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German Pages 925 Year 1787
2. F. Büſchings große
Erdbefreibung zwanzigſter Band.
Brúnn ,
gebrudt bei Joſeph Georg Trafiler , und im Verlage der Kompagnie. 17 8 7
1
7
G
fortres ung Dom
oberſächſiſchen Kreiſe. Dic
Mark Brandenburg.
APA
?
Die
Mark Brandenburg.
§.
D
I.
ie erſte landcharte von der Mark Bran
den urg , hat Elias Camerariu 8 ,
Profeſſor mathematum fuperiorum zu frankfurth an der Oder , welcher, wie Becman in Notitia Univerſ. Francof. pag. 73 ans merfet , 1581 geſtorben iſt , verfertigt , und dem berühmten Gerhard Mercator zugeſchickt, fie iſt aber erſt nach Camerarii Sobe in Stus
pfer geſtochen worden. Die Charte iſt wirke lich als erſter Verſuch recht gut gerathen ,
und ihre Mängel und fehler find leicht zu entſchuldigen.
Sie bildet auch Medlenburg,
und den größten Theil von Pommern ab. BC 3
Sie iſt in Mercators kleinem Taſchenatlas eben ſowohl alb in dem großen zu finden . Matthias Quade , hat dieſe Charte nach eis nem kleinen Maßſtabe gezeichnet und geſto then , um fic in ſeinen Utlas zu bringen ,
gon. Buſſemecher hat ſie abgedruckt, und fic ift mit deß Churfürſten Joh. Georg Bildnuß geziert. Blacu hat Mercators Charte beffer
gezeichnet und geſtochen , und dieſe hat Viſſcher wiederholt.
Man brauchte fie ſo lange ;
bis der Gothá Dlaus Johannis ( Sohn ,') des fdmed :ſchen König& Guſtav Coſmograph, eine neue Charte von der Mark Brandenburg auf vier Bogen zeichnete , von welchen der erfte die alte Mark , der zroveite die Grafs
ſchaft Nuppin und die Prignitz , der dritte die Mittelua f , der vierti die Neu- und Uferma i abbildete. Eben dieſelben tourben
auch auf drei Blåtter gebracht, und unter den
Titeln , Altmark , Cauf welcher auch die Prigs niß ft het , ) Rittelmark , (welche auch die
Ulzrmark enthält, ) und Neumark, ' ( auf wel. cher auch Sternberg und Croſſen ſtehen , ) ans Licht geſtellt. Auf allen Dieſen Blåttern ward auch eine allgemeine Charte von einem Bogen gemacht.
Die vier Blåtter findet man
unter Blaeu , Janon , auch Coveng und Mortier Namen , die drei Blätter unter den
Namen von gob Fanfion , audi won Schenf und
th
7
und Valf. Das eine Blat bat
. Sondius
dem ichmoediſchen Agenten zu fondon rich. Blond gewidmet i es hat auch Joh. Janfon ſeinen Namen auf daſſelbige geſetzt. Eben
daſſelbige haben die Janſſon - Waesberge , wie dem und von
aud Moſel Pitt und Stephan Smart . Lionel genfing zugeſchrieben . Wilhelm Johann Blaeu haben es zu einer Charte der Mark Brandenburg und von den
Herzogthümern Pommern und Meklenburg,
gemacht. Unter gleicher Aufſchrift , und mit Hl:inen Veränderungen , mard es auch von Nikolaus Bificher ausgegeben , von welchem die Kupferplatte an Peter Schenk den jüngern fam , der auch ſeinen Namen auf diefelbige ferte. Eben dieſe Charte gaben nachmals unter dein Titul Marchionatus Branden
burg et Ducatus Pomerania , Tobiaš Dans kert , Gerhard Ball , Friderich de Wit , mit Des les wenigen Veränderungen heraus.
ten Ausgabe brachte Schen an fich. Joh. Bapt. Somann verbeſſerte in ſeiner Ausgabe
dieſet Charte ſehr viel Fehler , welche die derſchiedenen houdndiſchen Herausgeber in den Namen der Flüffe und Dorter begangen hat ten , es blieben aber noch viele übrig . Die Charte von der Mark , melde Sanfion her ausgegeben , und nach ihm ſowohl Jaillot alb Copens und Mortier verkauft haben , iſt 24
bon
8
von 1692. Aus dieſen , iſt diejenige Charte von der Mark und von Pommern gezogen,
melche fit in den Memoires pour ſervir à l'hiſtoire de la maiſon de Brandebourg findit , such find die Namen richtiger.
ES
ſteht in dcin kull , daß ſie dieſe fånder vors fide , wie fie 1640 geweſen , und doch but
fie den Friedrichmithelmegraben , der damals nod nid;t vorhanden war . Die dritte Periode der Charte von der
Mark Brand.nburg , hat dei Geheimerath gok. 6 Paul von Sundling angefangen , wel: cher 1713 , 14 und 15 , die Wart durchreie
feta , die Inrichtigkeiten der bisherigen Chars ten entdeckte , die fage deß landes und der
Eråbte , und den lauf der Stróme beobach und fich die Materialien ſo wie zu
einer neuen Beſchreibung , a ſo auch zu eis ner neuen Pant charte von der Mark , famins leti. Seine neue landcharte ,' ward von 9. C. Buſch zu Berlin geſtochen , und auf
awei zuſammenpaſſenden Blåttern abgedruckt. Copeng und Mortier brachten diek Charte bald auf einen einzigen Bogen , in welcher Croße fie auch von Nein, und Joh. Ottens ,
von Matthäuß Scutter , Tob. Conr. Rotter, Peaurain und Desno , herausgegeben mors den. Julien brachté fie 1758 in ſeinen Atlas
topographique et militaire , doch ſind die Nas
Namen der Derter in der Amſterdammer und
Pariſe: Autgabe ſehr fehle haft. Ottens hat in ſeiner Ausgabe unten zur linken Sand eine ziemlich genaue Abbildung der Segena den von Berlin und
pandau angebracht.
Die berliniſche Kalendercharte von der Chur: mart Brandenburg , welche Schleuen geſtos
chen hat , iſt nicht zu übergehen , denn ob gleich Stich und Papier ſchlecht , ſo iſt doch
das Chårtchen nicht unbrauchbar. An Charten von einzelnen Provinzen und Gegenden , hat es nicht ganz gefehlet , fie müſſen aber hier übergangen werden. Die vierte Periode mag mit der neuen
Charte von der Mark Brandenburg anfans gen , welche 1773 duch die homanniſchen Erben zu Nürnberg herausgegeben worden , und Franz lutemig Gunlefeld gezeichnet hat. Seb. Dorn hat ſie geſtochen .
Dieſe Charte
iſt allerdings beſſer , als alle vorhergehens de , und macht die Geographie dieſer Lande um einige Grade voltommner. Unterbelien
bat fie doch noch verſchiedne nahmhafte Fehler.
$. 2. Die Mat grenzet gegen Mitter: nacht an Meklenburg und Pommern ; gegen Morgen an den Mendiftritt und an Polen, gegn Mittag an Schleſien , die faufit , daß
Churfürſtenthum .Sachſen , das Fürſtenthum A 5
!
Ans
10
Unhalt und Herzogthum Magdeburg , gegen
4
Abend aus an das Herzogthum Diagdeburg, und an das Herzogthum küneburg. Die Größe derſelben , bitrage nach des Herrn Moritz Adolf von Winterfeld zu Mieden in der Uferma t , múbſamen Berechnung 654 In der Beſchreis
2
deutſche Ruadratmeilen.
bung meiner Reiſe nach Nefahn S.312 habe ich ſie nur auf 636 Quadratmeilen geſchåßt. 9. 3. Sie iſt ſo menig , als andere lån: ber , Durdgehend $ gleich fruchtbar. Einige Gegenden find ſehr ſandig ; doch trägt der
Candacker, menn er gehörig beſtellt wird , Soggen , kleine Gerſte und Sarer ; und das
Ktorn iſt dúanſchaliger , als dasjenige mela ches im fetten fande machſt. Die Einwoh ner willen auch den Sandboden zu Wein
bergen und Garten nützlich zu gebrauchen , befaen ihn auch wohl mit Kien- und Fidy
tinholz , welches gut fortfømmt. Die Alt und Ufer - Mart , daß Saveland , der rup piniſche Kreiß , und einige andere , inſondera heit aber die Bruchdorfer an der Oder , haben einen ſehr fruchtbaren Boden , wel:
cher Weißen , Spelt und große Gerſte úber flüßig trágt. Uiberhaupt hat,die Mark uns ter des großen Könige Friderich Wilhelm , und ſeineß noch größern Sohn und Nach
Yolgers , Kónige Friderich 11 Regierung, eine gang
w
ganz andere Geſtalt geroonnen. Der Uders bau iſt durchgängig verbeſſert, viele wóſte
Felder ſind angebaut ; úberflüßige Holzungen ausgerodet., und in denſelben Gegenden Dóra fer angelegt , auch tiefe und große Moråſte troden und urbar gemacht worden. El ift aber der Ackerbau nicht die Hauptſache, in der Rark ; denn man rechnet im Ganzen , das bab Getreibe ſich nur vierfach vermehre,
und obgleich von einer Seite etwas Getreibe,
ing Serzogthum fúneburg und nach Hamburg geführt wird , ſo kommt hingegen von einer andern Seite an8 Pommern und Schleſien ,
leicht eben ſo viel wieder herein . Die Kar
tuffeln merben báufig., zu Teltow , und an einigen anbern Orten in der Mittelmart , und zu Freienſtein in der Prignig , die freis nen ſogenannten Stec - oder Treugerúben ,
welche auch weit ausgeführet werden , im zarichiſchen und teltowiſchen Kreiſe , . und in
einigen andern Gegenden , viel Hirſe , Bucha weißen und Flachs , in der Ufermark infons derheit bei Vierraden , und in der Neumark, viel und guter Tabac , in einigen Gegenden die Farbekräuter Trapp , Waid und Schars
de , gebaut. Die Weldungen ſind von großer Erheblichkeit ; denn ſie liefern Brennholz für die Saushaltungen , Glas- und Eiſenhütten,
Holz zu Koblen, Theer und Maibaſch:, und Diet
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viel Holz zum Käuſer - und Schiffbau , mela
dhes zum Theil nach Samburg , Holland Frankreich und andern kändern geht , und jährlich viele Tonnen Golds ins land zieht. Man ſucht auch die Wålder für die fünfti
gen Be.ten in gutem Stande zu erhalten. Die wichtigſte Nahrung aber kommt von der Michzucht , und infonderheit von den Scha: fereien , indem die hieſige gute Wolle der Grund von ben guten Wollenmanufakturen ift. Zur Verbeſſerung der Schäfereien , hat
König Friderich II aus Spanien und Enga land Widder kommen laſſen .
Borr 1765
bis 74 find in der Churma:f , ein Jahr in
das andre gerechnet , jährlich 13965 Zentner Schafwolle geſaminlet. Die márk:ſche Wolle ift befier, al8 andre deutſche Wolarten, aber
nicht To gut als die fchlafiſche.
Im beeſtors
ſchen Kreife fåut die feinſte , welche aber nicht
lang iſt , diejenige , welche man im teltow fchen und ſtolpiſchen Kreife fammlet , iſt
lang und fein. Die beſte iſt einſchårig , und die lange einſchårige Wole wird zu allerlei Stoffen verarbeitet , die zweifchúrige Wolle aber wird zu Tüchern für Soldaten und ans dre geringe Leute gebraucht. Es wird auch der Seidenbau mit glücklichem Fortgang ges trieben , und breitet fich immer weiter aus.
1771 bauete man 2481 Pf. Seide, und vera meina
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1
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meinte , daß man nach der Zahl der vorhan denen Maulbeerbaume , wohl 9000 Pf. gea minnen fonnte.
verachten .
Der Weinbau iſt nicht zu
Die vornehmſten Mineralien ſind,
guter Shon und feine Porzellanarbe , allers lei Farbenerden , Alaun . bei Freier.walde, Salpeter , Bernſtein , welcher. hin und wie der ausgegraben wird , und Eiſenſtein. Uns weit Freienwalde
ift der vornehmſte Sea
ſundbrunn. Von Deutſchland8 Hauptflåſſen, Aróiñen zwei durch die Mark , nämlich die Elbe und Doer.
Die Elbe erreicht die Alta
mark bei dem Vorwert Polfe , und macht ibre óftliche Grenze aus.
Sie nimmt bei
Tangermünde die Tanger , und bei Werben die ſchiffbare Havel auf, Hießet albdenn zwis lichen der Altmark und Prigniß , empfange bei Wittenberge die @tepeniß , welche von Putlik an , unb mit Fidien befahren werden
tann , verläßt unterhalb Wanſter die Alta
mart , Hießet aber noch långſt der Prigniß , q118 welcher fie noch bei Schnadenburg den Afandflug , und auf der Grenze der Prigning und Meklenburgs , die Erde aufnimmt . Die ermahnte Havel fommt auß dem klenburs
giſchen , nimmt bei der Stadt Fürft:nberg den Mamen Havel an , macht eine Zeitlang die Grenze zmiſchen dem Herzogthum. Meklenburg Hub der Ufermart, und fann von fúrſtens berg
berg bis Zehdenic mit großen Hähnen befah ren werden.
Bei Spandau nimmt ſie die
Spree , und bei Behlgaſt die Doffe auf, und iſt ſchiffbar biß zu ihrer Vereinigung mit der Elbe. Die eben genannte Spree , fommt aus der faufit , trågt von Krausnick an Holza Aloße , und wird bei Coſſenbladt [diffbar.
Bei Cúpenick empfängt ſie die ſogenannte men diſche Spree , verliert ſich aber bei Spandau in der Havel.
Sie theilt ſich während ihres
Laufe einigemal , geht auch durch Bandſeen. Die ſchiffbare Oder , kommt aus Sdhleſien ftrómt durch die Neumarf , nimmt im coffens Ichen Kreiſe die aus Polen kommende Ober, unterhalb Troſſen die Bober , oberhalb Cůſtrin
die aus Polen kommende Warte , ( in welche fich unweit Zantof , die auch aus Polen foma mende Dreße , und in dieſe die in der Neua
mark entſtandene Drage ergoſſen haben ,) une terhalb Wrießen die alte Ober , welche im lebufiſchen Kreiſe entſteht, nadamals die finom , und bei Vierraden die Welfe auf , und tritt alsdann in Pommern ein. Es find auch uns
terſchiedene núbliche Kanäle angelegt worden.
Der (plauiſche Kanal , verkürzt die Waffera fahrt zwiſchen Berlin und Magdeburg um die bålfte , und ift , auf Befehl Könige Fridea rich II, vom 1. Jun. 1743 bis 5. Jun. 1745
durch den Ingenieur Mabiſtre zu Stande ges bracht
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bracht worden. Er fångt bei Parei an der Clbe an , durchſchneibet die Shle und Str: m * me , hat drei Schleuſen , welche den 21 dhub hoben Fal des Waffers aus der Eise in die
Savel , aufhalten , und die Fahrt befördern, geht bei Plauen in die padel , iſt 8055 Nua. then oder 4. Meile lang , unten durchgehends oben an der Wafferfladze 26 , und an einigen Orten 40 bis 50 Schuh breit , und an neun Drten find Brücken darüber g baut. Die Spree und Ober ſind vermittelſ eines
vom Ehurfürſten Friderich Wilhalm von 1662 biß 1668 veranſtalteten neuen Grabens pera
rinigt , welcher der Friderichw l Imagia ben genennet wird. Er fängt an der Spree aus dem Werchenſee an , und geht bei Briea
ſetor in die Oder , iſt drei ſtarke Deutſche
Meilen lang , und fünf rheinlandiſør Nuthen tief. In der Mitte des fanals liegt das Stadtchen Müürore , woſelbſt er aus einein
See , der die Schlubbe aufnimt , Waſſer bea Er hat gehn Schleuſen , und man
fømmt.
berechnet das Gefdle pon der Spree bis jur Ober auf 62 Schub. Der Generalquar tiermeiſter Philipp de Chieſe , hat den Bau befſelben regiert.
Man hat eine Charte don
demſelben , welche zur Zeit des Churfürfien Friderid Wilhelms , Blefendorf gezeichnet
un) Bartſcy in Kupfer geſtochen hat.
Die
Havel
Kavel und Oder , find durch den finorka : Dieſer nal unmittelbar vereinigt worden. nimmt zu liebenwalde in der Havel ſeinen Ans fang , geht in den Fluß finow , und ober
halb Oderberg in die Ober. König Fridea rich II bat ihn von 1743 bis 45 zu Stana
de bringen laſſen , und er hat dreizehn Sdileu Das Gefálle von der Havel bis zur Loer , fou 130 Schuh betragen , und der
fen .
Raum , den der Kanal durchiáuft , 12000
theinländiſche Ruthen .
Der neue Dderkaa
nal , geht aus der Oder bei dein Torf Cuftea
bics, und fáut gegen dem Dorf Hohen- Sathen über bei Wuşow oder ungefähr eine Meile unterbaib Oderberg , wieder in die Oder,
€ r iſt 1753 eröffnet worden , und gehtdurch die Feldmarken der Dorfer Alt- úfiebieſe ,
Mit : fişegóride , Soderick , Alt - Núdnik , Alt . Cúſtrinden , Neu - Glieben , Hoben - und
Drieder - Bubgen . Es find auch ungemein viele landfeen vorhander , von welchen in der Nittelmarf einige Durch theils neu vers fertigte, theils vergróferte Kanálz und Schleus fen verbunden worden .
Dit Elbe und Dder
find nicht ſo fiſchreich , als die Havel, Spree, und unterſchiedne kleine Flüſſe. Einige Seen haben auch nur wenige , andere aber dejo mehrere Fiſche. 9. 4.
Rose
(
17 $. 4. Die ' Pånbee , auf welchen die Mart befteht , ſind durch Einwohner vos mannichfaltiger Herkunft beoolfert worden .
Die älteften , welche wir mit Gewißheit tena nen , ſind die Suevi , inſonderheit die das zu gehörig: n Semnones.
UIB ſie im fünfo
ten Jahrhundert größtentheild ausgegangen waren , ließen ſich die Wenden bieſelbſt nies der. Dieſe find von den Sadſen nach und nach bezwungen worden , und zum Theil entroichen , Albrecht der Bår ließ aus Gola land , Sceland , Flandern , und andern an der Mordſee belegnen fåndern , neue Einwohner in dieſe und die benachbarten Pånder fommen , zu welchen ſich nachmals noch andre aus den benachbarten ober- und
niederſächſiſchen , ja auch wohl aus entleget nen fanden gefellet haben. Jin dreißigjáh .* rigen Kriege, und vornåmlich 1638 und 391 wurde die Marf durch Krieg , Peſt und Huns gerðnoth ſehr von Einwohnern entblost. Churfúrſt Friderich Wilhelm lud ſeine auß
Grantreich geflüchteten evangeliſch = eformira ten Glaubensgenoſſen ein , in feine lande zu kommen , und ertheilte ihnen anſehnliche
Freiheiten , welche Kónig Friderich I dere mibrte , wodarch viele hundert Familien bes wogen worden , fich in der Mark nieber Zulaſſen. Es find auch feit 1688 viele lor thrina Bård Erdbeſchr. 20. D. B
18
thringer , Wallonen , welche ſich großentheils vorher und zuerſt in der Pfalz niedergelar feni hatten , daher ſie auch Pfälzer genennet werden , ) Schweißer , Böhmen und Deuts fche aus andern fåndern , in die mark aufa
genommen worden. Dadurch iſt die Unzahl der Eintoobner in der Mart nach und nach
ſtarf angewadiſen. König Friderich der Zweite hat das meiſte zum Anbau der Mark gethan , uns viele Millionen Thaléř zu dies fem Endzweck angewandt. Während ſeiner Regierung find biß 1777 in der Churmark
üngefähr 7500 , und in der Neumark un gefähr 2000 Koloniſtenfamilien angefert worden .
Eine Geſchichte des Anbaues und der
Bevölkerung der Mark Brandenburg , mare eben lo núblich als angenehm , iſt aber noch nicht vorhanden , auch ſo ſchwer , daß fich
nicht leicht jemand an dieſelbige wagen wird.
ilm einen kleiñen Beitrag dazu zu liefern, mill ich erſtlich
die Geſchichte der Unterfus
chung der Volkemenge in der Churmare Brandenburg erzählen , und hernach einen Verſuch machen , zu beſtimmen , wie die Volfsmenge feit dem Ende des fiebengehn.: tén Jahrhunderts gempachſen ſeyy ? Am fünf
teti Jánner 1683 unterſchrieb Churfürſt Fri betich Wilhelm den Befehl an das churmåtá fis
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fiſche Konfiftorium , daß es ihm " ein. Derá zeichniß ein ſchicken ſolle , wie viel Perſonen in dem verwichenen Jaht in den bier Med
fidenzſtadten Berlin , Köln , Friderichswer : dêr und Dorotheenſtadt geſlotben ; verheis rathet und geboren wären ? Wenn es wahi ift, daß 1682 die Peſt in denſelben geroes Jeni lo fann dieſe Ben großeri Churfürſten
seranlaßt haben i folche Nachricht zu fordern. Er mag aber zu dieſer Unterſuchung gehabt haben , welche Urſach er wolle i ſo iar ſie
ſeiner würdig , und dem gemeinen Weſent
nüblich. Der Churfúrſt gieng weiter ;
und
berlangte in einem ain 5. Jänner 1685 auch
eigenhåndig unterſchriebenem Befehl und der felben Pádiſchrift i dergleichen Verzeichniß bön dem 1684ften Jahr aus auén Ståbteit und Flecken der Chutmark zu haben és
ſolite auch fünftig , Ohite neuen Befehl zu
erwarten ; jährlich gemacht und gedruct; ihm aber ſollten einige Abdrůde davon zu: geſchiczt werden . Das Ponfiftorium ließ ſich
bon Ben Kircheninſpektoren alles berichten und hierauf zum erſtenmal drücken , ein nachá richtliches Verzeichniß i wie viel in den Ståb? ten der At : Mittel und Uferiart im abged
kvichenen 1684ſten Jahe getauft , vertraut ünd geſtorben ſind. Unter der Ultmait iſt ił bieſem ülið allent folgenden Verzeichniſſen aud
auch die Prigniß mit begriffen.
Die Bee
faßung zu Berlin ftehet ſchon mit in dieſer
Lifte , und ſie hat 3781 Getaufte , 2975 Begrabene und 827 getraute Ehepaare. ES fam aber dieſes Rechnungsweſen nicht ſogleidy in ordentlichen Sang , und dadurch wurde
der Churfürft genothigt , am !4ten Jul. 1686 abermals an das Konſiſtorium ju ſchreiben , daß er das verlangte Verzeicha niß .für das' 1685fte Jahr noch nicht bea fommen habe , ungeachtet er befohlen , das € 8 ihm alle Jahr zugeſchickt werden ſolle. Die Schuld lay ohne Zweifel an ben Ina
fpeftoren , welche zu ſaumſelig waren , oder, weil ſie in den erſten Monaten des 85ften Jahrs die Liſten von 84 eingeſchickt hatten, nicht glaubten , daß fie am Ende eben dies fes Jahrs ſchon wieder Rechnung ablegen müßten , ungeachtet das Konſiſtorialreſtripe
ſolches ausdrücklich verlangte.
Es ſcheint , das des Churfürſten und feines Ronfiftorii
Befehl , in Unſehung des 1635ſten Jahr8 vergeblich gewefen fery , menigſtens iſt von
demſelben fein gedrucktes Verzeichniß zu fina Von 1686 iſt es vorhanden , aber bon 1687 fehlet es. Der churfúrſtl. Staatsa rath ſchrieb unter dem 14ten Jänner 1688 an das Konfiftorium , daß es fich von den ben.
Kircheninſpektoren nach jedem perflofiener Jahr
Fahr auch von den Dseferk , uns alſo von ga zen Inſpitzionen , vollſtändige Liſten der Getauften , Kopulirten und Geſto :bnen lies fern , und diefelben , ſobald fie eingegangen waren , bruden laſſen , und auf ſolche Weis fe an den Staatsrath fahiden foue. Das erftz gedruckte Verzeichnis von der ganzen
Thurmait, welches ich bisher habe auftrei: ben tónnen , betrift das Jahr 1689 , und bat dieſe Uiberſchrift : Nachrichtliches Ver:
zeichniß , wie viel in den Städten und Dóra fern der Alt Mittel- und Ufermart im ab :
gerichenen 1689ften Jahr getauft , vertraut und geſtorben ſind.
Es iſt zwar nicht pou
fandig , aber das Tabellenwert war doch in ordentlichen Gang gebracht. Churfürft. Sriderich der Dritte ſchrieb am 16ten Márs 1699 an das Ponfiftorium , daß die Grafs Tchaft Wernigerode und . Sperrſchaft Derens
burg mit in Rechnung gebracht werden muß ten . Hierauf find beibe vor 1900 bis 1707 in den Liſten genennet , aber nur aus der Herrſchaft Derenburg find biß 1704 die Ges tornen 24. 2c. angegeben worden , unb don 1708 anfømmen fle gar nicht weiter in den liften vor.
Unter Konigs Friderich Wilhelm Regierung hat man angefangen ein Blatt zu druden ,
welches die Setauften , Kopulirten und Bez
Brabera aus allen fönigl. Båndero enthielt. $ 3
9M6
U8 1727 das Betliner Intelligenzblatt ſeinen Anfang nahm , wurden in daffelbige, vermoge Befehls des Staatsraths pom i sten
10
!
Jänner dieſes Jahr8 , wochentlich auch diz Gebornen , Kopulirten und Geſtorbenen in Den Reſidenzſtadten , eingerückt , und von pen lekten auch die Krankheit und das 41
fer angegeben. :: König Friderich Wilhelm perbot endlich am gipeiten Jänner 1733, die
Liſten ferner zu drucken , und in die Intela ſigenzblátter 'zu regen : ja ſię giengen von dieſer Zeit an ganz ein. Erſt am fünfzehn .. ten Juf 1747 ; ergieng an die Kirchening ſpektore $ in dep Churmark der Befehl , richa
tige Tabellen von der Zahl aller ſeit fünfa gehn Jahren in den Städten und auf dem platten fande gebornen , geſtorbenen un fopulirten Perſonen einzuſenden , und nicht nur die ſtábtiſchen von den ländlichen , ſona dern auch beide Geſchlechter von einander ab, zuſondern . Das Konſiſtorium machte aus den beſondern liſten eine allgemeine, ung ſchiçte dieſelbige ungedruckt an der Staatsa
rath , die Voufandigkeit der Liſten aber warb erſt nach und nach erreicht , weil das
ganze Rechnungsweſen ſo viele Jahre lang fill gelegen hattert. Da aber K. Friderich ļI
$ as Tabellenwe
aus ſeinen
geſammten
fandern vouſándig ung zeitig haben woll tell
IN
tei, fo erfolgte am 7ten Mårz 1751 ein ges (chårfter Befehl , daß die Tabellen von ein zelnen Provinzen , wenigſtens gegen dieMits te des Jánners eines jeden Jahre im fós
nigl. Staatbrath Peon follten. , Endlich war ! am 24ften Jänner und yten November 1753 befohlen , daß die Liſten in jeder Proving mit dem November , oder mit deili Tage por dem erſten Advent , geſchloſſen werden , und um die Mitte des Dezembers zu Bers lin eintreffen ſollten , damit das daraus ver fertigte augemeine Verzeichniß , Sr. Kón. Maj. gleich bei dem Anfang eines jeden Jahr úberreicht werden könne. Hierbei iſt es biss her geblieben : denn ob gleich dieſes Cabel: lenwerk in dem lekten Kriege ins Steden gerieth To ward es doch 1763 nach wie: der hergeſtelltem Frieden wieder in Sang
gebracht, und 1764 noch genauer eingerichs tit , um auch das Ulter und die Krankheit der Geſtorbenen, und den entweber ledigen oder Witmenſtand der Heirathenden angus
geben. Es hat auch Sr. Königl. Maj. ges fallen zu befehlen , daß ihnen nicht nur das
Departement der geiſtlichen Geſchäfte, fons dern auch das Generaldirektorium dergleichen Jahrdliſten überreichen foue. Die Krieges :
und Domainenkammer der Churmarf , låßt : fich Diefelben pon den landråthen der Kreis B4
re
fe, diefe aber von den eingeſeffenen Predia gern liefern , welchen das Oberkonfiftorium am 8. Februar 1753 durch die Kirchenins
NI
sla
4
fiektoren anbefehlen ließ , die Liſten von ihs ren Kirchſpielen auch an die landráthe abs fiigeben , welche dieſelben auf den Dörfern durch die Schulzen abholen laſſen. Was die Kircheninſpektoren zur Nichtigkeit und Vouſtändigkeit der Liſten in Anſehung der Militärpcrfonen , zu beobachten haben ? bes ſtimmt die Oberkonſiſtorialverorb nung vom 13. Mai 1756. Endlich iſt ſo wie in der Churmart', alſo auch in den geſamten fd. nigl. Låndern , die jährliche Råhlung aller zur Zeit Derſelben lebenden Menſchen einge
11
führt worbert, und die Berzeichniſſe , wel: ch : Davon in den Städten und auf dem plat:
ten Bande gemacht werden , geben die An: gahl Menfchen nach ihrem Geſchlecht , Ulter , Etande , x , an , wie aus den Proben er : Feben werden fann , welche meine Reiſebe:
ſchreibung von Berlin nach Nefahn , enthält. Schon 1733 muften die landrathe in der Churmart eine Seelenliſte einſaiden , und in
eben dieſem Jahr ward feſtgelegt , daß eine rolche Tafel alle 3 Jahre gemacht werden
folle.' 1790 find die jährlichen Seelenliften pöllig eingerichtet worden,
be
25
Eine Geſchichte des Anbaues und er Bes
bólfeiung der Mark Brandenburg. , wäre eben ſo núßlich als angenehm , iſt aber noch nicht vorhanden , auch ſo ſchwer , daß fiche nicht leicht jemand an diefelbige magen wird, Weil die erſte Zahlung der Menſchen in der Thurmart 1733 geſchehen iſt : Tomus die Zahl der Menſchen , welche vor dieſer Zeit
jugleich gelebt haben , durch ein andered Mittel ausfindig gemacht werden , und das einzige , was dazu gebraucht werden kann, ift die Summe der Getauften und Begrabe: nin , ſo weit diefelbige befannt iſt. Nám. lich es kommt darauf an , daß man dal Verzáltniß derſelben zu der ganzen Gum
me der Menſden richtig beſtimmt : dieſe Beſtimmung aber iſt nur alšbenn zuverläßig, wenn man aufer der Summe der Getaufa
ten und Begrabenen eines Jahrs , aud die Summe der in demſelben Jahr mirklich len
benden und gezählten Menſchen weiß, Um nun dieſes allein recht brauchbare Mittel, in Anſehung der Churmart anzuwenden , ba !
be ich erſtlich die Mittelzahlen der getauften, begrabenen und gezahlten Menſchen in neun Jahren der neueſten Zeit , nämlich von 1767 biß 1775 ausgerechnet , und dieſe find, 22205 getaufte , 21401 begrabene , 620780
gezahlte Menſchen , die Perſonen , welche zu # 5
oem
26
dem Kriegsheer gehören , nirgends mitges zahlt. Zweitens habe ich die dritte Sum . me , fowohl mit der erſten als zweiten dis
t
piðirt , und dadurch gefunden , daß die Ger tauften beiyahe der adt und zwanzigfie , und die Begrabenen der neun und zwang
zigſte Theil aller Menſchen geweſen ſind, Drittens habe ich die Mittelzahl der Ge.
tauften und Begrabenen von 1692 bis 1700
aus den gedruct ?n fiften herausgebracht, !
und gefunden , daß fie mährend dieſer neun Jahre in 12548 Getauften , und. 8153 Bez grabenen beſtansen babe. Da nun nach dem
1
第1
gefundenen Verhältnis , die Getauften bei nahe der acht uno zmangigſte Theil der ges
rammten Menſchen ſind ; po mag die Mita tetzahl der Menſchen in der Churmarf , ges
gen Das Ende des vorigen Jahrhunderts , ungefähr 340698 betragen haben . fid faſt noch einmal
Jest
fo viel Menſchen in
per Churma. E , als gegen das Ende des 009 rigen Jahrhunderts in derſelben waren . Die
fe bald vorhandene Verdoppelung der Eina pohner innerhalb ungefähr fiebenzig Jahren, ift theils durch die ordentliche Vermehrung berfelben , zu welcher Gott die Natur eina gerichtet hat , theils durch die in das lang
gezogenen vielen neuen Einwohner , erlange
iperten. Die Kriege ſind nicht allein Schulo para .
ta
12
27
paran , daß fie nicht fchon ganz Da iſt fona dern auch die jenige Übnahme ofr Seiras thenden oder der gefermaßigen Ehen , welę che daraus erhelet , daß pon 1692 bis
1700. der ein und fünfaigſte, von 1761 bi& 1775 aber nur der ein undſechzigſte Menſch
geehirathet bat. Obné pie Kriege, würde die Verdoppelung ſchon bļos purch die ges pöhnliche Vermehrung Ber : Illenſchen erfole
get ſeyn , wenn das gegen das Ende des porigen Jahrhunderts geipohuļiche Uibergea micht der Gebornen über die Geſtorbnen, ana gehalten hätte , dermöge deſſen der erſten jáhrlich 4199 mehr als der andern waren, Da aber in ' Der neuern Seit die geſetzmäßia gen Ehen zum großen Rachtheil der Sitta
lichkeit und des Staats, nach und nach abe genommen haben , auch die Kriege daju gest
tommen ſind ; ſo würde nicht nur feine Vera poppelung , fondern wohl gar eine Derming perung der Einwohner erfolgt fern , wenn
nicht waren fo viele Auslander in das fandt gezogen morgen .
Durch dieſes Mittel 696
pię Weisheit per landesväterlichen Vorſorgen
pen Folgen des Uibels , melche die : unbera meiglichen Kriege derurſachten , abgeholfen mie fie aber der Abnahme des Eheftantes
abbelfen werbe ? das iſt zu erwarten , *
23
Der Durchſchnitt der Menſchenſummen in
der Chu mark von 1767 biß 1775 , ſteht oben. Im Jahr 1776 fand man 6360001
und 1777 wurden gegåhlet 642143 See: len. In der Neumant find am Ende des 1775ft Jahrs geroefen 237173 Menſchen .
Bor dm dreißigjährigen Kriege find in der Churmark 1841 Dörfer , 18558 Bauern und Fiſcher , 13644; Koffáthen und kleine Uderleute , 2659 Haußleute , Handwerfer und Spinner gemeren. 1746 hat man gea záhlt 1934 Dörfer , 16646 Bauern und Fiſcher , 12709 Koffáthen und fleine Acker : leute , 18456 Hausleute , Handwerker und
Spinner. Alſo find im lektgenannten Jah
te 94 Dörfer , unD 12949 Unterthanen mehr vorhanden geweſen. Bei der churmáce fiſchen Krieges • und Domainenkammer recha nete man 1773 , daß damals die ganze
Churmart (ben ganzen gauchiſchen Kreiß, nicht aber den ludenwaldiſchen mitgerechnet, )
begreife , 83 Stúdte , 19 Flecken , 66 kós nigl. Domainenámter , .172 tonigliche und 708 adeliche, alſo überhaupt 880 Vorwer: te 652 fónigliche , 1262 adeliche , und 53 Nánimereibórfer , zuſammen 1967, und 1,287
Mühlen. Man kann ſich aber auf dieſe Såba
lung noch nicht verlaſſen . In allen Stáda !
ter
29
ten und Borſtådten Der Churmark hat man 1777 gezählt 322:25 Häufer. In der Meus mark find 3 ) Stadte. Die Gebäude des platten Randes in der Churmart , find in der Brandfalfe für 14 Millionen Ibater vers fichert. Wenn im Namen der Stadte bei offenta
lichen allgemeinen Angelegenheiten etwas überlegt , beſtátigt und unterſchrieben wers den foal , pflegen die Hauptorter der Mart in Ablegung ihrer Stimmen , und in der Unterſchrift , in dieſer Drdnung zu folgen : Berlin mit Kóln , welches aber dieſer erſten
Etelle wegen der Stadt Brandenburg , wels cher fie dor Alters her gebühret, einen Rea per $ ausftellt, Brandenburg, Stendal, Prenz.
loro , Perleberg , Kuppin , Frankfurt, Kås ſtrin .
Sonſt werden die Stadte in unmite
telbare und mittelbare eingetheilt: jene find diejenigen , welche unmittelbar unter dem
landebherrn und deſſelben hohen Kollegien ſtehen ; dieſe ſind diejenigen , welche entmea der unter landesfúrſtl. oder prinzlichen Nems tern 1, oder adelichen Gerichten , ſtehen . Man tann dieſe Unmittelbarkeit und Brittilbarkeit
Sie juriſtiſche nennen. Es giebt aber auch noch eine im Finanzſinn , denn in dieſem iſt eine Stadt immediat , deren Bürgers
ldhaft von allen Dienſten , laſten und U6. 968
30
gaben der Unterthanen auf dem Lande frei ift , und noch eine im landſchaftlichen Sinn ; in welchem eine Stadt
immediat " iſt , die
auf Suldigungs- land und Streistagen durch Deputi te erſcheint , und alſo zu den Landſtånden gehört. Mit beiderlei Arten ber Mediatítádte , hat es eine gegenſeitige Bemandniß
2
Genauer iſt von dieſer 46 :
theilung der Stadte in dem vierten Haupta Púce. der dørlåufigen Ubhandlungar vor meiner Topographie der Mark Brandens
burg ; gehandelt worden. : Die churmårt ſche landſchaft i beſtehet aus den geſamten Standen von Prélaten , Grafen , Ritterſchaft und Städten. Seit
16
der Regierung Churfúrſtens Friderich I aus betn Haufe Hohenzolern , ſind die Stånde von Zeit zu Zeit zuin gemeinen Langtage
1
zuſammen berüfen í umh über gemeine laná
desangelegenheiten zu berathſchlagen , und ihre Schlüſſe ſind nachher mit Beitritt und unter dem Unſehn des Påndeßherrn , in förmliche Landtagørejeſte gebracht worden: Buč Beſtreitung der öffentlichert Landesas:
ME
12
gaben , haben zwar die der Kontribuzion unterworfenen Unterthanen beſtandig Steuern entrichtet ; e$ find abef diefelben feit deë
Regierung Churfürfiers Friderich i noch Hvit beſondern Schulden belafiet tporbert, ji
SI
ju deren Bezahlung die Stände etwas aufo ferordentliches verwilliget , oder fie úbers nommen haben. Im Jahr 1472 haben die
Stände zum erſtenmal
e Rthlr. churfürſtl.
Schulden in vier Jahren zu bezahlen übers nommen , wogegen ihnen völlige Freiheit don aller landbúrde verſprochen worden ,
außer 1 ) wenn die gnädigſtė Herrſchaft eine trefliche Niederlage náhme ; 2 ) wenn ein churfürſtl. Fräulein berathen , und 3 ) das
land mit Krieg überzogen würde. Zu Zeis ten der Churfürſten Joachim I und II ;
wurden die landebherrlichen Schulden ro
groß , daß. Domainengüter verpfändet würa den , und Ritterſchaft und Stadte ſich mit
dörbürgeten , und da die große Verlegens
heit auf dem Landtage vorgeſtellet wač ; wurde von den Standen unter churfürſtl. Genehmigung in das alte und neue Biera
geld ; und : 2) der Giebelſchoß eingeführt; und vorläufig zu übtragung der Landesa fchulden beſtimmt. Auf dieſe Ubgaben find mehrmals unter ländesherrlicher Sémáhrleis
ftung ſehr beträchtliche Summen geliehen; und dadurch dem Landebherrn und Lande geholfen worden.
Das erſte Biergeld iſt
1488 mit zwölf Pfennigen von jeder Tone
He eingeführt.
Weil aber dieſe außerors
bentlichen Steuern au Ubfühtüng der lana
debherrlichen Schulben
nicht hinreichten ,
wurde laut landtagsrezeß von 1549 i eix Biergeld von acht Groſchen auf jede Sonne bervilligt , und feſtgelegt. Diefs heißt das neue Biergeld , oder die Zieſe , und es find in der Folge vielfältige Beranderuns gen damit vorgegangen. Im Jahr 1550 wurden die Ziefemeiſter zur Erhebung dieſer Biergelder , und zur Verhütung des Unter: ſchleifs beſtellet. Gegenmårtig wird von eis nem Gebrau zu zwei Wiſpel 10 Scheffel, in den Städten 3 Rehlr. 12 Gr. in den fleden und Erbkrügen aber 4 Nthlt. Dieſe Der Landſchaft entrichtet. Die Bauern , wela
.
che zur Pflug- und Erndtezeit brauen , ges ben für den Scheffel vier Oroſchen .
Von
dem unverziefeten einländiſchen oder frem den Bier , erhält die landſchaft rechs Gros Ichen von der Sonne.
Inderſen find die
fönigl. Bedienten in den Städten , und die Magiſtratsfeller , von dieſer Ubgabe frei. Bon dem auferhalb fanbe8 gehenden Malz,
erhält die fandſchaft vom Scheffel i Gros Von dem Branntmeinſchrot wird fchen. auch Ziere entrichtet , iſt aber nicht aller
Drten gleich , und es kommt dabei auf das Derfommen an.
Der auf dein platten lande
eingerichtete Kufens and Ciebelſchoß , ift der
zweite Erund des landſchaftlic;en Kredits wert
1
1
33
retts.
Der Schoß iſt die älteſte Art dieſer
Steuern in der Churmarf.
Der Hufen ,
ſchoß wurde 1534 und 1550 nur auf ges
wiſſe Jahre berpilligt ; nachher aber berou. ders in der Mittel :
und litermark fortge
ſekt, und im Landſchaftshauſe zu Berlin eins gehoben. Zu Anfang dieſes Jahrhunderts wurde zur Beſtreitung der großen landesa herrlichen Ausgaben , ein ncues Schoßfredits werf vorgeſchlagen , und 1704 der . Fundas mentſchoßrezeß zu Stande gebracht , in wela
chem die Grundſáße dieſer landſchaftlichen die
geſainte chur - und neumáttiſche Kreiſe ans gehenden Kriditfalle feit gefegt , und im Editt vom 18. Sept. 1704 genauer beſtimmt
Die aus den vorerwähnten beiden Einfünften entſtandene Kaſſen , ſtehen unter Aufſicht des einer jeden derſelben von den churmartſchen Standen vorgeſeşten Kollegii der Herrer Verordneten , welches daher find.
auß gloeierlei Mitgliedern , nåmlich 1 ) aus den Verordneten zum neuen Biergelde, und
aus 2) den zum Sufen - uap Siebelſchoß, beſtehet. Schon in der Mitte des rechzehno ten Jahrhunderts waren dieſe Verordnete, und ihre Unzahl iſt durch den Schofrezel bon 1704 auf o beſtimmtr als beim Biera
dom Prelatenftans 0gelde 61 1 ) der Verordnete
malcher allemal aus dem Domkapitel
Burd . Erdbelor. 20. B.
3U
34
zu Brandenburg iſt , 2 ) der von der alt:
márkſchen und prignißſchen Mitterſchaft , 3 ) der von der Mittel - und ukermårtſchen Mitterſchaft , 4) der von den Städten Ber:
1*
P
fin und Köln , 5 ) der von den altmark
ſchen Städten Stendal , Perleberg , Salz wedel und Sardelegen , 6) der von Bran
denburg , Frankfurt , Ruppin und Prenza jom . Bei dem Auf- und Giebelſchoß , 1 der Verordnete com Prälatenſtande ,
2) 3) 4) 5)
2
der der der der
von von von von
der altmårfſchen Ritterſchaft, der prignißſchen Mitterſchaft , der mittelmarkſchen Ritterſchaft, der uker - und 6 ) der von der S '
nzumárfſchen Ritterſchaft.
Zu dieſen iſt nach
her noch ein fiebenter Verordneter wegen ber königl. Aemter gekommen. Dieſe Bers ordnete werden von der Klaſſe der Stande, in deren Namen fie das landſchaftliche Kre ditiert mit verwalten ſollen ,
ordentlicher
weiſe aus dem großen Ausſchuß der Stånde
gemahlet , und podann dem Verordneten Kollegio vorgeſtellet , welches die Beſtätis gung des Ermählten erbittet , die vom Di. rektor der landſchaft auf königl. Spezialbefehl crtheilet wird. Die Verordneten ſind dazu beſtellt , das ganze Kreditmozfen zu beſorgen , die Obligazionen im Namen des ganzen Körpers der Stände zu unterſchreiben , Ein : theis
AD
35
teilungen der Kapitalien und Zinſen zu ma then , und durch gute Verwaltung den stres dit zu erhalten. Wegen ihrer gefühiten 2
Verwaltung , legen ſie jährlich den hierzu zuſammenberufenen Deputirten der Stånde durch den landrenntmeiſter Rechnung ab, und werden nach befundener Nidéigkeit von ihren quittirt. Der Verordnete pom Prás latenſtande , welder allemal ein Mitglied des Domkapitelo zu ' - Brandenburg iſt , führet das
Direktorium , und die andern þerren
Berordneten folgen Sergeſtalt , daß zuerſt die von der Ritterſchaft nach den Provinzen
und Kreiſen , alsdenn ber ſiebente Herr Ver ordnete , und zuleßt die von den Städten, fonimen. Die Verordneten ſind ſchuldig ben Stånden ihre Rechnung abzulegen , welche biefelbige durch beſonders dazu bevoUmeche tigte Deputirte , und zwar im November bom neuen Biergelde , und im Junio dom Soufen und Giebelſchoß , abnehmen laſſen. Dieſe Deputirten stellen fámtliche Etånde dor , und werden auch der große Ausſchuß
genannt. Die Abnahme der neuen Biergeida rechnung , geſchiehet von folgenden Depus tirten : einer vom Domkapitel von Brana
denburg , welcher beſtåndiger Deputirter ift, und
das Direktorium führet , einer vom
Domkapitel zu Gavelberg , zwei von der Olta
36
altmártiſchen Ritterſchaft į einer van der prignißſchen Ritterſchaft , der Senior dir
mittelmårtiſch'n landråthe , drei landráthe
*
der Mittelmart , welche ake Jahr abmedy
ſeln , ein Deputirter der uferinárfſchen Nits terſchaft , zwei Deputirte der Städte Bran : denburg , Berlin und Köln , welche lo ab :
AR
mechfeln , daß ein Jahr um das andere zwei aus Brandenburg , und zwei aus Berki i und Köln berufen werden , zwei Deputir: den den altmártfchen und prignißſchent
te von
Stadten , mozu Salzwedel jährlich einen ſchicket , Stendal und Ga delegen aber unter fich abwechſeln , und den zweiten ſenden , einer , welchen die Stadte Frankfurt und
Ruppin wechſelsweiſe abſenden
/
einer jahr :
lich aus Perleberg , einer jährlich auß Prenz. lom.
Zur Abnahme der Hufen - und Gies
belſchosrechnung , erſcheinen der Depucirte vom Domkapitel zu Brandenburg , einer von dem Domkapitel zu Havelberg , zirei aus der Altmark , einer aus der Prigniß , drei aus der Mittelmart , einer aus der Ufer:
mart , zwei aus der Nermark , einer von der ſtorfor = und beeſtomſchen Ritterſchaft. Dieſe beſonders Deputirte nehmen vorgedachs te Rechnungen ab , und verfaljen tasjenige , mas ſie dabei bemerken , in einen Rezels , welche Anmerkungen bor jebe maliger neuen Necha
WE
37
Rechnungsabnahme erft verlefen , und wie weit denſelben abgeholfen worden , die er forderliche Nachweiſung eingezogen wird.
Nach abgelegter und berichtigter Rechnu g , merden die Verordneten wegen ihrer geführs ten Direfzion , der landrentmeiſter aber mes gen richtig geführter Rechnung , quittiret. Weil geſamte Stände nicht insgeſamt ges genwärtig regn , und abrefind das fredits werf nicht beſorgen können , ſo iſt das Rols legium der Verordneten mit landedherrlicher
Konfirmazion beſtellt, daß es im Namen der Stånde die Verwaltung der landſchaftlichen Kreditquellen führen rol . In dem , lands tagsrezes vom 23. Mai 1664 , iſt das Ans
ſehn der geſamten Stände und ihrer De putirten in Landſchaftsſachen , beſtåtigt wor: den.
Die Landſchaft hat einen Direktor,
welches ein tonigl. Staatsminiſter iſt, und bei derſelben und der damit verbundenen
Stádtefaſſe bas Direktorium führt.
Ebe.
mals war dieſes fein beſondere $ Amt, ſon :
dern der churf. Kanzler hatte den Vortrag der landebherrlichen Vorträge. 1 ) Der Dis rektor hat das landſchaftliche Beſte' zu be: fördern , die in Sr. fönigl. Maj. Damen außgefertigte. Verordnungen , imgleichen die Bieſemeiſter - Schoß und üblenbereiters beſtallungen , die Zitazionen zur Abnahme C 3
ber
38 .
der Rechnungen , zu unterſchreiben , auch den landſchaftlichen Kenteibedienten
ablegen zu laſſen.
die Pflicht
Außer bem Direktor iſt
auch zur öffentlichen Kaffe 2 ) ein Vizedia rektor der landſchaft beſtellt worden , 3 ) ſind zwei beſtändige Deputirte , einer von der Ritterſchaft, und einer von den Stáda ten , 4 ) ein laadſchaftsſyndifus , welcher von den Stáilden der Ehurmark erwählt , und
von Sr. fônigl. Maj. beſtåtigt wird. 5) Der fandrénntineiſter wird von den Stån .
den eripåblet , und von Sr. fønigl. Majeſt. unmittelbar beſtåtigt. Er hat unter Bei: ſtand der ihm zugegebenen beiden Pandeins nehmer als Seneralrendant die Beſorgung beiðir landſchaftlichen Staffen des neuen Bier:
geldes und des Giebelſchoſſes , und legt jährlich davon vor dem grozen Ausſchuß oder den Herren Randesbeputirten Rechnung ab.
6) Der Landſchaftsſekretariu8 fertiget die Befehle des Direktors , der Landesdeputir ten und Verordneten aus , und hat die Uufficht auf die Megiſtratur , 7) zwei Eins einer bei dem neuen Bier zeld 8 nehmer und einer bei der Aufenfcholaffe , 8) der Fandſchaftsbuchhalter
und
Kaſſenſchreiber ,
ein Kalkulator', 10) ein Kanzelfiſt , und XL) ein Nenteibote. Hiberdem find drei Dbers
SA
32
Obergiefemeifter , und in den Städten Bica femeiſter und Mühlenbereiter vorhanden. Bermoge der Rezepte von 1524 ụnd
72 ſollte das Corpus der Mitterſchaft zu allen Uuflagen und 098 Corpus der
Stådte
1
beitragen : allein , im Reges
vom 24ſten 3unii 1643 iſt feſtgeſett mora den , daß die Städte nur 59 Prozent ju ben Randeblaſten geben , hingegen die Rits terſchaft nebſt den dazu gehörigen mittelba. ren Städten , 41 Prozent übernehmen fola le. Dieſes Verhältniß , welches der lan desfürſt beſtåtigt hat , wird zwiſchen Kita terſchaft und Städten in der Chur - und
Neumarf , biß auf den heutigen Tag , auch bei allen andern Steuern oder Abgaben beobachtet , ſo daß zu 1000 Rthlr. Prála. ten , Serren und Mitterſchaft mit ihren zu
gehörigen Städten , Fleden Fleden und Dörfern 410 , die geſamten Städte aber 5 20 Rthlr. geben. Wenn aber die Reumarf nicht mit to Leftirt wird , ſo geben nach Abzug des achtzigſten Theils , den die bees = uud ſtor toroiſchen fande übernehmen , zu 1000 Rthlr. die tädte 552 Rthlr. 15 Gr. und die Nitterſchaft 404 Rthlr. 21 Sr. Wird eine
Vertheilung unter ſämtliche Ritterſchaft dieſ: feit und
jenſeits der Elbe und Dber gea
macht , du welcher die Städte nicht mit bei: I
trega
40
tragen : ſo wird erſt der achtzigſte Theit für Beeskow und Storfom abyezogen , und , von dem Heft bekommt die Neumark t}, die
Altmark und Priegning rf, die Mittelmark
Tg, und die Ufermart Tš Erbmarſchalle der Mark Brandenburg, find die Ganſe edle Herren von Putliß ; Erbfåmmerer , die Grafen vom Schwerin ;
Erbſchenken , die von Haden ; Erboberfuchen meiſter 1 die von der Schulenburg ; Erba truchfeffe , ſonſt die von Hoverbeck 1740 aber die Grafen von
Münchow
und ſeit
1963 die von Gråveniß ; Erbſchatmeiſter, die von Schent ; Erbjågermeiſter , die von der Groeben.
S. 5. Die meiſten Einwohner der Mark, ſind der evangeliſch - lutheriſchen Kirche zu : gethan , deren Prediger in der Churmark
unter rechs und fünfzig geiſtliche Inſpekzio: nen vertheilet ſind , dieſer Vorfteber aber
theile Inſpektores , theils Probíte , theils Superintendenten heißen. Zu allen dieſen churmarkiſchen Inſpekzionen gehören 783 be: unter welchen nur 127
fondere Pfarren
1
tónigliche find.
Der lutheriſchen Pfarrer oder
Prediger ſind 858.
In der Neumart find
13 Inſpekzionen , zu melchen 263 beſondere Pfarren gehören. Alſo find in der ganzen
Mark 69 Inſpekzionen , 16946 Pfarren. Zu der
41 ,
der eyangeliſch - reformirten Kirche , bekennet fich nicht nur das königl. und chat fürſtl. Haus , fondern auch ein guter Theil det Einwohner . In Der Churmart ſind 41 deut:
ſche reformirte Prediger , welche , die am Dom und an der Parochialfirche zu Bera lin ungerechnet , unter fünf Inſpekzionen pertheilet find , nåmlich unter die berliniſche potib amiſche , frankfurtiſche , prenzlauiſche und neu - ruppiniſche , zu welchen noch zwei Prediger in der Altmark fommen , die uns
ter magdeburgiſcher Inſpekzion ſtehen. Sie haben meiſtens eigene Kirchen , unterſchies bene aber befißen fie entweder mit Luthe:
ranern oder mit Franzöſiſchreformirten ge meinſchaftlich. Die leßten haben 25 Pre diger. Die aufgenommenen Böhmen , has ben ihren beſondern Gottesdienſt , ſind aber theils der reformirten , theils der lutheris ſchen Kirche , ja auch zum Theil den der .
einigten evangeliſchen Brüdern zugethan. Es ſind auch Römiſchkatholiſche vorhanden. Je
bermann
genießt hier einer ungefrånften
Gero iſſensfreiheit. §. 6. Die hieſigen guten und zahlreichen Manufakturen und fabriken , welche großen
theils von den aufgenommenen reformirten franzoſen eingeführet worden , und vornehına lich zu Berlin und Potsdain zu finden ſind, C 5
lies .
liefern leinwand , Sücher und mancherlei wollene Zeuge , als Samlotte , Kalamanke , Stamine, Flancule , u. f. m. Cattune , Bike, Hals - und Schnupftücher , reibene Zeuge und Sammete , Plúſche und fülbel , und feidene Stróinpfe , Tapeten , goldene und filberne Treſſen , leder , Tabac , Zuter, allerlei ges . läuterte Farbenerden , Alaun , Salpeter , Pulver , vielerlei Waaren von geſchmiedetem und gegoſſenem Eiſen und von Stahl , Mefe ling , Sewehr , ſehr große und vortrefliche Spiegel ; ausnehmend guteb achtes Porzellan , u . d . m . Zu Berlin find 1777 für 4,763636 Nthir. ( Porzellan , Tabac und Zucker una
gerechnet ,) und zu Potsdam , 1774 für 400000 Rthlr. Waaren verfertiget worden . Das Manufakturmeren ſteht unter der Voro
forgé der fünften Abtheilung des Generala direktorii.
Zu Berlin find auch vorzügliche
Maler , Bildhauer und Kupferſtecher. ES werden dafelbft fehr gute Jumelirer - Golba ſchmiede- und emaillirte Arbeiten , und maa
thematiſche Werfzeuge verfertiget. Die ber liner Rutſchen ſind weit und breit befannt und beliebt.
Durd alle dieſe Manufakturen ,
Fabriten und Künfte merden nicht nur große Geldfuuimien erfpart und im lande erhalten, fondern es gehen auch für ein Paar Milios ner Thaler Nearen in andere fånder ant. Det
95
ha
43
Den Haubei befördern die oben ( $. 3:) BRO ", ſchriebenen ſchiffsaren Flüffe und Kandle , und
biz 1765 erricht:te fönigliche Hauptbanque von melcher die breslauiſche Banque , und die Provinzialbanquefomtoitß zu Kónigsberg in Preuſſen , Stettin , Frankfurt an der Ober , Magdeburg , Minden , Emden und Cleve abhangen. \. 7.
Die Wiſſenſchaften werden in der
Mark fehr geliebet und geübet. Zur Erlera nung und Beförderung derſelben dienen die gemeinen lateiniſchen Schulen , die Gymnaſia, die Univerſitát zu Frankfurt an der Doer , und die Afatemie der Wiſſenſchaften zu Ber : lin . Bon dem churfürſtlich - brandenburgiſchen márfiſchen Stipendio von 200000 Rthlr. Ra. pital , genießen neun Stipendiaten aus der Mark , zum Behuf ihres Studirent auf der
Univerſitát, jeder jährlich yoo Nthlt. $. 8. EB iſt oben ( §. 4. ) Pichon anges
merkt morden , daß in alten Zeiten die Suevi, und inſonderheit die zu denfelben gehörigen Semnones , hicfelbſt gewohnet haben , und dag , nach ihrer im fünften Jahrhundert er:
folgten Aufwanderung , die Mensen an ihre Stelle gekoinmen find. Zu dieſen gehörter bornámlich die Wilji oder Lutizi , welche Sarl der Große ſich zindbar machte : fit bez
bielten aber igre Igitige, und Repten ſich gi gen
44
gen das Ende des neunten Jahrhunderts wies der in Freiheit. König Heinrich I und Rais fer Otto der Große , hatten im zehnten Jahr hundert piele Handel mit den Wenden. Uns
ter dem lekten derpflichteten ſie ſich zwar nicht nur zum Tribut , ſondern auch zur Ans neimung deß Chriſtenthums , gli deffen Aus
All
breitung der Kaiſer die Bilthúmer zu Braxe denburg und Havelberg anlegte : allein , mes der ihre Zinsgabe noch ihr Chriſtenthum hatte Beſtand , daher die Kriege der Deutſchen mit den Wenden unter abwechſelndem Glúc
Unterbeffen hatte die jellige Altmark , welche ein Stück vom Sachſenlande fortdauerten ,
war , fchon ſeit Kaiſer Karl des Großen Zeit
}
ihre Grafen , unter welchen Theodoricus oder Dieterich der erſte iſt , von welchem man gewiß weiß , daß er ums Jahr 974 den
Titel eines Markgrafen gehabt habe.
EB
th
iſt aber dieſe , gegen die an der Dítſeite
wohnenden Wenden, errichtete Markgrafſchaft, in Anſehung der in Meiffen errichteten öftlia
dhen Markgrafſchaft , die nördliche , und von dem Hauptfig der Markgrafen , die Marks grafſchaft Soltwedel , und als ſie 1056 an die Familie der Grafen von Stade gekoms men , auch die Markgrafſchaft Stade genen: nºt motodn. futher udo I war der erſte
1) arfgraf aus dem ſtadiſchen Sauſer und es folgts
45
folgte ihm ſein Sohn Udo T, und diefem pach einander ſeine Söhne , Heinrich der lange und Luther Yoo II. Deb lekten Sohn Hein rich ſtund während ſeiner Minderjährigkeit , nämlich bis 1114, unter der Vormundſchaft feines Vaterbrubers Nudolph , delfen Sohn Uno II ihm auch in der markgräflichen Wurs
de folgte , aber vom Kaiſer Cotharius abgee ſext , und die Markgrafſchaft an Conrad von Plókkau , nach deſſelben Code aber 1135
an Albrecht den Båren, verlieben wurde, defien Bater Otto von Aſcanien , und ſeine
Mutter Eilifa , eine Tochter Herzog8 Magnus zu Sachſen , des leßten aus dem billungis Ichen Stamm ,- war. Dieſen Markgrafen Albrecht feste der wendiſche König Pribizlaus, welcher feine Stinber hatte , zum Erben ſei: ner lande , zwiſchen der Elbe und Dder , oder
der heutigen Mittelmark , Prigniß uns Ufers mark , ein , welche alſo dieſer Markgraf Ul. brecht zuerſt an das deutſche Reich gebracht, fich auch zuerſt , nach der Stadt Brandenburg,
einen Markgrafen von Brandenburg genannt hat.
Er verſchaffte der Mart , durch Unters
brúdung der Wenden , burch Uusbreitung der chriſtlichen Religion , durch Einführung pieler Niederländer und deutſcher Edelleute ,
durch Erbauung mehrerer Städte , und durch Einführung der Handwerfer, eine andere unb
und verbefferte Geſtalt.
Ihm folgte 1199
fein Sohn Otto 1 , welcher das Erzfammes reramt und
die Churrürde an die Marf Seine Enkel , gebracht hat.
Branderburg Johannes und Dtto III , brachten die Ufer mark, deren ſich die Herzoge von Pommern sur Zeit Ulbrechts des Báren bemachtiget batten , ein betrachtliches Stúc der Neumarf , und lebus an ſich. Sie regierten anfånga lich gemeinſchaftlich , 1262 aber theilten fie ſich in die lande , und jeder dieſer Bruder
ftiftete eine beſondere tinie , nemlich Joban . neß die altere , und Otto III die jüngere , Heinrich iſt der lebte Markgraf zu Brandena burg aus aſcaniſchem Stamm gewefen , und 1320 geſtorben . Hierauf gab Kaiſer 'Cuba mig aus Bayern die Mark Brandenburg , mit Genehmhaltung der Reichsfiánde , ſeinen Edhnen Ludwig dem álterní nebft Ludwig dem Römer und Otto , welche 1350 dom faiſer Karl IV von neuem mit derſelben bez
lehnt wurden . ( Gerken8 cod. dipl. brand . Tom. I. pag. 294. ) Otto führte eine uns ordentliche Lebensart , und verfiel mit ſeinem
chwiegervater , dem Kaiſer Karl IV, in ; Uneinigkeit , dem er auch 1373 die Mark Brandenburg gegen 200000 Thaler , welche boch nicht einmal völlig bezahlt wurden , ab treten mußte . Der Kaiſer lief ſeinem Soha Buena
$
47
Xengel in der Mark huldigen.
U18 aber
diefer 1378 König zu Bóheim wurde , trat er die Mart feinem Bruder Sigmund, ab melcher fie 1388 an Jobft , Markgrafen zu Náhren , för 20003 bóbeimiſche Sulden , dieſer aber wieder an Wilhelm , Martgras fen zu Meiſſen , verpfändete. Die Neumart
perfekte K. Sigmund 1402 an den deutſchen Drden in Preuſſen , dem er ſie 1429 gang abtrat. Mad Markgrafens Jobſt Tode fiel die Mark 1411 an A. Sigmund zurúd , m ?ls cher, fie in eben dieſem Jahr an Friderichy V,
( VI ) Burggrafen zu Nurnberg, pfandmeiſe, 1415 aber , nebſt allem ihrem Zugehör , der Chur und dem Erzkämmereramt , mit Bewil. ligung der Churfürſten und Reichsfürſten für
400000 ungariſche Soldgülden oder Dufaten, erbs und eigenthümlich überließ. Bon bica fem Burggrafen und neuen Churfürſten und
ſeinen Vorfahren , iſt oben in fránfiſchen Streiſe bei den Fürſtenthümern Culmbach und Dnolzbach gehandelt worden . Sein älteſter Sohn , Markgraf Johann , überließ ſeinem Bruder Friderich die Chur. Dieſer Churfürſt , Friberic II , errichtete 1442 mit den Hera zogen zu Meklenburg einen Vertrag fraft
deſſen , nach gänzlichem Abgang des herzoga lich - meklenburgiſchen Mannsftainmes , alle Seſſelben fanbę an bas Churhaus Brandens burg l
48
burg falen ; daher auch die mettenburgiſchen Unterthanen unſerm Churfürſten und ſeiner Erben auf dieſen Fall die Erbhuldigung lei ften mußten.
Es perkaufte ihm 1455 der
deutſche Orden die Neumark wiederkäuflich . 1469 trat er das Churfürſtenthum ſeinem Bruder , Markgrafen Albrecht , ab , welcher megen ſeiner Tapferkeit, der Deutſche Achila
be
le8 und Ulyffes genannt worden . Dieſer bea
2
faß auch die frantiſchen Fürſtenthümer Culma bach und Onolzbach , welche er reinen beiden
hum
jüngern Söhnen , das Churfürſtenthum Brans denburg aber dem ålteſten Sohn , Johann dem Großen , hinterließ , welcher daſſelbige
1486 antrat. Dieſem folgte 1499 ſein Sohn Joachisn I , dem 1517 die Neumark völlig abgetreten ward , der 1524 die erledigte
Grafſchaft Nuppin , al8 Rehndherr, in Befitz sahm , und 1535 ſtarb. Unter pieſes Sohn und Churfolger , Joachim II , und deffelben Bruder Johann von Rúſtrin , murde die Kira
chenveränderung in der Mark mit vieler Klug heit vorgenommen. Des erſten Sohn , Chura
fürſt Joh. Georg , folgte in der Regierung. Er vereinigte die neumárfſche Landſchaft aufs nelie mit den übrigen landſtånden , und era hielt von Polen die Mitbelehnung über Preur
ſen. Sein Enkel , der nachmalige Churfürſt
Joh. Sigmund , vermählte fich 1594 mit Vers
Berjog8 Wibrecht Friderich von Preuffen altes fea Prinzeſſin Anna , welche wegen iblis Mutter Maria Eleonora , sa nádſte Hecht
zur júlich = clev s und bergiſchen Verlaſſenſchaft hatte. Der Churfúrſt ſtarb 1598, und hatte
ſeinen Sohn Joach. Friderich zum Nachfole ger , welcher die Bitthümer Brandenburg , Havelberg unb tebus mit der Chur völlig oira einigte. Er lebte , Durch den 1589 zu Sera mit ſeinem Vetter , Markgrafen Scorg Aria berich, geſchloſſenen Vertrag, in ſeinem Hauſt das Recht der Erſtgeburt und die Intheilbars keit der Mark und ihrer . Erwerbung , auf immer feſt. Dieſer Vertrag wurde 1599 zu Magdeburg, und 1603 zu Önolzbach wieder . holt , und als ein Grundgeſeß des brandens
burgiſchen Hauſes beſtátiget. Dieſe leßte Bes ftätigung beranlaßte der in demſelben Jahr
erfolgte Unfall der frånfiſchen Fürſtenthümer Culmbach und Onolzbach , welche der Chura fürft ſeinen Brüdern , den Markgrafen Chris
• ftian und goach. Ernſt , und ihren Nachlom . then , sberlies , die Meumart aber blieb bei
der Chur. Der Churfürſt übernahm auch die Borinundſchaft über ſeinen blöden Retter , den Derzog in Preuſſen Albrecht Friderich , und ſeinem Sohn Job. Georg überliep er
das Sperzogthum Jágerntorf in eachliftin . & ſtarb 1608. Sein Sohu und Nachfolger, BALø . Erbberot. 20.B.
D
gobe
1
50
goh. Sigmund , erbte 1609 die wichtigen Lande des letten Herzoge von Jülich , Joh. Wilhelms : doch nahm der Pfalzgraf von Neuburg , Wolfgang Wilhelm , einen Theil derſelben in Befik.
1611 erhielt er in Pos
len die Belehnung über das Herzogthum Preuſa fen. 1614 trat er , nebſt ſeinen ganzen Hauſe , zu der reformirten Kirche , und ſtarb 1619. Ihm folgte ſein Sohn Georg Wila
helm , deifen Regierung ſehr unglücklich war ; hingegen dieſes Sohn , Churfürſt Friderich Wilhelm der Große , brachte ſeine verwüſtes ten länder wieder in Lufnahm , verglich fich mit Pfalz - Neuburg wegen der júl.chiſchen Erbſchaft , und durch den meſtpháliſchen Frico den wurden ihm der grófte Theil von Hina
terpommern , das Erzbiéthum Magdeburg als ein Herzogthum , und die Bisthümer sala berſtadt, Minden und Sam n , als Fürſten thúmer zugetheilt. Er ſchloß 1657 mit der Krone Polen den brombergiſchen Vertrag , in welchem Preuſſen für ein ſouveraines pera zogthum erfannt wurde. 1968 nahm er die
Kaſtellanei Draheim ; und 1671 die Grafo ſchaft Regenſtein in Befits. Sein Sohn , Churfúrſt Sriderich III , kaufte 1696 von
Chuiſadyfen die Erbvogtei und alle andre Rechte über die Stadt und Abtei Duellina
burg , die Keichevogtei und das Schulzenamt in
57
in der Stadt Nordhauſen , und daß Umo Petersberg unweit Salle.
1699 nahm er die
Srafſchaft Bobcaſtein in Beſis.
1701 erhob
er fein Herzogthum Preuffen zu einem Sónig. reich , und ſich ſelbſt zur königlichen Würbe. Als König iſt er friberich 1. 1702 erhielt
er vom Kaiſer Das Privilegium de non
appellando für alle feine Reichslande , mots auf er bas hohe Tribunal zu Berlin crrichtete,
1707 brachte er die Grafſchaft Tecklenburg und das ſouveraine Fürſtenthum Neufchatel
und Valengin , an fich. Er ſtarb 1713 .
Ihm - folgte ſein Sohn , ffônig Friderich Wils helm , welcher 1713 , durch den útrechter Frier den , einen Ibeil vom Herzogthum Seldern , und 1720 , durch den Frieden mit Schweden , in Pommern , Stettin , nebſt dem Diſtrito zwiſchen der Ober und Peene, wie auch die Inſel Uſedom and Wollin , erbidt, und 173% ben @treit wegen der oraniſchen Erbſchaft zu einem vortheilhaften Ende brachte , Er jog viele tauſend neue Einwohner in ſeine Fande, inſonderheit nach Preuſſen , brachte die Ma,
nufakturen und Sandlung in Aufnahm , dera beſſerte die Polizei , die Handhabung der Gem rechtigkeit und das Lameralmeſen , ſuchte die Erfenntniß der chriſtlichen Lehre zur Gotteliga feit zu befördern , unterbirlt ein ſtarkes und
ſehr geübtes Kriegsheer auf den Beinen , und {ainme
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fammlete doch noch einen wichtigen Scha Er ſtarb 1740. Thm folgte ſein Sohn , König Friderich II , welcher 1740 ſeines Haus ſes Gerechtſame auf die Pohlefiſchen Fürſten
4
41
thúmer Jägerndorf, ligniß , Brieg und Wo: lau , und auf die Herrſchaften und Diſtrikte
VOU
don Beuthen, liebſchuk, Tarnowiß unb Dbera berg , durch ein tapfres Kriegsbeer auszua führen anfieng , und durch die breslauiſchen Friedenspråliminarien , und den darauf zu
#
;ܕ AR
Berlin erfolgten Friedensvertrag von 1742, wie auch durch den Dresdner Friedens - Auga
föhnungs- und Freundſchaftsvertrag von 1745, ganz Niederſchleſien , den größten Theil von Dberſchleffen und die Grafſchaft Glaß , mit
ܪ
solliger Souverainiţåt und Unabhängigkeit von der Krone Böheim , betam ; auch 1744 Ditfriesland in Beſit nahm , hingegen 1754
8
alle ſeine in der Provinz Holland belegenen , und aus der oraniſchen Erbſchaft herrühren: ben Herrſchaften , Domainen , lånbereien sc. an den Erbftatthalter der vereinigten Mieders
lanbe verkaufte. Die Eigenſchaften und Thaa ten dieſes Königs ſind außerordentlich groß. Unter ſeiner Regierung iſt die Dark Brans benburg noch mehr angebaut worden , die Manufakturen , Fabriken und Handlung find in den toniglichen und durfürſtlichen landen
in große Aufnahm gebracht worden , die Pa lizei
53
fjei und Sandhabung der Gerechtigkeit find verbeſſert, und das Kriegsheer iſt zu einer
bewandernfmůrbigen und furchtbaren Große und Voltoinmenbelt gebracht worden : 68 bat aber auch in dem ſchweren Striege oon 1756 - 62 dle Marf viel gelitten. 1773 brachte er Weſt Preuſſen und den Den - Dis ftritt an ſein auß .
$. 9. Der fönigliche und churfúrſtliche Ti.
tel lautet alſo : Friderich , König oon Preuſ: ſeny Rartgraf zu Brandenburg , des heil.
rómiſch. Reich Erzlámmerer und Ehurfürſt, ſouverainer und oberſter Serzog von Schles fien , ſouverainer Prinz von Dranien, Neufchata. tel und Valengin , wie auch der Srafſchaft Glag ; in Geldern , zu Magdeburg , Cleve , Jálich , Berg , Stettin , Pommern , der Cala
ſuben und Wenden , zu Meklenburg und @rok ſen , Herzog ; Burggraf zu Nürnberg ; Súrft ju Halberſtadt, Minden , Camin , Wenden , Schwerin, Saßeburg, Dſtfriedland und Rörs ; Graf zu Bohenzollern , Nuppin , der Mark, Ravensberg, Hohenſtein , Tedlenburg, School rin , fingen , Bären und leerban ; Serr zu Navenſtein ,' der Lande Noſtock , Stargard Lauenburg , Bütow , Urlar und Breda, c. Das Wappen wegen Preuffen , iſt ein
ſchwarzer gefronter udler mit golonen Kleca Sengeln auf den Flügeln , und den Budſtaa 3
34
ben F. R. auf der Bruſt , im filbernen Fels
de ; wegen der Mark Brandenburg , ein ros ther Adler mit golonen Waffen und goldnen Sleeftengeln in den Flügeln , im filbernen Felde ; wegen des Erzlåmmereramts , ein Pfalweiſe ftehender goldner Zepter im blauen Felde ; ivegen des Herzogthums Genf , eine Echachtafel mit fünf goldnen und vier blauen
Feldern ; wegen Dranien , ein golden Wehr
gehang und ein blaues Jagdhorn ; wegen Neufchatel , ein mit drei fibernen Sparren
hedecter rother Pfal, im goldnen Felde ; megen Niago burg , ein init Roth und Silber geſpaltner Schild ; wegen Cleve , in purpur
farbigem Felde acht goldne Zepter , ( andre ſagen lilienſiábe , ) welche in einem kleinen filbernen Schilde zuſaminen kommen , in wela dhem ein runder Ring iſt ; wegen Jülich , ein ſchwarzer fáme , im golonen Felde ; wegen Berg , ein rother blau gefrontar lówe , im ſilbernen Felde ; megen Stettin , ein rother mit Sold gefónter und gewaffneter Greif , im blauen Felde'; wegen Pommern , ein ro ther Greif mit goldnen Waffen , im filbernen Felde ; megen Caſſuben , ein zur Linken ge fehrter ſchwarzer Greif mit goldnen Waffene, im golonen Felde ; wegen Wenden , ein mit Roth und Srún quer geſtreifter Greif , im
filbernen Felde ; wegen Meklenburg ,
ein 10
fchwara
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fchwarzer Buffelbfopf mit filbernen Hörnern, rocher Krone, und , einem filbernen Ring durch tie Naſe : wegen Croſſen , im golonen Felde, ein ſchwarzer Adler mit ausgebreiteten Flú ; geln , Schwanz und Waffen , der auf der Bruft einen filbernen halben Mond , und über
demſelbn ein filbernes K'rcuzlein hat ; wegen Jågerndorf , ein ſchwarzer Udler init einem fiiberneu .Jagdhorn auf der Bruſt, im filbera nen Felde ; wegen des Burggrafthum8. Múrna
berg , ein zum Streit gerichteter fchwarzer lowe mit offenen Nachen , vorgeſchlagener rother Zunge , Waffen und Krone , im 'golts
nen gelde ; wegen Halberſtadt., ein mit Sila ker und Roth getheilter Schild ; wegen Mins den , zwei filótrne , wie ein Andreaskreuz ges. legte Schlüſſel , im rothen Felde ; - megen Camin , ein filbernes Anterfreuz , im rothen
Felde ; wegen Wenden , ein goldner Greif
im blauen Gelde; wegen Schwerin , ein gee fpaltner Schild , oben ein goldner Greif im Mauen Felde , der untere Theil iſt grün mit
einer filbernen Einfaſſung ; wegen Rakeburg, ein filbernes ſchwebendes Kreuz im rothen Felde ; wegen Drifriesland , eine golone und gefrónte Harpne mit ausgebreiteten Flügeln, im ſchwarzen Felde , ſamt vier goldran Ster nen in den vier Winkeln des Feldes ; megen
Ndrs , ein ſchwarzer Balten im golonen Fels be ;
de ; wegen Sohenzollernt, ein mit Silber und fohtoarz quabritter Echild ; wegen Nuppin , ein filberner Adler im rothen Felde ; wegen Warf , ein Noth und Eilber geſchachteter Bal
9
kin im yoldnen Gelbe ; wegen Nadenébergi orci tothe über einander gerepte filberne Spar. ren ; megen Hohenftein , ein Roth und Sila ber geſchachteter Schild ; mogen Ecclenburg, drei rothe Herzen imn rothen felbe ; wegen fingen , ein goldner Unter. im blauen Selde ; megen Schmerin , ein aus einer Wolte bera
vorgehender mit Silber befleideter Urm , wela cher einen Ning empor håle, im rothen fels be ; megen Clettenberg , ein ichro arzer Girſch
im filbernen Felde ; wegen Regenſtein , ein roth Biiſehgeweihe im ſilbernen Helde ; was gen Eú en , ein Rilberner Querbalfe mit Zina nen , welche zu beiden Seiten abwechſeln , im rothen felbe ; wegen feerbam , zwei rothe Querballen mit Zinnen , welche zu beiden Seiten abwechſeln , im iilbernen Felbe ; mes
gen des Diarquifat& ter Beer , ein filberner Querbalke im ſchwarzen Felde ; wegen nos ftoc , ein forag gegen die rechte Seite ges
ſeşter roth gefronter Båffelfkopf, mit auss geſchlagener rother Zunge und filbernen Adrs im gold nen Felbe; wegen Stargard , ein mit Noth und Gold geſpaltner edild ; wegen Bieba , drei' Alberne Anorxadkreuz nern
1
10
it
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kin. Der rothe Schilb3fub ift wegen der Segalien. $ . 10. Der Churfürft zu Brandenburg
hat unter den Churfürſten áberhaupt die fieben # Steue , und unter den weltliden inſonders
beit die vierte. Als des heil. römiſch. Reich Erzlámmerer, trägt er dem Kaiſer bad Zepter vor , und reicht ihm in einem filbernen Sande beden das Waſſer , um die Hände zu mace Iden . Sein Erbfåmmerer , iſt der Fürſt vor Hohenzollern. Sein churfürftlicher Anſchlag
iſt 60 zu Roß und 277 zu Fuß, ober 1828 fl. Die Bisthúmer Brandenburg, Havelberg und Rebus , erimitt er fine onere. Bu eis
nem Stammerziel hat er 811 Rthlr. 58.9 kr. zu erlegen.
Im Reichsfürſtenrath bat der
Churfúrſt zu Brandenburg bisher fünf Stima men gehabt.
S. 11. Bon bem preußiſchen Ritterorden des ſchwarzen Adlers , welchen Kaiſer Fride
ride I zum Andenten der großen Feierlichkeit, da er ſich ſelbſt die Krone aufgefekt , geſtifa tet hat , iſt beim Sönigreich Preuſſen Nacha richt zu finden .
Eben dafelbft iſt ſchon des
Nitterorden pour le merite erwähnt, wela chen König Frideric II bald nach dem Antritt
ſeiner Regierung geftiftet hat. Sein Zeichen iſt ein Kreuz auf einem golonen achtlpinigen flau emaillittir Stern , in deffer oberſtem Enbc
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Ende der Buchfiabe F mit einer fóniglichen Krone , in den drei andern Enden aber mit
goldnen Buchſtaben rite zu ſehen ſind. Kreuzeß find vier Kreiteten Flügeir .
die Worte pour le me In den vier Winkeln des guidne Adler mit ausges Die Ritter tragen dieſes
Drdenszeicher an einem amei Finger breiteri 1
fchwarzen Bande mit einer ſchmalen ſilbernen Einfaffung um den Hals , auf der Bruſt hangend. S. 12. Die Briefe , Bittſchriften , Vor:
B PV
ſtellungen und Berichte , welche unmittelbar
an den König geben , werden entweder von demſelben in ſeinem Rabinet felbſt eröfnet aint beantwortet , oder ihr Inhalt wird Ihm
von ſeinen geheimen ftabinetsråthen vorgetra gen , und dieſe fertigen auch die Antwort nach feiner Borſdrift aus , welche er auch ſelbſt unterſchreibt. Man nennst die Befehle, mel 10
che der Monarch an ſeine Miniſter ergehen ܕܙ
láßt, Kabinetforbred. Der geheimne Staats : rath , fiellet den Hof vor , iſt das höchſte
Kollégium ,. und eß machen: Daſſelbige alle wirkliche geheime Staatsråthe oder Miniſter des Königs aus , wiewohl gemeiniglich nut einige , vornämlich die Juſtizminiſter , in dem felben erſcheinen.
Es kommen darin alle ris
minalſachen aus den fóniglichen und churfürſt lichen fanden , wichtige Juſtiz- und Kirchen ſachen .
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fachen , und Angelegenheiten , welche übere haupt die allgemeine Verfaſſung der fóniglich. preaffiſden lande betreffen , vor ; e$ werden auch in demſelben die Belehnungen ertheilet ; rrelche nicht iri den Provinzen durch die Nes
gierungen geſehen. Die Befehle , Reſolu gionen , x . diefeb Kollegii werden im Namen des Königs ertheilt, in der geheimen Staats kanzlei außgefertigt, und entweder von mehs rern geheimen Staatsråthen , oder nur von demjenigen , zu befſen Departement die Sache
gehört, unterſchrieben. Das 1729 errichtete Kabinetsminiſterium , welches ein Departement i deß geheimer Staatsrachd ausmacht, und die geheime Staatskanzlei , nebit sem geheimen fowohl alb großen Pandeßarchir unter ſeiner
Aufſicht hat , beſorget alle auswärtige und öffentliche Staatsfaden , den Briefwechſel mit den Geſandten , und die Hobeitsſachen einer
jeden føniglichen Provinz ; Daher die Provina zialregierungen auch unter dieſem Departec ment ſtehen. Die Prinzen und Prinzeſſiuner beb fóniglichen Hauſes , wenden ſich in ihren Angelegenheiten an das Stabinetsminiſterium , welches dergleichen Sachen den andern Dea
partemen des Staatsminiſterij mittheilt. €8 beſteht gemeiniglich aus zwei Miniſtern , · welde mirkliche gebeime Staats- Kriegs
Kud Rabinetsminiſter genannt werden.
Ein
geheir
60
geheimer fegagionsrath führet in den Konfes rengien , welche von den Miniſtern über die
öffentlichen Staatsſachen gehalten werden , das Protokoll , und fertigt alle frai:zoniche Erpebijionen auß , ein geheimer Stricgorath aber tragt: die ben König angehenden deuts
SH
fchen Reichfangelegenheiten , auch Prozes Grenz- und Juſtizfachen vor ; und führt in den darüber angeſtellten Konferenzien das Pro tofol , beſorget auch derſelben Expedizionen . ES arbeiten auch die in der geheimen Staatss fanzlei expedirende geheime Sekretáre pon jeber Provinz , får dieſes Departement eben ſowohl alb für das Juſtizdepartement. Das
geiſtliche Departement , iſt auch ein Depars tement des geheimen Staatsrath , und hat feit unterſchiebenen Jahren zwei Staatsminis fter zu Chefs , welche auch in den reformirs
ten und lutheriſchen hådſten geiſtlichen Kolles giis den Vorfir führen , wiewohl auch zu an derer Zeit ein einziger Staatsminiſter das ganze geiſtliche Departement verfehen hat.
ÉS beforget dieſes Departement , die Unge legenheiten der Kirchen , geiftlichen Stiftuns gen , Univerſitäten , Schulen und Armenans ftalten. Die erwähnten zwei böchften geiſta
lichen Kollegia find , ( 1 ) 048 1750 errichtete evangeliſchlutheriſche Dberkonfiftorium , unter welchem alte Provinzialfonſiſtoria in den gee fampic
ph
11
61
famten toniglichen tåndern ,
die in Schles
fien und Selbern ausgenommen ; ) ftehen , welches auch dasjenige derfiebet, ma $ dor
feiner Errichtung ba$ curmártſche Sonaftos rium zu beſorgen hatte. Der erſte Pradbené defſelben , iſt angeführtermaßen ein wirklicher geheimer Staat minifter , der zweite Práfia dent aber hat eigentlich den Vorſit in dem churmárfſchen Sofiſtorio , welches, mit geo
ſagt, unter dem Namen des Oberkonfiftorii 1
mit begriffen , auch das churmátffche Obers konfiftorium genannt wird , und ſelbft als ſolches einige Vorrichte vor den übrigen Pros
vinzialfonfiftoriis hat. Das Oberkonfiftorium fertigt alles im Namen det snigs auf , und zwar Durch die oben angeführte geheime Staatskanzlei , per pranbirende Miniſter aber unterſchreibt eb , und in ſeiner Pbmerenheit pertritt ein anderer Staatiminiſter feine tette.
Die Uusfertigungen für ple Churmart, wela che der zweite Praßbert unterſchreibt, gea ſchehen in der Regiſtratur des churmårfſehen Die Räthe des Oberkonſiſtorii find geiſt - und weltlichen Standes. Die
Ronſiſtorii.
Cachen , welche die königlicben Univerſitäten betreffen , werden gemeiniglich , und aud jent, pon sem rinifter , welcher im Dberfonfifto.
rio pranbirt , beforge. ( 2 ) Das reformirte
Kirchendir«ftoriam , welee 1913 gefiftes
worden , und die Angelegenheiten der refora, mirten Kirchen in den königl. båndern vera fiebet, doch ſtehen die reformitten Kirchert in Cleve , Maif , Geldern , Offriesland, Neuſchatel und Schleſien , nicht unter dema felben. Es hat ſeine eigne Regiſtratur und Crpedigion. Die Lehnsſachen fertigt der Staatsminiſter , welcher
Pensdirektor iſt,
durch die geheime Staatskanzlei aus : und bei eben derſelben geſchiehet auchigaie Uus.
fertigung deſien , was nach den Provinzen
von der Jurisdifzlongfommißion verfügt wird , welche die zwiſchen den Juſtizkollegiis und Kriegs- und Domain nkammern vor allenden Streitigkeiten entſcheidet, und auß zwei gea beimen finanzrátóčn , auch eben ſoviel ge heimen Tribunalbråthen beſteht. Derjenige: wirkliche geheime Staatsrath
oor Juſtizdepartement , welchen der König zum Großkanzler des Königreich Preuſſen und ſeiner übrigen lånber , ernennet , hat vermoge dieſes Amt: sic Direfzion des Ju ſtizweſens
in
den
geſamten Låndern des
Königs , die franzófiſchen nnd Pfalzafolo . nien mit eingeſchloffen . Das Obertribunal, iſt das höchſte Ju
ſtigkollegium in den geſamten preufiſchen Etaat :n .
adidem
a fer leopold im Jahr
1702 das Privilegium de non appellando, mela
#
!
welches vorher nur in Unſehung Ser Chura mark Statt gefunden hatte , Qud auf. alle úbrige prcuß. Neichblande , jedoch mit Kind
fchrántung auf eine Summe von 2700 Gold : gülden
ausgedehnt hatte , ſo ward das
Dbertribunal in Ubficht diefer lande anſtate
der Reichsgerichts errichtet , und das Privi
legiur de non appellando jiernacht ohu Re alle Einſchränkung im Jaht 1733 idegen Vorpommern , im Jahr 1749 wegen allere út rigen Reichslande , außer dem Churfür ftenthum , und im Jahr 1750 wegen Dia friedland , ertheilt:
Nach der in Jahr 1748
geſchehenen Juſtizvzıbeiterung , erk.nnet dies ref Kollegium in der Reviſions - oder drits ten und legten Inſta :i3 in allen Prozeßja: den , in welchen die andern Juſtijkollegia des Landes nach Beſchaffenheit der Sachen in der Reviſionßinftanz zu erfennen nicht 6 :
fugt finid , jedoch ohne daß die Jnftrufzion der Prozeſſe für felbiges gehört. Alle lani
desregierungen ſind demſelben in Unſe'zung der 1 deffen Erf: nntniß geh renden Pros zekrachen ſubordinirt , ausgenommen , das
durmáitſche sfamiliergericht , in deſſen Pros
gebrachen 8a8 Dbertribunal nur per modum
commiſfionis ad requiſition em des fama mergericht8 erfennet , und das Tribunal del
Königreichs Preuſſen , imgleichen das Trio bunal
64
bunal der Herrſchaften Sauenburg und Patie tom , in deren Prozepſachen , die Miten nach
inftruitter dritten Inftanz, an das Staatba 008 Juftizdepartements , ger fchickt , von dieſem aber die Abfaſſung der Urtheile , dem Obertribunal anbefohlen , und die abgefaßten Urtheile alibenn wieder an das Staatbminiſterium zur Beſtätigung und weitern Beforderung an das Tribunal, wo miniſterium
1
her die Atta gekommen ſind, åberſandt wer den. Nach der neuen Verfaſſung , fou das Obertribunal aus einem Präſidenten , (wel cher jederzeit zugleich ein wirklicher geheimer Staatsminiſter vom Juſtizdepartement iſt :) einem Vizepräſidenten , und ſieben gehei men Tribunaldråthen beſtehen : es iſt aber
die Anzahl der lekten nachher vermehrt worden.
Das churmarkiſche Sammergericht , beſteht aus drei Senaten. Der erſte Senat, wel: chem ein Direktor vorſteht, iſt aus dem vormaligen Sofgericht und Kriminalkollegio entſtanden , welche dereinigt ſind , und hat
ſeine eigne Sanzlei. Die Ráthe , welche den: felben ausmachen , heißen Hof- und Kama mergerichte - auch Kriminalråthe. Derſelbe hat die Jnftrutzion und Entſcheidung aller Injurienſachen der eximirten Perſonen , uns kr welehe audy die zu Berlin wohnenden 3Tue
*
k
2
65
Juden gehören , und aller Sachen dieſer Perſonen , die weniger als funfzig Rthlr. betragen und die Entfdheidung und Ina
ſtrution der Kriminalſachen , welche zwie
ſchen gedachten Perſonen vorfallen , muß aber in- clen dieſen Sachen , wenn es auf
lebens - Zuchthaus - und Feſtungsſtrafe ane tómmt, an das Juſtizdepartement des gens beimen
Staatsrath8
fein Gutachten aba
ftatten , ein gleiches audy , wenn eben dieſes Departement es erforbert, in den aus den
úbrigen - fónigl. Provinzen an das Juſtijdea partement mit dem Gutachten eing ſand ten Kriminalſachen , Iziſten. Er hat auch die
Gerichtsbarkeit in den Streitigkeiten der eis gentlichen fønigl. und prinzl. Unterbedienten ,
ſo wie fic. Das ehemalige Hofgericht gehabt.
Die Appellationes, ſo wie die ulteriores defenfiones in den Kriminalſachen , gehen an den zweiten Senat des Kammergericht8 . Der zweite und Dritte Senat , mit wela
chen 1748.'ber geheime Juſtizrath und das rabensbergiſche Oberappellagionsgericht" per bunden worden , hat die Entſcheidung aller
Streitigkeiten des königl. Hiſzi , der Prinzen, der in der Churmart wohnenden Förſten ,
Grafen und Epileute , der Grahn von Stoke
berg-Wernigerode, und der fønigl. Bediens ten , Der Magiſtrátz , der ganzen Gemeinen , Büro . Erdbeſchr. 20. B.
-
66
Der fich zu Berlin aufhaltenden fremden Stana desperſonen , inſofern das Forum derſelben
LE
aühier gegründet iſt , der Juben zu Berlin, und überhaupt die Prozeſſe , welche über
funfzig Rthlr. und feine Injurien betreffen. Die einkommenden und hieher gehörigen Klagen und Beſchwerden , werden in einer Berſammlung beider Senate verordnet , mela the aud) pen ganzen Prozeß inſtruirt.
Die
Berhøre ſtellet eine Deputazion des zweiten Senats an , entſcheidet auch , wenn die Sac
chen weder wichtig noch zweifelhaft find , noch die Landesverfaſſung betreffen : denn in dieſen Fällen entſcheidet der ganze zweia te Senat. Alle ſchriftlich verhandelte und í zum Spruch inftruirte Atta , werden in der
erſten Inſtanz in der Verſammlung des zweis ten Senats entſchieden , welcher auch in der gweiten oder Uppellazionsinſtanz , ale dies jenigen Sachen entſcheidet, in welchen von ben in der Churmart befindlichen Unterges richten appellirt wird. Er entſcheidet auch die Sachen , in welchen die neumárfſche Nes
gierung in der erſten Infang erkannt hat, jedoch nur per modum Commiffionis, tie
auch in Sachen dieſer Art , welche von den alts und ukermårfſchen Obergerichten , ima gleichen von der mindenſchen Regierung , in
ſofern ſie die Grafſchaft Navendberg betref= fene
相。
67
fen , eingehen , doch in legten Fällen als Überrichter , daher auch in allen dieſen Ap. pellaziondſachen an das altmårtſche Obergea richt und die mindenſche Regierung Reſtripte erlaſſen werden . Der zweite Senat erkena net auch in der dritten oder Reviſionsins
ftanz in allen Sachen , in welchen von der neumartſchen Regierung , den alts und ufers mårtſchen Obergerichten , und der mind iſch , ravensbergiſchen Regierung in der zweiten Inſtanz erkannt worden , jedoch werden von biefen Kollegiis die alt - ufer - und neumárts ſchen Appellazion $ atta zur Ersfiung des
Urtheils zurück geſandt. Der dritte Senat urtheilt gar nicht in der erſten Inſtanz, fona
dern er entſcheidet in der zweiten oder Aps pellazionBinſtanz diejenigen Sachen , in mela dhen don dem Urtheil des zweiten Senats
appellirt worden , und in der dritten oder Reviſionsinſtanz alle diejenigen Sachen , in welchen der zweite Senat das Appellazions . urtheil ertheilt hat , wogegen aber die Nes viſion geſudyt wordenl. Wenn man von dem
Appellazion8urtheil dem dritten Senats die Neviſion als die lebte Infianz ſucht , wera den Atta zum Spruch inftruirt , und ſodann bem Obertribunal , mittelft eines Anſchreia
bens überſhidt , welches hierauf die abge. faßte Senteng mit einem Anſchreiben zu. BE
6$
Belanntmachung zurückſchickt. Das Kammert gericht hat alſo kein Kollegium über fich ,
ſondern fteht bloß unter dem
Juſtizdepar
tement des geheimen Staatsrath , als von welchem , und von dem Departement der auswärtigen Staatsſachen , es allein Rea ſkripte bekommt. In áltern Zeiten , als das Kammergericht noch keinen Miniſter zum
erſten Präfidenten hatte , erließ auch das Generaldirektorium Reſfripte an dafjelbige, 1
4
jeßt aber fchreibt es an den erſten Práfia denten . Ein jeder dieſer beiden Senate bat ſeinen beſondern Práfidenten , und der Präſident des Dritten Senatß iſt zugleich Staatsminiſter und Chefpräſident des ganzen Kammergerichts . Die Räthe des zweiten
.
HU
und dritten Senat8 beifen Hof . und Kams
energerichtòråthe , doch werden auch die als tern Ráthe mit dein Charakter der geheimen Juſtigråthe begnadigt. Beide Senate haben eine gemeinſchaftlic che Regiſtratur und Stanzlei, außer daß die Sachen , die ehemals an den geheimen Ju
ftizrach , und an das ravenébergiſche Ober appellazionegericht giengen , ihre befondre Negiſtratur und Kanzleibedienten beibehalten haben , von den
die Sachen Sachen , welche zu 10
dem ehemaligen geheimen Juſtizrath gehör ten , als die Prozeſſe zwiſchen fønigl. und prinzl.
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prinzi. Aemtern und einer Privatperſon ,) in der geheimtn Kanzlei des Staatsraths,
movon derſelbe ehedem eine Deputazion ge meren , expediret werben.
Der zweite und
dritte Senat hat die Aufſicht über alle uns
tergerichte der Churmart , die Juſtizbediens ten derſelben werden ihm von den Magiftrås
ten präſentirt, albdenn examinirt , müſſen eine Proberelazion verfertigen , und werden
pon demſelben nach befundner Cúchtigkeit in Eid' und Pflicht genommen. Die Unterges richte müſſen am Ende des Jahrs Prozeßio und Depoſitentabellen einreichen , fie werden zuweilen durch einen deputirten Nath viſis tirt , und wenn Beſchwerden gegen ſie eins
kommen , müſſen fie ſich mit Einſendung der Atten verantr orten.
Das churmarkiſche Pupilenkollegium , waro' bei den im Jahr 1748 'vorgefallenen Juſtiga verbeſſerungen , auf den Fuß des Pupillen Isllegii des Königreichs Preuffen errichtet.
Infänglich route es zwar ein Deputazione kollegium der vier Senate ſeyn , in welche nach der erſten Einrichtung der Juſtizverbeſs
ferung , das Obertribunal, Kammergericht, Hof - und Kriminalgericht eingetheilt ward : cß hat ſich aber dieſes nachher geändert, und beſteht daſſelbige anjeßt aus einem Pras fidenten und acht Pupigenråthen 1 melche € 8
les
1
.
70
Texte faſt insgeſamt zugleich geheime Juſtiza ráthe oder Kammergerichtsråthe find.' Die Gerichtsbarkeit dieſes Kollegii erſtrece fich auf alle Orte und Perſonen , wohin fich die Gerichtsbarkeit des churmárkſchen Kammers
geridt , und deß dem Kammergericht eins verleibten geheimen Juſtizraths , unmittel !
bar erſtreckt. Deſſen Umt beſteht darin, daß es dafür ſorgen muß , daß alle unter
feiner Gerichtsbarkeit ſtehende Unmundige und Minderjährige , Biode , Rafende, Vers
TE
BE
8
ſchwender und Abweſenbe, mit tüchtigen Vors mündern verſehen , für ihre Perſonen moga lichſt geſorgt., ihr Vermogen in Richtigkeit gebracht, gehörig verwaltet und ſicher gez
ſtellet , ihre Prozeßangelegenheiten mit Vors: ſicht und Ordnung betrieben , und von den
Vormündern vor felbigem jährlich Rechnung abgelegt'merbe.
Uiberdem hat felbiges die
Dberaufſicht über alle dem Kammergericht und demſelben einverleibten geheimen, Juſtiza rath ſubordinirte Untergerichte , in Anſehung der unter ihre Gerichtsbarkeit gehörigen Bora mundſchaftsſuchen .
Das General - Ober - Finanz Kriegsa und Domainendirektorium , welches R. fria
terich Wilhelm im Anfang des 1723ften Jahr) , anſtatt deß vorigen Generalfoms
miſſariats - und Generalfinanzdirettorii, era rich
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richtet hat , beſorgt alle Finanz - und Do. mainenſachen in den geſamten fånigl. und
churfürſtl. landen , ( Schleſien und Gran ausgenommen , daher auch alle in denſel ben befindliche Kriegs- und Domainenfame mern darunter ftehen . Der König ſelbſt wird als Präfident deffelben angeſehen , die
Chefs von den ſechs dazu gehörigen Depars tements aber , welche wirkliche geheime Staatss und Kriegsráthe find , haben den Charafs ter als Bizepräſidenten und dirigirende Mis niſter bei dem Generaldirektorio . , und die
Náthe, welche zu einem jeden Departement gehören , find geheime finanz - Krieg 8= und Domainenråthe .
Unter die erwähnten fechs
Departements , find nicht nur alle Länder
des Königs (Schleſien und Glaß, aufgenom men ) ſondern auch die Kriegs = (nebſt den Invaliden = Marſch - Einquartierung8 - Sera , vid - Magazin : Proviant - Salpeter - , Lager: haus , Gold- und Silbermanufaktur , und allen zum potsdamſchen großen Waiſenhaus
fe gehörigen , ) Poft - Salz - Stempelpapiers Banfo - Forſi - Bergwerft - und Hütten Ufe ziß - und zou - Kommerzien - Fabrik - und
Manufakturſachen ", vertheilt : mit dieſer 46 theilung aber geht zuweilen eine Verande: tung vor , baber es ohne Nußen feyn müra
be , die gegenwärtige anguführen. Das Ge E 4
nerals
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neraldirektorium
Bat feine eigne Kanzlei.
2118 ein Theil deſſelben ; mird die Obers
frieg8'- und Domainenrechenkaminer , enge ſeben , welche K. Friderich Pilhelm auch 1723 geſtiftet hat ; X. Priberid II aber
W
bat das ganze Sollegium 2770 neu einge: richtet , und demſelben ben Rang vor Provinzialkollegiis gegeben . CB hat geheimen finanziath zum Präſidenten . Serdaft iſt , dle Nechnungen aller
allen einen Sein Kafe
ſenbedienten der fånigliden Länder, wie auch der piorum corporum , wenn ſie jährlich 600 Ntult. Einfünfte und darüber haben , durchzuſehen , und in Anſchung der erſters wähnten Majien , die Kendanten zu quittia Die Bergmerks - und Hüttenſachen , ren . machen auch ein Departement des Generala
Direktorii aus , unb bit fönigl. Generalakzis und Zoubirekzion , gemelniglich die Regie genannt, die königl. Hauptbanque , das Ge neralporiamt , und das Generalproviantaint,
haben fónigl, Finanzminiſter zu Thefs. Das 1770 crridtete Oberbaubepartement, hångt vom Generaldirektorio
ab .
E8 fieht alle
Bauanſdlage in Anſehung der Bautoſten und b¢8 Bauholzes durch , vermindert auch dies
felben nöthigenfaus , morauf alsdenn die
Uffignazionen erfolgen. El prüft auch die Cáchtigkeit auer Baubedienten und fandmeſa fer
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Ein geheimer Finanzrath Bat ben Dore Die Oberepaminazione fommiſſion , ſteht auch unter dem Generala Dieſe prüft alle Kandidaten , direktorio . ker.
fit in demſelben .
welde eine Kriegerathefteuer - ' und land rathsſtede fuchen , und berichtet -an das Ger neraldirektorium , wie eß diefelben befunden habe ? Endlich iſt noch bei dem Generaldis
reftorio ein Oberrevifionbkollegium der Kas meral - Juſtiz - und Kommerzienfachen , wel ches . 1972 beſſer eingerichtet worden , und
einen geheimen Oberfinanzrath zum Práfi denten bekommen hat.
Die churmatfiſche Kriegs = and Domainen kammer , beſorgt die Verpachtung der for
niglichen Uemter, Borwerke , und Mühlen, daß öffentliche Bauweſen , die Kreis - und Vorſpannóſachen , daß Polizei - forft und Jagbweſen der Churmarf. Sie hat ihren Práfibenten und Direktoriell fiben auch die
Oberforſtmeiſter der durmármårfiſchen kann.
fchaften in derſelben , und ihre übrigen Mita
glieder heißen Kriegs - und Doinainenråthe.
o Sie Das hängt vom Peneraldirektori ab. durmont .
direktorium , verfüget über die Einkünfte ber
königlichen Pfarrfirden auf dem platten kan : In demſelben hat der Staatsminiſter $ e$ lutheriſchen Oberkonſiſtorii den Vorſitzi E 6
de.
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€8 fiten auch die Präſidenten des churmarkis ſchen Konfiftorii , und der churmarkiſchen
Kriegs - und Domainenkammer , nebſt einis gen andern Mitgliedern in demſelben. Es find noch zwei Kollegia zu bemerken . Unter dem Kriegskonſiſtorio , ſtehen alle Bes fakung8 - und Feldprediger , ſowohl in per : ſönlichen al8 Amtsſachen , alle zur Armee gehörige Ober - und Unteroffiziers , und gee meine Soldaten ,
19
die. Enrollirten i welchen
diç Paſie noch nicht abgenommen worden, wie auch die Frauen der Dber - und Unters
offiziers , und der gemeinen Soldaten . Der Generalauditeur hat in demſelben den Vorſitz.
Das Oberkollegium Meditum , welches 1725 cingerichtet worden , hat einen wirklichen gez heimen Staats - und Kriegsminiſter zum Chef , einen geheimen Oberfinanzrath zum Direktor , und sie königl. leib - und Hof wie auch andre erfahrne Aerzte , zu Mits gliedern. Unter demſelben ſtehen alle Rolle : gia Medifa in den fønigl. Låndern , (die
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( chleſiſchen aufgenommen , ) es examinirt auch die Aerzte , Wundärzte und Apothefer , und zieht im zweiten und dritten fall eini
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ge geſchickte Wundärzte und Upothefer mit zu , Für die Churmark iſt auch zu Berlin ein Collegium Medico - Chirurgicum vors Manden . Enos
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Endlich iſt noch anzuführen , daß die franzöſiſche Nazion ihre eignen Unter - und Dbergerichte ; ein Oberkonſiſtorium , und ein Oberdirektorium , welches le Conſeil
françois genannt wird , habe.
Die dom
Obergericht ausgeſprochnen Uitheile , gelane gen in der Reviſiondinftang an das Dbers tribunal ; und werden albdenn mit Zuzie
hung zweier Reviſionsråthe abgehandelt. §. 13. In Anſehung der Polizei , ſtehen die Städte unter den Steuerråthen , deren überhaupt in der ganzen Mark zeha find , und das platte land unter den fandråthen ,
dieſe aber unter den Krieg8 - und Doorais nenkammern .
$. 14. Von den ges en in der Churmark en sebgab , iſt zu bemerk , das r erden n die adellaigcehne lehngute nach Ritterpfn angeſch find , und anſtatt derſelbe dem d Konig får jedes lehnpfer jährlich 40 Rtzhilorn. n n u bezahle , hingege von der Kontrib und Utziſe frei find. Die Bürger in den Städten geben dem KönuizgioenAlziri , und find bafür von der Kontrib befreiet , hin : gegen die Baueringeenrlegen deesm Könige , ans Schoſſ , die Kontri ftatt des ehemal n o i d i d z n e n u i b , u ſ fr von der Afziſe. In k u r be Ch rmar find 44800 und einige ſteuers
bare Safen , von welchen jährlich 271000 The
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Thaler (auch wohl einige hundert Thaler mehr) Kontribuzion entrichtet werden. 1653 betrug ſie in der Chur- und Neumark nur 1.14373 Thl. Die mittelbaren Städte' trai gen zu der Kontribuzion das ihrige mit bei. Es giebt auch eine außerordentliche Kontri: buzion , und zu dieſer gehören die pot8 = damiſchen Bettgeld er , welche 1740 und 43 jährlich auf 10000 Thaler gefert worden , welche dic Chur « und Neumark aufbringen müſſen , dazu aber die unmittelbaren Ståste nichts beitragen. Es gehören auch zu der au erordentlichen Kontribuzion , welche das fand entrichtet, die , Narſch - und Abfuhr :
foſten , zu deren Beſtreitung die Streiſe jähr lich einen gewiſſen Einſatz aufmachen , der in die fogenannte Generalmoleſtient aſſe ge legt wird , und 1719 auf 4000 Rthlr. ge rest worden. Allein , 1740 betrugen dieſe
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Marſo = und Ubfuhrkoſten 31415 Thaler, 1o Gr. 10 Pf. EB hat im 1748ften Jahr das Fouragegeld , welches das platte land
jur Verpflegung der Ravallerie aufgebracht, von allen durmarkiſchen Kreiſen 124592 Thaler , betragen. 1775 und 76 betrug es 124204 , und 1777 , 124418 Thaler . Die Viehſteyer , macht in der Churinark 14700 Thaler qus. Die Kriegsmeķe , iſt eine Geld
abgabe , welche auf das Brauen und Backen jum
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zum Behuf der landesfúr(ul. Magazine ges legt worden , und gründet ſich auf den landsi tagsrezes von 1653. Sie wird ſowohl von
den Städten , als von dem platten Banden und zwar von dem besten durch eine beſona dere Unlage aufgebracht. · Hiber alle dieſe Ubgaben diß platten Pandes , führen die Kreiseinnehmer die Rechnungen , deren Nicha
tigkeit die landråthe bezeugen. Hierauf wers den fie von der Kriege - und Domainers fammer unterſucht, alødenn dem Sen ral direttorio zur leşten Previſion zugeſchickt, welche e $ durd die Oberrechenfammer bea ſorgen läßt. Die Städte in der Marf , entrichten die
1680 eingeführte Ulziſe , welche in Berlin por unterſchiebnen Jahren , jährlich 4 68 § Tonnen Goldes eingetragen haben ſoll. Von dem alten und neuen Biergelde , iſt oben bei der landſchaftl. Verfafung geredet
worden. Der Scheffelgroſchen ift 157a auf gekommen , und macht ſeitdem die Saupte
einkunft der Stadtekaffen aus.
Das Cintahan
gegeld bon fremden Bieren und Weinen, iſt ter kanoſchaft und den Kammereien bewila ligt, und war ſonſt zu Berlin die beſte Einkunft der udminerei ; doch gehört das
felbſt das Einlagegeld auf dem Friderichs
werder , und in der Dorotheen - und fri, bericho
78 .
derichsſtadt , und in den neuen Auslagen ,
dem Któnige. " Die Tafelziefe , wird in der Churmart von ſolchen Stábten und dazu gea hörigen Schuld tragen. Brauen
Diftriften entrichtet , welche zu dem - und Kreditwefen nichts mit beis Eie iſt mit dem Biergelde auf das geſtgt. In einigen kleinen adelichen
und Amtsſtadten , bekommen die Magiſtrate eine ſogenannte fleine Ziele von dem Prauen und eingehenden Bieren. Der landſchaft zum neuen Biergelde , iſt zur Tilgung ihrer übernommenen Schulbenlaft , und des das her zu erhaltenden Kreditmefens , die Ziefe von dem Branntmreinſdyrot auf dem platter Cande und einigen dazu gehörigen mittela baren Städten , der Ståbtekaſſe aber aber eben diefeltig
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aus den unmittelbaren oder
zum Städte - Corpore gehörigen Ståbten
angewieſen svorden.
Der Schoß , welcher
noch heutiges Tags auf dem lande und in den Städten entrichtet wird , iſt theils der Randſchaft , theils den Städtekaffen zur Uns terhaltung des Kreditweſens , angewieſen . Die geſamten toniglichen Einkünfte aus der Churmart , betragen wahrſcheinlicherweia Pe jährlich auf 3,300000 Thaler. Die fd = niglichen Einfünfte aus den Domainen , hebt und berechnet die churmåtfiſche Landrenthei,
und die von der Kontribuzion und Atziſe, die
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AN
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sie churmårtiſche Oberſteuerfaffe. Die beia den fånigl. Hauptkaſſen , in welche alle ans dre einfließen , find die Generaldomainental
fe , und die Generalfriegsfaſe. Churfürſt Joachim ll , welcher 1571
ftarb , hinterließ ſieben Millionen Sdulden, deren Abtrag die Stände der Mark freis
millig über fich nahmen , und unter fich theila ten. Churfürſt Wilhelm ber Große , hatte am Ende feiner Regierung jährlich nur 1,533795 Thaler Einkünfte , deren Vera geidniß im zweiten Theil meines Magazin , 8.519 biß 546 zu finden , und mit dieſen wenigen Mitteln richtete er große Dinge auß, (avec peu de moïens , fit de gran des choſes , mie König Friderich II in reis men Memoires pour ſervir à l'hiſtoire
de la maiſon de Brandebourg , ſagt. Sein Sohn und Nachfolger König Friderich I vers Mund die Saushaltung nicht : ein deſto groſs frer Haushalter aber war fein Sohn uns
Nachfolger K. Friderich Wilhelm , melcher, ungeachtet er eine anſehnliche Armee auf den Beinen hielt, dennoch einen wichtigeii Eda hinterließ. Dieſes Königs noch großrer Soh !
König Friderich II , hat die ſchwerſten Stricia ge führen , und eine große Urmee unters
halten müſſen , und iſt dennoch nicht nur oba ne Schulden , ſondern hat auch einen ans ſehna
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fehnlichen Schat. Seine geſamten Einkünfte mogen jährlich ungefähr ni Wridionen Thaa ler betragen.
. 15. Iu der Warf liegt zu Friedens jeiten ein anſehnlicher Theil des preußiſchen Kriegdheers , inſonderheit aber zu Berlin , wie unten in der Beſchreibung dieſer Refie benzſtadt angezeigt werden wird. Won dem geſamten freußiſchen Kriegsheer iſt die auf den nächſten s folgende Unmerkung nachzua fehn.
4
1
§. 16. Die Mart Brandenburg wird übera haupt in die Churmark und Neumark abges theilt. Die Churmart begreift die Altmark, die Prigniß , die Brittilmarf und die Uters mark. Diefe Wiarten oder Provinzen were den wieder in Kreiſe abgetheilt , und jedem derſelben iſt ein Landrath vorgeſeßt.
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5499
?
Anmerkung von der Macht des kónig lich - preußiſchen Hauſes , unter König Friderich II. Die Macht . De8 tonigl, preußiſchen und churfürſtlid - brandenburgiſchen Hauſes , ift unter König Friderich II zu einer þóbe ges ſtiegen , welche genz Europa in Vermundes rung und Erſtaunen gefaßt hat. Sie grún: det ſich nicht ſowohl auf die Weitläuftiga feit
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feit und Größe der lande derfelben ; denn dieſe iſt in Vergleichung mit den meiſten an: dern europäiſchen Staaten nicht groß , ſona dern auf ihrs portrefliche innre Verfaſſung, und auf die große Einſicht ihres Regenten in ben Zuſammenhang der Cheile des Staats
fórpers ., und auf ſeine eigne , weiſe und
unermüdete hausväterliche Beſchäftigung mit der Regierung des Staats.
Die geſamten Lande und Staaten dieſes tonigl. und churfürſtl. Hauſes , ſo wie König
Friberich II dieſelben jest, ( 1778) beſigt, machen ungefähr 3630 geographiſche Quas dratmeilen aus. 1775 bat man in benfele ben beinahe fünf Millionen Menſchen gezählt. In eben dieſem Jahr machten die Gebornen
198490 , und die Geſtorbnen 162403 aus. 1777 waren der Gebornen 20201 , und der Geſtorbnen 173180. Ja beiden Jah. ren ift die Sterblichkeit größer als ſonſt ges wefen. Die geſamten königlichen Einfünfte,
mogen ungefähr 21 Millionen Thaler bee
tragen. Man erfiehet aus der königlichen Ab. handlung vom churbrandenburgiſchen Krieges weſen , daß Churfürſt Georg Wilhelm 1638 an Truppen 8000 Mann zu Fuß und 2900
« zu Pferde gehabt , aber bei ſeinem Tode aur 3600 Mann zu Fuß und 2500 zu Pfers
de hinterlaſſen habe. Burd . Erbbeſor. 20. 8.
Churfürſt Friderich F
Wila
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Wilhelm hinterließ 21000 Mann zu Ful , außer 2700 Befaßungsfoldaten , und 4100
4.
2
zu Pferde. K. Friderich I hatte etwa 30000 Mann , hingegen R. Friderich Wilhelm úbers lieferte ſeinem Nachfolger eine vortreflich diſzis plinirte Armee von 60000 Mann. König Friderich 11 hat ſeinen Kriegsſtaat nach und nach vergrößert , und endlich 1772 die Står fe deſſelben an Bataillonen und Eſtadronen feſtgerent , und hierauf hat er bis an das
Ende des 1777ſten Jahre aus 199176 Mann , nåmlich aus 5321 Offizieren , 13291. n Unteroffizieren , 3390 Trommelſchlåger ", und 177164 Semeinen beſtanden , den Une terſtab , vier landregimenter , das königliche Gefolge , bas Kommiſſariat des Kriegdheers , die Kadetten zit Stolpe und Kulm , die · Invaliden zu Werder unweit Potsdam , und, die nicht rangirte Garde ; ungerechnet. Zu
Berlin , Stolpe und Culm , find Kadetten's forp8 als Pflanzſchulen der Dffiziere für das
Kriegsheer. Dieſes Kriegsheer
Bucht ro
mohl , als Fertigkeit in den Waffen , ift unvergleichlich , und es wird, beſtandig vols gåhlig und marſchfertig erhalten. Zum Bes huf deſſelben ſind alle fånigl. und churfürſtl. Pande in Santone , oder kleine Preiſe abs
getheilt ; und jedes Regiment , jede Roms pagnie hat einen beſondern Kanton , aus wels
.
W
83
welchem Nefruten gezogen werden : taher die Regimenter alzeit in denjenigen Kantos
nen , oder wenigſtens nicht weit davon lies gen , auf welchen ſie Nefruten ziehn. Doch werden zu Friedenszeiten die meiſten Nes fruten außerhalb Landes für Gelb angelor ben ; und diejenigen , welche auß den san . tonen im Lande angenommen werden , be kommen jährlich neun biß zehn Monate lang Urlaub , um ihr Semerbe , entweder alb Bůra
ger oder als Landleute, zu treiben.
1. Die Churmark.
A. Die Altm ar f.
$. I.
Job.welcheFanfons to
und
er
Morti
eſtos
nachg
chen , iſt lange ſo gut nicht , alß diejenige
Charte , welche 3. P..0. S. ( Sundling ) heraubgegeben , unb Buſch zu Berlin geſtos chen hat , in welcher aber viele Namen ung $ 2
richa
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richtig ſind.
Sie iſt für einen Berliniſchen
Ralender in etwas Fleinerem Format von
Schleuen 'nachgeſtochen , und dadurch verbera ſert worden , daß man die Streiſe bezeichnet hat , welches doch nicht richtig genug geſche ben iſt. Die Altmark wird gegen Morgen Durch die Elbe von der Prigniß und von dem
Herzogthum Magdeburg geſchieden , grenzt an das leßte auch gegen Mittag und zum Theil
gegen Abend , und übrigens an das Herzog thum Lüneburg , mit welchem 1691 und 22
ܐܐ
ein Grenzrezeß, errichtet worden. Bor As ters iſt ſie größer geweſen , als jeßt ; denn e$ find viele Derter , welche dazu gehört
haben , theils an das Herzogthum fúneburg, theils an das ehemalige Erzſtift und jezige
!
Herzogthum Magdeburg gelommen. Jezt iſt fie von Morgen gegen Abend , oder von Werben an der Elbe bis zum Kloſter Dieſtorf,
neun Meilen , und von Mitternacht gegen Mittag , nämlich von dem Dorf Streſow bei
Schnadenburg bis "Urbleben bei Erxleben , eilf Meilen großa 3hr Flådeninhalt beträgt 63 Quadratmeilen.
$. 2. Sie iſt in alten Zeiten ein Theil von dem Sachſenlande , und zwar von Oſta
phalen oder Oflfachſen , geiveſen. Im eilften, zwolften und dreizehnten Jahrhundert iſt dieſe
landſchaft entweder die Mart falechthin , ober die
lli
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die nördliche Mart , in einem Paar Urlun
den von 1196 und 97 Ducatus transalbi pus , in mårliſchen Landtagsabſchieden , das Land jenſeits der Elbe , und endlich die Alts mark genennet worden. Dieſer leste Name iſt erſt nach 1325 aufgekommen , als Serzog
Otto der Freigebige zu Braunſchweig , mela cher dieſes fand mit ſeiaer Gemahlin Agnes , Markgrafen Waldemars des Vorleßten aus aſcaniſchem Stamm hinterlaſſene Witwe, der dieſes land zum Witthum bermacht worden war , erheirathet hatte , fich einen Herrn der Altmark neanete , ' - um dadurch dieſes land von dem Theil der Marf , welchen die Marfa grafen aus dem bayeriſchen Hauſe inne hata
ten , zu unterſcheiden . Ebengedachter Herzog Dtto , hatte zwar ſchon 1323 ſeine Serechte fame an die Mark Brandenburg dem A. Ludrvig IV úberlaſſen : es ſcheint aber , daß dieſer Vertrag ſeine Ubricht nur auf die Folge nach ſeinem Abſterben gehabt habe ; menig. ftens hat Herzog Dtto noch nach der Zeit
da$ fand regiert , und erſt 1343 die Alta mark osllig an das bayeriſche Bauß abgetrea ten , wofür ihm 3450 Mart Silber& vera
ſprochen , und der lepte Poſten erft 134
an die Herzoge Magnuß und Ernſt bezahlt worden. Damals , biß noch in den nächſte
folgenden Jahren , wurde die ulemart als $
33
cine
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eine beſondre, von der Mark Brandenburg ganz unterſchiedene Provinz angeſehen. Ser :
16
ten8 dipl. vet. March. T. I. pag . 110. In eben dieſes Verfaſſer8 cod. dipl. brand.
T. I. pag. 63 findet ſich eine Urkunde von 1336, in welcher Otto , Erzbiſchof von Maga deburg , den Markgrafen fubemig zu Brans denburg mit der Aitinart belehnt.
$. 3. Es hat dieſe landſchaft zwar nicht EN
allenthalben fettes Wiſch - und greiland , fona dern hin und wieder auch ſandigen oder ſtei
nigen Boden , iſt aber überhaupt ein fruchts bares Land zu nennen , infonderheit , nach
dem unter König Friderich Wilhelms Regies rung , anſehnliche moraſtige und måſte Ge's genden urbar gemacht worden , alb bei Stena Dal , Flechtingen , das Seliſchebruch bei Dſtin =
gersleben , das Amt Burgſtall und Neuena dorf , gewiſſe Gegenden bei Dalen , Inſel , Schwarzloſen , vehten , Deez , die Sorſt
und Kriegholz bei Bómezien, der 104 Nuthen lange und 18 Ruthen breite Damm mit den zwei neun Schub breiten Graben bei Großs
Garz , und die von den von Kanneberg bei gden angelegten Hollandereien . Eben dadurch iſt auch der Wiefenwachs , und alſo auch die
Viehzucht merflich verbeſſert worden. Die Sartuffeln ſind in dieſer Landſchaft der Chura
marf zuerſt gebaut, und oon hieraus in bic ábri .
91
87
abrigen ausgebreitet worden . Bei lúderit , Behten , und infonderheit bei Klein - Schrparze lofen im Umte Borgſtall , machſen viele fleir ne Stecs oder Treugerúben. Das Fårbe: fraut Scharbe oder Scharte , wird häufig geſammlet und ausgeführt. Aus einer Urkuns
de von 1469 in Gefens dipl. vet. March. T. I. pag . 540, in welcher Markgraf Fri: derich den Herren von Schenk zu Flechtingen die Erlaubniß ertheilt , um Flechtingen Er za bergwerfe aufzuſuchen und zu bauen , erken: net man , daß man damals Spuren und An jeigen von gewiffen Erzen in dieſer Gegend gehabt haben müſſe. Die flüſſe, welche in dieſer Provinz entſtehen , oder doch durch dieſelbige fließen , ſind in alphabetiſcher Ord nung nachfolgende. Der Ålandfluß, entſpringt unter dem Namen der Spilde , oberhalb dem Jagdhauſe leßlingen , und bei einer Segend Milde Höft genannt , nimmt fünf Bache auf, geht bei Calbe vorbei , nimmt bei Beeſe dic
Biere , ( welche bei Beſewege entſteht, ) auf, und ihren Namen an , empfängt unter Oſtera burg, die nicht weit vom Dorf Staats ento ſtehende , und bei Stendal vorbeilaufende Ucht , empfängt bei Seehauſen ,die auf dem merbenſchen Felde nach Róbel zu bervorfoms mende taube Aland , und heißt von nun an
bis zu ihrer Vereinigung mit der Elbe bei 4
Schna
*7
88
©
Schnackenburg , die Aland. Dieſer Fluß ift von Seehauſen an ſchiffbar. Der Balſamfluß, hat ſeinen Urſprung auf dem Urneburgiſchen
Felde , nimmt bei KönigSmarf das Flies Cofit auf , und vermiſcht ſich bei Dobbrune mit der Bicre. Die Beece entſteht auf dem fethenſchen Felde bei dem Dorf Klinke in
dem Seetantógraben , davon hernach geredet Eine andre Beede entſpringt in Bruntau , und geht über füderit in die Múhlenbeed . Die Beverlade entſteht unters
werden fou . ?
balb Ulten Zaun , geht bei Blanfenfee in den Schiffgraben , und mit demſelben - bei Dob . brune in die Bieſe. Die Dáhme entſpringt
groar im Fürſtenthum füneburg , aber unweit der diſtorfiſchen Amtsgegend , geht auch durch die Altmart über Tilſen nach Salzwedel , und vereinigt fich Bafelbft bei der grothena
9 Ichen Mühle mit der gebe oder Freke, wels che bei bem lúneburgiſchen Ort Kohlſtedt ents ſteht, acht Bache aufnimmt , über Upenburg nach Salzwedel Aließt , fich daſelft in unters fchiedne Uerme theilt , von welchen einer die
alte und neue Stadt Salzwedel trennet , die Dúhme empfängt, in das Fürſtenthuin fúne. burg fließt , und daſelbſt bei Hißader ſich mit
der Elbe vereinigt.
Bei Salzwedel iſt tie
Jeße ſchon ſo ſtart , bas pon dannen bifreis len große Eders mit Bruchſteinen in die Elbe fahs)
hayo 1
tu
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fahren. Die Dhre tommt aus dem Fürſtens thum lúneburg in den ſalzwedelſden Kreib ,
geht bei Pedwir in den großen Bruch, Dróm= ling genannt , berührt den braunſchweigifoben Fleden Caloorbe , die altmartiſchen Dörfer 22
Wiegeliß und Bulſtringen , låuft durch eine
Gegend des Herzogthums Magdeburg , und bei Rogat in die Elbe.
Der oben genannte
Seekanosgraben , hat ſeinen Anfang bei dem Dorf Beremege , nimmt die Beed auf , und faut bei dem Dorf Beefe , im calbſchen Wers der , in die Milbe. Der fleine Tangerfluß,
entfpringt oberhalb Burgſtall , und geht bei Tangermünde in die Elbe. Die Zehre ents ſpringt auf der Feldmark zu Coffebart aus eis nem Bruchy , vereinigt fich bei Bomerzin mit
dem Sandgraben , ( der in Vielbaum ento
ſteht, und durch den aulonſchen See fließt, ) und fått bei dem lúneburgiſchen Städtchen Sartom in die Elbe.
$. 4. Die vorhin beſchriebne Verbeſſerung des Bodens diefer Mart , hat auch die Vers
mehrung der Dórfer und Einwohner beförs bert. Sezt find vorhanden , y unmittelbare
Stådte , 5 Flecken , welche geriffe Stadta rechte haben , 2 Flecken , welche feine Stadts
rechte haben , 6 tonigliche Center , zu wel. chén 13 Borroerft, 132 Dörfer gehören , und 387 adeliche Dörfer. Der hier anges # 3
feffe .
yo
ferſenen adelichen Geſchlechter , find 66, uns die meiſten Güter , befißen die Herren von Aldensleben , die von der Schulenburg, die von Jagom , die von Putlig, die von Bismark, die von l'úderiß , die von Jeep, und die von Atan : nenberg. In Serkens dipl. vet,March . T.I.
+
pag. 707-750 ſteht eine merkwürdige Nachricht von den lehnpferden in der Altmart , und wie viel derſelben 1610 die damaligen an: geroffenen abelichen Familien haben ſtellen müſſen ? §. 5. Das Obergericht der Altınarf , iſt gu Stendal , und hat ſeinen Präſidenten Direktor , und einige Kathe. Eben daſelbſt iſt auch eine Deputazion der churmårfiſchen Kriegs- und Domainenfammer . Das kand ſchaftsdirektorium beſteht aus dem Landesdia rektor , gemiffen Landråthen , dem Oberlands einnehmer , und einigen Kontribuziondeinnehs mern .
Die ritterſchaftlichen und Domainen
dörfer ſind durch alle landreutereien oder Kreiſe der Altmark dergeſtalt vereinigt , daß die Kontribuzionen von den Untereinnehmern beiber!ei" Dörfer eingefammlet , und hiernächſt an den Obereinnehmer in eine Hauptkaſſe ges liefert werden : eb geben auch die Landreutes reien ihr Kontingent gemeinſchaftlich an die
Generalfriegskaſſe ab. , nachdem ſie e$ }nach ciner durchgehends gleichen Hebungsart anfa ges
GE
91
gebracht haben. Die Hauptanlage dieſer Pros ping grúndet ſich auf die Preiſe oder Bands reutereien , und nach denſelben iſt das Cata
ftrum eingerichtet. levin Friderich von Biss mart , und die Kriegskommiſſarii von Borſtel und von Jagoro , haben daſſelbige 1693 vers
fertigt , und die Schoßmat:ifel von 1584 zum Grunde gelegt.
Die Leder oder Påndes
reien der ganzen Provinz, ſind auf 2800203 Scheffel Ausſaat angeſchlagen.
Wenn die
Ritterſchaft oder das platte land der ganzen
Mark 2000 Thaler aufbringen muß , ſo trägt
die Altmark dazu.439 Thaler 9 Gr. '2} Pf. bei , und wenn die Mitterſchaft der Churmark, um 1000 Thaler aufzubringen , 404 Thlr. 21 Gr. übernehmen muß , ſo giebt die Alta marf mit Einſchluß des ukermarkiſchen Uibers trags ' , 120 Thlr. 8 Gr. 9 Pf. §. 6. Was Engelt , Hendreich , und ana dere , von vier Theilen , in welche die Alt:
mari ehebeſſen eingetheilt geweſen ſey, ſchreis ben , iſt ungegründet.
Sie nennen nämlich
das Balſamerland , daß Tangerland , das Senland , und das Land zu Zermund. Sa: muel leng in ſeinem Grafenſaal S. 224 f. belehrt uns , daß das norbliche Stück der
Altmart das Balfamerland , welches zwiſchen der Elbe ; Aland , Bieſe und einem Theil der Uchte gelegen , von dem Bach Balſam , ben
92
den Namen gehabt , Arneburg , Seehauſen
94
und Werben begriffen , und auch die Wiſche,
( in lateiniſchen Urkunden Pratum, ) genannt
i
worben ; das fübliche Stück aber den rächſia ſchen Theil des Marſinerlands ausgemacht und der lekte Das Balſamerland gegen Nors ben , die Elbe gegen Morgen , das Magdes burgiſche und die Dhre gegen Süden , und die Milde , Biefe und Uchte , bis Stendal hin , gegen Weſten zu grenzen gehabt, folge
lich Tangermünde , Gardelegen , das Amt Burgſtau , Calbe und die Grafſchaft Dfters burg enthalten habe. $. 7. Ich beſchreibe die Altmark nada iha
ren Kreiſen oder kandreutereien i deren reche find , von welchen der Arendſeeſche und Sees haufenſiche nur einen , der Tangermündiſche und Urneburgiſche auch nur einen , die beiden übrigen aber jeder einen beſondern lands rath , haben .
I. Der ſtendalſche Kreiß , welcher begreift 1. Folgende unmittelbare Städte : 1 ) Stendal , chedeffen auch Steindal , die Hauptſtadt der Altmart , liegt an der Uchte , auf einem ebnen Grunde, welcher auf allen Seiten an Berge ftoßt , und hat ſeit 1712 , inſonderheit aber zwiſchen 1720 und 40, an Gebäuden und Einwohnern zugenoma men.
