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German Pages 47 [48] Year 1970
EZH
Entwicklung und gegenwärtiger Stand der Rechtstatsachenforschung in den USA Ein bibliographischer Bericht von
Prof. Dr. Manfred Rehbinder
E Z H I O T O Verlag Dokumentation, München-Pullach • Berlin
© 1 9 7 0 by Verlag Dokumentation Saur KG, München-Pullach und Berlin Gesam Herstellung: Ilmgaudruckerei, Pfaffenhofen/Ilm Printed in West-Germany ISBN 3 7940 4014 7
Inhalt
Einleitung I. Von den Anfängen bis zum zweiten Weltkrieg 1. Die geistigen Grundlagen: sociological jurisprudence und legal realism 2. Das Columbia-Experiment 3. Das Johns Hopkins Institute 4. Die Arbeiten in Yale 5. Weitere Arbeiten bis zum Weltkrieg II. Die Entwicklung seit dem zweiten Weltkrieg
9 11 11 13 18 22 25 27
1. Die Fortentwicklung der geistigen Grundlagen: experimental jurisprudence und jurimetrics
27
2. Rechtstatsachenforschung durch Sozialwissenschaftler a) Politikwissenschaft b) Soziologie c) andere Wissenschaftszweige 3. Die Rolle der großen Stiftungen 4. Die Zentren der Rechtstatsachenforschung
30 30 32 33 33 36
a) b) c) d) e) f) g) h) i)
Chicago Pennsylvania (Philadelphia) Michigan (Ann Arbor) Columbia (New York) New York University Rutgers State University (Newark) Berkeley Wisconsin (Madison) Northwestern (Evanston), Denver, Harvard (Cambridge) und Yale (New Haven) k) American Bar Foundation (Chicago)
36 38 38 38 39 39 39 40 41 42
5
1) Das American Enterprise Institute (Washington, D.C.) u n d die Jury Verdict Research Inc. (Cleveland)
43
5. Rechtstatsachenforschung als Problem interdisziplinärer Forschung Schlußbemerkung
6
43 45
Diese Arbeit wurde ermöglicht durch die Gastfreundschaft des Center for the Study of Law and Society (Berkeley) unter der Leitung von Caleb Foote und Sheldon L. Messinger, durch die finanziellen Zuwendungen des Airlift Memorial Fund (Berlin) und der Fulbright-Kommission (Bad Godesberg) sowie durch die unermüdliche und anspornende Hilfe meines amerikanischen Assistenten, Roger W. Haines. Allen sei aufrichtig gedankt. Das Manuskript wurde im März 1970 abgeschlossen. Bielefeld, im Juli 1970
Manfred Rehbinder
7
Einleitung
Rechtssoziologie, sagt Eugen Ehrlich, ist Beobachtungswissenschaft (1). Sie ist die eigentliche Wissenschaft vom Recht — im Gegensatz zur praktischen Rechtslehre; sie handelt nicht von Worten, sondern von Tatsachen (2). Auch die Rechtswissenschaft der Vereinigten Staaten unterscheidet zwischen doctrinal und non-doctrinal legal research (3). Non-doctrinal research ist empirical research; sie ist fact-research, behavior- and fact-inquiry; sie handelt nicht vom law in the books, sondern vom law in action (4). Als Hermann Kantorowicz Mitte der 30iger Jahre die Situation in Deutschland und in den USA verglich, mußte er fast widerwillig einräumen, daß die europäischen Freirechtsjuristen und juristischen Soziologen, wie er schrieb, sich meistens darauf beschränkt hätten, ihre Instrumente zu stimmen, sich also mit Methodenfragen herumzuschlagen, während die amerikanischen Realisten wenigstens auf diesen Instrumenten gespielt hätten (5).
Will man sich darüber orientieren, was in den USA an empirischer Rechtsforschung bisher geleistet wurde, ist man auf bruchstückhafte Informationen
1)
Eugen Ehrlich: Grundlegung der Soziologie des Rechts, 1913 S. 382.
2)
Ebd. S. 1
3)
Vgl. Ernest M. Jones: Some Trends in Legal Research, in Journal of Legal Education 15 (1962), S. 121-138 (129-132). Diese Trennung ist allerdings nur eine theoretische. Uber die eigentümliche Mittlerstellung der Rechtstatsachenforschung zwischen Rechtssoziologie und Rechtsdogmatik vgl. Manfred Rehbinder: Die Rechtstatsachenforschung im Schnittpunkt von Rechtssoziologie und soziologischer Jurisprudenz, in Jahrbuch für Rechtssoziologie und Rechtstheorie 1 (1970), S. 333-359.
4)
Vgl, Karl N. Llewellyn: On What Makes Legal Research Worth While, in Journal of Legal Education 8 (1956), S. 399-421.
5)
Hermann U. Kantorowicz: Rechtswissenschaft und Soziologie, hrsg. von WUrtenbeiger, 1962, S. 115.
9
angewiesen, weit verstreut und zuweilen schwer zugänglich. Ein sehr früher Bericht, nämlich der von Nußbaum (6) aus dem Ende der 30iger Jahre, ist wenig informativ und heute als solcher überholt. Der neueste, nämlich der von Jerome Skolnick (7), will trotz seines Titels nicht umfassend informieren (8). Sein Erscheinen in einem als repräsentativ und informierend gedachten internationalen Sammelband kann deshalb im Interesse der amerikanischen Rechtssoziologie nur bedauert werden (9). Im folgenden soll daher versucht werden, in kurzen Zügen einen Gesamtüberblick zu geben, der alles Wesentliche erfaßt. Strafrecht und Kriminologie (9a) sind dabei bis auf wenige Hinweise ausgeklammert. Auch ein näheres Eingehen auf den Inhalt einzelner Veröffentlichungen m u ß in diesem Rahmen unterbleiben.
