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German Pages 106 [104] Year 1927
Abhandlungen der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Mathematisch - naturwissenschaftliche Abteilung XXXI. Band, 2. Abhandlung
Ergebnisse der Forschungsreisen Prof. E. Stromers in den Wüsten Ägyptens V. Tertiäre Wirbeltiere 1. Beiträge zur Kenntnis der Krokodilier des ägyptischen Tertiärs von
Lorenz Müller Mit 2 Tafeln, 1 Doppeltafel und 4 Maßtabellen
Vorgelegt am 12. Juni 1926
München 1927 Verlag der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in Kommission des Verlags R. Oldenbourg München
Einleitung. Das fossile Material, das dieser Arbeit zu Gründe liegt, wurde teils von Herrn Prof. Dr. STROMER V. REICHENBACH selbst, teils von dem verstorbenen Sammler MABKGBAF zusammengebracht und befindet sich in der Paläontologischen Sammlung des bayer. Staates in München, der württembergischen Naturaliensammlung in Stuttgart, dem Senckenbergischen Museum in Frankfurt a. M., sowie [in den Sammlungen der Paläontologischen Institute zu Tübingen und zu Freiburg i. B. Für die Überlassung desselben bin ich den Herren Prof. Dr. BROILI und Prof. Dr. STKOMER V. REICHENBACH in München, dem leider so früh verstorbenen Prof. Dr. E. FRAAS in Stuttgart, den Herren Geheimrat Prof. Dr. 0 . ZUR STRASSEN und Prof. Dr. DREVERMANN in Frankfurt a. M., Herrn Prof. Dr. HENNIG in Tübingen und Herrn Geheimrat Prof. Dr. DEECKE in Freiburg i. B. zu großem Dank verpflichtet. Besonders danke ich aber Herrn Prof. STROMER, der mich zu dieser Arbeit angeregt hat, für die vielfache Unterstützung, die er mir während der Arbeit durch Hinweise auf Literatur und seinen wertvollen Rat angedeihen ließ. Die Literatur über die Grocodiliden des ägyptischen Tertiärs ist nicht besonders reich. Es existieren nur zwei größere Arbeiten: „C. W . Andrews, A descriptive Catalogue of the tertiary Vertebrata of the Fajûm, Egypt, London 1906" und „R. Fourteau, Contribution à l'étude des vertébrés miocènes de l'Egypte, Cairo 1918°. Außer diesen beiden Hauptarbeiten finden wir nur einige vorläufige Mitteilungen über tertiäre ägyptische Grocodiliden in der Literatur. Yon ANDREWS wurden 3 Tomistoma-Arten und 2 Crocodilus-Arten beschrieben, von FOURTEAU je eine Tomistoma- und Grocodilus-Lxi. Es sind: Tomistoma Icerunense Andrews aus der Birket el Qerun-Stufe, Obereocän, T. africanum Andrews aus der Qasr es Sagha-Stufe, Obereocän, T. gavialoides Andrews aus der Gebel el QatraniStufe, Unteroligocän, T. dowsoni Fourteau aus dem Untermiocän von Moghara, Crocodüus articeps Andrews aus der Gebel el Qatrani-Stufe, Unteroligocän, Cr. megarhinus Andrews aus der gleichen Stufe und Cr. lloydi Fourteau aus dem Untermiocän von Moghara. Ferner wurden nicht bestimmbare Crocodilus-Reste von ANDREWS aus der Qasr es Sagha-Stufe erwähnt und von FOURTEAU ein Stück einer Mandibel eines nicht determinierbaren Gavialis aus dem Untermiocän von Moghara beschrieben und abgebildet. Da das mir zur Verfügung stehende Material ein reiches ist, bin ich im Stande, unsere Kenntnis der ägyptischen Grocodiliden wesentlich zu erweitern. Es konnten nicht nur weit vollständigere Reste von T. africanum und Gr. megarhinus als die, welche ANDREWS vorlagen, beschrieben, sondern auch zwei neue Formen veröffentlicht werden. Es sind dies T. cairense aus dem unteren (weißen) Mokattam von Kairo, Mitteleocän und T. tenuirostre aus der Gebel el Qatranistufe, Unteroligocän. Außerdem konnten aus dem 1*