Sie fährt das Direktorium ; bei den Stade {
ile
93
Städten der Altmart, und iſt der Siß des
Obergerichts der Ultmark, der Kammerbepua tazion ;- del Generalſuperintenbenten der Alts
marf und Prigniß , und einer lutheriſchgeifte lichen Inſpefzion , zu welcher 33 Pfarren ges
hören. Sie iſt in vier Kirchſpiele abgetheilt, und hat alſo vier Hauptkirchen , unter wels chen die Dom- oder Stiftsfirche zu St. Mitlab iſt. Un derſelben ſteht der Generalfuperin tendent , all Inſpektor und Oberpaftor. Die feb Stift hat Markgraf Heinrich 1988 erridhja tet , und es hat unmittelbar unter dem påbfta lichen Stuhl geſtanden . Es beſtund auß eiz nem Probſt , einem Dechanten , und einigen Chorherren . 1551 ift es mit allen ſeinen Einfünften der Univerſität zu Frankfurt an der Ober , geſchenkt worden. Die Stades ſchule iſt in dem ehemaligen Franziſfaner Mons
chentlofter angelegt worden. - Daß St. Kan thrinentloſter iſt ehedeffen mit Benediktiner's 'nonnen , und das St. Annentloſter mit Frans ziſkanernonnen beſert 'gerweſen. Nach einges führter Kirchenveränderung find die Kloſter tondente zroar beibehalten , aber zur evanges liſchen Lehre gebracht, und jedem eine Domina vorgefert worden. Die hier 'aufgenommenen
reformirten Franzofen , haben unterſchiedene Manufakturen eingefühit. Sie haben ihr eig, 'nes Gericht , und eine Kirde, außer welcher hier
94
hier auch eine deutſchreformirte Kirche iſt , die zur magdeburgiſchen Inſpetzion gehört. In áltern Zeiten ſind hier ſehr viele Tuchs macher geweſen. Markgraf Albrecht der Bår hat Stendal um das Jahr 1151 aus einem Dorf zu einer Stadt gemacht. Ehedeffen hat die Stadt mit zu der Hanſe gehört. Die alten Markgrafen haben hier eine Münzſtåtte
li
.
gehabt. 1517 überließ Churfürſt Joachim Į den
Rathe die Ober- und Untergerichte wies
dertauflich.
15951 1680 und 87 hat ſie In Serfen
große Feuersbrúnfte erlitten.
dipl. vet. March. T. I. pag. 1 - 277, und T. II. pag. 1-70 iſt ein ganzes Diplomaa tarium von dieſer Stadt zu finden .
Der Magiſtrat hat in dem Dorf Hemert brei Ritterſiße , die Hälfte der hohen und nies dern Gerichte ;' und das Patronatrecht , bea fitt auch das Dorf Beltens , mit Ober- und Niedergerichten , und dem Patronatrecht. Diefes alte Dorf heißt in alten Urkunden (von 1346 u. f. ) Belfou , und iſt vom Markgra fen Ludewig dem Römer 1360 der Stadt Stendal geſchenkt worden. Serken8 1. C. )
p. 136.
2) Dfterburg , eine kleine Stadt , bei welcher die lichte in die Biere fáut.
In der
felben iſt eine lutheriſchgeiſtliche Inſpetzion , oon funfzehn Pfarren.
Ihre Hauptnahrung bea
WE
95
beruht auf dem Aderbau . 191521 , 654 73 und 1631 hat ſie großen Feuerſchaden erlite Bor Alters find Grafen von Oſterburg und Altenhauſen . geweſen , welche eine bes trächtliche Grafſchaft gehabt haben, Samuel ten .
fénz hat in ſeinem Grafenſaal pon ihnen ge handelt, und Wernern , einen Serrn von J
Veltheim , welcher in das eilfte Jahrhundert gehört , für: den erſten zuverläßig befannten
Grafen von Dfterburg und Uitenhauſen ge halten. Graf Sigfrid II , welcher 1236 ge ſtorben , iſt der legte ofterburgiſche Graf aus dem peltheimiſchen Geſchlecht geweſen. 1701 perlor die Stadt in einer Feuerdbrunſt 142
bürgerliche Wohnhäuſer , und alle offentliche Gebäude.
3 ) Vier und rech8gig adeliche Dörfer , unter welchen folgynde Pfarrodrfer. ſind : Baðingen, Groß-Badenſtedt, Berkau , Dobs
bertau , Dåſedom , Eryleber fleffau, Gars
lipp ; (davoni Beſemege ein Filiale
und *
Schepelit oder Schåplig mater vagans ift ) Graſſau , Klåden , Klinter Königde , Krem . kau , Lindſtedt , Mesdorf , oder Meßdorf,
Großen -Møringen , Neuendorf am Spect , Poriß , Rachau oder Nochqu ; Schernifau , Schinne, Sdmerſal , Schönebed, Schorſtedt,
Groß - Schwechten , Klein -Sdwechten, Spia ningen , Unglingen, IL
96
II. III. Der tangermündiſche und arnes burgiſche Kreiß , in welchem 1. Eine unmittelbare Stadt , welche zumn
tangermünbiſchen Streife gehört. Tangermünde , eine Stadt am Fluß Sana ger , welcher ſich unterhalb derſelben in die
Elbe ergießt. Es iſt hier eine lutheriſchgeiſta liche Inſpekzion von 19 Pfarren , und eine Tateiniſche Schule. Die Hauptnahrung beſteht im Aderbau und Bierbrau .
Die Stadt hat
zwei Vorſtådte , welche Neuſtadt und das Húnerborf oder Hunredorf , heißen. Die Burg iſt von der Stadt abgeſondert, und mit einem tiefen Graben umgeben . In ders felben wohnt der Beamte Des Umts Sangers múnde. Bei derſelben legen die auf der Elbe auf- und abfahrenden Schiffe an , und ent richten einen Hauptzolt Die erſte Nachricht von Tangermünde , findet ſich beim Ditmar
lib. 6. ums Jahr 1009. In einer Urkun De von 1355 wird der Kapelle im Schloß gebacht , auf welcher Kaiſer Karl IV ein
Kollegiatſtift gemacht hat , welches 1376 ges ſtiftet, zur Zeit der Reformazion aber find Die meiſten Einfünfte, deſſelben dem Dom zu Berlin zugeſchlagen worden. P. Das Charth
3
larium ecclefiae collegiatae in caſtro Tan
germünde in Gerfens dipl.17vet.anMarch. nte e
T. 1. p. 253-352 .
15
br
di
Stadt
19
.
18
n 97
Stabt ab. 1676 und 78 erlitte ſie wieder
große Feuersbrúnſte. Zu der ehemaligen Doga tei Tangermünte, gehörten die Städte etens dal , Sangermünde und Dfterburg , und die
#abgelegnen Ebelleute.
#M ; ܀܀: ; ܀ ܀
2. Drei fdnigliche Aernter. ***
1 ) Daß tonigliche Amt Burgſtall , im tangermündiſchen Kreiſe von acht Dórfern , darunter zwei Poloniſtendorfer find . Von zwei Norwerken iſt auch eines mit Kolonis
ften befeßt.
Dieſes Amt iſt 1562 von den
Herrn von Bismark , gegen das Umt Schöna
hauſen und Kloftir Kredefen und beffen zus gehörige Dörfer , ringetauſcht worden. ( 1 ) Burgftal , " ein Schloß iud Dorf
mit einer Pfarrkirche. Das Schloß haben dor Alters ' und noch 1341 die von Lüderit , don 1345 an aber die von Bismark von den
Markgrafen zu lehr gehabt. Es iſt hier ein königliches Bormert. ( 2) Dode und Pleeß , Soloniſtendorfer.
Im erſten iſt ein verpachtete8 tonigliches Vor , werk , das Vorwerk Pleeß aber iſt Kolonia
ften eingeråumt. (3 ) Arensberg , ein Pfarrdorf.
2) Das tonigliche Umt Tangermünde; welches größtentheils zum arneburgiſchen Kreia fe gehört , und die Vormerke Buers und Büſch . Erobefahr. 20. B.
Weiſ
Weiffenwarthe, unb . 26 Dórfer begreift. Die
merkwürdigſten Derter, find ( 1 ) Urneburg , ein fleden ... , welcher ish
Stadtgerechtigkeit hat , an der Elbe. Er liegt im arneburgiſchen Kreiſe, und iſt ſchon imzehnten Jahrhundert ein bekannter Drt und ein Grenzſchloß wider die Wenden geo weſen , wie denn Ditmar deutlich ſagt , daß
Kaiſer Otto die Stadt ( civitatem ) Arnes burg habe befeſtigen laſſen. Die anmuthige fage auf einer óhe , hat einige Fachfiſche Churfürſten veranlaßt, fich oft diefelbft aufzus balten ; ed haben auch unterſchiedne Martgra . fen und Martgråfinnen hiefelbſt ihren Wohn. PB genommen.
Schon 1006 war hier ein
anſehnliches Benediktinerkloſter , und 1459
legte Markgraf Friberich bei der Schloßfa ein Kollegiatſtift an , von welchem Gers e4e
in ſeinem dipl. vet. March. T.JI, pag. 333 - 390 ein Chartularium geliefert hat. Die Hauptnabrung dir Einwohner beruht
auf Schiffahrt , Kornhandel und Adérbau. 1767 brannten 130 Sáuſer nebſt der Kirche Die Geſchichte der alten Grafen von
ab .
Arneburg , deren ſchon ums Jahr 976 ges dacht wird , bat Samuel feng in feinein Gra.
fenſaal unterſucht, und gelehrt , daß die Grafa fchafe Arneburg , oder das Balſainerland um das Jahr 1067 Der Markgrafſchaft Salz. medel
/
3
1
99
wedd durch Kauf einverleibr ren, aber bald Darauf eine neue Linie vom Grafen und Burge grafen bekommen habe.
(2) Buch , an der Elbe , welches cher Beffen ein Städtchen und Schloß , und das Stammhaus der Donaften dieſes Namens ges weſen iſt. Iſt jeßt ein Pfarrdorf.
(3) Elversdorf, ein Pfarrborf. Das königliche Amt Meuendorf, melon dhes Die Borwerte Neuendorf , Ottersburg , Born und Salchow , und 22 Dörfer , untes welcher dier Koloniſtenbörfer find , begreift.
Die merkwårbigſten Derter fiab (1 ) Neuendorf oder Kloſter - Neuendorf, ein ehemaliges Ziſterziſer Nonnenflofter, wele dhes die Rarkgrafen Johann und Otto gea ftiftet haben . Jeşt'iſt es evangel fich , unb beſteht aus einer Domina urd fech8 adelicher
frånlein.
Gerfen hat in ſeinem dipl. veta
March. T. II. pag. 71 - 154 ein Diplo matarium dieſes Kloſters geliefert. Es iſt hier eine Pfarrkirche.
(2) Trůſtát oder Treuſtát, ein ehemalia ges Bormert , iſt 1902 får? ein beſondres Dorf erklärt , und anfänglich von reformirten Franzoſen bewohnt worden , an deren Stelle aber reformirte Deutſche gekoinmen find . (3) Bezlingen , ein 1555 erbautes lan
besfúrſtliches Jagdhaus , aus deſſen ehemaa ligem
100
ligem Vorwerte ein großes Dorf , mit einer eignen Kirche , geworden iſt. Die lezlingiz che Seide oder Walbung , iſt ſehr betrachta lit.
(4) . In Gerkens dipl. kommen oon fola genden Amts : ehemaligen Kloſterbórfern Urs kunden vor , alb von Zienau , 1279 , Caſigt ober facſit 1281, Geveniß . 1316 , Hernſtedt 1376, 1380 Irúftedt 1382, Algerſtedt ober Alingſtedt 1392 , Volgfelde 1399, Schwie . ſau , kúffingen , Setten, Rottſche, Duerſtedt,
Staak , Borgiß , Norfóhrde , und die vora: bergebenden , 1456. 3. Folgende adeliche Derter. 1 ) Das Pfarrborf Schönhauſen , mit dem filialdorf Fiſchbeck. Beide haben ehebeffen ein churfürſtliches Amt ausgemacht , find aber 1562 mit Trepeſe gegen Burgſtal an die von Bismark gekommen. Sie liegen jenſeits der Elbe im jerichauiſchen Kreiſe des Herzoga thumb Magdeburg.
2) Jeete , ein Pfarrborf , der adelicheu Familie gleiches Namens zugehörig. Von berſelben und einigen andern vormaligen Gú tern dieſer abelidhen Familie , ift - in Serfens
dipl. vet. March . T. I. pag. 679 eine Ulrs kunde zu finden . 3 ) Die Pfarrbórfer Bellingen , Buchs
bolz ., Dahlen , Grieben , Hemerten , Dris und
+
tor und Weft . Inſet , råthen , l'ůdcriß , Olahrs Aedt, Dſtheren, Groß- und Klein -Schwarz loken , Bethen , Binzelberg. IV. Der feehauſen (dje Kreiß , in wele dhen
1. Zmei unmittelbare Städte,
1 ) Seehauſen , eine Stadt , welche gang von dem Fluffe Aland umgeben iſt. Ex ift hier eine lutheriſchgeiſtliche Infpefzion von 22 Pfarren. Die Sauptnahrung der Stadt beſteht in Uderbau und Viehzucht. Die großs ten Feuersbrånſte hat ſie 1653, 691 76 und 1722 erfahren. Die Comiciam oder Co. metiam Sehifer , verkaufte der halberſtads tiſche Biſchof Rudolph II um das Jahr 12541 ohne Einwilligung des Domkapitels , an die
Markgrafen Johann und Otto zu Branden,
burgi får 3300 Marf. Sein Nachfolger wollte diife Verdußerung wiederrufen , war aber gegen die Markgrafen zu ſchwach , und be: faufte Daher die Cometiam und einige Schlöſſer an das Erzſtift Magdeburg , für 4500 Marf. Weil aber die Markgrafen biefe anſehuliche Erwerbung nicht fahren laſſen
wollten , wandte fich Erzbiſchof Volrab an Ben Pabſt , welcher dem merſeburgiſchen und
er furtiſchen Defano auftrug , die Martgras fen durch geiſtliche Zwangsmittel Dazu zu nde 3
this
1
102
thigen : Serfens cod. dipl. brand. T. I. pag. 43-44.
Das nahe gelegene Gut Kammerhof ,
indgemein der Recháuſiſche Kampf genannt , iſt ein Erbgut des Rathbauſes. 2) Werben , eine kleine Stadt unweit
der Elbe , welche gegen ihr über die Savel aufnimmt. Es iſt biefelbft eine lutheriſchgeiſt liche Inſpetzion von acht Pfarren, und eine
Kommenthurei des Johanniterordens , von welcher leßten in Gertens dipl. vet. March .
T. I. pag. 299. 307. 619 Urkunden zu finden. Die Hauptnahrung beſteht in Adfer bau und Viehzucht. Ein Theil von dem Gebiete der Stadt liegt jenſeits der Elbe in
der Prignit.
Auf dem Werder , da die
Savel in die Elbe fließt, erbauten die Schme: den 1631 eine Scanze , welche 1642 nie.. dergeriſſen worden. 1626 brannten hier 315 Häuſer nebſt Scheunen und Staden , ab.. 2. Im Fechaufenſchen Kreiſe , find 55 adeliche Dörfer.
I
1
1 ) Credefe ober Strebefe , ein adeliches Echloß , welches die Herren von Bismart
RE
1562 gegen Burgſtall eingetauſcht haben , an deffen Etrue ehemals ein Benediktinere
nonnenklofter geſtanden hat , welches nach der
Kirchenveränderung von der Landebherrſchaft eins
$
103
clagezogen worden. Of gehören 14 Dörfer. und 6 Dife in den Wiſchen dazu.
2) Die Pfarrbórfer Cråben und Viels baum , Dobbrun , Falkenberg, Groß - Garzt, Sónigomart , finsenberg , Poſſe , Neufirchen ,
Groß. Hofſau, Uchtenhagen, Groß - Wanzer, Wendemart.
3) Groß und Klein - Auloſen, Dörfer der abelichen familie von Jagom .
Unter.
ſchiedene diefe Familie und ihre Gåter , ina ſonderheit das Schlos Aulofen , betreffende Urfunden 1
Rieben in Serfens dipl. vet.
March . T. I. pag. 547 - 590. V. Der ærend fecifche-Spreis , in welchem 1. Das königliche Umt Urendſée, darin der See dieſes Mannens ift , welcher eine
fleine Meile im Umfange hat , und 20, 30 und mehrere Klaftera tief iſt. Sieher geo hören 1 ) Arendſee, ein Fleden, welcher Stadts gerechtigkeit hat , an dem eben beföhriebenen Set.
Er wird in die Alt s und Neu - Stadt
abgetheilt ; jene flebt unmittelbar unter dem Umte , dieſe aber bat ihren Magiſtrat , wela
them dieUntergerichtezuſtehen , und die Ober gerichte dem Amte.
Die Polizeigerichtsbara
feit in der Alts und Neuſtade bat der Mas
giſtrat allein . Das ehemalige Jungfrauene Hoſter Bencdiftincrorbens , iſt nun ein can . gelia
104
gelifche adeliches Kloſter , darin eine Web tiſlin und recha Fråulein leben. Mit der bica ſigen Pfarre iſt die zu Genzin , verbunden . Es iſt hier ein Amtövormgert.
13:
2) Die Pfarrdorfer Binde und Claeden . 3 ) Das Vormert lúckſtedt , welches mit: Koloniſten befekt iſt.
2. Im arendfeeiſchen Kreiſe , fing drei abeliche Fleden und 62 adeliche Dörfer. 1 ) tabe oder Calber ein adelid , -alpen
#
sa lebenſch Flegent , welcher Stadtger er echtigkei bat , an der Milde , in einem von derflbent um floffenen morafti g Werber , wird in den Lehnbrie und andeernn Urkunden eine Stadt, ſonſt abferen ein fteden genannt und beſteht aus 85.Feuerſtel . 1320 verpfänd die l e von Crochern dasenhieſige Schloß an dietSetnädte Stendal , Tangerm und . Ofterbu , für 1200 Mark Silbersündaeuf fünf Jahre r,g Ger
kenß dipl . vet. March . T. I. pag . 39 lie baben es aber auch vermuthl i
währen dies d
ſer Pfandſcha an die pon Aclhpensle vers kauft ; denn dfiteſe ſollen es um das Jabhern 1324 an ſich gebracht haben . Dieſes ehemalig feſte Schloß iſt eingegan . Vor Alters iſet hier auch ein Kloſter gewgeeſnen . In einer Urkunde von 1464 befiehlt Markgra Frideric den Einw des Fle Cafl , denh vo ohn
cent
de
n
Aldensleebrn die Erbhuldi ta gung zu leiſten . Sefen en
}
1
r95
ken B. e . pag . 495. Es iſt hier eineabetichha aldensleben (che geiſtliche Suſpelzign von funfa gehn lutheriſchen Pfarren , auch hålt die ala
penslebenſde familie bier, ihr Seſamtgericht Zu dem hieſigen adelichen Gericht gehören Innerhalb Werbers , nach Salzmedet und Arendfee zu zwolf gange Dörfer , und frei Dörfer zum Theils außerhalb Werbers,
nach Gardelegen hin zehn ganze. Dórfer. 2 ) Bismark , ein adelich-aldenslebenſcher fleden , welcher aber jeßt feine Stadtgerech; tigkeit hat , don 75 Feuerſtellen , liegt ungis fähr eine halbe Meile von der Bieren und bøt ehedeffen cine Burg gehabt. In einer Urkunde von 1464 befiehlt Ma Igraf Frides rich , daß die Einwohner des fledens BiBa
mark den von : Uldensleben die Erbhuldigung 3
leiften ſollen . Gerkens dipl. vet. March , T. I. pag. 495. 1676 brannte der Ort ganz ab..
** !;
3) Groß-Upenburg ein abelid , a fchulena burgiſcher Fleden , welcher keine Stadtgerecha tigkeit hat aber ſchon in Urkunden des zwolfa ten Jahrhunderts vorkommt , und 1349 von dem Markgrafen Ludrig dem altern an die
von der Schulenburg berliehen worden iſt. 3n demfelben findet man das abeliche Haus,
die alte Burg , das fchulenburgiſche Gerichts kaub , in welchem der Geſamtrichter der Hera ren
106
ten von der Schulenburg wohnt , and achts szig Feuerſtellen. Von der lutheriſchgeiſtlichen Infpelzion , welche wechſelsweiſe hiefelbſt und zu Berendorf iſt, fiehe dieſen legten Ort.
Das Landgericht wird jährlich zweimal , eip , 'mal hier , und einmal zu Berendorf , ges balten. 54) Nipleben , ein adelich Schloß und Gut , nahe bei Apenburg , " welches 17471
nach Abſterben Hans Georg von der Schus lenburg , an die lieberofiſche finie gefallen iſt.
1
5 ) Die Pfarrb örfer Calehne, Cheine oder Cheinißi Groß- Chúben , Gladigau, Kertau,
Mechau, Pakeburich i Stappenbeck , Súrig
4
Winterfelde. 1
VI. Der falzwedelſche Kreiß , in welchem 1. Folgende unmittelbare Städte.
1 ) Salzwedel , in den älteſten Urkuns den Saltredele , Saltridele , Sattredel , im dreizehnten Jahrhundert (chon Solewebel, and endlich Salzwedel , eine Stadt an der
Feeze , liegt in einer niedrigen und moraftis gen Gegend , baher auch , nach M. W. Ger:
keng Muthmaßung , ihr Name ein in einer fumpfigen Gegend gebautes Schloß oder Stadt bedeutet.
Cie befteht aus der Alt : und
Neuſtadt, und jede hat ihren beſondern Um= fang , ihre Thore ,.Straſſen , Kirchen , beide aber haben nunmehr einen gemeinſchaftlichen Ras
1
?
107 Magiftrat. Jn der Miftade" iſt die Marien lirche , bei welcher eine Probſtei gewefen ift, die 1945 bem Levin von der Schulenburg dem jüngern, auf Lebenslang , nachmals aber ihm und feinem Vetter gleiches Namens , dem
åltern , zu fehn gegeben worden , und bei, des leßten Nachlommen , welchen jene fie übera faffen , bisher verblieben iſt. Un dieſer Kirs
dhe ſteht der Superintendent der lutheriſche geiſtlichen Inſpekzion der alten Stadt Salzs wedel, zu welcher 33 Pfarren gehören. Die gwei Kirchen der beiden Sidſter , welche ches deffen hicfelbft geroefen , find noch in gutem Etande.
Die Schulen der Alts und Oleus
ftadt find 1744 zu einer einzigen vereinigt worden , welche in diefer Altſtadt gehalten wird. Die alte Burg ſteht den von Mod erbs und eigenthämlich zu. : Die Hauptnaho
rung beſteht im Bierbrau, im Tuchmachen , in den Satſche - fries = "und Strumpfmanus fatturen , und unterſchiednen Handwertern ; auch wird hieſelbſt viele Leinwand von mans derlei Seipebe, Muſtern und Farbe zur Kleis
dung verfertigt , und ſtarker Sandel mit dere falben getrieben.
1535, 95 , 1630 und 1705
hat die Stadt große Feuersbránfte erfahren .
Die Vorſtadt Bochorn , liegt der Stadt gea gen Weſten . Der Neuſtadt haben die Marks
grafen Johann und Dtto 1247 Stadtgerecha tig
108
tigkeit gleich der Attftadt Salzroedel , fame.
andern Gerechtigkeiten und Freiheiten, ertheilt :
ata
die Herren von Urakow gehören aber auch mit zu den Stiftern derfelben . ' f. Gertens
dipl. vet. March . T.I. pag. 310. Sie
1
mird durch einen Arm der geeze don der Olicitadt unterſchieden und hat eine Pfarta
firche , bei welcher ein Jaſpettor fteht", und eine Sofpitalfirche . Salzmebel hat ehedefſen unter die Daupta flådte gehört , und die alten Markgrafen baa ben hier eine Münzſtåtte gehabt. Db die alten Markgrafen ihren Sitz in der Altſtadt Salzwedel , in der Dafigen fogenannten Burg, gehabt haben ? oder aber eine Meile davon
im Dorf Alt - Salzwedel , moflbft ſich noch ein Gemäuer findet , welches von einer Burg au fenn fcheint ? iſt ungewiß . Uibrigens fine det man in den älteſten Urkunden und archis
wiſchen Nachrichten der Stadt ſo wenig , alt der den alten Geſchichtſchreibern p die gering fte Spur , daß in oder bei dieſer Stadt in alten Zeiten jemals Salz gefocht morden , oder wenigſtens Salzquellen geroeſen fern; daher der Name der Stadt nicht davon her :
geleitet werden kann , ob man gleich gegen das Ende des fiebzehnten Jahrhunderts vor Dem lúchauiſchen Thore , unweit der ſogenannte
ten Soiersburg , an der Lüneburgiſchen Seen
2
YO
34 , sin einer Fehr Falpetrigen Gegend , einige Spuren don Salzquellen entdedt , und zur
Probe ( welche aber ſchlecht ausgefallen fenn muß , ) Salz gekocht hat.
1
Gerfen hat in
ſeinem : dipl. vet: March. T. I. p . 227-, -423 in Diplomatarium von dieſer Stadt , and von dem Kloſter St. Spiritus , gelica fert.
2) Gardelegen oder Gardeleben , feine Stadt an der Wilde , welde zwei Kirchen ,
vier Soſpitálır , davon zwei auch Kirchen haben , eine lutheriſchgeiſtliche Inſpefzion von 22 Pfarren , eine lateiniſche Schule und eine Tuchmanufaktur bat. i 1300 brannte ſie ab . 1058, 67 und 85 erlitte ſie auth große Feuert:
brünſte , und 1757 eine große Aubſaugung !
non ben Franzoſen. Vor Ulters haben hier markgråfliche Prinzen gewohnt , und ſich Gra: fen von Garbelegen genennet. " Die gardeles giſche Heide , iſt ein ſehr beträchtlicher Wald . 2. Folgende fönigliche Aemter.
1 ) Das Amt Salzwedd , zu welchem aufer einem Borwert und dem
Perwer ,
ſechszehn Dörfer gehören , in welchen aber auch abeliche Unterthanen find.
Man kann
bemerken :
( 1 ) Den Perwer , ein Pfarrdorf , wels cheb wie eine Vorſtadt von Salzwedel auss
fieht , in Urkunden pon 1349 und 1357 auch das
110
Das Jubendorf heißt ; feinen Urſprung aber vermuthlich dem Kloſter zum heiligen Geiſt zu danken hat. Die Einwohner gehören theils unter des Amts , theils unter eines Herra von der Schulenburg , theils unter des Raths der Altſtadt Salzwedel , toeger des poſpis tall St. Georgen , Gerichtsbarkeit. Faſt am
Ende des Perwers , liegt die Kirche und das Klofter St. Epiritu $ , davon in Gerkens dipl. vet. March. T. I. pag. 279 f . Urfunden
?
V
aus dem Dreizehnten und vierzehnten Jahre hundertporkommen , deffen fondent aus Ca
nonicis regularibus beſtanden hat , und bei welchem auch ein Ronnenfloſter von der heis
ligen Anna benannt , geweſen , beffen Ber:
reuung in die Altſtadt an die Nikolaikirche, 1487 por dem Churfürſten Johannes erlaubt morden. Weiter hinaus "liegt St. Eeorgen
Pfarrkirche und Soſpital , in welchem zwolf arme Fragen unterhalten werden.
Dieſer
Hoſpitalfirche iſt die Pfarre 'Brevig zugelegt worden.
(2) Die Pfarrbórfer Klein -Garze, Pres
&
Bier , Saalfelde.
2 ) Das Umt Diesdorf oder Diſtort , von 41 Dörfern , hat den Namen von dem
um da $ Jahr 1161 geſtifteten Auguſtiner Nonnenklofter Diſtorf, welches anfänglich St. Mariens Inſel pber Marienwerder bieß , ver *
inuth
!
eri muthlid , weil es mit Seiden und Gråben
umgeben geweſen. Gerfen hatin feinem dipl. vet. March . T. I. pag. 423-489 , und
Tom . II pag. 155 - 252 ein Diplomatan rium von demſelben geliefert. Speutiges Tags befteht es aus, jiddlf evangeliſchen Kondena tualinnen , halb abelichen und halb bürgerlic den Standes , deren Borſteherin Domina
beißt.
(1) Das Pfarrdorf Diebdorf , hält drei Fahrmårtte , und hat ein königliches Umtde Die biefige Pfarre iſt mit der zu Ubbendorf, vereinigt. Das Filialdorf Dank,
vorwert.
fen , chedeffen Dangden , kommt beim Gers fen ſchon in einer Urkunde von 1277 dor.
(2) Döhre , ein Pfarrdorf, bei deffen Kirche ehedeffen eine Probſtei geroefen iſt , die vermuchlich im vierzehnten Jahrhundert geftiftet worden. Der Probſt war ein wirts lider fandftand.
Dieſe Probſtei iſt nach der
Reformazion in ein weltlidyeb Sut verwandelt worden , welches Adolf Friderich von der
Schulenburg 1724 an Georg Heinrich Bruns dertauft , dieſer aber es auf ſeine Nachfoma
men gebracht hat. . Serken T. 11. ſeiner dipl.
vet. March, hat p. 391 - 426 ein chartu larium Praepofiturae in Döhre geliefert. (3) Die Pfarrdórfer Hilmſen , Juber . und Memfe .
(4) Die
112 +
( 4 ) Die Dörfet Hohen - Dolsleben
Hanem , Grávenſtedt, Melin , Molmke, Reba digau, Ruſtenbeck, Schmolau, oder 2moleue, Wiersdorf, Wiſtede und Wolmerſeh , Find fa ,on im Dreizet, nten und vierzehnten Jahr hundert vorhanden gerneſen , und kommen beim Serfen in Urkunden vor.
( 5 ) Die Vorwerfe Lüdelſen und Bierre. 3. Sundert und zwei und zwanzig ades liche Derter.
1) Einige Schulenburgiſche. ( 1 ) Deßendorf, ein Fleden , welcher aus einen Schloß , zwei adelichen Hofen , etlichen
Vorwerten, zwei Sdáféreien, der Vor- und
Hinter-Wohlgemut, und einigen vierzig Feuers Mellen , ſamt einigen Freiháuſern , beſteht. Das Merkmürdigſte biefelbft iſt das alte Stammhauß und die ehemalige gemeinſchaft: liche Burg der Herren von der Schulenburg dieſes Orts , movon noch Uiberbleibfet in eis nem Moraft zu ſehen ſind.
Hier und zu
Apenburg iſt wechſelsweiſe die ſchulenburgis fche geiſtliche Inſpetzion über die Kirchen in den Fleden und Dörfern, in welchen die Hers
ren 'von der Schulenburg das Patronatredyt
haben. Markgraf Albrecht hat dieſen Drt 1 202 ben von Krochern genommen , Otto II ibn Wernern und Dieterichen von der Schu
lenburg 1204 für 2000 Mark Silbers vers fent,
113
fent , und deffen Brüder Ürbrecht ihn 1214 an die von der Schulenburg für 7000 Mark gum E. blehn verkauft. Das uralte Geſchlecht der Herren von
der Schulenburg , welches ſich jeßt in das
alte grafiche , juntge gråfliche, oder lieberos fiſche , und apenburgiſche theilt , hat einen Selaintrichter.;. der ., außer den lehns - und andern ihm vorbehaltenen Sachen , in folchen Fåten erkennet , welche unterſchiedne Håuſer oder deren Unterthanen zugleich betreffen.
(2) Die Vogtei Steimbke , welche chea malb dem 1742 ausgeſtorbenen Geſchlecht der
von Bartensleben gehört hat, und mit Geba hard Werner8 Sochter, Anna Kathrina Adela heid , an ihre von ihrein Gemahl Grafen
Adolph . Friderich von der Schulenburg zu Begendorf erzeugten Söhne ; gekommen iſt. Sie liegt an dem moraſtigen Walde Dróma ling , begreift ſechs Derter , von welchen zwei
in das lúneburgiſche Umt Kneſebeck gehören
und hat den Namen von dem Pfarrdorf Eteimble.
( 3 ) Die Bogtei Rohrberg , pon zehn
Dertern , welche zugleich mit Steimbke und auf gleiche Weiſe an das gráflich - ſchulenbura giſche Haus gekommen iſt.
Das Pfarrdorf
Rohrberg, liegt an der Feeße. Buid . Erbberdr, 20.
2
.
2 ) is
114
2) Einige Derter der adelichen Familie bon Álvensleben , welche ihre Vorfahren vom zwölften Jahrhundert her erweiſen kann ,
und von welcher Gerkens Diplomatorium im zweiten Theile feiner diplom . vet. March. p . 427-570 nachgeleſen zu werden verdient:
4
Sie befint
(1 ) Das Gericht Errleben , welches zwis fchen dem Halberſtadtiſchen und Magdeburs ģiſchen liegt, und von den übrigen Gegens den der Altmark faſt ganz abgeſondert iſt.
Es beſteht aus fechs Pfarrdótfern , nåmlich Errleben ; Ubrfleben , Eimersleben, Ön - In gerkleben , Bregenſtåt und Hörlingen. Der ehemalige große See bei Dfi - Ingersleben iſt 1719 , und der See Bruch bei Erxleben
1721 , abgelaſſen , und theils zu Acerland , theils zu Wieſenwachs -fruchtbar gemacht worá den.
Der Forſt bei Errleben iſt beträchtlich.
(2 ) Sfenfchnibbe , die eiſerne Schnippe, ein feftes Haus oder Cdlot an der Milde,
unweit Gardelegen , haben die Herren von Alvensleben mit der dazu gehörigen Vogtei
1
zuerſt pfandmeiſe inne gehabt, 1448 aber von dem Markgrafen Friderich dem jüngern zu lehn erhalten , und ſeitdem bereiten . ( 3 ) Das Gericht zichtau , welches vor bem Drómling liegt , ünd bon einem Pfarra. dorf den Namen bat.
3) Fols
1
hy
1
115
3) folgende Pfarrdórfer, Whlum , Boma beck , und Roderithin , Breitenfeld, Búlft.ina gen, Berge, und Solpfi, Groß- und Kleins
Engerſen , Eſtedt, Flechtingen
( in Urkun.
Flagitungen und Flachtungen,) Jiggau, den Spfe, Langendorf , Mieſte, Neuendorf , Xia ftedt, Wegenſtedt, Oſterwohl, Tolſen , Wala flade.
4) Das Umt Dambec ober Dambke ,
ift aus einem ehemaligen Benediktiner Nona henfloſter entſtanden , und 1545 von dem Churfürſten Joachim it an Revin von der
Schulenbury , den altern und jungern , und ihre Erben auf fech8zig Jahre verlichen ,
1607 aber von dem Churfürſten Joachim Fris *Berich , der von ihm zu Joachimsthal gea
ſtifteten Fürſtenſchule gewidmet worden , mela the aber erſt 1645 und 46 in den Genus der Eirkünfte gefest , jedoch die Oberauflicht über die Berwaltung der Wirthſchaft der thurfürſtlichen Umtskammer annoch überlaſſeit worden , bis endlich Churfürſt Friderich Wila helm 1650 dieſes Ameß Einkünfte , ſowohl als die übrigen Güter deß nun zu Berlin
befindlichen joachimsthaliſchen Gymnaſii , eis hem beſondern unmittelbar unter dem lan .
debherrn ftehenden Schuldirektorio anvertraut und übergeben hat.
Solches Direktoriunt
Bit dieſes Amt von einem
angenominenent
116
Beamten eben fo wie die føniglichen Aemter Die jährlichen Einkünfte deſſela
berwalten .
ben betragen an 6000 Rthlr.
Es gehören 1
dazu die Pfarrbórfer Dambed , eine Stunde von Salzwedel, Ult - Salzwedel , eine Meile von der Stadt
Salzmedel, an deſſen Ende , gegen Morgen, ein ſtarkes Mauerwerk fich findet , melches
für ein Uiberbleibſel von dem alten Wohnſige
der Markgrafen von Salzwedel , gehalten wird , Jeben , Immekath , Jeggeleben , Gåſe felfelbe , fatefat , Kuhfelde.
B. Die Prigniß.
$.
I.
ie Prignitz iſt am beſten auf dem Drita ten und vierten Blatt der Charte oon
dem Herzogthum Meklenburg, welche die bers linifiche Akademie der Wiſſenſchaften heraus, gegeben hat , zu ſehen. Sie wird in den churfürſtlichen Beſtätigungen der Freiheiten der
11n Be ie Lan Hehaft und Ståbte , allezeitssdie Vor: der ra Vo Die dſc rl and eitung und i
deß leşten Namens , iſt nicht recht gemiß, Gemeinig lich leitet man ihn von den Brizanern her ,
welche nebſt den Xhebariern und Seveliern, dieſe Gegend unter den ſách fiſchen Kaiſern bis
an die Zeit Albrechts des Båren bewohnten; und vor weldien die linoner und Wilzen , als hier wohnende Völker ; genannt wer : den , wiewohl die finoner nur einen Theil dieſes landeß , ihren rechten Siß aber im Herzogthum Meklenburg gehabt haben. Gera
fen , welcher dieſes theils erwieſen ; theils wahrſcheinlich gemacht hat , mennet die Gaue
finagga , in welchem Perleberg , Lenzen und Putlitz gelegen , Dafferi oder Daffia , per: muthlich von der Doſie alſo genannt und Nieletizi , welcher die Gegend um Havelberg begriffen hat. S. 2. Sie grenzet " an die Elbe und Hac bel, an das Herzogthum Mellénburg , und an den rappiniſchen und haveåndiſchen Streis der Mittelmark , und iſt von Meilen lang , und 7 Meilen breit , oder 59 Quadratmei , len gros.
$. 3. Kónig8 Friderich Wilhelm Vorſorge
für die Verbeſſerung des Bodend der Mark , hat fich auch auf dieſe Landſchaft erſtreckt $ 3
und
118
und e$ find das Wendfeld bei Banekom , die Gegenden bei Semlin , Dalmin , Wita ftod und Roſenwinkel , fruchtbar gemacht wor= den. Wenn die Elbe im Frühjahr über ihr
Ufer trit , und das umliegende Ader - und U ierenland unter affer reßt , iſt ſolches Tomohl hier , als in der Altmark , vortheil baſt, weil ſie das Land dunget : menn es aber im Sommer kurz vor oder nach 30s hannis geſchieht , ſo iſt es ſehr nachtheilig. Bu Freienſt :in werden die kleinen oder ſoa genannten Stec - ober Treugerúben ſtart gee baut. Die eldenburgiſche , gechlinſche und lenzen che Seide , welche legte ſonſt der Dars gard genennet wird , find beträchtliche Wál: der.
#
Die vornehmſten Flüfte des fandes find
die Dorie ; pódniß und Elde , und die Ste peniş 1 ) Die Doſſe, entſpringt hinter der mißiſchen StadtchenPlorte, zwiſchen dem prig und
den
metl nburgiſchen Dörfern Priborn und Maſſau, in dem auf der Grenze liegen" en und ſoge: nannten ſtreitigen Birkenbrud , und berührt das Meklenburgiſche bei dem Dorf Schon
berg ungefähr 4 Meile lang.
!
Hii
Vei Witſtock
empfängt ſie das aus dem berliniſchen See fommende Fließ , und die bei Zangte entſte hende Slinze , bei Neuſtadt die zwiſchen Gra: bei bom und Bartitom entſtehende Bloeth , Niet
100
119
Niebehorſt das Schwarze Waſſer, welches dies fen Namen bei Neuendorf bekommt , da es
vorher bei Kipiß die Fågeliß genannt wird, und in dem zum Stift Seiligengrabe gehos rigen Dorf Schönebeck feinen Urſprung hat , bald darauf in zwei Arme theilt , die in
den por Kipitz belegnen Teich fließen , der wieder zwei Ausflúffe hat , die hinter der
Etadt einen gemeinſchaftlichen Fluß ausmas dhen , der angezeigtermaßen Fågeliş genannt mird. Die Dorſe empfängt auch den Rhin , und fállt bei Vehigaſt in die Savel. Bei Dors ſom fann man anfangen , fie mit Floßen zu befahren , oberhalb
Wittſtock aber iſt fols
ches jeßt nicht ' möglichi weil der Fluß daſelbſt lång der Stadt Seide ſehr viele Krümmungen hat , ja zuweilen ganz auss trodnet.
Man könnte ihn aber tiefer aus,
graben , und ihm da , moer die vielen
Krúmmungen macht, ein gerades Bette zie hen , um ihn ſchiffbar zu machen. 2) Die Roedniş , entſpringt im Herzogthum Mekleně burg , tritt bei Streſom in die Prignitz , bez fómmt unterhalb Gadom den Namen der Fart , und vereinigt ſich bei Eldenburg mit der Elde .
Dieſe , welche aus dem Plauers
fee im Herzogthum Meklenburg fómmt , und bei dem Vorwert Krohne einen neugegraba men Kanal , die neue Elde genannt , aus : $ 4
läßt,
120
låst , der bei Dómit in die Elbe geht , er reicht das prignißiſche Dorf Krinik , nimmt bei Eldenburg die foedniß auf , und fålle. unweit Sarz in die Elbe.
Sie kann mit
作
$
floeen befahren , auch , wenn man die Roa ften daran wenden wil , idhiffbar gemacht werden , 3 ) Die Stepeniß nimmt ihren
Anfang bei Menenburg , fließt auf Kloſter
7
Etepeniß , Puttliß , Wolfshagen und Pera leberg , theilt ſich hier in zwei Arme , von melchen einer zur rechten , und der andre aur linken um die Stadt fließt , und der
leşte theilt ſich abermals in zwei Arme, wela &
che durch die Stadt gehen , alle vier Aime aber vereinigen ſich unterhalb der Stadt
wieder zu einem Strom , der bei Witten berge das Carthanflies aufnimmt, und hiera
auf in die Elbe geht. Der ganze fluß liegt pon feinem Anfang an , bis zur Múndung, recho Meilen zurück. Von Putlit an , trägt er Floße , und ehedeſſen iſt er von Perle berg an fchiffbar geweſen. - Die Stepenit empfängt die bei Prißmalt entſtehende Dóma nit , die Bache Jaße ; Perie und Poſe , und bei Wolfshagen die Nummerniß , wel che unwe't Blåfendorf entfteht.
Es find in
der Prigniß viele fandfeen von verſchiedner Große , 9. 46
*
121
§. 4. Die Prigniß enthalt 6 unmittelf are und 4 mittelbare Stadte , einen Flecken, der
keine Stadtgerechtigkeit hat , 3 königl. Hema ter , zu welchen 10 Vormerke , 50 alte fós
nigl. Dörfer, (die aber mit adelichen Unters thanen vermiſcht find , ) und 19 neue Dors
fer auf königl. Feldtitarken , gehören , und 212 adeliche Dörfer.
Die unmittelbaren
Stádte ſind in ihrer Ordnung Perleberg, Priķwall , Syrik , Havelberg und lenzen. Die Stadt Bitſtoc iſt auch unmittelbar,
wird aber , als eine ehemalige biſchöfliche Etadt , zu jenen Städten nicht mitgeredynet. Die ; neun geiſtlichen Inſpekzionen , ftehen uns ter bem Generalſuperintendenten der Altmark und Prigniß . El find hier 54 gråfliche,
freiherrliche und adeliche Familien angeſeſſen. Die Prigniß ſteht als ein Korpus unter ihrem landſchaftlichen Kreisdirektorio , und die Kontris bie Untereinnehmer müſſen die buzion dem Obereinnehmer zur Hauptfaſſe abliefern .
Weil die Cataſtra von den Kona
tribuzion gebenden Grundſtücken , welche 1545
und 56 verfertigt worden , gar zu fehlers und mangelhaft geweſen , hat man 1687 ein neues verfertigt, und die Necker und die
Kontribuenten in vier Haupttlaffen getheilt, ſo daß die Kontribuzion für einen Scheffet Mubſaat, von 2 Pf. bis 22 Pf. ſteigt. Die $ 5
hiers
I 22
hiernach 1716 eingerichtete Anlage , ift bis auf den heutigen Tag beibehalten worden. Es find aber auch iminer viele Beſchwerden Dagegen erhoben , und das Cataſtrum bat ungeachtet der 1722 und 23 angeſtellten neuen Bemühungen , zu der erwünſchten Richtigkeit nicht gebracht werden fónnen. 1716 wurde die monatl. Kontribuzion auf
2
4
2480 Thlr. 22 Gr. 11 Pf. gefert, und,
weil ſie zu den Kreißausgaben nicht hinläng= lich mar , 1734 um ſi nämlich auf 2718 Pf. erhöhet , davon aber Shlr. 23 Gr. 2
nur 2691 Thlr. 3 Gr, 767 Pf. gehoben , und hiervon der Oberſteuerfalle 2486 Thlr. 8 Gr. 11 Pf. als das prignißiſche Kontin: gent bezahlt werden. Das Kavaleriegeld iſt nach Abzug des Beitrags der Stadte , auf 1162 Thlr . 1 Gr. 3. Pf. gereßt worden , davon aber monatlich in Gr. megen Mey en :
burg abgehen , meil ſolche unmittelbar an dic Dberſteuerkaſſe bezahlt werden : alſo daß nur 1151 Thlr.'. I Gr. 3. Pf. abzutragen
übrig bleiben.
Wenn
die Ritterſchaft der
ganzen Mart 2000 Thir. aufbringen muß,
To fallen auf die Altmark und Prigniş 607
Thlr. 16 Gr. 775 Pf. Davon die Prignite allein , 188 Shlr. 7. Gr. 5
Pf. tråge.
Wenn die Etádte gemeinſchaftlich mit der
Mitterſchaft 1000 Thaler aufzubringen has ben ,
A스
$
ing ben , die Neumark nicht mit koUeftirt wird , und die Ritterſchaft nach dem 1643 feſtges fekten Verhältniß 404 Athlr. 21 Sr. úber:
nimmt, ſo trägt die Prigniß dazu 51 Nthlr. 14 Gr. Pf. bei. S. 5. Die landſchaft iſt in fieben Diftrifa te abgetheilt , welche freiſe genennet werden , wiewohl denſelben inégeſamt nur ein landa rath vorſteht.
I. Der perlebergſche Kreis , zu melchem 78 Dörfer ' gerechnet werden. Man be? 1
merfe ;
1. Perleberg, die Hauptſtadt dieſer Panda ſchaft , welche an der Stepeniß liegt , die Rich vor derſelben in zwei Arme theilt , dea ren einer bei der Stadt meg geht , der ans bre aber bei dem Wauhauſe fich wieder in zwei Arme theilt , welche beide mitten durch
die Stadt gehen. Sie enthalt über 369 Rohnhäuſer. In der Hauptkirche ſteht der Inſpektor der perlebergiſchen lutheriſc) - geiſt lichen Inſpekzion , zu melcher 22 Pfarren ren gehören. Bei dem Soſpital zum heil. Heiſt iſt eine kleine Kirche und ein beſondrer Prediger und Fatechet. Die vornehmſte Nahrung leftcht in Handwerfen und Ackers
bau .
Die Stadt hat bab Direktoriumum
ter den Städten diefer Randfd aft. Eheter:
jen hat sie eine Zeitlang unter den Grafen POR
1
1
124
von Mietlenburg geſtanden. 1638 etlitte fie
99
4
eine große Plünderung und Verwůſtung von den Schweden , 1621 , 26 und 38 aber Brandſchaden. Der Stadt gehören die " Dór:
1
fer Dúpom , mit einer Pfarrkirche , und Spie: gelhagen.
!
2. Wittenberge , ein Städtchen , an der ſogenannten alten Elbe, welche nicht weit von hier die Stepeniß und Kartau aufnimmt, und fich alsdenn wieder mit der rechten EI.
be vereinigt. Die Freiherren non Putliß, haben hier auf der Elbe einen Zou.
Das
Etädtchen hat beinahe hundert Bürger und Einwohner. Im fiebzehnten Jahrhundert hat es drei Feuersbrúnſte erfahren , von msſchen die lente 1686 geiväthet hat. Nahe bei dem Stadtchen ſind noch zwei freiherra
liche Häufer auf zwei Bergen , welche die freiherrlichen Berge, oder Freiburg genens net werden . Dieſen Drt hat zur Zeit Karls des vierten , vermöge deſſelben landbuch von der Mark , dem Landesfürſten gehört , nach : ber aber iſt er , an die Gänſe , edle Herren
von Putliß , gekommen , welche Markgraf Otto 1373 mit dem Rande Wittenberg bea liche .
3. Die adelichen Pfarrdörfer Bentroitſch, Großenberge , Großenbrefie , Breſche, Burg
bagen , Tuinloſen , Dalmin , Gulow , Grof fens
13
125
ſengolſchau , Kleeßfe , Krampfer , Mansfeld , Nebelin , Meubauſen , Premslia , Duißow , der Stammort der adelichen Familie dieſes
Namens Roſenhagen , Tacen , Unge , Viea fede.
II. Der prikmalfiſche Kreiß , welcher 55 Dörfer enthält. 1. Prißwalt , eine unmittelbare Stadt, eine halbe Meile von welcher die Dómnis
auf dem fadenbediſchen Felde entſpringt , hierauf bei der Stadt vorbei geht , und eia ne Meile von derſelben bei dem Dorf Helle , ſich mit ber Stepnits pereinigt. In der
Stadt iſt eine lutheriſch - geiſtliche Inſpekzion , zu welcher 21 Pfarren gehöreni. 1642 branna te ſie halb ab. 1054. erfuhr fie mieber bes trächtlichen Brandſchaden .
Alle übrige Derter dieſes Kreiſeb, gohos ren theils dem Domkapitel zu Ha delberg, theils dem Stift zum heiligen Grabe , und Klofter Stepeniß , theils Edelleuten , und ein Dorf beſigt der Magiſtrat zu Prißwall.
2. Zum heiligen Grabe , oder Heilig Grab , ein Stiſt für eine Lebtiffin und dreifa
ſig adeliche Konventualinnen , liegt bei dem
dazu gehorigen Dorf Techom , welches mit Bolzke , eine Pfarre ausmacht. Das Stift iſt 1289 von dem Markgrafen Otto als ein
Ziſterzienſerklofter angelegt , und mit zw8lf Nons
126
Friderid if Nonnen 'befekt worden. hat es auß einem Kloſter zu einem Stift era Stiftsfı dufein ein Fondes hoben , auchtreden re8 Ordens uj , und auf der linken Seite des Kleides ein Kreuz zu tragen , erlaubt . Es hat noch neunzehn Dórfermainnn Beliß , und einen beſondern Stiftshaupt , welcher deſſelben Einkünfte vertraitet , aud ) mit Zus ziehung des Juſtiziarii. die Gerechtigkeit bea ſorgt.
3. Marienflies an der Stepeniß , ein sloa fier für rechó adeliche Fraulein , und ein Pfar: dorf
Greinſtein, ein Flecken ohne Stadtgerecha tigkeit , von 116 Feuerſtellen , den von Wine terfeld zugehörig. 1718 brannte er gang ab.. Bei demſelben wachſen die ſogenannten Šiect:
und Treugerúben ſehr häufig , und die Stta peniş fommt von Meyenburg hieher. 5. Menenburg , ein Stadtden , den bon Rohr zugehörig , hat ungefähr hundert Búra ger. 1574 brannte es halb ab. Nicht meie davon entſpringen die Doſſe und Stepeniš . 6. Putliß , ein Stadtchen , welches der @tammort der Gänſe enfant Herren ton ut: lib , ift , unter deren Herrſchaft & noch ſteht.
Es iſt hi: felbſt eine lutheriſch - geiſtliche Ina ſpetzion von neun Pfarren . 1684 und gi iſt es faſt ganz abgebrannt.
7. Wolfe.
il
127
7. Wolfshagen , ein abeliches Gut und Dorf der Familie von Putlig . 8. Die Pfarrodrfer Beveningen , Bucha
holz bei Prißialt , Dannemalde , Falkenhas gen , Kolrep , Suhebier , Kuhstorf, Lindena berg , Merendorf , Mertensdorf, Rohlsdorf Sadenbick, Sajónbed , Schönhagen , Schreps kom , Trigliß , Welle. III. Der mitftodiſche Kreiß , bat 19 Dór fer. İ . Witſtoc , eine unmittelbare Stadt , in einem ſumpfichten Grunde , wird von eis hem Arm ber Dorfe durchfloffen ; der rechte Fluß aber geht um die Stadt , un8 nimmt unterhalb derſelben die Glinze auf. Es find hier ungefähr 600 Häuſer , 4 bis 5006
Menſchen , zwei Kirchen , und eine luthes riſch - geiſtliche Inſpekzion von eilf Pfarren . Die vornehmſte Mahrung diefer Stadt , tam ehéðeffen von der Tuchweberei , dieſe hat aber ſehr abgènoinmen .
Die Stadt hat ches
beſſen ben viſdófen zu Havelberg gehört, melche auf Dein jeßt mehrentheils verfallen in
Echloß gewohnt haben ; Daher geho : t fic nicht zu den @tanden der D'art , iſt aber dem Churfürſten unmittelbar unterworfen . 1636 gemannen die Schweden bei dieſer
Stade einen Sieg über die Kaiſerlichen und Eadſen : 2. Das
12 %
2. Das fönigl. Amt Witſtock , zu wels dem die Vorwerke Bohnenkamp und Blans fenburg , vier neue und zehn alet Dérfer ,
gehören , von welchen legten abe: cins im ruppinſchin Kreiſe liegt. Unter den legten iſt das Pfarrdorf Papenbruch.
5. Das königl. Amt Goldbeck , liegt an ber Dofie , beſteht aus dem Vorwerk Goita bed und vier Dörfern , von welchen
aber Großhaflow , zum Theil zum Amt Wieſtock gehört. ' Doſſe und Gadow , (mels des
zum ruppinſchen
Kreiſe gehört , )
find Pfarrdörfer. Der Bramminenſee , hat einen Zufluß aus dem großen See , und Al fluß in den Rheinsbergiſchen See i und dieſe drei Seen fónnen mit Floßen befahren
werden. Der Breußnißer See , iſt nahe bei
dem Dorf Menz. Der Filzer See , gea hört auch zu dieſem Amtë, e$ liegt aber bas meflenburgiſche Dorf Diemiß , daran. Der Gieſenſchlagenſche See , iſt halo meka
lerburgiſch. Bei Spatendorf iſt der Baus erſee
4. Das königl. Umt Zechlin , beſteht aus einein Vorwerk, zwölf neuen auf fønigl.
Feldmarken angelegten Dörfern , acht alten Dörfern , vier Dórfern , die von Ruppitt, und Peche Dörfern , die von Rindom hieher bera
129
perlegt worden , und von welchen zwei nicht zu der Prigniß gehören . Unter den lenten iſt Menz , im cuppinſchen Kreiſe , bei wels dem
der Daubauſche: See ift.
Der Name
Zechlin , fommt ſowohl einem Pfarrborf , als Flecken zu ; der legte hat keine Stadt gerechtigkeit , and nur einç filialkirche von
der Kirche de Pfarrdorf& , und iſt beidem Umthauſe van deffen Stelle. chedeſſen ein churfürſtl. Schloß geſtanden, hat. Nichtweit 1
oon hier iſt eing, Kriſtal, - und Glashutte. Noch ſind die Pfarrdørfer Babiß , Drans
fee, Zühlen , und Banzendorf, zu bemerken. 5. Die adelichen Pfarrdörfer Herzſprung, Chriſtdorf und Başke. IV. Der fyrißiſche, Kreiß , welcher 24 adeliche Dörfer enthält. 1. Kyrig , eine unmittelbare Stadt am Bach Jägeliß hat eine futheriſch - geiſtliche Inſpelzion über dreizehn Pfarren , und ſehr einträglichen Uderbau. Die alten Marta grafen haben hier eine Münzſtåtte gehabt. 156.2 , 1622, 26 und 74 hat fie großen Brandfdhaben erlitten . Dem Nagiſtrat ges
hören einige nahgelegene Seen , nämlich der Borfſee , welcher bei dem Dorf Bort ans fångt , und bei Karngau , der farngauiſche See , oder der Salz , genennet wird , der große oder ſtolpiſche See i welche drei die bers 3 Búro . Erdbefor. 20. H.
!
130
bberfeen genannt werden , und durch einen Ranal mit dem Unterfee zuſaminenhangen . 2. Die adelichen Pfarrbörfer Bantilom, Berlit , Chriſtorf , Dreven ', Demerthin ,
it
Santifow , Konigsberg , Pobme, Roſenmina tel, Veblin , Vehlow , Wutike. " Bei dem Dorf Borke ; iſt ein davon benannter See .
V. VI. Der hapelbergiſche und plattens burgiſche Kreiß , hat 33 adeliche Derter. 1. Havelberg ", eine unmittelbare Stade. an der Havel , von welcher fie umflorfen
zu einer Inſel gemacht wird , zu mela und der man nicht anders , alb Durch drei 1
brücken , kommen kann.
Zia
Bei der Stadtfira
che ſteht ein Inſpektor der Stadt havelber. giſchen lutheriſch - geiſtlichen Inſpefzion , zu
welcher Drei Pfarren gehören . Die lange Brücke führt zu den jenſeits des einen Havel ftrom gelegnen fieben Bergen , auf deren einem die Domkirche ſteht , bei welcher auch tine lutheriſch - geiſtliche Inſpekzion von acht
Pfarren ift. Das ehemalige Bibthum hat 8. Otto I im Jahr 946 geſtiftet. - Der lege te Biſchof war Ehurfürſten Johann Georg åltefter Sohn , Markgraf Joachim Friderich , welcher 1598 regierender Churfürſt murde.
Mach demſelben iſt kein beſonderer Biſchof meiter erwählt oder geſet worden ; tas
Domkapitel aber iſt bisher in feiner Ber: fals
2
131
faffung geblieben. 8. Friderich II bat dem Domkapitel 1755 ein beſonderes Gnadens und Kapitelkreuz ertheilt , welches von Gold, purpurfarbig emaillirt iſt , und in acht Epis
Ben außläuft. : Nuf der rechten Se'te ſieht man den preußiſchen Udler , und auf den bier Eden die Budiſtaben F. Rauf der
andern Seitz aber die Patronin des Doma kapitels , Maria mit dem Jeſuskindlein. Es
wird an einem weiß gewaſſerten und mic Purpur beendeten Band getragen.
Es ge.
hören deniſelben fünf Vorwerke, námlich auf bem Dom , Metlit , Kümmernig , Jederis
und Hoppenrabe , und eilf Dörfer , nämlich Toppel, Neßau , ein Pfarrbörf , Dolen ,
Gumtau , sin Pfarrborf , Granjaul , Gdri de , Schönhagen , Bredbin , ein Pfarrborf, Echönermart , Jederiß . , und Migau ein Pfarrdorf, welche alle in der Prignis lies gen : e$ hat auch Unterthanen in den Dóra
fern Bendelin , Studeniß und Garz. Die jenſeits des einen Havelſfroms gelegnen Ber. ge , deren oben ſchon gedacht worden , find als eine Vorſtadt anzuſehen , und enthalten auf 300 Haufer. Sie beiben der Mender
berg , Neueberg , Fiſchlauferberg , Biſchofs. berg , die lehmkuhle , der Riegelberg , Epera lingsberg , und der Schönberg. Der Bier gelberg gehört zur Stadt, der Biſchofsberg I a
132
ift shedem mit dem
biſchöflichen Umte Plats
tenburg an die von Saldern gekommen , die
ábrigen Berge gehören dem Domkapitel. E& wird in dieſer Stadt viel Branntemein gea brannt ; ¢8 werden bier viele Strumpfe ges ſtrict ; eß ſind hier auch viele Fiſcher , und e$ werden hier Elbfchiffe gebaut. Das meis fte Holz , welches nach Samburg auf der Elbe geht , wird hier erſt in ſogenannte Elhboden verbunden. 1627 brannte die gana į ge Stadt ab , als ſie von den dåniſchen
Truppen angezündet wurde.
重量
1
1635 , 471
58,61 und 1747 hatſie auch großen Brands Ichaden, erlitten . “ 1373 berpfandte Wenzel,
Konig zu Bóbeim und Markgraf zu Brans
denburg , die Stadt Havelberg an Şerzog Albrecht: von Mellenburg für 6000 Mart
brandenburg. Silbers. ſ. Gertens cod. dipl.
brandenb. T. I. pag. 72 .
110
Der Havelort , bei der Súhre einer großen und einträglichen der Stadt Wers ben gehörigen Wieſe , heißt der zwiſchen der Dörfern Mişau und Quişóbel, belegne Drt, mo Die Havel in die Elbe geht.
2. Wildnad , ein Stadtchen, oder ein Flecken , mit gewiſſen Stadtrechten , am Fluß Karthan , hat eine lutheriſch geiſtliche
Inſpeizion von ſechs Dörfern , und gehört webſt den Dörfern Regde , Grob - uno Kleins fúe
133
Láben , welches legte ein Pfarrborf iſt , und dem Vorwerk Develgúnne ; cinem Herrn von Salberh ; und der Ritterfiß.mird der
Wubenhof genennet. Uue diefe Derter has ben ehedeffer zu der Plattenburg gehört.
Vermoge Indifats vom 25. Febr. 1719 , beſtellt die adeliche Herrſchaft einen zur Nechtopflege geprüften Stadtrichter , wels chem in Gegenwart des Magiſtrats der Eid abgenommen wird , und der die vorkommens
den Klagfachen mit Zuziehung des Magiſtraté , böret und abſcheidet Die Mitglieder Magiſtrats werden von dem Nath felbft wählt , von der adelichen Herrſchaft aber fåtigt und eingeführet. Wilsnad , iſt
des er bez vor
Ulters durch einen Überglauben ſehr berühmt geworden , indem man hiefelbft drei Soſtien
berehret hat, welche 1383 in der abge brannten Kirche unperfehrt geblieben find ,
und auf deren jeder ein Blutbtropfen ges weſen ſeyn ſoll. Zu denfelben geſchahen groſs
fe. Wallfahrten aus den entlegenften fåndern, durch deren Veranlaſſung der Ort aus ei nem Dorf zu einem Stadtchen ermucho. Endlich wurden die zum Aberglauben gee mißbrauchter Hoftien 1552 von dem evans
geliſchen Prediger , Joachim Elefeld , der: Das Städtchen gieng 1690 faſt brannt. ganz im Feuer auf. ; I 3
3. Die
134
3. Die Plattenburg , ein abeliches Sut und Schloß , am fluß Karthan , welches chedeffen den Biſchöfen von Havelberg ge hört hat , 1551 aber von Churfürſt Joachim
II an Matthias von Saldern überlaſſen wor: den ", deſſen Nachkommen es noch befißen. 4. Xüheftedt , ein ' Pfarrdorf der von Grum tau , in deiſen Kirche das Erbbegråba ' niß der von Quißom iſt , welchen es ehe
Deffen zugehört hat. Es gehören dahin die filiale Belau und Guepeldorf.
5. Quißdo.1, Grobleppin und Salentin, adel. Pfarrdörfer.
VII. Der lenzenſche Streiß. 1. Lenzen, eine Stadt , in einer ſchönen Gegend , unweit der Elbe , an zwei Seen , i deren einer nach der Elbe zu liegt , bis oberá
halb Seedorf geht , und einen Abfluß in die Elbe hat , der andere aber bei; der Mühle
bei lenzen anfängt, oberhalb an Nausdorf ftoßt, auch der rudomíche See genannt wird, und einen Abfluß nach dem Nausdorfer Sec
hat.
Aus der Steinen der alten Burg iſt
1725 bis 27 ein neues Gebåude bei der
Stadt aufgeführt worden.
Die Neuſtadt iſt
pon der alten Stadt nur durch einen Waſs
fergraben unterſchieden, jedoch in einer Nings maller mit inbegriffen. Es iſt in dieſer Stadt
eine lutheriſch
geiſtliche Inſpetzion,
Die bies
4
1
135
biefigen Gerichte , heißen die toniglichen Umts -und Stadtgerichte.
denburg , flehen
Dem Amt Ela
, und dem Magiſtrat jy
der Gerichtsbarkeit zu.
El find aber feine
Grenzen zwiſchen beiderlei Gerichtsbarkeit be . ftimmt , ſondern es nehmen an der Krimis nal- und Civilgerichtsbarkeit, an Vormunda ſchaften , Hipothef -und Depoſitenſachen , das
Amt zu
, und der Magiſtrat zu į Ans
theil. Der gemeinſchaftliche Stadtrichter be: ſorget die Rechtspflege und Ausfertigung als ler gerichtlichen Handlungen allein , und die gerichtlichen Ausfertigungen werden von dem
jedesmaligen fånigl. Beamten , dem regie: renden Bürgermeiſter, und dem Stadtrich ter , unterſchrieben .
Der Stadtfetretár hat
bloß mit Polizeis und Rechnungsſachen zu thun , daher er auch nur von dem Generals direktorio beſtätigt wird , hingegen der Stadt richter empfängt feine Beſtallung von dem Juſtizdepartement des fönigl. Staatsraths, und wird bei dem churmårtiſchen Kammer
gericht in Eid und Pflicht genommen. Alſo kann die Stadt gewiſſermaßen als immediat, und gerviſſermaßen als eine Amtsſtadt ans geſehen werden. Markgraf Ludewig der er: ſte perfekte lenzen und Dimiß 1336 für 6500 Mark Silbers an die Grafen von
Schwerin ſeine Lehnbleute 94
nach welcher Oras
130
Grafen Abgang beide Städte an die Seks Ochibon rétlenburg famen , bei welchen
.
Dimits blieb , lenzen aber 1351 Dem Marts grafen Ludwig dem Nomer zurückgegeben wurde , als er die meklenburgiſche Prinzeſs fin Ingeburg heirathete. 1363 war dieſe Stadt den von Bókel
für
2000 Mart,
und 1368 den Herzogen von Braunſchweig -lůə neburg und den Serren von Ulvensleben ,
für 1100 Mark verpfändet. 1558 brannte fie ganz ab.
1627 , 30 , 38 , 40, 52,
und inſonderheit 1703 erlitte ſie auch grof ſen Brandſchaden. Uiber die Elbe geht in hieſiger Segend eine Fähre ; es wird auch hieſelbſt ein Elbzou erlegt.
2. Die lenzmiſche oder Lenzermiſche , iſt ein ſehr fruchtbarer Strich Landes an der Elbe und Elde , welcher gute Viehzucht, vora nåmlich an Hornvieh hat , aber oft ben Uiber: ſchwemmungen unterworfen iſt. Die Haus fer , mit welchen er bebaut iſt; fiehen hin-.. ter dem Elbteiche in einer Ncihe , und ein jeder Hauswirth hat hinter ſeinem Hauſe feinen Acker , und hinter demſelben , nach der Erde zu , Teine Wieſe. Sie machen die
Dórfer Groß- und Kleinwork , Roſtorph , ties , Unberanbte , Boranbte , Baarz und
Garz , aus , welche zu einem Kirchſpiel ges
hören, deſſen Kirche in Rieg iſt , und zu Klein
1
!!
137
+
Kleinwork iſt eine Kapelle. drei Nittergåter .
Es find hier ,
3. Das fónigl. Amt Eldenburg , ehoers fen den don Quigom zugehörig , zu welgem die Vormerke Eldenburg , Nudom , Birholzi. Steefom , Sterbiß , und Renzen , auf seren feldmarken drei neue Dörfer angelegt 'mor
den , und ſiebzehn Dörfer gehören ; doch find in
acht Dörfern mit den Umtontera
thanen auch adeliche Unterthanen bertengt. Die Pfarrdörfer diefes Amts ſind , Bithen,
Boberoro , Garlin , lanze , Módlich Nes dentin oder Recenziehn , Seedorf.
4. Die adelichen Pfarrdörfer , Pimow , Prottlin , Warnow , und Wuſtrow , unb Rod, 17 adel. Dörfer.
C. Die Mittelmarl S. 1 .
Charte von der Mittelmart , miche DiieBlacu geſtochen , und auch uiter Janſſous Namen gefunden wird , iſt aft gar nicht brauchbar.
Von den Segener
I 5
um
138
um Berlin und Potsdam , bat "man fleine aber gute Charten , welche in Berlin geſtoa chen worden , bie beſte aber iſt die oeffel
diſch in Nikolai Beſchreibung der Stadte Verlu und Potsdam. Die Mittelmart grenzt an di Prigniß , an 098 Herzogthum Mag deburi , an den ráchfiſchen Churfreis , an die Niedelaufik , Neumark , Ufermark , und an Meklaburg . Sie iſt 223 Quadratmeilen groß.
Die
älteſten bekannten Einwohner
der Rittelmart , ſind nad Ptolemai Bericht die Sievi Semnones geweſen , und nach benfeben nahmen mendiſche Völker dieſe Se genda ein , unter welchen zur Zeit der fråntichen Sónige die Milci waren. Unter der erſten ſächſiſchen Kaiſein , werden die Luitcii , als eine Hauptnazion dieſes landes, imgkichen die Rhedarii und Hevelli, (an der Havel,) angegeben , und im eilften Jahyundert , werden auch die Stoperani, (welhe an der Ober gewohnt und vielleicht
zu den Hevellern gehört haben ,) Wilini und Reubizii genannt. Gerfen hat folgende Gaum in der Mittelmart ausfindig gemacht; fufiz und Selpoli , welche die Gegenden pon Frankfurt , Fürfenmelde , Storkau,
Berau , Teupiß , Boſſen , und Buchholz begiffen , ſich auch in die Niederlauſit hins
ein erſtreckt haben : Sprema oder Zpria: WA
139
wani, welcher von der Spree den Namen bat , und die Gegenden Kopenic und Bera
lin begreift ; Bloni , Plonim , Ploni , doa dem kleinen Fluß Plone oder Plune , der fich bei Brandenburg in die Saoel ergießt, benannt , welcher in den Segenden oon Beliß und Treuenbrirken zu ſuchen ift : Zus
cha , der vermuthlich in der Segend oon les nin zu finden : Hepellim oder Bedelbun welcher . , pon der Havel den Namen hat, und in welchem die Derter Brandenburg,
Prizeroi , (Prigerbe,) Ezeri , ( Ziegeſar,) Pobdambuni, (Pondam,) und Geliti, (Gek tom,) genannt werden , und Niaziani , der vielleicht in der Gegend von Rathenau gea
wefen ift , auch vielleicht als ein kleiner Sau zu dem Seveldun oder Haveland gehört hat. Alb Markgraf Albrecht der Bår, die ręs land von dem wendifchen König Pribiz laus oder Heinrich geerbt hatte , wurbe
von der Stadt Brandenburg , die Marf Brandenburg , nachmals uber , in Anſehung der alten , jenſeits der Elbe , belegnen Mark, Die neue Marf genannt ; welchen lekten Nas men es bis in das fünfzeh Ate Jahrhundert behielt, da der Naine Neumark der jent ſoa
genannten Landſchaft eigenthümlich blieb hingegen das Land , wovon hier die Rede in , die Mittelmarf genennet wurde . Bon dies
?
140
dieſer Mittelmark , rührt der Titel Marl: graf zu Brandenburg, her. S. 2. Der fruchtbarſte Boden , iſt in den Bruchdorfern an der Ober , im havellandis
fohen , ruppiniſchen und oberbarnimſchen Krei ſe. Eg find unter den Königen Friderich Wilhelm und Friderich II , viele moraftige und unbrauchbare Gegenden urbar gemacht morben , als bei Kópenif , Belit ; Kapjau,
Duſtermarf., Hoppenrade , Rohrbeck , Dis rak . Lichterfelde , Prigerbe , Nauen , Rate ne
, Rhinau , Neuſtadt an der Dorfe ,
.
Schmante , Granſee , Rauſchendorf , Zehlens dorf , liebenwalde , Streutbruch , Dranien,
farg , Joachimsthal , Ranft, glau , Bucau, Zielar , lüdersdorf , Rómenbruch , Sensha:
gen , Wittſtock , Krampfuhl, Stremmen Wuſterhauſen , Werder , Próbel , Rehfeld , Ble-tsdorf , Şirſchfeld ; die , frankfurtiſchen
Wieſen ; das arengdorfiſche Bruch , Sieſens dorf , Charlottenburg" , Plauen ; Bagan , Ma tgrafpieſte , Friedersdorf , Storfau , die Brüche bei Kúftrin , und der ganze Obera bruch. Hierunter find die wichtigſten Bers
berierungen , der Königshorſt, gmiſchen Mauen und Fehrbelin , und die Vormerke in dem großır Oberbruch , zwiſchen Prießen und Påſt in. " An unterſchiedenen Drten legt man
fidy auf den Weinbau. Bei Teltom wacha fen
-
1
341
fen die beliebten kleinen Nůben in grófter Menge. In den gauchiſchen und teltowiſden Gegenden wird viel: fit fe und Buchmeißen gebaut. Bei Neubrandenburg þauet man Krap: und Waid ' ; man hat daſelbſt , a ich Scarde. Der Seidenbau geht an vielen Drten gut von , ſtatten : Hin und wieder find anſehnliche Seiden und Wålder. Nan ſieht an unterſchiednen Drten gute Farbena erden , fette Ebonerbe , Alaunerde, Sirda fizin , Vitiiol und Eiſenſtein. Bei Freien walbe iſt ein Geſundbrunn. $ . 3 . Die vornehmſten Flüſſe der Mittela mart , find zwar oben ſchon genannt , und ihr kauf iſt allgemein beſchrieben worden ; hier aber ſollen die kleinen Flüſſe , die Bå.
che , und die Seen , welche ſie in der Miito
telmark aufnehmen , nach der Ordnung,ihres Einfluffes, angegeben werden .,
Die Spree empfangt , 1 ) ben Fluß Maly, welcher oberhalb Kotbus entſpringt, ſowohl bei fahrel als Kathlo , ein kleines Fließ auf
nimmt , die fónigl, berenbrudtſchen Karpfen . teiche bewaſſert, unterhalb derſelben noch tin kleines Fließ empfängt, und neben Pein und Drenow bor Sebrow , in die Spreç geht. 2 ) Das Ölgeln [die Fließ , welches auß dem See bei Delßen in der Laufs tommt , bet Schneeberg, Hagau undO Del UR geln
14
geln vorüber , und unterhalb Beeſkond in die Epree geht. 3) Das Fließ , welches aus bem nadlişiſchen See im lebufiſchen Kreiſe , fømmt , und bei der Niederlage , in die Epree tritt. 4 ) Ein Fließ , welches aus
bem beinet & dorfifchen See fømmt , und im Umt fúrſtenwalde bei Berkenbrügge ; fich mit der Spree vermiſcht. 5) Die ledniß, welche im Umt Rüdersdorf bei Kienbaum, im ſogenannten Rabenwinkel entfteht, und fich bei dem Erfner mit der Spree vereis
EN
nigt. If zum Floken brauchbar. 6) Das Fließ Straus , welches , nachdem e$ einige
1
Mühlen getrieben hat , bei Altlandsberg, Pes tershagen , frederfdorf , Vogelfdorf, Kleins
Tchönebeck und Schöneiche , vorbeiläuft, durch die Heiße nach der rahnétor fiſchen Mühle, und atsdenn in die Spree geht. 7) Das altlandsbergiſche Fließ , welcher Bach eine halbe Meile von Altlandsberg , theils 'intér
Werneuchen , theiſ$ oberhalb Legendorf, entſpringt, durch die landsbergiſchen Wieren daſelbft befintlis låuft , und fich durch die en in den Walkmiins s b dhen Quellen vergróbeſrt , l e en en erlin s d h m c u n e n ſ , b en u a d ini i d Ichen , vor ch Mühlenteich fte Altlandsberght,eſcund he r n i e e l r rah t u f e n r n m d u end es o r in e h d e c l t r ſ e h e di ß Sp 8 ) dorfDa gi erte hegse .
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190
143
entſpringt, durch den Boterde bei Staubs berg geht , und unter Schönbeck in die Opree
faut.
) Das Eggersdorfer Rúhletließ ,
welches unweit Gielsdorf entſteht ; nai Eg. ģersdorf, Petershageni, und Schönbedgeht, und in die Spree fått. 10 ) Das Begena Borfiſche Fließ , welches in des Amer Alten:
Landsberg Dorf Wegendørf entſpring , und über das Buchholziſche und landgergiſche Feld nach Petershagen ; 'Daſelbſt abe in das dortige Fließ , und lo" in die nie' geht.
11 ) Die Wühle; ein Fließ , wolches3roiſchen Uhrensfelde' und Eiche im niederbanimſchen
Kreiſe; aus unterſchiednen Feld groenents fteht, bei Eiche undKaulsdorfweg invie Kopea nider Heide ,und daſelbſt in die Sree geht. faufiß , in der Berrfchof Chtſpring in der
das Amt Zoffen , wird bei dem (außdorfis fchen Sec 'ſchiffbar , gebt durch en mellette becht : und
dergiſchorſchen See , nahe bei
Boffen vorbei, in den großen und leinen Eee Prierom , nach Mittenwalde; het alsdenn
die Sühne , geht durch die Schlere bei Wu ſterhauſen unter Deuermühle ,
ir die vereis
nigten Flüffe Dahme und Meue Graben , in den See bei Ziethen , und berlittäiſt der
wendiſchen Spree bei Köpenic , i dieHaupts ſpree. Iftſchiffbar, "13 ) Die ſchifffare Dahme; meli
144
welce von Dahme im Churfürſtenthum Sacha ſen ommt, die Grenze zwiſchen der faufig und Diarl Brandenburg macht, von Stachow ankfióßet wird , durch den Münchehofer und Streganzſee geht, welcher lekte durch einen Sraben das Waſſer des Tiefen - Sees
aufnimmt , hingegen das prierosſche Mühlena
1
HE
fließ usläßt, welches in- das prierobſde Schulznwaſſer Wuídyzn genannt, fåut , dar V
hin ach das Waſſer aus den im teltoma ſchen Reiſe belegenen Teupiss Groß - Kórisa Fólzern und Suſt - Seen läuft. Mun fent die Dahre unter dem Namen des alten Flieses,
ihren Luf,in das Dolgenbrodſche Flief fort, nimmt as Waſſer des Stofauer - Woljis
ger : un Langenfees auf , geht durch den Dolgenbodſchen - und guſforſchen Set, durch
15
†
das bindwſche Fließ, den tablomſchen- Lantea
und Stripelfee , woſelbſt der Udlayree dars
an Mößt beiNeumühlen im teltomfchenKreira wegun in das ſogenannte niederlóhmiſche Malper, welches den Troſſienſee aufnimmt, ).
alsdenn durch den ziethenfchen See , durch die Seen Sedin , Krampenbube und langens ſee , und 'ndlich bei sööpenick in die Spree.
1
14) Die Panto , melche oberhalb Bernau ,
in den ſognannten Ruthen-Feldern entſpringt, hinter Zeprnit meg, nach Buch , Blankena
burg, Nieter:Sdönhauſen, Panto, und Bera lin
1
145
lin geht, woſelbſt ſie am Schiffbauerbamm in die Spree fåut. Die Havel , geht in der Ufermart durch
den Stolpſee, und nimmt nachher auf, 1 ) den Templiner Kanal , 2) das Bache- iFließ, wila dhes bei Gollin aus dem See Bolivien kommt,
in den Groß-Dargendorffee, und eine Meile oberhalb - Zehgenic in die Havel geht , ' drei
Meilen lang ift , und zum Floben bequem ſeyn wårde , wenn man es hin und wieder breiter und tiefer machte : 3 ) oberhalb Mila denberg das von Granfee herkommende Fließ :
4 ) daš Dellen - oder Dóuenfließ , welches aus dem großen Döllenfee , der eine halbe Meile lang ift , fømmt , durch den kleinen
Dóuenſee , und nach einem Lauf von drei Meilen in die Hadel geht , und , wenn es im Sommer nicht an Waſſer fehlt, bis zur boppenſchen Ablage zum Floßen dient : 5) den Wentokanal , welcher im Amt Badingen aus dem Weatoree entſteht , in der Heide , zwis
ſchen Tornom und Mildenberg fließt , und
fich mit der Havel vereinigt: 6) den Fluß Mente oder Menz , welcher oberhalb Meng auf den Seen kommt , in den an der mefs
lenburgiſchen Grenje neben Dannenwalde be . legnen See geht , nachmals da läuft, wo
das Nuppinſche , Meklenburgiſche und die Ufermark zuſammenſtoſſen , bei Tornon fich Burch. Erbberar. 20 , B.
s
mit
1:46
mit der Havel oeriniſcht , und ehedefſen Tchiff bar geweſen iſt : 7) das Waſſer des Teſchen: dorfiſchen Sers , welches durch einen Graben in die Kapel geht : 8 ) das Waſſer des Rups piner Sees , welches durch die Wuſtrauſche HA
Floßarche , durch den Bußgraben , Bunſee , 1
und Floßergraben , unterhalb der Draniens
burgiſchen Schleuſe , in die Havel tritt : 2) den Tremmenſchen Seegraben oder den Neuen graben , welcher aus dem See bei Cremmen vor dem Treinmenſchen Damm , nicht weit
don des Forſtbedienten Wohnung i tommt , und albdenn bei Hohenbruch zur rechten , und . hinter dem germersdorfiſchen Theerofen zur linken läuft, und nicht weit von Naſſenheibe
bei Oranienburg, in die Havel geht: 10) den nauenſchen Graben , welcher bei Nauen vora bei geht , die Grenze zwiſchen dem gliniſchen und hapellåndiſchen Streiſe macht , und bei Nieder - Neuendof in die Havel fått: 11 ) das Brieſen - Fließ , welche$ jenſeits Zúbl8a
dorf bertómmt , durch den Berfenwerderſchen oder Bodenſee , und durch den Sandſee, alss
denn aber in die Havel geht : 12) die Spree bei Spandow , von welcher oben : 13) dic Telte , welche bei Gieſendorf entſpringt, bei
Teltow wey , und unweit Stolpe in die Havel geht : 14) die Muthe , welche unweit Júterbock entſteht, bei Zinna und Pudenwalde Dora
21
114477 oorbeiläuft , das Schönfelder fließ aufnimmt, bei Trebbin weg , und durch den gröbena . fchen See geht, bei Vahlenhorſt und dem fogenannten Mund , einen Arm , die Saar
genannt , auslåst , welcher bei der Stadt Saarmund auf der einen , die rechte Nuthe aber auf der andern Seite vorbei fließt , una
weit Drewit die Saar wieder aufnimmt , bei Neuendorf weg , und bei Potsdam in die Havel fließt, nachdem ſie von Clieſtom biß
-
dahin , wo ſie die Saar außlaßt , die Grene ze zwiſchen dem Teltowſchen und ludenwalda fchen , und von dem Ausfluß der Saar an bis Potsdam ,, die Grenze zwiſchen dem tele tomſden und gauchiſchen Kreiſe, gemacht hat : 15) bei Caput das Waſſer des mittlern und
fleinen linervißiſchen Seeb , wenn das Waſ i
fer im Frühjahr groß iſt : eß macht auch die Havel oon Caput bis Ferch, einen großen Bu fen , welcher Schmielom beißt, faſt eine halbe
3
ſe$ Fluſſes iſt; ſie läßt auch den glindore fden See aus , dahin große Schiffe kommen tónnen , und den ein Graben mit dem pldfa
sic
ſomſchen See dereinigt: 10) bei Grube dic
zi ic
Wiebliß oder Wübliß , welche ein Urm der Þavel iſt , der bei Sacroro oberhalb Potse
Lit
dam herauß , und bei Marguard und Grube wieder hinein geht : 17 ) das Waſſer des
be ra
Meile lang , und die gefährlichſte Gegend dica
K2
Klo
148
Kloſterfees , Bei Pebnin , aus welchem line fleine Schiffahrt , und ein Flößen den Anfang nimmt , nåmlich durch den Sraben bei Naha
miß in den dafigen See , durch den Streng bei Nexen in den Moorſee , aus dieſem in den Nhießerree, aløbene in die Emſter, durch den jeſerißiſchen Damm , und durch die gols wißiſchen und wuſtiſchen Wieſen , gegen dem
Dorf Klein - Kreuß über , in die Havel, aber nur bei hohem Waſſer Statt findet , daher
das Holz vor Pfingſten auf das Waſſer gea bracht werden muß : 18) die Plane , welche bei Nabenſtein im ſächſiſchen Churfreiſe ihren
Anfang nimmt , über Golzow , Recahn und Góttin bei Brandenburg in die Kapel geht, und von Göttin aus mit Brennholz in eina
zelnen Kleben befaßt werden fann : 19) die Semniß , welche im Churfúrſtenthum Sachſen entſpringt, durch das freie Bruch , und bei Brandenburg in die Havel geht: 20) die
Bucau, welche in dem magdeburgiſchen Ståbte chen Górzte entſteht , durch das Amt Sieſar fließt , unterhalb Rothſtock das Waſſer des
baſigen Seſundbrunnen , und bei Wenzlov die ſogenannte Bache , welche bei Verlorens
Waſſer in der Heide entſteht, aufnimmt, áber die brandenburgiſche neue Múble in die Has
vel geht , und wegen des Forellenfangs bes tannt iſt : 21 ) bei Vehlgaſt die Doſſe, deren Urs
149
Urſprung und faut oben beſchrieben worden, hier aber iſt des Fluſſes Xhin zu gedenken , welchen fie vor ihrer Vereinigung mit ter Havel aufnimmt. Diefer Xhin , fommt aus dem frienenſchen See bei der Stadt Xhings berg , geht auf Zechoro and Zippelforde ,
durch den See bei Zermißel , ( woſelbſt er bas Waſſer des ſteinbergiſchen Seeb ema pfångt, ) und durch den dolgomoſchen See nach Alt- Nuppin , alsdenn durch den rups pinſchen See , bei Neu - Ruppin oorbei nach Muftrau und Alten - Friſad .
Am Ende des
tuppinſchen Sees theilt er ſich in zwei Ur. me , von welchen einer bei alten Friſad in
den See , der Stúr genannt , und aus dems felben über finum , Tarmor und Hadelberg
nach Fehrbelin , der andre Arm aber , melo cher nur Rhin heißt , bei Wuſtrau nach dem langiſchen Ruch , albdenn aus der Grafſchaft Nuppin nach dem Saveland , und zwar neben dem fehrbellinſchen Damm nach Behrbellin geht , woſelbſt er ſich bei der Zolbråde mit dem erſten Arm wieder vereinigt. Von hier geht der Rhin durch der Wald , der Zonen genannt , empfängt die Temniß bei dem adelichen Vorwert Damm , und läuft nach den Städtchen Friſadt und Rhinom , und zwar
unterhalb dem leßten in den Bultgraben , in
welchem er ſich endlich bei dem neuſtádtiſchen 3
Amtba
150
Amtsborf Núbehorft mit der Dorſe vereinigt. Er iſt allenthalben floß aber nicht ſchiffbar. Der kleine Rhin , bekommt ſeinen Namen bei
der dolgiſchen Schneidemühle ,
und faut bei
Zechow in den großen Nhin.
Die Ober , macht im lebufiſchen Kreiſe unweit dem adelichen Dorf Confoin einen Durcha bruch , welcher die Bardaune genannt wird, åber die dortige und frankfurtiſche Weibe ,
und hinter der tzſcherſchnowſchen Mühle weg fließt , hernach aber wieder in die Oder fáut. Noch iſt bei Frankfurt hinter der Karthauſe und bis zum Dorf Esſchenſchnow ein Uusfluß
WWW
der Ober , Namens Bralad , welcher neben
der Ober hingeht , ſchwach und ſchmal , und alſo nicht fahrbar ift.
Der manfchenomiche
Strom , ift ein Arm der alten Ober , wela cher theilt durch den Bullergraben aus dem
genfee , theils aus den reitweniſchen Sprina gen und aus dem Grundwaſſer der Ober
iömmt, bei Gorgaſt vorüber , und nach Gola zor geht , wofelbſt er den Ramen des gota zowchen Stroms bekommt , und ſich in zwei Arme theilt , don welchen einer in den gens marſchen See fåüt , und weiter durch den Hauptgraben , nach dem Dorf Suflow geht, der andre aber bei fangſom und Werbig vorbeiläuft 1 und ſich auch bei Guſſon mit dem erſten vereinigt. Der Reitwen - Graben, ift
1
: 151
iſt ein Abzug8graben an der Ober', geht nach Manfchenow , Golzom , Friderichsau , Guſ
fon , Platifow , Duappendorf, durch den treppinſchen : See , in den Faulen -See bei Wrießen , ferner nach Ranfft, Freienwalde , : in den Bauergraben , in den liepſchen See , und endlich in die Dder . 2
Bei Wrieben nimmt
die Dder auf , den ſogenannten friedlandia ſchen Strom , nachdem derſelbige das Flies
Balzelom empfangen hat : und das Fließ Stobberom , welches unweit Rüdersdorf ento
Ateht, durch das Waſſer der Seen Groß und Kleinſchlagenthin verſtärkt wird . durch den budomſchen See ,
und
bei Friebland
in den daſigen ſogenannten friedlándiſchen Strom , ( welcher aus dem Kloſter- und
Kießerfee entſteht , ) und mit demſalben bei Wrießen in die Oder geht. Der finowfluß, entſteht bei Bieſenthal hinter der Kiermühle, aus viet fich bereinigenden Fließen , welche
find daß Rüdenißiſche , Helmühliche , ( oder fadeburgiſche , ) Streeſenſche , und Sybowo fche , geht durch den Hammerteich, nimmt die Flüſſe aus den Seen Zuthar und Sammit , das prenden che Fließ , und die alte Fluth ,
welche über Zerpenſchleuſe bei Liebenwalde aus der Savel herkommt , und durch das Fließ auf dem Pechteich verſtårket worden iſt , auf, läuft nach Schópsfurth , Neuſtadt, R 4
Eber :
152
Eberßtalbe , vor welcher Stadt fie durd das tuchenſche Fließ verſtärket wird , und Nieder
Finovo , empfängt das Nageſer Mühlenfließ, und geht durch lauter Wiefen und Båche in die Oder. Die Welfe , welche bei Vieraben in die
Ober geht , fommt aus dem großen
Grimnißſee , fåut in den großen angermáns diſchen Kammereyſee Wolle ) geht in einis gen Krümmungen bei Görlsdorf vorbei , und nach einem Laufe von vier Meilen in die Ober. Im Sommer ift fit reicht..
?
Die Unzahl der Seen iſt ungemein groß. Viele derſelben ſtehen mit den Fläffen , noch mehrere aber unter einander in Verbindung :
es dienen auch viele zum Floßen und zur Schiffahrt.
Sie werden hernach bei den
Dertern angeführt , bei welchen ſie ſind , und oon welchen ſie größtentheils benannt werden .
S. 4. In der ganzen Mittelmart find 24
unmittelbare und 22 mittelbare Städte , ein Flecken , welcher Stadtgerechtigkeit hat , und
7 andre , welche derſelben ermangeln , 37 fonigliche Aemter , 128 alte Dazu gehörige Vorwerke , 17 alte Vorwerke , welche mit Koloniſten bereht ſind , 24 neue Etabliſſements
und Dörfer auf königliche Feldmarken , 29 Koloniſtendorfer, 330 alte Amtsdörfer , in welchen aber zum Theil auc adeliche Unter. thas
153
thanen gefunden werden , 77 adeliche Aemter, 440 alte adeliche , und 7 neue Koloniſten , dörfer : alſo áberhaupt Si2 Dörfer. Der
angefeffene Údel iſt zahlreich. Die evange: fiſchlutheriſchen Kirchen , ſind unter 29 Jna
ſpetzionen dertheilt. 9. 5. Zu den Landesſteuern , welche die
Nitter fchaft diefſeits und jenſeits der Elbe auf: bringen muß , und zu welchen die Städte
nichts beitragen , erlegt die Mittelmart , nach Abzug des achtzigſten Theilb , für Beeſton und Stortom , n , alſo zu 2000 Thalern , 607 Thlr. 16 Gr. 715 Pf. fie ábernimmt aber auch von dem atermartifchen Beitrag 20 Xthir, und erlegt alſo 627 Thlr. 16 Gr.
775 Pf. Dieſe werden alſo vertheilt , daß der havellandiſche Kreiß entrichtet
132 rthl. 20 gr. 10 pf. der ruppiniſche Kreis
81
der Ober - Barnimſche -- 92
1
6 6
derNieder- Barnimſche-- 82 der Teltowiche. 88
2
10
6.
8
der Rebufiſche
3-
8
94
I2 -
der Bauchiſche 8 16 50 Summa 627 rthlr. 16 gr. 8 pf
Mit dem havelbergiſchen Kreiſe iſt der glina, und bowenbergiſche Kreiß verbunden, welcher zu 100 Thalern , die der havellándiſcheKreis RES
aufะ
154
aufbringen muß , 21 Thlr. 18. Sr. 19.Pf. beiträgt. Måffen in der ganzen Mark die Stádee , zugleich mit der Mitterſchaft 1000
L
for
Rthlr. aufbringen , fo trägt zu den 323 Thlr. 22 Gr. welche auf pie churmarkiſche Rittera ſchaft fallen, die Mittelmark oder 129 Thlr.
13.Gr. 7 Pf. und mit dem Theil, welchen fie von dem ufermarfiſchen Beitrag übernimmt,
139 Thlr. 13 Gr. Pf. bei , und wenn zu 100g Thalern das platte land der Churmark, ohne Beeſkow und Storfow , 404 Nthlr. 21
Gr. aufbringt, fo erlegt davon die Mittela
mark 171 Thlr.22 Gr. g} Pf. welche folgena bergeftalt vertheilt werden. Der havelandis iche und die verbundnen Kreiſe 36 thlr. o gr. 6 pf. der ruppiniſche Kreis 22 55 der Ober: Barnimſche der Nieder - Barnimíche der Teltowoche
25
5
38
2}
22
24
5
der Lebuſifche .
25
19
der Zauchiſche
15
II
55 -
Summa 171 thłt.22gr. opf. Hat die churmarkiſche Ritterſchaft allein 1000 Rthlr. zu erlegen , ſo giebt die Mittelmart dazu 395 Thaler , und außerdem trågt fie
von dem ufermarfiſchen Antheil 10 Thaler , alſo überhaupt 405 Thaler.
$. 6.
+
155 /
9. 6. Es folgen nun die neun Streiſe , in welche die Mittelmark abgetheilt iſt. Sie ha ben ihre lanbråthe , unter welchen Rontribu
giondeinnehmer ſtehen , welche das ans ihren Kreifen einkommende Seld , unmittelbar zur Generalkriegskaffe abliefern , auch überhaupt
ihre eigne Laſſenwirthſchaft haben. I. Der havelånbifche Kreiß , welchen die Savel , gegen Morgen , Mittag und Abend einſchließet. Er begreift die Länder Hadeland, Friſac , Rhinow , und Belin . Das 1624 von demſelber gemachte Katafirum , iſt 1682 auf der Kreißverſammlung zu Spandau bez ftätigt , auch feſtgefekt worden , daß es bes
ſtändig gelten , und nach demielben die An zahl Kontribuzion erlegenber Hufen bleiben , und weder vermehret , noch vermindert wers
den ſolle , welches aber in der folgenden Zeit nicht beobachtet worden . E $ , begreift dieſer Streiß
1. Folgende unmittelbare Städte. 1 ) Brandenburg, von welcher Stadt die ganze Mark den Namen hat , welche auch die Chur - und Hauptſtadt genannt wird. Sic liegt an der Havel , welche nicht nur die Alts und Neuſtadt von einander , fondern auch die
Burg von beiden Städten ſcheidet.
Als die
Wenden diefes fand noch im Beſit hatten ,
hieß die Stadt in ihrer Sprache Brannibor, b.i.
+56
b. i. Baldburg.
Die Zeit ihrer Erbauung
Zu den Zeiten Karls; des Großein, Ludewigs I und Ludewigs des Deut Ichen , findet man in den Geſchichtbüchern noch keine Spur von derſelben. König Seins rich I nahm die damalige Stadt , welche nach größter Wahrſcheinlichkeit da ſtund , wo jest die Burg Brandenburg iſt, den Wenden im 9ahr 1928 mit Gewalt ab , zerſtörte ihrer Ojottesdienſt , ben ſie dem Iriglaf auf dem syarlunger Berge leiſteten , und bauete auf iſt unb etannt.
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it 10
demſelben der Maria zu Ehren , eine Kirche, von welcher Zeit an der Berg den Namen des Marienberg& trågt. Dieſe Dauerhaft ge
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baute Kirche, welche der Stadt zur Zierde gereichte, iſt 1722 abgebrochen worden, und auf dem Berge wird nun Wein und Getreide gebauet. Raifer Dtto I errichtete hier im Jahr 949 ein Bilthum . Unter f . Otto IL nahmen die Wenden dieſe Stadt mieder ein ; 1
und ob ſie gleich gegen den Uusgang des zehnten Jahrhunderts zweimal wieder in der Deutſchen Hảnde fam , po gieng ſie doch bald mieber verloren .
IIQI wurde ſie vom Marta
grafen Luther Udo Il von neuem erobert , kam aber wieder in der Wenden Gemalt ,
Deren A. Pribizlauß hiefelbft feinen Wohnfig aufſchlug, welcher fie, nebſt dem ganzen Lande,
dem Markgrafen Albrecht dem Bären , tchentte. Das
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Daß 1333 und in den folgenden Jahren biefelbſt eine Münzſtåtte geweſen reny , erfice
het man aufUrkunden in Sertens Coci, dipl. brand . T. I. pag. 532. 540.541. Ebens daſ. S. 543 kommt in einer Urkunte von 1336 das Confiftorium novae civitatis
Brandenburg vor. Alt - und Neubrandena burg waren 1363 den Fürſten von Anhalt perpfändet. Ebendaf. S. 587. Die Chur - und Hauptſtadt Brand enburg, iſt eine Immediatſtadt , und beſteht aus der Ult- und Neuſtadt : jene gehört zuni badele
ländiſchen, dieſe zum zauchiſchen Kreiſ :. Eine jede hat bis 1715 einen eigenen Magiſtrat gehabt , in dieſem Jahr aber ſind beideMa giſtráte mit einander verbunden , und das neuſtádtiſche Nathhaus iſt zum Verſanımlungga ort des vereinigten Magiſtrats beſtimimnt wora den. Nichts deſtoweniger hat jede Estadt ro wie ihre eigene Aeder , Sólzung und Weide, alſo auch ihre beſondere Rechte und Gerecha
tigkeiten behalten , zu welchen , in Anſehung der Altſtadt , das Direktorium der churmárs
fifden Städtefaffe gehört , davon weiter una ten ein mehreres. Die Altſtadt mirii in eis
ner Urkunde von 1166, Villa Parduin gea Daß fie gemeinet reny , erhell et dars aus , meil nad eben dieſer Urkunde die Sotte
nannt.
barddfirche in dieſer Villa lag. Unſere " cino beia
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heimiſchen Geſchichtſchreiber, haben das Wort Villa in dieſer Urkunde von einem Dorf, böchſtens von einem offenen Fleden erklärt , allein eß fann anch eine Stadt anzeigen , denn tiere Bedeutung hat das Wort Villa bei den
Edriftſtellern der mittleren Zeit , ja ſchon in Ocm Itinerario Rutilii Numantiani, eia nes Sdriftſtellers des fünften Jahrhunderts,
gehabt , und das franzöſiſche Wort Ville , ift daraus entſtanden . Es ſcheinet dieſe Bes deutung in Anſehung der Altſtadt Brandens turg auch dadurch beftátigt zu werden , weil
vermöge des älteſten noch vorhandenen Pri vilegiums dieſer Stadt , fie' 1170 von dem Churfürften Dtto I eine gånzliche Zoufreiheit erlangt þat , und in einer Urkunde eben dies les Otto von 1173, der Drt Parduin eine
Stadt ( civitas ) genannt wird.
Dieſe Alts
Radt iſt rings umber mit einer guten Mauer, und auf der Abendſeite auch mit einem Gras
ben , welcher aus dem Beerfee in die Havel geht , und mit Walen verſehen ., und wird von der Neuſtadt durch die Havel getrennt. Sie hat außer den Hauptthoren , welche das Plauiſche , Rathenowſche und Mühlenthor beißen , noch ein Nebenthor , welches das Waſſerthor genennet wird , und nach dem
Fiſchmarkt führet, und 1775 enthielt fie 391 Feuerſtellen und zipei Xirden. An der Haupts fira
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tirche zu St. Gotthard , ſtehet als erſter
Prediger ein lutheriſcher Superintendent i zu deſſen geiſtlicher Inſpekzion , 26 Kirchen , ( von welchen zwölf Matres find , ) dreizehn Prediger , zwei Ståbte , und 26 Dörfer gea hören . Bei derſelben ift die Stadtſchule , weldje ehebeſſen ein biſchöflicher Hof gereſen den Churpring Johann Georg , al$ Admir niftrator des Bisthums , 156 1 an einen von Barbeleben , dieſer aber 1567 an Matthias
pon Saldern vertaufte , deſſen Bitre Sera trud ihn 1589 zum Siß der Stadtſchule widmete ; Daher fie die falderſche Schule heißt. Bei der St. Johanniskirche, war ebes deffen zein Nonnenkloſter. Vor dem plauis der bor liegt die Mifolaifirche auf einem
Kirchhofe.
Sie ſoll ehedeffen zu dem ehe
maligen Dorf Lüdenberg gehört haben, deſſen Ungedenken noch das angrenzende lúdenbers, giſche Feld erhält. Es find auch in der Alt Radt drei milde Stiftungen oder sidſter , nämlich das Johannisklofter , das Kloſter
Sancti Spiritus , und St. Sertraud , in welchen arme feute-verpfleget werden. Die Nahrung der Altſtadt, kommt dom Braumes
fen und Uderbau , von der Viehzucht und Fiſcherei , von der Tuch - Naſch - Zeug - und Garnweberei , und von andern Profeſſionen .
Inſonderheit iſt auf dem Nachhauſe 1753 eine
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eine Manufaktur und Niederlage für Barchent angelegt worden. Ihre Felder heißen das
alte, das lúdenbergiſche und das neue Feld. Es gehören ihr der Beek - Bohnländiſches und Sörnſee , und zugleich mit dem Sauſe Plane und mit der Neuſtadt , hat ſie Antheil an dem Quenßfee ; auch gehören ihr die Dóra fer , Radewege , ſeit 1409, Neuendorf , feit 1756 , Brielom , feit 1291 , und Brieft, die Vorwerke Bohnenland oder Bohnland , ſeit
hy
2
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1386 , Górn , Plauerhof und Kaltenhauſen, feit 1772, zwei Miahlmühlen , feit 1309 und 1323 , eine Schneide: eine Walk - und eine Lohmühle , fie hat auch eine mittelmäßige Seide. Vermittelſt der langen Biúce, kommt
1
man über die Havel nach der Neuſtadt Brans
denburg , deren eigentlicher Unfang nicht bes fannt iſt. Unfänglich, da ſie vermuthlich noch als eine Borſtadt von der Altſtadt angefehn ward , hieß ſie von ihren Einwohnern das deutſche Dorf , welchen Namen noch eine
Straffe führt.
Der Diſtritt zwiſchen beiben
Stadten , welchen man, weil er größtentheils
auf pfählen erbauet ift , Venedig nennet , und deſſen Anbau der Neuſtadt 1455 erlaubt worden ,
wurde ebedeffen durch ein Thor
von der eigentlichen Neuſtadt abgeſondert , jeßt aber iſt bieſelbſt ein offner Eingang. Die Etatt iſt ganz von der Havel umflorien , auch
:)
16L
auch mit "Mauern umgeben , dod auf der Seite der Altſtadt, find wegen des fumpfiga ten Bodens nur Paliſaden. Sie hat vier
Sauptthore. Durch das Steinthor geht dic Straſſe nach Zielar und Magdeburg. Mor demſelben iſt die Savet durch einen beſondern Kanal nach dem St. Annenthor gelditet wora den , auch iſt vor demſelben die Schleuſe durch welche die Schiffe nach und von Rathea now , Sadelberg , Lenzen und Hamburg ges
hen , und zu deren Unterhaltung der König eine, und die Stadttåmmerei die andreHälfte der Koſten trägt. Weder die Bürger noch bie königlichen Güter , geben den Archenzol.
Den Zou , welchen andre Schiffe erlegen , hat bon alten Zeiten her , der Magiſtrat gehabt ;
um das Jahr 1770 aber iſt eine neue Zou einrichtung gemacht , und ein Zollverwalter derordnet worden , welcher ben zou berecha
Net, und der Stadtkammerei den dritten Sheil auszahlt. Durch das St. Ünnenthor geht die Straffe nach Potsbam , das Mühlenthor führet nach dem Dom , nach Spandau und Berlin , und das Waſſerthor nach der fleinen Vorſtadt, welche von der Havel um Hoffen iſt. 1975 hatte die Neuſtadt 833 Feuerſtellen . Auf dem Markte , neben dem Rathhauſe ,
ſteht eine ſogenannte Nolanbbſäule von Sanda
fein , welche 1454. errichtet worden. Der Büfd . Erobelor. 20. B.
£
erſte
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erſte Prediger an der 1401 erbauten Haupts firche zu St. Cathrinen , iſt Superintendent
über eine lutheriſchgeiſtliche Inſpełzion , . fu welcher 37 Kirchen, darunter 16 Matros ſind , 19 Prediger und 39 Dörfer gehören. An dem Kirdihofe fteht die neuſtádtſche Stadts ſchule. Die zweite hieſige Kirche iſt die Paulda firche. Noch find hier die deutſchreformirte Befasungs- und St. Johannisfirche, die frans zófſchreformirte Kirche , und drei Hoſpitaler, nämlich das Kloſter St. Spiritus , St. Elis ſabeth , und St. Jakob , welches leste ehes dejien ein Ziſterzienſerkloſter geweſen iſt, und ein ſogenanntes Pfrúndehaus , welches aus einem Dominikanerklofter entſtanden iſt.
Vor
dem Steinthor ſtehet auch eine Kapelle , wels che zu bem armen Kloſter St. Jakob gehört. Die Einwohner dieſer Stadt , ernähren ſich vom Bierbrau , von der Branntweinbrennes
rei , von Handel und Schiffahrt , von einis gen Wolmanufakturen , unterſchiednen Hand werkern , auch zum Theil von Ackerbau und Viehzucht. Es ſind hier zwei Mahlmúhlen von neun Gången, eine Schneidemühle , drei
Walkmühlen , zwei Lohmühlen , eine Weiß gerbers und eine lebermühle , und eine Zie. gelbrennerei. Noch gehören zu der neuſtadt
Ichen Kammerei, die Dörfer Póveſin oder Pemeſin, ſeit 1409, Brugte oder Prútfe, feit 1406,
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16g
1406, Wuft, feit 1358," und Kreußwiß oder Kleia - Kreuß , ſeit 1324 , das Vormerk Schmöllen , ſeit 1388 , weldhes ehebeffen ein Dorf geweſen iſt , das mittelſte und das hina terfte Vorwerk nebſt der neuen Mühle , wela che ehedefſen die Dörfer Jürgensgroben und
Wendgroben hießen , feit 1396 und 1458 der neue Krug , und eine Zeerhütte. Die ſogenannte neuſtádtiſche Heide , gehört dem Magiſtrat und der Bürgerſchaft , doch so baß der Magiſtrat die Verwaltung derſelbent hat. Aus derſelben wird das Holz zum öffenta lichen Bauweſen und für die Deputanten ges nommen , das Naff - und Lagerholz aber nebſt
den Plumpenröhren , iſt der Bürgerſchaft áberlaſſen . " In dem Diſtrikt dieſer Heide , welcher jeßt der Hagen heißt , ſtund vor Al ters ein Dorf , Namens Planom , welches ſchon 1297 nicht mehr vorhanden war, denn damalb bekam die Stadt deſſelben Feldmark.
Noch gehören zu der Neuſtadt , 30 Sufen Land im Mühlenfelde , oder in der ſténoms idhen Feldmart , welcher leßte Naine von dem ehemaligen Dorf Stenon herrührt , deſſen odliges Eigenthumsrecht mit der Gerichtsbara feit der Stadt 1319 für báares Geld vers liehen worden . Vor dem St. Annenthor lica gen unterſchiedne Lecer volt geringer Fruchta
barkeit. An Weiße für das Stadtvieh fehlt 12
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e$ ziemlich. Der: Magiſtrat beider Stadte , beſteht aus einem Polizeidirektor , aus einem
Juſtizdirettor, aus zwei Bürgermeiſtern , aus einem Syndikus und einem Rammerer , aus vier Senatoren , einem Sefretår , einem Aktuarius und andern Unterbedienten. In der Meuſtadt , iſt auch ein Stabinat , oder
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ein Schöppenſtuhl, welcher das älteſte Rathsa follegium in der Mark iſt , und ſchon gegen Das Ende des achten Jahrhunderts errichtet
feyn rou ; gewiß iſt , daß Markgraf Johans ne8 ihn 1315 zur Rechtsquelle für alle 18
Stádte ſeines Gebiets verordnet hat.
Der
Magiſtrat hat die Nieder- und Obergerichte, und man appellirt von demſelben unmittels
bar an das churmårtiſche Kammergericht. Die Städte Brandenburg , haben wegen ihres Alter8 , und weil die Churmark von denſelben den Namen führt , dor Alters den Nang und Vorſit vor allen durmår fiſchen Städten bei fommen , nachdem aber Berlin zur Reſidenza
Haupt- und erſten Stadt aller fóniglich-preuf fiſchen und churfürſtlich -brandenburgiſchen lána der gemacht worden , iſt zwiſchen Brandena burg und Berlin ein Nangſtreit entſtanden , der noch nicht völlig gehoben iſt. Blide Städte vermeiden ſo viel als möglich iſt , die Konkurrenz , bei der landſchaft aber iſt ferts
gereßt worden , daß , wenn die Ritterſchaft uns
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und Städte zur Abnahme der neuen Biers geldbrechnung zuſammen kommen, Berlin und Ultbrandenburg in der Deputazion jáhrlich
abwechſeln. Die geſamten privat- und öffente lichen Kirchen- und Schulengebäude beider Stádte , die Feuerinſtrumente und die zu
Brandenburg gehörigen Koloniſtenhauſer, wai ren 1775 beider Feuergeſellſchaft für 529975 Thlr. berſichert. 1977 warenin beiden Stádten 1238 Hauſer , und in den Vorſtåd .
ten 136 , åberhaupt aber 8055 Menſchen , ohne die Befaßung. Die Afzife trågt hier jährlich 25 bis 26000 Nthlr. ein ; die Ein
túnfte der Kammerei , find . 17 bis 18000 Rthlr. Der hieſige Weinbau , wirb theils von dein neben der Altſtadt liegenden und
oben erwähnten Marienberge , theils in den zu der Stadt gehörigen Weinbergen bei dem Dorf Kreuzmin , getrieben. Der Wein iſt entweder roth oder weiß ', und wird von den
Eigenthümern theild ſelbſt verbraucht, theils nach größern Städten geſchidt , und dafelbft mit andern Weinen verſekt, und unter frems den Namen verfauft.
Die Burg Brandenburg , in welcher die Domkirche des 949 geſtifteten Bisthums iſt, ſteht weder mit der Meuſtabt noch Altſtadt
in Gemeinſchaft , ſondern gehört dem Dom = kapitel , und wird zu dem platten Lande ges 3
recha
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rechnet , fu aber doch hier beſchrieben wers ben , weil ſie im gemeinen leben mit unter dem Namen Brandenburg begriffen wird,
Die Inſel, auf welcher fie liegt , iſt von der untern und obern Havel umgeben , und. über die lente geht eine Brüge nach der Neuſtadt. Sie begreift außer der Domfir, dhe , welche von den Apoſteln Peter und Paul benannt wird , hoch und belle iſt, und in dem hohen Chor, einen merkmúrbigen groſs fen Altar bat , das Ritterfollegium , mela chef 1704 in dem
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alten Kloſter der Pras
monſtratenſer zum Unærricht junger Ebelleua te , geſtiftet worden , die kleine uralte und
tapelmäßige Peterskirche , auf dem Plag an dem Dom , die Kurien der ſieben Glie: der des Domkapitels , den frieb a uno úbere haupt & r Feuerſtellen , welche 1777 don 523 Menſchenbewohnt murden. Der brandena burgiſche Biſchof fudolph und das Doinfapitel, nahmen zeitig den 1119 geſtifteten Pramong
1
BE
ftratenſerorden an. Vermuthlich iſt damals
daß Kloſter neben der Domfirche erbaut wora den, in welchem jeßt unten in den Kreuzgången, außer der Kapiteloftube, die stornmagazine der
Domherren ſind , über den Kreuzgangen aber das Ritterfollegium ſeinen Sik bekommen hat. 1506 baten Biſchof und Domkapitel den Pabſt Julius II , daß er ſie von der Dri
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DrbenBregel entbinden möchte , welches auch geſchah.
Von dieſem Jahr ali , waren hier
16 weltliche Chorherren , und eben ſo diet.
Pråbenden . Der Biſchof trat- ſchon 1539 zu der evangeliſchen Kirche , das Domkapis tel aber behielt die Micite bei, bis ſie ihm 1544 vom Churfürſten Joachim Il verboten rourbe. Dieſer übergab 1565 ſeinem Chur:
prinzen Johann Georg die Verwaltung des $
Bisthums , welche dieſer 1571 , als er zur
churfürſtl. Regierung gelangte ; hinwieder feiss nem Churprinzen Joach. Friderid auftrug, mit welchem die biſchöfliche Würde vóllig aufhörte. Seit dieſer Zeit", befteht das Domkapitel nur aus fieben Gliedern , wela che find , der Domproon , der Dechant, der Senior , der Subfenior , und drei Dome !
herren ; welche insgeſamit ihre Aurien auf dem Domplaße haben , die zum Theil wohl ! gebauet ſind , inſonderheit die Domprobſtei.
Eemeiniglich iſt der Doindechant , von Seis ! ten des Prälatenſtands , erſter Verordneter bei der durin årfiſchen Landſchaft. · Der jáhra ? liche Ertrag der fieben Majoratspråbenden,
låßt fich wohl nicht genau beſtimmen , weil st von den Kornpreiſen , und perſchiednen
zufälligen Einnahmen abhångt :'er muß aber doch ganz erheblid reon , weil man rechnet, daß die Eumme , für reldse eine ſolche Prá. bens 1
168
bende , nach erfolgter föniglicher Erlaubniß. perkauft wird , und die gemeiniglich 18 biß, 20000 Thaler zu betragen pflegt, ſich zu 16 Prozent perzinfe. König Friderich der Zweite hat dem Domkapitel 1755 ein beſonde: red Enaden- und Kapitelfreuz verliehen , wels, ches von Gold , violet emalirt iſt , und in acht, Epißen außläuft. Von den Minoribus , find
ta
drei a latere regis , und drei a latere capituli. Vermöge des zwiſcher. dem kandesfürſten und Domkapitel , wegen der Abwechſelung errichteten Rezeſſes , rúdet jedesmal der álteſte dieſer Minorum , bei entſtehender
Erledigung
zu einer Majoratspråbende
hinauf , e $ were denn , daß dem Landesa fürſten auß gemiſſen Gründen eine Aendea, rung dieſer I gewöhnlichen Dronung gefielea Sonſt iſt noch ein Kollegium von vier Vis farien bei dieſer Domkirche vorhanden. Der
Paſtor an Derſelben , iſt zugleid Inſpektor über die Dombiózet , zu welcher 39 Dóra
fer , und in denſelben 31 Kirden gehören , unter melch en 17 Matres find , die von
19 Predigern beſorgt werden. Außer den eigenthümlichen Dörfern und Vorwerken hat das Domkapitel nocy das Patronatrecht an , einigen Drten. 1
Deri
.
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Der Fercheſar S ¢ , bei Brandenburg und Fohrde , vereinigt ſich mit der Havel. 2) Potsdam , liegt an dem rechten Ufer der Havel , welche der Stadt Anmuth und
große Bequemlichkeit zur Schifffahrt ders ſchafft , aber auch , wenn ſie auf ihren Ufern
tritt , eine ſchädliche Uiberſchwemmung dir: urſacht , welche inſonderheit dem Garten bei
Sans - Souci, und dem neuen Schloſſe , nachtheilig iſt , und alſo ſchleunige Verans
ſtaltungen bei den Schleuſen und Mühlen zu Brandenburg und Rathenow , erfordert. Der Name Potsdam , ift aus dem wen:
diſchen Namen Pordamkuni ; entſtanden , denn ſo kommt er in einem Schenkungsbrief Kaiſer8 Otto des Dritten por , der im Jahr
993 für das Stift Quedlinburg ausgefer, tigt worden.
Zwar heißet er in Kettners
Antiquitat. Quedlinb. S. 30. Podupimin und in Erath Cod. dipl. Quedlinb. p. 24 . Poztupimi ; allein dieſer Dame iſt von dem U6¢ Befſel ., im Chronico Gottwicenfi P. 1. p. 635. Num. 210, wie es ſcheint , ſehr gut , burch Pobdambuni verbeffert worden .
Dieſer Schreibart nähert ſich diejenige, mel. che in einer Urkunde von 1543 bei Gerten
im Cod. dipl. Brandenb. T. II, S.522 ; vorkommt , denn daſelbſt iſt der Name Poka demp oder Portemp geſchrieben. 5
Benn
170
Wenn Kaiſer Otto der Dritte , wieder aufſtehen , und ſeinen eigenthümlichen Ort Pokbambuni , welchen er der Kirche zu Duedlinburg ſchenkte , auf der Stelle der jca sigen Stadt Potsdam fuchen route , mas würde er fagen? Ja , wenn Wichard von Nochow der ältere , dem die damalige Stadt am Ende des vierzehnten Jahrhunderts für
L
b
400 Schod Sröſchen verpfändet'mar, und deſſelben Sohn gleiches Namens , der fie 1416 ' dem Thurfürſten Friderich I , wieder
einraumen mußte , die jeßige Stadt fåhen, und hörten , daß die Häuſer' derſelben für eine Million Thaler bei der Brandtaſſe vera fichert waren , wie klein würde ihnen , in Anſehung dieſer Suinme , ihr pfand ſchilling porkommen! Churfürſt Joachim der erſte ,
welcher 1535 geſtorben iſt, hat zuerſt aus Potsdam etwas machen wollen , denn er
kat hier ein Schloß gebaut. Diefeß bedeua tete aber nicht viel , und die Stadt noch wea niger , weil ſie nur Fiſcher 'und andere gear
ringe Peute zu Einwohnern hatte. Chura fürſt Friderich Wilhelm , welcher ſeiner Gea mahlin Dorothea zu Gefallen ſich hier auf hielt , auch hieſelbſt ſtarb , verbeſſerte Stadt und Schle6. Jedoch König Friderich Wil belm bat erft angefangen , Potsdam zu einer
beträchtlichen Stadt zu machen.
Er verord : nese
4
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nete ſchon 1722 ein Magiſtratskollegium und Stadtgericht, und begnadigte daſſelbi ge mit den Dber - und Untergerichten , ließ die Neuſtadt anlegen , und viele Säuſer,
ganz auf ſeine eigne Koſten bauen , welche er hierauf fleißigen Bürgern zum Eigenthum
ſchenkte. Ein außerordentliches Beiſpiel fós
nigl. freigebigkeit, welche König Friderich ber sweite nachgeahmt, aber noch weiter getrieben hat. Im : 1737ſten Jahr erklärte der Kdnig die Stadt , in allen Stúden , zu einer Immediatſtadt. K. Friderich der Zweis te hat die Abſicht feines Serrn Vaters , Potsdam zu einer ſchönen und wohlhaben = den Stadt zu machen , ſehr groß ausge= führet ; denn er hat die Stadt meit mehr,
und wirklich , qusnehmend verſchönert , die felbige eben ſowohl als Berlin zu ſeiner Ne
fidenz erklärt , gute Polizei, und viele Max Rufakturen eingeführt , das hieſige Schloß ſehr verbeſſert , und die umliegende Segend
durch die neuen Luftgebäude zu einer der ſchönſten in Europa gemacht.
Die Verbeſſerung 0¢ hieſigen fønigl. Rez fidenzſchloßes , war deſto nöthiger , da ID= ; nig Friderich Wilhelm zwar für ſeine Unters thanen mit Verſchwendung gebauet , aber zu einer bequemen Robnung für ſich ſelbſt
nicht einmal eine ganz geringe Summe an: gle
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gewendet hatte , wie . Friderich II am Ende der Rebensbeſchreibung deſſelben ragt.
Es find in dieſem fónigl. Schloß noch ei nige Zimmer in dem Zuſtande gelaſſen wors den , in welchem fie ſich bei dem Tode des
Königs befanden 1 inſonderheit deſſelben Schlafzimmer , und ſie beweiſen , wie ſchlecht
der große Kønig fich in Abſicht der Woh . nung beholfen habe. König Friderich der Zweite , hat dem Schloffe durch den Baron von Knobelsdorf , die äußere Geſtalt ges geben , in weldjer man es jest erblickt, und
welche auch einigermaßen auß den ſchleuena ſchen Proſpekten erſehen werden kann. Ina wendig hat er eß auch theils prachtig, theil8
ſchon nach Nahl und Hoppenhaupt deß júns gern Zeichnungen ausgeziert , und die ſcho's ne Gipsarbeit an den Decken , hat Merk perfertigt. Die Gemälde und übrigen Ziere
rathen der einzelnen Zimmer , fønnen hier nicht beſchrieben werden , man findet ſie aber in der Beſchreibung meiner Reiſe Don Berlin nach Nefahn ,
Der wohlgebauten Kirchen und übrigen öffentlichen Gebäude nicht zu gedenken , ſo übertrift Potsdam in Anſehung der ſchoa nen ſteinernen Häuſer und regelmäßigen Straße fen , alle andere europäiſche Städte von gleia
der Große. Es iſt hier eine romanniga fal.
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faltige Bauart angebracht, und alles von außen ſo ſchön gemacht worden , daß man gewiß weit mehr findet , als man erwarm tet.
Von 1741 bis 1777 find hier auf
lönigl. Koſten gebauet, 81 tónigl. 72 df fentliche , 103 militariſche Gebäude und 449 Bürgerhäuſer , zuſammen 705 Sauſer. Blos die von 1964 bis 1775 in Potsdam
auf kSnigl, Koſten gebauten Bürgerhäuſer, foften 1,224,544 Rthlr. und find den Bea figern geſchenkt.
König Friderich II , hat aber nicht blog für die Schönheit der Stadt , ſondern auch dafür geſorget, daß man ſicher und bequem in derſelben wohnen könne, und dieſes iſt durch eine vortrefliche Polizeiordnung ges Schehen. Für das hieſige Armenweſen , iſt 1774 ein eignes Direktorium errichtet , und unterin
14ten Dktober mit einer von dem
Könige ſelbſt unterſchriebenen Vorſchrift vers fehen worden.
Für die Nahrung der Stadt,
hat der König auch geſorgt.
Sie kommt
nicht vom Učerbau , von welchem ſich auch nicht die Stadte , ſondern die Flecken und Dórfer náhren routen . Die Stadt hat , vers moge der 1968 geſchehenen Ausmeſſung, auf der havelåndiſchen Seite 1408 Morgen , 109
Quadratruthen Uderland , und 409 Morgen, 138 Quadratruthen Wieſen , ohne øen Bos den
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ben zu rechnen , welchen Pie auf der andern Seite der Havel befist.
Auein , wie ges
fagt , davon hat ſie ihre vornehmſte Naha rung nicht , fann fie auch nicht davon has ben. Un Gartenland hat ſie 862 ausges meſſene. Morgen , und 126 Quadratruthent. Dieſes wird ſchon ftark genůnet , denn der Gartenbau fømmt jelånger jemehr in Auf nahme , ſo wie hingegen der Weinbau reit verſchiednen Jahren ſchlecht geweſen iſt. Das bisherige Bauweſen des Königs , hat hier eine große Anzahl Künſtler , Handrwerksleus
te und Jagelohner ernährt. Da 1774 3# dem hieſigen Hofſtaat des Königs und des Prinzen von Preußen 1827 Perſonen gehör ten , ſo wird auch dadurch die Nahrung der Stadt beträchtlich vermehrt . Noch oors theilhafter iſt ihr in dieſem Stúde die Bez fakung , zu welcher 1774 mit Einſchluß deb Generalſtabs , des fönigl . Gefolgø , der Ads jutantur , der Frauen Kinder ; Bedienten
und Mågbe , 7970 dpfe gehörten , die abweſenden Beurlaubten ingerechnet. Es ift noch ein vorzügliches Nachrungsmittel übrig, welches in den hieſigen Manufafturen und Fabriken beſteht , welche fiefern , Sammet
und reißne Stoffe , Such , Tripp , Stamin , Kattun , Nanquin , Manſcheſter , und Tits zot , tárkiſches gefärbtes Garn , Kanten , Band ,
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Band , Blonden , leinwand : unb Parchent,
Qanfleinwand , Tapeten, kameelharnen Piúſche Húte , engliſch leder , Gold - und Silberſpis Ben , Gold - und Silberdrath , Gewehr, men tallene Knöpfe , Nábnadeln , elfenbeinerne
Waaren , Bleiſtifte , Kortfópfel, gemeined 1774 betrugen die hier verfera tigten Waaren , 400000 Thlr.
Siegellat.
König Friderich Wilhelm hat die hieſigen Waiſenanſtalten 1722 für Solbatenfinder beiderlei Geſchlechts geſtiftet , und nach und
nach find fie zu der Große , Weitläuftigkeit und Wichtigkeit gefommen , in welcher man fie jeħt erblickt. Die Knaben wohnen in eis nem beſondern , und die Mädchen auch in einem beſondern Gebäude , und beide hat
König Friderich der Zweite von 1772 bis 78 von Steinen neu erbauen laſſen. Die Kinder werden verpflegt, erzogen und una
terrichtet , und die Mädchen inſonderheit zu Eroberien , goldnen und ſilbernen Spißen und Kanten , angeführt. Es treiben auch dieſe Anſtalten einen ſtarken Seidenbau , den die Maulbeerpflanzungen in der Teltower Vorſtadt, und in der potsdamſchen Heide, unterhalten. Beide Waiſenhaufer haben eine gemeinſchaftliche Kirche in dem Gebäude der
Knaben , an welcher zwei Prediger ſtehen ein reformirter und ein lutheriſcher. · AiDie na
176
Anzahl der Kinder belief ſich 1774 , außer denjenigen , welche ausgethan waren , auf 2263 . Das Lazareth des Waiſenhauſes , iſt in
der Teltomer Vorſtadt.
Von den
Quellen der Einfünfte für dieſe großen Ana
ſtalten , iſt mir weiter nichts bekannt , als
daß dieſelben die wichtige Alaunſiederei bei Fregenwalde , welche alle fønigl. L'ånder mit Alaun verſiehet , das Lagerhauß zu Berlin ,
und das Umt Bernſtadt im havelándiſchen Kreiſe , befigen , zu welchem lekten die Dóra
fer Bornſtadt , Geltor und Grubowo , und bie Vorwerke Gallin und Pirſcheibe , gehos ren .
Die Adminiſtratoren dieſer Anſtalten ,
ſind ein Kapitán , ein lieutenant , und ein Kriegsrath , und die Regierung derſelben im Großen und Ganzen , beſorgt daß Krieg8 departement bei dem Generaldirektorio. Die Stadt Potsdam ſelbſt liegt zwar im
havelándiſchen Kreile , atein ihr Zugehör dehnet ſich jeßt ſo weit aus , daß es ſich nicht nur über die Havel , ſondern auch über Die Nuthe oder Notte , und alſo auch in den zauchiſchen und teltowſchen Kreiß , erſtrect. Die Stadt hat ſchone Shore , inſonderheit iſt das brandenburger Thor , durch welches
man nady Sans - Souci fommt , neu , ſchon , und anſehnlich erbauet , denn es ſtellt einert
mit forinthiſchen Säulen gezierten Triumph Bos
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Cogen nach dem Muſter des Trajaniſchen gu Rom , dor. Innerhalb der Ringmauert , ſind am Ende des 1774ften Jahrs gemea
ſen , 50 fónigliche und andere Offentliche Gebäude , 139 Stafernen , Lazarethe und andere militariſche Gebäude , 1191 Private bauſer , und 11135 Menſchen , welche uns ter der Civilgerichtsbarkeit ſtånden . Sie iſt, wie Berlin und Magdeburg i fantonfrei. In der eigentlichen Stadt find fechs Kirchen. Die hof- und Garniſonkirche iſt 1935 fertig gerdorben , wohl gebaut , und hat in ihrem Thurm ein Glodenſpiel . In derſelben pre:
bigen der reformirte Sofprediger , der lua theriſche Feldprobſt und die beiden (utheri. ſchen Feltprediger. Kønig friderich Wila
helm iſt unter der Kanzel begrabeti. Die Mikolaifirche iſt die alte Stadtkirche , und gehört ganz ben futheranern . Der erſte von den dreien Predigern an denſelben , iſt
gugleich Inſpektor über fünfzig Kirchen , uns ter welchen 22 Matres find , an welchen
24 Prediger ſtehen , an Dertern aber ges hören zu dieſer Inſpeksion drei Städte und
51 Dörfer. Das jeßige Kirchengebáude iſt bon 1920 bis 24 aufgeführt , auch nach
mals vom König Friderich dem Zmeiten , mit einem ſchönen Portal von Werftúden geziere worben .
Die heil. Geiftfirche gehört des
Burch. Erbbeſbr. 20. B.
178 Reformirten und lutheranern in Gemeins ſchaft , und der Prediger der erſten , iſt zu gleich Inſpektor úber pier außerhalb Pots: bam befintliche Mutterkirchen , zu welchen
einige Hilale gehören.
Das Gebäude der
franzöſiſchen Kirche , iſt 1752 zu Stande gekommen. Der erſte von ihren beiden Pre: tigern , iſt zugleich franjoftſcher Oberfon,
fiſtorialrath. Das jeßige fatholiſche Kirchen gebäude , iſt 1739 fertig geworden. An dieſer Kirche ſtehen zwei Geiſtliche. Von der Kirche im Waiſenhauſe, iſt vorhin fchon Die Juden haben eine gerebit mo den. Sinagoge.
Im havellandiſchen Kreife, gehören noch zu P : sdam .
Die Berliner Vorſtadt , von 53 Häus ſežn
Die nauenſche Vorſtadt , von 88 $ au fern,
Die Brandenburger Vorſtadt, von 112 Saufern.
Die Teltower Vorſtadt , von 85 Håus re: n.
Die 1754 angelegte , und 1764 erweię terte Vorſtadt Nomames , von 257 Håufern , welche von böhmiſchen und
Deutſchen Koloniſten bewohnt werden, 31
179
In der Stadt felbſt, innerhalb den Ringmauern , an Privatháu ſern
1191
In den Vorſtådten
359
In Nomame8 u. Kleinglinice 232 si aſernen und Lazarethe Deffentliche Gebäude
139
56
1977 Gebäude .
König Friderich der zweite , hat von 1741 biß 77 auf ſeine Koſten bauen laro ſen ; 72 Offentliche , 103 militäriſche Ges
bäude , (unB 449 Bürgerhaufer , zuſammen 705 Håuſer, außer den 1750 und 64 in Nowawes erbauten Häuſern . Blos die von 1764 bis 75 in Potsdam erbauten Bürger:
håuſer , haben dem Könige 1224,544 Nthlr. gekoſtet. Die Anzahl der Menſchen , welche unter des Magiſtrats Gerichtsbarkeit , in der
Stadt , in den Vorſtádten und Pleinglinice
ſteht , war am Ende des 177,4ſten Iah res In Nowawes
14019
1289,
Zu des Königs und Prinzen von Preufien Sofſtaat gehörten 827 Die Perſonen vom Kriegsſtande 7970 In dem großen Waiſenhauſe wa 2 263 ren gegenwårtig Ulſo war die Sum . aller Mendy. 26968 ON
1777
180
1777 betrug die ganze Suinme 27,744 Seelen . Potsdam iſt alſo für ſeine Große eine ſehr volfreiche Stadt.
Der Stadtfåmmerei gehört das Ritter gut Faltenrede , im haveuảndiſchen Streiſe,
welches sónig Friderich Wilhelm gefauft, und der Kåinmerei geſchenkt hat. Potsdam fommt ſchon in einer Urkunde
Raiſers Otto des Dritten von 993 vor , war aber damals noch keine Stadt. In einer Urkunde von 1304 wird es ein Stadtchen genannt. Nachdem es ein paarmal war vers fetzt worden , beſtåtigte Kaiſer Sigismund demſelben 1411 alle Freiheiten , Rechte und Briefe , weld )e8 1416 auch von den Chur
fúrſten Friderich dem Erſten geſchahe. 1550 brannte dic Stadt faſt ganz ab , und die rathbåuslichen Urkunden giengen dadurch per: loren .
Churfürſt Friderich Wilhelm fieng
1660 an , für den Unbau und die Bevóla 1
kerung der Stadt zu
ſorgen ; noch mehr
aber hat fie König Friderich Wilhelm , und am meiſten König Friderich dem Zweiten , zu verdanken.
ES folgen nun die fonigl. fuftſchloſſer uns Gårten von Sans - Souci. Von dem brails
denburger Thor an bis zu der Bildergalerie bei Sans - Souci, verſpricht ſchon der Weg etwas toniglich - prachtiges , infonderheit ges ben
18 i
ben der Obelist von Sandſtein mit Hieroglya
phen , auf der linken , und der neue fónigl. Weinberg auf der rechten Seite , einen ana genehmen Untlid . Wenn man die lage und den Zuſammenhang aller Derter des Gta ſchmacs und Vergnügend bei Sans - Souci, ſich richtig und deutlich vorſtellen wil, muß man einen von den vielen Planen haben , melche davon geſtochen worden , und im ers ften Kapitel meiner Topographic von der Mark Brandenburg , verzeichnet ſind. Salz manns Plan des Palais de Sans - Souci,
welcher 1772 auf einem der größten Por gen abgedrudt morden , iſt vorzüglich gut and brauchbar , und in einem kleinen Buch von drei Bogen erflårt.