6)
Arthur Nußbaum: Die Rechtstatsachenforschung. Programmschriften und praktische Beispiele, hrsg. von M. Rehbinder, 1968, S. 57-89.
7)
Jerome H. Skolnick The Sociology of Law in America, in R. Treves/J. F. Glastra van Loon (ed.): Norms and Actions. National Reports on Sociology of Law, 1968, S. 159-209.
8)
So Skolnick über eine Vorveröffentlichung in Law and Society Review 1 (1966), S. 105.
9)
Einen ähnlichen Mißgriff tat Treves mit dem deutschen Beitrag von Zwingmann, ebd., S. 262-279.
9a) Vgl. dazu den ausgezeichneten Sammelband von Fritz Sack/Rene König (Hrsg.): Kriminalsoziologie, 1968.
10
I.
Von den Anfängen bis zum 2. Weltkrieg
1.
Die geistigen Grundlagen: sociological jurisprudence und legal realism
Die amerikanische Rechtstatsachenforschung geht auf die beiden Begründer der amerikanischen Rechtssoziologie zurück, nämlich auf Roscoe Pound und Karl N. Llewellyn. Beide haben freilich mehr als Anreger und Wegbereiter gewirkt denn durch eigene empirische Arbeiten. Roscoe Pound, der große Universalgeist der amerikanischen Rechtswissenschaft ( 10)', errichtete den ersten weithin sichtbaren Wegweiser in seiner historischen Rede vom 29. August 1906 vor der American Bar Association in St. Paul (Minnesota) über "The Causes of Popular Dissatisfaction with the Administration of Justice" (11). Unter dem Einfluß der Gründergeneration der amerikanischen Soziologie, insbesondere Ross, Sn;all und Ward (12), entwickelte er in der Folgezeit seine sociological jurisprudence (13), deren Programm (14) eine eingehende Rechtstatsachenforschung voraussetzt. Sein eigener Beitrag zur Rechts-
10)
Über Leben und einzelne Aspekte seines Werkes vgl. u.a. E. K. Braybrooke The Sociological Jurisprudence of Roscoe Pound, in University of Western Australia Law Review 5 (1961), S. 288-324, Sheldon Glueck. Roscoe Pound and Criminal Justice, in Crime and Delinquency 10 (1964), S. 299-352, Manfred Rehbinder: Roscoe Pound (1870-1964) in JZ 1965, S. 482-484.
11)
American Law Review 40 (1906), S. 729-749.
12)
Vgl. Gilbert Geis: Sociology and Sociological Jurisprudence, in Kentucky Law Journal 52 (1964), S. 267-293.
13)
The Need for a Sociological Jurisprudence, in Green Bag 19 (1907), S. 607-615, The Scope and Purpose of Sociological Jurisprudence, in Harvard Law Review 24 (1911), S. 591-619, und 25 (1912), S. 140-168, 489-516; Sociology of Law and Sociological Jurisprudence, in University of Toronto Law Journal 5 (1943), S. 1-20; und zuletzt seine große Jurisprudence, 5 Bde., 1959.
14)
Vgl. Rehbinder (Fußnote 10), S. 484.
11
tatsachenforschung, der heute in den USA o f t vergessen wird (15), war die Veranlassung u n d maßgebliche Beteiligung am sogen. Cleveland Crime Survey von 1922, einer Erhebung über die Kriminalgerichtsbarkeit, die den Beginn von sinnvollen Gerichtsstatistiken darstellte ( 1 6 ) und eine Entwicklung einleitete, die später u.a. vom J o h n s Hopkins Institute fortgesetzt wurde. Dennoch ist die eigentliche Wirkung Pounds in seinem Einfluß auf die Bewegung des legal realism u n d auf das Experiment einer Lehrplanreform an der Columbia University zu sehen (17). Diesem Einfluß gegenüber wird m a n wohl die Bedeutung von Louis D . Brandeis (18) u n d Oliver Wendell Holmes (19), die gelegentlich neben P o u n d genannt werden (20), als geringer ansehen dürfen.
15)
Z.B. Skolnick (Fußnote 7), S. 162; femer Hairy Kalven: The Quest for the Middle Range, in Geoffrey C. Hazard (ed.): Law in a Changing America, 1968, S. 56-74, (60), der amüsiert darauf aufmerksam macht, daß Pounds Tatsachenforschung in seiner Rede vom Jahre 1906 lediglich in der Durchsicht der Entscheidungsbände 129-139 des Federal Reporter bestanden habe.
16)
Pound/Felix Frankfurter: Criminal Justice in Cleveland, 1922. Vgl. dazu Glueck (Fußnote 10), S. 310, und Sidney Post Simpson/Ruth Field: Social Engineering Through Law, in New York University Law Quarterly Review 22 (1947), S. 145193 (173): "the first real research job in this field".
17)
Über die Zuriickfiihrung des Columbia-Experiments auf Pounds sociological jurisprudence vgl. Brainerd Currie: The Materials of Law Study, in Journal of Legal Education 3 (1951), S. 331-383 (335), und 8 (1955), S. 1-78 (9).
18)
Brandeis hat im Jahre 1908 in seinem vielzitierten Brandeis-Brief (Muller v. Oregon 208 U. S. 412), einem Schriftsatz im Verfahren wegen Verfassungswidrigkeit der gesetzlichen Arbeitszeitbeschränkung für Frauen vor dem Supreme Court, ausdrücklich mit sozialwissenschaftlicher Literatur argumentiert und hat sich ferner mit soziologischen Argumenten schon im Jahre 1890 in einer Abhandlung für die Anerkennung des allgemeinen Persönlichkeitsrechts eingesetzt, vgl. Ervin H. Pollack (ed.): The Brandeis Reader, 1956.
