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German Pages 129 [137] Year 1966
BEIHEFTE ZUR ZEITSCHRIFT FÜR ROMANISCHE PHILOLOGIE B E G R Ü N D E T VON GUSTAV G R Ö B E R F O R T G E F Ü H R T VON WALTHER VON WARTBURG H E R A U S G E G E B E N VON K U R T B A L D I N G E R
111. HEFT
Folque de Candie von Herbert le Due de Danmartin
MAX NIEMEYER VERLAG TÜBINGEN 1966
Folque de Candie von Herbert le Due de Danmartin Nach den festländischen Handschriften zum ersten Male vollständig herausgegeben von Oskar Schultz-Gora
Band IV Einleitung Bearbeitet und herausgegeben von Ulrich Mölk
M A X N I E M E Y E R V E R L A G T Ü B I N G E N 1966
Mit einer Abbildung
Dieser Band aus dem Nachlaß von Oskar Schultz-Gora schließt die gesamte Ausgabe ab. Die ersten Bände sind in der Schriftenreihe der „Gesellschaft für romanische Literatur" im Max Niemeyer Verlag, Halle a. d. Saale, erschienen: der I. Teil im Jahre 1909 als Band 21, der II. Teil 1915 als Band 38 und der III. Teil 1936 als Band 49.
Gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft © Max Niemeyer Verlag Tübingen 1966 Alle Rechte vorbehalten • Printed in Germany Satz und Druck: H. Moos, Christian & Co. KG.» Unterjesingen-Tübingen Hinband von Heine. Koch, Tübingen
Inhaltsverzeichnis Vorwort des Herausgebers
VII
Abkürzungsverzeichni s
IX
KAPITEL I :
Die Überlieferung des Epos
KAPITEL I I :
Der Autor
KAPITEL M :
Der Charakter des Epos und seine Stellung innerhalb
1
21
der Wilhelmsepen
28
KAPITEL IV:
Erfindung und Komposition
36
KAPITEL V :
Zum Stil des Epos
46
KAPITEL
vi:
KAPITEL VII
Beliebtheit und literarischer Einfluß : Zu den Lauten und Formen der Handschrift P . Die Sprache des Dichters
KAPITEL V I I I
53 1
: Zum Versbau
55 72
ANHANG I :
Reimtafel
86
ANHANG II:
Stammtafel der Hauptfiguren
89
ANHANG I N :
Die Varianten des Palatinus
90
Faksimile aus dem Palatinus
121
Vorwort Dreiundzwanzig Jahre sind vergangen, seitdem Oskar Schultz-Gora unmittelbar vor seinem Tod die Arbeit an dem letzten Band seiner monumentalen Ausgabe des Folque de Candie fertigstellen konnte. Daß bis zur Drucklegung seines Werks soviel Zeit verstreichen mußte, war eine Folge ungünstiger Umstände. In den Nachkriegsjahren waren die Bemühungen von Frau Isolde Schultz-Gora, einen Verleger für die Arbeit ihres Vaters zu interessieren, ohne Erfolg geblieben, und, als sich endlich ein Verlag zum Druck des Bandes bereit erklärte, lehnte die Ostberliner Akademie der Wissenschaften die Übernahme der Druckkosten ab. Frau Isolde SchultzGora sandte daraufhin das Manuskript an ihre in der Bundesrepublik lebende Schwester Frau Adelheid Heck, die es mit der Bitte um Verwahrung an die Universitätsbibliothek Heidelberg weiterleitete. Die Universitätsbibliothek Heidelberg nahm das Manuskript unter der Signatur 3649 in ihre Handschriftenabteilung auf und unterrichtete davon die Direktion des Romanischen Seminars der Universität Heidelberg. Auf Empfehlung der Herren Professoren Dr. Kurt Baldinger und Dr. Erich Köhler beauftragte mich dann die Deutsche Forschungsgemeinschaft, das Manuskript Schultz-Goras zu überarbeiten und für den Druck herzustellen. Das Manuskript zum vierten Band der Ausgabe des Folque de Candie besteht aus zehn Kapiteln, denen als Anhang eine Abschrift des Palatinus latinus 1972 beigegeben ist. Mit Ausnahme des VII. und VIII. Kapitels, deren Text bis auf geringfügige Abänderungen indem vorliegendenBand zum Abdruck gekommen ist, hielt ich es aus verschiedenen Gründen für angebracht, mehr oder weniger weitgehende Kürzungen,Verbesserungen oder