Experimentelle Studien über die Durchgängigkeit der Wandungen des Magen-darmkanales neugeborener Tiere für Bakterien und genuine Eiweißstoffe [Reprint 2019 ed.] 9783486734706, 9783486734690


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German Pages 142 [148] Year 1906

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Chapter 1
Anhang I. ToxinverfDtterung
Anhang II. Anatomische Untersuchungen der Mägen Neugeborener nach der Disseschen Methode
Literaturverzeichnis
Erklärung der auf der Tafel befindlichen Figuren
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Experimentelle Studien über die Durchgängigkeit der Wandungen des Magen-darmkanales neugeborener Tiere für Bakterien und genuine Eiweißstoffe [Reprint 2019 ed.]
 9783486734706, 9783486734690

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Berichtigung. Durch ein Versehen der Druckerei ist aif S. 76 und 77 die Anmerkung 2, welche durch eine neue ersetzt wurdi, in der alten Form stehen geblieben. In Wirklichkeit mufs es dort heifsei: 2) An dieser Stelle möchte ich auf eiie neuere Veröffentlichung S c h l o f s m a n n s hinweisen; dieser Autor glaibt — ohne d a f ü r allerdings in seinen Krankengeschichten einen Beweis beilringen zu können (der doch experimentell leicht möglich wäre) —, dafs b i i m A b s t i l l e n usw. (also a m E n d e der Säuglingsperiode noch) durch Einiringen artfremden Eiweifses ins Blut Vergiftungserscheinungen entstehen keinen.

Experimentelle Stadien über die

Durchgängigkeit der Wandungen des Magendarmkanales neugeborener Tiere für Bakterien und genuine EiweifsstoSe. Vun

A l b e r t

I

flenluiimei*,

Kimlenirzt in München.

Mit einer

Tafel.

M a n u s k r i p t a b g e s c h l o s s e n E n d e J u n i 1905.

Alis

dein

llvicieuischi'ii

Institut

München und

der

I niversitiit

München.

Berlin.

Druck und V e r l a g von K. Oldenbourg. 1906.

A m 25. September 1903 hielt E. v. B e h r i n g auf der 75. Versammlung von Naturforschern und Ärzten in K a s s e l einen Vortrag über » T u b e r k u l o s e b e k ä m p f u n g « . Ausgehend von seinen Experimenten der Immunisierung des Rindes gegen die Tuberkulose kam er nach einer Reihe von Überlegungen, speziell pathologisch-anatomischer und tiermedizinischer Art, dazu, zu leugnen, dafs die Gelegenheit zur Infektion mit Tuberkelbazillen (wie sie in der Natur vorhanden ist) für erwachsene Menschen a l l e i n f ü r s i c h einen entscheidenden Faktor repräsentiere für die Entstehung der Lungenschwindsucht. Er gestand vielmehr ein Vorkommen tuberkulöser Lungenerkrankungen mit schliefslichem Ausgang in Schwindsucht durch Infektionen erwachsener Menschen n u r i n d e m S i n n e z u , » d a f s a u f d e r G r u n d l a g e infantiler Infektion eine Lungenschwinds u c h t d u r c h die a d d i t i o n e l l e n I n f e k t i o n e n erst zum A u s b r u c h « g e l a n g e . Seine Meinung, wie diese infantile Ansteckung zustande komme, präzisierte er in dem überraschenden Satz: »Die S ä u g l i n g s m i l c h i s t d i e H a u p t q u e l l e f ü r die S c h w i n d s u c h t s e n t s t e h u n g c . v. B e h r i n g ging dabei aus von den Befunden seines Mitarbeiters R ö m e r , »dafs genuine Eiweifskörper die Intestinalschleimhaut neugeborener Fohlen, Kälber und kleinerer LaboraU f l e n h e i m e r , Experimentelle Studien etc.

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Experim. Studien Aber die Durchgftngigkeit des Magendarmkanalee etc.

toriumstiere ebenso unverändert durchdringen und ebensolche Wirkungen auf den Gesamtorganismus ausüben, wie wenn man sie direkt in die Blutbahn hineinbringt, während erwachsene Individuen aller Tierarten die genuinen Eiweifskörper erst verdauen und in sog. Peptone umwandeln müssen, ehe sie die Intestinalschleimhaut passieren können«. »Das Diphtherieheilserum und das Tetanusheilserum enthalten Heilkörper in Gestalt von genuinem Eiweifs. Davon geht nun keine Spur nach stomachaler Einverleibung in das Blut von gesunden erwachsenen Tieren und Menschen über; bei Neugeborenen dagegen kann man nach stomachaler Einverleibung fast quantitativ das unveränderte antitoxische Eiweifs experimentell im Blute nachweisen. Diese Entdeckung besagt, dafs die gröfsten Moleküle, welche wir kennen, die genuinen Eiweifsmoleküle, durch die bei Erwachsenen als dialysierende Membranen fungierenden Schleimhäute nicht unverändert hindurchgehen können, während die Schleimhäute des Säuglings sich ihnen gegenüber verhalten wie ein grofsporiges Filter.« v. B e h r i n g dehnte konsequenterweise seine Nachforschungen auch auf das Verhalten der B a k t e r i e n gegenüber dem Darmkanale des Säuglings aus und benutzte zu seinen Versuchen Milzbrand- und Tuberkelbazillen. Es wird in den folgenden Teilen genau einzugehen sein auf die Einzelheiten dieser Untersuchungen, soweit die Protokolle darüber bis heute vorliegen, hier seien nur kurz die Resultate wiedergegeben, wie sie v. B e h r i n g in Kassel referierte. Meerschweine im Alter bis zu 8 Tagen starben bei Fütterung mit virulenten sporenfreien Milzbrandbazillen (mit Milch gegeben) »ebenso schnell an Milzbrand, wie nach der sonst üblichen Infektionsmethode c. Nach Verfütterung abgeschwächter Milzbrandbazillen an neugeborene Meerschweine »wurde das Blut bazillenhaltig gefunden, ohne dafs die Versuchstiere hinterher an Milzbrand zugrunde gingen«. Bei der einmaligen Verfütterung von Tuberkelbazillen in sehr geringer Menge zeigte es sich, dafs die neugeborenen oder wenige Tage alten Tiere tuberkulös wurden. »Gab man

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Von Dr. Albert CJffenbeimer.