19)
Holmes, der erste bedeutende und in den Augen eines europäischen Juristen sicherlich Uberschätzte amerikanische Rechtswissenschaftler, setzte sich als philosophierender Rechtspraktiker um die Jahrhundertwende fllr die Betrachtung des Rechts als soziale Institution ein; vgl. Felix Frankfurter (ed.): Mi. Justice Holmes, 1931.
20)
Z.B. Skolnick (Fußnote 7), S. 162 f.
12
Als eigentlicher Wegbereiter der empirischen Rechtsforschung wird heute der legal realism angesehen (21). Diese Bewegung ist, wie sich am Werk ihres Wortführers Karl N. Llewellyn zeigen läßt, unmittelbar aus der Auseinandersetzung mit Roscoe Pound entstanden. Hatte Pound zur Untersuchung des law in action aufgerufen, wurde dies jetzt durch Übernahme des soziologischen Behaviorismus dahin präzisiert, daß es auf das Rechtsstabshandeln, in erster Linie auf den judicial behavior ankomme (22). Llewellyn, der als beherrschende Persönlichkeit bis zu seinem Tode im Jahre 1962 die amerikanische Rechtstatsachenforschung durch Anregungen und anspornende Kritik geleitet hat (23), war eine der treibenden Kräfte in dem ersten größeren Unternehmen, nämlich im Columbia-Experiment.
2.
Das Columbia-Experiment
In den 20iger Jahren wurde immer deutlicher, daß die juristische Ausbildung sich nicht mehr auf die bloße Vermittlung von Rechtsnormen beschränken konnte und daß neu entstehende Gebiete, wie insbesondere das Wirtschaftsund Arbeitsrecht, im Unterricht berücksichtigt werden mußten. Die entsprechenden Überlegungen in den law schools stießen aber auf das Faktum eines völlig überfüllten Stundenplanes, der die Einfuhrung neuer Kurse verbot. Als Ausweg aus diesem Dilemma bot sich die von der sociological jurisprudence
21)
Hans Zeisel: The Law, in Paul F. Lazarsfeld/Sewell/Wilensky (ed.): The Uses of Sociology, 1967, S. 81-99 (96).
22)
Dazu näher M. Rehbinder: Karl N. Llewellyn als Rechtssoziologe, in Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 18 (1966), S. 532-556.
23)
Siehe seinen Sammelband: Jurisprudence. Realism in Theory and Practice, 1962; ferner: Conditions for, and the Aims and Methods of, Legal Research, in American Law School Review 6 (1930), S. 670-678; On Crime, Social Science, and Rationalism, in Columbia Law Review 34 (1934), S. 277-291; The Theory of Legal Science, in North Carolina Law Review 20 (1941), S. 1-23; und Fußnote 4.
13
geforderte Integration der Rechtstatsachen (non-legal materials) in die Normenvermittlung an, was allerdings eine völlige Umgestaltung der herkömmlichen Fächeraufteilung voraussetzte. Der Rechtsunterricht mußte nicht nach dogmatischen Gesichtspunkten, sondern nach funktionellen Gesichtspunkten unterteilt werden (functional approach). Ein an der Columbia University (New York) lehrendes Team junger Wissenschaftler entschloß sich daher, in einem mehrjährigen Experiment einen neuen Lehrplan nach Gesichtspunkten zu erarbeiten, die später als legal realism bekannt wurden. Über dieses wohl einzigartige Unternehmen besitzen wir eine ausgezeichnete Schilderung in der Arbeit von Brainerd Currie ( 2 4 ) . Unter der Führung von Herman Oliphant ( 2 5 ) arbeiteten in den Jahren 1 9 2 6 - 1 9 2 8 neben Llewellyn insbesondere Underhill Moore, William O. Douglas, Hessel E. Yntema und der Wirtschaftswissenschaftler Leon C. Marshall. Auch einige andere Sozialwissenschaftler wurden in den Lehrkörper aufgenommen und am Experiment beteiligt. Insgesamt wurden 3 6 neue casebooks erarbeitet ( 2 6 ) , von denen 26 publiziert wurden (27). Hier seien nur die wichtigsten erwähnt: Im Gebiet "form of business unit" Adolph A. Berle: Cases and Materials in the Law o f Corporation Finance ( 1 9 3 0 ) ( 2 8 ) , W. 0 . Douglas/C. M. Shanks: Cases and Materials on the Law of Management o f Business Units ( 1 9 3 1 ) sowie Roswell Magill/R. P. Hamilton: Cases on Business Organization ( 1 9 3 3 ) ;
24)
Fußnote 17, insbesondere Teil II (1955).
25)
Vgl. Faculty of Law o f Columbia University: Summary o f Studies in Legal Education, 1928.
26)
Schon vorher wurden gelegentlich casebooks mit non-legal materials verwendet, z.B. in Harvard von Francis Sayre: Cases on Labor Law ( 1 9 2 2 ) und Herman Oliphant: Cases on Trade Regulation (1923). Vgl. ferner über die Vorläufer des Columbia-Experiments Currie (Fußnote 17), Teil I, S. 332-334.
27)
Currie (Fußnote 17), Teil II, S. 70.
28)
Spätere Ausgabe von A. A. Berle und Rosswell Magill, 1 9 4 2 ; vgl. ferner A. A. Berle/W. C. Warren: Cases and Materials on the Law o f Business Organizations (Corporations), 1 9 4 8 .