Das Schloß Sans - Souci , ſteht auf eis nem kleinen Berge , der vom Morgen gegen
Abend 110 Nuthen , jede von redus rhein ländiſchen Schuhen , lang iſt , und von wele . chem man nach allen Seiten eine der drón ften Husſichten hat. Stellet man fich um
die Mitte defſelben , an die hinabführende Treppe , ſo daß man den Núden nach dem
Haupteingange zu dein Schlofie , und das Geſicht gegen Súden 'hat, ſo hat man vor und unter fich die rechsfache fteinerne Trep
pe. Dieſe führt über eben ro piel zehn Fuß hobe Terraffen des ſchönen Weinbergs, hin = 3
ab
182
ab ' in den unten Hegenden Luſtgarten , und zrsar nach dem großen marmornen Waſſer beden , welches dier ſchöne und große mars morne Gruppen , und acht (donc marmor ne Figuren von den Gebrüdern Abam und von Pigalle , umgeben , auch nach der Brús de , úber welche man in den Hauptweg fømmt , der von Sans - Souci nach Pots
dam , neben dem königl. Küchengarten geht. Man fiehet über den ſchonen , mit vielen als ten und neuen Bruſtſtücken und ganzen Fi
guren angefüllten Garten weg , und gerade vor fid bis in die Havel und nach dem Dorf
Maputh , zur linken Hand über die Stadt made Neuendorf und Nowawes , nach den Babelbergé , und nach Kleinglinice , und zur rechten Hand über den Fujimalo
neuen Schloß.
nach dem
Wendet man fich auf dem
felben Plak um , und fiehet nach Sans. Souci , ſo hat man dieſes ſchone Gebäude vor ſich , welches zwar nur aus Zimmerit. auf ebner Erde beſteht , aber auf dieſer vordern Seite eine feine Auszierung an 36 faſttrågerinnen in übernatürlicher Grófe, wel che das Geſimſe tragen , und deren zwiſchen zwei Fenſtern alemal zwei find , und an 33 neuen Vaſen und rech8 Kindergruppen auf dem Geländer des Dacho, hat. Man
erblickt ferner am óſtlichen und weſtlichen
wertiEn
183 Enbe beffelben
ein . Xálochen von Berchens
Tannen - Utazien - und andern fremden Baus men , und in einem jeden einen halben Sale lon mit rech8 römiſchen Bruſtbildern von
Kaiſern in úbernatürlicher Grobe , ein star binet und eine Bogenlaube , dor melcher als te Bruſtbilder und Vaſen von Porzellan ſte. hen , noch einiger andern Figuren nicht zu gedenken. Von hinten zu ſchliegt an das
Hauptgebäude , und an den kurzen Flügel deſſelben , ein halber Birkel von zwei Reis hen geriffelter forinthiſcher Säulen , die oben bedeckt , und mit Baſen und Stindergruppen
beſert ſind , zwiſchen welchen auch im Som. mer , große Porberbáume in Karten ſtehn, und die ſich in der Mitte für bie Buffahrt
öffnen. Man hat von dieſer hintern Seite eine von Natur und durch Kunſt ſchone Uus*
licht in das Haveland , und nach einigen Dórfern und Bergen , inſonderheit nach dem Nuinenberg , ( auf welchem die Nuinen um ein Wafferbeden ganz eigentlich erbaut mors ben ,
nach bem cinefiſchen Thurm , und
nad Belvedere.
Das Innere diefes ftuen
und angenehmen Wohnfines , iſt aucy ſetydn. Ich beſchreibe es nach ſeinem Zuſtande im
Jahr 1974. Von dem öſtlichen Enbe an folgen die Zimmer derfelben , alſo. Das
Bibliothekzimnier , iſtMnicht groß , aber mic 4 See
.
184
Zedernholz ausgelegt, mit vergoldetem tal reichlich gezieret , und geſchmacool eins
gerichtet. Die Bibliothek, feht in verſchlor
ſenen gláfernen Schränken. Vier marmorne Siópfe , oon Somer , Sokrates , Hpolo,und einem 'unbekannten Philoſophen , vermehren Den Echmuck dieſes ſchönen Zimmers. An
Daſſelbige ftogt das ſchone tonigl. Wohnzima mer init einem Altoden , in welchem das
Bett ſteht.
Alspenn folget daß zierlich ges
ſomúdte Konzertzimmer , mit fünf Gemala Den von Pesne ; und nach dieſem ein ans deres Zimmer mit vier und zwanzig Gemåla den.
Aus dieſem tritt man in den eirunden
Saal , welcher in der Mitte des Gebäudes in dem runden Vorſprung iſt , und den eis ne fuppel bedeckt , welche ſo wie das Pan :
theon zu Rom eine Deffnung hat , die mit einem einzigen Triſtal zugedeckt iſt , der fica ben Fuß in der låge und vier in der Breis te hat. Der Saal iſt von weißem fararia ſchem Marmor mit etwas ins Blaue fallen : den Ndern ; auch ſechszehn forinthiſchen Såus len und andern Zierrathen verſehen , und bát in zwei Niſchen zwei marmorne Bilds fäulen , welche den Apollo und die Venus
porſtellen , und von dem júngern Adam ver . fertigt find.
An dieſen Saal grenzet gegen
Horben ein anderer wohlged;mäckter Saal, au 6
185
auf welchem man in die fchöne Fleine Gallca rit kommt , in der man rechszehn Gemälde,
vier alte Bildſäulen , acht alte und vier Neue Bruſtſtåde , und zwei halbe Bruſtſtücke antrifft. An der Weſtſeite des Saals , find auch vier Simmer nach einander , von wele chen die drei erſten mit Gemälden ausges gieret ſind , e$ pranget auch das zweite mit einer der ſchönſten alten Urnen bon egyptis
ſchem Porphúr. Sans Georg Wenzel Freiz herr pon Anobelfdorf , ein geſchidter und geſchmackvoller Baumeiſter , hat 1745 diefe fchöne Sommerwohnung des Königs angea Iegt, von welcher Schleuen frei Proſpekte
in Kupfer geſtochen. Von dem óftlichen Ens de des Bergs , auf welchem Sans - Souci
ſtehet , kann man in die Bildergallerie hina abſteigen. Dieſe iſt ein ſehenBroúrbiges Ge bäude von einem Stockwerf , welches in
der Mitte einen runden Vorſprung , eine Ruppel , und auf derſelben einen kleinen Thurm hat. Sie empfiehlt ſich von außen Durch ihre feine Bauart ; und von innen
durch ihre Schönheit , Pracht und Koſtbare feit.
Den Zugang zu der ' Höhe , auf wela
der fie fleht , eröffnet eine marmorne Ser
rasmand und Treppe. Die fünf und zwana sig Felber der Terrasmand , find mit Pera
Senmutterſchalen und Bergkriſtall nach Erots M 5
tena
186
tenart ausgelegt. Die Gallerie felbft , ift 246 Fuß lang und 33 breit , bat Fenſter von Spiegelglas , über welchen die Schluße ſteine Kópfe von berühmten Malern und Bildhauern vorſtellen , und zwiſden wels chen an den Pfeilern achtzchni große mars
morne Bildſäulen , welche die Künſte und Wiſſenſchaften abbilden und recho große inarmorne Urnen mie bleiernen Schlangen, geſtellt ſind. Der Proſpekt von dieſem Gea
bäude , welchen Schleuen geſtochen hat, zeiget diefe und alle übrige äußere Zierra then. Dab inwendige Gebäude , hat faft zu viel licht.
Inſofern es mit Gemälden
angefüllt iſt , theilt es ſich in die Galerie felbſt , und in das Stabinet.
Die Galerie
ſelbſt , iſt ein Saal , toelcher 102 Fuf lang, und deſſen Wande funfzehn Fuß hoch find.
Er iſt mit weißem und gelbem farariſchem Marmor ausgelegt, hat eine ungemein ſchön gezierte , auch die Binnbilder der ſchönen Künſte vorſtellende Decke , und rechzehu mara morne Såulen ohne Geſimſe ; aber mit Kras Eine jco
pitálen von vergoldetim Metal.
Sáule iſt ſiebenzehn Fuß hoch , ohne zus ſammengefeßt zu reon.
Somohl über der
Thůr des Eingangs , als der Kabinets , ero blickt man , ein altes römiſches Bas relief
don Marmor , feche Fuß lang , und drei bis
187
bis fechs 200 hoch. Uuf zwölf Konſolens ſtehen eben ſo viel ganze und halbe alte marmorne Bruſtſtúde , die bis auf eins , welches griechiſdy iſt i römiſche Arbeit ſind ,
und größtentheils rómiſche Raiſer abbilden. Der berühmte Kupferſtecher U. l. Strüger
zu Potsdam , hat ſie in Kupfer geſtochen. Uue dieſe bisher genannten vierzehn Stúde, ſind aus der Sammlung des Kardinals Pos lignac. zur Seite der Thüre des außern
Eingangs in bein Vorſprung ſtehen zwo alte römiſche Bildſäulen , deren eine Aus guſts Tochter Julia , die andere eine Toche tei der Niobe, vorſtellt, und zur Seite der
andern beiden Thüren , find pier neue , ſchos ne zu Paris per fertigte marmorne Bild : fáulen zu ſehen , nåmlich Mars , Benus,
Diana und Apollo.
Uuf vier fchönen Tis
lchen , fiehet man zwei alt rómiſche , eitt altes -griechiſches und ein neues marmornes Stác , und über der bør des Kabinets ſind , außer dem genannten Stůd noch zwei andere aus des tarbinals Polignac Samma lung , angebracht. Zu allen dieſen Schóna
beiten , tómmt nun das wichtigſte , nåmlich eine Sammlung von 78 auferleſenen Ges målben. Das Stabinet enthält 94 fleine Ge målbe , ſo daß die ganze Sammlung aus
179 é túden beſicht , don melden 71 aus per
188
der italianiſchen , 94 auß ber holandiſchen ,
und 7 aus der franzöſiſchen Schule find. Nicht nur die Namen der berühmten Meiſter, von welchen fie perferriget worden , ſondern
auch die Gemälde ſelbſt , ziehen den kunſt
verſtändigen Zuſchauer aufs ſtårffte an ſich. Deſterreich hat ſchon 1764 eine Beſchreibung der Bildergallerie und deß Kabinets , und 1767 auf zwei großen Bogen die Drdnung
der Gemälde herausgegeben ; weil aber nach ber eine Veranderung der Stúde vorgegan gen iſt, fo hat er auch 1770 die Beſchreis
bung ungeſchmolzen , und 1773 zwei neue Bogen von der Drönung der Semalde bru den laſſen . Bon dem weſtlichen Ende des
Bergß , auf welchem Sans-Souci fteht, kann
man hinunter in daß vormalige Drangeries baus gehen , vor. deſſen Pfeilern 26 Bilds fáulen von italianiſchem armor ſtehen , und in welchem fieben Zimmer , zwei Säle und zwei Gallerien befindlich ſind. Auch in dies fem neuen Bau iſt ſo viel Geſchmack, Schöne heit , Koſtbarkeit und Abwechſelung ange
bracht , daß man ſich nicht ſatt daran ſehen kann , inſonderheit iſt in der Mitte des Ges
baudes ein außerordentlich ſchöner und an muthiger Saal , von weifam fchlefifdem Mar
mor , urd rothem ſchleſiſchem Agat , on sera
fen Bånden in rechs rothen Feldern oder Fúls
189
Fidungen , auf Konſolen , 28 alte mara morne Köpfe , auch halbe und ganze Bruſta bilder , von griechiſcher und römiſcher Ur beit , ſtehen , zu welchen noch
zwei andere
über den beiden Shuren fommen . Von dies fen koſtbaren Untiten , hat der geſchichte
Kupferſtecher u. k. Krüger 170 % und 69 ,
zwei und zwanzig Stückein Kupfer geſtochen. Uuch von dieſer neuen Einrichtung des vors maligen Drangeriehaufes , hat der verſtorbrie
Gallericinſpektor Deſterreich eine eigne ge naue Beſchreibung gemacht , die auf einem
großen Ditaobogen gedruckt zu haben iſt. Die Decke dieſes Saals , hat der geſchicte Hofmaler Friſch zu Berlin , meiſterhaft auf feinwand gemalt. Um don den übrigen Zimmern etwas weniges zu ſagen , fo find die beiden Gallerien und der erſte Caal
von Gipmarmor. Das erſte Zimmer iſt ges täfelt und grún lakkirt , das zweite , vierte und ſiebente , mit Proſpekten von Potsdam und Sans-Souci , auf Leinwand rayon bea malt , das dritte und rechfte find mit a18 :
gelegter Urbeit von Holz und verſchiebnen Farben getåfelt , das fünfte hat zwei große Gemálbe auf Leinwand , von dem gedicten Pinſel ber Fra ! Theerbuſch , melche die Dias na und Venus betreffen. Die Tiſchblátter in den Zimmern ſind ſchon und foſibar. Von
190
Von hierauß t&mmt man in den úbere auß angenehmen Luſtwald , welcher dieſen Mamen in einem hohen Grabe verdient. Er iſt zwar nicht groß , denn er iſt nur eine kleine viertel Meile lang , und höchſtens 200 rheinländiſche Nuthen breit : allein er hat ſehr viele natürliche und künſtliche Schönhei ten , und außer den Gebäuden , welche ich
co
!
1: *1
gleich nennen will , iſt eine beträchtliche Ana
zahl Statuen und Vaſen in demſelben ger Mitten durch fahret ein gerader Hauptgang , melcher in einer Linie mit den drei Waſſerbeden in dem Garten unter Sans Souci fortlauft ,1 und mitten auf das neue Schlog ſtoßt. Von dem Eingang zu dem fireuct.
oben genannten Garten , welcher bei dem auch oben angeführten Dbelibt iſt , bis an die mittlere Treppe , welche in das neue
Schloß führt , iſt eine gerade Långe von 777 rheinländiſchen Ruthen .
Wenn man
von der Mitte des vormaligen Drangerie hauſes gerade zu dem marmornen Waſſer
beden geht , ſo kann man von da durch den runden Salon in eben dieſem in
Hauptgange ,
mefchein acht marmorné Bildfåulen fte:
hen , und linker Hand durch die Rundung, in welcher um ein Waſſerbeden von rothem
Marmor vier marmorne Bildfåulen geſtellt
find ,
nach dem inwendig und auswendig pers
191
vergoldeten chinefiſchen Pallaft fommen , von welchem Schleuen einen Profpeft geſtochen hat. Ein andrer Weg führet durch den Sauptgang und durch die mitten in dems ſelben angelegte prachtige und zirfelrunde
marmorne Kolonnade , (deren Proſpekt auch pon Schleuen in Kupfer geſtochen iſt, ) ger radesreges nach
dem neuen Schloß, melches jeßt das neuſte , ſchönſte und pracha tigſte unter allen königl. und faiſerl. luſtge bäuden in ganz Europa iſt , und wenn es auf einer entweder natürlichen oder fünſtlia
chen Höhe låge , noch viel beſſer in die Au gen fallen würde. Den fanelirten forinthi ſchen Pilaſtern , melche auf Würfeln ſtehen , und bis an das Dach reichen , hat man die Farbe gelber Quaderſtúce , und den Maus ern die Farbe rother Ziegelſteine gegeben, welches einen außerordentlichen Anblic vera
urſacht. Ein großes Thor , und ſichtbare Treppen , fucht man vergeben , denn das ganze Gebäude hat keine andre alb Fenſter
thüren , welche mit den übrigen Fenſtern einerlei Geſtalt haben , und die Treppen find verſtedt.
Es hat das Gebåude eine
Kuppel wie die alten Tempel , auf melcher drei Grazien von übernatürlicher Große,
auf ihren Köpfen und mit umſchloſſenen Urs men
192
men , eine fönigl. Strone haltent. uties dies fes iſt von ſtark vergoldetem Kupfer. Nußer den unterſten Zimmern auf ebrer Erde, hat daß Hauptgebäude mit ſeinen großen Flás geln , zwei Stockwerke , und in der Mitte des Hauptgebäudes auf ſeinen beiden Seis
ten einen Vorſprung
auf deſſen Vorbera
giebel zwei Bildſäulen , vier große und vier kleine Gruppen ſtehn , in jedem Vordergica
bel aber find Geſchichten in halb erhabner Die Fenſter des oberſten
Arbeit gehauen.
Stocmerfs ſind eiformig , und haben ges flügelte Engeltöpfe zu Schlußſteinen. Uiber den Fenſtern der unterſten und mittlern Zima
mer eines jeden Vorſprungs , geigen fich Kópfe alter Philoſophen mit Federbüſchen , und über den übrigen Fenſtern der untern Zimmer , andre alte l'épfe als Schlufſteine. Uiberhaupt hat jede Seite des Sauptges baudes und ſeiner großen Flügel , dreimal 78 Fenſter , und aufier ſechs Gruppen von Helden , welche zwiſchen den Fenſtern der unterſten Zimmer eines jeden Vorſprungs ſtehen , und außer den vorhin genannten
auf den Vordergiebeln , záhle man zwiſchen den unterſten Fenſtern des ganzen Hauptges baudes und ſeiner
Flügel, und auf dem
Dachgelander , 190 ſteinerne zchn Gruppen
I
Bilf fáulen ,
und zwei geltonte Kartus Touch
193
ſchen .
Das Gebaube hat aufer den beiden
Flügeln , noch zwei kleine , mit grúneri und bergoldeten Ruppen und Adlern . Cie bes ſtehen aur aus Zimmern auf ebner Erlie, und jeder hat : 27 Fenſter mit jugendlichen Kópfen zu Schlußſteinen. Uiberhaupt er: blidt man an dieſen beiden Flügeln untent zwiſchen den Fenſtern , 52 Bildfáulen und Gruppen , und oben auf den Dachgelander , 64 große Gruppen von Kindern. Alſo ift
die Unzahl der. Hópfe , ganzen figuren und Gruppen , an dieſem Gebäude ungerdhnlich groß. Den innern Hof verſchließt ein grůs nes und dergoldetes eiſerne Sitter , und zwei und zwanzig ſogenannte Termen , welt dhe taternen tragen . Das Innere des Sea
båudes iſt unbeſchreiblich prächtig und koſtbar, ſo daß gar nichts geſpart worden , um alles Wenn man von der tóniglich auszuzieren . Wenn Weſtſeite durch den innern Hof in das
Schloß geht, tritt man ſogleich in einen pråchtigen Vorfaal , der ganz von ſchlifis ſchem grauen Marmor ift , auch pier alte marmorne Bild ſäulen enthält. Die Dede
hat Friſch auf Leinwand gemalt. Uus dica fem tommt man in einen noch prächtigern Srottenſaal , den man gar nicht vermuthet, deffen Fußboden
von Marmor ift , und
det übrigens mit Muſcheln , Mineralien, Birch , Erobercer, 20, 8 .
weif
194
weißem ſchönen Bernh. malt.
Marmor ., Kindern Tijdsen gezieret iſt. Robe , mit Del auf Die Marmorgalerie
und ein Paar Die Decke hat Gip8 lchón gea von rothem und
weißem italianiſchen Marmor , gieren noch drei alte ſchöne Tiſche von moſaiſcher Arbeit, auf deren jedem eine kleine eherne Bild :
M
fáule ſteht, zwei ſchone Kamine , deren jea 1
der eine porphyrne Vaſe und zwei alte Bildſaulen hat , und , drei ganz vortrefliche Kronleuchter von Bergkriſtal. Die betracha
tenswürdige Malerei der Dede pi iſt auch von Hoden.
Auf dieſe Gallerie folget ein pracha,
tiges und ſchönes Zimmer , blau in Gold , mit 21 Semalden , zwei voitreflichen mo faiſchen Tiſchen , und andern Zierrathen. Das nächſt folgende Zimmer iſt zware ohne Gold und Silber , aber doch mit Geſchmad geziert. Es hat blaßroth lakirtes Tafelwerk. Das Konzertziinmer iſt ſehr reich und ſchon, der Kamin mit fünf koſtbaren Vaſen bereßt, die beiden Tiſche ſind mit ſchlefiſchem Chris
fopas ausgelegt , und der Kronleuchter von Bergkriſtall iſt ſehr ſchön gemacht. Das. Darauf folgende Zimmer , hat foſtbare und geſchmacvolle Tapeten und Meublen , nebſt andern ſchäßbaren Zierrathen. Das Schlaf zimmer des Königs und das Kabinet , find mit vielem Geſchmack ausgezieret , und im len
195
legten fteht ein ſehr ſchågbarer alter Kopf des Julius Cafar , von farariſchem Wars In der Uuszierung des Speiſeſaalt , des kleinen Rabinets und der Bibliothek, iſt auch viel Geſchmack angebracht. Die Zima mer Num . I und II enthalten 31 Gemåla de pon berühmten Meiſtern , Num. III ift mor .
fehr reich in Roth und Gold , und Num .
IV ebenfalls prachtig meublirt , das legte hat auch fünf fehr gut gezeichnete Gemål de , und bei demſelben iſt ein eirundes , una
gemein in die Augen fallendes , von Chevas lier aus Pariß gemal tes und latirtes Kas binet , und ein ſehr prachtig ausmeublirtes
Schlafzimmer. Das Zimmer Num. V zeis get 23 Gemáide von berühmten Meiſtern. In dem erſten Stockwerk , hat das Kabis net Num . XV zwei und zwanzig , und das Zimmer Nuin . XI neun Gemälde von bes růhinten Meiſtern. Ein ganz ausgetafeltes Zimmer , gelb und Silber , welches ſehr reich und ſchon geſchmúdt, und deſſen Dede von Friſch vortreflich gemalt iſt , und ein Zim mer zur Seite , welches auch ſehr reich und in einem
edlen Geſchmack meublirt ift , fala
len unbeſchreiblich ſtart in die Augen . Uiber dem großen Marmorſaal iſt ein Zimmer mit 27. Gemälden . Der große Marmorſaal von grünem und weißem ſchleſiſchen Marmor , iſt N 2
ausa
196
ausnehmend prächtig.
Amabeus
Benloo
-hat die Decke gemalt , es ſind auch vier grofa
ll M
fe Gemälde an den Wänden angebracht.
Der mit forinthiſchen Säulen außgezierte, und mit Gipsmarmor belegte Vorſaal, und die Gallerie mit rech8 Gemälden , find auch
ſehenswürdig. Ich übergehe die Zimmer , welche für Prinzen und Prinzeſſinnen eingea
richtet, und mit Gemälden und andern rohóa nen Dingen ausgeſchmückt ſind , ſo wie auch
sen ſchönen Schauplat , und merte nur noch an , daß die Eiſche, Kommoden , Kronleucha ter und Vaſen , welche man in den Zimmern
findet, insgeſamt von großer Schönheit und Koſtbarkeit find. Ein großer Theil der ſchó. nen und koſtbaren Dinge , welche man in dem neuen Schloß fiehet, iſt von Künſtlern ,
die zu Potsdam und Berlin wohnen , der fertigt worden . Eine ausführlichere Beſchrei: bung des Innern dieſes herrlichen Gebäu deb , liefert des Inſpektoró Deſterreid Bes ſchreibung aller Geinalde in beiden Schidla fern von Sans - Souci
und eben ders
felbe hat von der Drbnung der Gemälde in demſelben , zwei Bogen in Folio gelies fert. Der Weſtſeite des Schloſſes gegen åber , ftehn zwei ſogenannte Kommunen ,
welche anſehnliche Gebäude mit Kuppelny
Bildfäulen , Gruppen , und auf andere Weis TE
4
197
pe reichlich gezieret ſind , und zwiſchen bei den iſt eine herrliche Kolonnade. Von als len dieſen Gebåuden , hat Schleuen Pro ſpefte geſtochen.
Auf der Ditfeite des Schlofa
ſe8 , hať man eine ſchöne Ausſicht, die zur linken Hand das Belvedere auf einem Bere
ge , welches aus zwei über einander gebau ten runden Sålen beſteht , und der nach
chineſiſcher Art bemalte Thurm , (welcher beiden Gebåude ſchon oben bei Sans-Souci, Erwähnung geſchehen iſt, ) verurſachen. Die vierzehn alten marmornen Bildfåulen , mela dhe auf beiden Seiten des Haupteingangs
zu dem Luftwalde , in einem Bogen ſtehen , helfen den angenehmen Plas bor" der Oſts feite des neuen Schloffes , berberrlichen . Kaum dreißig Fuß hinter dieſen Bildſáu. len , ſtehen zwei Tempel in gleicher Entfers nung von dem Hauptgange des Fuftroaldes. Der zur linken Hand , wenn man von dem
neuen Schloß fomdit , wird gemeiniglich der Antiquitätentempelgenannt , und iſt verſchloſs fen , weil er ro viele koſtbare Alterthümer
und Seltenheiten enthalt.
Inwendig iſt er
ganz mit ſchleſiſchem Marmor ausgelegt. Un öen Wånden ſtehen alte marmorne Bruſt:
bild er auf vergoldeten Konſolen , unter wels chen ein Jupiter", eine Minerva und ein
Bitedins , die Schönſten find. Uiber der 03
Thüre
198
Shure des Eingangs , fteht Kaiſer Trajan zu Pferde , in alter und ſchöner halberhab ner Arbeit , und eben findet man hier noch die zehn alten und ſchonen marmorne n Bild
NE
fåulen , welche die Familie De$ lykomedes
genennet werden. Das alermwichtigſte , mas dieſer Tempel enthalt , beſteht in der koſta baren Sammlung alter geſchnittener Steine, und alter Münzen , welche hier in vier Schränken von Zedernholz , verwahrt , aber nur auf königliche Erlaubniß gezeiget werden.
49
Man fennet einen beträchtlichen Theil der
r ſelben aus Begero Thefauro Brandenbu en t m gico , in welchem aberm die ühgeſchnittenen u e Steine , er r Ba . e z s örbt n h e n h r ſc h n tuge abe t , und f ro nigSto dericzu Flo z h u h t ka e Kön .nnFernni ſIeI gße chen ha , teönnßitce ſt e e e n be l kſöch . Din hhnima m di runcgr Ans s zalhmann au , nden rzeinacc de getdehe mi ß
fe 44 ücke Ve che , benſig ſie mamu r l s 4 t 3 s S fen , wme doe n Kö zedue Sarch r r f e 0 Te r N0e 0 , adleeirt Baar ſltted Mu d . Sto e , fü f 30ne Tnhsz ba ft ielklGuineg , un ſiofnür ein e n n b i au 0 ſete lerLe Pen veor khanuebeiwd n e a h i g t 0 4 chic Th ; asibnſc ha . Inbe mueng a l ch . Geſ9 tener der reSrte fer h amm i Se n h t n e 0 o e i i e i t 1 chn f. e m in v ag d Se er geſ Ste geſ , die all and
åha
ME
W
( 199
dhnliche europäiſche Sammlungen , an Wicha tigkeit weit übertrift. Der Tempel der Freundſchaft , iſt flein und offen , ganz marmorn , hat zehn gerifs
felte forinthiſche Säulen , an welchen griechia ſche Medailons hangen , und iſt dem Ungea denken der verſtorbnen Markgräfin von Ban
reuth ; des Königs Schweſter , gemidmet , melche hier in einer "marmornen ſigenden Bildfáule , mit einem Buch und Hund auf dem School , vorgeſtellt wird.
Sie hatte
eine beträchtliche Sammlung alter Bildſau len , Bruftbilder , Köpfe und fchöner Ges
málde , welche man in und bei Sans- Souci, bertheilt findet.
Auf den
Seiten
beider
Sempel , oder welches einerlei iſt , an jeder Seite des luſtwald8 , ſeiner ganzen fånge nad , iſt eine Adee nach englándiſcher Art angelegt.
3 ) Spandow , eine zwar nicht große, aber nahrhafte und wohlbewohnte Stadt, der Havel , 'welche hier bei dem ftre fowſchen Thor die Spree ' aufnimmt. In
der Stadt iſt die lutheriſche Stadtkirche S. Nikolai , deren Paſtor zugleich Inſpektor ůber zehn Landkirchen iſt , die Morißkirche,
deren fich die Beſazung zum Gottesdienſt bedient, eine reformirte Kirche , ein Zucht und Spinnhaus , undR auf dem Plan por ' 24
1
dem
200
dem Berliner Thor , eine 1923 angelegte Die Stadt hat drei Vors Gewehrfabrif. ſtádte, vor dem Charlottenburger Thor , wel: che die Strefow genannt wird , vor dem Dra: nienburger Thor, und die Potsdamer. Por der lekten iſt der Kloſterhof , der Siß eines foniglichen Amtb , welcher aus einem ehema: ligen Nonnenkloſter Benediktinerordens , ents ſtanden iſt. 1774 waren in der Stadt und in den Vorſtadten , 522 Häuſer. Die Stadt
>
AP
iſt ſchon im zwölften Jahrhundert ein altes was beträchtlicher , und im dreizehnten Jahr: hundert ſchon ein haltbarer Ort geweſen , boch iſt ſie erſt 1319 bemauert worden. 1557
fieng man an ſie zu befeſtigen , und die Zitas delle oder eigentliche Feſtung , welche außers halb der Stadt in der Havel liegt , ward 1583 fertig. Jhr Baumeiſter war Rodius Graf zu Zonar , welcher nebſt einer erſten
Gemahlin der Nikolaikirche ihren Altar , und deſſen zweite Gemahlin der Morißfirche ei nen Altar gegeben hat. In der Feſtung iſt eine Kirche , und fic dient zum Gefängniß für Reute , die durch Urtheil und Xecht dazu verdammt werden. Churfürſt Georg Wilhelm mußte diefelbige 1631 den Schweden eins
ráumen , welche fie 1634 zuråd gaben. 4) Nauen , eine Stadt , melche unter den anhaltiſchen Markgrafen Stadtprivilegia ers
21 6
$
201
erhalten , 1414, 1513 , 1570 , 1626 , 96, 1743 und 65 große Feuersbrúnſte erlitten hat , und dadurch ſehr herunter gekommen iſt. In einer Urkunde von 1336 in Gerkens
cod. dipl. brand . T. I. pag. 542 heißt fie civitas Nowen .
Sie ſou por Alter der
adelichen Familie dieſes Namens zugehöret,' und anfänglich Fettpott geheißen haben. So viel iſt gerviß , daß ſie noch eine ganze Felds mark befißt , welche das Ritterfeld genennet wird, Es iſt auch das Dorf Orienmark , mit der Stabt vereinigt worden , deffen Ans
1
gebenten , die nienmarkiſche Feldinart erhält. Es iſt hier cinc lutheriſchgeiſtliche Inſpekzion Pfarrkirchen. åber Sonſt hat ſie dors treflichen Aderbau und Viehzucht. Der nauens iche Graben , welcher bei dieſer Stadt weg
geht , macht nachmals die Grenze zwiſchen dem haveuändiſchen und glieniſchen Streiſe , bis er bei Rieber - Neuendorf in die Savel geht.
5 ) Natenow , eine Stadt an der Havel, aus welcher ein Kanal um die Altſtadt hers
um biß wieder in die Havel geleitet iſt. Die Stadt hat auf 600 Feuerſteden , und wird in Alt - und Neu - Stadt abgetheilt. Die
legte iſt um8 -J. 1730 angelegt, und mit lauter anſehnlichen Säuſern , inwelchen viele adeliche Familien wohnen, bebauet worben. DE 5 Bris
1
202
Brifchen beiden Städten ift tine feinerne Brúcke und Schleuſe 1733 angelegt worden, durch melche alle Schiffe , die von Hamburg nach Berlin gehn , ihren Weg nehmen muf ſen.
4 *
**
Die Einwohner ernähren ſich von Alder :
bau , Viehzucht , fiſcherei , Weinbau , ( der
aber größtentheils eingegangen iſt, ) Braue rei und Holzhandel.
1075 überrumpelte
Churfürſt Friderich Wilhelm hiefelbft das ſchwediſche Regiment des Obriſten Wangelin, welches theils niedergehauen , theilb nebſt dem
Dbriſten gefangen genommen wurde .”
2
Die
Landſtände haben dieſem großen Churfürſten 9
1738 mit mehr als 16000 Rthlr. Koſten auf der Meuſtadt ein anſehnliches ſteinernes Dents mal errichtet , welches ihn zu Fuß , und bier
Sefangene zu feinen Füßen , alles in Rieſen : große , vorſtellet. Auf den vier Seiten des Fußgeſtelles find deutſche Inſchriften zu lefen , trelche auf die eben beſchriebne glückliche Uiber : rumpelung der Schweden in dieſer Stadt , auf ihre Beflegung bei Fehrbeltin und War: fehau , und auf die Eroberung der Feftung Stralſund von 1673. gerichtet ſind. Der
Unfang der Stadt, hat in fiſcherwohnun gen und einer Burg beſtanden , von welcher leßten zwiſchen der Havel und Hemme ans , noch einige Spuren übrig find. 1 295 wur : de fie abgebrochen , und die Steine wurden von
1
M
9
203
von den Markgrafen Otto und Albrecht zur
Verbefferung und Vergrößerung der Stadt 1294 wurde das Dorf Jederik, welches zwiſchen Rathenow und Hohen Nauer lag , nach dem Tode Friderichs von Beren wolde von den Markgrafen Otto , Konrad und Heinrichy , der Stadt geſchenkt, die rola: chergeſtalt die vortreflichen Leder und Wies geſchenkt.
ſen befommen hat , welche ſie noch jetzt bes
fißt. 1319 erhielt ſie von Woldemar ibre gute Walbung nebſt dem Borwert Roden: wolde , . und 1351 die beträchtlichen Mühlen , von welchen ſie noch jeħt jährlich gewified Pachtgeld an das Amt Mühlenhof zu Bers lin , erlegen muß. 1394 wurde ſie von dem
Erzbiſchof Albrecht von Magdeburg erobert uab geplundert. Sie brannte 1576 , 91 , 1648 und 67 faſt ganz ab. Daß dieſe Stadt bor Mlters eine Zeitlang von den Martgras fen an die Grafen von Einbau perfekt ges
werin fer , erfieht man aus einer in Ger
ten8 cod. dipl. brand. T. I. pag. 165 be findlichen Urkunde von 1327, in welcher die legten ſich verpflichten , die Stadt an jene gegen eine gewiſſe Summe Geldes wieder abzutreten . 1338 war daſelbſt der große
Kies (Ang ſchon vorhanden. Ebendal. S. 553. Uno 1341 feste Markgraf Cubemig die jährlichen Abgaben der Stabt , auf 16 Mart
204
Mark brandenburgiſchen Silbers. S. 554.
$
Der 1673 angelegte Eiſenhammer , iſt wies der eingegangen : hingegen iſt hier ſeit 1764 eine Kanefas - und Mancheſtermanufaktur auch nahe bei der Stadt ein Spinnerborf von hundert Familien angelegt worden. Bu der 1
hieſigen lutheriſchgeiſtlichen Inſpekzion gehören achtzehn Landpfarren. Bei Nathenow in der Heide, iſt der Wola gen-See.
2. Folgende fönigliche Aemter. 1 ) Das Umt Potsdam , welches ſeinen Namen von der Stadt Potsdam , ſeinen Sin aber ſeit 1774 zu Bornim oder Borne hat, und zu welchem zrólf Dörfer , und eilf Vors
werke gehören.
Von dieſen Dertern liegen
ſechs im havellindiſchen Kreiſe.
( 1 ) Die Pfarrdörfer Bornim, Buchholz, Gütergoß und Neu - Langermiſch. Im ers ften , dritten und legten find Umtsvorwerke. (2) Neuendorf oder Deutſch - Neuendorf
und Stolpe, Filialfirchdorfer von Potsdam . Das Vorwerk im lekten , iſt auf Erbpacht aubgethan.
(3 ) Die Borrerfe zu Potsdam und
Caputh , welche in Zeitpacht ſtehen , zu Dres wiß , welches auf Erbpacht ausgethan ift , Piorchheide und Geltow , welche das Pots bamſche Waiſenhaus , und Gallin , welches bie
205
die Gemeine zu Bornſtedt in Erbpacht hat. Das Vormerk Golm , iſt mit Koloniſten bsfest .
2) Das Amt Spandow , von zwölf Dórs fern und drei Wormerfen.
( 1 ) Der Mieß und Damın bei Spandom. Der Togenannte Valenting - Werder , iſt mit ciner Koloniſtenfamilie beregt.
(2 ) Die Pfarrbörfer Cladom und Rohr. bed.
( 3 ) Die Vorwerfer Plan , Kloſter und Nubleben. Das lente iſt nahe bei Span dom.
3) Das Amt Nauen , von vier Dörfern und drei Vorwerfen ; die lebten ſind in den
Dörfern Liegow , Berge , welches ein Pfarta dorf iſt, und Wachow , und dieſes Dritte iſt auf Erbpacht ausgethan .
4) Das Amt Königshorſt , welches ebes deſſen ein moraſtiger und ungangbarer Wald zwiſchen Ferbellin und Nauen mar , der ſich
auf fúnf Meilen in die Länge , und eine bis anderthalb. Meilen in die Breite erſtreckte. Sönig Friderich Wilhelm ließ ihn pon 1719 biß 38 unter Aufſicht des Oberjågerineiſters Freiherrn von Hertefeld , durch den Baumeis fter Stolzen , urbar machen , da man denn vielen Bernſtein, und in einer Tiefe von viera
jehn Schuben, ganze Eichbäume fand. Hiera auf
200 112 75
auf wurde dieſer Strich landes zu einem fó : niglichen Umte unter dem Namen Königshorſt
gemacht , welches etwas Uckerbau , aber noch
Va .
mehr Wieſen , und ſehr gute Viehzucht hati es iſt auch 1752 eine Stutzrei von den 48
dönſten ausländiſchen Pferden dafelbſt an gelegt worden . Die Vorwerke Königdhorſt, (woſelbſt eine Pfarrkirche iſt ,) lobe of Sand ,
dlordhof, Sertefeld , und Nienberg
find
mit den beſten holländiſden , Oſtfrieslandi: fchen i holſteiniſchen , litauiſchen und pommer Ichen Kühen berekt , und der Aufſicht houáns diſcher Meier übergeben worden. Das Vors mert Kubhorſt iſt jeßt auf Erbpacht ausges than. Es gehören auch zu dieſem Amt die Dörfer Sertefeld , Deutſchhof, Mangelhorft.
5) Das Umt Fahrland, welches biß 1699 ein abeliches Gut geweſen , in dieſem Jahre aber von ſeinen Beſißern Johann Wolfgang und Chriſtoph von Stechom , an Churfürſt Friderich den Dritten für 500co Nthlr. und 100 Dukaten Schlüſſelgeld berfauft worden. Das Amthaus , welches eine eile von Pots dam liegt , und chebeffen der Ritterfiß war, iſt von dem Dorf durch die Wobliß abges ſondert , und ſteht auf zwei Werbern. Bei demſelben iſt ein breiter und fiſchreicher See ,
der weiße Sec genannt , welcher fich von Fahrland bis nach dem zu dieſem Amt gea
höri
!
207
Das jenige Pfarrborf Fahrland , iſt ehebeſſen ein Stadta
hörigen Dorf Nedlig erſtredt.
dhen geweſen , denn alſo wird es in der Kirs
chenmatrikel von 1576 genannt , in der von 1050 aber heißt es ein Flecken . Bis 1717
hat es zmei Jahrmärkte gehabt , und noch jekt find hier Wochenpredigten geidhnlich). Uiber die Havel iſt hier eine Brüde, anſtatt
der ehemaligen Fahre. : Trampniß , iſt ein kleiner Koloniſtenort .
6) Das Amt Fehrbellin , von einer Stadt,
acht Dörfern , Can 'welden aber unterſchiedne Edelleute Theil haben , ) und drei Vorwers Es macht das ländchen Bellin aus , Namen mau wahrſcheinlicherweiſe deſſen in den Namen eines ehemaligen mendiſchen Volts findet , welches Wilini genannt wors
ten,
den .
( 1 ) Fehrbellin , cin Städtchen am Rhin,
über welchen hier ein Pag. ift.
Der Name
deſſelben iſt in Urkunden von 1273 , 75 und
1305, welche in Gerfens cod. dipl. brand, T. I. pag . 414 , 416 , 444 vorkommen , Werbellin geſchrieben. Es heißt eigentlich Belin , und iſt der Stammort der ausge ſtorbenen adelichen Familie, dieſes Namens geweſen , welche auch in Gerken8 cod, in Urkunden von 1260 und aus dem vierzehn ten Jahrhundert vorkommt: weil aber hier ehe
hóren , ein adeliches Amt , und überhaupt 63 adeliche Derter.
Dieſer Kreis hat 1759
von den Ruilen und Deſtreichern viel erlitten ,
Es folgen nun 1. Die unmittelbaren Städte.
1 ) Frankfurt an der Doer ,
iſt die
fiebente unter den Städten der ganzen Ma: f, unh hat eine ſchöne Lage an der Ober , auf
321
der andern Seite aber iſt ſie mit Weinbers gen umgeben . Die Stadt und ihre Bors ftabte -begreifen ungefdhr 1200 Feuerfeuen ,
und 9 bis 10000 Menſchen , die Beratung und Univerſitat ungerechnet.
fchiedene guc gebauete Håuſer.
Sie hat unters
In der Stare
felbft findet man die Dbér s bber St. Na
rienkirche, als die vornehmſte , bei welder der Infpeftór "der hieſigen geiſtlichen In Spetzion über 33 Pfarrkirchen ſteht , die lins ter- oder St. Nikolaifirche , bei welcher ehes
mals ein Franziſkanerkloſter geweſen iſt , eine Kirche der deutſchen reformirten Semeine
deren erſter Prediger Inſpektor über 5 Kirs chen iſt , und eine Kirche der franzöſiſchen teformirten Gemeine. Die Univerſitát hat Churfürft Joachim I und ſein Bruber Albrecht
geſtiftet , und. 1500 iſt ſie eingeweihet wor: Sie hat jährlich ungefähr 11000 Thas
ben.
Die theologiſche Fakultet iſt ganz von der refo ,mirten Kirche , und die ler Einfünfte.
hieſigen lutheriſchen Profeſſoren der Theolos gie ſind nur außerordentliche , und gehören nicht zu der Fakultät. In dem großen Kol: legio iſt der Univerſitátebucherſaal, und bei demſelben einmediziniſcher Garten. Der Univerſitat gehören 16 Dórfer , welche theils in der Mittelmart , theils in der alten Mark
belegen ſind , und das ehemalige Stift die Buro . Erobeidr, 20. 8.
2
der
322
1
der Domkirche, zu Stendal mit feinen Eins fünften. In dem Biſchofshof, welcher vor
Ulters den Biſchöfen zu Lebug gehörte , hat Churfürſt Friderich Wilhelm 1671 eine Nit terakademie angelegt , welche aber wieder
eingegangen iſt , hingegen iſt hier 1767 eine Geſellſchaft zum Dußen der Wiſſenſchaften und Künſte geſtiftet worden , auch iſt hier eine lutheriſche Stadtſule , und eine refor:
mirte Schule. Außer einem anſehnlichen Ma: giſtratskollegio ,, iſt hier noch ein Stadtge: richt, und wegen der drei Meſſen , die jáhr lich hieſelbſt gehalten werden , eine Meßkoms Der Magiſtrat hat merzienkommiſſion, nicht nur die niedern , ſondern auch ſeit 1318
die hohen Gerichte. Die letten wurden ihm zwar 1504 gur Strafe genommen , 1555 aber von dem Churfürſten Joachim II får
1500 Thlr. wieder gegeben , und Churfürſt Friderich Wilhelm that 1684 zu den bishe: rigen Privilegien noch einige in Anſehung der
Appellazion hinzu. Die Stadt hat auf der Weſtſeite der Dder zwei Vorſtådte , nama
lich die gubenſche , in welcher die ehemalige Karthauſe und eine angenehme finden - Auee iſt , und die lebuſiſche , jede hat eine luthes riſche Kirche, und das Waiſenhaus in der Gubener Vorſtadt hat auch eine Kirche. Jens
ſeits der 280 gemeine Schritte langen Oder btúde,
323
brüde , auf dem Grund unb Boben der Meue mart , gehört der Stadt , der weitläuftige Darm , welcher ſtart bebauet ift. Der A eis
dendamm .
welcher: fich von der Brücke bis
an die cragenſche tandwehre erſtrect , ift
ungefábr 1800 gemeine Schritte Tang , und wegen ſeiner natürlichen Antmuth zum Spaßies rën ehr bequem , denn an der linken Seite
deſſelben und des Steinwegs , åber welchen
er weggeht , find lauter Küchengärten , und auf der rechten Seite fiebt man durch Weis
denbäume in eine Wiefe , welche auf der einen Seite von der Ober , auf der andern
von einem niedrigen mit Bäumen bewachſe nen. Berge eivgeſchloſſen iſt. Vor Alters hat , die Stadt mit zu der Sanſe gehört. In Gerkens cod . dipl. Brand . T. I. p. 128 . 177. wird fie in Urkunden von 1335 und 1334 Vranchinfurth genannt , und ihr Mas me zeigt eine Fürth der Franken über die Dder an . Daß fie alt Fery i erhellet aus ihrem noch vorhandenen Privilegio von 1257 ) in welchem ihr lecker und andere Güter vers es bat auch in eben dieſem
lieben werden :
Jahr Markgraf Johann biefelbft eine Nies derlage der Maaren verordnet.
Sie hat
1570, 1574 und 1631 großen Brandſdas den erlitten .
Der kleine Fluf Bralad , mel
cher hinter der Karthauſe bis zum Dorf X2 Sfera
324
Spellichendorf läuft , iſt ein Uusfluß der Ober.
2) Müncheberg , eine Stadt, in wela cher eine lutheriſche Stadtkirche , deren Paſtor die Inſpekzion úber 12 Pfarrkirchen hat , und eine reformirte Kirche für die deutſche
und franzöſiſche Gemeine', iſt. In einer Ur funde von .1312 : heißt ſie Monochenbergf.
Gerkens cod, dipl . Brand: T. I. p . 358. Das ehemalige bieſige Monchentlofter haben nachher die Tempelherren inne gehabt. Von dieſen iſt die Stadt gånzlich an die Chur fürſten , die Kloſtergåter aber find an den
Johanniterritterorden gekommen , und dera muthlich zur Kommenthurei ließen geſchlaa gen worden . Wratißlaw , Herzog zu Pomz ,
mern , , als Vormund des Markgrafen Seina rich , hat die Stadt bemauern laſſen .
Die
Dbergerichte, hat ſie 1388 vom Markgrafen Jobſt , und die Untergerichte 1502 vom Chura fürſten Joachim I und deſſelben Bruber Ala brecht , erhalten .
Der Stadt gehört das
Borwert Schlagentin . Der faule See , bei dieſer Stabt , wird
von dem ſogenannten Kirchen- See gemaffert, und geht aus demſelben ein fließ nach dem
ſchlagentinſchen See , unweit Müncheberg , auf dieſem aber ein fließ nach dem Stübers Graben .
3) Múls
325
3 ) Mileroſe ,' in
einer Urfunde von
1270. Milrage , eine Stabt um die Mitte des neuen Grabens oder Friderich Wilhelm
Grabens , von welchem oben Nachricht ges geben worden . Sie hat zur Zeit der Marte grafen Johann und Otto ihren Anfang gea
nommen , und iſt von den Markgrafen Dito und Albrecht noch weiter privilegirt und bea ſchenkt worden .
Das Städtchen hat 150
bib 160 Håuſer , und einen føniglichen Gra:
benzoll. Das vormalige hieſige Vorwert des Umes Biegen , ift 1771 mit 8 Koloniſten befekt worden.
Der bei der Stadt befind :
liche große See , wird vom Amt verpachtet, der kleine See gehört der Kirche. Die Stadt erlegt , .ro wie das platte land , Kontribus zion , es iſt aber dem Magiftrat 1754 durch ein Judifat die Zivilgerichtsbarkeit ? zuers
fanntı worten , die Kriminalgerichtsbarkeit aber ábet bieſelbſt das Umt Biegen aus, 4) Fürftenwalde, eine Stadt an der Spree , auf welcher hier eine Schleure ift. Sie hat 388 Feuerſteller , und viele gut gebauete Sauſer. Außerhalb der Stadt ſtehen 43 Koloniſtenhåuſer. Der Thurm der Pfarrs
1
firche fiel 1738 ein , und ward 1755 von 1766 gåndete ihn der Bli an , bei welcher Gelegenheit auch das Dach der Kirche abbrannte. Gleich darauf ſtürzte neuem erbauet.
1
1
X 3
die
326
die Brundmauer zwiſchen dem Thurm und der Kirche auf das Sewölbe der lebten , und zerſchmetterté daffelbige. Es iſt aber nicht nur der Thurm wieder aufgebauet, ſondern auch die Kirche inwendig ganz . erneuert wor Sie iſt ein helles mobleingerichtetes den . Gebaude.
In derſelben fing die Grabmaler
einiger Biſchofe von Lebus zu finden . Dieſe Stadt beſigt der Randesherr wegen des Biss thums Lebus. Sie kontribuirt zwar zu dem platten Lande , iſt aber doch eine immediate Stadt , und genießt noch alle Rechte , die ſie unter den Biſchöfen gehabt hat , iſt auch noch ju , auen Pflichten verbunden , welche
ihr damals oblagen . Es iſt aber zu bemer fen , daß ſie unter den Markgrafen aus dem Saufe Anhalt eine landesfürſtliche Domainen ftadt geweſen , und daß ſie ihre beſten Pri pilegia von den landebherren ſelbſt erlangt habe ;s man kann auch aus Urkunden beweiz fen , daß fie , ehe , fie unter pas- Visthum Lebus gekommen , auf den fandtagen erſchiea ner ſery. Sie ward 1328 nebſt andern Stád : ten und der Laufit vom Markgrafen kudes
wwig an Herzog Rudolph von Sachſen wics Gerkens. cod. dipl. verfauft. brand. T. I. p. 529. 1354 ward ſie vom Churfürſten Ludewig dem Rómer dem Bis: bertáuflich
thum Rebus überlaſſen.
Biſchof Peter der: lege
327 legte 1373 die biſchöfliche Neſibenz hieher. In dem mit dem lebuſiſchen Kreiſe getroffes nen und beſtätigten Vergleich vom 22. Febr. 1661 , hat ſich die Stadt anbeifchig gemacht, von allen Kreislaften den vierzehnten Theil
zu übernehmen. Der Paſtor an der Stadt firche , ift Inſpektor über 4 Pfarrkirchen . 1432, 1570 ;" 1633 und 1676 iſt die Stadt
abgebrannt , hat auch '1732 Brandſchaden erlitten .
62. Zwiſchen dieſer Stadt und Reuhaus ift der See Dehm an der Spree.
2. Die königlichen Aemter.
1- ) Das Amt kebus , iſt auf dem ehes maligen Bifthum Rebus entſtanden , welches der polniſche Fúift . Mieziðlaw im Jahr 965 in Rothrusland , man weiß aber nicht , an
welchem Drt; geſtiftet , und ſein Nachfolger Boleslaw recht eingerichtet hat. Es hat alſo nicht vom Anfang an das lebufiſche Bisthum
geheißen. " Umf Jahr 1300 war es zu Gó. TiB ) und endlich wurde es von Lebus bea
nennet , als dieſe Stadt an Bas Bisthum tam , welche Benennung auch beibehalten wors den , als die Domkirche zu Fürſtenroalde er bauet war. Schon 1252 hatten der Mark: graf von Brandenburg und der Erzbiſchof von Magdeburg Antheil an dem Lande leo bus , wie aus einer Urkunde in Serfen8 cod.
24
dipl.
328
dipl. brand . T. I. p. 39. 40. erhellet ,
welche die Erzählung des chronici magdeb . beim Meibom T. II. p. 331 beſtätigt, daß Erzbiſchof Wilbrand zugleich mit dem Marf, grafen von Brandenburg , Lebus erobert und getheilet habe , welches gegen die Mitte des
Dreizehnten Jahrhunderts geſchehen ſon muß. In eben gedachtem gerfenſchen Codice iſt S. 63 eine Uitunde dpn 1336 zu finden , in welcher Otto , Erzbiſchof zu Magdeburg,
den Markgrafen Luderig zu Brandenburg mit Stadt , Baus und Land Rebus belebneta ?
Unter defien erkennet doch Bifchof Peter nebſt
dem Domkapitel , in einer Urkunde von 1362 ,
welche im Codice diplom , regni Polonia
et magni duc. Lit. T. I. p .594. 595 zu finden iſt , den polniſchen König Caſimir får ſeinen und ſeiner Kirche wahren Herrn unb Patron. Das Bisthum iſt allezeit landſáßig geweſen ; ats daher der Biſchof 1521 mit in die Reichsmatrifel gefekt wurde , wider. ſprach nicht nur der Churfürſt zu Brandens burg , ſondern auch der Biſchof ſelbſt.
Als
Biſchof Johannes VIII 1555 geſtorben war, wurde die Verwaltung des Bisthums dem Markgrafen Joachim Friderich zu Branden burg aufgetragen, welcher , als er 1598 die churfürſtliche Regierung antrat , das Bisthum
ſekulariſirte , und zugleich $a$ Domkapitel eyfa
! 329
aufhob. Das Umt Rebus begreift 1 Stadt,
6.Dörfer , ( von welchen ein halb adelich ift . ) und 4 Vorwerfe. Ich bemerke : ( 1 ) Rebus , ein Städtchen an der Oder, welches in gerader Linie 1200 Schritte lang iſt, bedeſſen aber eine weit anſehnlichere
Große , auf 14000 Einwohner und 3.oder U
4 Kirchen gehabt hat. Es iſt 1598 gang, 1605 größtentheils , URD 1633 abermals ganz abgebrannt , hat auch 1686 betrådet: lichen Brandſchaden crlicten ,
und iſt durch
dieſe Unglúde fåde herunter gefommen. CS liegt in der Tiefe zwiſchen Höhen , daher ed nicht auf einmal überſegen werden kann , und
alſo ſchlecht in die Augen fåut. Uußer dem Juſtizbeamten , iſt hier noch ein fehnrichter, welcher wider den fiſkal durch Juditate die
Befugniſſe erſtritten hat , ohne Zuchun deb Amtß die untern Gerichte auszuüben , áber
die dahin gehörigen Sachen mit Zuziehung Der Gericht&manner zu erfennen , diefelber zu
entſcheiben , und die einfommenden Geldftra. fen zu pertheilen.
Er muß auch von den
Beamten bei Inquiſizionen , Erbvertragen , Beſchreibungen der Güter , Kauftontratten und Teſtamenten , jugezogen werden , und
bat fein Antheil an den Sporteln. In der Gegend dieſes Drtß haber vermuthlich die
Dom Adamo Bremenfi ermahnten Peubuft 25
ober
330
oder liubuggi, gewohnt. Die ehemalige bie ſchöfliche Burg , iſt 1631 völlig abgebrannt. Nahe bei dem Stadtchen liegt ein Vorwerk. Bei dem Magiſtratsdorf Hoppengarten iſt der Steffel:See.
( 2) Maliſch , ein Filialdorf von "Ribbes niden mit einem Vorwerk. iſt ein See.
Bei demſelben
(3) Malnom und Pobelzig , Pfarrbóra Das legte iſt halb adelich , und hat ein fåniglich Amtsvormerk. (4) Buden , ein Filialdorf von libbea nichen. Bei demſelben und Reutmen , zieht fich aus der Dder ein Grundwaſſer zuſain men , welches Zenfee genannt , und durch ben Bullergraben nach dem manſchenowſchen Strom geführet wird . ( 5) Zebborf , ein Filialdorf von Mal.
fer.
nom , mit einem Amt vorwerk.
Zwiſchen
demſelben und Hohen - Jehſar , iſt ber ze8
dörfiſche See', der ſeinen Urſprung aus Quels len , jedoch auch durch ein Fließ aus dem trepliniſchen See Zufluß hat. Aus demſels ben geht ein Fließ durch das lebufiſche Amts
dorf Schónefließ , treibt hernach die 3 lebu:
fiſchen Mühlen , und dereiniget ſich bei der Ctadt mit der Doer.
2) Das
331
Das Amt Sachſendorf , begreift:
( 1) Die Pfarrbórfer Sächſendorf und fibbenichen ,
in deren erſtem ein Vorwerk
ift. Das Vormerk Werber liegt nicht weit davon .
(2 ) Seelow , ein Ståbtchen auf einer Höhe , welches 1622 ftatfen Brandſchaden erlitten hat. Es iſt hier ein Amtsvorwerf. Nach dem eigenen Geſtändniß des Amts , ift
der Magiſtrat im Befin alle actus juris dictionis civilis , tam contentiofæ quam voluntariæ , auszuüben , er hat auch die Hopotheken - und Depoſitenfachen unter fich gehabt , und doch hat das Amt hieſelbſt bißa ber die Gerichtsbarkeit ausgeübt. Weder der eine noch der andere Sheil fann gültige Ura kunden zum Beweiſe des Urſprungs und Recht
ſeiner Gerichtsbarkeit aufweiſen. Jekt iſt im Magiſtrat fein verpflichteter Rechtsgelehrter vorhanden , ſondern der gegenwärtige Dúrs
germeiſter und Nichter hat ſeine Beftalung auß dem königlichen Generaldirektorio era halten.
3 ) Das Amt Golzor , von 5 Dörfern ünd z Vorwerken .
( 1 ) Golzom , ein Pfarrborf mit einem Vorwerf.
Der davon benannte golzorſche
Strom , iſt ein Sheil der alten Dber , und bekommt dieſen Namen"erſt bei Golzom , nach dem
332
dem er vorher nach dem auch zu dieſem Amt g hårigen Dorf Manſchenow , der manſches nowſche Strom geheißen , und ſich in zwei Arme "getheilet hat , von welchen einer in den genſchinarſchen See fáut, und weiter durch den Hauptgraben bis nach dem atelichen Dorf
Guſſow geht : der andere aber bei den Dór fern fangſom und Werbig weggeht , und ſich bei Guſſow mit dem erſten vereiniget. (2) Manſchenow oder Mantſchenpr ., ein Dorf, deſſen Kirche eine Tochter : von der gorgaftſchen iſt. Es iſt hier ein Vormerk. Der davon benannte und eben erwähnte mans fchenom de Strom , iſt ein Sheil der alten Dder , und . fommt theils aus der Zeuree., durch den Bubergraben , theils aus den reuts
wenſchen Springen und aus dem Srunda Er geht bei Gorgaſt oors bei , und nach Golzow . ( 3 ) Rathſtoc , ein Pfarrborf:mit einem Vorwert. Das Dorf iſt halb. königlich , und balb adelich. Zu Satenom iſt eine Tochter waffer der Dder.
firche von dieſer Pfarrkirche.
4) Das Unt Friderichsaue , beſteht aus dem Vorwerk diefes Namens , und aus den
alten Dörfern Senſchmar , fangſom und Werbig. 5 ). Das Amt Wolup , hat z alte Dór fer , nåinlich das Pfarrdorf letſchin , und die Filial
-333
Filialbörfer Detfcher und Rechin , von welchen jeneß jenſeits der Ober in der Meumart liegt) und zur gårißiſchen Pfarren; diefc8 aber zur golz cwiſchen Pfarre gehört , die Vorwertz
Wolup und Wilhelmsaue , und einige neue Koloniſtendorfer.
1.10) Das Amt Stienig melahes aus den Dörfern Rieniş art der Dorr , moſelbſt eiri Borwert iſt, Srog- Barnim und Alt -Wuſtrow beſteht. Das zweite gehört zum ober : bars nimſchen Kreiſe.
7 ) Das Amt Fürſtenwalde ,
begreift
2 Vorwerke und 8 Dörfer. ( 1 ) Becrfelde , ein Pfarrdorf mit einem Bormert. Von dieſer Kirche ift Jånideudorf eine Tochterkirche.
( 2) Buchholz. und Schönefeld , Pfart. bórfer. 1
8) Das Umt Biegen , welches 4 Dorfer und 5 Bormerfe begreift, von welchen lepo ten eind, in der Stadt Mulroſe iſt.
El ges
hört zu dieſein Amt der große See bei Moll. roſe , in welchen die aus der Nieder - Taufik kommende Schlaube oder Schlubbe faut , bers nach mitten durch Mitrofe und in den auf
der andern Seite der Stadt liegenden fleinen See geht , nebſt dieſem aber fich mit dem Friderichwilhelmsgraben pereiniget , und mit ſola
334) folchem Kanal in den Briffauer See geht, der ſich mit der Doer vereiniget. Aus dem Catharinen - See bei Müüroſe, geht ein Graben nach dem Mellen -See. Die
ſogenannten fünfHöllen -Seen , auf der Grenze von Biegen , Hohenwalde und Lichtenberg , ſind , der bahenwaldiſche See , der Blana
te + See , der Krumme . See , der biegenfche See und der pilgramſche See. ( 1 ) Biegen , ein Pfarrdorf mit einem
Vorwert , der Siß des Umts. Von der hiefigen Kirche iſt zu Pilgram eine filialfir che , auch iſt dafelbft ein Vormerk.
(2) Sohenwalde, ein Pfarrborf mit ei nem Vorwert, unb Duberom ein Vorwerf.
(3) Ober Lindow , ein Flecken , welcher aber feine Stadtrechte hat.
Der Drt liegt
am Friderichwilhelmsgraben , und iſt durch Koloniſtenhäuſer vergrößert. 3. Adeliche Derter,
1) Arensdorf, ein Pfarrdorf , der Uni verſität zu Frankfurt gehörig. 2 ) Booffen oder Boſſen , ein Pfarrborf, davon Wulfow bei Frankfurt und Klein-Rua nersdorf Filialbörfer find.
3.) Brieſtom , ein Dorf , welches der Univerſität zu Frankfurt gehört. Nicht weit davon iſt der brieſkowſche See , welcher von
der Ober berührt und gewaſſert wird , und die
f
335
die Schiffahrt auf dem Friderichmilhelmbgra. ben befördert.
4 ). Das Amt Bucom , gehört der gråfo liden flemmingiſchen Fainilie , und begreift
(1 ) Bucow, einen Fleden, ohne Stadta gerechtigkeit , ob er, gteich gemeiniglich eine Stadt genennet wird. Es iſt hier ein gráfia ches Schloß. Bei dieſem Drt wächſt viel und
guter Hopfen.
Er verlor 1769 durch eine
Feuersbrunſt 37 Häuſer. Bei demſelben iſt der abendrothſche Seer auß welchem ein fließ in den Scharmúbela
See geht , und der buckowſche See , durch welchen der Stübergraben geht , welcher im ober - barnimſchen Kreiſe im fagelſchen Burch entſteht, ſich im lebufiſchen Kreiſe mit dem
auß dem inúnchebergiſchen See kommenden Fließ vereiniget , und aus diefim in den auch bei Budom befindlichen Sec Griefen geht , alfdenn aber im ober-barnimſchen Kreiſe in
den friedlåndiſchen See fáut. (2) Damerſtorf oder Damsdorf , ein Dorf, deſſen Kirche eine Tochter von der Kirche zu Bucom ift.
Bei demſelben find
zwei Seen , der große und fleine Klobing genannt , auß welchem ein Flief tommt , wels
ches die alte Múhle bei Münchehofe treibt,
nnd zwiſchen der eichendorfſchen und lapenow : ſchen Mühle in den Stübergraben fáut. (3) Dberbe
338
(3) Obersdorf, ein aðeliches Gut und Pfarrborf, Dazu das filialdorf Münchebote gehört. Bei dem erſten iſt ein davon benanna ter See , welcher ſeinen Urſprung aus dem Hermersdorfſchen Berken - See hat.
(4) Siedersdorf, ein adeliches-Sut und Pfarrborf.
5) Carzig , ein Dorf, welches ein Filial von Pobelzig ift. 6 ) Clieſtow , unweit Frankfurt , iſt ein Filialdorf von der Kirche zu St. Georg in
der lebufiſchen Vorſtadt der Stadt Frankfurt, und gehört dem Magiftrat. 7) Demniß, ein adeliches Sut und Pfarrs
Dorf , deſſen Filial das adeliche Gut und Dorf Falkenberg iſt.
8) Diedersdorf , ein Dorf , bei welchem zwei Seen liegen , die feinen Abfluß haben ; auch iſt bei demſelben der halbe See , wels der durch ein Fließ aus dem Neuhagenſchen See gewäſſert wird , welches unter Platite : in die Ober fåut.
9 ) Dobberin , ein Pfarrdorf, von wel. chem Olieber - Jefar ein Filial iſt. Beide ges hören der Univerſitát zu Frantfurt. 10) Falkenhagen , ein Pfarrdorf und abeliches Gut , welches ehedeflen ein Markts
fleden geweſen iſt, auch noch in dem Kreis: Sataſter und Kirchenbuch ein Stadtlein ges nannt
337
nannt wird , auch noch in ſeiner Mitte einen großen Plaß unter dem Namen eines Markt:
plates hat , es heißen auch noch einige Ueder in der Dafigen Feldmarf die Stadtſtúde. Der Jahrmarkt , welcher hier ehedeflen ges halten worden , hat erſt im Anfange der
Regierung König8 Friderich des Zweiten aufgehört. Bei dem Dorf find unterſchiedes ne Seen , nämlich die 3 Sraningen - Seen, der Refſel - See im Buſch an der petersdors fiſchen Grenge , der lange See an der Grens je des Dorfs Dobberin , der Schmerlmůbs len - Sce , an der liengeſchen Grenze , aus welchem ein Fließ in den großen liengeſchen See geht , der ſchwarze See , welcher das Fließ aus dem Borg - See aufnimmt , und die 2 Seen , Schmehlen genannt , dicht nee
ben dem Borg-See , in welche das Fließ aus dem Sabel - See fáut. Von der fallenhas genſchen Kirche iſt die zu Petershagen eine Tochterlirche. 11) Friedersdorf , ein Pfarrborf, wels
ches jegt von dem Prediger zu Tucheband beſorgt wird.
12) Die Kommenthurei Gorgaft , wels che zu des Johanniterordens Serrenmeiſters
thum Sonneburg gehört , iſt 1768 durch eis nen Kapitelſchluß von ließen abgeſondert
worden. Sie trågt ungefähr sooo Rthlr. Bård. Erdbeſchr. 30. B.
»
jaha
338
jährlich ein. Gorgaſt iſt ein Pfarrdorf am manſchenowſchen Strom.
13) Córlsdorf , ein Pfarrdorf, Davon Alt : Roſenthal und Worin Filiale find.
Von
dem erſten werden Berge benannt ; bei dem Texten iſt der Haus-See , auf welchem ein Fließ kommt , das ſich in den górlsdorfi-. ſchen Bergen verliert , und der See Mers melin , aus welchem ein Fließ bei Koſena
thal vorbei geht , welches ſich nachher in einem Puch verliert.
14) Guſom , an der alten Oder , ein adeliches Gut und Pfarrdorf, mit dem fia lialdorf Platicon. 15 ) Heinersdorf, ein Pfarrborf, mit bem Filial Belendorf. Bei jedem iſt ein See , und beide ſtoffen an einander. Uus dem erſten geht ein Fließ bei Berkenbrügge in die Spree.
10) Sermersdorf oder Hermsdorf, ein Pfarrdorf, bei welchem der hermsdorfifche Berken-See ift , der den oberdorfſchen See
wäſſert, auß welchem auch ein Fließ geht, die eichendorfſche und gapenomſche Mühle treibt , und in den Stubergraben fällt. Zur
bermsdorffchen Pfarre gehört als Filial Wula fow , ein adeliches Sut und Dorf, bei Duilig. 1
17) Dops
3
1
339
17 ) Soppengarten , ein Dorf mit einer Tochterkirche, von derKirche der StadtManches berg , deren Magiſtrat, es zugehört. Bei demſelben iſt der große See Macé , auß welchem ein Fließ fømmt , und bei Kien baum in die Lecniz geht . 18) Jacobsdorf , ein Pfarrborf; inic Dem Filialdorf Brieſen , welches der frank furter Univerſitåt gehört. Bei dem legten
läuft ein Fließ , welches aus dem Madlißer See kommt.
19) Jahnsfelde , ein Pfarrdorf mit dem Filialdorf Trebniß . 20) Kunersdorf , ein adeliches Gut und Dorf , mit einer Filialfirche von Boſſen , welches durch die Schlacht befannt gewora
ben , die 1759 bei demſelben - zwiſchen dem preußiſchen Kriegsheer auf der einen , und zwiſchen dem vereinigten rufiſchen und oſta reichiſchen auf der anderu Seite , zum Nacha theit des erſten vorgefallen,
21 ) Lichtenberg , ein Pfarrborf, mit dem Filialdorf Roſengarten ,
4. 22) Die Kommenthurei ließen , gehört zu des Johanniter Ritterordens Herrenmeis
ſterthum Sonnenburg.
Vor ihrer Theilung
hat fie jährlich 12000 Rthlr. eingetragen. Es iſt aber , 1768 durch einen Kapitelſchluß
feſtgefekt worden , daß fie nach dem Tore » 2
Des
340
des damaligen Kommenthurg getheilet roer den rolle , nåmlich in die Kommenthur8 geo theilet werden rolle , nämlich in die stom 'menthurei lichen , und in die Kommenthu
rei Gorgaft. Dieſe Einrichtuug hat der Kid. nig beſtätigt , und ſie iſt hierauf ſowohl dem
Großmeiſter zu Malta als dem Großprior zu Heitersheim , bekannt gemacht worden.
Die nunmehrige Kommenthurei fießen , bringt jábrlich ungefähr 7000 Nthlr. ein.
Die Kommenthurzi ließen liegt an einem großen davon benannten See , in welchen Das Fließ aus dem Schmerl . See faut. Die fer See hat wieder ſeinen Abfluß in den
auch hieſelbſt belegenen See Stahliſch , auß welchem ein Fließ nach dem neuen tempel ſchen See láuſt. EB iſt auch bei der Kom menthurei der Küchen - See. Oberhalb der
Kommenthurei, an dem Fließ , welches aus dem Schmerl-See fømmt , liegt das Pfarr dorf fießen , von welchem Marrdorf ein Filialdorf iſt. Bei dein Kommenthureipfarrs dorf Neuen -Tempel iſt der eben genannte Neuen - Tempelſche See , und von dieſer Pfarrkirche iſt zu Diedersborf eine Filial firche.
23) loſſom , ein adelich Gut und Pfarr dorf , zu deffen Kirche die Dörfer Nieders findow - und Briebfom gehören. Das erſte liegt
3
341
liegt am Friderich - Wilhelms- Graben , das zweite iſt oben ſchon genannt.
24) Madlitz, ein Dorf , zwiſchen wel chem und Briefen der masligiſche See iſt,
der ein Fließ auslaßt, welches bei der Mies derlage in die Spree geht. Die Kirche zu Madlib iſt eine Tochter von der wilmer8s Dorfſchen.
25) Daß Umt Quiliß , iſt ehedeſſen fós niglich geweſen , aber erſt dem Markgrafen Aibrecht Friderich , nachmalb deſſelben Sohn
Karl Albrecht, gegeben worden , nach des leßten Tode an den König zurück gefallen, und von Friderich II dem Joachim Bern bard von Pritiwiß , wegen der ihm in der vorhin im Artikel Kunersdorf erwähnten
Schlacht geleiſteten wichtigen Dienſte , erblich geſchenkt worden.
Es hat den Namen , von
dem Pfarrborf Duiliß , von welchem Duapa pendorf ein Filialdorf iſt. 26 ) Reutmen oder Reitwein , ein ades liches Sut und Pfarrdorf , in deſſen Gegend in den lebuſiſchen Wieſen ber Bullergraben gezogen worden , welcher das Waſſer aus dem Zenſee in den manſchenowſchen Strom führt.
27) Steinhófel , ein adeliches Gut und Pfarrdorf , von welchem Tempelberg ein Filialdorf iſt. 9 3
28) Trep :
342
28) Treplin , ein adeliches Gut und Pfarrdorf, von welchem Sohen : Jeſar ein Filialdorf iſt. Bon jenem ſind die zwei trepliniſden Scen benannt , welche an der
Srenze des Dorfs Petershagen liegen.
Sie
haben ihr Warer von Quellen , welche aus
den Bergen bei Treplin , Siedersdorf und Petershagen fommen . Aus denſelben geht ein Fließ nach dem ges Dorfiſchen See. Bei Hohen - Jeſar iſt auch ein Sée. 29) Wilmersdorf und Zetſchenow oder
Tſchetſchenow , Pfarrdit fer. VIII. Der zauchiſche Kreis , wird durch die Bavel von dem havelandifd,en Kreiſe ges ſchieden , grenzt an den teltowſchen , von welchem ihn die Saare trennet , an den fåch fiſchen Churfreiß , und an das Herzogthum
Magdeburg. 218 Rénig Friderich der Zwei te 1772 bei der gewöhnlichen Muſterung der Truppen zu Pinpul mar , bemerkte er, Daß die meiſten Dörfer diefes Kreiſes zu
weit von Berlin , hingegen der Stadt Mag Deburg viel näher waren : er urtheilte alſo , baf et zur Erleichterung der Unterthanen dienen werde , wenn ſie unter die Kollegia
des øerzogthum8 Magdeburg gelegt wurden . Dieſes wurde 1773 vollzogen , und die Grenze zwiſchen dem Theil des gaudiſchen
Kreiſe8 , der bei der Mittelmart geblieben ill,
343
ift , und zwiſchen dem Theit , welcher zum Herzogthum Magdeburg gelegt roorden, und daſelbſt der zieſarſche Kreis heißt , iſt eine Linie , welche ſich von dem curſád fiſchen
Dorf Groß -Brieſen , oder von der Bache, bis an die Bucau erſtreckt , und zwar alſo,
daß die Dórfer Wolin und Groningen mit
zu dem magdeburgiſchen Untheil geſchlagen worden.
Es iſt aber der in dieſem mag
deburgiſchen Antheil anſåßige Adel , in Ber bindung mit der churmårfſchen Landſchaft gee blieben , und ſoul an ſeinen Gerechtſamen nichts verlieren ; es wird auch der durmarts fchen Landſchaft aus eben dieſem Diſtrift der
Schoß abgeliefert. Jekt gehören noch zu dem gauchiſchen Kreiſe 1. Drei immediate Stadte. 1 ) Neuſtadt : Brandenburg, welche ſchon oben bei dem haveuảndiſchen Kreiſe beſchries den worden .
2 ) Treuenbrießen , eine Stadt , unweit der Grenze des fächſiſchen Churfieiſes , und am Bach Niepliß , in welchem gut? Forellen gefangen werden. Sie hat anfänglich nur Brießen geheißen , welches einerlei Namen mit Wrießen iſt , von dem im ober-barnim:
fchen Kreiſe geredet worden : doch wird ſic in einer Urkunde von 1328 in Gerfens cod.
dipl. brand, T. I. p . 529. Brezno geo YA
nannt.
344
nannt. Den Zunamen der Treuen, hat fic wahrſcheinlicherweiſe von einem Landesfür: ſten bekommen , und Sundling verſichert, daß
Markgraf Ludewig in einer Urkunde von 1353 ihre getreuen Dienſte wider den Waldemar Nach eben demſelben haben die Markgrafen Otto und Konrad dieſen Ort 1296 mit Mauern umgeben laſſen. Der Pa: ftor an der Hauptkirche zu St. Marien , iſt Inſpektor über 6 Pfarrkirchen. Es iſt hier auch eine Kapelle und ein Soſpital. Die Einwohner ernähren ſich vom Uderbau , und von der Tuchweberei ; es iſt auch hier eine Wachsbleiche. 1706 und 1716 hat fic große Feuersbrúnfte erlitten. 1774 hatte fie 544 Häuſer , und 2318 Menſchen , die Befaßung von 6 Kompagnien ungerechnet. Das tammerei • Vormerk Frohnsdorf, liegt eine halbe Meile von der Stadt , nad
růhme.
Júterbock zu. Zwiſchen der Stadt und dies fem Vorwerf liegen an der Niepliş zwei Walfmühlen , welche das Tuchmacherhands werf in Erbpacht von der Kammerei hat.
Die Niepliß oder das Belißer Waſſer entſteht oberhalb Frohnsdorf , geht durch Treuenbrieken nach Beliş , ferner in den foringiſchen See , und endlich in die Nuthe. Das Sernomfließ entſteht auch in der Ge.
gend der Stadt , nimmt das Wendemaſſer, wels
345
welches auch hieſelbſt entſpringt , auf , und fått unterhalb der niebelſchen Sporſt in die Niepliß. 3 ) Belir , eine kleine aber alte Stadt, an der Miepliß , welche oon dieſer Stadt
das Velißer Waſſer genennet wird. Sie iſt mit alten Willen und Gråben umgeben. Der Paſtor an der Stadtfirche iſt Inſpefa tor über 5 Pfarrkirchen. Es giebt hier Such-und Leinweber , doch náhrt fich die Stadt hauptſächlich vom Ackerbau und Biera brau. 1774 waren hier 248 Sauſer , und 1324 Menſchen. In Gerkens cod. dipl.
brand. T. I. p. 562. fommt in einer Ur kunde son 1343 civitas Belitz vor. Sie iſt von 1478 biß 1691 ſechsmal , auch 1706 und 1702 abermals abgebrannt. Der Stadt gehörten zwei Vormerke , eines Namens Friderichshof, liegt eine Viertelmeile , und das andere Namens
Rummel8born , breia
viertel Meile von derſelben in der Heibe. 2. Die föniglichen Uemter. 1 ) Das Amt Pehnir , iſt aus dem ehee maligen reichen Ziſterzienſer Monchenfloſter Lehnin entſtanden , welches Markgraf Ulbrecht der Bár geſtiftet, und deſſelben Sohn Otto
völlig zu Stande gebracht, Churfúrſt
go
achim It aber in ein Amt verwandelt hat.
Zu dieſem Amte gehören 20 alte Dórfer, 95
cin
346
(
ein neues Spinndorf und 4 Vorwerke , bon welchen aber eins námlich Neu': Topliß , mit o Schweizer Familien beſetzt iſt. Das Amthaus iſt Das ehemalige Kloſter in dem Flecken fehnin , der feine Stadtges rechtigkeit hat , und ein Filial von der Pfarre. Rådel iſt. In dieſem Kloſter find unterfchiedene fúrſtliche Perſonen begraben. zu dem Flecken gehört auch Kaltenhauſen mit einem Vorwert.
Der von dem Kloſter
benannte Kloſter - See ,, empfångt fein Val fer aus dem Mühlenteich bei lebnin , aus den Seen Colpin und Schamp, und aus dem Goblißer See in der lehninſchen Seibe. Auf dem Kloſterſee nimmt eine kleine Schif
fahrt ihren Anfang , welche durch den Gras ben bei Nahmit , in den Nahmißer See durch den Streng bei Neben , in den Moor: See , aus dieſem in den Mießer See , ald. Dann in die Emſter , durch den jeferibſchen Damm , und durch die golwißſchen und wu:
ftiſchen Wieſen in die Savel , gegen dem Dorf Preus, aber , geht. Es wird aber dies fe Schiffahrt jährlich gemeiniglich zweimal gehemmet , nämlich im Junius and Sepa tember , daher die Raufleute ihr Solz vor
Pingfien in die Havel bringen müſſen. Die fillimin ten Gegensen , welche am erſten feicht
und moraftig werden , find , der uahmißi che
347
fche Graben , der Moor : See , welcher fehr flach iſt , und die Emſter ; wegen ihrer vie :
len Krümmungen und wegen ihres moraſtis gen Bodens.
Die merkwürdigſten Derter des Amts find
( 1 ) Werder , eine fleine Stadt , wela the von dem Werder oder von der Inſel
in der Havel , auf weldser fie : ſteht , den Namen hat. Die Havel hat hier eine an-: fehnliche Breite , ſo das es ſcheint , als ob
die Stadt in einem Sce låge. Die Aus ficht iſt hier nach allen Seiten unbeſchreib
lich ſchon. Das Waſſer des Stroms , mit weldem ſie umgeben iſt , dient ihr zurMauer , und ſie hat ſonſt keine Zhøre , alo dadjes nige , durch welches man . nach der langen hölzernen Brúde mit einem Aufzuge , uno nach dem Damm fóminit , dadurch ſie mit
dem fefien lande . des gauchiſchen Kreiſes , und zunachſt mit ihren angenehmen Weins bergen , die ihr gegen Weſten und Súd : weſten liegen , verbunden wird .
.
Die Stadt
hat 184 bürgerliche Häuſer , und 4 Offent liche Gebäude , lind vor dem Thor und inz den Weinbergen ſind noch 18 Håuſer. Die Kirche liegt auf einer Höhe. Gegen das
Ende des 1774 Jahr8 záhlte man hier 995 Menſchen , ohne die freine Beratung von eis
der Kompagni: Invaliden von der fåniglia den
349
chen leibgarde.
Die angenehmen Weinher:
ge , welche auf 367 Morgen gerechnet wer: den ., tragen rochen und weißen Wein , der ſen jährlich ungefähr 800 Drhöfte gepreßt werden. Aber die Obſtbäume, mit welchen fie zugleich bepflanzt find , bringen faſt mehr ein als die Weinſtóde. Die Stadt hat ei
nen Bürgermeiſter , zwei Rathmånner , inga Dem Bürger lung aus dem Genes meiſter wird die Beſtal
geſamt unftudirte Männer.
raldirektorio ertheilt. Das Amt Lehnin hat alle Gerichtsbarkeit hiefelbſt , und die chur:
mårfiſche Kriegs- und Domainenkammer hat durd eine Verordnung von 25. Nov. 1767 dem Magiſtrat verboten , ſich einiger Gerichts barkeit anzumaßen . Oberhalb dieſer Stadt , hat die Savel einen Ausfluß oder Buſen , welcher Schwie low heißt , ſich von Caput bis Ferch erſtrect, faſt eine halbe Meile lang , und der gefähr lichſte Drt auf der Havel ift. Unterhalb Werder iſt ein anderer Ausfluß der Savel, welcher Jubelit genannt wird. Er fließt
bei leeſt ; Uek , Paren und Faltenrode vors
m åber, und verliertEfſichburchſchneide bei lentgenannte t ihn ein
Dorf im Bruch.
Graben , welcher aus dem fahrlandſchen See
fømmt, nach der Savel geht , und das mei: Me Waffer mit Dabin nimmt.
Wenn dieſer Grd
349
Graben erreitert, an einigen Stellen tiefer gemacht, und bei Marquard eine Zugbrücke erbauet würde : fo múrde dadurch die Schif: fahrt erleichtert , und man fónnte aus der alten Havel , ' von der ſogenannten nethlißi fchen führe bei Potsdam an , vermittelſt der Jubelit und des erwähnten Grabens einen guten Strich durch das Havelåndiſche fahren , und bei Pares wieder in die Ha vel fommen , meldes für die Schiffahrt bei ſtürmiſchem Wetter zur Sicherheit diente.
(2) Die Pfarrdörfer Bochom , Deez, Dermik , Reßen , nådel, Schmergom und Alt-Topliß , auch das Vormerk Tornom. (3) Glindow , ein Dorf , von welchem der glindowſche See den Namen hat , cher ein Uusfluß aus der Havel iſt, durch einen kleinen Graben aus dem ſomſchen See , der som Dorf Pleffor
wel, und plera den
Namen führt , einen Zufluß befommt.
In
dieſe Seen können große Schiffe aus der Havel fommen.
2) Das Ame Saarmund , begreift eine Stadt , 26 alte Dórfer , 2 Koloniſtendóra
fer , í Spinnerborf, 11 Vorwerke. ( 1 ) Saarmund ein Städtchen in einer ſchönen Gegend an der Saare. El
hat ein Vorwert und ift der Siß des Amts.
Das
350
Das Spinneidorf Philip ? tha!, iſt eio Filial von der faermundiſchen Pfarre.
( 2 ) Das Vormerk Cunersdorf , liegt am Cebinjchen See.
(3 ) . Das Pfarrdorf Elsholz. (4) Fresdorf oder Frehſtorf, ein Fi lialdorf , von der Rückenſchen Pfarre , bei welchem ein See iſt , der aus den hieſigen
Bergen entſpringt, und ein Fließ ausldßt, welches nach Stúden läuft. ( 5 ) Kånsdorf oder Kehnsdorf , und
Seddin , 2 Dörfer ; bei deren jedem ein See iſt. Dieſe beiden Seen find nur durch einen Fahrweg von einander abgeſondert, ſtehen jedoch in Verbindung mit einander. Der erſte hat durch einen Mühlgraben eis nen Abfluß nach Stücken , hernach auf Blan
fenſee, und dann durch den froßinſchen See in die Nuthe.
(6 ) Michel , ein Dorf , bei welchem
ein Fließ entſteht , welches 3 Múhlen treibt, und ſich mit dem Belißer Waſſer vereinigt. (7 ) Nieben , ein Dorfmit einem Amtés vorwert , welches mit Koloniſten beſeħt iſt. Der See bei demſelben , hat durch einen
kleinen Graben einen Abfluß nach dem See
Möhlen bei Sennikendorf , fließt auch bei
sem fadhliſchen Dorf Stangenhagen vorbei, un
351
und durch
den
frófinfchen
See in die
Nuthe.
(8 ) Schlalach , ein Pfarrborfmit ci nem Vorwert , welches in Erbpacht auðgea than ift.
(9) Witbrießen , ein Pfarrborf, mel: thes Churfürſt Friderich Wilhelm 1682 ei nem von Flanſen abgekauft hat , der bire einen adelichen Siß hatte. Dieſer ward da: zumal in ein Vormerk verwandelt , dieſes iſt 1763 mit Koloniſten befekt worden . ( 10) Salzborn oder Salzbrunn , ein Koloniſtendorf , welches faſt bloß von Nefors mirten bewohnt wird , die einen eigenen Predi ger haben. EB iſt auf der wüſten Feldmart
von Alt -Salzborn angebauet worden. Das Vorwerf Alt- Salzborn hat den Namen von einem Salzwerk gehabt , welches Joachim Il im Jahr 1960 angelegt , aber wieder
¢eingegangen iſt. Der Ader , welcher zu dem Vorwerk gehört hatte , ward 1718 den Bauern zu Witbriegen gegen einen jährlichen Kanon überlaffen , 1748 aber ward , daß neue Dorf Salzborn angelegt , und unteč die Einwohner deſſelben der Uder des ehes
maligen Borwerk pertheilt. 3. Unterſchiedene adeliche Derter.
1) Blieſendorf, Bosborf , Golmit, Pfarrdörfer. 2 ) Klein .
7
352
2 ) Kicin - Brieſen , ein Filialdorf vor
Neu -Berbig , bei welchem der Springbach entſteht , und durch das freie Hadelbruch bei
Solzow in den Fluß Temniß geht. 3 ) Golzow , ein Pfarrdorf am Flus Plane , welcher von Rabenſtein im rådh fiſchen Churfreiſe fommt. Hier hat 1328 Marfa
graf Ludewig von Brandenburg dem Ser gog Rudolph von Sachſen Das Fürſtenthum Lauſitz wiedertauflich verkauft. Gerken8 cod.
dipl. brand. T. I. p. 529 = 531. 142. Eben daſelbſt S. 536 und 270 ftehen vie Urkunden , vermoge welcher dieſer Markgraf
1335 das Städtchen Solzom , oder wie es heißt , zu der Solzome , von den von Nos chow zurüc empfieng. 1337 überließ eben dieſer Markgraf den Dieterich von Kerkon und Jan von Buch für den dritten Theil des Schloſſes Borgenburg in der Ilfermark, daß Sauß oder Schloß zu der Goljowe ; und 1344 gab eben dieſer Markgraf das
chloß Golzowe und deſſelben Zugehör , den Gebrüdern Broſeden , um es ſo lange zu t
befißen und zu beroobnen , bis es der Markgraf zurúdnehmen würde. Gerken T. Il. p. 544. 563. Dieſes Schließ hat , ſo wie jeßt auch der adeliche Sof zju Golzow,
von dem Städtchen abgeſondert gelegen , und iſt mit Graben , Mauern und Thürmen um. gea
853
geben geweſen. 135r berſtattete eben dies Fer Markgraf Ludewig dem Hans von No: chow und deſſelben Vettern , das Schloß
und Städtchen Solzom pon Jan von Buch wieder einzulöſen , und gab es ihnen zum Erblehn.
Churfürſt Friderich der Erſte, mela
cher das Schloß Golzow und deſſelben Zus
gehör , dem Wicharb von Rochow mit gea waffneter Sand weggenommen hatte , gab
es demſelben 1416 zurück. Churfürſt Jos achim Friderich , belieb 1601 den Anton von Nochow mit dem halben Stadtchen Sola zow , weil er ſchon vorher die andere Hálfs te an Hans Zacharias pon Rochow , dem
Stammvater der von Rochow auf Solzom , verkauft hatte. gene Hälfte hat nachher Toa bias von Xochowo auch an Hans Zacharias
von Rochow tåuflich überlaſſen. gn bein folgenden lehnbrief wird des Stattchens weiter nicht gebacht , und es iſt daher zu
vermuthen , das eß in dem dreiß giáhrigen Auch in Karl
Kriege dermüſtet worden ren.
des IV mårfiſ. kandbuch fommt oppidum S. meine Topographie der Mart Brandenburg S. 43 = 46. Der vora
Golzow por.
Täufigen Hauptſtúce. Von der golzow ſchen Pfarre fiad Perniß und Cammer , Filiale. Buro . Erbbeldr. 20 , B.
3
I
4 ) IC
354
4 ) Jeferigt, ein Pfarrborf,
bon meil
them ein See benannt wird , der fich bis
an das Dorf GÓB erſtreckt. 5) Krahne , ein Pfarrdorf, von wels dem Nefahn , Góttin oder oder Bettin , beide am Fluß Plane , und Mesdunt , unweit der
Semniß , Filiale ſind. Der Beſiter dieſes Kirchſpiels der Domherr Friderich Eberhard pon Rochow
bat das adeliche
Sut und
Dorf Refahn nur 1773 die daſige landſchus le ſo verbeſſert , daß ſie ſehr berühmt , und ein Muſter für andere Schulen geworden iſt. 1741 ſtund von Settin bis Rrahne ein preußiſches tager von 35 Bataillons und 42 Eſtadions,
6) Großen - Kreuß, Meuendorf und plón kin , Pfarrdörfer. 7) Schmerke , ein Pfarrborf , bei wele chem ein Ausfluß aus der Havel iſt , und
in dieſelbige zurúd geht. Von dieſer Pfar :
re iſt das ſchon genannte Dorf Soß , ein Filial.
8 ) Schönefeld , ein Filialdorf von der eldholziſchen Pfarre , bei welchem ein Flief entſteht, das ſich mit der Nuthe vereiniget. .) Das Låndchen Beerwalde , welches im Umkreiſe des fächfiſchen Churfreifes , gmis
Aemtern Júterbock, Dahme, Soweiniß liegt , gehört der und Schlieben
ſchen
den
fas
355
Familie von Grothaufen. Es hat den Nas men von dem Nittergut Beermalde , bei mela chem ein Dorf iſt , und begreift Das Pfarrs
Dorf Meinsdorf , und die Dörfer Hermsdorf,
Kdfin , Nhienom , Weißen und Wiepers .. Dorf.
IX . Der luckenwaldiſche Kreisa Er iſt 1773 dem föniglichen Befehl von 1772 gemäß , dem Herzogthum Magdeburg abgenommen , und zu der Churmark geſchla gen , an deren gauchiſchen und teltowiſchen Kreiß er vorhin fchon grenzte. E& zieht aber die magdeburgiſche Oberſteuertaſſe noch alle Steuergefälle aus dieſem Kreiſe , und
fie werden ihr von der churmårkiſchen Kriegsa und Domainenfammer ausgezahlt . Bor dem weſtphäliſchen Frieden , durch welchen Jutera boc und Dahme von dieſem Kreiſe getrena net wurde , hieß er der júterbodſche. 1773
betrug die Hufenzahl 10031 , die Rontri buzion 5705 Shaler 3 Sr. Das Kavaleris . geld 1681 Thaler 21 Gr. greift
Der Kreis blue
1. Daf fønigliche Umt Zinna , unter welcgem fieben 32
*) Pur
356
1 ) Luckenwalde , eine kleine Stadt, iu welcher eine lutheriſche geiſtliche Inſpeizion iſt. Sie brannte 1723 größtentheils ab. 2) Kloſter Zinna , der Siß des Amts, 1687 haben die Churfürſten zu Brandene burg und Sachſen hieſelbſt verabredet , daß fie die Mark Silbers zu 10 Nthlr. oder
zu 15 8. 45 Kr. ausmünzen , und den Thaler auf 1 Fl. 45 Kr. erhöhen wollten ,
welches der zinnaiſche Münzfuß genennet /
sporden . 1
3 ). Stadt Zinna , ein neu angelegter
Drt bei dem ehemaligen Kloſter , jeßigen Amtsſit , welcher 1778 ſchon 645 Seelen hatte. 4) Pfarrborf Zinna , nicht weit von dem Kloſter und der Stadt , die beide das
hin eingepfarret ſind. 5 ) Die Pfarrdörfer Bardeniß , Dob . brifow , Felgentreu , Frankenförde , Fran fenfelde , Janickendorf ; Pechüle , woſelbſt der Prediger auch Inſpektor über verſchiedes ne Kirchen dieſes Units ift , Schlenzer, Sera now , Werder , und 18 andere Dörfer. 2. Dreizehn adeliche Dörfer und Vors werfe , unter welchen das Pfarrdorf Stúl: pe ift. D. Die
0
337
D. Die Uferm ar fi $. I. کی
ie Ufermark iſt am beſten , aber nur
zum Theil , auf dem vierten Blatt
des Theatri belli in Pomerania citeriori, welches die berlinſche Akademie der Wiſſens
ſchaften heraus gegeben hat , zu ſehen. Sie grenzt gegen Mittag an die Mittelmark, gea gen Abend an eben dieſelbige und an das
Herzogthum Medlenburg , davon ſie zum Sheil durch die Havel geſchieden wird : gee
gen Mitternacht und Morgen an Pommern und an die Neumark : von jenem
wird fie
mehrentheils durch die Welſe und Nandow , von dieſer durch die Oder getrennet. Ihre Große hat der Hauptmann von Winterfeld zu Neiden , auf 67 Deutſche Duadratmeilen beredynet.
§. 2. In alten Zeiten hieß dieſe land . Uferland auch ſchlechthin die
fchaft das
Ufer , lat. Ucra , und dieſer leşte Mame tommt in Dreger8 cod. dipl. p. 8. fchon in einer Urkunde von 1168 vor.
33
Der Daa me
358
me Ufermark iſt erſt gegen das Ende des funfzehnten Jahrhunderts aufgefommen. Dhe ne Zweifel hat die Landſchaft ihren Namen von dem Fluß und Cee Ufer.
Da aber der
Fluß in der gemeinen Ausſprache die Uefer genennetwird , To rollte das fand die Uefers mart heißen. Der Fluß entſpringt oberhalb
dem adelichen Dorf Sufom , und unter demſelben macht er den See , oder ergießt
fich wenigſtens in denſelben , und dieſer er: ſtredt fich 2 Meilen lang biß Prenzlow . Seine größte Breite macht ein Viertel eis ner Meile aus : er iſt aber um die Mitte
ſo ſchmal , daß er dafelbſt einem Fließ gleicht , auch das Melen - Fließ genannt wird. Durch dieſes fließ , wird der See in den obern und untern getheilet. Durch die Stadt Prenzlom fließt er in unterſchiedenen Ura men , welche ſich gleich unter derſelben zu einem Et om vereinigen , der den prenzlowa fchen Mühlenbach aufnimmt , welcher eine
Meile von Boggenburg , und drei Meilen von Prenzlom , aus dem mecklenburgiſchen See Carwiß , bei der eiſernen Pforte , feis nen Urſprung hat , durch den Hausfee bei
Bookenburg und bei Prenzlom vor dem An. clamer Thor in den vereinigten Strom der Ufer flieft. In der Neuſtadt Prenzlow fona
dert ſich von dem Mühlenbach die ſogenanns te
.
359
te Schnelle ab , fchlängelt Rich zwiſchen den Garten durch , von der Mühlenpforte biß an
das Anclamer Thor , woſelbſt fie fich audy Dieſer geht mit dem Uferfluß dereiniget. eine Viertelmeile von Prenglow in den blina domſchen See , welcher den Duilo - Strom
aufnimmt , der aus dem bonßenburgiſchen See fommt , und auß welchem vor Alters
iriſchen Güſtrow und Prenzlong durch das neuſtádtiſche Feld ein Kanal nach Prengtoro auf die Papier - und Mahlmühlen gezogen worden. Der Uferflug nimmt ferner bei Schonwerber den debelomſchen Bach auf, welcher aus dem parmſchen See tommt, bei
Nieden aber den ſtraßburgiſchen Bach , wels eher an der medlenburgiſchen Grenze aus dem lauenhagenſchen See fommt , und läuft ůber Paſemalt nach Torgelow in Pommern, und bei Ufermünde in das große Haff. Jn åltern Zeiten iſt die Ufer von Prenzlow an
fchiffbar geweſen , und hat der Stadt vora theilhafte Bequemlichkeit zum Handel vera
ſchafft. Das Gefälle des Fluffes fou don Prenzlom bis Paſemalt , 21 Schuh bea tragen .
$. 3. Wenn man einen ſchmalen Strich
fanded , der ſich langs der Mittelmart von der mellenburgiſchen Grenze an biß zur Oder
erſtreckt , und fandig iſt , aušnimmt , fo hat 34
die
360 die Ufermark einen fehr guten Boden , mele
cher Qurch Bearbeitung der fleißigen Eins wohner , fo ergiebig geworden iſt , daß dies Pe landſchaft faſt jährlich viele tauſend QBi
ſpel allerlei Setreides ausführen kann , und inſonderheit die Kornkammer für Berlin iſt.
Die Gegenden an den Flúffen , haben guten Wifenwachs , die andern aber nicht : daher auch die Pferde - und Nindviehzucht nicht bea' tráchtlich iſt , ſondern jährlich viele Pferde,
Dchſen und Kühe aus Pommern und Polen eingeführt werden : hingegen die Schafheers
der find anſehnlich und eintraglich. Dbſt, Hopfen und Sonig , hat man zur Nothdurft, und guten Tabak in großer Menge. · Uu Brennholz fehlt es hin und wieder , und es muß zum Theil aus den benachbarten Lands
fá aften geholt werden , doch find auch Gea genden vorhanden welche gute Eichen - Bús dhen - und Kienholzungen haben. Eiſenerz
findet ſich häufig , und wird bei Zehdenic gef !;molzen : es giebt auch gute Tonerde zu Gefäßen und Ziegeln. S. 4. Die Proving enthalt 5 unmittela Eare ind 4 mittelbare Ståete , 9 Flecken , welche gewiſſe Etadtrechte haben , 6 königl. Anter , zu welchen 47 alte und 7 Kolonia ſtendorfer , 30 Vorwerke und groei neue
Anlagen auf lóniglichen Feldmarfen , gehör ren ,
361
ren , 112 adeliche Vormerke , 45 abeliche Dórfer , Nitter fiße , und 94 adeliche Dórs fer mit adelichen Gütern oder Ritterfigen.
Unter den hier angeſeſſenen adelichen Ges Tchlechtern , find , auch beſchlofiene , oder mit
der Burg - und Schlobgerechtigkeit beliehene Geſchlechter , nämlich , die Herren von Urs -nim wegen Eonkenburg , Fredenwalde, Gers: walde und Ziechow , die Herren von Buch
wegen Stolpe , die Herren von Holzendorf wegen Jagom , die Reichsgrafen von echmea rin wegen Wolfshagen , und die Reichågras fen von Sparr wegen Greiffenberg. Die
ufermarkiſche Ritterſchaft beſitzt den größten Sheil des Landes , bat die hohe und niedere Gerichtsbarkeit , die hohe und niedere Jagd, (einige an der grimnißiſchen Heide wohnens de von Udel ausgenommen , welche ſich der
hohen gago begeben haben , und dagegen etwas Gewiſſes an hohem Wildpret aus den
landeðherrlichen Forſten erhalten , ) und das Patronatrecht. Die Bauern auf den adelis chen Gütern ſind nicht, wie in den übrigen Marken , erblich , ſondern beſtehen theils
aus Leibeigenen , theils aus freien Leuten ,
mit welchen die Serrſchaften auf gemiſfe Jah re einen Vertrag errichten.
Dielandſtåndehatten ihre Kreisverſamms lung zu Prenzlom.
Eben dafelbft werden
35
die
362
die Landſchaftsangelegenheiten durch den lan . desditettor , und drei lanbråthe , welche der Adel aus alten Familien im Lande era
máhlet, beſorget, und ſie haben die lands einnehmer und den Negiſtrator der ufer marliſchen Landſchaftsregiſtratur unter ſich. Die Handelsafziſe und übrigen Sachen der Ståbte , verſieht ein Steuerrath unter der Oberaufſicht der' churmarkiſchen Kriegs - und Domainenfammer.
§. 5. Außer den franzöſiſch - und deutſchs reformirten Kolonien , welche ihre beſonderst
Kirchen und Prediger in den Städten und auf den Dörfern 'haben , ſind die Einwoh ner durchgehends evangeliſch - lutheriſch , und die Gemeinen und Prediger unter fech8 Ina fpefzionen bertheilt , welche find , ju Prenzo
low , Templin , Straßburg , Neu - Ungers múnde , Gramzom und Zehdenic . §. 6. Die Wenden , welche nach dem imp
fünften und rechsten Jahrhundert erfolgten Abzug der Gothen und Wandalen nach und nach in dieſes land gekommen ſind , und daſs felbige bewohnt haben , ſind die Wilzi und 1! cri ; jene bewohnten den öſtlichen, dieſe den
weſtlichen Theil. U18 Miftewoy im 3. 983 das land zwiſchen der Ober und Elbe unter fich brachte ,
fam Das Uferland unter die
pbotritiſche Serrſchaft , und blieb darunter bis
363
biß an deß lekten obotritiſchen Fürſten Pris bizlar Sod , um das Jahr 1142. Hierauf regten ſich die pommeriſchen Fürſten im Ufer's
Jande feft, und behielten daſſelbe etwas über kundert Jahre im Befiß , ließen ſich auch def> relben Anbauung angelegen feryn. Markgraf Albrecht der Bår konnte es ihnen nicht neh
men : allein , ſeine Nachfolger bemühten ſich , ihr Recht an dem Uferlande zu behaupten , baher eß die pommeriſchen Fürften mit mes niger Ruhe befaſſen .. Endlich trat Herzog
Barnim I die Hauptſtadt Prenzlom , nebſt dem Uterlande , an Churfürſten Johann I aus aſcaniſchem Stamme, gegen das Schloß und fand Wolgaſt , ab , welches dermöge der von Dreger in cod. dipl. pag. 3241 und noch richtiger von Serfen in cod. dipl.
brand. Tom . I. pag. 248 an das Licht ges ſtellten Urkunde ,
im Jahr 1250 geſches
ben iſt. $. 7. Das vornehmſte Gericht in der Utermark , an welches von den Städten und adelichen Gerichten appellirt wird , iſt zu
Prenzlow , und wird das Obergericht gea Es hat nur Juſtiz - und Vormund. nennet. ſchaftsfachen zu verwalten . Die ufermartie fchen Edelleute , und die unmittelbaren Stada
te , haben vor demſelben die erſte Inſtanz .
bię Serdlechter von Arnim , pon Budy, oon in
364
Winterfeld , die Grafen von Schlippenbach , die joadyimsthalſchen Schuláinter , und die
Hauptſtadt Prenzlow ausgenommen , weldie
das privilegium exemtionis erhalten , und ihr ordentliches forum vor dem Rainmerges richt zu Berlin haben : Doch fönnen ſie, wenn fie wollen , fics vor dem Obergericht einà laffen. Von dem Obergericht wird an das
Kammergericht zu Berlin appelirt , jedoch dirigirt das Obergericht die Appellazioagiga ſtanz bis zum Spruch. Es beſteht aber das Dbergeridyt aus einem Präſidenten oder lands
r gt , und auß zwei adelichen und bürgerlia chen Ráthen.
Die drei erſten werden alles
mal aus alten eingeſeffenen ufermarfiſchen Gefd led;tern genommen ; und einer der beis den leisten iſt allemal der erſte oder dirigia
rende Púrgermeiſter zu Prenglow. Die Nit terſchaft måhlet und präſentirt . dem Könige den Landdogt und die Obergerid;t8 - Ráthe , den erſten Bürgermeiſter zu Prenglow ausges nommen .
Der erſte abeliche Rath , welchem
daß Spezialdia rektorium aufgetragen ift , hat allezeit den Charakter eines geheimen Juftigrath und Direktors. Das Obergericht hat ſeine neuefte in
Wormundſchaftsfachen
Drönung unterm 7. Janer 1768 bekoms nen .
305
$. 8. Die Ufermart iſt in zwei Kreife abs getheilt , nämlich in den ufermart ſchen und in den ſtolpiriſchen Kreis , oder nach dem Kanzleiaubdruck in die Ufermark und das Sand zu Stolpe: e8 baben aber beide Sheile
nur einen fandrath. In Anſehung der Fiona tribuzionseinnahme , ſind die Aimter und Ritterſchaftsdörfer' von einander abgefona dert , welches daher rúbret, weil die lem : ter Graingow , Schwedt, Chorin , Behdenic und Neuendorf von 1643 an über eine una gleiche Anlage und nicht proporzionirten Beis trag zu den Kreisauflagen , Einquartierung , Marſchkoften und Fusren gefiagt haben. Churfürſt Friderich Wilhelm hat dieſe Abſon: derung befohlen , auch derordnet , das die Memter zu jedem 100 Nthir, welche die lands
fchaft geben mußte , 42 Nthlr. beitragen fou ten. Im dreißigjährigen Kriege wurde dieſe Landſchaft ſehr verwüſtet , daher übernahmen 1674 Die ábrigen churmärkifchen Krefe einen Theil der Abgaben derſelben , nämlich von ihrem Beitrage zu jedem 1000 Nthlr. nah men fie 20 Rthlr. auf rich .
Wenn die Nits
terſchaft diefſeits und jenfritt der Elbe und Dder eine Summe aufzubringen hat , you wel: ther die Stadte micht mit beitragen , ſo kom
men davon, nach Abzug des achtzigſten Theil für Beeffon und Storfom , auf die Ufera mart
306
mart is Theile. 3. E. Ju 2000 Nthlr. rog die Ilkermark 303 Rthlr. 20 Gr. 315. Pf. gea ben , es werden aber 40 Thaler abgezogen , von welchen der alten Mark und Priegnig eine Hälfte , und der Mittelmart die andere Hälfte zugeſchrieben wird. Wenn die Städte und Ritterſchaft der Churmart 1000 Rthlr. aufbringen ſollen , und die Ritterſchaft dazu 404 Shlr. 20 Gr. beitragt , ſo giebt die Ufermark nach Abzug beffen , was die ers wähnten Provinzen übernehmen , 60 Rthlr.
23 Gr. 48 Pf. Sat bie Nitterſchaft der Chura matk 1000 Rthlr. aufzubringen , ſo kommt davon auf die Ufermark ś , und nach Abzug der 20 Rthlr. welche die genannten Provina zen tragen , giebt ſie wirklich 177 Thlr. 12 Gr. Es iſt aber oft erinnert worden , daß
die Ufermarf , nachdem ſie ſich völlig wieder erholet hat , ihr Kontribuzionga theil völlig und allein tragen müſſe. Der Grund der jebigen Steuereinrichtung dieſer fanbſchaft , iſt die Anlage von 1718 , welche dem Kataa fter von 1624 gemäß gemacht morden. Die
Kontribuenten ſind nach der Verſchiedenheit der Uecer in vier Klaſſen abgetheilt. Man beredinet die ritterſchaftlichen Dörfer auf 47565 Hufen , davon 1718 monatlich 2486
Rthlr. 8 Gr. 24 Pf. gegeben worden. Die Alalage der Aemter gründet fich auf das las
367
:
faftrum oon 1624 , doch ift fie 1747 monato lich mit 11. Thlr. 2 Gr. 6 Pf. erhöhet wor. den. Sie geben nebſt den mittelbaren Stadi ten , monatlich 1431 ' Thlr. 15 Gr. 10 Pf. jährlich 1-7179 Thlr. 22 Sr. Kontribuzion , und monatlich 613 Thlr. 14 Gr. 6 Pf. júhra lich aber 7363 Thlr. 6 Gr. Savalleriegeld , und an KriegsmeRegelb jährlich 124 Thlr. 12 Sr. Ales dieſes giebt Herr von Chile an.
Bermoge meiner eignen zuverlåsigen
Nachrichten , iſt die Hufenzahl der Uf:rmark
65791 , die jährliche Kontribuzion betragt 43420 Thlr. 13 Gr. , Pf. und das Rapal.
leriegeld 20422 Thlr. 7 Gr. 10 Pf. I. Der ufermartiſche Kreiß , enthält 1. Folgende unmittelbare Stadte. 1 :) Prenzlow , die Hauptſtadt des lane des , welche der SiR des Dbergerichts , der landſchaft und einer lutheriſchgeiſtlichen Ina (pefzion iſt. Sie liegt am fiſchreichen See und Fluß Ufer , in einer ſehr fruchtbaren Ebene , iſt von meitläuftigem Umfange, ziemn. lich gut bebauet , hat gerade und räumliche Straſſen , und wird in die alte und neue
Stadt abgetheilt. In der Stadt und in iha ren Vorſtadten ſind 1709 geweſen 885 Haua fer , die offentlichen Gebäude mitgerechnet, und ohne die Befaßung 5588 Seelen. Die
Rámmerei hat wichtige Einkünfte , theile aus ca
368 den ihr zugehörigen Stadtmühlen , theils von fechs Nittervorwerken und Dörfern , und bes tráchtlichen Hölzungen. Es iſt bieſelbſt eine ſtarke franzöſiſche Kolonie, deren Gericht über die fämtlichen franzöſiſchen Kolonien in der Ukermarf geſetzt iſt. Von drei Klóſtern, wela che ehedeflen hier geweſen , ſind zwei zu Nittorgütern , (davon, eins den Grafen von Schlippenbach gehört, ) und eins zum Hoſpiz tal geinacht worden. Un Kirchen ſind vors banden , brei lutheriſche Pfarrfirchen in der Uitſtadt , ' eine lutheriſche Pfarrkirche in der
Neuſtadt , und noch zwo lutheriſche Kirchen , in beren einer , nåmlich in der Hirde beim
Hoſpital zum heiligen Geiſt , auch die hieſige deutſche und franzófi dhe reformiite Gemeine ihren öffentlichen Sottesdienſt balten.
Der
Prediger der erſten, iſt zugleich Inſpektor. Der Paſlor an der lutheriſchen Fauptkirche zu St. Marien , iſt Inſpektor über rechs und Dreifig Pfarrkirchen , die Piarrfürchen in der
Stadt mitgerechnet.
Dieſer Wetiduftigkeit
wegen , iſt die Inſpeksion in vier Zirkel aba getheilt , welche ſind , die Stadt Prenzlom , der blindomíche , Deufiástir und Author Birfel. Man findet auch hier left ſieben 90a
fpitáler , eine gute lateiniſche @cbule , und eine von dem gelehrten Georg Friderich von Urnim auf Sukow , angelegte und durch diele
309
Geſchenke përmehrte öffentliche Bibliothef. Die Stadt" treibt fitore Sandel init Korn ,
Vieh und Tabat; es wird auch Silch gemen bet. Ja einer Bulle des Papfis Innocenja
von 1140, perin die Derter , welche zum Sprenger des pommeriſchen Bisthums gehd.
ren , namhaft gemacht werden , kommt Prenza low noch nicht vor ; hingegen in einer Bulle D28 Pabfts Clemens von 1188 moind des
Caftri Prenzlau cuin foro et taberna ge bad )t. Hieraus fatiließt Grundmann in ſeiner ufermartiſchen Adelshiſtorie. S. 6. 7. daß 1140 die Ufermark nod nicht zu Pommern .
und unter das daſelbſt errichtete Bilthum ge : hört habe , weil ſonſt des Schloßes Prenza
low Darin Erwähnung geſchehen würde ; allein, Dreger in cod. dipl. pag. 168. w" ill dieſen Schluß nicht zugeben , ſondern fagt, es ſer noch nicht erwieſen , daß das Schlos Prenza lom 1140 ſujon vorhanden geweſen ; er bea weifet auch , daß ver pommerſche Herzog Bars nim 1 der wahre Stifter der Stadt Prenza low im I. 1235 geweſen , weil in der Stifs tungsurkunde ( welche Grundmann auch hat,) die Worte fteben : Decrevimus in Prence law civitatem liberam inftituere in
illa parte , in qua civitas aedificabitur. Der Herzog gab der zu erbauenden Stadt 300 Hufen landés , und Orzijáhrige Freiheit Biro . Erdbeſtyr, 20. 8.
ua
0011
37
von aller Auflagen . Daß 1334 und in den
folgenden Jahren hieſelbſt eine Münzſtåtte ge weſen fer , erſiehet man aus Urkunden in
Serken$ cod. dipl. brand. Tom. I. pag. $ 34. $41, und zwar ſowohl eine markgráfia che, als eine der Stadt zugehörige. P. S. 567 eine Urkunde von 1345 .
Diere Stadt war
mit einigen andern 1363 dem Fürſten von
Unhalt für 10000 Mart Silbers verpfändet, S. 587. Ehedefſen , als die Stadt vermita telft der Ufer Schiffahrt trieb , hatte ſie die Zoufreiheit im Dereſund. Von der Uker, dem Mühlenbach und der Schnelle , iſt oben in
der Einleitung Nachricht gegeben worden. Der Stadtkåmmerei gehören die Dörfer Bieng und Buchholz , beide bei Prenzlow , Blina dowo und Hindenburg. 2) Templin , eine Stadt am See Dola gen , in welcher eine geiſtliche Inſpefzion über zehn Pfarrkirchen iſt. 1618 brannte ſie großentheils , und 1735 ganz ab , ſie iſt aber regelmäßig wieder aufgebauet worden , indem fie breite und gerade Straſſen , Håuſer von gleicher Höhe , und einen viereckichten Martta plan bekommen hat , ſo daß ſie jeßt eine der ſchönſten landſtådte in der Mart iſt . Die Kammerei hat einträgliche Seen und Fiſcher reien , befißt auch das adeliche Gut und Dorf
Sandeniſ . Den hieſigen beträchtlichen Holz hans
372
bandel , befördert ein Kanal , der einen dopa.
pelten Anfang hat. Der eine entſteht aus dem ringwaldiſchen See , zwei Meilen obera halb Semplin , vereiniget ſich bei Ahlims:
Mühle mit dem nach Templin gehörigen fubs 1
be - See , und erſtrect ſich durch verſchiedene Kandle von dannen , bis in die alte Havel. Der andere fångt ſich bei Millersdorf, 1 Meia le von Templin an , gehet in den Fähr-See, und ſodann weiter den vorhin beſchriebenen
Gang. Templin war 1363 den Fürſten von
Unhaltverpfändet. Serfens cod. dipl. brand. Tom . I. pag . 587 . 3 ) Liechen oder lychen , eine Stadt zwis Ichen Seen , von welchen ihr nur einige und · zwar die fleinſten , die übrigen aber zum
Vormerke Simmelpfort im Umte Badingen gehören . Dieſe Seen ſind ſehr fiſchreich , und liefern inſonderheit vorzügliche Muránen, Es find auch gute Walder in der Nähe , an welchen aber die Stadt ein geringes Ans
theil hat.
1732 iſt ſie abgebrannt , aber
in ſchnurgeraden Straſſen wieder aufgebauet. Der Acerbau , von welchein die Stadt ihre
meiſte Nahrung haren foute , iſt in dieſer Gegend ſchlecht. Dem hieſigen Hoſpital gea hört das Dorf Renon.
Die erwähnten Seen bei Liechen ; verdies nen eine beſondre Anzeige. Der große Wurs Ua 2
deli
272. del , der Medbe : Pfuhl , und der große Bies chen - See , fliegen einer in den andern , und
zuletzt in den EtolpsSee ; durd, welchen die Qavel geht. Der Platfom, der große Ceint und" Der leeft - @ce , hången auch durch ein
Fließ zuſammen . Der Bach Wublik , hangt den ſchon' genannten königlichen Grolliechen . See , mit dem Haus - See bei Himmelpfoit zuſammen, und aus dieſem fährt man durch die himmelffortſche Schleuſe in den Gud) choi
genannten großen føniglichen See Stolpc. In den fåniglichen See Oberpfullyl ; ergießt fich der aus dein See Cúſtrin bei dem Dorf @ úftrinchen fominende Bad).
4) Strasburg, eine Stadt an einem davon benannten Bad , der aus dein lauens
hagenſchen See fommt, und bei Nechlin ilt die Ufer fáut. Der Paſtor bei der Stadt
firche iſt Inſpektor über adyt Pfarikirchen . Sowohl die deutſche reformiste Gemcine all
die franzöſiſche , hålt ihren Gottesdienft auſ dem Rathhauſe. Der Magiſtrat hat ga : feinz Gerichtsbarkeit , ſondern bloß mit Polizeiſas
men zu thun ; die geſamte Zivil- und Kriini nalgerichtsbarteit tømmt dem lehngerichte zu ; weiches der adelichen Familie von Lebbin ge hört , die zur Verwaltung derſelben einen Midter und Beifiber ernennt ;
defien Dier
ſeincs Juſtiziarii Prüfung , Eeſti ung und B
873
Derpflidstung, Bermoge Reſtripto pom 4. Maj
177.1, bei dem ufermårfiſchen Obergerichte geſchiebet. Die Stadt hat ſehr guten Uder, ballet auch Tabat. Es ſcheint , daß ſie aus drei : Dorfzen zuſammengefeßt ſer , denn ſie hat drei unterſchiebne Feldmarken , melche die altftädtiſehe , jüterißiſche und falfenbergia fithe genennet werden. Bei derſelben iſt der Stadtfee .
i
2. Folgende tönigliche Aemtar. 1 ) Das Umt Zehdenic , zu melchem eine Etadt , adyt alte Dörfer , fünfKoloniſtendoro fer, zwei andere nelle Derter, und vier Vors werke , gehörer . ( 1 ) Echdenick , eine Stadt von einigen
hundert Feuerſtellen , an der Havel ; auf melcher hier eine Schleure ift . Außer der
Ctadtkirche, iſt hier noch die Kloſterkirche. Das ehemalige Kloſter iſt um das 9. 1250
gefiftet voorden.
Zu der hieſigen lutheriſche
geiſtlichen Inſpetzion gehören zmolf Pfarrfir chen . Daß ,jenige adeliche Stift, beſteht aus einer Dornind und recha Fräulein. - Das Amt
hat hier die Kriminalgerichtsbarkeit, die Zivil gerichtsbarkeit verwaltet der Stadtrichterur Welcher zugleich Stadtſchreiber ift. Zu dieſer Stelle erwählt das Amt drei Perſonen , 11110
ſtellt dieſelben dem churmarkiſchen Kammerge
richte gur Prüfung , melches von der Tüch La 3
tige
374
tigkeit derſelben Bericht an das Juſtizdepars tement des Staatsrath
abſtattet.
Dieres
befiátigt einen aus denſelben, ertheilt ihm die Beſtallung, und läßt ihn im Kammerges richt den Amtseid ablegen. Die Vorſtådte heißen Halt , Kamp und Aderhof. Bei dem Amte , iſt ein Vormerk.
In einer Urkunde
von 1297 in Gertens cod. dipl . brand.
Tom. I. pag. 438 tommt civitas Cedenik vor.
1438 wurde Stadt und Schloß nebit
zugehörigen Dörfern , als ein eröffneted lehn den von Arnim derlichen , welche aber 1528
dieſe Güter wieder an die Landebherrſchaft gegen Boykenhurg überlaſſen haben. 1631 brannten 299 Sauſer ab. ? " Das Eiſenerz , welches in der Gegend auf einigen Meilen um die Stadt ber ge fammlet wird , fahren die BauerSleute , wela dhe auf der Saft unweit Zebbenick mohnen ,
zur hieſigen Schmetzhütte an , in welcher Boms ben , Granaten , Kugeln , Mórſer , Gerichs
te , und andre Dinge gegoſſen 'rrerden. (2) Hindenburg , ein Dorf , woſelbſt eine lutheriſche und eine reformirte Sira che iſt,
(3) Die Pfarrbórfer Faltenthal, Hama melſpring , Klein-Muß.
( 4 ) Die
1
7
37$
(4) Die Bormerte Bogelſang , Neuhof und Bergluch , welche auf Erbpacht ausges than ſind.
2) Das Amt Gramzom , von einem
Flecen , zehn Dörfern und acht Vorwerten. ( 1) Gramjow , ein Fleden , welcher ger rifle Stadtrechte hat. Zu der hieſigen lus theriſchgeiſtlichen Inſpekzion , gehören ſieben Pfarrkirchen. Es iſt hier eine Kolonie Frans zoſen , welche eine beſondre reformirte Ges meine ausmachen.
Bei dem Umte iſt ein
Vorwerf. In Dreger8 cod. dipl. Tom. I. pag. 7. 8.findet man eine Urkunde von 1108, in welcher der villae Gramſowae Ermábs nung geſchiehet." Nachmals iſt hicfelbft ein Kloſter und Seminarium
aus dem Kloſter
Grobe angelegt , und zu demſelben ſind die
Güter geſchlagen worden , welche das klo . fter Grobe in dieſer Gegend gehabt hat. I 245 trugen Probſt und Rapitel des Kloſters
Gramzowe den Markgrafen Johann und Dtto die Advokatie ihres Kloſters auf. Serfen 1. c. p. 200. Der Boden in dieſer Gegend , iſt ſehr ergiebig. (2) Poklom am Uferſee , iſt jeßt ein
Dorf , wird aber im gemeinem Leben ein Fleden genannt , iſt auch ehedeſſen derglei chen geweſen. : Es ſcheinet , daß Prenzlo vor 1287 , da es mit Mauern und Thürs A @ 4
meu
976
1
men umgeben worden , feinen großen Pors zug vor Moslom gehabt habe , und daß an bicrem lesten Dite vor Alters bie öffentlichen
vfermårtiſchen Landesgerichte gebolten wors den , deren Andenken die Rolandsfánie, wels
de von Zeit zu Zeit wieder hergeſtellt wird , erhält. Der freie Prall , auf welchem fie fteht , iſt wahrſcheinlicherweiſe der Marktplaß des alten Fleckens geweſen , auf welchem vermuthlich auch chemals der biefige Jahrmarkt Scholten worden das Dorf iſt auch noch rrie ein Flecken in Straffen erbauet. Es iſt hier eine lutheriſche Pfarrfirche , eine Polonie
Franzoſen , welche Ber: franzöſiſche Prediger zu Gramzow verſieht , und ein Amtsvor: terf.
$10 (3 ) Die Pfarrbórfer Brieſt , Drenſe mit seinem Vormerke , und Lúblom , welches less
te zum Theil zu dem hieſigen adelichen Gute gehört. ( 4 ) In den Dörfern : Grúnow , and Melſom , find Vormerke , das lette aber iſt mit acht reformirten Koloniſtenfamilien bes funt.
Auch in den Dörfern Seelúbbe und
zfelitz , fino Aintsvorwerke , und dergleis chen: ift. auch Wendemarf.
3. Folgende dem joachimsthaliſchen Eym.
"Hafio in Berlin zugehörige Vemter.
1) Das
3.77
131 ) Das Umt Seehauſen ; ' zwiſchen demi obern und untern Uferfee. In dem Dorfe von welchem es.ben Mamen hat ,
iſt vor
Alters rin adeliches: Jungferntlofter getoelena Dier hieſige Sirche, iſt eine Tochter von der poslomifchen Pfarrkirche.»,
Am2). Das Amt Blankenburg , melches von cincin Pfarrdorf den Namen hat. 0643 Folgende adeliche Oerter. na 1 Baumgarten und Schenfenberg., ades liche Güter und Dörfer der von Hafe.
Das
erfte batirieine Pfarrkirche , und das zweite eiat Filialfirche, von dem erſten, 2) Bertifom ,., ein you arnimſches ade : liches . und pfarrdorfDaran.das joachimo: thalich thafiche: ninnafium Antheil bat.
+3 ) Blumenhagen , ein der Kontribuzion unterworfree Guit mit einem Pfarrborf. > - * 4 ) Boukenburg ein Stadtchen , oder ci
Fleden mit geriffen Stadtrechten.
Das
abeliche Sthloß liegt auf einer Höhe , iſt mohi.
gebaut , hat ciner ſchánear Luft- und Chitre garten , und einen anſehnlichen Fornitengare ten . Der Seidenbau wird hier , ſtarf actries
ben. Bei dem Stantchen liegt ein Dorf, welches mit unter derſelben Mamen begriffen wird .
Dieſer Ort bat por Alter
dem er
ſchlecht von Kerforp gehört , und ein Klofer gehabt , welches von dieſer Familie reichlich [4 5
ber
378
beſchenkt worden. Markgraf Ludewig kaufte 1337 Dem Dieterich von Kerkom den dritten Theil des Schloiſes ab , und gab ihm und Johann bon Buch dafür das Schloß Solo
gow. Gerkens cod. dipl. brand. Tom . I. Die von Arnim haben 1528
p. 258. 544.
Bonzenburg für Zehdenick eingetauſcht , und Das Dorf Boyßenburg feitdem behalten . hat ehedefſen Mariendliet geheißen , und bei dem Eingange in daſſelbige , hat Heinrich vor Stegeliß , damaliger Beſiber deb Guts , 1269 ein Benediktiner Nonnenklofter , Namen8 Ma .
rienthär , Porta St. Mariae , geſtiftet, wela che aber nicht mehr vorhanden iſt.
Die Seen bei Boogenburg find i der
Boyßenburger Haus - See , der Gripfen :See, der große Baterom See , der große Cuftrin See , welcher durch einen zum Fidgen mit Schleuren verfehenen Bach mit dem Groß
liechenſchen See in Verbindung ſteht, der in die Havel fließet. Uus dem bonßenbur giſchen See fommt der Fluß Quillo , von Der Boygen dem oben gerebet worden.
burger Bady , entſteht urſprünglich aus großen Seen in dem Herzogthume Meklenburg , geht durch boykenburgiſche Heiden und Seen , fómmt in Bonnenburg aus dem Hauß - Set
hervor , Iduft über Golmiş nach Prenzlom, und endlicy in die Ufer.
Zu den Boggens burs
1
1
379
burger Sütern gehören noch 21 andere bez trächtliche Seen dorfer Fließ ift.
unter welchen das Mahlens
Dem Befißer des Guts Boggenburg , gehören auch die Pfarrborfer zichow , Falkenwalde ,
Wichmansdorf und
Weggun , die Filialdorfer der boyßenburgi ſchen Kirche, Berkholz bei Borkenburg , und · Naugarten das Vorwerk Crewiß , nebſt an dern Dertern .
5) Damerom , ein Vormerk , Kußerom , ein adeliches Gut und Dorf , bei welchem
das Vorwerk Dolgen liegt , Neuenfeld , ein abeliches Gut unb Dorf , Nieden oder Mes wen , ein Gut mit einem Pfarrborf , Rou. wiß , ein abeliches Gut und Dorf , Großs
Spiegelberg , ein Vorwerf , und Zuredom , ein adeliches Gut und Dorf, gehören der Familie von Winterfeit.
6 ) Debelow , ein abeliches Gut mit ein
nem Pfarrborf , der Familie von Klůžom .
7) Fredenwalde , ein von arnimſches Schloß mit einem Fleden , der gewiſſe Stadts rechte hat , daher er von Grundmann in feis
ner ' utermärkiſchen Adelshiſtorie S. 95. ein Stadtlein genennet wird. 8) Fürſtenwerder , " ein Städtchen oder ein Fleden , der geriffe Stadtrechte hat , auch in Urkunden von 1325 und 49 in Gera
fend cod. dipl. brand. T. I. p. 215.584. eing
3 80
cine Stadt genannt wird , gehört ſo wie das Vorwert Wolfshagen , und Pfarrborf Herdorf , den Grafen von Schwerin. 2 ) Gerswalde, ein von arnimſches Schloß
mit einem Fleden , der gewiſſe Stadtrechte hat.
10) Solmiß , ein adeliches Gut mit ei nem Pferrdorf.
IL Góri , Dauer und Malchow , ades liche Güter init Dörfern , welche der Familie von Wedel gehören. Das erſtgenannte Dorf ift ein Pfarrdorf,
12 ) Súſtom , ein Pfarrdorf , und Schós nermerf , ein adeliches Gut und Dorf , beide
bei Prenzlom , der Grafen von Schlippens bidy In dem lekten iſt ein mphlangelegtes Schloß mit einem ſchönen Garten.
13 ) Holzendorf und Groß - kufom , ades liche Súter und Dörfer der Familie von Ras
In dem legten iſt eine Pfarrkirche
ven .
dahin 0.98 Bormer Roſenthal eingepfar ret iſt.
14) Jagow , ein abeliches Gut mit ei nem Pfarrborf.
Por Alters iſt eine von
den Vugteien , in welche das Uferland ab , gesheilt war , davon benannt worden. S. in
Gerfenß cod. dipl . brand. T. I. p . 215 . 223. 231. die Urkunden von 1324 und 25, Es gehört nebft den adelichen Gütern und Dor:
1
381
Dörfern , Tornom , mit einer Pfarrfirche , Pietmansdorf, mit einer Pfarrkirche , und
Wilfetom , der familie von Holzendorf. Ja gow hat ſeinen Namen von einer adelichen familie , die noch in der alten Mark blúbet. Pinnow wurde 1284 von der Familie von Bonj , Dem Kloſter Chorin verkauft , welche
dic Diarkgrafen Otto ' und Konrad beſtätig ten .
Gerkens cod. dipl. brand. T. 1 .
P. 426.
15 ) Klodow uno Parmen , adeliche Gú ter und Dörfer , der Familie von Alderdle
ben . Das erſte iſt ein Majorat.
10) Kub , ein Pfarrdorf, davon das Vorwert Króchlendorf ein Filialort iſt , der Familie von Arnim .
17 ) Lindhorſt , ein Vorwerk , und Jan fchenberg ein adeliches Gut und Dorf , der familie von Stúlpnagel: 18) Mielow und Werbelow , adelidye Güter und Dörfer , der Jamilie von Arnim . 19) Neuſund , ein von arnimſches ut und Dorf.
20) Pepnich , ein oon arnimſches Bors werf , bei melchem ein See ift.
21 ) Ningenwalde , ein abelidhes. Gut, meld)eß ein Majo ;at der familie von Allim ift , mit einem Pfarrborf,
22 ) @trins
)
382
22 ) Sternhagen, ein von arnimſches ade. liches Gut und Pfarrdorf , bei welchem ein großer See ift.
23 ) Die adelichen Güter und Dörfer
Schonefeld , mit einer Pfarrkirche, Kleptow, Kremzo , Herzfelde , mit einer Pfarrkirche und Mittenwalde , imgleichen das Vorwerk
Klein - Spiegelberg , der Familie von Berg. 24) Strelen oder Streelow , ein adelia ches Gut und Pfarrdorf.
25 ) Sufom , adeliches Haus, Dorf und Bugehör , welches der 1734 verſtorbene Ses neral - Feldmarſchau Georg Abraham 001 Arnim zu einem Majorat und Fidefommiß der Familie geordnet , und ſeinen Enkel Georg Friderich von Arnim zum erſten Nachfolger Darin ernannt hat. Es liegt in einer ſehr angenehmen Gegend , iſt wohlgebanet , und hat einen ſchönen Garten.
Dberhalb Sutom
entſpringt der Fluß Ufer , und unterhalb nimmt der Ufer See ſeinen Anfang. Zu Sukom ges hören die Pfarroorfer Trebenom , Fliet , Nechlin , mit einem adelichen Gut , und ans dere Derter.
II. Der Stolpiriſche oder Stolpiſche Kreiß , oder das Land zu Stolpe, welches
ſeinen Namen von dem adelichen Ort Stolpe hat , der unten vorfommt. Es enthalt i. Eine
383 1. Eine unmittelbare Stadt , Rámlich : Neu - Angermünde, welche am See-Miúns de liegt , und ihren Namen von ihrem ehe
maligen Schloß hat. Sie hat ungefähr 300 Wohnhäuſer , ſehr guten Aderbau und Wies ſenwachs, eine lutheriſche Kirche, deren Paſtor r zugleich Probſt ( wegen eines ehemaligen Klos
ſters , ) und Inſpektor über 25 Pfarrkirchen ift , und eine franzöſiſche Kirdie.
