haus gekommen. Die Mutter hat ihn auch gern „er ist nicht so schlimm“ sagte diese, „er ist ein unsichrer Passagier“ sagte Vater Geheimrath. Uebrigens ist das ganze Haus kirchlich und politisch liberal. Der Candidat ist orthodox. Nach einiger Zeit ergiebt sich nun, daß er orthodox nur mit dem Verstande ist, nur in Folge eines politischen Calculs. Er hält die Kirche ganz aufrichtig für nöthig, aber |sie ist nur staatliche Sicherheits=Anstalt. Die Menschheit braucht dies um zusammenzuhalten. „Nur der Irrthum ist das Leben etc.“ Alexander VI. „Jede Religion ist gut, aber die dummste ist die beste.“ (Dies sagt sie und entrüstet sich darüber; er lächelt und vertheidigt es. Dies muß die Unterhaltung sein  wo sie zuerst aufhorcht und stutzig wird. Er liest Macchiavell, das spanische philosophische Buch, überhaupt solche Schriftsteller, die die ganz äußerliche Rettungsaufgabe der Kirche betonen. Nachdem mehrere solcher Scenen vorgeführt worden sind, sagt sie halb lachend: ⌐„Eigentlich müßtest Du mich katechisieren; aber¬ ich muß nun Gretchen spielen und Dich fragen: Heinrich wie hälst Du’s mit der Religion. Es ist verkehrte Welt.“ Er sucht auszuweichen. Schließlich legt er ihr offen ein Bekenntniß seiner eigenthüm­lichen Stellung ab. Er glaubt im Herzen nichts, im Calcul alles. | ⌐„Ich kann nicht sagen „ich glaube“ u. ich kann nicht sagen „ich glaube nicht,“ – es ist mir alles offne Frage. Möglich daß mir der Glaube noch mal kommt.“ Sie schüttelte den Kopf. „Du schüttelst den Kopf. Nun gut, vielleicht daß Du Recht hast. Aber so viel ist gewiß, ich fühle nicht die geringste Anregung in mir, mich feindlich dagegen zu stellen; ich kann nur einfach nicht mit und begnüge mich damit, die kolossale Bedeutung der Sache anzuerkennen. Es muß da sein, in aller Strenge u. Entschiedenheit da sein; und deshalb halt’ ich dazu nicht aus Glaubenstrieb, sondern aus Ueberzeugung von der Unerläßlichkeit der Sache. In der That  es ist eine Haus=Lehre, aber in ganz andrem Sinn als der ist, den man gewöhnlich damit verknüpft.“¬ Sie bleibt ganz ruhig. Denselben Abend noch hat sie ein Gespräch mit der ­Mutter. Diese sagt „übereile nichts; das Leben ist eigenthümlich; ich kann ihm folgen; ich finde es nicht so schlimm.“ Der Vater sagt sah sie lange an: Thue nach Deinem Sinn. Du hast immer das Rechte gethan. Ich bin im Voraus mit allem einverstanden, was Du beschließt.“ Schlußkapitel. Er in seinem Zimmer. Schilderung. Frühmorgens. Offnes Fenster. Thiergarten. Grün, Vogelstimmen. Der Brief kommt; freundlich, ruhig; aber der Refrain ist „ich fürchte mich vor Dir.“ „Ich habe kein Gefühl der Sicherheit.“ Sie reist an den Rhein. Er legte den Brief nieder. „Ich denke, ich kann mich auf sie verlassen; es wird keine Folgerungen Folgen und Weiterungen haben.“ Er las noch mal. Und sagte dann: Ich habe sie für stärker gehalten als sie ist u. muß für diesen Irrthum büßen. Es Ich verliere sie und manches mit ihr. Schade; es thut mir leid. Es ist unglaublich wie viele Schwäche noch in den Menschen steckt. Immer noch Gefühlsdusel; die Wahrheit, so wie sie ge-

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gen das Herkommen verstößt, wird in den Bann gethan. Es ist das alte Lied: „Und die Gewohnheit nennt er seine Amme.“ Ein Glück, daß K. heute predigt, und mein Urtheil erwartet; es wird mich herausreißen.“ Geh. Ober Finanzrath Struve Frau Geh. Oberfinanzräthin Struve geb. v. Illessem Ida Struve. Emanuel Altrogge Predigtamts=Candidat. Die Wittwe ⌐(Räthin)¬ gegenüber; 45. hübsch, scharf, bissig. Ihre Freundin die Bauräthin, mit der sie das erste Gespräch hat. Die Kapitel müssen ganz kurz sein. 1. Situation. Aufregung. Gespräch der beiden Räthinnen. „Uebrigens hat es noch nicht in der Kreuz-Ztg ⌐Zeitung¬ gestanden.“ 2. Die Verlobungs-Anzeige. Man beruhigt sich, nachdem die Anzeige ⌐kritisirt und¬ bespöttelt wurde. Man beruhigt sich. Zwei Monate sind vergangen. Das Paar hat sich eingelebt. Es ist Ende Mai. 3. Der Alte hat Nachmittags nicht geschlafen (die Gläser haben geklirrt) Ida |sieht die rothen Flecke, beschwichtigt ihn aber, holt Selterwasser. Dann wird Kaffe getrunken. Plauderei. Er scherzt über Emanuel mit seiner Frau u. Ida. 4. Der Abend kommt. Emanuel taucht auf, noch auf dem Balkon. Um 8½ geht man zu Tisch. Die Lichter brannten schon. Die Scene mit dem Tischgebet; er (der Alte) sagt was Halbspöttisches „wir müssen nun wohl.“ Darauf sitzt sie (die Alte) morbleu da. Er sieht es „ich habe wohl wieder was peccirt.“  „Ja, ­lieber …“ Nun bestandpunktet sie ihn u. sagt: „das geht nicht so; entweder oder; Du kannst es beim Alten lassen, gut, Du kannst das Gebet sprechen lassen, auch gut, aber Du darfst nicht spötteln und marchandiren und so thun als ob Du Emanueln einen Gefallen erwiesest. Das geht nicht. Und Caroline war grad im Zimmer und hat es mit angehört.“ Emanuel selbst lächelt und lenkt es wieder zurecht. Er ist damit ganz zufrieden u. nach seiner Art gemüthlich. 5. Sie haben sich getrennt. Zwiegespräch des Ehepaares über den Abend, ­Emanuel, die Verlobung. 6. Emanuel und Ida. „Wie denkst Du Dir unsre Zukunft?“ 7. Dies Gespräch hat sie stutzig gemacht. Sie spricht darüber mit der Mutter. Die nimmt es leicht. 8. ⌐Neue¬ Gespräche mit Ida, die nun mehr und mehr seine nüchterne Glaubens­stellung zeigen. Dies muß nun in einer Reihe kleiner Scenen durchgeführt ­werden. 9. Sie (Ida) katechisirt ihn. Seine Antwort. „Wie denkst Du Dir unsre Zukunft? Oder worin gipfeln Deine Wünsche?“ In zwei Wünschen, die Gegensätze sind. Und ich weiß nicht was ich vorziehe. Nun sage was. Das eine wäre eine Landpfarre in einer kirchlichen strenggläubigen Gegend, wo mein Vorgänger den Acker schon bestellt hätte. Da würd ich mich an ⌐der¬ Gläubigkeit meiner Gemeinde erfreuen, ihnen Freundliches erzählen, Idyllisches, und nicht dran rühren.

[SBB, St 39, 6]

[SBB, St 39, 7]

[SBB, St 39, 8]

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[SBB, St 39, 9] [SBB, St 39, 10]

[SBB, St 39, 4 ­palimps.]

i.3  Ehe- und Liebesgeschichten

Aber Du müßtest doch ⌐etwas¬ hinzuthun? Wozu? Ich würde nicht dran rühren. Solch Baum wächst von selber weiter, zumeist auf dem Lande wo die Tradition mächtig ist. Und das andre, das zweite. Das wäre eine Stelle in dem verrufensten und abtrünnigsten Viertel einer g­ roßen Stadt. Da würd ich auf der Warte (?) stehn und jeden Tag daran erinnert werden, ­welche Aufgabe die Kirche hat. Da würd ich mit Feuerzungen reden und sie wieder zur Anerkennung göttlicher Ordnungen, an deren Spitze Staat u. Familie steht, heranzupredigen suchen. Und was zögest Du denn vor? Ich weiß es nicht. Beides entspricht einem Zuge meiner Natur. In dem einen würd ich mein Glück darin finden, gar nicht kämpfen zu müssen, und in dem andern darin, in einem fort kämpfen zu müssen. Ich hab einen Hang, da wo es nichts zu ordnen giebt, die Harfe Davids an die Wand zu hängen, aber noch g ebenso groß ist der Hang, da wo diese Ordnungen gefährdet sind, sie wiederherzustellen. Mit aller Kraft.

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In der westlichen Hälfte der Hohenzollernstraße war große Aufregung: Fräulein Ida, die schon mal verlobt war, hatte sich wieder verlobt. Er soll in der Weberstraßen-Kirche oder auf dem Wedding predigen. Er erhielt eine Zuschrift: „machen Sie’s nicht zu arg; wir lassen uns das nicht ­bieten.“ Er zeigte diese Zeilen an Ida. Sie versprach nicht zu kommen. Sie ging aber doch. Schilderung (kurz.). Sie überlegt sich, was er gesagt hat. Sein Ernst, sein Muth, seine Ueberzeugungston hatten ihr imponirt. Nicht minder was er gesagt hatte. Nun dies kurz recapituliren. Er konnte zu Tisch nicht kommen, aber er kam gegen 6. Ida war allein; die Eltern wurden jeden Augenblick zurückerwartet. Sie sagt ihm, daß sie da war. Sie fürchtete, daß er in Verlegenheit gerathen würde. Er blieb aber ruhig, ja, es schien ihm angenehm, weil er das Gefühl hatte, gut abgeschlossen zu haben. Es verwirrte sie diese Ruhe; sie hatte aber nicht den Muth ⌐in¬ ihn zu fragen ⌐dringen¬ und nach dem Schlüssel zum Verständniß zu fragen. Er war wieder ganz kirchlich, ganz decidirt gewesen. Wenn sie damit verglich, was er den zweiten Tag vorher da u. da gesagt hatte, so fand sie sich nicht zurecht, stand vor einem Räthsel. Es machte sie uneasy, aber sie beschloß es gehn zu lassen. Danach folgt wieder ein Tag, wo er liberalisirt und nun hält sie’s nicht länger aus u. fragt ihn. Dies ist dann die große Scene. In der großen Schluß=Unterredung sagt sie ihm: „Dies ist alles ganz gut; jeder darf so stehen, nur Du nicht; willst Du so stehn, so tritt zurück u. bringe Geradheit u. Klarheit und Ganzheit in Dein Leben. Du bist gescheidt; werde Philolog oder Archäolog. Es ist vorläufig etwas brodlos, aber ich will warten und unsre Familien sind nicht arm u. können etwas für uns thun.“ „Es geht nicht. (Nun oben die Stelle). Dann aber fährt er fort: ich mag auch nicht; ich fühle mich ganz an meinem Platz. Wenn ich es alles verwürfe, hättest Du Recht; aber ich verwerfe es nicht; ich lass es gelten, ich fass es historisch und kann nur persönlich nicht heran. Solche Conflikte sind ganz gewöhnlich. Glaubst Du denn, daß unser Adel, der sich zu Hof und Armee hält und Hofämter bekleidet, an all dies fest glaubt, darin mit dem Herzen aufgeht; er anerkennt nur die historische Thatsache und rechnet damit. Viele sind republikanisch in ihrem Herzen. So steht es überall.“

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Der Menschenfresser

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Der Menschenfresser. Es darf nur etwa 24 Seiten herkömmlichen Romandrucks lang sein und zerfällt in etwa 6 Abschnittchen, jedes (durch drei Sternchen markirt) von 4 bis höchstens 6 Seiten Länge. 1. Abschnitt. Der Held (Name noch unbestimmt) ist ein junger Architekt, Pastors Sohn, sehr guter Kerl, harmlos, Humorist, guter Kamerad, sehr beliebt in Kneipen u. auch in den Familien  in denen er verkehrte. Seine Hauptkneipe war bei Pries in der Potsdamerstraße. Sommers saß er vorn unter dem Zelt, | Winters in einem Hinter­ zimmer, wo sie (er und die Seinen) eine Art Compartiment hatten, das durch einen nur etwa 2 Fuß breit vorspringenden Mauerpfeiler und ein ⌐zur¬ Verlängerung des ­Pfeilers aufgestellten Schirmständer gebildet wurde. Herkommen war die Schirme links schräg zu stellen, wodurch die Wand wieder um ein paar Zoll wuchs. Der Held ging auf Freiers Füßen  war halb verlobt eines jener intressanten reizenden Verhältnisse  wo die Menschen lange verlobt sind  ehe sie sich verlobt haben. Noch ist kein Wort gesprochen, aber sie wissen daß sie zu einander gehören u. sich auf einander verlassen können. So war es hier. Der Gegenstand aber, den der Held liebte hieß |Helene Hickethier, ein hübsches Mädchen, guter Berliner Durchschnitt, Mittelfigur, blond, Nippscheitel, die zu Dryander in die Kirche ging, in Magdalenenbazaren verkaufte, den Kladderadatsch las  den ihr Vater hielt und die Fliegenden Blätter, die von ihrem Bruder  der in München studirt hatte, gehalten wurden. Dieser Bruder war auch Architekt und ein guter Bekannter vom Helden. Der alte Hickethier war Drogist und Farbenhändler und roch zum Leidwesen seiner Frau immer nach Eau de Javelle. Diese Frau war allerliebst, hübscher als die Tochter aber etwas weniger ge­ bildet; sie sah noch sehr gut aus und war auch erst 43. Der Held saß wieder bei Pries. Es war Sommerzeit also saß man vorn. Mit |ihm waren einige alte Freunde, ein paar ⌐zwei¬ davon aus Landsleute, auch aus seinem Geburtsorte Wilsnack. Weißt Du denn sagte der eine Landsmann daß sie dem alten Bischof Vöpilitz eine Kapelle bauen wollen. Ich weiß es nicht, aber warum nicht. Ich wollte nur ich kriegte sie zu bauen  wenn auch blos als Bauführer. Man muß alles mitnehmen. Ich finde schon der Name Vöpilitz ist anstößig. Anstößige Namen sind die besten. Es muß nur nicht zu weit gehn. Aber so’n  ­kleiner Stich ist immer gut, halb komisch, halb unanständig. Aber natürlich so, daß man es immer noch dreiste aussprechen kann. Und dann sind ja die Vornamen. Mit denen kann man’s zwingen und alles wieder in Balance bringen. Sage das nicht. Wenn der Gegensatz zu groß ist, wird der Skandal (?) erst recht groß. So ’n Name muß im eine Dämmer stehn; fällt das volle Licht eines nebenstehenden Schönheitsnamens darauf, so ist das Malhör um so größer. Kann ich zugeben Hickethier ist nicht hier, deshalb können wir über seinen Namen sprechen. Wie willst Du da mit einem Vornamen helfen. Doch doch. Gerade an diesen Namen dachte ich auch. (Doch wohl lieber Hucke­ thier nehmen.) *      * *

[SBB, St 42, 1r]

[SBB, St 42, 2]

[SBB, St 42, 3]

[SBB, St 42, 4]

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[SBB, St 42, 6r]

[SBB, St 42, 7r]

[SBB, St 42, 8r]

i.3  Ehe- und Liebesgeschichten

Zweite Abtheilung. Kurze Charakterisirung des Helden, der eine Neigung hatte sich in Paradoxen zu ergehn und ganz extreme Standpunkte zu vertheidigen. Je toller je besser. Der Ascet, der Säulenheilige, der Märtyrer, |der Feigling, ⌐der Mörder,¬ das gefallene Mädchen, der Hochstapler, die Giftmischerin. Etwa zwei davon ausführen. *      * * Dritte Abtheilung. Landparthie mit Hickethiers. Gespräch mit Helene. Die Ascese, der Säulenheilige, die Nonne. Als sie beim Kaffelokal wieder ankommen, schelmische Erzählungen Helenes über das gehabte Gespräch. *      * * Vierte Abtheilung. Bei Pries. Der Held hält seinen Vortrag über Menschen­fresser­ thum. Alfred Hickethier ist zugegen. *      * * Fünfte Abtheilung. Der Held kommt zu Hickethiers. Trifft die Mama. Hält um Helene an. Scherzhaftes anspielungsreiches Gespräch zwischen der Schwiegermutter und ihm. Dann wird Helene gerufen. „Ja“ sagt Helene. Wenn Sie mir die Versicherung geben, daß Sie Vegetarier sind.“ „Das kann ich nicht, Fräulein Helene, wenn Sie auf mein Leben zurückblicken. Ich bin den entgegengesetzten Weg gegangen Und das sogenannte englische Beefsteak stand mir obenan. Helene sagte: „ja, dann Herr N. N …“ Aber das war meine Vergangenheit. Ich bin bereit von morgen ab von Turnips zu leben  ich will selbst auf Hülsenfrüchte verzichten, weil die schon an der Grenze sind.“ Es kommt zur Verlobung. *      * * Sechste Abtheilung. Sechs Wochen später war ⌐sollte¬ Hochzeit sein. Zwei Tage vor Polterabend, als sie hörten  wie nebenan Alfred die jüngere ­Schwester das Kranzgedicht deklamiren ließ, sagte N. N. zu Helene: Nun noch 3 Tage, dann freß ich Dich. Sie gab ihm eine Ohrfeige und einen Kuß .. Und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie alle Beide noch.     Aus ⌐den zwei¬ Abtheilungen 2 und 3 muß ich eine machen. Sie fängt an mit seiner ­Charakterisirung als Extrem- und Paradoxensprecher und daß er als solcher sehr beliebt war und dann gebe ich – aber aus mir, als Erzähler, heraus – einige Beispiele für seine Sprechweise: den Feigling, den Hochstapler, die Giftmischerin (anknüpfend an die Ursinus oder Lupinus.) Seine Spezialität waren: Rettungen, theils historische, theils literarische. Richtiger: er war für Umwerthungen, wobei alle Schubbejacks als herrliche Menschen und alle Prachtgestalten als zweifelhaft hingestellt wurden. Der erste Napoleon war ein Friedensfürst und Fr: W. III. ein Schlauberger. Von Fr. W. I. behauptete er, er sei ein größerer Philosoph und Künstler gewesen als sein Sohn.

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Novellenstoff

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Novellenstoff. Ein junger Graf – nehmen wir eine ähnliche Situation wie die des jungen Grafen E. mit der Schaeffer-Voit oder noch besser mit Keils Tochter, der als rothbärtiger Demokrat besser paßt, er darf aber nicht so reich sein – liebt ein bürgerl. Fräulein. Die gräfl. Eltern wollen nicht, verbieten es aber auch nicht und sagen: „thu was Du willst“. Er verlobt und verheirathet sich und sagt zu seiner jungen Frau: „Ich führe Dich nicht ein; dazu bist Du mir zu gut; sie |sollen kommen“. Es folgen glückliche Jahre. Zuletzt aber kann sie, die junge Frau, diesen Zustand des Erwartens und des Ausgeschlossenseins nicht länger aushalten. Es entwickeln sich Zerwürfnisse, die Trennung wird ausgesprochen (oder erfolgt wenigstens thatsächlich) und sie kehrt mit einer kleinen Comtesse in das elterliche Haus zurück. Es muß alles auf die psychologischen Vorgänge der jungen Frau gestellt werden.    

[DLA, A: Fontane 59.825/1] [NFA 24, 398] [HFA 1V, 1004] [HFA 2I/7, 579]

[DLA, A: Fontane 59.825/2] [NFA 24, 398] [HFA 1V, 1004–1005] [HFA 2I/7, 579–580]

Salas y Gomez

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Salas y Gomez.

[SBB, St 28, 1]

1. Kapitel. Schiff. Sturm. Scheiterung. 2. Kapitel. Sie gerettet. (Eine junge Wittwe ⌐von 25¬ die in Vancouver-Island eine Stelle annimmt) Einsames Felseneiland. Betrachtung. Verzweiflung. Suchen am Strand. 3. Kapitel. Sie findet ihn. (Matrose, auch 25) Er scheint todt. Bringt ihn zum Leben. 4. Kapitel. Sie richten sich ein. Er dient ihr. Verlegenheiten. 5. Kapitel. Er sieht sie oft groß an. Sie kommt ihm zuvor. Heirath. 6. Kapitel und das folgende Glück gemeinschaftlichen Lebens. 7. Kapitel. Indianer oder Samojeden- oder Malaien-Familien 8. Kapitel. Sie kriegt Kinder. Zwei Jungens. Ihr beiderseitiges Glück. 9. Kapitel. Schiff landet.

[SBB, St 28, 2]

(Ich muß aber den Namen einer andern etwas größeren Südsee=Insel nehmen, aber der Name muß von einem ähnlich poetischen Klange sein. Robinsonade. Erste Menschen. Einfachheit u. Kultur.

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i.3  Ehe- und Liebesgeschichten

10. Kapitel Bekanntschaft. Argwohn. ⌐Hier lebhafte Schilderung wie sie in der alten Luft wieder auflebt. (Dies ist eine Hauptstelle.)¬ 11. Kapitel. Ihr Kampf. Erst will sie. Dann lehnt sie ab. 12. Kapitel. Er erfährt dies oder sieht es oder erhorcht es. (Am besten: das Schiff fährt ab zur nächsten Insel ⌐wo es eigentlich hingehört¬ und sie bleibt. Daran sieht er daß sie „nein“ gesagt hat. Dies rührt ihn. 13. Kapitel Er sagt: geh. Ich will Dein Herzeleid nicht. Und nimm die Kinder mit. Du wirst dadurch wieder auf Deinen alten Fleck gestellt und ich auch. Es wird mir schwer, aber ich bin noch jung und ich überwind’ es. 14. Kapitel. All das schreibt er. Und am andren Morgen ist er fort. 15. Kapitel. Sie folgt auf die andre Insel. Heirathet.

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Frau v. Kockowitz [SBB, Notizbuch E 3, 22r]

[SBB, Notizbuch E 3, 23r]

Frau v. Kockowitz (bei einer spätren Arbeit benutzen.) Sie ist von altem märk. Adel, etwa eine Schlippenbach oder Schlabrendorf, und hat den Kockowitz geheirathet, einen schönen Mann, tapfren Soldaten, gütig liebens­ würdigen Menschen. Eigentlich liebt sie ihn; da sie ⌐ihm¬ aber geistig überlegen, außer­dem aus reicher und vornehmerer Familie ist, so betrachtet sie ihre Ehe doch wie eine halbe Laune; er hat ihr gefallen, sie hat ihn geheirathet. Danach modelt sie ihr Benehmen, ist heiter, frivol, coquett und wenn er mal ungeduldig wird, cajolirt sie ihn einen Moment und sagt: „Kockowitz, Du weißt, ich liebe nur Dich. Laß mir die Spielerei.“ Dann lachte er, stimmte zu und sie | spielte weiter. Sie nahm es aber in diesem Spiel mit den Grenzen nicht sehr genau. Dann wurd er mal wieder ungeduldig, bis sie ihm wieder sagte: „Kockowitz, Du weißt“ und dann war er wieder gut. Endlich die Katastrophe. Die Gefahr für sie; ihre Demüthigung; ihre Reue; das Erwachen der wirklichen Liebe zu ihm. Ihr offnes Bekenntniß davon, in einem Moment wo sie einen leichten Rückfall eben glücklich überwunden hat.

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Der Erzieher

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Der Erzieher

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Novelle. Der Erzieher

[SBB, St 19, 1a] [NFA 24, 228] [HFA 1V, 732] [HFA 2I/7, 339]

Neue Novelle H. S. und Frau. Erzieher erzogen.

[SBB, St 19, 2] [NFA 24, 228] [HFA 1V, 732] [HFA 2I/7, 339]

Der Erzieher. Der Allverbesserer. Drei Hauptpersonen: 1. Ein reicher Rittergutsbesitzer, dessen Rittergut aber fast ausschließlich aus Forst und Wiesen besteht. So hat er eine Forst- und Milchwirthschaft und ist ein ­brillanter Jäger, in den Luchen auf Schnepfen und Becassinen, in den ­Forsten auf Hochwild. Auch Auerhahn u. Fasane. Er ist 40 Jahr. 2. Reizende Frau von etwa 30 Jahren. Sie sind seit zehn Jahren verheirathet. Er liebt sie, macht ihr das Leben aber zur Hölle, weil er sie beständig er|zieht. Es ist nicht zum Aushalten. Sie leidet. Sie haben einen 9 jährigen Jungen und ein 7 jähriges Töchterchen. 3. Als das Unheil auf der Höhe steht, erscheint der „Herzog“ auf Besuch (es spielt in Thüringen, in Coburg-Gotha etwa). Denn dieser Forst ist der gesuchteste Jagdgrund im ganzen Land. Der Herzog erkennt die Situation. Es kommt zur Aussprache zwischen ihm u. der Frau vom Hause. Sie klagt. „Das wollen wir ändern.“ Er ernennt ihn zu seinem Oberforstmeister oder Grand=Veneur und giebt ihm ein entsprechendes Hofamt. Nach einigem Sträuben nimmt er dies an. Beide |(er und sie) kommen an den Hof. Er hat täglich Dienst und nun verfährt der Herzog genau so mit ihm, wie er daheim mit seiner Frau verfuhr: d. h. er ist gütig, artig, er schenkt, er zeichnet aus, aber er nörgelt beständig. „Ich finde es gut, aber in Kew oder Windsor oder in Letzlingen oder in der Grimnitz ist es anders u. doch noch besser. Warum machen wir es nicht so? Ich deutete schon neulich an, daß etc. etc.“ So geht es fort. Der Grand=Veneur geräth außer sich, er will sein Amt niederlegen. Der Herzog sagt: Ich habe mir das anders gedacht. Solche Stellung ist wie eine Ehe, es giebt |wohl Scheidungen, aber das sind Ausnahmefälle, im Ganzen schließt man solche Verhältnisse auf lange Dauer, auf Lebenszeit. Es ist wie in der Ehe. Da heißt es sich schicken. Es giebt Ehen, in denen auch nicht alles glatt verläuft, aber wird man gleich brechen? wird man sich gleich trennen? Nein. Das macht einen häßlichen Eindruck. So fügt man sich und es geht weiter. Ich wette, Saldern, Sie fügen sich auch, Sie wollen keinen Skandal. Sie sind doch sicher mit ihrer Frau gelegentlich unzufrieden, Sie leiden unter ihren Eigenheiten, aber Sie halten aus. Ein jedes Dienstverhältniß ist eine Art Ehe. Man muß aushalten.“ Er kommt nun nach Haus und theilt seiner Frau das Gespräch mit. Sie geht klug auf alles ein und will mit ihm fort und sagt „es ist unerträglich, ein freier Mann wie Du, was willst Du Dich in Ketten schlagen lassen? Komm, wir kehren auf unser Gut zurück. Wir können auch ohne den Fürsten leben, er entbehrt ebensoviel wie wir.“

[SBB, St 19, 3] [NFA 24, 228–229] [HFA 1V, 732–733] [HFA 2I/7, 339]

[SBB, St 19, 4] [NFA 24, 229] [HFA 1V, 733] [HFA 2I/7, 339]

[SBB, St 19, 5] [NFA 24, 229] [HFA 1V, 733] [HFA 2I/7, 339–340]

[SBB, St 19, 6] [NFA 24, 229] [HFA 1V, 733] [HFA 2I/7, 340]

[SBB, St 19, 7] [NFA 24, 230] [HFA 1V, 733–734] [HFA 2I/7, 340]

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[SBB, St 19, 8] [NFA 24, 230] [HFA 1V, 734] [HFA 2I/7, 340]

[SBB, St 19, 9] [NFA 24, 230] [HFA 1V, 734] [HFA 2I/7, 340–341]

[SBB, St 19, 10] [NFA 24, 230–231] [HFA 1V, 734–735] [HFA 2I/7, 341]

[SBB, St 19, 11] [NFA 24, 231] [HFA 1V, 735] [HFA 2I/7, 341]

[SBB, St 19, 12] [NFA 24, 231] [HFA 1V, 735] [HFA 2I/7, 341–342]

i.3  Ehe- und Liebesgeschichten

„Es geht nicht, ich bin gebunden, ich kann ihm den Tort nicht anthun.“ „So geschieht denn, was ich fürchtete und was ich Dir gleich damals sagte. Das Verhältniß wird in Freiheit geschlossen, aber einmal geschlossen, löst es sich |schwer, es ist bindend, bindend wie eine Ehe .. Ehe? Was soll diese ewige Ehe. Er sprach wie ein Standesbeamter, wie ein Ehe­ prokurator, Ehe war sein drittes Wort und nun beginnst Du in demselben Ton. Ehe! Gott sei Dank ist Ehe etwas andres. Ehe, das ist eine wirkliche Fessel. Wo ist denn hier die Fessel? Unsinn Aber Ehe ist eine wirkliche Fessel. Wär ich mit ihm verheirathet, könnt ich wirklich nicht los, so wär ich ein Kind des Todes. Denn es ist unerträglich, unerträglich sag ich. Komm Erschein ich um 9 zum Vortrag, so scheint es zu spät und erschein ich 5 Minuten vorher so scheint es zu früh. Ueberreich ich ihm |ein Promemoria (?) so hat er sieben Fragezeichen an den Rand gesetzt und wo Dammwild steht hat er Schwarzwild mit seinen verdammten dünnen Bleistiften drübergeschrieben. Neulich als er die Meute sah, wunderte er sich, daß sie alle braunfleckig waren und wunderte neckte mich mit meiner Vorliebe fürs Kaffebraune und als ich neulich von „baltzen“ sprach hat er mich corrigirt, die und die baltzen nicht. Himmelwetter, und das alles mir .. Ich sagte Dir ⌐damals,¬ es sei wie eine Ehe. Gott sei Dank, ist es keine Ehe; Du würdest bei Deinem Charakter diese beständigen Bevormundungen, diese Tadlungen nur um zu tadeln, dies beständige Corrigiren | aus bloßer schlechter Laune vielleicht auch nur aus Gewohnheit nicht ertragen können. Du bist frei, so handle danach. Nicht jeder ist in gleich glücklicher Lage, nicht jeder ist frei, viele, die dasselbe zu tragen haben, sind wirklich gebunden, sind wirklich in einer Art von Ehe ..“ Wieder Ehe? Was soll das? Ich will nichts mehr davon hören, ich bitte .. Laß mich. Ich will allein sein. Und sie verließ ihn und er ging auf und ab. Alles ging ihm durch den Kopf, alles überlegte er noch einmal, alles was der Herzog gesprochen, alles was die Frau ge­ sprochen. Es war ihm als hab er |all das oder doch ähnliches schon vor geraumer Zeit gehört und mit einem Male wußt er was es war. Alles war ein Spiel, ein Complott, eine abgekartete Sache, man hat mich erziehen wollen, dieser Herzog derselbe ⌐der selber¬ kaum erzogen ist.“ Und er tobte weiter. Endlich beruhigte er sich. Er ließ die Pony-Equipage mit dem Korbwagen vorfahren und fuhr hinaus, zwischen die Felder, es war die Sonne im Neigen. Das Korn wogte, der Mohn blühte und die Wachtel schlug. „Nach Haus“ rief er barsch. Er sprang vom Wagen, stürzte hinauf in das Zimmer seiner Frau, hob sie bewegt in die Höh und | sah sie an. „Verschwörerin, Conspiratrice“. Aber Ihr hattet Recht. Meine süße Sidonie. Komm. Es soll anders werden, ich schwör es Dir. Es muß eine Hölle gewesen sein. Komm. Und er hob sie hoch in die Höh und trug sie bis an die Thür und wickelte sie in den schottischen Mantel, der im Vorzimmer hielt. Und eine ⌐hing.¬ Und eine Viertelstunde später waren sie draußen im Feld, die Sonne war eben ­unter und die Wachtel schlug und er flüsterte ihr zu: Morgen wieder daheim. Dies hier war keine Ehe.

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Wiedergefunden

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Wiedergefunden Der „Ahnen=Saal“.

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Oberstlieutnant Dagobert v. Liliencron und Frau. C von den Leibkürassieren zu ­Breslau; Gesanglehrer ⌐Cantor¬ Balthasar Kleinschmidt, Cantor ⌐Organist¬ zu Sankt Marien in Schwetz oder Filehne. So war es. Herbert war eines Cantors ⌐Sohn, einer unter vielen,¬ Lili eines ⌐­Kürassier=¬Obristen einzige Tochter. Also eine Mesalliance. Aber bei Lichte betrachtet, klärte sich alles auf. Die Liliencrons hatten von Alters her einen flotten freigebigen Zug eine seiner Lieblingswendungen war: „ich marchandire nicht.“ Das hatte er denn auch nicht gethan, weder als er eine reizende Soubrette vom Breslauer Stadt­theater ­heirathete, noch als er den Jockei-Club gründete, | Unternehmungen, die schließlich seine Dienste der Armee entbehrlich machten und zu seiner Ueber­siedlung aus dem Feschleben in Breslau in das Klein-Leben von Schwetz in Geleite hatte. Aber der Wechsel der Verhältnisse änderte nichts in dem Charakter und auf den adligen Gütern der Nachbarschaft bei L’hombre à Point … verbleibend, stand er eines Tages vor der Frage, wie sich ein Liliencron aus einer „Welt voll Jammer“ zurückzu­ziehen habe. Er war nicht lange zweifelhaft, langte nahm die Pistolen aus dem Kasten, mit denen er manchesmal das Coeur-As aus der Karte geschossen hatte und wurde drei Tage später, als an einem Herzschlag plötzlich verstorben, unter dem Geläute der Schwetzer Glocken zu Ruhe bestattet. Der Sarg und der Grabstein sogen was noch die letzte Tabatière, ein Geschenk des Kaisers Nicolaus von der Revue bei Kalisch her, gerade auf. Frau v. Liliencron hatte nichts wie die 10 jährige Tochter, die wenig lernte, aber eine hübsche Stimme |hatte, die heitre, spielende Gewandtheit den Theaterpli der Mutter und das Bewußtsein der Liliencrons. Sie war aber doch ein entzückendes Geschöpf, aus Gegensätzen zusammengesetzt, die doch wieder zu einander stimmten, bei allem Gewagten (?) eine harmonische, auf sich selbst gestellte N ­ atur, phantasievoll, muthig, selbstständig, von der sichs zeigen mußte, ob schließlich

[TFA N 12, 12] [NFA 24, 225] [HFA 1V, 729] [HFA 2I/7, 335]

[TFA N 12, 13] [NFA 24, 225–226] [HFA 1 V, 729] [HFA 2I/7, 335–336]

(1) (2)

[TFA N 12, 14] [NFA 24, 226] [HFA 1V, 729–730] [HFA 2I/7, 336] (1) (2)

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[TFA N 12, 15] [NFA 24, 226–227] [HFA 1V, 730] [HFA 2I/7, 336]

(1) (2)

[TFA N 12, 16] [NFA 24, 227, 843] [HFA 1V, 730–731] [HFA 2I/7, 336–337]

(1) (2)

[TFA N 12, 17] [NFA 24, 227–228] [HFA 1 V, 731] [HFA 2I/7, 337–338]

i.3  Ehe- und Liebesgeschichten

die Soubrette oder der Kürassier-Oberst die Oberhand gewinnen würde. Sie nahm Musik-­Unterricht bei dem alten Cantor, behexte das Haus vom alten Cantor an bis zum siebenten Sohn herunter und heirathete den Aeltesten als er auf Besuch nach Haus kam. ⌐Die Mutter, an Stelle einer Aussteuer, die sie ihr nicht geben konnte, vermachte ihr die beiden Bilder in Barockrahmen, die nun den oberen Bestandtheil des „Ahnensaals“ bildeten.¬ Die Schwetzer sagten: „wie wird das werden?“ Die Einen beklagten ihn, die andern sie. Solch braver |Junge sagten die einen, solch schönes Mädchen sagten die andern. Das junge Paar entzog sich aller weitren Kritik durch Uebersiedlung nach der Hauptstadt, wo sich Herbert eine ansehnliche Stellung gemacht hattte. Er galt etwas in musikalischen Kreisen. Grell hielt große Stücke von ihm, auch der und der. Er war in der K. Kapelle als Substitut. Es war ein ideales Leben, das sie führten, das vielleicht Lilli nicht empfand, aber Herbert desto tiefer. Schmerzliches vergaß sich. Ein erstes zwei Kindchen das ihnen geboren wurde, starben wenige Tage nach der Geburt was eine flüchtige Trauer schuf, aber keine tiefe, da sie jung waren, auch lag ihre Sehnsucht Es war eine ideale Existenz; Lilli empfand es weniger, aber Herbert desto tiefer. |Eines Abends war Lilli auf dem Sopha eingeschlafen, als Herbert nach Hause kam. Sie hielt die Hände über der Brust, die Broche war aufgezogen und der Halskragen hatte sich verschoben und streifte Kinn und Ohr. Zu Füßen lagen Puzzolo, schlafend wie seine Herrin. ⌐Zettel: An Herbert Kleinschmidt Meinem einzigen, lieben, süßen Träumer zu seinem 30. Geburtstag von seiner Lilli Nun Versanfänge.¬ Herbert blieb stehn und schlich dann leise zurück, um durch den Corridor in sein Zimmer zu gelangen. Er trat öffnete das Fenster, und athmete tief auf. Er war so glücklich und so unglücklich geängstigt zugleich. Es war ihm der Gedanke gekommen, daß er dies entzückende Geschöpf, an der ihm alles theuer war, dessen Unarten selbst ihn entzückten, weil sie graziös und liebenswürdig waren, ihm je entrissen werden könne, sei es durch Leben oder Tod und er fing bitterlich an zu weinen. Er verwand es aber wieder. Es war ein schöner Sommer. Nun schildern wie sie Tage und Abende hin­brachten. Sie war vergnügungssüchtig, liebte Partieen, aber die Abende reservirten sie sich. Sie haßten die Lokale. Sie lagen im Fenster und plauderten; beide waren sehr ge­sprächig und hatten das Talent aus allem etwas zu machen. Sie bliesen Kirschsteine in das ­Wasser, sie beobachteten den Obstverkauf, sie zählten die Fußgänger über die Cavalier­brücke und berechneten, daß der Brückenhüter mehr Gehalt bekäme als Zoll einnähme, sie versicherten sich drüben die weiße Frau gesehn zu haben, sie beschäftigten sich mit den Fremden die vor dem Hotel de Saxe vorfuhren und bestimmten Stand und Nationalitäten, entrirten auch Wetten, die dann anderntags entschieden wurden. Es war die Krimkrieg-Zeit. Sie politisirten auch wohl, da Lilli es mit den ­Russen hielt. Das glaubte sie der Revue von Kalisch und der Tabatiere schuldig zu sein. Neckerei-Gespräche über Schmidt und Kleinschmidt, jenes besser, und er nun, über Lilli v. Liliencron. Das ist freilich poetischer. Aber ein Name kann auch zu poetisch sein.

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Ueber Eifersucht. Warum er es nicht ist. Was er was sie erwiedert. Ueber Langeweile, weil keine Kinder da sind. „Sie können ja kommen.“ „Nein, Sie kommen nicht.“ Hier nun das Gespräch, wo sie ihn fühlen | läßt, daß es ihm irgendwo fehlt. Er erwidert erst scherzhaft. Dann bittrer. Es läßt einen Stachel in ihm zurück. Er empfand etwas Ueberhebliches, Spöttisches, Leis=Anklagendes darin. Es fehlte ihm etwas, etwas Männliches, oder Cavalirhaftes, oder Aristokratisches. ⌐Er ist zu arm. Es fehlt der Glanz. Es ist mir das alles bequemer, es sitzt meiner Seele besser.¬ Dann das Gespräch. „Lilli, bist Du glücklich.“ So muß man nicht fragen. „Doch“. Nun dies Gespräch ausführen. Schließlich scheinbar völliger Ausgleich, Versöhnung. „Du bist ein närrischer Mensch“ und dann „ich glaube, es ist nicht gut so zu plaudern, man sei glücklich aber man reflekt frage nicht beständig ob man es ist“. Ich glaube das ist gefährlicher, wie wenn man die Tage u. Stunden nimmt wie sie fallen, mal glücklich, mal unglücklich. Lillis Gespräch mit dem alten polnischen Dienstmädchen am andren Tag, die ­allerhand Spitzen giebt, Bedenken anregt, auf stattliche Männer hinweist, das Violinkratzen als inferior ansieht; das thuen die Zigeuner auch; was wohl der Oberst dazu ­sagen würde? (Dies alles vorher, ehe das Gespräch mit ihm kommt „Lilli bist Du glücklich“.) Der Erbprinz Botho. Sein Auftreten. Herberts Engagement. Dîner. Spatzierfahrt. Herbert luxäugig. Er nimmt aber nichts wahr. Es wird eine Seebadreise des Ehepaars verabredet. Er reist voraus, um die Arrangements zu treffen, er kommt wieder – das Haus leer. Auch die Alte, auch Puzzolo.

[TFA N 12, 18] [NFA 24, 228] [HFA 1V, 731–732] [HFA 2I/7, 338]

1) Du bist närrisch, Herbert. Ich glaube Du bist verliebt. Gewiß bin ich das. Soll ich es nicht sein? Du bist es nicht, und das ist der ein­ zige Kummer, den Du mir machst. Du liebst mich nur grade genug, um meine Liebe |2) ­erträglich zu finden. Du hast das nicht, was ich habe. Wenn ich Dich eine Stunde nicht gesehn habe, so habe ich Sehnsucht nach Dir. Wenn Du am Fenster sitzt und stickst, so ist es mir wie ein Wohlgefühl, wie ein ⌐wonniger¬ Ton, der mein Ohr trifft. Lache nicht, hast Du mich ja mit solchem Auge ange-

[DLA, A: Fontane 56.550/56r]

Wiedergefunden. Herbert und Lilli waren ein Paar. Sie waren ein junges Paar und ein schönes Paar, ⌐liebten sich und waren¬ aller Leute Liebling. Man durfte sie für glücklich halten und hielt sie dafür. Herbert war dreißig, Lilli fünfundzwanzig. ⌐Anfang ist gut. Dann gleich die Zettelstelle vom Consistorialrath Kluckhuhn. Dann die Plauderscene am Fenster. Dann Hanka, die polnische Dienerin Amme, die mit der Herrin plaudert. Ihr ist das Leben nicht flott, nicht polnisch=aristokratisch genug. Sie purrt immer und nährt den Liebes= und Abenteurerzug in Lilli.¬ ⌐Gut Die lange Bromberg=Einleitung u Vergangenheit fällt fort¬ Vor drei Jahren, kurze Zeit nach ihrer Verheirathung, waren sie aus einer ­kleinen Stadt an der Warthe, da, wo Westpreußen, Posen und Brandenburg in einem

[TFA N 12, 3] [NFA 24, 221–222, 840] [HFA 1V, 724] [HFA 2 I/7, 330]

[DLA, A: Fontane 56.550/55]

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[TFA N 12, 4] [NFA 24, 222] [HFA 1V, 724–725] [HFA 2I/7, 330–331]

[TFA N 12, 8] [NFA 24, 223–224] [HFA 1V, 727] [HFA 2I/7, 333] (1) (2)

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(1) (2) [TFA N 12, 9] [NFA 24, 224] [HFA 1V, 727] [HFA 2I/7, 333–334]

[TFA N 12, 10] [NFA 24, 224, 842] [HFA 1V, 727–728] [HFA 2I/7, 334]

i.3  Ehe- und Liebesgeschichten

­stumpfen Winkel zusammenstoßen, nach der Hauptstadt gekommen und hatten in der Burg­straße, in dem einzigen schmalen Hause das diese Straße hat, drei Treppen hoch eine Poeten-Wohnung genommen. Die Zimmer | waren niedrig, aber die Luft war frisch und der Blick auf den alten Schloßflügel gegenüber entzückend. Von den zwei nach vorn gelegenen Zimmern gehörte das mit einem breiten Fenster Lilli, das mit zwei schmalen Fenstern Herbert. Die Zimmer waren wie ihre Insassen. In Lillis Zimmer herrschte die größte Sauberkeit ⌐die selbst durch die Freiheiten, die sich Puzzolo ein wundervoller King-Charles-Hund ⌐auf Sopha und Stühlen¬ gestatten durfte, nicht im Geringsten gestört wurde.¬; das Fenster stand immer offen und schloß sich nur auf wenige Monate im Jahr; frische Luft und Wasser waren ihr ein Bedürfniß. In dem tiefen Fenster hingen mehrere ­kleine Landschaften, Geschenke von Freunden des Hauses und ein elegantes Vogelbauer, aber leer. Lilli ein Geschenk Herberts. Lilli hatte ⌐gestern¬ den Vogel fliegen lassen, man k. „Du mußt es mir verzeihn, Herbert, sechs Stunden Geigenspiel und in den Pausen ein Canarienvogel, das ist mir zu viel.“ 2 wird drei. Und so geht es denn weiter. Er schüttelte den Kopf. „Ich war seine Puppe“ sagt ich Dir schon. Seine Puppe, sein Papagei, sein Paradiesvogel. Er sah mich gern, er hörte mich gern und er steckte mir das Stück Zucker Biscuit zwischen die Gitterstäbe. Das war alles. Und zuletzt proponirte man mir ein „Arrangement.“ So nennen sie ’s. Mir schoß das Blut in die Stirn und mir war als ob ich umsinken müsse. Und ich winkte nur, mich allein zu lassen. Und man er ließ mich allein. Und da lag ich nun auf meinem Bett und fieberte und sah doch alles ganz deutlich wie es war. Es war mir lieb keine Scene gemacht zu haben. Einen Augenblick wallte die Empörung auf, aber ich hatte doch Ruhe und bon sens und Ueberlegung oder bon sens oder Ueberlegung genug um einzusehn, ich hätte kein Recht mich zu empören. | Und so kämpft’ ich es nieder und überwand es. und kapitulirte Und um Dir alles zu gestehn, ich hatt es nicht einmal zu beklagen. Ich kämpft’ es nieder. Aber hätt’ ich es nicht gekonnt, hätt’ ich in ­einem Mangel an bon sens meinem empörten Gefühle nachgegeben, was hätt ich thun ­sollen? Ich war gekettet, rettungslos überliefert. Was hätt ich thun sollen? Hätt ich meine Pässe fordern sollen um zurückzureisen und mich wieder bei Dir zu melden um bei Dir in meinem koketten Reise-Anzug bei Dir einzutreten und zu sagen: Da bin ich wieder „Ich war verreist. Da bin ich wieder.“ Oder sollt’ ich mich in das Haus meiner Mutter zurückkehren und ihr sagen: „Es reüssirt nicht jeder; ich habe meine Lady Milfort Rolle ausgespielt.“ Ach Herbert, das Eine ging |nicht und das andre ging nicht. Und so hielt ich aus und kapitulirte. Und um Dir alles zu gestehn, ich hatt’ es schließlich nicht einmal zu beklagen. Ich war doch der Afferei, dem bloßen sich Putzen und Schwatzenmüssen entrissen. Es wurd’ eine Neigung, gegenseitig, und es ist meine Schuld, daß ich sie nicht gepflegt ⌐Nicht¬ Aber ein tiefer Widerwille begann mich allmälig zu erfüllen nicht gegen die Personen, aber gegen die Lage, drin ich

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war. Alles erschien mir eitel, unwürdig, hohl, phrasen= und fratzenhaft und eine tiefe Sehnsucht überkam mich mit diesen Verhältnissen zu brechen. Ach welches Glück das Kleinleben! Ich ging alles durch, wie wir früher gelebt, gelacht, gescherzt und alles war mir, als hätt ich in einem Himmel von Glück und Unschuld gelebt. Ach und in diesen Himmel sehn’ ich mich zurück. ⌐Es ist nicht nöthig, daß Kinder da sind. Die Sache wird dadurch complicirter und sie darf sie nicht ganz gemüthlich im Stich lassen.¬ ⌐Die Existenz dieser beiden Kinder ist doch nöthig. Die Mutter hat schon vorher auf dem Krankenbett dieser Kinder halb=mysteriös Erwähnung gethan.¬ Es wird besser sein, sie rückt ihm nicht gleich mit ihrem Antrag der Aussöhnung auf den Leib, sondern dieser Antrag entwickelt sich erst aus der Situation heraus. Es muß eine pressante Situation erfunden werden, wo sie sich nicht vermeiden können. Ein Gewitter. Häusler-Haus im Walde. Scenerie von dem Schwarzburg-Tage. Er ist erst da. Dann kommt sie. So stehen sie sich einander gegenüber. Es ist unmöglich sich zu vermeiden. „Es soll so sein, Herbert“. „Setzen wir uns“. Er erzählt, daß er fort will. Nach New-York, Hovarden-College. Neue Welt, neues Leben. (Sie muß aber nicht pitschnaß sein, weil das häßlich wirkt; sie ist in einem Wagen gefahren; er auch. Die Scene muß in einem Brückenzollhaus spielen. Die Brücke ist weggerissen. Und so warten sie. Oder so ähnlich.) Nach dieser ersten Begegnung, in der sie beginnt, dann aber er fast ausschließlich spricht, trennen sie sich. „Ich bleibe noch“ sagt er an einer Stelle. Er hat dort noch Arrangements zu treffen. Und nun erst erfolgt in ihrer Villa die große Scene zwischen beiden. Er muß in diesem kleinen Gasthause einem kl: Forsthause wohnen, Sommerfrische, will noch einmal Heimath genießen eh er sie verläßt. Er sitzt da unten mit der Wirthin am Kamin. Unwetter. Der Brückensteg weggerissen. Nun erst kommt die Equipage. Mit ihr Lilli.

[TFA N 12, 11] [NFA 24, 224–225] [HFA 1V, 728–729] [HFA 2I/7, 334–335]

Wiedergefunden. Ein schönes Paar. Er. Dunkel, mittelgroß, gesunder Teint. Aber von bürgerlich=professorlichem Stempel, den auch der ⌐intime¬ Verkehr mit adlichen Familien und das lange Reisen, namentlich in Italien, ihm nicht genommen hatte. Ruhig. Gutgelaunt. Das Herz auf dem rechten Fleck. Vertrauensvoll. Gütig. Nachsichtig. Beinah demüthig. Aber durchaus unsentimental. Sie. Ganz aristokratisch. Generals-⌐Rittergutsbesitzer¬tochter. ⌐Doppelnatur. Die Mutter kokett, verwöhnt; der Vater brav, reell, einfach.¬ der Vater früh gestorben, die Mutter als schöne Frau, aber mit schwachen reducirten Mitteln in die Stadt. Will sich wieder verheirathen Stirbt drüber hin. Die Tochter bei einer Tante erzogen. Erzogen fürs ⌐Glück und¬ Carrière-machen. So war es eine halbe Mesalliance. Blondine ⌐Hell-¬braunes Haar. Wundervoller Teint; etwas durchsichtig, blaß, nur dann und wann plötzlich roth. Schöne Figur, groß, oben breit, aber schlank und graziös. Eine glänzende Tänzerin.

[TFA N 12, 1] [NFA 24, 220–221] [HFA 1V, 722–723] [HFA 2I/7, 329]

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i.3  Ehe- und Liebesgeschichten

Heiter. liebenswürdig. Aber von feiner Sinnlichkeit, ehrgeizig und von einem stillen abenteuerlichen Hange. Nur nicht das Alltägliche; lieber schlimm als langweilig. So entpuppt sie sich gleich in einem allerersten heiter-geführten Gespräch. „Aber Schatz, was soll denn aus uns werden. Das hat unser Leben nicht und wird es nie haben. Dann tanzen sie. Sie wirft sich aufs Sopha. Er kniete nieder und wollte sie küssen. „Laß mich“. ⌐Und sie wandte sich ab.¬ Er setzte sich zu ihr. Als er sie dann sah, sah er, daß sie geweint hatte. Was war das? [TFA N 12, 2] [NFA 24, 221] [HFA 1V, 723–724] [HFA 2I/7, 329–330]

[TFA N 12, 5] [NFA 24, 222] [HFA 1V, 725] [HFA 2I/7, 331]

[TFA N 12, 6] [NFA 24, 223, 841] [HFA 1V, 725–726] [HFA 2I/7, 332]

1.  Die große Einleitungsscene. Burgstraße am Fenster. Die Obstkähne. Das Schloß. Gespräch über das Schloß und seine Gestalten. Eine Figur herausgreifen die ⌐einige¬ Aehnlichkeit mit ihrem eignen spätren Schicksal hat. (Wichtig) Dann tanzen sie. Dann der sinnlich-hysterische Anfall. Sein Kopfschütteln. ⌐Gut¬ ⌐Im Ganzen genommen ist aber von dem auf diesen 2 Seiten Stehenden nichts zu brauchen und mein erster Entwurf ist besser¬ 2. Der Besuch des Prinzen von der Kriegsschule. Gespräch mit ihm. Sie wird ihm vorgestellt. 3. Die Befreundungen. Man sieht sich öfter. Sie haben ein erstes Allein=Gespräch (weil er, der Mann, noch nicht da ist.) Man kommt überein, sich öfter zu sehn. Geschieht. 4. Die Erkältung zwischen den Eheleuten. Ihre h Versuche eine Glückskomödie noch zu heucheln. Es scheitert. Sie kann es nicht mehr ertragen. Flucht. Zweite Hälfte. 5.  Ihr Wiedersehn. Ihre Demüthigung. Ausgleich. Glück Eine Schwierigkeit ist, ein Gleichgewicht der Theile herzustellen. Der Anfang bis zu ihrer Flucht muß wenigstens 7 bis 8 Kapitel umfassen, die zweite Hälfte wohl nur 3 und das ist zu wenig. Es muß also die alte Mutter, nun 62 oder 64 alt, noch leben. Vielleicht ihren eitel-schauspielerischen Tod schildern. Begräbniß. Hier das Wiedersehn von ihm und ihr. Die Alte hat ihn rufen lassen, um ihm zur Unrecht zu beichten. Hieraus müssen sich Hauptscenen ergeben. Sie (die Junge) kommt zum Begräbniß. Daran schließen sich dann die Wiederfinde-Scenen. Er ist Privat-Docent, Professor Extraordinarius (neure Sprachen) und vertraut mit England, englischer Literatur und englischer Dichtung. Er übersetzt gleich zu Anfang „König Eleonorens Beichte“ und sagt ihr den Inhalt halb in Prosa u. halb in Versen. Die Weiber, die alte und die junge, necken ihn: er müsse eigentlich alte Sprachen treiben. Neue passe nicht. Wiedergefunden. Geheime Seehandlungs-Rath Niesewetter. Ordentlicher Mann. Etwas philiströs, etwas apathisch. Ruhig=beamtenhaft-bewußt. Nicht anspruchsvoll aber staats= und beamtensicher. Einer von denen die selber gänzlich unpikant eine Zunge für das ­Pikante haben und darin (unter Weghüpfung über Bedenken, die sie sonst wohl hegen müßten) eine ⌐gewisse¬ Stillvergnügtheit finden.

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Frau Geheimräthin. ⌐die sogenannte Kaiserin-Wittwe oder Königin Pomaré.¬ Früher Schauspielerin. Schöne Blondine. Groß, prächtig. Spricht von Fr. W. III. als habe sie den lieben Gott gesehn. ⌐Anno 40 als Fr. W. III. starb, hatte sie sich ver­ heirathet, damals 30 Jahr alt. Jetzt ist sie 25 Jahr verheirathet, also 55. Es spielt also 1865. Und der Schluß 1872 ungefähr.¬ Immer grand, immer feierlich, immer tugendhaft, immer streng in der Erziehung ihrer zwei |Töchter. Eigentlich ist sie aber hohl, dumm, unbedeutend und weiß sich nur mit Hülfe ihrer Erinnerungen einige Airs zu geben. ⌐„Die Dehors müssen gewahrt werden.“ „Wir sind nicht was wir sind, sondern was wir scheinen.“ „… So frage nur bei edlen Frauen an.“ Allüren. Tournüre. „Die Rotüre. Immer Prinzen ausspielen, namentlich d. russ. Kaiser und russ. Großfürsten: Konstantin, Alexander, Michael. Youssupoff. Narischkin. Demidoff. Orloff. „Es hat ­alles aus diesem Hause einen so sonderbaren Odeur.“ Sans peur et sans reproche. „Ein ritter­licher Herr.“ „Vom feinsten Parfum.“ „Auf dem Parquet groß geworden.“ „Airs ­geben.“ „Ohne Formen.“ ⌐„Er sitzt¬ In einer brillanten Assiette“. („Mir ist das widerlich“ sagt der Schwiegersohn „ich mag in keiner Assiette sitzen.“ „Er hat die Integrität, die Pflichttreue, die Loyalität eines preußischen Beamten.“ „Savoir faire.“ „Ein charmanter junger Mann.“ „Und ähnelte der Königin Luise.“¬ Ihr Schwiegersohn, der sie ganz und gar durchschaut, hat die niedrigste Meinung von ihr und kann sie nicht leiden. Sie vergilt es ihm. „Ich habe Dich streng und tugendhaft erzogen. Tugend ist eine schöne Sache. Nun ja. Jetzt bist Du zwei Jahre verheirathet und es läßt sich über die Sache reden. Ich habe das Meine gethan, aber thue Du nun das Deine. Zuletzt muß man die Dinge nicht zu ernsthaft nehmen. Und wenn einem schließlich gar nichts geboten wird, so hat man auch nichts zu leisten. Zug um Zug. Wie Du mir, so ich Dir. Man kann auch Untreue mit einem Lexikon üben. Wer immer über seinem Lexikon seine Frau vernachlässigt, ist noch verwerflicher wie wenn ers um ein andres Menschenbild thut. Es ist noch beleidigender. Man ist nicht mal ein Lexikon werth. Und erst in Schweinsleder. Haha. Mein armes Kind.“ Die ältre Schwester (24 Jahr alt) ist an einen walachischen Bojaren verheirathet, der sich Studirens halber in Berlin aufgehalten hatte.

[TFA N 12, 7] [NFA 24, 223] [HFA 1V, 726–727] [HFA 2I/7, 332–333] [TFA N 12, 6 marg.]

[TFA N 12, 7]

Novelle (Bruder, Schwester, Mann)

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Novelle. (Bruder, Schwester, Mann.) Der eigentl: Titel fehlt noch. Das Κριγαρ’σχε Haus. Er, sie und der berühmte Bruder. Anfangs ein glückliches Paar, bis der berühmte Bruder zu drücken anfängt. Nun ist alles klein, dünn, ärmlich; seine Arbeiten sind keine Arbeiten mehr, seine Witze und Scherze sind keine mehr, alles ist plötzlich flach, sein Wissen oberflächlich. Endlich läßt aber der Berühmte doch im Stich und zeigt einen schweren Charakterfehler, während der kleine Doktor sich ganz in seiner Glorie und Liebenswürdigkeit zeigt.

[SBB, St 33, 11] [NFA 24, 328] [HFA 1V, 853] [HFA 2I/7, 473] [SBB, St 33, 12] [NFA 24, 328] [HFA 1V, 853] [HFA 2I/7, 473]

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[SBB, St 33, 13] [NFA 24, 328–329] [HFA 1V, 853–854] [HFA 2I/7, 473]

i.3  Ehe- und Liebesgeschichten

Der Berühmte muß also eine Figur sein wie R. βεγας oder so ähnlich. – Alles kommt nun noch darauf an, die Situation zu finden, die die Katastrophe herbeiführt. Vielleicht ein Vergehn ihrerseits, das der eitle, hofsüchtige, conventionelle, von Rücksichten eingeschnürte „Berühmte“ nicht ertragen und nicht verzeihen kann; er aber verzeiht es. Und die Ehe schließt so glücklich wie sie begonnen. Der „Celèbre“ geht nach Italien. Nicht Liebesaventuren dürfen stattfinden und nicht nach dieser Seite hin hat sich die gentilezza des kl: Ehemanns zu zeigen, sondern der „berühmte Bruder“ ohne daß er klein oder gemein oder direkt verwerflich wird, geht mehr oder weniger an seiner Berühmtheit zu Grunde. Er ist seiner Berühmtheit nicht gewachsen. Er wird eitel, hochfahrend, überheblich, vor allem liebedienerisch gegen den Fürsten, giebt in allem nach, als Mensch und als Künstler, und bringt sich dadurch schließlich doch um die Liebe seiner ihn anbetenden Schwester. Alles muß übrigens versöhnlich ausklingen.

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Die Stieftochter [SBB, St 35, 2]

[TFA N 17, s. p.] [Seiffert 67] [HFA 2I/7, 477] [TFA N 17, s. p.]

[TFA N 17, 1] [­Seiffert 75] [HFA 2I/7, 477–478]

Novelle. Die Stieftochter. Drei Personen: Er. Mann von 50, zum zweiten Mal verheirathet, tyrannisirt die Frau, liebt die Tochter erster Ehe. Sie. Die zweite Frau. Die Stiefmutter. Sie. Die Stieftochter. Große Scene zwischen Mutter u. Tochter. „So kehrt sichs um, Hertha. Die alten Märchen müssen revidirt werden. Bei den Töchtern liegt das Glück. Ein Glück für mich, daß ich solche habe. Du bist ein Engelskind.“ etc etc. Die Tochter repondirt. Die Tochter ist ganz einsylbig und sagt immer nur: „Aber Papa ..“ Endlich große Scene, wo sie voll schönen Gerechtigkeitssinnes ihr bloßes Sylbensprechen durchbricht und ihm eine Rede hält. Wirkung davon auf ihn; glücklicher Ausgang; allgemeiner Frieden.

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„Rr“ oder Gefährdet Glück „Rr“ oder Gefährdet Glück. Rr. Novelle von Th. F. Rr. Novelle. 1. Das Dr. Bernersche Ehepaar, kinderlos. a. Dr Berner 30 Jahr, brünett, Mittelfigur, gut aussehend, Brille, elegant. Sohn ­eines reichen Industriellen am Tempelhofer Ufer, beide Eltern vor Kurzem gestorben. Physiker. Schüler von Helmholtz, Mitarbeiter. Das Zeitalter nicht

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etwa Bismarcks sondern Helmholtz. Einer hatte mal gesagt „Darwins“; das lehnte er ab. „Hypothesen bedeuten nichts neben entdeckten Gesetzen.“ Liebenswürdig, umgänglich. b. Dr. Berner s Frau, Hedwig oder Sophie. Tochter des Generals v. Schlichtekrull. Blondine, groß (größer als ihr Mann) schlank, wundervolle Taille, heiter, gesprächig, liebenswürdig, gesellschaftlich brillant geschult, sehr verwöhnt, ein wenig empfindlich, aber leicht wieder versöhnt. Liebt ihren Mann und hält ihn für eine Gelehrtennummer, fühlt sich ihm in Leben, Gesellschaft und Temperament aber doch überlegen. 2. Die v. Schlichtekrullsche Familie. a. Generalmajor v. Schlichtekrull. 60 Jahr. Großer hübscher liebenswürdiger Mann. Hatte in der Garde gestanden. Als er in die Provinz kam, stand ihm fest, daß das nicht lange dauern könne. Der gewöhnliche Kram der Residenz: Theater, Oper, Concerte hatte keinen Werth für ihn, aber er sah gern Bilder und war Stammgast bei Gurlitt, Schulte, Bärle. Parallelen zwischen Menzel und Meissonnier waren seine Lieblingslektüre und bei Prof. Knille hatte er einen Besuch gemacht um ihm seine Zustimmung zu den Aphorismen oder Grübeleien auszusprechen. Aber all dies war doch nicht die Hauptsache. Die Hauptsache waren die geographische, die anthropologische und die militärische ⌐Colonial¬Gesellschaft. Er kannte Virchow, studirte das Pfahlbauwesen, war in einen Streit verwickelt wo die Cäsar(?)=Brücke über den Rhein geschlagen worden sei, kannte Virchow und versprach sich aus den Schädelausmessungen eine Klärung der ganzen prähistorischen Wissenschaft. b. Seine Schwester, Fräulein Rahel v. Schlichtekrull. Ein Jahr älter als ihr Bruder. Decidirt in allen Fragen, Stöckerianerin und Antisemitin. Führt die Wirthschaft seit 3 Jahren, wo die Generalin starb. Alles geht seitdem besser, wie am Bändel. Sie hat einen guten Charakter aber zugleich Haare auf den Zähnen u. versteht keinen Spaß. Die Verheirathung ihrer Nichte betrachtet sie als eine Mesalliance trotzdem sie den Dr. Berner persönlich sehr gern hat. „Er ist ein perfekter Gentleman. Aber das ist mir nicht genug. Es fehlt doch immer noch was. c. Astolf v. Schlichtekrull, Lieutenant im Alexander-Regiment; ein Jahr älter als seine Schwester, Theatermensch, Arrangeur, Judenfreund und ewig in einem scherzhaften Krieg mit der Tante. Einzelne seiner Regimentskameraden führt er bei seinem Vater ein. Der General wohnt in der Königgrätzer=Straße gegenüber der Kreuz-Zeitung. Ich bin nicht immer einverstanden, aber vergleichsweise doch immer ein Blatt, wo man ohne Verlegenheit sagen kann „ich lese es“; ein bischen zu selbstständig, zu oppositionell  Seine Majestät haben immer Recht das scheint mir der staatliche Grundpfeiler. Diese Forderung erhob Schlichtekrull beständig, handelte aber keineswegs danach, freilich ließ er seine abweichende Meinung nicht drucken. Ueber jede Neu-Ernennung ⌐vom Divisionär an aufwärts¬ schüttelte er den Kopf. „Früher war alles zu alt, jetzt ist alles zu jung; man giebt zu viel auf Schneidigkeit u. allerlei Kunststücke, ganz stille Leute sind mitunter die besten.“ Astolf widersprach dann. Papa, Du gehst zu weit. War Seydlitz still, war Blücher still?“ „Astolf das beweist nichts. Die Beiden waren zufällig nicht still, aber andre waren still; der alte Zieten war sogar fromm, Scharnhorst war still, Moltke ist still u. der alten Zieten war still und fromm.“

[TFA N 17, 2] [Seiffert 75–76] [HFA 2I/7, 478]

[TFA N 17, 3] [­Seiffert 76] [HFA 2I/7, 478–479]

[TFA N 17, 4] [Seiffert 76–77] [HFA 2I/7, 479]

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i.3  Ehe- und Liebesgeschichten

Dr. Berner’s wohnen in der Rauch= oder Cornelius-Straße oder in der Lichtenstein Allee, Nähe von Canal, Zoologischem und Neuem See. Die Schleuse, der Lützowplatz, der Kurfürsten= oder Burggrafenkeller. Die vorüberführende Pferdebahn. Das Haus drin die Taglioni wohnte; „gemustert wie der Dogenpalast. [TFA N 17, 5] [Seiffert 77–78] [HFA 2I/7, 480]

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[TFA N 17, 6] [Seiffert 78] [HFA 2I/7, 480]

[TFA N 17, 7] [­Seiffert 78] [HFA 2I/7, 479–480, 481]

[TFA N 17, 8] [Seiffert 78–79] [HFA 2I/7, 481]

1. Kapitel. Vom Zoologischen her klang das Nachmittagsconcert schon seit einer halben ­Stunde ⌐geraume Zeit oder eine gute Weile¬ bis in die Lichtenstein-Allee hinüber, deren ­Häuser in ihrem Erdgeschoß in einem anmuthigen (?) Schatten in ihren Ober=Etagen aber in unten im Schatten oben aber in hellem Sommerschimmer lagen. Auf den oberen Balkonen war deshalb alles still und leer, ein einziges sehr vornehmes Haus ausgenommen, das in seinem zweiten Stock einen sogenannten eingebauten Balkon hatte. nur von der Abendsonne erreichbaren Balkon hatte Hier in dieser Loggia war ein Tisch gedeckt und ein Dienstmädchen in einer weißen Haube sah mehrmals über den Balkon fort nach rechts die Straße hinunter ob der Herr noch nicht käme. Aber er kam nicht. Zuletzt |erschien die Herrin, eine hohe schlanke Dame, die durch ihre Größe auffiel ihr rothes Kleid und ihr leuchtendes blondes Haar auffiel und blickte nun ebenfalls die Straße hinauf. Aber er kam nicht. St und grüßte nicht hinauf Aber statt seiner grüßte ein andrer hinauf. Schlieffen von den Garde-Dragonern. Wulffen vom Regiment Alexander. Als der Rand ihrer Mützen hinter der Brücke verschwand, kam von der andern Seite her wieder ein Pferdebahnwagen heran, ein Einspänner, Schimmel und sah etwas dürftig aus, aber vorn auf dem Perron stand wer, war er es?, ja und sie nahm ihr Taschentuch und grüßte. Aber nur einen Augenblick. Er kam um 1 Stunde zu spät und mußte reprimandirt aber nicht begrüßt werden. Und sie trat vom Balkon zurück und in das Zimmer hinein. 1. Kapitel. Bei Berners. Haus in der Lichtenstein-Allee. Juli. Blick auf die Park-Anlagen am ­Neuen See. Nur Sophie auf dem eingebauten Balkon, zwischen 2 u. 3. Ihre Erscheinung genau schildern u. ihre Beschäftigung. Lektüre. Sie wartet auf den Mann. Er kommt. „Warum so spät? Um 4 will ⌐der Vater und¬ die Tante hier sein. Also von Schlaf nach Tisch keine Rede.“ Dann Spazierfahrt nach dem Grunewaldschloß. „Was soll man um 5 ­genießen?“ Man theilt sich in eine Nachmittags= und Abend=Gruppe. Eine halbe Stunde später kommt Astolf. Geplauder. Ueber Joachim I. u II. „Wer sich einer Zeitströmung anschließt, ist immer populär; der widerstrebende immer das Gegentheil. So giebt es viele Lieblinge, die gar keinen Anspruch darauf haben. 2. Kapitel. Große Ferien. Schweiz. Raggatz. Das junge Paar. Sie schreibt an die ­Tante. Brief. Oktober wieder zurück. Herbstschilderung; alles wird stiller, menschenleerer, der Balkon wird verhangen. November. „Man wohnt doch recht einsam hier.“ Weihnachtszeit. Sylvester ⌐beim Papa¬. Der Weihnachtsbaum wird noch mal angezündet. Astolf zugegen. Plaudereien. Auch über eine Ehescheidung. „Ja, was ist der | Grund?

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Man weiß es nicht recht. Einige sagen dies, andre sagen das, alles Kleinigkeiten.“ „Mir unbegreiflich“ sagte Sophie. „Sage das nicht“ sagte der General. „Ich kenne viele solche Geschichten. Nichts ist so klein, daß nicht was daraus werden könnte, heute Flocke, morgen Lawine.“ Dies wird weiter ausgeführt. Weiterhin wird eine Schlittenparthie verabredet. „Auf dem Neuen See?“ „Nein, da giebt es keine Schlitten; da fällt es auf; nein, lieber auf dem Kanal nach Saatwinkel.“ Dies wird angenommen 3. Kapitel. Die Schlittenfahrt nach Saatwinkel, hin und zurück. Ostwind. Sophie redet ihm ab, aber etwas spöttisch. Er besteht also darauf. Kriegt einen Knax. Lungen­ entzündung. Erholt sich. Im April alles wieder gut. Ja, frischer als vorher. Er ­hatte nur einen kleinen Reiz im Halse behalten und wenn er im Schaukelstuhl saß und las und Sophie neben ihm arbeitete, kam oft ein kleines kurzes Räuspern; „rr“ oder mitunter war es noch weniger und blos ein kurz ausgestoßnes „hm“. „Du räusperst so, Hugo“. „Ja; es ist wohl etwas kalt hier.“ „Dann geh aber doch hinein.“ „Nein; ich will mich abhärten; diese Empfindlichkeit in den Schleimhäuten muß | wieder fort.“ „In den Schleimhäuten?“ „Ja.“ „Es ist ein recht häßliches Wort.“ „Ja; ich will es nicht schön finden. Aber man hat kein andres; Schnupfen oder gar Stockschnupfen ist auch kein schönes Wort aber wie willst Dus anders ausdrücken?“ „Ich meine, man braucht dergleichen gar nicht zu nennen.“ „Das ist Ueberfeinerung; und ist auch nicht durchzuführen; zuletzt muß man doch mal mit der Sprache heraus.“ „Ja, zuletzt; aber was heißt zuletzt?.“ „Zuletzt heißt, wenn’s ernst wird, wenns einem weh thut, wenn man nicht mehr anders kann.“ Sie schwiegen eine Weile. Dann sagte sie: „Weißt Du, Hugo, die Engländer  so wenigstens hat mir Mrs. Chuggleworth erzählt, gehen davon aus man könne alles unterdrücken und wenn man es nicht mehr könne .. Ach, das ist solch englischer Unsinn. Da ist alles Unnatur, auf|gesteift. Ich bin auch für Anstand und gute Sitte und rede der gesellschaftlichen Rüpelhaftigkeit … „Aber wie Du nur sprichst“ .. „Rede der gesellschaftlichen Rüpelhaftigkeit nicht das Wort, aber Natur bleibt Natur, und wenn ich hier einen Kitzel kriege ..“ Aber ich bitte Dich .. Wenn ich einen Kitzel kriege und husten muß, nun, dann muß ich husten, da hilft nichts .. Ja husten ginge vielleicht noch. Wiewohl ich Dir bekenne, husten ist auch schrecklich. Aber dies kurze „hm“ und „rr“ Du hast es Dir seit einiger Zeit angewöhnt und es schien mir doch Zeit mit Dir darüber zu sprechen. Der Tante ist es auch aufgefallen. Ach nun komm mir auch noch mit der Tante. Die wird mir noch beweisen das käme vom Judenthum oder sei unaristokratisch. Ich sage Dir ich habe Aristokraten Leute vom ältesten Adel husten hören, daß man von phenomenal |sprechen könnte ..“ Nun lassen wir’s. Aber wir wollen doch mit Dr. Henneberg darüber sprechen. 4. Kapitel. „Ich weiß nicht“, sagte Hugo, als er am nächsten Sonntag beim ­Schwieger­vater zu Tisch war „Sophie ist jetzt so nervös, heftig, fährt mich an. Und wenn ich dann ganz verdutzt bin, lacht sie und sagt ich soll es nicht so schlimm nehmen. Ich habe schon gedacht, ob sich vielleicht unsre Wünsche erfüllen oder ich muß leider sagen meine Wünsche. Denn sie verhält sich gleichgültig in dieser Frage.“

[TFA N 17, 9] [­Seiffert 79] [HFA 2I/7, 481–482]

[TFA N 17, 10] [­Seiffert 79] [HFA 2I/7, 482]

(1) (2) [TFA N 17, 11] [­Seiffert 79–80] [HFA 2 I/7, 482–483]

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[TFA N 17, 12] [­Seiffert 80] [HFA 2I/7, 483]

[TFA N 17, 13] [­Seiffert 80–81] [HFA 2 I/7, 483–484]

[TFA N 17, 14] [­Seiffert 81] [HFA 2I/7, 484]

i.3  Ehe- und Liebesgeschichten

Die Tante wiegte den Kopf hin u. her. „Du denkst, Tante, das macht der einfache Berner. Ob die Berners aussterben, ist gleichgültig. Nun es mag sein. Aber sehr angenehm ist es nicht ..“ „Ach, Hugo, das ist es ja nicht.“ „Nun was denn?“ „Sie will nicht mehr mit Dir darüber sprechen, weil Du heftig oder ungeduldig wirst .. „Ich?“ „Ja, Du. Und doch leidet sie. Das ewige ⌐Kratzen und¬ Räuspern  sie kann es gar nicht mehr aushalten und als sie vorgestern hier war, kamen ihr die Thränen in die ­Augen und ich dachte wahrhaftig | sie würde einen Anfall kriegen. Aber es ging ­vorüber. Sie sagte nur zuletzt: es ist doch ein Mangel an ⌐Rücksicht und¬ Liebe; wenn er wollte, so könnt’ ers schon unterdrücken; aber er will nicht, er denkt es sei sein gutes Recht und eigentlich will er auch noch bedauert sein ..“ „Will ich auch. Darin hat sie ganz Recht. Ja, ja, ⌐das¬ will ich auch. Wovon kommt es denn? Von dieser Stuhlschlittenfahrt, zwei Stunden windan und nachher ganz steif und ausgefroren ich dachte schon an Gelenkrheumatismus. Aber das heißt dann Ritter­lichkeit oder vielleicht auch Herr v. Schneevogel hat seine Schwiegermama neulich 3 Stunden gefahren. Natürlich; Schneevogel, das glaub ich. Aber ich bin blos Berner. Und schließlich ist es mir auch ganz lieb, was soll ich mit Schneevogel und das „von“ würde mich auch nicht glücklich machen. Hugo verzeih mir ich finde diese Sprache nicht passend. Verlangst Du, daß wir auf diese Dinge kein Gewicht legen sollen .. Ach, liebe Tante Rahel, so viel ihr wollt. Es kommt ja auch gar nicht darauf an. Wir streiten |uns ja eigentlich um was ganz anderes, wir streiten uns um „hm“ und „rr“, das ist mir viel wichtiger und weiß es der Himmel, ich wünschte selber ich wäre die Kratzerei los, aber wie soll ich … In diesen 5 Minuten hast Du noch nicht ein einziges Mal .. Natürlich nicht, weil ich in einem aufgeregten Zustand bin. Denn mit den Nerven hängt es auch zusammen; das verdammte Gekratze (?) ist immer so zu sagen ein Muße­produkt; heute Abend wird es wohl wieder wie toll sein, die Natur läßt sich nicht spotten und dann kommt alles nach, was hier im Gespräch mit Dir versäumt wurde. Der General trat ein, ein Zeitungsblatt in der Hand. „Gut, daß ich Dich noch treffe, Hugo. Da lese ich hier … Das ist doch eine Sache die Dich auch mitangeht. Wie denkst Du darüber. Nun das Gespräch fortsetzen. Die Tante ist gegangen, so daß es blos zwischen den 2 Männer spielt. Die Tante ist mit der jungen Frau unten im Garten. 5. Kapitel. Es war schon 7 durch, als Hugo nach Hause kam. Sophie schon da, auf dem Balkon. Sie war halb verlegen, halb verstimmt. „Was ist Dir Sophie, Du bist so sonderbar.“ „Ach, ich bin Hildegard begegnet. Wir sprachen von der Pension. Gott, damals. Ihr Mann kann sich nicht entschließen Handschuh anzuziehn und wenn sie darauf dringt, immer nur einen und mit dem andern schlänkert er und schlägt sich auf den linken Arm. Er    Ist er ein Schmuddelfink? Nein. Das glaub ich nicht. Er ist nur unakkurat und ganz unelegant. Er kam uns entgegen und das Erste was ich sah, war daß der Hängsel hinten aus dem Rockkragen vorkuckte. Wir gingen dann in Hildegards Schlafzimmer. „Hast Du gesehn“ sagte sie.

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⌐und als¬ ich nickte sagte sie: wie mir zum Tort. Es kann ja mal ein Hängsel vor­ kucken wiewohl ich glaube, daß es bei Leuten die comme-il-faut sind gar nicht vorkommen kann, – ich will aber nicht das Aeußerste ⌐Perfekte¬ von ihm verlangen, er ist nun mal nicht perfekt, aber so darf er nicht vorkucken, solche Hängsel | hat ein Andrer gar nicht, es war von Oese keine Rede mehr, ein vollkommnes Thor. Ich wette, er bestellt es sich so, er sucht was drin, er will es … Und was sagtest Du? Ich sagte, sie dürfe das so schlimm nicht veranschlagen. Die Männer seien nicht so wie wir sie uns in der Pension vorgestellt hätten .. „So. Na, da könnt ihr euch drüber freun. Wenn ihr solch Pensionsideal zum Mann gekriegt hättet, da wäre schon längst was passirt.“ Ja Hugo das sagst Du so. Wer bürgt Dir dafür? Wer bürgt Dir dafür, daß sich ein Ideal nicht auch mal verwirklichen kann. Ja, ja, das kann es. Das meine ich ja eben, das ist ja grade das Furchtbare, der Unsinn. Und ich will Dir noch mehr sagen, da hast Du ihr denn zum Trost von Deinem Manne, von mir armen Person erzählt und hast ihr die alberne Geschichte von „hm“ und „rr“ vorgetragen, womit |Du jetzt alle Leute regalirst. Ach Du arme tiefbeklagenswerthe Frau, die Du „hm“ und rr mitanhören mußt und keine Rettung und wer weiß was am Ende .. Ja Hugo. Wer weiß „was am Ende.“ Grade wie Du sagst. Du sagst doch sonst immer, die Dinge sind nichts, der Geist ist alles oder das Gefühl oder die Gesinnung oder was Du sonst noch alles für Worte hast, mitunter sogar lateinische oder vielleicht auch griechische. Hm ist nichts aber die mangelnde Liebe .. O Gott, o Gott. Aber die mangelnde Liebe, die sich darin ausspricht, die bedeutet allerdings was, die fällt ins Gewicht. Und das täglich zu empfinden, sage selbst wohin soll das führen.“ „Zu Tod u. Verzweiflung.“ Es kleidet Dir schlecht dieser Spott. Du verstehst Dich darauf nicht. Denn eigentlich hast Du einen guten Charakter. Aber ich weiß nicht was in Dich |gefahren ist. Du thust ja auch nicht das Geringste. Henneberg hat Dir gesagt Du müßtest nach Ems. Wer nicht nach Ems ging warst Du. Du sagtest Du wolltest den Emser hier trinken, hier drüben nach dem Neuen See zu; wer ihn nicht trank warst Du. Nicht einmal die Pastillen .. hast Du angeschafft .. Doch doch, Sophie. Ja, angeschafft hast Du sie und jeden Tag muß ich mich drüber ärgern, denn Du hast sie noch nicht einmal aufgemacht. Da bin ich doch anders erzogen, wird was angeschafft wird, das wird auch gebraucht. Aber das sind so die Manieren aus eurer Geldsphäre, nur immer anschaffen. Und hast Du das Geringste von dem gethan, was Papa Dir schon lange gerathen, ein nasses Tuch um den Hals und Wolle darüber. Aber dazu bist Du zu klug oder vielleicht auch zu eitel. Mein Gott, es giebt ja auch feine wollene Tücher, aber nur nicht thun, was immer andre sagen, immer der Herr | Studirte, der Herr Doktor, der Herr Professor in spe, immer klüger als andre Leute … Selbst was Astolf Dir sagte .. Sophie wohin soll denn das führen wir sind ja auf dem besten Wege bei der Portierfrau anzukommen. Denn eigentlich fehlt doch nur noch ein aufgelegtes Stück Speck und wir haben das ganze Küchenlatein durch. Rund heraus, ich fühle mich gesund und mache mitunter „hm“, das ist der ⌐ein¬ Thatbestand mit dem Du zufrieden sein

[TFA N 17, 15] [­Seiffert 81] [HFA 2I/7, 484–485]

[TFA N 17, 16] [Seiffert 81–82] [HFA 2 I/7, 485]

[TFA N 17, 17] [­Seiffert 82] [HFA 2I/7, 485–486]

[TFA N 17, 18] [­Seiffert 82] [HFA 2I/7, 486]

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[TFA N 17, 19] [­Seiffert 82–83] [HFA 2 I/7, 486–487]

[TFA N 17, 20] [­Seiffert 83] [HFA 2I/7, 487]

[TFA N 17, 21] [­Seiffert 83] [HFA 2I/7, 487–488]

[TFA N 17, 22] [Seiffert 83–84] [HFA 2 I/7, 488]

i.3  Ehe- und Liebesgeschichten

mußt und ich versichre Dich vernünftige Frauen wären auch damit zufrieden, zumal wenn sie sich sagen müßten .. „Sagen müßten, was?“ Daß S sie Schuld an der ganzen Geschichte sind. Von der Schlittenfahrt schreibt es sich her; eine Lungenentzündung hab ich glücklich hinter mir und anstatt froh darüber zu sein, daß alles glücklich abgelaufen ist und daß Du noch keine Wittwe bist … Ach, das soll nun so was sein. Was heißt Wittwe? Wittwen leben auch .. Sophie .. Nun Du darfst es so bös nicht nehmen. Ich habe mich übereilt, ich will Dich nicht kränken. Aber ich bin außer mir, ich bin unglücklich vielmehr als Du Dir denken kannst. Und wenn ich auch alles Extreme vermeiden will, aber wir müssen uns trennen Hugo. Bei Tage mag es ja gehn da kann ich ja auch aufstehn und in das andre Zimmer gehen oder auf den Balkon oder in den Garten. Aber in der Nacht .. „Du wolltest wirklich ..“ In der Nacht bin ich in einer verzweifelten Lage. Gerade jetzt wieder seit beinah 14 Tagen. Und es wird immer schlimmer so unkorrekt und unpünktlich Du überhaupt bist, Papa klagt auch darüber, so unpünktlich bist Du auch Nachts. Es ist ja schrecklich an und für sich, aber wenn es nun mal sein soll, nun so |möcht es drum sein und vielleicht könnt ich drüber einschlafen, wenn Du einen bestimmten Modus hättest. Vielleicht gewöhnte ich mich dran, wie der Mühlknapp in der Mühle; verzeih die alte Geschichte. Aber wenn ich nun da liege und denke jetzt kommt es dann kommt es nicht und so vergeht eine Stunde und ich liege da und warte daß es kommt aber es kommt immer noch nicht. Und endlich denk ich ach er ist vielleicht los und höre nicht mehr hin und lege mich todtmüde auf die Seite und ich fühle auch wie der Schlaf kommt, aber eh er da ist, höre ich es wieder und alle meine Ruh ist hin. Das könntest Du auch nicht aushalten, denn Du hast mir mal was von Mäuseknabbern erzählt. Siehst Du, gerade so ist es. Und nun kannst Du Dir denken, wie mir zu Muthe ist und daß ich mich trennen will; ich nehme die Giebelstube, Du kannst ja bleiben wo Du bist.“ Dies wird noch etwas weitergeführt, aber ohne Dialog, blos die Situation geben, sie schweigsam, er auch und verstimmt und voll bittrer Gedanken. 6. Kapitel. Er quartirte sich aus und schlief auf dem Sopha. Am anderen Morgen sagte er ganz ruhig: „Ich werde nun etwas thun. Ems habe ich versäumt. Ich will nun an die Riviera. Da will ich bleiben, bis ich es los bin und wenn das nicht glückt, ja ­Sophie, dann weiß ich nicht. Wir wollten ja zusammen nach Italien, aber daran ist nicht zu denken, das würde Dir ja den Aufenthalt verleiden. Urlaub kriege ich.“ Sophie schrak zusammen. Aber sie konnte nicht zurück und dachte zugleich: etwas muß geschehn. Ems darauf war ich gefaßt, das habe ich selbst gewollt, ob er nun in Ems sitzt oder in Nizza, macht eigentlich keinen Unterschied. Und so fand sie sich, war liebenswürdig aber ruhig und kühl und es kam zu keiner rechten Versöhnung. Nun seine Karten und Briefe. Es geht ihm gut, aber das Leiden bleibt. Sie langweilt sich und hat nicht mal Trost in der Familie. Die Tante hält halben Kurs, der | Vater spricht Bedenken aus, Astolf foppt und neckt sie und malt ihr die Gefahren an die Wand. „Da habe ich heute ein Bild von Carl Becker gesehn: ein ital. Mädchen macht die Fensterladen auf und blickt in den frischen Morgen hinein so sehen sie da alle aus, eine superiore Race.“ So ging das in einem fort. Aber es blieb nicht blos bei solchen Reprimanden. Sie konnte nicht zu Hause bleiben und so übersiedelte sie zum Vater und bezog ihr altes Schlafzimmer. O die Aermste. Was harrte

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ihrer. Erregt und daran gewöhnt unruhig zu schlafen, war es ihr versagt gleich einzuschlafen und nun sprach die Berliner Nacht ihre Sprache zu ihr. Es kamen die großen Dampfkessel vorüber und alles rüttelte u. schüttelte, dazwischen pfiffen die Lokomotiven von zwei Bahnhöfen herüber und die Straßen Eisenbahn bimmelte bis 12. Da wurd es stiller. Aber da füllte sich das Wasserbassin mit Wasserleitungswasser und sie hörte das leise Rauschen und Gurgeln an der Wand hin. Dann wurde es still auch das und die Ruhe wollte kommen, aber der Papa schlief an derselben Wand und eine Fülle der Ge­räusche drang durch die nicht allzufeste Wand an ihr Ohr Und um 4 Uhr früh, weil der General ein Vogelfütterer und Mitglied der Gesellschaft Cypria war, kamen die Sperlinge, die gewohnt waren |vom General gefüttert zu werden auf das mit einem Zinkblech überzogene Fensterbrett und pickten mit ihren Schnäbeln auf das Zinkblech, daß es einen Höllenlärm machte. Sophie fuhr mit der Hand über die Stirn, seufzte, verklagte sich und dachte an Pegli, wo Hugo den Kronprinzen gesprochen und eine Einladung zum Thee erhalten hatte. Und die Tante, so herrschsüchtig, so altmodisch, so langweilig. Ach sie seufzte und als wieder ein Brief kam, es könne noch lange nicht dauern, wenn auch der Arzt alle Hoffnung auf Genesung ⌐totale¬ Beseitigung des Uebels noch nicht aufgegeben habe, beschloß sie kurzen Prozeß zu machen und schrieb. Mein lieber Hugo. Vergieb mir, daß ich so thöricht war. Ich sehne mich Dich wieder zu haben, ich leide hier sehr, so gut der Papa ist, und will Dich wieder haben und mein Einziger Hugo nennen und wenn Du mir einen Kuß giebst, werde ich wohl das „rr“ nicht mehr hören. |Und so bitte ich Dich denn, komme wieder, auch wenn Du blos ein Halbgenesener bist, ja ich bin noch mit weniger Genesung zufrieden. Aber eigentlich muß solch Wiedersehn doch gefeiert werden und eine beßre Feier ist nicht möglich wie die, daß wir uns in Italien wiederzusehn, ich mag auch gar nicht bis ­Nizza warten und bitte Dich mir bis Lugano entgegenzukommen. Dort ist jetzt auch Dr. Brahm, ⌐den sie wieder sehr geärgert haben,¬ mit dem wollen wir über den See fahren und uns die Geschichte von dem Fräulein v. Schabelski erzählen lassen. Ich höre so gern so was, so was recht Pikantes und in der Natur ist man ja natürlicher. Also auf Wiedersehn. Und sei auch ja da. Und umarme Dich und nimm mich in Deinen Arm aber Arm mit einem „rr“.     Nicht der General, sondern die Tante schläft Wand an Wand mit Sophie. … Sie hörte jeden Ton .. und welche Töne! Das Nasale war nur ein Bruchtheil. Sie wollte von der Wand fort, an die andre Wand, ⌐unter irgend einem Vorwand,¬ aber das wäre aufgefallen und sie verstand so schlecht eine Komödie zu spielen und so hätte es die Tante beleidigt. Dann kam das Frühstück. Die Tante erschien unschuldig wie der junge Tag, was Sophieen amüsirte aber doch auch verdroß „sie darf nicht so ­sicher aussehn,“ und dann kam der Vater. „Guten Morgen Sophie“. „Guten Morgen, Pa“. „­Rahel Du hast ja einen Thurm von Haube auf. Und Augen .. Ich glaube, Du brauchst Ronnershausen .. So glaue Augen |hat kein natürlicher Mensch. Kunst alles Kunst.“ Adalbert (?) Du scheinst ja heute früh besonders guter Laune. Verzeih etwas zu gut .. Kann gar nicht vorkommen. Was heißt zu gut. Und ich würde noch besser bei ­Laune sein (besser ausdrücken) wenn ich meinen Cigarettenkasten hier hätte. Du ­Sophie wird mag das Rauchen nicht leiden, ihren Mann hat sie sich gezogen auf der Veranda geht es, aber nicht im Zimmer ⌐nicht¬, aber sie wird fünfe grade sein lassen. Und Du auch Rahel. Ah, da ist ja der Kasten .. Feuer ist nicht nöthig ich habe mir

[TFA N 17, 23] [­Seiffert 84] [HFA 2I/7, 488–489]

[TFA N 17, 24] [Seiffert 84–85] [HFA 2I/7, 489]

[TFA N 17, 25] [­Seiffert 85] [HFA 2I/7, 759]

[TFA N 17, 26] [­Seiffert 85] [HFA 2I/7, 759]

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[TFA N 17, 28] [­Seiffert 85–86] [HFA 2 I/7, 759–760] (1) (2)

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[TFA N 17, 29] [­Seiffert 86] [HFA 2I/7, 760]

i.3  Ehe- und Liebesgeschichten

gestern ein kleines Etui mit Hölzchen angeschafft, sieh mal Sophie, Silber oder sieht wenigstens so aus und hat eine kleine Mechanique. Welche denn Papa. „Ach nur ganz einfach; es knipst so hübsch; höre mal.“ Und dabei machte er die Dose auf und knipste es wieder zu. Nicht wahr, ist hübsch? Ein bischen Spielerei. Aber ein bischen Kind bleibt man und wenn man auch General ist und 30 Dienstjahre hinter sich hat. Uebrigens brillante Hölzer es knistert ordentlich wenn man streicht und dann ein Feuerschein, ein langer Feuerstreif wie ne Rakete.“ Dabei rauchte er die Cigarre an und blies den Dampf Rauch in kleinen Wölkchen fort und während er behaglich seine Züge that, die Cigarre in der Linken, hielt er das Metallbüchschen in der andern und öffnete und schloß es wieder; knips, knips, ging es in einem fort denn die beiden Töne waren etwas verschieden. Eine Weile hielt Sophie es aus, dann ging sie in ihre Schlafstube und weinte. Sie war sogar aufgeregt, daß sie die Tante jenseits der Wand vermuthete, die Haube auf dem Kopf. Und so lag sie da und wartete auf die Töne. Vielleicht sind sie alle in einer Verschwörung gegen mich. Aber nein, es ist alles so natürlich, be| sonders die Tante. Nein, nichts von Verschwörung, Fügung ist es, ich soll einsehn daß ich was es heißt mit Menschen leben. Ach es ist schrecklich .. die Menschen haben so viel Unangenehmes .. es ist schwer mit ihnen zu leben Aber dann muß man in die Einöde gehn und sich nicht verheirathen und kein Gespräch und kein zärtlich Wort hören wollen. Und ein zärtlich Wort hörte ich doch so gern. Ach, ich fühle daß ich eine Thörin war. Was ist es denn am Ende?“ „rr“ ist doch noch lange nicht knips seine ganze Sündenjahresrechnung ist doch nichts gegen die Viertelstunde mit dieser Streichholzdose; daneben ist rr Musik. Und er kann nicht anders und muß es (vorher eine Stelle, wo sie ausführt, noch in den Gesprächen mit Hugo, daß die Engländer das alles bezwängen) und Papa mit der Dose, das ist der reine Uebermuth, wenn man von seinem Vater und einem so gütigen, so was sagen darf. Ach es giebt nur eine Rettung aus diesem Elend.

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Die Goldenehochzeits-Reise

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Die Goldenehochzeits-Reise Die Goldenehochzeits=Reise.

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Die Goldenehochzeits=Reise. Sie war siebzig, er fünfundsiebzig. Die goldene Hochzeit war am Tage eine Woche vorher unter Kindern und Enkeln (selbst ein Urenkelchen in einem mit Uebergehung eines in ⌐einen weiß u blauen¬ Korbwagen gebetteten Urenkels eine Woche vorher im Kreise der Kinder und Enkel gefeiert worden und zu Beginn des siebenten Tages sagte der Hochzeiter: „Alte, ⌐alles ist abgereist;¬ wohin reisen wir?“ Der Alten leuchtete das Gesicht und sie sagte: Das ist recht; ich habe auch schon so was gedacht. Reisen. Ja, reisen; das hab ich all mein Lebtag geliebt und bin so wenig dazu gekommen. Weißt Du, Alter, laß uns die Hochzeitsreise machen, die wir vor 50 Jahren gemacht |haben. Wir wollen sehen, wie sich die W was sich seitdem mehr verändert hat  die Welt oder wir.“  „Ich fürchte wir“ sagte er. „Wer weiß“ sagte sie, denn sie wußte sich was, daß sie fünf Jahre jünger und eine frische Frau war. So frisch wie die weiße Bandhaube, die sie trug. Ue „Abgemacht“. Und am neunten Tag fuhren sie gen Italien und den zwölften Tag saßen sie um Mitternacht, mit jungem scherzendem Volk in einer großen Hôtel-Gondel und fuhren den Canal grande hinauf hinunter, unter dem Rialto fort, an dem Palazzo Foscari vorbei und kaum unter ⌐hundert¬ Schritt vor der Douane in einen Seitenkanal hinein. An einer Wassertreppe landeten sie und stiegen das hellerleuchtete Hôtel hinauf bis in den dritten Stock. „Hochzeitspaare steigen hoch“ sagte der |Alte und sie traten ans Fenster und sahen über dem Häuserwirrwarr vor sich die Kuppelspitzen von San Marco und die schlanke Spitze des Campanile. Zwischen beiden stand die halbe Mondscheibe. „Wie sonst“ sagte er. „Unverändert.“ Sie gehen nun auf den Marcusplatz. Vor die Lauben. Kaffe. Die Tauben von San Marco. So saßen sie. Dann sagte er: „Findest Du einen Unterschied?“  „Ja, Heinz“. Er sah sie fragend an. „Damals stritten wir uns. Es war alles anders als ich erwartet hatte (anders ausdrücken; „ach junge Frauen! Sie sind launenhaft. Und in den ersten 8 Tagen am meisten. Den Himmel, den sie geträumt, finden sie nicht. Es ist auch Erde; sehr Erde. Und ich war keine Ausnahme. Heinz. Du sagtest: sieh die schöne E Person, die die Tauben füttert. Es muß eine Engländerin sein. Das reizte mich. Und wir waren erzürnt. Sieh, dort steht wieder eine. Wie schön sie ist.“ | Sie besuchen nun die „Academia“. Tintoretto. Das Bild von der „Ehebrecherin.“ Erinnerung an den alten Streit. Er hatte über den Ausdruck des Gesichts spöttische Bemerkungen gemacht. Das hatte sie übel genommen. ⌐So:¬ Und sie sagte  als sie vor dem Bilde standen: „Ich glaube, Heinz, Du hattest Recht“. Er lächelte. Denn deutlich stand die Scene vor seiner Seele. Nun erst das Obige erzählen. Table d’hôte. Er erhält den Platz oben. Sie saßen neben einer englischen Familie, alte und junge Leute. Früher ängstlich; jetzt sicher. Sie befreunden sich. Sie kommen

[SBB, NL 191 (Th. Fontane), II.1, s. f.] [SBB, NL 191 (Th. Fon­ tane), II.1, 1] [Heilborn 1919, 99] [NFA 24, 126] [HFA 1V, 624–626] [HFA 2I/7, 250] (1) (2) (1) (2)

[SBB, NL 191 (Th. Fontane), II.1, 3] [Heilborn 1919, 99] [NFA 24, 126] [HFA 1V, 624–626] [HFA 2I/7, 250]

[SBB, NL 191 (Th. Fontane), II.1, 5] [Heilborn 1919, 99–100] [NFA 24, 126–127] [HFA 1V, 624–626] [HFA 2I/7, 250–251]

[SBB, NL 191 (Th. Fon­tane), II.1, 7] [Heilborn 1919, 100] [NFA 24, 127] [HFA 1 V, 624–626] [HFA 2 I/7, 251]

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[SBB, NL 191 (Th. Fontane), II.1, 9] [Heilborn 1919, 100–101] [NFA 24, 127–128] [HFA 1V, 624–626] [HFA 2I/7, 251–252]

[SBB, NL 191 (Th. Fontane), II.1, 11] [Heilborn 1919, 101] [NFA 24, 128] [HFA 1V, 624–626] [HFA 2I/7, 252]

[SBB, NL 191 (Th. Fontane), II.1, 13] [Heilborn 1919, 101] [NFA 24, 128] [HFA 1V, 624–626] [HFA 2I/7, 252]

i.3  Ehe- und Liebesgeschichten

spät von einer gemeinschaftlichen Ausfahrt zurück. Die berühmten Räucherkerzchen brennen. Sie plaudern noch. „Wie man, wenn man ruhiger geworden ist, die Menschen anders ansieht. Mir waren die Engländer verhaßt. ⌐Damals hatt’ ich den Streit mit ihnen.¬ Jetzt |lieb ich sie. Wenigstens diese. Welche netten feinen Leute etc Nun der andre Tag. Fahrt nach dem Lido, ⌐oder¬ nach Murano, oder nach einer andern Insel. „Damals sagtest Du, wie langweilig. Ich bin müde. Laß mich hier. Ich bin angegriffen. Das viele Sehn. Das viele Laufen. Laß mich.“ Dann vor der „Assunta“. Sie schweigen sich aus. Dann nach Haus. Er blieb unten und plauderte. Sie ging früher hinauf, um an die Kinder zu schreiben. Nun schreibt sie an ihre älteste Tochter. Der Brief drückt das Glück des Alters aus. Erinnerung an Bogumil Goltz. Das ist jetzt 20 Jahr her; ich war damals noch frisch u. munter, und ich erschrak über seine Worte und ängstigte mich. Er hat Unrecht gehabt. Man muß sein Leben nur richtig einrichten. Und von dem Alter nicht das verlangen, |was der Jugend gehört. Es fällt Vieles von uns ab, aber das was bleibt, ich sag es Dir zum Trost und zur Erhebung meine liebe Helene, das ist das bessere Theil, und vor allem auch das Glücklichere. Jede Stunde läßt uns jetzt die Vergleiche ziehn, denn wir treten vor all die alten Dinge und wir vergleichen zwischen damals und jetzt. Und der Vergleich fällt nicht zum Schlimmen aus. Ein neues Leben ist mir in meinem Alter aufgegangen. Heute waren wir in der „Akademia“, einer Sammlung die unsrem Museum entspricht. Diese Sammlung birgt viel Schönes, nichts Schönres aber als ein Bild von Tizian: die Himmelfahrt Marias. Sie nennen es die „Assunta.“ Wir sahen es auch vor 50 Jahren. Ich starrte es an, fand es zu dunkel, zu katholisch und ich weiß nicht was. Ich hatte kein Verständniß für die Tiefe, die sich hier erschließt. Nun hab ich sie. |Nun folgt eine ganz kurze, einfache aber begeisterte Schilderung des Kopfes der Maria und des Ausdrucks der Verklärung, des allem Irdischen abgekehrten, es liegt hinter ihr. Ach, in unsren Jahren, meine geliebte Tochter, versteht man es. Damals verstand ich es nicht.  Wir bleiben noch drei Tage, dann gehen wir über Brescia u. Bergamo an den Comer=See, wo wir die alten Tage auch wieder aufsuchen wollen. Und dann zurück zu Euch. Begleitet uns mit euren freundlichen Gedanken und begleitet eure Alten. Mein liebes Kind  Deine alte Mama.“ Er kam herauf. „Hast Du geschrieben?“  Ja.  „Darf ich es lesen?  Ja.  Und er las. Er nahm die Feder und schrieb darunter: „Just so“. Dann gab er der Alten einen Kuß und sie gingen auf den Marcusplatz, um die Dämmerstunde und die Girandole abzuwarten.

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Mit der Zeit [SBB, St 3, 1] [NFA 24, 310–311] [HFA 1 V, 833] [HFA 2I/7, 455–456]

Glückliche Ehe. ⌐Mit der Zeit.¬ 1.  Er war gestorben. 2.  Kinder waren nicht da, aber Neffen u. Nichten. Sie gehen zum Pastor. „Ja, was soll ich sagen? Es war ja immer Streit.“ Es findet sich auch ein Brief, in dem sie ihr Unglück klagt und nur noch von der Scheidung ihr Heil erwartet; sie zählt darin all seine Untugenden auf, seine Schwächen, kleinen Sünden und Unerträglichkeiten. –

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Der Geistliche hält dann seine Rede. Und die Frau sagt: es war gut; ein bischen besser hätt er doch von ihm sprechen können. Er war doch eigentlich nicht so böse. 3.  Nun folgen Scenen von halb Jahr zu halb Jahr, wo die Neffen und Nichten ­irgend etwas sagen „Onkel war so und so. Darin war er schwach oder sonderbar oder im Irrthum oder sehr anfechtbar.“ All diese Dinge wider|legt sie jedesmal. Am heftigsten wird sie wenn einer von einer „geführten unglücklichen Ehe“ spricht. Dies will sie nicht wahr haben. Sie haben glücklich gelebt. So wächst er allmälig zu einem Ideal heran und als sie 70 ist, erzählt sie ihren ⌐kleinen¬ Petit-Neveus von ihrem Groß­ onkel: „Das war ein Mann, tüchtig, zuverlässig, immer adrett und pünktlich. Und ich war ebenso. Deshalb stimmten wir auch zusammen und eigentlich ist kein böses Wort über unsre Lippen gekommen. Es kam wohl vor, daß wir eine andre Meinung hatten, aber das war dann immer ein allgemeines Gespräch. Ich begreife nicht, wie sich Menschen ewig zanken können; das ist ja schlimmer wie Tod und Hölle. Und mein Seliger dachte auch so. Endlich der 50 jährige Hochzeitstag. Sein Bild war bekränzt, sie las Briefe aus ihrer Verlobungszeit und sagte: ja, Kinder, ich freue mich. Bald seh ich ihn wieder. Ich kann mir denken, daß es ein schweres Wiedersehen sein muß, wenn man sich etwas vorzuwerfen hat und sich sagen muß: man sei Schuld. Aber wir können uns wieder ansehn. Aechte Liebe überdauert alles.“ Und sie wünschte jedem einzelnen, daß ihm auch eine so glückliche Ehe beschieden sein möge. Die Neffen und Nichten sahen einander an, die Großnichten aber, dies von ihren Müttern her wußten, saßen in der Schummer-Ecke und kicherten. Der Seidengarnhändler Etienne Cochoi war gestorben. Er war Mitglied der französischen Colonie „Refugié“ und gehörte wie die meisten Mitglieder der französischen Colonie zu den unfranzösischsten Leuten von der Welt. ⌐Nur seine Frau nahm ihn für einen Vollblut-Refugié.¬ Dann und wann zwangen ihn Geschäftsverbindungen zu Construktionen mit avoir und être aber seine Verwechselungen von la und le waren haarsträubend. Nun war er todt, erst 56, oder wie seine Wittwe, eine Vollblut-Berlinerin sagte „erst obschon er in der Sprache seiner Wittwe „erst im 57. ging.“ Ein Asthma hatte über ihn entschieden. Seine letzten Worte waren geängstigt und reuig gewesen und hatten gelautet: Mathilde .. laß es gut sein; . . es war ­alles .. nich so böse gemeint. Hörst Du. Gieb mir Dein ..“ Dies war sein Letztes. |Genau 7½ wo sonst der Kaffe auf dem Tische stand und ein Wetter losbrach wenn er nicht auf dem Tische stand. Kinder waren nicht da, aber Neffen und Nichten, und eine der Nichten von der es feststand daß sich der Plan Diakonissin zu werden in ihr geregt hatte, wurde beauftragt, dem Prediger Huber Anzeige davon zu machen und um eine Rede am Sarge zu bitten. Die Confirmanden versammelten sich eben in der Vorstube, als Prediger H. den Brief empfing. Es war ihm fatal, denn er wußte, daß nicht alles gestimmt hatte. Im Ganzen genommen waren es gute es ein guter Kerl gewesen und gegen die Frau war auch nichts zu sagen; als eines reichen Graupenhändlers Tochter hatte sie sich gut

[SBB, St 3, 2] [NFA 24, 311] [HFA 1V, 833–834] [HFA 2I/7, 456]

[SBB, St 3, 3] [NFA 24, 311–312] [HFA 1 V, 834] [HFA 2I/7, 456–457] (1) (2)

(1) (2)

[SBB, St 3, 4] [NFA 24, 312] [HFA 1V, 834–835] [HFA 2I/7, 457]

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[SBB, St 3, 5] [NFA 24, 312] [HFA 1V, 835] [HFA 2I/7, 457]

[SBB, St 3, 6] [NFA 24, 312–313] [HFA 1 V, 835] [HFA 2I/7, 457–458]

(1) (2)

[SBB, St 3, 7] [NFA 24, 313] [HFA 1V, 835–836] [HFA 2I/7, 458]

[SBB, St 3, 8] [NFA 24, 313–314] [HFA 1 V, 836] [HFA 2I/7, 458–459]

i.3  Ehe- und Liebesgeschichten

genug ausgenommen und das von orthographischen Ungehörigkeiten immer mehr und mehr abgelassen. Aber das End| resultat war dennoch immer gewesen, daß man nicht glücklich gelebt hatte. G Ja, Scheidung war mehr als einmal beantragt worden. „Ich muß doch sehen“ sagte Pastor H. und ging auf ein Real zu, wo Personal-Akten lesen. lagen. Er hatte nicht lange zu suchen, denn in Abtheilung C. lagen überhaupt nur drei Packete. „Cochoi.“ Da wär es.“ Er stäubte mit seinem Taschentuch, dem alle möglichen Funktionen oblagen, das Bündel ab und schlug auf und blätterte. Er schüttelte mit dem Kopf bei jedem neuen Blatt, endlich hatte er das, was er suchte. Es war ein drei Seiten langer Brief. Er setzte sich in seinen Stuhl, sagte dem links neben ihm stehenden Canarienvogel noch ein paar freundliche Worte, wie wenn er sagen wollte „Ja, mein Thierchen, ich plauderte auch lieber mit Dir“ und setzte sich dann |und las. Berlin d. 9. Dezember 1851. Hochgeehrter Herr Prediger. Es wird mir wirklich schwer, hochgeehrter Herr Prediger, Ihnen schon wieder zu kommen. Es ist und mir ist so zu Muthe, wie wenn man an ein und demselben Tag, oder wohl gar in der Nacht, zum dritten Male zum Doktor schicken muß. Er kommt dann auch, aber man sieht es ihm doch an, er kommt nicht gern und denkt so bei sich: es war eigentlich nicht nöthig und gestorben wär’ er auch nicht. Und so steht es auch wirklich. Gestorben is man nicht gleich, auch ich nicht, aber schlimm ist steht es doch. Ich meine mit meinem Manne und mir. Sie wissen ja alles und haben uns schon so oft in die Seele gesprochen. Aber er nimmt ja keine Raison an. Es ist das französische Blut, immer gleich in Wuth und Ausdrücke, |die nicht fein sind. Und so war es auch gestern wieder. Und um was? Um gar nichts, liebster Herr Prediger, so wahr ich eine ehrliche Frau bin. Es stand die Stehleiter im Corridor und ist er dagegen gelaufen und hat sich das Schienbein gestoßen. Und was that er? Er stieß die ganze Stehleiter vor Wuth um und hat unser Miether unter uns ⌐unten haben sie¬ geglaubt, das Haus stürze ein und die Frau hat einen Weinkrampf gekriegt. Und wenn er nicht Wirth wäre, so ⌐ging es auch gar nicht und wir¬ müßten wir ausziehn. Und nun hätten Sie den Mann sehn und hören sollen. Als ob ich eine Verbrecherin wäre und sprach immer von fahrlässiger Tödtung, denn Schienbein sei was Wichtiges und hätte schon mancher dran glauben müssen. Ja, theuerster Herr Prediger, und hat mich gepackt und geschüttelt und | all so was, was mir an der Wiege nicht gesungen ist. Und wenn es das allein wäre! Aber, theuerster Herr Prediger, Sie wissen ja wie es steht. Immer das heiße Blut. Es ist noch keine drei Wochen, daß wieder solche Kränkung da war. Ich bin nicht so, aber was ich verlangen kann, ist der Anstand. Und dabei knickrig auf der andern Seite und wenn es für mich ist, so ist nichts da und immer Redensarten als ob ich von der Wirthschaft nichts verstände und es alles blos ein Jammer mit mir wäre. Hab ich das um ihn verdient? Er hat einen schlechten Charakter und keine Dankbarkeit. Denn von mir kommt doch alles und nun thut er, als ob er mich hinterm Zaun gefunden. Ich bitte, daß Sie mir rathen und mir sagen welche Schritte ich thun soll um eine Trennung herbeizuführen. Kommt es nicht dazu, so steh ich für nichts. Er oder ich. „Unwürdiges erträgt kein edles Herz.“ An diesem Spruch oder so hab ich immer gehalten und halt’ auch heute noch. In aufrichtiger Verehrung Ihre Mathilde Cochoi geb. Müller.

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Das war erst drei Jahre. Die Dinge waren damals beigelegt aber nicht gebessert worden und nun war er todt und er sollte die Leichenrede halten. Es war eine harte Aufgabe. Aber umgehen ließ es sich nicht. Er antwortete der Nichte, daß er erscheinen werde und bäte dieselbe der Wittwe sein Beileid auszudrücken. Zu festgesetzter Stunde war er auch da, wo die gute Stube zu einer chambre ardente hergerichtet war. Die Kutschen standen bis an die nächste Querstraße, so daß einer der Nichten gesagt hatte: „wo sie nur alle herkommen? Er muß doch so seine Meriten gehabt haben.“ Der Pastor spricht. Nur kurze Inhaltsangabe. Die Wittwe ist nur halb zufrieden. Zieht eine Treppe höher. Der Hauptneffe führt das Geschäft weiter. Man sieht sich öfter. Nun die Wandlung von Jahr zu Jahr. Immer an seinem Geburtstage gab sie eine kleine Familiengesellschaft. Nun dies |durch 7 15 Jahre hin fortführen. Aber immer springen von drei Jahr zu drei Jahr. Dann ihr letzter Wille und ihre Hoffnung ihn wiederzusehn.

[SBB, St 3, 9] [NFA 24, 314] [HFA 1V, 836– 837] [HFA 2I/7, 459]

[SBB, St 3, 10] [NFA 24, 314] [HFA 1V, 837] [HFA 2I/7, 459]

i.4  Charakterstudien i: Frauenfiguren

Die Geschichte der Frau v. M., spätre Geh. R. St.

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Die Geschichte der Frau v. M., spätre Geh. R. St. Die Geschichte der Frau v. M., spätre G. R. St. Fängt an mit dem Begräbniß des alten v. M. Die Steinhöfler Lokalität beschreiben, Schloß, Säle, chambre ardente; die vornehme Gesellschaft aus d. Residenz; der hochangesehne orthodoxe Geistliche; die Rede; in dieser der Hinweis auf die schöne Frau. Vorher Empfang im Ahnensaal; sie sitzt ihrem Bilde gegenüber; ihre Schönheit unverändert. Nach der Rede Aufbruch in die alte Kirche. Hinabsenken in die Gruft. ⌐(Ende April)¬ 2. Kapitel. Ein Vierteljahr später. Sommer. Anfang August. Sie ist noch im Schloß. Sie ordnet. Aber alles öde. Sie langweilt sich. Und freut sich doch ihrer | Freiheit. Sie kann thun was sie will. Einzelnheiten. Der Blick auf ihr Bild (im 1. Kapitel nicht; die Stelle muß fortfallen). Betrachtungen dabei. So jung, schön. Sie seufzte. Sie war eine Excellenz. Ihr Lächeln darüber. Das Gewächshaus. Die tropische Luft. Sie konnt’ es nicht ertragen. Sie ging in die Kirche. Zu dem Geistlichen. Zu armen Leuten. Hier war ihr am wohlsten. 3. Kapitel. Ein Besuch bei armen Leuten. Sie sieht ehrliches Glück; eine Fülle blonder Kinder. Ihr wird weh ums Herz. 4. ⌐3.¬ Kapitel. Brief an die Freundin. Worin sie ihr vergangnes Leben offen schildert. Es war nicht unglücklich; nur auch nicht glücklich. Und vielleicht ist das das schlimmste. Es füllt am wenigsten aus. Sie schildert nun ihre Ehezeit, besonders auch den Verstorbenen, un vrai gentilhomme, aber …. 4. Kapitel. Ein Jahr ist vergangen. Aber sie trägt noch Trauer. Sie fühlt sich bedrückt. Oede. Verwandte kommen. Jeder stichelt, sie werde wieder heirathen. Sie sucht sich durch Thätigkeit herauszureißen. Ein Besuch bei armen Leuten. Sie sieht ehrliches Glück; eine Fülle blonder Kinder. Ihr wird weich ums Herz. „Verlorenes ­Leben“. Aber sie rappelt sich. 5. Es waren sieben oder acht Jahre vergangen. Sie lebt in der Residenz. Es zerstreut sie. Sie bewohnt eine erste Etage. Ueber ihr ein Gymnasial-Direktor; Wittwer; mit drei Kindern: 12, 10 und 8 Jahre, das älteste und jüngste ein Mädchen. Scharlach; sie hilft. Der Knabe stirbt. Gespräche. (Diese müssen nun sehr charakteristisch gehalten sein.) 6. Ein halbes Jahr später wurde die Hauptstadt durch eine Verlobungs-Anzeige überrascht. Diese kurz geben. Spöttereien. Die Antwort darauf | war eine rasche Hochzeit. Keine Gäste. Hochzeitsreise. „Wohin reisen wir? nach Italien?“ „Nein, meine liebe Excellenz, das wäre noch ancien regime. Wir reisen nach Thüringen.“ etc. Dies ausführen. – Nach drei Wochen waren sie zurück; der Direktor war ein Bergsteiger, ein Enthusiast und es gab ihm ein Kraft und Wohlgefühl. Nun sind sie zurück. Sie fand Briefe vor. Auch von der Freundin. Sie beantwortet diesen Brief und charakterisirt nun den neuen Mann. Zugleich zieht sie Parallelen. Ueber die Leute lacht sie. Ich habe für mich geheirathet, nicht für andre. 7. Es war so, wie sie geschrieben und es kam so wie sie geschrieben. Man fiel von ihr ab. Sie trug es. Anscheinend heiter. Aber es giebt kein Glück. Es liegen uns Briefe vor an die Freundin, die das innere Leben der Frau |schildern. ⌐Er avancirt; wird Rath; wird ausgezeichnet (all dies schreibt sie) wird an den Hof gezogen, kriegt Orden. Er will

[SBB, St 33, 4] [SBB, St 33, 5] [NFA 24, 211–212] [HFA 1V, 715–716] [HFA 2I/7, 321]

[SBB, St 33, 6] [NFA 24, 212] [HFA 1V, 716] [HFA 2I/7, 321–322]

[SBB, St 33, 7] [NFA 24, 212] [HFA 1V, 716] [HFA 2I/7, 322]

[SBB, St 33, 8] [NFA 24, 212–213] [HFA 1V, 716–717] [HFA 2I/7, 322]

[SBB, St 33, 9] [NFA 24, 213, 836] [HFA 1 V, 717] [HFA 2I/7, 322–323]

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[SBB, St 33, 10] [NFA 24, 213] [HFA 1V, 717–718] [HFA 2I/7, 323]

i.4 Charakterstudien i: Frauenfiguren

mich zum zweiten Mal zur „Excellenz“ z machen; ich trau ihm zu, daß dies der Ehrgeiz seines Lebens ist. Und so geht alles gut. Und er liebt mich, liebt mich … ach erlaß mir diese Bekenntnisse. Weniger wäre mehr. Was Du in der Jugend erbittest, hast Du im Alter die Fülle mais, je me tais. Tu l’as voulu. etc etc.¬ Nun folgen diese Briefe, vielleicht vier oder fünf. In allen wird gesagt: er ist ein Mann; klug, gescheidt, kräftig. Aber er hat einen unbequemen Ueberschuß an Kraft. Dies an Beispielen zeigen. Er brüskirt alles. Und giebt dies für Muth aus; dies ist mir furchtbar. 2. er ist orthodox. Ich glaube nicht daran. Er hält es für männlich und kräftig, und außerdem ist es gegen den Zeitenstrom; das lockt ihn, reizt ihn. Wär es ächt, es hätte ihn klären, die wilden Schößlinge tilgen, wegschneiden müssen. Aber er ist cynisch. Und will es sein. 3. Brief. Allerhand andres. Er ist ein Anekdoten=Erzähler. Dies nun ausführen. Er giebt vor sich aus dem Urtheil der Welt nichts zu machen, und ist so eitel, um jedes Menschen Beifall zu buhlen. 4. Brief. Er wackelt in seinen Prinzipien und | Anschauungen. Ach, was ist Kraft! Er ist eine durchaus sinnliche Natur. In ihrer Verquickung mit dem Christenthum unerquicklich. Ich leide darunter. Sehnsucht nach dem alten v. M. Hier bricht die Correspondenz ab. Nur ein Brief ist noch da, der nach dem Tode des zweiten Mannes geschrieben wurde. „Ich habe das alles noch einmal durch­ machen müssen. Wie anders alles. Und ich schreite nun wieder durch die weiten Zimmer. ⌐Große Dienstwohnung, Raumverschwendung; die „weiten Räume“ sind ihr ge­blieben.¬ Nicht die Jugend liegt hinter mir, ach, das Leben. Was war es? Viel Glück ist mir geworden. Und doch. Ich hatte mein Leben nicht ganz auf das Richtige gestellt: erst verlockte mich der Glanz, dann verlockte mich die Kraft. Es war mit Beiden nichts. Am wenigsten mit der Kraft. Wenn sich die Akte ⌐Kapitel¬ meines Lebens hätten verschieben, umstellen lassen. Ich hätte mit den letzten beginnen und mit den ersten schließen müssen. Nun ist es zu spät. Und mein Leben war wie alles Leben; eitel, verfehlt.

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Gabriele Chrysander [SBB, St 48, 22] [SBB, St 48, 23]

[SBB, St 48, 23 ­palimps.]

Gabriele Chrysander. Der ταντε Ελισε – Stoff In Briefen oder Tagebuchblättern. ⌐Gabriele Neumann geb. Chrysander  (oder so ähn­lich)¬ 1. Schilderung des Lebens in Ruppin. Aelteres Mädchen. Liebling. Aber Langeweile und Unbefriedigtheit. 2. Die Bekanntschaft. Die Verlobung. Die Hochzeit. 3. Das Leben in der Ehe. Der Wittwer. Das Kind erster Ehe. Das Neugeborne. Freude. Hoffnung. Neues Scheitern. 4. Die Flucht. Der Besuch bei den alten Freunden. Der Besuch in Ruppin. (Haupt­punkt. Ausführlich) Ganz geschlagen. Bekehrung. 5. Rückkehr. Wandlung. Ergebung. Der Alte ist begraben. „Thu Deine Pflicht“. Das Glück darin und der Friede. Das Unglück vorher war ein Aufbäumen dagegen gewesen. (Dies muß immer betont werden.) ⌐Er, ein Regierungssekretair in Frankfurt a.O.

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Guter Kerl; aber prosaisch, tyrannisch, egoistisch, leberkrank, gleichgültig gegen ihre höhere Beanlagung. Seine erste Frau war eine Adlige gewesen, damit schlägt er Gabrielens Hochmuth aus dem Felde. Er ist Kleinstädter, Toppkieker, Kegelschieber, Batteriespieler, kleingeartetes Kneipgenie.¬ ⌐Auf einem Besuche in Thüringen oder Harz Bekanntschaft mit einer älteren Dame, Wittwe. Diese Bekanntschaft macht sich auf dem Gute derselben. Besuch in Kirche, Kirchhof. Der Grabstein. Freundin. Geschichte. „Ihre Briefe sagen es am besten“. Nun die Briefe. Dann der Schluß.¬

[SBB, St 48, 23 marg.]

Wir lernen das

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Wir lernen das. (Guter Stoff)

[SBB, St 18, 11] [Hehle 2003b, 15]

„Das lernen wir.“ Disposition. 1. Auf dem Schiff. Die beiden jungen Kaufleute führen ein Gespräch über sie. Der eine stellt fest, es sei eine Deutsche ⌐Gouvernante¬; aber eine Gouvernante, die aus Kurland komme. Nicht aus England. Er führt dann aus, welchen Unterschied das eine oder andre auf die Erscheinungsformen der Gouvernanten ausübe. (Dies alles ziemlich eingängig.) 2. Ankunft in Harwich. Abschied von den jungen Leuten. Per Eisenbahn ins Land (kurze Schilderung.) Pony-Equipage. Fahrt über Land. Ankunft auf dem Schloß ⌐in¬ Mansion-House. 3. Das Mansion-House; ⌐verte¬ Mr. Wellesley-Parker; die Kinder; ein Knabe und zwei Mädchen. Haushälterin. Lady s=Maid. Diener. Kutscher. Empfang. Zimmer. Blick. Zimmer-Ausschmückung. Park. Rehe. Erste Schulstunden (Siehe Harnisch in Dannen­walde.) Musik. Botanik. Mineralogie. Astronomie. Mechanik. Mr. Parker wohnte den Stunden bei; begleitete sie u. die Kinder im Park etc. Er stutzt, staunt, horcht auf. Sie imponirt ihm. 4. Der Brief der Gouvernante an Frau v. Medem in Derbitten bei Mitau. Hier Erzählung und heitre Behandlung des Hauses: Lord Rochester, Grace Pool, etc etc. Verrenkte Hand. „Das lernen wir“. 5. Besuch der Anverwandten. Hochmuth. Intriguen. Sie bleibt ruhig. Er fragt. „Das lernen wir.“ 6. Er entschließt sich zu einer zweiten Ehe. Er reist nach London, um alles zu ordnen. Hier trifft er wieder mit „aunts“ u. „cousins“ zusammen. Er schreibt ab. 7. Dear Sir. Ihr Schreiben empfing ich. Haben Sie Dank. Es ist am besten so. Es wäre nichts geworden. Es stieg ein Schein herauf; ich sah ihn oft in meinem Leben. Sie bedauern mich, bedauern daß Sie mir weh thun. Nicht doch. Es stieg ein Schein herauf etc .. Ihn schwinden sehn ist unser Loos. „Das lernen wir.“

[SBB, St 18, 12] [Hehle 2003b, 15]

[SBB, St 18, 13] [Hehle 2003b, 17]

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[SBB, St 18, 16] [Hehle 2003b, 23]

i.4 Charakterstudien i: Frauenfiguren

Es muß mit einer Charakter= und Situation-Schilderung der Heldin (am besten auf dem Schiff, das von Amsterdam nach Harwich fährt) beginnen. Diese Heldin heißt entweder: Pauline Frommann, oder Hedwig Ernst, oder ­Ernestine Frey. Alle drei Namen sind gut; der zweite vielleicht der beste. Sie ist sehr klug, sehr charaktervoll, sehr gewandt, viel in der Welt herum gewesen; sie kam jetzt von Kurland, von einem Baron Medemschen Gut. ⌐Sehr englandschwärmerisch, aber noch mehr stelzpreußisch, durchdrungen von der Superiorität der Schule und des Intellekts.¬ Sie spricht viele Sprachen. Kann alles. Macht brillante Conversation. „Wir haben es nöthig“ sagt sie auch mitunter, wenn er sie lobt. Ihr ganzes Wesen ist in herbe Koketterie getaucht. Sie glaubt an sich, aber nicht an ihr Glück. Mehrfach scherzhafter Hinweis auf Jane Eyre. Er hat mit ihr ein Gespräch darüber. Sie lobt das auch und witzelt doch zugleich. Es ist unser „hohes Lied“ unser LiebesFrühling, unser west=östlicher Divan. Jede mißt sich daran, jede stellt sich die Frage: „auch ich?“ „Wir lernen das.“ England. Schloß. Park. Herbst. Lord Rochester. ⌐Mr. Wellesley-Parker.¬ Nur ­Grate Pool fehlte und vor allem die Wahnsinnige von den westindischen Inseln. Es war ein heitrer Lord, nicht sehr schön, nicht sehr romantisch, aber reich und frisch und Sportsman und Fox=Hunter etc. Eine deutsche Gouvernante kam ins Haus, 27 und nicht allzu hübsch, aber klug, armer Leute Kind, von der Pike auf gedient. Sie hatte sich s sauer werden lassen. ⌐In Bethanien, im Lette=Verein, Kinder Gärtnerin etc.¬ Das Erste was vorkam, war auch ein verrenkter Fuß; aber nicht der Lord, sondern die kl. Lady Jocerlynn. Sie |renkte den Fuß ein. „Wir lernen das.“ Ein Ballon mit Wasserstoffgas zu füllen „wir lernen das.“ Es kam italienischer Besuch. Verlegenheit. „Wir lernen das.“ Vorher Musik. „Wir lernen das.“ etc. Er beginnt sich für sie zu interessiren, sie zu lieben. Sie muß es sein, die gleich zu Anfang scherzhaft die Parallele mit „Lord Rochester“ zieht. Aber der Ausgang wird anders sein. Nun kommt Besuch. Es war nicht Mistreß Reed, aber auch nicht freundlich. ­Diese jungen und alten Damen haben bald die Schwächen der Gouvernante weg und ­mocquiren sich. ⌐Ihre Repartis sind immer artig. Er wundert sich. „Wir lernen das.“¬ Sie ist from low breeding. Ihr Benehmen ist unladylike. Dies und das; „it shows class.“ Er überlegt. „Poor girl. Ich könnt’ es, … but it would’nt do.“ Er schreibt ihr ab; sehr artig, sehr bewegt. ⌐(Gebraucht obige Wendungen.)¬ Sie antwortet in demselben Ton, ruhig, heiter. „Wir lernen das.“

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Schauspielerin Jannasch

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Die Pflicht aus dem Glück

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Glück und Pflicht. Oder: Die Pflicht aus d. Glück. Novelle in Briefen. Titel fehlt noch. Etwa: Nicht mehr frei oder Gebunden oder so ähnliches. Novelle in Briefen. Eine reiche, schöne, feine charaktervolle Wittwe: 34 Jahr, hat eine Tochter von 12 bis 14. Sie liebt dieselbe sehr. Sie war sehr glücklich verheirathet. Ihr Mann war ein Ausbund von Güte, Normalmensch, kein Unthätchen an ihm, klug, liebevoll, treu. Darüber spricht sie. Pläne für die Tochter. Sie verliebt sich selber in den 28 bis 30 jährigen. Sie bekämpft es. Sie schreibt: man darf sich wieder verheirathen. Aber nur unter Umständen. Wurde man verschachert, ein junges Wesen an einen alten etc so darf man es. Man darf es auch, wenn man aus Neigung wählte und sich bald ganz getäuscht sah. Wenn man aber ganz glücklich war, so darf man es nicht. Und dies ist mein Fall. Sie geht daran zu Grunde. Chloroform. Aber den Ausgang nur andeuten.

[SBB, St 18, 2]

[SBB, St 18, 3]

Schauspielerin Jannasch

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Schauspielerin Jannasch. (Frei nach unsrem „Leibnitz“ erzählt.) Er muß ein junger Privat=Docent sein, Historiker, Aesthetiker, Philolog, Philosoph. Er hält ⌐soll¬ einen Vortrag halten, in Oldenburg Dresden oder Marburg ⌐Dresden ist am besten.¬ oder einem derartigen Mittelort. Er kommt an. Er sieht eine wunderschöne Person. Großer Eindruck. Abends ⌐der¬ „Vortrag“. Vor ihm sitzt die Dame. Sie gehört mit ins Fest-Comité, ist Schauspielerin, hat zu deklamiren, etwas das sich auf das Spezial-Fest, etwa „­heilige Elisabeth“ oder 700 jähriges Bestehn oder dergleichen bezieht. Festmahl. Er ist ihr Nachbar. Starke Anfreundung. Sie lädt ihn ein. „Besuchen Sie mich“. Er macht den Besuch. Beide sind von von einander entzückt. Sie zeigt ihm, wie arm sie sich ­fühle: |arm im Herzen, arm in der Kunst. „Es fehlt mir das Rechte; man spricht drauf los; keine Schule, kein Anhalt, keine Führung und Leitung.“ Dies ausführen. Es macht alles einen entzückenden Eindruck auf ihn. Besuch in der Elisabeth-Kirche. Sie be­ freunden sich mehr, so weit es ein Tag vermag. Dann reist er ab; er muß fort. Er hat Vor­lesungen zu halten. Sie correspondiren, wechseln ein paar Briefe; dann schläft es ein. Dies ist zu motiviren. Er kommt wieder nach Marburg. Sie ist fort; „sie hat unser Hof­theater verlassen; sie ist jetzt in Prag oder wo anders.“ Er ist auf dem Wege nach

[SBB, St 35, 6]

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[SBB, St 35, 7]

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i.4 Charakterstudien i: Frauenfiguren

Wien. Er ­beschließt in Prag zu bleiben. Besser ist es, daß ihn ein Zufall in Prag festhält. Er kommt nur um ihrem Begräbnisse beizuwohnen. Motivirung warum sie starb. Dann Schlußbetrachtung. Es muß also eine Einschachtel=Erzählung werden. [SBB, St 35, 6ar]

Es muß darauf hinauslaufen, daß sie zu fein und edel für ihren Beruf ist und doch ­wiederum nicht groß und mächtig ist. So stirbt sie an zweierlei: an der Niedrigkeit ihrer Umgebung und an dem Glaubenverlieren an eine höhere Sieg=möglichkeit. In diesem Sinne äußert sich andeutungs= und vermuthungs weise ein junger Prager ­Professor, den L. aufsucht. Mit diesem Thema muß die Geschichte beginnen und dann folgt als Beleg die kleine Erzählung. ⌐Eine feine Kneipe. Man unterhält sich von Künstlern und Schauspielern, von ­ihren Schwächen, Eitelkeiten, Eingebildetheiten. Von der „Heiligkeit der Kunst.“ Nun der andre: „Alles sehr wahr. Es giebt aber auch demüthige Naturen etc.“ Nun die Geschichte.¬

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Myrrha [SBB, St 28, 3]

[SBB, St 28, 4]

Myrrha.

Novelle. Mulattinnen-Stoff Myrrha. Der große Mulattinnen-Stoff von u. mit R. Lucaes Freund. ⌐Brillanter Stoff.¬ Maler oder Architekt oder Bildhauer. Garnisonkirchen-Kneipe. Sie Biermamsell. Beide wohnen oben auf dem Boden. Sie wird gutmüthig verhöhnt unten; Studenten u. Künstler machen Verse, Reime auf schwarz, braun, bronzen, plustrig Die Lippe ja, die Lippe ja Muß plustrig sein, muß plustrig sein, Der Teint dafür, der Teint dafür Muß rustrig sein, muß rustrig sein.   Dann hustrig sein und rappenschustrig sein   Plabustrig sein (gut)   dustrig sein. (gut)   Die Nase, die muß nustrig sein.   pustrig sein.   ein süßer dr Kuß, doch darf er nicht zu sustrig sein. ⌐verte!¬ Er nimmt sich ihrer an. Die Scene darf aber durchaus nichts Heldisches, sondern nur etwas Ehrenhaftes, Braves u. Gütiges haben. Nun sie heroisch dankbar. Pflegt ihn, opfert sich für ihn. Er stirbt. Sie bei ihm. Begräbniß. Sie beim Pastor. (Büchsel oder ein ganz feiner.) Versucht noch mal ihr altes Leben. Es geht nicht. Sie weiß nicht aus noch ein. „Soll ich sterben? ihm nach?“ Da entsinnt sie sich des Geistlichen. Zu ihm. Leidenschaftliche Scene. Sie wirft sich vor ihm nieder. „Ich will eine Christin sein.“ (Vorher muß sie – nach des Geliebten Tode

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Die Frau Oberförsterin

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– Predigten bei ihm gehört haben. Diese machten solchen Eindruck auf sie. Einmal hat er gepredigt über den Jüngling v. Nain oder Jairus Töchterlein .. Dies zündet. Darauf hin faßt sie den Muth. Es muß ein Missionsprediger sein. So wird sie (aber nur en vue) Werkzeug für die Mission. Damit schließt es. 30

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Im Sommer 64 in den ⌐Waffenstillstands¬Tagen die zwischen Düppel u. Alsen lagen führte mich mein Weg, weil es einen Verwundeten in Kopenhagen galt, nach Lübeck, von wo aus ich die Ueberfahrt machen wollte. Ich sah die Olofs-Kapelle u. die Overbeckschen Bilder u. den Todtentanz. Dann trat ich in das Hôtel zurück wo auf kleinen Tischen unter einem Zeltvordach Zeitungen auslagen. Alte u neue, wie gewöhnlich. Auch eine Weser-Zeitung. ⌐(doch eine andre)¬ Ich las ⌐eine Todes=Anzeige¬. Aus Durban (?) Am 18. März d. J. starb zu Durban Myrrha (nun neuer Name) Missionarin oder Missions-Gehilfin zu … in Natal. Sie war sehr befähigt und begabt für ihren Beruf u. hat segensreich gewirkt. Weil sie selber die Macht des göttl: Worts an sich erfahren hatte, wußte sie dies Wort auch wieder mit einem Nachdruck zu sprechen, dem nicht zu widerstehen war. Sie hatte viel und Wunderbares erlebt; ihr Leben war ein Roman. Berliner Künstler u. Architekten werden sich ihrer aus dem Jahre 60 her entsinnen. Sie war wohlgelitten. Das Fundament ihrer Natur war ein seltnes Maaß von Liebe in deren Ausübung sie auch gestorben ist. Eins der Kinder stürzte in den Katarakt, oder den Strudel; sie rettete und brachte es ans Ufer, aber starb erschöpft unmittelbar nachher, glücklich solchen Todes oder eines Todes im Dienst der Barmherzigkeit gewürdigt zu sein. Der ewigen Barmherzigkeit theilhaftig zu werden, war ihr stetes Gebet. ⌐Es ist die Frage ob dies als Einleitung oder als Schluß zu nehmen ist.¬ ⌐So. „Vier Jahre später stand in einem Missionsblatt für Heidenbekehrung in Süd=Afrika folgende Todes-Anzeige: Nun s. unten.¬

[SBB, St 28, 5]

Die Frau Oberförsterin

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Die Frau Oberförsterin. (Besser ist es  einen Doppel-Namen zu nehmen, Vor= und Familien-Namen oder den Namen einer Lokalität oder einen Titel der auf den Inhalt der Geschichte Rücksicht nimmt.) Die Geschichte von der schönen Oberförster-Frau  die ihren frühren Bummel= Geliebten, der sie mit Geldforderungen und Entdeckungs=Drohungen quält, endlich niederschießt. Ich muß die Geschichte nicht dramatisch sondern episch behandeln, alles ganz kurz und einfach erzählen und nur die Begegnungen zwischen ihr und dem Geliebten drama­ tisch halten. Alles andre so schlicht und ruhig erzählerisch wie möglich. Zum Schluß ganz kurz: sie wird freigesprochen. Und dann: An demselben Tage noch kehrte sie auf die Oberförsterei zurück. Es kam nie zu einem Gespräch darüber, sie lebten glücklich. Nur die Waldstelle mied sie, wo’s geschehn.

[SBB, St 27, 6] [Delf von Wolzogen/Hehle 2010, 15] [SBB, St 27, 7] [Delf von Wolzogen/Hehle 2010, 17]

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i.4 Charakterstudien i: Frauenfiguren

⌐Es darf nicht länger werden als ein Druckbogen¬ ⌐Mit dem Namen ⌐Namen¬ anfangen: Marie Schönemann war seit sieben Jahren an den ⌐fürstlichen¬ Förster Karl Schnatermann verheirathet und lebte mit ihr in glücklicher Ehe. Sie war selber eines Försters Kind und liebte den Wald. Ihr Vater war wohlhabend, in guter Stellung wie alle fürstlichen Diener, weshalb er seiner Tochter eine städtische Erziehung gegeben hatte. Sie war mit sechszehn Jahren nach Putbus gekommen und hatte hier die Bekanntschaft eines …. … gemacht¬

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L. P.-Novelle [Lindenberg 1935, 138–139] [NFA 24, 301–302] [HFA 1V, 822–824] [HFA 2I/7, 445–446]

sie wollte sich einen moralischen Halt geben, was ihr nicht gelang. Ein Liebesverhältnis war nicht ohne Folgen geblieben, ein Töchterchen erblickte das Licht der Welt. Annas Vater wußte nichts von demselben. Das Baby – es muß schon ein halbes Jahr sein – verursacht allerhand erhebliche Auslagen, denen Anna nicht nachkommen konnte. Anna P., in ihren bitteren Verlegenheiten, geht mit Vater und Schwester ins Theater. Sie will erst nicht. Aber sie tut es. Das ‚ G e f ä n g n i s ‘ von Benedix wird gegeben. Eine reizende junge Frau, M a t h i l d e , Frau des Dr. Hagen, ist in tausend Ängsten; sie hat einen Bummelbruder gehabt, der Geld brauchte, um nicht entehrt dazustehen, und sie hat sich an einen Freund ihres Mannes, an B a r o n W a h l b e c k , gewandt und ihn um ein Darlehen gebeten. Hat es auch erhalten. Das fiel in Annas Seele. Das wirst du auch tun. Wohl hatte sie gesehen, wohin das führt, das Stück selbst hat es ihr gezeigt. Anna bringt das Kind unter, schreibt Pumpbriefe. Dadurch kommt es zuletzt heraus. Der Alte rasend. Große Szene. Weggeschickt. Amerika. Dort tüchtig, rehabilitiert sich. Bekanntschaft. Liebe. Geständnis. Beichte. Er überlegts, dann sagt er: Ja, ich will Dich! Versöhnungsreise, auch um das Kind zu holen. Furchtbarer Empfang. Man glaubt ihr nicht. Sie geht durch alle Demütigungen. Das Kind stirbt. Halbe Versöhnung. Ruhiger Abschied. Rückkehr. Sie wird eine vornehme Dame. Kinderlos. Die Wiederherstellung ist da. Die L. P.-Novelle muß einen s a c h l i c h e n Titel bekommen, nicht einen persönlichen. Hofrat Lämmerhirt Anna P…. – Tochter eines Geheimen Hof- oder Rechnungsrats, Lebemann, Bewunderer, alter Hegelianer oder doch Epikureer. Zwei Töchter. Anna die eine. Üppiges freies Leben. Zigeunerhaft. Der Alte in der Theorie Libertin, aber nicht praktisch in seinem Hause; nicht s o . Er erlaubt sich viel, aber nicht den Kindern. Die Hauptfigur ist der Alte. Lebemann, Freidenker, Hegelianer – und es läuft darauf hinaus, daß er ein toller E r z i e h e r ist. In seinem Tun ist er immer noch leidlich, aber er spielt mit dem Wort und legt dadurch schlimme Keime. Er ist Witwer. War erst sehr anhänglich an die Tante (auf die später zurückzukommen ist), nun aber vorbei.

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Zum Schluß will er das Kind Annas erziehen: Nein, Papa, alles, nur d a s nicht! Er ­nickte ihr zu und sagte: Du hast recht! D e r G e h e i m e H o f r a t N .   N . Er war Referendar, konnte damals nicht ­weiter, wollte sich verheiraten mit einem hübschen jungen Mädchen – so kam er aus der ­großen Karriere heraus. Nahm aber gewisse höhere Ansprüche in die Subaltern­karriere mit herüber und wußte sie geltend zu machen. So sehr, daß ihm selbst die Bitter­keit fehlte, die sonst die Subalternen von ehemals sicheren Aspirationen zu h ­ aben pflegen. Er spielte i n d e r L o g e e i n e R o l l e , in einem l i t e r a r i s c h e n V e r e i n eine Rolle, in einer g r i e c h i s c h e n G e s e l l s c h a f t und im Numismatischen Verein. Er war einflußreich, der Rangstufe nach ein Subalterner, sonst aber völlig als einer von der höheren Ordnung etabliert. Galt auch als solcher bei seinen Vorgesetzten, denen er sich durch sein feines, kluges Wesen angenehm zu machen und recht­ zeitig in prononcirter Bescheidenheit unterzuordnen wußte. Natürlich war er auch Philosoph. Seine jungen Jahre waren in die Zeit der JungHegelschen Schule, der Bruno Bauer, Max Stirner gefallen, mit denen er sich zu den ‚unglaublichsten‘ Anschauungen siegreich durchgearbeitet hatte. Zu seinem Heil aber war er, infolge seiner guten Natur, in der Theorie steckengeblieben und spielte nur mit dem Feuer: Es ist nichts fragwürdiger als die sogenannte moralische Grundlage der Gesellschaft. Ehe, Legitimität. Ich habe nichts gegen diese Dinge. Sie sind ganz gut, sie tun ihre Schuldigkeit, they work exceedingly well. Aber enfin, man mache nicht mehr davon, als nötig. Alles ist Übereinkommen und Gewohnheit. Das Gegen­ teil wäre ­grade ebenso gut. Wurde ihm dann erwidert, so begann er die großen histo­ rischen Register zu ziehen, denn er hatte eine große Belesenheit, ganz besonders im Historischen und Biographischen: Ich bitte Sie, ich will nicht in Finessen gehen und Sie ­fragen, wie Sie sich eigentlich die erste adamitische Familie, das Familienleben Adams und Evas d ­ enken. Es waren drei Söhne da, mutmaßlich auch Schwestern. Fehlten ­diese, so wird die Sache in ihrem adamitischen Charakter nur noch miß­ licher. Aber ich leiste auf d ­ iesen Vorteil Verzicht. Also zugestanden, es waren Brüder und Schwestern da. Wohlverstanden nur Brüder und Schwestern. Aus ihnen ist die Menschheit ent­standen. Wollen Sie mir gefälligst angeben, wie dies ohne Inzest in Szene zu setzen war? Sie ­sehen, die ganze Sache beginnt gleich so mißlich wie möglich. Sah er durch solche Sätze die Gegner in die Enge getrieben, so spielte er den Milden und Gene­rösen: Ich will das Übergewicht, das mir ja jene dunklen Uranfänge unserer Menschheitsgeschichte bieten, nicht ausbeuten, ich lasse das 1. Buch Mosis fallen. Aber ist es denn anders geworden? Sie finden auch jetzt noch alles. Wenn ich sage: Sie finden alles, so meine ich nicht die gebrandmarkte Exzeption, sondern als Regel und Gesetz so viele Komplikationen auf dem Verkehrsgebiete beider Geschlechter, die überhaupt nur auszusinnen sind, so viele Staatsgrundgesetze finden Sie auch. Sie ­finden nicht nur Vielweiberei, Sie finden auch Vielmännerei, und eine Menge von Dingen, die wir gewöhnt sind, im Moralstil unserer Zeitungen als Ver­ brechen gegen die Sittlichkeit verzeichnet zu finden, mitunter mit dem schmackhaften Zusatze, daß sich selbst eine verschleierte Darstellung des Herganges verbiete. Alle diese Dinge sind in anderen konstruktiven Gegenden die Regel. Und nun gar erst das Kinder­wesen. Ist es so nötig, zu wissen, wo man her ist, ist es so nötig, seine Eltern zu kennen? Ist es nicht wichtiger, daß man gesund ist? Es hat immer Findlingsstaaten gegeben und sie haben als Musterstaaten gegolten. Und auch Amazonen­

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i.4 Charakterstudien i: Frauenfiguren

staaten mit weiblicher Männerliebe. Kurzum, es hat alles gegeben, alles, alles. Und es gibt noch alles! – Es hätte nicht viel auf sich gehabt, wenn der Geheime Hofrat diese Exkurse auf Liebes­mahle, auf den runden Tisch bei Huth oder auf Ministerialdiners beschränkt hätte, zu denen er, aller Subalternität zum Trotz, um seiner sonstigen Vorzüge zuge­ zogen zu werden pflegte, das Schlimme war nur, daß er sein Evangelium überall predigte, auch zu Haus, am Frühstücks- und Teetisch, und weder auf die Ohren der Tante noch der beiden Töchter die geringste Rücksicht nahm. Er ging davon aus, daß freie geistige Bewegung nicht schade. Selbst wenn Besuch von jungen Leuten da war, ließ er sich hinreißen, alle Puppen tanzen zu lassen. Über dies Thema hat er nun ein Gespräch mit der alten Tante, der Dame d’honneur. Sie stellt es ihm ernst vor. Er nimmt es leicht. Dann hat er dasselbe Gespräch mit der Tochter. Hier werden auch die M e i n u n d - D e i n - F r a g e n mit herangezogen. Und sie fragt ihn, ob er wirklich so ­denke. Er antwortet heiter, übermütig. – Und sie: Aber wenn ich danach handelte? – Ja, Anna, das geht nicht! Danach handeln darf man nicht. Wir sind gebunden, befangen, und müssen diese Gebundenheit bis auf weiteres respektieren. – Anna: Bis auf weiteres? Dann käme doch der Tag, wo es anders würde, und es wäre nur Sache des Muts, diesen Tag vorher heraufzuführen? – Ich kann dir darin nicht widersprechen. Es ist so. Aber man braucht nicht selbst in die Front zu springen. Es ist denen überlassen, die nicht anders können. Oder die müssen. Auch die rühmlichsten Revolutionen werden immer durch unrühmliche Leute gemacht. Es geziemt sich, abzuwarten und zuzu­fassen, wenn der Moment da ist! Nun eine Schilderung des Taubenhaus-Lebens im geheimrätlichen Hause: ­Theater, Theaterproben, Landpartien. Ungeheure Ausgelassenheit. Zoologischer Garten. Feuer­ werk, Dunkel, Musik. Ein Jahr später, das Baby. Not und Elend. Verwegenheit. Soll sie’s sagen? Nein, es geht nicht. (Es muß hier etwas noch gefunden werden, was ihr das Geständnis unmöglich macht.) Die Pflegefrau erscheint mit einem Brief von i h r . Auch daß sie Geld genommen. (An dieser Stelle ist noch vieles zu klären.) Er bricht nun zusammen. Schickt die Frau fort. Nach vier Wochen besinnt er sich und nimmt das Kind. Das lange ­Getäuscht- und Hintergangenwerden war seiner Eitelkeit empfindlich. Er war schwer getroffen, denn es hatte sich danach inzwischen alles herumgesprochen, s i e war fort, und so wußte es alle Welt. In Amerika. Der Deutschamerikaner. Sein Werben. Es geht nicht. Warum nicht? Sie erzählt nun. Und was hast du zu deiner Rechtfertigung oder Klärung zu sagen? – Sie schweigt erst. Weigert sich, die Schuld auf andere Schultern zu legen: Es bleibt m e i n e Schuld. Und ich will sie tragen und ihre Folgen. Es macht einen feigen, erbärmlichen Eindruck, es abwälzen zu wollen. Denn wir haben Kraft und freien ­Willen und Erkenntnis und wir können uns wehren gegen alles. – Er: Aber ich will es d o c h hören. Sage mir, was dir auf der Seele brennt? – Anna: E i n e f a l s c h e E r ­ z i e h u n g . – Er: Laß hören. Die meinige war auch schlecht genug. Ich höre gern von diesen Dingen. – Nun erzählt sie. Dies alles macht solchen Eindruck, daß er sagt: Es ist gut. Wir werden ein Paar! Und sie w u r d e n ein Paar. Anzeige nach Europa. Antwort darauf von der ­Schwester oder der Tante Hand. Acht Tage später ein Brief des Alten selbst. Nein,

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d i e s e r Brief erst, als sie schreibt, sie würde kommen, um ihr Kind zu holen. Nun bricht sein Zorn los über das ewige Komödienspiel, über die Verwirrung der Fragen und Begriffe. S i e liest es; er lächelt. Ankunft in Europa. Erst allein. Demütigungen. Aber er (der Vater Annas) duldet sie zuletzt. Sie telegraphiert. Der Mann kommt endlich. Präsentiert sich. Große Szene mit dem Alten. Versöhnung. Ihr solltet mir das Kind hier lassen. – Nein! – Warum nicht? – Papa, du bist alles, nur kein Erzieher. – Er stieß an und ließ Amerika leben und die Freiheit und die Aufklärung. Und es sei alles dummes Zeug. Und die Theorie habe doch recht. Und es habe sich wieder gezeigt: dem Mutigen gehöre die Welt! Er ist unverbesserlich, sagte Anna, als sie einige Stunden später nach dem Bahnhof fuhren. Ein Glück, daß wir das Kind haben!

Grosmutter Schack

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Großmutter Schack. 1.  Sommer. ⌐Thüringen.¬ Garten. Laube. Es ist Juli und der kleine Garten hinter dem Thüringer=Weberhaus steht in

[SBB, Notizbuch E 1, 80r]

Großmutter Schack. Kl. Erzählung. (Kalendergeschichte.)

[SBB, St 13, 1r] [NFA 24, 752] [HFA 1V, 711] [HFA 2I/7, 248]

Großmutter Schack (Thüring. Geschichte aus Tabartz) Emilie erzählt sie sehr gut.

[SBB, St 13, 2] [NFA 24, 752] [HFA 1V, 711] [HFA 2I/7, 248]

Die Geschichte von der alten Großmutter Schack. Das Dorf. Der sonderbare Garten. Birnbaum. Die ⌐Latten=¬Laube à la Hosemann. Die Alte tritt mit einem Enkelkind herzu, einem kl. Mädchen auf dem Arm. Frage, ob sie nie selbst ein kl. Mädchen gehabt habe?  Doch. Kein eignes. Aber ich zog es groß. Wie kam das? Nun erzählt sie. Ich ging nach Gotha, um Garn für meinen Mann zu holen. Ich kam auch zu wohlhabenden Kaufmannsleuten (wie?). Als ich eintrat in das Familienzimmer war da eine hübsche Amme und als sie mich sah, rief sie: „Gott, Madame, das ist die Frau.“ Es ergab, sich daß die Amme eben einen ⌐Traum¬ erzählt hatte,: eine Frau würde kommen und ihr Kind in Pflege nehmen (dies besser, |energischer ausdrücken.) ⌐Etwa so¬ Sie habe eine freundl: ⌐junge¬ Frau im Traum gesehn, in einem Dorf  auf dem Schwellstein sitzend  und habe ihr (der Amme) Kind auf dem Arm gehabt und es genährt und ihm freundlich zugesehn. Und diese Frau sei sie. Und sie beschwöre mich das Kind zu nehmen. Die Kaufmannsfrau stimmte ein. Da versagt’ ich, ich wollt’ es mitnehmen. Ich dächte mein Mann würd es erlauben. Und ich nahm es mit und als ich das Garn auspackte, nahm ich auch das Kind und sagte: „da, Heinzel, bring ich uns was mit“ und wickelte das Kind aus dem Mantelkragen und erzählte ihm, wie es ge-

[SBB, St 13, 3] [NFA 24, 125] [HFA 1V, 711–712] [HFA 2I/7, 248–249]

[SBB, St 13, 4] [NFA 24, 125–126] [HFA 1 V, 712] [HFA 2I/7, 249–250]

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i.4 Charakterstudien i: Frauenfiguren

kommen. Da sagte er: ich sehe, es soll so sein. Wenn sies geträumt hat, da soll es sein. Und so behielten wir das Kind. Und es wuchs auf und ich liebt es sehr. Aber es blieb nicht so. Als sie 8 Jahr alt war oder 10, da verheirathete sich die junge Amme und zog in dies unser Dorf, aber an die andre Seite, die nach … hin liegt. Da nahmen sie das Kind wieder zu sich. Aber nicht zu des Kindes Freud und das Kind hatte es schwer, viel Arbeit und Last und Schläg’. Und in der Nacht, wenn ⌐immer war es da, bald hier bald da und einmal¬ können Sie’s glauben, als ich s lange nicht gesehn hatte, da kam’s in der Nacht und blieb eine Stund in meinem Bett und weinte sich aus. Aber ich tröstet’s und sprach ihm Trost und Muth ein. Und es hielt aus, und wuchs und wurde ein schönes ⌐hübsches¬ Mädchen, noch hübscher als die Mutter war. Und da hat sie sich nach Gotha hin verheirathet und sitzt jetzt als Herrin in dem Haus, in dem ich sie zuerst auf der Amme Schooß sah (?) nur kommen durfte, wenns die Herrschaft  erlaubte u. ist nun selber die Herrschaft. Und wenn ich nach Gotha komm, das ist ein Festtag, denn sie lieb hängt noch immer an mir und erzählt mir Freud u. Leid wie in ihren Kindertagen. [SBB, St 13, 5r] [NFA 24, 752] [HFA 2I/7, 677]

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Großmutter Schack. 1.  Sommer. Thüringen. Garten. Laube. Es ist Juli und der kleine Garten hinter dem Thüringer-Weberhause steht in

Melusine. An der Kieler Bucht [DLA, A: Fontane 57.5748/1] [NFA 24, 129] [HFA 1V, 627] [HFA 2I/7, 253]

[DLA, A: Fontane 57.5748/2r] [NFA 24, 129] [HFA 1V, 627] [HFA 2I/7, 253]

[DLA, A: Fontane 57.5748/3r] [NFA 24, 129] [HFA 1V, 627–628] [HFA 2I/7, 253]

Melusine.

An der Kieler=Bucht 1 bändiger Roman. (Muß den Vornamen einer spanischen Dame von Cuba oder den Antillen als Titel führen.) Der mexikanische oder spanisch=amerikanische Vorname des Mädchens (z. B. von Frau Gildemeister u. Tochter; die eventuell solche Namen angeben können) würde wohl die beste Ueberschrift sein. Das Mädchen ist eine Art Wassernixe, das Wasser ist ihr Element: baden, schwimmen, fahren, segeln, Schlittschuh laufen. Alles was künstl: oder liter: damit zusammenhängt, entzückt sie, darüber liest ⌐sie¬, davon spricht und schreibt sie, sie hat Bücher und Bilder dieses Inhalts. Sie liebt das Melusinen=Märchen und Mörikes Gedicht von der „Windsbraut“. Und elementar geht sie unter. Sie verschwindet; man weiß nicht wie; nur sagen= und legendenhaft klingt es. Betrachtungen darüber im Herrenhaus. Der philosophirende Alte macht die Schlußbetrachtung.  Eine Hauptscene ist die große Wasser=, Boot= und Schwimm=Scene mit dem jungen Grafen, wo sie diesen rettet. Koenigsmark-Wiesike.

Plaue. Eine wundervolle Roman=Scenerie ist Plaue.

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Da sich die Haupthandlung, aus Mangel an einem Helden, wohl nicht aus den

K ­ önigsmarks und auch nicht aus Haus Wiesike nehmen ließe, so müßte eine Mittelgruppe

geschaffen werden im Ort selbst, entweder der Pastor oder ein reicher Ziegelstreicher, oder ein reicher Schiffsbauer, oder ein reicher Sägemüller. Eine Figur wie Neumühlen.

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Ja das Beste würde sein die ganze Geschichte an die Kieler Bucht zu verlegen so daß Neumühlen die Hauptgruppe wäre, ⌐Amerikanisch=weltmännisch.¬ daneben läge (wo jetzt der reiche Grundherr wohnt) das Königsmarksche Schloß, das nun den Namen v. Sehestedt oder einen andren aus der Zeit von Christian II. bis ­Christian IV. führen müßte, und ⌐Skandinavisch=aristokratisch¬ da, wo jetzt Forsteck liegt, läge Wiesike’s Haus. ⌐Deutsch=philosophisch.¬ Die tragischen Conflikte geben sich da heraus, dass ein Sohn der Sehestedts die junge Mexikanerin-Tochter liebt. und dass ⌐Er stirbt; sie überdauerts. Dazwischen immer das Philosophen Haus.¬

[DLA, A: Fontane 57.5748/4r] [NFA 24, 129–130] [HFA 1 V, 628] [HFA 2I/7, 253–254]

Melusine

[DLA, A: Fontane 57.5748/5r] [NFA 24, 130] [HFA 1V, 628] [HFA 2I/7, 254]

Der junge Maschinenmeister in dem „Melusinen=“Roman heißt Jens Jensen. Dies entspricht dem Lokal, ist kleinbürgerlich=einfach und spricht sich leicht und bequem aus. Sein Vater, der Bootsmann und Altersgenosse von Melusinens Vater ist, etwa Rolf Jensen oder Niels Jensen oder so ähnlich.

[DLA, A: Fontane 57.5748/6r] [NFA 24, 130] [HFA 1V, 628– 629] [HFA 2I/7, 254]

Sie geht unter. Elementar. Wenigstens scheinbar. Eigentlich weil sie den Volksmann liebt und den Adligen heimführen soll. Am Abend vor der Hochzeit verschwindet sie. Es heißt: das Element nahm sie zurück. Der Adlige überlebt es; Der alte Philosoph giebt ihm Trost. Große Scene im Segelboot zwischen ihr und ihrem Jugendgespielen: Jens Jensen. Sein Vater ist Schiffer u. Bootsmann; der Sohn Techniker 2. Ranges. Jens übernimmt die Rolle des ⌐seines¬ Vaters im Segelboot, als sie hinüberfahren zum Bräutigam und hier erklärt er sich. Sie sagt „ja“; es ist so.“ Aber es muß bleiben; es kann nicht sein; ich liebe nur Dich; aber ich weiß nicht wie ichs machen soll. Flucht ist albern.“ Später rettet sie ihn und das kettet sie noch viel mehr. Nun erst kann sie nicht von ihm los.

Oceane von Parceval 3. Stoff Oceane von Parceval. Tendenz (allgemein mit modernem und romantisirendem Anflug.) ⌐Scenerie:¬ ­Heringsdorf.

[TFA N 20, 1] [SBW, 58.4408, B I.1] [Heilborn 1919, 75] [Fontane 1919] [NFA 24, 284–285] [HFA 1V, 794] [HFA 2I/7, 427] [Hehle 2001, 20–21]

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i.4 Charakterstudien i: Frauenfiguren

Es giebt Unglückliche, die statt des Gefühls nur die Sehnsucht nach diesem dem Gefühl haben und diese Sehnsucht macht sie reizend und tragisch. Die Elementargeister sind als solche uns unsympathisch, die Nixe bleibt uns gleichgültig, von dem Augenblick an aber wo die Durchschnitts=Nixe zur exceptionellen Melusine wird, wo sie sich einreihen möchte in’s Schön=Menschliche und doch nicht kann, von diesem Augenblick an rührt sie uns. Oceane von Parceval ist eine solche moderne Melusine. Sie hat Liebe, aber keine Trauer, der Schmerz ist ihr fremd, alles was geschieht wird ihr zum Bild und die Sehnsucht nach einer tieferen Herzens=Theilnahme mit dem ⌐den Schicksalen der¬ Menschen-Schicksal wird ihr selber zum Schicksal. Sie wirft das Leben weg, weil sie fühlt, daß ihr Leben nur ein Schein=Leben, aber kein wirkliches Leben ist. Sie weiß, daß es viele Melusinen giebt; aber Melusinen, die nicht wissen, daß sie’s sind, sind keine; sie weiß es, und die Erkenntniß tödtet sie. [TFA N 20, 2r] [SBW, 58.4408, B II.1] [Heilborn 1919, 75] [Fontane 1919] [NFA 24, 285] [HFA 1V, 794–795] [HFA 2I/7, 427–428] [Hehle 2001, 22–23]

Dr. Felgentreu, Germanist, Privatdocent an der Universität Berlin, Privatdocent mit drei Zuhörern; tres faciunt collegium. Er hat so viel Edda etc. gelesen, daß er mitunter in einen rhapsodischen Ton verfällt und in Alliterationen spricht. Er hat aus der Edda auch die Elementar-Anschauungen d. h. die Anschauungen von der Wirksamkeit des Elementaren auch in der Menschennatur herübergenommen, Pantheismus, Natur­ cultus. Dabei hat er eine humoristische Ader und persiflirt sich selbst.

[Heilborn 1919, 76] [Fontane 1919] [NFA 24, 896] [HFA 1V, 1064] [HFA 2I/7, 428] [Hehle 2001, 24]

Die ältere Parceval darf nur Engländerin sein: von Jersey herstammend, wirkt etwas gesucht und kompliziert die Sache. Baron Ewald v. Dircksen, Forstakademiker, Eberswalde, vorm Examen. Moderner Mensch, aber liebenswürdig. Einige Offiziere, junge Ministerialräte, Pastor Baltzer, Maler (See= und Marine­ maler), Musiker usw. „Charles“ der Oberkellner.

[TFA N 20, 4] [SBW, 58.4408, B III.1] [Heilborn 1919, 76] [Fontane 1919] [NFA 24, 285] [HFA 1V, 795] [HFA 2I/7, 428] [Hehle 2001, 26–27]

Dies sagt Baron Dircksen. „.. Felgentreu war immer ein Krakehler, ein Frondeur in der Politik, ein Krakehler im Club, ein Zweifler in der Gesellschaft. Was ist es denn mit diesen Coquetterien u. Wichtigthuereien, auf die er anspielt? Ist es denn nicht alles natürlich? Die Mutter ist von der Insel Jersey, also halb Französin halb Engländerin, Oceane wurde in Dänemark geboren und in Deutschland leben sie. Das giebt drei Sprachen. Und in Italien waren sie natürlich auch. Wer wäre nicht da gewesen?

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[TFA N 20, 5] [SBW, 58.4408, Db I.1] [Heilborn 1919, 76] [Fontane 1919] [NFA 24, 285–286] [HFA 1V, 795] [HFA 2I/7, 428] [Hehle 2001, 28–29] [TFA N 20, 6] [SBW, 58.4408, Db I.4] [Heilborn 1919, 76–77] [Fontane 1919] [NFA 24, 286] [HFA 1V, 795] [HFA 2I/7, 428–429] [Hehle 2001, 30–31]

Oceane v. Parceval. 1.  Düne. Hôtel. Rechts in der Ecke der Held. Situation. Gäste. Rest der Gesellschaft Boot fahren nach dem „Ruden.“ Er liest oder liest nicht. Die Parcevals kommen. Krimstecher oder Ferngläser. Der Kellner bringt Limonade-gazeuse u. natürliches Selterwasser. Westminster-Review. Oder so ähnlich. Er beobachtet sie. Beide sehr schön. Er sieht den Freund unten, telegraphirte mit den Händen: willst „Du fährst wohl mit?“ „Nein“ „So so“. Die Damen |sagten es u. lächelten. Sie: Teint, rothblond, Herzmund, zwei Vorderzähne. Der Seewind ging. Bucheckern fielen nieder, Böllerschüsse, Musik. Scenerie. Die Damen brechen auf. Er sieht ihnen nach. Nun kommt der Freund den Dünenweg herauf. Gespräch. Fragen. „O das sind die Parcevals?“ „Ich hielt sie für Engländer.“ „Das paßt halb.“ „Was ist es mit Ihnen.“ Nun,

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die Tochter ist complicirter Abstammung: aus einer französ. englischen Ehe hervorgegangen, wurde sie in Dänemark geboren und | ist seit frühster Jugend eine Deutsche. Ja mehr, noch, eine Berlinerin. Mag Wenn ich dies als „ein mehr“ bezeichne, so mögen mir das alle Schwaben verzeihn, die sich dies Plus zuschreiben ⌐oder¬ die deutschseiendsten Schwaben verzeihn.“ „Sie werden Dir vor allem diese Wortbildung verzeihen müssen.“ Vor allem, was weißt Du von den Parcevals? „Sind es gute L ­ eute?“ Der Freund lachte: Du fragst, als ob es sich um einen Buchbindermeister handelte, der in’s Casino aufgenommen werden soll. Gute Leute. Wo denkst Du hin. Damit |mißt man die Parcevals nicht. Gut, gut, übrigens der Alte ist todt, seit anderthalb Jahren etwa, oder zwei; ich entsinne mich noch; es war ein großes Begräbniß, wie die Berliner sagen eine „große Leiche“ mit chambre ardente und Palmenkübeln und die Studiosi architecturae mit Fahnen u. Schlägern.“ „Warum die Architekten?“ „Er war ein großes Licht in der Wissenschaft, in der Wasserbaukunde, dadurch hat er ­Carrière gemacht, ein Rechner comme-il-faut, der im Nu wußte: ein Eisenbahnzug von der Schwere ­eines Gebirgszuges |braucht 100,000 Eisenstangen von anderthalb Zoll Dicke und kostet 23 Millionen.“ „Mark?“ „Je nachdem. Am liebsten Thaler. Uebrigens kenn ich sie. D. h. eigentlich kenn ich sie nicht, aber ich kenne sie doch und wenn Du heute den Ball mitmachst, stell ich Dich vor. Es sind interessante Damen oder man kann sie ­wenigstens dafür gelten lassen; sehr belesen und wissen alles. Eigentlich glaub ich wissen sie nichts, aber es sieht doch so aus als wüßten sie alles. Sie wissen immer was in der Zeitung steht und sind klug genug nur aparte Zeitungen zu lesen.“ „Wie das?“ „Nun sie werden nie sagen: ich ha Die |Kreuz Ztg bestätigt es oder die National (1) Kölnische (2) Ztg schrieb in voriger Woche schon, sie sagen nur in „Berlingske Tide“ stand neulich oder die Fanfulla berichtete vorige Woche schon.“ „Ist das gesucht, geziert?“ „Ich glaube nein oder doch nur halb. All das machte sich bei Ihne ihnen ganz natürlich, sie haben etwas Kosmopolitisches, und als sie merkten, daß es den Leuten imponirte, waren sie klug genug sich ein System daraus zu machen. Und nachdem leben sie nun. Es sind eigne Menschen.“ „Aber doch im Guten?“ „Was heißt im Guten? Ja, nein. Nun Du wirst ja selber |sehn. Ich hole Dich gleich nach 9 ab. Eher beginnt es nicht.“ Und danach trennten sie sich. 2. Kapitel. Es war an demselben Abend und der Ball noch nicht aus, aber viele waren schon gegangen. Auch die Parcevalschen Damen. Dies war das Zeichen zum Aufbruch auch für einige andre noch und darunter auch die beiden Freunde. „Gehen wir nach Haus?“ „Nein. es ist noch zu früh. Und die Nächte am Meer sind so schön. Laß uns noch wieder auf die Düne gehn.“ „Wird es noch auf sein?“ „Wo denkst Du hin? Wir leben hier wie im |Kaiserhof und haben einen Nachtdienst organisirt. Komm nur. Uebrigens ist Charles mein Freund und thut ein Uebriges für uns. Komm nur.“ Und sie gingen auf die Pl erst in der Dünenklinse oder senkung hin und stiegen dann die Serpentinen zum Hôtel auf. Aber die Conversation dauerte fort. „Ich habe Dich beim Contre mit ihr gesehn und nachher sprachst Du mit ihr und sehr intim; ihr überschlugt ja zwei Tänze. Hat Ja sie von der Fanfulla oder von Frazer’s Magazine gesprochen?“

[TFA N 20, 7] [SBW, 58.4408, Db II.1] [Heilborn 1919, 77] [Fontane 1919] [NFA 24, 286] [HFA 1V, 795– 796] [HFA 2I/7, 429] [Hehle 2001, 32–33] [TFA N 20, 8] [SBW, 58.4408, Db II.4] [Heilborn 1919, 77] [Fontane 1919] [NFA 24, 286] [HFA 1V, 796] [HFA 2I/7, 429] [Hehle 2001, 34–35] [TFA N 20, 9] [SBW, 58.4408, Db III.1] [Heilborn 1919, 77] [Fontane 1919] [NFA 24, 286–287] [HFA 1V, 796] [HFA 2I/7, 429] [Hehle 2001, 36–37] [TFA N 20, 10] [SBW, 58.4408, Db III.4] [Heilborn 1919, 77–78] [Fontane 1919] [NFA 24, 287] [HFA 1 V, 796–797] [HFA 2 I/7, 429–430] [Hehle 2001, 38–39]

[TFA N 20, 11] [SBW, 58.4408, Db IV.1] [Heilborn 1919, 78] [Fontane 1919] [NFA 24, 287] [HFA 1V, 797] [HFA 2I/7, 430] [Hehle 2001, 40–41]

[TFA N 20, 12] [SBW, 58.4408, Db IV.4] [Heilborn 1919, 78] [NFA 24, 287] [HFA 1 V, 797] [HFA 2I/7, 430] [Hehle 2001, 42–43]

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[TFA N 20, 13] [SBW, 58.4408, Db V.1] [Heilborn 1919, 78–79] [NFA 24, 287–288] [HFA 1V, 797–798] [HFA 2I/7, 430–431] [Hehle 2001, 44–45]

[TFA N 20, 14] [SBW, 58.4408, Db V.4] [Heilborn 1919, 79] [NFA 24, 288] [HFA 1 V, 798] [HFA 2I/7, 431] [Hehle 2001, 46–47]

[TFA N 20, 15] [SBW, 58.4408, Db VI.1] [Heilborn 1919, 79–80] [NFA 24, 288] [HFA 1V, 798] [HFA 2 I/7, 431] [Hehle 2001, 48–49]

[TFA N 20, 16] [SBW, 58.4408, Db VI.4] [Heilborn 1919, 80] [NFA 24, 288–289] [HFA 1V, 798] [HFA 2 I/7, 431–432] [Hehle 2001, 50–51] [TFA N 20, 17] [SBW, 58.4408, Db VII.1] [Heilborn 1919, 80] [NFA 24, 289] [HFA 1 V, 798–799] [HFA 2 I/7, 432] [Hehle 2001, 52–53]

i.4 Charakterstudien i: Frauenfiguren

„Von keinem von beiden. Wir philosophirten mehr.“ Also ächte Ball-Unterhaltung. War sie für Schopenhauer? Aber |was sag ich für Schopenhauer. Das ist viel zu trivial. Sie hat gewiß einen Spezialphilosophen entdeckt, einen Rabbi oder einen indisch-persischen. Es muß reizend gewesen sein. Uebrigens ist sie wie zum Philosophiren geschaffen. Aber was war das Thema?“ Ich v Das Thema war das Gefühl. Ah. Du lachst, und noch dazu so ironisch. O nein, nein; ein wundervolles Thema. Das sie gewiß beherrscht. Nun wie kamt ihr darauf. Ich weiß nicht mehr recht, wie’s kam; ich weiß nur noch, daß ich mich in einer Apotheose des Gefühls erging, es sei doch alles. Und ohne Gefühl sei gar kein Leben.“ Und Oceane? Sie stimmte mir bei, aber doch befangen und es war fast, als ob sie Ausflüchte mache. Sehr gut. Ausflüchte! Nun worauf lief es hinaus? Es lief darauf hinaus, daß ich Recht hätte, daß die Welt der Empfindung das ­Eigentliche sei, das Schöne, das Glückliche. Aber gleich dahinter komme die Welt der Nicht=Empfindung und wenn man glücklich sein könne ohne zu fühlen, so möchte sie beinah sagen diese Nicht=Empfindungs Welt sei auch ein Glück. Ich bestritt es und als sie mir Einwendungen machte, wurd ich immer lebhafter und sagte: ohne Glück ⌐Empfindung¬ sei nicht blos kein Glück denkbar, sondern auch kein Leben. Es sei dann alles todt, Schein, Komödie und deshalb der Verachtungs=Strafe (??) werth. „Und wie nahm sie das auf?“ Sehr gut d. h. sehr artig. Und sie sagte dann: „Sie wolle mir dabei entgegenkommen. Aber wenn es unrecht sei, so trüge dieser Zustand die Strafe gleich mit sich und es wäre nicht nöthig, daß die Gesellschaft noch eine Strafe verhänge. Die Gebote seien zu erfüllen weil sie Verbote seien, Regungen die da seien ließen sich bezwingen, aber das Schöne, Gute ließe sich nicht erzwingen. Es gäbe Personen, die beständig gerührt wären und beständig weinten, und es gäbe andres die nie weinen könnten; das eine sei eine Organisation und das andre auch, vielleicht läge das Rechte in der Mitte, aber die Welt | ginge immer mit den Rührseligen und diese Bevorzugung sei ungerecht. Viele würden durch all u. jedes erschüttert. Es müsse doch Naturen geben dürfen, die an denen das Leben bilderhaft vorüberzieht, Naturen, denen sich die Unterschiede dieser Bilder klar darstellen, aber die die dunklen und heitren gleichmäßig als Bilder nehmen. Der Tod ist auch nur ein Bild, etwas plötzlich in die Erscheinung Tretendes, ich seh es und damit gut. Ein ruhiges Schauen und Betrachten sei vielleicht eine höhere Lebensform nicht eine tiefere.“ Während dieses Gespräches waren sie oben angekommen und nahmen unter dem weiten Vordach Platz. „Charles, zwei Schlummerpunsche oder pünsche, ich überlasse Ihnen die Feststellung des Richtigen .. Und nun sieh, dies Bild. Hab ich Dir zu viel versprochen?“ Nun landschaftliche Schilderung. Als sich der Jüngere, der Neuling an dieser Stelle ausbewundert hatte, sagte er: „Verzeih, wenn ich auf die Parcevals zurückkomme. Du hast mir keine Antwort ge­ geben; ich fand alles klug u. gescheidt und abweichend vom Gewöhnlichen und es klang alles fast wie Confessions wie eine Sehnsucht nach einem ihr verschlossenen Glück.“

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Der Freund lachte. „Halb hast Du Recht. Es waren Confessions: Confessions um sich pikant zu machen. Aber von Sehnsucht nach einem versagten Glück ist keine Rede. Sie will dies Glück gar nicht; ihr ist in ihrem amphibialischen Zustand am wohlsten und warum soll nicht ein Krokodil auch glücklich sein können. In einem Liede Gedichte heißt es: „Und ⌐Doch¬ wenn die Sonne scheint, da lacht’s.“ Es kann also lachen, und wenn man lacht, ist man glücklich. Aber freilich auf den Sonnenschein kommt es an und vor allem darauf, was nun der Sonnenschein des Lebens ist. Ich habe Leute gekannt, denen war es Sonnenschein einem Armen einen Sechser zu geben und ich hab andre gekannt, |denen war es Sonnenschein einem Armen den Sechser zu nehmen.“ „Und Du wirst doch nicht sagen wollen, daß Frl. v. Parceval in diese Kategorie gehöre?“ „Nein. So liegt es nicht. Dazu sind sie zu fein und und zu vornehm. Ihr Sonnenschein muß anders sein. Aber es läuft im Letzten auf dasselbe hinaus. Behaglich in der Sonne liegen, behaglich die Welle um sich spielen lassen, eine durchgehende sinnliche Freude, alles muß den Sinnen schmeicheln, jedem Sinne – die Seeluft thut so wohl, die Resedaluft thut so wohl, die Levkojen thuen so wohl, ein Regenbogen thut so wohl, ein Bad erquickt so, Beethoven auch und die Madonna della Sedia auch. Es geht | alles wie mit einem Sammthandschuh über einen hin. Es verlohnt sich um solche Dinge zu leben, eine lange Kette kleiner Wohligkeiten und Behaglichkeiten, aber nicht weinen und nicht lachen, sich nicht engagiren, um Gottes willen keine Leidenschaften und keinen Schmerz. Es sind schwarze Bilder nicht zu vermeiden, aber man hat sich zu ihnen zu stellen.“ Der Freund lächelte: Du schilderst ja Oceanen als ob sie jenen zugehörte von denen die Jungfrau sagt: „die nicht lachen, die ⌐nicht¬ weinen“ oder als sprächest Du von den Elfen auf Elvershöh von denen es im dänischen Liede heißt: ..... ..... Möglich, daß sie von ihnen abstammt, wenigstens stammt sie aus demselben ­Lande, wo der Ritter über die Haide ritt. Und ihre Erscheinung straft dieser Abstammung nicht Lügen. Und wirklich sie hat etwas Elementargeisterartiges, sieh sie nur an, und sie heißt nicht umsonst Oceane. Ich bekenne, ein sonderbarer Name. ⌐Nomen et omen.¬ Und die Leute knüpfen auch eine Geschichte daran. Und die Und die wäre? Der Vater baute damals die Brücke. Und den Tag wo die Brücke fertig war, wurde das Kind geboren und sie nannten sie Oceane. Und sie sagten, daß welche von den Meerweibern Gevatter gestanden habe. „Glaubst Du’s?“ Ich würd’ alles glauben, wenn ich nicht die Ehre hätte, die Frau Mama zu kennen. Sie überhaupthebt mich alles Wunderglaubens und erklärt alles auf die wunderbar einfachste Art. Wenn es je eine Frau gab, dies’ verstanden hat sich das Leben andrer zur Behaglichkeit des eignen zu Nutze machen, so ist sie es. Sie ist thorough-Eng­ länderin das sagt alles und die Geschichte vom ⌐guten¬ Gewissen und besten Ruhekissen ist kannst Du bei ihr dahin modeln: Gieb ihr das beste ⌐ein gutes¬ Ruhekissen u. sie hat sofort das beste Gewissen.“ Und was nennst Du gutes Ruhekissen?

[TFA N 20, 18] [SBW, 58.4408, Db VII.4] [Heilborn 1919, 80] [NFA 24, 289] [HFA 1 V, 799] [HFA 2I/7, 432] [Hehle 2001, 54–55]

[TFA N 20, 19] [SBW, 58.4408, Db VIII.1] [Heilborn 1919, 80– 81] [NFA 24, 289–290] [HFA 1V, 799] [HFA 2 I/7, 432–433] [Hehle 2001, 56–57]

[TFA N 20, 20] [SBW, 58.4408, Db VIII.4] [Heilborn 1919, 81] [NFA 24, 290] [HFA 1 V, 799–800] [HFA 2 I/7, 433] [Hehle 2001, 58–59]

[TFA N 20, 21] [SBW, 58.4408, Db IX.1] [Heilborn 1919, 81–82] [NFA 24, 290] [HFA 1V, 800] [HFA 2 I/7, 433] [Hehle 2001, 60–61]

[TFA N 20, 22] [SBW, 58.4408, Db IX.4] [Heilborn 1919, 82] [NFA 24, 290–291] [HFA 1V, 800–801] [HFA 2I/7, 433–434] [Hehle 2001, 62–63]

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i.4 Charakterstudien i: Frauenfiguren

Alles was Alberich hütet. Sie ließ es trotz Wagners tetralogischer Warnung aufs Neue drauf ankommen.“ Ist sie nicht bemittelt [TFA N 20, 23r] [SBW, 58.4408, B IV.1] [Heilborn 1919, 82] [NFA 24, 291] [HFA 1 V, 801] [HFA 2I/7, 434] [Hehle 2001, 64–65]

[TFA N 20, 24r] [SBW, 58.4408, B V.1] [Heilborn 1919, 82–83] [NFA 24, 291] [HFA 1V, 801] [HFA 2 I/7, 434] [Hehle 2001, 66–67] [TFA N 20, 25r] [SBW, 58.4408, B VI.1] [Heilborn 1919, 83] [NFA 24, 291–292] [HFA 1V, 801–802] [HFA 2I/7, 434–435] [Hehle 2001, 68–69] [TFA N 20, 26r] [SBW, 58.4408, B VII.1] [Heilborn 1919, 83] [NFA 24, 292] [HFA 1V, 802] [HFA 2I/7, 435] [Hehle 2001, 70–71]

[TFA N 20, 27r] [SBW, 58.4408, B VIII.1] [Heilborn 1919, 83–84] [NFA 24, 292, 898] [HFA 1V, 802] [HFA 2I/7, 435] [Hehle 2001, 72–73]

Noch zum 2. Kapitel Der Freund spricht noch weiter. Endlich bricht der Held die Sache ab; er schien unruhig u. unsicher. Sie verabreden am andern Tage gemeinschaftlich das Frühstück im „Waldkater“ zu nehmen. Wann? Acht Uhr. Dann hab ich ausgeschlafen. Und ich habe dann schon gebadet und bringe einen Appetit mit. So trennte man sich. 3. Kapitel. In der „Forelle“. („Weil es hier keine giebt.“) Scenerie. ⌐Rückfront¬ Blick in den Wald. Hier wohnte der Held. Der Freund im Thalgrund. Finken, Vogelgezwitscher, Durchblick, Landsee. Gespräch. „Ich hab es mir überlegt .. Es ist nicht so schlimm .. In allen Dingen entscheidet das Maaß .. Man kann das alles von jedem sagen .. Es paßt auf jeden, auf Dich, auf mich. Wir sind alle Egoisten und kümmern uns wenig um andere. E Was wir Gefühl nennen, ist eine Lebensform, eine bloße Manier, der eine hat die, der ­andre eine andre. Ich ken Es ist keine 4 Wochen, daß ich in meiner Vaterstadt einen kl: Handwerker besuchte etc. nun die 3 Formen. Alle aßen tapfer zu Mittag. Der Freund war einverstanden. „Ja. Aber |in allem entscheidet das Maaß. Jeder hat den S. Lügensinn, den Diebssinn, den Ehebruchssinn, den Mordssinn, aber es giebt im Ganzen genommen wenig Mörder. Ehebrecher sollen schon häufiger sein; ich weiß es nicht; ich war noch nicht in der Lage. Also aufs Maaß kommt es an, nicht blos bei dem der etwas thut, auch bei dem der dies Gethane beobachtet und beurtheilt. Ich habe Dir von den Parcevals erzählt was ich gehört und auch was ich gesehen habe. Für das R thatsächlich Richtige meines Berichts bürg’ ich Dir, aber nicht dafür, daß ich dies thatsächlich Richtige auch richtig |beurtheile, vielleicht beurtheil ich es falsch. Sehr ­gütige, vielleicht sehr selbsuchtsloses, ja vielleicht auch sehr kluge Menschen verlangen wenig. Ich bin nicht klug genug. Eine Klügere sagt sich vielleicht: blick um Dich, blick in Dich hinein, – liegt es irgendwo anders ist nicht jeder so? und sollen die ­bloßen Gemüthlichkeits=Allüren entscheiden? Also ich mag Unrecht haben. Wir werden es ja sehn, ⌐Du selbst wirst es sehn.¬ Du bleibst 4 Wochen, vielleicht fünf, da läßt sich schon was erleben und erfahren. Das Nächste ist, daß Du eine Visite machst. Ich bin neugierig wie sie verlaufen wird. Er macht darauf | diese Visite. Diese Visite mit ihrem Gespräch vorführen. Sie kommen auch auf den Freund. „Ihr Freund ist sehr klug; aber etwas sehr scharf, nicht im Sprechen aber im Sehn; alles sieht er in greller Beleuchtung, ein Vergißmeinnicht wie ein Hortensienbusch oder eine Rose wie eine Paeonie. Er sieht den Wassertropfen im V Sonnenmikroskop und wundert sich wie viele räuberische Naturen Gottes Erde bevölkern. ⌐Er trifft nur die Mutter. „Oceane ist im Bad.“ Die Mutter thut nun Aeußerungen über Oceane, die dieser einen Heiligen= oder doch einen Leuchteschein geben¬

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Ein ⌐paar¬ junge Offiziere in Civil werden gemeldet. Kurze Begrüßung. Der Held wird vorgestellt. Man freundet sich an; eine Landparthie an den Gothen=See wird verabredet oder nach Koserow. Auch der Freund wird eingeladen u. die Offiziere. 4. Kapitel. Die Landparthie findet statt. Die entzückende Scenerie. Man lagert. Man fährt im Boot über den See. Der Held u. Oceane sind viel zusammen. Alles was sie sagt ist sehr fein. Kapelle im Walde. Altes katholisches Crucifix. Christus am Kreuz mit Maria und Magdalena. Alle sahen es sich an und sprachen darüber, einige medisirten. ⌐Dies muß am Ende der Partie sein, als sie schon auf dem Rückweg sind und die Abendsonne in den Scheiben steht.¬ Oceane wandte sich ab und schwieg. Als sie wieder im Freien waren sagte er: „Es verdroß sie. Es waren einige Bemerkungen, die besser unterblieben wären.“ „Ich glaube wohl.“ „Oder war es etwas andres?“ „Ich glaube fast. Aber ich weiß nicht recht was. Ich |bin in einem Zwiespalt.“ „Ist es nicht zudringlich, wenn ich Sie bitte ..“ „O nein. Diese Schaustellung verletzt mich, es hat etwas Jahr⌐markts¬bildartiges, von dem ich mich unter ⌐mit¬ einem Mißbehagen abwende. „Es ergeht mir kaum anders.“ „.. Aber dies ist nur eins“ fuhr Oceane fort. „Ich glaube  es ist noch ein Zweites  je häßlich=drastischer dies alles an mich herantritt, je j mehr Blut aus den Nägelmalen quillt, je t mächtiger tritt die große Lehre vom Blut des Erlösers an mich herantritt und mir ist es, als blicke er in meine Seele und frage, wie steht es darin? was thust Du? wie folgst Du meinem Beispiel? Wo bleibt Dein Blut?“ Sie hatte das alles ganz ruhig gesprochen, aber je ruhiger sie es sprach, desto größer war die Wirkung auf den Helden. „Ich glaube, Sie nehmen es zu ernst. Da gäb es ⌐ja¬ keine Freude mehr in der Welt.“ „Ich nehm es, wie ich es nehmen muß. Es wird Personen geben, die dies alles nicht zu fühlen brauchen. Ich muß es fühlen oder ich fühl es wenigstens. Es kommt darauf an sich zu erkennen. Ich glaube, ich that es. Und nun seh ich die trennende Kluft. Eine Sehnsucht ist da, die Kluft zu überbrücken; ich kann es nicht; ich habe keine Thräne, kein Gebet, keine Liebe. Ich habe nur die Sehnsucht nach dem allem.“ „Sie erschrecken mich (?). Wer die Sehnsucht hat, hat alles.Und wenn er es nicht hat, so hat er doch das, was entscheidet. Es giebt einen schönen Spruch, ich habe seinen Wortlaut vergessen, aber er heißt, daß das Vollbringen nicht in uns gelegt sei. Die Sehnsucht ist wie die Saat und sie wird uns angerechnet auch ohne daß die Saat Frucht getragen habe.“ „Glauben Sie?“ „Ich bin dessen gewiß.“ So beneid’ ich Sie, um den Trost, den Sie haben. 5. Kapitel. Badeleben-Scenen. Eine kleine Soirée bei den Parcevals. Oceane singt. Ueber den Geschmack in der |Kunst. Der Freund nahm das Wort. Eine entzückende Seite in unsrer modernen Kunst ist das

[TFA N 20, 28r] [SBW, 58.4408, B IX.1] [Heilborn 1919, 84] [NFA 24, 292–293, 898] [HFA 1 V, 802–803] [HFA 2 I/7, 436] [Hehle 2001, 74–75]

[TFA N 20, 29r] [SBW, 58.4408, B X.1] [Heilborn 1919, 84] [NFA 24, 293] [HFA 1 V, 803] [HFA 2I/7, 436] [Hehle 2001, 76–77]

[TFA N 20, 30r] [SBW, 58.4408, B XI.1] [Heilborn 1919, 85] [NFA 24, 293] [HFA 1 V, 803] [HFA 2I/7, 436–437] [Hehle 2001, 78–79]

[TFA N 20, 31] [SBW, 58.4408, B XII.1] [Heilborn 1919, 85] [NFA 24, 293–294] [HFA 1V, 803–804] [HFA 2I/7, 437] [Hehle 2001, 80–81]

[TFA N 20, 32] [SBW, 58.4408, B XIII.1] [Heilborn 1919, 85–86] [NFA 24, 294] [HFA 1V, 804] [HFA 2 I/7, 437] [Hehle 2001, 82–83]

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[TFA N 20, 33r] [SBW, 58.4408, B XIV.1] [Heilborn 1919, 86] [NFA 24, 294] [HFA 1V, 804–805] [HFA 2I/7, 437–438] [Hehle 2001, 84–85]

[TFA N 20, 34r] [SBW, 58.4408, B XV.1] [Heilborn 1919, 86] [NFA 24, 294–295] [HFA 1V, 805] [HFA 2I/7, 438] [Hehle 2001, 86–87] [TFA N 20, 35r] [SBW, 58.4408, B XVI.1] [Heilborn 1919, 86–87] [NFA 24, 295] [HFA 1V, 805] [HFA 2I/7, 438] [Hehle 2001, 88–89] (1) (2)

[TFA N 20, 36r] [SBW, 58.4408, B XVII.1] [Heilborn 1919, 87] [NFA 24, 295] [HFA 1V, 805–806] [HFA 2I/7, 438–439] [Hehle 2001, 90–91]

i.4 Charakterstudien i: Frauenfiguren

Hervorkehren Hervorheben des Elementaren. Das Geltendmachen seiner ewig siegreichen Macht über das Individuelle, das Menschliche, das Christliche. Ich In unsrer klass. Dichtung finden Sie’s nicht. Die einzige Ausnahme die mir vorschwebt, ist Goethes „Fischer“. „Oder die Lenore.“ Nein, das ist etwas andres. Das Spukhafte, das Gespensterwesen steht dem Menschlichen, und Religiösen wied viel näher. Es ist die Nachtseite jener Lichtseite, die wir Glauben nennen. Aber mit all dem hat das Elementare nicht zu thun. In Wagner (den ich aus mehr als einem Grund perhorrescire) haben wirs überall z B. da, z B | da. Aber wir haben einen Vorläufer.“ „Und der war?“ „Mörike“. „Die Schwaben haben also auch das.“ Ja. Man muß es ihnen lassen. ⌐Und dem Mörike.¬ Es zieht sich durch seine ganze Dichtung. Der Feuerreiter. Die Sturm=Gret. Wie ist das? (Nun beschreibt er den Inhalt des Gedichts u. citirt ein oder zwei Stellen.) Nun nimmt Frau v. Parceval das Wort. „Der Professor hat eine Neigung uns gruslig zu machen. Uns einfach Gespenstergeschichten zu erzählen oder den Raven meines halben Landsmannes Poe zu citiren mit rapping und tapping oder unter die Tisch­ rücker zu gehn, dazu ist er zu klug und so gieb läßt | ers bei dem Grusel des Elementaren bewenden. Und doch muß er mir gestatten, ist denn das alles etwas Apartes u. Neues. Es ist ein ⌐neues apartes¬ Wort  aber nicht ein apartes Ding; die Sache war längst da. Und wie bei so vielem läuft alles nur auf einen Streit um Worte hinaus. ­Elementar. Elementar ist alles. Alles an und in uns ist Theil vom Ganzen und dieser Theil will ins Ganze zurück. Ich will nicht Pantheismus damit predigen, keinen Augenblick, aber ich predige nur einen christlichen Satz damit und wenn wir Gottes Kinder sind, Ausströmungen seiner Herrlichkeit, so drängt alles nach Wieder| vereinigung mit ihm. Die Sünde hinderte daran, die Versöhnungslehre, der Versöhnungstod hat die Barrière wieder weggeräumt und wir kehren in Gott zurück von dem wir ein Theil sind. Ich frage den Herrn Prediger, ob ich richtig gesprochen habe. Dieser nickte. „Nun er nickt bestätigt mirs. Gott sei Dank “ und so haben wir denn in der Versöhnungslehre das Element des Elementaren und die Rückkehr in Gott bedeutet nichts als Rückkehr in Gott, in unser eigentliches Element, in das Element, aus dem wir geboren wurden. Voila tout voila l’Elementaire. das Elementare.“ Die gnädige Frau führt ihre Sache gut und hat sich des Geistlichen geschickt ver|sichert.“ O nicht doch. Ich kann ⌐Es ändert¬ sich nichts, wenn ich aus der Geisterwelt ins Irdische zurückkehre. Derselbe Satz auch da, dieselbe Wahrheit auch da. Wir sind von Erde? . Zugestanden? „Je nachdem“ sagte der Professor. Aber Frau v. Parceval überhörte es und wiederholte „wir sind von Erde und weil wirs sind, werden wir’s wieder. Es zieht uns in den Staub zurück, aus dem wir wurden.

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Aber unsrem Professor war es vorbehalten in diesem Hergage ⌐gange¬, der denn doch einige Jahre zählt, etwas Elementares zu entdecken.“ „Nicht zu entdecken, Gnädigste. Der Fall liegt so gewöhnlich, daß wir nichts |mehr aus ihm machen. Es ist ein für allemal angenommen und im 1. Buch Moses ausgesprochen, daß wir Erde sind. Aber schon im Schiller heißt es, wenn auch nur in ­einem Punschliede „Vier Worte nenn ich euch inhaltschwer.“ Es giebt vier Elemente und auch im Bereich der Elemente scheint der Satz zu gelten „was dem einen recht ist, ist dem andern billig.“ Und so haben sich die andern drei, von dem gröbsten zu emancipiren gesucht: Wasser, Feuer, Luft. Wasser, Feuer, Luft, sind auch Elemente, und sind auch Ganzheiten und schicken Theilchen in die Welt und nach dem alten Gravitations=Gesetz wollen diese Theilchen, | auch diese Theilchen in ihre Ganzheit zurück. Und das ist es was mich unsrer neuern ⌐Kunst und¬ Dichtung einen Charakter giebt und so haben wir eine Melusine, einen Salamander, eine Sturmgret. ⌐Und¬ Ich glaube, solche Gestalten leben nicht blos in Dichtungen und ich wollt es unternehmen, ⌐alle¬ die, die hier versammelt sind, danach zu theilen. „Ich bitte, nein“ Oceane sah ihn ruhig an. Andre drangen in ihn, es zu thun; Oceane sah ihn ruhig an und er sagte: lassen wir’s. Nur Eins noch. Ich hatte einen Freund, der jedem auf den Kopf zusagte, was er früher einmal gewesen wäre. Wenn ich mir gefallen lassen muß, ein Hecht oder ein Karpfen gewesen zu sein, so kann | ich auch eine Woge gewesen sein. Es gibt mehr Wogelinden, als Sie glauben, und wer da meint, sie müßten ein laweia singen und wären ein für allemal an eialaweia zu erkennen, der irrt sich. Es gibt ihrer, die sehr gescheit zu sprechen wissen und jeden Augenblick ein Buch über die dogmatisch heikelsten Punkte schreiben können. Sie necken sich mit Alberich, aber ich kenne welche, die bei Hillbrich die Zeitung lesen. Alles jubelte, lachte. Nur Oceane war ernst geblieben und sagte: „Sonderbar, wie verschieden solche Expektorationen wirken. Ich nahm es ernsthaft |und habe die ­ganze Zeit über an die berühmte Soiree bei Marie Antoinette gedacht, wo der Abbé Cazot (Pardon, Herr Professor) allen, am Tisch Versammelten ihre Zukunft prophezeihte. Und was das Schlimme ist, es traf auch, ein. Marie Antoinette, wenn wir sie citiren wollten, würde davon erzählen können. Und mir ist als hab uns der Professor wie der Abbé Cazot die Zukunft prophezeiht. Der Held citirte:   Salamander ..  Sylphe   Bringe Hilfe … Oceane sagte: Sie rufen sie, anstatt sie zu bannen. Dann greif ich unsrem Herrn Pastor vor und citire die Schlußworte:  „Kennst Du das Zeichen   Vor dem sie weichen“ Alles hatte sich mittlerweile erhoben und man hörte nur noch draußen auf dem Flur: „Incubus, Incubus, Unser Professor war im Schuß.“     6. Kapitel. Sturmnacht. Große Schilderung. Sturm=Gret.

[TFA N 20, 37r] [SBW, 58.4408, B ­XVIII.1] [Heilborn 1919, 87] [NFA 24, 295] [HFA 1V, 806] [HFA 2I/7, 439] [Hehle 2001, 92–93] [TFA N 20, 38r] [SBW, 58.4408, B XIX.1] [Heilborn 1919, 87–88] [NFA 24, 295–296] [HFA 1V, 806] [HFA 2I/7, 439] [Hehle 2001, 94–95]

[Heilborn 1919, 88] [NFA 24, 296] [HFA 1 V, 806] [HFA 2I/7, 439–440] [Hehle 2001, 96]

[TFA N 20, 40r] [SBW, 58.4408, B XX.1] [Heilborn 1919, 88] [NFA 24, 296] [HFA 1V, 806–807] [HFA 2I/7, 440] [Hehle 2001, 98–99]

[TFA N 20, 41r] [SBW, 58.4408, B XXI.1] [Heilborn 1919, 88] [NFA 24, 296] [HFA 1V, 807] [HFA 2I/7, 440] [Hehle 2001, 100–101] [TFA N 20, 42r] [SBW, 58.4408, B XXII.1] [Heilborn 1919, 89] [NFA 24, 297] [HFA 1V, 807] [HFA 2I/7, 440–441] [Hehle 2001, 102–103]

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[TFA N 20, 43r] [SBW, 58.4408, B ­XXIII.1] [Heilborn 1919, 89] [NFA 24, 297] [HFA 1V, 808] [HFA 2I/7, 441] [Hehle 2001, 104–105] [TFA N 20, 44r] [SBW, 58.4408, B XXIV.1] [Heilborn 1919, 89–90] [NFA 24, 297–298] [HFA 1V, 808] [HFA 2I/7, 441] [Hehle 2001, 106–107]

[Heilborn 1919, 90] [NFA 24, 298] [HFA 1 V, 808] [HFA 2I/7, 441] [Hehle 2001, 108]

i.4 Charakterstudien i: Frauenfiguren

7. Kapitel. Die Verwüstung am Strand. Einer der ⌐jungen¬ Schiffer todt an den Strand ge­ worfen. Sie finden ihn. Er wird aufgestellt in der Kapelle. Oceane geht hin und sieht ihn. Sie hört die Predigt. Sie bleibt ruhig. Auf dem Heimwege Gespräch mit dem Helden. Sie sagt ihm: es sei ein Bild gewesen. Nichts weiter. Er sei nun todt. Die Frau weine. Aber es sei doch ein Glück. 8. Kapitel. Eine Woche vergangen. Sie gehen am Strand. Seewind. Die Wellen gehn und rufen und mahnen. Er macht ihr eine leidenschaftliche Liebeserklärung. Sie ist bestürzt, hingerissen. Sie weint. „Ach dies Glück weinen zu können.“ Und sie sank an seine Brust. Und sie gingen weiter in gehobner Stimmung und nebenan gingen die Wellen und riefen und mahnten und klagten und jubelten. Dies ausführen. In die Buhnen bogen sie ein und sie trennten sich. 9. Kapitel. Es war hohe ⌐stille¬ See geblieben. ⌐worden.¬ Sie nimmt Abschied von der Mutter in ruhiger Heiterkeit. An den Strand. Sie blickt von dem Badesteg hinaus  einzelne weiße Kämme blitzten auf. Sie hat ein Gespräch mit der Badefrau und ein paar andern jungen Damen. Diese folgen ihr mit dem Auge. Sie sahen sie wie sie bis zu dem 1. u 2. und 3. Reff (Sandbank) schwamm und dann war es als ob Wellen tanzten. Waren es Wellen? Wohl, wohl, was sonst. Oder war es ein Delphin. Und sie schwamm weiter und sie sahen die grüne Kappe, die sie trug. Und nun schwand sie. „Sie macht eine Biegung etc etc“ Eine |Stunde, und sie war noch nicht zurück. Der Tag ging, ein anderer kam, Oceane war fort. In ihrer Briefmappe fand sich ein Brief, an den Helden adressiert. „Ich gehe fort. Es war doch recht, das mit dem Elementaren. Es fehlte mir etwas für die Erde, ­dessen ich bedarf, um sie zu tragen. Ich hatt’ es nur gefühlt; als ich Dich sah, wußte ich es. Ich geh’ nun unter in dem Reich der Kühle, daraus ich geboren war. Aber auch dort die Deine. Oceane.“

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Melusine von Cadoudal [SBB, St 6, s. f.] [SBB, St 6, 1r] [Erler 1969, 4] [NFA 24, 1174] [HFA 2I/7, 566]

[SBB, St 6, 2r] [Erler 1969, 5] [NFA 24, 1174] [HFA 2I/7, 566]

Melusine von Cadoudal.

Melusine von Cadoudal. Bescheidne Pension außerdem war ihr (in einer kl. Stadt) ein Haus zugefallen, dessen Parterre sie bewohnte. Der erste Stock stand leer. Außerdem waren Hofgebäude da und ein Stall. Alles – die Pension stammte aus einer Familienstiftung – hatte einem alten Anverwandten gehört, der sehr entfernt verwandt war aber dem Fräulein Melusine, als der einzigen Trägerin seines berühmten Namens, das Haus hinterlassen hatte. Der |Stall führt nun zu dem Eheglück des Paares. Melusine hatte wenig Verkehr in der Stadt trotzdem es an Standesgenossen beider­ lei Geschlechts nicht fehlte. Die Schwierigkeit lag in ihrer Kirchlichkeit, richtiger in

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Melusine von Cadoudal

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i­hrem Bekenntniß. Wäre dies von einer gewissen Allgemeingültigkeit gewesen, h ­ ätte sie sich als Herrnhuterin, als Quäkerin, als Methodistin, als böhmische Brüder­ gemeinde (noch einige halb komische auf zählen) rubriciren lassen, | so wäre vielleicht ein Finden Gleichgestimmter möglich gewesen, sie hatte sich aber eine eigne Religion zurechtgemacht in der bestimmte Sätze der schärfsten Orthodoxie (gerade diese bevorzugte sie) mit vollkommener Freiheitlichkeit – Freigeisterei wäre nicht das rechte Wort gewesen – wechselte, so daß ein sich Finden auf diesem willkürlichen aufgezimmerten Glaubens­podium sehr unwahrscheinlich war. Sie hatte sich auch darin er­ geben und fand ihr |Genügen darin an allen ⌐Wohlthätigkeits¬Vereinen sie mochten einen Namen haben welchen sie wollten, theilzunehmen. Immer ⌐und¬ zu ihrem bescheidenen Theile, denn ihre Mittel waren sehr bescheiden. Sie war in der Stadt sehr beliebt und sehr angesehn, sowohl um ihres Namens, wie ihres Wandels und ihrer Herzensgüte willen, ganz besonders bei den alten pensionirten Offizieren, deren eine ziemliche Zahl in der kleinen Stadt lebte, jeder gefiel sich in Aufmerksamkeiten, am meisten der alte Oberst Krake von Tordenskiöld, der zuletzt Commandeur eines pommerschen Festungsartillerie=Regiments gewesen war. |Er war erst Mitte Fünfzig, gut aussehend, sehr artig ⌐und¬ sehr ⌐ebenso ritterlich gegen Damen wie er¬ bärbeißig im Dienst gewesen war und hätte sich in Myslowitz, wo er seit einem Jahr lebte, ganz glücklich gefühlt, wenn er nicht in einiger Noth mit seinem Pferde gewesen wäre. Die Stadt hatte keinen Ställe und was es davon hatte, war von so plebejer Natur, so durch Ackergäule verseucht, daß es ihm widerstrebte, sein schönes Pferd, das er noch bei der Kanonade von Wörth geritten hatte, darin unterzubringen. |Ja Krake  sagte ein andrer alter Oberst „sonst hieß es ein Königreich für ein Pferd jetzt heißt es blos noch ein Königreich für ’nen Stall. So kommt man ’runter … Wir müssen sehn, daß wir wieder eintreten.“ Aber davon wollte Krake von Tordenskiold nichts wissen. Er hatte 2 Jahre lang in der Furcht vor dem blauen Brief gelebt und war froh aus diesem Bangen heraus zu sein. Es war ein Gasthaus da, wo Krake seinen Frühschoppen nahm, in dessen Stall stand das Pferd wie auf Borg. „Herr Oberst werden schon mal was finden, bis dahin muß ⌐wird es¬ |schon gehn.“ Der Gasthausbesitzer wollte nämlich selber Pferde einstellen, um wenn Gäste ins Gebirge wollten die Fuhren Pferde selber stellen zu können. *      * * Es war um die Stachelbeerzeit. Melusine von Cadoudal hatte den ganzen Morgen über in ihrem Garten gepflückt und war noch an dem selben Vormittage an ein Einkochen gegangen  eine alte Kochfrau war ihr dabei an die Hand gegangen und hatte dabei ein halbwissenschaftliches Gespräch mit Melusinen geführt. Ich nehme jetzt immer eine Prise von einem weißen Pulver, das sie Salicyl nennen den Namen will ich lieber nicht sagen, weil er falsch sein könnte und dann lachen die Herrschaften, aber es ist was, was alles Verderben hindert und wenn man viel davon nimmt ist es gegen Vergiftung und Rheumatismus.“ Melusine hatte von dieser Neuerung nichts wissen wollen und sich darauf berufen, daß man’s mit mehr Zucker auch zwingen könne wenn mans recht fest und recht süß einkoche. Und nun standen die Gläser da und kühlten aus und gegen Abend band Melusine die Glashafen mit |Pergamentpapier zu und schrieb darauf

[SBB, St 6, 3] [Erler 1969, 5] [NFA 24, 1174–1175] [HFA 2I/7, 566]

[SBB, St 6, 4r] [Erler 1969, 5–6] [NFA 24, 1175] [HFA 2I/7, 566–567]

[SBB, St 6, 5r] [Erler 1969, 6] [NFA 24, 1175] [HFA 2I/7, 567]

[SBB, St 6, 6r] [Erler 1969, 6] [NFA 24, 1175] [HFA 2I/7, 567]

[SBB, St 6, 7r] [Erler 1969, 6] [NFA 24, 1175] [HFA 2I/7, 567–568] (1) (2)

[SBB, St 6, 8r] [Erler 1969, 6] [NFA 24, 1175] [HFA 2I/7, 568]

[SBB, St 6, 9r] [Erler 1969, 6–7] [NFA 24, 1175–1176] [HFA 2I/7, 568]

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[SBB, St 6, 10r] [Erler 1969, 7] [NFA 24, 1176] [HFA 2I/7, 568]

[SBB, St 6, 11r] [Erler 1969, 7] [NFA 24, 1176] [HFA 2I/7, 568–569] (1) (2) (1) (2)

[SBB, St 6, 12] [Erler 1969, 7] [NFA 24, 1176] [HFA 2I/7, 569]

[SBB, St 6, 13r] [Erler 1969, 7] [NFA 24, 1176] [HFA 2I/7, 569]

[SBB, St 6, 14r] [Erler 1969, 7] [NFA 24, 1176] [HFA 2I/7, 569]

i.4 Charakterstudien i: Frauenfiguren

Eingemachtes. Stachelbeeren. 6. 6. 75. Dann stellte sie die Gläser auf das Fensterbrett des ⌐offnen¬ Küchenfensters und sah über den Hof fort in den dahintergelegnen Garten hinein auf dessen mit Strauch­ obst besetzten Mittelgang die schon tief stehende Sonne schien. Ein Gefühl des Dankes über den kleinen freundlichen Besitz, in dem sie nun schon 7 Jahre lebte, kam über sie, aber doch auch eine gewisse Bedrückung über die kleinen und engen Verhältnisse drin sie lebte und die in keinem rechten Verhältnisse zu der stattlichen Wohnung standen. |Sie war eine Hausbesitzerin mit Hof und Garten und Taubenhaus und Stall­ gebäuden und doch fehlte es oft an dem Nöthigsten. Ob ihre bretonischen Ahnen auch so arm gewesen. Ob George Cadoudal .. Nein, wer den Muth zum Widerstande hat, den drücken keine kleinen Sorgen. Sie war glücklich und unglücklich zugleich und hing Plänen nach, die sie schon seit einiger Zeit beschäftigten, von denen sie aber aus Scheuheit und um ihres vornehmen Namens willen immer wieder Abstand genommen hatte. Sie schien aber diesmals zu einem andren Entschlusse gekommen zu sein und als sie die kleine Lampe angezündet |und sich in ihr Vorderzimmer begeben hatte, setzte sie sich an einen Rococoschreibtisch, auf dessen Hochstück einige Ständer mit Miniaturportraits standen und schrieb einen Zettel, den sie durchlas, mehrmals corrigirte und , dann in ein Couvert steck klingelte dann nach der Dienerin, die das Zettelchen auf die Redaktion zu Buchdrucker Striegau, Striegler bei dem der „Glatzer Bote“ erschien tragen bringen sollte. Die Insertionskosten hatte sie sorglich berechnet und noch einen Zuschlag gemacht, um die alte Dienerin nicht einer Verlegenheit auszusetzen. *      * * Am zweiten Tage danach saß Oberst Krake von Tordenskjöld im „blauen Stern“ und unterhielt sich wie gewöhnlich mit Kuring, über der selbst ein alter Soldat war, über Kriegs= und Friedenszeiten. Ich glaube, Herr Oberst, es geht bald wieder los. Diese Nation da drüben is nun mal so und dieser Gambetta, der nich mal ein richtiger Franzose ist, gefällt mir gar nicht. Er red’t wohl immer von Frieden, aber das kennt man; eh |wir sie nich noch mal vor die Klinge gekriegt haben, eh wird es nichts. Und ich denke mir wenn es los geht ist ⌐Herr¬ Oberst K auch wieder dabei. Ach, lieber Kuring, ich denke gar nicht dran  es sind da jetzt so viele widerwärtige Leute, die denken, sie verstehen’s; ich sage Ihnen, Schulfuchser sind es, Bücherwürmer. Und da kommt der erste, beste hergelaufen und denkt er ist es. Glauben Sie mir, Kuring, es ist wie mit den Juden. Die haben den Handel im Blut und das Geld und die Advokatenkniffe, |und wir haben den Krieg ⌐Soldaten¬ im Blut und können befehlen. Ohne Adel geht es nicht. Ich hatte auch solchen Schulfuchser, is jetzt obenauf. Und die regieren jetzt, die haben das Heft in der Hand, ich spiele nicht mehr mit. Und ich bin froh, wenn ich meinen braunen Wallach mal beim Schützenfest habe, ein bischen Geknatter und ein bischen Pauke. Wenn ich nur erst einen Stall hätte Denn Ihnen seh ich’s an, daß Sie mir blos das Leid nicht anthun wollen.

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„Aber“ sagte Kuring und ging auf den Tisch zu wo die Zeitungen lagen, „aber |haben denn Herr Oberst nicht den „Boten“ gelesen, letzte Nummer heute früh; ich glaube das wäre was für den ⌐Herrn¬ Obersten.“ Und dabei wies er auf die erste Seite, wo die Anzeigen standen. Krake wehrte ab und sagte: Lesen Sie Kuring; ich habe meinen Kneifer vergessen und dann flimmert mir’s so. Bitte Kuring, lesen Sie. Der Wirth stellte sich denn auch ans Fenster und las: „In dem Hause Blücher­ straße 15 ist ein Stallgebäude Stall und Zubehör für |zwei Pferde zu vermiethen. Nähere Auskunft ertheilt Melusine von Cadoudal, Stiftsfräulein.“ Krake nahm das Blatt aus Kurings Hand und hielt es weit ab, um sich auf die Weise die Möglichkeit des Selbstlesens zu verschaffen und sagte dann: Alle Wetter, Kuring, das wäre was. Das ist ein Glückstag für Sie und mich. Sie kriegen den Platz frei und ich finde ein Unterkommen. Wenn ich sage „ich“ meine ich die Stute, die ⌐übrigens¬ wichtiger ist als ich selber. Und bei der Cadoudal. Ich sehe sie dann und wann, | wenn ich durch die Blücherstraße gehe. reite. Wie alt mag sie sein? Noch keine Funfzig. Proppre Person; etwas ⌐ein bischen¬ sehr schlank. Aber eine Cadoudal ist eben keine Fleischermadam. Was meinen Sie, ­Kuring, ich werde gleich gehn; so halb gefrühstückt ist besser wie ganz. Ihr Ungar wird überhaupt immer schwerer. Sie lachen. Na ich weiß schon was Sie denken; Krake wird immer älter. Aber ich sage Ihnen ich bin noch gar nicht so alt. Und dann, ich bin nie Sausewind gewesen, immer geschont. Und darauf kommt es an. Stall | und Zubehör. Da wollen wir doch gleich mal sehn. Adieu Kuring.“ *      * * Melusine von Cadoudal saß auf einem Trittbrett am Fenster, so daß sie fast wie ein Kniestück wirkte. Myrthen und Pelargonium (deutsches Wort) über die sie hinwegragte, ließen sie noch größer erscheinen als sie war. Ueber ihr hing ein C Bauer mit einem Canarienvogel; in ihrer Hand hatte sie eine Tuchstickerei |mit Goldfäden, für einen Bazar für getaufte Negerkinder bestimmt. Als sie aufsah, sah sie daß Krake von Tordenskjöld grüßte und einen Augenblick später trat die alte Katharine ein, um den Herrn Obersten zu melden. „Ich lasse sehr bitten.“ Der Prediger, der traute, war ein guter, aber ⌐etwas liebedienerischer und¬ nicht allzu geschmackvoller Herr, der, viel von weil er in Erfahrung gebracht  was die Beiden zusammengeführt, ziemlich viel von dem Stall zu Bethlehem sprach  über dem ein Stern gestanden. Auch die Hirten kamen und die drei Könige aus Morgenland, aber der Stall war jedesmal mit vibrirender Stimme vorgetragene „Stall“ blieb das | Leit­motiv und daß das Kleine bestimmt sei zu Großem zu führen. Wer das Leben im ­Lichte der ⌐allein maßgebenden¬ Erkenntniß betrachte, finde dies immer neu bestätigt. Eine Fülle von Trost und Erhebung liege darin. Er sprach so noch eine Weile weiter nur mit dem Unterschiede, daß er zuletzt das Wort |Krippe bevorzugte. Krake

[SBB, St 6, 15] [Erler 1969, 7–8] [NFA 24, 1176–1177] [HFA 2I/7, 569–570]

(1) (2) [SBB, St 6, 16r] [Erler 1969, 8] [NFA 24, 1177] [HFA 2I/7, 570]

[SBB, St 6, 17r] [Erler 1969, 8] [NFA 24, 1177] [HFA 2I/7, 570] (1) (2)

[SBB, St 6, 18r] [Erler 1969, 8] [NFA 24, 1177] [HFA 2I/7, 570]

[SBB, St 6, 19r] [Erler 1969, 8] [NFA 24, 1177] [HFA 2I/7, 570–571]

[SBB, St 6, 20r] [Erler 1969, 8] [NFA 24, 1177] [HFA 2I/7, 571]

[SBB, St 6, 21r] [Erler 1969, 8] [NFA 24, 1177] [HFA 2I/7, 571] [SBB, St 6, 22r] [Erler 1969, 8] [NFA 24, 1177–1178] [HFA 2I/7, 571]

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[SBB, St 6, 23] [Erler 1969, 9] [NFA 24, 1178] [HFA 2I/7, 810]

[SBB, St 6, 23a]

[SBB, St 6, 23]

i.4 Charakterstudien i: Frauenfiguren

⌐wenn die maßgebenden Worte kamen,¬ bestätigte durch leises Kopfnicken jedesmal seine persönliche Zustimmung und viele neugierig Erschienene thaten ein Gleiches, nur Melusine fühlte hegte Bedenken und sprach sie als sie ihre Hochzeitsreise antraten auch aus. Krake nickte auch zu diesen Bedenken und sagte dann, während er ihr die Hand küßte: nun ja, Melusine. Wenn er die Sache verklären mußte, so hat er sie zu voll verklärt. Aber Es war ein gerüttelt und geschüttelt Maß. Aber ich sei nicht zu demüthig in Deinem Gefühl. Du warst eine Cadoudal und bist eine Krake von Tordenskjöld. Laß uns demüthig sein, aber meiden wir ein zuviel.“ Melusine. ⌐Erstes Gespräch zwischen ihm und ihr.¬ Melusine v. Cadoudal. Ich muß sie nicht (wie auf den kl: Einzelblättern geschehn, nament­lich da wo sie auf dem Trittbrett sitzt, sie muß dadurch blos, in einer gewissen Koketterie, größer erscheinen wollen) – also ich muß sie nicht als lange hagre Stackete, sondern als kluge, feine, zierliche Französin mit etwas Coketterie schildern. Ihre halbe Lusignan=Mutter. In der Taufe darauf hin: Melusine. Das Mißliche davon. „Die Leute sehen |mir nach den Füßen und weil ich lange Kleider trage, nur desto mehr. Und dann sehen sie auch nach meinem Gesicht. Das Volksmärchen spricht bekanntlich von der schönen Melusine; da ist mir denn beschieden immer nur enttäuschte Gesichter zu sehn. Nicht angenehm, auch wenn man nicht allzu eitel ist.“ Sie erwartet nun, als man auf seinen Namen (Krake v. Tordenskjöld) kommt, er werde von Uradel sprechen von Thor oder Odin. Sie sagt ihm das auch unbefangen. Er lächelt und verneint. „Eher ginge es noch mit Krake. (Rolf Krake). Krake, das ist wirklich was sehr Altes.“ Sie lachte ganz heiter. „Sie lachen und ich weiß auch warum. Aber Sie sind doch auf einer falschen Fährte. Krake. Im Skandinavischen steht es doch anders damit. Krake ist Zwerg. Und gleich nach den Riesen kommen die Zwerge. Eigent­lich sind sie noch mehr, denn sie sind klüger; das Kleine ist immer klüger als das Große. Alle die die in der Geschichte das Beiwort groß führen, waren klein. Ich will mich aber nicht darin vertiefen …“ Er führt dann weiter aus, früher sei er für Uradel gewesen, jetzt aber denke er anders darüber. Vom Uradel wisse man gar nichts bei dem Neu-Adel wisse man doch aber immer warum und wenn es auch nur das liebe Geld wäre. Ach das liebe Geld.“ Melusine seufzte mit.

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Susanne von Sandrascheck

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Susanne von Sandrascheck

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Susanne von Sandrascheck. (Guter Stoff.) Susanne v. Sandrascheck. Susanne v. Sandrascheck Dilettantin. Kopirt. Große Heiligenbilder. Portraits. Componirt auch selbst. Quick, talentvoll, humoristisch; aber ganz ohne Können. Gescheidt aber oberflächlich. 45 Jahr. Röschen Rösicke, Blumenmalerin. Gütig; geschickt; sentimental. 55 Jahr. Gustelchen. Altes sächsisches Dienstmädchen. Nah an 60. ⌐Knochig; ziemlich groß.¬ Dresdnerin; mit Anflug von Bildung; spricht mit; halbe Genossin; eingeweiht in alles; hält Reden. Redet über Kunst mit. Ottokar v. Posadowski, Rittergutsbesitzer in Oberschlesien. Hat seine Frau vor ¾ Jahren verloren. Ist auf Reisen gegangen. Kehrt über Dresden zurück. Frührer Anbeter, halber Bräutigam (war damals arm) von Susanne. Will ein Kapellenbild haben. Wendet sich an Rosa Rösicke. Diese muß ablehnen, weil sie Blumenmalerin ist. Aber Susanne. So sieht er auch diese. Gespräch über Mathilde (seine erste Frau) immer im kühlsten Ton mit anständiger Trauermiene. Erst Allgemeines. Atelier. Die beiden Freundinnen. Erste Scene. Fastelabend. Sie wollen sich einen frohen Abend machen, sind ganz allein, Feuer in dem eisernen Ofen, Gasleuchter. Behagen. Sie trinken Thee und essen einfach zu Abend. Nun kommt Gustel, mit Pfannkuchen, Zimmtbretzeln und Madeira=Punsch=Essenz. „Bleibe Gustel“. Setzt sich auf eine Stuhl= oder Sopha=Ecke. Bringt einen Toast auf die „deutsche Kunst“ aus. Alles sächsisch=halbgebildet. „Versteht sich, Gustel. Ich danke Dir. Aber nun geh zu Bett.“ Und nun geht sie zu Bett, und die beiden Damen sind allein. Sie plaudern. Röschen wird punsch|sentimental. Ueber Liebe. „Du hast gelebt, Susanne.“ Susanne lachte. „Des Lebens Mai blüht einmal und nicht wieder. Mir hat er abgeblüht. Und dann hast Du die Kunst. Gustel hat es Dir eben gesagt. Du hast die Kunst.“  „Nein, Susanne, ich habe sie nicht. Und das ist es eben; sonst käm’ ich über alles andre weg. Kunst. Blumenmalen ist keine Kunst. Ach wenn Du meine Nächte kenntest.“  „Ach Du schläfst ja.“  „Ja ich schlafe; ich schlafe aber auch nicht. Und dann kommt es. Sieh, es hat ­große Frauen in der Kunst gegeben. Aber ich. Blumenmalerin. Etwas Historisches aber philosophisch, mystisch – danach drängt es mich. So wie Böcklin. Er ist auch Landschafter etc. |So klagt sie weiter, bis der Punsch übermächtig wird. Sie weint. Dann küßt sie Susannen und sie gehen zu Bett. Zweite Scene. Andre Morgen. Beim Frühstück. Alles Sentimentale fort. Röschen ganz glücklich. Sie hat einen Traum gehabt. Sie will den Moment aus „Faust“ ­malen, wo die Engel den Mephisto mit Rosen werfen, daß er zurücktaumelt.“  „Aber Du wirst doch die Stelle nicht in den Katalog drucken lassen“. Röschen wußte wohl, ­worauf es sich bezog, ignorirte es aber und fuhr fort: auf diesem Bilde werde ich Blumenmalerin sein, aber auch noch mehr. Die Figur Mephistos macht mir keine Schwierigkeit; auch hab ich nicht die Prätension in ihr eine neue Gestalt schaffen |zu wollen, nur componiren will, nur einen Gedanken ausdrücken, nur etwas schaffen, daß das den Namen Kunst verdient.

[SBB, St 45, 1] [Delf von Wolzogen/Hehle 2013, 16] [SBB, St 45, 2] [Delf von Wolzogen/Hehle 2013, 16]

[SBB, St 45, 3r] [Delf von Wolzogen/Hehle 2013, 16]

[SBB, St 45, 4] [Delf von Wolzogen/Hehle 2013, 16]

[SBB, St 45, 5r] [Delf von Wolzogen/Hehle 2013, 16]

[SBB, St 45, 6r] [Delf von Wolzogen/Hehle 2013, 16–17]

[SBB, St 45, 7r] [Delf von Wolzogen/Hehle 2013, 17]

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[SBB, St 45, 8r] [Delf von Wolzogen/Hehle 2013, 17]

[SBB, St 45, 9] [Delf von Wolzogen/Hehle 2013, 17]

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[SBB, St 45, 10r] [Delf von Wolzogen/Hehle 2013, 17–18]

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i.4 Charakterstudien i: Frauenfiguren

Dritte Scene. Es klingelte. Gustel meldete einen Herrn und gab seine Karte an Röschen. (Susanne muß momentan nicht da sein.) „Ottokar v. Posadowski.“  Ich lasse bitten.  Nun Zwiegespräch zwischen beiden. Er trägt seinen Wunsch vor. Hat ein Bild von ihr auf der Ausstellung gesehn. „Kopie. nach Van Dyck“ sagt sie. Er dumm=verlegen. Dies ausführen. Dann Hinweis auf ihre Freundin „die könne es übernehmen.“ Susanne wird geholt. Erkennungsscene. Röschen zieht sich zurück. Nun Gespräch über „Mathilde“; | beiderseitige Trauerkomödie. Anklänge an Vergangenes. Aber nur leise. Sie verlegen. Einladung auf sein Gut, um das Bild zu malen. Sie zögert. Er erzählt ihr, daß seine alte Mutter da sei und eine ältre Schwester von ihm. Sie willigt ein. Röschen überrascht; freut sich aber. Vierte Scene. Röschen empfängt nach zwei Monaten einen Brief. Verlobungs= Anzeige. Begleitet von einem glückseligen Brief. Einladung zur Hochzeit. Fünfte Scene. Hochzeit. Röschen zugegen. Das Kapellenbild wird unterbrochen. Sechste Scene. Briefwechsel zwischen den beiden Freundinnen. Siebente Scene. Wieder im Atelier. Weißt Du ich muß an die schöne Melusine von Schwind denken. Die schöne Melusine bin ich nicht. Aber der Pilger am Brunnen. Das Ende ist wie der Anfang. Und hier bin ich wieder. Ja, Gustel: es lebe die Kunst! Ihre alte Visitenkarte findet sich noch vor und sie nageln sie unter Heiterkeit ­wieder draußen an die Doppelthür.

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Fräulein v. S. (Als heitrer Stoff zu benutzen.) Das gäbe dann einen Band: 1. Grete Minde. 2. Victoire v. Carayon 3. Susanne v. Sandraschütz. Sandrascheck (Susanne ist gut; aber der Familien⌐Name¬ muß etwas anders sein, doch muß die erste Sylbe bleiben.)

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⌐(Guter Anfang.)¬ ⌐Alles heiter und humoristisch halten, deshalb muß sie auch ohngefähr 45 sein.¬ Dresden ist eine Stadt der Bilder⌐Sammlungen und¬galerieen aber es ist auch eine Stadt der Ateliers. Eines davon lag in der Kreuzgasse und hatte, weil es im 4. Stock eines Hinterhauses gelegen, Luft und Licht und den Glockenklang der nahen Kreuzkirche. Dazu ein kostbarer Blick über das ganze Häuser=Viertel. die Dächer und Höfe des ganzen Häuser=Viertels. Alle Welt wußte das, am besten aber Elisabeth die Besitzerin dieser Glaswohnung, Fräulein Elisabeth Storch, Heiligenmalerin, die seit 30 Jahren hier lebte und eine Unsumme von Engeln Aposteln aus dieser Höhe ausgesandt hatte. Den größten Theil dieser Zeit über hatte sie hier allein geherrscht, aber seit einigen Jahren theilte sie Raum und Herrschaft mit einer jüngren Freundin, Fräulein Susanne, einem Fräulein von böhmisch=polnischer Ex-

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traktion: Fräulein Susanne von Sandrascheck die funfzehn oder 16 Jahre jünger als sie, ihr von der Mutter Susannes, ihrer eigentlichen Freundin, hinterlassen war.

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Novellenstoff. Die Geschichte des Fräulein v. Sandrart. ⌐Diese kurzen Notizen sind gut, weil sie das Heitre und Humoristische der Personen und Situationen in den Vordergrund stellen und gerade darauf kommt es an.¬ Die beiden alten Freundinnen. Die Oenicke noch älter, tantlich, gütig, humoristisch; die Sandrart lebhaft, gutmüthig, voller Pläne und Hoffnungen, 48 45 Jahr alt, jung geblieben. Jene malt Heilige; diese malt Thiere. Gespräch darüber; ­Parallelen. Scherzhafte Anspielungen auf alte Liebe. „Na, na; Rosalie kränkelt, und man hat Beispiele ..“ „Dummes Zeug“. etc. II. Rosalie (beßrer Name) stirbt. Der alte General a. D. kommt und wirbt. Bestellt ein Bild der Seligen bei der Oenicke; findet die Sandrart wieder. Scene. III. Das Bild ist fertig. Gespräch der beiden Freundinnen. Und |es kommt wirklich so. Er wirbt; er heirathet sie. Ungeheurer Jubel. Transparente. Amorine etc. etc. Die Oenicke besorgt alles; überhaupt ist diese die Hauptperson, ist die, die wirklich liebt (ihre Freundin) und au fond auch von dieser wieder geliebt wird. ⌐Hauptsache¬ IV. Vermählung hat stattgefunden. Landaufenthalt. Herbst; Jagd; köstlich. Winter; Schlittenfahrten etc Weihnac köstlich. Zu Weihnachten empfindet sie eine Leere. Ihr fehlt die Krippe, die hübsche Einrichtung. Sie hat etwas derart mit dem Schullehrer gemacht, aber ungeschickt, jeder hat es angestaunt und zuletzt haben sie es „katholisch“ gefunden. Selbst der Pastor. Sie beginnt unter der Dummheit und Dürftigkeit und Indolenz zu leiden. V. Die Oenicke antwortet. Zeit vergeht. Die Sandrart antwortet. Sie hat es satt. VI. Nächste Weihnachten. Sie sind wieder zusammen. Alte Freude, altes Glück. Es ging nicht: „was Hänschen nicht gelernt hat, lernt Hans nicht mehr.“  „Was Du von der Minute ausgeschlagen, Bringt keine Ewigkeit zurück.“ (Aus diesem und andren Schulverschen überhaupt zu citiren.)

[SBB, St 45, 11] [Delf von Wolzogen/Hehle 2013, 18]

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[SBB, St 45, 12] [Delf von Wolzogen/Hehle 2013, 18]

Ehen werden im Himmel geschlossen

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Ehen werden im Himmel geschlossen (Plauderei in Briefen.) Ehen werden im Himmel geschlossen. Plauderei in Briefen. Seraphine v. Goarshausen, 21. Jahr alt, lebt in Bonn als Tochter eines Gerichts­ präsidenten der bis vor Kurzem in Köln war. Von 16 bis 18 war Seraphine in Pension in Montreux wo sie oberflächlich Freundschaft schloß mit Charlotte v. Wnuck, Berlin Regentenstraße 2. c. Seraphine hat den Wunsch in eine Consulats-Carriere hineinzurathen und weit in die Welt hineinzukommen. International ist ihr drittes Wort.

[SBB, St 44, s. p.]

[SBB, St 44, 1] [NFA 24, 330] [HFA 1V, 855] [HFA 2I/7, 496]

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[SBB, St 44, 2] [NFA 24, 330] [HFA 1V, 855–856] [HFA 2I/7, 496–497]

[SBB, St 44, 3] [NFA 24, 330–331] [HFA 1V, 856] [HFA 2I/7, 497]

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[SBB, St 44, 4] [NFA 24, 331] [HFA 1V, 856–857] [HFA 2I/7, 497–498]

[SBB, St 44, 5] [NFA 24, 331–332] [HFA 1V, 857] [HFA 2I/7, 498]

i.4 Charakterstudien i: Frauenfiguren

Außer­dem citirt sie aus allen Sprachen: holländisch, englisch, französisch, italienisch. Sie heirathet einen ⌐Großindustriellen in¬ Militär-Effekten=Lieferanten der zwischen Bonn und Köln seine Fabrik hat. Er ist international. Charlotte v. Wnuck, Berlin Regentenstraße 3. c., ist die jüngre von zwei Schwestern. Die ältre hat sich eben (was Veranlassung zu Wiederaufnahme der Bekanntschaft giebt) an einen Oberstlieutnant verheirathet. Sie haßt alles was „trivial“ ist und schwärmt für Poetisches. Sie ist auch kirchlich. „Ich finde den Unglauben trivial, vor allem ganz unpoetisch; das zieht mich in die Kirche, trotzdem ich dem Dogma mißtraue, wenn ich mir diesen Ausdruck erlauben darf. Vielleicht wäre es richtiger zu sagen: das Dogma mißtraut mir, es will sich mir in seiner Größe nicht recht erschließen; ich bin nicht auserwählt. Aber es findet sich wohl noch. Ich finde mich nämlich zu kirchlichen Männern am meisten hingezogen, ihr heiliges Amt und dann weil sie meist etwas ausgesprochen Männliches haben. Sie haben oft einen Blick, daß man an Hypnose |glauben könnte.“ „Jeder bildet sich ein Ideal aus. Du bist für Consulats­ carriere, Shanghai, Yokuhama, Singapur ich bescheide mich heimathlich, aber ich darf dies nicht Bescheidenheit nennen, denn es greift doch weit über die weiteste Weite hinaus. Ich bekenne Dir, daß ich für Großstadt, für Hof bin es ist eine andre Luft, aber auch das Idyll einer Landpfarre hat ihren eignen idyllischen Zauber. Ein Gar ⌐Laube¬ dicht in Geisblatt gehüllt von Geisblatt überwachsen und nur durch einen Kirchhof mit seinen Kreuzen und seinen Schmetterlingen von der kl: Kirche, vielleicht noch gothisch, getrennt und dann die Abendglocken und dazwischen die Glöckchen der heimkehrenden Heerde, die Braune mit dem weißen Fleck vorauf, – ja Seraphine. Da schweigt das Triviale, das ist was ich poetisch nenne. Aber trotzdem ich würde wünschen es nur als Durchgangspunkt anzusehn und da ist es von Segen  Büchsel war Pfarrer in der Uckermarck, Müllensiefen war solch Pfarrer, selbst Schleiermacher soll ein Landprediger gewesen sein. |Es legt das die Fundamente, die Berührung mit dem Volks und Naturleben. Aber wenn ich mich gefeit fühle gegen die Verführungen die das Leben der großen Stadt mit sich führt, von dem Augenblick an würde ich doch glücklich sein einen größern Wirkungskreis vor mir zu haben, Antheil an den großen Fragen der Zeit, Bekämpfung der Sozialdemokratie, Einstehn für die großen Güter der Menschheit. Auch für den Adel. Zu Dir, Seraphine, kann ich so sprechen, wir waren die einzigen in der Pension. Aber fasse es nicht so auf als ob ich dies als ⌐wie¬ mein neuer Schwager so gern sagt als conditio sine qua non ansehe. Durchaus nicht. Diese Fälle, ⌐wo sich Beides vereinigt,¬ sind doch so selten, daß es vermessen wäre sich damit zu beschäftigen. Aber ein hohes Kirchenamt, das würde mich beglücken. Aufblicken müssen zu dem Manne. Vor allem jeder Trivialität entrückt.“ .. Sie reist dann nach Schlesien, macht im Hirschberger Thal die Bekanntschaft eines Papiermüllers, der für ein fortschrittliches Blatt |das Papier liefert. Erst das Erschrecken darüber. Dann das sich Aussöhnen. Die Presse ist mir immer bedeutend erschienen, sie dient geistigen Mächten. Ich glaubte daß wie zu Luthers Zeiten das Druckerwesen im Dienste des Höchsten stehn müsse. So denke ich doch. Aber meine liebe Seraphine, was ist das Höchste? ich habe in schlaflosen Nächten mein Herz geprüft und ich bin schlüssig geworden, daß der Zeiten Inhalt wechselt. Die Welt dem Glauben entgegenzuführen, der reinen Lehre zu dienen, ja das war eine große Aufgabe, aber sie liegt zurück. Ich glaube daß jetzt alle Kräfte im Dienste des

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Fortschritts stehen müssen, nicht der Revolution (dies wäre schrecklich) aber dessen der dem natürlichen Wandel der Dinge entspricht. Es liegt darin etwas Poetisches.“ Im nächsten Brief: es ist ein Blatt von Börsenrichtung, ⌐Börse,¬ Finanz, also wohl auch dem Semitischen (??) zugewandt. Ich erschrack darüber. Aber ich habe mit Edmund darüber gesprochen und war hingerissen von der Klarheit und Wärme, die sich in seiner Rede aussprach. Ich glaube, daß |daß er als Parlamentarier eine Zukunft hat. Er sprach von den künstlichen Scheidungen und ich habe ihn über China und sein Volk (er war mit Stangen in China) in einer Weise sprechen hören, die einen großen Eindruck auf mich gemacht hat. Er stellte das Schön-Menschliche in den Vordergrund und als ich bemerkte „daß mich gerade dieser Ausdruck überrasche“ drohte er mir ⌐schelmisch¬ mit dem Finger. Er ist Optimist, er sieht überall die Keime des Guten. Und gerade sie, die schon so lange unter uns leben und uns so viel gegeben haben, Nathan und Uriel Acosta, ja warum nicht. Ich sehe es in einem neuen Licht und ohne den Gefühlen meiner Kindheit untreu zu werden und ich darf wohl sagen ich freue mich auf den neuen Dom es hat doch etwas Schönes in der Menschheit eine Brüdergemeinde zu sehn. Ein Wort, daß Du aber nicht sektirerisch nehmen darfst. Uebrigens sind die Herrnhuter eigentlich keine Sekte; dazu stehen sie viel zu hoch. An Sylvester wollen wir unsre Karten schicken und dann eine Reise machen. Einige sind dagegen auch gesundheitlich. Aber ich glaube nicht dran. Und wenn auch. Es ist so trivial in dem alten Kreise zu bleiben und so zu thun, als ob alles noch eben so wäre. Das ist trivial und unwahr zugleich. Ach, meine liebe Seraphine, so kommt denn alles anders, aber meine letzte Stellung zu den großen Fragen, ohne die es nicht geht, ist unverändert geblieben und trotz einiger Schwankungen im Nebensächlichen die Ueberzeugung ist mir verblieben: Ehen werden im Himmel geschlossen.

[SBB, St 44, 6] [NFA 24, 332] [HFA 1V, 857–858] [HFA 2I/7, 498–499]

Anfang des ⌐1.¬ Kapitels zu der Brief=Novelle. Meine liebe … Seit wir aus unsrer Pension fort sind – long long ago – etc.

[SBB, St 44, 7r] [NFA 24, 333] [HFA 1V, 858] [HFA 2I/7, 499]

Ehen werden im Himmel geschlossen. Seraphine an Charlotte. Seit wir aus unsrer Pension fort sind, long long ago, etc So fängt der 1. Brief an.

[SBB, St 44, 8r] [NFA 24, 333] [HFA 1V, 858] [HFA 2I/7, 499]

Gegen den Schluß hin oder fast schon in dem letzten Briefe, wo Seraphine von dem Militär Effekten Mann spricht: Es sind sonderbare Fügungen: ich dachte nach Tiflis oder Cairo oder Yokuhama zu kommen, statt dessen, und das muß mein Trost sein, kommen sie nun alle zu mir  es treffen beständig Abgesandte ein, die davon ausgehn, daß der preußische Helm die preußische Kopfbedeckung auch den preußischen Kopf mit einschließe. Diese Bekanntschaften sind übrigens alle sehr intressant und glücklicher als Mohammed kann ich sagen daß der Prophet nicht nöthig hat zum Berge zu gehn und daß die wie’s sein soll der Berg zum Prophet kommt. ⌐Und was für ein Berg, ein Berg reich an Metall.¬

[SBB, St 44, 9] [NFA 24, 333] [HFA 1V, 858–859] [HFA 2I/7, 499–500] (1) (2)

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[SBB, St 44, 11r] [NFA 24, 333] [HFA 1V, 859] [HFA 2I/7, 500]

[SBB, St 44, 12r] [NFA 24, 333–334] [HFA 1V, 859] [HFA 2I/7, 500]

[SBB, St 44, 13r] [NFA 24, 334] [HFA 1V, 859–860] [HFA 2I/7, 500–501]

[SBB, St 44, 14r] [NFA 24, 334] [HFA 1V, 860] [HFA 2I/7, 501]

[SBB, St 44, 15r] [NFA 24, 334–335] [HFA 1V, 860] [HFA 2I/7, 501]

[SBB, St 44, 16r] [NFA 24, 335] [HFA 1V, 860–861] [HFA 2I/7, 501–502]

i.4 Charakterstudien i: Frauenfiguren

Wichtig Gleich in den ersten Briefen muß vorkommen, daß sie sich gegenseitig schreiben, mit dem Vermögen sei nicht viel los; Seraphines Vater hat in Papieren eingebüßt durch Schuld eines Banquiers, Charlottens Mutter hat eine Erbschaft von einem Onkel Wnuck in Westpreußen nicht angetreten, er hat ⌐die Hälfte¬ des Vermögens seiner Pflegerin vermacht. Wichtig ist die Vertheilung des Stoffs dahin, daß die so verwandten Aktionen nicht unmittelbar nebeneinander herlaufen, auch nicht direkt aufeinander folgen. Charlotte beginnt mit ihrer Bekannt ⌐Sommer¬reise nach dem Riesengebirge, wobei die Fabrik ⌐sammt Park u. Herrenhaus¬ beschrieben, Möller selbst aber nur gestreift wird. Sie hat ihn nur mal im Park gesehn, aber sie schreibt nur was von ihm erzählt wird, auch hinsichtlich seines fortschrittlichen Zeitungspapiers. Dann kommt sie nach Berlin zurück, spricht |wieder von dem Domkandidaten etc etc. und ⌐Edgar¬ Möller sammt Fabrik ist wie vergessen. Seraphine in ihrem Antwortbrief spricht auch nur von dem Domkandidaten. ­Kurzer Brief. Charlotte antwortet. (kurzer Brief.) Seraphine beschreibt einen ⌐Winter=¬Ball, an dem auch Reserve-Offiziere theilnahmen. Unter diesen ist van der Mühlen – ⌐ein Holländer oder¬ Frise, er hieß früher v. d. Meulen – er soll reich sein. Es ist eine Schlittenparthie nach …. hin verabredet, in Kostüm. v. d. M. hat für Ausschmückung etc des Lokals gesorgt. Er |ist bei dem Fastnachtsball als Mephisto zugegen. Er fährt sie – einen Pelz umgeschlagen, aus dem nur die rothe Hahnenfeder herausreichte – nach Bonn zurück. Der Rhein, Mondschein. Sie Gretchen. Ich kann Dir nur sagen: er war gar nicht Mephisto, sondern ganz Faust. Und um es kurz zu sagen: wir sind verlobt. Sein Name gilt nicht eigentlich für adlig, aber er ist ⌐es¬ seiner Gesinnung nach. Und auch seinem Vermögen nach, was die Gesinnung doch immer unterstützt. Papa ist sehr glücklich. Und ich auch. Sein Haus ist wie ein Schloß. Charlotte gratulirt und stellt Fragen. Nun erst rückt Seraphine mit der Sprache heraus. Der Name ist nicht eigentlich adlig. Er ist Fabrikant. Militär=Effekten. Aber groß und international. Einige holländische Wendungen. Dann die Stelle mit dem Weltverkehr und den fernen Gegenden und d. kl. Ulk mit dem Berg und dem Propheten. Charlotte antwortet artig und herzlich, aber doch etwas kühl über den Niederstieg. Seraphine beschreibt ihre Hochzeit am Johannistag. Johannisfeuer auf den Bergen. Gehe hin und thue desgleichen. Wenn es Dir | glückt die alte Fahne hochzuhalten, wohl Dir. Aber in dem großen Leben, in dem Entrücktsein der kleinen Sorge darin liegt doch ein Reiz. Unsre Veranda hat den Blick auf den Rhein. Engländer. Böllerschüsse. Musik. Drachenfels. Rolandseck. Nonnenwerth. Ach wie Das ist die Stelle, wo Ritter Toggenburg immer hinübersah. Wie komisch einem das vorkommt. Ach Sehnsucht ist etwas Ridiküles. Und sie kommt auch ab, sie stirbt aus; das internationale Leben stellt andre Forderungen. Seien wir deutsch, aber nicht zu sehr. Unser Gemüth verdirbt uns, war immer die Quelle unsrer Schwäche. Und seien wir stark ruft uns das Leben zu. Charlotte antwortet: Deinen Brief vom 3. Juli, dem Tage von Königgrätz, empfing ich schon hier im Gebirge, das | wir diesmal allein aufgesucht haben ohne unsre

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­ efährten vom vorigen Sommer. Wir nahmen Wohnung in einem Sanatorium das G uns empfohlen war und haben es gut getroffen. Der Blick ist herrlich. Welch Bild ­unten im Thal. Aus der Fülle ragt auch das Herrenhaus und der Park auf (der mit den ­Rehen) von dem ich Dir im vorigen Sommer schrieb. Sein Besitzer soll verreist sein, nach Aegypten einige sagen nach Ceylon, um einer Tigerjagd beizuwohnen. Aber ich ­glaube es nicht. Ich denke oft an Dich. Du mußt ja leben wie im Himmel. Die Verhältnisse hier sind klein. Allem haftet etwas Triviales an. Es fehlt das Internationale das Du mit Recht so betonst. Ach ich habe mitunter ein Verlangen aus dieser Enge |heraus. Ich möchte Dich besuchen. Aber das Glück Andrer bedrückt. Nein! Sie muß ganz anders schreiben. Ein wenig morbleu, unbefriedigt, aber zu ­gleicher Zeit ein wenig überheblich über das Hinuntersteigen von der Höhe. Die alte Fahne hoch halten, bedeutet doch etwas. Adel hat immerhin eine Bedeutung. Und wenn ich bedenke, daß Du Serben oder Montenegriner zu kostümiren hast  … Dann bricht sie ab, es kommen Punkte … Und ⌐erst¬ nach 14 Tagen nimmt sie den Brief wieder auf. „So weit vor 14 Tagen. ­Welten seitdem erfahren. Wir stiegen bis zur Heinrichsbaude hinauf, den kleinen Teich zu ­Füßen. Da kommen Herren herauf, Enzianbüschel am Hut. Der Herr er­kannte Mama, wir gingen über den Kamm. Bis da u da. Dann stiegen |wir hinab und als wir u ­ nten ­waren, waren wir verlobt. Alles Beste kommt plötzlich. Ich wurde an ­Deine Schlittenfahrt erinnert, aber wir waren nicht so allein und nicht so mitternächtlich was mir damals doch einen gespenstischen Eindruck machte, trotz des Mondes oder e­ igentlich gerade deshalb. Denn der Mond ist gespenstisch. Die Karten sind noch nicht gedruckt; sie sollen sagt er auf einem ganz besonders schönen Papier gedruckt werden. Du bist die Erste, der ich davon schreibe. Nimm theil an meinem Glück. Die Hochzeit ist sehr bald, denn er ist nicht mehr allzu jung und er scherzt: „er dürfe nicht warten.“ Er hat eine heitre, scherzhafte Ader. Mama sagt das sei ein besondres Glück, mehr als | sein Vermögen, doch mißtraue ich der Aufrichtigkeit ihrer Worte. Mama hängt sehr an irdischem Gut. Ich nicht, oder doch weniger; ich lebe ganz dem Poetischen, das diese letzten Stunden für mich gehabt haben. Ich bin unendlich glücklich. Ich hatte gestern Abend meine Betrachtungen ⌐als wir zurückkamen und¬ wieder das Papier verladen wurde, so meine Betrach­ tungen darüber. Aber ich habe mich darüber (nun dies ausführen) Ich hoffe, daß es auch mal Höherem dient es erscheinen ja immer neue Blätter. Aber wenn auch nicht; dessen darfst Du sicher sein, ich halte unsre alte Fahne hoch und bin fester denn je in dem Glauben an Fügungen und auch daran, daß Ehen im Himmel geschlossen werden. ⌐Ich war etwas verdrießlich über das was ich abergläubisch und so ganz und gar trivial fand, aber Mama sollte recht behalten. Ich habe mich verlobt. Und nun höre die Einzelnheiten ….. Zwischen Hampel- und Hasen=Baude.¬ Es war sehr reizend und als wir auf einem Vorbau saßen wurde uns der Kaffe gebracht und dazu, ohne daß wir es bestellt, Mohnstrietzel. Mama wurde sofort still und fast wie bewegt. Dann sagte sie „heute passirt noch was“ und als ich verwundert fragte, sagte sie: „ja das habe ich erfahren, immer wenn ich ganz unversehens Mohnstrietzel kriegte, dann passirte was. Und meine liebe Charlotte, was die Hauptsache ist, passirte immer was Gutes.“

[SBB, St 44, 18r] [NFA 24, 335] [HFA 1V, 861] [HFA 2I/7, 502]

[SBB, St 44, 19r] [NFA 24, 335–336] [HFA 1V, 861] [HFA 2I/7, 502]

[SBB, St 44, 20r] [NFA 24, 336] [HFA 1V, 861–862] [HFA 2I/7, 502–503] (1) (2)

[SBB, St 44, 17r] [NFA 24, 337] [HFA 1V, 862–863] [HFA 2I/7, 503–504]

318 | [SBB St 44, 21r] [NFA 24, 336] [HFA 1V, 862] [HFA 2I/7, 503]

[SBB, St 44, 22] [NFA 24, 337] [HFA 1V, 863] [HFA 2I/7, 504]

[SBB, St 44, 23r] [NFA 24, 336] [HFA 1V, 862] [HFA 2I/7, 503] (1) (2)

i.4 Charakterstudien i: Frauenfiguren

van der Mühlen. | Möller | „Domkandidat Kippelskirch, alte Familie, die neuerdings mehrfach den Muth ge-

habt hat ich möchte sagen die Erleuchtung, sich der Kirche zuzuwenden. Ein liebenswürdiger und kluger Herr, dem eine Zukunft prophezeiht wird.“ Sie kommen nun in Schlesien an, es wird noch von v. K. gesprochen, Möller nur flüchtig genannt, aber sein Etablissement ausführlich und sehr verlockend beschrieben. Der Witz des Ganzen läuft nun darauf hinaus, daß die citatenreiche die mit allen ­Sprachen kokettirende Seraphine, beständig von „international“ spricht, während Charlotte ebenso unentwegt von „trivial und „poetisch“ orakelt. Jene ⌐(Seraphine)¬ hat immer die große consulare Weltcarrière ⌐den General= Consul¬ im Auge, wobei sie sich in Ausmalungen aller 4 fremden Welttheile ergeht, während diese (Charlotte) immer Kirche, Adel, General-Superintendent im Auge hat. Beide lassen sich handeln und während jene einen Militär=Effektenmann heirathet, heirathet diese einen Papiermüller. Militäreffekten=Fabrik. Van der Mühlen. Ich lege Dir ein Verzeichniß bei oder doch lieber nicht. Nur dies: er ist Hof­Lieferant für mehrere die Armeen der interessanten Nationen an der untern Donau (Hoflieferant eines der alten Fürsten daselbst, also eine Art Fürstenadel). Wir liefern alles: Waffen, Uniformen, Czakos, was Dich aber noch mehr überraschen wird auch Prediger= und Justiz=Ornate. Sonderbar. Aber es intressirt mich, seit ich dabei bin. Charlotte heirathet einen Möller „also eine gewisse Namensverwandtschaft.“

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Immer gleich [SBB, St 33, 2] [NFA 24, 211] [HFA 1V, 715] [HFA 2I/7, 320] [SBB, St 33, 3] [NFA 24, 211, 835] [HFA 1 V, 715] [HFA 2I/7, 320–321] [SBB, St 33, 3a]

[SBB, St 33, 3b]

Immer gleich. Novelle in Briefen. Immer gleich. (Novelle in Briefen.) Correspondenz zwischen zwei jungen Frauen. Der eine ist leidenschaftlich und unconsequent, bewegt sich in Gegensätzen, der andre entbehrt des Zaubers der Leidenschaft, abe er ist langweilig immer derselbe, aber zuletzt wird ihr klar, daß dies nicht langweilig sondern nicht blos das beste, sondern auch das intressanteste sei. Siehe auch die 3. Seite Bestrebungen der jungen Frau ihn aus seiner Gleichmäßigkeit zu reißen. Sie macht ihn eifersüchtig. Er hört auf ruhig zu sein, er ist seiner Ruhe entrissen, sein Tempe-

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rament wird anders, aber seine in Charakter und Gesinnung liegende Haltung, sein Betragen bleibt dasselbe. Vielleicht so. Die eine junge Frau ist Wittwe oder mit einem Rittergutsbesitzer glücklich verheirathet; die andre hat den Gentleman=Philister, sehnt sich aber nach Leone Leoni, nach George Sand und Alfred de Musset-Verhältnissen. Französ. Bücher bestärken sie darin. Endlich wird sie geheilt. Die „gentile Ruhe“ siegt.

[SBB, St 33, 3]

Was gilt? Eng oder weit, Fern oder nah Was gilt? Eng oder weit, Fern oder nah. Zwei Damen: Frau Geh. R. Scharto.        ’’ Gen. Cons. Lührsen.

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Zwei Freundinnen. Eine Geheime-Räthin und eine Frau General-Consul. Beide gleich alt (38) beide gleich klug, beide gleich gut situirt. Jene vertritt in brillanter Weise preußische Bildung, Schulung, Frommheit, Anschauung, diese die kosmopolitische Anschauung. Es kommt zu Conflikten und Trennung, bis die superiore Haltung der letztren siegt. Die erstre giebt es zu und die Freundschaft stellt sich wieder her.

[DLA, A: Fontane 60.790/1] [NFA 24, 398] [HFA 1V, 1004] [HFA 2I/7, 579] [DLA, A: Fontane 60.790/2] [NFA 24, 398] [HFA 1V, 1004] [HFA 2I/7, 579]

i.5  Charakterstudien ii: Männerfiguren

Der Karikaturist

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Die Theater waren aus; in den Straßen Londons wogte das Leben: summende Menschen, rasselnde Wagen; von St: Paul schlug es elf. Die mächtigen Klänge, die mit ihren langen Zwischenräumen nicht enden zu wollen schienen, drangen, bis nach Southwarck hinüber, in das Zimmer eines Kranken. Dieser horchte beim ersten ­Schlage auf, als erwarte er wen, ⌐wie wenn er wen erwarte,¬ – versank aber gleich wieder in theilnahmloses Brüten. Seine fiebertrocknen Lippen bewegten sich von Zeit zu Zeit, als spräche er mit sich selbst. Das Zimmer bot einen eigenthümlichen Anblick dar. Die Fenster waren dicht verschlossen; an zwei Stellen der Hauptwand, wo augenscheinlich ein Paar Spiegel gehangen hatten, bemerkte man nur noch deren Haken; ein dritter Spiegel, am Fensterpfeiler, war dicht verhangen. In der Mitte des Zimmers befand sich ein Arbeitstisch mit aufgeschlagnen Büchern und allerlei Zeichengeräth; nichts Besondres dar; es war groß und geräumig und wurde durch ein einziges Wachslicht, das neben dem Bette des Kranken brannte nur spärlich erleuchtet. Die Fenster waren dicht verschlossen; an einem der Pfeiler gewahrte man einen Spiegel. Auf einem Arbeitstisch gewahrte man aufgeschlagne Bücher und allerlei Zeichengerät. Die Bildwerke ⌐Schildereien, deren ein gut Theil¬ ringsum an ⌐An¬ den ­Wänden ⌐hingen¬ bestanden sammt und sonders ⌐aus¬ Hogarth’schen Kupferstichen ⌐in ­reicher Auswahl.¬; namentlich ließ sich die Geschichte vom „faulen und fleißigen Lehrling“ ununterbrochen verfolgen; es fehlte kein Blatt. Der Kranke mußte Maler oder dem Aehnliches sein. So war es auch: er war Karrikaturen-Zeichner. Die Hogarth’s ringsum ⌐sie passten hieher,¬ waren einigermaßen am Ort, sie ­hatten einen Sinn für ihn; aber was sollte dem Karrikaturen Zeichner ⌐an diesem Orte¬ die Büste der Psyche, die, auf niedrigem Tische, neben ihm ⌐seinem Lager¬ unmittelbar neben dem Bette des Kranken stand? | ⌐Was sollte das Bild der Schönheit und Lieblichkeit im Hause der Verzerrung?¬ Der elfte Schlag war verklungen; Minuten vergingen, dann fuhr der Kranke, wie aus einem Traume, ⌐plötzlich¬ auf, und verließ, halbangekleidet, sein Bett. Lager ⌐und langte Lichter und Leuchter vom Kaminsimms herunter¬. An dem ⌐bereits¬ brennenden Wachslicht steckte er ⌐jetzt¬ ein zweites und drittes an, stellte sie ⌐alle drei¬ wie zu einer Feierlichkeit um die Büste herum, und setzte sich ⌐dann¬ wieder auf den Rand seines Bettes nieder. Ein unbeschreiblicher Ausdruck lag in seinen Zügen als er jetzt, andachtsvoll wie ⌐nur¬ je ein Katholik vor dem Bilde der heiligen Jungfrau, ⌐zum Mutter=Gottesbild,¬ zu dem schönen Kopf der Psyche aufblickte. Eine wunderbare Mischung von Schmerz und Begeisterung lag in seinen Zügen. Dann schloß er die Augen ⌐presste er beide Hände vors Gesicht¬, warf sich hintenüber und als ob die reizenden Linien des Profils vor dem Auge seiner Seele noch deutlicher stünden als eben vor seinem Auge rief er mit einem ⌐unbeschreiblichen¬ Ausdruck von ⌐Sehnsucht oder¬ Heimweh: „D o Menschenantlitz, du Gottesspiegel!“

[SBB, NL 191 (Th. Fontane), III.5.a., Ar] [SBB, St 48, 24] [­Kunisch 1984, 287]

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(1) (2) [SBB, NL 191 (Th. Fontane), III.5.a., Av] [SBB, St 48, 24–25] [Kunisch 1984, 287–288] (1) (2)

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[SBB, NL 191 (Th. Fontane), III.5.a., 36] [Kunisch 1984, 289–290]

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i.5 Charakterstudien ii: Männerfiguren

Er sah die Büste an; kein Katholik blickte je ⌐inniger und¬ andachtsvoller zum Mutter­ gottesbilde auf. ⌐Er sah aus wie ein Durstiger wenn er trinkt, aber allmälig wich¬ ⌐war ein Trinker¬ in seinem Auge lag eine kirchliche Andacht; wie ein Durstiger saß er davor ⌐dem Bild¬ und schien zu trinken. Aber der Ausdruck ungetrübter Freude währte nur Augen­ blicke und machte bald bald einer ⌐eine¬ Mischung von Schmerz und Be­geisterung Platz. ⌐trat bald an ihre Stelle.¬ Der äußere Mensch kann nichts so schlecht ver­tragen als die stete Beobachtung seiner selbst. Wenn wir lange auf einen und den selben Gegen­stand blicken, versagt uns das Auge seine Dienste. Mit den anderen ­Sinnen ist es nicht besser. In diesem Augenblicke klopfte es; der Arzt, ein Mann von funfzig und einigen ­Jahren trat herein. „Guten Abend, mein lieber Freund.“ Der Kranke richtete sich rasch auf. Wer kennte nicht den Zaubereinfluß, den das bloße Erscheinen des Arztes auf das Gemüth des Kranken ausübt; ein Trosteswort von ihm, ist der Vorgeschmack der Genesung. Auch über das Gesicht unsres Kranken flog die Freude; – er glaubte nicht mal an die ärztlichen Versicherungen und ⌐aber er¬ hörte sie doch so gern; er hoffte auf das, was er nicht glaubte. „Ich habe Sie erwartet!“ wandte er sich an den Eintretenden. „Gewiß! fuhr dieser fort, „ich versprach Ihnen ja zu kommen. Wie geht es?“ Der Kranke sah den Fragenden scharf an; dann, sprach er mit einem Tone, in dem sich Hoffnung und Mistraun wunderbar mischte, ⌐antwortete er¬: „Sie sehn’s und – fragen?!“ „Ich sehe  daß Sie fiebern, daß ihre Vorstellungen die selben geblieben sind“ – fuhr der Arzt fort ⌐entgegnete der Doktor¬ – aber ich sehe nichts von dem, was ich nach Ihrer Meinung sehn müßte. Ihre Züge sind ⌐blaß, sind¬ leidend, aber – nicht⌐s¬ verzerrt ⌐weiter¬ schlimmres.“ Der Kranke ⌐Churchill¬ schüttelte den Kopf. „Ich habe ⌐wieder¬ die Probe gemacht“ sprach er leise „vor kaum einer Stunde! Ich sah mich wieder als mein letztes Bild. Wenn nur die Augen nicht so tief lägen! ⌐Den Arzt ⌐Doktor¬ überlief es kalt:¬ „Ihr Spiegel lügt!“ sprach er, um doch etwas zu sprechen „Der Spiegel muß fort“ murmelte er vor sich hin; „er ist an Allem Schuld, er belügt Sie „Wenn der Spiegel sie nun belöge, oder wenn – –“ „Nein! fuhr der Kranke ⌐unterbrach ihn Churchill¬ heftig auf „der Spiegel lügt nicht, er ist wahr, – er ist wahrer als die Menschen. „Sie haben Recht“ fiel der Arzt ⌐jetzt¬ begütigend ein, „ihr Spiegel ist wahr, aber Ihr Auge lügt. ⌐Sie belügen sich selbst.¬ Sie sehn im Spiegel nicht ihr wirkliches Bild, sondern das Gebild ihrer Phantasie. Der Spiegel kann nicht lügen, so werden Sies wohl selber sein! Sie stehn ⌐da¬vor dem Spiegel wie ein Blinder. Der Spiegel ist treu, aber mein lieber Freund, Was Sie sehn ist kein Spiegelbild, sondern nur ein Gebild Ihrer Phantasie Wär’ es möglich das Spiegelglas in das Sie blicken plötzlich in ein schwarzes Brett zu verwandeln Sie würden es nicht merken; ⌐denn¬ zwischen Ihnen und dem Spiegelbild steht das Gebild Ihrer Phantasie.

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Der Karikaturist

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Churchill richtete sich auf, als ob er etwas erwidern wollte  der Arzt aber fuhr dringlicher und zugleich mit dem Ausdruck innigsten Mitleidens fort: „⌐(1)¬ Mein lieber Churchill, ⌐ich kenne Ihre Krankheit.¬, Sie müssen fort von hier, ⌐eilig fort,¬ schon morgen fort. ⌐Diesem Prüfen und Proben muß ein Ende gemacht werden. Ihre Gedanken müssen eine andre Richtung nehmen, mit andren Worten: Sie müssen fort¬ ⌐(3)¬ Diese Umgebungen taugen nicht für Sie, bei Wiesengrün und Waldluft werden Ihnen |andre Gedanken ⌐Vorstellungen¬ kommen. Ich wette, schließen wir morgen ihr Zimmer ab, so schließen wir all die bösen Gedanken mit ein. Nur ⌐eine Nacht Schlaf¬ einen einzigen Tag Ruhe vor diesen schlimmen Gästen und – Sie sind genesen. Im Grunde ist Ihre Krankheit ⌐Zustand¬ nicht viel was andres als ⌐genommen kenn ich Ihren Zustand aus eigener Erfahrung; es ist da¬ die bekannte und oftbelachte Krankheit aller jungen Aerzte; ich litt selbst daran. Man hört von allen möglichen Krankheiten und ihren Symptomen weil man dies und das Symptom an sich vorfindet, glaubt man sich in schneller Reihenfolge mit allensammt behaftet. Es Sie ist nicht andres. als ein Seitenstück zu der oft belachten Krankheit aller jungen Aerzte, die zunächst nur von ⌐aberhundert¬ Krankheiten hören und sie im Geiste selber durchmachen. wenigstens ein Seitenstück dazu; es ist die oftbelachte Krankheit junger ⌐aller jungen¬ Aerzte: man glaubt das zu sein ⌐oder zu haben¬, womit man sich beschäftigt Man höre auf zu beobachten und man ist genesen. So ist es mit Ihnen. Im Interesse ­Ihrer Kunst – unterbrechen Sie mich nicht, ich wiederhole es – im Interesse Ihrer Kunst haben Sie von Zeit zu Zeit Ihr Gesicht zur Grimasse verzerrt und vor dem S­ piegel sich selbst Modell gestanden. Ihre Seele hat jetzt auf Augenblicke die Kraft verloren. Sie zeichnen unablässig Karrikaturen und glauben zuletzt selbst eine zu sein. wer unablässig Karrikaturen zeichnend, weiß wie leicht die Schönheitslinie in einen Zug der Verzerrung übergeht dem kann es passiren, daß er bei unablässiger Beobachtung seiner selbst (2) Die Wurzel alles ⌐des¬ Uebels ist in beiden Fällen – die ⌐überängstliche¬ Beob­ achtung ⌐seiner selbst¬. Man prüfe ⌐und¬ befrage seinen Körper unausgesetzt, ⌐und¬ man wird die Symptome von hundert Krankheiten finden. Man verfolge unablässig die feinen Linien des Gesichts und man wird bald anfangen sie tiefer und schärfer zu ziehn als sie sind und damit abschließen ⌐schließlich¬ ein Entsetzen hineinzuconstruiren, das nirgends lebt als in der eignen Phantasie. in Ausübung seiner Kunst tagtäglich erfährt wie leicht u. s. w.  der wird vorüber­ gehend mal irr an sich selbst werden ⌐Der Doktor schwieg; seine Worte hatten ihres Eindrucks nicht verfehlt; mit leiden­schaftlicher Freude rief Churchill: Wohin Sie wollen! Ich ängstige mich hier. Er reichte dem Arzte seine Hand, dieser schien Eindruck zu machen.¬ „Ja, fort! schon morgen fort. Eine flüchtige Ueberzeugung schien ihn beschlichen zu haben. Der Arzt war aufgestanden u. ging ⌐wollte gehn¬. In der Thür kehrte er noch einmal um: Versprechen Sie mir, ⌐bis morgen¬ nicht wieder in den Spiegel zu sehn. ⌐Es führt zu nichts¬ Es regt Sie nutzlos auf. ⌐Die W Aengstliches Beobachten ist die Wurzel Ihres Uebels¬ ⌐Wer diese Unbefangenheit verliert ⌐und lieber Freund Sie haben sie ver­loren¬, dem kann¬ Jede jede Erscheinung kann zum einem Krankheitssymptom, ­jeder Gesichtszug zu einer Verzerrung umgedeutet werden. Die Grenzlinie zwischen

[SBB, NL 191 (Th. Fontane), III.5.a., 37] [SBB, St 48, 25–26] [Kunisch 1984, 290–291] (1)

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[SBB, NL 191 (Th. Fontane), III.5.a., 38] [Kunisch 1984, 291–292]

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[SBB, NL 191 (Th. Fontane), III.5.a, Br] [Kunisch 1984, 288]

i.5 Charakterstudien ii: Männerfiguren

krank u. gesund, zwischen schön und häßlich ist oft unendlich fein; man braucht nur lange Der unbefangne Sinn erkennt sie leicht. der ängstliche ⌐Beobachter verliert sie aus dem Auge.¬ Der Kranke nickte bejahend; der Arzt ging. Er hatte keine Ahnung davon, daß ­seine letzten Worte, seine Bitte ⌐den kaum gebornen Glauben wieder vernichtet getödt¬ ⌐den ganzen Eindruck seiner Rede¬ und wie in der Seele eines Eifersüchtigen, ⌐durch bloßen Schimmer von ⌐iem alles zum¬ Verdachtsgrund wird¬, den ⌐vollen¬ Brand des Mistrauns wieder angefacht hatten. „Also doch!“ murmelte der Kranke ⌐Churchill vor sich hin, sprang auf,¬ ergriff eins der Lichter und trat vor den Spiegel. ⌐Seine Züge waren regelmäßig, fast schön, nur¬ In ⌐in¬ seinem Auge lag der Ausdruck unnennbarer Angst, nichts Schlimmres. Das Bangen aber, das ihm aus seinem Bilde ⌐ihm jetzt¬ entgegenstarrte ließ von ­Sekunde zu Sekunde den Angstausdruck seines Auges wachsen und in furchtbar schneller Wechselwirkung, steigerte Diese Angst starrte ihn jetzt aus dem Spiegel heraus gespenstisch an und ⌐alsbald¬ in furchtbar schneller Wechselwirkung steigerte sich in wenig Augenblicken der Ausdruck seines Auges ⌐sein Anblick¬ bis zum Entsetzlichen. „Also doch!“ murmelte er ⌐war alles was er sprach¬; das Licht entfiel seiner Hand. Mit letzter Kraft schritt er auf den Tisch zu; er tappte ⌐suchend¬ drauf umher ⌐als suche er etwas¬; – jetzt hatte er, was er suchte ⌐w¬. Stunden vergingen; auch das letzte Licht war verflackert. Es war still im Zimmer. ⌐; mit ihm Churchill’s Leben;¬ Churchill ⌐er¬ hatte sich die Adern geöffnet. –     Er sah sein Bild; ⌐in den Spiegel;¬ die bangen Züge des Bildes ließen vor Se ⌐das Bild das ihm draus entgegenstarrte¬ Es bleibt wie es wahr war; meine letzte Zeichnung ist mein Portrait. Gott, Gott! fuhr er fort die Ich habe keine Züge mehr, ich habe nur noch Grimassen. Den Mund wollt’ ich ertragen, wenn nur die Augen nicht wären. ⌐„Vor einer Stunde hab ich wieder die den Spiegel Probe gemacht –“ – fuhr er fort und er wies dabei auf den Spiegel – hab ich wieder¬ Der Arzt schien ihn unterbrechen zu wollen; Churchill aber, ohne darauf ⌐irgend etwas ⌐die Miene¬ ¬ zu achten fuhr fort ⌐sprach mit Bestimmtheit weiter¬: es ist hart aber es ist gerecht, es steht geschrieben – „er schuf den Menschen zu seinem Eben­ bilde“ und wer sein Antlitz verzerrt, der lästert Gott.

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Erich Erichsen [SBB, St 21, 1]

II. Roman Neuer Roman. Erich Sparr.

Erich Erichsen.

(Dieser Name ist besser.)

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Willy Willebrandt

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Erich Sparr Axel Brahe Gilbert Maxwell Oliver Vanderstraat.

Neuer Roman. Durchführung des Gedankens, daß es mit der Leidenschaft und selbst der opfer­ freudigsten Liebe nicht viel ist, daß diese Liebe mit dem Egoismus in den meisten ­Fällen zusammenhängt und den Menschen nicht adelt. Was ihn adelt ist die Ge­ sinnung: die Demuth, der Muth aus Ueberzeugung, das Mitleid. Jenes ist alles blos Trieb, dies ist Geist. In der Einzel=Erscheinung ist jener ⌐(der Trieb)¬ poetischer und wirkungsvoller, auf ein ganzes Leben hin angesehn steht eine adlige Gesinnung höher als die Leidenschaft.

Willy Willebrandt III. Roman. Neuer Roman. (Aus d. eign. Leben) Titel: Name des Helden. 5

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[SBB, St 21, 2]

Zu dem Roman in dem ein Knabenleben geschildert wird. 1. Er ist arm; er hat neben seinem Lohn und Verdienst ein Geschenk empfangen und dies Geschenk ist sein, dies braucht er an den strengen Vater nicht abzuliefern. Er miethet ein Boot, was der sehnlichste Wunsch seines Herzens war, und fährt hinaus bis auf die Außen=Alster, wo jetzt Uhlenhorst steht, damals alles Rohr und Schilf. Er fährt in das Schilf hinein und baut sich aus dem Schilf eine Schilfhütte, die er auch mit Schilf deckt. Der Wind stand auf die Stadt zu und er ließ sich treiben, nur die Hand am Steuer. So lag er, vorn offen, und trieb und sang. Am Ufer standen sie und sagten: „das ist der Stöckel-Hans“. Aber am Ufer stand auch der Vater. „Dabei freilich können wir sterben u. verderben. 2. Er wird aus Hamburg fortgeschickt und kommt weit ins Hannöversche hinein, in eine „Försterei“. Alles arm. „Ja bleib; aber Du wir haben selber nichts.“  „Ich will auch nichts; ich will mir mein Theil verdienen.“ „Hier im Hause ist nichts.“  „Aber vielleicht in der Stadt.“  „Ja; das ginge; aber was kannst Du?“ Schwere Frage; ich konnte nichts. Aber ich rappelte mich. „O, ich denke, was so andre können, das kann ich auch.“  „Ja, was? nenn’ etwas“. Er wußte nichts zu nennen. Aber der Förster stellte nun Fragen. „Kannst Du eine Bettstelle wie Mahagoni anstreichen.“  „Ja, ich denke, das kann ich.“ “ Nun beginnt er damit Nachts, um es ­immer wieder fortwischen zu können. Endlich glückt es. Und nun wird er durch Monate hin „Maler“ in dem kl: Städtchen.   Als der Winter kam, war ein Unwetter, furchtbares Schneetreiben, die Försterei selber wie eingeschneit. Da hört er draußen einen Schuß. „Was ist das?“ „Da ⌐Es¬ wird wer verirrt sein.“ „Da müssen wir helfen.“  „Wer will da helfen.“ So par­ liren sie hin und her, bis ihm s der Förster erlaubt. Er nimmt nun ein Gewehr und

[SBB, St 17, 1] [­Krueger 1976, 491] [HFA 2I/7, 317] [SBB, St 17, 1] [­Krueger 1976, 491] [HFA 2I/7, 317] [SBB, St 17, 2] [­Krueger 1976, 491] [HFA 2I/7, 317]

[SBB, St 17, 3] [­Krueger 1976, 491] [HFA 2I/7, 317]

[SBB, St 17, 4] [­Krueger 1976, 491–492] [HFA 2I/7, 317–318]

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i.5 Charakterstudien ii: Männerfiguren

geht hinaus. Er fällt in Untiefen, verliert den Weg; endlich am Rande des Weges ­sitzen zwei Menschen, starr, wie todt. Er schoß das Gewehr ab, um zu sehn, ob der Knall sie wecke; einer regte sich auch, der andre blieb starr. Es waren betrunkene ⌐Jagd=¬ Bauern, die von einem Dorf zum andern wollten. Mit unsäglichen Mühen schleppt er sie zurück. Der Förster spöttelte über die ganze Rettungsgeschichte und er zürnte ihm. Die Beiden blieben über paar N Nacht und gingen dann in ihr Dorf. Eine Woche später kamen sie vorbei und sahen den Förster u. den Knaben in der Thür stehn; sie gingen vorbei und grüßten nicht einmal. Der Förster wies auf sie, als sie vorüber waren und sagte: „sieh, so sind die Menschen.“ Er ⌐, der Knabe,¬ wandte sich ab und weinte. Das war sein erster Schmerz über Menschenthum. [SBB, Notizbuch E 3, 51va] [SBB, St 17, 5r] [SBB, St 17, 5a]

[SBB, St 17, 6a]

[SBB, St 17, 6r]

[DLA, A: Fontane 55.1038/25]

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Willy Willebrandt.

Eine Jugendgeschichte nach Briefen und Papieren erzählt

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Willi Willebrandt.

von Th. F. 1. Willy Willebrandt erzählt alles selbst; also immer „ich“. Ankunft in Swinemünde. Der Sarg am ersten Haus. Dann die ganze Jugend­ geschichte. Herrmann Ehrlich. Schlittschuhlaufen. Der alte Geisler. Spukhaus. Dachsgraben. Bootfahren. ⌐Die Gefahr in die See hinausgetrieben zu werden¬ Eispassage. Die Eroberung von Algir. Der historisch=romantische Zug. 2. Berlin. In ein Droguen=Geschäft. – Hamburger Straße, Theateraufführungen. ⌐gut.¬ Freiligrath. Malheur. Flucht. London. St Helena. Capstadt. Gordon Cumming. 3. Zurück. Ausgleichung. Findung. An den rechten Platz kommen Hafen. Ruhe. Zufriedenheit. Das Glück des an der rechten Stelle=seins. Lebens-Roman 5 Bücher. Etwa so: 1. Knabenzeit. Swinemünde. Etwa 1837. 1825 geboren 2. Schulzeit. Berlin. 3. Von 16 – 20 überschlagen. Von 20 – 23 London 4, Berlin. Das Jahr 48. 5. Idstedt. Schluß. Ob diese Eintheilung beizubehalten ist, ist fraglich. Namentlich wird es sich empfehlen von dem eigentlich Historisch-Militairischen (März 48; Idstedt etc.) so viel wie möglich abzusehn. Nur irgend eine Trennung. Wiedersehn. Gekränktsein; Bruch (Kirchhof.) Endliche Versöhnung. Herausarbeitung des weibl: Charakters. Neuer Roman. ⌐(II.)¬ Jugendgeschichte. Politische Conflikte. Gefangenschaft. Befreiung (mit Details). Flucht über Oranienburg, Gransee etc. bis ins Mecklenburgische bis Rostock (mit ­allen Details.) Gesinnungsgenossen. Zu Schiff. England. Leben in England (dies dann ein besondrer Abschnitt.)