Nachträge vorzunehmen. Das kurze (IX.) Kapitel über die „Verwandtschaftsverhältnisse bei den Hauptpersonen der Franzosen und der Sarazenen" habe ich durch die „Stammtafel der Hauptfiguren" (Anhang II) ersetzt; auf das (X.) Kapitel „Zur Topographie und Geographie" glaubte ich verzichten zu können, zumal Schultz-Gora alles nötige Material in seinem „Verzeichnis der Eigennamen" (Band III, S. 402 ff.) zusammengestellt hat. Der Abschnitt „Charakteristik der Personen", der einen Teil des IV. Kapitels ausmachte, wurde fortgelassen, da er rein deskriptiv verfährt und in dieser Form wohl wenig Neues bringt. Die Kapitel (V) und (VI) „Kenntnis von anderen epischen Dichtungen, Anspielungen, Entlehnungen, Bezugnahmen" sind sieben Jahre nach Schultz-Goras Tod als gesonderter Beitrag in der Zeitschrift für Romanische Philologie (Bd. 65, 1949, S. 472-483) erschienen und durften VII
deshalb hier fehlen. Schultz-Goras Ausführungen über die Abfassungszeit des Epos habe ich nicht noch einmal in Kapitel II aufgenommen, da sie bereits seit längerer Zeit veröffentlicht sind (Zeitschrift für Romanische Philologie, Bd. 53, 1933, S. 311-317). Die beiden anderen Abschnitte des II. Kapitels wurden zu selbständigen Kapiteln umgearbeitet (V: Zum Stil des Epos; VI: Beliebtheit und literarischer Einfluß). Die Beschreibung der Handschriften und Handschriftenfragmente habe ich neben anderen Teilen des I. Kapitels bald gekürzt, bald wesentlich ausführlicher gestaltet. Die wenigen sachlichen Versehen sowie die Irrtümer, die Schultz-Gora bei Zitaten, Verszählungen und Literaturverweisen unterlaufen sind, wurden stillschweigend verbessert. Nachträge, die nur schwer in den Text hätten eingearbeitet werden können und deshalb als zusätzliche Anmerkungen eingeführt worden sind, stehen nur dann in spitzen Klammern, wenn sich nicht aus dem Erscheinungsjahr der dort herangezogenen Literatur ohne weiteres ergibt, daß sie nicht von Schultz-Gora herrühren können. Sonst habe ich einzelne Abänderungen, Umstellungen geringeren Umfangs oder kürzere Zusätze nicht besonders gekennzeichnet, um nicht durch ein allzu unruhiges Druckbild eine bequeme Lektüre des Haupttextes unmöglich zu machen. Anstelle des vollständigen Abdrucks des Palatinus bietet der Anhang III nunmehr lediglich die Varianten, die diese Handschrift gegenüber dem Text der Ausgabe aufweist (Näheres s. S. 90). Ohne die Hilfe, die mir von verschiedener Seite entgegengebracht wurde, hätte die Herausgabe des Nachlasses von Oskar Schultz-Gora nicht in der vorliegenden Form erfolgen können. Den Herren Professoren Dr. Kurt Baldinger und Dr. Erich Köhler danke ich herzlich für das lebhafte Interesse, mit dem sie den Fortgang meiner Arbeit begleiteten; ihr freundlicher Rat und ihre vielfache Hilfe standen mir stets zur Verfügung. Herrn Professor Dr. Carl Wehmer und Herrn Dr. Siegfried Joost sowie den Herren Dr. Wilfried Werner und Hellmut Salowsky (Universitätsbibliothek Heidelberg) sage ich für großzügige Arbeitsmöglichkeit und oft bewiesene Gefälligkeit meinen Dank. Weiterhin bin ich für verschiedene Hilfeleistungen Herrn J. Bovesse, Conservateur des Archives de l'Etat ä Namur, Herrn Dr. G. W. A. Panhuysen, Rijksarchivaris in Limburg, sowie Herrn Direktor Harry Järv, Kungliga Biblioteket Stockholm, verpflichtet. Schließlich möchte ich der Deutschen Forschungsgemeinschaft für die bereitwillige Unterstützung , die sie meiner Arbeit gewährte, meinen aufrichtigen Dank sagen. Heidelberg, im März 1965
VIII
Ulrich Mölk
Abkürzungsverzeichnis ASNS BBSR CCM R RLaR SATF ZFSL ZRPh.