Jn Sera
tens cod. dipl. brand. T. I. p. 432. 454. 215. 374. 492. 584. fommt ſie in Urkun . den von 1292 , 1316 , 1324, 1349 , 1371
1405, alb Stadt vor.
Churfúrft Friderich I
hat die Stadt 1420 wieder an die Ufermark
gebracht , und Churfürft Friderich II nennet fie in einer eben angeführten Urkunde von 1.465 , feine Stadt. Weil 1429 die Huffi ten dieſe Stadt eingenommen , und einige Zeit in ihrer Gewalt gehabt, hat ſie den Namen Keper - Angermünde bekommen. Der Kámmerei gehört der große See Wollege, und daß Gut und Dorf Neu - Kunfendorf. 2. Folgende fönigliche Lemter. 1 ) Das Amt lódniß , von 7 Vormere fen und 11 Dörfern , an deren dieren aber Edelleute Theil haben. Es liegt am Fluß
Random , welcher dor Ulters Lódnig geheißen
bat, ( Dregers cod. dipl. p. 324. 325. ) und aus Pommern fommt. Er nimmt von cm
!
384
dem hieſigen Amesdorf. Schindle'n - an , ein
gegenfritiges Gefälle, denn éines Theils geht er nach den lifcrfee , in melche'n er bei Exin
fáut , und andern Theild láuft er von Schmolz Ten aus unter dem Namen des Landgraben nach Pallow , und vereinigt ſich daſelbft mit der Belie.
.
( 1 ) Die uralte Burg lódnig , welche auf einer Sóne liegt , " iſt verfallen. Sie unachte vor Ulterð einen Paß und eine Grenza , : feſtung gegen Ponimern aus.: Thurfürſt Fria
derich II bat fie 1468 - erobert , und ob fit gleich 1476 wieder an Pommern gekommen , 1o
bat lie doch bald bernad Churfürft Wi
bertus Archites von heuein eingenommen , und
im Vergleich von 1479 behalten , auch mit ifrem Zugehör , in demſeiben Jahr dem Ritter Werner von der Sd;alenburg zu lehn geges ben. Nach Abgang diijer Linie des fchulena burgiſchen Geſchlechts , bald nach demn dreißig jährigen Kriege , iſt födnig von der ſchulen : burgiſchen Familie abgekommen , und macht nun ein königliches Umt auß. Bei dem Nuts bauſe iſt ein Vorwerk , und ein ſogenannter Burgflecken mit einer Pfarrfiroe .
hier ein Zollamt , und eine Pofiſazion . Man bált dieſen Ort für die ebemalige Hauptſtadt
der Redarier , Lunfini.
Von der hieſigen
Kirche ſind die zu Bergholz und Plómen , Tocho
)
385
Tochtertirchen. Im erſten iſt auch eine frana sdfiſche Gemeine. Am leyten . Dit hat ein Edelmann Antheil , und bei demſelben iſt ein großer See.
( 2 ) Bagemůhle, iſt ein Pfarrdorf, (mela
thes zum Theil adelich) in beſten Filialdorf Battin oder Bathen , ein Vorwert , und eine franzöſiſche Gemeine , ift.
(3 ) Berrenthin ; ein Pfarrborf , und Noſſow , cin filialdorf : das erſte iſt zum Sheil abelich , im zweiten iſt ein auf Erba pacht ausgethanes Vorwert. Fahrenwalde
und Grimm ſind Filiale , und Caſelow ift ein Vorwert.
(4) Walmort, ein Pfarrborf mit einem Wormerk. Das Umesdorf Echmolen iſt dan von ein- Filial , und hat auch ein Vormerk.
( 5 ) Bismart, ein Dorf , gehört zu den Stamingútern der nods in der alten Mark blühenden adelichen Familie dieſes Mamens.
Hohenfelde iſt ein Vorwert im ſtolpiſch.n Kreiſe.
2 ). Das Ämt Brúffort, bat ehebeſten den bon Rammin gebort, welche es um8 Jahr
1720 verkauft haben.
Es beſteht aus Brüſe,
foro , welcher Flecken geipite Stadtrecht hati ber Siß des Ämts und eines Vorwerks ift , vor dem dreißigjährigen Kriege aber nur ein
Dorf geweſen , dem Dorf Wolſedow ober Baro . Eroderdr. eo. $.
Bb
WOL
386
Wolſchom ,, welches zum Theil adelid ift ; und aus dem Vorwerk Frauenhagen.
3) Dað Umt Chorin , von 13 Dörfern , und 6 Vorwerfen , iſt aus einem ehemaligen Kloſter entſtanden i bor mélcem Gerken in
feinem cod. dipl. Brand. T. I. p . 385 f. ein diplomatarinm geliefert hat. Aus dema ſelben erhellet , daß die Stiftung dieſes Klo fters wahtſcheinlichermreiſe ſchon 123 1 geldjes Hen fery : daß es zuerſt auf einer Inſel im See Parſtein , nicht weit von Chorin , unter
dem Namen ftagnum St. Mariae virginis angelegt worden ", unter welchen Damen 18
1258 zum erſtenmal vorkommt, und daß es ums Jahr 1272 von Dannen nach Chorin verlegt worden .
Es iſt eine Kolonie von
dem Kloſter Lehnin , und alſo mit Ziſterziena
fermonchen befekt geweſen.
Zu Chorin be
tam es den Namen' civitas Dei.
1543 bers
taufte Churfürſt Joachim II das Kammergut
Chorin , wiederkäuflich an Kaſpar von Koterin für 20000 Rthlr.
Serken I. c. p. 521.
Zu
diefem Umt gehören 15 Seen , nämlich der
Þarſtein , "der Wieferſee , der Broderpinnſeſeee , Groß- und Kleinplage , der Hopfgarte
,
der chorinſche Dorffee , der Appelfee , der tiefe See ' , der Bacha ' und Soufee , der
Baars - und Pfalfee , der Korinfee' , der
Dammſee , ' der krumme Seei das falte eta
Wala
اج
387 Waffer , unb bar weiße See.
Bu bemer .
ten find
( 1 ) Chorin , das ehemalige Kloſter und Runmehrige Umtháuß und Vorwerk , welches
auf einer Inſel in einem See ſteht. Es hat eine Filialfirche von der broderinſchen Pfarra Kirche. Hier find unterſchiedene Markgrafen begraben.
(2) Briß , ein Dorf , mit einem Vors wert , welches auf Erbpacht ausgethan ift.
( 3) Brodewin , ein Pfarrborf , von
melchem Chorinchen und Serweſt , (in Ura kunden aus dem vierzehnten Jahrhundert Serwiß , und Zermiß, ) Filiale find , bei : bem lekten iſt der Roſienſee.
( 4 ) Groß-Ziethen , in Urkunden aus
bein vierzehnten Jahrhundert magna Cyten, und Klein - Ziethen , Dörfer mit franzoſiſchen Kolonien ; in dem erſten mohnt der Predia ger derſelben . In beiden ſind auch deuts
(the Cutheraner. Daß legte iſt zum Theil adelich .
( 5 ) Herzſprung i ein Pfarrdorf, in deſſen Filialdorf Schmargendorf , ein Vor. wert , aber mit Koloniſten befekt iſt.
(6 ) Rieder Finom , ein Flecken , wels ther gewilfe Stadtrechte hat , und im Gera .
ten8 cod. dipl. brand. T. I. p. 510. in einer Urkunde pod 1441 , ein Städtchen B62
ges
1
398
genannt wird. Er gehört zuin utertårtis, ſchen Kreiſe.
Am Finomkanal find hier 3 .
königliche Schleuſen , auch iſt hier ein Dratha kammer.
Von hieliger Pfarrkirche iſt zu
Liepe (in Urkunden vom vierzehnten Jahre bundert Lypa villa flavica , ) eine Filiale tirche.
(7) Parſtein , eigentlich und in der wendiſchen Spracje Barzdin , ein Dorf , in welchem außer einer lutheriſchen Pfarrkirche, auch eine franzöſiſche Kirche iſt. Bei dema ſelben iſt ein großer See. Von der luthes
riſchen Kirche iſt zu Pólfendorf (in Urkuns den vom vierzehnten Jahrhundert Boldefene dorp , ) eine Tochterkirche.
( 8 ) Die Vorwerke Buchholz , Pahlin tind alle - Búttendorf : das lebte iſt mit Rox ( oniſten bereßt , und eine Filia von Herze ſprung.
4) Das Amt Grimniß , oon 3 alteri und 2. Koloniſtendorfern , auch 3 Vorwera fen . Neu - Grimniß i das Umthaus mit einem Vormerk , war vor Alters ein marte
gráfliches Schloß , wie aus den auf demſel: ben ausgefertigten Urkunden von 1301 und
1304 in Gerkens cod. dipl. brand. T. I. p. 441. 443. erhellet.
Es iſt hier 1519
ber Erbvergleich zwiſchen Brandenburg und Pommern , geſchloſſen. Von dieſem Ort hat
1
der Grimmiß's See ſeinen Namen , äuß wel. chem ein Graben nach der joachimsthalſchen Múhle in den dafigen See fuboro geht. Pon dannen läuft das Waſſer nach dem E8 tommt auch aus dem Grimniß : See Das flieg elſe , melches in den See Mollet , albdenn aber bei Osrl
See Wolles .
dorf und andern Orten mig , und nach Bica raden geht , wofülbſt es in die Oder fåut. Bei Paſſow nimmt es die Randono auf.
In dem føniglichen Forſt unweit Grimnig, iſt der Dempien - See ; auch iſt in der Grim niger Heide der See Klein - Plum je , und pornámlich der See Werbellin , von welchem
gleich hernach ein mehreres. Das Amtsborf Ait - Húttendorf muß mit
sem vorhin genannten Vorwert gleiches Nas mens , nicht verwechſelt werden.
Eb iſt zu
Joachimsthal eingepfarrt. In dem Koloni : ftendorf Friderichswalde , iſt eine reformirte Gemeine. Das Koloniſtendorf Werbelin welche von Pfälzern bemohnt , und zu Stein furt eingepfarrt iſt , liegt am Seer gleiches Namens , der theils in der grimnißiſchen , theils in der ſchönebectiſchen Beide belegen Er iſt anderthalb Meile lang , auch ift.
breit . Seinen Anfang hat er bei der Stadt
Joachimsthal, geht bei dem Grimnißer Amts : dorf Altenhof vorbei ,3und biß an den Gra : 63
bora
bow : See , und endlich eine Viertelmeite von Kühlsdorf in der Finowfanal. Er iſt jum flóßen brauchbar. Bei den Vorwerfen Grummenfin oder
Grumſin und Mellin , find auch Seen , die davon benannt werden.
3. Die Markg áflich - fchwediſchen Serra ſchaften und Aemter Schwed und Bierraden .
Die finie des Churhauſe
Brandenburg,
welche von Schwed den Namen führt , ftammt von des großen Churfürften Fribes rich Wilhelm Sohn Philipp Wilhelm ab, und berubet jeßt auf dem einzigen Markgraz
fen Heinrich Friderich , der keinen Prinzea Die Landesbobeit über diefe dems ter , gehört dem Mónig , welcher auch die markgräfliche Juftizfammer fest. , Die Mar hat.
集
giſtrate in den Städten Schwede und Viera raben haben die Gerichtsbarkeit in caufis
contentiofis & voluntariis , die Kriminala gerichtsbarkeit aber ſteht der markgräflichen Juſtizfammer alleini zu . Der Bürgermeiſter und @ efretår in jeder Stadt , werden alle auf die Juftig perpflichtet , von den Magia firåten erwåhlt , bei dem churmarkiſchen Kams mergeridt geprüft , und von dem Markgras
fen hefiátiget. Die Appellazion geht an die Sufliztanimer , und pon derſelben in revi forio
8.91
forio an den zweiten Senat deß churmárf. Kammergerichte. Die demter enthalten 1 ) Schwedt , ( beſſer Swet , in Urkuna
den von 1269 1334 und Zweth und Zfwet .
1395 civitas
Dreger8 cod. dipl.
p. 551. Gerten8 cod. dipl . brand. T. I.
p. 434. 151.) eine wohlgebauete Stadt an der Dder.
Markgraf Friderich Wilhelm
hat die Stadt und ihre Gegend ſehr vera ſchonert. Das markgråfliche Schloß iſt prácha tig , und der dabei befindliche Garten vors
treflich , wie die Proſpekte zeigen , welche Schleuen von dem Schloß und Garten , von der vordern Seite des Schloffes , und von
der Gartenſeite deſſelben , geſtochen hat. Der Gartenſeite des Schloffes gerade gegex über , iſt in der Ober eine angenehme Grot
te angelegt , zu welcher eine Brücke führeta Der Oberprediger an der lutheriſchen Stadte kirche , hat die Aufſicht über die drei Pfarro firchen in beiden markgräflichen Uemtern. Es iſt hier auch eine franzöſiſch - reformirte Kirche.
Die Stadt hat vor Alter8 ber aber
lichen Familie von Aſchersleben zugehört von welcher fie an die Grafen von Hohena ſtein , und nach dieſer Abgang , als ein era öffnetes Renn an das churfúrſtliche Haus gea fommen . 364
Sie
ફ9
Die Doer , ober welche Liefelbſt eine Brücke gebauet iſt, theilet fich hier in zmei Armé, jmiſchen welchen ein breiter moraſt ift , über den ein langer Damm geht , der die beiden Arme der Oper verbindet.
: Bei Schwedt iſt das'fchöne und angea nehme markgräfliche Vorwerk und Luftſchlos
Moaplaiſir , deffen Proſpekt Schleuen in Kupfer geſtochen hat. 2) Pierraden , ein Stadtchen in einer
fruchtbaren Segend , woſelbſt die Welfe in die Oder fåut. Es hat den Namen von eis
ner hier an der Welfe angelegten Müble con vier Nádern , und iſt daher in alten lateis niſchen Urkunden , ad quatuor rotas ge: nannt worden , I 269 gab der pommerſche
Herzog Barnim I molendinum nuncupa . tum ad quatuor rotas, fitum fupra Wels pam Fluvium , dm Nonnenkloſter bei Stet:
tin. Dreger8 cod, dipl. p .551, Die Kirchen in den Dörfern Blumen:
hagen ( welcheß beim Dreger I. c. in einer
Urkunde oon 1263 porfommt,) und Gatom ein Fiſcherdorf , find Tochter von der Muto terkirche zu Bierraden , und zu dem erſten gehört das Vorwerf Hohenfelde. 3 ) Heinrichsdorf, oder Heinersdorf, ein
Pfarrdorf, dapon Bertholz bei Edwett ein fia
393
Filial iſt , zu welchem das Vormerk Mene enburg gehört. 2
4. Die Üemter des Joachimsthalſchen
Gymnaſti zu Berlin. 1 ) Das Schulamt Joachimsthal; hat den Namen pon
Joachimsthal , einem Städtchen an der Grimnißer Heide , und am See Werbellin, welches Churfürſt Joachim Friderich anges
legt, und 1607 hiefelbſt ein G :mnaſium errichtet hat, welches am 23. Aug. einge: weihet , und in welchem 129 jungen Leuten freier Unterhalt gegeben worden, 1636 pera wüſteten die fachfiſchen Soldaten das Gym naſium , und die Lehrer und Schüler wur den gerſtreuet. Sie rammleten ſich endlich wieder in Berlin , woſelbſt das joachimda
thalſche Gymnaſium ſeinen Sig befam ; und mit der reformiren Schule in Coln vereinia
get wurde. Die joachimsthalſche Pfarrkir: che iſt lutheriſch , die reformirte Gemeine aber wird von dem reformirten Prediger zu Neuſtadt : Eberswalde berent,
Das Dorf
Golze , iſt ein Filial von Joachimsthal, 2) Das Schulamt Neuendorf , melches von einem unweit Parftein belegenen Dorf den Namen hat , welches nach alten Madya
richten ein Unicum , jete aber ein Filial von Oberberg ift.
365
für
394
lúrow , iſt ein Pfarrborf, und Hoberta Cathen ein Filialdorf. 5. Unterſchiedene adeliche Derter. 1 ) Brudhagen , ein adeliches Gut und Pfarrdorf an der Welſe. Es hat vor ul ters der adelichen Fainilie von Hohenſtein gehört. 2 ) Carmzow , ein adeliches Sut , mic einem Pfarrborf , gehört den von Broder. 3 ) Criemen ein adeliches Sut mit einem Pfarrdorf. 4) Truſſon , ein adeliches Gut an der Dder , mit einem Pfarrdorfe. 5 ) Damm und Eidſtedt , adeliche Gú ter mit Dörfern .
6) Felchow , ein adeliches Sut und Dorf , der Familie von Stoß , welche ſeit undenklichen Jahren zwiſchen den Flüſſen
Dder und Welfe anfäßig geweſen. 7) Flemsdorf , ein abelidhes Sut , mela ches mit Eriemen einerlei Prediger hat. 1685 urtheilte das Ronfiftorium , e8 rey noch nicht ermiefin , Daß $ ein Filial von Eriemen fers.
8) Frauenhagen , ein adeliches Sut und
Dorf, Kuhweide , ein adeliches Vorwerk, an der che.
9) Slambec , cin adeliches Gut und Dorf.
10 ) Görld
399
2:10 Görlsdorf , ein abeliches Gut und Dorf.
1 ) Greiffenberg , ein Schloß und Fles den , welcher gewiſſe Staðtrechte hat , liegt
an der Sarniß oder Serniß , welche in der Gegend von Steinhöfel entſteht , und ſich bei Berkehrt Grunom mit der Welſe vereis
nigt. Dieſe Herrſchaft gehörte vor Ulters einer davon
benannten adeliden Familie ,
f. in Serten8 cod. dipl. brand. T. I. p. 445 eine Urkunde von 1306) und ſeit dem 15ten Jahrhundert den Reichsgrafen von Sparr. Das irdene Geſchirr , welches man hieſelbſt verfertiget , wird weit verfahren . Vor der
greiffenbergiſchen Heide liegt der Warnißer See und der ſonnenbergiſche See , und in der Heide iſt der Sucmantel - See. 12) Srúnberg , ein adeliches Sut , mit einem mohlgebaueten . Haufe und luſtgarten , an einem fiſchreichen See , auch mit einem Dorf.
1
13 ) Súnterberg , ein adeliches Gut und Dorf , welches in einer Urkunde von 1306
in Serken8 cod. dipl. brand. T. I. p. 445 porkommt.
14) Ult : Kúnidendorf , ein abeliches
Sut und Pfarrborf.
15)303 1
$ 96
15) Soben -und Nieder : lanbin , ades liche Guter , welche ehedeffen der alten abes
lichen Familie von Panbin gehört haben , Bei dem erſten iſt ein Pfarrborf , von défa
fen Kirche, die Kirche im letten eine Tocha ter ift.
10) Menfien ein abeliches Gut uno Dorf.
17) Paſion uno Polſen , adeliche Güz
ter und Dörfer. Das leßte , welches eine Pfarrkirche bat , gehörte vor Alter einer adelichen Familie gleiches Namens.
18 ) Pinnow , cin adeliches Gut una Pfarrborf , bei Neu - Angermünde. 19) Polzon , ein adeliches Sut mit eia nem Pfarrdorf.
5
20) Roggow , ein adeliches Gut und Dorf , an der Grenze von Pommern. In
Dreger8 cod. dipl. p. 56 und 84 fømmt in Urkunden von 1194 und 1216 Provin çia Rochou oder Rochow vor , welche von
dieſem Drt den Namen hat.
Die hieſige
Kirche iſt eine Tochter von der weßenoma fchen ,,
21 ) Schmiedeberg , ein adeliches Gut und Dorf.
22) Schmaneberg und Verkehrt - Grüz now , adeliche Güter und Dörfer der von Qrniin .
23 ) Stend
397
95, " 23 ) Stenbal ober Stendalchen , ein adeliches Gut , Pfarrborf und Pas úber die Welfe: nach Pommern , bei welchem 1302 und 1306 zwiſchen den 9 ártern und Pome miern Treffen vorgefallen find. Es iſt das Stammhaus der ausgeſtorbenen adelichen Fas milie, pon Stendal.
24 ) Stolpe ; ein uralt: 8 Schloß , mit einem Flecken , welcher gewiſſe Stadtrechts hat , 'liegt an der Oder , und gehört von alten Zeiten her der Familie von Buch. Von demſelben hat der folpiſche Freiß den Na men. Vor Alters hatte von demſelben eis
ne von den Vogteien , in welche bas Ufera land abgetheilt war , den Namen , wie aus
Urkunden von 1252 in Dregers.cod. dipl. p. 336. und von 1324, 1325 in Gertens
cod. dipl. brand . T. I. p. 215 . 223. 331. zu erſehen. 25 ) Stolzenhagen , in Urkunden Qu3
dem vierzehnten Jahrhundert Stoltenhagen , ein adeliches Out an der Ober , mit einem
Pfarrborf.
20) Tantowo und Trampe , adeliche ter und Dörfer.
Das erſte bat der ausa
gegangenen Familie dieſes Namens zugehört.
27) Wepenow , ein adeliches Pfarrı borf. 28 ) Woburn
398
28) Wollet i ein abeliches -Gut und Dorf , bei welchem ein See ift.
29) Woüin , ein abeliches Gut, mit ein nem Pfarrdorf. Es iſt das Stammgut eis
net ausgeſtorbenen adelichen Familie gleis ches Nainens.
30) Ziemkendorf und Zügen , adelicht Cúter und Dörfer.
Das erſte hat dem
ausgeſtorbenen adelichen
Geſchlecht : dieſes
Namens gehört.
E. Die Herrſchaften Becs : kow und Storkow , welche
den bees - und ſtorforſchen Kreiß ausmachen , liegen zwiſchen der Spree und Dahme , und ſind von dem lebufifchen, obera barnimſchen
und
teltauiſchen Areife , mis
auch von der Nieder · faufiß umgeben.
Uus
einer Urkunde von 1328 in Gerkens cod :
dipl. brand. T. I. p. 529. iſt zu erſehen , Das Markgraf Ludewig von Brandenburg
mit der Lauſitz und einigen märkiſden Stáda
399
ten auch Bezefow än $erzog Nudolph vor Sachſen wieder auflich überlaſſen habe. 68 batte aber Beeskow ſchon damals die ades liche Familie von Strefe von den Markgraa fen zu lehn , mie aus einer andern Urkună de in Gerkens cod. S. 281 zurchliefen .
Nach Abgang dieſer Familie bekamen Beess toro und Storfor die von Biberſtein , mels
the diefelben an Dieterich Biſchof zu lebus, mit Bewilligung R. Lubenigs , alt lehns
herrn , derpfändeten . ' Als " dad Bisthum febus refulariſirt mard , überließ K.' Ferdi:
nand I dieſe Herrſchaften 1558 wiederkäuflich dzm Martgrafen Johann V zu ſúſtrin ; and als Churfürſt Johann Georg Demſilben in der Neumark folgte , wurde e$ bahin vera
mittelt ; das S. Maximilian 11 ihn 1575 auch mit dieſen Herrſchaften belehnte. Gandling fchreibt , fic wåren nachgehend$ (beffer , da mals, ) der Mittelmark einverleibet worden, das iſt aber inrichtig , und es håtte heißen follen , ſie wären der Churmart einverleibet . Sie machen nämlich feinen Kreis ber Mits telmark aus , ſondern werden als eine bez ſonderc Landſchaft der Churmark angeſehen . Der bees- und ftortomide Kreó giebt
zu der Summe , weiche entweder die Churs marf allein , oder die ganze Marf , aufs
bring it muß , alemal den adhezigſten Theil, ala
400
alſo trágt er zu 2000 Thaleri , 25 Shas ler , und zu icoo Thalern 12 Thaler 12 Gr. bei. Von dieſem Antheil fallen auf die
beiden Städte Beeskow und Storfow, it und auf bad platte land te , davon die
Ritterſchaftsdorfer und ocr gleden Buchholz,
die eine und die Umtsodrfer , die andere Halfte, tragen.
Die Städte dieſes Kreiſes
gehören nicht zu . Dem Körper ber churmára tiſchen Städte , tragen alſo auch zu dem Kontingent derſelben nichts bei. Die Rona tribuenten dieſes Kreiſes , find nicht in Klara
fen abgetheilet , es werden auch die Kona tribuzions - ind Kavalleriegelder nicht nach der Hufenzahl , ſondern allein nach der Wina teräusſaat abgetragen. Denn der Acker iſt in dieſem Kreife lo ſehr unterſchieben und gering , daß auf die Große der Feldmart gar nicht geſehen werden kann : daher iſt vom Anfange der Kontribuzionsauflage an einem jeden Dorf eine gewiſſe Scheffelzahl, davon die Abgaben entrichtet werden müſa
ſen ; zugeſchrieben , bei dieſem Anſchlag aber iſt hauptſächlich darauf geſehen worden, wela thes Dorfs Unterthanen bor andern Bieha zudt , Wieferachs , Solz , Fiſcherei und Weibe baben ; und hierauf hat man beſona
ders bei den 1670 und 1692 angeſtellten Unterſuchungen ſein Augenmerk gerichtet. Die jabe
407
jährlichen Kontribuziongġeldet des Kreiſes, betragen 6015 Chaler , die Savaleriever , pflegung gelder 1604 , Thaler , der Hufens
und Siebelſchoß 73º Thaler ; 6 'Gr. 101 Pf. und das Meßkorn 29 Thaler
18 Sr.
gn des von Thile Nachricht , merden Si 363 - 366 mit Einſchluß des Flečens Buch bois , 11 Dörfer angegeben. Nach meie nen Rachrichten , enthalt der Kreiß zwei unmittelbare Städte i zwei fónigliche Gems ter , zu welchen 55 Dorfer , 18 Vormerke
und .9 neue Etabliſſements gehören , 6 prinz. liche Ämter , einen Fleden , und 60 adeo liche Dörfer. Es folgen nun 1. Die unmittelbaren Stadte.
1 ) Beeslow , eine fleine Stadt an der Spree , von ungefähr 300 Hauſern , wela
che fich dom Úderbau , Fiſcherei, Schife fahrt und Tuchweberei nähret. Der Paſtor an der hieſigen lutheriſcher Kirche , iſt Jils ſpektor über 10 Pfarrkirchen , die hieſige mitgerechnet. Der Kieß por der Stadt ſteht unter dem hieſigen Amt. Unterhalb der Stadt , fließt das große Rieger Múh lenfließ in die Spree , welches aus Quellen entſteht.
2) Storfow , cine fleine Stadt, dèrent Einwohner ihre Mahrung von Schiffahrt,
Bierbrau , Aderbau , und Tuchmeberei ha Barch. Erbberar, 20. B.
bene
402
ben .
Sie hat 1627 und 1628
groSen Brondſchaden erlitten.
und 1712 Der Pastor
an der hieſigen lutheriſchen Kirche , iſt Jaia
ſpektor über 10 Pfarrkirchen. ein Aintsvormperf.
Es
iſt hier
Nachdem 1769 das eh!s
malige , hieſige Amt mit dem zu Stansdorf dereiniget worden , hat man in dem vorma
ligen Amthauſe eine Leinwandmanufaktur an gelegt . Der Kie bei der Stadt , ſteht uns ter dem Amt Stansdorf . Von dieſer Stadt hat eine große Heide den Namen . Der Küchenſee iſt unweit der Stadt an ber Bürgerheide , am wochonſeeſchen Fele
de. Aus demſelben geht ein kleiner Gra: Der alte ben nach dem bugeſden See. Wochoro See iſt in der ſlordkowſchen Bürger: heide ; uis faut durch einen kleinen Graben in den bugfſchen Sec. Der große Do. gen -Gee , welcher Dreiviertelmeile lang iſt,
t
und von dem Wendiſch Nieker Mühlen:Fließ biß an Storior ſich erſtreckt , wird auch der ſtorfomrde Ste genannt. Er iſt 1747
durch Schleuſen zum Floßen bequem gemacht, empfängt das Waſſer aus dem Scharmüßel:
See, und geht bei Wolzig in den Wol . siger See , “ vermittelt des fo:towſchen Mühlenfließes. Dieſer vereiniget fich mit
dem ſtorforſchen Kanal , welcher aus dent Sie : Dolgen kommt , durch die Stadt bei der
40 $ der Mühle geht , und unter derſelben das Mühlenfließ aufnimmt.
Das Waſſer wird ,
oberhalb bei der Stadt durch eine Stauara
che aufgehalten. Der Kanal iſt 1747 , ans gelegt , geht bei Cummersdorf weg 7. und in den Wolziger See: Uus dieſem läufe das Waſſer durch das ploßinfche Fließ und
den langen See ; nadi bem prierobſchen Schulzenroaffer und in die Dahme , und alfa denn bei Kópenis in die Spree , in welche man vermitgelft dieſer Waſſerfahrt , aus dem beef : und ſtorforoſchen Kreife Holz nad Berlin floßet.
Dieſe8 tommt zuerſt auf
den großen und kleinen Slubig - See , mela che mitten in der Heide liegen .
Jener ema
pfångt das Waſſer aus dem Spring - opeë Grund See
und ergießt ſich hinrieder in
den kleinen Slubig . Aus dieſem geht das
Waſſer durch die Sangſchleuſe. bei Neumühl nach dem Scharmůßel Sees und Durch die Schleuſe bei Wendiſch - Rieß , nach demi ſtorkowſchen- ober Dolgen : See:
2. Die löniglichen Aemter.
1 ) Das Umt Beesfon , por 24 Dóra ferri und g Vorrerken, zu welchen noch 2
ucue Etabliſſements auf königlichen Feldmars
ken formen. Es hat ſeinen Siß neben det
Stadt Beeskow ; jenſeits deë Spree. Die therfrøúrdigſten Derter fins
(1) Aréngi
404
( 1 ) Arensdorf , ein Pfarrdorf , mel ches zum Theil adelich ift.
Zwiſchen den :
ſelben iſt der Arensdorfſche
See , welcher
das Waſſer aus dem Lindenberger See durch den Mühlengraben empfängt, und wieder nach dem Premsdorfer See abfließt.
(2) Budow , ein Pfarrdorf.
Das
Porwerf iſt auf Erbpacht ausgethan.
(3) Górsdorf oder Sersdorf , ein Dorf , deſſen Kirche eine Tochter von der Arensdorfiſchen iſt.
Hier iſt ein Bormperf.
(4) Górzig , ein Dorf, deſſen Kirche eine Tochter von der zu Sauen iſt. Hier iſt ein Vorwerk und ein königl. Zou ..
( 5 ) Neu - Golmen , ein Pfarrdorf, dahin Alt-Golmen eingepfarrt iſt. (6) Herzberg , ein Dorf , deſſen Kira che eine Tochter von der zu Glinice ift. Das hieſige Vorwerf iſt auf Erbpacht ausa Der herzbergſche See zwiſchen dies gethan. fem Dorf und Glienice , faut durch einen
fleinen Graben in den Lindenberger See.
(7) lehmgrube , ein Vorwerf. ( 8 ) limsdorf , ein Dorf , in berien
Nadbarſchaft der See Melang mitten in der Seide iſt , welcher das Waſſer des im limsa, dorfſchen
Felde. befindlichen tiefen Scis
ein anderer als der hernach genannte, ) burch das Sruber Mühlenfließ empſångt, UND
405
und wieder darch ein Fließ von etwa 400
Schritt in den Spring - oder Grund - Sec fáut, auf welchem zum Fldeen Holz ges bracht wird,
(9 ) Pfaffendorf, ein Pfarrborf.
(10) Premddorf , ein Dorf , von wela chem der nabgelegene See benannt wird, welcher das Waffer aus dem árensdorfiſchen
See empfängt, und durch den - Blabbergra-, ben in den See Iriebſch fault. ( 11 ) Xanzig , ein Dorf , deffen Vors
mert auf Erbpacht ausgethan iſt. Bei dema
felben iſt ein See , uno alterhaft Manzig iſt der tiefe See 'Deffen Waſſer fich , wenn
és groß iſt, mit der Spree vereiniget , und Ser Bad Waſſer auf der Piepe empfängt. Es iſt auch bei dieſem Dorf der: ſchiffbare
Leiðnißer See , durch welchen die Spree geht, èy liegt aber in der Nieder:Taufit . : ( 12 ) Vorhende , ein Dortperf.
(13) Wolfersdorf oder Wulferddorf,
en Pfarrborf , mit einem Vormerk. Nahe bei demſelben iſt ein See , melcher an den
coffenblatiſchen See ftofita ' 2 ) Das Amt Stansdorf , mit welchem 1709 baš ſtorforſche Umt vereinigt more den . Zu jenem gehören a pu dieſem 24 Dórfer , und ju beiben 16 Vorwerte :
find auch auf føniglichen feldmarken 7 neue CE 3
Dóra
406
Dórfer angelegt worden , darunter . Spin nendörfer find. ( 1 ) Cummersdorf , ein Dorf , nahe bei welchem ein davon benannter See ifi,
der zwiſchen dem ſtorforſchen Mühlenfließ ,
und dem Flófgraben liegt daran.
dieſer ſtoßt dicht
"
( 2 ) Hartmannsdorf oder Hartenkdorf, ein Dorf e dellen Vorwerk auf Erbpacht aus gethan iſt.
Bei
demſelben
iſt . Der Cee
Triebrich , welcher bei großem Waſſer an die Spree ftoft.
(3) Marlgrafpieffe , ein Pfarrdorf, bei welchem ein fleiner ſtehender davon bei nannter See ift. Es iſt hier , ein Vorwerf. (4) Stansborf , ein Dorf mit einem Borwerk der Siß des Amts . Durch den
Küchen -See beim Umt , geht der Floßgras hertommt , aber Der , welcher iſt.von Nieplog ben eingegangen er purch welchen aus dem ( ebbinichenſchen See nach dem Bolziger See , Holz geflogetwors ben , iſt wieder eingegangen , weil eß an Bolt fehlet. mid ( 0 ) Wernsborf, ein Dorf , mit einem Bormert. Bei demſelben iſt ein Davon bes
nannter See , am Schmöchwißer Werder, wecher aus der alten Spree bewaffert , auch beſchifft wird.
( 7 ) Bugt,
407
( 7 ) Bugt, ein Dorf , von welchein
ein großer See, Den Nainen hat ,, der eine Meile lang iſt , auch von den umliegenden Dörfern, Schwerin , Selchow , Groß-Schauen,
und Bodroſee , benannt wird. Er empfängt etwas Waſſer auf den Seen Dobrom , & 108 - Wocheniß , Karras und lichnom, und
láuft vermittelſt deß kleinen Fließes Kounig, birch Gránewald nach dem Wolziger See. Der fleine See Stauch , liegt oberhalb der Bugfſchen Mühle. Durch denſelben geht aus
Groß Wođeniş bab Fließ auf eben dieſe Múhle.
( 8 ) Cabelom , ein Dorf , von meinem ein See den Namen bat , der is bis an
den Kriepel - See ;erſtredt , durch , welchen die Dahme geht , der aber nicht zu dieſem Streiſe gehört, Hus dem Kriepel = See fáult Das Waſſer durch Nenermühl in baß nies ber - lohmſche Waſſer , und er miro Cerchifa fet und befiobet.
Zwiſchen der cabelomſchen
und gernsdorfſchen Feldmart , iſt der See Laufei, welcher den See Utlap aufnimmt,
und durch den Krieper auf Pienermühl fließt ;
pos geht auch die Dahme durch denſelben, unde er ift Tchiffbar. (8 ) Colpinichen oder Kufpinichen , ein 2
.
Dorf , von welchem gmei nabgelegene fleine, Geen benannt werden , die ganz mit Wals CC 4
408 und Bergen umgeben ſind. Zwiſchen dieſem Dorf und Petersdorf , welches auch zu dies fem Amt gehört, iſt in der Heide der for
genannte Seufels - See. Zum colpinichifchen Diſtrikt gehört der große und kleine Werens Cee.
( 10 ) Dolgenbroot, ein Dorf , von welchem ein Theil des Fluffes Dahme, das
Dolgenbrødt - Fließ genannt , und zum Floſ fen gebraucht mird .
Es iſt zwiſchen dein
pierobſchen Schulzenwaſſer und dem dolges brobefahen oder guffomfchen See ; ſonſt ge nannt Triebe, durch melchen die Dahme in bas bindowſche fet wird.
Fließ, geht ; und der beſchif
( 11) Friderichsdorf oder Friedersdorf, ein Pfarrdorf, deſſen Vormerk auf Erb pacht ausgethan iſt. Der Floßgraben , met
chet hier anfleng , und in das bindowſche Fließ fiel , iſt miesen
eingegangen. Am Wea ge von dieſem Dorfe nach Neuermůble ; ift
der Utlay : See , welcher in die Lanfe faut. (12) Glienicke ; ein Pfarrdorf, ( 13) Sotter ein Vörmert meldes auf Erbpacht ausgether
ift. Bei demſelben iſt ein nenes Spinnerdorf angelegt.
(14) Rebric , oder"Kehrigte ein Dorfe von welchem ein Sie den Namen hat , der aber eigentlich in dem teltomíchen Streiſe liegt.
409
kiegt. Er fåtte durch den hölzernen See und Subft bei Prieroš in das dafige Schul zenwaſſer. Der Schulzen - See , 'unwelt Rehrid , liegt in der Heide , und iſt flein. In der fehridſchen Heide ift der Riepiſch zes oder lange Seei welcher an den Arume
men's See ftoßt , der mit Seide umgeben iſt. Man findet auch in der fehricſchen Heide den großen und Heinen Pumpe = See , welche an einander ftoffen.
( 15 ) Pebinichen oder fübinichen , ein Dörf, von welcher ein fleiner See ben Mas
ſtorfomfihen ,
men hat , der zwiſchen dem
und lebinichenſchen Felde und riplofſchén
Buſch liegt, Ehébeſſen " iſt auf demſelben durch den neuen Floßgraben oder Standbot.
fer Kanal , Holz gefloget worden , wegen
Mangel an Holz aber iſt der Kanal wieder cingegangen.
rf
o ( 10) Nieder'- 48hme, ein Dorf sd ,von er
d d hat, Namen welchem nicht nur ra ein See ie f eden r r u u F der dicht eamde J a d r l s ich liegt l Niet fchen Heide f üh lcheauch n $a$ lb aſſ, e ſondern m ei n r r a h m e e e o h d hm= l t er W er uer, w ei Th ineide t ah Dar iepeunt dorüft Deen ßt uciſh , erd rone o r e å h t s d Fd rn f ſ:c e $ ufck aaran d nKd 8 B e H , " urd " ea filnlt un Wen ethen Se . Es wi be fä ffet in de gi i . fch #
C. 5
(17) Pe
410
( 17) Peter&dorf, ein Dorf , von wels chem ein kleiner See benannt wird. er liegt in der Heide.
( 18 ) Prieros , ein Dorf , von wels chem nicht nur das pritrosſche Mühlenfließ, ein heil der Dahme , welder aus dem Streganzſchen See femmt, in bas Prieros ſche Schulzenwaſſer fáut, und befidget wird , ſondern auch daß eben genannte Prieros
ſche Schulzenwaſſer den Namen hat. Dies fes iſt ein Theil der Dahme Muſch39 'ges nannt , unterhalb der prieros fchen Müble , und bis an das dolgenbrodtſehe Fließ. In daffelbige faut durch den Subft - See das Waffer des Teupit Grof Kóhriß und fól gernen Sees , und von Storfow her , das Maſſer deß Wolziger Sees .
Der Lange See unweit Prieros , gmi ſchen Colberg unb Dolgenbrobt , iſt etwa eis
ne halbe Meile lang , wird befiókt ; und das Holz aus dem Molziger See Durch das ploffinſche Flief gebracht. Er vereiniget ſich bei Prieros mit der Dahme, und geht hei Köpenick in die Spree. Unweit Pries roß iſt der Liefe See , auß welchem das
Maſter in den Stregang .. See lich in bic Dahme geht.
und end:
(1y) Wema
.
411
( 19) Bendiſch - Rieb, ein Dorf, von welchem ein Mühlenfließ bepannt wird. Es tómmt aus dem Scharmüßel - See ; fáut in
dan See Dolgen , und wird zum Floßen gebraucht.
(20) Reichenwalde, ein,Piarrdorfmi einem
Vormerf.
( 21) Alt - Shadow , ein Dorf , in
beffen Bezirt zwei kleine Seen find , milthe der große und kleine Múhlan genennet wet : den. Sie liegen nahe bei , einander in der
Kehridſchen Heide , undind mit Bergen umgeben. Eß iſt auch in pieſein Amte ein
Neu - Schadow angelegt worden , pelches sin Pfarrdorf iſt.
linm.it Shadon iſt der Glodenfes, in der Seide nach der
Grabenmühle zu.
Wenn das Waſſer groß iſt , pereiniget és fich durch ein kuch imit, der Spree,
( 22) Selchow , ein Pfarrdorf, un weit welchem der See Tusna iſt , baraus ein kleiner Sraben nach dem ſchwerinſchen See geht. Das Vormerk iſt adelich. Von die .
fem Dorf wird auch der bugtſthe See bez nannt. Der kleine See fagraß , iſt mit dem felchowſchey S ¢ e durch einen Graben verbundens
Von dieſem Dorfe wird der bugtſche See auch benannt , weil es an demſelben
lieg.
G
412
liegt. Das Flieg Retinit ober Noüniş, mel Set fømme, this hier" aus demSee tømmt, geht nach Grünevalt .
( 23) Streganz , ein Dorf, welches auß dem lønigl. und abeliden Patheil be fieht.
Bei dem
fchlorner See.
lesten " iſt ein kleiner bea
Von dieſem Dorfe wird auch
ein See benannt , der pberhalb der prieroga fchen und unterhalt der hermstorfiihen Mühle liegt , und dirds "melden die Dame fließet.
**
Mabe bei dieſem Dorfe , iſt der
See lidnom , welcheri darch einen fleinen
Sraben in den bugtfd er See gelt . ( 24 ) Groß- und Klein - Schauen, Dóra fer : in jenem iſt ein Vormert , und das
Dorf liegt am bugtſchen See, der auch von dieſem Dorfe benannt wird,
(25 ) Wernsdorf , ein Dorf und Bors meit, welches legte auf Erbpacht ausge than ift.
( 26 ) Wolzig ein Dorf , von welchem ein großer See den Namen hat, um den auch die Dörfer Ploſting , Cofberg und Edres dorf liegin. Es wird beſchiffet und befior ret. Auf demſelben geht das Waſſer durch bas plöffinſche Fließ und den langon Seen nach dem frierobſchen Schutzenmafier , und
der Detme , und fo weiter nach Köpenick in die Eprece
(27) Wo:
413
( 27 ) Wochofee, ein Dorf, von welchem ber oben beſdyriebene bugtſche See auch beo nannt wird.
(28) Meu - Zittau , ein neu angelegtes Spinner - und Pfarrdorf. 3. Die Aemter des Prinzen von Preußen .
1) Daß Amt Buchholz , von ſechs Dóra fern , von welchen aber vier zum teltonſchen
Kreiſe gehören. Es hat den Namen von Buchholz , cinem Fleden , welcher gerviſte Stadtrechte hat , daher er gemeiniglich ein
Stadtlein geuennet wirb. , Er liegt an der Dahme. Bei dem Dorfe Spóthen , iſt ein Savon benannter See , nach Buchholz zu , auß wels,
chem Durch die Rißiße und Dahme, solz nach der Spree gefidget wird. Wenn das Waſſer des löthenſchen Eres groß iſt , überſchwema met er den fleinen See Karpua. Bei Festhen , nach Kraudnic zu , iſt auch der kleine Seç Pildburg , und der See #maung.
2) Das Umt Cofienblat , von vier Dór: fern. Es hat den Momen von Coffenblat, einem Pfarrborf.
Der davon
benannte See , ſtoßt unter der soffenblatſchen In uhle an die Spree. Er heißt auch der Set
Tropſch , und bekommt ſein Waſſer aus dem
Blabbergraben, und ſchmerinſchen S¢e. Sei R?
4:4
ne länge beträgt etwa 1 Meile, er iſt aber [ djmal. 4. Bei Neuendorf iſt der Prahm - See ,
durch welchen die Spree fließet.
Ein Win
tel deffelben heißt Schimke.
Bei dem Dorfe' Schwenow
ift ein das
don benannter See , welcher durch die foges
nannte Schlugge , in den See Trobſch fåut.
3) Das Amt Krausnick , von vier Dór fern , hat den Namen von einem Dorf dere
ſen Kitche eine Tochter von der buchholziſchen Pfarrkirche iſt. Der Brandſee ; unteit der Brandſchäferei in der Heide , iſt nur fleir: Nabe bei dem föthenſhen See , unter dem Umte Krausnick, iſt der Würd - See ; wela der bei großem Waſſer mit jenem zuſammena
hångt.
Das Fließ bei Waſſerburg ) iſt ein
Arm der Spree.
4) Das Amt Núnchehofe, 'bon vier Dórs fern wird von einem Pfarrborf benannt: Zu dieſem Umt gehört der See Budhwiß ;
zwiſchen Budholz und Hermsdorf , Durch welchen die Dahme geht , und der befofet wird. Von dem Dorf Schmerin , mird der bugtſche See mit benannt , der in dieſer Sei
gend das Waſſer des Sees Dobron auf himm '.
5 ) Das Amt proflin ; hat von einem Coif den Plamen: Der tabe babei liegende pioſe
415
ploſſinfdhe' See , iſt flein . Er fåut durch ei.
nen Graben in das plófinfche Fließ , weldes aus dem Wolziger See tømmt , und zwiſchen Plúſfin unb Colberg nach dem langen Set und prierosſchen Schutzenmater geht. Bi Colberg , iſt der See Dolgen , welcher an dab von der prierosſchen Rúhle Durch die Wuſchzy laufende Flies ftoft. Unter dem Colberger Berg iſt der fleine Zießt:See. Zmia
Stsen Colberg und Dolgenbrobt unwrit Pries roß , iſt der lange See , welcher die Dahme
aufnimmt und durchláßt , nachdem ſie auß dem See Krampeabude 'gekommen. * : Dag Dorf Schwerin liegt am ougtſchen See , der auch davon benannt wird. Das fchwerin ſche Mühlenfließ , geht von Dubroto auf die Curt Mühler und fålt in den bugtfchen See. 6) Das Amt Trebatich , wird von einem
Pfarrborf benannt. Dricht weit von Samal
oder Sauel, ift der große, und ſehiffbare See Schmieluch , gehört aber zu der Niederlauſitz. Auf demſelben werden bei dem lauſigiſchen
Dorf Gogat Corbuſer Bier und Karpfen eins geſchrifft , und nach der Spree , auf dieſer aber nach Berlin gebracht.
Der See Rose
unmeit Trebatſch an die Spree. Das Pfarr Borf Falkenberg i iſt 1685 mit der Pfarre Tauche pereinigt worden. 4. Údra
1
416 4. Adeliche Derter,
1 ) Groß - Beuche oder Beudom , eia
gráflich - lynariſches Dorf , zur, niederlauſikia ſchen Herrſchaft lúbbenau gehörig. 1
7) Glome , ein Dorf, bei welchem ber kleine Schwieluch See iſt, burch den die Spree geht.
3 ) Krugersdorf , ein abeliches Gut und Pfarrdorf.
4) Bindenberg , ein adeliches Gut und , Dorf , deſſen Kirche eine Tochter von der zu Groß-Rieß iſt. Der davon benannte See ,
zwiſchen Lindenberg und Glinide , empfange das Waſſer durch den fleinen Graben aus
bem herzbergiſchen See , und fließt hingegen in den arendborfſchen See ab. 5 ) Merz , ein adeliches Gut und Pfarra dorf.
6 ) Neuhauß , ein neuer Ort bei Neua brůd , mit welchem er ein Dorf ausmacht.
Zwiſchen demſelben und Neubruck , iſt der Würchen - oder Werchenſee , den die Spree berühret , und in den der neue Friderich Wils helmsgraben fällt. 7) Degeln , ein abeliches Gut und Dorf,
Mweit welchem ein See iſt , die ogenſche Grube genannt , durch den die Spree mita ten hindurch geht , und der alſo beſchiffet wird .
8 ) Piee
417
8) Pieſfono , Mabelom , 'und Saarow , abeliche Súter und Dörfer , die am Schar
můşel-See liegen , welcher i . Meile lang ift. Er empfångt fein Waſſer aus dem großen und kleinen Slubig - See , durch Neuermühl, und geht durch das Wendiſch - Mietger Müh. lenfließ in den See Dolgen. 1747 hat man
Schleuſen und Floßarchen angelegt , und ana gefangen ihn zu befloßen . 9) Groß - Rieg , ein adeliches Gut und Pfarrborf.
10 ) Stóberiß und Stuberig , ein Pfarra dorf.
11) Vorwerk , ein adeliches Gut und Dorf , durch welches ein davon benanntes Fließ geht , welches in der Miederlauſit im
leptenſchen Bruch entſpringt, und bei Púbenau fich init der Spree bereinigt. Anmerkung .
Zu der Churmark Brandenburg gehda rent noch
1. Die GrafſchaftWernigerode , welche aber unten beſonders abgehandelt wird. Das von der gråflichen Regierung die Appellazio nen in gewiſſen Fällen, an das churmårfiſche Kammergericht gehen, iſt eben daſelbſt ſowohl als ſchon oben in der Einleitung zu der Mark Brandenburg angemerkt worden. Bård . Erbberor. 20 .
· 2. Dic
418
2. Die Serrſchaft Derenburg , melche. bei dem Fürſtenthum Halberſtadt beſchries ben wird. 3.
Der Sroßburger Halt , in Schlefien
und Defitelben Fürſtenthum Breslau. S. oben
die Beſchreibung von Schleſien.
II. Nie Neumark. $
I.
Jie janſoniſche Charte von der Meumark, auf welche nachmals Schent und Vale
ihre Namen gelegt haben , iſt faſt gar nicht In Berlin ſind zwei Kalendere charten , eine ganz kleine und eine etwas größre von Schleuen geſtochen , welche die Neumart mit ihren Kreiſen , aber wenig brauch
brauchbar.
dar , abbilden. Man findet auch ein gutes Stúc derſelben auf dem fünften Blatte der
großen Charte von Polin , welche anter ges liefert hat. Die jeßige Neumark iſt ein lans ger , aber ichinaler Strich Landes , welcher
gegen Abend Durch die Dder von der Mittels 7
und
419
und Utermart geſchieden wird , gegen Mitters
nadht an Pommern , gegen Morgen auch an Pommern und Polen , und gegen Mittag an Schleſien und die Niederlauſit, grenzet. Herr Hauptmann von Winterfelt auf Nieden, hat die Große derſelben auf 220 Deutſche Quadratmeilen berechnet. Die jeßige Grenzen mit Pommern iſt 1542 und 1505 , und die
mit Polen iſt 1251 feſtg feket , und 1364 erneuert worden .
§. 2. Der großce Theil ihres Bodens iſ fandig ; doch haben einige Preiſe,' namlich der
tonigðbergiſche , foldiniſche , fridebergiſche und arehswaldiſche , auch recht gute Aeder .
Un den Flüſſen ſind gute Wieſen und fette Souảndereien , doch iſt das Gras ' mehrena theils grob und ſchilfig. Es wird hernach bei den Preiſen ein mehrereß'von dem Bos ben vorfommen . 1775 záhlte man in der
ganzen Provinz 34655 : Pferde, 3195 foh len', 51695 Ochſen , 70967 Kåbe , 519281 Schafe, 86116 Schweine. Solz iſt reichlich , Gartenfrüchte , Obft , fiſche und Wild , find
hinlänglich vorhanden. Der Seidenbau geht gut von ſtatten , in den einderleibten Kreiſ.no
wird Wein gebauet , und es giebt auch das felbft Alaunerde , Walfererbe , und vielen Eiſenſtein . Unter König Friderich Wilhelm Regierung find faſt in allen Preiſen Gegena DO 2 .
den
420
den verbeſſert und urbar gemacht morden . Nod größere Verbesſerungen hat Konty Fris derich II bewerfſteligt , denn er hat die Brüche an der Doer, Wart: und Nene trocken und urbar machen , auch in andera
Gegenden neue Dórfir anligen lajſen , das pon bald ein mehreres.
Der Dterbruch ,
iſt dermittelſ des neuen Docifanals , trođen Di.fer iſt auf der neus , ja auf dem Grund Ober der már kiſmen Seite gemacht worden .
und Boden der Neumark angelegt , und hat nicht nur neuen und gutin dc :ibau und Wieſenwach perfchafft , ſondern auch die Una
legung neuer Dörfer und Vormarfe veran laſſet.
Die Dder fließet Surch den Ranal
ungemein ſchnell , daher fie auch den Kanal über feine erſte Anlage febr criyeitert hat.
Unterdeſſen wird er nicht nur durch aufge morfne ſtarle Deiche , ſondern auch auf cis
ner Seite durch Berge eingeſchränkt. Die Uudtrodnung und der Anbau der wüſten Brůcha an der Rege und Warte iſt durch den fóniglichen geheimen Finanzrath
oon Brenfenhof von 1763 an , folgenders maßen veranſtaltet worden .
Um die Brüdyo
an der Nebe troden und urbar zu machen ,
iſt von dem bei Erbensmunſch gelegenen und nach Polen gehörigen Berg an , quer durch
den Brud sin Mal aufgeworfen , welcher neben
421
neben der Meße, auf der linken Seite dere
felben , bei Beeliß und Dricſen meg und bis nach den Salzcoffåthen , ſich 3908 Ruthen
la :ig , erſtreckt. Bei Becliß iſt der alte Strom abgeſchnitten , und von dangen aus ein stas ial 5 Ruthen breit und 2370 Kuthen lang gezogen , welcher bei Drieſen vorbei , bib nahe an die Salzcoffåthen geht , und daſelbſt wieder in die Nene fåut. Durch dieſen Ras nal geht nun die Schiffahrt. Oberhalb Beco
lik iſt eine große Schleuſe 'oon 18 Schützen im Deichy oder Wal angelegt , durch welche in das alte Bette der Dieße ſo viel Waſſer gelaſſen wird , alb zum Umtrieb der Waſſera mühle bei Drieſen , nöthig iſt, durch welche aud), wenn die Meße ſehr anwachſt , und alſo der wall am neuen Canal in Gefahr
geråth , noch mehr Waſſer abgeleitet ' mera den kann. Hiernachſt iſt Bom Siewiß - Wina fel auf der rechten Seite der Nene ein Deich oder Wal gezogen , welcher ſich durch den ganzen zum Unt Drieſen gehörigen alten Neña und Gottſchimmerbruch , wie auch durch alle
der friedebergiſchen Kammerei zugehörige Brü. che , biß an den Bruch , welcher den Edela leuten von Brand und von Schøning gehört, erftredt, und eine lange von 0620 Ruther beträgt. Man hat auch ſowohl långs dem bohen Lande , ' als gleich hinter den Deichen , DO 3
mic
422
mie auch in der Mitte des Bruchs , und überal in den niedrigen Gegenden , gemiſe 1
Abzug & graben von hinlänglicher. Breite zur 26führung des Duell- und Regenwaſſers an: gelegt.. EX find auch im Neşbruch zwei Ein laßſchleuſen , nämlich im Riewiß - Winkel und bei Trebitſch , imgleichen in den Ubzugsgra: ben überall , kleine Stauſchleuſen angelegt ,
durch welche der ganze Brudj vom Niewiß = Winkel und Srebitſch , bis dahin , wo der Deich an der Meße aufhört, aus der Rege unter Waſſer gereßt werden fann , welches , wenn es im Frühjahr geſchieht, den Wiefen
und Weiben ungemein vortheilhaft iſt. Die auf die beſchriebene Weiſe an der Neße troden und urbar gemachten Brüche, weld;è unter der Serichtsbarkeit des Amts und der Stadt Dries fen ſtehen , betragen 15143 Morgen magdes burgiſchen Maßet an Nedern und Wieſen.
In benfelben find 36 neue Derter angelegt , 5 alte an dieſelben grenzende Dörfer , find vergrößert , und die alten Soländer und Einwohner , welche in dorigen Zeiten einige hochgelegene Plage auf eigene Koſten ausges rodet und angebauet haben , ſind dadurch anſehnlich verbeffert , weil ihre Grundſtücke nun troden gemacht , und wider alle Uibera ( chwemmung in Sicherheit gefeigt worden .
In dem unter der Gerichtsbarkeit des Magia ſtrate
1
423
firats zu Friedeberg ſtehenden Theil des Nego bruch8., ſind 4574 Morgen an Aedern und Wiefen urbar gemadt , und 4 neue Derter
engelegt worden.
Es find auch ben nabges
legenen adelichen Gütern , welchen e$ voihin an Bieſen gefehlet', einige Grundſúde auf Erbging und gegen Uibernehmung einer geo wiſſen Familienabgabe , überlaſſen , und das durch iſt der Werth ihrer Euter ſehr erhóa het worden , weil fie nun mehr Vieh halten fónnen. Auch die nabgelegenen Städte Dries
fen und Friedeberg , haben beträchtliche Ver größerung und Aufnahm erfahren. Es iſt auch in dem Negebruch eine Stuterei anges
legt morden , die får die toniglichen Dragos nei regimenter gute spferde liefert. Auf gleide Meiſe hat man 1767 ange: fangen , die rúſten Brüche an der Warte
trođen und urbar zu machen. Sie betragen 25840 Morgen an dedern und Wieſen , und in denſelben find 60 neue Derter anges legt worden. Auf dem Landsberger Kamme. reiantheil find. 10 neue Lerter erbauet , zu welchen 4515 Morgen an deckern und Wies fen gehören , in dem DrbensamtSonnenburg 6 neue Derter, zu welchen 3950 Morgen gee hören , und im Kouldiner Stadtbuſch 3 Ders ter mit 410 Morgen . Sa 3.
424
$. 3. Dieſe Provinz hat 1756 gehabt 212530 Menſchen, den Kriegsſtaat nichtmit: gerechnet. In dem Kriege , welcher im fol: genden Jahr anfieng , war die Zahl der Eina wohner um 57028 vermindert; allein nach wiederhergeſtelltem fi ieden , nahm die Anzahl Der Menſchen nicht nur durch die natürliche
Vermehrung , ſondern auch durch die in den urbar gemachten Brüchen an der Meße und Barte angeſeßten 2531 Koloniſtenfamilien , welche aus 11429 Seelen beſtunden , alſo
zu , daß am Ende des 1775ſten Jahre ſchon 23700 Menſchen mehr , als 1750 , vorhana den waren , denn die Anzahl auer Seelen in der Neumark betrug , 236230, 1776 was ren vorhanden in den Städten 68573 , und auf dem platten lande 171524 Menſchen . 1977 gåhlte man in den Städten 688370
und auf dem Lande 173473 Seelen. Die erwähnten neuen Koloniſten haben 7603
Etůcke Rindvieb , und 217684 Rthlr, an baarem Selde mit in das Land gebracht. Sic find größtentheils Polen , zum Theil auch Medlenburger , Pommern aus dem ſchwedia fchen Antheil , und Leute aus Dberdeutſch . land geweſen.
§. 3. Die Neumark enthalt 39 Stadte , und 2 Marftfieden , und außer den Pfarrfir .
aben in denſelben waren 1773 noch 220 evans geliſens
425
gelFlutheriſcheMutterfirchen und 305 terfirchen vorhanden .
Bocha
Alle dieſe Kirchen find
unter 13 geifiliche Inſpetzionen dertheilet. Die Reformirten haben 9 Pfarrkirchen , und cine filialtirde.
Die neum :árfſche Candidaft
macht einen beſondern Kidrper aus , und hat ihren Pandebdirektor , ni lanbråthe , nám lich aus. jedem Kreiſe einen , einen Eyndikud, Oberlandeinnehmer , und Matſchkommiffarius.
Sedem landrath find gewiſſe verordnete Des putite zugeordnet , und unter ſeinem Vorfin wird oon den zuſammenberufnen Kreißſtånden in nöthigen fåten úber freis- und Landesa ſachen beráthſdlagt. Uiber die allgemeinen Ungelegenheiten der Provinz , werden jährs lidy unter dem Vorfiß, des Landesdirektors zu Cúſtrin Verſammlungen gehalten. Uiber die Landgüter hält die Landſchaft ihr eigenes Lagers und Hypothekenbuch , welches unter ber Aufſicht und Diretzion deß Landſchafts Syndilus Reht. Die landſchaft hat auch ihre eigene Kaffe , welche die la dſpefentaſie ges nannt , und von dem Oberlandeinnehmer vera waltet wird . Die Pandråthe haben bei den
landſchaftsverſammlungen Siß und Stimme nach der von Alters gewöhnlichen Didnung, nämlich der Landrath deß ſoldinſchen Streife8 bat nach dem
fandeddirektor der Vorfil ,
weil Soldin chedeffen die Hauptſtadt in der 205
Mits
426
Mittelmarf geweſen iſt , und alsdenn folgen
der fønigsbergiſche, landsbergiſche , frider bergiſche , arenswaldiſche , dramburgiſche (dievçlbeinſche , gúllichauiſche ; croſſenſche i cottbußiſche , und fternbergiſche Landrath. Das Stadtedirektorium bat 4 Direftores , einen Eynditus und Sekretarius. Es fiebt
aber die neumárfiſche Landſchaft in verſchie denen Sachen mit der churmarfiſchen in Vers bindung , daher fie auch jährlich Deputirte zu derſelben Verſammlung abſchickt. Wenn die Ritterſchaft dieſſeits und jenſeits der Elbe und Oder oder der ganzen Mark, eine Sum : me aufbringen muß , qui melcher die Stadte
nicht mit beitragen , wird der achßigſte Eheil für Beeblow und Stortom abgezogen , und von der übrigen Summe falten auf die Neue marf is Theile. Alſo zu 2000 Rthlrn.
trågt fie 455 Thaler 18 Gr. 575 Pf. bei. Wenn Städte und Ritterſchaft der Mart
1000 Rthlr. aufbringen , ſo trägt die Neue marf den fünften Theil nach Abzug des achts gigſten Theilß für Berffom und Storfom ,
und übernimmt alſo: 197 Rthlr. 12 Gr. wels che unter die Städte und Witterſchaft gleiche getheilet werden.
$. 4. Die eigentliche Neumart erſtrect fich vom Fluß Nega Free an den Fluß Wars th , und kommt in alten Schriftftellern unter dem $
1
427
dem Ramen eines großen Maldeß dor: Dies ken Strich landes baueten die Wenden an ,
und er gehörte theilb zu Polen , theils zu Pommern. Im vierzehnten und funfzehnten
Johrhundert gehörte auch der Strich Landes zıriſchen der Drave oder Prage , Neße und Kuddow ( welcher Bad fich bei Uſcie mit der Neşe vermiſcht, ) zu der Neumark , in melchem die Städte Tucj , Krone, Friedland ,
Filehne, Slop , Tempelburg und andere lies gen.
Es iſt noch nicht gründlich beſchrieben ,
mie die Neuma: t nach und nach an das
Churhaus Brandenburg gekommen , und es iſt falſch , daß daſſelbige ſchon 1257 im Bes fiz derſelben geweſen fer. Einige zu dieſer Geſchichte brauchbare Anmerkungen , kommen unten bei den Artikeln Cúſtrin , Frideberg , Drieſen , Schiedelbein , Croſſen und Cottus, Aus dem Codice dipl. brand. T. III . bor.
p. 244 iſt zu erſehen, das Sigismund, König son Ungarn und Churfürſt zu Brandenburg, 1402 die Neumark an den deutſchen Orden
får 63000 Goldgülden wiederfduflich über: laſſen habe. Mladiblar Jagello , Konig von
Polen , verſprach 1405 dem deutſchen Dr. Den , daß er eben die Grenzen zwiſchen Groß Polen und der Neumart, welche der deuts
ſche Drben zur Zeit der Erwerbung der lew= ten gefunden habe , und ſchon von alten Reis ten
428 ten her geweſen wären , beobachten wolle , er that es aber nicht , ſondern verſuchte die
Grenzen von Polen über die Neße auszudeh. nen.
Den Streit , welcher darüber entſtand,
überließ der deutſche Drden 1422 und 1436
gemiffen Schiedsrichtern
zur Entſcheidung ,
er richt: te aber nichts aus.
In ' Pinzeng
markgräflich - brandenburgiſchen , Urkunden S. 542 , finden ſich die Privilegia , dilche der Hochmeiſter des Ocutſchen Ordenß 1431. der
Neuinart ertheilet hat , und in dieſer Urkun: de wird gefagt , daß die Neumark zur Zeit
des Hochmeiſter8 Konrad von Jungingen (weld cher 1407 geſtorben ) zuerſt ( nämlich vol lig ) an den deutſchen Drden gekommen ſey. Die ſchlecht:n Umſtande, in welche der Drber nachmal$ geritth , nothigten denſelben , 1454 die Neumarf dem Churfürſten Friderich II
zu Brandenburg erſt zu verpfänden , and nachmals zu verkaufen und ganz zu überlaſs Seit der Zeit iſt das fand beſtändig bei dem brandenburgiſchen Hauſe geblieben , und die Neumarf genennet worden. Der deutſche Orden machte zwar noch immer Ans fen .
forderungen daran , begab ſich aber derfels ben 1518 völlig.
Von der Bergrößerung
der Neumarf durch die einverleibten Kreiſe ,
wird unten bei der Beſchreibung derſelben Nachricht erfolgen.
1758, 1759 und 1700 iſt )
429
iſt ſie durch die Nufſen und Deſtreicher rebr permuſtet worden , wie fie denn bloß an Ses báuden 1974 theils durch Brand , theils auf ander: Weife verlor. Allein König Frides rich der Zroeite ließ nach wieder hergeſtell tem Frieden die Reumart nicht nur mietcr
in ihren vorigen Stand feßen , ſondern auch fehr verbeſſern . Er ſchenkte dem placten lan de 708149 Nthlr. welche theils zu Wiedera
erbauung der verwüſteten Gebäude , thèils jur Vermehrung der Menſchen durch Koloa piſten , angerendet wurden .
zur Wieders
erbauung der 1758 abgebrannten Stadt Çúſtrin , gab er 683237 Rthlr. und zur Wies
deraufbauung der abgebrannten Zantocer Vorſtadt zu Landsberg an der Wartz , ſcheats te er 40791 Rthlr. und zum Ausbau des abgea brannten abelichen Stddtchens Callies, 80000
Rthlr. Um den Viehſtand wieder herzuſtelo len , ließ der Koning 68866 Schafe , und
6342 Pferde , auch anſehnliche Geldfummen zur Anſchaffung anderer Zugochſen austheis len , von welchen manches Dorf 6 bis 700 Shaler betam. Un Mehl, Grüße , Noggen , Gerſte , Safer und Erbſen ließ er den Eina mobneill am Ende des Kriegs biß an das
Ende des 1775ften Jahr 15837 Wiſpel ,
13 Scheffel , 6 Meßen austheilen , welche Kenigſtens 221726- Thaler werth waren . Alſo
430
Alſo betrug des Kønigó Aufwand für dieſe
Provinz an Gelde 1793883 Thaler. Der Konig half auch dem 'verarmten und auf , und zwar auf eine ſolche weiſe Art , die eine genauere Beſchreibung verdient. Der neumártiche Adel hatte 1768 ben erſten Genuß dieſer königlichen Gnade , denn er empfieng 270000 Thaler zum Geſchenk , welche unter diejenigen Edelleute ausgetheis let wurden , die am meiſten Noth litten , und dem Verderben nahe waren , daher auch
ein jeder den Zuſtand feines Vermögens ges wiſſenhaft anzeigen mußte. Dadurch wurde zwar nicht allen , aber doch vielen geholfen , denn es befain mancher 8 , 10 und mehr 1000: Thaler zu ſeinem Antheil , und wurde dadurch aus der Gefahr , zu Grunde zu gea ben , errettet.
Um durch eben dieſe Summe
den Vorrath und Umlauf
deb baaren Gila
des in der Provinz gewiß zu vermehrer , wurde befohlen , daß die außer derſelben bes
findlichen Gläubiger , welche durch dieſes Ges fchent befriediget murd :n ihre Kapitalien
nicht eher empfangen ſollten , als bis fie dargethan , daß fiz die Kapitalien wieder in der Neumark an andere Geldesberdtnigte zingbar außgethan båtten. Dieſe Verfügung war eben ſo weiſe , 18 eine andere ', vers
moge welcher die Summen nicht den Händen der
431
ber Schuldner
ſondern ihrer Glaubiger
überliefert wurden , und alß eine dritte , nada welcher für einen jeden Theilnehmer an dem
tóniglichen Gnadengeſchent , don feinem Ana theil erſt die ihm zur Führung ſeiner Wirth, Ichaft fühlenden Jnventarienſtúcte angeſchaft,
und die übrigen Gelder ſeinem Glaubiger gea $
geben wurden .
U18 der milde landesvater erfuhr , daß
Durch ſeine erſte Wohlthat 'pielen Schulda nern unter dem neumártfchen Adel nod nicht hinlänglich geholfen wäre , ließ er der Hita
terſchaft 1771 ein Darleht von 100000 Reicha thalern für zwei Prozent Zinſen auszahlen , um den am meiſten verſchuldeten dadurch eine
Erleichterung fomohl in Anſehung des Kapis
tals , als der Zinſen , zu verſchaffen , welche Iesten uicht nur fánf, fondern oft gar ſechs Prozent betrugen. Die Schulden , welche Dadurch getilget worden , haben in dem Randa und Hypothekenbuch völlig geldſchet , und anſtatt derſelben nur ro hohe Kapitalien eins 5
geſchrieben werden müſſen , als die jährlich fu entrichtende zmci Prozent , zu fünf Pro gent beſtimmen ; z. B. mer von dem fånig.
lichen Darlehn 6000 Thaler zur Tilgung ſeis ner Schulden empfangen hat , iſt in das Hypothefenbuch anſtatt dieſer Summe nuit
auf 2400 Thaler eingetragen worden. Alfo ţia
432
3
haben die adelichen Güterbefißer , welche an
diefem föniglichen Darlehn Theil genommen, nicht nur eine beträchtliche Erleichterung in Anfihung der Zinſen bekommen , ſondern fic ſind auch nun weniger ſchuldig , z . B. der angeführte , welcher 6000 Thaler geliehen bekommen hat , iſt nun 3000 Thaler menis
ger ſchuldig , als vorhin , und es iſt.ro gut, als ob er dieſe 3600 Shaler zum Geſchenk bilommen båtte , zumal ta hernach die for
nigliche Erklärung erfolgt iſt , daß diefes Kes pital niemals mrieder gefordert werden , fona dern auf den Gútern , auf welchen es hafa tet , immerbar ſtehen bleiben rou. Die neu : mårfiſche . Regierung , welche dieſes tonigliche Gnadendarlehn ausgetheilet , hat auch für pie Sicherheit deſſelben , ja auch dafür gea ſorgt , daß die Gläubiger , welche dadurdy befriediget worden , die empfangenen Rapis talien wieder in der Provinz haben anlegen müſſen. Die zmei Prozent Zinſen von dies ſen 100000 , Thalern zieht nicht der König, fondern er hat fic. armen adelichen Witwen
auf folgende Weiſe beſtimmet.
Sie machen
2000. Ihaler aus ; diefe find in 20 Penſion nen von 100 Thalern , für 20 abeliche Wita .
men eingetheilet. Die landråthe der Kreiſe haben die bedürftigen adelichen Witwen ana zeigen müſſen , aus welden 20 ausgeſucht /
wora
433
worden , in deren Stellen , nach ihrem Toa be ,
andere treten ,
9. 5. Die Neumark hat ihre eigene Nes
gierung , welche ihren Siß zu Küſtrin hat, und aus einem Präſidenten , 5 Regierungs
råthen , 4 Sekretären und í 'Regiſtrator, Die Kanzlei hat beſondere Range liften. Unter Diretzion der Regierung, ſteht das Kriminalkollegium . Sie hat auch ein eigeneb Konfiftorium , toelches auß den Mita beſteht.
gliedern der Regierung und einigen geiſtlic chen Konfiftorialråthen beſteht, und ein Kira dhenrepenåen - Direktorium , für die königlichen Landfirchen. · Bu Kúſtrin iſt ein reformirtes Presbyterium . Eben daſelbſt hat auch die
neumártiſche Kriegs- und Domainenkammer ihren Siß , von welcher das Forſtamt , die fandrenthei , die Oberſteuerfaſſe , die Bau
bedienten , die Salzkommiffion , abbangers Es iſt audy zu Rüftrin ein Collegium Me dicum provinciale. In Unſihung der
Nechtspflege ; ift der neumáitiſchen Regierung 1950 folgende Anweiſung gegeben worden ." Wenn bei den Untergerichten der einperleit ! ten Kreife, folglich in der erſten Inftanz , Das Urtheil geſprochen worden , iſt die zweite oder Appellagionsinſtanz , bei den Mediats
gerichten , nämlich bei der Drdensregierung zu Sonneburg', dem Vermeſeramt zu Croſ. Burd . Erbbeſor. 20 , S.
fen ,
4
434 ſen , der Landshauptmannſchaft zu Corbus , und Landvogtei zu Schievelbein :, und die britte oder Neviſiondinſtanz , iſt bei der neue
martſchen Regierung .
Wenn bei den
Mies
dlatregierungen und Gerichten in der erſten Inſtanz geſprochen worden , iſt die zweite ; oger. Appellazionsinſtanz bei der neumárks ſchen Regierung und die dritte oder Reo viſionsinſtang: per modum commiflionis beim zweiten Senat 0 $ churmårfſchen Kam mergerichts zu Berlin. Wenn endlich bei der neumátichen Regierung in der erſten Inſtanz geſprochen wird , iſt die zweite oder Uppellazionsinſtang, bei dem zweiten , und dic, dritte oder Reviſionsinſtanz , bei dem
dritten Senat des churmårfiſchen Kammerges ridts zu Berlin .
9. 6, Es beſteht die Neumark 1 ) auß Rieben urſprünglichen Kreiſen , welche auf der Nordſeite der Warte liegen , und in
die
vordern und hintern Kreiſe abgetheilet wers, ben , und 2 ) -aus 4 einverleibten Preiſen, welche auf der Südſeite der Warte belegea : pipo. Man bemerkt alſo erſtlich vú
I. Die urſprünglichen Kreiſe der Neue mart, uno gwar A. Die oordern Streiſe.
1. Der ſoldiniſche Kreis , grenzt an tei
uen slyf , und wird noch weniger von eia nem
. و
التربية:
1
435
Rem Durchſtromt er ift aber voller fiſchreia chen Seen , und , ob er gleich zwiſdhen Ber: linchen und der Grenze des Friedeberget und Utensialber Kreiſes ; Berge und lana
dige Gegenden hat , ſo iſt doch der Boden in den übrigen und meiſten Gegenden fruch to bar. Dit landſeen ſind , der lúbbefee-ji der
Bláttſee der fleine und große Klick , der Springſee; die Werbeliß , der große Peeter öber Schußenſze, der kleine Peegi und der Dalſch . Die Mürånen , welche die Städte
Söldin und fippehne in ihren Seen haben, find wegen ihrer vorzüglichen Gúte berühmci Der Kreis entó ált
i ) Drei immediate Ståbte ; nåmlich
( 1 ) Soldin , Die Kreißſtadt und cha iñalige Hauptſtadt der Neuinart. Sie liegt an einem don ihr benannten , und ihë jua < gehörigen See , welcher anderthalb Meilen
lang , in einigen Gegenden faſt eine halbe Meilė breit , úber 20 Klafter tief iſt , und
inſonderheit wohlſchmeckende Murånen hat; Auch Ź Inſeln ; nämlich den Papenwerder ünb Marienwerder , enthält. Aus dieſemi See tømmt die Mißel , welche bei Élem is in die Oder fáut.
ftens 400 Håuſer.
Die Stadt hat hicho Die Pfarrkirche habert
Sie Lutheraner , und die
Kloſterfirche die
hier befindlich en wenigen Reformirten , gumi
.
Sotto
+
435
Gottesdienſt. Unter der hieſigen geiſtlichen Inſpetzion , Riehen 18 Pfarrkirchen. find hier Tuchmanufakturen. Die Stadt ſou um das Jahr 1212 zuerſt angelegt morben fenn . 1298 ſtiftete Markgraf Al brecht hieſelbſt ein Domkapitel. 1434 murs de die Stadt von den Kußiten febr Dermús
ftet 1538 ward hier die evangeliſche Leba re zuerſt gepredigt. 1539 brannte die gans ge Stadt ab. 1542 ſtarb. Ser leşte Doms prieſter. 1655 brannte die Stadt abermals ab.
Sie hat Aecker , die für alle Arten
der Feldfrüchte bequein und ergiebig ſind. (2 ) Lippehne , eine freine Stadt , eić . Re: Meile pon Soldin , die ſich vom Uders
bau ernähret , melder einträglich iſt , auch
überflüßigen . Wieferradys hat. Sie iſt 1504, 1016, 1623 ganz ., und 1630 zur Sálfte, abgebrannt.
Bei derſelben iſt der Shiandels
See.
G : ( 3) Berlinchen , eine fleine Stadt, die auch ihre Mahrung vom
Ackerbau hat,
der aber nur mittelmäßig iſt. 1.575 , 1008 und 1017 , ab.
Sie brannte Mon Sols
pin iſt fiz 3. Meilen entlegen . 2 ) Das königliche Amt Carzig , ju mela dhem 8 Dörfer , und unterſchiedene Vormers
I gehören . Die größten Dörfer find Cará -jig , woſelbji das Amt und ein Schloß iſto Brüg:
437 1
Brugge i fahlenrperder , woſelbſt eine refors mirte Semeine , die eine Tochter der folija
niſchen iſt , Neuenburg , ein Pfarrdorf, bei welchem der Boden ſehr fruchtbar iſt. felde , Richnom , ein spfarrdorf.
Staf
3) Drei und zwanzig adeliche Gůtır, Dörfer und Vormerke , als die Pfar: dors fer Uomsdorf , Hohen-Carzig , Chursdorfe Deeßi Derzow , Dico , Gieſenbrugge, Giaz
fome , Mellentin , Pipermiß
Writenom ,
Ziethen , Zollen. 2. Der tonigsbergiſche Kreiß iſt nicht nur in Anſehung des Umfangs , ſondern
auch wegen der Darin befindlichen wichtigen Landgåter , unter allen Kreiſen der Neu: marf der vorzüglichfte. Die an die Ober
grenzende landgåter, find beſonders eintrag lich , als , der größte Theil der markgräflich
fchmedtſchen Güter , die fdniglichen Uemeer Rehden und Zelin , das Drdensamt Grünes " berg , und das abeliche Gut Kabuhn , mela
che nicht nur ſehr fruchtbares Erdreich , ſona dern auch viel Wieſen und Weiben haben . Uuch landeinmårts giebt es einträgliche Gia ter , al8 Schildberg. Es enthält diefer Kreis Bier immediate Stadte.
( 1) Königsberg , die Kreisftade, mela
che an der Köride in einer angenehmen pad
und zum Theil fruchtbaren Gegend jiegi, wohlgebquet ist , und eine geiſtliche Inſpele
gion über 34 Pfarrkirchen hat.
Die hieſis
ge reformirte Gemeine wird von Kúſtrin aus beſorgt. 1427 wurde ſie von den Huf fiten angezúndit. Der Stadt gehört in dieſem Streif: ein Boriert und ein Dorf.
( 2 ) Schönflies , in alten Urkunder Schomefliet , eine kleine Stadt , die fide
porn Ackerbau ernähret , welder ſehr gut Sie hat 1634 großen Brandſchaden ift. erlittent.
Bei derſelben iſt der fonnienburs
giſche See.
Es gehört der Stadt ein Vors ,
werf , und ein Drittel von einem Dorf.
(3) Bármalde oder Berwalde , eine fleine Stadt von 230 Häuſern , welche fich pon der Suchweberei und vom Ackerbau ers
náhrt , welcher leßte ſehr ergiebig iſt. Sie ſiegt in einem See , welcher in den großen und fleinen abgetheilet wird , und dem Rath gehört. 1556 brannte ſie ab. 1631 Pchloß hier der ſchwediſche König Guſtav Udolph mit Frankreich ein Bündniß.
ein Feie
Burglehn .
Es iſt hier
Die Stadt beſigt
in dieſem Kreiſe 2 Dörfer.
(4) Neu - Damm , eine kleine und offes ne Stadt , in welcher Suchmebereien ſind.
Einige vor derſelben liegende Bauerhofe, gea hören zu dem Umt Meu - Damm ...
2) Achie
439
2 ) Picht königliche Aemter , welche find" ( 1) Das Amt Gerlsborf oder Górls: dorf , eine halbe Meile von Schönflies , wels shes ehitellen der Familie von Sydom ges
hörte. Es hat den Namen von einem Pfarro dorf.
(2) Das Umt Butterfelde , 'unweit Rohrin , welches ehed : fien der Familie von @ad gehört hat. Es wird von einem
Parrdorf benannt.
Alt , Neek , iſt halb
atelid.
(3) Das Amt Zehden , zu welchem gehört: (1 ) Behben , eine fleine Stadt im Crung an der Mugliß , welche ein Uusfluß aus der Ober iſt. Auf dem Berge vor der . ſelben , hat ehedeffen cin Nonnenkloſter Zis
ſterzienſerordens geſtanden. Es iſt hier ein Amtsvorwerf.
(2 ) Dreizehn Dörfer , unter medias Alt - ließegórice, ehen das Pfarrborf n Das Umt Neuenhage n ele (4 )
, a
m
them bei Hohen - Wutom der neue Oder -Na nal weggeht." Es begreift ſieben Dörfer , pon welchem eins zum The abelich iſt, und 2 Bowerke. "Bei dem Umt iſt ein Vora werk und Dorf. Alt : Gliegen und Kleins
Wubieſer , woſelbſt ein Vorwerk iß , find Pfarrdörfer. Das Amt liegt zwiſchen dem nella
.
1
neuen, Dder -Kanal und der Oder , und ſteht
unter der churmárfiſchen Kriegs - und Do mainenkammer .
(5 ) Das königliche Umt Zelin , auf beiden Seiten der Oder , hat ſonſt der Fa: milie von Mörner gehört, welcher e$ Konig Friderich Wilhelm abkaufte. Der Marffles den Zelin liegt an der Dítſeite der Ober, und hat ein Vorwerk. Außer demſelben
gehören zu dieſem Umt noch 2 Dórfer, und 2 Bormerke. Es
ſteht unter der churmárs
fiſchen Kriegs - und Domainenkammer.
(6 ) Das Amt Neudamm , zu welchem gehören , (a) Wittſtock, der jeßige Siß des Amtb. Das Dorf iſt Filia von Fürſtenfelde.
(b ) Noch 7 Dórfer. ( 7 ) Das Amt Duartſchen , juwels shem gehören , a. Quartſchen , Quarßen , ein Vors mert , der Siß des Amts , welches an der
Miegel eine ſehr angenehme lage hat.
Es
iſt hier ehedeflen eine Kommenthurei des 90 hanniterordeng geweſen , welche gegen Schie pelbein bertauſcht worden.
b. Zorndorf, ein Dorf, eine Meia te oon Rúſtrin , woſelbſt 1758 zwiſchen den
den Preußen und Ruſſen eine ſehr blutige Schlacht
441
Schlacht gehalten worden , und jene deil Sieg davon getragen haben,
C. fúrſtenfelde , ein offenes Stadt chen , eine Meile von Duartſchen , welches ſich bloß vom Uderbau ernábret. Es iſt
hier ein Freigut.
1633 brannte das Stadt:
chen ab,
( 8 ) Das Ume Blagen , welches bei Kúſirin ift , und aus dem Bo wert dieſes Namen , und einem Dorf beſteht. 4) Eine adeliche Stadt , und 73 adelis
che und Kåmmereigúter , Vorwerke , Dörfer und Freigúter.
Man kann bemerken
( 1 ) Mohrin , ein Städtchen an einem See , welcher mobiichmedende Muránen ents
hålt. Es gehört jeßt einem Herrn don Pap Hein.
(2) Schildberg , ein anſehnliches ade. liches Gut und Pfarrborf , welches fait das
wichtigſte. Gut in der Neumark ift. Es ge hörte ehedefſen dem berühmten General von Derflinger , detten Erben es an einen von Norey , ungefähr für 80000 Nthlr. verkauft
haben .
Der größte Theil des Raufgz'des
konnte ſogleich aus dem Dazu gehörigen wich tigen Eichenwalde bezahlt werden , und doch
nahm die Roſeyfche Witme Das Gut in der Erbtheilung für hundert tauſend Thaler 4u . Ees
442
Das Gut hat Lecker , Wieſen und Holg im Uiberflus.
(3 ) Bellin , ein adeliches Gut uns Pfarrborf der Herren von Marwißi mela che auch Beerfelde , Dölzig beim Hammer,
ein Pfarrdorf, Riebenfelde , ein Pfarrdorf, hohen und niedern Lübbichom , jenes ein Pfarrdorf , Rohrbeck , ein Pfarrdorf , Selc lin , ein Pfarrdorf , und Zernifom , beſiken. ( 4) Warniß , ein anſehnliches Pfarr. borf und wichtiges Gut der Herren von Diten.
( 5) Vieteniß , ein Dorf der Familie von Sacf , welcher auch halb Alt:Neek , und das Dorf Neu -abelich Rees gehört.
3) Das Amt Grünberg , welches zu des Johannite' ordeng Herrenmeiſterthum Sons neburg gehört , und von dem Herrermeiſter fiborius von Schlieben , dem Churfúrſten Friderich II abgekauft morden , und anfang lich eine Rommenthurei geweſen iſt. Dazu gehören ein Vorwert , 2. Dörfer, und der pierte Theil eines Dorfs. Zu bemerken find : a. Grúneberg i ein anſehnliches
Pfarrdorf. b. Siſtebiefe , ein
Dorf an der
Oder , woſelbſt der neue Doerfanal ſeinen Mnſang nimmt, Der
443
3. Der landsbergiſche Kreis , ift- Pehr angebaut und bevólfert. Er enthalt
1) kúſirin , die Hauptſtadt der Neumari, welche nach des ehemaligen Präſidenten Ju hr8 Friderich von Keffenbrink Berechnung , unterm 52ſten Grab 35 Min . der Breiće , und 32ſten Grad 34 Min . der Länge , von
Dem . Cijten Rittagskreiſe , welcher durch die Infil Ferro gezogen wird , an gerechnet, liegt. Sie heißt eigentlich in alten Urkuna den Roztrzyn , melches Wort einen Rohrs forb hedeutet , und der Naine eines großen
Seeb , zipiſchen dieſer Stadt und Sonnes burg iſt , von welchem ſie vermuthlich bez nannt worden . Sie liegt an der Ober, welde,gleich oberhalb der Stadt die Warte aufnimmt , deren Waffer aber fast noch eis
ne halbe Meile weit bis zum Dorf Schauena burg in der Dder kenntlich iſt , inden dieſe
ein geltlichtes , jene aber , welche ſonſt die fdwarze Dder genannt morben , ein ſchwars 3e8 Wafier führt. Die umliegende Gegend iſt moraſtig , daher der Sugang zu $ erſela ben von der mittelmárfiſchen Seite ein Damm
iſt , der ſich biß gegen Manſchnow im Amt Rebus , auf Dreiviertelmeilen erſtreckt , und 36 grofe und fleine Brücken hat. Auf der neumárfiſchen Seite , führt nach der ſogea
nannten kurzen Vorſtadt, auch ein langer ami 4
n
1 1
444
Damm , welcher 7 Brüden hat. Dieſer ihrer natürlichen fage wegen ſowohl , als
wegen ihrer Befeſtigungemerke , iſt ſie eine ftarke Feſtung , hat auch ihr beſonders Goua vernement.
Die Stadt an
ſich ſelbst iſt
flein , ſie hat aber weitläuftige Vorſtådte, nämlich die vorhin genannte furze Vorſtadt, die in dem Hornwerk nach der Doer zu
1733 angelegte Neuſtadt, und die jenſeits der Oder
auf der mittelmirfiſchen Seite
Gelegene ſogenannte lange Vorſtadt , mulche groß iſt , und nach melcher aus der Neu ftabt eine ſehr lange Brücke führt , por wel cher eine ſtarke Schanze liegt. Es find hier die vorhin genannten Provinzialkollegia ber Neumark, und ein Hofgericht, eine lutheriſche
geiſtliche Inſpefzion úber 8 Pfarrkirchen, und eis ne reformirte geiſtliche Inſpekzion . BiB 1758 fand man in der eigentlichen Stadt und Feſtung 200 Säufer , ein altes Schloß mit einer Kirche , darin die Reformirten ihren Got: se dienſt hielten , 3 Zeughauſer , ein Salz
haus / 3 Magazine , eine lutheriſche Pfarr: firche , und eine Kirche für die Befaßung (welche in der gleich anzuführenden Verwůs
fiung ſtehen geblieben iſt ) ; in der kurzen Borradt eine Kirche und ein Hoſpital , und in der langen Vorſtadt ein Hoſpital und ein Spinnhaus : in dieſem Jahr aber wurde die
445
die Stadt von den . Xuren durch B mben
und Feuerfugeln in Brand geſtedt, einges sſchert , und in einen Steinhaufen derman: delt ; gegen die Feſtungsmerte aber konnten
Die Nuffen nicht ausrichten , ſondern muße ten die Belagerung , als der König fich ih nen naberte , aufbiben . Die Stadt iſt meit ſchöner wieder aufgebauet worden , baju K. Fris derich der Zweite 6832733 Ihaler gegeben
hat.
Der Kieß , ein bei derſelben belegenes Fiſcherdorf, iſt 1749 und 1759 abgebrannt, gn Unſehung , der altern Geſchichte, iſt
noch zu merferi, Dafi, bermoge einer in Gera
tens cod. dipl. brand. T. 1. p. 45 befinde lichen Urkunde , der polniſche Herzog Bos
leslaw 1259 das Land Cåſtrin , welches fich pon den Flüſſen Mießel und Neke , biß an die Ober und an Pommern erſtredt bat, nebſt den Seen Botſchare ugd. Dftriß , mela che , ehebeſſen zum Schloß Bantoch gehört hatten , dem deutſchen Drden verliehen tabe.
Markgraf Johannes hat der Stadt Küſtrin 1388 ihre Privilegia beſtätigt.
2 ) Landsberg an der Warte, die Streifa ftadt , welche an der Warte in einer ſehr anmuthigen und ungemein fruchtbaren Ses gend liegt, fehr alt , wohlgebauet und nahr:
haft ift. EB iſt hier eine lutheriſche griſtlis
she Inſpekzion über 31 Pfarrkirchen , eine Pfarrs
446
Pfarrkirche , noch eine Kirche in der Voss ſtadt und Neuſtaót vor dem Santocher Thor,
eine Veſaßungskirche", "un eitt fønigliches Magazin ; auch ſind hier Zeug und Lucha manufakturen ; es wird auch ein großer Sandel mit Wolle getrieben .' Zur Wiebers herſtellung des berfallenen Handels mit Pos len auf der Warte , Nehe in Ober ; era
klärte Konig Friderich der Zweite 1750, daß die Swiffahrt auf dieſen Flüſſen zwiſchen Polen und Stettin , bhné Erlegung eines golles getrießert werden ſollte , wovon aber Solz und Floße ausgenommen wurden . Die Etadt iſt 1427 von den Huşiten geplündert
und angezündet , 1628 bis 39 viermal von mingenommen den Kaiſerlichen , ,und von auch den Schmea 1675 ; den listen vonviermal ben
uns von den Ruffen 1758 beſetzt worden. 1968 brannte die ganze Santocher Vorſtadt von '89 Säuſern ab und überhaupt Melen 255. Gebäude in die Afche unter welchen die Kontordienfirde mit mar , welche ben
futheranern und Reformirten gemeinſchaft= lich gehört , und alſo auch ſowohl einen be ſondern lutheriſchen als reformirten Prediger
hat. Der König ſchenfte zur Wiederaufbau ung ber Vorſtadt 40771 Thaler. Die Stadt beligt die alten Dörfer Bors
low , Dechſel, ein Pfarrdorf, Rernin , los tens
447
rensborf , ein Pfaridorf, Eulen , Wepering und Zechow , es gehören ihr auch die neu angelegten Koloniſtenorter, Seidlig , Klein: und Eroß- Ezetteriß , Lber - und Nieders Ull pensleben , Hagen , Maſſow , Derſchaup.und die vormaligen Kammereivorwerke Bers kenwerder und Litenforge , find auch zu Dörfern gemacht und mit Koloniſten befeßt worden. Im 1771ften Jahr ſind noch mehr
Koloniſten auf dem Kammereigrund angefeat worden , nämlich zu Roßmieſe , Sieſenau , Friderichsthal , Dolfen - Entreprieſen Wers nerd - Entreprieſe, Karolinenhof, 9leit - Soeſt, Maſken $ - Entreprieſe , Pfeiffeis - Entreprieſe, Klein - Marwig.
2) Das königliche Umt Himmelftest , iſt aus einem
ehemaligen zwar
1300 vom
Markgrafen Albrecht III geſtifteten , aber erſt zwiſchen' 1370 und 1380 withich er baueten , und mit Ziſterzienſer Mönchen bes
rekt geweſenen Kloſter , lat. locus cæli gen nannt , entſtanden. (Gerken$ cod. dipl. brand. T. I. p. 309 f. ) und faſt das ftártſte und wichtigſte unter allen föniglichen Uemtern in der Neumark , denn es gehören dazu 4 Vorwerke , 13 alte Dörfer , 11 ale te Kolonien , 3 neue Kolonien , und ein ana gebauetes Vorwerf. In den Bruch bei Pya
rebner , iſt aud die Stutterei verlegt wor den
448
den , die ebedeſſen zu Wojeburg im Herzoge thum Magdeburg geweſen. merder iſt
Auf dem Ficht:
ein neues Vormerk mit einer
Brauerei. Bei dem Pfarrdorf Tornom, bei foren und Rohrbruch find Glashütten. Bei dem anſehnlichen Dorf Vieß iſt 1754 eine Eiſen - Schmelzhütte , und zu Zanzhauſen und Ranzthel find Blechhammer angelegt worden. Der erſte Ort iſt ein Pfarrdorf. Die neue
Anlage bei demſelben , der Balz genannt, il erheblich , wegen der guten Aecer , Weis ben und Wiefen.
3 ) Drei und zwanzig adeliche Güter Borwerfe , Dórfer und Kolonien , die der Stadt Landsberg zugehörigen ungerechnet. Dergleichen find : ( 1 )Bernenlichen oder Berneuchen , ein
Pfarrdorf und abzlich:8 Gut ber Serren von Dorn .
( 2) Bantoch , ehemals ein Städtchen , jeßt nur ein Dorf , liegt an der Nege, wel=' che unterhalb derſelben in die Warte fließt.
Es gehört zum Theil dem Markgrafen Hein rid von Schmedt, grøftentheifs aber einem von Scioning. Die Einrobner haben ihre meiſte Nahrung von Mieſtrachs und Vich. zudt. Des alten hieſigen Schlofies, geſchieht
in Urkunden von 1259 und 1365 Erráha nung,
449
tung, don welchem die Urtitel Kúſtrin und Drieſen nachgurehen find.
( 3 ) Stolzenberg ,
ein maitgråflicha.
(chwediſches Dorf und Schloß, mit einem
ſchönen Luft- und Thiergarten und andern Annehmlichkeiten.
Dem Herrn Markgrafen
gehört auch das Pfarroorf Wormsfelde. (4) Warnit, Tamſel, Eroß- und Kleins Kammin , beträchtliche Güter der Familie bon Wreich , welche ihren Werth größten theils vom Wieſzwache haben. Arian fährt auf der Poftſtraſſe eine farfe Meile auf lau. ter Wreich ſchem Grund und Boden .
(5 ) Grablom , ein Pfarrdorf , Jahngs felbe, Lipte Pollichen , Diedersdorf , Mar. wiß , ein Pfarrborf , und eins der vorzüga
lidhfien Güter in dieſem Kreiſe , Stennerin tin Pfarrborf, find adeliche Gåter. B. Die bintern Kreiſe ſind : 1. Der friedebergiſche Streis, welcher
giemlich guten Ackerbau und viel Wieſenacho bat, und enthält
1 ) Drei immediate Städte , nämlich ( 1 ) Friedeberg , die Kreißſtadt, wels che in einer fruchtbaren Segend an zwei Seen , welche der obere und niedere
See
heißen , liegt. Sie hat vielen Brandſchaa den erlitten , id aber ziemlich wieder ges
bauet. Uuß dem ehemaligen Kuguſtinerklos Bifs . Erdbefor . 20. 28 .
fter
1
450
fier iſt ein Rittergut geworden. Die Stade iſt ſeit 1763 , da in ihrer Gegend der Mes
gebruch trocken und urbar gemacht worden, ſehr in Aufnahm gefommen : denn es bas ben ſich hier viele ausländiſche Handwer18 :
leute , inſonderheit aus Polen , niedergelaſe fen , und ſich auf den wüſten Pläßen Haus
fer gebauet , dazu ihnen der König ein ges wiſſes Baugeld , und das nöthige Bauholz
Auf der Stadt Feltmart ſtehen die Vorwerkeit Schönfeld und Mückenburg, gegeben.
deren Einfünfte in die Kammerei fliegen : es ſind auch auf derfelben die Dörfer Meus
Medlenburg , ein Pfarrdorf , Frideberger Bruch und - Gurtſcher Bruch , neu angelegt worden. Weil die Stadt fruchtbare Leder hat , ro legen ſich die Einwohner am meis ften auf Bau derfelben . 1778 ward hier eine Hufe Pandes fór tauſend Thaler vers tauft. In L. X. von Werner geſammleten Nachrichten zur preußiſch - märkiſch - und polo niſchen Geſchichte , B. 1. S. 68:70 toms men Urkunden vor , in welchen 1330 Ludes
wig Markgraf zu Brandenburg und laufi, und 1365 die Markgrafen fudovitus Roma: nuß und Otte den von der Often gewiſſe Cintünfte in der Stadt Friedeberg verliehen.
(2) Drisa
452
( 2 ) Driefen , in alten Urkunden Dreon und Dresno , eine Stadt in einer angeneha
men Gegend an der Meße , roroohl am alo ten Bette derſelben , in welches durch die neu angelegte Schleuſe ſo viel Waſſer gea laſſen wird , als nöthig iſt , um die Mühle bei der Stadt zu treiben , alb an dem neuen Kanalr durch welchen nun die Schiffahrt geht , wie oben in der Einleitung zur Neu mart beſchrieben worden. Die Einwohner ernåhren ſich vom Acerbau , Vichzucht, Tucha, weberei und Handel. Die Stadt ſoul. 1270
von dem polniſchen Herzog Boliblaw erbauet ſenn. 1319 wurde ſie vom Markgrafen zu Brandenburg und faufik , Woldemar , an : Heinrich und Burchard von ber Often und ihre Brüder und Erben verlichen Davon die Urkunde in l . R. von Wernet
geſammleten Nachrichten zut preußiſch - måra fiſch- und polniſchen Geſchichte, B. 1. S. 66 .
ſteht. Im codice dipl. regni Poloniæ & magni, Duc. Lit. T. ' I. finden ſich zwei Ura: kunden von 1365 und 1402 : in der erſten
bekennen die Srafen von Drieſen , daß die
Schlöſſer Drieſen und Santhof, von Alters her zu Polen gehörten , und daß ſie dieſelsº
ben nebſt dem dazu gehörigen Gebiet don Polen fu lehn trügent : in der zweiten leier ftet Ulrich Herr zu Driéfen dem König Wigs fa
diss
452
1
dislaw von Polen die Huldigung , als ſeie nem einzigen Herrn. 1662 brannte fie ganz ab . Die ehemalige hieſige kleine Feſtung ward 1603 wider die polniſchen Anfälle ans
gelegt , lag auch auf der polniſchen Seite. 1636 wurde ſie von den Sdyweden vergeb lich angegriffen , aber 1639. eingenommen , und erſt 1650 jurúd gegeben . 1758 ward die preußiſche Beratung herausgezogen , wora auf ſie von den Ruffen beſert , fund noch mehr befeſtiget ; aber noch in eben dieſem Jahr wieder verlaffen wurde ,
Von 1763
an iſt mit der Stadt eine vortheilhafte Veränderung vorgegangen ; denn die Feſtung
iſt geſchleift , und der Plaß mit Häuſern bebauet , es iſt auch eine Neuſtadt angelegt Der Ackerbau iſt hier ſchlecht , worben . aber der Wieſenroach wichtig.
( 3 ) Woldenberg , eine kleine Stadt auf einem Berge , iſt nach dem
1712. er
littenen Brande regelmäßig wieder erbauet worben . Schon 1618 ift fie abgebrannt. In ihrer Gegend find 20 große und klein: Seen .: Der Ucker iſt hier theils ſehr gut , theils fandig. Der Stadt gehört ein Dorf. 2) Das königliche Amt Drieſen. In demſelben find von 1703 an : 4 von den 12- alten Dörfern , nämlich Neuteich , Beta . lity , Alt - Carbe und Irębitſd ſehr vers gróf
453
größert , und şi "neue Koloniſtenorter ana gelegt worden , nåmlich Neu , Hafermiere, Marienland , Vogtei Frideberg , Neu-Carbe, Brenkenhofswalde, Franzthal , Neu - Schós ningsbrud, Ziegelei , Schneidemühl, Múha lendorf, Neu - Vordamm, Schönberg, Brand, Nen - Beeliß , Um Wau , Schlanow , Neu Deſſau , Erbenfro unſch , Fridrichshorſt , Ers pach , Marienthal , Schartomswalde , Neua
Anſpach , ein reformirtes Pfarndorf , Aars borſt , liebendorf , Mielik - Winkel , Neus Ulm , Schulzenwerder , Guſchte , Guſchter: bruch , Steinſpring.
3) Fünf und zwanzig adeliche Güter und Dörfer , als , Birtholz , ein Pfarrdorf, Blumenfelde , Braunsfelde , ein Pfarrdorf, alle drei erhebliche adeliche Güter , Breitena
ſtein , Búſſom , ein Sut und Pfarrdorf, Dola gen , Falkenſtein , ein Pfarrborf, Geilenfels de , Hermsdorf , Bauchſtábt, ein Gut und Pfarrdorf , Lichtenow , welches Gut ſeir Befißer , der geheime Finanzrath von Bren
tenhof , es ungemein verbeſſert und berühmt gemacht hat , Mehrentin , Mansfeld , ein Pfarrdorf , Schönrade , ein ehebliches Gut,
Stolzenberg , Tanko , welches in Karl des Bierten mårtiſchem landbuch als eine Stadt
yerdient , Wugarten , ein erhebliches Gut
und Pfarrdorf, Wolgaft , Wußig , welches 8.93
Sut
454
Gut den beſten Ader im ganzen Friedebere ger Kreiſe hat. }
2. Der arengwaldiſche Kreiß , welcher nach dem Königsberger der größte iſt, gute und ſchlechte Gegenden begreift , und enthält 1 ) Zwei immediate Štádte , nämlich ( 1 ) Arensmalde , in alten Urkunden Choſienßno , die Kreisſtadt , welche 1911 ganz und 1540 zur Hälfte abgebrannt iſt.
Es iſt hier eine lutheriſche geiſtliche Inſpefs zion über 20 Pfarren.
Eine Viertelmeile
von der Stadt , und höher , als dieſelbe , licgt der See Stavin , und bei dem Dorf Kliecken , nicht weit von der Stadt , liegt
der See Kliefen. Das ehemalige Beguinen flofter iſt nun ein Vorwert zum Amt Reek gehörig. Die Stadt hat fruchtbare ledere
2 Dörfer und 3 Vormerke. (2) Reeb , eine kleine Stadt an der Ihne , welche ſich vom Acerbau , welcher gut iſt , und von Suchmanufakturen ernah ret. Sie rou ihren Urſprung der Familie pon Wedel zu danken haben ,, und daher eia nen halben Adler und ein balbes Mühlens rad im Wappen führen . Vor derſelben iſt ehedefſen ein Ziſterzis enſer Nonnenfloſter geweſen , welches unter
dem Abt zu Marienwalde geſtanden hat , aber
455
aber felularifirt , und in ein Umt bermans delt worden iſt.
2) Bernſtein , eine kleine Stadt , wela
che in Anſehung der Polizei und Kontribuzion, zur Neumart , das hieſige Amt aber , unter defien Gerichtsbarkeit fie ſteht, zu Pominern
gehört.
1298 nahmen die Markgrafen Otto,
Konrad , Johannes und Heinrich, zur Bezah (ung deß damals vom Markgrafen Albrecht getauften Landes Bernſtein , 100 Mart Sil bers von der Stadt Stendal auf.
Sertens
diplomataria vet. March . Th. I. S. 29. 1315 verkaufte Woldemar das fand Berna fein an die Serzoge zu Pommern für 2000 , Mart. Nachdem es wieder an Brandenburg
gekommen war , ( in Gerken8 cod. dipl. brand. T. I. p. 144, ſteht eine Uifunde von 1328 , in welcher die Stadt der ſichert , das fie dem Markgrafen Ludewig gehuldiget habe, ) wurden die Herren von Waldau damit beleha
net , von welchen es sónig Friderich Wila
helm gekauft, und ein Amt daraus, gemacht bat. Die Stadt brannte 1581 ganz ab. 3) Zwei tonigliche Aemter. ( 1 ) Das Amt Marienwalde , iſt aus eia nem ehemaligen 1286 geſtifteten Bifterzienſer Mannslofter entſtanden. Man záblet barin 47 große und kleine Seen , ja die alten Vers zeichniſſe geben 64 an. Sie reichen den Eins mob . 8f4
456
wohnern einer Uiberfuß an Fifchen dar. In dieſem Amt , ſind unter König Friderich des Sweiten Regierung fünf neue Koloniſtentörs fer angelegt worden , nämlich langenfuhr , fenzen- Brud , Marcelen , Reicherort , und Qiebelbruch. Weltere und zwar Pfarrdörfer find , Selnow , Schwachenwalde und Kloſtera felde.
3ågerdburg , iſt ein altes Jagdhaus an Der Drage. (2) Das Umt Rech , iſt in der Stadt gleiches Namens, welche Seite 454 beſchries ben worden .
4) Folgende adeliche Derter. ( 1 ) Norenberg , eine Stadtchen am Sec Enzig , hat ſeinen Urfprung den von Wedel zu Danten , welchen es auch gehört. 1647 brannte es ab .
(2) Neuwebel , ein Städtchen an der Drage , geoort · der Familie von Wedel. Auf einem hohen Berge find noch Uiberbleib, fel von einem alten Schloß, dem Stammbaufe der Herren von Wedel , zu fehen . Jhnen
gehören noch unterfchiedene Dörfer und Qua ter in dieſer Gegend , ald , Fürſtenau, u. a .m . EB iſt auch in dieſen Gegenden eine Stahls
můhle und Eiſenhammer an der Drage. Bei der Stadt iſt guter Wieferpachs.
Die
457
( 3 ) Die adelichen Derter und Güter : Alten - Klücken , Bergenbrugge', Blankenfee , Butow , Cranzın , Craßnit , Cúrton , fürs ſtenau , ein Pfarrdorf, Glambeck , ein Pfarrs dorf , Granom , ein Pfarrdorf, Grapow , Groß- und Klein - Silber, Grúneberg , ein Pfarrborf , Selpe, Kölpin , Kriening , lies benom , ein Pfarrdorf, Nantikom, ein Pfarrs Dorf , Alt : und Neu - Klúden , Pammin , ein Pfarrdorf , Rahnwerder , ein Pfarrdorf, Naakow , Rohrbec , Rufen oder Nuwen ,
Echlagentin , ein Pfarrborf, Sidom , Sils berberg, Spechtsdorf, ein Pfarrdorf, Steins berg , Stolzenfelde, Neu - Stådenig , Wars bin.
3. Der dramburgiſche Kreis enthalt : I
eine immediate Stadt , nåmlich
Dramburg , in alten Zeiten Drameburg und Draburg , die Kreisſtadt , welche an der Drage liegt , und von derſelben den Namen
bat. Dieſer Fluß theilet fie in die Alt- und Neuſtadt, er iſt auch von dem baumgartifchen · Thor an durch beide Stadtgraben um eine Seite der Stadt geleitet. EB iſt hier eine geiſtliche Infpetzion über 27 Pfarrkirchen , auch find hier 2 abeliche Güter , und ein Kloſter :
gut. Vor Alters war hier ein Auguftinera Hofter. Die Stadt iſt sermuthlich durch die Herren von Wedel angelegt worden . 1534
ff 5
litte
1
458
licte fie großen Brandſchadeny 1620 brannte fie bis aufs Kloſter nadı , ab. Ihr Adera bau iſt in der ganzen hieſigen Gegend der beſte. Der am merei gehört der Stadth of. 2) Zwei königliche Aemter , nämlich ( 1 ) Das Amt Balſter , von 3 Vorwers fen und 4 Dörfern. Es haben daſſelbige ebedeſſen die Herren von Guntersberg zu lehn gehabt , und es hat den Namen von einem Pfarrdorf
(2) Das Amt Sabin , von 4 Vorwera fer unb 13 Dörfern .
Groß- Cienchen und
Birchow find Pfarrbørfer. 3) Folgende adeliche Derter. ( 1 ) Calies oder Calies 1 ein Stadtchen und Schloß , moſelbſt viele Tuchmacher mohs
Es liegt an einem kleinen Fluß , wels cher in die Drage geht. Von dem geheimen Finanzrath son Nec iſt es mit derſelben Todes ter an den Geheimenrath von Beaufobre ges
nen .
kommen. Es iſt 1577 ganz und 1771 faſt ganz abgebrannt , das leştemal aber hat Konig friderich der zweite 80000 3.haler ges ſchenkt , davon es wieder , und zwar gang
von Steinen , erbauet worden. Es gehören Dazu 2 Vorwerke , und ein Antheil an eis nem dritten,
(2) Falkenburg ,
ein Städtchen und
Echloß an der Drage , gehört den Herren DON
-
459
von Bork, deren Hauptrik e$ iſt. Es gehos nen ihnen auch noch unterſchiedene andere Derter und Güter in dieſem Kreiſe , ald :
Dahlor , fridrichsdorf , Serbdorf , Groen Grúnow , ein Pfarrborf, Sundstopf , Kles bow , u . a. m.
( 3) 95 adeliche Dörfer und Güter , als, Baumgarten , ein Pfarrdorf , Blankenhagen, Carwig , Denzig, Dieterſtorf, ein Pfarrborf, Dolgen , ein Pfarrborf, Gienow , Gols ,
Súntershagen , ein Pfarrborf, Janifom, ein Pfarrborf, Grünow , . ein Pfarrborf ,
Groß :Langenhagen, Meulen , ein Pfarrborf, Neu : lobis : Peşnic , Pritten , Nunom , Sadelberg oder Sattelberg , Sarrangig , Schilde , Steinhöfel , ein Pfarrdorf, Stor tom , Stómen , Stúderiß , ein Pfarrborf, Welſchenburg, Wenningen , Alt - Muhrow, Wuſterwitz , ein Pfarrdorf , Zadow , Bama zow , ein Pfarxdorf, Zerin , Zeinife , ein Pfarrborf , Zühlshagen.
4. Der ſhievelbeiniſche Kreiß, hat große Wålder , gute Wiefen , fiſcherei und Schafs
zucht , und enthalt 1 ) eine immediate Stadt , nämlich Schiedelbein , die Kreisſtadt , welche in
ber áußerſten nördlichen Spiße der Neumark an der Nega liegt. EB iſt hier eine luthea
riſche geiſtliche Infpetzion åber 11 Pfarrfir djen.
460
chen.
Die Stadt erlitte 1619 eine große
Feuerbbrunſt. In Gerfeng cod .dipl. bratid. T. I. p. 227 fommt eine Urkunde son 1292 bor , in welcher fich Markgraf Albrecht zi Brandenburg , mit ſeinen Vetter Otto uno
Konrad, megen der Wiedersinldſung des lan des Schievelbein vorläufig derglich. Im Jahr 1447 unter der Regierung des Hochmeifters Konrad von Erlichshauſen , ſtiftete die Stadt an der Rega ein Kartháuferkloſter Namens Gottfriede , und räumte demſelben auch ein Haus in der Stadt ein.
Zur Zeit der Res
formazion iſt dieſes Kloſter eingegangen , und in ein Rittergut verwandelt worden , das Haus in der Stadt aber iſt ſeitdem eine Búrs
gerſtelle.
L. R. von Werner geſaınmlete
Nachrichten zur preußiſch - márfiſch - und pola niſchen Gefchichte B. 1. S. 45-48 . Außer dieſem Kloſtergut , iſt hier auch ein Ritters fitz.
Der Hochmeiſter Puberig von Erlich 8 ,
hauſen , verkaufte 1454 der Diſtrife don Schicvelbein zuerst an Churfúrſten Friderich den Zweiten zu Brandenburg , welcher im
folgenden Jahr die Privilegia der Stadt bes ſtåtigte.
Der Stadt gehört das Dorf Memmin Der Hoſpitalfirche das Dorf Brunom , unb der Kommenthurei bie Gäter ,
welche jent
folgen.
2 ) Det
461
2 ) De8 Jobanniterritterordens Roma menthurei Schiedelbein , welche in der Stadt Dieſel Namens ein Schloß hat , und zu wela dyer - 12 gange Dörfer , ein Antheil an 2 ans dern , 3 Vormerte , und die Slanziger Kas
then gehören . Sie bringt jährlich ungefähr 2000 Thaler ein. Der Kommenthur iſt zus gleidh churfürſtlicher Landvogt über den fusies belbeiniſchen ; dramburgiſchen und arenswale diſchen Kreiß , ( wiewohl es in Unſehung des letzten ſtreitig iſt , ) in welchen er die erſte Inſtanz hat, und müſſen - die Edelleute . Ders Er pflegt Felben Freiſe vor ihin ſtehen. hierzu einen abelichen gelehrten landdogteia und Burggerichtipcrwalter zu halten . Die Appellazion geht an die neumárkiſche Regies
tung ... 3 ) Zmei und dreißig adeliche Derter und Gåter , alb , Balsdrei , Briefen , Boltenhas,
gen , Cartlom , Carſebaum , Dolgenon , Fala terberg , Grófin , ein Pfarrdorf, Klemkow , Klógin , Klúzlom , ein Pfarrborf, Kreißig ,
Liepk, lector , Neferiş, Polchleben, Kierig, Nüßenhagen , ein Pfarrborf ,
Echlenzig ,
Schlónwiß , ein Pfarrborf, Semerow , , ein Pfarrborf ,
Völzkom , Wopers now
ein
Pfarrborf. ، 3م
II. Die
II. Die einverleibten Streiſe , welche an der Südruite der Warte liegen. 1. Der fternbergiſche Kreis , oder das Land Sternberg , hat ebedeflen zur Charmart gehört , zu welcher 'es entweder 1220 oder : 1260 von Polen gebracht worden. Es ift
ungefähr 7.Meilen lang und 4 Meilen breit, und enthalt :
1 ) Zwei immediate Städte , nämlich 2561 ) Droſſen , die Kreisſtadt , welche am Fuß Renzen liegt, gute Nahrung hat , und
ziemlich gut gebauet iſt. Es ist hier eine lutheriſche geiſtliche Inſpekzion über 2 2 Pfarra firchen , und außer der lutheriſchen , auch eine reformirte Kirche. 11596 brannte fie faſt
ganz ab , und 1759 erlitte ſit von den Deſta reichern und Nufſen ſehr viel. Bei derſelben findet man Walkererde.
Die Kammerei bea
fißt 3 Dörfer und ein Vormerk. P2 ) Reppen , eine kleine Stadt an der
Enlang, woſelbſt viele Tuchmacher ſind. 1573
1
brannte fie ab , und 1759 wurde ſie von den Deſtreichern und Nufſen ſehr hart mita ' genommen .
2 ) Drei fónigliche Aemter. ( 1) Das AmtFrauendorf , liegt in der Neumark , gehört auch zu derſelben , und ſteht
in Prozeßfachen in Anſehung der Derter Gó rig , Gohliß , Eſchernon und Klein s Rade , una
463
unter der neumártifchen Regierung , iſt aber , alß ein ehemaliges Eigenthim des Bisthums
febus , grotenche 18 dem churmarfilden Kama mergericht , und ganz dem oaſigen Konfiftos
rid , ( vermöge der Beſtätigung des geiſtlis chen Departement von 1771 , ) ſo wie auch gang der churmatfiſchen Kriegs- und Domaia nenkamm :r , und bis auf zwei Derter nach, der Frantfurter geiſtlichen Inſpetzion unters
geben. Es gehören dazu
1
a. Góriß, ein Städtchen , oder ein Fleden mit geroiſſen Stadtrechten , an der Ober . A18 der Siß des Bisthums lebus aus Polen in die mart perfekt wurde , errichtete der Bifchof feine Domfirche zu Soris , dieſe aber wurde 1326 von den Frankfurtern ferſtoa
ret , und hierauf bei lebus wieder aufgre bauet.
Das Stadtchen iſt 1576 und 1627 abgebrannt. b. Zwei Vormerke , welche auf Zeitpacht
audgethan find , und deren eines bei Sdrig ift , und 13 Dörfer , von welchen Frauena Dorf , auf deſſen Vormert das Umt ſeinen
Sin hat , und Goblik , ein Pfarrborf , zu bemerken.
(2) Das Amt Biſchoffee , von 2 Dóra fern , hat ebedefſen ben Herren von Bredoro
zugehört. Biſchoffee iſt ſo mie feiffer , ein filial
46 :4
Filial von der Sohlißer Pfarre im Umg Frauendorf.
(3 ) Das Umt Neuendorf , zu welchen 3 Vorwerke und 4 Dórfer gehören . 3 ). Des Johanniterritterordens Hers renmeiſterthum Sonnenburg , oder die Bals
lei Brandenburg , gehört zu der deutſchen Zunge des Johanniter Ordens , und alſo zu dem Großpriorat von Deutſchland ; wie denn auch noch jährlich zur Nefognizion , die ihm por Alters auferlegten Neſpondgelder von 324 Goitgulden ; aus den Kommentbureien
an den Rezeptor deß Großprioró abgeſendet . werden , damit er ſie nach Malta überſchide.
Die Güter deſſelben ſind, theils durch påpſts liche Diſpenſazion von den Tempelherren , theils durch Schenkung der Churfürſten don Brandenburg , Könige von Polen , Herzoge ron Pommern , Braunſchweig und Medlens . burg , theils auch durch Kauf zuſammenges bracht.
Der Churfürſt von Brandenburg iſt
Patron des Drbens in dem Herrenmeiſters thum .
Der Herrmeifter oder Gartenmeiſter wird
von den Kommenthuren , vermoge des heima . bachiſchen Bergleicht von 1382, nach eiges nem Gefallen erwählt , und von dem Große
prior von Deutſchland unwiderſprechlich bes .
ftátigt. Er iſt das Haupt des Drdens in ber
465
der Mark und den benachbarten Låndern , bat alle kommentbureien des Drbens in dies ſen fåndern unter fich , hat Macht , Kapitel zu halten , úbet in den Ordensgütern die bårs gerliche und peinliche Gerichtsbarkeit, aude andere Regalien aus , und hat zu dem Ende
eine Regierung mit Kanzler und råthen bes ſteut, por welcher nicht nur die Unterthanen , ſondern auch die Kommenthure belanget wers den fónnen. Dem Churfürſten zu Branden burg leiſtet er als Landesherren den Eid der Treue ,
und wird von demſelben als ein
Landſtand angeſehen ; er fattet auch dem Churfürſten 311 Sachren , als fandesfürſten der Niederlaufit , wegen der Aemter Fried land und Schenkendorf, die Pflicht ab , men gen welder an die Regierung zu lúbben , hingegen wegen der in der Narf belegenen
Gåter , an die Regierung zu Kúſtrin appela lirt wird. Seine jährlichen Einfánfte betra:
gen ungefähr 30000 Nthlr. Sein Titul iſt : Der hochmárdige, des ritterlichen Sankt Joa
hannisordens in der Mark , Sachfen , Poma mern und Wendland Meiſter.
Die Nitter múffen entweder fúrſtlichen ,
gråflichen und freiherrlichen , oder alten adka lichen freien Standeß und Serlommens reyn.
Sie fónnen evangeliſdjer Neligion reon , und ſich verheirathen. Der Herrenmeiſter fann Og Büſch. Erdbeſor. 20. B.
|
406
zu Mittern ſchlagen , welche , und To viele als er will ; der Ritterſchlag aber ſou gu Son: nenburg, geſchehen.
Es koſtet einem jeden
Ritter 500 Rthlr. Alle Nitter werden Nitter , des heiligen Johanniterordens genannt , und wenn ſie nach ihrem Alter in den ritter
1
lichen Drben zum wirklichen Genuß der Roma menthureien , zu welchen ſie beſtimmt ſind , kommen , führen ſie zugleich den Namen der Kommentbure . Nach dem Sobe eines Roma menthurs , fallen deſſelben hinterlaſſene Gú ter ſeinen Kindern und Erben anheim , wel che auch das Gnadenjahr genießen. Das Drbendzeichen iſt ein achtecidites
goldenes weiß emailirtes Kreuz , welches an einem ſchwarzen Bande gett agen wird. Die Herrenmeiſter und die Kommentbure ,
tragen vermoge der 1764 erhaltenen føniga lichen Erlaubniß , gleich den Malteſerrittern, ein achtedichtes weißes leinenes Kreuz auf der linken Bruft. . Einen langen ſchwarzen Mantel mit einem weißen Kreuz auf der lina ken Seite tragen , die Nitter nur bei den feierlichkeiten des Mitterſchlags. Die Güter des Herrenmeiſterthum8 find von dreierlei Art ; denn es gehören dazu
( 1 ) gewiſſe Aemter , welche Tafel- und Rammerguter des Herrenmeiſterthums , und zur Erhaltung der Perſon und Würde der Her:
.
467 Serrenmeiſter beſtimmt find. ter find :
Solche Hema
1
a. Das Amt Sonnenburg , in dieſem
fernbergiſchen Kreiſe , gu 'welchem , außer
春A
9 Dörfern , gehört : Sonnenburg , ein Ståbtchen und Schloß an der Lenze , welche unweit von hier in einen Arm der Warte , welcher der lônig genannt wird , fließt. Dieſer Arm tritt bei
dem Dorf Limmeriß aus der Warte heraus, dereinigt ſich aber wieder mit derſelben unter Sonnenburg. Es iſt der beſtimmte Wohns
fit Des Serrenmeiſters und ſeiner Regierung. 1590 und 1752 iſt es faſt ganz abgebrannt, 3
und 1759 hat eß die Kriegsdrangſalen ſtarf empfunden.
b. Das Umt Rampiß , liegt auch in dies Fem Kreiſe.
Die Dörfer Kampiß und Klops
piße oder Kloppet , find 1448 von dem Drden erkauft worden. Beide liegen an der Dder , und leiden bei derſelben Ergießung piele Gefahr. 6. Das Amt Gráneberg , iſt oben im
fönigsbergiſchen Kreiſe , zu welchem es geo hórt , ſchon da geweſen. d . Das Amt Collin , liegt in Pommern.
( f. unten Pommern . ) e. Das Amt Friedland , und Sga
f. Das
468
f. Das Amt Schenkendorf , liegen in der Niederlauſitz , woſelbſt fie oben beſchrieben ſind. !
(2) Gewiſſe Rominenthureien , welche ale von refidirenden Kommenthuren verwala
tet, auch die Reſponsgelder davon nach Malta geſendet werden . Die Kommenthureien las gow und ließen , waren chebeffen die eins
träglichſten , indem jene jährlich auf 12000, und dieſe auf gooo Rthlr. eintrug : es iſt aber 1768 von dem Ordengkapitel eine Thei lung gemacht , und vom König am zweiten
April beſtåtigt, und hierauf dem Großmeiſter ju Malta und Großprior zu Heitersheim beo fannt gemacht worden , vermogewelcher aus dieſen beiden Kommenthureien , vier gemacht worden , nåmlich L'agow , Burſchen , ließen Es gehören alſo heutiges und Gorgaſt.
Tags zu dem Herrenmeiſterthum folgende Kommenthureien :
a. Die Kommenthurei fagom , welche in dieſem ſternbergiſchen Kreiſe liegt , und
nun jährlich ungefähr 7000 Shaler einträgt. Su derſelben gehören : a) Lagom , ein kleines Städtchen mit eis. nem Schloß.
b ) Zielenzig , eine kleine Stadt an der Poſte , welche auch Poſtan und Poftun heißt, und unweit Rriglich in die Warte geht. In ber
469 der Stadt find Suchmanufakturen .
Sie tam
1244 an die Tempelherren , nachmals aber, nebſt andern Gütern derſelben , an den 90 banniterorden. Sie befennt in einer Urkun :
de von Ng 26 in Gerfen cod. dipl. brand. T. I. p. 144. Daß fie Markgrafen Ludewig zu Brandenburg gehuldiget habe. Ehebeffee war nahe bei der Stadt ein Schloß ; in ders ſelben aber und vor dem Ihor find einige
Nitterfiße oder Burglehne , welche unmittel bar unter dem Herrenmeiſter und derfelben
Regierung ſtehen. Der Herrenmeiſter beruft auch die Prediger hieſigen Orts , und Teret
die Bürgermeiſter und Rathsherren .
《Es iſt
bier auch ein Hofgericht. Die Stadt hat 1759 viele Kriegsdrangſale ausgeſtanden . b . Die Kommenthurei Burſden , auch in
dieſem ſternbergiſchen Kreiſe , welche jáhrlich ungefähr 5000 Rthlr. einbringt. c. Die Kommenthnrei Schiedelbein , wel che in der Neumart liegt , und oben beſchriea ben iſt. Sie trågt des Jahrs ungefähr 2000 Rthlr. ein .
d. Die Kommenthurei ließen , im lebuſi ſchen Streife der Mittelmart , morelbft fie oben beſchrieben worden.
Sic trågt jährlich una
gefähr 700u nehlr. ein. Og 3
e. Die
470
e. Die Kommenthurei Gorgaſt , auch in der Mittelmart im lebufiſchen Kreiſe , welche jährlich ungefähr 5000 Thaler einbringt. f. Die Kommenthurei Werben , in der alten Mart , morelbſt ihrer ſchon gedacht worden. Sie bringt jährlich etwa 1180 Thaa ler ein .
g . Die Kommenthurei Wietersheim , im Umt Sausberg des Fürſtenthums Minden , woſelbſt ich ſie beſchrieben und angezeiget habe,
daß fie jährlich über 2200 Rthlr. einbringe. h. Die Kommenthurei Supplinburg oder
Súpplingenburg , im Fürſtenthum Wolfena búttel , trågt ungefähr 2000 Nehlr, ein. Anmerkung.
Die ehenaligen kommentbureien Neo
merau und Mirau , im Herzogthum Medlen.
burg , find im weſtphaliſchen Frieden den Her . zogen zu Medlenburg zugeleget worden , jes doch mit der Bedingung, daß fie darüber des Drdens Einwilligung ein holen , und die ehe.
maligen Reſponsgelber erlegen rollen.
Die
ehemalige Kommenthurei Wildenbrud in Hina terpoinmern iſt jeßt ein Amt. Die stomnien . thureien Zachau und Strafau im Herzogthum Medienburg i Stargard und Gartan , find
auch verloren gegangen,
(3 ) Semiffe lehen , deren etliche fich vielleicht vom Unfange als ſolche mit dem Dr den verbunden haben , die meiſten aber der
ſelben eigenthümliche Güter geweſen , und ver: äußert
.
471 ,
åußert ſind , ſo daß dem Drben nur das dominium directum vorbehalten worden.
Dahin gehören 3. E. in der Meumark : Dibbernię , leicha holz , Klein-Sander , Buchholz , Ziehingen , Natſchdorf , Biſchoffee , Linſee , Mallom , Selchoro , Schönau, Tamſel, Warnid, u . a. m. Im Herzogthum Croſſen : Topper u. ſ. ro , In der Mittel- und alten Marf: Heiners:
borf und Hadenom , Tempelberg, Tempelhof, Mariendorf, Marienfeld , Ridborf, Hinden ,
burg bei Werben. In Pommern : das Schloß Pánſin , und die dazu gehörigen Dörfer Zar, zig , Wulfom , Balentin , Suchomo, u. a . m. In der Niederlauſiß : Budenfee , Grieſen , u . F. m .
Im Serzogthum Braunſchweig:
Bornin , Gartau , Reda , u. a. m. 4) Fünf Dórfer, welche der Stadt Franta furt an der Dder gehören.
5 ) Folgende adeliche Derter. ( 1 ) Sternberg, ein Städtchen , in wel them das Stamınhaus der Herren von Wina ning iſt. Es brannte 1589 ganz ab. gert gehört es den adelichen familien von Wefens bed und Buderiştı .
(2) Königswalde , ein Städtchen , den Herren von Waldau zugehörig. Bei dem ſel ben iſt ein Ulaunbergwerf , und eine Siedes Gg 4
rei.
1
472
1758 brannte faſt ein Drittheil beffels
rei.
ben ab.
(3) Aurith oder Uhrt , ein Pfarrborf an der Ober , wofelbft fich die Pleiſte in
diefelbe ergießt. Es empfångt folches feit 1695 der Prälat zu Neuengele in der Nies derlaufik von dem König in Preußen zu Tehn.
(4 ) Funfzig adeliche Vorwerke , Guter ' und Dörfer , alb a. Sandom , ein Pfarrdorf an der Pleiſte, welche hier einen Eiſenhammer treibt. b ) Die adelichen Gåter und Derter : Urensdorf , Ballon , ein Pfarrdorf , Bera gen , Biberteich , ein Pfarrborf, Botſchow ein Pfarrdorf, Buchholz, Clausmalbe, Dobs berniß, frauendorf, Gleiſſen , ein Pfarrborf,
Görbitſch , ein Pfarrdorf , Grabow , Gree ben , Sroß : und Klein-Gander , Pfarrbörs
fer, Hammer, Herzogenalbe, ein Pfarrdorf , Hildesheim , Kohlom , ein Pfarrdorf, Rems tan, Kirſchbaum , Klein -Lübbichom , Koleſhen , ein Pfarrborf, Leichholz , lieben , Mallow Matſchborf, ein Pfarrborf, Dſterwalde, Pins now , Nadach, ein Pfarrborf, Nauden , Neis chenwalde, Schmagorer , Schönewalbe, Scho: now , Stubenhagen , Tornom , Wandern ,
Wildenhagen , Ziebingen , ein Pfarrborf. 2. Der
473
2. Der croſſenſche Freib , iſt ein Theil des vormaligen Herzogthums Croſſen , mela ches mit Schleſien unter polniſcher Dberherrs
Ithaft ftand , aber durch den 1339, zwiſchen dem polniſchen König Kafimir dem Großen , und dem bóheimiſchen König Johannes , ers richteten Vertrag , mit dem ábrigen Schleſien , . als zu welchem es gerechnet wurde , unter
die Oberherrſchaft der bóheimiſchen Könige fam. Herzog Deinrich XI von Glogau , wo zu auch Croſſen gehörte , rerte feine Gemahs lin Barbara , Churfürſtens Albrecht zu Bran « . denburg Sochter , zur Erbin ein , batte auch
1472 in der Eheſtiftung ihrem Vater 50000 Dutaten aus dem Herzogthum Croſſen vera ,
ſchrieben. Nach ſeinem 1476 erfolgten Tobe, blieb feine Witme anfangs im Beſitz des
Herzogthums ; eß fam aber wegen deſſelben , zwiſchen dem Hauſe Brandenburg , und dem Herzog Johann von Sagan , Herzogs Heira
rich von Glogau Vaters Bruber zum Krieg, welcher endlich 1482 dergeſtalt beigelegt wur de , daß dem Hauſe Brandenburg das Hera
zogthum Troſſen, wegen der Gelbanforderung, die es nebſt der herzoglichen Witwe Barbara machte , verpfändet wurde. 1538 ward es
dem Churhauſe Brandenburg , als ein bóhei iniſches Lehn , villig abgetreten , und hierauf zu der Neumarf geſchlagen. Die bóheimiſchen Gg .
lehng:
474
lehnsherrlichen Gerechtfame ſowohl, über die. feb Serzogthum alg åber alle übrige dem Churhaufe Brandenburg von vielen Jahren her zugeſtandene fande , Bezirke und Städte, find durch den Berliner Friedensſchluß von
1742 auf ewig aufgehoben worden . Der croſſenſche Kreis , enthalt 1 ) eine immediate Stadt , námlich Träfſen , die Kreißſtadt , welche an der Dder liegt , in die ſich hier der Boberfluß ergießt. Sie iſt der beſtimmte Siß des fós niglichen Vorweſeramts deß Herzogthums Croſs ſen
welches aber unberent iſt , und einer
lutheriſchen geiſtlichen Inſpekzion úber 32 Pfar ren ,
die theils dieſſeit , theils jenſeit der
Dber liegen , und hat ein Schloß. Es ſind hier zwei lutheriſche Kirchen , und eine res formirte , auch findet man hier Suchmanus fakturen. Bei der Stadt wächſt guter Wein ,
und ihr weißes Bier wird weit ausgeführt. Die Stadt iſt 1459 , 1482 , 1581, 1631 und 1708 abgebrannt , und 1759 hat fie von den Kufſen fehr viel erlitten . Dem Ma.
giftrat gehören fünf Dórfer. Um Berge vor Troſſen liegt das Stift St. Andreå , an deffen Kirche zween Predis ger ftehen , von welchen der erſte Probſt
ift , und eine Infpetzion über geriffe Kira den hat.