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Das Zeugniß der Reife

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Arnulf v. Trachenberg Arnold ⌐Arnulf¬ v. Trachenberg

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(noch ein romantischer klingender ⌐Familien-¬Name muß genommen werden. Vielleicht ⌐Schreck von¬ Schreckenstein. Kern. Ein weicher, feiner, liebenswürdiger Mensch, der durchaus aufs Forsche, Heldische, Ungewöhnliche hin erzogen werden soll und als eine Art keuscher Joseph (nachdem alle Potipharfrauen gescheitert sind) glücklich, geachtet und ein Wohlthäter andrer wird.     Eltern todt. Forscher Onkel (ehmaliger Garde-Militair) Testamentsvollstrecker. Brief dieses Onkels an einen alten Lebemann in d. Residenz eröffnet die Novelle; hierin giebt er das Programm. Nun des Lebemanns Bemühungen. 1. Flotte, fidele Gesellschaft ⌐, auch Weiber¬. Wird nichts. Er wird belächelt. „Du mußt Dich legitimiren.“ ⌐Theater. Spiel. Sport etc. Massen-Geldausgabe. Liebesgeschichte. Nichts fesselt ihn.¬ 2. Duell auf Wunsch. 3. Nach Bethanien. Diakonissin. Wird kirchlich. „Auch das ist gut.“ Springt aber auch wieder ab. 4. Noch etwas der Art. 5. Eine Comtesse hört davon. „Das gefällt mir.“ Sie sehen sich. Sie sagt zu ihm ermuthigend. „O warum verzweifeln. Ich würde Sie nehmen“. Verlobung. Schluß. ⌐Am Besten die Geschichte irgend einen erzählen lassen. Dann wird alles kurz und es entsteht ein guter Rahmen.¬

[SBB, St 48, 18]

Das Zeugnis der Reife

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Novellette. Das Zeugniß der Reife. „Und wenn er 40 Jahr alt ⌐und grau¬ wird, ich gehe davon nicht ab, er soll das „Zeugniß der Reife“ haben; ⌐ich¬ hatt’ es nicht, habe dreißig Jahre lang darunter gelitten und wünsche, daß es meinem einzigen Sohne besser ergeht, das bin ich ihm schuldig und mir.“ So perorirte der Stadtverordnete Faßmann, ein wohlhabender Mann etc.

[SBB, St 39, 1]

Der Abiturient. oder Das Zeugniß der Reife. Er wird so elend, daß der Doktor sagt „er muß aufs Land, oder er stirbt“. Er kommt zu Freunden des Vaters, einem reichen Rittergutsbesitzer. Die Tochter hilft ihm immer. Sie verloben sich heimlich. Er ist 23 Jahr. Er fällt durch ⌐(macht es auf einem fremden Gymnasium)¬ Er reist ohne reist gleich aufs Gut. „Gott sei Dank“ sagt der Schwiegervater. „Einer ist gerettet; ein Mensch mehr“. Und er schrieb nach Haus.

[SBB, St 39, 2]

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i.5 Charakterstudien ii: Männerfiguren

Lieber Vater. Am 23. fiel ich durch. Am 24. verlobte ich mich mit Anna v. so und so. Ich danke Dir herzlich, daß Du auf das Zeugniß der Reife bestandest. Ich hab es nicht, und hab es doch!

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Der Elmblad-Stoff [SBB, St 18, 20]

Der Elmblad-Stoff. Das Stockhausensche Haus oder vielleicht erste Bekanntschaft im „Kaiserhof “. Dann bei Stockhausens. Reise nach Schweden. Das Vaterhaus. Der Gegensatz zwischen der großen und dieser stillen Welt, zwischen dem Geistlichen und Weltlichen; die Lehren des Alten. ⌐Der junge Elmblad muß, eh er nach Deutschland ging, selbst Theologie-Candidat gewesen sein.¬ Die Bekanntschaft mit der Amerikanerin oder Californierin, die sich schließlich als noch was Besseres: als Australierin entpuppt. Liebesgeschichte. Verlobung. Hochzeit. Reise nach Australien. Ueber Amerika zurück. Ueberall Triumphe und Unverstand. Wieder in Deutschland. Rückzug nach Schweden. Absolute Stille. Glück. Er nimmt die Pfarre. Vorher Erinnerung an das skandinavische Prinzip – wie in Broacker der ehemalige Capitain – daß es mit den Examens und der Heiligkeit nicht so genau genommen wird. Die Persönlichkeit und die Ernennung entscheidet. ⌐Aus Europa treibt ihn die Noth. Aus Australien treibt ihn die Kunst=Dummheit. Nun wieder in Europa. „Geben wirs auf und leben wir uns selbst in aller Bescheidenheit. Um hier zu glänzen, das können wir nicht, aber schon im Lichte leben zu können, ist ein Glück.¬

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Du selbst! [SBB, St 34, 2]

[SBB, St 34, 3r]

Du selbst! Die einliegenden Blätter enthalten die Grundgedanken, die an einer ganzen Reihe von Bildern, an einem Leben voller Erlebnisse dargestellt werden müssen. Einleitung Dann seine Autobiographie; halb memoiren= halb essay=haft. Dann Abbruch und kurzer Schluß. Das Ganze muß den Charakter von Memoiren, noch richtiger von einer Selbst­ biographie haben. „Jüngst wurde einer unsrer großen Industriellen begraben. Er war nicht hoch zu Jahren gekommen, kaum 50. Die Genossenschaften folgten, auch viele Gewerke – es war ein Zug der nach Tausenden zählte. Trauerstäbe, Choräle, Palmenträger – so bewegte sich der Zug zu einem unsrer nördl: Thore hinaus. An bevorzugter Stelle wurd’ er eingesenkt und Nekrologe füllten andren Tags die Spalten unsrer Blätter.

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Du selbst!

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Ein Jahr später führte mich ein Zufall in das Haus des Verstorbenen. Seine Wittwe empfing mich; ein zehnjähriger Knabe, klug und frühreif, schritten durch den Garten. U. s. w. Zuletzt empfing ich das Convolut. Es enthielt die Aufschrift: Wie sich mir das Leben darstellte. Ich las. Was ich gelesen, ich geb es hier. Der Held ist ein junger Ingenieur=Offizier. Bürgerlich. ⌐Ostpreuße.¬ Der Vater war Oberst, ein guter, verständiger, ⌐etwas¬ herber Mann. Die Mutter, aus einer adligen Familie, weich, gefühlvoll, liebebedürftig. In seiner Jugend herrscht die Mutter in ihm vor. Er hat ein tiefes Bedürfniß nach Freundschaft, nach empfangen, aber noch mehr nach geben. Er opfert viel, er tritt ein, er ficht aus, und hat eine Herzensfreude daran. Aber die Neidteufelei, die Streberei der Kameraden treibt ihn aus dem Dienst. Er wird Civil=Ingenieur, Natur wie Otto F. oder wie Siemens. Er prosperirt; er wird reich. Noch ist er der Alte. Er hilft, er giebt, er rettet. Alles umsonst. Er findet kein Herz. Er wird nicht verstanden. Hat er eine Entdeckung gemacht, so „ist es nichts“ oder sie „war schon da“. Er gilt für selbstbewußt, recht­haberisch, eitel, überhebend. Thut er sein Herz auf, so hört niemand zu; „er ist ja reich“, und der Betreffende springt zu seinem Thema über. In der Politik geht es ihm nicht besser. Ueberall Uebelwollen. Da wird der Vater in ihm lebendig. Landgraf ­werde hart. „Es ist nichts mit den Menschen. Ihren Diener zu machen, das kann ich nicht. Mögen es andre thun. So stell ich mich auf mich selbst. Er verheirathet sich mit Mitte 40. Dies ausführen. Hierin findet er sein Glück. Die Ehe, nicht die Freundschaft. Aber warum? Sie ist nur unser erweitertes Selbst. Du selbst!

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Wenn der Pöbel aller Sorte Tanzet um die goldnen Kälber, Halte fest: Du hast vom Leben Doch am Ende nur Dich selber. Th. Storm.

Das Herkömmliche ist den Egoismus zu verdammen. Er ist auch nicht blos eine schlechte sondern eine niedre Form des Daseins. Und doch wird er einem aufgezwungen. Es hilft nichts, es ist nicht immer so, aber oft; es ist die Regel. Wer ganz auf der Höhe steht, den ficht es nicht an; die Liebe ist siegreich über alles. Wer aber die ­Liebe nicht hat, seiner ganzen Natur nach sie haben nicht kann und nicht haben will, wer aber statt ihrer Ehre, Gerechtig|keit, Wahrheit hat, oder ihnen ehrlich nachstrebt, der wird egoistisch, nicht nach freier Wahl, sondern durch den Zwang der Verhält­nisse. Alle Freunde, alle Collegen, alle Mitstreiter lassen einen im Stich. Hätte man das h ­ öchste Maaß alles verzeihender, selbstsuchtloser Liebe, so würde man die wider­strebenden Herzen schließlich doch zwingen, schließlich sich doch unterwerfen, indem man sich ihnen unterwirft, aber in Ermangelung dieses höchsten Liebesmaßes nutzt einem die Durchschnitts=Liebe nicht. Sie reicht nicht aus die Gemeinheit der uns umgebenden Masse zu besiegen, so treten wir, beständig empört, in Kampf gegen dieselbe und sehen uns zuletzt vereinsamt, weil niemand an die Ehrlichkeit dieses Kampfes glaubt, oder sich beleidigt fühlt, dadurch daß ein andrer auf diesem Gebiete mehr leisten will als sie, über die |Köpfe der Durchschnitts=Naturen hinauswachsen will. Ein Friedensschluß ist nicht möglich; die Durchschnittler wollen keinen Frieden

[SBB, St 34, 4r]

[SBB, St 34, 5] [­Krueger 1974, 243] [NFA 24, 1181] [HFA 2 I/7, 492]

[SBB, St 34, 6] [­Krueger 1974, 243] [NFA 24, 1181] [HFA 2 I/7, 492]

[SBB, St 34, 7] [­Krueger 1974, 243– 244] [NFA 24, 1181] [HFA 2I/7, 492–493]

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[SBB, St 34, 8] [­Krueger 1974, 244] [NFA 24, 1181] [HFA 2 I/7, 493]

i.5 Charakterstudien ii: Männerfiguren

mit uns; sie wollen die Nivellirung, die Gleichstellung mit ihnen. Daß wir über sie hinauswollen, oder sie nachziehen wollen wird als Dünkel, Anmaßung ausgelegt. Jedes Selbstbewußtsein ist ein Vergehn, ist verwerflich, auch wenn es das berechtigste, das unbestreitbar zulässigste wäre. Nichts ist so weit verbreitet wie Neid, Scheelsucht, fanatischer Gleichberechtigungshang, Nivellirungssucht. So wird der, der von Nivellirung nicht wissen will, der ebenso gewiß sich über diesen hinaus, wie hinter jenem zurück fühlt und beides jenes ⌐eben so gut¬ anerkannt wissen will, wie er dieses seinerseits anerkennt, in die Isolirung getrennt und hat „vom Leben nur noch sich selber.“ Es ist kein Idealzustand, |aber er kommt enfin dem Ideale näher und ist viel viel eher erträglich als die aus Schwäche und Bequemlichkeit geborene frêre-cochon=schaft, die nur kostet, nur drückt, nur langweilt, und an Lebensgütern nichts bringt. So beklag ich das „Du selbst“ und schreib es faute de mieux doch auf meine Fahne.    

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Lazarus erzählt [DLA, A: Fontane 56.550/57]

Lazarus erzählt. Ein Student macht mit dem Rappier Fechtübungen auf seinem Zimmer und durchbohrt seine Mutter, die eben eintritt. Wahnsinnige Verzweiflung. Nervenfieber zuletzt. Er lebt weiter. Und nun sagt er: „Anspruch an die Freude des Lebens hab ich nicht mehr, ich habe nur noch Pflichten zu üben. Diese Pflichten sind meine Buße. Von Unschuld sprechen, darf ich nicht. Wem das passirt, der soll ein Schuldiger sein, der hat Schuld; er prüfe nur sein Herz und er wird sie finden“. Und so lebt er nur noch dem Helfen und Wohlthun. Ein Arzt, der ihn in seiner Krankheit behandelt, der also noch älter sein muß (der Arzt 75, der andre 60) erzählt die ganze Geschichte.

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Graf Abel [SBB, St 30, 2]

[SBB, St 30, 3]

Graf Abel (Ich muß es nach Schleswig=Holstein oder Jütland hinverlegen. Am besten Schl. Holstein, damit es den deutschen Charakter bewahrt.) Die Hauptschwierigkeit liegt in Darstellung der „Attacke“ gegen ihn. Ich muß ihn als 1 jährig Freiwilligen darstellen, der eben ausgehn will, seine kl. Seitengewehr eben umgeschnallt hat und gehen will. In diesem Augenblick tritt der Handwerker ein; er reizt ihn, der aber, als der Graf zupacken will, packt ihn und giebt ihm einen Schlag. Er packt den Säbelgriff, läßt zögert aber und läßt ihn entkommen. Graf St: 1. Das Glück des Brautpaares. Die Hochzeit nah. Eifersucht eines Rivalen. Sein Brief, der die Geschichte erzählt. Scene zwischen dem Brautpaar. Trennung.

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Consul Knut Knutson

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2. Gebrechen. Reise nach Italien. Jahre vergehn. 3. Neues Verhältniß. Er sagt es ihr kurz vor der Hochzeit. Sie lobt ihn; sie findet daß er Recht gehandelt habe. Sie verheirathen sich. Gesprächsgänge die in Gesellschaft u. ⌐an¬ Table d’hôte von ganz Unbefangenen, die sie und ihn in Verlegen| heit bringen. Es wiederholt sich. Sie wird immer befangener, kühler, ängstlicher, kühler. Er bemerkt es. Er kann es schließlich nicht mehr ertragen. Er erschießt sich. Er hinterläßt einen Brief, in dem er alles noch mal darlegt. Er bekennt sich dazu das Rechte gethan zu haben; ich beging nur einen Fehler: ich mußte nicht in die Gesellschaft zurückkehren, vor mir selbst hatte ich Ruhe, Frieden, ich hätte in Einsamkeit leben können, vielleicht auch glücklich. Aber nicht in der Gesellschaft. Und doch zog es mich in diese zurück. Es ist ein Verhängniß, keine Schuld. Und doch was ist Verhängniß andres als Schuld; wir sehen und erkennen sie nur nicht. Schuld des Geschlechts. In meiner Familie ist es nicht der erste Fall. So bezahl ich d was einer der Meinen nach der entgegengesetzten Seite hin verbrach. Ich ziehe mein Loos vor und sterbe ruhig. (Die Geschichte von Tollheiten seines Ur= oder Ur=Urgroßvaters, der rücksichtslos niederstach als man ihm widersprach muß in den Vordergrund gestellt und als Unterhaltungsstoff, angesichts eines alten Familienbildes vorgetragen werden und zwar durch den jungen Grafen selbst. „Ich kenne seine Geschichte von Jugend auf und sie hat tiefen Einfluß auf mich geübt.“

[SBB, St 30, 4]

Consul Knut Knutson

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Consul Knut Knutson. Stoff zu einer größeren Novelle. Consul Knut Knutson. Spielt in Lübeck. Er heißt Herr Consul. Ist es aber nicht mehr. Er war Consul eines der Mittelmeerstaaten, gab es dann aber später ab, weil sich sein Handel ganz Schweden u. Norwegen zuwandte. Viele dachten auch er wäre schwedischer Consul. Er war es aber nicht, er war nur ganz allgemein Herr Consul. War es also nur noch titulär. Einige schrieben an ihn „an den schwedischen Consul Knutson“; dies war aber ein Irrthum, der aus seinen reichen ⌐skandinavischen¬ Handelsbeziehungen bestand. Er ist zu Beginn der Geschichte ein großer, schöner Mann von beinah 50, allgemein geliebt, verehrt; klug, gescheidt, |künstlerisch, gemeinnützig, immer mit dabei, zu jeder guten That u. Schöpfung seine Hand bietend. Dabei tugend= und firmenstolz; Sittlichkeitsphilister; er richtet sehr streng – immer in salbungsvollen, halbchristlichen Wendungen – und hält äußerlich und innerlich auf Reinlichkeit. „Der Mann ist nicht reinlich“, „der Mann ist unsauber“ zählte zu seinen Wendungen. Die Geschichte beginnt im Rathhaus. Er hält einen speech bei der Wahl eines ­neuen Kämmerers; er spricht gegen ihn, weil er ihn für „unsauber“ hält. Und er wird nicht gewählt. Triumph seiner Partei. Zwiegespräch zweier alter Bürger im Lübecker Rathskeller; der eine begeistert, der andre kritisch. Der Kritische motivirt seine Zweifel aus Erinnerungen aus seiner Knabenzeit. „Er war schon damals so; immer patent, immer christlich, immer sauber; aber wenn man scharf zusah war es anders. Er ist ein Mann des Scheinens, oder wenn das falsch ist, er hat nicht die Kraft des Guten, blos

[SBB, St 46, 1] [SBB, St 46, 2]

[SBB, St 46, 3]

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[SBB, St 46, 2 marg.]

[DLA, A: Fontane 58.1264/1] [NFA 24, 237] [HFA 1V, 741] [HFA 2I/7, 348] (1) (2)

(1) (2)

i.5 Charakterstudien ii: Männerfiguren

immer das redensartliche Wollen: Wird die Sache schwer und kitzlich und gefährlich, so geht die ganze Herrlichkeit zum Schornstein hinaus.“ Dies ist das Präludium. Nun kommen Kapitel, wo er zu Haus en famille, und in der Stadt und |bei der Kaufmannschaft und in der Landesvertretung und im Ausland und bei Kaiser und ­König hochangesehen ist; er steigt immer mehr und wird immer selbstgerechter. N ­ eben ihm her läuft Consul Daehnert oder Consul Thompson, der ⌐frech u. cynisch¬ immer für „faule Geschäfte“ ist, worüber Knutson sich entsetzt. Und nun kommen die Scenen, wo er gezwungen oder doch aus kleiner Angst all dasselbe thut. Bis er es zuletzt nicht mehr ertragen kann, alles niederlegt und in ein Asyl geht, nachdem er Selbstmord aufgegeben hat. Dort lebt er in Schlichtheit und Buße bis er stirbt. Eine Tochter bei ihm.

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Der Schmied von Lipinka Der Schmied von Lipinka. Arneburg. (Lieber vielleicht einen dreisilbigen deutschen Namen: Der Schmied von Wolmirstedt. oder von Gerdauen. von Pilkallen.

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[DLA, A: Fontane 58.1264/2a, Zeitungsausschnitt] [NFA 24, 237] [HFA 1V, 741–742, 1024] [HFA 2 I/7, 348–349]

[DLA, A: Fontane 58.1264/2] [NFA 24, 237] [HFA 1V, 741–742, 1024] [HFA 2 I/7, 348–349]

Eine Einleitung. Etwa ’ne Predigt oder ein Lied das ein armer Bettler oder ein Kind singt oder aufsagt, geht vorauf. Dann (oder schon vorher) eine Situationsschilderung: Schmiede. Gespräch. Geplauder. Oder Begräbniß der 4. Frau. Das Lied wird wieder gesungen. Der Schmied ist verwirrt. Ein halb Jahr später. Er will wieder heirathen. Der Sohn spricht dagegen. Ein Kampf; der Alte erschlägt ihn mit dem Hammer. Vor Gericht. „Wißt Ihr, daß Ihr ein Mörder seid.“ Ein Mörder? Wer sagt das? Ich .. Und das Gesetz Ihr habt Euren Sohn erschlagen. Sie? Ja, den. Ja, den hab ich erschlagen. „Führt ihn fort. Wir haben morgen die Untersuchung.“    

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Fritz Mollhausen

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Nun erst sinnt der Richter nach. Sein Benehmen war sonderbar, und er geht jedes Wort und jede Miene durch. „Ja; da liegt noch mehr .. Nun wir wollen sehn.“ Und nun kommt das Verhör. Hier wird er zum Geständniß gebracht durch einen geschickten Coup. Am Abend vor der Exekution hört er wieder das Lied. Am andern Tage ging das Glöckchen.

Fritz Mollhausen

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Fritz Mollhausen. Fritz Mollhausen. Zeit: 1813 kurz vor dem Gefecht bei Hagelsberg. Ort: Trebbin, ein kleiner Kauf­ laden. Ein Mohr davor. Lokalbeschreibung. Nun alles so einrichten, daß Fritz Moll­ hausen, der um 1870 ein alter Herr ist die Geschichte selbst erzählt. Veranlassung vielleicht eine Situation, zu die der 70 er Krieg mit sich bringt. Er schildert nun den Durchzug der Truppen, seine Vaterlandsliebe, seine Sehnsucht mitzuthaten. Er erhält einen Brief von seinem Vormund, der ihm alles abschlägt. Nun stülpt er die K ­ asse um; flieht; tritt ein. Alles geht gut. Es ist der Tag vor Hagelsberg. Da erzählt ihm ­seine ­Wirthin, daß sie bei ihrer Freundin drüben war, wo der Oberst wohnt und wo eben eine Art privates Kriegsgericht oder eine Vorbereitung dazu stattgefunden hat. Ein Brief ist gekommen; es handelt sich um einen Freiwilligen; er hat eine Kasse beraubt. Der Oberst hat gesagt: „wir wollen den nächsten Tag abwarten; wer weiß, was er bringt. Nun Schilderung der furchtb: Nacht, die F. M. zubringt. Dann die Schlacht. Schwer verwundet. Der Oberst schreibt: „holt ihn euch.“ Sie holen ihn sich. Alles war vergessen. Ich genas. Ich erhielt das Geschäft. Aber es waren schlimme Stunden jene Nacht und ich mag keinem rathen, ein Gleiches zu thun. Es kommt nicht immer ein Fritz Mollhausen heraus. Es muß ein Reisender sein, der nach Trebbin kommt, vielleicht einer von der trigonometrischen Vermessung, ein Offizier, der nun in dem kl: Hause wohnt; unten ein Kaufladen; der alte Herr (schon zurückgegangen) ist 74 oder 75 Jahr; er ist Anno 96 geboren u. es spielt Anno 70 oder Anno 66 kurz vor Ausbruch des Krieges, als noch niemand an Krieg denkt. Ein Enkel des Alten, 10 Jahr alt, hat, aus gutem Herzen, etwas weggenommen, erst Sachen, dann Geld, alles einer ⌐armen¬ alten Frau zu Liebe, die Jätefrau war und nun krank lag. Nun wird er gezüchtigt. Der Offizier kommt dazu; er findet den ­Alten, der zugeredet hat, in höchster Aufregung. Nun erzählt der Alte seine Geschichte. Ein Hauptgewicht ist auf die Nacht vor dem Hagelsberger Treffen zu legen. Er läuft in die Dorfkirche; alles todt; endlich zu dem alten Pastor, der am Gitter vor dem Hause sitzt. Dies nun ausführen.

[SBB, St 30, 5] [SBB, St 30, 6a]

[SBB, St 30, 6]

336 |

i.5 Charakterstudien ii: Männerfiguren

Wieder daheim [SBB, St 38, 1] [SBB, St 38, 2]

[SBB, St 38, 3]

(1) (2)

[SBB, St 38, 2 marg.]

[SBB, St 38, 4]

Wieder daheim (Kleine Geschichte. Nach Mittheilungen von Frau Professor Gropius.) Wieder daheim. 1793, damals 12 Jahr, ⌐geb: 1780¬ alt, kam Gustav v. Blainville nach Quedlinburg am Harz. Sein Vater war Prä Landedelmann im mittleren Frankreich gewesen und emigrirte. Er wurde ⌐(der Alte)¬ Soldat und focht gegen Napoleon. Der Sohn ­wurde preuß: Beamter; hervorsuchen was? Vielleicht Rentamtmann oder höherer Schloßverwalter. Er lebte ganz den Erinnerungen dieses Schlosses und pflegte das deutsche Kaiser­thum und Aurora v. Königsmarck und Markgraf Gero und Klopstocks Haus. So wurd er 80 Jahr und nun schrieben wir 1860 oder 61. Da kam eine Wandlung über ihn. Er fand ein | ⌐altes¬ Bild ⌐auf dem Schlo߬, das unter dem Namen so und so (dem Gegenstande nach) verzeichnet war und ihn an seinen Heimathsort erinnerte. Nun kam andres hinzu: politische Eroberungen. Es muß mit 1854 beginnen, vorher antinapoleonisch, durch den Krimkrieg wird er aber wieder französisch, er las alles, auch Bücher, Krieg ⌐gegen Oestreich¬ nach Mexiko etc. und nun fand er auch ein Bild. Das rief ihm die Scenerie seiner Jugend zurück und ihre Gestalten. Seitdem überkam ihn eine Sehnsucht. Die wuchs und 1860 oder 61 war sie so stark, daß er sein Dorf noch mal wiedersehen wollte. Er reist auch hin und seine Tochter und Enkelin begleiten ihn. Er war schon a. D., aber man ließ ihn im Schloß ⌐weiter¬ wohnen. Nun kommt er an und steigt in einem kl. Gasthaus ab. Es war alles noch so. Der Reichthum war wenig anders geworden. Das Schloß war eine Fabrik. Aber von dem Schloß wußt’ er am wenigsten. Aber Dorf und Kirche und Kirchhof erkannt er wieder. Dies nun schildern in Ausführlichkeit. Diese Stelle ist die Hauptsache. Auch seine Stimmung dabei. Die Gruft in der Kirche; die Särge darin. etc etc. Am andren Morgen war er todt. Nun Tochter Schwiegertochter u. Enkelin vor dem Maire und dem Geistlichen. Wie heißen Sie? „Blainville“. „Blainville. Das ist ein französ: Name. Wir hatten |hier Blainvilles.“ „Der Verstorbene war einer.“ Dies nun ausführen. Der Geistliche wird bewegt. Das Dorf (1861 war von Antagonismus noch keine Rede) nimmt daran Theil und er wird in aller Feierlichkeit in der Gruft seiner Väter beigesetzt. Eine Silberplatte ward eingelegt, auf der hieß es: „……“ (Alles ganz kurz. Natürlich ist die Familie katholisch geblieben. Schwiegertochter und Enkelin kehren zurück u. bleiben in Correspondenz mit dem Curé und der Gasthofsfrau wo sie gewohnt. ⌐Sehr gut¬ Ich darf nicht sagen, daß er nach Quedlinburg kommt, ich muß nur sagen in eine kl: Fürsten-Residenz am Harz (Ballenstedt, Bernburg, Blankenburg oder Wernigerode). Dort wird er nun der Sohn Kastellan und Bilder=Restaurateur, legt den Adel ab, und in seiner Bilder=Restaurateur=Eigenschaft bereist er die ganze Harzgegend auch Quedlin­burg, das in der Nähe liegt u. woselbst er sich für deutsche Kaiser zu intres-

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siren anfängt. So geht es bis 1854, wo er schon 74 Jahr alt war; der Krimkrieg u. der österreich: Krieg (aus Russen u. Oestreichern machte er sich nicht viel) machen ihn allmälig wieder französisch und er fängt an sich der französ. Kunst des vorigen Jahrhunderts mit Leidenschaft zuzuwenden. Endlich findet er auch ein Bild, das ihn, wenn auch nur unbestimmt, an seine Heimath erinnert. Vater u. Sohn bleiben katholisch. Er kopirt oft das Bild (einmal für sich, aber auch für andre) das ihn an seine Heimath so stark erinnerte und so gewinnt er das Reisegeld. Er reist nun ⌐allein¬ und kommt an. Poitou oder Guienne – Mischung von öder Uferfels=Landschaft (wie bei Puy bei Dieppe) und südlicher Vegetation in der Fels=Klinse, darin das Dorf liegt. Das Schloß am Abhang. Kirche und Kirchhof und eine Mühle oben im Wind. Er nimmt alle Papiere mit, ⌐seinen¬ Taufschein, den Trauschein seines Vaters etc.  und auf diese Papiere hin erkennen ihn die Franzosen und begraben ihn in der Gruft seiner Väter. So anfangen: Es war am 4. September 1861 als in B. am Harz folgendes kurzes Schreiben in französischer Sprache eintraf: Dem Magistrat zu B. am Harz. Die Unterzeichneten haben die Pflicht  dem verehrlichen Magistrat zu B. am Harz Anzeige davon zu machen, daß Herr Anatole v. Blainville, Sohn des Raoul de Blainville auf Puy de Dome im Departement Charente inferieure am 24. August d. J. hierselbst verstorben und drei Tage danach in der Kirche zu Puy, in der Gruft seiner Väter beigesetzt worden ist. Zu weitren Mittheilungen gern bereit. …. …. Curé. Maire. Wieder daheim.

Kl. Erzählung. Stoff von Frau Prof. Gropius erhalten.

[SBB, St 38, 5]

[SBB, St 38, 6]

Onkel Ehm Onkel Ehm

[Entwurf zu einer Charakterskizze]

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Onkel Ehm wurde heut’ begraben. Man soll das Eisen schmieden, so lang’ es warm ist. Und so schreib’ ich denn ein Wort von Onkel Ehm. Ein kleines Leben, ein enger Kreis, den mein eigen Leben nur ein paarmal berührt, aber doch oft genug, um ein Bild von ihm zu zeichnen. Es ist nicht viel, was ich von ihm weiß, denn mein eigener Lebenskreis und der seine berührten sich nur wenige Male, aber diese wenigen Male reichen aus, ein Bild von ihm zu geben. Vielleicht auch ein Bild, auf dem der Blick des Lesers freundlich ruht. Und das gönnt’ ich dem alten Onkel. Denn er war ein guter Mann. Das Geringste, was man sein kann und doch das Beste. Eigentlich alles. Ich war zehn Jahr’ alt, als ich zuerst von Onkel Ehm hörte. Er war meiner ­Mutter liebreicher Bruder, und ich entsinne mich noch des Tages in unserm hochgiebligen alten Ostseehause, als es eines Tages hieß: „Morgen kommt Onkel Ehm.“ Ich ­wußte nicht, was der Name bedeutete, bis ich erfuhr, daß es eine niedersächsische oder

[Heilborn 1919, 102–106] [NFA 24, 121–124] [HFA 1V, 620–624] [HFA 2I/7, 244–248]

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i.5 Charakterstudien ii: Männerfiguren

­ ommersche Abkürzung von Emil sei. Ein Name, an dem nicht viel zu verändern ist, p namentlich wenn man ihm, wie hierzulande, den Ton auf die erste Silbe legt. Und nun kam Onkel Ehm wirklich, ein Mann von dreißig damals, kleine ­schwarze Augen, von gütigem und zugleich etwas rabiatem Ausdruck, Nase gebogen und ­Zähne, ja, wie sag’ ich, wie alte Pfeifenspitzen. Denn die glatten Plomben waren damals noch nicht Mode. Alles war noch au naturel. Und nun gar Onkel Ehm! Sein auffallendstes aber war sein Teint. Er war Landwirt, hatte den Monat Juli eben hinter sich und die Haut schubberte sich. Die Mutter, seine Schwester, freute sich sehr, und wir andern, da kein Grund zum Gegenteil da war, auch. Eigentlich merkten wir kaum, daß er da war; er ging früh fort und kam spät wieder. Das hing aber so zusammen. Er war verlobt und erwartete seine Braut, eine Schleswig-Holsteinerin, die, weil die Mittel gering waren, zu Schiff kommen sollte. Und so saß er jeden Tag an der äußersten Molenspitze und wartete, daß sie komme. Es ging das nun schon in die zweite Woche, als mein Papa, der ein sehr lustiger Herr war, einmal sagte: „Ich muß nun doch mal revidieren.“ Und so ging er auch hinaus an den Strand. Eine Stunde später kam er wieder und erzählte lachend, als er auf die Mole gekommen wäre, hätte er am äußersten Ende etwas gesehen, das einer Bienenkorb-Bauernkupe ähnlich gesehen hätte, eine von denen, auf denen oben ein Engel mit einer Fahne steht. Und so was ähnliches sei es auch gewesen. Im Näherkommen hat er gesehen, daß es ein Taugewinde gewesen sei, und auf dem Gewinde habe Onkel Ehm gestanden mit einem Taschentuch an seinem Stock und habe geflaggt. Aber es sei nichts in Sicht gewesen. Am wenigsten ein Lugger aus Schleswig-Holstein. Und unter diesem Bilde blieb mir Onkel Ehm, der uns bald danach wieder verließ (die Braut war wirklich gekommen) und den ich erst wiedersah, als die schleswigholsteinische Braut längst seine Frau geworden war und auf unsrer Tantenliste den Reigen eröffnete, denn sie hieß Tante Agnes. Dieser Verheiratung war natürlich ein Gutsankauf vorhergegangen. Onkel Ehm hätte nicht der sein müssen, der er war, wenn er sich nicht im Lausitzischen hätte ankaufen sollen. Zwischen Finsternwalde und Dobrilugk in den kahlsten und doch fruchtbarsten Gegenden hatte er ein kleines Gut erstanden, inmitten der Wendei. (Noch etwas ausführen.) Einladung. Alle hin. Ich freue mich. Jagd. Er lachte: „Jagd. Ja, du kannst auf meinem Hofe die Sperlinge schießen. Das ist alles. Aber nimm dich in acht, daß der Pfropfen nicht in das Scheunendach fliegt. Das wäre mir sonst ein teurer Braten.“ Dies Klein­ leben, voll Idyll und Kümmerlichkeit etwas ausführen. Und dann reisten wir wieder ab. Und wieder vergingen zehn Jahre. Er mochte jetzt gegen 50 sein, als es hieß: Onkel Ehm hat verkauft. Es konnte uns nicht überraschen, denn in seinem einen, alljährlich zu meiner Mutter Geburtstag eintreffenden Briefe hatten sich seit langem die Wolken gezeigt, die über Ilium hingen. Es war vielgestaltig, aber immer gewitterhaft umsäumt. Der erste Notschrei galt seinem Förster, mit dem er befreundet war und der den Wilddieben stark nachstellte. (Nun der Zettel von oben.) So steril die Gegend war, so war sie doch gerade fruchtbar genug, um einen Milzbrand herauszubringen, der seinen Entschluß bestimmte. Allerhand andres war vorher gewesen. Bei dem Baum. Aufgehängter Förster, der sein einziger Freund war. Zettel: An Herrn Amtmann. Kommst uns verquer, hängst du wie der!

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Vorher lieber, wie er einen widersetzlichen Knecht durch einen Dornzaun stößt, daß er in eine wenig gefüllte Kalkgrube fällt, aber doch so, daß er eine Augen- und Ohrenentzündung bekommt und er Strafe zahlen mußte. Dann die Geschichte mit dem Förster. Dann die Geschichte mit dem Milzbrand. Also, er hatte verkauft. Er zieht nun nach Dobrilugk. Aber er hatte Verluste (wenig hatte er überhaupt nur) und er war schon über 60, als er in eine Agentur eintrat. HagelVersicherung. Er reiste nun viel. Und in dieser Zeit sah ich ihn öfter. Denn er kam auch nach Berlin, um hier zu rapportieren, und später übersiedelte er ganz und wurde in dem Hauptbüro ein Büroarbeiter. Er hatte hier einen schlimmen Stand. Denn er war noch aus einer Zeit, wo man’s mit den Fremdwörtern und selbst mit den Biegungen der Hauptwörter-Pronomen nicht so genau genommen hatte. Überhaupt war er nicht für Biegungen. Und das alles erschwerte ihm das Leben sehr. Aber er hatte zwei Eigenschaften, die er sein ganzes Leben bekundet hatte: er war tapfer und ehrlich, und damit siegte er zuletzt auch hier. Aber freilich erst nach einer schweren Gefahr und Probe. Er hatte einen seiner Halb-Vorgesetzten im Verdacht der Untreue. Szene mit Mendelssohn. Mendelssohns Antwort. Der feine alte Herr lächelte: „Sie sind mein t­ reuster Mitarbeiter, aber der Herr, den Sie verklagen, ist der beste, der geschickteste und ­gescheiteste. Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, was das bedeutet. Und nun soll ich zwischen Ihnen entscheiden, usw. Aber ich danke Ihnen, und ich werde Ihnen dies nicht vergessen.“ Zuerst ging es ihm schlecht, denn der andre blieb siegreich, aber nicht lange; er war einmal entdeckt, und daran mußt’ er schließlich zu Grunde gehen. Und nun war Onkel Ehm eine Figur, ein Mann, ein Charakter, und die andern, die bis dahin über ihn gelacht hatten, gaben ihm ein Fest. Onkel Ehm war um diese Zeit schon beinahe 70. Und so spät es war, daß sein ­Leben im Zenith stand, er bedeutete nun was. Es war der Tag seines Ruhms. Aber es war auch die Zeit seines Niedergangs. Was noch war, sollte sich verdunkeln. Still neben ihm her war Tante Agnes gegangen, sein Mond. Immer treu, immer still, immer freundlich. Und nun schloß sie ihr freundlich Auge. Onkel Ehm war außer sich. Ich sah ihn noch an dem Tage des Begräbnisses. Alles war still, nur der alte Mann schluchzte. Und dann wurde sie zur Ruhe getragen. Aber hier muß ich noch etwas einschalten und meine Helden wechseln. Es war am Pfingstsonnabend gewesen. Und am Abend desselben Tages saß der Geistliche, der die Grabrede gehalten hatte, und schrieb. Es war schon Mitternacht vorüber und der Küster, der durch das Zimmer ging, sagte: — Zwiegespräch. „Und ich will dem alten Herrn eine Pfingstfreude machen.“ Und nun wieder zu Onkel Ehm. Sein Licht war hin. Er hatte nur noch einen Gang, den auf den Friedhof hinaus. Und er sehnte sich nach dem Platz an ihrer Seite, auch da draußen. Und nun ist sein Wunsch in Erfüllung gegangen. Ich erhielt einen Brief so und so. Reise hin. Bestand. Die ganze Stadt. Ein Kranz kam von dem Chef des Hauses mit einem Bande, darauf stand der Spruch: „………..“ Und über diesen Spruch sprach der Geistliche. Die Kinder sangen. Es war Spätherbst. Die Sperlinge flogen auf. Am Abendhimmel stand die Sonne. Und heim fuhr ich. Ein kleines Leben, und doch so reich an Leid und Freud, an Kampf und nun auch an Frieden.

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[DLA, A: Fontane 60.704, s. f., Zeitungsstreifband] [DLA, A: Fontane 60.704/1r] [NFA 24, 337] [HFA 1V, 863] [HFA 2I/7, 504] [DLA, A: Fontane 60.704/2] [NFA 24, 337] [HFA 1V, 863] [HFA 2I/7, 504] [DLA, A: Fontane 60.704/3] [NFA 24, 337–338] [HFA 1V, 863] [HFA 2I/7, 504]

[DLA, A: Fontane 60.704/4r] [NFA 24, 338] [HFA 1V, 864] [HFA 2I/7, 505] [DLA, A: Fontane 60.704/5r] [NFA 24, 338] [HFA 1V, 864] [HFA 2I/7, 505]

[DLA, A: Fontane 60.704/6r] [NFA 24, 338, 918] [HFA 1V, 864] [HFA 2I/7, 505]

[DLA, A: Fontane 60.704/7r] [NFA 24, 338] [HFA 1V, 864] [HFA 2I/7, 505]

[DLA, A: Fontane 60.704/8r] [NFA 24, 338–339] [HFA 1V, 864–865] [HFA 2I/7, 505–506]

i.5 Charakterstudien ii: Männerfiguren

Die preusische Idee Die preußische Idee. Lebens= und Wandelbild eines Alt=Romantikers. Enthält den Gang der Geschichte von Anno 49 an. Die preußische Idee. Lebens= und Wandelbild eines Alt=Romantikers.     1841. Die Herwegh-Zeit. Ganz elektrisirt. „Noch einen Fluch schlepp ich herbei“ etc etc noch verschiedne andre | Stellen. Aber etwas beunruhigte ihn doch. Es war anti­ katholisch und freiheitlich das deckte sich mit seinem alten Programm, aber das Antipreußische und Antikirchliche. Das deckte sich nicht mit der „preußischen Idee,“ dran er festhielt. ⌐Auch Du, Du bist kein Oedipus gewesen und: „zu feig der neuen Zeit ins Aug zu sehn“ ja das war schön, aber es beunruhigte ihn doch. Es war daher gegen sein Programm.¬ Bis 1849 (wo er Assessor und Regierungsrath war) bis zur Auflösung des Frankfurter Parlaments ging alles glatt, er war liberal und huldigte der preußischen Idee. Was ihn besonders beglückte war daß sich die preußische Idee mit der ghibellinischen Idee deckte: des Betonung des Antipäpstlichen oder das Kaiserthum über das Papstthum. Die Phasen sind also die folgenden: 1. Bis 1849 stimmt alles, er ist preußisch, ist ghibellinisch, dantisch. 2. Nun Polizei-Regierungsrath von 1849 bis zum Regierungsantritt König Wilhelms. Während dieser Zeit sieht er die preußische Idee in der Erhaltung des historischen alten Preußens, Friedrich der Große, Friedrich Wilh. III. Bekämpfung der Revolution. Revolution ist kein Fortschritt, Revolution ist blos Umsturz. ⌐Hervorheben: er hatte ein Talent sich alles zurecht zu legen und in dem gerade Gültigen auch das Verständige und Richtige zu sehn.¬ ⌐Hierher gehört der folgende Zettel XX.¬ XX Zum voraufgehenden Zettel. Die Lehre vom Gegensatz. Ich bin ein Freund der Antithese, das Leben selbst liebt die antithetische (??) Behandlung. ⌐An einer andern Stelle: Freiligrath und Anno Domini.¬ Aber Das Leben ist der große Balancirkünstler, hier ein Gewicht, da ein Gewicht. Diese Balancirkunst hält die Welt in Händen; sonst fiele alles zusammen. 3.  1859 oder 60 kommt er als Geheimrath in das Ministerium des Innern. Er begrüßte den Wechsel der Dinge. Der Drache der Revolution ist besiegt, der Rocher de bronze ist wieder hergestellt und weil er wieder hergestellt ist kann auch wieder freie Bewegung um ihn her sein. Erst Festigkeit. Aber so wie wir die Festigkeit haben: Freiheit rings umher. Das Schaumspritzen ist der schönste Anblick, der Gischt, ⌐richtig betrachtet,¬ hat eine moralische und eine ⌐zugleich auch¬ aesthetische ⌐hoch erfreuliche¬ Seite. Die Confliktszeit war auch ihm eine Zeit der Conflikte. Er wußte nicht, wo | die preußische Idee lag. Landwehr, Volksheer

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das war preußische Idee, aber Verdoppelung der Regimenter war auch preußische Idee. Die ganze Reihe fridericianische Aussprüche ging an ihm vorüber: wenn Er glaubt nicht repräsentiren zu können, vergeß er nicht daß 200,000 Mann hinter ihm stehn.“ Ja, die Armee darauf war Preußen aufgebaut. Die Welt ruht nicht f­ ester auf den Schultern des Atlas als Preußen auf seiner Armee. „Wenn ich Soldaten ­sehen will, seh ich das Regiment Forcade.“ ⌐Regiment¬ Forcade war kein Landwehr=Regiment. Ein Landwehr-Regiment ­hatte vor Paris keine Hosen mehr gehabt. Zu solchem Regiment hätte der alte Fritz nie gesagt „wenn ich Soldaten sehen will ..“ Und dann hieß es doch auch wieder „Nicht Roß, nicht Reisige“ und Montecuculi sagte Geld, Geld, Geld. Ja die Verdoppelung! Hatte doch der erste Napoleon gesagt: „Gott steht meistens auf der Seite, wo die meisten Bataillone stehn. Landwehrbatail­ lone |waren auch Bataillone. Aber wenn die Menge entscheiden mochte, noch mehr die Qualität. Friedrich der Große sagte daß er nach der Schlacht bei Prag keine So richtige Armee nicht mehr gehabt habe: die Besten lagen vor Prag … Ach, die Confliktszeit war eine confliktereiche Zeit für Schulze. Ein Glück daß sein Decernat nichts damit zu thun hatte, dieser Schmerz blieb ihm erspart und sein Gewissen rein. Dann kamen die drei Kriege. Der preußische Schulmeister hatte | gesiegt. Nun ja. Aber der preußische Schulmeister war doch nichts anderes als die preußische Idee. Dann kam der 70 er Krieg und der neue Pariser Einzugsmarsch. All=Deutschland hatte gesiegt. Aber was war die leitende Idee gewesen. Als Bismarck ⌐beim Einzug¬ den Kranz nicht nehmen wollte, weil nicht er sondern Moltke (der neben ihm ritt und auf den er wies) den Krieg gewonnen habe, sagte das kleine Mädchen die den Kranz hielt: „Aber Sie haben doch angefangen“. Das kleine Mädchen, wenn |was es übrigens nicht leicht thut P ­ reußen auf Deutschland hingewiesen und gesagt hätte „hier her! Deutschland hat gesiegt“ so h ­ ätte das kleine Mädchen gesagt „aber Du (Preußen) hast doch angefangen.“ Allerdings, ­allerdings. Das war die preußische Idee. Diese Idee begann, sie führte, litt, siegte. Dies waren ⌐schienen¬ Schulzes glänzendste Jahre, der fridericianische ­Grenadir und der Lützowsche Jäger war zu einem höhren Ganzen vereinigt Staats=Idee, freiheitliche Idee alles |kam gleichmäßig zum Ausdruck. Aber diese Jahre von 18⌐64 bis 71¬ waren trotzdem nicht die glänzendsten im Leben unsres Schulze, die glänzendsten kamen erst. Diese Zeit führte das Jahr 73 herauf, der Kulturkampf. Da man wohl wußte was man an Schulze hatte, so wurde er in das Kultusministerium berufen. Und nun kam nicht blos seine glückliche, sondern auch seine große Zeit. Als er von 1849 bis 59 blos Staatsretter | gewesen war, waren ihm in einsamen Stunden doch Zweifel gekommen und selbst als die Siege sich so rasch und so glänzend folgten erfüllte ihn die Sorge daß als letzter Sieger doch mehr die Grenadirmütze als der Lützowsche Jäger aus der Sache hervor gehen könne. Jetzt aber war der Genuß ganz rein und ungetrübt und als die Säule auf dem Berge bei Harzburg errichtet wurde mit der Inschrift  Nach Canossa gehen wir nicht  und die nicht blos die Jesuiten sondern auch andre Orden ausgewiesen wurden sprach er es aus, daß das Tage seien, wie |sie Preußen seit 1813 in gleichem Glanze nicht wieder gesehn habe. Die ghibellinische, die protestantische, die preußische Idee, diese Dreiheit die doch wieder nur eine Einheit, hatte sich zu vollem Siege durchgearbeitet, alles was ihm Stägemann vor 40 Jahren gesagt in die Seele gepflanzt hatte, das erfüllte sich; er hatte dazu mitgewirkt, er hatte nicht umsonst gelebt. *  *  *

[DLA, A: Fontane 60.704/9r] [NFA 24, 339] [HFA 1V, 865] [HFA 2I/7, 506]

[DLA, A: Fontane 60.704/10r] [NFA 24, 339] [HFA 1V, 865] [Fontane 1966] [HFA 2 I/7, 506] [DLA, A: Fontane 60.704/11] [NFA 24, 339] [HFA 1V, 865] [Fontane 1966] [HFA 2 I/7, 506]

[DLA, A: Fontane 60.704/12] [NFA 24, 339] [HFA 1V, 865] [Fontane 1966] [HFA 2 I/7, 506]

[DLA, A: Fontane 60.704/13] [NFA 24, 339–340] [HFA 1V, 865–866] [Fontane 1966] [HFA 2I/7, 506–507] [DLA, A: Fontane 60.704/14] [NFA 24, 340] [HFA 1V, 866] [Fontane 1966] [HFA 2 I/7, 507]

[DLA, A: Fontane 60.704/15r] [NFA 24, 340] [HFA 1V, 866] [Fontane 1966] [HFA 2 I/7, 507]

[DLA, A: Fontane 60.704/16r] [NFA 24, 340] [HFA 1V, 866] [Fontane 1966] [HFA 2 I/7, 507] [DLA, A: Fontane 60.704/17] [NFA 24, 340–341] [HFA 1V, 866–867] [Fontane 1966] [HFA 2I/7, 507–508] (1) (2)

[DLA, A: Fontane 60.704/18r] [NFA 24, 341] [HFA 1V, 867] [Fontane 1966] [HFA 2 I/7, 508] [DLA, A: Fontane 60.704/19r] [NFA 24, 341] [HFA 1V, 867] [Fontane 1966] [HFA 2 I/7, 508] (1) (2) [DLA, A: Fontane 60.704/20r] [NFA 24, 341] [HFA 1V, 867] [Fontane 1966] [HFA 2 I/7, 508]

[DLA, A: Fontane 60.704/21r] [NFA 24, 341] [HFA 1V, 867] [Fontane 1966] [HFA 2 I/7, 508]

[DLA, A: Fontane 60.704/22] [NFA 24, 341–342] [HFA 1V, 867–868] [Fontane 1966] [HFA 2I/7, 508–509] [DLA, A: Fontane 60.704/23r] [NFA 24, 342] [HFA 1V, 868] [Fontane 1966] [HFA 2 I/7, 509]

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i.5 Charakterstudien ii: Männerfiguren

Es war ihm vergönnt diesen Traum eine gute Weile zu träumen, bis eines Tages | Falk fiel. Bismarck hatte die Worte gesprochen: „Excellenz, wir warten schon lange darauf.“ Er hatte Falk mit dem Makel eines Klebers behaftet. Schulze war von dem ­allem schmerzlicher betroffen als Falk selber (der wohl eigentlich froh war) und gedachte zu demissioniren. Aber sein Freund Victor Hehnchen, den er am selben ­Abende bei Huth traf sagte ihm: „demissioniren? wozu? Glauben Sie mir, Bismarck hat immer Recht. Wenn Bismarck morgen den Morgenkaffe ab|schaffen und die Biersuppe der Altvordern schwarze Suppe der Spartaner wieder einführen wollte“ so würde ich gehorchen, trotzdem mir nichts über M ­ okka geht. Erwägen Sie dies. Wir sind gleichaltrig, aber ich möchte doch sagen dürfen: man kann sich vieles zurechtlegen. Alle Dinge haben ihre 2 Seiten und wenn man die ­einem zugekehrte liebevoll ansieht, findet man daß sie es die richtige Seite ist.“ S­ chulze bestritt dies. Aber am dritten Tage war es ihm klar, daß die „preußische Idee“ in der |Parität beruhe. Was ist Parität? Parität ist Gerechtigkeit und schließlich auch Auf­ klärung, weil sie nur der letzte Ausdruck dafür ist „in meinem Lande kann jeder nach seiner Façon selig werden.“ Es ist eine Frage die die Steuerzahlung ganz unberührt läßt. Gerechtigkeit ist fundamentum r imperii und eigentlich auch ultima ratio. Und wie wir die Sache auch ansehn in der Parität ruht im Letzten die „preußische Idee.“ Freiheit ist gut, Gerechtigkeit ist besser.“ Und es brauchen |brachen neue glückliche Tage für Schulze an, die sich in der einer gewissen Ruhe des Gewissens aus­sprachen. Es kam die Epoche seines Lebens wo er weich wurde. Die Starrheit des Prinzips war durch­brochen und doch war er dem Prinzip treu geblieben. Er vertrat jetzt das alte Prinzip in einer verklärteren Gestalt. Die preußische Idee war der einer gewissen Einseitigkeit an der sie leise gekrankt hatte, entkleidet. Dieser Zustand dauerte noch volle zehn Jahre |bis man Kaiser Wilhelm hinaustrug. Aber schon ehe dieser Zeitpunkt kam war er aus dem Amte zurückgetreten, nachdem er noch seinen 70. Geburtstag im Amte gefeiert hatte. Der ⌐Fest¬Redner hatte hervorgehoben, daß ihm kein Beispiel bekannt sei, daß jemand die preußische Idee durch fast ein halbes Jahrhundert hin in gleicher Reinheit aufrecht erhalten habe. Worauf Schulze dankte, jedes Verdienst von sich wies, aber sich glücklich pries, daß es überhaupt| eine preußische Idee gebe und daß er sich glücklich schätze an ihrer Verwirklichung, das dürfe er wohl sagen, konsequent gearbeitet zu haben. Im selben Jahre noch reiste Schulze, nun freier Mann, nach Italien um den DanteStätten nachzugehn und über Dantes Aufenthalt in Ravenna ein Buch zu schreiben. (Dies weiter ausführen. Rom, ghibellinische Idee. Grabmal Theoderichs. San Vitale. Lord Byron.) Nach Berlin im Spätherbst fast schon Weihnachten zurückgekehrt, umbaute er sich mit einer Dante-Bibliothek und kam nur noch heraus, um Nachmittags im Thier­garten dritthalb ⌐bis zu drei¬ Stunden spaziren zu gehn und den Abend bis Mitter­nacht bei Huth zu verbringen. Hier machte er die Bekanntschaft von Prof. Victor Hehnchen an den er sich fest anschloß. Hehnchen erkannte bald den Dollpunkt ­Schulzes, da er aber Schlimmeres gesehn hatte, war er milde, ja, weil er Originalitätenjäger war, liebte ihn nur |desto mehr. Nur wenn man eine längre und energischere Sitzung hielt, kam es wohl zu Auseinandersetzungen und bei solcher Gelegenheit hielt Hehnchen ­fol­gende

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kurze Ansprache: (nehmen u. nicht nicht nehmen; s. das folgende Blatt ⌐XX¬). Im ­Uebrigen war er mit Hehnchen über Heine einig. Er habe Deutschland ruinirt. Schulze fand die Formel: er sei das Gegentheil von Dante oder wie der Teufel zu Gott stände, so stände Heine zu Dante. Politisch verging alles ruhig. Nur als Bismarck fiel, ging ein Schauder durch das Huthsche Lokal. Schulze war ganz betroffen. XX (Einschiebsel) zum vorigen Blatt. Professor Victor Hehnchen. Gesellschaft bei Huth. „Die preußische Idee ist: „nehmen, wenn es geht und nicht nehmen, wenn es nicht geht.“ „Herr Geheimrath Sie haben ganz Recht, die preußische Idee ist Wechselfällen und dadurch Schwankungen unterworfen im Ganzen aber – und ich möchte beinah sagen diese preußische Idee geht durch – Preußen nimmt, wenn es geht, und nimmt nicht, wenn es nicht geht. Das Andre besorgt sich so nebenbei, mal so mal so.“ Wer so lange gelebt habe wie er und sich unter Hinckeldey die Sporen verdient habe, werde nicht mißverstanden werden wenn er muthig ausspreche: die Sozialdemokratie sei die preußische Idee. Denselben Tag noch ⌐aber ohne Zusammenhang mit diesem Ausspruch,¬ erkrankte er und der Arzt erklärte es werde wohl zu Ende gehn. Schulze lag in leisen Fieberdelirien, in denen das Leben noch einmal an ihm vorüberzog. Er citirte abwechselnd aus der Hölle und aus Orpheus in der Unterwelt; es war ein wundervolles Durcheinander. Aber – Hehnchen war mittlerweile weggestorben – er erholte sich rasch und raffte sich was er nie gekonnt hatte mit beinah 80 noch mal zu einer Opposition auf. Allerdings nur zu einer Huth-Opposition. Er bewies daß das Bismarck in ein mehr und mehr reaktionäres Fahrwasser hineingerathen sei und daß man dem großen Räthsel der Zeit gegenüber auch von ihm sagen müsse, wie weiland von Fr. W. IV „Und Du, Du bist kein Oedipus gewesen.“ Dies Räthsel der Zeit ⌐oder auch die Sphinx selbst¬ sei selbstverständlich die Sozial=Demokratie. Ganz zuletzt sagte er: sempre avanti Savoia dann sprach er von dem gebändigten Fortschritt und dem gebeförderten Rückschritt und es war sichtbarlich, daß die beiden Pferdebändiger Gruppen vor seiner Seele standen. Aber dann wurde er wieder italienisch. Er richtete sich auf und sprach ganz deutlich sempre avanti Savoia und dann mit einem merkwürdigen Ausdruck ed io eterno duro. Als er begraben wurde sagte auf dem Heimwege ein Geheimrath zum andern: wir haben den Träger einer Idee in ihm verloren.⌐“ sagte der Eine.¬ Und „Einen guten Kerl“ sagte der Andre. „Ideen? Nun ja, wenn Sie wollen. Aber ohne geht es noch besser. Vielleicht betont auch Stägemann diesen Satz ⌐von der ghibellinischen Idee¬ schon, als er hört, daß sein Mündel sich Dante zugewandt habe; vielleicht aber kommt auch Schulze erst darauf, als es sich unter Falk also etwa 1873 um den Culturkampf handelt. Dies Wort entzückt ihn, eine Zeitlang unterhielt er den Glauben, das Wort rühre von ihm her, doch war es nicht nachweisbar. ⌐Dies kommt alles viel später als Falk regiert.¬ Schulze geb. 1813. 1830 stirbt sein Vater in Vierraden; und er war schon vorher – durch Stägemanns Einfluß – auf das Schindlersche Waisenhaus gekommen. Jetzt wird Stägemann Vormund und nimmt es ernsthaft damit  er wurde fast ein Pflegesohn des Hauses und Stägemann übernahm nun seine Leitung, zog ihn auch ins Haus oder

[DLA, A: Fontane 60.704/24r] [NFA 24, 342, 921] [HFA 1V, 868] [Fontane 1966] [HFA 2I/7, 509]

[DLA, A: Fontane 60.704/25r] [NFA 24, 342] [HFA 1V, 868–869] [Fontane 1966] [HFA 2I/7, 509–510]

[DLA, A: Fontane 60.704/26] [NFA 24, 342–343] [HFA 1V, 869] [Fontane 1966] [HFA 2I/7, 510]

[DLA, A: Fontane 60.704/27] [NFA 24, 343, 921] [HFA 1V, 869] [Fontane 1966] [HFA 2I/7, 510]

[DLA, A: Fontane 60.704/28r] [NFA 24, 343, 921] [HFA 1V, 869] [Fontane 1966] [HFA 2I/7, 510] [DLA, A: Fontane 56.550/40r] [NFA 24, 343] [HFA 1V, 869–870] [Fontane 1966] [HFA 2I/7, 511]

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[DLA, A: Fontane 56.550/41r] [NFA 24, 343] [HFA 1V, 870] [Fontane 1966] [HFA 2 I/7, 511] [DLA, A: Fontane 56.550/42] [NFA 24, 343–344] [HFA 1V, 870] [Fontane 1966] [HFA 2I/7, 511]

(1) (2) [DLA, A: Fontane 56.550/43] [NFA 24, 344] [HFA 1V, 870] [Fontane 1966] [HFA 2 I/7, 511]

[DLA, A: Fontane 56.550/44r] [NFA 24, 344] [HFA 1V, 870–871] [Fontane 1966] [HFA 2I/7, 511–512]

(1) (2)

[DLA, A: Fontane 56.550/45] [NFA 24, 344–345] [HFA 1V, 871] [Fontane 1966] [HFA 2I/7, 512]

[DLA, A: Fontane 56.550/46r] [NFA 24, 345] [HFA 1V, 871] [Fontane 1966] [HFA 2 I/7, 512]

i.5 Charakterstudien ii: Männerfiguren

doch vielleicht besser er schickt ihn nach Schulpforta. Schulze hatte die Pflicht alle Monat einen Bericht einzusenden und |alle Vierteljahr antwortete Stägemann indem er ­meistens eine Schul oder Erziehungsfrage herausgriff. Als er in der Prima war, mehrte sich die Correspondenz. Einer dieser Briefe, der sich in dem Schulzeschen Nachlasse fand, hatte besondren Eindruck gemacht besonders durch Stellen, die Schulze selbst mit feinen Bleistiftslinien unterstrichen oder bezeichnet hatte. In einem dieser Briefe hieß es „… Es ist mir hoch erfreulich aus Deinem letzten Briefe zu | sehn, daß Kant gelegentlich mit in die Betrachtung gezogen wird. Dies kann nie genug geschehn und nicht früh genug. In dem kategorischen Imperativ steckt alles Heil er ist gleichbedeutend mit Pflichtgefühl, Befreiung von allem Selbstischen, Feigen, Schwächlichen. Indem er uns lehrt, daß wir nicht da sind um glücklich zu sein sondern um unsre Schuldigkeit zu thun, erhebt er uns zum Bewußtsein Pflichtbewußtsein, dem Besten was der Mensch hat. Und wenn es uns mit Stolz erfüllen darf, daß es |ein preußischer Mann war, der diese Sätze ausgesprochen hat so ist es ein weitrer Stolz und ein ­hohes Glück, daß unsre brandenburgisch=preußische Geschichte die Belege dazu liefert. Ich betone dies nachdrücklichst und knüpfe daran ein leises Bedauern, daß ich aus Deinen Mittheilungen ersehe, wie dies vernachlässigt wird. Ich werde mich mit der Gymnasial Oberleitung, der ich glücklicherweise befreundet bin, darüber in Verbindung setzen. Ihr steckt zu sehr im Römischen und Griechischen, nehmt daher die Ideale, diese Gestalten behalten | aber immer etwas Fremdes sind nicht Fleisch von unsrem Fleisch nicht Geist von unsrem Geist. Epaminondas. Welch Heldentod. Aber wir haben Bespiele um uns her in unsrem engsten Heimathlande, die mächtiger wirken, schon dadurch daß sie räumlich und zeitlich uns näher stehn, vielleicht auch darin, daß eine Form von Tugend darin zum Ausdruck kommt, die mehr christlich ist. Als Kurfürst Friedrich Eisenzahn Angermünde eroberte, sollten wurden ⌐in dunkler Nacht¬ Sturmleitern angelegt und die Ordre Befehl gegeben, daß kein Laut Ton laut werden dürfe um den Feind völlig zu überraschen. ­Einer derer die die Sturmleitern erstiegen, kam als er schon oben am Mauerrande war, in ein Schwanken und stürzte in den Wallgraben herab. In seiner | nächsten Nähe standen die Reserven (?) und wenn er gerufen hätte, hätte er sich retten können. Aber er kannte den Befehl und ohne daß ein Laut laut geworden wäre, versank er in dem Moorgrunde des Grabens. Das ist eine kleine Geschichte aber in ihrer hohen sittlichen Heldenschaft ist sie groß. Das ist der kategorische Imperativ. Das ist die preußische Idee, die unsre ganze ⌐preußische¬ Geschichte durchdringt, das ist die preußische Idee. In der müßt ihr großgezogen werden, nicht in griechischem sondern in preußischem Heldenthum. Ich werde darauf hinweisen. Und was ich noch mehr betonen möchte, nicht nur im Gehorsam lebt diese preußische Idee, sie lebt auch in der Auflehnung und das ist ihre schönste und | größte Seite. Auch davon mein lieber Adolf will ich Dir erzählen. Unser König Friedrich Wilhelm I. war ein bedeutender aber auch eigenwilliger und jähzorniger Mann und bei Gelegenheit einer Truppenschau ritt er auf einen Obersten zu, dessen Regiment ihm nicht gefiel und schlug ihn. Der Oberst prallte zurück aber im nächsten Augenblick war er wieder an des Königs Seite riß das Pistol aus der Halfter und hielt es dem König vor die Stirn. Dann wandte er das Pistol gegen sich selbst und erschoß

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sich. Dies ist ein großartiges Beispiel, das in der alten Geschichte nicht seines Gleichen findet. In echt edelmännischer Weise wahrte er seine Ehre und im nächsten Augenblicke brachte er sich seiner Loyalität und seiner Ehre gleichmäßig | zum ­Opfer. Solche Beispiele, mein lieber Adolf, die laß auf Dich wirken. Das sind nicht blos Anekdoten, nicht blos unterhaltliche Schnurren (?) das sind ernste Sachen, Samen­körner die wenn sie auf richtigen Boden fallen hundertfältige Frucht tragen. In welche Lebens­lagen Du auch kommen magst, habe solche Beispiele vor A ­ ugen  wahre Deine Ehre, aber nicht selbstisch, sondern immer mit dem Zuge (?) sich selbst zum Opfer zu bringen. Das war der große Zug des Jahres in dem Du geboren wurdest, das war der Zug für den Dein Vater in den Krieg zog und blutete. Darauf hin trägst Du Deinen zweiten Taufnamen und ich mag auch sagen Deinen ersten. Denn Adolf ist nur wie die |Abkürzung von Gustav Adolf; – das gehört zusammen. Die protestantische Idee, die ghibellinische Idee, die preußische Idee das alles ist eins. Innerliche Freiheit darauf kommt es an, die sich ist es wonach sich dann auch die äußerliche Freiheit gestaltet. Freiheit ist unsre Lebensluft. Haben wir die nicht, vertreten wir die nicht, so sind wir reif für den Ofen, so sind wir todtes Holz, das in den Ofen gehört. Das laß Dir gesagt sein und lebe danach auch wenn ich nicht mehr bin und Deine Schritte nicht mehr leiten kann“. Adolf Schulze war b wie benommen gewesen als er diesen Brief erhalten hatte und seine deutschen Aufsätze fingen an sich danach zu ge|stalten; er nahm wenn die Aufgabe es irgendwie zuließ seine Beispiele aus der brandenburgisch preußischen Geschichte, was Anfangs bei Lehrern und Schülern ein Lächeln weckte, aber Nacheiferung fand als der Rektor Worte der Anerkennung dafür hatte. Vielleicht daß der alte Stägemann einen Wink gegeben hatte. Adolf blieb lange auf der Schule weil er spät eingetreten war und kam erst mit 20 Jahr auf die Universität Jena und ein Jahr später nach Halle. „Du mußt nach Halle; da findest Du die Männer, die die preußische Idee vertreten. Auch einige ⌐Ketzer­ riecher und¬ Dunkelmänner, aber ihre Dunkelheit läßt das Licht der Andren nur um so heller erstrahlen.“ Nun folgt der Aufenthalt in Halle. Schulze’s Begeisterung für Witte; sein DanteCultus. Alles dies verhältnißmäßig kurz und blos referirend. Darauf antwortet Stägemann zustimmend und erfreut, aber doch nur bedingungsweise. Es bleibt doch eine uns fremde Welt etc. aber er lenkt wieder ein: denn es ist groß, ghibellinisch und eine Kunst die so hoch sie wandelt doch zugleich auch über die Erde schreitet und das ­Leben der ihrer Zeit mit durchlebt, Stellung nahm nimmt, verherrlicht und ver­urtheilt. ⌐„Die Beschäftigung mit was so weit Zurückliegendem zieht ab von dem ­Kampfe den jeder zu kämpfen hat. Es ist ein Ruhekissen. Gut für die Alten, die ausruhen ­dürfen, eine Gefahr für die Jungen, die sich dahinter zurückziehn und den lieben Gott ’nen guten Mann sein lassen.“¬ ⌐„Es ist mir recht, daß Du Philosophisches und Theologisches daneben hörst, das belebt das Juristische, das sonst leicht etwas Todtes hat.“ Dies noch etwas ausführen.¬ 1841 wird er Assessor und kommt nach Naumburg. Stägemann hat ihm ein ­Legat ausgesetzt und bis zu seiner Anstellung im Staatsdienst noch ein Extra, von da ab die Zinsen eines Legats. Er blieb in Verbindung mit Halle, Jena, Weimar. Es war die Herweghzeit und wiewohl er sich zuletzt in kleinen Meinungsverschiedenheiten mit ­Stägemann befunden hatte, so empfand er doch jetzt schmerzlich, daß ihm eine ­Stimme fehlte, die ihm ein „ja“ oder „nein“ zuriefe. Einer seiner Mit-Assessoren, dem er schon in Halle befreundet war, rief ihm eines Tages auf dem Heimwege von der

[DLA, A: Fontane 56.550/47r] [NFA 24, 345] [HFA 1V, 871– 872] [Fontane 1966] [HFA 2I/7, 512–513]

[DLA, A: Fontane 56.550/48] [NFA 24, 345] [HFA 1V, 872] [Fontane 1966] [HFA 2 I/7, 513]

[DLA, A: Fontane 56.550/49r] [NFA 24, 345–346] [HFA 1V, 872] [Fontane 1966] [HFA 2I/7, 513]

[DLA, A: Fontane 56.550/50r] [NFA 24, 346] [HFA 1V, 872–873] [HFA 2I/7, 513–514]

[DLA, A: Fontane 56.550/51r] [NFA 24, 346] [HFA 1V, 873] [HFA 2I/7, 514]

346 | [DLA, A: Fontane 56.550/52r] [NFA 24, 346–347] [HFA 1V, 873] [HFA 2I/7, 514]

[DLA, A: Fontane 56.550/53r] [NFA 24, 347] [HFA 1V, 873] [HFA 2I/7, 514]

[DLA, A: Fontane 56.550/54] [NFA 24, 347] [HFA 1V, 873–874] [HFA 2I/7, 514–515]

i.5 Charakterstudien ii: Männerfiguren

„Rudelsburg“ zu, wo |mehrere Lieder von Herwegh vorgelesen ⌐deklamirt¬ worden waren ⌐zuletzt das an Fr. W. IV., zu scheu der neuen Zeit¬: „Schulze, Du weißt nicht recht was Du willst.“  „O ich weiß es schon“.  „Nun was denn?“ „Ich will die preußische Idee“ „Die hast Du hier“ … Du hast hier „Noch einen Fluch schlepp ich herbei“ und noch eine Menge Flüche gegen Rom. Ja. Aber ich habe auch: „Reißt die Kreuze aus der Erden“ das ist zu viel, das ist antichristlich. Und dann habe ich die Zeilen gegen Fr. W. IV.  „Und Du, Du bist kein Oedipus gewesen,“ das ist antihohenzollersch. Und ohne Hohenzollern kein Deutschland, kein Preußen, keine Freiheit. Sie sind unser Hort. Gut. Aber hast Du denn keine Vorstellung von der Macht und dem Recht der ­Opposition? Du hast ein halbes Dutzend Lieblingsgeschichten und die von dem Obersten, der das Pistol auf Fr. W. I. anlegte hast Du mir schon wenigstens 6 mal erzählt und hast immer hinzugesetzt: das sei das Wahre. Gewiß. Das ist das Wahre. Aber so hebe doch auch das Pistol oder laß es Andre heben Und dann opfre Dich. Laß Dich einsperren. Das trägt goldne Frucht. Aber Du feierst das und so wie es Wahrheit werden will hast Du Bedenken und |erstirbst. Dabei kommt nichts heraus.“ So trennten sie sich. Schulze hörte das zum ersten Male. Was schon lange in ihm dämmerte, gewann Gewalt über ihn. Er hatte eine Erbschaft angetreten, aber war er im Stande sich auf der Höhe zu halten  das Richtige zu treffen. Er fühlte, daß er eine unselbstständige Natur sei, daß er der Führung bedürfe. Er war mehrere Tage lang in einer ernsten Verstimmung. Dann erholte er sich. Er hatte sich’s zurechtgelegt und fand daß es alles richtig sei, daß aber etwas darin sei, daß die Ehrfurcht

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Lieutenant Mejer von den Husaren [SBB, St 36, 1] [SBB, St 36, 2] [­Krueger 1976, 485–486] [HFA 2I/7, 240]

[SBB, St 36, 3] [­Krueger 1976, 486] [HFA 2I/7, 240–241]

Lieutenant Mejer von den Husaren. Maier von den gelben Husaren. Es muß so verlaufen, daß der Erzähler (es fängt also mit „Ich“ an) in einem kl: Badeorte ist: Swinemünde, Heringsdorf, Misdroy, Warnemünde. Vielleicht ist Warnemünde am besten, weil es am wenigsten auf ein bestimmtes Husaren=Regiment hindeutet. „Ich war Inhalirungs halber einen Sommer in W. Ein Fluß mündet hier in die See und jeden Morgen kommen große u. kleine Dampfer den Fluß herunter, große und kleine, die mindestens den Namen …. und wenn es sein kann den Namen Phönix führen. Nichts heitrer als um diese Stunde an dem Flußstrand im Glasbalkon und unter Linden sitzen und dem Quai=Treiben zuzublicken etc. etc. Und nun ausführlich ⌐aber doch knapp¬ die Schilderung des Warnemünder Badelebens. |⌐Extrafahrten da und dorthin waren an der Tagesordnung. Eines¬ Eines Tages war besondre Aufregung, ein Extrazug oder dergleichen ging, viele Personen stiegen ein und an beschlossen da und ⌐oder¬ dort hin (hier vielleicht Güstrow oder Ludwigslust oder ⌐Schleswig oder¬ etwas Aehnliches schildern) eine Fahrt zu machen, des Taubenschießens halber, oder der Kirche halber, oder irgend etwas Apartes, das solche Fahrt erklärt. Nun wird die Fahrt gemacht. Der Ort in Aufregung; Glocken gingen. Im Hôtel alles besetzt. Was ist los? „Leutnant Maier wird begraben, Maier von den gelben ­Husaren.“

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Und so war es. Nun das Begräbniß schildern. Wir schlossen uns an. Begräbniß. Rückfahrt ins Hôtel. Hier erzählt nun einer – Militair oder Civilist – die Geschichte von „Maier von den gelben Husaren“ mit allen Schnurren und Details. Als er fertig ist, hat es einen solchen Eindruck gemacht, daß ich noch mal an sein Grab gehe; dann erst fuhren wir bei Sternenschein auf dem Dampfer nach W. zurück. Noch einige Schlußbetrachtungen. Das Erste womit er literarisch auftrat  war: „Von den gelben Husaren“. Betrachtungen über Gelb und über Husaren. Keine Geschichte des Regiments. Vorwort. Ich gedenke keine Geschichte des Regiments zu schreiben. Das erfordert eine andre ­| Feder und wird sie finden. Das hieße unsre Geschichte schreiben von Chotusitz (?) bis Belle=Alliance (damals waren die letzten Kriege noch nicht geschlagen) und ich würde ⌐den Tag von so und so zu beschreiben haben¬ aufzuzählen haben hundert Fahnen und Standarten, dreißig Pauken und drei Kesselpauken. E Mir verbietet sich dies schon deshalb weil das Regiment damals noch grasgrün war, seine Umwandlung kam erst dann und dann und ich schreibe nur von den g­ elben Husaren. etc etc. ⌐Ich leiste darauf Verzicht, wiewohl jeder Militair die geheimen ­Zusammenhänge zwischen Ruhm und Farbe kennt. Es giebt Farben, die den Ruhm nahezu bedingen.¬ Dann Eintheilung des Buches selbst in verschiedene Kapitel 1. Ueber Gelb im Allgemeinen  2. Das Gelb in der Armee  3. Das Gelb in der Cavallerie  4. Das Husaren=Gelb. All dies aber ganz kurz weil rasch zu andern Dingen übergegangen werden muß. Volkslied. O Danneboom etc. Alles dies nach dem Vorgange des Kutschkelieds, aufs gründlichste. Eigenschaften und Eigenheiten. a. Großer Muth und großer Eigensinn. Trotz, Bockigkeit bis zur Verrücktheit. Dann wieder gutmüthig, nachgiebig, und weich wie ein Kind. Leichtgläubig und dann wieder im höchsten Maaße soupçonnös. b. Seine Maierschaft. Abstammung vom Major Domus. Nicht gerade von den Pipins, aber von andern. Duelle deshalb. c. Hochmüthige Stellung gegen den alten Adel. Mit dem neuen lebte er gut; von diesem fürchtete er nichts, seine Ueberlegenheit erschien ihm so stabilirt, daß er gnädig sein durfte, aber die alten Familien, die hatte er auf dem Strich, denn er war älter, er, Maier, Maier mit’m ai. d. Ueber Ma Seine literarischen Beschäftigungen.  1. Ueber Maier und ­Meier. 2. Von den gelben Husaren.  3. Dörffling, Derffling, oder Derfflinger? 4. ­Ueber Einführung der Kesselpauken in die preußische Armee  5. ­Ueber Oberst v. Geßler und Landvogt Geßler; ihre Verwandtschaft; Ueber­ einstimmung und Verschiedenheit ihrer Chara.  6. Zieten oder ­ Ziethen? 7. Ueber die weiße Frau  8. Welcher Art war das Verhältniß Friedrichs des Großen zu Frau v. Wreech und zur Barberina?  9. Versuch einer Rechtfertigung der schönen Gießerin.  10. Einfluß der Madame Rietz auf die Sittlichkeit ihrer Zeit.  11. Der Richterstab, der Feldmarschallstab und der Krückstock. e. Dann warf er sich auf das märkische Volkslied (Spezialität). O, Danneboom“ u. s. w. Hierbei nun vorzugsweise verweilen. Es war seine Spezialität u. sein Stolz. Gelehrte Abhandlungen. – Nach dem Choral wurd es langsam u. leise an seinem Grabe gespielt; dann rasch und heiter die 2. Strophe. etc.

[SBB, St 36, 4] [­Krueger 1976, 486] [HFA 2I/7, 241]

[SBB, St 36, 5] [­Krueger 1976, 487] [HFA 2I/7, 242]

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i.5 Charakterstudien ii: Männerfiguren

Auf dem Heimwege, auf dem Dampfschiff, den Sternenhimmel über uns, sangen wir es auch. [SBB, St 36, 6] [­Krueger 1976, 487] [HFA 2I/7, 243]

[SBB, St 36, 7] [­Krueger 1976, 487–488] [HFA 2I/7, 243]

[SBB, St 36, 8] [­Krueger 1976, 488] [HFA 2I/7, 243]

[SBB, St 36, 9] [­Krueger 1976, 488] [HFA 2I/7, 243–244]

[SBB, St 36, 10] [­Krueger 1976, 488] [HFA 2I/7, 244]

Leutnant Mejer war, als ich ihn kennen lernte, schon ein starker Vierziger und trug seit runden zwanzig Jahren sein a. D. auf der Visitenkarte. Er hatte bei den weiß- und blauen Husaren gestanden und zu seiner und seiner Kameraden Befriedigung einen plötzlichen Abschied genommen. Er zählte nämlich zu den Unbequemen und war von Natur und Prinzips wegen gegen alles „Spaß verstehn“. Er nahm alles ernsthaft und war jeden Augenblick bereit  sich wegen der Frage  ob die Zehdenickschen K ­ ürassiere schwefelgelbe oder apfelsinenfarbene Kragen gehabt hätten  übers Schnupftuch zu schießen. Es |kam nicht mehr dazu, seitdem er, gleich zu Beginn seiner nach ­seinem Eintritt ins Regiment, drei Duelle gehabt hatte, eins auf Säbel, zwei auf Pistolen, alle aus demselben Grunde  nämlich seines Namens wegen. Er war nämlich stolz auf seinen Namen, hielt sein j für viel bedeutender als ein von gleichgültiges modernes „von“ vor seinem Namen und leitete seinen zo Namen von ⌐zählte sich zu den¬ Meiers die ihren Namen von den alten Hausmeiern von den Major Domus dieses oder jenes Kaisers und Königs ableiteten. „Also in gerader Linie von Pipin dem Kleinen“ hatte Lieutnant von Zwickerström gesagt und dafür eine Kugel durch den rechten Oberarm gekriegt. Er fühlt sich unhaltbar und nimmt seinen Abschied. Liebesmahl. Rede des Obersten. Am andern Tage Abreise. Er war nun frei und ging in die Residenz. Aber was thun? Nun schildern, was er alles ergreift. Namentlich Entdeckungen, Verbesserungen. Denn er fand alles verbesserungsbedürftig. Er konnte nichts sehn, ohne ⌐laut oder leise¬ die Frage daran zu knüpfen: „warum ist das so? warum ist es nicht anders?“ Ob die Menschen es anders wünschten, war ihm gleichgiltig; die Menschen waren immer dumm und indolent. Das Bedeutende ⌐Bessre¬ mußte ihnen zu allen Zeiten aufgedrungen werden. Und nun fing er an zu suchen, bis er |etwas herausgeklügelt hatte. Vor allem war er für Sparsystem. Welche Unsumme von Heizmaterial ging verloren? Sparofen, Sparlampe, Sparflamme, das war so sein Gebiet. Endlich las er „how to catch a sunbeam“. Diese kl: Erzählung berührte ihn ganz eigenthümlich. Das Poetisch=Moralische daran war ihm lächerlich, aber nicht das Physikalische. Ja, warum fängt man nicht die Sonnenstrahlen. So gut wie man Eis aufbewahrt im Sommer, muß man Feuer im Winter aufbewahren können. ⌐Bologneser Stein. Was ist der Ofen anders als ein großer Warmstein? Einen solchen ⌐Solche¬ muß ich herzustellen suchen.¬ Ein anderer Gegenstand seiner Betrachtung war der Regen. Warum sammelt man nicht das Regenwasser. Riesen-Cisternen. Die Riesen=Cisterne würde Pump= und Druckwerke unnöthig machen. Schließlich paßte es immer nicht. Aber er nahm nur etwas Neues in Angriff. Eins hab ich vergessen. Er war auch sehr patriotisch. Deutsch durch und durch. Seine Bemühungen nach dieser Seite. Endlich wirft er sich auf das Volkslied. Seine Untersuchungen. ⌐Gründlichkeit ist seine Tugend, sein Stolz. Jede Kritik begann er damit: Der und der sagte: das ist Unsinn.¬ Endlich hat er es. Er blamirt sich unsterblich. Ein Musketier hat es geschrieben. In krankhaft gereiztem und hinaufgeschraubtem Ehrgefühl erschießt er sich.

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Obristlieutnant v. Esens. Er hat mit der Philöse ein intimes Gespräch über die Berliner Vergnügungen, er möchte sich ein bischen amüsiren; sie sagt: „ja, in den Zeitungen, – da wo die Vergnügungsanzeigen stehn.“ Sie bringt die Zeitung und sie nehmen sie kurz durch. „An den Litfaßsäulen, da steht nur das Große.“ Dann verweilt die Philöse bei der „Hasenhaide“ („Haide“.) und erzählt ihre Erlebnisse u. was das da los ist. Später kommen die Verwandten und die Sache wiederholt sich. Aber sie gehen dann in den Ausstellungspark und essen dort, ⌐promeniren da¬ mit Kunstunter­ brechungen. Und dann setzen sie sich zu Tisch und plaudern über das was sie gesehn haben. Dies ziemlich ausführlich.

[SBB, St 43, 1] [SBB, St 43, 2r] [NFA 24, 912] [HFA 1V, 848] [HFA 2I/7, 470]

Obristleutnant v. Esens. 1. Oberstleutnant v. Esens war seit 1875 „a. D.“ Er hatte den Krieg mit großer Auszeichnung mitgemacht und in einer der ersten großen Schlachten „die g­anze ­Geschichte mit seinen 4 Batterieen gehalten.“ Natürlich hatte er das ⌐trug er die¬ „erster Klasse.“ Sein Abgang ⌐– was aber nur die Allereingeweihtesten wußten –¬ war nicht ganz freiwillig gewesen  er hatte darauf gerechnet, das 2. Garde Feldartillerie=Regiment zu kriegen (auf das „1.“, hatte er trotz starken Selbstbewußtseins von vornherein verzichtend) und war dann, als das mit der Garde fehlschlug, um einen Pas rückwärtsgegangen also bis auf das Commando Regiment Feldzeugmeister. Als aber auch das mißlang (?) und ihm statt dessen Westpreußen drohte hatte er sich rasch entschlossen und |seinen Abschied eingereicht, ohne jede Motivirung weil er die Wahrheit nicht sagen konnte und etwas Unwahres oder ⌐blos¬ Redensartliches nicht sagen wollte. Denn so gütig er war, so schneidig war er auch  mit einfachen ⌐kindlichen¬ Leuten ⌐selber¬ wie ein Kind, mit unangenehmen Leuten sehr unangenehm. Außerdem war er ein Original, wie so viele von der Bombe. 2. Er nahm nun also den Abschied und zog nach Berlin in die Bülowstraße. Hindersinstraße hätte ihm besser gepaßt, aber es war zu theuer. Er nahm eine Haushälterin, die in jungen Jahren Köchin in einem guten Hause gewesen war  sich verheirathet hatte und dann Wittwe geworden war, eine gute treue Person, die mit ihrem Oberstleutnant umzugehen verstand. Er hatte noch einen Vetter in Berlin, einen Direktor im Eisenbahnministerium, von dem er viel hielt ohne daß sie so recht zu einander gepaßt hätten. Der Vetter war ganz Eisenbahn⌐mensch¬ und Vereinsfex was dem Oberstleutnant nicht sehr |paßte, Eisenbahn war ihm langweilig und hinsichtlich der Vereine hatten sie ganz verschiedene Geschmäcker. 3. Wenige Wochen nach Beziehung (?) der Bülowstraße hatte über diese Dinge ein Gespräch über diese Dinge stattgefunden: „Ottomar“ so hatte sich der Ministerialrath vernehmen lassen „Du wirst nu doch in einen Verein treten“.   Gewiß Ezard. (So nämlich hieß der Ministerialrath, denn die Esens waren eine friesische Familie und wollten von den Häuptlingsnamen nicht lassen, – unser Obrist­leutnant war nur eine Ausnahme.) Gewiß, Ezard. Aber in welchen? Vereine sind was Herrliches aber auch was Schreckliches.   Nun da haben wir die Geographische und dann haben wir die Anthropo­ logische ..

[SBB, St 43, 3] [NFA 24, 319] [HFA 1V, 839–840] [Fontane 1967] [HFA 2I/7, 462]

[SBB, St 43, 4] [NFA 24, 319–320] [HFA 1V, 840] [Fontane 1967] [HFA 2I/7, 462–463]

[SBB, St 43, 5] [NFA 24, 320] [HFA 1V, 840–841] [Fontane 1967] [HFA 2I/7, 463]

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[SBB, St 43, 6] [NFA 24, 320–321] [HFA 1V, 841] [Fontane 1967] [HFA 2I/7, 463–464]

(1) (2) [SBB, St 43, 7] [NFA 24, 321] [HFA 1V, 841– 842] [Fontane 1967] [HFA 2I/7, 464]

[SBB, St 43, 8] [NFA 24, 321–322] [HFA 1V, 842] [Fontane 1967] [HFA 2I/7, 464–465]

i.5 Charakterstudien ii: Männerfiguren

  „Mir zu gewöhnlich.“   Aber erlaube. Mir zu gewöhnlich. Höre Ottomar das ist mir doch zu oberstleutnantlich ..   Ach, Ezard, Du mißverstehst mich ja .. Mir zu gewöhnlich … Ich werde doch nicht die Leute meinen. Zierden der Wissenschaft und Ritter vom Geist .. Aber nein .. Ritter |vom Geist  das sind wieder andre. Aber das ist ganz gleich wie sie zu nennen sind, so oder so, ganz famose Leute … Ich meinte nur, es sei ⌐so¬ was allgemeines, alltägliches und ich glaube daß ich darin Recht habe … Wenn hier ­einer einwandert, ein bischen Handwerksburschenausdruck, aber das schad’t nicht, wenn hier einer einwandert und ein bischen auf sich hält und ein bischen was bedeuten will, dann kriecht er da unter; .. es is was ganz Feines und ich möchte beinah sagen etwas Hochanständiges, beiläufig ein furchtbares Wort, aber es ist nichts Apartes.   Ja, was heißt Apartes.   Erlaube, da muß ich Dir widersprechen. Es giebt mehr Apartes als die Leute glauben, die Leute haben nur kein Auge dafür weil sie selber nicht apart genug sind. Sieh da haben wir jetzt die Luftschiffer-Abtheilung. Ich bin persönlich bin zu dick dafür und man kann darf solcher Gondel nicht zu viel zumuthen. Aber wenn es eine aeronautische Gesellschaft gebe, man braucht ja nicht selber | mit aufzusteigen man kann ja auch blos so mitmachen oder mit dabei sein wenn gefüllt wird oder die Stricke losgelassen werden. Und dann verheddert sich einer in den Telegraphendrähten oder landet bei Königsberg in der Neumark und die Leute denken, es ist ein Unthier oder dringen auf Schadenersatz weil ihnen ihr Kleefeld zertreten ist, – ich kenne diese märkischen Bauern da is immer was zertreten, immer wollen sie ’was ’rausschlagen und immer mit Gott für König u Vaterland ich sage Dir es ist alles Bande ..   Aber Du wolltest von dem Verein sprechen.   Ich war schon wieder bis dicht heran aber wenn ich mich so im Sprechen über was ärgere dann mache ich immer eine Curve. Ja Aeronautische Gesellschaft, sieh das wäre was. So was kann doch nur zwanzig, oder dreißig Mitglieder haben, als ich jung war ist mal ein Tabackshändler aufgestiegen, aber |solche giebt es doch nur wenige, der Spießbürger ist immer für terra firma, nicht mal aufs Wasser will er und einer soll neulich gesagt haben „er ginge nicht auf See, da sei man doch zu sehr in Gottes Hand.“ Also, was ich sagen wollte es können nur wenige sein. Und immer wo Wenige sind, das is was Apartes. Und deshalb bin ich gegen die Geographische, weil da so viele sind.   Der Vetter lachte und sagte: Ottomar Du ⌐bist doch ein richtiger Esens und¬ hast doch noch den richtigen Friesenschädel. Ich glaube den Spleen haben die sogenannten Angelsachsen, – denn es sind eigentlich Friesen gewesen  das steht jetzt wissenschaftlich fest – von uns aus mit herübergenommen.   Na Ezard mit Dir steht es auch auf der Wippe. Wenn schon einer sagt, daß etwas „wissenschaftlich feststeht“, dann wird mir immer bange. Das ist auch ein Spleen.   Die Kulicke brachte das Frühstück und der Oberstleutnant zog den Korken aus der Rothweinflasche. Es war ein so langer Kork, daß es einen ordentlichen Knall gab.

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  „Immer noch schweres Geschütz“, sagte der Ministerialrath   Und dann stießen sie an. *      * * Das Gespräch mit dem Vetter, das sich beim Frühstück in immer gemüthlicherer Form fortsetzte, hatte schließlich doch zu einem Resultat geführt: der Oberstleutnant hatte seine Geneigtheit ausgesprochen Mitglied der „Numismatischen“ zu werden, aber doch erst nach Niederkämpfung aller möglichen Bedenken. Ich bekenne Dir „Numismatische“ das gefällt mir. Sie hat was Friedfertiges und sonderbar danach sehne ich mich seit ich den Kriegsrock ausgezogen und hat auch das „Aparte“ wovon ich nun einmal nicht absehen kann. Aber ich bekenne Dir, ich habe doch eine leise Furcht davor. Alte Artilleristen sind doch halbe Wissenschaftler, man muß ja doch auch in einem fort lernen, hol der Teufel das ewige Examiniren und weil man nun mal ein Wissenschaftler ist, so wird auch was von einem verlangt, man muß in der Geschichte was leisten und ich bilde mir auch ein, |ich verstehe meinen Caesar und ohne renommiren zu wollen ich bin auch in Xenophon zu Hause, natürlich Uebersetzung. Aber, da wir ja nicht griechisch sprechen, ist das aufs Historische angesehn ebenso gut. Caesar, Xenophon und von Condé und Marschall von Sachsen oder Marlborough und Marschall v. Sachsen rede ich gar nicht erst. Uebrigens weißt Du denn, daß die Georges Sand eine Enkelin von ihm gewesen sein soll? Also Ezard, der auch Literatur trieb, nickte wie wenn er sagen wollte: „selbstverständlich.“ Also für Alltag geht es. Aber nun diese Numismatik. Das ist eine verdammt vornehme Geschichte damit und auf Modernitäten lassen sich die Leute ⌐ja¬ gar nicht ein. Caesar ist schon entschieden modern. Ob eine Münze gefunden wird von Titus ⌐diesem¬ deliciae generis humani oder von Domitian dem Fliegenfänger oder von Helio­gabal der mir wegen seiner Gourmandise noch immer der liebste von der ganzen Gesellschaft, – ja Edzard da rührt ein Numismatiker keine Hand. Das Mindestmaß ist |Crösus. Beiläufig heißt es, es gäbe wenig Crösusmünzen, was mir ein Unsinn zu sein scheint. Wenn einer sprüchwörtlich als Geldfatzke (??) ich möchte beinah sagen als unausgesetztes Dukatenmännchen fortlebt, so muß er doch Münzen gehabt haben und es liegt gar kein Grund vor warum grade die Crösusmünzen verschwunden sein sollen. Aber dies beiläufig. Ob nun die Crösusmünzen was sind oder nicht, gleichviel, da ist eine da liegt eine vor und nun entspinnt sich ein Crösusgespräch. Um solch Gespräch zu führen, muß man etwas von dem Mann wissen. Aber was weiß ich? „Solon, Solon“ und dann der Gemeinplatz der sich in allen Sprichwortbüchern findet daß man den Tag nicht vorm Abend loben soll. Und dann daß Cyrus der ganzen Herrlichkeit ⌐kam …¬ Ja, Ezard, das ist mir zu wenig. Das lernen die Jungens in Sexta und wenn man Oberstlieutnant ist und Numismatiker – jeder Numismatiker ist doch eigentlich ein mit einer Sammlung in Glaskästen ausgerüsteter Leopold Ranke – ist das zu ­wenig.“ Er hatte das noch weiter ausgeführt, war aber doch überzeugt oder besiegt worden und hatte und einige Wochen später in die Numismatische eingeführt worden. Er fühlte sich da auch ganz wohl, fand es aber bald unausreichend  jedenfalls unausreichend behufs Unterbringung der ihm sehr reichlich zugemessenen Zeit, weshalb er auf andre Dinge sinnen mußte. Er ging dabei seinen eignen Gang, kaufte sich alle Sorten Kalender: Abreißekalender, Kunst Literatur und Theaterkalender, besonders Sportkalender und machte sich gestützt darauf einen eignen Kalender zurecht, in

[SBB, St 43, 9] [NFA 24, 322] [HFA 1V, 842– 843] [Fontane 1967] [HFA 2I/7, 465]

[SBB, St 43, 10] [NFA 24, 322–323] [HFA 1V, 843] [Fontane 1967] [HFA 2I/7, 465–466]

[SBB, St 43, 11] [NFA 24, 323] [HFA 1V, 843–844] [Fontane 1967] [HFA 2I/7, 466]

[SBB, St 43, 12] [NFA 24, 323] [HFA 1V, 844] [Fontane 1967] [HFA 2 I/7, 466]

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[SBB, St 43, 13] [NFA 24, 323–324] [HFA 1V, 844–845] [Fontane 1967] [HFA 2I/7, 466–467]

[SBB, St 43, 14] [NFA 24, 324] [HFA 1V, 845] [Fontane 1967] [HFA 2 I/7, 467]

[SBB, St 43, 15] [NFA 24, 324–325] [HFA 1 V, 845–846] [Fontane 1967] [HFA 2I/7, 467–468]

i.5 Charakterstudien ii: Männerfiguren

dem zwar nicht jeder Tag aber doch jeder dritte oder fünfte Tag seinen Vermerk empfing Früh Subskriptionsball, Frühjahrsparade, Rennen in Westend, in Karlshorst, in Hoppe­garten, Ruder=Regatta in Grünau, Segelregatta auf dem Müggelsee. So glückte es ihm viele Tage des Jahres festzulegen. Das ging so durch anderthalb Jahr hin oder länger als er wahrnahm daß auch das nicht verschlug. Er war sehr unruhig und hatte – neben manchem worin er auch ­wieder stabil war – im |Ganzen genommen ein starkes Wechselbedürfniß. Das zeigte sich auch hier wieder und nach einigen verfehlten Anläufen glückte es ihm, auch wirklich was zu finden, was geeignet schien ihm eine lebhafte Freude zu machen. Er wurde nämlich Markthallen=Enthusiast. Nun dies ausführen wie er die verschiedenen Markthallen durchstudirt die Blumen-­ Markthalle, die so und so und die Dorotheenstädtische mit der Werderschen. Darüber hatte er eine Unterhaltung mit seiner Haushälterin die ihm zustimmte und einzu­ machen versprach, Aprikosen, Pfirsiche und alles. Bis sie zum Schluß sagte: „Aber ­waren Herr Obristleutnant denn schon in die große?“ „Was ist große?“ „Nun die ­große, wo alles ist, wo die andern alles herkriegen und wo es am billigsten ist. Aber mitunter ordentlich zum Graulen, so viel Fleisch und so viel Fische und die Hasen alle schon abgezogen. Na, nachher ⌐wenn er gespickt ankommt¬ merkt man nichts mehr davon aber vorher, wenn da so hundert Stück hängen und dazwischen welche mit nem Fell und ’nem Hasenbart, lange spitze Haare, und die | Augen als lebten sie noch, – zum Graulen.“ Hören Sie, Frau Flintsch, da werde ich mal hingehn. Aber dann müssen Sie Montags gehn, denn is es am schönsten oder doch am merkwürdigsten und man weiß nich wo man hin soll, wenn die Fischhändler so mit den großen Fischnetzen voll anfangen und alles zappelt und sieht so silbern aus wie Stinte oder wie Heringe. Nun das is mir lieb. Da muß ich hin. Und nächsten Montag war der Obristleutnant da und kam sehr befriedigt wieder und war so befriedigt, daß er an seinen Bruder, der nun aber schon Oberst war und im Westphälischen stand und der gerade Geburtstag hatte, so daß er doch schreiben mußte, einen langen Brief darüber schrieb. Er war dabei aus den verschiedensten Gründen in sehr guter Stimmung vor allem deshalb weil er, namentlich bei Geburtstagsbriefen nie wußte, was er schreiben sollte und nun mit einem Mal einen Stoff hatte, wo doch mit den ihm schrecklichen Redensarten schnell auf|geräumt werden konnte. Er schrieb also: Lieber Botho ⌐Ocko¬ (friesischen Namen nehmen, Ocko ist gut.) Nun den Brief. Erst ganz kurz die Gratulation. Dann die Aufforderung, wenn er die „Geschichte quittire“ (ich rathe Dir laß es nicht auf den blauen Brief ankommen) auch nach Berlin zu kommen. Es lasse sich ja mancherlei dagegen sagen. Aber so viel bleibt: irgend was is immer los, auch wenn man nicht zu den äußersten Mitteln schreitet, was sich bei unsren Jahren und unsrer gesellschaftlichen Stellung ohnehin verbietet. Von unsrem Adel will ich dabei nicht sprechen. Denn, unter uns, es waren zwar sehr ­forsche Kerle, aber doch eigentlich dolle Nummern. Wenn ich an unsren einen Ahnherrn denke, der einen Nachbarn zwischen zwei Bretter legen und durchsägen ließ. Selbst für einen von der schweren Artillerie zu starker Toback. Aber wovon ich Dir nun eigentlich schreiben möchte, daß ich ⌐ist¬ ein neues Vergnügen, das ich hier habe und das mich ganz ausfüllt. Nun wirst Du vielleicht denken: zu Hofe, Prinz Friedrich Karl (bei dem ich übrigens neulich zu Gaste war, ganz famos

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und sehr gnädig) oder | Bismarck oder der große Zapfenstreich neulich. Fehlgeschossen. Nichts davon. Ich stehe jetzt im Zeichen der Markthallen. Die Berliner Markthalle hat es mir angethan, besonders die „große“ wie meine gute Kulike immer sagt. Die „große“, das ist die auf dem Alexanderplatz, so zu sagen das Becken, das alle Quellen speist. Nun dies ausführen. Schilderung der Großen Markthalle. Obst und Käse. Erinnerung an Zola. Ventre de Paris. Jeder Bauch ist schrecklich, aber der Pariser Bauch muß doppelt schrecklich sein. So war immer mein Gedanke. Jetzt, nach diesen persön­ lichen Erfahrungen, denke ich anders darüber. Dieser Bauch ist einfach grandios. Nun die Schilderung. Ziemlich ausführlich, aber nicht zu lang. Dann 3 Sternchen. *      * * Dann Gespräch mit der Kulike. Die Haide. „Ja was heißt da Haide? Wir haben da bei uns eine Haide, aber das haben sie hier nicht, hier giebt es bestimmte Haiden, eine Wuhlhaide, die Jungfernhaide, sogar die Wuhlhaide. Nu ja, Herr Obristleutnant warf die Kulike verschämt ein. Und meinetwegen auch die Hasenhaide. Natürlich Herr Obristleutnant das ist sie ja“. „Das ist sie ja;“ .. was meint das? Das is sie ja. Die Hasenhaide das ist die Haide. „So so. Na meinetwegen. Also das ist die Haide. Und Sie meinen das wäre was? Ja Herr Oberstleutnant. Na, und was giebt es dann da so? Da giebt es alles. (Nun ausführen was es da alles giebt.) Der Obristleutnant ist zufrieden, geht hin, kommt erst spät zu Haus. Am andern Morgen Gespräch mit der Kulike. Auch über Karussel. Und sind der Herr Oberstleutnant mitgefahren. Nein, liebe Kulike; so weit ging es doch nicht. *      * * Der Oberstleutnant ging noch durch viele Stadien. Diese alle aufzählen. Er kam immer auf neue Geschichten. Am kürzesten war er bei Museum und National=Galerie. Die Zahl der Vereine hatte sich gemehrt, er war nicht mehr so wählerisch und so wuchs die Zahl der Personen, zu denen er in wenigstens flüchtige Beziehungen trat. Dies wurde denn auch Ursach daß sich ganz wie von selbst die letzte seiner Leidenschaften in ihm ausbildete. Er mußte bei der großen Zahl von Vereinen denen er jetzt angehörte so oft zu Begräbnissen, |was ihm anfänglich unbequem war. Aber l’appetit vient en mangeant und eh er sich ’s versah und sich der Sache so recht bewußt war, war er Begräbnißfanatiker geworden. Er wartete ordentlich auf „Fälle.“ Er wurde denn auch bei den Reportern eine populäre Figur, so daß jeder derartige Bericht an seinem Schluße lautete. Unter den ⌐zahlreich¬ Erschienenen bemerkten wir den Prinzen Alexander, den Herzog v. Ratibor, den ersten Kammerherrn ihrer Majestät der Kaiserin, den Minister Maybach, den General v. Pape, den Oberstleutnant v. Esens etc. Dies kehrte regelmäßig wieder: „Oberstleutnant v Esens“ und dann „etc.“, wie zum Zeichen: „so weit verlohnt es sich; was nun noch kam, kann übergangen werden. Dies wurde natürlich bemerkt und sein Bruder der Oberst schrieb, der mittler­ weile bis dicht an den General herangerückt war, schrieb ihm etwas spöttisch darüber.

[SBB, St 43, 16] [NFA 24, 325–326] [HFA 1V, 846] [Fontane 1967] [HFA 2I/7, 468–469]

[SBB, St 43, 17] [NFA 24, 326] [HFA 1V, 846–847] [Fontane 1967] [HFA 2I/7, 469]

[SBB, St 43, 18] [NFA 24, 326–327] [HFA 1 V, 847–848] [Fontane 1967] [HFA 2I/7, 469–470]

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i.5 Charakterstudien ii: Männerfiguren

Er muß angereist kommen und bringt seine Frau mit. Und nun erst haben sie das Gespräch darüber, woran die Frau heiter und graziös theilnimmt. Hierauf antwortet er nun und schildert ausgiebig, wie er dazu gekommen und wie genußreich die Sache sei. Das war im September. Schon im Oktober nahmen die Berichte des Reporters ein andres Gesicht an, der Obristleutnant am Schluß fehlte und die Stelle blieb längere Zeit unbesetzt, bis sich ein adliger Landgerichtsrath, der ⌐von¬ denselben Passionen wie v. Esens erfaßt zu sein schien und nun an seine Stelle trat. Oberstleutnant v. Esens ruht auf dem Matthäikirchhof.

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Die Bekehrten [SBB, St 31, 5r] [­Krueger 1976, 488–489, 499] [HFA 2 I/7, 313–314]

[SBB, St 31, 6r] [­Krueger 1976, 489] [HFA 2I/7, 314]

[SBB, St 31, 7r] [­Krueger 1976, 489] [HFA 2I/7, 314]

[SBB, St 31, 8r] [­Krueger 1976, 489] [HFA 2I/7, 314] [SBB, St 31, 7r marg.]

Neuer Roman. (Besser als Novelle zu verwenden.) Die Bekehrten. (Einbändig.) Jede der beiden Hauptfiguren ist von einigen ihm verwandten Naturen umstellt. ⌐Zu¬ Des Majors ⌐(Junggesellen)¬Umgebung gehören: Inspektor, alter Diener, conservativer Pastor, Gutsnachbarn; zu der Umgebung des Professors: Frau, Sohn, andre Professoren, Hausgenossen (der Wirth; Berliner Bürger, Fortschrittler.) Der Sohn ist die Vereinigung beider Prinzipien: ein Gelehrter, der in die Welt geschickt wird. Es schließt damit ab, daß er diese Reise antritt. Vielleicht: Goldene Mitte oder die Bekehrten. Die Bekehrten Professor v. Holzenbeck Major und Rittergutsbesitzer v. Holzenbeck. Es sind Vettern aus der Ukermark. Jener lebt in Berlin; er ist Arhäolog, philologisch gebildet, war in Italien und Griechen­land und ist in Leben und Politik Idealist, Theoretiker, feiner Doktrinär, der alles ⌐im Leben¬ im Einklang mit Freiheits- und Fortschritts-Prinzipien gestalten will. Schwärmer für Washington, Peabody etc. Sein Bruder ist ächt-ukermärkischer Praktiker. Braver, |reizender Kerl, aber ganz aus der alten Schule. Eine Art Marwitz, aber ohne jede Ideen und Prinzipien, die ­diesen auszeichneten. Ein bornirter Conservativer, nicht weil er überhaupt bornirt wäre, sondern weil er glaubt das alte Regime, das Wirthschaften nach Erfahrung (auch im Wirthschaftlichen, auf seinem Gut) sei das Richtige. Die Aufgabe ist nun zu zeigen, wie das Leben, Erfahrung, Politik (sie sitzen beide im Reichstag) den ⌐extremen¬ Theoretiker zu einem mäßigen Praktiker und den extremen Praktiker |zu einem mäßigen Theoretiker machen, der sich mit ⌐der¬ Neuzeit und ihren Ideen aussöhnt, ihre Berechtigung zugiebt. ⌐Für den einen sind die Attentate (dies nur andeuten) das Bekehrende. Also eine Art Treitschke. Für den andern sind die Maigesetze und das Socialistengesetz das Bekehrende. Er erkennt die großen geistigen Mächte, die sich polizeilich nicht reguliren und unterdrücken lassen.¬

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In unsren Kindern!

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Am Schluß: Es hat sein Mißliches mit dem Mittelkurs. Ein Professor pflegte zu sagen: „Es hat immer Völker gegeben, die an einen Gott glaubten und es hat immer Völker gegeben, die an keinen Gott glaubten; meine Herren, die Wahrheit wird wie immer ⌐in¬ der Mitte liegen.“ Diese Anekdote hat mich immer vor der ⌐goldenen¬ Mitte gewarnt. Sie ist aber doch eine Wahrheit. Es giebt eine goldene Mitte. Und nur allein bei ihr ist Leben, Gedeihen und Wahrheit.

[SBB, St 31, 8r]

Minister a. D.

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Minister a. D. Novelle in Briefen. Briefwechsel zweier Minister a. D., die, so lange sie im Dienst waren, schlecht zu einander standen, nach ihrer gemeinschaftlichen Beseitigung durch Fürst B. aber Freundschaft schließen und nun miteinander correspondiren. In dieser Correspondenz nun entwickeln sich die Charaktere. Charakter I.  Figur wie Graf Eulenburg. Minister des Innern; liebenswürdiger Schwerenöther, etwas Libertin, etwas Voltairianer. Voller Anekdoten, Schnurren, Medisancen, immer muthig, |immer elastisch; dabei aber eigentlich faul und ziemlich froh aus dem Dienst heraus zu sein. Sehr adelsstolz, aber eben deshalb gar nicht ehrgeizig. Alter Jung=Geselle; Kunstkenner und Kunst=Mäcen. Bilder, Skulptur, Ballet. Unter den Dichtern nur Horaz, Catull, Ovid, ein wenig Goethe, etwas Heine und viel Byrons Don Juan. Vorliebe für Swift, Sterne und Rabelais. Aus der Musik macht er sich nichts; „ich kann mir nichts dabei denken.“ Charakter II.  Figur wie Falk. Kein Spielverderber, liebenswürdig, | aber ganz auf die ernste und ehrpußlige Seite gefallen. Er kann ohne „Aufgaben“ nicht leben. Er muß eingreifen, regieren, gestalten, verbessern. Er ist im Dienst einer Idee. Praktischer Mann und doch Idealist. Er sehnt sich in seine Stellung zurück. Hat aber doch Witz und Geist genug, um diese seine Sehnsucht fein zu ridikülisiren. Zuletzt heirathet I. die liebenswürdige Tochter von II. und sie getrösten sich ⌐(d. h. II)¬ als Großväter die vollkommne Ruhe u. Ergebung über sich kommen zu sehn. (Sie müssen sich inzwischen mal besuchen – in einer Briefpause – wo sich dann die Verlobung anbahnt. D. h. nur in leiser Andeutung.

[SBB, St 18, 4]

In unsren Kindern!

[DLA, A: Fontane 60.330/1] [NFA 24, 310] [HFA 1V, 832] [HFA 2I/7, 455] [DLA, A: Fontane 60.330/2] [NFA 24, 310] [HFA 1V, 832–833] [HFA 2I/7, 455]

In unsren Kindern! Erneuerung in den Kindern. Zwei Freunde. Einer Gymnasialdirektor in der einer kleinen Stadt wie Ruppin, der andre Landgerichtsrath in Berlin. Letztrer wird als Landgerichtsdirektor ⌐von Berlin¬ nach Ruppin versetzt. Er meldet sich brieflich an, erinnert sich der ⌐Schul u.¬ Studentenzeit, des 2 maligen Treffens

[SBB, St 18, 5]

[SBB, St 18, 7]

[SBB, St 18, 9]

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i.5 Charakterstudien ii: Männerfiguren

in der Schweiz, (wo aber blos seine, des Juristen Frau bei zugegen war) und so hofft er auf die alten Freundschafts-Ideale. Meine Kinder sind gut, meine Frau kennst Du. Besorge eine Wohnung. Und nun kommen sie an. Die Pleite beginnt. Die Kinder sollen sich befreunden. Allgemeiner Antagonismus. Endlich trägt der Jurist auf seine Versetzung an. Von da aus stiftet er einen Friedensbrief. Der andre antwortet.

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Die Brüder Wurzelberger [SBB, St 7, 1] [SBB, St 7, 2var]

[SBB, St 7, 2vav]

Die Brüder Wurzelberger. Die ⌐Brüder ⌐Brüder¬¬ Wurzelberger. oder Wie das so geht Die Brüder Wurzelberger waren so verschieden, wie die Taufnamen ⌐(Immanuel u. Christian)¬ die sie führten. Die Namen kamen übrigens schon mal in der Familie vor, auch die G zwei Generationen kam zurück kamen die Namen vor und waren von da herübergenommen. Damals hatte sich an die Namen nichts Besondres geknüpft, erst bei den jetzt lebenden Brüdern war die geheimnißvolle Macht des Taufnamens zum Durchbruch gekommen und Immanuel war Philolog mit einem Stich ins Philosophische geworden, während Christian in der Tradition blieb und das Lein­waaren­geschäft fortsetzte. Es hatte sich unter seiner Leitung sehr gehoben und Christian Wurzel­berger war ein Mark=Millionär. Einige lachten wenn sie das hörten und ­sagten verte |mit ­einem unbeschreiblichen Ton: „Mark?“ Es war ein unbeschreiblicher Ton  der etwa andeuten sollte  erst Gould, dann Mackay, dann Wurzelberger.

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Das hinterlassene Bild [SBB, St 18, 18]

[SBB, St 18, 19]

Das hinterlassene Bild. Oder vielleicht: Das Familien-Bild. Es muß ein Männer-Portrait eines Mannes sein, der sich zwischen 1640 und 50 entweder auf königlicher oder Cromwellscher Seite auszeichnete, so daß das Bild nicht blos um des Meisters willen (Van Dyck) sondern eben so sehr um der Person willen auch jetzt noch ein Interesse hat und zwar für Familie und Nation beinah gleicher­ maßen. Das hinterlassene Bild. Muß in London spielen. Der eine Bruder auf einem der Bedfordia Squares (Tavistock Square vielleicht am besten); der andre Bruder im Inner Temple oder in Grays Inn Lane oder Lincolns Inn.

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Der v. Katte und der v. Katz

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Beide ⌐Brüder¬ brav, gut, gescheidt, aber eigensinnig, verrannte Standpunkte, ­ amentlich der, der das Veto hat. Beide sind verheirathet; der Veto=mann kinderlos, n der andre hat eine Tochter. Die Mutter liebt beide. Theilt alles. „Den Becher nicht zugleich“. Das Bild erhält der ältre, der auch der künstlerische war, der auch die Tochter hatte. All dies testamentarisch. Nach 14 Tagen schritt man zur Aufräumung. Man findet ein Tischchen am Krankenbett; ein Kästchen darin; in dem Kästchen ein grünes Notizbuch. In dem Notizbuch ein Zettelchen. Auf dem Zettelchen einen ⌐mit Bleistift gekritzelten¬ angefangenen Satz: das Bild gehört Robert ⌐George¬; sollte er es veräußern wollen, so ist die Zustimmung Johnie’s nöthig. Versagt Johnie diese Zustimmung …“ Hier brach der Zettel ab. Es war die Handschrift der Mutter. Die Brüder finden den Zettel und zeigen ihn sich. Johnie bat das Notizbuch behalten zu dürfen, er behielt auch den Zettel. Die Sache war gleichgültig; bald vergessen. Nun die tragische Entwickelung daraus. Die Mutter ist 70. Der älteste Sohn 50. Der jüngere Sohn 45. Die Tochter des älteren 15. Sie vertritt das milde, beschwörende Element, der Erbittertheit der Partheien ­gegen­über.

Der v. Katte und der v. Katz

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Der v. Katte und der v. Katz. Die kleine Cavallerie=Garnison (Brandenburg.) Morgenscene. Sonne. Straße. Markt. Dom. Brücken. Er freut sich. Er las die Schilder: Jonas, Henoch, Freuthal – und er schüttelte den Kopf. „Schade, sonst eine feine Stadt.“ Kommt zu Haus. Bursche. Zimmer-Einrichtung. Behagen. Großer Hund. (Er ist Junggeselle) Kriegt einen Brief oder eine Meldung, aus dem hervorgeht: die andre Schwadron erhält Rittmeister v. Katz, der bisher in Deutz bei den größe grünen Kürassiren gestanden. v. Katz ist ein Frankfurt am Mainer. Banquier-Sohn; erst der Vater christlich | geworden. Kleiner, schwarzer Kerl, mehr Husaren- als Kürassir=Figur; munter, lebhaft, energisch, klug, witzig, decidirt. Verheirathet oder vielleicht auch nicht (näher zu er­ wägen, weil nachher seine Schwester auftaucht). v. Katz kommt an, macht Visiten. ⌐auch bei Katte¬ Es geht anfänglich. Zuletzt Schraubereien. Katte: Katz ich glaube wir haben dieselbe Abstammung. Katz. Kommt nur drauf an, wie weit wir zurückgehn. Katte. Nun sagen wir: Christi Geburt. Katz. Das ist mir nicht weit genug. Katte. Ich dächte doch. Katz. So weit gehen die Kattes zurück, die damals noch einen Klan, b ein Volk bildeten: die Katten. Aber da war unsre große Zeit schon vorbei. – Nun renommirt er etwas aus der jüdischen Geschichte vor, wo „Katz“ (hebräisches Wort nehmen) eine Rolle gespielt. Katte setzt nun die Schraubereien fort; Katz parirt geschickt, bis es schließlich nicht weiter geht und es zu einem Duell kommt. Katz wird getroffen. – Katte pflegt ihn. – Sie söhnen sich aus. Vermacht ihm sein Gut (einen Theil seines Besitzes.) ⌐Vorher Sorge: „wo werd’ ich begraben?“ Katte pro-

[SBB, St 35, 4]

[SBB, St 35, 5]

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i.5 Charakterstudien ii: Männerfiguren

ponirt seine Gruft. Dies muß eine Hauptscene sein.¬ Vorher ist schon die Schwester gekommen ihn zu pflegen. Da findet sich die Kugel; er wird gerettet. Gespräch wegen der Schwester. Ich glaube: sie ist für die jüngre ⌐christliche¬ Linie, trotzdem sie die jüngere ist. Ich kenne unsre Weiber. Gleichviel, Katz, es bleibt in der Familie.

[SBB, St 37, 1] [­Krueger 1976, 489] [HFA 2I/7, 315] [SBB, St 37, 2] [­Krueger 1976, 489–490] [HFA 2I/7, 315]

[SBB, St 37, 3r] [­Krueger 1976, 490] [HFA 2I/7, 315]

[SBB, St 37, 4r] [­Krueger 1976, 490] [HFA 2I/7, 315–316]

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So oder so? So oder so? Novellette. So oder so? Erste Situation. Er  Morgens beim Frühstück. Arbeits= und Studirzimmer. Bilder; ihr Bildniß. Brief. ⌐S. letztes Blatt.¬ Er liest. Einladung zu Freund v. S., der Landrath ist, reich, verheirathet, geachtet, dekorirt, Rittmeister in der Landwehr-Cavallerie. Betrachtungen. (Der Brief nennt schon das Lied.) Zweite Situation Reise hin. Ankunft Unterbringung. Nacht. Der andre Morgen. Die Glocken gehn. Kirchgang. Deputationen. Dritte Situation. Das eigentliche Fest. Das Fest=Dîner. Die Toaste. Zuletzt (er sitzt dem Jubilar gegen­über) |ein Toast des Jubilars auf seinen ältesten Freund. Sehr liebenswürdig aber im Ganzen doch de haute en bas. Vierte Situation. Seine schmerzlichen Betrachtungen. „Welch reiches Leben er („ich gönn ⌐neid¬ ihm seinen Reichthum nicht, aber das reiche Leben!“) und welch armes ich.“ So stellt er Betrachtungen an. Fünfte Situation. Zwiegespräch mit der Frau, klug, liebenswürdig, aus „kleinen Verhältnißen“, die also vergleichen kann. „Glauben Sie mir, es fehlt überall. Was ist Glück? Haben wir’s? Ja, nein. Der Glücklichste ist der, der frei und bedürfnißlos ist und ein |reines Ge­ wissen hat.“ Sechste Situation. Im Park. Er hört sein Lied singen. „Nun, es mag bleiben wie es ist. Keine Klage mehr. Jeder an seinem Platz. Wo man steht, thue man sein Bestes. Jeder streut Thaten aus, der eine so, der andre so. Was sie der Menschheit bedeuten, weiß niemand. Auch hier ist alles Gnade. Das reichste Leben bedeutet vielleicht nichts und ein Lied, ein Satz, ein Wort trägt unendliche Frucht. „Befiehl Du Deine Wege“ – welche Fülle von Trost ist aus dieser einen Zeile aufgesprossen. Dann eine Strophe von Claudius, von Bürger. „Wirst Du Dich einreihen? Ach, ⌐Vielleicht. Aber¬ wenn auch nicht, es kann kein Elend und keine verlornes Leben sein diesen stillen, belächelten Weg gewandelt zu sein. Die schöne Frau hat Recht: „…   ….“ (Nun einen ihrer Sätze citiren. Oder: So oder so? Nun am Ende: so.

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„Unverändert der Deine“

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Das Lied, auf das der Freund in seinem Brief gleich Anfangs hinweist, muß heißen Einsamkeit und nur 8 oder 10 oder 12 kurze Zeilen lang sein. Es heißt auch gleich: „meine Frau liebt es sehr.“ Eine „Junge=Magd“ singt es dann am Abend und ihr Liebster respondirt.

[SBB, St 37, 5r] [­Krueger 1976, 490] [HFA 2I/7, 316]

„Es sind 25 Jahre das ich mein Amt hier verwalte, erst commissarisch als ein blutjunger Assessor, dann installirt und dieser Tag soll gefeiert werden. Es ist zugleich der Tag meiner silbernen Hochzeit. (Oder erst das und ⌐dann¬ das andre). Du mußt kommen. Es sind 20 Jahre, daß wir Dich nicht gesehn etc“.     Dann der Toast: „Und als wir vor dem Feinde standen, folgte er im Geiste und war unser Tyrtäus“ (dies hübsch, fein und doch schmerzlich=treffend ausführen) Dann antwortet er. „Tyrtäus. Kriegslieder wie immer die Schneider (?). Daß er was andres gemacht, wissen wir nicht. Und so kann ich nichts anstimmen, nur Prosa. Er war einseitig auch noch in der Einseitigkeit“. Und dann folgt etwas Schmeichelhaftes und ein Hoch.

[SBB, St 37, 6] [­Krueger 1976, 490–491] [HFA 2I/7, 316]

„Unverändert der Deine“

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„Unverändert der Deine.“ „Unverändert der Deine.“ „Unverändert der Deine.“ 1. Kapitel. „Lieber alter Freund. Ich habe Deine Karte vorgefunden und mache Dir nur ernsthaft einen Vorwurf daraus, von dem Recht Deiner alten Freundschaft nicht energischeren Gebrauch und den alten Diener, den ich hier vorgefunden, nicht energischer zurecht gewiesen oder mit mehr Nachdruck rectificirt zu haben. Ich bitte Dich sehr Deinen Besuch mit Nächstem wiederholen zu wollen, aber laß es mich vorher in einer Zeile |wissen. Am besten paßt uns die Stunde der Abend nach 9. bis 11. Ich sitze dann ⌐in der Regel¬ am Theetisch und lasse mir von meiner Frau die Blätter Zeitungen vorlesen oder die großen u. kleinen Neuigkeiten erzählen. Denn aus den Akten erfährt man wenig. Ich freue mich aufrichtig Dich nach so langer Zeit einmal wiedersehn zu dürfen. Meine Frau empfiehlt vereinigt Ihre Grüße mit den meinigen. In alter Unverändert der Deine. Dein Dodo v. Dietersheim.

[SBB, St 20, s. f.] [SBB, St 20, 1] [SBB, St 20, 2] [NFA 24, 306] [HFA 1V, 828] [HFA 2I/7, 450]

[SBB, St 20, 3] [NFA 24, 306] [HFA 1V, 828] [HFA 2I/7, 450–451] (1) (2)

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[SBB, St 20, 4] [NFA 24, 306] [HFA 1V, 828–829] [HFA 2I/7, 451]

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[SBB, St 20, 5] [NFA 24, 306–307] [HFA 1V, 829] [HFA 2I/7, 451]

[SBB, St 20, 6] [NFA 24, 307] [HFA 1V, 829] [HFA 2I/7, 451–452]

[SBB, St 20, 7] [NFA 24, 307–308] [HFA 1V, 829–830] [HFA 2I/7, 452]

i.5 Charakterstudien ii: Männerfiguren

Nun, Marie, wer hat Recht? Du glaubtest nicht daran. Ihr Frauen spielt euch immer als die Idealen auf und hinterher seid ihr urprosaisch und glaubt eigent|lich blos an Gerson oder Herzog je nachdem ihr mehr weniger bei Kasse seid. Und alles eigenhändig geschrieben. Ich sage Dir unsre alte Verbindung war kein leerer Wahn und was wir beim Landesvater und der durchstochnen Cereviskappe geschworen haben, ⌐das¬ halten wir.“ „Amen.“ „Und Dein Spott wird nichts daran ändern. Minister oder nicht, ich kenne Dodo. War immer ein Prachtkerl. Und Du wirst sehn er wird sich als solcher erweisen zeigen. Kann es am Ende auch. Denn ich werd’ ihm nicht beschwerlich fallen und w ­ eder einen Kronenorden noch einen Hofrathstitel von ihm verlangen. Ich bin zu­frieden, daß er an mich |denkt, daß er mir diese Zeilen geschrieben hat und daß er Lust hat einen Abend mit mir zu plaudern. Ich sage Dir, das versteht er, und seine Frau auch. Ein Conversationstalent ohne Gleichen, natürlich Dich ausgenommen. Ein Glück, daß Du Dich noch besonnen hast. Aber nun sage mir, einziger Schatz, willst Du wirklich diese Marmortreppe hinauf? In Schlössern werden einem doch ­wenigstens Filzpariser angezogen, aber in einem Ministerial-Hotel ..! Ich sage Dir, Du gleitest aus und was das Schlimmste ist bist wieder mal um eine Illusion ärmer. Und das ist das Schlimmste. Denn als Lyriker, Feuilletonist und Novellist lebst Du von ­Illusionen und wenn Dir Excellenz einen Vorrath davon verdirbt, so merk ich das in meiner Kasse. „Mein Wort zum Pfande, Du sollst es nicht merken.“     Zweites Kapitel. Abendgesellschaft beim Minister. „Eine Woche später, nach vorgängiger Anmeldung, stieg unser Freund Balthasar, die Marmortreppe hinauf etc. etc“ Freundlicher Empfang. Theetisch. Herzlichkeit. Eine ⌐erwachsene¬ Nichte und ein Backfisch. Flotte Conversation. Er muß erzählen. Endlich fragt er „und Du“. Der Minister antwortet heiter, eingehend, liebenswürdig, gutgelaunt, aber doch de haute en bas. Drittes Kapitel. „Wie findest Du Balthasar?“ Die Ministerin antwortet im Ganzen genommen günstig. „Es ist ganz gut solche Leute um sich zu haben.“ Er will davon nichts wissen und spricht von wirklicher Freundschaft und Frische u. „Anhänglichkeit.“ „Nun ja“ sagte die Ministerin. Viertes Kapitel. Balthasar kommt nach Haus. Gespräch mit seiner Frau. Er ist sehr glücklich. Sie zweifelt noch; aber doch leiser. Fünftes Kapitel. Die Besuche wiederholten sich alle 14 Tage. In der Regel wurd er eingeladen. Er plauderte. Man war ein Herz und eine Seele. „Was schreibst Du denn? so? Zum Lesen komm ich natürlich nicht, aber ich interessire mich doch dafür und höre davon. etc.“ Sechstes Kapitel. So ging es bis ⌐die Woche vor¬ Weihnachten. Es hieß so am 15. „nun nach dem Fest sehen wir uns wieder“. Aber das Fest war vorüber und Neujahr auch und man hörte nichts. Und nun stand in den Zeitungen: „Ueber die Festlichkeiten dieser Saison ist neuerdings Bestimmung getroffen etc.“ Balthasar⌐s Frau¬ las es und las ⌐so viel¬ heraus, daß Plauder-Abende schwerlich übrig bleiben würden. Sie sagte es, aber er hoffte noch immer. Endlich Ende März kam eine Einladung Brief:

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„Wir haben uns lange nicht gesehn, ich darf | sagen zu meinem ehrlichsten Bedauern. Aber der gesellschaftliche Andrang ließ einen nicht zur Ruhe kommen. Es ebbt jetzt wieder oder wenigstens die Hochfluth ist vorüber. Kannst Du morgen Abend? Du triffst es uns allein.“ Siebentes Kapitel. Er kommt. Sehr freundlicher Empfang, aber etwas befangen. Endlich zeigt sichs: Prolog zu lebenden Bildern. Balthasar war etwas verdrossen, aber er acceptirte es, halb aus Gutmüthigkeit halb weil es nicht anders ging. „Ich hoffe Du bist bei den Proben zugegen. Die Maler dominiren zwar in solchen Fällen, das Bild ist alles und der Text schmiegt sich nur an; aber Du bist nicht empfindlich und wirst uns zu Willen sein“. Er war es alles zufrieden und als nun das Geschäftliche geregelt war, wurde man unbefangner und ging zu allgemeinem Gespräche über. Es kam dies an die Reihe und das, und Balthasar sprach mit der ihm eignen |Aufrichtigkeit u. Unbefangenheit. Es kam auch die Frage der Staats-Eisenbahnen vor und Balthasar war dagegen. ⌐und ereiferte sich.¬ „Der Minister lächelt: „Daß doch die besten Menschen sich in eine Opposition hineinreden und eine Neigung haben von Dingen zu reden, die jenseits ihrer Sphäre liegen. Du kümmerst Dich um Kunst und ähnliche allerliebste Nips des Daseins und hälst hier ⌐doch¬ eine Kammerrede, wie wenn Du mich oder Ihn aus dem Sattel werfen wolltest. Aber es ist wunderbar, die Schönwissenschaftler sind immer an der Tête .. etc“. Balthasar biß sich auf die Lippen, aber er verwand es und sagte: „Du magst Recht haben.“ Und verwand es wieder. So geht es eine Zeitlang weiter, bis eine Kunstfrage herankommt, und der Minister kategorisch drein redet, es klingt alles hochmüthig, selbstbewußt, besserwissend und zu gleicher Zeit voller Verachtung gegen die „Spielerei.“ Achtes Kapitel. Balthasar kommt nach Haus. „Ich soll den Text schreiben“. „Wirst Du?“ „Freilich; was blieb mir übrig“. „Gut. Und wie war es sonst?“. „O, sehr nett.“ „Ah.“ „Warum Ah?“. „O, sehr nett, ist etwas wenig. Sei ehrlich, Du bist verstimmt, es hat Dir nicht sehr gefallen.“ „Offen gestanden, nein.“ „Nun so erzähle. Ich verspreche Dir auch meine siegreiche Situation nicht auszunutzen.“ Und nun erzählt er, wies ihm gegangen. „Ich glaube, so lang’ er noch in der Wackel­ periode war, oder in einem Uebergangsstadium, ging es. Aber seit der „Saison“ hat der Löwe Blut geleckt. Und Bismarck ⌐der Kanzler¬ soll ja entzückt von ihm sein. Ich glaube ich werde nicht mehr oft die Marmortreppe hinaufkommen. Und den Text? Den schreib ich; versteht sich, ein |Mann, ein Wort. Aber die Maler und das Staatsministerium mögen damit machen, was sie wollen. Ach die Macht der Machtsphäre! Daß doch keiner widersteht. Eine Illusion ist wieder hin, aber was thut’s? Die Ideale bleiben und vor allem das Ideal der Ideale das nach Schiller den prosaischen Namen „Beschäftigung“ führt und sogar mit dem Zusatz „die nie ermattet.“ „Auch nicht bei dem Prolog?“ Da vielleicht. Aber wir wollen auch dem alten Goethe sein Recht geben und uns erinnern: „Gebt ihr euch einmal für Poeten“ und so weiter. Und nun Gute Nacht; es ist eben klingelt die letzte Pferdebahn nach dem Zoologischen vorüber; es ist also twelve past.

[SBB, St 20, 8] [NFA 24, 308] [HFA 1V, 830] [HFA 2I/7, 452–453]

[SBB, St 20, 9] [NFA 24, 308] [HFA 1V, 830–831] [HFA 2I/7, 453]

[SBB, St 20, 10] [NFA 24, 309] [HFA 1V, 831] [HFA 2I/7, 453–454]

[SBB, St 20, 11] [NFA 24, 309–310] [HFA 1V, 831–832] [HFA 2I/7, 454]

362 |

i.5 Charakterstudien ii: Männerfiguren

Neuntes Kapitel. Drei Eine Woche nach diesem Abend schickte Balthasar seinen Prolog und Text. Er schrieb sehr artig, mit einem Anfluge von Herzlichkeit, doch zugleich auch sehr förmlich. Es klang alles wie Abschied und schloß „Unverändert der Deine.“ *      * * „Unverändert der Deine“ wiederholte der Minister als er seiner Frau den Brief vorgelesen. hatte. „Einer wie der andre, sitzengeblieben, eitel und empfindlich. Willst Du mir glauben, Agathe, der gute Kerl bildet sich ein, er sähe mir auf die Schultern. Es giebt nichts Eingebildeter ist mir als hätt ich vor 100 Jahren auf dem Monde mit ihm gelebt. Wie sich doch alles verändert hat. Und glaubst Du, daß er zu den Proben kommt? Gewiß nicht. Es war ihm schon zuviel einen Prolog zu schreiben. Und doch haben beide Majestäten zugesagt. Unbegreiflich.

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i.6  Materialien und Projekte

Gräfin Sch….n

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Gräfin Sch….n (nach Mittheilungen von Frl. v. R.) Sie war sehr schön (eine geb: Gräfin D…. ff) und vermählte sich 1807. Zwei Brüder liebten sie; am Hochzeitstage, an dem sie sich dem ältren vermählte, erschoß sich der jüngre. Der ältre wußte die Ursach und eine leise Schwermuth begleitete ihn durch sein Glück. Die Gräfin, die nur gla erfahren hatte der jüngre Bruder sei plötzlich gestorben, glaubte sich die Ursach dieser Schwermuth und litt darunter. Acht Jahre ­später | fiel ihr Mann (der ältre Bruder) an der Spitze seines Kürassier=Regiments bei Ligny oder Belle=Alliance. Das Jahr darauf wurde ihr einziger Bruder, ⌐Graf D…. ff,¬ der aus dem Kriege glücklich heimgekehrt war, in Göttingen wo er studirte, von seinem intimsten ­Freunde, dem Grafen Saldern im Duell erschossen. (Welche Veranlassung?) Die Vermählung des jungen Grafen S.  (eines ihrer Neffen wenn ich nicht irre) mit einer bedenklichen Personage, machte ihr Gram. – Dann später ⌐die¬ Adoptiv=Tochter und ⌐die¬ Pflege=Tochter.

[SBB, Notizbuch A 12, 87r]

[SBB, Notizbuch A 12, 88r]

Friedrich Wilhelm iv. und Minister v. d. H.

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Friedrich Wilhelm IV und Min: v. d. H. (zur Charakteristik beider) Herr v. Uttenhofen wurde beim Kampf in Elberfeld (1849) von den Aufständischen erschossen. Frau v. Uttenhofen, eine schöne Blondine, wird der Königin vorgestellt; diese hilft so gut sie kann, schreibt aber vor allem ein Billet an Min: v. d. H.  der nun Rath schaffen soll. Frau v. U. fährt zu v. d. H. und dieser macht eine Attacke. Frau v. U. versteht | ­keinen Spaß, stößt ihn zurück, ruft um Hülfe, verläßt das Haus, fährt in höchster Auf­ regung wieder nach Charlottenburg hinaus und klagt der Königin ihr Leid. König und ­Königin fuchswild; der König rasend. „v. d. H soll kommen“. (Eigentlich hatte er ihn wollen sofort verhaften und durch Garde du Corps nach Charlottenburg bringen ­lassen). v. d. H. kommt. Der König überhäuft ihn mit einer Fluth von Vorwürfen und Schimpf­wörtern. v. d. H. steht da wie ein Steinbild. „Haben Sie nichts | zu Ihrer Ver­ theidigung zu sagen, gar nichts?“ v. d. H. bleibt stumm. „Waren Sie betrunken? s­ prechen Sie? haben Sie gar nichts zu sagen ..“  „ ‚Nein, Majestät, es war eine Anfechtung der ich unter­legen habe.“ ‘  Dies „Nein, Majestät“ entwaffnete den König.  Frau v. U. erhielt ­später ⌐und erhält noch¬ von der Stadt Elberfeld eine Pension (als Schadloshaltung) von 1200    . Der König aber hielt von da ab große Stücke auf v. d. H., jeden Angriff damit abwehrend: „ein Mann, der so offen bekennt, daß er gesündigt, ist edel und christlich.“ Sein nobler Sinn gab der Sache die beste Deutung.

[SBB, Notizbuch A 12, 95r]

[SBB, Notizbuch A 12, 96r]

[SBB, Notizbuch A 12, 97r]

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i.6  Materialien und Projekte

Frau Prof. H.y.e [SBB, Notizbuch A 12, 99r]

Frau Prof. H.y.e 1) „Ich habe zu meinem 73ten Geburtstage so viel Briefe erhalten, daß mir war als ­wollte man mir die vorletzte Ehre erweisen.“ 2) „Unter mir wohnt eine junge Wittwe, die ⌐mir¬ immer versichert „ ‚sie könne ohne Mozart und Beethoven nicht zu Bette gehn“ ‘ – sie nimmt es aber nicht so genau.“

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Die drei Bräute [SBB, St 32, 2] [SBB, St 32, 3]

Die drei Bräute. Die drei Bräute. Dies ist ein Stoff den die Prinzessin Carolath behandelt und Frl. v. R. eingehändigt hat. Letztre hat die Aufzeichnung verloren, weiß aber den Inhalt und will es aufschreiben. Es ist muthmaßlich eine jütische Geschichte, am Limfjord oder noch höher hinauf

[SBB, St 32, 4]

Die drei Bräute. Stoff aus Schloß „Klageholm“. Es waren ⌐dänische Gräfinnen¬ Hwitfeld. Prinzessin Carolath hat den Stoff skizzenhaft behandelt. Frl. v. R. besitzt das Material.

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Um diesen langen Abend zu kürzen meine Mathilde, will ich Dir auf diesem feinen Blättchen das meinen nächsten Brief nicht sehr beschweren wird, etwas aus der neueren Geschichte Clarisholms mittheilen, Erinnerungen die sich mir aufdrängten als ich eben in den Corridor auf und nieder ging und durch die zufällig offnen Thüren bis zu der schönen alten Kapelle gelangte, die vom Monde hell erleuchtet, mir Denkmale aus verschiedenen Zeiten zeigte, und vor deren Altar ich im Geist die 3 ­Paare stehen sah die in den letzten 60 Jahren hier getraut wurden, um nach einem Leben, was der Erde geweiht war, heute ohne Nachkommen und leibliche Erben großer Güter, begraben und vergessen zu sein. Ich gedachte ihrem Schicksale und der Thränensaat, die für Zwei von denen die hier als hoffende Bräute gestanden, aus dem „Ja“ keimte. – Die erste Vermählte war meine Großtante Roeka ⌐Becka¬ Huitfeldt der ältesten Tochter des Vicegouverneurs von Norwegen, aus dem Norwegischen Geschlecht von mütterlicher Seite dem königlichen Blut der Sture verwandt, der Vater hatte bald nach dem Tode der Königin Anna Sophie Clarisholm durch Kauf an sich gebracht, wo er nach Austritt aus dem Staatsdienst sich zurückgezogen und der Vergrößerung eines Vermögens lebte, das keinen Sohn verherrlichen sondern an drei Töchter und mit ihnen an fremde Geschlechter übergehen sollte. Mit seiner Gemahlin |lebte er bis zu ihrem Tode in Unfrieden und geistiger Trennung, er konnte es ihr nie vergeben, daß sie ihm vor der Ehe einen leichten Fehler ihres Wuchses verborgen hatte, den er mit Kummer an den beiden ältesten Töchtern vererbt sehen mußte, die auch deßhalb sich nie der väter­ lichen Liebe zu erfreuen hatten, und früh aus dem Vaterhause entfernt wurden. Meine Großtante die damals 17 Jahre zählte, in Seeland in das erste Kloster des Landes einzukaufen, in dem die Schwester der Königin Abtissin war, vermochte ihn sein Stolz, die zweite Tochter gelang es ihm, an einem 60jährigen reichen Baron Rosenkranz zu verheirathen, sie wurde aber nicht hier vermählt, und nur ihre Tochter ist die 3te von meinen drei Bräuten. – Vier im Kloster schnell verlebte Jahre waren die glücklichsten im Leben meiner Großtante, auch ihre äußere Stellung war dort eine angenehme, – sie bewohnte in einem altgothischen Schloß an den Ufern des Sunds gelegene 8 Zimmer, hatte eine Diener-

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schaft von 10 Personen und eine vierspännige Equipage zu ihrer Verfügung, der hohe Rang des Klosters verstattete ihr dies. In jener Zeit war sie nicht unglücklich, denn sie hatte eine Freundin und ich besitze ein Schreiben von ihr aus späterer Zeit, wo sie jener Jahre gedenkend ausruft: „j’ai connu le bonheur car j’avais une amie.“ Eine bittere Ironie des Schicksals fügte es, daß diese Freundin den Grundstein zu ihrem spätern Unglück legen mußte. – Mein Großonkel Schilden damals ein junger Kammerherr am dänischen Hofe war |und an Schönheit, Liebenswürdigkeit, Ausschweifung, der Love lace s. ⌐seiner¬ Kreise, war oft im Hause der Gräfin Blixen, und mußte sie wohl so zu bestechen wissen, daß sie das Loos an seiner Seite als das schönste, nur ihrer geliebten Becka gönnte, diese sah ihn bei der Freundin und wurde leicht durch seine Schönheit eingenommen. Ohne meiner Großtante ihre Pläne mitzutheilen bewog die Gräfin Blixen meinen Großonkel, den die Aussicht auf die reiche Heirath gern die geringe Schönheit des zu erobernden Gegenstandes übersehen ließ, beim alten Huitfeld um sie anzuhalten, – dieser willigte ein, und den Blick in offnen Freudenhimmel gerichtet, verließ meine arme Großtante das Kloster und betrat Clarisholm zur Hochzeitsfeier. Sie ist die erste der 3 Bräute und Du mußt verzeihen, wenn ich vielleicht zu lange bei ihr verweile, aber sie war die unglücklichste.– Mit begeisteter, schwärmerischer Liebe blickte sie zu ihm auf, der ohne Liebe neben ihr vorm Altar stand, und nur den Trauring annahm, weil er aus Huitfeldtschem Gold geformt war; nicht lange gönnte er ihr den Traum. Wenn man aus der Kapelle nach den untern Gemächern zurückkehren will passirt man den sogenannten „schwarzen Saal,“ – hierdurch schritten die Neuvermählten und als ihre Begleitung zurückgeblieben, nahm der Großonkel den Augenblick wahr, um den Ring vom Finger zu streifen und ihn mit den Worten in die Tasche zu stecken: „Sie bindet er Madame, mich nicht;“ – – – Dieses Wort bestimmte mein Schicksal,“ hat sie später oft an meine Tante | Schilden gesagt, „ich nahm es schweigend hin wie ich das Leben schweigend ertrug.“ – Ihr weiteres Leben war die Consequenz dieses pflichtvergessenen Wortes. – Sich in jedem ruhigen Leben langweilend, kehrte mein Groß­ onkel nach Kopenhagen zurück, wo das gewohnte Treiben ihn bald ganz in Anspruch nahm, zu ­welchem die Gemahlin ihm die klingenden Mittel verschaffte, um allein und verlassen mit ihrem Gram dazustehen, denn an ihrem Hochzeitstage der ihr Alles nahm, war auch ihre Freundinn, Gräfin Blixen gestorben! – Erst als der alte Andreas v. Schilden, Minister in Hannoverschen Diensten mit Tode abging und das Haseldorfer Fideicommiß am ältesten Sohn überging, war er gezwungen die bisherigen Verbindungen aufzugeben und nach Holstein zu gehen. Von dieser Veränderung erwartete meine arme Großtante ein neues Dasein, aber ihre Lage wurde nicht verändert, – ihre unerschütterliche Liebe, die durch die stete Vernachlässigung, nur noch heftiger und verzweifelnder wurde, konnte sich nie an das sittenlose Leben des Gemahls gewöhnen, sie konnte nicht verachten und darum war sie unglücklich; – – und blieb es bis zu ihrem Tode. Auch ihre äußere Lage war nur so lange eine glän­ zende, als es darauf ankam, vor den Augen der Welt die Eitelkeit meines Großonkels zu befriedigen, – auf Reisen erforderte diese 2 sechsspännige Kutschen und 4 Wagen voll unnöthiger Dienerschaft und im Hause hatte meine Groß| tante von ihrem großen Vermögen nicht so viel Geld in Händen, daß sie sich ein Paar neue Schuh machen lassen konnte! – Die Ehe blieb kinderlos und in den 30 Jahren derselben wurde das sanfte Gemüth der Dulderin erbittert gegen das Schicksal und gegen die Menschen denen die unglückliche Frau eine Last wurde; – Eine Pflegetochter die sie mit Güte überhäuft von der sie die Liebe erwartet hatte, die ihr überall versagt wurde belohnte sie mit schändlichem Undank und dies brach ihren letzten Lebensmuth, sie zeigte keine Theilnahme mehr für Schmerz oder Freude und nur ihre Hände schienen noch thätig, sie nähte und nähte lange Jahre hindurch, wie um sich durch die Geist tödtende Beschäftigung zu übertäuben und die Leinenschränke mit der Fidei­commißwäsche hier und in Haseldorf mit vielen hundert Servietten und Damasttüchern von ihrer kleinen Hand gesäumt und gezeichnet sind, zeugen davon und nie habe ich ohne tiefe Wehmuth die Arbeit ansehen können, die in stummer Qual gefertigt ward! – Mein Großonkel behielt seinen Wandel bei und sammelte nebenbei Geld, so viel Geld, daß er vollbracht sah, was er den Stolz seines

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i.6  Materialien und Projekte

Lebens nannte, nämlich die Bestätigung von 2 Fideicommissen, jedes zu dem Werth von 600,000 rb – welche er den beiden Töchtern aus seines Bruders (meines Großvaters) erster Ehe mit der Bestimmung vermachte, daß das dänische Erbe nach Ableben der jüngsten Tochter seiner Mutter | an die Nachkommen der |Kinder zweiter Ehe übergehen soll, – weshalb auch Clarisholm nicht an mich sondern an meine Cousine Holsten fällt. – Dieses jütländische Fideicommis von Schulden die schwer darauf lasteten zu befreien, war das letzte Ziel was mein Großonkel sich gestellt hatte, schon lagen trotz der drückenden Kriegszeiten 100,000 rb in seiner Schatulle bereit, – da versäumte der Secretär sie am Mittwoch in die Canzelei zu senden, am Donnerstag aber wurde der Staats Banquerott gemacht ⌐erklärt¬ und mein Großonkel sah durch eine Verspätung von 24 Stunden seine Thaler zu Schillingen geworden. – Dieser Schlag erschütterte seine schon schwankende Gesundheit und bald darauf überraschte ihn der Tod, den er im Leben so gefürchtet hatte. Meine Großtante überlebte ihn 5 Jahre, verließ aber Haseldorf nicht mehr, um die Gewißheit zu haben im Grabgewölbe an der Seite dessen zu ruhen, der im Tode sie nicht mehr von sich stoßen konnte. – Kurz wie das Glück das ihnen die Erde beschieden, ist das was ich von dem zweiten Paar zu ­sagen habe: – des alten Huitfeld jüngstes und liebstes Kind die schöne 19jährige Bertha, ward auf einer Hochzeitsfeier in Rosenholm, dem Stammsitz der Rosenkranze, von Graf Gebhard Moltke gesehen und lieb gewonnen, die Gefühle waren gegenseitig, und mußten es sein wenn gleiche innere und äußere Vorzüge die Seelen verbinden. Am Geburtstage des Grafen wollte Bertha ihm sich selbst zum Angebinde geben und wählte den | 9ten July 1787 zum Feste der Vermählung. – Ich wollte Du könntest das liebliche Bild sehen was hier oben im Corridor hängt, und das zwar grob gemalt und von der Zeit beschädigt, immer noch schön ist durch seinen Gegenstand – Bertha in der Nationaltracht des dänischen Adels. Graf Moltke und seine Gemahlin, sind so weit aus den vorhandenen Nachrichten zu ersehen ist, das einzige glückliche Paar das im Laufe der Jahrhunderte in Clarisholm lebte, denn der alte Vater, der sich nicht von dem Liebling trennen konnte, räumte ihnen den östlichen Flügel des Schlosses zur Wohnung ein. Die Sage aber nach der in Clarisholm, was in ältesten Zeiten und ursprünglich als Zufluchtsort für die geschiedene Gemahlin des Bischofs Elocus, (als der Papst solche Scheidung verlangte) erbaut und Klagsholm, Sitz oder Ort der Klage geheißen war, die Klage nie verstummen darf, schien sich auch damals bewähren zu sollen – schon nach Jahresfrist starb Bertha an den Blattern. „Berthe! Berthe! je pleure ta mort et ma vie!!!“ diese Worte von der Hand des alten Huitfeld geschrieben, waren noch vor Kurzem auf der Boiserie im Vorzimmer meiner Mutter zu lesen, und sie zeugen von dem tiefen Jammer des alten Vaters, der sich alles was er im Leben neben dem Gelde geliebt hatte, beraubt sah, nur Monate überlebte er diesen Schlag, – nachdem er ihr hier im Garten ein schönes Denkmal aus Norwegischem Stein, hatte errichten lassen, starb er. Sie schien ihre Lieben nach sich zu ziehen, denn auch Graf Gebhard starb bald darauf im jugendlichen Alter von 28 Jahren. Jetzt wo ich zur dritten Geschichte übergehen soll, kommt mir die Angst Dich zu langweilen, – denn wie können Dich eigentlich diese Fremden und im Grunde unbedeutende Menschen interessiren? Das hätte ich freilich früher bedenken sollen, und daß nur Deine Güte und Nachsicht für mich, Dich bestechen kann diese Seiten zu lesen, – – dennoch fahre ich fort, Dir vom dritten Paar zu berichten, dessen Biographie, scharfe Züge zu einer Charactersilhouette bieten könnte. In den ersten Jahren, daß mein Großonkel Clarisholm besaß, und nach dem Tode meines Großvaters, als meine Mutter und meine Tante traurige Jugendjahre hier und in Haseldorf verlebten, fand die Verbindung von Emme­ renze Rosenkranz (Enkelin des alten Huitfeld von der zweiten Tochter und Detlev von Raben statt, die eigentlich nichts war als die Heirath eines Majorats mit einem Fideicommisse, von den Vätern beschlossen und befohlen; die zu Verheirathenden waren von der Gemahlin des alten Huitfeldt verwandt und mußten Eins werden, damit die Rosenkranzschen Güter nicht an eine Nebenlinie fielen. Als Kinder von 7 und 11 Jahren waren sie verlobt worden, und als Emmerenze mit 16 Jahren eingesegnet war, und Detlev die höhere Schule verlassen hatte, sollte der Ehecontract unterzeichnet werden. Unglück-

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licherweise stand aber der Bräutigam, als ihn der Wille des Vaters zur Hochzeit herbeorderte in einem sehr nahen Verhältniß zu der durch ihre Schönheit berühmten |Tochter des Professors Hall in Kopenhagen, – und nur die Drohung ihn zu enterben, vermogte ihn diese aufzugeben und sich gehorsam einzustellen. Von der Vermählung habe ich oft meine Tante erzählen hören. Der arme Detlev war vielleicht der Unglücklichste und Unschuldigste von Allem die vor jenem Altar standen, – einen ­Seelenkampf der ihn fast besinnungslos machte, kämpfte er während der Feierlichkeit, und während die kindische Braut an seiner Seite ihre Juwelenringe im Strahl der Wachskerzen blitzen ließ. – – – Schon einige Wochen darauf starb der alte Rosenkranz, und Emmerenze, welche die Ehepacten zur unumschränkten und alleinigen Herrin ihres Vermögens machten, war reich, während ihr Gemahl dessen Vater noch lebte, ganz von ihr abhängig war, – in einem Briefe aus der ersten Zeit ihrer Verheirathung schrieb sie über ihn, an meine Großtante: „feu mon père n’aurait pu mieux choisir pour moi; il est sobre et ne me coûte presque rien“ In diesen Worten liegt ihre Characteristik sie hat in ihrem Leben nur einmal geliebt – das Gold und diese Liebe hat ihr den Tod schwer und das Leben nicht leicht gemacht. Nach 7 Jahren, als nach dem Ableben des alten Raben, ihr Gemahl in den Besitz seines Erbes getreten, zu welchem auch der Titel des Hofjägermeisters gehörte, ward der erste Sohn geboren, und als sicherer Erbe der vereinigten Besitzungen, die fast die ganze schöne Insel Laaland aus machen, begrüßt, – das zweite Kind war gleichfalls |ein Sohn, und also schien der Stammträger ihnen auf jedem Fall gewiß. – Nach sechs Jahren aber als sie eben eine Schwester erhalten, starben beide Knaben in einer Woche! – So beugend dieser Schlag war, vermochte er doch die Seele der Mutter nicht vom Irdischen abzulenken, an dem die beklagenswerthe Frau, sich mit den Jahren immer fester und fester k­ lammerte. – Vor 10 Jahren als ich noch Kind und mit meiner Mutter in Wiesbaden, mein Vater aber zum Besuch bei Graf Lencke in Rühnen war, kam Frau von Raben auf einer Geschäftsreise (denn sie führte die Geldgeschäfte ohne die Einmischung des Gemahls zu erlauben) nach Jütland und ihr Weg führte sie die Poststraße die kaum ¼ Meile hinterm Park vorübergeht, – als sie erfuhr, daß meine Eltern abwesend gab sie dem Verlangen nach, Clarisholm wieder zu sehen, und ließ sich unerkannt in Schloß und Garten überall umherführen, – dann begab sie sich nach dem Dorfe Woldum in dessen Kirche das Huitfeldsche Erbbegräbniß sich befindet, das die riesigen Marmorsarkophage ihrer Großeltern aufbewahrt; der 80jährige Küster erkannte sie, und mußte ihr von allem Bescheid geben, er hat ihr bemerkbar gemacht, daß auf dem Sarge ihres Großvaters, der vor dessen Tode gefertigt, die Angabe seines Geburtsjahres bemerkt, später aber das Datum des Todestages zu ergänzen vergessen wurde, und hat sie gefragt, ob sie dies nicht zu seinem Gedächtniß wolle besorgen lassen, worauf sie ge­ antwortet: „Das würde | wenigstens 5 rb kosten, und das ist mir zu theuer!“ Abgesehen von dem gänzlichen Mangel an Pietät den diese Worte beurkunden, welche schreckliche Ironie sind, sie auf das Sterben des Todten der sein Leben dazu verwandte um Schätze für die Enkel zusammen zu häufen, denen später wenige Buchstaben auf seinem Sarge Verschwendung dünkt! – – Der Hofjägermeister Raben litt lange Jahre an Gicht ohne eine Badereise wegen den Unkosten bei seiner Gemahlin durchsetzen zu können endlich als alle Aerzte darauf bestanden, willigte sie ein, und er reiste nach Karlsbad ab, wo er nur anlangte um zu sterben, – das Uebel dessen Heilung so lange verzögert, wurde sein Tod. Die Wittwe als Erbin ihres Mannes überwand diesen Schmerz, und auch den bald darauffolgenden für sie vielleicht noch härteren: den Verlust ihres letzten Kindes der 17jährigen Alwina, für die sie schon eine Heirath ermittelt hatte, und auf deren Haupt 8 Tonnen Goldes ruhten! – In der Ge­schichte dieser Frau schreitet die Nemesis! Unbefangenen muß es scheinen als ob der Himmel nichts unversucht ließ sie dem Irdischen das sie gefangen hielt abzuwenden, – aber sie blieb dem Staube treu! – Als sie die Trauer für Alwina abgelegt, schritt sie unermüdlich zu neuen Plänen, von den zahlreichen Kindern eines armen Lehnsvetters nahm sie eine Tochter an Kindesstatt an, mit der Bedingung, daß die wahren Eltern für immer allen Ansprüchen an ihrem Kinde entsagen sollten, und im möglichen Todesfall desselben, keine Erbrechte geltend machen | dürften, – – alle diese harten Forderungen

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i.6  Materialien und Projekte

­wurden bewilligt, und Louise Rosenkranz mußte selbst dem angeborenen Namen entsagen um ganz in die Rechte der verstorbenen Alwine einzutreten, – auch der gewesene Verlobte derselben, Gottlieb Rosenkranz (von dem ich Dir schon früher einmal in anderer Beziehung sprach) mußte nun die Braut tauschen, was ihm natürlich unter diesen Umständen nicht schwer wurde; – so schien denn das Schicksal überwunden und seine Schläge ihrer Wirkung beraubt zu sein! – Ohne Vertrauen zu ihren Anverwandten hatte Frau von Raben sorgfältig jeden Fremden Blick in ihre Geld und Geschäftsverhältnisse zu vermeiden gesucht, und nur dem Etatsrath Sreschow der sich bei ihr einzuschmeicheln verstanden, ihre Papiere, ihr ganzes ungeheures Vermögen, das außer den Gütern fast ganz in Staatsobligationen beruhte, in Händen gegeben, ohne selbst Gottlieb Rosenkranz Bescheid gesagt zu haben; – Ihre letzten Lebensjahre verlebte sie auf ihrer schönen Besitzung Lisalund inmitten herrlichen ihr gehörigen Buchenwaldungen, und zählte die Stücke Holz mit denen ihr Ofen geheizt wurde! – Sie kränkelte, wurde aus Furcht vor dem Tode immer kränker, konnte den Gedanken nicht ertragen ein Testament zu machen, und starb endlich ohne ein solches; nur durch mündliche Bestimmung und vor den Gerichten ungültigen brieflichen Aeuße|rungen, wußte Gottlieb Rosenkranz daß seine Braut Universalerbin der Verstorbenen war, – aber er konnte nicht zweifeln, daß der Etatsrath Sreschow von allem unterrichtet und mit Beweisen versehen sei, – er eilte zu ihm, wie ward ihm aber, als dieser mit der Miene gänzlicher Unwissenheit ihm entgegentrat, nicht nur durchaus den Willen der Erblasserin, sondern auch deren Vermögensumstände vollkommen ignorirte, sondern sich auch das An­sehen der höchsten Verwunderung gab, daß Rosenkranz nicht besser von Dingen unterrichtet sei die ihm so nah angingen; – – – Diesem wurde seine Lage bald klar, – er sah sich dem Betrüger und Schurken gegenübergestellt, ohne für seine moralische Ueberzeugung einen Beweis, ja auch nur eine Waffe zu besitzen gegen ihn der als höchste Gerichtsperson, das Gesetz zu seiner Vertheidigung handhabte! – Er mußte sich resigniren ohne den königlichen Beamten auch nur anklagen zu können und zu sehen, wie mit dem unbeweglichen Theil der Erbschaft verfahren ward, wie in allen Fällen wo kein Testament eigene Bestimmungen trifft, – die Güter wurden an den meist Bietenden losge­schlagen, und zu der Messe drängten sich Verwandte aus dem hundertsten Glied, – in einigen 70 Theilen wurde das Vermögen, so viel der Raub davon übrig gelassen, zersplittert, und nicht Einem kam es zu Gute! Um dieses Blatt doch auch von Edelsinn und Uneigennützigkeit reden zu lassen, erwähne ich noch |wie Louise Rosenkranz doch zum Besitz wenigstens eines Gutes ge­langte. Als alle Besitzungen verkauft (meist von der Krone angekauft) waren, trat die Gräfin Danneskjold eine Freundin der Verstorbenen auf, und erklärte eidlich beschwören zu wollen, daß Fr. v. Raben ihr wiederholt gesagt habe, wie es ihr bestimmter Wille sei, daß Louise Bjornelund eine Herrschaft auf Laaland, als unveräußerliches Erbgut an Gottlieb brächte. – Diese Erklärung konnte nur eine moralische Verpflichtung auf die Erben legen, vor Gericht aber nie, wenigstens nach dänischen Gesetzen nicht, geltend gemacht werden. Da war es daß zuerst der arme Lieutenant Rosenkranz dem als Gottliebs einziger (aber jüngerer) Bruder 20,000  rb von der Erbschaft zugefallen waren, und der bis dahin ­neben seiner Gage nicht mehr Vermögen besessen als daß er seiner alten kranken Mutter ein be­ quemes Leben schaffen konnte, erklärte, daß er nach der wahrhaften Aussage der Danneskjold, sein Erb­theil als ungerechtes Gut ansähe, so lange der Wille der Verstorbenen unerfüllt, und Bjornelund in anderen als in Louisens Händen sei, und daß ihm seine Ehre daher geböte, dasselbe zum Wieder­ ankauf des Guts zurückzugeben und beizusteuern. – – Einige Erben von der Rabenschen Seite reiche und angesehene Leute, wagten nach dem Beispiel was der ganz Unbegüterte gegeben, |nicht zurückzustehen, und zahlten gleichfalls ihren Antheil zurück, so daß die Kaufsumme für Bjornelund herauskam, auf welchem in diesem Augenblick G und L. wohnen, während Fritz Rosenkranz, dessen Opfer man ohne Wiederrede annahm, jetzt wieder, wie vorher 4 Tage in der Woche kalt ißt um die Mutter warm essen zu lassen! – – Contraste stehen sich überall gegenüber, aber dieser Character bildet auch einen neben Denen die diese Blätter schilderten,

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und sein Eigenthümer ist nicht allein einer der schönsten, sondern auch einer der edelnsten Menschen die ich kenne. – Diese meine 3te Biographie ist etwas lang geworden, aber die Ausführlichkeit kam unwillkürlich als ich die Lebensgeschichte ihres Gegenstandes an mich vorübergehen ließ, die so lehrreich den freudlosen Ausgang eines nichtigen Strebens darstellt. – Die letzte der 3 Bräute die diese Mittheilung betrifft, ist doch wohl die Unglücklichste zu nennen, – unglücklicher als meine arme betrogene Großtante, und vor allem als die in der Blüthe des Glücks und des Lebens entschlummerte Bertha! Vom Schicksal mit Reichthum und Freiheit begabt machte sich Emerence Raben zur Sklavin ihres Geizes; und bettelarm an jeder edleren Freude des Daseins; an den Gräbern ihrer Söhne und ihrer Tochter, beweinte sie mehr die Erben ihrer Schätze als die verlorenen Kinder und als sie das Mittel gefunden den Verlust der ersten zu ersetzen, |führt unvorbereitet der Tod sie zu dem Ziele dessen sie so ganz vergessen und die Frucht ihrer Lebensmühe, ist die Beute eines Betrügers! – Ein halbes Jahr nach dem Tode der Frau v. Raben, kaufte der Etatsrath Sreschow für die Summe von ⌐600¬ m. rb die wegen ihrer Eisenbergwerke bekannte Grafschaft Laurwig in Norwegen. –

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Anna Reventlow Anna Reventlow. (Vielleicht (?) ein Novellenstoff.) Anna Reventlov. 1.

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Von all den interissanten was ich von Prinzeß Carolath weiß will ich noch einiges sagen, daß sich eignete die Geschichte eines Schlosses zu schreiben. Der Bischof Elocus von Jütland baute sich ein schönes Schloß mit 365 Fenster um es mit seiner jungen Gemahlin zu beziehen, da bevor es vollendet kam das Gebot des Pabstes daß alle Bischöfe sich von ihren Frauen trennen mußten, u sie hin fort nicht mehr heirathen durften, Elocus war außer sich vor Schmerz, stieß den Fluch aus daß in diesem Schloß kein glückliches Paar | je wohnen würde u nannte es Clageholm Ort der Klage. Der Fluch soll sich erfüllt haben. Später gehörte es einem Grafen Reventlow der es mit seiner einzigen Tochter der schönen Anna bewohnte. Christian der 7te denke ich jagte in den Wäldern von Jütland, u hielt plötzlich vor Klageholm, u erblickte auf dem Söller die schöne Anna, und liebte sie wie Könige lieben selten wohl ohne Erhörung. Als der alte stolze ehrenhafte Graf Reventlow die Schande seiner Tochter erfuhr sank er vom Schlage getroffen in s Grab. Anna war nun Erbin von Klageholm u verließ es nie, das Verhältniß zum König dauerte lange Jahre trotz der rechtmäßigen Gemahlin sieben Kinder haben in der Todten|Kammer in Klageholm gestanden, ob sie eines natürlichen Todes starben zur Strafe für die Sünde der Eltern ob sie als Opfer von Gift starben darüber ist das Dunkel nie gelichtet. Die Liebe des Königs blieb Anna bis zu seinem Tode, nicht so ihre Schönheit sie bekam die Blattern und wurde so entstellt, daß sie hin fort ihr Gesicht mit einer schwarzen Maske bedeckte und Niemand ihr Angesicht wieder schaute. Aber sie bereute ihre Sünden, u lebte ihre letzten Lebensjahre als streng Büßende die Capelle im Schloß trägt noch heute manches Andenken ihrer Bußübungen

⌐verte¬ Der ganze Stoff, der wahrscheinlich einer viel frühren Epoche angehört als Frl. v. R. annimmt und halb sagenhaft klingt, scheint von Lenau in seiner ein kl. Epos bildenden Ballade „Anna“ benutzt worden zu sein. Es gehört noch viel dazu; wie hier sichs giebt, ist es zu wenig.

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i.6  Materialien und Projekte

I Im Jahre   hatte der Pabst Gregor der 7t den schönen jungen Geistlichen aus einer der vornehmsten dänischen Familien Elocus zum Bischof von Jütland ernannt.– Elocus hatte seine Studien bei eminenter Begabung schnell beendet, war einige Jahre in Rom gewesen, wo er sich die Gunst des Pabstes erworben, u kehrte mit 34 Jahr nach seinem Vaterland zurück um seine Stellung als Bischof von Jütland anzutreten. Zuvor stellte er sich in Koppenhagen bei Hofe vor, u nicht allein die Gunst der königlichen Familie errang er sich, auch die Liebe der schönen viel umworbenen Hofdame Gräfin M.… ward ihm zu Theil, u diese Liebe ward von ihm glühend erwiedert. Die Verlobung ward bei Hof glänzend gefeiert, nie sah Kopenhagen ein schöneres Paar. Er groß schlank mit dunklem Teint u Haar, u jenem zauberhaft tiefen Blick, den einmal gesehen man nie vergißt. Sie die Edda des Nordens mit goldigem Haar u blauen Augen; der geistigen Begabung des jungen Bischofs würdig, mit jener höheren Lebensrichtung die nie aufhört zu streben nach Vervollkommnung des Geistes und Herzens. Dann trennten sich die Verlobten glücklich fast mehr als die Erde es dauernd zu geben vermag. Elocus ging seine Diecese zu bereisen u sich einen Bischofssitz zu gründen, denn das kleine düstere Schloß in Randers zu beziehen widerstrebte dem in Italien gebildeten Schönheitssinn des Bischofs. – |⌐So kam er an die äußerste Spitze von Jütland wo das Meer das¬ mit dichten Tannen u Buchenwäldern um­ kränzte Land umspült, wo noch keine Axt den Weg gebahnt, u. ein großer Urwald vor seinen erstaunten Blicken lag. Das reizte die Kraft des schaffens in dem Mann der bis jetzt nur seine geistige Kraft geübt, u er beschloß sich an dieser Stelle ein Heim zu gründen. Hunderte von Arbeitern lichteten den Wald ebneten den Weg durch die dichte Baum Wildniß Dann erschien ein berühmter Bauherr Arbeiter aus allen Ländern, Schiffe brachten Steine Marmorsäulen und Mosaik Fußboden, u es entstand ein Prachtbau, ein Schloß mit 365 Fenster. Elocus wohnte einstweilen in Randers er verwaltete sein Amt beaufsichtigte den Bau, und besuchte zuweilen seine heiß geliebte Braut, die Liebenden hatten beschlossen ihre Vermählung hinaus zu schieben bis das Schloß vollendet, mehr noch bestanden die Eltern der Braut auf diese Frist da die Braut erst 17 Jahr zählte, mit dem 19ten sollte sie ihren Einzug in das noch namenlose Daheim halten. Indessen hatte sich Elocus die Liebe seiner Gemeinden in hohen Grade erworben, ernst u streng wo es galt Mißbräuche abzuschaffen, milde und gütig gegen seine Untergebenen, mit jenem schon erwähnten Zauber der Schönheit dem Niemand widerstehen konnte. Seine Erholungsstunden waren dem Bau des Schlosses gewidmet, das in seltener |Pracht und Schönheit dem Schooße der Erde entstieg die bis dahin nur Wald und Moos getragen. Nachdem der äußere Bau vollendet, erschienen Künstler Kunstschätze Meuble Stoffe aus Italien zu Schiff und staunend sahen die Bewohner von Randers diesen fremden Getreibe Besonders war es eine Capelle die der Bischof am Ende des Schlosses nicht genug schmücken konnte die Säulen von röthlichen Marmor, der Fußboden Mosaik u die Bänke von schönster Holzschnitzerei, das Altargemälde die Kreuzigung ein Geschenk des Pabstes. Neben der Cappelle befand sich eine Todtenkammer, mit schwarzem Tuch ausgeschlagen u in der Mitte hing in weißen Marmor der Herr am Kreuz. – – – Der Frühling nahte mit ihm auch die Vollendung des inneren Schlosses, u die Erfüllung alles dessen was der Bau bezweckte. Elokus hatte in den letzten Monaten jede Reise zu seiner Braut aufgegeben, um die Beschleunigung der inneren Einrichtung durch seine Gegenwart zu beschleunigen Der Mai nahte sich seinem Ende u der Tag wo Elokus zu seiner Vermählung abreisen wollte war bestimmt. Am Vorabend desselben stand der junge Bischof auf dem Altan der in der Mitte des Schlosses die Aussicht auf dem Park und die Hauptstraße hatte. Vor dem Altan sprang eine Fontaine deren Wasserstrahl sich in einem Marmorbecken ergoß Blumen u Rosen umgab dieselbe, u seitwärts in der Ferne gewahrte man das Meer, auf dem die Schiffe wie dunkle Punkte erschienen. – Am Ziel all seiner Wünsche überschaute der jugendliche Bischof den Prachtbau sein Werk, sein Wollen Wissen u Können hatte dasselbe geschaffen, aber seine Gedanken weilten nicht lange bei demselben sie eilten in die Ferne zur Geliebten für die er ja alles ersonnen und ausgeführt, u ein Gefühl

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unendlichen Glückes erfüllte sein Herz. Schweigend stand er in der Abenddämmerung die Sonne sank am fernen Horizont in das Meer hinab, Abendlüfte umwehten ihn u eine Stille die nur das Zwitschern der Vögel unterbrach umgab ihn. Da plötzlich erscholl aus weiter Ferne ein Posthorn, erst leise dann immer lauter u näher. Elocus schreckte auf aus seinen Träumen, ein ahnungsvolles Weh ergriff ihn, u er legte die Hand aufs Herz wo er den Schmerz empfand. – Jetzt entdeckte er auch am Ende der Allee den Reiter, der nicht aufhörte auf seinem Horn seine Ankunft zu melden, ehe er noch das Schloß erreichte hatte Elocus den Altan verlassen, u war in den Sallon getreten, die Glocke rief den Diener dem er befahl sogleich die Depesche zu bringen, denn das es eine Depesche war hatte ­Elocus sofort erkannt. Minuten die dem Bischof Stunden dünkten verflossen da erschien der Diener mit einem großen Brief, u erbleichend erkannte Elocus das päbstliche Wappen. Als der Diener die Thür schloß, da riß Elocus die seidene Schnur, mit dem in Wachs gedrückten päbstlichen Wappen herunter, ein Blick in das Schreiben genügte, u der starke Mann sank | bewußtlos zusammen – Da kein Diener ohne den Ruf der Glocke den sallon betreten durfte, so sank die Nacht bereits hernieder, als Elocus aus seiner tiefen Ohnmacht erwachte. „O wäre ich nimmer ins Leben zurückgekehrt war sein erster Schmerzensruf dann überflog er die päbstliche Bulle, die allen Bischöfen u Geistlichen befahl fortan unvermählt zu bleiben, wer bereits eine Frau hatte der mußte sich von ihr scheiden, u sofort den Befehl Folge leisten, u wer dieser Maßregel wegen den geistlichen Stand aufgab der wurde excommunicirt u mußte aus der Kirche treten. Elocus war ein großer edler Charakter aber voller tiefer Leidenschaften Zorn u Haß erfüllten sein Herz, u als er auf denselben Altan heraustrat, wo die untergehende Sonne ihn so glückseelig gesehen, da ergriff ihn wenige Stunden darauf tiefe Bitterkeit Glaube Vertrauen auf Gottes Führung waren dahin, u im Angesicht des Mondes u unzähliger Sterne gab er diesem Gefühl Ausdruck u sprach einen Fluch über das Schloß aus. „Nie soll in diesen Mauern ein glückliches Paar wohnen, die Liebe soll von seiner Schwelle fliehen, u ich nenne es als ewige Erinnerung an meinem Schmerz Klageholm Ort der Klage die nie verstummt.

[SBB, St 32, 28r]

   

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II Jahrhunderte zogen an Klageholm vorüber ohne daß in den Archiv der Bibliothek oder sonst wo über die Bewohner und ihre Schicksale sich etwas vorgefunden hätte. Erst die dänische Geschichte nennt uns erst wieder den Namen Clageholm u auch im Archiv des Schlosses finden sich interissante Aufzeichnungen, die nur zu sehr daran erinnern, daß der Fluch des Erbauers schwer auf auf dem Schloß ruhte. Zur Zeit Christian des 7t (glaube ich) war Klageholm mit mit all seinen Ländereien im Besitz der gräflich Reventlowschen Familie, wo im .. Jahrhundert ein alter Graf Reventlow mit seiner einzigen bildschönen Tochter Anna das Schloß bewohnte. – Anna in tiefer Einsamkeit erzogen hatte die besten Lehrer u Erzieherinnen gehabt u war in allen Wissenschaften u Künsten ausgebildet namentlich hatte Sie eine wunderbar schöne Stimme. Der Vater sparte kein Geld die Tochter ausbilden zu lassen, nur durfte sie ihn nie verlassen, dies Opfer vermochte seine egoistische Liebe nicht zu bringen. Trotz der Einsamkeit hatte sich in Anna schon früh eine große Eitelkeit ausgebildet, u der Gedanke doch noch einmal in der | Welt zu glänzen trieb sie an ihre Talente auszubilden mehrere Sprachen zu erlernen, aber ihr Streben war nur auf irrdisches gerichtet u jede höhere Lebensrichtung blieb ihr fremd. – Wieder war es ein herrlicher Maiabend, und die Strahlen der untergehenden Sonne beleuchteten ein wunderbar schönes Mädchen die auf denselben Altan stand, auf dem der Bischof Elocus in die Ferne schaute. – Anna Reventlow schaute auch in die Ferne aber mit ganz anderen Gefühlen. Er am Ziel im Vollgefühl des Glücks, Sie voll Sehnsucht nach einem unbekannten Etwas, so starrte Sie auf den Wald, das ferne Meer u der sich dem Untergang nähernden Sonne, so stand sie im weißen Gewande ihr Haar in goldenen Locken vom letzten Sonnenblick umstrahlt, verklärt wie eine Erscheinung aus lichten Höhen. –

[SBB, St 32, 28v]

[SBB, St 32, 29r]

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i.6  Materialien und Projekte

Da plötzlich erscholl der Laut eines Hornes wie rufend durch den Wald, u Anna zuckte im jähen Schmerz zusammen als habe sie den Ruf ihres Schicksals vernommen. Das Hornsiegnal wiederholte sich, u bald darauf trat aus dem Dickicht des Waldes eine hohe Gestalt im Jagdanzug schritt auf das offne Gitter dem Schlosse zu u stand wie geblendet von der Erscheinung auf dem Altan, die regungslos lichtumflossen die Augen auf dem Fremdling heftete. [SBB, St 32, 29v]

[SBB, St 32, 30r]

[SBB, St 32, 30v]

[SBB, St 32, 31r]

II So standen sie sich gegenüber der hohe schöne Mann u die Jungfrau Aug in Aug, Beide von Erstaunen gefesselt. Da sank die Sonne ins Meer und der hell erleuchtete Altan wurde plötzlich dunkel nur das weiße Gewand leuchtete noch, und der fremde Jäger trat näher, u bat mit voll tönender Stimme um Einlaß u kurze Rast da er sich verirrt u von seinem Gefolge getrennt sei. Annas Athem stockte beim Klange dieser Stimme, sie vermochte kein Wort zu erwiedern, sie winkte mit der Hand dem Fremden u verließ den Altan. Diener öffneten die schwere Eingangsthür, u der König von Dänemark trat ein in Clageholm mit ihm der Fluch des Schlosses, das Verhängniß der Familie Reventlov. Der alte Graf erkannte sofort seinen König u Herrn u emfing ihn als treuen Unterthan, sein Herz war alt aber ehrenhaft, sein Auge trübe, er sah nicht die Liebe des Königs und seiner Tochter, die Ehrfurcht vor seinem König u Herrn, ließ nicht das leichteste Mißtrauen in seiner Seele erwachen. Christian war nicht mehr jung, aber noch schön u stattlich u unwiderstehlich wo er es sein wollte, Anna hatte vom ersten Anblick auf dem Altan sein Herz entflammt, u wie er auch zuerst dagegen | kämpfte, der Ge­ danke an seine Königin den alten Vater seine eigne Ehre mußte zum Opfer fallen. Und Anna kam ihm dem König nur zu sehr entgegen, genug unerfahren eitel, erstickte sie die warnende Stimme in ihrem Herzen, u folgte ihren erwachenden Gefühlen. Der König kam öfter, so oft, daß endlich die warnende Stimme des Haushofmeisters nicht mehr unbeachtet an dem Ohr des alten Grafen verhallte. Da hatte die Tochter ein scharfes Verhör zu bestehen, u als sie mit dem Bekenntniß ihrer Liebe u Schuld zu den Füßen des Vaters sank, da ward dieser so tief in seinem Stolz u Vertrauen gekränkt, die furchtbare Gemüthsbewegung war zu groß für den alten schwachen Körper, er sank todt vom Schlage ge­ troffen neben seiner knieenden Tochter. Als die Diener kamen fanden sie Gebieter todt, u die Tochter starr vor Schmerz u Selbstanklage. Wenige Tage darauf stand die Leiche des Grafen Reventlov in der Todtenkammer, die schwarz ausgeschlagenen Wände mit brennenden Kerzen bedeckt, das marmor Crucifix zu Häupten des Sarges, viele Blumen bedeckten den Fußboden u das Sarg. Es war dieselbe Stunde als der König zuerst das Schloß betrat, aber es war Winter, Schnee bedeckte das Land u der Sturm heulte um das Schloß. In der Capelle standen auf dem Altar nur 2 Leuchter deren matter Schein die Capelle fast in Dunkelheit ließen, keine Blume lag am Boden kein Orgelton kein Gesang erklang. Vor dem Altar stand Anna im Trauergewande ein schwarzer Schleier bedeckte ihr Haupt u verhüllte die tiefe Bewegung ihrer Züge die Thränen in ihren Augen. Neben ihr stand der König im einfachen Anzug ohne Orden u Stern. Die wenigen einfachen Worte des Priesters unterbrachen die Stille der auf Befehl seines Königs Ihm die Gräfin Reventlov an die linke Hand antrauen mußte während der Vater im Sarge ruhte. Die Liebe überwand bei Anna die Schande, sie die Erbin großer Reichthümer, aus alten stolzen ehren­ haften gräflichen Geschlecht, ward die unrechtmäßige Gemahlin wenn auch eines Königs dessen ­Königin noch lebte u ein grausames Schicksal war die Folge dieses Schrittes. – Nur eines blieb ihr die Liebe die Treue des Königs bis zu seinem letzten Augenblick, u wenn auch die ganze Welt mit Ver­ achtung auf sie blickte, der König hielt sie hoch in Ehren u betrachtete sie alles als seine rechtmäßige Gemahlin. – Annas Stolz erlaubte es ihr nicht sich einer Welt zu zeigen, von der sie verachtet wurde, sie lebte einsam in Klageholm, der König hatte sie mit einem königlichen Hofstaat umgeben, u er selbst kam so oft es seine Zeit erlaubte. Von Anna | war seit jenem furchtbaren Moment die Eitelkeit der Fürstin gewichen, sie wurde ernst u fromm, nur wenn ihr Gemahl zugegen, dann kehrte das

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Der Prümer-Krieg

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Lächeln von früher zurück für ihn konnte u that sie alles, aber im tiefsten Herzen lebte ein unheilbarer Gram. Ihr Trost in einsamen Stunden war dann wohl ihr Gesang, u oft ertönte ihre wunderbare Stimme durch die geöffnete Balkon Thür in den dunklen Wald hinein. – Sieben Prinzen wurden in Klageholm geboren, alle starben sie jung, 2 erreichten das 6te Jahr u spielten auf dem Rasen im Park, ihr fröhliches Lachen ertönte durch das Schloß zur Wonne ihrer Eltern, da wurden auch sie von einer Krankheit erfaßt, es waren die beiden Jüngsten, u auch sie die engelschönen Knaben nahm die Todtenkammer auf. Aus fernen Ländern ließ der König geschickte Aerzte kommen das Leben seiner geliebten Söhne zu retten, sie beriethen zuckten die Achseln, u hatten keine Hülfe. Dunkle Gerüchte verbreiteten sich unter dem Volk die sich noch bis heute in Clageholm erhielten, man flüsterte sich zu sie hätten alle ein schleichendes Gift bekommen, doch ist nie etwas darüber klar geworden. Einige Jahre nach dem Tode des jüngsten Prinzen traf Anna das letzte schwerste die Kunde von dem Tode des Königs, u mit Ihm sank ihr letztes irrdisches Glück ins Grab. – Anna wandte in tiefer Reue u Buße sich ganz dem Himmel zu, verkehrte nur mit den Geistlichen pflegte die Kranken u half den Bedürftigen. Aber auf Erden ward die Büßerin vom Schicksal verfolgt. Noch im hohen Alter bekam sie die Blattern, und ward ihr Antlitz so entstellt daß es die Menschen entsetzte, und sie bis an ihr Lebensende eine schwarzseidene Maske tragen mußte. Ja noch im Tode als ihre Leiche in der Todtenkammer stand waren ihre Züge mit der Maske bedeckt. Ob Anna in ihren täglichen Bußübungen im Wohlthun u aufopfernder Menschenliebe endlich den Frieden gefunden wir wissen es nicht, aber wir hoffen es u wenn ihr derselbe nicht auf Erden zu Theil wurde, so erfüllte sich doch im Himmel ihr fester Glaube an Gottes Barmherzigkeit.

[SBB, St 32, 31v]

Dörte Sabin Dörte Sabin

Frei behandeln. Vielleicht so, daß sie, als sie hört er soll Gassen=laufen, noch krank u. verwundet zum Obersten geht und für ihn bittet. Vielleicht wieder am Offizierstisch.

[SBB, St 48, 12r]

Der Prümer-Krieg

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Der Prümer=Krieg. Der Prümer=Krieg. Ein hübscher, heitrer Stoff aus dem Jahre 1768 (unmittelbar nach dem 7 jährigen Krieg) im Trierschen. Johanniterblatt 1875. S. 104. Leben, Colorit, Charakter, Conflikte – dies alles ist noch erst zu geben, aber zu allem finden sich Keime. Der Prümer Krieg. Johanniterblatt 1875. S. 104. Vielleicht ein heitrer Novellenstoff.

[SBB, St 29, s. f.] [SBB, St 29, 1]

[SBB, St 29, 2]

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i.6  Materialien und Projekte

Die Befreiung des Herrn v. Heyden [SBB, St 51, 1a] [SBB, St 51, 1]

Die Befreiung des Herrn v. Heyden in Ulm durch Major v. Seelen muß ich mal in ­Zietens Biographie der Blumenthal nachlesen. (Vielleicht Stoff zu einem Zeitbild, zu einer kulturhistorischen Novelle.)

Verschwunden [SBB, St 16, 44]

[SBB, St 16, 45]

Verschwunden. Lord Bathurst in Perleberg. Enthält die Angaben, wie im Pitaval die Geschichte steht. Lord Bathurst. Neue Pitaval (alte Folge) 16. Theil S. 410. Neue Pitaval (neue Folge) 7. Theil S. 1. (Jahrgang 1872.)

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Staatsrath Dr. Vollert, Exc. in Gera.

Historische Romane (aus der preussischen Geschichte) [SBB, St 24, 1]

[SBB, St 24, 2]

Historische Romane (aus der preuß: Geschichte) 1805. Untergang. 1819. Reaktionsperiode. 1841 ⌐1840¬ – 48. Neuer Frühling. Epoche von 1805. Ausgang Jena u. Auerstädt. Epoche 1819. Die Reaktionsperiode. Epoche 1840. Tod Fr: W. III. Schilderung davon. Besprechungen am Begräbnißtage in Berliner Kneipen. Spott ⌐(York 1814)¬ und Auflehnung und Freiheits-Hoffnung einerseits; enthusiastische Verehrung (Anekdoten, Charakterzüge) andrerseits. ­ So Pfaueninsel, die Blume, Fähnrich v. Arnstedt und vieles andre. Die Maron= u Faucher=Zeit. Lenau. Herwegh. Ruge. Die Dessauer=Bewegungen. Lichtfreundschaft. Arndt. Boyen. Kölner Dom. Vereinigte Landtag. Freiherr v. Vincke. Cornelius. Stahl. Polit. Wochenblatt. Der 18. März. Aber mit heitrem, hoffnungsreichem Ausgang.

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Anna Zipser

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Kunst- und Klatsch-Roman

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IV. Roman Kunst= und Klatsch=Roman. Schilderung des Berliner Lebens von 1839 bis 59 (Tod Fr: W. IV.) Ein Roman ohne Tendenz der nur biographisch verfährt und Bilder und Erlebnisse giebt. Sittenschilderung. Kunst= und Klatsch=Roman 1. Beginnt 1839 oder 40, entweder mit der Maronschen Kneipe, oder mit dem Sylvester Ball bei Hennigs und Lepels Kasernenstube. (Das Ganze muß mit 1839 oder 40 beginnen, so daß noch Fr: W. III lebt und mit dem Tode Fr: W. IV endigen, also 20 Jahre umfassen. Lepels Kaserne. Tunnel. Rütli. Frl. v. Rohr. Frl. v. Crayn. Gräfin Schwerin. Wangenheims. Kuglers. Eggers.

[SBB, St 22, 1]

[SBB, St 22, 2ra]

L’Impératrice oder Die rothe Maus L’Imperatrice oder Die rothe Maus.

[SBB, St 48, 16]

L’Imperatrice oder Josephine oder Die rothe Maus.

[SBB, St 48, 17]

(Der Dönniges-Stoff.)

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Ich muß es in das Jahr 49 und nach Frankfurt a. M. verlegen. Dazu paßt der Stoff sowohl der Zeit wie dem Orte nach. Wenige Personen: 1. Die Heldin 2. Der Held (fällt in Baden) ⌐2.a.  Der Bräutigam, der sie nun heirathet, aber bald stirbt.¬ 3. Der zweite Held, der von ihr unterstützt, nach Amerika durchbrennt, aber nicht Politiker, Spielschulden. 4. Lichnowski etc und die Bockenheimer Wirthschaft. 5. Die Schauspieler-Epoche. 6. Californien. – Wieder⌐begegnung.¬ „Sam, yet a Toddy.“

Anna Zipser

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Anna Zipser. Wird schwerlich gehn. Das einf. Zurückkehren zur Bühne ist zu verbraucht; außerdem ist es schwer den ersten Mann zu schildern; zeigt er sich zu mesquin, so macht das einen unschönen Eindruck, unter dem die Heldin mitzuleiden hat. Der kl. Liebesroman der Frau Ludwig ist vielleicht ein guter Novellenstoff. Alles muß aber mehr aufs Heitre hin angesehn und der wirkl: Verlauf der Dinge nicht allzuängstlich festgehalten werden.

[SBB, St 32, 32]

[SBB, St 32, 33]

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i.6 Materialien und Projekte

Das einf: Zurückkehren zur Bühne wäre vielleicht das Beste; ist aber verbraucht. Das bloße Vorfinden ihres künft: Mannes an der Bühne ist auch nichts. Es muß also etwas gefunden werden, wonach das endliche sich Finden nur die natürliche Folge von etwas vorher Eingeleitetem ist.

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Prinzessin Friederike [SBB, St 35, 8a, Zeitungsausschnitt]

[SBB, St 35, 8]

Dies ist ein guter Novellenstoff, nur muß ich es alles Modernen und ⌐gegenwärtig¬ Parteihaften entkleiden. Die Prinzessin muß also eine Wasa oder eine Lescinska oder eine italienische Bourbon oder eine Stuart sein. Allerdings ist das Vorhandensein irgend eines starken Prätendententhums, das in vielen Familiengliedern noch lebt, in andren schwächer ist, dazu nöthig.

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Zwei kleine Geschichten

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Zwei kleine Geschichten

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Zwei kleine Geschichten. 1. Vom Braunschweiger Herzog mit dem „Klingelzug.“ 2. Vom atheistischen Landjunker.

[DLA, A: Fontane 57.5750/1r]

Die Geschichte vom Braunschweiger Herzog mit dem „Klingelzug“ im Grabe. Die Geschichte des Herzogs. Sein Tod. Seine Forderung. Seine Bestattung. In der 3. Nacht das Klingeln. Der ungeheure Lärm den es ⌐in der Bevölkerung¬ macht. Etwas wird gefunden, Man forscht nach; er schläft; er ist todt. Es wird etwas gefunden, das auf den Thäter hindeutet. Es ist der Bruder einer ⌐schönen¬ Schwester. Diese Schwester wurde schnöde verlassen. Nun tritt diese für den Bruder ein. Glänzendes Plaidoyer vor allen Richtern. Freisprechung. Beilegung. Glückliches Ende.

[DLA, A: Fontane 57.5750/2r] [NFA 24, 399] [HFA 1V, 1005] [HFA 2I/7, 580]

Eine Geschichte, die Pancritius mir erzählte. Ein Rittergutsbesitzer, Junggesell, Atheist, kommt zu sterben. Er will einen Pastor (lutherischen) haben, aber er lebt in einer Einöde oder es ist Weihnachtsfestzeit und die zwei, drei, die vielleicht zu haben wären, sind nicht zu haben. Es muß also etwa um 6 oder 7 Uhr früh sein und um 9 müssen sie predigen. Endlich kommt einer. Die Bitten des Dieners haben ihn bestimmt – er hat die ⌐Fest=¬Predigt aufgegeben ⌐(der Küster muß lesen)¬ und er kommt. Nun beichtet der Alte, verwünscht und verflucht sein Leben und ist in der Leidenschaft des Erlöst-sein=wollens grade so ungeberdig, wie sonst in seinem Leben. Der Prediger antwortet. Dann wird er ruhig und stirbt.

[DLA, A: Fontane 57.5750/4r] [NFA 24, 399] [HFA 1V, 1005] [HFA 2I/7, 580]

i.7  Figuren, Situationen, Dialoge, Textbruchstücke

Der sterbende Franzos

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Der sterbende Franzos. Am Halle schen Thore in Berlin steht ⌐bis auf diese Stunde¬ ein altes Wachthaus: rohe Holzsäulen tragen das weit vorspringende Dach, ⌐und¬ aus den kleinen grünen Fensterscheiben ⌐mit ihrer Blei-Einfassung¬ schaut’s den Vorübergehenden an, wie ein Stück „alte Zeit“. Wer jetzt da seines Weges kommt, sieht schon von Weitem den Helm und Gewehrlauf des schildernden Soldaten blitzen; am 23ten August 1813 aber ⌐gab’s¬ hatten waren in Berlin ⌐nur¬ friedliche Bürger auf der Wache am Halleschen Thor; der ⌐auf Wache; – kein Bedarf war in¬ der Stadt ⌐die ⌐der¬ Soldat¬ hatten draußen zu thun auf den Feldern von Großbeeren. ⌐Eines ⌐Es war¬ Nachmittags die Sonne brannte heiß;¬      Im Schatten des Schilderhauses standen zwei von den Bürgersoldaten; ihr Aufzug war nicht allzukriegerisch. Sie trugen lange blaue Röcke mit ⌐altmodisch-¬ hohem Kragen ⌐und¬ oben am Aermel ⌐an der Schulter¬ aber bemerkte man die bauschige Fächerverzierung ⌐mit¬ jener bauschigen Aermelverzierung, die d ­ amals Mode war. ⌐und noch höhren Aermeln die nach damaliger Mode aus ­wenigstens ­einem Zollhoch rechts und links die Schultern xxx Ihre ⌐ganze¬ Bewaffnung bestand in einem Infanterie-Säbel, den der Eine an einem schwarzen, der Andre an einem weißen ⌐an schwarzem und weißem¬ Bandeliere trug. Der Kanonendonner scholl ⌐ernst¬ herüber; die Bürgersoldaten aber waren augenscheinlich bester Laune und da der Berliner unter allen Umständen er selber bleibt, auch wenn vor seinen ­Thoren über Sein und Nichtsein entschieden wird ⌐aber der Würfel der Entscheidung fällt,¬ ⌐am wenigsten ⌐aber¬ durch noch eine bloße Schlacht aber keineswegs in s­ einer ­Behäbigkeit gestört wird¬ so hatten die beiden Gevattern ⌐vollauf Zeit zu ­guten und schlechten Ein­fällen¬ ihren Witzen so gut sie konnten und ⌐mit jenem ächtberlinischen Gemisch von Wichtigthuerei und Persiflage darüber –¬ nannten ⌐sie¬ sich ⌐zum Beispiel unter andern,¬ um des verschiednen Bandeliers willen ⌐ihrer verschiednen Bandeliers halber¬ mit Beharrlichkeit ⌐beharrlich¬ „Herr Musketier“ und „Herr Füsilier“, wobei sie nicht unterließen ⌐jedesmal¬ respectvoll ⌐mit der Hand¬ an die Mütze zu fahren. Ihre Un Ansichten über Krieg und Frieden waren noch nicht am Ende, als die behagliche Unterhaltung ⌐Beider¬ durch Ankunft eines Wagens, der vor dem Wacht­ hause hielt, unterbrochen wurde. Es waren die ersten Verwundeten ⌐die man einbrachte¬, fast ausschließlich Leute vom Colberger Regiment. Man ⌐Alt u. Jung¬ legte Hand an, um die durch Durst und Blutverlust Halbohnmächtigen, zunächst in die schattige Wachtstube zu bringen; ⌐alles war rührig,¬ auch unsre gemüthlichen Schwätzer von vorhin, griffen jetzt wacker mit zu ⌐an¬. Der Wagen war fast schon leer, ⌐nur ⌐hinten in der Ecke¬ unter Stroh versteckt lagen noch zwei, drei ⌐ein¬ Schwerverwundete⌐r,­¬ ¬ da kam plötzlich eine fremde Uniform der blaue Rock mit den rothen Epaulettes zum Vorschein Man hob den Ersten ⌐ihn¬ in die Höh, ⌐und¬ „sieh’ ein Franzos!“ war der allgemeine Ausruf ⌐klang’s jetzt rundum¬, als ⌐plötzlich¬ der ⌐kaiserliche¬ blaue Rock mit den rothen Epaulettes zum Vorschein kam. Was war zu thun? Man ließ die Kameradschaft des Unglücks gelten, und trug ihn zu den ­Uebrigen in die Wachtstube. Aber weiter reichte das Mitleid nicht; kein Bett, kein Kissen war für ihn zur Hand. Man legte ⌐setzte¬ ihn, ⌐und zwar zunächst der Thür,¬ platt auf die Erde; – mit dem Rücken an ⌐seine Rückenlehne war¬ die Wand.

[SBB, NL 191 (Th. Fontane), III.5.b, 39] [SBB, St 48, 27] [Kunisch 1984, 292–293]

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i.7  Figuren, Situationen, Dialoge, Textbruchstücke

Im W.’schen Hause [SBB, Notizbuch A 8, 36r]

[SBB, Notizbuch A 8, 37]

[SBB, Notizbuch A 8, 38]

[SBB, Notizbuch A 8, 39]

Im W. ’schen Hause. Frl. v. D. groß, voll, brandroth, ⌐leis¬ gebogene Nase, schöne Zähne, kostb: Teint, die lebhafte Grazie der Bewegungen die Heine beschreibt, reich aber einfach gekleidet, die schlangenartige Halskette. Scene am Fenster, neben der Spiegel=Console. Der Vorstellende: Herr F. in München wohl bekannt. Frl. v. D.  O Sie kennen München; waren Sie lange da. F.  Nicht lange; aber doch lange genug um es lieben zu lernen. Frl. v. D. Und, wie ich vermuthe  nicht lange genug, um diese Liebe wieder los zu werden. Wurden Sie mit den Herrn |von der norddeutschen Colonie bekannt? F.  Paul H. ist mir ein lieber Freund. Er war es – Frl v. D. Da sind Sie beneidenswerth; er ist der ideal=schönste Mensch der mir all mein Lebtag vorgekommen ist; das bairische Bier setzt ihm zu und hat ihm schon ein kleines doppeltes Kinn angehängt, aber auch mit solchem Anhängsel ist er immer noch hübscher als andre. O wie entzückend waren die kleinen Abende mit Heyse, mit Geibel und Dingelstedt, Heyse animirte und stachelte an und die beiden andern überboten sich in Ottave-Rimen. Haben Sie je solchem improvisatorischen Wettkampf beige|wohnt? F.  Nur Geibel hab’ ich oft gehört. Die Abende auf seinem Zimmer, bei Chateau d’Yqhem aus flachen und Champagner aus hohen Gläsern, werden mir nicht leicht vergeßlich. sein. Der König hat überhaupt mit glücklicher Hand gewählt, – Frl. v. D. Nur Carrière darf sich nicht sehn und Bodenstedt nicht sehen hören lassen; er hat eine Passion  aus seinem Mirza Schaffy vorzulesen, aber er ruinirt sich selber. Haben Sie je ihn lesen hören: Wàrum, wàrum blasses Mädchen Sitzt Du stumm am Spinne Rädchen Es ist als hörte man den alten Kaiser Augustus nach sein altes  Varus, Varus rufen. – Den blonden Carrière |nannten wir nie anders als wie den heitren Glaser. Aber der Tann! HabenSie ihn kennen gelernt? F.  Ich war sein Nachbar bei Tische und sein soldatischer Witz, sein Humor, seine Schlagfertigkeit haben mich entzückt.

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etc. etc.

[SBB, Notizbuch A 8, 40]

    Prof. Wolff.  … Das sind die Leute die uns den Goethe und Schiller streichen ­möchten. F.  Das wäre vom Uebel. Und doch wer könnte den Wunsch unterdrücken, daß sie ihre Mission, ohne an Kraft und poètischer Bedeutung zu verlieren, uns national mehr geboten hätten. Sie stehen so groß da, aber auf der steilen Höhe des Kosmopolitismus und der Humanität. Weniger wäre vielleicht mehr. | Goethe fing so glänzend an: ­Goetz, Werther, und die Volkslieder – was folgte war groß und schön, aber wie glücklich wär es ⌐für uns¬, wenn es auch so deutsch gewesen wäre wie jene Anfänge. Ein Shakespeare hätte uns noth gethan. Er konnte damals vielleicht nicht entstehn; es ­fehlte an dem deutschen Gefühl, – woher sollte es auch kommen; aber mög es k­ ommen. etc. etc.

   

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Reisender an einer großen Mittelstation 45

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Prof: Gneist … Eben weil ich Monarchist bin, beklag ich den Zustand des ⌐unsres¬ Monarchen Er ist stolz darauf von Eisenpillen leben zu können F.  Eine seltsame Erscheinung, daß wenn den Thaten das Eisen fehlt, so auch dem Blut. |Auch unsre Männer sind jetzt bleichsüchtig. Mich beschäftigt mitunter die ­Frage, ob ein Krieg, eine Zeit voll Thaten mit ihren psychischen Einflüssen uns physisch anders machen würde, physisch bis hin zur chemischen Mischung, bis zum Eisengehalt des Bluts. Prof. G.  Mir ist das ganz sicher. Es wird erst wieder besser mit uns in andren ­Zeiten. Auch das Königthum vor allem bedarf der Regeneration, überall Ver­dummung oder Verweichlichung. Ich bin aufrichtiger Monarchist und beklage darum doppelt wie es ist. F.  Die Unsren sind noch die besten. Verweichlichung kann man ihnen nicht vorwerfen. Ich glaube überhaupt nicht an |Degeneration in dem gewöhnlichen Sinne, an allmälige Entartung, die Leiter steigt nicht blos herab sie steigt auch hinauf und was maßgebend in diesen Dingen ist, ist das Wunder des Moments. Der Moment ist das Leben=gebende, schwache Organismen haben starke, starke Organismen haben schwache Momente, so zeugen Helden ein Schneider= und Schneider ein Helden=geschlecht.

[SBB, Notizbuch A 8, 41]

[SBB, Notizbuch A 8, 42]

etc. etc.

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Mit Herrn N. N. Ueber das was man Zufall nennt. Ist Ihnen nicht aufgefallen, daß Sie 3 Tage lang nur schönen Damen und dann wieder 3 Wochen lang nur |häßlichen zu begegnen glauben. Oder in allen Hauptstädten Europa’s wird zu einer bestimmten Stunde dasselbe empfunden, ohne nachweisbare Veranlassung. Es gehen räthselhafte Strömungen hin und her und berühren uns und andre, schärfen unsre Sinne oder werfen einen leisen Schleier über dieselben, – nur so erklärt sich das Unerklärliche.     Mit Frl. S.  Vorstellung ohne Weitres; lächerliches Nebeneinanderstehn; der junge Mensch hat das Recht Unsinn zu sprechen, jedenfalls das Recht Unsinn zu flüstern, aber das Trivialste durch den Saal zu donnern, kann einem Alten nicht zugemuthet werden. Dann eine Conversation über Tag=Unterhaltung, wie leicht sie ist und wie schwierig |doch auch, wie nur Grazie, Raschheit, Natürlichkeit davor schützt aus einer Lächerlichkeit in die andre zu verfallen, – nichts so schwer als leichtes Geschwätz. Und die besten Kräfte können es am wenigsten, wer gewohnt ist mit Eisenkugeln zu spielen, versteht es nicht nach Seifenblasen zu haschen oder einen Federball graziös, rasch und immer wieder in die Luft zu schlagen.    

[SBB, Notizbuch A 8, 43]

[SBB, Notizbuch A 8, 44]

Reisender an einer grosen Mittelstation Reisender an einer großen Mittelstation. „Sie kommen von München? Wo haben Sie denn übernachtet?“ „In der Götter=Dämmerung.“

[SBB, Notizbuch B 1, 16v]

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i.7  Figuren, Situationen, Dialoge, Textbruchstücke

Priester [SBB, Notizbuch B 1, 16v]

Priester. „Sagen Sie, Ungläubiger, was hat Sie hergebracht? „A Schandarm, Hochwürden.“

Jetzt wollen die gar … [SBB, Notizbuch B 1, 16v]

„Jetzt wollen die gar Nachts was bei mir finden, und ich kann bei Tage nichts finden“!

Zwei für Einen [SBB, Notizbuch B 1, 16v]

Zwei für Einen. Kürassierwachtmeister.

Abraham Oppenheim [SBB, Notizbuch B 1, 17r]

Abraham Oppenheim. „In Abrahams Schooß“ – als Kneipenschild.

Romanfiguren [SBB, Notizbuch E 3, 50v]

Romanfiguren: Eine Dame oder Herr, Herr ist wahrscheinlich besser, der immer sagt: „wenn Sie das nicht gesehn haben, so haben Sie nichts gesehn“. 2. Eine Wittwe, die, nach der prügelvollsten Ehe, immer sentimental von dem Glück ihrer Ehe spricht. 3. Eine Geh. Raths Familie, die die Unruhe, Geschäftigkeit und Carrièremacherei des gebildeten, ziemlich beschränkten, halb demokratischen halb loyalen aber ganz büreaukratischen Großstädters vertritt. Mutter, Töchter, Söhne fragen immer „was haben Sie heute vor?“ der Alte wendet dieselbe Phrase auf das ganze Leben an und fragt jeden jungen Menschen mit dem er in Berührung kommt: „ja, was haben Sie vor?“

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Stoff zu einer kl. heitren Erzählun

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Der einzige wahre Luxus Der einzige wahre Luxus des Lebens ist die Freiheit.

[SBB, Notizbuch E 3, 51r]

Klinken-Eugenie

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„Klinken=Eugenie“, die keine Klinken anfaßt; dabei dick, altjüngferlich, äußerlich-­ kirchlich, Mitglied des Vereins zur Bestrickung indischer Christenkinder, Missions= Närrin, sentimental. „Ich kann den Gedanken nicht los werden …“ und nun kommt eine ungräßliche Gräßlichkeit, womit sie vorgiebt ihr Herz und ihre Phantasie zu ­beschäftigen.

[SBB, Notizbuch E 3, 51r]

Post-Suitier

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1.  P  ost=Suitier. Unfreundlich. Die Geschichte mit der Sechserkarte. „Die aufgeklebte Marke war schon gebraucht; trotzdem hat er sie schon gestempelt.“   „Na, dann werfen Sie sie nur hinein.“   Die Geschichte mit dem Zehnmarkstück, bei Marken-Einkauf. 2.  Geschichte in Stubbenkammer.   Werden Sie Ihren Freund noch nicht halten.

[SBB, Notizbuch B 15, 85r]

Stoff zu einer kl. heitren Erzählung

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Stoff zu einer kl. heitren Erzählung. ⌐Universitäts¬Professor D., Jurist, Wittwer, hat eine einzige Tochter. Er lebt nur seinen Büchern und Vorlesungen. Eines schönen Tages ist die Tochter erwachsen, 16 oder 17 Jahr, und er sagt sich nun: „das arme Kind, hat keine Mutter und soll so versauern. Er zieht sich einen Frack an, nimmt eine Kutsche und fährt zu allen mög­ lichen Leuten, wo er mal in Gesellschaft war, um seine Tochter zu präsentiren. Erreicht auch seinen Zweck: Geselligkeiten, Einladungen, Bälle. Nach Jahr u. Tag aber muß ihn die Tochter erinnern: „nun mußt auch Du einen Ball geben“. Und den giebt er nun.

[DLA, A: Fontane 59.1198] [NFA 24, 397] [HFA 1V, 1004] [HFA 2I/7, 578–579]

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i.7  Figuren, Situationen, Dialoge, Textbruchstücke

Berliner Novelle. Dr. Alphonse Dann [DLA, A: Fontane 58.1263/1r] [NFA 24, 327] [HFA 1V, 849– 850] [HFA 2I/7, 472]

[DLA, A: Fontane 58.1263/2] [NFA 24, 327–328] [HFA 1 V, 850] [HFA 2I/7, 472–473]

Berliner Novelle. Professor ⌐Dr.¬ Alphonse Dann, Professor der Geschichte, ⌐Kunstgeschichte¬ und schönen Wissenschaften. Als Vorbild Felix Dahn in Erscheinung, Wesen und Sprechanismus, dazu aber Züge von dem raffinirten Wietmann. Lebenszweck ist: Ruhm, Ansehn, Vortheil mit Hülfe von Cliquen, er will also ­immer Vereine gründen. So wie er mit jungen Dichtern, Schriftstellern, Historikern, Archäologen, Kunsthistorikern, Politikern, Malern, Bildhauern etc etc |zusammenkommt, will er etwas gründen. „Ich begreife nicht, junger Freund, warum sie ⌐Sie¬ sich nicht zusammenthun, Sie und Ihre Freunde. Muß ich Sie an die Fasces erinnern; ein Stab bricht, ein Bündel nicht. Lassen Sie uns doch mal zusammenkommen, bei Landvogt oder in Treptow oder in Saatwinkel und bringen wir unsre Mannen mit, sind es nicht 33 wie auf dem Ritli, so doch 13 oder meinetwegen 3, wir zwei beide hinzu, haben wir für den Anfang beinah ein halbes Dutzend und da besprechen wirs und entwerfen die Statuten auf einer Speisekarte. Das werden immer die besten. Pergament-Statuten sind Unsinn, aber auf einem Brief-Couvert, das lebt. Also sagen wir Saatwinkel, übermorgen, um 5 Uhr am Brandenburger Thor. Das müßte doch nicht mit rechten Dingen zugehn, wenn wir diesem himmelschreienden Skandal nicht ein Ende machen könnten. Was wollen diese Compositions=Dümmlinge, hinter denen sich nichts als Nazarenerthum und Rückschritt verbirgt? Soll das das Resultat Lessings sein? Nein, nein vorwärts ich habe den Glauben an die Macht der Idee, wenn sie rein und selbstsuchtslos auftritt.

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Onkel Geheimerath [SBB, St 33, 20] [NFA 24, 213–214] [HFA 1V, 718] [HFA 2I/7, 313]

Onkel Geheimerath. Ein Charakterbild Lucaes, seiner Liebenswürdigkeit, seiner edlen Gesinnung und Unkleinlichkeit, und seiner kl. Schwächen (Bourgeois, ein Nicht-Verständniß für arme Leute, ⌐dabei¬ Anekdoten-Erzähler.) Seine Beziehungen zu Mutter, Schwester, Familie, Freunden, jungen Mädchen, Schwerenöther, immer becourt.

Aloys Rittersbach [DLA, A: Fontane 60.791] [NFA 24, 398] [HFA 1V, 1004] [HFA 2 I/7, 579]

Aloys Rittersbach. Eine Geschichte vom sonderbaren Ehrgeiz. Theos Geschichte. Alles dran setzen um ein preußischer Grenadir und ein Reservelieutenant zu werden.

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Figur in einer Berliner Novelle

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Moderner Roman oder Novelle (i) und (ii)

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Moderner Roman oder Novelle. Schilderung eines partout carrièremachenden Garde-Assessors (früher Staatsanwalt) wie Pastor Windel ihn neulich bei Wangenheims schilderte. Gesellschaft; ganz unberührt, ganz gleichgültig, nur seinen Vortheil berechnend. Monocle, breites schwarzes Band. Losstürzen auf die Wirthin, dann mustern, wer ist hier, auf den ich allenfalls Rücksicht zu nehmen habe. Resultat, mal glänzend: lauter Minister u. Unter­ staatssekretaire; mal erbärmlich: ein einziger Geheimer Ober Regierungsrath aus dem Cultus-Ministerium. Nicht mal ein Geh. Ober Finanz-Rath. Außerdem entdeckt er einen Chefredakteur  einen Kerl wie er selbst, nur flotter u. liebenswürdiger, den er als Staatsanwalt mal angeklagt hat. Auf diesen stürzt er sich. Sie schließen eine momentane Freundschaft. Er ist nämlich ein Liberaler und geht davon aus: Feudalismus hält sich bei uns nicht.

[DLA, A: Fontane 58.304/1] [NFA 24, 396–397] [HFA 1V, 1003] [HFA 2I/7, 578]

Moderner Roman oder Novelle. Ein geistreicher Kerl, der immer in Paradoxen spricht: Raphael ist Verfall, Pitt hat England ruinirt, Fr. W. I. war wohlwollend, August der Starke war der Retter Sachsens, der Löwe ist ein feiges Thier, aller Schulunterricht ist ein Unsinn und ein Ruin „wie Kinder im Sand spielen und mit einem Male stehen sie auf, so kann der Mensch alles, was er überhaupt kann, von Natur. Wenige ⌐Viele¬ können sehr wenig, aber durch Schule wird es nur schlimmer; sie verdummen nur um so mehr etc.“

[DLA, A: Fontane 58.304/2] [NFA 24, 397] [HFA 1V, 1003–1004] [HFA 2I/7, 578]

Figur in einer Berliner Novelle

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Figur in einer Berliner Novelle. „Ich bin Saal-Vermiether …“ Und nun führt er aus, was in seinem Saal alles vorgeht und das eigentlich nichts passiren kann, wo sein „Saal“ nicht eine Rolle spielt. Hochzeiten, Tanz, Vorlesungen, Concerte, Politische Versammlungen, Wahllokal, Kaisers=Geburtstag. Waldeckfeier. „Und mein Vergnügen is, wie das nu wechselt. Mitunter ist das Echo von Kaisers-Geburtstag noch nicht ’raus, so heißt es schon wieder „Waldeck oder Jacobi; stoßen Sie an meine Brüder. Es lebe die Freiheit“. Und so geht es weiter.

[DLA, A: Fontane 59.11967/r] [NFA 24, 396] [HFA 1V, 1003] [HFA 2I/7, 577–578]

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i.7  Figuren, Situationen, Dialoge, Textbruchstücke

Zu Roman oder Novelle. Zwei ältre Brüder [DLA, A: Fontane 59.1197] [NFA 24, 395–396] [HFA 1V, 1002–1003] [HFA 2I/7, 577]

Zu Roman oder Novelle. Zwei ältre Brüder, von denen der eine immer den andern corrigirt, der Corrigirte bleibt aber eigensinnig bei seiner Aussprache.   1. Itzehö. – Itzeho.   2. Cassiopeja. – Cassiopeia.   3. Gitschìn. – Gìtschin.   4. Donquischott. – Quichote.   5. Rysdäl. – Reusdal.   6. Tadèma. – Tádema.   7. Omptèda. – Ómpteda.   8. Gránada. – Granàda.   9. Chamìsso. – Chámisso. 10. Gaudy. – Gaudy. 11. Verden. ⌐(F)¬ – Verden. 12. Plock. – Plotzk. 13. Wylich u. Lottum. – Mexiko. Ohio. Mac-Lien Mac-Len. Mac Intosch. Macdonald. Mac Dònald.

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Novellenfigur. Alter Referendarius [SBB, St 16, 10]

Novellenfigur Alter Referendarius von 45 Jahren, der ein bescheidnes Vermögen hat, wovon er lebt, sonst aber in jeder Besitzung sitzen geblieben ist. Er liest Gedichte vor, schreibt dann und wann eine Kritik über ein einzelnes ausgestelltes Bild und besucht P ­ remièren um Zeuge ihres Niedergangs zu sein. Er ist eher wohlwollend als nicht, aber vergrätzt und seine Hauptredensart ist: „ich glaube nicht, daß viel draus wird.“ Diese wendet er beständig an, namentlich aber wenn irgendwer gelobt wird.

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Aufwärterin Frau Lehmann [SBB, St 16, 24] [SBB, St 16, 25]

Aufwärterin Frau Lehmann (andrer Name.) Die Aufwärterin ist eine Frau von 47 und hat Stellen be in verschiednen Häusern, bei alten und jungen Frauen. Sie ist flink, umsichtig, brauchbar, aber borgt beständig und saugt aus. Dennoch hält sie sich. Ihr Mittel ist, sie klagt über ihren Mann. Dann können die Frauen nicht widerstehn, das läßt sie Opfer bringen, um sich die Lehmann zu erhalten. – Einmal giebt die Lehmann einen Kaffe, ihr Mann ist ihr Hauptgast. Hierbei legt sie ihre Praxis klar.

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Berliner Novelle. Höherer Bummler

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Humoristische Figur

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Für eine mehr heitre Novelle. Humoristische Figur. Es giebt viele Dinge, wo nicht das Ding an sich sondern der Platz entscheidet wo sich s findet. Nehmen wir beispielsweise ein Schilderhaus. Was ist harmloser, unschuldiger, ein Preußenherz mehr erquickender, schwarz und weiß steht es da, der Stolz jedes Preußenherzens, ein Symbol des Größten das Preußen hat oder wenigstens eine Mahnung daran. Und nun nehmen Sie das Häuschen und stellen es aus der Front des Hauses dicht heran oder an die Rückseite . Welche Wandlung vollzieht sich auf der Stelle. , dicht heran oder in einiger Entfernung, von Geisblatt umwachsen oder in nackter Wirklichkeit. Und siehe da, welche Wandlung hat sich im Nu vollzogen! Der historische Charakter ist abgestreift und das Idyll begegnet, das Idyll in seinen letzten Ausläufern. Der Schritt vom Erhabnen zum Lächerlichen hat sich vollzogen und rührt zugleich an eine dunkle Seite bereits an eine der dunkelsten Seiten der Menschheit.

[SBB, St 16, 26]

(1) (2)

(1) (2)

Ein alter Professor oder Geheimrath

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Ein alter Professor oder Geheimrath. (Wenn ich ihn in die Novelle „Cécile“ nehme, so muß der andre, der nie immer frägt und nie zu Worte kommen läßt, fortfallen.) „.. Sie schulden uns aber noch den Schluß Ihrer Erzählung ..“ „Aber lieber Arnold ..“ „Es waren zwei Damen, deren Sie ⌐vorgängig¬ erwähnten, aber Sie sprachen nur von der einen ..“ ⌐Ich vermuthe daß Ihre Nachbarin zur Linken ..“¬ Aber er kam nicht weiter, das Eintreten von dem u. dem hinderte etc etc.

[SBB, St 16, 27]

Berliner Novelle. Höherer Bummler

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Berliner Novelle. ⌐Höherer¬ Bummler, Quatorzième, Toast=Ausbringer, Bratenbarde, wahnsinniger Anekdoten= und Klatsch=Erzähler, Kunst= und Theater=Quaßler. Sein charakteristischer Zug ist seine Anspruchsvollheit in Bezug auf Gesellschaft, Eßzimmer=Einrichtung und Verpflegung. ad 1. verlangt er Größe: Moltke, Helmholtz, Menzel, Siemens ad 2. „Es muß in Galerieen gegessen werden und ich bekenne Ihnen offen wenn ich nicht Bilder sehen kann zu 20,000 Thaler das Stück, so schmeckt es mir nicht.“

[SBB, St 16, 28]

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[SBB, St 16, 29]

i.7  Figuren, Situationen, Dialoge, Textbruchstücke

ad 3. „Nennen Sie mir nur nicht Huster; ich kann den Namen nicht hören. Was soll mir dieser |ewige Schnepfenschnabel, der aufragt als ob er das und das wäre, oder gekreuzt liegt wie zwei Rappiere. Wirklich an Studenten erinnert das Ganze. Wenn ich nicht eines Sterletts sicher bin, der eine Stunde vorher von der Wolga her eingetroffen ist, so bleib ich zu Haus und trinke eine Tasse Cacao. Die mach ich mir selbst und weiß, was ich habe.“

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Justizrath a. D. [SBB, St 16, 30]

Justizrath a D. Mann von 60. Griff Kindergelder an, saß mehrere Jahre; lebt nun ­wieder in seiner Stadt, wenig geachtet, wenig geliebt, aber sehr gefürchtet. Immer scharf; ­jedem sagt er was Unangenehmes über seinen Charakter, seine Kinder, sein Aussehn, seine Gesundheit. Einer seiner Lieblingssätze ist: „nun, ziehen das Bein ja nach; wohl ein Schlägelchen gehabt.“ „Nein“. „Doch wohl. Solch Schlägelchen versteckt sich oft etc“. In der Art. Hat einer eine schiefe Backe, ein schiefes Maul, immer „Schlägelchen“. Am meisten quält er seine harmlose, gütige Frau, die unbedeutend ist und eine schiefe Schulter hat.

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Eine Frau, die als eine Art „weise Frau“ [SBB, St 16, 31r]

Eine Frau, die als eine Art „weise Frau“ in medicinischen Dingen und großen u. kl. Krankheitsfällen alles weiß und gegen alles ein Mittel hat, das sie mit der größten Dreistigkeit als Heilmittel anpreist.     Arnica, Allermannsharnisch, Hamburger Pflaster, Klepperbeins-Magenpflaster, Schwefelbalsam, überhaupt viel Schwefel.

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verte!

Ein beschränktes Ehepaar [SBB, St 16, 31v]

Ein beschränktes Ehepaar, das immer in den ⌐der¬ langweiligsten Weisen ⌐Weise¬ von seinen Reisen spricht, sächs. Schweiz, märk: Schweiz, holsteinsche Schweiz, Harz, Koppe, Rhein, Oberbaiern, Oberammergau.     Endlich erscheint einer und persiflirt die Geschichte, indem er sie bis zum Lächerlichen übertrumpft.

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Novellenfigur. Ein Geistlicher

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„Es steht wissenschaftlich fest“

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„Es steht wissenschaftlich fest etc“ Eine Person (entweder anmaßlicher goldbrilliger junger Gelehrter oder verschrobner wichtigthuerischer Amateur) die beständig sagt: „es steht wissenschaftlich fest“. Er braucht dies bei Kleinem und Großem, bei Nero, Tiberius, Erdumdrehung, Kleibrot etc. Es steht wissenschaftlich fest, daß das blos geschrotne Getreide leichter verdaulich ist, so daß ein Mann, der eine einfache Semmel nicht mehr vertragen kann, drei Semmeln vertragen kann, wenn sie unten mit Kleie bestreut sind, und vielleicht fünf Semmeln wenn überhaupt aus Schrot gebacken. Und nichts natürlicher. In der Hülse sitzt Stickstoff, Stickstoff thut das und das, und so wird die Verdauung befördert.“

[SBB, St 16, 33]

Novellenfigur. Richtiger Berliner

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Novellenfigur Richtiger Berliner von Durchschnittsbildung, Rentier, 50 Jahr, früher Kaufmann. Er spricht viel und weiht einen sofort in alle Verhältnisse ein; Geheimnisse giebt es nicht; schwere Entbindungen, fausse couche seiner Frau, Zänkereien, Skandalscenen, ⌐Geldverlegenheiten,¬ alles wird ausgekramt.

[SBB, St 16, 34]

Novellenfigur. Eine Figur wie Herr v. Buddenbrock

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Novellenfigur. Eine Figur wie Herr v. Buddenbrock, fein, gescheidt, anständig, aristokratisch, aber ganz alter Junggeselle, kränklich, und mit hundert kleinen Nücken und Eigenheiten ausgerüstet: Räthsel rathen (er kennt alle Unterabtheilungen, Charade, Logogryph, auch Akrosticha, Meistersonette, Glossen u. Tenzonen. Es muß alles, auch in poetischen Dingen, auf die bloße geistreiche Spielerei hinauslaufen. Dabei viel gereist, überall zu Haus, alles gesehn, voller Kenntniß von Personen und Landessitten.

[SBB, St 16, 35]

Novellenfigur. Ein Geistlicher Novellenfigur Ein Geistlicher von 50 Jahr, ganz nach dem Rezept von Pastor Schultz, im Glaubens= und Anschauungs=Punkt ungeheuer rigoros, und in Beurtheilung der Sünden, Gebrechen, Ordinairheiten ungeheuer milde, so daß sogenannte edle ⌐Menschen auf

[SBB, St 16, 36]

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i.7  Figuren, Situationen, Dialoge, Textbruchstücke

der einen Seite¬ und wirkliche Lumpaci’s auf der andern, ganz gleich von ihm beur­ theilt werden, fast mit Bevorzugung der Lumpacis. Denn diese sind, was sie scheinen, während jene nicht sind was sie scheinen. Die Sündhaftigkeit ist das ganz Allgemeine, das Zweifellose und wer sündhaft dasteht, ist zwar nicht zu loben, aber au fond weniger zu tadeln als die andern.

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Roman oder Novelle. Eine komische Figur [SBB, St 16, 37]

Roman oder Novelle. Eine komische Figur, die nur „für’s Moderne“ ist. „Ich hasse was da staubig, Nur an das Frische glaub ich,“ – dies ist sein Lieblingscitat. Frisch, frisch. Nur nichts Altbacknes, nur nichts Mittelalterliches, horreur, horreur. Dampf, Elektricität, Luftschiffahrt, Gitterbrücke, Tunnel, aber nur nicht Lyrik oder Album oder Bewunderung über ein Veilchen. Jede Zeit hat ihren Inhalt, und die unsrige hat den ihren. Wozu immer borgen bei dem was war? Nur das Heute gilt. Frisch, frisch.“

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Verse sind die Sprache der Götter [SBB, St 16, 38] [SBB, St 16, 38a]

Verse sind die Sprache der Götter und der Kinder; es giebt aber mehr Kinder als G ­ ötter. |  |, Sitten Die Mitwelt seufzte: wären wir ihn los! Nun da er todt ist, ist er groß.

Dialogstoffe in guter Berliner Gesellschaft [SBB, St 16, 39]

Dialogstoffe in guter Berliner Gesellschaft. ⌐Etwa Professor oder Geheimrath oder dergleichen¬ „.. Ach, meine Gnädigste, ob Hans u. Grete sich kriegen oder nicht kriegen ist mir wie im Leben so auch in der Kunst längst gleichgültig geworden ..“ „Aber was dann?“ „Ach, jenseits dieser Jugendeseleien Welt (etwas Bessres nehmen aber in der Art) fängt erst das die Welt, das Leben, das Interesse an, namentlich auch literarisch.“ „Ich bin doch neugierig.“ „Da ist z. B. ein Buch erschienen (nun das Musikbuch vom Freiherrn von Timus, dann vor allem das Ewald’sche Buch über die Bedeutung des Gelb. Das Letztre ist noch besser zu brauchen als Timus.

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Novellenfigur. Alfred van der Weyd

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Dialogstoffe in guter Berliner Gesellschaft. Ueber braun als Farbe. „Braun ist eine gute Farbe, ich lieb es und gegen die kaffebraunen Husaren wird sich auch vom farblichen und Auge=gefälligkeits-Standpunkt nichts sagen lassen. Aber ⌐ein paar Ausnahmen zugegeben¬ eigentlich ist es doch die Philister=, die Commiß=, die Sperlingsfarbe. Gehen Sie die Natur durch, es giebt Edelsteine von jeder Farbe, nur braune fehlen und gehen sie die Blumen durch, die braunen fehlen.“ „O nein, es giebt braune Georginen.“ Gewiß meine Gnädigste. Aber was beweist das. Die Georgine selbst nimmt eine höchst fragliche Position ein, man könnte von ihr sagen, sie sei immer braun, so prosaisch wirkt sie. Sie gehört entschieden nur in den Anhang des Blumenbuchs der Naturen, Anhang wo die Noten u Anmerkungen stehn, die immer langweilig sind.

[SBB, St 16, 40]

Überraschtes Rendez-vous

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Situation. Dialog. Ueberraschtes Rendez-vous oder Schlimmeres. „.. Achten Sie darauf, wie verschieden die Gesichtsausdrücke bei solchen Erzählungen sind. Einige empfinden Neid, andre werden verlegen, noch andre lächeln leis und fühlen sich glücklich ⌐behaglich¬ durch Glück und Vorsicht aus einer ähnlichen Situation immer heil herausgekommen zu sein.“

[SBB, St 16, 41]

Novellenfigur. Alfred van der Weyde Novellenfigur

Alfred van der Weyde von der Horst 5

Afrikareisender, Olympianischer etruskischer Schatzgräber und Schlachtenbummler. ein Mann von 48 oder 49, rothblond, yankeehaft.

[SBB, St 16, 42] [SBB, St 16, 42a] (1) (2) (1) (2)

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i.7  Figuren, Situationen, Dialoge, Textbruchstücke

Eine Wittwe von 36 [SBB, St 16, 43]

Eine Wittwe von 36, die jedem zum Munde räth. Was aus ihrem Mann wurde ist dunkel, es giebt 6 Lesarten dafür. – Zu kleinen Kindern ist sie zuthunlich und zärtlich: „O die lieben kleinen Kuckerchen“, mit Frommen fromm, mit Liberalen liberal, in welche Gesellschaft sie auch tritt, sie freundet sich mit ihnen an und ist sofort derselben Meinung. Ihr Plan dabei war unklar, denn sie war ausreichend dotirt. Die Leute sagten: es sei Gewohnheit aus frührer, armer Zeit her. Das war richtig. Aber das Eigentliche war, sie hatte keine Ueberzeugungen, alles war ihr vollkommen gleichgültig und so that sie, was ihr das Bequemste war. Endlich verheirathete sie sich wieder. Jetzt wieder Widerspruch aus persönlichem Antagonismus. Oder vielleicht auch andrer Ausgang.

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Unser Doktor [TFA N 7, 1r] [TFA N 7, 2r]

Unser Doktor. (Heitrer Stoff.) Schilderung einer modernen, guten, jovialen Familie, die, von der Frauen=Eltern= Seite her, den Hausarzt geerbt haben. Er ist nun 83. Nun was alles hinter seinem Rücken spielt. Homöopathische Apotheke angeschafft, um ihn nicht zu verletzen. Ernsthaftestes Studium. Wasserkur. Auch selbstständig, immer um den Alten nicht zu verletzen. ⌐Accouchement. Das er ablehnt.¬ Flechten und Male; altes Weib; Sympathie. Der Alte sagt: „machen Sie’s; es geht von selber fort“. Freiwilliges Hinken. Petzold, der Zimmerpolier. Endlich stirbt der Alte. Brief an seine Frau. „Durch ein halbes Jahrhundert hin hat er uns in gleicher Treue zur Seite gestanden etc.

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Luft macht müde und Luft zehrt [DLA, A: Fontane 56.550/59/1]

[DLA, A: Fontane 56.550/59/2]

Luft macht müde und Luft zehrt. Diese beiden Sätze müssen für Nervenkranke heißen: Luft ersetzt den Schlaf und sättigt. Speise ⌐Oder:¬ Luft stärkt, und mindert dadurch das krankhaft gesteigerte Bedürfniß nach Schlaf und Nahrung. Mosel mit China-tropfen. Eisen=wasser. Zu betonen ist: das Leichtsinnige, das Poetische, das Phantasievolle,

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„Das Weib, das Weib“

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das Eigensinnige, das Gerechtigkeitsgefühl, das, sich verletzt, in ein Rachegefühl umschlägt das Gütige, Weiche, Milde, momentan zum Verzeihen geneigte, das dann, zurückgewiesen, sich in doppelte Wuth wandelt. Die Gestalt anfangs sehr jugendlich, sehr reizend, sehr apart, sehr verwöhnt. Sommer=Idyll; aber das Gewölk darüber.

Mein Kirchenjahr

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Mein Kirchenjahr. „Ja, Sie spötteln über diese Dinge und denken ‚das hat sich überlebt‘. Aber glauben Sie mir, es hat sich nicht überlebt, der und wirds auch nie; der Mensch ist durch ein geheimnißvolles Band an ein Ueberirdisches geknüpft und wenn er auch dieses Bandes spottet, in bestimmten Fällen erinnert sich dessen gern, daß es so ist und erkennt sich in seinem Nichts und Gott in seiner Größe. Lassen Sie sich von alten Soldaten erzählen, wie’s da aussieht, wenn’s in den Krieg geht oder direkt in die Schlacht, da will jeder noch retten was zu retten ist und der Ungläubigste giebt eine Gastrolle beim Glauben.“ Freilich ist es so und es ist so durchs ganze Leben. Jeder hat seine Zeit, auf länger oder kürzer, wo er kirchlich wird  und ich hatte auch mein Kirchenjahr. Die besondre Veranlassung dazu mag auf sich beruhn, kurzum eines Tages, nachdem ich jahrelang ein sehr säumiger Kirchenbesucher gewesen war, fand ich es wieder angezeigt in die Kirche zu gehn. Ganz im Stillen. Ich sprach zu niemand davon. Es hielt ein Jahr lang an und diese Zeit nenn ich mein Kirchenjahr und es ist die Zeit, wo ich viele Kirchen gesehn habe, in die ich sonst nicht gekommen wäre. 1. Paulus Cassel.  2. Dom.  3. Nicolai.  4. Klosterkirche.

[SBB, St 4, 1] [SBB, St 4, 2]

[SBB, St 4, 4]

„Das Weib, das Weib“

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„Das Weib, das Weib.“ 1. Hugo. Annemarie. Die arme Annemarie, sie liebt ihn aber er nicht sie. Er flieht, entschlägt sich der Sentimentalitäten, lacht und ergeht sich in Süden und Norden in sich steigernden  Seine Siege wachsen in Süden u Norden Zu wahren Liebesmassenmorden. Zuletzt: sein Herz entdeckt er freit die Tochter von einem Steuerinspektor  Und wenn sie nicht gestorben sind lebt sie er noch heute mit Weib und Kind Und die arme Annemarie Vermiethet Wohnt seit Kurzem Chambre garnie

[SBB, St 14, 1] [SBB, St 14, 2a]

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i.7  Figuren, Situationen, Dialoge, Textbruchstücke

Malstunden hat sie genommen Der Roman ist bis auf drei Bände gekommen Konnt es denn auf Erden In Romanen nicht mal anders werden? Das Leben hat einen ganz andren Leib  Als immer wieder das Weib, das Weib.

Sommerbriefe aus dem Havelland [TFA N 13, 1] [HFA 1 V, 735]

Sommerbriefe. ⌐aus dem Havelland.¬

An mir ist nichts gelegen [TFA L 4, s. f., v]

nicht hineinlocken ins Elend; es geht vorüber; alles geht vorüber. An mir ist nichts gelegen, ich bin von den Unbekannten, die kommen und gehn, aber Du darfst es nicht. Es führt auch zu nichts. Eines Tages ist das Elend da.

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Teil ii: Impressionen und Essays

Berlin 19. Februar. Ein Blick von der Alsen-Brücke

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Allerlei Ein Blick von der Alsen=Brücke. †* Berlin 19. Februar. [Ein Blick von der Alsen-Brücke.] Im Herbst 1808 schrieb der nach mehrjährigem römischen Aufenthalt in eben aus nach ⌐in¬ Berlin zurückgekehrte ⌐wieder¬ eingetroffene W. v. Humboldt an den in Rom zurückgebliebenen Rauch: „Grüßen Sie mir alle Straßen und Gäßchen in der Siebenhügel-Stadt. Ich glaub kenne, glaub ich, alle, und ⌐kenne¬ nun leider auch wieder die hiesigen. O, dies B ­ erlin! Eine furchtbarere Stadt ist nicht denkbar. Es ist nichts drin zu sehn und es geschieht nichts drin.“ Ich zweifle nicht, daß er 1808 Recht hatte, denn noch 1838, als ich es kennen lernte ⌐Ende der 30 er Jahre¬ war es, an andern Großstädten ⌐und nun gar an Rom¬ gemessen, ein trauriger Aufenthalt. Ein Straßenleben Es war wie München auf der Strecke zwischen |der Feldherrnhalle und der Ludwigskirche. Ein Straßenleben gab es nicht, ohne das jede Stadt auch die schönste langweilig wird und auf der Strecke zwischen der Kochstraße und dem Belle-Alliance Platz war ⌐lag¬ stundenlang nichts als die pralle Sonne sichtbar, wenn ⌐es¬ nicht die Stunde war, wo der hier wohnende Chamisso von seinem botanischen Garten her in seine Wohnung zurückkehrte. So recht anders ist es auch erst seit Anno 70 geworden nach dem freilich anfechtbaren Satze daß Krieg und Schwindel zu den eigentlichsten Förderern des generis humani gehören. Wer jetzt aus dem Opernhause kommt die Linden hinaufgeht und durch die Spiegelscheiben des Café Bauer eine kosmopolitische Gesellschaft |unter den großen Wandbildern Anton v. Werners plaudern und ⌐sitzen oder¬ die bunten Glasfenster im ersten Stock der Passage wie die Fenster eines gothis romanischen Märchenbaus erglühn und dann zwischen den Straßenlaternen jene Milchglas=Affichen liest die die Vorstellung wecken als ob eine ganze Straße lang nur gegessen und getrunken ­würde, der wird nicht von Einöde sprechen können und W. v. Humboldt selbst, wenn er des Weges zöge, würde das Berlin von 1808 darin nicht wiedererkennen. Ueberall Leben und Luxus. Aber die neuste Wandlung, die Berlin erfahren hat, ist doch die ­größte, deshalb die größte, weil sie nicht diesen oder jenen Punkt, am | wenigsten aber schon bevorzugte Punkte aufs Neue bevorzugt, sondern weil sie dem Ganzen eine neue Physiognomie gegeben hat. Ich spreche natürlich von der Stadtbahn. Ueber ihre Bedeutung oder ihre Anlage oder ihren Betrieb zu sprechen ist nicht meines Amtes, ich nehme sie nur von der künstlerischen Seite, von der Bildseite her und freue mich der Vorzüge, die Berlin als Stadtbild dadurch gewonnen hat. ⌐Und¬ Diese Vorzüge sind groß. In langem Staunen sah ich die Stadtbahn entstehn. Ich sah sie mit ihren kerbungsreichen Bogenviadukten wie eine riesige Raupe über die Hauptstadt kriechen.

[SBB, St 10, 1] [SBB, St 10, 2] [HFA 1 V, 848] [HFA 2I/7, 470–471] [GBA, W 7, 145]

[SBB, St 10, 3] [HFA 1 V, 848–849] [HFA 2 I/7, 471] [GBA, W 7, 145]

[SBB, St 10, 4] [HFA 1 V, 849] [HFA 2I/7, 471] [GBA, W 7, 145]

[SBB, St 10, 7] [HFA 1 V, 849] [HFA 2I/7, 472] [GBA, W 7, 145–146]

[SBB, St 10, 7a]

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ii.  Impressionen und Essays

Auf dem Flachdach oder Mir gegenüber [SBB, St 11, 2]

[SBB, St 11, 3]

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[SBB, St 11, 4]

Auf dem Flachdach. Abend. Der Tag der 3 Mädchen auf dem Dach. Die 4. Figur, die ⌐Minerva¬Statue mit Speer und dem ⌐erhobenen¬ Lorbeerkranz, steht im Hintergrunde. Und zuletzt tanzt sie mit. Dann dämmerte es, die Statue stand wieder still und auf dem Dache saß eine, die die grazilste gewesen war, mit einer Handarbeit  und während sie den langen Faden zog  blinkte Nadel u. Faden in dem Roth, das am Abendhimmel stand. Gewölk stand am Himmel und der Mond als blasser schwacher schmaler Ring. Unter dem saß sie jetzt und nähte und mitunter blinkte die Nadel. Es wird immer italienischer bei uns, an jeder 3. ⌐Haus¬Ecke eine Bodega und an jeder 3. Ecke eine Blumenhändlerin (die vorläufig noch die Form eines ⌐als Mütterchen oder als¬ „Stelzfuß“ auftritt, mit Anemonen oder Acacien im Korb. Und nun gar ein Tanz auf dem Flachdach. Wenn wir italienischer würden! Das wäre ein Segen, das könnte was werden. Denn was uns fehlt und was wir am bes meisten brauchen, das ist das Italienische. Mir gegenüber. Mir gegenüber erhebt sich, mit einem ⌐hierlandes ungewöhnlichen¬ Flachdach, ein 3 stöckiges Berliner Haus, hinter dem, durch weite anscheinend unmittelbar aber in Wahrheit durch ausgedehnte Hofräume geschieden, ein zweites Flachdach=Haus aufragt, ⌐steigt,¬ nicht höher als das Haus in Front und überhaupt nur sichtbar weil das ⌐freilich¬, weil um ein Geringes niedriger, ⌐gelegen,¬ nicht sichtbar werden ­würde, wenn nicht eine behelmte Minerva mit einem Speer in der linken und einem Kranz in der er­ hobenen rechten Hand ⌐sowohl über¬ das ⌐eigne ⌐übers¬¬ Dach überragt. ⌐beider Häuser, des vorderen wie des zurückgelegenen,¬ wie auch das Dach ⌐und ­Ballustrade¬ mir gegenüber überragte ⌐hinauswüchse¬. ⌐über das Flachdach im Vordergrunde hinauswüchse.¬ Was da ⌐zurückliegt, nur von Minerva überragt,¬  nach hinten zu durch die Hofräume geschieden ⌐und nur von seiner Minerva überragt,¬  zurückliegt, ist ein großes Schulgebäude, das Haus mir gegenüber aber ist von einer reichen Familie ⌐Doppelfamilie¬ bewohnt, einem alten und einem jungen Paar. Die Damen (Mutter und Tochter) sitzen ⌐gemeinschaftlich¬ im Regimente, ⌐während ihre¬ die Herren (Mann und Schwiegersohn) ⌐sich unter¬ ordnen sich unter, aber sie sind glücklich |in dieser ihrer Unterordnung und ihr eignes ⌐das gesammte¬ Leben ⌐drüben, des Hauses,¬ wie ⌐der Gehorchenden wie der¬ das der beiden Gebietenden zieht ⌐läuft¬ sich so glatt und abgezirkt dahin wie die geharkten Kieswege  die sich ⌐geharkt und buchsbaumeingefaßt durch¬ durch den kleinen Vorgarten ziehn. Alles lebt in Ueber­ einstimmung ⌐harmonirt drüben¬, alle haben dieselben kleinen Passionen und alle sind einig in der Vorliebe für Heliotrop  für Joachimsche Quartette ⌐Concerte, ⌐die Tochter spielt selber Violine)¬ für Heliotrop¬ und persische Teppiche. Diese, ⌐ganz besonders gepflegt,¬ die sich einer besondren Pflege erfreun, ⌐rühmen dürfen,¬ erscheinen, bei ⌐mit¬ Beginn jedes Frühjahrs, auf dem Flachdach ⌐oben¬ um dort ⌐zunächst¬, über Leinen gehängt, ⌐und dann gesonnt,¬ gelüftet, ⌐und¬ geklopft zu werden. Das ist Sache dreier Mädchen, die jedesmal ⌐regelmäßig¬ diese Arbeit thun.

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Nun aber ist ⌐es wieder¬ Sommer. ⌐geworden.¬ Die beiden Paare sind seit Ende Juni nach Scheveningen und zum Schutze des Violinkastens und der persischen Teppiche sind nur die |drei Mädchen zurückgeblieben deren eigene Behütung, ⌐denn alle drei sind jung,¬ in Händen der Portiersleute liegt. deren eigner Schutz den Portierleuten⌐familie¬ anvertraut wurde. Die haben ⌐hat¬ Bürgschaft unter⌐ueber¬nommen und nach dem  was ich gestern sah, haben sie nicht mehr versprochen, als sie halten können. ⌐Wenigstens, so scheint es mir, nach dem was ich gestern sah. Eben sank die Sonne drüben, es war ein Sonntag, als  und die Wipfel der Thiergartenlinden lagen in einem goldnen Schein, als ich da¬ Ich sah wie jeden Abend so auch gestern in die sinkende Sonne  die mir gegenüber niedergeht, als ich, just an der Stelle  wo die ⌐kleine¬ Dachtreppe mündet, die drei Mädchen wie aus einer Versenkung heraufsteigen und auf das Flachdach hinaustreten sah. Sie waren einfach aber doch sonntäglich gekleidet und die schlankeste von ihnen, eine jugendliche Blondine, trug eine hellblaue Blouse. Sie schritten auf und ab als ob sie nur vorhätten des wunderschönen Abends ⌐im Auf und Abgehn¬ zu ge­nießen, als das Abendroth aber als die Sonne aber hinschwand und die Dämmerung bläulich heraufzog, | verbeugten sich die beiden Brünetten gegeneinander und begannen gleich danach nicht ohne Grazie in ⌐einem¬ engem Kreise zu walzen, während die Blondine, ⌐die dabei die Arme in die Seite stemmte¬ den engen Kreis der beiden Mitschwestern in einem weiteren Zirkel zu umschreiben begann. Es war des Reizes genug, aber ein anmuthiges Bild, aber was ⌐wer¬ beschreibt mein Staunen als ich plötzlich eine vierte Gestalt und zwar ­Niemand Geringeres als der Minerva selbst, ⌐anscheinend mittanzend,¬ sich in den Reigen ⌐der drei Tanzenden¬ mit einschlingen ⌐eintreten¬ und wenn sich’s gerade so traf den Kranz über der hübschen Blondine halten sah. Endlich schienen alle ⌐die drei Mädchen¬ ermüdet und nahmen Platz auf einem ⌐eine Fußhoch aufgemauerten¬ Essenrand, der das Flachdach nur um Fußhoch überragend, einen bequemen Sitzplatz bot, man ruhte sich und auch Minerva ⌐aber, den erhobnen Kranz in der Hand, stand¬ stand wieder ruhig da, immer noch den Kranz in Händen. Es war eine schöne Täuschung gewesen. ⌐Daß sie mitgetanzt es war Täuschung gewesen,¬ Aber eins war nicht, Täuschung, Die schöne Täuschung hatte mich doch eigenthümlich berührt, ein Hauch aus dem Süden war auf Augenblicke herübergezogen und hatte meinem ⌐dem Alltags­leben mir¬ gegenüber ⌐auf Augenblicke¬ das gegeben, was uns ihm am meisten fehlt ⌐unsrem Leben am meisten fehlt¬, einen Hauch des Südens. ⌐italischen Hauch ­etwas von der Grazie des Südens¬     war nicht Täuschung gewesen: drei Mädchen aus dem Volk hatten sich auf dem Flachdach mir gegenüber in anmuthigem Tanze gedreht und unsrem Alltagsleben auf Minuten etwas von dem gegeben was unsrem Leben am meisten fehlt  einen italischen Hauch, etwas von der Grazie des Südens.

[SBB, St 11, 5] (1) (2)

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ii.  Impressionen und Essays

Atelierbesuche [SBB, St 8, 1] [SBB, St 8, 2]

Atelierbesuche. Atelierbesuche. Bildhauer Möller. Maler Teutwart Schmitson (S. L. Pietsch) Maler Prof. Hennig. ⌐Nur Möller u Hennig. Schmitson fällt fort.¬

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Das Frigidarium [SBB, St 48, 5] [SBB, St 48, 6v]

[SBB, St 48, 7a, ­Zeitungsausschnitt]

Das Frigidarium. Das Frigidarium. Man geht nach Königs-Wusterhausen, oder nach Schmöckwitz, an einen Ort, wo man noch Natur hat, und Fichtenwald (denn es fängt an kalt zu werden) und die Nähe der Bahn, um wie sonst ⌐von der Stadt¬ ins Land hinaus so jetzt vom Land in die Stadt Partieen machen zu können. Die Kunstausstellung ist ja eröffnet, so recht das Ereigniß das zwischen Sommer= und Winter=Saison die Brücke bildet.   1. Die Jagd ist auf.   2. Der Segelsport blüht.   3. Urnen werden ausgegraben.  4. Fußpartieen.   5. Anfreundungen je nach der Parteistellung.  6. Bauerhochzeit.  7. Ernte-Fest.   8. Die Kähne werden gezählt, die die Brücke passiren.   9. Wendische Forschungen. Was heißt Schmöckwitz. 10. Oder: Wir wollen doch nach Grünau gehn und uns mal „Berliner“ ansehn. „Gott, wie möglich mögen wohl Berliner aussehn!“ 11. Man hat sie erträglich gefunden und sagt: „es geht nun doch wohl.“ Es ­werden (s. oben) Partien nach Berlin gemacht. Kunstausstellung … Mit Kunst-Aus­ stellung schließt es. Diese ist eine Versuchung „man muß doch wieder ­zurück.“

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Die letzten Herbstestage. Die letzten Herbsttage. 1. Einleitung. Wenn sie nun aus dem Frigidarium heraus sind und wieder in Berlin, ist die „Saison“ noch immer nicht da. Es giebt noch ein weitres Interregnum. Was nun thun? Viele halten sich still daheim und ordnen und sammeln und räumen auf in den gepfefferten Kommoden in den gecampferten Schränken. Andre sind für Herbst-Landparthieen. Halensee, Hundekehle, Saatwinkel feiern ihren Johannistrieb. Noch andre, besonders solche  die viv sind und sich nicht scheun sich auf den Rand des Wrangelbrunnens zu setzen, wenn sie müde sind, für die tritt jetzt |der Thiergarten in sein unveräußerliches Recht. Er hilft, er rü rettet, er beglückt. 2. Also der Thiergarten Leopold v. Ranke. Gerson Bleichroeder. Dunker. Ich spreche mit ihm auf der Bank. Plötzlich der Kaiser. Front. 3. Nun regnet es. Man ist ganz allein wie im eignen Park. Der einsame Droschkenkutscher an der Ecke der Hohenzollernstraße. Hansemanns Häuser, alles herunter. Die große Buche. Die Pappel mit dem Garten drauf. Der Poetensteig. Fr. W. Straße. Links regnicht; rechts Korso-Allée, gelb in allen Schattirungen, der Weg verregnet, Lachen Tümpel aus denen nur die frischaufgeschütteten Steinstellen heraussehn. Darauf liegt die Dampfwalze wie ein Ichthyosaurus oder Riesen=Molch 4.  Es ist wieder trocken. Das gelbe Laub ist abgefallen, die Frauen harken es zusammen. Die Jungen werfen nach den Kastanien oder sie fallen auch mit Klopp auf das Trottoir und springen aus der Schale. 4. Scenerie am Alsenplatz. Die Wasser springen noch, aber die Schwertlilien, der Huflattich blühen nicht mehr, kaum ist noch das Blattwerk zu erkennen. Ausführliche Schilderung. Sonne. Kinder. Hygiene. Pferdebahn. 5. Novembersturm in der Nacht. Am Morgen alles weiß, alles in Schnee. Der Winter ist da; die „Saison“ beginnt.    

[SBB, St 48, 8] [SBB, St 48, 9]

4. Thiergarten. a. Exc. Ranke. b. Prinz Bleichroeder. c. Der Kaiser.

[SBB, St 10, 5]

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[SBB, St 48, 11]

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ii.  Impressionen und Essays

Zwischen zwei und drei [DLA, A: Fontane 58.1262/1r] [NFA XXIV, 329] [HFA 1 V, 854] [HFA 2I/7, 476–477]

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[DLA, A: Fontane 58.1262/2v] [NFA XXIV, 329–330] [HFA 1 V, 854] [HFA 2I/7, 477]

Zwischen zwei und drei. Der Kaiser. Die Kaiserin. Torfweiber. Der zurückgewies. Polizist. Leopold v. Ranke Bleichroeder. Liedtke. Fanny Lewald. ⌐Aber keiner darf genannt werden.¬ Jüdische junge Mädchen. Es giebt auch Unsre Stadt hat auch stille Vereinigungen, unausgesprochene Zusammengehörigkeiten, freie Begegnungen und Geselligkeiten. Ein solches Band umschlingt die, die zwischen zwei und drei die Thiergartenstraße passiren. Allerdings sind hier verschiedene Gruppen zu unterscheiden. Wer Ich meine nicht die, die nach der Rousseau Insel gehn, nicht die, die zu ­einem Corso wallfahrten, ⌐verte!¬ nein es giebt Stammgäste hier. Und man kann es als einen Vorzug betrachten, ihnen zuzugehören. Die Reihenfolge muß sein. Auf dem Hinwege: 1. Zwischen Victoria und Regenten-Straße die Kaiserin. Scene mit den Torf­ weibern. 2. Herr Liedtcke oder Alexander Duncker. oder Reinhold Begas. ⌐Er ist zwei­ lebig. Kaum ein Ordensband im Knopfloch. Aber wenns brennt, dann ist er in Ulanen=Uniform und vielleicht an eben dieser Stelle zu Pferde.¬ 3. Leopold v. Rancke ⌐in der Poeten=Allee. Auf dem Asphalt tummeln sich Velo­ ci­pedisten, alles schaut zu. Dann kehr ich um.¬ 4. Reinhold Begas. 5. Bleichroeder. ⌐Nun erst Begas und den ⌐körperlichen¬ Gegensatz zwischen beiden betonend. Ihn beschreibend in seiner vollen Pracht u. Schönheit.¬ 6. Fanny Lewald. 7. Der Kaiser. Am Wrangelbrunnen ist es dann wieder vorbei. Der engere Zirkel hört auf und die große Redoute mit und ohne Masken nimmt wieder ihren Anfang.

Wo sind heute die Schiffe des Norddeutschen Lloyd? [SBB, St 9, 1] [SBB, St 9, 2]

Wo sind heute die Schiffe d. Norddeutschen Lloyd? Wo sind heute die Schiffe des Norddeutschen Lloyd? Mekong. Das Pamir=Plateau.

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Im Ganzen genommen habe ich von den Schaufenstern von Schulte, Gurlitt, von Bärle mehr als von den Ausstellungen und im Ganzen genommen habe ich von dem Schaufenster von Simon Schropp mehr als von meinen Atlanten, Globen etc. davon ich ein gut Theil besitze. Das Von dem Studium des Simon Schroppschen Schaufensters habe ich jedesmal ein bestimmtes Maß an Wissen, von dem Studium meiner Karten mit Sicherheit immer nur Kopfweh und Aerger. Dies furchtbare Durcheinander von schlecht ausgedruckten Namen. Es sollte wirklich verboten werden. Ja Simon Schropp. Aber wenn mich schon Simon Schropp entzückt, wie erst …. Unter den Linden 20. Da verwirklichen sich die Träume meiner Jugend, die noch jetzt meine Wünsche sind. Es ist eigentlich ein Reise=Bureau und so heißt es denn am Schaufenster „wo sind heute die Schiffe etc“. Aber ⌐Das ist hübsch¬ genug und wie ein hübsches Kinderspielzeug. Aber so wenig die Schiffe bedeuten, desto mehr bedeutet das Weltplateau, drauf wir die Schiffe auf ihrer Fahrt sehen. Die Karte ist die Hauptsache. Ich weiß wohl, daß es dergleichen seit lange giebt, ich habe selbst sehr schöne Arbeiten von der Hand dessen, der diese Karten erfunden hat, aber so belehrend wie die Karte, die hier zu dem Beschauer spricht, habe ich noch keine gekannt.

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Wie man in Berlin so lebt Wie man in Berlin so lebt.

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Wie man in Berlin ⌐so¬ lebt. 1.  ⌐Berliner Zimmer¬ Morgens um 7 der Zug des Water-Closets ⌐Ich schlafe¬ ⌐Mein Bett steht¬ in einem sogenannten Berliner Zimmer ⌐(manche sagen auch „Saal“)¬ und da ich einen gesegneten Schlaf habe, so komme ich über die Nacht gut weg. Selbst wenn ich mal erwache, ist alles so dunkel, daß die merkwürdigen architektonischen Linien mich nicht stören können. So geht es bis 7. Um diese Zeit weckt mich ein Nachbargeräusch mit einer geradezu brutalen Gewalt. Es trifft sich nämlich so, unglücklich – und unglücklich ist noch ein mildes Wort – daß gerad am Kopfende meines Endes der Closet=Zug des Nachbarhauses läuft, ⌐ein in gräßlichen Gurgeltönen arbeitendes Instrument,¬ der das mit einer erstaunlichen Pünktlichkeit und angenehm nur für den, auf den ­diese Pünktlichkeit zurückzuführen ist, um 7 Uhr sein Tagewerk beginnt. Für Menschen ohne Phantasie mag das gehn, aber wer Alles mitdurchlebt, der ist doch beklagenswerth. In der Regel schlafe ich trotzdem wieder ein.¬ Wer ein bischen Phantasie hat, ist in einem Schreckenszustand, um 8 oder wenig später werden auf dem 6 Meter im Quadrat großen Hofe Decken geklopft, eh es ⌐man¬ noch fertig ist, erscheint ein Leierkasten. Ein Glück, daß daß Deckenklopfen noch nicht ganz fertig ist, so frißt eins das andre auf.

[TFA M 9, 3, 1r] [TFA M 9, 3, 2r] [Schillemeit 1986, 39– 40] [GBA, W 7, 305]

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[TFA M 9, 3, 3r] [Schillemeit 1986, 40] [GBA, W 7, 305–306]

[TFA M 9, 3, 4r] [Schillemeit 1986, 40–41] [GBA, W 7, 306] (1) (2)

[TFA M 9, 3, 5r] [Schillemeit 1986, 41] [GBA, W 7, 306–307]

ii.  Impressionen und Essays

2.  Nun Frühstück. Die Semmeln. Es heißt die Fremden freuten sich …  Eine halbe Stunde später bin ich beim Frühstück oder was man so Kaffe nennt. Dazu Semmeln von einem berühmten Bäcker; beinah alle Bäcker sind berühmt. Entweder kommen sie aus merkwürdigen Gegenden oder sie nehmen uns das Glück weg und lassen uns das Elend. In Dresden küm soll man sich nur um die Engländer kümmern; die Deutschen müssen warten. 3.  Dann Toilette. Rasiren. Ich habe die Tugend oder Untugend mich selber zu rasiren. Marterstunden.  Die Zeitung. Wenn der Druck nicht zu schlecht oder der Nebel nicht zu dicht ist, – einer der reinsten Genüsse. Dann heißt es, sich anziehn. Diese Jahrzehnte zerfallen in ein up and down. Es gab auch gute Zeiten. Aber seit längerer Zeit bin ich ⌐wieder¬ in der ⌐die¬ down=Epoche. ⌐gerathen und mache Marterstunden durch.¬ Es ist mir nicht mehr möglich ein Rasirmesser zu erstehn, das |Schneid hat. In Preußen ⌐und¬ nicht mal Schneid! Ich bin in allen mög­ lichen Läden gewesen in großen ⌐berühmten¬ Messerhandlungen, in renommirten Schleifanstalten alles umsonst. Es bleibt wie’s ist. „Man kann drauf nach Rom reiten.“ Es ist der Prozeß des Mähens mit der ungedengelten Sense, die keine Maht, das Gras bleibt stehn. „Hier steh ich, ich kann nicht anders.“ 4. Weiter in der Toilette. Die Seifenfrage beginnt. In englischen Zeitungen steht immer Pears Soap und dann eine lange Beschreibung und ein Bild wie ein Mohr weißgewaschen wird. Dies Letztre ist das Einzige was ich unsrer Seife auch zutraue, denn sie ist so alkalireich, daß sie die Haut mitwegnimmt, da muß dann zuletzt der natürliche Fleischton zur Geltung kommen. Aber – die Haut ist weg. 5. Nun weiter. Die Hose bammelt und schlägt überall Falten wo sie keine schlagen soll; zieht man die Träger an, so schneidet sie ein, läßt man die Träger los  so tritt man |drauf. Das Die Weste ist wie für einen Bierbrauer und ich habe kaum Mittel mittlere Brust- und Bauch-Weite. Dann der Rock. ⌐Ich lasse mir dabei helfen, weil es sonst gar nicht geht und nun endlich sitz’ ich drin und stecke wie in einem Futteral. Alles zu eng.¬ Ich stecke in einem Futteral und die Manschetten sammt einem Stück Hemdärmel wachsen aus dem Ärmel heraus. ⌐und gez alles in allem steh ich da wie eine Jammerfigur.¬ Es ist überhaupt nur ein Halbärmel. Als der Schneider m   Ich bin ein alter Herr, aber wenn man mir ein Tuch über den Kopf deckt, wird mich ⌐in diesem meinem besten Gesellschaftsrocke¬ jeder für einen Confirmanden halten. Und dies ist das Produkt eines sogenannten guten Schneiders, eines ersten gewissenhaften Künstlers. Denn als ⌐unter beständiger genauster Zahlennennung¬ Maß genommen und die Zahlen aufgeschrieben wurden ⌐wurde¬ war es als ob die Firth of Forth-Brücke neugebaut werden sollte, so minutiös die Berechnung.   Dann Hut und Stock und Handschuh. Ach die Handschuh! Ich bin kein Handschuhmann, aber so viel weiß ich doch, daß ich einen guten von einem schlechten unterscheiden kann. „Ich | kaufe neue Handschuh“ und nun wird eine Fabrik in ­einer wilden Stadtgegend genannt. Was ich von da bezogen habe, hatte immer mehr oder weniger die Gestalt des ehmaligen Fausthandschuhs  auch dann noch wenn sie zu eng waren. Ueber dem Daumen hing immer eine unmotivirte Lederkappe, ein kleiner Lufthut und wo der kleine Finger in die Handfläche einsetzt

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lagen tiefste Runzeln. Eine Zeitlang besorgte mir eine Freundin Handschuh in Bon Marché in Paris; sie waren ⌐trotz Steuer¬ erheblich billiger und saßen wundervoll. Ich trug sie bis zur Erschlaffung, bis an die Grenze des Möglichen, denn auch in ihrem vorgeschrittensten Zustande saßen sie immer noch besser als die hiesigen neuen.   Und nun in die Stadt. Da fährt die Pferdebahn vorüber. Gott sei Dank ­etwas ­Gutes, was einen wieder an Berlin glauben läßt. Aber ich |doch lieber eine ­Droschke. Auch was Gutes. Manche lassen zu wünschen übrig und wer zu Rhema­ tismus oder Zahnweh neigt soll lieber draußen bleiben, aber was kann man für 60  verlangen! Und dann diese wunderbaren Leute. Jeder ein Original, die kranken vermickerten die wie Leinweber aussehn ebenso wie die forschen und statt­ lichen.   Und so geht es in die Stadt und in den Tag hinein. Aber ich breche ab und begnüge mich  ein paar Fragen zu stellen: ist die Kaiser-Wilhelmsbrücke schön? Und was dann folgt ist es schön? Und der neue Markt, der mich immer an Loreto erinnert wohin das Haus der Maria durch Engel getragen wurde. Der neue Markt wurde von Bentschen oder Tirschtiegel nach Berlin getragen, ⌐natürlich¬ nicht von Engeln. In Bentschen leben andre Träger. Dann wachsen überall die Gemeindeschulen ⌐wie Pilze¬ aus der Erde, aber noch lange nicht so hübsch wie Pilze. |⌐Sie haben was von einem Verließ. Die Heiterkeit freier Wissenschaft kommt sehr unvollkommen zum Ausdruck, sie wirken einschüchternd als habe sich der Bakel des vorigen Jahrhunderts eine Kunstform gesucht. als gäb es noch Schlag ⌐Latten¬strafe drin.¬ Viele lassen sich ihr Schuhzeug aus dem Oestreichischen schicken. Eine gute Tasse Kaffe gehört in Berlin zu den Seltenheiten; die Hälfte der Sommerreisen ist auf die daraus entspringende Sehnsucht zurückzuführen. ins Böhmische führe ich auf diesen Umstand zurück. Wer in Berlin einen guten und verhältnißmäßig=⌐billigen¬ Buch=Einband ­haben will, wendet sich nach Leipzig. Gute Sättel kommen aus England. In guten Restaurants kriegt man unglaubliche Beefsteaks, ⌐mit einem starken Stich oder einem Beigeschmack von Hauklotz¬ und wenn s man sie stehn läßt, ist der Wirth beleidigt. Er fordert Selbsttödtung als Anstandspflicht. Und welche Flaschenbiere! Ob die Pantscher schuld sind, ich weiß es nicht, ich weiß nicht, daß einem schofles Zeug ins Haus geschickt wird. Und dann wechselt man und dann ist es noch schlechter. Daß man in Berlin auch wundervolles Bier trinken kann, |weiß ich, aber ich will hier auf die Mängel hinweisen  natürlich wenn man Glück hat oder alle besten Plätze kennt ist alles wundervoll aber ich spreche vom Durchschnitt nicht aus ⌐kindischer¬ Tadelsucht, sondern weil aus einem patriotischen Gefühl. ⌐Wers nicht glaubt, der läßt es.¬ Ich bin ein guter Berliner, Preuße, Deutscher und einige halten mich für geaicht in diesem Punkte; nichts ist mir widriger als ewiges Mäkeln, und Besserwissenwollen, alles blos aus Ueberheblichkeit und Wichtigthuerei. Berlin ist eine proppre Stadt und es giebt auch viele Fremde – die, weil unbefangen, immer das beste Urtheil haben – die das Berliner Leben dem L ­ eben in andern Großstädten vorziehn. Wenn ich solchen Stimmen be­gegne, schlägt mir das Herz höher, ⌐und¬ ich freue mich dann Stimmen gegen mich ­selber sammeln zu können. Es liegt mir nicht das Geringste daran, Recht zu h ­ aben, es liegt mir

[TFA M 9, 3, 6r] [Schillemeit 1986, 41] [GBA, W 7, 307]

[TFA M 9, 3, 7r] [Schille­meit 1986, 41–42] [GBA, W 7, 307–308]

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[TFA M 9, 3, 8r] [Schillemeit 1986, 42] [GBA, W 7, 308] |(1) (2)

410 | [TFA M 9, 3, 9r] [Schillemeit 1986, 42] [GBA, W 7, 308] (1) (2)

ii.  Impressionen und Essays

nur daran Dinge gebessert |zu sehn, die der Besserung bedürftig sind, auch wenn die Fremden liebenswürdig genug sind all dergleichen um andrer Vorzüge willen zu übersehn. Das berühmte Wort Reuleaux, eines Mannes  der wahrhaftig im ­Stande war Unterscheidungen zu treffen Unterschiede wahrzunehmen, enthielt eine große Wahrheit und enthält sie noch, nur daß uns der Entschuldigungsgrund des einen Wortes für das andre mehr und mehr verloren geht. Nichts von cheap mehr. Zum Teufel ist die Billigkeit, das „Andre“ ist geblieben.

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Drei Treppen hoch [Friedrich Fontane 1922] [Krueger 1978, 318–319] [HFA 21/7, 489–490]

Drei Treppen hoch wohnt sich’s gut, es hat was für sich, daß man da freier atme, dem Himmel näher sei. Aber je höhere Treppen man steigt, desto mehr kommt man auf der Rangleiter nach unten, und wenn der Sommer kommt, kommt allerhand, das einen mahnt, daß man so hoch wohnt. Jeder Tag führt einen Schlag gegen die Drei-Treppenhoch-Leute. Winters geht es, da wird man so mit durchgeschleppt, aber im Sommer fallen die Schläge: Das gibt eine lange Liste. Sommers wird gestrichen, mitunter das ganze Haus, oder, wenn nicht das, so doch die Treppen. Es wird wieder für Sauberkeit gesorgt … Aber wenn dies überschlagsicher ist, dann ist es schlimm. Und ein solches ist jetzt. An der obersten Stufe der zweiten Treppe hört die Erneuerung auf. Ich könnte mich beschweren, ich könnte mit Auszug drohen. Komisch! Drei-Treppen-hoch-Leute dürfen nicht. Sie sind froh, ein Unterkommen gefunden zu haben. Wozu auch? Ueberall dasselbe oder aus dem Regen in die Traufe … Um dieselbe Zeit wird es auch gefährlich. Im ganzen Hause geht das Gas aus. Was nur zwei Treppen hoch wohnt, ist fort, und was drei Treppen wohnt, ja, das ist da. Aber daß es da ist, das ist eben Beweis, das spricht gegen die Leute, sonst wären sie nicht da. Wozu also ihnen zu Ehren drei Etagen beleuchten?

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Berliner Umzug [Friedrich Fontane 1922] [Krueger 1978, 319–320] [HFA 2I/7, 490–492]

Ein Lieblingsballett der Berliner Königlichen Hofbühne, zumal wenn russische Großfürsten auf Besuch kommen, war immer „Sardanapal“. Was man sich dabei dachte, orientalisch angeflogenen Fürstlichkeiten gerade „Sardanapal“ vorzusetzen, ist Geheimnis. Ich habe mehreren solcher Aufführungen beigewohnt. – Ebenso wenig weiß ich, wie das Ballett sich eigentlich gab, und nur seine Schlußszene ist mir treu im Gedächtnis geblieben: alle Schätze Ninives werden bis in die Soffiten hinein aufgetürmt, und auf der Höhe derselben, umgeben von seinen Frauen (die mit assyrischer Elle gemessen hübscher sein müßten) gibt sich Sardanapal samt Mobiliar und Harem den Feuertod. Der dabei zur Erscheinung kommende Harem hat mir nie genügt, aber

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was mir sicherlich noch weniger genügte, das war Sardanapals Mobiliar-Vermögen, das, wenn mir recht ist, immer vermöge der Gestalt von Thronsesseln, Divans und Rokoko-­Kanapees in die Erscheinung trat. Es waren gewiß immer sehr reputierliche Sachen, und doch bin ich nie den Eindruck losgeworden, daß es Plunder sei. Und wenn das am grünen Holze Sardanapals, wenn auch nur eines Ballett-Sardanapals, passiert, was erst an dem dürren Holze moderner Berliner Durchschnittsmenschheit, die am 1. Oktober auf einem baulichen Ungeheuer, das sich Möbelwagen nennt, ihren Umzug hält. Allerdings ist der Eindruck, nach der Beschaffenheit derer, die ihren Umzug ­bewerkstelligen, ein sehr verschiedener, wobei sich trifft, daß die Armen besser abschließen, als die Reichen. Ein Armer zieht aus. Er bewirkt selber seinen Auszug und hat einen Hand­wagen herangeschafft, auf dem er seine Habe etagenweise in seine neue Dachwohnung zu schaffen gedenkt. Da steht ein Schrank von Kiefern- und die unvermeidliche Kommode von Birkenmaserholz, ein paar Gardinenstangen liegen oben auf und ein kupfer­ner Kessel, und zwischen die vier aufrecht stehenden Beine eines Stuhles ist ein Vogelbauer gestellt. So setzt sich der erste Zug in Bewegung. Der Zeisig springt hin und her und scheint zu sagen: mir recht, ich hänge draußen und habe dieselbe Luft. Es ist der Anblick der Armut, die mehr angenehme als bedrückende Gefühle weckt, und der Eindruck, den diese Armut macht, ist der der Bescheidenheit und läuft darauf hinaus, wie wenig ist nötig, sich seines Lebens zu freuen. Man ist mehr erhoben als niedergedrückt. Aber diese wohltuenden Eindrücke wenden sich, je mehr man sich der Bel-Etage nähert und je ungeheuerlicher in seinen Proportionen jenes bauliche Ungeheuer von Möbelwagen ist. Bei Professors geht es noch, weil sie sich dem vorgeschilderten Idyll mit dem Zeisig nähern. Aber je höher wir auf der Rangleiter hinaufsteigen, desto schlimmer wird es. Der Exodus der Bankiers – ich wähle absichtlich das biblisch überlieferte Wort – würde vielleicht versöhnlich wirken, aber Bankiers ziehen nicht aus. Wer auszieht, ist stets in Mittelstellung, und die finanzielle Mittelstellung ist immer schlimm. Noch vor drei Tagen schritten Exzellenz über den Teppich hin, der da zusammengerollt liegt, seine Unterseite nach außen. Das Pianino, neben dem eine wegen ihrer Koloraturen gefeierte Sängerin stand, lehnt sich schräg an ein Büfett, und nur einige zwischengeschobene Lappen hindern den Zusammenstoß. Aber je sardanapalscher das Mobiliar-Vermögen, je mehr nähert sich der Eindruck dem, was ich bei „Sardanapal“ empfing. Alles, was ich dabei zu sehen kriege oder mir vor Augen tritt, ist viel besser als alles, was ich besitze, und doch dieser Eindruck des Elenden: (nun aufzählen). So lange die Sachen im Dienst sind und einem ihr Zweck fühlbar wird, geht es, im Augenblick aber, wo die Sachen als solche, ganz unvermittelt, als reine Wirtschaftsstücke zu einem sprechen, empfindet man ihre Wertlosigkeit. Und daß die am besten leben und auch wohnen, die aus dem „Koffer“ leben und für „Leicht Gepäck“ sind. Will es was bedeuten, so wirkt es wie die Schlußszene in „Sardanapal“.