14
im Gebiet "family and family property" Albert C. Jacobs: Cases and Materials on Domestic Relations ( 1 9 3 3 ) ( 2 9 ) ; im Gebiet "property" Richard R. Powell: Cases and Materials on the Law of Trusts and Estates ( 2 Bde. 1932/ 3 3 ) ( 3 0 ) ; im Gebiet "crime and criminology" Jerome Michael/Herbert Wechsler: Criminal Law and its Administration: Cases, Statutes, and Commentaries ( 1 9 4 0 ) ; im Gebiet "marketing" Karl N. Llewellyn: Cases and Materials on the Law o f Sales ( 1 9 3 0 ) sowie Milton Handler: Cases and other Materials on Trade Regulation ( 1 9 3 7 ) ; im Gebiet "Finance and credit" John Hanna: Cases and Materials on the Law of Creditors' Rights ( 1 9 3 1 ) ( 3 1 ) und ders.: Cases and other Materials on Security ( 1 9 3 2 ) ( 3 2 ) ; im Gebiet " l a b o r " Milton Handler: Cases and Materials on Labor Law ( 1 9 4 4 ) ( 3 3 ) ; im Gebiet "risk and risk-bearing" E. W. Patterson: Cases and other Materials on the Law o f Insurance ( 1 9 3 2 ) ( 3 4 ) sowie als Einführung in die Rechtswissenschaft Julius Goebel: Development of Legal Institutions ( 1 9 3 1 ) ( 3 5 ) .
Trotz des großen Idealismus der Beteiligten und einem die laufenden Universitätskosten übersteigenden Aufwand von etwa 4 4 0 0 0 0 $ ( 3 6 ) kam die Arbeit spätestens Mitte der 30iger Jahre zum Erliegen. Mehrere Gründe scheinen zusammengewirkt zu haben. Im Vordergrund stand wohl die auch in Deutschland sich oft nachteilig auswirkende Fluktuation der Wissenschaftler. Schon in den Jahren 1928/29 verließen die wichtigsten Köpfe die Columbia University, nämlich Oliphant, Marshall, Moore, Douglas und Yntema. 29)
3. Aufl. 1 9 5 2 von Julius Goebel.
30)
Vom selben Autor: Cases on Future Interests, 1 9 2 8 , 2. Aufl. 1 9 3 7 ; Cases and Materials on the Law o f Trusts, 1 9 4 0 ; On Real Property, 1 9 4 9 ; vgl. auch Myres S. McDougal/David Haber: Property, Wealth, Land: Allocation, Planning, and Development, 1948.
31)
4. Aufl. durch Maclachlan, 2 Bde. 1948/49, und in einem Band 1951,
32)
2. Aufl. 1940.
33)
Neuauflage zusammen mit P. R . Hays, 1950.
34)
3. Aufl. 1955.
35)
7. Aufl. 1 9 4 6 .
36)
Currie (Fußnote 17) II, S. 70.
15
Davon gingen Oliphant, Marshall und Y n t e m a an das Johns Hopkins Institute und Moore und Douglas nach Yale ( 3 7 ) . Ein weiterer Teil der ColumbiaFakultät war während des New Deal in praktische Regierungsarbeit eingespannt, so u.a. Berle, Handler, Hanna und Magill ( 3 8 ) . Llewellyn erarbeitete noch zusammen mit dem Anthropologen Hoebel den berühmt gewordenen Cheyenne Way ( 1 9 4 1 ) ( 3 9 ) und, nach seinem Weggang nach Chicago, sein klassisches Werk über das Richterrecht (The Common Law -
Deciding
Appeals, 1 9 6 0 ) . Im übrigen hat er aber seine weitere Lebensarbeit dem Uniform Commercial Code gewidmet ( 4 0 ) . Neben dem Weggang der meisten am Columbia-Experiment beteiligten Wissenschaftler und den zeitbedingten Finanzproblemen trat auch bald eine gewisse Ernüchterung dadurch ein, daß man in den Sozialwissenschaften nicht den Leistungsstand und die Ergebnisse vorfand, die man sich erhofft hatte. Es wurde langsam klar, daß man den zweiten Schritt vor dem ersten getan hatte. Erst einmal hätten mehr Forschungsergebnisse vorliegen müssen, ehe man den gesamten Lehrplan umgestaltete. Zwar entstanden während des 37)
Ebd. S. 52, 66
38)
Ebd. S. 69.
39)
Vgl. etwa die Rezension von Bronislaw Malinovt'ski: A New Instrument for the Interpretation of Law, in Yale Law Journal 51 (1942), S. 1236-1254.
40)
Fußnote 4, S. 411.
41)
Fußnote 36, S. 66.
42)
James C. Bonbright: The Holding Company, 1932; ders.: The Valuation of Property, 1937; Albert C. Jacobs/Robert C. Angell: A Research in Familiy Law, 1930; Karl N. Llewellyn: Behind the Law of Divorce, in Columbia Law Review 32 (1932), S. 1281-1308, 33 (1933), S. 249-294; ders.: On Warranty of Quality and Society, in Columbia Law Review 36 (1936), S. 699-744, 37 (1937), S. 341409; Richard R. Powell/Charles Looker: Decedents' Estates: Illumination from Probate and Tax Records, in Columbia Law Review 30 (1930), S. 919-953; Edwin W. Patterson/Harry J. Mclntyre: Unsecured Creditor's Insurance, in Columbia Law Review 31 (1931), S. 212-237; ders.: Hedging and Wagering on Produce Exchanges, in Yale Law Journal 40 (1931), S. 843-884; Columbia University Council for Research in the Social Sciences: Report by the Committee to Study Compensation for Automobile Accidents, 1932; Jerome Michael/Mortimer J. Adler: Crime, Law, and Social Science (1933) und dies.: The Trial of an Issue of Fact, in Columbia Law Review 34 (1934), S. 1224-1306, 1462-1493.