2) Das
475
2) Daß fdnigliche Amt Croffen, welches begreift
( 1) Bobersberg , ein offenes Eštádtchen an der Bober , in welchem ein adeliches Gut
iſt. Es wird hier gute Topferarbeit verfer 1759 hat es von den Deſtreichern tiget. ſehr viel erlitten.
(2) Deichow , ein Dorf, morelbſt Eiſen fiein gegraben , und auf dem Eiſenhaminer an der Bober verarbeitet wird.
c. Die Pfarrodrfer Merzwieſe , Meuen : dorf , und noch .22 andere Dörfer , auch 5 Vormerke.
3 ) 91 adeliche Säter , Vorwerte und Dörfer , und 2 Städte. Man bemerke ( 1 ) Sommerfeld , eine Stadt , den Here ren von Bredow zugehörig , welche der Stadt Zúdichau mohl nicht viel nachgiebt. Sie hat i mit den Vorſiádten etwas åber 400 Feuers
ftellen. 16.25 brannten 37 Häuſer ab. Es iſt hier eine Suchmanufaftur.
(2) Nothenburg , ein Ståbechen , den Grafen von Rothenburg zugehörig , deren eine Linie in dem Pfarrdorf polniſch Dretkom neben Rothenburg ; die andere aber zu Ult Beutniß , wohnet. An jedem Ort iſt ein fchones Schloß. Es gehören ibien noch ang dere hier belegene Süter und Lerter.
(3 ) Die
476
(3) Die adelichen Güter und Berter : Baubach bei Sominerfeld , und Baubach bei
Troffen , beide Pfarrbórfer , Neu - Beutniß , ein Pfarrdorf , Blumberg , Briedniß , Crea mersborn ,
Cunersdorf
Cunow , Corlar ,
ein Pfarrborf, Daube , Drehnow gegen Schle fien , ein Pfarrdorf , und Drehnow gegen Frankfurt , auch ein Pfarrborf, Deutſch - Nets kow , ein Pfarrdorf, Deutſch - Sagar , ein Pfarrborf Duberow , Fritſchendorf, Gas
blenz , brandenburgiſche Hälfte , Sóhren , ein Pfarrborf, Grieſel , ein Pfarrborf, Gerbs Borf, ein Pfarrborf , Grunom , Grabforo , Guhlom , Heibenov , Sermorvalde , Sturt.
fch oko , Kuhtadel , liebthal, Leitersdorf , ein Pfarrborf , lippen , ein Pfarrdorf , fogau, ein Pfarrborf , Merzdorf , Plaue , ein Pfarrs
dorf, Pommerzig, ein Pfarrdorf, Nadenickel, Nießniß, Schegeln, Schmachtenhagen, Schón : feld , Seedorf, zum Theil føniglich , Siebens
beuten , die Sorge , Sfyren ', Sammendorf, Tornomo , Topper , Trebbichow , Thiemens dorf , ein Pfarrdorf, Treppeln , ein Pfarrs
dorf, Weißig, ein Pfarrdorf, Wendiſch-Wela miß , Bettig , ein Pfarrdorf. 3. Der gillichauiſche reiß , iſt auch ein Ibeil des Berzogthums Croffen , und enthält
1) eine
3
3
477
1 ) eine immediase Stadt , nämlich Zátichau , die Kreisſtadt und den Sir einer geiſtlichen Infpefjion über 11 Pfarrs firchen , welche eine halbe Mieile von der Ober , und ungefähr eben ſo weit von der Dber , in einer niedrigen Ebene , liegt. Die
Stadt an fich ſelbſt hat nur 250 $ åuſer , 1 lutheriſche Pfarrfirche und lateiniſche Schua le , und eine 1768 eingerdeibete reformirte
Kirche , aber 4 große Vorſtådte , nåmlidi die lange Saſſe von 112 Häuſern , nebſt der acuen Kirche , einem anſehnlichen von Michael
Steinbart geſtifteten Waiſenhauſe , welches ſeine eigene Kirche hat , und der grúnbergis ſchen Borſtadt und Sandgaſſe von 64 $ åus fern, den Regl von 63 Häuſern , die neue
Salle , und die Schwiebſer ( Schmiebuſſer ) Gaſſe von 74 Håuſern.
Außer der Stadt
mauer liegt ein königliches Schloß , welches mit Wal, Mauer und Sraben umgeben iſt, und von dem Umtökaſtrer deb hieſigen fønig lichen Umts bewohnt wird. Es ſind zu Zúls lichau gute Manufakturen. Der Stadtfåms merei geboren 2 Vormerke. 1557 und 1633 brannte die ganze Stadt ab , und 1624 und 1685 litte ſie auch großen Brandſchaden. 1759 litte ſie don den Kuſſen ſehr viel. 2) Dað fånigliche Umt zůlichau , zu welchem 4 Vormerke , 4 Dörfer , und die gruilo
478
grúnberger Vorſtadt und fchwiebſer Gaffe bei der Stadt Búllichau gehören , und mel chef feinen Siß auf dem alten Schloß bei der Stadt hat. Bei dem Dorf Glauche vers einigt fich die Ober mit der Ober. 3 ) Folgende adeliche Derter. (1) Friderichdhulde , ein Marktfleden welcher von 1712 an nach und nach auf demi Grunde des Dorfs Trebſchen , von leur ten , die aus Schleſien und Polen um der
Relligion willen weggegangen , iſt aufgebauet worden , und vom König Stadtgerechtigkeit erlangt hat. Weil aber das Dorf Trebſchen nach Padligar von Alters her eingepfarret gerweſen , ſo hat das Dberkonfiftorium 1770 erkannt , das auch Friderichshulde zu Padlia
gar eingepfarret ſer. Er gehört der Famis lie von Troſchke.
(2) 23 adeliche Súter und Dörfer , als , Buctor , ein Pfarrborf, Glogſen , Suhren, Golgen , Seinersdorf, ehebeſſen Hennersdorf,
ein Pfarrborf, Kalzig , ein Pfarrdorf, Ray, bei welchem 1759 ein Gefecht zwiſchen dem
preufiſchen und rußiſchen Kriegsheer vorfiel , welches fich bis theil der Nuſjen ein Pfarrdorf , oder Mohrow ,
Palzig zog , und zum Vors endigie , Kábmen , Alemzig , Bangıneil , focom , Mohſe ein Pfarrdorf , Morzig oder
Murzig , Nidern , ein Pfarrtorf, Oblath , Dfirişi
479
Dftrin, Padligar, ein Pfarrdorf, Nadewitſch, Schmollen , ein Pfarrborf, Schönborn , ein 1 Pfarrdorf.
4. Der cotbufiſche Kreiß , ober das Weichbild Corbus und Peiß , iſt ein Stück der Niederlauſitz , welches Churfürfi Friderich
der Zweite, als er 1462 die übrige Lauſitz an die Krone Bóheim wieder abgetreten » behalten , und von dem bóheimiſchen König
Georg zu lehr empfangen hat. Dieſe bo heimiſche Lehnsherrlichkeit iſt durch den Ber: liner , Frieden von 1742 ganz aufgehoben worden .
Der Kreis enthalt 115 Dórfer.
Die Einwohner ſprechen alle wendifch. In dieſem Kreiſe wird viel Eiſenſtein gegraben . Er begreift 1) zwei immediate Städte , nåmlich
( 1) Cotbus , die Kreiéſtadt , welche an der Spree liegt. Sie iſt der Siß der fånig lichen Landeshauptmannſchaft (Die aber jeßt unbeſert iſt , ) drei lutheriſche Kirchen , eine
Kirche, deren ſich die vereinigte deutſche und franzöſiſche reformirte Gemeine bedient , eine
lutheriſche geiſtliche Inſpekzion über 20 Pfarrs kirchen , eine reformirte geiſtliche Inſpekzion, eine lateiniſche Schule , und gute Suchmanu fafturen . 1468, 1470 , 1597 , 16@o und
1671. tft fie ganz abgebrannt. 1759 fam ihr der Aufenthalt und Beſuch der óſtreichi. ſchen
486
ſchen Striegsoólfer fehr hoch zu ſtehen . Die Kammerei bilißt z Dórfer , und ein Untheit an einem vierten.
(2) . Pein , eine kleine Stadt am Flus Rala , melcher in die Spree geht.
i6t6
brannte ſie ab. 1758 und 1759 wurde fie von den Deftreichern durch Kapitulacion- ein genommen , aber bald wieder verlaſſen . Ja
der nächſtfolgenden Zeit find ihre Wale in den Sraben geworfen worden , und die Stadt hat aufgehört , ein befeſtigter Ort zu feyni Bei derſelben find Eiſenhammer , dahin der Eiſenftein , welcher in den Aemtern Cots bu8 und Peiß håufig , am beſten aber bei
den Dörfern Burg und Werben gegrabea worden gebracht wird. Sie wurden 1759 bon den Deſtreichern zerſtöret. 2) Drei fónigliche Aemter. ( 1 ) Das Amt Cotbus , gehört in Anſe hung der Kontribuzion zur Neumark , ſteht aber ſonſt unter der churmårfiſchen Kriegs und Domainenkammer . El begreift 12 Der ter , nämlich die cotbufifchen Vorſtådte Brun ſchwig, Dſtrow und Sandom , und .. Dörfer. ( 2 ) Das Amt Sylom , welches zwar auch zur Neumark gehört , aber unter der thurmáttiſchen Kriegs - und Domainenfammer ſteht.
Beim Amt iſt ein Vorwerk und Dorf, außer
486
außer welcher nodi ein Borwert und 2 Dóra fer zu dieſem Amt gehören.
(3 ) Das Amt Peite , welches außer ebo aem Vorroert und einem Eiſenhüttenwert , 21 Dörfer begreift.
3) 89 aduliche Gáter , Dormerke unt
Dörfer, als : Almofen , Babow , Bahnba dorf, Biſchborf, Breſinchen, Branig, Brah .
me oder Brahmom , Brieſen , ein Pfarrdorf,
3
Buchholz ,' Caſel oder Rahſel , Catelor , Comptendorf , ein Pfarrborf, Domsdorf Dobberig, Driešnig .. Eichowo, Gablenz, Gabi len , Gabry oder Sari , Sallinchen , Geiſena borf , Gohre oder Gobro , Soßba , Saba len ; Groß- und Klein -Oking , Salom , Jeſo ſen ; Simersdorf, Kalzig i ein Pfarrdorf ,,
Groß- und Klein-Dóbbern , belde Pfarrboro 1
fer , Groß- und Klein - Lieskon , jenes ein Pfarrborf , Klinge , Koppaß , Mahren , ein Pfarrborf , kaaſom , ein Parrdorf , faubs ſtorf , Peuthett ober leiten , ein Pfarrborfi findchen , Lúbochon oder libbicom , Mato tendorf , Miſchen , Deuhauſen , PeterShayn , ein Pfarrborf, reffen , Nogokna , Ruben
Schlichochi Schorbus , ein Pfarrdorf , Será gen , Strabow , ein Pfarrborf , Tornold , ein Pfarrborf, Erebendorf , Werben , ein Pfarrborf , Windborf , Wolfenberg. Bård
Erobefor. 10, 8 :
$6
Pott
482
Von den Herzogen zu Sach : ſen erneſtiniſcher Linie überhaupt.
§. I.
Es ift fichon oben erzählet worden , daß Friderich des Zweiten , Churfürſten zu Sachſen , Söhne , Ernſt und Albrecht , im fáchfiſchen Hauſe 2 Hauptlinien geſtiftet haa ben , nåmlich der erſte die erneſtiniſche , und der zweite die albertiniſche. Jene befas an. fänglich die Churmurde, welche Churfürft Ernſt
auf ſeinen Sohn , Friderich den Weiſen , dies fer auf ſeinen Sohn , Johann Den Beſtandia
gen , und dieſer auf ſeinen Sohn , Johann Friderich , vererbte , welcher 1547 vom Kais fer Karl v in die Acht erflårt , der Chur: wurde und aller ſeiner lander beraubt wurde,
die Herzog Moriß von der albertiniſchen linie bekam , der aber des geroefenen Churfú ft'n Johann Friderich Kindern 50000 Gülden ( jeden ju 21 Ggr. gerechnet , ) jährlicher Einfünfte laſſen , und zur Erſtattung derfel ben
7
1
si
483
ben ihnen geriffe Lemter , Städte , Fleder und Güter zugeſtehen mußte. Dieſe waren das Amt Gerſtungen , das Amt Breitenbach , Johann Friderichs Antheil an Berta , wie
er ſolches vorher gehabt , die Stadt Eiſenach, Das Schloß und Umt Kartburg , der rechøts
Theil an Trefurt und der Theil von Salzuns gen , wie ſolche Theile Johann Friderich vors bin beſeſſen , Amt , Schloß und Stadt Weis
mar, Umt und Schloß Tenneberg, Stadt Waltershauſen , Stadt. Kala , famt dem Sdloß und Umt leuchtenberg , Schloß und Amt Roba., Stadt Drlamúnde, Amt, Stadt und Schloß gena , Schloß , Amt und fleden Kappelndorf, Schloß , Amt und Dorf Rose la , Schloß und Aint Wachſenburg , daß Ger leit zu Wügendorf, Amt, Schloß und Stadts
chen Dornburg , und das Umt Camburg , welche zwei Aemter vormals Herzog Morin gehabt hatte , Stadt Buttſtadt , Butterſtått, das Umt safelbft , daß vorhin gehabte Un.
theil an dem Schußgelde zu Erfurt , das Ger leit zu Erfurt , wie es bisher dem Hauſe Sachſen gehört , die Jagdhäuſer und Dóra fer Fridebach , Summelshayn , Trunfenbora, bie Aemter Arnshaug , Wenda und Ziegena
rúc , die Kidſter Georgenthal í Seußdorf, Reinhardsbrunn , Eltersberg , Ichtershauſen, Bárgel , lausniß und Wallich. Es betam 25 2 auch
484
auch der gefangene Churfürfi gobatin Fribe rich die Stadt , das Schloß und Uint Gotha
zurück ; der Kaiſer erklärte fich auch , daß er derfelben Kinder beim ruhigen Belit der Rehn fchaft Saalfeld laſſen wolle, ungeachtet ſie
ihm , als von der Krone Bóheim herrührend, rechtmäßig verfallen máre.
Es machte fida
gwar der unglüdliche Churfürſt die Hoffnung, dic Chur wieder auf ſein Haus zu bringen , fie mar aber bergeblich , und der , nach des neuen Churfürften Mioriß Tode, zu dieſem
Ende angeſtellte Verſuch , war auch umſonſt, imdem demſelben fein Bruder Auguft folgte. Mit diefem aber murbe 1554 zu Naumburg ,
durch königliche Dániſche Vermittelung , ein Vergleich getroffen , und in demſelben nicht
nur die Erbeinigung und Erbverbi úderung zwiſchen der ' albertiniſchen und erneſtiniſchen Linie erneuert, ſondern eß trat auch Churfürft Nuguſt an Herzog Johann Friderich und feine
Söhne , nachfolgende Aemør , Städte und Gerechtigkeiten ab , nämlich die Hemter Sachs fenburg und Herbisleben , die Stadt Tennis Ratt ausgenommen , das Amt Elfenberg , die
der Schule zur Pforte zugehörigen Dörfer Flemmingen und Aldenburg , das Geholz Buchholz und die landſtraffe von Weißenfels und Naumburg bis Edartsberg ausgenommeli , Schloß , Stadt und Umt. Altenburet , mit sen
1를
485
den Fleden Pudau und Schmollen , und den
von Udel, die ins Amt gehören , und Umts faffen ſind. Die Reichsanfchläge , welche ben ráchfiſchen Landen hafteten , wurden theilet. Es trat auch, Churfürſt Auguſt die erneſtinifdhe finie , feine Gerechtigkeit
auf ge: an zur
Einlöſung des Amts Aönigsberg in Franken, ſamt der Lehnſchaft , Dberbotmáßigteit , una aller Serechtigkeit, Folge und Steuer , die er an dem Amt Auſtett hatte, ab. Und oba gleich Churfürſt Auguſt dem Herzog Johann Friderich den Titel eines gebornen Churfürs
ften gab , ſo verſprachen doch dieſes Sohne, daß ſie denſelben , und den Titel , Burggraf ju Magdeburg , nicht gebrauchen wollten , To lange Churfürſtens Auguſt männliche feia beb -lengerben am Leben ſeyn würden , bes
Hen fie auch ſolchen Titel ohne Weigerung geben wollten.
§. 2. Nach Herzog8 Johann Friderich & Abſterben , war die erneftiniſche Hauptlinie
in unterſchiedene Nebenlinien gechellet, von welchen pier anzumerken find , nämlich die
alte gothaiſde , die altenburgiſche , die weia 1
1
mariſohe , und die neue gothaiſche ; die zwei prſten Farben aus , die zwei lekten aber blühen noch. Deb unglüdlichen Johann Fris DerichsSohn , Johann Friderich Der Zweiter
fiftete, die alte gothaiſche finie. 9h 3
Weil er aber
486
aber den som Raifer in die Acht, erklärten Mørber des würzburgiſchen Biſchofs , Wila belm von Grumbach , in Schus nahm , mura be er 1566 aud in die Acht erklärt , und
Derſelben Dollziehung dem Churfürſten Aus guſt aufgetragen , welcher die Stadt Gotha
und Feſtung Grimmenſtein 1567 einnahm : ber gefangene Herzog aber ſtarb zu Stene in Ober - Deſtreich. Dem Churfürſten Auguſt wurden zur Sicherheit wegen der Erfeßung der aufgewandten Kriegskoſten , die herzog
lichen , Kemter Wenda , Arndhaug, Ziegens rúd und Sachſendorf unter dem Namen der affekurirten Aemter verpfändet , und lange hernach der Churlinie von der erneftiniſchen
linie mit allen Gerechtigkeiten eigenthümlich überlaſſen. Von Herzogs Johann Friderich pes Zweiten Söhnen , betam Johann Caſimir Coburg , und Johann Ernſt Eiſenach , und mit ihnen gieng die alte gothaiſche Linie aus,
Die altenburgiſche Linie , ſtiftete Friderichs Wilhelm der Erſte 15731 ein Sohn Here
zog8 Johann Wilhelm zu Weimar , und en. digte deffen Enkel , Friderich Wilhelm der Dritte ; 1672 .
9. g . Die noch blühende meimariſche Rinie, hat Johann Wilhelm , ein Bruder deß una
glücklichen Johann Friderich angefangen,
deb . Zweiten
Beide Brüder verglichen fich 1566
487
1566 megen einer Theilung der Lånder in den weimariſchen und foburgiſchen Theil , dar
von jener Johann Friderichen dem Zweiten , alb dem áltern , und dieſer Johann Wils belm , als dem jüngern , jedoch jedem nur auf drei Jahre , nebſt aller fexftlichen Obrig:
feit , eingeräumet , nach Beifließung ſolcher drei Jahre aber mit den Landestheilen , Nes gierung und Hofhaltung umgemechſelt werden foue. Als Herzog Johann Friderich der
Zweite im folgenden Jahr in die Gefangen fchaft gerieth , mußte Johann Wilhelmen das ganze Land huldigen ; 1572 aber wurden Gotha , Eiſenach und Coburg des gefangenen Herzoge beiden Söhnen wieder gegeben. Von
Johann Wilhelms gmei Söhnen , errichtete Friderich Wilhelm eben angezeigtermaßen die altenburgiſche finie , und Johannes pflanzte die weimariſche Linie fort , ja von ihm ftama men alle jent noch lebende Serzoge der ers neftinifchen Hauptlinie her. Bon ſeinen 11 Söhnen feste Wilfélm die meimariſche finie fort. Albrecht fieng die eiſenachiſche Linie an, und endigte fie , und Ernſt ſtiftete sie go thaiſche finie.
§. 4. Serzog Wilhelm , welcher die meis Mariſche Rinie fortpflanzte, erbte einen Theil 6c6 fandes feines Bruders , Herzog Albrechts zu Eiſenach , und farb 1662. Von ſeinen 9h 4 Sob
488
edhnen find Johann Ernſt , Adolph Wil. belm , Johann Georg , und Bernhard ju bemerken.
Sie theilten fick in die våterii,
ehen und angefallenen eiſenachiſchen und als tenburgiſchen Lande alſo , daß zwar ein jeder eine beſondere Regierung anſtellte , unter dem Direktorio Des dlteſten Bruberß aber eine geſamte geheime Rathsſtube und Kanzlei vera ordnet murde. Johann Ernſt femte dię wci mariſche finie fort, ſtarb 1683 , und hatte feinen Sohn , Herzog Wilhelm Ernſt , zum Nachfolger , w : Icher regierender landesfürſt
und Direktor beide weimarifchen und eiſenachi Ichen Haufes war ,
feine fande Burd das
ihm zugefallene Antheil an der altenburgiſchen
und jenaiſchen Erbrichaft vermelyrte , und Ens gern und Weſtphalen zum erſtenmal in den Titel brachte. Er ſtarb 1728. Sein jän
gerer Bruder , Herzog Johann Ernſt, res gierte feinen Landebantheil , bekam auch 1691 von dem jenaiſchen Landesantheil in Anſehung der Eintánfte einige Stade , unb ftarb 1707, Ihm folgte fein álterer Sohn , Herzog Ernſt Uuguft, welcher , nach des vorhin genannter
Herzog8 Wilhelm Ernſt Sobe , die Regierung åber das ganze Fürſtenthum Weimar erhielt, auch 1741 Eiſenach und Jeng erbte , und
1748 ſtarb. Sein Sohn und Nachfolger , Berzog Ernft Uuguft Konſtantin , ift 1758
489
frühzeitig geſto -ben , und hat zwei Prinzen hintalaren , deren einer nach des Herrn Ba . ters Kobe geboren iſt. Der Erbprinz und jeßige regierende Fürft heißt Karl Auguſt.
Herzog Wilhelm oben genannte Söhne , Udolph Wilhelm und Johaun Seorg , ſtiftes ten die eiſenaichiſche finie; der zweite übers
lebte der erſten , und bekam das ganze Fúra ſtenthum Eiſenach. Jom folgte ſein Sohn Johann Wilhelm , und dieſem ſein Sohn , $ erzog W.lhelm Heinrich , mit weldem 1741 Die eiſenachiſche Linie abgieng, und 6a8 Fúra ftenthum Eiſenach an die meimariſche linie
fiel. Herzogs Wilhelm oben genannter Sohn Bernhard , fieng gmar die jenaiſche finie an, fie endigte ſich aber wieder mit ſeinem Sohn Johann Wilhelm , welcher 1690 ſtarb. $. g. Die neue oder heutige gothaiſche finie der erneſtiniſden Hauptlinie , ſtiftete
der oben (s. 3.) genannte Herzog Ernſt der Gottſelige , welcher ein vortreflicher Regent war , zwar anfänglich nur die demter Gotha, Lenneberg , Georgenthal und Schwarzwald,
Reinhardsbrun , Wachſenburg und Ichters bauſen , Königsberg und Tondorf beſaß , aber 1644 Nach dem Tode feines Bruders Albrecht das balse Fürſtenthum Erfenach , unb 1672 nach Friderich Wilhem Ab terben ,
Sie fürftenthümer Altenburg und Coburg erb. 965
1
490
te , jedoch den vierten Theil derfelben an die weimariſchen Vettern gutwilig åberließ.
Er 'ſtarb 1675 , und hinterließ zu feinen drei Reichsfürſtenthümern , Gotha, Altenburg und Coburg , und zu ſeinem unmittelbaren Untheil
an der gefürſteten Grafſchaft Henneberg , fies ben Söhne , welche anfänglich , vermoge vår terlicher Verordnung , gemeinſchaftlich regiera ten , 1680 aber villig theilten , ſo daß ein jeder ein beſondered landebantheil , theils mit aller Reichshoheit , theils nur mit gewiſs fen Regalien, erblich bekam . Der älteſte Her zog Friderich bekam das beſte Antheil , und war regierender Herr , Herzog Albrecht hatte
Coburg , und Herzog Bernhard Meiningen mit aller fürſtlichen Hoheit und ganz unabs
hängig in Befit ; Herzog þeinrich bekam die Qemter und Städte Mömhild und Königsberg,
( welches leßte er aber nachgehends durch einen beſondern Rezeß an Herzog Ernft zu
Hildburgshauſen abtrat,) das Amt oder die Nelerei Behrungen , den HofMilz , und die heimgefallenen echteriſchen Leben ; Herzog Chris ſtian die demter und Stadte Eiſenberg i Ron neburg , Noda und Camburg ; Herzog Ernſt die Aemter und Stadte Seldburg , Hildburgse bauſen , Eiffeld , Beilddorf und Schaltau ; Herzog Johann Ernft das Amt , Stift und Sted: Saalfeld, Amt und Stadt Grafenthal, Umt
491
Umt Bella und Stadt " Lehften , auch nachges bends durch einen beſondern Rezeß die Stadt sposned . Von den nach Herzogs Albrecht. gode über den coburgiſchen Anfall entſtan . benen Streitigkeiten wird unten beim Fürſten : thum Coburg Nachricht erfolgen. 2
$. 6. Von den unterſchiedenen Linien ,
in welche ſich die gothaiſche Linie getheilet
hat , iſt fürzlich folgendes zu bemerken : Friderich der Erſte , regierender Herzog
zu Gotha, hatte feinen Sohn Friderich bin Zweiten zum Nachfolger , welchen und alle Prinzen dief:8 Haufed , der Kaiſer 1676 im achtzehnten Jahr für múndig erklärte. führte das Recht der Erftgeburt ein. Ihm
folgte 1732 - fein Sohn , Herzog Friderich ber Dritte , und diefem ſein Sohn , Herzog Ernſt Lubervig.
Bernhard , regierender Serzog zu Mei. ningen , wohnte anfänglich zu Hildburgshau: fen , verlegte aber nachmals ſeinen Się nady Meiningen.
Ihm folgte 1706 ſein Sohn ,
Serzog Ernſt Luderoig , dieſem rein Sohn ,
Herzog Anton Ulrich , und dieſem Fein Soon, Herzog Auguſt Friderich Karl Wilhelm . Die Lande dieſer Linie gehören größtentheils zum fråntiſchen Kreiſe ; denn fie find ein Theil
ber gefürſteten Grafſchaft Senneberg. bera
497
Berzog Heinrich ſtiftete die rómhildiſche finie , welde aber 1710 mit ihm außgieng. Die eiſenbergiſche Linie fieng mit Herzog Chria ftian an , und hörete 1707 mit ihm auf. Herzog Ernſt war der Urheber der hilds burgshauſenfchen finie , welche anfänglich die eiffeldiſche hieß. Er brachte durch ſeine Ge mahlin , Sophie Henriette , Fürſten Georg Friderich $ ju Walbec Tochter , die Herr= fchaft Eulenburg in den vereinigten Nieders landen an ſeir Haus , welche jeßt dem Erbs 1
ſtatthalter der dereinigten Niederlande gehört.
Shm folgte ſein Sohn , Herzog Ernſt Fribeo rich ; und dieſem 1748 ſein Sohn , Serzog Ernſt Friderich Karl , jest regierender Sera .
jog zu Hildburgshauſen . Herzog Johann Ernſt war der Stifter der faalfeldiſchen linie , nach deffen 1729 erfolgtem Tode ſeine Söhne , dic Herzoge Chriftian Ernſt und Franz Joſias , gemeina
fchaftlich regierten , biß jener 1745 ſtarb , worauf dieſer die vollige Regierung antrat , und feinen Wohnfig von Saalfeld nach Co.
burg verlegte. Ihm folgte ſein Sohn , Jo hann Friderich , als regierender Herzog zu Coburg > Saalfeld .
§. 7. Der Titel aller Herzoge der erne
Miniſchen finie iſt , Herzoge zu Sachfen ,
Júlio , Clepe und Berg , auch Engern und Tell
493
Weſtphalen, tandgrafen in Thüringen, Marle grafen zu Meiffen , gefárftete Grafen -gu Serta neberg , Grafen zu der Mart und Napenda berg , Herren zu Ravenſtein , wozu im Titel des gothaiſchen Haufeß noch fommt : Herres zu Tonna. Das Wappen iſt dem churſáchfie fchen mehrentheils gleich. $. 8. In der Reichématritel tommen fola
gende Anſchläge wegen der lånber der ernes ftiniſchen Hauptlinie oor. Sachſen-Altenburg giebt zu einem Nomermonat 228 Fl. und wegen der coburgiſchen Pflege 105 Fl. 20 Kr. Sachſen - Weimar 219 Fl. 20 St. Sacrena Gotha 21y 8l. 20 Kr.
Hierbei zieht Sache
fen -Altenburg auch die ehemalige Abtei Saala feld aus , welche zu 76 Fl. angeſchlagen geo
weſen. Zu einem Kammerziel giebt Sadyfena
Weimar 58 Nthlr. 167 Sr. Sachſen - Eife nach eben po piel ; Sachfen - Hildburgshauſen wegen Coburg und einiger gothaiſchen Uemter
25 Rthlr. 17 Kr. Sachſencoburg-Meininger 12 Rthlr. 467 Kr. Sachſencoburg-Saalfelt 18 Nthlr. 71 år. Sachſen -Gotha 62 Kthſt. 64 Ir. Sachſen - Sotha wegen Altenburg, 76 Rthlr. 56 Sr.
9. 9. Von dem Bergleich , welcher 1704 zwiſchen den förſtlich-fächſiſchen Säuſern , moes gen des Ranges und der Drdnung der Stims men auf Meichs- und Kreiftagen , getroffen more
494
worben , habe ich schon oben einige Nachricht ertheilet. . 10. Die geſamten Linien der erneſti. niſchen Hauptlinie befigen in Gemeinſchaft : 1 die Mitbelehnſchaft an allen Fürſtenthus mern und Ländern. 2 ) Titel und Wappen.
3 ) Das Direktorium in Reichs- und Kreisa fachen. 4) Die Anwartſchaft auf die Graf ſchaften jſenburg und Büdingen. 5 ) Die Univerſitát , daß Hofgericht und den Schópa
penſtuhl zu Jena. 6) Golds und Silbera bergwerfe. 7 ) Das Archiv zu Weimar. %) Die Belehnung der Grafen und Herren. Sie find insgeſamt der. evangeliſch - lutheris ſchen Kirche zwgethan , zu welcher ſich auch ihre Unterthanen bekennen.
Das Fürſtenthum Weimar. §.
I.
.
an findet eine Abbildung des Fürften .
thums Weimar auf den Landcharten
von der Landgrafſchaft TSúringen , und von dem
495
sem ſogenannten Ofichåringen , welche die bomanniſchen Erben , jene 1738, und dieſe
1747, ans Licht geſtellet haben , und im Uta las von Deutſchland Mum . 51 und 55 auga machen. Die zweite iſt ain brauchbarſten. $. 2. Es liegt alſo in Thüringen , und zwar an der Ilm , welche dieſes fúrſtenthum der fånge nach durchfließt , und gleich dars auf , nachdem ſie daſſelbige verlaſſen hat , in die Saale geht , an welcher auch einige Gegenden dieſes Fürſtenthums liegen. Die fange des zuſammenhangenden Strich deſſela ben , daß Antheil an dem Rande der ehemaa
ligen jenaiſden Linie mitgerechnet , beträgt ungefähr reche , und die größte Breite derſela ben fánfMeilen ; e$ liegen aber noch betrådte liche Stúde von dem größten Sheil abgeſona dert.
$. 3. Za den meimariſchen Landtageu wera den die Fürſten zu Schwarzburg , die Prálas
ten, die Mitterſchaft und die fanzleiſáßigen Stadte berufen .
$. 4. Der Herzog von Sachſen -Weimar
bat wegen des Fürſtenthums Weimar , foa wohl im Reichsfürſtenrath , als auf den obers ſáchſiſchen Kreistagen , eine Stimme. $. 5. Die fürſtlichen Kollegia find ,
bie
geheime Rathsſtube , die Regierung und Kanga lei ,
496
lei , ba$ Oberkonfiftorium , die Rentfätnther, und das Landſchaftstollegium . f . 6. Das Fürſtenthum befieht aus fola genden Städten und Aemtern . 1. Die Stadt und das Amt Weimar.
1. Weimar , die Saupt . unb fürftliche Reſidenzſtadt , liegt in einem Ghal an der
gim , und hat 723 Hauſer. Das ſogenannte neue Schloß oder die Wilhelmsburg, hat Her zog Wilhelm der Vierte erbauet , und 1651
den Grund dazu gelegt. Es iſt 1774 abges brannt bis auf den Thurm , das Negieranges
und Konfiftorialgebåude und das Haliptarchiv, wach ; und damals iſt die Regiſtratur der Rentfammer , das Bilderkabinet , und die Mufitfammer , nebſt vitlen foſtbaren Semål: den , Tapeten , Betten und andern Mobi: lien , ein Raub der Flammen geworden . Die Schloßfirche iſt die Himmelsburg genennst
worden , und in defeiben find zwei fürſtliche Das ſogenannte franzöſiſche Schlolchen , hat Herzog Johann
Begräbniſſe anzutreffen.
Wilhelm oor 1562-1569 nach dem Muſter des ihm in fra treich von R. Heinrich Il zu
Chatillon fur Seine geſchenkten Schloſſes ers bauet. Pon 1700 an ward es gang verán dirt , und 1700 die herzogliche Bibliothek
dahin gebradt. Das ſogenannte alte oder tothe Schloß hat erzog Johann Wilhelm Bite 1
I
497
Witme , Dorothea Suſanna , erbauet , und bis an ihr Ende darin gewohnt. CS fteht gleich neben dem vorhergehenden. Das Gara
tenhaus iſt ein fuſhaus , welches Serzog Johann Ernſt 1638 eine geraume Zeit bes wohnt hat.
An der Haupt- und Stadttirds
ſteht der Seneralſuperintendent des Fürſten thums Weimar , als Dberpfarrer. In Ders felben liegt vor dem boben Altar Churfürft
Johann triderich nebſt ſeiner Gemahlin bea graben ; eß iſt auch in dieſer Kirche das áltes
re fúrſtliche Erbbegräbniß. Die St Jafobba firche iſt die zweite Pfarrkirche. Das Semi narium hat Herzog Wilhelm Ernſt 1726 era
richtet , auch 1712 die ehemalige lateiniſche Schule zu einem Goinnaſio erhobet , melches
Wilhelmo-Erneſtinum genannt wird. Das -Zucht- und Waiſenhaus ift 1713 erbauet worden. Der Verfaſſer der Sammlungen zu í
der Geſchichte Thüringens , beſonders der Stadt Weimar , glaubet , daß dieſer Drt ſchon 933 eine Stadt gew ſen rem.
Kaiſer
Otto der Zweite hat hier im Jahr y75 einen Reichstag gehalten.
1299 brannte die Stadt
faſt ganz , und 1424 die Hälfte derſelben ab. 1613 wurde ſie von einer erſchredlichen Waffer fluth febr . beſchadiget. 1618 erlitte ſie wieder großen Brandſchaden . Vor Alters bat fie einen Stamm der Srafen von Orla คา น์ ne gi Búrch . Erdbeschr, 20. B.
?
498
múnbe zugehört. 1569 verkaufte Herzog Jo bann Wilhelm der Stadt die Erbgerichte und andere Gerechtigkeiten des Angriffs in peins lichen Fåten , mit gewiſſer Maß und Seſtalt in und vor der Stadt, ſo weit ſich ihr Weich bild erſtredt.
Jenſeits der Jim liegt auf einem Berge die alte Burg oder der Hornſtein , wofelbft der weimariſche Stamm der Grafen von Dr lamúnde ſeinen Wohnſig gehabt hat.
2. Ettersburg, ein Dorf mit einem für ſta lichen Jagdſchloß. 3. Mellingen , ſonft Møllingen , und Melding , ein Dorf, an der Jim , iſt ehe beſſen ein Marftflecken geweſen , auch wohl ein Städtchen genannt worden. Von dem ſelben hat vor Alterð ein abeliches Geſchlecht den Namen geführt. 4. Groß-Obringen , Taubach , Nieder Grønſtedt , Truſtedt , und noch 16 andere Dörfer.
5. In dem Umt Weimar find die ades liche Pflege Denſtedt von 4 Dörfern , die Pflege Schmerſtedt von 4 Dórfern, und über haupt 24 adeliche Derter. II. Das Amt Ober : Weimar.
1. Ober : Weimar , ein Dorf an der lm,
2. Bei.
499
2. Beloebere, ein landeßfärftliches lufta fchloß , ungefähr eine halbe Stunde von Weis mar , welches Herzog Ernſt Auguft erbauet hat. In dem fchönen Garten iſt eine ana ſehnliche Drangerie.
3. Die Dörfer Ehringsdorf und Umpfen ftebt. III. Das Amt Cransdorf , von 5 Ders tern .
1. Groß- Cransdorf , oder Crondborf , ein Dorf an der Ilm , mit einem landesfúrſts lichen Hauſe.
2. Klein - Transdorf, Débritſchen, Schor. dorf und Wiegendorf , Dörfer. IV. Das Amt Beifa , welches ehedefien eine Herrſchaft geweſen iſt , und , Derter enthalt 1. Berka , ein Städtchen an der Ilm , welches Herzog Johannes 1605 und 1608 den von Wißleben abgekauft hat , die es pon den Grafen von Gleichen zu Afterlehn getra gen . Micht weit Davon liegt ein Schloß. 1431 brannte das Stadtchen faſt ganz , und 1674 guten Theils ab. Es iſt hier ein Kloſter gea weſen .
2. St. Georgen zu München , ein ehe maliges Klofter.
3. Eichelborn , ein Dorf. gia
V. Dab
B
500 V. Das Amt Nofla , ift nach dem Bode
Herzogs Sriderich Wilhelm des Dritten zu Als tenburg , an Sachſen -Weimar gefallen. Das hin gehören 1. Die Dörfer Nieder- und Dber-Roß la. 39 jenem , melches an der Jim liegt , und das größte iſt , weil es 94 Såuſer hat, iſt das Amthaus und ein Schloß, und in dieſem ein Freigut. Dieſe Derter nebſt noch einigen Dörfern haben vor Alter8 den Her ren von Roßla gehört. 2. Sulze , ein Städtchen an der Jim , melches 1541 und 1682 großen Theils atg brannt iſt. Es hat 192 Häufer. Daß nahe bei demſelben befindliche Salzwert , gehört dem Haufe Sadiſen : Gotha. Die Derter Berg Sulze und Dorf Sulze gehören auch zu dies ſem Amt.
3. Widerøftebt, ein Dorf an der gim , von 130 Häuſern.
4. Die Vogtei Gebſtebt, von 3
Dór
fern . VI. Das Amt Brembad und Hardible
ben , welches von 1650 bis 1673 an die von Uffeln verpfändet geweſen iſt , enthält 1. Die Dörfer Grof - Brembad , und
Dlbcrsleben , ( ehedem Albrechtsleben ) an der lopie , jenes von 154 , dieſe8 von 130 Häuſern . 2. Har
501
2. Har bibleben , ein Kirchdorf an der Poffe , don 130 Häuſern , mit einem fúrſtli chen Schloß und Amthaug. 1679 brannten das Schloß mit dem Borwert , die Kirche , die Pfarrſchule und 51 Wohnhåuſer ab. 3. Naſtenberg , ein Stadtchen und mů. ftes Bergſchloß an der Poſſe ; jenes hat 149 1 Stadtrecht erhalten , und 1636 iſt es faſt
ganz abgebrannt. Es hat 180 Häuſer. Manſtedt , an der Porfe , ein Dorf von 183 Häuſern.
VII. Das Amt Capellendorf.
1. Magdala oder Madela , ein Städta chen von 124 Häuſern , welches vor Alters ſeine eigene Herren gehabt hat , die ſich do: don benannt haben , hernach aber an die Grafen von Drlamúnde gekommen , von dies
ren 1428 an Grafen Heinrich zu Schwarza
burg berpfändet, und 1480 vom Herzog Wila 1
1
>
helm III zu Sachſen wieder eingeldſet woors den iſt. 1663 brannten 50 Wohnhäuſer ab.
zwiſchen dem hieſigen Math und dem Amt Weimar ift 1582 ein Vertrag wegen der
Erbgerichte aufge:ichtet , und von der fürfts lidhen Regierung zu Weimar beſtåtigt mor: den.
2. Capelindorf, auch Rappelndorf, Raps
pendorf, ein Dorf , 'welches ehedeſſen eine Stadt geweſen ift , und ein Nonnenfloſter Zis
1
5.2
Bifterzienſerordens , wie auch ein Schloß gee habt hat.
Um 120 2 'ſtund dieſer Drt den
Durggrafen von Kirchberg zu.
1346 oder
1352 kam er an die Stadt Erfurt , welche
ihn nebſt dem Amt eine Zeitlang an die oon Bigthum verpfändete , und 1508 an Chura
fürſten Jriderich zu Sachſen und ſeinen Brus der Herzog Johannes für 8000 Goldgålden miederläuflich überließ.
1534 wurde der
Pfandſchilling durch 4000 Gülben erhobet ; und der Ort und das Amt iſt beſtändig bei dem Hauſe Sachſen geblieben , auch 1667 von dem Rath zu Erfurt an das fürſtliche Saus Weimar erblich abgetreten worden . 3. Die Dörfer Solmſtedt , Hermſtedt , Hobra , u. a. m.
VIII. Das Umt Heusdorf, hat ehedeffen der jenaiſden linie aus der altenburgiſchen
Erbſchaft zugehört. Es begreift die Dörfer : Heusdorf , woſelbſt ein Kloſter geweſen iſt , Naundorf, Schotte , und noch 2 andea
re , Herreren , Steben und Stebriß. IX. Das Amt Dornburg , hat auch der
jenaiſchen finie aus der altenburgiſchen Erba ſchaft zugehört. Es begreift : 1. Dornburg , ein Stadtchen auf einem felfichten Berge an der Saale , welches so Båaſer und ein Schlof bat , und der Sin einer Superintendentur ift. 1717 erlitt es eine
503
eine große Feuerfbrünſt. Por Alters hat es dem Grafen Wiprecht von Groißſch zuges. Viele eigenen die Geſchichte des bört. Schloffes Dornburg im Fürſtenthum Anhalt irrigerweiſe dem hieſigen Dornburg zu. 2. Dorndorf, ein Dorf unter Dornburg, an der Saale , über welche eine Brüde ges bauet iſt. Es hat 100 Häuſer.
3. Die Dörfer , Cunit , halb Worms Redt , Oberndorf , Dber : Žrebra, und 10 andere Dörfer.
X. Das Amt Bürgel, hat auch der jenair fchen finie aus der altenburgiſchen Erbſchaft zugehört, und begreift :
1. Stadt Bürgel , Bärgelin , eine kleis ne Stadt am Waſſer Sleifa, welche auf 200 Häuſer enthält , und außer ihren Mauern noc Borſtådte hat. Sie hat ein Schloß ,
und iſt der Siß einer Superintendentur. 163% , 1663 und 1682 hat ſie großen Brands fchaden erlitten.
2. That Bürgel , ein Kirchdorf, wele thes unter der Stadt Birgel im Thal liegt, und ebederen eine Abtei Benediktinerordens
gehabt hat. 3. Noch ro Derter. XI. Die Staột und das Amt Jena , hat ehemals die jenaiſche finie bereifen.
gi 4
1. ge.
504
1. Jena, eine Stadt , unweit der Saa lt , welche an ihrer Oft- und Südſeite fließt, in einem angenehmen Thal zwiſchen Hügeln and Bergen , auf und an welchen viel Wein
wächſt.
Sie iſt ein långlichtes Vierec , mit
Graben , Mauren und alten Thärmen ums
geben , und hat 1523 Häuſer. Das hieſige Sammthofgericht, der Schöppenſtuhl, und die 1548 zuerſt geſtiftete , und 1558 einge weihete berühmte Univerſitát, gehören der ges famten erneſtiniſchen Hauptlinie Hl. Es iſt hier auch ein Konfiftorium úber das fachrema eiſenachiſche Untheil an der jenaiſchen Landesa porzion , eine Superintendentur , eine bea rühmte lateiniſche und eine deutſche Geſellſchaft, und eine lateiniſche Stadtſchule. Auf dem
fürſtlichen Schloß hat ehedeſſen die jenaiſche Nebenlinie der ſachſen - weimariſchen Hauptli nie gemohnt. Bei demſelben iſt das Amts baus.
An der Kirche St. Michael8 ſteht der
Superintendent.
Die zu der Univerſitåt gea
hörigen öffentlichen Gebäude find , das Kon viftorium , das Ronfiito ium , die Sternwars
te , die u iver ſitätsfirche, das Collegium theologicum , der zahlreiche und wichtige Hauptlúche , faal der Univerſitát, der buberi fche Bücherſaal , der mediziniſche Garten , und ein zu einem akademiſchen Kollegio eins
gerichteter Thurm.
Der Univerſität gehören die
.
1
3
505 die Hemter Remda , davon gleich hernach ,
und Apolleba im Fürſtenthum Weimar. Die Stadt hat 4 Vorſtådte.
die. Vorſtadt vor dem
Gegen Weſten iſt
Johannesthor , wos
ſelbſt eine Kirche und ein Waiſenhaus iſt ;
gegen Súden die Vorſtadt vor dem lóberthor, gegen Dſten , die Vorſtadt vor dem Faal. thor , und gegen Norden die Dorſtadt vor der Pfo: te , woſelbſt man den førſtlichen Gars ten , Ben Fürſtenfeller , das fürſtliche Ball , baus , und andere Gebäude findet. Von dem .
Róberthor iſt nach dem Saalthor , pon dans
nen nach der Pforte, und noch weiter bis faſt gegen den Seilthurın zu , um den Stadt: graben eine Auce gepflanzet worden. Dem Rath gehören die ſogenannten
Brúdendorfer: Jena - fóbniß und Damerik ; dieſes liegt an der Weſtſeite , und jenes an der Ditfeite der Saale. 2. Das Amt wird in das Ober- und
Unteramt abgetheilet. 1 ) Bum Oberamt gena , welches ehe:
>
deſſen das lobdauiſche und burgauiſche ges pannt worden , gehören : ( 1 ) lobeda , ein Städtchen von 135 Häuſern , eine halbe Meile von Jena. Bei demſelben haben die Schlöſſer Dber - Mittel: und l! nter : lobteburg gelegen ; von welchen aber nur das lekte noch ſtehende hieher ge Ji 5 bört,
4 1
506 hört , hingegen die beiden erſten gehören zu
des Fürſtenthums Altenburg AmtLeuchtens
burg.
Die alten edlen Herren zu Pobdeburg
find eine linie der Grafen zu Arndhaug gea weſen.
(2) Burgau ober Burchau , ein Schloß und Dorf, auf einem Hügel an der Saale. Es iſt hier ehedefſen ein Amt geweſen , mela
ches aber dem Amt Wind- und Gleißberg einderleibet , und zum Unterſchied das jengia fiche Oberamt genennet worden.
( 3 ) Die Dörfer Ammerbach
I
Bucha ,
Klein - Gróbiß , feutra , Maue , Münchenroa ba , Rensborf , Notenſtein , Schorba, Wins gerle.
2) Zum Unteramt , welches ehedeffen das Wind - und Gleisbergiſche genennet worden , . gehören die Dörfer Jena - Prießniß , Beuts
niß , Camsdorf , Golmsdorf, laſen , fóbers fchiß , Nodigaſt , u. a . m. Anmertung. Es find hier folgende zerſtörte Soloſ
fer merkwürdig : (I) Gleisberg , davon die ehemaligen Herren von Gleisberg den Nas men haben , welche i317 mit uibrecht anders geſtorben find. (2 ) Kirchberg , am Ende ei: nes hohen und langen Berges , welcher der
Schloß und Hausberg genennet wird. iſt noch ein Thurm davon übrig , welcher der Fuckthurm heift. Von dieſem Schloß haben
bie Burggrafen bon dirchberg ihren Selblechts nameli .
Sie haben auf eben dieſem Hauß. berge
1
507 berge #od gwei echtoffer gebabt , nämlide
(3) Windberg , welches ihr vornehmſter Sin gerveſen , und in der Mitte dieſer drei Schloſs fer gelegen hat, unb (4) Greiffberg , an der Spiße des Bergs.
XII. Das Amt Auftett , liegt zwiſchen bem churſachfiſchen Amt Sangerhauſen , dem
Fürſtenthum Duerfurt, und dem zur Grafo ſchaft Mansfeld gehörigen Amt Bodſtett. Es hat vor Alter8 zu der rách fiſchen Pfalz gehört , von welcher ich hier etwas anführen wil. Es gehört zu derſelben ein Strich lans des um Auſtett , Querfurt und Eisleben ,
åber welchen dic Könige und Kaiſer Pfalz grafen ferten. König Heinrich I machte Burks harden zum Pfalzgrafen zu Sachſen , und Raiſer Heinrich III Grafen Debo von Go
fect , bei deffen Familie die Pfalzgrafſchaft
erblich blieb. A18 aber Pfalzgraf Friberich 1056 erſchlagen wurde , gab Raifer Heina rich IV die Pfalzgrafſchaft den Grafen von Sommerſeburg ; doch behielt Pfalzgrafens Friderich Sohn gleiches Namens einen Theil
davon nebſt dem Titel im Beſit , ben ſeine Tochter Sophia ihrem Gemahl , Landgrafen Hermann von Thüringen , zubrachte. Das
Antheil an der Pfalzgrafſchaft , welches die Grafen von Sommerſeburg im Befiß hatten ,
fam 1180, nach Pfalzgrafens Albrecht Tode,
508
an Landgrafen Ludewig zu Thüringen , wels cher , wie es ſcheint , nicht vom Kaiſer , ſons
dern von Heinrich dem lómen , als Herzog zu Sachſen , die pfalzgräfliche Würde erhal ten hat. Solchergeſtalt befaſſen die landgra
fen zu Thüringen die ganze Pfalzgrafſchaft. uis fie aber 1247 mit Landgrafen Heinrich Nappo abgiengen , eignete ſich zwar Marts graf Heinrich der Erlauchte von Meiſſen die Pfalzgrafſchaft ſomohl, als die landgrafſchaft
Thüringen , vermoge der darauf erhaltenen Anwartſchaft , zu : allein , nach ſeinem Tode belieh Kaiſer Rudolph I ſeinen Schwieger: rohn , Albrecht II von Aſtanien , mit der
Pfalzgrafſchaft , bei Deſſen Familie ſie eine geraume Zeit blieb ; doch behielten die Marf:
grafen von Meiſſen einen Theil der Pfalz inne , brauchten auch den Titel und dasWap pen derſelben , welches Gelegenheit zu der
unrichtigen Meinung von zwei Pfalzen , nåm lich von einer thüringiſchen und einer fachlic fchen , gegeben hat , da doch jene niemals vorhanden gemeſen iſt , ob ſie gleich im ſächſia fchen Wappen fteht. Es iſt aber mertmür. dig , daß ſich noch zur Zeit der Herzoge ju Sachſen aus der afcaniſchen Familie , einige
braunſchweigiſche Herzoge Pfalzgrafen 31 Sach ſen geſchrieben haben.
Webwegen Herzog
Heinrich der Wunderliche dieſen Titel gefüh rek
509
ret hat , iſt noch nicht recht ausgemacht. Herzog Magnuß der fromme aber iſt vom Kaiſer Ludwig IV mit der Pfalz Sachſen wirklich und feierlich belehnet worden. Allein, nach Abgang der aſcaniſchen Serzoge ju
Sachſen gab Raiſer Sigmund 1422 Mart: grafen Friderich zu Meiſſen und fandgrafen zu Thüringen , die Chur und Pfalz Sachſen zu lehn. Ob nun gleich die Churfürſten zu Scchſen die fáchy fiſche Pfalz nicht mit im Ti: tel führen , ſo laſſen ſie ſich doch von den Kaifern ausdrücklich mit derſelben belehnen. Auf das Amt Auftett wieder zu fommen ,
so gehört Dubin : 1. Auſtett , auch Altſtadt, eine uralte Stadt von 276 Häuſern , und einem Schloß.
Kaiſer Otto hat hieſelbſt in ſeiner Pfalz, oder in ſeinem Palaſt , unterſchiedene Ura
funden ausgefertigt, auch im Jahr 974 hier einen Reichstag gehalten.
Es iſt mit der
ſáchfiſchen Pfalz an die Grafen von Goreck, hernach an die Grafen von Sommerſeburg, und hierauf an das aſcaniſche Haus gefoma Der Dazu gehörige Churfürft zu Sach men , fen , Rudolph II , welcher 1303 dom Kaiſer Karl IV mit dieſem Drt belehnet worden , gab ihn 1369 Grafen Gebhard von Duer furt zu Afterlehn. 8. Sigmund belehnte 1422 den neuen Churfirften aus dem meißniſchen Hauſore
1
51 1
Hauſe , Friderich den Streitbaren ; auch mit dem Hauſe uuſtett , wie die Urkunde beſaget, und ſeine Nachkommen tamen 1496 , nady des letzten þerrn von Querfurt Tode , zum völligen Befiß des Drts. In der Theilung
zwiſchen den Serzogen Albrecht und Ernſt , fiel er dem leşten als ein Churftáck zu, und Churfürſt Johannes gab ihn den Grafen von Mansfeld zum Pfand ſchilling wegen ihrer an
Saalfeld gehabten Anforderung. Durch den naumburgiſchen Vergleich von 1554 befam die erneſtiniſche Hauptlinie das Recht zur
Einlöſung des Städtchens und Umts Auſtett, welche auch hernach erfolgte. Hierauf fam 88 an die linie Sachſen - Weimar , da es die Herzoge von Altenburg beſeſſen , nach deren
Abgang es in einer neuen Theilung an Hera 30g Bernhard zu Sachſen - Jena , nach deſſen Sobus Johann Wilhelm Tode aber an Sachs
ſen- Eiſenach gekommen. E8 iſt hier eine Su perintendentur. 2. Die Dörfer Einsdorf , Einzingen ,
Heigendorf, landgrafroda , Mittelhauſen , Mönchspfiffel, Nauendorf, Nieder-Nöblingen, Winkel , Wolferſtedt.
XIII. Das Umt Großen -Rudſtett , und
Ringleben , in welchem 1. Sroßen - Rudſtett, ein Dorf am Flüb chen Gramm , von 130 Sauſera. Ef hat por 1
3II
por Alters den Grafen von Beichlingen zua
gehört, welche eß 1322 an das Stift zur lieben Frauen zu Erfurt , verkauft haben. Das Stift überließ es wiederkäuflich an den Nath zu Erfurt, welcher es viele Jahre im Berik batte , und nicht wieder einlöſen laſſen
wollte ; daher ließ es Churfürſt Johann Fri derich 1535 durch bewaffnete Leute einneha men , gab es aber dem Rath 1553 wieder.
Sein Sohn , Herzog Johann Friderich , ließ ¢8 1559 abermals einnehmen , und es blieb bei ſeinem Hauſe , dem der Rath zu Erfurt 1667 einen Verzichtbrief úber daffelbige auss ſtellte.
2. Bachſtett i
ein fúrſtliches
Rama
mergut.
3. Ningleben , ein Fleden an der Gera , welcher 1700 eine große Feuersbrunſt erlits sen hat.
4. Mittelhauſen, ein Dorf an der ſchmas len Sera , von 138 Häuſern , morelbſt vor Alter$ das höchſte Gericht des Thüringer Landes , oder des fandgrafen Dingſtuhl , auf dem dafigen Nieth gehalten worden. 5. Die Vogtei Schwanſee , iſt im Dorf Schmanſee , welches an dem großen See glei
dhed Mamens liegt ; eß ſind auch zu dieſer Bogtei die brembachiſchen Dorfſchaften gea ſchlagen worden. XIV,
519
XIV . Das Senioratamt Didißleben , ift auß dem ehemaligen Benediktiner Mönchenglo ſter Dldisleben entſtanden , welches Adelheid , Srafens Ludwig von Thüringen Gemahlin, 1989 geſtiftet hat. Dab pormalige Kloſter iſt jeßt ein Vorwerk mit einem Umthauſe , die landedhoheit hat der Senior der erneſti nſchen Hauptlinie des Hauſes Sachſen , die Steuern aber gehören nach Sachſen -Weimar. Der Ort
Didißleben , liegt auf einem Berge ,
an
deifen Fuß die Unſtrut fliest , und iſt ein
wohlgebaueter Fleden. XV . Folgende adeliche Pflegen , Gerichte und Derter.
1. Die adeliche Pflege Denſtedt , ju welcher die Dörfer Denſtedt an der Jim
Klein-Cransdorf , Robigedorf, Schwabsdorf und Süßenborn gehören. 2. Die adeliche Pflege Schwerſtedt, bes
greift die Dörfer : Schwerſtedt, Krautheim , Dberndorf und Weiden.
3. Die adeliche Pflege Neumart ,
in
dem Stadtchen Neumark , melches biß'1181
ein Dorf geweſen iſt , und Werder geheißen Es hat no hauſer. Zu der Pflege bat. gehören auch die Dörfer Hottelſtedt und Ott mannshauſen .
4. Das Amt Upolleba , ju Apol:
1 !
$
)
Opoleba ober Åpoída ; im gemeinett lés ben Upolle , eine uralte Stadt, melche rot Uiters die Schenken , und nach ihnen die Vigthume béreſſen haben. A14 3631 Anton Friderich Vißthum der Lente von der apol biſchen Linie ſtarb , und dieſe Stadt den Hers . zogen zu Sachſen heimfiel, ertheilten fie dies ſelbige 1033 der Univerſitet fina , toelcht fie noch befißt. 1570 erlitte fie großen Brands fchaden. Sie hat 470 Häuſer. • 5. Das Gericht in dem Dorf bei Buti
telftedt. 6. Das Beriche Bißleben. 7. Das Gericht Tannroda. El begreift ein Štádtchen und Schloß an der Jim , wels thes bot Álters einem dabon benannten Sea
ſchlecht zugehört hat , nechmeis von den von Binthum , und hierauf von den von Búnau ' bereffen worden
uns endlich an die voll
Gleichen gekommen iſt. Zu den tannrodiſchen Cútern gehören die Stäfereien Cottendorf und Büttelborn .
1537 und 1551 brannte
&B faſt ganz ab.
8. Buttſtatt , Ruttliett ; tiné fleine Stadt an der Polte , welche 350 $ auſer hat und der Eiß einer Superintendentur ift. Sie ift 1408 dom landgrafen Friederich bemi Sanftmäthigen mit den Gerichten und der
Vogteilichkeit, ſo weit ihre Flur geht , begnaz Düft. Erobefahr. 20. 8.
年主
diget
514
diget worden. 1684 brannte ſie großen Theilg ab. Ehedeſſen ſind hieher auf die Viehmärkte wohl 18 bis 20000 polniſche und unga iſche Dchſen getrieben worden. Es gehört ihr
das ehemalige i jest aber wuſte Dorf Weni: gen - Buttſtatt.
9. Das Gericht Buttelſtett; Bottelſtetti ein Städtchen von 172 Häuſern , mit einem
Schloß. Es hat vor Alters den Grafen zu Drlamúnda und Herren zu Weimår gehört, iſt von ihnen - 1346 an landgrafen Friderich zu Thüringen gekommen , 1434 an die von Gottfahrt verpfändet, 1458 an die von máu:
ſebach wiederkäuflich überlaſſen
und iś4 *
vom Churfürſt Johann Friederich wieder ein gelóſet worden. . 1075 litte es Brandſchat den .
io. Das Gericht Flubrftedt. 11. Daß Gericht Groitſchen. 12. Das Gericht Wormſiett. Dieſer Drt fommt in einer Urkunde Kafers Otto I
vom Jahr 957; welche über eineri. Tauſch, den er mit dem Grafen Villing getroffen ; unter dem Namen Wurmerítat vor , und hat nebſt Diunpoch jekt Utenbach , Goza: ſtat jest
Mönch - Gofferfiat, in pago Ufiti gelegen. Serken8 cod. dipl . brand. T. I. p . 23. 24 : 13. Das adelide Gericht Osmanſtett , und Ulrichshalben , an der Slu .
14. Dal
!
515
14. Das adeliche Gericht Guthmånga hauſen , ( Juttenhauſen ) an der Borſe 15. Das adelide Sericht Steten . !
1
16. Das adeliche Gericht Walichen .
17. Das adeliche Gericht Tromlik . 18. Die adeliche Pflege Synberftett , zü welcher die Dörfer Dber - und Nieder-Syn
derſtett gehören: 19. Das Sećiche Wogau. 20. Das Gericht Kemda , von 6 Dera
tern.
Die Herrſchaft oder das jeßige Gericht
Remda ; hat ebeseſſen den Grafen von Glei chen gehört , iſt 1731 als ein eröffnetes lehn
ben Herzogen zu Sachſen erneſtiniſcher Binic
Keimgefalleit; und von ihnen der Univerſitåt ju Jena geſchenkt worden.
Nemda ; ein Schloß und Städtchen ;
Kirchs Remda ; Sunt - Nemnda ; Heilsberg i ein Drittel dori Dieſtedt ; und ein Drittel von Klein - Hetſtest:
21. Das Gericht Geſchwis. 22. Das Gericht Ziegenhänn ; unterBeni Jerfiðrten Schloß Kirchberg ra 23 : Das Gericht Heigendorf. 24. Das Gericht Kalbefrieth.
25. Das Gericht Ulperſtedt, init din
Wüſtüngeni Zeu - und Neuendorf. 20. Das Gericht Thalbor ":
67: Das Gericht Mart : Wippach. KI 2
28. Wsla
516
28. Wólniß , ein Dorf. Von WSinits geht ein Thal an , welches von beiden Sei
ten mit" ziemlich hohen Bergen eingeſchloſſen iſt.
In demſelben iſt ein Brunn , der aus
einem Berge quillet , und von dein Churfür : ften Johann Friderich , der ſich hier nads einer Jagd vor Müdigkeit niedergereßet hat, der Fürſtenbrunn genennetwird . Sein Waſ ſer iſt bel und flar , und wo es aus der
Quelle kommt , führet es noch nicht die ge ringfie topffteinartige Materie mit lich ; aber einige Büchſenſchúiſe weiter hin , nachdem es über cinen Boden von feſtem Topfſtein ge floffen iſt , überzicht es Holz , Wurzeln , Kräuter , Steine, Schnecken und andere hin eingelegte Sachen ungefähr innerhalb drei Monaten mit einem weiflichten Topfſtein. Anmerkung. Die Fürfien zu Schwarzburg bro Trhiden die weimariſchen Landtage wegen der Herrſdaft Urnſtatt , der Stadt Plauen , des Uinto Säfernburg , der tannerodiiden Lohns Aude , und der erfurtiſdier Afrerlehen , wilde fi: von dem Hauſe Sadren.Weimar zu Lehn empfangen , bezahlen auch wegen derſelben an Weimar jrlich in drei Cerininen 3500 Rihlr . und es gehen die Appellagionen in geiſtliden , Juſtiz- und Parteifachen an das Oberfonfis foriunı zu Weimar , und in allen Zivil . urd Juſtizfachen von der forvarsburgiſchen Her gierung zu Urnflatt an die Landesregierung zu Weimar. Diere Lehnſtüde werden urten
Triin Fürfienthum chwarzburg beſchriebin ,
1
617
Das Fürſtenthum Eiſenady.
S.
von dem Fürſtenthum Eiſenace M.aneinehathomanniſche' landdarte', 'welche im Atlas von Deutſchland die 54ſte iſt, $. 2. Es liegt in Thüringen , und zwar
größtentheils an der Werra und an der Grenze von Heſſen , zum Theil auch an der Saale und unweit der Unſtrut , und ein fleinerer
Theil an der Sera .
Tas land iſt bergicht
und waldicht, und trägt nicht ſo viel Getreis be , als die Einwohner zu ihrer Nothdurft gebrauchen , Saher fie Zufuhr nöthig haben, In einigen Gegenden machſt Wein. Pas tan hat Kupfer ol - und Eiſenbergwerfe , 18 giebt auch Vitri , Ulaunle,n und im Amt Kreug
el
u burg einige Salzq
.
$. 3 . Die Einmohner find durchgehend
der cvangeliſch - lutheriſchen Kirche zugethan,
Unter der Nitierſchaft find unterſchiedene alte At 3
Ses
518
Geſchlechter, als , die von Herba , von Utte: rode , von Wangenheim , von Şarſtalle , U. a . M.
§. 4. Der Herzog 34 Sachſen - Weimar hat wegen des Fürſtenthums Eiſenach ſowohl
im Reichsfürſtenrath , als auf den oberfáchſia ſchen Kreistagen , eine Stelle und Stimme. §. 5. Die zur Regierung und Vermals tung der geſamten Staatsang legenheiten dies fes Fürſtenthum berordneten Kollegia , fins bet man zu Eiſenach , und find , die Landesa regierung , die Rentfammer , das Dbeikonia
ſtorium , Da8 Struer : und Bergwerks -Rolle giun. $. , Die Hemter , in welche $a$ Fürz ſtenthum vertheilet iſt, fins :
1. Das Umt Eiſenach. Dahin gehört : ļ . Eiſenach , die Hauptſtadt des Fürş ftenthums , die an der niemals zufrierenden Neffe liegt, melche bier die Hörſel aufnimmt.
kudemig der Springer hat die Stadt ums Jahr 1079 angelegt. Sie war ebedeſſen an: ſehnlich , hatte einen ſtarten Hopfen und
Weinbau , dom zmólften Jahrhundert an eine Münze , und den vornehmſten Schappenſtuhl
in Tháringen.
Dag fürſtliche Sdilo
hat
Berzog Johann Ernſt ſehr erweitert , und
Herzog Johann Wilhelm 1709 mit einem
fchönen Vordergebaube vermehrt. Daß fürfte liche
1
519
fiche ſogenannte Reſidenz : und Regierungs hau8 iſt í 598 zur fürſtlichen Kanzlei beſtimmt
worden , in welcher die oben ( 5. 5. ) ge nannten Rolegia ihren Siß haben. Auf dem 9 athhauſe fommen auch die Landſtånde des Fürſtenthums zuſammen . Es bat hier der Generalſuperintendent del fúrſtenthums ſeinen
Sir. 1707 iſt die Stadtſchule zu einem Gymnaſio erhöhet worden.
Sonſt iſt hier
ein Seminarium theologicum , und ein Wais ſenhaus. Die Stadt brannte 1343 , 1617 und 1035 größtentheilt ab. Ihr Name iſt permuthlich aus Uch oder Aue und Eiſen zu:
ſammengefeßt, weil an den hieſigen Flüſſen Ciſen perfertigt worden , welches die Eiſena eher vor Alters auf der Hörſel in Káhnen
perfüh:ten , darůber zwiſchen den Lebten zu Fulda und Hersfeld ein Streit entſtund, den Kaiſer Otto Il beilegte .
- 2. Wartburg, auch Wartenburg, Wart: berg , Wartenberg , ein altes Bergſchloß bei Eiſenach , welches der thüringiſche landgraf
Ludewig II erbauet hat , und geraume Zeit ein landgráficher Six gewefen ; als eß aber
mit Thüringen an die Markgrafen zu Meiſ ſen gekommen , anfangs oon Amtleuten bez mohnt , und , nachdem unter Herzog Johann
Ernſt der Siß des Amts von hier nach Eis fenach verlegt worden , einem Burgvogt zur RE 4
Per.
1
Berwahrung übergeben iſt. Das fürftliche Archiv verwahrt.
EB wirb bier 152 1 wurde
D. Luther hieher in Sicherheit gebracht, und blieb bei 11 Monate bieſitost. Anmerkuisia. Zu den Zeiten des thüringiſchen Striegs zwiſchen der brabantiſchen Herzogin Sophia, und dem Markgrafen Heinrich zu Meiffen
wurden bei Eiſenach von der Herzogin orei Shloffer gebauet , die Stadt Eifenach zu bes haurten , da Markgraf Heinrich Sie wart burg belegt hatte ; die Sifenacher Burg , die
Frauen , oder Miehburg und der Mitrelſtein , Bürger im Saum zu halten , das Schlef
an die Mauern bon Ciferiach, aber ſelbft , die flenme; fie find aber alle in demſelben friege
bon Markgrafen Heinriche eingenommen und jerforet morde!, 'Po'daß nur noch wenige ufbers bleibfel davon zu ſehen ſind .
3. Wilhelmsthal , ein fürftliches fuft :
fchlos in einem Thiergarten , und Hohenſonne ein fürſtliches Schloß. 4. Ruhla , ein großes Dorf von 256
Häufern , in welchem piele Meſſerſchmiede wohnen , gehört zur Hälfte hieher , und halb zum fúrſtlich - gothaiſchen Amt Senneberg: Das Nahlaer Stahlwaſſer iſt etwas leioter , als das pyrmontiſche, 5. Gros - Lupnik , von 128 Häuſern ,
Madbach , von 115 þaußern , Ecartshauſen
pon 70 Hauſern , und andere Dörfer. 6. Das
3
521 .
6. Das Gericht Warffuht , in welchem
1 ) Ma tſuhl, ein Ma:ftileđen , am Flútja dhen Suhl, pon 156 Säuſern , mit einem Schloß, auf weichem einige Herzoge zu Sach : ſen gewohnt haben. 2) Burfarbtroda , ein Dorf , welches unweit Ma: ffuhl liegt.
3 ) 3ffta , ein Dorf von 128 Håyfern. II. Das Amt freußburg , in welchem
1. Kreußburg , Kreußberg , ein Stadt: den mit einem Schlos. : Es liegt an der
U erra, über welche hier eine ſteinerne Bruce , und über dieſe die Fandſtraſſe aus Thüringen
pach Staffel ,, u. P. ro. geht.
1295 wurde 8
vom Kaiſer Adolph belagert und eingedſmert, Mahe dabei liegt
2. Wilhelms - Glúcsbrunn , ein Salza
$
werk.
III. Das Amt Gerſtungen , in welchem 1. Gerſtungen , ein Marktflecken an der Werra., der vor Alters zum Stift Fulda gehört hat. Er hat 202 Hauſer. 2. Die Dörfer Unter:Suhl , Danfmars
1
1
bauſen 26. IV . Das Amthauß Breitenbach , an der Suhl , in welchem 1. Berfa , an der Werra , ein Stadt : chen von 171. Häuſern , welches dem Herzog ju Weimar und dem kandgrafen von Geffene
KO 5
Cara
522
Caffel gewiffermaßen gemeinſchaftlich gehört doch hat eachfen - Weimar die Landeshoheit,
Eteuern und einige andere Gerechtſame vor aus . Das heffiſche Antheil rührt don der chemaligen Abtei und dem jeßigen Fürſten thum Sersfeld her , oazu es gehört. 2. Haus Breitenbach , ein Dorf , der
Siß des Amts , Fern : Breitenbach , Herba, von 113 Häuſern , und andere Dörfer. V. Das Amt Siefenort oder Trainberg, haben die Landgrafen von Thüringen um das Jahr 1497 pon dem Stift Hersfeld wieder : fåuflich b kommen , von welphen' es unterſchie dene adeliche Beſchled;ter , als , die oon Meis reburg , Hopfgarten , Niedefel ; Golbacer ; Boineburg , wie auch die Grafen oon Beich
lingen , nach und nach zu lehn getragen ,
zuin Theil auch käuflich an fich - gebracht ha ben .
1588 wurde zu Fridewald , durd Land:
grafen Wilhelm zu Seifen , zwiſchen den Her zogen zu Sachſen und der Abtei Hersfeld ver: glichen , daß die Pfandſchaft dieſes Uints , gegen Abtretung des Hauſes Wallenburg ,
des rechßten Theils an Stadt , Amt und 23vgtei Srefurt , eº fad,fiften their8 am Haderholz , und eizer Summe von 3000 Dahin ger aufgehoben fenn folle. Rthlr. aufgehoben
!
hort : I , Iiee
.
1
523
1. Tiefenort oder Sie fenort, ein Stadta
chen an der Berra , von 132 Sáuſern ' wos Tilbſt ein Vorwerk und der jebige Siß des 1
Amts ift.
2. Crenenberg oder Trainberg , ein zer: ſtórte$ Bergſvlot , von welchem das Amt
chedeffen benannt worden iſt, und ein Dorf pon 73 Häufern.
3: Die Dórfer , Kiefelsach , Merkers , Ettenhauſen , Dorndorf. VI. Das Nitgergut , oder , mie es auch . genennet wird , die Herrſchaft Farnrosa , ( Farrenropa , Faroda ) liegt unireit Sile nach , und gehört feit 1642, Dą fie 28 von einem befliſdan Edelmann Raften Neut:l fút
1509 Gulben gekauft, ben Burggrafen von Kirchberg , melche zuerſt 1532. dom Chur's fürſten Johann Friderich mit derſelben belehnt
worden . Die Burggrafen beſtellen , dermo :
ge privilegii von 1677, ihr eigenes Unter fonfiftorium , ſonſt aber ſteht die Herrſchaft unter ſachſen - eiſenachiſcher Rehns- und Lan: debhoheit, und wird øen Burggrafen unter pem Namen des Schlofies und Dorfs farn :
roda ſamt Zugehörungen und den Gerichten über Halb und Hand , zu Mannlehn ertheia let. Es gehören dazu :
1. Farnroda , ein Schloß und Dorf
pon 83 Ş &uſeru, moklbſt die Burggrafen ſonry ihren
524
ihren Wohnſity gihabt , den fie aber , nach Erlangung eines Untheils an der Grafſchaft
Sayn im weſipljaliſchen Kreiſe , zu Sachen burg genommen . 2. Die Dórfer Eichrod am Flußchen Hörſel Seebach oder Sibad , Wuta. *
Anmerkung. Die Nemter Jena , Aufteit, Sroßen. Ruditett, Lichtenberg und Saiten Worsheim , welche jonit ju dieſein Fürſtenthum gerecha net werden , fomen bei dem Fúritenthum Weimar und bei der gefürſte:en Crafídajt Henneberg bor.
Das Fürſtenthum Coburg. S.
I,
nthum Coburg , iſt auf den DasLand Fürſte charten zu finden , welche 906 . Bapt. Homann von den Fürſtenthümern 30 tha , Coburg und Altenburg , und feine Er: ben von der g :fúrfteten Grafſchaft Henneberg und dem angrenzenden Fürſtenthum Coburg ,
herausgegeben heben. Jene iſt in dem Atlas von
3
2
525
1
von Deutſchland die 53fte , und dieſe die zóſte Charte. $. 2. Es liegt zwar an der Südoſtſeite des Thüringer Waldes , melcher allezeit für
die Grenze des Franken - und Thüringerlan des angeſehen worden , und alſo in Franken , gehört aber zum oberſách fiſchen Kreiſe. gen Mitternacht grenzt es an die Grafſchaft Schwarzburg ; gegen Morgen an das Hoch ſtift Bamberg ; gegen Mittag an das Socha ſtift Würzburg ; gegen Abend an die gefür 1 *
ftete Grafſdaft Senneberg. " 5. 3 : Das land hat einen fruchtbaren Boden , inſonderheit an dem ſogenannten
Langenberg. In den Gründen an der Stſch und Werra find gute Wiefen und fette Beia den , daher auch diejenigen , welche dafelbft molnen , ſich vornámlich von der Viehzucht ernähren. Bei Eisfeld wird viel Flachs gec bauet. Um Coburg und Königsberg find Wein : berge. Die Wälder liefern hinlängliches Holz zlim Bauen und Brennen .
Ehedem find zu
Steinheibe Goldbergwerke , und zu Eisfeld Silberſchmelzhütten geweſel. In eben die fen Gegenden giebt es auch Kupfer- und Ei ſenbergwerke : man findet auch gute Steina fobicn , Gips, Alabafter und Marmor. Der
Slus 35 oder Itſd ), melder hieſaloft om
Thüringermalde bei marienhilf entſpringt , Dud
526
durchfließt. Das Land von Mitternacht gegeri
Mittag , nimmt die hieſelbſt entſpringenderi kleinern Flüfe , Srimpe ; Note ; lauter und Rodadi, auf, und ergießt ſich im Hochſtift Der Fluß teis Bamberg in den MMáyn. nach entſteht auch hier: lt ft bei dein Dorf Lau
( cha im Thüringermalde ; und fáut auch im Bifthum Bamberg in den Mayn. Die Werra
hat gleichfalls ihreri Urſprung hieſelbſt; und zwar im Amt Eisfels. an einem ſumpfigent Drtini Heldriéther Walde.
Sie fließt aus
bem hieſigen lande ins Hennebergiſche, u. ſ. m. Dieſe Flúffe fowohl , als die Landſeen bei
Miúnchrode und Streifenhauſen , ſind fiſch reich
$. &. In deii gången Fúrſtenthuởi find Lehn Städte und rechs Fleden. Der Adel iſt blog fanzleifáßig. Die land - und Rita
terſchaft hat ihren Diteftoé und Syndifus . §. Ŝi Die Einwohner dieſes Fürſtenthums befènnen ſich faſt insgeſaint zu Bet évangea
liſch - lutheriſchen Kirche ; außeě daß zu Hild burghauſen Reformirte mohren und auch of fentlichen Gottesdienst haben.
Die Rirdient
und Seineinen ſind unter Superintendentus
ren ind Adjunfturen Wertheilt. Zu Coburg Iſt ein Ġýmenaſium illuſtre. 5. 6. Das fand bauet ſo viel Getreibe;
daß es im Nothfall etmas ausführen fann és
1
527
es führet auch Wolle, fette Hammel und gemåſteteß Rindpieh aus. Die Sonnenbera ger bandeln mit Schreibtafeln von Schiefer , Wes - und Flintenſteinen ; allerhand Holz werke , Pech und Potaſdye.
Die übrigen
9
|
v
Stádte haben andere Nahrungsmittel, und åberhaupt ſind die nothigen Handwerker und Kúnſtler reichlich vorhanden . $. 7. Dieſes land hat ehedem den Gras
fen von Henneberg zugehört , und iſt der
großte Theil des Landes geweſen , welches die neue Herrſchaft Sennebergi öder die
coburgiſdie ÞAege ; nachher, aber als eß dem Hauſe Sachſen gehörte ; und die Einrichtung
der Kreiſe geſchah , der Ort landeß zu Frana feri genennze worden. Der Name des Júra ſtenthums Coburg , wird auch in einem zwies fachen Sinn genommen : denn bald verſteht man darunter die Oerter , welche theseſſen Herzog Johann Kafinir inne gehabt ; bald diejenigen Derter , welche Herzog Albrecht bererfen hat.
Dod, die Seleichte muß eta
was genauer abgehandelt werden.
Friderichy
der Strenge i landgraf zu Thúringen und zu Meiffen , vermahlte ſich 1348 mit der hennebergiſchen Gräfin Katharina , mit welc cher er dieſes Fúiftenthum bekam i welches folchergeſtalt mit dem Hauſe Sachſen per *
bunden voorden , und auf die erneſtiniſch: Baust.
528
Hauptlinie geformen, und endlich 1640 große tentheils bei dem Hauſe Altenburg gebliebent ist.
Wis die altenburgiſche Linie 1072 mil
Herzog Friderid Wilhelm III qubgieng , fiel folches an Herzog Ernſt 'den Gottfeligen , Stifter der neulen oder heutigen gothaiſchen Pinie , und als feine Sdhne fich theilten wurde es folgendergeſtalt vertheilet : Herzog 1
Albrecht bekam dasjenige Stück , welches im
eingeſd ránkten Berffande das Fürſtenthum Coburg genannt worden , mit aller Landes. hoheit und einer Reichs - und Kreisſtimme. Es beſtund 20 % dem Amt und der Etadt
Coburg , Gericht und Stadt Rodadi , Umt und Stadt Deuſtadt,
Gericht und Stadt
Sonneberg, Umt Sonnefeld, Kloſter Mónch rode , und Umtéoermaltung Neuhaus. Hera 30g Ernſt erhielt Amt und Stadt Seldburg, Umt und Stadt Hildburghaufen , Umt Veils : dorf , Amt und Stadt Eiffeld , Stadt und Gericht Scheffau ; und Herzo Heinrich das
Umt Rónigsberg , twelches er hernach an Herzog Ernſt abtrat. Nach Herzogs Albrecht 1699 erfolgtem Tode entſtanden megen reia nes hinterlaffenen Ancheils am Fürſtenthum Coburg , oder megen des Fürſtenthums Co
burg im engern Berſtande , giore Streitig keiten unter den Nébulinien der gottai chen
linie ; venn ob es gleich , bermöge ocê noch
bei ſeinem Leben 1099 errichteten Nezeffe , nebſt der Stimme auf Reichs - und Kreiß, tagen , an Sachſen - Meiningen fommen , und die übrigen Linien theils durch Geld , theils auf andere Weiſe vergnúget werden ſollten , ja obgleich Sachſen - Neiningen in eben dema
felben Jahr durch einen anderweitigen Nezeß, Sachſen - Hildburghauſen und Sachſen - Saal feld in den Mitberiß des coburgiſchen Uns
falb aufnahm ; lo gieng man doch von dies ſen Regeſſen ab , und es erfolgten langmica rige Zwiſtigkeiten , während welcher Gotha fich in den Mitbelig des Fürſtenthumb Coburg durch Gervalt fente , und darüber vom Kaiſer gemarnet wurde , Hildburghauſen 1705 fich durch das Uint Sonnenfeld abfinden ließ ,
und 1735 die vom Kaiſer auf den Churfürs ften zu Sachſen und den Markgrafen zu Brans
denburg - Dnolžbad erfannte Kommiffon, der finie Sachſen - Saalfeld das Umt Coburg , und der Linie Sachſen - Meiningen die Wema
ter Sonneberg und Neuhaus zuerfannt und mirklich angerieſen hat.
§. 8. Wegen dieſes Fürſtenthums iſt ſom wohl im Reichsfürſtenrath als beim oberſácha fiſchen Kreiſe, eine Stimme zu führen : allein, Die Stimme im Reichsfürſtenrath rubet jest,
meil Sachſen - Meiningen und Sachſen - Saal.
feld fich wegen derſelben nicht vergleichen fdna wurde. Erbberdor. 20 , 8.
nen ,
539
gen , indem jenes mit der Hälfte an derful: ben nicht zufrieden ren wil . e : . 9. Nuninehr will ich das Antheil an Fürſtenthum Coburg , weldies jede Linke deb Hauſes Gotha jeßt mirklich im Beſin bat , genauer beſchreiben. I. Das Haus Sachſen - Saalfeld., oder, wie es wegen ſeines Untheilß am Fürſtenthum Coburg auch genennet wird , das Haus Sada Pencoburg - Saalfeld , befißt Das Amt Coburg ,
zu welchem gehört : 1. Das Gericht Bauter.
1 ) Coburg , die Hauptſtadt des ganzen Fürſtenthum und herzoglich coburg - faalfel diſche Reſidenz , welche in einem Shal zmia
fchen dem geftungo s und Jüdenberg an der Itſch liegt. Sowohl die eigentliche Stadt, als ihre Vorſtåbte, ſind mit Mauern umges ben ; die legten ſind zuſammen genommen großer , als jene. Das fúrſtliche Reſidenza
ſchloß, wird die Ehrenburg genennet , und ent hålt jeßt das alte Archiv , welches ehedef ren auf der Feſtung verwahrt worden. Es ſind in dieſer Stadt die fürſtlichen hohen kans beslollegia. des Hauſes Sachſencoburg - Saale feld , nämlich die geheime Kanzlei , und das
Kammerkollegium . Das fürſtliche Kanzleiges V
baude fteht auf dem Markt.
Sonſt findet man
1
53f
man hier dier Kirchen , ein Gymnaſium illu: ſtre , welches von ſeinen Stifter , Johanit Cafimir ;:Caſimirianum genannt wird , und 1004 eingew.ihet morden iſt , eine tasta
ſchule , eine Gold : Silber- und Porzellana manufaftut umd in der Ehrenburg eine Steinfabrit, in welcher allerlei foſbare Stücke aus dem hier ju fande häufigen verſteinerten Holgi verfertiget werden . Der 1599 erricha
tete Schoppe iftuhl , ift fdon im siebenzehni ten Jahrhundert eingegangen. Vor der Stadt iſt ein Siechhaub , uns bei demßiben eine kleine Kirde. Die ſogenannte Feſtung , auf deren Plaß eheBeffen ein Ort , Námens Trus
faliſtat , geſtanden hat , welcher den in hie: figer Gegend getoefenen Pagum Trufali in3 Gebådtniß bringt , liegt auſ einein hohen und feiten Berge , und hat nur einen ſchmalent Zugang. In derfelbert' findet man fürftliche
Wohnzimmer , eine Kirche , und andere Gee båube.
2) Die Dörfer Winter- Pdütermiteiner Kirché , Ober - Fautet , und Tiefen i obeč Gettel - Lauter.
3 ) Folgende Dörfer, welche Kirchen hää ben : Ahorn mit einem abelichen Sut Grub
Am Förſt , Meder , woſelbſt eine Üdjunktur iſt , Reulirdi, Dieuſes , Scheuerfeld mit einers abelis
532
adelichen Out , Weißenbrunn
vorm Wald
mit einem abelidhen Gut , Wiefenfeld: 4 ) Eichhof , ein Dorf. mit einem adelis den Gut.
5) ludrigsburg oder fauterburg , ein Schloß auf einem Berge , welches ein racha fen - gothaiſches Kammergut iſt. 6) Calenberg , ein dylos auf einem Berge , welches ein rachſen-meiningiſches Kams Ehedefſen wurde es für eine mergut iſt. Feſte gehalten. 2. Das Sericht GeRungshauſen ., in welchem :
1) Geſtung hauſen , Gebhauſen, ein Dorf am Flug Steinach .
?) Die Dörfer Mádlitz . Zedersdorf, Weiſchau , Soff an der Steinach. 3. Im Gericht Jhgrund oder Stichgrund,
liegen folgende Dörfer , welche Kirchen has ben : Gleuſen , Henrath oder Groß-Herreth ,
Ober - Siemau, Noſſach, Scherned , woſelbſt eine Adjunktur; iſt , Unter - fúllbach mit eis nem adelichen Gut , Unter . Siemau , amit einem adelichen Gut , Waßendorf. 4) Hohenſtein , ein Dorf mit einem ade lidhen Gut.
5) Noſenau , ein Schloß , welches das Stammhaus der Herren von Roſenau iſt , die
3
533
die sor Ulters mehr unter dem Namen der Mångmeiſter bekannt geroefen find . 4. Das Gericht Rodach , in welchem
1) Nodach , ein Stádtchen am Fluß gleis ches Namens , welches ein Schloß hat , und der Siş einer Superintendentur ift ; es iſt: auch hier eine gute Stuterei .
2 ) Folgende Dörfer, welche Kirchen haa ben : Allſtatt , Breitenau , Elfa , Großena
3
walbur ,
Helbrit mit einem abelichen Gut ,
Dettinghauſen , Nosfeld , Nottenbach , Weita ramsdorf.
3) Gauerſtatt ein Dorf mit einer Miro che , und einem rachfen - meiningiſchen Stama mergut.
$) Schmeidhof, ein ſachſen - gothaiſches Sammergut .
Das Amt Neuſtadt , in welchem 1) Neuſtadt an der Hende , ein Stådta 5.
chen an der Hóte , woſelbſt eine Superin tendentur iſt. Vor dem Branbe , melden
e$ 1636 erlitten hat , war es größer , alb e$ jent iſt.
-2). Mönchroben , ein Dorf, mofelbſt ehea mal ein Mönchenflofter Benediktinerordens
geroefen iſt , welches 1525 von den aufrüha
xifchen Bauern einge& fchert , die Eintönfte aber nachinals zu dem Gericht Neuſtadt gea
Sablagen worden II 3
3 ) Stof
534
3) Schafhauſen , ein fürſtlicher Hof.
4) Die adelichen Güter Birkig , Lügel buch , Neulof , zü Ketidenbac), Mupperg, Rothenhof und Thierig , Einberg , woſelbſt quch eine Kirche ift , Waldſachſen. 6. Das adeliche Gericht Daſſenberg Es gehört der Familie von Kanne , und beſteht aus 5 Dörfern , unter welchen Saf ſenberg iſt , und einen hof. II. Dal þauß Sachſen - Meiningen , be
fikt drei Aemter, 1. Das Umt Schalfau , bat bem Hauſe
Sachſen -Hildburghauſen gehört , iſt aber 1723 durch Tauſch an Sadlen - Meiningen gefort men , welches dagegen an Hildburghauſen 4 Dörfer deß Amts Meiningen übergeben hat , die zum Amt Behrungen geſchlagen worden. Dahin gebórt 1 Schalfau , in alten Urkunden auch Schalten , ein Städtchen an der Jelch , w03. felbſt eine Superintendentur iſt, Es hat ehe defien den Herren pon Schaumberg zugehört : es rou aber 0a8 balbe Gericht zu Schaltau pon ihnen an einen Grafen pon Senneberg verkauft , und mit derfelben Tochter, Satha: rine an Markgrafen Friderich von Meiſſen gekommen ſeyn , zwiſchen welchen und dem
Geſchlecht von Schaumberg: 1378 eine Their lung deß Gerichts und der Gåter zu Schal tau
535
fau dorgenommen worden. Die von Saum berg befißen noch die Hälfte des Dres , wela
cher 1505. und 16yo großen Brandſchaden erlitten hat.
2 ) Schaumberg , ein verrüftetes Schloß auf einein Kugel bei Schalkau , welches das Stammhaus des uralten adeliden Geſchlechts von Echaumberg iſt, welches auch in dem uralten Bergſchloß
3 ) Rauenſtein einen Burgfrieden aufgea richtet hat, woſelbſt noch jederzeit einer auß dieſem Geſchlecht Burgoogt iſt. 4) Die Dórfer Ulmersmind , Ehnes
Meſchenbach , Mengersgereuth , Neuendorf , u,
1
, m.
2. Das Amt Sonneberg , in welchem 1 ) Sonneberg , ein Städtchen , deſſen Einwohner mit Schiefertafeln , Weß : Flins ten - und andern Steinen , auch allerhand Holzwerk , Handel treiben. 2) Mürſchniß , ein Fleden auf einem Berge.
3 ) Judenbach ,, eim Flecken auf einem Berge.
4) Der Coburger Paß , iſt in einem Ger
1
birge, welches auf dem Sattel genannt wird,
an der Grenze des Bisthums Bamberg. M
3. Das Amt Neuhauß , in welchem 14
1 ) Neua
336
1) Neuhauß , ein Fleden mit einem auf çinem Berge belegenen Solok.
2 ) Die Dörfer, Buch , Eigik , forik
Gefell , Lindenberg , Mart , Nothmart, Schwarzdorf , u . a. in .
4. Die oben im fúrſtlich coburg-Taalfela biſchen Untheil genannten Sammerguter Car (enberg und Sauerſtatt.
5. Die Stadt und das Amt Salguna gen .
Salzungen , eine kleine Stadt an der Werra , welche ihren Namen von den daſi gen Salzbrunnen hat, deren inſonderheit zwei ſind , nåmlich einer in der Stadt , welcher
der beſte , und deſſen Waſſer achtlothig iſt und einer vor dem Nappenthor , deſſen Waſ ſer nur rechs - bis ſiebenlothig iſt. Die bies fige Pfånnerei fißt auf Stanzleiſchrift. ES .
iſt hier das alte Schloß Schepfenburg. Unweit oder eine Viertelſtunde von der
Stadt iſt bei dem ſogenannten Grundhof ein Sauerbrunn.
Ehedeffen hat unweit Salzungen ein Schloß , Namens Falkenſtein , auf einem
Berge geſtanden , welches feine eigenen Ser ren batte.
Unter den feche Dörfern des Amts Sale
zungen find die Pfarrbórfer Möhra , Wiegel Toba und Immelborn,
Der
;
I
537
Der Aufſicht des falzengiſchen Beamten iſt auch das Amt Auendorf umgeben , wela ches aus den Gütern des ehemaligen Benes diftiner Nonnentlofter Allendorf entſtander iſt , und zu welchem , außer Ocon Dorf Allens
dorf , noch groólf Dörfer gehören. 6. Das Umt Altenſtein , hat ehedeſſen den Herren Kunden von Wenfheim mit der
hohen und niedern Gerichtsbarkeit zugeftans
den , iſt aber , alb fie 1722. ausgeſtorben , dem hochfürſtlichen Haufe Sachſen - Meinun gen , alb ein eröffnetes lehn , beimgefallen. Es begreift 1 ) Ultenſtein , ein Schloß.
2) Schweina, einen großen Marktfleden , mit einem Schloß und Waiſenhaus .
3) Die Dórfer Steinbach, Gumpelſtadt,
Walfiſch , und die Höfe Profiſch und Erbach. Anmerkung. Hier find folgende adelige ſchriftfakio ge Derter belegen .
( 1 ) Liebenſtein, ein eingegangenes Schloß unter welchem
(2) Der Sauerbrunn , oder Liebenſtein , ein Fleden mit einer Kirche, welcher von einem guten Sauerbrunnen den Namen hat, liegt.
( 3 ) Wenigen- Schweina , cin. Dorf. f15 (4) Dber
538
(+) Obec -Eu , ein Dorf , nebſt den Gófen Clausberg und Tazberg.
( 5 ) Tiedleß , ein Dorf, ſamt dem Schlos. felbed und dem Reuſſenhof.
III. Das Haus Sachſen - Gotha beſikt nur die oben im coburg - ſaalfeldiſchen Untheil
beligenen und angeführten Kammergúter luda wigeburg und Schweidhoff. IV . Das Saus Sachſen - Bildburghauſen beligt folgende rechs Aemter, welche aud
mohl ein beſonderes Fürſtenthum genannt werden , und unter dieſem Titel auf einer
pon Job, Bapt, Homann herausgegebenen Charte abgebildet ſind , welche im Utías von Deutſchland die goſte iſt. Die fürſtlichen ho hen Kollegia ſind , das geheime Rathsfoües
gium , die Regierung , das Konfiftorium und Das Kammer Souegium . Serzog Ernſt hat das Recht der Erſtgeburt in ſeinem Sauſe
eingeführt. Man ſchåßt die herzoglichen lan Deseinkünfte jährlich ungefähr auf 80000 Rthlr. Es folgen nun die Aemter.
1. Da$ Ame Sildburghauſen , hat Her sog Ernſt ſchon 1872 vom Fürſtenthum Co burg erhalten.
Dahin gehört :
1 ) Hildburghauſen , die herzogliche Reſis denzſtadt , welche an der Werra liegt , und piele ſchöne Häuſer hat. In der alten Stadt
if das regelmäßig gebauete und anſehnliche Resi
539
Reſidenzſchloß, zu welchem Herzog Ernſt 1685 den Grund legen laſſen , und in deſſen Kir
che das fürſtliche Begräbniß iſt ; das Rath haus am Markt , auf welchem die fürſtliche
Regierung , Kammer und das Konſiſtoriuın ihren Siß haben ; die evangeliſch - Tutheriſche Stadt- und Pfarrkirche , an melder der fúrſt:
lich - hildburghaufenſche Generalſuperintendent ſteht , und die lateiniſche Schule.
In der
por dem Schleuſinger Thor regelmäßig ans gelegten , aber noch nicht völlig ausgebaueten Neuſtadt , ift eine evangeliſch - lutheriſche Kirs? che, gegen dem Zucht- und Waiſenhauſe über, und eine 1721 erbauete reformirte Kirche
deren Lehrer wechſelsweiſe in deutſcher und
franzöſiſcher Sprache prediget. Sowohl an dem Eißfelder : al8 Xómbilberthor iſt eine Der große fúrſtliche Luftgarten Borſtadt, liegt hinter dem Reſidenzſchloß , zwiſchen der Altſtadt und Werra , aus welcher ein Kanal
rings um den Garten geleitet iſt. " Kaifer lus Dewig ertheilte Grafen Berthold von Hennes berg 1323 die Erlauhniß , den Marktfleden
(oppidum ) Hildburghauſen mit Mauern zu umgeben. 1383 brannte die Stadt faſt gang ab. 1725 brannte das ganze Viertel, gegen das obere Thor 311 , ab, welches aber re: gelmäßig mieder aufgebauet morden, 1714
fiftete Serzog Ernſt hitfelbft ein afabemiſches Gume
540
Gymnaſium , welches abie wieder eingegar gen iſt.
2 ) Sophienthal , ein fürſtliches Kammer
gut , und ehemaliges Schloß. 3 ) Steindorf , ein Marktflecken am flüßa dhen Kref , bat faſt 150 Håuſer . 4) Sechbzehn Dörfer, als die Pfarroórə fer : Sinnershauſen , Bedem oder Bidheim , Pferdborf und Reimrieth , Seſelrieth, Efbaus fen oder Elshauſen , u. . w.
2. Das Kloſteramt Veil&dorf , iſt aus den Sütern eines ehemaligen Benediktinera floſter 8 entſtanden , welches 1525 don den
aufrühreriſchen Bauern zerſtört worden. Die
übrig gebliebenen Kloſtergebäude , welche an der Werra fiehen , werden von dem Umt mann beroobnt. Es gehören zu dieſem Ämt die Dörfer Beilsborf und Bürden.
3. Das Amt Eiffeld , in welchem I ) Eiffeld ', in alten Urkunden Afifeld , Srefeld , Ellefeld , Elfeld , eine Stadt an der
Werra , welche im Jahr 1323 bemauert worden , und 1632 eingeåfchert iſt. Es iſt hier eine Superintendentur , ' und eine latei: niſche Schule. Das Schloß iſt der gewöhns liche Siß der herzoglichen Witwen .
2) Die Pfarren Brúnn oder Drobna , Biberſchlag , Crocau , Heubach , Stelzen , Unterneubrun und Gießůbel.
3) Sas--
541
3) Sachfendorf, ein Pfarrdorf, in deffen Kirche fünf Dörfer, die Glashütte Frideriches hóbe , das Blaufarbenwert Sophienau , und das Vitriolwert in der trodnen Werra , eins gepfarrt find. 4) Noch 21 Dörfer. 4. Das Amesoder die ehemalige Herr. chaft Deldburg , Darinnen
1 ) Heldburg , einer kleine Stadtam Flug Sret., mit einem älten Bergſchloß , darant fonft Grafen oon Siloburg refidiret haben, Es iſt hier eine Superintendentut , - ung ein
Borroert , der neue Hof genannt. Pandgraf Balthaſer ju Thúringent fou dieren Ort aus einem Dorf gur Stadt gemacht haben. 2) Ummerſtadtrain Stadtchen am Fluß
Nobach mit einer Udjunktur. Daf- Nittargut Erlebach iſt ein Fitial der hieſigen Pfarr firche.
1933:
.
** 3 ) Strouff oder der Sprauchham , ein perroúſtetes Bergſchloß , auf welchem " Dopa po . XHE, Sraf zurHenneberg, gewohnthat, daher er Poppoy pon Strauff , Yo wie ſein Sohn aus gleicher : Urſache fermanit von Strauff genannt worden . 4 ) Bellershauſen ; ein Dorf Mit einer Pfarrtirche und einem Vorwerf. 1
s) Doms :
542
3 ) Dampertshauſen , ein Dorf mit ei ner Pfarrkircher einem Vorwerk , und einem Rittergut.
6) Rieth , ein. Dorf mit einer Pfarrfirs che , und einem Vormert , welches zu dem Kloſter Sonnenfeld gehört hat. 7) Poppenhauſen poein Dorf mit einer Pfarrkirche.
8 ) Lindenau, ein Dorf mit einer Pfarr firche
wofeloft Herzog Ernſt Friderich I ein
Salzwert , Mameng Friderichshall, anlegen laſſen . Der erlangenſehe Profeſſer , Sofrath Delius , hat gelebret, auß der daſigen Sole ein wahres pa, natürliches glauberiſches Wuna berſalz .gu ziehelt 1. und daffelbige daß eróffa
nende friboridhialf genennet.se 9)Hellingen, Schweigertshauſen , Schlechta fort , Wefhauſen , Sulzhauſen , Biltmerts. hauſen , Dörfer mit Rittergůtern. 191) Seidingſtett , ein Dorf mit einem fürſtlichen Jagdfchloe.
0
un) Nods. 6. Dörfer und
1,51190
Mittergåter.
5. Daß Amt Königsberg , iſt gantz dom
Bisthum Würzburg uniigeben.
Es find zu
bemerken :
13) Ronigsberg , eine kleine Stadt ani einem Berge , aufwelchem ein uraltes Schlost ſteht. Sie iſt der Siß einer Superintenden: tut. 1672 Brannte fie ab. Dor Alterð ges bórte
543
hörte ſie in die gemeine Zent , rourde aber 1583 Durch einen Vergleich davon dergeſtalt ausgeſchloſſen , daß ſie mit dene hohensund niedern Zentfáulen , welche fich rin iht und ihrer Narkung begeben , dein Herzog zu Sachſen fi.is ' zugehören rou. 2 ) Die Dörfer , Alteråhauſen mitseinen
Pfarrtirche ; Erlesdorf , Delfingen im Daße gau mit einer Pfarrkirche in Holzhauſen imit
einer Pfarrkirche, Juntersdorf init einer Pfarr firche , Klein -Münſter , Saflau , Dbarhority, Nomershofen , Silbach , Udenhofen , Unfind ,
insgemein aber unrichtig Uenfeld oder Uefeid. mit einer Pfarrkirche, Unterhorith , mit einer Pfarrkirche. In allen dieſen Dörfern , Al.
tershauſen und Koßlau auðgenommen
find
auger dem Amt noch andere Lehnsherren 1
welche über ihre håuflichen Unterthanen biz
Vogteilichkeit ausüben, inmelount Abſicht dieſe Umtsddrfer auch ganerbſchaftliche Dörfer geva nannt werden , ja in allen dieſen 14 Umes. Dörfern iſt auch eine mit Würzburg gemeins ſchaftliche zentbare landſchaft. 3 ) Windberg , ein Umtsvormerk.
4 ) Dórflis , ein Dorf mit einer Pfarra : firche.
5) Núgheim , Haus und Schloß mit
einem Vormert , hat ſonſt den von Münſter gebort. 6. Dal
544
6. Das Kloſteramt Sonnefeld , ift aus bien ſekulariſirten Gütern des ehemaligen 1264 Omnicht "1263 ) geſtifteten Ziſterzienſer Non nenftoſters Sonnefeld entſtanden . Die noch porhandenen Gebäude derſelben , bienen jeßt zum Amthauſe. Die Kirche iſt auch nod im
Stande. * Zu beim Amt gehören : 201 ) Soffitásten , ein Marktfleden beim ehemaligen Kloſter Sonnefeld , welcher 1632 großen Brandſchaden " erlitten hat. Es ift hier oper zu Sonnefeld : eine Udjunktur . 2) Seidmannsdorf, und Ebersborf, Pfarra dorfer.
3 ) Noch 19 Dörfer.
Das Fürſtenthum Gotha. §.
I.
on den Fårſtenthümern Gotha , Coburg und Altenburg , hat Joh. Bapt. Hos mann eine von den Herausgebern des Werts
,
Gotha diplomatica , herrührende fandcharte bers
3
545
herausgegeben , welche im Atlas von Deutſch lano pie 53ſte iſt ; aber eine ganz andere
Lage, und vielfálege Ausbeſſerung notivig hát. te. Schreibers Charte vom Fürſtenthum Go tha , iſt in einigen Stúden beffer , und in andern ſchlechter.
$. 2. Es grenzt das Fú : tenthum Gotha
gegen Abend an das Fürſtenthum Eiſenach , und an das oben angefüh.te ſachſen - meinin: giſche Amt Salzungen , gʻgen Mittag an Die gefürſtete Grafſchaft Henneberg chúrſa ch riſchen und herfiſchen Untheils , gegen Mora gen an eben derſelben weimariſches Amt 31.
menau , an das ſchroarzburg ſondershauſiſche Amt Arnſtadt , und daß Erfurter Sebiet , gegen Mitternacht an tab durſachliche Ame
Langenſalza. In dieſer Grenze find die ab . geſondert liegenden Uemter Kranidsfeld und Moderoba nicht mit begriffen . 9. 3 , Das land ift fruchtbar an afferlei Getreide und Gartenfrichten , Der fürliche
Theil begreift ein Stück des Thüringer Wal Des , und hat Bergmerte,
Es entſpringen
in dieſem Fürſtenthum die Reine , melche Pants graf Balthaſar 1369 nach Batha geleitet hat, und die unter Golshad in die Meffe fått ; Die Apfelſtatt , welche eine NISfe in Die feine abgiebt , und in die Gera geht ,
*und diefe Gera , welche auf diefem furften : BAC . Eroberør. 39.
M m ,
thum
546
thum nach Erfurt , und endlich in die Unfirut fließt. Die Neffe hat ihren Urſprung im Era furter Gebiet , durchfließt das Fürſtenthum
Gotha oon Morgen gegen Abend , nimmt im Fürſtenthum Eiſenach die im Fürſtenthum
Gotha entſpringende Hörſel auf, und geht alsdann in die Werra . -
$. 4. Das fúrſtenthum enthält fieben Städte und 5 Flecken. Die landſtande bea
ſtehen aus 3 Klaſſen , welche ſind in die Grafen und Herren ; nåmlia) die Fürſten von
Schwarzburg und die Grafen von Hohenlohe ; 2) die Ritterſchaft , und 3 ) die fanzleiſáßis gen Städte Gotha und Waltershauſen. Hiera zu kommen noch die adeliden Baſaulen aus der Herrſchaft Donna , und die abelichen Ves falen , imgleichen die Stadt Shemar aus dem Amt Shemar in der gefürſteten Grafa ſchaft Henneberg. Sie werden von den lana desfårſten zu den Randtagen zuſammen berus fen , da fich denn ſowohl die Ritterſchaft , alb die Stadte , in den engern und 'großern Ausſchuß theilen.
Bisweilen wird nur ein
Ausſchuß aus allen 3 Klaſſen der fandſchaft zuſammen berufen. §. 5. Das ganze fand betennet fich zur evangeliſch-lutheriſchen Kirche, und hat in Una febung der gottesdienſtlichen Sachen und des
Unterrichts der Jugend , eine von den Hera zogen
547
gogen Ernſt und Friderich II eingerichtete oorzüglich gute Verfaſſung , zu welcher unter
andern auch gehört , daß ein landinſpektor umber reiſet, und ſowohl auf die Kirchens als Schulſachen außer der Reſidenz, Ucht hat. Sonſt haben die Aufſicht über Kirchen und Schulen ein Seneralſuperintendent, 8 Spea
zialſuperintendenten , und 7 Udjuntti derfels ben.
Es find áber 200 Sirchen vorhanden.
. 6. Die fúrſtlichen hohen Rollcgia find : das geheime Nathbfourgium , die Landesrea gierung , welcher auch das Dberrormunda
ſchaftstollegium einderleibet worden , welches jedoch ſeine eigene Kauglei bat , daß Obers tonfiſtorium , unter welchem die 4 Unterfon fiſtoria gu Stranichfeld , Gråfentonna , Dhra druf und Urnſtadt , und 24 geiſtliche Unters gerichte ſtehen , daß Rammerfollegium , tas Struer - Obereinnahmstolegium , 0a8 Natha
follegium , und die Oberpolizeidirefzion. §. 7. Der Herzog underhålt zwei Panda regimeater , jedes von 800Mann , von wele ehen eins im fórſtenthum Gotha , und eins
im Fürſtenthum Altenburg liegt, eine Garde von 160, Mann , und ein Artillerieforps. $ 8. Das Fürſtenthum Gotha iſt in 12 Aemter abgetheilet , welchen adeliche Amts bauptleute , und entweder adeliche oder búce Mma
gera
1
548
gerliche Amtmánner vorſtehen.
ES fint
folde :
1. Das Umt Gotha. 1 ) Gotha , die Hauptſtadt des Fürſten: thums , die auf einer bequemen Anhöhe bei
der Leine liegt , von welcher landgrafBaltha far 1369 einen Arm nach der Stadt , Ser: 30g Ernſt aber denſelben in ſteinernen Kansa len durch alle Straſſen leiten laſſen. Sie iſt eine der beſten Städte in Thüringen . 1715 zählte man in der Stadt und vor den Iho ren 1031 ſchofbare Häufer. Innerhalb der Ringmauer find yoo Häuſer , außer welchen noch viele auf dem Wau ſtehen , als das Sol datenhoſpital, zwei Soldatenſchulen, die Ba raden , in deren großern mit den Sadets als
Terlei Unterweiſungen und Uibungen angeſtellt werden , die Stuck- und Glockengießerei, u . a. m.
In der Stadt findet man das Amt:
haus , zwei Sauptfirchen , ein gutes und vom Herzog Friderich III ſehr verbeſſerteß Gym nafium illuftre , ein Zucht : Witroen - und
Waiſenhaus. Der hieſige Superintendent iſt
zugleich Generalſuperintendent des ganzen Fürs ſtenthum8 Gotha.
Es iſt hier auch ein geiſta
liches Untergericht.
Die Nahrung der Ein
mohner beruht nicht nur auf der fürfilichen
Hofhaltung , ſondern auch auf Wollenmanua fakturen , Ader- und Waidbau , Bierbrau, Hans
349
Handel , und der Durchfahrt aus feipzig nach Dberdeutſchland , welche an der geraden ud bohen Straſſe zwiſchen Gotha und Eiſenach Die Stadt hat vide Bequemlichkeit hat. 1207, 1545 / 1632 , 1646 , 1665 große Feuersbrúníte erfahren ; doch ſind die in der
leßten verwüſteten Häuſer insgeſamt von Steis nen , und in gleicher Höhe wieder aufgebauet worden .
Uiber der Stadt , auf einem Berge, liegt Das fürfti che N ſidenzſchloß Friedenſtein , wels shes Herzog Ernſt der Gottſelige 1643 ju bauen angefangen hat , und zwar an sem Drt , wo ehemal8 daß feſte Schloß Grimmena
ſtein geſtanden hat , welches 1567 mit vielen Koſten oóllig geſchleift worden , nachdem ſich Churfürſt Uuguſt I zu Sachſen , bei Vouzies bung der licht wider Serzog Johann Fridea rich II, deſſelben und der Stadt bemächtiget batte.
Der Friedenſtein iſt mit Kaiſer Fer
dinand HII Genehmhaltung befeſtiget worven. Jn demſelben findet man ein gut verſehenes Zeughaus , einen foſtbaren Bücherſaal, cine
beträchtliche Naturalien - und Kunſtkammer , rins von den wichtigſten Münzkabinetten in Europa , welches Herzog Friderich 1772. mit einem fideifommiß belegt hat , eine Schlost firche mit einer ſchönen Rapelle , eineMünze, rin Feuerwerfblaboratorium , und in deinſels Rm 3
1
hen
?
$ 50
ben eine vermittelft eines tåglich aufzuziehen den Uhrwerk& Rich umdrehende Maſchine vom fopernikaniſchen Weltbau , welche der Archis diafonus Bauſe verfertigt hat , ein Komödien , bauf , und einen Mcllgarten. Vor dem Siebleber Chor fteht das fürfts fiche lufthaus Friderichsthal , mit einem ſchos nen Garten.
Die Vorſtådte find in dieſem Jahrhuna
dert an Häuſern und Garten ſehr angewacha Es ſind daſelbſt die Befaßungskirche fen. mit zwei Gottes ådern , das ehemalige Peſtis lenz - und nunmehrige Manufafturhaus , daß Drdonanz- und Manufakturhaus, die Waſſers túnfte , die Porzellanmanufaktur , das Reits haus , der Sonder - oder Siechhof für abges lebt: Reute mit einer Kirche der ſchöne
Drangeriegarten , die fchönen und langen fins dens und Kaſtanienalleen .
2) Die Pfarrborfer Friemar , Balftett,
Hauffen , Eſchenberge, zurHälfte , welche die Gerechtigkeit haben , fißen , ſich aber ,
auf Kanzleiſchrift zu
jedoch mit Vorbehalt bera
felben, wieder an das fürfliche Umt gewens det haben.
3) Die Pfarrdörfer Malfchleben , wos felbft eine zur gothaiſchen Superintendentur gehörige Adjunktur , und ein geiſtliche Unter gericht iſt , Tuetleben, Gros-Nettbach , Sies beles
1
551
Beleben , Gamſtedt , welche , weil Nehoch lie . gen , Bergedorfer genennet werden. 4) Die an der Meſſe belegenen Pfarra Dörfer Goldbach , in deffen Nachbarſchaft ein Goldbergwert gereſen iſt , und woſelbſt eine
zur gothaiſchen Superintendentur gehdrige Adjunktur , und ein geiſtliches Untergericht iſt, Buffleben , Rembſtedt , Eberſtedt, Wiegle ben , Warza und Bråbeim , und das Dorf Godheim zum Theil. 2. Das Amt Tenneberg , ift den dere witweten Herzoginnen zum Leibgeding gervida met. In demſelben liegt die Hälfte des großen
Inſelbergß oder Emſenbergs , deſſen andere Hålfte ins heffiſche Amt Schmalkalden gehört. Er wird für den höchſten in ganz Thüringen gehalten. Herzog Ernſt ließ 1649 ein lufta baus auf demſelben erbauen , welches weger
der vortreflichen Ausſicht oft beſucht wird.
Zu dem Amt gehören : 1 ) Tenneberg, ein altes fürſtliches Bergs rahloß und Umthaus , welches zu Zeiten fanda graf Friderich des Angebiſſenen , ſehr berühmt war , und Herzog Friderich 11 zu Gotha , zu einem Jago - und Luftſchloß wieder einrich
ten laſſen.
Es iſt hier ein geiftliches Untera
gericht. 2) Baltershauſen , eine Stadt unter
Tenneberg, am Körfelfluß , woſelbſt eine 9m 4
Sus
557
Superintendentur, ein geiſtliches Untergericht, und eine lateiniſde Edule ift , auch find hier gute Webereien. Der Nath fommt zu den
Land - und Tepataziondtagen. Die freien Kemnotten , ( Caminatae aedes ) vor der Stadt fißen auf Kanzleiſchrift.
Der Stadt gehört das kleine Dorf gbena bain.
3 ) Die Dörfer diefed Umts werden eins getheilet :
( 1 ) In Pregetórfer , beren 3 find, una ter welchen die Pfarrbórfer , Afrach oder Archbach , wooferbſt die von Erffa ein Pebngut
haben , $ örfchlegat , feina , Sundhauſen , Teutleben , von welchem Ort die alte , aber nun ausgeſtorbene, adeliche Familie von Teuta leben vermuthlich den Namen hat , uueben, Wahlwinkel.
(2) In Walddorfer , deren 5 find , una ter welchen die Pfarrodrfer Friedftedt ober
Frettſtedt, woſelbſt ein Kammergut und ein adeliches Gut iſt , und langenhain. Anmerkung. Im Bezirk der Uemter Gotha uno Denneberg , Itegen , ratione commiffionis & executionis , folgende abeliche Geridte, Dóra fer und Derter.
1. Berböleben , ein Fleden , Nittergut
und Gericht der von Förſter, ein geiſtliches Untergericht.
&$ iſt hier Q. Dit 1
553
2 Die Dörfer der von Wangenheim, 1 ) Winterſteiniſchen Stamines , nåmlichs
Fiſchbach , Groß-Beringen , halb Hochheim , Kahlenberg , Kelberfeld , Ofter - Peringen , Pfulendorf , Reichenbach , Schonau , Soma mer , Sonneborn , woſelbſt ein geiſtliches
Untergericht iſt , halb Wangenheim , woſelbſt eine Superintendentur und ein geiſtliches Uns tergericht iſt, Wifi auſen , Winterſtein , w9s felbſt ein geiſtliches Untergericht und drei mana genheimiſche Schloſſer ſind , Wolf8 : Berina gen , und die Adfe Setſcheroda und Hefa wintel.
2 ) Wangenheimiſchen Stammes , nämlich Haina , ein Fleden , halb sochheim , halb
Wangenheim , Düngeda , der Steinhof , ein Lehngut zu Bróheim. 3. Das Gericht der von Seebach åber die Dörfer Groß- Fabner, wofelbſt ein geiſts liches Untergericht iſt , Klein- Fahner und Siers Medt , welche vor Alter$ eine Herrſchaft auss
gemacht haben , die den von Fahner zugehört hat , welche Erbfammerer der landgrafen zu
Ihåringen geweſen ſind. 4. Das Gericht der von Sopfgarten i
1 ) Naßiſcher Pinie, úber die Dörfer Craus la , Ebenshauſen , Frankenroda , lauterbach, Niaga , moſelbſt eine Adjunttur der mangens 0m 5
1
beia
554
heimiſchen Superintendentur , und ein geiſtli dhes Untergericht iſt , und Neukirchen. 2) Ebenheimiſcher Linie , über die Dör fer Burla , Ebenheim , balb Mechterſtedt ,
Weingarten. 5. Das Sericht der von Gráfendorf , über das halbe Dorf Mechterſtest , moſelbſt ein geiſtliches Untergericht iſt. 6. Das Gericht der von Utterobt zum
Echarfenberg , über die Dörfur Thal (unter dem verwüſteten und in alten Zeiten ſehr bea råhmten Bergſchloß Scharfenberg, ) woſelbſt ein geiſtliches Untergericht iſt, Nubla , Schwarza
hauſen, Schwarzbach, Settelſtedt, Theubach, Schönau , Stodhauſen , die beiden legten Dórfer halb.
7. Weißenborn , ein chemaliges Kloſter unter dem Scharfenberg an der Nuble , iſt
nach der Kirchenverbeſſerung zu einem Rams mergut gemacht worden , welche$ 1752 eir Herr von Minnigerode gekauft hat. Es iſt hier eine Pfarrkirche. 8. Das Pfarrborf und Gericht fauche,
feit 1714 den von Hopfgarten zugehorig. 9. Gaſpiteroba , ein Pfarrdorf und Sea richt.
10. Ettenhauſen and Haſtrungsfelde , befißen die von Seerda. 3. Das
555 3.
Das Umt Friberichswerth ; ift aus
Gütern entſtanden ,
die ehedefſen die don
Erffa beſeſſen haben , welche aber der Landesa berr erfauft hat. Dahin gehört : 1 ) Friderichewerth , ein ſchönes fúrſtlia dyes fuftſchloß, mit einem regelmäßig angea legten Fleden , und einem Waiſenhauſe. EB
iſt hier ein geiſtliches Untergericht. Der Ort iſt aus dem chemaligen Mitterſię und Dorf Erffa entſtanden.
2) Mádebach oder Netbach , ein Pfarra dorf.
3) Frankenroda , ein Dorf , welches theils zu dieſem Amt , theils den von Erff jugehört. 4. Das Amt Keinhardsbrunn , iſt aus den Gütern eines ehemaligen Benediktiner Rönchentlofter entſtanden , und entha!t : 1 ) Reinhardsbrunn , das Amthaus und
ehemalige Kloſter , welches Landgraf Pubwig der Springer erbauet hat , und darin piele
der alten Landgrafen begraben worden , bei melchen auch eine Pfarrkirche iſt.
Es iſt hier
ein geiſtliched Untergericht. Die umliegende Gegend bieß vor Ulter8 fogbe, und die bloße fåuben.
2) Friderichroda , ein Stadtchen , wel Cheb 1595 zuerſt mit Marktrecht , and 1597
mit Stadtrecht begnaviget worden iſ.
CS
ip
556
ift hier eine Udjunktur der waltershaufſchen Superintendentur. 3 ) Zehen Dörfer , unter welchen ,das Dorf Wipperoba , woſelbſt ein Kammerhof , ber jent ein fürſtliches Kanzleilehn iſt , und die Pfarrdörfer Ernſtroda und Altenberg , find. Bei dem lekten ſteht noch auf einem Berge die St. Johanneskirche , welche , ſo viel man weiß , die allererfte Kirche in ganz Tháringen , und von Bonifacius erbauet iſt; fie iſt aber ichon gutentheils verfallen. Unter terſelben ſteht die 1712 eingeweihete Imma: nuelskirche.
Uiber dem Dorf finfterberg , entſpringt die Leine.
4) Schauenburg , ein ehemaliges Schloß, und der Landgrafen von Thüringen erſter Xohnfiß, iſt in dem thüringiſchen Sufzeßions , friege berwüſtet.
5. Das Amt Georgenthal , iſt auf den
Gútern eines ehemaligen Ziſterzienſer Móns
1
chentloſters entſtanden , welches Sigo, Graf ju Schmarzburg und Kåférnburg 1143 ges ſtiftet hatte. Zu demſelben gehören :
1 ) Georgenthal , das Amthaus , und der Siß einer Adjunktur der wattershauſiſchen
Superintendentur , und eines geiſtlichen Unter gerichts.
2) Ucht
557
2) Ucht Dörfer , von welchen Tambacho Hohenfirchen , Gräfenhahn , ( richtiger Grås fenhann, in alten Briefen Sråfenhagen ) Schóg nau am Walde , und Cobſtedt oder Kopſtedt, Pfarrbörfer fint.
3 ) Waldenfel8 , ein vermúftetes Schloß,
C
welches Heinrich von Mellingen 1293 an das Klofter Georgenthal verkauft hat. Das Dorf Thietharz und das obengenannte Dorf Tama bach , haben dazu gzhdit. 4) Samburg , Trachenburg und falfina ſtein , find alte púſte Schloſſer. 6. Das Umt Echwarzwald , hat Herzog Wilhelm 1470 an Grafen Sigmund zu Gleis chen wiedertauflich überlaſſen , e$ ift aber nachgehend wieder eingelóſet worden . Das Echloß oder Haus Schwarzwald , von wel: dhem e$ den Namen hat , ift , biß auf einen Thurm nad , welcher noch auf dem Crawings
ter forſt zu Phen , bermuſtet. Nuf dem Ur lesberger forft haben vor Alters 2 Schlöffet geſtanden , die auch nicht mehr vorhanven
ſind , nämlich die alte Burg und die Seyf fartsburg." Sekt gehören zum Amt :
1 ) Der Dberhof , welcher ehemals daß fårſtliche Umthaus geweſen iſt. 2) Biafti-Zella , ein Stadtchen und Sik einer zu der ichtershaufifchen Superintendens
tur gehörigen Übjunktur , und eines griftlis when
558
den Untergerichts , bat chedeffen ein Kloſter gehabt , und jeßt hat es eine gute Sewehrs fabrit, in welcher auch gute Damaſzirt: Kanos nen con mittlerer Größe verfertiget werden. Dieſer Ort iſt 1640 von dem Umt Reinhards brunn getrennet , und zu dem Umt Schwarza walb gelegt worden.
3 ) Die Dörfer Schwarz-Zella , Arolsa berg, Schwarzwald und Stußhauß , ſind in die Kirche zu Blaſii - Zella eingepfarret. 4) Melis , ein ſehr anſehnliches Pfarr. dorf, iſt ehebeſſen halb bennebergiſch , und in die zent Binghauſen gehörig gewelin, 1860 aber ganz an das Amt Schwarzwald ges langt.
7. Das Amt Wachſenburg , in welchem
1 ) Wadſenburg , ein altes Schloß auf einem hohen Berge , welches Serzog Ernſt 1660 mit bequemen Sebäuden verſehen laſſen , um daſelbſt ein Zucht- und Waiſenhaus angus legen , zu welchem Ende auch eine Kirche zus bereitet worden : es iſt aber nichts daraus geworden.
2) Die Pfarrt örfer, Apfelſtedt, Biſchles ben , Crawinfel oder Grauminfel , pon 250 Häuſern , Goffel, Haarhauſen , Holzhauſen , woſelbſt ein Vorwerf iſt, Rodichen , Shoren, Wolfis , an welchem lekten ſtarker Orte auf
joo Kobnhäuſer und drei fchriftfäßige Gúter find.
539 1
ſind.
Zu Dietendorf iſt ein ſahrifcſáßiger Nite
terfin ber von Wittern.
3) Noch vier Dörfer , unter welchen Neu - Gottern , oder Neu - Dietendorf, von den
vereinigten çoangeliſchen Brüdern , welche das ſelbſt wohnen, Gnadenthal genannt , woſelbſt ein ſchriftfåßiger Nitterfitz iſt. Anmerkung. An dieſes Amt find , ratione exe eutionis , verwieſen :
1. Das Gericht der von Wißleben zu
Elgersburg , über die Dörfer Bart , Elgerða burg , moſelbſt ein Schloß und ein geiſtliches
Untergericht iſt, Sehra , Ranebach, Meuroda und Tragidorf. 2. Das Gericht der von Wißleben zu Riebenſtein , aber die Dörfer fiebenſtein , nos ſelbſt ein geiſtliches Untergericht iſt, Ruppertoa
roda , frankenhain , Gräfenrode , wofelbft ein geiſtliches Untergericht iſt, und Kettmanns . bauſen. 3. Molsdorf , ein Pfarrdorf, moſelbſt ein geiſtliche Untergericht und zwei Ritters fiße ſind , deren einer die Gerichte hat. Das Pandbaus , welches der Graf von Gotter , geroefener toniglich preußiſcher Oberhofmara Schal , bier gehabt , und inwendig mit feber
pielem Geſchmack ausgeziert , auch mit einem angea
560
angenehmen Garten verſehen iſt, bat Herzog Ernſt Ludwig für ſeine Gemahlin gekauft. 4. Die Lehngåter Tanıbidjdhof und Et: tiſchleben. 5. Das Rittergut Heerda. 8. Das Amt 3chterébauſen , ift auf den Gütern eines ehemaligen Nonnentloſters Ziſters zienſerordens entſtanden , und begreift: 1 ) Ichtershauſen , anfänglich lankmig , nachher Uchteriſchufen , Uchterichshauſen , eiu @tadtchen an der Gera , welches erſt 1697 Stadt echte erhalten hat.
Es iſt hier eine
Superintendentur , und ein geiſtliches Unter: gericht. Das Umthauß ſteht auf dem Play des ehemaligen Kloſter8. Das Schloß ma: rienburg hat Herzog Bernhard , Herzog Ernſt des Frommen dritter Pring ; 1675 zu bauen ang fangen , welcher hier ſeine Reſideng -.men molte , die er aber ſamt ben bazu ge:
Pihlagenen Aemtern mit Meiningen und Zuges hör , permechſelte. 2) Eiſchleben , ein Dorf. 9 . Das Amt Volterode , liegt zwiſchen
bem ſchwarzburgiſchen Amt heula , und der Reichsſtadt Mü lhauſen , mit welcher 1509 tegen der Gerichte , Jagden , Huth ind Weide 2c. ein Vertrag errichtet worden. Es iſt auf den Gütern eines Mönchenfloſters zi. ſterzienſerordenß entſtanden , und begreift 1.1 Flea
561
1. Fleden , 7 Dorfer und s Vormerke. Man bemerke :
1 ) Volterode , das Umthaus , welches ehemals das Kloſter geweſen iſt. Es iſt hier
eine Beirche, ein geiſtliches Untergericht, und ein Vormert.
2 ) Korner oder Groß-Kórner, ein Markte Alecken von mehr als 200 Wohnhäuſern, und
Sin einer zur gothaiſchen Superintendentur gehörigen Adjunktur , wie auch eines Vors 5$ find hier zwei Kirchen. 3) Die Pfarrdorfer Kleine oder Dbere Mehler , und Menterode. 10. Dai Amt Tonna , mar ehebeſſent eine Herrſchaft der Grafen zu Gleichen , und
merts .
tam nach derſelben Abgang zuerſt an die Schenken von Tautenburg , nach dieſer Ub.
gang , an die Grafen zu Waldeck , und 1648 fåuflich an den Rehnsherrn , Serzog Friderich zu Gotha.
E$ gehören dahin :
1) Gráfen - Conna, ein Fleden und mohla gebauetes Schloß , woſelbſt eine Superinten . dentur , ein Unterkonſiſtorium , und ein lebna gut iſt.
2) Burg- Tonna , ein großes Pfarrborf, bei welchem cheseffen auf dem Berge eine Burg der adelichen familie von Tonna gee fanden hat.
B014 . Erbbeſar. 20. 8.
NA
2) Nodo
562
3) Moch ſieben Dörfer , unter welchen
6 ?
güeben , ein Pfarrborf , und Douſtedt, wo felbſt zwei Pehngüter ſind. 11. Das Oberamt Kranid ,feld , iſt der obere Theil der Herrſchaft Kranichfeld , die por Alter: einem Davon benannten edeln Gea
ſchlecht gehört hat , welches eine:n Kranich im
Wappen führte, und ſich im dreijzehnten Jahr hundert in zwei Linien theilte. Es ſtarb im vierzehnten Jahrhundert aus worauf die Herrſdaft an die Burggrafen zu Kirchberg gelangte. Burggraf Dieterich rerkaufte 1451 die obere Herrſchaft Kranichfells , ein fachlic
lches Lehn , und 1453 das obrere Schloß an Heinrich Neuſſen von Plauen den jüngern. 1615 wurde ſie von den Graf en Reufſen an Das Haus Sachſen - Weimar fúr: 83000 Gúl den , und 1620 von Weimar an Karl Gúna
ther don Schwarzburg - Rudolſtadt für eine gleiche Summa wiederkäuflich überlaſſen. 1657
ůbergab Herzog Wilhelm zu Weimar das Einlöſungsrecht derſelben an Fjerzog Ernſt zu Gotha , welcher fie 1663 von Grafen Ni brecht Unton zu Schwarzburg - Rudolſtadt cinlåſte. 1694 verkauften die Girafen Ruuf
fen ihre bisher daran gehabte Gerechtisfieit an Herzog Friderich zu Gotha.
Es ge hors
ten zu dieſer obern Herrſchaft oder zu dem Dberamt :
1 ) Der
563
1 ) Der obere an der Weſtſeite der I'm belegene Theil der Stadt Kranichfeld ', mela che ein Schloß , eine Superintendentut , ein
Unterfon fiftorium , , und ein Mittergut hat: ! 2) Vierzehn Dörfer , unter weldsen die Pfarrbórfer Uchelſt:nt, Barchfeld , Gugeles ben , Muldau , Pilarzmirbach , Dithaufen ,
Niechheim , Radelmiß , Stetten , Treppens dorf , oder Drappendorf.
3) Die adelichen Dörfer Groß-Kochberg
woſelbſt ein geiſtliches Untergericht iſt, und Seitersdorf. Anmerkung. Von der niedern Herrſoaft Kraniche feld , weiche die Grafen vou Hakfeld als durmaynziíches Leln beſigen , kommit unter nad dem Fürftenthum Altenburg Nachricht bor .
12. Unter fachfen.gothaiſcher Landebhos beit ſteht :
Die Grafſchaft Oleichen , welche zwiſchen dem gothaiſchen , bennebers siſchen , ſchwarzburgiſchen und Erfurter Ge. biet liegt. Die ehemaligen Grafen zu Elei chen , Spiegelberg und Pyrmont , Herren zu Joona , ſind ein uraltes Geſchlecht geweſen , welches anfanglich auf den nun zerſtörten Schlöſſern Gleichen geroohnt hat , deren eiz nes ; welches Alten -Gleichen heißt , im Fúrs Din 2
ſtena
564
ftenthum Calenberg unter churbrautſchmeigie ſcher Hoheit , und das andere , Damens Neuen · Gleichen , unter heſſen -caſſelſcher $0. beit iſt. Von hier auß haben ſie ſich nach Thüringen gemendet , und unweit Gotha ein and ere8 Sdiloß erbauet , welchem fie auch den Namen Gleichen gegeben , und von wela chem die Grafſchaft Gleichen benannt more den , die hier gemeinet, und mit einem Neich : matrikularanſolag von 88 Fl. belegt iſt. Sie haben ſich in die tonnaiſche und blankenhay niſche linie , und dieſe lente wieder in die tonnaiſche und franichfeldiſche abgetheilet , und find 1631 mit Johann Ludwig , Grafen von Gleichen , ausgeſtorben . Ihr Wappen woes $
gen der Grafſchaft Gleichen, mar anjånglich ein gelowter leopard , zuleßt aber ein zum Streit gerüſteter filberner fome mit ausgea ſchlagener Zunge , und einer goldenen Krone auf dem Kopf , im blauen Felde. Sie ha
ben die Landeshobeit der Landgrafſchaft Thú ringen , und nachmals der Herzoge zu Sachs
fen , aber ſich erfannt. Nach ihrem Ubgang iſt die Grafſchaft Sleichen folgenbergeſtalt vertheilt worden. 1. Die , obere Grafſchaft bekamen die ehemaligen Grafen und nunmehrigen Fürſten von Hohenlohe neuenſteiniſcher finie , vermós ge der 1621 zwiſchen dem leşten Grafen pon
1
565
por Eleichen , Johann Cuberig , und der Grafen von Hohenlobe , Georg Friderich , Crafft und Philipp Ernſt , geſchloſſenen Erbs vereiniging , welche Herzog Johana Kaſimir beſtåtigte , und 1634 die damals lebenden Grafen von Hohenlohe ncuenfteiniſcher Haupta linie und ihre månnlichen Leibeberben mit
dem obern Sheil der Grafſchaft Gleichen und
ihrem Zugzhdr wirklich belich.