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ii.  Impressionen und Essays

Berliner Ton [TFA M 9, 4, 1r] | [TFA M 9, 4, 2a] [Krammer 1920] [NFA 18, 464] [Schillemeit 1986, 44] [GBA, W 7, 23]

[TFA M 9, 4, 3a] [Krammer 1920] [NFA 18, 464] [Schillemeit 1986, 44] [GBA, W 7, 23]

[TFA M 9, 4, 3b] [Krammer 1920] [NFA 18, 464] [Schillemeit 1986, 44] [GBA, W 7, 23]

[TFA M 9, 4, 3c] [Krammer 1920] [Schillemeit 1986, 44] [GBA, W 7, 23] [TFA M 9, 4, 4r] [Krammer 1920] [NFA 18, 464] [Schillemeit 1986, 45] [GBA, W 7, 24] (1) (2)

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[TFA M 9, 4, 5r] [Krammer 1920] [NFA 18, 464–465] [Schillemeit 1986, 45] [GBA, W 7, 24–25]

Berliner Ton. |Berliner Ton Als Einleitung siehe das nächste Blatt. Der Grundzug ist ein personli krasser Egoismus, ein naives, vollkommen aufrichtiges Durchdrungensein von der Ueberlegenheit und besondren Berechtigung der ­eignen Person und des Ortes, an dem die Person das Glück hatte geboren zu werden. Um diese beiden Eitelkeiten dreht sich alles. Einleitung. Ich bin viel gereist. Der Berliner Ton hat etwas Specifisches von d wodurch er sich von jedem andern unterscheidet, auch von dem nahegelegener Städte. Dresden, Weimar, Hannover. Und dann Berlin! Zu sagen daß dieser Ton einen guten Ruf hätte, wäre nicht in der Wahrheit. Er ist aber doch besser als sein Ruf. Es heißt auch hier tout comprendre c’est tout pardonner. Schildre ich erst und zeig’ ich seine | Eigenthümlichkeiten | angreifschen Seiten. Im Hause fehlt es nicht an Liebe und Sittlich(?)keit, aber an Pietät, Haltung, Form. Was einem Fremden ⌐zunächst¬ auffällt ist das Laut=sprechen und das Viel= sprechen. ⌐Also zu Absatz 3 Zu den „Fremden“ nehmen. Das Erste was einem Fremden auffällt der in einen Wagen steigt, ⌐daß er überall hört: ist „es zieht“.¬¬ Warum nicht laut? ich bin ja ich, und warum nicht viel, ich weiß ja Bescheid, ich habe ja alles gesehn, gehört, gelesen. ⌐Das ist wichtig. Das zweite ist die Redseligkeit, die bezeichnend den Namen „Sprechanismus“ führt.¬ Dies hängt mit dem Persönlichen zusammen.   |1. Bei sich zu Haus   2. In Gesellschaft   3. Mit Fremden. Gleich bei der Einleitung. Die Geschichte Genesis des Berliner Tons zu schreiben, den Nachweis wie er sich gebildet, das wäre ein Capitel für sich und wäre ziemlich gleichbedeutend mit einer Culturgeschichte unsrer Stadt. Ich muß auf ein eigentliches Eingehen auf diese Materie an dieser Stelle verzichten, nur ⌐ein paar¬ Andeutungen mögen gestattet sein. Wir sprechen nicht umsonst von „Urbanität“, die urbs ist Trägerin Schöpferin und Trägerin der feinen Sitte, der Poli­ tesse. Berlin war aber nie eine urbs, | eine Bürger und Patrizier | es war nie eine Bürger= Patrizier Republik. All das war es nur dem Namen nach. Bis in neuere Zeiten hinein war es ein mit Bureaus und Kasernen ⌐reich¬ ausgestattetes großes Dorf größren Stils und eines Tages erwachte ⌐um ein Dictum Lord Byrons zu versiren, erwachte¬ es und war über Nacht ⌐eine¬ Residenz ⌐geworden¬. Eine Residenz mit einem ung Hof, einem Reichstag und einem alles andre Heuschrecken=Proletariat. Bürger |hatte es nie und hat es noch nicht. Unter dem beständigen Zufluthen neuen Rohstoffs, immer bevor-

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mundet, den Behörden überliefert, immer bevormundet und vor allem in seiner ungeheuren Mehrzahl bis in die sogenannten „hohen Stände“ hinauf von einer nur an dieser Stelle vorkommenden Bettel=Armuth  haben sich die Tugenden der Politesse, der Theilnahme, der Menschenfreundlichkeit, des Wohlthuns, nicht ausbilden können. In unglaublichem Grade tritt das Ich für sich ein, jeden als Feind ansehend, der darauf den Moment wartet  wo ich „austrete“, um sofort in die Lücke einzuspringen. Alles ist Existenzfrage. Mit einer Art von infernaler Heiterkeit stößt sich die einer den andern von der Beresina=Brücke, um sich das nackte Leben und drüben am andern Ufer eine „Stellung“ zu retten. Amt und Stellung ist noch immer alles. Eine Zeitlang auch Orden. Aber diese sind nun ganz außer Kredit und bedeuten in ihren niedrigen Graden gar nichts mehr. Es giebt ganze Ordensklassen, die noch nicht den Werth einer Badereise nach Warnemünde haben. Bei solchen Zuständen konnte das und das (siehe oben) nicht geboren werden. Die Grazien hatten nicht Lust und nicht Zeit ihren Einzug zu halten. Zwei ⌐relativ¬ nebensächlich, erscheinende Leistungen der Franzosen haben ihren Reichthum und ihre Weltherrschaft aufgebaut: das der Geschmack (wie er sich in Leben u. Kunst bethätigt) und die Politesse. Von beiden haben wir nichts. Und deshalb sind wir so verhaßt. Auch noch ein Drittes fehlt uns: Generosität. Aber dies alles ist Exkurs. Zurück zu unsrem Thema: der Berliner Ton. Wie ist er, wie sieht er aus? was charakterisirt ihn. | ⌐wie¬ Wie ist der „Berliner Ton“. Ich habe vor, eh ich zu einer versöhnlichen Schlußbetrachtung schreite, ihn ihn in drei ⌐Haupt-¬Erscheinungsformen zu besprechen: im Haus, in der Gesellschaft, ⌐und¬ im Verkehr mit Fremden (Nicht=Berlinern.) Berliner Haus=Ton Der Ton im Hause entbehrt nicht der Liebe und Herzlichkeit, aber der Pietät. ⌐Aeußerlich ganz gewiß.¬ Es zeigt sich dies in bekannten ⌐scherzhaften¬ Redewendungen  die der Berliner Geist gezeitigt hat. Das Verhältniß ⌐der¬ zwischen Eltern und Kinder ⌐zu Vater und Mutter¬ gipfelt in spitzt sich in dem bekannten Satze: „Man kann nicht ..“ ⌐oder „an Deiner Stelle, Papa würd ich mir diese Cigarre nicht erlauben“. Und nun die bekannte Motivirung. Noch schlimmer ⌐Nicht besser¬ ergeht es den Müttern. Aehnlichen Wendungen begegnen die Mütter: Mama wenn Du den Hut mit der Feder aufsetzt, geh ich nicht mit Dir. Ich schäme mich.“ Und die Mama gehorcht oder lacht, denn wenn es etwas giebt, was die Töchter noch übertrifft, so ist es die Mutter.¬ Entferntere Verwandtschaftsgrade haben in ⌐müssen sich mit¬ der Wendung ihren Ausdruck gefunden ⌐begnügen¬ ⌐müssen sich ⌐mit einem¬: „wir sind jetzt mit einem Onkel behaftet.“ begnügen: Aber ⌐In ähnlicher Weise¬ hat auch¬ Auch das eheliche Verhältniß hat |Auch das eheliche Verhältniß hat ⌐längst¬ seinen mustergültigen Ausdruck gefunden. „Oft denk’ ich, „Ich denke mitunter wenn doch Gott einen von uns beiden zu sich nähme! Ich ziehe zöge

[TFA M 9, 4, 6r] [Krammer 1920] [NFA 18, 465] [Schillemeit 1986, 45–46] [GBA, W 7, 25]

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[TFA M 9, 4, 7r] [Krammer 1920] [Schillemeit 1986, 46] [GBA, W 7, 25] (1) (2) (1) (2)

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[TFA M 9, 4, 8v] [Krammer 1920] [NFA 18, 465–466] [Schillemeit 1986, 46–47] [GBA, W 7, 25–26] | (1) (2)

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[TFA M 9, 4, 9r] [Krammer 1920] [Schillemeit 1986, 47] [GBA, W 7, 26] | (1) (2)

[TFA M 9, 4, 10v] [Krammer 1920] [NFA 18, 465–466] [Schillemeit 1986, 47] [GBA, W 7, 26–27] (1) (2)

ii.  Impressionen und Essays

dann nach Potsdam.“ Das sind Witzworte. ⌐Gewiß.¬ Aber man sage nicht, daß sie für die ⌐hier zu behandelnde¬ Frage, nichts bedeuten. Sie sind der Strohhalm, an dem sich erkennen läßt, wie der Wind weht. Noch stärker mehr als an Pietät fehlt es an Form. Es giebt viele Häuser, in denen die Begrüßungsformen ganz fortfallen. „Es ist so langweilig“ oder „was sollen bloße Redensarten?“ ⌐„wozu?“¬ Und damit wird das heitre und immer wieder wohlthunde, freundliche „Guten Morgen“ einfach gestrichen. Am meisten tritt aber das Fehlen der Form bei unsren Mittagsmahlzeiten hervor. Wer nicht im Auslande gelebt hat, wird sich dessen nicht bewußt, der | der lange „draußen“ war, empfindet es desto mehr. Ein Gegenbild wird charakterisirt Nur wer lange „draußen“ war, empfindet es dann in voller Stärke. Gegenüberstellungen charakterisiren am besten und so geb ich ein Bild, wie man sich in England, zu Tische auch in kleinen Bürgerhäusern, zu Tische setzt. Fünf oder sechs ist „Dinner=time“. Schon eine Viertelstunde vorher erscheint alles im Drawing-room, um den Damen die Honneurs zu machen. Damen wie Herren sind in Toilette. Nun werden die beiden Flügelthüren geöffnet und als wär es eine Gesellschaft führt man seine Dame zu Tisch. Ein großer weiter Raum, türkischer Teppich, im Kamin ein Feuer und auf dem Buffet eine Masse von Silberzeug, um die Messer und Gabel ⌐Bestecke¬ jeden Augenblick wechseln zu können. Ein oder auch zwei Mädchen mit saubrem Livree=Diener oder saubergekleidete Mädchen mit Häubchen und weißem Kragen serviren, ⌐und¬ eine gedämpfte jeden Streit vermeidende Conversation, in der nur dann und wann ein Scherz, ein Lachen aufblitzt, wird geführt, bis |die Damen sich erheben und eine lautre Heiterkeit an die Stelle ceremonieller Haltung tritt. So hab ich es ⌐Das ist der Hergang,¬ nicht blos in wohlhabenden, sondern auch in kleinen Häusern. |Es giebt keine Ausnahme. Ausnahmen existiren kaum. – Es giebt ⌐eben¬ eine ⌐das häusliche Leben beherrschende¬ Norm, die das ganze Leben beherrscht und von der abzuweichen nur dem Genie und dem Bettler gestattet ist. Eine solche ⌐für alle ⌐leidlich situirten und leidlich¬ gebildeten Klassen geltende¬ Norm kennen wir nicht. Nicht einmal nach Klassen oder Ständen lassen sich bei uns Theilungen machen; alles ist individuell und wollte die Stände ⌐Mitglieder ein und desselben Standes¬ wie Breitengrade ansehn, so würde sich etwas Aehnliches zeigen wie bei den Isothermen=Karten, hier hohe Steigungen und hier tiefe Niedergänge. Es giebt keine Gruppirung nach Ständen; alles ⌐ist¬ individuell, wobei ⌐nicht¬ die Zufälligkeiten der Lebensstellung, sondern die Zufälligkeiten des Charakters und der Erziehung entscheiden. |In wachsender Progression haben wir jetzt Berliner Häuser, in denen die Pflege schöner Form zu beginnen (?) beginnt, aber diese Berliner Häuser sind nicht Repräsentanten des „Berliner Tons.“ Wo dieser noch blüht, in alter Herrlichkeit existirt –, und er reicht unter Umständen bis hoch hinauf – da hat er sich seine Formlosigkeit, seine Auseinandergefallenheit bewahrt, und diese gedenk ich zu schildern. Ich greife in die Mitte hinein und schildre ein

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Predigerhaus, Oberlehrerhaus (hatte Theologie studirt) an dessen Tisch ich gelegentlich als Gast gesessen habe. Ein Junge, achtjährig, läuft durch alle Stuben und ruft: „rasch! essen!“ Alle Stuben­ thüren sind während dieses Umlaufs offenlassend, ist er jetzt der erste in dem bekannten „Berliner Saal“ und das mit einigen Besingsflecken |ausgestattete Tischtuch zurückschlagend, versteckt er sich unter dem Tisch. Im Laufe der nächsten fünf Minuten, von einigen ⌐schwereren ernsteren¬ Nachzüglern abgesehn, erscheinen nun die Mitglieder der Familie und nehmen um einen an einer Ovaltafel Platz, auf der der Suppenrauch wie Opferrauch emporsteigt. Das „Mundrechte“ ist noch nicht “ Mode. „Wo ist Paul?“ fragt die Mutter und in wirrem Durcheinander werden von drei Schwestern und zwei halbwachsenen Brüdern wirre Vermuthungen ausgesprochen, bis es unter dem Tische leise zu „miauen“ anfängt und Paul, am untren Ende des Tisches, aus seiner Versenkung hervortritt. Bei guter Laune durch allgemeine Heiterkeit belohnt, bei schlechter Laune durch eine Ohrfeige bestraft. Letztres führt zu |Weinen. Worauf sich ein Disput zwischen den Eltern entspinnt, ob es nicht zu streng war. Die Kinder nehmen, an dies wie ein in Majorität und Minorität getheilter parlamentarischer Körper an dieser Debatte Theil und beschließen, daß der „arme Paul“ ein Schmerzensgeld erhalten soll, einen Apfel oder drei Pflaumen. Er stürzt auch fo sofort auf die Kommode zu, wo der Obstteller steht, und iß beißt in seinen Apfel ein, während die andern noch bei der Suppe sind. Der älteste Sohn läßt sie demonstrativ von dem hocherhobnen Löffel in einem dünnen Strahl niederträufeln, angeblich um sie zu kühlen, in Wahrheit um zu zeigen, wie dünn sie ist. Es kommt nun Fleisch mit Sauce und die zweite Tochter erzählt etwas, was der zweite | Bruder im Laufe des Vormittags gesagt haben soll. Es ist das Gleichgültigste von der Welt. Nichtsdestoweniger entspinnt sich sofort ein Streit über die Fassung dieses Citates und ehe noch geschlichtet werden kann, ist ⌐nicht nur¬ die Wendung „das ist nicht wahr“ dreimal gefallen, bis ⌐sondern¬ der empörte Bruder erhebt sich auch ohne Weitres von der Tafel und mit der Versicherung: „alles gelogen; Martha lügt immer“ verläßt er das Zimmer. Denn alles ist Lebensfrage und alles wird mit einer Leidenschaftlichkeit verhandelt, als ob das Schicksal ganzer Völkerschaften auf dem Spiele stände. Am häufigsten, sind wenn nicht Streitscenen ausbrechen, sind die wissenschaftlichen und ⌐am liebsten die¬ politischen Debatten, an den welchen letztren theilzunehmen, bis zu Paul hinunter, jedem Mitgliede |der Familie freisteht. ⌐Auch Paul.¬ Denn in die „Kammer kommen“ hat jetzt eine ganz andre Bedeutung als früher und gilt als ⌐ist ein¬ ebenso durchgängiges Ehrgeiz-Ziel wie früher der Feldmarschall in adligen Familien. Dieser Lebhaftigkeit Debattir=Eifer über Tisch führt, bei der Gründlichkeit aller Familienmitglieder, zu beständigem Nachschlagen in Büchern und Zeitungen, ⌐am liebsten in Tagesblättern,¬ wobei dann die großformatige, das Haus beherrschende Norddeutsche Allg. Ztng. in der ganzen Fülle ihres Großformats aufgeschlagen und mit ihren Spitzen in die Compott=Schüsseln getaucht wird. Fast immer Preißelbeeren. Allmälig verlaufen sich die Mitglieder der Tafel, die nicht aufgehoben wird, sondern sich blos auflöst und heute eine Stunde lang unabgedeckt bleibt, da das Mädchen in der Waschküche zu thun hat und die Fräuleins in den Zoologischen müssen. ⌐Es ist ein heißer Tag. Die Fliegen werfen sich über die Teller her und wer den Berliner Saal um diese Stunde passirt, erschrickt.¬ und ein Schönheitsgeist der jetzt den Berliner Saal passirte, würde schaudern.¬

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[TFA M 9, 4, 11r] [Krammer 1920] [NFA 18, 466] [Schillemeit 1986, 47] [GBA, W 7, 27]

[TFA M 9, 4, 12v] [Krammer 1920] [NFA 18, 466] [Schillemeit 1986, 47–48] [GBA, W 7, 27]

[TFA M 9, 4, 13r] [Krammer 1920] [NFA 18, 466–467] [Schillemeit 1986, 48] [GBA, W 7, 27–28]

(1) (2) [TFA M 9, 4, 14v] [Krammer 1920] [NFA 18, 467] [Schillemeit 1986, 48] [GBA, W 7, 28]

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[TFA M 9, 4, 15r] [Krammer 1920] [NFA 18, 467] [Schillemeit 1986, 48] [GBA, W 7, 28] [TFA M 9, 4, 15a]

[TFA M 9, 4, 15b] [TFA M 9, 4, 16r] [Krammer 1920] [NFA 18, 467–468] [Schillemeit 1986, 48–49] [GBA, W 7, 28–29]

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(1) (2) [TFA M 9, 4, 17a] [Krammer 1920] [NFA 18, 468] [Schillemeit 1986, 49] [GBA, W 7, 29]

[TFA M 9, 4, 18r] [Krammer 1920] [Schillemeit 1986, 49] [GBA, W 7, 29]

[TFA M 9, 4, 19r] [Krammer 1920] [Schillemeit 1986, 49–50] [GBA, W 7, 29–30]

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ii.  Impressionen und Essays

1  In der Gesellschaft. Sie sprechen nur von sich, oder wenn ausnahmsweise ein Gegenstand, eine Sache, zum Gesprächsgegenstande wird, so behandeln sie ihn so, daß die Art der Behandlung, ihre Stellung dazu  zur Hauptsache wird. Es wird das Trapez an dem sie turnen. Das Turnen bleibt die Hauptsache. Sie wissen alles, sie lassen niemanden zu Worte kommen und unterbrechen jeden. 1.a Alles kritisirt. Man kann füglich sagen  ganze Klassen leben nur, um zu kritisiren. Es ist ihr täglich Brot. Aber sonderbarerweise  wie Küstenvölker die beständig mit dem Wasser zu thun haben, meist nicht schwimmen können, so können die Berliner  die an den Wassern der Kritik wohnen  nicht kritisiren. Sie sind sehr witzig und haben bis zu einem hohen Grade die Fähigkeit ausgebildet, die lächerlichen Seiten einer ­Sache herauszufühlen, aber eigentliches Urtheil haben sie nichts. Ueber nichts. Weder über Menschen, noch Politik, noch Kirche. Am wenigsten über Kunst. Die ­Witzi­gen begnügen sich mit einem Witz die große Masse wartet ihre Zeitung ab und schmückt sich offenkundig mit die große Masse aber, ohne sich dadurch in der die Dinge zu kennen, hat eine Wonne am Negiren und schmückt sich ungenirt mit fremden Federn, wie Damen falsches Haar als einen Schmuck tragen. So hört man oft: wir wollen das bis morgen lassen; ich habe O. Bl. L. P. noch nicht gelesen. Sie geben auch ihre Quelle an und sagen voller Naivetät: lassen Sie uns morgen darüber sprechen, ich etc. 2  Ungeheure Streitlust, Rechthaberei à tout prix. Oder man beobachte einen Disput. Die Damen gehen bis an die äußerste G ­ renze, ⌐sie lügen und prunken mit einem Wissen das gar nicht da ist.¬ aber die jungen Männer gehen noch weiter; fühlen sie den Sieg entschwinden, so werfen sie noch das Steingewicht der Ungezogenheit in die Wage, um den Gegner in die Luft zu schnellen. Von Ritterlichkeit keine Spur, nur Durst nach Sieg, nach Bewußtsein geistiger Ueberlegenheit.     3  ⌐Alles dies wird durch Citate gewürzt, in denen Schopenhauer, christliche Kirche,¬ Fetisch=Dienst und Betrachtungen über ⌐Buddhismus und¬ den großartigen Zauber des Nirwana die Hauptrolle spielen. Je mehr Publikum sich dabei einfindet, desto besser denn die Augen sind schon längst umhergegangen und haben danach gesucht. In einer etwas weiter abwärts gelegnen Gruppe oder Stufe wo nach Ueberschreitung der Bourgeois=Grenze werden diese Themata vermieden und der Jargon und der Lokalwitz treten an seine Stelle. Kalisch, Dohm, Stettenheim haben hier ihre Apostel und „ja nich sehn“ und „man nich“ fliegen wie Mücken in der Luft. Und das alles mit der Miene  etwas Höhres zu vertreten, einen Fortschritt, der der noch in geistiger Nacht liegenden Mitwelt verschlossen blieb. Zurückliegende Epochen sind alle „komisch“ und das Mittelalter ist „tragikomisch“. 3.a  ⌐Diese Abwesenheit aller Kavalirschaft, zeigt sich auch bei den¬ Ball= Unterhaltungen. Ja hier vielleicht am schlimmsten. Dame Aber Herr .. W. Sie sind ja heute gar nicht zu brauchen. Herr. Gott, meine Gnädigste, wo soll es herkommen? ⌐Ich falle beinah um¬ Seit sieben Tagen nich aus’m Geschirr.“ Oder ⌐Andres Paar¬

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beim Cotillon, während die Dame nach Dame (sieht ängstlich nach dem Bouquet) Herr. Aengstigen Sie sich nicht; Sie kriegens; ich lasse Sie nur noch zappeln.“ Der Hauston (ohne Pietät, ohne Form, ohne Diskretion) zeigt sich schon in Redewendungen, die der Berliner Geist gezeitigt hat. „Man kann nicht vorsichtig genug in der Wahl seiner Eltern sein“ ⌐„wir sind jetzt mit einem Onkel behaftet“,¬ Papa an Deiner Stelle, würd’ ⌐Papa, ⌐(und dann die bekannte Motivirung)¬ bei sieben Kindern würd’ ich¬ ich mir solche Cigarren nicht erlauben“.  Man sage nicht, das bedeute nichts. Das sind die Strohhalme, an denen man sieht, wie der Wind weht. Oder jener berühmte Ehefrauen=Seufzer einer unglücklichen die Klage der Ehefrau: das Beste wäre, ⌐oh, daß doch¬ Gott Einen von uns zu sich nähme; ich zöge dann nach Potsdam.“ In allen diesen Wendungen spukt derselbe Geist. Man sage nicht, das bedeute nichts. etc. „Das ist nicht wahr“ oder „Mama lügt immer“ oder Mama, wenn Du den Hut mit der StraußenFeder aufsetzt, so schäm ⌐geh¬ ich mich ⌐nicht¬ mit Dir. Ich schäme mich.“ Besonders sind die Mütter, die Opfer des „Berliner Tons“, aber wie man sich bettet, so liegt man. Tu l’as voulu. Wenn es etwas giebt, das die Tochter übertrifft, so ist es die Mutter. 4  Diskretion existirt nicht. Es bedarf deshalb auch kaum einer näheren Bekanntschaft, um zu den „Bekenntnissen einer schönen Seele“ überzugehn. Diese schöne Seele ist natürlich die eigne. Abstammung, Ehe, Gebrechen werden mit einer Offenheit behandelt, die vom Standpunkte der Wahrhaftigkeit nichts zu wünschen übrig läßt. Ueberhaupt offen sein, wahr sein, ist das dritte Wort. Dahinter verbirgt sich aber viel Schlauheit. Bei näherer Bekanntschaft beginnen die Bekenntnisse. Diese fließen keineswegs aus einer beichtebedürftigen Seele , überhaupt gehört Reue nicht zu den landläufigen Artikeln. Nein, der Wunsch sich intressant zu machen, sich überlegen und großstädtisch vorurtheilsfrei zu zeigen, diktirt sie. . Beichte! Was heißt Beichte? Beichte hat Reue zur Voraussetzung und diese zählt zu dem Letzten, womit man sich abgiebt. Ein unglaublicher Grad „mit sich zufrieden sein“ ist ein hervorstechender Zug. Nein, alles ist nur diktirt von dem Wunsche geistreich zu sein. Da werden denn die delikatesten Dinge erzählt und je mehr desto lebhafter und eindringlicher erzählt je mehr der Hörende staunt. Es wird auch noch hinzugelogen. Alles dies wird durch Citate gewürzt, in denen Schopenhauer, Nirwana, Buddhismus Abstammung, legitim oder illegitim, Ehe, glücklich oder unglücklich, Kinder, dumm oder klug, Gebrechen oder nicht und mit Rücksicht darauf ob sie wenigstens ein „Fall“ sind, werden mit Behagen durchgesprochen. Dies vorher mit Nirwana etc. vorher. |1  Mit Fremden Mit der Orts=Eitelkeit zusammen, daß auf den Fremden gar keine Rücksicht genommen wird. Ueberall in der Welt kommt man dem Fremden |entgegen und macht seine Interessen zu den seinigen, oder giebt sich wenigstens das Ansehn davon man erkundigt sich nach Einrichtungen seiner Stadt, seines Landes, fragt nach seiner Kunst,

[TFA M 9, 4, 19v, Text der ganzen Seite von Fontane gestrichen] [Krammer 1920] [Schillemeit 1986, 50–53] (1) (2)

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(1) (2) [TFA M 9, 4, 22r] [Krammer 1920] [NFA 18, 468–469] [Schillemeit 1986, 50–51] [GBA, W 7, 31] | [TFA M 9, 4, 22a] | [TFA M 9, 4, 22b] | [TFA M 9, 4, 23r] [Krammer 1920] [NFA 18, 469] [Schillemeit 1986, 51] [GBA, W 7, 31] | [TFA M 9, 4, 23a] | [TFA M 9, 4, 23b]

[TFA M 9, 4, 24r] [Krammer 1920] [NFA 18, 469] [Schillemeit 1986, 51] [GBA, W 7, 31–32] (1) (2)

[TFA M 9, 4, 25r] [Krammer 1920] [NFA 18, 469–470] [Schillemeit 1986, 51] [GBA, W 7, 32]

[TFA M 9, 4, 26r] [Krammer 1920] [NFA 18, 470] [Schillemeit 1986, 51–52] [GBA, W 7, 32]

ii.  Impressionen und Essays

nach seiner Beschäftigung. Man sucht sich zu belehren und vor allem den Fremden dadurch wohlthätig zu berühren. Das kennt der Berliner nicht. Er fordert sofort ein Eingehn auf seine Stadt, und das Leben und die Interessen derselben. Von Nicht nur Niemann und der Mallinger, 2 |Vor zehn Jahren besuchte mich ein Leipziger. Er kam von Paris und ging nach Leipzig zurück. Sein Gesicht strahlte, denn er umfaßte nun die Welt. Sein Axiom war: „in ­Paris vollziehen sich die Dinge, in Leipzig werden sie gedacht.“ Der eigentliche Berliner kennt diese Zweitheilung nicht, er sorgt für das eine und das andre. |„Vor Gott sind eigentlich alle Menschen Berliner“. 3  Nicht nur von Niemann u. der Mallinger, |auch von Herrn Schwing und Frl. Hofmeister wird gesprochen, als ob jeder gebildete Mensch die Verpflichtung habe sie zu kennen, der Pfefferküchler Hildebrandt, Mannheimer und Samter werden als Welt­ celebritäten behandelt und die Worte Spandauer oder Wall oder Jäger-Straße mit einer gewissen Nonchalance hingeworfen, als wär es |selbstverständlich daß die Betreffenden dort wohnen. Alles was unsrem Leben angehört wird als selbstverständlich gekannt vorausgesetzt und von „Prinzessin Anisettchen“  „Grüner Neune“ und P ­ rinzessin Anisettchen gesprochen wie von Westminster-Palace und der Königin ­Elisabeth. Schluß Ausgleich. Es ist der unfeinste Ton, den die Welt kennt und man kann an ihm studiren, wohin die bloße Behandlung des Wissenschaftlichen, das Lernen führt. Und wie Recht Rousseau hatte, der diejenigen haben, die ⌐sich¬ von ⌐einseitiger¬ Kunst und Wissenschaft⌐sentwicklung¬ sich wenig für den wirklichen Fortschritt der Menschheit versprechen. Ein Zug innerlicher und äußerlicher .... zieht sich hindurch. Es ist ein ⌐Die¬ Unfeinheit hat sich hier eine Type geschaffen. Und doch!      Es wohnt allem diesem ein Reiz inne, auch eine Berechtigung, ohne welche die ganze G Erscheinung entweder nie entstanden wäre oder sich nicht gehalten hätte. Jeder wird die Erfah Wahrnehmung selber gemacht haben. Nehmen wir England. England hat die schönsten Weiber, auch eminent an Geist und Witz und Form. Von Sie sind das Ideal. | Aber ihre Zahl ist nicht übergroß und der Zweck dieser Zeilen ist es nicht von der Ausnahme sondern von der Regel zu sprechen, nicht vom Einzelnen, sondern von der Masse. Und wie ist die Masse drüben? Oed und leer; „stupid“, redensartlich. Sie treten vor die sixtinische Madonna und sagen „very nice, indeed“, sie lesen eine erschütternde, aber von ⌐einigen¬ Seltsamlichkeiten begleitete Geschichte und finden sie „very funny“, alles hat seinen Zettel oder kriegt, als ob sich alles was in der Welt ist und geschieht sich in die sechs Rubriken „nice“ „beautiful“ „clever“  und in funny, awkward und shocking einsperren ließe. Eine trostlose Leere gähnt einen an und die Zauber des weißen Teints, des halbgeöffne| ten Herzmundes und des Dashingthums schwinden von Tage zu Tage mehr. Kommt man nach solchen Eindrücken in die Heimath zurück, so empfindet man das „Schaumspritzen der Freiheit“ das hier zu Hause ist, doch als Fortschritt und Segnung und sieht über das Schaumspritzen hinweg das einem mitunter empfindlich in die Augen spritzt.

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Und was ist das Resultat. Ueber die Cultivirung dessen, was pikant und geistvoll und witzig und anregend und apart ist, ist uns die Cultivirung des Schönen verloren gegangen. Das Geistreiche hat sich auf Kosten des Schönen, der Esprit auf Kosten der Form als ein „rocher de bronze stabilirt.“ Behalten wir das Gute, aber geben wir ihm ein andres Fundament, ge fügen wir zu der Bildung des Geistes auch die Bildung des Herzens (die freilich eine Revolution unsrer gesammten Anschauung zur Voraussetzung hat) und der Berliner Ton wird der erste sein, wie er jetzt, Pardon, der letzte ist.

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Berliner Sprechanismus. Sprechanismus. Ueberall giebt es plauderhafte Menschen, aber jene Form der Plauderhaftigkeit  die „Sprechanismus“ heißt, giebt es nur in Berlin. Eigentlich ist es gar keine Plauderhaftigkeit. Plaudern ist etwas Gemüthliches, es läßt die Möglichkeit einer Unter­brechung zu, ja wenn es echt ist, ist es etwas auf Gegenseitigkeit Begründetes, jedenfalls ist es etwas Harmloses, Gemüthliches, was man vom Sprechanismus nicht s­ agen kann. Der Sprechanismus ist hart, ⌐und¬ unerbittlich und sein charakteristisches Zeichen ist nicht das einfache, gewandte Sprechenkönnen, sondern die verzweifelte Ordnung darin, die Dialektik, der Doktrinarismus, der fanatische Belehrungstrieb, das fanatische Verlangen dem Andern zu einem richtigeren oder richtiger ausgedrückt zu dem einzig richtigen Standpunkt zu verhelfen. Der Sprechanismus hat immer eine Mission, er ist nicht zum Spaß da, er arbeitet |beständig an Aufklärung, an Prinzipiensieg. Woraus sich denn von selbst ergiebt, daß der Sprechanismus immer nur bei beschränkten und halbgebildeten Menschen zu Hause ist, bei solchen  die in einem fort Parteizeitungen lesen. Welcher Richtung ist gleichgültig: Denn der Sprechanismus entfaltet sein Papier Panir auf jedem Gebiet, uneingeengt durch Parteigrenzen. Er hat nach dieser Seite hin etwas Großes,Weltumfassendes. A. hat dies Gebiet, B. das entgegengesetzte. Aber das worauf es ankommt, der Sprechanismus bleibt derselbe. Unter allen Tugenden steht ihm am fernsten: Bescheidenheit. Zu den Merkwürdigkeiten gehört auch, daß sich der Sprechanismus als Bekehrungsopfer immer solche aussucht die auf bestimmten Gebieten eine größere oder kleinere geringere Autorität. So daß man ⌐von ihm¬ sagen darf: er hat sich nie mit Kleinigkeiten abgegeben, er ist wählerisch, noblesse oblige. Er sucht sich seinen Mann und wenn er ganz echt ist, so wird er einen Generalstäbler über die Fehler, die bei Mars la Tour gemacht wurden und Moltke Mommsen über Geschichtschreibung bestandpunkten. Mir persönlich ist es immer passirt, daß ich immer nur auf den Gebieten belehrt wurde, auf denen ich mir eingebildet hatte, dem Betreffenden gute Lehren geben zu können. ⌐Jeder hat so seine kleine D ­ omäne und deshalb werde ich vielleicht sagen dürfen, ich verstehe mich auf Land und Leute von

[TFA M 9, 5, 1r] [Schillemeit 1986, 54] [GBA, W 7, 300] [TFA M 9, 5, 2r] [Schillemeit 1986, 54] [GBA, W 7, 300]

[TFA M 9, 5, 3v] [Schillemeit 1986, 54–55] [GBA, W 7, 300–301]

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[TFA M 9, 5, 4r] [Schillemeit 1986, 55] [GBA, W 7, 301]

[TFA M 9, 5, 5v] [Schillemeit 1986, 55–56] [GBA, W 7, 301–302]

[TFA M 9, 5, 6r] [Schillemeit 1986, 56] [GBA, W 7, 302] (1) (2)

ii.  Impressionen und Essays

Mark Brandenburg. Aber das hilft mir nichts, wenn ich einem Vertreter unsres Sprechanismus begegne.¬ Wanderungen. Märkisches. „Sie gehen da doch über Dinge hin, deren Bedeutung evident ist, über die Trachten. Ich rede will nicht von Spree­wälderinnen reden, das ist ja alles Willkür, reinste Thiergartenstraßenmode, Verständnißlosigkeit gemischt mit sinnlicher Vorliebe für hervortretende Hüften, damit ­komme ich Ihnen nicht, aber wirkliche Finessen. Wo fängt das schwarze Kopftuch an, wo hört es auf, wo macht es dem |rothen Platz  wo tritt gelb betüpfelt auf, wo hellblau, sehen Sie das sind Fragen, die über das Stammwesen entscheiden, die mit der Frage zusammenhängen, wie weit reichten die Heveller, wie weit die Dossaner, die Brizaner, die Spriavaner. Ich habe den vorigen Sommer in der Nähe von x x gelebt, da stießen 3 Stämme zusammen und es war erstaunlich die Differenzen in Ober-Mischkow und Nieder-Mischkow zu sehn. Als ich der Sache weiternachging, fand ich daß sich dieser Unterschied bis in allerkleinste Lebensdinge verfolgen ließ, wie Form der Milcheimer und Butterfässer und auch die Bezeichnungen dafür, so daß sich ch und k in einem beständigen Wechsel befanden. Sie haben dies Dorf beschrieben und eines alten Generals Erwähnung gethan, der dort mumificirt in der Gruft liegt, dies ist ganz gut, aber ein alter mumificirter General der wenn es nicht zufällig der alte Zieten ist, ist doch ungeheuer gleichgültig im Verhältniß zu ­Fragen und Erscheinungen die ⌐geeignet sind¬ in das Dunk über die Stammes­abgrenzungen herrschende Dunkel endlich ein Licht zu tragen. Ich habe Ihnen keine Vorschriften zu machen, alles geistige Prod Schaffen ist frei, aber ich kann Wünsche aussprechen, überlegen Sie sich’s ob da nicht was zu machen ist, was schließlich wichtiger ist als das ewige Schwatzen über Großbeeren oder | Fehrbellin oder Cremmer Damm, wovon man eigentlich gar nicht mehr reden sollte. Neben meiner Beschäftigung mit Mark Brandenburg, habe war ich auch mal Theaterkritiker, sogar 20 Jahre lang, an einer sehr angesehenen Zeitung, deren Kritiken schon dadurch eine gewisse Bedeutung hatten, daß sie gerade an der Stelle standen. Es zählt zu den ansehnlichen Stellungen, weil die Stelle, wo’s steht, Ansehen hat und in so weit nahm ich an diesem Ansehen theil. Diese Stellung kam auch mir zu gute. Nun würde wohl überall in der Welt einem solchen Kritiker der Hof gemacht worden sein. Ich kann aber nicht sagen, daß dies der Fall gewesen wäre. Fremde, die kamen, ja die empfahlen sich meiner „freundlichen Beurtheilung“ oder wie sonst die Redensart lauten mochte, waren es aber ⌐ein mit Sprechanismus ausgestatteter¬ Berliner, unter denen ⌐und fast läßt sich das von allen sagen,¬ nur selten einer sprechanismuslos ist, so war von solcher redensartlichen Liebenswürdigkeit keine Rede, vielmehr nahm der Betreffende – und die Damen mitunter noch mehr als die Herren – die Gelegenheit wahr, ⌐einen Standpunkt klar zu machen oder wie man hier sagt¬ mir den Staar zu stechen. Eine Heroine, wundervolle Dame, noch 8 Finger breit höher als ich selber, |stellte sich mir als Jungfrau von Orleans vor. „Ich hoffe nehme an , Sie sehn mich morgen und werden mir in meiner Auffassung zustimmen. Es ist ein Unsinn immer von Clairvoyance zu sprechen. Himmelskönigin. Ach was Himmelskönigin. Johanna war eine richtige Hanne. Von Hannchen zu sprechen wäre lächerlich. Und so gebe ich sie als Dirndl, als ein Mädchen wie Defregger die Dirndl malt, gesund, stark und ­weiße Zähne zum beißen. Nun das verstand sie. Schiller hat all die Figuren verzerrt und wenn ich meine Kunst recht verstehe, so kommt es mir und jedem andern zu  diese Fehler nach Möglichkeit zu begleichen. Daß sie die Ketten im letzten

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Berliner Sprechanismus

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Akt abstreift, ja, wer kann das? Lionel, den sie entwaffnet, wird doch muthmaßlich kein Schwächling gewesen sein  Aber was die Hauptsache ist, Schiller selbst in einer Art Widerspruch zu der von ihm geschaffnen Gestalt, wie schildert er sie, wie beschreibt er sie (nun Citate aus 1. und 2. Akt) Dann Lubliner. Aehnlich ging es mir in jener Zeit mit den Stückeschreibern. Es ist mir nicht vorgekommen, daß einer gesagt hätte „seien Sie milde“, sie ergriffen nur die Gelegenheit mich wissen zu lassen  daß es mit Kritik nichts sei; die Kritiker bildeten sich immer ein, sie wüßten das besser, aber damit sähe es windig aus „wenn sie Stücke schrieben, fielen sie immer durch.“  „Deshalb habe ich mich auch gehütet.“  „Da haben Sie klug und weise gethan. Wer nicht dazu berufen ist, da kommt nichts heraus wie Verschrobenheit und Langweil. Alles will gelernt sein. Sie werden sagen, Kritik auch. Aber darüber hab ich so meine Gedanken. ⌐So was hab ich öfter gehört. Einmal begegnete ich einem in der Leipziger Straße, und er nahm mich beim Arm und während der Höllenlärm der Leipziger Straße an uns vorüberlärmte, unterhielt er mich über sein Stück, das in den nächsten Tagen gegeben werden sollte. „Ich habe ein Stück aus der englischen Gesellschaft genommen. Sie kennen England, aber darauf kommt es nicht an. Es kommen¬ Ich habe übrigens mein Stück aus der englischen Geschichte genommen, die Sie ja kennen. Und Sie kennen auch das englische Leben. Es kommen viele Lords und ein paar Lord-Oberrichter drin vor und ich mag nicht behaupten, daß ich viele Lords, außer mal in Interlaken, |kennen gelernt hätte. Aber ist das nöthig? Ich möchte beinah das Gegentheil behaupten. Worauf kommt es an? Auf den dramatischen Conflikt. Darin sind wir einig. Was soll da nun all der Unsinn, der Ballast, den sie jetzt Colorit, Lokalton oder gar Milieu nennen. Da verbeißen sich die Leute drin und verthun Zeit u. Kraft an Nebensächlichkeiten. Ich kann von einem Mann wie Sie nicht annehmen, daß Sie dies Milieu fordern. Ich hätte mein Stück schließlich auch nach Buxtehude ⌐jedem andern Ort der Welt¬ verlegen können. Aber es kommen einige Querköpfigkeiten drin vor und darum nahm ich England. Sie werden das billigen und nicht den um ein mildes Wort zu gebrauchen übertriebenen Anspruch erheben, daß alles wie man so schön sagt „stimmt.“ Es braucht nicht zu stimmen, es ist ein Vorzug wenn es nicht stimmt, ⌐dies Colorit, dies Nebensächliche zieht blos ab,¬ es kommt nur auf den Conflikt an, auf die Gegensätze |die auf einander platzen und daß ich es darin getroffen habe, das steht mir fest. Einige Kritiker werden mir das bestreiten, aber das ist mir gleichgültig  alle Kritik bedeutet nichts, Kritik, Pardon, übt nur  wer nichts andres kann. Ich denke gering von der Kritik, gestehe aber gern zu daß es Ausnahmen giebt, Personen, die es wenigstens ehrlich meinen. Mehr kann ich nicht zugestehn. Ich habe so meine Ansichten über das Wesen des Dramas .. Ein Drama … Wir waren ⌐bis¬ vor meine Wohnung gekommen und ich sagte: Pardon: „Ich muß da hinüber ..“ „Schade“ sagte mein Vertreter des Sprechanismus. Er hätte mir gern noch etwas über das Wesen des Dramas verrathen. Das sind so Proben von Berliner Sprechanismus. Aus Anti= Berlinismus Berlinerthum hab ich sie nicht mitgetheilt, bin ich doch selber einer, wenigstens ⌐beinah und in¬soweit Heinrich Heines Satz gilt: der einmal sagte: ⌐unter Zugrundelegung des ⌐eines¬ H. H. Satzes:¬ er war aus Charlottenburg, wo man das Berlinische noch reiner spricht als in Berlin.

[TFA M 9, 5, 7v] [Schillemeit 1986, 56–57] [GBA, W 7, 302–303]

[TFA M 9, 5, 8r] [Schillemeit 1986, 57] [GBA, W 7, 303]

[TFA M 9, 5, 9v] [Schillemeit 1986, 57] [GBA, W 7, 303–304]

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ii.  Impressionen und Essays

Wer hier zu Lande [DLA, A: Fontane 56.550/60]

Wer hier zu Lande, ganz besonders in den alltäglichen Dingen des Lebens, Kritik übt, ist ein Quängler; niemand glaubt man an die ⌐seine¬ Berechtigung dazu; er ist ein Wichtigthuer, ein Quängler, er giebt sich das Ansehn an Besseres gewöhnt zu sein, als an das, was ihm geboten wird.

Die Juden in unsrer Gesellschaft [TFA M 9, 1, 1r] [TFA M 9, 1, 2r] [Schillemeit 1986, 38–39] [GBA, W 7, 299]

Die Juden in unsrer Gesellschaft. Die Juden in unsrer Gesellschaft. Ahlwardt. ⌐und seine Ungeheuerlichkeiten. Dies zuerst ausführlich behandeln und als unmöglich hinstellen¬ Menzel. Ich bin nicht eigentlich ein Philosemit. Mir ist das Germanische lieber. Eine hübsche germanische Frauengestalt ist mir lieber als eine jüdische Schönheit, es ist mir angenehmer Landleben als Stadtleben zu sehn, zum Theil weil das Jüdische da förtfortfällt, ich liebe die Länder (leider nur wenige noch) wo das Volk germanisch ist, namentlich Skandinavien. Dann: ihre Berühmtheiten überall. Dann (auch wenn wir von allen Berühmtheiten absehn) die Juden als Träger feiner Bildung und Sitte. Natürlich vielfach nicht. Aber vielfach doch.    

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Adel und Judenthum in der Berliner Gesellschaft [TFA M 9, 2, 1r] [TFA M 9, 2, 2r] [Schillemeit 1986, 37] [GBA, W 7, 33]

[TFA M 9, 2, 3r] [Schillemeit 1986, 37] [GBA, W 7, 33]

Adel und Judenthum in der Berliner Gesellschaft. Adel und Judenthum in der Berliner Gesellschaft. 1. Das Historische. Der Adel war die Gesellschaft, denn auch die höhere Beamtenschaft (Armee und Civil) war Adel. 2. Nach den Befreiungskriegen bereitete sich ein Umschlag vor, erst langsam, dann rapide, je ⌐desto¬ rapider, je schneller sich der wirthschaftliche Umschlag vollzog: der Adel wurde arm, der Bürgerstand wurde reich. Am reichsten die Juden. 3. Sie herrschen nun souverän. Es giebt in Berlin 280 Banquiers. Davon sind ¾ Juden. Auch in der glänzendsten alten Zeit hat es nicht 200 Adlige gegeben, die ein Haus ausgemacht hätten. 4.  Wie hat das auf die Gesammt=Erscheinung der Gesellschaft gewirkt? Vortheilhaft oder nachtheilig? Ist es eine Calamität oder ist es ein Fortschritt? 5. Ich behaupte das Letztre. Die eigentlich aristokratische Gesellschaft ist die höchste gesellschaftliche Form, sie überragt selbst die höfische, deren Tugenden mit dem Aristokratischen zusammenfallen, deren Laster ⌐und Schwächen¬ aber sehr

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trübselig sind. Solche Adelskreise hatte Berlin einige. Dahin gehörten die Häuser Schwerin und Dönhof; ich bezweifle, Gleiches daß es etwas Aehnliches Gleiches daneben gab. Aber wenn auch, ihre Zahl war sehr gering. Die Durch­schnitts= Adelsgesellschaft ließ viel zu wünschen übrig. Sie hatte Selbstbewußtsein, | ⌐und¬ Haltung und in Ausnahmefällen auch jene Würde, die das Gefühl mit der Geschichte des Landes verwachsen zu sein und das Festsein in Prinzipien den Trägern berühmter Namen giebt. Aber in dem Sinne, der in England ⌐und¬ Frankreich und vor dem in den italienischen Staaten einen Adel schuf, von diesem Adel hatten wir nichts; dazu waren wir zu arm, zu binnenländisch=beschränkt, zu unkosmopolitisch und zu unvertraut mit dem was allein eine feinre Form schafft: mit Wissenschaft und Kunst. Gelesen hatte man wenig und gesehen nichts. ⌐Man war exklusiv, immer unter sich, der Landpastor der geladen wurde oder der Professor, der die „Junkers“ in Pension hatte, standen in einem unfreien oder genirten Verhältniß. Dadurch, daß man es sie in den beßren Familien nicht fühlen ließ, wurd es nicht besser.¬ Wie anders stellt sich daneben die jüdische ⌐jetzt dominirende¬ Gesellschaft. Es haftet ihr etwas von der Aengstlichkeit und Unsicherheit des Parvenus an, das Gefühl bedrückt sie bis in ängstliche Höhen hinaufgewachsen zu sein, dazu fehlt das Zusammengewachsen-sein mit dem |Staat in dem sie leben, dessen Schlachten sie nicht geschlagen, dessen Gesetze sie nicht geschaffen haben. Das Gefühl einer kaum losgewordenen Pariaschaft verläßt sie nicht, und neben einem sechs Fuß hoch aufgeschossenen Arnim nehmen sie noch immer eine verlegene Stellung ein, selbst wenn letzterer hoch in ihren auf der linken Seite ihrer Bücher steht. Das Vollmaß der Erscheinung fehlt noch und an die Stelle kräftigen Renommirtons ist eine stille lächelnde Eitelkeit und Selbstbespiegelung und Schönfinderei getreten. Aber in allem andren ist entfaltet sich eine Ueberlegenheit und das Enge, das Provinziale ist abgestreift. Große Interessen werden verhandelt, der Blick hat sich erweitert, es geht | über die Welt. Die Sitten sind verfeinert, geläutert, gebessert. Vor allem der Geschmack. Der Courszettel verträgt sich besser mit der Weltbildung als der Rennbahn oder ⌐Wochen¬Markt=Bericht. Sprachen werden gesprochen und Weltreisen gemacht und die Interessen sind über die Rangliste hinausgewachsen. Und deshalb sind diese Gesellschaften, in denen oft die „Jüdischen“ die Minorität bilden, der Mittelpunkt unsrer geistigen Kreise geworden. Man findet dort alles, das Beste was wir haben, keiner schließt sich aus, wenigstens kein Kreis. ⌐Hier aufzählen: Fremde, Reisende¬ Die Kunst, und die Wissenschaft, die sonst betteln gingen oder auf sich selber angewiesen waren, hier haben sie ihre Stätte, statt der Pferdeställe werden Observatorien gebaut und statt der Ahnenbilder in Blau u. gelb und roth hängen die Werke unsrer Meister in Zimmern und Galerien. Der Staat mag dadurch verloren haben, die Welt hat gewonnen.

(1) (2) [TFA M 9, 2, 4r] [Schillemeit 1986, 37] [GBA, W 7, 33–34]

[TFA M 9, 2, 5r] [Schillemeit 1986, 37–38] [GBA, W 7, 34]

[TFA M 9, 2, 6r] [Schillemeit 1986, 38] [GBA, W 7, 34]

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ii.  Impressionen und Essays

Wechsel der Namen in unsrer Armee [SBB, St 50, 1] [SBB, St 50, 2]

[SBB, St 50, 3]

[SBB, St 50, 4]

[SBB, St 50, 5]

[SBB, St 50, 6r]

Wechsel der Namen in unsrer Armee. Große-Kurfürstenzeit (auch etwas vor- und nachher.) Derfflinger, Prinz v. Hessen-Homburg, v. Ihlow (Illo) v. Kracht, v. Görtzke, v. Sparr, v. Rochow, v. Klitzing, v. Lüdicke, v. Froben, v. Mörner, Henning v. Treffenfeld, v. Quast, v. Schöning, von Barfuß, v. Buch, v. Burgsdorff, v. Loeben, v. der Marwitz, Admiral Raule Fridericianische Zeit (einschließlich Fr. W.’s I.) bis 1806. Leopold v. Anhalt-Dessau, Moritz v. Anhalt-Dessau, v. Anhalt-Dessau, Herzog v. Braunschweig (Hochkirch †), Herzog v. Braunschweig (Sieger von Minden), Herzog v. Braunschweig (fällt bei Jena), Prinz v. Hohenlohe (Auerstädt), Saldern, Möllendorf, Kalckreuth, v. Pannwitz, v. d. Marwitz, Natzmer, Buddenbrock, Schwerin, Keith, v. Geßler (Hohenfriedberg), v. Chazot, v. Belling, v. Driesen, v. Zieten, v. Seydlitz, v. Backhoff, v. Geist, v. Winterfeld, v. Kleist, v. Borcke, v. Wedel, v. Fouqué, v. Prittwitz, v. Lestwitz, v. Itzenplitz, v. Hacke, v. Wobeser, v. Haucharnoi, v. Lehwald, von Fink, Finck v. Finckenstein, v. Arnim, v. Tauentzin 1813 bis 15. Blücher, Gneisenau, York, Scharnhorst, Bülow v. Dennewitz, Tauentzien v. Wittenberg, Kleist v. Nollendorf, Ziethen, v. Thielemann, Müffling, Nostitz, Borstell, Thümen, v. Pirch, v. Steinmetz, v. Holler, v. Hünerbein, Herzog Karl v. Mecklenburg-Strelitz, v. Colomb, v. Grolmann, v. Clausewitz 1864 bis 70. Wrangel, v. Raven, Herwarth v. Bittenfeld, Vogel v. Falckenstein, v. Manteuffel, v. Goeben, v. Steinmetz, v. Alvensleben (I. und II.) v. Page, v. Werder, v. Scheliha, v. Bredow, v. Schmettow, v. Auerswald, Graf Finck v. Finckenstein, v. Bonin, v. Tümpling, v. Kirchbach, v. Fransecki, v. Moltke, v. Blumenthal, v. Voigts-Rhetz, v. Caprivi, v. Bose, v. Wittich, v. Barby, v. Rheinbaben, v. Memerty, v. Manstein, v. Canstein, v. Roeder, v. Flies, v. Kessel, v. Barnekow Hann v. Weyhern, v. Zastrow Hptm. v. Kreckwitz. Major v. Meseberg. Fähnrich v. Quernheim. General v. Meyeringk. Leutnant v. Schladen. Major v. Schmelinsky Leutnant v. Ferber. General v. Retzow. “ v. Kahlden. “ v. Geist. Oberst v. Bock. ⌐Seydlitz Angriff (blos 7 Offiziere, weiter nichts) auf eine feindliche Husaren-­ Eskadron. S. 170.¬ General v. Fink. Obrist Petry. Capitain v. Buschert. (Schlesier.) Capitain v. Printz. Generalmajor v. Linden.

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Alte und neue Provinzen

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Major v. Rathenow. Generalleutnant v. Forcade. “ v. Fouqué. Obrist v. Düringshofen. Leutnant v. Uttenhofen. Major v. Boseck. Major v. Wolzky. Freibataillon La Noble. Leutnant v. Hausen. Adjutant v. Beneburg. ⌐Capitain v. Pfau.¬ Kapitain v. Waddeville. v. Oelsner. Oberst v. Hofendorf.

Auf dem Lande

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Auf dem Lande. Auf dem Lande. Ich muß etwa die Letschiner Scenerie nehmen aber den Vordergrund sehr beleben, so daß man erst Felder sind, dazwischen ein Vorwerk, eine breite Fahrstraße, am Horizont eine Waldmasse, aber an 2 Stellen unterbrochen, an einer ein Kirchthurm, an einer andern eine kleine Burg mit einem Luginsland. Links neben dem Vorwerk eine Bockmühle. Mücken. Toller Hund. Ein aus dem Gefängniß Ausgebrochener. Die Zeitungen. Er (der Besitzer) liest nur den Geld u. Getreidebericht. Die Gnädige die Verlobungsanzeigen. Schlechtes Wetter. Alles stürzt ins ans Fenster. Wieder Sonne. Vielleicht wenn Du ein Fliegenfenster einsetzen könntest. Billard spielen. Fahrt in Feld und Wald.

[SBB, St 1, 1] [SBB, St 1, 2]

Alte und neue Provinzen

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Wen eine Sommerreise von der „guten Stadt Berlin“ aus in die Provinzen führt, westlich bis an den Rhein und die Eider, der wird sich der Wahrnehmung nicht verschließen können, daß er in fremden Gegenden reist und daß die Herzen eine total andere Sprache führen. Es wird ihm Überzeugung werden, daß Fehrbellin und Hohenfriedberg nur auf einem allerengsten Raum bekannt sind und daß das Preußentum und die preußischen Könige in immer dünner werdenden Kreisen über Warthe [?] und Saale hinaus eine ganz geringe Bedeutung haben. Nach Mecklenburg und nach Sachsen zu nur ein schmaler Streifen. Nicht nur Deutschland widerstrebt dem Alt-Preußentum, das nur wenig über Brandenburg hinaus Wurzeln geschlagen hat, nein auch in unseren eigenen Provinzen, wenn sie nicht Brandenburg oder Pommern [?] heißen, ist

[NFA 18, 404] [GBA, W 7, 35–36]

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[NFA 18, 405] [GBA, W 7, 36–37]

ii.  Impressionen und Essays

man voller Haß gegen den Borussismus oder voll Spott und Hochmut. Dies alles liegt so obenauf, ist so flagrant, daß auch der mäßigste [?] Beobachter diese Beobachtungen machen muß; die Verschiedenartigkeit des Tuns [?] ist eine totale. Ich bin in einer märkischen Marktstadt zu Haus: Gymnasium, Kreisgericht, zwei Bataillone und ein Regimentsstab. Wenn ich diese meine Heimatsstadt besuche und über den Kirchplatz gehe, so [zwei unleserliche Wörter] … [Vermerk Fontanes: „erzählen“.] Ich lache und trete bei [unleserlich] ein und lasse mir ein [unleserlich] geben. Da sitzen vier, fünf Herren am Tisch. Sie sprechen, ich höre … Das sind preußische Städte. In diesen Städten gibt es, wie überall, Liberale, Demokraten, [unleserlich], es wird das Blaue vom Himmel geschimpft, jeder weiß es besser, jeder hat etwas auszusetzen, aber alle sind sie Preußen, die das Gefühl von der Besonderheit ihres Könnens, von den Großtaten ihrer Fürsten und ihrer [?] Geschichte beständig gegenwärtig haben. Es sind zum Teil kleine, beschränkte Leute, man kann über sie lachen, aber man halte sie warm, auch die, die scheinbar ganz entraten [?] sind, denn sie sind die Reifen, die die Tonne zusammenhalten; man nehme sie fort, und alles fällt auseinander, das große gegenwärtige Preußen und Deutschland mit. Jeden einzelnen könnte man in Gold fassen. Nun fährt man in eine der neuen Provinzen, sagen wir Schleswig-Holstein. Wir steigen ab, machen Besuche, wir werden zu Leuten geladen, die wir von der Residenz her kennen, vom Landtag oder Reichstag oder [ein unleserliches Wort]. Der Empfang ist der beste. Sie sind feiner, freier, superiorer, artig, weltmännisch und geben sich das Ansehen, als gehörten sie mit dazu. Nun kommt das Gespräch auf unsere Dinge. Nun dies durchführen. In den alten Provinzen gibt es bei den Reisen nur Geizhälse und Verschwender. Die Jugend verschwendet, das Alter ist geizig. In Schleswig-Holstein, wo der Handel herrscht, nur solche, die richtig ausgeben etc. Das Ruppiner Bild (siehe die ersten 3 Blätter) weiter ausmalen. Dann Kieler Bild. Worin die Unterschiede liegen. Einer setzt auseinander, wie Preußen entstand. Es war eine regierungsbedürftige, wüste, auseinandergefallene, vielfach bedrohte Masse, weder frei, noch geschult, noch einig, nur hülfsbedürftig. Da kam ein kluges Fürstengeschlecht ins Land und schuf einen Staat. Alles darin teilte sich weniger in Stände (Geistlichkeit und Bürgertum waren dazu zu inferior), sondern in Regierte und Regierende. Dies ging sehr gut, denn auch die Regierten fühlten sich glücklich. Ein Staat entstand, und die Entstehungsgeschichte desselben muß in ihrer Art als bewundernswert gelten. Aus einem ziemlich wertlosen Rohmaterial entstand etwas relativ Gutes. Aber wie gut auch in s e i n e r Art, es gehörte einer niedrigsten Kultur-Entwicklung an. Von Freiheit k­ eine Rede. Und daran kranken wir noch. Aller gegebenen und gesetzlich garantierten Freiheit zum Trotz, sind wir innerlich unfrei geblieben und teilen uns nach wie vor in Regierende und Regierte. Die Selbständigkeit fehlt, die Initiative; wir erwarten nach wie vor alles von der Regierung. Wir finden es bequem und vorteilhaft, uns regieren zu lassen. Wir fahren dabei auch nicht schlecht; aber es geht uns in Erscheinung und Auftreten etwa Freies, Sicheres, Weltmännisches dadurch verloren. Was sich davon zeigt, namentlich von „Sicherheit“, fällt dann leicht in die Übertreibung und nimmt die Formen der Unbildung und Unsalonfähigkeit an.

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Dichteraspirationen. ⌐Dichteraspirationen. Nicht zu glauben, aber es wollen immer noch Tausende Dichter werden und wenn nicht Dichter so doch Schriftsteller. Schriftsteller ist das Zweite, das nicht fehlen kann.¬ Wie’s 1866 bei den Oestreichern hieß: „wir haben gegen die Franzosen unter­ legen, deshalb werden wir die Preußen besiegen“  so heißt es bei den Dichteraspiranten „wir haben als Dichter unterlegen, deshalb wir als Schriftsteller gute Geschäfte ­machen.“ Mit andren Worten, etwas muß unter allen Umständen dabei herauskommen, ent­weder ein Dichter und wenn das nicht sein kann ein Schriftsteller. In den Muße­stunden legen wir dann noch ein Ei, draus, nach unsrem Tode, unsre Berühmtheit herausgebrütet wird. Was ist Schuld an diesem Zustand? Poetisch Beanlagte sind meist mäßige Schüler, lernen wenig oder ungern aber so unaufmerksam sie sind  sie hören mit überfeinem Ohr heraus  wie schön es sei Dichter zu sein. Alles was nach der Seite hin liegt, das prägen sie sich ein, richtiger sie saugen es ein, ihre Seele lebt davon. Man ist zwischen 10 und 14. Ein eigentlicher Literaturunterricht ist noch nicht da, aber sie hören König David war Sänger, David Rizzio war auch Sänger und Maria Stuart liebte ihn, stand alles auf dem Spiel so sangen die Barden und erfüllten alles mit Todesmuth, Blondel rettete König Richard durch seinen ­ önigin­nen Gesang, unter den tapfersten Burgunden war „Volkêr der kûone Videleer“, K vertheilten den Sängerpreis  die Wartburg sah den Sängerkrieg und Luther war auch ein Sänger, ein heiliger wie der Psalmist, Tasso liebte die Leonoren, Ariost entzückte die Fürsten, Petrarca …. Dante ging durch Hölle und Himmel. Dann wächst er mehr heran, und er schreibt schon selbst und nun beginnen die Dichterleben und |Schick­ sale seines eignen Volks zu ihm zu sprechen. Klopstock, die unvollendete Messiade im Koffer, wird von Schiffbruch bedroht und er betet: „Gott, vergiß nicht .. die Messiade“. Und Gott erhört ihn. Bürgers Lenore fuhr nicht blos ums Morgenroth, ⌐sondern¬ fuhr um die Welt und Schlegel schrieb: er riß den Vorhang von einer neuen Welt, ­Goethe war mit 25 der Freund eines Fürsten, sein Berather, sein Minister, Schiller ­wurde von Studenten im Triumph davon getragen, dann starben beide, stehen b ­ eide in der Fürsten­gruft und ihre Bildnisse sprechen in allen Hauptstädten zu einem andächtig zu ihnen aufblickenden Volke. Uhland empfing sollte den Pour le Merite empfangen und wies ihn zurück (macht einen doppelt großen Eindruck) und Georg Herwegh, trotzdem er Revolution predigte, trat vor König Friedrich Wilhelm, Geibel, Heyse waren eine Zierde des Münchner Hofes, Julius Wolff wurde Ehrenbürger von Hameln und Hugo Lubliner wurde in die königliche Loge befohlen. |So stellt sich ­einem das Dichterthum dar. „Es soll der Dichter mit dem König gehn“. Und wahrhaftig, er geht mit ihm, seht hin, es ist nicht Fiktion, es ist Wahrheit und Wirklichkeit. Und es ist auch wahr und wirklich. Aber aber. Nun der Revers. Ich will nicht die Zahllosen aufzählen, die verhungerten oder die dem Hungertode zuvorkamen: C ­ hatterton, Otway, die Karschin, Bürger  dem die Göttinger Damen Suppen ins Haus schickten, weil er sonst nichts gehabt hätte, diese sind alle ⌐ganz speziell¬ in ihrem Hunger­ thum gefeiert und dadurch mit einer Art Doppelglorie ausgestattet worden, verhungern, wenn man will ist selber wieder poetisch – jedenfalls poetischer wie an Völlerei ­sterben – und reizt mehr zur ⌐Dichter=¬Heeresfolge  als es davon abschreckt. |Nein,

[SBB, St 12, 1] [­Krueger 1972, 378] [NFA 21/2, 1017] [SBB, St 12, 2] [­Krueger 1972, 378] [NFA 21/2, 1017– 1018]

[SBB, St 12, 3] [­Krueger 1972, 378] [NFA 21/2, 1018]

[SBB, St 12, 4] [­Krueger 1972, 378] [NFA 21/2, 1018]

[SBB, St 12, 5] [­Krueger 1972, 378–379] [NFA 21/2, 1018]

[SBB, St 12, 6] [­Krueger 1972, 379] [NFA 21/2, 1018– 1019]

428 |

[SBB, St 12, 7] [­Krueger 1972, 379] [NFA 21/2, 1019]

[SBB, St 12, 8] [­Krueger 1972, 379] [NFA 21/2, 1019]

[SBB, St 12, 9] [­Krueger 1972, 379–380] [NFA 21/2, 1019]

[SBB, St 12, 10] [­Krueger 1972, 380] [NFA 21/2, 1019]

ii.  Impressionen und Essays

nein, hungern ist nicht der Revers. Der Revers ist die Verach das ⌐superiore¬ Achselzucken, das Lächeln, die Verachtung. Es kommt vor, daß „der Dichter mit dem König geht“. Du lieber Gott, was kommt nicht alles vor. Aber die Regel ist daß er nicht mit dem König sondern mit dem Exekutor geht. Nicht mit dem grausig poetischen, der zur Exekution schreitet, der ein ⌐Richt=¬Schwert in der Hand trägt – so unangenehm dies alles ist, so hat es doch Romantik – nein der Trivial=Exekutor, der nicht im auf einem volksumstandenen Schaffott sondern in Plötzen=See oder am Alexanderplatz endet. Der Revers heißt: unbezahlte Miethe, überhaupt allgemeine große | Nicht=Zahlung, der Revers heißt  daß in jedem Bäcker- und nun gar erst in jedem Fleischerladen der Kredit verweigert wird mit dem Hinzufügen: „ja, bezahlen sie erst“ und der Revers heißt vor allem, daß die, die sich ehrlich und bürgerlich ­respektabel so durchwinden doch als „suspekt“ als unsichre Kantonisten angesehen und als verächtlich oder als lächerlich angesehen werden. Es giebt kein weniger ge­achtetes Metier. Der Schauspieler vergangener Tage „Komödiant“ des vorigen Jahrhunderts ist durch den Schriftsteller (oder gar Lyriker) dieses Jahrhunderts weit überholt und wo er eintritt ist es wie das Erscheinen der „Löffelgarde“. Seht euch vor, schließt alles zu. Der letzte linke Flügel, der an den Fechtbruder oder |an noch Schlimme­rem grenzt, empfindet davon am wenigsten, er lacht, er ist eingerichtet auf den Kampf mit den Ordnungsmächten, aber der brave, fleißige, ⌐selber¬ nach Ordnung dürstende Mensch, der in seiner Jugend nur die Schwäche hatte, à tout prix Dichter werden zu wollen, der muß die Zeche bezahlen. Er hatte von Lorbeer geträumt, von einem Standbild auf dem Marktplatz von Treuenbrietzen und jeder kleine Spießbürger der ein Ledergeschäft hat, drückt sich an ihm vorbei, weil er weiß „er hat nichts“ und ist dem und dem verschuldet. Von all seiner Sehnsucht hat er nichts als die Aufnahme in Kürschners Schriftstellerlexikon. Unglückseliger! Ich selber bin „einer“ und hab es immer ge­segnet, daß meine Kinder, trotz gelegentlicher Anwandlungen, |keine geworden sind. Ich schreibe dies, weil es mich verdrießt und peinigt, bei jedem flüchtigsten Blick in ein ein Journal, eine Zeitung, eine Revue immer wieder Aufsätzen zu begegnen, die der alten verderbenschaffenden Anschauung neue Nahrung zuführen, „ein Dichter, ja, das sei was Großes.“ Es ist eine schändliche Lügerei, ja was noch schlimmer ist eine dumme Angewohnheit. Der Stein rollte mal vor 100 oder 200 Jahren in dieser Richtung und nun rollt er gemüthlich immer weiter. Der Unsinn von einer „Begnadetheit“ dieses Standes wird aufrecht erhalten und verführt immer neue Generationen es mit dieser Herrlichkeit zu versuchen. Alles was sie erreichen ist, daß in einem Bierlokal ihrer Stadtgegend ein von höchstens 7 jungen Leuten |besetzter Tisch, ein Confrater von seinem Dicht=Confrater spricht, meist auch noch verurtheilend. Denn der Minimalsatz von Interesse darf doch nicht in zu viele Theile gehen. Der Rest der Menschheit weiß nichts von dem „mit dem König“ Gehenden und wenn ein Einzelner in’s Wissen kommt, so schwenkt er ab und ist freigebig mit Titeln unter denen Schafskopp noch der ehrenvollste ist. Wenn sich doch unsre Blätter angewöhnen wollten, mit der Legende von „dem, der mit dem König geht“ ein für allemal zu brechen. Diese Legende hat viel Unsegen gestiftet.     Dichteraspirationen. Nicht zu glauben, aber es wollen immer noch Tausende Dichter werden und wenn nicht Dichter so doch Schriftsteller.

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Die Kunst des Erzählens

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Dichter. ⌐(Etwas andren Titel nehmen)¬ Wie man Dichter wird? Einige sind ganz todt von Anfang an, ⌐Andre können nur das werden; aber dazwischen haben¬ sehr viele haben ⌐blos¬ eine Neigung (keine Leidenschaft) und aus diesem bilden sich dann die Meisten zu Schriftstellern heran. Wie ich gleich hinzusetze ohne Noth, blos weil ihnen die Sache lockend erscheint, in einem verführerischen Lichte. Dies kommt daher, daß sich von Jugend an alles vereint, das Schriftthum als etwas Herrliches zu stempeln, als etwas Besseres, Herrlicheres als alles andere.

Die Kunst des Erzählens

5

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Die Kunst des Erzählens. Die Kunst des Erzählens. Es wird so viel nach Gesetzen, nach einem Normal-Rezept gesucht und doch ist die Sache grundeinfach. Im Wesentlichen läuft es auf dasselbe hinaus wie beim Drama und wer Menschen zu schaffen und diese geschaffenen Menschen in natürliche Beziehungen zu einander zu bringen weiß, der schreibe, der versteht sein Metier. ⌐Ganz wie beim Drama: Charaktere und Situationen.¬ Versteht er außerdem zu componiren, grad aufs Ziel loszugehn statt abzuschweifen, zu plaudern statt zu dociren, und den Geist der Freiheit und des Humors über dem Allem walten zu lassen, so werden seine Triumphe wachsen, aber wahre Menschen und gesunde Situationen bleiben die Hauptsache, sind das Fundament. Ob ich als Puppenspieler hinter der Coulisse bleiben oder alle Augenblicke philosophirend oder erklärend vortreten will, ist gleich­gültig. Das Erstre ist besser, aber wenn ich das Andre gut und geistreich und unterhaltend thue, ist es nicht nur statthaft sondern kann einen Reiz bilden. Es herrscht (Gott sei Dank) in all diesen Dingen viel Freiheit und wenn nur eine reiche, starke, liebenswürdige Persönlichkeit zum Ausdruck kommt, so ist das Andre ziemlich gleichgültig. Ja, es ist die Frage, ob nicht auch die schwächeren Kräfte gut thun, ganz nach „ihrer Façon“ statt nach einem vorgeschriebenen Gesetz die Sache anzufassen. Wir müssen dem, was sich da vor uns vollzieht, in jedem Augenblick unter freudiger Zustimmung folgen können. Auf dies Folgen=können, kommt es an. Man gleitet in einem Kahn den Fluß hinunter, immer angeregt, immer befriedigt durch die Bilder am Ufer. Stockt die Fahrt, geräth der Kahn auf eine Sand-Bank, so darf dieser Zwischenfall nicht zu lange währen; währt er nur kurze Zeit, so kann er den Reiz der Fahrt erhöhn.

[SBB, St 12, 11a]

[SBB, St 40, 1] [­Krueger 1972, 377] [NFA 21/2, 1017] [SBB, St 40, 2] [­Krueger 1972, 377] [NFA 21/2, 1017]

[SBB, St 40, 3] [­Krueger 1972, 377–378] [NFA 21/2, 1017]

Teil iii: Titelzusammenstellungen

1. bis 6. Gruppe 1. Gruppe. Wiedergefunden. Vereinsamt. Grete Chrysander. Lieutnant Mejer von den Husaren.

[SBB, St 48, 19]

2. Gruppe. Graf Abel. Fritz Mollhausen. Unser Doktor.

[SBB, St 30, 1]

10

3. Gruppe. Sidonie von Borcke. Das hinterlassene Bild. Die Pflicht aus dem Glück. Die Bekehrten.

[SBB, St 31, 1]

15

4. Gruppe. (Unfertig. Vielleicht nur das eine oder andre zu brauchen.) Die drei Bräute. Anna Reventlov. Anna Z…

[SBB, St 32, 1]

20

5. Gruppe Frau v. M. spätre G. R. St. Bruder, Schwester, Mann. (Titel fehlt) Frau Commerzienräthin R. Wir halten zusammen. Onkel Geheimerath.

[SBB, St 33, 1] [HFA 1 V, 715] [HFA 2I/7, 321]

Sechste Gruppe. 1.  Susanne von Sandrascheck. 2.  a. D. 3.  „Wir lernen das.“ 4.  Nach vierzig Jahren. 5.  Großmutter Schack. 6. Selbst. 7.  Die Goldnehochzeits=Reise. 8.  Onkel Ehm. ⌐Edy.¬

[SBB, St 34, 1]

5

25

30

434 |

iii. Titelzusammenstellungen

Chronica. Aus unsren Tagen. Berliner ­Novellen [SBB, St 23, s. f.] [­Fricke 1938, 36] [HFA 1 V, 1087] [HFA 2I/7, 776]

[SBB, St 23, 1]

[SBB, St 23, 2]

[SBB, St 23, 3]

Chronica. 1. Gruppe. 1. Grete Minde. 2. Ellernklipp. 3. Sidonie v. Borcke. 2. Gruppe. 1. Die Likedeeler. 2. Die quade Foelke. 3. Gruppe. 1. Herzog Abel. 2. Das Gelübde von Bornhöved.

Chronika 1. Grete Minde. 2. Ellernklipp. 3. Sidonie v. Borcke. 4. Die Likedeeler 5. Quade Foelke. 6. Herzog Abel. 7. Das Gelübde von Bornhöved.

 5

10

15

Chronika. Drei Novellen aus dem 16., 17. und 18. Jahrhundert von Th. F. 1. Grete Minde. 2. Sidonie v. Borcke. 3. Ellernklipp.

20

Aus unsren Tagen. Drei Novellen von Th. F. 1. Graf Petöfy. 2. Eleonore. 3. Storch v. Adebar.

25

Aus Berliner Tagen. 1. Schach v. Wuthenow. 2. Wiedergewonnen. 3. Der Educationsrath. 4. L’Adultera. 5. Susanne v. Sandrascheck. 6. Stine.

30

35

Kleine (meist heitre) Stoff

40

45

| 435

Oder vielleicht lieber: Berliner Novellen. Erzählungen aus ⌐Aus¬ alter und neuer Zeit. von Th. F. 1. Eine Novelle aus der Zeit von 1680 bis 1780. Große Kurfürst. Fr. W. I. Siebenjährige Krieg. Prinz Heinrich. Julie v. Voß. Lichtenau. 2. Schach v. Wuthenow. 3. Der Educationsrath. 4. Wiedergewonnen. 5. L’Adultera. 6. Susanne v. Sandrascheck 7. Stine.

Hans und Grete 1.  Hans und Grete. 2.  Frau Oberförsterin. (?) 3.  Die Frau Bourgeoise.

[SBB, St 27, s. f. a.]

Kleine (meist heitre) Stoffe

5

10

15

20

Kleine (meist heitre) Stoffe.

[SBB, St 51, 3a]

Heitre und humoristisch-sentimentale Stoffe.   1. Zwischen zwei und drei. (Thiergarten.)   2. Die Goldnehochzeits=Reise.   3. Onkel Ehm.  4. Der Elmblad-Stoff. ⌐In unsren Kindern!¬   5. Aloys Rittersbach. (Eine Geschichte vom sonderb. Ehrgeiz.)  6. Mejer von den Husaren. ⌐Der Schmied von Arneburg.¬   7. Unser Doktor.   8. Koegels Hof Nummer Drei.   9. Der Ballvater. 10. Susanne von Sandrascheck. ⌐Was gilt?¬ 11. In unsren Kindern! ⌐11. Manfred 12. Lebensluft. 13. Großmutter Schack 14. Onkel Gotthold. 15. Zwei kl. gute Stoffe¬

[SBB, St 51, 3b]

Im Coupé. Onkel Gotthold. „Eine Frau in meinen Jahren“.

[SBB, St 51, 3c]

436 |

iii. Titelzusammenstellungen

Mittlere Stoffe [SBB, St 18, 1a]

Kleine ⌐Mittlere¬ Stoffe. 1.  Die Pflicht aus dem Glück. (In Briefen.) 2.  Minister a. D. (In Briefen.) 3.  Lebensluft. (Ein Brief.) 4.  Wir lernen das. 5.  Das hinterlassene Bild. 6.  Großmutter Schack. ⌐Der Elmblad=Stoff.¬ 7.  Manfred. ⌐Majer von den Husaren.¬ 8.  Was gilt? 9.  Der Schmied von Arneburg.

 5

10

Neue Novellen [SBB, St 39, 3]

Neue Novellen. „Das Zeugniß der Reife.“ Und Der Predigtamtscandidat.

Novelletten. Kleine Erzählungen [SBB, St 48, s. f. a.] [GBA Von vor und nach der Reise 192–194] [SBB, St 48, 1] [GBA Von vor und nach der Reise 192]

Graf Petöfy ⌐Noveletten Kleine Erzählungen.¬ Novelletten. Kleine Erzählungen.   1. Unser Doktor.   2. Koegels Hof Nummer 3.   3. Der Ballvater.  4. Großmutter Schack.   5. Nach der Sommerfrische.   6. Im Coupé.   7. „Eine Frau in meinen Jahren“.  8. Lebensluft.   9. Onkel Dodo. 10. Der Fischer von Kahniswall. 11. Die Rose von Fehrbellin. 12. Dörte Sabin. 13. Förster Schupke. 14. Die Goldnehochzeits=Reise. 15. Das Zeugniß der Reife.

 5

10

15

Novelletten. Kleine Erzählungen 20

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| 437

Von, Vor und Nach der Reise.

[SBB, St 48, 2] [GBA Von vor und nach der Reise 192–194]

Von, Vor und Nach der Reise.

[SBB, St 48, 3] [GBA Von vor und nach der Reise 193]

Von, Vor und Nach der Reise.

[SBB, St 48, 4] [GBA Von vor und nach der Reise 193]

1. Abtheilung. ⌐Proverbes oder Novelletten.¬ Wohin? 2 Spalten ⌐Reisen. (4 Spalten)¬ Im Coupé. 2 Spalten Eine Frau in meinen Jahren. ⌐(Kissingen)¬ 4 Spalten Onkel Dodo. Das Frigidarium. 2 Spalten Nach der Sommerfrische. 2 Spalten 2. Abtheilung.  Von der See. ⌐Sommers am Meer Bilder und Erinnerungen von Th. F.¬ Saßnitz. Lohme. Warnemünde. Am heiligen Damm. An der Kieler Bucht. Schleswig-Missunde. Gravenstein. Klampenborg. Helsingör. Roeskilde. ⌐Limfjord.¬ Nordernei. Brighton. Hastings. ⌐(21. April 82. Harold)¬ Dieppe. 3. Abtheilung. Im Gebirge. Thale. Wernigerode. Ilsenburg. Kabarz. ⌐Die Tells Kapellen.¬ Novelletten und Plaudereien von Th. F. Enthält den Entwurf zu: Frigidarium. Die letzten Herbestage. Wohin? (2 Spalten) Reisen. (4 Spalten) Im Coupé. (2 Spalten) Eine Frau in meinen Jahren. (4 Spalten) Onkel Dodo. ⌐Das Frigidarium. (2 Spalten) Die letzten Herbstestage (andre Ueberschrift wählen.)¬

438 |

iii. Titelzusammenstellungen

Vorläufig reponirte Novellen-Stoffe [SBB, St 35, 1]

⌐Vorläufig reponirte¬ Novellen=Stoffe 5. bis 6. Packet. ⌐Der beste von diesen ist wohl der der Frau v. M., spätren Geh. R. St.¬

Bilder und Plaudereien aus Berlin [SBB, St 11, 1]

Bilder und Plaudereien aus Berlin. Von Th. F. 1. Italienisches oder Mir gegenüber oder Auf dem Flachdach. 1. Auf dem Flachdach. 2. Dreitreppenhoch=Leute. 3. Umzug. 4. Sprechanismus. Dann erst: Atelierbesuche. Wo sind heute die Lloyd=Schiffe. Dichteraspirationen.

Figuren, Situationen, Dialoge [SBB, St 16, 1]

Figuren, Situationen, Dialoge.

Notizbuch B 1 [SBB, Notizbuch B 1, 1v]

Berliner Ton. Adel u. Judenthum in der Berliner Gesellschaft Alte und neue Provinzen.

 5

10

Tafelteil

| 441

Tafel I  Theodor Fontane: Wolsey (SBB, St 75, 2); vgl. S. 5

442 |

Tafel II  Theodor Fontane: Sidonie von Borcke (SBB, St 60, 11r); vgl. S. 20

| 443

Tafel III  Theodor Fontane: Sidonie von Borcke (SBB, St 60, 22); vgl. S. 23f.

444 |

Tafel IV  Theodor Fontane: Allerlei Glück (TFA N 11, 62r); vgl. S. 142f.

| 445

Tafel V  Theodor Fontane: Der Flötenspieler (DLA, A: Fontane 57.5749/3); vgl. S. 174f.

446 |

Tafel VI  Theodor Fontane: Storch von Adebar (SBB, St 59, 62r); vgl. S. 198

| 447

Tafel VII  Theodor Fontane: Storch von Adebar (SBB, St 59, 75); vgl. S. 202

448 |

Tafel VIII  Theodor Fontane: Neue Novelle. Predigtamtscandidat und Geheimrathstochter (SBB, St 39, 4); vgl. S. 251f. und 254

| 449

Tafel IX  Theodor Fontane: Neue Novelle. Predigtamtscandidat und Geheimrathstochter (SBB, St 39, 5); vgl. S. 252f.

450 |

Tafel X  Theodor Fontane: Wiedergefunden (TFA N 12, 3); vgl. S. 263f.

| 451

Tafel XI  Theodor Fontane: Gabriele Chrysander (SBB, St 48, 23); vgl. S. 286f.

452 |

Tafel XII  Theodor Fontane: Melusine von Cadoudal (SBB, St 6, 18r); vgl. S. 309

| 453

Tafel XIII  Theodor Fontane: Die Brüder Wurzelberger (SBB, St 7, 2var); vgl. S. 356

454 |

Tafel XIV  Theodor Fontane: Der v. Katte und der v. Katz (SBB, St 35, 4); vgl. S. 357

| 455

Tafel XV  Theodor Fontane: Reisender an einer großen Mittelstation. Priester. Jetzt wollen die gar … Zwei für Einen. Abraham Oppenheim (SBB, Notizbuch B 1, 16v, 17r; alte Paginierung 11v, 12r); vgl. S. 385f.

456 |

Tafel XVI  Theodor Fontane: Chronica. Aus unsren Tagen (SBB, St 23, 2); vgl. S. 434

Theodor Fontane Fragmente Band II

Theodor Fontane

Fragmente

Erzählungen, Impressionen, Essays Im Auftrag des Theodor-Fontane-Archivs hrsg. von Christine Hehle und Hanna Delf von Wolzogen

Band II: Kommentare

De Gruyter

ISBN 978-3-11-019567-5 e-ISBN (PDF) 978-3-11-047319-3 e-ISBN (EPUB) 978-3-11-047353-7

Library of Congress Cataloging-in-Publication Data A CIP catalog record for this book has been applied for at the Library of Congress. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2016 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Satz: SatzBild GbR, Sabine Taube Druck und Bindung: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen ♾ Gedruckt auf säurefreiem Papier Printed in Germany www.degruyter.com

Inhaltsverzeichnis Siglen und Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IX

Kommentare Teil I: Erzählungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 I.1 Historische Erzählungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Wolsey . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Sidonie von Borcke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Korfiz Uhlefeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 Das Gelübde von Bornhöved . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 Herzog Abel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 Die Likedeeler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 Quade Foelke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 I.2 Familien- und Gesellschaftsromane . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 Allerlei Glück . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 Der Flötenspieler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 Storch von Adebar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 Eleonore . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115 Erreicht! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121 Koegels-Hof Nummer drei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125 Vereinsamt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128 Wir halten zusammen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129 Die Gundershausen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130 Johann der muntre Seifensieder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131 The Poppies Queen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133 Rudolf v. Jagorski, Globetrotter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137 Thusnelda Lehmann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141 1.3 Ehe- und Liebesgeschichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142 Après. Nach vierzig Jahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142 Hans und Grete . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143 Neue Novelle. Predigtamtscandidat und Geheimrathstochter . . . . . . . . 144 Der Menschenfresser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146 Novellenstoff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148 Salas y Gomez . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149 Frau v. Kockowitz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150 Der Erzieher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151 Wiedergefunden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 Novelle (Bruder, Schwester, Mann) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159 Die Stieftochter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160 „Rr“ oder Gefährdet Glück . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161 Die Goldenehochzeits-Reise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168 Mit der Zeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171

VI |

Inhaltsverzeichnis

1.4 Charakterstudien I: Frauenfiguren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173 Die Geschichte der Frau v. M., spätre Geh. R. St. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173 Gabriele Chrysander . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174 Wir lernen das . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 176 Die Pflicht aus dem Glück . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 178 Schauspielerin Jannasch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179 Myrrha . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 180 Die Frau Oberförsterin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182 L. P.-Novelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184 Großmutter Schack . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188 Melusine. An der Kieler Bucht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 189 Oceane von Parceval . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192 Melusine von Cadoudal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 198 Susanne von Sandrascheck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 201 Ehen werden im Himmel geschlossen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 203 Immer gleich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 208 Was gilt? Eng oder weit, Fern oder nah . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 209 1.5 Charakterstudien II: Männerfiguren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210 Der Karikaturist . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210 Erich Erichsen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 211 Willy Willebrandt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213 Arnulf v. Trachenberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 215 Das Zeugniß der Reife . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 216 Der Elmblad-Stoff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 217 Du selbst! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 218 Lazarus erzählt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 220 Graf Abel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 221 Consul Knut Knutson . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 222 Der Schmied von Lipinka . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 223 Fritz Mollhausen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 224 Wieder daheim . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225 Onkel Ehm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 228 Die preußische Idee . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 230 Lieutenant Mejer von den Husaren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 241 Obristleutnant v. Esens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245 Die Bekehrten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 253 Minister a. D. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 255 In unsren Kindern! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 256 Die Brüder Wurzelberger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 257 Der v. Katte und der v. Katz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 259 So oder so? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 261 „Unverändert der Deine“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 262 1.6 Materialien und Projekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 265 Gräfin Sch…n . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 265 Friedrich Wilhelm IV. und Minister v. d. H. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 266 Frau Prof. H.y.e . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 268 Die drei Bräute . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 269

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Anna Reventlow . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 272 Dörte Sabin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 274 Der Prümer-Krieg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 275 Die Befreiung des Herrn v. Heyden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 278 Verschwunden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 279 Historische Romane (aus der preußischen Geschichte) . . . . . . . . . . . . . 280 Kunst- und Klatsch-Roman . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 284 L’Impératrice oder Die rothe Maus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 286 Anna Zipser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 288 Prinzessin Friederike . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 288 Zwei kleine Geschichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 290 1.7 Figuren, Situationen, Dialoge, Textbruchstücke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 291 Der sterbende Franzos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 291 Im W.’schen Hause . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 293 Reisender an einer großen Mittelstation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 295 Priester . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 296 Jetzt wollen die gar … . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 297 Zwei für einen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 297 Abraham Oppenheim . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 298 Romanfiguren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 298 Der einzige wahre Luxus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 299 Klinken-Eugenie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 299 Post-Suitier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 300 Stoff zu einer kl. heitren Erzählung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 300 Berliner Novelle. Dr. Alphonse Dann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 301 Onkel Geheimerath . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 302 Aloys Rittersbach . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 304 Moderner Roman oder Novelle (I) und (II) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 305 Figur in einer Berliner Novelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 306 Zu Roman oder Novelle. Zwei ältre Brüder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 307 Novellenfigur. Alter Referendarius . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 308 Aufwärterin Frau Lehmann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 308 Humoristische Figur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 309 Ein alter Professor oder Geheimrath . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 309 Berliner Novelle. Höherer Bummler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 310 Justizrath a. D. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 311 Eine Frau, die als eine Art „weise Frau“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 312 Ein beschränktes Ehepaar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 313 „Es steht wissenschaftlich fest“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 313 Novellenfigur. Richtiger Berliner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 314 Novellenfigur. Eine Figur wie Herr v. Buddenbrock . . . . . . . . . . . . . . . . . 314 Novellenfigur. Ein Geistlicher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 315 Roman oder Novelle. Eine komische Figur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 316 Verse sind die Sprache der Götter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 316 Dialogstoffe in guter Berliner Gesellschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 317 Überraschtes Rendez-vous . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 318 Novellenfigur. Alfred van der Weyde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 318

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Inhaltsverzeichnis

Eine Wittwe von 36 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 319 Unser Doktor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 319 Luft macht müde und Luft zehrt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 320 Mein Kirchenjahr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 321 „Das Weib, das Weib“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 322 Sommerbriefe aus dem Havelland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 322 An mir ist nichts gelegen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 323 Teil II: Impressionen und Essays . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 325 Berlin 19. Februar. Ein Blick von der Alsen-Brücke . . . . . . . . . . . . . . . . . 327 Auf dem Flachdach oder Mir gegenüber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 329 Atelierbesuche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 329 Das Frigidarium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 331 Die letzten Herbstestage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 332 Zwischen zwei und drei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 334 Wo sind heute die Schiffe des Norddeutschen Lloyd? . . . . . . . . . . . . . . . 337 Wie man in Berlin so lebt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 338 Drei Treppen hoch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 341 Berliner Umzug . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 341 Berliner Ton . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 343 Berliner Sprechanismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 346 Wer hier zu Lande . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 350 Die Juden in unsrer Gesellschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 350 Adel und Judenthum in der Berliner Gesellschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . 352 Wechsel der Namen in unsrer Armee . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 355 Auf dem Lande . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 356 Alte und neue Provinzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 357 Dichteraspirationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 359 Die Kunst des Erzählens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 364 Teil III: Titelzusammenstellungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 365 1. bis 6. Gruppe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 367 Chronica. Aus unsren Tagen. Berliner Novellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 368 Hans und Grete . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 369 Kleine (meist heitre) Stoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 370 Mittlere Stoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 371 Neue Novellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 371 Novelletten. Kleine Erzählungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 372 Vorläufig reponirte Novellenstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 373 Bilder und Plaudereien aus Berlin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 373 Figuren, Situationen, Dialoge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 374 Notizbuch B 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 375 Verzeichnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 377 Verzeichnis Fontane/Fricke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 379 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 384 Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 403 Alphabetisches Verzeichnis der Fragmente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 457 Bildnachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 462

Siglen und Abkürzungen a, b, c als Zusatz zur Blatt-/Seitenzahl der Handschrift: auf das entsprechende Blatt aufgeklebte Blätter ADB Allgemeine Deutsche Biographie Adelung  Johann Christoph Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der oberdeutschen. Zweyte, vermehrte und verbesserte Ausgabe. Leipzig 1793–1801 [www.woerterbuch netz.de/Adelung] Bibliographie Wolfgang Rasch: Theodor Fontane. Bibliographie. Werk und Forschung. In Verbindung mit der Humboldt-­ Universität zu Berlin und dem Theodor-Fontane-­Archiv Potsdam hg. von Ernst Osterkamp und Hanna Delf von Wolzogen. 3 Bde. Berlin, New York 2006 BNF Bibliothèque Nationale de France, Paris BW Briefwechsel, Briefausgabe BW F.–Eulenburg 2011  Hanna Delf von Wolzogen/Friederike Zelke (Hgg.): Theodor Fontane und Philipp zu Eulenburg. Ein Briefwechsel. Fontane Blätter 92 (2011), 8–106 BW F.–Friedlaender 1994 Theodor Fontane: Briefe an Georg Friedlaender. Mit ­einem Essay von Thomas Mann. Hg. von Walter H ­ ettche. Frankfurt am Main, Leipzig 1994 BW F.–Hertz 1972 Theodor Fontane. Briefe an Wilhelm und Hans Hertz 1859–1898. Hg. von Kurt Schreinert †, vollendet und mit einer Einführung versehen von Gerhard Hay. Stuttgart 1972 BW F.–Heyse 1972 Der Briefwechsel zwischen Theodor Fontane und Paul Heyse. Hg von Gotthard Erler. Berlin, Weimar 1972 BW F.–Lepel 2006 Theodor Fontane und Bernhard von Lepel. Der Briefwechsel. Kritische Ausgabe. Hg. von Gabriele Rade­cke. 2 Bde. Berlin, New York 2006 BW F.–Martha Fontane 2002 Theodor Fontane und Martha Fontane. Ein Familienbriefnetz. Hg. von Regina Dieterle. Berlin, New York 2002 BW F.–Rohr 2000 Theodor Fontane: Sie hatte nur Liebe und Güte für mich. Briefe an Mathilde von Rohr. Hg. von Gotthard Erler. Berlin 2000

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Siglen und Abkürzungen

BW F.–Storm 2011 Theodor Storm – Theodor Fontane. Der Briefwechsel. Kritische Ausgabe. Hg. von Gabriele Radecke. Berlin 2011 BW F.–Wolfsohn 2006 Theodor Fontane und Wilhelm Wolfsohn – eine interkulturelle Beziehung. Briefe, Dokumente, Reflexionen. Hg. von Hanna Delf von Wolzogen und Itta Shedletzky. Tübingen 2006 Chronik Roland Berbig: Theodor Fontane Chronik. (Projektmitarbeit 1999–2004: Josefine Kitzbichler.) 5 Bde. Berlin, New York 2010 DLA Deutsches Literaturarchiv, Marbach am Neckar (Wenn nicht anders angegeben, sind die Handschriften von Fontanes Fragmenten im DLA verzeichnet unter: Fontane. Manuskripte. Prosa. Fragmentarisches) eigh. eigenhändig emend. emendandum (zu berichtigen) / emendatum (berichtigt) F. Theodor Fontane f. folium (Blatt) / folio (auf Blatt) fl. floruit (hatte seine/ihre Blütezeit, d. h. war tätig um) Fontane-Handbuch Fontane-Handbuch. Hg. von Christian Grawe und Helmuth Nürnberger. Stuttgart 2000 Helmuth Nürnberger/Dietmar Storch: Fontane-LexiFontane-Lexikon  kon. Namen – Stoffe – Zeitgeschichte. München 2007 GBA Theodor Fontane: Große Brandenburger Ausgabe. Hg. von Gotthard Erler. Berlin: Aufbau-Verlag 1994ff. Fontane, Emilie und Theodor: Der Ehebriefwechsel. GBA, EB  Hg. von Gotthard Erler unter Mitarbeit von Therese Erler. 3 Bde. Berlin 1998 GBA, G Theodor Fontane: Große Brandenburger Ausgabe. Gedichte. Hg. von Joachim Krueger und Anita Golz. 3 Bde. Berlin 21995 GBA, T Theodor Fontane: Tagebücher. Bd. 1: Tagebücher 1852. 1855–1858. Hg. von Charlotte Jolles unter Mitarbeit von Rudolf Muhs. Bd. 2: Tagebücher 1866–1882. 1884–1898. Hg. von Gotthard Erler unter Mitarbeit von ­Therese Erler. Berlin 1994. Bd. 3: Die Reisetagebücher. Hg. von Gotthard Erler und Christine Hehle. Berlin 2012

Siglen und Abkürzungen

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GBA, W  Theodor Fontane: Große Brandenburger Ausgabe. Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Hg. von Gotthard Erler und Rudolf Mingau. 8 Bde. Berlin 1997 GND Gemeinsame Normdatei der Deutschen Nationalbibliothek Grimm Jacob und Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bde. in 32 Teilbdn. Leipzig 1854–1961, Quellenverzeichnis Leipzig 1971 [www.woerterbuchnetz.de/DWB] GSA Goethe- und Schiller-Archiv, Weimar HFA Theodor Fontane: Werke, Schriften und Briefe. Hg. von Walter Keitel und Helmuth Nürnberger. München: Carl Hanser Verlag 11962 ff., 21971–1997 (Hanser FontaneAusgabe) Theodor Fontane: Werke, Schriften und Briefe. AbHFA 1V  teilung I: Sämtliche Romane, Erzählungen, Gedichte. Nachgelassenes. 1. Aufl. Fünfter Band. Hg. von Walter Keitel. München 1966 Theodor Fontane: Werke, Schriften und Briefe. AbHFA 2I/7  teilung I: Sämtliche Romane, Erzählungen, Gedichte. Nachgelassenes. 2. Aufl. Siebenter Band. Hg. von Walter Keitel, Helmuth Nürnberger und Hans-Joachim Simm. München 1984 Hs., hs. Handschrift, handschriftlich interlin. interlinear, d. h. zwischen den Zeilen Krünitz Johann Georg Krünitz: Oekonomische Encyklopädie, oder allgemeines System der Staats- Stadt- Haus- u. Landwirthschaft in alphabetischer Ordnung. 242 Bde. Berlin u. a. 1773–1858 [www.kruenitz1.uni-trier.de] marg. marginal, d. h. am Rand der Seite oder des Schrift­ spiegels MGH Monumenta Germaniae Historica Ms. Manuskript mwN. mit weiteren Nachweisen NDB Neue Deutsche Biographie NFA  Theodor Fontane: Sämtliche Werke. Hg. von Edgar Groß, Kurt Schreinert, Rainer Bachmann, Charlotte Jolles, Jutta Neuendorff-Fürstenau und Peter Bram­ böck. München: Nymphenburger Verlagshandlung 1959–1975 (Nymphenburger Fontane-Ausgabe)

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Siglen und Abkürzungen

NFA 24 Theodor Fontane: Fragmente und frühe Erzählungen. Nachträge. Hg. von Rainer Bachmann und Peter Bramböck. München 1975 (= NFA, Bd. 24) NL Nachlass ÖNB Österreichische Nationalbibliothek Wien p. pagina (Seite / auf Seite) palimps. palimpsestartig, d. h. über eine darunterliegende Schrift­ schicht geschrieben r recto SBB  Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz; vormals Preußische Staatsbibliothek; 1701–1918 Königliche Bibliothek SBW Stadtbibliothek Wuppertal s. f. sine folio (ohne Blattzählung) s. p. sine pagina (ohne Seitenzählung) s/w schwarz-weiß t. ad q. terminus ad quem t. ante q. terminus ante quem TFA Theodor-Fontane-Archiv | Universität Potsdam t. post q. terminus post quem v verso Verzeichnis Fontane/Fricke „Liste der für eine Gesamtpublikation in Frage kommenden Novellen, Noveletten, Skizzen und Entwürfe (chronologisch noch zu ordnen)“, vermutlich erstellt von Friedrich Fontane und Hermann Fricke ZDB Zeitschriftendatenbank Pfennig Taler

Teil i: Erzählungen

i.1  Historische Erzählungen Wolsey Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 75, 2–15 (vormals Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 16 (Gruppe I) Titel: laut F.s Brief an Theodor Storm vom 12.9.1854; vgl. Erläuterungen. Entstehung Drucke: Helmuth Nürnberger: „Wolsey“. Ein unbekanntes episches Fragment von Theodor Fontane. Jahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts 1965, 400–478; HFA 1V, 599–620; NFA 24, 103–120; HFA 2I/7, 219–240 Bei HFA 1V und NFA handelt es sich um Nachdrucke von Nürnberger 1965. Literatur: Nürnberger 1965; HFA 1V, 1005–1008; Attwood 1970, 125–128; Grawe 1994; Aust 1995; HFA 2I/7, 653–673; Fontane-Handbuch 699  f.; Fontane-Lexikon 20, 69, 492; Nürnberger 2006; Nürnberger 2007, 273  f., 309 ff., 726, 746 Datierung: nach Juli 1857 t. post q.: Besuch der Kunstausstellung in Manchester mit dem Porträt John Talbots am 6.7.1857; vgl. Entstehung Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I., vermutlich unter Historische Romane), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 1 Blatt Oktav mit Ausriss am unteren linken Rand (1) + 8 Bogen Quart/Folio (2–15). Tinte, Rotstift. Nicht zugehöriger Text: SBB, St 75, 1r: Herz laß das Zweifeln laß: Beginn des Gedichtes Herz, laß dies Zweifeln, laß dies Klauben, entstanden am 6.4.1849 (GBA, G 1, 445). Die Verszeile stammt von der Hand des alten F. und unterscheidet sich stark vom Schriftduktus des Textes von Wolsey. Vgl. auch die ausführliche Manuskriptbeschreibung bei Nürnberger 1965, 430 f. Erläuterungen: 1. Der Hof Heinrichs VIII. und Kardinal Wolsey: Die Handlung des Fragments spielt am

Hof Heinrichs VIII. von England in der entscheidenden Phase, als die vom Papst verweigerte Auflösung seiner Ehe die Trennung der englischen Kirche von der römischkatholischen Kirche nach sich zog. Heinrich VIII. (1491–1547), König seit 1509,1 hatte sich Mitte der 1520er-Jahre in die Hofdame Anne Boleyn (auch: Bullen; wohl 1507–1536)2 verliebt und wollte sie heiraten, um einen legitimen männlichen Thronfolger zu zeugen. Aus seiner noch bestehenden Ehe mit Katharina von Aragon (1485– 1536)3 hatte nur eine Tochter überlebt, die spätere Königin Maria I. (1516–1558). Seit 1 Vgl., auch für die folgenden Ausführungen, Encyclopædia Britannica [www.britannica.com/­ biography/Henry-VIII-king-of-England] (8.1.2016). 2  Vgl. Encyclopædia Britannica [www.britannica.com/biography/Anne-Boleyn] (8.1.2016). 3  Vgl. Encyclopædia Britannica [www.britannica.com/biography/Catherine-of-Aragon] (8.1.2016).

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i.1  Historische Erzählungen

1527 betrieb Heinrich die Auflösung seiner Ehe, stieß jedoch auf Widerstand. Papst ­Clemens VII. weigerte sich, die Ehe zu annullieren, Katharina von Aragon hielt an ihrer Stellung als legi­time Frau Heinrichs und Königin von England fest. Mit der Trennung von ihr r­ iskierte Heinrich einen internationalen politischen Konflikt, da Kaiser Karl V. Katharinas ­Neffe war. Die Ehescheidungsangelegenheit, apostrophiert als „the King’s great ­matter“, zog sich jahrelang hin. Anfang 1533 ließ sich Heinrich heimlich mit Anne Boleyn trauen, die im September 1533 eine Tochter, die spätere Königin ­Elisabeth I., zur Welt brachte. Unterdessen waren die Verhandlungen mit der römischen ­Kurie endgültig gescheitert. Der Theologe Thomas Cranmer (1489–1556), der mit Luthers Positionen sympathisierte, entwickelte eine auf das kanonische Recht gestützte Argumentation, die es erlaubte, die Ehe des Königs mit Katharina von ­Aragon ohne Zustimmung des Papstes für ungültig zu erklären: Katharinas erste Ehe mit Arthur Tudor (1486–1502), dem verstorbenen älteren Bruder Heinrichs VIII., wurde als Ehehindernis qualifiziert, obwohl Katharina darauf beharrte, dass ihre erste Ehe niemals vollzogen worden und daher nicht gültig sei. 1533 erklärte Cranmer, in­ zwischen Erzbischof von Canterbury, Heinrichs Ehe mit Katharina für annulliert und jene mit Anne ­Boleyn für gültig. Anne Boleyn wurde zur Königin von England gekrönt. 1534 proklamierte der Act of Supremacy des englischen Parlaments den König als Oberhaupt der Church of England.4 Das Scheitern der Verhandlungen mit der Kurie im Juli 1529 und der Friedensschluss zwischen Frankreich und dem Reich im August 1529, durch den England politisch isoliert wurde, führten zum Sturz des Lordkanzlers Thomas Kardinal Wolsey (1475– 1530).5 Durch sein Machtstreben, seine schnelle kirchliche und weltliche Karriere, ­seine Prachtentfaltung und seinen beherrschenden Einfluss auf den König hatte er sich viele Feinde gemacht. Wolsey wurde seiner weltlichen Ämter enthoben und behielt nur den Titel des Erzbischofs von York. Im April 1530 verließ er London in Richtung York. Während er dort auf seine offizielle Installation als Erzbischof wartete, wurde er am 4.11.1530 unter dem Vorwurf des Hochverrats verhaftet. Auf dem Weg nach London starb er am 29.11.1530 in Leicester, nachdem er während eines Aufenthalts in Sheffield Manor als Gast von George Talbot, 4th Earl of Shrewsbury, erkrankt war. 2. Werkkontext: An diese letzte Phase in Wolseys Leben knüpft F. an, indem er die Erzählung mit Sheffield Manor beginnen lässt und George Talbot, der historisch keine bedeutende eigenständige Rolle in „the King’s great matter“ spielte, als Gegenfigur zu Wolsey ins Zentrum rückt. Helmuth Nürnberger, der Talbots Loyalitätskonflikt in Wolsey in Beziehung zu Vitzewitz’ Loyalitätskonflikt in Vor dem Sturm setzt, nennt den Talbot des Fragments „Fontanes ersten konservativen Charakter“ (Nürnberger 1965, 477). Die englische Geschichte spielt im späteren Erzählwerk F.s – nach James Monmouth (1854) und Wolsey – keine handlungstragende Rolle mehr; das Motiv „Heinrich VIII. und seine sechs Frauen“ ist freilich häufig präsent; vgl. Vor dem Sturm, Kap. III/14 (GBA Vor dem Sturm 2, 184); Effi Briest, Kap. 17 (GBA 163).6 4 Vgl. Encyclopædia Britannica [www.britannica.com/topic/Act-of-Supremacy-England-1534] (8.1.2016). 5  Vgl., auch für die folgenden Ausführungen und die Belege zu Wolseys Biographie im Stellenkommentar, Encyclopædia Britannica [www.britannica.com/biography/Thomas-Cardinal-Wolsey] (8.1.2016). 6  Vgl. auch Nürnberger 1965, 440–448.

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3. Quellen: Im Rahmen der ersten Edition des Fragments rekonstruierte Helmuth Nürnberger F.s Quellen: 1) Die sog. Talbot Papers [1513–1572]: Illustrations of British history, biography, and manners, in the reigns of Henry VIII, Edward VI, Mary, Elizabeth, & James I, exhibited in a series of original papers, selected from the mss. of the noble families of Howard, Talbot, and Cecil; containing, among a variety of interesting pieces, a great part of the correspondence of Elizabeth and her ministers, with George, sixth earl of Shrewsbury, during the fifteen years in which Mary, queen of Scots, remained in his custody. With numerous notes and observations by Edmund Logde, Esq. 3 Bände. London 18387 (im Folgenden nach dieser Ausgabe zitiert als „Talbot Papers“.) – Es handelt sich um Dokumente aus den Familienarchiven der Familien Howard, Talbot und Cecil aus dem Zeitraum 1513–72. Vgl. dazu Nürnberger 1965, 450–455. 2) George Cavendish: The life and death of Cardinal Wolsey [verfasst 1554–1557]. Ed. by Richard S. Sylvester. London, New York, Toronto 1959. – George Cavendish (1500–1561/62) stand seit etwa 1526 als „gentleman usher“ (Chef des Haushalts und Kammerdiener) in Wolseys Diensten, war also bis zu dessen Tod einer seiner engsten Vertrauten. Ein Angebot Heinrichs VIII., einen Posten im königlichen Haushalt zu übernehmen, schlug er aus und zog sich auf seine Landgüter in Suffolk zurück, wo er die Biographie Wolseys verfasste.8 Vgl. dazu Nürnberger 1965, 454–460. 3) William Shakespeare: Henry VIII (1613). F. sah das Stück am 13.9.1855 im Princess’s Theatre in London; vgl. Entstehung und Nürnberger 1965, 460–464. – F.s Datierung des Handlungsbeginns auf Weihnachten 1529 bringt zahlreiche Anachronismen im Text des Fragments mit sich; vgl. Stellenkommentar. Diese sind zum großen Teil vorgeprägt durch Henry VIII, wo sie ebenfalls einer Straffung der historischen Ereignisse im Sinne der dramatischen Wirkung dienen. 4. Entstehung: Zum ersten und, soweit bislang bekannt, einzigen Mal nennt F. sein Erzählprojekt um Kardinal Wolsey im Brief an Theodor Storm vom 12.9.1854 im Zusammenhang mit der Herausgabe des Jahrbuchs Argo: „Gearbeitet hab’ ich Einiges, doch steht von Schill und Wolsey noch nichts auf dem Papier. Es werden auch noch 14 Tage vergehn“ (BW F.–Storm 2011, Nr. 59). F. beantwortete damit wiederholte Nach­fragen Storms nach „Wolseÿ“ und „Schill oder Wolseÿ“ (5.8., 19.8., vor 12.9.1854: ­BW F.–Storm 2011, Nr. 52, 55, 58). Nur im Briefwechsel mit Storm ist der Arbeits­ titel ­Wolsey belegt; das Ms. trägt keinen Titel. Während der Plan einer Erzählung um Ferdinand von Schill niemals in die Tat umgesetzt wurde, sondern vermutlich zur Ursprungszelle von Vor dem Sturm wurde (vgl. GBA Vor dem Sturm 1, 392), begann F. spätestens während seines Englandaufenthalts 1855–58, an dem Wolsey-Projekt zu arbeiten. Helmuth Nürnberger rekonstruierte drei entscheidende Anregungen dazu (vgl. Nürnberger 1965, 464–475): 1) F.s Besuche in Wolseys Schloss Hampton Court (vgl. Stellenkommentar). Erstmals besuchte er Hampton Court auf seiner ersten Englandreise 1844 (vgl. Chronik 76). Die zweite, ausführliche Besichtigung von Park und Schloss im August 1852 (vgl. Chronik 7  Online-Ressource unter: [https://archive.org/details/abj0212.0001.001.umich.edu] (8.1.2016). 8 Vgl. Encyclopædia Britannica [www.britannica.com/biography/George-Cavendish] (8.1.2016),

hiernach die genannten Datierungen; Richard S. Sylvester: Introduction. In: Cavendish 1959, IX–XLI, hier XIX–XXI (mit teilweise abweichenden, einem älteren Forschungsstand entsprechenden Datierungen).

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i.1  Historische Erzählungen

316) ist dokumentiert durch das Feuilleton Ein Picknick in Hampton Court (in: Ein Sommer in London [1854]: Fontane 1998, 132–144; in längerer Form nochmals gedruckt 1855: Bibliographie Nr. 1970). 2) F.s Besuch einer Aufführung von Shakespeares Henry VIII in der Inszenierung von Charles Kean im Princess’s Theatre in London am 13.9.1855; vgl. Tagebuch (GBA, T 1, 53). Er besprach die Aufführung am 1.11.1855 im Literatur-Blatt des Deutschen Kunstblattes (Bibliographie Nr. 1969) und veröffentlichte die Besprechung in über­ arbeiteter Form im Januar/Februar 1858 in Die Zeit (Bibliographie Nr. 2142) und 1860 in Die Londoner Theater. (Insonderheit mit Rücksicht auf Shakespeare), Kap. 3 Das Prinzeß-Theater (in: Aus England: Fontane 1860, 40–47). Darin betont er die herausragende Position Wolseys im Gefüge des Stückes: „[…] Es war der Stoff zu einem Drama ersten Ranges unter dem Titel ‚Wolsey;‘ wie es da liegt, ist es nicht Fleisch, nicht Fisch; als Drama ist es eine Skizze geblieben, als dramatisirte Geschichte aber entbehrt es des Reichthums an fesselnden Charakteren; der Wolsey selbst ist eins und alles. […] Die Krone des Ganzen ist die Schlußscene des dritten Akts. Der bis dahin stolze, ungebeugte Greis [Wolsey] ist plötzlich alt geworden; die aufgehende Sonne Anne Bulen’s hat ihm das Mark seiner Kraft genommen. Sein Geist ist nicht mehr frei und klar und die Ahnung einer Niederlage wirft zum ersten Male ihre Schatten in seine Seele“ (44, 46). 3) F.s Besuch der Manchester Art Treasures Exhibition im Juli 1857, wo er am 6.7. das Porträt John Talbots sah, das wohl als Anregung für die Ekphrasis im Fragment Wolsey (Z. 68–79) diente; vgl. Tagebuch (GBA, T 1, 259) und Nürnberger 1965, 433 und 473 f. mwN. F. beschrieb das Porträt im Vierten Brief aus Manchester: „Diesem ­Bilde zunächst stehen die Portraits von John Talbot, Grafen von Shrewsbury und ­seiner Gemahlin. Es ist derselbe John Talbot, den unser Schiller in seiner ‚Jungfrau von ­Orleans‘ so trefflich gezeichnet hat. Er läßt ihn nur zu früh sterben; in Wahrheit fiel er nicht in den Kämpfen gegen die Jungfrau, sondern erst im Jahre 1453 in der Schlacht von Chatillon. Er war der erste Graf v. Shrewsbury; vor einigen Monaten starb zu Paris der letzte, – der siebenzehnte Graf. An demselben Tage, wo ich zum ersten Mal vor das 400jährige Bildniß des Gründers der Familie trat, begann zehn Meilen östlich von Manchester die Auction der alten gräflichen Besitzung; Alton Towers mit seinen Kunstschätzen und Erinnerungen kam unter den Hammer. – Die Bildnisse John Talbots und seiner Gemahlin sind Eigenthum des Marquis von Northampton, der ein naher Verwandter der Shrewsbury ist. Von dem Kopfe des alten Talbot gilt dasselbe, was ich vom Portrait Heinrich IV. gesagt habe. Man sieht das unverkennbare Streben nach Individualisirung. Ein ziegelrother, mit lauter Wappengethier besetzter Mantel, der steif und hölzern den Oberleib (es ist ein Bruststück) umschließt, läßt das ganze Bild häßlicher und werthloser erscheinen, als es im Grunde ist. Der Ausdruck des Kopfes ist ebenso gelungen wie überraschend. Jeder von uns wird sich John Talbot als einen Kriegsgott denken; statt dessen haben wir hier einen hagern, blassen Mann, mit fein geschnittenem Gesicht, der seine Hände zum Gebete faltet, während die hellblauen Augen sich reuig und demuthsvoll gen Himmel richten. Kein schönes, aber ein charakteristisches Bild“ (in: Aus England: Fontane 1860, 122). Die Kenntnis dieses Porträts liefert einen t. post q. für das überlieferte Ms. SBB, NL Th. Fontane, St 75, 2–13. Dass ältere Notizen, Entwürfe und Niederschriften voraus­ gingen, die nicht überliefert sind, ist nicht auszuschließen. Ebenso wenig ist ersichtlich, wann F. die Arbeit an dem Fragment endgültig aufgab.

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Stellenkommentar:  1 12

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76 78 f.

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Weihnachten 1529 ]  Zu den zahlreichen Anachronismen, die sich mit dieser Datierung des Handlungsbeginns verknüpfen, vgl. die einzelnen Anm. Sheffield-House ]  Sheffield Manor, auch genannt Manor Lodge, bei Cavendish Sheffield Lodge (Cavendish 1959, 163), wurde erst 1516 durch George Talbot (vgl. die folgende Anm.) erbaut. Nahe Sheffield Manor befinden sich die Ruinen von Beauchief Abbey.9 Grafen von Shrewsbury ]  George Talbot, 4th Earl of Shrewsbury (1468–1538), Militär und Politiker, der einflussreiche Positionen am Hof Heinrichs VIII. bekleidete.10 Arrastapeten ]  Tapisserien aus dem nordfranzösischen Arras („Arrazzi“). Bild jenes Talbot ]  John Talbot (um 1384–1453), 1st Earl of Shrewsbury, der bedeutendste englische Kommandeur in der Endphase des Hundertjährigen Krieges (1337–1453), kämpfte 1429 bei Orléans und bei Patay gegen Jeanne d’Arc. Er fiel am 17.7.1453 bei Castillon, in der letzten Schlacht des Krieges.11 Vgl. Aus den Tagen der Okkupation I/4/1 (Fontane 2000, 146); vgl. auch Sidonie von Borcke. Er war nicht der Großvater, sondern der Urgroßvater von George Talbot, 4th Earl of Shrewsbury. Ein Porträt John Talbots sah F. am 6.7.1857 auf der Manchester Art Treasures Exhibition; vgl. Entstehung. von blauer Farbe … mit goldnen Lilien ]  Fleur-de-Lys, seit dem 13. Jh. das Wappen der französischen Könige. englischen Könige … dem französischen Könige als ihrem Lehnsherrn ]  1259 erkannten die Könige von England für ihr Herzogtum Guyenne (Aquitanien) die Lehnshoheit des französischen Königs an, was in der Folge immer wieder zu Konflikten führte und neben dem Streit um die französische Thronfolge ­einer der Auslöser für den Hundertjährigen Krieg war. Bei Kriegsende gab England alle seine Besitzungen auf französischem Territorium mit Ausnahme von ­Calais auf.12 Schlacht bei Stoke ]  16.6.1487, in der Heinrich VII. Tudor, Earl of Richmond (vgl. Anm. zu Z. 325 Heinrich Tudor), die letzte Rebellion gegen seine Herrschaft unterdrückte.13 George Talbot, der nicht 17, sondern 21 Jahre alt war, bekleidete in der Schlacht den Rang eines Obersten (captain); vgl. Pollard 1898 (Fn. 10). – Fontanes Quelle für George Talbots Lebenslauf ist die Einleitung zu den Talbot Papers: „In 1487, being then in his nineteenth year, he fought, in the presence of Henry VII, at the bloody battle of Stoke, and, in the autumn of 1491, attended him in his warlike expedition to Boulogne. He is said to have been a Privy Councillor to that Prince […] Henry VIII likewise, at his accession, gave him the honourable office of Steward of the Household; in 1513, ap-

9  Vgl. Wikipedia (engl.), Lemma Sheffield Manor mwN. (8.1.2016). 10  Vgl. Albert Frederick Pollard: Talbot, George (1468–1538). In: Dictionary of National Biography

55 (London 1898), 313  f. [http://en.wikisource.org/wiki/Talbot,_George_(1468-1538)_(DNB00)]; Wikipedia (engl.), Lemma George Talbot, 4th Earl of Shrewsbury (8.1.2016). 11  Vgl. Encyclopædia Britannica [www.britannica.com/biography/John-Talbot-1st-earl-of-­Shrewsbury] (8.1.2016). 12  Vgl. Lexikon des Mittelalters 5, 215–218. 13  Vgl. Lexikon des Mittelalters 8, 189 f.

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i.1  Historische Erzählungen

pointed him Captain of the Vanguard in the army which besieged Therouenne [vgl. Anm. zu Z. 86 Sporenschlacht]; and, in 1522, Lieutenant General of the North“ (Edmund Lodge: Introduction. In: Talbot Papers 1, XXXIII; vgl. „Order of the Army. The Vanguard“: ebd. 1 f.). Vgl. Nürnberger 1965, 434 und 452.  84 Thronbesteigung Heinrichs VIII ]  22.4.1509. Am 11.6.1509 fand seine Hochzeit mit Katharina von Aragon statt, beide wurden am 25.6.1509 gekrönt; vgl. ­Cavendish 1959, 196 (Note). George Talbot trug, wie bei der Krönung Heinrichs VII. 1485, das Zeremonialschwert Curtana (Sword of Mercy), und wurde zum Lord Steward of the Household ernannt; vgl. Pollard 1898 (Fn. 10) und Anm. zu Z. 82 Schlacht bei Stoke.  86 Sporenschlacht ] Mit dem Feldzug von 1513 sollten die ehemals englischen Besitzungen in Nordfrankreich zurückerobert werden. Bei Guinegate fingen die Reitereien Kaiser Maximilians I. und Heinrichs VIII. am 16.8.1513 einen französischen Verpflegungszug für die belagerte Festung Thérouanne ab. Wegen der überstürzten Flucht der französischen Reiter erhielt das Gefecht den Beinamen „Battle of the Spurs“.14  87 Vicekönig über die nördlichen Provinzen ]  George Talbot wurde 1522, nach der Hinrichtung von Edward Stafford (1478–1521), 3rd Duke of Buckingham, Verwalter (Steward) von dessen Ländereien und Lieutenant-General of the North. Hinter der Anklage gegen Stafford vermutete man Kardinal Wolsey.15  88 Sheffield-Castle ] Erbaut um 1100 etwa zwei Meilen entfernt von Sheffield Manor, Neubau 1270, 1648 abgerissen. Seit 1569 war Maria Stuart unter der Aufsicht von George Talbot, 6th Earl of Shrewsbury, in Sheffield Castle und Sheffield Manor inhaftiert. Möglicherweise bewohnte sie das heute noch existierende Turret House.16 105 Adam ]  Inkonsequenz in der Namengebung: Sam vs. Adam, vgl. Z. 101. 115 Misfallens ]  sic 115 Thomas Allan ] Thomas Alen, George Talbots Kaplan, Sekretär und Agent. Die Talbot Papers enthalten acht Briefe Alens an George Talbot aus den Jahren 1516–17 (Talbot Papers 1, 7–15, 18–21 und 26–33) und einen Brief George Talbots an Alen von 1516 (ebd. 16). Vgl. Nürnberger 1965, 452 f. 121 f. Mr Clapmann in Moorgate-Street … Spenser & Fellow ]  Fiktiv, nicht in den ­Talbot Papers erwähnt. Vgl. Nürnberger 1965, 453. 123 Ew. Lorschaft ]  sic 123 f. den Don hinunter, bis Hull Kingston ]  Der River Don in South Yorkshire floss zur Handlungszeit zunächst in den Trent und dann in den River Humber, der bei Kingston-upon-Hull in die Nordsee mündet. 125 Mr Peacock ]  Fiktiv, nicht in den Talbot Papers erwähnt. 128 L. St. ]  £ (Pound) Sterling. 130 York-Palace ]  York Place, die Londoner Residenz der Erzbischöfe von York, durch Wolsey bedeutend erweitert, 1530 durch Heinrich VIII. übernommen, seit 1532 unter dem Namen Whitehall Palace königliche Residenz; 1698 durch 14  Vgl. Lexikon des Mittelalters 4, 1785. 15 Vgl. Encyclopædia Britannica [www.britannica.com/biography/Edward-Stafford-3rd-Duke-of-

Buckingham]; Pollard 1898 (Fn. 10) (8.1.2016).

16  Vgl. Wikipedia (engl.), Lemma Sheffield Castle mwN. (8.1.2016).

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Feuer größtenteils zerstört.17 Vgl. James Monmouth, Kap. 1 (GBA Frühe Erzählungen 83–88), und den Aufsatz Whitehall, erschienen im Januar 1854 in Atlantis als Teil der Publikation Londoner Skizzen (Bibliographie Nr. 1915). Greenwich ]  Greenwich Palace am Südufer der Themse, auch genannt Palace of Placentia, erbaut 1426–37, im 17. Jh. abgerissen.18 Richmond ]  Richmond Palace am Südufer der Themse, erbaut um 1501 unter Heinrich VII., nur in Resten erhalten.19 Vgl. Ein Sommer in London, Kap. Richmond (Fontane 1998, 57–61). Hampton-Court ]  Königlicher Palast in Richmond am Nordufer der Themse, von Heinrich VIII. Wolsey zum Geschenk gemacht, der ihn zu seiner Lieblingsresidenz ausbaute; nach Wolseys Sturz königliche Residenz.20 Vgl. Ein Sommer in London, Kap. Ein Picknick in Hampton Court (Fontane 1998, 132–144). Marquise v. Pembroke ] Heinrich VIII. verlieh Anne Boleyn im September 1532 den Titel Marquess of Pembroke.21 Der Anachronismus ist vorgeprägt bei Shakespeare: Henry VIII (II/3), wo die Verleihung ebenfalls während Wolseys Kanzlerschaft stattfindet. Vgl. Nürnberger 1965, 435. im Hause der Königin ]  Anachronismus. Heinrich VIII. trennte sich erst im Juli 1531 von Katharina von Aragon.22 Die Vorstellung von Wolseys Besuchen bei Katharina von Aragon geht wohl auf Shakespeare: Henry VIII (III/1) zurück. unterdrücken ]  Schreibabbruch (so sehr es die Kon ]  Schreibabbruch Allen ] Inkonsequenz in der Schreibung des Namens: Allan vs. Allen, vgl. Z. 115, 194, 324. Postskriptum: Sir Robert Sheffield … ] Anachronismus. Robert Sheffield, Speaker of the House of Commons 1512–13, wurde 1516 wegen eines Konflikts mit Wolsey im Tower inhaftiert und starb dort 1518,23 mehrere Jahre vor Anne Boleyns erstem Auftreten am englischen Hof. – Die Quelle für das Postskriptum ist der Brief Thomas Alens an George Talbot, 17.7.1517: „Sir Robert Sheffield is put into the Tower again for the complaint he made to the King of my Lord Cardinal“ (Talbot Papers 1, 32 f.). Vgl. Nürnberger 1965, 453. Thomas Cromwells ] Thomas Cromwell (1485–1540), ein Bürgerlicher aus ärm­lichen Verhältnissen, war seit etwa 1520 Wolseys Anwalt und Sekretär und ­einer seiner wichtigsten Vertrauten. Nach Wolseys Sturz trat er 1530 in die Dienste Heinrichs VIII., stieg bis zum Lord Privy Seal auf und übte schließlich im Auftrag des Königs die gesamte Regierungsgewalt aus. Er hatte maßgeb­ lichen Anteil an der Proklamation des Act of Supremacy 1534 (vgl. Erläuterungen. Der Hof Heinrichs VIII. und Kardinal Wolsey). Im Zusammenhang mit der gescheiterten vierten Ehe Heinrichs VIII. mit Anna von Cleve fiel Crom-

17  Vgl. Encyclopædia Britannica [www.britannica.com/topic/Whitehall-Palace] (8.1.2016). 18  Vgl. Encyclopædia Britannica [www.britannica.com/place/Greenwich-borough-London] (8.1.2016). 19  Vgl. Encyclopædia Britannica [www.britannica.com/place/Richmond-upon-Thames] (8.1.2016). 20  Vgl. Encyclopædia Britannica [www.britannica.com/topic/Hampton-Court] (8.1.2016). 21  Vgl. Wikipedia (engl.), Lemma Anne Boleyn mwN. (8.1.2016). 22  Vgl. Encyclopædia Britannica [www.britannica.com/biography/Catherine-of-Aragon] (8.1.2016). 23  Vgl. die Liste Speakers of the House of Commons des britischen Parlaments [www.parliament.uk/

briefing-papers/SN04637.pdf]; Wikipedia (engl.), Lemma Robert Sheffield mwN. (8.1.2016).

10 |

i.1  Historische Erzählungen

well 1540 in Ungnade und wurde hingerichtet.24 – Die Talbot Papers enthalten zwei Briefe Cromwells an George Talbot (20.2.[1517]; 9.10.1536: Talbot Papers 1, 38 und 40). – Vgl., in der Literatur des 21. Jh.s, die Cromwell-Romane von Hilary Mantel: Wolf Hall (London 2009), Bring up the bodies (London 2012). 171 f. er glaube des Königs Wunsch dahin zu kennen ]  Quelle ist der Brief Thomas Alens an George Talbot, 8.6.1517: „Upon Thursday last my Lord Cardinal sent unto me the King’s letter directed to your lordship, which this bearer hath to deliver. Yesterday Mr. Sale and I spake with my Lord Cardinal at good leisure, and shewed his Grace like as your Lordship commanded me in your letters, and also in this last letter. He answered and said, ‘The King’s pleasure is to have my Lord here, and nigh about him; and I would advise my Lord also, if he may ­labour, to come up.’ If your Lordship intend not to come up, I think you will write to the King’s Grace for excuse, as well as to my Lord Cardinal, with other more of your friends, for I fear me the said Lord will not make the best excuse for you he can, because he is so much desirous of your company“ (Talbot ­Papers 1, 27). Auch im Brief Cromwells an George Talbot vom 20.2.[1517] (Talbot ­Papers 1, 38 f.) geht es um den Wunsch, Talbot möge nach London kommen. Vgl. Nürnberger 1965, 454. 213 Mutter ] Lady Catherine Stafford (1437–1476). George Talbots Mutter war also 1529 längst tot.25 213 Gemahlin ]  George Talbots zweite Frau Elizabeth Walden (1491–1567). 214 Tochter ]  Der Text enthält drei Namensvarianten, Kate (Z. 240, gestrichen), Marg(a)ret(he) (Z. 241) und Evelyn (Z. 246, 252). George Talbot hatte elf Kinder aus seiner ersten Ehe mit Lady Anne Hastings, darunter eine Tochter namens Margaret. Aus seiner zweiten Ehe hatte er eine Tochter namens Anne (1523–1588); sie war 1529 allerdings erst sechs Jahre alt.26 224 Todestage ihres Gemahls ]  John Talbot, 3rd Earl of Shrewsbury (geb. 1448), verstorben am 28.6.1473. 230 f. Enkelin Humphrey Staffords ]  Humphrey Stafford (1402–1460), 1st Duke of Buckingham, ein Anhänger der Lancaster, der in der Schlacht von Northampton gegen die Anhänger der Yorks fiel, war Lady Catherines Vater, nicht ihr Großvater.27 Vermutlich verwechselte F. ihn mit Henry Stafford (1454–1483), 2nd Duke of Buckingham, einem Gegner Richards III. York, der auf dessen Befehl enthauptet wurde.28 245 französische Weiber ]  Anne Boleyn war zwei Jahre lang (1519–21) Hofdame am französischen Hof und brachte französische Mode und Umgangsformen nach London. 24  Vgl. Encyclopædia Britannica [www.britannica.com/biography/Thomas-Cromwell-earl-of-­Essex-­ Baron-Cromwell-of-Okeham] (8.1.2016). 25 Vgl. Encyclopædia Britannica [www.britannica.com/biography/Humphrey-Stafford-1st-Dukeof-Buckingham]; Wikipedia (engl.), Lemma Humphrey Stafford, 1st Duke of Buckingham mwN. (8.1.2016). 26  Zur Familie vgl. Pollard 1898 (Fn. 10) und Wikipedia (Fn. 10). 27 Vgl. Encyclopædia Britannica [www.britannica.com/biography/Humphrey-Stafford-1st-Dukeof-Buckingham]; Wikipedia (Fn. 25) (8.1.2016). 28 Vgl. Encyclopædia Britannica [www.britannica.com/biography/Henry-Stafford-2nd-Duke-ofBuckingham] (8.1.2016).

Wolsey

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Die Königin verweint ihre Tage in Ascott-House ]  Unklar. Es existieren f­ olgende Gebäude namens Ascot(t) House: 1) Ascot House in Marylebone, London. 2) Ascott House, vormals Ascott Hall in Buckinghamshire, erbaut unter Jakob I., erweitert im 19. Jh. durch Leopold de Rothschild. – Katharina von Aragon ­lebte nach der Trennung von Heinrich VIII. 1531 in The Manor of the More in Hertfordshire, von 1534 bis zu ihrem Tod 1536 in Kimbolton Castle, Huntingdon, Cambridgeshire.29 248 f. Du sollst nicht ehebrechen ]  Sechstes Gebot (2 Mose 20,14). 304 König Eduard wie er von Charing-Cross herunterkam ]  Eduard IV. York (1442– 1483), König von England seit 1461, wurde 1469 von den Parteigängern der Lancaster gefangen genommen und 1470 für abgesetzt erklärt. Er besiegte sie jedoch im April/Mai 1471 und zog in London ein.30 Der Weg zur Krönungs­ kirche Westminster Abbey führt von Charing Cross (cerring: altengl. „Straßen­ biegung“, wo Eduard I. 1290 das letzte Kreuz des Trauerzuges für Königin Eleonore errichten ließ), der Kreuzung von Whitehall und Strand, abwärts Richtung Themse. 305 f. Elisabeth Grey ]  1464 heiratete Eduard IV. Elizabeth Woodville (1437–1492), eine Adlige niederen Rangs und Witwe von Sir John Grey of Groby (um 1432– 1461), eines Ritters im Dienst der Lancaster. Sie wurde 1465 gekrönt und hatte zehn Kinder mit Eduard IV. Die großen Vorteile, die ihre Familie aus ihrem Aufstieg zog, erregten weithin Feindschaft.31 306 Lord Rivers ]  Vgl. die folgende Anm. 309 f. Der große Würger ]  Richard III. York (1452–1485). Nach dem Tod Eduards IV. wurden seine und Elizabeths älteste Söhne, Eduard V. und Richard, 1st Duke of York, von Richard, Duke of Gloucester, dem jüngeren Bruder Eduards IV. und späteren Richard III., im Tower inhaftiert und vermutlich auf seinen Befehl ermordet. Elizabeths Bruder Anthony Woodville, 2nd Earl of Rivers (um 1440–1483) wurde hingerichtet und die Besitzungen der Woodvilles kon­ fisziert. Elizabeth Woodville schmiedete jedoch eine Allianz mit den Tudors, die Richard III. 1485 besiegten; vgl. Anm. zu Z. 325 Heinrich Tudor. 316 die Dich um Dich schaaren ]  sic 318 eines Fleischers Sohn ]  Wolsey kam 1455 als Sohn eines Fleischers in Ipswich, Suffolk, zur Welt. Vgl. Cavendish 1959, 4: „Cardynall wolsey somtyme Archebisshope / of york / was an honest poore mans Sonne borne in Ipsewiche wt in the Countie of Suffolk.“ 325 Heinrich Tudor ]  Heinrich VII. Tudor (1457–1509), Earl of Richmond, König von England seit 1485, Vater Heinrichs VIII. Verheiratet mit Elizabeth von York, der ältesten Tochter Eduards IV. und Elizabeth Woodvilles, begründete er die Herrschaft der Tudor-Dynastie und beendete die Epoche der Rosenkriege (1455–1485).32 247

29  Vgl. Encyclopædia Britannica [www.britannica.com/biography/Catherine-of-Aragon]; Wikipe-

dia (engl.), Lemma Catherine of Aragon mwN. (8.1.2016).

30  Vgl. Encyclopædia Britannica [www.britannica.com/biography/Edward-IV] (8.1.2016). 31  Vgl. Encyclopædia Britannica [www.britannica.com/biography/Elizabeth-Woodville]; Wikipedia

(engl.), Lemma Elizabeth Woodville mwN. (8.1.2016).

32 Vgl. Encyclopædia Britannica [www.britannica.com/biography/Henry-VII-king-of-England]

(8.1.2016).

12 |

i.1  Historische Erzählungen

er sei weise wie Salomo ]  Vgl. Cavendish 1959, 10 f.: „Whan deathe that favoryth non Estate kyng or Cayser, had taken that prudent prynce kyng herre the vijth owt of this present lyfe (on whos sowle Iesu haue mercy) who for his / inestymable wysdome was noted and called in euery Cristian Region the Second Salomon“ und 196: „apparently a commonplace description of Henry VII“ (Note). Vgl. Nürnberger 1965, 436. 349 Geschichte ]  sic; emend. Geschichten 350 das Küchengesinde, daß ]  sic; emend. das Küchengesinde, das 353 Pallast des Erzbischof s von York ]  Vgl. Anm. zu Z. 130 York-Palace. 378 Papstes, Julius II ] Clemens VII. (Giulio de’ Medici, 1478–1534), Papst seit 1523. Sein Vorgänger Leo X. (1475–1523) hatte Wolseys Aufstieg in der Hie­ rarchie der Kirche gefördert. Dessen Vorgänger Julius II. war bereits 1513 gestorben. 382 Bischof von Winchester ]  Wolsey war 1529–30 Bischof von Winchester. 383 Legat des römischen Stuhl s ]  1518 ernannte Papst Leo X. Wolsey zum legatus a latere in England. 415 Almosenier Heinrich Tudors ] Tatsächlich wurde Wolsey erst von Heinrich VIII. am 8.11.1509 zum Almosenier ernannt; vgl. Cavendish 1959, 10: „and after promoted by the kyng to be his almener“ und 196 (Note). Vgl. Nürnberger 1965, 437. 423 Bisthum auf Bisthum ]  Im Februar 1514 wurde Wolsey Bischof von Lincoln, im September 1514 Erzbischof von York und 1515 Kardinal, etwa gleichzeitig mit seiner Ernennung zum Lordkanzler von England (Dezember 1515). 424 Eli ]  Ely gehörte nicht zu Wolseys Bistümern.33 425 der Kaiser in dessen Reiche die Sonne nicht unterging ]  1521 verhandelte Wolsey in Calais mit Karl V. (1500–1558), der damals deutscher König (seit 1519) und König von Spanien (seit 1516), aber noch nicht Kaiser war (seit 1530).34 428 Mr. Morton ]  Vermutlich fiktiv. 438 Mr. Ralph Tennyson ]  Fiktiv; Name vielleicht in Anlehnung an Alfred Tennyson (1809–1892) und Ralph Waldo Emerson (1803–1882). 441 Bei Wind und Wetter … ]  Vermutlich F.s Verse. 446 Howard’s und Bulen’s ]  Die miteinander verwandten Familien Howard (Aufstieg um 1300) und Bullen/Boleyn (Aufstieg um 1500); vgl. Anm. zu Z. 574 f. Howard … Boleyn. Anne Boleyns Karriere als Geliebte und später Frau des Königs wurde von ihrer Verwandtschaft maßgeblich gefördert und trug zugleich zu deren Aufstieg in hohe Positionen am Hof bei. Vgl. auch Z. 283 f. 448 f. Lady Kate Howard ] Anne Boleyns Cousine Catherine Howard (um 1524– 1542), die nachmalige fünfte Frau Heinrichs VIII. (seit 1540). Wie Anne Boleyn wurde sie wegen angeblichen Ehebruchs, qualifiziert als Hochverrat, enthauptet.35 Ihre Erwähnung ist anachronistisch; 1529 war sie noch ein Kind. 326

33  Vgl. Archbishops’ Council 2004–2013: Crockford’s Clerical Dictionary, Ely [www.crockford.org.

uk/listing.asp?id=697] (10.3.2014).

34  Vgl. Alfred Kohler: Karl V., Kaiser. In: NDB 11 (1977), 191–211, hier 196 [www.deutsche-biographie.­

de/pnd118560093.html] (8.1.2016). 35  Vgl. Encyclopædia Britannica [www.britannica.com/biography/Catherine-Howard] (8.1.2016).

Wolsey

456

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505 520 566 568

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Graf Surrey ]  Anne Boleyns Cousin Henry Howard Earl of Surrey (1517–1547) führte als Autor den Stil der italienischen Humanisten in die englische Literatur ein. Während der Machtkämpfe um die Nachfolge Heinrichs VIII. wurde er angeklagt und hingerichtet.36 Auch seine Erwähnung ist anachronistisch. Herzogin von Alençon ]  Vgl. Wolseys Eheprojekt für Heinrich VIII. in Shakespeare: Henry VIII (III/2): „It shall be to the Duchess of Alencon, / The French king’s sister: he shall marry her. / Anne Bullen! No; I’ll no Anne Bullens for him: / There’s more in’t than fair visage. Bullen!“ – Die von Wolsey anvisierte Braut ist Margarethe von Navarra (1492–1549), die ältere Schwester Franz’ I. von Frankreich, in erster Ehe Herzogin von Alençon (1509–1525), in zweiter Ehe Königin von Navarra (seit 1527) und Großmutter Heinrichs IV. von Frankreich. Bekannt war sie nicht nur wegen ihrer politischen Rolle, sondern auch als Autorin und Mäzenin.37 Königs Franz I ]  Franz I. (1494–1547), König von Frankreich seit 1515, war ein kunstsinniger Renaissancefürst. Xeres ]  Xérès, frz. für Sherry (Wein aus Jerez de la Frontiera). Wittenberger Mönch ]  Martin Luther, dessen Hervortreten („Thesenanschlag“ in Wittenberg 1517) zur Handlungszeit zwölf Jahre zurücklag. Bischof Cranmer ]  Thomas Cranmer (vgl. Erläuterungen. Der Hof Heinrichs VIII. und Kardinal Wolsey) wurde 1532 nach Deutschland entsandt, offiziell als Botschafter am Hof Karls V., jedoch mit dem heimlichen Auftrag, Kontakte zu den lutherischen Reichsfürsten zu knüpfen. In seiner Funktion als Erzbischof von Canterbury (seit 1533) wurde er zum Architekten der von Rom getrennten Church of England.38 Der Anachronismus ist vorgeprägt bei Shakespeare: ­Henry VIII (II/2; III/2), wo Cranmers Reise und Ernennung zum Erzbischof von Canterbury ebenfalls noch in Wolseys Kanzlerschaft fallen. Vgl. Nürnberger 1965, 439. Der Gesandte Kursachsens ] Das Kurfürstentum Sachsen war unter Johann Friedrich I. (1468–1532), gen. der Beständige, Kurfürst seit 1525, das führende protestantische Fürstentum im Reich und Haupt des 1531 gegründeten Schmalkaldischen Bundes der protestantischen Reichsstände. Luther wurde von Johann wie schon von dessen Bruder und Vorgänger Friedrich III. (1463– 1525), gen. der Weise, maßgeblich unterstützt.39

36 Vgl. Encyclopædia Britannica [www.britannica.com/biography/Henry-Howard-Earl-of-Surrey]

(8.1.2016).

37  Vgl. Wikipédia (frz.), Lemma Marguerite de Navarre (1492–1549) mwN. (8.1.2016). 38 Vgl. Encyclopædia Britannica [www.britannica.com/biography/Thomas-Cranmer-archbishop-

of-Canterbury] (8.1.2016).

39  Vgl. Thomas Klein: Johann der Beständige. In: NDB 10 (1974), 522–524 [www.deutsche-bio-

graphie.de/pnd100503225.html]; Friedrich Hermann Schubert: Friedrich III. der Weise. In: NDB 5 (1961), 568–572 [www.deutsche-biographie.de/pnd11853579X.html] (8.1.2016); Brockhaus20 19, 380.

14 | 574 f.

i.1  Historische Erzählungen

Howard … Boleyn ]  Die genealogischen Verbindungen sind die folgenden:40 Thomas Howard, 2nd Duke of Norfolk (1443–1524)

574

575

Thomas Howard, 3nd Duke of Norfolk (1473–1554)

Edmund Howard (um 1478–1539)

Henry Howard, Earl of Surrey (1517–1547)

Katherine Howard (um 1524–1542), 1540 oo Heinrich VIII.

Elizabeth Howard oo Thomas Boleyn (um 1477–1539) (um 1480–1538)

Anne Boleyn (1507–1536), 1533 oo Heinrich VIII.

Thomas Howard ]  Thomas Howard, 3rd Duke of Norfolk (1473–1554), der Onkel Anne Boleyns, war der Anführer jener Partei am englischen Hof, die gegen Wolsey und später gegen Cromwell und Cranmer opponierte.41 Sieger von Flodden ] Thomas Howard, 2nd Duke of Norfolk (1443–1524), kommandierte die englische Armee, die am 9.9.1513 bei Flodden in Northumberland die schottische Invasion unter Jakob IV. von Schottland zurückschlug; vgl. Jenseit des Tweed, Kap. 12 (HFA III/3/1, 261–271). Führend beteiligt an der Schlacht war auch sein gleichnamiger Sohn, der Earl of ­Surrey und nachmalige 3rd Duke of Norfolk (vgl. die vorige Anm.).42 Nürnberger 1965, 437 f., und, ihm folgend, die Kommentare in NFA und HFA halten die Bezeichnung des 3rd Duke of Norfolk als „Sieger von Flodden“ für einen Irrtum F.s oder eine bewusste Veränderung, was zu relativieren ist, zumal F. auch in Jenseit des Tweed „Graf Surrey“ erwähnt.

40  Vgl. Encyclopædia Britannica [www.britannica/topic/Howard-family], [www.britannica.com/biography/Thomas-Howard-2nd-Duke-of-Norfolk/], [www.britannica.com/biography/Thomas-­Howard-­ 3rd-­duke-of-Norfolk], [www.britannica.com/biography/Anne-Boleyn] (8.1.2016). 41  Vgl. Encyclopædia Britannica (Fn. 40). 42 Vgl. Encyclopædia Britannica (Fn. 40) und [www.britannica.com/event/Battle-of-Flodden] (8.1.2016).

Sidonie von Borcke

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Sidonie von Borcke Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 31, 2–3; St 60, 1–54 (vormals Leih­

gaben im TFA)

Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 30 (Gruppe II) Drucke: HFA 1V, 687–711, 1016–1020; Walter Keitel (Hg.): Zeitbilder. Zwei Fragmente

von Theodor Fontane. „Sidonie von Borcke“ und „Storch von Adebar“. Fontane Blätter, Sonderheft 1 (1968), 3–22; NFA 24, 187–209; HFA 2I/7, 349–373 Der Text in HFA enthält Lesefehler. Literatur: HFA 1V, 1016–1020; Keitel 1968; NFA 24, 827–835; Böschenstein 1986 (Mytho­logie zur Bürgerzeit); Böschenstein 1995; Böschenstein 1996 (Caecilia Hexel); HFA 2I/7, 705–713; Böschenstein 2000; Fontane-Handbuch 698, 700; Fischer 2005 (diverse Beiträge); Nürnberger 2007, 542; Fontane-Lexikon 293, 353, 411 f.; Ehrhardt 2008, 122; Vahlefeld 2010; Müller 2013 Datierung: 1879–1882 (vgl. Erläuterungen. Entstehung) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst

1933, Katalog Nr. 35, 79, Los 474 (Sidonie von Borcke, 50 S. Folio), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48

Manuskriptbeschreibung: SBB, St 31: 1 Bogen Folio + 1 Blatt Folio. Tinte, Rotstift. SBB, St 60: Inkonsistente Zählung (Foliierung/Paginierung). 15 Bogen Folio (4–8, 17– 21, 25–28, 30–33, 35, 37, 39–40, 42–43) + 29 Blatt Folio (1–3, 9–13, 15, 16, 22–24, 19, 34, 36, 38, 41, 44–54) + 2 aneinandergeklebte Blatt Quart (14). Auf mehreren Blättern auf­geklebte Zeitungsausschnitte (2a, 36a, b; vgl. Stellenkommentar), Notizbuchblätter Oktav (10a–c, 11a, 12a, b, 13a, 14a, 15a) bzw. Streifen (22a, b). Tinte, Bleistift, Blaustift, Rotstift. Nicht zugehöriger Text: SBB, St 60, 8v: Kapiteltitel Grete Minde / VIII. / Valtins Begräbniß. 9v, 13v: Rezension zu: Ludwig Pietsch: Wallfahrt nach Olympia. Reisebriefe (1879).1 11v: Oranien­burg. 12v: Überschrift und Notizen zu: Wanderungen durch die Mark Branden­burg: Küstrin (3. Auflage). 14v: Biographische Aufzeichnung (Großer Kurfürst?). 15v: Entwurf zum Brief an Wilhelm Hertz, 18.7.1879 (BW F.–Hertz 1972, Nr. 308). 22av: Notizen zu Schach von Wuthenow. 22bv: Schluss eines eigh. Briefes mit Unterschrift, daneben Teil eines Briefes von fremder Hand. Erläuterungen: Das Fragment ist, zusammen mit Grete Minde und Ellernklipp, in den

Titelzusammenstellungen Chronica. 1. Gruppe und Chronika. Drei Novellen aus dem 16., 17. und 18. Jahrhundert von Th. F. genannt, zusammen mit Grete Minde, Ellernklipp, Die Likedeeler, Quade Foelke, Herzog Abel und Das Gelübde von Bornhöved, in der Titelzusammenstellung Chronika.

1  Verfasst im Sommer 1879, erschienen am 26.7.1879 in Die Gegenwart; vgl. Chronik 2207.

16 |

i.1  Historische Erzählungen

1. Die historische Sidonia von Borcke: Dem Erzählfragment liegt das Schicksal der

pommerschen Adligen Sidonia von Borcke (um 1547–1620) zugrunde, das sich vor dem historischen Hintergrund des beginnenden Dreißigjährigen Krieges, des Aussterbens der Herzöge von Pommern aus der Familie der Greifen 1637 und im Klima von religiösem Fanatismus und Hexenfurcht abspielte. Als unverheiratete Frau, die durch ihre männlichen Verwandten um ihr Erbe und den ihr zustehenden Unterhalt gebracht wurde, fand Sidonia von Borcke auf Vermittlung Herzog Bogislaws XIII. um 1604 eine Position in dem ehemaligen Zisterzienserinnenkloster und nunmehrigen evangelischen Damenstift Marienfließ in Pommern (Marianowo, vgl. Stellenkommentar). Durch ihre Weigerung, sich in die dort herrschende Ordnung einzufügen, ihr unkonventionelles Verhalten und ihre Streitlust machte sie sich Feinde. Ihr Cousin Jost von Borcke, mit dem sie in einem Rechtsstreit wegen ihres Erbes befangen war, machte sich diese Feindschaft zunutze. Eine Untersuchung, die zunächst das Verhalten von Sidonia von Borcke im Stift zum Gegenstand hatte, wurde durch eine von ihren Gegnern angestiftete Denunziation der wegen abergläubischer Praktiken übel beleumundeten Wolde Albrechts zu einem Hexenprozess umgebogen. Unter der Folter geständig, wurde die über siebzigjährige Sidonia von Borcke vor den Toren ­Stettins enthauptet und ihr Leichnam verbrannt.2 Für den Aufenthalt der jungen Sidonia am herzoglichen Hof in Wolgast und ihre Beziehungen zu dem nachmaligen Herzog Ernst Ludwig von Pommern-Wolgast gibt es laut Barthold 1845, 487, keine Belege in den Akten. Auch soll sie keineswegs hochgebildet, sondern nahezu Analphabetin gewesen sein. 2. Literarische Rezeption: Die Biographie der Sidonia von Borcke inspirierte den auf Usedom geborenen Pastor Johann Wilhelm Meinhold (1797–1851) zu einem umfangreichen Roman: Sidonia von Bork, die Klosterhexe, angebliche Vertilgerin des gesammten herzoglich pommerschen Regentenhauses. Leipzig 1847–1848.3 Meinhold hatte zuvor den erfolgreichen Hexenprozess-Roman Maria Schweidler, die Bernsteinhexe verfasst (Berlin 1843), der von Heinrich Laube dramatisiert und aufgeführt wurde.4 1848 übersetzte Jane Francesca Wilde, die Mutter von Oscar Wilde, Meinholds Sidonie-­Roman ins Englische5 und regte dadurch den Präraffaeliten Edward Burne-Jones zu dem Gemälde Sidonia von Bork 1560 (1860) an, das F. nicht bekannt gewesen zu sein scheint.6 Weitere literarische Bearbeitungen stammen von Christian August Vulpius in seinem 2  Vgl. zur Geschichte der historischen Sidonia von Borcke J[ohann] C[arl] Dähnert: Pommersche Biblio­thek. 5 Bde. Greifswald 1752–1756, Bd. 4 und 5; F[riedrich] W[ilhelm] Barthold: Geschichte von Rügen und Pommern. 4 Bde. Hamburg 1839–1845, Bd. 4/2 (1845), 486–500; Keitel 1968, der Sidonias Biographie nach Barthold wiedergibt; Dietmar Storch: „Pommern, von dem man vielleicht falsche Vorstellungen hat.“ – Streiflichter aus der Geschichte des ‚Landes am Meer‘. In: Fischer 2005, 13–38; Gerda Riedl: ‚Alles von rechts wegen!‘ Frühneuzeitliches Hexenprozeß-(un-)wesen am Beispiel des Falles der Sidonia von Borcke. In: Marion George/Andrea Rudolph (Hgg.): Hexen. Historische Faktizität und fiktive Bildlichkeit. Dettelbach 2004, 133–154. 3  Zu Meinholds Roman vgl. Bernadetta Matuszak-Loose: Wilhelm Meinholds Roman Sidonia von Bork, die Klosterhexe. In: Fischer 2005, 76–107; Andrea Rudolph: Wilhelm Meinholds Hexenroman ‚Sidonia von Bork‘ (1847/48) – eine Abrechnung mit der libertinen Frauenemanzipation als ein ‚Leiden unserer Zeit‘. In: George/Rudolph 2004 (Fn. 2) [der Band war uns nicht zugänglich]. 4  Vgl. Hans Dieter Huber: Meinhold, Wilhelm, in: NDB 16 (1990), 671–673 [www.deutsche-biographie.de/pnd118732692.html] (8.1.2016). 5  Sidonia the sorceress by William Meinhold, translated by Jane Francesca Wilde. London 18[48]. 6  Vgl. Anna Maria Stuby: Edward Burne-Jones, Sidonia von Borcke und die Präraffaeliten. In: Fischer 2005, 137–174, mit Abb. – Abb. auch in Wikipedia, Lemma Sidonia von Borcke (8.1.2016).

Sidonie von Borcke

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Pantheon berühmter und merkwürdiger Frauen (1812)7 und von Albert Emil Brachvogel in seinem dreibändigen Roman Ritter Lupold von Wedel’s Abenteuer (1874), den F. sich im August 1881 vorlesen ließ.8 3. Quellen: F. nennt seine Quellen im Ms. (vgl. Text und Stellenkommentar). Seine Hauptquellen für den Prozess gegen Sidonia von Borcke waren Johann Carl Dähnert: Pommersche Bibliothek (1752–1756), Bd. 4 und 5, und Friedrich Wilhelm Barthold: Geschichte von Rügen und Pommern, Bd. 4/2 (vgl. Fn. 2). Die Mentalität der Epoche, Namen geplanter Nebenfiguren und signifikante Ereignisse entnahm er Johannes Micraelius: Antiquitates Pomeraniae (Sechs Bücher vom Alten Pommerlande) (1640), Bd. 4.9 Der Text des Fragments ist durchsetzt mit Bezügen auf die französische Geschichte, einerseits auf Jeanne d’Arc, die als Kontrastfigur zu Sidonie von Borcke fungiert, andererseits auf die Hugenottenkriege. 4. Entstehung: Mit der Geschichte Sidonia von Borckes scheint F. durch Hauptmann F. B. von Borcke, Offizier des Kaiser-Franz-Garde-Grenadier-Regiments, wo er seinen Militärdienst geleistet hatte, bekannt geworden zu sein.10 In Borckes Wohnung in der Holzmarktstraße 53 hörte und hielt er im November 1854 Vorträge über europäische Geschichte; vgl. Tagebuch, 8.11. und 15.11.1854 (GBA, T 1, 357).11 Walter Keitel zitiert einen Tagebucheintrag F.s vom 30.1.1855: „Plaudereien (bei einem Hauptmann v. Borcke) über Sidonie v. Borcke, eine Art Ahnfrau des Hauses.“12 F.s Absicht, die Geschichte literarisch zu bearbeiten, ist erstmals im Londoner Tagebuch vom 4.6.1857 belegt: „Ein Buch intendirt, unter dem Titel: ‚Brandenburgische Geschichten.‘ (z. B. also: der falsche Waldemar, die Hussiten vor Bernau. Die schöne Gießerin. Die weiße Frau. Die alten adligen Geschlechter und ihre Sagen. Derflinger. Sidonie von Borck. (pommersch.) Die kurfürstl: Schlösser. Rheinsberg. Kohlhaas. Prinz v. Hessen Homburg etc.)“ (GBA, T 1, 251). Begonnen wurde die Arbeit an der Erzählung im Juni 1879 mit dem Studium der Quellen (F. an Friedrich Wilhelm Holtze, 19.6.1879, und F. an Emil Kunstmann, 22.6. und 25.6.1879: HFA IV/3, Nr. 24, 25, 27) und der Planung einer Reise an die pommerschen Schauplätze (F. an Emilie Fontane, 24.6., 26.6., 27.6., 28.6., 29.6.1879: GBA, 7  Christian August Vulpius: Sidonia von Borke. In: C. A. V.: Pantheon berühmter und merkwürdiger Frauen. Dritter Theil. Leipzig 1812, 67–88. 8  F. an Mathilde von Rohr, 25.8.1881 (BW F.–Rohr 2000, Nr. 208). Vgl. Entstehung. 9  Johannis Micraelii Antiquitates Pomeraniae, Oder Sechs Bücher vom Alten Pommerlande. [Stettin 1640] Leipzig 1723. Unserem Kommentar zugrunde liegt das Exemplar der ÖNB (Alt Prunk 39. G. 17), wie die meisten der heute in Bibliotheken zugänglichen Exemplare eines der Ausgabe Leipzig 1723. F. scheint die auch bei Dähnert 1752 ff. und Barthold 1839 ff. zitierte Originalausgabe von 1640 benutzt zu haben, da seine Seitenangaben abweichen. 10  Voller Name und Regimentszugehörigkeit nach Berliner Adressbuch 1854, 53. 11  Exzerpt von Charlotte Jolles aus einem der vermissten Tagebücher. Vgl. über diese historischen Vorträge auch Das Wangenheim-Kapitel (Autobiographische Schriften 3/1, 392–405, hier 398 f.). 12  Keitel 1968, 3. Keitel nennt keine gedruckte Quelle für das Zitat. Es handelt sich um einen Eintrag aus einem der vermissten Tagebücher, der weder durch Friedrich Fontanes Publikation (GBA, T 1, 51–62) noch durch die Auszüge in Heilborn 1921, 121–197, noch durch die Exzerpte von Charlotte Jolles (GBA, T 1, 354–362; T 2, 271–277) bezeugt ist. Das Zitat ist daher nicht überprüfbar; befremdlich erscheint die Wendung „bei einem Hauptmann v. Borcke“, da dieser ja bereits im November 1854 im Tagebuch genannt wird und F. möglicherweise schon von der Zeit seines Militärdienstes 1844/45 her bekannt war; damals war Borcke Leutnant im selben Regiment (vgl. Berliner Adressbuch 1845, 49).

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i.1  Historische Erzählungen

EB Nr. 550–554; F. an Mathilde von Rohr, 29.6.1879: BW F.–Rohr 2000, Nr. 202), die Anfang Juli 1879 stattfand (vgl. F. an Gustav Karpeles, 8.7.1879: HFA IV/3, Nr. 30). Unmittelbar vor dieser Reise schickte F. ein Exposé an Gustav Karpeles und bot ihm die Erzählung zum Abdruck in Westermanns Monatsheften an: „Ueberschrift: Sidonie v. Borcke. ­Sidonie v. Borcke, Priorin zu Marienfließ in Pommern, schön, gescheidt, encouragirt, aber zugleich auch hochmüthig, intriguant und herrschsüchtig, in Un- und Aberglauben gleich tief versunken, ist durch höfischen Einfluß und unter Geltendmachung alter Beziehungen wo sie Herzogs-Braut oder Herzogs-Geliebte war (bleibt dunkel) Priorin des vorgenannten, eben in ein protestantisches Stift umgewandelten Klosters geworden. Sie ist nah an 50, aber wundervoll conservirt, groß, stattlich, könig­lich. Ihr Erscheinen im Kloster drückt den Rest der alten und jungen Damen zur Nullität herab; nur einige versuchen Widerstand, werden besiegt, um schließlich doch zu ­triumphiren. [–] Der Inhalt der Novelle ist nun eine Schilderung des Erscheinens ­Sidoniens im Kloster, die sofort das l’état c’est moi anticipirt. Streng und rücksichtslos und übermüthig gegen ihre Umgebung, versagt sie sich selber nichts und ist, en petit comité, je nach Laune, Berechnung und Bedürfniß abwechselnd ältre Maria Stuart, ­ältre Elisabeth, ältre Katharina. Bachanale, Fuchsjagden und Verschwörungen wechseln ab mit halb geglaubtem und halb verlachtem Hocuspocus, mit Schönheitsmittel und Reu-Anfällen, und abergläubischen Beschwörungsformeln und aufrichtigem Bangen und Beten. Dem entsprechend sind die Figuren, die sie heranzieht, die ihr dienen. Bis endlich das Maaß voll ist, und die durch sie gekränkten und beleidigten Elemente des Landes grausam ihre Revanche nehmen. Als sie merken, daß ihre Gegnerin zu stark, zu klug, zu mächtig ist, um ihr siegreich beizukommen, haben sie den genialen Gedanken, ihr aus dem Hocuspocus mit dem sie gespielt, eine Schlinge zu drehn und die relativ Arglose plötzlich auf Hexenthum hin zu verklagen. Und d ­ ieser Anklage, die durch eine Reihe von Zufälligkeiten unterstützt wird, unterliegt sie. Die bösen Geister, mit denen sie gespielt, packen sie ernsthaft und würgen sie. Aller Einund Für­sprache benachbarter Fürsten unerachtet, erleidet die Tochter des ältesten und stolzesten pommerschen Geschlechtes einen schimpflichen Tod“ (30.6.1879: HFA IV/3, Nr. 29). Karpeles akzeptierte sofort; vgl. F. an Karpeles, 8.7.1879 (HFA IV/3, Nr. 30). Während des an die Pommern-Reise anschließenden Aufenthalts in Wernigerode vom 2.7. bis 1.9.1879 (Chronik 2204, 2210) arbeitete F. an der Erzählung, parallel zu anderen Arbeiten, vor allem Schach von Wuthenow. Die Fortsetzung der Arbeit erfolgte während des Sommeraufenthalts in Thale und Wernigerode, im Juni–August 1881 (Chronik 2377; vgl. F. an Mathilde von Rohr, 6.6. und 25.8.1881: BW F.–Rohr 2000, Nr. 207, 208). Durch die Bezugnahme im Text (Z. 22) auf Wilhelm Brehmer, den F. im Juni 1882 in Thale kennenlernte, ist die Arbeit an der Erzählung zuletzt für 1882 belegt. Das Tagebuch von April/Mai 1885 verzeichnet Verhandlungen über eine Publikation von Sidonie von Borcke, die offenbar ergebnislos verliefen (GBA, T 2, 226). Stellenkommentar:  2

Kantzow „Pomerania“ ]  Pomerania oder Ursprunck, Altheit und Geschicht der Völcker und Lande Pomern, Caßuben, Wenden, Stettin, Rhügen in vierzehn Büchern beschrieben durch Thomas Kantzow weiland Geheimschreiber in der Fürstlich-Pommerschen Kanzley zu Wolgast und aus dessen Handschrift herausgegeben von Hans Gottfr. Ludw. Kosegarten […]. 2 Bde. Greifswald 1816–

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1817. – Diese Chronik endet mit dem Jahr 1531, enthält also die Geschichte Sidonia von Borckes nicht; vgl. F. an Holtze, 19.6.1879 (HFA IV/3, Nr. 24). Sell, Geschichte des Herzogthums Pommern ]  Johann Jakob Sell: Geschichte des Herzogthums Pommern von den ältesten Zeiten bis zum Tode des letzten Herzoges, oder bis zum Westphälischen Frieden 1648. Berlin 1819–1820. Barthold, Geschichte von Rügen und Pommern ]  Vgl. Fn. 2. Croy-Teppichs zu Greifswald ] Tapisserie, 1554 von Herzog Philipp I. von Pommern-Wolgast (1515–1560) in Auftrag gegeben und hergestellt in Stettin (­Szczecin), seit 1687 im Besitz der Universität Greifswald. Der Teppich stellt die Hochzeit Philipps I. mit Maria von Sachsen (1515–1583) im Jahr 1536 dar; Luther predigt in Gegenwart der Reformatoren Melanchthon und Bugen­ hagen.13 Die erwähnte Publikation von Carl Friedrich Göschel (1784–1861) war erstmals 1854 im Verlag von Wilhelm Hertz erschienen.14 Herzogin Anna von Croy, geborene Herzogin von Pommern ]  Anna von Pommern (1590–1660), eine Tochter Herzog Bogislaws XIII. von Pommern, heiratete am 4.8.1619 in Alten-Stettin Herzog Ernst von Croy und Aarschoot (1577–1620).15 Micraelius. Sechs Bücher vom alten Pommerlande ]  Micraelius 1723 (Fn. 9). Entweder sie selber war in Frankreich, oder der Herzog ]  Herzog Ernst Ludwig von Pommern-Wolgast (1545–1592) soll in seiner Jugend am Hof Karls IX. von Frankreich gewesen sein.16 Rouen … die Jungfrau ]  Jeanne d’Arc wurde 1431 in der heute sog. Tour de la Pucelle in Rouen gefangen gehalten, in der Tour Jeanne d’Arc verhört und auf der Place du Vieux-Marché verbrannt. F. besuchte Rouen am 26.4.1871; vgl. Reise­tagebuch (GBA, T 3, 214, 220) und Aus den Tagen der Okkupation, I/4/1, 146 f. Talbot ]  Vgl. Aus den Tagen der Okkupation, I/4/1, 146: „1438 erschien hier [in der Abbatiale de Saint-Ouen] der große Talbot, um in der Kapelle Sainte Vierge die Leiche seines im Knabenalter verstorbenen Sohnes beizusetzen. Die Grabschrift lautet: ‚Ci gît noble homme, Jean Talbot, fils du Sieur de Talbot, Maréchal de Franche‘. Sieben Jahre früher hatte an eben dieser Stelle seine geschworene Feindin gebetet, die Jungfrau.“ John Talbot, 1st Earl of Shrewsbury (1384–1453), war einer der bedeutendsten englischen Heerführer im Hundertjährigen Krieg. In der Schlacht von Patay 1429, an der auch Jeanne d’Arc teilnahm, wurde er gefangen genommen.17 Vgl. auch Wolsey. (S. Scherr über Bischof Cochon.) ]  Pierre Cauchon (1371–1442), Bischof von Beauvais, führte 1431 den politisch motivierten Ketzerprozess gegen Jeanne

13  Vgl. Wikipedia, Lemma Croÿ-Teppich mwN. und Abb. (8.1.2016). 14  Der Croy-Teppich in Greifswald. Ein Bild aus dem siebzehnten Jahrhundert zur Erinnerung an

das sechzehnte. Eine Weihnachtsgabe. Von C. F. Göschel. Berlin 1854.

15  Vgl. Adolf Häckermann: Croy, Anna von. In: ADB 4 (1876), 614–617 [www.deutsche-biographie.

de/pnd10431351X.html?anchor=adb] (8.1.2016); Micraelius 1723, 4, 79; Barthold 1845, 4/2, 485.

16  Vgl. Roderich Schmidt: Ernst Ludwig. In: NDB 4 (1959), 619 f. [www.deutsche-biographie.de/

pnd100123937.html] (8.1.2016).

17  Vgl. Lexikon des Mittelalters 8, 443 f. und 6, 1777 f.

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i.1  Historische Erzählungen

d’Arc, der mit ihrer Verurteilung und Hinrichtung endete.18 Der Gleichklang seines Namens mit cochon (Schwein) gab Anlass zu Spott. Vgl. Johannes Scherr: Jeanne d’Ark [sic], über Cauchon 246–257.19 Wolgast ]  Stadt am Westufer der Peene, die die Insel Usedom vom Festland trennt (heute Landkreis Vorpommern-Greifswald). Senator Bremer ] Wilhelm Brehmer (1828–1905), Senator in Lübeck, Jurist und Historiker, seit 1879 Vorsitzender des Hansischen Geschichtsvereins. F. lernte ihn im Juni 1882 in Thale im Harz kennen.20 Copulationsformel ]  Von lat. copula: Band; die Formel, mit der die Ehe für geschlossen erklärt wird. Sidonie muß das Schloß aufschließen und aufreißen und in einen Brunnen werfen ]  Nach dem Bericht über Sidonia von Borcke von Henrich Gustav Schwalenberg, gedruckt bei Dähnert 1756, 5, 426. Ruden ] Flache, schmale Insel, der Nordspitze Usedoms vorgelagert; einer der Plätze, an denen die versunkene Stadt Vineta vermutet wird.21 Vgl. auch Oceane von Parceval. Stettiner Lokalität … Schloß, altes Schloß, Jacobikirche, Schloßkapelle ]  Das Stettiner Schloss, 1490 errichtet an der Stelle mehrerer Vorgängerbauten, 1573 unter Herzog Johann Friedrich von Pommern-Stettin im Renaissancestil umgebaut, nach Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wiederaufgebaut. Innerhalb des Schloss­komplexes befindet sich die 1577 errichtete Schlosskirche mit der Grablege der Greifenherzöge. Die Jakobskathedrale oder Jakobikirche im Zentrum der Altstadt wurde 1187 errichtet, nach Beschädigung durch Sturm 1456–1503 restauriert, nach Beschädigung im Zweiten Weltkrieg wiederhergestellt.22 Katharina v. Medicis, Bluthochzeit, Maria Stuart, Coligny, Heinrich IV. ]  Ereignisse um die Bartholomäusnacht oder Pariser Bluthochzeit 23./24.8.1572: Während der Feierlichkeiten zur Hochzeit des hugenottischen Königs Heinrich von Navarra, des nachmaligen Heinrich IV. von Frankreich, mit ­Margarethe von Valois, der Schwester Karls IX. von Frankreich, ließ die Königinmutter Katharina von Medici ein Massaker an den in Paris befindlichen Hugenotten verüben, dem auch Admiral Gaspard de Coligny zum Opfer fiel.23 Maria Stuart, Königin von Schottland, war in erster Ehe mit Franz II. von Frankreich, dem ältesten Sohn Katharinas von Medici, verheiratet und hielt sich 1559/60 am Pariser Hof auf.

18  Vgl. Helmut Scheffel: Vom Schlachtfeld zum Scheiterhaufen. Die Prozesse der Jeanne d’Arc. In:

Große Prozesse. Recht und Gerechtigkeit in der Geschichte. Hg. von Uwe Schultz. München 1996, 102–113. 19  In: Johannes Scherr: Menschliche Tragikomödie. Gesammelte Studien und Bilder. 3 Bde. Leipzig 1874, 1, 218–265. 20  Chronik 2485, 2487; Tagebuch, Juni 1882 (GBA, T 2, 178); F. an Martha Fontane, 20.6.1882 (­BW F.–Martha Fontane 2002, Nr. 126). 21  Vgl. Wikipedia, Lemma Vineta (8.1.2016); Hehle 2002. 22  Vgl. Wikipedia, Lemmata Stettin, Stettiner Schloss, Schlosskirche zu Stettin; Wikipedia (engl.), Lemma Cathedral Basilica of St. James the Apostle, Szczecin; Wikipedia (poln.), Lemma Bazylika ­archikatedralna św. Jakuba w Szczecinie, jeweils mwN. (8.1.2016). 23  Vgl. Brockhaus20 2, 629.

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Friedeborn ]  Paul Friedeborn: Historische Beschreibung der Stadt Alten-Stettin in Pommern. Sampt einem Memorial und Außzuge etlicher denckwürdiger Geschichten […] welche sich von Zeit angenommenen Christenthumbs innerhalb fünfhundert Jahren daselbst begaben. So auch eine General-Beschreibung des ganzen Pommernlandes. In drey Bücher verfasset. Alten-Stettin 1613.  50 Heller ]  Carl Heller: Chronik der Stadt Wolgast. Greifswald 1829.  51 Schmidt  ] Th. Schmidt: Zur Geschichte der frühern Stettiner HandelsCompag­nien, der Draker, der Fasster, der Elboger-Compagnie. Stettin 1859.  52 Marienfließ ] Das 1248 durch Herzog Barnim I. von Pommern gegründete Zisterzienserinnenkloster Marienfließ nordöstlich von Stargard in Pommern (Stargard Szczeciński), das 1569 in ein evangelisches adliges Damenstift umgewandelt wurde. Heute Marianowo (Kreis Stargard in Pommern, Woiwodschaft Westpommern).24  56 Zachan, Freyenwalde, Jacobshagen ] Zachan (Suchań), Freienwalde in Pommern (Chociwel), Jacobshagen (Dobrzany), Nachbarorte von Marienfließ (Marianowo).  57 Dahlow und Peglow ]  Dahlow (Dalewo) und Pegelow (Gogolewo), Nachbardörfer von Marienfließ, heute zur Gemeinde Marianowo gehörig.  65 Krampehl ]  Der Fluss Krampehl (Krąpiel) trennt Dahlow und Pegelow.  77 Sidonie exceptionell Aebtissin ]  Die historische Sidonia von Borcke hatte unter den Stiftsdamen keinen herausgehobenen Rang inne, maßte ihn sich aber an. Vgl. Dähnert 1755, 4, 247: „Sie war so stolz, daß sie den Rang über der Aebtißin nahm, sie bezog das Reverenter, ein vornehmes und gemeinschaftliches Zimmer im Kloster, und es durfte sich ohne ihre Erlaubniß Niemand hinein wagen, welches Anlaß gab, das Gerücht auszustreuen, als wenn sie ihren Teufel darinn sitzen hätte. Vermuthlich hat diese Rangsucht unsere Historien-Schreiber verleitet, sie vor eine Aebtißin des Klosters fälschlich auszugeben.“  96 „Nonnenbach“ ]  Marienfließ liegt am Nonnenbach (Krępa) und am Großen See (Jezioro Marianowskie).  97 Stargard ]  Stargard in Pommern (Stargard Szczeciński).  97 Ihna ]  Ihna (Ina), rechter Nebenfluss der Oder, der durch Stargard fließt. 100 Trampke ]  Trampke (Trąpki), heute zur Gemeinde Marianowo gehörig. 108 die alte Wolde ]  Wolde Albrechts (als Hexe verbrannt 1619), laut Barthold „die ‚dicke Wolde Albrechts‘, eine alte, lüderliche, verlogene, halbverrückte Vettel, die früh mit den Tataren umhergezogen, und ihrer verschrieenen Weissageund Zauberkünste ungeachtet obdachlos und in der jammervollsten Armuth lebte“ (Barthold 1845, 4/2, 491). 112–127  Dieses waren die vornehmsten Beschuldigungen … alle vor Sidonien besser als die ersten zeugten: Abschrift aus Dähnert 1756, 5, 129 f. 128–171  1. Commission … mit allerhand Kerls gefreiet. artic. 71. ]  Abschrift aus Dähnert 1756, 5, 128 f.  49

24  Vgl. Wikipedia, Lemma Marianowo; Wikipedia (poln.), Lemma Zespół klasztorny w Marianowie (8.1.2016). Nicht zu verwechseln mit dem heute noch bestehenden evangelischen Stift Kloster Marien­fließ in der Prignitz (Brandenburg).

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i.1  Historische Erzählungen

Der 109. Psalm ]  Psalm 109,6–20: „Sein Frevel stehe gegen ihn auf als Zeuge, ein Ankläger trete an seine Seite./ Aus dem Gericht gehe er verurteilt hervor, selbst sein Gebet werde zur Sünde./ Nur gering sei die Zahl seiner Tage, sein Amt soll ein andrer erhalten./ Seine Kinder sollen zu Waisen werden und ­seine Frau zur Witwe. […] Seine Nachkommen soll man vernichten, im nächsten Geschlecht schon erlösche sein Name. […] Er zog den Fluch an wie ein Gewand; der dringe wie Wasser in seinen Leib, wie Öl in seine Glieder./ Er werde für ihn wie das Kleid, in das er sich hüllt, wie der Gürtel, der ihn allzeit umschließt./ So lohne der Herr es denen, die mich verklagen, und denen, die Böses gegen mich reden.“ – Vgl. Dähnert 1756, 5, 436 (aus Sidonies Verhör unter Folter): „6. Ob sie nicht Leute zu Tode gebetet, und dazu den 109 Psalm mißbrauchet habe. Resp[ondit]. Sie habe ihn wohl gebetet; aber keinen dabey gemeinet.“ Vgl. auch Dähnert 1755, 4, 243, sowie Barthold 1845, 4/2, 498. 179 f. So krabben und kratzen / Meine Hund und Katzen ]  Vgl. Dähnert 1755, 4, 240: „Sie [verschiedene Zeugen] bejahen, daß sie [Sidonia von Borcke] den verstorbenen Pförtner Winterfeld, den Fiscal, und Jost Borcken oft verwünschet und verfluchet, und wenn es ihren Feinden übel gegangen, sich der Worte: so kleyen und kratzen meine Hunde und Katzen, oft bedienet habe.“ 182 Daehnert Band V. S. 127 […] bis 130 Mitte ]  „II. Just. Sagebaum, Past. Pans. Adjunct. Actenmäßige Zusätze die Geschichte Sidonia von Borken betreffend.“ Der Text ist der von Emilie Fontane abgeschriebene (Z. 112–171). 182 S. 426 ] „IV. Supplemente zu den Nachrichten von der Sidonia Borken. 1. Nachricht, die sich hinter einem alten Portrait der Sidonia Borken, welches die Comtesse von Mellin zu Schillersdorf besitzet, befindet“, gezeichnet „Henrich Gustav Schwalenberg“. Hier finden sich die Geschichte von der Liebesaffäre mit Herzog Ernst Ludwig, die Geschichte von dem ins Wasser geworfenen Zauber-Schloss und die Nachricht, dass Sidonia vor ihrer Hinrichtung porträtiert worden sei (Dähnert 1756, 5, 426 f.) Auf den Seiten 427–434 schließen sich die Protokolle der Verhöre Sidonia von Borckes vom 28.7.1620 unter Folter25 und vom 26.7.1620 an.26 184 Daehnert Band IV. S. 235 etc. ]  Dähnert 1755, 4, 235–251. Am Beginn heißt es: „In unserm Pommern geben die hin und wieder noch vorhandenen Brandpfähle hinlänglichen Unterricht, daß man nicht säumig gewesen die berüchtigten Hexen dem Scheiter-Haufen anzuvertrauen. Besonders gegen unsere Geschichts-Schreiber [hier Verweis auf Micraelius 1640, 4, 88] Nachricht, daß dis traurige Schicksal auch Standes-Personen betroffen habe; denn sie führen an, daß eine adeliche Kloster-Jungfrau und Aebtißin aus dem Kloster Marienfließ, Sidonia Borcken, der Zauberey wegen in Alten Stettin im Jahr 1620, aller geschehenen Vorbitten ohngeachtet, vor dem Mühlen-Thor enthauptet und der 172

25  2. Sidonia Borken Bekäntniß sub tortura in der Oderburg An. 1620. d. 28. Julii gegen den Fürst­

lichen Schloß-Hauptmann Hans Zastrowen, D. Theodor Plönnies, Schuldheissen, und Friederich von Hindenborg. (Aus Heinrich Gustav Schwalenbergs Beschreibung der Pommerschen Herzoge.) 26  3. Supplement zum 10ten Sinnspruch aus M. Sam. Elardi Pastoris & Praepositi Colaoriensis Pommersch. Historisch. Sinnspr. 1 Th. in Msc.

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Körper verbrannt worden […]“ (235). Die von F. verwendeten Figuren­namen stammen aus diesem Textabschnitt, in dem auch der Verweis auf Rentsch’ Brandenburgischen Ceder-Hein erfolgt. 189–202  „… Sidonie war stolz … Großartigkeit ]  Dähnert 1755, 4, 249 f.: „Sidonia war stolz, kühn, und böse, und eigensinnig, neugierig, im Aberglauben ersoffen, und gewohnt von niemandem guts zu sprechen. Sie hatte ein glückliches Pfund in Erfindung spöttischer Beynamen, die sie denenjenigen beilegte, welche ihr zu nahe traten. Einen gewissen Dewitz, den Hauptmann Eggert Sparrling und einen Wedel zu Uchtenhagen hieß sie nur den dicken Hudeler, und die Kerl zu Satzig und Uchtenhagen. Sie schonte auch der Fürstlichen Hof-Bedienten nicht, die sie von grossen Ahnen-Stolz eingenommen vor Hallunken, Schreiber-­Knechte, und Bürger-Kerl erklährte. Eine alte Aebtißin, Magdalene Petersdorfin, trug den Ehren-Titul einer Katze Granschau davon. Kurtz sie war im äussersten Grad böse, und hatte die Gabe nicht, mit ihren Nachbaren Friede zu halten. Die Neugier, welches jedoch vor eine Schwachheit ihres hohen Alters zu halten, trieb sie bis aufs äusserste, darum suchte sie bey alten Wahrsagerinnen zukünftige Begebenheiten zu erforschen, und bezahlte mit freygebiger Hand die zurück gebrachten Lügen und neuen Zeitungen; Weshalb sich viele der­gleichen alte Weiber zu ihr fanden, die ihren Vortheil von ihr zu ziehen gedachten. Durch nichts wurden ihre Mit-Schwestern im Kloster mehr wider sie aufgebracht, als durch die Erkundigung nach der Jungferschaft, die sie von ihnen auf diese Weise einzog. Ueber diesen Vorwitz führten sie bittere Klagen, und knirschten mit den Zähnen über diese gefährliche Untersuchungen. Sie hatte selbst bey ihrem Alter noch nicht die Neigungen zur Liebe verschworen, sie warf ihre Augen auf ihren Wedig von Wedel, welchen sie zu heyrathen wünschte, und ließ durch ihre Weiber deshalb Nachfrage halten; hatte jemand ihren Rosen-Zucker oder Honig benascht, so suchte sie den Thäter durch dieses Mittel auszuforschen. Sidonia war unbedachtsam, und sie merkte nicht, daß diese sträfliche Neubegier in diesen Zeiten den Weg zu ihrem Untergange bahnen würde. […] Die verbrannte Wolde Albrechts war ihre vornehmste Geheimte-Räthin. […] Sie beschenkte diese Creaturen mit dem Todten-Hemde, wenn sie auf den Scheiterhauffen gebracht wurden, und bedauerte sie hertzlich, weil sie sich alsdenn ihres Trostes neue Zeitungen zu erfahren, auf eine Weile beraubt sahe. Es verdient zwar diese Aufführung kein Lob, allein es war ein Fehler der Erziehung, den sie nicht zu ersticken vermochte. Es schmeichelte ihren Hochmuth, wenn alles vor sie bebte und zu Winkeln kroch, und es entfuhren ihr mannigmahl einige Pralereyen, die ihr in der Folge nachtheilig wurden. Ihr feindseliges Gemüth half das Feuer, so wider sie zu lodern anfing, vollends anfeuren.“ 204 Ihr Bild im Berliner Kalender von 1838 ]  Vgl. Barthold 1845, 4/2, 499 Fn. 1: „[…] An der Aechtheit des Bildes S. v. B., welches wir im berliner Kalender J. 1838 gegeben, zweifeln wir. Das Kostüm um 1560–1570 ist verfehlt, und ­Sidonia war damals wohl nicht so ausgezeichnet und hochgestellt, befand sich nicht in so gebildeten Verhältnissen, als daß ihr Portrait hätte gemalt und aufbewahrt werden sollen.“

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i.1  Historische Erzählungen

Heinrichsdorf bei Dramburg ]  Das Rittergut Heinrichsdorf (heute Siemczyno im Powiat Drawski, Kreis Dramburg, Woiwodschaft Westpommern) war von 1796 bis 1895 im Besitz der Familie von Arnim.27 217 Godd lett sich nich spotten ]  Galater 6,7. 234 bei einer Aebtissin in Kloster Pudagla katholisch erzogen ]  Historisch unstimmig. Das Mitte des 12. Jh.s gegründete Prämonstratenserstift Grobe auf Usedom wurde 1309 nach Pudagla, ebenfalls auf Usedom, verlegt und 1535 säku­ larisiert. Es handelte sich um ein Chorherrenstift, kein Frauenkloster. – Als Familien­name begegnet Pudagla in Vor dem Sturm (Amelie und Sidonie von Pudagla), als Oberförsterei Uvagla in Effi Briest, Kap. 18 und 19. 236 f. die jungen Herzöge ]  Die fünf Söhne Herzog Philipps I. von Pommern-Wolgast mit Maria von Sachsen, die das Kindesalter überlebten: Johann Friedrich (1542–1600), Bogislaw XIII. (1544–1606), Ernst Ludwig (1545–1592), Barnim X. (1549–1603), Kasimir VI. (1557–1605). 296 f. Gewitter ]  Die Szene fügt sich in die protestantische Tradition vom „Erwachen des Gewissens im Gewitter“ ein; vgl. Müller 2013, 371–373 mwN. 300 angesträngt ]  sic; emend. angestrengt 309 Der Maler vorher. Das Rückseiten=Bild ]  Vgl. Barthold 1845, 4/2, 499 f.: „So ward denn Sidonia von Borck am 19. August des J. 1620, wie es heißt, aller Fürbitten benachbarter Fürsten ungeachtet, doch aus besonderer Schonung, auf dem Raben­steine vor Stettin erst enthauptet, der Leichnam dann verbrannt, nachdem vorher des Herzogs Hofmaler das Bild der alten Zauberin auf die Kehrseite des, ihre schöne Jugend darstellenden, Contrefaits gemalt hätte.“ Vgl. auch Anm. zu Z. 182 S. 426. Ein anonymes Bild aus dem 18. Jh., das angeblich Sidonia von Borck als junge und alte Frau zeigt, befindet sich im Muzeum Narodowe w Szczecinie.28 317 Pastor Lüdicke ]  Vgl. die folgende Anm. 333–336  Lüdicke … Pförtner ]  Vgl. Barthold 1845, 4/2, 490: „Ungewarnt fuhr inzwischen Sidonia in ihrem tollen, halbkindischen, aberwitzigen Treiben fort, quacksalberte aus ihren Arzeneibüchern, trieb sympathetische Kuren, welche die Leichtgläubige von verrufenen Weibern erlernt, ungeachtet das böse Landgerücht gefährlich sich steigerte, indem nicht allein schon David Lüdicke, der Klosterpfarrer, ihr abgesagter Feind, der ihr wegen ihres schändlichen Gerüchts das Abendmahl verweigert, und den sie beim Consistorium verklagt und ­einer Buhlschaft mit einer jüngern Klosterschwester, der Unterpriorin Dorothea Stettin, beschuldigt hatte, unter angeblich verdächtigen Umständen starb, sondern auch Matthias Winterfeld, der Klosterpförtner, ein Werkzeug der Gegner, den sie gerichtlich des Unterschleifes belangt, scheinbar eben so verdächtig verschied, endlich Jost von Borck, ihr Verdränger aus ihrem Erbrecht, von aller­lei Krankheit sich angewandelt fühlte.“ Vgl. auch Dähnert 1755, 4, 237. 340 „Oderburg“ ]  Am 21. oder 22.11.1619 wurde Sidonia von Borcke in der unbewohnten Oderburg in Grabow (Grabowo) bei Stettin gefangen gesetzt; vgl. Barthold 1845, 4/2, 493; Dähnert 1755, 4, 239. Die Burg, urspr. ein Kartäuser206 f.

27  Vgl. Wikipedia, Lemma Siemczyno mwN. (8.1.2016). 28  Abb. auf Wikipedia, Lemma Sidonia von Borcke (8.1.2016).

Sidonie von Borcke

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kloster, war 1538 von Herzog Barnim IX. erworben und umgebaut worden; im Dreißigjährigen Krieg beschädigt, 1677 im Nordischen Krieg abgebrochen. 342 f. nach Magdeburg geschickt ]  Vgl. Dähnert 1755, 4, 242: „Nach aufgenommenen Zeugen-Verhören wurden die Acten an den Magdeburgischen Schöppen-Stuhl zum Spruch versandt, das Urtheil kam bald wieder zurück, und wurde den 26. Julii eröfnet.“ Das Magdeburger „Gutachten“ enthielt die Weisung, Sidonia von Borcke unter Folter zu verhören. 345 bischöfliche Camminsche ]  Hochstift und Bistum Cammin (Kamień Pomorski) waren seit 1556 eine Sekundogenitur der Herzöge von Pommern. Seit 1618 war Herzog Ulrich von Pommern Bischof von Cammin (Micraelius 1723, 3, 424). 346 Orlogschiff ] Kriegsschiff (Bezeichnung für Schiffe der dänischen, schwedischen und niederländischen Flotte); vgl. Grimm 13, 349. 348 f. praesente medico etc nocet ]  „Praesente medico nihil nocet“ (In Gegenwart des Arztes schadet nichts), Sprichwort. 350 wie unser Krause in Letschin ]  F.s Eltern führten 1838–50 die Apotheke in ­Letschin im Oderbruch (heute Landkreis Märkisch Oderland, Brandenburg). Näheres zu einem Letschiner Arzt Krause nicht ermittelt. 387 Kometen erscheinen ]  Micraelius 1723, 4, 68 f., zum 19.11. bis 19.12.1618. Vgl. auch Barthold 1845, 4/2, 485. 387 Ungewitter, Thurmknopf fällt herab ]  An der Stettiner Schlosskirche. Micrae­ lius 1723, 4, 64 f., zum 30.7.1617. 387 f. Schäfer haben Visionen ]  Micraelius 1723, 4, 79 f., zum 8.7.1619. 388 Glocken werden gegossen ]  Micraelius 1723, 4, 33, zu 1611: „Die Glocken in ­Stetin zu S. Mar. werden gegossen.“ 404 Sterben alle 1609 ]  Micraelius 1723, 4, 27, zu 1609, u. a.: „[…] Jochim von ­Wedel ein sehr gelahrter Mann, der ein Pommerisch Chronicon, insonderheit ­seiner Familie zur Nachrichtung, und andere nützliche Schrifften, abgefasset hat […]“; vgl. Anm. zu Z. 475 Joachim v. Wedels Tagebuch. 410 Dietloff v. Winterfeld ]  Micraelius 1723, 4, 34, zu 1611. 413 Herzog Philipp wegen „seiner Schwachheit“ ins Bad ]  Philipp II. von PommernStettin (1573–1618). Vgl. Micraelius 1723, 4, 41, zum 10.8.1612: „Nach diesem, als es überall erschall, daß im Hertzogthum Lünenburg, etwa eines Meilweges von Dannenberg im Lande zu Lünenburg, ein neuer heilsamer Brunn aus der Erden unten am Berge herfür gequollen, durch dessen Niessung viele krancke und gebrächliche Leute zur Gesundheit wiederum gelangeten, erinnerte sich Hertzog Philippus der Schwachheit seiner Schenckel, damit er sich immerfort schleppete, und gewann Lust, sich desselben zu gebrauchen: Begab sich auch im Augusto auff die Reise, und da er des Brunnwassers beydes kalt und warm etliche wenig Tage gebrauchete, vermerckete er alsfort dessen Wirckung und Tugend, und empfand etwas Erleichterung an seines Leibes Ungelegenheit.“ 415–426  Graf Albrecht von Eberstein … Archidiak: zu St. Jacobi in Stettin ]  Micraelius 1723, 4, 67, zu 1617. 427 f. Ewald v. Tessin. Jürgen v. Wedel. Lorentz v. Podewils. Henning v. Trampe. † 1618 ]  Micraelius 1723, 4, 76, zu 1618. 429 Huchold v. Behr*. Hans v. Behr. (* Hübscher Dankvers S. 124) ]  Micraelius 1723, 4, 87 f.: „Dieser Hucholt Behre hat seine tägliche Diät mit diesem Verslein, so er von sich selber gemacht, zu verstehen geben: Prima Deo, post Principibus ser-

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i.1  Historische Erzählungen

vire secunda; / Tertia confratri est: ultima cura mihi. / Der erste Dienst meinem GOtt gehört, / Der ander Fürstn und Herrn geehrt / Der dritt dem Freund und Bruder mein, / Der letzt mein eigen mag geseyn.“ 429 f. Kurt v. Flemming. Richard v. Puttkamer. Aebtissin Sidonie v. Borcke † 1620 ]  Micraelius 1723, 4, 88: „[…] Es ist auch eine Adeliche alte Closter-Jungfrau, Aebtißin aus dem Closter Marienfließ, S. B. wegen beschuldigter Zauberey, zu Stetin justificiret worden, nichts geachtet aller Vorbitte, so ihrenthalben geschahe.“ 440 ff. „… die Tod oder Unfruchtbarkeit … ]  Quelle des Zitats nicht ermittelt. 460 Wusterhausen, 18. Juni ]  Vossische Zeitung, 22.6.1879 (Nr. 173), 1. Beilage. 461 Vermischtes. Posen, 16. Juni ]  Kreuzzeitung, 19.6.1879 (Nr. 140), Beilage. 463 Professor Holtze ]  Der Historiker Friedrich Wilhelm Holtze (1820–1908), Generalsekretär des Vereins für die Geschichte Brandenburgs, bei dem F. häufig Bücher auslieh. Am 19.6.1879 bat er ihn um Material über Sidonia von Borcke (Chronik 2199). 465 Rentsch Brand. Ced. hain ] Johann Wolfgang Rentsch: Brandenburgischer Ceder-Hein, Worinnen des Durchleuchtigsten Hauses Brandenburg Aufwachs- und Abstammung auch Helden-Geschichte und Gros-Thaten, aus denen Archiven und Ur-Brifschaften, auch andern bewerten Documenten mit Fleiß zusammen getragen, und neben zirlichen Kupfer-Bildnißen vorgestellet worden. Bareut [Baruth] 1682. 468 Geh. R. Kunstmann ] Emil Kunstmann (1817–1894), Bibliothekar an der Königlichen Bibliothek in Berlin. F. lieh sich von ihm Dähnerts Pommersche Biblio­thek und den Berliner Kalender von 1838 aus; vgl. die Briefe vom 22. und 25.6.1879 (HFA IV/3, Nr. 25, 27). 469 f. v. Nostitz … Memoiren ]  Aus Karls von Nostitz, weiland Adjutanten des Prinzen Louis Ferdinand von Preußen, und später russischen General-Lieutenants, Leben und Briefwechsel. Auch ein Lebensbild aus den Befreiungskriegen. Leipzig, Dresden 1848. – F. las die Memoiren Karl von Nostitz’ (1781–1838) im Juni 1879 (F. an Emilie Fontane, 28.6.1879, GBA, EB Nr. 553); er benutzte sie für Schach von Wuthenow (1882). 471 Micraelius Altes Pommerland ]  Lesefehler in HFA 2I/7, 366: Altes Kommentar 475 Joachim v. Wedels Tagebuch ] Hausbuch des Herrn Joachim von Wedel auf Krempzow Schloss und Blumberg erbgesessen. Hg. von Julius von Bohlen Bohlendorff. Tübingen 1882. 476 Cramer ]  Daniel Cramer: Pommerische Kirchen Chronica. 3 Bde. Alten-Stettin 1603. 480 Der Saatziger Kreis ]  Von 1818 bis 1945 gehörte Marienfließ zum preußischen Landkreis Saatzig (heute Szadzko). 483 Geh. R. Herrlich ]  Karl Herrlich (1822–1903), Erster Sekretär des JohanniterOrdens und Herausgeber des Johanniter-Wochenblattes, wohnte im gleichen Haus wie F. 483 Prof. Schmitz ]  Nicht ermittelt. 484 Prof. v. Kloeden ]  Der Geograf Gustav Adolf von Klöden (1814–1885), verheiratet mit F.s Jugendliebe Minna Krause.

Sidonie von Borcke

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Barnim X. (Bruder von Philipp I.) ]  Zu den genealogischen Verbindungen der Greifenherzöge und der Erb- und Regierungsfolge in den verschiedenen Teilen Pommerns vgl. Roderich Schmidt: Greifen. In: NDB 7 (1966), 29–33.29 493 S. 373 ]  Barthold 1845, 4, 373. 500 375 unten über den pommerschen Kriegsadel sehr gut ]  Barthold 1845, 4, 375 f., berichtet über die Teilnahme pommerscher Adliger an den Hugenottenkriegen im Jahr 1570 auf Seiten der Hugenotten: „Diese Pommern hatten ihren Antheil an dem bewunderten Zuge quer durch ganz Frankreich bis ins Perigord […]. Wohl nur wenige kehrten heim; aber selbst Frankreichs national eitelster Kriegsmann, der furchtbare Katholik Gaspard de Saulx, Vicomte de Tavannes [vgl. Anm. zu Z. 551 Memoiren des Tavannes], den fremden Waffenbrüdern der Hugonotten grimmig feind, mußte gestehen: les Reistres de Pomeranye et Franconye excedent en valeur ceux des autres provinces de l’Allemagne. So bereitete sich der Umschwung des pommerschen Kriegmuths vor; als die Städter, bis auf Stralsund, verspießbürgerten, der leibeigene Bauer altdeutscher Wehrhaftigkeit vergaß, bildete Pommerns Adel zu tüchtigen Offizieren, freilich in stehenden Heeren ausländischer Fürsten, sich aus.“ 507 Die Mutter kommt nach Kloster Pudagla ins Leibgedinge ]  Das 1535 säkularisierte Kloster Pudagla (vgl. Anm. zu Z. 234 bei einer Aebtissin in Kloster Pudagla katholisch erzogen) wurde 1574 zum Witwensitz für Maria von Sachsen (vgl. Anm. zu Z. 8 Croy-Teppichs zu Greifswald) umgebaut.30 501–505  kriegen Pommern-Stettin … kriegen Pommern-Wolgast ]  Lesefehler in HFA 2 I/7, 367: Prinzen Pommern-Stettin … Prinzen Pommern-Wolgast 509 Belbuc ]  Belbuck (Białoboki), heute zu Treptow an der Rega (Trzebiatów) gehörig. 511 Ernst Ludwig von Wolgast, poetische Figur ]  Herzog Ernst Ludwig von Pommern-Wolgast (1545–1592), der dritte Sohn Philipps I. Vgl. Barthold 1845, 4, 395: „Ernst Ludwig, von schöner Gestalt, wissenschaftlich gebildet, mit Geschmack und Sinn für Ritterlichkeit, aber auch mit dem Anstrich des Fremdartigen von seinen Reisen, aus dem Getümmel der Hugenottenkriege heimgekehrt […].“ 511 f. Ferner S. 411–413 seine Krankheit u Tod ]  Barthold 1845, 4, 411–413, berichtet von einer durch zahlreiche Auseinandersetzungen, aber auch durch Aberglauben, die angebliche „Besessenheit“ seiner Tochter und die herrschende „Geistesverirrung der gesamten deutschen Welt“ (412) hervorgerufene oder verstärkte Schwermut Ernst Ludwigs, zu der sich noch Alkoholismus gesellte. Vgl. auch Micraelius 1723, 3, 385: „Unterdessen fiel der Wolgastische und VorPommerische Fürste Ernst Ludewig in seinem besten Alter, da er noch nicht 47. Jahr erreichet hatte, auf dem Schloß Wolgast, in schwere Leibes-Schwachheit, daran er auch selig aus diesem Jammerthal im Jahr 1592. abgeschieden ist. Er ist ein gottseliger, frommer und verständiger Herr gewesen, hat seine Jugend nebst dem Bruder Barnimo erstlich auf der Academie zu Wittenberg, hernach in Franckreich, Engeland, und Teutschland zum Regiment wohl bereitet, auch 492

29  [www.deutsche-biographie.de/pnd118697501.html] (8.1.2016). 30  Vgl. Wikipedia, Lemma Pudagla mwN. (8.1.2016).

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i.1  Historische Erzählungen

Carolo IX. dem Könige in Franckreich mit etlichen Pferden in seinen Kriegen gedienet […].“ 513 S. 419 u 20. Erschütternd ]  Unter der Überschrift „Sittenstrenge und Rechtsgefühl“ berichtet Barthold 1845, 4, 419 f., von einer versuchten Erpressung des Bürgermeisters von Stargard durch seinen eigenen Sohn. Der Vater ließ den Sohn festnehmen, segnete ihn und ließ ihn auf einem Kirchhof enthaupten und begraben. 551 Memoiren des Tavannes ]  Gaspard de Saulx-Tavannes: Mémoires de très ­noble et très illustre Gaspard de Saulx, seigneur de Tavanes, mareschal de France […]. Hg. von Charles de Neufchaises. [Paris, um 1625]. – Gaspard de SaulxTavannes (1509–1573), ein Ratgeber Katharinas von Medici, spielte eine wichtige Rolle bei der Organisation der „Bartholomäusnacht“;31 vgl. Anm. zu Z. 48 Katharina v. Medicis … 552 f. Alexander VI. ist ihr Liebling und die Borgia-Geschichten ]  Rodrigo Borgia (1431–1503), seit 1492 Papst Alexander VI., zeugte als Kardinal mehrere Kinder, darunter Lucrezia Borgia (1480–1519), die spätere Herzogin von Ferrara.32 557 Hosenteufel … Musculus ]  Andreas Musculus (eig. Meusel, 1514–1581), Professor der Theologie in Frankfurt (Oder), seit 1566 Generalsuperintendant der Mark Brandenburg, verfasste mehrere volkstümliche „Teufel-Bücher“, u. a. Vom Hosen Teuffel (1555).33 566 f. Königin Elisabeth … Anna Bulen ]  Elisabeth I. von England (1533–1603) und ihre Mutter Anne Boleyn (1507–1536), zunächst Geliebte, dann zweite Ehefrau Heinrichs VIII. von England. Vgl. Wolsey. 567 Ebbe Brah ] Ebba Brahe (1596–1674), Jugendliebe Gustavs II. Adolf von Schweden.34 Vgl. Unwiederbringlich, Kap. 14 (GBA 119, 432 f.), und Allerlei Glück. 567 Christine Munk ]  Christine (Kirsten, Kirstine) Munk (1598–1658), zweite Ehefrau Christians IV. von Dänemark. Vgl. Unwiederbringlich, Kap. 22 (GBA 194, 460 f.) und Korfiz Uhlefeld. 568 Anna Sydow ]  Anna Sydow (gest. 1575), genannt „die schöne Gießerin“, Geliebte Kurfürst Joachims II. Hector von Brandenburg.35 Vgl. Schloss Köpenick (GBA, W 4, 94). 578 „Der aegyptische Vogel“ ]  Da Weißstörche in Afrika überwintern, galten sie als „ägyptische Vögel“. Vgl. auch Storch von Adebar. Pietas (Treue und Fürsorge gegenüber Familienangehörigen) gilt als Merkmal des Storchs; Thomas von Cantimpré überliefert eine Geschichte von der Bestrafung des mehrfachen Ehebruchs einer Störchin; vgl. Lexikon des Mittelalters 8, 193 f. 579 Stojentin ]  Pommersche Adelsfamilie. Vgl. Grete Stojentin in Effi Briest, Kap. 20 (GBA 196). 31  Vgl.

Encyclopédie Larousse [www.larousse.fr/encyclopedie/personnage/Tavannes/146091] (18.2.2016). 32  Vgl. Brockhaus20 1, 356; 3, 567 f. 33  Vgl. Heinrich Grimm: Musculus, Andreas. In: NDB 18 (1997), 626 f. [www.deutsche-biographie. de/pnd118785478.html] (17.12.2013). 34  Vgl. Svenskt biografiskt handlexikon 1, 130 [http://runeberg.org/sbh/brahebba.html] (8.1.2016). 35  Vgl. Theodor Hirsch: Joachim II. Hector. In: ADB 14 (1881), 78–86 [www.deutsche-biographie. de/pnd118557556.html?anchor=adb]; Wikipedia, Lemma Anna Sydow (8.1.2016).

Korfiz Uhlefeld

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Verbrennung ist besser als Enthauptung ]  Die historische Sidonia von Borcke wurde wegen ihrer adligen Herkunft enthauptet statt verbrannt. 657 f. Ein Rabe steigt aus den Flammen auf, keine Taube ]  Dem Volksglauben zufolge erscheinen die Seelen von Hexen in Rabengestalt, die Seelen unschuldig Hingerichteter jedoch als Tauben.36 Der Text nimmt hier Bezug auf Scherr: Jeanne d’Ark (Fn. 19), 259: „Die Volkslegende hat schön gedichtet, aus dem flammenden Scheiterhaufen sei, als Johanna ausgeathmet, eine weiße Taube hervor und himmelan geflogen.“ Diese Legende erwähnt F. in seiner Theaterkritik über die Aufführung von Schiller: Die Jungfrau von Orleans am 1.6.1878 (NFA 22/1, 692). – Sidonia von Borcke wurde auf dem Rabenstein vor Stettin enthauptet; vgl. Anm. zu Z. 309 Der Maler vorher. Das Rückseiten-Bild. 662 schickt seinen Hofmaler ]  Vgl. Anm. zu Z. 309 Der Maler vorher. Das Rückseiten-Bild. 657

Korfiz Uhlefeld Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 26, 1–6 (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 138 (Gruppe VI) Drucke: HFA 1V, 850–853; NFA 24, 317–319; HFA 2I/7, 474–476 Literatur: Nürnberger 1967, 58; HFA 1V, 1077 f.; Jessen 1975, 176–182, 223; NFA 24,

906–908; HFA 2I/7, 754 f.; Nürnberger 2007, 58; Fontane-Lexikon 254

Datierung: vermutlich 1885 F. befasste sich 1885 mit dänischer Geschichte: Am 24.1. las er in Holbergs Dänischer Reichs-Historie (GBA, T 2, 223), im letzten Vierteljahr konzipierte er Unwiederbringlich (erste Niederschrift 1887, erschienen 1891). Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 3 Bogen + 2 Blatt Folio. Tinte, Rotstift. Erläuterungen: Das Fragment folgt der Biographie des dänischen Politikers Corfits

Ulfeldt (1606–1664). Er stammte aus einer einflussreichen Familie und heiratete die Lieblingstochter Christians IV. von Dänemark, Leonore Christine. Machtbewusstsein, Ehrgeiz und die Parteinahme für seine 1630 in Ungnade gefallene Schwiegermutter Christine Munk schufen ihm Feinde. Unter dem folgenden König, Frederik III., verstrickte er sich in politische Intrigen und wechselte mehrfach die Seiten zwischen

36  Vgl. Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens 7, 437; 8, 696.

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i.1  Historische Erzählungen

Däne­mark und Schweden. Als Hochverräter zum Tode verurteilt und verfolgt, starb er am 20.2.1664 in einem Boot auf dem Rhein zwischen Basel und Breisach.1 F.s Quelle ist Ludvig Holberg: Dänische Reichs-Historie, Bd. 2 (1757), 646–647, 761, 866–881, und Bd. 3 (1759), 44–128, 196, 251, 267–280, 574–589. Am 25.1.1880 besprach F. eine Aufführung von Heinrich Kruses Drama Der Verbannte (1879), dessen Protagonist Corfits Ulfeldt ist, in der Vossischen Zeitung; vgl. Chronik 2236. Vgl. Unwiederbringlich: Dort ist die Ehegeschichte um Christian IV. und Christine Munk in Anspielungen (Kap. 22) und als Subtext präsent. Stellenkommentar:  8

  8  f.

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12

Christine Munks Glück und Fall ]  Der seit 1612 verwitwete Christian IV. von Dänemark (1577–1648) ging 1615 eine morganatische Ehe mit der dänischen Adligen Christine (Kirsten, Kirstine) Munk (1598–1658) ein und hatte mit ihr zwölf Kinder. 1627/28 hatte Christine Munk offenbar eine Affäre mit Otto Ludwig Rheingraf zu Salm-Kyrburg (1597–1634). Die Ehe wurde 1630 geschieden, als Christian IV. die Vaterschaft der 1629 geborenen jüngsten Tochter anzweifelte.2 Das Wunderkind Eleonore Christine (Ellen.) ]  Leonore Christine (1621–1698), die dritte Tochter Christians IV. mit Christine Munk, lebte nach der Trennung der Eltern zunächst bei Verwandten, dann beim Vater und wurde von ihm 1630 mit Corfits Ulfeldt verlobt und 1636 verheiratet. Nach der Verurteilung ihres Mannes als Hochverräter wurde sie 1663 verhaftet und auf Befehl der Königin Sophie Amalie, der Frau Frederiks III., 22 Jahre lang ohne Prozess im Blauen Turm, dem Gefängnis von Schloss Christiansborg in Kopenhagen, gefangen gehalten. Dort begann sie ihr autobiographisches Werk Jammers ­Minde zu schreiben. Nach dem Tod der Königin Sophie Amalie 1685 freigelassen, verbrachte sie ihre letzten Lebensjahre im Kloster Maribo in Seeland.3 Zu ­ihren großen Begabungen und ihrer umfassenden Bildung vgl. Holberg 1759, 3, 590–592. Sehestedt ]  Hannibal Sehested (1609–1666) war seit 1642 verheiratet mit Christiane (1626–1670), einer jüngeren Schwester Leonore Christines.4 Zum Gegensatz zwischen den beiden Schwägern vgl. Holberg 1757, 2, 869–871, der Ulfeldt Geradlinigkeit, Anmaßung und Hitzigkeit, Sehested Heuchelei zuschreibt. Transfusion des Bluts ]  Vgl. Holberg 1759, 3, 605 f.: „Daß sie [Leonore Christine] etwas von ihres Mannes Blute, durch eine Oeffnung an ihrem Arm, mit dem ihrigen vermischet, und dadurch eine solche Sympathie zuwege gebracht hatte, daß sie in ihres Gemahls Abwesenheit fühlen können, was ihm be­gegnet.“

1  Vgl. J. A Fridericia: Ulfeldt, Corfits. In: Dansk Biografisk Lexikon 18 (1904), 17–30 [http://runeberg. org/dbl/18/0019.html] (8.1.2016). 2  Vgl. J. A Fridericia: Munk, Kirstine. In: Dansk Biografisk Lexikon 11 (1897), 525–531 [http:// runeberg.org/dbl/11/0527.html] (8.1.2016). 3  Vgl. S. Birket Smith: Leonora Christina. In: Dansk Biografisk Lexikon 10 (1896), 210–220 [http:// runeberg.org/dbl/10/0212.html] (8.1.2016). 4  Vgl. J. A. Fridericia: Sehested, Hannibal. In: Dansk Biografisk Lexikon 15 (1901), 496–509 [http:// runeberg.org/dbl/15/0498.html] (8.1.2016).

Korfiz Uhlefel

13

13

14

17 f.

22

34

44 52 f.

56 57

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Gefangenschaft in Bornholm ]  Frederik III. (1609–1670, reg. seit 1648), Sohn aus erster Ehe und Nachfolger Christians IV., wollte den beherrschenden Einfluss seiner Halbschwestern und Schwäger, der sog. „Schwiegersöhne-Partei“, nicht dulden. Nachdem er aufgrund von Verleumdungen Untersuchungen von Ulfeldts Amtsführung als Reichshofmeister eingeleitet hatte, floh Ulfeldt mit seiner Familie aus Dänemark. Zunächst unter dem Schutz der Königin Christina von Schweden stehend, trat er 1656 in die Dienste ihres Nachfolgers Karls X. Gustav und handelte 1658 den für Dänemark nachteiligen Frieden von Roskilde aus. 1659 verlor er Karls X. Gunst (vgl. Anm. zu Z. 14 Gefangenschaft in Malmö), kehrte nach Dänemark zurück und wurde 1660/61 gemeinsam mit seiner Frau auf der Festung Hammershus auf Bornholm gefangen gehalten, dann unter Konfiskation von Ulfeldts Besitz freigelassen, worauf sie sich auf Leonore Christines Gut auf Fünen niederließen. Oberst Fuchs ]  Der Bornholmer Festungskommandant Adolph Fuchs, der das Ehepaar Ulfeldt während der Haft schikaniert hatte, wurde 1662 in Brügge von ihrem Sohn Christian Ulfeldt erstochen; vgl. Holberg 1759, 3, 579 und 583 f. Gefangenschaft in Malmö ] 1659 wurde Ulfeldt in Malmö inhaftiert, von schwedischer Seite des Verrats angeklagt und zum Tode verurteilt, aber 1660 amnestiert. Nach Dänemark zurückgekehrt, wurde er auf Bornholm gefangen gesetzt. Warwick the kingmaker ]  Richard Neville, 16th Earl of Warwick (1428–1471), eine einflussreiche Figur in der Epoche der Rosenkriege. 1461 trug er maßgeblich zum Sturz Heinrichs VI. (Lancaster) von England und zur Thronbesteigung Eduards IV. (York) bei. Nach einem Zerwürfnis mit Eduard IV. brachte er 1470 wiederum Heinrich VI. auf den Thron.5 Ende der Adelsherrschaft ]  Mit der Lex regia (dän. kongeloven) etablierte Frederik III. 1665 das absolutistische Königtum in Dänemark. Zuvor war die Thronfolge zwar erblich, doch bestätigte der Reichsrat als Repräsentant des Adels den König durch Wahl. Wibeke ]  Nach der Trennung von Christine Munk lebte Christian IV. bis zu seinem Tod mit Christines ehemaligem Kammermädchen Vibeke Kruse (um 1605–1648) zusammen, angeblich auf Anraten von Christines Mutter Ellen Marsvin, der reichsten Landbesitzerin Dänemarks, die so ihren Einfluss auf den König bewahren wollte. Im Inhaltsverzeichniß des III. Bandes sind alle wichtigen Momente angegeben ]  Holberg 1759, 3, 916 f. (Register). Prozeß … einander gegenüber ]  1632 strengte Christian IV. einen Prozess wegen Ehebruchs, Landesverrats und sogar Mordversuchs gegen Christine Munk an. Ihre beiden Schwiegersöhne standen sich im Prozess gegenüber. Während Ulfeldt Christine Munk verteidigte, ergriff Sehested gegen sie Partei. Christine Munk nach Jütland ]  Sie wurde freigesprochen, stand aber bis 1647 auf Gütern ihrer Mutter in Jütland unter Hausarrest. bis zum Tode des Königs 1646 ]  Christian IV. starb erst am 28.2.1648.

5  Vgl. Encyclopædia Britannica [www.britannica.com/biography/Richard-Neville-1st-Earl-of-­Warwick] (8.1.2016).

32 | 60 f.

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i.1  Historische Erzählungen

die Intrigue die Pufendorf (Holberg III. S. 582.) erzählt ]  Holberg 1759 (Bd. 3, in der 2. Aufl. auf Seite 577) zitiert aus dem 6. Buch von Samuel Pufendorfs Geschichte Karl Gustavs von Schweden, äußert aber Zweifel an dessen Zuverlässigkeit. Ihm zufolge hatte Sehested, als Ulfeldt in Malmö inhaftiert war (vgl. Anm. zu Z. 14 Gefangenschaft in Malmö), dafür gesorgt, dass Ulfeldt nur von dem Todesurteil, aber nicht von der Amnestie erfuhr, und ihn dadurch zur Flucht nach Dänemark verleitet.6 Anerbieten an den großen Kurfürsten ]  1662 verließ die Familie Ulfeldt Fünen und ging nach Brügge. Ulfeldt plante eine Verschwörung gegen Frederik III. und bot Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg durch Mittelsmänner den dänischen Thron an. Der Kurfürst unterrichtete sofort den dänischen Hof davon, worauf Ulfeldt 1663 als Hochverräter zum Tode verurteilt und eine Belohnung auf seine Ergreifung ausgesetzt wurde; vgl. Holberg 1759, 3, 584–589.

Das Gelübde von Bornhöved Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 16, 2–6 (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 53 (Gruppe III) Drucke: Erstdruck Literatur: Jessen 1975, 185 f. Datierung: nach 1884, vermutlich 1885 t. post q.: Erscheinen von Graf Petöfy Oktober 1884; t. ad q.: Lektüre von Holbergs Däni­scher Reichs-Historie 24.1.1885 (GBA, T 2, 223). 1885 befasste sich F. mit dänischer Geschichte und konzipierte Unwiederbringlich. Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 3 Bogen Folio. Tinte, Blaustift. Nicht zugehöriger Text: SBB, St 16, 3v, 4r: Graf Petöfy, Kap. 5. Erläuterungen: In der Schlacht bei Bornhöved am 22.7.1227 besiegte ein norddeutsches Heer unter Graf Adolf IV. von Holstein (vor 1205–1261) das Heer König Waldemars II. von Dänemark (1168–1241), womit dieser die in den 1190er-Jahren eroberten und 1225 unter Zwang abgetretenen norddeutschen Gebiete endgültig verlor.1 Die 1 Historiografische Quellen: Sächsische Weltchronik, hg. von Ludwig Weiland, Hannover 1877 6  Samuelis Liberi Baronis de Pufendorf De rebus a Carlo Gustavo Sveciae Rege gestis commenta(MGH Deutsche Chroniken 2), 246f. riorum libri septem. NürnbergBd. 1729, 563. und 279; Holsteinische Reimchronik, ebd., 624; Holberg 1757, I, 288. 1  Historiographische Quellen: Sächsische Weltchronik, hg. von Ludwig Weiland, Hannover 1877 (MGH Deutsche 2), 246 f.De und 279;aHolsteinische Holberg 6  Samuelis LiberiChroniken Baronis deBd. Pufendorf rebus Carlo GustavoReimchronik, Sveciae Regeebd., gestis624; commenta1757, 1, 288. riorum libri septem. Nürnberg 1729, 563.

Das Gelübde von Bornhöved

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geplante Erzählung konzentriert sich auf die durch den Sieg ausgelöste Konversion Graf Adolfs, der in Erfüllung des Gelübdes 1239 als Franziskanermönch in das von ihm gestiftete Maria-Magdalenen-Kloster in Hamburg eintrat, nach seiner Pilgerfahrt nach Rom zum Priester geweiht wurde und sein Leben im ebenfalls von ihm gestifteten Marienkloster in Kiel beschloss.2 Fontanes direkte Quelle waren vermutlich Karl Müllenhoffs Sagen, Märchen und Lieder aus Schleswig-Holstein und Lauenburg (Kiel 1845), Nr. XII und XIII.3 – Vgl. Von Zwanzig bis Dreißig, Abschnitt Der Tunnel über der Spree, Kap. 4 (GBA 225): „Allen möglichen Balladenrespekt vor König Erich und Herzog Abel, vor Bornhöved und Hemmingstedt; aber neben Hochkirch und Kunersdorf […] geht doch dieser ganze Kleinkram in die Luft.“ In der Titelzusammenstellung Chronica bildet Das Gelübde von Bornhöved zusammen mit Herzog Abel die 3. Gruppe; vgl. auch Chronika. Stellenkommentar:  7

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vom Himmel gefallenen Danebrog ]  Der Legende nach fiel in der Schlacht von Lyndanisse (Tallinn), in der Waldemar II. am 15.6.1219 über ein estnisches Heer siegte, ein Tuch mit weißem Kreuz auf rotem Grund vom Himmel, die nachmalige dänische Flagge. Vgl. Holberg 1757, 1, 280. Bornhöved ]  Kreis Segeberg, Schleswig-Holstein. der der König ]  sic Maria Magdalenen=Tag ]  22. Juli. schützend ]  Nicht eindeutig lesbar. Waldemar selbst verlor ein Auge ]  Vgl. Holberg 1757, 1, 288. Papst Innozenz ]  Innozenz IV., Papst 1243–54. Wird Priester ]  Adolf von Holstein wurde durch den Bischof von Lübeck zum Priester geweiht und feierte seine Primiz in Bornhöved. Geschichte mit der Milchkanne ]  Vgl. Müllenhoff 1845, Nr. XIII (S. 16 f.): „Als Graf Alfs beide Söhne erwachsen waren, erfüllte er sein Gelöbnis, das er in der Schlacht bei Bornhövede gethan hatte, und trat in den Orden der grauen Mönche (Franziskaner). Nun erzählt man, daß er bettelnd wie ein andrer Bruder umhergieng und Almosen sammelte. Da begab es sich, daß er einmal in Kiel, wo er auch ein Kloster gestiftet hatte, auf der Straße gieng und gerade eine Kanne voll Milch trug, als seine Söhne die Grafen mit vielem Gesinde daher geritten kamen. Da schämte er sich und wollte die Kanne verbergen; doch besann er sich, so daß die Demuth über die Eitelkeit siegte und er, um sich zu strafen, die ganze Kanne voll sich über den Kopf goß.“4

2  Zu Adolfs Biographie vgl. Heinz Maybaum: Adolf IV. In: NDB 1 (1953), 78–79 [www.deutsche-­ biographie.de/pnd123156645.html], und K.  Jansen: Adolf  IV. In: ADB (1875) [www.deutsche-­ biographie.­de/pnd123156645.html?anchor=adb] (8.1.2016). 3  Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig Holstein und Lauenburg. Hg. von Karl Müllenhoff. Kiel 1845, 16 f. Vgl. Jessen 1975, 186. 4  Vgl. auch J. Greve: Geschichte und Geographie der Herzogthümer Schleswig und Holstein. Kiel 1844, 145.

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i.1  Historische Erzählungen

Herzog Abel Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 16, 7–9 (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 52 (Gruppe III) Drucke: Erstdruck Literatur: Jessen 1975, 176–182 Datierung: vermutlich 1885 Das Fragment entstand vermutlich im Zusammenhang mit Das Gelübde von Bornhöved, das im Handschriftenkonvolut unmittelbar vorausgeht und in der Titelzusammenstellung Chronica zusammen mit Das Gelübde von Bornhöved die 3. Gruppe bildet. Das Gelübde von Bornhöved hat ebenfalls die Geschichte Dänemarks im 13. Jh. zum Thema (vgl. Erläuterungen). F. befasste sich 1885 mit dänischer Geschichte: Am 24.1. las er in Holbergs Dänischer Reichs-Historie (GBA, T 2, 223), im letzten Vierteljahr konzipierte er Unwiederbringlich. Im November 1885 erschien Unterm Birnbaum, dessen Protagonist ebenfalls ein Mörder namens Abel ist. – Vgl. Von Zwanzig bis Dreißig, Abschnitt Der Tunnel über der Spree, Kap. 4 (GBA 225): „Allen möglichen Balladenrespekt vor König Erich und Herzog Abel, vor Bornhöved und Hemmingstedt; aber neben Hochkirch und Kunersdorf […] geht doch dieser ganze Kleinkram in die Luft.“ Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 2 Bogen Folio. Tinte, Blaustift. Erläuterungen: Am 10.8.1250 ließ Herzog Abel von Schleswig (1218–1252) seinen älteren Bruder, König Erik IV. „Plovpenning“ von Dänemark (1216–1250), bei Missunde ermorden und den Leichnam in der Schlei versenken. Jahrelange Auseinandersetzungen zwischen den Brüdern waren vorausgegangen. Der Mord wurde begangen, während sich Erik auf Abels Einladung in Schleswig aufhielt, kurz nachdem sie einen Vergleich geschlossen hatten.1 F. erzählt die Geschichte2 ausführlich im Feuilleton Missunde (NFA 18, 271–274), knapper in Der Schleswig-Holsteinsche Krieg im Jahre 1864 (59). Vgl. auch das Reise­ tagebuch vom 22.5.1864 (GBA, T 3, 19). Ein historischer Zusammenhang besteht mit Das Gelübde von Bornhöved: Erik und Abel waren Söhne Waldemars II. von Dänemark, Abel war mit einer Tochter Adolfs IV. von Holstein verheiratet.

1  Historiographische Quellen: Holsteinische Reimchronik, hg. von Ludwig Weiland, Hannover 1877 (MGH Deutsche Chroniken Bd. 2), 632 f.; Holberg 1757, 1, 309–312. 2  Im Brief an F. vom 5.5.1848 (BW F.–Lepel 2006, Nr. 43) erwähnt Bernhard von Lepel sie, allerdings nur beiläufig und mit falschem Namen; vgl. auch Jessen 1975, 185.

Die Likedeeler

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Stellenkommentar:  5   5 f.

  6 f.

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König Erich in Esthland ]  1249 unternahm Erik IV. einen Feldzug nach Estland; vgl. Holberg 1757, 1, 308. Erscheinung des h. Wenceslaus. Prophezeihung ] Erik hatte in Estland einen Traum, in dem er seinen gewaltsamen Tod vorhersah; vgl. Holberg 1757, 1, 310. Der Bericht in der Holsteinischen Reimchronik (vgl. Fn. 1) setzt den Brudermord in Bezug zur Ermordung Wenzels I. von Böhmen durch dessen Bruder Boleslav I. im Jahr 929 oder 935. die Geschichte mit Abels flüchtiger Tochter ]  Als Erik 1248 das seinem Bruder unterstehende Schleswig einnahm, versteckte sich Abels Tochter Sophie barfuß und in einfacher Kleidung, um nicht in die Hände ihres Onkels zu fallen, was Abel sehr erbitterte; vgl. Holberg 1757, 1, 306 f. und 309. Schachparthie ]  Als Erik bei Abel zu Gast war, spielte er mit einem der Gefolgsleute von Abel Schach, wobei Abel dafür sorgte, dass sie in Streit gerieten; vgl. Holberg, ebd., 309. Lauge Gudmarson ]  Abel ließ seinen Bruder in ein Boot verschleppen und die Schlei hinunterrudern. Er schickte ihm seinen alten Feind Lauge Gudmunsen (so bei Holberg) hinterher und sagte diesem: „Tu mit ihm, was dir gefällt“; vgl. Holberg, ebd., 310. Beichte ]  Auf Eriks Bitte holte man den Priester von Missunde, der ihm vor seiner Ermordung die Beichte abnahm; vgl. Holberg, ebd., 310. Abel wird König ]  Abel I. von Dänemark (reg. 1250–52). Er sucht nach dem Schatz ]  Nach seinem Schatz gefragt, hatte Erik gesagt, er liege in einer Kiste in einer Klosterkirche in Roskilde. Dort fand Abel aber nur eine Mönchskappe (so bei Holberg 1757, 1, 311 f.). Friesen ]  Durch die Einführung einer neuen Steuer löste Abel 1252 einen Aufstand der Friesen aus, in dessen Verlauf er ermordet wurde; vgl. Holberg, ebd., 319. Spuk in der Kirche ]  Abel wurde zunächst im Dom St. Petri in Schleswig beigesetzt, dann aber wegen angeblichen Spuks exhumiert und in einem Wald bei Gottorf begraben; vgl. Holberg, ebd., 320.

Die Likedeeler Textgrundlage: Autograph; Fricke 1938 Der Text der seit 1945 vermissten Seiten wird nach dem Erstdruck von Fricke 1938 ergänzt; vgl. die Marginalspalte im edierten Text und Manuskriptbeschreibung. Zugrunde gelegt wurde das Exemplar des TFA (Hf 47/3614). Standort und Signatur: TFA N 10, 1–2; TFA N 18, 1–2; TFA D 27v; DLA, A: Fontane 56.550/35–39; DLA, A: Fontane x.79.46 Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 46 (Gruppe III; unter dem Titel Klaus Störtebecker)

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i.1  Historische Erzählungen

Drucke: Hermann Fricke: Theodor Fontanes letzter Romanentwurf. Die Likedeeler. Rathenow 1938; NFA 24, 353–395, 925–959; HFA 1V, 879–923, 1091–1097, 1100– 1123; HFA 2I/7, 518–562, 775–807 Die Drucke in NFA und HFA beruhen auf dem Erstdruck von Fricke 1938. Seite 81–85 und die Skizze auf Seite 140 fehlen in HFA und NFA. Literatur: Mann 1910; Eloesser 1921; Petersen 1928, 9 f.; Fricke 1938; HFA 1V, 1091– 1097, 1100–1123; Sasse 1966; Reuter 1968, 101–104, 472, 572, 806 f. u. ö.; Hofmann/ Kuhn 1969, 646; Seiffert 1972; Aust 1974, 257–289; NFA 24, 925–959; Jessen 1975, 183–185; Müller-Seidel 1980, 47, 49, 55, 427–429, 543; Storch 1981, 84–86; Fleischer 1995, 93–101; HFA 2I/7, 775–807; Böschenstein 2000; Fontane-Handbuch 318, 454 f., 698, 703 f.; Fontane-Lexikon 280; Nürnberger 2007, 58, 543 f., 670, 734, 743 f.; Erler 2013, 160 f. Datierung: 1880–1895 (vgl. Erläuterungen. Entstehung) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst

1933, Katalog Nr. 35, 78, Los 468 (Die Likedeeler oder Klaus Störtebecker, 230 S. verschiedenste Formate), laut Jolles nicht verkauft; 1935 erworben durch die Brandenburgische Provinzialverwaltung (TFA): Fricke 1937, 121 (Signatur F 4), BV Fürstenau Akte XI/870; Kriegsverlust des TFA: Vermisste Bestände 44 (vermisst 228 S.). Heute im TFA befindliche Teile: TFA N 10 (Geschenk, TFA Hs. 1974: 1); TFA N 18 (TFA Hs. 1994: 43) und TFA D 27v (TFA Hs. 1995: 65): Rückführung aus der ehemaligen Akademie der Wissenschaften der DDR gemäß Vertrag vom 12.8.1991. Heute im DLA befindliche Teile: Versteigerung Karl & Faber, Auktion 55 (Mai 1956), Los 772 (Eigenhändige Entwürfe); erworben durch das DLA am 16.5.1956: DLA, A: Fontane 56.550/35–39. Von dem 232 Seiten umfassenden Manuskriptkonvolut, das 1935 vom TFA erworben und 1938 von Fricke publiziert wurde, werden seit dem Zweiten Weltkrieg 220 Seiten vermisst.1 Folgende Seiten sind erhalten: 39, 103–105, 121–122, 207–210, 213 und 231 nach Frickes Zählung. Von Seite 115 existiert ein Foto im DLA, von Seite 140 und 211 je eine Abbildung bei Fricke; vgl. Manuskriptbeschreibung. Manuskriptbeschreibung: 1. Erhaltene Seiten: TFA N 10: 1 Bogen Folio. Tinte. TFA N 18: 2 Bogen Folio.

­Tinte. TFA D 27v: ½ Briefbogen 21,8 × 14 cm. Tinte. (D 27r: Julius Rodenberg an F., 12.3.1894, Kopfbogen der Deutschen Rundschau). DLA, A: Fontane 56.550/35: 1 Blatt (18,6 × 10,5 cm). Tinte. DLA, A: Fontane 56.550/36–37: 1 Bogen (14,3 × 22 cm). Tinte. DLA, A: Fontane 56.550/38: 1 kariertes Blatt (11 × 14,3 cm). Tinte. DLA, A: Fontane 56.550/39: 1 Blatt (14,5 × 22,6 cm). Tinte. Rückseite (56.550/39v): Gedruckte Anfrage der Leipziger Neuesten Nachrichten, wessen Standbild neben dem Standbild Friedrichs I. errichtet werden solle. DLA, A: Fontane  x.79.46: 1 Blatt Foto einer von F.s Hand beschriebenen Seite (Lied, das die Likedeeler singen). Beiliegend Zettel von fremder Hand (Tinte): Fotokopie von 1936 aus dem angeblich verschollenen Roman-Mss. 2. Vermisste Seiten: Der Text der nicht im Autograph überlieferten Seiten 1–38, 40– 102, 106–114, 116–120, 123–139, 141–206, 212–230 und 232 sowie ohne Blattangabe 1  Vgl. Vermisste Bestände 44. Die dort genannte Seitenzahl von 228 enthält die heute im DLA befindlichen und die ins TFA zurückgeführten Teile.

Die Likedeeler

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zitierte Notizen und Materialien werden nach dem Erstdruck von Fricke 1938 wiedergegeben, Seiten 140 und 211 nach Abbildungen des Autographs bei Fricke 1938, Seite 115 nach dem Foto des Autographs im DLA (A: Fontane x.79.46). Fricke 1938 gibt an „Bl. 1“ usw., gemeint sind damit aber Seiten, wie der Vergleich mit den erhaltenen Teilen des Manuskriptkonvoluts zeigt. Frickes Zählung des Manuskriptkonvoluts erscheint in der Marginalspalte hinter der Seitenzahl (z. B. Fricke 92: Bl. 115 = Fricke 1938, Seite 92: Seite 115 des Manuskriptkonvoluts). 3. Beschreibung des Manuskriptkonvoluts nach Fricke 1938, 67–70:

„Zusammen mit den beiden oben mitgeteilten Entwürfen einer Likedeeler-Novelle befanden sich insgesamt rund 240 Blatt einseitig oder beiderseitig beschriebene Folio- und Quartblätter, die in Umschlagblätter oder in aus alten Zeitungen gefertigten Streifbändern eingeordnet sind, weiterhin 6 einseitig beschriebene Folioblätter mit Aufzeichnungen zu Reisebeschreibungen über Emden und Bremen, in einem von der Hand Friedrich Fontanes beschriebenen Aktendeckel. Sie befinden sich jetzt im Theodor-Fontane-Archiv der Brandenburgischen Provinzial-Verwaltung. Die Handschrift ist bereits durch zahlreiche Hände gegangen, so daß mit ziemlicher Sicherheit gesagt werden kann, die Reihenfolge und Anordnung ist nicht mehr diejenige, die Theodor Fontane ihr gegeben hatte. Es ist vielmehr deutlich wahrzunehmen, daß sogar später ein Zusammenwerfen mit anderen Entwürfen stattgefunden hat. Denn der Konvolutdeckel, jetzt mit der von Friedrich Fontane herrührenden Aufschrift ‚XIV. Klaus Störtebecker (Die Likedeeler)‘ versehen, hatte ursprünglich von ihm die Inhaltsangabe erhalten: ‚Wanderungen. III. Märkisches und Mecklenburgisches. Pommern. Bremen. Interessante Projekte. Entwurf zu dem Gedicht »Als ich 75 wurde«. Entwürfe etc. zu einer Erzählung aus Ostfriesland »Likedeeler« (Fragment)‘. So waren denn auch ohne Weiteres die Aufzeichnungen zu den Reisebeschreibungen über Emden und Bremen sowie die beiden Entwürfe zur Novellenfassung der Likedeeler herausschälbar. Der große Rest der Entwürfe läßt sich jedoch leicht an Hand der von Th. Fontane herrührenden Umschlagbogen und Streifbänder wieder zusammenordnen. Es ergeben sich dabei deutlich folgende Gruppen: I. In Umschlagbogen 2° mit Aufschrift von F.’s Hand: Die Likedeeler. 1. Die Likedeeler. 2. Die Likedeeler. 3. (Kapitelinhalt von 1. bis 4.) Alle Umschlagbogen enthalten nur Folio-Bogen. Es sind Blätter aus den Manuskripten und Notizen zum ‚Stechlin‘ und zu ‚Von Zwanzig bis Dreißig‘, deren leere Rückseiten mit Aufzeichnungen zu den Likedeelern beschrieben sind. II. In Zeitungsstreifbändern, meist Folioblätter enthaltend. Die Zeitungen datiert vom 3. April 1895, mit Aufschrift von F.’s Hand: 1. Kapitel I. bis IV. 2. Kapitel V. bis X. (Neben Folio bereits zahlreiche Quart-Zettel.) 3. Von Kapitel XI. bis XIV. (Mit ursprünglicher Aufschrift: ‚Notizen die bei den einzelnen Kapiteln von Wichtigkeit sind‘.) Nur Quartzettel! Die Rückseiten zu II,2 sind Briefe und datierte Drucksachen, an F. gerichtet. Die Datierungen liegen zwischen dem 23. Januar 1894 und dem 24. Februar 1895, meist jedoch im November und Dezember 1894 und im Januar und Februar 1895. Die Rückseiten zu II,3 sind ebenfalls Drucksachen und Briefe, datiert zwischen dem 12. März 1894 und dem 17. April 1895, meist jedoch aus Dezember 1894 und März, April 1895.

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i.1  Historische Erzählungen

III. In Zeitungsstreifbändern, nur Quartzettel! mit Aufschrift von F.’s Hand: 1. Kapitel. Dies Konvolut gilt. 1. Kapitel. Ohne Aufschrift, das 2. Kapitel enthaltend. Die Rückseiten zu III,1 sind leer bis auf zwei, datiert mit 27. Januar 1895 und 10. Dezember 1894. Die Rückseiten zu III,2 leer bis auf zwei, datiert mit 15. Februar 1895 und 9. November 1894, das Zeitungsstreifband vom 23. März 1895. Die Rückseiten zu III,3 zur Hälfte leer, sonst Briefe und Drucksachen, datiert vom 29. Dezember 1894 bis 21. März 1895, nur aus diesen beiden Monaten stammend. In Zeitungsstreifband vom 10. April 1895. IV. In Zeitungsstreifband, Anfang März 1895 anzusetzen, mit Aufschrift von F.’s Hand: Eintheilung und Notizen zu Kapitel 1. bis 4. (Durchstrichene alte Aufschrift: Gesamte Kapitel-Eintheilung. Diese Blätter nur zum Nachschlagen benutzen.) Nur Quartblätter. Die Rückseiten meist Briefe an F., datiert vom 25. November 1894 bis 27. März 1895, aus allen fünf Monaten stammend. V. In Zeitungsstreifbändern, nur Quartzettel. Aufschrift von F.’s Hand: I. Allgemeines über die Nordeuropäische Lage. König Albrecht und Margarethe. Die Bemannung der Hansischen Schiffe. Ihre Führer. Schiffshauptmann Hugo vor Stockholm. Hugo ist geworbener Likedeeler. (Die Geschichte vom Schiffshauptmann Hugo liegt in diesem Convolut, gehört aber nach Convolut IV, in die Zeit wo Störtebecker Nachrichten empfängt.) II. Wie der Krieg entstanden. Wie die Likedeeler im Dienst von Mecklenburg traten. Urtheile über die Likedeeler. Wie sie verfuhren und wie man mit ihnen verfuhr. – Ihre Weltfahrten. – Ihre Wildheit und ihre Frömmigkeit. – III. Die Likedeeler. – Die Namen ihrer Schiffe. – Die Namen ihrer Anführer. – (Enthält auch die Geschichte von der Messe-Stiftung in Stockholm.) IV. Die friesischen Zustände. – Die Fehden der Häuptlinge. – Keno ten Brooke. – Die Namen der andern. – Das Eintreffen der Likedeeler. – Ihre Stellung zu den Parteien. – Geta ten Brôke. – Störtebekers Bußgang. – Rückkehr. – Katastrophe. Datierungen der Briefe als Rückseiten zu V,1 1895 V,2 vom 7. Januar bis 27. Februar 1895. V,3 vom 28. Januar bis 22. Februar 1895. V,4 vom 11. Januar bis 27. Februar 1895. VI. Leeres, zerrissenes Zeitungsstreifband mit Aufschrift von F.’s Hand: Die Likedeeler. Datiert: 24. Juli 1882, offenbar ursprünglich Umschlag zu dem Entwurf der Likedeelernovelle. Die Datierungsforschung kommt also bei den ‚Likedeelern‘ nicht auf ihre Kosten, die Rückseiten besagen, auch wenn sie nur einen allgemeinen Anhalt bieten, daß Fontane in der Hauptsache im März, April und in der ersten Zeit des Mai 1895 an den Likedeelern gearbeitet hat. Daß Konvolut III,2 vor III,1 liegt, ergibt sich aus Fontanes Bemerkung zu III,1. Ebenso ergibt sich aus dem ganzen Zustand und Zusammenhang der Blätter, daß Konvolut III insgesamt zu Konvolut II eine Erweiterung bildet, also nach Konvolut II anzusetzen ist. Bleibt als wichtigste Frage das Verhältnis der beiden Fassungen in Konvolut I und II, sowie das Verhältnis der Konvolute IV und V zu diesen. In allen Konvoluten, abgesehen von Konvolut V, das nur Studienblätter umfaßt, sind Studienblätter, Entwürfe, Ausführungen und Kapiteleinteilungen enthalten, die bei näherer Prüfung aus mindestens vier verschiedenen Schaffensspannen stammen. Diese entsprechen ganz auch Fontanes sonstiger Arbeitsweise, ja, es ist charakteristisch, wie Fontane, der doch vorher ‚Effi Briest‘ und ‚Von Zwanzig bis Dreißig‘ verhältnismäßig in einem Zug schrieb, bei den ‚Likedeelern‘ wieder in seine alte Pusselarbeit zurückkehrt.

Die Likedeeler

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Die erste Spanne seines Schaffens am Likedeeler-Roman hat an den Entwurf seiner Likedeelernovelle angeknüpft. Fontane geriet ins Schreiben (I,1 bis I,3) und saß bald fest. Der einszenige Kapitelentwurf genügte ihm nicht mehr, sobald er begann, sich mit ‚Wissen‘ anzufüllen. Ich möchte annehmen, daß die Entwürfe aus Konvolut I vor der Aufnahme der eingehenden geschichtlichen Studien im März 1895, also bereits im Februar 1895 zu Papier gebracht worden sind. Im Konvolut II. haben wir eine neue Schaffensspanne vor uns, die zum Teil zwar auch noch ohne Vorstudien arbeitet, aber nun doch zahllose Fragen aufwirft, auf die Antwort einzuholen wäre, die dann vor allem von der einszenigen Kapiteleinteilung zu einer zweiszenigen fortschreitet und sich schon an die Gestaltung der Schlußkapitel macht. Das ist die Spanne, die Fontane am 16. März 1895 mit den Worten charakterisiert: ‚Also Anfang und Ende, was immer sehr wichtig, ist da.‘ Diese Schaffensspanne muß demnach ebenfalls noch vor dem 4. April 1895 liegen, an dem Fontane erst im Besitz der geschichtlichen Werke war. Dagegen stehen die Aufzeichnungen aus Konvolut III bereits unter dem Eindruck dieser Studien. Eine bedeutsame neue Stufe des Schaffensprozesses stellt dann Konvolut IV dar, indem es von der zweiszenigen zu einer zum Teil sogar dreiszenigen Kapiteleinteilung übergeht. Es bleiben die Studienblätter aus Konvolut V. Sie enthalten nur Aufzeichnungen aus Voigts Aufsatz und Koppmanns Hansarezessen, die Fontane bei der Anfrage an Holtze Mitte März bereits besaß und nach dem Zustand der Novellenentwürfe bereits seit dieser Zeit kannte. Doch die Rückseiten der Blätter geben eine Datierung nicht vor dem 27. Februar 1895. Sie gehören also wohl zur Schaffensspanne von Konvolut II.“

Nach Frickes Rekonstruktion gehören die einzelnen Konvolutteile folgenden Arbeitsphasen an (seine Zählung von „Fassungen“ und „Entwürfen“ ist nicht konsistent): 1880 (Erste Notiz):

Z. 1–17

Fricke 1938, 24 f.

 . 22–325 Z Z. 326–363 Z. 365–467 Z. 468–535

Fricke 1938, 28–35 (Ausschnitt aus der Borkumer Badezeitung 1882) Fricke 1938, 39 f. („1. Entwurf “) Fricke 1938, 40–43 („2. Entwurf “) Fricke 1938, 44–46 („3. Entwurf “)

1882 (Novellenprojekt):

1895 (Romanprojekt):

Z. 536–616 Fricke 1938, 71–73 („1. Entwurf “) Z. 622–734 Fricke 1938, 74–76 („Erste Übersicht der Kapitelinhalte“) Z. 735–1189 Fricke 1938, 77–87 („Studienblätter“) Z. 1190–1359 Fricke 1938, 88–92 („Zweiszeniger Plan“) Z. 1360–1384 Fricke 1938, 92 f. („Gedichte“) Z. 1385–1610 Fricke 1938, 94–100 („1. Kapitel, 1. Fassung“ [a]; vor Ende März 1895) Z. 1611–1666 Fricke 1938, 101–104 („1. Kapitel, 1. Fassung“ [b]) Z. 1667–1755 Fricke 1938, 104–107 („1. Kapitel, 2. Fassung“; Anfang April 1895) Z. 1756–1939 Fricke 1938, 107–112 („1. Kapitel, 3. Fassung“) Z. 1940–1978 Fricke 1938, 114 f. („2. Kapitel, 1. Entwurf “) Z. 1980–2015 Fricke 1938, 116–118 („2. Kapitel, 2. Entwurf “) Z. 2110–2186 Fricke 1938, 119–121 („3. Kapitel“) Z. 2187–2214 Fricke 1938, 122 f. („3. Kapitel“, „der maurische Knabe“) Z. 2215–2302 Fricke 1938, 124–126 („4. Kapitel“) Z. 2303–2411 Fricke 1938, 127–130 („7. und 8. Kapitel“, [Liebesgeschichte]) Z. 2412–2646 Fricke 1938, 131–137 („Schlußkapitel“). Kritisch zu Frickes chronologischer Rekonstruktion vgl. Aust 1974, 264 mit Fn. 30.

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i.1  Historische Erzählungen

4. Textpräsentation nach Fricke 1938: Bei Fricke 1938 sind F.s Hervorhebungen gesperrt, F.s Überschriften fett wiedergegeben. Der Vergleich mit den erhaltenen Handschriftenseiten und mit dem in Gänze handschriftlich erhaltenen, ebenfalls bei Fricke 1938 gedruckten Konvolut Quade Foelke zeigt, dass es sich in beiden Fällen in der Handschrift um Unterstreichungen handelt. Daher gibt der edierte Text Überschriften und Hervorhebungen unterstrichen wieder. Metatextuelle Anmerkungen erscheinen kursiv. Für Einfügungen verwendet Fricke teils das diakritische Zeichen , teils ( ) oder eine verbale Beschreibung („Zusatz/Zusätze“). Im nach Fricke 1938 wiedergegebenen edierten Text wird dafür stets ⌐ ¬ verwendet. Varianten (alternative Formulierungen), für die Fricke ebenfalls die Zeichen verwendet, werden als Varianten wiedergegeben. Streichungen, die Fricke verbal angibt, werden im edierten Text als Streichung wiedergegeben. Interlineare Textteile werden bei Fricke uneinheitlich wieder­gegeben: z. T. in ( ), z. T. in , z. T. fortlaufend in den Text eingefügt. Frickes Text erscheint zur Unterscheidung vom zitierten F.-Text in eckigen Klammern und Kleindruck. Die Kollationierung der erhaltenen Seiten mit Frickes Text zeigt, dass seine insgesamt sorgfältige und bis in die Interpunktion hinein genaue Transkription einzelne Lesefehler aufweist, die in NFA und HFA reproduziert werden (z. B. Haltung statt Kleidung, andr. statt Dante, Nogant statt Nogent, lautem statt leisem, treue statt fromme). Diese Fehler vermerkt bereits Seiffert 1972, 66; sie werden im Stellenkommentar angeführt. Erläuterungen: Das zunächst als Novelle, dann als Roman geplante Fragment befasst

sich mit den Vitalienbrüdern, Freibeutern in mecklenburgischen Diensten, die sich nach 1395 als Seeräuber in der Ost- und Nordsee verselbständigten. Im Zentrum der Handlung stehen der sagenumwobene Klaus Störtebeker, seine Liebe zur Tochter eines ostfriesischen Häuptlings, seine Gefangennahme und Hinrichtung in Hamburg. Das Fragment ist zusammen mit Quade Foelke in der Titelzusammenstellung Chronica. 2. Gruppe, genannt, zusammen mit Grete Minde, Ellernklipp, Sidonie von Borcke, Herzog Abel und Das Gelübde von Bornhöved in der Titelzusammenstellung Chronika. 1. Die Vitalienbrüder: Der historische Kontext, in dem die Vitalienbrüder sich formierten, war der Konflikt zwischen Margarete (1353–1412), Königin von Norwegen und Dänemark, und ihrem Neffen Albrecht III. (um 1338–1412), Herzog von Mecklenburg, um die Herrschaft in Schweden. Margaretes Ehemann, König Håkon VI. von Schweden und Norwegen, wurde auf Betreiben vor allem der deutschen Bevölkerung von Stockholm 1364 abgesetzt und Albrecht III. zum König gewählt. Im nun folgenden Krieg nahm Margarete 1389 Albrecht III. gefangen. Daraufhin öffneten dessen Anhänger die mecklenburgischen Häfen Rostock und Wismar „allen, die das Reich Dänemark schädigen“2 wollten. Mecklenburgische Adlige versammelten verstreute Piraten und andere Personen von den Rändern der Gesellschaft und führten einen ­Kaperkrieg gegen Dänemark. Sie nannten sich „Vitalienbrüder“ oder „Viktualien­ brüder“, auch „Vitalianer“ oder „Vitalier“. Dieser Name steht in Zusammenhang mit der Autarkie der Freibeuter, die sich durch ihre Beutezüge selbst finanzierten; eine ­ältere Erklärung geht auf die Versorgung des von dänischen Truppen eingeschlossenen Stockholm mit Lebensmitteln und Waffen zurück, die durch die Freibeuter sicher­ gestellt wurde. 1395 vermittelte die Hanse, deren Handel durch die Vitalienbrüder 2  Zitiert nach: Lexikon des Mittelalters 8, 1762.

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schwer geschädigt wurde, einen Friedensschluss und die Freilassung Albrechts III., worauf der mecklenburgische Adel sich aus dem Kommando zurückzog. Die Vita­lien­ brüder lösten sich jedoch nicht auf, sondern etablierten sich, wechselnd begünstigt und instrumentalisiert von verschiedenen politischen Akteuren, auf der Insel Gotland, bis sie 1398 durch eine Flotte des Deutschen Ordens vertrieben wurden. Sie wichen nun in die Nordsee aus, traten in die Dienste rivalisierender ostfriesischer Häuptlinge und behaupteten sich dort bis 1435.3 Exponenten der Vitalienbrüder in der ostfriesischen Zeit waren Klaus Störtebeker (vgl. Stellenkommentar) und Godeke (Gödeke) Michels. Beide entgingen einer Strafexpedition der Hanse im Frühjahr 1400 und verließen Ostfriesland. Störtebeker trat in die Dienste des Grafen von Holland, setzte sich auf Helgoland fest und fing hamburgische Handelsschiffe auf dem Weg nach England ab. Vermutlich im August 1400 wurde er bei Helgoland von einer hamburgischen Kriegsflotte überwältigt und am 21.10.1400 in Hamburg enthauptet. Michels ging auf Beutezug nach Norwegen, wurde 1401 bei seiner Rückkehr von den Hamburgern abgefangen und ebenfalls hingerichtet.4 2. Der Störtebeker-Mythos: Seit 1550 verbreitete sich auf Flugblättern das 26-strophige Störtebeker-Lied (vgl. Z. 289 ff.), das den historisch neben Godeke Michels weniger bedeutenden Störtebeker in den Vordergrund stellte und ihn durch die Zuschreibung legendärer Begebenheiten mythisierte. Dazu zählten vor allem die Geschichten vom „Freilaufen“ (er habe gebeten, denjenigen seiner Gefährten das Leben zu schenken, an denen er nach seiner Enthauptung noch vorbeilaufen könne) und von einem sagen­ haft großen Humpen, den er in einem Zug ausgetrunken habe, was mit dem Anklang seines Namens an „Stürz den Becher“ verbunden wurde. Im deutschsprachigen Nordund Ostseeraum kam es zu einer Störtebeker-Sagenbildung, die vor allem an Störtebeker-Orte und einzelne Begebenheiten anknüpfte. Der Störtebeker-Mythos enthielt eine sozialromantische Komponente, die den Seeräuber zum Sozialrebellen stilisierte: Ausgehend von der Selbstbezeichnung „Likedeeler“ (Gleichteiler) wurde spekuliert, die Vitalienbrüder hätten eine alternative, genossenschaftliche oder „prä-sozialistische“ Gesellschaftsordnung praktiziert, die die Hansestädte als Bedrohung ihrer ständisch organisierten Gesellschaftsstruktur empfunden und daher bekämpft hätten. F.s Darstellung Störtebekers und der Vitalienbrüder berührt diesen Interpretationsstrang, der dann vor allem in der Literatur des 20. Jh.s zum Tragen kam (u. a. Klabund: Störte­ becker, 1926; Willi Bredel: Die Vitalienbrüder, 1950).5 3. Quellen: F.s Hauptquelle für die historischen Ereignisse ist Johannes Voigts Aufsatz Die Vitalienbrüder (in: Historisches Taschenbuch. Hg. von Friedrich von Raumer. N. F. Zweiter Jahrgang. Leipzig 1841, 1–159). Daneben zog er Ferdinand Heinrich Grautoffs Edition Die Lübeckischen Chroniken in niederdeutscher Sprache (2 Bde. Hamburg 3 Vgl. Matthias Puhle: Die Vitalienbrüder. Klaus Störtebeker und die Seeräuber der Hansezeit. Frankfurt a. M., New York 1992 (21994); ders.: Hinrichtung ohne Prozeß? Die Hanse um 1400 im Kampf gegen die Seeräuber Klaus Störtebeker und Godeke Michels. In: Große Prozesse. Recht und Gerechtigkeit in der Geschichte. Hg. von Uwe Schultz. München 1996, 77–88; Lexikon des Mittel­ alters 8, 1762 mwN.; Klopp 1854, 175–188. 4  Vgl. Matthias Puhle: Störtebeker, Klaus. In: NDB 25 (2013), 397 f. 5  Vgl. Puhle 1996 (Fn. 3), 87 f.; Puhle 2013 (Fn. 3). Ausführlich zur Entstehung des StörtebekerMythos, seiner verschiedenen Ausprägungen und der literarischen Rezeption vgl. Gregor Rohmann: Klaus Störtebeker und die Vitalienbrüder. In: Die Welt des Mittelalters. Hg. von Johannes Fried und Olaf B. Rader. München 2011, 246–275, mwN.

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i.1  Historische Erzählungen

1839/40) und Onno Klopps Geschichte Ostfrieslands (Bd. 1. Hannover 1854) heran. An Spezialliteratur dienten ihm die Aufsätze von Karl Koppmann: Der Seer­äuber Klaus Störtebeker in Geschichte und Sage (Hansische Geschichtsblätter 1877 [1879], 37–58), von Johann Christian Moritz Laurent: Klaus Stortebeker (Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte 2 [1842], 43–92) und Johann Martin Lappenberg: Nachträgliches über Klaus Stortebeker (ebd., 93–99) sowie Das Lied von Stortebeker und Gödeke Michael in hochdeutscher Fassung (ebd., 285–291). Für dessen hochdeutsche Fassung benutzte er außerdem die kommentierte Edition Die Historischen Volkslieder der Deutschen vom 13. bis 16. Jahrhundert von Rochus von Liliencron (Bd. 1. Leipzig 1865, 210–215, Nr. 44: Stortebeker und Godeke Michel). Der Störtebeker-Mythos findet sich in unterschiedlicher Ausprägung in verschiedenen Sagen-Sammlungen des 19. Jh.s, etwa Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg (Kiel 1845; Nr. 35: Klaes Störte­ beker und Göde Micheel) oder Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates (Bd. 2. Glogau 1871, 990–995; Nr. 1222: Claus Störtebeker und Gödeke Michels). Für die Schilderungen der ostfriesischen Landschaft benutzte F. Hermann Allmers: Marschenbuch. Land- und Volksbilder aus den Marschen der Weser und Elbe (Gotha 1858; 3. durchges. und verm. Aufl. Oldenburg, Leipzig [1891]) und C. F. Scherz/Friedrich Sundermann: Die Nordseeinsel Norderney (Emden 1882). Über die Kirche von Marienhafe in ihrem mittelalterlichen Zustand informierte er sich in der Mono­graphie von Hemmo Suur: Die Alte Kirche von Marienhafe in Ostfriesland (Emden 1845). Zu F.s Quellen vgl. auch Fricke 1938, 146–156, sowie den Stellenkommentar. F. folgt der in seinen Quellen gegebenen Chronologie, wonach Störtebeker 1402 hingerichtet wurde; nach heutiger Forschungslage starb er am 21.10.1400; vgl. Puhle 1996 (Fn. 3). 4. Entstehung: Der Störtebeker-Mythos und Störtebeker-Orte waren F. von Kindheit an vertraut; „Störtebekers Kul“ zwischen Heringsdorf und Swinemünde schildert er in Meine Kinderjahre, Kap. 17 (Autobiographische Schriften 1, 176). 1863 erwähnt er sie im Toast auf die Damen nach einem Sommeraufenthalt auf Usedom: „[…] So schafft weithin der baltische Strand / Dem Liede viel glückliche Stunden /, Doch ein allerschönstes Balladenland / Das haben wir hier gefunden; / Am Strand hin schreitet die Bernsteinhex, / Es klingen Vinetas Glocken, / Und die Räuberkuhle Störtebecks / Passierten wir leis erschrocken […]“ (GBA, G 3, 158). Im Juli 1880 besuchte F. erstmals Ostfriesland, als er auf Schloss Lütetsburg bei Norden im Familienarchiv der Grafen zu Innhausen und Knyphausen für Hoppenrade ­ rickes recherchierte. Auf dieser Reise lernte er Emden und Norderney kennen; nach F Annahme hielt er 1880 auch die erste Notiz zu einem Störtebeker-Erzählprojekt fest (Z. 2–17). Fricke 1938, 22, verweist außerdem auf das im April 1880 angefertigte Exzerpt zu Björnstjerne Björnsons Epos Arnljot Gelline (NFA 21/2, 332), das gewisse thematische Berührungen mit dem Störtebeker-Stoff aufweist. Gezielte Lokal- und Quellenstudien unternahm F. auf seiner zweiten Ostfriesland-­ Reise im August 1882. Der Lokalhistoriker Friedrich Sundermann (1843–1923) erschloss ihm Quellen und begleitete ihn nach Marienhafe; vgl. Tagebuch, August– Oktober 1882: „Ich blieb etwas über 3 Wochen [auf Norderney] und ging dann über Norden nach Emden. In Norden suchte ich den Lehrer Friedrich Sundermann auf und machte mit ihm eine reizende Fahrt nach Marienhave, dem berühmten Orte wo Klaus Stoerte­becker gelebt haben soll“ (GBA, T 2, 180). Vermutlich erfolgte auch die erste

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Konzeption der Erzählung auf Norderney; vgl. an Emilie Fontane, 9.8.1882: „[…] eine neue wundervolle Novelle concipirt und aufs Papier geworfen“ (GBA, EB Nr. 598). Während der ersten Arbeitsphase im Jahr 1882 waren Die Likedeeler als Novelle und Teil einer Sammlung Chronica geplant; vgl. Bd. I, S. 434). Die Arbeit wurde jedoch zu diesem Zeitpunkt nicht fortgeführt, obwohl F. auch 1883 einen Teil des Sommers in Ostfriesland und auf Norderney verbrachte und mit Sundermann in Kontakt stand (an Emilie Fontane, 4.8.1883: GBA, EB Nr. 636). In F.s Korrespondenz ist 1887/88 von einem Wiederaufgreifen des Projekts die Rede, nun als Roman; vgl. an Friedrich Stephany, 1.8.1887: „[… ]das Nächste, was ich ­schreibe spielt Anno 1400 und endet mit der Enthauptung von neunundneunzig See­ räubern“ (HFA IV/3, Nr. 526), und an Theodor Fontane jun., 9.5.1888: „Ich schließe mit dieser Geschichte [Frau Jenny Treibel] den Zyklus meiner Berliner Romane ab […] und habe vor, wenn mir noch ein paar Jahre vergönnt sind, mit einem ganz balladesken historischen Roman, der um 1400 spielt, abzuschließen“ (HFA IV/3, Nr. 575). Eine intensive Arbeitsphase mit erneutem Quellenstudium, Dispositionsüberlegungen und der Niederschrift einiger Kapitel fällt in das Frühjahr 1895. Am 16.3. er­suchte F. Hans Hertz (1848–1895), den Sohn seines aus Hamburg stammenden Verlegers Wilhelm Hertz, der auch mit einer Hamburgerin verheiratet war, um Informationen zu den Hamburger Archiven und Materialien zum Likedeeler-Stoff und erläuterte ihm das Projekt: „Ich will einen neuen Roman schreiben (ob er fertig wird, ist gleichgültig), einen ganz famosen Roman, der von allem abweicht, was ich bisher geschrieben habe, und der überhaupt von allem Dagewesenen abweicht, obschon manche geneigt sein werden, ihn unter die Rubrik ‚Ekkehart‘ [Victor von Scheffel, 1855] oder ‚Ahnen‘ [Gustav Freytag, 1873–1881] zu bringen. Er weicht aber doch ganz davon ab, indem er eine Aussöhnung sein soll zwischen meinem ältesten und romantischsten Balladenstil und meiner modernsten und realistischsten Romanschreiberei. Den ‚Hosen des Herrn von Bredow‘ [Willibald Alexis, 1846] käme diese Mischung am nächsten, bloß mit dem Unterschiede, daß die ‚Hosen‘ wie es ihnen zukommt, was Humoristisches haben, während mein Roman als phantastische und groteske Tragödie gedacht ist. [–] Er heißt ‚Die Likedeeler‘ (Likedealer, Gleichteiler, damalige – denn es spielt Anno 1400 – Kommunisten), eine Gruppe von an Karl Moor und die Seinen erinnernden Seeräubern, die unter Klaus Störtebeker fochten und 1402 auf dem Hamburger Grasbrook en masse hingerichtet wurden. Alles steht mir fest, nur eine Kleinigkeit fehlt noch: das Wissen. Wie eine Phantasmagorie zieht alles an mir vorbei, und eine Phantasmagorie soll es schließlich auch wieder werden. Aber eh es dies wieder wird, muß es eine bestimmte Zeit lang in meinem Kopf eine feste und klare Gestalt gehabt haben“ (BW F.–Hertz 1972, Nr. 542). Um Informationen bat er gleichentags auch den Juristen Friedrich Holtze (1855– 1929), Sohn des Militärbibliothekars Friedrich Wilhelm Holtze: „Ich trage mich mit einem schon vor länger als 10 Jahren in Ostfriesland aufgepickten Stoff, der, an den Ort ‚Marienhafe‘ anknüpfend, die Leiden und Freuden, Leben, Tod und Höllenfahrt der Vitalienbrüder oder ‚Likedeeler‘ (Likedealer, Gleichteiler, also damalige Kommunisten) unter ihrem vielgenannten Führer Klaus Störtebeker behandelt. [–] Der Stoff in seiner alten mittelalterlichen Seeromantik und seiner sozialdemokratischen Modernität – ‚alles schon dagewesen‘ – reizt mich ganz ungeheuer, ich kann aber nicht eher an die Arbeit gehn, als bis ich mich mit soviel Wissen, wie ich vertragen kann, vollgesogen habe“ (HFA IV/4, Nr. 451). Holtze gab ihm offenbar ausführliche Lite-

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i.1  Historische Erzählungen

raturhinweise, denn am 22.3. ersuchte er ihn, ihm die Zeitschrift für Hamburgische Geschichte 2 (1842), die Hansischen Geschichtsblätter 1877 (1879) und Liliencrons Volkslieder-Sammlung zu senden (vgl. Erläuterungen. Quellen; HFA IV/4, Nr. 453). Holtze kam der Bitte jedoch nicht sogleich nach, so dass F. sich mit dem gleichen Anliegen am 31.3. wiederum an Hans Hertz wandte und sich am 4.4. für die erhaltenen Bücher bedankte (BW F.–Hertz 1972, Nr. 543 und 544). Als Holtze sich wenig später meldete, erklärte er ihm, dass er alles schon habe, und äußerte sich zu den Quellen: „Voigts Aufsatz (in Raumers ‚Taschenbuch‘), wiewohl etwas altmodisch und krautund rübenhaft geschrieben, enthält doch das weitaus Beste. Lappenbergs Mitteilungen sind knapp, klar, übersichtlich und dadurch verdienstlich. Im ganzen aber sieht man mit Schaudern, wie ein Buch vom andern abgeschrieben wird“ (12.4.1895: HFA IV/4, Nr. 461; vgl. auch Nr. 453). Am 22.7.1895 wird das Likedeeler-Projekt zuletzt erwähnt, als F. sich bei Paul Schlenther für die Zusendung eines in Hamburg erworbenen fünfbändigen „Störtenbeker“-Romans bedankte (HFA IV/4, Nr. 482); nach Fricke 1938, 66, handelte es sich wohl um George Füllborns Roman Der Seeräuber, Admiral und König des Meeres Claus Störtenbeker und seine Abenteuer als kühnster Seeräuber der Nord- und Ostsee oder die Tochter des Senators (Berlin 1892/93). In der zweiten Jahreshälfte 1895 trat die Arbeit am Stechlin in den Vordergrund und das Likedeeler-Projekt wurde zu seinen Gunsten aufgegeben.6 Über mögliche Gründe dafür äußert Thomas Mann (Der alte Fontane, 1910): „Wenn unsere erzählende Literatur etwas mehr von diesem Geschmack eines ganz, ganz alten Herren beeinflußt worden wäre, so hätten wir heute im deutschen Roman mehr Kunst und weniger Philisterei. Und das Bemerkenswerthe ist, daß dieser Vergreisungs- und Auflösungsprozeß den Plan der ‚Likedeeler‘ zeitigt. […] Wären die ‚Likedeeler‘ geschrieben worden, so besäßen wir heute den historischen Roman von höchstem poetischen Rang, den Frankreich in ‚Salambô‘, Belgien im ‚Ulenspiegel‘ besitzt. Es sollte nicht sein. War die Zeit noch nicht erfüllt? Mehrmals, bis in den Juli, ist noch von dem Plane, den Studien die Rede. Dann breitet sich Schweigen darüber. [–] Dies lautlose Versinken einer so neuen und hohen, so klar erschauten Aufgabe, dies stille Absterben einer begeisternden, Unsterblichkeit verheißenden Konzeption giebt zu denken. Müdigkeit allein ist kein Grund zu solchem Verzicht. Es war ihm ja gleichgiltig, ob er fertig wurde. Besorgte er, mit diesem Unternehmen die Beschränkung zu durch­ brechen, deren nach seiner Einsicht die Menschennatur, und seine Natur im Besonderen, bedurfte, um das Vollmaß ihrer Kraft zur Erscheinung zu bringen? ‚Wir bedürfen eines kleinen Kreises, um groß zu sein.‘ ‚Wer sich überschätzt, ist klein.‘ ‚Mir würde der Weitsprung nicht gelingen.‘ Ruhig und mit Fontanischer Skepsis gesehen: der Likedeeler-Plan war ein Plan des Ehrgeizes, der als solcher erkannt und verworfen wurde“ (Mann 1910, 262–264). Stellenkommentar:



Likedeeler ] Niederdt. „Gleichteiler“: Selbstbezeichnung der Vitalienbrüder, die die erbeuteten Waren nicht nach hierarchischen Kriterien, sondern pro Kopf aufteilten; vgl. Klopp 1854, 176: „Sie selber nannten sich auch liekedee­ lers, d. i. Gleichtheiler, weil es ein Grundgesetz ihrer Verbrüderung war, daß

6  Vgl. dazu Müller-Seidel 1980, 427–429.

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alle ­Beute gleichmäßig unter sie getheilt wurde.“ Voigt 1841, 124, zitiert einen Brief des Grafen von Holland an die Hanse, in dem er die Vitalienbrüder „quade [böse] Liekendeler und Seeräuber“ nennt. Emden ]  Stadt an der Emsmündung in Ostfriesland (heute Niedersachsen). Norden ]  Stadt in Ostfriesland, nahe der Nordseeküste, nördlich von Emden (heute Landkreis Aurich, Niedersachsen). F. besuchte Norden und Emden im Juli 1880 und August 1882, Emden nochmals im Juli 1883 (Chronik 2269 f., 2500, 2574). Marienhafe ]  Südöstlich von Norden im Brookmerland gelegen, im Mittelalter direkt an der Leybucht, einer Wattfläche. Die große im 13. Jh. errichtete Marien­kirche mit ihrem hohen Turm – der Legende nach u. a. von Störtebeker und Godeke Michels finanziert7 – war im Mittelalter ein wichtiges Seezeichen; 1829 wurde sie teilweise abgebrochen und hat seither deutlich kleinere Dimensionen.8 Ein Element des Marienhafener Lokalmythos um Störtebeker ist seine Liebe zur Tochter von Keno tom Brok; vgl. Laurent 1842, 51; Grässe 1871, 991; Koppmann 1877, 51. – F. besuchte Marienhafe im Sommer 1882; vgl. Erläuterungen. Entstehung. Graf Knyphausen ] Edzard Friedrich Graf zu Inn- und Knyphausen, Edler Herr zu Lütetsburg und Bergum (1827–1908), Majoratsherr der Herrschaft Lützburg, verh. mit Luise, geb. Freiin von Krassow; vgl. BW F.–Eulenburg 2011, 67 (Anm.). F. besuchte Schloss Lützburg (heute Lütetsburg) vom 20. bis 24.7.1880 im Zusammenhang mit Recherchen zu Hoppenrade (Fünf Schlösser); vgl. dazu seinen Briefwechsel mit Philipp zu Eulenburg, der ihm die Bekanntschaft vermittelte, insb. die Briefe Nr. 1–9 und die zugehörigen Anmerkungen in: BW F.–Eulenburg 2011, 20–27 und 64–71. Auch 1882 und 1883 besuchte F. Graf Knyphausen; vgl. Tagebuch (GBA, T 2, 73, 179f.) und F. an Emilie Fontane, 12.8.1883 (GBA, EB Nr. 638). Buchhändler in Emden ]  Der Verlagsbuchhändler W. Haynel (vgl. Fricke 1938, 24), in dessen Verlag zahlreiche Publikationen zur Geschichte Ostfrieslands erschienen. Gildemeister in Bremen ]  Der Bremer Senator Otto Gildemeister (1823–1902), den F. aus dem Tunnel über der Spree kannte. Fleischel ]  Egon Fleischel (1862–1936), Friedrich Fontanes Compagnon in der Verlagsbuchhandlung F. Fontane & Co., stammte aus Hamburg. Störtebeker ]  Klaus Störtebeker, vermutlich identisch mit einem 1380 in Wismar erwähnten Nikolao Stortebeker, wird als Kaperer erstmals in einer englischen Klageakte von 1394 erwähnt, zusammen mit Godeke Michels und Klaus Scheld. Bis 1399 sind 14 Erwähnungen Störtebekers als Kaperer überliefert.9 Vgl. Erläuterungen. Die Vitalienbrüder. Vitalienbrüder ]  Vgl. Erläuterungen. Die Vitalienbrüder. Borkumer Badezeitung ]  Nach Frickes Recherchen (Fricke 1938, 27 f.) erhielt F. die Zeitungsexemplare von Friedrich Sundermann; vgl. Erläuterungen. Ent­ stehung.

7  Nach der Chronik von Eggerik Beninga; vgl. Suur 1845, 8 und 15. 8  Vgl. Suur 1845; Wikipedia, Lemmata Marienhafe und Marienkirche (Marienhafe) mwN. (8.1.2016). 9  Vgl. Puhle 2013 (Fn. 3).

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i.1  Historische Erzählungen

Störtebek und Gödke Michel ]  Nach Liliencron 1865, 214, ist die ursprüngliche niederdeutsche Fassung des Liedes nur in Bruchstücken erhalten. große Seeschlacht, in der der „Deutsche Orden“ ]  Die Einnahme Gotlands und Vertreibung der Vitalienbrüder von dort durch eine Flotte des Deutschen Ordens unter dem Hochmeister Konrad von Jungingen im Frühjahr 1398; vgl. Puhle 1996 (Fn. 3); Voigt 1841, 71–75. Marienhafe ]  Vgl. Anm. zu Z. 2 Marienhafe. Simon v. Utrecht ]  Simon van Utrecht (gest. 1437), Hamburger Ratsherr niederländischer Herkunft,10 der seit dem Störtebeker-Lied als Gegenspieler Störtebekers gilt; vgl. Rohmann 2011 (Fn. 5), 250 f. Verden ]  Stadt nahe der Mündung der Aller in die Weser, heute Verden (­Aller), Niedersachsen. Bistum karolingischen Ursprungs, zur Zeit der Handlung Hochstift. Gotischer Dom vom Ende des 13. Jh.s.11 Goedeke Michels ] Anführer der Vitalienbrüder, hingerichtet in Hamburg 1401; vgl. Erläuterungen. Die Vitalienbrüder. Wigmann ] Wichmann, Vitalienbruder und Gefährte von Störtebeker und ­Michels, gemeinsam mit Störtebeker 1400 enthauptet; vgl. Puhle 1996 (Fn. 3), 84 f. Wigbold … Magister der Weltweisheit ] Wigbold (1365–1401), ein weiterer Gefährte von Störtebeker und Michels, der ein Universitätsstudium absolviert hatte und den Titel magister septem artium liberalium führte. Hisko ]  Hisko Abdena (gest. 1427/29), Propst und Häuptling von Emden, der den Vitalienbrüdern Schutz gewährte;12 in den Auseinandersetzungen der ostfriesischen Häuptlingsfamilien der Hauptrivale von Keno tom Brok, vgl. folgende Anm. Keno then Broke ]  Keno II. tom Brok (gest. 1417) vereinte sämtliche Territorien Ostfrieslands in seiner Hand.13 Hyma ] Vgl. F.s Brief an Philipp zu Eulenburg vom 15.7.1880: „Die sechs Namen der Comtessen hab ich mir einstudirt und schwank ich mit meinen Vorweg-Sympathien zwischen Hyma, Hedda und Theda hin und her. Wär’ ich Graf und 40 Jahre jünger, würd’ ich mich aber wahrscheinlich doch für Hyma entscheiden. Es klingt nach verschiedenen Seiten so wundervoll an“ (BW F.–­ Eulen­burg 2011, Nr. 9). Gemeint sind die Töchter der Familie Knyphausen: ­ eda Hyma Luise Clementine (geb. 1863), Hedda Auguste Elma (geb. 1865), Th Georgine Jeannette (geb. 1866), Elma Marie Luise (geb. 1869), Adda Hyma ­Marie (geb. 1871) und Luise Anna Wilhelmine (geb. 1874); vgl. BW F.–­Eulen­ burg 2011, 70 (Anm.). Auf Schloss Lütetsburg lernte F. 1880 auch Hyma von Krosigk (geb. 1852) kennen, die Tochter von Pauline Gräfin zu Inn- und ­Knyphausen; vgl. F. an Emilie Fontane, 22. [21.] 7. 1880 (GBA, EB Nr. 570). Meister Rosenfeld ]  Der Henker in Hamburg; vgl. Grässe 1871, 993.

10  Vgl. Hermann Joachim: Utrecht, Simon van. In: ADB 39 (1895), 416–418 [www.deutsche-bio-

graphie.de/pnd139113967.html?anchor=adb] (8.1.2016). Aktenauszüge zu Simon von Utrecht bei Laurent 1842, 86–92. 11  Vgl. Lexikon des Mittelalters 8, 1499 f. 12  Vgl. Voigt 1841, 64; Klopp 1854, 177. 13  Vgl. Günther Möhlmann: tom (ten) Brok, ostfriesisches Häuptlingsgeschlecht. In: NDB 2 (1955), 631 f. [www.deutsche-biographie.de/pnd122554396.html] (8.1.2016).

Die Likedeeler

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Brehmer ]  Wilhelm Brehmer (1828–1905), Senator in Lübeck, Jurist und Historiker, Vorsitzender des Hansischen Geschichtsvereins, den F. 1882 in Thale im Harz kennenlernte.14 362 1402 im Frühjahr die Entscheidungsschlacht ]  Nach heutiger Forschungslage vermutlich im August 1400. 371 die „Lübischen“ ]  Die Lübecker und ihre Verbündeten; hier allgemein für die Hanse, deren Haupt Lübeck war. 415 Grasbrook ]  Hinrichtungsstätte bei Hamburg, wo die Enthauptung Störtebekers und seiner Gefährten stattgefunden haben soll; heute innerhalb der HafenCity. 446 f. Traum, den der junge Jan Janßen Raß hat ]  Die Quelle ist Scherz/Sundermann 1882, 151 ff.,15 wiedergegeben bei Fleischer 1995, 98–100. Während der Napoleonischen Kriege ließ der Norderneyer Kapitän Jakob Janssen Raß unter großer finanzieller Anstrengung ein Schiff bauen; als es fertig war und bezahlt werden sollte, ging die Truhe mit dem Kaufpreis auf und die Goldmünzen rollten in den Sand, was als schlechtes Omen aufgefasst wurde. „Nach längerem Still-Liegen ging das Schiff im Jahre 1816 mit einer reichen Ladung Korn und Spirituosen aus dem Dollart von Emden auf Schweden. Die verhängnisvollen Vorzeichen waren nicht eingetroffen, oder vergessen. Nur ein junger Seemann, des Kapitäns ältester Sohn und sein Stolz, schritt düster und in sich gekehrt das Verdeck des geräuschlos hingleitenden Schiffes auf und nieder. Auffallend kurz war ihm das blonde Haupthaar verschnitten. Das hatte folgende Bewandtnis. [–] Kurz vorher, ehe das Schiff von Emden ging, sieht der junge Mann des Nachts im Schlafraum vor seiner Hängematte einen Sarg, geformt gleich dem Rumpf eines Schiffes, darin streckt sich ein Leichnam, das Haupt mit wallendem Blondhaar, das Antlitz mit einer schwarzen Larve bedeckt. Das ist das ‚böse, das zweite Gesicht‘. Das Gespenst muß die Schere haben oder es geht mir selbst an den Kragen! mit diesen Worten und mit einem kräftigen Schnitte holt sich der Träumer ein Büschel Haare von des Leichnams Haupt, und verbirgt das Amulet neben sich im Bette. Als er am Morgen erwacht, taucht der Traum wieder auf. Er findet richtig neben sich das Büschel Haare. Aber ein Blick in’s Spiegelglas zeigt ihm, daß er sich selber das Haupt beschnitten hat, es sind s­ eine eigenen Haare, die er in der Hand hält, – er hat sich selbst als Leichnam gesehen. Nun steht es außer Frage für ihn, daß diese Reise sein Leben fordern wird und mit ihm das Schiff. [–] Er beschwört den strengen Vater, von dieser Reise abzusehen, ihn, den Todes-Verfallenen, daheim zu lassen. Umsonst! Der Alte weist ihn mit zürnenden Worten von sich und vernimmt kaum des Sohnes Worte: ‚nun, so komme Dein und unser Unglück über Dich!‘“ (Zitat aus Scherz/Sundermann 1882: Fleischer 1995, 99 f.) Tatsächlich ereignet sich ein Schiffbruch, der junge Jan Janssen Raß weigert sich, von Bord zu gehen, und geht mit dem Schiff unter. Der Vater, nach dem Unglück tätig als NorderneyFährschiffer, verfällt in Schwermut. 349

14  Tagebuch, Juni 1882 (GBA, T 2, 178); F. an Martha Fontane, 20.6.1882 (BW F.–Martha Fontane 2002, Nr. 126). 15  Scherz/Sundermann 1882 war uns nicht zugänglich.

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i.1  Historische Erzählungen

Beninga’sche Chronik ]  Eggerik Beninga: Volledige Chronyk van Oostfrieslant. Hg. von Eilhard Folkard Harkenroth. Emden 1722. Der einschlägige Ausschnitt wird zitiert bei Fricke 1938, 149 f. 471 Friedländer’sche Urkundensammlung ] Ernst Friedländer: Ostfriesisches Urkundenbuch. 2 Bde. Emden 1878–1881. Die Sammlung erschien im Verlag von W. Haynel (vgl. Anm. zu Z. 3 Buchhändler in Emden). 474 f. Die Vitalienbrüder … Fr. Voigt ]  Voigt 1841; vgl. Erläuterungen. Quellen. 478 Insel Wollin ]  Zwischen Stettiner Haff und Ostsee, durch die Swine von Usedom getrennt. 486 schwarze Margarethe ]  Margarete von Dänemark; vgl. Erläuterungen. Die Vitalienbrüder. Der Beiname „die Schwarze“ geht auf die Vermischung der historischen Königin mit einer schleswig-holsteinischen Sagengestalt zurück.16 488 Tornea ]  Torneå, schwedischer Name von Tornio in Finnland, an der Grenze zu Schweden gelegen. Eine Fahrt von Vitalienbrüdern in den Norden Finnlands notiert Voigt 1841, 52. 491 f. Fenster für den Dom zu Verden ]  Vgl. z. B. Grässe 1871, 991: „Störtebeker und Gödeke Michels haben auch zuweilen Reue über ihr Leben gefühlt, und deshalb soll jeder von ihnen dem Dom zu Verden sieben Fenster zur Abbüßung ihrer sieben Todsünden geschenkt haben.“ 507 f. Herr Nanne und die vergessenen Handschuhe ]  Der Hamburger Ratsherr Johann Nanne war einer Kommandanten der hanseatischen Strafexpedition im Frühjahr 1400; vgl. Voigt 1841, 97. Die Geschichte von den vergessenen Handschuhen findet sich bei Grässe 1871, 992: „Als nun aber die beiden Hamburgischen Rathsherren so eben den neuen Friedensvertrag mit Keno abgeschlossen und die Halle verlassen hatten, ist Störtebeker aus seinem Versteck hereingetreten und hat sich mit dem alten Keno über die Hamburger Herren lustig gemacht, die sich wieder von ihnen anführen ließen. Indem ist aber Herr Nanne, der seine Handschuhe vergessen hatte, unversehens in die Halle zurückgekehrt und hat die neue Verrätherei bemerkt und deshalb ist auch alsbald der Krieg wieder ausgebrochen.“ Vgl. auch Laurent 1842, 52, sowie Z. 139 ff. 519 Angebot an die Stadt ]  Vgl. Laurent 1842, 59: „Er bot, wenn man ihm das Leben ließe, eine goldne Kette, so lang, daß sie den Dom oder gar ganz Hamburg zu umschlingen vermögen sollte.“ Vgl. auch Grässe 1871, 993. 514 Theda ]  Theda Ukena (1432–1494) war als Ehefrau Ulrichs I. Cirksena G ­ räfin von Ostfriesland. Eine der sieben Töchter des Grafen von Innhausen und Knyp­hausen hieß Thedda; vgl. Fleischer 1995, 96. 515 das Gespensterschiff in allen Nordmeeren ]  Vgl. Z. 252 ff. 524 sie „freilaufen“ ]  Vgl. Grässe 1871, 993 f.: „Der Scharfrichter Rosenfeld enthauptete sie und steckte ihre Köpfe auf Pfähle hart am Elbstrande. Nach einer andern Volkssage hätte Störtebeker, der es schwer bedauert, daß alle seine Kameraden seinetwegen ihr Haupt auf den Block legen sollten, gebeten: ‚Wenn Ihr mir den Kopf abgeschlagen habt, so laßt mich gehen. Diejenigen meiner Kameraden, an denen ich ohne Kopf vorüber komme, mögen am Leben blei470

16  Vgl. Theodor Storm/Theodor Mommsen: Schleswig-holsteinische Sagen. Die schwarze Greth. In:

Volksbuch für das Jahr 1844, mit besonderer Rücksicht auf die Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Hg. von Karl Biernatzki. Kiel 1844, 87. Vgl. auch Müllenhoff 1845, 18 f., 157 f.