gröfsere Dosen, dann kam es vor, dals auch ältere Tiere tuberkulös wurden. Bei neugeborenen Tieren fanden wir wenige Tage später als Sektionsbefund submiliare Verdickungen im kleinen und grofsen Netz mit Tuberkelbazilleu, sowie kleine Knötchen an einer dem Blinddarm nahegelegenen Stelle der Mesenterialwurzel. Von besonderem Interesse ist der Entwicklungsgang der alimentären Meerschweintuberkulose bei den am Leben gelassenen Tieren. Immer kann man bei den mit positivem Erfolge gefütterten Tieren, während ihr Allgemeinbefinden noch durchaus normal ist, zuerst Halsdrüsentuberkulose feststellen, ein Erkrankungsmodus, welcher der menschlichen Skrofulöse am meisten entsprechen dürfte. Später entwickelt sich nicht selten dasjenige Bild der Meerschweintuberkulose, welches man bisher als den Ausdruck einer Inhalationstuberkulose aufgefafst hat.« sich sehe in diesen Versuchsergebnissen eine experimentelle Bestätigung meiner schon früher vertretenen Auffassung von der Entstehung auch der epidemiologischen Lungentuberkulose des Menschen und der epizootischen Lungentuberkulose des Rindes durch primär-intestinale Infektion und zwar durch eine intestinale Infektion in sehr jugendlichem Lebensalter, wobei ich unentschieden lasse, ob die intestinale Infektion durch Fütterung oder durch Einatmung zustande kommt.« v. B e h r i n g zog aus seinen experimentellen Feststellungen noch die logische Konsequenz, dals auch alle Milchbakterien die Möglichkeit des Übergangs in die Blutbahn haben, und dafs die zufällige Anwesenheit krankmachender Bakterien in der Säuglingsmilch eine verderbliche Wirkung auf den jugendlichen Kindeskörper ausübe. Selbstverständlich suchte der Forscher auch nach dem zwingenden Grund für diesen fundamentalen Unterschied zwischen der Durchlässigkeit der intestinalen Schleimhäute im jugendlichen und im späteren Alter und er konnte noch in diesem Vortrage angeben, dafs neugeborene Individuen keine zusammenhängende Epitheldecke auf ihren Schleimhäuten besitzen, und dafs ihre fermentabsondernden Drüsenschläuche noch wenig oder gar nicht entwickelt sind. Dies sind die Hauptgrundlagen der neuen Lehre. 1•

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Experim. Stadien Ober die Durchgängigkeit des Magendarmkanatee etc.

Alsbald nach dem Kongrefs erhoben sich zahlreiche Stimmen, die den B e h r i n g s e b e n Anschauungen in mehr oder minder scharfer Weise widersprachen. Glänzende Namen, wie F l ü g g e , O r t h , A l b r e c h t , B. F r f t n k e l , A. B a g i n s k y hielten es für ihre Pflicht, einer grofsen Reihe von Ableitungen und Theorien des Kasseler Vortrages und weiterer ergänzender Veröffent lichungen zu widersprechen. A b e r e i n P u n k t w a r e s , g e g e n den sich bis z u m B e g i n n m e i n e r A r b e i t n i c h t ein Wort des W i d e r s p r u c h s e r h o b , die b e h a u p t e t e D u r c h lässigkeit des I n t e s t i n a l t r a k t e s Neugeborener für Bakterien und genuine Eiweifse. Gerade hier jedoch mufste nach meiner Meinung eine genaue experimentelle Prüfung erweisen, inwieweit die B e h r i n g s c h e Behauptung generelle Bedeutung habe. Bei diesem Punkt also setzt meine Arbeit ein. Das Eingehen auf andere Details der B e h r i n g s c h e n Veröffentlichungen, so interessant es gerade für den Kliniker wäre, mufs ich mir an dieser Stelle versagen, doch hoffe ich später noch Gelegenheit zu finden, unter Benutzung meiner experimentellen Resultate das gesamte Thema von einer höheren Warte aus zu betrachten. — Die Möglichkeit, dafs sich der Magendarmkanal Neugeborener anders verhält wie der Erwachsener, kann man nicht ablehnen, weil gewisse Verschiedenheiten in den sekretorischen Funktionen unzweifelhaft sind. In bezug auf d i e D e s i n f e k t i o n d e s I n h a l t s ist nämlich der K i n d e r m a g e n — wie wir durch B i e d e r t wissen — wenig leistungsfähig; nur die leicht verdauliche Muttermilch läfst in gehörigen Zwischenräumen die bakterienfeindliche freie Salzsäure aufkommen; bei Kuhmilchnahrung bleibt diese unter Kasein und Salzen gewöhnlich unterdrückt. Aus der L a n g e r m a n n s c l i e n Arbeit über den gleichen Gegenstand geht hervor, dafs das mehr oder minder starke Hervortreten von freier Salzsäure ganz allein die Höhe der Kolonienzahl des Mageninhaltes beeinflufst. Auch H a m b u r g e r fand dementsprechend, dafs beim Vorhandensein von freier Salzsäure im Mageninhalt keine Mikroben vorkommen. Ahnliche Ergebnisse

Von Dr. Albert Uffenheimer.

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lernen wir für verschiedene Altersstufen aus Arbeiten von K i j a n o w s k y und S e i f f e r t kennen. Die Keimfreiheit der von Nahrungsbrei oder Fäces nicht berührten Darmschleimhaut konnte K o h l b r u g g e nachweisen; für den leeren Dünndarm hat erst kürzlich J u n d e i l das Gleiche gefunden. Bei künstlich ernährten Kindern traf L a n g e r m a n n n i e f r e i e S ä u r e , da der kindliche Magen an und für sich schon weniger H C1 sezerniert als der des Erwachsenen ( v a n P u t e r e n ) . Hierzu kommt noch und nicht in letzter Linie die H C1 bindende Kraft des Kaseins und der Milchsalze (Leo u n d Ks c h e r i c h , H e u b n e r , Müller). Besonders wichtig erscheint mir der M ü l l ersehe Nachweis, dafs die Kuhmilch ca. dreimal soviel Salzsäure zu binden imstande ist wie die Frauenmilch. Das sind also Verhältnisse, die an eine mögliche Erleichterung, speziell des Bakterien Übertritts aus dem kindlichen Magen in die Blutbahn denken lassen müssen, und die bei der Feststellung der Versuchsanordnungen Berücksichtigung verdienen. Ich habe die folgenden Untersuchungen am hygienischen Institut der Universität München von November 1903 ab bis zum Juni 1905 vorgenommen. Die Versuche wurden zum gröfsten Teile an neugeborenen Meerschweinchen angestellt. Einerseits waren die Experimente so zahlreich und nach so verschiedenen Richtungen hin ausgedehnt, dafs nicht gut mehr als eine Tierart zur Verwendung kommen konnte, anderseits Helsen äufsere Bedingungen (Stallverhältnisse, relative Leichtigkeit genügend viel neugeborene Meerschweinchen zu erhalten) im grol'sen Gauzen eine Beschränkung der Arbeiten auf das Meerschweinchen für geraten erscheinen. Schliefslich ergab sich aber doch die Notwendigkeit, vergleichende Experimente an K a n i n c h e n anzustellen. Einige wenige Untersuchungen konnten auch am M e n s c h e n vorgenommen werden. Die Versuche gliedern sich naturgemäfs in solche d e r V e r f ü t t e r u n g von B a k t e r i e n und von g e n u i n e n Eiweifsk ö r p e r n . An Bakterien habe ich den M i k r o k o k k u s t e t r a g e n u s zu einer Reihe von Vorversuchen verwendet, um dann