16
Columbia-Experiments eine stattliche Reihe "realistischer" Arbeiten (42), von denen einige in Yale fortgesetzt wurden (43), insbesondere das bedeutende Werk von Adolph A. Berle/Gardiner C. Means: The Modern Corporation and Private Property (1932) und die institutional approach-Artikel von Underhill Moore (44). Dennoch stand in Columbia damals alles deutlich unter pädagogischem Vorzeichen. Die eigene non-doctrinal research trat gegenüber den vielen neuen casebooks in den Hintergrund. So kann man heute das Columbia-Experiment nur als den ersten großangelegten Auftakt der Rechtstatsachenforschung in den USA bezeichnen. Das Bemühen um Unterrichtswerke, die Rechtstatsachenmaterial mit einbeziehen, wurde übrigens Mitte der 50iger Jahre in Pennsylvania wieder aufgenommen (45). Daraus entstand u.a. das heute führende Werk im Familienrecht, nämlich Caleb Foote/Robert J. Levy/Frank E. A. Sander: Cases and Materials on Family Law (1966). Aber auch die übrige amerikanische Lehrbuchliteratur berücksichtigt Rechtstatsachen in weit größerem Umfang, als das in Deutschland üblich ist. Man lese etwa im Standardwerk von William L. Prosser (Handbook of the Law of Torts, 3. Aufl. 1964, S. 562-591) die eingehenden Ausführungen über den Einfluß der Haftpflichtversicherung auf das Recht der unerlaubten Handlung. 43)
William O. Douglas. A Functional Approach to the Law of Business Associations, in Illinois Law Review 23 (1929), S. 673-682; ders.: Vicarious Liability and Administration of Risk, in Yale Law Journal 38 (1929), S. 584-604, 720-745.
44)
Moore/Shamos: Interest on the Balance of Checking Accounts, in Columbia Law Review 27 (1927), S. 633-649; Moore/Hope. An Institutional Approach to the Law of Commercial Banking, in Yale Law Journal 38 (1929), S. 703-719; Moore/Sussman: The Lawyer's Law, in Yale Law Journal 41 (1932), S. 566-576, dies.: The Current Account and Set-offs between an Insolvent Bank and its Customer, in Yale Law Journal 41 (1932), S. 1109-1133; dies.: Legal and Institutional Methods Applied to the Debiting of Direct Discounts, in Yale Law Journal 40 (1931), S. 381-400, 555-575, 752-778, 928-953, 1055-1073, 12191272, Moore/Sussman/Brand: Legal and Institutional Methods Applied to Orders to Stop Payment of Checks, in Yale Law Journal 42 (1933), S. 817-862, 11981235; Moore/Sussman/Corstvet: Drawing against Uncollected Checks, in Yale Law Journal 45 (1935), S. 1-38, 260-292.
45)
Vgl. die Ausführungen von Watson, Foote, Levin und Kalven in Journal of Legal Education 11 (1958), S. 73-100.
17
3.
Das Johns Hopkins Institute
Der eigentliche Beginn der amerikanischen R e c h t s t a t s a c h e n f o r s c h u n g ist in der Arbeit des J o h n s H o p k i n s Institute o f L a w zu sehen, das als reines F o r schungsinstitut in den J a h r e n 1 9 2 8 - 1 9 3 3 an der J o h n s H o p k i n s University in Baltimore (Maryland) b e s t a n d . Eine ausführliche Schilderung u n d Würdigung der dortigen Bemühungen findet sich bei Frederick K . Beutel: S o m e Potentialities o f E x p e r i m e n t a l J u r i s p r u d e n c e as a N e w Branch of Social Science, 1 9 5 7 , S . 1 0 5 - 1 1 3 , eine vollständige Liste der V e r ö f f e n t l i c h u n g e n des Instituts a m E n d e der Arbeit von Charles E . G e h l k e : Criminal A c t i o n s in the C o m m o n Pleas C o u r t s o f Ohio, 1 9 3 6 .
Unter der Führung von Walter Wheeler C o o k arbeiteten dort als ständige Mitarbeiter Herman Oliphant, Hessel E . Y n t e m a , L e o n C. Marshall, J . V. A . Macmurray u n d W. W. Willoughby. Die Ziele waren weitgespannt: S t u d i u m der wirtschaftlichen u n d sozialen Auswirkungen des R e c h t s ; Bereinigung u n d Vereinfachung des R e c h t s ; Ausbildung von R e c h t s p r a k t i k e r n (lawyers and codifiers) sowie Hilfe für Verfasser von Unterrichtswerken ( t e x t - b o o k s ) u n d diejenigen, die die menschlichen Auswirkungen des R e c h t s erforschen ( 4 6 ) . U m das Hauptziel zu erreichen, nämlich die wissenschaftliche E r f o r s c h u n g der sozialen Auswirkungen von Rechtsinstituten u n d Lehrmeinungen, begann m a n als erstes mit einer Untersuchung der Arbeit der Gerichte. D a b e i wollte man "1.
Trends der Gerichtsverfahren erforschen u n d ihre menschlichen Ursachen u n d Auswirkungen feststellen.
2.
Die Maschinerie u n d das Funktionieren der verschiedenen B e h ö r d e n u n d Dienststellen erforschen, die direkt oder indirekt mit der Rechtspflege zu tun haben.
3.
Die Gründe für die Verzögerung, die K o s t e n u n d die Unsicherheit des Ergebnisses der Gerichtsverfahren h e r a u s b e k o m m e n .
46)
18
Vgl. näher The Johns Hopkins Institute for the Study of Law, in the American Law School Review 6 (1928), S. 336-338.
4.
Ein ständiges System von gerichtlichen Unterlagen und Gerichtsstatistiken begründen, das automatisch gewisse Informationen bereitstellt, die jetzt erst nach großer Mühe beschafft werden können.