Die Likedeeler

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ben!‘ Diese letzte Bitte soll ihm denn auch gewährt worden sein. Als ihm der Kopf abgehauen war, fängt er auch wirklich an zu gehen und kömmt noch an eilf seiner Gesellen vorüber. Da strauchelt er und fällt todt nieder, jenen eilfen aber soll Wort gehalten worden sein.“ Vgl. auch Koppmann 1877, 58. 525 Entschluß der elf Likedeeler ]  Vgl. Z. 511 f. 528 Zwiegespräch zwischen Meister Rosenfeld und den Rathmannen  ]  Vgl. Z.  731 ff. Die Begebenheit findet sich bei Müllenhoff 1845, 36–38. Bei Grässe 1871 wird sie nach der Hinrichtung von Gödeke Michels und dessen Gefährten berichtet: „Als nun aber der ehrsame Rath der Stadt Hamburg, welcher der Hinrichtung beigewohnt hatte, die schwere Arbeit des Scharfrichters Rosenfeld wahrgenommen hatte, der bis an die Knöchel im Blute stand, fragte er ihn nach Vollendung seiner Aufgabe voll Theilnahme, ‚ob er sehr ermüdet sei?‘ Darauf soll Rosenfeld gar grimmig gehohnlacht und trotzig erwiedert haben, ‚es sei ihm noch nie wohler gewesen und habe er noch Kraft genug um den ganzen Rath ebenfalls zu köpfen!‘ welcher höchst frechen Antwort wegen ein hochedler Rath sich sehr entsetzte und den unverschämten Kerl sofort abthun [hinrichten] ließ“ (994). Vgl. auch Laurent 1842, 56; Koppmann 1877, 58. 562 einer der hier stehenden Eichen ]  emend.; Fricke einem der hier stehenden ­Eichen 574 überragt wurden ]  emend.; Fricke überragt wurde 591 Sturm auf St. Vinzent ]  Vgl. Z. 1015 ff. mit Anm. – Kap St. Vincent (Cabo de São Vicente): Südwestspitze Portugals, an der der hl. Vincentius von Saragossa bestattet sein soll. 592 Sturm auf Bergen oder Drontheim ]  Vgl. Z. 956. Bergen wurde im April 1393 von Vitalienbrüdern überfallen; vgl. Puhle 1996 (Fn. 3), 81. 599 in Trümmern ]  emend.; Fricke in Trümmer 605 die Ley und das Tief ]  Vgl. Voigt 1841, 64 f.: „Bei Marienhaven hatten sie [die Vitalienbrüder] die Einfahrt befestigt und vier große gewölbte Pforten mit ­einer hohen Mauer erbaut, denn ein jetzt verschlammtes Tief ging damals bis an Marienhaven heran; dahin brachten sie ihren ausgeladenen Seeraub auf kleineren Schiffen. Daher hieß noch in spätern Zeiten diese Niederung Stortebeckers Tief […].“ Vgl. auch Klopp 1854, 178; Koppmann 1877, 54. 610 f. Sarascenen von Sicilien ]  Sizilien befand sich von 902 bis 1072 unter arabischer („sarazenischer“) Herrschaft. Ein arabisches Bevölkerungssubstrat existierte noch mehrere Jahrhunderte später. 640 Moriscoknabe ]  Moriscos: zwangstaufte spanische Muslime.17 – Unter Störtebekers persönlichem Besitz soll eine Holzfigur gewesen sein, die einen dunkelhäutigen Jungen darstellte, „Störtebekers Page“ genannt und bis 1842 in Hamburg aufbewahrt wurde; vgl. Koppmann 1877, 57. 666 Esens oder Wittmund ]  Orte im Harlingerland in Ostfriesland, die zur Handlungszeit zum Einflussbereich der Familie tom Brok gehörten; vgl. Klopp 1854, 149. 672 bottnischen Meerbusen ]  Zwischen Schweden und Finnland. 673 f. Geschichte vom Schiffshauptmann Hugo von Stockholm ] Vgl. Z. 1038 ff. Die Quelle für diese Geschichte ist Voigt 1841, 40–42, der sie auf Ende 1394, wäh17  Vgl. Lexikon des Mittelalters 6, 842.

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i.1  Historische Erzählungen

rend der Belagerung von Stockholm durch dänische Truppen, datiert. Er fügt hinzu, dass Hugo einen Kanal ins Eis schlagen ließ, der über Nacht wieder zufror; am Morgen brachen die angreifenden Dänen ein. Puhle 1996 (Fn. 3) datiert die Geschichte auf den Winter 1393/94. 694 Uppstalsboom ]  Versammlungsort bei Aurich, an dem im 13./14. Jh. die Land­ tage der friesischen Landschaften stattfanden,18 beschrieben bei Allmers 31891, 189 ff.; vgl. auch Klopp 1854, 160 f. 724 soli Deo gloria ]  Gott allein die Ehre. 749 König Albrecht und Margarethe ]  Vgl. Erläuterungen. Die Vitalienbrüder. 755 Sora ]  Bistum in Latium. Die Geschichte findet sich bei Voigt 1841, 17. 769 f. Wisby sollte dem Hochmeister und den Seinigen zu ihrem Orloge offen stehn ]  Voigt 1841, 75 (Vertrag Herzog Johanns II. zu Mecklenburg mit dem Deutschen Orden nach der Eroberung Gotlands 1398): „[…] die Stadt Wisby, die Häfen und das ganze Gebiet von Gothland sollten fortan dem Hoch­meister, seinem gesammten Orden und allen den Seinigen zu ihrem Orloge offen ­stehen auf ewige Zeit.“ – Visby: Hauptstadt der Insel Gotland. Orlog: (niederländ.) Krieg(-führung). 772 Rauchwerk ]  Pelz; vgl. Grimm 14, 254. 774 Richard II. ]  (1367–1400), König von England. Nach der Kaperung eines englischen Schiffes durch die Vitalienbrüder gestattete er den englischen Kauf­ leuten, sich an der Hanse schadlos zu halten; vgl. Voigt 1841, 65. 776 Rostock und Wismar das Likedeeler=Wesen großgezogen ]  Vgl. Erläuterungen. Die Vitalienbrüder. 779 Wulf Wulflam ] Wulf(hard) Wulflam (gest. 1409), Bürgermeister von Stralsund.19 Als Opponent der Vitalienbrüder erwähnt bei Laurent 1842, 45. 784 Henning v. d. Ost ]  Erwähnt als Anführer der Vitalienbrüder bei Voigt 1841, 8. 791 Geschichte von der „ewigen Messe“ ]  Vgl. Z. 882. Die Quelle für diese Geschichte ist Voigt 1841, 42 f., der sie auf 1394 datiert: „Zehn Hauptleute der Vitalien­ brüder […] stifteten in einer Kirche Stockholms ‚mit guter Leute Hülfe‘ und aus ihren eigenen Mitteln eine ewige Messe Gott zu Lobe, zu Ehren des heiligen Kreuzes, des heiligen Blutes, S. Georgs, S. Gertrude und aller Gottesheiligen und dankten damit Gott, der Jungfrau Maria und allen Heiligen, daß die göttliche Gnade sie vor ihren Feinden beschirmt und bewahrt habe.“ 797 S. Bismarck ] Vgl. F. an Hans Hertz, 31.3.1895: „An diesem Vorabend des Bismarck-Tages [Bismarcks 80. Geburtstag am 1.4.1895] beschäftigt mich unpatriotischerweise mein neuer Freund Klaus Störtebeker mehr als der ihm nicht ganz unverwandte Altreichskanzler. Beide waren ‚Stürzebecher‘ und ein Schrecken ihrer Feinde. Selbst mit Religion und Kirche haben sich beide befaßt, wenn es gerade vorteilhaft war. Nur war Bismarck nie ‚Likedeeler‘; er behielt immer möglichst viel für sich. Zur Strafe dafür kriegt er jetzt so viel Geschenke, daß er sie nicht unterzubringen weiß“ (BW F.–Hertz 1972, Nr. 543). 817 „Es steht nicht zu beschreiben“, sagt ein alter Chronist ]  Nahezu wörtlich aus Klopp 1854, 176. 18  Vgl. Lexikon des Mittelalters 8, 1279. 19  Vgl. Theodor Pyl: Wulflam, Wulfhard. In: ADB 44 (1898), 292–295 [www.deutsche-biographie.

de/pnd138466912.html?anchor=adb] (8.1.2016).

Die Likedeeler

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„Gottes Freund und aller Welt Feind“ ]  Motto der Vitalienbrüder wie auch anderer Freibeuter; vgl. Laurent 1842, 47; Klopp 1854, 176 u. a. 839 brachte ]  emend.; Fricke brachten 873 Ein Hauptanführer der Likedeeler in der Ostseezeit war ein Moltke ]  Vgl. Laurent 1842, 49. 888 f. Henning Manteuffel … Marquard Preen ]  Erwähnt als Anführer der Vitalien­ brüder bei Voigt 1841, 27. 906 Hayo ]  emend.; Fricke Haya 906 Esenhamm ]  Esenshamm, Dorf mit Wehrkirche, heute zur Gemeinde Nordenhamm (Landkreis Wesermarsch) gehörig. 906 Fehde ]  Edo Wimkens Schwester wurde von ihrem Mann Hayo Huseken einer anderen Frau wegen verstoßen; vgl. Klopp 1854, 172. 908 f. mit einem härenen Stricke durchsägen ]  Vgl. Klopp 1854, 173: „Edo schleppte seinen Gefangenen mit nach Jever, ließ ihn dort im Gefängnisse erst aushungern und dann mit einem neuen härenen Stricke mitten von einander sägen. Dennoch kann man die grausame That für Hayo Huseken kaum anders als eine gerechte Vergeltung betrachten; denn er pflegte seinen Gefangenen einen Strick um den bloßen Leib zu legen und diesen mit einem Knebel festdrehen zu lassen.“ Vgl. auch Voigt 1841, 56; Puhle 1992 (Fn. 3), 110. 926 mit Hilfe des dicken Buches ]  Vermutlich ist Grautoff 1829/30 gemeint; vgl. Erläuterungen. Quellen. 928 Brockmerland ]  Das Brookmerland (brook: Bruch, Moorlandschaft) zwischen Norden und Aurich; vgl. Klopp 1854, 149. 939 „Junker Sissinga“ mit dem Becher ]  Vgl. Z. 1019 ff. mit Anm. 947 Wallenstein in Altdorf ]  Wallenstein studierte 1599, im Alter von 16 Jahren, an der Akademie Altdorf bei Nürnberg, der späteren Universität Nürnberg. Wallen­stein in Altdorf ist der Titel eines 1894 erstmals aufgeführten Volksschauspiels von Franz Dittmar.20 957 trieb ]  emend.; Fricke trieben 962 Eroberung Gothlands und Wisby’s durch die preußischen Ordensritter ]  Vgl. Anm. zu Z. 327 große Seeschlacht in der der „Deutsche Orden“. 965 Garn ]  Ljugarn an der Ostküste Gotlands. 965 Garn … Landskron ]  Vgl. Voigt 1841, 73 f.: „[…] lief die Flotte aufs trefflichste gerüstet, in der Mitte des März von Danzig aus, langte glücklich, während im Lande Gebete für ihre Erhaltung angeordnet wurden, bei Gothland an und ­legte sich ohne Schwierigkeit in den Hafen Garn, in dessen Nähe das feste Raubschloß Landskron, ein Hauptsitz der Vitalianer, stand. Die Landung gelang.“ 967 Swen Sture ]  Statthalter Margaretes von Dänemark auf Gotland, der die Vitalienbrüder begünstigte. Er wurde vertrieben, als Erich von Mecklenburg im Frühjahr 1397 Gotland eroberte, doch nach Erichs Tod im gleichen Jahr von dessen Witwe Sophie von Pommern-Wolgast wiederum zum Oberbefehls­ haber auf Gotland ernannt, das sich unter ihm zu einer veritablen Seeräuberkolonie entwickelte; vgl. Puhle 1996 (Fn. 3); Voigt 1841, 69. 975 S. 74. und 75. ]  Voigt 1841. 821

20  Vgl. Wikipedia, Lemma Wallenstein in Altdorf (8.1.2016).

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i.1  Historische Erzählungen

 976 Holberg ]  Über die Vitalienbrüder auf Gotland und die Eroberung durch den

Deutschen Orden vgl. Holberg 1757, 1, 507–509.

 977 im Sunde und Kattegatt ] Der Öresund zwischen Seeland (Dänemark) und

Schweden und das Kattegat nördlich von Seeland.

1012 Hertz oder Fleischel ] Hans Hertz; Egon Fleischel; vgl. Erläuterungen. Entste-

hung.

1015 Beute, die die Hamburger bei ihrem Siege über Störtebeker machten ]  Voigt

1017 1034

1050 1061 1064 f.

1068 1068 1071 1072 1073 1076 1077

1841, 103 f.: „Auch mancher aus den Raubschiffen mitgebrachten Beute erfreuten sich die Hamburger. Alles strömte dahin, wo man theils die einst an der spanischen Küste geraubten Reliquien des heiligen Märtyrers Vincentius, theils den großen silbernen Humpen sehen konnte, den der trinklustige Hauptmann Stortebecker bei sich zu führen und gewöhnlich auf einen Zug zu leeren pflegte. Nur ein Edelmann aus Gröningen war ihm in diesem Meisterstücke der Saufkunst gleich gekommen; von ihm mochte er den Becher durch Raub oder als Geschenk erhalten haben, denn es stand darauf das Verslein eingegraben: Ik Jonker Sissinga Ich Junker Sissinga Van Groninga Von Gröningen Dronk dees heusa Trank dies Gehäuse In een Fleusa In einem Fleuße (Flusse) Door myn kraga Durch meinen Kragen In myn maga. In meinen Magen.“ Cap St. Vincent ]  emend.; Fricke Cap St. Vicent. Die Geschichte mit dem „Einsperren in die Tonnen“ ]  Dass die Mannschaft eines Stralsunder Schiffs 1391 nach einem misslungenen Kaperversuch mit den gefangenen Vitalienbrüdern so verfahren sei, steht bei Voigt 1841, 23 f. Vgl. auch Puhle 1996 (Fn. 3), 80 f. Erzbischof Giselbrecht ]  Giselbert von Brunkhorst (gest. 1306), Erzbischof von Bremen; erwähnt bei Lappenberg 1842, 93. Occo ten Broke ]  Diese Genealogie der Familie ist aufgeführt bei Voigt 1841, 53–56. Vgl. auch Quade Foelke. Occo … Liebhaber der Königin von Neapel ]  Die Quelle der Anekdote ist Voigt 1841, 54. Es handelt sich um Johanna I. von Anjou (um 1326–1382), Königin von Neapel und Gräfin der Provence. Nogent ]  emend.; Fricke Nogant. Vgl. Anm. zu Z. 1289 Nogent s. Seine. erstem ]  emend.; Fricke ersten Watt-Schilderung auf S. 133 ]  Vermutlich Seitenangabe nach Scherz/Sundermann 1882.21 Weser oder Jade ]  1) Die Wesermündung beim heutigen Bremerhaven. 2) Die Mündung der Jade in den Jadebusen an der Ostküste Ostfrieslands. Baltrum ] Die mittlere der Ostfriesischen Inseln, zwischen Norderney und Langeoog. Die Moore ]  Vgl. Allmers 31891, 74–99. Geest ]  Landschaftstyp im nordwestdeutschen Küstengebiet: Altmoränen mit Sandboden, teilweise von Mooren bedeckt.

21  Vgl. Fricke 1938, 155. Scherz/Sundermann 1882 scheint ihm ebenso wenig zugänglich gewesen

zu sein wie uns.

Die Likedeeler

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1078 Carex und Scirpus ]  Seggen und Simsen (Sauergräser). Vgl. Allmers 31891, 76. 1087 Fund (Gerippe) im Moor ]  Vgl. Allmers 31891, 98 (Fn.): Beschreibung einer

1817 aufgefundenen Moorleiche, die sich 1891 in Aurich befand.

1105 „Drei alte abgestorbene Eichen standen umher.“ S. 371 ]  Vgl. Allmers 31891, 91

1106 f.

1109 1111 1131 f. 1151

1153 1155 1159 1162 1165 1168 1169

(Schilderung des Upstalsboom): „Auch sind uns bestimmte Nachrichten erhalten, daß früher auf dem in der Mitte kaum drei Fuß erhabenen Hügel drei Eichen standen, von denen Ubbo Emmius gegen das Ende des sechszehnten Jahrhunderts die eine fast abgestorben noch gesehen hat.“ Vgl. Klopp 1854, 160 f., und Anm. zu Z. 694 Uppstalsboom. Pfingst=Dienstag … S. 144 ]  Vgl. Allmers 31891, 190, über die alljährliche Versammlung am Upstalsboom, die stets „Dienstags in thera pinxtera wika“ begann. Sturmfluthen ]  Vgl. Klopp 1854, 164 f.; Allmers 31891, 40–53. Ley ]  emend.; Fricke Lay Holk … Schiffsrumpf ]  Holk: „eine art lastschiff mit flachem boden“ (Grimm 10, 1743). Vgl. Graf Holk in Unwiederbringlich. Halsmühlen ]  Heute Stadtteil von Verden (Aller). Die Nachricht von Störte­ bekers Herkunft von dort findet sich z. B. bei Grässe 1871, 990; Koppmann 1877, 52. Motto ]  In dieser Form findet sich das Zitat bei Laurent 1842, 62. Rofden Beyde ]  sic; Fricke Rofden beyde Gelage bei einem heidnischen Sultan ]  Nach dem Störtebeker-Lied, Strophe 2 (Lilien­cron 1865, 211). Vgl. auch Klopp 1854, 180. aufzupassen ]  aufzulauern; vgl. Grimm 1, 699. antwortet ]  sic; Fricke antwortete finden sie die Seeräuber, die einen Holk mit Wein erbeutet haben, in der Weser ]  Nach dem Störtebeker-Lied, Strophe 12 (Liliencron 1865, 212). Es kommt zum Kampf ]  Vgl. Voigt 1841, 103: „Man beschloß endlich die Raubnester auf dem Eiland zu zerstören und ließ eine Anzahl Wehrschiffe mit starker Mannschaft unter der Anführung des Rathsherrn Nicolaus Schocke und Simon’s von Utrecht, eines im Seekriege sehr erfahrenen Mannes, gegen Helgoland auslaufen. Sie trafen zuerst auf den Haufen, dessen Anführer Wichmann und Stortebecker waren. Als die Raubgesellen die Schiffe heransegeln sahen, freuten sie sich schon der Beute, denn sie hielten sie für Lastschiffe und rüsteten sich schon zur Plünderung. Allein sie fanden sich schwer getäuscht, als die Hamburger rasch auf sie lossegelten und mit den Waffen in sie einstürmten. Es kam zu einem äußerst hartnäckigen und blutigen Kampfe; unter wildem Geschrei wehrte sich das Raubvolk mit wahrer Verzweiflung, denn die Wahl stand nur zwischen Sieg oder Tod. Aber auch das hamburger Kriegsvolk focht mit ausgezeichneter Tapferkeit; es gelang diesem endlich, sich mehrer der Raubschiffe zu bemächtigen, andere wurden in den Grund gebohrt, einige auch retteten sich durch die Flucht. Nach einem alten Kriegsliede verdankten die Hamburger vorzüglich einem ihrer Schiffe, ‚die bunte Kuh‘ genannt, den vollständigsten Sieg. Vierzig von den Piraten waren im Kampfe geblieben, siebenzig wurden gefangen genommen, unter ihnen auch die beiden Hauptleute Wichmann und Nicolaus Stortebecker.“

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i.1  Historische Erzählungen

1170 Vordercastell ] Segel-Kriegsschiffe hatten an Bug und Heck einen mitunter

mehrstöckigen kastellartigen Aufbau, von dem aus die Verteidiger kämpften, wenn das Schiff geentert wurde. Vgl. Grässe 1871, 993: „Die bunte Kuh unter Simon von Utrecht verrichtete Wunder der Tapferkeit, sie rannte gegen das erste Piratenschiff so kräftig an, daß dessen Vorderkastell zerbarst.“ Vgl. das Störtebeker-Lied, Strophe 16: „Die bunte ku auß Flandern kam, / wie balde sie das gerücht vernam, / mit iren starken hörnern, / sie gieng brausen all durch die wilde se, / den holich wolt sie verstören“ und Strophe 18: „Sie liefen im sein vorkastel entzwei […]“ (Liliencron 1865, 212 f.). 1170–1172  Störtebeker begehrt Sicherung von Leib und Leben, aber Simon v. Utrecht verlangt unbedingte Unterwerfung ]  Zitiert aus Koppmann 1877, 50. 1171 Simon v. Utrecht ]  sic; Fricke Simon von Utrecht 1173 Gefängniß ]  sic; Fricke Gefängnis 1173 f. besten Kleidern … Pfeifer und Trommler ]  Nach dem Störtebeker-Lied, Strophe 23–24 (Liliencron 1865, 213). 1174 Pfeifer ]  sic; Fricke Pfeiffer 1175 f. Der Scharfrichter Rosenveld hat so viel Arbeit zu verrichten, daß er bis an die Enkel im Blute steht ]  Zitiert aus Koppmann 1877, 50. 1176 Enkel ]  (Niederdt., niederländ.) Knöchel. 1185 Der Scharfrichter hieß sich Rosenveld ]  Störtebeker-Lied, Strophe 25; vgl. Liliencron 1865, 213: „Der henker der hieß sich Rosenveld, / er hieb so manichen stolzen held / mit gar so frischen mute, / er stund in seinen geschnürten schuhen / bis zu den enkeln in dem blute.“ 1262 Josse von Eyck ]  Vermutlich sind Jan van Eyck oder Josse van Gent gemeint. 1283 die Päpste, Konstanz, Huß ]  Auf dem Konzil von Konstanz 1414–18 wurde das Abendländische Schisma beigelegt, indem statt dreier rivalisierender Päpste Martin V. gewählt wurde. Das Konzil verurteilte die Thesen John Wyclifs (vgl. Anm. zu Z. 1297 Wikleff); der böhmische Reformator Jan Hus, einer ihrer Anhänger, wurde von einem Konzilsgericht verurteilt und hingerichtet. 1289 Nogent s. Seine ]  emend.; Fricke Nogant s. Seine 1289 Nogent s. Seine. Abälard und Heloise ]  Das von Pierre Abélard (Petrus Abaelardus, 1079–1142) gegründete Kloster Le Paraclet bei Nogent-sur-Seine in der Champagne wurde seit 1129 von Abélards Frau Héloïse (um 1100–1164) geleitet, die dort auch begraben liegt. Aufgrund ihres Briefwechsels und Abélards autobiographischer Historia calamitatum, die die Geschichte ihrer heimlichen Beziehung, von Abélards Entmannung durch Héloïses Onkel, ihrer Ehe und Trennung erzählt, sind Abélard und Héloïse eines der berühmtesten Liebespaare des Mittelalters.22 Laut Fricke 1938, 126, befand sich im Manuskriptkonvolut ein Ausschnitt aus einem mit Peter Abälard betitelten Artikel von Paul Michaelis aus der Vossischen Zeitung vom 10.2.1895. 1294 f. die richtige Bergpredigt und die falsche ]  Die Predigt des Bischofs bezieht offenbar Stellung gegen eine sozialrevolutionäre Auslegung der Bergpredigt (Matthäus 5). 1297 Wikleff ]  John Wyclif (um 1330–1384), Philosoph und Theologe an der Universität Oxford, der die hierarchische Struktur der Kirche in Frage stellte und 22  Vgl. Lexikon des Mittelalters 1, 7–10; 4, 2126 f.; 6, 1696 f.

Die Likedeeler

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eine Enteignung der Kirche durch den englischen Adel als taugliches Mittel für eine Kirchenreform empfahl; postum als Häretiker verurteilt.23 – Suur 1845 beschreibt Sandsteinfiguren an der Kirche von Marienhafe, „Spottbilder“, die Klerikersatire betreiben, und referiert kritisch eine Hypothese, die diese Figuren auf Anhänger Wyclifs in Marienhafe und möglicherweise unter den Vitalien­brüdern zurückführt (20–22). 1297 Walt Tayler Aufstandes ]  Die durch Steuererhöhungen ausgelöste Peasants’ Revolt im Mai/Juni 1381, deren Verhandlungsführer Wa(l)t Tyler im Zuge des Aufstandes in London getötet wurde.24 1301 Ludiger ]  Nach dem hl. Liudger (Ludgerus), dem ersten Bischof von Münster (um 742–802). Fricke 1938, 155, vermutet, dass F. den Namen aus Suur 1845, 12, übernommen habe, wo der hl. Liudger genannt wird. 1304 Urwaldes bei Varel ]  Varel liegt am Jadebusen auf einem Geestrücken. Jever liegt etwa 30 km nordwestlich; vgl. F. an Emilie Fontane, 9.8.1882: „Ich […] sah den ‚Urwald‘ (wirklicher Urwald) bei Jever“ (GBA, EB Nr. 598), womit der Neuenburger Urwald im Landkreis Jever gemeint ist; vgl. Storch 1981, 90. 1349 Kalfaterungen ]  Abdichten der Schiffe durch Teer; vgl. Grimm 11, 64. 1364 f. Ueber Marieenhafe Zieht Marieengarn ]  sic; Fricke Ueber Marienhafe Zieht Mariengarn. 1389 fuhr ]  emend.; Fricke fuhren 1391 hervorragten ]  emend.; Fricke hervorragte 1392 f. Flaggentuch das ]  emend.; Fricke Flaggentuch die 1405–1407  Weg, der nach der Landseite hin mit einer dem Kirchhofe zugehörigen Steinmauer abschloß ]  Vgl. Klopp 1854, 177: „Der sicherste Hafen schien den Vitaliern das etwas landeinwärts gelegene Marienhafe im Brokmerlande, wo die starke, feste Kirche ihnen im Falle der Noth einen letzten Vertheidigungsplatz bot. Sie befestigten die Einfahrt, erbauten um den Kirchhof eine feste Mauer mit vier gewölbten Thoren und errichteten neben der Kirche selbst einen gewaltigen Thurm, der weit hinaus schaute bis über das Meer.“ 1408 Ueberall ]  sic; Fricke Überall 1414 über das Brett fort ]  sic; Fricke über das Brett fest 1414 Kleidung ]  sic; Fricke Haltung 1415 wie ihren Kameraden ]  sic; Fricke (wie ihren Kameraden) 1416 Herren ]  sic; Fricke Herrn 1417 vorausgeschickt ]  sic; Fricke ausgeschickt 1418 Auftrags ]  sic; Fricke Auftrages 1422–1426  Klostergebäude mitsamt der etwas zurückgebauten Klosterkirche (Probstei) ] Fricke, anstatt der beiden Varianten. 1428 Kirchhofs ]  sic; Fricke Kirchhofes 1431 Aller ]  sic; Fricke aller 1436 Ueberlegenheit ]  sic; Fricke Überlegenheit 1441 Glatt und glau ]  emend.; Fricke Glatt und grau 1441 glau ]  1) hell, klar, scharfsichtig; 2) behäbig; vgl. Grimm 7, 7772–7775. 23  Vgl. Ferdinand Seibt: Nicht überführt und nicht geständig. Der Hus-Prozeß in Konstanz (1415).

In: Große Prozesse (Fn. 3), 89–102, hier 91; Lexikon des Mittelalters 9, 391–393.

24  Vgl. Lexikon des Mittelalters 6, 1843 f.; 8, 1129 f.

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i.1  Historische Erzählungen

1457–1460  Todtentanz … Lübische … Delftsche ] 1) Lübischer Totentanz: in der

1495 1496 1505 1511 1514 1517 f.

1519 1520

1560 1568 f. 1569 1569 f.

1581 1581 1600 1640

1649 1653

Lübecker Marienkirche, von Bernt Notke (1463), 1942 zerstört. 2) Delftscher Totentanz: nicht ermittelt. thut voll Bescheid ]  Trinkt beim Zutrinken ganz aus. Falerner ]  Wein aus Kampanien, bei Horaz und anderen römischen Autoren häufig erwähnt. Sankt Katharin in Hamburg ]  Die um 1250 erbaute Kirche St. Katharinen, die Kirche der Seeleute. Römer ] „trinkgefäsz aus farbigem, gewöhnlich grünem glase für wein“ (Grimm 14, 1158). Gemarkung ]  Gemeindegebiet; vgl. Grimm 5, 3165. Der ten Broocke ist gegen den Beninga und beide sind gegen den Allinga und den Cirksena ]  Vgl. Z. 912 ff. Beninga: Häuptlingsfamilie in Grimersum, der der Chronist Eggerik Beninga (1490–1562) entstammte. Allinga: Allena, Häuptlingsfamilie, die in Rivalität zu den tom Broks stand; vgl. auch Quade Foelke. Cirksena: Häuptlingsfamilie in Greetsiel (vgl. Anm. zu Z. 2022 Greetsiel), seit 1464 Grafen, 1654–1744 Fürsten von Ostfriesland.25 Bremer Erzbischof ]  Die Bistümer Bremen, Münster und Minden waren in die Auseinandersetzungen in Ostfriesland verwickelt; vgl. Klopp 1854, 178. Irrlehre, die jetzt überall laut wird in England und in Böheim ]  Die Forderungen nach einer Reform der Kirche nach apostolischem Vorbild, das heißt im Wesentlichen ohne hierarchische Struktur und ohne weltlichen Besitz, vertreten u. a. durch John Wyclif, Jan Hus oder Hieronymus von Prag. abzielenden ]  emend.; Fricke abzielende Stahlhof in London ]  Stalhof, ab 1475 Niederlassung der Hanse in London.26 Krieg in Frankreich ]  Der Hundertjährige Krieg (1337–1453). Erstürmung Bergen’s durch die Lübischen ] Wohl im Zweiten Hanse-Krieg 1367–70. Um 1350 hatte die Hanse ein Kontor in Bergen eröffnet; sie geriet in Konflikt mit der Expansionspolitik Waldemars IV. von Dänemark.27 Ley ]  emend.; Fricke Lay Fremden ]  emend.; Fricke Fremde durfte es ]  emend.; Fricke durfte sie Der Propst (nach Heyse) ]  Wohl Verweis auf Paul Heyses 1887 erschienenen Roman der Stiftsdame, dessen Stoff F. ihm vermittelt und über den er mit F. 1885/86 intensiv korrespondiert hatte; vgl. Petzet 1926. – Im Fall von Hisko Abdena von Emden hatte „Propst“ jedoch eine andere Bedeutung und bezeichnete den geistlichen Vertreter des Bischofs von Münster, der die Oberherrschaft über Emden innehatte; der weltliche Vertreter war der „Drost“; beide Ämter waren erblich in der Familie Abdena; vgl. Klopp 1854, 167. Chorherrn ]  sic; Fricke Chorherren Thomas v. Aquin ] (1224/25–1274), Dominikaner, scholastischer Philosoph und Theologe.

25 Vgl. Günther Möhlmann: Cirksena. In: NDB 3 (1957), 255 f. [www.deutsche-biographie.de/

pnd118676210.html (8.1.2016).

26  Vgl. Lexikon des Mittelalters 4, 1923. 27  Vgl. Lexikon des Mittelalters 8, 1950.

Die Likedeeler

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1654 Dante-Exemplar ]  sic; Fricke andr. Exemplar 1654 Bernhard v. Clairvaux ]  (1090–1153), Abt des Zisterzienserklosters Clairvaux, 1654 1680 1749 1764 1811 1821 1828 f. 1863 1988 2001 2009

2022 2022 2034

2035 f.

2037 2040 2042 2054 2062 2063 2080 2083 f. 2085 2177 2192

2208

charismatischer Prediger und Kirchenpolitiker, Autor mystischer Dichtung. Clairvaux ]  sic; Fricke Clairveaux Namen ]  emend.; Fricke Name deiht he nix ]  emend.; Fricke deiht se nix Flusses ]  emend.; Fricke Flutes entlang ]  emend.; Fricke lang Engel … beinah körperlos und von Flügeln getragen ]  Im byzantinischen Stil; im Hochmittelalter auch im arabisch-normannischen Stil auf Sizilien vertreten. Gewandtheit ]  emend.; Fricke Gewandheit was damals geschah ]  emend.; Fricke war damals geschah ansteigendem ]  emend.; Fricke ansteigenden Schrauberei ]  emend.; Fricke Schauberei Rolf Krake ]  Aus der Skaldendichtung bekannter dänischer Sagenkönig von zwergenhafter Gestalt, gezeugt in einem Vater-Tochter-Inzest; vgl. F.s Reise­ brief Roeskilde (1865; Kap. 8, Die Grabsteine, Fn.); vgl. auch Melusine von ­Cadoudal und Der Stechlin. Greetsiel ]  Ort an der Leybucht, heute zur Gemeinde Krummhörn (Landkreis Aurich) gehörig. Focko Ukena ]  Häuptling von Leer (Ostfriesland), gest. 1436, Sieger über Occo II. tom Brok; vgl. Quade Foelke. Strängenäs ]  Strängnäs, Bistum und Domstadt in Södermanland (Schweden). Die Gefangennahme des Bischofs von Strängnäs durch Vitalienbrüder notiert Voigt 1841, 27. im Limfjord bei Aalborghuus ]  In Jütland; F. unternahm im September 1864 eine Fahrt auf dem Limfjord und besuchte Schloss Aalborghus in Aalborg am 16.9. (vgl. Reisetagebuch: GBA, T 3, 43). Unterm Krummstab ]  In kirchlichen Diensten. Der Krummstab ist das Attribut des Bischofs und des Abtes. daß ]  emend.; Fricke das Schaube ]  bodenlanges Oberkleid; vgl. Grimm 14, 2297. daß ]  emend.; Fricke das wiederhole ]  emend.; Fricke wieder hole Mittelhaus ]  emend.; Fricke Mitelhaus Stavanger Fjord ]  Bei Stavanger an der Südwestspitze Norwegens. Pfeffersäcke ]  Pejorative Bezeichnung für die hanseatischen Kaufleute. austreiben aus dem Tempel, den sie verunehren ]  Die Vertreibung der Händler aus dem Tempel (Matthäus 21,12–17; Markus 11,15–19; Lukas 19,45–48). daß ]  emend.; Fricke das Vineta oder Julin oder Oriconda ]  Die sagenhafte versunkene Stadt Vineta (eig. Iumneta), ein slawisches Ostseehandelszentrum des 10./11. Jh.s, wird u. a. mit Julin auf der Insel Wollin identifiziert.28 Oriconda: unklar, vielleicht ein Lesefehler bei Fricke 1938. Reliquiensplitter ]  emend.; Fricke Reliquienspliter

28  Vgl. Hehle 2002, 78 mwN.

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i.1  Historische Erzählungen

2232 f. Orcagna: der Triumph des Todes und das Weltgericht, zwei berühmte Fresken

2233 2234

2235 f. 2236 f. 2237 2239 2239

2240 2248 2305 2306 2308 2309 2309 2310 2312 2313 2315 2319 2324 2337 2339 2339 2341 2348

im Campo Santo zu Pisa ]  Entstanden um 1350, Vasari folgend lange Orcagna (Andrea di Cione, 1320–1368) zugeschrieben, heute wird Francesco Traini (1321–1365) als Urheber angenommen. F. besuchte den Camposanto von Pisa, dessen Fresken 1944 großenteils zerstört wurden, am 20.8.1875 (vgl. Reisetagebuch: GBA, T 3, 387 f.). Campo Santo ]  emend.; Fricke Campa Santo Cimabue: Madonna mit Engeln in Santa Maria Novella ]  Die Rucellai-Madonna (1285) in S. Maria Novella in Florenz, seit 1948 in den Uffizien. Sie stammt von Duccio di Buoninsegna (um 1255–1319), wurde jedoch Vasari folgend lange Zeit Cimabue zugeschrieben. F. besuchte Florenz im Oktober 1874 (vgl. Reisetagebuch: GBA, T 3, 320–332); vermutlich kannte er auch das Historien­ gemälde Cimabue’s Celebrated Madonna is carried in Procession through the Streets of Florence (1853–1855) von Frederic Leighton. Kloster in Oliva ]  Das 1186 gegründete Zisterzienserkloster in Oliva (Oliwa) bei Danzig (Gdańsk). Oliva Gerdauen ]  Fricke, anstatt der beiden Varianten. Gerdauen ]  Burg des Deutschen Ordens in Ostpreußen, seit 1398 mit Stadtrecht; heute Železnodorožnyi (Oblast Kaliningrad, Russland). Reliquienkasten der heiligen Genoveva der ]  emend.; Fricke Reliquienkasten der heiligen Genoveva das Reliquienkasten der heiligen Genoveva ]  Entweder 1) Genoveva (um 420–um 502), die Schutzheilige von Paris,29 oder, wahrscheinlicher, 2) die sagenhafte, im 19. Jh. durch bildende Kunst und Literatur populäre Genoveva von Brabant.30 Mecheln ]  Mechelen, heute Provinz Antwerpen, Belgien. Oesel-Flotte ]  Ösel: deutscher Name der estnischen Insel Saaremaa. Nogent. ]  sic; Fricke Nogant Nogent. ]  sic; Fricke Nogant? „Nein ]  sic; Fricke Nein Heloïse ]  sic; Fricke Heloise Priorin ]  sic; Fricke Prorin geliebt und um ]  sic; Fricke geliebt, um leisem ]  sic; Fricke lautem Nogent ]  sic; Fricke Nogant Nogent ]  sic; Fricke Nogant Nogent ]  sic; Fricke Nogant fromme ]  sic; Fricke treue ten Brôke ]  sic; Fricke Ten Brôke des Stachelginsters ]  sic; Fricke der Stachelginsters vor ]  sic; Fricke an Heimath ]  sic; Fricke Heimat wolle ]  sic; Fricke wollte

29  Vgl. Lexikon des Mittelalters 4, 1237. 30  Vgl. Verfasserlexikon 11 (2004), Lemma ‚Genovefa von Brabant‘ [www.degruyter.com.verfasser

datenbank.han.onb.ac.at/view/VDBO/vdbo.vlma.5209] (8.1.2016).

Die Likedeeler

2353 2356 f. 2360 2381 2395 2397 2399 2403

2417 2430 f.

2438 f. 2451 f. 2475 f. 2498 2503 2508 2532 2534 2596 2610 2621 2624 2626 2627 2628 2628 2628

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Grunde ]  sic; Fricke Grund Wasser das ]  sic; Fricke Wasser. Das an ]  sic; Fricke vor Eine Seele stand vor der Himmelsthür ]  Geistliches Volkslied, Maria und die arme Seele vor der Himmelstür. Brôke’s ]  emend.; Fricke Bôke’s Geschichte von den 5000 Broten ] Die Speisung der Fünftausend (Matthäus 14,13–21; Markus 6,35–44; Lukas 9,12–17). „Selig sind die Friedfertigen“ ]  Vgl. Matthäus 5,9. Crispin und seinen Schuhen ]  Der Märtyrer Crispinus (gest. vor 305), Sohn einer wohlhabenden römischen Familie, soll der Legende nach als Schuhmacher gearbeitet haben, ohne Entgelt dafür zu verlangen.31 Siele ]  Schleusen, Abzugsgräben am Deich; vgl. Grimm 16, 952, und Allmers 1858, 32–36. drei Thürme im rothen Tuch ]  Das Hamburger Wappen, zurückgehend auf das mittelalterliche Stadtsiegel, zeigt eine weiße Burg mit drei Türmen auf rotem Schild. Aber nicht mit ]  emend.; Fricke Aben nicht mit Eine Furcht überkam ihn. ]  emend.; Fricke Eine Furcht überkam ihm. daß an dieser Stelle alles unverändert war ]  emend.; Fricke daß an dieser Stelle unverändert war Akim ]  sic; Fricke Akuin Crypt ]  sic; Fricke Crypta Crypt ]  sic; Fricke Cryptha „Die Rache ist mein“ spricht der Herr ]  5 Mose (Deuteronomium) 32,35. brach ]  emend. durch Fricke; Hs. sprach Spiegel seines Schiffes ]  Achterseite des Schiffes; vgl. Grimm 16, 2242. Rathsherr ]  emend.; Fricke Rathherr Zweck an ]  sic; emend. Zweck hat Schiffe, ]  sic; Fricke Schiffe Simon Utrecht ]  sic; Fricke Simon von Utrecht Burgemeister ]  sic; Fricke Bürgermeister Arkebusiren ]  sic; Fricke Arkebusirer Arkebusiren ]  Armbrustschützen. vorn am Bug ]  sic; Fricke am Bug

31  Vgl. Lexikon des Mittelalters 3, 347 f.

60 |

i.1  Historische Erzählungen

Quade Foelke Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 15, 1–8 (vormals Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 51 (Gruppe III) Drucke: Hermann Fricke: Theodor Fontanes letzter Romanentwurf. Die Likedeeler. Rathenow 1938, 46–50; HFA 1V, 1097–1100; NFA 24, 934–937; HFA 2I/7, 563–566, 808. Die Drucke in NFA und HFA beruhen auf dem Erstdruck von Fricke 1938. In HFA 1V und in NFA ist Quade Foelke im Kommentar zu Die Likedeeler wiedergegeben. Literatur: Fricke 1938, 46–50; Böschenstein 1996 („Und die Mutter kaum in Salz“); HFA 2I/7, 808; Böschenstein 2000 Datierung: 1880–1882 F. stieß auf den Stoff vermutlich während seiner ersten Ostfriesland-Reise im Juli 1880 im Zusammenhang mit dem Stoff für Die Likedeeler und recherchierte gleichzeitig für beide Projekte; vgl. den Kommentar zu Die Likedeeler. Im Jahr 1882 waren beide als Teile einer Novellensammlung Chronica geplant (vgl. die Titelzusammenstellung Chronica). Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 5 Bogen Folio. Tinte. 2 teilweise übereinandergeklebte Blätter Oktav (5a, 5b). 5a Tinte, Blaustift, 5b unbeschrieben. Das Quade-Foelke-Konvolut ist vollständig erhalten, wie der Vergleich von St 15 mit dem Erstdruck von Fricke 1938 zeigt. Die Anordnung des edierten Textes folgt dem Manuskriptkonvolut. Erläuterungen: Das Fragment orientiert sich an der Biographie von Foelke Kampana

tom Brok (gest. 1417).1 Den historischen Hintergrund bilden die Auseinandersetzungen rivalisierender Häuptlingsfamilien um die Herrschaft in Ostfriesland im frühen 15. Jh., wobei sich nach dem Sturz der tom Broks schließlich die Cirksenas durchsetzten. Die Familie tom Brok bildet das Bindeglied zum Fragment Die Likedeeler: Einer Marienhafener Lokalüberlieferung zufolge war eine Tochter von Keno II. tom Brok mit Klaus Störtebeker verheiratet. Zusammen mit Die Likedeeler ist Quade Foelke in der Titelzusammenstellung Chronica. 2. Gruppe genannt, zusammen mit Die Likedeeler, Grete Minde, Ellernklipp, Sidonie von Borcke, Herzog Abel und Das Gelübde von Bornhöved in der Titelzusammenstellung Chronika. Neben den für Die Likedeeler verwendeten Quellen ist F.s Hauptquelle für Quade ­Foelke: Onno Klopp: Geschichte Ostfrieslands. Bd. 1 (Hannover 1854), 158–199; allerdings stimmen F.s Datierungen nicht immer exakt mit denen in Klopp überein. Laut Klopp stammte Foelke Kampana aus Hinte und heiratete Ocko I. tom Brok um 1380. 1  NDB-Index [http://www.deutsche-biographie.de/sfz6944.html#indexcontent] (8.1.2016).

Quade Foelke

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Ihren Beinamen „quade Foelke“, „böse Foelke“, verdankte sie der Nachrede, sie habe zwei jugendliche Kriegsgefangene ihres Mannes im Kerker verhungern lassen; vgl. Klopp 1854, 169f. Stellenkommentar:  1  2

 4

 5

 6

 9 11

11 12 18

quade ]  quād, quāt (niederdt.) böse, schlecht (Grimm 13, 2294). ten Brooks ]  tom Brok, Häuptlingsfamilie mit Sitz im Brookmerland zwischen Norden und Aurich, deren Stellung von Keno I. tom Brok (gest. 1376) begründet wurde; vgl. Klopp 1854, 168.2 Okko tom Brôk I. ]  Stand in seiner Jugend im Dienst Johannas I. von Anjou, Königin von Neapel, wurde 1381, nach seiner Rückkehr und Heirat mit Foelke Kampana, Vasall des Grafen von Holland und strebte die Herrschaft über ganz Ostfriesland an; ermordet 1391; vgl. Klopp 1854, 169–171. Keno tom Brôk ]  Keno II. tom Brok (gest. 1417), der Sohn Okkos I., trat 1399 die Herrschaft an und vereinigte sämtliche Territorien Ostfrieslands in seiner Hand; vgl. Klopp 1854, 183–185. Okko tom Brôk II. ]  Sohn Kenos II., trat 1417 die Herrschaft an, wurde von Focko Ukena (vgl. Anm. zu Z. 35 Fokko Uken) 1426 bei Detern geschlagen, 1427 auf den „wilden Äckern“ endgültig besiegt und bis 1431 gefangen gehalten. Mit seinem Tod 1435 starb die Familie tom Brok aus; vgl. Klopp 1854, 189–197. auf den „wilden Aeckern“ ]  Vgl. Anm. zu Z. 55 Schlacht auf den wilden Aeckern. Quaade Foelke hatte eine Tochter Okka ]  Die Familientragödie der tom Broks und Attenas ist überliefert bei Ubbo Emmius (Rerum Frisicarum historiae libri X. Leiden 1596–1607). F.s Quelle ist Klopp 1854, 173: „In solcher trüben Zeit überbot die quade Foelke alle anderen in den Äußerungen ihres grimmigen Zornes. Außer dem Sohne Keno hatte sie eine Tochter Ocka, die mit Lütet, dem Häuptlinge von Nesse, verheirathet war. Aber Ocka hatte die Sinnesart ihrer Mutter geerbt: sie war untreu, störrisch und widerwillig, so daß Lütet sich bitter über sie beklagte. Endlich wandte er sich an die Mutter Foelke selbst und diese gab ihm nach ihrer Weise den Rath: wenn Ocka sich ferner nicht gebührlich hielte, so solle er sie todt schlagen. […] Lütet folgte der Weisung seiner Schwiegermutter: als Ocka wiederum nach alter Weise sich gegen ihn benahm, schlug er zu, aber so heftig, daß Ocka daran starb.“ Lütet Attena ]  Lütet Heren von Dornum zu Nesse (gest. um 1410/11), heiratete 1395 Ocka tom Brok, eine Tochter Okkos I. und Foelke Kampanas.3 Hebe ]  (gest. 1449), ältere Tochter von Lütet Attena und Ocka tom Brok.4 2. ]  Inkonsequenz; es geht kein 1. voraus.

2  Vgl., auch zu den Personen und genealogischen Beziehungen in den folgenden Anmerkungen, Günther Möhlmann: tom (ten) Brok, ostfriesisches Häuptlingsgeschlecht. In: NDB 2 (1955), 631f. mwN. [www.deutsche-biographie.de/pnd122554396.html] (8.1.2016). 3  Vgl. Almuth Salomon: Attena. In: Biografisches Lexikon für Ostfriesland 4 (Aurich 2007), 18–21 [www.ostfriesischelandschaft.de/fileadmin/user_upload/BIBLIOTHEK/BLO/Attena_Haeuptlingsfam.­ pdf] (8.1.2016). 4  Vgl. Salomon 2007 (Fn. 3).

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28 35

37

41 43f.

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i.1  Historische Erzählungen

Der Vater muß mitsterben ]  Hero Attena, gen. olde Hero von Dornum (gest. um 1410/11).5 Vgl. Klopp 1854, 173f., der das Ereignis auf 1397 datiert: „Foelke entbrannte über diese Kunde in grimmigem Zorn und zog sofort mit einer Schaar gegen Lütet, der auf seiner Burg zu Nesse wohnte. Lütet kannte seine Schwiegermutter: er hielt sich in Nesse nicht für sicher, sondern floh zu seinem Vater Haro [sic], dessen festes Haus Dornum stärkeren Widerstand bieten zu können schien. Aber Foelke eilte ihm auch dahin nach und ihrem Anstürmen mußte Dornum sich ergeben. Vater und Sohn wurden vor sie geführt: Foelke ließ zwei Stücke leidischen Tuches herzubringen, ein braunes und ein grünes. Auf jenem kniete der Vater nieder, auf diesem der Sohn und also empfingen sie den Todesstreich 1397.“ Schloß Oldeborg ]  Stammsitz der Familie tom Brok bei Engerhafe (heute Gemeinde Südbrookmerland). Fokko Uken ]  Focko Ukena (gest. 1436), Häuptling von Leer, zunächst Verbündeter der tom Broks, in deren Dienst er aufstieg, dann Anführer der Opposition gegen sie. Vgl. Klopp 1854, 178: „Seine Herkunft ist dunkel. Ein Hügel in Neermoor deutet die Stelle an, wo sein väterliches Haus gestanden haben soll, wenn der Vater Uko in der That Häuptlingsrechte dort besessen hat; aber gewisser ist, daß er sein Emporkommen der Gunst des ten Brokischen Hauses verdankte.“ Uko ]  Uko Fockena (gest. 1432), erster Ehemann von Hebe Attena; beide sind die Eltern von Theda Ukena (1432–1494), der späteren Frau von Ulrich I. Cirksena und Gräfin von Ostfriesland.6 Vgl. Klopp 1854, 190f.: „Ein Paar Jahre nachher [nach 1421] verheirathete sich der andere Sohn Uko [der ältere, Udo, heiratete 1421 Hima, die Erbin des Hauses Idzinga, eine Enkelin von Folkmar Allena] mit dem Fräulein Heba [sic] von Dornum, der Tochter des unglück­ lichen Lütet Attena, den Foelke’s Rachgier mit seinem Vater zu Dornum geopfert hatte. Also kam zu diesem Anwachs der Besitzthümer des Hauses Ukena der Familienhaß der Allena und Attena gegen das ten Brokische Geschlecht hinzu.“ Dornum ]  Im Norden Ostfrieslands, nahe der Küste. Zugleich auch rückt die alte Quaade Foelke den Erbschafts-Antheil nicht heraus ]  Das Erbe Hebes von ihrer Mutter Ocka; vgl. Klopp 1854, 191, der diese Auseinandersetzung auf 1425 datiert. Oldersumer Burg ] Die Burg in Oldersum (heute Gemeinde Moormerland, Landkreis Leer) war Focko Ukena von den tom Broks anvertraut worden; 1425 forderte Ocko II. tom Brok sie zurück; vgl. Klopp 1854, 191. die geniale Schlacht bei Detern ]  Östlich von Leer, am 27.9.1426. Klopp 1854, 193–195, erzählt, dass Focko Ukena die Umgebung von Detern fluten ließ, so dass die Ritter von Ocko II. tom Brok auf einem schmalen Damm reiten muss­ ten, wo sie von den friesischen Bauern im Dienst Focko Ukenas aufgerieben wurden und daneben in Gräben versanken. 5. ]  Inkonsequenz in der Nummerierung; vgl. Z. 40.

5  Vgl. Salomon 2007 (Fn. 3). 6  Vgl. Salomon 2007 (Fn. 3); Klopp 1854, 209.

Quade Foelke

55

58 61 67 69

75 79 93

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Schlacht auf den wilden Aeckern ]  Focko Ukena und seine Verbündeten überraschten Ocko II. tom Brok, der sich mit seinem Heer aus Oldeborg nach Marien­hafe zurückzog. Als er Fockos Heer von Oldeborg heranrücken sah, zog er ihm entgegen. Auf den „wilden Äckern“ zwischen Veenhusen und Upgant trafen sie am 28.10.1427 aufeinander. Focko Ukena siegte, Ocko II. tom Brok geriet in Gefangenschaft. Focko schleifte die Oldeborg; vgl. Klopp 1854, 196f. „quade Foelke“ steigt zu Roß und wird auf den Tod verwundet ]  Eine Teilnahme von Foelke Kampana an der Schlacht ist historisch nicht belegt. bajazzo-artig ]  Die Lesung der ersten drei Silben ist nicht eindeutig. Leda-Fluß ]  Rechter Nebenfluss der Ems, Mündung bei Leer. de Vries und Focken ]  Johann Friedrich de Vries und Theodor Focken: Ostfriesland. Land und Volk in Wort und Bild. Mit zahlreichen Holzschnitten, einer litho­graphischen Tafel, einem Plan von Wilhelmshaven, einer DollartKarte und einer Karte von Ostfriesland. Emden 1881. Cirksena’s von Greetsiel ]  Häuptlingsfamilie in Greetsiel an der Leybucht, seit 1464 Grafen, 1654–1744 Fürsten von Ostfriesland.7 Störtebeckers Gattin ]  Vgl. Die Likedeeler. Monographie von Suur ]  Hemmo Suur: Die Alte Kirche von Marienhafe in Ostfriesland. Emden 1845.

7 Vgl. Günther Möhlmann: Cirksena. In: NDB 3 (1957), 255f. [www.deutsche-biographie.de/ pnd118676210.html (8.1.2016).

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane Allerlei Glück Textgrundlage: Autograph; Petersen 1929 Der Text der seit 1945 fehlenden Seiten wird, soweit möglich, nach dem Aufsatz von Julius Petersen ergänzt; vgl. die Marginalspalte im edierten Text und Manuskript­ beschreibung. Zugrunde gelegt wurde das Exemplar des TFA (Hf 50/5825q). Standort und Signatur: TFA N 11, 1–81; DLA, A: Fontane 55.1038/1–40; DLA, A: Fontane 56.550/15–30; SBB, NL Th. Fontane, Notizbuch E 3, 47v, 52r (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 18 (Gruppe I) Drucke: Julius Petersen: Fontanes erster Berliner Gesellschaftsroman. Berlin 1929 (Sonderausgabe aus den Sitzungsberichten der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Phil.-hist. Klasse. 1929. XXIV); HFA 1V, 629–687; NFA 24, 131–187, 756– 810; HFA 2I/7, 255–313 Beide Auflagen der HFA beruhen auf Petersens Aufsatz, geben aber nur die bei ihm fortlaufend gedruckten Textpassagen. NFA gibt ebenfalls die fortlaufend gedruckten Passagen nach Petersen (131–187), druckt zusätzlich im Anhang (756–808) Petersens gesamte Untersuchung ab und ergänzt dies durch den Abdruck einzelner Komplexe aus dem Marbacher Handschriftenbestand (808–810). Literatur: Petersen 1929; Roch 1962, 207–217; Schillemeit 1964; Sasse 1966; Reuter 1968, 489–492, 599 ff.; Hofmann/Kuhn 1969, 645; HFA 1V, 1010–1016; NFA 24, 756– 827; Müller-Seidel 1977; HFA 2I/7, 680–313; Schillemeit 1988; Böschenstein 1995; ­Böschenstein 1996 (Namen als Schlüssel); Böschenstein 2000; Renate Böschenstein 2006, 482–484, 497–507; Fontane-Handbuch 80, 110, 149, 289, 564, 695, 697, 699– 701, 897, 936; Fontane-Lexikon 24  f.; Nürnberger 2007, 228, 446, 448, 545  f.; Tanzer 2011, 224–228 Datierung: 1866, 1877–1879 (vgl. Erläuterungen. Entstehung) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst

1933, Katalog Nr. 35, 78, Los 464 (Allerlei Glück, ca. 328 S. Folio), laut Jolles nicht verkauft; 1935 erworben von der Brandenburgischen Provinzial­verwaltung (TFA): Fricke 1937, 121 (Signatur F 1: 331 Seiten), BV Fürstenau Akte XI/871 (339 Seiten); Kriegsverlust des TFA. Heute im DLA befindliche Teile: Teilmanuskript angeboten durch Karl & Faber, Auktion 53 (November 1955), Los 643 (Eigenhändige Entwürfe), erworben durch das DLA: DLA, A: Fontane 55.1038/1–40; Teilmanuskript angeboten durch Karl & Faber, Auktion 55 (Mai 1956), Los 772 (Eigenhändige Entwürfe), erworben durch das DLA: DLA, A: Fontane 56.550/15–29. Heute im TFA befind­liche Teile: Im Rahmen des Austauschs kriegsbedingt verlagerter Bibliotheksbestände 1989 zurückgeführt ins TFA: TFA Hs. 1990: 73. Darüber hinaus werden seit 1945 etwa 200 Seiten

Allerlei Glück

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vermisst; vgl. Manuskriptbeschreibung. Eine Seite ist durch eine Abbildung bei Petersen 1929 überliefert.1 Manuskriptbeschreibung: Die heute im TFA und im DLA aufbewahrten Seiten sind ursprünglich Teil eines und desselben Manuskriptkonvoluts; vgl. die folgende Beschreibung im Detail. 1. Erhaltene Seiten:

TFA N 11: Dem eigh. Ms. vorangestellt: 1) Hs. Verzeichnis des Konvoluts Allerlei Glück von Jutta Neuendorff-Fürstenau, zum Teil mit Verweisen zur Edition von Peter­sen. 66 Blatt (21 × 15 cm, Querformat). Tinte. 2) Hs. Verzeichnis von Zeitungsausschnitten und Notizen von unbekannter Hand A. 2 Blatt (21 × 15 cm, Querformat). Tinte. 3) Hs. Verzeichnis der einzelnen Teile des Konvoluts von unbekannter Hand B. 1 Blatt (21 × 17 cm), 2 beschriebene Seiten. 4) Dasselbe Verzeichnis maschinenschriftlich. 1 Blatt DIN A4. 5) Bemerkung von unbekannter Hand C. 1 Bogen DIN A5: Allerlei Glück (Entwürfe, Skizzen und Gespräche zu dem großen Roman, der 2–3 Bände um­ fassen sollte.) Fontane ließ diesen Roman unvollendet liegen, verarbeitete jedoch einzelne Teile daraus in seinen anderen Romanen. 81 S. Folio. 6) Bemerkung von unbekannter Hand C, identisch mit dem ersten Teil von 3). 1 Bogen aus Karton (21 × 30,2 cm). Umfangangabe: Inh. 81 S. Folio. Eigh. Ms.: 14 Bogen Folio (2, 7, 78, 12, s. f., 18, 19/20, 22, 27, 44, 51, 55, 61, 76–79) + 63 Blatt Folio (1, 3–6, 9–11, 13–17, 21, 23–26, 28–50, 52–54, 56–60, 62–75, 80, 81). Tinte, Blaustift, Rotstift. Auf mehreren Bogen und Blättern aufgeklebte Notizbuch-, Quartblätter und Zettel (5a, 5b, 12a, 56a [mit eingedrucktem Briefkopf Löhr’s Hôtel und Pension {Harzburg}], 57a, 58a, 59a, 75a). Bleistift, Tinte. Rückseiten/nicht zugehöriger Text: TFA N 11, 6v: Schach von Wuthenow. 23r: Es geht schief. Zwei Versionen. Beide gleich gut und schlecht. Ich muß aus beiden das Gute herausnehmen. 23v: Notizen: Florentiner Schule. 24v, 25v: Vor dem Sturm, Kap. III/15. 26v: Exzerpt (?) über Satiriker (Juvenal, Martial, Persius). 28v, 29v, 30v, 36v: Rezension zu: Leo Amadeus Henckel von Donnersmarck: Briefe der Brüder Friedrichs des Großen […] (1877; vgl. Bibliographie Nr. 3558). 29r: Notizen zu Vor dem Sturm: Die Rückreise von Moskau über Warschau und Posen nach Berlin. (27. Dezember bis 15. Januar.) 31r: Vor dem Sturm, Kap. IV/19. 31v: Liste der Aufführungen des Französischen Theaters in Berlin in den Jahren 1874, 1877, 1878. 32v, 35v: Grete Minde, Kap. 1. 37v: Konvolut­ titel einer Materialsammlung zu Vor dem Sturm II. 38v: Disposition zu Die Grafschaft Ruppin: ­Walchow, Gentzrode, Trieplatz. 39v: Disposition zu Vor dem Sturm, Kap. II/1. 40v, 41v, 42v, 43r: Notizen zu Vor dem Sturm (Marschall Catinat, Bildung der französischen ­Armeen, Voltaire-Zitat, Konvoluttitel Prinzessin Borghese). 43v: Die Grafschaft Ruppin: Linum, Gentzrode. 45v: Vor dem Sturm, Kap. I/3. 50v: Exzerpt, angefertigt als Sekretär der Preußischen Akademie der Künste. 52v: Rezension zu: Colmar von der Goltz: Leon Gambetta und seine Armeen (1877; vgl. Bibliographie Nr. 3557). 62v, 63r, 63v: Oderland: Küstrin. Unter Markgraf Hans. 67v–73v: Theaterkritik zu: Emile ­Augier: Le fils de Giboyer (Aufführung vom 19.4.1879; vgl. Bibliographie Nr. 3671). Mehrere Konvoluttitel mit Umfangangaben von fremder Hand auf unfoliierten ­Blättern.

1  Petersen 1929, Tafel VII; vgl. Marginalie im edierten Text.

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i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

DLA, A: Fontane 55.1038: Dem eigh. Ms. vorangestellt: Hs. Bemerkung Entwurf. Geordnet nach: Julius Petersen „Fontanes erster Berliner Gesellschaftsroman“ (Berlin 1929) Nummern beziehen sich darauf. Eigh. Ms.: 2 Bogen Folio (16, 27/28) + 32 Blatt Folio (1, s. f., 2, 3–14,2 17–20, 22, 23, 29–40). Tinte, Bleistift, Blaustift, Rotstift. Rückseiten/nicht zugehöriger Text: DLA, A: Fontane 55.1038/1v, s. f. v, 32v: Vor dem Sturm, Kap. III/15. 17v–20v: Rezension zu: Briefe der Brüder Friedrichs des Großen […], teilweise von F.s Hand, teilweise von Emilie Fontanes Hand mit Korrekturen von F.s Hand. 4v–7v, 12v–14v: Entwurf eines Schriftstücks aus der Tätigkeit als Sekretär der Preußischen Akademie der Künste. 6r: (Kein Absatz) Unter dieser Unvollkommenheit leiden aber vor allem alle diejenigen, welche sich später dem Hochbau widmen wollen. Denn etc. 8v–11v: Theaterkritik zu: Shakespeare: Heinrich IV. (1877; Aufführung vom 5.5.1877; vgl. Bibliographie Nr. 3549, 3550). 12r: Text über Bildungsstoff, Staatsbeamten-Laufbahn, Examen. 13v: Exzerpt. 30v: Grete Minde, Kap. 1. 31r: Aufgeklebter Zeitungsausschnitt Dr. Schliemanns Ausgrabungen. Vossische Zeitung Nr. 142, 21.5.1879 (vgl. Petersen 1929, 2). 31v: Vor dem Sturm, Kap. III/11. 33v–35v: Vor dem Sturm, Kap. IV/15. 36v: Rezension zu: Colmar von der Goltz: Leon Gambetta und ­seine Armeen. 37v: Notizen: Die Schule von Siena. 38r: Sroußberg’s. 38v: Der Krieg gegen Frankreich 1870–71: Die Division Cremer. DLA, A: Fontane 56.550: 1 Bogen Folio (28/29) + 12 Blatt Folio (15–27). Tinte, Bleistift, Blaustift. Auf mehreren Bogen und Blättern aufgeklebte Notizbuch-, Quartblätter und Zettel (19a, 20a [jetzt abgelöst], 21a). Auf 18r aufgeklebt eine doppelseitige gedruckte Anzeige für Hamburger Universal-Heil- und Fluß-Pflaster. Rückseiten/nicht zugehöriger Text: DLA, A: Fontane 56.550/16v: Teil eines Entwurfs zum Brief an Wilhelm Hertz, 18.7.1879 (BW F.–Hertz 1972, Nr. 308). 17v: Zu diesem Kapitel ist noch nichts geschrieben. Nur der Entwurf auf dem Convolut. Grete Minde, Kap. 1. 19av: Disposi­tion zu den Wanderungen: Jenseits der Oder. Tamsel I. Tamsel II. Zorndorf. 18v, 19v: G ­ rete Minde, Kap. 5. 20r (unter 20a): Materialsammlung zu Vor dem Sturm, Kap. II/3. 20av, 20v: Grete Minde, Kap. 8. 21r: Der Krieg gegen Frankreich 1870–71. 21av: Grete ­Minde, Kap. 9. 21v: Grete Minde, Kap. 11. 22v: Grete Minde, Kap. 15. 23v: Grete Minde, Kap. 19. 24v: Grete Minde, Kap. 9, Kapiteltitel hier: 7. Eine Woche später. SBB, E 3: Notizbuch Oktav, 54 Blatt. Etikett auf dem Umschlag mit Beschriftung von F.s Hand II & III. [1866.] Enthält Notizen zu Vor dem Sturm III,3 zu Theater- und Kunstkritiken, Märkischen Geschichten sowie weitere Fragmente (Frau v. Kockowitz, Willy Willebrandt, Romanfiguren, Der einzige wahre Luxus, Klinken-Eugenie, Verschwunden). Allerlei Glück: 47v. Tinte. 52r. Bleistift. 2. Vermisste Seiten: Die nicht im TFA befindlichen Teile des Konvoluts sind beschrieben in Vermisste Bestände 35–39 inklusive jener Seiten, die sich heute im DLA befinden. Der Text mehrerer vermisster Seiten lässt sich nach dem Aufsatz von Petersen 1929 wiedergeben; vgl. die Marginalien im edierten Text. Eine exakte Rekonstruk­ tion des gesamten Manuskriptkonvoluts auf dieser Basis ist – im Unterschied etwa zu 2  3: ursprünglich 1 Bogen, jetzt zerrissen. Das unbeschriebene zweite Blatt befindet sich am Ende von Mappe I, foliiert als 55.1038/15. 3  Vgl. GBA Vor dem Sturm 1, 435, 441–447.

Allerlei Glück

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Die Likedeeler (vgl. dort) – nicht möglich, da es sich bei Petersen 1929 nicht um eine Edi­tion, sondern um einen Aufsatz handelt, der weder den gesamten Text wiedergibt noch das ursprüngliche Manuskriptkonvolut insgesamt erschließt. 3. Textpräsentation nach Petersen 1929: F.s Hervorhebungen und Überschriften sind bei Petersen 1929 gesperrt wiedergegeben, ebenso im edierten Text, wenn Petersens Aufsatz die Textgrundlage bildet. Lateinische Schreibschrift F.s ist bei Petersen kursiv wiedergegeben, im edierten Text in serifenloser Schrift. Metatextuelle Anmerkungen erscheinen im edierten Text kursiv. Einfügungen beschreibt Petersen verbal; der edierte Text benutzt die diakritischen Zeichen ⌐ ¬. Wo Petersen den Text des Fragments nicht zitiert, sondern paraphrasiert, gibt unser Text auch seine Paraphrasen, über­ leitenden Sätze und Bemerkungen zum Standort einzelner zitierter Passagen wieder. Zur Unterscheidung vom zitierten F.-Text erscheint Petersens Text in eckigen Klammern und Kleindruck. Erläuterungen: 1. Überlieferter und edierter Text: Allerlei Glück hat kein durchgehendes Narrativ (vgl.

Bd. I, S. XVII), eine Chronologie der Handlung ist nur teilweise erkennbar. Das Fragment besteht aus mehreren Handlungskomplexen, gleichsam nuces (Kernen), und zahlreichen einzelnen Figuren-, Situations- und Dialogentwürfen, die sich an diese nuces anlagern oder frei flottieren. Aufgrund der Verlustgeschichte (vgl. Überlieferung) und der Zerstreuung auf verschiedene Standorte und Teilkonvolute (vgl. Manu­ skriptbeschreibung) ist die ursprüngliche Anordnung des Manuskriptkonvoluts nicht rekonstruierbar. Daher folgt der edierte Text nicht der archivalischen Zählung der verschiedenen Teilkonvolute, sondern ist in thematischen Komplexen angeordnet, bezeichnet durch von uns hinzugefügte Zwischentitel in Kapitälchen. 2. Figurenkonstellation: Die einzelnen Handlungskomplexe, zentriert um das Brüderpaar Brose in Berlin, sind mittels einer fiktiven Genealogie miteinander verknüpft. Das Rückgrat dieser Genealogie bilden vier Schwestern, von deren Ehen und Nachkommen aus sich das Figurenpanorama entfaltet. Da die Namen sowohl von Familien wie von einzelnen Figuren innerhalb des Fragments mehrfach wechseln, sei die Figurenkonstellation hier überblicksweise veranschaulicht. Durchge­zogene Linien repräsentieren Ehen und genealogische Verbindungen, gepunktete ­Linien Liebes­verhältnisse. Halbfett gedruckte Namen sind die innerhalb des Fragments domi­nierenden Namensvarianten für die jeweilige Familie oder Figur.

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i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

Familie Zglinin von Zglininski/ Malotki/ Maliczewski

1. Schwester verheiratet mit Werthern-Ahlimb/ (Thebesius)

2. Schwester verheiratet mit (Joachim)/ Magnus/Christjern Brah

3. Schwester verheiratet mit (Francis Dufferin)/ Oliver Francis Fraude

4. Schwester (Susanne)/Adelgunde verheiratet mit Wilhelm/Heinrich Brose Apotheker

Seraphine

Axel

(Bernhard)/Karl/ Karlmann/ Frilin/Edwin

(Hanke)/(Annette)/ (Virginia)/ Margret/Henriette

Hanne/(Ebbe) Brah

Frau von (Posadowski)/ Birch-Heiligenfelde

(Elsa) Jolanthe/Olga

Die Handlung ist weitgehend in Berlin-Kreuzberg situiert, wo F. von 1863 bis 1872 in der Hirschelstraße 15, seit 1867 in der Königgrätzer Straße 25, heute Stresemann­ straße, wohnte.4 3. Entstehung: Während der Arbeit an Vor dem Sturm formte sich die Idee zu einem weiteren Roman, den F. zur Unterscheidung vom „ersten, historischen“ als „JetztzeitRoman“ bezeichnete (vgl. Z. 2) – das als Gesellschaftsroman konzipierte Projekt Aller­ lei Glück. Die frühesten Notizen dazu finden sich im Notizbuch E 3, das durch die ebenfalls darin enthaltenen Aufzeichnungen zu Vor dem Sturm auf 1866 datierbar ist (vgl. Manuskriptbeschreibung). In der Schlussphase der Arbeit an Vor dem Sturm (1877/78) und nach dessen Veröffentlichung (1878/79) befasste sich F. intensiv mit Aller­lei Glück, um der Publikation des ersten Romans alsbald einen zweiten folgen lassen zu können; vgl. F. an Emilie Fontane, 19.8.1877, 31.5.1879, 9.6.1879, 27.6.1879 (GBA, EB Nr. 499, 540, 543, 552), an Mathilde von Rohr, 29.1.1878 (BW F.–Rohr 2000, Nr. 195), und an Wilhelm Hertz, 9.5.1878 (HFA IV/2, Nr. 458). Am 3.4.1879 sandte er ein Exposé an Gustav Karpeles, den Redakteur von Westermanns Monatsheften: „Am meisten am Herzen liegt mir mein neuer Roman, dem zu Liebe ich nun doch auf den zweiten Bogen muß. Könnten Sie darüber mit den Chefs der Firma sprechen? Zeitroman. Mitte der 70er Jahre; Berlin und seine Gesellschaft, 4  Vgl. Chronik 1225, 1432, 1769.

Allerlei Glück

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besonders die Mittelklassen, aber nicht satirisch, sondern wohlwollend behandelt. Das Heitre vorherrschend, alles Genrebild. Tendenz: es führen viele Wege nach Rom, oder noch bestimmter: es giebt vielerlei Glück, und wo dem Einen Disteln blühn, blühn dem Andern Rosen. Das Glück besteht darin, daß man da steht, wo man seiner Natur nach hingehört; selbst die Tugend- und Moralfrage verblaßt daneben. Dies wird an einer Fülle von Erscheinungen durchgeführt, natürlich ohne dem Publikum durch Betonungen und Hinweise lästig zu fallen. Das Ganze: der Roman meines Lebens oder richtiger die Ausbeute desselben. [–] Vor 3 Jahren kann er nicht fertig sein und ich ­suche nun eine gute Stelle dafür. Unter 5 000 Thaler kann ich ihn nicht schreiben, die mir zur größeren Hälfte von einem Blatt oder Journal, zur kleineren für die Buchausgabe gezahlt werden müßten. Wie fängt man das an? Kann ich es nicht kriegen, nun so muß die Welt sehen, wie sie ohne meinen Roman fertig wird“ (HFA IV/3, Nr. 14). Offenbar erhielt F. von Gustav Karpeles eine ablehnende oder zumindest nicht befriedigende Antwort; vgl. F. an Mathilde von Rohr, 3.6.1879: „Ich schriebe gern einen zweiten [Roman], der, in Bücher und Kapitel eingetheilt, und in seinen Szenen und Personen skizziert, längst vor mir liegt. Aber unsre deutschen Buchhändler-, Verkaufs- und Lese-Zustände lassen es mir leider fraglich erscheinen, ob ich je zur Ausarbeitung kommen werde. […] Wieder unter Sorgen und Ängsten es schreiben, wie den ersten Roman, das thu ich sicherlich nicht“ (BW F.–Rohr 2000, Nr. 201). Dass die erforder­lichen Produktionsbedingungen sich nicht einstellten, scheint der Grund dafür zu sein, dass F. die Arbeit an Allerlei Glück im Sommer 1879 abbrach und sich Novellen und Kurzromanen zuwandte (Grete Minde, Ellernklipp, L’Adultera, Schach von Wuthenow, Sidonie von Borcke), die rascher fertigzustellen und leichter zu publizieren waren. Die letzte Erwähnung von Allerlei Glück findet sich im Brief an Emilie F. vom 24.7.1887: „Natürlich hab ich mal einen Roman (‚Allerlei Glück‘ 3 bändig, der nun ad acta gelegt ist) mit dem braunen Roß Krausenstraße, angefangen; ein Kleinstädter liegt im Fenster, aber ein junger, und geht dann zu Kroll“ (GBA, EB Nr. 717). Stellenkommentar: 15

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Wrangel ]  Der preußische Generalfeldmarschall Friedrich Heinrich Ernst Graf von Wrangel (1784–1877);5 vgl. Der Schleswig-Holsteinsche Krieg im Jahre 1864, 43–45. Giotto oder Masaccio-Styl ]  1) Giotto di Bondone (1266/67–1337). 2) Masaccio, eig. Tommaso di Ser Giovanni di Simone Guidi (1401–1428). Cicisbeo ]  Begleiter, auch Vertrauter und Liebhaber einer verheirateten Dame.6 Chaucer ]  Geoffrey Chaucer (um 1342/43 – 1400), Diplomat und Dichter, dessen Hauptwerk der Erzählzyklus The Canterbury Tales ist.7 Aventurier ]  emend.; Petersen Avanturier Abessinien ]  Bis 1974 Bezeichnung für Äthiopien. auch Dichter ]  emend. Petersen; Hs. aus Dichter

5  Vgl. Bernhard von Poten: Wrangel, Friedrich. In: ADB 44 (1898), 226–232 [www.deutschebiographie.­de/pnd117426059.html?anchor=adb] (8.1.2016). 6  Vgl. Brockhaus20 4, 574. 7  Vgl. Encyclopædia Britannica [www.britannica.com/biography/Geoffrey-Chaucer] (8.1.2016).

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i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

Kietzer Fischerei-Gerechtigkeiten ] Mittelalterliche Fischereirechte slawischer Siedlungen wie Kietz an der Dahme (heute Teil von Berlin-Köpenick) oder das ehemalige Fischerviertel Kietz in Potsdam.8 La Bohême ]  Der Begriff Bohème wurde durch den Roman Les scènes de la vie de bohème (1847–49) des Pariser Autors Henri Murger (1822–1861) geprägt. Ozon-Enthusiast ]  Seit seiner Entdeckung 1839 wurde das Ozon (O3) therapeutisch eingesetzt (Oxidationstherapie), doch seine heilende Wirkung war schon damals umstritten.9 Vgl. auch Onkel Dodo (1886; GBA Von vor und nach der Reise 52–81). Haus von v. W. in der L. Straße ]  Das Haus des Geheimrats von Wangenheim in der Lindenstraße 48,10 in dem F. 1853–55 als Hauslehrer der ­Töchter, dann jahrzehntelang als Freund verkehrte. Die Familie war ebenso durch eine liberale, aufgeschlossene und anregende Atmosphäre geprägt wie durch die konfessionelle Spannung zwischen dem Protestanten Karl Hermann von Wangen­heim (1807–1890) und seiner katholischen Frau Marie von Wangenheim (1814–1891), geb. Aichner von Heppenstein;11 vgl. Das Wangenheim-Kapitel (Autobiographische Schriften 3/1, 392–405), Fontane-Lexikon 476 f. und Nürnberger 2007, 444–452. Vgl. auch Neue Novelle. Predigtamtscandidat und Geheimrathstochter und Im W.’schen Hause. Contessa di Rombello ]  Eine Grafenfamilie Rombelli ist in Rom und Turin belegt.12 Frl. Hemoth ]  Nicht ermittelt. Meroni ]  1) Maria Meroni (1751–1838), Tänzerin an der Königlichen Oper Berlin; vgl. Rheinsberg (GBA, W 1, 313). 2) Petersen 1929, 6, verweist auf die Grafenfamilie Meroni in: Willibald Alexis: Cabanis (1832). Wagener ] 1) Heinrich Theodor Wagener (1832–1894), Lehrer in Potsdam; 2) Hermann Wagener (1815–1898), hochkonservativer Politiker und erster Chefredakteur der Kreuzzeitung.13 Grafen von Toulouse ]  Die Grafschaft Toulouse entstand zu karolingischer Zeit und existierte bis 1271 als eigenständige Herrschaft. Mehrere Grafen von Toulouse nahmen an den Kreuzzügen teil.14 Graf Gaschin ]  Grafen von Gaschin, Freiherren von und zu Rosenberg: polnisch-tschechische Adelsfamilie mit Besitzungen vor allem in Mähren und Schlesien, seit 1653 Reichsgrafen. Der letzte Namensträger war Ferdinand Graf von Gaschin auf Podersdorf am Neusiedler See (1827–1894).15 Heydens Erzählungen ]  August von Heyden (1827–1897), Maler; als Mitglied des Rütli mit F. jahrzehntelang gut bekannt; vgl. Fontane-Lexikon 213 mwN.

8  Vgl. Wikipedia, Lemma Kietz (Berlin-Köpenick) mwN. (8.1.2016). 9  Vgl. Brockhaus20 16, 446 f.; 438. 10  Vgl. Berliner Adressbuch 1879, 986. 11  Vgl. Historisches und genealogisches Adelsbuch des Königreichs Württemberg. Nach officiellen,

von den Behörden erhaltenen, und andern authentischen Quellen bearbeitet von Fr. Cast. Stuttgart 1839, 404. 12  Vgl. Wikipedia (ital.), Lemma Armoriale delle famiglie italiane (R) (8.1.2016). 13  Vgl. Albrecht 2010; Fontane-Lexikon 472. 14  Vgl. Lexikon des Mittelalters 8, 911 f. 15  Vgl. Wikipedia, Lemma Gaschin (Adelsgeschlecht) mwN. (8.1.2016).

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Seraphine Thebesius ]  Auch: Seraphine von Werthern-Ahlimb. Vgl. Seraphine von Goarshausen in Ehen werden im Himmel geschlossen. Frau v. Posadowski ]  Vgl. die Berliner Malerin Auguste von Sandrart (1823– 1900), seit 1878 Gräfin von Posadowsky. Vgl. dazu Susanne von Sandrascheck. Boemisch ]  Eine Person dieses Namens war nicht zu ermitteln. Gräfin Einsiedel ]  Einsiedel: Adelsfamilie aus Meißen, aus der zahlreiche Diplomaten und Politiker hervorgingen, u. a. der preußische Offizier Gottfried Emanuel Graf von Einsiedel (1690–1745); vgl. Zwei „heimlich Enthauptete“ (GBA, W 3, 374–377). Comtesse Ida ]  Nach Ida von Wangenheim (1839–1921), Tochter des Geheimrats von Wangenheim, die 1871 in den Orden der Dominikanerinnen in Stone (Devonshire) eintrat; vgl. Fontane-Lexikon 476. Der junge Kettenburg ]  Kuno Maximilian Philipp Ludwig von der Kettenburg (1838–1907) war der Sohn des mecklenburgischen Gutsherrn Kuno August Peter von der Kettenburg (1811–1882), der 1852 mit seiner gesamten Familie zum katholischen Bekenntnis übertrat, was hohe Wellen schlug. Der jüngere Kuno studierte zunächst Jura in Prag und Heidelberg, war 1859 Kürassier-Leutnant, trat 1863 im Kloster S. Sabina in Rom in den Orden der Dominikaner ein, verließ ihn jedoch drei Jahre später wieder, um in Wien Literatur zu studieren und später nach Mecklenburg zurückzukehren, wo er zweimal heiratete. Vor seinem Eintritt in den Orden, Ende der 1850er-Jahre, verband ihn offenbar ein Liebesverhältnis mit Ida von Wangenheim; vgl. Das Wangenheim-Kapitel (Autobiographische Schriften 3/1, 405), Höfer 1939 und Nürnberger 2007, 448. Vgl. auch Neue Novelle. Predigtamtscandidat und Geheimrathstochter. Consistorialrath Suffragan ]  Konsistorialrat: Mitglied des Konsistoriums, der Verwaltungsbehörde der evangelisch-lutherischen Kirche. Suffragan: auch: Cyprian; Verulam; Suffrian. Vgl. Leutnant Suffrian, den F. am 12.11.1881 zu Gast hatte, möglicherweise ein Offizierskamerad von George Fontane (Tagebuch: GBA, T 2, 133). Dr. Heinrich Brose ]  Auch: Wilhelm Brose. Nach Wilhelm Rose (1792–1867), dem Inhaber der Apotheke zum Weißen Schwan in Berlin, in der F. 1836– 40 Lehrling war; vgl. Von Zwanzig bis Dreißig, Abschnitt Berlin 1840, Kap. 1 (GBA 3–23), und Fontane-Lexikon 384. Zu Wilhelm Rose, seiner „Reise-Pas­ sion“ und insbesondere seinem Reisebericht Aus der Schweiz vgl. Rasch 2002. der Geographischen ] Der 1828 gegründeten, bis heute bestehenden Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin.16 Frau v. Birch ] Wohl nach der Schriftstellerin und Schauspielerin Charlotte Birch-Pfeiffer (1799–1868).17 v. Wedell ]  Grafen von Wedell/Wedel: norddeutsche Adelsfamilie, die in der preußischen Politik und im Militär eine wichtige Rolle spielte. Consistorialräthin Thebesius ]  Auch: Geheimrätin von Woltersdorf; Frau von Werthern-Ahlimb. Nach Marie von Wangenheim (1814–1891), geb. Aichner von Heppenstein; vgl. Fontane-Lexikon 477.

16  Vgl. [www.gfe-berlin.de] (8.1.2016). 17  Karl Richter: Birch-Pfeiffer, Charlotte Johanna. In: NDB 2 (1955), 252 f. [www.deutsche-biographie.­

de/pnd118658875.html] (8.1.2016).

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i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

Hofprediger Verulam ]  Nach dem Hofprediger Karl Windel (1840–1890), der bei der Familie von Wangenheim verkehrte und mit dieser wie mit F. das Interesse für Schopenhauers Philosophie teilte; vgl. Fontane-Lexikon 488. Vgl. auch Anm. zu Z. 78 Consistorialrath Suffragan.  99 Rittmeister v. Kerssenbrook, erst Lebemann, dann Mönch ]  Nach Kuno von Kettenburg; vgl. Anm. zu Z. 77 Der junge Kettenburg. 100 Frau Predig. Viedebandt  ] Bernhardine von Lepel (1815–1889), die ältere Schwester von F.s Freund Bernhard von Lepel, war seit 1844 mit Pastor Hermann Viedebandt in Potsdam verheiratet; vgl. Chronik 3809. 101 Missions-Närrin ]  Vgl. auch Storch von Adebar. 107 Beowulf-Mann ]  Beowulf: altenglisches Epos, entstanden vermutlich im 8. Jh., überliefert in einer Handschrift aus der Zeit um 1000.18 119–121  Axel v. Sparr/Brah ]  1) v. Sparr: historischer brandenburgischer Familien­ name; vgl. Von Sparren-Land und Sparren-Glocken (GBA, W 2, 455 ff.) sowie Erich Erichsen (Erich Sparr). 2) Axel Brahe ist der Name zweier dänischer Adli­ ger, die in der Zeit Christians II. bzw. IV. als Reichsrat eine wichtige Rolle spielten: Axel Brahe (um 1480–1551) und Axel Brahe (1550–1616).19 126 Sparren ]  „Einen Sparren haben“ bedeutet so viel wie „einen Knall haben, e­ inen Vogel haben“ (wörtliche Bedeutung: Dachsparren: Holzbalken des Dachstuhls; vgl. Grimm 16, 1946–1951). 138 Alex. Regiment ] Das 1814 aufgestellte Kaiser Alexander Garde-Grenadier-­ Regiment Nr. 1, dessen Kaserne in der Alexanderstraße 56, nahe dem Alexanderplatz, lag.20 Angehöriger des Alexander-Regiments ist Hauptmann von Czako in Der Stechlin (vgl. GBA 35, 47). Vgl. auch „Rr“ oder Gefährdet Glück. 157 Registrator Pappenheim ]  Registrator: Beamter, der für die Registratur (Ablage) der Akten zuständig ist. Pappenheim: Stadt in Mittelfranken (heute Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, Bayern), aus der die Grafen von Pappenheim stammten, die jahrhundertelang das Amt des Reichsmarschalls innehatten. Vgl. auch das geflügelte Wort „Ich kenne meine Pappenheimer“ nach S­ chiller: Wallensteins Tod (1799), III/15, V. 1871: „Daran erkenn ich meine Pappen­ heimer“. 158 Iphigenie ]  Titelrolle in Goethe: Iphigenie auf Tauris (1787). 163 Lampertus Distelmeier ]  Nach dem einflussreichen brandenburgischen Diplomaten Lampert (Lamprecht) Distelmeyer (1522–1588), Kanzler unter den Kurfürsten Joachim II. und Johann Georg, Sohn eines Schneiders in Leipzig.21 169 Merckel und Lazarus ]  Der Jurist Wilhelm von Merckel (1803–1861) und der Philosoph Moritz Lazarus (1824–1903), beide mit F. befreundet; vgl. FontaneLexikon 307 f., 270 f. 178 in allen Sätteln gerecht ]  Zu allem zu gebrauchen (Redewendung; vgl. Grimm 14, 1823).  96

18  Vgl. Lexikon des Mittelalters 1, 1925–1928. 19  Vgl. Dansk Biografisk Leksikon 2, 586–588. 20  Vgl. Wikipedia, Lemma Kaiser Alexander Garde-Grenadier-Regiment Nr. 1 mwN. (8.1.2016). 21  Vgl. Walter Nissen: Distelmeyer, Lamprecht. In: NDB 3 (1957), 744 f. [www.deutsche-biographie.

de/pnd117645559.html] (8.1.2016).

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Rechnungsrath ] Beamter an der Rechnungskammer (heute Rechnungshof); vgl. Grimm 14, 363 f. – In F.s Haus in der Potsdamer Straße 134c wohnte ein Rechnungsrat Schulz.22 rothen Adlerorden ] Zweithöchster preußischer Orden, verliehen 1705/92– 1918.23 Kronenorden ]  1861 von Wilhelm I. anlässlich seiner Krönung zum König von Preußen als allgemeiner Verdienstorden gestiftet, verliehen bis 1918.24 F. erhielt 1867 den Kronenorden IV. Klasse; vgl. dazu Fontane-Lexikon 334. v. Werthern-Ahlimb ]  Nach den Adelslinien von Werthern (Thüringen) und von Saldern-Ahlimb (Brandenburg). Letztere entstand 1827 durch die Eheschließung von Hermann von Saldern (1801–1854) mit Luise von Ahlimb (1808–1876), der Erbin von Ringenwalde. Beider Sohn war der Reichstags­ abgeordnete Hugo von Saldern-Ahlimb-Ringenwalde (1829–1893).25 Vgl. auch Der Erzieher. Torfinspektor ] Beamter, betraut mit der Überwachung der Torfgewinnung. Torf, der als pflanzliches Zerfallsprodukt in Mooren entsteht, wurde im 19. Jh. vor allem als Brennmaterial genutzt.26 Garde-Grenadir-Regiment Kaiser ]  Das Garde-Grenadier-Regiment Nr. 2 „­Kaiser Franz von Österreich“, in dem F. 1844/45 seinen Militärdienst geleistet hatte; vgl. Fontane-Lexikon 236. Wasserbau-Inspektor … Fraude ] Wohl nach dem britischen Schiffbau-Ingenieur William Froude (1810–1879). Sein Bruder James Anthony Froude (1818–1894) war Romancier und Herausgeber von Fraser’s Magazine.27 Die Schreibweise Fraude ist als Berliner Familien- und Firmenname belegt; vgl. Berliner Adressbuch 1877, 193. – Ein Wasserbau-Ingenieur als Vater begegnet in Oceane von Parceval. solche Kinder heißen immer Olga ]  Uneheliche Kinder mit unbekanntem, möglicherweise prominentem Vater. Vgl. auch Olga, die uneheliche Tochter der Witwe Pittelkow in Stine. Stößer ]  „[…] eine Person, welche stößt. So ist in den Apotheken, bei den Materialienhändlern etc. der Stößer, ein Arbeiter, welcher die nöthigen Species in dem Mörser klein stößt“ (Krünitz 174, 646). Geschichte von Ebbe Brah ]  Ebba Brahe (1596–1674), Hofdame in Stockholm, war 1612–15 die Jugendliebe Gustavs II. Adolf von Schweden. Eine Eheschließung scheiterte am Widerstand von Gustav Adolfs Mutter; Ebba ­Brahe ­heiratete 1618 den Offizier Jakob de la Gardie (1583–1655), Gustav Adolf 1620

22  Vgl. Berliner Adressbuch 1879, Teil 2, 285. 23  Vgl. Wikipedia, Lemma Roter Adlerorden mwN. (8.1.2016). 24  Vgl. Wikipedia, Lemma Königlicher Kronenorden (Preußen) mwN. (8.1.2016). 25  Vgl. Zedlitz 1, 89 f. und 4, 431–433; Biorab Kaiserreich (Datenbank Abgeordnete in den norddeut-

schen und deutschen Reichstagen 1867–1918) [http://zhsf.gesis.org/ParlamentarierPortal/biorabkr_ db/biorabkr_db.php?id=2080] (8.1.2016). 26  Vgl. Brockhaus20 22, 191 f. 27  Vgl. Encyclopædia Britannica [www.­ britannica.com/biography/William-Froude] und [www.­ britannica.­com/biography/James-Anthony-Froude] (8.1.2016).

74 |

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

Maria Eleonore von Brandenburg (1599–1655).28 Vgl. Unwiederbringlich, Kap. 14 (GBA 119, 432 f.), und Sidonie von Borcke. 227 Zglinin v. Zglininski ]  Vermutlich fiktiver Name in Anlehnung an die westpreußische Adelsfamilie Zglinitzki.29 232 Hanka ]  Vgl. auch die Amme/Dienerin in Wiedergefunden. 255 f. Oberstlieutenant v. Malotki=Trzebiatowski ]  Malotki von Trzebiatowski: Adelsfamilie aus Hinterpommern.30 Vgl. auch Generallieutnant Trebia von Trebiatinski in Storch von Adebar. 295 Theophron ]  Von griech. theos: Gott und phronesis: Vernunft. Hier als Vor­ name des Apothekers Brose. 340 Habel ]  Im 18. Jh. gegründete Weinhandlung in Wilmersdorf.31 352 Tempi passati ]  (Ital.) Diese Zeiten sind vorbei. Angeblicher Ausspruch Kaiser Josephs II. (1741–1790) beim Anblick eines Gemäldes von Federico Zuccaro (1542–1609) im Dogenpalast in Venedig, auf dem Kaiser Friedrich I. Barba­ rossa zu Füßen des Papstes liegt und die Absolution erhält; vgl. Büchmann 1912, 506. 352 Macbeth: ich habe den Schlaf gemordet ]  Shakespeare: Macbeth (um 1606), II/2. 353 Hendrichs  ] Hermann Hendrichs (1809–1871) spielte 1840/41 und wieder 1844–64 am Königlichen Schauspielhaus Berlin und leitete kurzzeitig das Victoria­theater in Berlin.32 360 es harmlos emend.; Petersen er harmlos 374 detestirt ] (Frz.) détester: hassen, verabscheuen. Zur „Handschuhfrage“ vgl. auch „Rr“ oder Gefährdet Glück. 396 Ligny ]  Bei Ligny schlug Napoleon am 16.6.1815, zwei Tage vor der Schlacht bei Waterloo, die preußischen Truppen unter Gebhart Leberecht Blücher; das Gefecht wurde berühmt als „Napoleons letzter Sieg“.33 402 Achilles Sohn der Thetis ]  Vgl. Homer: Ilias, passim. 412 Antigone liebte ihren Bruder und begrub ihn ]  Vgl. Sophokles: Antigone (442 v. Chr.). 414 Schlacht bei Platää ]  Sieg der Griechen über das persische Landheer bei Plataiai in Boiotien 479 v. Chr.34 421 f. „Prediger Salomo“ ]  Das Buch Kohelet oder Ecclesiastes des Alten Testaments, das die Frage nach den Bedingungen menschlichen Glücks erörtert.35 436 fighting Charling ] Vermutlich ist zu emendieren fighting Charlie. So wurde u. a. der britische Offizier Charles William Vane (1778–1854), 3rd Marquess of

28  Vgl. Svenskt biografiskt handlexikon 1, 130 [http://runeberg.org/sbh/brahebba.html] (8.1.2016). 29  Vgl. Zedlitz 4, 370 f. 30  Vgl. Zedlitz 3, 340. 31  Vgl. Berlin von A bis Z [www.luise-berlin.de] (8.1.2016). 32  Vgl. Joachim Wilcke: Hendrichs, Hermann Joseph Theodor Aloys Ernst. In: NDB 8 (1969), 521 f.

[www.deutsche-biographie.de/pnd116701153.html] (8.1.2016); NFA 22/3, 322 f. 33  Vgl. Brockhaus20 13, 415. 34  Vgl. Brockhaus20 17, 219. 35  Vgl. Lexikon für Theologie und Kirche 6, 169 f.

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Londonderry, genannt. 1810–14 war er britischer Sondergesandter in Berlin, 1815 britischer Botschafter in Wien während des Wiener Kongresses.36 nationalliberal ]  Die Nationalliberale Partei (1866–1918) ging aus der Deutschen Fortschrittspartei hervor und verstand sich als Partei des Besitz- und Bildungsbürgertums. Von Anfang an bestand innerhalb der Partei ein Gegensatz zwischen nationalstaatlichem Macht- und liberalem Rechtsstaatsdenken. 1871–81 war die Nationalliberale Partei unter dem Vorsitz Rudolf von Bennig­ sens die stärkste Fraktion im Reichstag, während des „Kulturkampfs“ Bismarcks wichtigste Stütze. 1879 spaltete dessen protektionistische Politik (Schutzzölle) die Partei. Unter dem Vorsitz von Johannes von Miquel seit 1883 wurde die nationalstaatliche Ausrichtung durch weiteren engen Anschluss an Bismarck und Zusammenarbeit mit der konservativen Partei noch stärker betont.37 Treitschke ]  Heinrich von Treitschke (1834–1896), Historiker an der Berliner Universität und Reichstagsabgeordneter, bis 1879 für die Nationalliberale Partei, dann parteilos. Er vertrat den Gedanken des Machtstaats und war vor der Reichsgründung einer der wichtigsten publizistischen Mitarbeiter Bismarcks. 1879 löste er den Berliner Antisemitismusstreit aus.38 Vgl. auch Die Bekehrten. Droysen ]  Johann Gustav Droysen (1808–1884), Historiker in Kiel, später in Berlin, vertrat in seiner Historiographie den Gedanken des Machtstaats. Als Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung strebte er 1848 eine kleindeutsche Lösung unter Führung Preußens an.39 Fortschrittler ]  Angehöriger oder Sympathisant der 1861 gegründeten Deutschen Fortschrittspartei, die für Demokratie, Parlamentarismus und die Einigung Deutschlands unter preußischer Führung eintrat. Im preußischen Verfassungskonflikt 1862–66 und nach der Reichsgründung stand sie in Opposition zu Bismarck, eine Ausnahme bildete nur der „Kulturkampf “. 1884 schloss die Deutsche Fortschrittspartei sich mit der Liberalen Vereinigung zur Deutschen Freisinnigen Partei zusammen.40 Revoloutionair ]  sic Embonpoint ]  Beleibtheit, Korpulenz. Serajevo ]  Alternative Schreibweise für Sarajevo, seit 1850 Hauptstadt der Provinz Bosnien des Osmanischen Reiches, seit 1878 unter Verwaltung Österreich-Ungarns.41 Bukarest ]  Seit 1861 Hauptstadt des Fürstentums Rumänien, das 1878 als unabhängiger Staat anerkannt wurde.42

36  Vgl. Wikipedia (engl.), Lemma Charles Vane, 3rd Marquess of Londonderry mwN. (8.1.2016);

GND 123047889.

37  Vgl. Brockhaus20 15, 396 f. 38  Vgl. Brockhaus20 22, 283; Herman von Petersdorff: Treitschke, Heinrich. In: ADB 55 (1910), 263–

326 [www.deutsche-biographie.de/pnd118623761.html?anchor=adb] (8.1.2016); Fontane-Lexikon 448 f.; Karsten Krieger: Berliner Antisemitismusstreit. In: Handbuch des Antisemitismus 4 (2011), 41–45 mwN. 39  Vgl. Brockhaus20 5, 709; Theodor Schieder: Droysen, Johann Gustav Bernhard. In: NDB 4 (1959), 135–137 [www.deutsche-biographie.de/pnd11852755X.html] (8.1.2016); Fontane-Lexikon 108 f. 40  Vgl. Brockhaus20 5, 294. 41  Vgl. Brockhaus20 19, 142 f. 42  Vgl. Brockhaus20 4, 109 f.

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i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

Brindisi ] Seit 1860 zum Königreich Italien gehörig, seit der Eröffnung des Suez-Kanals 1869 ein international bedeutender Handelshafen.43 499 Malta ]  Zur Handlungszeit britisches Protektorat. 499 Alexandrien ]  Alexandria in Ägypten, bis 1881 Teil des Osmanischen Reiches.44 499 Smyrna ]  Griechischer Name von Izmir (Türkei), seit dem 15. Jh. Teil des Osmanischen Reiches.45 499 Tiflis ]  Tbilissi (Georgien), seit 1801 zu Russland gehörig.46 499 f. Beirut, Jerusalem ]  Zur Handlungszeit zum Osmanischen Reich gehörig. 500 Tanger ]  1684–1912 zum unabhängigen Marokko gehörig.47 500 Algier ]  1830–1962 Hauptstadt der französischen Kolonie Algerien.48 500 Tunis ]  Seit 1574 Teil des Osmanischen Reiches, seit 1881 französisches Protektorat.49 500 Wadai ]  Frz. Ouaddaï, Region im Osten des Tschad, seit dem 18. Jh. ein unabhängiger Staat, seit 1909 französische Kolonie.50 500 Timbuktu ] Oasenstadt in Mali, seit 1780 von den Tuareg beherrscht, 1894 durch französische Kolonialtruppen erobert.51 503 Kawi-Sprache ]  Altjavanische Literatursprache.52 503 f. das Abyssinische ]  Die amharische Sprache, Hauptverkehrssprache in Äthio­ pien, zur semitischen Sprachfamilie gehörig. Die erste Grammatik des Amharischen verfasste der Erfurter Philologe Hiob Ludolf (1624–1704).53 524 Dahomey ]  Im 17. Jh. gegründetes westafrikanisches Königreich, das heutige Benin. Seit 1892 Teil der französischen Kolonie Westafrika.54 Vgl. Der Stechlin, Kap. 25: „,die Mädchen von Dahomey‘“ (GBA 289 mit Anm.). 535 „wem viel gegeben wurde, von dem wird viel gefordert“ ]  Lukas 12,48. 556 f. |ich … die| ]  Wohl als Streichung intendiert, aber nicht gestrichen. 562 tödtliche und „lässige Sünden“ ]  Die katholische moraltheologische Tradition unterscheidet „Todsünde“ (peccatum mortale) und „lässliche Sünde“ (peccatum veniale); unter der Ersteren wird eine grundsätzliche Abwendung von Gott und dem Guten verstanden.55 572 Accedentien ]  sic; emend. Accidentien 576 selig sind die reinen Herzens sind ]  Matthäus 5,8. 581 auf Sternen zu gehn ]  Vgl. Vor dem Sturm, Kap. I/1 (GBA 1, 13) u. ö. 596 Pater Gurys Buch ]  Jean Pierre Gury SJ: Compendium theologiae moralis (1850), Standardwerk für das Studium der Moraltheologie in der zweiten Hälfte des 499

43  Vgl. Wikipedia (ital.), Lemma Brindisi (8.1.2016). 44  Vgl. Brockhaus20 1, 358 f. 45  Vgl. Brockhaus20 11, 62 f. 46  Vgl. Brockhaus20 22, 104. 47  Vgl. Brockhaus20 21, 537. 48  Vgl. Brockhaus20 1, 374–376. 49  Vgl. Brockhaus20 22, 419. 50  Vgl. Wikipedia, Lemma Reich Wadai mwN. (8.1.2016). 51  Vgl. Brockhaus20 22, 110 f. 52  Vgl. Brockhaus20 11, 607. 53  Vgl. Brockhaus20 1, 512; Eike Haberland: Ludolf, Hiob. In: NDB 15 (1987), 303 f. [www.deutsche-

biographie.de/pnd118817167.html] (8.1.2016). 54  Vgl. Brockhaus20 5, 53. 55  Vgl. Lexikon für Theologie und Kirche 9, 1129.

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19. Jh.s, jedoch auch angefeindet wegen der darin vertretenen Handbuchmoral („Beichtstuhlkasuistik“).56 F. scheint es, wohl in der 1853 erstmals erschienenen deutschen Übersetzung, im Juni 1881 gelesen zu haben; vgl. Chronik 2378. 609 f. |Fehlt … Glück.| ]  Vielleicht als Streichung intendiert, aber nicht gestrichen. 644 Läster=Allee ]  Beiname einer Allee im Berliner Zoologischen Garten.57 Vgl. auch Irrungen, Wirrungen, Kap. 5 (GBA 37). 649 Bodinus ]  Heinrich Bodinus (1814–1884), seit 1859 Direktor des Berliner Zoologischen Gartens, den er zu einem der weltweit führenden Zoos entwickelte.58 656 alle Täge ]  sic 659–661  die Nachricht von der Wahl eines neuen Präsidenten in Washington ]  Vgl. Der Stechlin, Kap. 3: „Als Anno siebzig die Pariser Septemberrevolution ausbrach, wußte man’s in Amerika drüben um ein paar Stunden früher, als die Revolution überhaupt da war“ (GBA 29). 666 Erforschungs-Reise ins Innere Afrikas ]  Als Quelle für diese Thematik arbeitete F. im Juni 1879 Henry Morton Stanleys Bericht Wie ich Livingstone fand. Reisen, Abenteuer und Entdeckungen in Central-Afrika (Leipzig 1879) durch; vgl. F. an Emilie Fontane, 9.6.1879 (GBA, EB Nr. 543). 668 Barth ] Heinrich Barth (1821–1865), Geograph, einziger Überlebender der britischen Sudan-Expedition 1849–55, lieferte die erste Beschreibung von Timbuktu (vgl. Anm. zu Z. 500 Timbuktu). Seit 1863 Professor in Berlin, Zentralfigur der Afrikaforschung seiner Zeit.59 F. lud Barth am 30.12.1856 in London zum Essen ein (Tagebuch: GBA, T 1, 208; vgl. auch ebd., 211). 668 Overweg ]  Der Afrikaforscher Adolf Overweg (1822–1852) starb während der erwähnten britischen Sudan-Expedition.60 668 Bastian ]  Der Ethnograph Adolf Bastian (1826–1905), Gründer des Museums für Völkerkunde in Berlin und der Anthropologischen Gesellschaft zu Berlin.61 670 Anti-Boccia-Mann ]  Boccia: Die italienische Variante des Boule-Spiels. 671 Tschad-See ]  Binnensee am Südrand der Sahara, heute zu Tschad, Kamerun, Nigeria und Niger gehörig, beschrieben u. a. von Barth und Overweg.62 675 Saatwinkel und dem Tegler See ]  Saatwinkel am Südufer des Tegeler Sees, seit der Mitte des 19. Jh.s beliebtes Ausflugsziel.63

56  Vgl. Lexikon für Theologie und Kirche 4, 1111. 57  Vgl. Johannes Groschupf: An Winterschlaf ist nicht zu denken. Rundgang im Berliner Zoo. Tages-

spiegel, 6.2.2011 [www.tagesspiegel.de/berlin/rundgang-im-berliner-zoo-an-winterschlaf-ist-nichtzu-denken/3795992.html] (24.2.2016); Franz Hessel: Spazieren in Berlin (1929). In: F. H.: Sämtliche Werke in fünf Bänden. Hg. von Hartmut Vollmer und Bernd Witte. Bd. 3: Städte und Porträts. Hg. von Bernhard Echte. Hamburg 22013, 100. 58  Vgl. Karl Max Schneider: Bodinus, Karl August Heinrich. In: NDB 2 (1955), 358 f. [www.deutschebiographie.de/pnd116216166.html] (8.1.2016). 59  Vgl. Klaus Schroeder: Barth, Heinrich. In: NDB 1 (1953), 602 f. [www.deutsche-biographie.de/ pnd119076950.html] (8.1.2016). 60  Vgl. Uta Lindgren: Overweg, Adolf. In: NDB 19 (1998), 729 f. [www.deutsche-biographie.de/ pnd117191566.html] (8.1.2016). 61  Vgl. Hans Plischke: Bastian, Adolf. In: NDB 1 (1953), 626  f. [www.deutsche-biographie.de/ pnd118653423.html] (8.1.2016). 62  Vgl. Brockhaus20 22, 364. 63  Vgl. Alle Berliner Straßen und Plätze 3, 528.

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i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

„Ich weiß nicht was soll es bedeuten, daß ich so traurig bin“ ]  Heinrich Heine: Buch der Lieder: Die Heimkehr II („Die Loreley“; 1823). 705 Stanwinski  ] Vgl. den Berliner Schauspieler und Regisseur Karl Stawinsky (1794–1866),64 der mit F. bekannt war; vgl. Chronik 431. 705 Steppenbeck ]  Vielleicht ist zu emendieren Stappenbeck. Vgl. Bürstenmacher Stappenbeck in Vor dem Sturm, Kap. III/2 (GBA 2, 17–30) sowie Adolf Stappenbeck (1811–1871), den Pfarrer in Kossenblatt; vgl. Schloss Kossenblatt (GBA, W 2, 650). 705 Lämmerhirt ]  Vgl. Pastor Lämmerhirt in Vor dem Sturm, Kap. IV/2 (GBA 2, 254–257) u. ö. Als Familienname belegt: Die Mutter von Johann Sebastian Bach hieß Lämmerhirt. 708 Buchdruckerei-Faktors ]  Leiter der Setzerei. 717 Jungfrau von Orleans ]  Jeanne d’Arc, Titelrolle in Schiller: Die Jungfrau von Orleans (1801). 717 Thekla ]  In Schiller: Wallensteins Tod (1799). 717 Lady Macbeth ]  In Shakespeare: Macbeth (um 1606). 723 f. „Das Land der Griechen mit der Seele suchend.“ ]  Goethe: Iphigenie auf Tauris (1787), I/1 (V. 12). 727 Fräul. Hawerlandt ]  Anna Haverland (1851–1908), Schauspielerin und Schriftstellerin, die 1878/79 in Berlin auftrat.65 F. sah sie u. a. am 22.3.1878 als Iphigenie und am 1.6.1878 als Jungfrau von Orleans (vgl. Bibliographie Nr. 3595, 3611). Vgl. auch Berliner Sprechanismus. 727 die Pietschens ]  Die Familie des Schriftstellers und Journalisten Ludwig Pietsch (1824–1911); vgl. L. P.-Novelle. 727 f. die alte Pietsch ]  Vermutlich Ludwig Pietschs Ehefrau Marie (1831–1894). 738 Bertha Pappenheim ]  Reale Person dieses Namens: Die Wiener Frauenrecht­ lerin Bertha Pappenheim (1859–1936), deren Familie aus Pappenheim ­stammte. Sie war als Schriftstellerin und Übersetzerin tätig und gründete 1904 den jüdischen Frauenbund. Bekannt wurde sie als Patientin von Sigmund Freud und Josef Breuer unter dem Pseudonym „Anna O.“ Eine Anspielung F.s auf sie ist aus chronologischen Gründen kaum anzunehmen.66 739 „Der Mensch ist frei und wär er in Köthen geboren“ ]  Parodistisches Zitat von Schiller: Die Worte des Glaubens (1798; V. 7 f.: „Der Mensch ist frei geschaffen, ist frei, / Und würd er in Ketten geboren“) in Anspielung auf 1) Köthen (Anhalt; heute Landkreis Anhalt-Bitterfeld, Sachsen-Anhalt) oder 2) Köthen (Märkisch Buchholz, Brandenburg) oder 3) Köthen (Ostpreußen; Солдатово [Soldatovo], Oblast Kaliningrad, heute nicht mehr existent). 744 die Jahre 13–15 ]  Die „Befreiungskriege“ 1813–15. Im Zuge der preußischen Reformen erlangte die jüdische Bevölkerung Preußens 1812 die Bürgerrechte. 676 f.

64  Vgl. Paul Schlenther: Stawinsky, Karl von. In: ADB 35 (1893), 536 [www.deutsche-biographie.de/

pnd117223913.html?anchor=adb] (8.1.2016).

65  Vgl. NDB-Index [www.deutsche-biographie.de/sfz063_00666_1.html#indexcontent] (8.1.2016);

Wikipedia, Lemma Anna Haverland mwN.; dort 1854 als Geburtsjahr angegeben (8.1.2016).

66  Vgl. Jüdische Frauen im 19. und 20. Jahrhundert. Lexikon zu Leben und Werk. Hg. von Jutta Dick

und Marina Sassenberg. Reinbek 1993, 305ff.; Monika Richarz: Frauen in Familie und Öffentlichkeit. In: Deutsch-jüdische Geschichte 3, 69–100, hier 93–97; Josef Breuer/Sigmund Freud: Studien über Hysterie. Frankfurt a. M. 1991, 42–66.

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Sub petito remissionis ]  Mit der Bitte um Rücksendung. brevi manu ]  Kurzer Hand; das heißt, die Antwort der Behörde wird auf dem eingereichten Schreiben angebracht und zurückgesendet. 760 conferatur ]  Vergleiche. 760 mundiren ]  Ins Reine schreiben. 760 paraphiren ]  Zeichnen, mit der Paraphe (Namenszeichen) versehen. 760 vidimiren ]  Durch den Vermerk „vidi“ (ich habe es gesehen) beglaubigen. 760 Non soli cedo. ]  Ich weiche auch der Sonne nicht. Non soli cedit: Motto Friedrich Wilhelms I. von Preußen.67 761 Rocher de bronze ] Geflügeltes Wort nach einer Randbemerkung Friedrich Wilhelms I. vom 25.4.1714: „Ich komme zu meinem Zweck und stabilire die Souverainetät und setze die Krone fest wie einen rocher von bronce“ (Büchmann 1912, 496 f.). 764 f. v. Pappenheim … Lützen … Kürassieren  ] In der Schlacht bei Lützen am 16.11.1632, in der Gustav II. Adolf von Schweden fiel, wurde auch der bayerische Feldmarschall Gottfried Heinrich Graf Pappenheim (1594–1632) tödlich verwundet.68 Vgl. Schiller: Wallensteins Lager (1798), I/11: „Von des Pappenheims Kürassieren […] in der Lützner Schlacht, / Als der Pappenheim umgekommen“ (V. 674–679). 772 v. Flemming ]  Heinrich Ernst Ludwig Karl von Flemming (1778–1852), Gutsbesitzer auf Wollin und Landrat des Kreises Usedom-Wollin, den F. aus Swinemünde kannte; vgl. Meine Kinderjahre, Kap. 6 (Autobiographische Schriften 1, 55–59).69 775 Cimabue ]  Der Florentiner Maler Cimabue (gest. um 1302), eig. Cenni di Pepo.70 775 Buffalmaco ]  Der Florentiner Maler Buonamico Buffalmacco (fl. 1315–1340).71 776 f. Orcagna … Campo santo ]  F. besuchte den 1278–1358 in Form eines Kreuzgangs angelegten Camposanto Monumentale in Pisa am 20.8.1875; vgl. Reise­ tagebuch (GBA, T 3, 387 f. mit Anm.). Die 1944 weitgehend zerstörten, später teilweise restaurierten Fresken stammen u. a. von Francesco Traini72 (Der ­Triumph des Todes, um 1350), Taddeo Gaddi73 (Geschichten Hiobs, 1342), und Benozzo Gozzoli74 (Szenen aus dem Alten Testament, 1468–83). Der Triumph 760 760

67  Vgl. Meyers Großes Konversations-Lexikon 14 (1908), 493. 68  Vgl. Helmut Neuhaus: Pappenheim, Gottfried Heinrich Freiherr zu, Graf. In: NDB 20 (2001), 51 f.

[www.deutsche-biographie.de/pnd119020572.html] (8.1.2016). 69  Vgl. Wikipedia, Lemma Heinrich Ernst Ludwig Karl von Flemming mwN. (8.1.2016). 70  Vgl. Angelo Tartuferi: Cimabue. In: Allgemeines Künstlerlexikon (2015) [www.degruyter.com. aklaktuell.han.onb.ac.at/view/AKL/_10164426] (8.1.2016). 71  Vgl. Daniela Parenti: Buffalmacco, Buonamico. In: Allgemeines Künstlerlexikon (2015) [www. degruyter.com.aklaktuell.han.onb.ac.at/view/AKL/_10145890] (8.1.2016). 72  Vgl. Traini, Francesco. In: Allgemeines Künstlerlexikon (2015) [www.degruyter.com.aklaktuell. han.onb.ac.at/view/AKL/_00155319T] (8.1.20146). 73  Vgl. Sonia Chiodo: Gaddi, Taddeo. In: Allgemeines Künstlerlexikon (2015) [www.degruyter.com. aklaktuell.han.onb.ac.at/view/AKL/_41021719] (8.1.2016). 74  Vgl. Diane Cole Ahl: Gozzoli, Benozzo. In: Allgemeines Künstlerlexikon (2015) [www.degruyter. com.aklaktuell.han.onb.ac.at/view/AKL/_00022199T] (8.1.2016).

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i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

des Todes wurde lange Orcagna (Andrea di Cione, 1320–1368)75 oder Buffalmacco zugeschrieben. 780 Theaterschule … Direktor Kirschner ]  Eduard Kierschner (1825–1879), ehemaliger Schauspieler des Wiener Burgtheaters, führte eine Schauspielschule in der Königgrätzer Straße 4 in Berlin. Im Juni 1878 besuchte F. Proben der Schauspielschule zu Schiller: Kabale und Liebe, am 8.11.1878 eine Aufführung von Goethe: Die Geschwister und Sigmund Schlesinger: Die Gustel von Blasewitz; vgl. seine Besprechungen in der Vossischen Zeitung Nr. 151, 30.6.1878, und Nr. 265, 10.11.1878 (NFA 22/2, 771–774; 22/3, 668 f. = Bibliographie Nr. 3615, 3629). 810 Fräulein v. Zülows Schule ]  Privatschule in der Kochstraße 73, die Martha Fontane besuchte; vgl. Petersen 1929, 85 Fn. 1;76 Berliner Adressbuch 1867, 711: „v. Zülow, M., Frl., Vorsteherin einer Schul- und Erziehungs-Anstalt für Töchter gebildeter Stände, Kochstr. 73. 12–1“. 815 f. Tempelstufen nun oft genug heruntergestiegen ]  Als Iphigenie am Beginn von Goethe: Iphigenie auf Tauris. 817 Parzenliedes ]  Iphigenie auf Tauris IV/5: „Es fürchte die Götter / Das Menschen­ geschlecht! […]“ (V. 1726–66). 817 die Geschlechter die verschwinden sollen ]  Vgl. ebd., V. 1754–56: „Es wenden die Herrscher / Ihr segnendes Auge / Von ganzen Geschlechtern […].“ 820 Kegelclub in Wilmersdorf ]  Vgl. Irrungen, Wirrungen, Kap. 9 (GBA 57–63). 822 Mauerstraße ]  Verläuft zwischen Friedrich- und Behrenstraße in Berlin-Mitte.77 826 „Fällt der Mantel, fällt der Herzog mit“ ]  Vgl. Schiller: Die Verschwörung des Fiesco zu Genua (1783), V/16. 827 „Grüß mir mein Lottchen“ ]  Vgl. Schiller: In einer Bataille (= Die Schlacht; 1782), V. 49. 827 „Vier Elemente regiren die Welt“ ]  Vgl. Schiller: Punschlied (1803), V. 1–4. Vgl. auch Oceane von Parceval. 828 „Die letzten vier vom 10. Regiment“ ]  Vgl. Julius Mosen: Die letzten Zehn vom vierten Regiment (1836), Ballade über die Emigranten nach der Niederschlagung des polnischen Aufstandes gegen die russische Herrschaft 1831.78 Vgl. auch Unterm Birnbaum, Kap. 5 (GBA 38). 828 „Umstanden die sieben den Herrscher der Welt“ ]  Vgl. Schiller: Der Graf von Habsburg (1804), V. 7–9. 829 „Sechse treffen, sieben äffen“ ]  Carl Maria von Weber: Der Freischütz (1821), II/5. 829 f. „Denn drei macht eins und vier macht keins, das ist das Hexen=Einmaleins.“ ]  Vgl. Goethe: Faust I, Hexenküche, V. 2540–52. 75  Vgl. Gert Kreytenberg: Cione, Andrea di. In: Allgemeines Künstlerlexikon (2015) [www.degruyter.­

com.aklaktuell.han.onb.ac.at/view/AKL/_10164617] (8.1.2016).

76  Julius Petersen hatte diese Information wohl mündlich erhalten, vermutlich von Friedrich Fonta-

ne. Laut Dieterle 2006, 43 sind keine schriftlichen Quellen dazu vorhanden.

77  Vgl. Alle Berliner Straßen und Plätze 3, 132. 78  Julius Mosen: Die letzten Zehn vom vierten Regiment. In: ders.: Sämmtliche Werke. Bd. 1. Olden­

burg 1863, 39 f. Vgl. Hans-Wolf Jäger: Mosen, Julius. In: NDB 18 (1997), 171 f. [www.deutschebiographie.­de/pnd118584375.html] (8.1.2016).

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830 f. 831 831 f.

832 832 832 f. 833 833 f. 834 f. 835 f. 836 837 837 f. 842 f. 845

861 f. 863 f. 867 868 869

870

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„Von einem bösen Geist im Kreis herumgeführt, Und rings umher liegt schöne fette Weide.“ ]  Goethe: Faust I, Studierzimmer, V. 1832 f. „Du mußt es zweimal sagen.“ ]  Vgl. ebd., V. 1532. „Sieben ist die heilge Zahl.“ ]  Als Zitat nicht ermittelt. Zu dieser Phrase vgl. Handbuch der Phraseologie. Hg. von Harald Burger, Annelies Buhofer und Ambros Sialm. Berlin 1982, 122 f. „Eilende Wolken, Segler der Lüfte.“ ]  Schiller: Maria Stuart (1801), III/1, V. 2098. „Man sagt, er wollte sterben.“ ]  Schiller: Wallensteins Tod (1799), IV/10, V. 3072. „Der Helmbusch macht ihn kenntlich.“ ]  Vgl. ebd., V. 3042 f. „Wir hatten sechszehn Fähnlein aufgebracht.“ ]  Schiller: Die Jungfrau von Orleans, I/9, V. 939. „Und neues Leben blüht aus den Ruinen“ ]  Schiller: Wilhelm Tell (1805), IV/2, V. 2426. „Noch am Grabe pflanzt er die Hoffnung auf.“ ]  Schiller: Hoffnung (1797), V. 12. „Nur der Irrthum ist das Leben, Und die Wahrheit ist der Tod.“ ]  Schiller: Kassandra (1803), V. 59 f. „Freude war in Trojas Hallen, eh die hohe Feste fiel.“ ]  Ebd., V.  1 f. „Daran erkenn ich meine Pappenheimer“ ]  Vgl. Anm. zu Z. 157 Registrator Pappenheim. Wallensteins Lager „von des Pappenheims Kürassiren ]  Vgl. Anm. zu Z. 764 f. v. Pappenheim … Lützen … Kürassieren. „Und hinter mir liegt dieses kleine Feld.“ ]  Zitat nicht ermittelt. „Die Sieben vor Theben.“ ]  Aischylos: Die Sieben gegen Theben (467 v. Chr.). Die Tragödie folgt dem Mythos vom Zug des Polyneikes und seiner Gefährten gegen seinen Bruder Eteokles, König von Theben (Erster Thebanischer Krieg).79 Amphiaraos ]  Im Mythos Seher aus Argos, der nur unwillig am Zug der Sieben gegen Theben teilnahm.80 Wie Grummet sah man unsre Leute, Die Türkenglieder mähn. ]  Vgl. Gottlieb Konrad Pfeffel: Die Tobakspfeife (1782), V. 11 f.81 Alkmäon ]  Alkmeon/Alkmaion, im Mythos der ältere Sohn des Amphiaraos.82 Amphilochos ]  Im Mythos dessen jüngerer Bruder.83 Aegialeus … Adrastus ]  Adrastos, König von Argos, ist im Mythos der Anführer der Sieben, der als Einziger überlebt. Sein Sohn Aigialeus fällt auf dem Rache­feldzug der sog. Epigonoi.84 Diomedes … Tydeus ]  Tydeus, der Schwiegersohn des Adrastos, fällt im Mythos auf dem Zug der Sieben. Sein Sohn Diomedes nimmt am Zug der Epigonoi wie auch am Trojanischen Krieg teil.85

79  Vgl. Reclams Lexikon der antiken Mythologie 478–481. 80  Vgl. ebd. 44. 81  Poetische Versuche von Gottlieb Conrad Pfeffel. Erster Theil. Tübingen 41802, 101. 82  Vgl. Reclams Lexikon der antiken Mythologie 39 f. 83  Vgl. ebd. 45. 84  Vgl. ebd. 16, 29, 178. 85  Vgl. ebd. 536.

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i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

 871 Promachos … Parthenopäos ]  Parthenopaios, als Kind ausgesetzt auf dem Berg

Parthenios, fällt im Mythos auf dem Zug der Sieben. Sein Sohn Promachos nimmt am Zug der Epigonoi teil.86  872 Sthenelos … Kapaneus ]  Kapaneus wird im Mythos wegen seiner Hybris auf den Stadtmauern von Theben vom Blitz des Zeus erschlagen, sein Sohn Sthenelos nimmt am Zug der Epigonoi teil.87  873 Thersander ]  Thersandros, Sohn des Polyneikes, wird im Mythos nach dem erfolgreichen Zug der Epigonoi König von Theben.88  874 Euryalos … Sohn des Mekisteus ]  Mekisteus fällt im Mythos auf dem Zug der Sieben. Sein Sohn Euryalos nimmt am Zug der Epigonoi, an der Fahrt der Argonauten und am Trojanischen Krieg teil.89  875 Hippomedon ]  Fällt im Mythos auf dem Zug der Sieben.90  894 „Raum ihr Herrn dem Flügelschlag Einer freien Seele.“ ]  Georg Herwegh: Aus den Bergen, V.  39 f.91  900 Der Freiheit eine Gasse. ]  Georg Herwegh: Der Freiheit eine Gasse! 92  900 Sandhase ]  Fehlwurf beim Kegeln. Vgl. Irrungen, Wirrungen, Kap. 9 (GBA 61).   901 f. (Es muß noch etwas vorhergehn, noch ]  Unmittelbar anschließender Text fehlt  910 Kirche zu Dahlem ] Die gotische St. Annenkirche (14. Jh.), Dorfkirche von Dahlem.93  939 Stößer und Kohlenprovisor ] Apothekergehilfe, der bei der Zubereitung von Medikamenten hilft und die Kohlen zum Heizen herbeischafft. Vgl. Anm. zu Z. 216 Stößer.   955 ff. Xanten … Siegfried ]  Nach dem Nibelungenlied (Str. 20) stammt Siegfried aus Xanten am Niederrhein.94  981 alle Jahr nur einmal mit in der Prozession ]  In der Fronleichnamsprozession.  984 Hamburger Universal-Pflaster ]  Auch: Mutterpflaster; Wundpflaster, hergestellt aus Mennige (rotes Bleioxyd), Olivenöl, Kampfer und Wachs.95 Vgl. auch Eine Frau, die als eine Art „weise Frau“. Rückseite der Anzeige im Manuskriptkonvolut nicht sichtbar. 1016 Roué ]  1) ausschweifend, verdorben; 2) durchtrieben, skrupellos; vgl. Le Petit Robert 1732. Büchmann 1912, 457 übersetzt „vornehmer Wüstling“. 1025–1027  Rückschlagstheorie … Atavismus ]  Wiederauftreten von Merkmalen der Vorfahren nach mehreren Generationen.96 1026 Brahes drüben ]  Die dänische Adelsfamilie Brahe.

86  Vgl. ebd. 409. 87  Vgl. ebd. 281 f., 488. 88  Vgl. ebd. 509. 89  Vgl. ebd. 190, 335. 90  Vgl. ebd. 250. 91  Georg Herwegh: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 2. Leipzig 1849, 49. 92  Georg Herwegh: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich, Winterthur 1841, 64–66. 93  Vgl. Dehio Berlin 581 f. 94  Das Nibelungenlied. Nach der Ausgabe von Karl Bartsch hg. von Helmut de Boor. Mannheim

1988, 7.

22

95  Vgl. Meyers Großes Konversations-Lexikon 3 (1905), 48. 96  Vgl. Brockhaus20 2, 254.

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1031 schwarzen Roß ]  Gasthof in der Kronenstraße 8 in Berlin-Mitte.97 1031 wie Axel ]  sic; emend. bei Axel 1043 Er ]  Entweder Schreibabbruch oder das folgende Blatt stammt aus einer ande-

ren Arbeitsphase und schließt nicht direkt an.

1075 f. Consul Schimmelpennig ] Vgl. den Schauspieler Otto von Schimmelpfennig,

1076 1109 f. 1111 1112

1113 f. 1119

1129 1147 1150

1155 1164

1165 1171 1191 f.

1206

1214

den F. im Mai 1879 in Berlin sah (Chronik 2185), sowie den schlesischen Historiker Adolf Schimmelpfennig (1815–1887).98 hab ich aus dem Balkonfenster ]  sic; emend. hab ich ihn aus dem Balkonfenster Immer weit ]  sic; emend. Immer weiter „Poetensteig“ ]  Laubüberwölbter Spazierweg im Großen Tiergarten. Vgl. auch Die letzten Herbstestage. Hofjäger ]  „Neuer Hofjäger“, Ende der 1860er-Jahre eröffnetes Restaurant und Café im Tiergarten.99 Die Hofjägerallee verbindet den Südrand des Tiergartens mit dem zentral gelegenen Großen Stern. Sture Brah … Alf Brah ]  Mögliche reale Personen nicht ermittelt. Corso=Allee ]  Die Hofjägerallee, auf der der Corso, eine Parade des Hofes und der Eliteregimenter, stattfand; vgl. Der Korso (1860; GBA, W 6, 239–241).100 Vgl. auch Die letzten Herbstestage und Zwischen zwei und drei. päppeln ]  Mit der Flasche aufziehen. Montigny ]  „Montigny, F., Coiffeur u. Parfümeriehändler, Königsstr. 6“ (Berliner Adressbuch 1857, 299). „all the perfumes of Arabia can not sweeten these little hands.“ ]  Vgl. Shakespeare: Macbeth V/I: „[… ]  all the perfumes of Arabia will not sweeten this little hand.“ Die Geschichte von dem Maler und der Mulattin ]  Vgl. Myrrha. was Mephisto über Gretchen sagt ]  Vgl. Goethe: Faust I, 1) Marthens Garten: „Die Mädels sind doch sehr interessiert, / Ob einer fromm und schlicht nach altem Brauch. / Sie denken: duckt er da, folgt er uns eben auch“ (V. 3525–27); 2) Trüber Tag. Feld: „Sie ist die erste nicht“ (V. 15). Regula de tri=Exempel ]  Dreisatz-Beispiel. von Zeit zu Zeit seh ich den Alten gern ]  Goethe: Faust I, Prolog im Himmel, V. 350. in der langen schönen Straße schräg über von Baumeister Hennicke ]  In der Burgstraße; vgl. Berliner Adressbuch 1866, 32: „[Burgstraße] 25. 26 Hennicke, Kgl. Baum[ei]st[e]r.“ Prinz Gustav ]  Vgl. Pauline Pittelkow in Stine, die ebenfalls verwitwet ist, eine Tochter namens Olga hat und von ihrem Liebhaber finanziert wird. Zum Motiv der Fürstenmaîtresse vgl. auch Cécile und Wiedergefunden. Wären ]  emend.; Petersen Waren

97  Vgl. Berliner Adressbuch 1882, 619. 98  Vgl. Colmar Grünhagen: Schimmelpfennig, Adolf. In: ADB 31 (1890), 271 f. [www.deutsche-­

biographie.de/pnd117271276.html?anchor=adb] (8.1.2016). 99  Vgl. Bertram Janiszewski: Das alte Hansa-Viertel in Berlin: Gestalt und Menschen. Norderstedt 2012, 25; Brogi 2009, 188. 100  Vgl. Brogi 2009, 127.

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i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

1236 Bärme ]  Hefe; vgl. Grimm 1, 1134. 1245 wie Quatimozin „lieg ich denn hier auf Rosen“ ]  Johann Gottfried Herder: Qua-

timozin: „Quatimozin, und sein Liebling, / Er, der Mexikaner Kaiser, / Dieser, seine treue Seele, / Lagen jetzt auf glüh’nden Kohlen, / Daß sie ihren weißen Teufeln / Noch mehr Schätze, als sie wußten, / Zeigen sollten. Quatimozin / Schwieg; da wendete sein Liebling / Sein Gesicht voll Quaalen zu ihm, / Seufzend. – Freund, erwiederte der Kaiser, / Ist mein Bette denn von Rosen? – Also starben beide schweigend.“101 Vgl. auch F. an Bernhard von Lepel, 16.12.1857 (BW F.–Lepel 2006, Nr. 324). 1246 „a miss is a mile“ ]  A miss is as good as a mile: So viel wie: knapp daneben ist auch vorbei. 1252 Gurten ]  emend. Petersen; Hs. Greten 1254 Virgil (Bucolica) ]  Vergil: Eclogae, meist Bucolica (Hirtengedichte) genannt. 1257 f. sans phrase ]  Ohne Umschweife, kurzum. Nach dem von F. häufig zitierten angeblichen Ausspruch von Emmanuel Joseph Sieyès: „La mort sans phrase“ bei der Beratung über das Schicksal Ludwigs XVI.; vgl. Büchmann 1912, 461. 1268 so daß … findet er ]  sic Petersen; syntaktische Inkonsistenz 1285 Nicolaikirche, Abends zu den Spittelweibern  ] St. Nikolai in Berlin-Mitte (13. Jh.).102 Spittelweiber: bedürftige alte Frauen, die auf Kosten der Gemeinde oder der Kirche in einem Spital (Armen- und Altenheim) leben. Vgl. auch L’Adultera, Kap. 21 (GBA 150–153) und Mein Kirchenjahr. 1291–1294  von dem berühmten Kanzler Joachims … Leipziger Schneider ]  Vgl. Anm. zu Z. 163 Lampertus Distelmeier. 1297 Wasserpest ]  Elodea, Wasserpflanze, die durch außerordentlich schnelle und üppige Vermehrung Fischerei und Schifffahrt erheblich beeinträchtigen kann. Sie gelangte in der ersten Hälfte des 19. Jh.s aus Amerika nach Europa und breitete sich in Spree, Havel, Elbe und Oder in besorgniserregender Weise aus.103 Vgl. Unterm Birnbaum, Kap. 19 (GBA 118). 1307 Shelley und Byron (Manfred) ]  Shelley wurde 1811 wegen seiner Mitverfasserschaft an dem Essay The Necessity of Atheism von der Universität Oxford verwiesen. Der Protagonist in Lord Byrons Drama Manfred (1817) verweigert vor seinem Tod Buße und Hinwendung zu Gott.104 1314 Taganika-See ]  Petersen; emend. Tanganika-See 1315 quackelt ]  Quackeln: schwatzen, drauflosreden; vgl. Grimm 13, 2290. 1322 eine Bildung ]  emend.; Petersen ein Bildung 1322 f. Culmer Cadettencorps ]  In Culm (heute Chełmno, Woiwodschaft KujawienPommern) befand sich eine preußische Kadettenschule. 1323 Filehner Ressource ]  Aus Filehne in der Provinz Posen (heute Wieleń, Woiwodschaft Großpolen) stammte F.s Freund Moritz Lazarus (1824–1903). Vgl. auch Unwiederbringlich, Kap. 13 (GBA 114) und Wiedergefunden. Ressource: „Ein

101  Johann Gottfried von Herder’s sämmtliche Werke. [Abt. 2], Theil 15. Stuttgart, Tübingen 1817, 281. 102  Vgl. Dehio Berlin 44–47. 103  Vgl. Brockhaus20 23, 607. 104  Vgl. Encyclopædia Britannica [www.britannica.com/biography/Percy-Bysshe-Shelley], [www.

britannica.com/biography/George-Gordon-Byron-6th-Baron-Byron] (8.1.2016).

Allerlei Glück

1331 1393 1410 f.

1413 f.

1415

1426

1429 1430  f.

1431

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zum gesellschaftlichen Vergnügen, mehrentheils einer geschlossenen Gesellschaft, bestimmter Ort“ (Krünitz 123, 118), hier so viel wie Offizierskasino. Distelmeiers Lieder ]  Von F. für Allerlei Glück verfasst; vgl. GBA, G 2, 435 f. „Mariage oder so etwas“ ]  Vgl. Vor dem Sturm, Kap. IV/24 (GBA 2, 461). Christuskirche … Paulus Cassel ] Prediger an der Christuskirche in BerlinKreuzberg (zur Handlungszeit Königgrätzer Straße) war 1868–90 Paulus Stephanus Cassel (1821–1892), urspr. Rabbiner, der 1855 zum Protestantismus konvertiert war, Autor kulturhistorischer und theologischer Werke und engagierter Gegner Treitschkes im Berliner Antisemitismusstreit. Die Christuskirche war 1863/64 aus Spenden zur Förderung der Judenmission errichtet worden.105 Laut Petersen 1929, 24, der sich auf Friedrich Fontane beruft (wiederabgedruckt in NFA 24, 783 f.), besuchte F. in den 1870er-Jahren regelmäßig verschiedene Kirchen, insbesondere die Christuskirche, um Paulus Cassel zu hören. Vgl. auch Effi Briest, Kap. 32 (GBA 314 mit Anm.) und Mein Kirchenjahr. St. Lukas … Tauscher ]  Hermann Traugott Tauscher (1825–1902) war Pastor an der 1861 eingeweihten St.-Lukas-Kirche in Berlin-Kreuzberg (Bernburger Straße 4/5), bis 1865 einer Filialkirche der Matthäigemeinde.106 Geschichte vom Tod des kleinen Blomberg ]  Vgl. Von Zwanzig bis Dreißig, Abschnitt Der Tunnel über der Spree, Kap. 5: Hier erzählt F., der neunjährige Sohn seines Tunnel-Freundes Hugo von Blomberg sei [1867] an der Verletzung durch einen Stachelbeerdorn gestorben, der ihm beim Spielen in Kreuzberg unter dem Auge eingedrungen sei, und berichtet von dem erschütternden Begräbnis des Kindes (GBA 256 f.). Thomas ]  Der erste Prediger der 1865–69 errichteten St.-Thomas-Kirche am Mariannenplatz in Berlin-Kreuzberg war Theodor Hübner (1825–1897).107 F. kannte ihn über die Familie Sommerfeldt; vgl. Petersen 1929, 75 Fn. 1; Hübner traute etwa F.s Neffen Max Sommerfeldt; vgl. Tagebuch, 28.4.1881 (GBA, T 2, 111). War früher in … ] St. Andreas in Berlin-Friedrichshain (heute nicht mehr existent).108 Gustav-Adolf-Verein ]  Die 1832 gegründete Gustav-Adolf-Stiftung, ein protestantisches Hilfswerk, das in den folgenden Jahrzehnten zahlreiche Zweigvereine in ganz Deutschland bildete (heute Gustav-Adolf-Werk, Leipzig).109 Vgl. auch Die preußische Idee. „Meister vom Stuhl“ ]  Vorsitzender einer Freimaurerloge.

105  Vgl. Franz Brümmer: Cassel, Paulus. In: ADB 47 (1903), 465 f. [www.deutsche-biographie.de/

pnd116468521.html?anchor=adb]; Wikipedia, Lemma Christus-Kirche (Berlin-Kreuzberg) (8.1.2016).

106  Vgl. Dehio Berlin 273; Wikipedia, Lemma St.-Lukas-Kirche (Berlin); NDB-Index Tauscher, Her-

mann Traugott [http://www.deutsche-biographie.de/sfz130619.html#indexcontent] (8.1.2016); NDB 25 (2013), 808 f. 107  Vgl. Dehio Berlin 273; [http://freundesverein-stthomaskirche.de/home-2/uber-uns/geschichte/] (8.1.2016). 108  Vgl. [www.stthomas-berlin.de/texte/seite.php?id=147385]; Wikipedia, Lemma St.-Andreas-­Kirche (Berlin) (8.1.2016). 109  Vgl. Wikipedia, Lemma Gustav-Adolf-Werk mwN.; [www.gustav-adolf-werk.de/chronik.html] (8.1.2016).

86 |

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

1447 Jordanschen Bücher ]  Der Schriftsteller und Rezitator Wilhelm Jordan (1819–

1451 1452 1461

1466 1467

1468 1468 1470

1486 1496 1504 f.

1510 f.

1904), der als „Vorläufer Nietzsches und Wegbereiter Darwins in Deutschland“ galt.110 laesae majestatis crimen ]  Verbrechen der Majestätsbeleidigung. Ottaverimen ]  Italienische Stanza: Strophe mit acht Verszeilen. Geschichte von der Rachel auf der Pfauen-Insel ]  Elisa Rachel (Elisabeth Rachel Félix, 1821–1858), international gefeierte Schauspielerin der Comédie fran­ çaise, spielte im Juli auf der in der Havel bei Potsdam gelegenen Pfaueninsel auf Einladung Friedrich Wilhelms IV. die Athalie in Racines gleichnamiger Tragödie. Wegen Differenzen im Revolutionsjahr 1848 war ihr Auftrittsverbot auf den Petersburger Bühnen erteilt worden; ihre abendliche Darbietung auf der Pfaueninsel, in einem improvisierten Spanierinnen-Kostüm mit schwarzem Schleier und einer roten Rose im Kopfputz, beeindruckte jedoch Nikolaus I., den Schwager Friedrich Wilhelms IV., so sehr, dass er sie persönlich nach St. Petersburg einlud. Vgl. Die Pfaueninsel 18. Juli 1852 (GBA, W 3, 205–208); Stine, Kap. 5 (GBA 31), und Unwiederbringlich, Kap. 26 (GBA 229). Biesenthal ]  Heute Landkreis Barnim (Brandenburg). Ostbahn ]  Berlin – Bromberg (Bydgoszcz) – Danzig (Gdańsk) – Königsberg (Калининград [Kaliningrad]) – Insterburg (Черняховск [Černjahovsk]) – Eydtkuhnen (Чернышевское [Černyševskoje]), eröffnet zwischen 1851 und 1867.111 Neumark-Bahn ]  Berlin – Küstrin (Kostrzyn) – Woldenberg in der Neumark (Dobiegniew) – Stargard (Stargard Szczeciński), eröffnet 1847.112 Stettiner ]  Berlin – Neustadt (-Eberswalde, heute Eberswalde) – Angermünde – Stettin (Szczecin), eröffnet 1842/43.113 Plaueer Lokalität ]  In Plaue an der Havel lagen sich das Schloss der Grafen von Königsmarck und das Gut des Ziegeleiunternehmers Karl Ferdinand Wiesike (1798–1880) gegenüber; vgl. Plaue a. H. (Fünf Schlösser: GBA, W 5, 101–142). Vgl. auch Melusine. An der Kieler Bucht. ein italienisches Flachdach ]  Vgl. Auf dem Flachdach. patagonische ]  Nicht eindeutig gelesen. Wustrau, Linum ]  Wustrau am Ruppiner See, Geburtsort von Hans Joachim von Zieten; heute Wustrau-Altfriesack, Teil der Gemeinde Fehrbellin. Linum, heute Ortsteil von Fehrbellin, Landkreis Ostprignitz-Ruppin (Brandenburg). Vgl. Wustrau: „Der Boden ist fruchtbar, und wo die Fruchtbarkeit aufhört, beginnt das Wustrausche Luch, eine Torfgegend, die an Ergiebigkeit mit den Linumer Gräbereien wetteifert“ (GBA, W 1, 13–23, hier 15). Glechoma hederacea ]  Gundermann, Lippenblütler.114

110  Zit. nach: Wikipedia, Lemma Wilhelm Jordan (Schriftsteller). Vgl. Clifford Albrecht Bernd: Jordan,

Wilhelm. In: NDB 10 (1974), 605 f. [www.deutsche-biographie.de/pnd118931873.html] (8.1.2016). 111  Vgl. Berlin und seine Bauten 1877, II, 79–81; Wikipedia, Lemma Preußische Staatseisenbahnen mwN. (8.1.2016). 112  Vgl. Wikipedia, Lemmata Preußische Staatseisenbahnen mwN.; Dobiegniew (8.1.2016). 113  Vgl. Berlin und seine Bauten 1877, II, 88 f. 114  Vgl. Brockhaus20 9, 290.

Allerlei Glück

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1512 Homöopath ]  Nach Karl Wiesike (vgl. Anm. zu Z. 1470 Plaueer Lokalität), der

1523 1526 f. 1529 f.

1565 1576 1607 1623 1663 f.

1670 1675

1677 1701

1711

sich um 1850 von den Geschäften zurückgezogen hatte und sich der Homöopathie und der Philosophie Schopenhauers widmete. übergegangen ]  sic; emend. übergangen Die Haiderose ]  Vgl. Goethe: Das Haidenröslein (1789), vertont von Franz Schubert; Herder: Röschen auf der Heide.115 Dr Meyer in Forsteck ]  Der Fabrikant und Meeresforscher Heinrich ­Adolph Meyer116 (1822–1889) lebte auf dem Gut Forsteck in Düsternbrook an der ­Kieler Förde. F. und seine Frau waren dort vom 20. bis 28.9.1878 zu Gast (Chronik 2137–2140 mwN.). Meyers Gattin Marie, geb. Toberentz, war eine Schwester von Emilie Fontanes Freundin Clara Stockhausen.117 Vgl. F.s Briefe an seine Tochter Martha vom 21., 25., 26.9.1878 (BW F.–Martha Fontane 2002, Nr. 20–22) und das an das Ehepaar Meyer gerichtete Gedicht Haus Forsteck (GBA, G 3, 245) sowie Melusine. An der Kieler Bucht. Tülle ]  Röhre, hier: Ausguss der Kanne (vgl. Grimm 22, 1696–1700, bes. 1699). Hühnerhund ]  „hund der zur rebhühner- und wachteljagd abgerichtet ist; eine eigene hundeart“ (Grimm 10, 1880). Real ]  Von F. häufig verwendete Nebenform von Regal.118 Rudower Wiese ]  Rudow: Heute zu Berlin-Neukölln gehörig. Major Thomas … drei hübsche Töchter ]  Nach Major Thomas, Steuerrat und Zollinspektor in Swinemünde: „So kam es, daß sich eines Tages, aus dem Neuvorpommerschen, ein Major Thomas mit seinen Töchtern in Swinemünde nieder­ließ, drei junge Damen, die nun, durch Jahre hin, den Kulmina­tions­ punkt des gesellschaftlichen Lebens bildeten“ (Meine Kinderjahre, Kap. 6: Auto­biographische Schriften 1, 62 f.). Commissionsrath ]  Ehrentitel für Unternehmer mit Verdiensten um das Gemeinwohl.119 Unverdorben … zwanzig Alkaloide entdeckt ]  Der brandenburgische Chemiker Otto Unverdorben (1806–1873), Entdecker des Alkalin.120 Vgl. den Assessor Sophus Unverdorben in Quitt, Kap. 16 (GBA 125). gepascht ]  Geschmuggelt. Prinzessin Turandot ]  Vgl. Carlo Gozzi: Turandot (1762) und Schillers deutschsprachige Bühnenbearbeitung unter dem Titel Turandot, Prinzessin von China (1801). Stolpe oder Rügenwalde ] Vermutlich ist nicht Stolpe auf Usedom, sondern das Rügenwalde (heute Darłowo, Woiwodschaft Pommern) benachbarte Stolp (heute Słupsk) in Hinterpommern gemeint.

115  Johann Gottfried Herder: Röschen auf der Heide. In: ders.: Volkslieder. Nebst untermischten

andern Stücken. Zweiter Theil. Leipzig 1779, 151.

116  Vgl. Dieter Rednak: Meyer, Heinrich Adolph. In: NDB 17 (1994), 294 f. [www.deutsche-biographie.­

de/pnd117559237.html] (8.1.2016). 117  Vgl. Stolz 2013, 114–125. 118  Vgl. Rheinisches Wörterbuch. Bearb. und hg. von Josef Müller, ab Bd. 7 von Karl Meisen, Heinrich Dittmaier und Matthias Zender. 9 Bde. Bonn, Berlin 1928–1971, hier 7, 202. 119  Vgl. Wikipedia, Lemma Kommissionsrat (8.1.2016). 120  Vgl. Bernhard Lepsius: Unverdorben, Otto. In: ADB 54 (1908), 735 f. [www.deutsche-biographie. de/pnd117680575.html?anchor=adb] (8.1.2016).

88 |

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

1720 Froud’s ]  Vgl. Anm. zu Z. 206 Wasserbau-Inspektor … Fraude. 1723 grade das „e“ zuviel, das Du zu wenig hast ]  Um „Brahe“ zu heißen und der

dänischen Adelsfamilie zu entstammen; vgl. Anm. zu Z. 119–121 Axel v. Sparr/ Brah. 1724 Regemünde ]  Nach Regamünde, einem 1287 erstmals belegten Hafenort bei Treptow an der Rega (Trzebiatów, Woiwodschaft Pommern), an der Mündung der Rega in die Ostsee. Die Siedlung wurde im ersten Viertel des 16. Jh.s nach der Grabung eines neuen Mündungsarms und einer Sturmflut aufgegeben. Um ihr Verschwinden ranken sich Sagen, die jenen um Vineta ähneln.121 1727 Der alte ‚Noll‘ ]  Vielleicht Friedrich Wilhelm Noll (1824–1893), ein Mediziner, der sich mit Fragen der öffentlichen Hygiene, insbesondere Wasserleitungen und Kanalisation, befasste. Er hatte in Berlin studiert.122 1733 Rettungsapparaten ]  Vgl. Effi Briest, Kap. 20, wo mittels eines Rettungsapparats die Besatzung eines in Küstennähe gestrandeten Schiffs geborgen wird (GBA 196 f.). 1763–1765  Capitain Boyle … Missisippi ]  Nicht ermittelt. 1765 Luftboot ]  Ereignis nicht ermittelt. 1773 Hahnemann ] Samuel Hahnemann (1755–1843), Begründer der Homöopathie.123 1774 Aconitum ]  Eisenhut.124 1774 Pulsatille ]  Pulsatilla: Küchenschelle (Hahnenfußgewächs).125 1786 Rockhängsel ]  Vermutlich das Band, das den abnehmbaren Hemdkragen am Hemd fixierte. Vgl. auch „Rr“ oder Gefährdet Glück. 1791 Anno 9 als Schill kam ]  Der preußische Offizier Ferdinand von Schill (1776– 1809) warb 1807 ein Freikorps an und versuchte durch einen auf eigene Faust geführten Feldzug vergeblich, Preußen zum Aufstand gegen Napoleon zu veranlassen. Er fiel bei einem Gefecht in Stralsund.126 Vgl. Schill (1847; GBA, G 1, 333–335). Am Anfang von F.s Überlegungen zu Vor dem Sturm stand ein Romanprojekt über Schill; vgl. Hehle 2011, 392. 1811 Kardinal Antonelli ] Giacomo Antonelli (1806–1876), Kardinalstaatssekretär unter Pius IX. Vgl. auch Graf Petöfy, Kap. 6 (GBA 54). 1826 f. so war ihm das gerechtfertigte „Frei weg“ eigentlich lieb gewonnen ]  sic; syntaktische Inkonsistenz 1850 Moët … Cliquot, veuve ]  Moët & Chandon, Veuve Clicquot, Champagnermarken aus Epernay bzw. Reims. 121  Vgl. Heintze: Der Hafenort Regamünde. Baltische Studien 18 (1860), 81–114; Die versunkene

Stadt Regamünde. In: Die Volkssagen Ostpreußens, Litthauens und Westpreußens. Gesammelt von W[ilhelm] J[ohann] A[lbert] von Tettau und J[odocus] D[edatus] H[ubertus] Temme. Neue Ausgabe. Berlin 1865, 211 (Nr. 170). 122  Vgl. Wilhelm Heß: Noll, Friedrich Wilhelm. In: ADB 53 (1907), 788 [www.deutsche-biographie. de/pnd138256640.html?anchor=adb] (8.1.2016). 123  Vgl. Rudolf Tischner: Hahnemann, Christian Friedrich Samuel. In: NDB 7 (1966), 513 f. [www. deutsche-biographie.de/pnd11854490X.html] (8.1.2016). 124  Vgl. Brockhaus20 6, 217 f. 125  Vgl. Brockhaus20 12, 596. 126  Vgl. Für die Freiheit – gegen Napoleon. Ferdinand von Schill, Preußen und die deutsche Nation. Hg. von Veit Veltzke. Weimar, Wien 2009.

Allerlei Glück

1858 1880 1880 f. 1928 f. 1929

1934 1937

1955 1958 1968 f. 2000

2010 2010

2010

2011 2011

2012

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Kanibale ]  sic „Du hast’s erreicht Oktavio“ ]  Schiller: Wallensteins Tod (1799), III/13, V. 1786. wie der Kürassier (im „Lager“) ]  Vgl. Schiller: Wallensteins Lager (1798), I/11. Inselberg … Friedrichsrode ] Der Große Inselsberg im Thüringer Wald bei Friedrichroda (heute Landkreis Gotha, Thüringen). Wilhelmsrode ] Nicht in Thüringen. Im ostpreußischen Kreis Labiau gab es ­einen Ort namens Wilhelmsrode (Климовка [Klimovka], heute nicht mehr existent). – Vermutlich hier als typisierende Ortsnamen genannt. wieder zu sich ]  emend. Petersen; Hs. wieder sich v. Lederstolz ]  Sprechender Name, vielleicht mit Anklang an von Ledebur. Leopold von Ledebur (1799–1877), Redakteur des Johanniterblattes, war 1859–62 F.s Nachbar in der Tempelhofer Straße 51, sein Bruder Ferdinand (1798–1880) Bataillonskommandeur im Kaiser-Franz-Garde-Grenadierregiment, in dem F. seinen Militärdienst leistete; vgl. oben Anm. zu Z. 202 Garde-Grenadir-Regiment Kaiser. Göthesche „Gefühl ist alles“ ]  Faust I, Marthens Garten, V. 3456. Abiturienten-Examen ]  Vgl. auch Das Zeugniß der Reife. pro patria mori ]  Horaz: Carmina (Oden) III, 2, V. 13: dulce et decorum est pro patria mori (es ist süß und ehrenvoll, für das Vaterland zu sterben). Das Frankesche Haus in der Dessauer-Straße ]  Wilhelm Rose (vgl. Anm. Z. 84 Dr. Heinrich Brose) wohnte in der Dessauer Straße 29 in Berlin-Kreuzberg. Das Haus gehörte dem Stadtrat Franke.127 Kroll ]  Krolls Wintergarten, 1844 vor dem Brandenburger Tor eröffnetes Restaurant und Veranstaltungslokal von Joseph Kroll (1797–1848).128 Krugs Garten ]  Café auf dem Lützowerfeld in Charlottenburg.129 Das mit den Fontanes befreundete Ehepaar von Merckel feierte dort 1861 Silberhochzeit (Chronik 1116, 2123). Vgl. auch Vereinsamt. Zoologische Garten ]  Der 1844 eröffnete Zoologische Garten am Südrand des Großen Tiergartens.130 Vgl. auch Anm. zu Z. 644 Läster=Allee und zu Z. 656 Bodinus. Geographische Gesellschaft ]  Vgl. Anm. zu Z. 85 f. der Geographischen. Rousseau=Insel (Eisbahn.) ]  1797/98 entstandene Insel in der 1792 angelegten Neuen Partie des Großen Tiergartens. Das Tiergartengewässer rund um die Insel war zu F.s Zeit im Winter Eislauffläche.131 Vgl. auch Zwischen zwei und drei. Tempelhof oder Dahlem … mit einer alten Kirche ]  Die Dorfkirche von Tempelhof, ehemals St. Katharina, Kirche des Templerordens (Mitte 13. Jh.).132 Vgl. auch Schach von Wuthenow, Kap. 4 (GBA 27–46). Zu Dahlem vgl. Anm. zu Z. 910 Kirche zu Dahlem.

127  Vgl. Berliner Adressbuch 1865, 34; Petersen 1929, 19. 128  Vgl. Berlin von A bis Z [www.luise-berlin.de/berlinaz/index.html] (8.1.2016). 129  Vgl. Berliner Adressbuch 1859, 336. 130  Vgl. Dehio Berlin 489–491; Baedeker Berlin 1878, 69; Brogi 2009, 230–240; Jutta Schneider:

1. August 1844: Eröffnung des Zoologischen Gartens (1999) [www.luise-berlin.de/berlinaz/index. html] (8.1.2016). 131  Vgl. Baedeker Berlin 1878, 68; Berlin und seine Bauten 1877, II, 13; Brogi 2009, 112–114. 132  Vgl. Dehio Berlin 446.

90 |

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

2012 f. Tegel oder Saatwinkel ]  Vgl. Anm. zu Z. 675 Saatwinkel und dem Tegler See. 2013 f. Stralow … Tübbeke’s ]  Stralau, vormals Stralow, heute zu Berlin-Friedrichshain

2014 2014

2015

2035 2063

2068

2069 f.

2084 2084

gehörig, gelegen auf einer Halbinsel zwischen Spree und Rummelsburger See. Beliebtes Ausflugsziel war das Wirtshaus von Julius Tübbeke (1824–1911).133 Vgl. auch L’Adultera, Kap. 8–10 (GBA 56–78); Irrungen, Wirrungen, Kap. 3 (GBA 17–19). Kierschners Theaterschule ] Vgl. Anm. zu Z. 780 Theaterschule … Direktor Kirschner. Hafenplatz ]  Verbindet Dessauerstraße und Köthener Straße in Berlin-Kreuzberg; der namengebende Hafen am Landwehrkanal wurde 1959/60 zugeschüttet.134 Am Hafenplatz befindet sich auch die Wohnung der St. Arnauds in Cécile (Kap. 7: GBA 137). Kloster … =Kirche ] Klosterkirche: Kirche des Franziskanerklosters in der Klosterstraße, Berlin-Mitte, erbaut im 13. Jh.135 Vgl. auch Vor dem Sturm, Kap. III/5–6 (GBA 2, 68–85) und Mein Kirchenjahr. Zur Nikolaikirche vgl. Anm. zu Z. 1285 Nicolaikirche, Abends zu den Spittelweibern. Luisen=Insel ]  Künstliche Insel im Tiergarten, flussabwärts von der RousseauInsel, benannt nach Königin Luise von Preußen, die dort gern spazieren ging.136 Carus Sterne ]  Pseudonym für Ernst Krause (1839–1903), Autor populärwissenschaftlicher Werke, der sich um die Verbreitung von Darwins Thesen bemühte.137 Commune ] Die Pariser Commune von 1870/71. Vgl. auch Quitt, Kap. 22 (GBA 176 f.); Der Krieg gegen Frankreich 2, 1017; Aus den Tagen der Okkupa­ tion, Kap. I/2/3 und II/6/3. „Der Schlüssel ging verloren mein, drum sollst Du drin eingeschlossen sein“ ]  „Dû bist mîn, ich bin dîn. / des solt dû gewis sîn. / dû bist beslozzen / in mînem herzen, / verlorn ist daz sluzzelîn: / dû muost ouch immêr darinne sîn“:138 Mittel­ hochdeutsches Liebesgedicht einer Frau, überliefert im Kloster Tegernsee (12. Jh.). Maßmann ]  Hans Ferdinand Maßmann (1797–1874), Mediävist, Bastler und Turner im Gefolge Friedrich Ludwig Jahns.139 Leo ]  Heinrich Leo (1799–1878), Historiker, Mitarbeiter der Kreuzzeitung seit 1850, Abgeordneter im Preußischen Herrenhaus seit 1863, der in seinen Wer-

133  Vgl. Wikipedia, Lemma Berlin-Stralau; Berlin von A bis Z [www.luise-berlin.de/berlinaz/index.

html] (8.1.2016).

134  Vgl. Alle Berliner Straßen und Plätze 2, 185 f. 135  Vgl. Dehio Berlin 55 f. 136  Vgl. Brogi 2009, 114 f. 137  Vgl. Albert Schwarz: Krause, Ernst. In: NDB 12 (1979), 699 f. [www.deutsche-biographie.de/

pnd117578320.html] (8.1.2016).

138  Des Minnesangs Frühling. Unter Benutzung der Ausgaben von Karl Lachmann und Moritz

Haupt, Friedrich Vogt und Carl von Kraus bearb. von Hugo Moser und Helmut Tervooren. Bd. 1: Texte. Stuttgart 381988, 21. 139  Vgl. Wilhelm Scherer: Maßmann, Hans Ferdinand. In: ADB 20 (1884), 569–571 [www.deutschebiographie.de/pnd119059193.html?anchor=adb] (8.1.2016).

Allerlei Glück

2099 2099

2100

2100 f. 2103 2103 2112 2112 2137 2154

2155

2164 2165

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ken hochkonservative bis reaktionäre Positionen in oft aggressiver Weise vertrat.140 der alte Ranke ]  Der Historiker Leopold von Ranke (1795–1886),141 den F. persönlich kannte; vgl. Fontane-Lexikon 368. Vgl. auch Zwischen zwei und drei. der verdrehte Pastor in Warnemünde  ] Möglicherweise ein wohl von der Parkinson’schen Erkrankung befallener Gast an der Table d’hôte im Hotel Hübner in Warnemünde, wo F. sich im September 1871 aufhielt; vgl. F. an Emilie Zöllner, 19.9.1871: „Sporadisch taucht etwas Pastorales auf. Einer, ein Alter, mit dem üblichen weißen Halstuch […] sitzt mir bei Tische vis-à-vis; er schüttelt immer mit dem Kopf, was ich anfangs auf mich bezog. […] Längst aber ist meine Gereiztheit der Theilnahme gewichen; er schüttelt, weil er muß. Er will bis in den Oktober bleiben ‚dann ist es am kräftigsten‘. So bereiten sich Zustände für ihn vor (in balneis salus) in denen schließlich auch nicht mehr geschüttelt werden kann (HFA IV/2, Nr. 298). Jahn, Arndt, Lützowschen Jägern ]  Friedrich Ludwig Jahn (1778–1852), Ernst Moritz Arndt (1769–1860), das Lützow’sche Freikorps (Adolf von Lützow, 1782–1834) stehen für die Herausbildung eines pointierten deutschen Nationalismus während der „Befreiungskriege“ gegen Napoleon 1813–15. Deutschland über alles ] Nach Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798– 1874): Das Lied der Deutschen (1841).142 Locke ] John Locke (1632–1704), Mitbegründer des modernen philosophischen Empirismus und des politischen Liberalismus.143 Empiriker ]  emend.; Petersen Epiriker Isothermen ] Linien gleicher Temperatur (Meteorologie und Thermodyna­ mik).144 κατ’ ἐξοχήν ]  κατ’ ἐξοχήν (kat’exochen): vorzugsweise. die jüngere der beiden Leonoren ]  In Goethe: Torquato Tasso (1790). Grimms ]  Die Familie des Juristen Ferdinand Grimm (1806–1895), Vizepräsident des Obertribunals in Berlin, bei der F. verkehrte (GBA, EB Nr. 390 u. ö.). Grimm wohnte in der Schönebergerstraße 10; vgl. Berliner Adressbuch 1877, 242. Abend bei Frl. Toberentz ] Anna Toberentz, später verh. Schütz, die ältere Schwester von Clara Stockhausen. 1881 sind zwei Besuche F.s bei ihr belegt; vgl. Chronik 2306, 2325. Vgl. Berliner Adressbuch 1877, 820: „Toberentz, A., Rentiere, Potsdamerstr. 122b. III.“ Vierzigern ]  emend.; Petersen Vierzigen Geheimräthin Rammelsberg  ] Die Frau von Karl Friedrich Rammelsberg (1813–1899), Professor für Chemie an der Berliner Universität, der bei Heinrich Rose (1795–1864) Chemie und bei Gustav Rose (1798–1873) Mineralogie

140  Vgl. Christoph Freiherr von Maltzahn: Leo, Heinrich. In: NDB 14 (1985), 243–245 [www.

deutsche-­biographie.de/pnd118571729.html] (8.1.2016).

141  Vgl. Ulrich Muhlack: Ranke, Franz Leopold von. In: NDB 21 (2003), 140–142 [www.deutsche-

biographie.de/pnd118598279.html] (8.1.2016).

142  Vgl. Adalbert Elschenbroich: Hoffmann von Fallersleben, Heinrich. In: NDB 9 (1972), 421–423

[www.deutsche-biographie.de/pnd118552589.html] (8.1.2016).

143  Vgl. Encyclopædia Britannica [www.britannica/biography/John-Locke] (8.1.2016). 144  Vgl. Brockhaus20 10, 722.

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i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

studiert hatte. Beide waren Brüder des Apothekers Wilhelm Rose; vgl. Anm. zu Z. 84 Dr. Heinrich Brose. Frau Rammelsberg (Vorname und Lebensdaten nicht ermittelt) war eine Tochter von Christian Gottfried Ehrenberg (1795–1876), Professor für Medizin in Berlin, und einer Cousine der Brüder Rose.145 2187 Laacke ]  Vgl. Demoiselle Laacke in Vor dem Sturm, Kap. III/4 (GBA 2, 44–68). 2187–2189  Sommer als Friedrich Wilhelm der Dritte gestorben war … Geburtstag ]  Friedrich Wilhelm III., geboren am 3.8.1770, starb am 7.6.1840. 2190 anno 31 an der Cholera ]  Die Cholera-Epidemie von 1831 erlebte F. in Swinemünde; vgl. Meine Kinderjahre, Kap. 12 (Autobiographische Schriften 1, 117– 121). 2208 Frau Dr. L. ]  Laut NFA 24, 819, ist Emma Lessing (1827–1895) gemeint, die Frau von Carl Robert Lessing (1827–1911), des Haupteigentümers der Vossischen Zeitung; vgl. Fontane-Lexikon 274. 2216 Schmetterling ]  Im 19. Jh. verbreitetes Grabsymbol, Bild für die Seele. 2236 spanische Fliege ] Cantharidenpflaster, gewonnen aus der Spanischen Fliege (Ölkäfer, Lytta vesicatoria), alternativmedizinisch zur Behandlung von Entzündungen, rheumatischen Beschwerden etc. eingesetzt. Vgl. auch Storch von Adebar. 2289 An Schulbildung stehen zurück ]  sic; emend. An Schulbildung stehen sie zurück 2295 Ben Akiba ]  „Alles schon dagewesen“: geflügeltes Wort nach Rabbi Ben Akiba in Karl Gutzkow: Uriel Acosta (1847); dieser zitiert wiederum Prediger 1,9; vgl. Büchmann 1912, 241 und 31. 2311 Kaiser Mtesa ]  Mutesa oder Mtesa I. (um 1838–1884), König von Buganda (heute Uganda), der Kontakte zu Europa knüpfte.146 2313 f. hautaine ]  Frz. hautain: hochmütig. 2345 der alte Thormeyer ]  Friedrich Thormeyer (1765–1837), Rektor des Gymnasiums in Neuruppin, das F. 1832/33 besuchte; vgl. Fontane-Lexikon 441. 2367 f. „Akademie“ auch Stallgebäude  ] Sitz der 1696 gegründeten Akademie der ­Künste zu Berlin war bis 1907 der Marstall Unter den Linden.147 F. war 1876 für einige Monate Erster Sekretär der Akademie; vgl. Fontane-Lexikon 22 mwN. 2382 Stroußberg’s ]  emend.; Hs. Sroußberg’s 2382 Stroußberg’s Buch ]  Bethel Henry Strousberg: Dr Strousberg und sein Wirken von ihm selbst geschildert. Mit einer Photographie und einer Eisenbahn-Karte. Berlin 1876. Der aus Ostpreußen stammende, in England, Preußen und Russ­ land tätige Unternehmer Bethel Henry (eig. Baruch Hirsch bzw. Barthel Heinrich) Strousberg (1823–1884) engagierte sich im Eisenbahnbau und schuf einen frühen Industriekonzern. Seine Laufbahn war nicht nur durch großen ökonomischen Erfolg und ausgezeichnete Verbindungen zu Politik und Verwaltung geprägt, sondern auch durch wiederholte Verurteilungen wegen Betrugs. 1873 geriet seine auf Aktienemission beruhende Finanzierung des Eisen­bahnbaus in Kritik, was den Rücktritt des preußischen Handelsministers nach sich zog.

145  Vgl. Hans-Werner Schütt: Rammelsberg, Karl Friedrich. In: NDB 21 (2003), 132 f. [www.deutsche-­ biographie.de/pnd116327480.html] (8.1.2016). 146  Vgl. Brockhaus20 15, 286. 147  Vgl. [www.adk.de/de/akademie/akademie/geschichte.htm] (8.1.2016).

Allerlei Glück

2383

2384

2384

2402 2405 f. 2412 2420 2461

2462 2506 2506 2508 2510 2524 2561

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1875 wurde über Strousbergs Vermögen in Berlin der Konkurs eröffnet, während er in Moskau inhaftiert war und dort seine Autobiographie verfasste.148 Glagau’s Buch ]  Der aus Ostpreußen stammende Journalist Otto Glagau (1834– 1892), eine der zentralen Figuren bei der Entstehung des modernen deutschen Antisemitismus, machte in mehreren Publikationen und einer Artikelserie in der Gartenlaube die Juden für die Wirtschaftskrise von 1873, den „Gründerkrach“, verantwortlich.149 Gemeint ist vermutlich die zweiteilige Publikation Der Börsen- und Gründungs-Schwindel in Berlin (Leipzig 1876/77). John Law ]  Französischer Bankier schottischer Herkunft (1671–1729), der ­einen Finanzplan zur Reduktion der Staatsschulden nach dem Tod Ludwigs XIV. und zur Entwicklung der französischen Kolonien in Nordamerika entwarf. Das Scheitern des Projekts 1720 wurde als „Mississippi Bubble“ bekannt.150 Hudson der Eisenbahnkönig  ] Der Yorker Unternehmer George Hudson (1800–1871), genannt „the railway king“, der große Teile des britischen Eisenbahnnetzes finanzierte, geriet 1848 unter Betrugsverdacht und verlor Einfluss und Vermögen.151 zu irgend einem Süersen ]  Carl Süersen, der Unter den Linden 30 praktizierte, 1881 F.s Zahnarzt (Chronik 3879 mwN.). Herodias mit dem Haupte Johannis des Täufers ]  Vgl. Matthäus 14,3–12; Markus 6,17–29. den   Linden ]  Textverlust durch Papierausriss. der Joseph unter den Brüdern ]  Vgl. 1 Mose 37,1–11. La Hire oder Dunois ]  Französische Ritter, die an der Seite von Jeanne d’Arc kämpften. 1) La Hire: Beiname von Étienne de Vignolles (um 1390–1443). 2) Jean d’Orléans, comte de Dunois (1403–1468), genannt „Bastard von Orléans“, illegitimer Sohn von Ludwig I., Herzog von Orléans.152 Beide treten auch als Figuren in Schillers Die Jungfrau von Orleans (1801) auf. Lionel ]  Bei Schiller (ebd., III/10) fiktiver englischer Ritter, in den Johanna sich verliebt. Widebandt ]  Vgl. Anm. zu Z. 100 Frau Predig. Viedebandt. Quidipsen ]  Vielleicht nach Boethius: Consolatio Philosophiae I, 6, 17: quid ipse sis nosse desisti (du weißt nicht mehr, was du selbst bist). Kurze Reise nach England ]  Vgl. Der Stechlin, Kap. 21–24 (GBA 239–277). Mulattin ]  Vgl. oben Z. 1155 sowie Myrrha. Verlobt ]  emend.; Hs. Verlob Gützlaff ]  Der aus Pommern stammende lutherische Theologe Karl Gützlaff (1803–1851), Missionar in Indonesien und China.153

148  Vgl. Karl-Peter Ellerbrock: Strousberg, Bethel Henry. In: NDB 25 (2013), 581 f. 149  Vgl. Petra Rentrop: Glagau, Otto. In: Handbuch des Antisemitismus 1, 284 f. 150  Vgl. Encyclopædia Britannica [www.britannica.com/biography/John-Law], [www.britannica.com/­

event/Mississippi-Bubble] (8.1.2016). 151  Vgl. Encyclopædia Britannica [www.britannica.com/biography/George-Hudson]; Wikipedia (engl.), Lemma George Hudson (8.1.2016). 152  Vgl. Encyclopédie Larousse [www.larousse.fr/encyclopedie/personnage/La_Hire/128461], [http://www.larousse.fr/encyclopedie/personnage/Dunois/117378] (8.1.2016). 153  Vgl. Herman Schlyter: Gützlaff, Karl Friedrich August. In: NDB 7 (1966), 292 [www.deutschebiographie.de/pnd118543350.html] (8.1.2016).

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i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

2561 Livingstone ]  David Livingstone (1813–1873), der neben Medizin auch Theo-

2561 2565 2566 2577 2579 2618 2710

2710 2726 f. 2800

logie studiert hatte, plante zunächst, als Missionar nach China zu gehen. Als dieses Vorhaben durch die Opiumkriege vereitelt wurde, wandte er sich als Missionar und Entdecker Zentralafrika zu.154 die Herrenhuter ]  Die Grönlandmission der Herrnhuter Brüdergemeine; vgl. Vor dem Sturm, Kap. I/6 und II/16 (GBA 1, 53–55 und 303–311). Pia fraus ]  Frommer Betrug. Mundus vult decipi ] Die Welt will getäuscht werden (lat. Sprichwort); vgl. Büchmann 1912, 95 f. die Ziegler ]  Die Münchner Schauspielerin Clara Ziegler (1844–1909), eine der frühen Diven des Theaters.155 F. schätzte sie nicht; vgl. Fontane-Lexikon 497. Phädra ]  Titelrolle in Jean Racine: Phèdre (1677). Pelzner ]  Wohl fiktiver Name, der Theaterdirektor Kierschner entspricht; vgl. Anm. zu Z. 780 Theaterschule … Direktor Kirschner. Lette-Verein ]  1866 von Wilhelm Adolf Lette in Berlin gegründete Stiftung unter der Schirmherrschaft von Kronprinzessin Victoria zur Berufsausbildung von Mädchen und Frauen.156 Vgl. Fontane-Lexikon 276 mwN. Gerson ]  Der Textilunternehmer Hermann Gerson (1813–1861) führte Berlins erstes Luxuskaufhaus am Werderschen Markt 5.157 Dies ist wichtig … auf. Mithilfe eines Verweiszeichens wird diese Anmerkung sowohl der Familie Wilhelm Brose als auch der Familie von Werthern zugeordnet. Schlacht bei Tannenberg ]  Sieg des polnisch-litauischen Heeres über den Deutschen Orden am 15.7.1410 bei Tannenberg (heute Stębark, Ortsteil von Grunwald, Woiwodschaft Ermsland-Masuren); im 19. Jh. u. a. durch Henryk Sienkiewicz zu einem polnischen Nationalmythos geformt.158

Der Flötenspieler Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: DLA, A: Fontane 57.5749 Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 19 (Gruppe I) Drucke: HFA 1V, 718–722; NFA 24, 214–218; HFA 2I/7, 324–328 Literatur: HFA 1V, 1021f.; Hofmann/Kuhn 1969, 645; NFA 24, 837 f.; Böschenstein

1996 („Und die Mutter kaum in Salz“); HFA 2I/7, 699f.; Fontane-Handbuch 697 Datierung: wohl nach 1882; vermutlich 1890er-Jahre

154  Vgl. Encyclopædia Britannica [www.britannica.com/biography/David-Livingstone] (8.1.2016). 155  Vgl. Brockhaus20 24, 562. 156  Vgl. Irmgard Remme: Lette, Adolf. In: NDB 14 (1985), 356 [www.deutsche-biographie.de/

pnd116956178.html] (8.1.2016).

157  Vgl. Berlin und seine Bauten 1896, III, 93–95; Wikipedia, Lemmata Herrmann Gerson und Kauf-

haus Gerson, jeweils mwN. (8.1.2016). 158  Vgl. Lexikon des Mittelalters 8, 458 f.

Der Flötenspieler

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Sichere Anhaltspunkte für eine Datierung fehlen: Das Ms. liefert keine eindeutigen termini ante oder post quem, die Rückseiten sind unbeschrieben. Walter Keitel (HFA 1 V, 1021) datierte das Fragment auf „1878/79?“, ohne eine Begründung anzugeben; vermutlich nimmt er L’Adultera als t. ante q. an. Ihm folgen NFA 24, 837, und HFA 2 I/7, 699. Hingegen könnte die Erwähnung der „Prinzessin Friedrich Karl“ (Z. 7) eine Entstehung im Zusammenhang mit dem Dreilinden-Aufsatz (entstanden 1882) und F.s Besuchen in Dreilinden 1881/82 nahelegen. Die assoziative Erzähl- und Konstruktionsweise des Fragments verweist eher auf die 1890er-Jahre; vgl. etwa Die Poggenpuhls; Der Menschenfresser; Rudolf v. Jagorski, Globetrotter. Vgl. auch Stellenkommentar. Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 79 f., Los 481 (Novellenentwürfe II.), laut Jolles erworben von „Zülsdorf “; Versteigerung Gerd Rosen, Katalog Nr. 29 (November 1957), Los 1508 (Der Flötenspieler), erworben durch das DLA am 21.11.1957: DLA, A: Fontane 57.5749 Manuskriptbeschreibung: 3 Bogen Folio. Tinte, Bleistift, Blaustift. Erster Entwurf (Z. 2–37): auf DLA, A: Fontane 57.5749/2–4 im Seitenspiegel; Tinte. Zweiter Entwurf (Z. 38–119): auf DLA, A: Fontane 57.5749/2–4 marginal und inter­ linear; auf DLA, A: Fontane 57.5749/5 im Seitenspiegel; Bleistift. Vgl. Tafel V. Stellenkommentar: 1

5

7

Der Flötenspieler ]  1) Vgl. An Bord der „Sphinx“, Abschnitt Vor Anker in Köpenick (GBA, W 4, 63) über ein Grab nahe dem Köpenicker Schloss: „Eine dieser Begräbnisstätten – nicht aus Pietät, sondern aus Gärtnerlaune – war von einem Blumenbeet umgeben. Alles Grün fehlte; nur Lilien, weiße und rote, drängten sich dicht durcheinander. Diese prätentiöse Pracht wirkte beinah unheimlich. Ein junges Köpenicker Paar ging an mir vorüber, das vielleicht Auskunft geben konnte. ‚Wer liegt hier?‘ fragt ich. ‚Da liegt der Flötenspieler‘, lautete die Antwort. Und dabei kicherten beide.“ 2) Bernhard von Lepel trug 1855 ein Gedicht mit dem Titel Der Flötenspieler im Tunnel vor; vgl. Lepel an F., 3.12.1855 (BW F.–Lepel 2006, Nr. 302). 3) Eine weitere mögliche intertextuelle Anregung ist der Flötenspieler in: Achim von Arnim: Armuth, Reichthum, Schuld und Buße der Gräfin Dolores (1810), Abteilung III, Kap. 9 Der wunderbare Doktor, das unsichtbare Mädchen und der Flötenspieler. Lenardo und Divina.1 in Erinnerung an Meran ]  Offenbar an eine Begegnung während eines Kur­ aufenthalts der gräflichen Familie in Meran (Südtirol); vgl. Anm. zu Z. 21 H. Helfft … Prinzessin Friedrich Karl ]  Reale Person: Maria Anna von Anhalt-Dessau (1837– 1906), seit 1854 verheiratet mit Friedrich Karl Prinz von Preußen (1828–1885), einem Neffen Wilhelms I. und preußischen Generalfeldmarschall.2 An seinen

1  Armuth, Reichthum, Schuld und Buße der Gräfin Dolores. Eine wahre Geschichte zur lehrreichen Unterhaltung armer Fräulein aufgeschrieben von Ludwig Achim von Arnim. In: Ludwig Achim’s von Arnim sämmtliche Werke. Hg. von Wilhelm Grimm. Bd. 2. Berlin 1840, 65–100. 2  Vgl. Helmuth Rönnefarth: Friedrich Karl, Prinz von Preußen. In: NDB 5 (1961), 566 [www.­deutsche-­ biographie.de/pnd118552848.html] (8.1.2016).

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 8  9

10 10 10 f.

16 f.

21

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

Diners in Schloss Dreilinden nahm F. 1881/82 teil (Chronik 2409, 2414f., 2433f., 2436, 2450, 2477, 2492), vgl. Dreilinden (erschienen in der Vossischen Zeitung, 25.12.1882–1.1.1883: GBA, W 5, 331–417, insb. 353–403). Königin von Sachsen ]  Carola von Wasa-Holstein-Gottorp (1833–1907),3 seit 1853 verheiratet mit Albert (1828–1902), König von Sachsen.4 Erbuhr ]  Eine Erbuhr spielt auch in F.s Familie eine Rolle; vgl. seinen Brief an Hermann Sommerfeldt vom 29.10.1867: TFA Ba 264. Die Uhr befand sich bis zum Tod des Ehepaares F. in deren Besitz; vgl. Brief von F. vom 10.7.1887: GBA, EB Nr. 709). Heute befindet sie sich im Museum Neuruppin. Baron Troitsch ]  Keine reale Person als Vorbild nachgewiesen. Baron Vusac ]  Keine reale Person als Vorbild nachgewiesen. Baron v. Olczewski ]  Reale Person ähnlichen Namens: Alfred von Olszewski (1859–1909), Besitzer von Eichholz (Warmątowicie Sinkiewiczowskie) bei Liegnitz (Legnica) in Schlesien, ein Förderer der polnischen Nationalbewegung, der sein Gut dem Schriftsteller Henryk Sienkiewicz zu hinterlassen beabsichtigte. F. besuchte Eichholz im Juli 1872, als er das Schlachtfeld an der Katzbach (1813) besichtigte; vgl. Reisetagebuch (GBA, T 3, 126 und 549 mwN.). Graf Sorma=Triptowitsch ]  Sorma: Reale Personen ähnlichen Namens: 1) Vgl. die schlesische Adelsfamilie (Grafen und Freiherren) Saurma. In Dreilinden, im Zusammenhang mit der Orientreise des Prinzen Friedrich Karl 1882/83, erwähnt F. Baron Saurma (Anton Freiherr Saurma von der Jeltsch, 1836–1900),5 den deutschen Konsul in Kairo (GBA, W 5, 374). 2) Vgl. die in Breslau geborene Schauspielerin Agnes Sorma (1862–1927):6 F. sah sie am 29.9.1889 an der Freien Bühne Berlin in Ibsen: Gespenster (vgl. Theaterkritik in der Vossischen Zeitung, 30.9.1889: NFA 22/2, 707), und führte am 9.6.1896 in Karlsbad ein „langes Brunnengespräch“ mit ihr (F. an Friedrich Fontane, 9.6.1896: HFA IV/4, Nr. 614). Sollte die Anspielung zutreffen, die in den Kontext von Bade-/Kuraufenthalt passt, wäre eine Datierung des Fragments auf 1896 möglich. – Triptowitsch: vermutlich fiktiver Name; vgl. Z. 40 Schloß Tiptowitz. H. Helfft, Berlin, Köpnickerstraße 117. B. ]  Eine reale Person dieses Namens ist in den Berliner Adressbüchern 1875–82 unter dieser Anschrift nicht nachgewiesen. 1) Vgl. den Berliner Arzt Hermann Helfft (1819–1869), Verfasser von: Handbuch der Balneotherapie. Praktischer Leitfaden bei Verordnung des Mineralbrunnens und Bäder. Berlin 1854, in zahlreichen Neuauflagen erschienen, und Bearbeiter von: Thilo von Tschirschky: Meran. Zur Orientirung über Klima, Reise und Aufenthalt (Berlin 1861). 2. Aufl., neu bearb. und erg. von Hermann Helfft. Berlin 1867. – 2) Vgl. den Berliner Landschafts- und Architektur­maler Julius Helfft (1818–1894).7 Julius Helfft illustrierte das Werk von Hermann

3  Vgl. Wikipedia, Lemma Carola von Wasa-Holstein-Gottorp (8.1.2016). 4  Vgl. Bernhard Schwertfeger: Albert. In: NDB 1 (1953), 131f. [http://www.deutsche-biographie.de/

pnd119193132.html] (8.1.2016). 5  Vgl. NDB-Index [http://www.deutsche-biographie.de/sfzS01322.html] (8.1.2016). 6  Vgl. Brigitte Bruns: Sorma, Agnes, verheiratet Gräfin da Minotto. In: NDB 24 (2010), 603f. [www. deutsche-biographie.de/pnd118798073.html] (8.1.2016). 7  Vgl. Kasten, Eberhard: Helfft, Julius Eduard Wilhelm. In: Allgemeines Künstlerlexikon (2015) [www.degruyter.com/view/AKL/_00096033] (8.1.2016).

Der Flötenspieler

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40 43 54 64 75

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90 f.

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Helfft: Berg und Thal. Wanderungen durch Süd-Deutschland, die Schweiz und Oberitalien. Berlin 1854. Kattowitz ]  Heute Katowice, Woiwodschaft Schlesien. Hohenlohes ]  Die Linie Hohenlohe-Schillingsfürst (Herzöge von Ratibor) war in Oberschlesien begütert. auf den 27. Oktober war die Hochzeit festgesetzt ]  In den Oktober fallen sowohl F.s Hochzeitstag (16.10.1850) als auch der Hochzeitstermin in Effi Briest: 3.10. (GBA 27). Schloß Tiptowitz ]  Kein realer Ort dieses Namens nachgewiesen; vgl. Z. 16f. Graf Sorma-Triptowitsch. Colli ]  (Ital. collo, frz. colis) Packstück, Frachtstück. Beuthen ]  Heute Bytom, Woiwodschaft Schlesien. daß sich ]  sic; emend. das sich Und so kippte man das Gepäckstück um ]  Zum vorsichtigen Auspacken der ­Figur vgl. 1) Dreilinden (GBA, W 5, 397): Im Rahmen eines Diners wird eine ägyptische Mumie aus „bunter Kartonhülle“ ausgepackt. 2) L’Adultera, Kap. 2 (GBA 11f.): Ein „Colli“ wird abgeladen und die Kopie von Tintorettos Ge­mälde Cristo e l’Adultera ausgepackt. – Eine mögliche intertextuelle Anregung ist ­Risachs Erzählung vom Auspacken einer antiken Skulptur, unter deren Gips­ hülle sich eine Marmorstatue verbirgt, in: Adalbert Stifter: Der Nachsommer (1857), Bd. 2, Kap. 2 Die Annäherung.8 polychrom ]  Die Auffindung der „Aigineten“, der farbigen Giebelfiguren des Aphaia-Tempels von Aigina, 1811 und ihre Erwerbung durch die Glyptothek in München eröffnete die Diskussion über die Polychromie antiker Bauten, die während des ganzen 19. Jh.s andauerte (Polychromiestreit). Wichtige Publikationen waren: Jakob Ignaz Hittorf: De l’architecture polychrôme chez les Grecs, ou restitution complète du temple d’Empédocles dans l’acropolis de Sélinunte (1830); Gottfried Semper: Vorläufige Bemerkungen über bemalte Architectur und ­Plastic bei den Alten (1834); Franz Kugler: Ueber die Polychromie der griechischen Archi­tektur und Sculptur und ihre Grenzen (1835). Hittorf und Semper vertraten die These einer vollständigen Farbigkeit der antiken Tempel, Kugler ging von einer nur partiellen Bemalung aus. In der zweiten Hälfte des 19. Jh.s wurde die in der barocken und klassizistischen Architektur dominante Monochromie allmählich durch polychrome Gestaltungen abgelöst.9 der alte Fritz … Flötenspieler … Bild ]  Adolph Menzel: Flötenkonzert Friedrichs des Großen in Sanssouci (1850–52), seit 1875 in der Nationalgalerie (heute Alte Nationalgalerie) in Berlin.10 Wenn ich in Berlin sehe ich ]  sic; emend. Wenn ich in Berlin bin, sehe ich

8  Adalbert Stifter: Werke und Briefe. Historisch-kritische Gesamtausgabe. Im Auftrag der Kommission für neuere deutsche Literatur der Bayerischen Akademie der Wissenschaften hg. von Alfred Doppler und Wolfgang Frühwald. Bd. 4,2: Der Nachsommer. Hg. von Wolfgang Frühwald und Walter Hettche. Stuttgart u. a. 1999, 76–85. 9  Vgl. Reallexikon zur deutschen Kunstgeschichte 7, 274–427; zum Polychromiestreit 276. 10  Vgl. Claude Keisch: Flötenkonzert Friedrichs des Großen in Sanssouci. In: Adolph Menzel 1815– 1905. Das Labyrinth der Wirklichkeit. Hg. von Claude Keisch und Marie Ursula Riemann-Reyher (Ausstellungskatalog). Berlin 1996, 147–150 mit Abb. 56.

98 | 91 f.

114

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

dicke alte Prinzessin ]  Auf Menzels Gemälde sind nur vier Frauen dargestellt: Friedrichs Schwestern Wilhelmine Markgräfin von Bayreuth und Amalie, ­beide weder dick noch alt; eine Hofdame Amalies; Friedrichs Vertraute Gräfin Camas, die alt ist, jedoch im Hintergrund sitzt. Boule-Uhr ]  Uhr mit Intarsien aus Schildpatt, Perlmutt, Bronze o. Ä., benannt nach André Charles Boule (1642–1732), Kunstschreiner im Dienst Ludwigs XIV.11

Storch von Adebar Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 59, 1–169 (vormals als Leihgabe im

TFA)

Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 31 (Gruppe II) Drucke: HFA 1V, 742–794, 1024–1964; Walter Keitel (Hg.): Zeitbilder. Zwei Frag­mente

von Theodor Fontane. „Sidonie von Borcke“ und „Storch von Adebar“. Fontane Blätter, Sonderheft 1 (1968), 23–79; NFA 24, 237–284; HFA 2I/7, 375–427. Der Text in HFA und NFA enthält Lesefehler. Literatur: Petersen 1928, 63–67; HFA 1V, 1024–1064; Sasse 1966; Keitel 1968; ­Reuter 1968, 600 f., 678, 750; Attwood 1970, 210; NFA 24, 847–896; Jessen 1975, 186 f.; Storch 1981, 106; Paulsen 1988, 272–277; Anderson 1991, 248 f.; HFA 2I/7, 717–739; Schillemeit 1988; Böschenstein 1995; Böschenstein 1996 (Namen als Schlüssel); Böschenstein 1996 (Caecilia Hexel); Fontane-Handbuch 303 f., 609, 701 f.; Fischer 2000 („Riesler“); Fischer 2000 (Fontanes „Storch von Adebar“); Hehle 2003 (Stoff), 303 f.; Nürnberger 2007, 565; Fontane-Lexikon 431 Datierung: 1881–Anfang 1882 Vgl. Erläuterungen. Entstehung und Manuskriptbeschreibung (Rückseiten). Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 79, Los 475 (Storch von Adebar, 143 S. Folio), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: Inkonsistente Zählung (Foliierung/Paginierung). 73 ­Bogen

Folio (6, 9–29, 33–34, 40–47, 50–57, 62–63, 65–74, 76–78, 82–92, 97–99, 101–103, 105–108, 111, 123–128, 132–133, 138, 141–142, 145–163, 168–169) + 61 Blatt F ­ olio (1–8, 30–32¸ 35–39, 48–49, 58–61, 64, 75, 79–81, 93–96, 100, 104, 109–110, 112– 122, 129–131, 134–137, 139–140, 143–144, 152, 164–167) + 1 Streifen, aufgeklebt auf ­Zeitungspapier (s. f.). Tinte, Blaustift, Rotstift. Auf mehreren Blättern aufge­ klebte ­Zeitungsausschnitte (32a, b, c, 35a, 36a, b, 37a, b, 38a, 39a, 48a, 61a, 103a, 104a, 130a, b, 131a, 132a, b, 133a, 134a, 166a, b, 167a; vgl. Stellenkommentar), Blätter aus gedruckten Broschüren (22a) und Notizbuchblätter Oktav (9ar, 27a, 30°, 55a, b, 167b) bzw. Streifen (9br, 169°: unleserlich). 1 aufgeklebtes Couvert (22va).

11  Vgl. Brockhaus20 3, 609.

Storch von Adebar

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Nicht zugehöriger Text: SBB, St 59, 2v, 3v, 5v: Schach von Wuthenow (1882), Kap. 18, 20, 1 (vgl. GBA Schach von Wuthenow 200). 4v: Dreilinden (1882; GBA, W 5, 605 f.). 9av, 9bv: Gröben und Siethen. Johanna von Scharnhorst (1881; GBA, W 4, 376–378).48r: Vater­ländische Reiterbilder aus drei Jahrhunderten. Zieten (1879; GBA, W 6, 443). 48v: ­Notiz über die [Allgemeine Preußische] Staats-Zeitung mit Erwähnung des preußischen ­Diplo­maten Karl Maximilian (von) Philipsborn (1815–1885); Liste von ­Bildern italienischer Maler. 79v: Liebenberg. Die Eulenburgs von 1870 bis 80 (GBA, W 5, 307– 314). 93v: Toast auf die Sommerfeldts. Zur Hochzeit von Elise Schröder und Max Sommerfeldt am 28. April 1881 (GBA, G 3, 253). 95v: Biographischer Text (Marwitz?). 110v: ­Agenda. 120v: Buch. Julie von Voß (GBA, W 4, 176). 121v, 122v: Kapiteltitel und ­Notizen zu Saalow. Ein Kapitel vom alten Schadow (GBA, W 4, 330–344). 130v: Gröben und ­Siethen. Der Scharnhorst-Begräbnisplatz auf dem Berliner Invalidenkirchhof (GBA, W 4, 347–403). 162v: Auflagenberechnung. 166v: Grete Minde, Kap. 15 (GBA Grete Minde 159). 167v: Agenda. Das Konvolut ist offenbar vollständig erhalten und es liegt nahe anzunehmen, dass es sich noch in der Reihenfolge befindet, in dem es sich in F.s Nachlass fand. Erläuterungen: 1. Historische Folie: Das Fragment spielt etwa 1858–66 im Milieu des hochkonserva-

tiven, „christlich-germanischen“ Landadels neupietistischer Prägung, der, vor allem in Hinterpommern beheimatet, in der Ära Friedrich Wilhelms IV. (1840–1858/61) großen politischen und gesellschaftlichen Einfluss ausübte.1 Eine historische Folie für charakteristische Züge der Mentalität, der Ziele und Unternehmungen des Ehepaares Storch von Adebar bietet Ernst Senfft von Pilsach (1795–1882), Gutsherr auf Gramenz in Pommern (heute Grzmiąca, Woiwodschaft Westpommern).2 Aus den Kreisen der preußischen Erweckungsbewegung kommend und selbst als Prediger tätig, machte er als Vertrauter Friedrich Wilhelms IV. Karriere und war 1852–66 Oberpräsident der Provinz Pommern. Seine jeweiligen Positionen verstand er zu seinem privaten Vorteil und zur Finanzierung kapitalintensiver Projekte zu nutzen. Bei einem Teil seiner – ebenfalls religiös geprägten Adelskreisen angehörenden – Nachbarn galt er als Heuchler. Einer seiner Söhne, Arnold Senfft von Pilsach (1834–1889), wandte sich als Jurist einer bürgerlichen Laufbahn zu, war daneben als Konzertsänger tätig und heiratete 1866 die aus einer jüdischen Warschauer Familie stammende Musikerin Henriette Braumann (1842–1936).3 F. kannte Arnold Senfft von Pilsach, der Schüler sowohl von Tuiscon Beutner, dem Chefredakteur der Kreuzzeitung, als auch des Sängers Julius Stockhausen gewesen war, persönlich.4 Vertreter und Milieu des preußischen Neu­ pietismus und des Hochkonservatismus waren F. vertraut, vor allem durch seine Tätigkeiten am Diakonissinnenhaus Bethanien (1848/49),5 für die Kreuzzeitung (1860–70) 1  Vgl. Handbuch der preußischen Geschichte 2, 172–174; Rudolf von Thadden: Trieglaff – Eine pommersche Lebenswelt zwischen Kirche und Politik. Göttingen 2010. 2  Vgl. Fischer 2000 („Riesler“); Herman von Petersdorff: Senfft-Pilsach, Ernst von. In: ADB 54 (1908), 316–329 [www.deutsche-biographie.de/pnd117473316.html?anchor=adb] (8.1.2016). 3  Vgl. Fischer 2000 („Riesler“); Max Runze: Senfft von Pilsach, Arnold Freiherr. In: ADB 34 (1892), 23–26 [www.deutsche-biographie.de/pnd117473154.html?anchor=adb] (8.1.2016). 4  Vgl. Von Zwanzig bis Dreißig, Abschnitt Der Tunnel über der Spree, Kap. 7 (GBA 300 f.); FontaneLexikon 409. 5  Vgl. Fischer 2000 („Riesler“), 174.

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i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

und für das Wochenblatt der Johanniter-Ordens-Balley Brandenburg (1861–75). Aus pommersch-neupietistischen Kreisen stammte auch die erste Frau seines Freundes Bernhard von Lepel, Hedwig von Lepel-Wieck (1827–1893). F. konnte aus der Nähe mitverfolgen, wie diese Ehe an der Unvereinbarkeit von Hedwig von Lepels religiöskonservativer Prägung mit der gesellig-liberalen Mentalität ihres Mannes scheiterte.6 2. Werkkontext: Die Handlung des Fragments Storch von Adebar ist nicht in Pommern, sondern in der Uckermark situiert. Es wurde als Satire auf die reaktionär-pietistische und dünkelhafte Adelsgesellschaft um Friedrich Wilhelm IV. konzipiert, als deren Verkörperung die „Störchin“ gelten kann. Ihre ostentative Frömmigkeit, ihr soziales Engagement und ihre „christlich-germanischen“ Ideale verbergen nur notdürftig ihre politisch-gesellschaftlichen Ziele und ihren Adelsdünkel; vgl. Entstehung. Zur Schilderung eines konservativ-religiösen Milieus und der für den Handlungsverlauf entscheidenden Funktion der Neuen Ära vgl. auch Eleonore. Tatsächlich gibt es mehrere Aufzeichnungen F.s, die er zur Verwendung entweder in Storch von Adebar oder in Eleonore vorgesehen hatte. Auch im Briefwechsel mit Gustav Karpeles spiegelt sich die enge Verbindung der beiden Projekte; vgl. Entstehung. Ein ähnliches pietistisch-­ konservatives Milieu und seinen Einfluss auf das Scheitern einer Ehe schilderte F. mehrere Jahre nach dem Abbruch der Arbeit an Storch von Adebar in Unwiederbringlich (entstanden 1885–91), jedoch ohne den satirischen Ton. Das Fragment ist, zusammen mit Graf Petöfy und Eleonore, in der Titelzusammen­ stellung Aus unsren Tagen. Drei Novellen von Th. F. enthalten. 3. Entstehung: Arbeit an Storch von Adebar ist erstmals im Juni 1881 belegt (F. an ­Mathilde von Rohr, 6.6.1881: BW F.–Rohr 2000, Nr. 207), als F. Julius Grosser von dem Projekt erzählte (Tagebuch, 15.6.1881: GBA, T 2, 125). Offenbar hatte er zu diesem Zeitpunkt bereits einiges an Ideen und Material zusammengetragen, wie die Notiz Enthält alles was ich bis jetzt notirt habe auf dem Etikett, aufgeklebt auf Papier der Vossischen Zeitung vom 10.6.1881, erkennen lässt (St 59, s. f.). Im Juni/Juli 1881 f­ührte er ­parallele Verhandlungen mit Julius Grosser, dem Redakteur von Nord und Süd, und mit G ­ ustav Karpeles, dem Redakteur von Westermanns Monatsheften, dem er ein Exposé zukommen ließ: „Es handelt sich um eine politische Novelle, etwas ganz Neues und Eigenartiges, das einigermaßen an den Adelheid v. Mühler-Stoff erinnert, den wir mal durchgesprochen haben; weicht aber auch wieder ab, ist viel reicher in den Figuren und vermeidet die Briefform. Der Titel soll sein: Storch von Adebar und die Tendenz geht dahin, den pietistischen Conservatismus, den Fr. W. IV. aufbrachte und der sich bis 1866 hielt, in Einzel-Exemplaren (Potsdam) auch noch vorhanden ist, in ­seiner Unächtheit, Unbrauchbarkeit und Schädlichkeit zu zeichnen. Die Haupt­trägerin ­dieses Conservatismus ist die ‚Störchin‘ und ihr eigentlichstes Opfer ihr ­Gatte, der alte Storch, ein guter, kreuzbraver Kerl, der, in andren Zeiten und unter andrem Einfluß, sich und andren zur Freude gelebt hätte und nun an dem Widerstreit seiner Natur und des ihm Eingeimpften tragikomisch zu Grunde geht. Ich habe all ­diese Dinge erlebt, diese Figuren gesehn, und freue mich darauf, sie künstlerisch ge­stalten zu ­können. Die Gegenfigur zu Storch ist Graf Attinghaus, sein Gutsnachbar und vieljähriger Freund, ein idealisirter Bennigsen“ (24.6.1881: HFA IV/3, Nr. 137). Den „Zuschlag“ erhielt Julius Grosser (F. an Karpeles, 24.6.1881 und 30.7.1881: HFA IV/3, Nr. 137, 145; F. an Emilie Fontane, 8.7.1881: GBA, EB Nr. 594). Im November 1881 ist weitere Arbeit an 6  Vgl. BW F.–Lepel 2006; Paulsen 1988; Hehle 2003 (Stoff).

Storch von Adebar

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Storch von Adebar, von F. stets als „Novelle“ bezeichnet, belegt (Tagebuch, 15.11. und 23.11.1881: GBA, T 2, 134, 137; F. an Salo Schottländer, 7.11.1881: Chronik 2401 f.), die jedoch Ende Januar 1882 zugunsten anderer Projekte, zunächst von Schach von Wuthenow, abgebrochen wurde (F. an Julius Grosser, 31.1.1882: HFA IV/3, Nr. 167). Zu der geplanten Fortsetzung der Arbeit im Jahr 1883 (F. an Julius Grosser [?], 4.2.1882, vgl. Chronik 2440) scheint es nicht gekommen zu sein. Stellenkommentar:  1

19 f.

30 42

52 f.

62 63 64 65 72

75 77

Storch v. Adebar ]  Fiktiver sprechender Familienname. Es existierte jedoch eine um 1600 geadelte pommersche Familie von Adebar; vgl. Fischer 2000 (Fontanes Storch von Adebar [miscellanea zoologica]). Auf die Etymologie des Namens ahd. otibero, mhd. odebar, mnd. adebar: Glücksbringer7 sowie auf die pietas (Treue und Fürsorge gegenüber Familienangehörigen), die dem Storch traditionell zugeschrieben wird,8 verweist Böschenstein 1995 und 1996 (­Namen als Schlüssel). Graf Attinghaus … Rudenz ]  Figurennamen aus Schiller: Wilhelm Tell (1805): „Werner, Freiherr von Attinghausen, Bannerherr. – Ulrich von Rudenz, sein Neffe.“ Sie soll ]  sic; emend. Sie sollen Karl Emil Franzos hat eine hübsche Novelle geschrieben ]  Karl Emil Franzos: Die Locke der heiligen Agathe. Eine moderne Legende. In: Nord und Süd, Bd. 7, H. 19 (Oktober 1878), 1–23, die zitierte Stelle hier Seite 2. Die Novelle erschien anschließend in Franzos’ Erzählsammlung Stille Geschichten (1881), die F. 1883 in der Vossischen Zeitung rezensierte.9 Grönländer bestrickt ]  Mit der dänischen Kolonialisierung von Grönland ging die Christianisierung und Missionierung der Bevölkerung durch die Herrnhuter Brüdergemeine einher. Vgl. die Herrnhuterin und ehemalige Grönlandmissionarin Tante Schorlemmer in Vor dem Sturm, die stets Handarbeiten für die Grönlandmission anfertigt. Archembauld L’Homme de Bonneville ]  Wohl fiktiver Figurenname hugenottischer Prägung. Beuthen in Oberschlesien ]  Heute Bytom, Woiwodschaft Schlesien. Lüben in Niederschlesien ]  Heute Lubin, Woiwodschaft Niederschlesien. Regiment Tovoniczi ]  Name nicht eindeutig lesbar; nicht ermittelt. Culm Potsdam und Walstatt ]  In Culm, heute Chełmno, Woiwodschaft Kuja­ wien-Pommern, in Potsdam und in Wahlstatt bei Liegnitz, heute Legnickie Pole, Woiwodschaft Niederschlesien, befanden sich preußische Kadetten­ schulen. Schlacht bei Waterloo ]  18.6.1815. Leib-Infanterie Regiment  ] Leib-Grenadier-Regiment König Friedrich Wilhelm III. (1. Brandenburgisches) Nr. 8, aufgestellt 1808.

7  Vgl. Kluge/Seebold 1999, 14. 8  Vgl. Lexikon des Mittelalters 8, 193 f. 9  Anon.: Karl Emil Franzos. Vossische Zeitung, Nr. 273, 15.6.1883 (Bibliographie Nr. 3910). Text der

­Rezension in NFA 21/2, 252–254.

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i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

Cholera-Cordon ] Militärische Absperrung von der Cholera betroffener Gebiete, um ein Vordringen der Epidemie zu verhindern, die sich während des Polnisch-Russischen Krieges 1831 (vgl. folgende Anm.) ausgebreitet hatte; vgl. Meine Kinderjahre, Kap. 12 (Autobiographische Schriften 1, 117–121). Fast mobil gemacht gegen die Polen ]  Im November 1830 kam es im Königreich Polen – dem 1815 gebildeten sog. „Kongresspolen“, dessen Staatsoberhaupt der Zar war – zum Aufstand gegen die russische Herrschaft. Im folgenden PolnischRussischen Krieg rief Zar Nikolaus I. (vgl. Anm. zu Z. 1041 Kaiser Nicolaus u. Prinzeß Charlotte) Österreich und Preußen zur Solidarität auf, die jedoch nicht in die Kampfhandlungen eingriffen. Die „polnische Insurrektion“ war einer der prägenden Kindheitseindrücke F.s; vgl. Meine Kinderjahre, Kap. 12 (Autobiographische Schriften, 1, 115–117). Vgl. auch Unterm Birnbaum, Kap. 5 (GBA 33–40). Leichen-Gefolge u. Transport ]  Möglicherweise die Aufbahrung des 1837 verstorbenen Herzogs Karl zu Mecklenburg-Strelitz (geb. 1785), eines Bruders der Königin Luise und preußischen Generals, im Berliner Dom und an­schließende Überführung nach Mecklenburg.10 Weitere bedeutende Militärs, die im entsprechenden Zeitraum in Berlin verstarben, sind Bogislav Graf Tauent­zien (1760–1824), Wilhelm Heinrich von Rudorff (1741–1832) und Adolf von Lützow (1782–1834). Prinzessin-Einholung  ] Entweder Prinzessin Elisabeth von Bayern (1801– 1873), die 1823 den späteren Friedrich Wilhelm IV. heiratete, oder Prinzessin Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach (1811–1890), seit 1829 Frau des nachmaligen Wilhelm I. Athelstan Gneomar v. Vierzehnheiligen ] Wohl fiktiver Figurenname. Vierzehnheiligen: 1) Basilika Vierzehnheiligen, Wallfahrtskirche im Landkreis Lichtenfels, Oberfranken, Bayern. 2) Heute Stadtteil von Jena, am 14.10.1806 Schauplatz der Schlacht bei Jena, in der Napoleon I. über die preußische Armee siegte. 2. Dezember ]  In F.s Werk verbunden mit der „Dreikaiserschlacht“ bei Austerlitz (heute Slavkov u Brna, Tschechien) am 2.12.1805, in der die Armee Napo­ leons I. die verbündeten österreichischen und russischen Truppen besiegte, und mit dem Putsch Napoleons III. am 2.12.1851. Vgl. auch Cécile, Kap. 20 (GBA 163). Straßburg in der Uckermark ]  Strasburg (Uckermark), heute Landkreis Vorpommern-Greifswald, Mecklenburg-Vorpommern. Zauche=Belzig  ] Der preußische Landkreis Zauch-Belzig südwestlich von Potsdam, heute Teil des Landkreises Potsdam-Mittelmark, Brandenburg. Vgl. auch L’Adultera, Kap. 14: „[…] Füsilier-Offizier vom Regiment Zauche-Belzig“ (GBA 104). Diebitschau ] Wohl fiktiver Ortsname, vielleicht nach dem russischen Feldmarschall preußischer Herkunft Hans Karl Graf von Diebitsch-Sabalkanski

10  Vgl. Chronik der Königl. Haupt- und Residenzstadt Berlin für das Jahr 1837. Hg. von George

Gropius. Berlin 1840, 203 f.

Storch von Adebar

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(1785–1831), der den polnischen Aufstand bekämpfte und der Cholera-Epidemie erlag;11 vgl. Anm. zu Z. 79 Cholera-Cordon. 117 gehen gehn ]  sic; Zeilenumbruch 132 Neuhof (anderer Name) ]  Das Zuckerrübengut Neuhof bei Liegnitz in Niederschlesien (Legnica) gehörte Georg Friedrich Rudolf Treutler, dem Ehemann von Johanna Mattersdorf, einer engen Freundin Emilie Fontanes. 137 Leesten  ] Oder Lehsten, Name einer mecklenburgischen Adelsfamilie, die seit dem 19. Jh. auch Besitzungen in Schlesien hatte. Mehrere weibliche Mit­ glieder der Familie waren Stiftsdamen in Dobbertin wie F.s Freundin Mathilde von Rohr; das Gut Kränzlin im Ruppiner Land, das F.s Schulfreund Hermann Scherz gehörte, war eine einstige Besitzung der Familie von Lehsten.12 140 die Zeit (etwa 1862) eine andre geworden ]  Im Jahr der Thronbesteigung Wilhelms I., 1861, errang die Deutsche Fortschrittspartei die Mehrheit im schon zuvor von liberalen Politikern dominierten preußischen Abgeordnetenhaus. Die religiös-konservativen Kreise um Friedrich Wilhelm IV. verloren an Einfluss. 143 daß alles ]  sic; emend. das alles 145 f. Was von den Jesuiten gesagt ist: sint ut sunt, aut non sint ]  „Sie sollen sein, wie sie sind, oder sie sollen gar nicht sein.“ Mit diesen Worten soll Clemens XIII. (Papst 1758–69), ein Förderer der Jesuiten, 1761 das Ansinnen zurückgewiesen haben, ihnen eine Änderung der Ordensverfassung aufzuzwingen.13 148 Consistorialräthe ]  Mitglieder des Konsistoriums, der obersten Verwaltungs­ behörde der evangelischen Kirche in der jeweiligen Provinz. 150–155  alt=lutherische Leineweber … Spielzeugschnitzer ]  Die Altlutheraner lehnten die 1817 von Friedrich Wilhelm III. proklamierte Union zwischen lutherischen und reformierten Gemeinden in Preußen14 ab. Zum Milieu der Leineweber und Schnitzer vgl. Fischer 2000 („Riesler“), 161: „Das Leineweberhandwerk […] galt als besonders konventikelanfällig, sehr zum Unterschied der Bauern, die als ‚Hofbesitzer‘ keine Freunde gleichmachender Schwärmerei waren. […] auf dem flachen Lande gehörten ‚Leineweber‘ wie ‚Spielzeugschnitzer‘ zu den untersten und ärmsten Schichten.“ Fischer verweist auch auf den „erweckten“ Prediger der Berliner Bethlehemskirche, den ehemaligen Weber Johann ­Jäni­cke (1748–1827).15 Auch Martin Stephan (vgl. Anm. zu Z. 711 Stephan) war ursprünglich Leineweber. 155 Schwefelholz=kinder ]  Kinder aus armen Familien, die Zündhölzer verkauften.

11  Vgl. Georg von Rauch: Diebitsch, Hans Karl Friedrich Anton von, russischer Graf mit dem Bei-

namen Sabalkanski. In: NDB 3 (1957), 635 [www.deutsche-biographie.de/pnd116098635.html] (8.1.2016). Dieselbe Vermutung bei Keitel 1968, 51. 12  Vgl. Wikipedia, Lemma Lehsten (Adelsgeschlecht) mwN. (8.1.2016). 13  Büchmann 1912, 447 f. 14  Vgl. Handbuch der preußischen Geschichte 2, 169–172; Lexikon für Theologie und Kirche 8, 555. 15  Vgl. Karl Friedrich Ledderhose: Jänicke, Johann. In: ADB 13 (1881), 699–701 [www.deutschebiographie.de/pnd117059196.html?anchor=adb] (8.1.2016). Vgl. auch Handbuch der preußischen Geschichte 2, 172.

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i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

Chirurgus 1. Klasse ]  Hatte im Unterschied zu Badern und Militärwundärzten ein Medizinstudium absolviert.16 187 Elephantenorden ]  Ältester dänischer Orden, gestiftet 1462. Mit dem Bild wird eine adlige dänische Herkunft Knuths suggeriert; vgl. Anm. zu Z. 442 f. Grafen Knuth. 188 auf einer benachbarten Schloß-Auktion erstanden ]  Vgl. Unterm Birnbaum, Kap. 3 (GBA 20). 198 Rationalist ] Der Rationalismus, eine der Hauptströmungen der deutschen evangelischen Theologie im 18./19. Jh., betrachtete die Vernunft als oberste Instanz religiöser Erkenntnis und reduzierte die christliche Lehre im Wesent­ lichen auf die Ethik. Demgegenüber hielten die orthodoxen Lutheraner strikt an der Dogmatik Luthers fest.17 207 Feldmarken ] Feldmark: Gesamtfläche aller Ackergrundstücke, die zu einer Gemeinde gehören. 217 Anstalt zu Alt=Tschau „Kommet zu JEsu.“ ] Gedruckter Spendenaufruf, datiert 1.10.1882. – Alt Tschau gehörte zum preußischen Landkreis Freystadt in Niederschlesien (heute Kożuchów, Woiwodschaft Lebus) und befand sich von 1807 bis in die 1870er-Jahre im Besitz der Familie von Lehsten (vgl. Anm. zu Z. 137 Leesten). 219 f. Bilder. Musterstücke! ]  Die Bilder sind nicht im Konvolut St 59 überliefert. 268 f. Bossuet … „Il faut que les yeux soient contents.“  ]  Jacques-Bénigne ­Bossuet (1627–1704), Bischof von Meaux, Philosoph, Prediger und Redner.18 Sein Plädoyer gegen die Einführung einer phonetischen Rechtschreibung („On ne lit point lettre à lettre, mais la figure entière du mot fait son impression tout ensemble sur l’œil et sur l’esprit, de sorte que, quand cette figure est changée considérablement tout à coup, les mots ont perdu les traits qui les rendent ­reconnaissables à la vue, et les yeux ne sont pas contents“) wird zitiert im Vorwort zur 7. Auflage (Paris 1877) des Dictionnaire de l’Académie française.19 279 Aus Iwanow’s Buch „Soldatenleben in Turkestan.“ ]  Dmitrij Ivanov: Die Russen in Turkestan. Nach den Skizzen D. Iwanow’s deutsch von A. v. Drygalski. Stuttgart 1876. F. las das Buch am 20.2.1882; vgl. Tagebuch (GBA, T 2, 157). 280–282  Drei kleine Geschwister … Reiches Einkommen. … Berlin, 21. Oktober. ]  Nicht für alle Zeitungsausschnitte konnten Datum und Ort der Publikation ermittelt werden, da für die entsprechenden Jahrgänge der Vossischen Zeitung, der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung und anderer von F. regelmäßig gelesener Zeitungen bislang keine Digitalisate verfügbar sind. 286 Die Geschichte aus Würtemberg von den 10 Gulden. ]  In Württemberg galt bis 1875 der Gulden. Anekdote nicht ermittelt. 157

16  Vgl. Theoretisch-praktisches Handbuch der Chirurgie […]. Hg. von Johann Nepomuk Rust. Bd. 4. Berlin, Wien 1831, 776 ff. (Lemma Chirurgus), insb. 785 Fn. 1. 17  Vgl. Lexikon für Theologie und Kirche 8, 846. 18  Vgl. die Kurzbiographie der Académie française [www.academie-francaise.fr/les-immortels/ jacques-­­benigne-bossuet] (8.1.2016). 19  Dictionnaire de l’Académie française. Paris 71877, Préface [www.academie-francaise.fr/le-dictionnaire-­ les-neufs-prefaces/preface-de-la-septieme-edition-1877] (8.1.2016).

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300 303 304 f. 309 309 311 f. 314 315 316 318 f. 359 379 394

395

398 404 415 442 f. 455

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Malvasir oder Pergamotten ]  Landsberger Malvasier; von Bergamotten existieren verschiedene Sorten.20 mudike ]  „Überreif und weich, edelfaul“ (Wiese 1996, 76). und da hat denn Ihr Männer ganz recht ]  sic; Inkongruenz beim Wechsel der Schreibrichtung von linear zu marginal Gutzkow und das heutige Pädagogenthum. ]  Kreuzzeitung, 8.6.1879 (Nr. 131), Sonntagsbeilage. zweiten Auflage der „Neuen Serapionsbrüder“ ]  Karl Gutzkow: Die neuen Serapionsbrüder. Breslau 1877, 21879. Ein englisches Urtheil über deutschen Pessimismus. ]  Vgl. Anm. zu Z. 280–282. Die gothaischen Geistlichen und die Gottheit Christi. ]  Kreuzzeitung, 25.11.1879 (Nr. 276), Beilage. „Neue General=Superintendenten“.  ] Kreuzzeitung, 25.11.1879 (Nr. 276), Hauptteil. Mehr als einmal ist den Geistlichen der Vorwurf gemacht worden ]  Vgl. Anm. zu Z. 280–282. Buch der Hymnen. ]  Vgl. Anm. zu Z. 280–282. Falstaff … Bleichenwang ]  Shakespeare-Figuren: Sir John Falstaff in Henry IV (1597), Sir Andrew Aguecheek in Twelfth Night, or What you will (1602). Nelkenöl ]  Eugenol, als entzündungshemmendes Mittel verwendet. „Der Traum des Potiphar“ ]  Falsche Zuordnung durch den Justizkommissarius: Von sieben fetten und sieben mageren Kühen träumt nicht Potiphar, sondern der Pharao (1 Mose 41,1–36). Spanischfliegenpflaster ] Cantharidenpflaster, gewonnen aus der Spanischen Fliege (Ölkäfer, Lytta vesicatoria), alternativmedizinisch zur Behandlung von Entzündungen, rheumatischen Beschwerden etc. eingesetzt. Vgl. auch Allerlei Glück. Sansfaçon ]  Wörtl. „ohne Art“, „ohne Form“. So Dir etwas weh thut, so reiß es aus. ]  Nach Matthäus 5,29: „Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es weg!“ Paris, 8. Dezember. ]  Vgl. Anm. zu Z. 280–282. Grafen Knuth ]  Mecklenburgische, seit dem 17. Jh. auch dänische Adelsfamilie (Barone und Grafen), vertreten unter den Stiftsdamen von Dobbertin.21 Adolar ]  1) Hl. Adalar/Adolar: Gefährte des hl. Bonifatius, gemeinsam mit diesem 754 in Friesland erschlagen.22 2) Etymologie: adel-are: „edler Aar“, ­Adler.23 Auf diese Etymologie und auf den alternden Sänger Adolar Krola in Frau Jenny Treibel verweist Böschenstein 1996 (Namen als Schlüssel). Cesarine … Trebia v. Trebiatinski ]  Antik-römische Namenskonnotationen: 1) Caesar: diktatorische Herrschsucht; vgl. Böschenstein 1996 (Namen als Schlüssel). Möglicher­weise klingt auch Friedrich Wilhelm IV. an, nach David Friedrich Strauß „der R ­ omantiker auf dem Thron der Cäsaren“.24 2) Schlacht

20  Vgl. Wikipedia, Lemma Liste von Birnensorten mwN. (8.1.2016). 21  Vgl. Wikipedia, Lemma Knut (Adelsgeschlechter) mwN. (8.1.2016). 22  Vgl. Lexikon für Theologie und Kirche 1, 125. 23  Kluge/Seebold 1999, 15. 24  David Friedrich Strauß: Der Romantiker auf dem Thron der Cäsaren. Mannheim 1847.

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i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

an der Trebia (heute Trebbia, rechter Nebenfluss des Po), in der Hannibal 218 v. Chr. ein römisches Heer besiegte;25 vgl. unten Z. 965; vgl. dazu auch Fischer 2000 („Riesler“), 181 f. – Vgl. auch Oberstlieutenant v. Malotki-Trzebiatowski in Allerlei Glück. 460 Eichroeder ]  Vgl. Anm. zu Z. 481 Gerson v. Eichroeder. 462 Spinat=Husaren ]  Oder Grüne Husaren: Wegen der dunkelgrünen Attila (Uniformjacke) wurden das Magdeburgische Husaren-Regiment Nr. 10 und das 2. Schlesische Husaren-Regiment Nr. 6 so genannt.26 463 Scharnweber ]  1) Wortbedeutung: Mistkäfer (Grimm 14, 2213). 2) Reale Person dieses Namens: Christian Friedrich Scharnweber (1770–1822), preußischer Reformer im Umfeld Har­den­bergs.27 464–472  Neigebauer … Aus dem Winkel … Wunderlich … Schlicht ]  Wohl fiktive sprechende Namen. Es existierte jedoch eine Adelsfamilie Aus dem Winckel in Anhalt. 466 Zippelskirch ]  Wohl in Anlehnung an Ernst Ludwig von Tippelskirch (1774– 1840), der 1813 die Garde Friedrich Wilhelms III. in Breslau kommandierte; vgl. Vor dem Sturm, Kap. III/14 (GBA 2, 181). 468 Pastor Mack ]  Vielleicht in Anlehnung an 1) Alexander Mack (1679–1735), Gründer der Neu-Täufer in Pennsylvania;28 2) Johann Martin Mack (1715– 1784), herrnhutischer Missionar in Pennsylvania.29 468 Wurmser ]  Reale Person dieses Namens: Dagobert Sigmund Reichsgraf von Wurmser (1724–1797), österreichischer Feldmarschall.30 473 v. Zingst ]  Nach der Halbinsel Zingst in Vorpommern. 473 v. Gnitz ]  Nach der zu Usedom gehörenden Halbinsel Gnitz. 475 v. Pirsch … v. Jagetzow ]  Sprechende Namen (Jagd), in Anlehnung an die Familien von Pirch (Pommern) und von Jagow (Uckermark, Altmark). 481 Gerson v. Eichroeder ]  In Anlehnung an Gerson von Bleichröder (1822–1893), den politisch einflussreichen jüdischen Hofbankier und Bankier Bismarcks.31 Er war ein Jugendfreund von Emilie Fontane, mit dem sie 1882 wieder in Kontakt trat; vgl. Erler 2002, 275–277 mwN.; Fontane-Lexikon 65. 504 ersten Colonisationszeiten ]  Die Christianisierung der Mark Brandenburg im 12./13. Jh., vor allem durch die Zisterzienser, die mit der Besiedlung der vorher slawischen Gebiete durch deutsche Bauern einherging.

25  Vgl. Der Kleine Pauly 5, 934. 26  Vgl. Keitel 1968, 60; Wikipedia, Lemmata Magdeburgisches Husaren-Regiment Nr. 10 und Husaren-­

Regiment „Graf Goetzen“ (2. Schlesisches) Nr. 6 (8.1.2016). 27  Vgl. Friedrich Meusel: Scharnweber, Christian Friedrich. In: ADB 55 (1910), 595–598 [www. deutsche-­biographie.de/pnd138123152.html?anchor=adb] (8.1.2016). 28  NDB-Index [www.deutsche-biographie.de/sfz55445.html]; vgl. Wikipedia, Lemma Alexander Mack (8.1.2016). 29  Vgl. NDB-Index [www.deutsche-biographie.de/pnd1076098207.html]; vgl. Wikipedia, Lemma Johann Martin Mack (8.1.2016). 30  Vgl. Oscar Criste: Wurmser, Dagobert Sigmund. In: ADB 44 (1898), 338–340 [www.deutschebiographie.de/pnd117358495.html?anchor=adb] (8.1.2016). 31  Vgl. Heinrich Schnee: Bleichröder, Gerson von. In: NDB 2 (1955), 299 [www.deutsche-biographie.­ de/pnd11851167X.html] (8.1.2016).

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Johanniter=Ritter  ] Angehörige des preußischen Johanniterordens. Die bis heute existierende brandenburgische Abteilung des 1099 in Jerusalem gegründeten Johanniter-Ritterordens spaltete sich 1538 durch ihren Übertritt zum Protestantismus vom Johanniter- bzw. Malteserorden ab. 1811 wurde der Johanniterorden aufgelöst, 1812 als preußischer Verdienstorden neu gestiftet. 1852 restituierte Friedrich Wilhelm IV. die „Balley Brandenburg“, die einen Sammelpunkt des religiös geprägten konservativen Adels bildete. F. stand dem Johanniterorden lange Zeit nahe und publizierte häufig in dessen Wochenblatt; 1872–98 wohnte er im Johanniterhaus in der Potsdamer Straße 134c, wo die Redaktion des Blattes ihren Sitz hatte; vgl. dazu auch Fischer 2003. 530 Kornblumen ]  Von Wilhelm I. wegen ihrer „preußisch-blauen“ Farbe zu seinen Lieblingsblumen erklärt, Symbol für das hohenzollernsche Preußen. Zu F.s ambivalenter Haltung dazu vgl. seinen Brief an Wilhelm Hertz, 24.11.1878, über Vor dem Sturm (1878): „Das Buch […] tritt ein für Religion, Sitte, Vaterland, aber es ist voll Haß gegen die ‚blaue Kornblume‘ und gegen ‚Mit Gott für König und Vaterland‘, will sagen gegen die Phrasenhaftigkeit und die Carikatur jener Dreiheit“ (BW F.–Hertz 1972, Nr. 280). 530 Roggenmuhme ]  Oder Kornmuhme: „ein weibliches Gespenst im Kornfelde“ (Grimm 11, 1829); auch Bezeichnung für ein aufgestelltes Getreidebündel. Vgl. August Kopisch: Die Roggenmuhme, von F. in sein Deutsches Dichter-Album aufgenommen (Fontane 1862, 139). 532 f. Präsidenten Gerlach ]  Ernst Ludwig von Gerlach (1795–1877), seit 1844 Präsident des Oberlandes- und Appellationsgerichts, Mitbegründer der Konservativen Partei Preußens und der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung, prominenter Vertreter der neupietistischen Erweckungsbewegung, Schwager Ernst Senffts von Pilsach.32 539 Conventikel ]  Außerkirchliche Zusammenkünfte protestantischer Gläubiger zu gemeinsamer Andacht, meist in Opposition zur Landeskirche. 539 Liebesmahle ]  Liebesmahl: Agape, urspr. (frühchristlich) ein brüderliches Mahl liturgischen Charakters. 540 innre Mission ]  Von Johann Hinrich Wichern (1808–1881) auf der Basis eines sozial-protestantischen Konservatismus begründete Initiative zur christlichen Mission innerhalb der evangelischen Kirche, Vorläuferin des Diakonischen Werks. Die von Wichern 1848 in Wittenberg als „freie Liebesarbeit zur Verwirklichung der christlichen und sozialen Wiedergeburt des heillosen Volkes“ initiierte Bewegung nahm in den folgenden Jahren, gefördert von Friedrich Wilhelm IV., einen bedeutenden Aufschwung.33 540 f. Leichenhalle mit Kapelle und Fresko=Bild ]  Ähnliche Baupläne hegt auch Christine Holk in Unwiederbringlich, Kap. 2 (GBA 15). Ernst Senfft von Pilsach 508

32  Vgl. Hans-Joachim Schoeps: Gerlach, Ernst Ludwig. In: NDB 6 (1964), 296–299 [www.deutsche-

biographie.de/pnd118690787.html] (8.1.2016); Hans-Christof Kraus: Ernst Ludwig von Gerlach. Politisches Denken und Handeln eines preußischen Altkonservativen. 2 Bde. Göttingen 1994; Fischer 2000 („Riesler“), 181. 33  Vgl. Handbuch der preußischen Geschichte 2, 174; Lexikon für Theologie und Kirche 10, 1136; 3, 187; Sander: Wichern, Johann Hinrich. In: ADB 42 (1897), 775–780 [www.deutsche-biographie.de/ pnd11863223X.html?anchor=adb] (8.1.2016).

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i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

­ atte die Kirche in Gramenz restaurieren und mit Fresken schmücken lassen; h vgl. Fischer 2000 („Riesler“), 179. 559 Die phönizisch-carthagische Scene. Dido. ] Gehört zu dem Motivstrang, der vom Geburtsnamen der „Störchin“, Trebiatinski, und der Schlacht an der ­Trebia (vgl. Anm zu Z. 456 Cesarine …) einen sagenhaften karthagisch-phöni­ zischen Ursprung der Familie herleitet. Die klassische mythologisch-literarische Frauen­figur in diesem Motivbereich ist Dido, die phönizische Königin von Karthago, in Vergil: Aeneis 4. 573 900 (Nordmark) ]  Nordmark: Vom sächsischen Adel beherrschtes Territorium zwischen Elbe und Oder, aus dem 1157 unter Albrecht dem Bären die Mark Brandenburg hervorging.34 575 Gott schenkte unserem Hause  ] Gedruckte Geburtsanzeige: Kreuzzeitung, 7.2.1879 (Nr. 32), Rubrik Inserate: Geburten. Vgl. Fischer 2000 („Riesler“), 168. 578 die Hahns, die Lepel=Wiecks, die Senfft-Pilsachs auf Sandow ]  Adelsfamilien, die der konservativ-neupietistischen Bewegung angehörten. Zu den Hahns vgl. das Inserat (Z. 575), zu den Lepel-Wiecks und Senfft-Pilsachs vgl. Erläuterungen. Gutsherr auf Sandow in der Mark (Sądów, heute Ortsteil von Cybinka/Ziebingen) war Adolph Senfft von Pilsach (1797–1882), der Bruder Ernst S­ enffts von Pilsach.35 579 f. Wichern und das Rauhe Haus ]  1833 begründete Wichern (vgl. Anm. zu Z. 540 innre Mission) in Hamburg das „Rauhe Haus“ als Wohn- und Erziehungsanstalt für verarmte Jugendliche.36 580 schicken ihre Frida als „Schwester“ nach Bethanien ]  Möglicherweise nach ­Frieda Senfft von Pilsach (geb. 1838); vgl. Fischer 2000 („Riesler“), 179. 580 f. haben Pastoral-Conferenzen ]  In Anlehnung an Adolph von Thadden, einen Schwager Ernst Senffts von Pilsach; vgl. Fischer 2000 („Riesler“), 168; von Thadden (Fn. 1). 581 Union ]  Die preußische Kirchenunion 1817; vgl. Anm. zu Z. 150–155 alt-lutherische Leineweber … Spielzeugschnitzer. 587 Brüssow ]  Stadt in der Uckermark, heute Brandenburg. 587 Laabs ]  Nicht ermittelt. 587 Lübs  ] Heute Landkreis Vorpommern-Greifswald, Mecklenburg-Vorpommern. 587 Nassenheide ]  Es gibt zwei Orte dieses Namens: 1) Nassenheide, heute Teil der Gemeinde Löwenberger Land, Landkreis Oberhavel, Brandenburg. 2) Nassenheide, heute Rzędziny, Teil der Gemeinde Dobra (Daber), Woiwodschaft Westpommern, im 19. Jh. ein großes Gut, bis 1826 im Besitz der Familie von Lepel.37 612 f. Crève-coeur ]  (Frz.) Ärgernis, Gram (wörtl. etwas, das am Herzen nagt). 637 Austrocknung eines Sumpfes ]  Ein Vorbild für eine solche vorgeblich gemein-, in Wirklichkeit eigennützige Melioration lieferte in den 1840er-Jahren Ernst Senfft von Pilsach; vgl. Fischer 2000 („Riesler“), 171 f.

34  Vgl. Lexikon des Mittelalters 1, 316–318. 35  Vgl. Petersdorff 1908 (Fn. 2); Fischer 2000 („Riesler“), 158 f. 36  Vgl. Lexikon für Theologie und Kirche 10, 1136. 37  Vgl. Wikipedia, Lemmata Nassenheide und Rzędziny (8.1.2016).

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Rebecca oder Rahel oder Sarah ist eine reizende kleine Person ]  Vgl. F. an ­Gustav Karpeles, 30.7.1881: „Rebecca Gerson v. Eichroeder ist ein reizendes Geschöpf und viel viel mehr eine Verherrlichung des kleinen Judenfräuleins als eine Ridi­kulisirung. Dies tritt sogar so stark hervor, daß es mich etwas genirt. Ich kann es aber nicht ändern; die ganze Geschichte würde von Grund aus ihren ­Charakter verlieren, wenn ich statt Rebeckchen eine Geheimrathsjöhre einschieben ­wollte. Noch weniger geht ein reiches Bourgeoisbalg; reiche Jüdinnen sind oft vornehm (worauf es hier ankommt), Bourgeoisbälge[r] nie“ (HFA IV/3, Nr. 145). 675 48 er Zeit ]  Jahr der gescheiterten Revolution, auf das die christlich-konservative Restaurationspolitik unter Friedrich Wilhelm IV. folgte. 1848 formierte sich die hochkonservative Bewegung um die Brüder Gerlach; die Neue Preußische (Kreuz-)Zeitung wurde als ihr Organ gegründet. 686 Zinzendorf ]  Nicolaus Ludwig Graf von Zinzendorf (1700–1760), Begründer der Evangelischen Brüdergemeine Herrnhut.38 686 Kottwitz ]  Hans Ernst von Kottwitz (1757–1843), Sozialreformer und führendes Mitglied der Berliner Erweckungsbewegung.39 705 Ernst Wichert ] (1831–1902), Jurist und Schriftsteller. Vgl. die Aufführung ­seines Lustspiels Ein Schritt vom Wege (1871) in Effi Briest, Kap. 18 (GBA 169 f.). 711 Stephan ]  Martin Stephan (1777–1846), pietistischer Theologe, einstiger Leineweber, Sektengründer, der Unfehlbarkeit für sich in Anspruch nahm. Wegen verschiedener Delikte strafrechtlich verfolgt, emigrierte er 1838 mit seinen Anhängern nach Missouri, wurde jedoch wegen sexueller Verfehlungen und Amtsmissbrauchs 1839 von ihnen abgesetzt.40 Sein populäres Hauptwerk war eine Predigtsammlung.41 714–717  Fr. W. IV ist gestorben oder doch zurückgetreten ]  Nach Schlaganfällen im Sommer 1857 ließ Friedrich Wilhelm IV. (geb. 1795) sich zunächst durch ­seinen Bruder Wilhelm, den späteren Wilhelm I., vertreten. Am 7.10.1858 trat er zurück und übergab ihm die Regentschaft. Am 2.1.1861 starb Friedrich ­Wilhelm IV. 725 „Cordelia“ ]  Die jüngste Tochter in Shakespeares King Lear (1606), die Einzige, die sich dem Vater gegenüber pietätvoll verhält. 749 die Töchter: Goneril u. Regan ]  Die älteren, pietätlosen Töchter Lears. 761 Imbecile ]  (imbécile) Dummkopf, Schwachsinniger. In Geisteskrankheit verfällt auch Shakespeares Lear. 773 f. am Schwedter oder Prinz Ferdinandschen Hofe ]  In Schwedt regierte 1670–1788 eine hohenzollernsche Nebenlinie. Als lebenslustig, kultur- und prachtliebend galt der Schwedter Hof vor allem unter Friedrich Wilhelm (1700–1771), ge656

38  Vgl. Paul Tschackert: Zinzendorf, Nicolaus Ludwig. In: ADB 45 (1900), 344–353 [www.deutsche-

biographie.de/pnd11863707X.html?anchor=adb] (8.1.2016).

39  Vgl. Ilja Mieck: Kottwitz, Hans Ernst Freiherr von. In: NDB 12 (1979), 622 f. [www.deutsche-­

biographie.de/pnd118715259.html] (8.1.2016); Handbuch der preußischen Geschichte 2, 172; Fischer 2000 („Riesler“), 160, 166. 40  Vgl. Paul Tschackert: Stephan, Martin. In: ADB 36 (1893), 85–87 [www.deutsche-biographie.de/ pnd118617796.html?anchor=adb] (8.1.2016); Fischer 2000 („Riesler“), 168 f. 41  Martin Stephan: Der christliche Glaube in einem vollständigen Jahrgange Predigten des Kirchenjahres 1824 über die gewöhnlichen Sonn- und Festtags-Evangelien. 2 Teile. Dresden 1825/26.

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i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

nannt „der tolle Markgraf “, der mit einer Schwester Friedrichs II. verheiratet war; vgl. Vaterländische Reiterbilder aus drei Jahrhunderten. Seydlitz (1879; GBA, W 6, 447–457, hier 447 f.). Dessen Schwiegersohn war Prinz August Ferdinand von Preußen (1730–1813), der jüngste Bruder Friedrichs II., Herrenmeister des Johanniter-Ordens; vgl. Vor dem Sturm, Kap. III/1 (GBA 2, 7–16). Er residierte in den Schlössern Bellevue, Friedrichsfelde und Rheinsberg. 800 Garçon ]  Junggeselle. 803 Frau v. Krüdener  ] Die pietistische Schriftstellerin Juliane von Krüdener (1764–1824), geb. von Vietinghoff, sozial engagierte livländische Adlige und Herrnhuterin, die sich, überzeugt von ihrer Erwähltheit, zur Beraterin politischer Akteure berufen fühlte, etwa der Königin Luise von Preußen und des Zaren Alexander I.42 803 f. Frau v. Humboldt ] Caroline von Humboldt (1766–1829), geb. von Dache­ röden, die als Frau Wilhelm von Humboldts und Gastgeberin eines Salons in Berlin am kulturell-wissenschaftlichen ebenso wie am politischen Diskurs ­ihrer Zeit teilnahm.43 804 Christine Munk ]  (1598–1658), morganatische Frau Christians IV. von Dänemark; vgl. den Kommentar zu Korfiz Uhlefeld. 804 Lady … (unter Georg I. oder II.) ]  Vermutlich Ehrengard Melusine von der Schulenburg (1667–1743), Herzogin von Kendal, die Maîtresse Georgs I. von Großbritannien und Irland.44 805 Nymphe Egeria ]  Quellnymphe, Ratgeberin und Geliebte oder Frau des römischen Königs Numa Pompilius (Vergil: Aeneis 7, 763 ff.; Ovid: Fasti 3, 261 ff.).45 811 Schafzüchter ]  Begeisterter Landwirt und Züchter ist auch Helmuth Holk in Unwiederbringlich (Kap. 2: GBA 16–19). 819 Negretti oder Rambouillet ]  Schaf mit kurzer, feiner (Negretti) bzw. langer, fester Wolle (Rambouillet).46 826 Böcke und Schafe geschieden ] Nach Matthäus 25,32 f. („Vom Weltgericht“): „[…] und er wird sie voneinander scheiden, wie der Hirt die Schafe von den Böcken scheidet. Er wird die Schafe zu seiner Rechten versammeln, die Böcke aber zur Linken.“ 881 „seid sanft wie die Tauben und klug wie die Schlangen.“ ]  Nach Matthäus 10,16: „Seht, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe; seid daher klug wie die Schlangen und arglos wie die Tauben!“ 925 Mammonsdienst ]  Vgl. Matthäus 6,24: „Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon.“ 925 f. Götzendienst vor dem goldenen Kalbe ]  Vgl. 2 Mose 32.

42  Vgl. Georg von Rauch: Krüdener, Juliane von, geborene von Vietinghoff genannt Scheel. In: NDB

13 (1982), 95 f. [www.deutsche-biographie.de/pnd119160145.html] (8.1.2016); Günter de Bruyn: Die Heilige. In: De Bruyn 2010, 38–44. 43  NDB-Index [www.deutsche-biographie.de/sfz35961.html]; vgl. Wikipedia, Lemma Caroline von Humboldt mwN. (8.1.2016). 44  Vgl. Bernhard von Poten: Schulenburg, Melusine Gräfin von der. In: ADB 32 (1891), 664 f. [www. deutsche-biographie.de/pnd136201733.html?anchor=adb] (8.1.2016). 45  Vgl. Der Kleine Pauly 2, 203. 46  Vgl. Brockhaus14 12, 229; Meyers Konversations-Lexikon4 14, 381.

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  940 f. Oberschlesien ]  Anspielung auf den Reichtum des oberschlesischen Adels, der

  950 f.  951

 965  977

 978

 981  982 1001 f.

1005 1008

1008

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1022 1029

im Gegensatz zum agrarisch geprägten Adel in Brandenburg und Preußen die Möglichkeiten der Industrialisierung früh zu nutzen verstand. Denn das Pfund … soll nicht vergraben werden ]  Nach dem Gleichnis von den anvertrauten Talenten, Matthäus 25,14–30. es soll Zins und Wucher tragen wie der Apostel sagt ]  Vgl. Philipper 4,17. Zur Auslegung vgl. Die Heilige Schrift nebst der vollständigen Erklärung derselben. Hg. von Jacob Brucker. Leipzig 1770, Bd. 16, 128 f. Schlacht an der Trebia ]  Vgl. Anm. zu Z. 456 Cesarine … Pfannschmidt ] Karl Gottfried Pfannschmidt (1819–1887), Maler vor allem christlicher Sujets. Werke von ihm hingen u. a. in Bethanien und in der Matthäikirche in Berlin, ebenso im Berliner Schloss und in Charlottenburg.47 Ravenna ]  F. besuchte Ravenna am 22.8.1875, besichtigte von den frühchrist­ lichen Kirchen jedoch nur San Vitale und das Baptisterium der Orthodoxen; vgl. Reisetagebuch (GBA, T 3, 391–393). Der Geist der über den Wassern schwebt ]  Nach 1 Mose 1,2: „[…] Gottes Geist schwebte über dem Wasser.“ tant pis ]  (Frz.) Umso besser (wörtl. umso schlimmer). „De Rooh is dat Best.“ ]  Niederdeutsche Version von „Die Ruh ist wohl das beste / von allem Glück der Welt“, dem Beginn des Gedichts Der Kirchhof (1827) von Wilhelm Waiblinger (1804–1830),48 das F. 1852 in sein Deutsches Dichter-Album aufnahm (Fontane 1862, 158–160). Leitmotiv in Unwiederbringlich (Kap. 6, 14, 34: GBA 54, 118, 295); Motto des Kapitels Neuville in Aus den Tagen der Okkupation (Fontane 2000, 174). Stephan ]  Vgl. Anm. zu Z. 711 Stephan. Büchsel ]  Karl Büchsel (1803–1889), erster Pastor der Berliner Matthäikirche, deren Gemeinde wegen ihrer Frömmigkeit besonderes Ansehen genoss, populär als Seelsorger wie als Prediger. In seiner Pastoral spielte der Begriff der Bekehrung eine zentrale Rolle. Vgl. Kommentar zu Myrrha mwN. Müllensiefen ]  Julius Müllensiefen (1811–1893), Prediger an der Berliner Marienkirche.49 Vgl. F. an Georg Friedlaender, 29.11.1893: „Nur ganz Wenigen ist es gegeben – ich habe nur einen kennen gelernt: Müllensiefen – einem den Himmel aufzuschließen“ (BW F.–Friedlaender 1994, Nr. 214). „Christliche Ritterschaft“  ] In Anlehnung an konservativ-national-religiöse Vereinigungen wie die 1811 von Achim von Arnim und Adam Müller gegründete Christlich-deutsche Tischgesellschaft50 oder die aus ihr hervorgegangene „Maikäferei“ um die Brüder von Gerlach.51 Alt=Landsberg, 8. September. ]  Vgl. Anm. zu Z. 280–282. Pest, 1. März. ]  Vgl. Anm. zu Z. 280–282.

47  Vgl. Weinitz: Pfannschmidt, Karl Gottfried. In: ADB 25 (1887), 606–609 [www.deutsche-­

biographie.de/pnd116143142.html?anchor=adb] (8.1.2016).

48  Wilhelm Waiblingers Gesammelte Werke, mit des Dichters Leben von H[ermann] von Canitz.

Zweite rechtmäßige Gesammtausgabe. Hamburg 1842, 7, 185–187.

49  NDB-Index [www.deutsche-biographie.de/sfz66236.html] (8.1.2016). 50  Vgl. Handbuch der preußischen Geschichte 2, 172 (dort irrtümlich 1810). 51  Vgl. Hans-Joachim Schoeps: Gerlach, Ludwig Friedrich Leopold. In: NDB 6 (1964), S. 294–296

[www.deutsche-biographie.de/pnd118538705.html] (8.1.2016).

112 |

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

1041 Kaiser Nicolaus u. Prinzeß Charlotte ]  Der spätere Zar Nikolaus I. (1796–1855)

1043 1043

1044 f.

1062 1069

1070 1072 1072

1073 1075 1075 f. 1077 1078

1098 1129

hatte 1817 Charlotte von Preußen (1798–1860), eine Schwester Friedrich Wilhelms IV. und Wilhelms I., geheiratet. Raupach und die Hohenstaufen ]  Der 16-teilige Dramenzyklus Die Hohenstaufen (1830–1837) von Ernst Raupach (1784–1852).52 Bischof Roß ]  Wilhelm Johann Gottfried Roß (1772–1854), Propst an der Berliner Nikolaikirche, 1829–36 Generalsuperintendent der Neumark und Nieder­ lausitz, 1836–54 der Kirchenprovinzen Rheinland und Westfalen, mit dem Ehrentitel „Bischof “.53 Vgl. F.s Aufzeichnungen Bischof Roß (1873; GBA, W 6, 198–206). Post … perhorrescirt die Eisenbahnen ]  In Zwei Post-Stationen (um 1845) schildert F. satirisch die Unzukömmlichkeiten einer Postkutschenreise gegenüber den Vorteilen einer Eisenbahnreise (GBA Frühe Erzählungen 41–59). Domänenpächter ]  Pächter eines Gutes im königlichen bzw. Staatsbesitz. Rapp ]  Entweder der französische General Jean Rapp (1772–1821), 1807–13 Gouverneur von Danzig,54 oder Karl Rappo, ein für seine Kraft bekannter Athlet Tiroler Herkunft in der ersten Hälfte des 19. Jh.s; vgl. Reisetagebuch, 15.4.1871 (GBA, T 3, 186). Bayard ]  Pierre Terrail, Seigneur de Bayard (1476–1524), bekannt als „Ritter ohne Furcht und Tadel“.55 Commerzienrath Landauer ]  Nicht ermittelt. der alte Flemming in Pommern ]  Heinrich Ernst Ludwig Karl von Flemming (1778–1852), 1807–47 Landrat des Kreises Usedom-Wollin mit Amtssitz in Swinemünde; vgl. Meine Kinderjahre, Kap. 6 (Autobiographische Schriften 1, 55–58). Pallasch-Athene. Persona gratis. Peter peccavi ]  Verballhorntes Griechisch und Latein (Pallas Athene/Pallasch: Säbel, persona non grata, pater peccavi). Henochs-Söhne ]  So viel wie: Giganten, nach Henoch, dem Sohn Kains.56 Amarant ]  Die protein- und ballaststoffreichen Samen des Amaranthus caudatus (Garten-Fuchsschwanz). Agrarier ]  Bezeichnung für die politische Fraktion der preußischen Landwirte und Großgrundbesitzer, die deren Interessen im Parlament verfocht. Petery]  Anton von Petery (1781–1851), 1822–34 Oberst des Infanterieregiments Großherzog Friedrich Franz II. von Mecklenburg-Schwerin (4. Branden­ burgisches) Nr. 24, danach Kommandant der Festung Spandau, „der durch Tapferkeit, Originalität und Anekdoten gleich berühmte Oberst von Petery“ (Neuruppin: GBA, W 1, 129; vgl. auch 248). Anekdoten über ihn hörte F. am 21.1.1882 auf einem Diner bei Philipp Graf zu Eulenburg; vgl. Chronik 2437. guter Mann von Anno 13 ]  Teilnehmer an den „Befreiungskriegen“ 1813–1815. fortfahren ]  sic; emend. vorfahren

52  Vgl. Gertrud Maria Rösch: Raupach, Ernst Benjamin Salomo. In: NDB 21 (2003), 206 f. [www. deutsche-biographie.de/pnd100823548.html] (8.1.2016). 53  Vgl. NDB-Index [www.deutsche-biographie.de/sfzR6673-5.html#indexcontent]; Wikipedia, Lemma Wilhelm Ross mwN. (8.1.2016). 54  Vgl. Encyclopédie Larousse [www.larousse.fr/encyclopedie/personnage/Rapp/140352] (8.1.2016). 55  Vgl. Encyclopédie Larousse [www.larousse.fr/encyclopedie/personnage/Bayard/107933] (8.1.2016). 56  Vgl. Lexikon für Theologie und Kirche 4, 1424 f.

Storch von Adebar

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1138 Geschichte von Klopstock (Messiade) ]  Die ersten Teile von Klopstocks ­Messias

1138 f.

1139 f. 1156

1162 1168 1180

1181

1182

1189

erschienen 1748, abgeschlossen war das Epos erst 1773. Knuth/Knovenagel erzählt offenbar die Anekdote, beharrliches Gebet habe Klopstock zum Abschluss des Werks verholfen. Geschichte von Luther der sich seinen Freund … erbetete ]  Anekdote nicht ermittelt. Möglicherweise der Theologe und Übersetzer Justus Jonas (1493–1555) oder Georg Rörer (1492–1557), Luthers Hausgenosse und Sekretär. von der armen Wittwe mit den zehn Thalern ]  Das Gleichnis von der verlorenen Drachme, Lukas 15,8–10. Fernsprecher ]  Zur Handlungszeit von Storch von Adebar, in den Jahren 1861– 63, stellte Johann Philipp Reis (1834–1874) seinen Prototypen des Telefons der Öffentlichkeit vor und entwickelte ihn sukzessive weiter. aus der großen Stadt … aus Babel ]  Vgl. 1 Mose 11,1–9. Salonichi ]  Thessaloniki, zur Handlungszeit zum Osmanischen Reich gehörig. Herr v. Gerlach zum Grafen Voß ]  Ludwig von Gerlach (vgl. Anm. zu Z. 532 f. Präsidenten Gerlach). Mit Graf Voß ist möglicherweise Felix Georg von Voß (1801–1881) gemeint, Sohn des Diplomaten August Ernst von Voß (1779– 1832) und in erster Ehe mit einer Gräfin Hahn verheiratet.57 Uhden, Westphalen ]  Konservative preußische Politiker, die eng mit Friedrich Wilhelm IV. zusammenarbeiteten: Karl Alexander von Uhden (1798–1878), Justiz­minister 1844–48, seit 1854 Chefpräsident des preußischen Obertribunals;58 Ferdinand von Westphalen (1799–1876), Innenminister 1850–58 im Kabinett Manteuffel.59 Vincke, Waldeck, Virchow ]  Führende liberale preußische Politiker: Georg von Vincke (1811–1875), 1848 Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung, später Führer der sog. Altliberalen im preußischen Abgeordnetenhaus, Gegner Manteuffels und Bismarcks.60 Benedikt Franz Leo Waldeck (1802– 1870),61 1848 Namensgeber und maßgeblicher Verfasser der sog. Charte Waldeck, eines liberalen Verfassungsentwurfs für Preußen, und Rudolf Virchow (1821–1902)62 waren Führungsfiguren der 1861 gegründeten Fortschritts­ partei. ein Kapitel kommen, daß ]  sic; emend. ein Kapitel kommen, das

57  Vgl. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser. Gotha 1874, 937 f. 58  Vgl. Verner: Uhden, Karl Albrecht Alexander von. In: ADB 39 (1895), 765–767 [www.deutsche-

biographie.de/pnd117267864.html?anchor=adb] (8.1.2016). Vgl. F.s Gedicht Liebchen, komm (1846 oder 1849; GBA, G 2, 125 f.), zum Kontext und zur Datierung vgl. Muhs 2013 (Von Uhden). 59  Vgl. Friedrich Thimme: Westphalen, Ferdinand Otto Wilhelm Henning von. In: ADB 42 (1897), 221–226 [www.deutsche-biographie.de/pnd117327328.html?anchor=adb] (8.1.2016). 60  Vgl. Herman von Petersdorff: Vincke, Georg Freiherr von. In: ADB 39 (1895), 743–752 [www. deutsche-biographie.de/pnd118627112.html?anchor=adb] (27.1.2014). 61  Vgl. Alfred Stern: Waldeck, Benedikt. In: ADB 40 (1896), 668–675 [www.deutsche-biographie.de/ pnd118805975.html?anchor=adb] (8.1.2016); Fontane-Lexikon 474. 62  NDB-Index [www.deutsche-biographie.de/sfz75022.html] (8.1.2016).

114 |

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

1207 Bennigsen ] Rudolf von Bennigsen (1824–1902), Vorsitzender des 1859 ge-

gründeten Deutschen Nationalvereins, der eine kleindeutsche Lösung anstrebte; seit 1871 Fraktionsführer der Nationalliberalen Partei im Reichstag.63 1218 f. kühn und ablehnend ]  sic; emend. kühl und ablehnend 1224 Hundetürkei ]  Pejorative Bezeichnung für die jahrhundertelang unter osmanischer Herrschaft stehenden Fürstentümer Moldau und Walachei, aus denen 1862 Rumänien hervorging.64 1231 Chapel-Life ]  Religiöser Lebensstil der Dissenters oder (im 19. Jh.) Nonconformists, die sich nach der Restauration 1660 nicht den Lehren der Church of England anschlossen.65 1252 Dohnas und Dönhofs ]  Weit verzweigte alte Adelsfamilien mit Besitzungen in Preußen (inbesondere Ostpreußen), Polen und dem Baltikum. 1256 An den Prediger Lic. Hoßbach ]  Vgl. Anm. zu Z. 280–282. 1257 Zur Sonntagsruhe. ]  Vgl. Anm. zu Z. 280–282. 1258 Aber der Radicalismus wird sich verrechnen! ]  Vgl. Anm. zu Z. 280–282. 1259–1261  Der Selbstmord und die großen Städte. ]  Vgl. Anm. zu Z. 280–282. 1262–1267  Aus König Kalakauas Reiche. Von A. v. R. ]  Kreuzzeitung, 21.8.1881 (Nr. 195), Sonntagsbeilage. David Kalākaua (1836–1891), König von Hawaii, besuchte 1881 Europa. 1264 Insel Molokai ]  Eine der acht Hauptinseln von Hawaii. 1280 Velleitäten ]  Launen (frz. velléité). 1281 culbutiren ]  Über den Haufen rennen, umwerfen (frz. culbuter). 1282 von denen der Apostel sagt (die Stelle von lau u. flau) ]  Offenbarung 3,16: „Weil du aber lau bist, weder heiß noch kalt, will ich dich aus meinem Mund aus­ speien.“ 1297 Gichtelianer ]  Auch „Engelsbrüder“, Anhänger des Theosophen Johann Georg Gichtel (1638–1710), die sich von der Amtskirche distanzierten und den Gottesdienst mit Abendmahl ebenso ablehnten wie die Institution der Ehe.66 Eine Vereinigung der Gichtelianer bildete sich bei Stolp (Słupsk) in Hinterpommern um die Brüder von Below; vgl. Fischer 2000 („Riesler“), 163–165. 1300 „Verdruß“ ]  Buckel. Vgl. Apotheker Gieshübler in Effi Briest, Kap. 8, 16 (GBA 70, 151). 1306 Stände ]  Dahinter verdeutlichend von fremder Hand (Stände). 1321 Fußsprache ] Das sog. „Fußeln“ unter dem Tisch zur Anbahnung sexueller Kontakte. 1345 Struve=Soltmann ]  Künstlich erzeugtes Mineralwasser der Struve-Solt­mann’­ schen Trinkbrunnenkuranstalt, eröffnet 1823 in Berlin-Kreuzberg.67 1355–1357  Peripatetiker … Peripathetiker ]  Wortspiel mit Peripatetiker (athenische Philosophenschule, die Schüler des Aristoteles) und Pathos. 1363 periculum in mora ]  (Lat.) Gefahr im Verzug. 63  Vgl. Hans Herzfeld: Bennigsen, Karl Wilhelm Rudolf von. In: NDB 2 (1955), 50–52 [www.deutsche-­ biographie.de/pnd118509136.html] (8.1.2016). 64  Vgl. Brockhaus20 23, 501 f. 65  Vgl. Lexikon für Theologie und Kirche 3, 269 f. 66  Vgl. Lexikon für Theologie und Kirche 4, 643; Peter Poscharsky: Gichtel, Johann Georg. In: NDB 6 (1964), 369 [www.deutsche-biographie.de/pnd117732230.html] (8.1.2016). 67  Vgl. Berlin von A–Z, 1.–2.7.1823 [www.luise-berlin.de/kalender/indexkal.htm#tft] (8.1.2016).

Eleonore

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1388 Rücktritt des Königs. Umschwung ]  Der Beginn der sog. Neuen Ära: 1858 trat

1410 1426

1428 1443 1470 1474

1488 1495

Friedrich Wilhelm IV. zurück (vgl. Anm. zu Z. 714–716 Fr. W. IV ist gestorben …) und das konservative Kabinett Manteuffel wurde durch das liberale ­Kabinett Hohenzollern abgelöst.68 Der Krieg bricht aus. ]  Der Chronologie der Handlung nach wohl der Krieg gegen Dänemark 1864. „Weißt Du denn, daß die Schwiegermama danach auch eine Semitin war?“ ]  Gemäß dem sagenhaften karthagisch-phönizischen Ursprung der Familie Trebia­ tinski (vgl. Anm. zu Z. 559 Die phönizisch-carthagische Scene. Dido): Die Phönizier, die ab etwa 1000 v. Chr. von der Levante aus den Mittelmeerraum besiedelten, waren semitischsprachig.69 Piquet ]  Kartenspiel für zwei Personen. erst 1794 zu Preußen ]  Im Zuge der „Dritten Teilung Polens“ 1795, nach der Niederlage des Kościuszko-Aufstands 1794. Vermischtes. Rosenberg (Westpr.), 13. October. ]  Vgl. Anm. zu Z. 280–282. Deutschland. Baruth, 6. Februar [Beisetzung] ]  Kreuzzeitung, 13.2.1879 (Nr. 37), Beilage. Der Artikel wurde offenbar mit Verzögerung abgedruckt, da in ihm vom „nächsten Sonntag, den 9. Februar“ die Rede ist. Parentation ]  Trauerrede, Leichenrede. Agio ]  Aufschlag, Aufgeld.70

Eleonore Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: TFA N 13, 2–14; SBB, NL Th. Fontane, St 18, 17 (vormals Leih-

gabe im TFA); DLA, A: Fontane 56.550/58 Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 29 (Gruppe II)

Drucke: HFA 1V, 735–741; NFA 24, 231–237, 844–847; HFA 2I/7, 342–348, 703.

Der Druck in HFA 1V ist fälschlich mit Sommerbriefe aus dem Havelland betitelt; vgl. dazu HFA 2I/7, 703, und Kommentar zu Sommerbriefe aus dem Havelland. Literatur: HFA 1V, 1023 f.; NFA 24, 231–237, 844–847; Storch 1981, 100–110; Paulsen 1988, 277 f.; HFA 2I/7, 342–348, 703 f.; Fontane-Handbuch 105 f.; Fontane-Lexikon 118 f., 172, 195 f., 478 f.; Nürnberger 2007, 565 Datierung: um 1880–1885 Vgl. Erläuterungen. Entstehung und Manuskriptbeschreibung (vermisste Teile des Konvoluts). Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 78, Los 466 (Eleonore, ca.140 S. Folio), laut Jolles nicht verkauft; erworben durch die Brandenburgische Provinzialverwaltung (TFA): Fricke 1937, 121 68  Vgl. Handbuch der preußischen Geschichte 2, 324–333; Paetau 2001 mwN. 69  Vgl. Brockhaus20 17, 116 f. 70  Vgl. Brockhaus20 1, 218.

116 |

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

(F 3, 149 S.), BV Fürstenau Akte XI/870 und XI/871; Kriegsverlust des TFA: Vermisste Bestände 39 (vermisst 134 S. Folio). Heute im DLA befindliche Teile: Versteigerung Karl & Faber, Auktion 55, Los 772; erworben durch das DLA am 16.5.1956. Heute im TFA befindliche Teile: Vor 1975 in der Amerika-Gedenkbibliothek; vgl. NFA 24, 844. Im Rahmen des Austauschs kriegsbedingt verlagerter Bibliotheksbestände 1989 zurückgeführt ins TFA: TFA Hs. 1990: 75. Eine weitere zu Eleonore gehörige Seite befindet sich auf einer Rückseite des Konvoluts Wir lernen das (SBB, St 18, 17); vgl. dort. Manuskriptbeschreibung: 1. Erhaltene Seiten: TFA N 13: 4 Bogen Folio (3–6, 10–13) + 5 Blatt Folio (2, 7–9, 14).

Auf 8r ein aufgeklebtes Blatt (8a). Tinte, Rotstift, Blaustift. Nicht zugehöriger Text: TFA N 13, 8v: Vor dem Sturm, Kap. IV/25. SBB, St 18: 1 Blatt Folio (16–17). Tinte, Blaustift. Nicht zugehöriger Text: SBB, St 18, 16: Wir lernen das (vgl. dort). DLA, A: Fontane 56.550/58: 1 Blatt Folio. Tinte. 2. Vermisste Seiten: Die vermissten Teile des Konvoluts sind beschrieben in Vermisste Bestände 40–42. Zu ihnen gehören ein Stadtplan und ein Führer von Hannover, eine Karte von Soltau sowie zahlreiche Zeitungsausschnitte aus den Jahren 1878–85. Auf einigen Rückseiten befinden sich Aufzeichnungen zu Vor dem Sturm, die für die Vorderseiten den t. post q. 1878 liefern. Der Text der vermissten Seiten ist nicht bekannt, da kein Vorkriegsdruck existiert.

Erläuterungen: 1. Historischer Hintergrund: Das Fragment spielt im Königreich Hannover im Vorfeld

seiner Annexion durch Preußen 1866. Vorgeschichte: Das vormalige Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg erklärte sich 1814 auf dem Wiener Kongress zum Königreich Hannover, unter Fortdauer der seit 1714 bestehenden Personalunion mit Großbritannien und Irland. Eine von Kabinettsminister Graf zu Münster geprägte restaurative Politik dominierte während der Regierungszeit Georgs IV., 1820–30. Unter dessen Nachfolger Wilhelm IV. wurde Münster 1831 im Gefolge der Julirevolution entlassen und eine Verfassung für Hannover ausgearbeitet, die 1833 in Kraft trat. Mit dem Tod Wilhelms IV. 1837 endete die Personalunion: In London bestieg seine Nichte Victoria den Thron, in Hannover sein Bruder Ernst August, der die Verfassung aufhob. 1848 nötigte ihn jedoch die Märzrevolution, sie wieder in Kraft zu setzen und eine konstitutionelle Monarchie zu akzeptieren. Vom Kabinett Bennigsen wurden 1848–50 zahlreiche Reformen in Staat, Justiz und Verwaltung umgesetzt, 1855 unter Georg V. jedoch wieder rückgängig gemacht.1 Im Krieg von 1866 ergriff Georg V. Partei gegen Preußen, Hannover wurde besiegt und von Preußen als Provinz Hannover annektiert. 2. Werkkontext: F.s erste Arbeitstitel für Eleonore lauteten: „Adelheid-Novelle“,2 „Adelheid-von-Mühler-Stoff “3 bzw. „Frau A. v. M., geb. v. G.“4 Die Figur der Eleonore sollte demnach an Adelheid von Mühler (1821–1901) angelehnt sein, die Tochter des Juristen Conrad von Goßler (1769–1842), die 1841 Heinrich von Mühler (1813–1874), 1  Vgl. auch Storch 1981, 100–106. 2  F. an Gustav Karpeles, 3.6.1880; vgl. Entstehung. 3  F. an Gustav Karpeles, 24.6.1881 (HFA IV/3, Nr. 137). 4  Vermisste Bestände 43.

Eleonore

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den späteren preußischen Kultusminister, heiratete.5 Somit war sie eine Schwägerin von Henriette von Merckel (1811–1889), geb. von Mühler, der Freundin der F ­ amilie Fontane und Taufpatin von Theodor Fontane junior. Heinrich von Mühler ver­folgte unter dem Einfluss seiner pietistisch geprägten Frau eine konservativ-orthodoxe ­Kirchen- und Schulpolitik.6 Zum Motiv einer ehrgeizigen Frau, die ihren Mann zu steuern strebt, vgl. auch M ­ athilde Möhring und Storch von Adebar, Letzteres auch zur Schilderung eines konservativreligiösen Milieus und der für den Handlungsverlauf entscheidenden Funktion der Neuen Ära; vgl. Stellenkommentar. Tatsächlich gibt es mehrere Aufzeichnungen F.s, die er zur Verwendung entweder in Storch von Adebar oder in Eleonore vorgesehen hatte. Auch im Briefwechsel mit Gustav Karpeles spiegelt sich die enge Verbindung der beiden Projekte; vgl. Storch von Adebar und Kommentar. Als Briefnovellen geplant waren außer Eleonore die als weibliche (Doppel-)Biographien angelegten Fragmente Ehen werden im Himmel geschlossen, Immer gleich und Gabriele Chrysander und ursprünglich auch Unwiederbringlich. Die Hannover-Welfen-Thematik verbindet Eleonore mit Prinzessin Friederike. Vgl. auch Fontane-Lexikon 126 f., 195. Das Fragment erscheint, zusammen mit Graf Petöfy und Storch von Adebar, in der Titelzusammenstellung Aus unsren Tagen. Drei Novellen von Th. F. 3. Entstehung: F. plante die Niederschrift von Eleonore im Sommer 1880; vgl. seinen Brief an Gustav Karpeles, 3.6.1880: „Im Harz will ich dann die Novelle ‚Eleonore‘ schreiben, die ich Ihnen früher einmal in lapidarer Charakteristik als Adelheid-­Novelle vorgestellt habe. Ich lasse sie, zu leidlicher Cachirung, in Hannover spielen, das ich dann auch auf meiner Reise nach Ostfriesland besuchen und um seinen ‚Lokalton‘ nach Möglichkeit befragen will“ (HFA IV/3, Nr. 78). Die erwähnte erste Vorstellung der Erzählung hatte mündlich stattgefunden; vgl. F. an Karpeles, 24.6.1880 (HFA IV/ Nr. 137), möglicherweise bereits 1879; vgl. Chronik 2181. Die Reise nach Ostfriesland unternahm F. in der zweiten Julihälfte 1880 und besuchte Bremen, Emden, Norden, Lütetsburg und Norderney (vgl. Tagebuch: GBA, T 2, 73 f.). Auf der Rückreise hielt er sich zwei Tage (26./27.7.1880) in Hannover auf (an Emilie Fontane, 26.7.1880: GBA, EB Nr. 573); es liegt nahe anzunehmen, dass er dabei für Eleonore recherchierte. Unter den Arbeiten, die ihn während des Sommeraufenthalts in Wernigerode (2.8. bis 15.9.1880) beschäftigten, waren „Vorarbeiten zu verschiedenen historischen Aufsätzen und allerhand kleinen und großen Novellen, so namentlich zu ‚Graf Petöfy‘“ (Tagebuch: GBA, T 2, 74). Möglicherweise war auch Eleonore darunter. Wie die Rückseiten der vermissten Konvolutteile zeigen (vgl. Manuskriptbeschreibung), wurde die Arbeit an der Erzählung zumindest bis 1885 fortgesetzt. Stellenkommentar: 4

Halkett ]  Hugh von Halkett (1783–1863), hannoveranisch-britischer Offizier schottischer Herkunft in „The King’s German Legion“, der sich in den Napoleonischen Kriegen auszeichnete, insbesondere in der Schlacht bei Waterloo

5  Vgl. Helmut Neubach: Mühler, Heinrich. In: NDB 18 (1997), 287 f. [www.deutsche-biographie.de/ pnd117162965.html] (8.1.2016). 6  Vgl. Fontane-Lexikon 315.

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i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

1815, wo er General Pierre Cambronne gefangen nahm. Im Schleswig-Holsteinischen Krieg von 1848 kommandierte er das 10. deutsche Armeekorps.7  9 Waterloo=Tag ]  18.6. – Die hannoveranischen Truppen spielten in der Schlacht bei Waterloo eine entscheidende Rolle. Vgl. zum Motiv der Waterloo-Tage bei F. Fontane-Lexikon 478 f.  13 Unser König ]  Georg V. (1819–1878), 1851–66 König von Hannover, erblindete als Kind infolge von Krankheit und Unfall. Sein monarchisches Legitimitätsbewusstsein und seine konservative Einstellung machten ihn den Bestrebungen, eine nationale Einigung Deutschlands herbeizuführen, abgeneigt und veranlassten ihn zu einer reaktionären Politik. Nach der Annexion Hannovers durch Preußen 1866, die er bis zu seinem Tod nicht anerkannte, lebte er im Exil in Österreich und Frankreich. Georg V. war ein persönlicher Gegner Bismarcks, der sein Vermögen konfiszierte und daraus den sog. Welfenfonds anlegte.8 Vgl. auch Fontane-Lexikon 172, 480 f.  37 ändert ]  sic; emend. ändern  62 Haidedorfe ] Vermutlich Soltau in der Lüneburger Heide, heute Landkreis Heide­kreis, Niedersachsen; unter den vermissten Teilen des Konvoluts befindet sich eine Karte von Soltau (vgl. Manuskriptbeschreibung).  63 Storm, Abseits ]  (1848): „Es ist so still; die Haide liegt / Im warmen Mittagssonnenstrahle, / Ein rosenrother Schimmer fliegt / Um ihre alten Gräbermale; / Die Kräuter blüh’n; der Haideduft / Steigt in die blaue Sommerluft. […]“ Das Gedicht endet mit den Versen: „– Kein Klang der aufgeregten Zeit / Drang noch in diese Einsamkeit.“9 F. zitierte das Gedicht in seinem Aufsatz Theodor Storm (1853; NFA 21/1, 141–150, hier 147 f.) und nahm es 1852 in sein Deutsches Dichter-Album auf (Fontane 1862, 131 f.). 104 f. „Waterloo“ von einem Dichter Scherenberg ]  Christian Friedrich Scherenbergs (1798–1881) Epos Waterloo. Ein vaterländisches Gedicht (1849) war in ­Preußen sehr populär, auch am Hof, bei Friedrich Wilhelm IV., der die Erstaus­gabe finanzierte, und seinem Bruder, dem späteren Wilhelm I. Vgl. F.s Biographie ­Christian Friedrich Scherenberg und das literarische Berlin von 1840 bis 1860 (1885; Autobiographische Schriften 3/1, 5–175, insb. 50–58).10 107 Katten und Cheruskertagen ]  Chatten: In antiken Quellen bis zum 3. Jh. bezeugter germanischer Stamm, dessen Siedlungsgebiet im späteren Hessen lag.11 Die Chatten unterwarfen im 1. Jh. die Cherusker, deren Siedlungsgebiete nördlich des Harz und zwischen Weser und Elbe lagen.12 110 und und ]  sic (Zeilenumbruch)

7  Bernhard von Poten: Halkett, Hugh Freiherr von. In: ADB 10 (1879), 412–415 [www.deutschebiographie.de/pnd116405473.html?anchor=adb] (8.1.2016). 8  Vgl. Georg Schnath: Georg V. In: NDB 6 (1964), 214 f. [www.deutsche-biographie.de/pnd118690485. html] (8.1.2016). 9  Theodor Storm: Abseits. In: Volksbuch auf das Schaltjahr 1848 für Schleswig Holstein und Lauenburg 1848. Hg. von Karl Biernatzki. Altona 1848, 35. 10  Vgl. auch Robert Boxberger: Scherenberg, Christian Friedrich. In: ADB 31 (1890), 98 f. [www. deutsche-biographie.de/pnd117218154.html?anchor=adb] (8.1.2016). 11  Vgl. Lexikon des Mittelalters 5, 1664. 12  Vgl. Der Kleine Pauly 1, 1145.

Eleonore

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Stelle … wo die hannöversche Garde angreift ]  Möglicherweise ist der Angriff der schottischen Truppen unter General Picton gemeint: „Doch übern Sand hinweg mit donnerndem / Geröll, als käm’ das Hochland, Block auf Block, / Rollt Thomas Picton her und seine Schotten – / Vorliegt ein Damm gewürfelter Granit. / Blaß spritzt zurück die Fluth, mit aber reißt / Ihr Opfer sie – Sir Thomas Picton fällt […]“ (Scherenberg: Waterloo. Ein vaterländisches Gedicht. Berlin 31851, 48). 126 f. Ein Dämon, der sich frei gemacht, wurde gebändigt und in Nacht und Einsamkeit zurückgeworfen ]  Als Napoleon I. Ende Februar 1815 aus seinem Exil auf Elba entwich und die Macht in Frankreich wieder an sich riss, versetzte er Europa in Furcht vor neuen jahrelangen Kriegen. Durch seine Niederlage bei Waterloo wurde diese Gefahr gebannt. 158 f. König Wilhelm und die neue Aera ]  Als Neue Ära wird die Übernahme der Regentschaft durch Prinz Wilhelm 1858 anstelle seines wegen Krankheit zurückgetretenen Bruders Friedrich Wilhelm IV. von Preußen bezeichnet. Nach dessen Tod am 2.1.1861 bestieg er als Wilhelm I. den Thron. 1858 wurde das konservative Kabinett Manteuffel durch das liberale Kabinett Hohenzollern abgelöst; die religiös-konservativen Kreise um Friedrich Wilhelm IV. verloren an Einfluss.13 Diese politische Wende spielt auch in von Storch von Adebar eine entscheidende Rolle; vgl. dort mwN. 165 Ernst August ]  Ernst August (1771–1851), der Vater Georgs V. Verheiratet mit einer Schwester der Königin Luise von Preußen, stand er Friedrich Wilhelm IV. und den hochkonservativen Kreisen in Preußen nahe, eine Einstellung, die ihn bewog, die Verfassung Hannovers außer Kraft zu setzen; vgl. Erläuterungen. Historischer Hintergrund.14 Vgl. auch An den König von Hannover (1841/42; GBA, G 2, 263 f.). 165 der blinde Kronprinz ]  Der spätere Georg V.; vgl. Anm. zu Z. 13 Unser König. 165 Minister Borris ]  Wilhelm Graf von Borries (1802–1883), Führer der Adels­ partei im Königreich Hannover, machte als Premierminister 1855–62 die Reformen der Regierung Bennigsen rückgängig und zeichnete für die reaktionäre Politik unter Georg V. verantwortlich.15 165 f. Minister Detmold (der Witzige) ]  Der Jurist, Zeichner und Schriftsteller Johann Hermann Detmold (1807–1856), ein Freund Heinrich Heines, organisierte 1837 die Proteste gegen die Aufhebung der Verfassung. 1848/49 war er Abgeordneter in der Frankfurter Paulskirche, wo er sich nicht zuletzt als Satiriker einen Namen machte. 1849 übernahm er in der vom Reichsverweser Erzherzog Johann von Österreich geleiteten „provisorischen Zentralgewalt für Deutschland“ mehrere Ressorts.16 112

13  Vgl. Handbuch der preußischen Geschichte 2, 324–333. 14  Vgl. Bernhard Mühlhan: Ernst August. In: NDB 4 (1959), 609–611 [www.deutsche-biographie.de/

pnd118530925.html] (8.1.2016).

15  Vgl. Bernhard Mühlhan: Borries, Wilhelm Friedrich Otto Graf von. In: NDB 2 (1955), 475 [www.

deutsche-biographie.de/pnd116256117.html] (8.1.2016).

16  Vgl. Bernhard Mühlhan: Detmold, Johann Hermann. In: NDB 3 (1957), 619 f. [www.deutsche-

biographie.de/pnd116086246.html] (8.1.2016).

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i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

Windthorst ]  Ludwig Windthorst (1812–1891), 1851–53 und 1862–65 Justizminister in Hannover, nach 1866 Abgeordneter im Preußischen Abgeordnetenhaus und im Reichstag des Norddeutschen Bundes. Seit 1871 Mitglied der Zentrumspartei, die er als führender Politiker repräsentierte. Im Reichstag galt er als der bedeutendste Antagonist Bismarcks; die Gegnerschaft erreichte ihren Höhepunkt während des „Kulturkampfs“.17 Stüve ]  Der Jurist und Historiker Johann Carl Bertram Stüve (1798–1872) hatte an der Verfassung von 1833 mitgearbeitet und in seiner Eigenschaft als Bürger­ meister von Osnabrück gegen deren Beseitigung durch Ernst August Verfassungsbeschwerde beim Deutschen Bund eingelegt. Als Innenminister im Kabinett Bennigsen 1848–50 hatte er entscheidenden Anteil an den Reformen.18 Bennigsen ]  Alexander Levin Graf von Bennigsen (1809–1893), 1848–50 Premier- und Außenminister des Königreichs Hannover.19 Graf Münster ]  Ernst Graf zu Münster (1766–1839) vertrat Hannover auf dem Wiener Kongress und erreichte bedeutende territoriale Zugewinne. Er lenkte die restaurative Politik unter Georg IV.20 Graf Bernstorff ]  Albrecht Graf von Bernstorff (1809–1873), preußischer Gesandter in Wien 1848–51, Botschafter in London 1854–60, 1861–63 preußischer Außenminister, ab 1871 deutscher Botschafter in London.21 F.s zweiter beruflicher Aufenthalt in London 1855–58 fiel in die Epoche Bernstorffs, den er persönlich kannte; vgl. Tagebuch 1856–58 (GBA, T 1, passim). Der alte Halkett ]  Vgl. Anm. zu Z. 4 Halkett. Busche’s … Wedells … Grote’s ]  Alte norddeutsche Adelsfamilien, die in der hannoveranischen und preußischen Politik und im Militär eine wichtige Rolle spielten: von dem Bussche(-Ippenburg und -Haddenhausen), Grafen von Wedell/­Wedel, Grafen von Grote. Erhard Graf Wedel (1828–1885), der Adjutant bei Georg V. gewesen war, lernte F. 1880 auf Schloss Lütetsburg (vgl. Anm. zu Z. 168 Lützburg …Nordernei) kennen; vgl. F. an Emilie Fontane, [21].7.1880 (GBA, EB Nr. 570). Graf Alten ]  Carl August Graf von Alten (1764–1840), hannoveranisch-britischer General, der sich in den Napoleonischen Kriegen auszeichnete. Unter Wilhelm IV. Kriegs- und Außenminister des Königreichs Hannover, unter Ernst August Kriegsminister.22

17  Vgl. Felix Rachfahl: Windthorst, Ludwig. In: ADB 55 (1910), 97–104 [www.deutsche-biographie.

de/pnd118633678.html?anchor=adb] (8.1.2016); Fontane-Lexikon 489.

18  Vgl. Christine van den Heuvel: Stüve, Johann Carl Bertram. In: NDB 25 (2013), 640 f.; Fontane-

Lexikon 434.

19  NDB-Index [www.deutsche-biographie.de/sfz3743.html]; Wikipedia, Lemma Alexander Levin

von Bennigsen (8.1.2016). Vgl. auch Storch 1981, 190–192.

20  Vgl. Martin Vogt: Münster, Ernst Friedrich Herbert Graf zu. In: NDB 18 (1997), 533–535 [www.

deutsche-biographie.de/pnd118585509.html] (8.1.2016).

21  Vgl. Heinz Gollwitzer: Bernstorff, Albrecht Graf von. In: NDB 2 (1955), 136 [www.deutsche-­

biographie.de/pnd116147601.html] (8.1.2016).

22  Vgl. Richard Drögereit: Alten, Carl August Graf von. In: NDB 1 (1953), 212 f. [www.deutsche-

biographie.de/pnd118648365.html] (8.1.2016).

Erreicht!

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Königin (Marie) ]  Prinzessin Marie von Sachsen-Altenburg (1818–1907), die 1843 den späteren Georg V. heiratete. Ihre pietistische Prägung brachte sie als Kronprinzessin in Gegensatz zum Hof ihres Schwiegervaters Ernst August.23 Frl. v. d. Busche ]  Adelheid von dem Bussche-Ippenburg (1837–1900), Hofdame der Königin Marie, später verheiratet mit Joachim Graf von Bernstorff (1834–1901), dem Klosterhauptmann des Stiftes Dobbertin, in dem F.s Freundin Mathilde von Rohr lebte; vgl. Mathilde von Rohr (in: BW F.–Rohr 2000, 20 f.) und Storch 1981, 115. Lützburg … Nordernei ]  F.s Reise nach Ostfriesland im Juli 1880 (vgl. Erläuterungen. Entstehung) führte ihn nach Lützburg (Lütetsburg), das Schloss der Familie zu Inn- und Knyphausen bei Norden, und auf die Insel Norderney; vgl. Tagebuch (GBA, T 2, 73) und Lütsburg (25. Juli 1880) (GBA, G 3, 251). Graf Edzard zu Inn- und Knyphausen (1827–1908), sein Gastgeber in Lütetsburg, engagierte sich für die welfisch-hannoveranische Partei und verhandelte mit Bismarck über die Rückgabe des sog. Welfenfonds; vgl. Storch 1981, 74–78.