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Experim. Studien über die Durchgftngigkeit des Magendarmkanales etc.

gleich v. B e h r i n g , ausgedehnte Experimente mit dem Milzb r a n d - und T u b e r k e l b a z i l l u s anzustellen. Sehr interessante Wahrnehmungen konnte ich zuletzt noch bei der Verfütterung des B a z i l l u s p r o d i g i o s u s machen. Von genuinen Eiweifskörpern wurde eine gröfsere Anzahl zur Anwendung gezogen. Die v. B e h r i n g s c h e Behauptung von der Durchlässigkeit der Magendarmwand des Neugeborenen für dieselben stützt sich nur auf die R ö m e r s e h e n Versuche mit Antitoxinen, die ja wahrscheinlich an natives Eiweits gebunden sind, vielleicht aber — sie rein darzustellen ist sicher noch nicht gelungen — auch ohne solches ihre Wirkungen entfalten können. Es galt also Eiweifskörper mit heranzuziehen, die wir besser kennen. Als solche waren das K u h k a s e i n und das H ü h n e r e i e r - E i w e i f s am geeignetsten. Weiter habe ich noch Experimente angestellt mit einem h ä m o l y t i s c h e n S e r u m , und von A n t i t o x i n e n habe ich das der D i p h t h e r i e und des T e t a n u s verwendet. Es lag nahe, auch einige Versuche mit T o x i n e n vorzunehmen. Diese werden in einem kurzen Anhange Berücksichtigung finden. Nach den B e h r i n g s c h e n Angaben von dem Fehlen einer zusammenhängenden Epithelschicht auf den Schleimhäuten des Intestinums schienen auch a n a t o m i s c h e (histologische) U n t e r s u c h u n g e n in gröfserer Menge erforderlich. Ein besonderes Augenmerk muíste hierbei auf den etwa mikroskopisch nachweisbaren Übergang der Bakterien durch die Schleimhäute gerichtet werden. Auch hierüber will ich in einem zweiten Anhang in Kürze referieren.

Sämtliche Versuche sollten eine möglichst einfache Anordnung haben, welche die im Leben vorhandenen Bedingungen, so weit es anging, nachahmte. G a n z b e s o n d e r s k a m es bei j e d e r A r t v o n F ü t t e r u n g d a r a u f an, V e r l e t z u n g e n der S c h l e i m h ä u t e s i c h e r zu verm e i d e n . Alle Experimente mufsten untereinander die gröfste Übereinstimmung zeigen, um gut verglichen werden zu können.

Von Dr. Albert Uffenheimer.

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Die Fütterungen mit flüssigen Medien wurden unter Zuhilfenahme von Pipetten 1 ) vorgenommen. Mit diesen gelingt es leicht, die notwendigen Mengen zu verabreichen. Man nimmt die kleinen Tierchen auf die hohle Hand, legt sie auf den Rücken und schiebt (ohne dafs irgendeine Art von Knebel oder Mundsperre verwendet zu werden braucht, wobei Verletzungen sich nicht vermeiden lassen), das spitzige Ende der Pipette seitlich zwischen die Zahnreihen. Hierauf läfst man das zu verfütternde Medium tropfenweise dem Tier auf die Zunge fliefsen und wartet mit dem neuen Tropfen, bis der letzte geschluckt ist2). Manchmal ist das keine geringe Geduldprobe, speziell bei den Heilseris, deren Eingabe die Tiere wegen des Carbolgeschmackes widerstreben. Es gibt allerlei kleine Hilfsmittel, um das Hinunterschlucken zu befördern, z. B. ein leichtes Hinabziehen des Unterkiefers von aufsen, ähnlich dem bei Narkosen üblichen englischen Handgriff usw. Bei d e r n o t w e n d i g e n Ü b u n g u n d G e d u l d g e l i n g t es auf d i e s e W e i s e , j e g l i c h e s f l ü s s i g e M e d i u m q u a n t i t a t i v zu v e r f ü t t e r n . Für die Bakterien-Fütterungen fertigte ich mir eine G l a s öse an, die dem von M e t s c h n i k o f f in seiner Arbeit »Recherches sur le cholera et les vibrionsc beschriebenen Instrument ähnelte. Es gelang mit dieser Öse leicht, den Milzbrandbazillenbrei oder die Tuberkelbazillenhäute den Tieren ohne jede Verletzung (seitlich durch die Zahnreihen hindurch) in die Mundhöhle einzuführen. Jedenfalls scheint mir die von mir angewandte Methodik besser, als wenn man Milch als Vehikel benutzt. Gegen die Verfütterung m i t K u h m i l c h ist ganz besonders in Betracht zu ziehen, dafs dieselbe ungefähr dreimal so viel Salzsäure bindet wie beispielsweise Frauenmilch, es wird damit also dem Magen 1) Zu den ersten Fütterungen init hämolytischem Serum und mit Tuberkelbazillen dienten gewöhnliche kalibrierte Pipetten, alle übrigen wurden mit solchen von 2 ccm Inhalt, die an ihrem Ende einen derben Gummiball trugen, vorgenommen. 2) Mehr als 2 ccm Flüssigkeit auf einmal zu geben, ist nicht r&tlich. Der Magen eines 70 g schweren neugeborenen Meerschweinchens fafste — wie ich mich durch Wftgung überzeugte — 2,19 g Wasser.

g

Experim. Studien Ober die Dnrchgängigkeit d e s Magendarmkanalee etc

ein gut Teil seines Denaturierungsvermögens genommen. Weshalb ich bei den Bakterien dazu gekommen bin, dieselben t r o c k e n zu verabreichen, wird an späterer Stelle ausgeführt werden1). Den Einwand, dafs die nicht in Flüssigkeiten aufgeschwemmten Mikroben viel weniger Möglichkeit haben, mit der Magendarmwand in direkte Berührung zu treten und durch dieselbe durchzudringen, kann ich auf Grund von Beobachtungen mit dem B. prodigiosus widerlegen. Es zeigte sich nämlich, wenn eine Stunde nach der Fütterung die Sektion vorgenommen wurde, gerade an den äufseren, der Schleimhaut naheliegenden Teilen des Magens der Speisebrei rosarot gefärbt (zumeist bedeutend stärker als in der Mitte), und die Untersuchung eben dieser Teile ergab eine Unmasse von Prodigiosuskeimen. — Uber die V o r v e r s u c h e der Verfütterung von M i k r o k o k k u s t e t r a g e n u s gehe ich schnell hinweg, da sie mir in der Hauptsache nur zur Feststellung der geeigneten Fütterungs- und Untersuchungstechnik dienten. Der Tetragenus selbst war für das Meerschweinchen wenig virulent, so dais ein spontaner Tod der Tiere überhaupt nicht zu erwarten war. Von den 5 genau untersuchten Tieren konnte bei keinem in irgendeinem Organ noch Mikrokokkus tetragenus aufgefunden werden.