Archiv für das Studium der Neueren Sprachen und Literaturen Bulletin Bibliographique de la Société Rencesvals Cahiers de Civilisation Médiévale Romania Revue des Langues Romanes Société des Anciens Textes Français Zeitschrift für Französische Sprache und Literatur Zeitschrift für Romanische Philologie
IX
KAPITEL I
Die Überlieferung des Epos Das Epos Folque de Candie ist in folgenden zehn Handschriften und drei Handschriftenfragmenten überliefert*: P1
1. Paris, Bibliothèque Nationale, fonds français 25518. Pergament, 175 mm X 110 mm; 168 Blätter, einspaltig zu 30 Zeilen. XIII. Jh. Vgl. H. Omont, Catalogue général des manuscrits français, IVe Série, 2 (1902), S. 619. Die Handschrift enthält f. l r -80 v die V. 1-4795 und f. 81 r -168' die V. 6167-11464. Der obere Teil der Anfangsminiatur, die einen Mann dargestellt zu haben scheint, ist fortgeschnitten. F. 122r steht unter dem Text von jüngerer Hand amela issabel de malieit, womit wahrscheinlich die damalige Besitzerin der Handschrift gemeint ist. Die Handschrift ist wahrscheinlich zwischen 1229 und 1239 geschrieben worden1; Dialektmerkmale weisen in den Osten Frankreichs2. Ich habe diese Handschrift meiner Ausgabe zugrunde gelegt. 2.
Pal Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Palatinus latinus 1972. Pergament, 180 mm X 105 mm; 150 Blätter (nach vatikanischer Zählung 146, da nach f. 101, 108, 132, 137 je ein Blatt übersprungen, bzw. doppelt gezählt ist), einspaltig zu 36 Zeilen (mitunter 37, selten 35). XIII. Jh. Vgl. Karl Christ, Die altfranzösischen Handschriften der Palatina, (Beiheft zum Zentralblatt für Bibliothekswesen, XLVI) Leipzig 1916, S. 84 f. Es lassen sich zwei Schreiber unterscheiden: die zweite Hand setzt f. 31v ein, reicht bis zum Ende von f. 32r und erscheint f. 36r-37r und * Die Versangaben beziehen sich, falls nicht ausdrücklich anders vermerkt, auf die Zählung der kritischen Ausgabe. 1 S. O. Schultz-Gora, ZRPh. 53 (1933) S. 314. » S. W. Foerster, ZFSL 36 (1910) S. 115, und drs.,Kristian von Troyes: Cligès (Romanische Bibliothek I) Halle 3 1910, S. L X X X f.