Erreicht! Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 16, 11–15 (vormals als Leihgabe im

TFA)

Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 108 (Gruppe VI) Drucke: Erstdruck Literatur: –

Datierung: um 1884 t. post q.: Brief an Mathilde von Rohr, 2.1.1884 (vgl. Stellenkommentar Romberg u. Frau), übrige im Text erwähnte Ereignisse (vgl. Stellenkommentar) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 3 Blatt + 1 Bogen Folio. Tinte, Blaustift. Erläuterungen: Das Fragment nimmt verschiedene Ereignisse der Jahre 1882–84, die

F. beschäftigten, zum Ausgangspunkt für die Geschichte des sozialen Aufstiegs eines Ehepaares. Geplant ist die Fokussierung auf ein bestimmtes Jahr, wobei F. zu 1883 tendierte. Nicht alle Anspielungen (und ihre politische Signifikanz) haben sich aufklären lassen; vgl. Stellenkommentar. Dazu trägt bei, dass F.s Tagebuch 1883 nicht vollständig

23  Vgl. Wikipedia, Lemma Marie von Sachsen-Altenburg (1818–1907) mwN. (8.1.2016).

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i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

überliefert, sondern daraus nur ein schmales Exzerpt von Charlotte Jolles bekannt ist (GBA, T 2, 277). Das Fragment befindet sich in dem von F. mit Figuren, Situationen, Dialoge überschriebenen Konvolut St 16. Es enthält zahlreiche kurze Figuren-, Situations- und Dialogskizzen, neben einigen weiter ausgearbeiteten Fragmenten (Das Gelübde von Bornhöved, Herzog Abel, Thusnelda Lehmann), die alle auf 1884/85 zu datieren sind (vgl. die jeweiligen Kommentare). Stellenkommentar:  7

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15 f. 17

Den Titel schuld’ ich Rellstab („1812“) ]  Bezieht sich auf die Jahreszahl 1883 als Romantitel. Der populäre historische Roman 1812 des Berliner Schriftstellers und Musikkritikers Ludwig Rellstab (1799–1860)1 über Napoleons Russ­ landfeldzug erschien erstmals 1834. H. Marons Tod ]  Hermann Maron (geb. 1820), Journalist und Landwirt, Teilnehmer der Revolution von 1848, beging aus finanzieller Not 27.12.1882 in Berlin Selbstmord, nachdem er seine Frau ermordet hatte. F. hatte Maron, der dem Kreis um Julius Faucher, Max Stirner, Edgar und Bruno Bauer angehörte, 1840 kennengelernt, aber wenig Sympathie für ihn empfunden; vgl. Von Zwanzig bis Dreißig, Abschnitt Berlin 1840, Kap. 2 (GBA 28–31).2 Als Sachverständiger für Landwirtschaft hatte Maron 1860–62 an der preußischen OstasienExpedition teilgenommen, die nach ihrem Leiter Friedrich Albrecht Graf zu Eulenburg, dem späteren preußischen Innenminister, auch „Eulenburg-Expedition“ genannt wurde; vgl. Liebenberg (GBA, W 5, 325). Vgl. auch Minister a. D. und Historische Romane (aus der preußischen Geschichte). S. mein eingekl: Zettel ]  Liegt dem Konvolut nicht mehr bei. Gambettas Tod ]  Der ehemalige französische Premierminister Léon Gambetta (geb. 1838), der maßgeblich an der Ausrufung der Dritten Republik beteiligt gewesen war und mit dessen Namen sich nicht nur politische Grundsätze des Liberalismus verbanden, sondern auch der französische Revanchismus gegenüber Deutschland nach dem Krieg von 1870/71, starb am 31.12.1882 in Villed’Avray bei Paris, vermutlich an einer Krebserkrankung. Vorausgegangen war ein Pistolenunfall, offenbar in Gegenwart einer Geliebten, dessen ungeklärte Umstände zu allerhand Spekulationen Anlass gaben.3 Vgl. F.s Besprechung von Colmar von der Goltz: Léon Gambetta und seine Armeen in: Die Gegenwart 12, Nr. 32, 11.8.1877, 81–84 (NFA 19, 779–788; dazu Friedrich 1988, 329–334), sowie Fontane-Lexikon 165 f.

1  Vgl. Gertrud Maria Rösch: Rellstab, Heinrich Friedrich Ludwig. In: NDB 21 (2003), 407 f. [www. deutsche-biographie.de/pnd118744453.html]; M. Bendiner: Rellstab, Heinrich Friedrich Ludwig. In: ADB 28 (1889), 781–784 [www.deutsche-biographie.de/pnd118744453.html?anchor=adb] (8.1.2016). 2  Vgl. außerdem Neuruppin (GBA, W 1, 181) und Cafés von heut und Konditoreien von ehmals (Autobiographische Schriften 3/1, 410). 3  Vgl. die biographischen Informationen der Assemblée nationale zu Gambetta [www.assembleenationale.fr/sycomore/fiche.asp?num_dept=3237]; Wikipédia, Lemma Léon Gambetta (8.1.2016).

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Chanzys Tod ]  Der französische General Alfred Chanzy (geb. 1823), der im Krieg von 1870/71 eine wichtige Rolle gespielt hatte, starb in der Nacht vom 4. auf den 5.1.1883 in Châlons-sur-Marne unerwartet an einer Gehirnblutung.4 Skobeleffs Tod ]  Der russische General Michail Dmitrievič Skobelev (geb. 1843), der sich durch Entdeckungen in Zentralasien und im Russisch-Osmanischen Krieg 1877/78 einen Namen gemacht hatte, starb am 7.7.1882 unerwartet in Moskau.5 – Gambetta, Chanzy und Skobelev ist gemeinsam, dass sie in der europäischen Öffentlichkeit als Gegner des von Bismarck gelenkten Deutschland galten; vgl. Moskauer Zeitung 1889, in Übersetzung wiedergegeben in: Die Post vom 8.2.1889, anlässlich des Todes des österreichischen Kronprinzen Rudolf: „[…] jedenfalls hat das Bismarck’sche Deutschland Glück. Einer nach dem anderen steigen sie ins Grab, die Männer, die ihm unbequem sind: Chanzy, Gambetta, Skobeleff, Ludwig II. [von Bayern], Friedrich III., Rudolf von Habsburg. Es ist geradezu, als ob über allen irgend ein ‚Vehmrichter waltet‘, wie die Deutschen sagen, der zur rechten Zeit stets diejenigen forträumt, die Deutschland schädlich und gefährlich werden.“6 Vgl. auch Cécile, Kap. 10 (GBA 66 f.); Fontane-Lexikon 415. Das große Künstlerfest bei Kronprinzens ]  Zur Silberhochzeit von Kronprinz Friedrich Wilhelm, später Kaiser Friedrich III., und Kronprinzessin Victoria am 25.1.1883 veranstaltete der Verein Berliner Künstler einen Festzug.7 Prinz Wilhelm und Frau ]  Prinz Wilhelm, der nachmalige Kaiser Wilhelm II., Sohn Friedrichs III., war seit 27.2.1881 mit Auguste Viktoria von SchleswigHolstein verheiratet. Dass er seinen Eltern entgegengesetzte politische Ansichten vertrat, war allgemein bekannt. Artikel aus „La nouvelle Revue.“ ]  La Nouvelle Revue, zweimonatlich erscheinende politische und Kulturzeitschrift, Paris 1879–1940. Welche Artikel gemeint sind, ist nicht ersichtlich. Ausstellung draußen im Polytechnikum ]  Die Königliche Technische Hoch­schule in Charlottenburg, Vorläuferinstitution der Technischen Universität Berlin, entstand 1879 durch Fusion der Bauakademie mit der Gewerbeakademie. Die Eröffnung der seit 1878 nach Plänen von Richard Lucae errichteten Gebäude fand am 2.11.1884 statt.8 Hochzeit bei W. Gentz ]  Der Orientmaler Wilhelm Gentz (1822–1890)9 war ein Jugendfreund F.s; vgl. Neuruppin (GBA, W 1, 140–189). Seine Tochter Miriam (geb. 1863) heiratete 1883 Kurt Robert von Lambrecht-Benda (geb. 1848), den Sohn des nationalliberalen Politikers Robert von Benda; vgl. ebd. 161 f. Anfang der 1880er-Jahre traf F. häufig in Berlin mit Gentz zusammen und verkehrte in

4  Vgl. Wikipédia, Lemma Alfred Chanzy (8.1.2016). 5  Vgl. Wikipedia, Lemma Michail Dmitrijewitsch Skobelew; Encyclopædia Britannica [www.­britannica.­

com/biography/Mikhail-Dmitriyevich-Skobelev] (8.1.2016); Große Sowjetische Enzyklopädie 31969–­ 1978, Lemma Скобелев Михаил Дмитриевич. 6  Zitiert nach: Brigitte Hamann: Kronprinz Rudolf. Ein Leben. Aktualisierte Neuausgabe. Wien 2005 (Taschenbuchausgabe München 42010), 481. 7  Vgl. Wikipedia, Lemma Verein Berliner Künstler (8.1.2016). 8  Vgl. Dehio Berlin 192 f.; Berlin und seine Bauten 1896, I, 14 f.; II, 287–295. 9  Vgl. Regelind Brinks: Gentz, Wilhelm. In: Allgemeines Künstlerlexikon 51 (2006), 440.

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i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

dessen Haus in der Hildebrandtstraße 5;10 bei einer d ­ ieser ­Gelegenheiten traf er Hermann Maron nach vielen Jahren erstmals wieder; vgl. ebd. 181.11 Romberg u. Frau. Bankrutt. ]  Vgl. F.s Brief an Mathilde von Rohr, 2.1.1884: „Sehr hat mich interessiert, was Ihre lieben Zeilen an meine Frau über Rombergs enthielten. Natürlich ist es traurig, aber das Allertraurigste ist das, daß man es nicht mal zum Mitgefühl mit dem Schicksal dieses Ehepaares bringen kann. Wenn ich, ohne schwimmen zu können, ins Wasser springe, so er­trinke ich eben. Und wenn ich herausgezogen werde und immer wieder hinein­springe, so werden die Umstehenden zuletzt eigentlich nur noch ärgerlich. Es spricht sich in der Handelsweise dieses Ehepaares eine unerfreuliche Mischung von Dünkel und Dummheit aus. Ich glaube, beide konnten es nicht recht fassen, daß ein Romberg und ein Itzenplitz je verarmen könnten […]“ (BW F.–Rohr 2000, Nr. 216). Gemeint sind der Gutsbesitzer und Reichstagsabgeordnete Maximilian von Romberg (1824–1904) und seine Frau Bertha, geb. von Itzenplitz (1829–1887).12 Dubois-Reymond über Goethe ]  Goethe und kein Ende, Antrittsrede des Physiologen und Kulturhistorikers Emil Du Bois-Reymond (1818–1896)13 als Rektor der Universität zu Berlin, gehalten am 15.10.1882. F. ließ sich am 18.11.1882 eine Besprechung der Rede von Otto Brahm in der Vossischen Zeitung vor­ lesen (vgl. GBA, T 2, 184, 379). Dubois-Reymond über Darwin und die Freiheit der Forschung (Artikel aus der Kreuz-Ztg) ]  Möglicherweise handelt es sich um den Nachruf auf Darwin mit dem Titel Darwin und Kopernikus, den Du Bois-Reymond, ein Verfechter des Darwinismus, am 25.1.1883 in der Akademie der Wissenschaften zu Berlin gehalten hatte.14 Hopfens Gedichte ] Am 20.2.1883 rezensierte F. die Gedichte des Münchner Schriftstellers Hans Hopfen (1835–1904)15 in der Vossischen Zeitung (NFA 21/2, 246–248), die der Autor ihm am 19.12.1882 geschickt hatte (vgl. GBA, T 2, 191). Offenbar zeigte sich Hopfen, der seit 1866 in Berlin lebte und ­Generalsekretär der Schillerstiftung war, gekränkt, weil die Redaktion F.s Besprechung im Verdacht einer Gefälligkeitsrezension hatte (vgl. Chronik 2549). Wildenbruchs Karolinger oder Opfer um Opfer  ] Ernst von Wildenbruchs Trauer­spiel Die Karolinger las F. am 21.12.1881 (GBA, T 2, 144); die Aufführungen vom 14.12.1883 und 10.2.1884 besprach er am 15./16.12.1883 und 12.2.1884 in der Vossischen Zeitung (NFA 22/2, 260–265 und 289–291). Am 9.12.1882 sah er die Uraufführung von Wildenbruchs Opfer um Opfer (vgl. GBA, T 2, 189). F.s Verriss, der am 12.12.1882 in der Vossischen Zeitung er-

10  Vgl. Chronik 2313, 2336, 2392, 2421, 2443, 2452, 2454. 11  In Chronik 2231 erschlossenes Datum 1880, wohl zu früh angesetzt. 12  Vgl. Chronik 3850; Wikipedia, Lemma Max von Romberg mwN. (8.1.2016). 13  Vgl. Grete Ronge: Du Bois-Reymond, Emil Heinrich. In: NDB 4 (1959), 146–148 [www.deutsche-

biographie.de/pnd118527665.html] (8.1.2016).

14  Vgl. Hermann Lübbe: Geist und Ungeist in der Wissenschaft in der Zeit seit 1900. In: Geist und

Wissenschaft im politischen Aufbruch Mitteleuropas. Hg. von Meinrad Peterlik und Werner Waldhäusl. Wien u. a. 1991, 63 und Fn. 8. 15 Vgl. Karl Schindler: Hopfen, Hans Ritter von. In: NDB 9 (1972), S. 610 f. [www.deutschebiographie.de/pnd116981385.html] [8.1.2016).

Koegels-Hof Nummer drei

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schien (NFA 22/2, 183–187), löste eine Korrespondenz und sogar eine Diskussion mit den Schauspielern aus; vgl. GBA, T 2, 189 f. Vgl. zu Wildenbruch auch Fontane-Lexikon 485 f. J. Wolffs Sülfmeister ]  1883 erschien der Roman Der Sülfmeister. Eine alte Stadtgeschichte des Bestseller-Autors Julius Wolff (1834–1910) im Verlag des mit F. bekannten Verlegers Carl Müller-Grote. F. las ihn bald nach Erscheinen; vgl. Chronik 2598. Vgl. auch Fontane-Lexikon 490 f. Prozeß Dickhoff (S. den Artikel von Horwitz) ] Unter dem Titel Raubmord-­ Proceß berichtete die Kreuzzeitung vom 8. bis 20.11.1883 täglich über den Prozess vor dem Schwurgericht Berlin I gegen den Kolonialwarenhändler Dieckhoff aus Rixdorf, der 1876 zwei Frauen in ihren Wohnungen beraubt und ermordet hatte.16 Der Artikel von Horwitz wurde nicht ermittelt; vermutlich ist Heinrich Joseph Horwitz (1829–1899) gemeint, dessen Anwaltskanzlei sich in der Potsdamer Straße 134c befand, dem Haus, in dem F. wohnte (vgl. GBA, T 2, 201, 474; Chronik 3786). Gründung eines großen Familienblatts ] Möglicherweise Anspielung auf die Gründung des Deutschen Familienblattes 1880.

Koegels-Hof Nummer drei Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: GSA 96/728, 1–7 Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 63 (Gruppe III) Drucke: Theodor Fontane: Koegels-Hof Nummer drei. Fragment einer ungedruckten Erzählung. Hg. von Hans-Heinrich Reuter. Sinn und Form 11 (1966), 1131–1152, wiederabgedruckt in: ders.: Dichters Lande im Reich der Geschichte. Berlin, Weimar 1983, 289–307; NFA 24, 218–220; HFA 2I/7, 373–375. Die Drucke in NFA und HFA beruhen auf Reuters Edition. Literatur: Reuter 1966; NFA 24, 838–840; HFA 2I/7, 713–716; Fontane-Handbuch 697 Datierung: Mitte der 1880er-Jahre t. ad q.: Titelzusammenstellung Kleine (meist heitre) Stoffe um 1884; vgl. dort. Reuter 1966, 1135, datiert nach den Rückseiten: „Abfassungszeit zwischen Ende 1879 und 1881. Am wahrscheinlichsten ist das Jahr 1880“, und nimmt als t. post q. die Verlobungsanzeige auf 5av, 6av (3.8.1879) und das Erscheinen von Schloss Friedersdorf (Ende 1879) an, als t. ad q. die Agenda auf 7v (1881/82), als t. ante q. das Erscheinen von Schach von Wuthenow (1882) und den Tod der in den Agenda erwähnten Philip-

16  Vgl. Hugo Friedländer: Der Doppelmörder Dieckhoff. In: H. F.: Kulturhistorische Kriminal-Pro-

zesse der letzten vierzig Jahre. Berlin 1908, 1, 43–45 [http://de.wikisource.org/wiki/Der_Doppelmörder_Dieckhoff] (8.1.2016).

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i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

pine Fontane (Oktober 1882); vgl. Manuskriptbeschreibung. Man kann jedoch nicht mit Sicherheit voraussetzen, dass F. die Rückseiten aller Blätter unmittelbar nach den Vorderseiten beschrieben hat; vielmehr scheint 1882 den t. post q. zu bilden. Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 79 f., Los 481 (Novellenentwürfe II.), laut Jolles erworben von „Zülsdorf “; Versteigerung von Gerd Rosen, Katalog 28, Los 2233, erworben vom GSA am 27.5.1957: GSA 96/728. Vgl. auch Reuter 1966, 1133. Manuskriptbeschreibung: 1 Bogen Folio (1) + 5 Blatt Folio (2–4, s. f., 7) + 2 Blatt

­ uart (5, 6: 16,3 × 10 cm), aufgeklebt auf s. f. Auf 5r und 6r aufgeklebt je 1 Karte (5a, Q 6a: 12,5 × 10 cm). Tinte, Blaustift. Nicht zugehöriger Text: GSA 96/728, 3v: Schach von Wuthenow, Kap. 17 (vgl. GBA 201). Tinte, Blaustift. 4v: Vor dem Sturm, Kap. IV/19. Tinte, Bleistift, Blaustift, Rotstift. s. f. [5/6] v: Schloss Friedersdorf (GBA, W 2, 218). Tinte. 5av–6av: Gedruckte Anzeige Die Ver­lobung meiner Tochter Johanna mit dem Historienmaler Professor Ernst Ewald zeige ich hierdurch an. Berlin, den 3. August 1879. Arnold Ewald.1 7v: Notizen (Agenda, datierbar auf die Jahre 1881/82). Tinte. Zur Manuskriptbeschreibung vgl. auch Reuter 1966, 1133–1135. Erläuterungen: Thema des Fragments ist der wirtschaftliche Niedergang eines durch

Arbeit und Sparsamkeit zu Vermögen gekommenen Berliner Handwerkers in den ­Jahren nach dem „Gründerkrach“ von 1873, gespiegelt im Schicksal des historischen Hauses, das er besitzt und durch Vernachlässigung ruiniert, bis es enteignet und nieder­gerissen wird. Das Fragment ist enthalten in den Titelzusammenstellungen Kleine (meist heitre) S­ toffe und Novelletten. Kleine Erzählungen.

Stellenkommentar: 5 6 6 f. 7

Roßstraße ]  In Berlin-Mitte, seit 1969 Fischerinsel.2 In der Alten Jakobstraße, einer Querstraße der Roßstraße, wohnte F. 1862/63; vgl. Chronik 1161, 1225. Medewitz ]  Vgl. den Kammerherrn von Medewitz in Vor dem Sturm, Kap. II/3 (GBA 1, 184 f.). ein Mann wie andre mehr ]  Vgl. Goethe: Faust I, Szene Studierzimmer (V. 1873). badischen Feldzug ]  Die Niederschlagung der sog. Badischen Revolution im Juni/Juli 1849 durch Truppen des Deutschen Bundes unter preußischer Führung. Im Großherzogtum Baden hatten sich nach der Flucht des Großherzogs im Juni 1849 eine provisorische Regierung und eine Konstituante gebildet, die sich nach der Niederlage der Revolutionstruppen auflösten.3 Vgl. auch L’Impératrice oder Die rothe Maus.

1  Der Maler Arnold Ewald (1815–1884), mit F. aus dem Tunnel über der Spree bekannt; seine T ­ ochter Johanna (1847–1930) und ihr Mann Ernst Ewald (1836–1904), ebenfalls Maler. 2  Vgl. Alle Berliner Straßen und Plätze 3, 498. 3  Vgl. Handbuch der preußischen Geschichte 2, 281 f.; Wikipedia, Lemma Badische Revolution mwN. (8.1.2016).

Koegels-Hof Nummer drei

  8 f.

14 14 15 18 f. 19 26 32 32 35

38 f.

40

40 43

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zwischen Kuppenheim und Bronzell ]  Bei Kuppenheim in Baden siegten am 29./30.6.1849 die preußischen Interventionstruppen über die badische Revolutionsarmee; vgl. Regiment Mecklenburg-Schwerin Nr. 24 (GBA, W 1, 253 f.). Bei Bronnzell (heute Stadtteil von Fulda) ereignete sich im Zuge des Konflikts ­zwischen Preußen und Österreich um die preußische Unionspolitik (kleindeutsche Lösung) am 8.11.1850 ein Gefecht zwischen preußischen und bayerischen Truppen.4 Wirth ]  Hier: Vermieter. schraubte keinen in die Höh ]  Erhöhte nicht die Mieten. „daß er nichts machen ließ.“ ]  Dass er nicht in die Erhaltung und Wertsteigerung des Hauses investierte. wollte seiner Frau den Rheinfall bei Schaffhausen zeigen ]  sic; emend. wollte er seiner Frau den Rheinfall bei Schaffhausen zeigen Rheinfall bei Schaffhausen  ] F. besuchte Schaffhausen am 5./6.8.1875; vgl. Reise­tagebuch (GBA, T 3, 375). Krach=Zeit ]  Der „Gründerkrach“, die Wirtschaftskrise von 1873. Courszettel ]  emend.; Hs. Couszettel Courszettel ]  Verzeichnung der Börsenkurse. Das Terrain wird gebraucht ]  Nach 1871 wurden zahlreiche „Terrain-Gesellschaften“ gegründet, die neue Wohngebiete in und um Berlin erschlossen. Nachdem die Rezession im Gefolge des „Gründerkrachs“ dem Boom Einhalt geboten hatte, wurde die Erschließung erst Mitte der 1880er-Jahre fortgesetzt.5 Crosby-Hall. Richard III. ] Richard III. erwarb 1483 das 1466 von Sir John Crosby erbaute Anwesen Crosby Hall in Bishopsgate in der City of London und machte es zu einer seiner Residenzen. Es wird erwähnt in Shakespeare: King Richard III. (I/2, V. 217). 1913 wurde das Gebäude Stück für Stück abge­tragen und in Chelsea originalgetreu wiederaufgebaut. Auf dem ursprün­ glichen Grundstück errichtete die Bank of India Geschäftsräume.6 Historisches Haus. Bischof v. Lebus. ]  Die Bischöfe von Lebus verfügten über ein Stadthaus in Berlin (vgl. Kloster Lehnin: GBA, W 3, 49), das jedoch an der Klosterstraße lag.7 Das Bistum Lebus bestand bis 1598. Etwa gleichzeitig mit der Entstehung von Koegels-Hof Nummer drei befasste F. sich mit Georg von Blumenthal (1490–1550), Bischof von Lebus und Ratzeburg; vgl. Blossin (GBA, W 4, 48–58).8 Vgl. dazu auch Reuter 1966, 1138–1140. Kosake gefallen. ]  Wohl beim Ritt einer Kosakenvorhut der russischen Armee durch das noch französisch besetzte Berlin am 20.2.1813.9 Stellen ]  Prospektive Baugrundstücke.

4  Vgl. [www.fulda.de/stadtverwaltung/stadtteile/bronnzell.html] (8.1.2016). 5  Vgl. Dehio Berlin 15 f. 6  Vgl. Charles Knight: London. Bd. 1. London 1841, 317–332; Wikipedia (engl.), Lemma Crosby

Hall, London mwN. (8.1.2016). 7  Vgl. Wikipedia, Lemma Liste ehemaliger Straßen und Plätze in Berlin-Mitte (8.1.2016). 8  Vgl. Bernhard Stasiewski: Georg von Blumenthal. In: NDB 6 (1964), 224 [www.deutsche-biographie.­ de/pnd136697704.html] (8.1.2016); Siegmund Wilhelm Wohlbrück: Geschichte des ehemaligen Bis­ thums Lebus und des Landes dieses Nahmens. Bd. 2. Berlin 1829, 268–313. 9  Vgl. Hehle 2011, 369.

128 | 46 47 50

54

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

Epidemie. Kögels Hof ist Schuld ]  Wegen der infolge der Vernachlässigung des Hauses mangelnden Hygiene. Expropriation ]  Enteignung. Panke … zuschütten ]  Die auf dem Barnim entspringende Panke mündet in Berlin-Mitte (am Schiffbauerdamm) in die Spree. Wegen der eingeleiteten Abwässer aus Gewerbe- und Industriebetrieben nannte man sie im 19. Jh. „StinkePanke“ und diskutierte über ihre Zuschüttung; vgl. auch Irrungen, Wirrungen, Kap. 4 (GBA 28). Sie wurde im Lauf des 19. Jh.s an mehreren Stellen überbaut.10 In Schöneberg ist ein Mann. ]  Ein vorgeblicher Terrain-Erschließer oder Bauunternehmer.

Vereinsamt Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 48, 20–21 (vormals als Leihgabe im

TFA)

Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 68 (Gruppe III) Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: 1880er-Jahre, vermutlich vor 1888 (vgl. Erläuterungen) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst

1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48

Manuskriptbeschreibung: 1 Bogen Folio. Tinte. Erläuterungen: Das Fragment befindet sich in dem mit Novelletten. Kleine Erzählungen überschriebenen Konvolut St 48. Die Titelzusammenstellung Novelletten. Kleine Erzählungen ist vermutlich 1888 entstanden.1 Sie enthält u. a. Texte, die 1894 im Band Von vor und nach der Reise publiziert wurden. Der Titel Vereinsamt findet sich innerhalb des Konvoluts St 48 in der Titelzusammenstellung 1. Gruppe. Stellenkommentar:  2

12 21

Krugs Garten ]  Café auf dem Lützowerfeld in Charlottenburg.2 Das mit den Fontanes befreundete Ehepaar von Merckel feierte dort 1861 Silberhochzeit (Chronik 1116, 2123). ihnen ⌐ihnen¬ ]  Verdeutlichung. auf Liebe angewiesene ]  sic; emend. auf Liebe Angewiesene

10  Vgl. Wikipedia, Lemmata Panke und Kulturgeschichte der Panke mwN. (8.1.2016). 1  Vgl. Vgl. GBA GBA Von Von vor vor und und nach nach der der Reise Reise 190. 190. 1  2  Vgl. Berliner Adressbuch 1859, 336. 10 Vgl. Vgl.Berliner Wikipedia, Lemmata1859, Panke und Kulturgeschichte der Panke mwN. (8.1.2016). 2  Adressbuch 336.

Wir halten zusammen

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Wir halten zusammen Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 33, 14–19 (vormals als Leihgabe im

TFA)

Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 70 (Gruppe IV) Drucke: HFA 1V, 713–714; NFA 24, 209–210, 835; HFA 2I/7, 318–320 Literatur: NFA 24, 835; HFA 1V, 1020; Böschenstein 1986 (Idyllischer Todesraum);

HFA 2I/7, 697

Datierung: wohl vor 1888 Der Titel Wir halten zusammen findet sich innerhalb des Konvoluts St 33 in der Titel­ zusammenstellung 5. Gruppe. Darin sah F. vor, Wir halten zusammen mit Die Ge­ schichte der Frau v. M. spätre G. R. St., Novelle (Bruder, Schwester, Mann), Frau Commerzienräthin R. und Onkel Geheimerath zusammenzufassen. Frau Commerzienräthin ist einer der Arbeitstitel von Frau Jenny Treibel. Diesen Stoff arbeitete F. 1888 als Roman aus, die Planung des aus mehreren Novellen zusammengesetzten Bandes ist also wohl davor anzusetzen. Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 2 Bogen + 1 Blatt Folio. Tinte. Erläuterungen: Das Thema der anspruchsvollen Abgrenzung nach außen bei gleichzeitiger Inhaltsleere und „Hohlheit“ des eigenen Lebens wird in Wir halten zusammen für einmal nicht an der Bourgeoisie, sondern an einer kleinbürgerlichen Familie exemplifiziert. Stellenkommentar:  5  5 10 12 12 27 35 41

42

Lais malte ]  Lesefehler in NFA 24, 835; HFA 2I/7, 318 Fn. 1: Louis malte. bossirte ]  Bossieren: formen (mit pejorativem Beiklang); vgl. Grimm 2, 266. Kegel in der Quadrille ]  Überzähliger Tänzer in der Mitte zwischen den vier Paaren. Grand chaine ]  sic; emend. Grande chaîne Grand chaine und Chaine anglaise ]  Figuren der Quadrille, bei denen die Tänzer sich an den Händen halten. Familien-Cultus ]  Lesefehler in NFA 24, 209; HFA 2I/7, 319: Familie, Kultur, und in HFA 1V, 714: Familie. der 2. Bogen (Skizze über „Mütterchen“) ]  St 33, 18–19 = Z. 37–55. Majorswittwe von allerbürgerlichstem Namen ] Vgl. die verwitwete Majorin ­Albertine Pogge von Poggenpuhl, geb. Pütter, in Die Poggenpuhls (1895/96; GBA 114). Königin Pomare ] Pomaré IV. (Aimata Vahine o Punutera itua, 1813–1877) war 1827–36 und 1847–77 Königin von Tahiti und Moorea, in der zweiten

130 |

42 43 44 47

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

­Regierungsperiode unter französischem Protektorat.1 Vgl. Heinrich Heine: ­ omare (1847), später Teil des Romanzero, Gedicht auf eine Pariser Tänzerin, P die den Namen der Königin trug. Vgl. auch Wiedergefunden. Waschfrau ] Möglicherweise Anspielung auf Chamisso: Die alte Waschfrau (1833). sie las die Königin Elisabeth ]  Wohl die Rolle Elisabeths I. von England in Schillers Maria Stuart. arme Ritter ] Gericht zur Resteverwertung: Laibchen aus altbackenen Semmeln, Ei und Milch, in der Pfanne gebacken. zusammenbringen ]  sic; emend. zusammenzubringen

Die Gundershausen Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 24, 3–4 (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: nicht verzeichnet Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: wohl 1880er-Jahre (Schriftduktus, Stoffsammlung) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst

1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48

Manuskriptbeschreibung: 1 Bogen Folio. Blaustift, Tinte. Erläuterungen: Zur Skepsis gegenüber (staatlichen) Prüfungen, Examina und den dadurch erworbenen Titeln vgl. auch Das Zeugniß der Reife und Moderner Roman oder Novelle (II), außerdem Müller-Seidel 1980, 297–300, sowie Fontane-Lexikon 130 f. Das Thema der Entwicklung von Kindern einer Familie findet sich auch in Allerlei Glück, Wir halten zusammen und Die Poggenpuhls. Stellenkommentar: 6

Gundermanns ]  Vgl. Herrn und Frau von Gundermann in Der Stechlin, Kap. 3 (GBA 26–40).

1  Vgl. Wikipedia, Lemma Pomaré IV. mwN. (8.1.2016).

Johann der muntre Seifensieder

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Johann der muntre Seifensieder Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 41, 1–8 (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 38 (Gruppe II) Drucke: Theodor Fontane: Zwei gesellschaftskritische Entwürfe. Hg. und kommentiert von Joachim Krueger. Fontane Blätter 20 (1974), 241–252, hier 241–243; NFA 24, 1179–1180; HFA 2I/7, 515–518 Der Druck in NFA ist ein Nachdruck von Kruegers Edition, der Druck in HFA beruht auf ihr. Literatur: Krueger 1974; NFA 24, 1181–1186; HFA 2I/7, 772–775; Borchmeyer 1998; Böschenstein 2000; Fontane-Handbuch 397 f., 697; Fontane-Lexikon 328; Tanzer 2011, 228 Datierung: um 1895, vielleicht früher t. post q.: Einsetzen der populären Nietzsche-Rezeption nach Nietzsches geistigem Zusammenbruch 1890; der Schriftduktus verweist auf die 1890er-Jahre Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 5 Bogen Folio. Tinte, Blaustift. Erläuterungen: Der Titel des Fragments spielt auf das Gedicht Johann, der Seifensieder (1738) des Hamburger Anakreontikers Friedrich von Hagedorn (1708–1754)1 an: Der Seifensieder pflegt bei der Arbeit vergnügt zu singen. Ein reicher Nachbar, den der Gesang stört, fragt nach seinen Vermögensverhältnissen. Der Seifensieder erklärt, die kenne er nicht genau, weil sie ihm nicht wichtig seien. Der Nachbar gibt ihm Geld, dafür verpflichtet er sich, nicht mehr zu singen. Bald aber gibt er das Geld zurück: „Dem Nachbar, den er stets gewecket / Bis der das Geld ihm zugestecket, / Dem stellt er bald, aus Lust zur Ruh, / Den vollen Beutel wieder zu, / Und spricht: Herr, lehrt mich beßre Sachen, / Als, statt des Singens, Geld bewachen. / Nehmt immer Euren Bettel hin, / Und laßt mir meinen frohen Sinn. / Fahrt fort, mich heimlich zu beneiden. / Ich tausche nicht mit Euren Freuden. / Der Himmel hat mich recht geliebt, / Der mir die Stimme wieder giebt. / Was ich gewesen, werd’ ich wieder: / Johann, der muntre Seifensieder.“2 Konzipiert ist das Fragment als Figurenrede, offenbar als Monolog, mit dem ein Herr in Gesellschaft eine Dame zu beeindrucken versucht – ein Signal für Ironie oder zumindest für Ambivalenz. Auch die falschen Zuordnungen (Autorschaft von Johann,

1  Vgl. Kurt Wölfel: Hagedorn, Friedrich von. In: NDB 7 (1966), 466 f. [www.deutsche-biographie.de/ pnd118700421.html] (8.1.2016). 2  Friedrich von Hagedorn: Poetische Werke. Mit seiner Lebensbeschreibung und Charakteristik und mit Auszügen seines Briefwechsels begleitet von Johann Joachim Eschenburg. 5 Theile. Hamburg 1800, 1, 90–93, hier 93.

132 |

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

der Seifensieder; Herleitung von „sablonnier“) sind zunächst dem Sprecher zuzu­ rechnen. Das Fragment diskutiert, wie weitere Fragmente F.s, die Frage nach dem Glück und dem ‚richtigen Leben‘ und greift darin religions- und Schopenhauer-kritische Argumente Nietzsches sowie dessen Begriff der „Umwertung aller Werte“ auf (vgl. Stellenkommentar). Stellenkommentar:  6

 6

 7

22

23 f.

30

stammt aus dem Französischen ]  Hagedorns Quelle ist Jean de La Fontaines Fabel Le Savetier et le Financier (1648). Bearbeitungen des Stoffes lassen sich ins Spätmittelalter (Frankreich) und die Zeit der Reformation (Deutschland) zurückverfolgen.3 Sablonnier ]  Von sablon: feiner Sand, Schleifsand. „Sablonner“ kann bedeuten: glühendes Eisen mit Sand bestreuen, um zu schweißen; daher wohl die Verbindung zum „Zinngießer“. Offenbar verwechselt der Sprecher La Fontaines savetier (Flickschuster) mit einem „sablonnier“.4 Lichtwer oder Pfeffel ]  Der Sprecher vermutet den Fabel-Autor Hans-Magnus Lichtwer (1719–1788) oder den Schriftsteller und Pädagogen Gottlieb Konrad Pfeffel (1736–1809)5 als Verfasser von Johann, der Seifensieder. Geßner Redivivus ] Der wieder zum Leben erwachte Geßner. Der Zürcher Ratsherr, Verleger, Maler und Autor Salomon Geßner (1730–1788), ein Freund Wielands und Hagedorns, erlangte literarische Bekanntheit vor allem durch seine Idyllen (1756).6 „halte aus bei der Schrippe, oben giebt es Mohnstriezel“ ]  Das religionskritische Argument, die Religion vertröste die Menschen auf ein besseres Jenseits und halte sie so davon ab, sowohl die Unzulänglichkeiten ihrer Existenz als auch ihre eigenen Möglichkeiten zu erkennen und die Ersteren zu überwinden, die Letzteren zu entfalten, findet sich in unterschiedlichen Akzentuierungen bei Ludwig Feuerbach, Karl Marx, Friedrich Nietzsche und anderen.7 Nietzsche hat das Wort „Umwerthung“ erfunden. ]  Der Begriff „Umwerthung aller Werthe“ wurde durch seine editorische Geschichte populär, die F. vermutlich kannte: Zunächst war er als Untertitel der nicht erschienenen Projekte „Philosophie der ewigen Wiederkunft“ und „Der Wille zur Macht“ vorge­sehen, sodann als Titel für ein vierbändiges Vorhaben, von dem lediglich Der Antichrist (1888) erschienen ist. Darüber hinaus ist der Begriff in den späten Werken Nietzsches als „Leitformel“ präsent, die, ausgehend von historischen Umwertungsvorgängen, den Gedanken profiliert, dass alles Seiende Interpretation

3  Vgl. E. K. Grotegut: The popularity of Friedrich von Hagedorn’s Johann der Seifensieder. Neophilologus 44 (1960), 189–195, zu La Fontaine 192. 4  Vgl. Petit Robert 1746, 1771. 5  Vgl. Hans-Wolf Jäger: Lichtwer, Magnus Gottfried. In: NDB 14 (1985), 469 f. [www.deutschebiographie.­de/pnd118779893.html]; Walter E. Schäfer: Pfeffel, Gottlieb Konrad. In: NDB 20 (2001), 307 f. [www.deutsche-biographie.de/pnd118740709.html] (8.1.2016). 6  Vgl. Kurt Wölfel: Geßner, Salomon. In: NDB 6 (1964), 346  f. [www.deutsche-biographie.de/ pnd118538969.html] (8.1.2016). 7  Vgl. Lexikon für Theologie und Kirche 8, 1059–1061.

The Poppies Queen

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sei, vorrangig im moralischen Sinne.8 Während der späte Nietzsche das mit dem Begriff gemeinte Dekonstruktionsverfahren als seine epochale Aufgabe begreift, wird es von F. zustimmend, wenngleich ironisch aufgenommen. Vgl. auch Der Menschenfresser und Der Stechlin. 41 Cortez und Pizzaros ]  Die spanischen Eroberer Hernán Cortez (1485–1547) und Francisco Pizarro (1478–1541), die das Azteken-Reich in Mexiko bzw. das Inka-Reich im heutigen Peru mit ebenso viel skrupellosem Betrug wie Brutalität zerstörten.9 41 Lord Clive und Warren Hastings ]  Robert Clive (1725–1774), 1st Baron of Plassey, gen. „Clive of India“, eroberte 1757 Bengalen im Dienst der Ostindischen Kompanie. Warren Hastings (1732–1818) war 1772–85 der erste britische Gouverneur in Bengalen. Beide legten den Grund für die britische Herrschaft in Indien.10 42– 44 Anti=Sclaverei=Lügner / Jünger ]  Die Abolitionisten, die sich für die Abschaffung der Sklaverei vor allem in Großbritannien und den USA engagierten. In den britischen Kolonien wurde 1807 der Sklavenhandel verboten, 1833 die Sklaverei abgeschafft, in den USA 1863/65. 45 „shoddy“ ]  Minderwertig, schlecht verarbeitet. 47 ob an solche Möglichkeiten glaube ]  sic; emend. ob ich an solche Möglichkeiten glaube 58 f. „Unser täglich Brot gieb uns heute“ ]  Matthäus 6,11 (Vaterunser). 63 Der alte Moller ]  Möglicherweise ist zu emendieren: Möller; Näheres nicht ermittelt. F. hielt sich im Juli 1870 und im September 1871 in Warnemünde auf; vgl. Chronik 1632, 1749 f. 65 Krummhübel ]  Krummhübel (Karpacz) im Riesengebirge besuchte F. erstmals 1872. Er verbrachte dort in den Jahren 1884 bis 1892 häufig mehrere Sommerwochen; vgl. Fontane-Lexikon 260 f. mwN.

The Poppies Queen Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 25, 1–9 (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 139 (Gruppe VI) Drucke: Theodor Fontane: The Poppies Queen. Ein unveröffentlichter Entwurf. Mitgeteilt und kommentiert von Gotthard Erler. Fontane Blätter 33 (1982), 3–7; HFA 2I/7, 493–496, 763–765. Der Druck in HFA beruht auf Erlers Edition. Literatur: Erler 1982; HFA 2I/7, 763–765; Fontane-Handbuch 697 8  Vgl. den Artikel Umwerthung aller Werthe in: Nietzsche-Lexikon. Hg. von Christian Niemeyer. Darmstadt 2011, 385 f.; Fontane-Lexikon 328 mwN. 9  Vgl. Brockhaus20 4, 693 und 17, 198. 10  Vgl. Brockhaus20 4, 602 und 9, 536.

134 |

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

Datierung: 1890er-Jahre

t. post q.: Zeitungsausschnitt 24.1.1891(vgl. Manuskriptbeschreibung); 1892 Rückkehr von Josef Kainz aus den USA und Engagement in Berlin,1 1888 Gründung des Lessingtheaters (vgl. Manuskriptbeschreibung); auch der Schriftduktus weist in die 1890er-Jahre Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 1 Bogen Folio + 7 Blatt Folio. Tinte. Auf 2r aufgeklebt ­Zeitungsausschnitt London, 24. Januar (2a). Bei dem Artikel handelt es sich um eine Besprechung der Jahresausstellung der Royal Academy (der sog. winter exhibition) vom 5.1. bis 14.3.1891, auf der die erwähnten Werke gezeigt wurden.2 Nicht zugehöriger Text: SBB, St 25, 2av: Teil einer Rezension vom 2.2.[o. J.] über eine Aufführung von: Ludwig von Dóczy: Der Kuss im Berliner Lessingtheater mit Josef Kainz; vgl. Erler 1982, 3. Stellenkommentar: 1

The Poppies Queen ]  Die Mohnkönigin; wohl fiktiver Gemäldetitel. Im Royal Collection Trust befindet sich ein Stillleben, das Victoria von Großbritannien und Irland, deutsche Kaiserin, 1878 als Hochzeitsgeschenk für ihren Bruder Arthur, Duke of Connaught and Strathearn, und seine Braut, Luise Margareta Prinzessin von Preußen,3 malte. Es stellt einen sommerlichen Blumenstrauß mit Früchten vor einem Schloss dar; in den Blumenstrauß sind Mohn­ blüten und eine reife Mohnkapsel eingewoben (Royal Collection Trust, RCIN 404131).4 – Der Mohn wird aufgrund seiner narkotisierenden Wirkung seit der Antike mit Schlaf und Tod assoziiert; er ist das Attribut der Götter Hypnos (Schlaf) und Morpheus (Traum, Nacht); vgl. Ovid: Metamorphosen 11, 589–632. Wegen seiner Verbindung zu Tod und Vergänglichkeit erscheint er in (Blumen-)Stillleben als vanitas-Symbol. In der christlichen Ikonographie ist der Mohn wegen seiner roten Farbe (Blut) und seines Vorkommens in Kornfeldern (Brot) Symbol der Eucharistie und der Passion Christi; als voraus­ deutendes Attribut kommt er auch in Darstellungen der Madonna mit dem Kind vor.5 Weitere symbolische Bedeutungen sind Trauer, aber auch Trost und Vergessen, der Rausch des göttlich inspirierten Dichters sowie Reichtum und Fülle.6 Im Kontext des Fragments scheint neben den Motiven Vergänglichkeit/

1  Vgl. Rainer Hartl: Kainz, Josef. In: NDB 11 (1977), 33  f. [www.deutsche-biographie.de/ pnd118559389.html] (8.1.2016). 2  Vgl. den Katalog der Royal Academy: Exhibition of Works by the Old Masters, deceased Masters of the British School & English Watercolours. London 1891 [www.racollection.org.uk] (8.1.2016). 3  Vgl. Encyclopædia Britannica [www.britannica.com/biography/Arthur-William-Patrick-Albertduke-of-Connaught-and-Strathearn] (8.1.2016). 4  Abb.unter[www.royalcollection.org.uk/collection/search#/17/collection/404131/still-life-0](8.1.2016). 5  Vgl. Lucia Impelluso: La natura e i suoi simboli. Piante, fiori e animali. Milano 2003, 111–114. 6  Vgl. Metzler Lexikon literarischer Symbole. Hg. von Günter Butzer und Joachim Jacob. Stuttgart, Weimar 22012, 272 f.

The Poppies Quee

4 4

4 f.

6

6

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Krankheit/Tod (Tuberkulose; Orphans’ Asylum) auch die Tradition des „remembrance ­poppy“ (Krimkrieg; vgl. Anm. zu Z. 4 f. Rückkehr der Garden) eine Rolle zu spielen: Mohn ist das Symbol des Gedenkens an gefallene britische Soldaten und wird vor allem am Remembrance Sunday im November am Revers getragen und zur Dekoration verwendet. Dieser Brauch geht auf das Gedicht In Flanders Fields (1915) von John McCrae zurück und etablierte sich erst nach dem Ersten Weltkrieg;7 John McCrae bezieht sich jedoch auf eine weiter zurückreichende Tradition, Mohn mit dem Tod auf dem Schlachtfeld zu asso­ ziieren, die in der Passionssymbolik wurzelt.8 Einen Beleg dafür aus dem 19. Jh. bietet etwa ­Thomas Babington Macaulay: History of England, Kap. 20 (1855).9 – Zum Mohn als Gegenbild der preußischen Kornblume vgl. F.s Gedichtentwurf Kornblumen liebst du, die treuen, die blauen / Ich aber liebe den roten Mohn (wohl 1879; GBA, G 2, 436 mit Anm.). Soho Square ]  In Soho, in der City of Westminster (London). Queen Anne ] Anne (1665–1714), Königin von Großbritannien und Irland 1702–14, die letzte Stuart-Monarchin. Vermutlich ist hier eine Einrichtung im Queen-Anne-Stil gemeint, dessen Charakteristika Holzmöbel mit geschwungenen Beinen und Einlegearbeiten sind.10 Rückkehr der Garden ]  Aus dem Krimkrieg; vgl. Anm. zu Z. 13 Rückkehr von der Krim. F. berichtete in der Vossischen Zeitung vom 12.7.1856 unter dem Titel Der Einzug der Garden über die Rückkehr der britischen Truppen; vgl. Bibliographie Nr. 1995; NFA 17, 570–573. In diesem Artikel erwähnt F. die Bildergalerie der Herzöge von Wellington in Apsley House am Hyde Park und den Historiker Macaulay (NFA 17, 571 f.; vgl. Anm. zu Z. 1 The Poppies Queen). Puseyist ]  „Puseyism“ ist die landläufige Bezeichnung für das Oxford Movement, eine Bewegung, die eine größere Unabhängigkeit der anglikanischen Kirche vom Staat anstrebte und in Liturgie, Theologie und Ekklesiologie die römisch-katholischen Züge der Church of England betonte. Die Bezeichnung leitet sich ab von dem Theologen Edward Bouverie Pusey (1800–1882), Professor für Hebräisch am Christ Church College in Oxford. Seine Suspendierung 1843, nachdem er in einer Predigt die Realpräsenz in der Eucharistie vertreten hatte, trug zur Bekanntheit seiner Schriften bei und machte das Oxford Movement in breiten Kreisen populär.11 Substanz (Salicyl) für Bier ]  Salicylsäure, Ausgangsstoff von analgetisch wirkenden Arzneimitteln, wurde wegen ihrer antibakteriellen und fäulnishemmenden Wirkung als Konservierungsmittel eingesetzt. 1886 erhoben französische Zeitungen den geschäftsschädigenden Vorwurf, führende deutsche Brauereien

7  Vgl. Encyclopædia Britannica [www.britannica.com/topic/Remembrance-Sunday] (8.1.2016); Mar­ tin Alioth: Als das Licht in Europa erlosch. Gedenkfeiern zum Ersten Weltkrieg. Neue Zürcher Zeitung, 6.8.2014, 3. 8  Vgl. Wikipedia (engl.), Lemma In Flanders Fields mwN. (8.1.2016). 9  The Works of Lord Macaulay complete. Ed. by his sister Lady Trevelyan. Vol. 4. London 1866, 25. 10  Vgl. Encyclopædia Britannica [www.britannica.com/biography/Anne-queen-of-Great-Britainand-Ireland], [www.britannica.com/art/Queen-Anne-style] (8.1. 2016). 11  Vgl. Encyclopædia Britannica [www.britannica.com/event/Oxford-movement], [www.britannica. com/biography/E-B-Pusey] (8.1.2016); Lexikon für Theologie und Kirche 7, 1239.

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24 37

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

wie Löwenbräu setzten ihren Erzeugnissen Salicyl zu, wogegen diese Einspruch erhoben.12 Wesleyaner oder überhaupt Dissenter ]  Wesleyaner: Anhänger der methodistischen Bewegung innerhalb der Church of England, benannt nach deren Gründer, John Wesley (1703–1791).13 Dissenters (im 19. Jh. Nonconformists): Sammelbegriff für jene Gläubigen, die sich nicht den Lehren der Church of England anschlossen.14 Inverneß ]  Inverness im Norden Schottlands, nahe dem Schlachtfeld von Cul­ loden; vgl. Jenseit des Tweed, Kap. Culloden-Moor (HFA III/3/1, 324–333). F. besuchte Inverness vom 16. bis 18.8.1858; vgl. Tagebuch (GBA, T 1, 343). Coldstream-Garde ]  The Coldstream Guards, das älteste Regiment der britischen Armee, 1650 in Schottland errichtet als Teil der von Oliver Cromwell aufgestellten Household Army. 1660 ergriff der Kommandeur des Regiments Partei für die Stuarts; das Regiment überschritt bei dem Dorf Coldstream den Tweed und damit die englische Grenze, spielte eine wichtige Rolle bei der Restauration der Monarchie und blieb fortan in London.15 Rückkehr von der Krim ]  Aus dem Krimkrieg 1853–56, in dem das mit Großbritannien und Frankreich verbündete Osmanische Reich über Russland ­siegte. Die Coldstream Guards kämpften in den Schlachten von Alma, Inkerman und Sevastopol;16 vgl. Der Einzug der Garden (NFA 17, 573). Roßschen Nordpol-Expedition  ] Sir John Ross (1777–1856) lokalisierte auf seiner zweiten Expedition in die Arktis 1829–33 den magnetischen Nordpol. Während seiner dritten Expedition 1850 auf der Suche nach dem verschollenen John Franklin erlitt er Schiffbruch im Eis, wurde aber mitsamt seiner Mannschaft gerettet.17 Sie giebt mal (in Abwesenheit der Herrschaft) eine Gesellschaft ]  Vgl. Der Stechlin, Kap. 14 (GBA 169–176), und Vor dem Sturm, Kap. III/4 (GBA 2, 44–68). angefisselt ]  Angetrunken. Sir Charles Eastlake ]  Reale Personen: Der Maler Sir Charles Lock Eastlake (1793–1865), erster Direktor der National Gallery, tätigte viele bedeutende Gemäldeankäufe. F. verfasste 1862 den Artikel über ihn im Lexikon Männer der Zeit (Bibliographie Nr. 4438). Sein Neffe, der Innenarchitekt, Designer und Kunstschriftsteller Charles Locke Eastlake (1836–1906), war Kustode an der National Gallery.18 Mr. Pusey ]  Vgl. Anm. zu Z. 6 Puseyist. „Orphans=Asylum“ ]  Waisenhaus.

12  Vgl. Brockhaus20 19, 45; Wikipedia, Lemma Löwenbräu mwN. (8.1.2016). 13  Vgl. Encyclopædia Britannica [www.britannica.com/biography/John-Wesley] (8.1.2016); Lexikon

für Theologie und Kirche 10, 1114.

14  Vgl. Lexikon für Theologie und Kirche 3, 269 f. 15  Vgl. Encyclopædia Britannica [www.britannica.com/topic/Coldstream-Guards] (8.1.2016). 16  Vgl. Wikipedia (engl.), Lemma Coldstream Guards (8.1.2016). 17  Vgl. Encyclopædia Britannica [www.britannica.com/biography/John-Ross-British-explorer] (8.1.2016). 18  Vgl. Encyclopædia Britannica [www.britannica.com/biography/Charles-Lock-Eastlake], [www.

britannica.com/biography/Charles-Locke-Eastlake] (8.1.2016).

Rudolf v. Jagorski, Globetrotter

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Realen ]  Real: Von F. häufig verwendete Nebenform von Regal.19 Foundling=Hospital ]  Findelhaus. Obituary ]  Nekrolog, Nachruf. ⌐mit den¬ Blätter und Journale ]  sic; Korrektur nicht vollständig ausgeführt Februar-Revolution ]  Die Pariser Februar-Revolution von 1848, die zum Sturz des Königs Louis Philippe führte. Inkonsistenz im Text: 1856 lag die Revolu­ tion acht, nicht 18 Jahre zurück. 60 hippokratisches Gesicht ]  Facies hippocratica, das von Hippokrates (um 460– um 370 v. Chr.) beschriebene fahle, eingefallene Gesicht Sterbender.20 62 Galoppirende Schwindsucht  ] Volkstümlicher Ausdruck für eine besonders schnell tödlich verlaufende Lungentuberkulose.21 78–83 The Bridge of Sighs … Stars at night ]  Fiktive Zeitschriftentitel. 38 43 44 46 57 f.

Rudolf v. Jagorski, Globetrotter Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: DLA, A: Fontane 57.1773/1–10 Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 14 (Gruppe II) Drucke: Friedrich Fontane 1936; HFA 1V, 874–879; NFA 24, 347–352; HFA 2I/7, 572–

577

Literatur: Friedrich Fontane 1936; HFA 1V, 1085 f.; Hofmann/Kuhn 1969, 646; NFA 24,

923–925; HFA 2I/7, 811–813; Böschenstein 2000; Fontane-Handbuch 697

Datierung: 1896 t. post q.: Brief vom 24.9.1895 (vgl. Manuskriptbeschreibung); Entdeckung der Röntgen-Strahlen am 8.11.1895 (vgl. Z. 20) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 79, Los 481 (Novellenentwürfe II.), laut Jolles erworben von „Zülsdorf “; Versteigerung von Gerd Rosen, Katalog 28, Nr. 2234; erworben vom DLA am 27.5.1957 Manuskriptbeschreibung: 5 Bogen Folio (1–9) + 1 Blatt Folio (10). Tinte. Rückseite: 10v: Eigh. Entwurf zum Brief an Wilhelm von Polenz, 24.9.1895 (HFA IV/4, Nr. 507).

19  Vgl. Rheinisches Wörterbuch. Bearb. und hg. von Josef Müller, ab Bd. 7 von Karl Meisen, Heinrich Dittmaier und Matthias Zender. 9 Bde. Bonn, Berlin 1928–1971, hier 7, 202. 20  Vgl. Brockhaus20 7, 59; Tusculum-Lexikon 343. 21  Vgl. Brockhaus20 13, 649.

138 |

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

Stellenkommentar:  1

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 5

 8  9

11 f. 13

20 23 f.

Rudolf v. Jagorski ]  Name in Anlehnung an den Berliner Ethnographen Andreas Fedor Jagor (1817–1900),1 der 1859–61 Indien, Ostasien und die Südsee, 1873–76 und erneut 1890–93 Java und den Malaiischen Archipel bereiste und mehrere Reise- und Forschungsberichte publizierte (Singapore, Malacca, Java. Reiseskizzen, 1866; Reisen in den Philippinen, 1873, u. a.). Er stand im Briefwechsel mit Rudolf Virchow, war Mitglied der Berliner Gesellschaft für Anthro­pologie, Ethnologie und Urgeschichte und der Leopoldina (Deutsche Akademie der Naturforscher). F. begegnete Jagor am 15.4.1882 auf einem ­Diner bei Georg Siemens; vgl. Tagebuch (GBA, T 2, 167). Globetrotter ]  Als Synonym für „Weltenbummler“ im späten 19. Jh. aus dem Englischen ins Deutsche übernommen.2 Les extremes se touchent ]  Les extrêmes se touchent (die Gegensätze – oder: die äußersten Enden – berühren sich): Louis Sébastien Mercier: Tableau de Paris (1782/83), Bd. 4, Titel von Kap. 384; vgl. Büchmann 1912, 281. Ausstellungspark  ] Der Ausstellungspark zwischen Lehrter Bahnhof (­ heute Berlin Hauptbahnhof), Invalidenstraße und Alt Moabit, in dem seit 1879 Kunst-, Gartenbau-, Hygiene- und andere Ausstellungen stattfanden. Nachdem das erste, hölzerne Ausstellungsgebäude 1882 abgebrannt, war, errichtete man ein Ausstellungsgebäude aus Stein, Glas und Eisen. Das Areal umfasste daneben verschiedene Pavillons, eine Restaurationshalle und Gartenanlagen.3 Vgl. auch Obristleutnant v. Esens. Galerieen ]  Vgl. F. an Martha Fontane, 19.4.1884 (BW F.–Martha Fontane 2002, Nr. 144); Graf Petöfy, Kap. 14 (GBA 110–112); Effi Briest, Kap. 5 (GBA 45 f.). Assunta ]  Vgl. F.s Notizen über die Assunte (Mariae-Himmelfahrts-Darstellungen) von Tizian im Reisetagebuch, 6. und 7.10.1874 (GBA, T 3, 308–310), und seinen Brief an Karl und Emilie Zöllner, 10.10.1874 (HFA IV/2, Nr. 378). Vgl. auch Die Goldnehochzeits-Reise und L’Adultera, Kap. 5 (GBA 32–34); dazu Wagner-Douglas 1998, 233–236; Bernhard Böschenstein 2006, 18 f.; Grevel 2011. von Rom nach Neapel ]  Diese Strecke reiste F. am 2.11.1874; vgl. Emilie Fontanes Reisetagebuch (GBA, T 3, 362). Via Tuornaboni ]  Gemeint ist wohl das Restaurant Doney & Nepoti in der Via Tuornaboni 16, allerdings in Florenz, nicht in Rom; vgl. Reisetagebuch, 12.10.1874 (GBA, T 3, 325). Röntgen ]  Wilhelm Roentgen (1845–1923) entdeckte am 8.11.1895 die X- oder Röntgen-Strahlen.4 Der alte Blücher soll zu Friedrich Wilh: III gesagt haben ]  Quelle der Anekdote nicht ermittelt.

1  Lebensdaten nach NDB-Index [www.deutsche-biographie.de/sfz074_00077_1.html]; vgl. auch Wiki­ pedia, Lemma Fedor Jagor, dort als Geburtsjahr 1816 angegeben (8.1.2016). 2  Vgl. Kluge/Seebold 1999, 328. 3  Vgl. Berlin und seine Bauten 1896, II, 241–244. 4  Vgl. Brockhaus 2018, 522; Horst Kant: Roentgen, Wilhelm Conrad. In: NDB 21 (2003), 732–734 [www.deutsche-biographie.de/pnd118745743.html] (8.1.2016).

Rudolf v. Jagorski, Globetrotter

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Ob Christus so liegt oder so ]  Anspielung auf Andrea Mantegna: Cristo morto (um 1475/78). F. sah das Bild am 10.8.1875 in der Brera (Mailand), vgl. Reisetagebuch (GBA, T 3, 377), F.s Notizen dazu (HFA III/3/2, 1022 f.) sowie F. an Emilie Fontane, 11.8.1875 (GBA, EB Nr. 488). Vgl. auch Stine, Kap. 12 (GBA 72 f.). Dazu Wagner-Douglas 1998, 238 f.; Grevel 2011. Edinburg. Schloß Holy-Rood ] Der Palace of Holyroodhouse (16./17. Jh.) in Edinburgh, die Residenz des britischen Monarchen in Schottland.5 F. be­suchte das Schloss am 11.8.1858; vgl. Tagebuch (GBA, T 1, 342). Vgl. Jenseit des Tweed, Kap. Holyrood-Palace (Fontane 1860, 17–31). David Rizzio ]  David Riccio (eig. Davide Rizzio, geb. um 1533), Sekretär und Vertrauter Maria Stuarts. Er wurde am 9.3.1566 in Holyroodhouse in ihrer Gegenwart erdolcht. Motive für den Mord waren die Missgunst schottischer Adliger gegen den Parvenu und die Eifersucht von Maria Stuarts damaligem Ehemann Lord Darnley.6 Vgl. Jenseit des Tweed, Kap. Holyrood-Palace (Fontane 1860, 23, 26, 29–31); David Rizzio (1846; GBA, G 1, 120–123); dazu Nürnberger 1997. Zur Maria-Stuart-Thematik bei F. vgl. Fontane-Lexikon 293 mwN. National-Galerie ]  Vgl. Jenseit des Tweed, Kap. Holyrood-Palace (Fontane 1860, 24 f.). Fergus I. ]  In Jenseit des Tweed datiert F. seine Lebenszeit auf „330 v. Chr.“ (ebd., 24). Der (irische) Name ist in mittelalterlichen Quellen sowohl für einen sagenhaften Helden als auch für mehrere Heilige belegt.7 General v Winterfeldt ]  Reale Personen dieses Namens: 1) Rudolph von Winter­ feld (1829–1894); 2) Hugo von Winterfeld (1836–1898), beide Generäle der Infanterie. berühmten General ]  Hans Karl von Winterfeldt (1707–1757), einer der Generäle Friedrichs II.8 Sommerfeldt ]  Anspielung auf den Namen von F.s Schwager und Schwester, Hermann und Jenny Sommerfeldt, geb. Fontane. General v. Sommerfeldt ]  Der preußische Generalmajor Ernst von Sommerfeld (1850–1917), der sich im Krieg von 1870/71 ausgezeichnet hatte.9 Hagel=Assekuranz ]  Vgl. auch Onkel Ehm. Gotha ] Die Gothaer (Versicherung) wurde 1819–21 als Feuerversicherung von dem Gothaer Unternehmer Ernst Wilhelm Arnoldi gegründet. 1827 folgte die Gründung einer Lebensversicherung.10 Königsberg ]  Entweder Königsberg in der Neumark (heute Chojna, Woiwodschaft Westpommern) oder Königsberg in Ostpreußen (heute Kaliningrad). Beuthen a. O. ]  Beuthen an der Oder (heute Bytom Odrzański, Woiwodschaft Lebus).

5  Vgl. Encyclopædia Britannica [www.britannica.com/place/Edinburgh-Scotland#ref128704] (8.1.2016). 6  Vgl. Encyclopædia Britannica [www.britannica.com/biography/David-Riccio] (8.1.2016). 7  Vgl. Lexikon des Mittelalters 4, 370. 8  Vgl. Bernhard von Poten: Winterfeldt, Hans Karl von. In: ADB 43 (1898), 485–490 [www.deutschebiographie.de/pnd118975943.html?anchor=adb] (8.1.2016). 9  Vgl. Wikipedia, Lemma Ernst von Sommerfeld mwN. (8.1.2016). 10  Vgl. Erich Angermann: Arnoldi, Ernst Wilhelm. In: NDB 1 (1953), 389 [www.deutsche-biographie.­ de/pnd116352086.html] (8.1.2016).

140 |

i.2  Familien- und Gesellschaftsromane

Gardelegen ] Stadt in der Altmark (heute Altmarkkreis Salzwedel, SachsenAnhalt).  88 das laß mir gefallen ]  sic; emend. das laß ich mir gefallen  88 Arnswalde ] Stadt in der Neumark (heute Choszczno, Woiwodschaft Westpommern).   88 f. Finsterwalde ]  Stadt in der Niederlausitz (heute Landkreis Elbe-Elster, Branden­ burg).   90 f. Franzburg ]  Stadt südwestlich von Stralsund (heute Landkreis VorpommernRügen, Mecklenburg-Vorpommern).  99 Diggings ]  Goldgräberfelder. Durch den California Gold Rush, der 1848 begann und 1852 seinen Höhepunkt erreichte, wuchs San Francisco enorm, auch die Kriminalität stieg stark an.11 110 Ihnen ]  sic; emend. ihnen 112 Gärtner Tübbeke ] Julius Tübbeke (1824–1911) war der Besitzer eines Ausflugsgasthauses in Stralau; vgl. L’Adultera, Kap. 8–10 (GBA 56–78); Irrungen, Wirrungen, Kap. 3 (GBA 17–19), und Allerlei Glück. 113 Gartenstraße ]  Verläuft in Berlin-Mitte und Wedding; benannt nach den seit 1772 dort angesiedelten Gärtnern.12 116 Ackerstraße ]  Verläuft in Berlin-Mitte und Wedding; 1752 durch die Äcker der Berliner Feldmark angelegt.13 123 Treptow ]  Heute Alt-Treptow, Ortsteil von Berlin-Treptow-Köpenick. 123 Stralau ] Dorf zwischen Spree und Rummelsburger See, heute Ortsteil von Berlin-Friedrichshain-Kreuzberg. 124 Buch … Gräfin Ingeheim ]  Julie von Voß (1766–1789), morganatische Gattin von Friedrich Wilhelm II., seit 1787 Gräfin Ingenheim, liegt in der Kirche von Buch (heute Ortsteil von Berlin-Pankow) begraben; vgl. Buch (GBA, W 4, 165– 185, bes. 175–185). 127 Schönhausen ]  In Schloss Schönhausen im heutigen Niederschönhausen (­heute Ortsteil von Berlin-Pankow) lebte Königin Elisabeth Christine von Preußen, die Frau Friedrichs II., deren Hofdame Julie von Voß war. 127 Krummensee ]  Heute Ortsteil von Werneuchen (Landkreis Barnim, Brandenburg). 130 Goldne Horn ]  In Istanbul. 137 f. berühmtes Lied ]  Joseph Christian von Zedlitz und Nimmersatt: Die nächtliche Heerschau (1827). F. nahm das Gedicht in sein Deutsches Dichter-Album auf (Fontane 1862, 199–201).  85

11  Vgl. Encyclopædia Britannica [www.britannica.com/topic/California-Gold-Rush], [www.britannica.­ com/place/San-Francisco-California] (8.1.2016). 12  Vgl. Alle Berliner Straßen und Plätze 2, 58. 13  Vgl. Alle Berliner Straßen und Plätze 1, 11.

Thusnelda Lehman

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Thusnelda Lehmann Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 16, 1–23 (vormals als Leihgabe im

TFA)

Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 59 (Gruppe III) Drucke: HFA 1V, 837–839; NFA 24, 314–316; HFA 2I/7, 459–462 Literatur: HFA 1V, 1073; NFA 24, 906; HFA 2I/7, 748; Fontane-Handbuch 697

Datierung: vermutlich vor 1890 t. ante q.: Publikation von Stine (vgl. Erläuterungen) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 1 Bogen Folio + 7 Blatt Folio. Tinte. Erläuterungen: Die Eingangsszene, in der die Mutter nach dem Kind ruft, erinnert

stark an Stine, Kap. 1 (GBA 6 f.), die Ankunft des Herrn, der ein Zimmer sucht, an Mathilde Möhring, Kap. 2 (GBA 8–10).

Stellenkommentar: 13 f. 24 f. 35 49 58 f. 61

Krausenstraße ]  Verläuft zwischen Mauer- und Lindenstraße in Berlin-Mitte.1 Grünkramkeller ]  Gemüsegeschäft im Souterrain. ein Dritter noch ]  sic; emend. ein Vierter krunkligem ]  Zerknülltem, verbogenem; von niederdt. krunkeln: zerknittern, zerknüllen.2 Olga Lehmann ]  Im Titel des Fragments dagegen Thusnelda Lehmann. Olga heißt die Tochter der Witwe Pittelkow in Stine. merkwürdig leuchtenden hellblauen Augen ] Ein Merkmal der Weißen Frau; vgl. Vor dem Sturm, Kap. IV/12 (GBA 2, 339).

1  Vgl. Alle Berliner Straßen und Plätze 2, 535. 2  Vgl. Gerd Wahrig, Hildegard Krämer, Harald Zimmermann: Brockhaus Wahrig. Deutsches Wör-

terbuch in sechs Bänden. Wiesbaden 1982, 4, 33.

i.3  Ehe- und Liebesgeschichten Après. Nach vierzig Jahren Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 34, 9–11 (vormals als Leihgabe im

TFA)

Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 64 (Gruppe III)

Drucke: Theodor Fontane: Après. Nach vierzig Jahren. Ein unveröffentlichter Novellen­ entwurf. Hg. von Christine Hehle. Fontane Blätter 81 (2006), 8–11 Literatur: Hehle 2006; Fontane-Lexikon 37. Zu Minna Krause: Anderson 1980; Paulsen 1988, 109–112; Fontane-Handbuch 23; Fontane-Lexikon 247 Datierung: 1879 (vgl. Erläuterungen) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst

1933, Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I., hier unter dem Titel Après), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48

Manuskriptbeschreibung: 2 Bogen Folio. Tinte. Erläuterungen: Das Fragment ist inspiriert durch F.s späte Wiederbegegnung mit

seiner Swinemünder Jugendliebe Minna Krause. Minna (Johanna Caroline Wilhel­ mine Dorothea) Krause (1821–1897) war die Tochter des Reeders Friedrich Wilhelm ­Krause, des sog. „Königs von Swinemünde“.1 1840 heiratete sie den Geografen ­Gustav Adolf von Klöden (1814–1885), den Sohn des Begründers der Gewerbeschule in ­Berlin, die F. 1833–36 besuchte. Mehrere Texte F.s thematisieren diese Jugendliebe: Die Gedichte Der Bach und der Mond (An Minna); Der Kastanienbaum; Die Perlenmuschel (Bei Übersendung eines Perlenringes in einer Muschel an Minna) (GBA, G 2, 179 f.; 181 f.; 184–186), alle 1837; Träume sind Schäume! (GBA, G 2, 192 f.), 1838, und Im Garten (GBA, G 1, 9), 1845; sowie, im Rückblick, der Brief an Bernhard von Lepel vom 21.8.1851 (BW F.–Lepel 2006, Nr. 176). Auch die Jugendliebe zwischen Grete und Valtin in Grete Minde (1879 erstmals gedruckt) erinnert an die in Après. Nach vierzig Jahren skizzierte Beziehung. Nach ihrer Heirat scheint F. Minna Krause nur dreimal wiederbegegnet zu sein: Am 14.6.1879, als das Ehepaar von Klöden ihn besuchte (vgl. F. an Emilie Fontane, 15.6.1879: GBA, EB Nr. 546); am 10.12.1879 im Haus seiner Schwester Jenny Sommerfeldt, die anscheinend in kontinuierlichem Kontakt mit Minna von Klöden stand (vgl. F. an Karl Zöllner, 11.12.1879, und F. an Elise Weber, 23.12.1879: HFA IV/3, Nr. 50 und 51), sowie zuletzt am 28.8.1889 (vgl. F. an Martha Fontane, 28.8.1889: BW F.–Martha Fontane 2002, Nr. 211). Zu Weihnachten 1892 erhielten Minna von Klöden und ihr

1  Vgl. Hans Jaeger: Krause, Friedrich Wilhelm. In: NDB 12 (1979), 701 f . [www.deutsche-biographie. de/pnd13644105X.html] (8.1.2016).

Hans und Grete

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Bruder von F. die Verse Jugend, die sich einander kennt (GBA, G 3, 272), vermutlich zusammen mit einem Exemplar von Frau Jenny Treibel. Das Fragment ist in der Titelzusammenstellung Sechste Gruppe genannt, u. a. zusammen mit Onkel Ehm, das ebenfalls zum Komplex Swinemünde gehört. Zum Untertitel Nach vierzig Jahren vgl. auch Meine Kinderjahre, Kap. 16: Vierzig Jahre später (Ein Inter­mezzo) (Autobiographische Schriften 1, 159).

Hans und Grete Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 27, 1–5 (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 140 (Gruppe VI) Drucke: HFA 1V, 819–822; NFA 24, 298–301; HFA 2I/7, 442–445 Literatur: HFA 1V, 1069 f.; NFA 24, 900 f.; HFA 2I/7, 743 f.; Fontane-Handbuch 696 f.,

753; Fontane-Lexikon 197, 303 f.; Nürnberger 2007, 544, 694 f.; Delf von Wolzogen/ Hehle 2010

Datierung: zwischen 1885 und 1891 t. ad q.: 1.1.1885; t. ante q.: 1891 (Zeitschriftenabdruck von Frau Jenny Treibel; vgl. Erläuterungen) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 4 Bogen Folio. Tinte. Erläuterungen: Einem poetologisch-essayistischen Vorspann (Z. 2–16), der den ­Primat der Form über den Inhalt ausführt, folgt die Disposition der Liebesgeschichte ­zweier Nachbarskinder, situiert in Swinemünde. Ebenso wie Après. Nach vierzig Jahren scheint Hans und Grete durch F.s späte Wiederbegegnung mit seiner Swinemünder Jugendliebe Minna Krause inspiriert zu sein; vgl. Kommentar zu Après. Nach vierzig Jahren. Das Motiv der Liebe zwischen Nachbarskindern begegnet auch in Grete Minde. Zum Romeo-und-Julia-Motiv der Liebe zwischen Kindern verfeindeter Familien vgl. auch Gottfried Keller: Romeo und Julia auf dem Dorfe (1856/75) und Friedrich Spielhagen: Hans und Grete (Drama und Novelle, 1870). Das Konvolut St 27 enthält neben Hans und Grete auch Die Frau Oberförsterin (vgl. dort). Auf den Konvolutumschlag aufgeklebt ist die Titelzusammenstellung Hans und Grete, die außer diesen beiden Titeln auch Die Frau Bourgeoise nennt. Dies ist ein alternativer Titel für Frau Jenny Treibel, der spätestens 1891 aufgegeben wurde. Die Titelzusammenstellung befindet sich auf einer aus einer Zeitungsannonce gefertigten Banderole. In der Annonce wird die Eröffnung einer Konzertagentur für den 1.1.1885 angekündigt; vgl. Delf von Wolzogen/Hehle 2010, 11 f.

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i.3  Ehe- und Liebesgeschichten

Stellenkommentar:  1

 7  8

31 f. 61 62

Hans und Grete ] Hans Hintze und Grete Kuntze: Die betont alltäglichen, austauschbaren Figurennamen sind offenbar im Einklang mit dem programmatischen Vorspann gewählt. Zugleich klingt das Märchen Hänsel und Gretel an. Vgl. auch F. an Martha Fontane, 25.7.1891: „[…] orakelte Brahm von ‚Un­ wieder­bring­lich‘ und wunderte sich, wo ich das alles her hätte. In Deutschland darf man blos schreiben: ‚Grete liebte Hans, aber Peter war dreister und so ­hatte Hans das Nachsehn‘; wer darüber hinaus geht, fällt auf und meist auch ab“ (BW F.–Martha Fontane 2002, Nr. 245). Finster Ahorn ]  Das Finsteraarhorn (4.274 m) im Berner Oberland. Müggels oder Kranichsberge ]  Müggelberge: Moränenhügel (ca. 115 m) im Südosten Berlins. Kranichsberg (105 m) in Woltersdorf, heute Landkreis OderSpree (Brandenburg). Versteckspielen … Niedrige Häuser mit riesigem Dach ]  Vgl. Meine Kinderjahre, Kap. 4 und 14 (Autobiographische Schriften 1, 31–39 und 139–159, bes. 147 f .). gelbe Fieber ]  Gelbfieber (Ochropyra): Tropenkrankheit, Virusinfektion, übertragen durch die Gelbfiebermücke. Krieg in Amerika ]  Der Amerikanische Bürgerkrieg (Sezessionskrieg) 1861–65.

Neue Novelle. Predigtamtscandidat und Geheimrathstochter Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 39, 3–10 (vormals als Leihgabe im

TFA)

Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 42 (Gruppe II; unter dem Titel Predigtamtskandidat). Titel: Neue Novelle laut Autograph; Predigtamtscandidat und Geheimrathstochter zur

Unterscheidung von anderen mit Neue Novelle betitelten Fragmenten ergänzt durch die Hgg. Drucke: Erstdruck. Literatur: – Datierung: Anfang der 1880er-Jahre t. post q.: Das Konvolut St 39 enthält ein Zeitungsstreifband mit dem Datum 15.11.1881; vgl. Zusammenstellungen, Neue Novellen. Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 6 Bogen Folio. Tinte, Blaustift. Auf St 39, 4 und 39, 5 ist jeweils eine zweite Textschicht palimpsestartig über die erste geschrieben; vgl. Stellenkommentar.

Neue Novelle. Predigtamtscandidat und Geheimrathstochter

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Erläuterungen: Das Fragment ist vermutlich inspiriert durch die gescheiterte Liebes-

beziehung zwischen Ida von Wangenheim (1839–1921), der Tochter des Geheimrats Karl Hermann von Wangenheim, und Kuno Maximilian Philipp Ludwig von der ­Kettenburg (1838–1907). Kettenburg, zunächst Jurist und Offizier, trat 1864 in S. ­Sabina in Rom in den Orden der Dominikaner ein, verließ ihn jedoch drei Jahre später wieder, um in Wien Literatur zu studieren und später in seine Heimat Mecklen­ burg zurückzukehren, wo er zweimal heiratete. Ida von Wangenheim trat 1871 in den ­Orden der Dominikanerinnen in Stone (Devonshire) ein. F. verkehrte 1853–55 als Haus­lehrer der Töchter, dann jahrzehntelang als Freund im Haus der Familie von Wangen­heim in der Lindenstraße 48 in Berlin.1 Die Familie war ebenso durch eine liberale, aufgeschlossene und anregende Atmosphäre geprägt wie durch den konfessionellen Gegensatz, der zwischen dem Ehepaar von Wangenheim bestand: Karl Hermann von Wangenheim (1807–1890) war Protestant, Marie von Wangenheim (1814– 1891), die aus der württembergischen Familie Aichner von Heppenstein stammte,2 Katholikin. Vgl. Das Wangenheim-Kapitel (Autobiographische Schriften 3/1, 392–405, hier 405), Fontane-Lexikon 476, Nürnberger 2007, 448 und Höfer 1939. Vgl. auch Allerlei Glück und Im W.’schen Hause. Im Fragment ist das religiöse Milieu freilich ein protestantisches; der Gegensatz kommt durch unterschiedliche Strömungen innerhalb des Protestantismus zustande. In der Titelzusammenstellung Neue Novellen plante F., das Fragment mit Das Zeugniß der Reife zusammenzufassen, das im selben Konvolut liegt; vgl. dort. Stellenkommentar:

„Nur der Irrthum ist das Leben etc.“ ]  Vgl. Schiller: Kassandra (1803), V. 59 f. Alexander VI. „Jede Religion ist gut, aber die dummste ist die beste.“ ]  Als Ausspruch Papst Alexanders VI. (1492–1503) zitiert in der antiklerikalen Kompilation Pfaffenspiegel. Historische Denkmale des Fanatismus in der römisch-katholischen Kirche (1845; seit 1868 unter diesem Titel) von Otto Corvin-­Wiersbitzki.3 24 Macchiavell ]  Il Principe (1513) von Niccolò Machiavelli. 24 f. das spanische philosophische Buch ]  Vermutlich ist Baruch de Spinozas Tractatus theologico-politicus (1670) gemeint. 28 Heinrich wie hälst Du’s mit der Religion ]  Vgl. Goethe: Faust I (1808), Marthens Garten, V. 3415. 31–39 es ist mir … verknüpft.“ ] Als zweite Textschicht palimpsestartig über die erste Schicht geschrieben. 54–56  das alte Lied … herausreißen.“  ]  Als zweite Textschicht palimpsestartig über die erste Schicht geschrieben. 54 f. „Und die Gewohnheit nennt er seine Amme.“ ]  Schiller: Wallensteins Tod (1799), I/4, V. 212. 20 21

1  Vgl. Berliner Adressbuch 1879, 986. 2  Vgl. Historisches und genealogisches Adelsbuch des Königreichs Württemberg. Nach officiellen,

von den Behörden erhaltenen, und andern authentischen Quellen bearbeitet von Fr. Cast. Stuttgart 1839, 404. 3  Vgl. Wilmont Haacke: Corvin-Wiersbitzki, Otto Julius Bernhard von. In: NDB 3 (1957), 370 f. [www.deutsche-biographie.de/pnd118522310.html] (8.1.2016).

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i.3  Ehe- und Liebesgeschichten

Struve  ] Der Apotheker und Mineralwasserfabrikant Gustav Adolf Struve (1812–1886), Besitzer der Salomonis-Apotheke in Dresden, war 1842/43 F.s Chef; vgl. Von Zwanzig bis Dreißig, Abschnitt „Mein Leipzig lob’ ich mir“, Kap. 7 (GBA 132–134).  59 Ida ]  Name wohl in Anlehnung an Ida von Wangenheim; vgl. Erläuterungen.  60 Altrogge ]  Altroggen hieß der Faktor (Leiter der Setzerei) der Kreuzzeitung, den F. 1873 bei deren 25-jährigem Jubiläum traf; vgl. Chronik 1854. Vgl. auch Pastor Roggenstroh in Grete Minde, Kap. 16 (GBA 90–94).  62 Bauräthin ]  Möglicherweise in Anlehnung an die Berliner Bauräthin Schwatlo (geb. 1834), eine italienische Reisebekanntschaft des Ehepaares Fontane; vgl. Reisetagebuch 1875 (GBA, T 3, 362–368).  75 morbleu ]  Frz.: eig. Ausruf des Erstaunens, von mort de Dieu: Gottes Tod.  75 peccirt ]  Ins Fettnäpfchen getreten; von lat. peccare: einen Fehltritt begehen. 106 Feuerzungen ]  Vgl. Apostelgeschichte 2,3. 113 Harfe Davids ]  Die Harfe ist ein Attribut Davids (vgl. 1 Samuel 16,14–23), dem traditionell die Autorschaft der Psalmen zugeschrieben wurde. 115 Hohenzollernstraße  ] 1862 angelegte Wohnstraße in Berlin-Tiergarten, seit 1989 Hiroshimastraße.4 117 in der Weberstraßen-Kirche oder auf dem Wedding ]  Also in einem der Arbeiterviertel Berlins. Weberstraßen-Kirche: Die 1848–55 erbaute, 1945 zerstörte St.-Markus-Kirche an der Weberstraße in Friedrichshain. Die 1821 nach den dort ansässigen Webereien benannte Straße verband Büsching- und Strausberger Platz und wurde 1963 beim Bau der Karl-Marx-Allee eingezogen.5 134 –145  In der großen … überall.“ ]  Als zweite Textschicht palimpsestartig über die erste Schicht geschrieben. 139 (Nun oben die Stelle) ]  bezieht sich auf Z. 5–8.  57

Der Menschenfresser Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 42, 1–8 (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 37 (Gruppe II) Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: nach Februar 1895 t. post q.: Rückseiten: Briefe und Aufruf aus dem Februar 1895 Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 4  Vgl. Alle Berliner Straßen und Plätze 2, 307; Kauperts Straßenführer [http://berlin.kauperts.de/ Strassen/Hiroshimastrasse-10785-Berlin] (8.1.2016). 5  Vgl. Berlin und seine Bauten 1896, 2, 161; Alle Berliner Straßen und Plätze 4, 324; Berlin von A–Z [www.luise-berlin.de] (8.1.2016).

Der Menschenfresser

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Manuskriptbeschreibung: 8 Blatt Quart (Maße variierend, Breite zwischen 13,9 und 14,5 cm, Länge zwischen 22,0 und 22,9 cm), davon 3 kariert (2, 3, 4). Nicht zugehöriger Text: SBB, St 42, 1v: hs. Brief von Alex[ander] Baron v. Roberts an F., datiert Berlin, 19.2.1895; 2v, 3v: hs. Brief von Guillermo Manns an F., datiert Hamburg, 22.2.1895; 5v, 6v, 7r marg. links und 7v, 8v: gedruckter Aufruf des Engeren Ausschusses für die Abwehrbewegung gegen die Zulassung der Jesuiten ins ­Deutsche Reich, datiert Barmen, 23.1.1895, Neudruck 23.2.1895, mit gedruckter Liste der Unter­ zeichner. Stellenkommentar:   7 f. 17

18 18

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19 19 22 f. 27

28

Pries in der Potsdamerstraße ]  In den Berliner Adressbüchern 1892 und 1895 nicht verzeichnet. Hickethier ] G. Hickethier war in den 1860er-Jahren der erste Verleger des Wochen­blatts der Johanniter-Ordens-Balley Brandenburg, in dem F. publi­ zierte. Die Redaktion befand sich in der Potsdamer Straße 134 c, wo F. von 1872 bis 1898 wohnte. Nippscheitel ]  Exakt gezogener Scheitel (von niederdt. nipp: scharf, genau); vgl. Grimm 13, 851.. Dryander ]  Ernst Dryander (1843–1922, seit 1918 von Dryander): evangelischer Theologe, seit 1882 Pfarrer in Berlin, seit 1890 Hofprediger, 1890–1900 Generalsuperintendent der Kurmark, stand dem Kaiserhaus, insbesondere Wilhelm II. und dessen Frau Auguste Viktoria, nahe.1 Magdalenenbazaren ]  Verkaufsveranstaltungen, meist von Handarbeiten, zugunsten von „gefallenen Mädchen“, d. h. unverheirateten Müttern, die als Magdalenen bezeichnet wurden. Kladderadatsch  ] Wöchentlich erscheinende politisch-satirische Zeitschrift, Berlin 1848–1944. die Fliegenden Blätter ] Wöchentlich erscheinende humoristische illustrierte Zeitschrift, München 1844–1944. Eau de Javelle ]  In der Textilindustrie verwendetes Bleichmittel, seit 1792 in Javel (vormals Javelle) bei Paris hergestellt. Wilsnack ]  Heute Bad Wilsnack, Landkreis Prignitz, Brandenburg. Im Spät­ mittel­alter wichtigster Wallfahrtsort der Mark Brandenburg; vgl. folgende Anm. Über Wilsnack vgl. F. an Emilie Fontane, 7.7.1887 (GBA, EB Nr. 706). Bischof Vöpilitz ]  Johann von Wepelitz (1385–1401 Bischof von Havelberg) förderte die für das Bistum sehr lukrative Wallfahrt zum 1383 „aufgefundenen“ „Wunderblut“ von Wilsnack, vgl. Quitzöwel (GBA, W 5, 18–20 u. ö.).2 Es handelte sich um drei Hostien, die nach der Zerstörung der Kirche durch Feuer unversehrt, aber „blutend“ im Schutt aufgefunden wurden. Eine bei Adalbert Kuhn überlieferte Sage erzählt, dass Bischof Wepelitz den Tod durch den Stich eines Lindwurms gefunden habe, weshalb an seinem Sarkophag im Dom zu

1  Vgl. Erich Beyreuther: Dryander, Ernst Hermann von. In: NDB 4 (1959), 141 f . [www.deutschebiographie.de/pnd119059436.html] (8.1.2016). 2  Zum „Wunderblut von Wilsnack“ vgl. Lexikon des Mittelalters 9, 219 und 2, 292 f .; Dehio Branden­ burg 36.

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67 74 83

85

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i.3  Ehe- und Liebesgeschichten

Havelberg ein Lindwurm abgebildet sei. Außerdem habe er jede Braut, die zum Altar ging, verpflichtet, eine Eiche zu pflanzen. Die so entstandene Eichenallee heiße Brautallee.3 Turnips ]  (Niederdt., engl.) Runkelrüben; vgl. Grimm 22, 1895. Kranzgedicht ]  Gedicht auf den Brautkranz, das zur Hochzeit aufgesagt wurde. Ursinus oder Lupinus ]  Charlotte Ursinus (1760–1836) ermordete in den Jahren 1797, 1800 und 1801 ihren Liebhaber, ihren Mann, den Geheimrat Theodor Ursinus, und ihre Erbtante in Berlin durch Vergiftung mit Arsenik. Als sie 1803 auch ihren Diener zu vergiften versuchte, geriet sie in Verdacht und wurde verhaftet. Nicht alle Morde konnten nachgewiesen werden, ärztliche Gut­achten und chemische Analysen widersprachen sich zum Teil. Charlotte Ursinus verbüßte 1803–33 eine Haftstrafe auf der Festung Glatz und lebte danach bis zu ihrem Tod in Glatz (Kłodzko). – An der Analyse war der Chemiker Valentin Rose (1762–1807) beteiligt, der Vater von Wilhelm Rose, in dessen Apotheke F. tätig war. Angeregt durch diesen Fall entwickelte er ein Verfahren zum chemischen Nachweis von Arsenik. Willibald Alexis publizierte den Fall der Geheimräthin Ursinus im Neuen Pitaval.4 Umwerthungen ]  Nietzsches Begriff „Umwerthung aller Werthe“ greift F. an verschiedenen Stellen auf; vgl. Johann der muntre Seifensieder mit Kommentar (Erläuterung siehe dort). Schubbejacks ]  Schufte, schäbige Kerle; vgl. Grimm 15, 1818 f.

Novellenstoff Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: DLA, A: Fontane 59.825 Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 102 (Gruppe VI) Drucke: HFA 1V, 1004–1005; NFA 24, 398–399; HFA 2I/7, 579–580 Literatur: Hofmann/Kuhn 1969, 646; Walter Keitel: „Thale. Zweiter …“. Ein Fontane-

Kapitel. Neue Zürcher Zeitung, 28.5.1970, 85; HFA 2I/7, 814

Datierung: vermutlich zwischen 1882 und 1884. t. post q.: Am 21.1.1882 hörte F. die Geschichte von Friedrich Botho zu Eulenburg und Clara von Schaeffer-Voit. t. ante q.: Entwurf und erste Niederschrift von Cécile im Juni 1884; vgl. Erläuterungen und Stellenkommentar. Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79 f., Los 481 (Novellenentwürfe II.), laut Jolles erworben von „Zülsdorf “; Versteigerung von Gerd Rosen, Auktion 32, Los 2171; erworben vom DLA am 13.5.1959 3  Adalbert Kuhn: Märkische Sagen und Märchen nebst einem Anhange von Gebräuchen und Aberglauben. Berlin 1843, 238 f. (Nr. 223). 4  Vgl. Wikipedia, Lemma Sophie Charlotte Elisabeth Ursinus; Pierer’s Universal-Lexikon 18 (1864), 295 f. [www.zeno.org/Pierer-1857/A/Ursīnus] (8.1.2016).

Salas y Gomez

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Manuskriptbeschreibung: 1 Bogen Folio. Tinte. Erläuterungen: Zu dieser Geschichte einer unstandesgemäßen Ehe wurde F. durch die Erzählung seines Gastgebers Philipp Konrad Graf zu Eulenburg (1820–1889) angeregt; vgl. Stellenkommentar. F. notierte sie am 21.1.1882, dem Tag, an dem er sie gehört hatte, ausführlich in seinem Tagebuch (GBA, T 2, 151–153). Die Beleidigung der Braut durch den Vorgesetzten des Bräutigams, der diesen daraufhin zum Duell forderte, verwendete er bei der Konzeption von Cécile; vgl. GBA Cécile 219–221. Stellenkommentar: 2 f.

3 f.

jungen Grafen E. mit der Schaeffer-Voit ]  Friedrich Botho Graf zu Eulenburg (1850–1914), der jüngere Sohn von Philipp Konrad Graf zu Eulenburg und Bruder des nachmaligen Fürsten Philipp zu Eulenburg-Hertefeld, heiratete 1875 Clara von Schaeffer-Voit (1856–1939). Sie war die Tochter des Immobilienmaklers Ludwig von Schaeffer-Voit (1819–1887), der seit 1854 in Berlin – zunächst an F.s späterer Adresse Potsdamer Str. 134c – die Modezeitschrift Der Bazar herausgab. Die Ehe mit Friedrich Botho Graf zu Eulenburg, aus der vier Kinder hervorgingen, wurde 1895 geschieden; 1898 heiratete Clara von Schaeffer-Voit Alexander Graf von Wartensleben.1 Keils Tochter, der als rothbärtiger Demokrat besser paßt ] Ernst Keil (1816– 1878), der Begründer und Herausgeber der populären Familienzeitschrift Die Gartenlaube (seit 1853), wurde wegen seines roten Bartes „Barbarossa von Leipzig“ genannt. Als Anhänger der Revolution von 1848 und Demokrat war er Anfang der 1850er-Jahre staatlichen Repressalien ausgesetzt.2

Salas y Gomez Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 28, 1–2 (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 143 (Gruppe VI) Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: wohl 1880er-Jahre (Schriftduktus) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst

1933, Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48

1  Vgl. Detlev Schwennicke: Europäische Stammtafeln N. F. 20 (Brandenburg und Preußen 1). Frankfurt a. M. 2002, 128. 2  Vgl. Gerd Schulz: Keil, Ernst. In: NDB 11 (1977), 402 f. [www.deutsche-biographie.de/pnd 11750727X.html] (8.1.2016).

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i.3  Ehe- und Liebesgeschichten

Manuskriptbeschreibung: 2 Bogen Folio. Tinte, Blaustift. Erläuterungen: Salas y Gomez (Sala y Gómez): unbewohnte Pazifikinsel 3.219 km

westlich der chilenischen Küste, die seit 1808 zu Chile gehört.1 Adelbert von Chamisso, der die Insel auf seiner Weltumsegelung 1815–18 besuchte, verfasste 1829 die Ballade Salas y Gomez, in der der Erzähler das in Schiefertafeln eingeritzte Vermächtnis eines Schiffbrüchigen findet.2 F.s Rezeption der Ballade ist belegt 1) durch seinen Brief an Theodor Storm vom 14.2.1854: „In meinem fünfzehnten Jahre schrieb ich mein erstes Gedicht, angeregt durch Chamissos ,Salas y Gomez‘ […]“ (HFA IV/4/1, Nr. 176) und 2) durch das Gedicht Meine Reiselust (früher und jetzt): „Nach Salas y Gomez wurd ich getrieben, / Wo der Mann die drei Schiefertafeln geschrieben“ (1895; GBA, G 2, 473). Das Konvolut St 28 enthält außer Salas y Gomez auch Myrrha, ebenfalls einen ‚exotischen‘ Stoff. Stellenkommentar:  9

20

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Vancouver-Island ] Insel vor der nordamerikanischen Pazifikküste, Provinz British Columbia, Kanada. 1849–66 britische Kronkolonie, 1866–70 Teil der britischen Kolonie British Columbia, seit 1871 zu Kanada gehörig.3 Samojeden ]  Sammelbegriff für verschiedene Ethnien im Norden des europäischen Russland und in Sibirien, die als Jäger, Rentierzüchter und Fischer leben.4 Malaien ]  Südostasiatische Ethnie in Indonesien, Malaysia, Thailand und Singapur.5

Frau v. Kockowitz Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, Notizbuch E 33, 22r, 23r (vormals als

Leihgabe im TFA)

Verzeichnis Fontane/Fricke: nicht verzeichnet Drucke: Erstdruck Literatur: –

Datierung: 1866 Datierung nach den Notizen zu Vor dem Sturm (vgl. Manuskriptbeschreibung) 1  Vgl. Brockhaus20 19, 42. 2  Adelbert von Chamisso’s Werke. Bd. 3. Gedichte. Leipzig 1836, 152–163. 3  Vgl. Brockhaus20 23, 14. 4  Vgl. Brockhaus20 19, 86. 5  Vgl. Brockhaus20 14, 93.

Der Erzieher

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Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst

1933, Katalog Nr. 35, 85, Los 507 (21 Notizbücher), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48

Manuskriptbeschreibung: Notizbuch Oktav, 54 Blatt. Etikett auf dem Umschlag mit Beschriftung von F.s Hand II & III. [1866.] Enthält Notizen zu Vor dem Sturm III,1 Allerlei Glück, zu Theater- und Kunstkritiken, Märkischen Geschichten sowie ­weitere Fragmente (Willy Willebrandt, Romanfiguren, Der einzige wahre Luxus, Klinken-­ Eugenie, Verschwunden). 22r, 23r: Frau von Kockowitz. Tinte. Erläuterungen: Die skizzierte Ehegeschichte war offenbar zunächst zur Einarbeitung in Vor dem Sturm vorgesehen, wohl als Nebenhandlung, vergleichbar mit den Ehegeschichten von Ladalinski (Kap. III/3: GBA 2, 33–38) und Drosselstein (Kap. II/3: GBA 1, 175–178). F. entschied sich jedoch, sie für eine „spätre Arbeit“ zurückzustellen (Z. 1). Stellenkommentar: 1 2 2 5 7

Kockowitz ]  Offenbar fiktiver Familienname. Schlippenbach ]  Seit dem 14. Jh. belegte, urspr. westfälische Adelsfamilie. Schlabrendorf ]  Seit dem 13. Jh. belegte brandenburgische Adelsfamilie. Zum auf Gröben ansässigen Zweig vgl. Gröben und Siethen (GBA, W 4, 347–397). reicher ]  sic; emend. reicherer cajolirt ]  Von frz. cajoler: liebkosen, umschmeicheln.

Der Erzieher Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 19, 1–12 (vormals als Leihgabe im

TFA)

Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 131 (Gruppe VI) Drucke: HFA 1V, 732–735; NFA 24, 228–231; HFA 2I/7, 339–342 Literatur: HFA 1V, 1023; NFA 24, 843 f.; HFA 2I/7, 701 f.; Fontane-Handbuch 697

Datierung: 1880er-Jahre Keitel und, ihm folgend, NFA und HFA 2I/7, datieren auf „um 1880?“, ohne eine Begründung zu geben. Die Titelzusammenstellung mit verschiedenen in den 1880erJahren entstandenen Novellen (vgl. Erläuterungen) legt einen Entstehungszusammenhang nahe, erlaubt aber keine genauere Eingrenzung.

1  Vgl. GBA Vor dem Sturm 1, 435, 441–447.

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i.3  Ehe- und Liebesgeschichten

Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 6 Bogen Folio + 1 Streifen (1a: 13,6 × 6,3 cm). Tinte. Erläuterungen: Ein Duodezfürstentum als Handlungsort bzw. die handlungtra­gende Funktion des Fürsten verbinden das Fragment sowohl mit Cécile (1886) als auch mit Wiedergefunden (vgl. dort). Unter dem Titel Der Educationsrath erscheint es in den Titel­zusammenstellungen Aus Berliner Tagen bzw. Berliner Novellen aus alter und ­neuer Zeit, zusammen mit Schach von Wuthenow (1882), Wiedergewonnen (= Wiedergefunden), L’Adultera (1882), Susanne von Sandrascheck (zwischen 1878 und 1880; vgl. dort) und Stine (1881 geschrieben, erschienen erst 1890). Stellenkommentar:  4 11 11 21 27 27 27

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35

H. S. und Frau. ]  Auflösung der Initialen nicht ermittelt; möglicherweise Hermann von Saldern; vgl. Anm. zu Z. 35 Saldern. Luchen ]  Luch (Brandenburg): moorige Niederung, im Sommer als Wiese genutzt (Grimm 12, 1128). Becassinen ]  Schnepfenvögel mit sehr langem Schnabel, die in Feuchtgebieten nisten.1 Grand=Veneur ]  Großjägermeister. Kew ]  Kew Gardens (Royal Botanic Gardens, Kew), 1759 angelegter botanischer Garten in Richmond bei London.2 Windsor ]  Great Park bei Windsor Castle, Hirschgarten der britischen Krone. Letzlingen ] 1559–62 durch Johann Georg von Brandenburg erbautes Jagdschloss in Letzlingen in der Altmark (heute Ortsteil von Gardelegen, Altmarkkreis Salzwedel, Sachsen-Anhalt), unter Friedrich Wilhelm IV. durch einen neugotischen Bau ersetzt. In der angrenzenden Colbitz-Letzlinger Heide fanden bis 1912 die Letzlinger Hofjagden statt.3 Grimnitz ]  Burg Grimnitz bei Joachimsthal (heute Landkreis Barnim, Branden­ burg), von den Askaniern als Jagdschloss bei ihren Jagden in der Schorfheide genutzt; vgl. Am Werbellin, wo auch Letzlingen als zweites bevorzugtes Jagdgebiet in Brandenburg genannt wird (GBA, W 2, 482).4 Saldern ]  Adelsfamilie mit Besitzungen in der Gegend von Braunschweig und in Brandenburg, aus der zahlreiche preußische Beamte und Militärs hervor­ gingen. Ein Zweig der Familie hatte das Patronat der Wunderblutkirche in Wilsnack inne; vgl. Der Menschenfresser. F. kannte möglicherweise Sophie Elisa­beth Luise von Saldern (gest. 1883), die zur gleichen Zeit wie Mathilde von

1  Vgl. Brockhaus20 3, 51. 2  Vgl. Encyclopædia Britannica [www.britannica.com/place/Kew-Gardens] (8.1.2016). 3  Vgl. Wikipedia, Lemma Jagdschloss Letzlingen mwN. (8.1.2016). 4  Vgl. Dehio Brandenburg 472 f.; Wikipedia, Lemma Burgruine Grimnitz mwN. (8.1.2016).

Wiedergefunden

48 f.

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Rohr Stiftsdame in Dobbertin war.5 Der fiktive Name von Werthern-Ahlimb in Allerlei Glück (vgl. dort) ist nach Saldern-Ahlimb gebildet. Eheprokurator  ] Ehevermittler. Auch Titel eines Lustspiels von Christoph Friedrich Bretzner: Der Eheprokurator, oder Liebe nach der Mode (1784).

Wiedergefunden Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: TFA N 12, 1–18; DLA, A: Fontane 56.550/55–56 Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 26 (Gruppe II) Drucke: HFA 1V, 722–732; NFA 24, 220–228; HFA 2I/7, 329–338

Die Drucke in NFA und HFA enthalten nur den Text des im TFA aufbewahrten Manuskripts. Beide Drucke enthalten Lesefehler; vgl. Stellenkommentar. Literatur: HFA 1V, 1022 f.; Hofmann/Kuhn 1969, 646; NFA 24, 840–843; HFA 2I/7, 700–702; Fontane-Handbuch 697 Datierung: zwischen 1877 und 1884 t. post q.: Schreiben von 1876 (vgl. Manuskriptbeschreibung); t. ante q.: erste Niederschrift von Cécile (vgl. Erläuterungen) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 79, Los 478 (Wiedergefunden, 1.–4. Entwurf, 22 S. Folio + 19 beschriebene Zettel), laut Jolles nicht verkauft; 1935 erworben durch die Brandenburgi­ sche Provinzialverwaltung (TFA): Fricke 1937, 121 (Signatur F 7 : 22 S. Folio und 19 Zettel), BV Fürstenau Akte XI/870; Kriegsverlust des TFA: Vermisste Bestände 45 (vermisst 4 S. Folio + 17 Zettel). Heute im TFA befindliche Teile: Im Rahmen des Austauschs kriegsbedingt verlagerter Bibliotheksbestände 1989 wurden 18 S. Folio ins TFA zurückgeführt: TFA Hs. 1990: 74. Heute im DLA befindliche Teile: Versteigerung Gerd Rosen, Mai 1956; erworben durch das DLA am 16.5.1956: DLA, A: Fontane 56.550/55–56 Manuskriptbeschreibung: 1. Erhaltene Seiten: TFA N 12: 9 Bogen Folio + 1 Blatt Folio. Tinte, Bleistift, Blaustift.

DLA, A: Fontane 56.550: 2 Blatt (21,6 × 8 cm). Bleistift. Nicht zugehöriger Text: DLA, A: Fontane 56.550/56v: Teil eines Schreibens vermutlich aus der Tätigkeit als Erster Sekretär der Preußischen Akademie der Künste. Tinte. 2. Vermisste Seiten: Vgl. Vermisste Bestände 45. Der Text der vermissten Seiten ist nicht bekannt, da kein Vorkriegsdruck existiert. Erläuterungen: 1. Überlieferter und edierter Text: Die archivalische Zählung der überlieferten Manu-

skriptteile widerspricht dem inhaltlichen und narrativen Zusammenhang. Daher folgt 5  Vgl. Wikipedia, Lemma Saldern mwN. (8.1.2016).

154 |

i.3  Ehe- und Liebesgeschichten

der edierte Text, anders als in NFA und HFA, nicht der Reihenfolge des Manuskriptkonvoluts TFA N 12 (vgl. Marginalien im edierten Text). Innerhalb des überlieferten Materials lassen sich aufgrund des Inhalts und der metatextuellen Anmerkungen F.s mindestens zwei, vielleicht drei vermutlich zu verschiedenen Zeiten entstandene Entwurfsstränge unterscheiden, die jedoch durch gemeinsame Motive miteinander verbunden sind: 1. Das Ehepaar Herbert Kleinschmidt und Lilli von Liliencron. Herbert ist Geiger und der Sohn eines Kantors, Lilli die Tochter des Offiziers Dagobert von Liliencron, der aus finanziellen Gründen Selbstmord begangen hat, und seiner Frau, einer ehemaligen Soubrette. Aus Schwetz in Westpreußen zieht das Ehepaar nach Berlin in die Burg­straße. Die unterschiedliche soziale Herkunft der Ehepartner führt zu einer Entfremdung, als sie die Bekanntschaft des Prinzen Botho machen. Lilli, deren Unzufriedenheit durch eine polnische Bedienstete geschürt wird, wird die Geliebte des Prinzen und verlässt Herbert. Nach Jahren kommt es zur Wiederbegegnung und zur Versöhnung des Ehepaares. Diesem Entwurfsstrang gehören die folgenden Manuskriptteile an: a) TFA N 12, 12–18: Herkunft, Vorgeschichte in Schwetz. Russlandmotiv: Die Tabatière des Kaisers Nikolaus. Das Leben in der Berliner Burgstraße. Der „AhnenSaal“ (möglicherweise als alternativer Titel in Aussicht genommen). Die polnische Amme Hanka. Ein Gespräch über Glück. Die Bekanntschaft mit dem Prinzen. Lil­ lis Verschwinden. Der Hund Puzzolo. b) DLA, A: Fontane 56.550/56–55: Bruchstück aus dem Gespräch zwischen Herbert und Lilli über Glück; endet mitten im Wort. c) TFA N 12, 3–4: Die Wohnung in der Burgstraße. Der Hund Puzzolo. Dieser Entwurf ist von F. revidiert. Metatextuelle Anmerkungen verweisen auf die Vorgeschichte in Bromberg und einen „Zettel“, auf dem ein Consistorialrath Kluckhuhn erwähnt wird. d) TFA N 12, 8–11: Die Wiederbegegnung des Ehepaares. Lilli erzählt Herbert vom Ende ihrer Affäre mit dem Prinzen. Der Text setzt mitten im Satz ein. 2. Ein namenloses Ehepaar, das in der Burgstraße in Berlin wohnt. Der Mann ist Professor, die Frau, eine glänzende Tänzerin, die verwaiste Tochter eines Rittergutsbesitzers und dessen koketter Frau. Als sie die Bekanntschaft eines Prinzen machen, entfremdet sich das Ehepaar. Die Frau wird die Geliebte des Prinzen. Nach Jahren finden sie wieder zusammen. Diesem Entwurfsstrang gehören die folgenden Manuskriptteile an: a) TFA N 12, 1–2: Herkunft. Wohnung in der Burgstraße. Disposition in zwei Teilen: Bis zum Scheitern der Ehe. / Das Wiederfinden. Dieser Entwurf ist von F. revidiert und als schlechter bezeichnet als „mein erster Entwurf “. b) TFA N 12, 5: Präzisierung/Modifizierung: Der Ehemann ist Philologe, Anglist. Die Wiederbegegnung findet beim Begräbnis der Mutter statt. Überlegungen des ­Autors zur Gewichtung der beiden Teile. 3. Die Eltern der Ehefrau sind der biedere Geheime Seehandlungsrat Niesewetter und seine Frau, eine ehemalige Schauspielerin, die auf Äußerlichkeiten fixiert ist und eine preußisch-konservative Haltung zur Schau trägt. Verehrerin Friedrich Wilhelms III., Russlandmotiv. Die Ehefrau hat eine ältere Schwester. Der Ehemann ist Lexikograph. Die Mutter stachelt die Ehefrau zur Unzufriedenheit und Untreue an. Ob dieser

Wiedergefunden

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­ anuskriptteil einen eigenen Entwurfsstrang repräsentiert oder den zweiten präziM siert, ist nicht eindeutig zu entscheiden. 2. Werkkontext: Zu Lillis Elternhaus und Jugend sowie zum Motiv der Fürstenmaîtresse vgl. auch Cécile. Das Fragment findet sich in der Titelzusammenstellung 1. Gruppe, unter dem Titel Wiedergewonnen außerdem in den Titelzusammenstellungen Aus Berliner Tagen/Berliner Novellen aus alter und neuer Zeit. Stellenkommentar:  3

  3 f.  4  5  5

 6

 9

12 f. 15 23 f.

Dagobert v. Liliencron ]  Vgl. Dagobert Storch von Adebar in Storch von Adebar. Liliencron: Adelsfamilie friesischer Herkunft. F. korrespondierte mit Detlev von Liliencron (1844–1909) und kannte Publikationen von Rochus von Liliencron (1820–1912); vgl. Kommentar zu Die Likedeeler. Leibkürassieren zu Breslau ]  Das Schlesische Kürassierregiment Nr. 1 „Großer Kurfürst“, 1694 begründet, garnisonierte seit 1808 in Breslau.1 Balthasar ]  Vgl. Balthasar, den Protagonisten in „Unverändert der Deine“. Schwetz ]  Schwetz an der Weichsel in der preußischen Provinz Westpommern (heute Świecie, Woiwodschaft Kujawien-Pommern). Filehne ]  Aus Filehne in der Provinz Posen (heute Wieleń, Woiwodschaft Großpolen) stammte F.s Freund Moritz Lazarus (1824–1903). In Unwiederbringlich, Kap. 13, wird Filehne als Herkunftsort der Familie von Ebba von Rosenberg genannt (GBA 114). Herbert ]  Herbert ist u. a. der Name von Bismarcks Sohn, des Politikers Herbert Fürst von Bismarck (1849–1904). Herbert von Bismarck hatte 1879–81 eine ­ Affäre mit Elisabeth Fürstin zu Carolath-Beuthen (1839–1914), geb. Gräfin von Hatzfeld zu Trachenberg, die sich 1881 scheiden ließ, um ihn zu heiraten. Diese Absicht scheiterte am entschiedenen Widerstand Otto Fürst von Bismarcks, der seinem Sohn mit Selbstmord drohte, falls Herbert eine geschiedene Frau aus katholisch-liberaler Familie heiraten würde. Als Vermittler in dem Konflikt wirkte Herbert von Bismarcks Freund Philipp zu Eulenburg (1847–1921), mit dem F. zu dieser Zeit in Kontakt stand.2 „ich marchandire nicht.“ ]  Wahlspruch zahlreicher Figuren F.s, zurückgehend auf das Motto des mit F. gut bekannten Schriftstellers und Journalisten George Hesekiel (1819–1874); vgl. Fontane-Lexikon 211 und Von Zwanzig bis Dreißig, Abschnitt Der Tunnel über der Spree, Kap. 7 (GBA 278–308). zu seiner Uebersiedlung … in Geleite hatte ]  sic; syntaktische Inkongruenz L’hombre ]  Kartenspiel für drei Personen. sogen … gerade auf  ]  sic; unvollständiger Satz

1  Vgl. Wikipedia, Lemma Leib-Kürassier-Regiment „Großer Kurfürst“ (Schlesisches) Nr. 1 mwN. (8.1.2016). 2  Vgl. Aus 50 Jahren. Erinnerungen, Tagebücher und Briefe aus dem Nachlass des Fürsten Philipp zu Eulenburg-Hertefeld. Hg. von Johannes Haller. Berlin 1923, 81–107; BW F.–Eulenburg 2011, 66; Eberhard von Vietsch: Bismarck, Nikolaus Heinrich Ferdinand Herbert Graf von, Fürst von. In: NDB 2 (1955), 268 [www.deutsche-biographie.de/ppn118663542.html] (8.1.2016).

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i.3  Ehe- und Liebesgeschichten

Geschenk des Kaisers Nicolaus von der Revue bei Kalisch ]  In Kalisch (­Kalisz, Woiwodschaft Großpolen) fand im September 1835 die sog. Große R ­ evue von Kalisch, ein gemeinsames Manöver der verbündeten russischen und preußischen Truppen statt, befehligt von Zar Nikolaus I. und Prinz Wilhelm von Preußen, dem späteren Wilhelm I.3 42 Grell ] August Eduard Grell (1800–1886), Direktor der Berliner Singakademie.4 42 f. in der K. Kapelle als Substitut ]  In der Hofkapelle des Kaisers als Ersatz-Orchestermitglied. 52 lagen Puzzolo ]  sic; emend. lag Puzzolo 60–62 daß er dies entzückende Geschöpf … ihm je entrissen werden könne ]  sic; syntaktische Inkongruenzen 63 er fing bitterlich an zu weinen ]  Nach Matthäus 26,75. 69 f. Cavalierbrücke … Zoll ]  Spreebrücke zwischen Dom und Schlossplatz, urspr. Burgbrücke, seit der Barockzeit Kavalierbrücke. 1832 aus Gusseisen und Holz neu errichtet. 1886–89 wurde an ihrer Stelle die Kaiser-Wilhelm-Brücke erbaut, die 1945 gesprengt und seit 1949 als Liebknechtbrücke wiedererrichtet wurde. Der Brückenzoll für Fußgänger an der Kavalierbrücke betrug einen Sechser (fünf Pfennige).5 71 drüben die weiße Frau ]  Der der Spree zugewandte Flügel des Berliner Schlosses stammte in Teilen noch aus dem Mittelalter. Die Weiße Frau, identifiziert mit verschiedenen historischen und sagenhaften Figuren, ging seit dem 15. Jh. auf den Schlössern der Hohenzollern um, zunächst in Franken, später auch in Berlin.6 Zum Motiv der Weißen Frau vgl. auch Vor dem Sturm, Kap. IV/11–12 (GBA 2, 331–344), Effi Briest, Kap. 9 (GBA 81 f.) und die Gedichtfragmente Wangeline von Burgsdorf oder Die weiße Frau (GBA, G 1, 186 f.) und Wangeline, die Weiße Frau (GBA, G 2, 406–409). 72 Hotel de Saxe ]  Seit dem 18. Jh. existierendes Hotel in der Burgstraße 20 an der Kavalierbrücke, 1884 beim Bau der Kaiser-Wilhelm-Brücke abgebrochen.7 74 Krimkrieg-Zeit ] Im Krimkrieg 1853–56 siegte das mit Großbritannien und Frankreich verbündete Osmanische Reich über Russland. 81f. Sie kommen nicht ]  sic; emend. sie kommen nicht 98 Erbprinz Botho ]  Vgl. Botho von Rienäcker in Irrungen, Wirrungen. Der Name Botho war in der Familie von Eulenburg häufig vertreten; vgl. auch Minister a. D. mit Kommentar. 23 f.

3  Vgl. Handbuch der preußischen Geschichte 3, 767; Wikipedia, Lemmata Kalisz und Revue von Kalisch mwN. (8.1.2016). 4  Vgl. Thomas-M. Langner: Grell, August Eduard. In: NDB 7 (1966), 43 [www.deutsche-biographie. de/pnd118542001.html] (8.1.2016). 5  Vgl. Berlin und seine Bauten 1877, II, 37; Wikipedia, Lemma Liebknechtbrücke mwN. (8.1.2016). 6  Vgl. zur Sage und ihrer Überlieferung Märkische Sagen und Märchen nebst einem Anhange von Gebräuchen und Aberglauben gesammelt und hg. von Adalbert Kuhn. Berlin 1843, 125–128 (Nr. 119); Julius von Minutoli: Die weiße Frau. Geschichtliche Prüfung der Sage und Beobachtung dieser Erscheinung seit dem Jahre 1486 bis auf die neueste Zeit. Berlin 1850; Hermann Kügler: Die Sage von der Weißen Frau im Schlosse zu Berlin. In: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins 45 (1928), 57–96. 7  Vgl. Baedeker Berlin 1878, 3; Wikipedia, Lemma Hotel de Saxe (Berlin) mwN. (8.1.2016).

Wiedergefunden

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luxäugig ]  Der Luchs galt nach Plinius d. Ä.: Naturalis historia 28, 122 als besonders scharfäugig.8 108 ange- ]  Textabbruch am Seitenende 114 Consistorialrath Kluckhuhn ]  Konsistorialrat: Mitglied des Konsistoriums, der Verwaltungsbehörde der evangelisch-lutherischen Kirche. Kluckhuhn: Sprechender Name; vgl. Schulze Kluckhuhn in Der Stechlin. 116 Hanka ]  Hanka ist auch einer der Namen, die F. für die Cousine und Geliebte von Axel Brah in Allerlei Glück erwog; vgl. dort. 120 purrt ]  Purren: brummen, murren; vgl. Grimm 13, 2277. 121 Bromberg  ] Zur Handlungszeit in der preußischen Provinz Posen gelegen, ­heute Bydgoszcz, Woiwodschaft Kujawien-Pommern. 122–124  kleinen Stadt an der Warthe, da, wo Westpreußen, Posen und Brandenburg … zusammenstoßen ]  Westpreußen war 1772–1920 preußische Provinz (­heute Woiwodschaften Pommern, Kujawien-Pommern und Großpolen), Posen 1815–1920 (heute Woiwodschaften Kujawien-Pommern und Groß­ polen). West­lich an die beiden grenzte die Neumark, bis 1945 Teil der Provinz Branden­ burg (heute Woiwodschaft Lebus). Die Warthe (Warta) entspringt in Schlesien, durchfließt Posen (Poznań), Landsberg an der Warthe (Gorzów Wielkopolski) und mündet bei Küstrin (Kostrzyn) in die Oder. 124 f. Burgstraße ]  In der Burgstraße 18 wohnte F. 1834/35 bei seinem Onkel August Fontane.9 127 alten Schloßflügel gegenüber ]  Vgl. Anm. zu Z. 71 drüben die weiße Frau. 131 King-Charles-Hund ]  Cavalier-King-Charles-Spaniel, benannt nach den englischen Königen Karl I. und Karl II.10 164 Lady Milfort Rolle ]  Die Rolle der Fürstengeliebten, nach der Figur der Lady Milford in: Schiller: Kabale und Liebe (1784). 182 Schwarzburg-Tage ]  F. besuchte Schwarzburg im Thüringer Wald während seines Sommerurlaubs in Thüringen im Juli und August 1873. Das „Schwarzburg“Erlebnis ereignete sich am Ende des Aufenthalts, vgl. Tagebuch 1873: „[…] am andern Tage nach Blankenburg, am Chrysopras vorbei, bis Schwarzburg. Gewitter. Emilie und Martha verirren sich im Unwetter im Walde; vollständiges Romankapitel“ (GBA, T 2, 44). 185 New-York, Hovarden-College ]  Möglicherweise ist Hobart College in Geneva im Staat New York gemeint, gegründet 1797, 1860 in Hobart College umbe­ nannt.11 206 brav, reell, einfach ]  Lesefehler in HFA und NFA: brav, mitteladelig 244 zur Unrecht ]  sic; emend. ihr Unrecht 249 „König Eleonorens Beichte“ ]  sic; emend. „Königin Eleonorens Beichte“  99

8  Vgl. Der Kleine Pauly 3, 750. 9  Vgl. Chronik 23. 10  Vgl. Wikipedia, Lemma Cavalier King Charles Spaniel mwN. (8.1.2016). 11  Vgl. Wikipedia (engl.), Lemma Hobart and William Smith Colleges (8.1.2016). Für den Hinweis

auf Hobart College danken wir Katharina Volk.

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i.3  Ehe- und Liebesgeschichten

„König Eleonorens Beichte“ ]  Thomas Percy: Queen Eleanor’s Confession. In: ders.: Reliques of Ancient English Poetry (erstmals erschienen 1765).12 F. übertrug das Gedicht 1855 ins Deutsche: Königin Eleonorens Beichte (GBA, G 1, 276–279 und 606). Geheime Seehandlungs-Rath Niesewetter ] Die Königliche Seehandlung, eine Aktiengesellschaft, wurde 1772 auf Veranlassung Friedrichs II. als preußisches Export- und Schifffahrtsunternehmen gegründet. Im Laufe des 19. Jh.s wandelte sie sich in eine Bank, 1918 ging aus ihr die Preußische Staatsbank hervor. Die leitenden Beamten der Seehandlung trugen den Titel Geheimer Seehandlungsrat.13 Niesewetter: wohl sprechender Name. Königin Pomaré ]  Pomaré IV. (Aimata Vahine o Punutera itua, 1813–1877) war 1827–36 und 1847–77 Königin von Tahiti und Moorea, in der zweiten Regierungsperiode unter französischem Protektorat.14 Vgl. Heinrich Heine: Pomare (1847), später Teil des Romanzero, Gedicht auf eine Pariser Tänzerin, die den Namen der Königin trug. Vgl. auch Wir halten zusammen. „… So frage nur bei edlen Frauen an.“ ]  Goethe: Torquato Tasso (1790; II/1): „Willst du genau erfahren was sich ziemt, / So frage nur bei edlen Frauen an“ (V.  1013 f.). Tournüre ]  Auftreten, Aussehen; vgl. Le Petit Robert 1990. Rotüre ]  Gemeines Volk, Pöbel (pejorativ); vgl. Le Petit Robert 1732. Youssupoff. Narischkin. Demidoff. Orloff. ]  Russische Fürstenfamilien. Sans peur et sans reproche ]  Ohne Furcht und Tadel. Sprichwörtlich gewordener Beiname von Pierre du Terrail Seigneur de Bayard (1476–1524).15 Assiette ]  Eine ältere Bedeutung von assiette (Teller) ist „Position, Karriere­ stufe“; vgl. Le Petit Robert 115. walachischen Bojaren  ] Bojaren: Grundbesitzender Adel in Russland, der Ukraine und Bulgarien. Das Fürstentum Walachei wurde 1862 mit dem Fürstentum Moldau zum Königreich Rumänien vereinigt.16

12  Queen Eleanor’s Confession. In: Reliques of Ancient English Poetry […] collected by Thomas

Percy, D. D., Bishop of Dromore. Philadelphia 1855, 224 f.

13  Vgl. Handbuch der preußischen Geschichte 2, 553 f. 14  Vgl. Wikipedia, Lemma Pomaré IV. (8.1.2016). 15  Vgl. Encyclopédie Larousse [www.larousse.fr/encyclopedie/personnage/Bayard/107933] (8.1.2016). 16  Vgl. Brockhaus20 3, 523; 23, 501 f.

Novelle (Bruder, Schwester, Mann)

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Novelle (Bruder, Schwester, Mann) Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 33, 11–13 (vormals als Leihgabe im

TFA)

Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 77 (Gruppe IV) Titel: laut Incipit Drucke: HFA 1V, 853–854; NFA 24, 328–330; HFA 2I/7, 473 Literatur: HFA 1V, 1078 f.; NFA 24, 913; HFA 2I/7, 753 f.; Fontane-Lexikon 52

Datierung: wohl vor 1888 t. ante q.: Titelzusammenstellung 5. Gruppe (vgl. Erläuterungen): Frau Commerzien­ räthin ist einer der Arbeitstitel von Frau Jenny Treibel. Diesen Stoff arbeitete F. 1888 als Roman aus, die Planung des aus mehreren Novellen zusammengesetzten Bandes ist also wohl vor diesem Jahr anzusetzen. Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 1 Bogen Folio + 2 Blatt Folio. Tinte. Erläuterungen: Der geschilderten Familienkonstellation liegt „das Krigar’sche Haus“ (Z. 4) zugrunde. Der Komponist und Königliche Musikdirektor Hermann Krigar (1819–1880),1 seine Frau Emilie (1823–1907), die er 1859 geheiratet hatte, beider Kinder Grete (1860–1945) und Otto (1861–1929) sowie der Bruder der Ehefrau, der M ­ aler Adolph Menzel (1815–1905),2 lebten in der Berliner Sigismundstraße 3 in ­einem Haus zusammen. F. war mit Menzel, der dem Rütli angehörte, jahrzehntelang befreundet, was Kritik an dessen privatem Verhalten und Ressentiment gegen seine Berühmtheit jedoch nicht ausschloss: „Nimm blos die Menzel-Krigar-Frage […] Die Menzelei war vergleichsweise von einer hervorragenden Liebenswürdigkeit und es wäre schändlich, wenn ich hier mäkeln und nörgeln wollte, fiel doch ein Abglanz von ihm auch auf mich, der ich gewürdigt wurde, halbe Stunden lang und länger mich mit dem kleinen Mann und der großen Berühmtheit auf der Promenade herumzuzieren. Dennoch bleibt das bestehn: es ist ein Haus, das jede Gemüthlichkeit ausschließt, da sie – ganz abgesehn von den Gefahren, denen man selber preisgegeben ist – untereinander auf einem beständigen Kriegsfuß leben, so daß man ihr Haus immer nur betritt wie einen eben überfrorenen Strom, der einen vielleicht tragen aber vielleicht auch verschlingen kann“ (F. an Karl Zöllner, 19.8.1889: HFA IV/3, Nr. 678); vgl. auch GBA, EB Nr. 671, und F.s Gedicht zu Menzels 70. Geburtstag 1885, Auf der Treppe von Sanssouci (GBA, G 3, 250–253), sowie Fontane-Lexikon 306 f. Emilie Fontane war mit Emilie Krigar befreundet, fand aber auch allerlei an ihr auszusetzen (vgl. GBA, EB Nr. 626), Martha 1  Vgl. Robert Eitner: Krigar, Hermann. In: ADB 17 (1883), 171 [www.deutsche-biographie.de/ pnd116546042.html?anchor=adb] (8.1.2016). 2  Vgl. Jens Christian Jensen: Menzel, Adolph von. In: NDB 17 (1994), 102–104 [www.deutsche-­ biographie.de/pnd118580914.html] (8.1.2016).

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i.3  Ehe- und Liebesgeschichten

Fontane verkehrte 1879 häufig bei den Krigars und unterrichtete Grete Krigar.3 Für die Figur des „berühmten Bruders“ sah F. sowohl Züge Menzels als auch des imposant auftretenden und als sehr gutaussehend geltenden Bildhauers Reinhold Begas (1831– 1911)4 vor, der in den 1890er-Jahren in öffentlichem Auftrag zahlreiche neobarocke Monumentalskulpturen in Berlin errichtete. Er war wie Menzel ein Künstler in repräsentativer Stellung. Das Konvolut St 33 enthält außer Novelle (Bruder, Schwester, Mann) auch Die Ge­ schichte der Frau v. M. spätre G. R. St., Immer gleich, Wir halten zusammen und ­Onkel Ge­heime­rath. In der im gleichen Konvolut befindlichen Titelzusammenstellung 5. Gruppe plante F., Novelle (Bruder, Schwester, Mann) mit Die Geschichte der Frau v. M. spätre G. R. St., Wir halten zusammen, Onkel Geheimerath und Frau Commerzien­ räthin R. (später Frau Jenny Treibel) zusammenzufassen. Stellenkommentar: 4

Das Κριγαρ’σχε Haus ]  Das Krigar’sche Haus. Griechische Schrift verwendete F. ab und zu für die N ­ amen außerliterarischer Vorbilder von Figuren; vgl. auch Gabriele Chrysander.

Die Stieftochter Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 35, 2 (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 79 (Gruppe IV) Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: nach 1880 t. post q.: Erscheinen von Grete Minde November 1880 Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 1 Blatt Folio. Tinte. Nicht zugehöriger Text: SBB, St 35, 3 (Rückseite): Grete Minde, Kap. 20. Erläuterungen: Möglicherweise ist die Familienkonstellation inspiriert durch jene

von F.s jüngster Schwester Elise (1838–1923), die 1875 den verwitweten Kaufmann Hermann Weber heiratete und ein außergewöhnlich herzliches Verhältnis zu dessen Tochter aus erster Ehe, Gertrud, hatte. Vgl. Theodor Fontane [junior]: Familienver-

3  Vgl. Dieterle 2006, 153. 4  Vgl. Eberhard Ruhmer: Begas, Reinhold. In: NDB 1 (1953), 746 f . [www.deutsche-biographie.de/

pnd119469081.html] (8.1.2016); Fontane-Lexikon 52.

„Rr“ oder Gefährdet Glück

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hältnisse: „[…] die schon erwähnte Stieftochter Gertrud aus Webers erster Ehe, die meiner Tante von Anfang an in Bewunderung und herzlicher Liebe ergeben gewesen ist und bei ehelichen Misshelligkeiten stets die Partei der Stiefmutter ergriffen hatte“ (Rasch/Hehle 2003, 50). Elises Biographie liegt auch Gabriele Chrysander zugrunde; vgl. dort. Das Konvolut St 35, das sich in einem Umschlag mit der Aufschrift Vorläufig reponirte Novellen-Stoffe von F.s Hand befindet, enthält außer Die Stieftochter auch Schauspielerin Jannasch, Prinzessin Friederike und Der v. Katte und der v. Katz. Auf dem Umschlag genannt ist außerdem Die Geschichte der Frau v. M., spätre Geh. R. St.

„Rr“ oder Gefährdet Glück Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: TFA N 17, 1–26, 28–29 Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 25 (Gruppe II) Drucke: Hans Werner Seiffert: Zwei handschriftliche Entwürfe Theodor Fontanes. In: Fontanes Realismus. Wissenschaftliche Konferenz zum 150. Geburtstag Theodor Fontanes in Potsdam. Vorträge und Berichte. Hg. von Hans-Erich Teitge und Joachim Schobeß. Berlin 1972, 65–86; HFA 2I/7, 477–489 Der Abdruck in HFA beruht auf Seiffert 1972. In beiden Drucken ist die Textabfolge gegenüber der Hs. geändert. Beide Drucke enthalten Lesefehler; vgl. Stellenkommentar. Literatur: Seiffert 1972; HFA 2I/7, 756–760; Mecklenburg 1998, 203–216; FontaneHandbuch 695, 697 Datierung: nach 1891 t. post q.: Vossische Zeitung 8.2.1891; Erscheinen von Unwiederbringlich 1891; Effi Briest, „Betty“-Komplex: vor 1890 (vgl. GBA 392); vgl. Manuskriptbeschreibung Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 79, Los 473 („Rr“ oder gefährdet Glück, 28 S. Folio), laut Jolles erworben von „Lewenz“; erworben von der Akademie der Wissenschaften der DDR; vgl. Seiffert 1972, 65; von der ehemaligen Akademie der Wissenschaften der DDR gemäß Vertrag vom 12.8.1991 abgegeben an das TFA: TFA Hs. 1994: 42 Manuskriptbeschreibung: 11 Bogen Folio (1–4, 7–24) + 6 Blatt Folio (5–6, 25–29). Tinte. 1 Streifband (s. f.), verfertigt mit rotem Siegellack aus der Vierten Beilage (Anzeigen) der Vossischen Zeitung vom 8.2.1891, mit Beschriftung (1) von F.s Hand „Rr“ oder Gefährdet Glück, (2) von Friedrich Fontanes Hand abgetippt 13. u. 14. VII. 1926 (noch ganz unfertig! Bessere Gesellschaftssphäre in Berlin W. Viele Dialoge. Kontrast ­zwischen militärisch=adliger Erziehung und wohlhabender Gelehrtenwelt) Fr. F. 23.VII.27. Tinte. Nicht zugehöriger Text: TFA N 17, 25v: Notiz zur Gliederung von Unwiederbringlich; vgl. GBA 362 f. 27: Entwurf zu Effi Briest („Betty“-Komplex); vgl. GBA 393 f.

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i.3  Ehe- und Liebesgeschichten

Erläuterungen: In dem Fragment scheinen Ressentimentstrukturen zwischen Adel und Bildungsbürgertum auf, zwischen militärischer und zivil-wissenschaftlicher Laufbahn, verbunden mit der gesellschaftlichen Problematik des in den 1890er-Jahren zunehmenden Antisemitismus; vgl. Mecklenburg 1998. Die zunächst unterschätzte Atemwegserkrankung von Hugo Berner und sein Kuraufenthalt an der Riviera lassen sich als Anspielung auf Friedrich III. verstehen. Innerhalb von F.s Erzählwerk bestehen zahlreiche Bezüge zu anderen Projekten der 1890er-Jahre, vor allem zu Effi Briest und Der Stechlin sowie zu Mathilde Möhring; vgl. Stellenkommentar. Stellenkommentar:  8  9

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Tempelhofer Ufer ] In Berlin-Kreuzberg, am südlichen Ufer des Landwehr­ kanals.1 Helmholtz ] Der Physiker und Physiologe Hermann von Helmholtz (1821– 1894), der seit 1888 die Physikalisch-technische Reichsanstalt in Charlottenburg leitete. Sein wichtigster Schüler war Heinrich Hertz (1857–1894).2 Generals von Schlichtekrull ]  Schlichtekrull ist einer der Namen, die F. für den Liebhaber in Effi Briest (in der Druckfassung Crampas) erwog; vgl. GBA 448 f. Gurlitt ] Die 1880 gegründete Galerie Fritz Gurlitt in der Behrenstraße 29. Fritz Gurlitt (1854–1893) förderte u. a. Böcklin und machte den französischen Impressionismus in Deutschland bekannt.3 Vgl. auch Wo sind heute die Schiffe des Norddeutschen Lloyd? Schulte ]  Der 1886 gegründete Kunstsalon Eduard Schulte, vormals Lepke’sche Kunsthandlung, Unter den Linden 4 a, seit 1891 im Palais Redern, Unter den Linden 1. Als Ableger der Düsseldorfer Kunsthandlung von Eduard Schulte (1817–1890) wurde die Berliner Galerie von dessen Söhnen Hermann (1851– 1941) und vor allem Max Eduard Schulte (geb. 1852) geführt. 1887 zeigte sie Werke Böcklins, 1891/92 Gemälde Franz von Stucks.4 Vgl. auch Wo sind heute die Schiffe des Norddeutschen Lloyd? Bärle ]  Die Kunsthandlung Honrath & van Baerle, Unter den Linden 3.5 F. korrespondierte 1882 mit den Inhabern Ed. G. Honrath und A. van Baerle; vgl. Tagebuch, 19.5.1882 (GBA, T 2, 174). Vgl. auch Wo sind heute die Schiffe des Norddeutschen Lloyd? Menzel und Meissonnier ]  Adolph Menzel (1815–1905), der u. a. mit seinen Illustrationen zu Kuglers Geschichte Friedrichs des Großen Rokoko-Sujets aufgriff, und der Rokoko-Maler Juste-Aurèle Meissonnier (1695–1750).

1  Vgl. Alle Berliner Straßen und Plätze 4, 190. 2  Vgl. Walther Gerlach: Helmholtz, Hermann Ludwig Ferdinand von. In: NDB 8 (1969), 498–501

[www.deutsche-biographie.de/pnd11854893X.html] (8.1.2016). 3  Vgl. Edwin Kuntz: Gurlitt, Friedrich Louis Moritz Anton. In: NDB 7 (1966), 328 [www.deutschebiographie.de/pnd116930675.html]; Wikipedia, Lemma Fritz Gurlitt mwN. (8.1.2016). 4  Vgl. Chronik 3863; Wikipedia, Lemma Galerie Eduard Schulte mwN. (8.1.2016); Peter Kropmanns: Kunstsalon Eduard Schulte. Bei ihm ging als Erstem das Licht an. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.8.2013. 5  Vgl. Berliner Adressbuch 1887, 449.

„Rr“ oder Gefährdet Glück

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Prof. Knille ]  Der mit F. bekannte Berliner Historienmaler Otto Knille (1832– 1898)6 publizierte 1887 Grübeleien eines Malers über seine Kunst. geographische ] Die 1828 gegründete, bis heute bestehende Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin.7 anthropologische ] Die 1869 gegründete Berliner Anthropologische Gesellschaft, heute Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte.8 Vgl. zu beiden Gesellschaften auch Obristleutnant v. Esens. militärische ColonialGesellschaft ]  Der 1882 gegründete Deutsche Kolonialverein und die 1884 gegründete Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft (Gesellschaft für Deutsche Kolonisation) schlossen sich 1887 zur Deutschen Kolonialgesellschaft zusammen.9 Virchow ]  Die Anthropologische Gesellschaft war auf Initiative des Mediziners, Anthropologen und liberalen Politikers Rudolf Virchow (1821–1902) gegründet worden. Pfahlbauwesen ] Die Entdeckung prähistorischer Pfahlbauten am Zürichsee 1853/54 löste nicht nur archäologische Forschung, sondern auch die sog. Pfahlbauromantik in Kunst und Literatur aus.10 Cäsar=Brücke über den Rhein ]  55 v. Chr. ließ Iulius Caesar bei Neuwied eine Brücke über den Rhein erbauen; vgl. Caesar: De bello Gallico 4, 16 f. Schädelausmessungen ]  Die Kraniometrie (Schädelvermessung), die bei Skelett­ funden die Bestimmung von Lebensalter und Geschlecht ermöglicht, etablierte sich im Lauf des 19. Jh. als wissenschaftliche Methode in der Anthro­pologie und Archäologie. Virchow hielt 1869 einen Vortrag mit dem T ­ itel ­Menschenund Affenschädel (gedruckt 1870). – Die von Franz Joseph Gall (1758–1828) begründete Phrenologie, die aus der Schädelform auf intellektuelle und charak­ terliche Eigenschaften zu schließen versuchte, erlangte im späten 19. und 20. Jh. Popularität im Zusammenhang mit rassistischen Theorien.11 Seine Schwester, Fräulein Rahel v. Schlichtekrull ]  Vgl. die betagten Geschwister­ paare in Graf Petöfy (Judith Gräfin von Gundolskirchen und Adam Graf Petöfy) und in Der Stechlin (Adelheid und Dubslav von Stechlin). – Der jüdische Vorname Rahel konterkariert das Profil der Figur; vgl. Z. 34 und folgende Anm. Stöckerianerin und Antisemitin ]  Der evangelische Theologe und konserva­tive Politiker Adolf Stoecker (1845–1909), Hof- und Domprediger in Berlin seit 1874 und Gründer der Christlich-sozialen Arbeiterpartei (1878), war einer der wichtigsten Wegbereiter des politischen Antisemitismus im deutschen Kaiserreich. Seine christlich-sozialreformerischen, nationalistisch-monarchistischen Positionen und seine Ablehnung von Liberalismus, Kapitalismus und Sozialismus beruhten auf einer radikal antisemitischen Agitation. Er erlangte ­große Popularität sowohl durch seine sozial-caritative Arbeit als auch durch ­seine ­Reden (Unsere Forderungen an das moderne Judenthum, 1879). 1889 ­wurde

6  Vgl. Brigitte Lohkamp: Knille, Otto. In: NDB 12 (1979), 186 f. [www.deutsche-biographie.de/ pnd116254645.html] (8.1.2016). 7  Vgl. [www.gfe-berlin.de] (8.1.2016). 8  Vgl. [www.bgaeu.de] (8.1.2016). 9  Vgl. Wikipedia, Lemma Deutsche Kolonialgesellschaft mwN. (8.1.2016). 10  Vgl. Brockhaus20 17, 42 f.; Wikipedia, Lemma Pfahlbauromantik mwN. (8.1.2016). 11  Vgl. Brockhaus20 12, 461; 8, 117; 17, 136; Wikipedia, Lemma Phrenologie (8.1.2016).

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i.3  Ehe- und Liebesgeschichten

er von ­Bismarck zum Verzicht auf politische Betätigung gezwungen, 1890 als Hofprediger entlassen.12 Vgl. auch Der Stechlin, Kap. 3 (GBA 32 f.). Alexander-Regiment ] Das 1814 aufgestellte Kaiser Alexander Garde-Grenadier-Regiment Nr. 1, dessen Kaserne in der Alexanderstraße 56, nahe dem Alexanderplatz, lag.13 Angehöriger des Alexander-Regiments ist Hauptmann von Czako in Der Stechlin (vgl. GBA 35, 47). Königgrätzer=Straße gegenüber der Kreuz-Zeitung ]  Die Redaktion der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung befand sich seit 1864 in der Hirschelstraße 4, die 1867 in Königgrätzer Straße umbenannt wurde.14 F. wohnte 1863–72 in der Hirschelstraße 14, seit 1867 lautete die Adresse Königgrätzer Straße 25.15 Effi Briest lebt nach ihrer Scheidung in der Königgrätzer Straße (Effi Briest, Kap. 32: GBA 313). Heute Stresemannstraße, ab dem Potsdamer Platz Ebertstraße (Kreuzberg und Mitte).16 ein bischen zu selbstständig, zu oppositionell ]  Jedoch nicht in die liberale, sondern in die hochkonservative bzw. reaktionäre Richtung. Divisionär ]  General, der eine Division kommandiert. Seydlitz ]  Friedrich Wilhelm von Seydlitz (1721–1773), durch kavalleristische Kühnheiten und große militärische Erfolge berühmter Reitergeneral unter Friedrich II.17 Vgl. F.s Seydlitz-Gedichte (GBA, G 1, 192–195). Blücher ] Der preußische Generalfeldmarschall Gebhard Leberecht Blücher (1742–1819), der entscheidend zum Sieg über Napoleon I. 1814 und bei ­Waterloo 1815 beitrug.18 Zieten war sogar fromm ]  Der preußische Kavalleriegeneral Hans Joachim von Zieten (1699–1786), Kommandeur der Zieten-Husaren. Anekdoten berichten, dass er von Friedrich II. wegen seiner religiösen Ernsthaftigkeit verspottet ­wurde und sich energisch dagegen zur Wehr setzte.19 Vgl. Wustrau (GBA, W 1, 13–23) und Der alte Zieten (GBA, G 1, 190 f.). Scharnhorst  ] Der preußische General und Heeresreformer Gerhard von Scharnhorst (1755–1813).20 Vgl. Der Scharnhorst-Begräbnisplatz auf dem Berliner Invalidenkirchhof (GBA, W 4, 398–403).

12  Vgl. Alf Christophersen: Stoecker, Christian Adolf. In: NDB 25 (2013), 377 f.; Werner Bergmann:

Stoecker, Adolf. In: Handbuch des Antisemitismus 2, 798–802.

13  Vgl. Wikipedia, Lemma Kaiser Alexander Garde-Grenadier-Regiment Nr. 1 mwN. (8.1.2016). 14  Vgl. Dagmar Bussiek: „Mit Gott für König und Vaterland!“ Die Neue Preußische Zeitung (Kreuz-

zeitung) 1848–1892. Münster 2002, 66.

15  Vgl. Chronik 1225, 1432, 1769. 16  Vgl. Alle Berliner Straßen und Plätze 2, 502. 17  Vgl. Bernhard von Poten: Seydlitz, Friedrich Wilhelm. In: ADB 34 (1892), 94–101 [http://www.

deutsche-biographie.de/pnd118764888.html?anchor=adb] (8.1.2016).

18  Hans Haussherr: Blücher von Wahlstatt, Gebhard Leberecht Fürst. In: NDB 2 (1955), 317–319

[www.deutsche-biographie.de/pnd118511882.html] (8.1.2016).

19  Vgl. Bernhard von Poten: Zieten, Hans Joachim von. In: ADB 45 (1900), 214–220 [www.deutsche-

biographie.de/pnd118808443.html?anchor=adb] (8.1.2016).

20  Vgl. Johannes Kunisch: Scharnhorst, Gerhard Johann David von. In: NDB 22 (2005), 574 f . [www.

deutsche-biographie.de/pnd118606557.html] (8.1.2016); de Bruyn 2010, 304–309.

„Rr“ oder Gefährdet Glück

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Moltke ]  Der preußische Generalfeldmarschall Helmuth Graf Moltke (1800– 1891), der das Oberkommando in den Kriegen von 1864, 1866 und 1870/71 führte, war für seine Schweigsamkeit bekannt.21 Rauch= oder Cornelius-Straße ]  Beide verlaufen zwischen Klingelhöfer- und Drakestraße in Berlin-Tiergarten.22 Die Berners wohnen also im Tiergartenoder Geheimratsviertel, einer zur Handlungszeit neuen, prestigeträchtigen Wohngegend. Lichtenstein Allee ]  Verbindet den Großen Weg im Großen Tiergarten mit dem Zoologischen Garten.23 Canal ]  Der 1850 als Schifffahrtsstraße eröffnete Landwehrkanal. Zoologischem ]  Der 1844 eröffnete Zoologische Garten. Neuem See ]  Im westlichen Teil des Großen Tiergartens. Schleuse ]  Die Unterschleuse des Landwehrkanals im Großen Tiergarten. Lützowplatz ]  Südlich des Großen Tiergartens.24 Kurfürsten= oder Burggrafenkeller ]  Der Kurfürstenkeller befand sich in der Poststraße 5 (in der Altstadt, heute Berlin-Mitte), der Burggrafenhof nahe dem Zoologischen Garten.25 Pferdebahn ]  Die seit 1865 verkehrende Straßenbahn Richtung Berlin Zoologischer Garten.26 Haus drin die Taglioni wohnte ] Der Tänzer und Choreograf Paul Taglioni (1808–1884), königlicher Ballettdirektor in Berlin, wohnte bis 1853 im sog. Palais Taglioni in der Französischen Straße 32.27 Er war der Bruder der international gefeierten Tänzerin Marie Taglioni (1804–1884), die mehrfach Gastspiele in Berlin gab. Schlieffen von den Garde-Dragonern ]  Schlieffen: preußische Adelsfamilie, die zahlreiche Offiziere hervorbrachte. Vermutlich ist das 1. Garde-Dragoner-Regiment „Königin Victoria von Großbritannien und Irland“ gemeint. Ihm gehört Woldemar von Stechlin in Der Stechlin (GBA 245) an. Wulffen vom Regiment Alexander ]  Wulffen: brandenburgische Adelsfamilie, aus der zahlreiche Offiziere hervorgingen. Vgl. Anm. zu Z. 41 Alexander-Regiment. reprimandirt ]  Frz. reprimander: tadeln. Grunewaldschloß ]  Das Renaissance-Jagdschloss Grunewald, 1542 erbaut von Kurfürst Joachim II. von Brandenburg (vgl. Anm. zu Z. 94 Joachim I. u II.).28 Geplauder. Ueber ]  Lesefehler in Seiffert 1972 und HFA: Gestade [?]. Unter Joachim I. u II. ]  Die Kurfürsten Joachim I. (1484–1535) und Joachim II. (1505– 1571). Joachim I. stand der Reformation ablehnend gegenüber; ­während seiner

21  Vgl. Heinrich Walle: Moltke, Helmuth Graf. In: NDB 18 (1997), 13–17 [www.deutsche-biographie.­

de/pnd118583387.html] (8.1.2016).

22  Vgl. Alle Berliner Straßen und Plätze 1, 381 und 3, 427 f. 23  Vgl. Alle Berliner Straßen und Plätze 3, 21. 24  Vgl. Alle Berliner Straßen und Plätze 3, 72. 25  Vgl. Karl Baedeker: Berlin und Umgebungen. Handbuch für Reisende. Leipzig 71891, 19. 26  Vgl. Wikipedia, Lemma Geschichte der Straßenbahn in Berlin mwN. (8.1.2016). 27  Vgl. Berliner Adressbuch 1844, 468; Michael Malkiewicz: Taglioni, Paul. In: NDB 25 (2013), 766 f .;

Wikipedia, Lemmata Paul Taglioni und Marie Taglioni (8.1.2016). 28  Vgl. Dehio Berlin 583 f.

166 |

i.3  Ehe- und Liebesgeschichten

Regierungszeit kam es 1510 zu einem „Hostienschändungs-“ und Ritualmordprozess und zur Vertreibung der jüdischen Bevölkerung aus Brandenburg.29 Sein Sohn Joachim II., genannt Joachim Hector, nahm an Feldzügen gegen das Osmanische Reich teil. Kirchenpolitisch lavierte er zwischen der katholischen Kirche und der Reformation. Beide erregten Ärgernis durch ihre Affären mit verheirateten bürgerlichen Frauen: Die Geliebte Joachims I. war Katharina Hornung, geb. Blankenfeld, die Tochter des Bürgermeisters von Berlin; in die Auseinandersetzung um den Ehebruch war Martin Luther involviert.30 Als Geliebte Joachims II. lebte Anna Sydow, verh. Dieterich (gest. 1575), mit ihren Kindern im Grunewaldschloss.31  97 Raggatz ]  F. besuchte Bad Ragaz vom 5. bis 7.8.1875; vgl. Reisetagebuch (GBA, T 3, 375).  98 Herbstschilderung ]  emend.; Hs. Herstschilderung 107 auf dem Kanal nach Saatwinkel ]  Auf dem Hohenzollernkanal (heute BerlinSpandauer Schifffahrtskanal), der Spree und Havel verbindet, nach Saatwinkel am Südufer des Tegeler Sees, einem seit der Mitte des 19. Jh.s beliebten Ausflugsziel.32 124 Mrs. Chuggleworth ]  Wohl sprechender Name: to chuckle: glucksen, kichern. – Lesefehler in Seiffert 1972 und HFA: Chupperworth. 126 Da ist alles Unnatur ] Vgl. die Anglomanie von Jenny Treibels Hamburger Schwiegertochter Helene und deren Ablehnung durch Kommerzienrat Treibel und seine Frau (Frau Jenny Treibel, Kap. 8: GBA 93–104). 141 phenomenal ]  sic 142 Dr. Henneberg ]  Mögliche Namensanregungen: 1) Die mittelalterliche Grafenfamilie von Henneberg, der u. a. der Minnesänger Otto von Botenlouben (gest. um 1245) entstammte. 2) Der Historienmaler Rudolf Henneberg (1825–1876). 3) Der Verleger Ludwig Henneberg (1797–1872), Teilhaber des Verlages F. A. Brockhaus. 4) Es existieren mehrere bekannte Mediziner namens Henneberg; ihre Karrieren begannen jedoch zu spät, um als Anregung für „Rr“ wahrscheinlich zu sein.33 146 ob sich vielleicht unsre Wünsche erfüllen ]  Im Sinne einer Schwangerschaft. 147 sie verhält sich gleichgültig in dieser Frage ]  Vgl. Irrungen, Wirrungen. 165 Herr v. Schneevogel ]  Sprechender Name. Eine mögliche Anregung ist der Humanist Paul Schneevogel, der sich latinisierend Niavis nannte (um 1460–um 1514).34 178 f. die Natur läßt sich nicht spotten ] Nach Galater 6,7: „Gott lässt sich nicht ­spotten.“ 183 f. zwischen den 2 Männer ]  sic; emend. zwischen den 2 Männern 29  Vgl. Dubnow 1920 ff., Bd. 6, 186–188. 30  Vgl. Gerhard Ebeling: Luthers Seelsorge an seinen Briefen dargestellt. Tübingen 1997, 143–155. 31  Vgl. Johannes Schultze: Joachim I. In: NDB 10 (1974), 434–436; ders.: Joachim II. Ebd., 436–438

[www.deutsche-biographie.de/pnd119214644.html und /pnd118557556.html] (8.1.2016).

32  Vgl. Alle Berliner Straßen und Plätze 3, 528; Wikipedia, Lemma Berlin-Spandauer Schifffahrts­

kanal (8.1.2016).

33  Vgl. NDB (8.1.2016). 34  Vgl. Joachim Knape/Ursula Kocher: Niavis, Paul. In: NDB 19 (1998), 195 f. [www.deutsche-­

biographie.de/pnd118886363.html] (8.1.2016).

„Rr“ oder Gefährdet Glück

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187 193 211 212 221 224

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Hildegard ]  Vgl. Frau Jenny Treibel, Kap. 8: „Uebrigens ist Hildegard ein lächerlicher Name für eine Hamburgerin. Hildegard heißt man in einem Schlosse mit Ahnenbildern oder wo eine weiße Frau spukt“ (GBA 96). Pension ]  Internat. Zu Erinnerungen an Mädchentage in der Pension vgl. auch Ehen werden im Himmel geschlossen. der Hängsel hinten aus dem Rockkragen ]  Vermutlich das Band, das den abnehmbaren Hemdkragen am Hemd fixierte. Vgl. auch Allerlei Glück. regalirst ]  Frz. régaler: beschenken. und keine Rettung ]  Anspielung auf Schiller: Don Carlos IV/21, V. 4387. Tod u. Verzweiflung ]  Anspielung auf Mozart: Die Zauberflöte II/3 und II/8. Ems ] Der Kurort Bad Ems im Lahntal gehörte seit 1866 zu Preußen und ­wurde regelmäßig von Kaiser Wilhelm I. besucht. Die Emser Heilquellen und die ­Emser Pastillen finden vor allem bei Erkrankungen der Atemwege Anwendung.35 Vgl. Effi Briest, Kap. 25–26 und 30–31 (GBA 263–266, 293–305). der Herr Studirte ]  Lesefehler in Seiffert 1972 und HFA: der Herr Studiker das ganze Küchenlatein ]  Lesefehler in Seiffert 1972 und HFA: das ganz [!] Küchenlatein vielmehr als ]  sic; emend. viel mehr als Mühlknapp in der Mühle ]  Der Gehilfe des Müllers, der sich allmählich an das beständige Klappern gewöhnt. ach er ist vielleicht los ]  sic; emend. ach er ist es vielleicht los alle meine Ruh ist hin ]  Anspielung auf Gretchens berühmten Monolog: „­Meine Ruh’ ist hin, Mein Herz ist schwer […]“ (Goethe: Faust I, V. 3374–3413). Bild von Carl Becker ]  Vermutlich Morgengruß (1866) von Carl Ludwig Friedrich Becker (1820–1900).36 sprach die Berliner Nacht ihre Sprache zu ihr ]  Vgl. Wie man in Berlin so lebt. Gesellschaft Cypria ]  Verein von Vogelfreunden, gegründet von Heinrich Bodinus (1814–1884), dem Direktor des Berliner Zoologischen Gartens.37 Die ­Tauben sind ein Attribut der Aphrodite/Venus, die wegen ihrer mythologischen Herkunft von der Insel Zypern in der antiken Dichtung den Beinamen Cypria trägt. – Lesefehler in Seiffert 1972 und HFA: Carzynon [?] Sperlinge, die gewohnt waren … gefüttert zu werden ]  Vgl. Stine, Kap. 11 (GBA 60–62). Pegli ]  Westlich von Genua, an der Riviera di Ponente. – Lesefehler in Seiffert 1972 und HFA: Perogli. Kronprinzen ]  Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen wohnte von November 1887 bis März 1888 in der Villa Zirio in Sanremo und versuchte vergeblich, sich zu kurieren. In Sanremo erreichte ihn die Nachricht vom Tod seines Vaters

35  Vgl. Die Brunnen- und Badeorte Deutschlands, Oesterreichs, Belgiens, Hollands etc. Mit Be-

rücksichtigung der Seebäder und klimatischen Kurorte. Praktisches Reise-Handbuch. Berlin 51880 (Grieben’s Reise-Bibliothek 17), 40 f. 36  Vgl. Helmut Börsch-Supan: Becker, Karl Ludwig Friedrich. In: Allgemeines Künstlerlexikon (2015) [www.degruyter.com.aklaktuell.han.onb.ac.at/view/AKL/_10112281]; vgl. Becker, Carl (1820– 1900). In: Allgemeines Künstlerlexikon (2015) [www.degruyter.com.aklaktuell.han.onb.ac.at/view/ AKL/_42250499] (8.1.2016). 37  Vgl. Karl Max Schneider: Bodinus, Karl August Heinrich. In: NDB 2 (1955), 358 f. [www.­deutschebiographie.de/pnd116216166.html] (8.1.2016).

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i.3  Ehe- und Liebesgeschichten

am 9.3.1888, worauf er als Kaiser Friedrich III. den Thron bestieg. Bereits am 15.6.1888 starb er in Potsdam an Kehlkopfkrebs.38 308 mein Einziger Hugo ]  sic 308 Hugo ]  Hugo heißt der Ehemann von Mathilde Möhring, der an einer Lungenentzündung stirbt (Mathilde Möhring, passim). Auch im „Betty-Komplex“, der älteren Fassung von Effi Briest, ist Hugo der Name des Ehemannes (in der Druckfassung Geert; vgl. GBA 394–398). 314 Dr. Brahm ]  Der mit F. gut bekannte Theaterkritiker Otto Brahm (1856–1912). Er gründete 1889 den Verein Freie Bühne, 1890/91 die Zeitschrift Freie Bühne für modernes Leben. Er gab damit dem Drama des Naturalismus ein Forum und löste erhebliche Kontroversen aus.39 315 Fräulein v. Schabelski ]  Die Schauspielerin und Schriftstellerin Elsa von Schabelsky (1860–1902) war die Geliebte des mit F. bekannten Journalisten, Schriftstellers und Theaterleiters Paul Lindau (1839–1919); die Trennung 1890 löste eine öffentlich ausgetragene Kontroverse aus.40 Lesefehler in Seiffert 1972 und HFA: Schobelski. 317 umarme Dich ]  sic; emend. umarme mich 328 Ronnershausen ]  Nicht ermittelt. Offenbar ein Kosmetikum. 328 glaue ]  glau: glänzend, hell, klar (Grimm 7, 7773). Lesefehler in Seiffert 1972 und HFA: graue. 354 f. die Tante jenseits der Wand … die Haube auf dem Kopf ]  Vgl. die Schreckensvorstellung der Melusine von Barby, Tante Adelheid könnte ihr im Traum erscheinen, in Der Stechlin, Kap. 27 (GBA 307). 363 seine ganze Sündenjahresrechnung ]  Lesefehler in Seiffert 1972 und HFA: eine ganze Sündenjahresrechnung

Die Goldenehochzeits-Reise Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL 191 (Th. Fontane), II.1, s. f., 1, 3, 5, 7, 9, 11, 13 Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 11 (Gruppe I) Drucke: Ernst Heilborn: Das Fontane-Buch. Berlin 1919 und Folgeauflagen, 99–101; HFA 1V, 624–626; NFA 24, 126–128; HFA 2I/7, 250–252 Die Drucke in NFA und HFA beruhen auf Heilborns Edition. In Heilborn 1919 sind Orthographie und Interpunktion modifiziert, Abkürzungen und Ziffern aufgelöst, Hervorhebungen, Streichungen und Alternativformulierungen der Handschrift nicht berücksichtigt; außerdem enthält die Edition mehrere Lesefehler. 38  Vgl. Heinrich Otto Meisner: Friedrich. In: NDB 5 (1961), 487–489 [www.deutsche-biographie.de/

pnd118535668.html]; Wikipedia, Lemma Friedrich III. (Deutsches Reich); [www.info-sanremo.com/ villa-zirio.html] (8.1.2016). 39  Vgl. Hubert Kulick: Brahm, Otto. In: NDB 2 (1955), 507 f. [www.deutsche-biographie.de/ pnd118514245.html] (8.1.2016); Fontane-Lexikon 73. 40  Vgl. Chronik 3114 mwN.

Die Goldenehochzeits-Reise

| 169

Literatur: HFA 1V, 1008 f.; NFA 24, 752–754; Sasse 1966; Kunisch 1984, 269–274;

HFA 2I/7, 677–679; Fontane-Handbuch 695, 697; Nürnberger 2007, 268

Datierung: Mitte der 1880er-Jahre t. post q.: Abschluss von Vor dem Sturm 1878 (vgl. Manuskriptbeschreibung); t. ad q.: Titelzusammenstellung Kleine (meist heitre) Stoffe um 1884; vgl. dort Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 78, Los 467 (Die Goldene Hochzeit-Reise, 7 S. Folio), laut Jolles erworben von „Petersen “ (Julius Petersen); aus dem NL Petersen von Hermann Kunisch 1985 an die SBB über­geben: SBB acc. 297/1985 Manuskriptbeschreibung: 1 Bogen Folio + 7 Blatt Folio. Tinte. Nicht zugehöriger Text: SBB, NL 191, II.2, 2, 8, 10, 12, 14: Vor dem Sturm IV/15 (GBA 2, 364–379). Vgl. auch Kunisch 1984, 269–274. Erläuterungen: Das Fragment orientiert sich an Eindrücken von der Italienreise des

Ehepaares Fontane im Herbst 1874, ein Jahr vor ihrer Silbernen Hochzeit. 1875 reiste F. allein ein weiteres Mal nach Italien. Vgl. auch die Erzählung Goldene Hochzeit (1853; GBA Frühe Erzählungen 118–122). Das Fragment ist in den Titelzusammenstellungen Sechste Gruppe, Kleine (meist ­heitre) Stoffe und Novelletten. Kleine Erzählungen genannt.

Stellenkommentar: 16 19 20 21 21 f.

27 f. 34 f.

fünf Jahre jünger ]  Fünf Jahre betrug auch der Altersabstand zwischen F. (geb. 1819) und seiner Frau (geb. 1824). Canal grande ]  Das Ehepaar Fontane besuchte Venedig vom 4. bis 8.10.1874; vgl. die Reisetagebücher beider (GBA, T 3, 304–320 und 339–342). Palazzo Foscari ]  Die Ca’ Foscari, gotischer Palast der Adelsfamilie Foscari.1 vor der Douane ]  Vor der Punta della Dogana, an der der Canal Grande in das Bacino di San Marco mündet (ital. dogana, frz. Douane: Zollgebäude). Seitenkanal … Hôtel … dritten Stock ]  Vgl. F.s Reisetagebuch, 4.10.1874: „In ­einer Gondel den Canal Grande hinunter, unterm Rialto fort, bis zum Hotel Bauer“ und 5.10.1874: „Hôtel Bauer ist ein großes Etablissement: Hôtel, Pension, Chambre garni, Restaurant, alles zusammen, aber in drei, vier Häusern vertheilt, die alle an einem Seitenkanal des Canal grande […] liegen“ sowie Emilie Fontanes Reisetagebuch, 4.10.1874: „[…] nachdem wir ein hübsches Zimmer im 3. Stock erhalten […]“ (GBA, T 3, 304 und 339). Das Hotel Bauer (The Bauers Venezia)2 ist heute eines der führenden Hotels in Venedig. Tauben von San Marco ]  Vgl. Emilie Fontanes Reisetagebuch, 5. und 7.10.1874 (GBA, T 3, 339 und 341). „Academia“ ]  F. besuchte die Gallerie dell’Accademia, die aus der Sammlung der 1750 begründeten Kunstakademie von Venedig hervorgingen, am 6., 7. und 9.10.1874; vgl. Reisetagebuch (GBA, T 3, 308 f., 310 und 318–320).

1  Vgl. Lexikon des Mittelalters 4, 670. 2  [www.bauervenezia.com] (8.1.2016).

170 | 35

46 48

49

52

56 60 61 f.

i.3  Ehe- und Liebesgeschichten

Tintoretto. Das Bild von der „Ehebrecherin“ ] Vgl. F.s Reisetagebuch vom 9.10.1874 (GBA, T 3, 319). Das Tintoretto (Jacopo Robusti, 1518–1594) zugeschriebene Bild Cristo e L’Adultera in der Accademia von Venedig stammt von Hans Rottenhammer (1564–1626). Darstellungen derselben Bibelszene (Johannes 8,7) von Tintoretto finden sich u. a. in Dresden und Kopenhagen; vgl. Wagner-Douglas 1998, 236 f. Das Bild ist titelgebend für L’Adultera, vgl. besonders Kap. 2 (GBA 8–15), wo das Ehepaar Van der Straaten den Gesichtsausdruck der Ehebrecherin diskutiert; in Vor dem Sturm wird es erwähnt (Kap. III/10: GBA 2, 135). Lido … Murano ]  Die Fontanes besuchten den Lido am 8.10.1874; vgl. Reise­ tage­buch (GBA, T 3, 317), die Insel Murano nicht. Das viele Sehn. ]  Vgl. die Klagen der frisch verheirateten Frauen in Graf Petöfy, Kap. 14 (GBA 110 f.) und Effi Briest, Kap. 5 (GBA 46 f.); dazu Fiandra 2011 und Vitz-Manetti 2011. „Assunta“ ] Die 1516–18 von Tizian (Tiziano Vecellio, um 1480/85–1576) für den Hochaltar der Frari-Kirche in Venedig gemalte Himmelfahrt Mariens (S. Maria Assunta) war 1817–1921 in der Accademia ausgestellt; heute befindet sie sich wieder am ursprünglichen Ort. Vgl. unten Anm. zu Z. 61 f. Tizian: die Himmelfahrt Marias. Bogumil Goltz ] (1801–1870), Schriftsteller und Kulturhistoriker.3 F. schrieb 1862 den Artikel über ihn in Männer der Zeit. Biographisches Lexikon der Gegenwart; vgl. Bibliographie Nr. 4424. Vgl. F. an Emilie Fontane aus Wyk, 21.8.1891: „Heute war nun Sturm und Regen, aber das Meer vor mir, kam ich kaum zu einem rechten Unmut und wurde an unsere Berchtesgadener Tage erinnert, wo wir von dem reizenden grossen Balkon aus bei nicht aufhörendem Regen in das schöne Gebirgstal hineinsahen [28.8.–2.9.1875]. Wie vieles ist seitdem anders geworden; das war 6 Wochen vor unserer silbernen Hochzeit, jetzt fehlen nur noch 9 Jahr an der goldenen. Damals ältlichte man, jetzt ist man alt, aber ich bin nicht wie Bogumil Goltz, der vor Wut über sein Alter auf den Tisch schlug. Resignieren können ist ein Glück und beinah eine Tugend“ (GBA, EB 3, Nr. 741). das ist das bessere Theil ]  Nach Lukas 10,42. unsrem Museum ]  Gemeint ist wohl die Berliner Gemäldegalerie. Tizian: die Himmelfahrt Marias ] F. sah das Bild (vgl. oben Anm. zu Z. 49 „Assunta“), das einen tiefen Eindruck auf ihn machte, dreimal; vgl. das Reise­ tagebuch vom 7.10.1874: „Nur 10 Minuten vor der ‚Assunta‘ geblieben, diesmal mit einem guten Glas bewaffnet. Die erhabene Schönheit dieses Bildes ging plötzlich vor mir auf. Es ist ganz und gar No 1; ein Triumph der Kunst; die alte Phrase von der ‚Göttlichkeit der Kunst‘ die jeder braucht der drei Leberwürste malen kann, hier hört sie auf Phrase zu sein; dies ist ein Göttliches und faßt das Menschenherz ganz anders als 7 Bände Predigten. Ich kann mich nicht entsinnen durch irgendeine Gestalt je so berührt worden zu sein, selbst die sixtinische Madonna kaum ausgenommen. In letztrer ist etwas Fremdes, über das Menschliche schon Hinausgehende; hierin mag ihre besondre Größe l­iegen,

3  Vgl. Hyacinth Holland: Goltz, Bogumil. In: ADB 9 (1879), 353–355 [www.deutsche-biographie.de/ pnd118696300.html?anchor=adb] (8.1.2016).

Mit der Zeit

64 68 f. 74

| 171

aber was unser Herz am tiefsten bewegt, muß immer wieder ein Mensch­liches sein und das haben wir in dieser Tizianschen Maria. Bei allem Seligsein im Schauen Gottes, verbleibt der Gestalt doch etwas Schön-Menschliches. Es ist immer noch ein Weib, keine Himmelskönigin. Darin steckt der Reiz. Der Unter­schied zwischen dieser Tizianischen Assunta und der in Verona (die auch außerordentlich schön ist) liegt äußerlich darin, daß die letztre zu den Jüngern hinunter, jene zu Gott hinauf sieht. Daraus entwickelt sich alles Weitre. Freilich mußte es ein Tizian sein, um die Aufgaben so zu lösen. In dem einen Bilde giebt sie, in dem andern empfängt sie; in jenem lächelt und beseeligt sie, in diesem wird sie beseeligt in demüthigem Aufschaun zu Gott “ (GBA, T 3, 310). Vgl. dazu Bernhard Böschenstein 2006 und Wagner-Douglas 1998, 233–235. Nun hab ich sie ]  sic über Brescia u. Bergamo an den Comer=See ]  F. besuchte den Comer See, Bergamo und Brescia vom 12. bis 14.8.1875; vgl. Reisetagebuch (GBA, T 3, 380 f.). Girandole ]  Mehrarmige Leuchter.4

Mit der Zeit Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 3, 1–10 Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 20 (Gruppe I) Drucke: HFA 1V, 833–837; NFA 24, 310–314; HFA 2I/7, 455–459 Literatur: HFA 1V, 1072 f.; NFA 24, 905 f.; HFA 2I/7,747 f.; Fontane-Handbuch 697;

­Fontane-Lexikon 250, 311; Nürnberger 2007, 608

Datierung: 1880er-Jahre; vielleicht um 1885 t. ad q.: 200-jähriges Jubiläum der Französischen Kolonie in Berlin 1885 Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 5 Bogen Folio. Tinte, Bleistift. Stellenkommentar: 30

31

Seidengarnhändler Etienne Cochoi ]  Tuch-, Strumpf- und Garnhandel waren typische Gewerbe der aus Frankreich nach Brandenburg emigrierten Hugenotten; vgl. folgende Anm. Etienne: Frz. Form von Stephan. Cochoi: Unter den Hugenotten Berlins häufiger Name (vgl. HFA 2I/7, 747 mwN.; in der Form Cochoy z. B. belegt im Berliner Adressbuch 1878); Anklang an cochon: Schwein. Mitglied der französischen Colonie ]  Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg (1620–1688), der „Große Kurfürst“, gewährte 1685 im Edikt von Potsdam

4  Vgl. Brockhaus20 8, 575.

172 |

  35 f.  41

 45

  49 f.  50  55  76  78  80  80  86  94

102

i.3  Ehe- und Liebesgeschichten

den durch das Edikt von Fontainebleau Ludwigs XIV. bedrohten Hugenotten (französischen reformierten Protestanten) Niederlassungsrecht in Brandenburg, freie Berufswahl sowie Religionsfreiheit und materielle Unterstützung. Daher immigrierten zahlreiche gut ausgebildete Handwerker und Händler nach Brandenburg, vor allem nach Berlin. F., dessen Vorfahren zu den hugenottischen Réfugiés (Flüchtlingen) gehörten, war Mitglied der französischreformierten Kirche und beteiligte sich an Festveranstaltungen der Französischen Kolonie Berlins. Zum 200-jährigen Jubiläum verfasste er einen Prolog (GBA, G 1, 249 f.); vgl. Fontane-Lexikon 250 mwN. Konstruktionen mit avoir und être ]  Perfektkonstruktionen im Französischen. Mathilde ]  Vgl. die Protagonistin von Mathilde Möhring sowie Cécile (Kap. 13): „,Mathilde! Wirklich. Man hört das Schlüsselbund.‘ ,Und sieht die Speisekammer. Jedesmal, wenn ich den Namen Mathilde rufen höre, seh’ ich den Quersack, darin in meiner Mutter Hause die Backpflaumen hingen.‘“ (GBA 95). Diakonissin ]  Angehörige einer protestantischen Schwesternschaft, die sich der Krankenpflege, Erziehungs- und Sozialarbeit widmet. Das erste Diakonissenhaus wurde 1836 in Kaiserswerth durch das Ehepaar Theodor und Friederike Fliedner gegründet.1 In dem 1846 durch Friedrich Wilhelm IV. gegründeten Diakonissinnenhaus Bethanien in Berlin-Kreuzberg unterrichtete F. 1848/49 die Diakonissen Emmy Danckwerts und Aurelie von Platen in Pharmazie; vgl. Fontane-Lexikon 59 f. und Röper 2002. gestimmt … gute ] Am linken Rand verdeutlichend von fremder Hand: Im ­ganzen genommen / ein guter K und und gegen ]  Am linken Rand verdeutlichend von fremder Hand: gegen die Frau Real ]  Von F. häufig verwendete Nebenform von Regal.2 die Stehleiter … und ] Am linken Rand verdeutlichend von fremder Hand: Stehleiter um und hat unser Miether ] Am linken Rand verdeutlichend von fremder Hand: Mieter Wirth ]  Hier: Hauseigentümer, Vermieter. so ⌐ging es auch gar nicht und wir¬ müßten wir ausziehn ]  sic; Korrektur nicht vollständig ausgeführt heiße ]  Darüber verdeutlichend von fremder Hand: heiße „Unwürdiges erträgt kein edles Herz.“ ]  Vgl. Schiller: Wilhelm Tell (1805; I/2): „Ertragen muß man, was der Himmel sendet, / Unbilliges erträgt kein edles Herz“ (V. 316 f.). chambre ardente ]  Von Kerzen erleuchteter Saal mit dunkler Wandbespannung, hier zur Aufbahrung eines Toten. Urspr. Bezeichnung eines außer­ordentlichen Gerichtshofs, der im absolutistischen Frankreich zur Aburteilung schwerer Verbrechen sowie zur Bekämpfung von Häresien einberufen wurde.3

1  Vgl. Brockhaus20 5, 457. 2  Vgl. Rheinisches Wörterbuch. Bearb. und hg. von Josef Müller, ab Bd. 7 von Karl Meisen, Heinrich

Dittmaier und Matthias Zender. 9 Bde. Bonn, Berlin 1928–1971, hier 7, 202.

3  Vgl. Encyclopédie Larousse, Lemma Chambre ardente [www.larousse.fr/encyclopedie/groupe-ho-

monymes/Chambre_ardente/112589] (8.1.2016).

i.4  Charakterstudien i: Frauenfiguren Die Geschichte der Frau v. M., spätre Geh. R. St. Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 33, 4–10 (vormals als Leihgabe im

TFA)

Verzeichnis Fontane/Fricke: nicht verzeichnet Drucke: HFA 1V, 715–718; NFA 24, 211–213, 836; HFA 2I/7, 321–323 Literatur: HFA 1V, 1021; NFA 24, 836; HFA 2I/7, 698

Datierung: zwischen 1878 und 1888 t. post q.: Tod von Ferdinand Stiehl 1878; t. ante q.: Titelzusammenstellung 5. Gruppe (vgl. Erläuterungen): Frau Commerzienräthin ist einer der Arbeitstitel von Frau Jenny Treibel. Diesen Stoff arbeitete F. 1888 als Roman aus, die Planung des aus mehreren Novellen zusammengesetzten Bandes ist also wohl vor diesem Jahr anzusetzen. Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 4 Bogen Folio. Tinte. Erläuterungen: Dem Fragment liegt die Biographie von Auguste von Canitz (1822–

1904) zugrunde. Sie war seit 1849 in erster Ehe mit Ludwig von Massow (1794–1859), Minister des Königlichen Hauses unter Friedrich Wilhelm IV., verheiratet.1 In zweiter Ehe heiratete sie 1868 den konservativen Pädagogen Ferdinand Stiehl (1812–1878), der die 1854–72 geltenden „Stiehlschen Regulative“ über die Volksschulerziehung in Preußen ausgearbeitet hatte.2 F. kannte Auguste von Massow aus ihrer ersten Witwenzeit (vgl. Chronik 1175, 1184) und korrespondierte mit ihr noch 1882 (vgl. Chronik 2466, 2469). Zu Ferdinand Stiehl vgl. Von Zwanzig bis Dreißig, Abschnitt Der Tunnel über der Spree, Kap. 7 (GBA 295). Das Konvolut St 33 enthält außer Die Geschichte der Frau v. M. spätre G. R. St. auch Wir halten zusammen, Novelle (Bruder, Schwester, Mann), Onkel Geheimerath und Immer gleich. In der Titelzusammenstellung 5. Gruppe plante F., Die Geschichte der Frau v. M. spätre G. R. St. mit Wir halten zusammen, Novelle (Bruder, Schwester, Mann), Onkel Geheime­ rath und Frau Commerzienräthin R. (später Frau Jenny Treibel) zusammenzufassen. Auf dem Umschlag, den Fontane mit Vorläufig reponirte Novellen-Stoffe bezeichnete, ist Die Geschichte der Frau v. M. spätre G. R. St. als „wohl bester“ davon genannt (vgl. Bd. I, 438). 1  Vgl. Stefan Hartmann: Massow, Ludwig von. In: NDB 16 (1990), 362 f. [www.deutsche-biographie. de/pnd116836482.html] (8.1.2016). 2  Vgl. Michael Sauer: Stiehl, Anton Wilhelm Ferdinand. In: NDB 25 (2013), 325 f.

174 |

i.4 Charakterstudien i: Frauenfiguren

Stellenkommentar:  3–8 Begräbniß des alten v. M. … (Ende April) ]  Tatsächlich starb Ludwig von Mas 3

 4

13 27 30 36 47 47

50 65

sow am 2.9.1859. Steinhöfler Lokalität ]  Zum Familiengut der Massows, Steinhöfel östlich von Berlin (heute Landkreis Oder-Spree, Brandenburg), vgl. Steinhöfel (GBA, W 2, 438–454). chambre ardente ]  Von Kerzen erleuchteter Saal mit dunkler Wandbespannung, hier zur Aufbahrung eines Toten. Urspr. Bezeichnung eines außer­ordentlichen Gerichtshofs, der im absolutistischen Frankreich zur Aburteilung schwerer Verbrechen sowie zur Bekämpfung von Häresien einberufen wurde.3 Das Gewächshaus. Die tropische Luft. ]  Dieses Motiv der Fin-de-Siècle-Literatur findet sich auch in L’Adultera, Kap. 12. Residenz ]  Darüber von fremder Hand verdeutlichend: Residenz Der Knabe stirbt. ]  Ferdinand Stiehl hatte 1866 seine erste Frau und sein jüngstes Kind verloren.4 Kraft und Wohlgefühl ]  sic; emend. Kraft- und Wohlgefühl mais, je me tais ]  (Frz.) aber ich schweige. Tu l’as voulu ]  „Tu l’as voulu, George Dandin“ (du hast es so gewollt, George Dandin; eig. Vous l’avez voulu, George Dandin): von F. häufig gebrauchtes Zitat aus Molières George Dandin ou Le Mari confondu (1668; I/7). In der Komödie geht es um die Ehe eines reichen Bauern mit einer jungen Adligen.5 orthodox ]  Orthodoxer, das heißt konservativer, Lutheraner. dann verlockte mich die Kraft ]  Vgl. Von Zwanzig bis Dreißig, Abschnitt Der Tunnel über der Spree, Kap. 7: „Stiehl heiratete später eine Frau v. M.; er Witwer, sie Witwe. Die Partie wurde viel beredet, denn sie, die Dame, war der Typus der Vornehmheit, was man von ihm nicht sagen konnte. Trotzdem hatte sie richtig gewählt und war glücklich, an die Stelle der ‚Complaisance‘, die bis dahin ihr Lebensteil gewesen war, ein Kraftgenie treten zu sehen“ (GBA 295).

Gabriele Chrysander Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 48, 22–23 (vormals als Leihgabe im

TFA)

Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 67 (Gruppe III) Drucke: Erstdruck

3  Vgl. Encyclopédie Larousse, Lemma Chambre ardente [www.larousse.fr/encyclopedie/groupe-­ homonymes/Chambre_ardente/112589] (8.1.2016). 4  Vgl. H[einrich] Pröhle: Stiehl, Anton Wilhelm Ferdinand. In: ADB 36 (1893), 180–184, hier 182 [www.deutsche-biographie.de/pnd118755307.html?anchor=adb] (8.1.2016). 5  Molière: Œuvres complètes 3. Chronologie, introduction et notices par Georges Mongrédien. Paris 1965, 291.

Gabriele Chrysander

| 175

Literatur: – Datierung: 1880er- oder 1890er-Jahre, vermutlich vor 1888 (vgl. Erläuterungen) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst

1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48

Manuskriptbeschreibung: 2 Bogen Folio. Tinte. Der Text von Z. 15–19 (Er bis Kneipgenie) ist palimpsestartig schräg über den Text von Z. 3–7 (-blättern bis Bekanntschaft) geschrieben. Erläuterungen: Die in dem Fragment skizzierte Biographie ist durch den Lebenslauf von F.s jüngster Schwester Elise (1838–1923) inspiriert.1 Nach der Trennung der ­Eltern 1847 lebte sie zunächst in Berlin, dann bis zum Tod der Mutter 1869 zusammen mit dieser in Neuruppin. Häufig besuchte sie für längere Zeit die Familie ihres Bruders, sowohl in Berlin als auch in London, und unterstützte ihre Schwägerin Emilie Fontane. Im Alter von 36 Jahren heiratete sie am 26.1.1875 den verwitweten Kaufmann Hermann Weber, den sie im Jahr zuvor im Riesengebirge kennengelernt hatte; vgl. Chronik 1913, 1918, 1950, 1956. Das Ehepaar lebte in Berlin, wo Hermann Weber als Feuerversicherungsinspektor arbeitete; vgl. Chronik 3891. Das Manuskript liegt in dem von F. mit Novelletten. Kleine Erzählungen überschriebenen Konvolut St 48. Die Titelzusammenstellung Novelletten. Kleine Erzählungen ist vermutlich 1888 entstanden.2 Sie enthält u. a. Texte, die 1894 im Band Von vor und nach der Reise publiziert wurden. Außerdem erscheint Gabriele Chrysander auch in der Titelzusammenstellung 1. Gruppe. Stellenkommentar: 1

2

3

8

8

Chrysander ]  Gräzisierender Name: Goldmann. Eine Konsistorialrätin Chrysander und ihre Tochter Else waren in den 1860er-Jahren als Figuren in den Entwürfen zu Vor dem Sturm vorgesehen; vgl. GBA Vor dem Sturm 1, 436, 442. ταντε Ελισε ]  Tante Elise. Griechische Schrift verwendete F. ab und zu für die Namen außer­literarischer Vorbilder von Figuren; vgl. auch Novelle (Bruder, Schwester, Mann). Neumann ]  Möglicherweise ist Gabriele Chrysander identisch mit der nicht über­lieferten Erzählung St. Neumann, die F. 1891 im Tagebuch erwähnt (GBA, T 2, 256.). Das Kind erster Ehe ]  Elise Fontane verband eine herzliche Beziehung mit ihrer Stieftochter Gertrud Weber. Vgl. auch die Familienkonstellation in Die Stieftochter. Das Neugeborne ]  Elise Fontane bekam 1875 mit Hermann Weber den Sohn Hans. Dieser war F.s Patenkind. Er übernahm 1894 die Löwenapotheke in Neuruppin, die bis 1826 F.s Vater gehört hatte; vgl. Chronik 3891 mwN.

1  Vgl. Theodor Fontane [junior]: Familienverhältnisse. In: Rasch/Hehle 2003, 48–50; Fontane-Lexikon 479. 2  Vgl. GBA Von vor und nach der Reise 190.

176 | 18 19

i.4 Charakterstudien i: Frauenfiguren

Toppkieker ]  (Niederdt.) Topfgucker: „der sich um die kleinigkeiten der weib­ lichen hauswirthschaft bekümmert“ (Grimm 21, 857). Batteriespieler ]  Wohl so viel wie Schachspieler. (Batterie: Konzentration von Figuren mit gleicher Wirkungslinie, etwa Dame und Turm oder Dame und Läufer.)

Wir lernen das Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 18, 11–16 (vormals als Leihgabe im

TFA)

Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 129 (Gruppe VI)

Drucke: Theodor Fontane: Wir lernen das. Ein unveröffentlichter Novellenentwurf. Im Auftrag des Theodor-Fontane-Archivs hg. von Christine Hehle. Fontane Blätter 76 (2003), 12–25 Literatur: Ebd. Datierung: nach 1878, wohl Anfang der 1880er-Jahre t. ad q.: vgl. Stellenkommentar; Erfahrungen Martha Fontanes als Gouvernante (vgl. Erläuterungen). Die zu Eleonore (um 1880–1885) gehörige Rückseite (17) scheint ­keinen t. post q. zu liefern, da ein geschlossenes Konvolut zu Eleonore überliefert war; vgl. Kommentar zu Eleonore. Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 2 Bogen + 3 Blatt Folio. Tinte, Blaustift. Nicht zugehöriger Text: SBB, St 18, 17: Eleonore. Erläuterungen: Der Text des Fragments ist durchsetzt mit Bezügen auf Charlotte Brontës Roman Jane Eyre (1847),1 den F. in Umfragen 1889 und 1894 jeweils unter den „besten Büchern“ nannte.2 1876–85 besprach er fünf Aufführungen von Charlotte Birch-Pfeiffers Dramatisierung des Romans unter dem Titel Die Waise aus Lowood (1853)3 in der Vossischen Zeitung.4 Vertraut waren ihm das Leben und die Gefühlslagen einer Gouvernante auch durch die Erfahrungen seiner Tochter Martha, die 1880/81 als Hauslehrerin auf dem Gut der Familie von Mandel in Klein Dammer arbeitete.5 1  Charlotte Brontë: Jane Eyre. London 1994. 2  NFA 21/1, 498; NFA 21/2, 742. 3  Charlotte Birch-Pfeiffer: Die Waise aus Lowood. Halle/Saale o. J. [1899]. 4  NFA 22/1, 513–515 (24.10.1876), 680–682 (19.5.1878), 774–776 (5.5.1879), 956 f. (13.12.1880);

NFA 22/2, 370–373 (19.5.1885). 5  Vgl. Dieterle 2006, 167–191.

Wir lernen das

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Zum Motiv der Entsagung vgl. Stine, Irrungen, Wirrungen, Die Pflicht aus dem Glück, Salas y Gomez und Oceane von Parceval. Das Konvolut St 18 enthält außer Wir lernen das auch Die Pflicht aus dem Glück, Der Elmblad-Stoff, Das hinterlassene Bild und Minister a. D. Wir lernen das ist in den Titelzusammenstellungen Sechste Gruppe und Mittlere Stoffe genannt. Stellenkommentar: 10 12 14 16

20 20

21

23

34

Harwich ]  Hafenstadt in der Grafschaft Essex mit Fährverbindung nach Rotter­ dam. Mansion-House ]  Name mehrerer englischer Herrenhäuser. Das 1739–53 erbaute Mansion House in London ist Sitz des Lord Mayor der City of London.6 Mr. Wellesley-Parker ]  Wellesley: anglo-irische Adelsfamilie. Die Zusammensetzung Wellesley-Pole existiert, nicht aber Wellesley-Parker. Harnisch ]  Vermutlich ist der sowohl von Pestalozzi als auch vom Gedanken­ gut der preußischen Reformen beeinflusste Pädagoge Wilhelm Harnisch (1787–1864) gemeint,7 dessen Memoiren F. 1878 zu lesen plante; vgl. GBA, EB Nr. 533. Der Zusammenhang mit Dannenwalde ist nicht klar.8 v. Medem ] In Kurland (heute Lettland) begüterte Reichsgrafen- und Freiherrnfamilie. Derbitten bei Mitau ]  Mitau, lettisch Jelgava, südlich von Riga, war die Residenzstadt des Herzogtums Kurland. Derbitten ist vermutlich ein fiktiver Ortsname. Lord Rochester, Grace Pool ]  Anspielungen auf Jane Eyre: Edward Fairfax ­Rochester ist bei Brontë der Besitzer von Thornfield Hall, wo Jane Eyre als Gouver­nante arbeitet. Die Hochzeit beider scheitert zunächst an der noch bestehenden Ehe Rochesters mit der geistesgestörten Bertha Mason, einer Kreolin aus Jamaica, die im Dachgeschoss von Thornfield Hall unter der Obhut der Pflegerin Grace Pool lebt. Erst nach ihrem Tod bei einem von ihr gelegten Brand kommt es zur Hochzeit Rochesters mit Jane Eyre. Bei Birch-Pfeiffer ist die Geistesgestörte die Schwägerin des Lords. Besuch der Anverwandten ]  Bei Brontë behandeln vornehmlich Rochesters Besucherinnen die Gouvernante überheblich (Jane Eyre, Kap. 17–19). Bei Birch-Pfeiffer handelt es sich bei diesen Besucherinnen um Jane Eyres Tante Mrs. Reed und ihre Tochter. Pauline Frommann ]  Im Brief vom 17.6.1878 schildert F. seiner Frau eine Gesellschaft bei der Familie von Wangenheim, an der mehrere Lehrerinnen und der Verleger Eduard Frommann teilnahmen: „Der Abend verging heitrer, als man nach dieser Zusammensetzung annehmen sollte. Frl. Voelcker ist aller-

6  Vgl. Encyclopædia Britannica [www.britannica.com/topic/Mansion-House-building-London] (8.1.2016). 7  Vgl. Werner Lenartz: Harnisch, Wilhelm. In: NDB 7 (1966), 693 [www. deutsche-biographie.de/ pnd118920553.html] (8.1.2016). 8  Aus Luckenwalde stammte der mit F. bekannte Theologe Egbert Harnisch; vgl. Von Zwanzig bis Dreißig, Abschnitt Berlin 1840, Kap. 3 (Autobiographische Schriften 2, 59–66).

178 |

43 43 f. 44 48 53 53 53 54

62 64

i.4 Charakterstudien i: Frauenfiguren

dings ein unglaubliches Exemplar; den Lord Rochester zu dieser Jane Eyre möcht ich sehen. Er muß den Schliff eines Küsters haben“ (GBA, EB Nr. 523). „hohes Lied“ ]  Das Hohelied (AT). Liebes-Frühling ]  Friedrich Rückert: Liebesfrühling (1821). west=östlicher Divan ]  Goethe: West-östlicher Divan (1819). die Wahnsinnige von den westindischen Inseln ]  Bertha Mason. Vgl. Anm. zu Z. 21 Lord Rochester, Grace Pool. Bethanien  ] 1846 gegründetes Kranken- und Diakonissenhaus in BerlinKreuzberg, wo F. 1848/49 Pharmazie unterrichtete; vgl. Chronik 146–182. Lette=Verein ]  Verein zur Förderung der Erwerbsthätigkeit des weiblichen Geschlechts, 1866 von Wilhelm Adolf Lette in Berlin gegründet. Kinder Gärtnerin ]  Der erste Kindergarten wurde 1837 von Friedrich Fröbel gegründet. 1877 existierten in Berlin 30 Kindergärten.9 verrenkter Fuß ]  In Jane Eyre (Kap. 12) begegnen sich die Protagonistin und Rochester zum ersten Mal, als Rochester sich bei einem Reitunfall den Fuß verstaucht. Mistreß Reed ]  Mrs. Reed ist bei Brontë und Birch-Pfeiffer die Tante der Prota­ gonistin, bei der sie als mittellose Waise aufwächst. Repartis ]  Antworten.

Die Pflicht aus dem Glück Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 18, 2–3 (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 127 (Gruppe VI; unter dem Titel Glück und Pflicht) Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: 1880er-Jahre (Konvolutzusammenhang, vgl. Datierung zu Der Elmblad-

Stoff)

Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst

1933, Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48

Manuskriptbeschreibung: 2 Bogen Folio. Tinte. Erläuterungen: Das Konvolut St 18 enthält außerdem Der Elmblad-Stoff, Das hinterlassene Bild, Minister a. D. und Wir lernen das. Die Pflicht aus dem Glück ist in den Titelzusammenstellungen 3. Gruppe und Mittlere Stoffe genannt. Das komplexe Mutter-Tochter-Verhältnis – Witwe und Waise, Freundinnen, Riva­ linnen – findet sich auch in Schach von Wuthenow, das Thema der Entsagung in zahl­ 9  Vgl. Berlin und seine Bauten 1877, I, 213.

Schauspielerin Jannasch

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reichen anderen Erzählungen und Erzählfragmenten F.s, etwa Stine, Irrungen, Wirrungen, Wir lernen das, Salas y Gomez und Oceane von Parceval. Briefnovellen finden sich mehrfach unter den Fragmenten, keine einzige jedoch unter den vollendeten Romanen und Novellen, wiewohl Briefe auch in ihnen ein wichtiges Strukturelement darstellen.

Schauspielerin Jannasch Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 35, 6–7 (vormals als Leihgabe im

TFA)

Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 81 (Gruppe IV) Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: nach dem 13.4.1880 t. post q.: Brief an Paul Heyse; vgl. Manuskriptbeschreibung Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 1 Bogen Folio + 1 Papierstreifen, aufgeklebt auf 6r (6a). Nicht zugehöriger Text: SBB, St 35, 6av: Anfang eines Briefentwurfs: Brief an Paul Heyse vom 13.4.1880 (BW F.–Heyse 1972, Nr. 83). Erläuterungen: Die Anregung für das Fragment lieferte offenbar eine mündliche Erzählung von Moritz Lazarus (1824–1903),1 der Mitglied der literarisch-geselligen Vereinigungen Tunnel über der Spree, Rütli und Ellora und jahrzehntelang mit F. befreundet war. Sein Rütli- und Ellora-Name war „Leibnitz“. Möglicherweise handelte es sich um ein Erlebnis von Lazarus selbst, da der sonst ungenannte Protagonist im Text einmal mit „L.“ bezeichnet wird (Z. 29). In der ersten Hälfte der 1880er-Jahre fanden die Rütli-Treffen in den Wintermonaten in dichter Folge, oft wöchentlich, statt, und F. und Lazarus gehörten zu den regelmäßigsten Teilnehmern. Von Lazarus erhielt F. auch den Stoff zu Lazarus erzählt; vgl. dort. Das Konvolut St 35, das sich in einem Umschlag mit der Aufschrift Vorläufig reponirte Novellen-Stoffe von F.s Hand befindet, enthält außer Schauspielerin Jannasch auch Die Stieftochter, Prinzessin Friederike und Der v. Katte und der v. Katz. Auch Die Geschichte der Frau v. M., spätre Geh. R. St. scheint ursprünglich zu diesem Konvolut gehört zu haben.

1  Vgl. Elke Natorp: Lazarus, Moritz. In: NDB 14 (1985), 11–13 [www.deutsche-biographie.de/ pnd118570439.html] (8.1.2016).

180 |

i.4 Charakterstudien i: Frauenfiguren

Stellenkommentar:  2 10 f. 16 33

„Leibnitz“ ]  Moritz Lazarus; vgl. Erläuterungen. „heilige Elisabeth“ ]  Verweist auf Marburg, wo Landgräfin Elisabeth von Thüringen (1207–1231) in dem von ihr gegründeten Franziskushospital starb. Elisabeth-Kirche ]  Erbaut 1235–83 über dem Grab der hl. Elisabeth in Marburg. demüthige Naturen ]  Das Thema der Demut verbindet sich auch in Unwiederbringlich (GBA 277, 322) und im Stechlin (GBA 289) mit der hl. Elisabeth. Vgl. zu diesem Motiv auch Fontane-Lexikon 119 f.

Myrrha Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 28, 3–5 (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 144 (Gruppe VI) Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: vermutlich um 1877 Lucae, von dem Fontane den Stoff hatte, starb 1877. 1877–79 arbeitete F. an Allerlei Glück, worin er den Stoff zu verarbeiten gedachte (vgl. Stellenkommentar). Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 2 Bogen Folio. Tinte, Blaustift, Rotstift. Erläuterungen: Der Stoff des Fragments, das 1860–64 spielt, geht offenbar auf ein Erlebnis eines Bekannten des Architekten Richard Lucae (1829–1877) zurück.1 Lucae war Mitglied des Tunnels über der Spree sowie des Rütli und jahrzehntelang mit F. befreundet. In die Rahmenerzählung fließen Eindrücke F.s von seinen Reisen nach Dänemark im Mai und September 1864 ein (vgl. GBA, T 3, 3–57). Das Konvolut St 28 enthält außer Myrrha auch Salas y Gomez, ebenfalls einen ‚kolonialen‘ Stoff. Stellenkommentar: 1

Myrrha ]  Vgl. Ovid: Metamorphosen 10, 298–532: Myrrha wird von Aphrodite mit inzestuöser Liebe zu ihrem Vater geschlagen. Verwandelt in den Myrrhen-

1  Vgl. Eva Börsch-Supan: Lucae, Richard. In: NDB 15 (1987), 268 f. [www.deutsche-biographie.de/

pnd1172594X.html] (8.1.2016).

Myrrha

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baum, bringt sie Adonis zur Welt. Vgl. auch Myrrha Glawicz, eine Schönheit mit griechischen Wurzeln, in Gottfried Kellers Martin Salander (1886).  3 Mulattinnen-Stoff ]  F. plante, diesen Stoff in Allerlei Glück zu verwenden; vgl. dort, Z. 1155: „Axel Brahe: Die Geschichte von dem Maler und der M ­ ulattin“. Die Mulattin ist dort namenlos.  5 Garnisonkirchen-Kneipe ]  Kneipe am Garnisonkirchplatz in Berlin-Mitte, südlich des Hackeschen Marktes. Die 1701 errichtete, später mehrfach umgebaute Garnisonkirche 2 wurde 1943 zerstört. 11 rustrig ]  Geschwärzt, rußig; vgl. Grimm 14, 1286. 12–17 hustrig … rappenschustrig … Plabustrig … sustrig ]  Lexikalisch nicht belegte Adjektivbildungen. „Plabustrig“ offensichtlich aus „Plastik“ und „Busen“, den Sprachgebrauch von Studenten der Bildenden Künste charakterisierend. 18 verte! ]  St 28, 5 ist die verso-Seite von St 28, 4. 21 Büchsel ] Karl Büchsel (1803–1889), 1846 als erster Pastor an die Berliner Matthäi­kirche berufen, deren Gemeinde wegen ihrer Frömmigkeit besonderes Ansehen genoss. Als Seelsorger und Prediger erfuhr Büchsel großen Zuspruch. In seinem Denken und Wirken spielte der Begriff der Bekehrung eine zentrale Rolle.3 Er wird in F.s Werk mehrfach erwähnt, etwa in Stine (GBA 85); vgl. auch Ehen werden im Himmel geschlossen und Storch von Adebar. Büchsel war Generalsuperintendent der Neumark und der Niederlausitz sowie Leiter der Goßner’schen Mis­sions­gesell­schaft, die von Berlin aus Missionare in zahl­ reiche Länder Asiens und Afrikas sandte.4 27 Jüngling v. Nain oder Jairus Töchterlein ]  Lukas 7,11–17 und Lukas 8,49–56, Erzählungen von Auferweckungen durch Jesus. 30 in den WaffenstillstandsTagen die zwischen Düppel u. Alsen lagen ]  12.5. bis 26.6.1864. Nach der Erstürmung der Düppeler Schanzen durch preußische Truppen am 18.4.1864 zogen sich die dänischen Truppen auf die Insel Alsen zurück und verteidigten sie bis zum 29.6.1864, als den preußischen Einheiten der Übergang über den Alsensund gelang. In ebendiesen „WaffenstillstandsTagen“, vom 19. bis 27.5.1864, besuchte F. Schleswig und die Halbinsel Sundewitt; vgl. Reisetagebuch (GBA, T 3, 3–29). 31 f. Lübeck, von wo aus ich die Ueberfahrt machen wollte ]  F. besuchte am 8./9.9.1864 Lübeck und fuhr von dort am 9./10.9.1864 per Schiff nach Kopenhagen (GBA, T 3, 30–32). 32 Olofs-Kapelle ] Die Bergenfahrer-Kapelle mit dem St.-Olavs-Altar (1525) in der Lübecker Marienkirche,5 1942 zerstört. 32 f. Overbeckschen Bilder ]  Einzug Christi in Jerusalem (1824; 1942 zerstört) und Beweinung Christi (1841–46) von Friedrich Overbeck in der Lübecker Marien­ kirche.

2  Vgl. Berlin und seine Bauten 1877, I, 123. 3  Vgl. Hermann Strathmann: Büchsel, Karl Albert Ludwig. In: NDB 2 (1955), 722 f. [www.deutsche-

biographie.de/pnd118664514.html] (8.1.2016); Fontane-Lexikon 78, 301.

4  Vgl. Walter Holsten: Goßner, Johannes Evangelista. In: NDB 6 (1964), S. 652 f. [www.deutsche-

biographie.de/pnd118540890.html] (8.1.2016). 5  Vgl. zur Lübecker Marienkirche Dehio Schleswig-Holstein 451–465.

182 | 33 33 35 37

i.4 Charakterstudien i: Frauenfiguren

Todtentanz ]  Der von Bernt Notke 1463 gemalte, 1701 durch eine Kopie er­ setzte Totentanz in der Lübecker Marienkirche, 1942 zerstört. Hôtel ]  F. übernachtete in Lübeck in Düffckes Hotel Ecke Breite Straße/Mengstraße, 1942 zerstört. Weser-Zeitung ]  Tageszeitung, Bremen 1844–1934. Natal ] 1843–1910 britische Kolonie in Südafrika, heute Provinz KwaZuluNatal, in der Durban liegt.

Die Frau Oberförsterin Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 27, 6–7 (vormals als Leihgabe im

TFA)

Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 141 (Gruppe VI) Drucke: Hanna Delf von Wolzogen/Christine Hehle: Die Frau Oberförsterin – Oder eine späte Spur zu Fontanes erstem Roman. Fontane Blätter 89 (2010), 8–17 Literatur: Nürnberger 1967, 88, 159; Nürnberger 2007, 110; Fontane-Lexikon 109; Delf von Wolzogen/Hehle 2010 Datierung: zwischen 1885 und 1888 t. post q.: Auf den Umschlagbogen des Konvoluts St 27 ist ein von F. mit der Titel­ zusammenstellung Hans und Grete beschriftetes Etikett aufgeklebt. Auf der Rück­seite des Etiketts befindet sich eine Annonce, die die Eröffnung einer Konzertagentur am 1.1.1885 ankündigt. t. ante q.: Die Titelzusammenstellung Hans und Grete enthält ­außer Hans und Grete und Die Frau Oberförsterin auch Die Frau Bourgeoise. Dies ist einer der Arbeitstitel für Frau Jenny Treibel. Diesen Stoff arbeitete F. 1888 als Roman aus, die Planung des aus mehreren Novellen zusammengesetzten Bandes ist also wohl vor diesem Jahr anzusetzen. Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 2 Bogen Folio. Tinte, Blaustift. Erläuterungen: F.s 1898 publizierten Erinnerungen Von Zwanzig bis Dreißig zufolge

hatte der dem Fragment zugrunde liegende Fall ihn 1840 zu seinem ersten, nicht erhaltenen Roman inspiriert; vgl. Von Zwanzig bis Dreißig, Abschnitt Berlin 1840, Kap. 1 (GBA 22): „[…] der Roman [war] einem Ereignis entnommen, das sich eben damals in einem abgelegenen Teile von Mark Brandenburg zugetragen hatte. Folgendes war der Verlauf. Eine schöne Amtsrats-Tochter, an einen Oberförster verheiratet, lebte seit ein paar Jahren in einer sehr glücklichen Ehe. Da mit einem Male stellte sich ein mauvais sujet bei ihr ein, ein Mann von kaum dreißig, der früher als Gärtner oder Jäger in ihres Vaters Diensten gestanden und mit dem sie damals ein Liebesverhältnis unterhalten

Die Frau Oberförsterin

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hatte. Der forderte jetzt Geld, überhaupt Unterstützung von ihr, weil er arm und elend sei. Sie gab ihm denn auch was sie hatte. Dies wiederholte sich mehrere Male und weil ihre Mittel zuletzt erschöpft waren und sie nicht mehr aus noch ein wußte, der Strolch aber immer zudringlicher wurde, so beschloß sie der Sache ein Ende zu m ­ achen. Sie lud ihn in den Wald zu einer neuen Begegnung ein, zu der er auch kam und zwar bewaffnet, weil er der Sache nicht recht mehr trauen mochte. Ganz zuletzt aber, als er sich wieder in der Liebhaberrolle zu versuchen trachtete, war er unvorsichtig genug, das Gewehr bei Seite zu stellen. Im selben Augenblicke griff sie danach und schoß ihn über den Haufen. Dann ging sie zurück, um ihrem Manne zu sagen, wie’s s­ tünde. Dieser war mit allem einverstanden und sagte ruhig: ‚Du hast recht gethan.‘ Der Spruch der Gerichte, vor die die Sache kam, lautete auf etliche Jahre Gefängnis, ein Urteil, das der König in kurze Festungshaft in Glatz oder Kosel umwandelte. Nachdem die junge Frau hier Gegenstand allgemeiner Huldigung gewesen war, kehrte sie in die Oberförsterei zurück, von ihrem Manne im Triumph eingeholt.“ Laut Von Zwanzig bis Dreißig hatte F. das Manuskript aus der Hand gegeben und es war ohne sein Wissen an ihm unbekannter Stelle gedruckt worden. 1892 indessen habe ihm der pensionierte Bürgermeister der Stadt, in der die Verhandlung gegen die Försterin stattgefunden hatte, das Material des Falles aus den Akten zugesandt; er habe den Stoff zu diesem Zeitpunkt aber nicht mehr aufgegriffen (ebd. 23). Wie das vorliegende Fragment zeigt, scheint F. sich jedoch in der zweiten Hälfte der 1880er-Jahre noch einmal damit befasst zu haben; vgl. Datierung. Stellenkommentar: 18 19

20 20 23

Namen ⌐Namen¬ ] Verdeutlichung. Schönemann  ] Vielleicht sprechender Name. Vielleicht auch Anklang an ­Goethes Frankfurter Verlobte Lilli Schönemann (1758–1817) oder an den Historiker Ferdinand Ludewig Schönemann (gest. 1813), dessen Beschreibung der Stadt Werder F. 1871 benutzt hatte.1 Schnatermann ]  Vielleicht sprechender Name: Schnatermann ist ein Forstgebiet in der Rostocker Heide.2 lebte mit ihr ]  sic; emend. lebte mit ihm Putbus  ] Auf Rügen, heute Landkreis Vorpommern-Rügen (MecklenburgVorpommern).

1  Vgl. Chronik 1741. 2  Vgl. Wikipedia, Lemmata Schnatermann und Rostocker Heide (8.1.2016).

184 |

i.4 Charakterstudien i: Frauenfiguren

L. P.-Novelle Textgrundlage: Lindenberg 1935 Der Text wird nach dem Artikel von Lindenberg 1935 wiedergegeben (vgl. Drucke und Manuskriptbeschreibung. 2. Textpräsentation nach Lindenberg 1935). Zugrunde gelegt wurde das Exemplar des TFA (Hf 58/7186). Standort und Signatur: Autograph vermutlich vernichtet (vgl. Überlieferung) Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 28 (Gruppe II) Titel: laut Verzeichnis Fontane/Fricke; Lindenberg 1935 Drucke: Paul Lindenberg (Hg.): Fontanes L. P.-Novelle. Ein ungedruckter Novellenentwurf. Deutsche Rundschau, 61. Jg., Bd. 244, August 1935, 135–142; HFA 1V, 822– 827; NFA 24, 301–305; HFA 2I/7, 445–450. Die Drucke in NFA und HFA beruhen auf Lindenbergs Artikel. Literatur: Lindenberg 1935; von Kehler 1936, 63; HFA 1V, 1070–1072; HFA 2I/7, 744– 746; Böschenstein 2000, 385; Fontane-Handbuch 695, 697 Datierung: frühestens Mitte der 1880er-Jahre Anna Pietschs Tochter kam 1877 zur Welt, die Emigration nach Amerika, die Heirat und die schließliche Versöhnung mit der Berliner Familie müssen in den folgenden Jahren stattgefunden haben; vgl. Text und Erläuterungen.1 Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 79, Los 471 (Ludwig Pietsch, Novellenentwurf L. P., 10 S. Folio), laut ­Jolles erworben durch „Prof. Lindenberg“ (Paul Lindenberg); vermutlich seit 1936 in der Sammlung Richard von Kehlers; vermutlich Kriegsverlust; vgl. HFA 2I/7, 744 Zur Überlieferungsgeschichte: Der Erwerber, der Journalist Paul Lindenberg (1859– 1944), war 1879–94 Redakteur der Deutschen Rundschau und mit Ludwig Pietsch und F. bekannt. Seine Publikation aus der Novelle beruht auf der Handschrift; vgl. Lindenberg 1935, 135 (vgl. Manuskriptbeschreibung). Offensichtlich gelangte das ­Autograph danach (1936) in den Besitz Richard von Kehlers; vgl. von Kehler 1936, 63: „In Fontanes Nachlaß fand sich auch der Entwurf einer Novelle, die Ludwig Pietsch zum Mittelpunkt hat, und den Fontane auf dem Umschlag als ‚L. P. Novelle‘ bezeichnet hat. Die Handschrift ist in meinem Besitz; Paul Lindenberg schrieb über sie im Augustheft 1935 der ‚Deutschen Rundschau‘.“ Richard von Kehler (1866–1943) war Ballonfahrer und bis 1900 Offizier in der preußi­ schen Luftschiffer-Abteilung, später Gründer mehrerer Luftfahrzeugsunternehmen und ab 1942 Präsident des deutschen Aero-Clubs.2 Als Autographensammler war er Mitglied des 1927 gegründeten Berliner Fontane-Abends, einer Vereinigung von ­bibliophilen Fontane-Freunden, in dem auch die wichtigsten öffentlichen Bibliotheken Berlins vertreten waren. 1933 trat von Kehler aus dem Fontane-Abend aus, dessen Mitglieder zu einem großen Teil jüdischer Herkunft waren. Von Kehlers ent-

1  Vgl. Lindenberg 1935, 142: „Auch ein[en] Teil der Erlebnisse Annas [entlehnte F.] der Wirklichkeit, denn L. P.s Anna ging nach Amerika und kam mit ihrem Töchterchen zurück, das im Hause L. P.s verblieb, aufwuchs und sich glücklich verheiratete.“ 2  Vgl. Wikipedia, Lemma Richard von Kehler (8.1.2016).

L. P.-Novelle

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schiedene Bejahung des Nationalsozialismus wird deutlich in der Einleitung zu seiner Briefsammlung; vgl. von Kehler 1936, 8. 1934 übernahm er die Leitung des 1905 gegründeten Berliner Bibliophilenabends und scheint dort für den Ausschluss/Austritt der jüdischen Mitglieder gesorgt zu haben; vgl. Sommer 1990. Von Kehler besaß eine große Sammlung von Fontaneana (dokumentiert bei von Kehler 1936), die im Zweiten Weltkrieg verbrannte (vgl. HFA 2I/7, 744). Manuskriptbeschreibung: 1. Beschreibung des Manuskriptkonvoluts nach Lindenberg 1935: Lindenberg 1935,

135 beschreibt das Ms.-Konvolut folgendermaßen: „‚L. P.-Novelle‘ steht auf dem Umschlag, der zehn Folioseiten mit der schönen, gleichmäßigen Schrift Theodor Fontanes enthält. Aber es blieb nur bei einem aus dem literarischen Nachlaß des Dichters stammenden und in meinem Besitz befindlichen Entwurf, der leider nicht ausgeführt ­wurde. Denn die Novelle hätte uns ein anziehendes Bild des Berliner geselligen ­Lebens der siebziger Jahre gegeben. […] Auch mit dem vorliegenden Stoff beschäftigte sich Fontane mehrmals, das zeigen allerhand gelegentliche Zusätze und Einschiebsel, ­neben aufgeklebten Zetteln, die irgendwo und irgendwann flüchtig hingeworfen wurden, das zeigt ein erster sehr knapper Entwurf, dem ein zweiter ausführlicherer ­folgte, der die Hauptperson eingehend in den Mittelpunkt der kurz skizzierte Handlung stellt. Diese Hauptperson, von Fontane als L. P. bezeichnet, hatte es ihm angetan, sie fesselte ihn in merkbarer Weise und hatte in erster Linie die Anregung zu der geplanten Novelle gegeben.“ 2. Textpräsentation nach Lindenberg 1935: Bei Lindenberg 1935 handelt es sich nicht um eine Textedition, sondern um einen Artikel, in dem er aus dem Ms. der L. P.Novelle zitiert, ohne die genaue Reihenfolge der Blätter anzugeben. Unser edierter Text gibt die wörtlichen Zitate des F.-Textes wieder. Der Text ist in Lindenbergs Abdruck offen­bar orthographisch normalisiert und ,modernisiert‘. F.s Hervorhebungen (vermutlich Unterstreichungen) sind bei Lindenberg und daher auch in unserem Text gesperrt wiedergegeben. Metatextuelle Anmerkungen erscheinen kursiv. In dem unserem Text zugrunde gelegten Exemplar des TFA (Hf 58/7186) ist auf Seite 134 die Todesanzeige für Anna Doren, geb. Pietsch, verstorben am 18.11.1937 im Alter von 60 Jahren, eingeklebt. Erläuterungen: Grundlage des Fragments ist die Biographie von Anna Pietsch, der ä­ ltesten Tochter des Zeichners, Schriftstellers und Journalisten Ludwig Pietsch (1824– 1911).3 Sie bekam 1877 eine uneheliche Tochter und war starkem sozialem Druck ausgesetzt, weswegen sie nach Amerika ging. Aussagen über ihren Charakter und ihr Verhalten als Teenager finden sich im Briefwechsel Ludwig Pietschs mit Theodor Storm und dessen zweiter Frau Dorothea.4 Im Juni 1870 hielt Anna Pietsch sich einige Zeit im Storm’schen Haus auf, bis ein dort grassierender Scharlach sie zwang abzu­reisen. Statt auf die Angebote der Storms einzugehen, sie in einem befreundeten Haus in 3  Vgl. NDB-Index [www.deutsche-biographie.de/sfzP3245.html] (8.1.2016). 4  Volquart Pauls (Hg.): Blätter der Freundschaft. Aus dem Briefwechsel zwischen Theodor Storm

und Ludwig Pietsch. Heide in Holstein 1939, Briefe vom 9.6.1870 (196 f.), 18.6.1870 (197 f.), 24.6.1870 (199 f.), 16.9.1871 (205), 4.11.1871 (207), [1873] (209), 7.10.1874 (212), 26.12.1873 (210), 7.2.1875 (218).

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i.4 Charakterstudien i: Frauenfiguren

Husum unterzubringen, organisierte sie sich einen Aufenthalt bei Bekannten in Kiel. Dazu schrieb Dorothea Storm, mit der Anna Pietsch sich sehr gut verstanden hatte, am 24.6.1870 besorgt an Pietsch: „Anna hätte gerne hier bleiben können, gute ­Freunde von uns waren alle bereit, sie aufzunehmen […], aber da hatte Anna es schon mit der Reise nach Kiel abgemacht […] Heute schreibe ich an Anna und werde sie bitten, nicht lange in Kiel zu bleiben, und es wahr mir auch nicht mit [sic] und bin ich auch erst beruhigt, wenn ich sie in Berlin weiß. Kiel ist kein passender Ort für ein so junges Mädchen ohne Halt und Stütze!“ (200) Theodor Storm schrieb im gleichen Brief: „In Deinem Urteil über Anna’s Kieler Aufenthalt stimme ich sonst überein; Anna kennt im Verkehr mit Männern, so harmlos sie übrigens dabei ist, nicht die sichere Grenze. Und ich meine, das wäre der erheblichste Punkt, worauf bei der Erziehung dieses jungen Menschenkindes noch das Augenmerk zu richten wäre.“ (199) 1873 verlobte sich Anna Pietsch, Storm gratulierte am 26.12.: „Und nun zunächst ein Hurrah für Anna Pietsch. Die Sache hat sich, wie mir scheint, so sehr ihrem Naturell gemäß entwickelt, daß ich unwillkürlich zu dem Wunsche wie der Hoffnung veranlaßt werde, es möge und werde ihr zukünftiges Leben sich in gleicher Weise aus ihrer eigensten Persönlichkeit hervorspinnen.“ (210) Am 17.2.1875 fragte Storm: „Ist Anna noch immer Braut?“ (218); der Kommentar von Pauls zum Briefwechsel (Fn. 5) informiert, dass die Ver­ lobung nicht zu einer Eheschließung führte (259). Anna Pietschs Tochter, die ebenfalls Anna Pietsch hieß (1877–1937), heiratete 1897 den Historiker Alfred Doren (1869–1934), einen Freund von Aby Warburg. Er hatte Professuren in Leipzig und Berlin inne, bis er 1933 wegen seiner jüdischen Herkunft entlassen wurde.5 Im zweiten Teil des Fragments unter dem Titel Hofrat Lämmerhirt (22–128) verschiebt sich der Fokus von der Tochter auf die Persönlichkeit des Vaters. Auf seine Doppelmoral und seine verfehlte Erziehung werden die Probleme der Tochter zurückgeführt. Lindenberg 1935 bemerkt dazu: „Ausdrücklich möchte ich bemerken, daß in dieser Gestalt nur einige Züge unseres alten, lieben L. P. enthalten sind, und der Dichter – mit vollem Recht – Wahrheit und Phantasie verquickt hat“ (139). Zu F.s Verhältnis zu Pietsch, der als Kunstkritiker sein Kollege bei der Vossischen Zeitung war und dessen Werke er rezensierte wie Pietsch die seinen, vgl. Peter Goldammers Nachwort zu Pietschs Memoiren mwN.6 Stellenkommentar:  6

Das ‚Gefängnis‘ von Benedix ]  Von F. geschätztes Lustspiel von Roderich Benedix (1811–1873), das er am 15.9.1879, 29.4.1880 und 24.3.1881 sah und jeweils in der Vossischen Zeitung besprach.7

5  Vgl. Perdita Ladwig: Das wirtschaftliche Fundament der Renaissance: Alfred Doren 1869–1934. In: P. L.: Das Renaissancebild deutscher Historiker 1898–1933. Frankfurt a. M., New York 2004, 34–114; Alfred Jakob Doren. In: Professorenkatalog der Universität Leipzig / Catalogus Professorum Lipsiensium. Hg. vom Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte, Historisches Seminar der Universität Leipzig [www.uni-leipzig.de/unigeschichte/professorenkatalog/leipzig/Doren_205]; Wikipedia, Lemma Alfred Doren (8.1.2016). 6  Peter Goldammer: Nachwort. In: Pietsch 2000, 574–584. 7  Texte der Rezensionen in: NFA 22/1, 805–808, 887 f.; NFA 22/2, 36–39.

L. P.-Novelle

21 23 43 f.

55 79

79

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Lämmerhirt ] Vgl. Pastor Lämmerhirt in Vor dem Sturm, Kap. IV/2–3 und IV/28. Zwei Töchter ]  Ludwig Pietsch hatte vier Töchter (Anna, Hedwig, Jenny, Marie) und zwei Söhne (Georg, Paul).8 Jung-Hegelschen Schule ] Von David Friedrich Strauß geprägte Bezeichnung für den politisch linken Flügel der Schüler Hegels. Zu dem Intellektuellenzirkel, der sich um 1835 gebildet hat, gehörten u. a. Max Stirner (1806–1856),9 Ludwig Feuerbach (1804–1872),10 Bruno Bauer (1809–1882),11 Karl Marx und Friedrich Engels. Ihr wichtigstes Publikationsorgan waren die von Arnold Ruge 1838 gegründeten Halleschen Jahrbücher (ab 1841 Deutsche Jahrbücher, 1843 verboten). Wegen ihrer radikalen Religions-, Gesellschafts-, Ideologie- und Staatskritik wurden die Junghegelianer unter Friedrich Wilhelm IV. von einer akademischen Karriere in Preußen ausgeschlossen. Die Kon­troversen zwischen Stirner, Feuerbach, Bauer und Marx führten nach 1843 zur Auf­lösung des Zirkels.12 Zumindest Bruno Bauer und dessen Bruder Edgar kannte F. persönlich; vgl. Von Zwanzig bis Dreißig, Abschnitt Berlin 1840, Kap. 2 (GBA 34 f.).13 Edgar Bauer war Mitarbeiter des von dem Sozialkonservativen Hermann Wagener, den F. aus dem Umfeld der Kreuzzeitung ebenfalls kannte, herausgegebenen Staats- und Gesellschafts-Lexikons (1858–67); vgl. Adel und Judenthum in der Berliner Gesellschaft mit Kommentar und Albrecht 2010. drei Söhne ]  Kain, Abel und Seth (1 Mose 4,1–2; 4,25). Liebesmahle ]  Urspr. (frühchristlich) ein brüderliches Mahl liturgischen Charakters. In konservativen preußischen Kreisen des 19. Jh.s, im Offizierscorps und im Umfeld Wilhelms II. wurden Herrenabende so genannt. Huth ] Im Weinhaus Huth, Potsdamer Straße 139 (heute Alte Potsdamer ­Straße 5), besuchte F. mitunter Herrenabende; vgl. Friedrich Holtze: Tisch­ runde im Weinhaus Huth. In: Rasch/Hehle 2003, 131–141.

8  Vgl. Pauls 1939 (Fn. 5), 267 f. 9  Vgl. Otto Liebmann: Stirner, Max. In: ADB 36 (1893), 258  f. [www.deutsche-biographie.de/

pnd118618261.html?anchor=adb] (8.1.2016).

10  Vgl. Ruth-Eva Schulz: Feuerbach, Ludwig Andreas. In: NDB 5 (1961), 113 f. [www.deutsche-­

biographie.­de/pnd118532758.html] (8.1.2016).

11  Vgl. Walter Buff: Bauer, Bruno. In: NDB 1 (1953), 636  f. [www.deutsche-biographie.de/

pnd118507249.html] (8.1.2016). 12  Vgl. Josef Rattner und Gerhard Danzer: Die Junghegelianer. Portrait einer progressiven Intellektuellengruppe. Würzburg 2005; Helmut Reinalter (Hg.): Die Junghegelianer. Aufklärung, Literatur, Religionskritik und politisches Denken. Frankfurt a. M. 2010. 13  Vgl. auch Richter 1969, 658–660.

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i.4 Charakterstudien i: Frauenfiguren

Grossmutter Schack Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, Notizbuch E 1, 80r; St 13, 1–5 (vormals

als Leihgaben im TFA)

Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 49 (Gruppe III) Drucke: HFA 1V, 711–712; NFA 24, 125–126, 752; HFA 2I/7, 248–250, 676–677 Literatur: NFA 24, 752; HFA 1V, 1020; HFA 2I/7, 676–677; Fontane-Handbuch 697 Datierung: zwischen 1873 und Mitte der 1880er-Jahre t. post q.: Aufenthalt in Tabarz und Notizbuch (vgl. Erläuterungen und Manuskriptbeschreibung); t. ad q.: Titelzusammenstellung Kleine (meist heitre) Stoffe um 1884; vgl. dort Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.) und S. 85, Los 511 (5 Notiz­ bücher), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: SBB, E 1: Notizbuch Oktav, 16 Blatt [urspr. 80 Blatt]. Etikett auf dem Umschlag mit Beschriftung von F.s Hand 1874. Enthält: 1r: Notizen (Agenda). 1v–15v: Notizen und Entwürfe zu Schach von Wuthenow.1 [16–79: herausgeschnitten.] 80r: (1) Adress-Notizen vom Romaufenthalt F.s 15.10.–2.11.1874.2 (2) ­Barskewitz.3 (3) Großmutter Schack. Bleistift. 80v: Adress-Notizen vom Romaufenthalt F.s. Bei­lagen: Pass für F. für das Jahr 1874. Abschrift einer Rezension von der Hand Emilie Fontanes. Rechnung des Hôtel Mühlenthal von C. Graumann,4 datiert Juli 3.–5. [1873].5 SBB, St 13: 3 Bogen Folio (1–4) + 1 Blatt Folio (5). Tinte, Blaustift. Rückseiten/nicht zugehöriger Text: SBB, St 13, 1v: Gilt nicht. 5v: Neue Eintheilung von Band II. Erläuterungen: Im Juli und August 1873 verbrachte F. gemeinsam mit seiner Familie

sieben Wochen in Tabarz im Thüringer Wald, wo sie bei der Weberfamilie Schack wohnten; vgl. Chronik 1852–1857 mwN. Das Fragment ist in den Titelzusammenstellungen Sechste Gruppe, Novelletten. Kleine Erzählungen, Kleine (meist heitre) Stoffe und, allerdings gestrichen, in Mittlere Stoffe genannt. Stellenkommentar: 3 8

steht in ]  Schreibabbruch. Tabartz ]  Heute Tabarz/Thüringer Wald, Landkreis Gotha (Thüringen).

1  Vgl. GBA Schach von Wuthenow 197 f. 2  Vgl. Emilie Fontanes Reisetagebuch (GBA, T 3, 345–362). 3  Barskewitz (Barzkowice) bei Stargard in Pommern: Gut der Familie von Itzenplitz; vgl. Denkmal

Albrecht Thaers zu Berlin (1862/63; GBA, W 6, 352). 4  Vgl. GBA Ellernklipp 170 f. 5  Vgl. Chronik 1852.

Melusine. An der Kieler Bucht

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Hosemann ]  Theodor Hosemann (1807–1875), Berliner Genremaler und Grafiker.6 17 f. es ergab, sich daß ]  sic; emend. es ergab sich, daß 22 sei sie ]  sic; emend. sei ich 42–44 Großmutter Schack … steht in ]  Abschrift aus Notizbuch E 1, 80r; vgl. Z. 1–3. 44 steht in ]  Schreibabbruch; vgl. Z. 3. 11

Melusine. An der Kieler Bucht Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: DLA, A: Fontane 57.5748 Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 39 (Gruppe II) Drucke: HFA 1V, 627–629; NFA 24, 129–130; HFA 2I/7, 253–254 Literatur: Schäfer (= Böschenstein) 1962; HFA 1V, 1009 f.; Sasse 1966; Hofmann/Kuhn

1969, 646; Hübscher 1970; NFA 24, 754–756; HFA 2I/7, 679 f.; Ohl 1979; Müller-Seidel 1980, 446–452; Ohl 1986; Bovenschen 1989; Borchmeyer 1998; Menke 1998; FontaneLexikon 305; Fontane-Handbuch 703; Böschenstein 2001; Braun 2002; Delf von Wolzogen 2002; Menke 2004; Steinkämper 2007; Nürnberger 2007, 748 f. Datierung: 1878 Walter Keitel (HFA 1V, 1009) datierte den Text auf 1877, vermutlich gestützt auf F.s auf den Rückseiten befindliche, im August 1877 erschienene Rezension zu Henckel von Donnersmarck als t. post q. (vgl. Manuskriptbeschreibung). Die als Schauplätze der Erzählung genannten Lokalitäten an der Kieler Bucht, insbesondere Forsteck und Neumühlen, legen jedoch als t. post q. F.s Aufenthalt dort im September 1878 nahe (vgl. Stellenkommentar). Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 79, Los 481 (Novellenentwürfe II.), laut Jolles erworben von „Zülsdorf “; Versteigerung von Gerd Rosen, Auktion 29, Los 1507; erworben vom DLA am 21.11.1957 Manuskriptbeschreibung: 6 Blatt Folio. Tinte, Blaustift, Rotstift. 3r: Unter dem Text in Rotstift grundrissartige Zeichnung. Nicht zugehöriger Text: DLA, A: Fontane 57.5748, 2v, 4v, 5v: Notizen aus F.s Tätigkeit als Erster Sekretär der Preußischen Akademie der Künste (1876), teilweise von fremder Hand mit Korrekturen von F.s Hand. Bleistift, Tinte. 3v, 6v: Text aus F.s Rezension zu Briefe der Brüder Friedrichs des Großen an General Henckel von Donnersmarck (hg. von Leo Amadeus Henckel Donnersmarck, Berlin 1877), teilweise von Emilie Fonta-

6  Vgl. Wolfgang Freiherr von Löhneysen: Hosemann, Theodor. In: NDB 9 (1972), 648 f. [www.­ deutsche-biographie.de/pnd118553771.html] (8.1.2016).

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i.4 Charakterstudien i: Frauenfiguren

nes Hand mit Korrekturen von F.s Hand. Tinte. Die Rezension erschien am 25.8.1877 in Die Gegenwart, Bd. 12, Nr. 34.1 Erläuterungen: Das Fragment ist die früheste Realisierung des Melusine-Motivs in F.s Erzählwerk; vgl. auch die Fragmente Oceane von Parceval (1882) und Melusine von Cadoudal (1895). Im zu Lebzeiten F.s publizierten Erzählwerk begegnet die MelusineFigur als Melusine von Barby in Der Stechlin (1898), eine genealogische Verbindung zur mythischen Melusine wird für Victoire von Carayon in Schach von Wuthenow (1882) in Anspruch genommen. Eine Reihe von weiteren weiblichen Figuren weist Charakteristika der Melusine auf; zu den zahlreichen Studien zum Melusine-Motiv vgl. unter Literatur). Kennzeichnend für die Melusine-Figur bei F. ist die Verbindung von mythisch-genealogischen und philosophischen Motiven (vgl. grundlegend Hübscher 1970 sowie Delf von Wolzogen 2002). F.s Melusine-Texte knüpfen an den mittelalterlichen Melusine-Mythos an, die genealogische Ursprungssage der französischen Adelsfamilie Lusignan. Sagen, die von der Verbindung einer Fee – eines Wasser­wesens – mit einem Menschen, der Zeugung zahlreicher Nachkommenschaft und einem Tabu­bruch durch den Ehemann erzählen, sind seit dem 12. Jh. überliefert, etwa bei Gervasius von Tilbury. Literarische Gestaltung erfuhr die Sage in drei Werken des Spätmittelalters: 1) einem 1393 entstandenen Prosaroman von Jean d’Arras, 2) einem um 1401–05 verfassten Versroman des sonst unbekannten Cou(l)drette (beide aus dem Umkreis der Lusignans), und 3) der 1456 vollendeten deutschen Prosafassung von Coudrettes Text durch den Berner Patrizier Thüring von Ringol­tingen, an die sich eine breite deutschsprachige Tradition anschließt.2 Zur Analyse der Grundkomponenten des Mythos und zur neuzeitlichen und modernen Rezeption vgl. Bovenschen 1989 und Böschenstein 2001. Stellenkommentar:  7

12 12 f.

Frau Gildemeister u. Tochter ]  Emma Marie Félicie Meyer (1838–1920), die Frau des Bremer Senators und Bürgermeisters Otto Gildemeister (1823–1902), der sich als Essayist und Übersetzer aus mehreren Sprachen einen Namen machte, war in Tampico (Mexiko) als Tochter eines Tabakgroßhändlers aufgewachsen. Ihre Tochter war Félicie Gildemeister (1862–1944), genannt Lissy, seit 1888 verheiratete Susemihl.3 F. hatte Otto Gildemeister 1843 im Tunnel über der Spree kennengelernt (Chronik 62); eine Begegnung mit Otto, Emma Marie Félicie und Lissy Gildemeister auf einer Gesellschaft bei Moritz Lazarus ist am 23.3.1881 belegt (Chronik 2336). Vgl. auch Fontane-Lexikon 179. Melusinen=Märchen ]  Vgl. Erläuterungen. Mörikes Gedicht von der „Windsbraut“ ]  Die schlimme Greth und der Königssohn (1829).

1  Vgl. Chronik 2080. Text der Rezension in NFA 19, 789–802. 2  Vgl. Lexikon des Mittelalters 6, 504 f.; Günter Berger: Melusine im Mittelalter und in der Frühen

Neuzeit. In: Müller/Wunderlich 2001, 639–644. 3  Vgl. Friedrich Prüser: Gildemeister, Otto. In: NDB 6 (1964), 395 f. [www.deutsche-biographie.de/ pnd116624108.html] (8.1.2016).

Melusine. An der Kieler Bucht

17 f.

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28 f.

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Koenigsmark-Wiesike. Plaue ]  In Plaue an der Havel lagen sich Schloss Plaue, seit 1839 im Besitz der Grafen von Königsmarck, und das Gut des Ziegelei­ unternehmers Karl Ferdinand Wiesike (1798–1880) gegenüber; vgl. Plaue a. H. (Fünf Schlösser, GBA, W 5, 101–142) und F.s Nachruf auf Wiesike in der Vossischen Zeitung (ebd. 548–551) sowie Allerlei Glück. Wiesike hatte sich um 1850 von den Geschäften zurückgezogen und widmete sich der Anlage eines Parks, der von Samuel Hahnemann entwickelten Homöopathie und der Philosophie Schopenhauers.4 F. hatte Wiesike, einen frühen Schopenhauer-Anhänger, 1874 bei der Familie von Wangenheim kennengelernt. Erstmals am 25.4.1874 (Chronik 1898) und dann mehrfach in den Jahren 1874–77, zuletzt im Mai 1880 (Chronik 2258) war er bei ihm in Plaue zu Gast und beschäftigte sich unter Wiesikes Einfluss mit Schopenhauers Philosophie; vgl. Hübscher 1970 mwN.; Fontane-Handbuch 395 ff.; Fontane-Lexikon 484 f. und F.s Exzerpte aus Parerga und Paralipomena (Reuter 1961, 708–712). Neumühlen ]  Heute Neumühlen-Dietrichsdorf, Ortsteil von Kiel, am Ostufer der Kieler Förde, an der Mündung der Schwentine gelegen. Der wichtigste Wirtschaftsfaktor im 19. Jh. waren die von der Schwentine betriebenen Mühlen, vor allem die 1865/66 errichtete Dampfkornmühle der Brüder Johannes und Conrad Ferdinand Lange. Bei der Familie des Letzteren hatte F.s Tochter Martha sich am 10.9.1878 vergeblich um eine Stelle als Hauslehrerin beworben.5 1876 kam die Gründung der „Kieler Schiffswerft“ durch Georg Howaldt hinzu. v. Sehestedt ]  Weit verzweigte dänisch-deutsche Adelsfamilie, der u. a. Hanni­ bal Sehested, der Gegenspieler von Corfitz Ulfeldt, entstammte; vgl. Kommentar zu Korfiz Uhlefeld. aus der Zeit von Christian II. bis Christian IV. ]  Etwa zwischen 1513 (Regierungsantritt Christians II. von Dänemark und Norwegen) und 1648 (Tod ­Christians IV. von Dänemark und Norwegen). Forsteck ]  Das 1866–68 erbaute Haus mit Park des Fabrikanten und Meeresforschers Heinrich Adolph Meyer 6 (1822–1889) in Düsternbrook an der Kieler Förde, in dem F. und seine Frau vom 20. bis 28.9.1878 zu Gast waren (Chronik 2137–2140 mwN.). Meyers Gattin Marie, geb. Toberentz, war eine Schwester von Emilie Fontanes Freundin Clara Stockhausen, zum Freundeskreis gehörte auch der Schriftsteller Klaus Groth.7 Vgl. F.s Briefe an seine Tochter Martha vom 21., 25., 26.9.1878 (BW F.–Martha Fontane 2002, Nr. 20–22) und das an das Ehepaar ­Meyer gerichtete Gedicht Haus Forsteck (GBA, G 3, 245), sowie Allerlei Glück. Am Abend vor der Hochzeit verschwindet sie. ] Vgl. die Erzählung von der Kapitäns­enkelin Nina in Effi Briest, Kap. 10 (GBA 99).

4  Vgl. Müller-Seyfarth 2016. 5  Vgl. BW F.–Martha Fontane 2002, 626–629; Stolz 2013, 118 f. 6  Vgl. Dieter Rednak: Meyer, Heinrich Adolph. In: NDB 17 (1994), 294 f. [www.deutsche-biographie.

de/pnd117559237.html] (8.1.2016). 7  Vgl. Stolz 2013, 114–125.

192 |

i.4 Charakterstudien i: Frauenfiguren

Oceane von Parceval Textgrundlage: Autograph; Heilborn 1921 Der Text der seit 1945 fehlenden drei Blätter (3, 39, 45) wird aus Heilborn 1921 ergänzt. Zugrunde gelegt wurden die Exemplare des TFA (Hf 51/4329 a) und der ÖNB (534.093-B. Neu). Standort und Signatur: TFA N 20, 1, 2, 4–38, 40–44 Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 9 (Gruppe I) Drucke: Ernst Heilborn: Das Fontane-Buch. Berlin 1919 und Folgeauflagen, 75–90; Theodor Fontane: Oceane von Parceval. (Entwurf zu einer Novelle.) Vossische ­Zeitung, 8.12.1919, Nr. 625, Abendausgabe [Teil-Vorabdruck aus Heilborn 1919]; NFA 24, 284–298, 896–900; HFA 1V, 795–808, 1064–1066; HFA 2I/7, 427–441; ­Christine Hehle (Hg.): Theodor Fontane: Oceane von Parceval. In: Oceane kehrt zurück 2001, 19–109 (mit Faksimiles der erhaltenen Manuskriptseiten). Der Vergleich mit den erhaltenen Handschriftenseiten zeigt, dass in Heilborn 1919 Orthographie und Interpunktion modifiziert, Abkürzungen der Handschrift und Ziffern aufgelöst, Hervorhebungen und gestrichene Passagen der Handschrift nicht berücksichtigt wurden. Literatur: Hofmiller 1932; Schäfer (= Böschenstein) 1962; Roch 1962, 133–136; ­Sasse 1966; HFA 1V, 1064–1066; Hohendahl 1968; Reuter 1968, 708–710, 718; Hübscher 1970; Jessen 1975, 189–191; NFA 24, 896–900; Ohl 1979; Müller-Seidel 1980, 447, 452; Böschenstein 1986; Ohl 1986; Horch 1986; Bovenschen 1989; Horch 1991; Nürnberger 1993; Borch­meyer 1995; Bannasch 1997; HFA 2I/7, 739–743; Borchmeyer 1998; Menke 1998; ­Vaget 1998; von der Lühe 1999; Fontane-Lexikon 305, 332; FontaneHandbuch 703; Bennholdt-Thomsen 2000; Böschenstein 2001; Braun 2002; Delf von Wolzogen 2002; Menke 2004; Steinkämper 2007; Nürnberger 2007, 749–751 Datierung: Januar 1882 Tagebucheintrag 11.1.1882: „Gearbeitet: ‚Oceane von Parceval‘“ (GBA, T 2, 149). Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 78, Los 470 (Oceane von Parceval, 45 S. Folio ); 1935 erworben von der Brandenburgischen Provinzialverwaltung (TFA): Fricke 1937, 121 (Signatur F 5), BV Fürstenau Akte XI/870; Kriegsverlust des TFA: Vermisste Bestände 44; 42 Blatt wurden von der Stadtbibliothek Wuppertal-Elberfeld 1958 aus dem Nachlass des 1957 verstorbenen Abraham Frowein erworben; dieses Konvolut kam 2001 als Schenkung der Stadtbibliothek Wuppertal an das TFA: TFA Hs. 2001: 15; vgl. Scharmann 2001; Delf von Wolzogen 2001 Zur Vorgeschichte des Erstdrucks: Der Literaturhistoriker und Redakteur Ernst Heilborn (1867–1942)1 stand mit Friedrich Fontane in Kontakt und konnte in dessen Archiv die unveröffentlichten Manuskripte einsehen.

1  Vgl. Benno Reifenberg: Heilborn, Ernst Friedrich. In: NDB 8 (1969), 257 f. [www.deutsche-biographie.­ de/ppn119158965.html] (8.1.2016).

Oceane von Parceval

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Manuskriptbeschreibung: 42 Blatt Folio. Tinte, Bleistift, Blaustift. Das Konvolut befindet sich in einer Ledermappe, auf der der eigh. Namenszug F.s und der eigh. Titel Oceane von Parceval eingeprägt sind. Es trägt eine doppelte Foliierung, die der Stadtbibliothek Wuppertal und die des TFA. Die Foliierung des TFA berücksichtigt die fehlenden Blätter 3, 39, 45. Nicht zugehöriger Text: TFA N 20, 2v: Vor dem Sturm III. Tinte. 23v, 24v, 33v–38v, 41v–44v: Rezension zu Benito Pérez Galdós: Gloria (1878; dt. Berlin 1880, Übersetzung von August Hartmann), erschienen am 10.7.1880 in Die Gegenwart, Bd. 18, Nr. 28.2 ­Tinte, Blaustift. Paginierungen von F.s Hand, einzelne Zeilen von Emilie Fontanes Hand. 30v: Theaterkritik zu Schiller: Die Jungfrau von Orleans. Tinte, Blaustift. 40v: Ex­zerpte aus Björnstjerne Björnson: Arnljot Gelline, 10.–12. Gesang (1870), angefertigt im April 1880.3 Tinte. Erläuterungen: Oceane von Parceval ist das umfangreichste und am meisten ausge­ arbeitete der drei Melusine-Fragmente. Zum Melusine-Mythos bei F. vgl. den Kommentar zu Melusine. An der Kieler Bucht. Der Name Parceval referiert auf die Herkunft des Melusine-Mythos aus der Literatur des Mittelalters, fügt durch die Bezugnahme auf die Parzival-Romane von Chrétien de Troyes (Perceval, vor 1190) und Wolfram von Eschenbach (Parzivâl, um 1204)4 jedoch auch den Aspekt des Mitleids hinzu, der für F.s Schopenhauer-Rezeption zentral ist und im Text in ein Spannungsverhältnis zur Schopenhauer’schen Ästhetik gesetzt wird.5 Im Kontext der Wagner-Anspielungen des Textes klingt auch Wagners Parsifal an; die Komposition der Oper, deren Textbuch 1877 erschien, wurde jedoch erst im Januar 1882 vollendet.6 Stellenkommentar: 2

4

6 f.

Parceval ]  Vgl. Erläuterungen. Bekannt war F. jedoch auch die bayerische Offi­ ziersfamilie von Parseval; vgl. Der Deutsche Krieg von 1866, 2, 271. D ­ eren bekanntester Vertreter war der Luftschiffkonstrukteur August von Parseval (1861– 1942), Geschäftspartner des F.-Autographensammlers Richard von Kehler. Parsevals Luftschifffahrts-Aktivitäten können jedoch aus Gründen der Chronologie keine Rolle in der Entstehung von Oceane von Parceval gespielt haben.7 Heringsdorf ] Ostseebad auf der Insel Usedom, F. seit seiner Kindheit in Swinemünde auf Usedom wohlvertraut; vgl. den Brief an Bernhard von Lepel, 21.8.1851 (BW F.–Lepel 2006, Nr. 176). Elementargeister ] Die Vorstellung von der Seelenlosigkeit der Elementar­ geister findet sich bei Paracelsus (d. i. Theophrastus von Hohenheim) im L ­ iber de nymphis, sylphis, pygmaeis et salamandris et de caeteris spiritibus (1590).

2  Chronik 2267. Text der Rezension in NFA 21/1, 458–468. 3  Chronik 2253. Vgl. NFA 21/2, 332 sowie Jessen 1975, 210. 4  Vgl. Lexikon des Mittelalters 6, 1748–1751 mwN. 5  Vgl. Hübscher 1970, 159; Borchmeyer 1995, 177 f.; Fontane-Lexikon 312, 403. 6  Vgl. Horch 1986; Bennholdt-Thomsen 2000, insb. Fn. 11. 7  Vgl. Wikipedia, Lemma Richard von Kehler; Claus Priesner: Parseval, Franz August Ferdinand Max

von. In: NDB 20 (2001), 75 f. [www.deutsche-biographie.de/pnd116048239.html] (8.1.2016).

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63 69 70 71 72 72 73

i.4 Charakterstudien i: Frauenfiguren

H ­ eines Essay Elementargeister (1837) fasst die Elementargeister als die verdrängten und dämonisierten paganen Gottheiten der Antike auf. Edda ]  Die sog. Lieder-Edda oder Ältere Edda, um 1270 in Island aufgezeichnete Sammlung altnordischer Götter- und Heldenlieder.8 F. hatte die EddaAuswahl von Werner Hahn (Berlin 1872) am 9.2.1873 in der Vossischen Zeitung rezensiert (NFA 21/1, 340–346).9 Forstakademiker, Eberswalde ]  Die Forstakademie Eberswalde, 1821 in Berlin gegründet als Höhere Forstlehranstalt, seit 2010 Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (FH), hat seit 1830 ihren Sitz in Eberswalde (heute Landkreis Barnim, Brandenburg).10 Pastor Baltzer ] Vgl. den „Heidereiter“ (Forstbeamten) Baltzer Bocholt in Ellern­klipp. Jersey, also halb Französin halb Engländerin ]  Jersey, bis heute Besitz der britischen Krone, liegt im Ärmelkanal vor der Westküste der französischen Halb­ insel Cotentin. „Ruden“ ]  Flache, schmale Insel, der Nordspitze Usedoms vorgelagert; einer der Plätze, an denen die versunkene Stadt Vineta vermutet wird.11 Vgl. auch Sidonie von Borcke. Krimstecher ]  Binokulare Ferngläser, erstmals verwendet im Krimkrieg. Westminster-Review ]  Vierteljährlich erscheinende liberale Zeitschrift, London 1824–1914. Herzmund ]  Vgl. Jenny Treibels Enkelin Lizzi (Frau Jenny Treibel, Kap. 8: GBA 103). chambre ardente ]  Von Kerzen erleuchteter Saal mit dunkler Wandbespannung, hier zur Aufbahrung eines Toten. Urspr. Bezeichnung eines außer­ordentlichen Gerichtshofs, der im absolutistischen Frankreich zur Aburteilung schwerer Verbrechen sowie zur Bekämpfung von Häresien einberufen wurde.12 Mark … Thaler ]  Die Währungsumstellung von Taler auf Mark erfolgte 1871 in einem Verhältnis von 1 : 3. Kreuz Ztg ]  Neue Preußische Zeitung, hochkonservative Tageszeitung, Berlin 1848–1939, bei der F. 1860–70 angestellt war.13 National ]  Nationalliberale Tageszeitung, Berlin 1848–1938, die seit 1866 als Sprachrohr Bismarcks galt.14 Kölnische ]  Liberale Tageszeitung, Köln 1802–1945. „Berlingske Tide“ ]  sic; emend. „Berlingske Tidende“ „Berlingske Tide“ ] Berlingske Tidende, seit 2011 Berlingske, Tageszeitung, ­Kopen­hagen seit 1749. Fanfulla ]  Tageszeitung, Florenz 1870, Rom 1871–89.

8  Vgl. Lexikon des Mittelalters 3, 1555–1558. 9  Vgl. Jessen 1975, 190 f. 10  Vgl. Wikipedia, Lemma Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (8.1.2016). 11  Vgl. Wikipedia, Lemma Vineta (8.1.2016); Hehle 2002. 12  Vgl. Encyclopédie Larousse [www.larousse.fr/encyclopedie/groupe-homonymes/Chambre_ardente/­

112589] (8.1.2016). 13  Vgl. Berbig/Hartz 2000, 61–70. 14  Vgl. Berbig/Hartz 2000, 83–86.

Oceane von Parceval

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Kaiserhof ]  Berlins erstes Luxushotel am Wilhelmplatz 3–5, 1875 eröffnet, nach einem Brand wiederhergestellt und ab 1876 ständig in Betrieb, 1943 zerstört.15  91 Dünenklinse ]  Klinse: Spalte, Ritze; vgl. Grimm 11, 1198.  93 Contre ]  Im 17./18. Jh. entstandener Gesellschaftstanz, bei dem sich die Tänzer paarweise gegenüberstehen und in größeren Gruppen eine Vielzahl verschiedener Figuren tanzen.   94 f. Frazer’s Magazine ]  Fraser’s Magazine for Town and Country, politisch-literarische Zeitschrift, London 1830–82.  98 Schopenhauer. Das ist viel zu trivial ] Vgl. F. an Karl und Emilie Zöllner, 14.7.1873: „[… ]  in die Tiefen Schopenhauers wird hinabgestiegen, und Wille und Vorstellung, Trieb und Intellekt, sind beinahe Haushaltwörter geworden, deren sich auch die Kinder bemächtigt haben“ (HFA IV/2, Nr. 342). 125 Organisation ]  So viel wie: Disposition, Anlage. 141 Confessions  ] (Frz.) Geständnisse, Bekenntnisse. Anspielung auf Rousseaus Confessions (1765–70) und die Confessiones des Augustinus (397/98) als klassische Autobiographien philosophischer bzw. theologischer Ausrichtung. 147 Doch wenn die Sonne scheint, da lacht’s ]  Vgl. Hermann Lingg: Das Krokodil von Singapur: „Im heil’gen Teich zu Singapur / Da liegt ein altes Krokodil / Von äußerst grämlicher Natur / Und kaut an einem Lotusstil. // Es ist ganz alt und völlig blind, / Und wenn es einmal friert des Nachts, / So weint es wie ein kleines Kind, / Doch wenn ein schöner Tag ist, lacht’s.“16 Hermann Lingg (1820–1905) gehörte zu dem 1856 von Paul Heyse gegründeten Münchner lite­ ra­rischen Kreis, der sich nach dem Gedicht „Die Krokodile“ nannte.17 Vgl. F. an Wilhelm Hertz, 22.5.1892: „[…] jetzt ist es vorbei damit, wie mit vielem. Das einzig Nette ist noch: in der Sonne sitzen und blinzeln, also das von Herm. Lingg besungene alte Krokodil. ‚Am heilgen Teich von Singapur‘ etc.“ (BW F.–Hertz 1972, Nr. 517). 160 Madonna della Sedia  ] Im 19. Jh. gebräuchliche Bezeichnung für Raffaels Rundbild Madonna della Seggiola (um 1513/14), Galleria Palatina, Palazzo Pitti, Florenz. Vgl. F.s Reisetagebuch, 13.10.1874: „Die Madonna della Sedia, wie schon hervorgehoben, läßt mich kalt“ (GBA, T 3, 328). 166 f. von denen die Jungfrau sagt: „die nicht lachen, die nicht weinen“ ]  Vgl. Schiller: Die Jungfrau von Orleans (1801), IV/1, V. 2601–03: „Deine Geister sende aus, / Die Unsterblichen, die Reinen, / Die nicht fühlen, die nicht weinen!“ 168 Elfen auf Elvershöh ]  Dänische Volksballade, aufgegriffen u. a. bei Johan Ludvig Heiberg: Elverhöj (1848).18 Die klassische deutsche Fassung findet sich bei ­Johann Gottfried Herder: Volkslieder. Erster Teil (1778), Zweites Buch, Nr. 14: Elvershöh. Ein Zauberlied. Dänisch: „Ich legte mein Haupt auf Elvershöh / Mein’  88

15  Vgl. Berlin und seine Bauten 1877, I, 352–355; Berlin und seine Bauten 1896, III, 24. 16  Zitiert nach: Die zehnte Muse. Dichtungen vom Brettl und fürs Brettl. Aus vergangenen Jahrhun-

derten und aus unsern Tagen gesammelt von Maximilian Bern. Berlin 1904, 138 [http://de.wikisource. org/wiki/Das_Krokodil_zu_Singapur] (8.1.2016). 17  Vgl. Günter Häntzschel: Lingg, Hermann Ritter von. In: NDB 14 (1985), 623 f. [www.deutschebiographie.de/pnd119002248.html] (8.1.2016). 18  Vgl. Jessen 1975, 189 f.

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i.4 Charakterstudien i: Frauenfiguren

Augen begannen zu sinken, / Da kamen gegangen zwo Jungfraun schön, / Die thäten mir lieblich winken. […]“19 wo der Ritter über die Haide ritt ]  Vgl. Herder: Volkslieder: Zweiter Teil (1779), Zweites Buch, Nr. 27: Erlkönigs Tochter. Dänisch: „Herr Oluf reitet spät und weit / Zu bieten auf seine Hochzeitleut’; // Da tanzen die Elfen auf grünem Land’, / Erlkönigs Tochter reicht ihm die Hand. […]“20 dieser Abstammung ]  sic welche von den Meerweibern Gevatter gestanden habe ]  sic Alberich … Wagners tetralogischer Warnung ]  In Richard Wagners Operntetralogie Der Ring des Nibelungen (1869–76 uraufgeführt) hütet der Nibelung (Zwerg) Alberich den Nibelungenschatz; hier ist allgemein materieller Reichtum und Geld gemeint. „Waldkater“ ]  Ausflugslokal nicht auf Usedom, sondern im Harz; vgl. Cécile, Kap. 1 (GBA 10). Landsee ]  Auf der Insel Usedom, die durch das Achterwasser, ein großes Haff, vom Festland getrennt ist, gibt es mehrere Binnenseen; vgl. auch Anm. zu Z. 237 Gothen=See. Paeonie ]  Pfingstrose. Gothen=See ]  Binnensee südwestlich von Heringsdorf. Koserow ] Seebad an der schmalsten Stelle Usedoms, zwischen Ostsee und Achterwasser; neben dem Ruden ein weiterer Platz, an dem das versunkene Vineta vermutet wird; vgl. Anm. zu Z. 39 „Ruden“. Christus am Kreuz mit Maria und Magdalena ]  Vgl. das Rokoko-Altarbild in der Kirche von Bohlsdorf, dessen Magdalenendarstellung Ladalinski abstößt, in Vor dem Sturm, Kap. IV/2 (GBA Vor dem Sturm 2, 251). Es verdroß sie ]  sic; emend. Es verdroß Sie Goethes „Fischer“ ]  Goethes Ballade Der Fischer (1778). die Lenore ]  Gottfried August Bürgers Ballade Lenore (1773). Mörike ]  Elementargeister stehen u. a. im Zentrum von Eduard Mörikes Balladenzyklus Schiffer- und Nixenmärchen (1828–37). Der gespenstische Feuer­ reiter (Ballade, 1824) bringt Feuersbrünste mit sich, die „Sturm-Gret“ (Die schlimme Greth und der Königssohn, Ballade, 1829) tötet ihren Geliebten in ihrer Umarmung und wirft ihn ins Meer. Raven meines halben Landsmannes Poe ]  The Raven (1845), Ballade von Edgar Allan Poe, die mit dem Reim Lenore/Nevermore auf Bürgers Lenore anspielt. rapping und tapping ] Als Reime auf napping wiederkehrend in The Raven (V. 4/5 und 21/22). im 1. Buch Moses ausgesprochen, daß wir Erde sind ]  1 Mose 2,7. „Vier Worte nenn ich euch inhaltschwer“ ] Kombination zweier Schiller-Gedichte: 1) Punschlied (1803): „Vier Elemente, / Innig gesellt, / Bilden das Leben, / Bauen die Welt […]“, und 2) Die Worte des Glaubens (1798): „Drei Worte nenn ich euch, inhaltschwer […]“; diese Worte sind Freiheit, Tugend, Wille.

19  Johann Gottfried Herder: Volkslieder. Erster Teil. Leipzig 1778, 153–156 [http://data.onb.ac.at/

ABO/%2BZ163958307] (8.1.2016).

20  Johann Gottfried Herder: Volkslieder. Zweiter Teil. Leipzig 1779, 158–160 [http://data.onb.ac.at/

ABO/%2BZ16395840X] (8.1.2016).

Oceane von Parceval

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Melusine … Salamander … Sturmgret ] Elementarwesen, die die Elemente Wasser, Feuer und Luft repräsentieren. Vgl. Paul Heyse: Der Salamander. Ein Tagebuch in Terzinen (1865). 347 Wogelinden ]  Woglinde heißt eine der Rheintöchter in Wagners Das Rheingold (uraufgeführt 1869), dem Vorabend des Rings. 350 f. Alberich … Hillbrich ]  In der ersten Szene des Rheingold necken die Rhein­ töchter Alberich, der ihnen dann jedoch das Rheingold raubt. Hillbrich: Konditorei, Leipziger Straße 24 in Berlin.21 354 Soiree bei Marie Antoinette ]  Oceane bezieht sich auf die Erzählung La prophétie de Cazotte in den Memoiren von Jean-François de La Harpe (1739–1803): Auf einer Abendgesellschaft bei einem Mitglied der Academie française im Jahr 1788 kreist das Gespräch um eine erhoffte „Revolution“, nämlich den Sieg der „Vernunft“ und der „Philosophie“ über die Religion. Der Schriftsteller Jacques Cazotte (1719–1792),22 ein Royalist und Gegner der Aufklärung, sagt allen Anwesenden ihren Tod auf dem Schafott oder im Gefängnis eben im Namen der „Philosophie“ und „Vernunft“ voraus und prophezeit auch die Hinrichtung Ludwigs XVI. und der Königin Marie Antoinette. Nicht diese ist dabei anwesend, sondern die Herzogin von Gramont.23 360–362  Salamander … Sylphe / Bringe Hilfe … ]  Vgl. Goethe: Faust I, Studierzimmer, 1283–91: „Verschwind in Flammen / Salamander! / Rauschend fließe zusammen, / Undene! / Leucht in Meteoren-Schöne / Sylphe! / Bring häusliche Hilfe / Incubus! Incubus! / Tritt hervor und mache den Schluß.“ – Undene/Undine steht für das Element Wasser, Silphe/Sylphe für die Luft, der Incubus für die Erde. 365 f. „Kennst Du das Zeichen / Vor dem sie weichen“ ]  Vgl. Goethe: Faust I, Studierzimmer, 1300–02: „So sieh dies Zeichen, / Dem sie sich beugen, / Die schwarzen Scharen!“ 368 Incubus, Incubus ]  Vgl. Anm. zu Z. 360–362 Salamander … Vgl. auch F. an Karl und Emilie Zöllner, 14.7.1873: „,Incubus, Incubus, tritt hervor und mache den Schluß.‘ Diesem Zeichen unterwarf er sich endlich […]“ (HFA IV/2, Nr. 342). 373 Sturm=Gret ]  Vgl. Anm. zu Z. 292 Mörike. 393 Reff (Sandbank) ]  „sandriff, -reff, n. aus sand bestehendes riff, langgestreckte sandbank im wasser“ (Grimm 14, 1771). 339

21  Vgl. Berliner Adressbuch 1882, 385. 22  Vgl. die Kurzbiographie der BNF [http://data.bnf.fr/11895697/jacques_cazotte/] (8.1.2016). 23  Jean-François de La Harpe: La prophétie de Cazotte. Paris 1927 [www.miscellanees.com/l/laharpe.

htm] (8.1.2016).

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i.4 Charakterstudien i: Frauenfiguren

Melusine von Cadoudal Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 6, 1–23 (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 17 (Gruppe I) Drucke: Gotthard Erler: „… daß das Kleine bestimmt sei, zu Großem zu führen“. Der unveröffentlichte Romanentwurf „Melusine von Cadoudal“. Fontane Blätter 9 (1969), 4–9; NFA 24, 1174–1178; HFA 2I/7, 566–571, 810. Der Druck in NFA ist ein Nachdruck von Erlers Edition, der Druck in HFA2 beruht auf ihr. Literatur: Erler 1969; NFA 24, 1173 f.; HFA 2I/7, 808–810; Müller-Seidel 1980, 447, 544 Anm. 102; Böschenstein 2000; Steinkämper 2007 Datierung: im/nach Juni 1895 t. post q.: Brief an F. vom 8.6.1895 auf Rückseiten (vgl. Manuskriptbeschreibung) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 1 Bogen Folio (St 6, s.  f.) + 1 Blatt Folio (St 6, 23) + 21 Blatt

Quart/Oktav (St 6, 1–21, Maße variierend) + 1 Blatt Quart liniert (St 6, 22) + 2 Streifbänder aus Zeitungs-Anzeigenseiten (St 6, s.  f.) mit rotem Siegellack. Tinte, Blaustift. Die Foliierung des Konvoluts ist inkonsistent. In der Edition wurden die Blätter fortlaufend gezählt. Nicht zugehöriger Text: SBB, St 6, s. f.: Am unteren linken Rand von fremder Hand abgetippt / März 1922. 1v, 2v: Gedruckte Mitteilung an die Unterzeichner einer Petition über die Ablehnung eines Gesetzesentwurfs betreffend Abänderungen und Ergänzungen des Strafgesetzbuchs, des Militär-Strafgesetzbuchs und des Gesetzes über die ­Presse im Reichstag, adressiert an F., datiert Berlin NW., den 25. Mai 1895, mit hs. Anrede und Unterschrift. 4v, 5v: Hs. Begleitbrief an F. zum Verlagsvertrag über Effi Briest, mit gedrucktem Briefkopf F. Fontane & Co., Buchhandlung, Berlin, datiert Berlin W 35, den 7. Juni 1895. 6r: Unter dem Melusine-von-Cadoudal-Text, Schreib­ richtung gedreht um 90°, Notiz von F.s Hand, Stephany / 1. Juni. 6v, 7v: Hs. Brief an F. mit hs., nicht eigh. Unterschriften von Paul Michaelis und Paul Schlenther im Auftrag der Redaktion der Vossischen Zeitung mit der Bitte, sich an einem Geschenk für Friedrich Stephany zum 25-jährigen Jubiläum als Mitarbeiter der Vossischen Zeitung am 1. Juni 1895 zu beteiligen, datiert Berlin, den 22. April 1895. 8v: Schluss eines hs. Briefes von Paul Michaelis mit eigh. Unterschrift. 9v, 13v: Eigh. Brief des Autographen­sammlers Alois Fantl an F., datiert Wien 8. Juni 1895. 10v: Schluss eines hs. Briefes mit Unterschrift. 11v: Hs., nicht eigh. Brief von Gustav Karpeles an F. mit eigh. Unterschrift, datiert Berlin, d. 5.4.95. 14v: Abgebrochener eigh. Brief F.s, datiert Berlin 11. März 95. 16v, 17v: Gedruckte Anzeige des „Bismarck-Litteratur- und Kunstverlages“ G. Heuer & Kirmse, Berlin W. 18v: Abgebrochener eigh. Brief F.s, datiert Berlin 22. Mai 95. 19v: Eigh. Brief mit Unterschrift von Otto Brahm, datiert Berlin 17/4 95. 20r, 20v: Gedruckte Ein­ladung des Vereins Berliner Presse zu Veranstaltungen am 30.12.1894 und 2.1.[1895]. Auf 20r steht der Melusine-von-Cadoudal-Text neben

Melusine von Cadoudal

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dem der gedruckten Einladung, Schreibrichtung gedreht um 90°. 21r: Links neben dem Melusine-von-Cadoudal-Text, Schreibrichtung gedreht um 180°, eigh. Brief von Dr. O[skar] Bie an F., datiert B. 5/2. 21v: Beginn eines maschinenschriftlichen Briefes mit gedrucktem Briefkopf des Mercure de France, datiert Paris, le 30 janvier 1895. 22v: Beginn eines hs. Briefes mit gedrucktem Briefkopf der Deutschen Rundschau, datiert Berlin W., den 21. Febr. 1895. 23a: Auf 23r aufgeklebtes Blatt Quart mit gedrucktem Absender von Die Romanwelt, mit hs. Adresse F.s. Dazwischen der Melusine-vonCadoudal-Text. Erläuterungen: Melusine von Cadoudal ist das späteste der drei Melusinen-Fragmente. Es weist, u. a. mit dem Namen (Rolf) Krake, deutliche Verbindungen zum Stechlin auf, in der Brautwerbeszene jedoch auch zu Effi Briest; vgl. Stellenkommentar. Zur Thematik des alternden Paares vgl. auch Susanne von Sandrascheck. Zum MelusineMythos und den Realisierungen des Melusine-Motivs bei F. vgl. den Kommentar zu Melusine. An der Kieler Bucht. Im Unterschied zu Melusine. An der Kieler Bucht und Oceane von Parceval ist als Handlungsort hier nicht die Ostseeküste, sondern Myslo­ witz (Mysłowice) in Oberschlesien am sog. „Dreikaisereck“ vorgesehen, wodurch verstärkt politische Implikationen ins Spiel kommen. Das Ostsee-Motiv fließt jedoch über Namen und Herkunft des Mannes, Krake von Tordenskjöld, in die Erzählung ein; vgl. Stellenkommentar. Stellenkommentar:  1 25 28

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33 34 f. 36 40 45

Cadoudal ]  Bretonische Adelsfamilie; vgl. Anm. zu Z. 66 George Cadoudal. Krake von Tordenskiöld ]  Zusammensetzung aus den Namen zweier Kriegsschiffe; vgl. Anm. zu Z. 171 Rolf Krake. Myslowitz ] Mysłowice in Oberschlesien (Woiwodschaft Katowice), südöstlich von Kattowitz (Katowice), gehörte seit 1742 zu Preußen, war aber noch 1905 mehrheitlich polnischsprachig. Zwischen 1846 (Annexion des Freistaats Krakau durch Österreich) und 1918 grenzten hier die Staatsgebiete Russlands, Preußens und Österreichs aneinander, weshalb die Gegend seit 1871 „Drei­ kaiser­eck“ genannt wurde.1 1852 trafen sich hier Friedrich Wilhelm IV. und sein Schwager, Zar Nikolaus I.2 Kanonade von Wörth ]  Schlacht bei Wörth im Unterelsass am 6.8.1870; vgl. Der Krieg gegen Frankreich 1, 158–186, und F.s Reisetagebuch vom September 1870 (GBA, T 3, 144–149). Die Handlungszeit von Melusine von Cadoudal ist 1875; vgl. Z. 57. ein Königreich für ein Pferd ]  Shakespeare: Richard III. (um 1591), V/4. wieder eintreten ]  In den aktiven Dienst als Offizier zurückkehren. blauen Brief ]  Entlassungsschreiben für einen Offizier, urspr. auf blauem Papier. ins Gebirge ]  In die südlich von Mysłowice gelegene Hohe Tatra. Stachelbeerzeit ]  Im Juni; vgl. Z. 57. Stachelbeeren sind auch in der Braut­werbe­ szene in Effi Briest präsent (Kap. 1; GBA 6).

1  Vgl. Wikipedia, Lemma Mysłowice mwN. (8.1.2016). 2  Vgl. Karl Wippermann: Schneider, Ludwig. In: ADB 32 (1891), 134–142, hier 139 [www.deutsche-

biographie.de/pnd116836709.html?anchor=adb] (8.1.2016).

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i.4 Charakterstudien i: Frauenfiguren

Glashafen ]  Glasgefäss; vgl. Grimm 10, 120–124. Hof und Garten und Taubenhaus und Stallgebäuden ]  Entspricht großen Anwesen in Frankreich, etwa dem mit einem Renaissance-Taubenhaus ausgestatteten Manoir d’Ango des Reeders Jehan Ango (um 1480/81–1551) in Varengeville-sur-Mer bei Dieppe. F. hatte Dieppe 1871 besucht; vgl. Reisetagebuch, 26./27.4.1871 (GBA, T 3, 215–219). Auch das Schloss von Wörth verfügte möglicherweise über ein Taubenhaus; F. sah es 1870; vgl. Reisetagebuch, September 1870 (GBA, T 3, 144).  66 George Cadoudal ]  Georges Cadoudal (1771–1804) war Anführer der bretonischen „Chouans“, die 1793–1800 die Französische Revolution und die Republik mit einer Guerillataktik avant la lettre bekämpften. Es handelte sich gleich den mit ihnen verbündeten Aufständischen in der Vendée um katholische Royalisten, doch antizentralistische bretonische Motive spielten ebenfalls eine Rolle. Nach zwei Jahren im englischen Exil kehrte Cadoudal 1804 als führendes Mitglied einer Verschwörung gegen Napoleon I. nach Paris zurück und wurde, als diese entdeckt wurde, auf der Place de Grève guillotiniert; vgl. Ein Ball in Paris (1849; GBA, G 1, 233–237). Von Ludwig XVIII. wurde er postum zum Marschall von Frankreich ernannt und seine Familie nobilitiert.3  78 „Glatzer Bote“ ]  Glatz (heute Kłodzko, Woiwodschaft Niederschlesien) gehörte 1763–1945 zu Preußen. Eine Zeitung dieses Titels ist nicht nachgewiesen, jedoch das Glatzer Kreisblatt (Glatz 1843–1945).  81 Insertionskosten ]  Kosten für das Inserat.   84 f. „blauen Stern“ … Kuring ]  Kuring hieß der Wirt des Hotels Goldener Stern im schlesischen Schmiedeberg (Kowary), den F. von seinen Sommer­frischen im Riesengebirge her kannte (Chronik 3803).  88 Gambetta, der nich mal ein richtiger Franzose ist ]  Léon Gambetta (1838–1882), dessen Vater aus Genua stammte, war ein Gegner des Zweiten französischen Kaiserreichs. Er gehörte 1870 dem Gouvernement de la Défense nationale an und war maßgeblich an der Ausrufung der Dritten Republik beteiligt, 1881/82 ihr Premier- und Außenminister. Nach dem Krieg von 1870/71 vertrat er dem Deutschen Reich gegenüber eine revanchistische Position.4   93 f. Schulfuchser sind es, Bücherwürmer ]  Krakes Bemerkung zielt auf die Verwissenschaftlichung der Offiziersausbildung und des Kriegshandwerks im Laufe des 19. Jh.s, u. a. im Gefolge von Clausewitz’ Vom Kriege (1832). „Schul-“ bzw. „Federfuchser“ ist jedoch auch eine abfällige Bezeichnung, die von Romanfiguren F.s für Bismarck gebraucht wird, vgl. etwa Irrungen, Wirrungen, Kap. 7 (GBA 46 f.).  95–97  Juden … Adel ]  Vgl. Adel und Judenthum in der Berliner Gesellschaft. 113 Stiftsfräulein ]  Melusine von Cadoudal bezieht ihren Unterhalt aus einer Familienstiftung für unverheiratete adlige Frauen (vgl. Z. 6 f.). 117 Stute ]  Inkonsequenz; vgl. Z. 99 meinen braunen Wallach  55   64 f.

3  Vgl. Encyclopédie Larousse [www.larousse.fr/encyclopedie/personnage/Georges_Cadoudal/­110769] mwN. (8.1.2016). 4  Vgl. die biographischen Informationen der Assemblée nationale zu Gambetta [www.assembleenationale.fr/sycomore/fiche.asp?num_dept=3237] sowie Encyclopédie Larousse [www.larousse.fr/ encyclopedie/personnage/Léon_Gambetta/120756] (8.1.2016).

Susanne von Sandrascheck

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131–133  Myrthen … Tuchstickerei ]  Vgl. die Brautwerbeszene in Effi Briest: Effi und

ihre Mutter arbeiten an einem Altarteppich (Kap. 1: GBA 6). Pelargonium ]  Storchschnabelgewächs, als Balkonpflanze Geranie. Bauer mit einem Canarienvogel ] Zur semantischen Funktionalisierung von Vögeln bei F. vgl. Böschenstein 1995. 163 f. Ihre halbe Lusignan=Mutter ]  Die mythische Melusine gilt als Stammmutter der französischen Adelsfamilie Lusignan; vgl. Erläuterungen zu Melusine. An der Kieler Bucht. Eine Abstammung von den Lusignans wird auch für Victoire von Carayon in Schach von Wuthenow insinuiert (Kap. 15: GBA 125). 164 f. „Die Leute sehen mir nach den Füßen ]  Auf der Suche nach dem Fischschwanz der mythischen Melusine. 171 Rolf Krake ]  Aus der Skaldendichtung bekannter dänischer Sagenkönig von zwergenhafter Gestalt, Kind eines Vater-Tochter-Inzests; vgl. F.s Reisebrief Roeskilde (1865; Kap. 8, Die Grabsteine, Fn.) sowie Holberg 1757, 1, 52 f. Den Namen „Rolf Krake“ trug ein dänisches Panzerschiff, das im Krieg von 1864 den preußischen Vormarsch an der Flensburger Förde, die Erstürmung der Düppeler Schanzen und den Übergang über den Alsensund aufzuhalten versuchte; vgl. Der Schleswig-Holsteinsche Krieg im Jahre 1864 und F.s Reisenotizbuch vom 24.5.1864: „Die komisch-sagenhafte Figur des Rolf Krake, der alles gemacht hat“ (GBA, T 3, 26). Vgl. auch Unwiederbringlich, Kap. 19 (GBA 163), und Der Stechlin: Hier trägt der 1864er-Veteran Schulze Kluckhuhn, der traumatisiert stets von dem Schiff erzählt, den Spitznamen „Rolf Krake“. Vgl. auch Fontane-Lexikon 383. Auch der zweite Namensteil, Tordenskjöld, ist der eines dänischen Panzerschiffes („Tordenskjold“, 1880), benannt nach Peter Wessel Tordenskiold (1690–1720), einem dänischen Marineoffizier im Nordischen Krieg.5 Zu diesem Komplex vgl. auch Böschenstein 2000. 131 132 f.

Susanne von Sandrascheck Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 45, 1–12 (vormals als Leihgabe im

TFA)

Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 27 (Gruppe II)

Drucke: Theodor Fontane: Susanne von Sandrascheck. Ein unveröffentlichtes Erzählfragment. Hg. von Hanna Delf von Wolzogen und Christine Hehle. Fontane Blätter 96 (2013), 10–19 Literatur: Ebd. Datierung: zwischen 1878 und 1880 t. ante q.: F. plante eine Zusammenstellung mit Grete Minde (Arbeitsbeginn 1878) und Schach von Wuthenow (Z. 67 ff.). Dieser letztere Titel ist am 14.3.1880 belegt (F. an 5  Vgl. Wikipedia, Lemmata Tordenskjold (Schiff, 1880) mwN. und Peter Wessel Tordenskiold (8.1.2016).

202 |

i.4 Charakterstudien i: Frauenfiguren

Gustav Karpeles, HFA IV/3, Nr. 63), während die Erzählung hier noch den Arbeitstitel Victoire v. Carayon trägt (Z. 69). t. post q.: 1878 ist das Jahr der Eheschließung Auguste von Sandrarts (vgl. Erläuterungen). Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 2 Bogen + 9 Blatt Folio. Tinte. Metatextuelle Anmerkungen mit Tinte und Blaustift. Nicht zugehöriger Text: SBB, St 45, 3v, 5–7v: Vor dem Sturm, Kap. III/11. 10v: Theater­ kritik. Erläuterungen: Die Figuren der beiden alleinstehenden Malerinnen sind inspiriert

durch die Berliner Porträtmalerinnen Auguste von Sandrart (1823–1900, seit 1878 verheiratete Gräfin von Posadowsky)1 und Clara Wilhelmine Oenicke (1818–1899), die in der Dessauerstraße 7 wohnten; vgl. Berliner Adressbuch 1868. Sie gehörten dem Kreis um Antonie Eichler (1818–1903) an, die erste Direktorin der Zeichenschule des Vereins der Berliner Künstlerinnen 1867 e.V.2 F., den Antonie Eichler 1872 porträtierte (vgl. Chronik 1811), stand im Zusammenhang mit der Gründung der Schule 1869/69 mit ihnen in Kontakt und erlebte sie auf einer ausgelassenen Gesellschaft bei Antonie Eichler; vgl. GBA, EB Nr. 368 und 397. Das Dresdener Ambiente, die Spezialisierung auf Heiligenbilder und die Anspielungen auf Faust verweisen auf die Heiligenmalerin Louise Seidler (1786–1866), deren Memoiren Erinnerungen aus dem Leben der Malerin Louise Seidler, hg. von Hermann Uhde, Berlin 1874, F. am 1.3.1874 in der Vossischen Zeitung rezensierte.3 Sie lebte ­zwischen 1810 und 1814 mehrmals für längere Zeit in Dresden. Gefördert durch ­Goethe, den sie porträtierte, war sie seit 1824 Kustodin der großherzoglichen Gemälde­sammlung in Weimar. Sie stand in freundschaftlichem Kontakt mit den ­Kreisen der Nazarener, vor allem mit Philipp Veit.4 Susanne von Sandrascheck ist in den Titelzusammenstellungen Sechste Gruppe, Aus Berliner Tagen/Berliner Novellen und, allerdings gestrichen, in Kleine (meist heitre ­Stoffe) genannt.

1  Für Auskünfte zu Auguste von Sandrart danken wir Matheos Pontikos vom Archiv Bildende Kunst in der Akademie der Künste, Berlin. 2  Zu den Mitgliedern des Vereins vgl. Carola Muysers: Käthe, Paula und der ganze Rest. Künstlerinnenlexikon. Ein Nachschlagewerk. Hg. vom Verein der Berliner Künstlerinnen 1867 e.V. Berlin 1992. 3  Für den Hinweis auf Louise Seidler danken wir Jana Kittelmann. 4  Vgl. Hermann Arthur Lier: Seidler, Louise. In: ADB 33 (1891), 642–645 [www.deutschebiographie.­ de/pnd118760653.html?anchor=adb]; Erinnerungen der Malerin Louise Seidler. Hg. von Hermann Uhde. (Berlin 1874, 21875). Neue Ausgabe Berlin 1922, bes. 54–59 [www.archive.org/ stream/erinnerungenderm00seiduoft#page/n5/mode/2up] (8.1.2016); Sylke Kaufmann: Louise Seidler. ­Leben und Werk. Mit einem Œuvre-Verzeichnis. Diss. Halle 2006.

Ehen werden im Himmel geschlossen

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Stellenkommentar:

Ottokar v. Posadowski ]  Auguste von Sandrart heiratete 1878 Hermann Albert Ottokar Friedrich Carl Graf von Posadowsky (1825–1912), dessen erste Frau Doris Volkmar 1873 gestorben war.5  35 bis der Punsch übermächtig wird ]  Möglicherweise Anklang an die ebenfalls in Dresden spielende Punschszene in E.T.A. Hoffmann: Der goldene Topf (1814), 9. Vigilie.   38 f. Moment aus „Faust“ malen, wo die Engel den Mephisto mit Rosen werfen ]  Vgl. Goethe: Faust II (1832), 5. Akt, Grablegung, V. 11.699 ff.   43 f. nur componiren will ]  sic; emend. nur componiren will ich   60 f. die schöne Melusine von Schwind ]  Der Aquarellzyklus Die schöne Melusine (1868/69) von Moritz von Schwind, dessen Anfangs- und Schlussszene identisch sind. Beide stellen die Fontes Melusinae dar. Nach seinem Wortbruch und dem Scheitern der Ehe begegnet Graf Lusignan als reumütiger Pilger seiner verlorenen Frau an dem Waldbrunnen wieder, an dem er anfangs um sie warb. Dort küsst sie ihn zu Tode.6  78 Kreuzgasse ]  Die heutige Kreuzstraße in der Altstadt von Dresden.   79 f. Kreuzkirche ]  Evangelische Hauptkirche Dresdens am Altmarkt. 119 f. „Was Du von der Minute ausgeschlagen ]  Vgl. Schiller: Resignation (1786), V. 99 f.  12

Ehen werden im Himmel geschlossen Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 44, 1–23 (vormals als Leihgabe im

TFA)

Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 35 (Gruppe II) Drucke: HFA 1V, 855–863; NFA 24, 330–337; HFA 2I/7, 477–489 Literatur: NFA 24, 914–916; HFA 1V, 1079–1081; HFA 2I/7, 765–767

Datierung: nach 1894 t. post q.: 5.12.1894 (Honoraranweisung der Deutschen Rundschau, 18v) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 3 Bogen Folio (St 44, 1–6) + 2 Blatt Folio (St 44, 8, 22) + 12 Blatt Quart (St 44, 7–11, 13–15, 18–20: Maße variierend, Breite zwischen 11,7 und 14,6 cm, Länge zwischen 17,9 und 23,1 cm )+ 1 kariertes Blatt Quart (St 44, 12) + 1 liniertes Blatt Quart (St 44, 16) + 4 Streifen (St 44, s. f., 17, 21, 23: Maße variierend, Breite zwischen 3,1 und 7,6 cm, Länge zwischen 14,7 und 19,3 cm). Tinte, Blaustift. 5  Vgl. [www.geneall.net/W/per_page.php?id=1823424] (8.1.2016). 6  Moritz von Schwind: Die schöne Melusine. Ein Cyclus von 11 Bildern. Stuttgart 1872.