Versuche mit dem Milzbrandbazillus. Über seine mit M u c h ausgeführten Milzbrandexperimente gibt v o n B e h r i n g im 8. Heft seiner Beiträge Näheres an. Darnach hat er abgewogene Mengen junger sporenfreier Agarkulturen, in gekochter Milch suspendiert, mittels einer Pipette an die kleinen Tiere verfüttert. Während ausgewachsene Meerschweinchen die Fütterung mit solchen sporenfreien Milzbrandbazillen, welche für sie nach subkutaner Impfung sicher tödtlich sind, ohne Schaden vertrugen, starben ganz junge Meerschweinchen, auf die gleiche Art gefüttert, an Milzbrand wie nach subkutaner Injektion. Fünf Experimente führte von B e h r i n g des Genaueren an. Es sei erlaubt, das Wichtigste von ihnen wieder1) Beim Kapitel

»Tuberkelbazillen«.

Von Dr. Albert Uffenheimer.

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zugeben, denn sie müssen als Vergleichspunkte für meine eigenen Versuche dienen. Die ersten vier sind mit einem Milzbrandbazillus angestellt, der für Meerschweinchen avirulent war. Nr. 1 und 2 waren neugeborene Tiere, mit je 0,1 g einer eintägigen Axb.^-Agarkultur gefüttert. Bei Nr. 1 fanden sich eine Stunde nach der Fütterung aufser im Darmkanal keine Axb in den Organen. Bei Nr. 2 waren in der Magenschleimhaut und zwar in der obersten Schicht, spärlich Axb. »Die inneren Organe liefsen bei mikroskopischer Untersuchung und bei der üblichen kulturellen Untersuchung von kleinen Impfproben keine Bazillen erkennen. Dagegen gingen aus 1,5 ccm Blut, die wir auf Agar in einer Petri-Schale ausgössen, mehrere Axb-Kolonien an und aus einem anderen Teil des in einem Bouillon-Reagenzglas aufgefangenen Blutes kam es gleichfalls zum Wachstum einer typischen Milzbrandkultur. Die mikroskopische Untersuchung des frisch aufgefangenen Blutes und die Uberimpfung einer Platinöse voll Blut auf Agar hatte ein negatives Ergebnis.« Bei Nr. 3 wurden durch das Plattenkulturverfahren 6 Keime pro 1 ccm Blut nachgewiesen. »Bei diesem Meerschweinchen gelang auch der Axb-Nachweis für ein in der Nähe des Blinddarms gelegenes Lymphknötchen in der Radix meseuterii.t Nr. 4. »Von einem 8 Stunden alten Meerschweinchen wurde 20 Stunden nach der Fütterung 1 ccm Blut an der Art. femoralis entleert und nach Zusatz von etwas Bouillon auf Petri-Schalen ausgegossen. Es ging darnach nur 1 Axb-Kolonie an. 24 Stunden später wurde etwas Blut aus der Vena jugularis entnommen; in dieser Blutprobe konnten wir wieder mikroskopisch Axb nachweisen. 6 Stunden nach der zweiten Blutentnahme ging das Tier (an Erschöpfung?) zugrunde. Wir konnten nach der Sektion weder im Tubus alimentarius, noch im Blut und in den Organen Axb auffinden.« v. B e h r i n g glaubt darnach, dafs avirulente Milzbrandbazillen normalerweise die Wandung des Tubus alimentarius durchdringen und in die Blutbahn gelangen können. Als Prä1) Die Abkürzung Behring.

>Axb
/i Tag alt, erhält 0,029 g Tb. Getötet nach 3 Tagen. Im Magen keine Tb mehr, in Processus vermiformis noch vereinzelte Exemplare. Quetsch präparate von Omentumdrilse: keine Tb. Blut und Drüsen aus Meerschweinchen weiter verimpft.

Die E r g e b n i s s e dieser a n a t o m i s c h e n Untersuchungen s i n d : Bei V e r f ü t t e r u n g sehr g r o l s e r M e n g e n v o n Tb finden sich einzelne Exemplare schon nach wenigen T a g e n in D r ü s c h e n d e s N e t z e s u n d d e s L e b e r h i l u s . B e i A u f n a h m e k l e i n e r e r T b - M e n g e n in den Darm m i f s l i n g t aber in d i e s e r Z e i t der a n a t o m i s c h e N a c h w e i s d e r T b i n d e n D r ü s e n . D e r D u r c h g a n g d e r Tb d u r c h den Magendarmkanal geht w a h r s c h e i n l i c h sehr rasch gängen waren nirgends Bakterien zu sehen. Eine Ansteckung der Jungen durch die Säugung konnte also nicht nachgewiesen werden; eher liefse sich hier an eine perkutane Infektion von der Nabelwunde aus denken, wie sie von G e f s n e r und neuerdings (in einem Münchener Vortrag) auch von B e h r i n g vertreten wird.

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n a c h der F ü t t e r u n g vor sich. An e i n z e l n e n S t a d i e n des D u r c h g a n g s k o n n t e n , zumeist am Cöcum und Processus vermiformis, festgestellt werden: 1. E i n b e t t u n g d e r T b i n d i e o b e r e S c h l e i m s c h i c h t d e s E p i t h e l s , v o r h e r g e h e n d e s (?) Z u r ü c k w e i c h e n der S c h l e i m h a u t vor dem Tb. 2. A u f n a h m e i n E p i t h e l z e l l e n s e l b s t o d e r i n d a s I n t e r s t i t i u m n e b e n e i n a n d e r liegender Zellen. Weitere Stadien der Durchwanderung kamen nicht mehr zur Beobachtung. Eine Reizung der Darmschleimhaut durch die Tb selbst habe ich nie gesehen. Die Art und Weise, wie N e b e l t h a u das Verhalten der Tb im Darm gröfserer Versuchstiere studierte, entspricht gar nicht den natürlichen Verhältnissen. Durch die zur Isolierung der Dünndarmschlingen notwendige Abklemmung mittels Kautschukschläuchen wurden ganz abnorme Zirkulationsbedingungen gesetzt, und es bezeugen auch manche Notizen von N e b e l t h a u selbst, dafs nach Ablauf gewisser Zeit arge pathologische Veränderungen, von der entzündlichen Hyperämie bis zur nekrotischen Geschwürsbildung und d i p h t h e r i s c h e n Belägen, eingetreten sind (a. a. O. S. 584/85). Die „Kniitclienlunge". Was ich bis jetzt berichten konnte, sind gesicherte Resultate, der letzte Teil dieses Kapitels beschäftigt sich dagegen mit Bef u n d e n , die eine ganz zweifelsfreie E r k l ä r u n g noch n i c h t zulassen, die a b e r wegen i h r e r M e r k w ü r d i g keit einer a u s f ü h r l i c h e n E r ö r t e r u n g wert sind. Es sind B e f u n d e , w e l c h e ich an d e n j e n i g e n Meers c h w e i n c h e n m a c h t e , die mit Blut und D r ü s e n vor k u r z e r Zeit mit Tb g e f ü t t e r t e r N e u g e b o r n e r g e i m p f t wurden. Das Blut wurde mit all den bei den Milzbrand versuchen Nr. 11 und 12 geschilderten Kautelen dem Herzen des narkotisierten Tieres entnommen, darnach wurde das Tier getötet. Hierauf schritt ich zur Ablösung der einzelnen Drüsen. Diese wurdeu