1
f. 53 v -54 r wieder. Viele Blätter der Handschrift waren ursprünglich mit einem anderen Text beschrieben, der ausgewischt worden ist; an einzelnen Stellen lassen sich Buchstaben, zumal Initialen, des früheren Textes erkennen (z. B. f. 55 r , 67 r , 77 r , 79 r ). Die Handschrift ist um die Mitte des XIII. Jh.s geschrieben worden, gewiß nach 1239 3 . Besondere Sprachformen gehören dem Südosten Frankreichs an. Die Handschrift, die mir bei der Herstellung des kritischen Textes noch unbekannt war, jedoch für die Anmerkungen (Bd. III) herangezogen wurde, enthält f. l r - 1 5 0 v den Text ohne Lücke bis V. 10960. 3. Stockholm, Kungliga Biblioteket, Vu 14. Pergament, 135 mm X 90 mm; 118 Blätter, einspaltig zu 25 Zeilen (f. l-47 v ), bzw. 29 Zeilen (f. 48'-115'). Erste Hälfte des XIII. Jh.s 4
S
Vgl. G. Stephens, Förteckning öfver de förnämsta Brittiska och Fransyska Handskrifterna uti Kungl. Bibliotheket i Stockholm, Stockholm 1847, S. 120. A. Geffroy, Notices et extraits des manuscrits concernant l'histoire ou la littérature de la France qui sont conservés dans les bibliothèques ou archives de Suède, Danemark et Norvège, Archives des Missions scientifiques et littéraires 4 (1856) S. 261-264. Clovis Brunei, Bibliographie des manuscrits littéraires en ancien provençal, Paris 1935, Nr. 354. Der Text des Epos, von dem hier über 6000 Verse überliefert sind, steht f. l - 1 1 5 v ; f. 77 r und 116 r sind leer. Es folgen von jüngerer Hand (wahrscheinlich XV. Jh.) f. 116v-117' provenzalische, f. 117^-118' italienische lyrische Stücke. Die große Initiale auf f. l r sowie die Anfangslettern der ersten acht Zeilen sind fortgeschnitten. Auf einzelnen Blättern fehlen größere oder kleinere Abschnitte, teilweise ist der Text wegen großer Wasserflecken, verblaßter oder abgesprungener Tinte und Rasuren schwer oder nicht lesbar. Die Handschrift besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil, f. l - 4 7 v [S»], entspricht den V. 1247314915; der zweite Teil, f. 48' bis 115' [Sb] - die Zusätze f. 116^-118' bleiben im folgenden unberücksichtigt - , dessen Blätter am oberen Rand stark beschnitten sind, enthält f. 48f-71* die V. 7364-8730 und f. 72 r -115 v die V. 11465-12472. (S. Anlage II, Bd. II, S. 283-286.) Es liegt auf der Hand, daß die beiden Teile in verkehrter Reihenfolge aneinandergebunden sind. Die Handschrift stammt aus Italien5. s 4
1
S. O. Schultz-Gora, a. a. O. S. 314. Als ich seinerzeit meinem Berliner Kollegen Michael Tangl die Handschrift zeigte und ihn um sein Urteil bat, schätzte er sogleich auf das erste Viertel des XIII. Jh.s und fügte hinzu: „Vielleicht 1225". S. O. Schultz-Gora, ZRPh. 56 (1936) S. 390.
2
P2
4.
Paris, Bibliothèque Nationale, fonds français 774. Pergament, Folio; 223 Blätter, denen am Schluß zwei weitere, derselben Handschrift anP2f gehörende Blätter (paginiert als f. 233 und 234) angebunden sind ; zweispaltig zu 40 Zeilen. XIII. Jh. Als zyklische Handschrift der Wilhelmsgeste seit A.-L. Terracher mit A1 bezeichnet. Vgl. P. Paris, Manuscrits françois, VI (1845), S. 135-144, bes. 130 f., 144. Catalogue des Manuscrits français, Ancien fonds I (1868), S. 79. H. Suchier, R 2 (1873) S. 335 f. W. Cloetta, Bausteine zur Romanischen Philologie, Festgabe für Adolfo Mussafia, Halle 1905, S. 255-275, bes. 259. A.-L. Terracher, La Tradition manuscrite de la Chevalerie Vivien, Paris 1923, S. 1 f. Die Handschrift enthält große Teile des Epos: f. 99a-121, Halle 1891, S. 74. Vgl. Foersters Anm. zu Iile et Galeron V. 6397-6402 und Friedwagner, a. a. O. S. LXIV.