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i.4 Charakterstudien i: Frauenfiguren

Nicht zugehöriger Text: SBB, St 44, 7v: Gedruckte Geschäftsanzeige von H. Basedow Nchfgr. 8v: Ms.teil Oderland (?). 11v: Gedrucktes Programm der „Brandenburgia“. Gesellschaft für Heimatkunde der Provinz Brandenburg zu Berlin. 12v: Briefanfang von fremder Hand, vermutlich an F. gerichtet, mit der Absenderadresse 142 Haupt­strasse, Schoeneberg, datiert 11.12.93. 13v, 14v: Gedruckte Geschäftsanzeigen, zerschnitten. 15v: Hs. Brief von Friedrich Spielhagen an F., mit Absenderadresse und Datum W. Berlin 20. II. 89. Hohenzollernstr. 12. 16v: Hs. Brief von Emil Pindter an F., mit gedruckter Absenderadresse Redaktion der Nordd. Allgemeinen Zeitung, datiert Berlin SW, den 25/2 1891; vgl. Chronik 3160. 17v: Teil eines eigh. Briefentwurfs, darin erwähnt Madame Myriam Chapy. 18v: Gedruckte, hs. ausgefüllte Honorarüberweisung der Verlagsbuchhandlung Gebrüder Paetel für den Abdruck der Kapitel XVIII bis XXII von Effi Briest in der Deutschen Rundschau, Jg. XXI, Heft 4. Datiert Berlin, W. 35, den 5. Dec. 1894. 19v: Inventar von Emilie Fontanes Hand. Bleistift. 20v: Hs. Honorarüberweisung der Verlags-Handlung Adolf Titze, mit Unterschrift Adolf Titze, an F. für seinen Beitrag zu Die Geschichte der Erstlingswerks (hg. von Karl Emil Franzos), datiert Leipzig, den 13. Nov. 1894. 21v, 23v: Hs. Brief mit Unterschrift von F.s Arzt Georg Anton Salomon an F. mit der gedruckten Absenderangabe Dr. G. Salomon. Berlin, S.W. Königgrätzerstr. 78; vgl. Chronik 3387. Erläuterungen: Das Fragment einer Briefnovelle, die den Wandel der preußischen

Gesellschaft am Ende des 19. Jh.s, insbesondere die Diskrepanz zwischen den proklamierten konservativen Prinzipien des Adels und seiner Kompromissbereitschaft in der Lebenspraxis, humoristisch thematisiert, siedelt die entscheidenden Ereignisse an den Rändern des preußischen Staates an: in den Rheinprovinzen und in ­Schlesien. Ein Frauenpaar steht auch im Zentrum mehrerer anderer Fragmente, etwa Immer gleich (ebenfalls eine Briefnovelle), Was gilt? Eng oder weit, Fern oder nah und Susanne von Sandrascheck.

Stellenkommentar: 1

5

7

Ehen werden im Himmel geschlossen ]  Titel eines Stückes (1811) von Wilhelm Contessa (1777–1825),1 eines Romans von Henriette Hanke (1785–1862)2 sowie eines Einakters mit Musik (1857) von Julius Rodenberg (1831–1914).3 Seraphine v. Goarshausen ] Vgl. Seraphine Thebesius bzw. von Werthern-­ Ahlimb in Allerlei Glück. St. Goarshausen liegt am rechten Rheinufer, am Fuß des Loreley-Felsens. F. fuhr am 1.9.1865 auf einem Rheindampfer dort vorbei; vgl. Reisetagebuch (GBA, T 3, 68). Charlotte v. Wnuck ] Major Wilhelm von Wnuck (1788–1863) war F.s Bataillonskommandeur während seines Militärdienstjahres im Garde-Grenadier-Regiment „Kaiser Franz von Österreich“; vgl. Von Zwanzig bis Dreißig,

1  C. W. Contessa’s Schriften. Hg. von E. von Houwald. Bd. 4. Leipzig 1826. 2  Henriette Hanke, geb. Arndt: Sämmtliche Schriften. Ausgabe letzter Hand. Bd. 78–80. Hannover

1844. 3  Julius Rodenberg: Ehen werden im Himmel geschlossen! Dramatisches Idyll in einem Act. (Zum ersten Male mit Musik von G. Goltermann aufgeführt am 1. Januar 1857 auf dem Stadttheater zu Frankfurt am Main.) [Kassel 1858].

Ehen werden im Himmel geschlossen

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Abschnitt Bei „Kaiser Franz“, Kap. 1 (GBA 139). Vgl. auch den preußischen General­leutnant Karl von Wnuck (1803–1881)4, den F. in Der deutsche Krieg von 1866 erwähnt (1, 305 u. ö.).  8 Regentenstraße  ] 1860–1935 Name der heutigen Hitzigallee in BerlinTiergarten,5 wo seit den 1860er-Jahren zahlreiche Villen des Großbürgertums entstanden. Der Berliner Architekt und Direktor der Reichsdruckerei Carl Busse (1834–1896) erbaute in der Regentenstraße mehrere Wohnhäuser, u. a. Nr. 3.6   8 f. hineinzurathen ]  sic; emend. hineinzuheiraten 13 Regentenstraße 3. c ]  Inkonsequenz; vgl. Z. 8. 27–30 Laube … Geisblatt ]  Anspielung auf Peter Paul Rubens’ Gemälde (um 1609), das ihn mit seiner ersten Frau Isabella Brant in einer Geißblattlaube darstellt. 36 Büchsel war Pfarrer in der Uckermarck ] Karl Büchsel (1803–1889), erster ­Pastor der Berliner Matthäikirche, deren Gemeinde wegen ihrer Frömmigkeit besonderes Ansehen genoss, populär als Seelsorger wie als Prediger (vgl. Kommentar zu Myrrha mwN.) war 1841–46 Pfarrer in Brüssow in der Uckermark. 36 Müllensiefen ]  Julius Müllensiefen (1811–1893), Prediger an der Berliner Marien­ kirche.7 37 Schleiermacher soll ein Landprediger gewesen sein  ]  Friedrich Schleier­macher (1768–1834) war 1794–96 Hilfsprediger in Landsberg an der Warthe (Gorzów Wielkopolski).8 43 die einzigen in der Pension ]  Die einzigen adligen Schülerinnen des Internats in Montreux in der republikanischen Schweiz. 48 f. Hirschberger Thal … Papiermüllers ] Der schlesische Papierfabrikant ist inspiriert durch Heinrich Richter (1848–1922), dem mehrere Fabriken im Hirschberger Tal (Kotlina Jeleniogórska) gehörten. In seiner Villa in Arnsdorf (Miłków) waren die Fontanes während ihrer Sommerfrischen im Riesengebirge bis 1892 häufig zu Gast. Besonders befreundet war Martha Fontane mit Richters Frau Marie, geb. Eberty (1858–1945).9 49 fortschrittliches Blatt ] Eine der Deutschen Fortschrittspartei nahestehende, also liberale Zeitung. 59 f. wohl auch dem Semitischen (??) zugewandt ]  In seinen brieflichen Erwähnungen von Marie Richter (vgl. Anm. zu Z. 48 f. Hirschberger Thal … Papiermüllers) betonte F. stets die Tatsache, dass sie jüdische Wurzeln hatte. Sie stammte aus der Familie des Berliner Bankiers Veitel Ephraim.10 62 daß daß ]  sic; Verdeutlichung des Textanschlusses am Seitenwechsel

4  Vgl. Bernhard von Poten: Wnuck, Karl von. In: ADB 43 (1898), 699 f. [www.deutsche-biographie. de/pnd139109501.html?anchor=adb] (8.1.2016). 5  Vgl. Alle Berliner Straßen und Plätze 3, 434. 6  Vgl. Wikipedia, Lemma Carl Busse (Baumeister) mwN. (8.1.2016). 7  NDB-Index [www.deutsche-biographie.de/sfz66236.html] (8.1.2016). 8  Vgl. Gunter Scholtz: Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst. In: NDB 23 (2007), 54–57 [www. deutsche-biographie.de/pnd118608045.html] (8.1.2016). 9  Vgl. Dieterle 2006, 226–231. 10  Zitate bei Dieterle 2006, 229 f. Vgl. dazu Rolf Born [d. i. Ulf Korn]: Heimann Joseph Ephraim oder Tradition als Bindung. Berlin o. J.

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i.4 Charakterstudien i: Frauenfiguren

mit Stangen in China ]  Carl Stangen (1833–1911) gründete 1863 in Breslau (Wrocław) das erste deutsche Reisebüro, das ab 1878 Weltreisen anbot.11  69 Nathan und Uriel Acosta ]  Lessings Nathan der Weise (1779) und Karl Gutzkows Uriel Acosta (1846), hier als Anspielung auf die Aufklärung und die Emanzipation der Juden.   70 f. ich freue mich auf den neuen Dom ] Der Neubau des Berliner Doms nach ­Plänen von Julius Raschdorff begann 1893 (beendet 1905).12  71–73  Brüdergemeinde … Herrnhuter  ] Die bis heute bestehende Evangelische Brüder­gemeine Herrnhut. 1722 von böhmischen Protestanten auf dem Gut von Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf (1700–1760) in der Oberlausitz begründet, entwickelte sie sich als eigenständige religiöse Gemeinschaft innerhalb der Landeskirche. Herrnhuter(innen) kommen in F.s Erzählwerk mehrfach vor; vgl. vor allem Tante Schorlemmer in Vor dem Sturm und Christine Holk in Unwiederbringlich. F.s Schwiegermutter Bertha Kummer (1807–1870) war Herrnhuterin.  72 Ein Wort, daß ]  sic; emend. Ein Wort, das  74 unsre Karten ]  Die Heiratsanzeigen.  84 long long ago ]  Titel eines populären Liedes (1833) des englischen Dichters Thomas Haynes Bayly (1797–1839),13 das u. a. in L’Adultera, Kap. 10, eine Schlüsselrolle spielt (GBA 76).  94–96   der preußische Helm … auch den preußischen Kopf mit einschließe ]  Der 1843 in der preußischen Armee eingeführte „Helm mit Spitze“, die sog. „Pickelhaube“.14 Nach den Siegen von 1864, 1866 und 1870/71 war das Bild von Preußen im Ausland durch militärische Erfolge und Militarismus – und die Vorstellung ­einer ausschließlich militärischen Intelligenz – dominiert, symbolisiert durch die Pickelhaube, die von den Armeen anderer Länder übernommen wurde.   97 f. daß der Prophet nicht nöthig hat zum Berge zu gehn ]  „Wenn der Berg nicht zum Propheten kommen will, muss der Prophet zum Berge gehen.“ Häufig Mohammed zugeschriebenes geflügeltes Wort aus einer 1631 verfassten Rezension der Anekdoten des Nasreddin (Büchmann 1912, 322). 109 Fabrik sammt Park u. Herrenhaus ]  Entspricht der Anlage des Richter’schen Besitzes in Arnsdorf (vgl. Anm. zu Z. 48 f. Hirschberger Thal … Papiermüllers); vgl. Korn 2012. 112 Edgar ]  Inkonsequenz in der Namengebung; vgl. Z. 60 Edmund. In NFA 24, HFA 1V und 2I/7 Lesefehler: Edzard. 134 Johannistag ]  24. Juni, Fest Johannes des Täufers. In F.s Werk wird häufig – auch ohne Ironie – die Tradi­tion des Johannistags als Tag von Entscheidungen, Glück oder Unglück (Residuum des Tages der antiken Göttin Fortuna am 24.6.) aufgegriffen; vgl. Un­wieder­bringlich, Kap. 32, und Effi Briest, Kap. 13.  64

11  Vgl. Ueli Gyr: Geschichte des Tourismus: Strukturen auf dem Weg zur Moderne. In: Europäische

Geschichte Online (EGO). Hg. vom Institut für Europäische Geschichte (IEG). Mainz 2010-12-03, 19 [www.ieg-ego.eu/gyru-2010-de] (8.1.2016). 12  Vgl. Dehio Berlin 64. 13  Vgl. Wikipedia (engl.), Lemma Thomas Haynes Bayly (8.1.2016). 14  Vgl. Wikipedia, Lemmata Pickelhaube und Preußische Armee. Uniformierung (8.1.2016).

Ehen werden im Himmel geschlossen

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Johannisfeuer ]  Brauch in der Johannisnacht (23./24.6.), der auch auf die Sommersonnenwende (21.6.) bezogen wird. 137 Engländer ]  Noch lange nachdem die englischen Romantiker den Rhein entdeckt und englische Grafiker die „Views of the Rhine“ popularisiert hatten, stellten Engländer das Gros der Rheintouristen. Organisierte Rheinreisen bot etwa das Londoner Reisebüro Thomas Cook an. 138 Drachenfels ]  Das Rheintal überragender Berg im Siebengebirge bei Königswinter (Nordrhein-Westfalen), mit einer Burgruine und einem 1882–84 errichteten historistischen Schloss. 138 Rolandseck ]  Burg über dem Rheintal, heute Ortsteil von Remagen (RheinlandPfalz). F. besuchte beide Sehenswürdigkeiten am 30.8.1865; vgl. Reisetagebuch (GBA, T 3, 66). 138 f. Nonnenwerth … Ritter Toggenburg ]  Auf der Rheininsel Nonnenwerth befindet sich seit dem Mittelalter ein Nonnenkloster. In Schillers Ballade Ritter Toggenburg (1797) lässt sich der Ritter als Einsiedler gegenüber dem Kloster nieder, in dem seine Geliebte Nonne geworden ist, bis er vor Sehnsucht stirbt. 144 Tage von Königgrätz ]  Am 3.7.1866 siegten die preußischen Truppen bei König­ grätz in Böhmen (Hradec Králové) über die verbündeten österreichischen, bayerischen und sächsischen Armeen. Die Schlacht entschied den Krieg und bedeutete das Ende von Österreichs beherrschendem Einfluss in Deutschland. 156 morbleu ]  Eig. Interjektion, Fluch (mort de Dieu!); als Adjektiv hier so viel wie: missvergnügt, schlecht gelaunt. 159 Serben oder Montenegriner ]  Serbien, Jahrhunderte lang Teil des Osmanischen Reiches, errang 1867 die Unabhängigkeit, die 1878 auf dem Berliner Kongress vom Osmanischen Reich und den europäischen Mächten anerkannt wurde. 1882 proklamierte Milan I. von Serbien sich zum König. Montenegro wurde auf dem Berliner Kongress als unabhängiges Fürstentum anerkannt.15 162 Heinrichsbaude ]  Die 1888/89 errichtete Prinz-Heinrich-Baude (Schutzhütte) auf dem Riesengebirgshauptkamm, der zur Schneekoppe (Śnieżka) führt (1946 abgebrannt).16 In Die Poggenpuhls (1896) bricht sich Sophie von Poggenpuhl auf einer Schlittenfahrt von der Prinz-Heinrich-Baude talabwärts das Bein (GBA 80 f.). 162 kleinen Teich ]  Der Große und der Kleine Teich (Wielki Staw, Mały Staw) sind Bergseen an der Nordseite des Riesengebirgshauptkamms. 163 Da kommen Herren herauf ] Wohl inspiriert durch F.s Schwester Elise, die 1874 auf einer Wanderung im Riesengebirge ihren Mann kennenlernte; vgl. Kommentar zu Gabriele Chrysander. 171 er ist nicht mehr allzu jung ]  Auch zwischen den Richters (vgl. Anm. zu Z. 48 f. Hirschberger Thal … Papiermüllers) bestand ein großer Altersunterschied: Bei der Eheschließung 1876 war Heinrich Richter 38, Marie Eberty 18 Jahre alt.17 183–185  abergläubisch … Hampel- ]  Palimpsestartig unter dem Text von F.s Hand: Mohnstrietzel 134

15  Vgl. Brockhaus20 20, 82 und 15, 104. 16  Vgl. Wikipedia, Lemma Prinz-Heinrich-Baude mwN. (8.1.2016). 17  Vgl. Dieterle 2006, 228.

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213

i.4 Charakterstudien i: Frauenfiguren

Hampel- und Hasen=Baude ]  Beide nördlich der Schneekoppe gelegene Bauden (Schronisko Strzecha Akademicka, Schronisko Hasenbaude) existieren bis heute. dann … Charlotte ]  Palimpsestartig unter dem Text von F.s Hand, gedreht um 180°: Worte an Marthchen interessanten Nationen an der untern Donau ]  Rumänien, Serbien und Montenegro, die sämtlich auf dem Berliner Kongress von 1878 als souveräne Staaten anerkannt worden waren (vgl. Anm. zu Z. 159 Serben oder Montenegriner). Czakos ]  Tschakos, militärische Kopfbedeckungen aus Filz oder Leder.

Immer gleich Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 33, 2–3 (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 73 (Gruppe IV) Drucke: HFA 1V, 715; NFA 24, 211, 835; HFA 2I/7, 320–321 Literatur: HFA 1V, 1020 f.; NFA 24, 835; HFA 2I/7, 698 Datierung: wohl nach 1878 (Konvolutzusammenhang) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst

1933, Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48

Manuskriptbeschreibung: 1 Bogen Folio + 1 Blatt Folio + 2 aufgeklebte Notizbuch­ blätter (3a: 9,8 × 12,1 cm, 3b: 9,8 × 12,9 cm). Tinte, Bleistift, Blaustift. Nicht zugehöriger Text: SBB, St 33, 3av, 3bv: Auflistung von Blumennamen. Bleistift. Erläuterungen: Vgl. auch die Frauenpaare in Ehen werden im Himmel geschlossen (ebenfalls eine Briefnovelle), Was gilt? Eng oder weit, Fern oder nah und Susanne von Sandrascheck. Das Konvolut St 33 enthält außer Immer gleich auch Die Geschichte der Frau v. M. spätre G. R. St., Wir halten zusammen, Novelle (Bruder, Schwester, Mann) und Onkel Geheimerath. Stellenkommentar: 16

16

Leone Leoni ]  (1509–1590), Bildhauer und Kunstsammler, den sein Beruf an die Höfe Europas führte und in Kontakt mit vielen bedeutenden Persönlichkeiten der Renaissance brachte.1 George Sand und Alfred de Musset-Verhältnissen ]  George Sand, eig. ­Aurore ­Dupin, verh. Baronin Dudevant (1804–1876). Sie zeichnete sich durch eine

1  Vgl. Brockhaus20 13, 297.

Was gilt? Eng oder weit, Fern oder nah

| 209

enorme schriftstellerische Produktivität, ihre sozialkritischen journalistischen Texte und ihre zahlreichen Liebesaffären aus. Gegen Ende ihrer turbulenten ­Liaison mit dem Schriftsteller Alfred de Musset (1810–1857) schrieb sie u. a. den Roman Leone Leoni (1834).2

Was gilt? Eng oder weit, Fern oder nah Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: DLA, A: Fontane 60.790 Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 95 (Gruppe VI) Drucke: HFA 1V, 1004; NFA 24, 398; HFA 2I/7, 579 Literatur: Hofmann/Kuhn 1969, 646 Datierung: Mitte der 1880er-Jahre t. ad q.: Titelzusammenstellung Kleine (meist heitre) Stoffe um 1884 (vgl. dort) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 79f., Los 481 (Novellenentwürfe II.), laut Jolles erworben von „Zülsdorf “; Versteigerung Gerd Rosen, Katalog Nr. 35 (November 1960), Los 4532 (Was gilt?); erworben durch das DLA am 8.11.1960: DLA, A: Fontane 60.790 Manuskriptbeschreibung: 2 Bogen Folio. Tinte. Erläuterungen: Vgl. auch die Frauenpaare in Ehen werden im Himmel geschlossen,

­Immer gleich und Susanne von Sandrascheck. Was gilt? ist in der Titelzusammenstellung Kleine (meist heitre) Stoffe genannt.

2  Vgl. Encyclopédie Larousse [www.larousse.fr/encyclopedie/litterature/Sand/176797] und [www. larousse.fr/encyclopedie/personnage/Alfred_de_Musset/134495] (8.1.2016).

i.5  Charakterstudien ii: Männerfiguren Der Karikaturist Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL 191 (Th. Fontane), III.5.a = f. A, B, p. 36–38 Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 54 (Gruppe III) Titel: laut Verzeichnis Fontane/Fricke Drucke: Kunisch 1984, 287–292 Literatur: Kunisch 1984, 285–287 Datierung: zwischen 1844 und 1850 t. post q.: F.s erster London-Aufenthalt im Mai/Juni 1844; t. ad q.: Beginn der Arbeit an dem Drama Karl Stuart im November 1848;1 Briefentwürfe aus den Jahren 1849 und 1850 im gleichen Konvolut Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane: Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 79, Los 476 (Karl Stuart), laut Jolles erworben von „Petersen“ (Julius Petersen); aus dem NL Petersen von Hermann Kunisch 1985 an die SBB übergeben: SBB acc. 297/1985 Außer dem eigh. Ms. existiert eine (Alternativformulierungen nur zum Teil berücksichtigende) Abschrift von der Hand Friedrich Fontanes (SBB, St 48, 24–26, vormals als Leihgabe im TFA) mit dem Vermerk Aus frühester Zeit. Blaue alte Mappe (Karl Stuart etc.) (ca. 1845–50). Manuskriptbeschreibung: Das Manuskript befindet sich innerhalb des Karl-StuartKonvoluts. Dieses besteht aus 1) einem Umschlagbogen (Folio) mit Notizen zum Inhalt des Konvoluts von fremder Hand; 2) einem Heft (Folio) mit a) blauem Umschlag: auf der vorderen äußeren Umschlagseite befinden sich ­Notizen zum Inhalt von der Hand Friedrich Fontanes, auf die vordere ­innere Umschlagseite aufgeklebt ist eine Konvolutgliederung von der Hand Emilie Fontanes; b) 24 Blatt; 23 davon sind von Fontanes Hand alphabetisch mit A–Z foliiert und teilweise paginiert mit 13–35; 3) 4 vorn in das Heft eingelegten Folio-Bögen, paginiert mit 1–12, 12a–12d; 4) 2 hinten in das Heft eingelegten Blättern, bezeichnet mit A (17,5 × 21,7 cm) und B (14,7 × 12,4 cm); 5) 1 hinten in das Heft eingelegten Folio-Bogen, paginiert mit 36–39.

Folgende Texte, mit den Siglen III.1–III.5.b bezeichnet, alle eigh. von F. mit Tinte geschrieben, teilweise mit Bleistift überarbeitet, sind im Konvolut enthalten: 1  GBA, G 3, 407–431. Zur Datierung vgl. GBA, G 3, 571–575.

Erich Erichsen

| 211

III.1 (p. 1–12, 12a): Karl Stuart, 1. Akt, 1. Szene (GBA, G 3, 407–419). III.2 (p. 13–17, 17a, 17b, 18): Karl Stuart, 1. Akt, 2. Szene (GBA, G 3, 420–426). III.3 (p. 25–28, 30 oben, 32, s. p., 35): Karl Stuart, 1./2. Akt (GBA, G 3, 427–431). III.4a (p. 19–21 oben, 23–24): Entwürfe zum Brief an Gustav Schwab vom 19.10.1849; III.4.b (p. 29, 30 unten, 31–34): Entwürfe zum Brief an Gustav Schwab vom 18.4.1850 und einer als Beilage dazu bestimmten autobiographischen Aufzeichnung; III.4.c (p. 21 unten–22): Entwurf zum Brief an einen unbekannten Empfänger von Ende 1849/Anfang 1850;2 III.5.a (f. A, B, p. 36–38): Erzählfragment Der Karikaturist; III.5.b (p. 39): Erzählfragment Der sterbende Franzos; Im Heft sind außerdem drei eigh. Notizen F.s zu im April (wohl 1850) getätigten Einkäufen im Zusammenhang mit seiner Tätigkeit als Apotheker (p. 27 oben, 30 oben, s. p., s. p.) und Bleistift-Kinderzeichnungen ohne Zusammenhang mit den Texten (p. 12b–d) erhalten.3 Erläuterungen: F. hat dem Fragment keinen Titel gegeben. Unter dem Titel Der

Karika­turist ist das Ms. in der SBB verzeichnet; auch das Verzeichnis Fontane/Fricke verwendet diesen Titel. – Der Schauplatz ist London, das F. im Mai/Juni 1844 erstmals für zehn Tage besucht hatte.4 – Der Entwurf, in dem Psychologie, Pathologie, Kunsttheorie und das romantische Motiv des Spiegels ineinander verfließen, zeigt die Formulierungsunsicherheit und begriffliche Unschärfe des jungen F. Stellenkommentar:  2 St: Paul ]  St. Paul’s Cathedral.  4 Southwarck ] Southwark, Stadtteil von London auf dem südlichen Themse 18 144 157

Ufer. Hogarth’sche Kupferstiche ] William Hogarths (1697–1764) „Modern Moral Subjects“, (sozial-)satirische Bildserien, Vorläufer der Karikatur. iem ]  sic w ]  Textverlust durch Papierausriss; emend. wollte

Erich Erichsen Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 21, 1–2 (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 133 (Gruppe VI) Drucke: Erstdruck Literatur: Petersen 1929, 35 (Erwähnung)

2  Vgl. HBV unter 49/25. Zur Datierung und zum Ausschluss sowohl von Hermann Kriege als auch Georg Günther als Empfänger vgl. Muhs 2013 (Broterwerb). 3  Vgl. Muhs 2013 (Broterwerb). 4  Vgl. Tagebuch der ersten Englandreise (NFA 17, 455–503); Nürnberger 1967, 106 f.

212 |

i.5 Charakterstudien ii: Männerfiguren

Datierung: 1877–1879 t. ad q.: Planung eines „II. Romans“ in der Abschlussphase von Vor dem Sturm, vorbereitende Arbeit an Allerlei Glück und L’Adultera; t. ante q.: erste Niederschrift von L’Adultera (Dezember 1879–Januar 1880)1 Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 2 Bogen Folio. Tinte, Rotstift. Erläuterungen: Das Fragment Erich Erichsen (Erich Sparr) war ein parallel zu ­Allerlei

Glück und L’Adultera geplantes Romanprojekt, wie die Figurennamen und die Bezeichnung als II. Roman zeigen; vgl. Stellenkommentar. An Allerlei Glück erinnert auch die Thesenhaftigkeit des Entwurfs.

Stellenkommentar:   1 f.

 3

 5  8  9

10

II. Roman. Neuer Roman ]  Von F. benutztes Schlagwort für einen (nicht histo­ rischen) Roman, der dem „ersten“ (historischen) Roman Vor dem Sturm folgen sollte. Verschiedene Projekte werden als II. Roman oder Neuer Roman be­ zeichnet. Sparr ] „Von Sparr“, ein historischer brandenburgischer Familienname (vgl. Von Sparren-Land und Sparren-Glocken: GBA, W 2, 455 ff.), wird in Allerlei Glück als alternativer Name für Axel Brahe erwogen; vgl. dort. – „Einen Sparren haben“ bedeutet so viel wie „einen Knall haben, einen Vogel haben“ (wörtliche Bedeutung: Dachsparren: Holzbalken des Dachstuhls; vgl. Grimm 16, 1946–1951). Erich Erichsen ]  Vgl. den ebenso aufgebauten Figurennamen Knut Knutson in Consul Knut Knutson. Axel Brahe ]  Vgl. die gleichnamige Figur in Allerlei Glück. Gilbert Maxwell ]  Mehrere bekannte Persönlichkeiten des 19. Jh.s führten den schottisch-irischen Namen Maxwell, u. a. der Physiker James Clerk Maxwell (1831–1879), der mit seinen Arbeiten über den Elektromagnetismus Berühmtheit erlangte.2 Er war mit Mathilde von Rohr bekannt; vgl. F. an Mathilde von Rohr, 29.1.1878 und 15.1.1880 (BW F.–Rohr 2000, Nr. 195 und 203). Oliver Vanderstraat ]  Vgl. Ezechiel Van der Straaten in L’Adultera. Der niederländische Name Vanderstraat(en) verweist auf die Figur des Manasse Vanderstraaten in Karl Gutzkows Uriel Acosta (1847); vgl. GBA L’Adultera 206.

1  Vgl. GBA L’Adultera 177; detailliert Radecke 2002. 2  Vgl. Encyclopædia Britannica [www.britannica.com/biography/James-Clerk-Maxwell] (19.1.2016).

Willy Willebrandt

| 213

Willy Willebrandt Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 17, 1–6; Notizbuch E 3, 51v (vormals

als Leihgaben im TFA); DLA, A: Fontane 55.1038/25 Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 125 und 126 (Gruppe VI)

Drucke: Theodor Fontane: Vier epische Entwürfe. Hg. und kommentiert von Joachim Krueger. Fontane Blätter 23 (1976), 485–502, hier 491–492; HFA 2I/7, 317–318. In beiden Drucken fehlt der Text der Seiten St 17, 5–6, E 3, 51v und DLA, A: Fontane 55.1038/25. Das Fragment erscheint jeweils unter dem Titel Neuer Roman [–] (Aus d[em] eign[en] Leben) [–] Titel: Name des Helden. Literatur: Krueger 1976; HFA 2I/7, 696 f. Datierung: um 1866 und 1878/79 Projektidee wohl um 1866 (Datierung nach den Notizen zu Vor dem Sturm im Notizbuch E 3), Disposition vermutlich zur Zeit des Abschlusses von Vor dem Sturm und der Arbeit an Allerlei Glück; Willy Willebrandt war wohl als III. Roman (Z. 1) nach diesen beiden geplant. Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), und 85, Los 511 (5  Notiz­bücher), beide laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: SBB, St 17: 6 Blatt Folio. Tinte, Rotstift. Auf 5r aufgeklebt ein Notiz­buchblatt (5a): Dies ist der untere Teil des auf E 3, 51v aufgeklebten Notizbuchblattes (51va; vgl. unten). Die beiden Teile fügen sich nahtlos aneinander, der untere Rand der Notizbuchseite 51v lässt noch die Spur des aufgeklebten und später weggerissenen Blattes erkennen. Auf 6r aufgeklebt ein Blatt (6a). Rückseiten/nicht zugehöriger Text: SBB, St 17, 6v: Notizen zu Vor dem Sturm I und IV. Blaustift.1 SBB, E 3: Notizbuch Oktav, 54 Blatt. Etikett auf dem Umschlag mit Beschriftung von F.s Hand II & III. [1866.] Enthält Notizen zu Vor dem Sturm,2 Allerlei Glück, zu Theater- und Kunstkritiken, Märkischen Geschichten sowie weitere Fragmente (Frau v. Kockowitz, Romanfiguren, Der einzige wahre Luxus, Klinken-Eugenie, Verschwunden). Auf 51v aufgeklebt ein Notizbuchblatt (51va; vgl. oben). 51va: Willy Willebrandt. Tinte. DLA, A: Fontane 55.1038/25: 1 Bogen Folio. Bleistift, Rotstift. Der Bogen befindet sich innerhalb eines Teilkonvoluts zu Allerlei Glück (vgl. dort). Titel und skizzierte Handlung sprechen jedoch dafür, ihn nicht Allerlei Glück, sondern Willy Willebrandt zuzuordnen. Erläuterungen: Das Verzeichnis Fontane/Fricke fasst Willy Willebrandt und Neuer ­ oman. (Aus d. eign. Leben) als zwei verschiedene Texte auf, ebenso Krueger 1976 R und, ihm folgend, HFA 2I/7. Der Manuskriptbefund spricht jedoch dafür, dass ­beide ­Entwürfe zu einem und demselben Text gehören und Willy Willebrandt zugleich 1  Vgl. GBA Vor dem Sturm 1, 461. 2  Vgl. GBA Vor dem Sturm 1, 435, 441–447.

214 |

i.5 Charakterstudien ii: Männerfiguren

Name des Helden und Titel des geplanten Romans ist (vgl. Manuskriptbeschreibung und Marginalien im edierten Text). Mit seinen Reminiszenzen an F.s Swinemünder Kindheit und seine Jugendbiographie entspricht Willy Willebrandt auch inhaltlich der Charakterisierung Aus dem eignen Leben und Roman, in dem ein Knabenleben geschildert wird; freilich scheint sich der Protagonist des Fragments an bestimmten Wendepunkten seiner Biographie – politisch – anders zu entscheiden, als F. selbst es tat; vgl. Stellenkommentar. Stellenkommentar:

Außen=Alster, wo jetzt Uhlenhorst steht ] Der Hamburger Stadtteil Uhlenhorst am Ostufer der Außenalster wurde seit 1837 durch August Abendroth erschlossen und entwickelte sich in den 1850er- und 1860er-Jahren zunächst zu einem Ausflugsziel, dann zu einem Villenviertel.3 44–47 Ankunft in Swinemünde … Eroberung von Algir ]  Vgl. Meine Kinderjahre, Kap. 3, 4, 11, 15 und 18 (Autobiographische Schriften 1, 26–39, 98–112, 149– 159, 180–183). 45 Herrmann Ehrlich ]  In Meine Kinderjahre lautet der Name Fritz Ehrlich (ebd. 156 u. ö.). 48 Droguen=Geschäft ] F. absolvierte 1836–40 seine Lehrzeit in der Apotheke Zum Weißen Schwan in Berlin; vgl. Fontane-Lexikon 36 f. 48 Hamburger Straße, Theateraufführungen. ] 1835/36 lebte F. als Schüler bei ­seinem Onkel August Fontane in der Großen Hamburger Straße 30/30a in Berlin, wo er seine spätere Frau Emilie Rouanet-Kummer kennenlernte. Er besuchte während seiner Schulzeit häufig Theatervorstellungen; vgl. Chronik 24–27. 49 Freiligrath. Malheur. Flucht. London. ]  F.s erstes prägendes Lyrikerlebnis waren die Gedichte von Ferdinand Freiligrath (1810–1876); vgl. Chronik 28; Fontane-­Lexikon 154 mwN. Das „Malheur“ scheint in Zusammenhang mit der gescheiterten Revolution 1848 zu stehen (vgl. Z. 59 Das Jahr 48). Um der Verfolgung zu entkommen, gingen viele deutsche Demokraten ins Exil nach London, darunter auch Freiligrath.4 F. lebte 1852 und 1855–58 in London, stand dort jedoch im Dienst der preußischen Regierung. 49 St Helena ]  Die Insel im Südatlantik vor der Westküste Afrikas, seit 1661 im Besitz der Britischen Ostindischen Kompanie, seit 1834 britische Kolonie, ist vor allem bekannt als Verbannungsort Napoleons I. in den Jahren 1815–21.5 49 f. Capstadt. Gordon Cumming. ] 1853 publizierte F. in der Rostocker Zeitung Jagdgeschichten vom Cap, eine Teilübersetzung von Roualeyn Gordon Cumming: Five Years of a Hunter’s Life in the Far Interior of South Africa (1850).6  9

3  Vgl. Matthias Schmoock: Zwischen Bild und Image. Die Entwicklung des Hamburger Stadtteils Uhlenhorst und die Darstellung in Selbst- und Fremdzeugnissen. Hamburg 2002. 4  Vgl. Rüdiger Frommholz: Freiligrath, Hermann Ferdinand. In: NDB 5 (1961), 397  f. [www. deutsche-­­biographie.de/pnd118535196.html] (19.1.2016). 5  Vgl. Brockhaus20 19, 111. 6  Vgl. Witt 2006.

Arnulf v. Trachenberg

52 56 57 60

| 215

Das Glück des an der rechten Stelle=seins ]  Zu diesem Motiv vgl. u. a. Allerlei Glück und Der Elmblad-Stoff. Etwa 1837 ]  F. lebte 1827–32, also im Alter von sieben bis zwölf Jahren, in Swinemünde. Der Protagonist des Fragments ist fünf bis sechs Jahre jünger. Schulzeit. Berlin. ]  F. besuchte 1833–36, also im Alter von 13–16 Jahren, die Klöden’sche Gewerbeschule in Berlin. Idstedt ]  Bei dem Dorf Idstedt nördlich von Schleswig (heute Kreis Schleswig-­ Flensburg) erlitten die Schleswig-Holsteiner im Ersten Schleswig-Holsteini­ schen Krieg am 24./25.7.1850 eine schwere Niederlage gegen die dänische ­Armee. F. reiste am 28.7.1850 nach Altona, „um dem Kriegsschauplatz möglichst nah zu sein“ (F. an Bernhard von Lepel, 28.7.1850: BW F.–Lepel 2006, Nr. 134), kehrte jedoch schon Anfang August nach Berlin zurück, um eine Stelle im Literarischen Cabinet der preußischen Regierung anzunehmen ­ (Chronik 214 f.).

Arnulf v. Trachenberg Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 48, 18 (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 32 (Gruppe II) Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: 1880er-Jahre, vermutlich vor 1888 Das Manuskript liegt in dem von F. mit Novelletten. Kleine Erzählungen überschriebenen Konvolut St 48. Die Titelzusammenstellung Novelletten. Kleine Erzählungen ist vermutlich 1888 entstanden.1 Sie enthält u. a. Texte, die 1894 im Band Von vor und nach der Reise publiziert wurden. Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 1 Bogen Folio. Tinte. Erläuterungen: Zum Thema des glücklichen Lebens vgl. Das Zeugniß der Reife und

Allerlei Glück.

Stellenkommentar: 1

v. Trachenberg ]  Vgl. die schlesische Grafenfamilie Hatzfeldt zu Trachenberg. Ihr entstammte Elisabeth Fürstin zu Carolath-Beuthen (1839–1914), die ­1879–81 mit Herbert Fürst von Bismarck (1849–1904) liiert war; vgl. Wiedergefunden mit Kommentar.

1  Vgl. GBA Von vor und nach der Reise 190.

216 |   5 f. 10 16

i.5 Charakterstudien ii: Männerfiguren

keuscher Joseph … Potipharfrauen ]  Vgl. 1 Mose 39. Residenz ]  Berlin. Bethanien. Diakonissin. ] Rückgriff auf F.s Biographie: 1848/49 unterrichtete er in dem 1846 gegründeten Krankenhaus Bethanien in Berlin-Kreuzberg die Diakonissen Emmy Danckwerts und Aurelie von Platen in Pharmazie; vgl. Chronik 146–182.

Das Zeugnis der Reife Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 39, 1–2 (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 40 (Gruppe II) Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: Anfang der 1880er-Jahre t. post q.: Das Konvolut St 39 enthält ein Zeitungsstreifband mit dem Datum 15.11.1881; vgl. die Titelzusammenstellung Neue Novellen. Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 2 Bogen Folio. Tinte, Bleistift. In der rechten oberen Ecke von St 39, 1, vermutlich von fremder Hand, mit Rotstift: x. Der Erzähltext ist mit Bleistift über (St 39, 1) bzw. unter (St 39, 2) den mit Tinte geschriebenen Titel niedergeschrieben. Erläuterungen: Zur Skepsis gegenüber (staatlichen) Prüfungen, Examina und dadurch erworbenen Titeln vgl. auch Die Gundershausen. Zum Thema des glücklichen Lebens vgl. auch Arnulf von Trachenberg und Allerlei Glück. In der Titelzusammenstellung Neue Novellen plante F., die Novellette mit der N ­ euen Novelle. Predigtamtscandidat und Geheimrathstochter zusammenzufassen, die im ­selben Konvolut liegt. Das Zeugniß der Reife ist auch in der Titelzusammenstellung Novelletten. Kleine Erzählungen genannt.

Der Elmblad-Stof

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Der Elmblad-Stoff Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 18, 20 (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: nicht verzeichnet Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: nach 1880, vielleicht 1882 t. post q.: Erscheinen von Grete Minde November 1880; t. ad q.: Begegnung mit dem Ehepaar Elmblad 13.3.1882 Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 1 Blatt Folio. Tinte, Bleistift. Nicht zugehöriger Text: SBB, St 18, 20: Bibliographische Angabe zu Gütergotz (vgl. GBA, W 6, 97–105). 21 (Rückseite): Grete Minde, Kap. 1. Erläuterungen: Das Fragment orientiert sich an der Biographie des schwedischen Bas-

sisten und bekannten Wagner-Sängers Johannes Elmblad (1853–1910), der mit seiner ersten Frau, der aus Melbourne stammenden Pianistin Maggie Menzies (gest. 1887), ausgedehnte Tourneen durch Europa, Australien und Amerika unternahm. In zweiter Ehe war er seit 1888 mit der schwedischen Sängerin Sigrid Petterson (1860–1926) verheiratet.1 Der Rückzug auf die Pfarrstelle des Vaters entspricht nicht Elmblads Biographie. F. und seine Familie hatten Elmblad offenbar kennengelernt, als er 1874–78 bei Julius Stockhausen in Berlin studierte. Am 13.3.1882 traf F. das Ehepaar Elmblad in Berlin auf einer Gesellschaft bei Wilhelm Gentz (GBA, T 2, 161). 1888–90 gastierte Elmblad wieder in Berlin, wo Emilie Fontane ihn hörte: „Sehr interessiert hat mich natürlich Elmblad zu hören, aber, so wenig musikalisch ich bin, er genügte mir (wenig) garnicht u. in den Lustigen Weibern, wo ich ihn zuletzt hörte, war Spiel und Gesang wenig erfreulich. Es scheint auch an entscheidender Stelle kein günstiges Urtheil über ihn zu herrschen, denn gestern las ich, daß er wieder aus der Oper ausscheidet. Schade um diesen Menschen. Ich seh ihn immer noch nach seiner Krankheit in Ihrer liebe­vollen Pflege u. dann verschwand sobald der Kinderausdruck in seinem offenen Gesicht u. jetzt kann ich ihn nicht ohne Wehmuth ansehen, so tiefe Züge haben die Nacht­seiten des Lebens eingegraben. Ob es Kummer über seine Maggy ist?“ (Emilie Fontane an Clara Stockhausen, 10.2.1889).2 Emilie Fontane wusste demnach nichts vom Tod Maggie Menzies’ und Elmblads zweiter Ehe.

1  Vgl. Elmblad, Johannes Vilhelm Samuel. In: Svenskt biografiskt handlexikon 1 (1906), 296 [http:// runeberg.org/sbh/a0296.html] (19.1.2016). 2  Für die Mitteilung des Brieftextes danken wir Regina Dieterle.

218 |

i.5 Charakterstudien ii: Männerfiguren

Das Konvolut St 18 enthält außer Der Elmblad-Stoff auch Das hinterlassene Bild, Die Pflicht aus dem Glück, Minister a. D. und Wir lernen das. Der Elmblad-Stoff ist in der Titelzusammenstellung Mittlere Stoffe genannt. Stellenkommentar:  2

 2

 3 11 f.

Stockhausensche Haus ]  Die mit der Familie Fontane befreundete Familie des Sängers, Dirigenten und Gesangspädagogen Julius Stockhausen (1826–1906), der 1874–78 den Stern’schen Gesangverein in Berlin leitete.3 Vgl. F.s Bericht über das Berliner Abschiedsfest für Stockhausen in der Vossischen Zeitung vom 21.6.1878: Das Stockhausen-Fest (NFA 18, 529–532). „Kaiserhof “ ]  Berlins erstes Luxushotel am Wilhelmplatz 3–5, 1875 eröffnet, nach einem Brand wiederhergestellt und ab 1876 ständig in Betrieb, 1943 zerstört.4 Vaterhaus ]  Johannes Elmblad war der Sohn von Per Magnus Elmblad (1806– 1887), Pfarrer und Pädagoge in Stockholm. in Broacker der ehemalige Capitain ]  Pastor Schleppegrell, der während der preußischen Belagerung von Düppel und Alsen ein Spionagesystem auf der Halbinsel Broager etablierte. Vgl. F.s Reisetagebuch vom 24.5.1864: „Er hatte Theologie studiert, aber seine Examina nicht gemacht; trat 1848–50 als Artillerie-Offizier ein und erhielt dann die Pfarrstelle von Broacker“ (GBA, T 3, 27). Vgl. auch Aus dem Sundewitt (HFA III/3/1, 646) und Der Schleswig-Holsteinsche Krieg im Jahre 1864 (152) sowie die gleichnamige Figur in Unwiederbringlich, Kap. 19.

Du selbst! Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 34, 2–8 (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 78 (Gruppe IV) Drucke:

St 34, 2–4: Erstdruck. St 34, 3–8: Theodor Fontane: Zwei gesellschaftskritische Entwürfe. Hg. und kommentiert von Joachim Krueger. Fontane Blätter 20 (1974), 241–252, hier 243–244; NFA 24, 1181; HFA 2I/7, 492–493 Der Druck in NFA ist ein Nachdruck von Kruegers Edition, der Druck in HFA beruht auf ihr. Die Rahmenerzählung mit der Herausgeberfiktion fehlt bei Krueger 1974 und folglich auch in NFA und HFA.

3  Vgl. Julius Stockhausen. Der Sänger des deutschen Liedes. Nach Dokumenten seiner Zeit dargestellt von Julia Wirth geb. Stockhausen. Frankfurt a. M. 1927. 4  Vgl. Berlin und seine Bauten 1877, I, 352–355; Berlin und seine Bauten 1896, III, 24.

Du selbst!

| 219

Literatur: Krueger 1974; NFA 24, 1181–1190; HFA 2I/7, 761–763; Fontane-Handbuch

697; Böschenstein 2000

Datierung: 1880er-Jahre t. post q.: Rezension zu Lübke (vgl. Manuskriptbeschreibung); t. ad q.: Datierungen der anderen in der Titelzusammenstellung Sechste Gruppe enthaltenen Fragmente (vgl. Erläuterungen) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 1 Bogen Folio (2) + 6 Blatt Folio. Tinte.

Nicht zugehöriger Text: SBB, St 34, 3r: Vor dem Sturm IV/19. SBB, St 34, 3v, 4v: E ­ xzerpt über italienische Kunst, vermutlich aus Wilhelm Lübke: Geschichte der italienischen Malerei vom 4. bis ins 16. Jahrhundert, die F. 1878/79 in der Vossischen Zeitung rezensierte.1 Der Umschlagbogen mit der metatextuellen Anmerkung (St 34, 2) und die ersten drei Blätter des Essays (St 34, 5–7) bestehen aus hellem, gut erhaltenem Papier. Die Rahmen­erzählung (St 34, 3–4) und das Ende des Essays (St 34, 8) sind auf vergilbtem, brüchigem Papier notiert. Die unterschiedliche Papierqualität mag Joachim Krueger zu der Annahme veranlasst haben, es handle sich um zwei verschiedene Texte. Sie ist jedoch eher ein Hinweis darauf, dass das Fragment in zwei voneinander getrennten Arbeitsschritten entstand. Erläuterungen: Da Joachim Krueger die Rahmenerzählung mit der Herausgeberfik-

tion, die den Essay über Egoismus, Elite und Nivellierung einem früh verstorbenen Industriellen zuschreibt und aus dessen Biographie verständlich macht, nicht als zum Text des Fragments gehörig erachtet, sieht er in dem Sprecher des Essays irrtümlich F. selbst; ebenso Renate Böschenstein, die den Text in NFA rezipierte. Das Fragment ist unter dem Titel Selbst in der Titelzusammenstellung Sechste Gruppe enthalten.

Stellenkommentar: 25

26 31 f.

Otto F. ]  F.s Cousin Otto Fontane (1826–1891), ein „Ingenieur-Offizier“ (Leutnant der Artillerie), der seit den 1860er-Jahren ein Eisenwerk bei Graz leitete.2 F. charakterisierte ihn: „[…] ein trefflicher Mann und Zierde der Familie durch Charakter, Lebensstellung, Vermögen“ (Tagebuch 1891: GBA, T 2, 254). Siemens ]  Der Ingenieur und Großindustrielle Werner von Siemens (1816– 1892), Mitbegründer von Siemens & Halske.3 Landgraf werde hart ]  Geflügeltes Wort aus Wilhelm Gerhard: Der Acker der Edlen (1817), nach einer Erzählung in Johannes Rothe: Thüringische Welt­

1  7.7.1878, 24.11.1878, 14.12.1879 (Chronik 2126; Bibliographie Nr. 3618, 3634, 3708). 2  Vgl. Horlitz 2009, 169 und 217. 3  Vgl. Wilfried Feldenkirchen: Siemens, Ernst Werner von. In: NDB 24 (2010), 370–372 [www.­

deutsche-­biographie.de/pnd118614088.html] (19.1.2016).

220 |

i.5 Charakterstudien ii: Männerfiguren

chronik (1421): Landgraf Ludwig II. von Thüringen (um 1128–1172) ließ in ­seiner Jugend den Adel nach Gutdünken schalten, worauf sich der Schmied von ­Ruhla, bei dem er auf der Jagd einkehrte, beklagte. Daraufhin setzte Ludwig der Willkür des Adels Grenzen.4 37–40 Wenn der Pöbel aller Sorte … ]  Letzte Strophe von Theodor Storm: An meine Söhne (1854). 50 das höchste Maaß alles verzeihender, selbstsuchtloser Liebe ]  Bezugnahme auf 1 Korinther 13,4–7. Vgl. Effi Briest, Kap. 36 (GBA 348). 61 berechtigste ]  sic; emend. berechtigtste 66 in die Isolirung getrennt ]  sic; emend. in die Isolirung gedrängt oder in die Isolirung getrieben 69 frêre ]  sic; emend. frère 69 frêre-cochon=schaft ] Wörtl. „Schweinebruderschaft“; steht für Anbiederung oder Sich-gemein-Machen mit Personen niedrigeren Niveaus, dem „Pöbel“ oder der „Masse“. Vgl. Wahl: „Du hast die Wahl nur zwischen zwein: / Du mußt frère-cochon oder – einsam sein“ (1891–97; GBA, G 1, 67).

Lazarus erzählt Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: DLA, A: Fontane 56.550/57 Verzeichnis Fontane/Fricke: nicht verzeichnet Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: 1880er-Jahre, vielleicht 1884 (vgl. Erläuterungen) Überlieferung: NL Fontane, Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst

1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79 f., Los 481 (Novellenentwürfe II.), laut Jolles erworben von „Zülsdorf “; Versteigerung Karl & Faber, Auktion 55; erworben durch das DLA (hier unter Ohne Titel) am 16.5.1956: DLA, A: Fontane 56.550/57

Manuskriptbeschreibung: 1 Blatt Folio. Tinte. Erläuterungen: Offenbar lieferte ein mündlicher Bericht von Moritz Lazarus (1824–

1903) den Stoff für das Fragment.1 Lazarus war Mitglied des Tunnels über der Spree, der Ellora und des Rütli und jahrzehntelang mit F. befreundet. In den frühen

1  Vgl. zu Lazarus Elke Natorp: Lazarus, Moritz. In: NDB 14 (1985), 11–13 [www.deutsche-biogra4  Johannes Rothe: Düringische Chronik. Hg. von R[ochus] von Liliencron. (Thüringische Gephie.de/pnd118570439.html] (19.1.2016). schichtsquellen 3). Jena 1859, 290–293, Nr. 373 f. Vgl. Walter Heinemeyer: Ludwig II. der Eiserne. In: NDB 15 (1987), 420 f. [www.deutsche-biographie.de/pnd100952518.html] (19.1.2016). 4  Johannes Rothe: Düringische Chronik. Hg. von R[ochus] von Liliencron. (Thüringische Geschichtsquellen 3). Jena 1859, 290–293, Nr. 373f. Vgl. Walter Heinemeyer: Ludwig II. der Eiserne. In: 1  Vgl. zu Lazarus Elke Natorp: Lazarus, Moritz. In: NDB 14 (1985), 11–13 [www.deutsche-biographie.­ NDB 15 (1987), 420f. [www.deutsche-biographie.de/pnd100952518.html] (19.1.2016). de/pnd118570439.html] (19.1.2016).

Graf Abel

| 221

1880er-Jahren fanden die Rütli-Treffen in den Wintermonaten in dichter Folge, oft wöchentlich, statt. F. und Lazarus gehörten zu den regelmäßigsten Teilnehmern. 1884 scheinen Anekdoten und literarische Themen häufig Gesprächsstoff gewesen zu sein, wie F.s Tagebuch belegt. Im April 1884 etwa lieferte ihm eine Erzählung von Moritz Lazarus den Stoff für die Novellette Der Karrenschieber von Grisselsbrunn (vgl. GBA, T 2, 212). Von Lazarus erhielt F. auch den Stoff zu Schauspielerin ­Jannasch; vgl. dort. Stellenkommentar: 2

Rappier ]  Rapier: Langer Degen mit starrer Klinge (Grimm 14, 114).

Graf Abel Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 30, 2–4 (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: nicht verzeichnet Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: vermutlich 1880er-Jahre (Schriftduktus) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst

1933, Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48

Manuskriptbeschreibung: 2 Bogen Folio. Tinte. In der linken oberen Ecke von St 30, 4, vermutlich von fremder Hand, mit Rotstift: x. Erläuterungen: Der Titel Graf Abel findet sich innerhalb des Konvoluts St 30 in der Titelzusammenstellung 2. Gruppe; hier sah F. vor, Graf Abel mit Fritz Mollhausen und Unser Doktor zusammenzufassen. Die dem Fragment zugrunde liegende Anekdote nicht ermittelt. Stellenkommentar: 2

4

Abel ] Der Name kommt im Zusammenhang mit Tötungsdelikten auch in ­Unterm Birnbaum und Herzog Abel vor, wird dort aber für den Mörder, nicht den Ermordeten verwendet. 1 jährig Freiwilligen ]  In Preußen 1813 eingeführte, später von weiteren deutschen Staaten übernommene verkürzte Form des Wehrdienstes. Sie stand jungen Männern mit Sekundarreife (Mittlerer Reife) bis zum 25. Lebensjahr offen und zog in der Regel eine Beförderung zum Reserveoffizier nach sich. Termin und Truppengattung waren frei wählbar, Ausrüstung und Verpflegung mussten

222 |

 9 14 28

i.5 Charakterstudien ii: Männerfiguren

vom Wehrpflichtigen selbst finanziert werden.1 F. leistete 1844/45 seinen Wehrdienst als Einjährig-Freiwilliger in Berlin; vgl. Chronik 71. Graf St: ]  Nicht ermittelt; möglicherweise ein Graf Stolberg. Recht gehandelt ]  sic; emend. recht gehandelt Familienbildes ]  Zum Motiv des Familienbildes im Zusammenhang mit Vererbung und schicksalhafter Determination in der Literatur des Realismus vgl. Irsigler 2012, 128 ff., 306 ff., 427 ff.

Consul Knut Knutson Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 46,1–3 (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 34 (Gruppe II) Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: nach 1871, vermutlich um 1880 t. post q.: 1871 (Kaiser und König, Z. 28); 1879 Benutzung von Dähnerts Pommerscher Bibliothek, vgl. Stellenkommentar Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I., hier unter dem Titel Consul – Knut Knutson), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 2 Bogen Folio. Tinte, Blaustift. Stellenkommentar:  1

 4  9 18 f. 29

Consul Knut Knutson ] Die Alliteration möglicherweise in Anklang an den ­Titel von Theodor Storms Novelle Carsten Curator (erstmals veröffentlicht 1878 in Westermanns Illustrierten Deutschen Monatsheften). Vgl. auch den ebenso aufgebauten Figurennamen Erich Erichsen in der gleichnamigen Erzählung; vgl. dort. Lübeck ]  F. besuchte Lübeck auf seiner Reise nach Kopenhagen am 8./9.9.1864; vgl. Reisetagebuch (GBA, T 3, 30–32). bestand ]  sic; emend. entstand Lübecker Rathskeller ]  Dort aß F. am 9.9.1864 zu Mittag; vgl. Reisetagebuch (GBA, T 3, 32). Consul Daehnert ] Vgl. den Greifswalder Historiker Johann Karl Dähnert (1719–1785), dessen Pommersche Bibliothek F. 1879 bei den Vorarbeiten zu ­Sidonie von Borcke benutzte; vgl. dort und Chronik 2201 mwN.

1  Vgl. Wikipedia, Lemma Einjährig-Freiwilliger. Königreich Preußen und Deutsches Reich (19.1.2016); Meyers Konversations-Lexikon4 6, 659 f.

Der Schmied von Lipinka

29

32 f.

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Consul Thompson ]  J. C. F. Thomsen hieß der niederländische Konsul in Swinemünde; vgl. Meine Kinderjahre, Kap. 6 und 11. Seinen Sohn Wilhelm Thomsen wollte F. 1844 in Hamburg besuchen; vgl. Chronik 75 mwN. Vgl. auch den Swinemünder Kapitän Thomsen in Effi Briest, Kap. 10. Selbstmord aufgegeben … Eine Tochter bei ihm ] Anklang an den Ödipus-­ Mythos.

Der Schmied von Lipinka Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: DLA, A: Fontane 58.1264 Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 98 (Gruppe VI) Drucke: HFA 1V, 741–742; NFA 24, 237, 847; HFA 2I/7, 348–349 Literatur: HFA 1V, 1024; Hofmann/Kuhn 1969, 646; NFA 24, 847; HFA 2I/7, 704 f.;

­Fontane-Handbuch 697; Fontane-Lexikon 120, 401; Nürnberger 2007, 555

Datierung: Mitte der 1880er-Jahre t. ad q.: Titelzusammenstellung Kleine (meist heitre) Stoffe um 1884 (vgl. dort); t. post q.: 24.6.1880: Datum des Zeitungsausschnitts (vgl. Manuskriptbeschreibung) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 79 f., Los 481 (Novellenentwürfe II., hier unter dem Titel Der Schmied von Arneburg), laut Jolles erworben von „Zülsdorf “; Versteigerung Gerd ­Rosen, Katalog Nr. 29 (November 1958), Los 2045 (Der Schmied von Lipinka); er­ worben durch das DLA am 26.11.1958: DLA, A: Fontane 58.1264 Manuskriptbeschreibung: 1 Bogen Folio (1) + 1 Blatt Folio (2). Aufgeklebter Zeitungsausschnitt: Kreuzzeitung, 24.6.1880 (Nr. 145), Rubrik Vermischtes (2a). Tinte, Blaustift. Erläuterungen: Das Fragment ist inspiriert durch den beigefügten Zeitungsausschnitt. Zum Thema der Ermordung des Sohnes durch den Vater aus erotischen Motiven vgl. auch Ellernklipp; diese Novelle wurde im Frühjahr/Sommer 1880 für den Druck vorbereitet (vgl. GBA Ellernklipp 153). In Bezug auf die Lokalisierung der Handlung war offenbar der Klang des Ortsnamens für F. ausschlaggebend (vgl. Z. 4); es fällt jedoch auf, dass alle in Erwägung gezogenen Orte in historischen Grenzgebieten Preußens liegen. Der Ort, an dem der Mord tatsächlich stattfand, liegt in Hinterpommern, in einem von Preußen während der Polnischen Teilungen annektierten Gebiet (vgl. Stellenkommentar). Unter dem Titel Der Schmied von Arneburg ist das Fragment in der Titelzusammenstellung Kleine (meist heitre) Stoffe genannt, unter demselben Titel, aber gestrichen, in der Titelzusammenstellung Mittlere Stoffe.

224 |

i.5 Charakterstudien ii: Männerfiguren

Stellenkommentar: 2

3 5 7 8 9

Lipinka ]  Der reale Ort, an dem der Mord stattfand, ist Lippink bei Neuenburg in Westpreußen (heute Lipinki, Woiwodschaft Kujawien-Pommern). W ­ eitere Orte ähnlichen Namens: 1) Lippinken, Burg des Deutschen Ordens nahe ­Danzig (heute Lipinki Szlacheckie, Gemeinde Starogard Gdański, Woiwodschaft Pommern). 2) Lepinke, tschech. Lipinka, Gemeinde im Bezirk Olmütz (Olomouc). Arneburg ]  978 erstmals erwähnte Stadt in der Altmark (heute Landkreis Stendal, Sachsen-Anhalt), urspr. ottonische Grenzfestung. Wolmirstedt ]  1014 erstmals erwähnte Stadt in der Magdeburger Börde (heute Landkreis Börde, Sachsen-Anhalt). Gerdauen ]  Ehemalige Burg und Stadt des Deutschen Ordens in Ostpreußen, heute Железнодорожный (Železnodorožnyj), Oblast Kaliningrad. Pilkallen  ] Adlig-Pilkallen, ehemaliger Gutsbezirk in Ostpreußen, heute Мошенское (Mošenskoje), Oblast Kaliningrad. Neuenburg (Westpr.) ]  Neuenburg in Westpreußen, 1185 gegründete Stadt an der Weichsel (heute Nowe, Woiwodschaft Kujawien-Pommern).

Fritz Mollhausen Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 30, 5–6 (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 66 (Gruppe III) Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: 1860er- und 1880er-Jahre Die Notizbuchseite stammt dem Schriftduktus nach aus der Zeit der Recherchen zu Vor dem Sturm, aus den 1860er-Jahren. In den 1880er-Jahren (t. post q.: Abschluss von Vor dem Sturm 1878) griff F. den Stoff offenbar wieder auf. Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 1 Bogen Folio + 1 Blatt Folio. Tinte. Auf 6r aufgeklebt 1 Notiz­ buchblatt (oktav) von bläulicher Farbe (6a). Tinte. Nicht zugehöriger Text: SBB, St 30, 6v: Metatextuelle Anmerkung zu Vor dem Sturm III–IV. Blaustift. Erläuterungen: Das Fragment verknüpft die Epoche der „Befreiungskriege“ mit der Zeit nach der Reichsgründung. Es gehört zu dem thematischen Komplex, der durch

Fritz Mollhausen

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Vor dem Sturm repräsentiert wird, aber auch durch das frühe Fragment Der sterbende Franzos. Zur Erinnerungsthematik vgl. auch Wieder daheim. Das Konvolut St 30 enthält außer Fritz Mollhausen auch Graf Abel; in der Titelzusammenstellung 2. Gruppe sind beide Titel zusammengefasst. Stellenkommentar:  1  3

 3  4  9 21

Fritz ]  Vgl. den verträumten und literaturbegeisterten Ladenjungen Fritz Katzfuß im gleichnamigen Gedicht (1888/89; GBA, G 1, 53). Gefecht bei Hagelsberg ]  Bei Hagelberg im Fläming (südwestlich von Berlin, heute Ortsteil von Bad Belzig, Landkreis Potsdam-Mittelmark, Brandenburg) besiegten am 27.8.1813 preußische und russische Truppen ein französisches Korps, das fast völlig aufgerieben wurde. Die sog. Kolbenschlacht – da Regen das Pulver durchnässt hatte, wurde hauptsächlich mit Kolben und Bajonetten gekämpft – war eine der ersten Bewährungsproben der im Frühjahr 1813 aufgestellten preußischen Landwehr, deren Kommando hier Friedrich August Ludwig von der Marwitz führte; vgl. Schloss Friedersdorf (GBA, W 2, 243) und Liebenberg (GBA, W 5, 500).1 Trebbin ]  Stadt südlich von Berlin (heute Landkreis Teltow-Fläming, Brandenburg). Mohr ]  Als Ladenschild eines „Kolonialwaren“-Geschäfts. tritt ein ]  In ein Freiwilligen-Regiment (Landwehr). zurückgegangen ]  Aus der Leitung des Geschäfts zurückgetreten, in den Ruhestand gegangen.

Wieder daheim Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 38, 1–6 (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 43 (Gruppe II) Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: vermutlich Frühjahr 1884 t. post q.: 29.2.1884: Unterhaltung mit Julie Gropius auf einem Diner; t. ante q.: Sommer 1884: Konzeption von Cécile; vgl. Erläuterungen Überlieferung: NL Fontane, Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48

1  Vgl. Wikipedia, Lemma Schlacht bei Hagelberg mwN. (19.1.2016).

226 |

i.5 Charakterstudien ii: Männerfiguren

Manuskriptbeschreibung: 3 Bogen Folio + 1 Etikett, ursprünglich auf Zeitungspapier aufgeklebt. Tinte, Rotstift. Die Textfolge auf dem zweiten Bogen (St 38, 2–3) ist die folgende: St 38, 2 Schrift­ spiegel Mitte – St 38, 3 Schriftspiegel Mitte – St 38, 3 marginal links – St 38, 2 marginal links. Auf dem Etikett (St 38, 6) oben rechts von der Hand Otto Pniowers: In „Von vor und nach der Reise“. Am linken Rand, mit Verweiszeichen, dazu die Bemerkung von der Hand Friedrich Fontanes: Nein! Stimmt nicht. ‚Wieder daheim‘ aus „Von, vor und nach der Reise“, – übrigens nur Nebentitel von Professor Lezius ist eine ganz andre Geschichte. Erläuterungen: Laut Ms. erfuhr F. die dem Fragment zugrunde liegende Anekdote von

Julie Gropius (1837–1889), der zweiten Frau des Architekten Martin Gropius.1 Am 29.2.1884 notierte er im Tagebuch: „Diner bei Lessings. Sehr nett. Ich saß ­zwischen Fanny Lewald und Frau Professor Gropius, jene strafbar langweilig wie immer, ­diese plauderhaft, liebenswürdig und amüsabel wie immer“ (GBA, T 2, 204). Mit Julie ­Gropius war F. schon länger bekannt, das Tagebuch erwähnt einen Besuch bei ihr am 31.3.1881 (GBA, T 2, 104 f.). Im Sommer 1884 entwarf F. die Novelle Cécile, die das Quedlinburg-Motiv und das Motiv des antiquarischen Interesses mit Wieder daheim teilt. Das Thema der Refugiés, der adligen französischen Emigranten in Preußen, geht in dem Fragment eine Verbindung mit Ereignissen der politischen Geschichte des 19. Jh.s und mit Lokaleindrücken F.s von seinen Frankreich-Reisen 1870 und 1871 ein; vgl. Stellenkommentar.

Stellenkommentar: 4

4 f.

7 9

Gustav v. Blainville ] Der Name Blainville war F. u. a. von einem französischen Schauspieler am Hof des Prinzen Heinrich in Rheinsberg bekannt; vgl. Rheinsberg (GBA, W 1, 280 f., 301). – Es gibt mehrere Orte namens Blainville (Blainville-Crevon, Dép. Seine-Maritime; Blainville-sur-Mer, Dép. Manche; Blainville-sur-Orne, Dép. Calvados), sie liegen jedoch sämtlich in der Normandie, während F. den Herkunftsort des Protagonisten im mittleren Frankreich, an der Atlantikküste, situiert. Quedlinburg am Harz ] Heute Landkreis Harz, Sachsen-Anhalt, zur Handlungszeit Stadt in der preußischen Provinz Sachsen. 922 erstmals erwähnt, in ottonischer Zeit Königspfalz und Sitz des 936 von Mathilde, der Mutter ­Ottos I., gegründeten Damenstifts St. Servatius, das 1539 in ein evangelisches Freies weltliches Stift umgewandelt und 1802 aufgelöst wurde.2 Zentrum der Altstadt ist der Schlossberg mit dem Schloss und der romanischen Stiftskirche St. Servatii. Rentamtmann ]  Königlicher Finanzbeamter. Aurora v. Königsmarck ]  Aurora Gräfin von Königsmarck (1662–1728), Ge­ liebte Kurfürst Friedrich Augusts I. (Augusts des Starken) von Sachsen, seit

1  Vgl. Irmgard Wirth: Gropius, Martin Carl Philipp. In: NDB 7 (1966), 132 f. [www.deutschebiographie.­de/pnd118718967.html] (19.1.2016). 2  Vgl. Lexikon des Mittelalters 7, 359 f.

Wieder daheim

 9  9 14

15

15

29 38 41 41 41 41 42 42 53 53 53 f.

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1700 Pröpstin des Stifts Quedlinburg.3 Vgl. Cécile, Kap. 8 (GBA 53, 290 f.). – Aurore Domergue (geb. 1765), die unter den Namen Aurora Bursay und „Demoiselle Aurore“ auftrat, war gleichzeitig mit Blainville am Rheinsberger ­Theater engagiert; vgl. Vor dem Sturm, Kommentar zu Kap. II/19 (GBA 1, 570). Markgraf Gero ]  Gero I. (gest. 965), Markgraf der sächsischen Ostmark unter Otto I., dessen Expansion nach Osten er maßgeblich unterstützte.4 Klopstocks Haus ]  Schlossberg 12, Geburtshaus von Friedrich Gottlieb Klopstock (1724–1803) in Quedlinburg. durch den Krimkrieg wird er aber wieder französisch ]  Die Parteien des Krimkriegs (1853–56) waren Russland auf der einen Seite, das Osmanische Reich, Frankreich, Großbritannien und (seit 1855) das Königreich Sardinien auf der anderen. Russland, das sich auf Kosten des Osmanischen Reiches Zugang zum Mittelmeer verschaffen und die slawische Bevölkerung des Balkans der osmanischen Herrschaft entziehen wollte, unterlag.5 Krieg gegen Oestreich ]  Die Auseinandersetzung zwischen Österreich und dem Königreich Sardinien, das von Frankreich unterstützt wurde, um die habsburgischen Besitzungen in Italien 1859 (Zweiter Italienischer Unabhängigkeitskrieg). Das unterlegene Österreich musste die Lombardei an Frankreich ab­ treten; Napoleon III. übergab sie an das Königreich Sardinien. nach Mexiko ]  Die Französische Intervention in Mexiko 1862: Mit Unterstützung Großbritanniens und Spaniens besetzte Frankreich Mexiko, das infolge von Bürgerkrieg und wirtschaftlichem Ruin die Tilgung seiner Auslandsschulden eingestellt hatte.6 Maire ]  (Frz.) Bürgermeister. Curé ]  (Frz.) Pfarrer. Ballenstedt ]  Nachbarstadt von Quedlinburg, Residenz der Askanier, später der Fürsten von Anhalt(-Bernburg). Bernburg ]  Bernburg (Saale), einst Residenz der Fürsten von Anhalt-Bernburg. Blankenburg ] Blankenburg (Harz), einst Residenz der Herzöge zu Braun­ schweig-­Lüneburg. Wernigerode ]  Einst Residenz der Grafen zu Stolberg-Wernigerode. Dort wird er nun der Sohn Kastellan ]  sic; emend: Dort wird nun der Sohn Kastellan oder Dort wird er nun Kastellan Kastellan ]  Vgl. den Kastellan von Quedlinburg in Cécile, Kap. 8. Poitou ]  Historische Grafschaft im westlichen Frankreich, heute Teil der Re­ gion Poitou-Charentes. Guienne ] Guyenne: Das historische Herzogtum Aquitanien im westlichen Frankreich, südlich des Poitou. (wie bei Puy bei Dieppe) ]  Puys: Badeort bei Dieppe in der Normandie, wo Alexandre Dumas d. J. eine Villa besaß. F. hatte Puys am 27.4.1871 besucht und

3  Vgl. Karlheinz Blaschke: Königsmarck, Aurora Gräfin von. In: NDB 12 (1979), 359 f. [www. deutsche-­biographie.de/pnd118777688.html]; Heinrich Theodor Flathe: Königsmark, Maria Aurora. In: ADB 1882 [www.deutsche-biographie.de/pnd118777688.html?anchor=adb] (19.1.2016). 4  Vgl. Lexikon des Mittelalters 4, 1349. 5  Vgl. Brockhaus20 12, 542 f. 6  Vgl. Brockhaus20 14, 585.

228 |

54 60

63 63

i.5 Charakterstudien ii: Männerfiguren

war Dumas begegnet; vgl. Reisetagebuch (GBA, T 3, 215–217, 632) und Aus den Tagen der Okkupation, Kap. I/4/7. Fels=Klinse ]  Klinse: Spalte, Ritze (Grimm 11, 1198). Dem Magistrat zu B. am Harz. ]  Ein aus der Ferne kommendes, an die Gemeinde gerichtetes Schreiben, das vom Tod eines Gemeindeangehörigen berichtet, verwendet F. auch in Quitt, Kap. 36 (1890; GBA 287 f.). Puy de Dome ]  Puy-de-Dôme, Département in der Region Auvergne. Departement Charente inferieure ]  Seit 1941 Département Charente-Maritime, zur Region Poitou-Charentes gehörig. Zur Charente-Maritime gehört die Ile d’Oléron, auf der F. im November/Dezember 1870 als Kriegsgefangener interniert war.

Onkel Ehm Textgrundlage: Heilborn 1921 Zugrunde gelegt wurden die Exemplare des TFA (Hf 51/4329 a) und der ÖNB (534.093-B. Neu). Standort und Signatur: unbekannt Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 12 (Gruppe I) Titel: laut Verzeichnis Fontane/Fricke; Heilborn 1921 Drucke: Ernst Heilborn: Das Fontane-Buch. Berlin 1919 und Folgeauflagen, 102–106; HFA 1V, 620–624; NFA 24, 121–124; HFA 2I/7, 244–248 Auf Heilborns Lese- und Editionspraxis zu Onkel Ehm lässt sich aus der Wiedergabe von Oceane von Parceval im gleichen Band schließen (Heilborn 1921, 75–90). Da zu Oceane von Parceval große Teile des Autographs erhalten sind (vgl. Bd. I, 297–306), lässt sich durch den Vergleich feststellen, dass Heilborn Orthographie und Interpunk­ tion modifizierte, Abkürzungen der Handschrift auflöste, Hervorhebungen und gestrichene Passagen der Handschrift nicht berücksichtigte. Dies gilt vermutlich ebenso für Onkel Ehm. Literatur: HFA 1V, 1008; Sasse 1966; NFA 24, 751; HFA 2I/7, 676; Fontane-Handbuch 697 Datierung: Mitte der 1880er-Jahre t. ad q.: Titelzusammenstellung Kleine (meist heitre) Stoffe um 1884; vgl. dort Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 78, Los 465 (Onkel Ehm, 25 S. Folio ), laut Jolles nicht verkauft; 1935 erworben durch die Brandenburgische Provinzialverwaltung (TFA): Fricke 1937, 121 (Signatur F 2), BV Fürstenau Akte XI/870; Kriegsverlust des TFA: Vermisste Bestände 39 (dort 14 S. Folio angegeben) Manuskriptbeschreibung: Laut Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 78, besteht das vermisste Manuskriptkonvolut aus 25 Seiten Folio und enthält auf Rückseiten Text zu Vor dem Sturm.

Onkel Ehm

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Textpräsentation nach Heilborn 1921: Metatextuelle Anmerkungen erscheinen im

edierten Text kursiv. Zur Unterscheidung vom zitierten F.-Text erscheint Heilborns Text in eckigen Klammern und Kleindruck. Vermutliche Lesefehler Heilborns werden im edierten Text nicht emendiert; vgl. dazu den Stellenkommentar.

Erläuterungen: Ob die Biographie von Onkel Ehm reale Vorbilder in der Familiengeschichte F.s hat, lässt sich schwer sagen. F.s Mutter Emilie, geb. Labry (1798–1869)1 hatte vier Brüder: 1) Jean Charles François (1795–1797); 2) Frédéric Guillaume (oder Friedrich Wilhelm, 1797–um 1872/73), Forstbeamter in Aachen; 3) Gustav Adolph (1800–1892); 4) Henri François (1807–1841). Als Vorbild für Onkel Ehm kommt am ehesten Gustav Adolph Labry in Frage, der Amtmann und Landwirt in Herzberg – vermutlich Herzberg (Elster) in der Lausitz – war; über seinen Lebenslauf ist wenig bekannt.2 Das Fragment erscheint in der Titelzusammenstellung Sechste Gruppe, u. a. zusammen mit Après. Nach vierzig Jahren, das ebenfalls zum Komplex Swinemünde gehört. Dort wird als alternativer Titel erwogen: Onkel Edy. Unter dem Titel Onkel Ehm erscheint es in der Titelzusammenstellung Kleine (meist) heitre Stoffe. Stellenkommentar:

liebreicher ]  Zweifelhafte Lesung, vielleicht eher liebster. Vermutlich Lesefehler bei Heilborn. 13 f. in unserm hochgiebligen alten Ostseehause: In Swinemünde auf Usedom, wo F. die Jahre von 1827 bis 1832 verbrachte. Vgl. Meine Kinderjahre, Kap. 2 und 3 (Autobiographische Schriften 1, 29–34). 14–16 Ehm … Abkürzung von Emil ]  Vgl. den Kutscher Ehm in Meine Kinderjahre, Kap. 3 (Autobiographische Schriften 1, 30). Dort heißt es, Ehm sei eine Abkürzung von Adam. 23 schubberte ]  Wohl eher schülberte (abschülbern: sich in Fetzen ablösen; von sonnenverbrannter Haut). Vermutlich Lesefehler bei Heilborn. 33 Bauernkupe ]  Wohl eher Bauernkiepe. Vermutlich Lesefehler bei Heilborn. 37 Lugger ]  Auch Logger; Dreimaster, im 18. und frühen 19. Jh. in der Küstenschifffahrt und Fischerei vor allem in der Nordsee eingesetzt.3 41 Tante Agnes ] Die Frauen der Brüder von F.s Mutter (vgl. Erläuterungen) ­hießen Maria Theresia und Catharina (Frédéric Guillaume); Sophie Frédèrique und Auguste Wilhelmine (Henri François). Der Name der Frau von Gustav Adolph ist nicht bekannt.4 44 Finsternwalde ]  Finsterwalde, heute Landkreis Elbe-Elster (Brandenburg). 13

1  Lebensdaten hier nach Horlitz 2009, 204. In anderen Quellen erscheint häufig 1797 als Geburtsjahr. 2  Vgl. Horlitz 2009, 86–92 und 204–208. Horlitz (ebd. 206) identifiziert Herzberg als „Herzberg b.

Merseburg (Sachs.-Anhalt)“; es ist unklar, welcher Ort gemeint ist. Die von Horlitz (ebd. 89) zitierten Quellen, die auf die Nähe zu Sachsen Bezug nehmen, sprechen eher für die Lausitz. 3  Vgl. Brockhaus20 13, 513. 4  Vgl. Horlitz 2009, 205–208.

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i.5 Charakterstudien ii: Männerfiguren

Dobrilugk ] Seit 1937 Doberlug, seit 1950 Teil der Doppelstadt DoberlugKirchhain (niedersorbisch Dobrjoług-Góstkow, heute Landkreis Elbe-Elster (Brandenburg). 45 Wendei ]  Sorbischsprachige Gebiete in der Niederlausitz. Die Sorben werden auch Wenden genannt.5 54 Ilium ]  Troja. 56 f. (Nun der Zettel von oben.) ]  Nicht zu rekonstruieren; bei Heilborn findet sich keine Erläuterung dazu. 58 Milzbrand ]  Anthrax, infektiöse Tierkrankheit mit meist tödlichem Verlauf.6 66–77 Hagel-Versicherung … Mendelssohn ]  Die Neue Berliner Hagelassecuranz-Gesellschaft, 1831/32 hervorgegangen aus der 1822 gegründeten Hagel-Assecu­ ranz-Gesellschaft, zu deren Gründern der Bankier Joseph Mendelssohn (1770– 1848) gehörte.7 Vgl. auch den Hagelversicherungs-Beamten Crusemann in Rudolf v. Jagorski, Globetrotter. 94 Pfingstsonnabend ]  Vgl. auch Goldene Hochzeit (1853; GBA Frühe Erzählungen 118–122). 44

Die preusische Idee Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: DLA, A: Fontane 60.704/1–27; DLA, A: Fontane 56.550/40–54 Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 47 (Gruppe III) Drucke: Die preußische Idee. Ein unbekannter Text Theodor Fontanes. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.12.1966 [Teil-Vorabdruck aus HFA 1V]; HFA 1V, 863–874; NFA 24, 337–347, 916–922; HFA 2I/7, 504–515 Literatur: HFA 1V, 1081–1085; Hofmann/Kuhn 1969, 646; Attwood 1970, 312; NFA 24, 916–922; Müller-Seidel 1980, 106 f.; Wruck 1982; Storch 1985; HFA 2I/7, 767–772; Nürnberger 1998; Fontane-Handbuch 125, 161, 703; Fontane-Lexikon 358 f.; Nürn­ berger 2001; Nürnberger 2006; Nürnberger 2007, 567, 711 Datierung: Ende 1894/1895 t. post q.: 14.12.1894 (spätestes Datum der Schriftstücke auf den Rückseiten; vgl. Manuskriptbeschreibung) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 82, Los 491 (Die preussische Idee. Lebens- u. Wandelbild eines AltRomantikers, ca. 60 S. Folio), laut Jolles nicht verkauft; 1935 erworben durch die Brandenburgische Provinzialverwaltung (TFA): Fricke 1937, 121 (Signatur F 9), BV Fürstenau Akte XI/870; Kriegsverlust des TFA: Vermisste Bestände 45 (vermisst: 17 S. Folio + 45 S. Oktav); vermutlich Versteigerung Karl & Faber, Auktion 55 (Mai 1956), Los 772 5  Vgl. Brockhaus20 20, 424 f. 6  Vgl. Brockhaus20 14, 660. 7  Vgl. Alexander von Lengerke: Landwirthschaftliche Statistik der deutschen Bundesstaaten. Bd. 1.

Braunschweig 1840, 221; Elisabeth Komar: Mendelssohn, Joseph. In: NDB 17 (1994), 49 f. [www. deutsche-biographie.de/pnd116877227.html] (19.1.2016).

Die preußische Idee

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(Eigenhändige Entwürfe); erworben durch das DLA: DLA, A: Fontane 56.550/40–54; vermutlich 1960 erworben durch das DLA: DLA, A: Fontane 60.704/1–27 Manuskriptbeschreibung: DLA, A: Fontane 60.704: 18 Blatt Quart (60.704/2–13,

18–21, 24–28: Maße variierend, Breite zwischen 17,3 und 22,5 cm, Länge zwischen 12,8 und 14,5 cm ) + 4 karierte Blatt Quart (60.704/1, 14–17) + 2 linierte Blatt Quart (60.704/22–23) + 1 Streifen (60.704, s. f.: 15,9 × 5,9 cm). Tinte, Bleistift, Blaustift. Nicht zugehöriger Text: DLA, A: Fontane 60.704/1v: Teil eines hs. Briefes eines Redakteurs an F. (9.7.1894) betreffend einen Artikel zu dessen 75. Geburtstag. 4v: Gedichtdruck, datiert Berlin, den 11. November 1894. 5v, 28v: Brief von Friedrich Stephany an F., 15.12.1894. Vervielfachtes Typoskript mit eingeprägter Adresse der Vossischen Zeitung und eigh. Unterschrift. 6v: Gedruckte Einladung zur Ordentlichen Versammlung des Vereins Berliner Presse, 19.12.1894. 7v, 8v: Anfang eines Briefes F.s an einen Herrn, Berlin, 14.12.1894: F. schickt einen biographischen Artikel über sich von Franz Riss. 9v: Hs. Brief von Otto Brahm an F., 9.7.1894. Dazwischen eigh. Notizen F.s zu Die Bredows. 10v: Gedrucktes Programm zur Sitzung eines Vereins (Wilhelmstraße 118), mit Hinweis auf die „Weihnachtsfeier der Klause“ am 30.12. 15v, 16v: Hs. Brief des Deutschen Landes-Lehrervereins in Böhmen, vermutlich an F., Gablonz a. N., 12.11.1894. 18v, 19v: 2 gedruckte Briefe von Ernst Moser, Königsberg i. Pr., Datum des Poststempels, vermutlich an F., mit der Bitte um Mitteilung der Devise bzw. Übersendung eines Porträts mit Unterschrift des Empfängers. 20v, 21v, 23: 2 hs. Briefe von Hans von Zobeltitz an F., Berlin, 12.11.1894 und 9.10.1894, mit eingedruckter Adresse der Zeitschrift Daheim. 24v: Teil eines gedruckten Gedichts von Gotthilf Weisstein. 25v: Hs. Brief von Eugen Wolff, vermutlich an F., Kiel, 15.10.1894. DLA, A: Fontane 56.550: 18 Blatt Quart (56.550/40–52, 54: Maße variierend, Breite ­zwischen 17,3 und 22,3 cm, Länge zwischen 12,4 und 14,5 cm ) + 1 liniertes Blatt Quart (56.550/53). Tinte. Rückseiten: 40v, 41v: Gedruckte Einladung der Genossenschaft PAN an F. zu einem Festessen zu Ehren Arnold Böcklins am 11.7.1894 im Monopol-Hotel in Berlin. 44v: Hs. Brief von Leibnitz [Moritz Lazarus] an Lafontaine [F.], 3.10.1893. 46v: Ende eines hs. Briefes von Anna Wendland an F. 47v: Ende eines hs. Briefes von Georg Meyer (Bendler), vermutlich an F. 49v: Hs. Brief von Richard Béringuier an F., 5.10.1893. 50v: Ende eines hs. Briefes von Victor Meyer an F. 51v: Teil eines hs. an F. adressierten Briefumschlags. Poststempel Berlin, 1.10.1894. 52v: Gedruckter Brief des Vereins ­Berliner Presse, datiert December 1893. 53v: Ende eines hs. Briefes von Wilhelm Hertz, vermutlich an F., vermutlich 27.5.1894 (erwähnt werden Alexander Meyer und Hans Hopfen; vgl. BW F.–Hertz 1972, Nr. 536 f.). Die beiden erhaltenen Ms.-Konvolute repräsentieren zwei verschiedene Entwürfe: Das Konvolut DLA, A: Fontane 60.704 enthält eine Disposition der gesamten Erzählung vom Jahr 1849 an, mit einem Einschub über die Herwegh-Zeit um 1841 (Z. 2–178), das Konvolut DLA, A: Fontane 56.550 beginnt mit der Geburt des Protagonisten Adolf Schulze im Jahr 1813 und bricht 1841 mitten im Satz ab (Z. 179–300). Erläuterungen: Die Beschreibung des Lebenslaufs eines opportunistischen preußi­ schen Beamten präsentiert die preußische Geschichte im 19. Jh. als Abfolge von Versatzstücken, Zitaten und geflügelten Worten und ironisiert auf diese Weise die „Phrase“ von der Dominanz des „Geistigen“ und der politischen „Idee“. Das offi­zielle,

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i.5 Charakterstudien ii: Männerfiguren

monarchische Preußen und die demokratische Opposition werden dabei gleicher­ maßen ironisch behandelt. Mannigfache Anspielungen auf F.s eigene Biographie und seine sich wandelnden politischen Ansichten geben dem Fragment auch eine deutlich selbstironische Prägung. Der Name des Protagonisten, Adolf Gustav Schulze, ist möglicherweise inspiriert durch den klassischen Philologen Johannes Schulze (1786–1869), der als Ministerial­ rat im preußischen Kultusministerium 1818–58 bedeutenden Einfluss ausübte.1 Die ersten Stationen des Lebenslaufs von Adolf Schulze (Schulpforta, Naumburg) könnten auf Nietzsches frühe Biographie anspielen; vgl. Stellenkommentar. Stellenkommentar:  2

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Lebens= und Wandelbild ]  Ironischer Untertitel: 1) Wandeln: auf Erden wandeln, leben; vgl. Grimm 27, 1595. 2) Wandelbilder: verschiedene Bilder, die sich durch das Ein- und Ausklappen der Flügel eines Altarretabels ergeben (Wandelaltar); vgl. Lexikon der Kunst 1, 124 f. 3) Politische Wandelbarkeit, Oppor­tunismus. Herwegh-Zeit ]  Mit seinen politisch höchst engagierten Gedichten eines Leben­ digen, erschienen in zwei sehr erfolgreichen Bänden 1841 und 1843 und fortlaufend in Zeitungen und Zeitschriften, polarisierte Georg Herwegh (1817– 1875) das Lesepublikum des Vormärz.2 Zu seinen zahlreichen Bewunderern und Nachahmern gehörte auch der junge F. Aus der Distanz eines halben Jahrhunderts behandelte er diese Phase seines Lebens mit Ironie; vgl. Von Zwanzig bis Dreißig, Abschnitt „Mein Leipzig lob ich mir“, Kap. 4 (GBA 95–107); dazu Nürnberger 2007, 133–140; Fontane-Lexikon 210. Vgl. auch Cécile, Kap. 20 (GBA 159) und Frau Jenny Treibel, Kap. 3 (1894; GBA 31 f.). „Noch einen Fluch schlepp ich herbei“ ]  Beginn von Herweghs Gedicht Gegen Rom (1841): „Noch einen Fluch schlepp’ ich herbei: / Fluch über Dich, o Petri Sohn! / Fluch über deine Clerisei! / Fluch über deinen Sündenthron! […]“3 Auch Du, Du bist kein Oedipus gewesen ]  Schluss von Herweghs Gedicht Auch diess gehört dem König (1843): „Du konntest nur den Knoten f e s t e r schürzen, / Und in den Sternen – hatt’ ich falsch gelesen. / Die Sphinx wird n i c h t sich in den Abgrund stürzen, / Und Du, – Du bist kein Oedipus gewesen.“4 Der Titel des Gedichtes, das Enttäuschung über die Politik Friedrichs Wilhelm IV. formuliert, ist eine Anspielung auf Bettina von Arnim: Dies Buch gehört dem König (1843).

1  Vgl. Nikolaus Gatter: Schulze, Johannes Karl Hartwig. In: NDB 23 (2007), 726 f. [www.deutschebiographie.de/pnd118860283.html] (19.1.2016); Holtz 2010, insb. 69–74. 2  Vgl. Martin Glaubrecht: Herwegh, Georg Friedrich Rudolf Theodor Andreas. In: NDB 8 (1969), 723–726 [www.deutsche-biographie.de/pnd118550128.html] (19.1.2016); Volker Giel: Einleitung. In: Georg Herwegh: Werke und Briefe. Kritische und kommentierte Gesamtausgabe. Hg. von Ingrid ­Pepperle u. a. Bd. 1: Gedichte 1835–1848. Bearb. von Volker Giel. Bielefeld 2006, IX–XI. 3  Ebd. 51 f., hier 51. 4  Ebd. 162.

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„zu feig der neuen Zeit ins Aug zu sehn“ ]  Auch diess gehört dem König, Str. 24: „Zu scheu, der neuen Zeit in’s Aug’ zu sehn, / Zu beifallslüstern, um sie zu verachten, / Zu Hochgeboren, um sie zu verstehn […]“5 Auflösung des Frankfurter Parlaments ]  Die am 18.5.1848 eröffnete Deutsche Nationalversammlung in der Paulskirche in Frankfurt am Main ver­ab­schie­ dete am 28.3.1849 eine Reichsverfassung, die eine kleindeutsche Lösung (ohne Österreich) in Form einer konstitutionellen Monarchie unter dem König von Preußen vorsah. Nach der Ablehnung der Kaiserkrone durch Friedrich Wilhelm IV. von Preußen am 28.4.1849, unter dem Druck aufflammender repub­li­ kanischer Aufstände, die militärisch niedergeschlagen wurden, und konservativer Gegenreaktionen in Österreich, Preußen und weiteren deutschen Staaten wurde ein Großteil der Abgeordneten aus der Frankfurter Nationalversammlung abberufen. Am 30.5.1849 beschlossen die restlichen Abgeordneten, das „Rumpfparlament“ nach Stuttgart zu verlegen, wo es am 18.6.1849 von der württembergischen Regierung gewaltsam aufgelöst wurde.6 ghibellinischen Idee ]  „Waiblingen!“ (Herkunftsort der Staufer) war im 12. Jh. der Schlachtruf der Anhänger der Staufer in den Kämpfen gegen die Welfen um die Vorherrschaft im Reich. Im 13. Jh. wurde die italianisierte Form „ghibel­ lino“ – im Gegensatz zu „guelfo“ – zur Bezeichnung einer kaiserfreundlichen und papstfeindlichen Haltung, und es entstanden die Parteienbezeichnungen der „Ghibellinen“ und „Guelfen“.7 Im preußisch-deutschen „Kulturkampf “ des 19. Jh.s stellte die antikatholische Partei sich in eine Traditionslinie mit den Ghibellinen des Mittelalters. dantisch ]  Dante wurde, historisch vereinfachend, im 19. Jh. den Ghibellinen zugerechnet. Dies ist vor allem seiner Schrift De monarchia zuzuschreiben, in der die Frage des Verhältnisses von Kaiser und Papst verhandelt wird.8 Regierungsantritt König Wilhelms ] Prinz Wilhelm von Preußen übernahm am 7.10.1858 die Regentschaft von seinem erkrankten Bruder Friedrich Wilhelm IV. Nach dessen Tod am 2.1.1861 bestieg er den Thron als Wilhelm I. Freiligrath und Anno Domini ]  Ferdinand Freiligrath (1810–1876): Anno Domini …? (1838). Das Gedicht entwirft eine Vision vom Untergang der gealterten Erde und vergleicht ihn mit dem Zu-Tode-Schleifen der alten merowingischen Königin Brunhilde (Brunichild, um 545/50–613).9 Als demokratischer politischer Lyriker, der sich in offene Opposition zu Preußen stellte, lebte Freiligrath 1844–47 und nach dem Scheitern der Revolution von 1848 wiederum bis 1868 im Exil, diesmal in London.10 F. wohnte also zur gleichen Zeit in London wie Freiligrath, stand jedoch im Gegensatz zu diesem im Dienst der preußischen Regierung. Zu F.s Beziehung zu Freiligrath vgl. Fontane-Lexikon 154.

5  Ebd. 160. 6  Vgl. Ploetz 1997, 177 f. 7  Vgl. Lexikon des Mittelalters 4, 1436–1438. 8  Zu Dantes Verstrickung in die politischen Ereignisse seiner Zeit vgl. Lexikon des Mittelalters 3,

545 f., zu De monarchia ebd. 3, 546 f. und 4, 1437 f. 9  Gedichte von Ferdinand Freiligrath. Stuttgart, Tübingen 1838, 151–154. Zu Brunichild vgl. Lexikon des Mittelalters 2, 761. 10  Vgl. Rüdiger Frommholz: Freiligrath, Hermann Ferdinand. In: NDB 5 (1961), 397  f. [www.­ deutsche-­biographie.de/pnd118535196.html] (19.1.2016).

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i.5 Charakterstudien ii: Männerfiguren

Ministerium des Innern ] 1859–62 war der Liberale Maximilian Graf von Schwerin-Putzar (1804–1872) preußischer Innenminister.11 Vgl. An den Märzminister Graf Schwerin-Putzar (1849; GBA, G 1, 206–208). 35 f. Rocher de bronze ] Geflügeltes Wort nach einer Randbemerkung Friedrich Wilhelms I. vom 25.4.1714: „Ich komme zu meinem Zweck und stabilire die Souverainetät und setze die Krone fest wie einen rocher von bronce“ (Büchmann 1912, 496 f.). Vgl. auch Berliner Ton. 38 Das Schaumspritzen ] „Das Schaumspritzen der jungen Freiheit“: Geflügeltes Wort nach einer Formulierung im Stuttgarter Morgenblatt, 18.7.1848, im Zusammenhang mit dem „Berliner Zeughaussturm“ am 14.6.1848; vgl. Büchmann 1912, 520. Vgl. auch Berliner Ton. 40 Confliktszeit ]  Im sog. preußischen Verfassungskonflikt von 1862–66 ging es um eine Aufstockung des Militäretats für das stehende Heer (das vom Adel domi­niert war) bei gleichzeitiger Abdrängung der seit den Kriegen gegen Napo­leon bestehenden Landwehr (die alle Bevölkerungsgruppen einschloss) in die Reserve. Die liberale Mehrheit im preußischen Abgeordnetenhaus ver­ weigerte dem Budgetvorschlag der Regierung ihre Zustimmung, was 1862 beinahe zum Rücktritt Wilhelms I. führte. Der neu ernannte Ministerpräsident Otto von Bismarck regierte bis 1866 gegen die Mehrheit im Abgeordnetenhaus und ohne verfassungsmäßig bewilligtes Budget.12 43–45 wenn Er glaubt nicht repräsentiren zu können, vergeß er nicht daß 200,000 Mann hinter ihm stehn.“ ]  Quelle des Zitats nicht ermittelt. 45 f. Die Welt ruht nicht fester auf den Schultern des Atlas als Preußen auf seiner ­Armee ]  Friedrich II.: Geschichte meiner Zeit (1775), Kap. 13: „Die Welt ruht nicht sicherer auf den Schultern des Atlas, als Preussen auf einer solchen Armee“,13 über die Schlacht bei Hohenfriedberg am 4.6.1745. Vgl. auch Schach von Wuthenow, Kap. 3 (GBA 25), und Cécile, Kap. 20 (GBA 161). 46 f. „Wenn ich Soldaten sehen will, seh ich das Regiment Forcade.“ ]  Das von Friedrich Wilhelm Forcade, Seigneur de Biaix (1699–1765) kommandierte Infanterieregiment Nr. 23 wurde von Friedrich II. besonders geschätzt.14 48 f. Ein Landwehr-Regiment hatte vor Paris keine Hosen mehr gehabt ]  Zur ganz unzureichenden Ausstattung und militärischen Ausbildung der 1813 aufgestellten preußischen Landwehrtruppen vgl. Schloss Friedersdorf (GBA, W 2, 241–242). Ähnliches schildert George Cavan in seinen Erinnerungen, ein Buch, auf das F. in Vor dem Sturm häufig zurückgriff: George [Cavan]: 1805–1815. Erinnerungen eines Preußen aus der Napoleonischen Zeit. Leipzig 1840. 51 „Nicht Roß, nicht Reisige“ ]  Zweite Strophe von Heil dir im Siegerkranz, seit 1795 preußische Königs-, seit 1871 sog. Kaiserhymne: „Nicht Roß und Rei­sige / 34

11  Vgl. Herman Granier: Schwerin, Maximilian Heinrich Karl Anton Kurt Graf von. In: ADB

Bio­ graphie 33 (1891), 429–435 [www.deutsche-biographie.de/pnd117422533.html?anchor=adb] (19.1.2016). 12  Vgl. Handbuch der preußischen Geschichte 2, 324–333; Paetau 2001, 175–180. 13  In: Kern der hinterlassenen Werke Friedrichs II. Königs von Preussen. Wien 1789, Bd. 2, 14. 14  Vgl. E. Graf zur Lippe: Forcade, Friedrich Wilhelm von. In: ADB 7 (1878), 154 [www.deutschebiographie.de/pnd116649208.html?anchor=adb] (19.1.2016); Kugler 1922, 270.

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Sichern die steile Höh / Wo Fürsten stehn: / Liebe des Vaterlands, Liebe des freien Manns / Gründet den Herrscherthron wie Fels im Meer“.15 Montecuculi sagte Geld, Geld, Geld ] Geflügeltes Wort des österreichischen Feldherrn Raimondo Fürst von Montecuccoli (1609–1680):16 „Zum Kriegführen sind drei Dinge nötig, Geld, Geld und nochmals Geld“ (Büchmann 1912, 444). „Gott steht meistens auf der Seite, wo die meisten Bataillone stehn“ ]  Das Zitat „Dieu est d’ordinaire pour les gros escadrons contre les petits“, zurückgehend auf den General und Satiriker Roger de Bussy-Rabutin (1618–1693), wird nicht Napoleon I., sondern Friedrich II. von Preußen zugeschrieben (Brief an Luise Dorothea Herzogin von Sachsen-Gotha-Altenburg, 8.5.1760).17 nach der Schlacht bei Prag keine richtige Armee nicht mehr gehabt ]  Nach der für beide Seiten höchst verlustreichen Schlacht am 6.5.1757, in der Friedrich II. das österreichische Heer unter Karl Prinz von Lothringen besiegte.18 Der preußische Marschall Kurd Christoph Graf von Schwerin fiel bei Prag; vgl. Schwerin (1847) und Die Fahne Schwerins (1857) (GBA, G 1, 196 f. und 205 f.). Vgl. auch Ellernklipp, Kap. 4 (GBA 34): Hildes leiblicher Vater fällt bei Prag. Dann kamen die drei Kriege. ]  Die sog. deutschen Einigungskriege: 1864 Deutscher Bund gegen Dänemark; 1866 Preußen und verschiedene Staaten des Deutschen Bundes gegen Österreich und verschiedene Staaten des Deutschen Bundes; 1870/71 Preußen und die übrigen deutschen Staaten gegen Frankreich. F. verfasste im Auftrag der Königlichen Hofbuchdruckerei Rudolf von Decker über jeden dieser Kriege ein militärhistorisches Werk. Der preußische Schulmeister hatte gesiegt ]  Geflügeltes Wort nach Oscar Peschel (1826–1875): Die Lehren der jüngsten Kriegsgeschichte. In: Ausland, Nr. 29, 17.7.1866: „Wir sagten eben, daß selbst der Volksunterricht die Entscheidung der Kriege herbeiführte: wir wollen jetzt zeigen, daß, wenn die Preußen die Österreicher schlugen, es ein Sieg der preußischen über die österreichischen Schulmeister gewesen sei.“ Von Friedrich Karl Prinz von Preußen wurde der Ausspruch den Österreichern zugeschrieben; vgl. Büchmann 1912, 534. Vgl. auch Der Stechlin, Kap. 5 (GBA 61). der neue Pariser Einzugsmarsch ]  Der Einzug der deutschen Truppen in Versailles bei Paris im Januar 1871, nach der Einnahme von Paris im Krieg gegen Napoleon 1814 und dem zweiten Einzug 1815 nach der Schlacht bei Waterloo. All=Deutschland ]  Anspielung auf die Gründung des deutschen Kaiserreiches unter Führung Preußens 1871. Moltke ]  Der preußische Generalfeldmarschall Helmuth Graf Moltke (1800– 1891), der das Oberkommando in den Kriegen von 1864, 1866 und 1870/71 führte.19

15  Vgl. Handbuch der preußischen Geschichte 3, 38 f. 16  Vgl. Helmut Neuhaus: Montecuccoli, Raimund Graf, Fürst, Herzog von Melfi. In: NDB 18 (1997),

44–47 [www.deutsche-biographie.de/pnd119064324.html] (19.1.2016).

17  Vgl. Wikipedia, Lemma Liste geflügelter Worte/G (19.1.2016); auch erwähnt in: Friedrich Sybel:

Preußische Anekdoten nach Memoiren und Biographien erzählt. Berlin 1938.

18  Vgl. Brockhaus20 17, 434; Kugler 1922, 314–319. 19  Vgl. Heinrich Walle: Moltke, Helmuth Graf. In: NDB 18 (1997), 13–17 [www.deutsche-biographie.­

de/pnd118583387.html] (19.1.2016).

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i.5 Charakterstudien ii: Männerfiguren

der fridericianische Grenadir und der Lützowsche Jäger ]  Der friderizianische Grenadier als emblematische Figur der obrigkeitlich aufgestellten und disziplinierten – preußischen – Armee (vgl. Alte-Fritz-Grenadiere [1888/89; GBA, G 1, 199–202]) und der Jäger des 1813 gebildeten Lützow’schen Freikorps mit seinen schwarz-rot-goldenen Farben als emblematische Figur der – deutschen – Freiwilligenarmee der „Befreiungskriege“. Kulturkampf ]  Von Rudolf Virchow 1873 geprägte Bezeichnung für ein B ­ ündel von staatlichen Kampfmaßnahmen (1871–78), mit denen das Deutsche Reich und einzelne seiner Staaten die politische Einflussnahme der katholischen ­Kirche zu beschränken versuchten. Der „Kulturkampf “, der besonders in ­Preußen erbittert und mit Repressalien gegen die katholische Kirche geführt wurde, war eine Reaktion auf die von Papst Pius IX. im Ersten Vatikanischen Konzil 1870 formulierten Ansprüche, die als Herausforderung an den politischen Protestantismus und an die kleindeutsche Konzeption des Kaiserreiches aufgefasst wurden. Ziel der Maßnahmen war eine schärfere Trennung von ­Kirche und Staat.20 Kultusministerium ]  „Ministerium für die geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten“, 1817 eingerichtet, um 1850 seiner personellen Ausstattung nach das drittgrößte Ministerium in Preußen, spielte eine wichtige Rolle in der Kirchenpolitik.21 Adalbert Falk (1827–1900), Kultusminister 1872–79, war neben Bismarck der Träger des „Kulturkampfs“. Insbesondere durch die sog. Maigesetze von 1873, die die Ausbildung der Geistlichen staatlicher Aufsicht unterwarfen, machte er sich Feinde in der katholischen Bevölkerung.22 Vgl. auch Cécile, Kap. 20 (GBA 158–160), und Rex, Ministerialassessor im Kultusministerium, in Der Stechlin (GBA 61). Säule auf dem Berge bei Harzburg ]  1877 wurde auf dem Burgberg von Harzburg (heute Niedersachsen), in den Ruinen der Kaiserburg Heinrichs IV., die sog. Canossa-Säule errichtet. Die Inschrift „Nach Canossa gehen wir nicht“ zitiert eine zum geflügelten Wort gewordene Äußerung Bismarcks im Reichstag am 14.5.1872 im Kontext des „Kulturkampfs“.23 Bismarck spielte damit auf die Unterwerfung Heinrichs IV. (1050–1106) unter Papst Gregor VII. auf der Burg von Canossa (heute Emilia-Romagna) im Januar 1077 an.24 Vgl. auch Cécile, Kap. 12 und 20 (GBA 79, 161 ff.), und F. an Emilie Fontane, 9.6.1883 (GBA, EB Nr. 609). nicht blos die Jesuiten sondern auch andre Orden ]  Das sog. Jesuiten-Gesetz (1872) verbot neue Niederlassungen der Jesuiten (Societas Jesu) im Deutschen Reich und erlegte den Ordensmitgliedern Aufenthaltsbeschränkungen auf. Das sog. Kloster-Gesetz (1875) verfügte die Aufhebung aller Ordensniederlassungen in Preußen mit Ausnahme der Orden, die sich der Krankenpflege widmeten.25 Vgl. auch Die Bekehrten.

20  Vgl. Handbuch der preußischen Geschichte 3, 82–87. 21  Vgl. Holtz 2010; Rathgeber 2010. 22  Vgl. Stephan Skalweit: Falk, Paul Ludwig Adalbert. In: NDB 5 (1961), 6  f. [www.deutsche-

biographie.­de/pnd118683020.html] (19.1.2016); Handbuch der preußischen Geschichte 3, 82–87. 23  Vgl. Handbuch der preußischen Geschichte 3, 82–87. 24  Vgl. Lexikon des Mittelalters 4, 2042. 25  Vgl. Handbuch der preußischen Geschichte 3, 82–87.

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seit 1813 ]  Seit dem Beginn der „Befreiungskriege“ gegen die napoleonische Besetzung. Vgl. Vor dem Sturm. Stägemann ] Der Jurist Friedrich August Stägemann (1763–1840) ge­ hörte während der napoleonischen Besetzung Preußens zu den ostpreußischen Reformern. Er war ein Mitarbeiter Hardenbergs und seit 1817 Mitglied des Staatsrats.26 Falk fiel ]  Am 11.9.1879 reichte Adalbert Falk sein Entlassungsgesuch ein. eines Klebers ]  Eines Beamten, der an „seinem Sessel klebt“, an seiner Position um jeden Preis festhält. Vgl. Hoffnung (Aus der Schule der goldenen 110) (GBA, G 2, 93). Victor Hehnchen ]  Namensanspielung auf den Kulturhistoriker Victor Hehn (1813–1890) aus Dorpat (Tartu, heute Estland; zur Handlungszeit Russland, Gouvernement Livland). Wegen seiner liberalen Ansichten wurde er 1851 unter Nikolaus I. verbannt, doch unter Alexander II. rehabilitiert und an die Öffent­liche Bibliothek in St. Petersburg berufen. Nach seiner Pensionierung 1873 ­lebte er in Berlin als überzeugter Anhänger Bismarcks: „Auch ­dauerte es ge­raume Zeit, ehe er sich in Berlin geistig acclimatisirte. Sein Verkehr war wesent­lich auf das Zusammentreffen in einer Weinstube beschränkt. Erst in der sogen. Julian’schen Akademie, d. h. in dem Kreise, der sich um ­Julian Schmidt sammelte, dann in einer anderen Gesellschaft, deren Mittelpunkt ­ Lothar ­Bucher und Moritz Busch waren. Was ihn mit beiden verband, war ­seine Bewunderung für den Fürsten Bismarck. Aber er litt zugleich an der Brutalität, die bei Busch in erstaunlich herber Weise zum Ausdruck kommen konnte. Berlin hat H[ehn ]  auch zum Antisemiten gemacht. Er legte Sammlungen de moribus Judaeorum an und sorgte um die Corrumpirung der modernen deutschen Sprache.“27 F. schätzte Hehns Buch Italien. Ansichten und Streiflichter (1864); vgl. Umfrage Die besten Bücher (NFA 21/1, 499) sowie NFA 23/1, 561; dazu Mugnolo 2011. Huth ]  Weinhaus Huth, eröffnet 1871, Potsdamer Straße 139, heute Alte Potsdamer Straße 5; vgl. Fontane-Lexikon 222 f. Biersuppe der Altvordern ]  Suppe aus Bier und altbackenem Brot, bis ins 19. Jh. zum Frühstück gegessen.28 Der Übergang von der Biersuppe zum Kaffee hatte sich während der Regierungszeit Friedrichs II. vollzogen.29 schwarze Suppe der Spartaner  ] Blutsuppe (ähnlich dem ostpreußischen Schwarz­sauer), die bei den Syssitien, den Gemeinschaftsmahlzeiten der männlichen Bürger des antiken Sparta, gegessen wurde.30 Parität ]  Gleichmäßige Stimmenverteilung in einem politischen Gremium.

26  Vgl. Herman von Petersdorff: Stägemann, Friedrich August. In: ADB 35 (1893), 383–389 [www.

deutsche-biographie.de/pnd11907947X.html?anchor=adb]; Eberhard Fromm: „Ein Mann von Geist und Tätigkeit“. In: Berlin von A–Z [www.luise-berlin.de/bms/bmstext/9809porb.htm] (19.1.2016); de Bruyn 2010, 147–153. 27  Theodor Schiemann: Hehn, Victor. In: ADB 50 (1905), 115–121, hier 121 [www.deutschebiographie.­de/pnd118163981.html?anchor=adb]. Vgl. auch Karl Deichgräber: Hehn, Victor ­Amadeus. In: NDB 8 (1969), 236–238 [www.deutsche-biographie.de/pnd118163981.html] (19.1.2016). 28  Vgl. Krünitz 5, 277; Wikipedia, Lemma Biersuppe (19.1.2016). 29  Vgl. Sybel 1938 (Fn. 17), 190 f. 30  Vgl. Wikipedia, Lemma Syssitia mwN. (19.1.2016); Der Kleine Pauly 5, 475.

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i.5 Charakterstudien ii: Männerfiguren

„in meinem Lande kann jeder nach seiner Façon selig werden.“ ]  Geflügelter Ausspruch Friedrichs II. in einer Randbemerkung vom 22.6.1740: „Die Religionen Müsen alle Tollerirt werden, und Mus der Fiscal nuhr das Auge darauf haben, das keine der andern abrug Tuhe, den hier mus ein jeder nach Seiner Fasson Selich werden“ (Büchmann 1912, 499). 106 Gerechtigkeit ist fundamentum imperii  ] Iustitia regnorum fundamentum: Wahlspruch Kaiser Franz’ I. von Österreich. 116 f. bis man Kaiser Wilhelm hinaustrug ]  Wilhelm I. starb am 9.3.1888. Er wurde im Mausoleum von Charlottenburg bestattet. 125 Dantes Aufenthalt in Ravenna ]  In seinen letzten Lebensjahren lebte Dante im Exil in Ravenna und starb dort 1321. 126 Grabmal Theoderichs ]  Das um 520 begonnene Mausoleum des Ostgoten­königs Theoderich (um 451/56–526) außerhalb von Ravenna sah F. am 22.8.1875 vom Zug aus; vgl. Reisetagebuch (GBA, T 3, 391). 126 San Vitale ]  Die 547 geweihte Kirche in Ravenna besuchte F. am 22.8.1875; vgl. ebd. 126 f. Lord Byron ]  Byron lebte 1819–21 während seiner Affäre mit Teresa Gamba Gräfin Guiccioli (1800–1873) in Ravenna.31 129–131  Thiergarten … Huth ]  Anspielung auf F.s eigene Gewohnheiten. 137 Heine … habe Deutschland ruinirt ]  Gemeint ist vermutlich Heinrich Heine: Deutschland. Ein Wintermärchen (1844). 140 als Bismarck fiel ]  Bismarck wurde nach einem Machtkampf mit Wilhelm II. am 20.3.1890 von diesem aus den Ämtern des Reichskanzlers und preußischen Ministerpräsidenten entlassen. 143 f. „nehmen, wenn es geht und nicht nehmen, wenn es nicht geht.“ ]  Ironische Anspielung auf Preußens Expansionspolitik im 18. und 19. Jh. 149 Hinckeldey ]  Carl von Hinckeldey (1805–1856), seit 1848 Polizeipräsident von Berlin, fiel im Duell gegen einen Exponenten der „Kreuzzeitungspartei“.32 Vgl. Irrungen, Wirrungen, Kap. 14 (GBA 107 f.). 155 aus der Hölle ]  Aus Dantes Inferno (Divina Commedia I). 155 Orpheus in der Unterwelt ]  Operette (1858) von Jacques Offenbach, die die Gesellschaft des zweiten französischen Kaiserreichs karikiert. 157 Hehnchen war mittlerweile weggestorben ]  Victor Hehn starb 1890. 164 sempre avanti Savoia ]  „Immer vorwärts, Sayoyen.“ Anspielung auf die Eroberung der habsburgischen Territorien in Italien und des Kirchenstaats durch das Haus von Savoyen, zugleich Könige von Sardinien, in den sog. italienischen Einigungskriegen. 1861 wurde Viktor Emanuel II. von Sardinien zum König von Italien proklamiert.33 166 Pferdebändiger Gruppen ] Zwei Bronze-Skulpturengruppen (Dioskuren) von Peter Clodt von Jürgensburg (1805–1867), 1842 von Zar Nikolaus I. ­seinem Schwager Friedrich Wilhelm IV. geschenkt und 1844 auf der zum Lust­ 104 f.

31  Vgl.

Encyclopædia Britannica [www.britannica.com/biography/George-Gordon-Byron-6thBaron-­Byron]; Wikipedia (engl.), Lemmata Lord Byron; Teresa, Contessa Guiccioli (19.1.2016). 32  Vgl. Gerd Heinrich: Hinckeldey, Carl von. In: NDB 9 (1972), 175 f. [www.deutsche-biographie.de/ pnd116896175.html] (19.1.2016). 33  Vgl. Brockhaus20 23, 319.

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garten gerichteten Terrasse des Berliner Schlosses aufgestellt; heute (2014) im Heinrich-­von-Kleist-Park in Schöneberg.34 ed io eterno duro ]  Dante: Inferno, Canto III, V. 8: „[…] e io etterna duro“: „und ich [das Tor der Hölle] dauere ewig.“35 Vierraden ]  Kleinstadt in Brandenburg, seit 2003 Ortsteil von Schwedt/Oder, zu F.s Zeit zum Landkreis Angermünde gehörig. Geburtsort von Friedrich ­August Stägemann (vgl. Anm. zu Z. 85 Stägemann). Schindlersche Waisenhaus ] 1730 von dem Unternehmer Severin Schindler (1671–1737) gegründetes evangelisches Waisenhaus an der Friedrichsgracht in Berlin, heute Stiftung Schindler’sches Waisenhaus.36 Friedrich August Stägemann wurde dort erzogen. Schulpforta ]  1543 in den Gebäuden des säkularisierten Zisterzienserklosters Pforta (S. Mariae ad Portam) gegründete sächsische Fürstenschule, heute Inter­ nat Landesschule Pforta in Schulpforte (Ortsteil von Bad Kösen, Stadtteil von Naumburg). F. besuchte Schulpforta am 19.8.1867; vgl. Reisetagebuch (GBA, T 3, 105). Nietzsche besuchte 1858–64 das Gymnasium in Schulpforta.37 Prima ]  Bis 1964 Bezeichnung für die oberste Klasse des Gymnasiums.38 Epaminondas ]  Feldherr und Stratege, der seiner Heimatstadt Theben die Hegemonie in Griechenland sicherte. Er fiel 362 v. Chr. in der siegreichen Schlacht bei Mantineia.39 Als Kurfürst Friedrich Eisenzahn Angermünde eroberte ]  Kurfürst Friedrich II. von Brandenburg (1413–1471), gen. der Eiserne oder Eisenzahn, behauptete die landesherrliche Vormachtstellung gegen den brandenburgischen Adel und die Städte und betrieb eine Expansionspolitik. 1420 besiegte er bei Angermünde in der Uckermark die Pommern; vgl. Quitzöwel (GBA, W 5, 63–68) und Cécile, Kap. 20 (GBA 162). diese preußische Idee … lebt auch in der Auflehnung ]  Vgl. Vor dem Sturm II/13 (GBA 1, 253–265). Friedrich Wilhelm I. ]  Quelle der Anekdote nicht ermittelt. Gustav Adolf … protestantische Idee ]  Gustav II. Adolf (1594–1632), König von Schweden, rettete durch sein Eingreifen in den Dreißigjährigen Krieg 1630 die schon fast besiegten protestantischen Staaten Deutschlands. Zu seinem 200. Todes­tag 1832 wurde in Leipzig die Gustav-Adolf-Stiftung als protestantisches Hilfswerk gegründet, das in den folgenden Jahrzehnten zahlreiche Zweigvereine in ganz Deutschland bildete (heute Gustav-Adolf-Werk, Leipzig); vgl.

34  Vgl. Dehio Berlin 403; Berlin und seine Bauten 1877, I, 383. 35  Dante Alighieri: La Divina Commedia. A cura di Fredi Chiappelli. Milano 131992, 14. 36  Vgl. Berlin und seine Bauten 1877, I, 211; Senatsverwaltung für Justiz, Berlin: Verzeichnis der

rechtsfähigen Stiftungen bürgerlichen Rechts mit Sitz in Berlin (Stand: 1.7.2015) [www.berlin.de/ imperia/­md/content/senatsverwaltungen/justiz/stiftungen/stiftungsverzeichnis.pdf?start&ts=14364 17810&file=stiftungsverzeichnis.pdf] (20.1.2016). 37  Janz 1978, 1, 65–80; Friedrich Nemec: Nietzsche, Friedrich. In: NDB 19 (1999), 249–253 [www. deutsche-biographie.de/pnd118587943.html] (25.2.2016). 38  Vgl. Brockhaus20 17, 483. 39  Vgl. Der Kleine Pauly 2, 280–282.

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i.5 Charakterstudien ii: Männerfiguren

auch Allerlei Glück.40 Zu F.s Gustav-Adolf-Projekten vgl. Fontane-Lexikon 191. In Röcken bei Lützen, wo Gustav Adolf 1632 fiel, wurde Nietzsche ge­boren; vgl. Nietzsche an Georg Brandes, 10.4.1888: „Ich bin am 15.10.1844 geboren, auf dem Schlachtfelde von Lützen. Der erste Name, den ich hörte, war der Gustav Adolfs.“41 254 Halle ]  An der Universität Halle studierte Friedrich August Stägemann (vgl. Anm. zu Z. 85 Stägemann). 255 f. Ketzerriecher und Dunkelmänner ]  Bezeichnung für (religiöse) Fanatiker, ursprünglich bezogen auf die Dominikaner, die als Agenten der Inquisition und der spanischen Judenvertreibung im 15./16. Jh. gefürchtet waren. Sie leitet sich von den Dunkelmännerbriefen (Epistulae obscurum virorum) her, einer 1515– 17 erschienenen, vermutlich von Crotus Rubianus und Ulrich von Hutten stammenden satirischen Flugschrift, die auf die Schmähschriften der Kölner Dominikaner und des getauften Juden Johann Pfefferkorn gegen den Humanisten Johann Reuchlin im Streit um die von jenen betriebene Vernichtung jüdischen Schrifttums reagierte. Dieser hatte sich in seiner Schrift Von dem wundertätigen Worte (De verbo mirifico) nachdrücklich für das Studium der hebräischen Schriften ausgesprochen.42 258 Witte ]  Der Jurist und Dante-Forscher Karl Witte (1800–1883) lehrte seit 1826 in Halle.43 270 Naumburg ]  F. besuchte Naumburg am 19.8.1867; vgl. Reisetagebuch (GBA, T 3, 105). Nietzsche verbrachte seine Kindheit von 1850 bis 1858 in Naumburg.44 277 „Rudelsburg“ ]  Burg am südlichen Saale-Ufer oberhalb von Bad Kösen (­heute Stadtteil von Naumburg), erstmals erwähnt 1171, im Dreißigjährigen Krieg zerstört. Als romantische Ruine und Versammlungsort des „Kösener Senio­ ren-Convents-Verbandes“, des 1848 gegründeten Dachverbandes der deutschen Studentenverbindungen, wurde sie ab 1855 zum Touristenmagneten.45 F. besuchte sie am 20.8.1867; vgl. Reisetagebuch (GBA, T 3, 106). Vgl. Franz Kuglers Gedicht Rudelsburg („An der Saale hellem Strande …“), von F. in sein Deutsches Dichter-Album aufgenommen (Fontane 1862, 162 f.). 278 zu scheu der neuen Zeit ]  Vgl. Anm. zu Z. 12 f. „zu feig der neuen Zeit ins Aug zu sehn“. 282 Flüche gegen Rom ]  Vgl. Anm. zu Z. 8 „Noch einen Fluch schlepp ich herbei“. 283 „Reißt die Kreuze aus der Erden“]  Refrainartig wiederholter Beginn von Herweghs Gedicht Aufruf (1841): „Reißt die Kreuze aus der Erden! / Alle sollen

40  Vgl. Wikipedia, Lemma Gustav-Adolf-Werk mwN.; [www.gustav-adolf-werk.de/chronik.html]

(20.1.2016).

41  In: Friedrich Nietzsche: Sämtliche Briefe. Kritische Studienausgabe in 8 Bänden. Hg. von Giorgio

Colli und Mazzino Montinari. München; Berlin, New York 22003, Bd. 8, 288.

42  Vgl. Jüdisches Lexikon 2, 178 f.; Dubnow 1920 ff., Bd. 6, 192–199; Lexikon für Theologie und

­Kirche 3, 402. 43  Vgl. Leopold Witte: Witte, Johann Heinrich Friedrich Karl. In: ADB 43 (1898), 595–599 [www. deutsche-biographie.de/pnd118769596.html?anchor=adb] (20.1.2016). 44  Vgl. Janz 1978, 1, 47–64. 45  Vgl. Wikipedia, Lemma Rudelsburg (20.1.2016).

Lieutenant Mejer von den Husaren

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Schwerter werden, / Gott im Himmel wird’s verzeih’n. / Laßt, o laßt das Verseschweißen! / Auf den Ambos legt das Eisen! / Heiland soll das Eisen sein.“46

Lieutenant Mejer von den Husaren Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 36, 1–10 (vormals als Leihgabe im

TFA)

Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 45 (Gruppe II)

Drucke: Theodor Fontane: Vier epische Entwürfe. Hg. und kommentiert von Joachim Krueger. Fontane Blätter 23 (1976), 485–502, hier 485–488; HFA 2I/7, 240–244 Literatur: Krueger 1976; HFA 2I/7, 673–675; Fontane-Handbuch 697 Datierung: vermutlich 1880er-Jahre Krueger 1976 und ihm folgend HFA geben als t. post q. 1872, die erste Welle des Streits um die Urheberschaft des Kutschkeliedes, an (vgl. Stellenkommentar). Die thematische Nähe sowohl zu Schach von Wuthenow (1882) als auch zu Obristleutnant v. Esens (um 1886) weist auf eine Entstehung in den 1880er-Jahren hin. Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 6 Bogen Folio. Tinte. Erläuterungen: Zum Typus des Offiziers a. D. vgl. vor allem Obristleutnant v. Esens,

aber auch Melusine von Cadoudal, zum Typus des Tüftlers die Figur des Lampertus Distel­meyer in Allerlei Glück. Zum Motiv des Wettstreits um den älteren Adel – mittel­ alterlichen oder alttestamentlichen (jüdischen) Ursprungs oder römischen Adels – vgl. auch Der v. Katte und der v. Katz, zum Motiv des Suizids aus Furcht vor Lächerlichkeit Schach von Wuthenow. Das Fragment erscheint in den Titelzusammenstellungen 1. Gruppe, Mittlere Stoffe und, gestrichen, in Kleine (meist heitre) Stoffe.

Stellenkommentar: 2

gelben Husaren ]  Ob ein bestimmtes preußisches Regiment gemeint ist, ist unklar. Mehrere Husarenregimenter trugen Gelb als Uniform- oder Abzeichenfarbe. Die Gelben Husaren der alten preußischen Armee (Husarenregiment Nr. 7) lösten sich 1806 auf.1 – Gelb als Uniformfarbe ist in F.s Werk konnotiert mit Bismarck, der die Uniform der Halberstädter Kürassiere (Magdeburgisches

46  Herwegh 2006 (Fn. 2), 25 f., hier 25. 1  Vgl. Wikipedia, Lemma Liste der Kavallerieregimenter der altpreußischen Armee mwN. (20.1.2016). 46  Herwegh 2006 Lemma (Fn. 2), 25  f., hier 25. 1  Vgl. Wikipedia, Liste der Kavallerieregimenter der altpreußischen Armee mwN. (20.1.2016).

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i.5 Charakterstudien ii: Männerfiguren

Kürassierregiment Nr. 7, von Seydlitz) mit gelber Abzeichenfarbe zu tragen pflegte und deshalb als „der Schwefelgelbe“ apostrophiert wurde.2 Swinemünde ]  Hafen und Seebad auf Usedom (heute Świnoujście, Woiwodschaft Pommern), wo F. seine Kinderjahre von 1827 bis 1832 verbrachte. Vgl. Fontane-Lexikon 434. Heringsdorf ]  Badeort auf Usedom (heute Landkreis Vorpommern-Greifswald, Mecklenburg-Vorpommern). Vgl. Oceane von Parceval und Fontane-Lexikon 207 f. Misdroy ]  Badeort auf Wolin (heute Międzyzdroje, Woiwodschaft Westpommern). Vgl. Wohin? (GBA Von vor und nach der Reise 82 f.). Warnemünde ]  Seebad bei Rostock (heute Ortsteil von Rostock, MecklenburgVorpommern). Vgl. Fontane-Lexikon 302. Phönix ]  Wegen der Konnotation des Verbrennens ein ambivalenter Name für ein Schiff. Vgl. auch F.s Äußerungen über das Hotel Phönix in Aalborg, wo er vom 15. bis 19.9.1864 wohnte, im Ersten Reisebrief aus Jütland (16.9.1864: HFA III/3/1, 602). über Gelb ]  Vgl. auch Dialogstoffe in guter Berliner Gesellschaft. Ueber braun als Farbe. Geschichte des Regiments  ] Von Offizieren verfasste Regimentsgeschichten ­waren eine wichtige Quelle für F., besonders in den Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Vgl. dazu Fischer 2014. Chotusitz ]  Letzte Schlacht des Ersten Schlesischen Krieges bei Chotusitz in Böhmen (Chotusice bei Čáslav, Tschechien), 17.5.1742, in der Friedrich II. von Preußen die österreichischen Truppen unter Prinz Karl von Lothringen be­ siegte. Vgl. Etzin (GBA, W 3, 357–361). Belle=Alliance ]  Andere Bezeichnung für die Schlacht bei Waterloo, 18.6.1815. damals noch grasgrün ]  Unklar, ob ein bestimmtes Regiment gemeint ist. Möglicherweise das unter Friedrich Wilhelm I. errichtete Husarenregiment „von Czettritz“, seit 1806 Husarenregiment Nr. 1 „von Gettkandt“, das seit 1742 ­grüne Uniformen trug.3 O Danneboom ]  Niederdeutsche Version von O Tannenbaum, o Tannenbaum, wie treu sind deine Blätter (die Version „wie grün sind deine Blätter“ ist erst im 20. Jh. belegt). Liebeslied (1820) von August Zarnack (1777–1827), Direktor des Militärwaisenhauses in Potsdam, in Anlehnung an ältere Lied­traditionen. 1824 Umdichtung zu einem Weihnachtslied durch Ernst Anschütz (1780– 1861). Im Vormärz gab es zahlreiche politisch-satirische Versionen.4 Kutschkelieds  ] Antinapoleonisches Soldatenlied, erstmals gedruckt am 22.8.1870 in den Mecklenburgischen Anzeigen, einem Füsilier Kutschke zugeschrieben; tatsächlich verfasst von Hermann Alexander Pistorius (1811–1877), Pastor in Basedow, in Anlehnung an Verse aus der Zeit der „Befreiungs­kriege“.

2  Vgl. z. B. F. an Maximilian Harden, 4.3.1894 (HFA IV/4, Nr. 343): „In fast allem, was ich seit 70 geschrieben, geht der ‚Schwefelgelbe‘ um […]“. 3  Vgl. Richard Knötel: Uniformenkunde. Lose Blätter zur Geschichte der Entwickelung der militärischen Tracht. Rathenow o. J. [1891], Bd. 14, Nr. 2. 4  Vgl. Tobias Widmaier: O Tannenbaum (2007). In: Populäre und traditionelle Lieder. Historischkritisches Liederlexikon [www.liederlexikon.de/lieder/o_tannenbaum/] mwN. (20.1.2016).

Lieutenant Mejer von den Husaren

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Zahlreiche Fassungen kamen in Umlauf und die Urheberschaft war lebhaft umstritten. Das Lied blieb bis zum Ersten Weltkrieg sehr populär. Die erste Strophe lautet: „,Was kraucht dort in dem Busch herum? / Ich glaub’, es ist Napolium.‘ / Was hat der rum zu krauchen dort! / Drauf, Kameraden, jagt ihn fort.“5 soupçonnös ]  Misstrauisch, argwöhnisch (frz. soupçonneux). Abstammung vom Major Domus ] „Hausmeier“ (maior domus) lautete die Amtsbezeichnung des Vorstehers des Hausgesindes an den germanischen ­Höfen der Völkerwanderungszeit. Zur Zeit der Merowinger gewannen die jeweiligen Amtsinhaber an Einfluss; in der Familie der Arnulfinger (seit ­Pippin I.) wurde das Maiordomat erblich. Pippin III., der Vater Karls des Großen, ließ sich 751 anstelle des letzten Merowingers zum König erheben.6 Mit dem neuen ]  Im 19. Jh. nobilitierte Familien; vgl. Kai Drewes: Jüdischer Adel. Nobilitierungen von Juden im Europa des 19. Jahrhunderts. Frankfurt a. M. 2013. stabilirt ] Die Verbform ist eine Anspielung auf die zum geflügelten Wort gewordene Randbemerkung Friedrich Wilhelms I. vom 25.4.1714: „Ich […] ­stabilire die Souverainetät und setze die Krone fest wie einen rocher von ­bronce“ (Büchmann 1912, 496 f.). Dörffling, Derffling, oder Derfflinger ] Georg Reichsfreiherr von Derfflinger (1606–1695), österreichischer Protestant, schwedischer Offizier im Dreißig­ jährigen Krieg, ließ sich in Brandenburg nieder und reorganisierte nach Kriegsende als kurfürstlicher Generalfeldmarschall die Armee.7 Vgl. Der alte Derffling (1846; GBA, G 1, 187–189); Gusow (GBA, W 2, 196–211); Vor dem Sturm, Kap. II/1 (GBA 159 f.). Oberst v. Geßler und Landvogt Geßler ]  1) Friedrich Leopold Graf von Geßler (1688–1762), preußischer Kavallerieoffizier, der sich im Ersten Schlesischen Krieg auszeichnete, u. a. in der Schlacht bei Chotusitz (vgl. Anm. zu Z. 29 ­Chotusitz). Seine Vorfahren stammten aus der Schweiz.8 2) Die Figur des Landvogts Geßler in Schiller: Wilhelm Tell (1805). Chara ]  sic; emend. Charaktere Zieten oder Ziethen ] Preußische Offiziersfamilie, Zieten oder Ziethen geschrieben; der berühmteste Namensträger ist General Hans Joachim von Zieten (1699–1786), Kommandant der sog. Zieten-Husaren.9 Vgl. Fontane-Lexikon 497 f.

5  Vgl. Tobias Widmaier: Was kraucht dort in dem Busch herum? (2009). In: Populäre und traditionelle Lieder. Historisch-kritisches Liederlexikon [www.liederlexikon.de/lieder/was_kraucht_dort_ in_dem_busch_herum/] mwN. (20.1.2016); Hermann Grieben: Das Kutschkelied vor dem Unter­ suchungsrichter. Berlin 1872. 6  Vgl. Lexikon des Mittelalters 4, 1974 f. 7  Vgl. Hans Saring: Derfflinger, Georg Freiherr von. In: NDB 3 (1957), 605 f. [www.deutschebiographie.­de/pnd119468816.html] (20.1.2016). 8  Vgl. E. Graf zur Lippe: Geßler, Friedrich Leopold. In: ADB 9 (1879), 95 [www.deutsche-biographie. de/pnd136124305.html?anchor=adb]; Wikipedia, Lemma Friedrich Leopold von Geßler (20.1.2016). 9  Vgl. Bernhard von Poten: Zieten, Hans Joachim von. In: ADB 45 (1900), 214–220 [www.deutschebiographie.de/pnd118808443.html?anchor=adb] (20.1.2016).

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i.5 Charakterstudien ii: Männerfiguren

weiße Frau ]  Das „Hohenzollerngespenst“, das auf deren Schlössern umgehen soll, zunächst in Franken, dann auch in Berlin. Die Quellen zu dieser Sage wurden zusammengestellt von Julius von Minutoli: Die weiße Frau. Geschichtliche Prüfung der Sage und Beobachtung dieser Erscheinung seit dem Jahre 1486 bis auf die neueste Zeit. Berlin 1850. Bei F. ein häufiges Motiv; vgl. ­Wangeline von Burgsdorf oder Die weiße Frau (1851; GBA, G 1, 186 f.); Wangeline, die Weiße Frau (1853; GBA, G 2, 406–409); Vor dem Sturm, Kap. III/12 (GBA 2, 340– 350); Effi Briest, Kap. 9 (GBA 81 f.). Verhältniß Friedrichs des Großen zu Frau v. Wreech und zur Barberina  ]  1) ­Luise Eleonore von Wreech (1707–1784), Gutsherrin auf Tamsel (heute Dąbroszyn, Woiwod­ schaft Lebus), war die Freundin des Kronprinzen Friedrich, des späteren Friedrich II., während seiner Internierung auf der Festung Küstrin 1730/31.10 Ob es sich um eine Liebesaffäre handelte, war im 19. Jh. heiß umstritten; vgl. Tamsel (GBA, W 2, 363–377). 2) Barbara Campanini (1721–1799), genannt Barberina, war eine von Friedrich II. verehrte und hoch bezahlte Ballett­tänzerin, die 1744–49 in Berlin auftrat.11 der schönen Gießerin ]  Anna Sydow (gest. 1575), Geliebte Kurfürst Joachims II. Hektor von Brandenburg, eine der Frauen, mit denen die Weiße Frau identifiziert wurde. Sie wurde „die schöne Gießerin“ genannt, weil sie mit dem Geschützgießer Michael Dieterich verheiratet war.12 Vgl. Schloss Köpenick (GBA, W 4, 94). Madame Rietz ]  Wilhelmine Encke (1753–1820), verheiratete Rietz, seit 1794 Gräfin Lichtenau, die einflussreichste Maîtresse Friedrich Wilhelms II.13 Krückstock ]  Emblematisches Attribut Friedrichs des Großen. weiß- und blauen Husaren  ] Husarenregiment Nr. 4 „Prinz Eugen von Württemberg“, 1740/42 errichtet, bis 1806 Husarenregiment von Vippach.14 Zehdenickschen Kürassiere  ] Das 1732–1806 bestehende Kürassierregiment Nr. 2 „Prinz von Preußen“, die sog. Gelben Reiter, garnisonierte u. a. in Zehdenick (heute Landkreis Oberhavel, Brandenburg).15 Pipin dem Kleinen ]  Pippin III. (vgl. Anm. zu Z. 47 Abstammung vom Major Domus), gen. Pippin der Jüngere, mitunter auch Pippin der Kurze oder Pippin der Kleine.16 Zwickerström ]  Vermutlich fiktiver Name.

10  Vgl. Bernhard von Poten: Wreech, Louise Eleonore von. In: ADB 44 (1898), 257 [www.deutsche-

biographie.de/pnd119101408.html?anchor=adb] (20.1.2016).

11  Vgl. Wikipedia, Lemma Barbara Campanini mwN. (20.1.2016). 12  Vgl. Theodor Hirsch: Joachim II. Hector. In: ADB 14 (1881), 78–86 [www.deutsche-biographie.de/

pnd118557556.html?anchor=adb]; Wikipedia, Lemma Anna Sydow (20.1.2016); Grässe 1868, 14–19.

13  Vgl. Paul Bailleu: Lichtenau, Wilhelmine Enke. In: ADB 18 (1883), 534–536 [www.deutsche-

biographie.de/pnd118926217.html?anchor=adb] (20.1.2016); Edelgard Abenstein: Die Mätresse des Königs. Die Gräfin Lichtenau alias Wilhelmine Encke. Berlin 2006. 14  Vgl. Knötel: Uniformenkunde (Fn. 3), Bd. 8, Nr. 55; Bd. 15, Nr. 33. 15  Vgl. Rolf Rehberg: Illustrierte Geschichte Pritzwalks. Pritzwalk 2006, 66; Wikipedia, Lemma Gerichtslinde Zehdenick (20.1.2016). 16  Vgl. Lexikon des Mittelalters 6, 2168–2170.

Obristleutnant v. Esens

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Liebesmahl ]  Herrenabend, hier: Abschiedsfeier für einen Offizier. Ironische Verwendung der deutschen Übersetzung von Agape, urspr. (frühchristlich) ein brüderliches Mahl liturgischen Charakters. „how to catch a sunbeam“ ]  Matilda Anne Mackarness: A trap to catch a sun­ beam (1849), ein Bestseller mit 42 Auflagen bis 1882.17 Bologneser Stein ]  Baryt, ein bariumhaltiges Mineral, das bei Erhitzung phosphoresziert, also gleichsam das Sonnenlicht „abstrahlt“. Durch die Publikationen des Bologneser Naturwissenschaftlers Ulisse Aldrovandi (1522–1602) wurde es als „Bologneser Stein“ oder „Bologneser Spat“ bekannt.18 Ein Musketier hat es geschrieben. ] Wohl Anspielung auf den Streit um das Kutschkelied (vgl. Anm. zu Z. 42 Kutschkelieds): Der einstige Grenadier August Gotthelf Hoffmann (1844–1924) machte Pistorius die Autorschaft streitig und publizierte Soldatenlieder unter dem Namen Hoffmann-Kutschke.19

Obristleutnant v. Esens Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 43, 1–18 (vormals als Leihgabe im

TFA)

Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 36 (Gruppe II)

Drucke: Oberstleutnant von Esens. Ein bisher unveröffentlichtes Romanfragment von Theodor Fontane aus dem Jahre 1886. Tagesspiegel, 8.1.1967 [Vorabdruck aus HFA 1 V]; HFA 1V, 839–848; NFA 24, 319–327, 912; HFA 2I/7, 462–470 Literatur: HFA 1V, 1073–1075; NFA 24, 908–912; HFA 2I/7, 748–751; Böschenstein 2000; Fontane-Handbuch 697 Datierung: um 1886 t. post q.: Eröffnung der im Fragment erwähnten Markthallen, Mai 1886; Martha Fontanes Besuch in Klein Dammer nach der Ballonlandung, September 1886 (vgl. Stellen­ kommentar) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 9 Bogen Folio (1, 3–18) + 1 Blatt Quart (2). Tinte, Blaustift. Nicht zugehöriger Text: SBB, St 43, 2v: Schluss des gedruckten Veranstaltungsprogramms eines musikalischen Vereins. 17  Vgl. Elizabeth Lee: Mackarness, Matilda Anne. In: Dictionary of National Biography 35 (1893),

117 [http://en.wikisource.org/wiki/Mackarness,_Matilda_Anne_(DNB00)] (20.1.2016).

18  Vgl. Wikipedia, Lemma Barium mwN.; Pierer’s Universal-Lexikon 3 (1857), 54 [www.zeno.org/

nid/20009561323] (20.1.2016).

19  GND: Hoffmann-Kutschke, Gotthelf [http://d-nb.info/gnd/116942428] (20.1.2016).

246 |

i.5 Charakterstudien ii: Männerfiguren

Erläuterungen: Zum Typus des Offiziers a. D. vgl. auch Lieutenant Mejer von den Hu-

saren und Melusine von Cadoudal.

Stellenkommentar:  1

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16 f.

Obristlieutnant ] Im Autograph variiert die Bezeichnung des Protagonisten zwischen Oberstleutnant (Z. 12, 31, 34, 89, 96, 204, 209, 212, 225, 237), Obristleutnant (Z. 11, 41, 152, 165, 198, 200, 207, 234), Oberstlieutnant (Z. 128 f.) und Obristlieutnant (Z. 1). Esens ] Stadt im Harlingerland in Ostfriesland, heute Landkreis Wittmund (Niedersachsen). Vgl. auch Die Likedeeler. Philöse ]  Weibliche Form von Philister, in der Studentensprache: 1) Zimmervermieter, 2) Bürger, Spießbürger.1 Vgl. auch Von Zwanzig bis Dreißig, Abschnitt Berlin 1840, Kap. 2, und Abschnitt Im Hafen, Kap. 1 (GBA 32 und 432); Mathilde Möhring, Kap. 4 (GBA 27). Hier ist also Gesprächspartnerin nicht die Haushälterin, sondern die Zimmervermieterin des Protagonisten. „Hasenhaide“ ] Seit 1678 kurfürstliches Hasengehege und Jagdgebiet, später Teil des Exerzierplatzes Tempelhofer Feld mit dem Vergnügungspark „Neue Welt“ und diversen Brauereien, heute Volkspark Hasenheide, zu Berlin-Neukölln gehörig. 1811 legte Friedrich Ludwig Jahn in der Hasenheide den ersten Turnplatz an. Seit 1886 diente das Tempelhofer Feld dem Luftschiffer-Bataillon als Versuchs- und Vorführungsgelände (vgl. Anm. zu Z. 61 LuftschifferAbtheilung).2 Im November 1886 fand in der Hasenheide das Duell zwischen Armand von Ardenne und Emil Hartwich statt; vgl. Effi Briest (GBA 357). Vgl. auch Irrungen, Wirrungen, Kap. 21, Bothos Fahrt zum Jacobikirchhof durch die „Neue Welt“ (GBA 155–162, bes. 159–161). Ausstellungspark  ] Der Ausstellungspark zwischen Lehrter Bahnhof (­ heute Berlin Hauptbahnhof), Invalidenstraße und Alt Moabit, in dem seit 1879 Kunst-, Gartenbau-, Hygiene- und andere Ausstellungen stattfanden. Nachdem das erste, hölzerne Ausstellungsgebäude 1882 abgebrannt, war, errichtete man ein Ausstellungsgebäude aus Stein, Glas und Eisen. Das Areal umfasste daneben verschiedene Pavillons, eine Restaurationshalle und Gartenanlagen.3 Vgl. auch Rudolf v. Jagorski, Globetrotter. „erste Klasse“ ]  Das Eiserne Kreuz I. Klasse, im Rang zwischen der II. Klasse und dem Großkreuz. Die Verleihung des Eisernen Kreuzes wurde nach den „Befreiungskriegen“ eingestellt und 1870 durch Wilhelm I. erneuert.4 2. Garde Feldartillerie=Regiment ]  Die Garderegimenter waren wegen ihrer Beziehung zum König/Kaiser besonders prestigeträchtig. Das 2. Garde-Feldartillerie-Regiment garnisonierte in Potsdam.5

1  Vgl. Grimm 13, 1826 f. 2  Vgl. Dehio Berlin 317; Berlin und seine Bauten 1877, I, 256; Berlin und seine Bauten 1896, II, 396

und 531. 3  Vgl. Berlin und seine Bauten 1896, II, 241–244. 4  Vgl. Wikipedia, Lemma Eisernes Kreuz mwN. (20.1.2016). 5  Vgl. Wikipedia, Lemma Garderegiment mwN. (20.1.2016).

Obristleutnant v. Esens

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Regiment Feldzeugmeister  ] Das Brandenburgische Fußartillerie-Regiment Nr. 3 „General-Feldzeugmeister“ garnisonierte 1866–1900 in Mainz. Es erhielt den Beinamen 1864 zu Ehren von Prinz Carl von Preußen (1801–1883), der den Rang des Generalfeldzeugmeisters (Chef der Artillerie) bekleidete.6 Westpreußen drohte ] Eine Garnison in den polnischsprachigen Provinzen Preußens, weit entfernt von Berlin, galt als unattraktiv und wenig prestigeträchtig. Vgl. auch Die Poggenpuhls, Kap. 1, 3 u. ö. (GBA 11, 24 f.). von der Bombe ]  Von der Artillerie. Bülowstraße ]  In Schöneberg zwischen Nollendorfplatz und Dennewitzplatz. 1864 benannt nach Friedrich Wilhelm Bülow von Dennewitz (1755–1816), General der „Befreiungskriege“.7 Hindersinstraße  ] In Tiergarten zwischen Roonstraße und Reichstagsufer, ­heute nicht mehr existent. 1872–1972 benannt nach Gustav von Hindersin (1804–1872), General der Kriege von 1864, 1866 und 1870/71 und General­ inspekteur der Artillerie.8 Eisenbahnministerium  ] Ein solches existierte nicht. Das 1874 gegründete Reichseisenbahnamt gehörte zunächst zum Handelsministerium, seit 1879 zum Ministerium für Öffentliche Arbeiten. Vgl. Anm. zu Z. 224 Minister Maybach. die Geographische ]  Die 1828 gegründete, bis heute bestehende Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin.9 die Anthropologische ]  Die 1869 gegründete Berliner Anthropologische Gesellschaft, heute Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte.10 Vgl. zu beiden Gesellschaften auch „Rr“ oder Gefährdet Glück. Ritter vom Geist ]  Karl Gutzkow: Die Ritter vom Geiste. Berlin 1851/52, neunbändiger Roman. Luftschiffer-Abtheilung ]  1884 wurde in Preußen das erste Luftschifferbataillon aufgestellt, das Fesselballons verwendete.11 Martha Fontanes einstige Schülerin Ella von Mandel (1867–1956) heiratete 1889 Hermann Moedebeck, Oberstleutnant in der preußischen Luftschifferabteilung; vgl. Dieterle in: BW F.–Martha Fontane 2002, 635. Ich bin persönlich bin ]  sic; emend. Ich persönlich bin aeronautische Gesellschaft ] Die Europäisch-Aeronautische Gesellschaft mit Sitz in London bestand seit 1834;12 1881 wurde der Deutsche Verein zur Förderung der Luftschifffahrt gegründet.13 In Berlin erschienen 1897–1909 die

6  Vgl. Wikipedia, Lemma Fußartillerie-Regiment „General-Feldzeugmeister“ (Brandenburgisches) Nr. 3 mwN. (20.1.2016). 7  Vgl. Alle Berliner Straßen und Plätze 1, 333. 8  Vgl. Alle Berliner Straßen und Plätze 2, 279; Bernhard von Poten: Hindersi[n], ­Gustav Eduard von. In: ADB 12 (1880), 458 f. [www.deutsche-biographie.de/pnd11752509X.html?anchor=adb] (20.1.2016). 9  Vgl. [www.gfe-berlin.de] (20.1.2016). 10  Vgl. [www.bgaeu.de] (20.1.2016). 11  Vgl. Wikipedia, Lemma Feldluftschiffer mwN. (20.1.2016). 12  Vgl. Magazin der neuesten Erfindungen, Entdeckungen und Verbesserungen […] 2 (1834), Heft 1, 590. 13  Vgl. Wikipedia, Lemma Verein zur Förderung der Luftschifffahrt (20.1.2016).

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i.5 Charakterstudien ii: Männerfiguren

Illustrierten aeronautischen Mitteilungen, für die auch Hermann Moedebeck schrieb; vgl. Dieterle in: BW F.–Martha Fontane 2002, 635. gebe ]  sic; emend. gäbe Königsberg in der Neumark ]  Heute Chojna, Woiwodschaft Westpommern. Inspiriert ist diese Stelle wohl durch die Erzählung Martha Fontanes von der unerwarteten Landung eines Ballons bei Klein Dammer, dem Gut der Familie von Mandel, wobei Ella von Mandel ihren späteren Mann kennenlernte (vgl. Anm. zu Z. 61 Luftschiffer-Abtheilung). Vgl. Ella Moedebeck, geb. von Mandel: Erinnerungen an Selbsterlebtes (1937): „Am 16 Juli 1886 einem schönen Sommertag wurde unsere Aufmerksamkeit auf eine Erscheinung am Himmel gelenkt die sich als ein Luftballon entwickelte u. auf dem Gute meines Onkels in Walmersdorf zu landen schien. Nach wenigen Minuten fuhren wir im Wagen der immer kleiner werdenden Kugel entgegen u. wurden Zeuge der Landung eines Militairballons der Luftschifferabteilung aus Berlin bei der nunmehr histo­rischen Windmühle in Walmersdorf [–] Dem Korbe des Ballon entstieg ein Offizir u. mehrere Soldaten. Nachdem der Ballon verpackt u. zur Bahn befördert war forderte mein Vater den Offizir auf, zum Essen zu uns zu kommen.“14 Martha Fontane besuchte die Familie von Mandel vom 2. bis 4.9.1886; vgl. Dieterle in: BW F.–Martha Fontane 2002, 966. mit Gott für König u Vaterland ]  Devise des Eisernen Kreuzes und der Kreuzzeitung. Verein ]  am linken Rand von fremder Hand verdeutlichend Verein Spleen ]  Die übertragene Bedeutung von engl. spleen (Milz): 1) Missstimmung, Schwermut, Melancholie, 2) Verschrobenheit, Tick, Marotte, wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jh.s ins Deutsche übernommen.15 Wenn schon einer sagt, daß etwas „wissenschaftlich feststeht“] Vgl. Es steht wissen­schaftlich fest. der „Numismatischen“ ]  Der 1843 gegründeten Numismatischen Gesellschaft zu Berlin.16 Caesar ]  Iulius Caesar (100–44 v. Chr.): De bello Gallico (Schilderung der Feldzüge in Gallien, die er kommandiert hatte).17 Xenophon ]  Xenophon von Athen (um 430–355 v. Chr.): Anabasis (Schilderung des Feldzugs Kyros’ des Jüngeren gegen seinen Bruder Artaxerxes II., an dem Xenophon teilgenommen hatte).18 sprechen ]  emend.; Hs. spechen Condé ]  Louis II de Bourbon-Condé prince de Condé (1621–1686), gen. Le grand Condé, einer der Anführer der Fronde gegen Ludwig XIV. und bedeutender französischer Feldherr im Dreißigjährigen Krieg.19 Marschall von Sachsen ]  Moritz Graf von Sachsen (1696–1750), gen. Maréchal de Saxe, Marschall von Frankreich, ein Sohn Augusts des Starken mit A ­ urora

14  Ms. in Privatbesitz. Für die freundliche Mitteilung des Textes danken wir Regina Dieterle. 15  Vgl. Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache [www.dwds.de/?view=10&qu=Spleen]

(20.1.2016); Kluge/Seebold 1999, 781.

16  Vgl. [ww2.smb.museum/ngb/geschichte.php] (20.1.2016). 17  Vgl. Tusculum-Lexikon 141. 18  Vgl. Der Kleine Pauly 5, 1422–1424; Tusculum-Lexikon 854 f. 19  Vgl. Wikipédia, Lemma Louis II de Bourbon-Condé mwN. (20.1.2016).

Obristleutnant v. Esens

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von Königsmarck. Er war der Urgroßvater von George Sand, eig. Aurore ­Dupin.20 Er verfasste u. a. Les rêveries, ou mémoires sur l’art de la guerre (postum 1756). 109 Marlborough ]  Moritz Graf von Sachsen kämpfte im Spanischen Erbfolgekrieg unter John Churchill, 1st Duke of Marlborough (1650–1722).21 110 Georges Sand ]  sic; emend. George Sand 115 f. Titus diesem deliciae generis humani ]  Titus (39–81), der zweite römische ­Kaiser der Flavischen Dynastie, erfreute sich wegen seiner senatsfreundlichen Politik, seiner besonnenen Regierungsführung und seines Krisenmanagements nach dem Vesuvausbruch 79 und dem Brand von Rom 80 des Bei­namens „amor ac deliciae generis humani“ (Liebling des Menschengeschlechts; Sueton: De vita Caesarum: Titus 1, 1). 70 beendete er den Jüdischen Krieg durch die Eroberung Jerusalems und die Zerstörung des Tempels.22 Daher gilt er in der jüdischen Überlieferung als einer der größten Frevler der Geschichte.23 116 Domitian dem Fliegenfänger ]  Domitian (51–96), Titus’ Bruder und Nachfolger, populär bei Volk und Heer, hatte beim Senat einen äußerst negativen Ruf.24 Dass er gern zum Zeitvertreib Fliegen gefangen und aufgespießt habe, erzählt Sueton: De vita Caesarum: Domitian 3, 1. 117 Heliogabal … Gourmandise ]  M. Aurelius Antoninus, eig. Varius Avitus (204– 222), römischer Kaiser der Severischen Dynastie, später Elagabal oder Heliogabal genannt nach dem syrischen Sonnengott, dessen Kult er im gesamten Römischen Reich einführen wollte. Seine Lebensweise war durch orientalische religiöse Traditionen geprägt, die mit römischen Vorstellungen kollidierten; daher galt er als Inbegriff der Dekadenz.25 119 Crösus ]  Kroisos (lat. Croesus), der letzte König von Lydien in Kleinasien. Die Tributzahlungen unterworfener Städte machten ihn zu einem der reichsten Herrscher der Antike. Durch zweideutige Orakelsprüche ermutigt, griff er das Perserreich unter Kyros II. an. Er wurde 547 v. Chr. vernichtend geschlagen und sein Reich zerstört.26 125 „Solon, Solon“ ]  Nach Herodot soll Solon von Athen zu Kroisos gesagt haben, niemand sei glücklich zu preisen, bevor er nicht gestorben sei. Als Kroisos auf Befehl des Kyros verbrannt werden sollte, rief er in Erinnerung daran dreimal „Solon“. Kyros fragte, was es damit auf sich habe, und begnadigte Kroisos.27 127 Cyrus ]  Kyros II. (lat. Cyrus), Begründer des persischen Weltreichs; vgl. Anm. zu Z. 119 Crösus. 128 Sexta ]  Bezeichnung für die unterste Klasse des Gymnasiums.28 20  Vgl. Michael Hochedlinger: Moritz. In: NDB 18 (1997), 143 f. [www.deutsche-biographie.de/ pnd118584146.html] (20.1.2016). 21  Vgl. Encyclopædia Britannica [www.britannica.com/biography/John-Churchill-1st-duke-ofMarlborough] (20.1.2016). 22  Vgl. Der Kleine Pauly 5, 874–876. 23  Vgl. Wikipedia, Lemma Titus mwN. (20.1.2016). 24  Vgl. Der Kleine Pauly 2, 122–125. 25  Vgl. Der Kleine Pauly 2, 230 f.; Wikipedia, Lemma Elagabal mwN. (20.1.2016). 26  Vgl. Der Kleine Pauly 3, 352 f. 27  Vgl. Herodot: Historiai 1, 33 und 86. 28  Vgl. Brockhaus20 17, 483.

250 |

i.5 Charakterstudien ii: Männerfiguren

Leopold Ranke ]  Der Historiker Leopold von Ranke (1795–1886),29 den F. persönlich kannte; vgl. Fontane-Lexikon 368. 131 f. besiegt worden und hatte und einige Wochen später in die Numismatische eingeführt worden ]  sic; emend. besiegt und einige Wochen später in die Numismatische eingeführt worden 139 f. Rennen in Westend, in Karlshorst, in Hoppegarten ]  Pferderennen fanden seit 1889 auf der Trabrennbahn Neu-Westend (heute zu Berlin-CharlottenburgWilmersdorf gehörig), seit 1884 auf der Trabrennbahn Karlshorst (heute zu Berlin-Lichtenberg gehörig) und seit 1868 auf der Galopprennbahn Hoppegarten (heute Landkreis Märkisch-Oderland, Brandenburg) statt.30 140 Ruder=Regatta in Grünau ]  Grünau, 1749 am Westufer der Dahme gegründet, heute zu Berlin-Treptow-Köpenick gehörig, entwickelte sich ab 1874 zu einem Villenvorort und ist seit 1880 ein bevorzugter Austragungsort von Ruder- und Segelregatten.31 140 Segelregatta auf dem Müggelsee ]  Der 1894 gegründete Yachtclub Müggelsee trug Regatten auf dem Großen Müggelsee (heute zu Berlin-Treptow-Köpenick gehörig) aus.32 147 Markthallen=Enthusiast] Seit den 1860er-Jahren gab es mehrere unrentable Versuche, in Berlin Markthallen zu eröffnen, um die Straßen von den zahl­ reichen Ständen und Wochenmärkten zu befreien. 1883 initiierte der Magistrat ein Programm, das durch ein flächendeckendes System städtischer Markt­hallen eine umfassende und hygienische Lebensmittelversorgung der Bevölkerung gewährleisten sollte. Am 3.5.1886 wurden die Markthallen I–IV eröffnet.33 148 f. Blumen-Markthalle] Die Markthalle II, auch Lindenhalle genannt, zwischen Friedrich- und Lindenstraße, erbaut 1884–86, in der es einen durch Glaswände abgetrennten, beheizten Bereich für den Blumengroßhandel gab; heute nicht mehr vorhanden.34 149 die Dorotheenstädtische mit der Werderschen ]  Der Komplex der Markthalle IV zwischen Dorotheenstraße und Reichstagsufer, erbaut 1884–86; seit 1913 Postscheckamt, seit 2001 teilweise integriert in das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung.35 152 die große  ] Die Central-Markthalle (Markthalle I) am Alexanderplatz, eine zweistöckige Eisenkonstruktion, erbaut 1884–86, erweitert 1891–93; heute nicht mehr vorhanden.36 Vgl. auch Frau Jenny Treibel, Kap. 14 (GBA 195 f.). 130

29  Vgl. Ulrich Muhlack: Ranke, Franz Leopold von. In: NDB 21 (2003), 140–142 [www.deutsche-

biographie.de/pnd118598279.html] (20.1.2016).

30  Vgl. Wikipedia, Lemmata Neu-Westend, Trabrennbahn Karlshorst und Galopprennbahn Hoppe­

garten, jeweils mwN. (20.1.2016) 31  Vgl. Dehio Berlin 255; Wikipedia, Lemma Regattastrecke Berlin-Grünau (20.1.2016). 32  Vgl. Seglergemeinschaft am Müggelsee e. V. [www.sgam-friedrichshagen.de/verein/geschichte/ index.htm] (20.1.2016). 33  Vgl. Berlin und seine Bauten 1877, II, 218–221; Berlin und seine Bauten 1896, II, 545 f.; Wikipedia, Lemma Markthallen in Berlin mwN. (20.1.2016). 34  Vgl. Berlin und seine Bauten 1896, II, 553–556. 35  Vgl. Berlin und seine Bauten 1896, II, 553–556; Wikipedia, Lemma Markthalle IV mwN. (20.1.2016). 36  Vgl. Berlin und seine Bauten 1896, II, 546–553.

Obristleutnant v. Esens

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Frau Flintsch ]  Inkonsequenz; im übrigen Ms. heißt die Haushälterin Kuli(c)ke. im Westphälischen ] Vermutlich im 1. Westfälischen Feldartillerie-Regiment Nr. 7 „Prinzessin Carl von Preußen“, dessen Abteilungen in Köln, Wesel und Minden garnisonierten.37 172 Botho ] Vgl. den Protagonisten von Irrungen, Wirrungen, Botho von Rien­ äcker. 172 Ocko ]  Name ostfriesischer Häuptlinge aus der Familie tom Brôk. Vgl. Quade Foelke. 174 blauen Brief ]  Kündigungsschreiben, hier: Ankündigung der Versetzung aus dem aktiven Dienst in den Ruhestand. 179 f. Ahnherrn … der einen Nachbarn zwischen zwei Bretter legen und durchsägen ließ ]  Der ostfriesische Häuptling Edo Wimken ließ so seinen Schwager Hayo Huseken töten; vgl. Klopp 1854, 173; Voigt 1841, 56. F. stieß auf diese Nachricht bei seinen Recherchen für Die Likedeeler; vgl. dort. 182 daß ich ⌐ist¬ ]  Korrektur nicht vollständig durchgeführt; emend. das ist 184 f. Prinz Friedrich Karl (bei dem ich übrigens neulich zu Gaste war, famos und sehr gnädig) ]  Friedrich Karl Prinz von Preußen (1828–1885), Neffe Wilhelms I. und preußischer Generalfeldmarschall.38 F. nahm 1881/82 an seinen Diners in Schloss Dreilinden teil; vgl. Dreilinden (GBA, W 5, 331–417, insb. 353–403). 185 große Zapfenstreich ]  Feierliche abendliche Militärzeremonie mit Gebet und Musik (Choral oder Hymne). In Preußen 1813 durch Friedrich Wilhelm III. nach dem Vorbild anderer Armeen eingeführt, 1838 erstmals in der fortan verbindlichen Form aufgeführt.39 190 Zola. Ventre de Paris ]  Emile Zola: Le Ventre de Paris (1873; Der Bauch von ­Paris). Der Roman, Teil des Zyklus Les Rougon-Macquart (1871–93), spielt größtenteils in der 1854–70 errichteten Pariser Zentralmarkthalle (Les Halles de Paris).40 Zu F.s Auseinandersetzung mit Zolas Werk vgl. Fontane-Lexikon 499. 197 Jungfernhaide  ] Wald- und Heidegebiet im Besitz des Benediktinerinnen­ klosters Spandau („Jungfern“), heute zu Berlin-Charlottenburg-Wilmersdorf gehörig, mit Volkspark Jungfernheide. Das einstige Jagdgebiet wurde seit 1824 als Exerzier- und Schießplatz genutzt, 1896–1901 wurden dort Kasernenbauten für das Luftschiffer-Bataillon errichtet (vgl. Anm. zu Z. 61 LuftschifferAbtheilung).41 197 Wuhlhaide ]  Laubwald in Oberschöneweide, heute zu Berlin-Treptow-Köpenick gehörig, mit Volkspark Wuhlheide.42 199 Hasenhaide ]  Vgl. Anm. zu Z. 5 „Hasenhaide“. 159 167

37  Vgl. Wikipedia, Lemma 1. Westfälisches Feldartillerie-Regiment Nr. 7 mwN. (20.1.2016). 38  Vgl. Helmuth Rönnefarth: Friedrich Karl, Prinz von Preußen. In: NDB 5 (1961), 566 [www.

deutsche-­biographie.de/pnd118552848.html] (20.1.2016).

39  Vgl. Brockhaus20 24, 471. 40  Vgl. Wikipédia, Lemma Le Ventre de Paris mwN. (20.1.2016); Wilfried Engler: Lexikon der fran-

zösischen Literatur. Stuttgart 21984, 845 f.

41  Vgl. Dehio Berlin 210; Berlin und seine Bauten 1896, II, 396 und 399; Wikipedia, Lemma Jung-

fernheide mwN. (20.1.2016). 42  Vgl. Dehio Berlin 262 f.; Wikipedia, Lemma Wuhlheide mwN. (20.1.2016).

252 |

i.5 Charakterstudien ii: Männerfiguren

National=Galerie ] Die 1866–76 erbaute Nationalgalerie auf der Museums­ insel, heute Alte Nationalgalerie.43 219 l’appetit vient en mangeant ]  L’appétit vient en mangeant (der Appetit kommt beim Essen): François Rabelais: Gargantua et Pantagruel 1, 5; vgl. Büchmann 1912, 270. 223 Prinzen Alexander ]  Alexander Prinz von Preußen (1820–1896), preußischer General in den Kriegen von 1866 und 1870/71. Seit 1861 Kommandeur des 3. Westfälischen Infanterieregiments Nr. 16.44 223 Herzog v. Ratibor ]  Viktor Herzog von Ratibor (1818–1893), Gutsherr, liberalkonservativer Reichstagsabgeordneter, Mitglied des Preußischen Herrenhauses und General der Kavallerie. Er engagierte sich sozial-karitativ, kulturell als Mäzen und in verschiedenen Vereinen, darunter dem Union-Club, der die Pferderennen in Hoppegarten veranstaltete (vgl. Anm. zu Z. 139 f. Rennen in … Hoppegarten). Sein Palais war ein Treffpunkt der Berliner Gesellschaft.45 224 ihrer Majestät ]  sic; emend. Ihrer Majestät 224 Kaiserin ]  Je nach Datierung der Handlung Augusta (bis 1888), Victoria (1888) oder Auguste Viktoria (seit 1888). 224 Minister Maybach  ] Albert von Maybach (1822–1904), seit 1874 Chef des Reichseisenbahnamtes, seit 1878 Chef des Handelsministeriums, 1879–91 des Ministeriums für Öffentliche Arbeiten. Durch Verstaatlichung privater Eisenbahnen schuf er in Preußen ein einheitliches staatliches Eisenbahnnetz.46 224 General v. Pape ]  Alexander von Pape (1813–1895), preußischer General in den Kriegen von 1866 und 1870/71. Er wurde mit dem verfrühten und äußerst verlustreichen Sturm auf Saint-Privat assoziiert;47 vgl. dazu F.s Reisetagebuch, 7.5.1871 (GBA, T 3, 262 f.). F. kannte Pape persönlich, vgl. ebd. 200 f. 235 f. bis sich ein adliger Landgerichtsrath … und nun an seine Stelle trat ]  sic; emend. bis ein adliger Landgerichtsrath, der von denselben Passionen wie v. Esens erfaßt zu sein schien, an seine Stelle trat 237 Matthäikirchhof  ] Der Alte St.-Matthäus-Kirchhof in Berlin-Schöneberg (Großgörschenstraße 12–14), angelegt 1854–56, erweitert 1884, Friedhof der Matthäi-Gemeinde im sog. Geheimratsviertel, galt als „Prominentenfriedhof “.48 Albert von Maybach (vgl. Anm. zu Z. 224 Minister Maybach) liegt dort be­ graben. 213

43  Vgl. Dehio Berlin 103 f.; Berlin und seine Bauten 1896, II, 221–223. 44  Vgl. Wikipedia, Lemma Alexander von Preußen mwN. (20.1.2016). 45  Vgl. Hartwin Spenkuch: Ratibor, Viktor Herzog von. In: NDB 21 (2003), 181 f. [www.deutsche-

biographie.de/pnd104303778.html] (20.1.2016). 46  Vgl. Wolfgang Neugebauer: Maybach, Albert von. In: NDB 16 (1990), 528 [www.deutschebiographie.­de/pnd116859288.html] (20.1.2016). 47  Bernhard von Poten: Pape, Alexander von. In: ADB 52 (1906), 749 f. [www.deutsche-biographie. de/pnd117684597.html?anchor=adb] (20.1.2016). 48  Vgl. Dehio Berlin 402; Wikipedia, Lemma Alter St.-Matthäus-Kirchhof Berlin (20.1.2016).

Die Bekehrten

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Die Bekehrten Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 31, 5r–8r (vormals als Leihgabe im

TFA)

Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 65 (Gruppe III) Drucke: Joachim Krueger: Theodor Fontane: Vier epische Entwürfe. Fontane Blätter

23 (1976), 485–502, hier 488–489; HFA 2I/7, 313–314 Literatur: Krueger 1976, 494 f.; HFA 2I/7, 693–695; Nürnberger 2001

Datierung: nicht vor 1879, vermutlich 1880er-Jahre t. post q.: Der späteste im Text genannte t. post q. ist der Erlass des Sozialistengesetzes am 22.10.1878. Der Text erwähnt die Wirkung, die das Sozialistengesetz auf die Meinungsbildung Einzelner ausübte, was voraussetzt, dass es bereits einige Zeit in Kraft war. Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 2 Bogen + 3 Blatt Folio. Tinte. Rückseiten: 5v–8v: Vor dem

Sturm, Kap. III/6.

Erläuterungen: Die Betonung der „Goldenen Mitte“ als des richtigen Weges findet sich in zahlreichen Texten F.s. Zum Antagonismus zwischen Brüdern, Cousins oder Freunden vgl. Allerlei Glück, Das hinterlassene Bild und Minister a. D. Der Titel Die Bekehrten ist in der Titelzusammenstellung 3. Gruppe genannt. Stellenkommentar:  8

15 16 19 19

Fortschrittler ]  Angehöriger oder Sympathisant der 1861 gegründeten Deutschen Fortschrittspartei, die für Demokratie, Parlamentarismus und die Eini­ gung Deutschlands unter preußischer Führung eintrat. Im preußischen Verfassungskonflikt 1862–66 und auch nach der Reichsgründung stand sie in Opposition zu Bismarck. 1884 schloss sie sich mit der Liberalen Vereinigung zur Deutschen Freisinnigen Partei zusammen.1 Ukermark ]  Uckermark, Landschaft im Nordosten Deutschlands (heute Teil der Bundesländer Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern). Arhäolog ]  sic; emend. Archäolog Washington ]  George Washington (1732–1799), erster Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Peabody ]  George Peabody (1795–1869), amerikanisch-englischer Unternehmer, Investmentbanker und Philanthrop. Vgl. F.s Brief an Alexander Gentz vom 19.1.1874 (HFA IV/2, 449).

1  Vgl. Brockhaus20 5, 294.

254 | 21

29

30

31

31

32 f.

i.5 Charakterstudien ii: Männerfiguren

Marwitz ] Friedrich Ludwig August von der Marwitz (1777–1837), preußischer Offizier, Gutsbesitzer und Standespolitiker, konservativer Gegner der preußischen Reformen.2 Seine Biographie diente F. als Inspiration für Vor dem Sturm.3 Attentate ]  Zwei missglückte Attentate auf Wilhelm I., verübt am 11.5.1878 von Max Hödel und am 2.6.1878 von Karl Nobiling. Vgl. F.s Briefe an Emilie Fontane vom 2. und 4.6.1878 (GBA, EB Nr. 510, 513) und Kaiser Wilhelms Helm (GBA, G 2, 434). In beiden Fällen wurde ein Zusammenhang mit der Sozial­ demokratie konstruiert, was die Durchsetzung des Sozialistengesetzes (vgl. Anm. zu Z. 31 Socialistengesetz) erleichterte. Treitschke ]  Heinrich von Treitschke (1834–1896), Historiker an der Berliner Universität und Reichstagsabgeordneter, zunächst Angehöriger der national­ liberalen Partei, später parteilos. Monarchist, Parteigänger Bismarcks und Befürworter des Sozialistengesetzes (vgl. unten). Sein Aufsatz Unsere ­Aus­sichten (1879), der den Satz „Die Juden sind unser Unglück“ enthielt, löste den „Berliner Antisemitismusstreit“ aus.4 Vgl. auch Allerlei Glück. Maigesetze ]  Drei von dem preußischen Kultusminister Adalbert Falk ausge­ arbeitete Gesetze, die sich im Kontext des „Kulturkampfs“ gegen die katholische Kirche als politische Kraft im Deutschen Reich richteten, erlassen am 11. und 12.5.1873 (staatliches Examen für Geistliche; staatliche Jurisdiktion in kirchlichen Disziplinarangelegenheiten), am 4.5.1874 („Expatriierungsgesetz“, das Maßnahmen gegen renitente Geistliche bis hin zur Landesverweisung vorsah) und am 31.5.1875 (Verbot aller Orden in Preußen, mit Ausnahme jener, die sich der Krankenpflege widmeten).5 Vgl. auch Die preußische Idee. Socialistengesetz ] Das „Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie“ vom 21.10.1878, das sozialdemokratische, sozialistische und kommunistische Organisationen im Deutschen Reich verbot, erlangte am 22.10.1878 Rechtskraft. Mit insgesamt vier Verlängerungen („Sozialisten­ gesetze“) war es bis zum 30.9.1890 in Kraft.6 Es erreichte jedoch den von Bismarck verfolgten Zweck nicht: Einzelpersonen konnten weiterhin als Sozialdemokraten kandidieren und auf diesem Wege wurde die Sozialdemokratie während der Geltung der Sozialistengesetze zur stärksten Reichstagspartei. die großen geistigen Mächte, die sich polizeilich nicht reguliren und unter­drücken lassen ]  Vgl. F. an Emilie Fontane, 5.6.1878: „[…] Das ist jetzt anders. Millio-

2  Vgl. Karl Erich Born: Marwitz, Ludwig von der. In: NDB 16 (1990), 318–320 [www.deutschebiographie.­de/pnd118578472.html] (20.1.2016); Ewald Frie: Friedrich August Ludwig von der Marwitz 1777 bis 1837. Biographen eines Preußen. Paderborn u.a. 2001. 3  Vgl. GBA Vor dem Sturm, 1, 375–378 mwN. Vgl auch das Porträt in Oderland: Schloss Friedersdorf. Friedrich August Ludwig von der Marwitz (GBA, W 2, 228–251). 4  Vgl. Brockhaus20 22, 283; Herman von Petersdorff: Treitschke, Heinrich. In: ADB 55 (1910), 263–326 [www.deutsche-biographie.de/pnd118623761.html?anchor=adb] (20.1.2016); Fontane­ Lexi­kon 448 f.; Karsten Krieger: Berliner Antisemitismusstreit. In: Handbuch des Antisemitismus 4, 41–45 mwN. 5  Vgl. Brockhaus 2012, 618 f.; Wikipedia, Lemma Maigesetze (Deutsches Kaiserreich) (20.1.2016). 6  Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie (21.10.1878). In: documentARchiv.de (Hg.) [www.documentArchiv.de/ksr/soz_ges.html] (20.1.2016); vgl. auch Wikipedia, Lemma Sozialistengesetz mwN. (20.1.2016).

Minister a. D.

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nen von Arbeite[r]n sind grade so gescheidt, so gebildet, so ehren­haft wie Adel und Bürgerstand, vielfach sind sie ihnen überlegen. […] Sie vertreten nicht blos Unordnung und Aufstand, sie vertreten auch Ideen, die zum Theil ihre Berechtigung haben und die man nicht todtschlagen oder durch Einkerkerung aus der Welt schaffen kann. Man muß sie geistig bekämpfen, und das ist, wie die Dinge liegen, sehr schwer. – Vorläufig ist übrigens noch keine Gefahr. […]“ (GBA, EB Nr. 514). Anekdote ]  Herkunft nicht ermittelt.

Minister a. D. Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 18, 4–5, 7, 9 (vormals als Leihgabe im

TFA)

Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 130 (Gruppe VI) Drucke: Erstdruck Literatur: –

Datierung: nach 1878, vermutlich nach Februar 1881 t. post q.: Abschluss von Vor dem Sturm 1878 (vgl. Manuskriptbeschreibung); Rücktritt von Botho Graf zu Eulenburg als Innenminister im Februar 1881 (vgl. Erläuterungen) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 1 Bogen + 3 Blatt Folio. Tinte. Nicht zugehöriger Text: SBB, St 18, 6, 8, 10: Vor dem Sturm, Kap. IV/23, IV/24. Erläuterungen: In relativ kurzem Abstand traten mehrere wichtige Minister der Bismarck-Administration zurück: 1878 Friedrich Albrecht Graf zu Eulenburg als Innenminister, 1879 Adalbert Falk als Kultusminister, 1881 Botho Graf zu Eulenburg als Innenminister (vgl. Stellenkommentar). Figuren „kaltgestellter“ Politiker begegnen öfter in F.s Erzählwerk, etwa in L’Adultera und Cécile. Zum Antagonismus zweier Männer, die sich schließlich unter gewandelten politisch-gesellschaftlichen Verhältnissen näherkommen, vgl. auch Die Bekehrten. Das Fragment ist in den Titelzusammenstellungen Mittlere Stoffe und Sechste Gruppe, dort unter dem Titel a. D., genannt. Stellenkommentar: 4 7

Fürst B. ]  Otto Fürst von Bismarck (1815–1898), preußischer Ministerpräsident 1862–90, Reichskanzler 1871–90. Graf Eulenburg ] Gemeint ist Friedrich Albrecht Graf zu Eulenburg (1815– 1881), preußischer Innenminister 1862–1878, auf den die Charakteristik bis

256 |

15

i.5 Charakterstudien ii: Männerfiguren

ins Einzelne zutrifft. 1859–62 war er Leiter der preußischen Ostasien-Expedition nach Japan und China;1 vgl. Liebenberg (GBA, W 5, 318–325). Vgl. auch Erreicht! Sein Nachfolger als Innenminister war sein Neffe Botho Graf zu Eulen­burg (1831–1912), der maßgeblichen Anteil an der Ausarbeitung des „Sozialistengesetzes“ hatte. Er trat aufgrund eines Konflikts mit Bismarck im Februar 1881 zurück.2 – F. lernte die Familie zu Eulenburg 1880 durch ­seine Recherchen zu Liebenberg (Fünf Schlösser; GBA, W 5, 237–329) kennen und trat in Korrespondenz mit Philipp zu Eulenburg (1847–1921). Friedrich A ­ lbrecht zu Eulenburg und seinem Neffen Botho zu Eulenburg begegnete er am 1.8.1880 in Liebenberg persönlich; vgl. Tagebuch 1880 (GBA, T 2, 73 f.). Der Rücktritt des Letzteren beschäftigte F. sehr; vgl. Tagebuch, 19.2.1881 (GBA, T 2, 92), und F. an Philipp zu Eulenburg, 25.2.1881: „Außer der Judenfrage hat mich seit vielen Jahren nichts so sehr aufgeregt, als die Eulenburg-Frage“ (BW F.–Eulenburg 2011, Nr. 26). Falk ]  Adalbert Falk (1827–1900), preußischer Kultusminister 1872–79. In dieser Funktion war er maßgeblich an der von Bismarck betriebenen Entmachtung der katholischen Kirche in Preußen („Kulturkampf “) beteiligt. Die Gesetze zur Kontrolle der Theologenausbildung und zur Schulaufsicht stammen aus seiner Amtszeit. Der liberale Minister trat zurück, als Bismarck sich 1879 politisch der Zentrumspartei näherte.3

In unsren Kindern! Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: DLA, A: Fontane 60.330 Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 100 (Gruppe VI) Drucke: HFA 1V, 832–833; NFA 24, 310; HFA 2I/7, 455 Literatur: HFA 1V, 1072; Hofmann/Kuhn 1969, 646; NFA 24, 905; HFA 2I/7, 747; Fon-

tane-Handbuch 697

Datierung: Mitte der 1880er-Jahre

1  Vgl. Aus 50 Jahren. Erinnerungen, Tagebücher und Briefe aus dem Nachlass des Fürsten Philipp zu Eulenburg-Hertefeld. Hg. von Johannes Haller. Berlin 1923, 42 ff.; Karl Erich Born: Eulenburg, Friedrich Albrecht Graf zu. In: NDB 4 (1959), 681 [www.deutsche-biographie.de/pnd119178931.html] (20.1.2016). Zur Ostasien-Expedition vgl. Masako Hiyama: Friedrich Albrecht Graf zu Eulenburg (1815–1881). In: Brückenbauer. Pioniere des japanisch-deutschen Kulturaustausches. Berlin 2005; Ostasien 1860–1862 in Briefen des Grafen Fritz zu Eulenburg. Hg. von Philipp Graf zu EulenburgHertefeld. Berlin 1900. 2  Vgl. Karl Erich Born: Eulenburg, Botho Wend August Graf zu. In: NDB 4 (1959), 680 f. [www. deutsche-biographie.de/ppn116603887.html] (20.1.2016). 3  Vgl. Stephan Skalweit: Falk, Paul Ludwig Adalbert. In: NDB 5 (1961), 6 f. [www.deutsche-biographie.­ de/pnd118683020.html] (19.1.2016).

Die Brüder Wurzelberger

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t. ad q.: Titelzusammenstellung Kleine (meist heitre) Stoffe um 1884; vgl. dort. Auch Keitel (in HFA 1V, 1072), und ihm folgend NFA und HFA 2I/7, datieren „1884/85?“, ohne eine Begründung anzugeben. Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 80, Los 481 (Novellenentwürfe II.), laut Jolles erworben von „Zülsdorf “; Versteigerung von Gerd Rosen, Katalog 34, Los 2160: erworben vom DLA am 20.5.1960 Manuskriptbeschreibung: 2 Bogen Folio. Tinte. Erläuterungen: Zum misslingenden Versuch, an eine Jugendfreundschaft wieder an-

zuknüpfen, vgl. auch „Unverändert der Deine“ und So oder so? Ein antagonistisches Männerpaar begegnet auch in Allerlei Glück, Minister a. D. und in Die Bekehrten. Die im Titel paro­dierte Vorstellung, dass die Kinder Erfahrungen der Eltern wiederholen oder von diesen Versäumtes nachholen können, verweist auf Erzählungen wie Stifters Nach­sommer. Vgl. auch Effi Briest. In unsren Kindern! ist in der Titelzusammenstellung Kleine (meist heitre) Stoffe enthalten. Stellenkommentar: 3

Ruppin ]  Neuruppin, F.s Geburtsstadt.

Die Brüder Wurzelberger Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 7, 1–2 (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 93 (Gruppe V); dort mit Auf dem Lande zusammen­

gefasst unter dem Übertitel Wie man so in Berlin lebt (HFA 1V, 1126) Drucke: Erstdruck Literatur: –

Datierung: 1880er- oder 1890er-Jahre (Schriftduktus) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst

1933, Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48

Manuskriptbeschreibung: 1 Bogen Folio (St 7, 1) + 1 Blatt Folio (St 7, 2). Auf St 7, 2v aufgeklebt 1 Blatt Quart (St 7, 2va). Tinte, Bleistift. Nicht zugehöriger Text: SBB, St 7, 2r: Eigh. Briefentwurf an eine Essayistin: Sie sind eine geist­volle Dame, vielleicht ein wenig zu sehr, aber zu sehr oder nicht zu sehr ein Publikum für Arbeiten wie die Ihrigen giebt es nicht. Es giebt nur Einzelne weit zerstreut über Deutschland, die Essays wie die Ihrigen lesen u. würdigen können. […]

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i.5 Charakterstudien ii: Männerfiguren

Stellenkommentar:  1 13 15

15

Wurzelberger ]  Vgl. den Familiennamen Wurzel im Gedicht Wurzels (Berliner Ehedialoge) (1891–1897: GBA, G 1, 66 f.). Mark=Millionär ]  Nach der Währungsumstellung von Taler auf Mark 1871 mit einem Verhältnis von 1 : 3 blieb für viele zunächst der Taler die Bezugsgröße. Gould ] Jason („Jay“) Gould (1836–1892), Eisenbahn- und Telegrafenunternehmer, einer der sog. „Robber Barons“, stieg aus ärmlichen Anfängen zu ­einem der reichsten Männer der Vereinigten Staaten auf.1 Mackay ]  Der irische Immigrant John William Mackay (1831–1902), einer der vier „Bonanza Kings“ oder „Silberkönige“, erwarb in den USA ein großes Vermögen mit einer Silberminen-Gesellschaft und gründete ein Telegrafenunternehmen in Konkurrenz zu Gould.2

Das hinterlassene Bild Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 18, 18–19 (vormals als Leihgabe im

TFA)

Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 128 (Gruppe VI) Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: 1880er-Jahre (Konvolutzusammenhang, vgl. Datierung zu Der Elmblad-

Stoff)

Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst

1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48

Manuskriptbeschreibung: 1 Bogen + 1 Blatt Folio. Tinte. Erläuterungen: Zum Thema des Antagonismus zwischen zwei Brüdern vgl. auch

­Allerlei Glück und Die Brüder Wurzelberger, zur Familienkonstellation und dem titelgebenden Bild auch The Poppies’ Queen. Das Fragment erscheint in den Titelzusammenstellungen 3. Gruppe und Mittlere ­Stoffe.

1  Vgl. Encyclopædia Britannica [www.britannica.com/biography/Jay-Gould] (20.1.2016); Brockhaus14 8, 216. 2  Vgl. Encyclopædia Britannica [www.britannica.com/biography/Clarence-Hungerford-Mackay] (20.1.2016).

Der v. Katte und der v. Katz

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Stellenkommentar: 10

10 f.

11 f.

16

Bedfordia Squares ]  Plätze in London, die Teil des Bedford Estate (in Covent Garden und Bloomsbury) waren: Russell Square, Tavistock Square, Bedford Square, Bloomsbury Square, Gordon Square, Torrington Square, Woburn Square. Der Bedford Estate gehörte der Familie Russell, die den Titel Duke of Bedford führte.1 Tavistock Square ] Benannt nach dem Marquess of Tavistock, dem jeweils ­ältesten Sohn des Duke of Bedford. Am Tavistock Square 1 wohnte F. vom 1.6. bis 14.9.1852; vgl. Chronik 267. In Unwiederbringlich, Kap. 31, wohnt Holk am Tavistock Square (GBA 269–280). Inner Temple … Grays Inn Lane … Lincolns Inn ]  Liegenschaften und Gebäude­ komplexe in der City of London, in denen die Anwaltskammern (Inns of Court) Inner Temple, Grays Inn und Lincolns Inn ihren Sitz haben.2 „Den Becher nicht zugleich“ ]  Goethe: Der König in Thule (1774), V. 12.

Der v. Katte und der v. Katz Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 35, 4–5 (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 80 (Gruppe IV) Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: vermutlich 1880er-Jahre (Konvolutzusammenhang; vgl. Erläuterungen) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst

1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48

Manuskriptbeschreibung: 1 Bogen Folio. Tinte. Erläuterungen: Der Schauplatz der Erzählung ist Brandenburg an der Havel. Als ältestes Bistum der Mark Brandenburg (gegründet 948)1 und Sitz der 1704 gestifteten, dem Dom angeschlossenen „Ritterakademie“2 bot die Stadt ein besonderes Identifika1  Vgl. Lexikon des Mittelalters 2, 551. 2  Vgl. Wikipedia, Lemma Ritter-Akademie (Brandenburg an der Havel) mwN. (20.1.2016). 1  Vgl. Wikipedia (engl.), Lemma Bedford Estate (20.1.2016). 2  Vgl. Encyclopædia Britannica [www.britannica.com/topic/Inns-of-Court] (20.1.2016); für Temple

auch GBA, T 1, 753.

1  Vgl. Wikipedia (engl.), Lemma Bedford Estate (20.1.2016). 1  Vgl. Encyclopædia Lexikon des Mittelalters 551. 2  Britannica2,[www.britannica.com/topic/Inns-of-Court] (20.1.2016); für Temple 2  Vgl. Wikipedia, Lemma Ritter-Akademie (Brandenburg an der Havel) mwN. (20.1.2016). auch GBA, T 1, 753.

260 |

i.5 Charakterstudien ii: Männerfiguren

tionspotenzial für den preußischen Adel. Aus der Namensähnlichkeit zwischen dem altpreußischen Adligen von Katte und dem bürgerlich-neuadligen Bankierssohn von Katz aus alter jüdischer Familie entwickelt F. dieses Erzählfragment, das den gesellschaftlichen Wandel in der Agrarkrise der 1880er- und 1890er-Jahre und den damit verbundenen Antisemitismus in der preußischen Gesellschaft, aber auch die Fragwürdigkeit genealogisch begründeter Ansprüche ironisch thematisiert. Das Konvolut St 35, das sich in einem Umschlag mit der Aufschrift Vorläufig ­reponirte Novellen-Stoffe von F.s Hand befindet, enthält außer Der v. Katte und der v. Katz auch Schauspielerin Jannasch, Die Stieftochter und Prinzessin Friederike. Auch Die Ge­ schichte der Frau v. M., spätre Geh. R. St. scheint ursprünglich zu diesem Konvolut gehört zu haben. Stellenkommentar:  2

 3

 7

 7

 8

Cavallerie=Garnison (Brandenburg.) ]  In Brandenburg an der Havel garnisonierte seit 1850 das Brandenburgische Kürassier-Regiment „Kaiser Nikolaus I. von Russland“.3 Jonas, Henoch, Freuthal ] Jonas: biblischer Prophet und jüdisch-christlicher Name; vgl. das Buch Jona. Henoch/Enoch: biblische Figur (1 Mose 5,18–24) und jüdischer Name. Freuthal: deutscher bzw. jüdischer Name; im Zuge ihrer bürgerlichen Emanzipation wurden Juden verpflichtet, bürgerliche Familiennamen anzunehmen. Diese wurden häufig aus den Herkunftsorten gebildet, daher wurden entsprechende Endungen, wie hier -thal, als jüdische Namen wahrgenommen.4 – Die Industrialisierung im 19. Jh. brachte einen starken Bevölkerungsanstieg in Brandenburg an der Havel und damit auch in der seit dem 18. Jh. existierenden jüdischen Gemeinde mit sich.5 Katz ]  Katz war ein verbreiteter jüdischer Name. Er gehört wie Levi zu den genealogischen Namen und wird hebr. ‫  כײץ‬abgekürzt, d. h. „Kohen ­Zedek“ (hebr. Priester der Gerechtigkeit).6 Zur antisemitischen Verwendung jüdischer Namen vgl. Bering 1987. Moritz Katz in Dessau war 1850 F.s erster Verleger.7 Über seinen Namen schrieb F. am 15.11.1849 an Wilhelm Wolfsohn: „[…] verdeubelter Name! na, schadt nichts.“ 8 in Deutz bei den grünen Kürassiren ]  In Deutz am Rhein garnisonierte seit 1850 das Rheinische Kürassier-Regiment „Graf Gessler“, dessen Uniform grüne Be­ sätze und Abzeichen hatte.9 ein Frankfurt am Mainer ]  Frankfurt am Main hatte um 1880 nach Berlin die zweitgrößte jüdische Gemeinde im Deutschen Reich. In der Frankfurter Juden­ gasse (bis 1796 jüdisches Ghetto) stand das Stammhaus der Familie Rothschild;

3  Vgl. Wikipedia, Lemma Kürassier-Regiment „Kaiser Nikolaus I. von Russland“ (Brandenburgisches) Nr. 6 (20.1.2016). 4  Vgl. Bering 1987; namenkun.de [http://namenkun.de/blog/juedische-namen] (20.1.2016). 5  Vgl. Dehio Brandenburg 147. 6  Vgl. Jüdisches Lexikon 4, 1, 388 ff. 7  Vgl. Berbig/Hartz 2000, 337–339. 8  BW F.–Wolfsohn 2006, Nr. 18. 9  Vgl. Wikipedia, Lemma Kürassier-Regiment „Graf Gessler“ (Rheinisches) Nr. 8 (20.1.2016).

So oder so?

16 22 f.

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auch Ludwig Börne wurde hier geboren.10 Zur Geschichte des Frankfurter Ghettos im 17. Jh. vgl. Dubnow 1920 ff., Bd. 6, 234–244. Vgl. auch Heinrich Heine: Der Rabbi von Bacharach (1840). Katten ]  Chatten, in antiken Quellen bis zum 3. Jh. bezeugter germanischer Stamm, dessen Siedlungsgebiet im späteren Hessen lag.11 Katte proponirt seine Gruft ]  Die Gruft der Familie von Katte in Wust hat in F.s Werk einen besonderen Symbolcharakter: 1730 wurde hier Hans Hermann von Katte (geb. 1704) beigesetzt, der Jugendfreund Friedrichs II., der als Opfer des Konflikts zwischen König und Kronprinz auf der Festung Küstrin enthauptet worden war. Vgl. Küstrin. Die Katte-Tragödie (GBA, W 2, 299–339) und Wust. Das Geburtsdorf des Hans Hermann von Katte (GBA, W 3, 378–392).

So oder so? Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 37, 1–6 (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 44 (Gruppe II) Drucke: Theodor Fontane: Vier epische Entwürfe. Hg. und kommentiert von Joachim Krueger. Fontane Blätter 23 (1976), 485–502, hier 489–491; HFA 2I/7, 315–316 Literatur: Krueger 1976; HFA 2I/7, 695 f.; Fontane-Handbuch 695, 697 Datierung: nach 1881 t. post q.: Schlusswort der Wanderungen (vgl. Manuskriptbeschreibung): 14.11.1881 (GBA, W 4, 447) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 1 Bogen + 5 Blatt Folio. Tinte, Blaustift. Nicht zugehöriger Text: SBB, St 37, 3v: Paginierung in Blaustift 8. 4v, 5v: Satzvorlage zum Schlusswort der Wanderungen (GBA, W 4, 443) von der Hand Emilie Fontanes, mit Korrekturen und Satzangaben von F.s Hand sowie Paginierungen in Blaustift von F.s Hand 10 und 11. Erläuterungen: Das Fragment gehört zum Themenkomplex „die Position des Künst-

lers in der Gesellschaft“. Vgl. auch Die gesellschaftliche Stellung des Schriftstellers in Deutschland (um 1881), Die gesellschaftliche Stellung der Schriftsteller (1891; HFA III/1, 573–577)1 sowie „Unverändert der Deine“ und Dichteraspirationen. Die „aus ,kleinen

1  4213. Vgl. Berbig/Hartz 2000, 271; Fontane-Lexikon 175 f. mwN.; Erler 2013, 192. 10 Bibliografie Vgl. Jüdisches Museum Frankfurt/Museum Judengasse [www.judengasse.de] (20.1.2016). 11  Vgl. Lexikon des Mittelalters 5, 1664. 10  Vgl. Jüdisches Museum Frankfurt/Museum Judengasse [www.judengasse.de] (20.1.2016). 1  Bibliographie Vgl. Berbig/Hartz 11  Vgl. LexikonNr. des4213. Mittelalters 5, 1664. 2000, 271; Fontane-Lexikon 175 f. mwN.; Erler 2013, 192.

262 |

i.5 Charakterstudien ii: Männerfiguren

Verhältnißen‘“ (Z. 21) stammende Frau des Landrats, mit ihrer Wertschätzung von „Liedern“, erinnert an Frau Jenny Treibel. Stellenkommentar: 15 30

31 f. 42 48

50

de haute en bas ]  sic; emend. de haut en bas: von oben herab, herablassend. „Befiehl Du Deine Wege“ ]  Lied (1653) von Paul Gerhardt nach Psalm 37,5, vertont u. a. von Johann Sebastian Bach in der Matthäuspassion. Vgl. Mittenwalde (GBA, W 4, 268–279). Claudius … Bürger ] Matthias Claudius (1740–1815) und Gottfried August Bürger (1747–1794) als Verfasser sehr bekannter Gedichte (z. B. Der Mond ist aufgegangen bzw. Lenore). das ich ]  sic; emend. daß ich Tyrtäus ]  Tyrtaios, griechischer Elegiendichter im 7. Jh. v. Chr., dessen Elegien die Jugend von Sparta zu tapferem Kampf im Zweiten Messenischen Krieg anfeuerten.2 Kriegslieder wie immer die Schneider ]  Wohl Anspielung auf 1) Louis (Ludwig) Schneider (1805–1878), Schauspieler, Vorleser von Friedrich Wilhelm IV. und Wilhelm I., Militärschriftsteller und Herausgeber der Militärzeitschrift Der Soldaten-Freund;3 vgl. Von Zwanzig bis Dreißig, Abschnitt Der Tunnel über der Spree, Kap. 6 (GBA 261–278); 2) Jakob und Wilhelm Grimm: Das Märchen vom tapferen Schneiderlein.

„Unverändert der Deine“ Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 20, 1–11 (vormals als Leihgabe im

TFA)

Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 132 (Gruppe VI) Drucke: HFA 1V, 828–832; NFA 24, 306–310; HFA 2I/7, 450–454 Literatur: HFA 1V, 1072; NFA 24, 903 f.; Plett 1991; HFA 2I/7, 746 f.; Fontane-Handbuch

695, 697; Fontane-Lexikon 458; Nürnberger 2007, 618 ff., 769

Datierung: Mitte der 1880er-Jahre bis Anfang der 1890er-Jahre (vgl. Stellenkommen-

tar)

Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48

2  Vgl. Tusculum-Lexikon 813; Der Kleine Pauly 5, 1030 f. 3  Vgl. Karl Wippermann: Schneider, Ludwig. In: ADB 32 (1891), 134–142 [www.deutsche-biographie.­

de/pnd116836709.html?anchor=adb] (20.1.2016).

„Unverändert der Deine“

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Manuskriptbeschreibung: 6 Bogen Folio + 1 Streifen. Tinte. Erläuterungen: Das Fragment gehört zum Themenkomplex „die Position des Künst-

lers in der Gesellschaft“. Vgl. Kommentar zu So oder so?

Stellenkommentar:  7 22 23

26

26 28

32 36

39 42 45 f.

53 73 f.

Gebrauch und ]  sic; emend. Gebrauch gemacht und Ihre Grüße ]  sic; emend. ihre Grüße Dodo v. Dietersheim ]  1) Vgl. Onkel Dodo (1886; GBA Von vor und nach der Reise 52–81). 2) Dietersheim: Sofortkorrektur aus Wietersheim. Der Familie von Wietersheim gehörten mehrere preußische Offiziere an, u. a. Oberst ­Gustav von Wietersheim (geb. 1813), der im Krieg von 1866 fiel; vgl. Der ­deutsche Krieg von 1866, 1, 510 (Porträt) und 517. Seine Witwe Elisabeth (1822–1907) und seine Töchter traf F. 1884 und 1885 in Krummhübel; vgl. Chronik 2665, 2724, 3895 sowie Der alte Wilhelm (1892; GBA Von vor und nach der Reise 126–134, hier 126). Der Historiker Eduard von Wietersheim (1787–1865) war 1840–48 sächsischer Kultusminister.1 Gerson oder Herzog ]  1) Der Textilunternehmer Hermann Gerson (1813–1861) führte Berlins erstes Luxuskaufhaus am Werderschen Markt 5.2 2) Vielleicht das Textilgeschäft von Hermann Herzog in der Heiligegeiststraße 23.3 mehr weniger ]  sic; emend. mehr oder weniger beim Landesvater und der durchstochnen Cereviskappe ]  „Einen Landesvater stechen“: Gemeinschaftsritual in Studentenverbindungen, wobei die Studentenmütze (Cerevis) mit dem Degen durchstochen wurde.4 immer ]  Darüber von fremder Hand verdeutlichend immer. Kronenorden … Hofrathstitel ]  Der preußische Kronenorden wurde 1861 von Wilhelm I. anlässlich seiner Krönung zum König von Preußen als allgemeiner Verdienstorden gestiftet.5 F. erhielt 1867 den Kronenorden IV. Klasse; vgl. dazu Fontane-Lexikon 334. Vgl. das satirische Gedicht Es soll der Dichter mit dem König gehn (1891; GBA, G 2, 461 f.) und Summa summarum oder Alles in allem (zwischen 1892 und 1898; ebd., 486 f.). ausgenommen ]  Darunter von fremder Hand verdeutlichend ausgenommen. Filzpariser ]  Filzpantoffeln. so merk ich das in meiner Kasse ]  Anspielung auf die Führung der Haushaltsbücher durch Emilie Fontane; in ihnen vermerkte sie alle Einnahmen F.s aus Autorenhonoraren. Die Haushaltsbücher der Familie Fontane befinden sich im TFA. de haute en bas ]  sic; emend. de haut en bas: von oben herab, herablassend. Du triffst es uns allein ]  sic; emend. Du triffst uns allein

1  Vgl. Georg Müller: Wietersheim, Eduard von. In: ADB 55 (1910), 72–89 [www.deutsche-biographie.­ de/pnd117370274.html?anchor=adb] (20.1.2016). 2  Vgl. Berlin und seine Bauten 1896, III, 93–97; Wikipedia, Lemmata Herrmann Gerson und Kaufhaus Gerson, jeweils mwN. (20.1.2016). 3  Vgl. Berliner Adressbuch 1890, 463. 4  Vgl. Wikipedia, Lemma Landesvater (Brauch) mwN. (20.1.2016). 5  Vgl. Wikipedia, Lemma Königlicher Kronen-Orden (Preußen) mwN. (20.1.2016).

264 |  76

 84

 87  88  88  88  89 112 115 116

i.5 Charakterstudien ii: Männerfiguren

Prolog zu lebenden Bildern ]  Lebende Bilder, die eine historische oder aus der bildenden Kunst bekannte Szene nachstellten, waren beliebter Zeitvertreib und gesellschaftliches Ereignis. Auch F. verfasste für solche Gelegenheiten zahl­ reiche Prologe; vgl. das Register der Gedichtausgabe (GBA, G 3, 747). Staats-Eisenbahnen ] Albert von Maybach (1822–1904), seit 1878 Chef des Handelsministeriums, 1879–91 Minister für Öffentliche Arbeiten, schuf durch die Verstaatlichung privater Eisenbahnen ein einheitliches staatliches Eisenbahnnetz in Preußen.6 Nips ]  Nippes, Zierat. HFA und NFA lesen Stips (Kleinigkeit). hälst ]  sic Kammerrede ]  Parlamentsrede (Abgeordnetenkammer). Ihn ]  Bismarck. Die Großschreibung, sonst nur für Gott verwendet, drückt die Unterwürfigkeit des Ministers gegenüber dem Reichskanzler aus. Schönwissenschaftler ]  Pejorative Ableitung von „Belletristik“. „Beschäftigung“ … „die nie ermattet.“ ]  Schiller: Die Ideale (1795), V. 83 f.: „Beschäftigung, die nie ermattet, / Die langsam schafft, doch nie zerstört“. „Gebt ihr euch einmal für Poeten“ ]  Goethe: Faust I, Vorspiel auf dem Theater, V. 220 f.: „Gebt ihr euch einmal für Poeten, / So kommandiert die Poesie.“ die letzte Pferdebahn nach dem Zoologischen ] Die seit 1865 verkehrende ­Straßenbahn Richtung Berlin Zoologischer Garten.7

6  Vgl. Wolfgang Neugebauer: Maybach, Albert von. In: NDB 16 (1990), 528 [www.deutschebiographie.­de/pnd116859288.html] (20.1.2016). 7  Vgl. Wikipedia, Lemma Geschichte der Straßenbahn in Berlin mwN. (20.1.2016).

i.6  Materialien und Projekte Gräfin Sch….n Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, Notizbuch A 12, 87r, 88r (vormals als

Leihgabe im TFA)

Verzeichnis Fontane/Fricke: nicht verzeichnet Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: 1862 Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst

1933, Katalog Nr. 35, 85, Los 507 (21 Notizbücher), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48

Manuskriptbeschreibung: Notizbuch Oktav, 141 Blatt. Etikett auf dem Umschlag mit Beschriftung von F.s Hand Arbeits=Notizen. [1862.] Enthält Notizen zu Die Poeten vom „Figaro“, Die Sieben Weisen vom Hippelschen Keller (Bruno Bauer, Max Stirner, ­Julius Faucher usw.), Wilhelm Hensel (Trebbin),1 Das Oderland, Vor dem Sturm,2 Schach von Wuthenow3 sowie weiteren Fragmenten. Eingeklebt ist eine Rezension des Briefwechsels von Sulpiz Boisserée (1862). 87r, 88r: Gräfin Sch….. Tinte. Die Notizen zu Gräfin Sch….n, Fräulein von Crayn (Fräulein von Crayn: Stoff zu Schach von Wuthenow), Friedrich Wilhelm IV und Min: v. d. H. und Frau Prof. H.y.e (vgl. dort) folgen auf Blatt 87–99 unmittelbar aufeinander, sind mit der gleichen Tinte und im gleichen Duktus geschrieben. Erläuterungen: Der von Mathilde von Rohr mitgeteilte Stoff ist die Lebensgeschich-

te der Schriftstellerin Sophie Amalie Gräfin von Schwerin (1785–1863), geb. Gräfin Dönhoff.4 Sie führte in ihrem Haus in der Wilhelmstraße 63 einen konservativen ­Salon, in den F. durch Mathilde von Rohr und Bernhard von Lepel eingeführt wurde.5 F. las Werke von Sophie Gräfin von Schwerin und machte vielfach (etwa für Tamsel und Schach von Wuthenow) Gebrauch von ihren Memoiren, die ihre Schwester Amalie von Romberg 1868 publizierte.6 1  GBA, W 4, 423–436. 2  Vgl. GBA Vor dem Sturm 1, 430–435. 3  Vgl. GBA Schach von Wuthenow 196 f. 4  Vgl. Zedlitz 1, 426. 5  Vgl. Nürnberger 2007, 514; F. an Mathilde von Rohr, 11.1.1861, 15.4.1862 u. ö. (BW F.–Rohr 2000,

Nr. 9, 37); Berliner Adressbuch 1859, 460. 6  Sophie Schwerin. Ein Lebensbild. Aus ihren eigenen hinterlassenen Papieren zusammengestellt von Amalie von Romberg. Jena 1868. Neuausgabe unter dem Titel Vor Hundert Jahren. Erinnerungen der

266 |

i.6  Materialien und Projekte

Stellenkommentar:  3   4 f.

 8

 9

10 13 f. 15

vermählte sich 1807 ]  Sophie Gräfin Dönhoff heiratete vielmehr am 8.6.1805 in Berlin Wilhelm Graf von Schwerin (1773–1815), einen Bruder ihrer Mutter.7 erschoß sich der jüngre ]  Ein älterer Bruder von Wilhelm Graf von Schwerin, Friedrich Carl Heinrich (geb. 1768), starb am 29.5.1805. Sophie Schwerins Biographie spricht von einem „schnellen, plötzlichen Lebensende“ und der dadurch ausgelösten Schwermut Wilhelms, nennt jedoch keine näheren Umstände.8 fiel ihr Mann ]  Wilhelm Graf von Schwerin fiel am 18.6.1815 bei Waterloo (Belle-­Alliance). Nach seinem Tod lebte Sophie von Schwerin auf ihren ostpreußischen Gütern und kehrte erst 1831 nach Berlin zurück.9 Ligny ] Bei Ligny schlug Napoleon am 16.6.1815 die preußischen Truppen unter Gebhart Leberecht Blücher; das Gefecht wurde berühmt als „Napoleons letzter Sieg“.10 ihr einziger Bruder ]  Stanislaus Reichsgraf von Dönhoff-Dönhoffstädt (1795– 1816).11 Grafen S. … Adoptiv=Tochter ]  Nicht ermittelt. Pflege=Tochter ]  Caroline Gräfin Schwartzenau; Näheres nicht ermittelt.12

Friedrich Wilhelm iv. und Minister v. d. H. Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, Notizbuch A 12, 95r, 96r, 97r (vormals

als Leihgabe im TFA)

Verzeichnis Fontane/Fricke: nicht verzeichnet Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: 1862 Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst

1933, Katalog Nr. 35, 85, Los 507 (21 Notizbücher), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48

Gräfin Sophie Schwerin geb. Gräfin von Dönhoff. Nach ihren hinterlassenen Papieren zusammengestellt von ihrer jüngeren Schwester Amalie von Romberg und hg. von Georg Schuster. Berlin 1909. 7  Vgl. Romberg 1909, 133; Digitales Archiv für Familiengeschichte, Familie von Schwerin [http://daffg.de/index.php?title=vonSchwerin:Wilhelm_Werner_Otto_Graf_von_Schwerin_(*_1773)] (20.1.2016). 8  Vgl. Romberg 1909, 136 f.; Digitales Archiv für Familiengeschichte, Familie von Schwerin [http://daffg.de/index.php?title=vonSchwerin:Wilhelm_Werner_Otto_Graf_von_Schwerin_(*_1773)] (20.1.2016). 9  Vgl. Romberg 1909; Wilhelmy-Dollinger 2000, 188 f. 10  Vgl. Brockhaus20 13, 415. 11  Vgl. Zedlitz 1, 426. 12  Vgl. Wilhelmy-Dollinger 2000, 418 f.

Friedrich Wilhelm iv. und Minister v. d. H.

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Manuskriptbeschreibung: Notizbuch Oktav, 141 Blatt. Etikett auf dem Umschlag mit Beschriftung von F.s Hand Arbeits=Notizen. [1862.] Enthält Notizen zu Die Poeten vom „Figaro“, Die Sieben Weisen vom Hippelschen Keller (Bruno Bauer, Max Stirner, ­Julius Faucher usw.), Wilhelm Hensel (Trebbin),1 Das Oderland, Vor dem Sturm,2 Schach von Wuthenow3 sowie weiteren Fragmenten. Eingeklebt ist eine Rezension des Briefwechsels von Sulpiz Boisserée (1862). 95r, 96r, 97r: Friedrich Wilhelm IV und Min: v. d. H. Tinte. Die Notizen zu Gräfin Sch….n, Fräulein von Crayn (Fräulein von Crayn: Stoff zu Schach von Wuthenow), Friedrich Wilhelm IV und Min: v. d. H. und Frau Prof. H.y.e folgen auf Blatt 87–99 unmittelbar aufeinander, sind mit der gleichen Tinte und im gleichen Duktus geschrieben. Stellenkommentar: 1

3 3

4

Min: v. d. H. ] August von der Heydt (1801–1874), Bankier, Eisenbahn­ unternehmer und liberaler Politiker in Elberfeld (heute zu Wuppertal gehörig), 1848–62 preußischer Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten, 1866–69 Finanzminister.4 Hr. von Uttenhofen  ] Hauptmann im 3. Westfälischen Infanterie-Regiment Nr. 16; Näheres nicht ermittelt. Das Gefecht fand am 9.5.1849 statt.5 Kampf in Elberfeld (1849) ]  Der Auflösung der Zweiten Kammer des preußischen Landtags (27.4.1849) und der Ablehnung der Kaiserkrone (28.4.1849) durch Friedrich Wilhelm IV. folgte eine Reihe von Aufständen, darunter der Elberfelder Aufstand 29.4. bis 19.5.1849, den preußische Truppen nieder­ schlugen.6 Ein Reflex der juristischen Aufarbeitung des Aufstands findet sich im Brief von Christian Joseph Esser an Karl Marx, 28.9.1849: „Hier ist es noch immer beim alten, es wird frisch verhaftet, und, kurzum, die Justiz ist jetzt ­frecher wie früherhin […] Schapper kommt den 8. Oktober in Wiesbaden vor die Assisen [Geschworenengericht], Nothjung am 9. in Köln wegen von Uttenhofen […].“7 Der Prozess gegen Peter Nothjung (1821–1866) endete mit einem Freispruch. Königin ]  Elisabeth (1801–1873), geb. Prinzessin von Bayern, die Frau Friedrich Wilhelms IV.

1  GBA, W 4, 423–436. 2  Vgl. GBA Vor dem Sturm 1, 430–435. 3  Vgl. GBA Schach von Wuthenow 196 f. 4  Vgl. Wolfgang Köllmann: Heydt, August Freiherr von der. In: NDB 9 (1972), 74–76 [www.deut-

sche-biographie.de/pnd118774344.html] (20.1.2016). 5  Vgl. A. Straehle: Lexicon der Schlachten, Treffen, Gefechte, Scharmützel, Rencontres, Belagerungen etc., an denen seit der Mitte des siebenzehnten Jahrhunderts Kurbrandenburgische und Königlich Preußische Truppen Theil genommen. Neuwied 1853, 83; Zedlitz 4, 290. 6  Vgl. Handbuch der preußischen Geschichte 2, 275–280; Wikipedia, Lemma Elberfelder Aufstand mwN. (20.1.2016). 7  Der Bund der Kommunisten. Dokumente und Materialien. Bd. 2: 1849–1851. Hg. vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED und vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der KPdSU. Berlin 1982, 37 (Nr. 395).

268 | 17

i.6  Materialien und Projekte

Pension ]  Über den Ausgang des Rechtsstreits zwischen Frau von Uttenhofen und der Stadt Elberfeld wurde in vielen deutschen Zeitungen berichtet. Vgl. z. B. Allgemeine Zeitung (München), Nr. 24, 24.1.1854, Seite 371: „Berlin, 20. Jan. […] Vielleicht erinnern sie sich daß im Jahre 1849 vor den Barricaden in Elberfeld ein Hauptmann v. Uttenhofen vom 16 ten Infanterie-Regiment […] an der Spitze seiner Compagnie erschossen wurde. Seine Wittwe klagte gegen die Stadt auf Gewährung einer Pension, und endlich jetzt wird die Stadt, ­welche in allen Instanzen dagegen auftrat, sich ihrer Verpflichtung nicht länger entziehen können. Ihr Cassations-Recurs ist verworfen, und damit der Pensions­ anspruch endgültig festgestellt, jedenfalls ein interessantes Präjudiz für andere Fälle.“

Frau Prof. H.y.e Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, Notizbuch A 12, 99r (vormals als Leih-

gabe im TFA)

Verzeichnis Fontane/Fricke: nicht verzeichnet Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: 1862 Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst

1933, Katalog Nr. 35, 85, Los 507 (21 Notizbücher), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48

Manuskriptbeschreibung: Notizbuch Oktav, 141 Blatt. Etikett auf dem Umschlag mit Beschriftung von F.s Hand Arbeits=Notizen. [1862.] Enthält Notizen zu Die Poeten vom „Figaro“, Die Sieben Weisen vom Hippelschen Keller (Bruno Bauer, Max Stirner, Julius Faucher usw.), Wilhelm Hensel (Trebbin),1 Das Oderland, Vor dem Sturm,2 Schach von Wuthenow3 sowie weiteren Fragmenten. Eingeklebt ist eine Rezension des Briefwechsels von Sulpiz Boisserée (1862). 99r: Frau Prof. H.y.e. Tinte. Die Notizen zu Gräfin Sch….n, Fräulein von Crayn (Fräulein von Crayn: Stoff zu Schach von Wuthenow), Friedrich Wilhelm IV und Min: v. d. H. und Frau Prof. H.y.e folgen auf Blatt 87–99 unmittelbar aufeinander, sind mit der gleichen Tinte und im gleichen Duktus geschrieben.

1  GBA, W 4, 423–436. 2  Vgl. GBA Vor dem Sturm 1, 430–435. 3  Vgl. GBA Schach von Wuthenow 196 f.

Die drei Bräute

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Erläuterungen: Die Zitate stammen möglicherweise von „Frau Professor Heyse“, der Mutter von Paul Heyse. Julie Heyse (1788–1863) war die Tochter des Berliner ­Bankiers und Hofjuweliers Salomon Jacob Salomon (1735–1788), der sich seit seinem Übertritt zum Christentum Saaling nannte, und eine Cousine von Lea Mendelssohn B ­ artholdy, der Mutter von Fanny und Felix Mendelssohn Bartholdy. Ihr Ehemann war Karl ­Wilhelm Ludwig Heyse (1797–1855), Professor für Klassische Philologie und Allgemeine Sprachwissenschaft in Berlin.4

Die drei Bräute Textgrundlage: Autograph; Ms. von fremder Hand Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 32, 2–22 (vormals als Leihgabe im

TFA)

Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 69 (Gruppe IV) Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: 1879 (vgl. Erläuterungen) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst

1933, Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48

Manuskriptbeschreibung: 2–4: 3 Bogen Folio, eigh. von F. beschrieben. Tinte; 5rv, 16r–22v 1 geheftetes Konvolut (19,3 × 30,8 cm) von 8 Blatt, beschrieben von fremder Hand mit Korrekturen und Ergänzungen einer weiteren Hand. Tinte. Es handelt sich offenbar um die Abschrift einer Vorlage. Die Textfehler der ersten Hand (z. B. javais uno amia, Marmorsarlophage) lassen eine Person ohne Fremdsprachenkenntnisse vermuten. Die Abschrift wurde von der zweiten Hand korrigiert. An einigen Stellen ­finden sich Rasuren, die überschrieben wurden. Beilage (ob ein sachlicher Zusammenhang besteht, ist unklar): 2 gedruckte Broschüren in blauen Einbänden, mit eigh. Anstreichungen F.s. 6: Einband, beschriftet von F.s Hand Priorin Fräul. v. Schenk. I. 7–11: Gedruckte Broschüre Mittheilungen aus ­meinem Leben von Karoline v. S. 12: Einband, beschriftet von F.s Hand Priorin Fräulein v. Schenk. II. 12–15: Gedruckte Broschüre ohne Titel. Unter- und Anstreichungen F.s mit Blaustift.1

4  Vgl. Fritz Martini: Heyse, Paul. In: NDB 9 (1972), 100–102 [www.deutsche-biographie.de/ 1  Karoline von Schenk war Priorin des Elisabeth-Stifts in Calbe an der Saale (heute Salzlandkreis, pnd118550772.html]; August Leskien: Heyse, Karl Wilh. Ludw. In: ADB 12 (1880), 380 f. [www. Sachsen-Anhalt) und hatte Patientinnen, die unter Geistererscheinungen zu leiden behaupteten; vgl. deutsche-­biographie.de/pnd118774360.html?anchor=adb]; Wikipedia, Lemma Paul Heyse (20.1.2016). Maximilian Perty: Die sichtbare und die unsichtbare Welt, Diesseits und Jenseits. Leipzig, Heidelberg 1881, 1  SchenkHeyse, war Priorin in Calbe an der Saale (heute Salzlandkreis, 4  Karoline Vgl.187. Fritzvon Martini: Paul. des In: Elisabeth-Stifts NDB 9 (1972), 100–102 [www.deutsche-biographie.de/ Sachsen-Anhalt) und hatte Patientinnen, die unter Geistererscheinungen leiden 380f. behaupteten; vgl. pnd118550772.html]; August Leskien: Heyse, Karl Wilh. Ludw. In: ADB 12zu(1880), [www.deutMaximilian Perty: Die sichtbare und die unsichtbare Welt, DiesseitsLemma und Jenseits. Leipzig, Heidelberg sche-biographie.de/pnd118774360.html?anchor=adb]; Wikipedia, Paul Heyse (20.1.2016). 1881, 187.

270 |

i.6  Materialien und Projekte

Textpräsentation: Der von fremder Hand geschriebene Text wird zur Unterscheidung von F.s Text in Kleindruck wiedergegeben. Seitenumbrüche: Der Schreiber/die Schreiberin setzt das letzte Wort der vorhergehenden Seite am Beginn der ­nächsten Seite noch einmal, um den Textzusammenhang zu wahren; diese Doppelungen sind stillschweigend getilgt. Abschreibefehler: Der besseren Lesbarkeit halber sind Abschreibe­fehler der ersten Hand emendiert (vgl. Stellenkommentar); Orthographie und Zeichen­setzung sind beibehalten. Erläuterungen: Mathilde von Rohr vermittelte F. die Ehegeschichten dreier ­Frauen aus der Familie ihrer Freundin, der Schriftstellerin Emilie (Emma) Prinzessin von Schönaich-­Carolath (1822–1871). Geboren als Emilie von Oppen-Schilden auf Schloss Clausholm bei Randers in Jütland, heiratete sie 1848 Karl Prinz von Schönaich-­ Carolath. Aus der Ehe ging der Schriftsteller Emil Prinz von Schönaich-­CarolathSchilden (1852–1908) hervor.2 F. archivierte das Material unter dem Titel Die drei Bräute und versah es mit einigen kurzen Bemerkungen, machte jedoch keinen Gebrauch davon. Zu den Gründen dafür vgl. F. an Mathilde von Rohr, 10.4.1879: „Eben, in mitternächtiger Stunde, hab ich die Schriftstücke durchgelesen, die Sie so freundlich waren mir anzuvertrauen. Ich ­möchte – wenn Sie sich davon trennen können – beides wohl behalten [Die drei Bräute und Anna Reventlow]; geht das nicht, so werd ich es mir abschreiben lassen, wenigstens das von der Prinzessin. Nicht daß die Grund- und Urgeschichte dieser drei Ehen aparter wäre, es sind aber ganz kleine Züge darin enthalten, z. B. ein paar gut formulierte französische Aussprüche, die mich interessieren und die sich gut verwenden lassen. Auch die Geschichte mit dem Ring: ‚Er bindet Sie, Madame, nicht mich‘, ist gut. Dergleichen Kleinigkeiten finden sich mehrere, die mitunter, an richtiger Stelle angebracht, von Wert und Wirkung sein können. [–] Alles aber – und ich weiß, daß ich Ihnen das sagen darf – hat als Geschichte gar keinen Wert; es ist das immer und ewig Wiederkehrende: ein schöner, hochfahrender, sittenloser Mann und eine schwache unbedeutende Frau, die nicht von ihm lassen kann; dann eine von Geiz und Geldstolz verzehrte Dame, die nicht 5 Tlr. an den Grabstein ihres Vaters setzt etc. etc. All das ist typisch und es ist gerade so, als würden Geschichten aus Havelland und Ruppin erzählt. Die besondren Züge, worin sich diese Individuen von andren ihrer Gattung und Charakterrubrik unterscheiden, fehlen. Auch der edelmütige arme Leutnant, der für seine Mutter warm kochen läßt, ist typisch. Hätt ich Zeit, so käme ich noch zu Ihnen, um ein paar weitere Worte darüber zu sagen. Es ist mir alles so lehrreich, und ich möchte wohl wissen, wie die Prinzessin C[arolath] zu diesen Aufzeichnungen gestanden hat und ob es ihr wohl klar war, daß diese Dinge, von einem gewissen anek­dotischen Interesse, dennoch ohne novellistisches Interesse sind. Es fehlt ganz das Eigenartige. Halten Sie mir dies alles zugut“ (BW F.–Rohr 2000, Nr. 200). Der Titel des Fragments ist in der Titelzusammenstellung 4. Gruppe genannt.

2  Vgl. Chronik 3861 (dort als Vorname fälschlich Luise); Wikipedia, Lemma Emil von SchoenaichCarolath mwN. (20.1.2016).

Die drei Bräute

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Stellenkommentar:   7

  7  10  12  18  20   35 f.   35 f.  38  59  60

 94  94  95 104 108 113

Schloß „Klageholm“ ] Clausholm, in den 1690er-Jahren errichtetes Barockschloss südöstlich von Randers in Jütland. Sitz der Familie Reventlow, seit 1800 der Familie von Schilden (vgl. Erläuterungen), heute im Besitz der Familie Berner.3 Gräfinnen Hwitfeld ]  Huitfeldt, dänisch-norwegische Adelsfamilie. Clarisholms ]  Clarisholm: Im Ms. von fremder Hand durchgehend für Clausholm. Kapelle ]  Gleichzeitig mit dem Schloss in dessen Westflügel errichtet, Innenausstattung 1732 durch Anna Sophie Reventlow.4 Becka Huitfeldt ] Frederikke Juliane Huitfeldt (1757–1819), heiratete 1782 Hans Heinrich Friccius von Schilden (1745–1816).5 Tode der Königin Anna Sophie ]  1743. Vgl. Anna Reventlow mit Kommentar. „j’ai connu le bonheur car j’avais une amie.“ ]  emend.; Hs. „jai connu le bonheur car javais uno amia.“ „j’ai connu … une amie.“ ]  Ich habe das Glück gekannt, denn ich hatte eine Freundin. Love lace ] Robert Lovelace, Figur des aristokratischen Libertin in Samuel Richardson: Clarissa (1747/48).6 Andreas v. Schilden ]  Wohl Heinrich Andreas von Schilden (1692–1765).7 Haseldorfer Fideicommiß ]  Haseldorf bei Uetersen (heute Landkreis Pinneberg, Schleswig-Holstein), Familiengut der aus Hannover stammenden Familie von Schilden, seit 1833 von Oppen-Schilden.8 alten Huitfeldt ]  Matthias Wilhelm Huitfeldt (1725–1803).9 Bertha ] Birte Huitfeldt (1768–1788) heiratete 1787 Gebhard Graf Moltke (1764–1851).10 Rosenholm ]  1559–67 errichtetes Renaissanceschloss bei Hornslet nordöstlich von Aarhus in Jütland, bis heute im Besitz der Familie Rosenkrantz.11 Sage ]  Vgl. Anna Reventlow. je pleure ta mort et ma vie ]  Ich beweine deinen Tod und mein Leben. Graf Gebhard starb bald darauf im jugendlichen Alter von 28 Jahren ]  Anscheinend Irrtum: Gebhardt Graf Moltke-Huitfeldt heiratete ein zweites Mal und starb erst 1851.12

3  Vgl. Clausholm Slot: History [www.clausholm.dk/history-clausholm-castle/] (20.1.2016). 4  Vgl. Clausholm Slot: The Chapel [www.clausholm.dk/the-chapel/] (20.1.2016). 5  Vgl. Dansk Biografisk Lexikon 15, 121 f. 6  Vgl. Encyclopædia Britannica [www.britannica.com/topic/Clarissa-novel-by-Richardson] (20.1.2016). 7  Vgl. Wikipedia, Lemma Schilden (20.1.2016). 8  Vgl. Wikipedia, Lemmata Haseldorf und Schilden (20.1.2016). 9  Vgl. Dansk Biografisk Lexikon 8, 163 f. 10  Vgl. Dansk Biografisk Lexikon 11, 434. 11  Vgl. Wikipedia (dän.), Lemma Rosenholm Slot (20.1.2016). 12  Vgl. Dansk Biografisk Lexikon 11, 434.

272 |

i.6  Materialien und Projekte

Emmerenze Rosenkranz … Detlev von Raben ] Charlotte Emerentze Rosen­ krantz-­ Huitfeldt (1791–1843) heiratete um 1807 Frederik (offenbar nicht ­Detlev) Raben-Levetzau-Huitfeldt (1784–1825).13 122 Heirath eines Majorats mit einem Fideicommisse ]  Erbrechtliche Institute, die darauf abzielen, Grundbesitz ungeteilt in der Hand einer Familie zu halten. Beim Majorat erbt das älteste Kind, beim Fideikommiss (Familienstiftung) erhält der Erbe freie Verfügung über den Ertrag, darf den Besitz aber nicht veräußern, verschenken oder außerhalb der Familie vererben.14 128 Tochter des Professors Hall ]  Der Jurist Carl Christian Hall (1812–1888), einer der Hauptvertreter der eiderdänischen (nationalliberalen) Partei, 1854 dänischer Kultusminister, 1857–59 und 1860–64 Ministerpräsident.15 Vgl. Un­ wieder­bringlich, Kap. 6 (GBA 49). 137 f. „feu mon père n’aurait pu mieux choisir pour moi; il est sobre et ne me coûte presque rien“ ]  emend.; Hs. „feu mon pere nauroist pu mieus choisir pour moi: – il est sobre et ne me coute pres que rica ⌐rien¬“ 137 f. „feu mon père … presque rien“ ]  Mein verstorbener Vater hätte keine bessere Wahl für mich treffen können; er ist nüchtern und kostet mich fast nichts. 153 Marmorsarkophage ]  emend.; Hs. Marmorsarlophage 158 Abgesehen ]  emend.; Hs. Unabgesehen 180 Etatsrath Sreschow ]  Nicht ermittelt, möglicherweise Stresow. 183 Lisalund ]  Liselund, 1792 erbautes klassizistisches Schloss auf der Insel Møn, 1820–43 im Besitz der Familie Raben-Levetzau-Huitfeldt, 1843–2005 im B ­ esitz der Familie Rosenkrantz, seither des Dänischen Nationalmuseums.16 206 Laaland ]  Die dänische Insel Lolland. 234 Laurwig ] Larvik, heute Provinz Vestfold (Norwegen), im 19. Jh. Sitz einer Eisen­hütte.17 120 f.

Anna Reventlow Textgrundlage: Autograph; Ms. von der Hand Mathilde von Rohrs Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 32, 23–31 (vormals als Leihgabe im

TFA)

Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 71 (Gruppe IV) Drucke: Erstdruck Literatur: –

13  Vgl. Wikipedia (dän.), Lemma Liselund Slot; [www.geni.com/people/Sophus-Frederik-von-

Raben-­Levetzau-Huitfeldt/6000000016477649703] (20.1.2016).

14  Vgl. Brockhaus20 14, 76; 7, 276. 15  Vgl. Dansk Biografisk Lexikon 6, 493–508. 16  Vgl. Wikipedia (dän.), Lemma Liselund Slot (20.1.2016). 17  Vgl. Wikipedia, Lemma Larvik (20.1.2016).

Anna Reventlow

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Datierung: 1879 (vgl. Erläuterungen) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst

1933, Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48

Manuskriptbeschreibung: SBB, St 32, 23: 1 Bogen Folio, eigh. von F. beschrieben. ­ inte. 24/25: 1 Bogen Folio. 24r: Titel Anna Reventlov von F.s Hand. Auf 24r aufgeT klebt 1 Blatt (24a; 13,8 × 13,8 cm), beidseitig beschrieben von der Hand Mathilde von Rohrs. Tinte. Unter­streichungen mit Rotstift vermutlich von F.s Hand. Auf 25r aufgeklebt 1 Blatt (25a; 13,8 × 22,1 cm), beidseitig beschrieben von der Hand Mathilde von Rohrs. Tinte. Unterstreichungen mit Rotstift vermutlich von F.s Hand. 24av: Vermutlich nicht zugehöriger Text von der Hand Mathilde von Rohrs, nur teilweise lesbar. Tinte. 26–31: 1 geheftetes Konvolut (20,8 × 32,3 cm) von 8 Blatt (= 16 Seiten), davon 12 Seiten beschrieben von der Hand Mathilde von Rohrs. Tinte. 27: Anstreichung und Absatz­markierung mit Rotstift vermutlich von F.s Hand. Textpräsentation: Der von Mathilde von Rohr geschriebene Text wird zur Unterscheidung von F.s Text in Kleindruck wiedergegeben. Orthographie und Zeichensetzung sind beibehalten. Erläuterungen: Mathilde von Rohr vermittelte F. außer Die drei Bräute auch den Stoff

zu Anna Reventlow aus der Familie ihrer Freundin Emilie Prinzessin von SchönaichCarolath (vgl. Die drei Bräute mit Kommentar). F. archivierte das Material, machte jedoch keinen Gebrauch davon. Vgl. F. an Mathilde von Rohr, 10.4.1879: „[…] Über Anna Reventlow existiert, glaub ich, eine Sage, die Lenau, frei, in einem RomanzenZyklus behandelt hat. Unter Christian dem II. oder IV. kann es nicht gewesen sein; ich habe deren Spezial-Geschichte – namentlich auch ihre Liebschaften – durchgelesen“ (BW F.–Rohr 2000, Nr. 200). Der Titel des Fragments erscheint in der Titelzusammenstellung 4. Gruppe. Es handelt sich 1) um die Gründungssage von Schloss Clausholm, 2) um die Ge­ schichte von Anna Sophie Reventlow (1693–1743), Königin von Dänemark und Norwegen. 1712 wurde sie morganatisch mit Frederik IV. (1671–1730) getraut. Nach dem Tod seiner ersten Frau, Louise Prinzessin zu Mecklenburg, wurde sie 1721 seine Frau zur rechten Hand und damit Königin. Alle Kinder aus der Verbindung starben vor ihrem zweiten Geburtstag. Nach dem Tod Frederiks IV. 1730 verbannte sein Sohn aus erster Ehe Christian VI. Anna Sophie Reventlow auf ihre Güter in Clausholm.1

Stellenkommentar: 6

Bischof Elocus von Jütland ]  Sagenhaft. Die Chronologie für Schloss Clausholm gibt Bischof Elocus von Aarhus (?) (12. Jh.) als Erbauer des ersten Schlosses an.2 Für Aarhus ist ein Bischof namens Elias (Helias, gest. um 1162) belegt. Der

1  Vgl. Dansk Biografisk Lexikon 1, 289–293; Wikipedia (dän.), Lemma Anna Sophie Reventlow; Clausholm Slot: History [www.clausholm.dk/history-clausholm-castle/] (20.1.2016). 2  Clausholm Slot: History [www.clausholm.dk/chronology-for-clausholm-castle/] (20.1.2016).

274 |

i.6  Materialien und Projekte

bedeutendste dänische Bischof des 12. Jh.s ist Eskil, Erzbischof von Lund, der aus einer jütländischen Adelsfamilie stammte (um 1100–1181/82).3  10 Clageholm ]  Clausholm; vgl. Kommentar zu Die drei Bräute.  11 Grafen Reventlow ]  Conrad Graf Reventlow (1644–1708), dänischer Premierminister und Großkanzler.4  12 Christian der 7te … jagte in den Wäldern von Jütland ]  Vielmehr Frederik IV. (vgl. Erläuterungen). Er lernte Anna Sophie Reventlow 1711 auf einem Masken­ball in Kolding kennen.5  16 trotz der rechtmäßigen Gemahlin ]  Louise Prinzessin zu Mecklenburg (1667– 1721); vgl. Erläuterungen.  22 Capelle … Bußübungen ]  Anna Sophie Reventlow stiftete die Ausstattung der Kapelle von Schloss Clausholm; vgl. Kommentar zu Die drei Bräute.   25 f. Lenau … Ballade „Anna“ ]  Nikolaus Lenau: Anna. Nach einer schwedischen Sage (1838).6 Hier geht Anna einen magischen Pakt ein, der ihr ewige Schönheit im Austausch gegen Unfruchtbarkeit garantiert.  29 Gregor der 7t ]  Der Zölibat, die Ungültigkeit der Ehen von Klerikern, w ­ urde nicht unter Gregor VII. (Papst 1073–1085), sondern unter Innozenz III. (Papst 1198–1216) auf dem Vierten Laterankonzil 1215 verfügt.7 127 II ]  Inkonsequenz in der Nummerierung; vgl. Z. 100. 167 Fürstin ]  Nicht eindeutig gelesen.

Dörte Sabin Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 48, 12r (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 106 (Gruppe VI; unter dem Titel Dorte Sabin) Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: 1880er-Jahre, vermutlich vor 1888 (vgl. Erläuterungen) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst

1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48

3  Dansk Biografisk Lexikon 4, 492 f.; Lexikon des Mittelalters 5, 14; Wikipedia (dän.), Lemma Århus’ bisperække (20.1.2016). 4  Vgl. Dansk Biografisk Lexikon 14, 42–46. 5  Vgl. Dansk Biografisk Lexikon 1, 289. 6  Gedichte von Nicolaus Lenau. Zweiter Band. Stuttgart, Tübingen 81848, 235–256. 7  Vgl. Lexikon für Theologie und Kirche 10, 1483.

Der Prümer-Krieg

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Manuskriptbeschreibung: 1 Zettel (21 × 8,3 cm). Tinte.

Nicht zugehöriger Text: In der linken unteren Ecke Klebespur. Darüber von F.s Hand 3. Zeile 2. Absatz. Und doch wirkt alles nur komisch, und stimmt eher zum Lachen als zur Theilnahme.

Erläuterungen: Offenbar handelt es sich um eine Anekdote aus der preußischen Mili-

tärgeschichte; Näheres nicht ermittelt. Das Fragment befindet sich in dem mit Novelletten. Kleine Erzählungen überschriebenen Konvolut St 48 und ist in der Titelzusammenstellung Novelletten. Kleine Erzählungen genannt, die vermutlich 1888 entstanden ist.1

Stellenkommentar: 2

Gassen=laufen ]  Spießrutenlaufen: Körperstrafe für einfache Soldaten, die tödlich enden konnte; in Preußen 1806 abgeschafft.2

Der Prümer-Krieg Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 29, 1–2 (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 145 (Gruppe VI; unter dem Titel Der Prunner Krieg;

Lesefehler)

Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: nach November 1883 t. post q.: Theaterkritik (vgl. Manuskriptbeschreibung) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 1 Streifen, aufgeklebt auf den Konvolutumschlag der SBB (s. f.) + 1 Bogen Folio (1) + 1 Blatt Folio (2). Nicht zugehöriger Text: SBB, St 29, 3–4: Theaterkritik zu: Michael Beer: Struensee (Aufführung vom 2.11.1883: Bibliographie Nr. 3914; NFA 22/2, 237–241). Erläuterungen: Die Stadt Prüm in der Westeifel (heute Rheinland-Pfalz) ist bekannt

durch die 721 gegründete Benediktinerabtei St. Salvator, die 1576 dem Erzstift Trier

1  Vgl. GBA Von vor und nach der Reise 190. 2  Vgl. Meyers Konversations-Lexikon4 15, 145.

276 |

i.6  Materialien und Projekte

einverleibt und 1802 säkularisiert wurde.1 Auf dem Wiener Kongress fiel Prüm an Preußen. Der „Prümer Krieg“ war eine Begebenheit im Februar 1768: Cosmas Knauff, der Prior der Abtei Prüm, hatte mit einer Schmähschrift gegen die Einverleibung des Klosters in das Erzstift und Kurfürstentum Trier protestiert, wurde vom Kurfürsten Johann IX. Philipp von Walderdorff gefangengesetzt und starb 1740 in der Haft. Als nach dem Tod des Kurfürsten im Februar 1768 der Statthalter des Domkapitels die Abtei betreten wollte, widersetzten sich die Mönche gewaltsam und schlugen das eingesetzte Militär mehrmals zurück. Die Streitigkeiten zogen sich bis zum Amtsantritt des neuen Kurfürsten Clemens Wenzeslaus Herzog zu Sachsen am 21.2.1768 hin.2 Stellenkommentar: 6

Johanniterblatt 1875. S. 104 ]  Anon.: Der Prümer Krieg. In: Wochenblatt der Johanniter-Ordens-Balley Brandenburg 16 (1875), 104 f.

1  Vgl. Lexikon des Mittelalters 7, 290 f. 2  Vgl. Bernhard Ferdinand Julius Endrulat: Johann IX. Philipp. In: ADB 14 (1881), 430 [www.

deutsche-­biographie.de/pnd118712403.html?anchor=adb] (20.1.2016); Leo Just: Clemens Wenzeslaus, Herzog zu Sachsen. In: NDB 3 (1957), 282 f. [www.deutsche-biographie.de/pnd118640208.html] (20.1.2016); Christian von Stramberg: Ehrenbreitstein, Feste und Thal, historisch und topographisch dargestellt. Coblenz 1845, 505–509.

Der Prümer-Krieg

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278 |

i.6  Materialien und Projekte

Die Befreiung des Herrn v. Heyden Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 51, 1 (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: nicht verzeichnet Titel: laut Incipit Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: Mitte der 1880er-Jahre t. ad q.: Die Poeten des Berliner Figaro (1884; vgl. Manuskriptbeschreibung) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 1 Blatt Folio. Auf 1r aufgeklebt 1 Streifen (1a). Tinte, Blaustift. Nicht zugehöriger Text: Das Konvolut St 51 enthält außerdem: 2a: 1 Streifband mit eigh. Titel Die Poeten des Berliner Figaro (1884; GBA, W 7, 143 f.), aufgeklebt auf ­Zeitungs­aus­schnitt ohne Datum; 2av: Textbruchstück von der Hand Emilie Fontanes, mit Einfügung von F.s Hand; 3a, b: Titelzusammenstellung Kleine (meist heitre) Stoffe (vgl. dort). Erläuterungen: Dem Projekt liegt ein Ereignis aus dem Jahr 1755 zugrunde: Leutnant von Heyden hielt sich als Werbeoffizier für die preußische Armee in der Reichsstadt Ulm auf. Ein Rekrut, den er angeworben hatte, wollte ihm mit lautem Geschrei entfliehen. Der Leutnant knebelte ihn, so dass der Rekrut erstickte, woraufhin der Leutnant verhaftet und vom Ulmer Magistrat zum Tod am Galgen verurteilt wurde. Die Intervention des preußischen Hofes blieb vergeblich. Daraufhin entsandte Friedrich II. Rittmeister von Seelen vom Zieten’schen Husarenregiment nach Ulm, der mit List und Geschicklichkeit unter abenteuerlichen Umständen die Befreiung des Leutnants von Heyden aus dem Gefängnis bewerkstelligte und ihn, den Verfolgern zum Trotz, ungeschoren nach Potsdam brachte. Die Anekdote findet sich in: Louise Johanne Leopoldine von Blumenthal: Lebensbeschreibung Hans Joachims von Zieten, KöniglichPreußischen Generals der Kavallerie, Ritters des schwarzen Adlerordens, Chefs des Regiments der Königlichen Leibhusaren und Erbherren auf Wustrau. Berlin [1797, 2 1800,] 31806, 208–217.

Verschwunden

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Verschwunden Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 16, 44–45 (vormals als Leihgabe im

TFA)

Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 124 (Gruppe VI) Drucke: Erstdruck Literatur: –

Datierung: nach November 1883 t. post q.: Theaterkritik (vgl. Manuskriptbeschreibung) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 1 Bogen Folio + 1 Blatt Folio. Tinte, Blaustift. Nicht zugehöriger Text: SBB, St 16, 45v: Theaterkritik zu: Michael Beer: Struensee (Aufführung vom 2.11.1883: Bibliographie Nr. 3914; NFA 22/2, 237–241). Erläuterungen: Der britische Diplomat Benjamin Bathurst (geb. 1784) verschwand am

25.11.1809 auf der Rückreise von Wien nach London in Perleberg (heute Landkreis Prignitz, Brandenburg) spurlos. Britische Zeitungen lasteten sein Verschwinden der französischen Regierung an, worauf Napoleon persönlich Bathursts Frau, die intensive Nachforschungen vor Ort anstellte, Unterstützung bei ihrer Suche anbot. Auch Karl August Varnhagen von Ense, Wilibald Alexis und George Hesekiel, die sich mit dem Fall beschäftigten, vermuteten, Bathurst sei im Auftrag der französischen Regierung entführt und ermordet worden. Vermutlich fiel er jedoch einem Raubmord zum ­Opfer.1 Die von F. genannte Quelle ist: Das Verschwinden des Lord Bathurst in Perleberg. 1809. In: Der Neue Pitaval. Eine Sammlung der interessantesten Criminalgeschichten aller Länder aus älterer und neuerer Zeit. Begründet von Julius Eduard Hitzig und Wilhelm Häring (d. i. Willibald Alexis). Fortgesetzt von Anton Vollert. Neue Serie. Siebenter Band. Leipzig 1872, 1–37. Der Neue Pitaval geht zurück auf die Sammlung Aktenmäßige Darstellung merkwürdiger Verbrechen (1808–1829) von Anselm von Feuerbach. Namengebend ist der sog. „Alte Pitaval“: François Gayot de Pitaval (1673–1743): Causes célèbres et intéressantes, avec les jugements qui les ont décidées […]. 18 Bde. (1734–1741). In F.s Notizbuch E 3 (1866) ist der Stoff auf Blatt 49v–50r in einer Liste von Projekten – teils Wanderungen-, teils Erzählprojekte – erwähnt: Fehrbellin in Geschichte, Sage, Kunst u. Dichtung von Th. F. [–] Herrmann v. Katte eine Geschichte seines Lebens und Todes von Th. F. [–] Grete Minde eine altmärk: Geschichte. [–] Die Geschichte von Lord

1  Vgl. Der Neue Pitaval 7 (1872), 1–37; Wikipedia (engl.), Lemma Benjamin Bathurst (diplomat) mwN. (20.1.2016).

280 |

i.6  Materialien und Projekte

Bathurst in Perleberg. [–] Die Geschichte von Burgemeister Schultz in Kyritz. Das Ende der Quitzovs. Der Cremmer-Damm.2 Stellenkommentar: 9

Staatsrath Dr. Vollert, Exc. in Gera ]  Anton Vollert (1828–1897),3 der Fort­ setzer des Neuen Pitaval; vgl. Erläuterungen.

Historische Romane (aus der preusischen Geschichte) Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 24, 1–2 (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 136 (Gruppe VI) Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: Anfang der 1880er-Jahre (Stoffsammlung) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst

1933, Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 2 Bogen Folio.

Erläuterungen: Es handelt sich um drei miteinander verflochtene Projekte zu histori-

schen Romanen, vielleicht als Trilogie gedacht. Das dritte Projekt ist detaillierter skizziert.

Stellenkommentar: 3

4

1805. Untergang ]  Die Zeit vor dem Eintritt Preußens in den Vierten Koalitionskrieg. Die Aufnahme von Kampfhandlungen führte mit der Niederlage bei Jena und Auerstedt am 14.10.1806 fast sofort zum militärischen und poli­ tischen Ruin Preußens. 1805 spielt Schach von Wuthenow; 1806 gehört zur Vorgeschichte von Vor dem Sturm. 1819. Reaktionsperiode ]  1819 wurden die Karlsbader Beschlüsse erlassen, vier Gesetze, mittels deren die während der „Befreiungskriege“ 1813–15 erstarkten liberalen und konstitutionellen Bestrebungen in den Staaten des Deutschen

2  Fehrbellin (1865): vgl. GBA, W 6, 46–52. – Küstrin. Die Katte-Tragödie (entstanden 1879): GBA, W 2, 199–339. – Grete Minde (entstanden 1878/79). – Burgemeister Schultz: Vgl. Vor dem Sturm, Kap. II/13 (entstanden 1876–78): GBA 1, 260 f. mit Anm. – Quitzöwel (entstanden 1887): GBA, W 5, 11–99. 3  Vgl. NDB-Index [www.deutsche-biographie.de/sfzV1801.html] (20.1.2016).

Historische Romane (aus der preußischen Geschichte)

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Bundes, insbesondere in Österreich und Preußen, mit repressiven Mitteln zurückgedrängt wurden. Sie richteten sich vor allem gegen die Universitäten und die Presse.1 1819 ist F.s Geburtsjahr; seine Kindheit und sein frühes Erwachsenenalter fielen also in die „Reaktionsperiode“. 1840 ]  Todesjahr Friedrich Wilhelms III., des Königs, in dessen Regierungszeit (1797–1840) sowohl die napoleonischen Kriege als auch die Reaktions­ periode fielen. Friedrich Wilhelm IV., dessen Regierungsantritt mit großen Erwartungen verbunden wurde, setzte zunächst Maßnahmen, die der liberal und konstitutionell gesinnten Bevölkerung vielversprechend erschienen, etwa eine Amnestie für politische Gefangene, enttäuschte sie jedoch bald durch ­seine Ablehnung einer Verfassung und seinen konservativ-orthodoxen religionspolitischen Kurs. –48. Neuer Frühling ]  Die Epoche des Vormärz und die Revolution von 1848,2 die F. engagiert miterlebte. (York 1814) ] Der preußische Generalleutnant Johann David Ludwig von York (1759–1830) hatte Ende 1812 eigenmächtig einen Waffenstillstand mit dem russischen General Diebitsch geschlossen und damit das Signal zur Los­ lösung Preußens aus dem Bündnis mit Napoleon gegeben, während Friedrich ­Wilhelm III. zögerte. Er nahm am folgenden Feldzug gegen Napoleon teil und wurde 1814 zum Grafen York von Wartenburg ernannt.3 Pfaueninsel ]  Die Pfaueninsel in der Havel zwischen Berlin und Potsdam, die Friedrich Wilhelm II. gekauft hatte, war auch ein Lieblingsort seines Sohnes Friedrich Wilhelm III.; vgl. Die Pfaueninsel unter Friedrich Wilhelm III. 1797– 1840 (GBA, W 3, 202–205). die Blume ]  Nicht ermittelt. Fähnrich v. Arnstedt ]  Emil von Arnstedt (1816–1837), Fähnrich in Frankfurt (Oder), erschoss aus Zorn über Zurechtweisungen seinen Vorgesetzten, wurde zum Tod verurteilt und enthauptet. In Hoppenrade zitiert F. ausführlich aus Arnstedts Korrespondenz und beurteilt sie: „Ihr charakteristischer Zug ist ein ungeheures Maß von Selbstsucht und Leichtsinn. […] Schlimmer ist der Gefühlsmischmasch, das entsetzliche Durcheinander von Sentimentalität und Obszönität, in welcher Hinsicht diese Briefe vielleicht einzig dastehen und geradezu ein psychologisches, sicherlich ein zeitbildliches Interesse bean­spruchen dürfen“ (GBA, W 5, 219). Arnstedts Charakter und seine Tat begreift er als Ausdruck seiner Epoche, der „Reaktionsperiode“ oder des „Bieder­meier“: „Er hatte nur einen Mitschuldigen: die Halbheit, Zerfahrenheit und Verwirrung der Zeit, in der er lebte. Nichts war innerlich in Ordnung, ein Bovist, alles hohl und faul, und ein bitteres Lächeln überkommt den, der jene Tage noch mit durchkostet hat, wenn er von ihnen wie von einer hingeschwundenen ‚guten, alten Zeit‘ […] berichten hört“ (ebd., 235).

1  Vgl. Handbuch der preußischen Geschichte 2, 183–192. 2  Vgl. Handbuch der preußischen Geschichte 2, 198–261. 3  Vgl. Otto Nasemann: York, Hans David Ludwig. In: ADB 44 (1898), 594–606 [www.deutsche-

biographie.­de/pnd120310805.html?anchor=adb] (20.1.2016).

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i.6  Materialien und Projekte

Maron= und Faucher=Zeit  ] 1) Hermann Maron (1820–1882), Journalist und Landwirt, Teilnehmer der Revolution von 1848. F. hatte Maron, der dem Kreis um Julius Faucher, Max Stirner, Edgar und Bruno Bauer angehörte, 1840 kennen­gelernt, aber wenig Sympathie für ihn empfunden; vgl. Von Zwanzig bis Dreißig, Abschnitt Berlin 1840, Kap. 2 (GBA 28–31).4 Vgl. auch Erreicht! 2) Der Journalist Julius Faucher (1820–1878) war 1846 Mitbegründer des Deutschen Freihandelsvereins.5 1856–61 war er in London Redakteur des Morning ­Chronicle (1769–1865) und der Englischen Korrespondenz, der F. vergeblich Konkurrenz zu machen versuchte. Die aus Berlin herrührende Bekanntschaft beider vertiefte sich hier. Vgl. Von Zwanzig bis Dreißig, Abschnitt Berlin 1840, Kap. 2 (GBA 31–57); Fontane-Lexikon 134 mwN. Lenau ] Nikolaus Lenau (1802–1850), eig. Nikolaus Edler von NiembschStrehlenau, gehörte zu den bevorzugten Lyrikern des jungen F. Vgl. Von Zwanzig bis Dreißig, Abschnitt Berlin 1840, Kap. 2 (GBA 33); Fontane-Lexikon 273. Herwegh ]  Georg Herwegh (1817–1875) polarisierte das Lesepublikum des Vormärz mit seinen politisch engagierten Gedichten eines Lebendigen (1841/43).6 Zu seinen zahlreichen Bewunderern und Nachahmern gehörte auch der junge F. Aus der Distanz eines halben Jahrhunderts behandelte er diese Phase seines Lebens mit Ironie; vgl. Von Zwanzig bis Dreißig, Abschnitt „Mein Leipzig lob ich mir“, Kap. 4 (GBA 95–107); dazu Nürnberger 2007, 133–140; Fontane-Lexikon 210. Vgl. auch Cécile, Kap. 20 (GBA 159), Frau Jenny Treibel, Kap. 3 (1894; GBA 31 f.) und Die preußische Idee. Ruge ]  Der Philosoph und Publizist Arnold Ruge (1802–1880), 1824–30 aufgrund der Karlsbader Beschlüsse inhaftiert, war Mitherausgeber der Hallischen Jahrbücher für deutsche Wissenschaft und Kunst und verlegte deren Redaktion 1841 zunächst nach Dresden, 1842 den Druck in die Schweiz, um sie nicht der preußischen Zensur unterstellen zu müssen. 1848 gründete er die Zeitschrift Die Reform als Sprachrohr der deutschen Demokraten.7 Dessauer-Bewegungen ] Unklar. Möglicherweise in Zusammenhang mit der Dessau-Wörlitzer Reformbewegung unter Leopold III. Franz Fürst von Anhalt-Dessau (1740–1817), einem Experiment des aufgeklärten Absolutismus mit antipreußisch ausgerichteter Friedenspolitik, das im Vormärz als positives Gegenbild zur zeitgenössischen Monarchie angesehen wurde.8

4  Vgl. außerdem Neuruppin (GBA, W 1, 181) und Cafés von heut und Konditoreien von ehmals (Auto­

bio­graphische Schriften 3/1, 410).

5  Vgl. Hans-Henning Zabel: Faucher, Julius. In: NDB 5 (1961), 29 [www.deutsche-biographie.de/

pnd116413034.html] (20.1.2016). 6  Vgl. Martin Glaubrecht: Herwegh, Georg Friedrich Rudolf Theodor Andreas. In: NDB 8 (1969), 723–726 [www.deutsche-biographie.de/pnd118550128.html] (20.1.2016); Volker Giel: Einleitung. In: Georg Herwegh: Werke und Briefe. Kritische und kommentierte Gesamtausgabe. Hg. von Ingrid ­Pepperle u. a. Bd. 1: Gedichte 1835–1848. Bearb. von Volker Giel. Bielefeld 2006, IX–XI. 7  Vgl. Helmut Reinalter: Ruge, Arnold. In: NDB 22 (2005), 236–238 [www.deutsche-biographie.de/ pnd118604023.html] (20.1.2016). 8  Vgl. Erhard Hirsch: Die Dessau-Wörlitzer Reformbewegung im Zeitalter der Aufklärung. Personen – Strukturen – Wirkungen. Berlin 2003, insb. 39–44; ders.: Leopold III. Friedrich Franz. In: NDB 14 (1985), 268–270 [www.deutsche-biographie.de/pnd119093502.html] (20.1.2016).

Historische Romane (aus der preußischen Geschichte)

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Lichtfreundschaft ]  „Lichtfreunde“, zunächst „Protestantische Freunde“, nannte sich eine evangelische Gruppierung in Preußen und Sachsen, die den theo­ logischen Rationalismus vertrat und gegen die konservative Religionspolitik der 1840er-Jahre opponierte. 1845 in Preußen verboten, 1847 durch Ausschluss aus der Landeskirche zu einer Sekte geworden, verbreitete sie sich ab 1848 wieder.9 Arndt ] Ernst Moritz Arndt (1749–1860), dem infolge der Karlsbader Be­ schlüsse die Lehrerlaubnis entzogen worden war, durfte 1840 beim Regierungs­ antritt Friedrich Wilhelms IV. auf seinen Lehrstuhl an der Universität Bonn zurückkehren und wurde zu deren Rektor gewählt.10 Boyen ] Hermann von Boyen (1771–1848), Teilnehmer an den napoleonischen Kriegen, gehörte zu den preußischen Heeresreformern und wurde 1814 in der Nachfolge Scharnhorsts zum Kriegsminister ernannt. In Reaktion auf die politische Kursänderung Friedrich Wilhelms III. trat er 1819 zurück. Seine Wieder­berufung als Kriegsminister 1841 durch Friedrich Wilhelm IV. wurde als positives Signal gewertet.11 Kölner Dom ]  Das Kölner Dombaufest 1842, die zweite Grundsteinlegung des Kölner Doms durch Friedrich Wilhelm IV., war ein symbolträchtiges Ereignis, das zum einen die Aussöhnung Preußens mit seinen katholischen Provinzen besiegeln, zum anderen die Idee eines deutschen Nationalstaats formulieren sollte.12 Vgl. Zum Kölner Domfest (15. Oktober 1880) (GBA, G 1, 244 f.). Vereinigte Landtag ]  Ständisches Gremium, zusammengesetzt aus 613 Delegierten der Provinziallandtage der acht preußischen Provinzen, das am 3.2.1847 durch Friedrich Wilhelm IV. erstmals einberufen wurde und 1847 und 1848 im Berliner Schloss tagte. In seiner Eröffnungsrede am 11.4.1847 erteilte Friedrich Wilhelm IV. der Hoffnung auf eine Verfassung eine Absage und enttäuschte ­damit die Erwartungen der Liberalen; auch entsprachen Zusammensetzung und Kompetenzen des Vereinigten Landtags nicht denen eines Parlaments.13 Freiherr v. Vincke ]  Georg von Vincke (1811–1875), Jurist aus Westfalen, führender preußischer Liberaler, 1848 Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung, später Führer der sog. Altliberalen im preußischen Abgeordnetenhaus und Gegner Bismarcks. 1845 in Westfalen und 1847 im Vereinigten Landtag forderte er nachdrücklich die Einlösung des von Friedrich Wilhelm III. 1815 gegebenen Versprechens, eine Verfassung zu erlassen.14 Vgl. auch Storch von Adebar. Cornelius ]  Der Maler Peter Cornelius (1783–1867), der sich als Angehöriger des Lukasbundes (Nazarener) bevorzugt christlichen Sujets widmete, wurde 1841 von Friedrich Wilhelm IV. mit der Ausmalung des ‚Campo santo‘

9  Vgl. Handbuch der preußischen Geschichte 2, 212. 10  Vgl. Handbuch der preußischen Geschichte 2, 200. 11  Vgl. Franz Schnabel: Boyen, Hermann Ludwig Leopold Gottlieb von. In: NDB 2 (1955), 495–498

[www.deutsche-biographie.de/pnd118662481.html] (20.1.2016); Handbuch der preußischen Geschichte 2, 200. 12  Vgl. Handbuch der preußischen Geschichte 2, 200 f. 13  Vgl. Handbuch der preußischen Geschichte 2, 222–226. 14  Vgl. Herman von Petersdorff: Vincke, Georg Freiherr von. In: ADB 39 (1895), 743–752 [www. deutsche-biographie.de/pnd118627112.html?anchor=adb] (20.1.2016).

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i.6  Materialien und Projekte

des Berliner Doms beauftragt. Verzögert zunächst durch die Revolution von 1848, ­gelangte das Projekt bis zum Tod Friedrich Wilhelms IV. 1861 nicht zur Ausführung; erhalten sind Cornelius’ Kartons.15 Vgl. auch Unwiederbringlich, Kap. 2 (GBA 19 mit Anm.). Stahl ] Der Rechtsphilosoph Friedrich Julius Stahl (1802–1861; eig. Julius Jolson-­Uhlfelder) war wegen seines burschenschaftlichen Engagements zeitweise von der Universität relegiert gewesen. 1840 wurde er als Professor für Rechtsphilosophie, Staats- und Kirchenrecht an die Berliner Universität be­ rufen. Er vertrat hochkonservative Positionen, war Mitbegründer der Konservativen Partei Preußens und der Kreuzzeitung und von großem Einfluss auf Friedrich Wilhelm IV. Seinem Wirken war zu verdanken, dass die deutschen Konservativen nach 1848 eine Verfassung akzeptierten.16 Zu F.s Position gegen­über Stahl vgl. Fontane-Lexikon 425. Polit. Wochenblatt  ] Konservative Zeitschrift (1831–1841), gegründet als Sprachrohr des reaktionären Flügels der Romantiker, die für eine ständische Verfassung eintraten.17 Der 18. März ]  Der Ausbruch der Revolution von 1848 in Berlin. Zu F.s Zeit­ genossenschaft vgl. Nürnberger 2007, 212–220 mwN.

Kunst- und Klatsch-Roman Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 22, 1–2 (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 134 (Gruppe VI) Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: wohl um 1879/80 (Planung verschiedener Romanprojekte nach Abschluss von Vor dem Sturm) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 1 Bogen Folio + 1 Blatt Folio. Tinte, Rotstift. Auf 2r aufgeklebt 1 Zettel (2a). Bleistift. Nicht zugehöriger Text: SBB, St 22, 2v: Vor dem Sturm III: II / Bamme kommt. Ritt zu Drosselstein.

15  Vgl. Herbert von Einem: Cornelius, Peter Joseph von. In: NDB 3 (1957), 363–365 [www.deutsche-

biographie.de/pnd118676903.html] (20.1.2016).

16  Vgl. Hans-Christof Kraus: Stahl, Friedrich Julius. In: NDB 25 (2013), 32 f. 17  Vgl. Handbuch der preußischen Geschichte 2, 204.

Kunst- und Klatsch-Roman

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Erläuterungen: Ein stark autobiographisch geprägtes Romanprojekt, dessen Stoff sich

zum großen Teil in Von Zwanzig bis Dreißig wiederfindet.

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1839 bis 59 ]  In etwa die Regierungszeit Friedrich Wilhelms IV. (1795–1861), der 1840 den Thron bestieg und 1858 aus gesundheitlichen Gründen seinem Bruder, dem nachmaligen Wilhelm I., die Regentschaft überließ.1 Maronschen Kneipe ]  F. hatte den Journalisten Hermann Maron (geb. 1820– 1882), der dem Kreis um Julius Faucher, Max Stirner, Edgar und Bruno ­Bauer angehörte, 1840 kennengelernt, aber wenig Sympathie für ihn empfunden; vgl. Von Zwanzig bis Dreißig, Abschnitt Berlin 1840, Kap. 2 (GBA 28–31).2 Vgl. auch Erreicht! Sylvester Ball bei Hennigs ]  Im „Sommer- und Wintergarten“ von L. und H. Hennig in der Chausseestraße 213 verbrachte F. den Silvesterabend 1839; vgl. Von Zwanzig bis Dreißig, Abschnitt Berlin 1840, Kap. 3 (GBA 57). Lepels Kasernenstube ]  F.s Freund Bernhard von Lepel (1818–1885) war 1840 Leutnant im Garde-Grenadier-Regiment „Kaiser Franz von Österreich“, in dem F. 1844/45 seinen Militärdienst leistete. Vgl. Fontane-Lexikon 274 mwN. Tunnel. Rütli. ] Die literarischen Vereinigungen Der Tunnel über der Spree und sein Ableger Rütli. Vgl. Fontane-Lexikon 450 f. und 387 f., jeweils mwN. Frl. v. Rohr ]  F.s Freundin Mathilde von Rohr (1810–1889), spätere Stiftsdame in Dobbertin (Mecklenburg), die er durch Lepel kennenlernte. Sie ver­schaffte ihm zahlreiche gesellschaftliche und literarisch fruchtbare Kontakte. Vgl. ­Fontane-Lexikon 382 mwN. Frl. v. Crayn ]  Victoire von Crayen (1786/87 – nach 1862).4 Die Ge­schichte ­ihrer Affäre mit Otto Friedrich Ludwig von Schack (1763–1815) erfuhr F. durch Mathilde von Rohr; sie diente ihm als Ausgangspunkt für Schach von Wuthenow. Vgl. Seebacher 1997; Fontane-Lexikon 391 f. mwN. und Gräfin Sch….n mit Kommentar. Gräfin Schwerin ]  Sophie Amalie Gräfin von Schwerin (1785–1863), geb. Gräfin Dönhoff,5 führte in ihrem Haus in der Wilhelmstraße 63 einen konservativen Salon, in den F. durch Mathilde von Rohr und Bernhard von Lepel eingeführt wurde.6 Vgl. Gräfin Sch….n mit Kommentar. Wangenheims ]  Die Familie des Geheimrats von Wangenheim in der Lindenstraße 48,7 wo F. 1853–55 als Hauslehrer der Töchter, dann jahrzehntelang als Freund verkehrte; vgl. Das Wangenheim-Kapitel (Autobiographische Schriften

1  Vgl. Kurt Borries: Friedrich Wilhelm IV. In: NDB 5 (1961), 563–566 [www.deutsche-biographie.de/ pnd118535994.html] (20.1.2016). 2  Vgl. außerdem Neuruppin (GBA, W 1, 181) und Cafés von heut und Konditoreien von ehmals (Auto­ biographische Schriften 3/1, 410). 3  Vgl. Berliner Adressbuch 1839, 140. 4  Vgl. Wilhelmy-Dollinger 2000, 124–126. 5  Vgl. Zedlitz 1, 426. 6  Vgl. Nürnberger 2007, 514; F. an Mathilde von Rohr, 11.1.1861, 15.4.1862 u. ö. (BW F.–Rohr 2000, Nr. 9, 37); Berliner Adressbuch 1859, 460. 7  Vgl. Berliner Adressbuch 1879, 986.

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i.6  Materialien und Projekte

3/1, 392–405), Fontane-Lexikon 476 f.; Nürnberger 2007, 444–452. Vgl. auch Allerlei Glück mit Kommentar, Neue Novelle. Predigtamtscandidat und Geheimrathstochter mit Kommentar und Im W.’schen Hause. Kuglers ]  Die Familie des Kunsthistorikers Franz Kugler (1808–1858), Tunnelund Rütli-Mitglied, der ein bedeutender Freund und Förderer des jungen F. war; vgl. Fontane-Lexikon 261 f. mwN. Eggers ]  Die Brüder Friedrich (1819–1872) und Karl Eggers (1826–1900) aus Rostock. Friedrich Eggers war zeit seines Lebens ein enger Freund F.s; vgl. Fontane-Lexikon 114 f. mwN.

L’Impératrice oder Die rothe Maus Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 48, 16–17 (vormals als Leihgabe im

TFA)

Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 33 (Gruppe II) Drucke: Erstdruck Literatur: –

Datierung: zwischen 1877 und 1888 t. post q.: Helene von Dönniges’ Übersiedlung nach Amerika; t. ante q.: Titelzusammen­ stellung Novelletten. Kleine Erzählungen (vgl. Erläuterungen) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 1 Bogen Folio + 1 Blatt Folio. Tinte, Blaustift, Bleistift. Erläuterungen: Das Erzählprojekt ist inspiriert durch die turbulente Lebensgeschichte

der Schriftstellerin und Schauspielerin Marie Josephine Helene von Dönniges (1843– 1911), die F. möglicherweise persönlich kannte; vgl. Im W’schen Hause mit Kommentar. Sie war die Tochter des aus Stettin stammenden Diplomaten Wilhelm von Dönniges (1814–1872), der im Dienst Maximilians II. und Ludwigs II. von Bayern stand und sich durch seine propreußische Politik und sein arrogantes Auftreten in der Münchner Gesellschaft verhasst machte.1 1864 löste Helene von Dönniges ihre Verlobung mit dem rumänischen Fürsten Yanko Gehan Racowitza und verlobte sich mit Ferdinand Lassalle (1825–1864). Der Widerstand ihrer Eltern bewog sie, sich ­wieder von ihm zu trennen, worauf Lassalle Wilhelm von Dönniges zum Duell forderte. Racowitza nahm die Forderung an Dönniges’ statt an und verwundete Lassalle tödlich. 1865 heira­ teten Racowitza und Helene von Dönniges in Rumänien, dem damaligen F ­ ürsten­tum 1  Vgl. Karl Otmar Freiherr von Aretin: Dönniges, Franz Alexander Friedrich Wilhelm, von. In: NDB 4 (1959), 28–30 [www.deutsche-biographie.de/pnd11615750X.html] (20.1.2016).

L’Impératrice oder Die rothe Maus

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­ alachei; Racowitza erlag jedoch schon wenige Monate später ­einer Krankheit. ­Helene W von Dönniges ließ sich in Berlin zur Schauspielerin aus­bilden, heiratete 1868 ihren Lehrer Siegwart Friedmann (1842–1916) und zog mit ihm nach Wien, wo sie eine Celebrity wurde, die sich u. a. von Hans Makart porträtieren ließ. 1873 von Friedmann geschieden, ging sie nach St. Petersburg und heiratete dort den Sozia­listen Sergej von Schewitsch (1848–1911). Mit ihm lebte sie 1877–90 in Amerika, ab 1897 in München, wo sie in der Schwabinger literarischen Szene verkehrte, mehrere ­Bücher veröffentlichte, darunter auch Erinnerungen an ihre Zeit mit Lassalle,2 und sich mit Theosophie beschäftigte. 1911 starb ihr Mann, finanziell ruiniert; vier Tage später nahm Helene von Dönniges sich das Leben.3 F. plante – vermutlich angeregt durch die Affäre mit Ferdinand Lassalle –, die Erzählung in die Zeit der Revolution von 1848/49 vorzuverlegen und Ereignisse aus dieser Epoche mit der Biographie der Protagonistin zu verknüpfen. Das Manuskript liegt in dem von F. mit Novelletten. Kleine Erzählungen überschriebenen Konvolut St 48. Die Titelzusammenstellung Novelletten. Kleine Erzählungen ist vermutlich 1888 entstanden.4 Sie nennt u. a. Texte, die 1894 im Band Von vor und nach der Reise publiziert wurden. Stellenkommentar:  1

 1  8

12

L’Imperatrice ]  „Die Kaiserin.“ Dieser Beiname spielt offenbar auf Joséphine de Beauharnais (1763–1814), die erste Frau Napoleons I., an und damit sowohl auf Helene von Dönniges’ zweiten Vornamen Josephine als auch auf ihren großspurigen Lebensstil. Die rothe Maus ]  Der zweite Beiname erklärt sich vermutlich durch die Be­ ziehungen Helene von Dönniges’ zu den Sozialisten Lassalle und Schewitsch. Der Held (fällt in Baden) ]  Im Großherzogtum Baden hatten sich nach der Flucht des Großherzogs im Juni 1849 eine provisorische Regierung und eine Konstituante gebildet. Die sog. Badische Revolution wurde im Juni/Juli 1849 durch Truppen des Deutschen Bundes unter preußischer Führung niedergeschlagen.5 Vgl. auch Koegels-Hof Nummer drei. Lichnowski etc und die Bockenheimer Wirthschaft ] Felix Fürst Lich­nowsky (1814–1848), preußischer Offizier und konservativer Abgeordneter der Frank­ furter Nationalversammlung, wurde am 18.9.1848 auf einem Ausritt zu­ sammen mit General Hans von Auerswald bei Bockenheim durch eine aufge­ brachte Menge gelyncht.6

2  Helene von Racowitza: Meine Beziehungen zu Ferdinand Lassalle. Breslau 1879. 3  Vgl. Hubert Kulick: Dönniges, Marie Josephine Helene von. In: NDB 4 (1959), 27 f. [www.deutsche-

biographie.de/pnd121654710.html]; Iring Fetscher: Lassalle, Ferdinand. In: NDB 13 (1982), 661–669 [www.deutsche-biographie.de/pnd118569910.html] (20.1.2016); Racowitzà-Schewitsch, Frau Helene von. In: Sophie Pataky: Lexikon deutscher Frauen der Feder. Berlin 1898, 2, 162. 4  Vgl. GBA Von vor und nach der Reise 190. 5  Vgl. Handbuch der preußischen Geschichte 2, 281 f. 6  Vgl. Handbuch der preußischen Geschichte 2, 264 f.; Franz Freiherr von Sommaruga: Lichnowski, Fürst Felix. In: ADB 18 (1883), 533 f. [www.deutsche-biographie.de/pnd119002043.html?anchor=adb] (20.1.2016).

288 |

i.6  Materialien und Projekte

Anna Zipser Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 32, 32–33 (vormals als Leihgabe im

TFA)

Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 72 (Gruppe IV) Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: vermutlich 1880er-Jahre (Stoffsammlung) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst

1933, Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 2 Bogen Folio. Tinte.

Erläuterungen: Dem Projekt liegt die Geschichte der Schauspielerin Anna Zipser (geb. 1848) zugrunde, die 1867 einen Hamburger Kaufmann ebenfalls mit dem Namen Zipser heiratete und sich von der Bühne zurückzog, 1868 jedoch wieder ans Thalia-­ Theater zurückkehrte. Seit 1872 war sie in zweiter Ehe mit dem Schauspieler Maximilian Ludwig (1847–1906) verheiratet.1 F. war mit dem Ehepaar Ludwig bekannt; vgl. F. an E ­ milie Fontane, 26.8.1874: „Besuch von Ludwigs. Sehr wohl aussehend, sehr entzückt von Sylt; sie sehr hübsch und sehr elegant. Die Frage beschäftigte mich: was machen nur die Leute den ganzen Tag? sie können sich doch nicht immer lieben“ (GBA, EB Nr. 479); Chronik 3816 mwN. Anna Zipser ist in der Titelzusammenstellung 4. Gruppe genannt.

Prinzessin Friederike Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 35, 8 (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: nicht verzeichnet Titel: ergänzt durch die Hgg. nach dem Namen der Protagonistin Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: 1880 t. post q.: Heirat der Prinzessin Friederike am 24.4.1880 1  Vgl. die Kurzbiographie in: Geschichte des Thalia-Theaters in Hamburg von seiner Gründung bis zum 25jährigen Jubiläum desselben (1843–1868). Nach authentischen Quellen bearbeitet von Alfred Schönwald und Hermann Peist. Hamburg 1868, 80.

Prinzessin Friederike

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Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 1 Bogen Folio. Auf 8r aufgeklebt ein Zeitungsausschnitt (8a): Vermischtes. – Aus Hannover schreibt man der „Weser Z.“ Datum und Ort dieses Zeitungsausschnitts nicht ermittelt, da für die entsprechenden Jahrgänge der Vossischen Zeitung, der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung und anderer von F. regel­ mäßig gelesener Zeitungen bislang keine Digitalisate verfügbar sind. Erläuterungen: Die Erzählidee beruht auf der Meldung von der Hochzeit der Prin-

zessin Friederike von Hannover (1848–1926) mit Alfons von Pawel-Rammingen (1843–1932) am 24.4.1880 in Windsor Castle. Friederike war die älteste Tochter des nach der Niederlage gegen Preußen 1866 abgesetzten Königs Georg V. von Hannover (1819–1878); zu den historischen Ereignissen und Personen vgl. den Kommentar zu Eleonore. Sie war ihrem Vater ins Exil gefolgt und hatte sich nach dessen Tod als Verfechterin des welfischen Anspruchs auf den Thron von Hannover profiliert. Dennoch lehnte sie mehrere standesgemäße Heiratsanträge zugunsten einer Liebesheirat mit einem Mann niedrigeren Ranges ab.1 Die Welfen-Thematik beschäftigte F. um 1880: Vgl. auch Eleonore und Cécile sowie Fontane-Lexikon 480 f. Er plante jedoch, für die Fiktionalisierung nicht die Welfen zu wählen, sondern eine Familie von Thronprätendenten mit größerer historischer und/oder geographischer Distanz zu Preußen.

Stellenkommentar: 3 3

4

4

Wasa ] Die Dynastie Vasa regierte 1523–1654 in Schweden, 1587–1668 in ­Polen.2 Lescinska ]  Stanisław Leszczyński (1677–1766) war 1704–09 und wieder 1733– 36 König von Polen. Einflussreich als Schwiegervater Ludwigs XV. von Frankreich, konnte er seine Ansprüche auf den polnischen Thron lange aufrechterhalten.3 italienische Bourbon ]  In Italien regierten zwei Linien der französischen Dynastie Bourbon: 1) Bourbon-Sizilien, 1735–1860 im Königreich Neapel-Sizilien bzw. Königreich beider Sizilien; 2) Bourbon-Parma, 1748–1859 im Herzogtum Parma. Beide Linien wurden im Zuge der Etablierung des italienischen Nationalstaats abgesetzt.4 Stuart ]  Die Dynastie Stuart regierte 1371–1688 in Schottland, 1603–88 auch in England. Mehrere Versuche, mithilfe eines Umsturzes wieder auf den Thron zu gelangen, scheiterten;5 vgl. auch F.s Erzählung James Monmouth (1853; GBA Frühe Erzählungen 83–117).

1  Vgl. NDB-Index [www.deutsche-biographie.de/pnd1023876515.html]; Wikipedia, Lemma Friede­ rike von Hannover und Cumberland mwN. (20.1.2016). 2  Vgl. Brockhaus20 23, 580. 3  Vgl. Brockhaus20 21, 17. 4  Vgl. Brockhaus20 3, 611. 5  Vgl. Brockhaus20 21, 289.

290 |

i.6  Materialien und Projekte

Zwei kleine Geschichten Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: DLA, A: Fontane 57.5750/1r, 2r, 4r Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 101 (Gruppe VI) Drucke: HFA 1V, 1002; NFA 24, 399; HFA 2I/7, 580 Literatur: Hofmann/Kuhn 1969, 646; NFA 24, 964; HFA 2I/7, 814; Neuhaus 1998,

­65–67

Datierung: Anfang/Mitte der 1880er-Jahre t. ad q.: Titelzusammenstellung Kleine (meist heitre) Stoffe um 1884 (vgl. dort); F.s ­Recherchen zu Liebenberg (vgl. Manuskriptbeschreibung); t. ante q.: Pancritius wird als Hausarzt der Fontanes durch Delhaes abgelöst (vgl. Stellenkommentar) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 80, Los 481 (Novellenentwürfe II.), laut Jolles erworben von „Zülsdorf “; Versteigerung von Gerd Rosen, Katalog 29, Los 1509; erworben vom DLA am 21.11.1957 Manuskriptbeschreibung: 3 Bogen Folio. Tinte, Blaustift. Nicht zugehöriger Text: DLA, A: Fontane 57.5750/5r: Bibliographische Notizen zu ­Liebenberg (1881; GBA, W 5, 237–329). Erläuterungen: Das Fragment ist in der Titelzusammenstellung Kleine (meist heitre)

Stoffe genannt.