4 Mittelpliocän des Uadi Natrun unbestimmbare Reste, sowohl einer Tomistoma- als aucb einer Crocodilus-Art nachgewiesen werden, worauf auch Prof. STBOMBB schon hingewiesen hat (Zeitschr. d. Geol. Ges, Bd. 54, 1902, briefl. Mitt. p. 109). Die Arbeit wurde schon vor dem Kriege begonnen und war ursprünglich viel umfangreicher geplant. Sie sollte eine Revision der fossilen circummediterranen Tomistomaund Crocodilus-Arten und der mit ihnen im Zusammenhang stehenden mitteleuropäischen Arten dieser Gattungen umfassen und es sollte ferner darin der Versuch gemacht werden, die phyletischen Beziehungen der als aufrechterhaltbar befundenen Formen zu ermitteln. Um dieses Ziel zu erreichen, wären jedoch genaue vergleichende Studien eines u m fangreichen Skelettmaterials rezenter Krokodilier unter sorgfältiger Berücksichtigung der Veränderungen, welche besonders der Schädel im Verlaufe des Wachstums des Individuums erleidet, sowie eingehende Untersuchungen über allenfallsige und individuelle Variationen notwendig gewesen. In meinen ,,Beiträge zur Herpetologie Kameruns" (Abh. bayer. Ak. Wiss., II. Kl., XXIV, Abt. III, p. 618) habe ich bereits darauf aufmerksam gemacht, daß der Schädel der Krokodilier im Verlauf des Wachstums des Individuums sich zweimal in seinen Proportionen ändert. Spätere Untersuchungen an einem reicheren Material ergaben ferner, daß auch mit einer geographischen und einer individuellen Variation gerechnet werden muß, und daß die letztere bei einzelnen Teilen des Skelettes eine ziemlich erhebliche sein kann. Einige Ergebnisse dieser Untersuchungen habe ich in einer Arbeit: „Beiträge zur Osteologie der rezenten Krokodilier" (Zeitschrift für Morphologie und Oekologie der Tiere, II, 3 /t H., pp. 427—460) niedergelegt. Während meiner Arbeiten drängte sich mir jedoch die Uberzeugung auf, daß auch das beträchtliche osteologische Material von Krokodiliern, das sich in der Münchener Zoologischen Staatssammlung befindet, noch nicht ausreicht, um die Variationsmöglichkeiten der einzelnen Teile des Krokodilier - Skeletts so genau zu studieren, daß es möglich wäre, auf Grund der gewonnenen Ergebnisse den systematischen Wert der bisher beschriebenen fossilen Krokodilreste richtig zu beurteilen. Wenn man bedenkt, daß die allerwenigsten fossilen Schädelreste so gut erhalten sind, daß man sich ein richtiges Bild von ihrer ehemaligen Gestalt machen kann, und daß durch den Gesteinsdruck nicht nur die Form des Gesamtschädels, sondern auch manchmal die seiner einzelnen Elemente verändert wird; wenn man ferner bedenkt, daß die Größe eines Schädels oder eines sonstigen Skeletteiles nicht unbedingt auch einen Schluß auf das Alter des betreffenden Individuums gestattet, wird man ohne weiteres zugeben müssen, daß eine Revision der fossilen Crocodiliden nur nach einem eingehenden Studium eines sehr großen Materials rezenter Krokodile möglich sein kann. Vor dem Kriege bestand die begründete Hoffnung, in einer relativ kurzen Zeit ein solches Skelettmaterial für die Münchener Zoologische Staatssammlung zusammenzubringen; das hierin bereits erreichte bezeugt die Richtigkeit dieser Behauptung. Der verlorene Krieg, der Verlust unserer Kolonien und unserer ausländischen Verbindungen, der Tod oder die Verarmung ehemaliger Gönner usw. haben aber einen weiteren raschen Ausbau der bereits vorhandenen Krokodilier-Sammlung unmöglich gemacht. Um nun die Veröffentlichung der nun schon seit langer Zeit in ihrem rein deskriptiven Teil nahezu fertig daliegenden Arbeit nicht noch länger hinauszuziehen, habe ich mich entschlossen, auf die geplante eingehende Revision der bisher beschriebenen mediterranen und mitteleuropäischen
5 Crocodilus- und Tomistoma-Arten zu verzichten umd mich auf eine gedrängte kritische Übersicht der bisher bekannten fossilen Tomiistoma-Arten und der ägyptischen fossilen Crocodilus-Arten zu beschränken. Wenn schon aus den obenerwähnten Gründen O »•H tO
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