Dieſes Ana
theil g:hört der geſamten hohenlohes neuen . Beiniſchen finie ju , und grar atro , daß Hohenlohe : Dehringen die eine Milfte , und
die Häufer der langenburgiſchen finie die an. dere Sålfte befißen . Sie unterhalten in det Stadt Orbruf ihre Kanzlei und ein ihnen
1621 DOM Herzog Johann Safimir bemidig. tes , und vom Herzog Friderich II 1711 und
# 1914 beſtåtigtes Interfonfiftorium , Berenor die Predigt- und Schulamter , faffen durch ifren Superintendenten Spezialtirchen - und Schulunterſuchungen und Synoden hatten úben die niedere und hohe Gerichtsbarkeit
$
aus , und heben unterſchiedene Eintánfte , inſonderheit die halbe Trantſteuer.
El geo
hören ihnen folgende Derter. 1:) Dhrbruf oder Dhrdorf, die Haupts Habt , liegt am Heinen fluß Dhr in einer Ebene , und ift eine der älteſten Städte in
Shüringen. Das grafiche Schloß , in welo N
3
dema
566 .
chem die Grafen zu Gleichen lange Zeit ge wohnt haben , iſt jeigt in den hohenlohe- und noueriſteiniſchen und langenburgiſchen Flügel
abgetheilt , und der Siß der gráflichen Kanz Izi und des Konſiſtoriums.
In der Stadt
iſt ein gemeinſchaftlicher hohenlohild;e Omta mann und Superintendent , auch ſind hier allerlei Handwertblerte, Manufakturiſten, fa britanten und Künſtler , daher ziemlich ſtar . fer Handel und Gewerbe getrieben wird. Außer der Schloßlapelle , ſind hier die Faupts oder Stabtfirche , die Kirche in der Vor. ſtadt , die Spitalfirche , und die Gottesaders firche. Die lateiniſche Schule hat ſechs Klafo
fen.
Die Stadt iſt
1653
1248, 1450, 151 ,
1661 , 1719 , 1724 und 1753 enta
weder gang ober großentheils abgebrannt. 2 ) Wechmar , ein großer Flecken , der an 300 bürgerliche Einwohner , und eine
Pfarrkirche hat. 3 ) Die Pfarrdörfer Emlebei: , Schwab :
hauſen , Pferdingsleben, Wermingshauſen und Pehingcroda . 2. Die untere Sraffd aft , oder das untergleichiſche Amt , oder wie man auch ſagt,
die untergleichiſchen Dörfer , find , vermoge des Erbfolgevertrags , welchen der legte Sraf zu Gleichen , Johann Ludwig , mit den Gran fen von Schwarzburg arnſtädtiſcher finie , err
567
crrichtet hat, nach jenes Tode an diefe geo kommen ; doch haben die Grafen von Saga feld , durch den zwiſchen Sachſen undMagng 1665 zu feipzig errichteten Rezeß , und durch ben Epekuziousrezes von 1667, Wanderslea ben und Freudenthal erhalten . Die untera gleichiſchen Dórfer , welche das fúrſtliche Haus Schwarzburg Sonderdhauſen unter gothaiſcher
Soheit beſigt, find : Sülzenbrúd, Ingerblee ben , Gunthersleben , und Stetten an der Sera .
3. Von dem Untheil an der Grafſchaft Gleichen, welches die Fürſten von Haßfeld
befißen , fommt unten , nach dem Fürſtenthum Ultenburg . Nachricht vor. 13. Die Nemter glm und Paulinzella, welche das fürſtliche Saus Schwarzburg Nu. dolſtadt von dem fürftlichen Dauſe Gotha
zu lehn 'empfängt , kommen unten im Fúra ſtenthüm Schwarzburg'vor. nii
n4
Das
568
Das Fürſtenthum Altenburg.
3.
1.
dieſes Fürſtenthums , wels DiiecheAbbildung man auf der homanniſchen Charte
pon den Fürſtenthümern Gotha , Coburg und Altenburg findet , taugt nicht viel. Von den Uemtern Altenburg und Nonneburg hat p. Schenk jmei Panddharten herausgegeben , uns ter denen die lente , von P. Trenkmann bes 1
ſorgte, viele Vorzüge hat. Man hat auch einen ſeutteriſchen Nachſtich. Bon den meſt: lichen an Thüringen ſtoſſenden Aemtern , ha ben Schreibers Erben eine Charte geliefert , und von Saalfeld iſt auch eine ſchreiberiſche Charte vorhanden.
S. 2. Es iſt ein Theil des alten Dfters. landes , und, grenzt gegen Abend an das
obere Fürſtenthum Schwarzburg , an das fürſtlich - babfeldiſche Antheil an der Serrs
ſchaft Kranichfeld , und an das fürſtenthum Weimar ; gegen Mitternacht an das Stift Raum
569
Naumburg , an den thåringiſchen und Ecip: siger Kreiß ; gegen Morgen auch an den feip
siger Preis und an die ſchönburgiſchen Serra fchaften , melche gun erzgebirgiſchen Streife gerechnet werden ; gegen Mittag auch an den erzgebirgiſchin und an den neuſtádtiſchen Streit.
Es wird aber durch die gråflich) - rcufiiſche Herrſchaft Gera von Súden gegen Norden in zwei von einander abgeſonderte Theile ges trennet.
S. 3. Das Land ift fehr fruchtbar an Se: treibe' und Weibe. Die Viehzucht iſt betrachts
lichy, inſonderheit die Pferdezucht.
find hinlänglich vorhanden.
Watter
Die Bergmerte
geben Kupfer , Eifen , Kobold , auf welchem Blaue Farbe bereitet wird, Ditriol , und ans dere Mineralien . " Die Flüffe , melche das
tand bewäſſern , find vornemlich : Die Pleiffe, welche auß dem erzgebirgiſchen Preiſe fømmt, unter Sara die Sprotta aufnimmt , und in den feipziger Kreis tritt ; 'und die Saale , melche Das Umi Saalfeld durchichneidet , af8a
daan in Fürſtenthum Schwarzburg, und aus diefem wieder ins Förftenthum Altenburg tritt,
Kiefelbft die Drla und Noda aufnimmt, durch
die Fürſtenthümer Eiſenach und Weimar geht, 1
und hierauf abermals ins Altenburgiſche fließt, auf welchem fie fide ins Bifthum Naumburg und fo weiter ergießt. on 5 $. 4 .
$ 70
6. 4. Die landſchaft diefes Fürſtenthums, iſt in den altenburgifchen , ſaalfeldiſchen und viſenbergiſchen Kreis abgetheilt , und beſteht aus der Mitterſchaft , und den Stapten Al
tenburg , Saalfeld und Eiſenberg. Die land . tage werden zu Altenburg gehalten. § . 5. Dieſes land hát den Namen eines
Fürſtenthums befommen , als Serzog Fribes rich Wilhelm I , welcher Johann Wilhelms,
Herzog zu Weimar , älteſter Sohn war , die altenburgiſche Nebenlinie des erneſtiniſchen Hauſes ſtiftete , welche 1638. die älteſte wur. de , und mit Weimar , megen des Nang , einen ſchweren Streit führte , aber 1672 mit
Friderich Wilhelm III ausftarb, worauf das Fúrſtenthunt Altenburg an Herzog Ernſt den Gottſeligen von Gotha fiel , welcher aber, feia nes Bruder$ Bernhard zu Weimar drei Söh nen , zu Weimar , Eiſenach und gena , dit oben bei den Fürſtenthümern Weimar und Eiſenach beſchriebenen Aemter , Dornburg , Roßla mit der Stadt Sulza , Bürgeh, Heuss Dorf und Auftedt , nebſt andern Gerechtſa men und Nuşungen , gutwillig abtrat. A18 ſich ſeine Söhne nach ſeinem Tode theiſten, wurde das Fürſtenthum Altenburg in das gothaiſche, cifenbergiſche und ſaalfeldiſc,c An theil zerſtúdt. Das mittlere iſt 1707 nach Herzog Chriſtians zu Eiſenberg Tode ipieber an
571
an das Haus Gotha gelommen , welches nun
fieben Aemter doin Fürſtenthum Ultenburg belitt , úber Das ſaalfeldiſche Antheil aber nur die landéshoheit hat. Es führt , wegen dies Tes Fürſtenthums , lowohl auf dem Reiches tag im Reich fürfenrath , als auf den ober :
rächſiſchen Kreistagen , eine Stinime. 9. 6. Das ganze land iſt der evangeliſch Įutheriſchen Kirche zugethan .
Die Kirchen
und Schulen ſind unter die Superintenden : turen zu Altenburg , Kahla , Cainburg , Ei
ſinberg und Nonneburg vertheilet, über wel : dhe der . Generalſuperintendent zu Altenburg gajekt iſt. Es iſt auch in dem gothaiſchen An: thiil eben ſo , wie imn Fürſtenthum Sotha ,
ein landinſpektor. Zu Altenburg iſt ein Gym naſium illuſtre.
$. 7. Die fúrſtlichen hohen Tollegia zu Altenburg find, die landeßregierung mit der Kanzlei , das Konfiftorium , daß Kammerkol: legium mit der Renterei, und das Oberſteuer follegium .
5. 8. Es folgen nun
1. Die herzoglich.gothaiſchen Aemter. I. Das Amt Altenburg , in welchem 1. Altenburg , por Ulters Plišne , die Hauptſtadt des fúrſtenthumb, welche auf ei nem
572
nem erhabenen und ungleichen Boden liegt , und ziemlich groß und voltreich iſt. Das Edlos , welches auf einem Felſen ſteht , iſt in der Geſchichte theils als ein ehemaliger durfürſtlicher und herzoglicher Wohnfig, theils um bebwillen bekannt , weil son demſelben
1455 die jungen Prinzen Ernſt und Albrecht, nochmalige Stammvåter der beiden Hauptli nien des råd fiſchen Hauſes , burch Kung von Frauffungen geranbet worden. Bei der iro che deſſelben iſt vor Alterß ein Stift regulirs ter Chorherren geoperen .
In der Stadt findet
man daß fanzleigebäude , relches der Siß der landegregierung und des Konfiftoriums iß , das Amtshaus , die Pfarrkirche und die Brüderfirche, eine Superintendentur , zu mela cher 76 Kirchen gehören , und welche der Ger neralſuperintendent verwaltet, das adeliche Magdalenenſtift , welches zur Erziehung ars mer abelicher Tochter beſtimmt iſt , ein 1703
geſtifteteß Gymnaſium illuftre, welches eine Naturalien - und Kunſtfammer und einen Bio
cherſaal hat , und ein Waiſenhaus und Buchts haus.
Uitenbnrg iſt vor Alters eine Reicha
tadt , und die Hauptſtadt des pleifner fans )
des geweſen. Bon 1172 an findet man gea wiſſe Nachricht von den Burggrafen in Alten : burg. In der folgenden Zeit haben die Kaia
fer , oft ihr sofiager und einen Reichstag hies felbo
1
573
Filoft gehalten Der Markgraf zu Meiſſen , Friderich mit dem gebiffenen Baden , hat ſich die Stadt 1308' unterrürfig gemacht, und ſie iſt hierauf unter der Bothmáßigkeit dis martgråflich meißniſchen und nachmaligen fåch : fiſchen Syaufeß geblieben. Die größten Feuers
brúnfte hat ſie 1403 , 1427 , 1430 und 1455 erfahren . 2. Pucc ' , ein Stadtchen am Fluß Schnau, der , in welchen hier der Xeinbach fáut. find hier piele Zeugmacher. Der Ort iſt w :: gen der großen Niederlage merkwürdig , wala che die Schwaben 1307 bei demſelben erlit: ten haben , und die zum Sprichwort gemors ben ift.
3. Schmollen ,' . eine kleine Stadt an ber Sprotta , woſelbſt ein geiſtlicher Inſpektor iſt. 1618 und 1628. litte fie großen Brands Tchaden , und 1772 brannten alle Gebäube innerhalb der Ningmauer ab , und die außer balb derſelben ſtehenden Häuſer wurden zum Sheil ſehr beſchadiget. 4. Odßniß , ein Marttileden an der Pleiffe. anmertung. Im Bezirt dieſes Umts liegt das R1. fergut und Gericht Meuſelwis , deffen Inha. ber bis um das Jabr 1575 die von Binau, biß 1676 die von Crauſpruch , nebſt den min . teriſden Erben , und von dieſem Jahr an die Freiherren von Erdenborf geweſen , nach :
1
574
dem der berühmte Veit Ludewig von Seckene dorf es an fich gebracht , und zu einein Erbs Tehn von Herzog Friderich I empfangen , und durch ein Fidekommiß bei ſeiner Familie zu erhalten geſucht hat.
1
Meuſelwiß , dor Ulters Muſſelbuß ift ein anſehnlicher Marktflecken am Fluß Schnau
der , von ungefähr 200 Häuſern, unter dere ſen Einwohnern viele Sandmerksleute und Kúnſtler find.
Bei dem mit ſchönen Zimmern
verſehenen Schloß , war ein ſehr ſchöner Gars ten , den aber 1771 eine Waſſerfluth gång . lich verwüſtete. Der Fleden iſt 1639 und 1686 abgebrannt.
II. Das Aint oder die ehemalige Serra
ſchaft Ronneburg , welche ein Theil des Vogt lands iſt , und im Dreizehnten und vierzehna
ten Jahrhundert den Végten des Reich zus ſtåndig geweſen , aber im vierzehnten Jahr :
hundert durch den dogtländiſchen Krieg an die landgrafen in Thüringen gekommen iſt. Es gehören dahin :
1. Ronneburg, ein Städtchen und Schoß, der Siß des Umts und einer Superintenden tur , unter welcher 27
ir chen ſtehen.
ES
werden hier wollene Zeuge und irdene Ge :
fáße verfertiget. theils ab .
1665 brannte es größten:
Nahe bei der Stadt in einer ſo.
nen Gegend , find 1766 Geſundbrunnen ents dedt 1
5$75
deckt worden , deren Beftanbtheile und Kraft D. Grimm beſchrieben bat: « Es ſind zwei
Hauptbrunnen zum Trinfen , und einer zum Baden vorhanden , die ſich durch ihren Gehalt unterſcheiden. 2. Achtzehn Dörfer. III. Das Amt Eiſenberg , in welchem * 1. Eiſenberg , eine kleine Stadt mit eis nem Schloß , der Siß des Amts , und einer Superintendentur , in welcher ;" und der das
mit verbundenen camburgiſchen , 56 Kirchen find. Es werden hier molene Zeuge ders fertiget.
2. Die Pfarrodrfer , Herdorf, Hohna dorf , u. a. m.
IV . Das Umt Camburg , in welchem 1. Camburg, ein Stadtchen an der Sace le , welches "dor Altér8 der Pauptort einer
Grafſchaft geweſen iſt. Die hiefige Superine tendentur iſt mit der eiſenbergiſchen Dereis higet.
2. Múrchhauſen , Rodemeuſchel , und andere Dörfer .
3. Das Salzwerf bei dem fürſtlich-weis mariſchen Städtchen Sulza an der Zim , hat fich das gothaiſche Hauß 1672 vorbehalten, Als e$ an das meimariſche Haus die Stadt
Sulza , nebſt andern Städten und demtern $ c $ Fürſtenthums Altenburg abtrat, 1675 find
576
find die zwiſchen dem Stadtrath zu Sulju und den fürſtlich - gothaiſchen Beamten wegen des Salzwerkb entſtandenen Jrrungen , durch
weimariſche und gothaiſche zufammengeſchicte Nåthe , in der Gåte beigelegt , und darüber ein Rezeß errichtet , und nachgehends voujos gen worden .
V. Das Amt Hoba , in welchem 1. Roda , ein anſehnlicher Marktfleden
mit einem fúrſtlichen Saloß , am Flußchen
gleiches Namens. Die Einwohner ſind zum Theil Zeugmacher und Strumpfwirker. Der Drt hat vor Alters den Grafen von Arndhaug, Herren zu leuchtenburg xc. gehört , welche
ihn , nebſt dem Schloß , feuchtenburg , an Grafen Günther von Schwarzburg verpfån= dét haben ; Landgraf Friderich der Streita
bare aber hat dieſe Derter 1396 wieder eins geløſet. 2. Siebenzehn Dörfer .
IV . Das Umt Rahla , beſteht aus gmei Aemtern , welche fino :
1. Das Amt Drtamunda , in welchem 1. Drlamúnda , ein Stadtchen auf einer Höhe an der Saale , welche hier die Drla
aufnimmt. Vor Ulters gehörte eß den um sas Jahr 1476 ausgeſtorbenen Grafen don Drlamúnda , die in ihr bei demſelben auf
einer Höhe belegenes feſtes Solos einen Burgs gras
577
grafen gefeßt , welchen Titel einige Burg grafen von Kirchberg geführet haben. Das Schloß iſt um das Jahr 1311 von dem land
grafen Friderich zu Thúringen zerſtört wor den , und das davon noch stehende Gebåne de , iſt jeßt ein fürſtliches Kornhaus. 1344 perfaufte Graf Heinrich zu Drlamúnda Schloß und Stadt an den landgrafen Friderich zu
Thüringen. In dem Städtchen wird auf der Rathsſtube jährlich am Montag nach dein Feſt der Dreieinigkeit ein Burg - oder Landgericht gehalten. 2) Kahla , ein Städtchen an der Saale, worelbſt eine Superintendentur iſt , zu wel
cher 80 Kirchen gehören. Um daſſelbige lica gen fahle Berge her.
.2. Das Ume Leuchtenburg, in welchem 1 ) Leuchtenburg , ein ehemaliges Schloß auf einem hohen Berge , der Stadt Kahla 1
gegen úber , zu demſelben gehörte vor Alters eine Herrſchaft , und zu dieſer auch die Stadt Kahla. Die Grafen zu Arnshaug und Her
ren zu leuchtenburg , perſegten dieſes Schloß nebſt Kahla an die Grafen zu Schwarzburg.: allein , landgraf Fribcrich der Streitbare zu
Thüringen , lóſete sie 1396 wieder ein. Nach der Zeit waren die von Vizthum eine Zeitlang Beſiger der feuchtenburg. Jekt iſt das
Diſd . Erdbeſchr. 20. B.
1
578
bas ehemalige Schloß ein Zucht- und Armens haus.
2) Dradendorf , and Drachendorf, ein Pfarrborf.
3 ) Ober - und Mittel-lobdeburg , gwei verwüſtete Schloſſer , deren im Fürſtenthum Weimar beim Oberamt Jena fchon gebacht worden iſt.
Anmerkung . Hier iſt die Herrſchaft Altenberg be
legen , welche ein altenburgiſches Lehu iſt, und jeßt den von Echwarzerfe! zugehört. Vor Ulters ift fie ein abgetheilter Siß der
Burggrafen zu Kirchberg geweſen , und von ihnen an die Grafen zu Gleichen , von dieſen aber 1492 an Ludwig von Redwiß berkäuft worben , nade welchem fie nod unterſchiede
ne andere Befiter gehabt hat.
Altenberg , iſt ein Dorf mit einem Nit terfir.
2. Die herzoglich - coburg- raalfel diſchen Remter.
Man hålt dafür , daß fie jährlich unge fábr 60000 Rthlr. einbringen . 1. Das Ume Saalfeld , in welchem
1 ) Saalfeld eine ziemlich mohlgebauete Stadt an der Saale , griſden Bergen und fchönen Nuen. Das 935ſte Jahr iſt tas
erſte zuve :låßige , in
nield;cm der Stadt por
572
oon Puitprand Meldung gethan wird . Bers
zog Ulbrecht , Herzogs Ernſt zu Gotha drit ter Sohn , hat 1678 das Schloß zu bauen angefangen , fein jüngſter Bruder Herzog Johann Ernſt aber es ausgebauet, welches eine Zeitlang der Wohnſik der faalfeldia Ichen finie geweſen iſt , den fie nach er
langtem Antheil am fårſtenthum Coburg, zu Coburg genommen hat.
In der Stadt
findet man eine Superintendentur , welche drei Adjunkturen hat , drei Kirchen , in wela
chen Gottesdienſt gehalten wird , und zwei, werden , eine gute laa die nicht gebraucht werden teiniſche Schule ,
eine Gold , und Silbers
Tuchmanufaktur , eine Vitriolhůtte , und ein Sie iſt eine Münzſtadt Blaufarbenwert. des oberfächſ. Streifeb. 1199 , 1314 und 1332 iſt ſte abgebrannt, hat aud 1640 feine geringe Vermüſtung erlitten , als die kaiſerlichen und fchwediſchen Striegsvolfer in dieſer Gegend geſtanden . $ , Friderich it belehnte mit dieſer Stadt Grafen Heiarich X zu Schwarzburg , heinrichiſcher Linie , und X. fubmig aus Bayern ertheilte gleiche
Belehnung den ſchwarzburgiſchen Grafen Beins rich XIX , und Günthern XXI.
Graf
Günther XXIX , pertaufte ſie 1389 an die Markgrafen zu Meiſſen , Aluf
580
Uuf dem Berge , wo jeßt das fürſtliche Schloß ſteht , ſtund ehemals die berühmte und reiche Benediktinerabtei zu St. Peter,
welche auch das Stift Saalfeld , genennet
1
wurde . Unfänglich war ſie eine Kollegiat: firche , welche Anno Erzbiſchof zu Cöln ſtif tete , 1074 aber wurde ſie zu einem Klos ſter gewidmet. Ihr Abt war ein Reich8e fúrſt , hatte Siß und Stimme aufden Reich
tagen , und ließ Münzen prägen. Aus einer Urfunde von 1345 in Struvens hiſtoriſch politiſchem Archio 1h. 2. S. 59. will man erweiſen , daß die Vogtei über dieſelbige, damals die Grafen von Schwarzburg an die 3
Markgrafen zu Meiſſen überlaſſen hatten : e& fcheint aber aus derſelben weiter nichts zu erhellen , als daß die Markgrafen , ges dachte Grafen von Schwarzburg bei ihrer Advocatie über dieſes Stift ſdhúßen , und denſelben fein Hinderniß in den Weg legen 1525 brachte Graf Albrecht zu molten . Mansfeld , mit des Kaiſers und des Chur
fürſten Johann zu Sachſen Berrilligung, die Abtei von dem legten Abte fåuflich an fich ; trat ſie aber 1532 an eben gedachten Chur: fürſten für 30000
Fl. ab , der ſie in ein
: Umt verwandelt hat , worauf ſie an das altenburgiſche Haus gekommen iſt. -11
581 . Anmerkung. Bei der Stadt Saalfeld fieht man, r noch
ein uraltes Gemaue
eines wüſten
Solofies , welches gemeiniglich der hohe
Sdwarm genennet , und für eine Grenzfen fung der ſonſt darelbſt gewohnten Sorben . Wenden gebalten wird , daher es aus einige die Sorbenburg heißen.
2) Noch 35 Derter.
2. Pódnect , oor Alters Pebnict , Poſes nec , Peßnic , Penſenec , eine fleine nahra hafte Stadt , deren Einwohner zum Theil
Suchmacher , Lederbereiter und Topfer find. E8. iſt hier eine Adjunktur der faalfeldiſchen Suberintendentur. Markgraf Wiprecht zu Sroißrch hat Pósned im eilften bert ,
Jahrhun
nebſt andern Dertern , von einem
Erzbiſchof zu Odln geſchenkt bekommen. Nach feinem Tode fam ſie zuerſt an die Grafen von Arndhaug , und mit deß' leßten von die fem . Sauſe einzigen Tochter Eliſabeth ,, an Friderich mit dem gebiſſenen Baden, landa
grafen zu Thüringen. ,218. Herzog Ernſt des Gottſeligen Söhne 1680 die våterlichen Lande under fich theilten , fam siefe Stadt
durch einen beſondern Hezeß an Serzog 30 hann Ernſt zu Saalfeld. 3. Das Amt Gráfenthals, in welchem 1 ) Gráfenthal, Vallis Comitum , ein
Städtchen am Fluß Zepten ', in einem tiefen Thal. Es iſt hier eine Adjunktur der faal: DO 3
582
feldiſchen Superintendentur,
Songt findet
snan hier Eifenhåmmer , Supferwerte und Glashütten. Auf einem Berge bei dem Städtchen hat ein Schloß , Namens: Weſpenſtein , geſtanden , beffen Nebengebäude. von den Beamten des Amtb Gráfenthal be wohnet werden. Die Stadt und Herrſchaft
Gráfenthalt haben vor Alters die Grafen von Drlamånda beſeffen. Das Haus Sach
Fen verlich fie 1438. den von Poppenheim ; Herzog Johann Philipp zu Altenburg aber faufte fie 1621 bem Grafen Maximilian von Pappenheim får 102089 Fl. ab. 2 ) Noch 23. Derter. 4. Da8. Amt Probſtgelte oder Leheſten , in welchem
1 ) Probſtzelte , ein ehemaliges Kloſter. 1
2 ). Leheften ., ein Städtchen , bei wel chem ein vortreflicher Schieferbruch iſt , def fen Schiefer nøeit und breit geführet wird. 5. Vierzehn abelide Dorfer. Anmerkung. Dbiger Beſchreibung der Lande der
Herzoge zu Sachſen hånge ich
Die Lande der Fürſten von Haßfeld. an , deren oben fchon einige Erwähnung ges ſchehen iſt , und welche in einem Antheil an ber
586
ber Grafſchaft Gleichen , in der niedern Herrſchaft Kranidfeld , und in der Herr:
fichaft Blankenhain , beſtehen. In dem Leip : siger Hauptrezeß zwiſchen Sachſen und Maung von 1605 , und in dem darauf erfolgten erfurtiſchen Erefugionsrezeß von 1667 , iſt wegen derſelben enthalten : dal dos fúrftlic dhe Saus Sachſen , biß zum Auftrag der
Syauptſache , in poffeffione vel quaſi ju ris territorialis , cum omnibus commo dis & emolumentis , ſo weit ſolche biß das hin ausgeübt und gebraucht worden , dera bleiben , aber auch der Graf von Sanfell bei der Gewähr ſeiner Gerechtfame , ſo weit
ſolche hergebracht waren , und bei ſeiner gráftichen Reichsſtandſchaft ruhig gelaſſen werden foue. Es wurde aber bet Churfürſt
zu Sachſen geziemend erſucht , wegen deb Sauptſtreitb , zur Verhütung der Thåtlicha
feiten zwiſchen beiden Theilen , das exerci tium actuum fuperioritatis immittelft ſola chergeſtalt zu führen , daß , wenn der Graf
von Sanfeld fånftig , ef . fem. in actionibus realibus oder perfonalibus ., da nicht auf ſerhalb Bandes kontrahirt worden , von jea emanden dertlagt , oder von ſeinen ertheils ten Beſcheiben und Urtheilen appellirt wera de , oder auch ſonſt ein actus territorialis,
welchen bisher Das Haud Sachſen ausgeübt, DO 4
zu
584
zu verrichten vorfalle , folche Klagen , Appels lazionen und andere jeßt erwähnte Sand: Jungen der Landeshoheit , ad interim von
ihm , dem Churfürſten zu Sachſen , ange nommen , darüber erkannt , volftredt, und
gebührendermaßen verrichtet werde , auch follten an denſelben von dem Grafen von Haßfeld die Reichs- und Kammergerichts
zieler , zur Interimsvertretung gegen das Die 500 Fl. Reich , geliefert werden. welche der Graf von Hasfeld bisher dem
Hauſe Sachſen zur Refognizion Der Landes: hoheit jährlich entrichtet, und davon dem Hauſe Gotha 117 Fl. 17 Gr. 11 Pf. dem $ auſe Weimar aber 382 Fl. 3 Gr. 11 Pf.
zugehörten , ſollte der Graf dieſem fårfilio chen Hauſe fernerhin durch die Unterthanen Meines Wiſſen8 iſt die Sache feitdem auf dieſem Fuß geblieben. Die Gra: -fen von Haßfeld , trachenbergiſcher Linie, entrichten .
welche dieſe Bande anjest befißen , ſind 1741 vom König von Preußen in den Fürſtenſtand erhoben worden . Ich gebe nun eine genauere Anzeige der genannten fürſtlich haßfeldiſchen Rande. Es find, felbige I. Ein Antheil an der Grafſchaft Slei .
chen , welches chur-mahnziſches lehn iſt , und nach Abgang der Grafen von Gleichen 1039 bon
$
585
von Chur - Mannz ben Grafen von Haßfeld verliehen worden iſt: " Es gehören dazu :
1 ) Das verfallene Bergſchloß Sleichen. 2 ) Wandersleben , ein Flecen an der
Upfelſtett. In dem oben angezeigten leip ziger Rezeb oon 1665 , hat der Herzog ju
Sachſen - Gotha ſich ſeiner Lehnſtúce zu Wans dersleben gånzlich begeben , und die Grafen
zu Schwarzburg haben geſchehen laſſen, das die dafigen hohen und niedern Gerichte , das Patronatrecht , Fiſchwaſſer , Afterlehn 2 . bem Grafen von Hanfeld bei der Wibergabe mit eingeräuinet worden .
**
13) Freudenthal , ein Borwerf . 2. Die niedcre Herrſchaft Kranichfeld , welche auch chur-in annziſches Rehn iſt. Sie iſt von den Herren zu Kranichfeld an die Grafen zu Schwarzburg gekommen , welche
fie ums Jahr 1390 án Burggrafen Albrecht you : Kirchberg überließen , aber bald , ent weder pfandweiſe., oder eigenthümlich , wie Der bekamen , und's 1398 an Markgrafen Wilhelm zu Meiſſen wiederkäuflich áberlie ferten , jedoch ſie nachgehends wieder eins
lóſeten , und endlich 1412 an Burggrafen Albrecht von Kirchberg verkauften . Dieſes Burggraf Dieterich , berkaufte die Sohn niederé Burg und Herrſchaft Kranichfeld 1455 an Grafen Ludwig von Gleichen , Mach 26 DO 5
gang
586
gang der Grafen von Gleichen hat Chuka Mayng mit derfelben. Die Grafen. von Saß. feld beliehen , welche aber erſt lange hernach durch Bergleich und Wiedereinksſung zum wirklichen Berig derfelben gelangt find , uno
felbige noch inne haben. Ef gehören dazu : 1 ) Der Theil der Stadt Stranichfeld welcher an der Ditfeite der Ilm belegen iſt, mit einem Schlos.
2) Sinige Dörfer. 3. Die Herrſchaft Blankenhagn ., mpel: che zwiſchen dem weimariſchen Umt
Berfa
und altenburgiſchen Amt. Kahia liegt, und gleichfalls churmannziſches Lehn iſt. U18 [ud wig , der teßte, edle Serr zu Blankenhayn , 1416 ohne Erben geſtorben war , .nahmea hie Söhne reiner an Grafen . Ernſt zu Gleis
chen vermählten Schweſter , Befiß von der Herrſchaft, wogegen ſich aber der damalige
Churfúrſk zu MUJAZ heftig regte.
1420
yourbe der Streit dergeſtalt, beigelegt , daß die Grafen Ernſt upo Ludwig, zu. Gleichen , Herren, zu Blankenhayn , ſchriftlich bekannten, die Herrſchaft Blanfenbayn Pen. dem Erzſtift Maynz verfalen , worauf fie von dem Erja Atift mit derſelben zu rechtem Mannlehn bes lieben worden ; doch behielt ſich das Erz: ſtift eine ewige Deffnung des Schloſſes, und
ben vierten Theil der. Herrſchaft bepor, de bic 1
587
trie Grafen für eine Summe Selbes , pela dhe Graf Friderich zu Henneberg benennen follte , wieder ablofen möchten .
A18 dic
Grafen zu Gleichen 1031 abſturben , bekam ein Graf von Morsberg , deſſen Mutter eine
geborne. Gráfin zu. Gleichen war ,
und
die Grafen von Haßfeld erlangten zwei Drit tel der Herrſchaft von Chur -Marnz zu lehn ; jeßt rend die nunmehrigen Fürſten von Saks
feld im Berine der ganzen Herrſchaft, deren Hauptort iſt : Blankenhayn , ein Stadtchen mit einem
Schloß. Es iſt 1442 unp 1527 abgebrannt.
:
Das Fürſtenthum Querfurt.
S.I.
des Fürſtenthum Querfurt Aemtern VosnonJüterbod und Dahme , hat Schent eine beſondere fandcharte geſtochen , und Seutter bat einen Nachflich davon geliefert : man
588
man findet auch eine hinlängliche Abbildung /
derſelben auf der von den homanniſchen Er:
ben 1752 herausgegebenen Charte zogthum Sachſen. Die Aemter und Heldrungen ſind auf der von ſen homanniſchen Erben ang licht
vom Hers Querfurt
eben dies geſtellten
Charte von Oſtthüringen am deutlichſten zu feben.
S..2. Es liegen die Uemter , auf welchen es beſteht , nicht beiſammen.
Querfurt und
Heldrungen ſind in Thüringen , hingegen Jú terhock und Dahme , find zwiſchen dem Churs feiſe , der Mark Brandenburg und der Nies derlaufin belegen .
S. 3. Das Fürſtenthum hat folgenden Urſprung. In dem Prager Frieden zwiſchen dem Kaiſer Ferdinand II und dem Chare fürſten zu Sachſen Johann Georg I , von 1035 , erhielt her legte die vier zum Erz ſtift Magdeburg bibber gehörig geweſenen Herrſchaften , Aemter und Stadte , Quer: furt , Jüterbock , Dahme und Burg , welche ihm und ſeinem Saufe 1048 im osnabrúci: fchen Frieden beſtätiget wurden , jedoch mit Ger Erinnerung , daß er davon die Reichs
und Kreisſteuern bezahlen , und davon in Die Reichs- und Kreißmatrifel ein beſonderer
Artikel gefert werden ſollte. wurden dieſe 4
demter
Solchergeſtalt ein
beſonderes
Reichs
28
859
Reid,sfürſtenthum , welches Churf. 906. Ges org I ſeinem zweiten Sohn , Herzog Wu guſt , Stiftern der weiffenfeffiſchen linie, ertlich dermachte , der megen derſelber: 1033 auf dem Reich & tag im Neichsfúrftentath Sin und Stimme fuchte , auch faiſerliche Einruila
ligung und Empfehlung dieſeiwegen erhielt, aber zur wirklichen Einführung nicht gelangen konnte , welche auch noch nicht erfolget ift. Nach der Zeit entftund zwiſdien Churfürſten
Frid. Wilhelm zu Brandent urg und Verzog Joh . Adolph zu Sachſen - Weiſſenfelt , ein Streit åber die Landeshoheit im Fürſtenthum Querfurt, welche jener verlangte , weil ſie in obigen Friedenk id ;lúffen an das Chur
En
haus Sachſen nicht ausdrůdlich überlaffen
+
mar ; doch fam e$ 1687 zu einem Vergleich,
If
auf alle Anſprüche an die Aemter Querfurt, úterbod und Dahme Verzicht that , fie
1
in welchem der Churfürſt zu Brandenburg aus aller Berbindung mit dem Herzogthum Magdeburg erließ , und bewilligte , daß Sachſen- Weiffenfels wegen derſelben auf Reich8 s und oberfächfiſchen Kreistagen Sitz und Stimme erhielte ; hingegen brachte der
Churfürſt zu Brandenburg das Amt Burg oóllig an ſich , und übernahm dafür die Ab
tragung einer Schuldforderung von 34452 Rthlrn , an den Herzog zu Eadſen : Merfe burg,
590
burg , dem wegen derſelben das Uint Welf ſenfels verſchrieben war.
Damals legte Her
Johann Adolph zu Sachſen -Weiſſens
zog
fels noch die Hemter Selbrungen , Wendela ſtein und Sittichenbach zum Fürſtenthum Querfurt : als aber , nach Abgang der weiſſenfelſiſchen Nebenlinie des Churhauſes Sachſen , daß Fürſtenthum Querfurt , nebſt
den übrigen landen derſelben , an das Chur haus zurück fiel , wurden die Uemter Wena delſtein und Sittichenbach wieder davon ab genommen. Es werden alſo zu dieſem Fúra ftenthum heutiges Tages die vier Aemter
Querfurt , Jüterbod , Dahme und Heldruna gen gerechnet , das ganze Fürſtenthum aber
wird als ein Theil des thüringiſchen Kreis res des Churfürſtenthums Sachſen angeſehen. &
' $. 4. Auf den oberſách liſchen Streista gen iſt Querfurt 1604 zu Siß und Stims me gelangt , hat aber wegen des Orts Wi derſpruch gefunden . In dem damaligen Kreiðabſchiede , faß und ſiegelte der Fachfen
quer furtiſche Geſandte vor den
fürſtlich
fåchfiſchen hingegen 1665 und 1672 fag und ſiegelte er nach den übrigen fürſtlich, ſáchfiſchen Häuſern. Nach der Zeit rolul cia ne Abwechſelung unter Sachſen - Querfurt und den Herzogen zu Sachſen erneſtiniſcher finie , perglichen Reyn. Conft haben ficy arch)
8
591
auch Vorpommern , Unhalt und Qued. linburg der querfurtiſchen Stimme in Unſea bung des Rang8 widerregt. Zu einem Ramo merziel werden wegen Querfurt 42 Nthlt. 7 Kr. erlegt
I. s . Es folget nun die ger auere Bea ſchreibung der Aemter des Fürſtenthums. 1. Das Umt Duerfurt, iſt von der
Grafſchaft Mansfeld , dem Biett um Mera ſeburg , des thuringiſchen Kreiſes Aemtern
Freiburg , Wendelſtein und Edartsberga, und dem meimariſchen Umt Ulftedt , umgea ben.
*
1 ) Querfurt , eine ſchriftſå fige Stadt
1
1
am Bach V. eite , welche an ſich Mein iſt ,
aber weitläuftige Vor fiádte bat, fo daß in allen auf 500 fåuſer herauskommen.
Das
alte @ thloß ſteht auf einem Berge. Es iſt in dieſer
Stadt
eine
Superintendentur,
1619 , 1640 und 1678 iſt ſie größtentheils abgebrannt. Cie machte dor Alter mit ihrem Zugehór eine Herrſchaft aus , deren Befiner , die edlen Herren von Duerfurt, 1496 mit Bruno X ausſturben , woranf die Herrſchaft dem Erzſtift Magdeburg, als ein
cróffnetes fehn , beimfiel , die fáchfiſchen Pehnſtúde
aubgenommen ,
welche Herzog
Albrecht in Sachſen an fich nahm.
Die
Grafen von Wiansfeld , ob ſie gleich mit den
592
den edlen Herren von Querfurt
eine Gt:
ſchlechts waren , und in einer Erbeinigung ſtunden , wurden von der Erbfolge ausges ſchloſſen , weil ſie nicht mit belehnet waren. Im ſiebenzehnten Jahrhundert wurde die Herrſchaft Querfurt dem Grafen von Schlick eingeräumt. · Nahe bei der Stadt wird auf einem großen Anger , welcher die Epilamiere heißt , jährlich Mittwoch
nach Dſtern ein
anſehnlicher Jahrmarkt gehalten. 2 ) zu dem Amt gehören 8 Dórfer, a18 : Gatterſtådt , fodersleben 2c. 2. Das Amt Heldrungen , in welchem 1 ) Helbrungen , ein Städtchen , unweit der Unſtruti in melchem eine Superinten
Dentur über zehn Pfarrkirchen iſt. Es hatte ebederſen ein wohlbefeſtigtes Schloß , wels che8 1645 von heßiſchen und ſchwediſchen friegivóikern erobert , und hernach geſchleift wurde .
Vor Alters war dieſer Drt
mit
feinem Zugehör eine freie Herrſchaft , deren
Beſißer die edlen Herren zu Heldrungen , * 1414 ausgeſtorben ſind , worauf die Herr:
schaft an die Grafen von Hohenſtein gekoms men iſt. Johann , Graf von Hohenſtein , verkaufte ſie 1484 an Gebhard VI , Gra: fen und Herrn von Mansfeld und ſeine Er
hen für 15260 rheiniſche Cúlden .
Die
Grafen von Mandeld blieben im Beſitz des Wints
593 1
Amts Heldrungen biß zur Sequeſtrazion ihrer Uemter, in welche auch dieſes Amc fam . El
brachte aber Churfúrſt Johann Georg I zu Sachſen die Gerechtſame, welche einer von den mangfeldiſchen Eläubigern , A mul don Baumbach , und deren Cohn , daran hatte, an fich , und vermachte es ſeinem Sohn ,
Herzog Auguſt , Adminiſtratorn des Erzitifes Magdeburg , und Stiftern der meißenfelſi: fchen Mebenlinie des Churhauſes Sadſen , an welchen die rámtlichen Grafen von Mansfeld das Amt erb - und eigenthůmlich abtraten , dahingegen er ihnen das Amt Friedeburg aus der Sequeſtrazion zurúc
gab , auch dem Grafen Johann Georg III, für die Entſagung feines Rechts an Selbruns gen , das Schloß Mansfeld einräumte , und die Freiheit des
Konfiftoriums
ertheilte.
Herzog Johann Adolph zu Sachſen -Weiſſens
felß legte dieſes Umt zum Fürſtenthum Quer. furt.
2) Uche Dörfer , als Bretleben , Reings
1
Dorf ?c.
3. Das Amt Júterbod. 1
>
1 ) Júterbock , eine ſchriftfäfige Stadt am Angerbach , hat die Vorſtådte Damm und Neumarf , und eine Superintendentur.
Das ehemalige Schloß iſt derrrúſtete' 1537 ſuchten der Churfúrſt zu Sachſen und lands Puid . Erbbeſor. 20. B.
Pp
graf
+
594
graf zu Herfen hiefelbft bei einer Waterre: bung , den Churfürſten zu Brandenburg, Joachim II in das ſchmalkaldiſche Bündniß zu ziehen : 1611 wurde hier wegen der jú = lichiſchen Erbfolge eine Zuſammenfunft des halten , welche unterſchiedene Fürſten beſdid : 1644 fiel bei dieſer Stadteine Schlacht ten. zwiſchen den Schweden und Kaiſerlichen vor, in welcher jene den Sieg davon trugen .
2) Zu dem Amt gehören 20 Dórfer, als : Hohen -Uhlsdorf , Grafendorf , linde, Martendorf 2c.
4. Das Amt Dahme.
1 ) Dahme , eine fchriftſáßige Stadt , welche der Siß einer Superintendentur iſt. Bei derſelben ſteht ein Schluß , melches Herzog Johann Adolph verbeſſern , auch bei demſelben eine neue Vorſtadt anlegen laſſen . Er iſt auch der Stifter Des Waiſenhauſes.
1747 iſt bie neue Kloſterkirche eingeweihet worden .
2) Zu dem Amt gehören zmólf Dórfer, alB : Gebersdorf , Gersdorf , Schledorf , Bagesdorf , u .
X.
fil
1
595
Das Herzogthum Pommern.
$.
1.
igen Bandcharten von Pommern A.Ulefindbisher einer ſtarken Verbeſſerung bedårftig, inſonderheit auch in Unſehung des Mathema. tiſchen. Bon der Charte , welche Eilharb Lubin , auf Befehl der Herzoge zu Pommern, Philipp und Philipp Julius , gezeichnet hat, find 1758 neue Abbrúce ausgegeben worden, Sie hat den Titel : Nova illuftriffimiPrin
cipatus Pomeraniæ deſcriptio , cum ad junda principum genealogia & princi pum veris & potiorum urbium imagini bus & nobilium infignibus, und iſt 12 Blåt ter ſtart , beren jedes die gemdhnliche Lande chartengroße hat : 18 nimmt aber die Ubbil. bung des Herzogthums felbft faum den drits ten Theil aller Blatter ein , iſt auch ohne ale
Abtheilung , außer daß durch Farbenftriche
das ſchwediſche und churbrandenburgiſche Poma mern , ſowohl nach dem obnabrüdiſden , als ºp 2
fod
596
ſtocholmiſchen Frieden , bezeichnet worden , Ihre Brauchbarkeit iſt heutiges Tages lange ſo groß nicht , als ihr Format. Sobias Konrad fotter hat die Nebenſachen wegge : laſſen , und die Charte auf 6 Bogen gebradit. Lubin ſelbſt hat ſchon durd Blaeuw einen Uuszug von ſeiner Charte auf i Bogen ge. liefert , den Friderich Palbißke verbeſſert , Diefs und Job . Janſſon ausgegeben hat. Charte iſt der Grund von allen andern , wel
che man nachmal8 von Sanſon , Jaillot , Witt , Vilicher , Schenk, Somann , Mora tier , fotter und andern bekommen hat. Von
der Inſel Rügen hat Lubin eine beſondere Charte gezeichnet, welche Mercator , Blaeum und die Janſſon - Waesberge , Moſes Pitt und Stephan Swart , unter ihren Namen bekannt gemacht haben. Dieſe serbeſſerte nach malb der Obriſte Joh . Simmerich, und Schent ſtellte dieſelbige ans Licht, Homann aber ftach
ſie nach.
1761 und 1762 wurde bei der kó
niglichen Akademie der Wiſſenſchaften zu Ber: lin eine Charte von vier Bogen geſtochen , welde den Titel bat :
Theatrum belli in
Pomerania citeriori. Sie bildet das ganze ſchwediſche Pommern , ein Stück des Herzog
thums Stettin , die medlenburgiſche Herrſchaft Stargard , und Stüde von der Priegnig und
Utermarf ab , hat manche erhebliche Berber ferung
1
597
ferung der bisherigen Charten , aber auch *
3
:51
noch manchen Fehler. Endlich iſt 1703 zu Uugsburg bei Lottern bed Profeſſor Andreas Maner8 lange gerunfchte neue Charte vom ſchwediſchen Vorpommern und Fürſtenthum Rúger ang licht getreten , welche fich auf
aſtronomiſche Beobachtungen und geometriſche Uusmeſſungen grúndet , und Daber von allen vorhergehenden Charten ſehr unterſchieden iſt, diefelben aber auch ſehr übertrifft. Es iſt aber Schade , daß fie die gegenwärtige Abs
theilung des Landes in Diſtritte, nicht ån zeigt. $. 2. Pommern grenzt gegen Morgen an
Weſt , Preußen und an den Nerdiſtrift, ges gen mittag an Polen , an die Neumarf und
Üfermart , gegen Abend an das Herzogthum Medlenburg , und ſeine mitternachtliche Seite liegt an der Ditree. Man ſchåßt ſeine Långe,
Po weit es an der Oſtſee liegt , ungefähr auf 60, und die Breite auf 8 bis 13 geographia sche Meilen. Vor Ulters erſtreckten fich feia ne Grenzen viel weiter , nämlich gegen Mor.
gen biß an die Weichſel, ( ſo daß Pomerela len dazu gehörte, ) und noch ziemlich tief in
Großpolen hinein , gegen Mittag gehörte ein Theil der Neumark und die Ufermart , und
gegen Abend das Land Stargard , nebſt noch cinem Theil beß heutigen Medlenburg8 , dazu. مو3
598
§. 3. Daß fand iſt eben , und hat nur einige Berge , unter welchen der Chollenberg zwiſchen Edblin und Zanom , der vornehmſte ift. Der Boden iſt zwar in einigen Gegen ben ſehr ſandig , in den meiſten Gegenden aber ziemlich feſt und gut , und die Einwohner können jährlich an Weißen , Noggen , Gerfte und Safer fo viel einerndten , daß fie nicht
allein ihre Nothdurft davon haben , ſondern auch noch einen anſehnlichen Sheil davon auss fåhren. Buchmeißen , Widen, Erbſen , Boha nen , in etlichen Gegenden Hirſe , ſonſt auch Rúben, Flachs und Hanf , werden mit Nuben
gebauet.
Un Obſt iſt kein Mangel , es fons
nen auch fremde Gartengerpáchſe ' wohl forto gebracht werden .
Ein großer Theil des lans
des iſt mit guten Heiben oder Wäldern vers fehen , unter welchen piele Eichenwälder find.
Das Holz wird nicht nur zur Feuerung und zum Häuſer - und Schiffbau gebraucht , rona dern man brennt aud vieles zu Kohlen , und bereitet auch Sheer. gn vielen Segenden hat man auch Torf zar Feuerung. Bei Stars gard fintet man gute Walfererbe. Jn Hins terpommern ſind einige mineraliſche und Salzo queden zu finden ; unter den leßten find ina
ſonderheit die colbergiſchen gut, zu deren beſ, fern Nußung man aber daſelbſt nicht solg genug verwenden fann. Bei Treptow auf ber
3
+
599
der Silhorſt , zrcifchen Cammin und Wollin , beim adelichen Sut Dobberpful , And auch Salzquelen. Vom Ulaunerzt , und von Eie
Fenſtein ( namfich Moraft- und Rafeſtein , ) hat man hin und wieder Spuren . Wo der
Boden zum Getreidebau nicht recht tüchtig ist, wird er zur Viehzucht gebraucht, die hier rele gut iſt. Die hieſigen Gaufe, find ihrer
Große morgin berúhmt, und überhaupt wera din die geräucherten pommerſehen Sånſe , Edhinten, Würſte und lachle, unter die beſten in Deutſchland gerechnet. Der Seidenbau geht gut son ftatten . Der größte Fluß in Pommern iſt die Dber , welche die Pommern in ihrer fanda
fprache Ader nennen .
Sic tómmt zunächſt
aus der Mart Brandenburg , und macht una ter Stettin brei Seen , welche der dammſche
Saen ( roelcher eine Meile lang und breit
iſ ) der Damanzte oder Damanzig und Das Pfaffenwaſſer , genennet werden , und fáut al$ denn in das friſche Kaff , ( recens lacus. ) welches åberauß firchreich , achtMeia len lang , und drei bis vier Meilen breit iſt.
Es wird in Das große und ffeine abgetheilet; das große Haff fångt am Ende des Pfaffen waſſerb , zwiſchen dem Begerort und Schmana kwis , an , erſtrect ſich in die Breite nada Norber hinauf bis an die Dideno und Swis
600
ne , und macht daſelbfi den Britter See , in die lange aber erſtreckt es ſich bis an den Woißer - Orc , oder an die alte Warpe. Das tieine Sarf fångt bei der alten Warpe , morelbſt es den warpiſchen See macht, an, der: urſacht den liſed omer See, und endiget ſich in der Peene. Jedes Haff iſt ungefähr vier Meilen
lang. Es geht das Haff durch drei Ausfúffe in Die Ditree , nämlich durch die Diveno , Smine
und Peene. Die übrigen vornehmſten Flüffe find : die Receniß , welche die Grenze mit
Mecklenburg macht, die ſchon genannte Peene, melche 918 aus dem Herzogthum Medlenburg fommt, durch den halb medlenburgiſchen und halb pommeriſchen See Cummero geht, die Brebel und die auch in Medlenburg entfe hende Tollenſe aufnimmt , albdenn diffbar
wird , unter Anflam den antlamiſchen See und das Achterwaſſer macht , und endlich un:
ter Wolgaſt oder bei Penemúnde in die Dita ree faut. Die Ufer fømme aus der Ufermarf,
nimmt dic Naniow auf, und geht endlich in 8 Die Ihna entſpringt in der Melma t auf der Grenze unweit Rees , thei fet ſich in zwei Urme , welche bei Stargard wieder zuſammen fomnien , moſelbſt ſie ſchiff bar wird , und geht zuleßt in den dammſchen friſche Haff.
See. Die Nega hat auch ihren Urſprung in Der Neumart , wird bei Neu : Treptow ſchiff bar,
1
1
11
0
601
bar , empfängt die Mulſon , und ergießt ſich bei dem Fiſcherdorf Diep in die Dfiſee. Die
Perſante tómmt in dem föniglich preußiſchen Amt Neu - Stettin , 218 einem fleinen Set
bei dem Dorf Perſanzig , der von unberlie genden Quellen entſteht, und deſſen Abflui ble Perſante genannt wird. Dieſe iſt im Uns
fang flein , nimmt aber ſogleich verſchiedene Büche auf , und treibt ſchon die kaum
Meile
von dem See entlegene perſanziger Mühle , eine halbe Meile weiter aber die flingbeckſche Mühle , und nachher verſchiedene andere. Sie nimmt ihren Fauf über die Dörfer Valin und Treffin , nach der Stadt Edrlin , moſelbſt fie die Radune aufnimmt , und alfdenn nach
der Stadt Colberg , unter welcher ſie einen ziemlich bequemen aber fortbaren Safen macht.
Man hat ſchon lange gewünſcht., daß ſie mógte ſchiffbar gemacht werden , wovon her: nach bei dem Neu Stettiniſchen Kreiſe ein
mehreres vorkommen wird.
Die Wipper ents
ſteht in der Herrſchaft Bútom a118 dem See
Gewippiſche, davon ſie auch den Namen hat, nimmt unter Rügenwalde die auf einen See bei Gußmin kommende Grabow auf, wird alddenn ſchiffbar , und ergießt ſich endlich in die Drtree . Die Stolpe entſteht aus einem See in Pomerellen , geht nach der Stadt
Stolpe , und zwei Meilen unterhalb derſel. Pp 5
ben
602
ben bei Stolpemande in die aftree. Die Lupow fommt aus einem See gleiches Damens in der Serrſchaft Lútom , ergießt fich bei Echmolfin in den garbiſd;en See , und auß dieſem bei Ronen durdy eine ziemlich enge Mündung in die Ditſee. Die Rebe entſpringt unteit lauenburg , macht bei lebe den lebes Ichen See , der auf drei Meilen lang iſt ,
und geht aldSenn durch eine enge Mindung in die Drifee.
Außer ben ſchon genannten Landſeen , giebt ( 8 auch viele andere , vornåmlich in Sinter: pommern. Unterſchiedene ſind ziemlich groß, inſonderheit in Caſſuben , und in den Herr fd, aften fútom und Lauenburg. Dieſe Seen , Powohl als die flüſte ", ſind fifehreich , und
jene enthalten zum Theil Muránen , die meis ften auch fette greie , die manchmal auf 12
Pfund mteger . Pedre find häufig vorhan, den , inſonderheit bei Stolpe und Nógenwalde, fie merden auch getrocnet , und in großer Srenge ausgeführet. Die lage des Landes an der Offee, ift derfelben zur Schiffahrt und Handlung rehr
vortheithaft; doch iſt8 får die Schiffe gefährs lich , den pommerfchen Strand , bornámlich nach der Oder zu , zu berühren , wo ſie nicht einen Hafen treffen , deren eß hier nur
zwei, nämlich die Swine and den Colberger Hafen
603
Safen giebt ; daher jährlich viele Schiffe an ben pommerſchen Küſten ſtranden.
Das ches
malb hier gewöhnlich geweſene Strandrecht , hat Bogislar X abgeſchafft, welche Abſchafs fung in dem preußiſchen Pommern 1773 08: kin beſtåtiget worden , daß nach Bezahlung zines billigen Bergeons , alle geſtrandete Güter den Eigenthümern ohne einige Sorries rigteit verabfolget werden ſollen . Die Diis reë wirft hin und wieder Bernſtein auf den binterpommerſchen Strand , dod nicht in ſo großer Menge , als in Preußen.
§. 4. Im ganzen Herzogthum Pommern find 88 Stádte. Sie theilen ſich in unmit telbare und mittelbare ab ; jene ſtehen unmit:
telbar unter den hohen Landesgerichten, tóns 'nen ſich ihre Magiſtrate ſelbſt wahlen , und es werden aus den drei vorfißenden Stadtin jeber landſchaft die regierenden Bürgermeiſter zu tandſtånden ernannt , und beſuchen die
Pandtage ;' hingegen die mittelbaren Städie ſtehen entweder unter den tøniglichen dentern , oder unter der Herrſchaft de$ 20elt , ftatten
ihren Herrſchaften und Patronen den Eis der Treue und des Gehorſams ab , warten auf ihren Burggericht8 - oder Rechtstagen auf, und die Streitfachen der Bürger gehen von ihrer Obrigkeit in dem zweiten Rechang
an die Burg- oder Umtsgerichte. Ihre Stadt obrigs
604
obrigkeit wird von den Herrſchaften geregt, und von der Landesregierung beſtåtigt. Das Seld , welches die unmittelbaren Städte- den
Landebherren für die Gerichtsbarkeit entrich ten , wird Dhrbór oder Dhrbeede genennet. Die mittelbaren Städte ſind zuin Theil audi nicht frei davon geweſen ; denn ſie haben dies ſes Geld ihren ſchloßgeſeſſenen Ebeleuten be zahlen müſſen , wie in der neueſten Zcit Rum , melBburg dergleichen den von Mallom , uns ter dem Namen des Junferthalero , erlegt hat. In dem ſchwediſchen Pommern rollen , )
ohne die Kinder und Minderjährigen , nur 70 bis 80000 Menſchen feyn .
In dem preußia
ſchen Poirmern bat man 1775 gezahlet , 389323 Menſchen, 1770 aber in den Stadten 94764 , und auf dem platten Lande 306752, guſammen 401516 Menſchen , und 1.777 in
den Städten 95115. und auf dem Lande 310253 , zuſammen 405368 Menſchen. In
eben dieſem preußiſchen Pommern (den lauen. burgiſchen und Bútowſchen Diſtrikt ungerecha
met ) find 1708 geweſen , 1331 adeliche , 660 fönigliche und 204 ſtädtiſche, zuſammen 2195 Dórfer und Vormerke , und 37314
Wirthe in derſelben. König Friberich der zmeite hat von 1740 bis 1750 , und von 1762 bis 1775 , in ſeinen Aemtern auf neu
angelegten Xadungen , in den Uemtern und Ståds
.
$
1
605
Stádten an Bouſpinnern , in den Städten auf neuangelegten Radungen , und auf abge: baueten Vormerken 2112 ausländiſche Fami: lien anſeßen lajfen, welche 13503 Seelen bes Die Einwohner Pommerns tragen haben. ſind vornåmlich wendiſcher und deutſcher Her funft. Uus einer Urkunde Herzog8 Bogiðlaf I erhellet , daß ſchon im zwölften Jahrhundert Deutſche Bauern durch deutſche Monche des
Kloſters Colbaß ins land gebracht worden , deutſche adeliche Familien aber fommen erſt
ungefähr von 1240 an in Urkunden vor. Uiber . haupt haben die Kloſter piele Deutſche hiehet gezogen : die Herzoge legten neue Deutſche Städte und Dörfer an , und gaben ihu.n gemeiniglich große Freiheiten , daher die ges drůdten Wenden wünſchten , des Rechts der Deutſchen zu genießen. Dieſe koloniften fat
men größtentheils aus den braunſchweigiſchen Banden. Db nun gleich die Deutſchen anfangs in Pommern nur geduldet wurden , ſo ver : ſchlungen ſie doch nach und nach die alten
Einwohner , indem ſie denſelben den Zugang zum Bürgerrecht in den deutſchen Stadten und zu den Handwerkern verſchloſſen , fich
Et
1
felbſt in die wendiſchen Städte eindrungen , und bißteilen Gemalt brauchten.
Der harte
Bribut , den die Wenden erlegen mußten ,
half auch den Deutſchen auf, und als die
రం .
Deutſche Sprache die Hcfſprache mard , farb endlich die wendiſche Sprache nach und nach aus . Im ſtolpiſden Kreiſe , und in den Herrſchaften fauenburg und Bütow , wohnen noch Caſſuben mit den Deutſchen dermengt. Ihre Sprache kommt mit der hochpolniſchen
ungefähr ſo , wie die plattdeutſche Mundart mit der hochdeutfchen , überein , daher auch Dieſe Saſſuben die polniſche Sprache , in wel cher ihnen geprediget wird , wohl verſtehen . Der Udel iſt zahlreich , und hat von langen Zeiten ber ein großes Anſehen . Unter dema felben ſind in Hinterpommern Burg - oder Schloßgefeſſene , nåmlich : die von Flemming, Borf , Wedel , Dewiß , Dſten , Manteufel und Blücher. Im fchwediſchen Pomimerk ſind die Vorzüge der Schloßgereffenen außer Beobachtung gelommen .
Die Bauern
der
Edelleute ſind in ſo weit leibeigen , daß ſie Wagen - und Handdienſte leiſten , auch, wenn fic entlaufen , aber von ihrer Herrſchaft enta deđt worden , derabfolget werden müſſen ; wenn fie aber nicht ausgeforſchet werden fón: nen , regget der Edelmann einen andern auf den Hof , und giebt ihm die Hofmehre, das iſt , Pferbe, Kühe , Schweine , Schafe und Getreide , damit er ſeine Haushaltung und
Nahrung anfangen fónne : gefällt er aber feia nem Serrn nicht , ſo fann er ihn aber feine fine
1
607
Kinder wieder vom Hof Hoffen. Die Bauern im Pande zu Hügen , Barth , an der Tolo lenſe , bei Pyrir und Nugenwalde , und die
meiſten , welche unter den Städten liegen ,
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I!
1
Et
*
;
find in beſſern Umſtånden ; denn ſie leiſten keine ſo beſchwerliche Dienſte , und erben die Höfe ; alſo , daß einer mit Bewilligung feiner Herrſchaft dem andern rein Erbe verkaufen , und wegziehen kann , body muß er vom Kaufe preiſe der Herrſchaft den schnten Pfenning, und der neuanziehende für die Fulbort Seid geben. Die landſtånde , beſtehen aus Prälaten, Ritterſchaft und Stadten .
Die Prälaten ſind
im preußiſchen Pommern das Domkapitel zu Cammin , das Stift St. Marien zu Colberg , und die beiden Stifter zu Stettin. Die Erb : fåmmerermürbe des Herzogthums Pommetr und fürſtenthums Cammin , befißt das Ge
ſchlecht der von Somniß , erblich. §. 5. Die meiſten Einwohner find der cvangeliſch -lutheriſchen Kirche zugethan , nach dem die offentliche Kirchenverbeſſerung 1534 und 1535 geſchehen iſt. Hin und wieder woh- . nen Neformirtz und Katholiken. Die evan : geliſch - lutheriſchen Gemeinen ſtehen unter der Aufſicht der Probſteien , über welche ſowohl
im ſchwediſchen als preußiſchen Pommern ein Generalſuperintendent gefert iſt. 9n dem preusta
/
608
preugiſchen Vorpommern , find außer der Sauptſtadt Stettin , sie luttyeriſchen Pfarien unter gehn Synoden dertheilet, welche bei en die Anclamſche, Denminſte , Goinowice , Paſewaltiche , Pencunſche , alt Stettinde ,
Treptowſche , Ufermúndiſche, uf: domíche und Woulinſche, und die Hinterpommerſchen unter 28 Synoden , welche find , die Bahnſche , Colbaßiſche, Camminſdhe, Daberſche, Frenella waldiſche , Greiffenbergiſche , Greiffenbagen : Iche , Súlzowſche , Jacobshagenſche ,,Label: ſche , Maſlowſche , Naugardtſche ,. Parliních , Porißiſche, Nugenwaldiſche , Salenthiniche , Qarnimſche , Treptowſche , Stargardiſche , Cóðlinſche, Schlaviſche , Belga diſche , Neu tertinſche , Colbergiſche, Córlinſche, Rügen maldiſche , Stolpiſche, und Bublißiſche. Die y legten ſtehen unter dem Konſiſtorio zu Toslin , alle übrige unter dem Konſiliorio
zu Stettin. Die hier angenommenen ſymbo liſchen Bücher , find , die unverändeite Augøs
burgiſche Konfeffion , und derſelben Apolos gie , und Luthers großer und kleiner Rates chismus. Un gelehrten Pommern hat es nie gefehlet , e$ find auch im Lande , außer den gemeinen lateiniſchen Schulen , Gymnaſia zu Stralſund , Stettin und Stargard , und zu Greifswalde iſt eine Univerſitåt. §. 6.
!
bog
. 0. Im ſchroedifchen Pommern fehled
1
an Manufakturen und Fabriten , aber im preußiſchen Pommern ſind dergleichen vorhans den , vornåmlich zu Stettin , Stargard , Colberg , Cóðlin und Córlin. Bei Nummels: burg iſt auf den maſſomoſchen Sütern eing Barchentmanufaktur. In dem rúgenwaldis ( dhen Diſtritt wird viele leinwand gewebt , weil man daſelbſt viel Flachs bauet.
4 4
.
Die an
den ſchiffbaren Flüſſen und an der Ditfee bes legenen Städte treiben viel Handel , inſon: derheit Stettin und Stralſund. Was der erſten Stadt Handel auf fich babe , und mo mit er getrieben wede , fann das Beiſpiel von einem Jahr der neueſten Zeit lehren .
1756 find' aus Stettin und Sminemünde auf Holland , England , Frankreich , Spanien , Dänemark und Norwegen , Schweden , Nußa land , Preußen , Danzig , Medlenburg , lúa
beck und Hamburg , ausg:ſchiffet worden : 10089 Pfund Umidon oder Blaue Stárke , ( welche aber nicht hier im fande bereitet , ſondern eingeführt worden ) 92210 Pfund
Untimonium , 1171 Zentner Urſenitum , 106 Zentner Blech , 106 Stúde Etamine , 25 Stücke Flanelle , 100 Tonnen Galmer , 6649 halbe Kiſten Glas , für 17008 Rthlr. houåns biſches Glas , mancherlei Holg, nemlich 33186
Faden Brennholz , für 130960 Rthlr . Baus Bård Erdberdor ze , H.
14
راه را
1
610
holz , 1401 Schod Franzholz , 2598 Schod
Klapholz , 30 Stúde Maſten , 5179 Stúce Planken, fúr 8915 Rthlr. Schiffsholz, 22851 Schod Piepenſtåbe , 8108 Schod Drhoftſtås
be , 32814 Schod Zonnenſtäbe ; ferner für 22526 Nthlr. Kramwaaren , 24 Kiſten Rei:
nen , 436960 Stúde Mauerſteine, 639 Zent: ner Meßing , 147 Tonnen Potaſche , 403 Zentner Nóthe , 233 Tonnen Seiffe , 1830 Zentner Senſen , 5812 Zentner Tobat , 3448 Stúde Tücher , 775 Zentner polniſche Wolli. Dicle Güter und Waaren ſind auf 1671 Hauptſchiffen ausgegangen , außerdem aber find noch 97 Schiffe mit Ballaft ausges laufen.
§. 7. Bor Alters haben in dieſen Gegen den die Sueden und Vandalen gewohnt , wel: che die Gothen , Rügier , Removier , und ans
dere unter ſich begriffen haben.
Ungefähr
um die Mitte des rechsten Jahrhunderts , da jene größtentheils ausgegangen waren , famen Slaven oder Wenden an , welche f eis
willig aufgenommen wurden , und fich im. mer feſter rekten und weiter ausbreititen . Es iſt aber zu bemerken , daß ſich vor dem eilften Jahrhundert weber für das Volf, noch für das Land der Slaven zwiſchen der Doer und Weichfel, ein eigener Name finde. Ubam
von Bremen iſt in ſeiner Kirchengefch chte B. 2 . 8.
611
. 13. der erſte , welcher die Slaven dieſes Strids Landes Pommern nennet , und Hel . mold felgt ihm darin , man findet aber noch kein fand Pommern bei ihnen . Det tandes wird unter dem Namen Pomerania zuerſt
in Papſt Innocenz Beſtätigungsbulle deb poma merſchen Bigthums von 1140 gebacht. Dico fer Name iſt allem Unſehen nach ſiadoniſcher Urſprungs , und aus Pomaiſti, das iſt , am oder beim Meer gelegen , entſtanden . Er iſt in der folgenden Zeit auch auf das an der Weſtſeite der Oder belegene land ausges dehnt worden. Es wohnten aber zwiſchen der Ober und Warnom die Wilzen , welche auch Welataber und Lutizier genennet wora Sie theilten ſich wieder in die Rhetes den. rer , von ihrer Hauptſtadt Xhetera alſo gea nannt , Touenſer , dom Fluß Solenſe bena, met , Circipener , von der Peene benamet und Kißiner , welche von der Stadt Kişin den Namen hatten . Die Rugier wohnter
auf Rügen . Der Stammdater der pommeriſchen Her zoge , iſt Fúrſt Svantibor I , welcher 1107
geſtorben iſt , und deſſen vier Söhne ſich alſo abgetheilet haben , daß Wartiblaf und Ratis bor i Vor- und Vorderpommern , das iſt,
daß land zwiſchen der Warnow bei Roſtock und der Herſante , mit der heutigen Neumark, 092
un
612
und Bogislaf und Svantipolt i Hinter - Pom : mern , das iſt , das Land zwiſchen der Per Fante , Brahe und Weichſel , mit einem beil
der polniſchen Wonwoofchaften Poſen und Kaliſch bis an die Neße und Warte bekoms
und auf ihre Nachkommen geerbet ha ben , dasjenige land ausgenommen , welches dieſen von den Polen , und jenen von den Markgrafen zu Brandenburg mit der Zeit durch die Waffen abgenommen worden. Die Grenze zwiſchen beiden Hauptlinien von Poma men ,
mern war alſo die Perſante und der Chol
lenberg; doch blieb ſie faſt immer zwiſchen beiden Häuſern ſtreitig , und die meiſte Sea legenheit zuin Streit gab die Kaſtellanei Bela gard , welche die vorpommeriſchen fürften ans noch verlangten , die hinterpommeriſchen hina gegen die Perſante Surchauß zu einer landa grenze haben wollten . Das hinterpommeris fde Haus gieng idon 1295 mit Herzog Meſtoa bir II ab , nachdem e$ Pomerellen verloren
hatte. El repte zwar dieſer leßte Herzog , auf Verlangen ſeiner Unterthanen , Polen zum Erben ſeiner lande ein : allein, das vorpom
meriſche Haus bemåchtigte ſich des vornehma ften Sheils derfelben.
Die vorpommeriſchen Herzoge und Brús der Kaſimir und Bogislaf trugen ihre lande dom Kaiſer und deutſchen Reid, zu fehn auf, und
6.13
und murden 1181 vom Kaiſer Friderich I zur Reichsfürſten ernannt : und in der folgenden Zeit murbe ganz Pommern ein Reichslehn . Herzog Barnim I brachte , nach Abgang der
hinterpommeriſchen Herzoge , Hinterpommern bis Stolpe unter ſeine Botmåßigkeit. Seine beiden Sobne, Bogislaf IV und Otto I Sheila ten ſich in die båterlichen Lande ; jener ſtiftes te die molgafiiſche , di fer die flettiniſche Linie ; bi ; leßte gieng 1404 mit Otto III aus , und fine regte ſich in den Beſitz ihrer fande , an melche die Churfürſten zu Brandenburg , dera möge des mit Barnim dem Großen, errichteten. Erboertrags , Anſpruch machten , aber ſich
nur mit der Anwartſchaft zur Erbfolge, nady. Ubgang der wolgaſtiſchen Linie , begnügen Dieſe wolgaſtiſche Linie erbte. unter artib'af IV Rugen , welches biß Daa hi :: ſeine eigenen Fürften gehabt hatte , und einen großen Theil von Sinterpommern, náms. lich das Serzogthum Wenden , befam auch mit dem Fürſtenthum Núger da% Neidhøjd fajten mußten .
germeiſteramt. Wartislafs Söhne Barnim IV und Bogislav V theilten die oåterlichen fan,
de ; jener erhielt Wolgaft , dieſer Wenden ; Des lekten Linie gieng in ſeinen Enkeln aus, des erſten Linie aber endigte ſich erſt 1637 mit Herzog Bogiblaf XIV, welcher den gana
zen Stamin der pommeriſchen Herzoge be: 193
fclos
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fohloß. Das Churhaus Brandenburg hatte zwar die nachſte Unwartſchaft auf Pommern : allein , im weſtphäliſchen Frieden wurde gang
Vorpommern ſamt dem Fürſtenthum Núgen, und von Hinterpommern Stettin, Sarz, Dam , Solnow , die Inſel Wollin , nebſt der Ober, und dem friſchen Saff mit ſeinen drei Uuss flüſſen , an Schweden ; und das ábrige Sira terpommern , nebſt dem in ein weltliches Fürs ſtenthum verwandelten Bisthum Cammin , an Churbrandenburg gegeben ; eß erhielt auch Schmeten die Antwartſchaft auf das chur: brandenburgiſche Antheil an Pommern , auf den Fall , wenn der mannliche Stamm des Hingegen Hauſes Brandenburg abgienge. verlor die Krone Schweden durch den nors
diſchen Krieg , und den 1720 darauf erfolge den ſtodholmiſchen Frieden , das meiſte in den vorpoinmeriſchen Landen ; denn es trat an König Friderich Wilhelm von Preußen und deſſelben Haus und Nachkommen auf ewig die Stadt Stettin , mit dem dazu gea ab legten ganzen Strich landes zwiſchen der Dder und der Peene , nebſt den Inſeln Wolin und
Uſedom , ſamt den Ausflüſſen der Swine und Diveno , dem friſchen Haff und der Ober , biß fie in dié Peene fließt , und ihren Namen verliert , welcher Fluß Peene die Grenze renon, and gemeinſchaftlich bleiben foul, außer an den Dr
3 1.
615
Drten , wo der eine heil beide Ilfer beſikt. Es iſt merkwürdig , daß die Krone Schmea den die kaiſerliche Belehnung über Pommern weder im vorigen noch dieſem Jahrhundert eher alb 1754 hat erhalten können. Wie König Friderich der zweite für die Bermeha rung der Menſchen in Pommern , und für Den beſtern Anbau der Provinz geſorgt hat,
iſt oben (5. 4.) beſchriebe . In dem 1763 geendeten Rieg , erlitte dieſe Provinz großen Schaden , denn es wurden viele Häufer und andere Gebäude eingeſchert, die Anzahl der Menſchen wurde verringert , der Landmann verlor rein Zugoich entweder ganz oder zum Theil , und der Vorrath an Getreide und lebensmitteln warb erſchöpft. Bloß auf dem
platten fande , murben 465 $ åuſer , 442 Scheunen und 373 Stále verbrannt. Die Anzahl der Menſchen war um 59179 kleiner geworden , wie die Vergleichung der Seelen : liſte oon 1756 mit der von 1762 zeiget.
Gleich nach geendigtem Kriege , tam der fós nigliche Landesvater dieſer Provinz ſchleunig und fråftig zu Hilfe. Er beſtimmte zur Wies
deraufbauung der abgebrannten Gebäude eine Million 363000 Thir. U18 die geflüchteten Einwohner erfuhren , daß ihre vermåſteten
Wohnungen und übrigen Gebäude durch die Borſorge des Königs wieder hergeſtellt wars 94
beny
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ben , famen ſie zurád. Die aus Pommern im Kriege gebrauchten Städs Proviant- und Padinechte , wurden auch zurück gefandt, und piele Ausländer als neue Anbauer an geſeßt. Auf königlichen Befehl wurden måſte Felder yıbar gemacht, große Seen abgelaſ fen , und Brüche in Wiefen verwandelt , um mehr Menſchen Nahrung zu verſchaffen. Edhon am Ende des 1771ſten Jahrs war nicht nur die im Kriege verloren gegangene , und oben genannte Anzahl Menſchen , ſchon wieder ers
fekt , ſondern das land hatte auch 30584 Menſchen mehr als vor dem Kriege , mit ei: nem Wort , die Anzahl der Menſchen von feit dem Kriege bis 1771 , mit 86763 der: mehrt worden. Der König ſchenkte der Pro
ping allen in den Kriegsmagazinen ábrig ge bliebenen Vorrath an Getreide und Mehl ,
und einen Theil der auß dem Kriege zurúd gelommenen Proviant s und Stúdpferde. Sie betam alſo 12327 Pferbe, 930 Wiſpel Mehl, 5380 Wiſpel Xoggen , 2044 Wiſpel Gerſte, 7224 Wiſpel Safer. Man rechne jedes Pferd nur zu 10 Thaler , den Wiſpel Mehl und Noggen zu 10 Shaler, den Wiſpel Gerſte Ju 12 Thaler , den Wiſpel Safer fl1 8 Iha ler . , fo hatte dieſes königliche Geſchenk einen Werth pon 306550 Reich & thalern. Dieſe
Summe, ju der vorhin angeführten Summe baa
617
baaren Selbes gerechnet , ſo erbellet , daß der König gleich nach dem Kriege zur Wies derherſtellung des Landes 1669560 Reich thaler geſchenkt habe. Und dabei iſt es noch
nicht geblieben , ſondern der König hat nach: malo noch and.ie gro e Summen zu :n Bes A18 1770 ften dieſes bandes angewandt .
ein großer Mißmach8 war , henfte der Ros mig 1771 den Unterthanen 3000 Wifpel Noggen. Um dem Ubel aufzuhelfen , ſchenk te der König demſelben 1770 zum erſtens
mal 381000 Thaier , welche eben ſo , wie die der Neumark geſchenkten Summen , der theilt worden . Der König wollte nicht nur die Schuldenlaſt vieler adelicher Güterbefisser vermindern , rondern auch die adelichen Gås
ter ſelbſt verbeſſert und einträglicher gemacht Wiſſen ; und dazu lieh er den adelichen Bes
litern derſelben , welche die Verbeſſerung un ternehmen wollten , und Anſchläge davon
überreichten , Kapitalien entweder zu einem oder zwei Prozent Zinſen. Den Anfang machte der König 1779 mit 300000 Rthlr. welche 64 Ebeleuten geliehen wurden, 1773 gab er abermal 200000 Nthlr. für groei Progent Zinſen her , welche aber doch in den erſten drei Jahren nicht berlangt wurden, Die Zinſen Don der erſten Summe , widmes der König ju Penſionen für arme adelia 095
618
che Witwen , und die Rinkn von der lekten Summe , zu Gehalten für túa tige Schulmeia ſter auf pommerſchen Dörfern. 1774 gab der König dem Abel abermals 50000 Rthlr . zu Verbeſſerung der Eứter , und nachher noch 145000 Nthir . beide Summen für zwei Prozent Zinſen. Durch die lente Summe find die reinen Einfünfte berjenigen , welche dieſelbige empfangen haben , jährlich mit 6019 vermehrt worden , und daß land hat 199 neue Familien als Koloniſten gewonnen . Der König hat auch zu Stolpe für die ades liche Jugend eine neue Kriegsſchule angelegt. $. 8. Auf dem Reichstage werden im
Reid;8fürſtenrath wegen Pommern zwei Stima men geführt , eine von dem König in Schmes ben als Serzog in Vorpommern , und eine von dem König in Preußen , als Herzog in Hinterpommern , und beim oberſächſiſchen Kreis re iſt es eben ſo. Die Krone Schweden hat
· zu einem Kammerziel 123 Rthlr. 12 Kr. übernommen , und Churbrandenburg ober Preußen hat 270 Rthlr. 491 Kr. zu erlegen. $. 9. Vermöge deß, weſtphäliſchen Fries dens , rollen Schweden und Churbrandens burg Titel und Wappen von ganz Pommera
gemeinſchaftlich, vom Fürſtenthum Rügen aber nur diweden allein , fábren : es fährt aber Der König ia dymeden Pommern weder im Si.
.
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Titel noch Wappen , doch wirb Reichstage wegen deſſelben als Pommern und Fürſt zu Rügen Singegen der König in Preußen
er auf dem Herzog zu aufgerufen. nennet fich
wegen ſeines Antheils an Pommern : Herzog zu Stettin , Pommern , der Caſſuben und Wenden ; welches ſowohl als die Wappen a dieſer Serzogthümer oben bei der Mart Brans denburg angezeigt worden. Die ehemaligen Herzoge zu Pommern waren , wegen des Fürſtenthums Nugen biefſeits der Meerenge , des heil. römiſch. Reich8 Jägermeiſter ; e8 find aber noch andere deutſche Reichsfürſten mit einem Reichsjägermeiſteramt bekleidet wors ben , welches fide bei einem jeben nur úber
einen gewiſſen Theil des Reich
erſtredt hat.
$. 19. Die Krone Schweden rett ihrem
Antheil an Vorpommern einen Generalgous verneur vor , welcher feinen Siß zu Stral: fund hat. Eben daſelbſt iſt auch die fonigli che Regierung und ein königliches Kriego: und Peuterazionsgericht, bei welchem die Sas chen , welche den Kriegsſtaat betreffen , oore geroinmen werden.
Zu Greifswalde iſt ein
fonigliches Hofgericht und ein Bandeskonfifto , rium.
Das Oberappellazionsgericht für das
ſchwedifche Vorpommern , iſt das hohe Tria bunal zu Wismar.
6 20
Die foniglich preufiſche Regierung áber Vor « und Hinterpommern , iſt zu Alt-Stet tin ; eben daſelbſt iſt auch die Krieg8 = und Domainenkammer , das porpommeriſche Sofa gericht, daß Kriminalkollegium , und der mit
demſelben verbundene ponimeriſche Schöppen ftuhl, und das Konfifto : ium .
Das lete
fieht nicht unter der Aufficht der Regierung, fondern auzin unter dem i åſidenten der Nes
gierung. Zu Çoślin iſt ein fóniglichen Hofges richt und ein Ronfiftorium für Hinterpoms mern , welches aber in publiquen und Lana
desfachen ein Collegium ſubordinatum dou der Regierung zu Stettin ift. $. 11. Die geſamten Staatseinfünfte aus
tem ſchroediſchen Vorpominern , haben 1753 nur 124000 Athir. betragen. Die Quellen
dieſer Staatseinfünfte find , 1 ) die Domaia nen , welche ungefähr ein Drittel deß plats
ten landes , ober gerauer 27 deſſelben aus machen. Sie waren 1766 mit 514079 Nthlr. Sdulden beſchireret , melche mit fünf Pro gent verzirfet wurden, Die Pachtgelder aus
den perpfändeten Götern , þetrugen jährlich 53952 Rthlr, und aus den underpfändeten 42754 Rthlr. Nachdem aber bald hernach
fchon å der verpfändeten Domainen eingelo ſet , und 1769 ungefähr
derſelben mit
Bortheil auf& heue perpachtet worden , ſo
621
erbált die Krone jeßt 082 ? 7 Xthlr. Pacht, geniet nun auch billig die Domanialeinkunfs ti , melche 17663 Thaler betragen. Gegen
1790 geh n die übrigen alten Pachtvertråg: ju Ende.
2) Die Sufenſteuer , die von
din Aufen bezahlt wird , welche auf 25.46 , und 2033 Norgen , geſetzt werden. Mon denſelben gehören zu den töniglichen Uemtern
577 Sufen 2730 Morgen zu den abelichen Gútern , und zu dem greifswaldiſchen Uni per fitåtsamt Elbenom , 904 Sufen 28124 Morgen , den Städten außerhalb der Maua rén 379 Hufen 22 Norgen , und eben dena ſelben innerhalb der Mauern 624 Hufen 26 Morgen. Von jeder Hufe werden vermoge das mit den Landſtánsen 1773 getroffenen
Vergleichs , jährlich 14 Nthl:. bezahlt , náms lich 8 Rthlr. baar ; und der Xeft mit 12
Scheffeln Roggen , deren jeder nur zu 1! nem halben Thalır angeſchlagen iſt. Uuſato der Steuer von den Hufen der Stadt inner :
halb der Mauern , wird ſeit 1734 die Kon ſum zionsſteuer , folglich die Hufenſteuer nur von 1921 Hufen 2433 Morgen erlegt , wel: che jährlich 26903 Xchir. 21 Schillinge bes
trågt. Von den Mitterhufen , Pfarr - und Kirchenådern , wird feine Rontribuzion ge: geben. 3 ) Der ligent von allen Waaren , melche über die Soe infommen und ausgis be !!!
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hen , 4) der Landzou , die Afziſe in den Stadten , und die Qvartalſteuer auf dein lande , welche legte anſtatt der Naturalat
ziſe erlegt wird. 6 ) Die Konſumzionsſtruer Der Ståbte ,
anſtatt ihrer Sufen innerhalb
7) Die Grundſteuer in den Städten. 8) Das Stempelpapiergeld , Straf: der Mauern .
und Konfiſtagionsgeld , Poſteinkünfte, und verſchiedene andere von geringerm Betrage. Das land trágt auch den Servis für die Beſaßung , die Romermonate und Kammers ' zieler, die oberſáchfiſche Kreibſteuer , und die Koſten des Tribunals zu Wismar.
Des Königs von Preußen Einfünfte , aus ſeinem großern Antheil an Pommern , fließen
1) aus den Domainenámtern , 2) aus der Øufenſteuer , welche monatlich i Rthlr. bea
trågt. Es gehören dazu ferner 3) die Ufs zire in den Städten. 4) Der Siebelſchoß. 5 ) Die Poſteinkünfte. 6 ) Die Servišgelder von den Stadten.
-
Das Schußgeld der
Juden. 8) Der Zou der Schiffe , welcher inſonderheit in Swinemünde einträglich iſt. 9) Die Forſten . 10) Die lehngelder der Nitterhöfe. Ein ehemaliges ſogenanntet lehne pferd iſt auf eine jährliche Abgabe von 18 Neichthalern gefert morden. 11 ) Der Ver fauf des haliſchen Salze8 , davon jedermann jábrlich eine gewiſſe Menge nehmen · muß. 12 )
*
11
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司
S
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12) Daß geftempelte Papier. 13) Die Fous rages oder Kavaleriegelder vom platten fan:
de , die Nitterhöfe ausgenommen. Ein Bauer giebt jährlich angefähr 2 Nthlr. 16 Ggr. Die Nitter ſige, welche allezeit dergleichen geweſen ſind , geben feine Kontribuzion.
S. 12. Die Abtheilung Pommerns in Vor: und Sinterpommern , iſt nicht allemal auf gleiche Weiſe gemacht worden. Im zwolf ten Jahrhundert hieß Vorpommern , dus Land zwiſchen der Warnow im heutigen Her : zogthuin Medlenburg , und der Perſante , und Hinterpommern , daß land zwiſchen der Perſante , Brahe und Weichſel. Im fiebens zehnten Jahrhundert erſtredte ſich das land, welches man Vorpommern nannte , nicht
einmal von der Regeniş bis an die Oder. Denn all e$ im weſtphäliſchen Frieden an die Krone Schweden fam , wurden die an der Weftſeite der Dder belegenen Städte , Stettin und Garz , alb Stádte von Hinters pommern betrachtet , aber doch der Krone Schweden zugelegt. Heutiges Tags pflegt man Borpommern, Pomerania citerior ,
das Land gwiſchen der Redeniß und Dde , und Hinterpommern , Pomerania ulterior , das land zwiſchen der Dder und Pomerellen,
zu nennen , folglich die Oder als die Grenze zwiſchen beiden Pommern anzuſehen . Die Panda
624
fandarten aber find duf dieſe Weiſe noch nicht abgetheilet , ſondern fie ziehen den Shed des Herzogthums Stettin , welcher zwiſchen der Dder und Jhna liegt , annoch zu Vor: Das fand zwiſchen der Ihna und lebe findet man insbeſondere das Hers
pommern .
zogthum Pommern genannt , und auch in Vor's und Hinterpommern abgetheilt , da denn zu jenem daß land zwiſchen der Ihna
und Wipper , folglich auch das Herzogthum Taſſuben , welches gróftintheils um die pira fante gelegen hat , aber heutiges Tags keine beſondere landſchaft mehr ausmacht , und das
fürſtenthum Cammin , welches feine beſtimma ten Grenzen hat : zu dieſem aber das land zwiſchen der Wipper und lebe , mithin auch das Herzogthum Wenden , gerechnet wird. Ihm nehme , nach der heutigen Gewohnheit, die Oder alß die Srenze zwiſchen Vors and þinterpommern an , und beſchreibe :
1. Vor : Pommern , nebſt dem Fürſtenthum Rügen. 1. Daß fåniglich ſchwediſche Antheil. zu welchem gehöret :
I, Das Fürſtenthum Rügen , bór Ulters Roia, Rogen, welches eine Inſel in der Ditize bom
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vom feſten lande, mit welchem lie in alten Beiten vermuthlich zuſammengehangen hat
nicht viel über eine Viertelmeile entfernt, 7 Meis len lang , und etwa eben ſo breit iſt.
bat ſeinen Namen von den Núgiern , welche anfänglich auf der pommerſchen Seeküſte jena reits der Doer gewohnet haben , nachmals aber in das land dieſſeits der Oder gegans gen ſind , und in der von ihnen benannten Inſel ihren Hauptſik genommen haben. Die růgiſchen Fürſten brachten im dreizehnten Jahre hundert auch dieſfeit8 028 Walfers einen Strich fandes durch Gemalt der Waffen unter ſich ,
welcher nachmals das Fürſtenthum Barth gea
nannt worden , als nach des ligten Herrn
des geſamten Fürſtenthums Rogen , nåmlich beb 1478 geſtorbenen Verzog! Wiatklaf XI, Tode , Rügen mit Pommern unter Herzogs Bogiðlaf Regierung vereiniget worden. Der
däniſche König Waldemar 1. eroberte Rügen 1168, ze ſtórte den Tempel und Dienft des Svantedics , und nöthigte die Einwohner zur Unnehmung der chriſtlichen lehr , und die růgiſchen Fürſten wurden däniſche Rehnoleute.
Der däniſche Kønig Erich VII ertheilte 1309 den beiden abgetheilten Linien des fürfilich rúgiſchen Hauſes , Putbuß und Sriſlom , die Anwartſchaft auf die landſchaften Wittoiv und
Jasmund , im Fal das Fürſtenthum Nügen Buro . Erbbedor. 29. 8.
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ihm und ſeinen Nachfolgern eröffnet werder würde , um ihre Anſprüche , die ſie nach dem Necht der Geſchlechtsverwandſchaft albdenn
an die Erbfolge des Fürſtenthums gehabt ha: ben würden , baburch zu vergúten.
Als aber
Wißlaf , der leßte Fårſt, 1325 ſtarb , mur de das Fürſtenthum Nügen nicht der Krone Dånemark einverleibet , fondern dem pomme:
riſchen Herzog Wratislaf IV zu Lehn geges ben , und jene Anwartſchaft kam nicht zur Erfüllung. Im weſtphäliſchen Frieden fam Rúger als ein beſonderes Fürſtenthum an die Krone Schweden . Im* rothſchildiſchen Frieden von 1058 , und im foppenhageuſden
Frieden von 1660 , trat Dänemark an Schme den alle geiſtliche und weltliche Gerichtsbare feit ab , welche es bis dahin áber etliche Gús ter im Fürſtenthum Rügen gehabt hatte.
Die See umgiebt nicht nur das Land Nú gen , ſondern dringt auch allenthalben in bar
ſelbige hinein , und macht es zu Inſeln und Halbinſeln. Das Erdreich iſt ſehr fruchtbar, und trägt alle Arten des Getreides im Uibera
fluß , ſo daß jährlich einige 1000 l'alten der ſelben von hier nach Stralſund geſchiffet wer ben. Die Viehzucht iſt auch ſehr gut , und der Fiſchfang ungemein reich. Am Holz aber mangelt es , welches aus Pommern herbeige: holet
627
botet wird , doch wird an einigen Orten Dorf gegraben .
Es iſt hier ein zahlreicher und anſehntio der Udel.
Vor dem hieſigen Landgericht
fouten ordentlicherwetſe alle adeliche Landes
가
eingeſeffene ihren erſten Rechtsgang haben ; ſo wie alle übrigi Einwohner auf dem Lande
f
und in den Städten von ihren Gerichten ſich
gunámſt an daſſelbige , ung alsóenn erſt an BadHofgericht werden fouten : weil aber das
Hof- und Landgericht ratione jurisdictionis tonkurrirent , und folglich das jus præven tionis hiet Statt hát : ro ſieht dem Klåget
frei , ob er den Beklagteti bein land- oder Hofgericht belangen ipode ? und unterſdiedene Familien ſind von der Gerichtsbarkeit des
Landgerichtß entweder wirklich losgeſprochen ; oder berlangen doch wenigſtens nicht daruits ÉS wird aber daß landges ter zu ſtehen ticht beſtellt mit dem Landoogt i welcher i ſowohl einer ulten Semobriheit zufolge 1, ald vermoge eines vom König Friderich I ju
Schweden 1720 értheilten beſondern Priviles giums , aus eingebørnen abilidhen Geſchlecha tern genommen riro
und dem ein Sefres
tár und ein Candreuter zugeordnet ſind.
Die 27 fi'irchſpiele , welche man auf Hài t
gen findet , find unter die 4 Probſteient ju Bergen, Gingſt, Poſeriß nnd Wittom - Jas : RE
628
mund wertheilet. Einen Spezialſuperinten denten , der hier ordentlich gerobnt håtte , hat es niemals gehabt , ſondern die vorpom a merrdhen Generalſuperintendenten haben zula
gleich die beſondere Aufſicht über die hieſia gen Kirchenſachen .
Das Fürſtenthum Rügen 'beſteht 1. Aus dem lande ſelbſt , in welchem :
1 ) Bergen, vor Ulters Cora, eine kleine und offene Stadt mitten auf der Inſel , der Sit des föniglichen Landgerichts und land : vogts , eines Amté , und einer Probſtzi , und
der Verſammlungsort der løblichen Ritter: ſchaft; es iſt auch hiefelbſt ein adeliches Jung frauenflofter , welches Jaromar 1 , Fürſt zu
Rügen , 1193 geſtiftet hat , jeßt aus einer Priorin , 4 Amtsfråulein , und 7 andern ade: lidhen Stonvent talinnen beſteht , und 2 adeli:
che Kuratores hat , unter melden allezeit der
Landvogt iſt. Der ſchon genannte Fürfi Ja: romar I hat dief:n Ort uso mit Sachſen befetzt , er war aber damals nur ein Fleden , und hat erft 1013 Stadtgerechtigkriten und ſeine eigene Gerichtsbark.it erhalten. 1621 brannten 80 Häufer ab .
In dem
da auf
erfolgten dreizigjährigen und nachmaligen er: flen brandenburgiſchen Kriege , find über 100 Saufer ruft: geworden , unb 1690, 1715 und
629
und 1726 find mieder grobe Feuerðbrúnſte geweſen. ;
In das Berger Kirchſpiel find , außer der Stadt Bergen , 38 Dórfer und Höfe ein gepfarret.
Folgende Kirchſpiele gel ören noch zur Probſtei Bergen .
2) Das Kirchſpiel Vilmnitz , zu welchein 15 Dórfer und Hofe gehören , welche urter der Sericht:barkeit der Grafen und Herren zu Putbus ſtehen . Dieſe baben ihren Ur
ſprung von dem abgetheilten rúgiſchen Prins zen Stoiblaf. I , beffen Enkel 'Borante mit feines Grofvaters Bruders Enkel Jaromar II,
durch Vermittelung Barnims 1 , Herzogs zu
Pommern , 12.49 einen beſtandigen Erbver gleich traf, vermöge defien ihm zum abges theilten Bibe anderweitig zugetheilt und be
ſtåtiget wurden , das in Pommern belegene M
ganze Kirdiſpiel Borantenhagen , und aufNú gen das ganze Rand Reddimize oder Nedes
vity, heutiges Tages Montguth genannt , mit Dem Kirchſpiel Ranken , das ganze Land Streye,
Das ganze Kirchſpiel Vilmniß , und der dritte Theil des Landes Jasmund , melche Euter Borante und ſeine Erben mit eben dem Xecht,
alß der Fürſt zu Rügen die feinige , befißen , und davon nichts wieder an die fürfiliche Linie
fommen solle , mit beigefügtem Bewegungsa Rr 3
gruns
039
grunde , weil ermeldeter Borante von eben bemſelben fürſtlichen Stamm von der Seiden
Zeit her rechtmåşig herkomme.
Weil nun
untir den pem Boranté erblich beſtätigten Hófen auch der in dieſem Kirchſpiel Vilmniß þelegene Hof Potbus gewefen , auf welchem pieſe abgetheilten Prinzen gewohnet ; ſo ha? ben ſie ſich pon demſelben Herren zu Putbus
g nennzt. Im jenigen Jahrhundert haben die Donaſten ader Freiherren von Putbus ange:
fangen , Den gráflichen Titel zu führen , uno Vor Morin Ulrich iſt der erſte geweſen. Alters hat die Herrfchaft Puthuß unterfdiez dene adeliche Familien zu Untervaſauen gehabt ; es find ihnen auch noch jetst die von der Lana fen zu Moſtewiß und Neck , diz von Barnea foro zu Silvis , und die oon Normann zu Tribrat , imgleichen sie Beſiter einer ver: außerten Wohnung in Bergen , mit Behn8= pflicht verbunden. Im Bilmniner Kirchſpiel ſind zu bemerken :
( 1 ) Vilmniß , das Kirchbarf. ( 2 ) Putbus , das gráfliche Schloß und Stammhaus, faint den por demſelben liegen, den Wohnungen,
( 3 ) Groß -Streſom , ein Dorf , wofeſori bię auiirten Truppen 1715 an ons lano fliegen
3) Dall
31
角
31
11
21
it
631
3) Daß Kirchſpiel Ca8nevig , Deffen 17 Dörfer und Hofe gutentheils den Grafen und Herren zu Putbus geboren. Das Kirchdorf Casnedik hat vor Ulter$ Carbneviß , auch Kersneviße geheißen.
4) Das Kirchſpiel Paßig , zu welchem , außer dem Kirchdorf Paßig , noch 14 andes ke Dörfer und Sofe gehören.
Einige gebó.
ren zu dem fóniglichen Amt Bergen , andere aber Edeleuten.
5 ) Das Kirchſpiel Zirkom , oon 27 Dóra fern und Höfen , hieß dor Alterß das land Strene oder Streige , und gehörte, wie vor: hin angezeigt worden , zu den Erbgütern des Stammvaters der Herren von Putbus , deſ IU
-14
3
ſen Enkel Borante ſeines Bruders Bigning Tochter an Grafen Jaßfom don Gúņkor vers mahlte , und demſelben , zur Verſicherung des auf soo Marf löthigen Silbers geregten Braut ſchakes , einen anſehnlichen Theil des Landes Strene perpfändete, welcher dadurch , daß ihn der Graf beſeffen bat , zu dem Namen Die der Grafſchaft Strene gekommen iſt.
bedungene Wiedereinlöſung geſchah von dem Hauſe Putbus nicht , und 1298 wurde Graf
Japfom zu Gůžkom vom Fürſten Wiplaf II gar mit dieſer Grafſchaft belehnt. Ums Jahr 1322 erhielt fie Der Däniſche Droſt , foreng
Jonque, mit Margaretha, Gräfin von Süß Nr 4
foro,
-632 1
fom , zum Heirathögut , perfekte fie aber chulden wegen 1334 an die Herren zu Puts 1
6 : 8 , mit deren übrigern Antheil an dem fande Streve fie bis 1421 wieder verbuns den gewefin ift. Alein in eben dieſem Jahr überließ ſie Pridbor II , Herr zu Putbus ,
an den rothſchildiſden Biſchof Peter , und behielt ſich und ſeinen Erben den ewig‘n Wies berkauf vor , welchen die Herren zu Putbus gmar von 1553 an zu unterſchiedenenmalen
perfi:cht haben , aber nicht dazu gelangen fónnen , fondern die Herren von Barnetom
auf Nalfemick , welche von dem Biſchof zu Notích 10 damit beliehen roorden , ſind noch im Befis dieper ehemals ſog'nannten Grafs
ſchaft, zu welcher die Dörfer Strene, Schmacht , Hagen , Cradiß , Tribliz , und einige Höfe und Häuſer zu Zirkow und Dalviß gehören. Die übrigen Dörfer und Höfe dieſes Kirch : ſpiel $ , gehören den Grafen zu Putbus , dem königlichen Umt Bergen , Den oon Normann, und andern .
6 ) Das Kirchſpiel fanten , zu welchem Das Pirchdorf Panten , und noch 16 andere
Dörfer und Höfe , unter der Gerichtsbarkeit der Grafen zu Putbus , gehören.
Holgende Kirchſpiele gehören zu der Proba fhei Poſeriş :
7 ) Das
3
.
1 0.
633
7) Daß Kirchſpiel Poſeriß. Das Kircha dorf Poperiş ift der Siß der Provſtei.
8) Die Kirchſpiele Subar und Smans tow.
) Das Kirchſpiel Garz, hat den Na men von Garz , einem vor Alte: 8 unter dem
Namen Charenz , berühmt geweſenen Ort , melcher eine Feſtung der Nugier , und bei derfelben ein Burgfleden war ; jene iſt 1169 zerſtört worden , dieſer aber ift geblieben , und 1319 von dem fúrſten Wislaw III mit Stadtgerechtigkeit begabet worden , in wels dher Verfaſſung man ihn noch findet. Das Stadtchen ſteht unter dem föniglichen Umt Bergen. Zu dem Kirchſpiel gehört auch
Roſengarten , ein königl. Domainengut. 10) Das Kirchſpiel Guſtoro. In tem Kirchdorf dieſes Namens iſt ein adelicher Sof.
11 ) Dam Kirchſpiel Alten - Fahr.
Das
Kirchdorf Alten -fåhr , welches an der Meera
enge gegen Stralſund über liegt , hat ſeinen Namen oon der Uiberfahrt , welche von al
ten Zeiten her in dieſer Gegend geweſen iſt, und in den älteſten ſtralſundiſchen Priviles
EX
gien antiquum paſſagium genennet wird. 12) Die Kirchſpiele Rambin und Sams teng.
R
5
Fol
634
Folgende Kirchſpiele gehören zu der Prob , fitei Gingit. 13 ) Das Kird)ſpiel Gingſt. Der Fleden Gingſt ; in Urfinden Ginſt , Sonrſt, und noch ander8 , iſt der Sitz der Probſtei , und ſeine Kirche die anſehnlichſte und grófeſte im fande , inſonberheit da ihr nach dem lekten Brande von 1726 ſo gut wieder aufgehol fen worden.
14) Das Kirchſpiel Trent . Das 15 ) Das Kirchſpiel Schaprode. Kirchdorf Schaprode , ſowohl als die Ges gend , hat vor Alters Wolunge geheißen. Schaprobe iſt im Dreizehnten Jahrhundert eine beſondere Herrſchaft geworden , die anſehn liche Herrlichkeiten und Vorzüge gehabt , aber ihr Ende erreichet hat , als das Fürſtenthum Núgen an die Herzoge zu Pommern geloma men .
16) . Die Kirchſpiele Nappien , Neuenkirs chen und fanbom.
2. Aus folgenden Halbinſeln und Ins ſeln . 1 ) Das land oder die Halbinſel Wita tow , an der Nordſeite des Landes Nugen, welche durch einen ſchmalen landſtrich
die
female Seide genannt , mit Jasmund zus rammen ångt. Sie iſt ſehr fruchtbar an Weißer Um8 Jahr 1134 murde fie von dem
3
638
bem bảniſchen König Erich III feindlich ans ggriffen , welcher die Mügier zurAnnehmung
der chriſtlichen Religion nöthigte.
1168 era
pberge Der Däniſche König Woldemar die hier belegen geroefene Feſtung Arfona , und zers ftorte mit ihr ben Dienſt und Tempel Des Gönen Soantepit. Daß dieſer Drt eine große
þanbelbſtadt geweſen Rn , iſt nicht erwieſen. $. Erich VII verſchrieb die Lånder Wittom uno 348mund 1309 , auf den Fall der Er
öffnung des Fürſtenthums Núgen , den bei ben abgetheilten finien deß fürſtlich-rúgiſchen
Haufs Putbus und Griſtom , gur Vergåtung ibrer Anſprüche auf die Erbfolge des Fürs
fienthums , lie iſt ihnen aber nicht zu Theil. geworben. Die Kirchſpiele auf Wittow und Jasmund , ſtehen unter einer beſondern Prob
ftei. Auf Wittow find die Kirchſpiele Wyc und Altenkirchen,
Der Ort Ultenkirchen iſt ein wohlberohnger Marktflecken. 2. Die Halbinſel Jasmund,, an der Oſta
feite des Landes Nügen , welche gegen Nora Den durch einen ſchmalen landſtrich mit Wit fow , und gegen Süden durch einen andern
7
mit der Inſel Rügen zuſammen hängt , eti
7
ma 3 Meilen lang , und , wo fie am brei teſten , 2 Meilen breit iſt. Ihre Spiße macht Das Vorgebirge , die Stubbenkammer , dia
1
gentlich Çammen oder Cammin, $a$ iſt, Stein ober
630 oder Felfen , aus , welches ein fieile8 und
ſehr hohes Kreiðufer iſt , deſſen größte Höhe der Königsſtuhl genennet wird . Neben dem ſelben gegen Süden iſt ein tiefer Ubgrund , den die hohen fandedufr als ein Ampki theater umfaſſen , auß weldem unauftorlid ein ftarfes und ſehr flar 8 Waſſer mit gro; ein
Geräuſch auf das in der Liefe ftchende Ge büſche herab ſtúrzt, und bierauf nach der Eee eilet. Der große Meerbuſen zwiſchen
den beiden Salbinſeln Jasmund und Wittom, wird Tromper -Wyck genannt. Seine weite Mündung ſteht gerade gegen Nordoſten of, fen , baher er den Schiffen , die ihm bei bunkeln Nächten
oder neblidytem Wetter ,
durch einen Sturm
auß dieſer Himmels.jia
gend zu nahe fommen oft zum Unglück gea reicht. Das ganze Vorgebirge dieſer Halb infel nimmt der große Wald Stubbeniß, auf
eine Meile ein.
Mitten in der tiefen Einode
deſſelben iſi ein Burgmal von ungemeiner Fóhe , in welchim nach einiger Meinung der Tempel der Göttin Şertha geſtanden haben fou , und neben demſelben iſt der Surg- oder ſchwarze See , welcher im Durchſchnitt 160 Schritte breit , und 1 bis il Klaftein tief
iſt , und deſſen Fiſche außerlich ſchwarz , ina wendig aber wie andere , und von gutem
Eefd;mod fint. Sonſt find auf diefer Salt inſel
.
637
inſel die Kirchſpiele Sagard und Bobbin. Das erſte hat den Namen von dem Stadt:
chen Sagard , welches zu dem adelichen Gut Dieſes iſt im Kirchſpiel Spieder gehört. n Dobbi gelegen .
51
3 ) Die Halbinſ 1 Manfguth, an der Süd Oftſeite von Nügen , hat vor Alters Das Land Reddevite oder Nedesmig geheißen , und iſt mit zum Band Strene gerechnet , jes doch auch für ſich als ein beſondered fand
+
*
1
angeſehen morden. Es verkauften diefelbige Pribbor und Tell , Herren zu Putbus , an Jankow ; Grafen zu Günlom , wegen des ftregiſchen Anthe:18 , den er mit ſeiner Ges mahlin erheirathet hatte , und ein geriſſer Ugo Hafſon ; der etwa ein gleiches Recht daran erhalten haben mochte, 1295 dem Klo fter Eldena ; daher fie nach und nach , an ftatt 028 alten Namens Neodevige , den Na men Montguth bekomnen hat. Dadh Aufs hebung des Kloſters Eldena iſt ſie zu den landesfút fHichen Domainen geſchlagen wors ben. Der ſchmale Landſtrich , durch welehen fie gegen Norden mit der großen Inſel Rů: gen zuſammenhängt , iſt ehedeffen von einem tiefen Graben durchſchnitten gewefin. Gegen Súden erſtredt fich : yon ihren Ufern an big zu der kleinen Infil Nuden , beinahe auf
2 Meilen , das ſogenannte neue Sief , wel dyes
633 ches erſt 1304 oder 1309 durch eine lebt ungeſtümme Meeresfluth entſtanden iſt, da vors her das Land Mönkguth und die Inſel Rua den ganz nahe bei einander gelegen haben .
Auf Mónigutt iſt die Pfarrkirche zu Groga zider , zu welcher 5 Dórfer gehören , und die Tochterkirche Hagen , jualcher 6 Dóra fer und r Hof gehören. Beide Kirchen ftes hen unter der Probftei Bergen. Das Dorf Redbevine oder Rebebwiß , von welchem die
Halbinſel den alten Namen hat, iſt zu
a.
gen eingepfarrt 4) Ruden , eine kleine Inſel, welche von allen Seiten mit Sandbanken und reichten Ges wäſſern uingeben iſt , woraus iman mutha
maßen fann , daß fie ehedeffen weit großer grweſen fer , welches daher gewiß iſt, weil 1264 noch 2 Kirchdorfer, Damen8 Rüden
und Carven , auf derſeiben getdeſen ſind. Die bieſige Eiſenerde iſt reichhaltig . Ungeachtet der Boden aus lauter Flugfand beſteht , has ben doch die Lootſin , melde hiçt wohnenti Gårten angelegt: Xuf dicfee Inſel iſt eine Schanze , welche den Zugang zum neuen Tief fperret. Bon derfelben bis zu der kleinert
Inſel -Die erſtreckt ſich eine Sandbank, w la che 2 Meilen lang , und eine halbe Seile breit ifte
9 ) Die
63.9
5 ) Die Inſel Ummanz , welche an der
Weſtfeite oon Någen liegt. Das Kirchſpiel Ummanz , gehört zur Probftei Gingſt. 6) Die Inſel Hiddenſee , eigentlich Hida . denſo , welche auch an der Weſtſeite des fans Deß Rügen , 2 Meilen lang , und in den meia ften Gegenden nicht über eine halbe Micile breit ift. Sie hat einen ſandigen Boden , und in Anſehung ihrer Große , wenig Aders land . Die hieſige Erde ſchidt ſich nicht zu irdenen Geſchirren , denn ſie nimmt keine Gla ſur an , iſt aber eine gute Waltererbe. Ehe
deſſen war auf dem Berge gegen Norden ein
co
21
ſchöner Tannenwald , der aber ſchon im dreißigo jährigen Kriege verwüſtet worden iſt , und jest baben die geringen teute zu ihrer Feues kung nichts als Torf , und auch wohl gebórra ten Kuhmiſt. Ihre ſüdliche Spiße wird auf dem Sellen oder Gelen , und von der bren. nenden laterne , welche ehedeffen zum Behuf der Sdiffer im Wintter des Nachts darauf
C
unterhalten worden , die leuchte genennet. Im dreizehnten Jahrhundert gehörte ſie halb zu der Herrſchaft Schaprode , wurde aber ſchon damals ein Eigenthum des auf dieſer Inſel geweſenen Kloſters , Delfen Kirche die Pfari tirche der Inſel iſt, und einige Hauſer bei fich liegen hat. Náchſt demſelben iſt das Dorf Sri :ben das erheblichyfte. Das Dorf
1
Wita
640
Vitte , ernábrt fich bloß von der Fiſcherei.
Slambeck iſt eingegangen , nicht weit davon aber ſind einige Häuſer unter dem Namen Das Dorf Plogshagen iſt ickt gering. Uue dieſe Derter machen ein Kirchſpiel aus , welches zu der Probſtei Gingit gehört. H. Das land zu Stralſund , hat in ål. tern Seiten und noch im zwóiften Jahrhuns dert das Land Pitne , von dem jevigen Kirche dorf Pátt , ehedeflen Pitne , geheißen , iſt aber , als die Stadt Stralſund empor ges tommen , Terra und Advocatia Sundis , und in deutſchen Urkuuden die Vogtei Stral înno genennet morben. In A. Erich zu Neudorf angelegt.
1
Dáneinart Rehnbrief on Fürſten Wißlaf IV
VON 1304 , kommt die Terra Sundis zuerſt bor .
Shon 1290 hatte die Stadt Strak
(und das Eigenthum über eve an beiden Sei ten des Waſſer auf eine Weile Wegeb um her gelegene Güter , Höfe und liegende Grún de , vom Fürſten Biplaf III erhalten . Stralſund , in den mittlern Zeiten Stra: lame , Strccſſund , Sunde , Sundiß , die
Kauptſtadt des ſchwediſdien Poinmerns , liegt an der Meerenge , der Gellen oder gelen genannt , welche zwiſchen dem feſten Pande von Pommern und der Inſel Rügen iſt. Ih ren Namen hat fie von dem chwalen und oder
641 oder der Meerenge , der , ober welche zwis
A!
39
rchen ihr und der kleinen Inſel Dånholm ift, die dor Alters Strela geheißen hat. Soa wohl ihrer Lage wegen , indem ſie ganz vom Seewaſſer, umgeben iſt , und nur durch
Brúden mit dem feſten Pande zuſammenhängt, 3
als ihrer Werke balber , iſt ſie eine ſtarte Feſtung. Sonſt iſt ſie ber Siß des fóniglia
:
gierung , und des königlichen Sriegs- und
chen Generalgouverneuf , der königlichen Ne Leuterationog ericht
und der Berſamma
lungsort der Landſtånde im ſchwediſchen Vora pommern. Elie hat ihr eigenes Konſiſtorium , melches nicht unter dem ordentlichen Landes
konfiftorio su Greifswalde ſteht, ein anſehns TO
EN-
liches Gyranaſium , eine zahlreiche Bürger:
Tchaft, u'ad begúterte Kaufleute: K.KarlXII hat ihre n Magiſtrat 1914 in den Ädelſtand erhobert, und K. Friderich I hat ſolche adea liche Bürde 1920 auf die einzelnen Mits
glieder des Nathi ausgedehnet. Dieſe Stadt hat der rúgiſche Fürſt Jaromar I , zu befa fere x Behauptung ſeines von den Pommern
mitder eroberten diefſeitigen Fürſtenthums 1? 109 angelegt ; ſie wurde aber bald von den pommerſchen Herzogen Bogiðlafund Raa fiimir II underſehens überfallen und zerſtórt. Wegen der in ihrer Gegend angelegten neuett Stadt Schadegard , wurde ſie wenig geacha Buro. Erobefór. 20. 8 ,
SS
tet ,
642
tet; doch fürfi Willidf 1 legte stere rõieder nieder , um - jener wieder aufzuhelfen .'- 1238 rourde die Stadt des
Rachts von den in
Schiffen herbeigekommenen lůb fern überfals ' 1
len , welche die reichſten Einwohner gefana gen - nahmen , uns die ganze Stadt plún berten . Fürft Wißlaf half ihr durch neue und anſehnliche' 1240 ' ertheilte Privilegien wieder auf ; und Fürſt Wiklaf III begnadiga te ſie noch mehr. Utlein ; 1277 wurde fie von den Lübeckern' abermalê geplündert und eingeäſchert: Doch Fürſt Miriaf beförderte
ihre neue Aufnahme durch ſehr große Bez freiungen und Begüterungen , welche er ihr
12yo 'ertheilte. 1
Ehedeſſen war fie eine der
vornehmſten unter den Sanſeſtadtert, 1628 wurde fie von dem faiſerlichen General bon
Wallenſtein vergeblich belagert ; hingegen 1678 fente ihr Ehurfúrſt Friderich Wilhelm zu Brandenburg durch eine Bombardirungi
welche 1800 Häuſer eindſderte , fo bieftig zu , daß ſie ſich am dritten Tage der Beta gerung“ ergeben mußte , und 1715 murde fie von dem verbundenen rußiſch - såniſch
ſáchfiſch - und brandenburgiſchen Kriegdheer crobert.
Pütt , ehedefſen Pitne', Pron , Mors; dorp und Nyparz , find Pfarrdorfer. 111. Dal
643
III. Das Fürſtenthum Barch i welches ungefähr 10 Meilen lang , und 6 Dieilen breit ift , begreift alle beſondere landſchaften
494
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71 IM
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des ehemaligen rúgiſchen Circipaniens , oder des Fürſtenthumb Rügen dieſſeits des Para fers. E$ gehören dahin : 1. Barth , in den mittlern Zeiten Bartt , Barda , Barbum , eine Stadt , an einem kleinen Meerbuſen , in welcher ein Umt, und 1733 auf königliche Koſten erbauetes adeliches Fráuleinſtift iſt. Derzog Bogiba laf Xill bat lange Zeit fein Sofiager in
derſelben gehabt.
1587 braunte fie ganz ab.
2. Kenz , ein Dorf unweit Barth , hat einen Geſundbrunnen , und iſt ehedeſſen ein Wallfahrtsort geweſen. 36 Die Inſel Zingſt , zwiſchen der Ofta fee und dem barthiſchen Binnenmalier, wird durch den Prerower Strom von dem Darz abgeſondert , wurde auch ehebelfen nod durch
einen andern Strom , Namens Strominfe, durchſchnitten , deſſen Mündung gegen die See aber 1625 in einer großen Waſſers Auth durch Sand verſtofft worden , worauf fein eigenes Waſſer in den barthiſchent Bina nenſee perfeigte, und beide vormalige Infelni mit einander pereiniget wurden . Es iſt alſo ein Fehlet , wenn ſie auf Bandcharten noch alb z beſondere Inſeln abgebildet werden. Ihr ܀
/
644
Ihr öftlicher Theil gehört der Stadt Strals fund.
4. Die Halbinſel Darzi, wird von der Inſel Zingſt durch den PrerowerStrom ge ſchieden , hingegen hångt ſie mit dem med lenburgiſchen Land Wuſtrow , oder dem foe genannten Fiſchlande , durch einen aus fties,
.
2
oder Saffrand beſtehenden Strich fandes zuſammen , von welchem ſie zwar 1625 in einer großen Waſſerfluth getrennet und ei ne volige Inſel murde , die See aber hat dieſen Kanal bei ſeiner Mündung wieder verſtopft. Die Gewalt des Waſſer hat auch 1625 dem Darz ein anſehnliches Stức lan des entriſſen , und an das Gebiet der Stadt Barth angeſeßt, welche feit der Zeit zwar die_Weibgerechtigkeit darauf gehabt , aber auch dem Amt dafür eine getoiſſe Leiſtung zu thun hat. Der Darz iſt von den ål: teſten Zeiten her ein großes fürſtliches Sea hege geweſen, und eß haben hiefelbſt die
rúgiſchen Fürſten , und nachher die poma merſchen Herzoge , nicht alleiu ihr Jagdhaus, ſondern auch wegen des öftern Aufenthalts eine beſondere Kanzlei gehabt. Auf dem Darz findet man Prerow , ein Kirchdorf , in deſſen Náhe die Hertedburg gelegen hat, Born und Woc , 2 anſehnliche Dörfer am
@aler Boden , Bliſenradt , ein Dorf, und Arens:
31
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Arenshope , eine landesfürſtliche Meierei, welche in unterſchiedenen Landcharten irriger Weiſe in die medlenburgiſche Grenze auf das Land Wuſtow gereßt wird. 5. Damgard , Damgarten , in den mittlern Zeiten Damgur , Damgor , Dama
ma - Gora , d. i. Dammberg , eine offene und geringe Stadt unweit der Receniş , auf einer Höhe , die ſich nach dem Damm
gegen die Nedeniß zu abwärts neiget . Sie hat ein Schloß. Fürſt Joromar II erhob dies ſen Drt 1258 aus einem Dorfe zu einer Stadt . Sie iſt 1571 abgebrannt. Man hält ſie für einen guten Paß. 6. Eribbeſees , in den mittlern Zeiten
Sreboſeb , Iribofe$ , Tribuſees , Tribeſes , Trebezes , eine kleine Stadt , in welcher ein Amt iſt. Fürſt Wißlaf Il hat 1285
den bisherigen Burgflecken mit Stadtgerecha tigkeit , låbſchem Recht, und einem anſehn lichen Eigenthum begnådiget. 1702 branna te fie ab. Man ſieht ſie alb einen Paß ins Medlenburgiſche an. Sie liegt zwiſchen den
Flüſſen Redeniß und Trebel. 7. Grim , auch Srimmen , in alten
Schriftſtellern Grimus , eine kleine Stadt, melche 1190 bemauert worden , als ſie una ser alen rúgiſchen Ståbten , auf Befehl ih S 8.3
646
os Fürſten , Sachfen aufnahm . 1950 wurs de fie von den Medlenburgern verbrannt. 8. Franzburg , ein Amtsſtadtchen an einem Set , welches der abgetheilte Herzog Bogidlaf XIII 1587 an dem Drt , mo ebedeſſen die reiche Abtei Miencamp geſtans den hatte , anlegen , und nach ſeinem Schwies gervater , $ erzog Franz zu Cüneburg , bes Rennen laſſen. Aus dem alten Kloſter hats te er ſchon vorher ein Reſidenzſchloß erbauen laſſen. Seiner Beſtimmung nach ſollten die Bürger dieſer neuen Stadt fich gar nicht auf Ackerbau und Viehzucht , ſondern bloß auf Aúnft: und Manufakturen legen , zu deren Einrichtung , wie auch zur Anſchaffung der erſten Koſten 8 Edelleute mit dem Herzog auf gleichen Gewinn einen Vertrag machten. Es routen lauter Edeleute darin regieren, und aus den 100 , welche die Unbauung
übernommen hatten , 7 Regimentbråthe er wählet werden , einer derfelben aber in Na. men des Herzog8 die Präſidentenſtelle der : walten.
Ein mehreres von dieſer fonderba:
ren und merkwürdigen Regimentsverfaſſung, ift in Albrecht Georg Schwarzen8 Berſuch
ciner pommerfch - und rúgianiſchen Rehnbi ſtorie , S. 870 f. zu leſen. ein Amtsſtadtehen , 9. Nichtenberg
gegen Franzberg áber
an eben demſelben Ser
647
See., Ehydcffen iſt hier ein Salzwerk gemeren ,
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welches wieder herzuſtellen ſich 1766 ein ge
wilſer Kammerrath. erbot, wenn ihm er: laubt würde , den richtenbergiſchen und neu: múhlſchen See ſo weit abzuleitet und einzu :
ſchránfen , daß fie den Salzquellen fein wil. d :8 Barler zuführen könnten , welcher Vor:
ſúlag aber erkeblicher Urſachen wegen nicht angenoininen ward.
IV . Die Grafſchaft Süßkom , hies big
in dreizehnte Jahrhundert nur das land Sútkom . - und wurde 1133 von Jaromar I, Fürſten zu Rügen , erobert und behalten ; es war aber ſchon 1216 wieder unter der
Botmáßigkeit der Herzoge 39 Pommern, Um das Jahr 1240 ſcheint mit demfelben
die Veränderung vorgegangen, zu fenn, daß
es dem Schweſterſohn Des lekten ( brandena
burgiſchen König: Pribislaf , mit ,Namen Jaßfor don Soltmedel, oder doch deſſelben Eöhnen , Jarkow und Konrad , unter dem Bitei einer Grafſchaft verlieben worden. Die Grafen von Gúskom funden mit dem Sera zogthum Pommern in einer unmittelbaren die Srafſchaft wurde Lehnderknüpfung und und die
mit des Grafen Johann von Süßkow 1357 erfolgtem Tobe den geſammten pommerſchen Herzogen eröffnet , daher auch beide Såuſer berfelben , namlich ſom ohl das wolgaſtiſche als S 8.4
ſteet
648 Pectiniſche , gleiches Anthell daran bekamen. Nachmals wurde ſie Herzog8 Barnim VII abgetheiltes Erbe , in welchem er auch alle landebfúrſtliche Herrlichkeiten auszuüben hats te. Nach der Zeit hat die Grafſchaft nies malß mehr ihre eigenen Herren gehabt. Die
merkipärdigſten Derter in derſelben find : 1. Súžkom , in alten Urkunden Chozok, C5obefome , u, . . $ usefone, $uceton, Suſcow , eine kleine Stadt , welche ſchon
im zwölften Jahrhundert eine Stadt und befeſtigt geweſen und um das Jahr 1164 von dem däniſchen König Waldemar I und Herzog Heinrich dem lówen erobert und der,
branntworden iſt. Im jeßigen Jahrhundert hat ſie auch großen Brandſchaden erlitten. Der Generalſuperintendent von Vorpommern iſt allemal Plebanus von Gúglow , und als ſein Patron der hieſigen Kirche i von wela cher er auch viele Einkünfte zieht, 2. Boiß , ehederſen lufik , lofiß , u. ſ.
m. ein Städtchen an der Peene, mit einem Schloß , welches im Izten Jahrhundert mit
feinein Zugehör eine Herrſchaft außmachte , deren Herren aus dem Hauſe Putbus waren. Dieſer Drt enthalt Es iſt hier ein Amt.
Das Sedachtniß von der Reuțizięr algen Wohna figen.
3. Neh ,
649
3. Nehring , ein Schloß , Nittergut 1
und Fleden.
4. Greif &walde, in altern Seiten Word , Sripesmolde , Gripeswald , Griphedwald , eine Stadt nahe bei dem ſchiffbaren Waſſer Nic , welches ſich in einen Buſen der Dri ſee ergiezt , woſelbſt die Stadt einen be:
quemen Hafen hat , der ungefähr eine halbe Meile weit von ihr entfernt iſt. Die poi. höhe iſt hier , nach deß Prof. Maners 1753 angeſtellten Beobachtungen , 54 Gr. 5 Niin. 9 und 3 Viertel Sek. Sef.
Sie iſt der Siß ei nes kóniglichen Sofgerichts , einer 1450 geo
ſtifteten , und 1539 erneuerten Univerſitát, deren Kanzler der Statthalter des ſchwedia ſchen Vorpommerns iſt , wie auch einer deut
fchen Geſellſchaft. Das neue und ſchone ala demiſche Kollegium , iſt 1750 eingeweihet, und die Auf- und Grundriſſe derſelben ſind: pon Mart. Engelbrecht zu Aug8burg in Ku 1
1
pfer geſtochen worden . Außer dem Keller
geſchof bat eß nod 2 Geſchoffe , in deſſert erſtem der große Hörſaal , welcher zu den
feierlichen akademiſchen Handlungen beſtimmt iſt, nebſt dem Archio , im zweiten der Bú : cherſaal und das Verſammlungszimmer, der
Profeſſoren , in beiden aber ein Hörſaal fúr Öffentliche Lehrſtunden , und Wohnungen für
einige Lehrer der Weltreisheit, zu finden, S $ 5 ľ
Sont
1
650
n und ei Sonſt hat die Stadt 3 Pfarrkirche Der Generalſuperins
ne lateiniſche Schule.
tendent vom ſchwediſchen Borpommern iſt alle: zeit Prokanzler der Univerſitåt und Profeſor
Der Theologie , und einer der hieſigen 3 Bac fioren , die zwei übrigen ſind auch Profeſſor reß der Theologie. Die Stadt treibt guten Handel , hat viele landgüter , und große
Freiheiten . Sie iſt 1233 von dem Abt zu Eldenow in ſeinem Gebi: t ang:legt , und mit füchfif shen Einwohnern þeſekt, auch mit lůb fdem Nechte verſehen worden. 1249 belehna
te der Abt den Herzog Wratislaf III zu Pommern mit dieſer Stadt , nach derſen Tode fie Herzog Barnim von dem Abt ers
hielt. Vor derſelben ſind einige gute Salg
quellen , die man aber aus Holzmangel hat eingehen lasſen.
Der Stadt gehört die ungefähr 5 Mei len von ihr in der Dítſee belegene Inſel Die,
welche','daher auch die greifswaldiſche Die genannt wird.
Sie wurde ihr 1191. dom
IV unter Dem Namen Herzog Bogislaf IV Soand - Wuſterhauſen ; oder Waſſer - Muſta roſe , geſchenfet.
Von den der Stadig zugehörigen Dór fern fiud inſonderheit zu bemerken : i ) Eldenom , welch28 in die Korſter
Kirche eingepfarret iſt; e musmit dem gleich: fola
651
folgenden Ort diefes Namens nicht verwech. felt werden.
2) Griſtom , ein Kirchdorf , an einem kleinen Meerbuſen , welches dor Alters der
Et
Siß einer abgetheilten linie des fürſtlich -růz giſchen Hauſes geweſen iſt. Zum Gebiet dies fes Drts gehört das Juſeichen Rims , welches unteit davon in der Mündung des kleinen
If
Meerbuſen , und nicht wie unterſchicsene
Charten fálſchlich vorgeben, weit davon nach Núgen zu liegt. 3 ) Reinberg , ein Kirddorf. 5. Eldenom oder Eldena , vor Alters Solba , Jida , Seldena , ein Flecken unweit
Greifswalde , in welchem chedeſſen eine Zi
E
ſterzienſer-Mannsabtei gemoeſen iſt ; melche fchon vor 1203 geſtiftet , im rechszehnten Jahrhundert ſekularifirt, und in ein Domais nenamt vermandelt , dieſe aber 1634 vom
Serzog Bogislaf XIV der Univerſitåt ju Greifswalde geſchenkt worden , welche es
.
durch einen Amtmann verwalten läßt. Der Drt hat ſeinen Namen von dem ihm naher Waſſer Nid , welches por Alter8 Hilda oder
Ilda genennet worden. Zum Umt Eldene ܕ
rik be
gehören außer dem Fleden noch
) ludrigsburg, por Alters Darfim ,
Darlin , Darfem , ein Fleden an einem Meer
652
Meerbuſen , welcher ſeinen jeßigen Namen
ocm Herzog Ernſt Ludwig zu Pommern hat. 2 ) Waderow , ein Dorf. 6. Paſſan , ehedeiſen auch leſſan , ein Stádtchen an dem ſogenannten laſſanſchen See ,
welchen die Peene macht.
Es hat
ſchon im Dreizehnten Jahrhundert Stadtge rechtigkeit gehabt. Es iſt hier ein Amt. å
V. Das fand oder die Herrſchaft Word
gaſt , muß mit dem ehemaligen wolgaftiſch pommerſchen Herzogthum nicht vermoechſelt werden ; denn das lekte beſtund aus den geſammten Landen der wolgaſtiſd en Linie der Serzoge zu Poinmern , von welchen das Land
Wolgaſt nur ein kleiner Theil war. Zu dies ſem gehört :
4
1. Wolgaft, in altern Zeiten Walegoft, Walogaft , Wolgoft, Wolegaſt , Boligaſt, u. r. w. eine Stadt an der Peene , welche
eine Meile von hier in die Driſee geht. Helmold in ſeiner Chron. Slav. gedenkt ih rer beim erſten Viertel des zwölften Jahr hunderts unter allen Schriftſtellern am er ſten , und erwähnet , daß man ſchon damals von ihrem erſten Urſprung nichts gemiffes mehr gewußt habe. Sie war damals eine ſtarfe Feſtung. Die pommerſchen Herzoge von der wolgaſtiſchen Linie hatten hier ihren
Wohnſiß , und ihre Landesregierung. Das fürſt
653
fürſtliche Reſidenzſchloß hat unweit der Stadt auf einer Inſel gelegen. In der Pfarrkira che liegen viele Herzoge begraben. Die Stadt hat durch Belagerungen und Feueröðrúnfte vieles von ihrein ehemaligen Unſehen verlos
ren , inſonderheit iſt ſie 1713 von den Ruf
*
18
X
28
ระ
fen verbrannt worden , hat ſich aber durch Hilfe ihreß guten Handel8 ziemlich wieder erholet. Vermöge des ſtocholmiſdhen Frie den8 von 1720 , erlegen die Schiffe , mel: che nach Stettin geben , oder von dannen kommen , bieſelbſt nur alein den alten Fúra
ſtenzou , diejenigen aber , welche auß der See in die Flüſſe Peene , Trebel und andere gehen , ohne Stettin zu berühren , außer dem Fürſtenzol , noch den Lizent , melcher
hier , vermoge des weſtphäliſchen Friedens , eingeführet worden. 2. Grønſchwart , eine Schanze , welche die Schro eben an der Ede des feſten fan des , der Peenemünder Schanze gegen über ,
aufgeführet haben.
Es iſt hier ein Safen .
2. Dás fóniglich preußiſche Antheil , welches in Kreiſe abgetheilet iſt. ſ. Der randomoſche Kreis , welcher von dem Fluß Random den Namen
hat , enthält außer den Städten , welche hernach vorkommen , 38 fönigliche , 81 abes
riche , u. 45 ſtådtiſche Dórfer. 1 , fola
654
1. Folgende Stådte. 1. Stettin oder Ult : Stettin , in ala
tén Urkunden beſtandig Steyn obec Stering lateiniſch Stetinum , und nicht Sedinum , die eigentliche Saupt - und älteſte Stadt in Pommern , und Mutter aller übrigen poms terſden Städte , liegt an einem Hügil bei der Ober , welche in vier Armen oder Stroa
men vorbei geht , nämlich dic eigentliche oder, welche didt vorbei filicet , und in den Das
manzig fáut, und über welche man in die lange Borſtadt , laftadie genannt , fómmt ; die Parnix vor der faſtadie , die kleineRega litz , und die große Reglig. Zwiſchen dieſen vier Strómen der Ober iſt långs sem bamm iden See ein Steindamm ,
der
nach
der
Stadt Damm zuführt , eine Meile lang ift, und auf welchem 6 Brücken find.