Stellenkommentar:  4

14 21

Geschichte vom Braunschweiger Herzog ]  Inhalt der Anekdote nicht ermittelt. Die Anekdote steht vermutlich in Zusammenhang mit F.s Recherchen zur Familie von Hertefeld und Liebenberg (vgl. Manuskriptbeschreibung): Louise Friederike Henriette von Hertefeld (1750–1806) war die Geliebte Herzog Karl Wilhelm Ferdinands von Braunschweig (1735–1806);1 vgl. Liebenberg (GBA, W 5, 245 f., 317 f., 520 f.). Pancritius ]  Friedrich Wilhelm Traugott Pancritius (geb. 1819), 1877–86 Hausarzt der Familie Fontane. ungeberdig ]  sic

1  Vgl. Joseph König: Karl Wilhelm Ferdinand. In: NDB 11 (1977), 224 f. [www.deutsche-biographie.­de/ ppn11913988X.html]; NDB-Index [www.deutsche-biographie.de/pnd14283453X.html#­indexcontent] (20.1.2016).

i.7  Figuren, Situationen, Dialoge, Textbruchstücke Der sterbende Franzos Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL 191 (Th. Fontane), III.5.b = p. 39 Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 75 (Gruppe IV) Drucke: Kunisch 1984, 292–295 Literatur: Kunisch 1984, 285 Datierung: um 1848–1850 t. ad q.: Beginn der Arbeit an dem Drama Karl Stuart im November 1848;1 Brief­ entwürfe aus den Jahren 1849 und 1850 im gleichen Konvolut; vgl. Manuskriptbeschreibung Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 79, Los 476 (Karl Stuart), laut Jolles erworben von „Petersen“ (Julius Petersen); aus dem NL Petersen von Hermann Kunisch 1985 an die SBB übergeben: SBB acc. 297/1985 Außer dem eigh. Ms. existiert eine (Alternativformulierungen nur zum Teil berücksichtigende) Abschrift von der Hand Friedrich Fontanes (SBB, St 48, 24–26, vormals als Leihgabe im TFA) mit dem Vermerk Aus frühester Zeit. Blaue alte Mappe (Karl Stuart etc.) (ca. 1845–50). Manuskriptbeschreibung: Das Manuskript befindet sich innerhalb des Karl-StuartKonvoluts. Dieses besteht aus 1) einem Umschlagbogen (Folio) mit Notizen zum Inhalt des Konvoluts von fremder Hand; 2) einem Heft (Folio) mit a) blauem Umschlag: auf der vorderen äußeren Umschlagseite befinden sich No­tizen zum Inhalt von der Hand Friedrich Fontanes, auf die vordere ­innere Umschlagseite aufgeklebt ist eine Konvolutgliederung von der Hand Emilie ­Fontanes; b) 24 Blatt; 23 davon sind von Fontanes Hand alphabetisch mit A–Z foliiert und teilweise paginiert mit 13–35; 3) 4 vorn in das Heft eingelegten Folio-Bögen, paginiert mit 1–12, 12a–12d; 4) 2 hinten in das Heft eingelegten Blättern, bezeichnet mit A (17,5 × 21,7 cm) und B (14,7 12,4 cm); 5) 1 hinten in das Heft eingelegten Folio-Bogen, paginiert mit 36–39. Folgende Texte, mit den Siglen III.1–III.5.b bezeichnet, alle eigh. von F. mit Tinte geschrieben, teilweise mit Bleistift überarbeitet, sind im Konvolut enthalten:

1  GBA, G 3, 407–431. Zur Datierung vgl. GBA, G 3, 571–575.

292 |

i.7  Figuren, Situationen, Dialoge, Textbruchstücke

III.1 (p. 1–12, 12a): Karl Stuart, 1. Akt, 1. Szene (GBA, G 3, 407–419). III.2 (p. 13–17, 17a, 17b, 18): Karl Stuart, 1. Akt, 2. Szene (GBA, G 3, 420–426). III.3 (p. 25–28, 30 oben, 32, s. p., 35): Karl Stuart, 1./2. Akt (GBA, G 3, 427–431). III.4a (p. 19–21 oben, 23–24): Entwürfe zum Brief an Gustav Schwab vom 19.10.1849; III.4.b (p. 29, 30 unten, 31–34): Entwürfe zum Brief an Gustav Schwab vom 18.4.1850 und einer als Beilage dazu bestimmten autobiographischen Aufzeichnung; III.4.c (p. 21 unten–22): Entwurf zum Brief an einen unbekannten Empfänger von Ende 1849/Anfang 1850;2 III.5.a (f. A, B, p. 36–38): Erzählfragment Der Karikaturist; III.5.b (p. 39): Erzählfragment Der sterbende Franzos. Im Heft sind außerdem drei eigh. Notizen Fontanes zu im April (wohl 1850) ge­tätigten Einkäufen im Zusammenhang mit seiner Tätigkeit als Apotheker (p. 27 oben, 30 oben, s. p., s. p.) und Bleistift-Kinderzeichnungen ohne Zusammenhang mit den Texten (p. 12b–d) erhalten.3 Erläuterungen: Das Fragment geht auf ein Erlebnis von F.s Mutter Emilie Labry (1798–1869) zurück: Während der „Befreiungskriege“ war am Tag der Schlacht bei Großbeeren, dem 23.8.1813, ein junger französischer Soldat in ihren Armen ge­storben. F. erzählt dies in Mein Erstling: „Das Schlachtfeld von Großbeeren“ (1894; GBA, W 6, 574–576). Der in diesem Text erwähnte „Erstling“, ein Schulaufsatz aus F.s Zeit an der Klöden’schen Gewerbeschule in Berlin 1833–36, scheint nicht überliefert zu sein. Vgl. auch Großbeeren (1881; GBA, W 4, 288–297) und Berlin in den Tagen der Schlacht von Großbeeren (1881; GBA, W 4, 306–312). Stellenkommentar:  2  6

11

16

Halle schen Thore ]  Das Hallesche Tor (errichtet im 18. Jh., abgebrochen um 1876) stand in Berlin-Kreuzberg südlich des heutigen Mehringplatzes.4 23ten August 1813 ]  An diesem Tag siegten preußische, russische und schwedi­ sche Truppen bei Großbeeren südwestlich von Berlin über die Truppen Napo­ leons. Sie verhinderten damit die Wiedereinnahme Berlins, aus dem sich die napoleonischen Truppen Anfang März vor den anrückenden russischen Einheiten zurückgezogen hatten, und brachten Napoleons Gegenoffensive zum Stehen. Bürgersoldaten ]  Der am 17.3.1813 erlassene Aufruf Friedrich Wilhelms III. „An mein Volk!“ hatte die Aufstellung von Landwehrtruppen befohlen. ­Deren meist völlig unzureichende, oft lächerlich wirkende Ausstattung und militärische Ausbildung schildert etwa George Cavan in seinen Erinnerungen, ein Buch, auf das F. in Vor dem Sturm häufig zurückgriff: George [Cavan]: 1805– 1815. Erinnerungen eines Preußen aus der Napoleonischen Zeit. Leipzig 1840. xxx]  Nicht entziffertes Wort.

2  Vgl. HBV unter 49/25. Zur Datierung und zum Ausschluss sowohl von Hermann Kriege als auch Georg Günther als Empfänger vgl. Muhs 2013 (Broterwerb). 3  Vgl. Muhs 2013 (Broterwerb). 4  Vgl. Berlin und seine Bauten 1877, I, 41, 98.

Im W.’schen Hause

33

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Colberger Regiment ]  Das Colberg’sche Grenadier-Regiment „Graf Gneisenau“ (2. Pommersches) Nr. 9, gebildet 1808 im Zuge der preußischen Heeresreform aus Soldaten, die 1807 Kolberg (heute Kołobrzeg, Polen) verteidigt hatten.5

Im W.’schen Hause Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, Notizbuch A 8, 36r–44r (vormals als

Leihgabe im TFA)

Verzeichnis Fontane/Fricke: nicht verzeichnet Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: 1859/60 t. ad q.: Notizbuch A 8 (vgl. Manuskriptbeschreibung); t. post q.: F.s Rückkehr aus München 28.3.1859; t. ante q.: Tod Friedrich Wilhelms IV. am 2.1.1861 (vgl. Stellenkommentar) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 85, Los 507 (21 Notizbücher), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: Notizbuch Oktav, 68 Blatt. Etikett auf dem Umschlag mit Beschriftung von F.s Hand II. Heinersdorf (ausgearbeitet). Gusow (Notizen). Frieders­dorf (ausgearbeitet). Im W.schen Hause. [1860]. Enthält Text und Notizen zu Heinersdorf,1 Gusow, Schloss Friedersdorf,2 Neu-Ruppin,3 Alexander von der Marwitz.4 Eingeklebt ist ein Artikel über das Ewald-von-Kleist-Denkmal in Frankfurt (Oder). 36r–44r: Im W.’schen Hause. Tinte. Erläuterungen: Es handelt sich um Gesprächsszenen von einem Abend im Haus des

Geheimrats von Wangenheim in der Lindenstraße 48 in Berlin,5 in dem F. 1853–55 als Hauslehrer der Töchter, dann jahrzehntelang als Freund verkehrte. Die Hausherrin, Marie von Wangenheim (1814–1891), stammte aus der württembergischen Familie

1  GBA, W 5, 139 f. 5  Lemma Colbergsches Grenadier-Regiment „Graf Gneisenau“ (2. Pommersches) Nr. 9 2  Vgl. GBA,Wikipedia, W 2, 193–276. mwN. 3  GBA,(20.1.2016). W 1, 51–201. 4  Teil von Schloss Friedersdorff (GBA, W 2, 251–276). 1  W 5, 139  f. 5  GBA, Vgl. Berliner Adressbuch 1879, 986. 2  GBA, W 2, 193–276. 3  GBA, W 1, 51–201. 5  Vgl. Wikipedia, Lemma Colbergsches Grenadier-Regiment „Graf Gneisenau“ (2. Pommersches) Nr. 9 4  Teil von Schloss Friedersdorff (GBA, W 2, 251–276). mwN. (20.1.2016). 5  Vgl. Berliner Adressbuch 1879, 986.

294 |

i.7  Figuren, Situationen, Dialoge, Textbruchstücke

Aichner von Heppenstein; 6 vgl. Das Wangenheim-Kapitel (Autobiographische Schriften 3/1, 392–405), Fontane-Lexikon 476 f. und Nürnberger 2007, 444–452. Vgl. auch Allerlei Glück und Neue Novelle. Predigtamtscandidat und Geheimrathstochter. Die Fontane-Chronik verzeichnet zwischen 1859 und 1861 F.s Teilnahme nur an einem größeren Diner bei den Wangenheims, am 15.9.1859 (Chronik 1001 f.). Stellenkommentar:  2

  5 f.

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11

16

16 17 19 f. 22 22

Frl. v. D. ]  Vielleicht Helene von Dönniges (1843–1911), die Tochter des baye­ rischen Diplomaten Wilhelm von Dönniges; vgl. L’Impératrice oder Die rothe Maus mit Kommentar. Ihre Mutter Franziska Wolff stammte aus Berlin. Herr F. in München wohl bekannt ]  Nach seiner Rückkehr aus London hielt F. sich vom 24.2. bis 28.3.1859 in München auf (Chronik 942). Vgl. Fontane-Lexikon 316 f. mwN. Herrn von der norddeutschen Colonie ]  Die sog. „Nordlichter“, protestantische Wissenschaftler und Schriftsteller, die Maximilian II. (1811–1864), König von Bayern seit 1848, um sich versammelt hatte. Fast alle wurden früher oder später nobilitiert. Sie bildeten die Künstlervereinigung Krokodil, in der F. 1859 mehrfach als Vortragender zu Gast war. Vgl. Fontane-Lexikon 259 f. mwN. Paul H. ]  Der Berliner Paul Heyse (1830–1914, nobilitiert 1910), der seit 1854 in München wohnte, versuchte 1859, F. dort eine Stelle zu verschaffen. Vgl. Fontane-Lexikon 213 f. Geibel ] Der Lübecker Emanuel Geibel (1815–1884, nobilitiert 1852), wie Heyse ein Mitglied des Tunnels, lebte seit 1852 als Honorarprofessor für deutsche Literatur und Ästhetik in München.7 Vgl. Fontane-Lexikon 169. Dingelstedt ]  Der aus Hessen stammende Franz Dingelstedt (1814–1881, nobilitiert 1867) war 1851–57 Intendant der Königlichen Schauspiele in München.8 Ottave-Rimen ]  Italienische Stanza: Strophe mit acht Verszeilen. Chateau d’Yqhem ]  Château d’Yqem: süßer Sauternes, klassifiziert seit 1855.9 Carrière ]  Der aus einer hessischen Hugenottenfamilie stammende Philosoph und Ästhetiker Moriz Carriere (1817–1895) lebte seit 1853 in München.10 Bodenstedt  ] Der im niedersächsischen Peine geborene Schriftsteller und Übersetzer Friedrich Bodenstedt (1819–1892, nobilitiert 1867) hatte in Moskau und Tiflis gearbeitet, ehe er 1854 als Professor für slawische Sprachen nach München berufen wurde. Sein Erstlingswerk, Die Lieder des Mirza-Schaffy

6  Vgl. Historisches und genealogisches Adelsbuch des Königreichs Württemberg. Nach officiellen, von den Behörden erhaltenen, und andern authentischen Quellen bearbeitet von Fr. Cast. Stuttgart 1839, 404. 7  Vgl. Adalbert Elschenbroich: Geibel, Franz Emanuel August von. In: NDB 6 (1964), 139 f. [www. deutsche-biographie.de/pnd11853811X.html] (20.1.2016). 8  Vgl. Carl Niessen: Dingelstedt, Franz Ferdinand von, Freiherr von. In: NDB 3 (1957), 727 f. [www. deutsche-biographie.de/pnd118525751.html] (20.1.2016). 9  Vgl. Brockhaus20 19, 191. 10  Vgl. Hermann Glockner: Carriere, Philipp Moriz. In: NDB 3 (1957), 158 f. [www.deutschebiographie.­de/pnd119355841.html] (20.1.2016).

Reisender an einer grossen Mittelstation

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45 f.

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(1851),11 nach der Lyrik des aserbaidschanischen Dichters Mirzə Şəfi Vazeh (1794–1852), den er persönlich kannte, wurde ein Bestseller.12 Wàrum, wàrum blasses Mädchen ]  Nicht enthalten in Die Lieder des MirzaSchaffy 11851 und 21853. Vielleicht aus einem anderen Gedichtband von Friedrich Bodenstedt. Kaiser Augustus … sein altes Varus, Varus rufen ]  Wegen der Parallelität der Betonung wàrum – Vàrus. Nach der vernichtenden römischen Niederlage im Teutoburger Wald 9 n. Chr. soll Augustus ausgerufen haben: „Quintili Vare, legiones redde!“ (Sueton: De vita Caesarum: Divus Augustus 23), zitiert als geflügeltes Wort „Varus, Varus, gib mir meine Legionen wieder!“; vgl. Büchmann 1912, 439. Tann ]  Der bayerische General Ludwig von der Tann-Rathsamhausen (1815– 1881), der sich später vor allem im Krieg von 1870/71 auszeichnete.13 Prof. Wolff ]  Möglicherweise Karl Wolff (1803–1869), Rektor des Katharinenstifts in Stuttgart, befreundet mit Eduard Mörike, mit dem F. 1860 korresponierte (Chronik 1093, 3899). Prof: Gneist ]  Vermutlich Rudolf von Gneist (1816–1895), Jurist, Professor an der Universität Berlin, Politiker und „typischer Vertreter des sehr weit rechts stehenden Honoratiorenliberalismus im Preußen der zweiten Jahrhunderthälfte“.14 Zustand unsres Monarchen ]  Friedrich Wilhelm IV. erlitt 1857 mehrere Schlaganfälle. 1858 erkrankte er an einer Gesichtsrose, die die Lähmung von Gehirnzellen und den Ausfall des Sprechvermögens nach sich zog, und übergab am 7.10.1858 die Regentschaft seinem Bruder Prinz Wilhelm von Preußen. Bis zu seinem Tod am 2.1.1861 siechte der König dahin.15 Frl. S. ]  Nicht erschlossen, wer gemeint ist.

Reisender an einer grossen Mittelstation Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, Notizbuch B 1, 16v (vormals als Leih-

gabe im TFA)

Verzeichnis Fontane/Fricke: nicht verzeichnet

11  Die Lieder des Mirza-Schaffy mit einem Prolog von Friedrich Bodenstedt. Berlin 1851. 12  Vgl. Eduard Stemplinger: Bodenstedt, Friedrich Martin von. In: NDB 2 (1955), 355 f. [www.

deutsche-­biographie.de/pnd118512293.html]; Wikipedia, Lemma Mirzə Şəfi Vazeh (20.1.2016).

13  Vgl. Bernhard von Poten: Tann, Ludwig. In: ADB 37 (1894), 373–380 [www.deutsche-biographie.

de/pnd119411954.html?anchor=adb] (20.1.2016).

14  Erich Angermann: Gneist, Heinrich Rudolf Hermann Friedrich von. In: NDB 6 (1964), 487–489,

hier 489 [www.deutsche-biographie.de/pnd118717790.html] (20.1.2016).

15  Vgl. Kurt Borries: Friedrich Wilhelm IV. In: NDB 5 (1961), 563–566 [www.deutsche-biographie.

de/pnd118535994.html]; Leopold von Ranke: Friedrich Wilhelm IV. In: ADB 7 (1878), 729–776 [www.deutsche-biographie.de/pnd118535994.html?anchor=adb] (20.1.2016).

296 |

i.7  Figuren, Situationen, Dialoge, Textbruchstücke

Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: Herbst/Winter 1878 Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 85, Los 508 (15 Notizbücher), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: Notizbuch Oktav, 62 Blatt. [Herbst/Winter 1878]. Enthält Notizen zum Nordischen Museum in Kiel,1 die Titelzusammenstellung [Notizbuch B 1], eine Notiz zu Bettine von Arnim, Gedichtentwürfe, Kontaktdaten, Notizen zu Schach von Wuthenow, Theaterkritiken2 sowie Malchow.3 Auf 16v und 17r sind die Projektnotizen Reisender an einer großen Mittelstation, Priester, Jetzt wollen die gar …, Zwei für Einen und Abraham Oppenheim hintereinander und offenbar gleichzeitig nieder­geschrieben. 16v: Reisender an einer großen Mittelstation. Bleistift. Stellenkommentar: 3

Götter=Dämmerung ]  Richard Wagner: Die Götterdämmerung (1876).

Priester Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, Notizbuch B 1, 16v (vormals als Leih-

gabe im TFA)

Verzeichnis Fontane/Fricke: nicht verzeichnet Titel: laut Incipit Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: Herbst/Winter 1878 Überlieferung: Vgl. Kommentar zu Reisender an einer großen Mittelstation.

1  Von F. besucht am 26.9.1878 (Chronik 2139). 2  Zu: Birch-Pfeiffer: Die Marquise von Villette (Aufführung vom 23.10.1878; Bibliographie Nr. 3626);

­Goethe: Die Geschwister (10.11.1878; Bibliographie Nr. 3629); Gottschall: Pitt und Fox (30.11.1878; Bibliographie Nr. 3635); Grillparzer: Der Traum ein Leben (12.12.1878; Bibliographie Nr. 3637); Redwitz: Philippine Welser (22.12.1878; Bibliographie Nr. 3639); Schiller: Wilhelm Tell (28.12.1878; Bibliographie Nr. 3640); Schiller: Die Braut von Messina (7.1.1879; Bibliographie Nr. 3645). 3  Malchow. Eine Weihnachtswanderung. In: Der Bär, 1.1. und 15.1.1879 (Bibliographie Nr. 3641). Vgl. GBA, W 4, 229–239.

Zwei für Einen

| 297

Manuskriptbeschreibung: Vgl. Kommentar zu Reisender an einer großen Mittelstation.

16v: Priester. Bleistift. Stellenkommentar: 2

A Schandarm ]  (Baier.) Ein Gendarm.

Jetzt wollen die gar … Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, Notizbuch B 1, 16v (vormals als Leih-

gabe im TFA)

Verzeichnis Fontane/Fricke: nicht verzeichnet Titel: laut Incipit Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: Herbst/Winter 1878 Überlieferung: Vgl. Kommentar zu Reisender an einer großen Mittelstation.

Manuskriptbeschreibung: Vgl. Kommentar zu Reisender an einer großen Mittelstation. 16v: Jetzt wollen die gar … Bleistift.

Zwei für Einen Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, Notizbuch B 1, 16v (vormals als Leih-

gabe im TFA)

Verzeichnis Fontane/Fricke: nicht verzeichnet Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: Herbst/Winter 1878 Überlieferung: Vgl. Kommentar zu Reisender an einer großen Mittelstation.

Manuskriptbeschreibung: Vgl. Kommentar zu Reisender an einer großen Mittelstation. 16v: Zwei für Einen. Bleistift.

298 |

i.7  Figuren, Situationen, Dialoge, Textbruchstücke

Abraham Oppenheim Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, Notizbuch B 1, 17r (vormals als Leih­

gabe im TFA)

Verzeichnis Fontane/Fricke: nicht verzeichnet Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: Herbst/Winter 1878 Überlieferung: Vgl. Kommentar zu Reisender an einer großen Mittelstation.

Manuskriptbeschreibung: Vgl. Kommentar zu Reisender an einer großen Mittelstation. 17r: Abraham Oppenheim. Bleistift. Stellenkommentar: 2

Abrahams Schooß ]  Vgl. Lukas 16,23.

Romanfiguren Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, Notizbuch E 3, 50v (vormals als Leih-

gabe im TFA)

Verzeichnis Fontane/Fricke: nicht verzeichnet Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: 1866 Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst

1933, Katalog Nr. 35, 85, Los 511 (5 Notizbücher), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48

Manuskriptbeschreibung: Notizbuch Oktav, 54 Blatt. Etikett auf dem Umschlag mit Beschriftung von F.s Hand II & III. [1866.] Enthält Notizen zu Vor dem Sturm III,1 Allerlei Glück, zu Theater- und Kunstkritiken, Märkischen Geschichten sowie weitere Fragmente (Willy Willebrandt, Frau v. Kockowitz, Der einzige wahre Luxus, KlinkenEugenie, Verschwunden). 50v: Romanfiguren. Bleistift (1, 2), Tinte (3).

1  Vgl. GBA Vor dem Sturm 1, 435, 441–447.

Klinken-Eugenie

| 299

Stellenkommentar: 3 f.

Wittwe, die, nach der prügelvollsten Ehe … spricht. ]  Vgl. Mit der Zeit.

Der einzige wahre Luxus Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, Notizbuch E 3, 51r (vormals als Leih­

gabe im TFA)

Verzeichnis Fontane/Fricke: nicht verzeichnet Titel: laut Incipit Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: 1866 Überlieferung: Vgl. Kommentar zu Romanfiguren. Manuskriptbeschreibung: Vgl. Kommentar zu Romanfiguren.

51r: Der einzige wahre Luxus. Tinte.

Klinken-Eugenie Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, Notizbuch E 3, 51r (vormals als Leih­

gabe im TFA)

Verzeichnis Fontane/Fricke: nicht verzeichnet Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: 1866 Überlieferung: Vgl. Kommentar zu Romanfiguren.

Manuskriptbeschreibung: Vgl. Kommentar zu Romanfiguren. 51r: Klinken-Eugenie. Tinte.

300 |

i.7  Figuren, Situationen, Dialoge, Textbruchstücke

Post-Suitier Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, Notizbuch B 15, 85r (vormals als Leih-

gabe im TFA)

Verzeichnis Fontane/Fricke: nicht verzeichnet Drucke: Erstdruck Literatur: –

Datierung: Herbst 1884 t. post q.: Besuch von Stubbenkammer (vgl. Stellenkommentar) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 85, Los 508 (15 Notizbücher), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: Notizbuch Oktav, 116 Blatt. [1884.] Enthält Theaterkritiken und verschiedene Exzerpte und Notizen, u. a. zu Darstellende Künstler und die Kritik (um 1883/841), Vorarbeiten zu Irrungen, Wirrungen (1884)2 und Cécile (1884),3 Aufzeichnungen zu Krummhübel (besucht im Juli/August 1884). 85r: Post-Suitier. Bleistift. Stellenkommentar: 1 5

Post=Suitier ]  Suitier: Schürzenjäger. Stubbenkammer  ] F. besuchte Stubbenkammer auf Rügen am 7./8.9.1884 (Chronik 2675).

Stoff zu einer kl. heitren Erzählung Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: DLA, A: Fontane 59.1198 Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 96 (Gruppe VI; unter dem Titel Universitätsprofessor

[Jurist])

Drucke: HFA 1V, 1004; NFA 24, 397; HFA 2I/7, 578 f. Literatur: Hofmann/Kuhn 1969, 646 Datierung: Mitte der 1880er-Jahre t. ad q.: Titelzusammenstellung Kleine (meist heitre) Stoffe um 1884; vgl. dort 1  Vgl. Autobiographische Schriften 3/1, 385–390; Chronik 2592. 2  Vgl. GBA Irrungen, Wirrungen 202. 3  Vgl. GBA Cécile 241.

Berliner Novelle. Dr. Alphonse Dann

| 301

Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer &

Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 79f., Los 481 (Novellenentwürfe II., dort unter dem Titel Univ. Prof. D. Fürst [Lesefehler für UniversitätsProf. D., Jurist), laut Jolles erworben von „Zülsdorf “; Versteigerung Gerd Rosen, Katalog Nr. 33, Los 2280; erworben durch das DLA am 2./3.12.1959: DLA, A: Fontane 59.1198

Manuskriptbeschreibung: 1 Bogen Folio. Tinte, Blaustift. Erläuterungen: Unter dem Titel Der Ballvater ist das Fragment in den Titelzusammen-

stellungen Novelletten. Kleine Erzählungen und Kleine (meist heitre) Stoffe genannt.

Berliner Novelle. Dr. Alphonse Dann Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: DLA, A: Fontane 58.1263 Verzeichnis Fontane/Fricke: nicht verzeichnet Drucke: HFA 1V, 849 f.; NFA 24, 327 f.; HFA 2I/7, 472 f. Literatur: HFA 1V, 1076 f.; Hofmann/Kuhn 1969, 646; NFA 24, 912 f.; HFA 2I/7, 753 f.;

Fontane-Lexikon 96

Datierung: vermutlich 1880-er Jahre (Stoffsammlung für „Berliner Novellen“) Anhaltspunkte für eine Datierung fehlen. Keitel (in HFA 1V, 849 f.) und ihm folgend NFA und HFA 2I/7, datieren „um 1886?“, ohne eine Begründung anzugeben. Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79f., Los 481 (Novellenentwürfe II.), laut Jolles erworben von „Zülsdorf “; Versteigerung Gerd Rosen, Katalog Nr. 31 (November 1958), Los 2044 (Berliner Novelle); erworben durch das DLA am 26.11.1958: DLA, A: Fontane 58.1263 Manuskriptbeschreibung: 1 Bogen Folio. Tinte. Stellenkommentar: 3

3 f.

Felix Dahn ]  Den Juristen, Historiker und Bestseller-Autor Felix Dahn (1834– 1912)1 kannte F. aus dem Tunnel über der Spree; er rezensierte auch mehrere seiner literarischen Werke; vgl. Fontane-Lexikon 96. Sprechanismus ]  Vgl. Berliner Sprechanismus und Berliner Ton.

1  Vgl. Fritz Martini: Dahn, Julius Sophus Felix. In: NDB 3 (1957), 482–484 [www.deutschebiographie.­de/pnd118523392.html] (20.1.2016).

302 |  4

 9 11 11 11 12

19

19

i.7  Figuren, Situationen, Dialoge, Textbruchstücke

Wietmann ] Vermutlich der Schriftsteller und politische Publizist Christian Adolph Friedrich Widmann (1818–1878),2 ebenfalls Tunnel-Mitglied; vgl. Christian Friedrich Scherenberg und das literarische Berlin von 1840 bis 1860, Kap. 9 (Autobiographische Schriften 3/1, 65–74). Fasces ]  Rutenbündel mit Beil, Hoheitszeichen der römischen Konsuln der Antike; im 20. Jh. Symbol der italienischen Faschisten. Landvogt ]  A. Landvogt, Inhaber des Restaurants Bellevue, Bellevuestr. 1, Berlin W; vgl. Berliner Adressbuch 1883, 569. Treptow ]  Heute Alt-Treptow, Ortsteil von Berlin-Treptow-Köpenick. Saatwinkel ]  Saatwinkel am Südufer des Tegeler Sees, seit der Mitte des 19. Jh.s beliebtes Ausflugsziel.3 Ritli ]  Auf der Rütliwiese am Vierwaldstätter See (Kanton Luzern) wird seit dem 15. Jh. einer der Ursprungsmythen der Schweizerischen Eidgenossenschaft situiert; hier sollen im Jahr 1307 Vertreter der Urkantone Unterwalden, Schwyz und Uri einen Pakt gegen die habsburgischen Landesherren geschlossen haben.4 Nazarenerthum ]  Nazarener: Urspr. abwertende Bezeichnung für die Mitglieder des 1809 gegründeten Lukasbundes um den Maler Friedrich Overbeck. Die Nazarener, die seit 1810 in Rom tätig waren, vertraten ein religiös motiviertes romantisches Kunstideal in Rückbesinnung auf die Kunst des Mittelalters und der Frührenaissance.5 Resultat Lessings ]  Von Lessings Postulat des auf Vernunft gestützten Urteilens. Vgl. auch F. an Karl Zöllner, 30.6.1871: „Es müßte ein Lessing kommen, der in Paragraphen feststellte, wie weit der gebildete Nicht-Künstler in seinem Urteil gehen darf und welche andren Punkte umgekehrt eine Art noli me tangere bilden“ (HFA IV/2, Nr. 293).

Onkel Geheimerath Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 33, 20 (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 74 (Gruppe IV) Drucke: HFA 1V, 718; NFA 24, 213 f.; HFA 2I/7, 693 Literatur: HFA 1V, 1021; NFA 24, 837; HFA 2I/7, 753 f.; Fontane-Lexikon 286

2  Vgl. Hermann Arthur Lier: Widmann, Christian Adolf Friedrich. In: ADB 42 (1897), 352–354 [www.deutsche-biographie.de/pnd117338907.html?anchor=adb] (20.1.2016). 3  Vgl. Alle Berliner Straßen und Plätze 3, 528. 4  Vgl. Peter Kaiser: Befreiungstradition. In: Historisches Lexikon der Schweiz [www.hls-dhs-dss.ch/ textes/d/D17474.php] (20.1.2016). 5  Vgl. Lexikon der Kunst 116 f.

Onkel Geheimerath

| 303

Datierung: zwischen 1877 und 1888 t. post q.: Tod Lucaes am 26.11.1877; F. korrespondierte Anfang Dezember 1877 mit Paul Lindau wegen eines Nachrufs auf Lucae;1 t. ante q.: Titelzusammenstellung 5. Gruppe (vgl. Erläuterungen): Frau Commerzienrätin ist einer der Arbeitstitel von Frau Jenny Treibel. Diesen Stoff arbeitete F. 1888 als Roman aus. Die Planung des aus mehreren Novellen zusammengesetzten Bandes ist also wohl davor anzusetzen. Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 1 Bogen Folio. Rotstift, Blaustift. Erläuterungen: Der Architekt und Direktor der Berliner Bauakademie Richard Lucae (1829–1877)2 gehörte als Mitglied des Tunnels über der Spree und des Rütli zu F.s Freundeskreis. Er verschaffte F. 1876 die Anstellung als Erster Sekretär der Preußischen Akademie der Künste.3 In Von Zwanzig bis Dreißig charakterisiert F. Lucae als glänzenden Unterhalter, der jedoch oft durch Unbedachtheit in peinliche Situationen geriet (Abschnitt Der Tunnel über der Spree, Kap. 3: GBA 205–212); in sein Tagebuch trug er nach Lucaes Tod die folgende Charakteristik ein: „[…] er hatte ein starkes Bourgeoisgefühl, das er nicht los werden konnte, und zum Theil (und wie ich ein­ räume mit halbem Recht) auch nicht los werden wollte. Er war, mit all seinen Gaben, doch eine ‚conventionelle Natur‘. […] Aber Bourgeois oder nicht, conventionell oder nicht, er war ein Mann von seltener Lauterkeit der Gesinnung. Es war nichts K ­ leines und Gemeines an ihm und in ihm und er hatte die hohe Tugend neidlos zu sein, ­immer das Beste zu glauben und seinen Gegnern (eigentliche Feinde konnte er nicht haben) Gutes zu thun. Er folgte dabei nicht einem erhabenen, angequälten Grundsatz, sondern seinem Temperament, was schließlich doch das Beste und Sicherste bleibt“ (GBA, T 2, 66). Das Konvolut St 33 enthält außer Onkel Geheimerath auch Die Geschichte der Frau v. M. spätre G. R. St., Novelle (Bruder, Schwester, Mann), Immer gleich und Wir halten zusammen. In der im gleichen Konvolut befindlichen Titelzusammenstellung 5. Gruppe plante F., Onkel Geheimerath mit Die Geschichte der Frau v. M. spätre G. R. St., Wir halten zusammen, Novelle (Bruder, Schwester, Mann und Frau Commerzienräthin R. (später Frau Jenny Treibel) zusammenzufassen. Stellenkommentar: 4 4 5

Mutter ]  Caroline Lucae, geb. Wendel (1803–1870). Schwester ]  Johanna Lucae (1842–1892). Familie  ] Lucae heiratete 1874 Marie Schacht (1846–1875), eine Tochter von F.s einstigem Chef Julius Eduard Schacht, dem Inhaber der Polnischen

1  Chronik 2090–2092. 2  Vgl. Eva Börsch-Supan: Lucae, Richard. In: NDB 15 (1987), 268 f. [www.deutsche-biographie.de/

pnd11725942X.html] (20.1.2016).

3  Vgl. Nürnberger 1997, 274.

304 |

5

i.7  Figuren, Situationen, Dialoge, Textbruchstücke

­ potheke in Berlin. Lucaes Brüder waren der Germanist Carl (1833–1888) und A der Otologe August Lucae (1835–1911). becourt ]  Von frz. faire la cour: den Hof machen.

Aloys Rittersbach Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: DLA, A: Fontane 60.791 Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 99 (Gruppe VI) Drucke: HFA 1V, 1004; NFA 24, 398; HFA 2I/7, 579 Literatur: Hofmann/Kuhn 1969, 645; Fontane-Handbuch 85 f. Datierung: Mitte der 1880er-Jahre t. ad q.: Titelzusammenstellung Kleine (meist heitre) Stoffe um 1884 (vgl. dort); t. post q.: Theodor Fontane jun. wird Reserveleutnant (vgl. Erläuterungen) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 80, Los 481 (Novellenentwürfe II.), laut Jolles erworben von „Zülsdorf “; Versteigerung Gerd Rosen, Katalog Nr. 35 (November 1960), Los 4532 (Was gilt? Beiliegend: Alois Rittersbach); erworben durch das DLA am 8.11.1960: DLA, A: Fontane 60.791 Manuskriptbeschreibung: 1 Bogen Folio. Tinte. Erläuterungen: Die Notiz Theos Geschichte (Z. 3) deutet darauf hin, dass die Erzähl­ idee durch F.s zweiten Sohn Theodor Fontane (1856–1933) inspiriert ist. Theodor Fontane junior absolvierte, anders als seine Geschwister, zielstrebig das Französische Gymnasium in Berlin, anschließend ein Jurastudium und durchlief eine erfolgreiche Karriere als preußischer Beamter. 1879/80, nach einjährigem Militärdienst, erwarb er den Titel eines Reserveleutnants.1 F. äußerte sich mehrfach kritisch über ihn, wie allerdings auch über seine Brüder. Vgl. z. B. den Brief an Martha Fontane, 10.6.1896: „Er ist Programm-Mensch, preußisch-conventionell abgestempelter Prinzipienreiter, zum Ueberfluß auch noch Biedermeier mit ’ner Hängelippe und so heißt es denn: ,es wird fortgewurstelt.‘ Er wird weiterhin ,einkaufen‘ und in allerhand Kassen zahlen, Ge­heimer Kriegsrath werden und den Rothen Adler 2. Klasse kriegen und schließlich – wie damals, wo er die verunglückte Rede gehalten hatte – mit dem Preußenmotto sterben: ,ich habe meine Schuldigkeit gethan‘“ (BW F.–Martha Fontane 2002, Nr. 296). Das Fragment ist in der Titelzusammenstellung Kleine (meist heitre) Stoffe genannt.

1  Vgl. Fontane-Lexikon 147 mwN.; Dieterle 2006, 149 f.; Rasch/Hehle 2003, 44–69.

Moderner Roman oder Novelle (i) und (ii)

| 305

Moderner Roman oder Novelle (i) und (ii) Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: DLA, A: Fontane 58.304 Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 58 (Gruppe III) Drucke: HFA 1V, 1003 f.; NFA 24, 396 f.; HFA 2I/7, 578 Literatur: Hofmann/Kuhn 1969, 646; NFA 24, 963 f.; HFA 2I/7, 814 Datierung: 1880er-Jahre (Stoffsammlung für Novellen), vielleicht 1882 t. ante q.: Tod des Hofpredigers Carl Windel im September 1890 (Tagebuch: GBA, T 2, 253); t. ad q.: Begegnungen mit Windel bei Wangenheims sind in den Jahren 1873/74 („Schopenhauer-Abende“, vgl. Tagebuch: GBA, T 2, 50), 1879–82 und 1884–85 belegt (vgl. Chronik); am 21.2. und 29.5.1882 vermerkt das Tagebuch sehr interessante Gespräche (GBA, T 2, 157, 176). NFA 24, 963 f., und in der Folge HFA2I/7, 814, datieren auf 1874 („Schopenhauer-Abende“); doch war F. zu dieser Zeit noch nicht mit Stoffsammlungen für „moderne Novellen“ beschäftigt Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog S. 79 f., Los 481 (Novellenentwürfe II.), laut Jolles erworben von „Zülsdorf “; Versteigerung von Gerd Rosen, Katalog 30 (6./10.5.1958), Los 1569; erworben vom DLA am 9.5.1958: DLA, A: Fontane 58.304 Manuskriptbeschreibung: 1 Bogen Folio. Tinte. Erläuterungen: Zum Motiv des Karrieremachers (I) vgl. auch Aloys Rittersbach, zur

Skepsis gegenüber Schule und Examina (II) Das Zeugniß der Reife und Die Gundershausen; vgl. dort. Stellenkommentar:

(I) Garde-Assessors ]  Gemeint ist wohl ein Jurist (Assessor), der seinen Militär2 3

5

dienst in einem Garderegiment absolviert hat. Pastor Windel ]  Karl Adam Friedrich Windel (1840–1890), seit 1867 Prediger an der Kirche der Charité in Berlin, seit 1879 Hofprediger an der Friedens­ kirche in Potsdam, galt als Protegé der Kaiserin Augusta. F. lernte ihn bei der Familie von Wangenheim kennen, dort fanden die meisten Begegnungen ­zwischen ihnen statt; vgl. Das Wangenheim-Kapitel (Autobiographische Schriften 3/1, 392–405). In den Jahren 1881/82 besuchte F. Windel mehrmals in Potsdam und unternahm Ausflüge mit ihm; vgl. Chronik 2349, 2469, 2508. Die Figur des Pater Feßler in Graf Petöfy (1884) ist u. a. durch Windel inspiriert. Zu F.s Beziehung zu Windel vgl. Fontane-Lexikon 488 und Weigert 2011. mustern ]  Lesefehler in HFA: nüchtern

306 |

i.7  Figuren, Situationen, Dialoge, Textbruchstücke

(II) Pitt ] Entweder William Pitt d. Ä. (1708–1778), britischer Premierminister 15

1756–61 und 1766–68, der maßgeblich zum Aufstieg Großbritanniens zur Weltmacht beitrug, oder sein Sohn William Pitt d. J. (1759–1806), Premierminister 1783–1801 und 1804–06.1

Figur in einer Berliner Novelle Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: DLA, A: Fontane 59.1196 Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 104 (Gruppe VI) Drucke: HFA 1V, 1003; NFA 24, 396; HFA 2I/7, 577 f. Literatur: HFA 1V, 1001 f.; Hofmann/Kuhn 1969, 646; NFA 24, 962 f.; HFA 2I/7, 813 Datierung: nach 1882 t. post q.: Abdruck von Hoppenrade in der Vossischen Zeitung 14.5.–15.6.1882 Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79f., Los 481 (Novellenentwürfe II.), laut Jolles erworben von „Zülsdorf “; Versteigerung Gerd Rosen, Katalog Nr. 33, Los 2278; erworben durch das DLA am 2./3.12.1959: DLA, A: Fontane 59.1196 Manuskriptbeschreibung: 1 Blatt Folio. Tinte. Nicht zugehöriger Text: DLA, A: Fontane 59.1196 (Rückseite): Disposition zu Hoppenrade, Kap. 8–10 (GBA, W 5, 178–197).

Stellenkommentar: 3 5 5 7

das eigentlich nichts passiren kann ]  sic; emend. daß eigentlich nichts passiren kann Waldeckfeier ]  Vgl. Anm. zu Z. 7 Waldeck oder Jacobi. Kaisers=Geburtstag ]  22.3.: Geburtstag Wilhelms I. Waldeck oder Jacobi ]  Benedikt Franz Leo Waldeck (1802–1870)1 und Johann Jacoby (1805–1877),2 führende Liberale schon zur Zeit Friedrich Wilhelms IV., später Gegner Bismarcks.

1  Vgl. Alfred Stern: Waldeck, Benedikt. In: ADB 40 (1896), 668–675 [www.deutsche-biographie.de/ 1  Vgl. Encyclopædia Britannica [www.britannica.com/biography/William-Pitt-the-Elder], [www. pnd118805975.html?anchor=adb] (20.1.2016); Fontane-Lexikon 474. britannica.com/biography/William-Pitt-the-Younger] (20.1.2016). 2  Vgl. Edmund Silberner: Jacoby, Johann. In: NDB 10 (1974), 254 f. [www.deutsche-biographie.de/ pnd118556436.html] (20.1.2016). 1  Vgl. Alfred Stern: Waldeck, Benedikt. In: ADB 40 (1896), 668–675 [www.deutsche-biographie.de/ pnd118805975.html?anchor=adb] (20.1.2016); Fontane-Lexikon 474. 2  Silberner: Jacoby, [www.britannica.com/biography/William-Pitt-the-Elder], Johann. In: NDB 10 (1974), 254 f. [www.deutsche-biographie.de/ 1  Vgl. Edmund Encyclopædia Britannica [www. pnd118556436.html] (20.1.2016). britannica.com/biography/William-Pitt-the-Younger] (20.1.2016).

Zu Roman oder Novelle. Zwei ältre Brüder

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Zu Roman oder Novelle. Zwei ältre Brüder Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: DLA, A: Fontane 59.1197 Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 103 (Gruppe VI) Drucke: HFA 1V, 1002 f.; NFA 24, 395 f.; HFA 2I/7, 577 Literatur: Hofmann/Kuhn 1969, 646 Datierung: vermutlich 1880er-Jahre (Schriftduktus) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst

1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79f., Los 481 (Novellenentwürfe II.), laut Jolles erworben von „Zülsdorf “; Versteigerung Gerd Rosen, Katalog Nr. 33, Los 2279; erworben durch das DLA am 2./3.12.1959: DLA, A: Fontane 59.1197 Manuskriptbeschreibung: 1 Bogen Folio. Tinte. Erläuterungen: Ältere Männerpaare – Brüder, Cousins oder Freunde – begegnen in

zahlreichen anderen Fragmenten, etwa Allerlei Glück, Die Brüder Wurzelberger, Das hinterlassene Bild, Obristleutnant v. Esens, Minister a. D., Die Bekehrten, In unsren ­Kindern! und So oder so? Stellenkommentar:  4  6  8  9 10 13 14 15 16 17 17 17

Itzehö ]  Itzehoe, heute Kreis Steinburg, Schleswig-Holstein. Gitschìn ]  Jičín, heute Region Hradec Králové (Tschechien). Rysdäl ]  Salomon van Ruysdael oder Ruisdael (um 1600/03–1670), Maler. Tadèma ]  Lawrence Alma-Tadema (1836–1912), Maler. Omptèda ] Niedersächsische Adelsfamilie, der der Schriftsteller Georg von Ompteda (1863–1931) entstammte. Gaudy ]  Adelsfamilie, der mehrere preußische Militärs und Politiker sowie der Schriftsteller Franz von Gaudy (1800–1840) entstammten. Verden ]  Verden (Aller), heute Niedersachsen. Vgl. Die Likedeeler. Plock ]  Płock, heute Woiwodschaft Masowien (Polen). Wylich u. Lottum ]  Adelsfamilie aus dem Herzogtum Cleve, der mehrere preußische Militärs entstammten. Mac-Lien ]  McLean, schottischer Familienname. Mac Intosch ]  McIntosh, schottischer Familienname. Macdonald ]  Schottisch-irischer Familienname.

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i.7  Figuren, Situationen, Dialoge, Textbruchstücke

Novellenfigur. Alter Referendarius Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 16, 10 (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: nicht verzeichnet Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: wohl Mitte der 1880er-Jahre (vgl. Erläuterungen) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst

1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 1 Bogen Folio. Tinte. Erläuterungen: Die Figurenskizze befindet sich in dem von F. mit Figuren, Situationen, Dialoge überschriebenen Konvolut St 16. Es enthält zahlreiche kurze Figuren-, Situations- und Dialogskizzen, neben einigen weiter ausgearbeiteten Fragmenten (Das Gelübde von Bornhöved, Herzog Abel, Erreicht!, Thusnelda Lehmann), die alle auf 1884/85 zu datieren sind (vgl. die jeweiligen Kommentare). Stellenkommentar: 3 6

in jeder Besitzung ]  sic; emend. in jeder Beziehung. Diese Korrektur ist von fremder Hand in die Hs. eingetragen. viel ]  Nicht eindeutig gelesen.

Aufwärterin Frau Lehmann Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 16, 24–25 (vormals als Leihgabe im

TFA)

Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 60 (Gruppe III) Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: wohl Mitte der 1880er-Jahre Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung von Meyer &

Ernst 1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles er­worben durch die SBB: SBB acc. 1933.48

Manuskriptbeschreibung: 1 Bogen Folio + 1 Blatt Folio. Tinte.

Ein alter Professor oder Geheimrath

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Erläuterungen: Zum Konvolut St 16 vgl. Kommentar zu Novellenfigur. Alter Referen-

darius.

Stellenkommentar: 1

Aufwärterin ]  Haushaltshilfe, Zugehfrau.

Humoristische Figur Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 16, 26 (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 109 (Gruppe VI) Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: wohl Mitte der 1880er-Jahre Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst

1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 1 Blatt Folio. Erläuterungen: Zum Konvolut St 16 vgl. Kommentar zu Novellenfigur. Alter Referen-

darius.

Ein alter Professor oder Geheimrath Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 16, 27 (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 110 (Gruppe VI; unter dem Titel Alter Professor) Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: 1884/85 Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst

1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 1 Blatt Folio. Tinte.

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i.7  Figuren, Situationen, Dialoge, Textbruchstücke

Erläuterungen: F. erwog, die skizzierte Figur in Cécile aufzunehmen (vgl. Z. 3 f.). Die

beiden Figuren in Cécile, auf die er sich bezieht, sind Eginhard Aus dem Grunde und „der Emeritus“ (vgl. Cécile, Kap. 3, 6, 11–14: GBA 18, 26–31, 68–117). Cécile wurde 1884–86 geschrieben (vgl. GBA Cécile 241). Zum Konvolut St 16 vgl. Kommentar zu Novellenfigur. Alter Referendarius.

Berliner Novelle. Höherer Bummler Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 16, 28–29 (vormals als Leihgabe im

TFA)

Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 111 (Gruppe VI) Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: wohl Mitte der 1880er-Jahre Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung von Meyer &

Ernst 1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles er­worben durch die SBB: SBB acc. 1933.48

Manuskriptbeschreibung: 1 Bogen Folio. Tinte. Erläuterungen: Zum Konvolut St 16 vgl. Kommentar zu Novellenfigur. Alter Referen-

darius.

Stellenkommentar: 2 6

6

6

Quatorzième ]  Kriegsteilnehmer von 1814. Moltke ]  Der preußische Generalfeldmarschall Helmuth Graf Moltke (1800– 1891), der das Oberkommando in den Kriegen von 1864, 1866 und 1870/71 führte.1 Helmholtz ] Der Physiker und Physiologe Hermann von Helmholtz (1821– 1894), der seit 1888 die Physikalisch-technische Reichsanstalt in Charlottenburg leitete.2 Menzel ]  Der Maler Adolph Menzel (1815–1905),3 der dem Rütli angehörte und jahrzehntelang mit F. befreundet war; vgl. Fontane-Lexikon 306 f.

1  Vgl. Heinrich Walle: Moltke, Helmuth Graf. In: NDB 18 (1997), 13–17 [www.deutsche-biographie. de/pnd118583387.html] (20.1.2016). 2  Vgl. Walther Gerlach: Helmholtz, Hermann Ludwig Ferdinand von. In: NDB 8 (1969), 498–501 [www.deutsche-biographie.de/pnd11854893X.html] (20.1.2016). 3  Vgl. Jens Christian Jensen: Menzel, Adolph von. In: NDB 17 (1994), 102–104 [www.deutschebiographie.­de/pnd118580914.html] (20.1.2016).

Justizrath a. D.

 6  9 11 12

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Siemens ] Der Ingenieur und Großindustrielle Werner von Siemens (1816– 1892), Mitbegründer von Siemens & Halske.4 Huster ]  A. Huster, Hoftraiteur, Mohrenstraße 49 (Wein- und Feinkosthandlung mit Restaurant).5 Rappiere ]  Rapier: Langer Degen mit starrer Klinge (Grimm 14, 114). Sterletts ]  Sterlet: Im Süßwasser lebende Art der Störe.6

Justizrath a. D. Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 16, 30 (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 112 (Gruppe VI) Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: wohl Mitte der 1880er-Jahre Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst

1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 1 Bogen Folio. Tinte, Rotstift. Erläuterungen: Zum Konvolut St 16 vgl. Kommentar zu Novellenfigur. Alter Referen-

darius.

Stellenkommentar: 1 1

Justizrath ]  Ehrentitel für ältere Justizbeamte. Kindergelder ]  Mündelgelder.

4  Vgl. Wilfried Feldenkirchen: Siemens, Ernst Werner von. In: NDB 24 (2010), 370–372 [www. deutsche-­biographie.de/pnd118614088.html (20.1.2016). 5  Vgl. Berliner Adressbuch 1884, 415. 6  Vgl. Brockhaus20 21, 105 und 186.

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i.7  Figuren, Situationen, Dialoge, Textbruchstücke

Eine Frau, die als eine Art „weise Frau“ Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 16, 31r (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 113 (Gruppe VI; unter dem Titel Eine Frau, Heilmittel

anpreisend)

Titel: laut Incipit Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: wohl Mitte der 1880er-Jahre Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst

1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 1 Blatt Folio. Tinte, Rotstift, Blaustift, Bleistift. Nicht zugehöriger Text: SBB, St 16, 31v: Ein beschränktes Ehepaar. Erläuterungen: Zur Figur der Quacksalberin vgl. auch Hoppenmarieken in Vor dem Sturm und die Buschen in Der Stechlin sowie Unser Doktor. Zum Konvolut St 16 vgl. Kommentar zu Novellenfigur. Alter Referendarius. Stellenkommentar: 5 5 5 5

6

Arnica ]  Arnica montana (Bergwohlverleih), verwendet zur Wundheilung und gegen Prellungen und Blutergüsse.1 Allermannsharnisch ]  Allium victorialis, Liliengewächs, gilt als Zauberpflanze.2 Hamburger Pflaster ]  Auch Mutterpflaster; Wundpflaster, hergestellt aus Mennige (rotes Bleioxyd), Olivenöl, Kampfer und Wachs.3 Vgl. auch Allerlei Glück. Klepperbeins-Magenpflaster ]  Von dem Dresdner Pharmazeuten Klepperbein entwickeltes wärmendes Pflaster, hergestellt aus Blei- und Ölseife, Wachs, Harz und Talg mit aromatischen Zusätzen, angewandt bei Verdauungsbeschwerden.4 Schwefelbalsam ]  Schwefelbäder dienen zur Behandlung von Haut- und rheumatischen Erkrankungen.5

1  Vgl. Brockhaus20 2, 146. 2  Vgl. Brockhaus20 1, 397. 3  Vgl. Meyers Großes Konversations-Lexikon 3 (1905), 48. 4  Vgl. Pharmaceutisches Centralblatt 9 (1838), 94. 5  Vgl. Brockhaus20 19, 583.

„Es steht wissenschaftlich fest

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Ein beschränktes Ehepaar Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 16, 31v (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: nicht verzeichnet Titel: laut Incipit Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: wohl Mitte der 1880er-Jahre Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst

1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 1 Blatt Folio. Tinte. Vor Beginn des Textes, vermutlich von fremder Hand, mit Rotstift x. Nicht zugehöriger Text: SBB, St 16, 31r: Eine Frau, die als eine Art „weise Frau“. Erläuterungen: Zum Konvolut St 16 vgl. Kommentar zu Novellenfigur. Alter Referen-

darius.

Stellenkommentar: 2 2 2 3

sächs. Schweiz ]  Das Elbsandsteingebirge südöstlich von Dresden. märk: Schweiz ]  Hügellandschaft östlich von Berlin (heute Landkreis Märkisch-­ Oderland, Brandenburg). holsteinsche Schweiz ]  Hügellandschaft im Osten Holsteins, um Plön und E ­ utin. Koppe ]  Die Schneekoppe (Śnieżka) im Riesengebirge.

„Es steht wissenschaftlich fest“ Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 16, 33 (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 144 (Gruppe VI) Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: wohl Mitte der 1880er-Jahre Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst

1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48

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i.7  Figuren, Situationen, Dialoge, Textbruchstücke

Manuskriptbeschreibung: 1 Bogen Folio. Tinte. Vor Beginn des Textes, vermutlich von fremder Hand, mit Rotstift x. Erläuterungen: Zum Konvolut St 16 vgl. Kommentar zu Novellenfigur. Alter Referen-

darius.

Novellenfigur. Richtiger Berliner Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 16, 34 (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 115 (Gruppe VI) Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: wohl Mitte der 1880er-Jahre Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst

1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 1 Bogen Folio. Tinte. Erläuterungen: Vgl. auch Berliner Ton.

Zum Konvolut St 16 vgl. Kommentar zu Novellenfigur. Alter Referendarius.

Stellenkommentar: 4

fausse couche ]  (Frz.) Fehlgeburt.

Novellenfigur. Eine Figur wie Herr v. Buddenbrock Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 16, 35 (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 116 (Gruppe VI) Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: wohl Mitte der 1880er-Jahre Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst

1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48

Novellenfigur. Ein Geistliche

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Manuskriptbeschreibung: 1 Bogen Folio. Tinte. Erläuterungen: Zum Konvolut St 16 vgl. Kommentar zu Novellenfigur. Alter Referen-

darius.

Stellenkommentar: 2

3

Herr v. Buddenbrock ]  Eugen von Buddenbrock (1835–1923), Geheimer Legationsrat im Auswärtigen Amt, mit dem F. 1881/82 mehrfach zusammentraf; vgl. Tagebuch, 2.4.1881 (GBA, T 2, 105) u. ö. Vgl. auch Herrn von Buddenbrook, Crampas’ Sekundanten, in Effi Briest, Kap. 28 (GBA 283–285). Nücken ]  Schrullen (Grimm 13, 973).

Novellenfigur. Ein Geistlicher Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 16, 36 (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 117 (Gruppe VI) Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: wohl Mitte der 1880er-Jahre Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst

1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 1 Bogen Folio. Tinte. Erläuterungen: Zum Konvolut St 16 vgl. Kommentar zu Novellenfigur. Alter Referen-

darius.

Stellenkommentar: 2

Pastor Schultz ]  Ferdinand Schultz (1811–1875), seit 1847 Pfarrer im 1846 gegründeten Diakonissinnenhaus Bethanien in Berlin-Kreuzberg, vermittelte F. 1848 die Anstellung dort als Lehrer für Pharmazie; vgl. Fontane-Lexikon 404 f. mwN.

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i.7  Figuren, Situationen, Dialoge, Textbruchstücke

Roman oder Novelle. Eine komische Figur Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 16, 37 (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 118 (Gruppe VI; unter dem Titel Komische Figur fürs

Moderne)

Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: wohl Mitte der 1880er-Jahre Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst

1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 1 Bogen Folio. Tinte. Erläuterungen: Zum Konvolut St 16 vgl. Kommentar zu Novellenfigur. Alter Referen-

darius.

Verse sind die Sprache der Götter Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 16, 38 (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: nicht verzeichnet Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: wohl Mitte der 1880er-Jahre Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst

1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 1 Blatt Folio + 1 aufgeklebter Streifen (38a). Tinte. Erläuterungen: Zum Konvolut St 16 vgl. Kommentar zu Novellenfigur. Alter Referen-

darius.

Dialogstoffe in guter Berliner Gesellscha

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Dialogstoffe in guter Berliner Gesellschaft Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 16, 39–40 (vormals als Leihgabe im

TFA)

Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 119 und 120 (Gruppe VI; der erste Text unter dem

Titel Professor mit Dame)

Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: wohl Mitte der 1880er-Jahre Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst

1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 2 Blatt Folio. Tinte. Erläuterungen: Zum Konvolut St 16 vgl. Kommentar zu Novellenfigur. Alter Referen-

darius.

Stellenkommentar:  9

10

18 20

Musikbuch vom Freiherrn von Timus ]  Albert von Thimus (1806–1878), Jurist, Musikwissenschaftler und Abgeordneter im Preußischen Herrenhaus.1 1868/76 erschien sein Werk Die harmonikale Symbolik des Alterthums.2 das Ewald’sche Buch über die Bedeutung des Gelb ]  Arnold Ferdinand Ewald (1815–1884):3 Die Farbenbewegung. Kulturgeschichtliche Untersuchungen. ­Erste Abtheilung: Gelb. Berlin 1876. sie ]  sic; emend. Sie Georginen ]  Dahlien.

1  Vgl. Wilhelm Bäumker: Thimus, Albert Freiherr von. In: ADB 38 (1894), 45 [www.deutschebiographie.­de/pnd117341878.html?anchor=adb] (20.1.2016). 2  Albert von Thimus: Die harmonikale Symbolik des Alterthums. 2 Bde. Köln 1868/76. 3  Vgl. Sven-Wieland Staps: Ewald, Arnold Ferdinand. In: Allgemeines Künstlerlexikon 2015 [www. degruyter.com.aklaktuell.han.onb.ac.at/view/AKL/_10209599] (20.1.2016).

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i.7  Figuren, Situationen, Dialoge, Textbruchstücke

Überraschtes Rendez-vous Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 16, 41 (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: nicht verzeichnet Titel: laut Incipt Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: wohl Mitte der 1880er-Jahre Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst

1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 1 Blatt Folio. Tinte. Erläuterungen: Zum Konvolut St 16 vgl. Kommentar zu Novellenfigur. Alter Referen-

darius.

Novellenfigur. Alfred van der Weyde Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 16, 42 (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 122 (Gruppe VI) Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: wohl Mitte der 1880er-Jahre Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst

1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 1 Blatt Folio. Auf 42r aufgeklebt 1 Streifen (42a). Tinte, Blaustift. Nicht zugehöriger Text: SBB, St 16, 42r, unter 42a zwei nicht zugehörige Absätze, ­zwischen ihnen Klebespur: (1) Als er vierzehn Tage später einen zweiten Brief an seinen Vater richtete, hatte das Duell bereits stattgefunden, nachdem demselben ein seltsames Vorspiel vorausgegangen war. | Ueber (2) | Ich gebe diesen Brief, der im Wesentlichen (alle Briefe sind französisch geschrieben) des folgenden Inhalts ist. Bleistift, Tinte, Streichung mit Blaustift. Erläuterungen: Zum Konvolut St 16 vgl. Kommentar zu Novellenfigur. Alter Referen-

darius.

Unser Doktor

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Eine Wittwe von 36 Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 16, 43 (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 123 (Gruppe VI; unter dem Titel Witwe von 36) Titel: laut Incipit Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: wohl Mitte der 1880er-Jahre Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst

1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 1 Blatt Folio. Tinte. Vor Beginn des Textes, vermutlich von fremder Hand, mit Rotstift x. Erläuterungen: Zum Konvolut St 16 vgl. Kommentar zu Novellenfigur. Alter Referen-

darius.

Unser Doktor Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: TFA N 7, 1–2 Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 97 (Gruppe VI) Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: Mitte der 1880er-Jahre t. ad q.: Titelzusammenstellung Kleine (meist heitre) Stoffe um 1884; vgl. dort Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 481 (Novellenentwürfe II.), laut Jolles erworben von „Zülsdorf “; Versteigerung Gerd Rosen, Katalog Nr. 34 (16.–20.5.1960); erworben durch das TFA: TFA Hs. 1960: 1521 Manuskriptbeschreibung: 1 Bogen Folio + 1 Blatt Folio. Tinte. Erläuterungen: Die Figurenskizze ist in den Titelzusammenstellungen 2. Gruppe, ­Kleine (meist heitre) Stoffe und Novelletten. Kleine Erzählungen genannt.

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i.7  Figuren, Situationen, Dialoge, Textbruchstücke

Stellenkommentar: 8 8

Accouchement ]  (Frz.) Entbindung. altes Weib; Sympathie ]  Zur Figur der Quacksalberin vgl. auch Hoppenmarieken in Vor dem Sturm und die Buschen in Der Stechlin sowie Eine Frau, die als eine Art „weise Frau“.

Luft macht müde und Luft zehrt Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: DLA, A: Fontane 56.550/59 Verzeichnis Fontane/Fricke: vielleicht Nr. 61 (Gruppe III; unter dem Titel Lebensluft) Titel: laut Incipit Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: Mitte der 1880er-Jahre Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst

1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79 f., Los 481 (Novellenentwürfe II.), laut Jolles erworben von „Zülsdorf “; Versteigerung Karl & Faber, Auktion 55, Los 772; erworben durch das DLA am 16.5.1956: DLA, A: Fontane 56.550/59 (unter Ohne Titel) Manuskriptbeschreibung: 1 Blatt Folio. Tinte. Erläuterungen: Es ist nicht eindeutig festzustellen, ob beide Seiten des Blattes zum selben Text gehören. Das Motiv der Luft und die Skizzierung einer weiblichen Figur erinnern an Effi Briest. Das Thema der (Zug-)Luft ist bei F. ein wiederkehrendes; vgl. Fontane-Lexikon 500. Stellenkommentar:  6  7 14

China-tropfen ] Homöopathisches Arzneimittel, angewandt bei Erschöpfung und Schwächezuständen; auch bei Cholera gemeinsam mit Wein verabreicht.1 Eisen=wasser ]  Zur Förderung der Verdauung und allgemeinen Stärkung verabreichtes Arzneimittel.2 geneigte ]  sic; emend. Geneigte

1  Vgl. Medicinisch-chirurgisch-therapeutisches Wörterbuch. Hg. durch einen Verein von Aerzten. Berlin, Wien 1839, 1, 393. 2  Vgl. Krünitz 10, 670.

Mein Kirchenjahr

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Mein Kirchenjahr Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 4, 1–2, 4 (vormals als Leihgabe im

TFA)

Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 23 (Gruppe II) Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: 1886 oder danach t. post q.: Abschluss von Cafés von heut und Konditoreien von ehmals: Januar 18861 Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 1 Bogen Folio + 2 Blatt Folio. Tinte. 1r: Am linken unteren Rand von fremder, vermutlich Friedrich Fontanes Hand abgetippt. Nicht zugehöriger Text: SBB, St 4, 3, 5: Eine Nacht in Toepfer’s Hôtel (Cafés von heut und Konditoreien von ehmals: Autobiographische Schriften 3/1, 406–413). Erläuterungen: Laut Petersen 1929, 24, der sich auf Friedrich Fontane beruft (wieder­ abgedruckt in NFA 24, 783 f.), besuchte F. in den 1870er-Jahren regelmäßig verschiedene Kirchen, insbesondere die Christuskirche, um Paulus Cassel zu hören. Vgl. auch Allerlei Glück: Dort gibt Brose dem trauernden Lampertus Distelmeyer die Empfehlung, verschiedene Kirchen zu besuchen. Stellenkommentar:  5 16

16 16

erinnert sich dessen gern ]  sic; emend. erinnert er sich dessen gern Paulus Cassel ]  Prediger an der Christuskirche in Berlin-Kreuzberg war 1868– 90 Paulus Stephanus Cassel (1821–1892), urspr. Rabbiner, der 1855 zum Protestantismus konvertiert war, Autor kulturhistorischer und theologischer ­Werke und engagierter Gegner Treitschkes im Berliner Antisemitismusstreit. Die Christuskirche war 1863/64 aus Spenden zur Förderung der Judenmission errichtet worden.2 Vgl. auch Effi Briest, Kap. 32 (GBA 314 mit Anm.) und Allerlei Glück. Dom ]  Der Dom in Berlin-Mitte, zunächst Kirche des 1297 gegründeten Dominikaner-Klosters, 1747–50 Neubau, dritter Neubau 1893–1905.3 Nicolai ] St. Nikolai in Berlin-Mitte (13. Jh.).4 Vgl. auch L’Adultera, Kap. 21 (GBA 150–153) und Allerlei Glück.

1  Vgl. Autobiographische Schriften 3/2, 149. 2  Vgl. Franz Brümmer: Cassel, Paulus. In: ADB 47 (1903), 465 f. [www.deutsche-biographie.de/

pnd116468521.html?anchor=adb]; Wikipedia, Lemma Christus-Kirche (Berlin-Kreuzberg) (8.1.2016). 3  Vgl. Dehio Berlin 63–68. 4  Vgl. Dehio Berlin 44–47.

322 | 16

i.7  Figuren, Situationen, Dialoge, Textbruchstücke

Klosterkirche ] Kirche des Franziskanerklosters in der Klosterstraße, BerlinMitte, erbaut im 13. Jh.5 Vgl. auch Vor dem Sturm, Kap. III/5–6 (GBA 2, 68–85) und Allerlei Glück.

„Das Weib, das Weib“ Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 14, 1–2 (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 50 (Gruppe III) Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: wohl 1880er- oder 1890er-Jahre (Schriftduktus) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst

1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 1 Bogen Folio + 1 Blatt Folio. Auf 2r aufgeklebt 1 Streifen

(2a). Tinte, Blaustift.

Erläuterungen: Soweit bekannt, die einzige Handlungsskizze F.s in Versen.

Sommerbriefe aus dem Havelland Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: TFA N 13, 1 Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 15 (Gruppe I) Drucke: Unter dem Titel Sommerbriefe aus dem Havelland wird in HFA 1V, 735–741,

der Text von Eleonore gedruckt. Literatur: Schillemeit 1986, 65

Datierung: 1893 (vgl. Erläuterungen) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst

1933, Katalog Nr. 35, 82, Los 489 (Sommerbriefe aus dem Havelland, 48 S. Folio), laut Jolles nicht verkauft; 1935 erworben durch die Brandenburgische Provinzialverwaltung (TFA): Fricke 1937, 121 (Signatur F 8: 48 Seiten Folio, keine Angabe zur Blatt-/ 5  Vgl. Dehio Berlin 55 f.

An mir ist nichts gelegen

| 323

Bogenzahl), BV Fürstenau, Akte XI/870; Kriegsverlust des TFA: Vermisste Bestände 45. Das heute im TFA befindliche Blatt (TFA Hs. 1990: 75) wurde 1989 im Rahmen des Austauschs kriegsbedingt verlagerter Bibliotheksgüter aus der Amerika-Gedenkbibliothek Berlin zurückgeführt. Von dem 48 Seiten Folio umfassenden Manuskriptkonvolut, das 1935 vom TFA erworben wurde, ist heute lediglich das Titelblatt erhalten (TFA N 13, 1); es liegt dem Konvolut ­Eleonore bei. Manuskriptbeschreibung: 1 Blatt Folio. Tinte. Dem eigh. Ms. vorangestellt: 1 Bogen Folio (s. f.), beschrieben von fremder Hand mit Bleistift, vielleicht Otto Pniowers Hand Fontane Sommerbriefe aus dem Havelland (1893) Entwürfe 14 Bl. Folio.; von fremder Hand mit Rotstift 107/204. Diese Umfangangabe widerspricht jener bei Fricke 1937; vgl. Überlieferung. Erläuterungen: Es ist nicht bekannt, ob es sich um eine Briefnovelle oder um eine Folge von Essays handelt. Hinweise zum Inhalt gibt der Katalog Meyer & Ernst 1933; vgl. hier Bd. I, S. XXXII. Vgl. F. an Julius Rodenberg, 21.6.1893: „In den nächsten Wochen möchte ich noch ein paar ,Sommerbriefe aus dem Havellande‘ schreiben, etwa 5 und höchstens doppelt so viele (,Rundschau‘-)Seiten umfassend. Könnten Sie sich entschließen, diese Briefe – lediglich Plaudereien über allerhand Tagesfragen in Kunst und Politik – im September- oder Oktoberheft zu bringen? Den Termin weiter hinauszuschieben verbietet sich, weil die Briefe noch mit in ein kleines, zu Weihnachten erscheinendes ,Reisegeschichtenbuch‘ hinein sollen“ (HFA IV/4, Nr. 273). Mit dem ,Reisegeschichtenbuch‘ ist Von vor und nach der Reise gemeint, das jedoch erst im Frühjahr 1894 erschien; vgl. GBA Von vor und nach der Reise 174. Vgl. auch Schillemeit 1986, 65.

An mir ist nichts gelegen Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: TFA L 4, s. f., v Verzeichnis Fontane/Fricke: nicht verzeichnet Titel: laut Incipit Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: vermutlich nach 1883 t. post q.: Arbeit an dem Projekt Geschichten aus Mark Brandenburg (vgl. Erläuterungen) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 82, Los 489 (Sommerbriefe aus dem Havelland, 48 S. Folio), laut Jolles nicht verkauft; 1935 erworben durch die Brandenburgische Provinzialverwaltung (TFA): Fricke 1937, 121 (Signatur F 8), BV Fürstenau, Akte XI/870

324 |

i.7  Figuren, Situationen, Dialoge, Textbruchstücke

Manuskriptbeschreibung: 1 Blatt Folio. Tinte. Rückseite des Titelblattes zu Geschichten aus Mark Brandenburg. Erläuterungen: Die Zugehörigkeit des Dialogfragments ist unklar. Möglicherweise gehört es zu Stine, Kap. 14 (entstanden 1881–88, erschienen 1890).1 An den Geschichten aus Mark Brandenburg, einem Parallelprojekt zu den Wanderungen durch die Mark Brandenburg, arbeitete F. 1882/83; vgl. GBA, W 7, 419.

1  Vgl. GBA Stine 125.

Teil ii: Impressionen und Essays

Berlin 19. Februar. Ein Blick von der Alsen-Brücke Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 10, 1–4, 6–7 (vormals als Leihgabe

im TFA)

Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 87 (Gruppe V) Drucke: NFA 18, 459–460; HFA 1V, 848 f.; HFA 2I/7, 470–472; GBA, W 7, 145 f. Literatur: HFA 1V, 1076; NFA 18a, 1037–1039; HFA 2I/7, 752; GBA, W 7, 433  f.; Fonta-

ne-Handbuch 697; Hettche 2000

Datierung: nach 1882 t. post q.: Eröffnung der Stadtbahn (vgl. Stellenkommentar); Walter Keitel (HFA 1V, 1076) datiert das Fragment ohne nähere Begründung mit Fragezeichen auf 1886 Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 1 Bogen Folio (1) + 5 Blatt Folio + (2–4, 7) + 1 Streifen (6: 21,3 × 8,3 cm), aufgeklebt auf 7r. Tinte, Blaustift. Rückseiten/nicht zugehöriger Text: SBB, St 10, 5r: Die letzten Herbstestage. 5v: Liste zu schreibender Briefe. 6r: 1 Zeile mit Blaustift, nicht eindeutig zu lesen, darunter mit Blaustift, mit Rotstift umrandet Schlacke. 6v: Teil eines Briefentwurfs, vermutlich die Wanderungen durch die Mark Brandenburg betreffend, wohl an Wilhelm oder Hans Hertz. Stellenkommentar: 2

3 3

Alsen=Brücke ]  1858–64 erbaute Brücke über die Spree, auf Höhe des Humboldthafens. Die in ihrer Verlängerung verlaufende Alsenstraße mündete auf den Königsplatz (heute Platz der Republik).1 Heute existieren weder Brücke noch Straße; der Spreebogenpark bedeckt den einstigen Verlauf der Alsen­ straße. †* ]  Imitiert die Sigle eines Journalisten, als handle es sich um einen Zeitungsartikel. 19. Februar ]  1882 und 1884 vermerkt F.s Tagebuch einen Abendspaziergang am 19.2. (GBA, T 2, 156, 202), für 1883 ist das Tagebuch nicht überliefert, 1885 fiel der 19.2. in eine Krankheitsphase (GBA, T 2, 224 f.), in den folgenden Jahren gibt es kein Diarium, sondern zusammenfassende Einträge über längere Zeiträume. Auch die Chronik gibt keinen näheren Anhaltspunkt.

1  Vgl. Berlin und seine Bauten 1877, II, 39 f.

328 |   5 f.

13

14 f.

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ii.  Impressionen und Essays

W. v. Humboldt … Rauch ]  Wilhelm von Humboldt (1767–1835) war 1802–08 preußischer Ministerresident in Rom. Im Oktober 1808, berufen zum Leiter der Sektion für Kultus und Unterricht im preußischen Innenministerium, kehrte er nach Preußen zurück. Der mit Humboldt befreundete Bildhauer Christian Daniel Rauch (1777–1857) hielt sich 1805–11 zu Studienzwecken in Rom auf.2 Zitat nicht ermittelt; laut Erler (GBA, W 7, 433) Brief vom 17.7.1809 aus Königsberg. Strecke zwischen der Feldherrnhalle und der Ludwigskirche ]  Die von Prachtbauten Leo von Klenzes gesäumte, jedoch seinerzeit wenig belebte Ludwig­straße in München zwischen Odeonsplatz und Schellingstraße. F. hielt sich 1859 einen Monat (Chronik 942), 1874 und 1875 auf der Durchreise nach bzw. von Italien jeweils kurz in München auf; vgl. Reisetagebuch (GBA, T 3, 300, 394). Strecke zwischen der Kochstraße und dem Belle-Alliance Platz ]  Der wenig belebte südliche Abschnitt der Friedrichstraße zwischen Kochstraße und BelleAlliance-Platz (heute Mehringplatz). Vgl. auch Paul Heyse. Ein Liebling der Musen (1867; NFA 21/1, 93–103, hier 93). Chamisso ] Adelbert von Chamisso (1781–1838) war seit 1819 Kustos am Botanischen Garten in Schöneberg (an der Stelle des heutigen Heinrich-vonKleist-Parks).3 Seine letzte Wohnadresse war Friedrichstraße 235.4 Opernhause ]  Das 1741–43 erbaute Königliche Opernhaus Unter den Linden 7, die heutige Deutsche Staatsoper.5 Café Bauer ]  Das 1877/78 Unter den Linden 26 (Ecke Friedrichstraße) eröff­ nete Café Bauer leitete die Mode der Wiener Cafés in Berlin ein, die die älteren, schlichteren Konditoreien ablösten; vgl. Cafés von heut und Konditoreien von ehmals (Autobiographische Schriften 3/1, 406–413). Es war im Stil der Belle Epoque opulent ausgestattet und mit Fresken dekoriert, u. a. Anton von ­Werners Zyklus Das römische Leben.6 Vgl. auch Effi Briest, Kap. 3 (GBA 23 f.). bunten Glasfenster im ersten Stock der Passage ]  Die 1869–73 erbaute „Passage“ (auch „Kaiserpassage“ oder „Kaisergallerie“) verband Behren- und Friedrichstraße mit der Straße Unter den Linden. Auch sie besaß ein Wiener Café.7 Stadtbahn ]  Nach längerer, durch die Wirtschaftskrise von 1873 unterbrochener Vorbereitungszeit begann 1875 der Bau der „Berliner Stadt-Eisenbahn“, die 1882 eröffnet wurde.8

2  Vgl. Gerhard Masur/Hans Arens: Humboldt, Wilhelm. In: NDB 10 (1974), 43–51 [www.deutschebiographie.de/pnd118554727.html]; Jutta von Simson: Rauch, Christian Daniel. In: NDB 21 (2003), 195–197 [www.deutsche-biographie.de/pnd118749218.html] (20.1.2016). 3  Vgl. Berlin und seine Bauten 1877, I, 165–167; II, 14. 4  Vgl. Adalbert Elschenbroich: Chamisso, de Boncourt, Louis Charles Adélaïde, genannt Adelbert von Chamisso. In: NDB 3 (1957), 190–192 [www.deutsche-biographie.de/pnd118520040.html] (20.1.2016); Berliner Adressbuch 1830, s. p. 5  Vgl. Dehio Berlin 107–109. 6  Vgl. Berlin und seine Bauten 1896, III, 15 f. 7  Vgl. Berlin und seine Bauten 1877, I, 314–317; Berlin und seine Bauten 1896, III, 100–102. 8  Vgl. Berlin und seine Bauten 1877, II, 99 f.; Wikipedia, Lemma Berliner Stadtbahn mwN. (20.1.2016).

Atelierbesuche

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Auf dem Flachdach oder Mir gegenüber Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 11, 2–7 (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 84 (Gruppe V) Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: 1890er-Jahre (Titelzusammenstellung Bilder und Plaudereien aus Berlin;

vgl. dort)

Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 6 Blatt Folio. Tinte, Bleistift. Erläuterungen: Die beiden Überarbeitungen mit Tinte und Bleistift und der zweifache

Ansatz lassen große Sorgfalt in der Formulierung erkennen. In der Titelzusammenstellung Bilder und Plaudereien aus Berlin hat das Fragment drei alternative Titel Italienisches oder Mir gegenüber oder Auf dem Flachdach. Vgl. auch Manuskriptbeschreibung zu Die Juden in unsrer Gesellschaft.

Stellenkommentar:  2 39 39

Minerva-Statue mit Speer und Lorbeerkranz ]  Vgl. auch Irrungen, Wirrungen, Kap. 23 (GBA 168). Heliotrop ] In F.s Erzählwerk bedeutungstragend, vgl. vor allem Effi Briest, Kap. 4, 24, 35, 36 (GBA 31, 257, 335, 349) sowie Fontane-Lexikon 206 mwN. Joachimsche Quartette ] Das Streichquartett des Violinisten Joseph Joachim (1831–1907), der in der Entwicklung des Berliner Musiklebens eine entscheidende Rolle spielte.1

Atelierbesuche Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 8, 1–2 (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 90 (Gruppe V) Drucke: HFA 2I/7, 744 f.

1  Vgl. Werner Bollert: Joachim, Joseph. In: NDB 10 (1974), 440 f. [www.deutsche-biographie.de/ pnd118776223.html] (20.1.2016).

330 |

ii.  Impressionen und Essays

Literatur: Schillemeit 1986, 64–66 Datierung: Herbst 1892 t. post q.: F.s Lektüre von: Ludwig Pietsch: Wie ich Schriftsteller geworden bin im Oktober/November 1892 (vgl. Erläuterungen) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 2 Bogen Folio. Tinte, Bleistift. Erläuterungen: Zum Projekt eines feuilletonistischen Textes über (Berliner) Maler­ ateliers wurde F. offenbar durch die Lektüre von Ludwig Pietschs im Verlag von Friedrich Fontane erschienenen Memoiren (Wie ich Schriftsteller geworden bin. Erinnerungen aus den Fünfziger Jahren. Berlin 1893 [vordatiert]) angeregt. Er beendete die Lektüre am 4.11.1892; vgl. Z. 4 und F. an Ludwig Pietsch, 6.11.1892 (HFA IV/4, Nr. 240), sowie Schille­meit 1986, 64. Zu Ludwig Pietsch vgl. auch L. P.-Novelle mit Kommentar. Das Projekt ist in der Titelzusammenstellung Bilder und Plaudereien aus Berlin genannt. Vgl. auch Manuskriptbeschreibung zu Die Juden in unsrer Gesellschaft. Stellenkommentar: 3

4

5

Bildhauer Möller ]  Der Berliner Bildhauer Karl Heinrich Möller (1802–1882), ein Schüler Rauchs1; vgl. Pietsch 2000, 94, und F. an Martha Fontane, 24.8.1893 (BW F.–Martha Fontane 2002, Nr. 268). Maler Teutwart Schmitson ]  (1830–1863), Pferde- und Architekturmaler, l­ebte 1857–60 in Berlin, nach einem Italienaufenhalt seit 1861 in Wien.2 Pietsch porträtiert ihn ausführlich; vgl. Pietsch 2000, 175–200. F. verfasste 1862 den Artikel über Schmitson im Lexikon Männer der Zeit (Bibliographie Nr. 4448) und erwähnte ihn 1860 in der Artikelfolge Die Berliner Kunstausstellung (NFA 24, 624–644, hier 631 f.) Maler Prof. Hennig ]  Der Historienmaler Gustav Adolph Hennig (1797–1869), Professor an der Kunstakademie in Leipzig.3 Unter dem Namen Henning erscheint er als Korrespondenzpartner F.s ([21.3.1881 ]  HFA IV/3, Nr. 119) und als einer der Habitués im Salon der Gräfin Schwerin; vgl. Mathilde von Rohr (in: BW F.–Rohr 2000, 7–27, hier 10).

1  Vgl. von Donop: Möller, Karl Heinrich. In: ADB 22 (1885), 149 [www.deutsche-biographie.de/ pnd11758584X.html?anchor=adb] (20.1.2016). 2  Vgl. Eduard Daelen: Schmitson, Teutwart. In: ADB 54 (1908), 124 [www.deutsche-biographie.de/ pnd138174105.html?anchor=adb] (20.1.2016). 3  Vgl. Eberhard Kasten: Hennig, Gustav Adolph. In Allgemeines Künstlerlexikon (2015). Berlin, ­Boston [www.degruyter.com.aklaktuell.han.onb.ac.at/view/AKL/_00096370] (20.1.2016).

Das Frigidarium

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Das Frigidarium Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 48, 5–7 (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 105 (Gruppe VI) Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: vermutlich vor 1888 t. ante q.: Titelzusammenstellung Novelletten. Kleine Erzählungen (vgl. Erläuterungen) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 3 Blatt Folio. Tinte. Auf 7r aufgeklebter Zeitungsausschnitt (7a). Nicht zugehöriger Text: SBB, St 48, 6r, 7v: Schach von Wuthenow, Kap. 6 (vgl. GBA 198). Erläuterungen: Die thematische Fortsetzung des Fragments ist Die letzten Herbstestage. Beide waren ursprünglich als Teile von Von vor und nach der Reise geplant (vgl. GBA Von vor und nach der Reise 191–193). Das Manuskript befindet sich in dem von F. mit Novelletten. Kleine Erzählungen überschriebenen Konvolut St 48. Die Titelzusammenstellung Novelletten. Kleine Erzählungen ist vermutlich 1888 entstanden (vgl. GBA Von vor und nach der Reise 190). Stellenkommentar:  1  3

 3  6 10 17

Frigidarium ]  Eig. das kalte Bad in den römischen Thermen.1 Königs-Wusterhausen  ] Königs Wusterhausen südöstlich von Berlin (heute Landkreis Dahme-Spreewald, Brandenburg).2 Vgl. Königs Wusterhausen (GBA, W 4, 250–258). Schmöckwitz ]  Fischerdorf am Zeuthener See, heute zu Berlin-Treptow-Köpenick gehörig.3 Vgl. Der Fischer von Kahniswall (GBA, W 4, 72–78). Kunstausstellung ]  Die Große Berliner Kunstausstellung, alljährlich veranstaltet von der Akademie der Künste. Urnen werden ausgegraben ]  Vgl. Z. 22 (Zeitungsausschnitt). Grünau ]  Grünau, 1749 am Westufer der Dahme gegründet, heute zu BerlinTreptow-Köpenick gehörig, entwickelte sich ab 1874 zu einem Villenvorort und ist seit 1880 ein bevorzugter Austragungsort von Ruder- und Segelregatten.4

1  Vgl. Erika Brödner: Römische Thermen und antikes Badewesen. Darmstadt 32011, 102. 2  Vgl. Dehio Brandenburg 527. 3  Vgl. Dehio Berlin 265. 4  Vgl. Dehio Berlin 255; Wikipedia, Lemma Regattastrecke Berlin-Grünau (20.1.2016).

332 | 22

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ii.  Impressionen und Essays

Wendischen Spree oder Dahme ]  Nebenfluss der Spree, der in Köpenick mündet. Vgl. An Bord der „Sphinx“: „An der Brücke von Köpenick treffen zwei ­Flüsse beinahe rechtwinklig zusammen: die eigentliche Spree und die Wendische Spree, letztere auch die ‚Dahme‘ geheißen. Die Wendische Spree, mehr noch als die eigentliche, bildet eine große Anzahl prächtiger Seeflächen, die durch einen dünnen Wasserfaden verbunden sind. […] So diese Wasserstraße. An ihren Ufern hin, ähnlich wie im Spreewald, hielten sich, bis in unsere Tage hinein, die wendischen [slawischen] Elemente. Wer die Gegend kennt, nennt sie deshalb die ‚Wendei‘. Sie hat wenig Dörfer, keine Städte; selbst der Eisenbahnzug geht nur wie eine Erscheinung durch sie hin“ (GBA, W 4, 61 f.). Goulbier ]  Der Name ist im Südosten Berlins nach wie vor verbreitet. 1937–76 war die vormalige Fontanestraße in Schmöckwitz (heute Zum Seeblick) nach Théodore François Edouard Goulbier (1873–1935) benannt, einem Stadtverordneten der Deutschnationalen Volkspartei, die 1933 in der NSDAP aufging.5

Die letzten Herbstestage Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 48, 8–11; St 10, 5 (vormals als Leih-

gabe im TFA)

Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 41 (Gruppe II; unter dem Titel Die letzten Herbsttage;

zusammengefasst mit Die Kunst des Erzählens) Drucke: Erstdruck Literatur: –

Datierung: vermutlich vor 1888 t. ante q.: Titelzusammenstellung Novelletten. Kleine Erzählungen (vgl. Erläuterungen) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 3 Bogen Folio. Tinte. Auf 7r aufgeklebter Zeitungsausschnitt (7a). Nicht zugehöriger Text: SBB, St 48, 6r, 7v: Schach von Wuthenow, Kap. 6 (vgl. GBA 198). Erläuterungen: Ein Berlin-Text, in dem narrative, essayistische und autobiographische

Züge verfließen und der mit verschiedenen anderen Fragmenten verflochten ist. Die letzten Herbstestage ist die thematische Fortsetzung zu Das Frigidarium. Beide ­waren ursprünglich als Teile von Von vor und nach der Reise geplant (vgl. GBA Von vor und nach der Reise 191–193). Die Bogen St 48, 8–11 liegen in dem von F. mit Novellet-

5  Vgl. Alle Berliner Straßen und Plätze 1, 566; 2, 124.

Die letzten Herbstestage

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ten. Kleine Erzählungen überschriebenen Konvolut St 48. Die Titelzusammenstellung Novelletten. Kleine Erzählungen ist vermutlich 1888 entstanden (vgl. GBA Von vor und nach der Reise 190). Der Bogen St 10, 5 liegt im Konvolut Berlin 19. Februar. Ein Blick von der Alsen-­Brücke, mit dem ebenfalls ein Zusammenhang zu bestehen scheint. Die Tiergartenszene (Z. 12–16) findet sich wieder in Zwischen zwei und drei (vgl. dort). Stellenkommentar:  4  8  8  8  8

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Frigidarium ]  Eig. das kalte Bad in den römischen Thermen.1 Vgl. Das Frigidarium. Halensee ]  See im Grunewald.2 Vgl. auch Frau Jenny Treibel, Kap. 10 (GBA 130–151). Hundekehle ]  Der Hundekehlesee im Grunewald (von Hundequele: Sammelstelle der Hundemeute bei einer Treibjagd).3 Saatwinkel ]  Saatwinkel am Südufer des Tegeler Sees, seit der Mitte des 19. Jh.s beliebtes Ausflugsziel.4 Johannistrieb ]  Eig. zweiter Blattaustrieb im Juni/Juli; 5 auch: in zunehmendem Alter gesteigerte Sexualität; hier: zweite Phase der Landpartien nach denen im Frühling und Sommer. Wrangelbrunnens  ] Spätklassizistischer Bronzebrunnen von Hugo Hagen (1876) mit Hauptbecken aus Granit und Allegorien von Rhein, Elbe, Oder und Weichsel, benannt nach dem preußischen General Karl von Wrangel. Urspr. auf dem Kemperplatz, seit 1902 in der Grimmstraße (Kreuzberg).6 Vgl. auch Meine Reiselust (GBA, G 2, 473 f.) und Zwischen zwei und drei. Thiergarten ]  Seit F. in der Potsdamer Straße 134c wohnte, unternahm er regelmäßig Spaziergänge im Großen Tiergarten. Vgl. auch Zwischen zwei und drei. Leopold v. Ranke ]  Der Historiker Leopold von Ranke (1795–1886),7 den F. persönlich kannte; vgl. Fontane-Lexikon 368. Gerson Bleichroeder ]  Gerson von Bleichröder (1822–1893), der politisch einflussreiche Hofbankier und Bankier Bismarcks.8 Er war ein Jugendfreund von Emilie Fontane, mit dem sie 1882 wieder in Kontakt trat; vgl. Erler 2002, 275– 277 mwN.; Fontane-Lexikon 65. Dunker ]  Alexander Duncker (1813–1897), Verleger,9 Korrespondenzpartner F.s.

1  Vgl. Erika Brödner: Römische Thermen und antikes Badewesen. Darmstadt 32011, 102. 2  Vgl. Alle Berliner Straßen und Plätze 2, 190. 3  Vgl. Alle Berliner Straßen und Plätze 2, 331. 4  Vgl. Alle Berliner Straßen und Plätze 3, 528. 5  Vgl. Brockhaus20 11, 217 f. 6  Vgl. Dehio Berlin 293 f.; Berlin und seine Bauten 1896, I, 38. 7  Vgl. Ulrich Muhlack: Ranke, Franz Leopold von. In: NDB 21 (2003), 140–142 [www.deutsche-

biographie.de/pnd118598279.html] (20.1.2016). 8  Vgl. Heinrich Schnee: Bleichröder, Gerson von. In: NDB 2 (1955), 299 [www.deutsche-biographie. de/pnd11851167X.html] (20.1.2016). 9  Vgl. Karl Friedrich Pfau: Duncker, Alexander. In: ADB 48 (1904), 168 f. [www.deutsche-biographie. de/pnd11625159X.html?anchor=adb] (20.1.2016).

334 |

ii.  Impressionen und Essays

der Kaiser ]  Wilhelm I. (1797–1888). Hohenzollernstraße ]  Verbindet den Südrand des Großen Tiergartens mit dem Landwehrkanal, heute Hiroshimastraße.10 18 Hansemanns Häuser ]  Doppelvilla in der Tiergartenstraße 30/31, von Friedrich Hitzig in Zusammenarbeit mit Martin Gropius erbaut 1863–65 für den einflussreichen Bankier und Politiker David Hansemann (1790–1864), 1848 preußischer Finanzminister.11 19 Die Pappel mit dem Garten drauf ]  sic 19 Poetensteig ] Laubüberwölbter Spazierweg im Großen Tiergarten. Vgl. auch Allerlei Glück. 19 Fr. W. Straße ] Verbindet den Südrand des Großen Tiergartens mit dem Lützowplatz, heute Klingelhöferstraße. 1874–1961 benannt nach Kronprinz Friedrich Wilhelm, dem späteren Friedrich III.12 20 Korso-Allée ]  Der Corso, eine Parade des Hofes und der Eliteregimenter, fand auf der Hofjägerallee (auch Corso-Allee genannt) statt. Vgl. Der Korso (1860; GBA, W 6, 239–241). 28 4. Scenerie am Alsenplatz ]  sic; emend. 5. Scenerie am Alsenplatz 28 Alsenplatz  ] Die Erweiterung der Alsenstraße nördlich des Königsplatzes. ­Heute ist die entsprechende Fläche vom Spreebogenpark bedeckt.13 30 Pferdebahn ]  Die seit 1865 bis Berlin Zoologischer Garten verkehrende Straßen­ bahn.14 31 5. Novembersturm ]  sic; emend. 6. Novembersturm 35–37 Exc. Ranke … Kaiser ]  Vgl. Anm. zu Z. 13–16. 16 18

Zwischen zwei und drei Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: DLA, A: Fontane 58.1262 Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 57 (Gruppe III) Drucke: HFA 1V, 854 f.; NFA 24, 329 f.; HFA 2I/7, 476 f. Literatur: HFA 1V, 1079; Hofmann/Kuhn 1969, 646; NFA 24, 913 f.; HFA 2I/7, 756;

Fontane-Handbuch 694

Datierung: Mitte der 1880er-Jahre

10  Vgl. Alle Berliner Straßen und Plätze 2, 307. 11  Vgl. Hartwig Schmidt: Das Tiergartenviertel. Baugeschichte eines Berliner Villenviertels. Berlin

1981, 1, 288; Arnold Körte: Martin Gropius: Leben und Werk eines Berliner Architekten 1824–1880‬. Berlin 2013, 112; Erich Angermann: Hansemann, David Justus Ludwig. In: NDB 7 (1966), 626–629 [www.deutsche-biographie.de/pnd11854568X.html] (20.1.2016).‬‬‬‬‬ 12  Vgl. Alle Berliner Straßen und Plätze 2, 27. 13  Vgl. Alle Berliner Straßen und Plätze 1, 43. 14  Vgl. Wikipedia, Lemma Geschichte der Straßenbahn in Berlin mwN. (20.1.2016).

Zwischen zwei und drei

| 335

t. post q.: Erscheinen von Sacrow als Buchkapitel 18801 (vgl. Manuskriptbeschreibung); t. ad q.: Titelzusammenstellung Kleine (meist heitre) Stoffe um 1884 (vgl. dort); t. ante q.: Tod Leopold von Rankes 1886 (vgl. Z. 4) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79 f., Los 481 (Novellenentwürfe II.), laut Jolles erworben von „Zülsdorf “; Versteigerung Gerd Rosen, Katalog Nr. 31 (24./29.11.1958), Los 2043; erworben durch das DLA am 26.11.1958: DLA, A: Fontane 58.1262 Manuskriptbeschreibung: 1 Bogen Folio. Tinte, Blaustift. Nicht zugehöriger Text: DLA, A: Fontane 58.1262/2r: Disposition zu einem nicht ausgeführten Kapitel von ­Sacrow: Band III [–] Sacrow [–] Schilderung des Ganzen [–] Historisches [–] W. Hahns Haus; vgl. GBA, W 3, 239–251. Anschrift F.s von fremder Hand. Erläuterungen: Das Fragment schildert Impressionen und Begegnungen auf einem

Spaziergang im Großen Tiergarten. F. unternahm regelmäßig solche Spaziergänge, seit er in der Potsdamer Straße 134c wohnte. Vgl. auch Die letzten Herbstestage. Das Fragment ist unter dem Titel Zwischen zwei und drei. (Thiergarten.) in der Titel­ zusammenstellung Kleine (meist heitre) Stoffe genannt.

Stellenkommentar: 2 f. 4 5

6 7

Kaiser … Kaiserin ]  Wilhelm I. (1797–1888) und Augusta (1811–1890). Leopold v. Ranke ]  Der Historiker Leopold von Ranke (1795–1886),2 den F. persönlich kannte; vgl. Fontane-Lexikon 368. Bleichroeder ]  Gerson von Bleichröder (1822–1893), politisch einflussreicher Hofbankier und Bankier Bismarcks.3 Er war ein Jugendfreund von Emilie Fontane, mit dem sie 1882 wieder in Kontakt trat; vgl. Erler 2002, 275–277 mwN.; Fontane-Lexikon 65. Liedtke ]  Theodor Liedt(c)ke (1828–1902), Schauspieler am Berliner Königlichen Theater,4 über den F. als Theaterkritiker häufig schrieb. Fanny Lewald  ] Die Schriftstellerin und Frauenrechtlerin Fanny Lewald (1811–1889),5 die F. seit etwa 1848 persönlich kannte; vgl. Fontane-Lexikon 276 f. mwN.

1  Vgl. GBA, W 3, 577. 2  Vgl. Ulrich Muhlack: Ranke, Franz Leopold von. In: NDB 21 (2003), 140–142 [www.deutsche-

biographie.de/pnd118598279.html] (20.1.2016). 3  Vgl. Heinrich Schnee: Bleichröder, Gerson von. In: NDB 2 (1955), 299 [www.deutsche-biographie. de/pnd11851167X.html] (20.1.2016). 4  Vgl. NDB-Index [www.deutsche-biographie.de/sfz51297.html] (20.1.2016). Abweichende An­gaben finden sich in: NFA 22/3, 287: „Theodor Liedtcke (1822–1902)“, und in: Chronik 3811: „Theodor Liedtcke (1823–1902)“. 5  Vgl. Renate Möhrmann: Lewald, Fanny. In: NDB 14 (1985), 409–410 [www.deutsche-biographie. de/pnd118572393.html] (20.1.2016); Kittelmann 2010.

336 | 14

15

19

21 21

24

24 f.

31

31 32

ii.  Impressionen und Essays

Rousseau Insel ]  Insel in der 1792 angelegten Neuen Partie des Großen Tiergartens. Das Tiergartengewässer rund um die Insel war zu F.s Zeit im Winter Eislauffläche.6 Vgl. auch Allerlei Glück. Corso ]  Der Corso, eine Parade des Hofes und der Eliteregimenter, fand auf der Hofjägerallee (auch Corso-Allee genannt) statt. Vgl. Der Korso (1860; GBA, W 6, 239–241). Vgl. auch Allerlei Glück und Die letzten Herbstestage. Victoria und Regenten-Straße  ] 1) Die Victoriastraße, 1858 anlässlich der Hochzeit des Kronprinzen Friedrich Wilhelm (später Friedrich III.) mit Victo­ ria von Großbritannien und Irland so benannt, verband Königin-Augustaund Tiergartenstraße; heute in den Verlauf der Potsdamer Straße einbezogen. 2) ­Regentenstraße (1860–1935), heute Hitzigallee, Parallelstraße zur Victoriastraße südlich des Tiergartens.7 Alexander Duncker ]  (1813–1897), Verleger,8 Korrespondenzpartner F.s. Reinhold Begas ]  Der imposant auftretende und als sehr gutaussehend geltende (vgl. Z. 28) Bildhauer Reinhold Begas (1831–1911),9 der in den 1890er-­Jahren in öffentlichem Auftrag zahlreiche neobarocke Monumentalskulpturen in ­Berlin errichtete; vgl. Fontane-Lexikon 52. Poeten=Allee ]  Gemeint ist wohl die Allee, an der seit 1880 verschiedene Dichter-Denkmäler errichtet wurden. Das Goethe-Denkmal von Fritz Schaper wurde 1880 am östlichen Tiergartenrand errichtet.10 Velocipedisten ] Um 1884 gingen die deutschen Radfahrvereinigungen von dieser urspr. Bezeichnung zum neu entwickelten deutschen Wort „Radfahrer“ über.11 Wrangelbrunnen  ] Spätklassizistischer Bronzebrunnen von Hugo Hagen (1876) mit Hauptbecken aus Granit und Allegorien von Rhein, Elbe, Oder und Weichsel, benannt nach dem preußischen General Karl von Wrangel. Urspr. auf dem Kemperplatz, seit 1902 in der Grimmstraße (Kreuzberg).12 Vgl. auch Meine Reiselust (GBA, G 2, 473 f.) und Die letzten Herbstestage. engere Zirkel ]  Die engere Umgebung des Hofes; vgl. Vor dem Sturm, Kap. III/14 Kleiner Cirkel (GBA 2, 179). Redoute ]  Maskenball, urspr. Festsaal (Kluge/Seebold 1999, 673).

6  Vgl. Baedeker Berlin 1878, 68; Wikipedia, Lemma Rousseau-Insel (Großer Tiergarten) mwN. (20.1.2016). 7  Vgl. Alle Berliner Straßen und Plätze 4, 277; 3, 434. 8  Vgl. Karl Friedrich Pfau: Duncker, Alexander. In: ADB 48 (1904), 168 f. [www.deutsche-biographie. de/pnd11625159X.html?anchor=adb] (20.1.2016). 9  Vgl. Eberhard Ruhmer: Begas, Reinhold, in: NDB 1 (1953), 746 f. [www.deutsche-biographie.de/ pnd119469081.html] (20.1.2016). 10  Vgl. Berlin und seine Bauten 1896, 1, 34; Denkmaldatenbank Berlin [http://www.stadt­ent­wicklung.­ berlin.de/denkmal/liste_karte_datenbank/de/denkmaldatenbank/suchresultat.php?­stichwort=­goethe ­&bezirk=&ortsteil=&strasse=&hausnummer=&denkmalart=&objekttyp=&datierung=&person=schaper­ ­%2C+fritz&objekt=] (20.1.2016). 11  Vgl. Wikipedia, Lemma Geschichte des Fahrrads mwN. (20.1.2016); Kluge/Seebold 1999, 245. 12  Vgl. Dehio Berlin 293 f.; Berlin und seine Bauten 1896, I, 38; Brogi 2009, 278.

Wo sind heute die Schiffe des Norddeutschen Lloyd

| 337

Wo sind heute die Schiffe des Norddeutschen Lloyd? Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 9, 1–2 (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 91 (Gruppe IV) Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: um 1893 (vgl. Erläuterungen) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst

1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 2 Bogen Folio. Tinte. Erläuterungen: Das Fragment ist in der Titelzusammenstellung Bilder und Plaudereien aus Berlin (nach 1892) genannt. Vgl. auch Manuskriptbeschreibung zu Die Juden in unsrer Gesellschaft. Stellenkommentar: 1

3

3 4

Norddeutschen Lloyd ]  1857 in Bremen gegründete Reederei, die die Häfen der amerikanischen Ostküste anlief und 1886 den Reichspostdampferdienst nach Ostasien und Australien aufnahm. Seit 1970 mit der Hamburg-Amerika-Linie zur Hapag-Lloyd vereinigt.1 Mekong ]  Der Mekong entspringt in Tibet, berührt die chinesische Provinz Yunnan, dann Laos, Myanmar, Thailand und Kambodscha und mündet in Vietnam ins Südchinesische Meer.2 Pamir=Plateau ]  Ausgedehntes Plateau im zentralasiatischen Pamir-Gebirge, das heute zu Tadschikistan, Kirgisistan, Afghanistan und China gehört.3 Schulte ]  Der 1886 gegründete Kunstsalon Eduard Schulte, vormals Lepke’sche Kunsthandlung, Unter den Linden 4a, seit 1891 im Palais Redern, Unter den Linden 1. Als Ableger der Düsseldorfer Kunsthandlung von Eduard Schulte (1817–1890) wurde die Berliner Galerie von dessen Söhnen Hermann (1851– 1941) und Max Eduard Schulte (geb. 1852) geführt. 1887 zeigte sie Werke Böcklins, 1891/92 Gemälde Franz von Stucks.4 Vgl. auch „Rr“ oder Gefährdet Glück.

1  Vgl. Brockhaus20 15, 725. 2  Vgl. Brockhaus20 14, 459; Wikipedia, Lemma Mekong mwN. (20.1.2016). 3  Vgl. Brockhaus20 16, 502; Wikipedia, Lemma Pamir (Gebirge) mwN. (20.1.2016). 4  Vgl. Chronik 3863; Wikipedia, Lemma Galerie Eduard Schulte mwN. (20.1.2016); Peter Krop-

manns: Kunstsalon Eduard Schulte. Bei ihm ging als Erstem das Licht an. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.8.2013.

338 |  4

  4 f.

 6

15

ii.  Impressionen und Essays

Gurlitt ]  Die 1880 gegründete Galerie Fritz Gurlitt in der Behrenstraße 29. Fritz Gurlitt (1854–1893) förderte u. a. Böcklin und machte den französischen Impressionismus in Deutschland bekannt.5 Vgl. auch „Rr“ oder Gefährdet Glück. von Bärle ]  Die Kunsthandlung Honrath & van Baerle, Unter den Linden 3.6 F. korrespondierte 1882 mit den Inhabern Ed. G. Honrath und A. van Baerle; vgl. Tagebuch, 19.5.1882 (GBA, T 2, 174). Vgl. auch „Rr“ oder Gefährdet Glück. Simon Schropp ]  Simon Schropp’sche Landkarten-Handlung, J. H. Neumann, Jägerstraße 61. Simon Schropp & Comp. war seit dem 18. Jh. der führende preußische Verlag für Landkarten, Atlanten, Globen und astronomische Ge­ räte.7 Unter den Linden 20 ]  An dieser Adresse befanden sich das Photographische Atelier Schnabelt & Co. und der Uhren-, Luxus- und Musiken-Bazar mit Kunstgießerei von Conrad Felsing. Das Internationale Reisebüro hatte die Adresse Unter den Linden 67.8

Wie man in Berlin so lebt Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: TFA M 9, 3, 1–9 Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 93 (Gruppe V) Drucke: Jost Schillemeit: Berlin und die Berliner. Neuaufgefundene Fontane-Manuskripte. Jahrbuch der Deutschen Schillergesellschaft 30 (1986), 34–82, hier 39–43; GBA, W 7, 305–308 Die Edition von Schillemeit erfolgte mit Genehmigung des damaligen Eigentümers Robert Wallich (vgl. Schillemeit 1986, 36); der Druck in der GBA beruht auf Schillemeit. Literatur: Schillemeit 1986; GBA, W 7, 463 f.; Delf von Wolzogen 2007 Datierung: um 1892 t. post q.: 1891/92 (Bau der Forth-Bridge; vgl. Stellenkommentar; Rückseiten; vgl. Delf von Wolzogen 2007). Schillemeit 1986, 66–69, datiert Wie man in Berlin so lebt erst nach dem endgültigen Abschluss der Poggenpuhls, nach Mai 1894; der PoggenpuhlsEntwurf auf 4v–5v entstammt jedoch der ersten Produktionsphase von 1891/92 (vgl. Manuskriptbeschreibung).

5  Vgl. Edwin Kuntz: Gurlitt, Friedrich Louis Moritz Anton. In: NDB 7 (1966), 328 [www.deutschebiographie.de/pnd116930675.html]; Wikipedia, Lemma Fritz Gurlitt mwN. (20.1.2016). 6  Vgl. Berliner Adressbuch 1887, 449. 7  Vgl. Berliner Adressbuch 1892, 1215; Staatsbibliothek zu Berlin PK: Berliner Globen 1800–1955. Eine virtuelle Ausstellung [http://staatsbibliothek-berlin.de/die-staatsbibliothek/abteilungen/karten/ sammlungen/bestaende/berliner-globen-1800-1955/] (20.1.2016). 8  Vgl. Berliner Adressbuch 1890, 740 und 753; 1892, Geschäfts-Anzeigen.

Wie man in Berlin so lebt

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Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 81, Los 486 (Berlin und die Juden. 5 eigenh. Prosaentwürfe, 46 S. Folio), laut Jolles erworben von „Wallich“ (Paul Wallich); Versteigerung Christie’s, London, ­Katalog Valuable Printed Books and Manu­scripts 49, Los 48 (Five autograph manuscripts …); erworben durch das TFA am 15.11.2006: TFA Hs. 2007: 3 Manuskriptbeschreibung: Das Manuskript befindet sich in einer Mappe mit Aufschrift von Paul Wallichs Hand Fontane-Manuscripte, erworben auf der Auktion bei Hellmut Meyer & Ernst, Berlin d. 9. Oktober 1933. Darunter mit Bleistift von drei verschiedenen fremden Händen Berlin und die Juden [–] Nicht im Ktlg. [–] Prosa 3. Das Konvolut enthält die folgenden Texte: TFA M 9, 1, 1–2: Die Juden in unsrer Gesellschaft TFA M 9, 2, 1–6: Adel und Judenthum in der Berliner Gesellschaft TFA M 9, 3, 1–9: Wie man in Berlin so lebt TFA M 9, 4, 1–26: Berliner Ton TFA M 9, 5, 1–9: Berliner Sprechanismus. TFA M 9, 3, 1–9: 1 Bogen Folio + 8 Blatt Folio. Tinte, Blaustift. Auf 2r, 3r, 6r, 7r Klebespuren. Auf 2r, 6r, 7r Paginierungen von fremder Hand mit Rotstift 97, 94, 96, die sich vermutlich auf den Text beziehen, der auf die Blätter aufgeklebt war. Nicht zugehöriger Text: TFA M 9, 3, 2v: Dreilinden (1882; GBA, W 5, 398). 3v: 2 Listen von Agenda (vermutlich 1888; vgl. Delf von Wolzogen 2007). 4v, 5v: Entwurf und Autor­anmerkungen zu Die Poggenpuhls (gedruckt bei Schillemeit 1986, 43 f.): Die Manon der Druckfassung trägt hier noch den Namen Lulu; der Text stammt demnach vermutlich aus der Phase der ersten Niederschrift (Winter 1891/92; vgl. GBA Die Poggenpuhls 145 f., 172). 6r, 8v, 9v: Gentzrode (1888–92; vgl. GBA, W 1, 521–562). 6v: Plaue a. H. (1887/88; GBA, W 5, 105. 7v: Quitzöwel (1887; GBA, W 5, 32). Erläuterungen: Das Fragment gehört zu den Essays über das Alltagsleben in Berlin

und das Verhalten der Berliner; vgl. Berliner Ton, Berliner Sprechanismus u. a. Eine ganz ähnlich formulierte Berlin-Kritik findet sich in F.s Brief an Georg Friedlaender, 3.2.1898 (BW F.–Friedlaender 1994, Nr. 270); vgl. Schillemeit 1986, 68 mwN. Zu den Misslichkeiten des Wohnens in Berliner Mietshäusern vgl. auch „Rr“ oder Gefährdet Glück.

Stellenkommentar:  3

10 20 39

Berliner Zimmer ]  Für die Berliner Mietshäuser des späten 19. Jh.s typisches Durchgangszimmer, das Vorder- oder Hinterhaus mit dem Seitenflügel verbindet. In der Regel ein großer, aber ziemlich dunkler Raum, der nur ein Fenster zum Hof besitzt.1 Kopfende meines Endes ]  sic; emend. Kopfende meines Bettes daß daß Deckenklopfen ]  sic; emend. daß das Deckenklopfen „Hier steh ich, ich kann nicht anders.“ ]  Geflügeltes Wort nach einem angeblichen Ausspruch Martin Luthers auf dem Reichstag zu Worms 1521 (Büchmann 1912, 492).

1  Vgl. Brockhaus20 3, 162.

340 |

ii.  Impressionen und Essays

bammelt ]  Bammeln: baumeln, wackeln (Grimm 1, 1095). Als der Schneider m ]  Schreibabbruch. Firth of Forth-Brücke ]  Die 1890 eröffnete Forth Bridge über die Mündung des River Forth in Schottland war eine der ersten freitragenden und die damals längste Brücke der Welt.2   69 f. Bon Marché ]  (Frz.) günstig, billig.   69 f. Bon Marché in Paris ]  Das 1838 gegründete Kaufhaus Au Bon Marché, seit 1989 Le Bon Marché, in der Rue de Sèvres (7. Arrondissement).3  74 Pferdebahn ]  Die seit 1865 verkehrende Straßenbahn, von Pferden gezogen.4   75 f. Aber ich doch lieber eine Droschke ]  sic; emend. Aber ich nehme doch lieber eine Droschke   76 f. Rhematismus ]  sic; emend. Rheumatismus  82 Kaiser-Wilhelmsbrücke ]  Die 1886–89 errichtete Brücke über die Spree zwischen Schlossplatz und Berliner Dom, heute Liebknechtbrücke.5  83 neue Markt ]  Mittelalterlicher Platz an der Marienkirche, auf dem bis zur Eröffnung der Central-Markthalle auf dem Alexanderplatz 1886 ein Wochenmarkt stattfand. Heute nicht mehr vorhanden.6  83 Loreto ]  Wallfahrtsort in den Marken (Mittelitalien). Einer Legende des 15. Jh.s zufolge sollen Engel das Haus der Maria im Jahr 1294 aus Nazaret über das Meer nach Loreto getragen haben.7  85 Bentschen ]  Heute Zbąszyń, Woiwodschaft Großpolen.  85 Tirschtiegel ]  Heute Trzciel, Woiwodschaft Lebus.  90 Bakel ]  Stock, mit dem die Kinder in der Schule geprügelt wurden (Adelung 1, 695). 101 f. ich weiß nicht, daß einem schofles Zeug ins Haus geschickt wird ]  sic; emend. ich weiß nur, daß einem schofles Zeug ins Haus geschickt wird 118 Reuleaux  ] Franz Reuleaux (1829–1905), Ingenieur und Kinematiker, Begründer der Maschinenbauwissenschaft, tätig an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich, dann in Berlin, Rektor der Technischen Hochschule in Charlottenburg.8 Er resümierte den Ruf deutscher Waren im Ausland: „Deutschlands Industrie hat das Grundprinzip ‚billig und schlecht‘.“9 Vgl. F. an Georg Friedlaender, 3.2.1898 (BW F.–Friedlaender 1994, Nr. 270).  45  54  60

2  Vgl. Encyclopædia Britannica [www.britannica.com/topic/Forth-Bridge] (20.1.2016). 3  Vgl. Wikipédia (frz.), Lemma Le Bon Marché mwN.; www.lebonmarche.com (20.1.2016). 4  Vgl. Wikipedia, Lemma Geschichte der Straßenbahn in Berlin mwN. (20.1.2016). 5  Vgl. Berlin und seine Bauten 1877, II, 37; Wikipedia, Lemma Liebknechtbrücke mwN. (20.1.2016). 6  Vgl. Alle Berliner Straßen und Plätze 3, 231. 7  Vgl. Lexikon für Theologie und Kirche 6, 1051–1053. 8  Vgl. Wolfhard Weber: Reuleaux, Franz. In: NDB 21 (2003), 453 f. [www.deutsche-biographie.de/

pnd118599933.html] (20.1.2016). 9  Franz Reuleaux: Briefe aus Philadelphia. Braunschweig 1877, 5.

Berliner Umzug

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Drei Treppen hoch Textgrundlage: Friedrich Fontane 1922 Standort und Signatur: unbekannt Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 56 (Gruppe III; unter dem Titel Dreitreppenhoch-­

Leute)

Drucke: Friedrich Fontane: Wie Theodor Fontane umzog. Vossische Zeitung, Nr. 369, 6.8.1922; Theodor Fontane: „Die Drei-Treppen-hoch-Leute“ und „Berliner Umzug“. Zwei unvollendete Skizzen. Erneut mitgeteilt und erläutert von Joachim Krueger. Fontane Blätter 28 (1978), 318–321, hier 318 f.; HFA 21/7, 489 f. Literatur: Krueger 1978, 320 f.; HFA 21/7, 760 f.; Fontane-Handbuch 697 Datierung: 1890er-Jahre (vgl. Erläuterungen) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst

1933, Katalog Nr. 35, 80, Los 482 (Wanderungen. Eigenhändige Aufsätze u. Arbeiten, Entwürfe, Notizen u. Material etc. meistens zu den ‚Wanderungen durch die Mark Branden­burg‘. Insgesamt ca. 540 S. meist Folio), laut Jolles nicht verkauft; 1935 erworben durch die Brandenburgische Provinzialverwaltung (TFA): Fricke 1937, 121 (Signatur F 10), BV Fürstenau Akte XI/870; Kriegsverlust des TFA: Vermisste Bestände 45 (dort unter dem Titel Drei-Treppen-Leute, 4 S. Folio) Erläuterungen: F. wohnte von 1872 bis zu seinem Tod 1892 in der Potsdamer S­ traße 134c „drei Treppen hoch“. Vgl. auch Mathilde Möhring, Kap. 2 (GBA 9 f.). Das Fragment erscheint in der Titelzusammenstellung Bilder und Plaudereien aus Berlin (nach 1892; vgl. dort) unter dem Titel Dreitreppenhoch-Leute. Stellenkommentar: 1 9

atme ]  emend.; Friedrich Fontane 1922 atmen überschlagsicher ]  Möglicherweise falsche Transkription in Friedrich Fontane 1922.

Berliner Umzug Textgrundlage: Friedrich Fontane 1922 Standort und Signatur: unbekannt Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 55 (Gruppe III) Drucke: Friedrich Fontane: Wie Theodor Fontane umzog. Vossische Zeitung, Nr. 369, 6.8.1922; Theodor Fontane: „Die Drei-Treppen-hoch-Leute“ und „Berliner Umzug“. Zwei unvollendete Skizzen. Erneut mitgeteilt und erläutert von Joachim Krueger. Fontane Blätter 28 (1978), 318–321, hier 319 f.; HFA 21/7, 490–492 Literatur: Krueger 1978, 320 f.; HFA 21/7, 761; Fontane-Handbuch 697

342 |

ii.  Impressionen und Essays

Datierung: 1890er-Jahre (vgl. Erläuterungen) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst

1933, Katalog Nr. 35, 80, Los 482 (Wanderungen. Eigenhändige Aufsätze u. Arbeiten, Entwürfe, Notizen u. Material etc. meistens zu den ‚Wanderungen durch die Mark Branden­burg‘. Insgesamt ca. 540 S. meistens Folio), laut Jolles nicht verkauft; 1935 erworben durch die Brandenburgische Provinzialverwaltung (TFA): Fricke 1937, 121 (Signatur F 11, Umzug, 5 S. Folio), BV Fürstenau Akte XI/870; Kriegsverlust des TFA: Vermisste Bestände 45 Erläuterungen: Zu Berliner Mobiliar und Berliner Umzugsszenen vgl. auch Stine, Kap. 4 (GBA 20 f.), und Mathilde Möhring, Kap. 2 (GBA 9). Das Fragment erscheint in der Titelzusammenstellung Bilder und Plaudereien aus ­Berlin (nach 1892; vgl. dort) unter dem Titel Umzug. Stellenkommentar:  2

 4

14 f. 16

22

„Sardanapal“ ]  Großes historisches Ballett in 4 Akten (1865) von Paul Taglioni (1808–1884), königlicher Ballettdirektor in Berlin, mit Musik von Peter Ludwig Hertel (1817–1899), Direktor der Ballettmusik und Hofkomponist in Berlin.1 Die Handlung kreist um den legendären assyrischen König Sardanapal, der in seinem belagerten Palast in Ninive auf einem aus seinen Reichtümern aufgeschichteten Scheiterhaufen Selbstmord begangen haben soll.2 Das opulente Ausstattungsballett hatte durchschlagenden Erfolg zunächst in Berlin, dann in Wien. Ich habe mehreren solcher Aufführungen beigewohnt ]  Am 4.6.1873 zu Ehren des Schah von Persien; vgl. Tagebuch (GBA, T 2, 45; Chronik 1850), und am 2.9.1873 einer Festvorstellung zur Einweihung der Siegessäule (Chronik 1858 mwN.). grünen Holze … dürren Holze ]  Sprichwörtliche Redensart nach Lukas 23,31. 1. Oktober ]  Traditionellerweise wechselte man die Anstellung oder die Wohnung zu Michaeli (29.9.), was sich später, als die kirchliche Zeitstrukturierung im Alltagsleben durch das Kalenderjahr ersetzt wurde, auf den nächstliegenden Monatsbeginn, den 1.10., verschob. etagenweise ]  Konjektur Krueger 1978, 320: etappenweise; die Konjektur überzeugt nicht.

1  Vgl. Michael Malkiewicz: Taglioni, Paul. In: NDB 25 (2013), 766 f.; NDB-Index Hertel, Peter [www. deutsche-biographie.de/sfz39363.html] (20.1.2016). 2  Vgl. Der Kleine Pauly 4, 1550 f.

Berliner Ton

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Berliner Ton Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: TFA M 9, 4, 1–26 Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 94 (Gruppe V) Drucke: Berliner Ton. Ein Entwurf. Von Theodor Fontane. [Hg. von Mario Krammer.] Vossische Zeitung, 25.7.1920; NFA 18, 464–470 (Teildruck); Jost Schillemeit: Berlin und die Berliner. Neuaufgefundene Fontane-Manuskripte. Jahrbuch der Deutschen Schillergesellschaft 30 (1986), 34–82, hier 44–54; GBA, W 7, 23–32 Die Edition von Schillemeit erfolgte mit Genehmigung des damaligen Eigentümers Robert Wallich (vgl. Schillemeit 1986, 36); der Druck in der GBA beruht auf Schillemeit. Literatur: Schillemeit 1986; NFA 18a, 1041–1044; GBA, W 7, 463 f.; Delf von Wolzogen 2007 Datierung: um 1878 t. ad q.: Aktivität der genannten Sänger und Schauspieler in Berlin; Hochzeit der Prinzessin Charlotte von Preußen 1878 (vgl. Stellenkommentar und Schillemeit 1986, 71 f.) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 81, Los 486 (Berlin und die Juden. 5 eigenh. Prosaentwürfe, 46 S. Folio), laut Jolles erworben von „Wallich“ (Paul Wallich); Versteigerung Christie’s, London, Katalog Valuable Printed Books and Manuscripts 49, Los 48 (Five autograph manuscripts …); erworben durch das TFA am 15.11.2006: TFA Hs. 2007: 4 Manuskriptbeschreibung: Zum Konvolut M 9 vgl. Kommentar zu Wie man in Berlin so lebt. TFA M 9, 4, 1–26: 5 Bogen Folio + 17 Blatt Folio. Tinte, Bleistift, Blaustift. Auf mehreren Blättern aufgeklebte Blätter in Formaten zwischen 21,2 × 25 cm und 21,2 × 5,4 cm (2a, 3a–c, 15a, 17a, 20a–b, 21a–b, 22a–b, 23a), die auf Verschiebungen der Textanordnung durch F. zurückgehen. Der gestrichene Text auf 19v gehört einer früheren Textstufe an als der fortlaufende Entwurf. Sein Inhalt findet sich größtenteils wieder auf 6r. Erläuterungen: Das Fragment gehört zu den Essays über das Alltagsleben in Berlin und das Verhalten der Berliner; vgl. Berliner Sprechanismus, Wie man in Berlin so lebt u. a. Das Fragment erscheint in der Titelzusammenstellung im Notizbuch B 1. Stellenkommentar: 12 23 36 42

tout comprendre c’est tout pardonner ]  Geflügeltes Wort nach Mme de Staël: ­Corinne, ou l’Italie (1807; Buch 18, Kap. 5); vgl. Büchmann 1912, 284. „Sprechanismus“ ]  Vgl. Berliner Sprechanismus. urbs ]  (Lat.) Stadt, im Sinne einer Metropole, urspr. vor allem für Rom gebraucht. Dictum Lord Byrons ]  In seinen nicht erhaltenen Memoiren über den unerwarteten Erfolg der ersten beiden Gesänge von Childe Harold: „I awoke one morning and found myself famous!“ (Büchmann 1912, 309 f.).

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ii.  Impressionen und Essays

versiren ]  sic; emend. variiren Beresina=Brücke ]  Beim Übergang über die Beresina (Bjaresina, Weißrussland) vom 26. bis 29.11.1812 wurde Napoleons Armee, die sich auf dem Rückzug von Moskau befand, fast völlig vernichtet. Die vor den Kosaken fliehenden Soldaten stießen sich gegenseitig von der Brücke in den Fluss. Vgl. Vor dem Sturm, Kap. I/6 (GBA 1, 57 mit Anm.).   58 f. Die Grazien hatten nicht Lust und nicht Zeit ihren Einzug zu halten. ]  Vgl. Auf dem Flachdach. 125 und wollte ]  sic; emend. und wollte man 127 Isothermen=Karten ]  Karten, die die Isolinien (Linien der Durchschnittstemperatur) angeben.1 140 Oberlehrerhaus (hatte Theologie studirt) ]  Nicht ermittelt, auf welche Familie sich das Folgende bezieht. 144 „Berliner Saal“ ]  Oder Berliner Zimmer: Für die Berliner Mietshäuser des späten 19. Jh.s typisches Durchgangszimmer, das Vorder- oder Hinterhaus mit dem Seitenflügel verbindet. In der Regel ein großer, aber ziemlich dunkler Raum, der nur ein Fenster zum Hof besitzt.2 144 Besingsflecken ]  Besing: niederdt. (Heidel-)Beere (Kluge/Seebold 1999, 89). 145 versteckt er sich unter dem Tisch ]  Vgl. die von F. missbilligend erzählte Anekdote über einen der Söhne Theodor Storms, der sich unter dem Tisch versteckt und Wilhelm von Merckel ins Bein gebissen habe (Von Zwanzig bis Dreißig, Abschnitt Der Tunnel über der Spree, Kap. 4: GBA 234 f.). 170 f. an den ]  sic; emend. an denen 179 Norddeutsche Allg. Ztng. ]  Regierungsnahe Berliner Tageszeitung (1861–1918), die als Sprachrohr Bismarcks galt.3 183 f. in den Zoologischen ]  In den Zoologischen Garten. Vgl. auch Allerlei Glück. 206 O. Bl. ]  Der Theaterkritiker Oskar Blumenthal (1852–1917), 1875–87 Feuilletonchef des Berliner Tageblattes. 206 L. P. ]  Der Zeichner, Schriftsteller und Journalist Ludwig Pietsch (1824–1911), seit 1864 Kunstkritiker u. a. bei der Vossischen Zeitung.4 Vgl. auch L. P.-­Novelle. 224 seine ]  sic; emend. ihre 224 Kalisch, Dohm, Stettenheim ]  Prominente Mitarbeiter des Satiremagazins Der Kladderadatsch (1848–1944): 1) David Kalisch (1820–1872), Mitbegründer;5 2) Ernst Dohm (1819–1883), zeitweise Chefredakteur;6 Julius Stettenheim (1831–1916).7 Alle drei arbeiteten auch für das Theater. 248 Tu l’as voulu. ]  „Tu l’as voulu, George Dandin“ (Du hast es so gewollt, ­George Dandin; eig. „Vous l’avez voulu, George Dandin“): von F. häufig gebrauchtes  42  53

1  Vgl. Brockhaus20 10, 722. 2  Vgl. Brockhaus20 3, 162. 3  Vgl. ZDB; Wikipedia, Lemma Deutsche Allgemeine Zeitung mwN. (20.1.2016). 4  Vgl. NDB-Index [www.deutsche-biographie.de/sfzP3245.html] (20.1.2016). 5  Vgl. Renate Heuer: Kalisch, David. In: NDB 11 (1977), 58  f. [www.deutsche-biographie.de/

pnd116031883.html] (www.deutsche-biographie.de/sfz52454.html).

6  Vgl. Heinz August: Dohm, Wilhelm Ernst. In: NDB 4 (1959), 40 f. [www.deutsche-biographie.de/

pnd116170867.html] (www.deutsche-biographie.de/sfz52454.html). 7  Vgl. NDB-Index [www.deutsche-biographie.de/sfz52454.html]; Wikipedia, Lemma Julius Stettenheim mwN. (20.1.2016).

Berliner Ton

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Zitat aus Molières George Dandin ou Le Mari confondu (1668), I/7. In der ­Komödie geht es um die Ehe eines reichen Bauern mit einer jungen Adligen.8 251 „Bekenntnissen einer schönen Seele“ ]  Titel des 6. Buches von Goethe: Wilhelm Meisters Lehrjahre (1795/96). 276 Mit der Orts=Eitelkeit zusammen ]  sic; emend. Mit der Orts=Eitelkeit hängt zusammen 285 Niemann ]  Der berühmte Wagner-Tenor Albert Niemann (1831–1917) sang 1866–86 in Berlin.9 285 Mallinger ] Die bekannte Sopranistin Mathilde Mallinger (1847–1920) sang 1869–82 in Berlin.10 291 „Vor Gott sind eigentlich alle Menschen Berliner“ ]  Laut Erler (GBA, W 7, 416) von F. dem Schriftsteller und Rezitator Louis Schneider (1805–1878) zugeschrieben. 292 Schwing ]  Fernando Schwing (1836–1897) spielte 1863–90 an den Königlichen Schauspielen Berlin.11 Er wird häufig in F.s Theaterkritiken erwähnt (vgl. NFA 22/3, 747). 292 f. Frl. Hofmeister ] Spielte 1876–81 an den Königlichen Schauspielen Berlin; ­öfter in F.s Theaterkritiken erwähnt (vgl. NFA 22/3, 414 und 730). 294 Hildebrandt, Mannheimer und Samter ] Berliner Unternehmer: 1) Theodor Hildebrandt (1791–1872), genannt Pfefferküchler Hildebrandt, Gründer der Chokoladenfabrik Theodor Hildebrandt & Sohn.12 2) Valentin Manheimer (1815–1889), Gründer des neben Gerson führenden Damenmodegeschäfts V. Manheimer.13 3) Max Samter (Jägerstr. 23) oder Gebrüder (Jacob und ­Moritz) Samter (Jägerstr. 27), Hoflieferanten für Damenkonfektion.14 Vgl. Leo in Die Poggenpuhls, Kap. 8: „,[…] nehmen wir da beispielsweise den ­großen Namen Hildebrand. Es gibt, glaub’ ich, drei berühmte Maler dieses ­Namens, der ­dritte kann übrigens auch ein Bildhauer gewesen sein, es thut nichts. Aber wenn irgend­wo von Hildebrand gesprochen wird, wohl gar in der Weihnachtszeit, so denkt doch kein Mensch an Bilder und Büsten, sondern bloß an k­ leine dunkel­blaue Packete mit einem Pfefferkuchen obenauf und e­ iner Strippe drum ­herum‘“ (GBA 64), und Dr. Wrschowitz’ Kritik an den Berlinern in Der Stechlin, Kap. 24: „,Berliner weiß alles, findet alles, entdeckt alles. Erst Borsig, dann Stephenson, erst Rudolf Hertzog, dann Herzog Rudolf, erst Pfefferküchler Hilde­brand, dann Papst Hildebrand‘“ (GBA 275).

8  Molière: Œuvres complètes 3. Chronologie, introduction et notices par Georges Mongrédien. Paris 1965, 291. 9  Vgl. Marion Brück: Niemann, Albert. In: NDB 19 (1998), 230 f. [www.deutsche-biographie.de/ pnd117001686.html] (20.1.2016). 10  Vgl. E. Marktl: Mallinger, Mathilde. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 6, 38 f. 11  Vgl. Deutsches Bühnen-Jahrbuch: Theatergeschichtliches Jahr- und Adressenbuch. Bd. 9. Berlin 1898, 179. 12  Vgl. Kauperts Straßenführer [http://berlin.kauperts.de/Strassen/Hildebrandstrasse-10785-Berlin] (20.1.2016). 13  Vgl. Hans Jaeger: Manheimer, Valentin. In: NDB 16 (1990), 34 f. [www.deutsche-biographie.de/ pnd137967896.html] (20.1.2016). 14  Vgl. Berliner Adressbuch 1880, 821.

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ii.  Impressionen und Essays

„Prinzessin Anisettchen“  ] Charlotte von Preußen (1860–1919), die älteste Schwester Wilhelms II., die 1878 Erbprinz Bernhard von Sachsen-Meiningen und Hildburghausen (1851–1928) heiratete und durch ihren unkonventionellen Lebensstil Aufsehen erregte.15 Vgl. auch Frau Jenny Treibel, Kap. 3 (GBA 28 mit Anm). 298 „Grüner Neune“ ]  Das Königstädtische Theater, 1855 von Rudolf Cerf in der Blumenstr. 9b eröffnet, mit Eingang im Grünen Weg, wurde die „Grüne Neune“ genannt.16 317 sixtinische Madonna ]  Die unter dem Namen Sixtinische Madonna bekannte Sacra Conversazione (1512/13) von Raffael, seit 1754 in der Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden. 320 sich in ]  sic; emend. in 322 f. Herzmundes ]  Bei F. ein Kennzeichen der Engländerin; vgl. Oceane von Parceval und Frau Jenny Treibel, Kap. 8 (GBA 103). 323 Dashingthums ]  (Engl.) dashing: modisch, fesch, von blendendem Aussehen. 324 f. „Schaumspritzen der Freiheit“ ]  „Das Schaumspritzen der jungen Freiheit“: Geflügeltes Wort nach einer Formulierung im Stuttgarter Morgenblatt, 18.7.1848, im Zusammenhang mit dem „Berliner Zeughaussturm“ am 14.6.1848 (Büchmann 1912, 520). Vgl. auch Die preußische Idee. 330 als ein „rocher de bronze stabilirt.“ ]  Geflügeltes Wort nach einer Randbemerkung Friedrich Wilhelms I. vom 25.4.1714: „Ich komme zu meinem Zweck und stabilire die Souverainetät und setze die Krone fest wie einen rocher von ­bronce“ (Büchmann 1912, 496 f.). Vgl. auch Die preußische Idee. 298

Berliner Sprechanismus Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: TFA M 9, 5 Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 82 (Gruppe V) Drucke: Jost Schillemeit: Berlin und die Berliner. Neuaufgefundene Fontane-Manuskripte. Jahrbuch der Deutschen Schillergesellschaft 30 (1986), 34–82, hier 54–58; GBA, W 7, 300–304 Die Edition von Schillemeit erfolgte mit Genehmigung des damaligen Eigentümers Robert Wallich (vgl. Schillemeit 1986, 36); der Druck in der GBA beruht auf Schillemeit. Literatur: Schillemeit 1986, 74–79; GBA, W 7, 462 f.; Delf von Wolzogen 2007

15  Vgl. Haus Hohenzollern: Charlotte Prinzessin von Preußen [www.preussen.de/de/geschichte/­1888_ friedrich_iii./kinder/charlotte.html]; Friedrich-Christian Stahl: Bernhard III. In: NDB 2 (1955), 113 [www.deutsche-biographie.de/pnd130382027.html] (20.1.2016). 16  Vgl. Wikipedia, Lemma Königsstädtisches Theater mwN. (20.1.2016).

Berliner Sprechanismus

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Datierung: 1890er-Jahre t. post q.: Ende von F.s Tätigkeit als Theaterkritiker 31.12.1889 Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 81, Los 486 (Berlin und die Juden. 5 eigenh. Prosaentwürfe, 46 S. Folio), laut Jolles erworben von „Wallich“ (Paul Wallich); Versteigerung Christie’s, London, Katalog Valuable Printed Books and Manuscripts 49, Los 48 (Five autograph manuscripts …); erworben durch das TFA am 15.11.2006: TFA Hs. 2007: 5 Manuskriptbeschreibung: Zum Konvolut M 9 vgl. Kommentar zu Wie man in Berlin so lebt. TFA M 9, 5, 1–9: 5 Bogen Folio. Tinte, Bleistift. Erläuterungen: Das Fragment gehört zu den Essays über das Verhalten der Berliner; vgl. Berliner Ton, Wie man in Berlin so lebt u. a.; der Akzent liegt hier auf der wort­ reichen Rechthaberei, Besserwisserei und Streitlust über wissenschaftliche und künstlerische Fragen. Das Fragment erscheint in der Titelzusammenstellung Bilder und Plaudereien aus Berlin. Schillemeit 1986, 74 f., vermutet, Berliner Sprechanismus könnte einer der 1893 geplanten Sommerbriefe aus dem Havelland gewesen sein (vgl. dort). Stellenkommentar:  1

25 25 f.

26

27

30 37 f.

Sprechanismus ]  Der Ausdruck begegnet auch in Berliner Novelle. Dr. Alphonse Dann und in Berliner Ton sowie in F.s Brief an Paul Heyse vom 2.12.1894 (HFA IV/4, Nr. 411). Autorität. ]  sic; emend. Autorität darstellen. er hat sich nie mit Kleinigkeiten abgegeben ]  Nach Schiller: Die Räuber (1781; V/1): „Ich bin kein gemeiner Mörder gewesen, mein Herrgott – hab mich nie mit Kleinigkeiten abgegeben, mein Herrgott –“ (Franz Moor). noblesse oblige ]  Adel verpflichtet. Geflügeltes Wort nach den Maximes et réflexions sur différents sujets de morale et de politique (1808) von Pierre-Marc-­ Gaston de Lévis; vgl. Büchmann 1912, 283. Mars la Tour ] Die für beide Seiten außerordentlich verlustreiche Schlacht bei Mars-la-Tour in Lothringen am 16.8.1870; vgl. Der Krieg gegen Frankreich 1870–1871, 1, 255–328; Aus den Tagen der Okkupation 2, 295–323, sowie F.s Reisetagebuch, 6.5.1871 (GBA, T 3, 253–258). Mommsen ]  Der Althistoriker Theodor Mommsen (1817–1903).1 Spreewälderinnen … Thiergartenstraßenmode ] Frauen aus dem Spreewald, die als Ammen oder Kindermädchen in Berlin arbeiteten und die Babys im Tiergarten spazierenfuhren, werden des Öfteren in F.s Werk erwähnt, vgl. z. B.

1  Vgl. Alexander Demandt: Mommsen, Theodor. In: NDB 18 (1997), 25–27 [www.deutsche-biographie.­ de/pnd118583425.html] (20.1.2016).

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43 43 45 50

51

56 f.

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71

ii.  Impressionen und Essays

­ écile, Kap. 24 (GBA 188), Frau Jenny Treibel, Kap. 8 (GBA 102), und Land C Gosen (GBA, G 1, 64 f.).2 Heveller ]  Slawische Völkerschaft, die im Früh- und Hochmittelalter an der mittleren Havel siedelte.3 die Dossaner, die Brizaner, die Spriavaner ]  Stämme der Elbslawen, die im Gebiet um Dosse und Spree sowie in der Prignitz siedelten.4 Ober-Mischkow und Nieder-Mischkow ]  Vermutlich fiktiv, als Typus von Dorfnamen verwendet. der dort mumificirt in der Gruft liegt ]  In Buch (GBA, W 4, 171–173) beschreibt F. den mumifizierten Leichnam von Gerhard Bernhard von Pöllnitz (1617– 1676). der alte Zieten ]  Der preußische Kavalleriegeneral Hans Joachim von Zieten (1699–1786), Kommandeur der Zieten-Husaren.5 Vgl. Wustrau (GBA, W 1, 13–23) und Der alte Zieten (GBA, G 1, 190 f.). Großbeeren oder Fehrbellin oder Cremmer Damm ]  Berühmte Schlachten der brandenburgisch-preußischen Geschichte: 1) Großbeeren, 23.8.1813 (vgl. Kom­mentar zu Der sterbende Franzos); 2) Fehrbellin, 18.6.1675 (vgl. Fontane-­ Lexikon 134 f. mwN.; 3) Schlacht am Cremmer Damm, 24.10.1412 (vgl. Fontane-­ Lexikon 93 f. mwN.). Theaterkritiker … an einer sehr angesehenen Zeitung ]  F. war vom 15.8.1870 bis 31.12.1889 Theaterkritiker der Vossischen Zeitung. Vgl. zum Folgenden auch Kritische Jahre – Kritikerjahre (Autobiographische Schriften 3/1, 365–413). Heroine ]  Vermutlich ist die Schauspielerin und Schriftstellerin Anna Haverland (1851–1908) gemeint, die 1878/79 in Berlin auftrat.6 F. sah Anna Haverland u. a. am 1.6.1878 als Jungfrau von Orleans; vgl. seine Theaterkritik in: NFA 2/1, 690–693. Dort schreibt er über ihre Darstellung der Johanna: „Es war eine durchaus verfehlte Darstellung, weil die ganze Natur Fräulein Haverlands dieser Rolle widerstrebt. […] Der romantische Ton, um den es sich handelt, ist etwas von innen heraus Geborenes, und es hat ihn nur der, der an diese Dinge glaubt. Fräulein Haverland aber glaubt nicht daran, und dieses Mangels sich bewußt, suchte sie das Fehlende durch eine gewisse Naturkindseinfachheit zu decken. […] Es hätte verdrießlich gewirkt, wenn es nicht komisch gewesen wäre; die Heldenprophetin von Domremy, die reinste, rührendste und groß­ artigste Erscheinung der christlichen Zeitrechnung, gestaltet sich zu einem weiblichen Fanfaron, zu einem kurzröckigen Naseweis. Ein Berliner Fräulein, das Bäuerin spielt!“ (NFA 22/1, 691). Anna Haverlands Besuch bei F. wird auch in Darstellende Künstler und die Kritik. Warum sind viele Aufführungen gut,

2  Vgl. auch Barbara Bollwahn: Als sie sich Berlin zur Brust nahmen. In: taz, 9.4.2013 (Bericht über die Ausstellung „Nach Berlin! Spreewälder Ammen und Kindermädchen in der Großstadt“ in Burg im Spreewald) [www.taz.de/!114202/] (20.1.2016). 3  Vgl. Lexikon des Mittelalters 4, 2198 f. 4  Vgl. Lexikon des Mittelalters 3, 1779–1788. 5  Vgl. Bernhard von Poten: Zieten, Hans Joachim von. In: ADB 45 (1900), 214–220 [www.deutschebiographie.de/pnd118808443.html?anchor=adb] (20.1.2016). 6  Vgl. NDB-Index [www.deutsche-biographie.de/sfz063_00666_1.html] (20.1.2016); Wikipedia, Lemma Anna Haverland mwN.; dort 1854 als Geburtsjahr angegeben (8.1.2016).

Berliner Sprechanismus

 76  78  86

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101

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andere entschieden schwach? erwähnt; vgl. Autobiographische Schriften 3/1, 390–392, hier 391 = NFA 22/3, 254 f., hier 255). Vgl. auch Allerlei Glück. Clairvoyance ]  (Frz.) Hellsichtigkeit; in Bezug auf Jeanne d’Arc mit der Konnotation des Visionären (Petit Robert 321). Defregger ]  Der aus Tirol stammende Münchner Maler Franz von Defregger (1835–1921), „Meister der Bauernmalerei“.7 Lubliner ] Der Komödienautor und Romancier Hugo Lubliner (1846–1911; Pseudonym Hugo Bürger), der aus einer Breslauer Rabbinerfamilie stammte. Seine Stücke, beim bürgerlichen Publikum sehr populär, wurden von den Anhängern des Naturalismus scharf angegriffen.8 Zu seiner Beziehung zu F. vgl. die folgende Anm. Vgl. auch Dichteraspirationen. Stück aus der englischen Gesellschaft ]  Hugo Bürger: Die Modelle des Sheridan. Lustspiel in vier Akten (1875). F. verriss die vom Berliner Publikum mit Beifall aufgenommene Erstaufführung vom 17.3.1875 in der Vossischen Zeitung (19.3.1875: NFA 22/1, 408–412), u. a. mit der Begründung, dass Bürger a­ lias Lubliner ein ganz verfehltes Bild Englands zeichne, und resümierte: „Kurz und gut, das Hugo Bürgersche Schauspiel ist nicht mehr und nicht weniger als ein Salat von großen Worten. […] Es ist durchaus ein Anfängerstück, l­eider hervorgegangen aus einer Kreuzung von Unreife und Routine. […] Wir begreifen nicht, wie das Stück angenommen werden konnte!“ (NFA 22/1, 409, 412). In der Kritik über die Aufführung von Lubliners Stück Der Frauenadvokat am 24.5.1875 äußerte F. sich milder und ließ durchblicken, dass Lubliner ihm den Verriss der Modelle des Sheridan sehr übel genommen habe (NFA 22/1, 429–431, hier 430 f.). Am Ende der Kritik über die Aufführung von Lubliners Gabriele am 2.3.1878, die er ebenso negativ besprach wie die Modelle des ­Sheridan, wandte F. sich direkt an Bürger alias Lubliner und erwähnte eine in der Zwischenzeit stattgehabte persönliche Begegnung: „Er hat, soweit ich ihn aus einer einmaligen Begegnung kenne, persönlich etwas Freundliches und Prätentionsloses, seine Stücke aber sind durchaus prätentiös“ (NFA 22/1, 647–654, hier 653). In einer zweiten Aufführung von Gabriele am 24.3.1878 spielte Anna Haverland die Titelrolle, was bei F. einen günstigeren Eindruck hervorrief (NFA 22/1, 663–665). Insgesamt blieb sein Urteil über Bürgers alias Lubliners Dramen sehr negativ (vgl. weitere Theaterkritiken in NFA 22/2). Eine heftige briefliche Auseinandersetzung zwischen F. und Lubliner fand anlässlich von F.s Kurzbesprechung von Otto Franz Gensichens Frau Aspasia (20.3.1883: NFA 22/2, 216) am 21.3.1883 statt; vgl. HFA IV/3, Nr. 228, und HFA IV/5/2, 541 mwN. Im Zusammenhang mit dieser Auseinandersetzung scheint eine fragmentarisch gebliebene Kritik F.s zu stehen, in der er auf Angriffe Lubliners gegen die Vossische Zeitung und gegen Otto Brahm eingeht; vgl. NFA 22/3, 255 f. in Interlaken ]  Als Feriengäste an einem touristischen Brennpunkt der Schweiz.

7  Vgl. Hermann Uhde-Bernays: Defregger, Franz Jacob von. In: NDB 3 (1957), 557 [www.deutschebiographie.de/pnd118524283.html] (20.1.2016). 8  Vgl. Beate-Ursula Endriss: Lubliner, Hugo. In: NDB 15 (1987), 265 f. [www.deutsche-biographie.de/ pnd117253561.html] (20.1.2016); Jüdisches Lexikon 3, 1240.

350 | 114 f.

126

ii.  Impressionen und Essays

Kritik … übt nur wer nichts andres kann ]  Vgl. als ironisches Gegenstück hierzu das enthusiastische Plädoyer für Kritik, das Dr. Wrschowitz im Stechlin hält (Kap. 24: GBA 272 u. ö.). Heinrich Heines Satz ]  „[…] diese Töne sind die Sprache Charlottenburgs, wo man das Berlinische noch besser spricht als in Berlin selbst“ (Reise von München nach Genua, Kap. 2).9

Wer hier zu Lande Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: DLA, A: Fontane 56.550/60 Verzeichnis Fontane/Fricke: nicht verzeichnet Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: wohl 1880er-Jahre (Schriftduktus) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst

1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79 f., Los 481 (Novellenentwürfe II.), laut Jolles erworben von „Zülsdorf “; Versteigerung von Karl & Faber, München, Auktion 55; erworben vom DLA am 16.5.1956: DLA, A: Fontane 56.550/60 (unter Ohne Titel) Manuskriptbeschreibung: 1 Blatt Folio. Tinte. Stellenkommentar: 2

niemand glaubt man an seine Berechtigung dazu ]  sic; emend. niemand glaubt an seine Berechtigung dazu oder niemals glaubt man an seine Berechtigung dazu

Die Juden in unsrer Gesellschaft Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: TFA M 9, 1, 1–2 Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 88 (Gruppe V) Drucke: Jost Schillemeit: Berlin und die Berliner. Neuaufgefundene Fontane-Manuskripte. Jahrbuch der Deutschen Schillergesellschaft 30 (1986), 34–82, hier 38 f.; GBA, W 7, 299, 461 f. 9  Heinrich Heine: Sämtliche Schriften. Hg. von Klaus Briegleb. Bd. 2, hg. von Günter Häntzschel. München 31995, 317.

Die Juden in unsrer Gesellschaf

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Die Edition von Schillemeit erfolgte mit Genehmigung des damaligen Eigentümers Robert Wallich (vgl. Schillemeit 1986, 36); der Druck in der GBA beruht auf Schillemeit. Literatur: Schillemeit 1986, 63–66; GBA, W 7, 461 f.; Fontane-Handbuch 291, 296; Delf von Wolzogen 2007 Datierung: zwischen November 1892 und Sommer 1893 t. ad q.: Kontroverse um Ahlwardt November/Dezember 1892, Korrespondenz F.s über ihn (vgl. Stellenkommentar und Schillemeit 1986, 63–65) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 81, Los 486 (Berlin und die Juden. 5 eigenh. Prosaentwürfe, 46 S. Folio), laut Jolles erworben von „Wallich“ (Paul Wallich); Versteigerung Christie’s, London, Katalog Valuable Printed Books and Manuscripts 49, Los 48 (Five autograph manuscripts …); erworben durch das TFA am 15.11.2006: TFA Hs. 2007: 1 Manuskriptbeschreibung: Zum Konvolut M 9 vgl. Kommentar zu Wie man in Berlin so lebt. TFA M 9, 1, 1–2: 2 Bogen Folio. Tinte. Nicht zugehöriger Text: TFA M 9, 1, 2r: 1. Italienisches in Berlin. Ich will nicht von ­Bodegas sprechen auch nicht von den Ammen die waggonweise durch den Gotthardtunnel kommen, auch nicht von Sängerin Bellinciani, nein von etwas spezifisch Berlinischem, das doch war als wär es Italien. 2. Atelierbesuche. Müller. Schmitson. Prof. Hennig. 3. Wo sind heute die Schiffe des Norddeutschen Lloyd? Vgl. Auf dem Flachdach, Atelierbesuche, Wo sind heute die Schiffe des Norddeutschen Lloyd? Erläuterungen: Das Fragment gehört zu den Zeugnissen von F.s Auseinanderset-

zung mit dem zeitgenössischen politischen Antisemitismus. Hier bezieht er sich auf die öffentliche Auseinandersetzung, die der Antisemit Hermann Ahlwardt mit dem Pamphlet Judenflinten (1892) provoziert hatte. Die Gewehrfabrik Isidor Loewe und zugleich die von dieser belieferte Armee wird darin verunglimpft, was Ahlwardt eine Gefängnisstrafe eintrug. Ahlwardt war bereits zuvor mit antisemitischen Schriften hervorgetreten, so 1890–92 mit der dreibändigen Schrift Der Verzweiflungskampf der arischen Völker mit dem Judentum.1 Die Kontroverse um Ahlwardt 1892/93 spiegelt sich in F.s Briefen an Emil Pindter, 8.12.1892 (HFA IV/4, Nr. 249: „in dieser Ahlwardt-Zeit“), an Georg Friedlaender, 23.12.1892 und 3.10.1893 (BW F.–Friedlaender 1994, Nr. 189, 209) und an Martha Fontane, 21.8.1893 (BW F.–Martha Fontane 2002, Nr. 266: „Die Juden können froh sein, daß ein Lump und ein Verrückter, Ahlwardt und Paasch, den Antisemitismus in die Hand genommen haben, die eigentlichen antisemitischen Prediger sind sie selbst“). Schillemeit 1986, 64 f., vermutet, Die Juden in unsrer Gesellschaft könnte einer der 1893 geplanten Sommerbriefe aus dem Havelland gewesen sein (vgl. dort).

1  Vgl. Christoph Jahr: Ahlwardt, Hermann. In: Handbuch des Antisemitismus 2, 6 f.; Emil ­Dovifat: Ahlwardt, Hermann. In: NDB 1 (1953), 112 [www.deutsche-biographie.de/pnd123440041.html] (20.1.2016).

352 |

ii.  Impressionen und Essays

Stellenkommentar: 3

4

7 f.

Ahlwardt. und seine Ungeheuerlichkeiten. ] Der Publizist und antisemitische Agitator Hermann Ahlwardt (1846–1914), urspr. Lehrer in Neuruppin und Berlin, 1890 wegen Unterschlagung aus dem Schuldienst entfernt, 1892–1903 Reichstagsabgeordneter der antisemitischen Deutschen Reformpartei. Vgl. auch Erläuterungen. Menzel ] Vermutlich ist der deutschnationale Schriftsteller Wolfgang Menzel (1798–1873) gemeint, langjähriger Redakteur des Literaturblatts zu Cot­ tas Morgenblatt für gebildete Leser und Gegner der Schriftsteller des Jungen Deutschland. Menzel wandelte sich im Lauf seines Lebens zum Antisemiten; sein früher Text Über die Juden (in: Literatur-Blatt, Nr. 93, 15.9.1837) wurde jedoch von jüdischer Seite häufig als Argument gegen antisemitische Angriffe zitiert, etwa von G. L. [d. i. Ludwig Geiger] unter dem Titel Über die Juden in der deutschen Literatur (Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland 1890, Heft 1).2 die Länder … wo das Volk germanisch ist ] Vgl. auch F.s Reisetagebuch, 20.9.1864 (GBA, T 3, 49 f.).

Adel und Judenthum in der Berliner Gesellschaft Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: TFA M 9, 2, 1–6 Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 89 (Gruppe V) Drucke: Jost Schillemeit: Berlin und die Berliner. Neuaufgefundene Fontane-Manuskripte. Jahrbuch der Deutschen Schillergesellschaft 30 (1986), 34–82, hier 37 f.; GBA, W 7, 33 f. Die Edition von Schillemeit erfolgte mit Genehmigung des damaligen Eigentümers Robert Wallich (vgl. Schillemeit 1986, 36); der Druck in der GBA beruht auf Schillemeit. Literatur: Schillemeit 1986, 59–63; GBA, W 7, 416 f.; Fontane-Handbuch 288, 298 Datierung: Herbst 1878 t. ante q.: F.s Brief an Julius Grosser, 17.6.1879 (vgl. Erläuterungen) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 81, Los 486 (Berlin und die Juden. 5 eigenh. Prosaentwürfe, 46 S. Folio), laut Jolles erworben von „Wallich“ (Paul Wallich); Versteigerung Christie’s, London, Katalog Valuable Printed Books and Manuscripts 49, Los 48 (Five autograph manuscripts …); erworben durch das TFA am 15.11.2006: TFA Hs. 2007: 2

2  Zu Menzel vgl. Johannes Weber: Menzel, Wolfgang. In: NDB 17 (1994), 92–94 [www.deutschebiographie.de/ppn118580949.html] (20.1.2016).

Adel und Judenthum in der Berliner Gesellschaf

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Manuskriptbeschreibung: Zum Konvolut M 9 vgl. Kommentar zu Wie man in Berlin so lebt. TFA M 9, 2, 1–6: 1 Bogen Folio + 5 Blatt Folio. Tinte, Blaustift. Erläuterungen: F. erwähnt das Essayprojekt im Brief vom 17.6.1879 an Julius Gros-

ser, den Redakteur der Zeitschrift Nord und Süd, der ihn um einen Beitrag gebeten hatte: „Es liegen, seit Herbst v. J. angefangen, mehrere für die ‚Gegenwart‘ bestimmte Aufsätze in meinem Kasten; ich kann diese aber leider nicht hervorsuchen, weil ihre Bewältigung zu schwierig ist. Eins der Themata lautet ‚Das Judenthum und die Berliner Gesellschaft‘ und ist – was Sie von mir vielleicht nicht erwarten werden – ziemlich anti-adlig und sehr judenfreundlich abgefaßt. Das Thema ist so ernst und so gut zugleich, daß ich es mir durch flüchtige Behandlung nicht verderben will“ (HFA IV/3, Nr. 22). Thematisch knüpft F. an antiliberal-antisemitische Ideologeme an, die von sozialkonservativer Seite seit den 1850er-Jahren argumentatorisch eingesetzt wurden; vgl. das von Hermann Wagener herausgegebene Staats- und Gesellschaftslexikon (23 Bde. Berlin 1857–62), z. B. die Artikel Börse (4, 313 ff.), Rothschild (17, 425 ff.) und den Artikel von Edgar Bauer: Judenthum in der Fremde (10, 614 ff.).1 F., der das Lexikon gelegentlich konsultierte, kannte die Argumentation aus dem Umkreis der Kreuz­ zeitung. Seit dem „Gründerkrach“ war sie immer häufiger zu lesen; vgl. das Pamphlet des Berliner Stadtgerichtsrats C. Wilmanns, Otto Glagaus Artikel in der Gartenlaube und die ab Mitte 1875 erscheinende fünfteilige Artikelserie der Kreuzzeitung: Die Ära Bleichröder-Delbrück-Camphausen, in der Bismarcks Bankier Gerson Bleichröder als Jude angegriffen wurde.2 Im Berliner Antisemitismusstreit, der durch Adolf Stoeckers erste sog. „Judenrede“, Unsere Forderungen an das moderne Judenthum (19.9.1879) und Heinrich von Treitschkes Artikel Unsere Aussichten (Preußische Jahrbücher, 15.11.1879) ausgelöst wurde, erreichte die offen antisemitische Agitation b ­ reite öffentliche Wirksamkeit.3 F. verfolgte die Auseinandersetzung mit großer Aufmerksamkeit. Das Fragment erscheint in der Titelzusammenstellung im Notizbuch B 1. Stellenkommentar: 5

Nach den Befreiungskriegen ]  In der Zeit nach 1815. Im Zuge der preußischen Reformen wurde zur Liberalisierung der Wirtschaft 1810 die Gewerbefreiheit eingeführt, in die, trotz erheblicher Proteste, auch die Juden in Preußen einbe-

1  Vgl. zur Charakterisierung des Lexikons und seines politischen Umfeldes Albrecht 2010, 249 ff. 2  C. Wilmanns: Die ‚goldene‘ Internationale und die Nothwendigkeit einer socialen Reformpartei.

Berlin 1876; Otto Glagau: Der Börsen- und Gründungsschwindel in Berlin. Leipzig 1876; [Franz F. Perrot]: Die Ära Bleichröder-Delbrück-Camphausen (Separat-Abdruck). Berlin 1876. Vgl. dazu Peter Pulzer: Die Wiederkehr des alten Hasses. In: Deutsch-jüdische Geschichte in der Neuzeit 3, 193–248, hier 196–206. 3  Vgl. Walter Boehlich: Nachwort. In: Der Berliner Antisemitismusstreit. Hg. von W. B. Frankfurt a. M. 1965, 237–263; Der „Berliner Antisemitismusstreit“ 1879–1881. Eine Kontroverse um die Zugehörigkeit der deutschen Juden zur Nation. Im Auftrag des Zentrums für Antisemitismusforschung bearb. von Karsten Krieger. 2 Teile. München 2003.

354 |

 7

 8

16 f.

29 f.

45 49

ii.  Impressionen und Essays

zogen wurden. Sie erlangten mit dem Preußischen Judenedikt vom 11.3.1812 auch die staatsbürgerliche Gleichstellung.4 Am reichsten die Juden ]  Anspielung auf die spektakulären Erfolge einiger jüdischer Bankiersfamilien wie Rothschild, Hirsch, Bleichröder, Oppenheim in der Phase der Rekonsolidierung der Staatsfinanzen nach 1815 (als Beschaffer von Staatsanleihen auf den europäischen Finanzmärkten) und in der Früh­phase der Industrialisierung (Eisenbahnbau).5 in Berlin 280 Banquiers. Davon sind ¾ Juden. ] Nach der Reichsgründung gewann Berlin als internationaler Bankenplatz an Bedeutung. Im Bankenviertel (in der nördlichen Friedrichstadt zwischen Börse und Wilhelmstraße) ­hatten zeitweilig mehr als 100 Bankhäuser ihren Sitz, darunter die Bankhäuser Bleichröder (Rosenthaler Straße, dann Unter den Linden), Magnus (Behrenstraße), Mendelssohn (Jägerstraße) und die 1870 u. a. von Adelbert Delbrück und Ludwig Bamberger gegründete Deutsche Bank (Französische Straße, später Mauerstraße).6 Häuser Schwerin und Dönhof ]  Die gesellschaftlich dominanten, vor allem in Ostpreußen begüterten Grafenfamilien Schwerin und Dönhoff. Den Berliner Salon der Schriftstellerin Sophie Amalie Gräfin von Schwerin (1785–1863), geb. Gräfin Dönhoff,7 hatte F. selbst mehrfach besucht; vgl. Gräfin Sch….n. der Professor, der die „Junkers“ in Pension hatte ]  Junge Adlige vom Land wohnten oft während ihrer Gymnasialausbildung oder ihres Studiums bei Berliner Familien des Bildungsbürgertums. Courszettel ]  Liste der Börsenkurse. die „Jüdischen“ die Minorität ]  sic; emend. Majorität

4  Vgl. Handbuch der preußischen Geschichte 2, 21, 25 f. Zur Stellung der Juden in Preußen nach 1813 vgl. Stefi Jersch-Wenzel: Rechtslage und Emanzipation. In: Deutsch-jüdische Geschichte in der Neuzeit 2, 15–56, hier 32 ff.; zu ihrer Rolle in der Gesellschaft und im Kulturleben Steven M. Lowenstein: Der jüdische Anteil an der deutschen Kultur. In: Deutsch-jüdische Geschichte in der Neuzeit 3, 302– 332; Jüdische Geschichte in Berlin. Bilder und Dokumente. Hg. von Reinhard Rürup. Berlin 1995. 5  Vgl. den Artikel Finanzwesen, Anteil der Juden in: Jüdisches Lexikon 2, 643 ff., bes. 652 ff.; Stefi Jersch-Wenzel: Bevölkerungsentwicklung und Berufsstruktur. In: Deutsch-jüdische Geschichte 2, 57–95, hier 89 ff. 6  Vgl. Erich Achterberg: Berliner Banken im Wandel der Zeiten. Wirtschaftsbilanz eines Jahrhunderts. Eine Schrift zum 75-jährigen Bestehen des Bankhauses Hardy & Co GmbH. Darmstadt 1956; Stefi Jersch-Wenzel: Bevölkerungsentwicklung und Berufsstruktur. In: Deutsch-jüdische G ­ eschichte 2, 57–95, hier 90 ff.; Deutsches Judentum. Aufstieg und Krise. Gestalten, Ideen, Werke. Hg. von Robert Weltsch. Stuttgart 1963; Jüdische Unternehmer in Deutschland im 19. und 20. Jahrhundert. Hg. von Werner E. Mosse. Stuttgart 1992. 7  Vgl. Zedlitz 1, 426.

Wechsel der Namen in unsrer Armee

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Wechsel der Namen in unsrer Armee Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 50, 1–6 (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 92 (Gruppe V) Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: vielleicht um 1878/79; vielleicht im Zusammenhang mit Adel und Juden­ thum in der Berliner Gesellschaft entstanden, das ebenfalls den gesellschaftlichen Wandel in Preußen thematisiert (vgl. Erläuterungen) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 79, entweder Los 472 „(Preußischer Adel)‚ Fremdes und frisches Blut im preußischen Adel (Bemerkungen beim Lesen der Rangliste)“, laut Jolles erworben von „Mangel“, oder Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 5 Bogen Folio + 1 Blatt Folio. Tinte. Nicht zugehöriger Text: SBB, St 50, 6v: Wie hatte ich mich da zu benehmen. Ich mußte sein Incognito respektiren. Erläuterungen: Es handelt sich vermutlich um eine Materialsammlung zu einem Essay, der den gesellschaftlichen Wandel in Preußen im Spiegel der Familien thematisiert, aus denen die in der Armee tonangebenden Offiziere stammten. F.s Quellenkenntnis stammt aus der Arbeit an den Wanderungen und den ‚Kriegsbüchern‘. Stellenkommentar: 8 f.

9

Herzog v. Braunschweig (Hochkirch †) ] Bei Hochkirch nahe Bautzen (heute Landkreis Bautzen, Sachsen) überfiel in der Nacht zum 14.10.1758 (Siebenjähriger Krieg) die österreichische Armee unter Leopold Graf Daun die von Friedrich II. befehligten preußischen Truppen, was zu einer Niederlage der Preußen führte. In dieser Schlacht fiel der preußische General Friedrich Franz Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel (geb. 1732).1 Herzog v. Braunschweig (Sieger von Minden) ]  Der preußische Generalfeldmarschall Ferdinand Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel (1721–1792) kommandierte in der Schlacht bei Minden am 1.8.1759 (Siebenjähriger Krieg) siegreich ein alliiertes Heer aus preußischen, britischen, braunschweigischen und hessischen Truppen gegen einen französisch-sächsischen Truppenverband.2

1  Vgl. Brockhaus20 10, 139; Ludwig Ferdinand Spehr: Friedrich Franz. In: ADB 5 (1878), 505 [www.

deutsche-biographie.de/pnd136025315.html?anchor=adb] (20.1.2016).

2  Vgl. Walther Mediger: Ferdinand, Herzog von Braunschweig-Lüneburg. In: NDB 5 (1961), 87 f.

[www.deutsche-biographie.de/pnd119007754.html] (20.1.2016).

356 |   9 f.

10

12

23

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ii.  Impressionen und Essays

Herzog v. Braunschweig (fällt bei Jena) ]  Der preußische Generalfeldmarschall Karl Wilhelm Ferdinand Herzog zu Braunschweig und Lüneburg-Wolfenbüttel (geb. 1735) fiel in der Schlacht bei Jena und Auerstedt am 14.10.1806.3 Prinz v. Hohenlohe (Auerstädt)  ] Friedrich Ludwig Fürst zu HohenloheIngel­ fingen übernahm nach der tödlichen Verwundung des Herzogs von Braunschweig das Kommando über die Reste der preußischen Truppen.4 v. Geßler (Hohenfriedberg) ] Der preußische Generalfeldmarschall Friedrich Leopold Graf von Geßler (1688–1762) trug in der Schlacht bei Hohenfriedberg (heute Dobromierz, Woiwodschaft Wałbrzych) am 4.6.1745 (Zweiter Schlesischer Krieg) wesentlich zum preußischen Sieg bei.5 v. Alvensleben (I. und II.) ]  1) Der preußische General Gustav von Alvens­leben (1803–1881), Generaladjutant Wilhelms I. 2) Constantin von Alvensleben (1809–­1892), Gustavs Bruder, ebenfalls preußischer General, nahm als Truppenkommandant an den Kriegen von 1866 und 1870/71 teil.6 Seydlitz ]  Vermutlich der preußische General Hermann Florian von SeydlitzKurzbach (1810–1895).7

Auf dem Lande Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 1, 1–2 (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 93 (Gruppe V) Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: wohl späte 1880er- oder 1890er-Jahre (Schriftduktus) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst

1933, Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 2 Bogen Folio. Tinte.

3  Vgl. Joseph König: Karl Wilhelm Ferdinand. In: NDB 11 (1977), 224 f. [www.deutsche-biographie. de/pnd11913988X.html] (20.1.2016). 4  Vgl. Günter Richter: Hohenlohe zu-Ingelfingen, Friedrich Ludwig Fürst zu. In: NDB 9 (1972), 489 f. [www.deutsche-biographie.de/pnd116954647.html] (20.1.2016). 5  Vgl. Brockhaus20 10, 174; E. Graf zur Lippe: Geßler, Friedrich Leopold. In: ADB 9 (1879), 95 [www. deutsche-biographie.de/pnd136124305.html?anchor=adb] (20.1.2016). 6  Vgl. Udo von Alvensleben: Alvensleben, Gustav. In: NDB 1 (1953), 233 [www.deutsche-biographie. de/pnd138118507.html]; Bernhard von Poten: Alvensleben, Constantin von. In: ADB 45 (1900), 756– 758 [www.deutsche-biographie.de/pnd117660248.html? anchor=adb] (20.1.2016). 7  Vgl. NDB-Index [www.deutsche-biographie.de/sfz130067.html] (20.1.2016).

Alte und neue Provinzen

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Erläuterungen: Das Fragment gibt eine Impression vom Alltagsleben in der brandenburgischen Provinz, im Gegensatz zur Großstadt Berlin. Stellenkommentar: 3

4 4 7

Letschiner Scenerie ] In Letschin im Oderbruch (heute Landkreis Märkisch Oderland, Brandenburg) führte F.s Vater 1838–50 die Apotheke. F. hielt sich in diesen Jahren häufig dort auf; vgl. das Dorf Tschechin in Unterm Birnbaum, das nach dem Vorbild von Letschin gestaltet ist. Vgl. auch Fontane-­Lexikon 275 f. mwN. so daß man erst Felder sind ]  sic; emend. so daß man erst Felder sieht Vorwerk ]  Abseits vom Hauptgebäude gelegenes Wirtschaftsgebäude eines Gutes.1 Bockmühle ]  Im 13. Jh. entstandener ältester Typus der Windmühle. Das gesamte Mühlengebäude ist um einen Zapfen drehbar.2

Alte und neue Provinzen Textgrundlage: NFA 18, 404–405 Standort und Signatur: unbekannt Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 86 (Gruppe V) Drucke: NFA 18, 404–405; GBA, W 7, 35–37 Der Druck in der GBA beruht auf der NFA. Literatur: NFA 18a, 1001; GBA, W 7, 417 f. Datierung: wohl Ende 1878 oder 1879 t. post q.: Schleswig-Holstein-Aufenthalt September 1878 (vgl. Stellenkommentar) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 80, Los 482 (Wanderungen. Eigenhändige Aufsätze u. Ar­beiten, Entwürfe, Notizen u. Material etc. meistens zu den ‚Wanderungen durch die Mark Branden­burg‘. Insgesamt ca. 540 S. meistens Folio), laut Jolles nicht verkauft; 1935 erworben durch die Brandenburgische Provinzialverwaltung (TFA): Fricke 1937, 123 (Signatur H 4, 7 S. Folio), BV Fürstenau Akte XI/870; Kriegsverlust des TFA: Vermisste Bestände 55 Im Kommentar zum Erstdruck schreibt die Herausgeberin Jutta Neuendorff-Fürstenau: „die Aufzeichnung Fontanes, die im alten Potsdamer Fontane-Archiv lag (vgl. das Verzeichnis in Hermann Frickes ‚Emilie Fontane‘, Rathenow 1937, S. 123), wird trotz unzureichender Druckvorlage abgedruckt, da das Original seit Ende des 2. Weltkrieges verschollen ist. Aus diesen Gründen hat sich die Heraus­geberin entschlossen, zu normalisieren entgegen der sonstigen Gepflogenheit der NFA bei T ­ exten, die nach der 1  Vgl. Krünitz 231, 496–501. 2  Vgl. Brockhaus20 24, 242.

358 |

ii.  Impressionen und Essays

Handschrift gedruckt werden. Sollte die Handschrift wieder auftauchen, so wäre eine Textergänzung und -überprüfung notwendig. [–] Druckvorlage ist eine rasch hergestellte Abschrift, die offenbar nur der Sachinformation dienen sollte; sie weist einige durch Punkte gekennzeichnete Lücken auf, vielleicht in der Absicht, sie bei späterer Gelegenheit zu entziffern und nachzutragen“ (NFA 18a, 1001). Das Fragment erscheint in der Titelzusammenstellung im Notizbuch B 1 (Herbst/ Winter 1878) und in der Zusammenstellung von der Hand Friedrich Fontanes unter dem Titel Th. Fontane Bilder und Plaudereien (SBB, St 52, 1): Bereits dort ist vermerkt, dass kein Original mehr vorliege (vgl. Kommentar zur Titelzusammenstellung Bilder und Plaudereien aus Berlin). Im TFA gibt es keinen Hinweis darauf, dass eine Abschrift in seinen Beständen existiert haben könnte. Möglicherweise besaß Jutta Neuendorff-Fürstenau selbst die von ihr erwähnte Abschrift oder hatte Gelegenheit, sie einzusehen. Textpräsentation nach NFA 18: Die in eckige Klammern gesetzten Anmerkungen von Jutta Neuendorff-Fürstenau erscheinen in Kleindruck. F.s Hervorhebungen (vermutlich Unterstreichungen) sind in der NFA und daher auch in unserem Text gesperrt wiedergegeben. Metatextuelle Anmerkungen F.s erscheinen kursiv. Erläuterungen: Das Fragment stellt die Mentalität der „alten“ Provinzen, die seit Jahrhunderten zum brandenburgisch-preußischen Staatsgefüge gehörten, in friderizianischer Zeit erobert oder durch die Beschlüsse des Wiener Kongresses erworben wurden, der Mentalität der „neuen“ gegenüber, die durch die Eroberungen und Annexionen der Kriege von 1864, 1866 und 1870/71 an Preußen gelangten. Stellenkommentar: 1 f.

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westlich bis an den Rhein ]  Infolge der Beschlüsse des Wiener Kongresses fielen die Provinzen Jülich-Kleve-Berg und Niederrhein an Preußen, die 1824 zur sog. Rheinprovinz, auch Rheinpreußen genannt, vereinigt wurden. Das Elsass und Lothringen wurden im Krieg von 1870/71 von den deutschen Truppen erobert.1 Zur wenig preußenfreundlichen Haltung der Rheinländer vgl. auch F.s Tagebuch der Rheinreise 1865 (GBA, T 3, 61–83). die Eider ]  Die Eider, die südlich von Kiel entspringt und bei Tönning in die Nordsee mündet, bildete von 1035 bis 1864 die nördliche Grenze des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation. Die „Eiderdänen“ strebten an, die Herzogtümer Schleswig-Holstein dem dänischen Staatsgebiet einzuverleiben; infolge der dänischen Niederlage 1864 und der Annexion Schleswig-Holsteins durch Preußen 1866 wurde die Grenze über die Eider hinaus nach Norden verschoben.2 Fehrbellin und Hohenfriedberg ]  Berühmte Siege der preußischen Geschichte: 1) Fehrbellin, 18.6.1675 (vgl. Fontane-Lexikon 134 f. mwN.); 2) Hohenfriedberg, 4.6.1745 (Zweiter Schlesischer Krieg).

1  Vgl. Brockhaus20 18, 335 f. 2  Vgl. Brockhaus20 6, 139; 19, 359.

Dichteraspirationen

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Warthe  ] Die Warthe (Warta) entspringt in Schlesien, durchfließt Posen (Poznań), Landsberg an der Warthe (Gorzów Wielkopolski) und mündet bei Küstrin (Kostrzyn) in die Oder. An der Warthe trafen Westpreußen (1772– 1920 preußische Provinz, heute Woiwodschaften Pommern, Kujawien-Pommern und Großpolen) und Posen (1815–1920 preußische Provinz, heute Woiwodschaften Kujawien-Pommern und Großpolen) zusammen. Westlich an die beiden grenzte die Neumark, bis 1945 Teil der Provinz Brandenburg (heute Woiwodschaft Lebus). Saale ]  Die Saale entspringt im Fichtelgebirge in Oberfranken (Bayern), durchfließt Thüringen und mündet bei Barby (Sachsen-Anhalt) in die Elbe. Zu F.s Zeit trennte die Saale Preußen von den thüringisch-sächsischen Fürsten­ tümern. Ich bin in einer märkischen Marktstadt zu Haus ]  In Neuruppin. Vgl. Neuruppin (GBA, W 1, 51–201). Kieler Bild ]  Vom 20.9. bis 28.9.1878 waren F. und seine Frau zu Gast in Forst­ eck, dem Haus des Fabrikanten und Meeresforschers Heinrich Adolph ­Meyer (1822–1889)3 in Düsternbrook an der Kieler Förde (Chronik 2137–2140 mwN.). Vgl. auch Melusine. An der Kieler Bucht. Da kam ein kluges Fürstengeschlecht ins Land und schuf einen Staat. ]  Die Hohen­zollern. Friedrich von Hohenzollern (1371–1440), Burggraf von Nürnberg, wurde 1411 von König Sigismund als Verweser der Mark Brandenburg eingesetzt und, nachdem er sich ebenso gegen die Opposition des brandenburgischen Adels wie gegen die Pommern durchgesetzt hatte, 1417 als Kurfürst mit der Mark Brandenburg belehnt.4 fällt dann leicht in die Übertreibung ]  Vgl. Berliner Ton.

Dichteraspirationen Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 12, 1–11 (vormals als Leihgabe im

TFA)

Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 83 (Gruppe V)

Drucke: Theodor Fontane. Drei literaturtheoretische Entwürfe. Hrsg. und erläutert von Joachim Krueger [1. Die Kunst des Erzählens (1); 2. Die Kunst des Erzählens (2); 3. Dichteraspirationen]. Fontane Blätter 14 (1972), 377–393, hier 378–380; NFA 21/2, 1017–1019 Bei dem Abdruck in NFA handelt es sich um einen Nachdruck von Krueger 1972. Literatur: Krueger 1972, 381–393; NFA 21/2, 1020–1035 3  Vgl. Dieter Rednak: Meyer, Heinrich Adolph. In: NDB 17 (1994), 294 f. [www.deutsche-biographie. de/pnd117559237.html] (20.1.2016). 4  Vgl. Johannes Schultze: Friedrich I. In: NDB 5 (1961), 494 [www.deutsche-biographie.de/­ pnd11870317X.html] (20.1.2016).

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ii.  Impressionen und Essays

Datierung: nach 16.11.1891 t. post q.: Hugo Lubliner wird bei der Uraufführung seines Stückes am 16.11.1891 in die Loge Wilhelms II. gerufen (vgl. Stellenkommentar) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 1 Bogen Folio + 10 Blatt Folio. Tinte. Auf 11r aufgeklebt 1 unregelmäßiges Blatt (11a). Erläuterungen: Der Text gehört in den Kontext der Essays Die gesellschaftliche Stel-

lung des Schriftstellers in Deutschland (um 1881) und Die gesellschaftliche Stellung der Schriftsteller (1891; HFA III/1, 573–577)1 sowie der Erzählfragmente So oder so? und „Unverändert der Deine“. Stellenkommentar:   5 f.   7 f. 17

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gegen die Franzosen unterlegen ]  1859, im Zweiten Italienischen Unabhängigkeitskrieg. deshalb wir als Schriftsteller gute Geschäfte machen ]  sic; emend. deshalb werden wir als Schriftsteller gute Geschäfte machen König David war Sänger ]  Der biblische König David wird seit dem antiken Judentum in der jüdischen und christlichen Ikonographie als Psalmendichter und Sänger, häufig mit dem Attribut der Harfe, dargestellt.2 David Rizzio ]  David Riccio (eig. Davide Rizzio, um 1533–1566), der Sekretär und Vertraute Maria Stuarts.3 Vgl. Jenseit des Tweed, Kap. Holyrood-Palace (Fontane 1860, 23, 26, 29–31); David Rizzio (1846; GBA, G 1, 120–123); dazu Nürnberger 1997. Blondel rettete König Richard ]  Blondel de Nesle (geb. um 1155), zu seiner Zeit hochgeschätzter Trouvère (Minnesänger). Einer Legende zufolge soll er 1194 König Richard I. „Löwenherz“ von England aus der Gefangenschaft Herzog Leopolds V. von Österreich befreit haben.4 „Volkêr der kûone Videleer“ ]  Volker, der kühne Fiedler (Sänger und Musiker, d. h. Dichter), im Nibelungenlied (um 1200) einer der Gefährten der Burgundenkönige.5 die Wartburg sah den Sängerkrieg ]  Als „Sängerstreit auf der Wartburg“ oder „Wartburgkrieg“ wird ein Konglomerat mittelhochdeutscher Sangspruchdichtung aus dem 13. Jh. bezeichnet. Der darin stattfindende fiktive Dichterwettstreit wurde in der Folgezeit zunehmend als historisch angesehen; Richard

1  Bibliographie Nr. 4213. Vgl. Berbig/Hartz 2000, 271; Fontane-Lexikon 175 f. mwN.; Fontane-Hand-

buch 196, 331, 731, 735; Erler 2013, 192.

2  Vgl. Jüdisches Lexikon 2, 45–52; Lexikon für Theologie und Kirche 3, 38  f. 3  Vgl. Encyclopædia Britannica [www.britannica.com/biography/David-Riccio] (20.1.2016). 4  Vgl. Lexikon des Mittelalters 2, 286 f. 5  Vgl. z. B. Str. 1966: Das Nibelungenlied. Nach der Ausgabe von Karl Bartsch hrsg. von Helmut de

Boor. Mannheim 221988, 309.

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Wagners Oper Tannhäuser und der Sängerkrieg auf der Wartburg (1845) verhalf ihm zu erneuter Popularität.6 Luther war auch ein Sänger ]  Als Dichter zahlreicher Kirchenlieder. Tasso liebte die Leonoren ]  Torquato Tasso (1544–1595), Dichter am Hof der Este in Ferrara. Vgl. Goethe: Torquato Tasso (1790). Ariost entzückte die Fürsten ] Lodovico Ariosto (1474–1533), ebenfalls teil­ weise am Hof der Este, hatte enormen Erfolg mit seinem Epos Orlando furioso. Petrarca ] Francesco Petrarca (1304–1374) wurde 1341 in Rom zum ersten Poeta laureatus gekrönt. Dante ging durch Hölle und Himmel ]  Als Erzähler der Divina Commedia (entstanden 1311–21), die in Inferno (Hölle), Purgatorio (Läuterungsberg) und ­Paradiso (Paradies) gegliedert ist. Klopstock … Schiffbruch … Messiade ] Friedrich Gottlieb Klopstock (1724– 1803) arbeitete von 1745 bis 1772 an seinem Epos Messias. Er übersiedelte erstmals 1751, dann ein zweites Mal 1764 aus Deutschland nach Kopenhagen.7 Bürgers Lenore fuhr nicht blos ums Morgenroth ]  Von F. häufig zitierter Kalauer nach dem Beginn von Gottfried August Bürgers Ballade Lenore (1774): „­Lenore fuhr ums Morgenrot / Empor aus schweren Träumen“. Schlegel schrieb: er riß den Vorhang von einer neuen Welt ]  Anspielung auf Friedrich Schlegels vielzitierte Wilhelm-Meister-Kritik, in der es heißt: „Eine neue Scene öffnet sich, und eine neue Welt breitet sich lockend vor uns aus.“8 Sie wurde zusammen mit dem Athenäums-Fragment 1169 zum frühromantischen Programm einer progressiven Universalpoesie. Goethe war mit 25 der Freund eines Fürsten ]  1775 lud Herzog Karl August von Sachsen-Weimar-Eisenach Goethe an seinen Hof ein. Schiller wurde von Studenten im Triumph davon getragen ]  Nach seiner Antritts­ vorlesung Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte? in Jena am 26./27.5.1789 wurde der Hörsaal von begeisterten Studenten gestürmt.10 Fürstengruft ]  Goethe und Schiller sind seit 1832 in der Fürstengruft in Weimar beigesetzt.11 Uhland … Pour le Merite ]  Ludwig Uhland (1787–1862), der in der Frankfurter Nationalversammlung eine demokratische Position vertrat, schlug 1853 so-

6  Vgl. Lexikon des Mittelalters 8, 2056 f. 7  Vgl. Günter Häntzschel: Klopstock, Friedrich Gottlieb. In: NDB 12 (1979), 116–121 [www.deutsche-­

biographie.de/pnd118563386.html] (20.1.2016). 8  Friedrich Schlegel: Über Goethe’s Meister I. In: Athenäum. Eine Zeitschrift. Hg. von August Wilhelm und Friedrich Schlegel. Erster Band (1798). Fotomechan. Nachdruck Darmstadt 1977, 323–354, hier 329. 9  Ebd. Fragmente, 179–322, hier 204 ff. 10  Vgl. Norbert Oellers: Friedrich Schiller. Elend der Geschichte, Glanz der Kunst. Stuttgart 2005, 72 f. 11  Vgl. Klassik-Stiftung Weimar: Fürstengruft [www.klassik-stiftung.de/index.php?id=73] (20.1.2016).

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ii.  Impressionen und Essays

wohl den preußischen Orden Pour le Mérite als auch den bayerischen Orden für Wissenschaft und Kunst aus.12 Georg Herwegh … trat vor König Friedrich Wilhelm ] Mit seinen politisch höchst engagierten Gedichten eines Lebendigen, erschienen in zwei sehr erfolgreichen Bänden 1841 und 1843 und fortlaufend in Zeitungen und Zeitschriften, polarisierte Georg Herwegh (1817–1875) das Lesepublikum des Vormärz. Am 19.11.1842 folgte er einer Einladung zur Audienz bei Friedrich Wilhelm IV. Die von ihm geplante Zeitschrift Deutscher Bote aus der Schweiz wurde daraufhin in Preußen verboten, er selbst ausgewiesen, nachdem er sich brieflich beim König darüber beschwert hatte.13 Der junge F. gehörte zu Herweghs Bewunderern; aus der Distanz eines halben Jahrhunderts behandelte er diese Phase seines Lebens mit Ironie; vgl. Von Zwanzig bis Dreißig, Abschnitt „Mein Leipzig lob ich mir“, Kap. 4 (GBA 95–107). Vgl. auch Die preußische Idee mit Kommentar. Geibel, Heyse waren eine Zierde des Münchner Hofes ]  Emanuel Geibel (1815– 1884, nobilitiert 1852) und Paul Heyse (1830–1914, nobilitiert 1910) gehörten zu den sog. „Nordlichtern“, protestantischen Wissenschaftlern und Schriftstellern, die Maximilian II. von Bayern (1811–1864) um sich versammelt hatte. Vgl. auch Im W.’schen Hause mit Kommentar. Julius Wolff ]  Der von F. gehasste Bestseller-Autor Julius Wolff (1834–1910) wurde wegen seiner Verserzählung Der Rattenfänger von Hameln (1875) 1884 Ehrenbürger von Hameln;14 vgl. Fontane-Lexikon 490 f. Hugo Lubliner ] Der von F. stets scharf kritisierte Komödienautor und Romancier Hugo Lubliner (1846–1911; Pseudonym Hugo Bürger). Seine Stücke waren beim bürgerlichen Publikum sehr populär, das Drama Der kommende Tag fand bei seiner Uraufführung am 16.11.1891 den ausdrücklichen Beifall ­Wilhelms II.; vgl. Krueger 1972, 383 mwN.15 Vgl. auch Berliner Sprechanismus mit Kommentar. „Es soll der Dichter mit dem König gehn“ ] Geflügeltes Wort nach Schiller: Die Jungfrau von Orleans (1802; I/2): „Drum soll der Sänger mit dem König ­gehen, / Sie beide wohnen auf der Menschheit Höhen!“ (V. 484 f.) Chatterton ]  Der Lyriker Thomas Chatterton (1752–1770) vergiftete sich, um dem Hungertod zu entgehen; die englischen Romantiker verehrten ihn als ­ihren Vorläufer.16

12  Vgl. Hermann Fischer: Uhland, Johann Ludwig. In: ADB 39 (1895), 148–163 [www.deutsche-

biographie.de/pnd118625063.html?anchor=adb] (20.1.2016).

13  Vgl. Martin Glaubrecht: Herwegh, Georg Friedrich Rudolf Theodor Andreas. In: NDB 8 (1969),

723–726 [www.deutsche-biographie.de/pnd118550128.html] (20.1.2016); Volker Giel: Einleitung. In: Georg Herwegh: Werke und Briefe. Kritische und kommentierte Gesamtausgabe. Hg. von Ingrid Pepperle u. a. Bd. 1: Gedichte 1835–1848. Bearb. von Volker Giel. Bielefeld 2006, IX–XI. 14  Vgl. Wikipedia, Lemma Julius Wolff mwN. (20.1.2016). 15  Vgl. zu Lubliner auch: Beate-Ursula Endriss: Lubliner, Hugo. In: NDB 15 (1987), 265 f. [www. deutsche-biographie.de/pnd117253561.html] (20.1.2016); Jüdisches Lexikon 3, 1240. 16  Vgl. Encyclopædia Britannica [www.britannica.com/biography/Thomas-Chatterton] (20.1.2016).

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Otway ]  Thomas Otway (1652–1685), dessen Dramen sehr erfolgreich waren, lebte dennoch in höchst prekären finanziellen Verhältnissen. Einer Legende zufolge soll er an einem zu hastig verschluckten Stück Brot gestorben sein.17 die Karschin ]  Die als „deutsche Sappho“ (Ludwig Gleim) gefeierte Dichterin Anna Louisa Karsch (1722–1791) lebte in ihren beiden Ehen in prekären Verhältnissen, ebenso später als freie Schriftstellerin Berlin.18 Bürger ] Gottfried August Bürger (1747–1794), der seit 1784 in Göttingen ­Ästhetik lehrte, kämpfte zeit seines Lebens mit materieller Not.19 Plötzen=See ] In Schuldhaft im 1868–72 errichteten Strafgefängnis BerlinPlötzensee.20 am Alexanderplatz ]  Vermutlich gemeint: als Obdachloser. das Erscheinen der „Löffelgarde“ ] „Löffelgarde“ wurden im Volksmund die ­ersten Soldaten der napoleonischen Armee genannt, die am 25.10.1806 in Berlin einrückten. Ihr improvisierter Aufzug erstaunte die an akkurate Uniformen gewöhnte Berliner Bevölkerung. George Cavan beschreibt einen Infanteristen, der auf dem Hut anstelle eines Abzeichens einen Löffel trug;21 F. übernahm seine Schilderung fast wörtlich in Vor dem Sturm, Kap. III/4 (GBA 2, 58 f.). Standbild auf dem Marktplatz von Treuenbrietzen ]  Das Standbild in Treuenbrietzen im Fläming (Brandenburg) stellt – zumindest heute – „Sabinchen“ dar, die Protagonistin der Moritat Sabinchen war ein Frauenzimmer (1849). Ob F. bereits darauf anspielt, ist nicht klar. meine Kinder ]  Die Söhne George Fontane (1851–1887) und Theodor Fontane jun. (1856–1933) wurden, trotz musikalischer bzw. literarischer Ambitionen, Offizier bzw. Jurist, Martha Fontane (1860–1917) wurde Lehrerin und Friedrich Fontane (1864–1941) Verleger. in ein ein Journal ]  sic ein von höchstens 7 jungen Leuten besetzter Tisch ]  sic; emend. an einem von höchstens 7 jungen Leuten besetzten Tisch

17  Vgl. Encyclopædia Britannica [www.britannica.com/biography/Thomas-Otway] (20.1.2016). 18  Vgl. Uta Schaffers: Auf überlebtes Elend blick ich nieder. Anna Louisa Karsch in Selbst- und

Fremdzeugnissen. Göttingen 1997; Gerhard Hay: Karsch, Anna Louisa, geborene Dürbach. In: NDB 11 (1977), 299 f. [www.deutsche-biographie.de/pnd118560328.html] (20.1.2016). 19  Vgl. Kurt Schreinert: Bürger, Gottfried August. In: NDB 2 (1955), 744–746 [www.deutsche-biographie.de/pnd118517104.html] (20.1.2016). 20  Vgl. Dehio Berlin 197. 21  Vgl. George [George Cavan]: Erinnerungen eines Preußen aus der napoleonischen Zeit. Grimma 1840, 18 f.

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ii.  Impressionen und Essays

Die Kunst des Erzählens Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 40, 1–3 (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 41 (Gruppe II; zusammengefasst mit Die letzten

Herbst[es]tage)

Drucke: Theodor Fontane. Drei literaturtheoretische Entwürfe. Hrsg. und erläutert von Joachim Krueger [1. Die Kunst des Erzählens (1); 2. Die Kunst des Erzählens (2); 3. Dichteraspirationen]. Fontane Blätter 14 (1972), 377–393, hier S. 377 f.; NFA 21/2, 1017 f. Bei dem Abdruck in NFA handelt es sich um einen Nachdruck von Krueger 1972. Literatur: Krueger 1972, 380–393; NFA 21/2, 1020–1035 Datierung: wohl späte 1880er- oder 1890er-Jahre (Schriftduktus) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst

1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 1 Bogen Folio + 2 Blatt Folio. Tinte, Blaustift. Erläuterungen: Die Metaphorik der Kahnfahrt ist wohl ein intertextueller Verweis auf

Friedrich Schlegel: Über Goethe’s Meister, wo von den „beweglichen Gemälden“ die Rede ist, die am Leser vorüberziehen: „Der Geist fühlt sich durch die heitre Erzählung überall gelinde berührt, leise und vielfach angeregt. Ohne sie ganz zu kennen, hält er diese Menschen dennoch für Bekannte, ehe er noch recht weiß, oder sich fragen kann, wie er mit ihnen bekannt geworden sey. Es geht ihm dabei wie der Schaupielergesellschaft auf ihrer lustigen Wasserfahrt mit dem Fremden.“1 Vgl. auch Dichteraspirationen.

1  Friedrich Schlegel: Über Goethe’s Meister I. In: Athenäum. Eine Zeitschrift. Hg. von August Wilhelm und Friedrich Schlegel. Erster Band (1798). Fotomechan. Nachdruck Darmstadt 1977, 323–354, hier 324.

Teil iii: Titelzusammenstellungen

1. bis 6. Gruppe Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 48, 19; St 30, 1; St 31, 1; St 32, 1; St 33,

1; St 34, 1 (vormals als Leihgaben im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: nicht verzeichnet

Drucke: St 33, 1: HFA 1V, 715; HFA 2I/7, 321; Radecke 2002, 99; alle übrigen Erstdruck Literatur: – Datierung: 1880er-Jahre (Stoffsammlung, Planung von Novellenbänden) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst

1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 1. Gruppe: St 48, 19: 1 Bogen Folio. Tinte. Vor Wiedergefunden von fremder Hand mit

Bleistift siehe unter Nr. 11; vor Lieutnant Mejer […] von fremder Hand mit Bleistift [siehe unter] Nr. 31. Das Konvolut St 48 enthält die folgenden Texte: Arnulf von Trachen­ berg; Das Frigidarium; Die letzten Herbstestage; Gabriele Chrysander; L’Impératrice oder Die rothe Maus; Dörte Sabin; Vereinsamt; Notizen zu Schach von Wuthenow sowie die Titelzusammenstellung Novelletten. Kleine Erzählungen, außerdem Abschriften von Der sterbende Franzos und Der Karikaturist von Friedrich Fontanes Hand. 2. Gruppe: St 30, 1: Bogen Folio. Tinte. In der rechten oberen Ecke, vermutlich von fremder Hand, mit Rotstift x. Vor Unser Doktor von fremder Hand mit Bleistift siehe unter Nr. Das Konvolut St 30 enthält die Texte Graf Abel und Fritz Mollhausen. 3. Gruppe: St 31, 1: 1 Bogen Folio. Tinte. Nach Die Bekehrten Verweiszeichen und am unteren Rand dazugehöriger Vermerk von der Hand Friedrich Fontanes mit Bleistift Die Rückseiten mit Urschrift „Vor dem Sturm“. Das Konvolut St 31 enthält die Texte: Sidonie von Borcke (teilweise) und Die Bekehrten. 4. Gruppe: St 32, 1: 1 Bogen Folio. Tinte. Das Konvolut St 32 enthält die Texte Die drei Bräute; Anna Reventlov; Anna Zipser. 5. Gruppe: St 33, 1: 1 Bogen Folio. Tinte, Blaustift. Das Konvolut St 33 enthält die folgenden Texte: Immer gleich; Die Geschichte der Frau v. M., spätre G. R. St.; Novelle. (Bruder, Schwester, Mann.); Wir halten zusammen; Onkel Geheimerath. Sechste Gruppe: St 34, 1: 1 Bogen Folio. Tinte. Das Konvolut St 34 enthält die Texte Du selbst! und Après. Nach vierzig Jahren. Erläuterungen: Die Titelzusammenstellungen scheinen auf Novellensammelbände

abzuzielen. Bis auf Frau Commerzienräthin R. (Frau Jenny Treibel) blieben alle aufgeführten Projekte Fragmente.

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iii. Titelzusammenstellungen

Stellenkommentar: 19 23 30 32

Anna Z… ]  Anna Zipser; vgl. dort. Frau Commerzienräthin R. ]  Frau Jenny Treibel. Nach vierzig Jahren ]  Après. Nach vierzig Jahren; vgl. dort. Selbst  ]  Du selbst! vgl. dort.

Chronica. Aus unsren Tagen. Berliner Novellen Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 23 s. f. a, 1–3 (vormals als Leihgabe

im TFA)

Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 135 (Gruppe VI) Drucke: St 23, s. f. a: Fricke 1938, 36; HFA 1V, 1087; HFA 2I/7, 776; St 23, 1–3: Erstdruck Literatur: Fricke 1938, 36; HFA 1V, 1087; HFA 2I/7, 776 Datierung: Anfang der 1880er-Jahre t. ad q.: Arbeit an Liebenberg, Graf Petöfy, Grete Minde, Ellernklipp, Sidonie von Borcke, Storch von Adebar, Eleonore; Die Likedeeler noch als Novelle geplant (vgl. Manuskriptbeschreibung und die jeweiligen Kommentare) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 1 Etikett, aufgeklebt auf den Konvolutumschlag der SBB (s. f. a) + 3 Bogen Folio (1–3) + 1 Streifen mit Klebespuren, vormals aufgeklebt (1a). Tinte. Nicht zugehöriger Text: SBB, St 23, 1a: Exzerpte zu Liebenberg (entstanden 1880/81; vgl. GBA, W 5, 509). 1av: Disposition zu Graf Petöfy, Kap. 5–12 (erste Niederschrift 1881; vgl. GBA 246, 264). Erläuterungen: Die Titelzusammenstellungen repräsentieren verschiedene Pläne für

Novellenbände, wobei historische Erzählungen (Chronica) und Berliner Novellen aus unsren Tagen einander als zwei Kategorien gegenüberstehen. Dies entspricht einerseits der Entgegensetzung von historischem Roman (Vor dem Sturm) und „Jetztzeit“Roman (Allerlei Glück; vgl. dort) und ist andererseits charakteristisch für den Beginn der 1880er-Jahre, als F. Stoffe sammelte und anstelle von umfangreichen Romanen auf rascher zu publizierende Novellen setzte. Ein Teil der erwähnten Projekte wurde schließlich separat als Buch veröffentlicht (Grete Minde 1880, Ellernklipp 1881, Schach von Wuthenow und L’Adultera 1882, Graf Petöfy 1884, Stine nach mehreren Anläufen erst 1890), die übrigen blieben Fragmente.

Hans und Grete

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Stellenkommentar: 32 33 41 42 42 42

Wiedergewonnen ]  Wiedergefunden; vgl. dort. Der Educationsrath ]  Der Erzieher; vgl. dort. Eine Novelle aus der Zeit von 1680 bis 1780 ]   Offenbar ein nicht weiterverfolgtes Projekt. Prinz Heinrich ]  Vgl. Rheinsberg (1861: GBA, W 1, 274–295). Julie v. Voß ] (1766–1789), Gräfin von Ingenheim, 1787 morganatisch mit Friedrich Wilhelm II. getraut. Vgl. Buch (1860; GBA, W 4, 176–185). Lichtenau ]  Wilhelmine Encke (1753–1820), verh. Rietz, Gräfin Lichtenau, seit 1794 Gräfin Lichtenau, die einflussreichste Maîtresse Friedrich Wilhelms II.1

Hans und Grete Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 27, s. f. (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: nicht verzeichnet Drucke: NFA 24, 901; HFA 2I/7, 442 Fn. Literatur: Delf von Wolzogen/Hehle 2010 Datierung: zwischen 1885 und 1891 t. ad q.: 1.1.1885 (Zeitungsannonce; vgl. Manuskriptbeschreibung); t. ante q.: 1891 (Zeitschriftenabdruck von Frau Jenny Treibel; vgl. Erläuterungen) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 1 Etikett, aufgeklebt auf den Konvolutumschlag der SBB. Tinte. Nicht zugehöriger Text: SBB, St 27, s. f. r: Nach Die Frau Bourgeoise von fremder Hand mit Bleistift 1); darunter von fremder Hand mit Bleistift 3. fehlt. Darunter von fremder Hand mit Bleistift, nicht eindeutig lesbar Mein P. 11. s. f. v: Zeitungsannonce, die die Er­öffnung einer Konzertagentur für den 1.1.1885 ankündigt. Erläuterungen: Das Konvolut St 27 enthält neben Hans und Grete auch Die Frau Ober-

försterin (vgl. dort). Der dritte genannte Titel, Die Frau Bourgeoise, ist ein alternativer Titel für Frau Jenny Treibel, der spätestens mit dem Zeitschriftenabdruck 1891 aufgegeben wurde; vgl. GBA Frau Jenny Treibel 242, 257).

1  Vgl. Paul Bailleu: Lichtenau, Wilhelmine Enke. In: ADB 18 (1883), 534–536 [www.deutschebiographie.­de/pnd118926217.html?anchor=adb] (20.1.2016); Edelgard Abenstein: Die Mätresse des Königs. Die Gräfin Lichtenau alias Wilhelmine Encke. Berlin 2006.

370 |

iii. Titelzusammenstellungen

Kleine (meist heitre) Stoffe Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 51, 3 (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 142 (Gruppe VI) Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: Mitte der 1880er-Jahre t. ad q.: Die Poeten des Berliner Figaro (1884; vgl. Manuskriptbeschreibung); in Von vor und nach der Reise publizierte Texte (1884/86; vgl. Stellenkommentar) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 2 übereinander geklebte Etiketten (3a, 3b), aufgeklebt auf einen zusammengefalteten Zeitungsausschnitt ohne Datum (3c). Tinte. 3b: Am linken Rand von fremder Hand mit Bleistift Novellen- u. Romanstoffe. Studien einzelner Figuren Motive etc. Nicht zugehöriger Text: SBB, St 51, 2a: 1 Streifband mit eigh. Titel Die Poeten des Berliner Figaro (1884; GBA, W 7, 143 f.), aufgeklebt auf Zeitungsausschnitt ohne Datum. 2av: Textbruchstück von der Hand Emilie Fontanes, mit Einfügung von F.s Hand. Erläuterungen: Die meisten der in der Titelzusammenstellung aufgeführten Projekte

blieben Fragmente, bis auf drei, die 1894 im Band Von vor und nach der Reise publiziert wurden (vgl. Stellenkommentar). Das Konvolut St 51 enthält das Fragment Die Befreiung des Herrn v. Heyden (vgl. dort).

Stellenkommentar:  8 11 14

15

17 18 19 21

Der Schmied von Arneburg ]  Der Schmied von Lipinka; vgl. dort. Der Ballvater ]  Stoff zu einer kl. heitren Erzählung; vgl. dort. Manfred ] Der Titel ist im Verzeichnis Fontane/Fricke enthalten als Nr. 62 (Gruppe III), der Umfang wird dort mit 2 Seiten angegeben. Der Verbleib des Fragments ist nicht geklärt. Lebensluft ]  Der Titel ist genannt im Katalog der Versteigerung Meyer & Ernst 1933, Katalog Nr. 35, 80, Los 483 (Eigenhändige Aufsätze u. Arbeiten, Ent­würfe, Notizen, Material, Zeitungsausschnitte etc. meistens zu seinen ,Wanderungen durch die Mark Brandenburg‘. Ca. 430 S. meist Folio) als Lebensluft (aus einem Briefe). Daher vermutlich nicht identisch mit Luft macht müde und Luft zehrt. Onkel Gotthold ]  Onkel Dodo (1886; GBA Von vor und nach der Reise 52–81). Zwei kl. gute Stoffe ]  Zwei kleine Geschichten; vgl. dort. Im Coupé ]  1884 (GBA Von vor und nach der Reise 25–37). „Eine Frau in meinen Jahren“ ]  1886 (GBA Von vor und nach der Reise 43–51).

Neue Novellen

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Mittlere Stoffe Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 18, 1 (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: nicht verzeichnet Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: Mitte der 1880er-Jahre (Konvolutzusammenhang; vgl. die Datierungen zu den erwähnten Texten) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 1 Streifen, aufgeklebt auf den Konvolutumschlag der SBB.

Tinte, Blaustift.

Erläuterungen: Das Konvolut St 18 enthält die folgenden Texte: Die Pflicht aus dem Glück; Minister a. D., Wir lernen das, Der Elmblad-Stoff. Stellenkommentar:  4  8 10

Lebensluft ]  Vgl. Kommentar zu Kleine (meist heitre) Stoffe. Manfred ]  Vgl. Kommentar zu Kleine (meist heitre) Stoffe. Der Schmied von Arneburg ]  Der Schmied von Lipinka; vgl. dort.

Neue Novellen Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 39, 3 (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: nicht verzeichnet Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: Anfang der 1880er-Jahre t. post q.: 15.11.1881 (vgl. Manuskriptbeschreibung) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 1 Zeitungsausschnitt vom 15.11.1881. Darauf Beschriftung von F.s Hand. Bleistift, Blaustift.

372 |

iii. Titelzusammenstellungen

Erläuterungen: Das Konvolut St 39 enthält die Texte Das Zeugniß der Reife und Neue

Novelle. Predigtamtscandidat und Geheimrathstochter (vgl. die jeweiligen Kommen­tare).

Novelletten. Kleine Erzählungen Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 48, s. f., 1–4 (vormals als Leihgabe im

TFA)

Verzeichnis Fontane/Fricke: nicht verzeichnet

Drucke: GBA Von vor und nach der Reise 191–194 Literatur: GBA Von vor und nach der Reise 190 f. Datierung: 1888 t. ante q.: endgültiger Bandtitel für Von vor und nach der Reise 12.11.1888 (vgl. GBA Von vor und nach der Reise 190 f.); Datierung der in der Titelzusammenstellung genannten Texte, die in Von vor und nach der Reise publiziert wurden (vgl. Stellenkommentar) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 1 Etikett, aufgeklebt auf den Konvolutumschlag der SBB + 2 Bogen Folio + 2 Blatt Folio. Tinte, Blaustift, Rotstift. Das Konvolut St 48 enthält die folgenden Texte: Arnulf von Trachenberg; Das Frigidarium; Die letzten Herbstes­ tage; Gabriele Chrysander; L’Impératrice oder Die rothe Maus; Dörte Sabin; Vereinsamt; Noti­zen zu Schach von Wuthenow sowie die Titelzusammenstellung 1. Gruppe, außerdem Abschriften von Der sterbende Franzos und Der Karikaturist von Friedrich Fontanes Hand. Erläuterungen: Die erwähnten Projekte blieben teils Fragmente, teils wurden sie 1894

in Von vor und nach der Reise publiziert. Bei drei Projekten handelt es sich um Anek­ doten, die F. in den Wanderungen durch die Mark Brandenburg bereits erzählt oder erwähnt hatte (vgl. Stellenkommentar).

Stellenkommentar:  7  9 10 11 12 13 14

Der Ballvater ]  Stoff zu einer kl. heitren Novelle; vgl. dort. Nach der Sommerfrische ]  1880 (GBA Von vor und nach der Reise 15–26). Im Coupé ]  1884 (GBA Von vor und nach der Reise 25–37). „Eine Frau in meinen Jahren“ ]  1886 (GBA Von vor und nach der Reise 43–51). Lebensluft ]  Vgl. Kommentar zu Kleine (meist heitre) Stoffe. Onkel Dodo ]  1886 (GBA Von vor und nach der Reise 52–81). Der Fischer von Kahniswall ]  Vgl. An Bord der „Sphinx“ (GBA, W 4, 72–80).

Bilder und Plaudereien aus Berlin

15 17 22 23 30 f.

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Die Rose von Fehrbellin ]  Vgl. Die Ruppiner Garnison (GBA, W 1, 226). Förster Schupke ]  Vgl. Alt Geltow (GBA, W 3, 432–435). Wohin? ]  1888 (GBA Von vor und nach der Reise 82–96). Reisen ]  Modernes Reisen. Eine Plauderei (1873; GBA Von vor und nach der Reise 5–14). Sommers am Meer. Bilder und Erinnerungen von Th. F. ]  Projekt eines Bandes mit Reisefeuilletons. Vgl. HFA 1V, 809–817; HFA III/3/2, 1217–1225.

Vorläufig reponirte Novellen-Stoffe Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 35, 1 (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: nicht verzeichnet Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: 1880er-Jahre (Stoffsammlung) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst

1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 1 Etikett, aufgeklebt auf den Konvolutumschlag der SBB.

Tinte.

Erläuterungen: Das Konvolut St 35 enthält die folgenden Texte: Die Stieftochter; Der v. Katte und der v. Katz; Schauspielerin Jannasch; Prinzessin Friederike. Der auf dem Etikett erwähnte Text Die Geschichte der Frau v. M., spätre Geh. R. St. befindet sich dagegen in St 33.

Bilder und Plaudereien aus Berlin Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 11, 1 (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: nicht verzeichnet Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: 1890er-Jahre t. post q.: November 1892 (vgl. Datierung zu Atelierbesuche)

374 |

iii. Titelzusammenstellungen

Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst 1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 1 Bogen Folio. Tinte. Der Bogen diente zunächst als Umschlag für das Konvolut Auf dem Flachdach (St 11, 2–7) und wurde dann zu einer Titelzusammenstellung ergänzt: Am linken Rand neben 2. […] Umzug von fremder Hand mit Bleistift liegen jetzt unter Novelletten. Erläuterungen: Es handelt sich um das Projekt eines Bandes mit Impressionen und

feuilletonistischen Essays aus Berlin, in Parallele zu den Reise-Impressionen des 1894 erschienenen Bandes Von vor und nach der Reise. Unter der Signatur SBB, St 52, 1 liegt eine Zusammenstellung von der Hand Friedrich Fontanes unter dem Titel Th. Fontane Bilder und Plaudereien vor, die offenbar der Vorbereitung einer Nachlasspublikation diente, da sie Bemerkungen über den Stand der Überlieferung bzw. Publikationsvorbereitung enthält. Darin sind die folgenden Titel verzeichnet: Alte und neue Provinzen; Ein Blick von der Alsenbrücke; Mir gegenüber; Auf dem Flachdach [als zwei verschiedene Titel]; Berliner Sprechanismus; Atelierbesuche; Wo sind heute die Schiffe des Nordd. Lloyd?; Auf dem Lande; Die Brüder Wurzelberger; Wie man in Berlin so lebt; Berliner Ton; Märkische Kriegsobersten [laut Anmerkung eingeordnet ins Konvolut Märkisches]; Die preußische Idee; Die Juden in unsrer Gesellschaft; Adel und Judentum in der Berliner Gesellschaft. Laut dieser Aufstellung ist von Alte und neue Provinzen kein Original mehr vorhanden (vgl. auch Alte und neue Provinzen mit Kommentar).

Figuren, Situationen, Dialoge Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, St 16, 1 (vormals als Leihgabe im TFA) Verzeichnis Fontane/Fricke: Nr. 121 (Gruppe VI) Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: Mitte der 1880er-Jahre (vgl. Erläuterungen) Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst

1933, vermutlich Katalog Nr. 35, 79, Los 480 (Novellenentwürfe I.), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48 Manuskriptbeschreibung: 1 Streifen, vormals aufgeklebt. Tinte. Erläuterungen: Das Konvolut St 16 enthält die folgenden Texte: Das Gelübde von Bornhöved; Herzog Abel; Novellenfigur. Alter Referendarius; Erreicht!; Thusnelda Lehmann; Aufwärterin Frau Lehmann; Humoristische Figur; Ein alter Professor oder Geheimrath; Berliner Novelle. Höherer Bummler; Justizrath a. D.; Eine Frau, die als eine Art „weise

Notizbuch B 1

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Frau“; Ein beschränktes Ehepaar; „Es steht wissenschaftlich fest“; Novellenfigur. Richtiger Berliner; Novellenfigur. Eine Figur wie Herr v. Buddenbrock; Novellenfigur. Ein Geistlicher; Roman oder Novelle. Eine komische Figur; Verse sind die Sprache der Götter; Dialogstoffe in guter Berliner Gesellschaft. Etwa Professor oder Geheimrath; Dialogstoffe in guter Berliner Gesellschaft; Überraschtes Rendez-vous; Novellenfigur. Alfred van der Weyde; Eine Wittwe von 36; Verschwunden. Es handelt sich dabei vor allem um kurze Figuren-, Situations- und Dialogskizzen und einige weiter ausgearbeitete Fragmente (Das Gelübde von Bornhöved, Herzog Abel, Erreicht!, Thusnelda Lehmann), die alle auf 1884/85 zu datieren sind (vgl. die jeweiligen Kommentare).

Notizbuch B 1 Textgrundlage: Autograph Standort und Signatur: SBB, NL Th. Fontane, Notizbuch B 1, 1v (vormals als Leihgabe

im TFA)

Verzeichnis Fontane/Fricke: nicht verzeichnet Drucke: Erstdruck Literatur: – Datierung: Herbst/Winter 1878 Überlieferung: NL Fontane; Archiv Friedrich Fontane; Versteigerung Meyer & Ernst

1933, Katalog Nr. 35, 85, Los 508 (15 Notizbücher), laut Jolles erworben durch die SBB: SBB acc. 1933.48

Manuskriptbeschreibung: Notizbuch Oktav, 62 Blatt. [Herbst/Winter 1878]. Enthält Notizen zum Nordischen Museum in Kiel,1 die Fragmente Reisender an einer großen Mittelstation, Priester, Jetzt wollen die gar …, Zwei für Einen und Abraham Oppenheim, Gedichtentwürfe, Kontaktdaten, Notizen zu Schach von Wuthenow, Theaterkritiken2 sowie Malchow.3 Auf 16v und 17r sind die Projektnotizen hintereinander und offenbar gleichzeitig niedergeschrieben. 1v: Titelzusammenstellung [Notizbuch B 1]. Bleistift. Nicht zugehöriger Text (SBB, B 1, 1v, unter der Titelzusammenstellung): Notiz zu ­Bettine von Arnim: Aufmerksamkeit gegen den K., „Dies Buch gehört dem König.“ Briefwechsel mit ihm.

1  Von F. besucht am 26.9.1878 (Chronik 2139). 2  Zu: Birch-Pfeiffer: Die Marquise von Villette (Aufführung vom 23.10.1878; Bibliographie Nr. 3626);

­Goethe: Die Geschwister (10.11.1878; Bibliographie Nr. 3629); Gottschall: Pitt und Fox (30.11.1878; Bibliographie Nr. 3635); Grillparzer: Der Traum ein Leben (12.12.1878; Bibliographie Nr. 3637); Redwitz: Philippine Welser (22.12.1878; Bibliographie Nr. 3639); Schiller: Wilhelm Tell (28.12.1878; ­Bibliographie Nr. 3640); Schiller: Die Braut von Messina (7.1.1879; Bibliographie Nr. 3645). 3  Malchow. Eine Weihnachtswanderung. In: Der Bär, 1.1. und 15.1.1879 (Bibliographie Nr. 3641). Vgl. GBA, W 4, 229–239.

Verzeichnisse

Verzeichnis Fontane/Fricke Dieses Verzeichnis wurde offenbar von Friedrich Fontane und Hermann Fricke in den 1930er-Jahren erstellt. Das Original ist nicht überliefert; Hermann Fricke scheint es dem ersten Herausgeber der Fragmente in der HFA, Walter Keitel, zur Verfügung gestellt zu haben;1 es ist abgedruckt in HFA 1V, 1124–1127, HFA 2I/7, 815–818, und NFA 24, 959–962. Hier wird der Abdruck in HFA 1V zugrunde gelegt. Vgl. auch die Editorischen Bemerkungen (Seite Bd. I, S. XXXV  ff.). Liste der für eine Gesamtpublikation in Frage kommenden Novellen, Noveletten, Skizzen und Entwürfe (chronologisch noch zu ordnen) Gruppe I   1 Geschwisterliebe 2   2 Heinrich IV. erste Liebe (nach einer Zschokkeschen Novelle)3   3 Du hast recht getan. Roman4 (Daß Drucklegung während „Auslandsaufenthalt“, also Englandzeit 1855–59, erfolgt sei, ist nur Vermutung von Th. F. Alle Versuche, über den Druck Nähe­ res auszumachen, blieben ergebnislos. Wahrscheinlich ist der Druck unter einem Pseudonym in Zeitung oder Zeitschrift erfolgt: Angeblich sollen sich Mss. noch in der gleichen Hand befunden haben, in der sich das Ms. von Nr. 4 befand.)   4 Übersetzung des Romans „The moneylender“ von Mrs. Gore5  5 Tuch und Locke 6  6 Goldene Hochzeit 7  7 James Monmouth 8  8 Mathilde Möhring. Roman9  9 Oceane von Parceval 10 Der Karrenschieber 10 11 Die Goldene Hochzeitsreise 12 Onkel Ehm 1  Vgl. HFA 1V, 1124. 2  Erstmals publiziert 1839; vgl. GBA Frühe Erzählungen 5–40 sowie Von Zwanzig bis Dreißig, Ab-

schnitt Berlin 1840, Kap. 1 (GBA 5). 3  Verbleib des Manuskripts nicht bekannt; vermutlich unpubliziert. Vgl. Von Zwanzig bis Dreißig, Abschnitt Berlin 1840, Kap. 1 (GBA 21). 4  Verbleib des Manuskripts nicht bekannt; vermutlich unpubliziert. Vgl. Von Zwanzig bis Dreißig, Abschnitt Berlin 1840, Kap. 1 (GBA 21–23), und den Kommentar zu Die Frau Oberförsterin. 5  Unter dem Titel Abednego der Pfandleiher; vgl. Nürnberger 1967, 324–326, und Fontane-Lexikon 17f. mwN. 6  Erstmals publiziert 1854; vgl. GBA Frühe Erzählungen 60–82. 7  Erstmals publiziert 1854; vgl. GBA Frühe Erzählungen 118–122. 8  Erstmals publiziert 1854; vgl. GBA Frühe Erzählungen 83–117. 9  Erstmals publiziert 1906; vgl. GBA Mathilde Möhring. 10  Erstmals publiziert 1888; vgl. GBA Von vor und nach der Reise 38–42.

380 |

13 14 15 16 17 18 19 20

Verzeichnisse

Das Wangenheim-Kapitel 11 Rudolf von Jagorski, Globetrotter (5 Seiten) Sommerbriefe aus dem Havelland. Novelle in Briefen (13 Seiten) Wolsey Melusine von Cadoudal (6 Seiten) Allerlei Glück Der Flötenspieler (4 Seiten) Mit der Zeit (Zwei Entwürfe) (3 Seiten)

Gruppe II 21 Begräbnisse (Autobiographisch) (1 Seite)12 22 Meine Wohnungen (desgl.) (2 Seiten) (Posthum in der Voss. Ztg. publiziert?)13 23 Mein Kirchenjahr (desgl.) (1 Seiten) 24 Eine Nacht in Töpfers Hotel (1 Seite)14 25 ‚Rr‘ oder Gefährdet Glück (10 Seiten) 26 Wiedergefunden (11 Seiten) 27 Susanne von Sandraschek (Fräulein v. S.) (3 Seiten) 28 L. P.-Novelle (4 Seiten) 29 Eleonore (32 Seiten) 30 Sidonie von Borcke (16 Seiten) 31 Storch von Adebar (38 Seiten) 32 Arnulf v. Trachenberg (1 Seite) 33 L’Impératrice (1 Seite) 34 Konsul Knut Knudsen (1 Seite) 35 Ehen werden im Himmel geschlossen (6 Seiten) 36 Oberstleutnant v. Esens (7 Seiten) 37 Der Menschenfresser (2 Seiten) 38 Johann der muntre Seifensieder (2 Seiten) 39 Melusine (An der Kieler Bucht) (1 Seite) Das Zeugnis der Reife (1 Seite) 40 Die Kunst des Erzählens (Die letzten Herbsttage) (1 Seite) 41 Predigtamtskandidat (4 Seiten) 42 Wieder daheim (1 Seite) 43 So oder so? (1 Seite) 44 Leutnant Meyer von den Husaren (3 Seiten) 45

11  Erstmals publiziert 1939 (in: Höfer 1939); vgl. Autobiographische Schriften 3/1, 392–405. 12  Nicht bekannt. 13  Nicht bekannt. 14  Teil des Essays Cafés von heut und Konditoreien von ehmals, erstmals publiziert 1886; vgl. Auto­

biographische Schriften 3/1, 406–413.

Verzeichnis Fontane/Fricke

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Gruppe III 46 Klaus Störtebecker (Vgl. Publikation Fricke) 47 Die preußische Idee (Novelle?) (15 Seiten) 48 Sommers am Meer (8 Seiten)15 49 Großmutter Schack (1 Seite) 50 Das Weib, das Weib (1 Seite) 51 Quade Fölke (Die letzte der ten Brooks) (3 Seiten) (Druck: Fricke, Likedeeler) 52 Herzog Abel (1 Seite) 53 Das Gelübde von Bornhöved (1 Seite) 54 Der Karikaturist (4 Seiten) 55 Umzug (Angeblich in der Voss. Ztg. gedruckt)16 56 Dreitreppenhoch-Leute (Wie zu 55) 57 Zwischen zwei und drei. Berliner Skizze (2 Seiten) 58 Moderner Roman (2 Seiten) 59 Thusnelda Lehmann (8 Seiten) 60 Aufwärterin Frau L. 61 Lebensluft (4 Seiten)17 62 Manfred (2 Seiten)18 63 Koegels Hof Nr. 3 (2 Seiten) 64 Après (2 Seiten) 65 Die Bekehrten (2 Seiten) 66 Fritz Möllhausen (2 Seiten) 67 Gabriele Chrysander (1 Seite) 68 Vereinsamt (2 Seiten) Gruppe IV 69 Die drei Bräute (2 Seiten) Wir halten zusammen (9 Seiten) 70 Anna Reventlow (1 Seite) 71 Anna Zipser (1 Seite) 72 Immer gleich (1 Seite) 73 Onkel Geheimrat (1 Seite) 74 Der sterbende Franzos (1 Seite) 75 Die Geschichte der Frau v. M. (4 Seiten) 76 Novelle (Bruder, Schwester) (4 Seiten) 77 78 Du selbst (4 Seiten) 79 Die Stieftochter (1 Seite) 80 Der von Katte (2 Seiten) 81 Schauspielerin Jannasch (2 Seiten) 15  16  17  18 

Reiseaufzeichnungen, erstmals publiziert 1972 in NFA 18, 394–401; vgl. HFA III/3/2, 1217–1225. Vgl. Berliner Umzug. Vgl. Kommentar zu Luft macht müde und Luft zehrt. Nicht bekannt.

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Verzeichnisse

Gruppe V  82 Berliner Sprechanismus (4 Schreibmasch.-Seiten)  83 Dichteraspirationen (3 Schreibmasch.-Seiten)  84 Auf dem Flachdach (2 Schreibmasch.-Seiten)  85 Mir gegenüber (1 Schreibmasch.-Seite)  86 Alte und neue Provinzen (2 Schreibmasch.-Seiten)  87 Ein Blick von der Alsenbrücke (1 Schreibmasch.-Seite)  88 Die Juden in unserer Gesellschaft (1 Schreibmasch.-Seite)  89 Adel und Judentum in der Berliner Gesellschaft (1 Schreibmasch.-Seite)  90 Atelierbesuch (1 Blatt)  91 Wo sind heute die Schiffe des Norddeutschen Lloyd (1 Schreibmasch.-Seite)  92 Wechsel der Namen in unserer Armee (1 Schreibmasch.-Seite)  93 Wie man so in Berlin lebt (Auf dem Lande; Die Brüder Wurzelberger) (4 Schreibmasch.-Seiten)  94 Berliner Ton (8 Schreibmasch.-Seiten) Gruppe VI Novellenstoffe und Figuren (meist nur je 1 Blatt)  95 Was gilt? (Eng oder weit – Fern oder nah)  96 Universitätsprofessor (Jurist)  97 Unser Doktor  98 Der Schmied von Lipinka  99 Aloys Rittersbach 100 In unseren Kindern 101 Zwei kleine Geschichten 102 Novellenstoff 103 Zu Roman oder Novelle 104 Figur in einer Berliner Novelle 105 Das Frigidarium 106 Dorte Sabin 107 Adolf Menzel 19 108 Erreicht 109 Humoristische Figur 110 Alter Professor 111 Berliner Novelle (Quassler) 112 Justizrat 113 Eine Frau, Heilmittel anpreisend 20 114 Es steht wissenschaftlich fest 115 Ein richtiger Berliner 116 Ein Herr wie Herr v. Buddenbrock 117 Ein Geistlicher 118 Komische Figur fürs Moderne 119 Professor mit Dame 21 19  Biographischer Essay, erstmals publiziert 1895; vgl. NFA 23/1, 516–519. 20 Vgl. Eine Frau, die als eine Art „weise“ Frau … 21 Vgl. Dialogstoffe in guter Berliner Gesellschaft.

Verzeichnis Fontane/Fricke

120 121 122 123 124 125 126 127 128 129 130 131 132 133 134 135 136 137 138 139 140 141 142 143 144 145

Über braun als Farbe 22 Situationen Novellenfigur (A. v. d. Weyde) Witwe von 36 Verschwunden (Lord Bathurst) Neuer Roman (Knabenleben) Willi Willebrandt Glück und Pflicht Das hinterlassene Bild Wir lernen das (4 Blätter) Minister a. D. Erzieher erzogen (5 Blätter) Unverändert der Deine (7 Blätter) Erich Erichsen Klatsch-Roman Chronika (Aufzählung von Stoffen) Historische Romane Roman Nr. 4 oder 5 Korfiz Uhlefeld (4 Blätter) The Poppies Queen (6 Blätter) Hans und Grete (5 Blätter) Die Frau Oberförsterin Aufzählung kleiner (meist heiterer) Stoffe (1 Blatt) (Von Friedrich Fontane als „wichtig“ bezeichnet) Salas y Gomez Myrrha (3 Blätter) Der Prunner Krieg 23

22 Vgl. Dialogstoffe in guter Berliner Gesellschaft. 23 Vgl. Der Prümer-Krieg.

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Literaturverzeichnis Das Literaturverzeichnis erfasst mehrfach benutzte Werke, die mit Kurztitel zitiert werden, sowie die zitierte Primär- und Forschungsliteratur zu Fontane. Titel, auf die der Kommentar nur einmal zurückgreift, werden in den Fußnoten vollständig zitiert und hier nicht aufgenommen. ADB Allgemeine deutsche Biographie. 56 Bde. München, Leipzig 1875–1912 [www.deutsche-biographie.de] Adelung Adelung, Johann Christoph: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der oberdeutschen. ­Zweyte, vermehrte und verbesserte Ausgabe. Leipzig 1793–1801 [www.woerterbuchnetz.de/­ Adelung] Albrecht 2010 Albrecht, Henning: Antiliberalismus und Antisemitismus. Hermann Wagener und die preußischen Sozialkonservativen 1855–1873. Paderborn u. a. 2010 Alle Berliner Straßen und Plätze Alle Berliner Straßen und Plätze. Von der Gründung bis zur Gegenwart. Lexikon. Hg. von Hans-Jürgen Mende. 4 Bde. Berlin 1998 Allgemeines Künstlerlexikon Allgemeines Künstlerlexikon – Internationale Künstlerdatenbank – Online. Berlin, Boston 2009ff. [www.degruyter.com/view/db/akl] Anderson 1980 Anderson, Paul Irving: Meine Kinderjahre: die Brücke zwischen Leben und Kunst. Eine Analyse der Fontaneschen Mehrdeutigkeit als Versteck-Sprachspiel im Sinne Wittgensteins. In: Aust 1980, 143–182 Anderson 1991 Anderson, Paul Irving: Der Stechlin. Eine Quellenanalyse. In: Interpretationen. Theodor Fontanes Novellen und Romane. Hg. von Christian Grawe. Stuttgart 1991, 243–274 Anderson 2010/11 Anderson, Paul Irving (Hg.): Theodor Fontane und Philipp zu Eulenburg. Der Briefwechsel 1880–1890. Edition. Jahrbuch für Brandenburgische Landesgeschichte 61 (2010), 149–172, und 62 (2011), 161–183 Attwood 1970 Attwood, Kenneth: Fontane und das Preußentum. Berlin 1970 Aust 1974 Aust, Hugo: Theodor Fontane. „Verklärung“. Eine Untersuchung zum Ideengehalt seiner Werke. Bonn 1974 Aust 1980 Aust, Hugo (Hg.): Fontane aus heutiger Sicht. Analysen und Interpretationen seines Werks. ­München 1980

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Verzeichnisse

Weigert 2011 Weigert, Lothar: „Mein pessimistischer Freund“. Fontane und Hofprediger Carl Windel. Fontane Blätter 91 (2011), 92–120 Wiese 1996 Wiese, Joachim: Kleines Brandenburg-Berliner Wörterbuch. Leipzig 1996 Wikipedia Wikipedia. Die freie Enzyklopädie: dänisch, deutsch, englisch, französisch, italienisch, polnisch [http://wikipedia.org] Wilhelmy-Dollinger 2000 Wilhelmy-Dollinger, Petra: Die Berliner Salons. Mit historisch-literarischen Spaziergängen. Berlin, New York 2000 Witt 2006 Witt, Tobias (Hg.): Der Großwildjäger als romantischer Held und moderner Übermensch? – Fontanes Jagdgeschichten vom Cap in der vollständigen Fassung des Erstdrucks vom 1853. Fontane Blätter 82 (2006), 8–33 Wruck 1982 Wruck, Peter: Fontanes Entwurf „Die preußische Idee“. Fontane Blätter 34 (1982), 160–190 Wruck 2000 Wruck, Peter: Fontane als Erfolgsautor. Zur Schlüsselstellung der Makrostruktur in der Produktions- und Rezeptionsgeschichte der Wanderungen. In: Delf von Wolzogen/Nürnberger 2000, 373–393 Zedlitz Zedlitz-Neukirch, Leopold von: Neues preußisches Adels-Lexicon. 5 Bde. Leipzig 1836–1843

Register a. D. (Beamter, Minister, Offizier)  Bd. I: 134, 146, 149, 195, 196, 213, 313, 336, 348, 349, 355, 392  Bd. II: 246 Aalborg, Aalborghus  Bd. I: 83  Bd. II: 57, 242 Abälard siehe  Pierre Abélard Abel I., Herzog von Schleswig, König von Däne­ mark (1218–1252)  Bd. I: 37  Bd. II: 33–35 Abel, Graf  Bd. I: 332  Bd. II: 221 Aberglaube  Bd. I: 23, 24, 27, 33, 317  Bd. II: 16, 18, 23, 27, 207 Abessinien siehe Äthiopien Abitur siehe Examen Abtei siehe Kloster Abu ben Isa/Akim  Bd. I: 86, 87, 93, 94, 95  Bd. II: 59 Achilles, Achilleus  Bd. I: 112  Bd. II: 74 Achterwasser (Usedom)  Bd. II: 196 Act of Supremacy  Bd. II: 4, 9 Adalar, hl. (gest. 754)  Bd. II: 105 Adam  Bd. I: 7  Bd. II: 8, 229 Adam und Eva  Bd. I: 293 Adebar, Familie von  Bd. II: 101 Adebar, Busso von  Bd. I: 228 Adebar, Caspar Joachim  Bd. I: 228 Adebar, Gebhard von  Bd. I: 228 Adebar, Hildegard(e) von  Bd. I: 196, 199, 228 Adebar, Johann George von  Bd. I: 228 Adebar, Johann Sigismund von  Bd. I: 199, 228 Adebar, Ludolf von  Bd. I: 228 Adebar, Rainer von  Bd. I: 228 Adelheid  Bd. I: 249  Bd. II: 116, 117, 163, 168 Adolf IV. (vor 1205–1261), Graf von Holstein  Bd. I: 36  Bd. II: 32–34 Afghanistan  Bd. II: 337 Afrika  Bd. I: 106, 119, 162, 199, 395  Bd. II: 28, 77, 181, 214 siehe auch  Südafrika, Westafrika und Zentralafrika Agnes  Bd. I: 338, 339  Bd. II: 229 Ägypten  Bd. I: 32, 317  Bd. II: 28, 76, 97 Ahlwardt, Hermann (1846–1914)  Bd. I: 422  Bd. II: 351, 352 Der Verzweiflungskampf der arischen Völker mit dem Judentum  Bd. II: 351 Judenflinten  Bd. II: 351 Ahnensaal, Ahnengalerie, Ahnenbilder  Bd. I: 199, 261, 262, 285, 423  Bd. II: 154, 167 Aigina  Bd. II: 97

Aischylos (525/24–456 v. Chr.)  Die Sieben gegen Theben  Bd. I: 123, 124, 126  Bd. II: 81 Akademie der Künste zu Berlin, Preußische Akademie der Künste  Bd. I: 163  Bd. II: 65, 66, 92, 153, 189, 202, 303, 331 Akademie der Wissenschaften der DDR siehe  Akademie der Wissenschaften zu Berlin Akademie der Wissenschaften zu Berlin  Bd. II: 36, 64, 124, 161 Albert (1828–1902), König von Sachsen  Bd. II: 96 Albrecht der Bär (um 1100–1170), Markgraf von Brandenburg  Bd. II: 108 Albrecht III. (um 1338–1412), Herzog von Mecklenburg, König von Schweden  Bd. I: 38, 54, 55, 57, 60, 79, 85  Bd. II: 38, 40, 41, 50 Albrechts, Wolde (gest. 1619)  Bd. I: 22, 23  Bd. II: 16, 21, 23 Aldrovandi, Ulisse (1522–1602)  Bd. II: 245 Alen, Thomas (fl. 1516)  Bd. I: 7–9, 11  Bd. II: 8–10 Alençon, Herzogin von siehe  Margarethe von Navarra Alexander I. (1777–1825), Zar  Bd. II: 110 Alexander II. (1818–1881), Zar  Bd. II: 237 Alexander Prinz von Preußen (1820–1896)  Bd. I: 223  Bd. II: 252 Alexander VI. (1431–1503), Papst  Bd. I: 32, 156, 252, 353  Bd. II: 28, 145 Alexander-Regiment  Bd. I: 269, 270  Bd. II: 72, 164, 165 Alexandria  Bd. I: 115  Bd. II: 76 Alexis, Willibald (1798–1871), eig. Georg Wilhelm Heinrich Häring  Bd. II: 279 Cabanis  Bd. II: 70 Der Neue Pitaval  Bd. I: 376  Bd. II: 148, 279 Die Geheimräthin Ursinus  Bd. II: 148 Die Hosen des Herrn von Bredow  Bd. II: 43 Algier  Bd. I: 115, 328  Bd. II: 76, 214 Allan, Allen siehe Alen Allena, Familie  Bd. I: 58  Bd. II: 56, 62 Aller  Bd. II: 46 Allgemeine Preußische Staats-Zeitung  Bd. II: 99 Allgemeine Zeitung  Bd. I: 38, 39 Bd. II: 268

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Allmers, Hermann (1821–1902) Marschenbuch. Land- und Volksbilder aus den Marschen der Weser und Elbe  Bd. I: 61  Bd. II: 42, 50, 52, 53, 59 Alma  Bd. II: 136 Alma-Tadema, Lawrence (1836–1912)  Bd. I: 390  Bd. II: 307 Almer  Bd. I: 58 Alsen, Als  Bd. I: 291  Bd. II: 181, 218 Alt Tschau  Bd. I: 182  Bd. II: 194 Altdorf  Bd. I: 58  Bd. II: 51 Alten-Stettin siehe Stettin Alten, Carl August Graf von (1764–1840)  Bd. I: 232  Bd. II: 120 Altes Testament 1 Mose (Genesis)  Bd. I: 305  Bd. II: 93, 105, 111, 113, 187, 196, 216, 260 2 Mose (Exodus)  Bd. II: 11, 110 5 Mose (Deuteronomium)  Bd. I: 94  Bd. II: 59 Hohelied  Bd. II: 178 Jona  Bd. II: 260 Kohelet (Ecclesiastes, Prediger Salomo)  Bd. I: 113  Bd. II: 74, 92 Psalmen  Bd. I: 23, 84, 427  Bd. II: 22, 146, 262, 360 Altlutheraner  Bd. I: 180  Bd. II: 103 Altmark  Bd. II: 106, 140, 152, 224 Alton Towers  Bd. II: 6 Altona  Bd. II: 215 Altrogge, Emanuel  Bd. I: 251–254  Bd. II: 146 Altroggen, 1873 Faktor der Kreuzzeitung  Bd. II: 146 Amalie von Preußen (1723–1787), eig. Anna Amalia, Äbtissin von Quedlinburg  Bd. II: 98 Amelunxen, Ahasverus Lothar von  Bd. I: 228 Amerika  Bd. I: 148, 154, 161, 162, 198, 213, 243, 292, 294, 295–297, 330, 337  Bd. II: 77, 84, 93, 150, 184, 185, 217, 253, 286, 287, 337 Amerikanischer Bürgerkrieg  Bd. I: 251  Bd. II: 144 Amme  Bd. I: 253, 263, 295, 296  Bd. II: 74, 145, 154, 347, 351 Amsterdam  Bd. I: 71, 288 Anekdote  Bd. I: 146, 286, 345, 355, 376, 388, 391  Bd. II: 52, 104, 112, 113, 138, 164, 206, 221, 226, 239, 255, 270, 275, 278, 290, 344, 372 Angermünde  Bd. I: 140, 344  Bd. II: 86, 239 Ango, Jehan (1480/81–1551)  Bd. II: 200 Anhalt-Dessau, Familie von  Bd. I: 424 Anna Sophie, Königin von Dänemark und Norwegen siehe  Reventlow, Anna Sophie

Anna von Cleve (1515–1557), Königin von England  Bd. II: 9 Anna von Pommern (1590–1660), Herzogin von Croy  Bd. I: 17  Bd. II: 19 Anne (1665–1714), Königin von Großbritannien und Irland  Bd. I: 239  Bd. II: 135 Anschütz, Ernst (1780–1861) O Tannenbaum  Bd. I: 347  Bd. II: 242 Antigone  Bd. I: 112, 168  Bd. II: 412 Antisemitismus  Bd. I: 269, 422  Bd. II: 75, 85, 93, 162, 163, 237, 254, 260, 321, 351–353 Antonelli, Giacomo (1806–1876)  Bd. I: 149  Bd. II: 88 apart  Bd. I: 33, 120, 130, 152, 241, 242, 299, 304, 346, 350, 351, 397, 419  Bd. II: 270 Aphrodite, Venus  Bd. I: 150, 151  Bd. II: 167 Apotheke, Apotheker  Bd. I: 105, 106, 135, 154, 180, 223, 396  Bd. II: 25, 68, 71, 73, 74, 82, 92, 114, 146, 148, 175, 211, 214, 292, 304, 357 Aquitanien siehe Guyenne Architekt siehe Baumeister Ardenne, Armand von (1848–1919)  Bd. I: XV  Bd. II: 246 Ariosto, Lodovico (1474–1533)  Bd. I: 427  Bd. II: 361 Orlando furioso  Bd. II: 361 Aristoteles (384–322 v. Chr.)  Bd. II: 114 Ärmelkanal  Bd. II: 194 Arndt, Ernst Moritz (1769–1860)  Bd. I: 157, 376  Bd. II: 91, 283 Arneburg  Bd. I: 334  Bd. II: 224 Arnim, Familie von  Bd. I: 23, 423, 424  Bd. II: 24 Arnim, Achim von (1781–1831)  Bd. II: 111 Armuth, Reichthum, Schuld und Buße der Gräfin Dolores  Bd. II: 95 Arnim, Bettine von (1785–1859), geb. Brentano  Bd. II: 296 Dies Buch gehört dem König  Bd. II: 232, 375 Arnold  Bd. I: 391 Arnoldi, Ernst Wilhelm (1778–1841)  Bd. II: 139 Arnsdorf, Miłków  Bd. II: 205, 206 Arnstedt, Emil von (1816–1837)  Bd. I: 376  Bd. II: 281 Arnswalde, Choszczno  Bd. I: 243  Bd. II: 140 Arnulfinger, Familie  Bd. II: 243 Arras  Bd. I: 6  Bd. II: 7 Artaxerxes II. (gest. 359/58 v. Chr.), König der Perser  Bd. II: 248 Arthur (1850–1942), Duke of Connaught and Strathearn  Bd. II: 134 Arthur Tudor (1486–1502), Prince of Wales  Bd. II: 4 Arzt  Bd. I: 24, 26, 27, 29, 106, 152, 164, 223, 235, 275, 324–326, 332, 343, 396  Bd. II: 25, 96, 104, 148, 204, 290

Register Ascott House (Buckinghamshire)  Bd. I: 10  Bd. II: 11 Atavismus  Bd. I: 130, 132, 140, 148  Bd. II: 82 Atheismus, Atheist  Bd. I: 136, 222, 379  Bd. II: 84 Athenäum  Bd. II: 361, 364 Äthiopien, Abessinien  Bd. I: 104, 115  Bd. II: 69, 76 Atlantikküste  Bd. II: 226 Atlantis  Bd. II: 9 Atlas  Bd. I: 341  Bd. II: 234, 338 Attinghaus, Graf  Bd. I: 177–180, 195–197, 201–203, 206–208, 224–226, 228  Bd. II: 100, 101 Auerswald, Familie von  Bd. I: 424 Auerswald, Hans Adolf von (1792–1848)  Bd. II: 287 Augier, Émile (1820–1889) Le fils de Giboyer  Bd. II: 65 August Ferdinand (1730–1813), Prinz von Preußen  Bd. I: 202  Bd. II: 110 Augusta (1811–1890), Prinzessin von Sachsen-­ Weimar-Eisenach, Königin von Preußen, deutsche Kaiserin  Bd. I: 406  Bd. II: 102, 252, 305, 335 Auguste Viktoria (1858–1921), Prinzessin von Schleswig-Holstein, Königin von Preußen, deutsche Kaiserin  Bd. I: 406  Bd. II: 252 Augustinus, Aurelius (354–430)  Bd. I: 88 Confessiones  Bd. II: 195 Aurich  Bd. I: 39, 45, 48, 62, 80, 88, 90, 92, 97, 99  Bd. II: 45, 50, 51, 53, 57, 61 Aurichshafen  Bd. I: 58, 83, 88 Aus dem Winckel, Familie  Bd. II: 106 Aus dem Winkel, Staatsminister  Bd. I: 195, 196 Austerlitz, Slavkov u Brna  Bd. II: 102 Australien  Bd. I: 330  Bd. II: 217, 337 Auvergne  Bd. II: 228 Bach, Johann Sebastian (1685–1750)  Bd. II: 78 Matthäuspassion  Bd. II: 262 Backhoff, Familie von  Bd. I: 424 Bad Ems  Bd. I: 273, 274  Bd. II: 167 Bad Kösen  Bd. II: 239, 240 Bad Ragaz  Bd. I: 270  Bd. II: 166 Bad Wilsnack siehe Wilsnack Baden, Großherzogtum  Bd. I: 377  Bd. II: 126, 127, 287 Badische Revolution  Bd. II: 126, 127, 287 Balkan  Bd. II: 227 Balkon  Bd. I: 127, 131, 141, 162, 168, 172, 179, 196, 198, 235, 253, 270, 272, 274, 346, 375  Bd. II: 170 Ball  Bd. I: 165, 205, 233, 251, 299, 300, 316, 352, 377, 387, 416  Bd. II: 274, 285

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Ballenstedt  Bd. I: 336, Bd. II: 227 Balley Brandenburg siehe Johanniterorden Ballon  Bd. I: 288  Bd. II: 184, 245, 247, 248 Balthasar  Bd. I: 360–362  Bd. II: 155 Baltikum  Bd. II: 114 Baltrum  Bd. I: 61 Baltzer, Pastor  Bd. I: 298  Bd. II: 194 Bamberger, Ludwig (1823–1899)  Bd. II: 354 Bank of India  Bd. II: 127 Bankrott, Bankrutt siehe Konkurs Barberina siehe  Campanini, Barbara Barby  Bd. II: 359 Barby, Familie von  Bd. I: 424 Barfuß, Familie von  Bd. I: 424 Bärle siehe  Honrath & van Baerle Barmherzigkeit  Bd. I: 91, 291, 375 Barnekow, Familie von  Bd. I: 424 Barnim  Bd. II: 86, 128, 140, 152, 194 Barnim I. (um 1219–1278), Herzog von Pommern  Bd. II: 21 Barnim IX. (1501–1573), Herzog von Pommern-­Stettin  Bd. II: 25 Barnim X. (1549–1603), Herzog von Pommern-­ Stettin  Bd. I: 30  Bd. II: 24, 27 Barskewitz, Barzkowice  Bd. II: 188 Barth, Heinrich (1821–1865)  Bd. I: 119  Bd. II: 77 Barthold, Friedrich Wilhelm (1799–1858) Geschichte von Rügen und Pommern  Bd. I: 17  Bd. II: 16, 17, 19, 21–25, 27, 28 Bartholomäusnacht  Bd. I: 18  Bd. II: 20, 28 Basedow  Bd. II: 242 Bastian, Adolf (1826–1905)  Bd. I: 119  Bd. II: 668 Bathurst, Benjamin (1784–1809)  Bd. I: 376  Bd. II: 279, 280 Bathurst, Phillida, geb. Call  Bd. II: 279 Bauer, Bruno (1809–1882)  Bd. I: 293  Bd. II: 122, 187, 265, 267, 268, 282, 285 Bauer, Edgar (1820–1886)  Bd. 2: 122, 187, 282, 285, 353 Baumeister  Bd. I: 124, 196, 198, 214, 255, 290, 291, 299  Bd. II: 83, 136, 180, 205, 226, 303 Baumgart, Karlmann  Bd. I: 170 Bayard, Pierre Terrail Seigneur de (1476– 1524)  Bd. I: 209, 267  Bd. II: 112, 158 Bayly, Thomas Haynes (1797–1839) Long, long ago  Bd. I: 315  Bd. II: 206 Beauchief Abbey  Bd. II: 7 Becker, Carl Ludwig Friedrich (1820–1900) Morgengruß  Bd. I: 274  Bd. II: 167 Beer, Michael (1800–1833) Struensee  Bd. II: 275, 279

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Verzeichnisse

Beethoven, Ludwig van (1770–1827)  Bd. I: 301, 366 Befreiungskriege  Bd. I: 335, 341, 345, 383, 422  Bd. II: 78, 91, 112, 224, 236, 237, 242, 246, 247, 280, 292, 353 Begas, Reinhold (1831–1911)  Bd. I: 406  Bd. II: 160, 336 Begräbnis  Bd. I: 33, 46, 95, 99, 136, 150, 165, 197, 201, 202, 226, 228, 232, 261, 266, 285, 286, 290, 299, 330, 334, 337, 339, 343, 346, 347, 353, 376, 379  Bd. II: 154, 174 Beirut  Bd. I: 115  Bd. II: 76 Belbuck, Białoboki  Bd. I: 31  Bd. II: 27 Belgien  Bd. II: 44, 58 Belle-Alliance siehe Waterloo Belling, Familie von  Bd. I: 424 Below, Carl von (1782–1842)  Bd. II: 114 Below, Gustav von (1791–1852)  Bd. II: 114 Benda, Robert von (1816–1899)  Bd. II: 123 Beneburg, Adjutant von  Bd. I: 425 Benedix, Roderich (1811–1873) Das Gefängnis  Bd. I: 292  Bd. II: 186 Bengalen  Bd. II: 133 Beninga, Familie  Bd. I: 58, 88  Bd. II: 56 Beninga, Eggerik (1490–1562)  Bd. I: 48  Bd. II: 45, 48, 56 Bennigsen, Alexander Levin Graf von (1809– 1893)  Bd. I: 232  Bd. II: 116, 119, 120 Bennigsen, Rudolf von (1824–1902)  Bd. I: 213  Bd. II: 100, 114 Bentschen, Zbąszyń  Bd. I: 409  Bd. II: 340 Beowulf  Bd. I: 105, 166, 167, 169  Bd. II: 72 Berchtesgaden  Bd. II: 170 Beresina, Bjaresina  Bd. I: 413  Bd. II: 344 Bergamo  Bd. I: 278  Bd. II: 171 Bergen  Bd. I: 51, 56, 59, 62, 72  Bd. II: 49, 56, Béringuier, Richard (1854–1916)  Bd. II: 231 Berlin  Bd. I: XI, XXIX, 108, 109, 120, 122, 130, 139, 140, 147, 152, 154, 158, 167, 169, 170, 174, 176, 178, 197, 233, 244, 245, 255, 267, 275, 279, 280, 291, 298, 299, 313, 314, 316, 328, 339, 342, 349, 352–355, 376, 377, 383, 388, 389, 391, 393–395, 401, 402, 404, 405, 407, 409–415, 417–423, 425, 434, 435, 438  Bd. II: 26, 43, 64, 65, 66–68, 70, 71, 73–75, 77, 78, 80–94, 96, 97, 102, 103, 109–111, 122–128, 134, 138, 140–142, 144–149, 154, 156, 159–163, 165–167, 170–172, 174, 175, 178, 181, 184–186, 189, 194, 195, 197–200, 202, 204–206, 214–218, 222, 225, 230, 231, 237–239, 244, 246–248, 250–252, 254, 260, 263, 264, 266, 268, 269, 282, 284, 287, 292–295, 301–306, 310, 313–315, 321–323, 327–332, 334–359, 363, 368, 373 Ackerstraße  Bd. I: 243  Bd. II: 140

Alexanderplatz  Bd. I: 353, 429  Bd. II: 72, 164, 250, 340, 363 Alexanderstraße  Bd. II: 72, 164 Alsenbrücke  Bd. I: 401  Bd. II: 327 Alsenplatz  Bd. I: 405  Bd. II: 334 Alsenstraße  Bd. II: 327 Alte Jakobstraße  Bd. II: 126 Alt Moabit  Bd. II: 138, 246 Apotheke Zum Weißen Schwan  Bd. II: 71, 214 Ausstellungspark  Bd. I: 241, 349  Bd. II: 138, 246 Bauer (Café)  Bd. I: 401  Bd. II: 328 Behrenstraße  Bd. II: 80, 162, 338 Belle-Alliance-Platz  Bd. I: 401  Bd. II: 328 Bellevue  Bd. I: 140  Bd. II: 110 Bellevuestraße  Bd. II: 302 Bethanien (Diakonissenhaus)  Bd. I: 198, 201, 288, 329  Bd. II: 99, 108, 111, 172, 178, 216, 315 Blumenstraße  Bd. II: 346 Börse  Bd. I: 119  Bd. II: 354 Botanischer Garten  Bd. I: 401  Bd. II: 328 Brandenburger Tor  Bd. I: 388  Bd. II: 89 Braunes Roß (Hotel)  Bd. II: 69 Bülowstraße  Bd. I: 349  Bd. II: 247 Burggrafenhof (Restaurant)  Bd. I: 270  Bd. II: 165 Burgstraße  Bd. I: 264, 266  Bd. II: 83, 154, 156, 157 Central-Markthalle (Markthalle I)  Bd. I: 353  Bd. II: 250, 340 Charité  Bd. II: 305 Charlottenburg  Bd. I: 156, 365, 421  Bd. II: 89, 111, 123, 128, 238, 250, 251, 340, 350 Charlottenburger Chaussee  Bd. I: 155 Chausseestraße  Bd. II: 285 Christuskirche  Bd. I: 139  Bd. II: 85, 321 Corneliusstraße  Bd. I: 270  Bd. II:165  Dahlem  Bd. I: 124, 126, 154  Bd. II: 82, 89 Dennewitzplatz  Bd. II: 247 Dessauerstraße  Bd. I: 154, 170  Bd. II: 89, 90, 202 Dom  Bd. I: 139, 315, 397  Bd. II: 102, 156, 206, 284, 321, 340 Dorotheenstädtische Markthalle (Markt­ halle IV)  Bd. I: 352  Bd. II: 250 Dorotheenstraße  Bd. Bd. I:: 250 Dreilinden  Bd. II: 95, 96, 251 Französische Kolonie  Bd. I: 279  Bd. II: 171 Französische Straße  Bd. II: 165, 354 Freie Bühne  Bd. I: 96, 168

Register Friedrichsfelde  Bd. II: 110 Friedrichsgracht  Bd. II: 239 Friedrichshain  Bd. II: 85, 90, 140, 146 Friedrichstraße  Bd. II: 328 Friedrich-Wilhelm-Straße  Bd. I: 405 Garnisonkirche  Bd. I: 290  Bd. II: 181 Garnisonkirchplatz  Bd. II: 181 Gartenstraße  Bd. I: 243  Bd. II: 140 Geheimratsviertel  Bd. II: 165, 252 Grimmstraße  Bd. II: 333, 336 Große Hamburger Straße  Bd. I: 328  Bd. II: 214 Großgörschenstraße  Bd. II: 252 Grünau  Bd. I: 352, 404  Bd. II: 250, 331 Grüner Weg  Bd. II: 346 Grunewald  Bd. I: 145  Bd. II: 333 Habel (Weinhandlung)  Bd. I: 111  Bd. II: 74 Hackescher Markt  Bd. II: 181 Hafenplatz  Bd. I: 154  Bd. II: 90 Halensee  Bd. I: 405  Bd. II: 333 Hallesches Tor  Bd. I: 383  Bd. II: 292 Hansemannsche Häuser  Bd. I: 405  Bd. II: 334 Hasenheide  Bd. I: 349, 343  Bd. II: 246, 251 Heiligegeiststraße  Bd. II: 263 Heinrich-von-Kleist-Park  Bd. II: 239, 328 Hennig (Café, Veranstaltungslokal)  Bd. I: 377  Bd. II: 285 Hildebrandtstraße  Bd. II: 345 Hillbrich (Konditorei)  Bd. I: 305  Bd. II: 197 Hindersinstraße  Bd. I: 349  Bd. II: 247 Hirschelstraße  Bd. II: 68, 164 Hitzigallee  Bd. II: 205, 336 Hofjäger, Hofjägerallee  Bd. I: 132  Bd. II: 83, 334, 336 Hohenzollernkanal  Bd. II: 166 Hohenzollernstraße  Bd. I: 254, 405  Bd. II: 146, 204, 334 Holzmarktstraße  Bd. II: 17 Hôtel de Saxe  Bd. I: 262  Bd. II: 156 Humboldthafen  Bd. II: 327 Hundekehlesee  Bd. I: 405  Bd. II: 333 Huster (Weinhandlung, Restaurant)  Bd. I: 392  Bd. II: 311 Huth (Weinhaus)  Bd. I: 294, 342, 343  Bd. II: 187, 237, 238 Invalidenstraße  Bd. II: 138, 246 Jagdschloss Grunewald  Bd. I: 270  Bd. II: 165, 166 Jägerstraße  Bd. I: 418  Bd. II: 338, 345, 453

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Jungfernheide  Bd. I: 353  Bd. II: 251 Kaisergalerie  Bd. II: 328 Kaiserhof (Hotel)  Bd. I: 299, 330  Bd. II: 195, 218 Kaiser-Wilhelm-Brücke siehe Kavalierbrücke Karlshorst  Bd. I: 352  Bd. II: 250 Kavalierbrücke, Kaiser-Wilhelm-Brücke  Bd. I: 262, 409  Bd. II: 156, 340 Kemperplatz  Bd. II: 333, 336 Klöden’sche Gewerbeschule  Bd. II: 215, 292 Klosterkirche  Bd. I: 397  Bd. II: 90, 322 Klosterstraße  Bd. II: 90, 127, 322 Kochstraße  Bd. I: 401  Bd. II: 80, 328 Königgrätzer Straße  Bd. I: 106, 122, 168, 269  Bd. II: 68, 80, 85, 164, 204 Königliches Opernhaus  Bd. I: 401  Bd. II: 70, 328 Königliches Schauspielhaus  Bd. II: 74, 335 Königsplatz  Bd. II: 327, 334 Königstädtisches Theater  Bd. II: 346 Köpenick  Bd. II: 70, 95, 140, 250, 251, 302, 331, 332  Köpnickerstraße  Bd. I:174  Bd. II: 96 Krausenstraße  Bd. I: 244, 245  Bd. II: 69, 141 Kreuzberg  Bd. II: 68, 85, 89, 114, 140, 162, 164, 172, 178, 216, 292, 315, 321, 333, 336 Kroll (Restaurant, Veranstaltungslokal)  Bd. I: 154, 167, 168, 171  Bd. II: 69, 89 Krugs Garten (Café)  Bd. I: 154, 234  Bd. II: 89, 128 Kurfürstenkeller (Restaurant)  Bd. I: 270  Bd. II: 165 Landvogt (Restaurant)  Bd. I: 388  Bd. II: 302 Landwehrkanal  Bd. I: 270  Bd. II: 90, 162, 165, 334 Lehrter Bahnhof  Bd. II: 138, 246 Leipziger Straße  Bd. I: 421  Bd. II: 197 Lessingtheater  Bd. II: 134 Lette-Verein  Bd. I: 171, 288  Bd. II: 94, 178 Lichtensteinallee  Bd. I: 270  Bd. II: 165 Lindenhalle (Markthalle II)  Bd. II: 250 Luisen-Insel  Bd. I: 155  Bd. II: 90 Lützowerfeld  Bd. II: 89, 128 Lützowplatz  Bd. I: 270  Bd. II: 165, 334 Mariannenplatz  Bd. II: 85 Marienkirche  Bd. II: 205, 340 Matthäikirche  Bd. II: 111, 181, 205 Matthäikirchhof  Bd. I: 354  Bd. II: 252 Mauerstraße  Bd. I: 123, 126  Bd. II: 80, 354

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Verzeichnisse

Mitte  Bd. II: 80, 83, 84, 90, 126, 128, 140, 141, 164, 165, 181, 321 Mohrenstraße  Bd. II: 311 Monopol-Hotel  Bd. II: 231 Müggelsee  Bd. I: 249, 352  Bd. II:144, 250 Museum für Völkerkunde  Bd. II: 77 Nationalgalerie  Bd. I: 353  Bd. II: 97, 252 Neuer Markt  Bd. I: 409  Bd. II: 340 Neuer See  Bd. I: 270  Bd. II: 165 Neues Museum  Bd. I: 111 Neukölln  Bd. II: 87 Nikolaikirche  Bd. I: 136, 154, 397  Bd. II: 84, 90, 112, 321 Nollendorfplatz  Bd. II: 247 Oberschöneweide  Bd. II: 251 Polnische Apotheke  Bd. II: 303 Polytechnikum  Bd. I: 232  Bd. II:123 Poststraße  Bd. II: 165 Potsdamer Platz  Bd. II: 164 Potsdamer Straße  Bd. I: 158, 255  Bd. II: 91, 147, 187, 237, 336 Potsdamer Straße 134c (F.s Wohnung)  Bd. II: 73, 107, 125, 147, 149, 333, 335, 341 Plötzensee  Bd. I: 428  Bd. II: 363 Preußische Akademie der Künste siehe  Akademie der Künste zu Berlin Pries (Kneipe)  Bd. I: 255, 256 Bd. II: 147 Rauchstraße  Bd. I: 270  Bd. II: 165 Regentenstraße  Bd. I: 313, 314, 406  Bd. II: 205, 336 Reichstagsufer  Bd. II: 247, 250 Rixdorf  Bd. II: 125 Roonstraße  Bd. II: 247 Rosenthaler Straße  Bd. II: 354 Roßstraße  Bd. I: 233  Bd. II: 126 Rousseau-Insel  Bd. I: 154  Bd. II: 89, 90, 336 Rudow  Bd. I: 145  Bd. II: 87 Rummelsburger See  Bd. II: 90, 140 Saatwinkel  Bd. I: 119, 154, 271, 388, 405  Bd. II: 77, 90, 166, 302, 333 Schindlersches Waisenhaus  Bd. I: 343  Bd. II: 239 Schloss, Schlossplatz  Bd. I: 264, 266  Bd. II: 111, 156, 157, 283, 340 Schmöckwitz  Bd. I: 404  Bd. II: 331, 332 Schöneberg  Bd. I: 234  Bd. II: 128, 239, 247, 252, 328 Schönebergerstraße  Bd. I: 158  Bd. II: 91 Schönhausen  Bd. I: 244  Bd. II:140 Schwarzes Roß  Bd. I: 130, 131  Bd. II: 83 Singakademie  Bd. II: 156 Sigismundstraße  Bd. II: 159

Spandau  Bd. II: 112, 166, 251 Spandauer Straße  Bd. I: 418 St.-Andreas-Kirche  Bd. II: 85 Sternscher Gesangverein  Bd. II: 218 St.-Lukas-Kirche  Bd. I: 139  Bd. II: 85 Stralau  Bd. I: 244  Bd. II: 90, 140 Struve-Soltmann’sche Trinkbrunnenkuranstalt  Bd. I: 223  Bd. II: 114 St.-Thomas-Kirche  Bd. I: 139  Bd. II: 85 Tegel, Tegeler See  Bd. I: 154  Bd. II: 77, 90, 166, 302, 333 Tempelhof  Bd. I: 154  Bd. II: 89 Tempelhofer Feld  Bd. II: 246 Tempelhofer Straße  Bd. II: 89 Tempelhofer Ufer  Bd. I: 268  Bd. II: 162 Tiergarten  Bd. I: 403, 405  Bd. II: 83, 89, 90, 146, 165, 205, 247, 333–336, 347 Tiergartenstraße  Bd. I: 406 Treptow  Bd. I: 159, 244, 388  Bd. II:140, 250, 251, 302, 331 Unter den Linden  Bd. I: 164, 401, 407  Bd. II: 92, 93, 162, 328, 337, 338, 354 Victoriastraße  Bd. I: 406  Bd. II: 336 Victoriatheater  Bd. II: 74 Wallstraße  Bd. I: 418 Wedding  Bd. I: 154, 164, 254  Bd. II: 140, 146 Werderscher Markt  Bd. II: 94, 263 Westend  Bd. I: 352  Bd. II: 250 Wilhelmstraße  Bd. II: 231, 265, 285, 354 Wilmersdorf   Bd. I: 123, 124, 126, 163, 173  Bd. II: 74, 80, 250, 251 Wrangelbrunnen  Bd. I: 406  Bd. II: 333, 336 Wuhlheide  Bd. I: 353  Bd. II: 251 Zoologischer Garten  Bd. I: 119, 142, 154, 167, 168, 172, 270, 294, 361, 415  Bd. II: 77, 89, 165, 167, 264, 334, 344 Berliner Anthropologische Gesellschaft siehe  Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte Berliner Antisemitismusstreit  Bd. II: 75, 85, 254, 321, 353 Berliner Bibliophilenabend  Bd. II: 185 Berliner Fontane-Abend  Bd. II: 184 Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethno­logie und Urgeschichte  Bd. I: 269, 349  Bd. II: 77, 138, 163, 247 Berliner Kongress  Bd. II: 207, 208 Berliner Tageblatt  Bd. II: 344 Berliner Zeughaussturm  Bd. II: 234, 346 Berliner Zimmer  Bd. I: 407, 415  Bd. II: 339, 344 Berlingske Tidende  Bd. I: 299  Bd. II: 194

Register Bernburg  Bd. I: 336  Bd. II: 227 Berner, Familie, Besitzer von Schloss Clausholm   Bd. II: 271 Berner, Hedwig siehe  Berner, Sophie Berner, Hugo  Bd. I: 268–276  Bd. II: 162, 165 Berner, Sophie, geb. von Schlichtekrull  Bd. I: 268–276  Bd. II: 165 Bernhard III. (1851–1928), Herzog von Sachsen-­Meiningen und Hildburghausen  Bd. II: 346 Bernhard von Clairvaux (1090–1153)  Bd. I: 74  Bd. II: 57 Bernstorff, Albrecht Graf von (1809–1873)  Bd. II: 120 Bernstorff, Joachim Graf von (1834–1901)  Bd. I: 232  Bd. II: 121 Bethlehem  Bd. I: 309 Beuthen an der Oder, Bytom Odrzański  Bd. I: 243  Bd. II: 139 Beuthen, Bytom  Bd. I: 175, 178  Bd. II: 97, 101 Beutner, Tuiscon (1816–1882)  Bd. II: 99 Bie, Oskar (1864–1938)  Bd. II: 199 Bier  Bd. I: 6, 9,12, 29, 56, 63, 87, 127, 156, 234, 239, 290, 342, 384, 408, 409, 428  Bd. II: 135, 237 Biesenthal  Bd. I: 140  Bd. II: 86 Billard  Bd. I: 425 Billing, Familie von  Bd. I: 196 Billing, Hildegarde von  Bd. I: 196 Birch-Pfeiffer, Charlotte (1799–1868)  Bd. II: 71 Die Marquise von Villette  Bd. II: 296, 375 Die Waise aus Lowood  Bd. II: 176–178 Birch, Elsa/Jolanthe/Olga von  Bd. I: 107 Birch/Birch-Heiligenfelde/Birch-Schönemark/ Birch-Schönfeldt, Hermine von, geb. von Posadowski  Bd. I: 107, 117, 130, 134, 135, 154, 165, 167–169, 172, 173  Bd. II: 68, 71 Birne, Birnbaum  Bd. I: 141, 184, 186, 238, 295  Bd. II: 105 Biscaya  Bd. I: 56 Bismarck, Herbert Fürst von (1849–1904)  Bd. II: 155, 215 Bismarck, Otto Fürst von (1815–1898)  Bd. I: 55, 113, 269, 341–343, 353, 361  Bd. II: 50, 75, 106, 113, 118, 120, 121, 123, 155, 164, 194, 200, 234, 236–238, 241, 253– 256, 264, 283, 306, 333, 335, 344, 353 Björnson, Björnstjerne (1832–1910) Arnljot Gelline  Bd. II: 42, 193 Blainville (gest. 1781), Schauspieler in Rheinsberg  Bd. II: 226, 227 Blainville, Anatole/Gustav von  Bd. I: 336, 337  Bd. II: 226 Blainville, Raoul de  Bd. I: 337 Blankenburg  Bd. I: 336  Bd. II: 157, 227

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Bleichröder, Gerson von (1822–1893)  Bd. I: 405, 406  Bd. II: 106, 333, 335, 353, 354 Blixen, Familie  Bd. I: 367 Blomberg, Hans von (1858–1867)  Bd. I: 139  Bd. II: 85 Blomberg, Hugo von (1820–1871)  Bd. II: 85 Blondel de Nesle (geb. um 1155)  Bd. I: 427  Bd. II: 360 Blücher von Wahlstatt, Gebhard Leberecht Fürst (1742–1819)  Bd. I: 112, 139, 140, 214, 269, 424  Bd. II: 74, 138, 164, 266 Blumenthal, Familie von  Bd. I: 424 Blumenthal, Georg von (1490–1550)  Bd. II: 127 Blumenthal, Louise Johanne Leopoldine von (1742–1808) Lebensbeschreibung Hans Joachims von Zieten  Bd. I: 376  Bd. II: 278 Blumenthal, Oskar (1852–1917)  Bd. II: 344 Bock, Oberst von  Bd. I: 424 Bockenheim  Bd. I: 377  Bd. II: 287 Böcklin, Arnold (1827–1901)  Bd. I: 311  Bd. II: 162, 231, 337, 338 Bodenstedt Friedrich (1819–1892)  Bd. I: 384  Bd. II: 294, 295 Die Lieder des Mirza-Schaffy  Bd. II: 295 Bodinus, Heinrich (1814–1884)  Bd. I: 119  Bd. II: 77, 89, 167 Boethius, Anicius Manlius Severinus (um 480–524) Consolatio Philosophiae  Bd. II: 93 Bogislaw XIII. (1544–1606), Herzog von Pommern  Bd. I: 30  Bd. II: 16, 19, 24 Böhmen  Bd. I: 312, 409  Bd. II: 207, 231, 242 Böhmische Brüder  Bd. I: 307  Bd. II: 206 Boleslav I. (um 915–967/972), Fürst von Böhmen  Bd. II: 35 Boleyn, Familie  Bd. I: 14  Bd. II: 12 Boleyn, Anne (1507–1536), Königin von England  Bd. I: 7–17, 32  Bd. II: 3, 4, 6, 9, 10, 12–14, 28 Boleyn, Thomas (um 1477–1539)  Bd. I: 17  Bd. II: 14 Bonifatius, hl. (672/73–754)  Bd. II: 105 Bonin, Familie von  Bd. I: 424 Bonn  Bd. I: 313, 314, 316  Bd. II: 283 Borcke, Familie von  Bd. I: 424 Borcke, F. B. von, Offizier im Kaiser-Franz-­ Garde-Grenadier-Regiment  Bd. II: 17 Borcke, Jost von  Bd. I: 22  Bd. II: 22 Borcke, Sidonia von (um 1547–1620)  Bd. I: XIX, 17–33  Bd. II: 16–29 Borgia, Lucrezia (1480–1519)  Bd. II: 28 Borkum  Bd. I: 77

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Verzeichnisse

Borkumer Badezeitung  Bd. II: 39, 45 Börne, Ludwig (1786–1837)  Bd. II: 261 Bornholm  Bd. I: 34, 35, 54, 86  Bd. II: 31 Bornhöved  Bd. I: 36  Bd. II: 32–34 Borries, Wilhelm Graf von (1802–1883)  Bd. I: 232  Bd. II: 119 Börse  Bd. I: 315  Bd. II: 127, 354 Borstell, Familie von  Bd. I: 424 Borussismus  Bd. I: 139, 426 Böschenstein, Renate (1933–2003), geb. Schäfer Bd. I: XVIII, XXII Bose, Familie von  Bd. I: 424 Boseck, Major von  Bd. I: 425 Bosnien  Bd. II: 75 Bossuet, Jacques-Bénigne (1627–1704)  Bd. I: 184  Bd. II: 104 Botho, Erbprinz  Bd. I: 263  Bd. II: 154, 156 Bottnischer Meerbusen  Bd. I: 52  Bd. II: 49 Boule, André Charles (1642–1732)  Bd. I: 176  Bd. II: 98 Boulogne  Bd. II: 7 Bourbon, Familie  Bd. I: 378  Bd. II: 289 Bourgeois, Bourgeoisie  Bd. I: 123, 151, 388, 416  Bd. II: 109, 129, 303 Boyen, Hermann von (1771–1848)  Bd. I: 376  Bd. II: 283 Boyle, Captain  Bd. I: 148 Brachvogel, Albert Emil (1824–1878) Ritter Lupold von Wedel’s Abenteuer  Bd. II: 17 Brah, Alf  Bd. I: 132 Brah, Sture  Bd. I: 132 Brah(e), Axel  Bd. I: 105, 107–109, 130–133, 145, 154, 165, 166, 168, 169, 172, 327  Bd. II: 68, 72, 157, 181, 212 Brah(e), Christjern/Joachim/Magnus  Bd. I: 106–109, 130–133, 140–149, 165, 166, 169, 171  Bd. II: 68 Brah(e), Ebbe/Hannah/Hanne  Bd. I: 107–109, 130–133, 145, 154, 165, 167, 168  Bd. II: 68, 157 Brahe, Axel (1550–1616)  Bd. II: 72 Brahe, Axel (um 1480–1551)  Bd. II: 72 Brahe, Ebba (1596–1674)  Bd. I: 32  Bd. II: 28, 73 Brahe, Tycho (1546–1601)  Bd. I: 157 Brahm, Otto (1856–1912)  Bd. I: 275  Bd. II: 124, 168, 198, 231, 349 Brand  Bd. I: 43, 242  Bd. II: 177, 195, 218, 249 Brandenburg  Bd. I: 263  Bd. II: 21, 25, 28, 72, 73, 78, 86, 87, 102, 106, 108, 111, 140, 144, 147, 151, 152, 157, 165, 166, 171, 172, 174, 182, 194, 204, 212, 225, 229, 230, 239, 242– 244, 250, 253, 259, 279, 313, 359, 363, 331

Brandenburg an der Havel  Bd. I: 357, 420, 425  Bd. II: 259, 260 Brandes, Georg (1842–1927)  Bd. II: 240 Brant, Isabella (1591–1626), verh. Rubens  Bd. II: 205 Braumann, Henriette (1842–1936), verh. Senfft von Pilsach  Bd. II: 99 Braunschweig  Bd. I: 38, 51, 152, 290, 355, 379 Braunschweig-Lüneburg  Bd. II: 116 Brautwerbung  Bd. II: 199, 201 Bredel, Willi (1901–1964) Die Vitalienbrüder  Bd. II: 41 Bredow, Familie von  Bd. I: 424 Brehmer, Wilhelm (1828–1905)  Bd. I: 18  Bd. II: 20 Bremen  Bd. I: 38, 40, 45, 59, 71, 72, 74  Bd. II: 20, 37, 45, 52, 56, 117, 182, 190, 337 Bremerhaven  Bd. II: 52 Brescia  Bd. I: 278  Bd. II: 171 Breslau, Wrocław  Bd. I: 167, 261  Bd. II: 96, 106, 155, 206, 349 Bretagne, bretonisch  Bd. I: 308  Bd. II: 199, 200 Bretzner, Christoph Friedrich (1748–1807) Der Eheprokurator, oder Liebe nach der Mode  Bd. II: 153 Brief  Bd. I: 7–9, 13, 14, 26, 46, 53, 62, 78, 104, 109, 117, 123, 124, 126, 136, 142, 151, 165– 167, 169, 171, 174, 176, 197, 199, 210, 228, 230–232, 240, 249, 251, 252, 270, 274, 275, 278–280, 285–287, 289, 292, 294, 295, 306, 307, 312, 313, 315–317, 328, 329, 332, 333, 335, 338, 339, 344, 345, 352, 355–360, 362, 366, 369, 373, 388, 396  Bd. II: passim Briefnovelle  Bd. I: 289, 313, 318, 398, 436  Bd. II: 117, 179, 204, 208, 323 Brindisi  Bd. I: 115  Bd. II: 76 Brizaner  Bd. I: 420  Bd. II: 348 Broager  Bd. I: 330  Bd. II: 218 Brockhaus, F. A., Verlag  Bd. II: 166 Bromberg, Bydgoszcz  Bd. I: 140, 263  Bd. II: 86, 154, 157 Bronnzell  Bd. I: 233  Bd. II: 127 Brontë, Charlotte (1816–1855) Jane Eyre  Bd. I: 288  Bd. II: 176–178 Brookmerland  Bd. I: 58  Bd. II: 45, 51, 62 Brose, Adelgunde/Caroline/Susanne  Bd. I: 105, 107–112, 142, 159, 160–162, 167, 172, 173  Bd. I: 68 Brose, Annette/Hanke/Henriette/Margret/­ Virginia  Bd. I: 105, 107, 108, 129  Bd. II: 68 Brose, Eduard/Heinrich/Wilhelm, Professor  Bd. I: 106–109, 113, 114, 116, 118, 150, 154, 156, 165–169  Bd. II: 68

Register Brose, Elmire  Bd. I: 106 Brose, Heinrich/Theophron/Valentin/Wilhelm, Apotheker  Bd. I: 106–114, 116, 119–122, 126–129, 134–137, 139, 140, 142, 150, 151, 154, 156–158, 162–173  Bd. II: 67, 68, 71, 74, 89, 92, 94, 321 Brücke  Bd. I: 5, 21, 41, 60, 90, 154, 155, 265, 270, 301, 357, 394, 404, 408, 409, 413  Bd. II: 163, 340, 344 Brügge  Bd. I: 87–89  Bd. II: 31, 32 Brünhilde  Bd. I: 128 Brunichild (545/50–613), fränkische Königin  Bd. II: 233 Brunnemann, Marie (1832–1894), geb. von Meyerinck  Bd. I: XV Brunnen  Bd. I: 18, 62, 65, 84, 85, 87, 223, 312  Bd. II: 20, 25, 96, 203 Brüssow  Bd. I: 198, 199  Bd. II: 108, 205 Buch  Bd. I: 32, 74, 110, 120, 127, 137, 148, 252, 305, 342, 357, 394  Bd. II: passim Buch, Familie von  Bd. I: 424 Buchbinder, Buchdrucker  Bd. I: 106, 120, 299, 308, 409 Bucher, Lothar (1817–1892)  Bd. II: 237 Büchsel, Karl (1803–1889)  Bd. I: 207, 314  Bd. II: 111, 181, 205 Buddenbrock, Familie von  Bd. I: 424 Buddenbrock, Eugen von (1835–1923)  Bd. I: 393  Bd. II: 315 Buddhismus  Bd. I: 416, 417 Buffalmacco, Buonamico (um 1262 – um 1340)  Bd. I: 122  Bd. II: 80 Bugenhagen, Johannes (1485–1558)  Bd. II: 19 Bukarest  Bd. I: 115  Bd. II: 75 Bulgarien  Bd. II: 158 Bullen, Bulen siehe Boleyn Bülow von Dennewitz, Friedrich Wilhelm (1755–­1816)  Bd. II: 247 Bürger, Gottfried August (1747–1794) Lenore  Bd. I: 304, 427  Bd. II: 196, 262, 361, 363 Bürger, Hugo siehe  Lubliner, Hugo Burgsdorff, Familie von  Bd. I: 424 Burne-Jones, Edward (1833–1898) Sidonia von Bork 1560  Bd. II: 16 Busch, Moritz (1821–1899)  Bd. II: 237 Busche, Bussche, Familie von dem  Bd. I: 232  Bd. II: 120 Buschert, Capitain von  Bd. I: 424 Bussche-Ippenburg, Adelheid von dem (1837– 1900), verh. Gräfin von Bernstorff  Bd. I: 232  Bd. II: 121 Buße  Bd. I: 38, 46, 47, 53, 57, 59, 66, 67, 82, 86, 332, 334, 371, 375  Bd. II: 38, 84, 274 Busse, Carl (1834–1896)  Bd. II: 205

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Bussy-Rabutin, Roger de (1618–1693)  Bd. II: 235 Buxtehude  Bd. I: 421 Byron, George Gordon Noel (1788–1824), gen. Lord Byron  Bd. I: 342, 412  Bd. II: 238, 343 Childe Harold  Bd. II: 343 Don Juan  Bd. I: 355 Manfred  Bd. I: 137  Bd. II: 84 Cadoudal, Georges (1771–1804)  Bd. I: 308  Bd. II: 199, 200 Cadoudal, Melusine von  Bd. I: 306–310  Bd. II: 198–200 Caesar, Iulius (100–44 v. Chr.)  Bd. I: 351  Bd. II: 105, 163 De bello Gallico  Bd. II: 163, 248 Cairo siehe Kairo Calais  Bd. II: 7, 12 Caligula (12–41), eig. C. Caesar Augustus Germanicus  Bd. I: 222 Camas, Sophie Caroline Gräfin von (1686– 1766), geb. von Brandt  Bd. II: 98 Cambronne, Pierre (1770–1842)  Bd. II: 118 Cammin, Kamień Pomorski  Bd. I: 26, 27  Bd. II: 25 Campanini, Barbara (1721–1799), gen. Barberina  Bd. I: 347  Bd. II: 244 Campen  Bd. I: 40, 45 Canitz, Auguste von (1822–1904), verh. von Massow, verh. Stiehl  Bd. I: 285, 286  Bd. II: 173, 174 Canossa  Bd. I: 341  Bd. II: 236 Canstein, Familie von  Bd. I: 424 Canterbury  Bd. II: 4, 13 Cantimpré, Thomas von (um 1201 – um 1270)  Bd. II: 28 Caprivi, Familie von  Bd. I: 424 Capstadt siehe Kapstadt Carl Prinz von Preußen (1801–1883)  Bd. II: 247 Carola von Wasa-Holstein-Gottorf (1833–1907), Königin von Sachsen  Bd. I: 174  Bd. II: 96 Carolath-Beuthen, Elisabeth Fürstin zu (1839– 1914), geb. Gräfin von Hatzfeld zu Trachenberg  Bd. II: 155, 215 Carolath, Prinzessin siehe Schönaich-Carolath, Emilie Prinzessin von Caroline  Bd. I: 253 Carriere, Moriz (1817–1895)  Bd. I: 384  Bd. II: 294 Cassel, Paulus Stephanus (1821–1892)  Bd. I: 139, 397  Bd. II: 85, 321 Castillon  Bd. II: 7 Castor, Joseph  Bd. I: 127