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Experim. Studien aber die Durchgttngigkeit des Magendarmkanales etc.

dann gesunden Meerschweinchen unter die Bauchhaut eingenäht, das Blut wurde aus der Spritze, mit der es dem Herzen entnommen war, subkutan unter die Bauchhaut injiziert. Die ersten Obduktionen der so behandelten Tiere, die ich vornahm, ergaben glatte Resorption an der Impfstelle und keine Organveränderungen. Bald aber zeigten sich — wenn eine längere Zeit nach der Impfung verstrichen war — eigenartige Knötchen in den Lungen, die um so gröfser, resp. zahlreicher wurden, je mehr Zeit zwischen Impfung uud Tötung gelegen war. Eine nochmalige Durchmusterung der früher obduzierten Tiere, bei denen das ungeübte Auge damals noch alles normal befunden hätte, zeigte dann bei dem noch vorhandenen Material (z. B. bei Meerschweinchen 2JZ und 9?) ebenfalls eine solche Knötchenbildung im früheren Stadium. Ehe ich eine genaue Beschreibung hiervon gebe, lasse ich eine Übersicht über die so behandelten Tiere folgen. Ihre Aufzählung richtet sich nach dem zwischen Impfung und Tötung vergangenen Zeitraum (Rubrik 4 der Tabelle). (Folgt Tabelle auf S. 4 5 - 4 9 . )

Wie aus den Obduktions- Protokollen hervorgeht, zeigten sich in den anfänglichen Stadien ganz kleine an der Grenze der Sichtbarkeit stehende runde Knötchen, die graudurchsichtig waren. Mit dem weiteren Fortschreiten des Prozesses nahmen sie an Umfang zu, häufig wurden sie hirsekorngrofs, wuchsen gelegentlich auch noch darüber hinaus. Bei solcher Entwicklung zeigten sie ein graues Aussehen, überragten auf dem Durchschnitt die Schnittfläche etwas und hatten einige Ähnlichkeit mit den grauen Tuberkeln (vgl. Fig. 1), doch zeichneten sie sich durch eine g r ö f s e r e T r a n s p a r e n z vor diesen aus. Dafs diese Knötchen 1 ) tuberkulöser Natur sein könnten, war von vorn herein anzuzweifeln, denn es fehlte regelmäfsig eine lokale Erkrankung der Impfstelle, die im Experiment nie vermifst wird. 1) Der Kürze halber spreche ich weiterhin nur von >Knötchen« und >Knötchenlunge 3 u be •CSOTJ E - a E 3SS SS « S N H - ® ® A ©

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Von Dr. Albert Uffenhciiner.

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9 M « - S S i s eine einzige kleinlinsengrofse Halsdrüse, sehr hart. Beim Durchschneiden zeigte sich an einer Stelle purulente Erweichung, sowie ein kleiner Verkalkungsherd«. Die histologische Untersuchung bestätigte Tuberkulose dieser Drüse (mit außerordentlich zahlreichen Riesenzellen und wenigen Tb), offenbar handelte es sich in diesem Falle um eine S t a l l i n f e k t i o n . Es wäre nicht unmöglich, dafs bei den oben genannten drei Beobachtungen Stallinfektionen mit so abgeschwächten Tb stattgefunden hätten, dafs eine pathologisch-anatomisch nachzuweisende Tuberkulose nicht mehr entstehen konnte.

Von Dr. Albert Uffenheimer.

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Ferner habe ich mit einem sehr stark virulenten, von Exzellenz v. B e h r i n g mir gütigst zur Verfügung gestellten Rindertuberkelbazillus Fütterungen vorgenommen und Drüsen wie Blut der betreffenden Tiere frühzeitig weiter verimpft. Im Blut selbst konnte ich kurz nach der Fütterung mittels der J o u s s e t s c h e n Methode T b nicht nachweisen 1 ). Das Ergebnis an den Impftieren mufs noch abgewartet werden. Auch auf andere Bakterienarten und -Gifte will ich weiterhin meine Untersuchungen noch ausdehnen. Für die vorliegende Arbeit möchte ich — da vorläufig noch zu wenig ganz Sicheres gefunden ist — keine bindenden Schlüsse ziehen, immerhin machen die Knötchen mir (wie aus meinen vorausgehenden Deduktionen j a hervorgehen mufs) wahrscheinlich, dafs der T b durch die Fütterung rasch in die Organe der betr. Tiere gelangen kann. • Noch eine Frage ist der Erwähnung wert, wie es wohl kommen mag, dafs gerade in d e n L y m p h o r g a n e n d e r L u n g e solche Vorgänge auftreten. Hierzu mufs ich bemerken, dafs die Obduktion der Knötchentiere manchmal Vergröfserung der Milz und besonders recht grofse Follikel in denselben ergeben hat, die von weiten Kapillaren durchzogen waren — eine Erscheinung, welche an die für die Lungen beschriebene erinnert, und dafs ich mehrmals in den Lebern eigenartige Bildungen sah, die vielleicht auch hiermit zusammenhängen. Möglicherweise aber ist es die reiche Versorgung mit Sauerstoff (sowohl direkt aus der Luft, wie durch die Äste der Arteria pulmonalis 2 ), die gerade die Lunge am befähigtsten macht, den Körper in seinen Abwehrbestrebungen zu unterstützen. Ob die gleichen Vorgänge auch bei anderen Tierarten, und insbesondere auch beim Menschen, sich finden, vermag ich nach meinen Beobachtungen natürlich nicht zu sagen, doch hat eine solche Meinung alle Wahrschein1) Diese von ihrem Entdecker sehr gepriesene Methode des Nachweises der Tb nach Verdauung der sie einschliefsenden Gerinnsel, scheint nach neueren Berichten, z. B. von B e i t z k e, doch nicht absolut zuverlässig zu sein 2) Nach Prof. Z u m s t e i n s Versuchen (zitiert bei S a w a d a ) werden fast alle Lymphknötchen der Lunge von Zweigen der Lungenarterie versorgt.