5.
Punkte entdecken, wo eine Änderung der Rechtsnormen wesentlich zur Verwirklichung sozialer Gerechtigkeit beitragen würde"(47).
Das Institut als solches begann mit Erhebungen in drei Gegenden, nämlich in New York City, in Ohio und in Maryland. Daneben wurden in Zusammenarbeit mit dem Institut von einzelnen Wissenschaftlern 26 Einzelprojekte begonnen (48). Da zu jener Zeit Gerichtsstatistiken nur im Ansatz vorhanden waren, machten die Erhebungen, die in kleinem Bereich wenigstens vollständig sein sollten, trotz der Mitwirkung der örtlichen Gerichte und Rechtsanwaltskammern ungeheure Mühe. Für die New York-Studie wurden z.B. 10 000 Urteile des Supreme Court of New York durchgesehen, die gleiche Zahl beim County Court und 28 000 Urteile im Municipal Court, ferner in den drei Gerichten bestimmte' Daten in über 300 000 Fällen.
Über den Gesamtplan für New York berichtet Herman Oliphant: Study of Civil Justice in New York (Survey of Litigation in New York, Bulletin Nr. 1, 1931). Nur drei Arbeiten wurden als Ergebnis veröffentlicht, nämlich Herman Oliphant/Theodore S. Hope: A Study of Day Calendars (1932); Stuart Chase/ Ida Klaus: Expenditures of Public Funds in the Administration of Civil Justice in New York City (1932) und Edward S. Greenbaum/L. I. Reade: The King's Bench Masters and English Interlocutory Practice (1932). Für die Studien in Ohio und Maryland wurden allein über ein Dutzend verschiedener Erhebungsbögen mit je 100 verschiedenen Erhebungsdaten verwandt (49). Am bekanntesten wurde hier die zweibändige Arbeit von Leon 47)
Vorwort von Bond/Cook zu Marshall/May: The Divorce Court, Vol. I, Maryland, 1932, S. 7.
48)
Frederick Beutel: Some Potentialities of Experimental Jurisprudence, 1957, S. 107.
49)
Eine Reihe dieser Data sheets sind abgedruckt in: State-Wide Studies in Judicial Administration (Study of Judicial Administration in Ohio, Bulletin Nr. 5, 1931).
19
C. Marshall/Geoffrey May: The Divorce Court. Vol. I: Maryland (1932), vol. II: Ohio (1933). Weitere größere Arbeiten über Ohio sind Paul Douglass: The Justice of the Peace Courts of Hamilton, Ohio (1932); ders.: The Mayors' Courts of Hamilton County, Ohio (1933); Alfred Bettmann/Jamison/Marshall/Miles: Ohio Criminal Statistics, 1931. An Experiment in Methods and Techniques of State Reporting — Covering Police, Judicial, and Penal Statistics (1932); Thomas C. Billig: Equity Receiverships in the Common Pleas Court of Franklin, Ohio, in the years 1927 and 1928 (1932); Silas A. Harris: Appellate Courts and Appellate Procedure in Ohio (1933); R u t h Reticker/Leon C. Marshall: Expenditures of Public Money for the Administration of Justice in Ohio (1933); Kenneth J. Martin: The Waiver of Jury Trial in Criminal Cases in Ohio (1933); William J. Blackburn: The Administration of Criminal Justice in Franklin County, Ohio (1935) und Charles E. Gehlke: Criminal Actions in the Common Pleas Courts of Ohio (1936). Über Maryland wurden außer dem Band The Divorce Court noch die beiden kleineren Arbeiten von Leon C. Marshall veröffentlicht: Maryland Trial Court Criminal Statistics for 1930 (1931) und Judicial Criminal Statistics in Maryland, 1931: Courts of General Criminal Jurisdiction (1932), ferner die Studie von Henry G. Burke: The Public Service Commission of Maryland (1932). Schließlich liegen von Leon C. Marshall zwei Arbeiten vor, die Gerichtsstatistiken vergleichen, nämlich Comparative Judicial Criminal Statistics: Ohio and Maryland. A comparison of trial court criminal statistics for 1930 (1932) und Comparative Judicial Criminal Statistics: Six States, 1931. The Courts of General Criminal Jurisdiction of Ohio, New Jersey, Iowa, Maryland, Rhode Island, and Delaware (1932). Alle diese Arbeiten waren wohlgemerkt, trotz vielfältiger Nebenergebnisse, im Kern besonders ausgefeilte, interpretierte und mit Verbesserungsvorschlägen versehene Justizstatistiken. Die daraus resultierenden allgemeinen Überlegungen zur Justizstatistik finden sich bei Willis L. Hotchkiss/Charles E.