71 6 Mölk. Folque de Candie
dem Nordosten und der Champagne eigentümlich ansieht28, chaie (< cadat), welche Form östlich sein dürfte29, und vielleicht die Konjunktivform prioit (s. S. 71). Im übrigen trägt Herberts Sprache durchaus franzischen Charakter und zeigt im ganzen dieselben sprachlichen Züge wie das Thomasleben des zeitgenössischen Guerne de Pont-Sainte-Maxence, das ich mit seinem Herausgeber für franzisch halte.30 Im Hinblick auf die Heimat des Dichters darf man vielleicht sagen, daß sein Epos in der Sprache des nordöstlichen Teiles von Franzien geschrieben ist.
KAPITEL VIII
Zum Versbau I. SILBENZÄHLUNG A Im Wortinnern Nach Schwund eines trennenden Konsonanten erscheinen t, e als Silbe mit Ausnahme von vez aus veez 404, 1404, 4257, 11208, 11218, von nis 496, »es 334, von juner .fasten' (3. Pers. Plur. junent) 8469 neben jeüner 2190, 3631 usw., falls nicht schon ein * junare zu Grunde liegt (schon im Thebenroman iuner 5067, 5069), von aviez 6616, wofür ich aber mit den anderen Hss. avoit geschrieben habe (s. Anm. zu V. 4353). Ob fuirai 4375, fuira 8165, fuiront 11253, fuiriez 4353 hierher gehören, ist zweifelhaft, da sich nicht erweisen läßt, ob sie zu dem gewöhnlichen Infinitiv füir oder zu dem Iniin. fuire < fugere zu stellen sind; die Existenz des letzteren erscheint völlig gesichert (s. Foerster, Anm. zu Erec V. 4983). B An der Wortgrenze a) Inklination. Die Artikelformen lo (le), /es lehnen sich regelmäßig an de und a an (del, au, des, as), und nur einmal ist le nicht inkliniert: a le matin 10335 (s. Anm.). Auch findet sich mehrfache Anlehnung von lo (le) an das Paroxytonon contre: contrel 1852,2220,2491,2658,2995,3597,3740,3914,4268, 4278, 8176, und zwar ist es 4278 in der Schrift durch el dargestellt (s. Anm. 28
29
Vgl. Foerster zu llle et Galeron V. 3854, Cligh, S. LVIII; s. außerdem F. A. G. Cowper, llle et Galeron par Gautier d'Arras, SATF, Paris 1956, S. XXIV, und Gossen, a. a. O. S. 112 f. (§ 78). Vgl. L. Jordan, Altfranzösisches Elementarbuch, Leipzig 1923, S. 243. E. Walberg, La Vie de saint Thomas le martyr, par Guernes de Pont-SainteMaxence, Lund 1922, S. CLXV.
72
dem Nordosten und der Champagne eigentümlich ansieht28, chaie (< cadat), welche Form östlich sein dürfte29, und vielleicht die Konjunktivform prioit (s. S. 71). Im übrigen trägt Herberts Sprache durchaus franzischen Charakter und zeigt im ganzen dieselben sprachlichen Züge wie das Thomasleben des zeitgenössischen Guerne de Pont-Sainte-Maxence, das ich mit seinem Herausgeber für franzisch halte.30 Im Hinblick auf die Heimat des Dichters darf man vielleicht sagen, daß sein Epos in der Sprache des nordöstlichen Teiles von Franzien geschrieben ist.