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Experim. Stadien Ober die Durchgängigkeit des Magendarmkanales etc.

lichkeit für sich. Speziell beim Menschen wird aber ähnliches wegen des starken Pigmentgehaltes der Lungen (und auch ihres adenoiden Anteiles) nur zu leicht der Aufmerksamkeit entgehen können. Dafs so viele Monate nach der Infektion die Knötchen noch eine so starke Tätigkeit zeigen, braucht dann nicht wunder zu nehmen, wenn wir die Knötchen wirklich für den Ausdruck im Körper vor sich gehender immunisatorischer Vorgänge halten.

Versuche mit hämolytischem Serum. Die ersten Fütterungsversuche mit genuinem Eiweifs wurden mit einem hämolytischen I m m u n - S e r u m vorgenommen. Wir wissen zwar heute nichts über die chemische Konstitution der spezifischen Körper in einem solchen Serum, dürfen aber wohl annehmen, dafs sie in dieselbe Kategorie von Substanzen gehören wie die übrigen Antikörper. (Man vergleiche hierzu die Darlegungen Z a n g g e r s »Uber die Funktionen des Kolloidzustandes bei den Immunkörperreaktionen«.) Es war daher naheliegend, ein hämolytisches Immun-Serum zu verfüttern, da schon geringe Quantitäten desselben im Blute des lebenden Tieres bedeutende und leicht nachweisbare Veränderungen hervorzubringen vermögen. Wenn wirklich alle genuinen Eiweifsstoffe »fast quantitativ« durch den Magendarmkanal der Neugebornen ins Blut übergehen, so mufste ein mit genügenden Mengen eines spezifischen hämolytischen Serums gefüttertes Meerschweinchen unter denselben Krankheitserscheinungen sterben, als ob ihm das Serum direkt in die Blutbahn eingespritzt worden wäre, oder zum mindesten doch an schwerer Hämoglobinurie erkranken. Ehe ich meine Versuche schildere, möchte ich noch einer Mitteilung M ö t a l n i k o f f s Erwähnung tun, die übrigens seither in der Literatur keine Stütze gefunden hat. Es ist nämlich nach seinen Angaben gelungen, auch durch B l u t f ü t t e r u n g spezifische Hämolysine zu erzeugen. Wenn dies allgemeine Geltung hätte, wäre also ein Ubertritt unveränderten Blutes sogar durch den Magendarmkanal erwachsener Tiere in deren Kreislauf erwiesen.

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Von Dr. Albert Uffenheimer.

Ich stellte mir ein hämolytisches Serum dadurch her, dafs ich mehreren Kaninchen wöchentlich je zweimal die wiederholt uufs sorgfältigste ausgewaschenen Blutkörperchen eines Meerschweinchens (so viel aus e i n e r Karotis zu erhalten waren) in physiologischer Kochsalzlösung aufgeschwemmt, intraperitoneal injizierte. Die am 9. und 10. XII. 1903 vorgenommene Prüfung des Serums eines seit dem 21. XI. 1903 behandelten Kaninchens (y) ergab: Menge des spez. Serums.

0,1 ccm eines ausgewachsenen Meerschwein - Blutkörperchenbreies bei einem Gesamtvolum von 2,0 ccm zusammengebracht mit:

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10.

0,5 c. 0,25 0,125 0,06 0,03 0,015 0,01 0,005 0,0025 0,001 Kontrolle

Resultat nach 2 h

komplette Lösung

mäfsige Lösung geringe Lösung nichts

Gleichzeitig zeigte das Serum starke blutkörperchenagglutinierende Wirkung. Das zur selben Zeit untersuchte Serum eines gleich lang behandelten Kaninchens ß hatte eine nur ganz wenig schwächere Wirkung. Die folgenden zwei Versuche wurden mit einem Mischserum (2 Teile Serum Kan. /tf — — j X Teil Serum Kan. y) vorgenommen. 1. Ein 80 g schweres neugeborenes Meerschweinchen (J II, 2 Stunden alt) wurde am 14. XII. 1903 mit 1 ccm des Mischserums am Bauch subkutan injiziert. Am übernächsten Tag wurde stark h ä m o g l o b i n h a l t i g e r U r i n sezerniert und in der Nacht starb das Tier. (Obduktion unmöglich, weil Eventeration durch die andern Käfiginsassen vorgenommen war.) 2. Gleichzeitig wurde ein 70 g schweres, gleichaltriges Meerschweinchen J III mit 3 ccm des gleichen Mischserums mittels gewöhnlicher Pipette gefüttert. Das Tier wurde 10 Tage lang genau beobachtet. Damit eine ständige Kontrolle des Urins ermöglicht war, wurde es während des Tages in ein Glasgefäfs gesetzt, das mit weifsem Fliefspapier ausgelegt war. Das Tierchen blieb völlig munter und nahm an Gewicht stetig zu, es wurde niemals auch nur eine Spur von Hämoglobin mit dem Urin sezerniert.

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Experim. Studien über die Durchgängigkeit des Magendarmkanales etc.

Irgendwie stärkere Hämoglobinurie müfste sich ja durch eine rötliche Färbung des bei jungen Tieren hellen und klaren Urines kundgeben. Ich liefs mir aber daran nicht genügen, sondern löste den auf dem Filtrierpapier eingetrockneten Urin in physiologischer Kochsalzlösung und untersuchte mit dem Spektralapparat. Es gelang nicht, die bekannten Streifen des Hämoglobins nachzuweisen. 3. Meerschweinchen L II, 70 g schwer, wenige Stunden alt, bekam am 17. XII. 1903 mittels gewöhnlicher Pipette per os im Laufe des ganzen Tages 6'/i und am folgenden Morgen nochmals 1 ccm, zusammen also 7'/i ccm — diesesmal inaktivierten — hämolytischen Serums vom Kaninchen y. Es blieb völlig gesund, sezernierte nie httmoglobinhaltigen Urin (auch spektroskopisch geprüft). 4. Das gleiche Resultat ergab die Verfütterung von 8'/i ccm inaktiven Serums des Kaninchens y an ein 90 g schweres Meerschweinchen M III am ersten und dritten Lebenstage (31. XII. 03 und 2.1. 04) und von 8 1 /,—9 ccm des gleichen Serums an sein 90 g schweres Geschwister M IV an den gleichen Tagen.

Nachdem diese Versuche alle völlig negativ ausgefallen waren, setzte ich die Untersuchung zunächst auf anderen Gebieten fort, um erst im Juni 1904 wieder auf das hämolytische Serum zurückzukommen. Das frisch entnommene Serum des Kaninchens ß hatte am 21. VI. 1904, n a c h d e m d a s T i e r e i n h a l b e s J a h r n i c h t m e h r b e h a n d e l t w o r d e n w a r , bei der oben geschilderten Versuchs-Anordnung noch s t a r k e h ä m o l y t i s c h e W i r k u n g , ein Tierversuch (v IV, 70 g schwer) zeigte aber doch, dafs eine weitere Steigerung noch von nöten sei. Es wurde deshalb vom 27. VI. 04 an wieder die Injektion mit Erythrocythen vom Meerschweinchen vorgenommen. Am 19. VII. ergab die Prüfung des Serums, genau nach der auch bei S a c h s referierten E h r l i c h und M o r g e n r o t h s e h e n Vorschrift vorgenommen: Menge des hämol. Serums 1 ccm einer 5proz. Aufschwemmung reiner Meerschwein - Blutkörperchen in 0,85 proz. Na C1 - Lösung versetzt (Gesamtvolum der Flüssigkeiten je 2 ccm)

.