20
Gehlke: Uniform Classification for Judicial Criminal Statistics (1931); (Leon C. Marshall:) Judicial Statistics (Study of Judicial Administration in Ohio, Bulletin Nr. 2, o.J.); (Hessel E. Yntema:) Facts and the Administration of Justice (Ohio-Studie, Bulletin Nr. 3, o.J.); Marshall/Hotchkiss/Gehlke: Judicial Criminal Statistics (Ohio-Studie, Bulletin Nr. 11, 1932) und Leon C. Marshall: The Improvement of Divorce Statistics in Ohio (Ohio-Studie, Bulletin Nr. 12, 1933). In zwei Fällen kam es zu Gesetzentwürfen für besseres Verfahrensrecht, von denen einer in Kraft gesetzt wurde (50). Überblickt man die Fülle der Veröffentlichungen und das Ausmaß der geleisteten Arbeit, so kann man es nur als Unglück bezeichnen, daß die damalige wirtschaftliche Depression die Schließung des Johns Hopkins Institute schon nach vier Jahren wegen Geldmangels erzwungen hat. Zwar hat die Arbeit des Instituts von einigen Seiten äußerst scharfe Kritik erfahren, und zwar insbesondere aus dem eigenen Lager, nämlich von Llewellyn und Nußbaum (51). Aber einiges an Schärfe (52) kam dabei wohl auf Konto dessen, daß zwischen den Männern der ersten Stunde ein ausgeprägtes Konkurrenzbewußtsein herrschte, das Llewellyn auch andeutet, wenn er von der Spannung zwischen Hopkins und Yale spricht (53). Heute, etwa ein Menschenalter später, wird man wohl die Dinge mit Beutel etwas gerechter beurteilen können. Richtig ist, und das trifft wohl auch den Kern der Vorwürfe von Llewellyn und Nußbaum, daß man angesichts der weitgesteckten Ziele im Anfang stek-
50)
Hessel E. Yntema: Draft of an Uniform Municipal Court Act for the State of Ohio (Ohio-Studie, Bulletin Nr. 7, 1 9 3 2 ) und Silas A. Harris: Draft of Legislation to Provide a Simplified Method of Appellate Review (Ohio-Studie, Bulletin Nr. 9, 1932), letzterer 1935 verabschiedet, vgl. Beutel (Fußnote 4 8 ) , S. 111.
51)
Llewellyn: Social Significance in Legal Problems, in Alfred F. Conrad (ed.): Conference on Aims and Methods of Legal Research, 1955, S. 8-21 (10 f.); Nußbaum (Fußnote 6), S. 76-89.
52)
Llewellyn ebd. S. 10: "Never in the long history of efforts toward social science had there been as ill-considered, badly prepared, and generally useless squandering of research money as in the Hopkins experiment". Nußbaum ebd. S. 82: "Verschwendung hochqualifizierter wissenschaftlicher Arbeitskraft".
53)
Ebd. S. 11.
21
kengeblieben ist, nämlich bei der Beschreibung der Arbeit der Gerichte,und daß man dabei vielleicht einem gewissen Zahlenrausch verfallen ist. Zahlen als solche sagen ja oft wenig aus und lassen viele der eigentlich interessanten Fragen unbeantwortet. Man wird aber mit Nachdruck betonen müssen, daß die Leute des Johns Hopkins Institute die Statistik durchaus nicht als Endpunkt, sondern als Anfang ihrer Arbeit betrachteten. Niemand konnte ahnen, daß die dortige Arbeit so schnell ein Ende finden würde. Auch zwang die Abhängigkeit der amerikanischen Forschung von zeitlich begrenzten und projektbezogenen Geldzuwendungen der verschiedensten Stiftungen damals wie heute dazu, auf die Quantität der Publikationen zu achten, was verständlicherweise o f t zu Lasten der Qualität geht. Deshalb ist manches in den Arbeiten sicherlich nicht so ausgereift, wie es hätte sein können. Es ist ferner richtig, daß man durch das Herausgreifen einzelner Rechtsinstitute schneller zu greifbaren Aussagen k o m m t , und man kann auch der Ansicht sein, daß es sich zur Vermeidung unnötiger Kosten empfiehlt, zunächst statt einer breitangelegten Erhebung eine quasi-journalistische Beschreibung zu versuchen, die zu spezifischen Fragestellungen und abgrenzbaren Einzelproblemen fuhrt (54). Es kann aber kein Zweifel darüber bestehen, daß die Fortsetzung der Bemühungen um gute Justizstatistiken auf breiter Grundlage, wie wir sie später insbesondere im Institute of Judiciäl Administration der New York University, im Columbia Project of Effective Justice oder in den Erhebungen der American Bar Foundation finden, wesentlich zur Verbesserung der Rechtspflege beigetragen haben, so daß man auch unter diesem Blickwinkel die Anfänge im Johns Hopkins Institute positiv beurteilen sollte.
4.
Die Arbeiten in Yale
Wie bereits erwähnt, bildete sich neben dem Johns Hopkins Institute recht bald ein zweites Zentrum der Rechtstatsachenforschung an der Yale Univer-
54)
22
So David F. Cavers: Science, Research, and the Law, in Journal of Legal Education 10 (1957), S. 162-188 (187).
sity in New Haven (Connecticut), an deren Law School in den 30iger Jahren Clark, Moore, Douglas und Arnold arbeiteten, von Nußbaum wenig liebevoll als "extremer Flügel des amerikanischen Rechtsrealismus" gekennzeichnet (55). Schon vor Beginn der Arbeit im Johns Hopkins Institute, im Jahre 1926, konzipierte und begann der damalige Professor und spätere Dean der Yale Law School, Charles E. Clark, mit Erhebungen über die Gerichtsbarkeit im Staate Connecticut, die mit Hilfe einer Zuwendung der Rockefeller-Stiftung im Jahre 1928 im größeren Stil durchgeführt werden konnten. Diese Arbeiten gipfelten in dem beeindruckenden Buch Charles E. Clark/Harry Shulman: A Study of Law Administration in Connecticut. A Report of an Investigation of the activities of certain trial courts of the state (1937) (56), an dem u.a. auch William 0 . Douglas, Thurman W. Arnold und Silas A. Harries beteiligt waren. Clark, der später Richter wurde, konnte gegenüber Angriffen Llewellyns darauf hinweisen, daß die von ihm erarbeiteten Gesichtspunkte für Justizstatistiken sich heute durchgesetzt haben und daß durch seine u n d andere Untersuchungen der Gründe für die Verzögerung der Rechtspflege eine erhebliche Verbesserung der Rechtspraxis bewirkt wurde (57).