Auf der
großen Neglitz erlagen alle Reifende einen sou , und auf der fleinen Regliß iſt ein ſos genanntes Blochaud , mulches die Schweden ebeseffen angelegt haben. Die Grundfläche ber eigentlichen Stadt , beträgt 43 186 rhein lá biſche Qu9d: atruchen , rechnet man aber bi : Grund flache der Doer - und Untern : Wief,
und der faſtadie , daju , fo kommen über hundert tauſend theinländiſche Quadratruthen beraus.
Der Säuſer waren 1764 an 1400,
und der Menſchen an 20000;
Scéttin iſt wobla
3
1
1
.
755
wohlgebauet, und jene eine farte Feſtung, int mefcher zu Friedenszeiten zwei ' Regimena ser qu Fuß in Beratung liegen , eine unmit telbare Stadt , die Hauptſtadt des preußia rdion Vorpommerns , der Siß der fóniglia in
Negierung über Vor-, und $ interponiinern , der Kriegs- und Domainenkammer , des vora pommerſcheu Hofgeriches , deß Konjiftoriumi , des poinmerfchen Schróppenſtuhls , welcher mit dem Kriminalfolegio verbunden iſt , ܐis
nes Collegii medici, eines Collegii fani tátis , eines 1755 berordneten kommerziens folegii , eines föniglichen akademiſden Som nafii , welches ' 1543 als ein Pádagogium
geſtiftet , 1642 ein Eymnaſium , und 1667
cin Gymnaſium illuftre gemorden iſt , und den Namen Carolinum bekommen hat , des
Generalſuperintendentens oon Bor- und Hin. terpommern , und einer Probſtei.
Sonft
findet man hier in Chloß , auf welchem die obengenannten Kollegia fich derfammeln , und darinn die St. Ottenstirche ,
bei wela
cher chedeſſen ein Doinſtift' gewefen iſt , und ein Zeughaus Reht , die 1263 geſtiftete Haupts und Stiftskirche zu Ct. Marien , welche ſehr
anſehnliche Gúter , theils in Bor - theilt in Hinterpommern hat, und bei welcher das
vorhin genannte Gymnaſium illuſtre ijt , 5. Pfarrkirchen , eine Stadtſchule , cine frana cófifcya
656
zófiſch - reformirte , und eine rómiſch fatho liſche Gemeine. Außer dem Stadtgericht , iſt hier noch ein Wettgericht und ein See
gericht; und die Stadt hat unterſchiedene Manufakturen , und einen Schiffbau. Von
dem michtigen Handel , welcher hier getrieben wird , habe ich oben in der Einleitung zu Pommern $. 6. ſchon Diachricht ertheilt. Die Stadt wurde ehebeſſen zu Hinterpoma mern gerechnet , und im meſtphäliſchen Fries den der Strone Schweden mit Vorpominern zugelegt. Sie hat 1659 , 1677 und 1713 harte Belagerungen erfahren . Ihre Pola höhe hat der Präſident von Reſſenbrint
auf 53 Gr. 22 Min. 10 Sek. berechnet. Sie befitt
( 1) Polity , ein Stadtchen ; welches 2 Meilen davon nach dem friſchen Haff zu und guten Hopfenbau hat. Es hat Stadtgerechtigkeiten erhalten , und iſt der Stadt Stettin von dem Herzog verliehen worden. 1510.brannte es ab. 15.40 und 1596 litt e$ mieber
liegt, 1260 1321 Otto ganz groſ
fen Brandſchaden .
( 2 ) Sieben Dörfer , und dem St. Jos hanniskloſter gehören 4 Dörfer. Unmerkung. Das von der Hauptſtadt Stettin ben nannte ehemalige Herzogthum Stettin , hat das Land zwiſchen der Peene und Dder und
-
657
and miſchen der aber und Jbna begriffen . Jenen Diftriit nahm stenig Friderich Wil. Helm nebit Bolgaft bermöge des 1713 mit den nordiſchen Bundesgenoffen zu Schwedt getroffenen Vergleibs in Sequeftrazion , und
bezahlte an Rußland und Sachſen wegen auf gewandter Sriegskoften 200000 ' Rthlr . durd
ben fodholuitroen Frieden von 1720 aber . wurde es nebit den Inſeln Wollin und uſee
3
dom u. gegen zwei Millionen Mihlr. an ihn und feine Nachtommen auf ewig abgetreten .
; 2 ) Paſemalt , in alten Zeiten Pozdewolf,
Podizmolt, Pozmalt, eine unmittelbare Stadt an der Ufer , aufwelcher die Einwohner ihre Waaren ing große Saff , und forweiter auf
die Sue führen tónnen. Es iſt hier eine Proba Au , darunter 7 Pfarren ſtehen. Die refora mirten Walonen , welche fich hier niederge. laffen haben , halten ihren ófentlichen Gotteba dienſt des morgens in der lutheriſchen Unter oder Nikolaublirche. 3m. Riebenzehnten Jahre hundert , und, groar von : 1630 , an ,
ift die
Stadt ſehr beſchädigt worden... Paferalt und
Torgeloro wurden 1359 von dem .Martgra fen zu Brandenburg an die Herzoge zu Poma mern für 13000 Marf lóthigen Süberd vera
pfändet , 1448 aber eigenthümlich abgetre ten , alſo daß fie bei dem Saule Pommern
verbleiben ſollten , To lange noch ein einziger flettiniſch - pommerſcher Herzog reyn würde ,
nach derſelben Abgange aber wieder an das Buty. Erober. 20. 8.
It
Haus
658
Haus Brandenburg zurádfallen. Bei derfel ben fiel 1760 ein ſcharfes Gefecht zwiſchen Schweden und Preußen vor.
Bei der Stadt
iſt ein Eifenhammer. E8 gehören ihr 3 Dörfer. 3 ) Garzı ehebeſien Sardez , eine kleine unmittelbare Stabt und Paß an der Ober
wilche 1 258 bemauert , 1574 ; 1624 und 1713 Durch Brand berwüſtet worden , auch
durch Plünderung und andere Kriegsbeſchwer
ches
744
che, eine reformirte und eine lutheriſche Stadt:
ſchule , ein von der Fürſtin Giſela Ugnes 1711 geftiftetes ſogenannteß Frauen - oder Frauleinftift für fechs evangeliſch - lutheriſche Perſonen adelichen Standes , ein reformira
tes und ein lutheriſches Waifenhaus , und ein hoſpital vor dem hauiſchen Thor. Die Stadt iſt nahrhaft , wozu inſonderheit die der von Schnurbein zugehörige und in der Wauftraffe angelegte Gold- und Silberfabrit pieleß beitragt. Die Gerichte ftehen der fürft lichen Herrſehaft allein zu , welche zum Ber buf derſelben einen Stadtrichter nebſt vier Gerichtſchöpfen und einen Aktuariuß beſtellt. Die Stadt iſt ſehr alt , und ſchon zur Zeit
König Heinrichs I befannt geweſen.
1445
wurde ſie vom Kaiſer in die Acht erklärt. 1569 wurde hier eine Verſammlung der ans baltiſchen Prediger gehalten. 1617 ftiftete
Fürſt lubrig hieſelbſt die fruchtbringende Gea Teufchaft. 2. Die 32 Dörfer und Derter Deb Amts
Cdthen , find unter folgende Kirdſpiele deta theilt. I ! Klepzig , ein Dorf mit einer Kirche, in welcher die beiden reformirten Stadtprea diger zu Cothen den Gottesdienſt verſehen , und einem fürftlichen Rammergut.
2) Das
.
3
745
2) Daß reformirte Kirchſpiel Mißdorf, zu welchem vier Dörfer gehören , in wela chen drei Kirchen , zwei får ſtliche Göter , und zwei Nittergúter find.
3) Das reformirte Kirchſpiel Diter-Nien . burg, zu welchem das Pfarrdorf Ofter -Nien burg i mit einem. Nittergut , zwei fürftliche Vormerke , und noch ein Dorf gehören .
4) Das reformirte Kirchſpiel Mårzin , zu welchem das Pfarrborf dieſes Namens mit drei Nittergåteen , und noch ein Rittergut gehören.
5) Das lutheriſche Kirchſpiel Groß-Ba begafti, zu welchem 4 Dörfer gehören , in
welchen drei Kirchen und 4 Nittergåter find. Das Mittergut im Pfarrdorf Sroß : Badegaſt, gehört dem fürſtlichen Hauſe Deſſau , unter cothenſcher Landeshoheit. 6) Das reformirte Kirchſpiel Proſigl , von fünf Dörfern.
7) Das reformirte Kirchſpiel Snetſch, von drei Dörfern. Zu Gnetid iſt ein fürſta liches Amt und Sof.
8) Das reformirte Kirchſptel Groß-Weifo rand , von vier Dörfern .
9) Das lutherrſche Kirchſpiel Schortewis, zu welchem vier Dörfer mit zwei Kirchen gea bören,
A as
10 )
746
10) Das lutheriſche Kirchſpiel Görgig , von drei Dörfern.
11 ) Das reformirte Kirchſpiel Reins dorf , von zwei Dórfers .
12) Das refo!mitte Kirchſpiel Sohns dorf , zu welchem pier Dorfer mit zwei Kirs chen gehören.
13 ). Das reformirte Rirdyſpiel Edderit, zu welchem zwei Dörfer mit zwei Kirchen gehören. 14) Das reformirte Kirchſpiel Groga Paſchleben , zu welchem vier Dörfer mit zwei Kirchen gehören. Zu Geuß , unweit Cothen, iſt ein fürftliches Sdloß und Vormerk.
15) Daß reformirte Kirchſpiel Biendorf, in welchem drei Kirchdorfer find. II. Das Umt Nienburg , in welchem 1. Nienburg , oder Mönch-Nienburg , eine kleine Stadt an der Saale , hat ein fürftlich 8 Schlog , welches aus einem Mona chenklofter entſtanden iſt , und eine beſondre Kirche hat. Vor Alter8 war hier ein feſtes Schloß , deſſen ſchon in einer Urkunde dom
Jahr 975 gedacht wird. 1577 waren bier die anbaltiſchen Prediger wegen des Konfora
dienbuch verſammlet. 1701 übergab Fürſt Emanuel Leberecht Stadt und Amt Mienburg
feiner Gemahlin Gifela Ugnet zum Leibgeding, melo
??
747
welche auch im Befik derſelben bis an ihren
1740 erfolgten Tod gemoefen iſt. 2. Das reformirte Kirchſpiel Wedlig. 3. Das lutheriſche Kirchſpiel Wiſpiß . 4. Das reformiste Kirchſpiel Lattorf. 5. Das reformitte Kirchſpiel Klein - Paſcha feben , in welchem drei Dörfer mit zwei Kiro eben .
6. Das reformirte Kirchſpiel Preußliß, mit zwei Dörfern, 7. Noch zwei Dörfer, welche in das magdeburgiſche Pfarrborf Gramsdorf einges
pfarrt find. III. Das Amt Wulffer , beſteht aus dem
reformirten Kirchſpiel Wulffen , zu welchem die drei Dörfer Wulffen , Droſa und Diepa
zig gehören. IV. Das Amt und die Grafſchaft Warms.
dorf , in welchem 1. Warınsdorf , ein fürſtliches Schloß,
in beſſen Kapelle Fürſt Georg zu unterſchies Denenmalen gepredigt hat. 2. Amedorf, ein reformirtes Pfarrborf, welches der Siß eines Superintendentens iſt .. 3. Gúſten , ein Städtchen an der Wipa per , welche$ 1373 Stadtgerechtigkeiten ese
balten bat
4. kola
748
4. Stolbic , ein fårſliches Vorwerk an , iſt aus einem ehemaligen Klo Wipper der fter entſtanden .
5. Die reformirten Kirchſpiele , Meuens dorf , Gierſchleben , und glberſtado. 4. Das fürftliche Zerbſter Antheil , zu welchem gehört 1. Die Stadt und das Amt Zerbſt.
1. Zerbſt , Serveſta , die fürſtliche Ne: fidenzſtadt , iſt die größte und anſehnlichſte
Stadt im Kårſtenthum Unhalt , und liegt an der Nute , auf einem ebenen und etwas lana digen Boden. Sie hat ungefähr 6000 Eine
wohner. Das fürſtliche Reſidenzſchloß ift ſehr anſehnlich , und von 1681 bi$ 1696 erbauet
worden. E$ ſind hier amei lutheriſche Kira chen , eine reformirte Kirche , ein dem gana
jen hochfürſtlichen anhaltiſchen Haus gemeins ſchaftliches Gymnaſium , welches 1582 aus einer gemeinen Schule , die aber aus einem Barfüßerflofter geſtiftet worden, einen Neftor, brei reformirte Profeſſores und einen luthea riſchen hat , und außer demſelben annos ei
ne lutheriſche und eine reformirte Schule , und ein Waiſenhaus. Es iſt hier auch eine
Gold- und Silbermonufaktur , und es wird hier unachtes Porzelan gemacht, ſonſt aber bat die Stadt vom Bierbrau betrachtliche
Rahrung , doch iſt ſie ehedeffen großer ges wefen . !
.
749
meſen. Der Stadtrath beſteht aus Mitglie . bern beider evangeliſchen Kirchen . Der ehes
malige Schoppenſtuhl iſt 1572 mit dem Naa she vereiniget , und zu gleicher Zeit das Fehma oder Kriminalgericht aufgehoben worden . Die 1506 brannte faſt der Stadt iſt ſehr alt. dritte Theil derſelben ab. Dem Stadtrath gehört das Dorf Strafow im Umte Roßlau . 2. Der Ankun , iſt ein kleines Stadta chen , welches nordweſtwärts dicht bei deb Stadt Zerbſt liegt , und in den kaiſerlichen Pebnbriefen eine Vorſtadt berkiben genannt mirb , ſonſt aber , wie andre Städte, ſeinen
cignen Stadtrath bat. 1707 litte es großen Brandſchaden. 3. Friderikenberg ein fürſtliches Schloß mit einer Kirche und einem luſtgarten .
4. Pacendorf, Babes, Bergfrieden und Serno , ſind fürftliche Verwerte. 5. Die ábrigen fiebzehn Dörfer baben entweder Pfarr - oder Tochterkirchen.
11. Das Amt Walter-Nienburg, iſt 1059 nad Abſterben der Grafen von Barby an Das fürſtliche Haus Unbalt - Zerbſt gekoma men , weil das Haus Anbalt 1422 ' und 1434 auf Daſſelbige von dem Churhauſe Sachſen die Anwartſchaft erhalten hatte. 6 iſt dura
fåehfiſches Rehn , und gehören dazu fünf
750
Fünf Dórfer , unter welden das Pfarro
dorf Walter-Nienburg, an der Nute belegen, iſt, und das Zouhaus Tocheimb an der Elbe.
IIJ. Das Amt Dornburg , hat ſeinen Naa men von dem fürſtlichen Luftſchloſſe.
Dornburg, welches unweit der Elbe liegt, und neben ſich einen ſchönen Saiten und ein
Dorf hat.
Vor Alters iſt in dieſer Gegend
eine faiſerliche Burg , Namens Dornburg , ( Thorenburg , Torneburg , Dorenburg xc. ) geweſen , deren ſchon im neunten Jahrhuna
bert Erwähnung geſchieht, und deren Uibers bleibſel annoch bei niedrigem Waſſer und hela lem Wetter in der Elbe , unweit des Sola
ges , der große Hagen genannt , geſehen wer den .
Bis in das eilfte Jahrhundert haben
ſich die deutſchen Kaiſer und römiſchen Könige zuweilen auf derfelben aufgehalten. Im zwólfo ten Jahrhundert findet man Grafen , weld ;e davon benannt worden.
Das Sdloß, wela
ches auf der Stelle des jeßigen giftanden bat , haben vom funfzehnten Jahrhundert an unterſchiedene adeliche Familien bereren , und von dem fürſtlichen Sauſe Unhalt zu
fehn getragen. Gegen das Ende des fedida zehnten Jahrhunderts erfauften es die Herrer
von Münchhauſen.
1
A $ aber Johann von
Münchhauſen 1674 ohne männliche Erbent 1
ſtars
1
751
farb , nahm der Lehnsherr Benin Bavon , weil die Verwandten des Verſtorbenen die Mitbelehnſchaft nicht erneuret , und ſich alſo
ber Rehnsfolge verluſtig gemacht hatten , daa hingegen die Bermandten vorbrachten , daß die Erneuerung der Mitbelehnſchaft nicht eher nöthig geweſen ſer. Der Prozeß hierüber wird noch jeßt bei dem faiſerlichen Reichte hofrath fortgefest, inzwiſchen iſt das fürfilia che Haus Anhalt-Zerbſt bisher im Beſitz des
Schloſſes Dornburg geblieben.
Fürſt Karl
Wilhelm ließ anſtatt des alten Gebäudes ein
neues a fführen , und räumte folches 1687 ſeinem Bruder Johann Ludwig zur Wohnung ein.
Im jeßigen Jahrhundert wurde das
Gebåude noch mehr derſchönert , und ward der Witmenſiz der Fürſtin Johanna Eliſabeth,
gebornen Herzogin von Holſtein - Sottorf , gieng aber 1750 durch einen unglüdlichen Zus fall mit wichtigen Koſtbarkeiten im Feuer auf : doch iſt nachher ein neues regelmäßiges Gea baude wieder aufgeführt worden. IV. Das Umt Lindau , begreift die ehe unalige Grafſchaft Lindau , deren Grafen mit den oormaligen Grafen von Urnſtein in dem Mansfeldiſchen , und den Grafen von Mülina gen und Barby , eines Geſchlechts und Hera
kommens geweſen ſind , auch die Grafſchaft Nuppin in der Mark an ſich gebracht haben. Graf
752
Graf Ulrich berpfändete die Grafſchaft fina dau 1372 an Fürſten Johann von Anhalt und Graf Ulbrecht trat fie 1457 an das Saus Anbalt wieder fåuflich ab. Alß das Geſchlecht der Grafen von Lindau und Herren zu Rupa pin 1524 ausſtarb , und die Grafſchaft Nups pin dem Churfürſten Joachim I zu Brandena burg als Lehnsherrn heimfiel , wollte derſela
bige die Srafſchaft Lindau einlöſen. Endlich wurde 1577 verglichen , daß das Haus Anhalt dieſe Grafſchaft zu einem erblichen Mannlehn von dem Churhauſe Brandenburg empfangen ſoule , dieſe8 aber trågt fie von der Lebtiſo
fin zu Quedlinburg zu Rehn.
Zu dein Amte
Einbau gehören 1. Pindau , eine alte Burg mit einem Stádtchen , welches leßte 1689 und 2705 Brandſchaden erlitten hat.
2. Vierzehn Dörfer, unter welchen zwei abeliche find.
V. Das Amt Roßlau , welches ein fehn
des Stifts Quedlinburg iſt. Dahin gehören 1. Noblau , ein Städtchen , bei wele shem das Flüfchen gleiches Namens , in die Eibe geht. Es iſt hier ein altes Schloß. 2. Neunzehn Dörfer, unter welchen vier abeliche , und das dem Stadtrach zu Zerbſt
augehörige Dorf Krafom , find , imgleichen Das fürfiliche Vorwerk Torne, VI. Das
753
VI. Das Amt Coßrvid , in treldiem 1. Cobwic , eine kleine Stadt an der Elbe , in einer erhabenen und angenetmen
Gegend , mit einem Edulorie , welches der ordentliche Ein für die fú: filichen Kitmen des Hauſes. Ant alt-Berbſt iſt. Eheden en ist hier eine Domfirche geweſen. Die Stadt
bat zwar ihren Miagiſtrát, der Gerichtsdia reftor aber bermaltet im Namen des Fürſen die bobe und niedere Gericht Abarteit . 2. Pürow , eine Kommenthurei bes deutſchen Drben , welche zu deſſelben Ballei Sadyſen gehört , und dem Drden 1259 von dem anhaltiſchen Hauſe geſchenkt worden iſt. 1697 hat fich der Kommenthur nach langs wierigen Streitigkeiten dem fúrſtlichen Sauſe unterworfen. Das Dorf Bürow liegt an der Elbe.
3. Noch vierzehn Dór fer, unter welchen
zmei adeliche ſind , und das fürſtliche Bori mert Robelsdorf.
VII. Das Amt Múlingen , welches aus den Pfarro drfern , Groß- und Klein- Múlina gen beſteht, und dhurfürfilich -fach fiſche8 feb
iſt. Es mar ehedeſſen eine Grafſchaft, wela
$
che' den Grafen von Barbo, als ein Afterleht
der Sürſten von Unbalt zugehörte , und nach Abgang der Grafen von Barby bem fúrſtli chen Hauſe Unhalt heimfiel, da ſie denn ans Barch . Eroberor. 1o. $. )
B 66
fångs
1
754
fänglich zu den anhaltiſchen Senioratgütern , bernach aber zu dem Zerbſter Untheil geſchlaa gen wurde .
Anmerkung. Die fürftlich gerbſter Linie befist and die Serrſchaft Sever, welche bei dem weſtphas litchen Streiſe beſchrieben worden.
Die Abtei Quedlinburg. að faiſerliche freie weltliche Stift Qued,
linburg , hat König Heinrich I zwiſchen 932 und 436 geſtiftet , und ſeine Semahlin Mechtild fortgeſeßt , Kaiſer Otto I aber im
Jahr 987 und in den folgenden Jahren noch
mehr beſchenkt. 1539 hat es ſich völlig zur evangeliſch- lutheriſchen Lehre bekannt , es iſt auch ſolche nadher in der Wahlfapitulacion , in dem Vertrage von 1574 , in dem Kons
fordienrezeſſe von 1685 bedungen , und durch viele Verträge und Eide feſtgefert worden. Es beſteht jeßt aus vier Standesperſonen , nämlich aus der Frau Uebtiffin , Probſtin ,
Dechantin , und Kanoniffin. Die Aebriffin iſt
755
iſt eine unmittelbare Reichsfürſtin , und hat auf dem Reichstage auf der rheiniſchen Prås latenbank , mie auch auf den oberſách fiſchen
Kreistagen Siß und Stimme. Ihre jährlichen Einfünfte werden ungefähr auf 20000 Sbaler geſchåbet. Zu einem Römermonate giebt ſie
52 81. und zu einem Rammerziel 81 Rthlr. 18 Kreußer. Das Wappen 008 Stift8_find . oder Schwerter , zwei goldene, Dolche
( nicht Eredenzmeſſer , ) freußweiſe über eins ander gelegt , mit goldnen Griffen im rothen felde .
Vor Alters hat das Haus Aſcanien
oder Anhalt die Schußgerechtigkeit oder Boga tei zu Quedlinburg von dem Stifte zu' Lehn As die Churfürſten zu Sachſen aus dieſem Hauſe 1420 ausgeſtorben waren,
getragen .
begab ſich die Stadt eigenmächtig in den Schut des Biſchofs zu Halberſtadt : aurin , der Ueba tiffin Sedrig Bruder , Churfürſt Ernſt , und Herzog Ulbrecht zu Sachſen , brachten ſie 1477 mit Semalt wieder unter den Gehors ſam ihrer Frau Schweſter , welche hingegen und Oberger Prúdern die Schußgerechtigkeit ihren
und Obergerichte als ein Mannlehn gab. Es iſt die Erboogtei über das Stift biß 1697
bei dem Churhauſe Sachſen geblieben , in dieſem Jahre aber von demſelben an das
Churhauß Brandenburg für 300000 Rthlr. abgetreten worden . Vermöge des 1574 zwis B662
!
fchen
756
ſchen Churfürſten Auguſt und der Lebtiſſin Eliſabeth geſchlosſenen Rezeſſes , darf keine Nebtiſſin noch andre Stiftsperſon, ohne Bors wiffen des Schußberrn , noch demſelben zus mider, erwählt werden. Die føniglich -preußi. ſche und churfürſtlich - brandenburgiſche StiftBa hauptmannei , iſt mit einem Stiftshauptmann , einem Sekretár ,
und einem Regiſirator bea
rekt , und hat die Aufſicht über diß Schußa herrn Gerechtſame und des Stifts Gerechtig : feiten . Der König beſtellt auch ein Vogteia gericht , und ein Oberſteuerbirettoriuin , mela
ches auch die Atzife perwaltet. Die Aebtiſ ſin beſtellet ihre Kanzlei und Konſiſtorium , auch das Stadtgericht. Sie hat die niedern und höchſten Gerichte , und von den leşten findet keine Appellazion an den Schubherrn ſtatt. Diefen beleihet ſie mit dem Blutgericht, welches derfelbige durch ſein Vogteigericht verwalten läßt. Die Aufſicht über die Kira chen ., wird von der Uebtiffin einem Supera intendenten anvertraut.
Die beſte Abbildung des fiftifchen Gea bie to , findet man auf der Landcharte von dem Fürſtenthum Halberſtadt , welche die
bomanniſchen Erben 1750 geſtochen haben. Es gehört daju Quedlinburg , eine Stadt an der Bode, welche zwiſchen der alten und neuen Stadt fließt.
.
757
Aicft, 8 : hier ein fiftifch is Stadtgericht, und ein beſondrer Magiftrat, welcher in zwei act: 8mittel abgetheilet iſt.
Die Uebtiſſin
1no ihr Kapitxi wohnen auf dem Schloffe an der hohen Stiftskirche , die dem heiligen Sera vazio gewidmet iſt, und in welcher König He nrich I bzgraben liegt. Außer derſelben ſind hier noch die St. Mikolai Kirche, St. Bla ;ii Kirche, St. Aegidii Kirche , melche tie áiteſte in der Stadt ferin fou , die Hoſpis talfirche zum heiligen Geiſt, St. Johannis Kirche und Hoſpital vor der Stadt in einis ger « ntfernung von der Vorſtadt Weſtendori, daß St. Annen Hoſpital', und ein Gymnaſium in dem ehemaligen Franziſtanerkloſter. Nahe bi der Stadt iſt die Kirche St. Wiperti bei einem ehemaligen Kloſter , welcheb jetßt ein Vorwert iſt, und das vormalige adeliche Non nentloſter auf dem Monſionberge , welches
1541 eingezogen iſt.
König Heinrich I hat
diefe Stadt zu bauen und zu befeſtigen anges fangen, als er im Jahr 920 deutſcher. König geworden war.
Kaiſer Dtto I fchenfte die
Stadt und die balige faiſerliche Wohnung im Jahr 937 dem Stifte. 1326 ergab ſich die
alte Stadt eigenmächtig in den Schuß des Biſchofs zu Halberſtadt , trat auch , der Aebs
tiſfi i zuwider , zu dem Bunde der Hanſeſtada te , wollte unter fremden Schuß fich von dem Bb6 3
Stifs
758
Stifte trennen , und da ſie auch die Bogtei anfänglich von den Grafen zu Rheinſtein , und 1396 ſelbſt von dem Stifte pfandweiſe
erhalten hatte , den ſtiftiſchen Kollegiis die Wage halten , oder gar das Uibergewicht bes kommen. Alein , fic wurde 1477 durch den Churfürften Ernſt und Herzog Albrecht zu Sachfen erobert , mit Gewalt unter den Ges
horſam der Uebtiſfin gebracht, und in eine andere Verfaſſung gefeßt. 1582 wurde auf dem Rathhauſe eine theologiſche Unterredung zwiſchen fåchfiſchen , pfälziſchen , brandenbura giſchen und braunſchweigiſchen Gottesgelehrs ten angeſtellet. Den bei der Stadt befindlis then Geſundbrunnen , hat D.Eisfeld beſchrie. ben. Von den Dörfern des Stifts find die
meiſten ehedeſſen in Kriegszeiten zerſtört , und zu Wiſtungen geworden. Der noch vora handenen Höfe und Borwerte nicht zu gea denken , fo gehört zum Stift noch Ditfurt , ein Flecken an der Bode , mit einer Pfarrtirche.
DerNamberg, iſt ein beträchtlicher Wald, der Stadt zugedrig , welcher jest durch eis nen Theil des Fürſtenthums Salberſtadt vor dem übrigen Gebiet des Stifts getrennet wird.
Die
759
Die ehemalige Abtet Gernrode war ein weibliches frei weltliches Stift , mela ches ums Jahr 660 vor dem laufitiſchen
Markgrafen Gero angelegt , und mit Gütern Weil das fürſtlis che Saus Anhalt ſolches am 1. Jenner 1624 inne gehabt hat , iſt es auch vermogé des weſtphäliſche Beſitz derſelben im derſelben hat wegen lelben geblieben , nundFriedens reichlich berſehen worden .
auf dem Reichstage auf der rheiniſchen Prå latenbant , als beim oberſächſiſchen Kreife,
Siß und Stimme , giebt auch wegen beſſero ben zu einem Nomermonat 36 fl. Die Rama merzieler werden mit unter der Sumnte der anhaltiſchen Lammerzieler , welche oben ans gegeben worden iſt , ſteden . Die faiſerliche Belehnung mit demfelben hat das fürftliche Haus Unhalt zum erſtenmal 1728 , als Fürſt Leopold zu Deffau Senior und . lehntråger war , erhalten . geht iſt es ein Umt , melo
ches der fürſtlich-bernburgiſchen Linie zugehört,
und oben beim Fürſtenthum Anhalt beſd riea ben worden.
$$ 664
Das
762
Das Stift Walfenried.
ie
Waltenried liegt in der Herrſchaft Klets tenberg , iſt 1127 von Grafen Volkmars zu Klettenberg Gemahlin Adelheid , einer gebor : nen Gräfin von Lare oder Lohra , geſtiftet ,
mit ZiſterzienſörMönchen beſent worden , und hat viele Pandgúter , Vormerke , Meierhöfe
mit zugehörigen Ledern , Wieſen , Teichen, Holzungen , Waſſern und Mühlen , auch in den Städten Nordhauſen , Goflar , Góttina gen und Ditermic Curien und Stiftshöfe ges
habt. Die Grafen von Klettenberg hatter die Erbſchußvogtei über das Stift , welche 1260 nach ihrem Abſterben ſamt der Herra fchaft Klettenberg an die Grafen von hohen ftein fam . 1457 befahl R. Friderich III, und 1524 Kaiſer Karl V, den Herzogen zu Sacha fen , das ſie im Namen des Reichs das Klo-, fter Walfenried nebſt deffelben Gütern bea ſchützen ſollten. 1546 führte der damalige
Hbt die evangeliſche Behre und gottesdienſtlis dhe
761
che Uibung ein , welche 1556 billig zum Etande fain ,
worauf eine Schule in dem
Kloſter angelegt wurde. 1568 giengen die Grafen von Hohenſtein mit Churſachſen die fen Vergleich ein : Daß das Kloster hinfort zwei Schuherren , nämlich den Churfürften
zu Sachſen gleichſam als Oberſchuherrni und hernach die Grafen von Hohenſtein haa
ben , und daffelbige ſchuldig ſeyn ſollte , jáhr lich 300 Súlden zu liefern , auch den vierte: Knaben in der Schule auf Seiten des Chitra fürſten zu erhalten. 1574 wurde zwiſchen dem Churfürſten zu Sachſen und dem Biſchof zu Halberſtadt, Heinrich Julius , gebornen Herzog zu Braunſchweig und funeburg ; cin Vergleich wegen Abwechſelung der hohenſtein niſchen lehen gegen die mansfeldiſchen ges troffen , in welchem der Churfürſt den Ober ſchuß über das Kloſter Walfenried , und ans dere fårſtliche Hoheiten , welche er im Hoa benſteiniſchen erlangt , dem Biſchof zu Hals
berſtadt übergab . 1581 wurbe zwiſchen dies' fem Biſchof und dem lekten hohenſteiniſchen Grafen Ernſt ein Vertrag , zur Beilegung unterſchiedener über dieſes Kloſter entſtandea
nen Jrrungen, errichtet.
1583 úbergab mehra
gedachter Biſchof Heinrich Julius , mit Eins willigung des Domkapiteld , die Anwartſchaft
auf die Herrſchaften Pohra und Klettenberg, 1
B 665
und
762
und zugleich die Obervogtei über das Kloster Walferried , ſeinem Herrn Vater , Herzog /
Julius : als nun der Verte hohenſteiniſche Graf Ernſt 1593 ſtarb , nahin Biſchof Heina rich, Juliu8 ſelbſt, alb lehnsfolger reines ſelis gen Herrn Vaters , und alſo. als Herzog von
Braunſchweig , diefe Serrſdaften nebſt der Lbervogtei und Udminiſtrazion über Walfena rieb in völligen Beſig , und erhielt darüber pon dem damaligen Domkapitel die Beleh Aung. Nach ſeinem Tode fam die Kloſters dogtei und Udminiſtracion an ſeinen Sohn,
Serzog Friderich Ulrich zu Braunſchweig und nach derfelben Abgang 1635 an Sera
jog Chriſtian Ludwig. Im weſtphäliſchen Fries ben wurde das Stift Walfenried den Sers
zogen zu Braunſchweig und füneburg als ein Reichslehn erblich zuerfannt , und das voga teiliche Recht aufgehoben. Nach des lektges nannten Herzogs Tode , fames , permoge cines 1665 zu Hildesheim zwiſchen Serzo gen Johann Friderich und Georg Wilhelm errichteten Rezelles , au den lekten, und 1672 durch einen Vergleich an das hochfürſtliche Haus Braunſchweig - Wolfenbättel , welches noch im Befiß derſelben iſt , und es als ein Umt verwalten läßt. Herzog Ludwig Nu
Dolph ſchlug es zu dem Blankenburgiſchen . Daß hochfürſtliche Haus hat . wegen deſiela ben,
763
ben ', ſo lange oberſáchfiſche Streistage geo wöhnlich geweſen ſind , auf denſelben Six und Stimme nach der Abtei Gernrode gea habt : allein , auf dem Reichstage führt es wegen deſſelben feine Stimme. Der Reichis
und Kreißmatrikularanſchlag dieſes Stifts hat chedeflen 48 81. betragen , worüber es ſich
aber beſchwert hat. Bu einem Rammerziel Es gehören zu
giebt es 8. Rthlr. 11 Sr. Dem Amte alferried :
I , Das Kloſter und der Fleden Wale
fenried' , an der Rorge , woſelbſt ein geiſtlis cher Inſpektor iſt , unter deffen Aufſicht drei Prediger fizhen , und ein geiſtliches Unterges richt für das Stift. In dieſer Gegend fina Den rich gute Uchate.
2. Zorge, woſelbſt zwei hohe Oefen fond. 3. Hohengeift , ein Dorf. 4. Die Vorwerfe Neuenhof und Wies
digshof , werden preußiſcher Seits unter die
Wobeit der Herrſchaft Klettenberg gezogen,
Die
764
Die Grafſchaft Schwarz-: burg .
$.
I.
ie Grafſchaft Schwarzburg liegt in Thú. ringen , und iſt auf der homanniſchen
Charte von Thüringen , der ſüdliche Theil Deffelben auch auf der Homanniſchen Charte
von Dfithüringen zu ſehen. Dieſer fúbliche oder obere Theil derriben iſt von dem nord, lichen oder untern Theil auf fechs Meilen
getrennet. gener iſt von den Fürſtenthúa mern Coburg , Ultenburg und Eiſenach , und von dem erfurtiſchen Gebiet umgeben , dieſer
aber von dein thüringiſchen Kreiſe des Chur: fürſtenthums Sachſen , von den Grafſchaften Stolberg und Hohenſtein , vom Eichsfelde , und vom Gebiet der Reichsftadt Mühlhaus fen. S. 2.'Sie hat viel ſchöne und ſehr fruchta bare Gegenden . Die von ihrer Fruchtbara feit benannt : goldene Uue, aurea tempe , au
765
aureum árvum , iſt ein Strid, fandeß int
untern Fürfienthum zwiſchen Nordhauſen ' tind Sangerhauſen , in welchen die Stadte Kelbra und Seeringen liegen , und durch welchen der Fluß Helm fließt. Die Gegend der Stadt
Greuffen , die lângewiß , die Nue, in welcher fangewieſen liegt, der : Jlmengrund, die blaue Uue , Darinnen Plauen , und der Wierina
grund , darinnen Teichel belegen , ſind vors zúglich angenehme und fruchtbare landſtriche. Un feldfrüchten und Diſt , iſt ein Uiberfluß vorhanden. Bei Klingen , Frankenhauſen , Plauen , und an andernt Drten , wächſt ziema, Die Waldungen , oder der lider Wein .
Thüringer Wald , der Harzwald , die Hanna ober Hageleite , u . a. m. find ſehr eintrag: lich :'Denn es wird in denſelben jáhrlich wohl für eine Tonne Goldes Holz geſchlagen , und
großentheils in antere fånder ausgeführt. In denſelben iſt auch die Menge des ſchwara zen , rothen und gemeinen Wildprets groß. Die Flürfe und Teiche fübren allerhand Ara teniſche.
Im Amt Gebren it am Nehes
berge bei der Schwarze eine Soldwäſchr. Zu
Heutenberg , Köniß und Schwarzburg find und Kupferbergroerle ; und zu Frans fenhaufen iſt ein ergiebiges Salzwert. Um Gilber -
Frankenhauſen und Kelbra wird ſchöner meißer, auch weißer und róthlicher Alabaſter gebro: dent.
706
Die vornehmit: Flufte find : Die chen . Schwarze , welche im Thüringer Walde weit binter dem Schloß Schwarzburg entſpringt ,
Goldfórner mit ſich führet , und zwiſchen Rudolſtadt und Saalfeld in die Saale fáut :
die Sim , welche auch im Thüringer Walde , anderthalb Stunde aber Jimenav ; entſteht, und bei Camburg in die Saale geht ; die
Gera , welche im Thüringer Wald úber dem Dorf Gera ihren Anfang niinmt, über Urn: ſtadt fich in zwei Arme theilet , unter Molsa dorf die Apfelſtett aufnimmt , und bei Erfurt ſich wieder in zwei Arine theilet , von wels dhen der größte unter Gebelee, und der kleins fte bei Vebra in die Unſtrut fáut ; und die Saale , welche aud, einen Strich dieſes obern
Theils berührt. Im untern Fürſtenthum ſind : Die Helme , welche hinter Stucen ihren Urs ſprung hat , durch bie goldeneAue geht , uns ter Heeringen die Zorgänge aufnimmt , und ünter Urtern bei Kalbedrieth in die Unſtrut fließt, die Wipper , welche auf dem Eiches >
felde ihren Anfang niinmt , auf Sondershaus fen geht , und unter dem Dorf Hachelbud eis
nen Urm von ſich ausgehen läßt , der zwiſchen Rinfleben und Auern fich mit der Unſtrut bers
miſcht, der Hauptſtrom aber ergießt fich zmia ſchen Gorſdileben und Sachſenburg in die Uns ſtrut; und endlid die Helbe , welche aus der Grafo
7
467
Crafſchaft Hohenſtein tómint, und ſich untet Greuſſen in drei Urine theilet , welche bei Weißenſee , Scherrendorf und Griffſtett in die Wnſtrut fallen. Dieſer leste Fluß bleibt
alle Jahre eine Zeitlang , und manchmal 24 Wochen , aus , da denn alle Mühlen im Thal ftill ſtehen.
S. 3. Im ganzen Lande find 12 Stádte, bie ganz , unb 2 , die zur Hälfte dahin gehós ren , 10 Marktflecten , 15 Schlöſſer, und cuf 100000 Menſchen. Die fúrſtlichen Hauſer ſowohl als ihre Unterthanen , bekennen ſich zu der evangeliſch -lutheriſchen Lehre und gota tesbienftlichen Uibung. Die Pfarren ſind uns ter Inſpekzionen vertheilet. §. 4. Die vormaligen Srafen und jesia gen Förſten zu Schwarzburg , ſtammen , wie M. Johann Tobias Ronic gelehret hat, eben ſo wohl clß die oormaligen Grafen von Ke. fernberg, von Günthern, Grafen von Keferna
berg , deß Grafen Siggo zu Schwarzburg und Keférnberg zweitem Sohn , her , wel. cher oon 1143 bis 1195 gelebet hat. Sein
( Günthers J erſtgeborner Sohn , Heinrich der Jángere , iſt der Stammvater der jeti.
gen Fürſten zu Schwarzburg, und ſein zori, ter Sohn , Günther der Jüngere , iſt der Stammdater der 1385 ausgeforbeñen Gras fen oon Kefernberg. Jenes Sohn , Star Suns
S
768
Sünther zu Schtrarzburg ', Serr zu Blankena berg, hinterlizti Grafen Heinrich , welcher von 1267 biß 1274 gelebet hat , und von wels them alle folgende Grafen ' zu Schwarzburg hergeleitet werden . Des 1552 verſtorbenen Grafen Günthers Söhne , Johann Günther I und Uibrecht Unton I, haben zwei noch blúa hende linien des ſchro arzbi rgiſchen Hauſes ge
ſtiftet , nåmlich jener die arnftádtiſche , mela che nadmals die ſonderhaufifche genennet wors den , und dieſer die rudolſtadtiſche. Von des Grafen Johann Günthers I Enkeln, hatte Chriſt an Günther II - reinen Siß zu Arnſtadt, und Anton Súnther I zu Sondershauſen . gene8 linie fiarb mit ſeinen Kindern aus ; dieſes Söhne , Chriſtian Wilhelm und Anton Günther, und ihre eheliche Peibeserben, Manns, und Trauensperſonen , wurden 1697 in den Reichsfürſtenſtand erhoben.
Dem Fúrſten
Chriſtian Wilhelm iſt zuerſt ſein Sohn Súns ther , dieſem rein Bruder Seinrich , welcher 1754 Siß und Stimme im Reichsfürſtenrath
erhielt , und , nach derſelben 1758 erfolgtem Tode , feine$ Bruder$ Auguſt Sohn , fúrſt Chriſtian Günther , in der Regierung gefolgt. Des Stifter8 der rudolitádtiſchen finie Groga enkel , ludwig Friderich , wurde nebſt ſeinen .ehelichen Leibeserben , Mann8 - und Frauengo
perſonen , 1710 in den Reich & fárftenſtand er.
769
erhoben , und ſein Entel, Fårſt Jobann Fri. berich , 175+ in den Reichsfürſtenrath zu Siß und Stimme eingefahret. Die Grafſchaft Schwarzburg iſt bis jeßt weder zu einem Fürſtenthim , noch zu einer gefürſteten Srafo ſchaft erhoben worden.
§. s . Die Fürſten zu Schwarzburg wer den von dem Kaiſer mit dem Reichs - Erz. Traumeifteramtbelehnt : fie find auch deb Xeich
Jágermeiſter , welchen Titel noch andere fürſt. Tiche Häuſer in Deutſchland haben. Der Na . me und Stand der vier Grafen des Reichs ,
ift ihnen von unterſchiedenen Kaiſern durch beo fondere Urkunden beſtátiget worden, als vom K. Maximilian I 1518 , Rafimilian II 1506 ,
Nudolph II 1576, Matthiab 1612, Ferdia nand III 1638. Sie haben dieſen Titel zuerſt 1576 in der Unterſchrift des erfurtiſchen Xes
Beffes gebraucht.
Der ganze Titel der Fúra
ften zu Schwarzburg lautet alſo : Fürſten zu Schwarzburg , der vier Srafen des Reichs , auch Grafen zu Hohenſtein , Herren zu Urna ftadt , Sondershauſen , Peutenberg , Cobra und Klettenberg. Ihr jeriges Wappen , iſt în vier beſondere durch goldene und himmels blaue Binden oder Balten unterſchiedene Fela
Der abgetheilet , welche wegen Schwarzburg einen goldenen lomen , wegen Urnſtabt einen
{dwarzen Udler im goldencu Felde , wegen Büro , Erbbeldur. 20. 8 .
Ecc
Doc
770
Bohenftein ſilberne und rothe Würfel , megen Peutenberg einen gehenden goldenen Cómorn enthalten . Der Mittelſchild enthalt im filbera nen Felde einen rothen oder ſchwarzen Hirſch
wegen Rohra .
Unten im filbernen Felde geia
get ſich eine Miſtgab :l und ein rother Ramm, welche Das Erzſtauinziſteramt andcuten rolin . In der Mitte des ganzen Wappen3 iſt auf einem beſondern Scylde der zweitópfige gea frónte Reichsadler mit Zepter und Erdkugel, , auf deffen Bruſt in einem kleinen Schildlein die kaiſerliche Krone abgebildet ift , zum An denken , daß Sraf Günther zu Schwarzburg
im vierzehnten Jahrhundert zum Deutſche:1 König errodhlet worden. §. 6. Beide fúi filiche Hauptlinien haben
1713 einen Vergleich und ewige Vereini gung mit einander errichtet, und darinnen
die Ubtheilung 028 fürſtlichen Hauſes in zwei Hauptlinien , nåmlich in die foundershauſiſche und rubolſtädtiſch , beſtåtiget, die unzertreans liche Beiſammenerhaltung ihrer lande und Leute Beſchloſſen , das Recht der Erſtgeburt
eingeführt, und andere håudliche Angelegens beiten verabredet. Førſt Chriſtian Wilhelm von der ſondershauſiſchen Hauptlinie , ftelte in ſeinem Teſtament von 1716 das Recht der
Erſtgeburt in ſeiner Binie noch beſonders feſt.
Dag /
1
775
Daß gemeinſchaftliche Sauptarchio , iß auf dem Schloß zu Rudolſtadt.
$. 7. Die regierenden Fürſten beiber Hauptlinien , find 1754 in den Reichsfüra ſtenrath zu Siß und Stimme eingeführet worden . Ehedeſſen haben ſie auf den obers ſáchfiſchen Kreistagen nach dem Stift Wala fenried geſeſſen : 18 iſt ihnen aber ſowohl von dem Chur - als fürſtlichen Hauſe Sacha
fen , in den mit denſelben 1719 und 1731 errichteten Rezeſſen , berſproden worden , daß dieſelben ihnen bei fünftigen Kreistagen zu zweien ihrem erlangtem fürftenſtand gea måßen Stellen 'behilflich regn wollen. Zu
einem Nomermonat geben fic 200 Fl. und zu einem Kammerziel giebt Schwarzburg - Sona Dei hauſen 08 Rthlr. 89 Kr. und Schwarz. burg - Rudolſtadt 69 Rthlr. y und einen hala ben Kr.
$. 8. Das vormalige gråfliche und nun: mehrige fürſtliche Haus Schwarzburg , hat
mit den Churfürſten und Herzogen zu Sacha ſen wegen der Landeshoheit , welche dieſe
über jene zu haben behauptet , langwierige Etreitigkeiten geführt , welche vornåmlich um8 Jahr 1561 ausgebrochen , endlich aber Durch einige Vergleiche beigelegt worden ſind , die von den Kaiſern beſtätigt worden. Der erfte Vergleich zwiſchen Churſachſen und Ccc 2
Schwarjo
772
Odmarzburg, wurde 1099 getroffen , und 1702 in Anſehung einiger Stúde durch eia nen ſogenannten Nebenrezeß erlåutert , auch wiirden ſchwarzburgiſcher Seit8 200000 Xthlr.
erleget ; weil aber beide Vergleiche feinen Beſtand hatten , ſo erfolgte 1719 ein neuer. Der Inhalt dieſer Rezeffe oder Bergleiche iſt dieſer : Das Thurhaus Sachſen erkennet
die füiftliche Würde des Hauſes Schwarga burg , und die vormalige Grafſchaft Schrrarz.
burg für ein Fürſtenthum , will auch dem fúrſtlichen Hauſe zu fürſtlichen Stellen und
Stimmen beim oberſách liſchen Kreiſe , und
gur Einführung in den Reidysfúrſtenrath beo hil ich reon ; eß will nicht hinderlich daran feon , daß von dem Spauſe Schwarzburg die
Belehnung mit den dazu gehörigen Neichte und bóheimiſchen fehen vor dem faiſerlichen Ibron geſucht wird , roie denn auch in dite
fen Reich8 - und bóheimiſchen lehen dem fürft. lichen Hauſe die völlige landebhobeit mit ais len ihren Folgen ohne einzigen Anſpruch der:
bleibt ; ja es geſteht das Churhaus dem Hauſe Schwarzburg in allen ſeinen landen , Herra ſchaften , Aemtern und Gebieten , inſonder: beit auch in den Aemtern Selbra und Seerinə gi!, das jus territorii mit allen dazu ges hörigen Territorial : und andern Serechtſao
men und Regalien , jedoch unter nad ſtehens der
773 E
Den Bedingungen , ' qu , indem 28 rich folgen: de hohe Gerechtſame vorbehalt. Es will und ſou námlich das Haus Schwarzburg , bei Empfahung der churſächſiſchen Fehen , bei vorkommenden fållen die Pflicht , wie ſolche vor 1699 åblich geweſen , durch einen adeo lichen Gevolmachtigten jedesmal ablegen laſ fen , die churſächſiſchen allgemeinen fandtas ge , wenn ihm folche von dem Churhauſe nad einem verabs edeten Formular angeg is get worden , ſeiner Reich unmittelbarkeit und Etandſchaft unbeſchadet , und ohne daß ihm wegen der Steuern oder ſonſt etwas , To dieſem Rezeß zuwider , angemuthet merdt ,
jedesmal beſchicken , anſtatt der ehemals (treis tig geweſenen Steuren , jährlich 7000 Tha ler in landgültigen groben ' Münzſorten , in den drei Leipziger Meſſen zu rechter Baba
lungszeit , als ein immermåhrendes unablega liches praeftandum entrichten ,
nämlich die
fürſtlich - fondershauſiſche Linie į oder 4666 Shaler , 16 Sgr. und die fürſtlich -rudolſtad:
tiſche į oder 2333 Thlr. 8 Ggr. und desa balb feinen Nachlaß ſuchen , es ware denn,
daß sem ganzen curſåddiſchen Lande , allge meiner Kalamitåten wegen , Erlaſſang geo gn Anſehung der gottesdienſt ( chåbe. lichen Sachen fou alles in der Verfaffung,
darianen e$ 1624 gerdefen , und nodig iſt , Ссс 3
mit
774
mithin das Haus Schwarzburg bei dem (for genannten ) jure epilcopali ferner verbleis ben , jedoch die Appellazionen in geiſtlichen , guftiz - und Parteiſachen an die churfü ftlichs fächfiſche Landesregierung ergeben ; e8 ergea
hen auch in allen Zivil- und Juſtizſachen , wo Partien mit ci ander vor den fdwarz
burg Ichen Ser chten zu handeln haben , und
nicht a fimplici citatione oder ab execu tione appelirt wird , als in welchen fåls len die Appellationes teinen effcctum ſu fpenfivum , ſondern nur devolutivum hea ber ſollen , ) die Appellazionen in den Der: tern , welche churfächfiſches lehn find , don ben ſchwarzburgiſchen Regierungen an die churfáchriſche Landesregierung , es erſtatten aber die ſchwarzburgiſchen Regierungstollegia die Berichte allein , an miche auch die Xes
ſkripte und Nero uzionen aus der churſåd;ſis Ichen landesregierung zurůdgehen , nicht abe an und durch Ons reis it zu Zennſtett ;
außer dem Fall der Appellazion aber roul die churſách fiſche Regierung der ſchwarzbura giſchen Regierung auf keinerlei Weiſe eingreis fen , noch bei den fchwarzburgiſche i Unters thanen etwas verfügen. In lehnſaden und in allen realibus erſcheinen die Fürftin zu Schwarzburg durch Bevollmächtigte vor der surfach fiſchen Landesregierung zu Dresden ; in
3
3
E
775
in allen übrigen Sachen und fauen aber haben die churjá doriſchen Gerichte fide feiner Das Haus Gerichtsbarkeit anzumaßen. Schwarzburg ſtellet die bisher zu ſtellen gea habten Ritterpferde , menn fie in natura quf geboten worden , es rouen aber dimſelben
unter keinerlei Vorwand einige Donatingels
der oder ſonſt ettvab ſub nomine ſurrogati abgefordert werden . Weber an den Berge werten noch an dem frankenhaufiſchen Salg
jou , wil das Churhaus jemals Anſpruch machen ; hingegen in den Aemtern Kelbra und Heeringen bleibt das Bergregal dem Chur
hauſe Sachſen und Hanife Schwarzburg gea meinſchaftlich , u. ſ. m. Mit dem fürſtlichen Hauſe Sachſen - Weimar hat das fürftliche
Haus Schwarzburg fich wegen der von jes nen lehnrúhrigen Herrſchaft Arnſtadt , 1731 gleichfalls folgendergeſtalt verglichen : Sach jen s Weimar erkennet des Hauſes Schwarz
burg und deſſelben ehemaligen Grafſchaft nun inehrige förſtliche Würde , will dem Hauſe Schwarzburg an der Empfahung der Reichs und bóheimiſchen fehen auf feine Weiſe hins derlich regn , noch Anſpruch an der fandes boheit in denfelben machen. In Stadt und
Umt Arnſtadt, AmtRefernburg und der Stadt Plauen , geſteht Sachſen - Weimar dem Hauſe
Schwarzburg die Landeshoheit mit allen bazu Ccc 4
ge
776
gehörigen Regalien und Gerechtfamen ohne fernern Widerſpruch , jedoch unter nachftes
benden Bedingungen , zu , und behält ſich dabei folgende hohe Sered;tfume vor. will und fou das fů: ſtliche Haus Edwarz burg , bei Empfahung, der, ſachſen - weimari fchen Lehen , bei vorfommenden fáuen die Pfliche durch einen adelichen oder andern ge
vollmächtigten Nath vom erſten Nangé jedes mal ablegen laſſen , auch die fürſtlich fachſt: ſchen Landtage , nachdem ihm folche nach ei nem fiftgeferten formular angezeigt worden , befdicen , doch ſoul folches feiner Reichs - Un. mittelbarteit unb Standſchaft keinen Sdaden
thun , ihm auch wegen der Steuern , Prá: fent : und Donativgeldir , und außer den nach bisheriger Geroohnheit abzugebenden Nit :
terpferden , nichts dieſem Rezeß und dem Her: fommen zumider angein uthet werden. Das Haus Schwarzburg perſpricht jährlich 3500 Shaler baaren Geldes als immerwährendes
praeftandum , in drei Terminen , und in landgültigen groben Sorten , in Weimar zu bezahlen , und deshalb feinen Nachlaß zu
fuchen , es máre senn , daß allgemeine Ra: lainitáten einbrachen , und der ganzen fürſt: lich -ſachſen -Io :imariſchen Lanben Erlaſſung ge Das Haus Schroarzburg bleibt
fdbe.
bei dem ſogenannten jure epiſcopali ferase ohne
777
ohne Widerſpruch ; doch ergehen die Appella zionen in geiſtliden , Juſtig - und Parteiſa. chen an die fórftlich - ſáchfiſche Landesregies
rung oder das Oberkonfiftorium zu Weimar. Es ergeben auch in allen Zivil- und Juſtige fachen - die Appellazion von der ſchwarzs
burgiſchen Regierung zu Arnſtadt an die fach:
fiſche tandesregierung zu Weimar.
gn
Rehnſachen ,
wie auch in allen Realibus , find die Fürſten zu Schwarzburg ſchuldig , das forum vor dem Lehnshof , oder bei Der fandebregierung zu Weimar zu erfenis men . An die Bergwerke in der Ferra daft Arnſtadt , wird Sachſen : Weimar nies
malo einen Anſpruch machen , u. f. 7. $ . 9. Jeder regierender Fårſt hat einige wirkliche geheime Kathe , welche vornimlich die vorfalenden Staatsſachen beſorgen. Wir
gen der ſonderbaren Zertheilung der ſú ma ja burgiſchen Lande , unter den beiden regies renden tinien , muß jede derſelben gmei Pans
desregierungen unterhalten , nánilich der Fúrſt zu Schwarzburg-Sondershauſen eine gu Gon : dershauſen und die andere zu Arnſtadt , und
der Fürſt zu Schwarzburg - Rudolftadt eine zu Nudolſtadt und die andere g ! Franken haufen. Jede iſt mit Sof- und Regierungés råthen bereßt , und feine hängt von der ans dern ab , ſondern jede lediglich von dem Fir: GCC 5
fien
778
fien felbſt ; doch geben von den ſchroarzburs"
giſchen Regierungen zu Sondershauſen und Frankenhaufen , vermoge der errichteten Re: jeffe , die Appellazionen , welche doch ges miſſermaßen eingeſchränkt ſind , an die chura fúrſtlich - ſáchfiſche Landesregierung zu Dres den , und dic von der Regierung zu Arn. ftabt , an die rachfen - weimariſche lanbedre:
gierung. In den Konſiſtorien ſigen der K'anz ler der Regierung als Präſident, die Hofs und Juſtizráthey und der Superintindent nebſt noch einem Prediger als Affefſore3. Das Kammerkollegium hat ſeine teſonder ?
Kanimerrathe , welche ; weil ſie in den dahin gehörigen Sachen die Gerichtsbarkeit haben , zugleich Hofråthe find , ob ſie gleich in der
Negierung feinen Siß haben. 1721 bat die Nitterſchaft in dem ſchwarzburg - rudolſtadt: Ichen Landesantheil , den regierenden förſten um Errichtung eines ordentlichen Landſchaft' kollegii aus Ritterſchaft und Stadten , und 1722 wurde daſſelbige wirklich errichtet. Vers
moge der Konſtituzion vom 4ten Mårz , rol es beftehen , aus einem Direktor , pier De:
putirten von der Ritterſchaft , vier Deputir
ten von den Städten Nudolſtadt, Königſee, Stadt Ulm und Leutenberg , und aus cinem Sondito. Es rou in ſolcher Maße bas ganze land vorſtellen , für daſſelbige fich vera bind
779
bindlich machen , die Steuerrechnungen mic abhören , sc. und keinem andern Kollegio
unterworfen ſenn. Die Städte Blankenburg und Teichel, fónner den anders ftadtiſchen Deputirten ihre Vollmachten mit auftragen.
Db dieſeð landſchaftliche Kollegium noch be ſtehe , iſt mir unbekannt. $. 10. Jeder regierende förſt hat ſeinen Dbriſten , Obriſtlieutenants , Hauptleute und fieutenantb , welche den Kriegsftaat berſe:
hen. Wenn das Reich Krieg führt, ſtellt das fúrſtliche Daus Schwarzburg ,
gemein
ſchaftlich mit dem Grafen Neuſſen , ein Re
giment non fechs Kompagnien , welches auf 1000 Mann ſtarf iſt ,
und dazu eß zwei
Drittel oder vier Kompagaien licfert.
§. 11. Die nun genauer zu beſchreiben: den førſtlich - ſchwarzburgiſchen Lande , find theils faiſerliche und unmittelbare Neichslehen ,
theilß bóheimiſche, theils, churmannziſche, th « il: churfichſiſche, theils rachſen-weimariſche, theild
fachſen -gothaiſdhe, theils magdeburgiſche, theild heljen -caiſelſche , theils fuld aiſce, theils Sons nen : Leben , wie ich am gehörigen Drt ana merken will. Es folgen nun
1. Dic 1
780
1. Die fürftlich ſchwarzburg - fonders , Baufiſden lande. 1. Die Serrſchaft oder das Amt Arns ſtadt , welches zur obern Grafſchaft Schwarz
burg gehört , und fachſen - weimariſches Lehn
iſt. Dahin gehören 1) Arnſtadt , eine Stadt am Fluß Se: ra , welcher ſich über derſelben in zwei Thei. le pertheilet , und über welchen vor dem Ranga
mixer Thor eine gute ſteinerne Brüde von
fünf Schwibbogen gebauet iſt.
Die Stadt bat breite Gaſſen , und in der neuern Zeit
hat ſie ſchönere öffentliche und Privatgebäude befommen , als ſie ebedeflen gehabt. Man findet hier ein altes ehemaliges Reſidenzſchloß mit einer Kirche , und vor demſelben einen
1732 eingeweiheten fürſtlichen Wittumspat, laſt , drei Kirchen , und eine landſchule von
acht Klaſſen , imgleichen eine hochfürſtliche Nes gierung , Konfiftorium und Kenttammer , fic iſt auch der Siß der Aemter Urnſtabt und
Kefernburg , und des Unteramts Gleichen. Bor Ulters gehörte die Stadt den Herzogen ju Sachfen .
Kaiſer Otto I fchenfte fie der
Abtei Hersfeld, deren Schußherren , die Gra:
fen oon Kefernberg, ein Antheil daran , auch ihren Siß biefelbft gehabt haben ; ihr Untheil aber
3
4
1
781
aber fam durch Bermählung an die Grafen zu Drlamúnde und Weimar , und von dica
fen 1306 durch Kauf an die Grafen zu Ecrarzburg , welche 1332 durch Erkaufung des hersfeld ſchen Anthril8 póllige Herren dica F-8 Drto gerrorden find , und denfelben nach und nach mehr erweitert haben. Den große ten Brandſchaben hat die Stadt 1981 , und
geringern 1070 und 1693 erlitten. An der Gera find 'ein Diebingwerk und Hammer , und unterſchiedene Dahlen , auch iſt bei der Stadt eine Salpeterhúcte.
2) Plauen , einé fleine Stadt an der Sera , welche vor Alter $ ein Salzmert ges hart hat. 1324 war ſie noch ein Dorf,
welches aber damals ſchon ben Gröfen don Schwarzburg gehörte. 1640 murde fic or den Schweden angezåndet. Der hieſige 394 iſt reichblehn .
3 ) Ucht Dörfer, 2. Das Amt Sefernburg i auch in der abern Grafſchaft belegen , hat ſeinen Namen oon dem ehemaligen Schloß Kiefernburg , Krás fernburg oder Kefernberg , von welchem noch einige Hiberbleibfel zu ſehen find, und iſt cin Theil der normaligen Grafſchaft gleiches Namens. Siago, Graf zu Schwarzburg und
Kefernberg oder . Kefernburg , beſaß beibe Ⓡrafſchaften ; jene çrbte ſein Soha Seinrich €
Diefi
182
er i fein Sohn Gunther. U18 aber jener 1464 zu Erfurt umfam ., und keine männliche Dlachtouimen hinterließ , erbte pieſer auch die
Grafichaft Schwarzburg. Von ſeinen Sóhs nen , Seinrich dem Júngern und Günther dem Jüngern , befam der erſte die Grafs fchaft Schwarzburg , und der zmeite die Graf ſchaft Kefernberg. Von dieſes Sohnen wur de Günther der Weltere Graf von Kefern berg , Albrecht aber Graf in Rabingwalde. Des erſtern Söhne , Gunther ter Aeltere und Günther der Jüngere , führten Das Ges fohledt und den Namen der Grafen von Res
fernberg fort , des zweiten Söhne aber pflange ten die fefernbergiſche Nebenlinie in Kabinga walbe fort.
Endlich ſtarb das Geſchlecht
der fefernbergiſchen Grafen 1385 aus , und
ibre Grafſchaft fiil an die Landgrafen in
1
Thüringen alb lehudherren zurüc. Herzog Wilhelm . zu Sachſen überließ das Schloß Kies fernburg 1440 an Erafen Heinrich zu Schwarzs burg für 10000 rheiniſche Sulden wieders fåuflich , 1407 aber belehnte er ihn mit dema ſelben erblich ; und von dieſer Zeit an iſt es bei dem Saufe Schmerzburg geblieben , wela ches das Uint Refernburg von Sachſen -Weis mar zu lehn empfängt. Es gehören Dazu 16 Dórfer.
Hier iſt der Strich fandes , mele
1
783
voelcher Pångerig. genennet wird , belegen. Unter dem wüſten Schloß Refernburg liegt Auguſtenburg , ein ſchönes, fürſtiches Fuſta fchloß , welches die vermitmete fúrſtin zu
Arnſtadt, Auguſta Dorothea , geborne Hera zogin zu Braunſchweig-Wolfenbüttel, 1700 zu bauen angefangen , auch bei demſelben eis nen vortreflichen Garten angelegt hat. Bei
dieſem Schloß iſt ein fleines Dorf , Namens Lberndorf , nebſt einem fúrſtlichen Vorwerk und einer Schäferei, welche noch auf der Käfernburg genennet wird. In dem hier gea
legenen Dorotheenthal, wird gutes Porzel: lan nach Delfter Art gemacht. Anmerkung. Das adeliche Gut , Dorf und Gericht Berdiri de , if beijen.caffelſes Lehn wegen Hersfeld. !
3. Das Amt Sehren , welches auch in der obern Grafſchaft , und nahe am Ihús ringer Walde liegt , große Waldungen , uns terſchiedene Eiſenhåmmer und Schneidemúh len hat ; es wird auch auf den Gruben des Fichtenholzes Harz geſchorren , und Pech und Kienruß bereitet. · Das Amt iſt größtentheils Reichblehn , und begreift : 1 ) Gehren , einen Marktfleden , mit eis nem fårſtlichen Schloß und Umthauſe. Es ift
784
ift hier eine geiſtliche Inſpekzion. 1749 hat der Drt eine große Feuersbrunſt erlitten. 2) Langewieſen, ein großer Marktfleden ,
ober ( wie die ſchwarzburgiſchen landbeſchreis ber thn nennen ) ein Stadtfteden am Fluß gim , in einem ſchönen Wiefengrund , beſteht
auð ungefähr 200 Häuſern , und hat zwei Er hat 1408, 1675 , 1681 und 1700 großen Brandſchaden erlitten. Dieſer Drt iſt churmaynziſches Lehn.
Seirchen .
3 ) Breitenbach , ein großer Marktfleden an einem kleinen Fluie gleiches Namens , zwie fchen Wäldern , Feldern , Bergen und Ihás lern luſtig belegen , hat ein fürftliches Schloß,
faſt 400 þauſer , und zmei Kirchen. Nahe dabei , unten am Fluß Breitenbach , iſt ein Dreifaches Bergwert, indem man das felbft Schwefel , Alaun - und Kupferwaſſer
in guter Menge findet. A) Eilf Dórfer.
$ ) Bu Goligſchthal am Neheberge, bei Der ephwarza , und über derMaiſa , iſt ein gutab Bergwerf mit Pochwertun ) Schlichte
múble , da die Boldmåſche und eine Seigers bútte iſt. Der Anbruch iſt Gold - und Sil. bererg. 4. Daß unter - gleichiſche Amt, beſteht in folgenden Dörfern aus der Untergrafſchaft Gleichen , welche den fúrſten zu Schmarz: burgo
1
785 1
burg - Sonderdhauſen unter fårſilios - göthais fcher Hoheit gehören , nämlich: Sulzenbrück , Ingersleben und Sünthersleben mit einem Schloß , wie auch iś oder i6 Häuſer zu . Stetten an óer Sera.
Uiber dieſelben iſt
die gleichiſche Kanzlei zu Arnſtadt g :fekt. 5. Das Amt Reula, in der untern Grafo ſchaft belegen , iſt 1421 dem Erzſtift Magng zu lehn aufgetragen worden , und enthalt
i ) Reula , einen AmtbAlecin , welcherë ungefähr 300 Häuſer , und ein Fürſtliches Schloß und Borwerf bat: Bei dieſem Ort fångt ein Wald an , weli chet eigentlid Haynleede , gemeiniglidi aber Hainitute ober Hageleite genennet wird , und ſich bis auf drei.Meilen von Sondershauſent; und hierauf nod 3 Meilen biß an die Sache
11
fenburg erſtredt. Es iſt zwar ein Stück vom Harzwalde , jekt aber etwas savon abges fondert, weil dazwiſchen vieles ångebaut und ausgerodet worden.
2 ) Acht Dorfer , nebſt den førſtlicheri Gut und der Schäferei Brucendorf .
Das
Dorf Holz-Thalleben hat über 300, und das 2
Dorf Srpf Brüchtern , über ioo difer. 6. Das Umt Scherenberg i iſt in det tinternt Grafſchaft und an der Heinleute ben
legen , und begreift Búrd . Erbberor. 10. B.
788
1 ) Scherenberg , einen Fleden , welcher einen ſtarken Handel mit Schweinen treibt.
2) Ubts-Befingen , ein Dorf, melches Fuldaiſches lehn ift. 3 ) Noch drei Dórfer. 7. Die Stadt und das Amt Sonders
hauſen , in der untern Grafſchaft. 1 ) Sondershauſen , einę fleine Stadt an der Wipper , in welche hier die Beber fáut, nachdem ſie durch die meiſten Straſſen gelaus fen .
Auf einem Berge vor der Stadt , ift
das gewöhnliche Refidenzſchloß des regierena den Fürſten von der fonderdhaufiſchen Linie,
deſſen einer Flügel neu und gut gebauet iſt , der andere gegen über aber hat einen großen Saal , das Sdylo6 bat auch einen ſchönen Luſtgarten . In dem Zeughauſe iſt der Púſtrich, ein altes mendiſches Sößenbild , zu ſehen , welches von ſchwarzem helglänzendem Metall gegoſſen , und inwendig hohl iſt. EB bat einen ſtarten Ober- und Unterleib , melder
an 1. Ele im Umfange hat , und einen Ei mer Waſſers faſſen kann , auch einen siden Kopf , ein kleines rundes lóchelchen anſtatt del Mundes , und ein giriches oben auf dem Ropfe neben dem Wirbel. Die rechte Hand liegt auf dem Kopfe, und die linke im Schoobe, das mittlere Stúc dieſe8 linken Arms aber
iſt abgeſchlagen. Die Beine ſind verſtůmselt.
E
787
Daß rechte Bein iſt gebogen. Zu Sonderfa baufen iſt die fürſtliche Regierung, das Kons fiſtorium , ein Umt und ein Landgericht.
Ehedeffen hat dieſer Ort Freiherren 'zogehört, welche Derren von Sondershauſen genennet
worben. Im Dreizehnten Jahrhundert ſtrita ten die Grafen zu Schwarzburg und die Sra. fen zu Hohnſteili uber die Herrſchaft Sonderfa
hauſen , und jene bemachtigten ſich ihrer'1 248, und plünderten die Stadt. 1347 erhielten die Grafen Heinrich und Günther zu Schwarz burg von ihrem Schwiegervater, Grafen Heina rich zu Bohuſtein , die Anwartſchaft auf dieſe
Stadt und Herrſchaft , welche Landgraf Fris
derich zu Thüringen und Kaiſer Karl IV bea ſtåtigten , und 1356 famen ſie nach ſeinem Tode zum wirklichen Befik derſelben . 1482 , 1639 , 40 und 57 hat die Stadt großen Brandſchaden erlitten. 2) Das Umt und das Landgericht era ftreden ſich über zwólf Dórfer , von welchem fünf churſách fiſches Rehn ſind. Das ehemalige Schloß Jechaburg , hat nicht weit vom Dorfe Seche am Frauenberge gelegen , und iſt dom Raiſer Ludewig II bewohnt worden. Im
Jahr 933 ward es von den Hunnen belagzrt und erobert , ſie wurden aber in dem von
ihnen benannten Hunnenthal geſchlagen. Bei dem Schloffe erbautz der vorhin genannte DID 2
- Ros
788
König Ludwig eine Marienkirche , und unten bei dem frauenberge hat 1. Otto I die St. Peterskirche geſtiftet , bei welcher ein Kapitel geweſen iſt. Unmerkung. Unteit Sondertbaufen vor der Hayne leede, auf einem runden Berge , hat die Burg Spatenberg geſtanden , welche staiſer Deine
rich IV erbauen laſſen ; nachmals aber an die Grafen von Unbalt , von dieſen an die Gra. und endlid 1356 an das Haus Schwarzburg gekommen ift.
fer bon Hohenſtein ,
8. Das Umt Klingen , in der untern Sraffonaft i iſt churſachfiſches Lehn , enthalt 1 ) Klingen , einen Marktfleden und Schloß , an der Helbe. Dieſer Ort bat 1282
Stadtrecht, und 1313 eigene Statuta bea tommen .
2) Zwolf Dórfer. Das Dorf und Schloß Almenhauſen , iſt ein fuld aiſches Pehu . förſt Chriſtian Günther hat das Gut einem von Echlotheit abgelauft , das alte Schloß aba reißen , und auf einem Berge ein neues von
Steinen , zwei Stod hoch zur Sommermooha nung bauert , auch nabe dabei einen Garten
anlegen laſſen . 9. Greuffen , eine Stadt in der untern
Grafſchaft an der Selbe , in einer fruchtbaa
sen Gegend , gehört zu feinem Uinte. Daca dem
789 1
bem großen Brande von 1687 , ſind die Håua fer in gleicher Höhe wieder erbauet. In als ten Urkunden heißt ſie Markt Greuſſen , zur Unterſcheidung von dem nahgelegnen flingen, chen Amtsdorfe Weſt - Greuffen .
Die Stadt
iſt 1200 an die Grafen von Hohnſtein , und von dieſen eigenthümlich an die Grafen zu
Schwarzburg gekommen . 10. Die Vogtei Haßleben , in der ung
$ ern Grafſchaft , gehört auch zu feinem Umte, Sie iſt Sonnenlebn. Haßleben iſt ein Markt fleden mit einem fürſtlichen Hauſe. II . Das Amt Ebeleben , in der untern
I
Grafſchaft , iſt churſáchfiſches lehn , und ents hålt 1) Ebeleben , einen Marktflecken an der Helbe
mit einem fúrſtlichen Schloffe und
Vorwert , und einer ehemals berühmt gemea fenen Stiftsſchule. Die hieſige geiſtliche Ina ſpetzion , zu welcher vier Pfarrfirchen gehda
ren , ' fteht unmittelbar unter dem Kirchenrath zu Dresden.
11
Der Ort hat ebcdeffen den von
Schlotheim gehört, iſt ihnen aber wegen Auf-. rubr8 genommen, und den Grafen zu Schwarga burg verliehen worden. 2) Vier Dörfer, 12. Ehrich oder Groß -Ehrich, ein Stådta den in der untern Grafſchaft , an der Helm ,
3
melches zu feinem Umte gehört. Es hat im Dod 3 *hta
79
rechszehnten Jahrhundert oftmals Brandſcha Bor Alters find hier zwei
den erlitten.
Schlöſſer geweſen , und die alte und neue Burg genennet worden . Sie gehörten zu
dem Schloſſe und der Grafſchaft Kirchberg. 13. Das Ait Bodungen , iſt ein Stück
der Grafſchaft Sohnſtein , und fómmt unten, in der Beſchreibung dieſer Grafſchaft, quba führlicher vor.
2. Die fürſtlich - ſchwarzburg srudols ſtädtiſchen fande. 1. Das Amt Rubolſtadt , in der obern
Grafſchaft", iſt 1361 der Strone Bóheim zu Lehn aufgetragen worden , und alſo bóheimis Iches Lehn , und begreift
1 ) Rudolſtadt , oder Rudelſtadt , eine Stadt an der Saale , bei welcher auf einem 1
Berge ein Schloß liegt , woſelbſt die Fürſten zu Schwarzburg , rudolſtadtiſcher Hauptlinie, ihren Wohnſit haben. Dieſes Schloß iſt 1573 und 1735 abgebrannt, aber beidemal wieder hergeſtellt. Es find hier die fürftliche Regies rung , Konfiftorium und Nentfammer.
In
Der Stadtkirche iſt das fürfilice Begräbniß. Die lateiniſche Schule iſt 1764 in ein Gyms nafium verwandelt , und Fridericianum ges nannt
+
991
nannt worden. Man findet hier auch eine Superintendentur , ein vom Fürſten Johann
Friderich 1745 geſtiftetes Seminarium theo .
logicum , welches Fridericianum genennet wird , und ein farfes fürſtliches Vormerk. 2 ) Teichel , ein kleines Städtchen von
ungefähr funfzig Häuſern , welches in einem luſtigen mit hohen Bergen umgebenen Ehal liegt. Es iſt hier ein fürftliches Vorwerf. ) Neun Dórfer , von welchen aber nur
zwei bóheimiſches Rehn find , und ein Bora werf.
2. Das Amt Blankenrode , auch in der obern Grafſchaft, welches Reichslehn , und jest mit dem Amte Rubolſtadt verbunden
ift , ſo , daß beide von einem Amtmann bera waltet werden. Es gehören dabin
1 ) Blankenburg ober Blankenberg , eine kleine Stadt an der Minne , welche unter der Stadt bei der Papiermühle in die Schwarza fåut. Das Schloß iſt meiſtens wúſte.
Auf
demſelben haben vormals Srafen zu Schwarza burg gewohnt. Das Schloß Greiffenſtein , welches uns
weit der Stadt gegen Mitternacht geſtanden bat , iſt verroúſtet.
2) Zwanzig Dörfer. Zu Quittelsdorf, iſt chedeifen guter Robolt gefunden worden,
gegeben hat; welcher ſchöne blaueDOFarbe 04
jenest
792
jeßt findet man auf den Scotlen ſchönes Kupfererz,
3. Das Umt Schwarzburg , in der obern Grafſchaft, iſt Reichslehn , und bes greift 1 ) Schwarzburg , ein Schloß auf einem Felfen beider Schwarza, welches das Stamma
þaus der Fürſten zu Schwarzburg iſt , und dein ganzen fande ben Mamen gegeben hat.
Es iſt auch hieſelbſt ein feftes Zuchthaus. In
Dieſer Gegend iſt ein Silber ? und Kupfers bergwerf , 2 ) Königlee , eine kleine Stadt von uns
gefähr 300 Hậuſern , liegt am Waſſer-Ninne, çine Meile von dem Schloßte Schwarzburg .
1446 wurde fie von dem Serzoge Wilhelm zu Sachſen erobert , gepländert und vera brannt. 1635 und 1717 brannte ſie abera malo grdétentheil ab. 3 ) Vier und dreißig Dörfer , viele Hams merſchmieden und Mühlen , und die ehemali
gen Gúter Unter - Códig und Fróbiş. 4. Das Amt Paulinzelle, in der obern Grafſchaft, geht von dem jedesmaligen Sc nior des fúrſtlichen Hauſes Gotha zu lehn.
Es iſt aus dem ehemaligen Benediktiner Mono chenklofter Paulinzelle , Cella Paulina , ents ftanden .
Das Amtshaus iſt bei dem wüften
Kloſter , uno zu bem Umte gehören neun Der:
!
793
Derter , außerdem aber hebt es auch aus 39 Dertern Erbzinſen. 5. Das Amt Köniß , auch in der obern Grafſchaft, aber jenſeits der Saale , ift boa heimiſches Lehn , ſeitdem e$ 130 1 der Krone
Bóbrim zu lehn aufgetragen worden.
ES
enthalt I
1) . Kedniß , ein Schloß und Dorf , bei welchem Silber - und Kupferbergwerke find. 2 ) Die Dörfer Buche und Preßmiş , fünf Unterthanen zu laußniß , und das Nitter gut Klein - Gerdwenbe.
6. Das Amt feutenberg , auch in der
obern Grafſchaft , von deſſen größtem Sheile es aber durch das faalfeldiſche Antheil vom
Fürſtenthum Altenburg geſchieden wird , ift Neichslehn .
Vor Alters iſt es eine befon:
dre Herrſchaft genoeſen , welche an die Gra:
fen zu Schwarzburg gekommen iſt.
68 bes
greift
1 ) Peutenberg , oder beſſer leitenberg, denn es leit ( liegt ) im Berge, weil es von eilf Bergen umgeben iſt , ein Städtchen von 100 Häuſern , am Waſſer Sorbiß , hat ein Schloß , auf welchem ein paar hundert Jahre
lang eine abgetheilte linie deß ſchwarzburgia fchen Saufes gewohnt hat , und melches jellt
der gemsboliche Witwenfit der Gürſtinnen zu Schwarzburg - Nudolftadt ift. DOD 5
1
Ebebeljen murs
794
wurde eß Friedeburg genennet.
Es ift hier
eine Adjunktur der Superintendentur zu Nus bolſtadt.
Bei der Stadt find Silber - und
Kupferbergwerfe , Kupferhammer.
Schmelzbútten und ein
2 ) Neun und zwanzig Dórfer. 7. Das Amt Ehrenſtein , auch in der
obern Grafſchaft , iſt Reichslehn ; und eine alte Herrſchaft.
Die alte Beſte
Ehrenſtein , liegt auf einem Berge , mis fchen Remda unb Ilm.
Sie wird jent von
den Beamten nicht mehr bewohnt , ſondern das Amthaus ift im Dorf Teichmansdorf ers richtet worden , daher ſolches insgemein Ehs tenſtein genennet wird. Sowohl im Dorfc Groß = liebringen , als zu Klein-fiebringen ,
find zwei adeliche lehngúter , und zu Defters róde, iſt ein eintragliches herrſchaftliches Vora wert. Außer dieſen gehören noch zwei Dóra fer zu diefem Amte. Anmerk. In dieſer Segend find die adelichen Doro fer Grießheim an der Jim , Wildenſpring , Dórnfeld an der Heyde , ingetroda Lid.
Madt Groß
unb elein -Hochberg , deren
Befißer die Gerichte haben . Es iſt auch Dorne feld an der Zim , ein rudolfastides an. mergut , zu bemerken .
8. Das Amt Jim , auch in der obern
Braffwyaft, geht von dem jedesmaligen Ses nior
795
nior des fúrſtlichen Hauſes Gotha zu lehn , und enthält
1 ) Ilm , eine kleine Stadt am Fluß gim , mit einem Schloß , lan deſſen Stelle ebedeſſen ein Monnenklofter geſtanden hat. 2) Das Dorf Dber:3im , und noch fünf andere .
y. Die Vogtei Šeebergen , iſt in dem 1
Dorf dieſes Namens , welches gegen Gotha Sie zu liegt , und gute Steinbrüche bat. iſt theils durch Schenkung, theils durch Kauf an das Haus Schwarzburg gekommen. 10. Die Stadt und das Amt Franken ,
!
bauſen , in der untern Grafſchaft belegen find durſáchfiſches Lehn.
1 ) Frankenhauſen , eine Stadt , mitten
3
durch melche ein Urm der Wipper fáuft. Sie liegt in einer fruchtbaren und ſchonen Gegend an einem Gebirge , welches ein Theil des Borderharzes iſt , und ihreGegend von
der ſogenannten golonen Uue gegen Morden trennet , gegen Morgen hat ſie ein Stück der Hainleite vor fich , und gegen Abend das finniſche Gebirge , iſt alſo ganz mit Bergen Dan findet hier und Waldung umgeben.
eine fürfiliche Regierung, ein fürſtliches Schlos mit einer Stapelle , und zwei Kirchen , die zwei , welche vor den Shoren auf dem Gota tebader , und bei dem Hoſpital find , ungea rece
796
rechnet. Das Schulgebäude iſt der Reſt des ehemaligen Ziſterzienſer Nonnentloſters St. Georgii. Das hieſige wichtige Salzwerf , iſt eins der älteſten und vornehmſten in Deutſchland , und die Stadt hat demſelben allein ihre Aufnahm zu danken . Es gehört erb - und eigenthümlich den hieſigen Bürgern zu , welche der landesherrſchaft von jedem
Stůck Salg (welches i Schi. und nord häufiſchen Maßes haben ſoll, ) 2 ggr. Zou geben. Es liegt in der Oberſtadt unter der alten Burg , einem ehemaligen feſten Sdiloß, welches vor Alters zu de$ Salzwerks Be
faságung mit erbauet worden iſt, Man záh let zwar 1173 Salzkoten oder Sölden , es find aber nur einige dreißig gebauet , in wels dhen das Salz für die úbrigen mitgemadt,
und ein gewiſſes Wirthgelb . Dafür gegeben wird. Die Sole iſt 10 bis uldthig , und
wird vermittelſt großer Kåber , welche ein Theil der Wipper treibt, in ledernen Schlau then in die Höhe getrieben . Die Stadt hat vor Alter8 den Grafen von Beichlingen ges
hört , welche ſie 1340 an ihre Vettern , die Grafen zu Schwarzburg , verkauft haben. Bei derſelben wurden 1525 ungefähr 8000
aufrühriſche Bauren auf dem davon benanna ten Schlachtberg geſchlagen .
1689 brannte ber
D
797 .
797
der befte Theil der Stadt ab.
1759 litte
fie abermals großen Brandſdaden. 2) Zu dem Unite gehören , außer der Uitſtadt Frankenhauſen , welche aus einigen funfzig geringen Wohnhauſern beſteht , und für ein Dorf geachtet wird , fieben anſehnli che Dörfer , unter welchen Gelingen oder Góllingen , und Nottleben , in welchem leh: 2
ten auch abelich - beulminiſche Gerichte fiod . Uud, iſt bier unteit Frantenbaufen das furſta
liche Puſthaus Yathsfeld , in , einer luſtigen Holzung belegen . Anmerkung. Die Gerichtsobrfer Ioftedt und Bors . leben gehören baib den Fürſten zu Schwarz.
burg . Rudolſtade , und halb der von Ebra .
11. Daß Umt Arnsburg , auch in der $
1
untern Grafſchaft , iſt churſåd;fiſches Rehn , und mit dem vorhergehenden Umte verbuns den .
Das Bergſchloß Urnsburg , iſt beinaht bermüftet. Ef haben ſolches vor Alter : Die Herren von Urnsburg bewohnt , welche im vierzehnten Jahrhundert aufgeſtorben zu rennt ſcheinen .
Nach ihnen fam es an die Grafen
pon Hohnſtein , von diefen an die Grafen oon Beichlingen , und endlich an das Haus
Schwarzburg , welchem es ſchon 1417 jugla bort
798
hört hat.
Uußer demſelben gehören die Dóra
fer Seega und Günzerode , zu dem Amte. 12. Das Umt Straußberg , in der uns tern Grafſchaft , iſt churmannziſches aufges tragenes lehn. Das verfallende Bergſchloß Straußberg, hat bermuthlich zuerſt den Grafen von Kircha
berg gehört , von welchen .eß pfandreiſe an die reichen und angeſehenen Kämmerer gea kommen iſt , welche ſich nach ihren unterſchie
denen Sißen Camerarios de Mühlhuſen,
de Almenhuſen , de Strasberg , auch Dos
minosin Strusberg genannt, und das Schloß Straubberg ſchon im dert beſeffen haben. zehnten Jahrhunderts fen von Hohnſtein an
dreizehnten Jahrhun: Im Unfang des vier brachten es die Bras fich , und nach dem
Tode des Grafen Heinrichs III zu Hohnſtein , fiel e$ 1356, nebſt zugehöriger Herrſchaft , an das Saus Schwarzburg , von welchem es 1421 dem Erzſtifte Mayng zu lehn aufgea tragen wurde.
Bei dem Schloffe iſt ein Vors
werf. Zu dem Amte gehören auch die Dóra fer Wolframshauſen und Immenrobe. Die ehemaligen Dörfer Wangen und Kirchberg, Ein paar hunbert Schritte find verwüſtet. von dem lekten , hat shemalb das Bergfchloß Kirchberg , und zerei Buchſenſchüſſe von dies ſem / zwiſchen dem ſogenannten ungeheuren Thas
799
Shale und dem Kirchthale , das auch zero. Senes ſtórte Schloß Altenburg geſtanden. iſt ein Wohnfin der Grafen von Kira ;berg geweſen , und dieſeb vermuthlich auch. nes geborte fdon 1259 den Grafen von Echwarzburg, indem dazumal Grafen Heins richs zu Schwarzburg Witme , Sophia , das Schloß Kirchberg und die dazu gehöria
gen Güter , ihrem Bruder , Grafen Heinrich oon Hohnſtein , überließ.
Sie hatte dieſe
Schldifer, allem Anſehen nach , ihrem vera ftorbenen Gemahl als eine Mitgift zugea bracht.
13. Das Umt Heeringen , in der una tern Srafſchaft , und zwar in der goldnen Uue , iſt churſächſiſches Rehn , und wird von Den Fürſten zu Sdwarzburg und von den Grafen zu Stouberg gemeinſchaftlich bereiten. Es iſt von den Grafen von Beichlingen an die Grafen von Hohnſtein gekommen , und 009 dieren 1412 halb an die Grafen zu
Stollberg , und 1420 halb an die Grafen
3
zu Schwarzburg verkauft worden. Es gehsa ten dazu
1 ) Heeringen, eine Stadt am Flug Helm , in welcher ein Schloß iſt , welches die Gras
fen von Hohnſtein 1337 erbauet haben.
a) Die
00
2) Die fandpfarren : Auleben , Bülen und l'eimbach , Serßbach , Steinbrüden , Sunds hauſen , Uchieben , Wendeleben. 14. Das Amt. Nálóra , auch in der goldnen Que belegen , iſt gleichfaus curſách fiſches Lehn , und gehört den Fürſten zu Schwarzburg und den Grafen zu Stolberg + gemeinſchaftlich. Es gehören dahin 1 ) Kålbra oder Kelbra , eine Stadt am Fluß Helm , woſelbſt eine geiſtliche Jils ſpetzion ift.
2) Die landpfarren : Berga , Sitten :
dorf, Tileda , Thárutiger. Im Dorf Tillea da , iſt zur zit der lådafiſchen Kaiſer cin faiſerlicher Palaſt geweſen. Es wird in als tin Urkunden Duuede , Duvethe , u. ſ. w. genannt.
Unmerturi ĝi
Mittagmárt8 áber selbra, ſind die Uibere bleibfel des verwüſteten Bergſchloßfes Notens burg , zu ſehen , von welchem man den Harz. mald und die ganze goldne Uue von Mord : hauſen bis Sangerhauſen , áberfehen fann. Die ehemaligen davon benannten Grafen ,
welche, aller Wahrſcheinlichkeituach , mitden Grafen von Beichlingen einerlei Štammoetir
gehaćt , haben dieſe Burg ldon 1103 beſeso fest, 1
801
ſen , und vermuthlich im eilften Jahrhundert erbauet.
Der lette Graf von Rotenburg
bies Friderich , und ſtarb im Anfange deb dreizehnten Jahrhunderts. Nach ſeinem Tode
kam das Schloß mit der zugehörigen Graf ſchaft an ſeine Vettern , die Grafen von Beicha
lingen , von welchen hier eine beſondere linię wohnte , die mit Grafen Serhard III aus. ſtarb. Dieſer verkaufte das Schloß , nebit dem Refte der Grafſchaft , an die Grafen
von Schwarzburg , welche daſſelbe ſchon 1378 inne hatten , und 1405 eß den von Iútcherode
pfandideiſe überließen , 1434 aber ſie unter gewiſſen Bedingungen damit beliehen. Nach ihrem Abgange fiel die Burg 1570 an das
Haus Schwarzburg , als ein eröffnetes Lehn, zurück. Daß 098 Gógenbild púſtrich auf dies ſer Notenburg verehrt worden reo , iſt ganz unwahrſcheinlich , weil dieſes Schloß von chriſts lichen Grafen erbauet und beſtändig bewohnt
$
3
worden iſt,
Ungefähr eine Stunde von Notenburg und åber dem Dorfe Tileda , iſt das gleichfalls verwüſtete Bergſchloß Kyffhauſen , welches vor Alters ein kaiſerliches Reichsſchloß gea
weſen iſt. Der Name bedeutet ein zum Streit und Kriege aufgebautes Haus , oder ein Haus, welches viele Gelegenheit zum Streit und Kries ge gegeben hat. Die älteſte Nachricht, wela Búrco , Erbberbr. 20. B.
Ees
che
802
dhe man'davon findet , iſt ſeine Eroberung Graf Frides im Jahr 1069 oder 1070. rich IV von Beichlingen - Notenburg wurde von dem K. Hudolph zum Burggrafen auf dieſer alten faiſerlichen Burg beſtellt , deſſen Nachkommen in der folgenden Zeit ein Recht
darauf erhalten haben müſſen. 1378 waren ſchon die Srafen von Schwarzburg im Ber fiß derſelben.
15. Der Marktflecken Schlotheim , gea hört , nebſt den Dörfern Möhrſtadt und .
Marolterode , mit den Gerichten , den von Hopfgarten zu , welche ihn von den Fürſten zu Schwarzburg - Nudolſtadt , dieſe aber von dein Churhauſe Sachſen , zu lehn tragen.
$
803
Die Grafſchaft Mansfeld.
§.
1.
der Grafſchaft Mansfeld bat zuerſt VoonnTilemann Stella eine Charte gezeichs
net , welche bei Franz Sogenberg geſtochen morben . Dieſe baben Blaeum , Janſſon , dię Waesberge und andere wieder aufgelegt.
Hierauf hat Peter Schenk zu Amſterdam eine
Charte von derſelben ans Licht geſtellt, wele dhe Tobias Maier umgezeichnet , und 1750 durch die homanniſchen Erben herausgegeben ,
der Prediger Biring aber 1751 verbeſſert hat. Sie iſt im Utlas von Deutſchland die drei und rech8 zigfte Charte. S. 2. Die Grafſchaft grenzet an die chura ráchfichen Aemter Sangerhauſen , Sittichena bach und Querfurt, an das zwiſchen dem erſten und zweiten liegende eiſenachiſche Amt Auſtett , an das Stift Merſeburg , Herzog thum Magdeburg , die Fürſtenthumer Anhalt
und Salberſadt , und die Grafſchaft Stou. Eee 2
:: berg.
804
berg.
Ihre großte Långe beträgt ſieben , und
die größte Breite vier Meilen.
S. 3. Sie iſt zwar ſehr bergicht, hat aber doch guten Aderbau , viel und wichtige
Holzungen , guten Wieſenwach8, Weinberge, gute Wiltbahnen und Fiſchereien , ein Salz werk , und ein in drei Reviere abgetheiltes Bergwerf , welches einen Schiefer giebt , aus welchem Kupfer geſchmolzen wird. Ein Zenta ner des beften Schiefers hålt höchſtens , aber nur ſelten , fünf, und ein Zentner des ge
ringſten zwei Pfund geſaigerten Feinkupfirs; en werden aber beiderlei Schiefer vermengt, geröſtet und geſchmolzen . Man beſorget aufs
künftige einen Mangel an Kohlen zur Schmel 1
zung der Schiefer. Ehedeffen wurden jábra lich aus dem erlangten Schiefer wohl 18 bis 20000 Zentner Kupfer geſchmolzen , und aus I Zentner dieſes Metaus 20 bis 24 Roth Silber gefaigert , aus welchem Silber vom Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts an dies
lerlei Thaler geprägt worten : allein , heu tiges Iags giebt es kaum 1500 Zentner Ku: pfer. In dem Schiefer ſieht man die Bild niſſe von allerlei Thieren , inſonderheit von fiſchen , eingedruckt. Es giebt in dieſer Graf ſchaft zmei merkwürdige landfeen , welche nahe bei einander liegen , auch mit einander ver bunden , aber von ganz unterſdjiedener Natur find ;
1
8013 :
find ; denn der eine und größte hat falziges, und ber andre ſúries Waffer.
Beide find
reich an Fiſchen und Krebſen , ſo , daß fich
viele daran belegne Dörfer vom Fiſchfang in denſelben nähren : es halten ſich auch viele wilde Enten , Sanſe , Waſſerhühner und an dre Waſſervögel auf denſelben auf , welche theils geſchoſſen , theils gefangen werden. Die Saale macht gegen Nord -Oſten die Grena
3
je dieſes Landes , und nimmt bieſelbſt die
Salze , welche auß dem vorhin genannten falzigen See fømmt , und die Schlenze auf. Die Wipper fommt zunächſt aus der Graf ſchaft Stouberg , fließt durch einen Theil der
Grafſchaft Mansfeld, wird durch unterſchied ne Báche verſtärkt , und geht ins Fürſtenthum Anhalt. Die Eine entſpringt im Amt Nama melburg , auf der Grenze des fúrſtlich ans
halt -bernburgiſchen Amts Sarzgerode , und fließt unter Aſchersleben in die Wipper. Die Woyta oder Weita , entſpringt im churſach
fiſchen Umt Querfurt , und ergießt ſich in den !
ſalzigen See. S. 4. In der ganzen Grafichaft find fies
!
ท
ben , oder , wenn man die alte und neue
Stadt Eißleben für zwei rechnet , acht Stád te. Das ganze land betennet ſich zur evan. geliſch - lutheriſchen Lehre , deren erſte Ein führung Graf Albrecht VII von Mansfeld Eee 3 rühma
806
1
rühmlich befördert hat. ES find 58 Pfarr . dörfer vorhanden . Die tandprediger find unter acht Defanate pertheilt , aufer daß die
Kirchſpiele des Amts Arnſtein in Kirchenſa , chen von der Grafſchaft getrennet , und uns ter die geiſtliche Inſpetzion und das Konſis ftorium zu Peipzig gelegt worden ſind. Die Oberaufſicht über die acht Dekanate und die
Dazu gehörigen Kirchſpiele , hat der General fuperintendent der Sraffdaft , welcher obers fter Prediger zu Eiſleben iſt. Nach demſelə ben iſt der Generaldefanus , welcher der oberſte
Prediger zu Mansfeld iſt, die vornehmſte gottesdienſtliche Perſon. 9. 5. Der álteſte. Graf von Mansfeld, iſt der meißniſche Markgraf Riddag , welcher das Kloſter Serbſtedt geſtiftet hat , und 985 geſtorben iſt.
Derelben Sohn Karl Graf
von Mansfeld ., hatte Siegfrieden zum álte: ften Sohne und Nachfolger in der Grafſchaft Mansfeld , rein zweiter Sohn Bruno aber wač Biſchof zu Minden , und ſein dritter Sohn Adolph Herr don Sandersleben marb erſter Graf zu Schauenburg. Untet Siege fried8 Nachtommen iſt Graf Hoier berühmt,
welcher in der 1115 gelieferten Schlacht beim
Welphesholz geblieben iſt. Ein anderer Graf Hoier ſtiftete 1158 ein Kloſter in Mansfeld.
Der leßte Sraf von dieſem Geſchlecht Burf. hard,
1
807
bard y welcher 1230 ſtarb , Wertheilte die Grafſchaft unter ſeine beiden Schwiegerſohne
Burkhard von Querfurt , und Hermann von
Dfterfeld , Burggrafen zu Nauenburg. Deb lekten Nachkommen verkauften ihr Untheil 1264 an des erſten Haus , aus welchem die
nachmaligen Srafen von Mansfeld berkoms men. Burkhard II war der erſte geborne Graf von Mansfeld von der Querfurtiſchen
Linie. Sein älteſter Sohn Burkhard ( X ) . III behielt in der Erbtheilung die Grafſchaft
Mansfeld allein , und ſeine Brüder bekamen die Herrſchaft Querfurt. Er vergrößerte die Grafſchaft 1287 durch Ankaufung der Serr fchaft Seeburg , und 1301 durch Bornſtedt, welche des oben genannten Grafen Ulrichs I Enkel , Herrmann II , perwüſtet hatte. Sein
Sohn , Burkhard (XI) IV , faufte Heders leben erblich ; und dieſes Sohn, Gebhard II, erkaufte Schloß und Umt Schraplau und das Dorf Alberſtedt. Von dieſes Sohn, Buſſo VI, fem Günther II her , welcher Harzgerode verkaufte , dem aber Heinrich von Hohena ſtein 1401 Das Schloß Morungen verfekte , welches er 1408 erb- und eigenthümlich kaufte.
Sein Bruder Vollrath II , brachte Hettſtadt und- Wippra durch Sauf an die Grafſchaft. Günthers II Sohn , Sebhard V, Ioſete dic verfekt gempefene Burg Arnſtein wieder ein, Ece 4
unt
808
und ſein Sohn , Gebhard VI , vergrößerte die Grafſchaft durch Anfaufung der Herrſchafa ten Friedburg und Heldrungen, hinterließ aber Pon ? Albrecht VI , einem Bruder der vorhin genannten Grafen , Súna ther: II und Vollrath II , iſt Graf Gúna ther III ein Sohn, welcher nebſt einem Bebe
keinen Erben .
ter Vollrath 11 , Wippra erfauft
auch die
Herrſchaft Urtern an die Sraffesaft Mansfeld
gebracht hat. Er ſtarb 1475 , und ſeine Söhne ſtifteten zwei Hauptlinien, welche nach der Abtheilung des Schlofies Mansfeld bea nennet wurden , nämlich Albrecht V, die våra
der-ortiſche ; und Ernſt I , die hinter -ortiſche Linie.
Der Stifter der vorber - ortiſchen Linie,
iſt alſo Graf Albrecht V, deſſen Sohn Ernſt II mit zwei Gemahlinnen 22 Kinder erzeugte , von welchen die Stifter beſonderer Nebenlia
nien merkwürdig find; nämlich Philipp II ſtiftete die bornſtedtiſche Linie , von der her:
nach ein mehreres , Johann Georg I , die eißlebiſche, welche 1710 mit Johann Georg III ausſtarb , Peter Ernſt I , die friedeburgiſche oder niederländiſche , welche mit ſeinen Kins dern ausgieng , Johann Albrecht , die arn fteiniſcht , welche auch mit ſeinen Kindern ſich
endigte , Johann Soier II, die arteriſche , welche gleichfaus von ſeinen Kindern beſd lof ſen
809
ren wurde , und Johann Ernſt I , die hele brungiſche , welche auch mit ſeinen Kindern ihre Endſchaft erreichte. Von der bornfieds tiſchen Linie ,
iſt ein mehreres anzuführen .
Des oben genannten Philipp8 II Sohn , Bruno II , und dieſes Sohn , Bruno III , haben dieſe Hauptlinie fortgepflanzt. Unter des lebten Kindern ſind Franz Diafimilian und Heinrich Franz I merkwürdig. Der legte er.
hielt 16yo vom 8. Saul II von Spanien dat fürſtenthum Fondi im Königreich Napoli , und in eben demſelben Jahr a.ch die reichs fúrſtliche Würde , welche 1696 und 1709 von neuem beſtätigt, und 1711 öffentlich betannt gemacht wurde. Er hinterließ nur zwei Tócha ter , franz Maximilians Sohn , Karl Franz Adam Anton , fúrſt bon fondi und Manga
feld ', erlebte 1717 die Aufhebung der Seques ſtrazion deß unter magdeburgiſcher Hoheit fie. benden Antheils der Grafſchaft Mansfeld .
Sein Sohn , fúrſt Heinrich Franz II , erhält den Stamm der vårder - Ortiſyen Haupta linie.
Die hinter s ortiſche Sauptlinie , hat ſich
in ihres Stifters Ernſt I Söhnen , Geba bard VII und Albrecht VIII , wieder in die mittel - ortiſche und hinter - Ortiſche Linie gea theilet. Jenes Sohn , Chriſtoph II , wohna te zu Schraplau , daher die mittel - ortiſche Eee 5
Linie,
810
Rinie , welche er allein fortgefekt , die ichra, plauiſche genennet worden , aber mit ſeinen Kindern ausgegangen iſt. Albrechts VII Sohn , Johann I , dieſes Sohn , Friderich Chriſtoph , und dieſes Sohn , Chriſtian Fris . beridy , welcher 1666 geſtorben iſt , haben
ben Stamm der hinter - ortiſche Hauptlinie fortgepflanzt und geendiget.
9. 6. Die Grafſchaft iſt theils magdeburs giſches, theils durſächſiſches Lehn. , Vor 1573 belieh Churſachſen die Grafen nur mit den von ihnen erkauften Dertern , Heldrungen , Arna ftein , Morungen und leinungen , und derſel.
ben Zugehör. Die Bergwerke waren anfang. lich unmittelbared faiſerliches Lehn , wie die faiterlichen Rehnbriefe von 1215 , 1323 , 1364 , 1416 und 1444 bezeugen ; 1484 aber vers
mochten Churfürſt Ernſt und Herzog Albrecht zu Sachſen die Grafen von Mansfeld dahin, daß fie ſolche von ihnen zu lehn empfiengen ,
und Kaiſer Friderich III bewilligte dieſes im folgenden Jahr. 1573 brachte Churfúrſt Aus guft , durch einen mit dem Domkapitel zu Halberſtadt getroffenen Tauſch , die halbera ſtådtiſchen Lehnſtücke in der Grafſchaft Mans feld an rich , und überließ dem Hochſtift das
für die Herrſchaft fora , ſamt den Städten Elrich und Bleicherode. Die übrigen Stúde
der Grafſchaft giengen von dem Erzſtift Mag des
811
deburg zu lehn , von welchen fich aber Chur
ſachſen durch den eißlebiſchen Tauſchbertrag von 1979 auch einen Theil erwarb .
Ccit
der Zeit machen die churfächſiſchen lehnſtürfe ungefähr drei Fünftel, und die magdeburgis fchen oder churbrandenburgiſaben zwei Fünftel der Grafſchaft aus , welche der Landeshoheit der Lehnsherren odlig unterworfen iſt. 1570
berpiligten die Grafen von Mansfeld von der nørder - ortiſchen Hauptlinie , daß die Lehnsherren und Landesfürſten ihre Aemter ! , und Gúter zur Silgung ihrer Schulden reques ftrirten , da denn jeder die unter ſeine Hos heit gehörigen Gåter unter beſondere Seques
ſtrazionsverwaltung mit gleichen Rechten und Gerichtsbarkeit zog. Es machten dieſe reque trirten Aemter und Guter der border : orti :
ſchen linie , drei Fünftel der ganzen Graf: ſchaft aus , von welchen unter churfách fiſche Hoheit drei Viertel , und unter magdebu : gi:
fche Hoheit ein Viertel gehörten. U18 aber die mittel - und hinter - ortiſchen Linien nach einander ausſturben , gogen die Rehns - und fandebherren auch die zwei Fünftel der Graf
ſehaft, welche von ihnen beſeſſen worden , mit unter die Sequeſtrazion. In Anſehung 8.
des unter magdeburgiſcher oder churbranden : burgiſcher Landesbobeit ſtehenden Untheils an der Grafſchaft, iſt die Sequeſtrazion 1716 auf
812
.aufgehoben , das unter churſach fiſcher Landesa
hoheit ſtehende Antheil aber liegt noch dar unter.
S. 7 Der fúrſtlich-mansfeldiſche Titel iſt: Det beilig. römiſch. Reich Fürft zu Mansa feld und fondi , edler Serr zu Heldrungen, Seeburg und Schraplau , Herr der Herrſchaft Dobrziſch , Neuhaus und Urnſtein. Das Wappenſchild enthalt megen Duerfurt drei rothe Querbalken im filberfarbigen Felde ; megen Mansfeld fech8 rothe Rauten , oder
Wecen in zwei Neihen ; wegen Arnſtein ei:
nen ausgebreiteten ſilbernen Adler , mit gel bem Schnabel , Schenkeln und Klauen , im ſchwarzen Felde ; und wegen Heldrungen im
blauen felde einen aufgerichteten mit Gold gefronten gelben Rómen mit roth ausgeſchla
gener Zunge und doppeltem Schwanz, úber welchem eine zweireihichte und mit rothen und weißen Würfein wechſelsweiſe befekte Straſſe ſchrägweiſe gezogen iſt. 9. 8. Ich finde nicht , daß die Fürſten pon Mansfeld jent auf dem Reichstage Sit und Stimme haben und ausüben , wohl aber, daß fie ehedeffen dazu berufen worden ſind, und denſelben beſchidt haben , wie denn uns ter andern der Reich abſchied zu Regensburg von 1654 in ihrem Namen mit unterſchrie:
ben worden. Sie ſtehen auch in den Reicko
813
1
.
and
matriteln ; und in denſelben iſt die Graf ſchaft Mansfeld zu einem Rómermonat auf 10. zu Roß und 45 zu Fuß , oder 300 Fl. angeſetzt , davon die Grafen oder nunmeha rigen Fürſten 120 Fl. Churſadyſen 135 FI. und Magdeburg 45 Fl. geben ſollen . Zu eia nem Kammerziel übernimmt Churſachſen wes gen Mansfeld 125 Rthlr. 48.Kr. und Mag deburg 83 Nthlr. 62 Rr.
Von der Fúrs
ſten zu Mansfeld Siß und Stimme auf den
oberſách liſchen Kreistagen , tómmt unten eine Anmerkung vor.
Das unter churſächſiſcher Hoheit fte
hende Antheil inſonderheit. Es macht obgedachtermaßen ( S. 6. ) una gefähr drei Fünftel der ganzen Grafſchaft auß , und enthalt 5 Stádte , 7 Pfarrkirchen in Städten , i Sdloffirche , 19 Pfarr- und II Filialkirchen auf den Dörfern , und 1 fi
lialfirche auf dem Kupferberg vor þettſtedt, und 42 Dörfer , ohne die Vorwerke. Die Hölzungen ſollen ſich auf 40000 Aeder er ſtreden , und alſo dreimal mehr ausmachen ,
als diejenigen , welche im magdeburgiſchen Antheil find .
Churradiſen úbet úber das una
ter ſeiner Lehnſchaft uns Hoheit ſtehende Ans theil
814
theil die völlige landebhoheit aus , will auch den Fürſten von Mansfeld gar feine con.
currentem jurisdictionem verſtatten , ſon dern zieht die ſonſt unmittelbaren fürſtliden Stábte und Rafallen allein vor das Ober
auffeberamt. In Anſehung der Kirchenfachen hat Churſachſen den Fürſten einige Serechts fame bewilligt , ſich aber die Oberaufſicht und
Regierung derſelben vorbehalten. Das jus collectandi úbet es in Anſehung aller und jeder Steuern und Abgaben aus. Daß das churfáchfiſche Untheil an dieſer Grafſchaft weit mehr eintrage ; als das magdeburgiſche , iſt leicht zu erachten . Zu Eißleben iſt ein chura
fåchfiſches Oberaufſeheramt , welches mit eis nem Oberaufſeher , Sequeſtrazionsforſtmei fter, Sequeſtrazionfrentmeiſter und Amtſchreis ber bereßt iſt. Die Glemter dieſes Antheils ſind größtentheils , und auf unterſchiedene Weiſe an adeliche Befißer gekommen , mic aus ihrer nunmehr folgenden Beſchreibung era hellen wird. 1. Die unmittelbar unter dem Oberaufs
ſeheramt zu Eiſleben ſtehenden Städte. 1. Die Altſtadt Eifleben , vor Alters
geleron , die Hauptſtadt der Grafſchaft Manga feld , der Sir Des churſách fiſchen Oberauffe heraints , und des Bergamtb , wie auch der
fürflid -mansfeldiſden Kanzlei oder Regierung, ma
1:
815
und deß fürſtlichen Konfiftoriums , welche beia de . Kolegia unter beider Landesfärſten lans beshoheit ſtehen. Sie hat ein verfallenes Schloß , welches noch dem Fürſten zu Manga
It
35
-
feld gehört , 3 Pfarrkirchen , eine lateiniſche Schule, an 700 Häuſer, worunter 550 Braus
håuſer , aber auch viele můſte Säuſer find, Sie iſt jert weder volfreich , noch nahrhaft. Wegen der aus dem Reich und in Daſſelbe durchgchenden Landſtraſſe , iſt der hieſige 300 beträchtlich, indem er jährlich gern 5000 Nthlr.
einträgt. Die Einwohner haben ſtarken Ader bau , davon aber so Sufen im Amt Selfta
liegen , und den Zehnten dahin geben. gn die magdeburgiſche Raſſe giebt die Stadt , wegen vieler ihrer Uecer , die unter magbea
burgiſcher Hoheit liegen , jährlich die Landess
abgaben und Kontribuzion , imgleichen 60 Fl. Rentgebühr , und 40 8l.Dienſtgeld alle fünf Jahre. Die Tranfſteuer genießt Churſachſen. In dieſer Altſtadt iſt D. Martin Luther gee
bohren und geſtorben .
Sie hat oftmals ,
inſonderheit aber 1498, 1569, 1601 , 16351 1645) , 16531 1665 , 1671 , 1672 , 1676, 1683 1689 und 1701 großen Brandſchas den erlitten .
Sie kommt erft in einer Urfuna
de don 993 bor.
2. Die Neuſtadt Eiſleben
bat eine
Pfarrkirche , an 300 Feuerſtellen , worunter 25
1
$ 16
250 Brauhäuſer , aber auch viele müfte Hausa 1
ſtellen , find.
Sie iſt 1508 bei der Altſtadt
ju einer freien Bergſtadt angelegt , und nach Grafen Chriſtian Friderich 1060 erfolgtem Gode mit unter die Sequeſtrazion gezogen worden. Sie hat 1591 , 1605, 1014 , 1653, 1666 , 1671 , 1699, 1715 und 1738 großen Brandſchaden erliften .
3. Hettſtådt oder Bedſtedt, eine Stadt an der Wipper , nidt meit von Welfeßholze, deren Magiſtrat vor ' andern Stadten in der Grafſchaft anſehnliche Privilegien hat. Ihr Aderbau beträgt 105 Hufen , welche meiſtens theils unter magdeburgiſdyer Hoheit liegen. Im Jahr 1200 bat Oraf Seger pon Falkena ſtein die Burg Hettſtådt erbauet , welche jept
wüſte liegt , und der Bürgerſchaft zum Braua bauſe dient. Bei derſelben iſt nach und nach die Stadt angelegt worden. Biſchof Al brecht llL zu Halberſtadt brachte Burg und Stadt an ſein Stift , Biſchof Johannes aber verſete fie 1420 den Grafen von Mansfelb. Ul8 1439 Churfúrst Friderich zu Sachſen ,
nebſt ſeinem Bruder Herzog Wilhelm , den Birchof Burkhard zu Halberſtadt befriegte , überließ er diefe von ihm eroberte und gea
plünderte Stadt dem Grafen VoUrath 11 ju
Nangfeld eigenthümlich , und belehnte iba und ſeine Bettern mit derfelben. 1442 vers mies
817
micß gedachter Churfúrſt die Lehn dieſer Stadt an das Bilthum: Halberſtadt , von welchem fie den Grafen von Mansfeld erb : und ei.
genthümlich überlaſſen , von diefen aber ihrer Grafſchaft eino :rleibetwurde. 1573 trat dat Bisthum Halberſtadt fein tehnrecht über dies felbe an Churſachſen ab. · 1511 erlitte ric
großen Brandſchaden , und 1697 brannte ſie faſt ganz ab.
Das Bergwerk in der ganzen Grafſchaft, hat ums Jahr 1199 unweit der jeßigen Stadt Dettſtadt ſeinen erſten Anfang genommen. Es wohnen noch viele Bergleute hier , und geben ber Stadt die beſte Nahrung. II. Die Aemter , welche , bis auf ein
einziges nach , welches die Fürſten von Manga feld nach beſigen , in andern Hånden , . unb mehrentheils wiederkäuflich veräußert mora den ſind.
1. Das Oberamt Eiſleben , ift wiedera fåuflich an einen von Pfuhl gekommen . Du demſelben gehören unterſchiedene Säuſer in der Stade Eißleben , ( wie denn das Amt baus nicht weit von der St. Andreaskirche am Markt ſteht . ) die Vorſtadt Nußbreite , mit dem dafigen Vormerk , und faſt das gana ge Feld um Eifleben , ſo weit es nämlich un ter durſáchſiſcher Raabesbobeit ſteht. Bio . Rebberor. 10. D.
& ff
2. Das
$ 18 1
2. Das Unteramt Eiſleben , hat heutia ges Tages nur einige Leben und Zinſen , und wird von einem von Rannenberg beſeſſen. 33. Das Amt Wimmmelburg , befißen
die von Pfuhl wiederkäuflich , welchc pachts weife hinein gekommen ſind , auch Schulden an fich gehandelt haben. Es iſt auf den Gås terr des ehemaligen Kloſters Wimmelburg , unweit Eiſleben , entſtanden , welches 1525
von den aufrühreriſchen Bauern gånzlich zero ſtórt , und nachgehends mit ſeinen Gütern ſea fularifirt worden .
4. Das Amt Bornſtedt , befißt der Fürft zu Mansfeld und Fondi felbft. Vor Alters iſt es eine beſondere Herrſchaft geweſen , wel ehe den Grafen von Mansfeld ſchon im zwölfs ten Jahrhundert zugehört hat , 1202 aber an das Erzſtift Magdeburg verfauft worden, hierauf an Erich von Gattersleben gekommen, und 1301 wieder zu der Srafſchaft. Mangs feld gekauft worden iſt. Ehemals war das
Umt Bornſtedt magdeburgiſches Rehn , iff aber 1579. durch : Tauſch an Churſachſen gea
tommen . Die noch blúbende bornſtes tiſche finie des Hauſes Mansfeld , hat hiervon den Mamen. : Das ehemalige Bergſchloß Born ftedt , iſt verrouftet.
Das darunter liegende
Dorf gleiches Namens , macht mit dem auch zu dieſem Amt gehdrigen Dorf Sanelzerode, CIN
:
!
fi
819
sin Kirchſpiel aus. Es gehört auch ein Theil des Kirchdorfs Wolfferode zu dieſem Uint , der andere Theil aber mit Kirche , Pfarta wohnung und Schule , gehört zum magdes burgiſchen Untheil . 5. Das Umt Arnſtein und Endorf, has
ben ſeit 1678 die Freiherren von Knigge mica dertauflich inne , das Schloß Arnſtein mit te fichen Hufen Landes und einer Schäferei aub , genommen, als welche die Fürſten von Manda feld beſigen. Dieſes Schloß Arnſtein iſt verfallen . Von
demſelben haben die ehemaligen Serren und Grafen von Arnſtein den Namen , die in großem Anſehen geſtanden haben , und von welchen die ehemaligen Grafen von Mülingen und Barby - wie auch, die von Lindau und Nuppin abgeſtammet find. 3hre Herrſchaft
iſt ganz anſehnlich geweſen, - Das Schloß und die Herrſchaft Urnſtein iſt allem Unſehen
nach mit Lutgardis, Walthers des legten Gra. fen von Arnſtein , Schwuſter , an ihren Ser mahl , Grafen Otto von Falkenſtein , nicht lange hernach aber an die Grafen von Reina
ſtein , gekommen , welche leftia 1387 dic Herrſchaft Arnſtein an die Grafen von Manga feld verkauft haben. Dieſe mußten ſich 1442 perpflichten , das Schloß Arnſtein mit ſeinem
Zugehör von den Herzogen zu Sachſen túnf= off 2 tiga
820
tighitt zu lehr zu nehmen . Den Brauhof unter dem Schloß , hat Churſachſen Peque ftrirt.
Das Umt, welches die Freiherren von
Knigge beſitzen , iſt bei Gelegenheit des ſo genannten Crypto -Calviniſmi, bem ſich die Prediger widerfekt haben , in Kirchenfachen Don der Grafſchaft Mansfeld getrennet , und anfänglich unter die Superintendentur zu
Sangerhauſen gelegt, nachmals aber an das L'eipziger Konfiftorium gewieſen , moſelbſt jellt die berufenen Prediger eingeweihet werden.
Es gehdren oazu folgende Kirchſpiele : Altenrode , Stangerode und Dlziges rode. Die beißen erſten Dörfer liegen an der Eine. کے
2. Welbsleben , an der Eine , und Ena
dorf. 3. Quenftedt , mit einem Rittergut.
4. Sielda und Sarferobe , an der Eine, woſelbſt Rittergåter find. S. Arnſtedt, mit einem Nittergut. 6. Braunrode.
6. Das Amt Walbect, welches jährlich duf 3000 Rthlr. eintrågt , belißt ein Serr von dem Buſch , welcher Daffelbe von der
Grafſchaft ganz und gar erimirt haben mill, weil er es erb - und eigenthúmlich an ſich ges
bracht hat.
Das ehemalige Kloſter Walbec bas
01
821
haben die aufrühreriſchen Bauern 1525 gang permaſtet. Die Dörfer . Walbed , Nitterode und Meißberg machen das Amt aus. 7. Das Amt Wieberſtedt ober Widders ſtebt , welches ein Herr von Bardenberg bear fißt, iſt aus einem ehemaligen Nonnenflofter entſtanden , welches auf dem Kupferberge bei Hettſtadt geſtanden hat , und auch von der
aufrühreriſchen Bauern völlig zerſtört worden ift.
Das Dorf Dber : Wiederſtedt hat eing
Pfarrkirche. Zu dieſem Amt gehört auch der
eben genannte Kupferberg. 8. Das Amt Xammelburg7 welches auf dem Sarze liegt , iſt wiederkäuflich an die von
Berlepích , hernach an die von Stammer , und von dieſen 1721 an die von Frieſen als jeßige Befiger Deffelben , gelangt. gehören dazu :
1 ) Nammelburg, ein Schloß auf einem erhabenen Berge.
2 ) Wippra , ein Städtchen an der Wip per , mit einem derfallenen Schloß, iſt ehes deſſen eine Herrſchaft geweſen , welche 1440 an die Grafſchaft Mandfeld gekauft worden.
Sie gieng ehemalb vom Erzſtift Magdeburg gu Lehn , tam aber durch den Tauſchoergleich
von 1579 unter churſächfiſche Hoheit. 3 ) Kønigerode, Friesdorf, Biefenrobe und Ubberobe , Pfarrbórfer.
fff 3
9. Das
1
9. Das Umt keinungen und Morungen, iſt nicht auf einmal an die Grafen von Mansı feld gekommen. Morungen erhielt Graf Wis precht von Groitſch vom Grafen Goßmin zur Pere , mit derelben Tochter , zur Mitgift, und gab es nachgehends mit andern Såtern zur Erlöſung ſeines gefangenen Sohns an S. Heinrich V; welcher Sraßen Hoier I vor Mansfeld damit belehnte. 1401 beſaßen es Die Grafen von Hohnſtein , wie denn in dito fem gabr Graf Heinrich von Hohnſtein Mo.
rungen an die Grafen von Mansfeld perſek te , welche e $ 1408 völlig an fich brachten , und 1437 vom Kaiſer Sigmund damit be lehnet wurden . Reinungen hat Graf Philipp von Mansfeld von Herdam Haden erfa : ft.
Nach vielen wiederkäuflichen Veräußerungen, haben zu Ausgange des liebenzehnten Jahra bunberts die VOR Eberſtein Dieſes Amt aud
wiedeifåuflich an fid gebracht, und ſind noch
jert im Befie deſſelben. Es gehört niđýt zu der Sequeſtrazion. Die zmei Kirchſpiele dies fes Umts , nämlich 1 ) Peinungen oder Groß-Peinungen, mit Morungen , und
2) roda mit Sorla , machen ein beſona beres Defanat aus.
10. Das Amt Urtern , liegt von den
dbrigen abgeſondert, swiſchen der Unſtrut und
}
+
823
ant großen Selme. Bruno IX , edler Serr zu Querfurt , hat die Herrſchaft Artern 1390 von Gerlach , edlem Herrn von Heldrungen , erkauft. Bruno X , edler Serr zu Duer furt , verkaufte fie 1448' an Günthern III, Grafen von Mansfeld , und Ernſten , Gras fen von Hohnſtein , und endlich handelte je. ner dieſem : 1452 ſein Antheil vollends at . Die Sperrſchaft iſt ebedeſſen magdeburgiſches Lehn geweſen , aber nach geſchehener Verv tauſchung unter durſachiſche Hoheit gekoms Das Amt iſt von Churſachſen reque. men. ftrirt worden , das Schloß aber befißt nodi Der Fürſt zu Mansfeld . Man bemerte :
1 ) Artern, eine fleine Stadt mit einem Schloß , liegt an der Unfrut , und hat guo ten Acerbau und Wieſenwachs. Es iſt bier ein Defanat , und in der Nachbarſchaft der Stadt ein Salzwerk. 2) Nietheburg , ein Pfarrborf auf einer Inſel in der Unſtrut.
!
3 ) Sehofen , ein Marktfleđen und adea , liches Gericht , im Rieth gelegen , gehört den
pon Eberſtein. 1759 litt er großen Brand , (chaden . 11. Das Amt Vodſtedt oder Voigt
kådt , liegt im Mieth , hat vor Altero den Grafen von Hohnſtein gehört, welche ed ums Jahr 1392 an Grafen Bruno IX ,.. edlen fff 4
Herrn
824
Herrn zu Querfurt and Mansfeld , verlauft haben. Damals war eß magdeburgiſches Lehn. 1449 hatten Graf Ernſt von Sohns Mein und Graf Sáncher von Mansfeld das Amt von Bruno X , edlem Serrn zu Quers furt , erkauft , und Graf Ernſt hat 1452 dem Grafen Sünther Fein Untheil daran úberlar fen. Jekt gehört es den von Burgesdorf wiederläuflich . Das Amt begreift
1 ) Vodftedt oder Voigtſtådt; ein Schloß und Pfarrdorf an der kleinen Selme. Der hiefige meufebachiſche Hof bat über einen Theil des Dorfs die Gerichte.
2) Schonfeld , ein Pfarrborf. 3) Kathrinrieth, mit Nicolausrieth , mas chen auch eine Pfarre aus.
Das unter magdeburgiſcher und durs brandenburgiſcher Hoheit ftebende Untheil infonderheit. Es macht , wie oben angezeigt wordeni,
ungefähr
der ganzen Grafſchaft ans , und
beſteht aus 3689 Hufen landes , jede zu 30 Morgen , 1095 Aedern , Wiefen und
Gårten , 3841. Uedern Weinbergen , 7851 Holzádern, hat 4 Stádte , 4 Pfarrkirchen in Städten , 2 Sebloßlirchen , 39 Pfarrkira dhe
.
al
825
shen und . 45 Filialfirchen auf den Dörfern, und 98 Dörfer, ohne die Vorwerfe. Der Churfúrſt zu Brandenburg , alg Herzog zu
Magdeburg, hat die tandeshoheit über die Grafſchaft Mansfeld- feiner Lehnſchaft , nebra den davon abhangenden Gerechtſamen in Kirs thenſachen , doch hat er den Fürſten zu Mangs feld 1692 einige tirchliche Gerechtſame pers ftattet.
Der Fürſt iſt der vornehmſte Zand
ftandº deß Herzogthum Magdeburg. Der Churfürſt: åbt das jus collectandi, und in Anfehung der fårnlichen Vaſallen und Predi:
ger das jus primae inftantiae oder concur rentis jurisdictionis mit dem Fürſten aus. Die Inhaber der Lemter erkennen gar keine färftliche Serichtsbarkeit, daher von ihren Ges richten die Uppellazionen gleich nach Magdes burg gehen. Die Hemter find jent von vier
facher Art: einige befißt noch der Fürſt von Mansfeld , die übrigen find alle wiedertåufs lich veräußert , und theils noch in der Glåu : biger Sånden , theils von dem Lehns- und Landebherrn eingelóſet, und entweder zu deſſelben Domainen geſchlagen , oder den ján :
gern Prinzen geſchenkt , für welche auch einis ge Nittergúter erfauft worden. Es gehören bieber 1. Das Schloß Mansfeld , welches auf einem boben felfen liegt, ebedeffen der Wohno
&ff 5
fig
826
fin der Grafert von Ran8feld , und eine for
ftung geweſen , und in den Vorders Mittels und Hinterort abgetheilet worden iſt ; jeħt if von demſelben nur noch der bordere Tbeil mit der Kirche vorhanden , das übrige iſt
1674 nebit sen, Mauern und Baſteien nier Dergeriſſen und geſprengt wodden . Es ges hört den Fürſten zu Mansfeld. 2. Die Stadt Mansfeld , liegt unter dem Schloß und wird daber das Shal Mansfeld genannt. Sie iſt flein , und ge hört dem Fürſten zu Mansfeld. Der Obers prediger an der Pfarrkirche, iſt Generalbeta. nus in der ganzen Grafſchaft Mansfeld. 3. Das Mittelamt Mansfeld , iſt aus bem ehemaligen Kloſter Mansfeld entſtanden , welches eine kleine halbe Stunde von dem
mansfeldiſchen Schloß belegen iſt. Es gehört dem Fürſten zu Mansfeld , und begreift die Dörfer Kloſter Mansfeld ein Pfarrdorf , woſelbſt ein Rittergut ift , Sierbleben , So bigterode , Wimmelrode und Ziegelrode , hat auch die Obergerichte über Alsdorf. 4. Das Amt , oder die Herrſchaft fries deburg , hat ebedeffen den edlen Herren von Friedeburg gehört , nach deren Abſterben fic an die lehnsherren gefallen feyn muß : denn
Albrecht , Biſchof zu Salberſtadt , und Wola demar , Markgraf zu Brandenburg und lau ftis, 1
1
8
827
ftit, haben ſie 1316 an das Erzbiſthum Mag deburg.geſchenkt , bei welchem ſie auch viele
Jahre berblieben iſt.
1442 fauften die Gra:
fen Volrath und Gebhard VI zu Mansfeld die Herrſchaft Friedeburg ſamt dem wüſten
Echloß Salzmünde , mit allen dázu gehöri: gen Dörfern , Gerichten und Gerechtigkeiten, Étadt und Kloſter Gerbtadt , Wieſen , fie
jdereien, Bergwerfen , Jagden x. dom Ergo ſtift Magdeburg , für 4000 Schod alter meiße Im funfzehnten niſcher Groſchen , erblich. Jahrhundert wurde ſie von den Grafen zu Mansfelb ''zweimal berpfändet , 1612 aber wieder eingeldfet , "roozu ba8 Domkapitel zu
Magdeburg das Geld berfchoß , dem de da: får verpfándet wurde." . 7867 fam Graf franz Marimilian wieder zum Befik derſelben , nach: dem fie im vorhergehenden Jahr war eingea Idſet worden. " Jekt beligt fle 'ber Fårſt zu Mansfeld . Es wird aber die Herrſchaft oder das Amt abgetheilet
i ) Jn das Oberamt , welches aus y zu dem wüſten Schloß Salzmünde gehörigen DÔ fern beſteht. Das Dorf Salzmünde liegt go beim Einfluß der Salze in'die Saale.
dem Dorf Pfüßenthal iſt ein Vorwerk. Die Pfarrdórfer des Oberanta, find Mullerborf und fienſtebt.
2) In
828
2) In Das Unteramt, zu welchem gta hören
( 1 ) Frideburg , ein Schloß auf einem Berge an der Schlenze und Saale. In dem dabei befindlichen Dorf ſind zwei Rittergúter und eine Pfarrkirche. Zu dem dafigen Deta , nat gehören - fieben Pfargen.
(2) Serbftást, ein Städtchen , welches 1364 noch ein Dorf geweſen iſt. Von dem ehemaligen hieſigen Kloſter fiche hernach das Amt Gerbſtádt.
(3 ) Vierzehn Dörfer , unter welchen die Pfarrbórfer Seiligenthal , Flemiş und freuſt ſind , und das Vorwerk Straußhof.
( 4 ) Die Obergerichte aber das Dorf Abendorf an der Schlenge.
5. Das Amt Solsjelle , zwiſchen Eißle ben und. Sehraplau , gehört, dem fürften zu Mansfeld. Es iſt aus einem ehemaligen Non Kentlofter entſtanden , meldjeb im rechzehna ten Jahrhundert von den aufrühreriſchen Bauern zerſtört worden , und es gehören dazu die Dörfer Hornburg und Kolmen. 6. Das Amt Selffta , liegt bei Eßleben, und iſt aus dem ehemaligen Ronpenkloſter Bifterzienſerordens Selpeda , Helpete , Selff ta , entſtanden , welches 1219 zuerſt im Thal zu Mansfeld geſtiftet, nach 5 Jahren nade Dber -Nibborf, und 1248 nach Belffta ders lege
829
legt worden iſt.
3
Die Grafen von Mensfeld
1
haben és wiederkäuflich deråußert, 1712 aber hat et der König von Preußen Friderich I an ſich geldſet, und zur magdeburgiſchen Kama
>
mer geſchlagen. Es gehören dazu die Dóra fer Selffta-und Biſchofrobe mit den daſigen
ehemaligen vigthumiſchen Gätern , die ſogea nannte Siebenbiße, eine Vorfiadt vor Eiß leben , welche aber unter chur ſách fiſcher lan Déshoheit ſteht, und das dirwüſtete Dorf Nedendorf, moſelbſt noch eine Mülle iſt. 7. Das Amt Sedersleben , iſt auch aus einem ehemaligen Nonnenfloſter entſtanden , Die Grafen von Kansfeld åbe. ließen e$ 1674 ant die Marſchalle von Biberſtein wiedera ܀܀
tauflich.
1736 ldſete es König Friderich Wila
.
1
helth ein , worauf es Prinz Auguſt Ferdinand betam . Es gehdren dazu die Dörfer Heders, leben , mit 2 der Baſigen 4 Gúter , Deder:
ſtedt und Gorſchleben , und das ehemalige hattorfiſche Sut zu Polleben , welches erkauft, und zu dieſem Umt geſchlagen worden. zu dem Detanat Deberſtedt , gehören 9 Pfar ren .
1
8. Das Umt und die Herrſchaft Schraa plau , Davor thebeſſen eine finie der Grafen von Mansfeld benennet moorden . Graf Seba
hard II hat ſie 1371 von dem Erzſtift Maga deburg erblich gekauft.