0,2 ccm 0,1 . 0,05 » 0,025 » 0,01 0,005 > Kontrolle

Resultat nach 2 h

| komplette Lösung | fast kompl. Lösung mftfsige Lösung geringe Lösung

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Ein 4 Tage altes, 70 g schweres Meerschweinchen y II bekam am gleichen Tag 1 ccm dieses Serums subkutan unter die Bauchhaut gespritzt. Es starb mit starker Hämoglobinurie nach 1 */2 Tagen. Bei der Obduktion zeigte sich eine grofse blaurote Milz, stark rotes z. T. wie von flüssigem Blute erfülltes Knochenmark der Oberschenkel, stark blutiger Urin in der Blase. Mit diesem ausgezeichnet wirksamen Serum wurde nun der folgende Versuch vorgenommen. Derselbe unterscheidet sich von den vorausgehenden durch die aufserordentliche Menge des verfütterten Serums. Weiterhin genügte mir hier nicht die einfache Beobachtung des Tieres, sondern ich nahm häufige BlutkörperchenZählungen vor, um eventuelle Veränderungen in der Zahl der roten Blutkörperchen feststellen zu können, auch wenn kein Hämoglobin durch die Nieren ausgeschieden würde. Durch C a n t a c u z ä n e wissen wir ja, dafs geringste Mengen des hämolytischen Immunserums eine Vermehrung, gröfsere Mengen erst eine Auflösung und somit Verminderung der roten Blutkörperchen beim lebenden Tier hervorzubringen vermögen. Schliefslich dehnte ich dabei die Untersuchung noch auf einen anderen Punkt aus, nach dem folgenden Gedankengang: Wenn wirklich hämolytisches Serum durch den Magendarmkanal des Neugebornen unverändert in seinen Kreislauf eindringen könnte, so lnüfste bei länger fortgesetzter Fütterung mit solchem Serum genau der gleiche Vorgang eintreten, wie wenn dasselbe wiederholt in den Körper und somit in das Blut des Versuchstieres eingespritzt würde, d. h. es müfste unter diesen Bedingungen der Tierkörper nach allgemein gültigen Gesetzen mit der Bildung spezifischer Antikörper reagieren, in diesem Falle also mit der Bildung von A n t i - H ä m o l y s i n e n . Durch den Nachweis (oder Nichtnachweis) dieser Stoffe mufste somit der vorliegende Versuch zum E x p e r i m e n t u m crucis in dieser Frage werden. Versuch. Meerschweinchen 3. I., 90 g schwer, in der Nacht geboren, wird mit hämolytischem Serum von Kaninchen ß gefüttert. B l u t k ö r p e r c h e n z ä h l u n g vor Anstellung des Versuchs am ersten Lebenstag (25. VII. 1904 nachm. Uhr) ergibt mit Zeifsscher Kammer bei Zählung von 64 Feldern: 6800000.

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Expertin. Studien über die Durchgängigkeit des Magendarmkanales etc.

Am 25. und 26. VII. wurden im ganzen mittele Ballpipette 16 ccm aktives und 2 ccm inaktives Serum verfüttert. 27. VII. Vormittag and Nachmittag im ganzen 7 ccm inaktiven 8erums verfüttert. Gewicht 110 g. 28. VE. Vorm. 5 ccm inaktiven, Nachm. 5 ccm aktiven Serams verfüttert. Gewicht 120 g. Blutkörperchenzählung (wie oben) am Nachmittag: 6250000. U r i n , wiederholt am Nachmittag gelassen, ist völlig klar. Spektroskopisch: kein Hämoglobin. 29. VII. Am Nachm. 7 ccm aktiven Serums verfüttert. Gewicht 180 g. 30. VII. Vorm. 5 ccm aktiven Serums verfüttert. Gewicht 125 g. 1. VIII. Gewicht 145 g. Blutkörperchenzählung am Morgen (ausn a h m s w e i s e mit der H ä l f t e der g e w ö h n l i c h e n B l u t m e n g e vorg e n o m m e n ) 4787 500. 2. VIII. Gewicht 150 g. 3. VIII. Gewicht 165 g Blutkörperchenzählung am Morgen (mit der gewöhnlichen Blutmenge): 5 968 750. 6. VIII. Gewicht 150 g. Blutkörperchenzählung am Morgen (wie gewöhnlich): 6 556250. Der Urin war bis dahin stets ohne Hämoglobinbeimengung. Mittags 11 Uhr: Entblutung durch Halsschnitt. Bei der Obduktion zeigte sich in der Blase klarer Urin.

Dies kleine Versuchstier bekam also in 6 Tagen nahezu 50 ccm hämolytisches Serum per os verfüttert. Hierbei wurde teils inaktives teils aktives Serum genommen, und zwar wurde auch letzteres benutzt, um einem eventuellen Einwand vorzubeugen, dafs das Blut des jungen Tieres zu wenig Alexin besitze, als dafs die hämolytische Eigenschaft resorbierten inaktivierten Serums zur Wirkung gelangen könne. Die Fütterungen wurden teils bei gefülltem, teils bei durch mehrstündiges Hungern leerem Magen vorgenommen, um die Magensaft-Sekretion uuter verschiedenen äufseren Verhältnissen zur Geltung zu bringen. Während der g a n z e n Dauer des V e r s u c h e s k o n n t e k e i n e H ä m o g l o b i n u r i e b e o b a c h t e t werden. Die Zählung der roten Blutkörperchen ergab vor Beginn der Fütterung: 6800000, dann aufeinanderfolgend die Werte von 6 250000, 4 787 500, 5 968 750 und am Ende des Versuches 6556 250.

Von Dr. Albert Uffenheimer.