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Verzeichnisse

Catull (C. Valerius Catullus, um 84–47 v. Chr.)  Bd. I: 355 Cauchon, Pierre (1371–1442)  Bd. I: 18  Bd. II: 19, 20 Cavan, George 1805–1815. Erinnerungen eines Preußen aus der Napoleonischen Zeit  Bd. II: 234, 292, 363 Cavendish, George The life and death of Cardinal Wolsey  Bd. II: 5, 7, 8, 11, 12 Cazotte, Jacques (1719–1792)  Bd. I: 305  Bd. II: 197 Cederstolz, Geheimer Regierungsrat  Bd. I: 152 Cerf, Rudolf (1811–1871)  Bd. II: 346 Cervantes Saavedra, Miguel de (1547–1616) Don Quijote  Bd. I: 205, 390 Ceylon, Sri Lanka  Bd. I: 243, 317 Châlons-sur-Marne, Châlons-en-Champagne  Bd. II: 123 Chambre ardente  Bd. I: 281, 285, 299  Bd. II: 172, 174, 192 Chamisso, Adelbert von (1781–1838)  Bd. I: 401  Bd. II: 150, 328 Die alte Waschfrau  Bd. II: 130 Salas y Gomez  Bd. II: 150 Champagner  Bd. I: 150, 223, 384  Bd. II: 88 Chanzy, Alfred (1823–1883)  Bd. I: 232  Bd. II: 123 Chapy, Myriam, Übersetzerin  Bd. II: 204 Charente Inférieure, Charente-Maritime  Bd. II: 228 Charles, Oberkellner  Bd. I: 298–300 Charlotte (1798–1860), Prinzessin von Preußen, Zarin  Bd. I: 209  Bd. II: 102, 112 ­ reußen, Charlotte (1860–1919), Prinzessin von P Herzogin von Sachsen-Meiningen und Hild­ burghausen, gen. Prinzessin Anisettchen  Bd. I: 418  Bd. II: 343, 346 Chatten  Bd. I: 231, 357  Bd. II: 118, 261 Chatterton, Thomas (1752–1770)  Bd. I: 427  Bd. II: 362 Chaucer, Geoffrey (1342/43–1400)  Bd. I: 104  Bd. II: 69 The Canterbury Tales  Bd. II: 69 Chauvinismus  Bd. I: 242 Chazot, Familie von  Bd. I: 424 Cherusker  Bd. I: 231  Bd. II: 118 China, Chinesen  Bd. I: 74, 182, 243, 315, 396  Bd. II: 93, 94, 206, 256, 320, 337 Choiseul-Stainville, Béatrix de (1730–1794), Herzogin von Gramont  Bd. II: 197 Cholera  Bd. I: 159, 178  Bd. II: 92, 102, 103, 320

Chotusitz, Chotusice  Bd. I: 347  Bd. II: 242, 243 Chouans  Bd. II: 200 Chrétien de Troyes (um 1140–1190) Perceval  Bd. II: 193 Christ, Christentum, christlich  Bd. I: 56, 71, 75, 84, 87, 89, 105, 112, 121, 136, 140, 146, 157, 168, 192, 196, 199–201, 203, 207–209, 226, 228, 229, 286, 290, 304, 333, 344, 346, 357, 358, 365, 387, 416  Bd. II: 21, 99–101, 104–107, 109, 111, 134, 163, 187, 245, 260, 269, 283, 348, 360 Christian II. (1481–1559), König von Dänemark und Norwegen  Bd. I: 297  Bd. II: 72, 191 Christian IV. (1577–1648), König von Däne­mark und Norwegen  Bd. I: 35, 195, 297  Bd. II: 28–31, 72, 110, 191, 273 Christian VI. (1699–1746), König von Dänemark und Norwegen  Bd. II: 273 Christiane (1626–1670), Tochter Christians IV. von Dänemark  Bd. II: 30 Christie’s, Auktionshaus  Bd. II: 339, 343, 347, 351, 352 Christina (1626–1689), Königin von Schweden  Bd. II: 31 Christlich-soziale Arbeiterpartei  Bd. II: 163 Chrysander, Gabriele, verh. Neumann  Bd. I: 286, 287  Bd. II: 174–176 Chuggleworth, Mrs.  Bd. I: 271  Bd. II: 166 Church of England  Bd. II: 4, 13, 114, 135, 136 Churchill  Bd. I: 324–326 Cicero (M. Tullius Cicero, 106–43 v. Chr.)  Bd. I: XIV Cimabue (um 1240–1301/02), eig. Cenni di Pepo  Bd. I: 87, 122  Bd. II: 58, 79 Cirksena, Familie  Bd. I: 71, 99  Bd. II: 48, 56, 60, 62, 63 Clapmann, Mr.  Bd. I: 7  Bd. II: 8 Claudius, Matthias (1740–1815)  Bd. I: 358  Bd. II: 262 Der Mond ist aufgegangen  Bd. II: 262 Clausewitz, Familie von  Bd. I: 424 Clausewitz, Carl von (1780–1831) Vom Kriege  Bd. II: 200 Clausholm, „Klageholm“, Clarisholm  Bd. I: 366–­375  Bd. II: 270–274 Clemens VII. (1478–1534), Papst  Bd. I: 13, 16  Bd. II: 4, 12 Clemens XIII. (1693–1769), Papst  Bd. II: 103 Clemens Wenzeslaus (1739–1812) Herzog zu Sachsen, Erzbischof von Trier  Bd. II: 276 Cleve, Herzogtum  Bd. II: 307 Clive, Robert (1725–1774), 1st Baron of Plassey  Bd. I: 238  Bd. II: 133

Register Clodt von Jürgensburg, Peter (1805–1867)  Bd. II: 238 Coburg-Gotha  Bd. I: 210, 259 Cochoi, Etienne  Bd. I: 279, 280  Bd. II: 171 Cochoi, Mathilde, geb. Müller  Bd. I: 279, 280  Bd. II: 171 Colberg siehe Kolberg Colbergsches Grenadier-Regiment  Bd. I: 383  Bd. II: 293 Coldstream  Bd. II: 136 Coldstream Guards  Bd. I: 239  Bd. II: 136 Coligny, Gaspard de (1519–1572)  Bd. I: 18  Bd. II: 20 Colomb, Familie von  Bd. I: 424 Colorado  Bd. I: 243 Comer See  Bd. I: 278  Bd. II: 171 Condé (Bourbon-Condé), Louis prince de (1621–1686)  Bd. I: 351  Bd. II: 248 Contessa, Wilhelm (1777–1825) Ehen werden im Himmel geschlossen  Bd. II: 204 Cook, Thomas (1808–1892)  Bd. II: 207 Cornelius, Peter (1783–1867)  Bd. I: 376  Bd. II: 283, 284 Cortez, Hernán (1485–1547)  Bd. I: 238  Bd. II: 133 Corvin-Wiersbitzki, Otto (1812–1886) Pfaffenspiegel  Bd. II: 145 Cotentin  Bd. II: 194 Cou(l)drette (fl. 1400) Roman de Mélusine  Bd. II: 190 Cramer, Daniel (1568–1637) Pommerische Kirchen Chronica  Bd. I: 30  Bd. II: 26 Cranmer, Thomas (1489–1556)  Bd. I: 17  Bd. II: 4, 13, 14 Crayen, Victoire von (1786/87 – nach 1862)  Bd. I: 377  Bd. II: 285 Cremmer Damm  Bd. I: 420  Bd. II: 280, 348 Crispinus, hl. (gest. vor 305)  Bd. I: 91, 95  Bd. II: 59 Cromwell, Oliver (1599–1658)  Bd. I: 157, 356  Bd. II: 136 Cromwell, Thomas (1485–1540)  Bd. I: 8  Bd. II: 9, 10, 14 Crosby, John (gest. 1476)  Bd. II: 127 Crösus siehe Kroisos Croy und Aarschoot, Ernst Herzog von (1577– 1660)  Bd. II: 19 Croy, Anna von siehe  Anna von Pommern Crusemann  Bd. I: 242, 243  Bd. II: 230 Culm, Chełmno  Bd. I: 137, 178  Bd. II: 84, 101 Cyprian, Hofprediger  Bd. I: 107, 167 Cyril, Cyrillus  Bd. I: 69, 71

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Daehnert, Consul  Bd. I: 334  Bd. II: 222 Daheim  Bd. II: 231 Dahlow, Dalewo  Bd. I: 19, 21  Bd. II: 21 Dahme  Bd. II: 70, 250, 331, 332 Dahn, Felix (1834–1912)  Bd. I: 388  Bd. II: 301 Dähnert, Johann Carl (1719–1785) Pommersche Bibliothek  Bd. I: 23  Bd. II: 22 Dahomey, Benin  Bd. I: 116  Bd. II: 76 Danckwerts, Emmy (1812–1865)  Bd. II: 172, 216 Dänemark, Dänen, dänisch  Bd. I: 35, 36, 51, 55, 56, 60, 75, 82, 86, 195, 298, 299, 301, 366–368, 370, 372–374  Bd. II: 25, 29–35, 40, 50–52, 57, 72, 82, 88, 101, 104, 105, 180, 181, 191, 195, 196, 201, 215, 235, 271–274, 358 Dann, Alphonse  Bd. I: 388  Bd. II: 301 Dante Alighieri (1265–1321)  Bd. I: 74, 342, 343, 345  Bd. II: 57, 233, 238, 240 De monarchia  Bd. II: 233 Divina Commedia  Bd. I: 427  Bd. II: 238, 239, 361 Danzig, Gdańsk  Bd. I: 51, 87, 88  Bd. II: 51, 58, 86, 112, 224 Darnley, Henry Stewart Lord (1545–1567)  Bd. II: 139 Darwin, Charles Robert (1809–1882)  Bd. I: 130, 233, 269  Bd. II: 86, 90 Darwinismus  Bd. I: 106, 140, 142, 148, 165  Bd. II: 124 David, König Israels  Bd. I: 254, 427  Bd. II: 146, 360 Decker, Rudolf von (1804–1877)  Bd. II: 235 Defregger, Franz von (1835–1921)  Bd. I: 420  Bd. II: 349 Delbrück, Adelbert (1822–1890)  Bd. II: 354 Delft  Bd. I: 70 Delhaes, Wilhelm (1843–1912)  Bd. II: 290 Demidov, Familie  Bd. I: 267  Bd. II: 158 Demut, demütig, Demütigung  Bd. I: 26, 34, 97, 192, 201, 204, 207, 225, 229, 231, 235, 237, 258, 265, 266, 290, 292, 295, 310  Bd. II: 6, 33, 180 Der Bazar  Bd. II: 149 Der Kladderadatsch  Bd. I: 255  Bd. II: 147 Der Neue Pitaval  Bd. I: 376  Bd. II: 148, 279, 280 Der Soldaten-Freund  Bd. II: 262 Derfflinger, Georg Reichsfreiherr von (1606– 1695)  Bd. I: 347  Bd. II: 243 Dessau  Bd. II: 260, 282 Dessauer-Bewegungen  Bd. I: 376  Bd. II: 282 Detern  Bd. I: 98  Bd. II: 61, 62 Detmold, Johann Hermann (1807–1856)  Bd. I: 232  Bd. II: 119

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Deutsch-Dänischer Krieg siehe  Krieg von 1864 Deutsch-Französischer Krieg siehe  Krieg von 1870/71 Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft  Bd. II: 163 Deutsche Bank  Bd. II: 354 Deutsche Fortschrittspartei  Bd. II: 75, 103, 113, 205, 253 Deutsche Freisinnige Partei  Bd. I: 226  Bd. II: 75, 253 Deutsche Kolonialgesellschaft  Bd. I: 269  Bd. II: 163 Deutsche Nationalversammlung siehe Frank­ furter Paulskirche Deutsche Reformpartei  Bd. II: 352 Deutsche Rundschau  Bd. I: 158  Bd. II: 36, 184, 199, 203, 204, 323 Deutsche Tischgesellschaft  Bd. II: 111 Deutscher Bund  Bd. II: 120, 126, 235, 281, 287 Deutscher Kolonialverein  Bd. II: 163 Deutscher Krieg siehe  Krieg von 1866 Deutscher Landes-Lehrerverein in Böhmen  Bd. II: 231 Deutscher Nationalverein  Bd. II: 114 Deutscher Orden  Bd. I: 39, 45  Bd. II: 41, 46, 50, 51, 52, 58, 94, 224 Deutscher Verein zur Förderung der Luftschifffahrt  Bd. II: 247 Deutsches Familienblatt  Bd. II: 125 Deutschland, Deutsches Reich  Bd. I: 17, 38, 157, 181, 298, 330, 341, 343, 346, 425, 426  Bd. II: 4, 13, 75, 85, 86, 91, 115, 118, 122, 123, 132, 144, 162, 163, 200, 207, 224, 233, 235, 236, 238, 239, 253, 254, 257, 260, 338, 340, 352, 354, 358, 361 Deutschtümler  Bd. I: 114, 157, 208, 299, 348 Deutz  Bd. I: 357  Bd. II: 260 Deventer  Bd. I: 40, 45, 59 Diakonissin  Bd. I: 196, 197, 199, 279, 329  Bd. II: 172, 216 Dickhoff siehe Dieckhoff Dido, Königin von Karthago  Bd. I: 197  Bd. II: 108 Die Gartenlaube  Bd. II: 93, 149, 353 Die Gegenwart  Bd. II: 15, 122, 170, 190, 193, 353 Die Masken  Bd. I: XXVII Die Post  Bd. II: 123 Die Reform  Bd. II: 282 Die Romanwelt  Bd. II: 199 Die Woche  Bd. I: XXVII Die Zeit  Bd. II: 6 Diebitsch-Sabalkanski, Hans Karl Graf von (1785–1831)  Bd. II: 102, 281

Dieckhoff, Raubmörder (1883 verurteilt)  Bd. I: 233  Bd. II: 125 Dieppe  Bd. I: 337, 437  Bd. II: 200, 227 Dieterich, Michael, Geschützgießer, Ehemann von Anna Sydow  Bd. II: 244 Dietersheim, Agathe von  Bd. I: 359–362 Dietersheim, Dodo von  Bd. I: 359–362  Bd. II: 263 Dilthey, Wilhelm (1833–1911)  Bd. I: XXXIII Dingelstedt, Franz (1814–1881)  Bd. I: 384  Bd. II: 294 Dircksen, Ewald von  Bd. I: 298 Dissenters, Nonconformists  Bd. I: 239  Bd. II: 114, 136 Distelmeier, Frau  Bd. I: 139, 142, 145 Distelmeier, Lampertus  Bd. I: 106, 107, 112, 135–137, 139–149, 151, 165, 167, 168  Bd. II: 72, 84, 85, 241, 321 Distelmeyer, Lampert (Lamprecht) (1522–1588) Bd. II: 72 Dittmar, Franz (1857–1915) Wallenstein in Altdorf  Bd. II: 51 Dobert, Paul (1860–1931)  Bd. I: XXVII Dobbertin  Bd. II: 103, 105, 121, 153, 285 Dobrilugk, Doberlug, Dobrjoług  Bd. I: 338, 339  Bd. II: 230 Dóczy, Ludwig von (1845–1919) Der Kuss  Bd. II: 134 Dohm, Ernst (1819–1883)  Bd. I: 416  Bd. II: 344 Dohna, Familie von  Bd. I: 214  Bd. II: 114 Domitian (T. Flavius Domitianus, 51–96), römischer Kaiser  Bd. I: 351  Bd. II: 249 Don  Bd. I: 7  Bd. II: 8 Don Juan  Bd. I: 103, 106, 107 Donau  Bd. I: 318  Bd. II: 208 Dönhoff, Familie von  Bd. I: 214, 423  Bd. II: 114, 354 Dönniges, Franziska von (1823–1882), geb. Wolff  Bd. II: 294 Dönniges, Marie Josephine Helene von (1843– 1911), verh. Racowica, verh. Friedmann, verh. von Schewitsch  Bd. I: 377  Bd. II: 286, 287, 294 Dönniges, Wilhelm von (1814–1872)  Bd. II: 286, ­294 Doren, Alfred (1869–1934), eig. Alfred Doctor  Bd. II: 186 Doren, Anna (1877–1937), geb. Pietsch  Bd. II: 185 Dornum  Bd. I: 58, 97  Bd. II: 62 Dorothea Elisabeth (1629–1687), Tochter von Christine Munk  Bd. II: 30 Dorpat, Tartu  Bd. II: 237

Register Dörte Sabin  Bd. I: 375  Bd. II: 274 Dossaner  Bd. I: 420  Bd. II: 348 Dosse  Bd. II: 348 Douglas-Compton, Charles (1816–1877), 3rd Marquess of Northampton  Bd. II: 6 Drachenfels (Siebengebirge)  Bd. I: 316  Bd. II: 207 Dramburg, Drawsko Pomorskie  Bd. I: 23  Bd. II: 24 Dreißigjähriger Krieg  Bd. II: 16, 25, 239, 240, 248 Dresden  Bd. I: 289, 311, 312, 408, 412  Bd. II: 146, 170, 202, 203, 282, 312, 313, 346 Driesen, Familie von  Bd. I: 424 Droysen, Johann Gustav (1808–1884)  Bd. I: 113  Bd. II: 75 Dryander, Ernst von (1843–1922)  Bd. I: 255  Bd. II: 147 Du Bois-Reymond, Emil Heinrich (1818–1896) Darwin und Kopernikus  Bd. I: 233  Bd. II: 124 Goethe und kein Ende  Bd. I: 233  Bd. II: 124 Duccio di Buoninsegna (um 1255–1319) Rucellai-Madonna  Bd. I: 87  Bd. II: 58 Duell  Bd. I: 165, 167, 169, 329, 347, 348, 357, 365  Bd. II: 149, 238, 246, 286, 318 Duncker, Alexander (1813–1897)  Bd. I: 406  Bd. II: 333, 336 Düne  Bd. I: 49, 67, 92, 95, 298, 299 Dunkelmännerbriefe  Bd. I: 345  Bd. II: 240 Dunois, Jean d’Orléans, comte de (1403–1468)  Bd. I: 166  Bd. II: 93 Düppel, Dybbøl  Bd. I: 291  Bd. II: 181, 201, 218 Durban  Bd. I: 291  Bd. II: 182 Düringshofen, Oberst von  Bd. I: 425 Düsseldorf  Bd. I: XXVII Eastlake, Charles Lock (1793–1865)  Bd. I: 239 Bd. II: 136 Eastlake, Charles Locke (1836–1906)  Bd. II: 136 Eau de Javelle  Bd. I: 255  Bd. II: 147 Eberswalde  Bd. I: 140, 298  Bd. II: 86, 194 Eco, Umberto (1932–2016)  Bd. I: XXI Edda  Bd. I: 298, 372  Bd. II: 194 Edinburgh  Bd. I: 241  Bd. II: 139 Eduard I. (1239–1307), König von England  Bd. II: 11 Eduard IV. (1442–1483), König von England  Bd. I: 11  Bd. II: 11 Eduard V. (1470–1483), König von England  Bd. II: 11 Efeu  Bd. I: 126, 156, 160

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Egeria  Bd. I: 203  Bd. II: 110 Eggers, Friedrich (1819–1872)  Bd. I: 377  Bd. II: 286 Eggers, Karl (1826–1900)  Bd. II: 286 Egoismus  Bd. I: 98, 200, 287, 302, 327, 331, 373, 412  Bd. II: 219 Ehm  Bd. I: 337–339  Bd. II: 228, 229 Ehrenberg, Christian Gottfried (1795–1876)  Bd. II: 92 Ehrlich, Fritz, Spielkamerad F.s in Swinemünde  Bd. II: 214 Ehrlich, Herrmann  Bd. I: 328  Bd. II: 214 Eichholz, Warmątowicie Sinkiewiczowskie  Bd. II: 96 Eichler, Antonie (1818–1903)  Bd. II: 202 Eider  Bd. I: 425  Bd. II: 358 Einjährig-Freiwilliger  Bd. I: 322  Bd. II: 222, 304 Einsiedel, Gottfried Emanuel Graf von (1690– 1745)  Bd. II: 71 Einsiedel, Gräfin  Bd. I: 104  Bd. II: 71 Eisenbahn  Bd. I: 149, 164, 209, 287, 299, 349, 361  Bd. II: 92, 93, 112, 252, 258, 264, 267, 328, 354 Eisenbahnministerium siehe Reichseisenbahn­ amt Eisernes Kreuz  Bd. I: 121, 167, 349  Bd. II: 246 Eislaufen  Bd. I: 249, 296, 328  Bd. II: 89, 336 Elagabal (M. Aurelius Antoninus, eig. Varius Avitus, 204–222), römischer Kaiser  Bd. I: 351  Bd. II: 249 Elba  Bd. II: 119 Elbe  Bd. I: 42, 86, 96  Bd. II: 48, 84, 108, 118, 333, 336, 359 Elberfeld  Bd. I: 365  Bd. II: 192, 267, 268 Elbsandsteingebirge  Bd. II: 313 Elbslawen  Bd. II: 348 Elefantenorden  Bd. I: 181  Bd. II: 104 elementar, Elementargeister  Bd. I: 153, 183, 296–298, 301, 304–306  Bd. II: 193, 194, 196, 197 Eleonore von Kastilien (1241–1290), Königin von England  Bd. I: 132, 266  Bd. II: 11, 157, 158 Eleonore, Leonore, Ellen  Bd. I: 158, 228–232, 427  Bd. II: 115–119 Elias (gest. um 1162), Bischof von Aarhus  Bd. II: 273 Elisabeth (1801–1873), Prinzessin von Bayern, Königin von Preußen  Bd. I: 178, 199, 365  Bd. II: 102, 267 Elisabeth Christine (1715–1797), Prinzessin von Braunschweig-Bevern, Königin von Preußen Bd. II: 140

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Verzeichnisse

Elisabeth I. (1533–1603), Königin von England  Bd. I: 32, 157, 418  Bd. II: 4, 18, 28 Elisabeth, hl. (1207–1231), Landgräfin von Thüringen  Bd. I: 289  Bd. II: 180 Elizabeth von York (1466–1503), Königin von England  Bd. II: 11 Ellen siehe Eleonore Ellora  Bd. II: 179, 220 Elmblad, Johannes (1853–1910)  Bd. I: XXI, 330 Bd. II: 217, 218 Elmblad, Maggie (gest. 1887), geb. Menzies  Bd. I: 330  Bd. II: 217 Elmblad, Per Magnus (1806–1887)  Bd. I: 330  Bd. II: 218 Elmblad, Sigrid (1860–1926), geb. Petterson  Bd. II: 217 Elocus, Bischof  Bd. I: 368, 371–373  Bd. II: 273 Eloesser, Arthur (1870–1938) Bd. I: XXVIII Geschichte der deutschen Literatur  Bd. I: XXVIII Elsass  Bd. II: 199, 358 Ely  Bd. II: 12 Emden  Bd. I: 38, 39, 44, 45, 48, 53, 58, 62, 68, 77, 88, 92, 99  Bd. II: 37, 42, 45–48, 56, 117 Emerson, Ralph Waldo (1803–1882)  Bd. II: 12 Emil  Bd. I: 338  Bd. II: 229 Emilia-Romagna  Bd. II: 236 Emmius, Ubbo (1547–1625) Rerum Frisicarum historiae libri X  Bd. II: 53, 61 Ems (Fluss)  Bd. I: 40, 49, 50, 53, 59, 68, 71, 75, 77, 80, 92–95  Bd. II: 63 Ems siehe  Bad Ems Encke, Wilhelmine (1753–1820), verh. Rietz, Gräfin Lichtenau  Bd. I: 347, 435  Bd. II: 244, 369 Engerhafe  Bd. I: 99  Bd. II: 62 England  Bd. I: 6, 39, 42, 45, 55, 60, 62, 71, 86, 92, 104, 105, 116, 165, 167, 169, 192, 266, 287, 288, 328, 389, 409, 414, 418, 421, 423  Bd. II: 4, 5, 7, 12, 41, 56, 92, 211, 189, 349 Englische Korrespondenz  Bd. II: 282 Entsagung, entsagen  Bd. I: 79, 198, 237, 369, 370  Bd. II: 177, 178 Epaminondas (gest. 362 v. Chr.)  Bd. I: 344  Bd. II: 239 Ephraim, Veitel (1703–1775)  Bd. II: 205 Erdbeere  Bd. I: 21, 209 Erich (gest. 1397), Herzog zu Mecklenburg  Bd. II: 51 Erichsen, Erich  Bd. I: 326  Bd. II: 72, 211, 212, 222 Erik IV., König von Dänemark (1216–1250)  Bd. I: 37  Bd. II: 33–35

Erler, Gotthard (geb. 1933)  Bd. I: XXXIV Erlösung, erlösen  Bd. I: 42, 43, 105, 226, 237, 303, 379 Ernst August (1771–1851), König von Hannover Bd. I: 232  Bd. II: 116, 119–121 Ernst Ludwig (1545–1592), Herzog von ­Pommern-Wolgast  Bd. I: 30, 31  Bd. II: 16, 19, 22, 24, 27 Ernst, Hedwig  Bd. I: 288 Erster Schlesischer Krieg  Bd. II: 242, 243 Erster Schleswig-Holsteinischer Krieg  Bd. II: 118, 215 Erster Weltkrieg  Bd. II: 135, 243 Erstes Vatikanisches Konzil  Bd. II: 236 Erweckung, Erweckungsbewegung  Bd. I: 230, 232  Bd. II: 99, 107, 109 Erzieherin siehe Gouvernante Erziehung  Bd. I: 24, 88, 133, 160, 161, 175, 206, 259, 260, 267, 292, 293, 295, 344, 414  Bd. II: 23, 151, 173, 186 Esens  Bd. I: 52, 65  Bd. II: 49, 246 Esens, Ezard von  Bd. I: 349–351 Esens, Ocko von  Bd. I: 352, 353 Esens, Ottomar von  Bd. I: 349–354  Bd. II: 245–252 Esenshamm  Bd. I: 57  Bd. II: 51 Eskil (um 1100–1181/82), Erzbischof von Lund  Bd. II: 274 Esmeralda  Bd. I: 235 Esser, Christian Joseph (geb. 1809)  Bd. II: 267 Este, Herzöge von Ferrara  Bd. II: 361 Estland, Livland  Bd. I: 37  Bd. II: 35, 237 Ettlinger, Josef (1869–1912)  Bd. I: XXVI–­ XXVIII Eulenburg und Hertefeld, Philipp Fürst zu (1847–1921)  Bd. II: 45, 46, 149, 155  Bd. II: 45, 46, 149, 155, 256 Eulenburg-Expedition siehe Ostasien-Expedition Eulenburg, Botho Wend August Graf zu (1831– 1912)  Bd. II: 255, 256 Eulenburg, Clara Gräfin zu siehe Schaeffer-­ Voit, Clara Eulenburg, Friedrich Albrecht Graf zu (1815– 1881)  Bd. I: 355  Bd. II: 122, 255, 256 Eulenburg, Friedrich Botho Graf zu (1850– 1914)  Bd. I: 257  Bd. II: 148, 149 Eulenburg, Philipp Konrad Graf zu (1820–1889)  Bd. II: 112, 149 Europa  Bd. I: 90, 161, 242, 243, 294, 295, 330, 385  Bd. II: 84, 92, 114, 119, 217, 243 Europäisch-Aeronautische Gesellschaft  Bd. II: 247 Eutin  Bd. II: 313

Register Ewald, Arnold Ferdinand (1815–1884)  Bd. II: 126 Die Farbenbewegung. Gelb  Bd. I: 394  Bd. II: 317 Ewald, Ernst (1836–1904)  Bd. II: 126 Ewald, Johanna (1847–1930), verh. Ewald  Bd. II: 126 Examen  Bd. I: 147, 153, 298, 329, 330  Bd. II: 66, 89, 130, 216, 218, 254, 305 Eydtkuhnen, Černyševskoje  Bd. II: 86 Fabrik  Bd. I: 180, 314, 316, 318, 336, 408  Bd. II: 205, 206, 345, 351 Falk, Adalbert (1827–1900)  Bd. I: 342, 343, 355   Bd. II: 236, 237, 254–256 Familienbild  Bd. I: 333  Bd. II: 222 Fanfulla  Bd. I: 299  Bd. II: 194 Fantl, Alois, Autographensammler in Wien  Bd. II: 198 Faßmann, Stadtverordneter  Bd. I: 329 Faucher, Julius (1820–1878)  Bd. II: 122, 265, 267, 268, 282, 285 Februar-Revolution   Bd. I: 240  Bd. II: 137 Federfuchser, Schulfuchser  Bd. I: 308  Bd. II: 200 Fehrbellin  Bd. I: 420, 425, 436  Bd. II: 86, 348, 358, 373 Felgentreu, Dr.  Bd. I: 298 Ferber, Leutnant von  Bd. I: 424 Fergus I.  Bd. I: 242  Bd. II: 139 Fernsprecher siehe Telefon Feuerbach, Anselm von (1775–1833) Aktenmäßige Darstellung merkwürdiger Verbrechen  Bd. II: 279 Feuerbach, Ludwig (1804–1872)  Bd. II: 132, 187 Fichtelgebirge  Bd. II: 359 Filehne, Wieleń  Bd. I: 137, 261  Bd. II: 84, 155 Finck von Finckenstein, Familie von  Bd. I: 424 Fink, Familie von  Bd. I: 424 Fink, General von  Bd. I: 424 Finnland  Bd. II: 48, 49 Finsteraarhorn  Bd. I: 249  Bd. II: 144 Finsterwalde  Bd. I: 243, 338  Bd. II: 140, 229 Firth of Forth  Bd. I: 408  Bd. II: 340 Fischer, Samuel (1859–1934)  Bd. I: XXVII Flaischlen, Cäsar (1864–1920)  Bd. I: XXVII Fleischel, Egon (1862–1936)  Bd. I: 38, 60  Bd. II: 45, 52 Flemming, Heinrich Ernst Ludwig Karl von (1778–1852)  Bd. I: 210  Bd. II: 79, 112 Fliedner, Friederike (1800–1842)  Bd. II: 172 Fliedner, Theodor (1800–1864)  Bd. II: 172 Fliegende Blätter  Bd. I: 255  Bd. II: 147 Flies, Familie von  Bd. I: 424

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Flintsch, Frau  Bd. I: 352  Bd. II: 251 Flodden  Bd. I: 17  Bd. II: 14 Florenz  Bd. II: 58, 138, 194, 195 Focken, Theodor (1847–1906) Ostfriesland  Bd. I: 98  Bd. II: 63 Focko Ukena (gest. 1436)  Bd. I: 83, 98  Bd. II: 57, 61–63 Foelke Kampana (gest. 1417), gen. Quade Foelke Bd. I: XIX, 97–99  Bd. II: 60–63 Fontane, August (1801–1870)  Bd. II: 157, 214 Fontane, Elise (1838–1923), verh. Weber  Bd. II: 142, 160, 161, 175, 207 Fontane, Emilie (1798–1869), geb. Labry  Bd. II: 229, 292 Fontane, Emilie (1824–1902), geb. Rouanet-­ Kummer  Bd. I: XI f., XVIII, XXIV f.  Bd. II: 17, 22, 26, 43, 45, 46, 55, 66, 68, 69, 77, 87, 100, 103, 106, 117, 120, 138, 139, 142, 147, 157, 159, 169, 170, 175, 188, 189, 191, 193, 204, 210, 214, 217, 236, 254, 261, 263, 278, 288, 291, 333, 335, 370 Fontane, Friedrich (1864–1941)  Bd. I: XXIV– XXIX, XXXV, 428  Bd. II: 17, 37, 45, 85, 96, 161, 192, 210, 226, 291, 321, 358, 363, 367, 374, 379 Fontane, George (1851–1887)  Bd. I: 428  Bd. II: 71, 363 Fontane, Jenny (1823–1904), verh. Sommerfeldt  Bd. II: 139, 142 Fontane, Martha (1860–1917), verh. Fritsch  Bd. I: XX f., XXIV–XXVI, 428  Bd. II: 20, 47, 80, 87, 138, 142, 144, 157, 159, 176, 191, 205, 245, 247, 248, 304, 330, 351, 363 Fontane, Otto (1826–1891)  Bd. I: 331  Bd. II: 219 Fontane, Theodor (1819–1898)  Bd. II: passim Alte-Fritz-Grenadiere  Bd. II: 236 Alt Geltow  Bd. II: 373 Am Werbellin  Bd. II: 152 An Bord der „Sphinx“  Bd. II: 95, 332, 372 Argo  Bd. II: 5 Auf der Treppe von Sanssouci  Bd. II: 159 Aus dem Sundewitt  Bd. II: 218 Aus den Tagen der Okkupation  Bd. II: 7, 19, 90, 111, 228, 347 Aus England  Bd. II: 6 Blossin  Bd. II: 127 Buch  Bd. II: 140, 348 Cafés von heut und Konditoreien von ehmals  Bd. II: 122, 282, 285, 321, 328 Cécile  Bd. I: XVIII  Bd. II: 83, 90, 102, 123, 148, 149, 152, 153, 155, 172, 196, 225–227, 232, 234, 236, 239, 282, 289, 300, 310, 348

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Verzeichnisse

Christian Friedrich Scherenberg und das literarische Berlin von 1840 bis 1860  Bd. II: 118, 302 Darstellende Künstler und die Kritik  Bd. II: 300, 348 Das Prinzeß-Theater  Bd. II: 6 Das Wangenheim-Kapitel  Bd. II: 17, 70, 71, 145, 285, 294, 305 Denkmal Albrecht Thaers zu Berlin  Bd. II: 188 Der alte Derffling  Bd. II: 243 Der alte Wilhelm  Bd. II: 263 Der alte Zieten  Bd. II: 164, 348 Der Bach und der Mond (An Minna)  Bd. II: 142 Der deutsche Krieg von 1866  Bd. II: 193, 205, 263 Der Einzug der Garden  Bd. II: 135, 136 Der Fischer von Kahniswall  Bd. II: 331, 372 Der Karrenschieber von Grisselsbrunn  Bd. II: 221 Der Kastanienbaum  Bd. II: 142 Der Krieg gegen Frankreich 1870–1871  Bd. I: XII  Bd. II: 66, 90, 199, 347 Der Scharnhorst-Begräbnisplatz auf dem Berliner Invalidenkirchhof  Bd. II: 99, 164 Der Schleswig-Holsteinsche Krieg im Jahre 1864  Bd. II: 34, 69, 201, 218 Der Stechlin  Bd. I: XI, XXVIII  Bd. II: 37, 44, 57, 72, 76, 77, 93, 130, 133, 157, 162–165, 168, 180, 190, 199, 201, 235, 236, 312, 320, 350 Deutsches Dichter-Album  Bd. II: 107, 118, 140, 240 Die Berliner Kunstausstellung  Bd. II: 330, 331 Die besten Bücher (Umfrage)  Bd. II: 176, 237 Die Bredows  Bd. II: 231 Die Fahne Schwerins  Bd. II: 235 Die gesellschaftliche Stellung der Schrift­ steller  Bd. II: 261, 360 Die gesellschaftliche Stellung des Schrift­ stellers in Deutschland  Bd. II: 261, 360 Die Perlenmuschel (Bei Übersendung eines Perlenringes in einer Muschel an Minna) Bd. II: 142 Die Pfaueninsel  Bd. II: 86, 281 Die Poeten des Berliner Figaro  Bd. II: 278, 370 Die Poggenpuhls  Bd. I: XVII  Bd. II: 95, 129, 130, 207, 247, 338, 339, 345

Die Ruppiner Garnison  Bd. II: 373 Dreilinden  Bd. II: 95–97, 99, 251, 339 Effi Briest  Bd. I: XV  Bd. II: 4, 24, 28, 38, 85, 88, 97, 109, 114, 138, 156, 161, 162, 164, 167, 168, 170, 191, 198, 199, 201, 204, 206, 220, 223, 244, 246, 257, 315, 320, 321, 328, 328 Ein Ball in Paris  Bd. II: 200 Eine Frau in meinen Jahren  Bd. I: 435–437 Bd. II: 370, 372 Ein Liebling der Musen  Bd. II: 328 Ein Picknick in Hampton-Court  Bd. II: 6, 9 Ellernklipp. Aus einem Harzer Kirchenbuch  Bd. I: XV, XVII, 434  Bd. II: 15, 40, 60, 69, 188, 194, 223, 235, 368 Es soll der Dichter mit dem König gehen  Bd. I: 427  Bd. II: 263, 362 Fehrbellin in Geschichte, Sage, Kunst und Dichtung  Bd. II: 279, 280 Frau Jenny Treibel  Bd. I: 433  Bd. II: 43, 129, 143, 159, 160, 166, 167, 173, 182, 194, 232, 250, 262, 282, 303, 333, 346, 348, 367–369 Fritz Katzfuß  Bd. II: 225 Gentzrode  Bd. II: 65, 339 Geschichten aus Mark Brandenburg  Bd. II: 323, 324 Goldene Hochzeit  Bd. II: 169, 230 Graf Petöfy  Bd. I: XVII, 434, 436  Bd. II: 32, 88, 117, 138, 163, 170, 305, 368 Grete Minde  Bd. I: XVII, XIX, 312, 434 Bd. II: 15, 40, 60, 65, 66, 69, 99, 142, 143, 146, 160, 201, 217, 279, 280, 368 Gröben und Siethen  Bd. II: 99, 151 Großbeeren  Bd. II: 292 Gusow  Bd. II: 243, 293 Haus Forsteck  Bd. II: 87, 191 Heinersdorf  Bd. II: 293 Herz, laß dies Zweifeln, laß dies Klauben  Bd. II: 3 Hoffnung (Aus der Schule der goldenen 110)  Bd. II: 237 Hoppenrade  Bd. I: XX  Bd. II: 45, 281, 306 Im Coupé  Bd. I: 435–437  Bd. II: 370, 372 Im Garten  Bd. II: 142 Irrungen, Wirrungen  Bd. I: XVIII  Bd. II: 77, 80, 82, 90, 128, 140, 156, 166, 177, 179, 200, 238, 246, 251, 300, 329 Jagdgeschichten vom Cap  Bd. II: 214 James Monmouth  Bd. II: 4, 9, 289 Jenseit des Tweed  Bd. II: 14, 136, 139 Jugend, die sich einander kennt  Bd. II: 143 Kaiser Wilhelms Helm  Bd. II: 254 Karl Stuart  Bd. I: XXXI  Bd. II: 210, 211, 291, 292

Register Kloster Lehnin  Bd. II: 127 Königin Eleonorens Beichte  Bd. II: 157, 158 Küstrin. Die Katte-Tragödie  Bd. II: 261, 280 L’Adultera  Bd. I: XVII f.  Bd. II: 69, 84, 90, 95, 97, 102, 138, 140, 152, 170, 174, 206, 212, 255, 321, 368 Land Gosen  Bd. II: 348 Liebenberg  Bd. II: 99, 122, 225, 256, 290, 368 Linum  Bd. II: 65, 86 Londoner Skizzen  Bd. II: 9 Männer der Zeit. Biographisches Lexikon der Gegenwart  Bd. II: 136, 170, 330 Malchow. Eine Weihnachtswanderung  Bd. II: 296, 375 Mathilde Möhring  Bd. I: XIII, XXVI, XXX Bd. II: 117, 141, 162, 168, 172, 246, 341, 342 Mathilde von Rohr  Bd. II: 121, 330 Meine Kinderjahre  Bd. II: 42, 79, 87, 92, 102, 112, 143, 144, 214, 223, 229 Meine Reiselust (früher und jetzt)  Bd. II: 150, 333, 336 Mein Erstling: „Das Schlachtfeld von Großbeeren“  Bd. II: 292 Missunde  Bd. II: 34 Mittenwalde  Bd. II: 262 Modernes Reisen  Bd. I: 437  Bd. II: 373 Neuruppin  Bd. II: 122, 123, 282, 285, 359 Onkel Dodo  Bd. I: 435–437  Bd. II: 70, 263, 370, 372 Oranienburg  Bd. II: 15 Plaue a. Havel  Bd. II: 86, 191, 339 Prolog zur Feier des 200jährigen Bestehens der Französischen Kolonie  Bd. II: 172 Quitt  Bd. II: 87, 90, 228 Quitzöwel  Bd. II: 147, 239, 280, 339 Regiment Mecklenburg-Schwerin Nr. 24  Bd. II: 112, 127 Reisebriefe aus Jütland  Bd. II: 201, 242 Reisetagebücher  Bd. II: 19, 57, 58, 96, 111, 112, 127, 138, 146, 166, 169–171, 181, 188, 195, 199, 200, 204, 207, 218, 222, 228, 238–240, 252, 328, 347, 352 Rheinsberg  Bd. II: 70, 226, 369 Saalow  Bd. II: 99 Sacrow  Bd. II: 335 Schach von Wuthenow  Bd. I: XVII, 434, 435  Bd. II: 15, 18, 26, 65, 69, 89, 99, 101, 125, 126, 152, 178, 188, 190, 201, 234, 241, 265, 267, 268, 280, 285, 296, 331, 332, 367, 368, 372, 375 Schloss Friedersdorf  Bd. II: 125, 126, 225, 234, 254, 293 Schloss Köpenick  Bd. II: 28, 95, 244

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Schloss Kossenblatt  Bd. II: 78 Schwerin  Bd. II: 235 Steinhöfel  Bd. II: 174 Stine  Bd. I: 434, 435  Bd. II: 73, 83, 86, 139, 141, 152, 167, 177, 179, 181, 324, 342, 368 Summa summarum oder Alles in allem  Bd. II: 263 Tamsel  Bd. II: 66, 244, 265 Theodor Storm  Bd. II: 118 Toast auf die Damen  Bd. II: 42 Toast auf die Sommerfeldts  Bd. II: 99 Trebbin  Bd. II: 265, 267, 268 Trieplatz  Bd. II: 65 Unterm Birnbaum  Bd. II: 34, 80, 84, 102, 104, 221, 357 Unwiederbringlich  Bd. I: XV  Bd. II: 28, 29, 32, 34, 53, 74, 84, 86, 100, 107, 110, 111, 117, 155, 161, 201, 206, 218, 259, 284 Vaterländische Reiterbilder aus drei Jahrhunderten  Bd. II: 99, 110 Von Sparren-Land und Sparren-Glocken  Bd. II: 72, 212 Von vor und nach der Reise  Bd. I: XXXVI, 436, 437  Bd. II: 70, 128, 175, 215, 226, 242, 263, 275, 287, 323, 331–333, 370, 372–374 Von Zwanzig bis Dreißig  Bd. I: XI  Bd. II: 33, 34, 37, 38, 71, 85, 99, 146, 155, 173, 174, 177, 182, 183, 187, 204, 232, 246, 262, 282, 285, 303, 344, 362 Vor dem Sturm  Bd. I: XI f., XVIII  Bd. II: 4, 5,24, 65, 66, 68, 76, 78, 85, 88, 90, 92, 94, 101, 106, 107, 110, 116, 126, 136, 141, 150, 151, 156, 169, 170, 175, 187, 193, 196, 202, 206, 212, 213, 219, 224, 225, 227, 228, 234, 237, 239, 243, 244, 253–255, 265, 267, 268, 280, 284, 292, 298, 312, 320, 322, 336, 344, 363, 367, 368 Walchow  Bd. II: 65 Wanderungen durch die Mark Brandenburg  Bd. I: XIII, XVI, XXII, XXX  Bd. II: 15, 97, 242, 324, 327, 341, 342, 357, 370, 372 Wangeline von Burgsdorf oder Die weiße Frau  Bd. II: 156, 244 Wangeline, die Weiße Frau  Bd. II: 244 Whitehall  Bd. II: 9 Wohin?  Bd. I: 437  Bd. II: 242, 373 Wust  Bd. II: 261 Wustrau  Bd. II: 86, 164, 348 Zorndorf  Bd. II: 66 Zum Kölner Domfest (15. Oktober 1880)  Bd. II: 283

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Verzeichnisse

Zwei heimlich Enthauptete  Bd. II: 71 Zwei Post-Stationen  Bd. II: 112 Fontane, Theodor [junior] (1856–1933)  Bd. I: XXIV, XXVII, XXIX, 388, 428  Bd. II: 43, 117, 304, 363 Forcade, Friedrich Wilhelm, Seigneur de Biaix (1699–1765)  Bd. I: 341  Bd. II: 234 Forcade, Generalleutnant von  Bd. I: 425 Forsteck  Bd. I: 142, 297  Bd. II: 87, 189, 191 Förster  Bd. I: 180, 291, 292, 327, 328, 338, 339, 436  Bd. II: 182, 183, 373 Fortschritt, „Fortschrittler“  Bd. I: 113, 116, 152, 212, 213, 222, 223, 314–316, 340, 343, 354, 416, 418, 422  Bd. II: 75, 205, 253 Fouqué, Familie von  Bd. I: 424 Fouqué, Generalleutnant von  Bd. I: 425 Franck, Hans (1879–1964)  Bd. I: XXVII Franke, Stadtrat, Hausbesitzer in Berlin  Bd. I: 154  Bd. II: 89 Franken  Bd. II: 72, 102, 156, 244, 359 Frankfurt (Oder)  Bd. I: 286  Bd. II: 28, 281, 293 Frankfurt am Main  Bd. I: 357, 377, 183  Bd. II: 260, 261 Frankfurter Allgemeine Zeitung  Bd. II: 162, 230, 337 Frankfurter Paulskirche, Deutsche Nationalversammlung  Bd. I: 340  Bd. II: 75, 113, 233, 283, 287, 361 Frankfurter Zeitung  Bd. I: XXVIII Franklin, John (1786–1847)  Bd. II: 136 Frankreich  Bd. I: 14, 18, 24, 28, 30, 31, 56, 72, 89, 336, 423  Bd. II: 4, 8, 9, 19, 27, 44, 56, 118, 119, 132, 136, 156, 171, 172, 174, 194, 200, 226, 227, 235 Fransecki, Familie von  Bd. I: 424 Franz I. (1494–1547), König von Frankreich  Bd. I: 15  Bd. II: 13 Franz I. (II.) (1768–1835), Kaiser von Österreich, römischer Kaiser  Bd. II: 238 Franz II. (1544–1560), König von Frankreich  Bd. II: 20 Franz von Assisi  Bd. I: 37 Franzburg  Bd. I: 243  Bd. II: 140 Franzos, Karl Emil (1848–1904)  Bd. I: XII Die Locke der heiligen Agathe  Bd. I: 177  Bd. II: 101 Stille Geschichten  Bd. II: 101 Französische Revolution  Bd. II: 200 Fraser’s Magazine for Town and Country  Bd. I: 299  Bd. II: 73, 195 Fraude, Dufferin/Oliver Francis  Bd. I: 107, 108, 147–149, 167, 168  Bd. II: 68, 73, 88 Fraude, Edwin/Frilin/Karl  Bd. I: 107, 108, 147

Frederik III. (1609–1670), König von Dänemark und Norwegen  Bd. I: 35  Bd. II: 29–32 Frederik IV. (1671–1730), König von Dänemark und Norwegen  Bd. I: 371, 373, 374  Bd. II: 273, 274 Frederiksborg  Bd. I: 34 Freienwalde in Pommern, Chociwel  Bd. I: 27  Bd. II: 21 Freiheit  Bd. I: 39, 42, 44, 68, 76, 79, 84, 124, 126, 163, 177, 194, 233, 260, 264, 285, 295, 307, 340–342, 345, 346, 354, 371, 376, 387, 389, 418, 426, 429  Bd. II: 82, 124, 172, 196, 234, 346, 353 Freiligrath, Ferdinand (1810–1876)  Bd. I: 328  Bd. II: 214, 233 Anno Domini …?  Bd. I: 340  Bd. II: 233 Freimaurer  Bd. II: 85 Frey, Ernestine  Bd. I: 288 Freystadt, Kożuchów  Bd. II: 104 Freytag, Gustav (1816–1895) Die Ahnen  Bd. II: 43 Fricke, Hermann (1895–1982)  Bd. I: XXXII, XXXV, 38–99, 434  Bd. II: 35–60, 379 Frida  Bd. I: 198  Bd. II: 108 Friedeborn, Paul (1571–1637) Historische Beschreibung der Stadt Alten-­ Stettin in Pommern  Bd. I: 18  Bd. II: 21 Friederike (1778–1841), Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz, Königin von Hannover  Bd. II: 119 Friederike (1848–1926), Prinzessin von ­Hannover, verh. von Pawel-Rammingen  Bd. I: 378  Bd. II: 288, 289 Friedhof siehe Kirchhof Friedlaender, Georg (1843–1914)  Bd. II: 111, 339, 340, 351 Friedländer, Ernst (1841–1903) Ostfriesisches Urkundenbuch  Bd. I: 48  Bd. II: 48 Friedmann, Helene siehe  Dönniges, Marie Josephine Helene von Friedmann, Siegwart (1842–1916)  Bd. II: 287 Friedrich I. (1122–1190), Herzog von ­Schwaben, deutscher König, römischer Kaiser, gen. Barbarossa  Bd. II: 74 Friedrich I. (1371–1440), Burggraf von Nürnberg, Kurfürst von Brandenburg  Bd. II: 359 Friedrich I. (1657–1713), Kurfürst von Branden­burg, König in Preußen  Bd. II: 36 Friedrich II. (1194–1250), deutscher König, römischer Kaiser, König von Sizilien  Bd. I: 38

Register Friedrich II. (1413–1471), Kurfürst von Brandenburg, gen. Eisenzahn  Bd. I: 344  Bd. II: 239 Friedrich II. (1712–1786), König von Preußen, gen. Friedrich der Große, gen. Der alte Fritz  Bd. I: 105, 175, 340, 341, 347  Bd. II: 97, 98, 110, 139, 140, 158, 164, 234, 235, 237, 238, 242, 244, 261, 278, 355 Friedrich III. (1463–1525), Kurfürst von S­ achsen, gen. Friedrich der Weise  Bd. II: 13 Friedrich III. (1831–1888), König von Preußen, deutscher Kaiser  Bd. I: 232, 275  Bd. II: 123, 162, 167, 168, 334, 336 Friedrich August I. (1670–1733), Kurfürst von Sachsen, König von Polen, gen. August der Starke  Bd. II: 226 Friedrich Karl Prinz von Preußen (1828–1885)  Bd. I: 352  Bd. II: 95, 96, 235, 251 Friedrich Karl, Prinzessin siehe  Maria Anna von Anhalt-Dessau Friedrich Wilhelm (1620–1688), Kurfürst von Brandenburg, gen. Der Große Kurfürst  Bd. II: 32, 171 Friedrich Wilhelm (1700–1771), Markgraf von Brandenburg-Schwedt, gen. Der tolle Markgraf  Bd. II: 109 Friedrich Wilhelm I. (1668–1740), König in Preußen, gen. Der Soldatenkönig  Bd. I: 119, 156, 256, 344, 346, 389, 424, 425  Bd. II: 79, 234, 239, 242, 243, 346 Friedrich Wilhelm II. (1744–1797), König von Preußen, gen. Der dicke König  Bd. I: 244  Bd. II: 140, 244, 281, 369 Friedrich Wilhelm III. (1770–1840), König von Preußen  Bd. I: 159, 209, 214, 256, 267, 340  Bd. II: 92, 106, 138, 154, 251, 281, 283, 293 Friedrich Wilhelm IV. (1795–1861), König von Preußen  Bd. I: 201, 343, 346, 365, 427  Bd. II: 86, 99, 100, 102, 103, 105, 107, 109, 112, 113, 115, 118, 119, 172, 173, 187, 199, 232, 233, 238, 262, 265–268, 281, 283–285, 293, 295, 306, 362 Friedrich Wilhelm, Kronprinz siehe  Friedrich III. Friedrichroda  Bd. I: 152  Bd. II: 89 Friese, Friesland  Bd. I: 37–40, 42, 45, 47, 48, 53, 54, 57–59, 62, 64, 71–73, 77–79, 84, 87, 88, 92, 349, 350, 352  Bd. II: 35, 37, 38, 40–43, 45, 46, 48–50, 52, 56, 57, 60–63, 105, 117, 121, 155, 246, 251 siehe auch Ostfries­ land, ostfriesisch Fritsch, K. E. O. (1838–1915)  Bd. I: XXVI Fröbel, Friedrich (1782–1852)  Bd. II: 178 Froben, Emanuel (1640–1675)  Bd. I: 424 Frommann, Eduard (1834–1881)  Bd. II: 177

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Frommann, Pauline  Bd. I: 288  Bd. II: 177 Frondeur  Bd. I: 298  Bd. II: 248 Frossauer/Hossauer, Büchsenschmied  Bd. I: 106 Froude, James Anthony (1818–1894)  Bd. II: 73 Froude, William (1810–1879)  Bd. II: 73 Fuchs, Adolph (gest. 1662)  Bd. I: 34  Bd. II: 31 Füllborn, George (1837–1902) Der Seeräuber, Admiral und König des Meeres Claus Störtenbeker  Bd. II: 44 Fünen, Fyn  Bd. I: 37  Bd. II: 31, 32 Fürstenau, Jutta (1913–1997), verh. Neuendorff-­ Fürstenau  Bd. I: XXXIII Gablonz an der Neiße, Jablonec ad Nisou  Bd. II: 231 Gaddi, Taddeo (1290–1366)  Bd. I: 87, 122 Geschichten Hiobs  Bd. II: 79 Gaeta  Bd. I: 148 Gall, Franz Joseph (1758–1828)  Bd. II: 163 Gambetta, Léon (1838–1882)  Bd. I: 232, 308  Bd. II: 122, 123, 200 Gardelegen  Bd. I: 243  Bd. II: 140, 152 Gardie, Jakob de la (1583–1655)  Bd. II: 73 Garn, Ljugarn  Bd. I: 59  Bd. II: 51 Gaschin, Ferdinand Graf von (1827–1894)  Bd. II: 70 Gaschin, Grafen von  Bd. I: 104  Bd. II: 70 Gaudy, Franz von (1800–1840)  Bd. I: 390  Bd. II: 307 Gefühl  Bd. I: 11, 23, 25 27, 97, 98, 112, 121, 122, 123, 153, 165, 200, 206, 208, 213, 252, 254, 263, 264, 273, 285, 298, 300, 302, 306, 307, 310, 315, 331, 344, 348, 368, 372, 373, 374, 384, 397, 409, 411, 423, 426  Bd. II: 89, 176, 281, 303 Geheimrat, Geheimrätin  Bd. I: 23, 103, 105, 133, 152, 159, 171, 251–253, 266, 267, 292, 294, 319, 340, 343, 388, 389, 391, 394  Bd. II: 71, 91, 109, 144–146, 148, 309 Geibel, Emanuel (1815–1884)  Bd. I: 384, 427  Bd. II: 294, 362 Geiger, Ludwig (1848–1919) Über die Juden in der deutschen Literatur  Bd. II: 352 Geisler, der alte (Swinemünde)  Bd. I: 328 Geist, Familie von  Bd. I: 424 Geist, General von  Bd. I: 424 Geneva (New York)  Bd. II: 157 Genoveva, hl. (um 420 – um 502)  Bd. I: 87  Bd. II: 58 Genoveva von Brabant  Bd. I: 87  Bd. II: 58 Gensichen, Otto Franz (1847–1933) Frau Aspasia  Bd. II: 349 Gentz, Alexander (1826–1888)  Bd. II: 253

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Verzeichnisse

Gentz, Miriam (geb. 1863), verh. von Lambrecht-­­Benda  Bd. II: 123 Gentz, Wilhelm (1822–1890)  Bd. I: 233  Bd. II: 123, 217 Genua  Bd. II: 200 Geographische (Gesellschaft) siehe Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin Georg I. Ludwig (1660–1727), Kurfürst von Braunschweig-Lüneburg, König von Großbritannien und Irland  Bd. I: 203  Bd. II: 110 Georg IV. August Friedrich (1762–1830), König von Großbritannien und Irland, König von Hannover  Bd. II: 116, 120 Georg V. (1819–1878), König von Hannover  Bd. I: 232  Bd. II: 116, 118–121 Geranie siehe Pelargonium Gerdauen, Železnodorožnyi  Bd. I: 87, 334  Bd. II: 58, 224 Gerhard, Wilhelm (1780–1858) Der Acker der Edlen  Bd. II: 219 Gerhardt, Paul (1607–1676) Befiehl du deine Wege  Bd. I: 358  Bd. II: 262 Gerlach, Ernst Ludwig von (1795–1877)  Bd. I: 197, 212  Bd. II: 107, 109, 111, 113 Gero I. (gest. 965), Markgraf  Bd. I: 336  Bd. II: 227 Gerson, Herrmann (1813–1861)  Bd. I: 171, 360  Bd. II: 94, 263, 345 Gerson von Eichroeder, Rebecca/Rahel/Sarah, verh. Storch von Adebar  Bd. I: 195–197, 200, 225  Bd. II: 106, 109 Gervasius von Tilbury (um 1152–nach 1220)  Bd. II: 190 Geschwister  Bd. I: 235, 249, 250, 280  Bd. II: 104, 163, 304 Gesellschaft für Deutsche Kolonisation siehe  Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin  Bd. I: 105, 154, 167, 172, 269, 349, 350  Bd. II: 71, 163, 247 Gesinnung  Bd. I: 117, 131, 161, 178, 204, 213, 214, 273, 316, 319, 327, 328, 388  Bd. II: 303 Geßler, Friedrich Leopold Graf von (1688– 1762)  Bd. I: 347, 424  Bd. II: 243, 356 Geßner, Salomon (1730–1788)  Bd. I: 237, 132 Idyllen  Bd. II: 132 Geta/Hyma/Theda tom Brôk  Bd. I: XIX, 45– 49, 52, 53, 57, 59, 61, 65–67, 88–93  Bd. II: 38, 46, 48 Gewächshaus  Bd. I: 285  Bd. II: 174 Gewitter  Bd. I: 25–27, 29, 33, 147, 159, 161, 265  Bd. II: 24, 157

Ghibellinen, ghibellinisch  Bd. I: 340, 342, 343, 345  Bd. II: 233 Gichtel, Johann Georg (1638–1710)  Bd. I: 222 Bd. II: 114 Gift  Bd. I: 256  Bd. II: 148, 362 Gildemeister, Emma Marie Félicie (1838–1920), geb. Meyer  Bd. I: 296  Bd. II: 190 Gildemeister, Félicie (1862–1944), gen. Lissy, verh. Susemihl  Bd. I: 296  Bd. II: 190 Gildemeister, Otto (1823–1902)  Bd. I: 38  Bd. II: 45, 190 Giottino (um 1324 – nach 1369), eig. Maso di Stefano  Bd. I: 87 Giotto di Bondone (1266/67–1337)  Bd. I: 87, 103  Bd. II: 69 Giselbert von Brunkhorst (gest. 1306), Erz­ bischof von Bremen  Bd. I: 61  Bd. II: 52 Giselbrecht siehe  Giselbert von Brunkhorst Gitschin, Jičín  Bd. I: 390  Bd. II: 307 Glagau, Otto (1834–1892)  Bd. II: 93, 353 Der Börsen- und Gründungs-Schwindel in Berlin  Bd. I: 164  Bd. II: 93 Glatz, Kłodzko  Bd. II: 148, 183, 200 Glatzer Kreisblatt  Bd. II: 200 Gleim, Ludwig (1719–1803)  Bd. II: 363 Glocke, Klingel  Bd. I: 5, 9, 11, 16, 27, 70, 147, 159, 236, 245, 250, 261, 308, 312, 314, 346, 358, 361, 373, 379  Bd. II: 25, 42 Glück, glücklich  Bd. I: 13, 16, 17, 23, 26, 31, 34, 35, 43, 48, 64, 65, 79, 81, 91, 94, 103– 107, 116–118, 127, 133, 135–138, 144, 145, 149, 151, 164, 166, 169, 172, 175, 176, 178, 181, 192, 197, 200–202, 207, 210, 212, 213, 226, 228–231, 233, 237, 238, 251, 253, 254, 257, 258, 260, 262, 263, 265–275, 278–280, 285, 286, 288, 289, 291, 292, 295, 300, 301, 306–309, 311–317, 319, 327–333, 340–342, 344, 352, 358, 360, 365–368, 371–373, 375, 379, 384, 386, 395, 402, 405, 407–409, 412, 417, 426  Bd. II: 23, 30, 42, 51, 69, 74, 101, 111, 123, 132, 154, 170, 174, 182, 184, 206, 215, 216, 249, 271 Gnade  Bd. I: 14, 53, 107, 170, 198, 358, 428  Bd. II: 50 Gneisenau, August Graf Neidhardt von (1760– 1831)  Bd. I: 424 Gneist, Rudolf von (1816–1895)  Bd. I: 385  Bd. II: 295 Gnitz  Bd. II: 106 Gnitz, Kammerherr von  Bd. I: 195, 196  Bd. II: 106 Goarshausen, Seraphine von  Bd. I: 313–318  Bd. II: 71, 204 Goeben, Familie von  Bd. I: 424

Register Goethe, Johann Wolfgang von (1749–1832)  Bd. I: 104, 105, 151, 158, 355, 361, 384, 427  Bd. II: 183, 202, 336, 361 Das Haidenröslein  Bd. II: 87 Der Fischer  Bd. I: 304  Bd. II: 196 Der König in Thule  Bd. II: 259 Die Geschwister  Bd. II: 80, 296, 375 Die Leiden des jungen Werthers  Bd. I: 384 Faust I  Bd. I: 133, 316  Bd. II: 80, 81, 83, 126, 145, 167, 197, 264 Faust II  Bd. I: 311  Bd. II: 203 Götz von Berlichingen  Bd. I: 384 Iphigenie auf Tauris  Bd. I: 106, 107, 120, 121, 158, 168  Bd. II: 72, 78, 80 Torquato Tasso  Bd. I: 158, 427  Bd. II: 91, 158, 361 West-östlicher Divan  Bd. I: 288  Bd. II: 178 Wilhelm Meisters Lehrjahre  Bd. I: 417  Bd. II: 345, 361 Goldammer, Peter (geb. 1921)  Bd. II: 186 Goldene Hochzeit  Bd. I: 277, 279  Bd. II: 168–171 Goldene Mitte, Maß  Bd. I: 354, 355  Bd. II: 253 Goldenes Zeitalter  Bd. I: 237 Goltz, Bogumil (1801–1870)  Bd. I: 278  Bd. II: 170 Gordon Cumming, Roualeyn (1820–1866)  Bd. I: 328 Five Years of a Hunter’s Life in the Far Interior of South Africa  Bd. II: 214 Görtzke, Familie von  Bd. I: 424 Göschel, Carl Friedrich (1784–1861) Der Croy-Teppich in Greifswald  Bd. I: 17  Bd. II: 19 Goßler, Conrad von (1769–1842)  Bd. II: 116 Goßner’sche Missionsgesellschaft  Bd. II: 181 Gotha  Bd. I: 189, 295, 296  Bd. II: 89, 105, 188 Gothaer Versicherung  Bd. I: 242  Bd. II: 139 Gothensee (Usedom)  Bd. I: 303  Bd. II: 196 Gotland  Bd. II: 41, 46, 50–52 Göttingen  Bd. I: 106, 365, 427  Bd. II: 363 Gottorf, Gottorp  Bd. I: 37  Bd. II: 35 Goulbier, Hobbyarchäologe in Schmöckwitz  Bd. I: 404  Bd. II: 332 Goulbier, Théodore François Edouard (1873– 1935)  Bd. II: 332 Gould, Jason (1836–1892)  Bd. I: 356  Bd. II: 258 Gouvernante, Erzieherin  Bd. I: 175, 176, 287, 288, 373  Bd. II: 176, 177 Gozzi, Carlo (1720–1806) Turandot  Bd. I: 147  Bd. II: 87 Gozzoli, Benozzo (1421/24–1497)  Bd. I: 122  Bd. II: 79

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Szenen aus dem Alten Testament  Bd. II: 79 Gramenz, Grzmiąca  Bd. II: 99, 108 Gramont, Herzogin von siehe Choiseul-Stainville, Béatrix de Granada  Bd. I: 390 Gransee  Bd. I: 328 Grässe, Johann Georg Theodor (1814–1885) Sagenbuch des Preußischen Staates  Bd. II: 42, 45, 46, 48, 49, 53, 54 Graumann, C., Hotelier im Mühlental in ­Thüringen  Bd. II: 188 Grautoff, Ferdinand Heinrich (1789–1832) Die Lübeckischen Chroniken in niederdeutscher Sprache  Bd. II: 41, 51 Graz  Bd. II: 219 Grazie, Grazien, grazil, graziös  Bd. I: 107, 149, 262, 265, 354, 384, 385, 402, 403, 413  Bd. II: 344 Greenwich  Bd. I: 7  Bd. II: 9 Greetsiel  Bd. I: 83, 91–93, 95, 99  Bd. II: 56, 57, 63 Gregor VII. (1025/30–1085), Papst  Bd. I: 372  Bd. II: 236, 274 Greifen, Familie, Herzöge von Pommern  Bd. II: 16, 20, 27 Greifswald  Bd. I: 167  Bd. II: 19, 20, 102, 108, 222, 242 Grell, August Eduard (1800–1886)  Bd. I: 262  Bd. II: 156 Grey, John, of Groby (um 1432–1461)  Bd. I: 11 Bd. II: 11 Griechenland, Griechen  Bd. I: 78, 121, 122, 213, 354  Bd. II: 74, 78, 239 Griesinger, Familie  Bd. I: 236 Grimm, Ferdinand (1806–1895)  Bd. I: 158, 168  Bd. II: 91 Grimm, Jakob (1785–1863) und Wilhelm (1786–1859) Das Märchen vom tapferen Schneiderlein  Bd. II: 262 Hänsel und Gretel  Bd. II: 144 Grimnitz  Bd. I: 259  Bd. II: 152 Grobe (Usedom)  Bd. II: 24 Grolmann, Familie von  Bd. I: 424 Groningen  Bd. I: 39, 40, 45, 58–60, 92  Bd. II: 52 Grönland, Grönländer  Bd. I: 177, 178, 197  Bd. II: 94, 101 Gropius, Julie (1837–1889), geb. de Greiff  Bd. I: 336, 337  Bd. II: 225, 226 Gropius, Martin (1824–1880)  Bd. II: 226, 334 Großbeeren  Bd. I: 383, 420  Bd. II: 292, 348 Großbritannien  Bd. II: 116, 133, 136, 156, 227, 306

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Verzeichnisse

Großer See (Marienfließ), Jezioro Marianowskie Bd. I: 19, 21  Bd. II: 21 Grosser, Julius (1828–1902)  Bd. II: 100, 101, 352, 353 Grote, Grafen von  Bd. I: 232  Bd. II: 120 Gruft  Bd. I: 227, 285, 336, 337, 358, 420, 427  Bd. II: 261, 348, 376 Gründerkrach  Bd. I: 199, 234  Bd. II: 93, 126, 127, 353 Gudmarsen/Gudmunsen, Lauge, Mörder ­Eriks IV. von Dänemark  Bd. I: 37  Bd. II: 35 Guelfen, guelfisch  Bd. II: 233 Guiccioli, Teresa Gamba Gräfin (1800–1873)  Bd. II: 238 Guinegate  Bd. II: 8 Gundermann, Familie  Bd. I: 236  Bd. II: 130 Gundershausen, Familie  Bd. I: 236  Bd. II: 130 Gurlitt, Fritz (1854–1893)  Bd. I: 269, 407  Bd. II: 162, 338 Gury, Jean Pierre (1801–1866) Compendium theologiae moralis  Bd. I: 118 Bd. II: 76 Gustav II. Adolf (1594–1632), König von Schweden  Bd. I: 157, 345  Bd. II: 28, 73, 79, 239, 240 Gustav-Adolf-Stiftung  Bd. I: 140  Bd. II: 85, 239, 240 Gustel  Bd. I: 311, 312 Gutzkow, Karl (1811–1878)  Bd. I: 187  Bd. II: 105 Die neuen Serapionsbrüder  Bd. II: 105 Die Ritter vom Geiste  Bd. I: 350  Bd. II: 247 Uriel Acosta  Bd. I: 315  Bd. II: 92, 206, 212 Gützlaff, Karl (1803–1851)  Bd. I: 168  Bd. II: 93 Guyenne, Aquitanien  Bd. I: 337  Bd. II: 7, 227 Gymnasium  Bd. I: 151, 329, 426  Bd. II: 92, 239, 249, 304, 354 Hacke, Familie von  Bd. I: 424 Hademar, Familie von  Bd. I: 196, 198 Hagedorn, Friedrich (1708–1754) Johann, der Seifensieder  Bd. I: 237  Bd. II: 131, 132 Hagel  Bd. I: 243 siehe auch  Neue Berliner Hagelassecuranz-Gesellschaft Hagelberg  Bd. I: 335  Bd. II: 255 Hagen, Dr.  Bd. II: 292 Hagen, Hugo (1818–1871)  Bd. II: 333, 336 Hahn, Familie von  Bd. I: 198  Bd. II: 108 Hahn, Cuno Graf  Bd. I: 198 Hahn, Luise Wilhelmine von (1805–1833), verh. Gräfin von Voß  Bd. II: 113

Hahn, Werner (1816–1890)  Bd. II: 194, 355 Hahnemann, Samuel (1755–1843)  Bd. I: 148  Bd. II: 88, 191 Håkon VI. (gest. 1380), König von Schweden und Norwegen  Bd. II: 40 Halkett, Hugh von (1783–1863)  Bd. I: 228, 229, 232  Bd. II: 117, 118, 120 Hall, Carl Christian (1812–1888)  Bd. I: 369  Bd. II: 272 Halle (Saale)  Bd. I: 51, 345  Bd. II: 240 Hallische Jahrbücher für deutsche Wissenschaft und Kunst  Bd. II: 282 Halsmühlen  Bd. I: 63  Bd. II: 53 Halsmühlen, Nicolaus von siehe Störtebeker, Klaus Hamburg, Hamburger  Bd. I: 36, 38, 40–45, 49, 52, 54, 59, 60, 62, 63, 70, 71, 73, 87, 92, 96, 129, 327, 392  Bd. II: 33, 40–49, 52, 53, 56, 59, 66, 82, 108, 131, 147, 166, 167, 214, 223, 288, 312, 337 Hampelbaude  Bd. I: 317  Bd. II: 208 Hampton Court  Bd. I: 7, 8  Bd. II: 5, 9 Handelsministerium  Bd. II: 92, 247, 252, 264 Hanka  Bd. I: 108, 263  Bd. II: 74, 154, 157 Hanke, Henriette (1785–1862), geb. Arndt Ehen werden im Himmel geschlossen  Bd. II: 204 Hannibal (247/46–183 v. Chr.)  Bd. II: 106 Hannover  Bd. I: 106, 231, 327, 367, 412  Bd. II: 116–121, 271, 289 Hanse  Bd. I: 27, 38–43, 45, 46–49, 53–56, 58, 59, 61, 65, 67, 70, 76, 83, 86, 91, 92, 94– 96  Bd. II: 38, 40, 41, 45, 47, 48, 50, 56, 57 Hansemann, David (1790–1864)  Bd. II: 334 Hansische Geschichtsblätter  Bd. II: 42, 44 Hansischer Geschichtsverein  Bd. II: 20, 47 Hardenberg, Carl August Fürst von (1750–1822) Bd. II: 106, 237 Harlingerland  Bd. II: 49, 246 Harnisch, Egbert, Theologe, Bekannter F.s  Bd. II: 177 Harnisch, Wilhelm (1787–1864) Mein Lebensmorgen  Bd. I: 287  Bd. II: 177 Hartwich, Emil (1843–1886)  Bd. II: 246 Harwich  Bd. I: 287, 288  Bd. II: 177 Harz  Bd. I: 86, 287, 336, 337, 392  Bd. II: 20, 47, 17, 118, 196, 226–228 Harzburg  Bd. I: 341  Bd. II: 236 Haseldorf  Bd. I: 367, 368  Bd. II: 271 Hasenbaude  Bd. I: 317  Bd. II: 208 Hassan  Bd. I: 86 Hastings, Schlacht bei  Bd. I: 437 Hastings, Anne, verh. mit George Talbot, 4th Earl of Shrewsbury  Bd. II: 10

Register Hastings, Warren (1732–1818)  Bd. I: 238 ­ Bd. II: 133 Hatzfeldt zu Trachenberg, Familie von  Bd. II: 155, 215 Haucharnoi, Familie von  Bd. I: 424 Hausen, Leutnant von  Bd. I: 425 Havanna  Bd. I: 251 Havel  Bd. I: 205, 398  Bd. II: 84, 86, 108, 115, 165, 244, 270, 281, 322, 323, 348 Havelberg  Bd. II: 147, 148 Haverland, Anna (1854–1908)  Bd. I: 121  Bd. II: 78, 348, 349 Hawaii  Bd. II: 114 Haynel, W., Verlagsbuchhändler in Emden  Bd. I: 38  Bd. II: 45, 48 Hebe Attena (gest. 1449)  Bd. I: 97, 99  Bd. II: 61, 62 Hegel, Georg Wilhelm Friedrich (1770–1831)  Bd. II: 187 Hehn, Victor (1813–1890)  Bd. II: 237, 238 Italien. Ansichten und Streiflichter  Bd. II: 237 Hehnchen, Victor  Bd. I: 342, 343  Bd. II: 237 Heiberg, Johan Ludvig (1791–1860) Elverhöj  Bd. I: 301  Bd. II: 195 Heide  Bd. I: 76, 231, 301, 353 Heidelberg  Bd. II: 71 Heil dir im Siegerkranz  Bd. I: 341  Bd. II: 234 Heilborn, Ernst (1867–1942)  Bd. I: XXVIII, XXX, 277, 278, 297–306, 337  Bd. II: 17, 168, 192, 228–230 Heine, Heinrich (1797–1856)  Bd. I: 343, 355, 384, 421  Bd. II: 119 Buch der Lieder  Bd. II: 78 Der Rabbi von Bacharach  Bd. II: 261 Deutschland. Ein Wintermärchen  Bd. II: 238 Die Loreley  Bd. I: 119  Bd. II: 78 Elementargeister  Bd. II: 194 Pomare  Bd. II: 130, 158 Reise von München nach Genua  Bd. II: 350 Romanzero  Bd. II: 130, 158 Heinrich (1726–1802), Prinz von Preußen  Bd. I: 435  Bd. II: 226, 369 Heinrich IV. (1050–1106), deutscher König, römischer Kaiser  Bd. II: 236 Heinrich IV. (1366–1413), König von England  Bd. II: 6 Heinrich IV. (1553–1610), König von Navarra, König von Frankreich  Bd. I: 18, 28, 156  Bd. II: 13, 20 Heinrich VI. (1421–1471), König von England  Bd. II: 31 Heinrich VII. (1457–1509), König von England  Bd. I: 6, 11–13  Bd. II: 7, 9, 11

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Heinrich VIII. (1491–1547), König von England  Bd. I: 6, 9, 12, 13  Bd. II: 3–5, 7–9, 11–14, 28 Heinrichsbaude siehe Prinz-Heinrich-Baude Heinrichsdorf, Siemczyno  Bd. I: 23  Bd. II: 24 Heinz  Bd. I: 277, 295 Helene  Bd. I: 175, 176, 255, 256, 278  Bd. II: 166 Helfft, H.  Bd. I: 174  Bd. II: 96 Helfft, Hermann Ludwig (1819–1869)  Bd. II: 96 Berg und Thal  Bd. II: 97 Handbuch der Balneotherapie  Bd. II: 96 Meran  Bd. II: 96 Helfft, Julius Eduard Wilhelm (1818–1894)  Bd. II: 96 Helgoland  Bd. I: 41, 42, 54, 59, 60, 92, 94–96  Bd. II: 41, 53 Heliogabal siehe Elagabal Heliotrop  Bd. I: 402  Bd. II: 329 Heller, Carl Christian (1770–1837) Chronik der Stadt Wolgast  Bd. I: 18  Bd. II: 21 Helmholtz, Hermann von (1821–1894)  Bd. I: 268, 269, 391  Bd. II: 162, 310 Héloïse (um 1100–1164)  Bd. I: XIX, 66, 89  Bd. II: 54 Hemoth, Fräulein  Bd. I: 104 Henckel Donnersmarck, Leo Amadeus Briefe der Brüder Friedrichs des Großen an General Henckel von Donnersmarck  Bd. II: 65, 189 Hendrichs, Hermann (1809–1871)  Bd. I: 111  Bd. II: 74 Henneberg, Dr.  Bd. I: 271, 273  Bd. II: 166 Henneberg, Grafen von  Bd. II: 166 Henneberg, Ludwig (1797–1872)  Bd. II: 166 Henneberg, Otto von (gest. um 1245), gen. Otto von Botenlouben  Bd. II: 166 Henneberg, Rudolf (1825–1876)  Bd. II: 166 Hennicke, Baumeister, Hausbesitzer in Berlin  Bd. I: 134  Bd. II: 83 Hennig, Gustav Adolph (1797–1869)  Bd. I: 404  Bd. II: 330, 351 Henning von Treffenfeld, Familie von  Bd. I: 424 Herder, Johann Gottfried (1744–1803) Quatimozin  Bd. I: 135  Bd. II: 84 Röschen auf der Heide  Bd. II: 87 Volkslieder  Bd. I: 301  Bd. II: 195, 196 Heringsdorf  Bd. I: 297, 346  Bd. II: 42, 193, 196, 242 Hero Attena (gest. 1410/11)  Bd. I: 97  Bd. II: 62 Herodot (Herodotos, nach 490 – um 425 v. Chr.) Historiai  Bd. II: 249 Herrlich, Karl (1822–1903)  Bd. I: 30  Bd. II: 26

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Verzeichnisse

Herrnhut, Herrnhuter  Bd. I: 197, 307, 315  Bd. II: 94, 101, 109, 110, 206 Hertefeld, Louise Friederike Henriette von (1750–1806)  Bd. II: 290 Hertel, Peter Ludwig (1817–1899)  Bd. II: 342 Hertha  Bd. I: 268 Hertz, Hans (1848–1895)  Bd. I: 60  Bd. II: 43, 44, 50, 52, 327 Hertz, Heinrich (1857–1894)  Bd. II: 162 Hertz, Wilhelm (1822–1901)  Bd. II: 15, 19, 43, 66, 68, 107, 195, 231, 327 Herwarth von Bittenfeld, Familie von  Bd. I: 424 Herwegh, Georg (1817–1875)  Bd. I: 340, 345, 346, 376, 427  Bd. II: 82, 231, 232, 240, 282, 362 Auch diess gehört dem König  Bd. I: 346  Bd. II: 232 Aufruf  Bd. I: 346  Bd. II: 240 Aus den Bergen  Bd. I: 124, 126  Bd. II: 82 Der Freiheit eine Gasse!  Bd. I: 124, 126  Bd. II: 82 Gedichte eines Lebendigen  Bd. II: 82, 232, 282, 362 Gegen Rom  Bd. I: 340, 346  Bd. II: 232 Herzberg  Bd. II: 229 Herzmund  Bd. I: 298, 418  Bd. II: 194, 346 Herzog, Hermann, Textilunternehmer  Bd. I: 360  Bd. II: 263 Hesekiel, George (1819–1874)  Bd. II: 155, 279 Hesekiel, Ludovica (1847–1889)  Bd. I: XI Hessen  Bd. II: 118, 261, 294 Heuer & Kirmse, Verlag  Bd. I: 198 Heveller  Bd. I: 420  Bd. I: 348 Hexe  Bd. I: 16, 18, 22, 23, 26, 123, 133  Bd. II: 6, 18, 21, 22, 29, 80 Heyden, von, 1755 Leutnant der preußischen Armee  Bd. II: 376  Bd. II: 278 Heyden, August von (1827–1897)  Bd. I: 104  Bd. II: 70 Heydt, August von der (1801–1874)  Bd. I: 365  Bd. II: 267 Heyse, Julie (1788–1863), geb. Saaling  Bd. II: 269 Heyse, Karl Wilhelm (1797–1855)  Bd. II: 269 Heyse, Paul (1830–1914)  Bd. I: 158, 384, 427  Bd. II: 179, 195, 269, 294, 347, 362 Der Roman der Stiftsdame  Bd. I: 74  Bd. II: 56 Der Salamander. Ein Tagebuch in Terzinen  Bd. II: 197 Hickethier, Alfred  Bd. I: 255, 256 Hickethier, G., Verleger  Bd. II: 147 Hickethier, Helene  Bd. I: 255, 256 Hieronymus von Prag (nach 1370–1416)  Bd. II: 56

Hildebrandt, Korbwarenfabrikant  Bd. I: 245 Hildebrandt, Theodor (1791–1872)  Bd. I: 418  Bd. II: 345 Hildegard  Bd. I: 196, 199, 228, 272  Bd. II: 167 Hinckeldey, Carl von (1805–1856)  Bd. I: 343  Bd. II: 238 Hindersin, Gustav von (1804–1872)  Bd. II: 247 Hintze, Hans  Bd. I: 250  Bd. II: 144 Hippokrates (um 460 – um 370 v. Chr.)  Bd. I: 240  Bd. II: 137 Hirsch, Familie  Bd. II: 354 Hirschberger Tal, Kotlina Jeleniogórska  Bd. I: 314  Bd. II: 205 Hisko Abdena (gest. 1427)  Bd. II: 46, 56 Hittorf, Jakob Ignaz (1792–1867) De l’architecture polychrôme chez les Grecs  Bd. II: 97 Hitzig, Friedrich (1811–1881)  Bd. II: 170, 334 Hochzeit, Trauung  Bd. I: 18, 46–48, 174, 179, 195–197, 202, 206, 233, 240, 256, 285, 297, 309, 312, 316, 317, 330, 332, 333, 365–369, 374, 389, 404  Bd. II: 8, 19, 20, 97, 123, 134, 148, 177, 191, 196, 289, 336, 343 Hochzeitsreise  Bd. I: 116, 277, 285, 310 Hödel, Max (1857–1878)  Bd. II: 254 Hofendorf, Oberst von  Bd. I: 425 Hoffmann, August Gotthelf (1844–1924)  Bd. II: 245 Hoffmann, Ernst Theodor Amadeus (1776–1822) Der goldene Topf  Bd. II: 203 Hoffmann von Fallersleben, Heinrich (1798– 1874) Das Lied der Deutschen  Bd. II: 91 Hofmeister, 1876–81 Schauspielerin in Berlin  Bd. I: 418  Bd. II: 345 Hofprediger  Bd. I: 105, 107, 166, 180  Bd. II: 72, 164, 305 Hogarth, William (1697–1764)  Bd. I: 323 Hohe Tatra  Bd. II: 199 Hohenfriedberg, Dobromierz  Bd. I: 424, 425  Bd. II: 234, 356, 358 Hohenlohe-Schillingsfürst, Familie  Bd. I: 174  Bd. II: 97 Hohenzollern, Familie  Bd. I: 203, 346  Bd. II: 107, 109, 156, 244, 359 Hohenzollern-Sigmaringen, Karl Anton Fürst von (1811–1885)  Bd. II: 115, 119 Hohlheit, hohl  Bd. I: 103, 105, 198, 236, 265, 267  Bd. II: 129, 281 Holberg, Ludvig (1684–1754) Dänische Reichs-Historie  Bd. I: 35, 39  Bd. II: 29, 30–35, 52, 201 Holland, Holländer  Bd. I: 45, 46, 49, 56, 58, 70, 73, 86, 88, 89, 92, 154, 314, 316  Bd. II: 41, 45, 61

Register Holler, Familie von  Bd. I: 424 Holsteinische Schweiz  Bd. I: 392  Bd. II: 313 Holsten, Familie  Bd. I: 368 Holtze, Friedrich (1855–1929)  Bd. II:   43, 44, 187 Holtze, Friedrich Wilhelm (1820–1901)  Bd. I: 30  Bd. II: 17, 19, 26, 39, 43 Holzenbeck, Major von  Bd. I: 354 Holzenbeck, Professor von  Bd. I: 354 Homer (8. Jh. v. Chr.)  Bd. I: 78 Ilias  Bd. II: 74 Homöopathie  Bd. I: 142, 148, 396  Bd. II: 87, 88, 191, 320 Honrath & van Baerle, Kunsthandlung  Bd. I: 269, 407  Bd. II: 162, 338 Hopfen, Hans Ritter von (1835–1914), eig. Hans Mayer Gedichte  Bd. I: 233  Bd. II: 124 Hoppegarten  Bd. I: 352  Bd. II: 250, 252 Horaz (Q. Horatius Flaccus, 65–8 v. Chr.)  Bd. I: 135, 355  Bd. II: 56 Carmina (Oden)  Bd. II: 89 Hornung, Katharina (fl. 1525), geb. Blankenfeld  Bd. II: 166 Horwitz, Heinrich Joseph (1829–1899)  Bd. I: 233  Bd. II: 125 Hosemann, Theodor (1807–1875)  Bd. I: 295  Bd. II: 189 Howaldt, Georg (1841–1909)  Bd. II: 191 Howard, Familie  Bd. I: 14  Bd. II: 5, 12, 14 Howard, Catherine (um 1524–1542), Königin von England  Bd. I: 14, 15  Bd. II: 12, 14 Howard, Edmund (um 1478–1539)  Bd. I: 14, 17  Bd. II: 14 Howard, Elizabeth (um 1480–1538)  Bd. I: 17  Bd. II: 14 Howard, Henry (1517–1547), Earl of Surrey  Bd. I: 17  Bd. II: 13, 14 Howard, Thomas (1443–1524), 2nd Duke of Norfolk  Bd. I: 17  Bd. II: 14 Howard, Thomas (1473–1554), 3rd Duke of Norfolk  Bd. I: 17  Bd. II: 14 Huber, Prediger  Bd. I: 279 Hübner, Theodor (1825–1897)  Bd. II: 85 Huckethier  Bd. I: 255 Hudson, George (1800–1871)  Bd. I: 164  Bd. II: 93 Hugenotten  Bd. II: 20, 27, 101, 171, 172, 294 Hugenottenkriege  Bd. II: 17, 27 Hugo  Bd. I: 235, 271–276, 397  Bd. II: 162, 168 Hugo von Stockholm  Bd. I: 52, 54, 60, 66  Bd. II: 38, 49, 50 Huitfeldt, Familie von  Bd. I: 366, 367, 369  Bd. II: 271 Huitfeldt, Becka siehe  Schilden, Frederikke Juliane von

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Huitfeldt, Matthias Wilhelm (1725–1803)  Bd. I: 368  Bd. II: 271 Hull  Bd. I: 7  Bd. II: 8 Humber  Bd. II: 8 Humboldt, Caroline von (1766–1829), geb. von Dacheröden  Bd. I: 203  Bd. II: 110 Humboldt, Wilhelm von (1767–1835)  Bd. I: 401  Bd. II: 110, 328 Hund  Bd. I: 22, 23, 142, 143, 144, 162, 245, 264, 357, 425  Bd. II: 22, 154, 157, 333 Hundertjähriger Krieg  Bd. II: 7, 19, 56 Hünerbein, Familie von  Bd. I: 424 Hus, Jan (um 1371–1415)  Bd. I: 66, 72  Bd. II: 54, 56 Husum  Bd. II: 186 Hypnose  Bd. I: 314 Ibsen, Henrik (1828–1906) Gespenster  Bd. II: 96 Idee  Bd. I: 67, 103, 223, 340–346, 354, 355, 388  Bd. II: 68, 100, 213, 230–239, 255, 283, 289, 304 Idstedt, Isted  Bd. I: 328  Bd. II: 215 Ihlow, Familie von  Bd. I: 424 Ihna, Ina  Bd. I: 21  Bd. II: 21 Ile d’Oléron  Bd. II: 228 Ilium siehe Troja Illusion  Bd. I: 360, 361 Illustrierte aeronautische Mitteilungen  Bd. II: 248 Indien  Bd. II: 133, 138 Ingenieur  Bd. I: 214, 331  Bd. II: 73, 219, 311, 340 Inkerman  Bd. II: 136 Inn- und Knyphausen, Familie zu  Bd. I: XX, 42, 46, 121 Inn- und Knyphausen, Edzard Graf zu (1827– 1908)  Bd. I: 38  Bd. II: 45, 48, 121 Inn- und Knyphausen, Pauline Gräfin zu (1826– 1854), verh. von Krosigk  Bd. II: 46 Innere Mission siehe Mission Innozenz III. (1160/61–1216), Papst  Bd. II: 274 Innozenz IV. (um 1195–1254), Papst  Bd. I: 36  Bd. II: 33 Inquisition  Bd. I: 22, 156, 222  Bd. II: 240 Insel  Bd. I: 18, 42, 48, 59, 60, 62, 72, 77, 82, 86, 91, 140, 152, 154, 155, 218, 257, 258, 278, 288, 369, 376, 406  Bd. II: 20, 41, 42, 48, 50, 52, 57, 58, 86, 89, 90, 106, 114, 121, 126, 150, 167, 170, 178, 181, 193, 194, 196, 207, 214, 252, 272, 281, 336 Insterburg, Černjahovsk  Bd. II: 86 Interlaken  Bd. I: 243  Bd. II: 349 international siehe kosmopolitisch Inverness  Bd. I: 239  Bd. II: 136

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Verzeichnisse

Inzest  Bd. I: 293  Bd. II: 57, 180, 201 Ipswich  Bd. II: 11 Iser, Wolfgang (1926–2007)  Bd. I: XXI Island  Bd. II: 194 Istanbul  Bd. I: 244  Bd. II: 140 Italien, italienisch  Bd. I: 31, 32, 51, 64, 73, 93, 141, 158, 167, 226, 234, 239, 265, 268, 274, 275, 277, 285, 288, 298, 314, 333, 342, 343, 354, 372, 378, 402, 403, 423  Bd. II: 13, 76, 77, 86, 99, 146, 169, 219, 227, 233, 238, 289, 294, 328, 329, 330, 340, 351 Itzehoe  Bd. I: 390  Bd. II: 307 Itzenplitz, Familie von  Bd. I: 424  Bd. II: 124, 188 Ivanov, Dmitrij Die Russen in Turkestan  Bd. I: 184  Bd. II: 104 Jacobshagen, Dobrzany  Bd. I: 19, 21  Bd. II: 21 Jacoby, Johann (1805–1877)  Bd. I: 389  Bd. II: 306 Jade, Jadebusen  Bd. I: 61  Bd. II: 52, 55 Jagd  Bd. I: 14, 24, 26, 27, 46, 53, 142–144, 233, 259, 313, 317, 328, 338, 374, 404  Bd. II: 18, 87, 106, 152, 220, 246, 251, 333 Jagetzow, Leutnant von  Bd. I: 195, 196 Jagor, Andreas Fedor (1817–1900)  Bd. II: 138 Singapore, Malacca, Java  Bd. II: 138 Reisen in den Philippinen  Bd. II: 138 Jagorski, Rudolf von  Bd. I: 241–244  Bd. II: 137–139 Jagow, Familie von  Bd. II: 106 Jahn, Friedrich Ludwig (1778–1852)  Bd. I: 157 Bd. II: 90, 91, 246 Jakob I. (1566–1625), König von England und Schottland  Bd. II: 11 Jakob IV. (1473–1513), König von Schottland  Bd. II: 14 Jänicke, Johann (1748–1827)  Bd. II: 103 Jannasch, Schauspielerin  Bd. I: 289  Bd. II: 179 Jätefrau  Bd. I: 33, 335 Java  Bd. II: 76, 138 Jean d’Arras (fl. 1392/93) Roman de Mélusine  Bd. II: 190 Jean Paul (1763–1825), eig. Johann Paul Friedrich Richter  Bd. I: 158 Jeanne d’Arc (1412–1431), gen. La Pucelle, die Jungfrau von Orleans  Bd. I: 6, 18, 120, 301, 420  Bd. II: 7, 17, 19, 20, 29, 78, 93, 348, 349 Jena  Bd. I: 178, 345  Bd. II: 102, 361 Jena und Auerstedt, Schlacht bei  Bd. I: 376, 424  Bd. II: 102, 280, 356 Jensen, Jens  Bd. I: 297 Jerez de la Frontiera  Bd. II: 13

Jersey  Bd. I: 298  Bd. II: 194 Jerusalem  Bd. I: 115  Bd. II: 76, 107, 181, 249 Jesuiten, Societas Jesu  Bd. I: 118, 180, 341  Bd. II: 103, 147, 236 Jesus Christus  Bd. I: 21, 27, 53, 136, 200, 241, 303, 357  Bd. II: 105, 134, 181, 139, 196 Jever  Bd. II: 51, 55 Joachim I. (1484–1535), Kurfürst von Brandenburg  Bd. I: 270  Bd. II: 165, 166 Joachim II. Hector (1505–1571), Kurfürst von Brandenburg  Bd. I: 136, 270  Bd. II: 28, 72, 84, 165, 166, 244 Joachim, Joseph (1831–1907)  Bd. I: 402  Bd. II: 329 Joachimsthal  Bd. II: 152 Jochnus  Bd. I: 144–146 Johann  Bd. I: 108, 127, 129, 150, 154, 165, 168, 237  Bd. II: 31, 132 Johann (1782–1859), Erzherzog von Österreich  Bd. II: 119 Johann Friedrich (1542–1600), Herzog von Pommern-Stettin  Bd. I: 30  Bd. II: 20, 24 Johann Friedrich I. (1468–1532), Kurfürst von Sachsen, gen. Johann der Beständige  Bd. II: 13 Johann II. (gest. 1416), Herzog zu Mecklenburg  Bd. II: 50 Johann IX. Philipp von Waldersdorff (1701– 1768), Erzbischof von Trier  Bd. II: 276 Johann Georg (1525–1598), Kurfürst von Brandenburg  Bd. II: 72, 152 Johanna I. von Anjou (um 1326–1382), Königin von Neapel, Gräfin der Provence  Bd. I: 61  Bd. II: 52, 61 Johannistag  Bd. I: 316  Bd. II: 206, 207 Johanniter-Wochenblatt siehe  Wochenblatt der Johanniter-Ordens-Balley Brandenburg Johanniterorden, Johanniterritter  Bd. I: 196, 226  Bd. II: 26, 107, 110 Johnie  Bd. I: 357 Jolles, Charlotte (1909–2003)  Bd. I: XXIX, XXXI, XXXIII  Bd. II: 3, 15, 17, 29, 32, 34, 36, 60, 64, 95, 98, 115, 122, 126, 128–131, 134, 137, 141–144, 146, 148, 149, 151–153, 159–161, 169, 171, 173, 175, 176, 178–180, 182, 184, 188, 189, 198, 202, 203, 208, 210, 212, 213, 215, 216, 217, 219–225, 228, 230, 241, 245, 253, 255, 257–259, 261, 262, 265, 266, 268, 269, 273–275, 278–280, 284. 286, 289–291, 296, 298, 300, 301, 303–323, 327, 329–332, 335, 337, 339, 341–343, 347, 350– 352, 355–357, 360, 364, 367–375 Jonas, Justus (1493–1555)  Bd. II: 113 Jordan, Wilhelm (1819–1904)  Bd. I: 140  Bd. II: 86

Register Joseph  Bd. I: 57, 127, 128, 165, 175, 176, 329  Bd. II: 93, 216 Joseph II. (1741–1790), Erzherzog von Österreich, römischer Kaiser  Bd. II: 74 Joséphine (1763–1814), Kaiserin der ­Franzosen, geb. de Tascher de la Pagerie, verh. de ­Beauharnais, verh. Bonaparte  Bd. I: 377  Bd. II: 287 Jude, jüdisch, Judentum  Bd. I: 65, 121, 146, 199, 200–202, 204, 205, 226, 269, 271, 308, 357, 406, 422, 423  Bd. II: 78, 85, 93, 99, 106, 109, 163, 166, 184–186, 200, 205, 206, 237, 240, 241, 243, 256, 260, 261, 321, 350–354, 360 Jüdischer Krieg  Bd. II: 249 Juist  Bd. I: 18, 62, 68, 77, 91, 92, 93, 95 Julin  Bd. I: 86  Bd. II: 57 siehe auch Vineta Julirevolution  Bd. II: 116 Julius II. (1443–1513), Papst  Bd. I: 13  Bd. II: 12 Junggeselle, Garçon  Bd. I: 105, 203, 354, 357, 393  Bd. II: 110 Junghegelianer  Bd. I: 292, 293  Bd. II: 187 Jungingen, Konrad von (um 1355–1407)  Bd. I: 59  Bd. II: 46 Jürgen Holmes  Bd. I: 51 Jussupov, Familie  Bd. I: 267  Bd. II: 158 Justizrat, Justizkommissar  Bd. I: 177, 180, 193, 195, 196, 201, 212, 213, 223, 392  Bd. II: 105, 311 Jütland, Jylland  Bd. I: 34, 35, 82, 332, 366, 368, 369, 371, 372  Bd. II: 31, 57, 242, 270, 271, 273, 274 Kahlden, General von  Bd. I: 424 Kainz, Josef (1858–1910)  Bd. I: 134 Kairo  Bd. I: 24, 315 Kaiser-Franz-Garde-Grenadier-Regiment  Bd. I: 107  Bd. II: 73, 204, 205, 285 Kaiserswerth  Bd. II: 172 Kalākaua, David (1836–1891), eig. David La’amea Kamanakapu’u Mahinulani Nalaiae­huokalani Lumialani Kalākaua, ­König von Hawaii  Bd. I: 218  Bd. II: 114 Kalckreuth, Familie von  Bd. I: 424 Kalisch, David (1820–1872)  Bd. I: 416  Bd. II: 344 Kalisch, Kalisz  Bd. I: 261, 262  Bd. II: 156 Kambodscha  Bd. II: 337 Kamerun  Bd. II: 77 Kampanien  Bd. II: 56 Kanarienvogel  Bd. I: 264, 280, 309 Kant, Immanuel (1724–1804)  Bd. I: 106, 344 Kantor  Bd. I: 261, 262  Bd. II: 154

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Kantzow, Thomas (um 1505–1542) Pomerania  Bd. I: 17  Bd. II: 18 Kap St. Vincent, Cabo de São Vicente  Bd. I: 60, 90  Bd. II: 49 Kapstadt  Bd. I: 328 Karl (1712–1780), Prinz von Lothringen und Bar  Bd. II: 235, 242 Karl (1785–1837), Herzog zu Mecklenburg-­ Strelitz  Bd. I: 424  Bd. II: 102 Karl (747/48–814), König der Franken, ­römischer Kaiser, gen. Karl der Große  Bd. II: 243 Karl I. (1600–1649), König von England, Schottland und Irland  Bd. II: 157 Karl II. (1630–1685), König von England, Schottland und Irland  Bd. II: 157 Karl V. (1500–1558), deutscher König, König von Spanien, römischer Kaiser  Bd. I: 16, 17  Bd. II: 4, 12, 13 Karl IX. (1550–1574), König von Frankreich  Bd. II: 19, 20 Karl & Faber, Auktionshaus  Bd. II: 36, 64, 116, 220, 230, 320, 350 Karl August (1757–1828), Herzog von Sachsen-­ Weimar-Eisenach  Bd. II: 361 Karl Wilhelm Ferdinand (1735–1806), Herzog von Braunschweig und Lüneburg-Wolfenbüttel  Bd. II: 290, 356 Karl X. Gustav (1622–1660), König von Schweden  Bd. II: 31, 32 Karlsbad, Karlovy Vary  Bd. I: 369  Bd. II: 96 Karlsbader Beschlüsse  Bd. II: 280, 282, 283 Karpeles, Gustav (1848–1909)  Bd. II: 18, 68, 69, 100, 109, 116, 117, 198, 202 Karriere  Bd. I: 103–105, 151, 168, 265, 299, 313, 314, 318, 386, 389 Karsch, Anna Louisa (1722–1791), geb. Dürbach Bd. I: 427  Bd. II: 363 Kasimir VI. (1557–1605), Herzog von Pommern, Bischof von Cammin  Bd. I: 30, 31  Bd. II: 24 Kategorischer Imperativ  Bd. I: 344 Katharina von Aragon (1485–1536), Königin von England  Bd. I: 7, 8, 10, 11, 12, 16  Bd. II: 3, 4, 8, 9, 11 Katharina von Medici (1519–1589), Königin von Frankreich  Bd. I: 18, 28, 32  Bd. II: 20, 28 Katholiken, katholisch, Katholizismus  Bd. I: 24, 104–107, 109, 113, 117, 118, 128, 130, 146, 152, 172, 176, 177, 204, 229, 278, 303, 313, 323, 324, 336, 337, 340  Bd. II: 3, 24, 27, 70, 71, 76, 135, 145, 155, 166, 200, 233, 236, 256, 283

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Verzeichnisse

Katte, von  Bd. I: 357, 358  Bd. II: 259–261 Katte, Hans Hermann von (1704–1730)  Bd. II: 261 Kattegat  Bd. I: 59  Bd. II: 52 Kattowitz, Katowice  Bd. I: 74  Bd. II: 97, 199 Katz, von  Bd. I: 357, 358  Bd. II: 259–261 Katz, Moritz, Verleger  Bd. II: 260 Katzbach, Schlacht an der  Bd. II: 96 Katze  Bd. I: 21–25, 27, 29, 159, 246  Bd. II: 22, 23 Kegelbahn, Kegel  Bd. I: 119, 123, 124, 126, 154, 163, 165, 169, 173, 235, 236, 242, 250, 287  Bd. II: 80, 82, 129 Kehler, Richard von (1866–1943)  Bd. II: 184, 185, 193 Keil, Ernst (1816–1878)  Bd. I: 257  Bd. II: 149 Keitel, Walter, Literaturwissenschaftler  Bd. I: XXXIV f.  Bd. II: 17, 95, 103, 151, 189, 257, 301, 379 Keith, Peter Karl Christoph von (1711–1756)  Bd. I: 424 Keller, Gottfried (1819–1890) Martin Salander  Bd. II: 181 Romeo und Julia auf dem Dorfe  Bd. II: 143 Keno II. tom Brok (gest. 1417)  Bd. I: 39–41, 45–49, 52, 53, 57–59, 61, 63, 65–67, 73, 87, 88, 92, 93, 97, 99  Bd. II: 38, 45, 46, 48, 60, 61 Kerssenbrook, Rittmeister von  Bd. I: 105  Bd. II: 72 Kessel, Familie von  Bd. I: 424 Kettenburg, Kuno August Peter von der (1811– 1882)  Bd. II: 71 Kettenburg, Kuno Maximilian Philipp Ludwig von der (1838–1907)  Bd. II: 71, 72, 145 Kettlitz, Näherin  Bd. I: 108, 127, 154 Kew Gardens  Bd. I: 259  Bd. II: 152 Kiel, Kieler Bucht, Kieler Förde  Bd. I: 37, 296, 297, 426, 437  Bd. II: 33, 75, 87, 186, 189, 191, 231, 296, 358, 359, 375 Kierschner, Eduard (1825–1879)  Bd. I: 154, 166  Bd. II: 80, 94 Kietz an der Dahme  Bd. I: 104  Bd. II: 70 Kimbolton Castle (Cambridgeshire)  Bd. II: 11 Kingston upon Hull  Bd. I: 7  Bd. II: 8 Kippelskirch, Domkandidat  Bd. I: 318 Kirchbach, Familie von  Bd. I: 424 Kirchhof  Bd. I: 18, 19, 39, 64, 68, 69, 74, 76–78, 81, 82, 84, 90, 93, 94, 110, 139, 145, 146, 160, 211, 287, 314, 328, 336, 337, 339, 354  Bd. II: 28, 55, 245, 252 Klabund (1890–1928), eig. Alfred Henschke Störtebecker  Bd. II: 41 Klageholm siehe Clausholm

Klein Dammer, Dąbrówka Mała  Bd. II: 176, 245, 248 Kleinschmidt, Balthasar/Herbert  Bd. I: 261, 262  Bd. II: 154 Kleist, Familie von  Bd. I: 28, 424 Kleist von Nollendorf, Friedrich Heinrich Graf (1762–1823)  Bd. I: 424 Klenze, Leo von (1784–1864)  Bd. II: 328 Klingel siehe Glocke Klitzing, Familie von  Bd. I: 424 Klöden, Gustav Adolf von (1814–1885)  Bd. I: 30  Bd. II: 26, 142 Klöden, Karl Friedrich von (1786–1856)  Bd. II: 142 siehe auch  Berlin: Klöden’sche Gewerbeschule Klöden, Minna von siehe  Krause, Minna Klopp, Onno (1822–1903) Geschichte Ostfrieslands  Bd. II: 41, 42, 44, 46, 49–51, 53, 55, 56, 60–63, 251 Klopstock, Friedrich Gottlieb (1724–1803)  Bd. I: 336  Bd. II: 227 Messias  Bd. I: 211, 427  Bd. II: 113, 361 Kloster  Bd. I: 19–32, 36, 37, 47, 50–54, 66, 68, 69, 74, 87–90, 104, 106, 109, 132, 165, 169, 366, 367  Bd. II: 16, 18, 21–25, 27, 30, 33, 35, 54, 55, 57, 58, 71, 90, 121, 127, 207, 236, 239, 251, 276, 321, 322 Kluckhuhn, Konsistorialrat  Bd. I: 263  Bd. II: 154, 157 Knauff, Cosmas (gest. 1740)  Bd. II: 276 Kniephof(f), Leibarzt in Cammin  Bd. I: 24–26 Kniephoff, Leutnant  Bd. I: 169 Knille, Otto (1832–1898) Grübeleien eines Malers über seine Kunst  Bd. I: 269  Bd. II: 163 Knovenagel, Kovenagel/Knuth, Bäckermeister/ Buchbindermeister  Bd. I: 180, 181, 185, 193–195, 210–212  Bd. II: 104, 113 Knuth, Familie von  Bd. I: 195  Bd. II: 105 Knutson, Knut  Bd. I: 333, 334  Bd. II: 212, 222 Koalitionskriege  Bd. II: 47, 117, 120, 280, 281, 283, 292, 363 Kockowitz, von  Bd. I: 258  Bd. II: 150, 151 Kolbatz, Kołbacz  Bd. I: 31 Kolberg, Kołobrzeg  Bd. II: 293 Kolding  Bd. II: 274 Köln  Bd. I: 313, 314  Bd. II: 240, 251, 267 Kölner Dombaufest  Bd. I: 376  Bd. II: 283 Kölnische Zeitung  Bd. I: 299  Bd. II: 194 Kommunismus, kommunistisch  Bd. I: 46  Bd. II: 43, 254, 267 Komödie  Bd. I: 167, 266, 275, 295, 300, 312  Bd. II: 174, 345, 349, 362 Konfusion  Bd. I: 200, 202, 203, 226

Register Königgrätz, Hradec Králové  Bd. I: 316  Bd. II: 207 Königlich privilegirte Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen siehe  Vossische Zeitung Königreich beider Sizilien siehe Sizilien Königs Wusterhausen  Bd. I: 404  Bd. II: 26, 331 Königsberg in der Neumark, Chojna  Bd. I: 243, 350  Bd. II: 139, 248 Königsberg, Kaliningrad  Bd. I: 23, 103, 107, 167, 243  Bd. II: 86, 139, 231, 328 Königsmarck, Familie von  Bd. I: 296, 297  Bd. II: 86, 191 Königsmarck, Aurora Gräfin von (1662–1728)  Bd. I: 336  Bd. II: 226, 248, 249 Königswinter  Bd. II: 207 Konkurs, Bankrott, Bankrutt  Bd. I: 135, 197, 202, 225, 233, 368  Bd. II: 93, 124 Konstanz, Konzil von Konstanz  Bd. I: 66  Bd. II: 54 Konsul  Bd. I: 103, 115, 131, 147, 313, 314, 318, 319, 333, 334  Bd. II: 83, 96, 222, 223, 302 Kopenhagen  Bd. I: 34, 291, 367, 369, 372  Bd. II: 30, 170, 181, 194, 222, 361 Kopisch, August (1799–1853) Die Roggenmuhme  Bd. II: 107 Koppmann, Karl (1839–1905)  Bd. II: 39, 42, 45, 49, 53, 54 Kornblume  Bd. I: 197  Bd. II: 107, 135 Kościuszko, Tadeusz (1746–1817)  Bd. II: 115 Koserow  Bd. I: 303  Bd. II: 196 kosmopolitisch, international  Bd. I: 241, 299, 313, 314, 316–319, 384, 401, 423  Bd. II: 4, 76, 86, 165, 338, 354 Kossenblatt  Bd. II: 78 Köthen  Bd. I: 121  Bd. II: 78 Kottwitz, Hans Ernst von (1757–1843)  Bd. I: 200  Bd. II: 109 Kracht, Familie von  Bd. I: 424 Krakau, Kraków  Bd. II: 199 Krake von Tordenskjöld siehe Tordenskjöld, Krake von Krammer, Mario (1880–1953)  Bd. I: XXVIII Deutsche Briefe aus einem Jahrtausend  Bd.  I: XXVIII Krampehl, Krąpiel  Bd. I: 19, 21  Bd. II: 21 Kranichsberg  Bd. I: 249  Bd. II: 144 Kränzlin  Bd. II: 103 Krause, Arzt in Letschin  Bd. I: 27  Bd. II: 25 Krause, Friedrich Wilhelm (1765–1840)  Bd. II: 142 Krause, Minna (1821–1897), eig. Johanna Caroline Wilhelmine Dorothea, verh. von Klöden  Bd. II: 26, 142, 143

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Kreckwitz, Hauptmann von  Bd. I: 424 Kreuzzeitung  Bd. I: 140, 228, 233, 253, 269, 299  Bd. II: 26, 70, 90, 99, 104, 105, 107– 109, 114, 115, 124, 125, 146, 164, 187, 194, 223, 238, 248, 284, 353 Kreuzzüge  Bd. I: 51  Bd. II: 70 Krieg von 1864  Bd. I: 291, 341, 347, 424  Bd. II: 115, 165, 180, 181, 201, 206, 218, 235, 247, 310, 358 Krieg von 1866  Bd. I: 335–337, 341, 347, 424, 427  Bd. I: 116, 165, 206, 207, 235, 247, 252, 263, 289, 310, 356, 358 Krieg von 1870/71  Bd. I: 225, 308, 335, 341, 347, 349, 401, 424  Bd. I: 90, 122, 123, 139, 165, 199, 200, 206, 228, 235, 246, 247, 252, 295, 310, 347, 356, 358 Krigar, Emilie (1823–1907), geb. Menzel  Bd. I: 267, 268  Bd. II: 159, 160 Krigar, Grete (1860–1945)  Bd. II: 159, 160 Krigar, Hermann (1819–1880)  Bd. I: 267, 268  Bd. II: 159, 160 Krigar-Menzel, Otto (1861–1929)  Bd. II: 159 Krimkrieg  Bd. I: 262, 336, 337  Bd. II: 135, 136, 156, 194, 227 Kritik, Kritiker  Bd. I: 232, 262, 348, 390, 416, 420­422  Bd. II: 29, 65, 66, 92, 96, 122, 151, 159, 168, 186, 187, 193, 202, 213, 275, 279, 296, 298, 300, 335, 339, 344, 345, 347–350, 361, 375 Kroisos (gest. um 546 v. Chr.), König von Lydien  Bd. I: 351  Bd. II: 249 Kroll, Joseph (1797–1848)  Bd. II: 89 Krosigk, Hyma von (geb. 1852), verh. von Brünneck  Bd. II: 46 Krüdener, Juliane von (1764–1824), geb. von Vietinghoff  Bd. I: 203  Bd. II: 110 Krueger, Joachim, Bibliothekar  Bd. I: XXXIV Krummensee  Bd. I: 244  Bd. II: 140 Krummhübel, Karpacz  Bd. I: 238  Bd. II: 133, 263, 300 Kruse, Heinrich (1815–1902) Der Verbannte  Bd. II: 30 Kruse, Vibeke (um 1605–1648)  Bd. I: 35  Bd. II: 31 Kugler, Franz (1808–1858)  Bd. I: 377  Bd. II: 286 Geschichte Friedrichs des Großen  Bd. II: 162 Rudelsburg  Bd. II: 240 Ueber die Polychromie der griechischen Architektur und Sculptur und ihre Grenzen  Bd. II: 97 Kulicke, Kulike, Frau  Bd. I: 350, 353 Kulturkampf  Bd. I: 341, 343  Bd. II: 75, 120, 233, 236, 254, 256

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Verzeichnisse

Kultusministerium  Bd. I: 107, 109, 341, 389  Bd. II: 117, 232, 236, 254–256, 263, 272 Kummer, Bertha (1807–1870), geb. Kinne  Bd. II: 206 Kunstmann, Emil (1817–1894)  Bd. II: 17, 26 Kuppenheim  Bd. I: 233  Bd. II: 127 Kuring, Hotelier in Myslowitz  Bd. I: 308, 309  Bd. II: 200 Kuring, Hotelier in Schmiedeberg  Bd. II: 200 Kurland  Bd. I: 281, 288 Küstrin, Kostrzyn  Bd. II: 86, 157, 244, 261, 359 Kyros II. (gest. 530 v. Chr.), König der Perser, gen. Kyros der Große  Bd. I: 351  Bd. II: 248, 249 L’Homme de Bonneville, Archembauld  Bd. I: 178, 195, 196, 210–212 La Fontaine, Jean de (1621–1695) Le savetier et le financier  Bd. II: 132 La Harpe, Jean-François de (1739–1803) La prophétie de Cazotte  Bd. II: 197 La Hire siehe  Vignolles, Étienne de La Noble, Freibataillon  Bd. I: 425 La Rochefoucauld, François de (1613–1680)  Bd. I: 158 Laacke, Frau  Bd. I: 159  Bd. II: 92 Labry, Frédéric Guillaume (1797–1872/73)  Bd. II: 229 Labry, Gustav Adolph (1800–1892)  Bd. II: 229 Labry, Henri François (1807–1841)  Bd. II: 229 Labry, Jean Charles François (1795–1797)  Bd. II: 229 Lais  Bd. I: 147, 235 Lambrecht-Benda, Kurt Robert von (geb. 1848)  Bd. II: 123 Lambrecht-Benda, Miriam von siehe Gentz, Miriam Lämmerhirt, Hofrat  Bd. I: 292  Bd. II: 186, 187 Lämmerhirt, Adelgunde  Bd. I: 120  Bd. I: 78 Lancaster, Familie  Bd. I: 6, 9  Bd. II: 10, 11, 31 Landauer, Kommerzienrat  Bd. I: 210 Landpartie  Bd. I: 119, 256, 294, 303, 405  Bd. II: 333 Landsberg an der Warthe, Gorzów Wielkopolski Bd. II: 157, 205, 359 Landskron (Gotland)  Bd. I: 59  Bd. II: 51 Landwehr  Bd. I: 340, 341, 358  Bd. II: 225, 234, 292 Lange, Conrad Ferdinand, Fabrikant  Bd. II: 191 Lange, Johannes, Fabrikant  Bd. II: 191 Langeoog  Bd. II: 52 Laos  Bd. II: 337 Lappenberg, Johann Martin (1794–1865)  Bd. II: 42, 44, 52

Larvik, Laurwig  Bd. I: 371  Bd. II: 272 Lassalle, Ferdinand (1825–1864)  Bd. II: 286, 287 Latium  Bd. II: 50 Laube  Bd. I: 141, 143, 144, 295, 296, 314  Bd. II: 205 Laube, Heinrich (1806–1884)  Bd. II: 16 Lauenburg in Pommern, Lębork  Bd. I: 31 Laurent, Johann Christian Moritz  Bd. II: 42, 45, 46, 48–51, 53 Lausitz  Bd. II: 112, 140, 181, 206, 229, 230 Law, John (1671–1729)  Bd. I: 164  Bd. II: 93 Lazarus, Moritz (1824–1903)  Bd. I: XV, 107, 332  Bd. II: 72, 84, 155, 179, 180, 190, 220, 221, 231 Lebus  Bd. I: 234  Bd. II: 104, 127, 139, 157, 244, 340, 359 Leda (Fluss)  Bd. I: 98  Bd. II: 63 Ledebur, Ferdinand von (1798–1880)  Bd. II: 89 Ledebur, Leopold von (1799–1877)  Bd. II: 89 Lederstolz, Geheimer Regierungsrat  Bd. I: 152  Bd. II: 89 Leer  Bd. II: 57, 62, 63 Lehmann, Frau, Aufwärterin  Bd. I: 390  Bd. II: 308 Lehmann, Eugen  Bd. I: 244 Lehmann, Olga/Thusnelda  Bd. I: 244, 245  Bd. II: 141 Lehsten, Familie von  Bd. II: 103, 104 Lehwald, Familie von  Bd. I: 424 Leicester  Bd. II: 4 Leighton, Frederic (1830–1896) Cimabue’s Celebrated Madonna is carried in Procession through the Streets of ­Florence  Bd. II: 58 Leipzig  Bd. I: 136, 409, 418  Bd. II: 72, 146, 149, 186, 204, 239, 282, 330, 362 Leipziger Neueste Nachrichten  Bd. II: 36 Lemcke, Gemüsehändlerin  Bd. I: 245 Lenau, Nikolaus (1802–1850), eig. Nikolaus Niembsch Edler von Strehlenau  Bd. I: 376 Bd. II: 282 Anna. Nach einer schwedischen Sage  Bd. I: 371  Bd. II: 273, 274 Lencke, Graf  Bd. I: 369 Leo X. (1475–1523), Papst  Bd. II: 12 Leo, Heinrich (1799–1878)  Bd. I: 157  Bd. II: 90 Leoni, Leone (1509–1590)  Bd. I: 319  Bd. II: 208 Leonore Christine (1621–1698), Tochter ­Christians IV. von Dänemark  Bd. I: 34, 35  Bd. II: 29–31 Jammers Minde  Bd. II: 30 Leonore siehe Eleonore

Register Leopold (1790–1852), Großherzog von Baden  Bd. II: 287 Leopold I. (1676–1747), Fürst von Anhalt-­ Dessau  Bd. I: 424 Leopold III. Franz (1740–1817), Fürst von Anhalt-Dessau  Bd. II: 282 Leopold V. (1157–1194), Herzog von Österreich und Steiermark  Bd. II: 360 Lepel, Bernhard von (1818–1885)  Bd. I: 377  Bd. II: 34, 72, 84, 95, 100, 142, 193, 215, 265, 285 Der Flötenspieler  Bd. II: 95 Lepel-Wieck, Familie von  Bd. I: 198  Bd. II: 108 Lepel-Wieck, Hedwig von (1827–1893), verh. von Lepel  Bd. II: 100 Lepinke, Lipinka  Bd. II: 224 Lessing, Carl Robert (1827–1911)   Bd. II: 92, 226 Lessing, Emma (1827–1895)  Bd. I: XV  Bd. II: 92, 226 Lessing, Gotthold Ephraim (1729–1781)  Bd. I: 44, 388  Bd. II: 302 Nathan der Weise  Bd. I: 315  Bd. II: 206 Lestwitz, Familie von  Bd. I: 424 Leszczyński, Stanisław (1677–1766), König von Polen  Bd. II: 289 Letschin  Bd. I: 27, 425  Bd. II: 25, 357 Lette-Verein siehe Berlin Lette, Wilhelm Adolf (1799–1868)  Bd. II: 94, 178 Letzlingen  Bd. I: 259  Bd. II: 152 Lévis, Pierre-Marc-Gaston de (1764–1830) Maximes et réflexions sur différents sujets de morale et de politique  Bd. II: 347 Lewald, Fanny (1811–1889), verh. Stahr  Bd. I: 406  Bd. II: 226, 335 Lewenz, Frau Dr., Autographensammlerin  Bd. I: XXXI Ley  Bd. I: 49–51, 62, 68, 71–77, 80–83, 90–93  Bd. II: 49 Liberalismus, liberal  Bd. I: 151, 177, 225, 226, 252, 340, 396  Bd. II: 75, 91, 100, 103, 113, 115, 119, 122, 145, 155, 163, 164, 194, 205, 234, 237, 252, 253, 256, 267, 272, 280, 281, 283, 295, 306, 353 Lichnowsky, Felix Fürst (1814–1848)  Bd. I: 377  Bd. II: 287 Lichtfreunde, Protestantische Freunde  Bd. I: 376  Bd. II: 283 Lichtwer, Hans-Magnus (1719–1788)  Bd. I: 237  Bd. II: 132 Liebesmahl  Bd. I: 197, 222, 294, 348  Bd. II: 107, 187, 245 Liedt(c)ke, Theodor (1828–1902)  Bd. I: 406  Bd. II: 335

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Liegnitz, Legnica  Bd. II: 96, 101, 103 Ligny  Bd. I: 112, 365  Bd. II: 74, 266 Likedeeler siehe Vitalienbrüder Liliencron, Frau von  Bd. I: 261 Liliencron, Dagobert von  Bd. I: 261  Bd. II: 154 Liliencron, Detlev von (1844–1909)  Bd. II: 155 Liliencron, Lilli von  Bd. I: XVIII, 261, 262  Bd. II: 154 Liliencron, Rochus von (1820–1912) Die Historischen Volkslieder der Deutschen vom 13. bis 16. Jahrhundert  Bd. II: 42, 44, 46, 53, 54 Limfjord  Bd. I: 83, 366, 437  Bd. II: 57 Lincoln  Bd. II: 12 Lindau, Paul (1839–1919)  Bd. II: 168, 303 Linden, Generalmajor von  Bd. I: 424 Lindenberg, Paul (1854–1944)  Bd. I: XXX, 292–295  Bd. II: 184–186 Lingg, Hermann (1820–1905) Das Krokodil von Singapur  Bd. I: 301  Bd. II: 196 Lipinka  Bd. I: 334  Bd. II: 224 Lippink, Lipinki  Bd. II: 224 Lippinken, Lipinki Szlacheckie  Bd. II: 224 Liselund, Lisalund  Bd. I: 370  Bd. II: 272 Literarisches Cabinet  Bd. II: 215 Literatur-Blatt  Bd. II: 352 Literatur-Blatt des Deutschen Kunstblattes  Bd. II: 6 Litterarisches Echo  Bd. I: XXVI  f. Liudger, hl. (um 742–802), Bischof von ­Münster  Bd. II: 55 Livingstone, David (1813–1873)  Bd. I: 168  Bd. II: 94 Livland siehe Estland Locke, John (1632–1704)  Bd. I: 157  Bd. II: 91 Lodge, Edmund (1756–1839) Talbot Papers  Bd. II: 5–10 Loeben, Familie von  Bd. I: 424 Loewe, Isidor (1848–1910)  Bd. II: 351 Lolland, Laaland  Bd. I: 369, 370  Bd. II: 272 Lombardei  Bd. II: 227 London  Bd. I: 6–17, 72, 92, 234, 250, 287, 328, 356  Bd. II: 6–12, 17, 48, 55, 56, 116, 120, 127, 134–136, 152, 175, 177, 194, 207, 210, 211, 214, 233, 247, 259, 279, 282, 294 Loreley  Bd. II: 204 Loreto  Bd. I: 409  Bd. II: 340 Lothringen  Bd. II: 347, 358 Louis-Philippe (1773–1850), König der Franzosen  Bd. II: 137 Louise (1667–1721), Prinzessin zu Mecklenburg, Königin von Dänemark und Norwegen  Bd. II: 273, 274

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Verzeichnisse

Lübeck  Bd. I: 18, 39, 40, 45, 49, 58, 59, 291, 333  Bd. II: 20, 33, 47, 56, 181, 182, 222, 294 Lüben, Lubin  Bd. I: 178  Bd. II: 101 Lubliner, Hugo (1846–1911), Pseudonym Hugo Bürger  Bd. I: 421, 427  Bd. II: 349, 360, 362 Der Frauenadvokat  Bd. II: 349 Der kommende Tag  Bd. II: 362 Die Modelle des Sheridan  Bd. II: 349 Gabriele  Bd. II: 349 Lübs  Bd. I: 198  Bd. II: 108 Lucae, August (1835–1911)  Bd. I: 388  Bd. II: 304 Lucae, Carl (1833–1888)  Bd. I: 388  Bd. II: 304 Lucae, Caroline (1803–1870), geb. Wendel  Bd. I: 388  Bd. II: 303 Lucae, Johanna (1842–1892)  Bd. I: 388  Bd. II: 303 Lucae, Marie (1846–1875), geb. Schacht  Bd. I: 388  Bd. II: 303 Lucae, Richard (1829–1877)  Bd. I: XIX, 290, 388  Bd. II: 123, 180, 303 Lud(i)ger, Propst  Bd. I: 64–67, 70–72, 74, 75, 81, 84, 91, 93  Bd. II: 55 Lüdicke, David, Pfarrer von Marienfließ  Bd. I: 26, 28, 32, 33  Bd. II: 24 Lüdicke, Familie von  Bd. I: 424 Ludolf, Hiob (1624–1704)  Bd. II: 76 Ludwig I. Valois (1372–1407), Herzog von Orléans  Bd. II: 93 Ludwig II. (1845–1886), König von Bayern  Bd. II: 123, 286 Ludwig II. (um 1128 – 1172), Landgraf von Thüringen, gen. Der Eiserne  Bd. II: 220 Ludwig XIV. (1638–1715), König von Frankreich  Bd. II: 93, 98, 172, 248 Ludwig XV. (1710–1774), König von Frankreich  Bd. II: 289 Ludwig XVI. (1754–1793), König von Frankreich  Bd. II: 84, 197 Ludwig XVIII. (1755–1824), König von Frankreich  Bd. II: 200 Ludwig, Anna (geb. 1848), geb. Zipser, verh. Zipser  Bd. I: XV, 377, 378  Bd. II: 288 Ludwig, Maximilian (1847–1906)  Bd. II: 288 Ludwigslust  Bd. I: 346 Luftschifffahrt  Bd. I: XX, 350, 394 Lugano  Bd. I: 274 Lührsen, Frau Generalkonsul  Bd. I: 319 Luise (1776–1810), Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz, Königin von Preußen  Bd. I: 267  Bd. II: 90, 110, 119 Luise Dorothea (1710–1767), Prinzessin von Sachsen-Meiningen, Herzogin von Sachsen-­ Gotha-Altenburg  Bd. II: 235

Luise Margaretha (1860–1917), Prinzessin von Preußen, Duchess of Connaught and Strathearn  Bd. II: 134 Lüneburger Heide  Bd. II: 118 Lusignan, Familie  Bd. I: 310  Bd. II: 190, 201, 203 Lütet Attena (gest. 1410/11)  Bd. I: 97  Bd. II: 61, 62 Lütetsburg, Lützburg  Bd. I: XX, 232  Bd. II: 42, 45, 46, 117, 120, 121 Luther, Martin (1483–1546)  Bd. I: 25, 211, 223, 314, 427  Bd. II: 4, 13, 19, 104, 113, 166, 339, 361 Lützen  Bd. I: 122  Bd. II: 79, 81, 240 Lützow, Adolf von (1782–1834)  Bd. II: 91, 102 Lützow’sches Freikorps  Bd. I: 157, 341  Bd. II: 91, 236 M(u)tesa I. (um 1838–1884), König von Buganda  Bd. I: 162  Bd. II: 92 Macaulay, Thomas Babington (1800–1859) History of England  Bd. II: 135 Macdonald  Bd. I: 390  Bd. II: 307 Machiavelli, Niccolò (1469–1527) Il Principe  Bd. I: 353  Bd. II: 145 Mack, Pastor  Bd. I: 195, 196  Bd. II: 106 Mack, Alexander (1679–1735)  Bd. II: 106 Mack, Johann Martin (1715–1784)  Bd. II: 106 Mackarness, Matilda Anne (1826–1881), geb. Planché A trap to catch a sunbeam  Bd. I: 348  Bd. II: 245 Mackay, John William (1831–1902)  Bd. I: 356  Bd. II: 258 Madonna siehe  Maria, hl. Magdeburg, Magdeburger Börde  Bd. I: 26  Bd. II: 25, 224 Magnus, Familie  Bd. II: 354 Mähren  Bd. II: 70 Maier siehe Mejer Maigesetze  Bd. I: 354  Bd. II: 236, 254 Maikäferei  Bd. II: 111 Mailand  Bd. II: 139 Mainz  Bd. II: 247 Maîtresse, Fürstengeliebte  Bd. I: 18, 264  Bd. II: 12, 83, 110, 154, 157, 166, 244, 290, 369 Makart, Hans (1840–1884)  Bd. II: 287 Malaiischer Archipel  Bd. II: 138 Mallinger, Mathilde (1847–1920)  Bd. I: 418  Bd. II: 345 Malmö  Bd. I: 34  Bd. II: 31, 32 Malotki von Trzebiatowski, Familie  Bd. I: 108, 109, 173  Bd. II: 68, 74, 106 Malta  Bd. I: 115  Bd. II: 76

Register Maltzahn, Carl von (1797–1868)  Bd. I: XV Manchester  Bd. II: 3, 6, 7 Mandel, Familie von  Bd. I: XX  Bd. II: 176, 248 Mandel, Ella von (1867–1956), verh. Moedebeck  Bd. I: XX  Bd. II: 247, 248 Erinnerungen an Selbsterlebtes  Bd. I: XX  Bd. II: 248 Manheimer, Valentin (1815–1889)  Bd. I: 418  Bd. II: 345 Mann, Thomas (1875–1955)  Bd. I: XI Der alte Fontane  Bd. II: 44 Manns, Guillermo, Briefpartner F.s  Bd. II: 147 Manstein, Familie von  Bd. I: 424 Mantegna, Andrea (1431–1506) Cristo morto  Bd. I: 241  Bd. II: 139 Mantel, Hilary (geb. 1952) Wolf Hall  Bd. II: 10 Bring up the bodies  Bd. II: 10 Manteuffel, Familie von  Bd. I: 323 Manteuffel, Henning  Bd. I: 57, 85  Bd. II: 51 Manteuffel, Otto von (1805–1882)  Bd. II: 113, 115, 119 Mantineia  Bd. II: 239 Marburg  Bd. I: 289  Bd. II: 180 Margarete (1353–1412), Königin von Norwegen und Dänemark  Bd. I: 38, 48, 54, 55, 75, 79  Bd. II: 48, 50 Margarethe von Navarra (1492–1549), Herzogin von Alençon, Königin von Navarra  Bd. II: 13 Margarethe von Valois (1553–1615), Königin von Navarra, Königin von Frankreich  Bd. II: 20 Maria, hl., Mutter Gottes  Bd. I: 27, 57, 85, 87, 91, 278, 301, 323, 303, 409, 418, 438  Bd. II: 50, 58, 59, 138, 140, 170, 171, 196, 340 Maria I. (1516–1558), Königin von England, gen. Bloody Mary  Bd. II: 3 Maria von Sachsen (1515–1583), Herzogin von Pommern  Bd. II: 19, 24, 27 Maria Anna von Anhalt-Dessau (1837–1906), verh. mit Friedrich Karl Prinz von Preußen  Bd. I: 174  Bd. II: 95 Maria Eleonore von Brandenburg (1599–1655), Königin von Schweden  Bd. II: 64 Maria Magdalena  Bd. I: 36, 303  Bd. II: 33 Maria Stuart (1542–1587), Königin von Schottland, Königin von Frankreich  Bd. I: 18, 31, 32, 427  Bd. II: 8, 18, 20, 139, 360 Marie  Bd. I: 360 Marie (1818–1907), Prinzessin von Sachsen-­ Altenburg, Königin von Hannover  Bd. I: 232  Bd. II: 121

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Marie Antoinette (1755–1793), Erzherzogin von Österreich, Königin von Frankreich  Bd. I: 291, 305  Bd. II: 197 Marienfließ (Prignitz)  Bd. II: 21 Marienfließ, Marianowo (Pommern)  Bd. I: XIX, 18, 20–22, 30, 31, 34  Bd. II: 16, 18, 21, 22, 26 Marienhafe  Bd. I: 38, 39, 41, 43, 45–50, 53, 58, 62, 66–68, 71, 72, 74, 77, 80, 85, 90, 92, 93, 99  Bd. II: 42, 43, 45, 46, 49, 55, 56, 60, 63 Märkische Schweiz  Bd. I: 392  Bd. II: 313 Marlborough, John Churchill, 1st duke of (1650–1722)  Bd. I: 351  Bd. II: 249 Marokko  Bd. II: 76 Maron, Hermann (1820–1882)  Bd. I: 232, 376, 377  Bd. II: 122, 124, 282, 285 Mars-la-Tour  Bd. I: 419  Bd. II: 347 Marseille  Bd. I: 148 Marsvin, Ellen (1572–1649)  Bd. II: 31 Martin  Bd. I: 78, 228–231 Martin V. (1367–1431), Papst  Bd. II: 54 Marwitz, Familie von der  Bd. I: 424 Marwitz, Friedrich August Ludwig von der (1777–1837)  Bd. I: 354  Bd. II: 225, 254 Marx, Karl (1818–1883)  Bd. II: 132, 187, 267 Märzrevolution, Revolution von 1848  Bd. I: 328, 376  Bd. II: 86, 109, 116, 122, 137, 149, 214, 233, 281, 282, 284, 287 Masaccio (1401–1428), eig. Tommaso di Ser ­Giovanni di Simone Guidi  Bd. I: 103  Bd. II: 69 Maßmann, Hans Ferdinand (1797–1874)  Bd. I: 157  Bd. II: 90 Massow, Auguste von siehe  Canitz, Auguste von Massow, Ludwig von (1794–1859)  Bd. I: 285, 286  Bd. II: 173, 174 Masuren  Bd. I: 51  Bd. II: 94 Mathilde, hl. (gest. 968), deutsche Königin  Bd. II: 226 Maximilian I. (1459–1519), Erzherzog von Österreich, deutscher König, römischer Kaiser  Bd. II: 8 Maximilian II. (1811–1864), König von Bayern  Bd. II: 286, 294, 362 Maxwell, Gilbert  Bd. I: 327  Bd. II: 212 Maxwell, James Clerk (1831–1879)  Bd. II: 212 Maybach, Albert von (1822–1904)  Bd. I: 353  Bd. II: 252 McCrae, John (1872–1918) In Flanders Fields  Bd. II: 135 McIntosh  Bd. I: 390  Bd. II: 307 McLean  Bd. I: 390  Bd. II: 307 Mecheln, Mechelen  Bd. I: 87  Bd. II: 58

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Mecklenburg  Bd. I: 49, 54, 55, 57, 60, 68, 73, 82, 85, 86, 328, 425  Bd. II: 37, 38, 40, 41, 71, 102, 103, 105, 285 Mecklenburg-Stargard  Bd. I: 77 Mecklenburg-Vorpommern  Bd. II: 102, 108, 140, 183, 242, 253 Mecklenburgische Anzeigen  Bd. II: 242 Medem, Familie von  Bd. I: 287, 288  Bd. II: 177 Medewitz, Klempnermeister  Bd. I: 233  Bd. II: 126 Meinhold, Johann Wilhelm (1797–1851) Maria Schweidler, die Bernsteinhexe  Bd. II: 16 Sidonia von Bork, die Klosterhexe  Bd. II: 16 Meissonnier, Juste-Aurèle (1695–1750)  Bd. I: 269  Bd. II: 162 Mejer, Lieutenant  Bd. I: 346–348  Bd. II: 241 Mekong  Bd. I: 406  Bd. II: 337 Melanchthon, Philipp (1497–1560)  Bd. II: 19 Melusine  Bd. I: 296–298, 305–310, 312  Bd. II: 110, 168, 189–191, 193, 197–201, 203 Memerty, Familie von  Bd. I: 424 Mendelssohn, Familie  Bd. II: 354 Mendelssohn, Joseph (1770–1848)  Bd. I: 339  Bd. II: 230 Mendelssohn Bartholdy, Fanny (1805–1847), verh. Hensel  Bd. II: 269 Mendelssohn Bartholdy, Felix (1809–1847)  Bd. II: 269 Mendelssohn Bartholdy, Lea (1777–1842), geb. Salomon  Bd. II: 269 Menzel, Adolph von (1815–1905)  Bd. I: 267– 269, 391  Bd. II: 159, 160, 162, 310 Flötenkonzert Friedrichs des Großen in ­Sanssouci  Bd. I: 176  Bd. II: 97, 98 Menzel, Wolfgang (1798–1873) Über die Juden  Bd. I: 422  Bd. II: 352 Meran  Bd. I: 174  Bd. II: 95 Mercier, Louis Sébastien (1740–1814) Tableau de Paris  Bd. I: 138 Merckel, Henriette von (1811–1889), geb. von Mühler  Bd. II: 89, 117, 128 Merckel, Wilhelm von (1803–1861)  Bd. I: 107, 113  Bd. II: 72, 89, 128, 344 Mercure de France  Bd. II: 199 Meroni, Maria (1751–1838)  Bd. I: 104  Bd. II: 70 Merowinger, merowingisch  Bd. II: 233, 243 Mésalliance  Bd. I: 210, 225, 257, 261, 265, 269  Bd. II: 149 Meseberg, Major von  Bd. I: 424 Methodisten  Bd. I: 307  Bd. II: 136

Mexiko  Bd. I: 336, 390, 104  Bd. II: 133, 190, 227 Meyer, Alexander (1832–1907)  Bd. II: 23 Meyer, Heinrich Adolph (1822–1889)  Bd. I: 142  Bd. II: 87, 191, 359 Meyer, Marie Louise, geb. Toberentz  Bd. II: 87, 191 Meyer, Paul (1857–1935)  Bd. I: XXIV Meyer, Victor (1848–1897)  Bd. II: 231 Meyer-Bendler, Georg, Briefpartner F.s  Bd. II: 231 Meyer & Ernst, Auktionshaus  Bd. I: XXIX– XXXII  Bd. II: passim Meyeringk, General von  Bd. I: 424 Michaelis, Paul (1863–1934)  Bd. II: 54, 198 Micraelius, Johannes (1597–1658) Antiquitates Pomeraniae  Bd. I: 17, 30  Bd. II: 17, 19, 22, 25–27 Milan I. (1854–1901), König von Serbien  Bd. II: 207 Milton, John (1608–1674)  Bd. I: 157 Minden  Bd. I: 424  Bd. II: 56, 251, 355 Minerva  Bd. I: 402, 403  Bd. II: 329 Minutoli, Julius von (1805–1860) Die weiße Frau  Bd. II: 156, 244 Mirza Schaffy siehe  Mirzә Şәfi Vazeh Mirzә Şәfi Vazeh (1794–1852)  Bd. I: 384  Bd. II: 294, 295 Misdroy, Międzyzdroje  Bd. I: 346  Bd. II: 242 Mission  Bd. I: 105, 152, 178, 180, 181, 184, 192, 193, 195–199, 201, 206, 210, 211, 214, 291, 384, 387, 419  Bd. II: 72, 85, 93, 94, 101, 106, 107, 108, 181, 321 Mississippi  Bd. I: 148  Bd. II: 88, 93 Missouri  Bd. II: 109 Mitau, Jelgava  Bd. I: 287  Bd. II: 177 Mitleid  Bd. I: 8, 71, 73, 90, 118, 137, 147, 203, 325, 327, 383  Bd. II: 193 Moedebeck, Hermann (1857–1910)  Bd. I: XX Bd. II: 247, 248 Mohammed (um 570–632)  Bd. I: 315, 316 Mohn  Bd. I: 237, 239, 260, 317  Bd. II: 132, 134, 135, 207 Moldau, Fürstentum  Bd. II: 114, 158 Molière (1622–1673), eig. Jean-Baptiste Poquelin George Dandin ou le Mari confondu  Bd. I: 286, 417  Bd. II: 174, 345 Möllendorf, Familie von  Bd. I: 424 Moller, Kapitän in Warnemünde  Bd. I: 238  Bd. II: 133 Möller, Edgar/Edmund  Bd. I: 316, 318 Möller, Karl Heinrich (1802–1882)  Bd. I: 404  Bd. II: 330 Möllhausen, Bauer  Bd. I: 230

Register Mollhausen, Fritz  Bd. I: 335  Bd. II: 224, 225 Molokai  Bd. I: 218  Bd. II: 114 Moltke, Familie von  Bd. I: 57, 424  Bd. II: 51 Moltke, Bertha Gräfin (1768–1788), geb. Huitfeldt  Bd. I: 368, 371 Moltke, Gebhard Graf (1764–1851)  Bd. I: 368  Bd. II: 271 Moltke, Helmuth Graf (1800–1891)  Bd. I: 269, 341, 391, 419  Bd. II: 165, 235, 310 Mommsen, Theodor (1817–1903)  Bd. I: 419  Bd. II: 347 Møn  Bd. II: 272 Montecuccoli, Raimondo Fürst von (1609–1680) Bd. I: 341  Bd. II: 235 Montenegro  Bd. I: 317 Montigny, F., Friseur in Berlin  Bd. I: 133  Bd. II: 83 Montreux  Bd. II: 313  Bd. II: 205 Morgenblatt für gebildete Leser  Bd. II: 352 Mörike, Eduard (1807–1875)  Bd. I: 304  Bd. II: 295 Der Feuerreiter  Bd. I: 304  Bd. II: 196 Die schlimme Greth und der Königssohn  Bd. I: 296, 304  Bd. II: 196 Schiffer- und Nixenmärchen  Bd. II: 196 Moriscos  Bd. I: 52  Bd. II: 49 Moritz (1712–1760), Prinz von Anhalt-Dessau  Bd. I: 424 Moritz Graf von Sachsen (1696–1750), gen. Marschall von Sachsen Les rêveries, ou mémoires sur l’art de la guerre  Bd. I: 351  Bd. II: 248, 249 Mörner, Familie von  Bd. I: 424 Morning Chronicle  Bd. II: 282 Morton, Mr.  Bd. I: 14, 15  Bd. II: 12 Mosen, Julius (1803–1867) Die letzten Zehn vom vierten Regiment  Bd. I: 123  Bd. II: 80 Moser, Ernst, Briefpartner F.s in Königsberg  Bd. II: 231 Moskau, Moskva  Bd. II: 65, 93, 123, 344 Moskauer Zeitung  Bd. II: 123 Mozart, Wolfgang Amadeus (1756–1791)  Bd. I: 366 Die Zauberflöte  Bd. II: 167 Müffling, Familie von  Bd. I: 424 Müggelberge, Müggelsee  Bd. I: 249, 352  Bd. II: 144 Mühler, Adelheid von (1821–1901), geb. von Goßler  Bd. II: 116 Mühler, Heinrich von (1813–1874)  Bd. II: 116 Müllenhoff, Karl (1818–1884) Sagen, Märchen und Lieder der Herzog­ thümer Schleswig, Holstein und Lauenburg  Bd. II: 33, 42

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Müllensiefen, Julius (1811–1893)  Bd. I: 207  Bd. II: 111, 205 Müller-Grote, Carl (1833–1904)  Bd. II: 125 Müller, Adam (1779–1829)  Bd. II: 111 München  Bd. I: 255, 384, 385, 401  Bd. II: 97, 287, 293, 294, 328 Munk, Christine (1598–1658)  Bd. I: 32, 34, 35, 206  Bd. II: 28–31, 110 Münster  Bd. I: 53, 74  Bd. II: 55, 56 Münster, Ernst Graf zu (1766–1839)  Bd. I: 232 Bd. II: 116, 120 Murano  Bd. I: 278  Bd. II: 170 Murger, Henri (1822–1861) Les scènes de la vie de bohème  Bd. I: 104  Bd. II: 70 Musculus, Andreas (1514–1581), eig. Andreas Meusel Vom Hosen Teuffel  Bd. I: 32  Bd. II: 28 Musset, Alfred de (1810–1857)  Bd. I: 319  Bd. II: 208, 209 Myanmar  Bd. II: 337 Myrrha  Bd. I: XIX, 290, 291  Bd. II: 180–182 Myslowitz, Mysłowice  Bd. I: 307  Bd. II: 199 Nanne, Johann, Ratsherr in Hamburg  Bd. I: 40, 41, 46, 49  Bd. II: 48, 49 Napoleon I. Bonaparte (1769–1821), Kaiser der Franzosen  Bd. I: 178, 244, 249, 256, 336, 341  Bd. II: 74, 88, 91, 102, 119, 122, 164, 200, 214, 235, 237, 242, 266, 279, 281, 287, 292, 344, 363 Napoleon III. Bonaparte (1808–1873), Kaiser der Franzosen  Bd. II: 102, 227 Napoleonische Kriege siehe Koalitionskriege Narishkin, Familie  Bd. I: 267  Bd. II: 158 Nassenheide  Bd. I: 198 Nassenheide, Löwenberger Land  Bd. II: 108 Nassenheide, Rzędziny  Bd. II: 108 Natal, KwaZulu-Natal  Bd. I: 291  Bd. II: 182 Nationalliberale Partei  Bd. II: 75, 114, 123 Nationalzeitung  Bd. I: 299  Bd. II: 194 Natzmer, Familie von  Bd. I: 424 Naumburg  Bd. I: 345  Bd. II: 232, 239, 240 Nazarener  Bd. I: 233  Bd. II: 202, 283, 302 Neapel  Bd. I: XII, 61, 241  Bd. II: 52, 61, 138 Neigebauer, Rechtsanwalt/Justizrat  Bd. I: 195, 196, 212, 225  Bd. II: 106 Nero (37–68), eig. L. Domitius Ahenobarbus  Bd. I: 119, 222, 393 Netze, Noteć  Bd. I: 140 Neue Ära  Bd. I: 232  Bd. II: 100, 115, 117, 119 Neue Berliner Hagelassecuranz-Gesellschaft  Bd. I: 242, 339  Bd. II: 139, 230 Neue Preußische Zeitung siehe Kreuzzeitung Neue Zürcher Zeitung  Bd. II: 135, 148

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Verzeichnisse

Neuenburg in Westpreußen, Nowe  Bd. I: 334  Bd. II: 224 Neues Testament  Bd. I: 238 1 Korinther  Bd. II: 220 Bergpredigt (Matthäus 5)  Bd. I: 66, 76, 91, 95  Bd. II: 54 Galater  Bd. II: 24, 166 Johannes  Bd. II: 170 Lukas  Bd. II: 57, 59, 113, 170, 181, 298 Markus  Bd. II: 57, 59 Matthäus  Bd. II: 57, 59, 76, 93, 105, 110, 111, 133, 156 Philipper  Bd. II: 111 Neuhof  Bd. I: 179, 180 Neuhof bei Liegnitz  Bd. II: 103 Neumark  Bd. I: XX, 140, 350  Bd. II: 86, 112, 139, 140, 157, 181, 248, 359 Neumühlen-Dietrichsdorf  Bd. I: 297  Bd. II: 189, 191 Neupietismus  Bd. I: XX  Bd. II: 99, 100, 107, 108 Neuruppin  Bd. I: XXVII, 286, 355, 426  Bd. II: 86, 92, 96, 175, 257, 270, 352, 359 Neuseeland, Neuseeländer  Bd. I: 242 Neustadt-Eberswalde siehe Eberswalde Neuwied  Bd. II: 163 Neville, Richard (1428–1471), 16th Earl of ­Warwick, gen. Warwick the Kingmaker  Bd. I: 34  Bd. II: 31 New Orleans  Bd. I: 251 New York  Bd. I: 137, 161, 251, 265  Bd. II: 157 Nibelungenlied  Bd. II: 82, 360 Nickel Swartkopp  Bd. I: 64, 67, 86, 91, 92 Niedersachsen  Bd. II: 45, 46, 118, 236, 246, 307 Niederschönhausen  Bd. I: 244  Bd. II: 140 Niemann, Albert (1831–1917)  Bd. I: 418  Bd. II: 345 Niesewetter, Geheimer Seehandlungsrat  Bd. I: 266  Bd. II: 154, 158 Nietzsche, Friedrich (1844–1900)  Bd. I: 237  Bd. II: 86, 131, 132, 133, 148, 232, 239, 240 Der Antichrist  Bd. II: 132 Der Wille zur Macht  Bd. II: 132 Niger  Bd. II: 77 Nigeria  Bd. II: 77 Nikolaus I. (1796–1855), Zar  Bd. I: 209, 261  Bd. II: 86, 102, 112, 154, 156, 199, 237, 238 Nirwana  Bd. I: 416, 417 Nixe, Meerfrau, Meerweib  Bd. I: 56, 223, 296, 298, 301 Nizza  Bd. I: 274, 275 Nobiling, Karl Eduard (1848–1878)  Bd. II: 254 Nogent-sur-Seine  Bd. I: XIX, 61, 66, 89  Bd. II: 54

Noll, Friedrich Wilhelm (1824–1893)  Bd. I: 147  Bd. II: 88 Nonconformists siehe Dissenters Nonnenbach, Krępa  Bd. I: 21  Bd. II: 21 Nonnenwerth  Bd. I: 316  Bd. II: 207 Nord und Süd  Bd. II: 100, 101, 353 Norddeutsche Allgemeine Zeitung  Bd. I: 415  Bd. II: 204, 344 Norddeutscher Bund  Bd. II: 120 Norddeutscher Lloyd  Bd. I: 406, 407  Bd. II: 337 Norden  Bd. I: XX, 38, 53, 58, 67, 94, 99  Bd. II: 42, 45, 51, 61 Norderney  Bd. I: 47, 232, 437  Bd. II: 42, 43, 47, 52, 117, 121 Nordischer Krieg  Bd. II: 25, 201 Nordmark  Bd. I: 198  Bd. II: 108 Nordpol  Bd. I: 239  Bd. II: 136 Nordrhein-Westfalen  Bd. II: 207 Nordsee  Bd. I: 38, 39, 43, 45, 46, 63, 64, 66  Bd. II: 40–42, 45, 229, 358 Normandie, normannisch  Bd. I: 226  Bd. II: 57, 226, 227 Northampton, Marquis von siehe Douglas-­ Compton, Charles Norwegen, norwegisch  Bd. I: 51, 55, 56, 75, 333, 366, 368, 371  Bd. II: 41, 57, 271, 272 Nostitz, Karl von (1781–1838)  Bd. I: 30, 424  Bd. II: 26 Nothjung, Peter (1821–1866)  Bd. II: 267 Notke, Bernt (um 1440–1509)  Bd. II: 56, 182 Nouvelle Revue, La  Bd. I: 232  Bd. II: 123 Numa Pompilius  Bd. II: 110 Numismatik  Bd. I: 104, 203, 225, 351 Numismatische Gesellschaft zu Berlin  Bd. I: 293, 351  Bd. II: 248, 250 Nürnberg  Bd. II: 51, 359 Nürnberger, Helmuth (geb. 1930)   Bd. I: XXXIV Ocka tom Brok, verh. Attena  Bd. I: 97  Bd. II: 61, 62 Ocko I. tom Brok (gest. 1391)  Bd. I: 97  Bd. II: 60 Ocko II. tom Brok (gest. 1435)  Bd. I: 97, 98  Bd. II: 62, 63 Oder  Bd. II: 9, 21, 84, 108, 157, 336, 359 Oderburg  Bd. I: 26  Bd. II: 22, 24 Odin  Bd. I: 310 Ödipus  Bd. I: 340, 343, 346  Bd. II: 223 Oelsner, Familie von  Bd. I: 425 Oenicke, Clara Wilhelmine (1818–1899)  Bd. I: 313  Bd. II: 202 Offenbach, Jacques (1819–1880) Orpheus in der Unterwelt  Bd. I: 343  Bd. II: 238

Register Ohio  Bd. I: 390 Okka siehe Ocka Okko siehe Ocko Olczewski, Baron von  Bd. I: 174, 176 Oldeborg  Bd. I: 97–99  Bd. II: 62, 63 Oldenburg  Bd. I: 53, 98, 289 Oldersum  Bd. I: 98  Bd. II: 62 Oliva, Oliwa  Bd. I: 87, 88  Bd. II: 58 Olszewski, Alfred von (1859–1909)  Bd. II: 96 Ompteda, Georg von (1863–1931)  Bd. I: 390  Bd. II: 307 Opiumkriege  Bd. II: 94 Oppen-Schilden, Familie von  Bd. II: 271 Oppenheim, Familie  Bd. II: 354 Oppenheim, Abraham  Bd. I: 386  Bd. II: 29 Opposition  Bd. I: 25, 35, 150, 157, 177, 269, 343, 346, 361  Bd. II: 14, 50, 62, 75, 107, 164, 232, 233, 253, 353, 359 Oranienburg  Bd. I: 328 Orcagna (1320–1368), eig. Andrea di Cione  Bd. I: 87, 122  Bd. II: 58, 79, 80 Orden  Bd. I: 62, 106, 107, 151, 285, 341, 360, 374, 413  Bd. II: 33, 71, 73, 103, 104, 145, 236, 263, 254, 362 siehe auch Deutscher Orden und Johanniterorden Öresund  Bd. I: 59  Bd. II: 52 Orléans  Bd. II: 7 Orlog  Bd. I: 26, 43, 54  Bd. II: 25, 50 Orlov, Familie  Bd. I: 267 Orthodoxie, orthodox  Bd. I: 105, 107, 180, 209, 252, 285, 286, 307  Bd. II: 104, 111, 117, 174, 281 Ösel, Saaremaa  Bd. I: 88  Bd. II: 58 Osmanisches Reich  Bd. II: 75, 76, 113, 123, 136, 156, 166, 207, 227 Osnabrück  Bd. II: 120 Ost, Henning von der  Bd. I: 55, 57 Ostasien  Bd. II: 138, 337 Ostasien-Expedition, „Eulenburg-Expedition“  Bd. II: 122, 256 Ostern  Bd. I: 53, 55, 59, 67 Österreich-Ungarn siehe Österreich Österreich, österreichisch  Bd. I: 178, 336, 337, 409, 427  Bd. II: 75, 102, 106, 118, 127, 199, 207, 227, 233, 235, 242, 243, 281, 355 Ostfriesland, ostfriesisch  Bd. I: XIX  f., 38, 39, 45, 47, 48, 57–59, 62, 79  Bd. II: 37, 40–43, 45, 46, 48, 49, 52, 56, 57, 60–63, 117, 121, 246, 251 siehe auch  Friesen, Friesland Ostindische Kompanie  Bd. II: 133, 214 Ostpreußen  Bd. II: 331  Bd. II: 58, 78, 88, 89, 92, 93, 114, 139, 224, 237, 354 Ostsee  Bd. I: 38, 39, 45, 46, 57, 60, 66, 250, 337  Bd. II: 41, 44, 48, 51, 57, 88, 193, 196, 199, 229

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Otto I. (912–973), deutscher König, römischer Kaiser, gen. Otto der Große  Bd. II: 227 Otway, Thomas (1652–1685)  Bd. I: 427  Bd. II: 363 Overbeck, Friedrich (1789–1869)  Bd. I: 291  Bd. II: 181, 302 Beweinung Christi  Bd. II: 181 Einzug Christi in Jerusalem  Bd. II: 181 Overweg, Adolf (1822–1852)  Bd. I: 119  Bd. II: 77 Ovid (P. Ovidius Naso, 43 v. Chr. – 17/18 n. Chr)  Bd. I: 135, 355 Fasti  Bd. II: 110 Metamorphosen  Bd. II: 134, 180 Oxford  Bd. I: 13  Bd. II: 54, 84, 135 Oxford Movement, Puseyism  Bd. I: 239  Bd. II: 135 Page, Familie von  Bd. I: 424 Palermo  Bd. I: 243 Pamir-Plateau  Bd. I: 406  Bd. II: 337 Pan  Bd. I: XXVII  Bd. II: 231 Pancritius, Friedrich Wilhelm Traugott (geb. 1819)  Bd. I: 379  Bd. II: 290 Panke  Bd. I: 234  Bd. II: 128 Pannwitz, Familie von  Bd. I: 424 Pantheismus  Bd. I: 298, 304 Pantokraft  Bd. I: 51 Päonie, Pfingstrose  Bd. I: 302  Bd. II: 196 Papagei  Bd. I: 264 Pape, Alexander von (1813–1895)  Bd. I: 353  Bd. II: 252 Pappenheim  Bd. II: 72 Pappenheim, Frau, geb. Spitzenberg  Bd. I: 107, 108, 120–122, 127, 159, 163, 165–168, 172, 173 Pappenheim, Grafen  Bd. II: 72 Pappenheim, Registrator  Bd. I: 106–109, 120–127, 154, 162, 163, 165–169, 172, 173  Bd. II: 72 Pappenheim, Bertha  Bd. I: 106–109, 120–123, 127, 129, 130, 166–169, 172, 173  Bd. II: 78 Pappenheim, Bertha (1859–1936)  Bd. II: 78 Pappenheim, Gottfried Heinrich Graf (1594– 1632)  Bd. II: 79, 81 Paracelsus (1493/94–1541), eig. Theophrastus von Hohenheim Liber de nymphis, sylphis, pygmaeis et ­salamandris et de caeteris spiritibus  Bd. II: 193 Paradoxon  Bd. I: 134, 222, 256, 389 Parceval, Oceane von  Bd. I: 297–306  Bd. II: 192–197 Paris  Bd. I: 213, 240, 341, 353, 409, 418  Bd. II: 6, 20, 58, 70, 77, 105, 122, 123, 130, 137, 147, 158, 199, 200, 234, 235, 251, 340

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Verzeichnisse

Pariser Bluthochzeit siehe Bartholomäusnacht Pariser Commune  Bd. I: 156  Bd. II: 90 Parität  Bd. I: 342  Bd. II: 237 Parma  Bd. II: 289 Parseval, von, bayerische Offiziersfamilie  Bd. II: 193 Parseval, August von (1861–1942)  Bd. II: 193 Parvenu  Bd. I: 423  Bd. I: 139 Parzen  Bd. I: 123, 149  Bd. II: 80 Pastor, Pfarrer, Prediger, Predigt  Bd. I: 19, 22, 24–26, 29, 32, 53, 66, 86, 91, 105, 107, 109, 113, 114, 152, 157, 160, 166, 168, 170, 171, 179, 180, 192, 195–198, 201–203, 206, 208, 222, 224–226, 228–230, 237, 251–255, 278–281, 290, 291, 294, 297, 298, 304–306, 309, 313, 314, 318, 334, 335, 354, 379, 389, 393, 415, 423, 427  Bd. II: 16, 19, 24, 54, 57, 72, 78, 85, 91, 93, 99, 103, 104, 106, 108, 109, 111, 114, 135, 144–147, 163, 164, 170, 181, 187, 194, 205, 218, 227, 242, 305, 315, 321, 351 Patay  Bd. II: 7, 19 Pathos, pathetisch  Bd. I: 121, 124, 224  Bd. II: 114 Pawel-Rammingen, Alfons von (1843–1932)  Bd. II: 289 Peabody, George (1795–1869)  Bd. I: 354  Bd. II: 253 Peacock, Mr.  Bd. I: 7  Bd. II: 8 Peene  Bd. II: 20 Pegelow, Gogolewo  Bd. I: 19, 21  Bd. II: 21 Pegli  Bd. I: 275  Bd. II: 167 Pelargonium, Geranie  Bd. I: 309  Bd. II: 201 Pennsylvania  Bd. II: 106 Pension (Mädcheninternat)  Bd. I: 272, 273, 313–315  Bd. II: 167, 205 Percy, Thomas (1729–1811) Reliques of Ancient English Poetry  Bd. I: 266  Bd. II: 158 Pérez Galdós, Benito (1843–1920) Gloria  Bd. II: 193 Perleberg  Bd. I: 376  Peru  Bd. II: 133 Peschel, Oscar (1826–1875) Die Lehren der jüngsten Kriegsgeschichte  Bd. II: 235 Pestalozzi, Johann Heinrich (1746–1827)  Bd. II: 177 Peter I. (1672–1725), Zar, gen. Peter der Große  Bd. I: 156 Peters, Zinkgießer  Bd. I: 106 Petersen, Julius (1878–1941)  Bd. I: XXVIII– XXIX  f., XXXIII, 103–173  Bd. II: 36, 64–­ 94, 98, 169, 210, 211, 291, 321

Petery, Anton von (1781–1851)  Bd. I: 210  Bd. II: 112 Petrarca, Francesco (1304–1374)  Bd. I: 427  Bd. II: 361 Petry, Oberst  Bd. I: 424 Pfahlbauten  Bd. I: 269  Bd. II: 163 Pfannschmidt, Karl Gottfried (1819–1887)  Bd. I: 207  Bd. II: 111 Pfau, Capitain von  Bd. I: 425 Pfaueninsel  Bd. I: 140, 376  Bd. II: 86, 281 Pfeffel, Gottlieb Konrad (1736–1809)  Bd. I: 237  Bd. II: 132 Die Tobakspfeife  Bd. I: 124  Bd. II: 81 Pfingsten  Bd. I: 62, 339  Bd. II: 53 Pflaume  Bd. I: 184, 186, 415 Pflicht  Bd. I: 6, 10, 11, 60, 107, 117, 151, 153, 162, 174, 204, 267, 286, 289, 332, 337, 344, 367, 370, 409, 418  Bd. II: 178 Phantasie, phantastisch  Bd. I: 18, 48, 65, 81, 82, 121, 164, 173, 261, 324, 325, 387, 396, 407  Bd. II: 43, 186 Philipp I. (1515–1560), Herzog von Pommern-­ Wolgast  Bd. I: 30  Bd. II: 19, 24, 27 Philipp II. (1573–1618), Herzog von Pommern-­ Stettin  Bd. I: 28  Bd. II: 25 Philipsborn, Karl Maximilian von (1815–1885)  Bd. II: 99 Philister  Bd. I: 149, 163, 170, 179, 241, 251, 319, 333, 395  Bd. II: 44, 246 Philologe, Philologie  Bd. I: 112, 114, 157, 161, 167, 170, 254, 289, 354, 356  Bd. II: 154, 232, 269 Philosoph, Philosophie  Bd. I: 43, 45, 114, 116, 130, 157, 161, 163, 167, 184, 252, 256, 289, 293, 296, 297, 300, 311, 345, 356, 429  Bd. II: 54, 56, 72, 76, 87, 91, 104, 114, 132, 145, 190, 191, 195, 197, 282, 284, 294 Phrase, Phrasenhaftigkeit  Bd. I: 265, 386  Bd. II: 81, 107, 170, 231 Pickelhaube  Bd. II: 106 Picton, Thomas (1758–1815)  Bd. II: 119 Pierre Abélard, Petrus Abaelardus (1079–1142)  Bd. I: 66  Bd. II: 54 Historia calamitatum  Bd. II: 54 Pietas  Bd. II: 28, 101 Pietsch, Anna, Tochter von Ludwig Pietsch  Bd. I: 292–295  Bd. II: 184–186 Pietsch, Anna, Enkelin von Ludwig Pietsch siehe  Doren, Anna Pietsch, Georg, Sohn von Ludwig Pietsch  Bd. II: 187 Pietsch, Hedwig, Tochter von Ludwig Pietsch  Bd. II: 187 Pietsch, Jenny, Tochter von Ludwig Pietsch  Bd. II: 187

Register Pietsch, Ludwig (1824–1911)  Bd. I: 121, 292– 295, 404, 416  Bd. II: 78, 184–187, 344 Wallfahrt nach Olympia  Bd. II: 15 Wie ich Schriftsteller geworden bin. Der wunderliche Roman meines Lebens  Bd. II: 330 Pietsch, Marie (1831–1894), Ehefrau von Ludwig Pietsch  Bd. I: 121  Bd. II: 78 Pietsch, Marie, Tochter von Ludwig Pietsch  Bd. II: 187 Pietsch, Paul, Sohn von Ludwig Pietsch  Bd. II: 187 Pilkallen, Adlig-Pilkallen, Mošenskoje  Bd. I: 334  Bd. II: 224 Pindter, Emil (1836–1897)  Bd. II: 204, 351 Pippin I. (gest. 639/40), fränkischer Hausmeier  Bd. I: 347  Bd. II: 243 Pippin III. (714/15–768), König der Franken, gen. Pippin der Jüngere  Bd. I: 348  Bd. II: 243, 244 Pirch, Familie von  Bd. I: 424  Bd. II: 106 Pirsch, Leutnant von  Bd. I: 195, 196  Bd. II: 106 Pisa  Bd. I: 87  Bd. II: 58, 79 Pistorius, Hermann Alexander (1811–1877) Kutschkelied  Bd. I: 347  Bd. II: 242, 245 Pitaval, François Gayot de (1673–1743) Causes célèbres et intéressantes  Bd. I: 376  Bd. II: 279 siehe auch  Der Neue Pitaval Pitt, William (1708–1778), d. Ä.  Bd. I: 389  Bd. II: 306 Pitt, William (1759–1806), d. J.  Bd. I: 389  Bd. II: 306 Pius IX. (1792–1878), Papst  Bd. II: 88, 236 Pizarro, Francisco (1478–1541)  Bd. I: 238  Bd. II: 133 Plataiai, Platää  Bd. I: 112  Bd. II: 74 Platen, Aurelie von (1824–1904)  Bd. II: 172, 216 Plaue an der Havel  Bd. I: 141, 166, 296  Bd. II: 86, 191 Plinius d. Ä. (23–79) Naturalis historia  Bd. II: 157 Plock, Płock  Bd. I: 390  Bd. II: 307 Plön  Bd. II: 313 Pniower, Otto (1859–1932)  Bd. I: XXV, XXVIII Podersdorf  Bd. II: 70 Poe, Edgar Allan (1809–1849) The Raven  Bd. I: 304  Bd. II: 196 Poitou  Bd. I: 337  Bd. II: 227 Polen, polnisch  Bd. I: 30, 65, 86, 87, 176, 178, 226, 263, 312  Bd. II: 84, 94, 96, 102, 114, 115, 154–157, 199, 223, 247, 289, 293, 307, 340, 359 Polenz, Wilhelm (1861–1903)  Bd. II: 137

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Politisches Wochenblatt  Bd. I: 376  Bd. II: 284 Pöllnitz, Gerhard Bernhard von (1617–1676) Polnisch-Russischer Krieg  Bd. I: 178  Bd. II: 80, 102, 103 Polnische Insurrektion siehe Polnisch-Russischer Krieg Polychromie, Polychromiestreit  Bd. I: 175  Bd. II: 97 Pomaré IV. (1813–1877), eig. Aimata Vahine o Punutera itua, Königin von Tahiti und Moorea  Bd. I: 236, 267  Bd. II: 129, 158 Pommern  Bd. I: 17, 18, 28, 30, 51, 85, 86, 103, 130, 210, 307, 338, 425  Bd. II: 16–22, 24–28, 337, 74, 84, 87, 88, 93, 99–102, 196, 108, 112, 114, 139, 140, 155, 157, 183, 188, 222–224 Popowitz, Frau von  Bd. I: 162  Bd. II: 68, 71 Portsmouth  Bd. I: 148 Portugal  Bd. II: 49 Posadowski, Frau von  Bd. I: 104 Posadowski, Mathilde von  Bd. I: 312 Posadowski, Ottokar von  Bd. I: 311, 312  Bd. II: 203 Posadowsky, Doris von (gest. 1873), geb. Volk­ mar  Bd. II: 203 Posadowsky, Hermann Albert Ottokar Graf von (1825–1912)  Bd. II: 203 Posen, Poznań  Bd. I: 263  Bd. II: 26, 65, 84, 155, 157, 359 Potsdam  Bd. I: 119, 178, 414, 417  Bd. II: 70, 72, 86, 100–102, 168, 171, 242, 246, 278, 281, 305 Prädestination  Bd. I: 242 Prag  Bd. I: 79, 289, 290, 341  Bd. II: 71, 235 Präraffaeliten  Bd. II: 16 Preußische Jahrbücher  Bd. II: 353 Preußische Reformen  Bd. II: 78, 254, 283, 293, 353, 354 Preußische Seehandlung  Bd. I: 266 Preußische Staatsbank  Bd. II: 158 Preußischer Verfassungskonflikt siehe Verfassungskonflikt Prignitz  Bd. II: 21, 86, 147, 279, 348 Printz, Capitain von  Bd. I: 424 Prinz-Heinrich-Baude  Bd. I: 317  Bd. II: 207 Prinzipien  Bd. I: 38, 156, 177, 204, 209, 231, 286, 354, 419, 423  Bd. II: 204, 304 Prittwitz, Familie von  Bd. I: 424 Privatdozent  Bd. I: 157, 266, 289, 298 Professor  Bd. I: 30, 48, 105, 106, 113, 114, 135, 150, 156, 157, 161, 166, 167, 240, 265, 266, 273, 290, 304, 305, 343, 354, 355, 369, 387, 388, 391, 394, 411, 423  Bd. II: 26, 28, 77, 91, 92, 126, 135, 154, 269, 284, 294, 295, 309, 330, 354

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Verzeichnisse

Prozess  Bd. I: 25, 26, 35, 63, 85, 136, 233, 275, 408  Bd. II: 16, 17, 19, 20, 30, 31, 41, 55, 125, 166, 267 Prüm  Bd. I: 375  Bd. II: 275–277 Pudagla (Usedom)  Bd. I: 24, 31  Bd. II: 24, 27 Pufendorf, Samuel von (1632–1694) De rebus a Carlo Gustavo Sveciae Rege ­gestis commentariorum libri septem  Bd. I: 35  Bd. II: 32 Pusey, Edward Bouverie (1800–1882)  Bd. II: 135 Puseyism siehe  Oxford Movement Putbus  Bd. I: 28, 292  Bd. II: 183 Puy-de-Dôme  Bd. I: 337  Bd. II: 228 Puys  Bd. I: 337  Bd. II: 227 Pyramiden  Bd. I: 61, 62, 132, 144, 145, 213, 230 Quacksalberei  Bd. I: 24, 25, 392  Bd. II: 24, 312, 320 Quäker  Bd. I: 307 Quast, Familie von  Bd. I: 424 Quedlinburg  Bd. I: 336  Bd. II: 226, 227 Quernheim, Fähnrich von  Bd. I: 424 Quintilian (M. Fabius Quintilianus, um 35–um 96)  Bd. I: XIV  f. Rabbi, Rabbiner  Bd. I: 300  Bd. II: 85, 92, 321, 349 Rabe  Bd. I: 34  Bd. II: 29 Rabelais, François (um 1494–1553)  Bd. I: 355 Gargantua et Pantagruel  Bd. II: 252 Raben-Levetzau-Huitfeldt, Frederik (1784–1825) Bd. II: 272 Raben, Alwina  Bd. I: 369 Raben, Charlotte Emerentze (1791–1843), geb. Rosenkrantz-Huitfeldt  Bd. I: 368–371  Bd. II: 272 Raben, Detlev von  Bd. I: 368  Bd. II: 272 Rache  Bd. I: 34–36, 43, 49, 93, 94  Bd. II: 59, 81 Rachel, Elisa (1821–1858), eig. Elisabeth Rachel Félix  Bd. I: 140  Bd. II: 86 Racine, Jean (1639–1699) Athalie  Bd. II: 86 Phèdre  Bd. I: 168  Bd. II: 94 Racowitza, Helene Fürstin siehe Dönniges, Marie Josephine Helene von Racowitza, Yanko Gehan Fürst (gest. 1865)  Bd. II: 286, 287 Radecke, Gabriele (geb. 1967)   Bd. I: XIII, X ­ VIII, XXXVI Raffael (1483–1520), eig. Raffaello Santi  Bd. I: 207, 389 Madonna della Seggiola (della Sedia)  Bd. I: 301  Bd. II: 195

Sacra Conversazione (Sixtinische Madonna) Bd. I: 418  Bd. II: 170, 346 Ragaz siehe  Bad Ragaz Rammelsberg, Frau, geb. Ehrenberg  Bd. I: 159  Bd. II: 91, 92 Rammelsberg, Karl Friedrich (1813–1899)  Bd. I: 91 Randers  Bd. I: 372  Bd. II: 270, 271 Ranke, Leopold von (1795–1886)  Bd. I: 157, 351, 405, 406  Bd. II: 91, 250, 333–335 Rapp, Jean (1772–1821)  Bd. I: 209  Bd. II: 112 Rappo, Karl, Athlet  Bd. II: 112 Raschdorff, Julius (1823–1914)  Bd. II: 206 Raß, Jan Jansen (gest. 1816)  Bd. I: 47  Bd. II: 47 Rathenow, Major von  Bd. I: 425 Ratibor, Herzöge von  Bd. II: 97 Ratibor, Viktor Herzog von (1818–1893)  Bd. I: 353  Bd. II: 252 Rationalismus  Bd. I: 103, 105, 107, 181, 226  Bd. II: 104, 283 Rauch, Christian Daniel (1777–1857)  Bd. I: 401  Bd. II: 328 Rauhes Haus  Bd. I: 198  Bd. II: 108 Raule, Benjamin (1634–1707)  Bd. I: 424 Raumer, Friedrich von (1781–1873)  Bd. I: 48  Bd. II: 41, 44 Raupach, Ernst (1784–1852) Die Hohenstaufen  Bd. I: 209  Bd. II: 112 Raven, Familie von  Bd. I: 424 Ravenna  Bd. I: 207, 342  Bd. II: 111, 238 Reaktion, Reaktionsperiode  Bd. I: 200, 376  Bd. II: 280, 281 reaktionär  Bd. I: 226, 343  Bd. II: 91, 100, 118, 119, 164, 284 Rechnungsrat  Bd. I: 106, 107, 122, 151, 169, 173, 292  Bd. II: 73 Referendar  Bd. I: 214, 293, 390  Bd. II: 308 Rega  Bd. II: 88 Regamünde, Regemünde  Bd. I: 147, 149  Bd. II: 88 Reichseisenbahnamt  Bd. I: 349  Bd. II: 247, 252, 264 Reichstag  Bd. I: 354, 412, 426  Bd. II: 73, 75, 114, 120, 124, 198, 236, 252, 254, 339, 352 Reis, Johann Philipp (1834–1874)  Bd. II: 113 Religion  Bd. I: 136, 199, 252, 307  Bd. II: 16, 50, 99, 100, 105, 104, 107, 111, 114, 117, 119, 132, 145, 164, 172, 197, 206, 240, 249, 281, 283, 302 Religionskritik  Bd. II: 132, 187 Rellstab, Ludwig (1799–1860) 1812  Bd. I: 232  Bd. II: 122 Remagen  Bd. II: 207 Renaissance  Bd. I: 21, 31  Bd. II: 13, 20, 165, 186, 2000, 208, 271, 302

Register Rentier  Bd. I: 106, 110, 243, 393  Bd. II: 91 Rentsch, Johann Wolfgang (1637–1690) Brandenburgischer Ceder-Hein  Bd. I: 30  Bd. II: 23, 26 Reserveoffizier  Bd. I: 106, 107, 151, 167, 213, 316, 388  Bd. II: 221, 304 Retzow, General von  Bd. I: 424 Reuleaux, Franz (1829–1905)  Bd. I: 410  Bd. II: 340 Reuter, Hans Heinrich (1923–1978)  Bd. I: XXXIV Revanchismus  Bd. II: 122, 200 Reventlow, Familie  Bd. I: 373, 374  Bd. II: 271 Reventlow, Anna Sophie (1693–1743), Königin von Dänemark und Norwegen  Bd. I: 371–­ 374  Bd. II: 270–274 Reventlow, Conrad Graf (1644–1708)  Bd. I: 371, 373, 374  Bd. II: 274 Revolution  Bd. I: 113, 294, 315, 340, 419, 427  Bd. II: 54, 75, 77, 197 siehe auch Badische Revolution, Februar-Revolution, Franzö­ sische Revolution, Julirevolution und März-­ Revolution Rhein  Bd. I: 233, 252, 269, 316, 392, 425  Bd. II: 30, 82, 127, 163, 204, 207, 260, 333, 336, 358 Rheinbaben, Familie von  Bd. I: 424 Rheinland-Pfalz  Bd. II: 275 Rheinpreußen, Rheinprovinz  Bd. II: 112, 204, 358 Rheinsberg  Bd. II: 17, 110, 226, 227 Rheumatismus  Bd. I: 148, 160, 272, 307  Bd. II: 92, 105, 340 Riccio, David (um 1533–1566), eig. Davide Rizzio  Bd. I: 242, 427  Bd. II: 139, 360 Richard I. (1157–1199), König von England, gen. Löwenherz  Bd. I: 427  Bd. II: 360 Richard II. (1367–1400), König von England  Bd. I: 55  Bd. II: 55 Richard III. (1452–1485), König von England  Bd. I: 11, 234  Bd. II: 10, 11, 127, 199 Richard of Shrewsbury, 1st Duke of York (1473– 1483)  Bd. II: 11 Richardson, Samuel (1689–1761) Clarissa  Bd. II: 271 Richmond  Bd. I: 7, 14, 16  Bd. II: 9, 152 Richter, Heinrich (1848–1922)  Bd. II: 205–207 Richter, Marie (1858–1945), geb. Eberty  Bd. II: 205–207 Riesengebirge, Karkonosze  Bd. I: 316  Bd. II: 133, 175, 200, 207, 313 Riga  Bd. II: 177 Ringenwalde  Bd. II: 73 Riss, Franz Xaver (1869–1960)  Bd. II: 231

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Rittersbach, Aloys  Bd. I: 388  Bd. II: 304 Riviera  Bd. I: 274  Bd. II: 162, 167 Rizzio siehe Riccio Roberts, Alexander von, Briefpartner F.s  Bd. II: 147 Rocher de bronze  Bd. I: 121, 340, 419  Bd. II: 79, 234, 243, 346 Rochow, Familie von  Bd. I: 424 Röcken  Bd. II: 240 Rodenberg, Julius (1831–1914)  Bd. II: 36, 323 Ehen werden im Himmel geschlossen  Bd. II: 204 Roeder, Familie von  Bd. II: 424 Roentgen, Wilhelm (1845–1923)  Bd. I: 241  Bd. II: 138 Rohr, Mathilde von (1810–1889)  Bd. I: XII, XV, 377  Bd. II: 17, 18, 68, 69, 100, 103, 121, 124, 153, 212, 265, 270, 272, 273, 285, 330 Rokoko  Bd. I: 308, 411  Bd. II: 162, 196 Rolandseck  Bd. I: 316  Bd. II: 207 Rolf Krake (Panzerschiff)  Bd. II: 201 Rolf Krake (Sagenkönig)  Bd. I: 82, 310  Bd. II: 57, 199, 201 Rom  Bd. I: 13, 17, 36, 70, 104, 241, 342, 346, 372, 401, 408  Bd. II: 13, 33, 69, 70, 71, 138, 145, 194, 232, 240, 249, 302, 328, 343, 361 Rombelli, Familie  Bd. II: 70 Rombello, Contessa di  Bd. I: 104  Bd. II: 70 Romberg, Amalie von (1798–1879), geb. Gräfin Dönhoff Sophie Schwerin. Ein Lebensbild  Bd. II: 265, 266 Romberg, Bertha von (1829–1887), geb. von Itzenplitz  Bd. I: 233  Bd. II: 124 Romberg, Maximilian von (1824–1904)  Bd. I: 233  Bd. II: 124 Rörer, Georg (1492–1557)  Bd. II: 113 Rosalie  Bd. I: 313 Rose  Bd. I: 90, 250, 302, 311, 372, 436  Bd. II: 23, 69, 84, 86, 87, 118, 196, 203, 295, 373 Rose, Gustav (1798–1873)  Bd. II: 91, 92 Rose, Heinrich (1795–1864)  Bd. II: 91, 92 Rose, Valentin (1762–1807)  Bd. II: 148 Rose, Wilhelm (1792–1867)  Bd. I: 105, 107  Bd. II: 71, 89, 92, 148 Aus der Schweiz  Bd. II: 71 Rosen, Gerd, Auktionshaus  Bd. II: 126, 137, 148, 153, 189, 209, 223, 257, 290, 301, 304–­ 307, 319, 335 Rosenfeld/Rosenwald, Henker in Hamburg  Bd. I: 41–45, 47, 49, 63, 64, 96  Bd. II: 46, 48, 49

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Verzeichnisse

Rosenholm  Bd. I: 368  Bd. II: 271 Rosenkrantz, Familie  Bd. I: 366, 368, 369  Bd. II: 271, 272 Rosenkrantz, Fritz  Bd. I: 370 Rosenkrantz, Gottlieb  Bd. I: 370 Rosenkrantz, Louise  Bd. I: 370 Rosenkriege  Bd. II: 11, 31 Rösicke, Röschen/Rosa  Bd. I: 311, 312 Roskilde  Bd. I: 34, 437  Bd. II: 35 Ross, John (1777–1856)  Bd. I: 239  Bd. II: 136 Roß, Wilhelm Johann Gottfried (1772–1854)  Bd. I: 209  Bd. II: 112 Rostock  Bd. I: 43, 45, 55, 58, 59, 77, 82, 83, 85, 86, 328  Bd. II: 40, 50, 242, 286 Rostocker Heide  Bd. II: 183 Rostocker Zeitung  Bd. II: 214 Rothe, Johannes (um 1360–1434) Thüringische Weltchronik  Bd. II: 219, 220 Rothschild, Familie von  Bd. II: 260, 353, 354 Rothschild, Leopold de (1845–1917)  Bd. II: 11 Rottenhammer, Hans (1564–1626 Cristo e l’Adultera  Bd. II: 170 Rotterdam  Bd. II: 177 Rouen  Bd. I: 18  Bd. II: 19 Rousseau, Jean-Jacques (1712–1778)  Bd. I: 418 Les Confessions  Bd. II: 195, 336 Rubens, Peter Paul (1577–1640) Die Geißblattlaube  Bd. II: 205 Rückert, Friedrich (1788–1866) Liebesfrühling  Bd. I: 288  Bd. II: 178 Rudelsburg  Bd. I: 346  Bd. II: 240 Ruden  Bd. I: 18, 298  Bd. II: 20, 194, 196 Rudenz, Rittmeister von  Bd. I: 177, 179, 180, 195–197, 203, 212, 225, 228  Bd. II: 101 Rudolf (1859–1889), Erzherzog von Österreich  Bd. II: 123 Rudorff, Wilhelm Heinrich von (1741–1832)  Bd. II: 102 Ruge, Arnold (1802–1880)  Bd. I: 376  Bd. II: 187, 282 Rügen  Bd. I: 17, 44, 51, 86  Bd. II: 16, 17, 19, 140, 183, 300 Rügenwalde, Darłowo  Bd. I: 31  Bd. II: 87 Ruisdael siehe Ruysdael Rumänien  Bd. II: 75, 114, 158, 208, 286 Rummelsburger See  Bd. II: 90, 140 Ruppin siehe Neuruppin Russell, Familie  Bd. II: 259 Russisch-Osmanischer Krieg  Bd. II: 123 Russland, russisch  Bd. I: 39, 410  Bd. II: 8, 26, 58, 76, 80, 92, 102–104, 122, 127, 136, 150, 154, 156, 158, 199, 225, 227, 237, 281, 292 Rütli  Bd. I: 388  Bd. II: 302

Rütli (Literarische Vereinigung)  Bd. I: 377  Bd. II: 70, 159, 179, 180, 220, 221, 285, 286, 303, 310 Ruysdael, Salomon van (1600/03–1670)  Bd. I: 390  Bd. II: 307 Saale  Bd. I: 425  Bd. II: 240, 359 Saaling, Jacob (1735–1788), eig. Jacob Salomon  Bd. II: 269 Saatzig, Szadzko  Bd. I: 30, 31  Bd. II: 26 Sachsen  Bd. I: 17, 389, 425  Bd. II: 13, 229, 283, 355 Sachsen-Anhalt  Bd. II: 78, 140, 152, 224, 226, 269, 359 Sächsische Schweiz  Bd. I: 392  Bd. II: 313 Sahara  Bd. II: 77 Saint-Privat  Bd. II: 252 Salas y Gomez  Bd. I: 257 Saldern, Familie von  Bd. I: 152, 424 Saldern, Hermann von (1801–1854)  Bd. II: 73, 152 Saldern, Luise von (1808–1876), geb. von Ahlimb  Bd. II: 73 Saldern, Sophie Elisabeth Luise von (gest. 1883)  Bd. II: 152 Saldern-Ahlimb, Familie von  Bd. II: 73, 153 Saldern-Ahlimb-Ringenwalde, Hugo von (1829–­ 1893)  Bd. II: 73 Salm-Kyrburg, Otto Ludwig Rheingraf von (1597–1634)  Bd. II: 30 Salomo  Bd. I: 11  Bd. II: 12 Salomon, Georg Anton (1849–1916)  Bd. II: 204 Samter, Jacob und Moritz, Damenkonfektionsgeschäft in Berlin  Bd. I: 418  Bd. II: 345 Samter, Max, Damenkonfektionsgeschäft in Berlin  Bd. I: 418  Bd. II: 345 San Francisco  Bd. I: 161, 243  Bd. II: 140 Sand  Bd. I: 61, 92, 126, 143, 199, 205, 244, 306, 389, 429  Bd. II: 47, 52, 82, 119, 132, 197 Sand, George (1804–1876), eig. Aurore Dupin, verh. Baronin Dudevant  Bd. I: 361  Bd. II: 208, 249 Leone Leoni  Bd. I: 319  Bd. II: 208 Sandow in der Mark, Sądów  Bd. I: 198  Bd. II: 108 Sandrart, Auguste von (1823–1900), verh. ­Gräfin von Posadowsky  Bd. I: 313  Bd. II: 71, 202, 203 Sandrascheck, Susanne von  Bd. I: 311–313  Bd. II: 201–203 Sanremo  Bd. II: 167 Sansfaçon, Frau  Bd. I: 193, 194  Bd. II: 105 Sarajevo  Bd. I: 115  Bd. II: 75 Sardinien  Bd. II: 227, 238

Register Saulx-Tavannes, Gaspard de (1509–1573)  Bd. II: 27, 28 Mémoires  Bd. I: 32  Bd. II: 28 Saurma von der Jeltsch, Anton (1836–1900)  Bd. II: 96 Savoyen  Bd. I: 343  Bd. II: 238 Schabelsky, Elsa von (1860–1902)  Bd. I: 275  Bd. II: 168 Schachspiel  Bd. I: 37, 139, 197  Bd. II: 35, 176 Schacht, Julius Eduard (1804–1871)  Bd. II: 303 Schack, Weberfamilie in Tabarz  Bd. II: 188 Schack, Großmutter  Bd. I: 295, 296  Bd. II: 188, 189 Schack, Heinzel, Weber in Tabarz  Bd. I: 295 Schack, Hennecke  Bd. I: 57, 63, 82, 85, 86 Schack, Otto Friedrich Ludwig von (1763–1815) Bd. II: 285 Schaeffer-Voit, Clara von (1856–1939), verh. Gräfin zu Eulenburg  Bd. I: 257  Bd. II: 148, 149 Schaffhausen  Bd. I: 233 Schanghai  Bd. I: 314 Schaper, Fritz (1841–1919)  Bd. II: 336 Scharlach  Bd. I: 285  Bd. II: 185 Scharnhorst, Gerhard von (1755–1813)  Bd. I: 269, 424  Bd. II: 164, 283 Scharnweber, Christian Friedrich (1770–1822)  Bd. II: 106 Scharto, Frau Geheimrat  Bd. I: 319 Scheffel, Victor von (1826–1886) Ekkehart  Bd. II: 43 Scheidung  Bd. I: 8, 16, 159, 259, 270, 278, 280, 368, 373  Bd. II: 4, 30, 149, 155, 164, 287 Scheld, Klaus (gest. 1402)  Bd. II: 45 Scheliha, Familie von  Bd. I: 424 Schenk, Karoline von, Priorin in Calbe an der Saale  Bd. II: 269 Scherenberg, Christian Friedrich (1798–1881) Waterloo  Bd. I: 230, 231  Bd. II: 118, 119 Scherr, Johannes (1817–1886) Menschliche Tragikomödie  Bd. I: 18  Bd. II: 19, 20, 29 Scherz, Hermann (1818–1888)  Bd. II: 103 Schewitsch, Helene von siehe  Dönniges, Marie Josephine Helene von Schewitsch, Sergej von (1848–1911)  Bd. II: 287 Schilden, Frederikke Juliane von (1757–1819), geb. Huitfeldt, gen. Becka  Bd. I: 366, 367  Bd. II: 271 Schilden, Hans Heinrich Friccius von (1745– 1816)  Bd. I: 367  Bd. II: 271 Schilden, Heinrich Andreas von (1692–1765)  Bd. I: 367  Bd. II: 271 Schill, Ferdinand von (1776–1809)  Bd. I: 149  Bd. II: 5, 88

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Schiller, Friedrich von (1759–1805)  Bd. I: 305, 361, 384, 420, 421, 427  Bd. II: 361 Der Graf von Habsburg  Bd. I: 123  Bd. II: 80 Die Braut von Messina  Bd. II: 296, 375 Die Ideale  Bd. I: 361  Bd. II: 264 Die Jungfrau von Orleans  Bd. I: 6, 18, 120, 123, 166, 301, 420, 421  Bd. II: 6, 29, 78, 81, 93, 193, 195, 361 Die Räuber  Bd. I: 419  Bd. II: 43, 347 Die Worte des Glaubens  Bd. I: 305  Bd. II: 78, 196 Die Verschwörung des Fiesco zu Genua  Bd. I: 123  Bd. II: 80 Don Carlos  Bd. I: 273  Bd. II: 167 Hoffnung  Bd. I: 123  Bd. II: 81 In einer Bataille (Die Schlacht)  Bd. I: 123  Bd. II: 80 Kabale und Liebe  Bd. I: 264  Bd. II: 80, 157 Kassandra  Bd. I: 123, 252  Bd. II: 81, 145 Maria Stuart  Bd. I: 123  Bd. II: 81, 130 Punschlied  Bd. I: 123, 305  Bd. II: 80, 196 Resignation  Bd. I: 313  Bd. II: 203 Ritter Toggenburg  Bd. I: 316  Bd. II: 207 Turandot, Prinzessin von China  Bd. II: 87 Wallensteins Lager  Bd. I: 123, 151  Bd. II: 79, 89 Wallensteins Tod  Bd. I: 120, 123, 151, 253  Bd. II: 72, 78, 81, 89, 145 Wilhelm Tell  Bd. I: 280, 347  Bd. II: 81, 101, 123, 172, 243, 296, 375 Schimmelpennig, Konsul  Bd. I: 131  Bd. II: 83 Schimmelpfennig, Adolf (1815–1887)  Bd. II: 83 Schimmelpfennig, Otto von, Schauspieler  Bd. II: 83 Schindler, Severin (1671–1737)  Bd. II: 239 Schlabrendorf, Familie von  Bd. I: 258  Bd. II: 151 Schlacht  Bd. I: 6, 36, 41, 43, 45, 46, 73, 98, 99, 106, 112, 173, 178, 206, 229, 231, 242, 249, 335, 341, 349, 383, 395, 397, 423  Bd. II: 6–8, 10, 14, 19, 32, 33, 46, 47, 51, 61–63, 74, 79, 80, 94, 96, 101, 102, 105, 108, 111, 117, 118, 135, 136, 199, 207, 225, 233–235, 239, 240, 242, 243, 267, 292, 347, 348, 355, 356 Schladen, Leutnant von  Bd. II: 424 Schlegel, Friedrich (1772–1829)  Bd. I: 427  Bd. II: 361 Athenäums-Fragment 116  Bd. II: 361 Über Goethe’s Meister  Bd. I: 427  Bd. II: 361, 364 Schlei  Bd. II: 34, 35 Schleiermacher, Friedrich (1768–1834)  Bd. I: 113, 314  Bd. II: 205

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Schlenther, Paul (1854–1916)  Bd. I: XXIV– XXVI  Bd. II: 44, 78, 198 Schleppegrell, Pastor von Broager  Bd. II: 218 Schlesien, schlesisch  Bd. I: 144, 174, 175, 178, 206, 238, 311, 314, 318, 424  Bd. II: 70, 93, 96, 97, 101, 103, 104, 106, 111, 155, 157, 199, 200, 204, 205, 215, 359 Schlesinger, Sigmund (1832–1918) Die Gustel von Blasewitz  Bd. II: 80 Schleswig  Bd. I: 37, 346, 437  Bd. II: 34, 35, 181, 215 Schleswig-Holstein  Bd. I: 332, 338, 426  Bd. II: 33, 48, 215, 271, 357, 358 Schleswig-Holsteinischer Krieg siehe Erster Schleswig-Holsteinischer Krieg und Krieg von 1864 Schlicht, Missionsprediger  Bd. I: 195, 196  Bd. II: 106 Schlichtekrull, Generalmajor von  Bd. I: 269  Bd. II: 162 Schlichtekrull, Astolf von  Bd. I: 269 Schlichtekrull, Rahel von  Bd. I: 269  Bd. II: 163 Schlieffen, Familie von  Bd. I: 270 Schliemann, Heinrich (1822–1890)  Bd. I: 115  Bd. II: 66 Schlippenbach, Familie von  Bd. I: 258  Bd. II: 151 Schlittenfahrt  Bd. I: 174, 249, 271, 272, 274, 313, 316, 317  Bd. II: 207 Schlüssel  Bd. I: 156, 157, 161, 184, 254  Bd. II: 90, 172 Schmalkaldischer Bund  Bd. II: 13 Schmelinsky, Major von  Bd. I: 424 Schmettow, Familie von  Bd. I: 424 Schmidt, Erich (1853–1913)  Bd. I: XXVIII Schmidt, Julian (1818–1886)  Bd. II: 237 Schmidt, Th. Zur Geschichte der frühern Stettiner ­Handels-Compagnien  Bd. I: 18  Bd. II: 21 Schmiedeberg, Kowary  Bd. II: 200 Schmitson, Teutwart (1830–1863)  Bd. I: 404  Bd. II: 330, 351 Schmitz, Professor  Bd. I: 30 Schnatermann, Karl  Bd. I: 292  Bd. II: 183 Schnatermann, Marie  Bd. I: 292  Bd. II: 183 Schneekoppe, Śnieżka  Bd. I: 392  Bd. II: 207, 208, 313 Schneevogel, Herr von  Bd. I: 272 Schneevogel, Paul (um 1460 – um 1514), gen. Niavis  Bd. II: 166 Schneider, Louis (Ludwig) (1805–1878)  Bd. I: 359  Bd. II: 345

Schocke, Nikolaus, Ratsherr in Hamburg  Bd. I: 41, 42, 45, 59, 95, 96  Bd. II: 53 Schönaich-Carolath, Emilie Prinzessin von (1822–1871), geb. von Oppen-Schilden  Bd. I: XV, 366  Bd. II: 270, 273 Schönaich-Carolath, Karl Prinz von (1820– 1874)  Bd. II: 270 Schönaich-Carolath-Schilden, Emil Prinz von (1852–1908)  Bd. II: 270 Schönemann, Ferdinand Ludewig (gest. 1813)  Bd. II: 183 Schönemann, Lilli (1758–1817), verh. von Türck­heim  Bd. II: 183 Schönemann, Marie siehe Schnatermann, Marie Schonen, Skåne  Bd. I: 34 Schöning, Familie von  Bd. I: 424 Schopenhauer, Arthur (1788–1860)  Bd. I: 105–­ 107, 300, 416  Bd. II: 72, 87, 132, 191, 193, 195, 305 Parerga und Paralipomena  Bd. II: 191 Schorfheide  Bd. II: 152 Schottland, schottisch  Bd. I: 51, 107, 108, 119, 147, 167, 239, 242, 260  Bd. II: 14, 93, 117, 119, 136, 139, 212, 289, 307, 340 Schottländer, Salo (1844–1920)  Bd. II: 101 Schreck von Schreckenstein  Bd. I: 329 Schropp, Simon, Verlag und Buchhandlung in Berlin  Bd. I: 407  Bd. II: 338 Schubert, Franz (1797–1828)  Bd. II: 87 Schuld, Schulden, schuldig  Bd. I: 10, 11, 21, 34, 47, 55, 82, 83, 89, 134, 136, 153, 177, 184, 193, 229, 232, 234, 238, 262, 264, 274, 279, 293, 294, 316, 324, 329, 332, 333, 244, 368, 374, 377, 391, 409, 427, 428  Bd. II: 21, 24, 26, 93, 122, 128, 281, 304, 363 Schulenburg, Ehrengard Melusine von der (1667–1743), Herzogin von Kendal  Bd. I: 203  Bd. II: 110 Schulfuchser siehe Federfuchser Schulpforta  Bd. I: 344  Bd. II: 232, 239 Schulte, Eduard (1817–1890)  Bd. I: 269, 407  Bd. II: 162, 337 Schulte, Hermann (1851–1941)  Bd. II: 162, 337 Schulte, Max Eduard (geb. 1852)  Bd. II: 162, 337 Schultz, Ferdinand (1811–1875)  Bd. I: 393  Bd. II: 315 Schulze, Adolf Gustav  Bd. I: 340–346  Bd. II: 230–241 Schulze, Johannes (1786–1869)  Bd. II: 232 Schwab, Gustav (1792–1850)  Bd. II: 211, 292 Schwaben  Bd. I: 299, 304

Register Schwartzenau, Caroline Gräfin, Pflegetochter von Sophie Gräfin Schwerin  Bd. I: 365  Bd. II: 266 Schwarzburg  Bd. I: 265  Bd. II: 157 Schwatlo, Frau (geb. 1834), geb. Walter  Bd. II: 146 Schweden, schwedisch  Bd. I: 26, 35, 49, 86, 108, 140, 330, 333  Bd. II: 25, 28, 30–32, 40, 47–49, 52, 57, 217, 243, 274, 289, 292 Schwedt/Oder  Bd. I: 140, 202  Bd. II: 109, 239 Schweiz  Bd. I: 105, 106, 167, 168, 270, 356  Bd. II: 205, 243, 282, 302, 349, 362 Schwentine  Bd. I: 36  Bd. II: 191 Schwerin, Familie von  Bd. I: 423, 424  Bd. II: 354 Schwerin, Friedrich Carl Heinrich Graf von (1768–1805)  Bd. I: 365  Bd. II: 266 Schwerin, Kurd Christoph Graf von (1684– 1757)  Bd. II: 235 Schwerin, Sophie Amalie Gräfin von (1785– 1863), geb. Gräfin Dönhoff  Bd. I: 365, 377  Bd. II: 265, 266, 285, 330, 354 Schwerin, Wilhelm Werner Otto Graf von (1773–1815)  Bd. I: 365  Bd. II: 266 Schwerin-Putzar, Maximilian Graf von (1804– 1872)  Bd. II: 234 Schwetz, Świecie  Bd. I: 261, 262  Bd. II: 154, 155 Schwind, Moritz von (1804–1871) Die schöne Melusine  Bd. I: 312  Bd. II: 203 Schwing, Fernando (1836–1897)  Bd. I: 418  Bd. II: 345 Schwyz  Bd. II: 302 Seehandlung siehe  Preußische Seehandlung Seeland  Bd. I: 34, 35, 366  Bd. II: 30, 52 Seelen, von, 1755 Rittmeister im Zieten’schen Husarenregiment  Bd. I: 376  Bd. II: 278 Sehestedt, Familie von  Bd. I: 297  Bd. II: 191 Sehested, Hannibal (1609–1666)  Bd. I: 34, 35  Bd. II: 30–32, 191 Sehnsucht  Bd. I: 127, 132, 138, 238, 251, 262, 263, 265, 286, 298, 300, 301, 303, 323, 335, 336, 355, 373, 409, 428  Bd. II: 207 Seidler, Louise (1786–1866)  Bd. II: 202 Selbstgerechtigkeit  Bd. I: 114, 334 Selbstmord, Suizid  Bd. I: 216, 289, 290, 333, 334, 344, 348, 365, 409  Bd. II: 114, 122, 154, 155, 223, 241, 342 Sell, Johann Jakob (1754–1816) Geschichte des Herzogthums Pommern  Bd. I: 17  Bd. II: 19 Semper, Gottfried (1803–1879) Vorläufige Bemerkungen über bemalte Architectur und Plastic bei den Alten  Bd. II: 97

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Senfft von Pilsach, Familie von  Bd. I: XXI, 198 Bd. II: 108 Senfft von Pilsach, Adolph (1797–1882)  Bd. II: 108 Senfft von Pilsach, Arnold (1834–1889)  Bd. I: XXI  Bd. II: 99 Senfft von Pilsach, Ernst (1795–1882)  Bd. II: 99, 107, 108 Senfft von Pilsach, Frieda (geb. 1838)  Bd. II: 108 Senfft von Pilsach, Henriette siehe Braumann, Henriette Sennefeld, Ratsherr in Hamburg  Bd. I: 45 Serbien  Bd. I: 317  Bd. II: 207, 208 Sevastopol  Bd. II: 136 Seydlitz, Friedrich Wilhelm von (1721–1773)  Bd. I: 269, 424  Bd. II: 164 Seydlitz-Kurzbach, Hermann Florian von (1810–­1895)  Bd. I: 424  Bd. II: 356 Shakespeare, William (1564–1616)  Bd. I: 114, 157 Hamlet  Bd. I: 124 Henry IV.  Bd. I: 192  Bd. II: 66, 105 Henry VIII.  Bd. II: 5, 6, 9, 13 King Lear  Bd. I: 201, 202, 224  Bd. II: 109, 127 Macbeth  Bd. I: 111, 120, 242  Bd. II: 74, 78 Richard III.  Bd. I: 234, 307  Bd. II: 199 Twelfth Night, or What you will  Bd. I: 192  Bd. II: 105 Sheffield Castle  Bd. I: 6  Bd. II: 8 Sheffield House, Sheffield Manor  Bd. I: 5  Bd. II: 4, 7, 8 Sheffield, Sir Robert (vor 1462 – 1518)  Bd. I: 8  Bd. II: 9 Shelley, Percy Bysshe (1792–1822)  Bd. I: 137 The Necessity of Atheism  Bd. II: 84 Siegfried  Bd. I: 128  Bd. II: 82 Siemens, Georg (1839–1901)  Bd. II: 138 Siemens, Werner von (1816–1892)  Bd. I: 331, 391  Bd. II: 219, 311 Siemens & Halske  Bd. II: 219 Sienkiewicz, Henryk (1846–1916)  Bd. II: 96 Sieyès, Emmanuel Joseph (1748–1836)  Bd. II: 84 Sigismund (1368–1437), König von Ungarn, deutscher König, römischer Kaiser  Bd. II: 359 Silberhochzeit  Bd. I: 122, 359  Bd. II: 89, 128, 169, 170 Simon van Utrecht (gest. 1437)  Bd. I: 41, 42, 45, 54, 60, 63, 94–96  Bd. II: 46, 53, 54, 59 Singapur  Bd. I: 314  Bd. II: 195 Sissinga, Junker  Bd. I: 39, 58, 60  Bd. II: 51, 52 Sizilien  Bd. I: 51, 82  Bd. II: 49, 57, 289 Sklaverei  Bd. I: 238  Bd. II: 133

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Verzeichnisse

Skobelev, Michail Dmitrievič (1843–1882)  Bd. I: 232  Bd. II: 123 Smyrna, Izmir  Bd. I: 115  Bd. II: 76 Södermanland  Bd. II: 57 Solon von Athen (um 640 – nach 561 v. Chr.)  Bd. I: 351  Bd. II: 249 Soltau  Bd. II: 116, 118 Sommerfeld, Autographensammler  Bd. I: XXXI Sommerfeld, Ernst von (1850–1917)  Bd. I: 242 Bd. II: 139 Sommerfeldt, Familie  Bd. II: 85 Sommerfeldt, Hermann (1820–1902)  Bd. II: 96, 99 Sommerfeldt, Jenny siehe  Fontane, Jenny Sommerfeldt, Max (1852–1899)  Bd. II: 85, 99 Sophie von Dänemark (1240 – nach 1284)  Bd. II: 35 Sophie von Pommern-Wolgast (fl. 1397), Herzogin von Mecklenburg  Bd. II: 51 Sophie von Preußen (1719–1765), Markgräfin von Brandenburg-Schwedt  Bd. II: 110 Sophie Amalie von Braunschweig-Lüneburg (1628–1685), Königin von Dänemark und Norwegen  Bd. II: 30 Sophokles (497/95–406/05 v. Chr.) Antigone  Bd. I: 112, 168  Bd. II: 74 Sora  Bd. I: 54  Bd. II: 50 Sorben, sorbisch  Bd. II: 230 Sorma, Agnes (1862–1927)  Bd. II: 96 Sorma-Tiptowitz, Helene Comtesse  Bd. I: 174, 175 Sorma-Tiptowitsch/Sorma-Triptowitz, Graf  Bd. I: 174, 175  Bd. II: 96, 97 Sozialdemokratie  Bd. I: 153  Bd. II: 43, 254 Sozialistengesetz  Bd. I: 354  Bd. II: 253, 254, 256 Spanien, spanisch  Bd. I: 16, 42, 56, 60, 87, 160, 193, 234, 252, 296  Bd. II: 12, 49, 52, 86, 92, 105, 133, 145, 227, 240 Spanischer Erbfolgekrieg  Bd. II: 249 Sparr, Familie von  Bd. I: 424  Bd. II: 72 Sparr, Axel von  Bd. I: 105  Bd. II: 72 Sparr, Erich  Bd. I: 326, 327  Bd. II: 72, 212 Sparta, Spartaner  Bd. I: 342 Spenser & Fellow  Bd. I: 7  Bd. II: 8 Sphinx  Bd. I: 343  Bd. II: 95, 232, 332, 372 Spiegel  Bd. I: 81, 130, 164, 323–326, 384, 401, 423  Bd. II: 47, 211 Spielhagen, Friedrich (1829–1911)  Bd. II: 204 Hans und Grete  Bd. II: 143 Spies, Petra, Literaturwissenschaftlerin  Bd. I: XVI, XXI–XXIII, XXV Spinello Aretino (gest. 1410)  Bd. I: 87 Spinoza, Baruch de (1632–1677)

Tractatus theologico-politicus  Bd. I: 252  Bd. II: 145 Spleen  Bd. I: 350  Bd. II: 248 Sprechanismus  Bd. I: 412, 419–421  Bd. II: 301, 343, 347 Spree  Bd. II: 84, 90, 128, 140, 156, 166, 327, 332, 340, 348 Spreewald  Bd. I: 420  Bd. II: 332, 347, 348 Spriavaner  Bd. I: 420  Bd. II: 348 Spuk  Bd. I: 31, 37, 43, 49, 157, 173, 304, 328, 417  Bd. II: 35, 167 Sreschow, dänischer Etatsrat  Bd. I: 370, 371  Bd. II: 272 St. Goarshausen  Bd. II: 204 St. Helena  Bd. I: 328  Bd. II: 214 St. Petersburg  Bd. I: XII  Bd. II: 86, 237, 287 Stachelbeeren  Bd. I: 307, 308  Bd. II: 85, 199 Staël, Germaine de (1766–1817) Corinne, ou l’Italie  Bd. II: 343 Stafford, Edward (1478–1521), 3rd Duke of Buckingham  Bd. II: 8 Stafford, Henry (1454–1483), 2nd Duke of Buckingham  Bd. II: 10 Stafford, Humphrey (1402–1460), 1st Duke of Buckingham  Bd. I: 9  Bd. II: 10 Stafford, Katherine (1437–1476), verh. mit John Talbot, 3th Earl of Shrewsbury  Bd. I: 9–­12 Bd. II: 10 Stägemann, Friedrich August (1763–1840)  Bd. I: 341, 343–345  Bd. II: 237, 239, 240 Stahl, Friedrich Julius (1802–1861), eig. Julius Jolson-Uhlfelder  Bd. I: 376  Bd. II: 284 Stall  Bd. I: 5, 56, 143, 163, 238, 306–309  Bd. II: 92, 200 Stangen, Carl (1833–1911)  Bd. I: 315  Bd. II: 206 Stanley, Henry Morton (1841–1904) Wie ich Livingstone fand. Reisen, Abenteuer und Entdeckungen in Central-Afrika  Bd. II: 77 Stanwinski, Adelgunde  Bd. I: 120 Stappenbeck, Adolf (1811–1871)  Bd. II: 78 Stargard in Pommern, Stargard Szczeciński  Bd. I: 18, 19, 21, 22, 27, 30  Bd. II: 21, 28, 86, 188 Staufer, Familie  Bd. I: 38, 209  112, 233 Stavanger  Bd. I: 56, 84  Bd. II: 57 Stawinsky, Karl (1794–1866)  Bd. II: 78 Steinhöfel  Bd. I: 285  Bd. II: 174 Steinmetz, Familie von  Bd. I: 424 Stephan, Martin (1777–1846)  Bd. I: 201, 207  Bd. II: 103, 109, 111 Der christliche Glaube in einem vollständigen Jahrgange Predigten  Bd. II: 109

Register Stephany, Friedrich (1830–1912)  Bd. II: 43, 198, 231 Steppenbeck, Adelgunde  Bd. I: 120  Bd. II: 78 Sterne, Carus (1839–1903), eig. Ernst Krause  Bd. I: 156  Bd. II: 90 Sterne, Laurence (1713–1768)  Bd. I: 355 Stettenheim, Julius (1831–1916)  Bd. I: 416 Stettin, Alten-Stettin, Szczecin  Bd. I: 18, 25, 28, 30–32, 140, 250  Bd. II: 16, 18–22, 24, 25, 27, 29, 86, 286 Stettiner Haff, Zalev Szczeciński  Bd. II: 48 Stickerei  Bd. I: 263, 309  Bd. II: 201 Stieftochter, -mutter  Bd. I: 268  Bd. II: 160, 161, 175 Stiehl, Auguste siehe  Canitz, Auguste von Stiehl, Ferdinand (1812–1878)  Bd. II: 173, 174 Stift  Bd. I: 20, 74  Bd. II: 16, 18, 21, 24, 25, 46, 121, 226, 227, 275, 276, 295 Stifter, Adalbert (1805–1868) Der Nachsommer  Bd. II: 97, 257 Stiftsdame  Bd. I: 306, 309  Bd. II: 21, 103, 105, 153, 200, 285 Stiftung  Bd. I:  39, 42, 46–48, 56, 57, 60, 63, 73, 82, 85, 91, 198, 199, 201, 202, 206, 233, 306  Bd. II: 33, 38, 50, 73, 85, 94, 104, 107, 124, 200, 239, 259, 263, 269, 272, 274 Stirner, Max (1806–1856)  Bd. I: 293  Bd. II: 122, 187, 265, 267, 268, 282, 285 Stöckel-Hans  Bd. I: 327 Stockhausen, Clara (1842–1908), geb. Toberentz Bd. II: 87, 91, 191, 217 Stockhausen, Julius (1826–1906)  Bd. I: XXI, 330  Bd. II: 99, 217, 218 Stockholm  Bd. I: 38, 55–57, 60, 73, 85, 91  Bd. II: 38, 40,50, 73, 218 Stoecker, Adolf (1845–1909)  Bd. I: 269  Bd. II: 163, 353 Unsere Forderungen an das moderne Juden­ thum  Bd. II: 353 Stojentin, pommersche Adelsfamilie  Bd. I: 28, 32  Bd. II: 28 Stoke-on-Trent  Bd. I: 6  Bd. II: 7 Stolberg, Grafen von  Bd. II: 222, 227 Stolp, Słupsk  Bd. I: 31, 147  Bd. II: 87, 114 Stolpe  Bd. II: 87 Stone (Devonshire)  Bd. II: 71, 145 Storch, Elisabeth  Bd. I: 312 Storch von Adebar, Adolar  Bd. I: 195  Bd. II: 105 Storch von Adebar, Arabella  Bd. I: 195 Storch von Adebar, Cesarine siehe  Trebia von Trebiatinski, Cesarine Storch von Adebar, Dagobert  Bd. I: XXI, 184, 195–­197, 206, 210, 212, 225

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Storch von Adebar, Filomele  Bd. I: 195 Storch von Adebar, Mercedes  Bd. I: 199 Storch von Adebar, Rebecca siehe  Gerson von Eichroeder, Rebecca/Rahel/Sarah Storch von Adebar, Scholastica  Bd. I: 199 Störchin siehe  Trebia von Trebiatinski, ­Cesarine Storm, Dorothea (1828–1903), geb. Jensen  Bd. II: 186 Storm, Theodor (1817–1888)  Bd. II: 3, 5, 48, 150, 185, 186, 344 Abseits  Bd. I: 230  Bd. II: 118 Carsten Curator  Bd. II: 220 Für meine Söhne  Bd. I: 331  Bd. II: 220 Störtebeker, Klaus (gest. 1400)  Bd. I: XIX  f., 38–96, 98, 99  Bd. II: 35–54, 60, 63 Stralau  Bd. I: 154, 244  Bd. II: 90, 140 Stralsund  Bd. I: 55, 60, 66  Bd. II: 27, 52, 88, 140 Strängnäs  Bd. I: 83 Bd. II: 57 Strasburg (Uckermark)  Bd. I: 178  Bd. II: 102 Strauß, David Friedrich (1808–1874)  Bd. II: 187 Der Romantiker auf dem Thron der Cäsaren  Bd. II: 105 Striegau/Striegler, Buchdrucker  Bd. I: 308 Strousberg, Bethel Henry (1823–1884)  Bd. I: 164  Bd. II: 92, 93 Dr Strousberg und sein Wirken von ihm selbst geschildert  Bd. I: 164  Bd. II: 92 Struve, Frau, geb. von Illessem  Bd. I: 253 Struve, Geheimer Oberfinanzrat  Bd. I: 253 Struve, Gustav Adolf (1812–1886)  Bd. II: 146 Struve, Ida  Bd. I: 253 Stuart, Familie  Bd. I: 378  Bd. II: 135, 136, 289 Stubbenkammer  Bd. I: 387  Bd. II: 300 Stuck, Franz von (1863–1928)  Bd. II: 162, 337 Student  Bd. I: 79, 82, 86, 332, 355, 395, 427  Bd. II: 181, 240, 246, 263, 361 Sture, Familie  Bd. I: 366 Stuttgart  Bd. II: 233, 295 Stuttgarter Morgenblatt  Bd. I: 234, 346 Stüve, Johann Carl Bertram (1798–1872)  Bd. I: 232  Bd. II: 120 subaltern  Bd. I: 207, 293, 294 Südafrika  Bd. I: 291  Bd. II: 182 Südatlantik  Bd. II: 214 Südsee  Bd. I: 257 Süersen, Carl, F.s Zahnarzt  Bd. I: 164  Bd. II: 93 Sueton (C. Suetonius Tranquillus, um 70 – um 130) De vita Caesarum  Bd. II: 249, 295

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Verzeichnisse

Suffolk  Bd. I:  Bd. II: 5, 11 Suffragan/Suffrian, Konsistorialrat  Bd. I: 105  Bd. II: 71 Suffrian, Leutnant, Gast F.s  Bd. II: 71 Sumpf  Bd. I: 52, 145, 199, 205  Bd. II: 108 Sünde  Bd. I: 11, 13, 14, 25, 33, 40, 60, 68, 91, 103, 117, 118, 140, 153, 204, 206, 276, 278, 304, 365, 371, 393, 394  Bd. II: 22, 48, 76, 168, 232 Sundermann, Friedrich (1843–1923)  Bd. II: 42, 43, 45, 47, 52 Sundewitt, Sundeved  Bd. II: 181 Superintendent, Generalsuperintendent  Bd. I: 32, 103, 146, 147, 194–196, 318  Bd. II: 28, 105, 112, 147, 181 Suur, Hemmo Die Alte Kirche von Marienhafe in Ostfriesland  Bd. I: 99  Bd. II: 42, 45, 55, 63 Sven Sture (gest. 1423/24)  Bd. I: 59  Bd. II: 51 Swift, Jonathan (1667–1745)  Bd. I: 355 Swine  Bd. II: 48 Swinemünde, Świnoujście  Bd. I: XII, 130, 141, 147, 249, 251, 328, 346  Bd. II: 42, 79, 87, 92, 112, 142, 143, 214, 215, 223, 229, 242 Sydow, Anna (gest. 1575), verh. Dietrich, gen. Die schöne Gießerin  Bd. I: 32, 347  Bd. II: 17, 28, 244 Tabarz  Bd. I: 295  Bd. II: 188 Tadema siehe Alma-Tadena Tadschikistan  Bd. II: 337 Taglioni, Marie (1804–1884), verh. Gilbert de Voisins  Bd. I: 270  Bd. II: 165 Taglioni, Paul (1808–1884)  Bd. II: 165 Sardanapal  Bd. I: 410, 411  Bd. II: 342 Talbot, Anne (1523–1588), Tochter von George Talbot, 4th Earl of Shrewsbury  Bd. II: 10 Talbot, Bertram Arthur (1832–1856), 17th Earl of Shrewsbury  Bd. II: 6 Talbot, Evelyn  Bd. I: 10 Talbot, George (1468–1538), 4th Earl of Shrewsbury  Bd. I: 5, 6, 9  Bd. II: 4, 7–11 Talbot, George (1528–1590), 6th Earl of Shrewsbury  Bd. II: 8 Talbot, John (1384–1453), 1st Earl of Shrewsbury  Bd. I: 6, 18  Bd. II: 3, 6, 7, 19 Talbot, John (1448–1473), 3rd Earl of Shrewsbury  Bd. I: 9  Bd. II: 10 Talbot, Kate, Katharine  Bd. I: 10 Talbot, Margaret, Tochter von George Talbot, 4th Earl of Shrewsbury  Bd. II: 10 Tampico  Bd. II: 190 Tamsel, Dąbroszyn  Bd. II: 244 Tanganjika-See  Bd. I: 137 Tanger  Bd. I: 115  Bd. II: 76

Tann-Rathsamhausen, Ludwig von der (1815– 1881)  Bd. I: 384  Bd. II: 295 Tannenberg, Stębark (Grunwald)  Bd. I: 173  Bd. II: 94 Tanz  Bd. I: 12, 31, 42, 70, 90, 94, 135, 141, 154, 173, 235, 251, 266, 291, 294, 299, 306, 331, 402, 403  Bd. II: 56, 70, 129, 130, 154, 158, 165, 182, 195, 196, 244 Tasso, Torquato (1544–1595)  Bd. I: 427  Bd. II: 361 Taube, Taubenhaus  Bd. I: 34, 204, 277, 294, 308, 346 Tauentzien, Familie von  Bd. I: 424 Tauentzien von Wittenberg, Bogislaw Graf (1760–1824)  Bd. II: 102 Tauscher, Hermann Traugott (1825–1902)  Bd. I: 139  Bd. II: 85 Tavannes siehe  Saulx-Tavannes, Gaspard de Taylor, Sam  Bd. I: 5, 7, 9, 10, 12 Tegernsee  Bd. II: 90 Telefon  Bd. I: 211  Bd. II: 113 Telegrafie  Bd. I: 295, 298, 350  Bd. II: 258 Tendenz  Bd. I: 34, 113, 166, 177, 207, 237, 297, 377  Bd. II: 69, 100 Tennyson, Alfred (1809–1892)  Bd. II: 12 Tennyson, Ralph  Bd. I: 14–16  Bd. II: 12 Thadden, Adolph von (1796–1882)  Bd. II: 108 Thailand  Bd. II: 337 Thale im Harz  Bd. I: 437  Bd. II: 18, 20 The Manor of the More (Hertfordshire)  Bd. II: 11 Theben  Bd. I: 123, 124, 126  Bd. II: 81, 82, 239 Thebesius, Konsistorialrätin  Bd. I: 105  Bd. II: 71 Thebesius, Seraphine  Bd. I: 104, 105  Bd. II: 71, 204 Theda Ukena (1432–1494), Gräfin von Ostfriesland  Bd. II: 48, 62 Themse  Bd. I: 12, 15  Bd. II: 9, 11, 211 Theoderich (451/56–526), König der Ostgoten  Bd. I: 342  Bd. II: 238 Thérouanne  Bd. II: 8 Thessaloniki  Bd. I: 212  Bd. II: 113 Thielemann, Familie von  Bd. I: 424 Thimus, Albert von (1806–1878) Die harmonikale Symbolik des Alter­thums  Bd. I: 394  Bd. II: 317 Thomas von Aquin (1224/25–1274)  Bd. I: 74  Bd. II: 56 Thomas, Major  Bd. I: 146 Thomas, Major, Zollinspektor in Swinemünde  Bd. II: 87 Thompson, Konsul  Bd. I: 334 Thomsen, J. C. F., niederländischer Konsul in Swinemünde  Bd. II: 223

Register Thomsen, Wilhelm, Sohn von J. C. F. Thomsen  Bd. II: 223 Thor  Bd. I: 310 Thormeyer, Friedrich (1765–1837)  Bd. I: 163  Bd. II: 92 Thümen, Familie von  Bd. I: 424 Thüring von Ringoltingen (um 1415–1483) Melusine  Bd. II: 190 Thüringen  Bd. I: 51, 105, 178, 210, 259, 285, 287, 295, 296  Bd. II: 73, 89, 157, 188, 359 Thüringer Wald  Bd. II: 89, 157, 188 Tiberius, Claudius Nero (42 v. Chr.–37 n. Chr.), römischer Kaiser  Bd. I: 222, 393 Tibet  Bd. II: 337 Tiflis, Tbilissi  Bd. I: 115, 315  Bd. II: 76, 294 Timbuktu  Bd. I: 115  Bd. II: 76, 77 Tintoretto, Jacopo (1518–1594), eig. Jacopo Robusti Cristo e l’Adultera  Bd. I: 277   Bd. II: 97, 170 Tippelskirch, Ernst Ludwig von (1774–1840)  Bd. II: 106 Tiptowitz  Bd. I: 174 Tirschtiegel, Trzciel  Bd. I: 409  Bd. II: 340 Titus (T. Flavius Vespasianus, 39–81), römischer Kaiser  Bd. I: 351  Bd. II: 249 Titze, Adolf, Verleger  Bd. II: 204 Tizian (1480/85–1576), eig. Tiziano Vecellio S. Maria Assunta  Bd. I: 278  Bd. II: 138, 170, 171 Toberentz, Anna, verh. Schütz, Bekannte F.s  Bd. I: 158  Bd. II: 91 Tönning  Bd. II: 358 Tordenskiold, Peter Wessel (1690–1720)  Bd. II: 201 Tordenskjold (Panzerschiff)  Bd. II: 201 Tordenskjöld, Krake von  Bd. I: 307–310  Bd. II: 199, 201 Torf  Bd. I: 61, 106–109, 130–132, 140, 141, 144, 145, 147, 149, 165, 168, 205, 230, 406  Bd. II: 73, 86 Tornio, Torneå  Bd. I: 48  Bd. II: 48 Totentanz siehe Tanz Toulouse  Bd. II: 70 Toulouse, Grafen von  Bd. I: 104  Bd. II: 70 Trachenberg, Arnulf von  Bd. I: 329  Bd. II: 215 Traini, Francesco (1321–1365)  Bd. II: 58, 79 Der Triumph des Todes  Bd. II: 58, 79 Das Jüngste Gericht  Bd. II: 58 Trampke, Trąpki  Bd. I: 21 Trauring  Bd. I: 176, 367 Trebbin  Bd. I: 335  Bd. II: 225 Trebia, Trebbia  Bd. I: 206  Bd. II: 106, 108, 111 Trebia von Trebiatinski, General  Bd. I: 195– 197, 206, 212, 226  Bd. II: 74

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Trebia von Trebiatinski, Cesarine, verh. Storch von Adebar  Bd. I: 177, 179, 195, 197, 200–204, 209, 213, 225  Bd. II: 100, 105, 108, 115 Treitschke, Heinrich von (1834–1896)  Bd. I: 113, 354  Bd. II: 75, 85, 254, 321 Unsere Aussichten  Bd. II: 353 Trent  Bd. II: 8 Treptow  Bd. I: 159, 244, 388  Bd. I: 140, 250, 251, 302, 331 Treptow an der Rega, Trzebiatów  Bd. II: 27, 88 Treuenbrietzen  Bd. I: 428  Bd. II: 363 Treutler, Georg Friedrich Rudolf (1820– 1891)  Bd. II: 103 Treutler, Johanna (1826–1899), geb. Mattersdorf  Bd. II: 103 Trier  Bd. I: 375  Bd. II: 275, 276 Troitsch, Baron  Bd. I: 174 Troja, Ilium  Bd. I: 123, 176, 338  Bd. II: 81, 82, 230 Trondheim  Bd. I: 51 Trut Mus  Bd. I: 57, 63, 66, 82 Tschad  Bd. II: 76, 77 Tschad-See  Bd. I: 119  Bd. II: 76 Tschechien  Bd. II: 102, 242, 307 Tschenstochau, Czestochowa  Bd. I: 29 Tschirschky, Thilo von (1828–1861) Meran  Bd. II: 96 Tuareg  Bd. II: 76 Tübbeke, Gärtner  Bd. I: 243 Tübbeke, Julius (1824–1911)  Bd. I: 154  Bd. II: 90, 140 Tübbeke, Karline  Bd. I: 243, 244 Tudor, Familie  Bd. II: 11 Tümpling, Familie von  Bd. I: 424 Tunis  Bd. I: 115  Bd. II: 76 Tunnel über der Spree  Bd. I: 377, 394  Bd. II: 33, 34, 45, 85, 99, 126, 155, 173, 174, 179, 180, 190, 220, 262, 285, 301, 303, 344 Turin  Bd. II: 70 Türkei siehe  Osmanisches Reich Tweed  Bd. II: 136 Tyler, Wa(lt) (gest. 1381)  Bd. I: 66  Bd. II: 55 Tyrtaios, Tyrtaeus  Bd. I: 359  Bd. II: 262 Uckermark  Bd. I: 178, 314, 354  Bd. II: 100, 102, 106, 108, 205, 239, 253 Uhden, Karl Alexander von (1798–1878)  Bd. I: 212  Bd. II: 113 Uhland, Ludwig (1787–1862)  Bd. I: 427  Bd. II: 361 Uko Fockena (gest. 1432)  Bd. I: 97  Bd. II: 62 Ukraine  Bd. II: 158 Ulfeldt, Christian (1637–1688)  Bd. II: 31

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Ulfeldt, Corfits (1606–1664)  Bd. I: 34, 35  Bd. II: 29–32, 191 Ulm  Bd. I: 376  Bd. II: 278 Ulrich (1589–1622), Herzog von Pommern, Bischof von Cammin  Bd. II: 25 Ulrich I. Cirksena (gest. 1466), Graf von Ostfriesland  Bd. II: 48, 62 Umwertung aller Werte  Bd. I: 237, 256  Bd. II: 132, 148 uneheliches Kind  Bd. I: 32, 107, 133, 292  Bd. II: 73, 93, 185 Union, preußische (1817)  Bd. I: 198  Bd. II: 103, 108 Union-Club  Bd. II: 252 Universität  Bd. I: 43, 83, 114, 298, 345, 387  Bd. II: 19, 46, 51, 75, 84, 91, 123, 124, 186, 240, 254, 281, 283, 284, 295, 300, 301 unstandesgemäße Ehe siehe Mésalliance Unterwalden  Bd. II: 302 Unverdorben, Otto (1806–1873)  Bd. I: 146  Bd. II: 87 Unzengruber, Joseph  Bd. I: 128 Upstalsboom  Bd. I: 62, 66  Bd. II: 53 Uri  Bd. II: 302 Ursinus, Charlotte (1760–1836), geb. Weingarten  Bd. I: 256  Bd. II: 148 Ursinus, Theodor (gest. 1800)  Bd. II: 148 Ursula, hl.  Bd. I: 88 Urwald  Bd. I: 66, 67, 116, 372  Bd. II: 55 Usedom  Bd. I: 86  Bd. II: 16, 20, 24, 42, 79, 87, 106, 112, 193, 194, 196, 229, 242 Uthemann, Sanitätsrätin  Bd. I: 162 Uttenhofen, Frau von  Bd. I: 365  Bd. II: 268 Uttenhofen, Hauptmann von (gest. 1849)  Bd. I: 365  Bd. II: 267, 268 Uttenhofen, Leutnant von  Bd. I: 425 van der Mühlen, Fabrikant  Bd. I: 316, 318 van der Weyde/von der Horst, Alfred  Bd. I: 395  Bd. II: 318 van Dyck, Anthonis (1599–1641)  Bd. I: 312, 356 van Eyck, Jan (um 1390–1441)  Bd. II: 54 van Eyck, Josse  Bd. I: 65, 87  Bd. II: 54 van Gent, Josse, Maler  Bd. II: 54 Vancouver Island  Bd. I: 257  Bd. II: 150 Vanderstraat, Oliver  Bd. I: 327  Bd. II: 212 Vane, Charles William (1778–1854), 3rd Marquess of Londonderry  Bd. II: 74 Varel  Bd. I: 66  Bd. II: 55 Varengeville-sur-Mer  Bd. II: 200 Vasari, Giorgio (1511–1574)  Bd. II: 58 Veit, Philipp (1793–1877)  Bd. II: 202 Vendée  Bd. II: 200

Venedig  Bd. I: XII, 277, 278  Bd. II: 74, 169, 170 Venus siehe Aphrodite Verden (Aller)  Bd. I: 38, 40, 42, 45–48, 53, 60, 61, 66, 67, 75, 91, 390  Bd. II: 46, 48, 53, 307 Verein Berliner Künstler  Bd. II: 123 Verein Berliner Presse  Bd. II: 198, 231 Verein der Berliner Künstlerinnen 1867 e.V.  Bd. II: 202 Verein für die Geschichte Berlins  Bd. II: 156 Verein für die Geschichte Brandenburgs  Bd. II: 26 Vereinigter Landtag  Bd. I: 376  Bd. II: 283 Verfassungskonflikt  Bd. I: 341  Bd. II: 75, 234, 253 Vergil (P. Vergilius Maro, 70–19 v. Chr.)  Bd. I: 135 Aeneis  Bd. II: 108, 110 Bucolica  Bd. I: 135  Bd. II: 84 Verona  Bd. II: 171 Versailles  Bd. II: 235 Versöhnung  Bd. I: 35, 47, 97, 133, 183, 197, 207, 263, 268, 269, 274, 292, 295, 304, 328, 411, 413  Bd. II: 154, 184 Versteck, Versteckspiel  Bd. I: 138, 200, 249, 250, 251, 383, 392, 415  Bd. II: 35, 48, 144, 344 Verulam, Hofprediger  Bd. I: 105  Bd. II: 71, 72 Victoria (1819–1901), Königin von Großbritannien und Irland, Kaiserin von Indien  Bd. II: 116 Victoria (1840–1901), Prinzessin von Großbritannien und Irland, Königin von Preußen, deutsche Kaiserin  Bd. I: 232, 353  Bd. II: 94, 123, 134, 252, 336 Viedebandt, Bernhardine (1815–1889), geb. von Lepel  Bd. I: 105  Bd. II: 72 Viedebandt, Hermann, Pastor in Potsdam  Bd. II: 72 Vierraden  Bd. I: 343  Bd. II: 239 Vierwaldstätter See  Bd. II: 302 Vierzehnheiligen  Bd. II: 102 Vierzehnheiligen, Athelstan Gneomar von  Bd. I: 178, 193, 195, 207–212  Bd. II: 102 Vietnam  Bd. II: 337 Vignolles, Étienne de (um 1390–1443), gen. La Hire  Bd. I: 166  Bd. II: 93 Viktor Emanuel II. (1820–1878), König von Sardinien, König von Italien  Bd. II: 238 Vincentius von Saragossa, hl. (gest. um 304)  Bd. I: 51, 56, 60, 66, 75, 90  Bd. II: 49 Vincke, Georg von (1811–1875)  Bd. I: 212, 376 Bd. II: 113, 283

Register Vineta  Bd. I: 86  Bd. II: 20, 42, 57, 88, 194, 196 Virchow, Rudolf (1821–1902)  Bd. I: 212, 269  Bd. II: 113, 138, 163, 236 Menschen- und Affenschädel  Bd. II: 163 Vitalienbrüder, Likedeeler  Bd. I: 38–96  Bd. II: 35–59 Voelcker, Fräulein, Lehrerin  Bd. II: 177 Vogel von Falckenstein, Familie von  Bd. I: 424 Voigt, Wappenstecher  Bd. I: 163 Voigt, Johannes (1786–1863)  Bd. I: 48  Bd. II: 39, 41, 44–46, 48–53, 57, 251 Voigts-Rhetz, Familie von  Bd. I: 424 Vöpilitz siehe Wepelitz Vormärz  Bd. II: 232, 242, 282, 362 Voß, August Ernst Graf von (1779–1832)  Bd. II: 113 Voß, Felix Georg Graf von (1801–1881)  Bd. I: 212  Bd. II: 113 Voß, Julie von (1766–1789), Gräfin Ingenheim  Bd. I: 244, 435  Bd. II: 140, 369 Voß, Luise Wilhelmine Gräfin von siehe  Hahn, Luise Wilhelmine von Vossische Zeitung  Bd. I: XXVII, 113, 176, 420  Bd. II: 26, 30, 54, 66, 80, 92, 96, 100, 101, 104, 124, 135, 161, 163, 176, 186, 191, 192, 194, 198, 202, 218, 219, 231, 289, 306, 341, 343, 344, 348, 349 Vries, Johann Friedrich de (1843–1898) Ostfriesland  Bd. I: 98  Bd. II: 63 Vulpius, Christian August (1762–1827) Pantheon berühmter und merkwürdiger Frauen  Bd. II: 16, 17 Vusac, Baron  Bd. I: 174, 176 Wadai, Ouaddaï  Bd. I: 115  Bd. II: 76 Waddeville, Capitain von  Bd. I: 425 Wagener, Heinrich Theodor (1832–1894)  Bd. I: 104  Bd. II: 70 Wagener, Hermann (1815–1898)  Bd. I: 104  Bd. II: 70, 187, 353 Neues Conversationslexikon  Bd. II: 187, 353 Wagner, Richard (1813–1883)  Bd. I: 302, 304  Bd. II: 193, 196, 217, 345 Das Rheingold  Bd. I: 302  Bd. II: 197 Der Ring des Nibelungen  Bd. I: 302  Bd. II: 196 Die Götterdämmerung  Bd. I: 385  Bd. II: 296 Parsifal  Bd. II: 193 Tannhäuser  Bd. II: 361 Wahlstatt bei Liegnitz, Legnickie Pole  Bd. I: 178  Bd. II: 101 Waiblingen  Bd. II: 233

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Waiblinger, Wilhelm (1804–1830) Der Kirchhof  Bd. II: 111 Walachei, Fürstentum  Bd. I: 267  Bd. II: 114, 158, 287 Waldeck, Benedikt Franz Leo (1802–1870)  Bd. I: 212, 389  Bd. II: 113, 306 Waldemar II. (1168–1241), König von Dänemark  Bd. I: 36  Bd. II: 33, 34 Waldemar IV. (um 1321–1375), König von Dänemark, gen. Atterdag  Bd. II: 56 Walden, Elizabeth (1491–1567), verh. mit ­George Talbot, 6th Earl of Shrewsbury  Bd. I: 9  Bd. II: 10 Wallenstein, Albrecht von (1583–1634), eig. Albrecht Wenzel Eusebius Graf von Waldstein  Bd. I: 58 Wallich, Paul (1882–1938)  Bd. I: XXXII  f.  Bd. II: 338, 339, 343, 347, 351, 352 Wallich, Robert, Sohn von Paul Wallich  Bd. II: 338, 343, 346, 351, 352 Walmersdorf, Wolimirzyce  Bd. II: 248 Wangenheim, Familie von  Bd. I: 204, 106, 377, 389  Bd. II: 70, 72, 145, 177, 191, 285, 293, 294, 305 Wangenheim, Elise Auguste von (1839–1924), gen. Elsy  Bd. II: 70, 145, 285, 293 Wangenheim, Ida Friederike von (1839–1921)  Bd. I: 105, 107  Bd. II: 71, 145, 146 Wangenheim, Karl Hermann von (1807–1890)  Bd. II: 70, 145, 285, 293 Wangenheim, Marie von (1814–1891), geb. Aichner von Heppenstein  Bd. I: 105  Bd. II: 70, 71, 145, 293, 294 Wangeroog, Wangerooge  Bd. I: 18 Warburg, Aby (1866–1929)  Bd. II: 186 Warnemünde  Bd. I: 157, 238, 346, 413, 437  Bd. II: 91, 133, 242 Wartburg  Bd. I: 427  Bd. II: 360 Warthe, Warta  Bd. I: 140, 263, 425  Bd. II: 157, 359 Warwick the Kingmaker siehe Neville, Richard Wasa, Vasa, Familie  Bd. I: 378  Bd. II: 289 Washington  Bd. I: 119  Bd. II: 77 Washington, George (1732–1799)  Bd. I: 354  Bd. II: 253 Wasserbaukunde, Wasserbau-Inspektor  Bd. I: 107, 108, 147, 149, 167, 299  Bd. II: 73, 88 Waterloo, Belle-Alliance  Bd. I: 128, 228, 230, 242, 266, 347, 365  Bd. II: 74, 101, 117– 119, 164, 235, 242, 266 Watt  Bd. I: 41, 51, 53, 61, 66, 67, 91  Bd. II: 45, 52

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Verzeichnisse

Weber, Carl Maria von (1786–1826) Der Freischütz  Bd. I: 123  Bd. II: 80 Weber, Elise siehe  Fontane, Elise Weber, Gertrud, Tochter von Hermann Weber  Bd. II: 161, 175 Weber, Hans (geb. 1875)  Bd. II: 175 Weber, Hermann (gest. 1898)  Bd. II: 160, 161, 175 Wedel (Wedell), Familie von  Bd. I: 21, 28, 232, 424  Bd. II: 23, 25, 71, 120 Wedel, Erhard Graf von (1828–1885)  Bd. II: 120 Wedel, Joachim von (1552–1609)  Bd. I: 22, 28   Bd. II: 25 Hausbuch  Bd. I: 28, 30, 25, 26 Weichsel, Wisła  Bd. I: 39  Bd. II: 155, 224, 333, 336 Weihnachten  Bd. I: 5, 24, 26, 53, 61, 62, 66, 90, 91, 121, 127, 174, 249, 250, 270, 313, 342, 360, 379  Bd. II: 5, 7, 142, 231, 242, 323, 345 Weimar  Bd. I: 345, 412  Bd. II: 202 Weiße Frau  Bd. I: 262, 347  Bd. II: 17, 141, 156, 157, 167, 244 Weisstein, Gotthilf (1852–1907)  Bd. II: 231 Welfen, Familie  Bd. I: XX   Bd. II: 117, 223, 289 Welfenfonds  Bd. II: 118, 121 Wellesley-Parker, Mr.  Bd. I: 287, 288  Bd. II: 177 Wellesley-Parker, Jocerlynn  Bd. I: 288 Wellington, Herzöge von  Bd. II: 135 Wenden, wendisch  Bd. I: 24, 26, 32–34, 36, 86, 338, 404  Bd. II: 18, 230, 332 Wendische Spree siehe Dahme Wendland, Anna (1866–1955)  Bd. II: 231 Wenzel I. (um 907–929/935), Fürst von Böhmen Bd. II: 35 Wepelitz, Johann von, 1385–1401 Bischof von Havelberg  Bd. I: 255  Bd. II: 147 Werder, Familie von  Bd. I: 424 Werner, Anton von (1843–1925)  Bd. I: 401 Das römische Leben   Bd. II: 328 Werneuchen  Bd. II: 140 Wernigerode  Bd. I: 336, 437  Bd. II: 18, 117, 227 Werthern-Ahlimb, Frau von, geb. Zglinin von Zglininski  Bd. I: 106–109, 129, 130, 154, 158, 165–169, 171, 173  Bd. II: 68, 71, 73, 94, 153 Werthern-Ahlimb, Seraphine von  Bd. I: 106–­109, 116, 118, 129, 130, 133, 165–169, 171  Bd. II: 71, 204 Wesel  Bd. II: 251 Weser  Bd. I: 41, 61, 63, 86, 91  Bd. II: 42, 46, 52, 53, 118

Weser-Zeitung  Bd. I: 291, 378  Bd. II: 182, 289 Wesley, John (1703–1791)  Bd. I: 239  Bd. II: 136 Westafrika  Bd. II: 76 Westermanns Monatshefte  Bd. II: 18, 100, 222 Westminster Review  Bd. I: 298  Bd. II: 194 Westphalen, Ferdinand von (1799–1876)  Bd. I: 212  Bd. II: 113 Westpreußen  Bd. I: 103, 263, 316, 349  Bd. II: 74, 88, 154, 157, 224, 247, 359 Wibeke siehe  Kruse, Vibeke Wiborg, Vyborg  Bd. I: 59 Wichern, Johann Hinrich (1808–1881)  Bd. I: 198, 201  Bd. II: 107, 108 Wichert, Ernst (1831–1902)  Bd. I: 201  Bd. II: 109 Ein Schritt vom Wege  Bd. II: 109 Wichmann (gest. 1400)  Bd. I: 58  Bd. II: 46, 53 Widmann, Christian Adolph Friedrich (1818– 1878)  Bd. I: 288  Bd. II: 302 Wien, Wiener Kongress  Bd. I: 290  Bd. II: 71, 75, 78, 80, 116, 120, 145, 198, 276, 287, 328, 330, 342, 358 Wiesike, Karl Ferdinand (1798–1880)  Bd. I: 296, 297  Bd. II: 86, 87, 191 Wietersheim, Eduard von (1787–1865)  Bd. II: 163 Wietersheim, Elisabeth von (1822–1907), geb. Ducius von Wellenberg  Bd. II: 263 Wietersheim, Gustav von (1813–1866)  Bd. II: 263 Wietmann siehe Widmann Wigbold (1365–1401)  Bd. I: 43, 45, 48, 53, 58, 59, 62, 64–66, 73, 76, 86, 88, 91, 95  Bd. II: 46 Wikleff siehe Wyclif Wilde, Jane Francesca (1821–1896), geb. Elgee  Bd. II: 16 Wilde, Oscar (1854–1900)  Bd. II: 16 Wildenbruch  Bd. I: 28 Wildenbruch, Ernst von (1845–1909)  Bd. I: 233  Bd. II: 124, 125 Die Karolinger  Bd. I: 233  Bd. II: 124 Opfer um Opfer  Bd. I: 233  Bd. II: 124 Wilhelm, Kronprinz siehe  Wilhelm II. Wilhelm I. (1797–1888), König von Preußen, deutscher Kaiser  Bd. I: 232, 340, 342, 389, 405, 406  Bd. II: 73, 95, 102, 107, 109, 112, 118, 119, 156, 167, 233, 234, 238, 239, 246, 251, 254, 262, 263, 285, , 295, 306, 334, 335 Wilhelm II. (1858–1941), König von Preußen, deutscher Kaiser  Bd. II: 123, 147, 187, 238, 346, 360, 362

Register Wilhelm IV. (1765–1837), König von Großbritannien und Irland, König von Hannover  Bd. II: 116 Wilhelmine (1709–1758), Prinzessin von Preußen, Markgräfin von Brandenburg-Kulmbach-Bayreuth  Bd. II: 98 Wilhelmsrode, Klimovka  Bd. I: 152  Bd. II: 89 Willebrandt, Willy  Bd. I: 327, 328  Bd. II: 213 Willewulf/Werewulf  Bd. II: 48 Wilmanns, C. Die ‚goldene‘ Internationale und die Noth­ wendigkeit einer socialen Reformpartei  Bd. II: 353 Wilsnack  Bd. I: 255  Bd. II: 147, 152 Wimken, Edo (fl. 1400)  Bd. I: 57, 58  Bd. II: 51, 251 Winchester  Bd. I: 13, 14  Bd. II: 12 Windel, Karl Adam Friedrich (1840–1890)  Bd. I: 389  Bd. II: 72, 305 Windsor  Bd. I: 259  Bd. II: 152, 289 Windthorst, Ludwig (1812–1891)  Bd. I: 232  Bd. II: 120 Winterfeld, Familie von  Bd. I: 424 Winterfeld, Dietloff von (1527–1611)  Bd. I: 28 Winterfeld, Hugo von (1836–1898)  Bd. II: 139 Winterfeld, Matthias, Pförtner in Marienfließ  Bd. II: 22, 24 Winterfeld, Rudolph von (1829–1894)  Bd. II: 139 Winterfeldt, General von  Bd. I: 242, 244 Winterfeldt, Hans Karl von (1707–1757)  Bd. I: 242  Bd. II: 139 Wisby, Visby  Bd. I: 54, 55, 59, 62, 83  Bd. II: 50, 51 Wismar  Bd. I: 55, 56, 75, 77, 79, 85  Bd. II: 40, 50 Witte, Karl (1800–1883)  Bd. I: 345  Bd. II: 240 Wittenberg  Bd. I: 17  Bd. II: 13, 27, 197 Wittich, Familie von  Bd. I: 424 Wittmund  Bd. I: 52, 65  Bd. II: 49, 246 Witwe, Witwer  Bd. I: 9, 48, 104–107, 109, 127, 130, 166, 209, 211, 236, 239, 243, 253, 257, 267, 274, 279, 281, 285–287, 289, 319, 331, 349, 366, 369, 386, 387, 396  Bd. II: 11, 22, 27, 30, 51, 73, 83, 129, 141, 160, 173–175, 178, 263 Wnuck, Charlotte von  Bd. I: 313–318  Bd. II: 204 Wnuck, Karl von (1803–1881)  Bd. II: 205 Wnuck, Wilhelm von (1788–1863)  Bd. II: 204 Wobeser, Familie von  Bd. I: 424 Wochenblatt der Johanniter-Ordens-Balley ­Brandenburg  Bd. I: 375  Bd. II: 26, 89, 100, 107, 147, 276

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Woldenberg in der Neumark, Dobiegniew  Bd. II: 86 Woldum, Voldum  Bd. I: 369 Wolff, Professor  Bd. I: 384 Wolff, Eugen (1863–1929)  Bd. II: 231 Wolff, Julius (1834–1910)  Bd. I: 233, 427  Bd. II: 362 Der Rattenfänger von Hameln  Bd. II: 362 Der Sülfmeister  Bd. I: 233  Bd. II: 125 Wolff, Karl (1803–1869)  Bd. II: 295 Wolfram von Eschenbach (fl. um 1200–1220) Parzivâl  Bd. II: 193 Wolfsohn, Wilhelm (1820–1865)  Bd. II: 260 Wolgast  Bd. I: 18, 30  Bd. II: 16, 18, 19–21 Wollin, Wolin  Bd. I: 48, 86, 250  Bd. II: 48, 57, 79, 112 Wolmirstedt  Bd. I: 334  Bd. II: 224 Wolsey, Thomas (1475–1530)  Bd. I: 5–17  Bd. II: 3–14 Woltersdorf  Bd. II: 144 Woltersdorf, Geheimrätin von  Bd. I: 105  Bd. II: 71 Wolzky, Major von  Bd. I: 425 Woodville, Anthony, 2nd Earl of Rivers (um 1440–1483)  Bd. II: 11 Woodville, Elizabeth (1437–1492), Königin von England  Bd. I: 11  Bd. II: 11 Wörth  Bd. I: 307  Bd. II: 199, 200 Wrangel, Familie von  Bd. I: 424 Wrangel, Friedrich Heinrich Ernst Graf von (1784–1877)  Bd. I: 103  Bd. II: 69 Wrangel, Karl von (1812–1899)  Bd. II: 333, 336 Wreech, Luise Eleonore von (1707–1784), geb. von Schöning  Bd. I: 347  Bd. II: 244 Wulffen, Familie von  Bd. I: 270  Bd. II: 165 Wulflam, Wulfhard (gest. 1409)  Bd. I: 55  Bd. II: 50 Wunderlich, Generalsuperintendent  Bd. I: 195, 196  Bd. II: 106 Wuppertal  Bd. I: XXXIV Wurmser, Dagobert Sigmund Reichsgraf von (1724–1797)  Bd. II: 106 Wurmser, Pastor  Bd. I: 195, 196 Württemberg  Bd. II: 104, 145, 233, 293 Wurzelberger  Bd. I: 356  Bd. II: 258 Wust  Bd. II: 261 Wustrau  Bd. I: 141  Bd. II: 86, 278 Wyclif, John (um 1330–1384)  Bd. I: 66  Bd. II: 54–56 Wyk auf Föhr  Bd. II: 170 Wylich und Lottum, Familie von  Bd. I: 390  Bd. II: 307

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Verzeichnisse

Xanten  Bd. I: 127  Bd. II: 82 Xenophon von Athen (um 430–355 v. Chr.)  Bd. I: 351  Bd. II: 248 Anabasis  Bd. II: 248 Yellowstone Park  Bd. I: 243 Yokohama  Bd. I: 161 York  Bd. I: 7, 12–13  Bd. II: 4, 8, 12, 93 York, Familie  Bd. I: 9  Bd. II: 10, 11, 31 York von Wartenburg, Johann David Ludwig Graf von (1759–1830)  Bd. I: 376, 424  Bd. II: 281 Yorkshire  Bd. I: 5, 6  Bd. II: 8 Yunnan  Bd. II: 337 Zachan, Suchań  Bd. I: 19, 21, 27  Bd. II: 21 Zahnarzt  Bd. I: 164  Bd. II: 93 Zarnack, August (1777–1827) O Tannenbaum  Bd. I: 347  Bd. II: 242 Zastrow, Familie von  Bd. I: 424 Zauch-Belzig  Bd. I: 178  Bd. II: 102 Zedlitz und Nimmersatt, Joseph Christian von (1790–1862) Die nächtliche Heerschau  Bd. I: 244  Bd. II: 140 Zehdenick  Bd. I: 348  Bd. II: 244 Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte  Bd. II: 42 Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland  Bd. II: 352 Zembsch, Alexander  Bd. I: 107, 167, 168 Zembsch, Anna/Elfriede  Bd. I: 108, 167, 168 Zentralafrika  Bd. II: 94 Zentralasien  Bd. II: 123, 337 Zentrumspartei  Bd. II: 120, 256 Zeuthener See  Bd. II: 331 Zglinin von Zglininski, Familie  Bd. I: 108  Bd. II: 68, 74 Zglinitzki, Familie  Bd. II: 74 Ziebingen, Cybinka  Bd. II: 108

Ziegler, Clara (1844–1909)  Bd. I: 169  Bd. II: 94 Zieten, Familie von  Bd. I: 424  Bd. II: 243 Zieten, Hans Joachim von (1699–1786)  Bd. I: 269, 347, 376, 420  Bd. II: 86, 164, 243, 278, 348 Zigeuner  Bd. I: 263, 292 Zingst  Bd. I: 106 Zingst, Kammerherr von  Bd. I: 195, 205  Bd. I: 106 Zinzendorf, Nicolaus Ludwig Graf von (1700– 1760)  Bd. I: 200  Bd. II: 109, 206 Zippelskirch, Leutnant von  Bd. I: 195, 196, 209  Bd. II: 106 Zipser, Anna siehe  Ludwig, Anna Zisterzienser  Bd. I: 20  Bd. II: 16, 21, 57, 58, 106, 239 Zobeltitz, Hans von (1853–1918)  Bd. II: 231 Zola, Emile (1840–1902)  Bd. I: 353 Les Rougon-Macquart  Bd. II: 251 Le Ventre de Paris  Bd. I: 353  Bd. II: 251 Zölibat  Bd. I: 373  Bd. II: 274 Zöllner, Emilie (1828–1924), geb. Timm  Bd. II: 91, 138, 195, 197 Zöllner, Karl (1821–1897)  Bd. II: 138, 159, 195, 197, 302 Zuccaro, Federico (1542–1609)  Bd. II: 74 Zülow, M. von, Schulleiterin in Berlin  Bd. I: 123  Bd. II: 80 Zülsdorf, Autographensammler  Bd. I: XXXI Zürich  Bd. II: 340 Zürichsee  Bd. II: 163 Zweiter Hanse-Krieg  Bd. II: 56 Zweiter Italienischer Unabhängigkeitskrieg  Bd. II: 227, 360 Zweiter Messenischer Krieg  Bd. II: 262 Zweiter Schlesischer Krieg  Bd. II: 356, 358 Zweiter Weltkrieg  Bd. II: 20, 36, 185, 357 Zypern  Bd. I: 167

Alphabetisches Verzeichnis der Fragmente Die Seitenzahlen verweisen auf den Beginn der Texte in Band I und der Kommentare in Band II der vorliegenden Ausgabe. Kursiv gesetzte Einträge beziehen sich auf Titel­ zusammenstellungen. Abel siehe  Graf Abel Abel siehe  Herzog Abel Abraham Oppenheim  Bd. I: 386  Bd. II: 298 Adel und Judenthum in der Berliner Gesellschaft  Bd. I: 422, 438  Bd. II: 352 Allerlei Glück  Bd. I: 103  Bd. II: 64 Aloys Rittersbach  Bd. I: 388, 435  Bd. II: 304 Alphonse Dann siehe  Berliner Novelle. Dr. Alphonse Dann Alte und neue Provinzen  Bd. I: 425, 438  Bd. II: 357 Alter Professor oder Geheimrath siehe  Ein alter Professor oder Geheimrath An mir ist nichts gelegen  Bd. I: 398  Bd. II: 323 Anna Reventlow  Bd. I: 371, 433  Bd. II: 272 Anna Zipser  Bd. I: 377  Bd. II: 288 Après. Nach vierzig Jahren  Bd. I: 249, 433  Bd. II: 142 Arnulf v. Trachenberg  Bd. I: 329  Bd. II: 215 Atelierbesuche  Bd. I: 404, 438  Bd. II: 329 Auf dem Flachdach oder Mir gegenüber  Bd. I: 402, 438  Bd. II: 329 Auf dem Lande  Bd. I: 425  Bd. II: 356 Aufwärterin Frau Lehmann  Bd. I: 390  Bd. II: 308 Befreiung des Herrn v. Heyden siehe  Die Befreiung des Herrn v. Heyden Bekehrten siehe  Die Bekehrten Berlin 19. Februar. Ein Blick von der Alsen-Brücke  Bd. I: 401  Bd. II: 327 Berliner Novelle. Dr. Alphonse Dann  Bd. I: 388  Bd. II: 301 Berliner Novelle. Höherer Bummler  Bd. I: 391  Bd. II: 310 Berliner Sprechanismus  Bd. I: 419, 438  Bd. II: 346 Berliner Ton  Bd. I: 412, 438  Bd. II: 343 Berliner Umzug  Bd. I: 410, 438  Bd. II: 341 Bilder und Plaudereien aus Berlin  Bd. I: 438  Bd. II: 373 Blick von der Alsen-Brücke siehe  Berlin 19. Februar. Ein Blick von der Alsen-Brücke Chronica. Aus unsren Tagen. Berliner Novellen  Bd. I: 434  Bd. II: 368 Consul Knut Knutson  Bd. I: 333  Bd. II: 222 Das Frigidarium  Bd. I: 404, 437  Bd. II: 321 Das Gelübde von Bornhöved  Bd. I: 36, 434  Bd. II: 32 Das hinterlassene Bild  Bd. I: 356, 433, 436  Bd. II: 258 Das Weib, das Weib  Bd. I: 397  Bd. II: 322 Das Zeugniß der Reife  Bd. I: 329, 436  Bd. II: 216 Der einzige wahre Luxus  Bd. I: 387  Bd. II: 299 Der Elmblad-Stoff  Bd. I: 330, 435, 436  Bd. II: 217 Der Erzieher  Bd. I: 259  Bd. II: 151 Der Flötenspieler  Bd. I: 174  Bd. II: 94 Der Karikaturist  Bd. I: 323  Bd. II: 210 Der Menschenfresser  Bd. I: 255  Bd. II: 146 Der Prümer-Krieg  Bd. I: 375  Bd. II: 275 Der Schmied von Lipinka  Bd. I: 334  Bd. II: 223

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Verzeichnisse

Der sterbende Franzos  Bd. I: 383  Bd. II: 291 Der v. Katte und der v. Katz  Bd. I: 357  Bd. II: 259 Dialogstoffe in guter Berliner Gesellschaft  Bd. I: 394  Bd. II: 317 Dichteraspirationen  Bd. I: 427, 438  Bd. II: 359 Die Befreiung des Herrn v. Heyden  Bd. I: 376  Bd. II: 278 Die Bekehrten  Bd. I: 354, 433  Bd. II: 253 Die Brüder Wurzelberger  Bd. I: 356  Bd. II: 257 Die drei Bräute  Bd. I: 366, 433  Bd. II: 269 Die Frau Oberförsterin  Bd. I: 291, 435  Bd. II: 182 Die Geschichte der Frau v. M., spätre Geh. R. St.  Bd. I: 285, 433, 438  Bd. II: 173 Die Goldenehochzeits-Reise  Bd. I: 277  Bd. II: 168 Die Gundershausen  Bd. I: 236  Bd. II: 130 Die Juden in unsrer Gesellschaft  Bd. I: 422  Bd. II: 350 Die Kunst des Erzählens  Bd. I: 429  Bd. II: 364 Die letzten Herbstestage  Bd. I: 405, 437  Bd. II: 332 Die Likedeeler  Bd. I: 38, 434  Bd. II: 35 Die Pflicht aus dem Glück  Bd. I: 289, 433, 436  Bd. II: 178 Die preußische Idee  Bd. I: 340  Bd. II: 230 Die Stieftochter  Bd. I: 268  Bd. II: 160 Dörte Sabin  Bd. I: 375, 436  Bd. II: 274 Drei Treppen hoch  Bd. I: 410, 438  Bd. II: 341 Du selbst!  Bd. I: 330  Bd. II: 218 Ehen werden im Himmel geschlossen  Bd. I: 313  Bd. II: 203 Ein alter Professor oder Geheimrath  Bd. I: 391, 394  Bd. II: 309 Ein beschränktes Ehepaar  Bd. I: 392  Bd. II: 313 Ein Blick von der Alsen-Brücke siehe  Berlin 19. Februar Eine Frau, die als eine Art „weise Frau“  Bd. I: 392  Bd. II: 312 Eine Wittwe von 36  Bd. I: 396  Bd. II: 319 Eleonore  Bd. I: 228, 434  Bd. II: 115 Elmblad-Stoff siehe  Der Elmblad-Stoff Erich Erichsen  Bd. I: 326  Bd. II: 211 Erich Sparr siehe  Erich Erichsen Erreicht!  Bd. I: 232  Bd. II: 121 Erzieher siehe  Der Erzieher „Es steht wissenschaftlich fest“  Bd. I: 393  Bd. II: 313 Figur in einer Berliner Novelle  Bd. I: 389  Bd. II: 306 Figuren, Situationen, Dialoge  Bd. I: 438  Bd. II: 374 Flötenspieler siehe  Der Flötenspieler Frau, die als eine Art „weise Frau“ siehe  Eine Frau, die als eine Art „weise Frau“ Frau Oberförsterin siehe  Die Frau Oberförsterin Frau Prof. H.y.e  Bd. I: 366  Bd. II: 268 Frau v. Kockowitz  Bd. I: 258  Bd. II: 150 Friedrich Wilhelm IV. und Min. v. d. H.  Bd. I: 365  Bd. II: 266 Fritz Mollhausen  Bd. I: 335, 433  Bd. II: 224 Gabriele Chrysander  Bd. I: 286, 433  Bd. II: 174 Gelübde von Bornhöved siehe  Das Gelübde von Bornhöved Globetrotter siehe  Rudolf v. Jagorski, Globetrotter Goldenehochzeits-Reise siehe  Die Goldenehochzeits-Reise Graf Abel  Bd. I: 332, 433  Bd. II: 221 Gräfin Sch….n  Bd. I: 365  Bd. II: 265 Großmutter Schack  Bd. I: 295, 433, 435, 438  Bd. II: 188 Gundershausen siehe  Die Gundershausen

Alphabetisches Verzeichnis der Fragmente Hans und Grete  Bd. I: 249, 435  Bd. II: 143 Hans und Grete  Bd. I: 435  Bd. II: 369 Herbstestage siehe  Die letzten Herbstestage Herzog Abel  Bd. I: 37, 434  Bd. II: 34 Historische Romane (aus der preußischen Geschichte)  Bd. I: 376  Bd. II: 280 Höherer Bummler siehe  Berliner Novelle. Höherer Bummler Humoristische Figur  Bd. I: 391  Bd. II: 309 Im W.’schen Hause  Bd. I: 384  Bd. II: 293 Immer gleich  Bd. I: 318  Bd. II: 208 In unsren Kindern!  Bd. I: 355, 435  Bd. II: 256 Jetzt wollen die gar …  Bd. I: 386  Bd. II: 297 Johann der muntre Seifensieder  Bd. I: 237  Bd. II: 131 Juden in unsrer Gesellschaft siehe  Die Juden in unsrer Gesellschaft Justizrath a. D.  Bd. I: 392  Bd. II: 311 Karikaturist siehe  Der Karikaturist Kirchenjahr siehe  Mein Kirchenjahr Kleine (meist heitre) Stoffe  Bd. I: 435  Bd. II: 370 Klinken-Eugenie  Bd. I: 387  Bd. II: 299 Koegels-Hof Nummer drei  Bd. I: 233, 435, 436  Bd. II: 125 Korfiz Uhlefeld  Bd. I: 34  Bd. II: 29 Kunst des Erzählens siehe  Die Kunst des Erzählens Kunst- und Klatsch-Roman  Bd. I: 377  Bd. II: 284 L. P.-Novelle  Bd. I: 292  Bd. II: 184 Lazarus erzählt  Bd. I: 332  Bd. II: 220 Lieutenant Mejer von den Husaren  Bd. I: 346, 433, 435, 436  Bd. II: 241 Likedeeler siehe  Die Likedeeler L’Impératrice oder Die rothe Maus  Bd. I: 377  Bd. II: 286 Luft macht müde und Luft zehrt  Bd. I: 396  Bd. II: 320 Mein Kirchenjahr  Bd. I: 397  Bd. II: 321 Melusine. An der Kieler Bucht  Bd. I: 296  Bd. II: 189 Melusine von Cadoudal  Bd. I: 306  Bd. II: 198 Minister a. D.  Bd. I: 355, 436  Bd. II: 255 Menschenfresser siehe  Der Menschenfresser Mir gegenüber siehe  Auf dem Flachdach Mit der Zeit  Bd. I: 278  Bd. II: 171 Mittlere Stoffe  Bd. I: 436  Bd. II: 371 Moderner Roman oder Novelle (1) und (2)  Bd. I: 389  Bd. II: 305 Myrrha  Bd. I: 290  Bd. II: 180 Nach vierzig Jahren siehe  Après. Nach vierzig Jahren Neue Novelle. Predigtamtscandidat und Geheimrathstochter  Bd. I: 251  Bd. II: 144 Neue Novellen  Bd. I: 436  Bd. II: 371 Notizbuch B 1  Bd. I: 438  Bd. II: 375 Novelle (Bruder, Schwester, Mann)  Bd. I: 267  Bd. II: 159 Novellenfigur. Alfred van der Weyde  Bd. I: 395  Bd. II: 318 Novellenfigur. Alter Referendarius  Bd. I: 390  Bd. II: 308 Novellenfigur. Ein Geistlicher  Bd. I: 393  Bd. II: 315 Novellenfigur. Eine Figur wie Herr v. Buddenbrock  Bd. I: 393  Bd. II: 314 Novellenfigur. Richtiger Berliner  Bd. I: 393  Bd. II: 314 Novellenstoff  Bd. I: 257  Bd. II: 148 Novelletten. Kleine Erzählungen  Bd. I: 436  Bd. II: 372

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Verzeichnisse

Oberförsterin siehe  Die Frau Oberförsterin Obristleutnant v. Esens  Bd. I: 349  Bd. II: 245 Oceane von Parceval  Bd. I: 297  Bd. II: 192 Onkel Ehm  Bd. I: 337, 433, 435  Bd. II: 228 Onkel Geheimerath  Bd. I: 388, 433  Bd. II: 302 Pflicht aus dem Glück siehe  Die Pflicht aus dem Glück Post-Suitier  Bd. I: 387  Bd. II: 300 Preußische Idee siehe  Die preußische Idee Priester  Bd. I: 386  Bd. II: 296 Prinzessin Friederike  Bd. I: 378  Bd. II: 288 Prümer-Krieg siehe  Der Prümer-Krieg Quade Foelke  Bd. I: 9, 434  Bd. II: 60 Reisender an einer großen Mittelstation  Bd. I: 385  Bd. II: 295 Romanfiguren  Bd. I: 386  Bd. II: 298 Roman oder Novelle. Eine komische Figur  Bd. I: 394  Bd. II: 316 „Rr“ oder Gefährdet Glück  Bd. I: 268  Bd. II: 161 Rudolf v. Jagorski, Globetrotter  Bd. I: 241  Bd. II: 137 Salas y Gomez  Bd. I: 257  Bd. II: 149 Schauspielerin Jannasch  Bd. I: 289  Bd. II: 179 Schmied von Lipinka siehe  Der Schmied von Lipinka Sidonie von Borcke  Bd. I: 17, 433, 434  Bd. II: 15 So oder so?  Bd. I: 358  Bd. II: 261 Sommerbriefe aus dem Havelland  Bd. I: 398  Bd. II: 322 Stieftochter siehe  Die Stieftochter Stoff zu einer kl. heitren Erzählung  Bd. I: 387  Bd. II: 300 Storch von Adebar  Bd. I: 176, 434  Bd. II: 98 Susanne von Sandrascheck  Bd. I: 311, 433, 434, 435  Bd. II: 201 The Poppies Queen  Bd. I: 239  Bd. II: 133 Thusnelda Lehmann  Bd. I: 244  Bd. II: 141 Überraschtes Rendez-vous  Bd. I: 395  Bd. II: 318 Umzug siehe  Berliner Umzug Unser Doktor  Bd. I: 396, 433, 435, 436  Bd. II: 319 „Unverändert der Deine“  Bd. I: 359  Bd. II: 261 Vereinsamt  Bd. I: 234, 433  Bd. II: 128 Verschwunden  Bd. I: 376  Bd. II: 279 Verse sind die Sprache der Götter  Bd. I: 394  Bd. II: 316 Vorläufig reponirte Novellen-Stoffe  Bd. I: 438  Bd. II: 373 Was gilt? Eng oder weit, Fern oder nah  Bd. I: 319, 435, 436  Bd. II: 209 Wechsel der Namen in unsrer Armee  Bd. I: 424  Bd. II: 355 Wer hier zu Lande  Bd. I: 422  Bd. II: 350 Wieder daheim  Bd. I: 336  Bd. II: 225 Wiedergefunden  Bd. I: 261, 433  Bd. II: 153 Wie man in Berlin so lebt  Bd. I: 407  Bd. II: 338 Willy Willebrandt  Bd. I: 327  Bd. II: 213 Wir halten zusammen  Bd. I: 325, 433  Bd. II: 129 Wir lernen das  Bd. I: 287, 433, 436  Bd. II: 176 Wittwe von 36 siehe  Eine Wittwe von 36 Wolsey  Bd. I: 5  Bd. II: 3 Wo sind heute die Schiffe des Norddeutschen Lloyd?  Bd. I: 406, 438  Bd. II: 337

Alphabetisches Verzeichnis der Fragmente Zeugniß der Reife siehe  Das Zeugniß der Reife Zu Roman oder Novelle. Zwei ältre Brüder  Bd. I: 390  Bd. II: 307 Zwei für Einen  Bd. I: 386  Bd. II: 297 Zwei kleine Geschichten  Bd. I: 379  Bd. II: 290 Zwischen zwei und drei  Bd. I: 406, 435  Bd. II: 334 1. bis 6. Gruppe  Bd. I: 433  Bd. II: 367

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Bildnachweis Band I: S. 17 Sidonie von Borcke. Staatsbibliothek zu Berlin PK, NL Th. Fontane, St 60, 2a : TFA_St 60,2_26251.jpg1 S. 19 Sidonie von Borcke. Staatsbibliothek zu Berlin PK, NL Th. Fontane, St 60, 10a und b : TFA_St 60,10_26261.jpg1 S. 20 Sidonie von Borcke. Staatsbibliothek zu Berlin PK, NL Th. Fontane, St 60, 11a : TFA_St 60,11_26262.jpg1 S. 29 Sidonie von Borcke. Staatsbibliothek zu Berlin PK, NL Th. Fontane, St 60, 36a und b : TFA_St 60,36_26294.jpg1 S. 74 Die Likedeeler. Hermann Fricke: Theodor Fontanes letzter Romanentwurf. Die Likedeeler. Rathenow 1938, s. p. (nach S. 102) S. 98 Quade Foelke. Staatsbibliothek zu Berlin PK, NL Th. Fontane, St 15, 5a : TFA_St 15,5_24958.jpg1 S. 99 Quade Foelke. Hermann Fricke: Theodor Fontanes letzter Romanentwurf. Die Likedeeler. Rathenow 1938, S. 46 S. 115 Allerlei Glück. Schiller-Museum/Deutsches Literaturarchiv, DLA, A: Fontane 55.1038/31a S. 125 Allerlei Glück. Theodor-Fontane-Archiv | Universität Potsdam, TFA N 11, 16 : TFA_N 11,16_13662.jpg S. 126 Allerlei Glück. Julius Petersen: Fontanes erster Berliner Gesellschaftsroman. Berlin 1929, Tafel VII S. 129 Allerlei Glück. Schiller-Museum/Deutsches Literaturarchiv, DLA, A: Fontane 56.550/18 S. 142 Allerlei Glück. Theodor-Fontane-Archiv | Universität Potsdam, TFA N 11, 62r : TFA_N 11,62_13731.jpg S. 143 Allerlei Glück. Theodor-Fontane-Archiv | Universität Potsdam, TFA N 11, 64 : TFA_N 11,64_13735.jpg S. 155 Allerlei Glück. Theodor-Fontane-Archiv | Universität Potsdam, TFA N 11, 4r : TFA_N 11,4_13647.jpg S. 182 Storch von Adebar. Staatsbibliothek zu Berlin PK, NL Th. Fontane, St 59, 22a : TFA_St 59,22_26082.jpg1 S. 183 Storch von Adebar. Staatsbibliothek zu Berlin PK, NL Th. Fontane, St 59, 22va : TFA_St 59,22_26083.jpg1 S. 185 Storch von Adebar. Staatsbibliothek zu Berlin PK, NL Th. Fontane, St 59, 32a, b und c : TFA_St 59,32_26093.jpg1 S. 187 Storch von Adebar. Staatsbibliothek zu Berlin PK, NL Th. Fontane, St 59, 35a : TFA_St 59,35_26096.jpg1 S. 188 Storch von Adebar. Staatsbibliothek zu Berlin PK, NL Th. Fontane, St 59, 36a : TFA_St 59,36_26097.jpg1 1  Das Autograph ist Eigentum der Staatsbibliothek zu Berlin PK. Der für die Abbildung verwendete Scan wurde während der Zeit erstellt, zu der das Autograph sich als Leihgabe im Theodor-FontaneArchiv befand, und ist daher Eigentum des Theodor-Fontane-Archivs | Universität Potsdam.

Bildnachweis

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S. 189 Storch von Adebar. Staatsbibliothek zu Berlin PK, NL Th. Fontane, St 59, 37a und b : TFA_St 59,36_26098.jpg1 S. 190 Storch von Adebar. Staatsbibliothek zu Berlin PK, NL Th. Fontane, St 59, 38a : TFA_St 59,38_26099.jpg1 S. 191 Storch von Adebar. Staatsbibliothek zu Berlin PK, NL Th. Fontane, St 59, 39a : TFA_St 59,39_26100.jpg1 S. 194 Storch von Adebar. Staatsbibliothek zu Berlin PK, NL Th. Fontane, St 59, 48ra : TFA_St 59,48_26109.jpg1 S. 198 Storch von Adebar. Staatsbibliothek zu Berlin PK, NL Th. Fontane, St 59, 61a : TFA_St 59,61_26123.jpg1 S. 208, Z. 1022 Storch von Adebar. Staatsbibliothek zu Berlin PK, NL Th. Fontane, St 59, 103a : TFA_St 59,103_26170.jpg1 S. 208, Z. 1029 Storch von Adebar. Staatsbibliothek zu Berlin PK, NL Th. Fontane, St 59, 104a : TFA_St 59,104_26171.jpg1 S. 214 Storch von Adebar. Staatsbibliothek zu Berlin PK, NL Th. Fontane, St 59, 130ra und rb : TFA_St 59,130_26201.jpg1 S. 215 Storch von Adebar. Staatsbibliothek zu Berlin PK, NL Th. Fontane, St 59, 131ra : TFA_St 59,131_26203.jpg1 S. 216 Storch von Adebar. Staatsbibliothek zu Berlin PK, NL Th. Fontane, St 59, 132a und b : TFA_St 59,132_26205.jpg1 S. 217 Storch von Adebar. Staatsbibliothek zu Berlin PK, NL Th. Fontane, St 59, 133a : TFA_St 59,133_26206.jpg1 S. 218–221 Storch von Adebar. Staatsbibliothek zu Berlin PK, NL Th. Fontane, St 59, 134a : TFA_St 59,134_26208.jpg, TFA_St 59,134_26209.jpg1 S. 227, Z. 1470 Storch von Adebar. Staatsbibliothek zu Berlin PK, NL Th. Fontane, St 59, 166ra : TFA_St 59,166_26242.jpg1 S. 227, Z. 1474 Storch von Adebar. Staatsbibliothek zu Berlin PK, NL Th. Fontane, St 59, 167ra : TFA_St 59,167_26244.jpg1 S. 239 The Poppies Queen. Staatsbibliothek zu Berlin PK, NL Th. Fontane, St 25, 2a : TFA_St 25,2_25092.jpg1 S. 261 Wiedergefunden. Theodor-Fontane-Archiv | Universität Potsdam, TFA N 12, 12 : TFA_N 12,12_13778.jpg S. 334 Der Schmied von Lipinka. Schiller-Museum/Deutsches Literaturarchiv, DLA, A: ­Fontane 58.1264/2a S. 378 Prinzessin Friederike. Staatsbibliothek zu Berlin PK, NL Th. Fontane, St 35, 8a : TFA_St 35,8_25247.jpg1 S. 404 Das Frigidarium. Staatsbibliothek zu Berlin PK, NL Th. Fontane, St 48, 7a : TFA_St 48,7_25416.jpg1 Tafel I: Wolsey. Staatsbibliothek zu Berlin PK, NL Th. Fontane, St 75, 2 : TFA_St 75,2_27182. jpg1 Tafel II: Sidonie von Borcke. Staatsbibliothek zu Berlin PK, NL Th. Fontane, St 60, 11r : TFA_St 60,11_26262.jpg1 Tafel III: Sidonie von Borcke. Staatsbibliothek zu Berlin PK, NL Th. Fontane, St 60, 22 : TFA_St 60,22_26278.jpg1 Tafel IV: Allerlei Glück. Theodor-Fontane-Archiv | Universität Potsdam, TFA N 11, 62r : TFA_N 11,62_13731.jpg

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Verzeichnisse

Tafel V: Der Flötenspieler. Schiller-Museum/Deutsches Literaturarchiv, DLA, A: Fontane 57.5749 Tafel VI: Storch von Adebar. Staatsbibliothek zu Berlin PK, NL Th. Fontane, St 59, 62r : TFA_St 59,62_26124.jpg1 Tafel VII: Storch von Adebar. Staatsbibliothek zu Berlin PK, NL Th. Fontane, St 59, 75 : TFA_St 59,75_26139.jpg1 Tafel VIII: Neue Novelle. Predigtamtscandidat und Geheimrathstochter. Staatsbibliothek zu Berlin PK, NL Th. Fontane, St 39, 4 : TFA_St 39,4_25282.jpg1 Tafel IX: Neue Novelle. Predigtamtscandidat und Geheimrathstochter. Staatsbibliothek zu Berlin PK, NL Th. Fontane, St 39, 5 : TFA_St 39,5_25283.jpg1 Tafel X: Wiedergefunden. Theodor-Fontane-Archiv | Universität Potsdam, TFA N 12, 3 : TFA_N 12,3_13769.jpg Tafel XI: Gabriele Chrysander. Staatsbibliothek zu Berlin PK, NL Th. Fontane, St 48, 23 : TFA_St 48,23_25435.jpg1 Tafel XII: Melusine von Cadoudal. Staatsbibliothek zu Berlin PK, NL Th. Fontane, St 6, 18r : TFA_St 6,18_24889.jpg1 Tafel XIII: Die Brüder Wurzelberger. Staatsbibliothek zu Berlin PK, NL Th. Fontane, St 7, 2var : TFA_St 7,2_24905.jpg1 Tafel XIV: Der v. Katte und der v. Katz. Staatsbibliothek zu Berlin PK, NL Th. Fontane, St 35, 4 : TFA_St 35,4_25241.jpg1 Tafel XV: Reisender an einer großen Mittelstation. Priester. Jetzt wollen die gar … Zwei für Einen. Abraham Oppenheim. Staatsbibliothek zu Berlin PK, NL Th. Fontane, Notizbuch B 1, 16v, 17r (alte Paginierung 11v, 12r) : TFA_B 1_28825.jpg1 Tafel XVI: Chronika. Aus unsren Tagen. Staatsbibliothek zu Berlin PK, NL Th. Fontane, St 23, 2 : TFA_St 23,3_25083.jpg1 Band II: S. 277 Der Prümer-Krieg. Anon.: Der Prümer Krieg. In: Wochenblatt der Johanniter-­ Ordens-Balley Brandenburg 16 (1875), 104f.