KAPITEL VIII
Zum Versbau I. SILBENZÄHLUNG A Im Wortinnern Nach Schwund eines trennenden Konsonanten erscheinen t, e als Silbe mit Ausnahme von vez aus veez 404, 1404, 4257, 11208, 11218, von nis 496, »es 334, von juner .fasten' (3. Pers. Plur. junent) 8469 neben jeüner 2190, 3631 usw., falls nicht schon ein * junare zu Grunde liegt (schon im Thebenroman iuner 5067, 5069), von aviez 6616, wofür ich aber mit den anderen Hss. avoit geschrieben habe (s. Anm. zu V. 4353). Ob fuirai 4375, fuira 8165, fuiront 11253, fuiriez 4353 hierher gehören, ist zweifelhaft, da sich nicht erweisen läßt, ob sie zu dem gewöhnlichen Infinitiv füir oder zu dem Iniin. fuire < fugere zu stellen sind; die Existenz des letzteren erscheint völlig gesichert (s. Foerster, Anm. zu Erec V. 4983). B An der Wortgrenze a) Inklination. Die Artikelformen lo (le), /es lehnen sich regelmäßig an de und a an (del, au, des, as), und nur einmal ist le nicht inkliniert: a le matin 10335 (s. Anm.). Auch findet sich mehrfache Anlehnung von lo (le) an das Paroxytonon contre: contrel 1852,2220,2491,2658,2995,3597,3740,3914,4268, 4278, 8176, und zwar ist es 4278 in der Schrift durch el dargestellt (s. Anm. 28
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Vgl. Foerster zu llle et Galeron V. 3854, Cligh, S. LVIII; s. außerdem F. A. G. Cowper, llle et Galeron par Gautier d'Arras, SATF, Paris 1956, S. XXIV, und Gossen, a. a. O. S. 112 f. (§ 78). Vgl. L. Jordan, Altfranzösisches Elementarbuch, Leipzig 1923, S. 243. E. Walberg, La Vie de saint Thomas le martyr, par Guernes de Pont-SainteMaxence, Lund 1922, S. CLXV.
72
zu V. 286), ferner von les an die Paroxytona eitre .außer' und entre: estres 2386, 4605 (hier esire es geschrieben), entres 10571, 12460 (s. Anm.; vgl. Anm. zu V. 2385-6), und contre: contres 9333. - Von den Personalfürwörtern erfahren lo (le), les häufig und me, se, li mehr oder weniger vereinzelt Inklination. Lo (le) ,ihn', ,es' kann sich anlehnen an ne: nel 149, 154 usw., an das Fürwort je: jel, gel 443, 630, 1133 usw., an ja: jal 3195, 10065 und an das für ja stehende je: jel 2894, an me: mei 3849 (s. Anm. zu V. 3419), an qui: quii 158, 2011, 2566, 2623, 2717 usw., an que (Konj., Nom. des Relativs, Fragefürw.): quel 88, 663, 1112, 2730, 4299, 5067, 5759, 6282, 10119, 10400, 10837, 11190, an si ,so', ,und': sii 815, 4113, 8326, an se (Nebenform von si ,und'): sei 107, 422, 633 usw., ,und doch' 3500, nach porquant 10877, und auch an se .wenn' 3496, 4050, 6641, 8436, 8506, 8759, an ce : cel 3436, 4166, 7282, 8924, desgleichen an la ,dort' (in der Schreibung lael, s. Anm. zu V. 286) 1476, an tu : tul 488, 2150 (hier für tei eingeführt), 2154 (in der Schreibung tue!) und ferner an die Paroxytona dame 8630, destre 3879, estre 9514, faire 286, 831, 7232, Folque 11027, quatre 7516, terre 9238, wo überall el geschrieben ist. - Les kann sich anlehnen an ne : nes 2, 391 usw., an si ,so', ,und' : sis 2232, 6447,10167,10424, an se ,und' : ses 535, 2597, 4663, 4924, 5245, 5509, 6292, 6917, 7229, 8098, 8261, 11384 (hier Nachsatz einleitend), an que (Konj. und ,als' nach Komp.) : ques 2112, 6287, 7749, nach qui (Fragefürwort und Rei.) : quis 602, 1276, 1367, 1488, 2488, 4086, 5869 (hier ques-, que ist Nom. d. Rei.), 6766, 7185, 7236, an je (Pron.) : jes,ges 1353, 3137, 3765 usw., an je, das für ja steht : jes,ges 766,3112, an ce : ces 9486, an /«/' matin a larron // venismes nos), 7721/2 (donc soit apareilliez Il de la bataille), 7825/6, 8302/3 (wohl mit