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Hierzu mufs bemerkt werden, dafs die Zählung der roten Blutkörperchen bei so kleinen Tieren ziemliche Schwierigkeiten macht. Ein Schnitt durch die Ohrhaut (Ohrvene) genügt oft nicht, um das notwendige Blut zu erhalten, und man mufs in diesem Falle zu kleinen Einschnitten in die Bauchhaut seine Zuflucht nehmen; auch da kommt es oft vor, data das Blut so lange braucht, um in genügender Menge auszufliefsen, dafs es schon in der kleinen Saugpipette geronnen ist, ehe man dazu kommt, die zur Verdünnung dienende physiologische Kochsalzlösung nachzusaugen. So bin ich manchmal überhaupt zu keiner Zählung gekommen, und gerade am 1. VIII., wo das auffällige Resultat eines Wertes von ca. 43/4 Millionen gefunden wurde, mufste ich — um überhaupt eine solche ausführen zu können — mit der Hälfte der sonst immer benutzten Blutkörperchenmenge mich begnügen. Ich glaube wohl, dafs hierdurch eine Fehlerquelle geschaffen wurde, aber immerhin stehen die fünf aufeinanderfolgenden Blutkörperchenwerte ihrer Gröfse nach in einem kontinuierlichen Zusammenhang. Wenn auch nach C a n t a c u z & n e durch Eindringen einer kleinen Menge des spezifisch hämolytischen Serums in das Blut eine vorübergehende Zunahme der Erythrozyten zu erwarten gewesen wäre, so lassen unsere Zählungen vielleicht doch den Rückschlufs zu auf eine kurzdauernde Abnahme der roten Blutkörperchen; mit dem Aussetzen der Fütterung des hämolytischen Immunserums würde dann die Erythrozythenzahl rasch zur alten Höhe angestiegen sein. Das Fehlen jeglicher Hämoglobinurie beweist aber auf jeden Fall, dafs es sich nicht um eiue umfangreichere Zerstörung der roten Blutkörperchen gehandelt haben kann; und wenn wir somit wirklich zu dem Resultat gelangen würden, den Eintritt von verschwindend kleinen Mengen des verfütterten Serums in das Blut anzunehmen, so würden wir damit nur die Regel bestätigt finden, die sich schon aus Versuchen von A s c o l i , U h l e n h u t h u n d M i c h a e l i s u n d O p p e n h e i m e r ergeben hat. Es gelang diesen nämlich bei e r w a c h s e n e n T i e r e n nach wiederholt per os eingeführten grofsen Eiweifsmengen später spezifische Präzipitine im Blute nachzuweisen. Diese Befunde werden ja durch die p l ö t z l i c h e

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Experim. Studien. über die Darchgängigkeit des Magendarmkanales etc.

Ü b e räch w e m m u n g des Magens genügend erklärt, die es für den Augenblick nicht zu entsprechend grofser VerdauungssaftAbsonderung kommen läfst. D i e U n t e r s u c h u n g des S e r u m s der mit so g e w a l t i g e n M e n g e n spezifisch hämolytischer Stoffe gefütterten J u n g e n auf A n t i - H f t m o l y s i n g e h a l t ergab aber e i n v o l l kommen negatives Resultat. Sie wurde zu wiederholten Malen vorgenommen, wobei die Menge der auf Anti-Hämolysingehalt geprüften Flüssigkeit verschieden grofs war. Es bedarf kaum der Erwähnung, dafs erst in Vorversuchen die Kraft des zu diesen Experimenten benutzten hämolytischen Serums genau wieder'festgestellt war, und dafs den eigentlichen Versuchen stets der reine Hämolyse-Versuch parallel ging. Darnach bin ich doch der Meinung, dafs die gröfseren Differenzen bei den Blutkörperchenzählungen nur durch die geschilderte Fehlerquelle zu erklären sind.

Versuche mit Kasein. Ich komme nun zur Schilderung der Versuche mit V e r f ü t t e r u n g v o n K u h m i l c h . Jegliche Milch enthält bekanntlich g a n z v e r s c h i e d e n a r t i g e g e n u i n e E i w e i f s k ö r p e r , als deren wichtigste ich das S e r u m e i w e i f s u n d d a s K a s e i n nenne. Nun wäre es ja schon an u n d f ü r si c h interessant gewesen, den Nachweis zu versuchen, ob auch diese beiden Stoffe durch den Magendarmkanal des Neugebornen in seine Blutbahn übergehen können, es lag aber eine ganz besondere Pflicht zu diesen Untersuchungen vor infolge der Stellungnahme v. B e h r i n g s gerade zur R e s o r p t i o n d e s K a s e i n s vom Intestinaltrakt des Neugebornen aus. In einem zu Anfang 1904 in der Woche erschienenen populären Aufsatz » S ä u g l i n g s m i l c h c erklärt v. B e h r i n g , dafs der Säugling mit dem Serum-Eiweifs eine zur Bluts- und Gewebsbildung unmittelbar geeignete Nahrung in sich aufnimmt, während das K a s e i n »bei d e r d i r e k t e n A u f n a h m e in das Blut n e u g e b o r e n e r K i n d e r g e r a d e z u

Von Dr. Albert Üffenheimer.

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w i e e i n G i f t « w i r k e . Er sagt dann an späterer Stelle: Wahrend gröfsere Kinder und erwachsene Menschen die relativ grofsen Kügelchen (Moleküle) von genuinem hämatogenem Eiweifs — . . . — durch ihre Schleimhäute nicht hindurch lassen, verhalten sich dem gegenüber die intestinalen Schleimhäute der Säuglinge bis zum Alter von drei bis vier Wochen wie feinporige Filter. Selbstverständlich gehen da aber nicht blofs die in der Milch enthaltenen Teilchen von hämatogenem Eiweifs, sondern auch die eher noch etwas kleineren Käsestoffteilchen in die Blutbahn über. Sie wirken daselbst wie Fremdkörper, deren sich das Blut wieder entledigen mufs, und damit hängt ihre schädliche Wirkung zusammen.« Von den Bedenken, die sich gegen diese Annahme des KaseinUbertritts in das Blut sofort einstellten, will ich erst nach Schilderung meiner Versuche sprechen. Selbstverständlich konnte sich der Nachweis des Kaseins — nur nach diesem genuinen Eiweifs der Milch habe ich gefahndet, und nur von ihm wird im folgenden die Rede sein — nicht auf chemische Methoden stützen, aber wir haben ja in den letzten Jahren durch die biologische Forschung Reagentien kennen gelernt, die ungemein viel feiner und spezifischer arbeiten als die chemischen und ein solches Reagenz besitzen wir für das Kasein in dem L a k t o s e r u m . Das Laktoserum wird in entsprechender Weise, wie das oben für das hämolytische Immun Serum geschildert wurde, dadurch hergestellt, dafs man Tieren Kuhmilch in angemessenen Abständen subkutan injiziert. Das Blutserum so behandelter Tiere (Kaninchen) enthält nach einiger Zeit einen Stoff, der die Eigenschaft besitzt, jegliches Kuh-Kasein aus Flüssigkeiten auszufällen, zu p r ä z i p i t i e r e n . Man kann durch diesen Präzipitations-Vorgang in klaren Medien schon allerkleinste Spuren durch die bald auftretende Trübung nachweisen. Nachdem die Versuche, mittels Rohmilch ein Laktoserum herzustellen, durch den frühzeitigen Tod der dazu benutzten Tiere immer wieder vereitelt waren, entschlofs ich mich, von derU l t e n h e i m e r , Experimentelle StudleD etc.