Das Amt mird ik bas
daß Ober - und Unteramt abgetheilt , jenes hat König Friderich Wilhelm von Herzog8 Chriftian gl Sachſen - WeißenfelB Gemahlin , Grafen Johann Georgs 111 zu Mansfeld hina
terlaſſenen Witme , diefes aber von den von Bülow eingelóſet, und beide ſeinem Prinzen Auguſt Ferdinand geſchenkt. Zu dem Oberamt gehören :
(1 ) Schraplau , ein Städtchen am Fluß Weite , deſſen ehemaliges Schloß verwüſtet ift.
Zu dem Dekanat Schraplau , gehörer
8 Pfarrfirchen .
Das hieſige Nittergut, iſt auch ang loa
nigliche Haus gekauft, und zum Siz deb Umts gemacht worden.
( 2) Sech8 Dörfer , und 2 Vorwerfe. Die Dörfer Unter- und Dber : Elperſtadt , beide an der Weita , in deren erſtem cinc
Pfarrkirche iſt , ſind wegen ſeltener Fuffilien ,
und vieler Platten zum Pfafter , Pfoſten , Dfenfüßen , Kamingeſimſen, und anderer Daher tommenden Steine , bekannt.
2) Zu dem Unteramt gehören 6 Dörfer. Von den 4 Nittergåtern in dem hieher getó, rigen Pfarrborf Stedten , ſind zwei an das
tónigliche Haus gekauft worden. 9. Das Umt Groß - Derner , im Berga fleden , Groß - Derner an der Wipper , mela
cher chedeſſen eine Stadt geweſen iſt. König frio
831 i
Friderich Wilhelm hat es von den von Pfull
eingeldſet, und feinem Prinzen Vuguft Fers Sinand gewidmet.
Et gehdren die Vormerke
Ndogen und Móuendorf Dazu. 10. Das Amt Gerbſtábt, beſteht theils
aus dem ehemaligen Frauenfloſter Benediktia Her Drdens in der oben angeführten Stadt Gerbſtábt , welches , nebſt dem wüſten Vor werte Treſemiş , 1600 an die Edlen von Plothe wiedertauflich überlaſſen worden , theils
aus dem ehemaligen Xittergut der von Steua ben in der Neuſtadt - Gerbſtedt , zu welchem
Neuſtadt. Serbſtádt , Xumpin , Zdumiß und Königswiec gehören. Dieſe Gúter bat Rós
nig Friderich Wilhelm 1738 und 1739 für ſeinen Prinzen- Uuguſt Ferdinand . erfauft , und zu einem Amt gemacht. zu dem Kloſter gehört das Welffsholz, welches megen einer 1115 bei demfelben vora
gefallenen Schlacht berühmt iſt 11. Das AmtBennſtedt, in dem Pfarra Dorf dieſes Namens , unweit der Grenze des j
Saaltreiſeb , melden König Friderich Wils helm auch für den Prinzen Huguſt Ferdinand
다.
erworben hat , iſt ein Rittergut der Wara
Tehalle von Biberſtein geweſen. 12. Das Umt Meu : Užieburg , hat zulm leßt den von dem Buſch alb cir Rittergut ges
832
gehört , welches König Frideric, Wilhelm ers tauft , und für ſeinen Prinzen Uuguft Fera dinand zu einem Umt gemacht hat. Dab Schloß Neu - Affeburg , welches 1596 von einem von Affeburg angelegt worden , liegt unweit Mansfeld auf einem Berge , iſt aber febr verfallen , und das Amt in das Darun
ter liegende Dorf MóUendorf , ſonſt Múba lendorf , perlegt worden . 13. Das Amtfeimbach , ſonſt das vors berortiſche Amt Mansfeld genannt, liegt uns weit Mansfeld , iſt wiederkäuflich veräußert, und wird jert von den von Schent beſeffen. Es gehören dazu : 1 ) Reignbach , ein Städtchen an der Wipper , welches ebedeflen ein Schloß geo habt hat , und der Sig eines Dekanats ift, dazu 10 Pfarren gehören . ' 1776 brannten, außer 42 Bürgerhäuſern , das Nathhaus , die Kirche , und die Diafonatwohnung , ab.
Nabe dabei im Selbe liegt das ſogenannte Neue Vorwert.
2 ) Das Pfarrborf Volfſtadt, woſelbft $ Nittergåter find , und noch 8 Dórfer. 14. Das Umt Burg - Derner , in dem
an der Wipper belegenen Dorf Burg - Dera mer , woſelbſt ein feitet Schloß iſt , iſt aude
wiederkäuflich veräußertworden , und es has ber
833
ben folches jegt die Freiherren oon Pora. Bamsty inne. Es gehört auch das Vormerk zu Siersleben dazu. 15. Das Amt Polleben , in dem Pfarra
borf Polleben , welches zwiſchen Eiſleben und
Gerbſtádt liegt , iſt wiederkäuflich veräußert worden , und hat jeßt die von Pfuhl zu Ina habern. 16. Das Umt Helmsdorf , ſonſt auch das hinterortiſche Amt Mansfeld genannt, gmiſchen Eiſleben und Gerbftádt , iſt ehedef
ſen ein Kloſterhof geweſen , und an die oon Búlon wiederkäuflich veräußert worden. Außer dem Klofieihof Selmsdorf , und dem Braua hof zu Groß - Derner , gehören die Dörfer
Borgsborf oder Burgesdorf , Rottelfdorf , Augsdorf und Såbiß dazu. 17. Das Aint oder die freie Herrſchaft
Seeburg, iſt 1100,' nach ihref Befißers, des
Erzbiſchofs Wigmanns , Tone , or da: Erza ſtift Magdeburg , nach einiger Zeit aber an die Grafen von Wernigerode , gefommen , von welchen ſie 1287 an die Grafen zu Mansfeld verkauft worden.
Graf Chriſtoph
zu Mansfeld überließ ſie 1574 wiederfáu chy
an Cuno Hahnen , deſſen Nachkommen , die von Hahn im Herzogthum Medlenburg , noch im Beſitz derſelben find. Bürde. Erdbefrør, 20. B.
Es gehören baju : Sg9
1) Sees
834
I Sưeburg , ein Schloß und fleden nahe beim füſſen See Das Schloß bat eine Kirche , und der Fleden eine Pfarro firche.
2) Beerenſtadt, ein Pfarrporf , welches ehebeffen Marktgerechtigkeit gehabt hat , das
ber das Dberdorf noch Markt : Beefenſtadt genennet wird. 3) Moch 13 Dörfer. 18. Das Amt Erdeborn , iſt auch mica berkäuflich veräußert morden , und roird jest von den von Streithorſt beſefien. Es ges hören dazu die Dörfer Erdeborn nicht weit vom Anfange des ſalzigen Seeb. , woſelbſt pergibborf , welches 3 Rittergåter find , Sergiðborf cinen Jahrmarkt bålt , und noch 4 ans dere.
19. Das Amt Selbra , zwiſchen Mans, feld und Eisleben. Zu dem Dekanat Helbra, 1
gehören 8 Pfarren . 20. Das Bormert in den Dorfe Hels
bra , iſt ehedefſen ein Hof des Sloſter Helffe ta gemeſen , aber wiederk&uflich veräußert
worben .
Jekt beligen es die von Kerſtena
bruch.
21. Das Mittergut und Gericht Sdos chewiß gehört den von der Schulenburg , mit den Dörfern Schodzemis , moſelbſt eing
Pfarrkirche iſt , Krimpe und Wilzſch. 22. Das
1
835
22. Das Xittergut Wirbenburg oder Krimpe , in dem Dorf Deutſchenthal , mela des in der obern , mittlern und untern ab.
getheilet wird , und zwei Kirchen hat , gea: hört den pon Trotha , die Hobeit über daſ felbige aber theils zu der Srafſchaft Mans.
feld , theils zum Stiftmerſeburgiſchen Amt faudeſtadt.
6982
Die
836
Die
Grafſchaften Stollberg und Wernigerode.
1. Die Grafſchaft Stollberg.
$.
1.
der Grafſchaft Stolberg hat 3. 8. VoonPeuther eine Landcharte gezeichnet, nach dem er einen großen Theil derſelben geomea
triſch ausgemeſſen , den ábrigen aber von ges wiffen Asben aufgenommen hatte.
El has
ben daſſelbige die homanniſchen Erben ans Licht geſtellet , und ſie iſt im Atlas von
Deutſchland die 57ſte Charte. In derſelben iſt das Amt Sobnſtein mit zu der Grafſchaft gerechnet worden .
$. 2. Sie liegt in Thüringen am Sarz, und grenzt , nach dem Umfange , den fic in ber
837
der oben genannten Bandcharte hat , gegen Mittag an das untere Fürſtenthum Schwarz burg , gegen Morgen an deß thüringiſchen
Kreife : Amt Sangerhauſen im Churfúrſtenthum und : an die Grafſchaft Mansfeld , gegen Mitternacht an die Fürſtenthumer An : halt und Blankenburg , und gegen Abend an einige Stücke der Grafſchaft Hohnſtein , und
Sachſen
an die ReichsſtadtNordhauſen . Ihre großte Uusdehnung in der fånge beträgt fünf, und die größte Ausdehnung in der Breite , drei geographiſche Meilen, ohne die mit dem fürſt
lichen Hauſe Schwarzburg gemeinſchaftlichen Aemter Seeringen und Kelbra. Sic bat gus ten Wielewachs und Uderbau , vornåmlich
aber große Wälder , viel Wildpret , uns era giebige Kupfer- und Silberbergwerfe , ſchwar zen Alabaſter und andere Mineralien .
$. 3. Das gråfliche Haus und die Unter: thanen derfelben , bekennen ſich zur evangeliſch lutheriſchen Lehre. Zu Stouberg iſt der Su perintendent über die Siafſchaft , in welcher úberhaupt 28 Pfarren oder Kirchſpiele ſind , ohne die , welche in den mit Schwarzburg
gemeinſchaftlichen Aemtern Heeringen und Kele bra gefunden werden. 9. 4. Das gráfliche Haus Stolberg ift
eines der låteſten unter den vornehmſten Häus G993
fers
838
fern in Deutſchland : feine Ubſtammung aber iſt noch nicht recht unterſucht, und ins licht gefeßt morden. Seine Lande und Såter ſind nach und nach beträchtlich angewachſen , ins dem eß 1412 ein Antheil an den Städten
und Aemtern Heeringen und Kelbra , und 1413 das Schloß Hohnſtein erfauft , 1429 pie Grafſchaft Wernigerode erhalten , 1535 die Grafſchaft Königſtein geerbet , deren fich aber das Ergflift Mayng größtentheils be: mächtiget hat , und 1755 durch einen Ver: gleich einen Eheil der rochefortiſchen Grafs
und Serrſchaften bekommen bat. Graf Heins rich der Beltere , welcher 1572 geſtorben , iſt der allgemeine Stammdater des heutigen floubergiſchen Hauſes , welches ſich in ſeinen zwei Söhnen , kudewig : Georg und Chris ftoph , in zwei Rinien theilte. Die von dem erſten berrührende linie , ſtarb ſchon mit fei: nen Enteln aus , die von dem zweiten bers fommende linie aber dauert noch fort , und
hat fich in feinen zwei älteſten Söhnen , den Grafen Heinrich Ernſt und . Johann Martin,
wieder in die wernigerodiſche und floubergi ſche Linie abgetheilt. Graf Seinrich Ernſt , welcher 1672 geſtorben , iſt alſo der Urhes ber der Wernigerodifchen oder ältern Haupts linie , welche ſich in ſeines Sohns , Grafen fud:
1
839
1
fubroig Chriſtians , Söhnen , den Grafen
1
Chriſtian Ernſt und Friderich Karl , wieder in die Wernigerodiſche und geberiſche finię getheilet hat ; die lekte iſt' 1742 in ihrem Urheber in den Reichsfürſtenſtand erhoben
ai
-)
morden .
Graf Johann Martin , Stifter
der ſtolbergiſchen oder jungern Hauptlinie , welcher 1669 geſtorben iſt , hat ſie durch
feinen Sohn , Grafen Chriſtoph Ludewig , fortgepflanzt , welcher 1704 Seffóróen iſt , und deſſen Söhne , die Grafen Chriftoph Friderich und Juſt Chriſtian , zwei linier geſtiftet haben , nåmlich jener die Atolberg
ftoubergiſche , und dieſer die Roubergs roßlai ſche.
Beide blühen nocy.
§. 5. Der Titel , deſſen ſich das geſam te gråfliche Haus Stolberg bedient, ift: Graf zu Stouberg , Königſtein , Nochefort , Wernigerode und Sohnſtein , Herr zu Epſtein , Münzenberg , Breuberg , Aigmont, fora und Klettenberg. Das Wappen wegen Stou berg , iſt ein ſchwarzer zum Gang geſchidfter
Hirſch in goldenem Felde ; negen Königſtein ein aufgerichtetet ſchwarzer Lowe mit roth ausgeſchlagener Zunge 'ze, im goldenen Felde ; wegen Nochefort ein rother Adter mit blauem und laſurfarbenem Schnabel , Fügen und
Klauen , rother ausgeſchlagener Zunge , und S994
aus :
840 1
ausgelaſſenen Flügeln , im goldenen Felde ; 1
wegen Wernigerode zwei rothe mit Mund und Schwänzen einander zugefehrte Forellen im filbernen Felde ; wegen Hohnſtein ein von Roth und Silber gewürfeltes oder geſchach : tes Feld ; wegen Epſtein drei rothe Spara ren im filbernen Felde ; wegen der Grafſchaft Marf ein rocher und filberner Schachtbalte von drei Neiben im goldenen Felde ; wegen
mzunge..berg ein don Noth und Gold getheil tes feld ; wegen Aigmont, fünf goldene und fünf rothe Balten , einer um den andern ; wegen Klettenberg ein ſchwarzer gehender Hirſch im filbernen Felde, und wegen der
Srafſchaft Patterberg ein quer getheiltes Feld, welche8 oben im rothen Grund einen golde: nen lomen bat , unten aber achtmal von Gold
and Roth balfenweiſe geſtreift ift. 9. 6. Das gráfliche ſtoubergiſche Haus gehört auf dem Reichstage zu dem wettes
rau:ſchen Reich8grafenkollegio , ef hat auch 1
Eiß und Stimme bei dem oberſächſiſchen Krei re. Zu einem Römermonat giebt die Grafs ſchaft Stolberg 84 Fl. wodon die Grafen zu Souberg , nåmlich 63 Fl. zahlen, Chur zu ei ſachſen aber, 1 oder 21 fl. trågt. nem Kammerziel giebt das floubergiſche Saus
60 Nthlr. 8 ; Kreuzer. $. 7.
71
841
$ . 7. Die eigentliche Grafſchaft Stollberg iſt größtentheils entweder churfáchfiſches , oder churınayngiſches , oder fürſtlich) , halberſtadtis
ſches lehn. Churſachſen , welche8 1738 mit Stolberg . Stolberg einen Rezeß errichtet bat , åbet ſowohl über ſeine Behnſtücke , als über das von Churmannz zu lehn gebende
Amt Stollberg , die landedhoheit aus , und 1
die Grafen zu Stolberg werden dieſermota gen zu der erften Klaſſe der landſchaft des
Churfürſtenthums. Sachſen , und ihr unter
eburſáchfifche Hoheit ſtehendes land zu dem thüringiſchen Kreiſe gerechnet. * $. 8. Jeder regierende Herr in der fiol :
bergiſchen Hauptlinie, hat ſeine Regierung oder Ranzlei , Konfiftorium und lanımer. Das Bergamt iſt gemeinſchaftlich. g. 9. Die Srafſchaft iſt alſo bertheilt , daß
I. Die ſtouberg - floubergiſche gráfliche Liz nie , beſigt :..
1. Das Amt Stolberg , welches churs maonziſdhes Rehn iſt.
1 ) Stolberg am Harz , in alten Urkuns
den Stalberg , eine gráfliche Reſidenzſtadt , liegt in einem ſchmalen und tiefen bal ,
und hat das gråfliche Reſidenzſchloß über ſich liegen, welches ſeine eigene Kirche hat. Außer Ggg 5
bet
84-2
der Daupt- und Pfarrkirche , giebt es hier noch eine Kirche bei dem Hoſpital, und zwei Gottegaderfirchen ; es iſt auch hier eine Sua perintendentur und eine lateiniſche Schule.
2) Die Kirchſpiele Nottleberoba , Uſtruns
gen , Nodisharn und Stempeda. 2. Das Amt Hann , zu welchem die
Kirchſpiele Barn , Schwenda , Dietersdorf, Straßberg , 'woſelbſt ein Silber : Kupfers und Bleibergwerk ift , und das Vorwert Fris derichshof , gehören. 3. Das Amt Hohnſtein , welches weis ter unten bei der Grafſchaft Hohnſtein bes ſchrieben wird. Eben Daſelbſt wird auch das
ſtollbergiſche Antheil an dem Kloſteramt und Bådagogio Blefeld angegben.
11. Die ſtouberg : roßlaiſche gráfliche Binic beſigt: 11. Das Amt Roßla , welches churſachs fiches Lehn ift. 1 ) Noßla , ein Pfarrborf, mit einem
gráfichen Reſidenzſchloß , liegt an der Helm . Es iſt hier ein gráfliches Konfiftorium ýber 13 Kirchen.
1656 brannte es ganz , und
1683 gutentheil8 ab.
2. Die Kirchſpiele Bennungen , Bidea roba , Breitungen , Noſpermenda. 2. Das Umt Dueftenberg, welches auch durſádyfiſdzes lehn iſt , und die Kirchſpiele Ques
843
Dueftenberg , in welchem noc Uiberbleibfel des alten Schloſſeo Queſtenberg bei dem Doro fe gleiches Namens zu ſehen ſind , Sagnro
da , Klein - leinungen mit Drebsdorf , ent hålt.
3. Das Amt Wolfeberg , welches hal
berſtädtiſches Lehn iſt , und die Kirchſpiele Wolfsberg mit Breitenbach und Dittichero , da , hat. Bei dem Pfarrtorf Wolfsberg iſt por Alter8 ein Schloß geweſen , von welchem noch Uiberbleibfel vorhanden find. 4. Das Amt Ebersburg , welches den Namen von einem derrúfteten Schlos , don
welchem noch ein Thurm übrig iſt , und die Kirdyo órfer Hermanfader und Buchholz hat, die nur init einem Prediger verfehen find. 5. Das Amt Berenrode , hat das Kircha
dorf Breitenſtein , welches vermoge eines 1754 zwiſchen Churſachſen und Anhalt-Berns
burg getroffenen Vergleich , unter curſächſia ſche Hoheit gehört. Anmerkung . Daß dte Orafen zu Stolberg in Gr. meinſchaft mit den Fürften zu Schwarzburg
die Städte und Uem terHeeringen und stele derſelben im Fürftenthum Schwarzburg ange.
bra befigen , ift oben bei der Berchreibung zeigt worden,
2. Die
944
Grafſchaft 2. Die Grafſchaft
Werni
gerode.
S.
I.
ie beſte bisherige Abbildung der Graf, Ichaft, findet man auf der Charte vom Fürſtenthum Halberſtadt, welche G. H. Niere gezeichnet , und Tob. Maier berichtiget bat, morauf ſie von den homanniſchen Erben 1750
in Kupfer geſtochen worden. S. 2. Sic liegt zum Theil auf dem Harz, welcher bier durch den Broden in den Ober und Unterharz. getheilet wird , zu welchem letzten ſie vornámlich , einem kleinen Theil nach aber auch zun Oberharz gehört , und grenzt an das Fürſtenthum Salberſtadt , an die Herrſebaften Schauen und Derenburg , an das fürſtenthum Blankenburg , an das chur-braunſchweigiſche Amt Elbingerode , an ben chur- und herzoglich - braunſchweigiſchen
gemeinſchaftlichen Forft , an das Herzogthum Brauns
4
1
1.1
ป็น
845
Braunſchweig und Bifthum Hildesheim. Sie ift úber drei Meilen lang , und etwas über zwei Meilen breit.
$ . 3 . Ein Sheil derſelben beſteht aus Gebirgen , und ein anderer aus ebenem lan : de. Einer beſtimmt jenen zu zwei Drittel , und dieſen zu ein Drittel , ein anderer aber
fehret es um ; und ein Dritter meinet, beide
Thrile waren einander faſt gleich. Die Berge fallen wie ein Amphitheater ins Auge, meil die vorberſten niedrig , die mittlern höher , und die hinterſten am höchſten find. Unter dieſen raget vor allen andern der große Broden oder Blodsberg , Mons Bructerus, hervor , welcher der große , zum Unterſchiea. de , von dem nahgelegenen fleinen Broden oder der Heinrichehobe, genennet wird . Er gehört zu dieſer Grafſchaft , iſt einer der
höchſten Berge in Deutſchland ; daher iſt er auch oben mit feinen Bäumen , ja faum mit
gang niedrigen Stauden bewachſen , und dieſe find ganz weiß und ſo hart wie Knochen. In manchen Jahren bleibt der Schnee auf
demſelben biß Johannestag , und in einigen nordmårt8 befindlichen Gränden noch långer liegen. Ritter hat die Höhe des Brodens
åber Ilſenburg geometriſch gemeſſen , und ſie åber 2933. Fuß braunſchweigiſchen Raßes anges
846
angegeben ; Prof. Zimmermann aber hat fic 1775 Durch Hilfe des lúcſchen Barometers auf 3021 ſolcher Fuß berechnet. Eben ders felbe hat die Adhe des kleinen Brodens áber
glſenburg , auf 2713 braundweigiſche Fuß berechnet. . Diejenigen , welche ihn im Soma
mer beſteigen , finden zu ihrer Bequemlid feit ein kleines feinernes Haus auf demſelben ,
und auf dem kleinen Broden ein Wirthshaus , : von welchem unten ein mehreres vorkommt. An dem großen Broden entſpringt die Ilſe, welche nordwärts durch das Ilſenthal, Jlſena
burg , Vectenſtedt und Waſſerleben in : Fúra ftenthum Halberſtadt fließt. Sie nimmt die Rammelbach auf. Die falte Bude ober Bobe entſteht weſtwart8 Deb Brodeng hins
ter dem Königsberg , 'wird durch einen som Broden kommenden Bach verſtärkt, geht ſúdojimarts ins churbraunſchweigiſche Gebiet, und iſt zwiſchen demſelben und dem wernis gerodiſchen die Grenzſcheidung. Die Eder
hat ihren Urſprung am nordweſtlichen kleinen Brocen , und gebt nordmarts in
Bisthum
Hildesheim . Sie iſt die Grenze zwiſchen der Grafſchaft Wernigerode und dem chur - und herzoglich braunſchweigiſchen Kommunionforſt. Mit derſelben dereiniget ſich die Stummefe. Die folgemme (Holtemme) nimit ihren Ans fang
847
fang auf den vor dem Broden Sitlich liegen , den hohen Bergen , und geht in bas Fúra fienthum Halberſtade. Sie nimmt die Zillis cherbach und Barnbed auf. Das ebene land ift febr fruchtbar an allerhand Betreide ,
Hülſenfrüchten , Rúbeſaamen , flach8 , Gar tenfrüchten , Obſt , und andern Seráchfen. Uuf den Bergen machſen die beſten fräuter, imgleichen allerlei Beeren , unter welchen die Kronsbeeren find , welche häufig mit Zucker eingemacht werden .
Eichen und Büchen find
nicht ſo häufig vorhanden , alb Fichten oder Får die Erhaltung und Fortpflanzung der Wälder , wird geforget. Die Wieſen und Weiden ſind fd;on , und die Viehzucht iſt gut und anſehnlich. Wierfusi ge8 und geflügeltes Wildpret iſt häufig vora banden. Blei , Kupfer und Silber wird heus tiges Tages nicht aufgeſucht ; hingegen hat man viel Mergelerde, Thon zu Ziegeln, Bad fteinen und Topfen , Kalfſtein , Bruchſteine, Zorf , Kobold , Blei und Eifen . Es ift feia
vielmehr Sannen.
ne unfruchtbare Gegend im fande.
Es füh
ret aus': Grüße , forn , allerlei Beeren , Bau- und Brennholz, Dielen , Spillengeug, Serberlohe , Del , Delkuchen , lobe , fetta Ochſen und Schweine , Wildpret, Niſche , .
Kalt , Salpeter , Kobold , Pulver , gegoffee mes
8.48
nes und geſchmiedetes Eifen, Drat, Sicheln , eiſerne Salzpfannen , geſchmiedetes Kupfer ,
(welches roh eingeführt worden iſt ,) Papier, Súder , Zeuge , fertige Wagen , Brannta wein
u. a. m .
§. 4. Die Grafſchaft iſt ſtark bewohnt. Die Landesſprache iſt platdeutſch. Die Eins wohner ſind der evangeliſch - lutheriſchen Kin che zugethan. Uiber die barinnen befind lichen 21 Kirchen und ihre Prediger , hat der Superintendent zu Wernigerode die Auf 1
jicht.
$. 5. Vor Alters hatte die Grafſchaft eigene Davon benannte Grafen. 1208 trug Konrad , Graf zu Wernigerode , fein Schloß und ſeine Stadt Wernigerode den Markgra: fen zu Brandenburg , Johann ,
Otto und
Konrad í und ihren Nachkommen , zu lehn
auf. In Gerken$ cod. dipl. brand. T. I. p . 97. kommt eine Urkunde von 1414 por, in welcher Heinrich , Sraf zu Wernigerode , und Heinrich und Bodo , Grafen zu Stou
berg , Haus und Stadt Wernigerode mit allem Zugehör , für ein Lehn des Erzſtifts Magdeburg erkennen . U18 Graf Seinrich , der lebte Reines Namens , 1429 ohne Erben ſtarb , fam die Grafſchaft , dermöge der porher errichteten Verträge , an Grafen Bos
3
849
do VI zu Stollberg , und alß im fiebzehna ten Jahrhundert des Grafen Chriſtoph zu Stolberg Söhne ſich in die våterlichen fande theilten , erhielt Graf Heinrich Ernſt dieſe
Grafſchaft , und nach Abgang der ilfenburgis fchen Linie , fiel ſie an Grafen Chriſtian Ernſt, der geberſchen finie.
9. 6. Es iſt alſo die Grafſchaft Werniges robe ein Rehn des Königs von Preußen , als
Markgrafen zu Brandenburg , und ſteht una ter deſſelben Landesbobeit.
1714 wurde
gwiſchen dem König Friderich Wilhelm unb Grafen Chriſtian Ernſt ein Vergleich getrof fen , und in demſelben wurden beider Oes
rechtſame feſtgeſegt. Der König , all fan, desberr , hebt in der Stadt Wernigerode ,
Utziſe , ( davon aber der Graf etwas gewiſs les betómmt, ) und auf dem Bande Kontri; buzion , mirbt Soldaten , ( quartirt aber
feine bieſelbſt ein , ) und bie Appellazionen von der gráflichen Begierung gehen an das churmårfiſche Kammergericht zu Berlin , wenn die Summe åber 150 Rthlr. iſt. Die ábri .
gen Negalien gehören dem Herrn Grafen , alb , die Dber - und Untergerichtsbarkeit in
Zivil - Kriminal - und kirchlichen Sachen , das Berg- Jagd - Sous Mäng - Negal , u. f. 7o. Die gráfliche Regierung , an welche die Up pellazionen von allen Untergerichten in der Ctabt $ 65 d befôr 20. 8. Bur . Erd
.
850 Stabt und auf dem Rande ergeben , iſt mit einem Kangler , Direktor und Råthen bei fekt.
Eben dieſe Perſonen machen auch
mit Zuziehung dreier geiſtlichen Konſiſtorials Die Rama råthe , da$ Konfiftorium aus. mer , welche mit einem Direktor , råthen ,
Affefforen und andern Bedienten befeßt iſt , macht , mit Zuziehung der Horſt - und Bergs
bedienten , auch das Forft - uub Bergamt aus .
$. 7. Das Wappen der Grafſchaft , find jwei aufrecht ſtehende gegen einander gelehra te rothe Forellen im filbernen Felde.
Die
jährlichen Einkünfte , ſchågt man ungefährauf 800000 Rthlr. S. 3. Es gehören zu der Grafſchaft : I. Schloß und Stadt Wernigerode. Das Schloß liegt gleich über der Stadt fádoſta wårt8 auf einem boben Berge , und iſt von dem Grafen Chriſtian Ernſt Febr verbeſſert , auch durch neue Gebäude vergrößert worden,
ſo , daß auf dem ganzen Bergé frin unbes baueter Plaß iſt.
Eben derſelbe hat auch
Darinnen einen großen und koſtbaren Bücher: ſaal angelegt , beſſen Bibelſammlung ſehr bes trächtlich iſt ; es wird auch hieſelbſt das gråfliche Urchio derivahrt. An der Hoffa.
pelle ſteht ein Hofprebiger , welcher zugleich
Superintendent der Grafſchaft iſt. Um das Solos
851
Schloß her find zwei Thiergarten , die Graf
1
Chriſtian Ernſt hat bemauern laſſen , und welche nicht allein mit wilden , ſondern auch mit Doftbäumen bepflangt find. In demſela ben findet man zunächſt vor dem Schloßthor ,
eine Reihe Håufer, darinnen gråfliche Beo
i
+
dienten wohnen , ein wohleingerichtetes Wais fenhaus , einen neuen Marſtall , und noch andere hin und wieder ſtehende Säufer fór
gråfliche Bedienten , vornåmlich aber enthalt
21
der Thiergarten drei gráfiche lufthauſer I welde die Hermitage , ( die noch höher liegt, als das Schloß . ) Chriſtianenthal , und die Schmud genennet werden .
Nicht weit vom
Thiergarten iſt der gráfliche fchöne fuftgars ten , mit einem ſchönen Drangeriehauſe , def:
$
Dabe ſen großer Saal ohne Säulen iſt. am Luſtgarten ſteht noch ein schönes Gebäus be. Eine Auce don Lindenbäumen , führt aus dem Thiergarten nach dem großen gråf
lichen Rüchen - und Baumgarten, welcher nahe
16
bei der Stadt liegt. Die nach dem Schloß
führenden fahrwege und Fußſteige find us leen . 8
Die Stadt liegt unter dem Echloß , un . weit der Holzemme, welche den durch die Stadt fließenden Zilicherbach aufnimmt , und
beſteht aus drei Iheilen, welche find : 1 ) die
Altſtadt , in welcher 430 bürgerliche Feuer $56 2 >
ftels
1
852
ftellen , zwei Pfarrkirchen , zwei Hoſpitaler , zu welchen und dem Witwenhaufe die Nifos laifirche gehört ; ein von Quabet fteinen er :
bauetes gráfiches Haus , ein gráfiches Vors werk, das gráfliche Kanzleigebaube , das gráfliche Stadtvogteigebäude , ba8 Mathhaus , auf welchem auch die königliche Afziſe und Struer ſtuben find , und das fånigliche und gráftidie Braudirektorium feine Zuſammena künfte hålt , die wohleingerichtete lateiniſche Schule von 5 Klaſſen , und unterſchiedene adeliche und freie Höfe ; 2) die Neuſtadt , welche 191 bärgerliche Feuerſtellen , eine
Pfarrkirche und ein Hoſpital enthält ; 3) dic Vorſtadt Nóſchenrode , durch welche vermit: tellt eines Kanals die Zillicherbach geht , und welche unter dem Amt Wernigerode fteht , ungefähr 150 Feuerſtellen , eine Kirche , und für die Hofgemeine eine Schule hat. Bor der Stadt liegt bag St. Georgenhoſpital mit einer Kirche.
Wenn man zu den angea
gebenen Feuerſtellen noch 40 Freibäufer und Freiſtellen hinzu thut , fommen får gang Wernigerode ungefähr 900 Feuerſtellen bers auß. Die Stadt hat 1455 , 1528 und 1751 großen Brandſchaden erlitten. Nach dem e leßten Brand find die eingedſcherten Däufer großenthril8 pon Steinen , und die übrigen auch beſſer , als vorhin , erbauet worden. Una
853
Unter den Hauptſtraffen find gemauerte . Kas nále , in welche ſich das Waſſer aus allen 3
Sellern zieht , daher disſe trocken ſind. Plus der Vorſtadt fann vermittelſt deb Billigers
3
1
ad
1
bachs die ganze Stadt unter Waſſer gefekt werden.
Außer dem Nagiſtrat beider vers
bundenen Städte iſt hier noch eine gráfliche Stadtvogtei , welche mit einem Stadtvogt, Der gugleich Striminalrichter in der Stadt
und Obergildemeiſter iſt , und mit ſichs. Aſ Perloren , deren zwei aus dem Rath , und
vier aus der Bürgerſchaft ſind , befekt iſt. Der Stadt und dem Nath gehören ' große
Solzungen 31 , aus welchen die Bürger freies Bauholz , uid jährlich gemifſeß Brennholz erhalten . Die Kammerei bat beträchtliche
Einfünfte. Die Nahrung der Bürger fommt vornåmlich vom Uderbau , Bierbrau , und Don der Branntweinbrennerei , hiernachi audy von Tuch - und Wollenzeugmanufaktua ten und andern Giwerben. Die tóniglich preußiſchen Gerechtſamen beſorgt ein hier woh Bender Kriegs- und Domainenrath unter dem Namen Commiſſarii loci ; der fånigli
che Kriegskommiſſarius nimmt die Kontribus zion voin lande ein , und in den boren
figen , außer des Rath Thormårten , mela dhe das Wegegeld einnehmen , auch -tonigli dhe. Thorſchreiber ; es iſt auch hiefelbſt ein $ 56 3
f& :
854
toniglich Poſtamt.
In und bei der Stadt
find am Zillidherbach und an der Holzemme viele Mehl , Del- Papier - Walt - Schleilf Såge , Lobe - und andere Mühlen , auch ift unweit der Stadt an der Holzemme ein der
Stadtfammerei zugehöriger Kupferhammer. 11. Das Amt Wernigerode , zu welchem gehören : 1. Die oben ſchon genannte und bes
fchriebene Vorftadt Olefchenrode, in welcher das gråfliche Amt - und Zouhaus , und die Hofbuchbruderei iſt. Die Einwohner muſs fen auf dem Schloß und auf dem Bormert in der Stadt alle vorkommende Dienſte leis
ſten ; diejenigen Häuſer aber , welche auf dem Stadtgraben erbauet find , heißen die freie Seite , und thun keine Dienſte , geo nießen aber auch nichts von der Gemeine als Holzungen und Gras. Die Einwohner dieſer Vorſtadt müſſen Bärger werden , und dürfen allerlei Handwerte und Gewerbe treia
ben , ohne Gildegenoſſen von der Stadt zu regn , welche ſie hingegen regn måſſen , wenn fie Pehrjungen und Gefellen halten wollen .
2. Silſtedt, wie es ſcheint vor Alters Seligenſtedt, ein großes und ſchones Pfarra dorf an der Holzemme , mit einem freien Man bålt dafür , das
ſchriftfáftigen Gut.
hier
855 hier das Bilthum Halberſtadt zuerſt gewes
31
fin fer. 3. Minsleben , ein Pfarrdorf an der Holzemme ', woſelbſt ein gráfliches Vorwert, cin adeliches Sut , welches die Untergerichte im Dorf hat , und ein ſchriftfáßiges Gut ift. Die Einwohner ſtehen wegen ihrer leder und in Kriminalfacoin unter dem Umg Ber : nigerode. 4. Xeddeber oder Rehber , ein zu des
halberſtadtiſchen Domkapitels Amt Zilli gehda riges Pfarrdorf, deſſen Einwohner aber me
gen ihrer lånbereien gråfliche Unterthanen ſind, und unter dieſem Umte ſtehen. ., EB iſt hier ein gråfliches ſchriftfáßiges beingut.
5. Schmaßfeld , ein anſehnliches gråflio des Vorwerf.
1
6. Langeln, Panglum , ein großes Pfarr. dorf , woſelbſt eine Romthurei des deutſchen Drbens iſ , die zu der Ballei Sachſen ges hört , und welche gute Waldingen hinter Darlingerode und bei Vedenſtedt, auch wedi. felsweiſe mit dem Herrn Grafen das Patro natrecht bei hieſiger Pfarrkirche hat. ES
ſind hier auch ein gráfiches Vorwerk , ein adeliches Gut ,
ein ſchriftfáßiger Freihof ,
und ein Hof del Hoſpitals zu St. Nikolaus in Wernigerode .
$
$ 5b 4
2. War:
856
7. Waſſerleben , im gemeinen leben Waa terleben , eines der größten Dörfer in der Grafſchaft , an der Ilſe , init zwei Kirchen , denen aber nur ein Prediger vorſteht. Das
ehemalige hieſelbſt geweſene Nonneufloſter , iſt in ein gräfliches Stammergut verwandelt worben , welches an einen Umtmann verpados tet wird. Auf dem Umt iſt eine Branntweins I brennerei. 8. Bedenſtedt , ein Pfarrdorf an der
Ilfe , wofelbſt ein gråfliches Kammeramt ift, welches aber jeßt die Gerichtsbarkeit áber Das Dorf nicht mehr bat. Uuf dem Umt iſt eine Branntweinbrennerei. Es iſt hier ein fehngut.
9. Charlottenluft , ein gräfliches Bors tert auf einem Hügel , hat eine ſehr ſchöne Ausſicht..
ES führt den Namen don des
Crafen Chriſtian Ernft Gemahlin. 10. Ultenrodë , in der gemeinen Spra.
dhe , Dlenrode , ein gráfliches Portert , und ein ſchriftſåßiges Gut. 11. Darlingerode , ein Dorf mit einer Tochterkirche , und einem ſchriftfäßigen Gut. 12. Drábec , Dråbte , ein großes und
ſchones Pfarrborf, deſſen Einwohner ches beffen für die reichſten Bauern in der Grafs
ſchaft gehalten worden , und manner Don Drábed beißen wollten. Es iſt hier ein al:
857
tes Stift, welches mit einer Abtiffin und fünf adelichen und bürgerlichen Kanoniſſinnen befegt iſt. Alle dieſe Perſonen ernennet der
regierende Graf , und die Uebtiffin iſt gemeis ! niglich aus dem gráfllichen Sauſe. Es hat
2
eine Kirche , außer welcher noch eine Kirche
im Dorf iſt. Das hieſige gråfliche Kammers amt hat ehedefſen dem Stift zugehört. Nicht weit von dieſem Dorf iſt die Ges
11
gend Ehrenfeld , woſelbſt das alte gråfliche Jagdhaus Karlbhaud , und das neue Jagda baus die Pleſſenburg , ein Ziegelofen , und ei ne Thonwaſche iſt. Aus dem angrenzenden Sandthal , in welchem ehedeflen Silberer: gegraben worden , fømmt der Nammelbach.
13. Ilſenburg , ein großer Fleden an
1
der glfe , welcher in alten Zeiten eine bes mauerte Stadt gewefen iſt. Die Einwohner find Bürger , und treiben allerlei Handwera fer. Das hieſige auf einer Höhe belegene
5
Schloß , iſt im vorigen Jahrhundert der
1
Wohnfiß der Wernigerodiſchen Linie des ſtolla bergiſchen Haufes geweſen. In dem dabei befindlichen ehemaligen Benediktiner Móna
18
او
dhenfloſter , iſt eine Salpeterſiederei angelegt worden. Die alte Kloſter - und nunmehrige
)
Schloßkirche iſt noch in gutem Stande. Bei dem Schloß iſt ein großer Thiergarten , und
an demſelben ein gráflicher Hof , welcher der Csis $ 56 5 1
858
Leininger Sof, oon Deg Grafen Chriſtian
Ernſt Gemahlin , einer gebornen Gråfin zu feiningen, genannt wird. Mitten im gleden iſt noch ein gråflides Vorwert , welches der 9) arienhof, nach der Grafen Heinrich Ernſt erſten Gemahlin ,, Maria Eliſabeth , beist. 3n der Kirche des flectens mird nur zua
meilen geprediget. Die vornehmſte Nahrung des Drts , fommt von dem gråflichen Eiſens þúttenwerf , und den Dazu gehörigen zwei hohen Defen , drei Eiſenhammern , der Drata fabrif , und der Faktorei ; e$ find auch in und bei dieſem Ort an der Ilſe Såge : Dels Papier - Pulver - und Thonmühlen , und ein Kupferhammer. Der Eiſenſtein wird doin Hartenberge und Büchenberge herzu geführt. Gegen Süden , nach dem Broden zu, iſt das 3lſenthal , in welchem der hohe Fela fen Siſenſtein iſt.
14. Das Pfarrborf Stapelburg , wela chet an einem Arm des flure Eder , die
Stůmmeđe genannt , liegt:
Bei demſelben
ſieht man auf einem Segel die Uiberbleibfel Der alten Stapelburg. An der Ede liegt der
davon benannte Ederfrug , welcher zugleich ein gråflid,e8 Jagerhauß iſt. Im Ederthal iſt eine Salzquelle , welche aber nicht gea braucht wird. 15. Ein
3
852
15. Ein unter dem Broden an der Bude belegenes Eiſenhüttenwert , bei welchem ſich die dazu gehörigen feute ſtart anges bauet , auch eine eigene Pfarrkirche baben.
El ſind hier i hober Dfen , 2 Hammer hútten , eine Säge- und Mahlmúhle, und eine fattoa rei.
Das Gericht úber die Hüttenleute , läßt
die gråfliche Hammer durch einen Serichts halter verſehen. Der Eiſenſtein wird einige
Stunden weit vom Büchenberge bergeholt. Die umliegende Waldung iſt wichtig , daber auch bieſelbſt eine eigene Förſterei iſt. Man hat hier gute Weide und Rindpiehzucht , auch in der Bude gute Forellen : die übrigen les bensmittel aber máffen bieber gebracht wera den.
16. Die gråflichen Viehhofe, Hohne , nicht weit vom Zidlicherbach , wofelbſt auch eine Stuterei ift , Schluft unterm Broden an der Bude , Scharfenſtein , unter dem großen Broden nicht weit von der Eder , und Moltenbaus , welcher leßte zu dem Reia ningerhof in 3lſenburg gehört. 17. Die gråflichen Torfroerke Heinrichse höhe , langenwerk und Jakobsbruch , welche aus großen hölzernen Gebäuden beſtehen , in den der daſelbſt geſtochene Torf getrocknet , und alsdenn zu Rohlen gebrannt wird , wela che bei den Hüttenwerken mit gebraucht wera den.
860
In den Torföfen mird die Fettigkeit des Torff , welche einem Dele gleicht, hera aus gezogen . Das erſte liegt auf dem fleia Den .
nen Broden , und kann viele Meilen weit
geſehen werden ; es iſt auch daſelbſt ein Wirthshaus , rowohl für die Arbeitsleute , als für die Reifenben nach dem Broden.
Die beiben andern liegen nach Schierte zu. III. Saſſerobe , erſtredt. tich nahe an die Stadt Wernigerode , bat einige Stun den im Umfange , und iſt aus einem Bezirk entftanben , welchen die Grafen ehedeffen dem Rath zu Wernigerode abgetreten haben, von welchem ihn der König von Preußen
titulo fequeftrationis erhalten hat , wora auf er ein fånigliches Umt geworden ift.
Die dazu gehörige Waldung iſt beträchtlich. Der Stadtrath zu Wernigerode hat noch einige Gerechtſate darinnen , als , die Hut und Trift , c ." Der Graf hat die Jagdges rechtigkeit allein , und Antheil an dem Forft, der fandmann genannt , woſelbſt er auch
eine Sägemühle und eines Oberforſter: Woh nung hat ; die ehemalige gráfliche Kobolds grube aber wird nicht mehr gebauet. Der Drt Haſſerode beſteht aus einer mit Waffer umgebenen Burg , einem Vorwert , unter: ſchiedenen Mühlen , einem forſthaufe , und
einer Anzahl Säuſer. Zwiſchen den Kafferos der
21
3
861
der Häuſern , von der Burg biß an die Stadt Wernigerode iſt der neue Drt Friderichsthal von mehr als hundert Håufern angelegt wors den , welcher mit Haſſerobe eine halbe Stuns
de lang iſt , und der Stadt gegen Weften liegt. Er hat eine neue Kirche , einen eigea nen Prediger und eine Schule. In dem fda niglichen Antheil dieſes Bezirf$ , iſt ein Bleis bergwert und eine farbemühle. Nicht weit pon Hafferode, und ungefähr eine halbe Stunde von der Stadt , ſtund im gráflich wêrnigerodiſchen Bezirk ebedeffen das Uugu. ſtiner Mönchenflofter Himmelpforte , welches 1525 von den aufrühreriſchen Bauern gero . ſtørt, und die Güter deſſelben von den Gras fen eingezogen worden .
--
Die
862
Die Grafſchaft Barbn.
derſelben findet man auf EiinedemUtbildung erſten Blatte der Landcharte vom
Herzogthum Sachfen , welche die homannis ſchen Erben 1752 ausgegeben haben, Sie iſt von des fächſiſchen Churkreiſes Amt Goma
mern , dem Herzogthum Magdeburg und dem Fürſtenthum Anhalt umgeben , und liegt an der Elbe , welche hier die Saale aufnimmt. $. 2. Die Raiſer Otto II und Dtto lll
fchenften in den Jahren 974 , 987 und 999
Barby und alle Dazu gehörige Dörfer und
Gúter im Gau Nordthüringen, an das Stift Duedlinburg. In den beiden erſten Schen
fungsbriefen wird Barby ein faiſerliches Lands gut, ( curtis ) in dem letzten aber ein Burg, ward genannt.
Die edlen Herren und nach
maligen Grafen von Barby , ſtammen von
den Grafen zu Múlingen ab , von welchen eine Linie zu Barboj ihren Sig genommen hat.
863
bat. Oraf Burchard V zu Múlingen und Herr gu Barby , brachte es dahin , das Kais ſer Maximilian I im Jahr 1497 ſeine freie Herrſchaft Barby zu einer Reichsgrafſchaft erhob , von welcher er und ſeine Nachfoma
men fich Grafen zu Barby nennen und ſchreia ben ſollten. Nach dieſer Zeit bat Barby in dem gråflichen Titel vor Målingen geſtanden, Das gråfliche Baus ſtarb 1659 mit Grafen 1 Auguſt Luderig aus. Die Lande und Gú.. ter deſſelben ſind ſehr vertheilet worden ; denn die eigentliche Grafſchaft Barby iſt an das Churhaus Sachſen , von welchem ſie zti
fehn gegangen , und zwar anfänglich an sit weiffenfelfiſche Linie deſſelben , Múlingen und
Walther-Nienburg als churſächſiſches Lehn an Anhalt -Zerbſt , die Herrſchaften Norenburg und Egeln aber an Magdeburg , und zwar lektere ſchon 1417, gelommen. S. 3. Die Grafen von Barby haben Siß
und Stimme auf der meſtpháliſchen Grafena bant und beim oberſáchfiſchen Kreiſe gehabti und zu einem Nomermonat 20 Fl. gegeben. Adeß diefes tómmt jeßt dem Churbauſe Sacha
fen zu , welches auch wegen Barbi zu einem Rammerziel 21 Rthlr. 28 Str. erlegt. S. 4. gert ' gehört ſie als ein Umt zu
dem Kreißamt Wittenberg im Churfreiſe. Dita feb
864
feb Umt iſt 1748 dem Grafen Heinrich dem XXVIII Reuß und Konſorten , daß iſt , den vereinigten evangeliſchen Brüdern , pachto weiſe übergeben , auch 1705 diefe Pacht als fo erneuert worden , daß zugleich das Schloß zu Barby und Vorwerk Dåben dem Gras fen Heinrich dem XXVIII Reuß in Erbpacht gegeben wurde , in der Abficht dafelbft eis nen Bråber - Gemeinort nach Art der übris gen , anzulegen. 1. Sarby , eine Stadt unweit der Els
be , welche in dieſer Gegend die Saale auf nimmt. Sie hat ein altes Schloß , und
zwei Kirchen , es iſt hier auch eine Supers intendentur , unter melcher die 8 Kirchen der Grafſchoft ftehen . Seit 1749 baben die
bereinigten Bråder ihr Seminarium theo logicum von Marienborn hieher verlegt ; es iſt ihnen auch 1751 die Schloßfapelle
zum offentlichen Gottesdienſt eingeräumet worden .
1754 haben ſie bieſelbſt ein Col
legium academicum für die ſtudirende Zu. gend aus der Blábergemeine , errichtet , um
biefelbigen in den nöthigſten Stúden der Theologie , Jurisprudenz und Medizin ju unterweiſen , aud, in Sprachen , mathematis
fchen und andern núßlichen Wiſſenſchaften weiter zu führen .
2. Die
865
2. Die Kirchdorfer Beredau , Felgelea 1
ben , Pimmelte , Torniß , Werfliß, Weſpen. Daf leste heißit eigentlich Wes Pane , Herrn, dorf , und iſt von Böhmen erbauet , aber nun ganz Deutſch.
$
3. Mon Plaiſir , ein churfúrſtliches Bora mert.
4. Dében , ein Borwerf bei Barby , welches den vereinigten evangeliſchen Brú. dern verpachtet iſt , die am 17. Jan. 1767
3
bei demſelben ein Etabliffement zu errichten
angefangen, und Snabau genannt haben.
JI
1 9
1
Büro . Erdbefor. 20.B.
Jii
Die
866
Die Herrſchaften der Gras fen Reuſſen. 1
S.
1.
D ie
homanniſchen Erben haben von dein Theile des Vogtlands , welchen dic
Grafen Neuſien annoch beherrſchen , eine ziemlich gut gerathene landcharte heraus
gegeben , welche im Atlas von Deutſchland die 59. ift.
%
§. 2. Ef machen die gråflich s reußiſden Herrſchaften , Gera , Greiß , Schleiß und Lobenſtein , einen großen Sheil des von ihren Vorfahren benannten , und denſelben gang zugehörig gemoefenen Vogtlands aus , welches
ein Theil des Dſterlands geweſen iſt. Sie find von dem erzgebirgiſchen , oogtländiſchen und neuſtádtiſchen Kreiſe des Churfúrſtena thums Sachſen , von dem Fürſtenthum Culma bach , Bisthum Bamberg , fúrſtlich - ſáchris ſchen Amt Saalfeld , fúrſtlich - ſchwarzburgia
ſchen Amt leutenberg , fúrſtenthumn Altens burg ,
867
burg, und Umt Zeitz , umgeben.
Der neu
ftádtiſche Kreiß ſcheidet die Herrſchaft Sera
von den übrigen Herrſchaften , welche zuſam , men hangen.
$. 3. Sie haben ſehr viele Berge 'uns Wålder , jene aber find nicht unfruchtbar , ſondern entweder mit Holz und Krautern bes
wachſen , oder angebauet, enthalten audy bin und wieder Kupfer , Eiſen , Bler , ja auch Silber und andere Mineralien , als
Ulaun.
Un lebensmitteln iſt kein Mangel ;
.
21
denn man bauet Felb und Gartenfrachte , hat wegen des guten Wieſenwachſeß in den Ihålern gute Bichzucht , in den Wäldern viel Wildpret , und in den Flüffen und Bå. chen allerlei Fiſche. Die vornehmſten Flüfte
ſind , die Elſter , oder ſogenannte weiße El.
21
ſter, welche im vogtländiſchen Kreiſe des Churfürſtenthums Sachſen entſteht , durch die
reußiſchen Herrſchaften Sreiß und Sera geht, und als denn in das Amt Zeiß tritt, und die Saale , welche aus dem Fürſtenthum Culma
bach kommt , durch die reußiſchen Herrſchaf ten Robenſtein und Burg fließt , und al8denn
gunicot in bas churfkoffche Amt Ziegenric geht. §. 4. Es enthalten dieſe Herrſchaften Ståbte , 3 Marktfleden , 231 Dörfer , 38 1
gráfliche Vorwerte und Kammergåter , und Jii a
75
868 fi
Die Fürſten und Sra: 75 adeliche Süter . fen Reuſſen ſowohl aid ihre Unterthanen , bekennen fich zu der evangeliſch lútheriſchen Kirche. In den fürftlich und gráflichen Relia denzſtadten ſind Superintendenturen ; eben dafelbft find auch lateiniſche Schulen , zu
Gera aber iſt ein Gymnaſium illuſtre. Dic vorhandenen ſchönen Such : Zeug- und Strumpf manufakturen , und die Eiſenhåmmer , ber: ſchaffen dem Lande viele Nahrung , indem die darin verfertigten Waaren häufig und weit ausgeführet werden. . 5. Der Name Vogtland ( Terra Ad. vocatorum , ) bezeichnet das land , welches die ehemaligen Vógte des Neighb , Vorfah, ren der jerigen Grafen Neuſſen , beroffen baben , und mit Varifcia nicht , wie doch
oft geſchieht , verwechſelt werden muß . Es beſigen aber die Fürſten und Grafen Neurſen heutiges Tages' nur einen Theil deſſelben ,
C.S. 2. ) hingegen das Churhaus Sachſen hat den größten Theil inne , nämlich Wenda , Werda , Plauen , Voigtsberg , Ziegenrúc , Triptis , Uuma , mit ihrem Zugehör ; die Markgrafen zu Brandenburg - Culmbach bes finen die Herrſchaft Hof , und Sachſen Go:
tha hat die Herrſchaft Ronneburg. Was der Name und die Würbe eines Voges bei
dieſen ehemaligen Vögten des Reichs bedeus tet
}
31
869
tet und auf rich gehabt habe , iſt unter den lehrt : n noch nid t aufgemacht.
Eine der
arſebulicnften Muthmafungen iſt , daß dieſe
Bogeórúrde ein beſonderes Meichserbamt und dieſe Nógte Unterbeamte der Pfalzgra fen bei Rhein , als wirklich gerdefenen Reichs
erzvogten , gemeſin reyn . Man iſt auch we ger Zeit , da dieſer Titel felnen Anfang genoinmen hat , nicht einig ; doch iſt er im eliften Jahrhundert ſchon úblich gemeren ,
mel die alten Statuten der Stadt Weyda faon 1027 von Heinrich Vogten non Wenda, ertheilet worden ſind.
Um die Mitte des
A
pier sehnten Jahrhunderts hat er wieder auf
gehóit.
Der wahre Stammdater der Era:
fen Neuffen iſt , wie der Rath und Profer:
for Getlerdi gezeigt hat , Heinrich I , Graf
oc Glisberg oder Gleitberg in Helſen , welcher ums Jahr 1084 gelebet , und mit feiner Gemahlin , einer Gráfin von Schwar
zenberg , außer Schmarzenberg im Erzgebir: auch den Veitsberg im Dſterlande , und vom Kaiſer Heinrich IV ( vermuthlich eine Vogtei im Dſterlande befommen hat. Sein Sohn Heinrich II hat die Stadt enda an ihren jebigen Ort erbauet , und iſt von ders felben edler Vogt von Wenda benennet mora den . Dieſes Sohn Heinrich III oder der ge
Reiche , war Vogt des ganzen Bogtlands , gii 3
und
1
!
$ 70 1
und ſtiftete das Kloſter Mitbenfurth. theilte das Vogtland ' unter ſeine dier Söhs ne , da denn der alteſte Vogt und Vert zu Wenda , der zweite Vogt und berr zu Plauen , der dritte Vogt und Herr zu Greiß , - und der vierte Vogt und Herr zu Gera gea worden. Die dritte Linie gieng Tehon 1236 mit ihres Stifters Sohn aus , die erſte 1535 , und die pierte 1550 .
Es iſt alſo nur die
zweite oder plauiſché finie úbrig geblieben , welche fich in ihres Stiftér Enteln wieder in die ältere und jüngere linie dertheilet hat : jene erhielt 1426 das Burggrafthum Meifa fen , und mit demſelben die reichsfürſtliche
Würde , ſtarb aber 1752 au8 ; dieſe , oder die eigentlich ſogenannte reuß : plauiſche noch blühende linie , fommt von Heinrich dem
Jångern her , welcher der Neuſie , ( Nufe , Ruzgo 26. ) ſo wie ſein zweiter ohne Erben verſtorbener Bruber , der Böhme genennet worben . von ihm wird der noch jeßt ges wöhnliche Name Reuß , (Ruthenus ) am wahrſcheinlichſten hergeleitet. Einer ſeiner
Rachkommen faufte 1453 die obere Serra fchaft Kranichfeld , welche aber wieder vera
åußert worden iſt , doch macht das gráftis che Haus noch Anſpruch auf die niedere Herrſchaft Stranichfeld.
Seinrich Reus , Herr
zu Plauen , Greiß und Kranichfeld , welcher 1535
871
1535 geſtorben iſt, hinterließ drei Söhne, welche Drei linien ſtifteten , nåmlich die ål. tere , mittlere und jüngere linie , von wels chen aber die mittlere ſchon 1616 ausgieng,
die beiden übrigen aber blühen noch.
Die
áltere reuß-plauiſche linie theilte ſich ehebeſa
fen wieder in die ober es iſt aber die teşte und 1778 hat die erſte erhalten. Die jüngere
und untergreißiſche : 1768 aut geſtorben , die fürſtliche Würde reuß - plauiſche finie
theilte fich 1647 in die geraiſche , faalburgi. Iche , ſchleißiſche und lobenſteiniſche linien, Die
dritte ftarb 1666 mit ihrem Urheber
auß , worauf die ſaalburgiſche finie die ſchleis, Biſche genennet wurde , von welcher die toe ftritiſche eine Nebenlinie iſt. Die lobenſteia niſche hat ſich wieder in die lobenſteiniſche,
hirſchbergiſche und ebersdorfiſche Linien ges
theilet , die zweite aber iſt ausgeſtorben , und von der erſten iſt die ſelbißiſche eine Nebenlinie. 8. leopold hat 1673 für das
ganze reuß s plauiſche Haus den gråflichen Es iſt merkwürdig , daß alle mannliche Perſonen deſſelben , feit dem eilften Jahrhundert den Namen Heinrich , und ſonſt feinen andern, führen, wovon man feinen zuverläßigen Grund angeben kann . Bitel erneuert.
Unfánglich unterſchied man die perſonen da. Durch , daß man ſie nach den Jahren ihres gii 4
ula
872 L
gliterß den Peitern , Mittlern und Jüngern nannte , nachmals brauchte man noch andes
re Zunamen , z. E. der Reiche , der Nothe, der Dice, der lange , U. P. m . endlich ers wählte man Zahlen zur Unterfcheidung , und ' verabredete 1668 , daß die ältere und júni gere Linie jede får fich beſonders zählen ſolo le , daher es ſich zuweilen zuträgt , daß Her ren von beiden linien einerlei Zahlen führen. Von den zu dieſen Hauptlinien gehörigen finien zählt nicht eine jede ihre Söhne für fich , ſondern e$ wird dabei auf alle Söhne in der Hauptlinie geſehen , und ſie werden ro gezahlt , wie ſie in der ganzen Hauptlis 1700 nie nach einander geboren werden. iſt verabredet morden , daß man biß auf 100' zåhlen wolle', wenn nicht die Machkom . men får nöthig finden fouten , es zu ånə dern .
$. 6. Der Titel , welcher dem ganzen fürſtlichen gráfichen Sauſe gemein iſt , lau: tet alſo :
Heinrich , : Reus ,
Fúrft oder
Graf und Herr von Plauen , Herr zu Greiß, Stranichfeld , Gera , Schleiß und Pobenſtein. Das Wappenſchild iſt in 4 felder vertheilt, im erſten und vierten ſchwarzen Felde fieht man einen aufgerichteten goldenen Lomen , mit einer rothen frone , Zunge und Klauen , im gmeiten nnd Dritten filbernen Felde eis nen
873 5 11
nen goldenen Kranich. Der älteſte regieren : de Herr des ganzen Hauſes .wird. des gans
zen Stammes Aeltefter ( nach der alten Schreibart Elteſter ) - genannt, und der alte: fte regierende Herr von der andern Haupt linie ist fein Adjunktus.
$. 7. Die Herrſchaften des fúrſtlichen und gråflichen Hauſe8 find ehedeifen freie eigen:
thúmliche Reichégúter geweſen , aber gegen das Ende des vierzehnten Jahrhunderts theil8
der Krone Böheim , theils den damaligen
Markgrafen zu Meiſſen und landgrafen zu Thüringen zu lehn aufgetragen , und ſeit der Zeit als Reichs afterlehen beſeffen worden , und zwar werben fic jest blog von der fro
ne Bóheim zu lehn empfangen. Die Rega 1
lien aber , unter welchen auch das Mánza und Bergwertsregal iſt , und die Landcsho heit, hangen allein vom Kaiſer und Reich ab. §. 8. Daß fürſtliche und gräfliche Haus hålt ſich auf dem Reichstage zu dem wette rauiſchen Grafenkolegio , hat auch beim obero fach fiſchen Spreiſe eine Stelle und Stimme. Sein Reichsmatrikularanſchlag iſt , nach U6
zug des franichfeldiſchen Anſchlag8, zu einem Römermonat 88 Fl. In Kriegszeiten felt es gemeinſchafdich mit den Fürſten zu Schwarz
burg ein Negiment von 6 Kompagnien , wels chef auf 1000 Mann ſtart iſt , und dazu
gii 5
88
874
es ein Drittel oder 2 Rompagnien liefert , welche es auch in Friedenszeiten beſtandig
auf den Beinen hålt. Zu einem Rammerziel giebt eß 59 Rthlr. 54 und ein Drittel Kr. S. 9. In der áltern Hauptlinie hat der
regierende Herr feine Regierung und ſein Kona fiftorium .' Die jüngere Hauptlinie hat in der Stadt Gera eine gemeinſd ;aftliche Regies rung und Konſiſtorium , und , in Unſehung gemiffer Einfünfte , auch ein gemeinſchaftlis ches Rentamt.
$. 10. Was nun die Eintheilung und
genauere Beſchreibung des Landes anbetrifft, ſo beſigt
Die åltere nun fürſtliche Hauptlinie Die Serrſchaft Srei ; nebſt der Herra ſchaft Burg , und einem Sheil der Pflege Neichenfels . Dazu gehören 1. Die Stadt Greiß oder Graiß , eis
gentlich Gremiß , Chremiß , welche an der Elſter im Thal zwiſchen Bergen und Wåldern liegt: Mitten durch dieſelbige geht der Bach Gråßliß , welcher in die Elfter fließt. Sie hat ungefähr 45© Feuerſtellen , und wird
pon Zeit zu Zeit ſchöner angebauet.
Es iſt
hier eine Superintendentur , çine wohlger bauc
L
a
i )
875
bauete Sauptkirche , eine feit 1735 wobleina gerichtete lateiniſche Schule , und ein Waiſena haus. Die Hauptnahrung fømmt von den
Zeugmanufafturen. Es find hier zwei Schldfa fer : auf dem untern Colob , melches in der Stadt bei der Pfarrkirche liegt , und einen Luſtgarten an der Elſter hat , hat die 1708
aufgeſtorbene grafiche finie gerrohnt, und auf dem obern Schloß , welches auf einem hoben felfichten Berge erbauet, und von der Grafen Heinrich XI fehr verſchönert , audy
mit einer Sapelle verſehen morden iſt , wohnt die fúrſtliche obergreißiſche finie.
Das lente
hat auch einen luftgarten an der Eifter. Die Stadt mar ehedeffen zwiſchen beiden grafti. chen Linien getheilt , es hatte auch hier jebe ein Amt ; Kirchen und Schulen aber maren gemeinſchaftlich. Sie ift eine der åtteſten
Stådte im Vogtlande ' , und urſprünglich von
-)
4
den Slaven erbauet worden .
1494 und
1610 hat ſie großen Brandſchaben erlitten. 2. Das Amt Obergreiß , in melchem Grochliß , ein landetfürſtliches Vorwerk, und 15 Dörfer gehören. Unter dieſen find die Pfarrbørfer Maitſchau , Scónbach und
Pálmviß. Zu Bernsgrán iſt ein Nitterfit , und zu Klein - Neinsdorf iſt der Silberberg auf welchem mehrmals Bergwerfe angelegt worden find
876
3. Das Umt Dólau , zu welchem gta boren : 1 Ddlau , ein Dorf mit einem alten Schloß , Vorwerk und einer Schäferei.
2 ) Die Pfarrdórfer Dobia, Króberógrún mit einem Rittergut , und halb Friſau , jen, ſeits der Saale unweit Lobenſtein , noda 6 Dórfer , unter welchen Gablau ein ſtarkes Vorwert hat , und das Vormert 3fabellen ,
grún , in dem an der Saale belegenen Streits wald.
3) Zeulenroda , eine Stadt auf einer Hóhe , in einer bergchten und maldichten
etwas rauhen Gegend , hat auf 350 pauſer, und außer der Hauptfirche noch eine Hoſpi: talkirche , es iſt hier auch ein Zuchthaus. Es werden hieſelbſt viele Zeuge gewebet , und
Phone Strümpfe gewirkt , die weit und breit ausgeführt werden. Auf den hieſigen Jahr: mårften wird ein ſtarker Dchſerihandel getries Die Stadt hat ehemals zu der Herr ben . ſchaft Schleiß gehört. Eine halbe Stunde davon gegen Mitter: nacht am Fluß Wenda iſt ein Ulaunberg: merf.
4) Es gehören noch zu dem alten obers greißiſchen Landefantheil 13 adeliche Derter
und Rittergåter , als , Unter-Zoppoten , mo : felbft eine Pfarrkirche iſt , Sohen - Delſen , /
7
mel.
877
melches zur Hälfte dhur fáchfiſches Lehn , und die Pfarrkirche auch churſachfiſch ift , und Pos
fterſtein , in alten Urkunden der Stein, ſchlechts hin , ein anſehnliches Mittergut , einem Sra fen von Flemming gehörig, welches halb vom Fürſtenthum Altenburg zu lehn geht. Die
3 Dörfer mit Kammergútern , l'unzig und Coffengrún , find auch ehedefſen adelich gea weſen.
Folgende ' Aemter hat die ausgeſtor-: bene untergreitiſche Linie beſeſſen . 4. Das Amt Untergreiß , zu welchem
bag Amt Rotenthal geſchlagen iſt.
Dahin
gehören :
1) Fraureuth , ein Marktflecken mit eis ner Pfarrkirche.
2) Irchwiß und Polig , Dörfer mit gráfa lichen Häuſern und Kammergütern. 3 ) Notenthal, ein Dorf mit einem ala ten Schloß , auf welchem ehedeſſen eine Nea benlinie gewohnt hat.
4) Neinsdorf, Hermansgrún und Iſchira ma , Pfarrbórfer: 5 ) Die Dörfer Schönfeld und Reutnit, in deren jedem 2 Ritter ſiße find.
6) Noch in Dörfer. 5, Dab
878
ģ . Das ümt oder die Herrſchaft Burg hát ehemals zu der Berrſchaft Schleiß ge bort , von welcher fie 1572 , nach Abgang ber burggráflich - meißniſchen finie des reuß, plauiſchen Hauſes , ab , und an die Herrs ſchaft Greiß gekommen iſt. Es ſind hier viele Eiſen : Berg- und Hammerwerke und hobe Defen. Die dazu gehörigen Derter find : 1 ) Burg oder Burgf , ein landebherrlis ches Schloß auf einem hohen und ſteilen Fela fen an der Saale , welches por Alters ein
feſter Plaß gewefen iſt. Im ſechszehnten und fiebzehnten Jahrhundert war es der Wohns fiß einer gråflichen Nebenlinie , nach deren Abgang es nebſt zugehörigem Amt an den regierenden Grafen Heinrich XIII zu Unters greiß fiel, deffen Sohn , Graf Heinrich III, bas Schloß ſehr verbeffert hat , inſonderheit burch neue Erbauung einer ganzen Seite der
Es hat eine alte Stapelle , es iſt auch bei demſelben , das Amthaus und ein
felben .
Borrerk.
2 ) Mofchliß , ein Marktflecken mit einer Pfarrkirche. 3 ) Die Pfarrbørfer Crifpendorf, mit eis nem landebherrlichen Schloß und Garten ,
Neuendorf, Plothen, Remptendorf, und halb Friſau.
4) Nodo
3
ch
879
4) Noch 6 Dörfer , mit 2 Nitterſigen. Bei dein Mitterſię Dbers Zoppoten iſt ein Waunbergwerf.
11.
Die jüngere oder gráfliche Hauptlinie, und zwar
1. Die geraiſche finit , beſigt I. Die Serrſchaft Gera . 1. Gera , eine Stadt in einem anges
nehmen Thal unweit der Elſter , hat meha rentheils ' ſteinerne, wohl und hoch gebauete Häuſer , daher fie ihrer Schönheit wegent
Klein-Leipzig genannt zu werden pflegt. Im Marft febe ein anſehnliches gráfiches Haus . Außer der Hauptkirche und der Mifelbfirche, find hier noch drei andere Kirchen , als eis ne in dem Zucht= ' und Waiſenhauſe , und eine im Unterhauſe , mit weldem Namert die vom Ende der Stadt an bis zum öfters ftein ſtehenden Hauſer beleget werden. iſt hier eine Superintendentur , eine der jána
gern gråflichen Hauptlinie gemeinſchaftliche Regierung , ein gemeinſchaftliches Konfiftoa
rium , und ein gemeinſchaftliches Gymnaſium illu
8 80
illuſtre ; 18 hålt auch dieſe jungere gräflide Hauptlinie hiefelbſt alle 6 Jahre einen Bands Die Hauptnahrung der Einwohner , tag. kommt bon der ſchönen Ellch- und Zeugmas nufakturen, welche einen beträchtlichen Hana bel verurſachen .
Das gráfliche Schloß Oſterſtein , liegt vor der Stadt auf dem Berge im Hayn ,
und hat eine Kirche.
2. fangenberg , eine Fleine Stadt am Berge , bei welder man die Uiberbleibfel eines ehemaligen Schloſſes fieht. Sie wird mit ihrem Zugehór die Pflege Langenberg genannt. Es iſt hier ein gráfliches Kammers Bon dem Frontan ( faltatio invo gut.
luntaria , in honorem domini a ruſticis hominibus celebranda ) welcher hier jährs lich den Tag nach Pfingſten von den Eins wohnern gempiſſer Dörfer angeſtellet werden muß , findet man einige Nachricht in Chris
ſtian Gottlob Haltaus Gloſſario germanico medii aevi , p. $ 41 . art. Frontanz . 3. Dienz, ein gráfliches Kammergut , mit einem neuen Gebäude , und noch 12 an
dere Kammergúter , die niemals.Rittergüter geweſen find.
4. Von 78 Dörfern und 36 Rittergús tern liegen
1 ) U.
1) Un der Weftſeite der Eifter 38, una ter welchen
(6 ) Softris , ein großes und ſchones Pfarrdorf an der Elſter , welches einer Nca benlinic ber gráflich". Paleißiſchen finie zuges
hört , welche hier ein wohlgebauetes Caloe mit einem angenehmen Garten hat. ..
(2) Die Dörfer Coaſchmirg, mit einem Nittergut und einer Filialkirche, Seiffartba borf , mit einer Pfar firche , Nubersdorf,
Hraftsdorf, Frankenthal', Dieſehirs , ale4 mit Pfarrfirdhjen , Hermsdorf mit 2 Nitter gütern , u. a. m.
2) Un der Ostſeite der Elſter 40 , uns ter welchen die Dörfer Dorna , Hirſchfeld
Noben , Roſchig , Nofita , alle mit Pfarılir. dhen , u . a. I. 1
11. Das Umt Saalburg , welches an der Saale liegt, und bis 1572 zu der Herrſchaft
Echleiß , ſeit 1666 aber beſtåndig. Der ges raiſchen Linie gehört hat.
Es begreift
1. Saalburg; cine fleine Stadt auf eis nem Berge an der Saale , aber welche hier
eine Brüde gebauet iſt.
Die Stadt wurde
1640 bon den Schweden eingeäſchert.
Der
erſte von den hieſigen 3 Predigern iſt Jou {pektor úber die Kirchen des Amts. Barb. Érdberár. 30. $.
sit
2. Seuba
Seubtendorf, ein Pfarrborf mit eis
nem gráflichen Rammergut , Páritſch , ein
, aauch mit einem gråflichen Rammera Dorf gut, und noch 5 Dörfer. , Daß abeliche Jungs frauentloſter zum heiligen Kreuz liegt anderts halb Viertelſtunde von Saalburg. 2. Die ſchleißiſche Linie , beſikt I. Die Herrſchaft Schleiß. 1. Schleiß , eigentlich Schlewiß , eine etwas tief liegende Stadt an der Wieſenthal, welche in die alte , neue und Heinrich Stadt
abgetheilet wird , dazu noch eine Vorſtadt Sie hat , außer der' Sauptkirche noch zwei andere Kirchen , deren eine , oder
tommt.
die vor der Stadt belegene Bergfirche , ſchon 1206 'erbauet iſt , und das gráflich - ſchleis Biſche und alte burgiſche Begräbniß enthält. Das gráfliche Reſidenzſchloß liegt auf einen Berge, hat eine Kirche , und giebt der Stadt ein ſchönes Unſehen... An der Wieſenthal ſteht noch ein gråfliches Haus , die Luiſena burg genannt. Sonſt iſt hier eine Super intendentur , und eine lateiniſche Schule. Bu den hieſigen Gewerben gehört auch eine Sucha manufaktur. ' 1689 und 1773 litte die Stadt großen Brandſchaden . 2. Sana
3)
91
883
2. Sanna , eine kleine Stadt in einer angenehmen Gegend.
3. Görgwiß , ein Dorf , mit einem Eiſenhainmer und nahgelegenen hohen Ofen. 4. Noch 27 Dörfer, unter melchen die Pfarrdórfer Dittersdorf , Sdſchiß , Kirſcha kau , Leitlit , Pólma , Mieleddorf , Dettirsa
dorf , Dichig , rodersdorf, Unter:Rodfau zc. fünf dieſer Dórfer haben Nitterſige.
11. Die Pflege Reichenfels , gehört der tdſtrißiſchen Nebenlinie , und begreift :
1. Neichenfels , ein altes Schloß auf einem Berge .
2. Marft Hohenleuben , einen Martta
fleden , woſelbft die gråflich -toſtrißiſche Linie ein Juſtizamt, und in der Pfarrkirche ihr Erba begräbniß hat.
3. Die Pfarrbórfer Triebß und langens weßendorf , noch o Dörfer , ogn welchen aber Mehla und Brüdla unter obergreißiſcher Hoheit ſtehen , und unterſchiedene einzelne Höfe und Mühlen.
4. Von den g Nittergútern , welche in dieſer Pflege find , geboren 6 der gráflichen finie zu Róſtrit. Rit 2
3. Die
984
3. Die lobenſteiniſche Rinie , beſikt Die Herrſchaft Robenſtein , welche 1550 ,
nach Abgang der alten geraiſchen Linie , an die plauiſche Linie gelangt , und von dem
beşten Burggrafen zu Meiſſen aus der plauis Tchen finie , zweimal verſekt worden iſt , nämlich 1507 an die Grafen zu Schwarz burg in Leutenberg , und 1670 an die Viņa thume von Eckfiádt.
Nach des Burggrafen
Tobe 1572 , kam die Herrſchaft an die altere und jüngere reuß - plauiſche Linien zugleich. welche ſie wieder einlóſeten , und biß 1595 gemeinſchaftlich beſaßen ; hierauf aber fam fic durch einen Vergleich an die jüngere finie ala lein , bei welcher fie auch geblieben iſt. Sic wird wieder abgetheilet in
1. Die eigentliche Herrſchaft Lobenſtein , welche begreift : 1. Robenſtein , eine Stadt an der tema niß , don ungefähr 400 Häuſern. Sie hat ein gråfliches Reſidenzſchloß , noch ein gråflie ches Saus , welches Chriſtianzel genannt wird , ein Amthaus , eine Superintendentur bei der Stadtfirche , und eine lateiniſde 1714 und 1732 iſt die größtena Schule. theils , und in dem erſten Brand auch das
vormalige gráfliche Reſidenzſchloß abgebrannt. 2. Die
885
2. Die Pfarrdörfer Sarre , mit einem
gráfichen Vormerk, Heinrichsdorf, Nupperba
3
dorf und fröſſen , an welchem lekten Ort die Pfarre markgräflich - brandenburg , culm
bachiſch iſt ; das Dorf Thierbach mit einem
s!
gråflichen Vorwerf , noch 12 Dörfer , in de ren dreien Rittergåter find , 5 gráfliche Vors werke , 3 Eiſenhåmmer , und unterſchiede eine zelne Häuſer.
II. Die Herrſchaft Ebersborf , welche begreift : 1. Das Umt Ebersdorf, in welchem
1) Ebersdorf , ein großes Pfarrborf, mit einem gråflichen Reſidenzſchloß. Es iſt
3
hier eine geiſtliche Inſpetzion , und eine Gea meine der vereinigten evangeliſchen Brüder.
2) Die Pfarrdörfer Gahme und Titſchen Dorf.
3 ) Noch 3 Dörfer.
4 ) Fúnf adeliche Derter und Nittergåter, 5
unter welchen Wurzbach und · Alten - Gefaß Pfarrkirchen haben. An dem erſten Drt
werden viele Stråmpfe geſtriçkt , e find auch bei demſelben zwei Eiſenhåmmer und ein hoher Dfen.
5 ) Unterſchiedene einzelne Höfe. 2. Die Pflege Hirſchberg , iſt in Anſea
hung des Dominii directi, 1549 an das < !! 3
reus.
886
reuß - plauiſche Hauß von der Krone Boheim abgetreten worden , welche fich aber die Obera lehnbarkeit vorbehalten hat.
1663 brachte
das plauiſche Haus , und zwar die lobenſtei. niſche Linie , auch das dominium utile von den bisherigen Inhabern , den von Beulrit, durch Kauf an ſich.
Sie begreift
1 ) Hirſchberg , ein Städtchen im Gebira Es hat ge , mit einem gråflichen Hauſe. 1750 großen Brandſchaden erlitten. Es wera den hier viele Strümpfe gewirkt. Das Paz tronatredt über die hieſige Kirche haben die
Markgrafen zu Brandenburg - Culmbach. 2) Acht Dörfer , in deren dreien Nitter gåter find.
3) Ein paar einzelne Höfe und Häuſer.
*
Die
887
Die Herrſchaften der Grafen von Schönburg. 1 i
dan
$. 1 .
i
Vie
burg grenzen an den erzgebirgiſchen und feipziger Kreis der Markgrafſchaft Meiſ fen , und an das Fürſtenthum Altenburg. Sie ſind auf einer von Peter Scherit zu Ama fterdam herausgegeben Charte abgebildet wora Ben , welche Seutter " und Schreiber nachges ftochen haben : weil fie aber manche-Unricha tigkeiten enthielt , ſo hat nicht når Schenk
dieſelben aufs möglichſte verbeffert , ſondern die Herren Grafen haben auch Felbſt eine richtige und zuverläßige Charte durch Johann Paul Trenimann zeichnen , und 176o* Burch die homanniſchen Erben zu Mürnberg, ang fiche ftellen laſſen , welche diele Vorzåge hat. Di 2. Sie enthalten 14 Städte , in wels
chen allerlei Manufakturen blåhen. Die Ein wohner ſind der evangeliſch - lutheriſchen Kirs che
388 che zugethan , gu welcher - fich auch die Bets ren Grafen befinnen. Sie haben einen frucht baren Boden , der allerhand Getreide reiche
lidh bervorbringt. Er beſteht zum Theil aus giter Thonerde , auf welcher auerlei irbene Before bereitet werden . - Gute Steinbrüche und ergiebige Eiſenbergwerke find auch dors banden ." Es fehlt nicht an " guten Waldurs gen. Der vornehmſte Fluß iſt die Mulda , welche die fleinern flúffe und Büche aufs nimmt.
9: 3. Die Vorfahren der ehemaligen Dị, naſten und jeßigen Grafen von Schönburg ,
ſollen , nad Johann Vogels Bericht, in ſeinem ſchonburgiſchen Stammregiſter, anfangs lich.jenſeits deß Rheins gewohnt haben " Atı ban , Herr von Schónburg, wird , als der erfte , welcher nach Meilfen gefommen ren
angegeben , und berichtet, daß ihn A. Dtto I im Jahre 930.zu Bmicau, qum Statthalter wider
die Sorbenmenden verordnet habe.
Geringswalde iſt einer der älteſten ſchonbur giſchen Siße in Meiſſen geweſen. Friderich, Kerr von Schönburg , welcher 1383 geſtors
ben, iſt der Stammpater 0e8 jerigen ſchon ? burgiſchen Hauſes , melches ſich in zwei Haupta linien theilet , nämlich in die ſchönburgswala
denburgiſche und ſchonburg A penigiſde. Die
889
Die jeßige ſadnburg - waldenburgiſche , oder wie man ſie auch nennet , die obere
1
Hauptlinie , bat Otto fudewig geſtiftet, mela cher 1700 in den Reichsgrafenſtand erhoben worden , und fie iſt durch ſeine dier Söhne wieder in vier linien vertheilet ; denn Graf
Georg Albrecht hat die hartenſteiniſche, Graf Dtto Wilhelm die lichtenſteiniſche, Graf Ludi wig Friberich die ſteiniſcheoder rusdorfiiche , und Graf Chriſtian Heinrich " Die waldenbură giſche linie errichtet. Nachdem aber die licha
3
tenſteiniſche' linie 1750 mit Srafen Wilhelm Heinrich , und die Waldenburgiſche linie 1754 mit Grafen Chriſtian Auguſt qubgeſtorben , ſind die Herrſchaften Lichtenſtein und Wala
denburg an die bartenſteiniſche und ſteiniſche oder ſogenannte obere Linie gefallen.
Die ſchönburg -penigiſche oder niedere Hauptlinie , hat deß 1534 geſtorbenen Ernſt britter Sohn Wolfgang geſtiftet, unter der
fen. Sohns Wolfgang det. júngern Kindern pornåmlich zwei merkwürdig ſind, nämliche Wolfgang Ernſt , und Wolfgang Heinric ';
3
jener hat die remſaiſche , und dieſer die pe: nigiſche linie errichtet, melche auch beide 1700
in den ReichBgrafenſtand erhoben worden . Von der remfaiſoben linie mar der 1718 ber: ſtorbene Graf Chriſtian Ernſt , deſſen Serra
+ .
Paaften Glauchau , Nemiſſau und Nocheburg Art
5
890
endlich alle auf ſeines Sohns Otto Ernſt Söhne , die Grafen Heinrich Ernft , Albrecht Chriſtian Ernſt und Johann Ernſt , gekom men find ; die penigiſche finie hat ſich wieder in ihres Anfänger : Söhnen , die Grafen Hein rich und Wolfgang Heinrich , in die wechſela
burgiſche und penigiſche getheilet. §. 4. Das Wappen der Grafen und
Herren von Sdónburg , iſt ganz einfache , Denn es beſteht nur aus einem von zwei roa
then und ſilbernen Rechtsquerhalten getheilten Schilde.
$. 5. Die Grafen und Herren von Schóna burg halten ſich auf dem Reichstage zu dein
gio , haben auch Wetterauiſchen Grafenkolle liſchen Kreiſe eine Stelle und beim oberfåch
Stimme, und zwar die leßte.
Ihr Reichs
matrikularanſchlag beſteht ' in 40 81. und au einem Kammerziel geben Sie : 27 Nehlr. 6° Rr.
Ritblt.
§. 6. Die ſchonburgiſchen Herrſchaften find theils bloß durſachiſch theils Reichsafterlehn , welches theils von der Strené Böheiin , theils von Churſachſen empfangen wird , wie ich unten bei einer jeden Herrſchaft inſonderheit anzeige. Die bloß churſach fiſchen lehnsherrs
fchaften find, dem Reipziger Kreiſe des Marf, grafthums Meiſſen einbezirft : wegen der Reich & afterlehnberrſchaften aper " find Dic Hera ren
891 ten Grafen Stände des Neich und oberfäch fiſchen Kreiſes. Das Churhaus Sachſen ábet $
UI
über gedachte blog churſächſiſche Lehnsherr, ſchaften die Landedhoheit aus , die Grafen von Schönburg werden wegen derſelben auch zu der erſten Klaſſe der Landſchaft des Chura fürſtenthums Sachſen gerechnet , haben aber zu Glauchau eine gemeinfchaftliche Regierung åber die Herrſchaften Glauchau, Waldenburg, Richtenſtein , Sartenſtein und Stein , und ein gemeinſchaftliches Konſiſtorium úber die geiſta lichen Juſpekzionen zu Glauchau , Sartenſtein , Richtenſtein , lobniß und Waldenburg , unter welchem überhaupt 44 Kirchen ſtehen. Uus den genannten 5 Herrſchaften und den darin belegenen 24 gråflichen , ſchriftfäßigen und Vaſalenörtern , werden die Steuern in die
3
zu Glaucha befindliche Steuerobereinnahme entrichtet, wovon das gráfliche Hauß die Reich - und Kreißanlagen nach dem Reich,
matrikularanſchlag, wie auch die Rammergica ler unmittelbar abführt.
Hingegen die in
3
den Herrſchaften Nemiſſa i rochiburg , Pea nig und Wechſelburg befindliche penigiſdhc geiſtliche Inſpetzion , welche ſich aber 18 grafa liche Kirchen erſtredt, ſteht unter dem Reipa ziger Konſiſtorio , und alle Steuern und fandesabgaben , welche aus dieſen Herrſchafa ten erhoben werden , werden dem Churhauſe Sady
892
Sachſen entrichtet , und auch von demſelben ausgeſchrieben.
§. 7. Die genauere Beſchreibung der ſoonburgiſchen Herrſchaften, theile ich in zwei Hauptabſchnitte ab , und erzåhle 1. Diejenigen , welche der obern oder ſchon , burg - waldenburgiſchen Hauptlinie zugea hören , und welche folgende finde I. Die Herrſchaft Waldenbnrg, wird von der Krone Bóbeim als Reichbafterlehen em. pfangen , macht ein Amt auf , und begreift i Stadt und 14 Dórfer.
1. Waldenburg , eine Stadt an der Mulbe , von 300 Häuſern , mit einem gråf lichen Reſidenzſchloß , einer Superintenden , tur , unter welcher 11 Kirchen ſtehen , und einem gráflichen Amt. 1717 hat ſie großen
Brandſchaden erlitten. Der Theil der Stadt , welcher die Mittelſtadt genennet wird , liegt gwiſchen zwei Armen der Mulde. 2. Die Altſtatt Waldenburg , liegt ges rade gegen Waldenburg áber , auf Str an bern Seite der Mulde , und iſt ein Dorf mit einer Kirche. Die hier verfertigten braunen und weißen thonernen Gefäße find meit und breit bekannt. Sie beſtehen in Gefäßen, für bie - Laborathoria und Apotheken , in dies lerlei
393
Vertei Flaſchen , Srúgen , Trinkgeſchirren , 4. 8. .
3. Alt-Waldenburg , ein Dorf und Vors wert , unweit Waldenburg.
4. Die Pfarrdörfer Tallenberg , Frani. ten , Grumbach , Langenberg , Langenchurs:
dorf, Niederwinkel , Dberwirra , Pfaffroda, Schwaben.
11. Die Grafſchaft Hartenſtein , iſt cia gentlich ein Theil der niedern Grafſchaft Sara tenſtein , und wird Reicho wegen von Chur. Sachſen zu lehn empfangen. Vor Alters
gehörte die ganze Grafſchaft Hartenſtein zum Burggrafthum Meiſſen : fam aber ſchon 1406 an Veit Herrn von Schönburg wiederkäuflich, und 1417 völlig , da er denn auch vom Kaiſer Sigmund zu Conſtanz mit derſelben
belehnt wurde. Als das Burggrafthum an, Heinrich den Ueltern , Herrn zu , Plauen , gelangte , nahm derſelbige die Grafſchaft Sara senſtein in Anſpruch ; e$ fam aber endlich 1439 zu einem Vergleich , vermoge deſſen der Burggraf ſeine Tochter Anna an Beit
Herrn von Schönburg vermählte , und ihr feine Anſprüche an Hartenſtein zur Mitgift gab. Churfúrſt Huguſt faufte 1559 die oben re Grafſchaft und einen Theil der niedern
Grafſchaft an ſich
und ſchlug ihn theils , náms
-
894
nämlich das Bergſtädtchen Elterlein , zu dem Amt Grünhayn , theils , nämlich das Amt Crottendorf , zum Kreisamt Schwarzenberg. Der Theil der niedern Grafſchaft, welchen die Grafen von Schönburg noch befigen , und der ein Umt ausmacht , wird Reich8 mes gen von Churſachſen zu lehn empfangen, und begreift 1 Stadt und 10 Dörfer. 1. Sartenſtein , ein Städtchen von 117 Häuſern , bei welchem auf einem Berge ein gráfliches Reſidenzſchloß liegt. ES iſt hier
eine geiſtliche Inſpekzion über 5 Kirchen , und ein gråfliches Umt.
2. Die Pfarrborfer , Beuthe , Málſen , mit den Kirchen St. Nikolai und St. Jakobs, und Thierfeld.
III. Die Herrſchaft Stein , iſt ehedeffent. ein Afterlehn der Grafſchaft Sartenſtein ges weſen. A18 fie aber nach Abſterben ihrer Befißer , der von Trübſchler , der Grafſchaft Hartenſtein heimgefallen , iſt endlich bei der Theilung unter Grafen Otto Ludwigs Sóha nen , nachdem die Stadt l'ofniß und einige Deiter der Grafſchaft Hartenſtein dazu gea ſchlagen worden , die Herrſchaft Stein era
wachſen , welche ebenfalls von Churſachſen als Neich8afterlehn empfangen wird , und ein Amt ausmacht , dazu i Stadt und 7 Dörfer gehören .
1. Steini,
895
1. Stein , ein Reſidenzſchloß auf einem Berge an der Mulbe .
2. fóbniß , eine Bergſtadt , in welcher eine geiſtliche Inſpekzion áber 5 Kirchen , und außer der Stadtfirche auch eine Kirche beim
Hoſpital iſt. Sie hat 472 Häuſer , und treibt guten Handel mit Tüchern. 3. Die Pfarrbórfer Langenbach und Wildbach , und noch 5 Dórfer. IV . Die Herrſchaft Pichtenſtein , wird auch als Reichbafterlihn von der Krone Boa
heim empfangen , und macht ein Amt aus , zu welchem 2 Ståbte und 10 Dórfer gea hören.
1. Lichtenſtein , ein gräfliches Reſidenza rdloß auf einem Berge , unter welchem eine Stadt von 329 Häuſern liegt , darin eine
geiſtliche Inſpekzion áber 7 Kirchen , und ein gráfiches Umt iſt. 1771 brannten hier 98 Wohngebäude , die Kirche , Schule und Prea digerhauſer ab. Das Schloß hat anfänglich Pirſchenſtein geheißen. 2. Calenberg , ein Stadtchen por 128 Häuſern. 3 . Die Pfarrbórfer Bernsdorf , Gerda dorf , Ober:Cungwiß , Nddliß , und St.Mis cheln. An
396
Anmerkung. Diefe gráfico . Ichönburgiſche Haupta linie beſigt auch als curſachfirde Leben.
( 1) Das Gericht Ziegelheim , an der Wiehra , zu welchem , außer dem Pfarrborf Ziegelheim , noch 4 andere Dörfer und o eins
zelne Säuſer gehören. (3) Das Sericht Delniß , unweit Stolle berg , zu welchem auser dem Pfarrdorf Delfi niß von 126 Feuerſtellen , nod 4 andere
Dörfer geboren. 2. Diejenigen, welche der niedern oder ſchön. burg-penigiſchen Hauptlinie zugehören , und voelche folgende find : I. Die Serrſchaft Glauchau , welche als Reichs afterlebr von der Krone Böheim ema pfangen wird ; 4 Stádte und 27 Dörfer ,
Darunter in Pfarrbórfer ſind , begreift: 1. Glauchau , in alten Urkunden Clus chowe , eine Stadt von 613 Feuerſtellen , an der zwickauiſchen Mulde , mit dem gráf, lichen Reſidenzſchloß Schönburg , iſt der SiR der gemeinſchaftlichen Regierung , des gemein» ſchaftlichen Konfiftoriums , und der gemeina ſchaftlichen Steuerobereinnahme der Grafen
oon Schønburg , einer geiſtlichen Inſpetzion , unter welcher 15 Kirchen Reben , und dreier
Hemter. Es wird hier Baumwollengarnallerzus
897 allerlei manufakturen verarbeitet. X
3
1712
brannte ſie faſt ganz ab. Auf der einen Seite der Stadt liegt eine Vorſtadt, auf der andern ein Vorwert , und die Mulde macht eine Infel , der Wehrigt genannt. 2. Merana , anfänglich Mer , Meer Neher , Mehre , Mare , eine kleine Stadt
von 270 ' Feuerſtellen , auf einem Berge. Ihr jebiger Name , welcher auch Reran , und noch auf andere Weiſe geſchrieben wird , iſt erſt vom rechzehnten Jahrhundert an gea braucht worden.
3. Sohenſtein , eine alte Bergſtadt vou 327 Feuerſtellen. Bei derſelben iſt das rothe Vorwerf.
4. Ernſtthal, ein Städtchen nahe bei
Hohenſtein , welches Graf Chriſtian Ernſt von der remfaiſdyen Linie 1718 angelegt hat, baher eß auch von ihm benannt worden ift. Es bat 190 Feuerſtellen.
5. Die Pfarrbórfer Denherig , Gefau , Geriſau , lobsdorf ; Nieder: Lungmiß , Neira holdbhayn , St. Egidien , Schlunzig, Edona berg , Thurm , Wernsdorf.
11. Die Herrſchaft und das Amt Nemifa ſau , iſt churſach niches Lehn , und auß dein ehemaligen Benediktiner Nonnenklofterfu Nemfa und beffelben Gütern entſtanden , wels Bufet , Erbberdor, 20. 8.
PIT
dhe
898
che nebſt den Dörfern Wierau , Braunsborf und Segersdorf , von denen die 2 erſten dem Kloſter Geringswalde im 2 :1; Forna
gugehört haben , Churfürſt Johann eine ich 1543 an die Herren von Schönburg für 20098 8l. 9 gr. 4 pf. verkauft , fich und feinen Erben aber alle fürſtliche Dbrigteit und Regalien , folge und Steuer vorbehalten
Bat. Es gehören baju 13 Dörfer. 1. Kemiſſau ober Nomiſia, Remſa , ein
gråfliches Nefidenzſchloß an der Mulde , wel
shes aus dem ehemaligen Kloſter entſtan den iſt.
2. Breitenbach , ein gråfliches Vormerk.
HII. Die Herrſchaft und das Umt Penig, welche churſach fiſches Pebn iſt.
Sie hat vor
Alter8 den Burggrafen zu leißnig gehört , durch deren Ubgang im Jahr 1538 Rie dem Lehnsherrn ,,Herzog Georg zu Sadiſen , ers öffnet worden , deſſen Bruder8 Heinrich Sohn , Herzog Morit , fie 1543 an die Brúder , Georg Sauc und Kolf , Herren von Schönburg , zu .Glauchau und Waldena burg , und ihre rechte eheliche Beibederben , tauſchweiſe gegen die Demter Hohnſtein , Cob. men und Wehlen überließ , und 1548 JN Nannlehn verlieh , und ſich darinnen nichts als
899
as die landesfärftliche Obrigkeit , Mitterdien . fte , Folge und Steuer vorbehiclt. Sic beo greift 1 Stadt und 18 Dörfer. 1. Penigt oder Penig , eine Stadt an der Mulde , von 270 Feuerſtellen , mit ei.
nem gráflichen Schloß und einer geiſtlichen Inſpetzion , die ſich aber 18 ſadnburgiſche Kirchen erſtredt.
Uit:Penig , jenſeits der Mulbe , iſt eine Borſtadt.
Es werden hier gutt wollenc
Beuge von unterſchiedener Urt , auch gute Tópfe und Aruge perfertiget. Die harten Steine , welche zwiſchen dieſer Stadt und
Rochsburg gebrochen werden , dienen vora nämlich zu Mörfern für Apotheker, und zur Gláttuug anderer Steine. 1748 brannte ein guter Theil der Stadt ab. 2. Die Pfarrdörfer Braunsdorf , Sarts
mansdorf , halb Markersdorf , Mühla , Saura .
3. Binnenberg , ein Schloß auf einem
Berge, uuweit der Mulde.. IV. Die Herrſchaft und das Umt Rocha
burg , iſt churſächſiſches teha. Sie hat vor
Alters Den Burggrafen von Peißnig gehdet, von welchen ſie zuleet an das Haus Sacha fen gelommen , von dieſem aber wieder vers f 11 a du
1
906
außert worden iſt. 1566 haben diefelbige die Herren von Schönburg erkauft. Sie enta bålt zwei Städte und 14 Dórfer. 1. Rochburg, ein feſtes gráfliche8 Rea fidenzſchloß an der Mulde , mit einem Pfarr dorf.
2. Lungenau , ein Städtchen , welches
anfänglich , und noch 1327 ein Dorf, Rai !
men8 Máhlhauſen , gemeſen , von dem Burga grafen Otto zu Leißnig aber zu einer Stadt gemacht , und mit dem jeßigen Mamen bea
legt worden iſt.
Es hat 120 Feuerſtellen ,
aber nur eine Filialfirche von der Mutter firche zu Nocheburg. 3. Burgſtadt , gemeiniglich Burgſtädtel,
ein Städtchen , welches eine Zeugmanufata tur hat.
4. Schlaisdorf, ein gráfliches Vorwerf.
5. Die Pfarrdörfer Ober -Elsdorf, Thiers bach und Witchendorf. V. Die Herrſchaft und das Amt Wedha
felburg iſt chur ſách liſches Rehn , und enthalt i Stadt und 26. Dörfer.
1. Wechſelburg , ein Städtchen von 117 Häuſern , auf einem Berge an der Mul. de ; mit einem gráfichen Reſidenzſchloß. Bor Alter8
1
3
Ulters iſt hier ein Kloſter mit regulirten Chorherren geweſen , welches Zſchillen gee nannt , und erſt in eine Komthurei des deuta fchen Drbens , endlich aber in ein Fachfiſches
Amt verwandelt , und hierauf nebſt den
Dazu gehörigen Dörfern und Gütern
an
die Serten von Schönburg überlaſſen wors den iſt.
2. Die Pfarrbórfer Claußnik , Hohena
firmen , Raunhayn , Wiederau , Zopf-Seya fersdorf und halb Markersdorf.
Anmerkungen.
1 ) gn den 5 Reichågraf- und Herrſchafa ten Glaucha, Waldenburg , lichtenſtein , Hars tenburg und Stein , find 24 gråfliche Schrifts raſſen - und Vaſatendrter , nämlich Alberoa
da , Bernſtein , unweit der fragmiß , Bos genſtein , an der Mulbe , Calenberg , die
calenbergiſchen Håudler , Dennberiş , Elzens / berg , Hódendorf , Solzhäuſer , Júdenbayn, ein Pfarrborf, fangenberg , fangene er82 dorf , Moſel , ein Pfarrborf, Mühlau , Nico Dber . Nothenbach , Dbera Schindmaas , Dber-Wiehra, am Fluß Wich.
der - Haſelau ,
ra , Schönau , Schönberg , ein Pfarrdorf am Bach gleiches Namens , der in die Preiſ lll 3 re
902 ſe fließt , Senfertiß, Thurm , ein Pfarrborf, Vielau , ein Pfarrdorf , Wulm , unweit der Mulde. 2) Die Vorfahren der jeßigen Sras fen von Sdp:nburg haben noch mehrere Gü ter beſeffen , als das Amt Börna , welches
ihnen verlegt gereſen ift , Crimmigfdhau , Geringswalde , Waldheim , das Schloß Haf.
ſenſtein in Böheim , und Deutſch - Wieſen thal.
Die
.
Die
Grafſchaft Hohnſtein , nebſt den
Serrſchaften Lora und Klettenberg.
1
S:
1.
Sraf- und Herrſchaften haben Boonrdiedieſen bomanniſchen Erben zu Nürnberg 1
1761 eine gute Band charte ang licht geſtela let , an welcher zwei geſchickte und erfahrne Månner gearbeitet haben. Sie liegen in Thüringen , und find von dem nårblichen Theil des Fürſtenthumb Sd;warzburg i Eichs, feld , Stift Waffenried , Herzogthum Braun fchweig , fürſtenthum Blantenburg , und von der Grafſchaft Stolberg umgeben. 1356 erſtredte fich die Grafſchaft Hohnſtein biß nahe
an Weißenfee , denn die Srafen hatten den 8114
gana
1
904
ganzen Strich vom Eichsfelde über die gange Haimlaite herunter bis hinter Øreuſſen , mela
chef kaum anderthalb Stunde von Weißena fee liegt. S. 463 .
S. Krenſig8 Beiträge , 3h. 2.
§. 2. Es haben dieſe Fanbe viele Berge und Bügel , aber doch einen fruchtbaren Bos den , und find wohl angebauet. Der Uiber fluß an Getreide , wird nach dem Harz und
nach Nordhauſen gebracht. Die gute Weis de veranlaßt auch eine gute Viehzucht. Die beträchtlich , und in unter Hölzungen find betrådtlich ſchiedenen Segenden fehr einträglich .' Wilds pret iſt häufig vorhanden . Man hat hin und wieder guten Alabaſter ; es hat ſich auch eine Art von gutem Jaſpis gefunden. Eiſen : ſtein giebt e8 ar unterſchiedenen Dertern . In der Herrſchaft Klettenberg entſpringen die Helme und Zorge , und durch die Herrſchaft fora fließt die Wipper. $. 3. Es find in dieſen Panben 5 Stadte
und 2 Fleden. Der Abel iſt zahlreich. Die Einwohner find faſt insgeſamt der evange liſch -lutheriſchen Kirche , und nur wenige in
den Herrſchaften fora und Klettenberg der reformirten Kirche zugethan. An einigen Der.
tern find gute Manufakturen und Fabrifen vora banden , $. 4 .
gos
. 4. Die Abſtammung der ehemaligen Grafen von Hohnſtein, und zugleich der Landa
grafen von Thüringen , wird durch die in
3
5
!
dem toniglichen Bücherſaal zu Hanover bee findliche ungedructe reinhardsbrunniſche Chros , nif des Möncho Berthold , und des Hofrath Scheidt dazu verfertigte auch noch ungedruda te Vorrede , in ein ſchönes Licht gereßt Der thüringiſche welches ich hier miteseile. Graf Rudwig mit dem Bart , und fein Brus der Karl , waren Söhne des unglüdlichen Herzog8 Karl von lothringen , welcher als der lente aus dein farolingiſchen Stamme ,
von dem franzöſiſchen Thron ausgeſchloſſen wurde. Sie begaben ſich zu dem deutſchen Sdnig Konrad II , deſſen Gemahlin Giſela
ihre Blutsverwandtin war , und der König machte unſern fubmig mit dem Bart zum
erſten Grafen von Thüringen ,
deffen Gea
mahlin Cåcilia eine Erbin von Sangerhauſen
mar. Ihr beider älteſter Sohn , ludrig II,
-3
oder der Springer , murbe der Stammdater
aller nachmaligen Landgrafen ogn Thåringen, von ihres zweiten Sohns, Beringers zu Sangerhauſen , Sohn Konrad ( von wela
ehem Eccard. hiſt. geneal . PP. Saxoniae fuperioris p. 339. dorgiebt, daß er ohne Erben geſtorben nj ) tommen die Crafen fils
906
von Hohnſtein her , * ) und ihre Tochter Ute oder Jutta iſt del Grafen Dieterid don fins
derbeck Semahlin geweſen , welcher beider
Sohn Beringer 2 Söhne , ludwig und Dies terich , gehabt hat , oon welchen jener Graf zu fara oder fore , und dieſer Graf zu Bera ta geweſen. Von einem dritten Sohn , Nas mens Konrab , welcher nach einiger Borges ben zwiſchen dieſe beiden gehören , und der Stammbater der Grafen von Hohnſtein rega poll, weiß der Mönch Berthold nichts. Hina gegen Beringer Sohn Ronrad , welcher der Erbauer des Schlofjes Sohnftein iſt , hat vermuthlich unter andern Kindern , auch den Eiliger I gehabt, der das Schloß Jlburg -bes wohnt hat, unter welchem ſein Sohn Eliger II das Kloſter glefeld angelegt , und nachmals den Namen von Sohnſtein angenommen hat, weil ihm vielleicht die bohnſteiniſchen Säter
wieder zugefallen ſind. Die Herrſchaft fora ober
) Dieſes fagt auch eine deutfche thüringiide Chronit , weldé Fabrictus die erfurtirde, Tlbinus aber die eiſenachiide nennet , und dem ungeachtet ſchreibt Bendenreich , welder die Worte dieſer Chronit im Anbange ju feia ner Hiſtorie des fürfilichen Hauses Gomary burg S. 2 und 3 anfůýrt, daß dieſer Graf
Konrad von Hohnftein ohne Kinder geftore Jon fey .
1
907
oder fare gehörte anfänglich zu der landgrafa ſchaft Thüringen. Deb oben genannten Gras
}
feng Pudrvig von Rare Geſchlecht ſtarb ſchon mit ſeinem Enfel, Srafen Ulbrecht , noch vor
der Mitte des Dreizehnten Jahrhunderts aus, $
und die Herrſchaft tam an die Grafen von Beichlingen , biß nach der Mitte des piera gebnten Jahrhunderts Graf Heinrich I pon Beichlingen Rie an die Grafen von Hohnſtein bertaufte. Sie gieng vor Alter von den Churfärſten zu Sachſen , als Landgrafen von
Thüringen , zu lehn , Churfúrſt Auguſt aber errichtete 1573 mit dem Domkapitel gu Hal berſtadt einen Tauſchbertrag , in welchem er die Sehnsherrlichkeit aber die zur Grafſchaft
Mansfeld gehörigen halberſtadtiſchen Behna Aúde erhielt , und dagegen dem Hochſtift $ alberſtadt die Lehnsherrlichkeit über die Herr
ſchaft Lare , famt den Städten Elride unt Bleicherode aberat.
Die Grafſchaft Kletten ,
berg , iſt anfänglich ein Rehn des Erzbisthumo Magdeburg geroefen , 1257 aber durch Taufiering ein Dehn des Bisthums Salberſtadt gemore
den. Graf Albrecht zu Selettenberg ábergab dem Grafen Dieterich zu Rohnſtein und feia nem Sohn Albrecht den Beſitz der Herrſchaft Klettenberg zur geſamten Hand , und Graf
Konrad , der beste reines Stamms, trat feitas uen noch ábrigen Intheil an der Herrſchaft
908
1266 an die Srafen von Hohnſtein oöllig ab. Nachdem nun dieſe Herrſchaften , bes (driebenermaßen , an die Grafen von Hohn ſtein gekommen waren , theilten fich dieſe in Grafen Dietrich IV Söhnen , Dietrich VI
und Ulrich Hll , in zwei Hauptlinien , denn des erſten Sohn , Heinrich VII , wurde der
Stammvater der bohnſtzin -vierradtiſchen Linie, und des letten Sohn , Heinrich Vili , ftif tete die hohofteinloraiſohe und flettenbergiſche Linie ; jene ſtarb 1609 mit Martin , Srafen zu Sobnſtein - Vierradt , Qub , dieſe aber
ſchon 1593 mit Ernſt VII Grafen zu Soon ſtein , Serrn zu Pora und Klettenberg. Hier iſt nur der großen Vertheilung der Lander und Güter des lekten , unter die Rehnshera ren , zu gebenten.
Das Schloß und Ant
Kohnſtein nahm Herzog Heinrich Julius zu
Braunſchweig zu fich, Serzog Auguſt der Uels tere aber räumte es nachmals den Grafen von :Stouberg wieder ein , wie unten quba führlicher vorkommen wird. Die Herrſchaf ten fora und Klettenberg nahmen zwar die Grafen von Schwarzburg und Stolberg , vermoge ihrer mit den Grafen von Hohnſtein
í gehabten Erbverbrüderung , und der über. dieſe Serrſchaften erhaltenen Mitbelehnung in
Berig : allein , Herzog Heinrich Julius g.!!
Braunſchweig - fúneburg , Bifchof zu Halber ſtadt,
ووف ftadt , welcher als Biſchof und mit Bemilia gung des Domkapitelß ſeinem Herrn Vater Herzog Juliu8 , 1583 die Anwartſchaft auf
dieſelben ertheilt hatte, bemachtigte ſich ihrer, und ließ ſich von dem Domkapitel zu Halbers ftadt alt einen Serzog von Braunſchweig darüber belehnen .
EB tam aber besmegen
mit den Grafen von Stouberg und Schwarz burg zu einem langen Prozeß bei dem faifera lichen Kammergericht , welcher endlich. 1632 durch einen Bergleich geendiget trurde , und in weld ;em Herzog Friderich Ulrich den Gras
fen zu Schwarzburg und Stolberg die Herra ſchaft fora alb braunſchweig-Wolfenbittelſche ] fehn ábergab , ſich aber die landesfúrſtliche
Obrigkeit und Folge vorbehielt , hingegen die Bergmerke , Steuern , Straſſen , zou , Gea leit und das jus epiſcopale den Grafen Die Herrſchaft Klettenberg behielt zwar das hochfürſtliche Haus Brauna fchweig , es wurde aber den Grafen vers
mit einraumte. %
ſprochen , daß ſie nach Abgang der wolfena búttelſchen Linie zum Befik derſelben gelangen, und vom Hauſe Braunſchweig - Låneburg das mit belehnt werden sollten , u. f. m. ATA aber die alte wolfenbättelſche herzogliche finie 1634 mit Herzog Friderich Ulrich erloſch und die Herrſchaften fora und Klettenberg an
das Hochſtift Halberſtadt zurück fielen , weil
1
210 die jediſche finie die Mitbelehnſchaft niemals
geſucht hatte ; Das Hochſtift auch im weſtphás liſchen Frieve. alb ein fårſtenthum an das Churhaus Brandenburg fam , wollte Chura
fürſt Friderich Wilhelm an den vorhin ger nannten Vertrag nicht gebunden ſeyn , ſon . dern belehnte mit dieſen Herrſchaften , auf
beren Belig die Srafen zu Schwarzburg im Dreißigjährigen Kriege ſchon beraus geregt waren , 1649 ſeinen Geheimenrath , Den Srafen Johann zu Sayn und Witgenſtein , welcher fein Ubgeſandter auf der weſtphålis Ichen Friedensverſammlung geweſen war, wors
über auch 1653 Kaiſers Kerdinand III BC. ſtåtigung erfolgte. Ulein , Churfürſt Fridta rid brachte die Herrſchaften 1699 wieder
an fich , und ſtellte 1702 an Grafen Auguſt zu Sapn und Witgenſtein eine Ertlárung gus , daß er alle darauf haftende mitgenſteis nifche und dltere Schulben abtragen , auch bem Grafen Uuguſt 190000 Spezielthaler in einer Suinme auszahlen , und demſelben noch andere 20000 Rthlr, welche er ſeinern
Pater Grafen Guſtav , zur Tilgung einiger auf der Grafſchaft gehafteten Schulden , vors
geſchoſſen , erſeßen wolle.
Es iſt zwar den
Häuſern Schwarzburg und Stouberg dom Kaiſer 1674, wegen der ihnen entzogeneo
und damals quf 300000 Athlr. geſchauten berr
gIt
Berrſchaften fora und Klettenberg , eine
i
G 1
Schadlodhaltung derſprochen worden , aber niemals erfolgt. Das Amt Bobungen , ift nach deß legten Grafen von Hohnſtein Tode, an das Thurbaus Sachfen gefallen , wels : dyes das Haus Schwarzburg mit demſelben belchnt hat. Die Grafſchaft futterberg und Schargfeld , haben die Herzoge ſu Grubens bagen eingezogen , obgleich die mit den Gra. fea von Hohnſtein erbverbrúderten Grafen von Stolberg und Schwarzburg , die Mita
belehnung baráber von ihnen 1490 , 153 % , 1
1568 und 1586 erhalten hatten, von dem Gericht Allersberg , hatten die Grafen zu Sowarzburg - Sondershauſen von Alters her
zwei Drittel von den Landgrafen zu Heſſen zu lehn empfangen , daß ábrige ein Dritte erhielten fie nun auch nach Grafen Ernſts
Lode vom landgrafen Moriß zu Deffen , und beafterlehnten hierauf mit dem ganzen Gericht die von Minigerode . S. 5. Der König von Preußen , die Fúre
fen zu Schwarzburg , die Grafen zu Stoll berg und die Grafen zu Sapn und Mitgen : ſtein , führen die Grafſchaft Hohnſtein in
Titel : allein , Churbraanſchmeig peripeigert dem König von Preußen den Titel eines Srag fen von Hohnftein , weil derſelbige die eig
gentliche alte Grafſdaft Hohnſtein nicht bes lite, 1
yta
fike; und noch weniger wiù es denfelben den Grafen zu Sapn und Witgenſtein zugeſtea hen : hingegen das fúrſtliche Haus Schwarz burg , und das gråfliche Haus Stolberg füh ten ihn , weil ſie mit der rechten alten Grafe
ſchaft sohnſtein vom Churhauſe Braunſchweig und Lüneburg belehnet werden.
Das Wapa
pen der Grafen von Hohnſtein ,' hat aus 12 rothen und weißen viereckigen Schachtfel: dern beſtanben , und der helm iſt mit einein i
| Hirſchgeweih gezieret gemeſen ,, deſſen eine Stange roth , und die andere weiß gemalet zu werben pfleget. Das loraiſche Wappen iſt demſelben ganz ähnlich , das flettenbergia ſche aber ein ſchwarzer Hirſch im filbernen Felde geweſen.
§. 6. Die ehemaligen Grafen von Hohnis ftein haben wegen ihrer Herrſchaften fora und Klettenberg den Neichstag beſchidt , auch beim oberſächſiſcher Kreiſe Siß und Stimme gehabt , es hat auch ſolche das Thurhaus
Brandenburg fortfeßen wollen , es iſt aber nicht dazu gekommen. Ef haben dieſe Herre fchaften einen Reichsmatrikularanfchlag von 56 Fl. fie werben aber von Thurbrandens burg fine onere außgezogen . zu einem
Sammerziel find fie auf 37 Rthlr . 79 Kr. angefeßt. Die Reichs - und reißſteuern und die stammerzieler von der eigentlichen Grafo fwaft
911
&
fchaft Hohnſtein, famlet das Churbaug Braun. Ich.veig = fúneburg , und übergiebt ſie an die Grafen von Stolberg , und dieſe überliefern
a fie an den gehörigen Drt. $. 7. Ich beſchreibe nun 1. Die eigentliche Grafſchaft Hohnſtein ,
& welche
ein Rehn deß
Churhauſes
Ichweig und lúneburg ift.
Brauna
Aus feud fclos
Antiquitat. llfeldeni. 5.7 . f. und Scheidt Unmerkungen über die moſeriſche Einleitung die in das braunſchweig - lúneburgiſche Staats in recht , S. 255. f. erbetet , daß die Grafen don Sobatein nicht allein Heinrich des loa
men , als ergoys zu Sachfen , fehnleute ♡ gewefen , ſondern das ſie auch mit ihrer
Grafſdjaft 31 Defreiben aus der catlenburgis in den und nordheimiſchen Erbſchaft berrührena dem Erbtheil gehört haben ; denn es fommt das chloß Hohnſtein in der Erbtheilung feia ner Sóbne namentlich vor , und wird zu des römiſchen Königs Otto IV Erbtheil gerecha net.
Als Otto Das Kind reine erb >- und
cigenthümlichen Gúter dem Kaiſer und Reich zu fehn auftrug, und das Herzogthum Braun.
ſchweig errichtet wurde , ward Hohnſtein zu erſt ein ReichBafterlehn , welches die Grafers
von Hohnftein ſo lange von dem Haufe Brauns ſchweig zu lehn empfangen haben , biß Graf Dietrich eB 1413 mit leyndberrlicher Bewila Vald . Erdbefor. 20.8 .
M mm
1
9.14
ligung an Grafen Botho zu Stolberg vers fauft ; fich aber den Mitbeſig vorbehalten hat.
Sierauf belehnte Herzog Otto von
Göttingen 1428 die erbverbrüderten Häuſer Stolberg und Schwarzburg zur geſamten Hand auf den Fall , wenn der gráflich hohns ſteiniſche Mannsſtamm ausgehen würde , mit dieſer Grafſchaft, auf welche ſie audy , wegen der zwiſchen ihnen und den Grafen von Hohns ſtein errichteten Erbverbrúderung , die Ana wartſchaft hatten. Eine gleiche Belehnung erfolgte 1590 durch den Herzog Heinrich Gulius, welcher aber doch nach deb leştin Grafen zu Hohnſtein Tode , die Grafſchaft zu fid nahm ,,weil er die von Schleinig mes
gen ihrer betrådjtlichen Forderungen , welche ſie an die Grafen von Stouberg hatten , bes friedigte. Sierůber, entſlund beim Reichblama mergericht ein Prozeß , während deſſen Kais ſer Ferdinand die Grafſchaft Hohnſtein 1628 an den Grafen von Thun für 60000 Rthlr. überließ
den der General Wallenſtein in
Belig derſelben Fenste , an deſſen Statt aber 1629 wieder Pramonſtratenſer Casonici kamen , jedoch 1631 wieder weichen mußten. Endlich raumt: Herzog Auguſt der Leitere Dem Grafen Chriſtoph zu Stolberg die Graf ſchaft Hohnſtein ein , welches auda r625 voi Herzog Georg , als Landebherrn des Fürſtens thund
X
છ iÉ .
té ums. Góttingen , beſtätigt worden.
ES 7
haben aber die Grafen von Stouberg vera ſprochen , daß fie wegen dieſer Grafſchaft den regierenden Serzog zu Calenberg får ihren Lehnsherrn erkennen , vor dem ſelben zu Recht ſtehen , Recht nehmen und geben , und in allen Stúden derſelben hobe landesfürſtlia
ché Obrigkeit und die derſelben anhangens den Rechte und Gerechtigkeiten über die Graf
fchaft Hohnſtein , gehorſamlich erkennen molla ten :
17.33
iſt zwiſchen dem Churhauſe Braun.
ſchweig - Låneburg und den Grafen zu Stolla berg ein Rezeß errichtet worden , vermöge deſſen dieſe berechtiget ſind , ihren Unterthaa nen in der Grafſchaft Hohnſtein Privilegia ju ertheilen , und in ihren Sachen ; ſie mda gén den Forſt , Holz , Wildbahn , Jagben;
Bergwerfe , Dienft oder Delotomie betreffen, Perorbnungen ausgehen zu laſſen. Es múſ fen ihnen die råmtlichen Einwohner und Bas
ſallen die Erbhuldigung leiſten , und die lafa fen in Unſehung des hohnſteiniſchen Forſtes
bie darein fchlagenden Handlungen durch das Forſtamt verwalten.
Sie haben auch das
Jus cancellariae & confiftorii , folglich auch ale Ober - und Untergeridte in bärgerlichert und firchlichen Sachen , die Präſentazion und Einführung, dec Prediger , und die beſondes
te Kitchenunterſuchung. Dem Churhauſe abet M m in
16
10
iſt die allgemeine Kirchenunterſuchurig unde Uppellazion an die hohern geiſt s und retsiia chen Serichte im Fürſtenthum Calenberg vors behalten." Es hat zwar das Churhaus das
jus collectandi in Anſehung der Reid)8 - und Kreisſteuern und Kammerzieler , ' e8 liefert aber dieſelben an das gráfliche Haus , und dieſes an die gehörigen legeftádte aus , und låßt ſich in Anſehung ſolche ſeines auf die Grafſchaft gefallenen Kontingents an Seld
und Mannſchaft, beſonders quittiren.
1645
wurde die Grafſchaft Hobuſtein unter den bere den Hauptlinien des gråflichen Hauſes Stolla berg getheilet. Es beſigen nun I. Die Grafen zu Stolberg - Stouberg , das Amt Sohnſtein , in welchem
1. Das verrüſtete Bergſchlos Hohnſtein, welches 1627 von dem churjách riſchen Ober: Es id ften Vißthum zerſtört worden iſt. nod vieles Mauerwerk davon odrbanden .
2. Meuſtadt , ein Städtchen , welches auch nur ein Fleden genennetwird , und uns ter dem vorher genannten wiſten Schloß liegt. El hat ein von Quader : und andern fellen
Steinen 1744 erbauetes gráfliches Schlos, welches zwei Stocmert body iſt.
3. Har :
917
3. Şarzungen , ein Dorf mit einer Kira de , welche eine Tochter von der neuſtadtis ſchen iſt.
4. Die Kirchſpiele Dſterode mit Wie gersdorf , Nieder -Sachbwerfen, Appenrose, Steigerthal mit Petersdorf , Crimberode mit Müdigsdorf , Sulzhann mit Werna , Dóſene robe , Urbach.
11. Die Grafen zu Stouberg - Wernige robe , den Forſt des Amts Hohnſtein , dero ſen Flächeninhalt 22800 Morgen , jeden zu 120 Quadratruthen gerechnet , betrågt, und durch ein gråfliches Forſtamt verſehen wird. In demſelben entſpringt die Behre. Er giebt anſehnliche Einkünfte, weil das Holz entmea der nach Nordhauſen gefahren , oder zu Rob len gebrannt wird , welche man auf dem ſchiertiſchen Hüttenwert in der Grafſchaft Wera
nigerode gebraucht. Man gråbt auch hieſelbſt Steinfohlen und Braunſtein .
Es iſt in drei
Forſtreviere abgetheilet , und enthält folgens de Derter.
1. Im Schmerplager oder Sophienho fer Nevier iſt
Sophienhof , ein gråfliches Haus und Vorwerf , welches von der Grafin Sophie Charlotte den Namen hat. Es find hier nodi andere Gebäude angebauet , als die Wobe Nmm 3
mung
918 )
nung des gråflichen Oberforſtmeiſters , eine Förſterei , eine Kirche , in welcher der Pres piger des folgenden Dorff prediget , u. a. m . 2. Im Rotheſitter Hevier , ift Nothefitte, ein fleines Pfarrdorf , mit einer gråflichen Viehmeierei und einer för:
ſterei. 3. Im Aufhauſer Revier , if
1
Hufhauß , eine gráfliche Viehmeierei und Förſterei,
III. Das churbraunſchweig - lúneburgiſche Stiftsamt und Pädagogium Jlefeld , iſt aus einem ehemaligen Pråmonſtratenſer Mönchen : floſter entſtanden , welches der oben ange: führte Eiliger oder Ilger Il unter dem oon
feinem Vater Eiliger I erbaueten Schloß 91 burg angelegt , und weil es in dein auch von ſeinem Vater benannten Ilgers- Feld oder Slfeld erbauet worden , auch mit dem Nas
men 3lfeld belegt hat. Solche Stiftung iſt 1190 geſchehen, Die Vorſteher des Klos fter8 fino anfänglich Próbſte, nachmals aber Aebte , und endlich Adminiſtratoren genen: pet worden. Der lekte Abt. Thomas Stans ge
errichtete in dem Kloster eine Schule
zum freien Unterricht und Unterhalt einer Ans zahl junger leute , zu deren erſtem Neftor er 1559 Michael Neandern berief , welcher aus
913
auch nachger ſowohl von den Herzogen zu Braunſchweig , alb von den Grafen von Stolberg , zum erſten Stift8 - und Kloſtera
adminiſtrator gereßt wurde. JBt werden dit Stiftsgüter durch die churfúrſtliche Regierung zu Hannover verwaltet , welche einen Amta
mann , zur Ausübung Der Untergerichte und anderer Verrichtungen , bicher ſent. Die Schule wird ein Stiftspädagogium genennet, und eß haben auch die Grafen von Etollberg Sie iſt wohl eingerichtet , Antheil daran . und mit o geſchidten Lehrern verſehen , das her man in den Verzeichniſſen der ilfeldiſchen
padagogiſten , außer den búrgerlichen jun gen Perſonen , nicht wenige adelichen und gráfichen Standeß findet , die hier für ihr Geld ſtudirt haben.
Sonſt wird hier , der
Atficht der Stiftung gemäß , eine Anzahl junger Leute frei urterhalten und unterrichtet, unter welchen , vermoge eine $ 1501 errida teten Vergleich , 4 Pchmarzburgiſche junge Leute find , weil Das Stift im Fürſtenthum
Schwarzburg - ſondershauſiſchen Untheils bez trächtliche Güter , Forſten und Kolleften hat. Die übrigen Freiſtellen werden theil8 und vornåmlich von dem Churhauſe Braunſchweig Lüneburg , theils von dem gráflichen $pauſe Stouberg befekt ; e$ mird auch von des Stifs
Einfünften auf der Univerſitåt zu Göttingen Mmm 4
ein
926
ein ilfeldiſcher Freitiſch unterhalten , an wels
chem 24 Stellen ſind , davon das gráfiche Haus Stolberg 8 , und die fúrften don Schwarzburg auch 8 Stellen zu vergeben has ben . Die ilfeldiſchen Forſten ſind anſehnlich und werden in die Unter : unb Dber , oder
birkemohriſche Forften abgetheilet ; beide bes
tragen ungefähr 5235 Uecer , werden durch den Hagenberg , welcher zu den wernigero, diſchen Forften gehört , von einander geſchies >
ben , und enthalten auch ein Steinkohlenberg werf.
Ef bat auch das Stift im Fürſtens
thum Schwarzburg bei hohen Ebra gute fors
ften , welche gegen 900 Aeder betragen ino: gen .
Seine drei Rollefturen , nämlich die
ilfeldiſche , die nordha ufiſche und die thurin giſche zu Mirch - Engel und Hoher: - Ebra im
Fürſtenthum Schwarzburg , find beträchthch. Uibrigens gehören zu dem Stiftsamt folgen: de Oerter :
1. 3Ifeld , ein Fleden vor dem Klofter, an der Behr , zwiſchen dem Mühlberg , defe
fen höchſte Gegend, der hohe Stieg genannt wird , und dem Herzberg. Vor dem Fleden iſt der Burgberg , auf welchem vor Ulter8
die glburg geſtanden hat. Der Drt hat eia me Pfarrkirche, und eine angenehme Page, 8. Spoc
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2. Königerode , ein Vorwerk. 3. Birfemohr, ein Vorwerk, deffen ncues Gebäude pon dem alten abgebrannten etwas entfernt liegt. 2. Die Herrſchaften Pora und Kletten berg , werden auch die Grafſchaft Hohnſtein genennet , welche aber mit der vorhin be. fariebenen rechten alten Grafſchaft , von der ſie nah und nach den Namen angenommen
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bat , nicht verwechſelt werden muß . Gie find anch , unter dem Namen der Grafihaft
Hornſtein , dem fürſtenthum Halberſtadt ein de leibt , unter deifen Kegierung und Pontio ftorio fie ſtehen , ſeit 1770 aber eine befor12 dere Kriegs , und Domainenkammerdeputa : gion haben , welche zu Elrich ihren Sik hat.
Die Hemter , Magiſtrate . ūno abelichen Ge richte haben den erſten Gerichtsgang.
Sie
enthalten überhaupt 71 Derter , und tragen
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nunmehr jährlich auf 80000 Nthlr. ein . Ich beſchreibe nun eine jede Herrſchaft infondere heit.
I. Dic Herrſchaft fora , enthält 29 Ders ter.
1. Bleicherode , eine kleine und offene
aber wohlbewohnt : Stadt , welche einige Ma:
nufakturen bat , und guten Handel treibt. Es find hier 4 adeliche Höfe, und ein burð? Le A mm 6 difchebe 영
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diſches Prokuraturhaus. Das Sommiffariat und Steuerbireftorium , melches eine Zeitlang hiefelbft geweſen , iſt 1715 nach Halberſtadt berlegt worden .
Uninerkung. Unweit dieſer Stadt liegt der Wuss · hof Lipprechtrode, welcher auf der Verſamm .
lung der Stande Siß und Stimme hat , und dem im Fürſtenthum Calenberg belegenen je tularifirten Klojler Bursfelde gehört.
2. Das Amt fora , in welchem zu bea merken
1 ) lors , ein Bergſchloß , auf welchcm der Amtmann wohrt,
2 ) Groß : Wenden , ein Pfarrdorf. Elende oder zum Elende , ein Pfarr: 33 dorf mit einem Soffital , welches ebedeſſen ein Donnenflofter geweſen iſt.
3. Münchenlohra , ein Amt und Dorf, I woſelbſt auch ehedeffen ein Kloſter geweſen iſt. 4. Das Amt Klein -Bobungen , in wel dem das Dorf Klein : Bodungen an der Bos de ift. Friderichsrode iſt ein neues Dorf.
5. Das Aint Nobra , in melchem das
Pfarrdorf Nohra , das Vorwerf Kinderode , daß Pfarrdorf Klein- Furra , mit einem fó niglichen Vortrart , und andere Derter. 6. Das Umt Dietenborn , iſt aus ej
nem ehemaligen Sonnenffoſter entſtanden , uno
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und begreift außer Dietenborn, noch die Pfarr
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dörfer Groß- und Klein-Bernten.
7. Die adelichen Dörfer Aſcherobe , Buhla , ein Pfarrborf, þcynrode, ein Pfarra dorf , Mieder - Sebra , ein Pfarrdorf, Obera Sebra , ein Pfarrborf , Puſtleben , Nehun gen , ein Pfarrdorf, Nifleben , Solſtedt , ein Pfarrborf, Wernrode. II. Die Graf- oder Herrſchaft Kletten
berg enthalt 42 Derter. 1 , Elrich , die Hauptſtadt beider Serra ' ſchaften , oder der Qu8 ihnen beſtehenden ganzen ſogenannten Grafſchaft Hohnſtein ,
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liegt an der Zorge ,
und iſt ehedeſſen der
Sin der hohnſteinſchen Regierung und eines Konfiftoriums gemeren , jeßt aber der Siß Der Rammer deputazion . Unter deß hieſigen Superintendenten Hufſicht , ſtehen die Pre diger auß beiden Herrſchaften . Es ſind hier einige Manufakturen . 1627 und 1729 hat ſie großen Brandſchaben erlitten. Die von Spiegel haben in und vor der Stadt einen
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Freihof.
In hieſiger Gegend giebts allera
lei gute Arten von Alabaſter , und Eiſena ftein.
2. Sacha , eine fleine Stadt am Harz , .
Bei welcher Eiſtenſtein gegraben wird , auch grüner , brauner und rother Marmor , und Udatą gefunden werden, 3
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3. Das Umt Klettenberg , hat ſeinen
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Namen von dem zerſtörten Bergſchloß Kletten berg , unter welchem ein gleichnamiges Pfarr: dorf liegt , darinnen das Amthaus und 3 adeliche Höfe find , deren einen König Frie Derich II erkauft hat. Es gehören auch die
königlichen Vorwerke Schiedungen und Bli dungen , und das Vorwerk in dem Pfarra dorf Trebra , nebſt unterſchiedenen Dörfern, zu dieſem Umt. 4. Die Aemter Frohnderode , Mauber rode und Wolfleben , und die Vorwerte
Günzerode , und in den Pfarrdörfern Gu: unter dem hohen dersleben und Salza. ſtein , auf welchem das Schlos Berge Rohnſtein
Schnabelburg geftanden hat , find ein nur pferhammer , eine Papier's und eine Pulder: mühle. 5. Das Umt Bennecenſtein , liegt vor den übrigen abgeſondert , und auf dem Harz. Die Hälfte deſſelben haben die Grafen doll
Hohnſtein 1424 an das Haus Schwarzburg perfauft ,
es iſt aber das ſonderdhaufiſche
Viertel 1741 für 20000 Nthlr. erfauft wors ben.
Es iſt darinnen
Bennedenftein , ein Stadtchen , bei mela
chem viel Eiſenſtein gefunden wird , und ein Cifenhüttenwerk'ift. 6. Die
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6. Die adelichen Dörfer , Branderode , Grof -Wechſungen , ein Pfarrdorf, Groß-Wera t
ther , ein Pfarrdorf, Hafferungen , ein Pfarr dorf., Solbach , Remſtedt, ein Pfa :idorf, Klein - Werther , ein Pfarrdorf ; den Herren von Werthern zugehörig , Madenrode , ein
Pfarrdorf , Steinſee , Sidder , ein Pfarra dorf , Tettenborn , ein Pfarrbori, deſſen foa niglicher Antheil der adélichen tettenbo: niſchen Familie zu ihrem BIntheil 1767 geſchenkt wora den , und Werningerode, ein Pfarrdorf. ·
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3. Das Amt Budungen , welches zu der Herrſchaft lora gehört hat , rrird als churſach liſches Lehn von den Fúra
ften zu Schwarzburg - Sonderdhaufen beſeffen, und begreift
1. Gros- Bodungen ,
einen Marktfleden
an der Bout , mit einem Sdloß und Vora werf.
2. Uttenrobe , und noch 3 Dórfer. Es find auch hier die abelichen Eerichts ,
ośrfer Silferode , Bocelnhagen und Zwinge belegen.
Ende des zwanzigſten Bandes,