Es war auch Clark, der von der Columbia Law School Underhill Moore und William 0 . Douglas nach Yale holte. Moore setzte zunächst seine in Columbia begonnenen "institutionellen" Untersuchungen im Bankrecht und Wertpapierrecht fort (58), führte dann aber in den Jahren 1933-37 im Rahmen des Institute of Human Relations Studien über das Verkehrsverhalten von Auto-
55)
Fußnote 6, S. 69.
56)
Siehe auch Clark/Emma Corstvet: The Lawyer and the Public: An A.A.L.S. Survey, in Yale Law Journal 47 (1938), S. 1272-1291.
57)
Siehe Clark in Conrad (Fußnote 51), S. 174-183 (175 f., 182). S. 175: "We got beyond the stage of talking to the stage of doing; and we did actually dirty our hands in the mire of fact research in law. And I don't know how anything is going to be done in a really new field of development unless one goes out and does just t h i s . . . We should have the courage to try even if we fail."
58)
Fußnote 44. Gegen seinen institutional approach L. L. Fuller: American Legal Realism, in University of Pennsylvania Law Review 82 (1934), S. 430-462 (453-461).
23
fahrern in N e w Häven durch, in denen er die Anwendbarkeit der damaligen psychologischen (behavioristischen) Lerntheorie auf das R e c h t überprüfte. Das Resultat, Underhill Moore/Charles C. Callahan: Law and Learning Theory, A Study in Legal Control ( 1 9 4 3 ) ( 5 9 ) , wird von dogmatischen Juristen bis heute nur mit Schaudern betrachtet und möglichst totgeschwiegen ( 6 0 ) . Der schärfste Kritiker war allerdings auch hier wieder Llewellyn ( 6 1 ) , der sich besonders daran stieß, daß Moore bei seinen Verhaltensforschungen den Einfluß der proklamierten staatlichen Rechtssätze als stimulus völlig beiseite ließ ( 6 2 ) . Wie immer man heute über derartige Untersuchungen denken mag, bemerkenswert ist auf jeden Fall der Versuch, Rechtstatsachenforschung nicht nur deskriptiv, sondern auch experimentell zu betreiben ( 6 3 ) .
Moores ehemaliger Mitarbeiter, William 0 . Douglas, führte im Institute of Human Relations n o c h seine in Columbia begonnenen Arbeiten im Wirt-
59)
Sonderdruck aus Yale Law Journal 53 (1943), S. 1-136.
60)
Siehe aber F. S. C. Northrop: Underhill Moore's Legal Science: Its Nature and Significance, in Yale Law Journal 59 (1950), S. 196-213. Vgl. auch die Nachrufe von Douglas, Clark und Shanks ebd. S. 187-195, ferner Hessel E. Yntema: "Law and Learning Theory" Through the Looking Glass of Legal Theory, in Yale Law Journal 53 (1944), S. 338-347.
61)
Fußnote 4, S. 401: "It was at Yale that the nadir of idiocy was achieved when Underhill Moore 'tested out' whether law has mystical operation by an elaborate observation metering and statisticking of the noneffect on the parking practices of New Haveners of a change in the official traffic regulations which he had arranged to keep carefully from coming to the knowledge of any trafficker". Und das, obwohl (oder weil? ) die Feldforschung von der Soziologin Emma Corstvet ausgearbeitet wurde, mit der Llewellyn in zweiter Ehe verheiratet war!
62)
Ebd. S. 403.
63)
Wie sehr Moore von der Richtigkeit seines Weges überzeugt war, geht daraus hervor, daß er seine in 18 Jahren gesammelten umfangreichen Aufzeichnungen über die amerikanische Rechtsprechung zum Wertpapierrecht verbrannte, vgl. Currie (Fußnote 17) Teil II, S. 52 Anm. 235.
64)
Fußnote 43 und (William Clark)/William O. Douglas/Dorothy S. Thomas: The Business Failures Project, in Yale Law Journal 39 (1930), S. 1013-1024; 40 (1931), S. 1034-1054.
24
schaftsrecht m i t einer Studie über Konkurs weiter ( 6 4 ) , bevor er die Universität verließ, um Richter zu werden. Ferner sei n o c h auf die Untersuchungen z u m Prozeßrecht hingewiesen, die v o n R o b e r t M. Hutchins und D o n a l d Siesinger in Zusammenarbeit mit den "Columbianern" Adler und Michael durchgeführt wurden ( 6 5 ) .
5.
Weitere Arbeiten bis z u m Weltkrieg
Weiter brachten die 30iger Jahre neben Arbeiten zur Justizstatistik ( 6 6 ) n o c h Erhebungen über die Rechtsanwälte ( 6 7 ) . In Harvard arbeitete, seit 1 9 3 9 m i t einer jährlichen Z u w e n d u n g der Ford F o u n d a t i o n von 3 0 - 4 0 0 0 0 $' ( 6 8 ) , das Ehepaar Sheldon und Eleanor Glueck im Gebiete der Kriminologie ( 6 9 ) . Schließlich sei n o c h die N e w York Law Revision Commission erwähnt, die
65)
Hutchins/Slesinger: Some Observations on the Law of Evidence, in Columbia Law Review 28 (1928), S. 432-440, Harvard Law Review 41 (1928), S. 860-873, Yale Law Journal 37 (1928), S. 1017-1028, ebd. 38 (1929), S. 283-298, University of Pennsylvania Law Review 77 (1929), S. 725-740, und Columbia Law Review 29 (1929), S. 147-157.
66)
So wurde z.B. aufgrund der Arbeit von Ronald Hanna Beattie: A System of Criminal Judicial Statistics for California (1936) in Kalifornien ein Bureau of Criminal Statistics errichtet.
67)
(Isidor Lazarus): Survey of the Legal Profession in the New York County, 1936; Lloyd K. Garrison: The Economics of the Legal Profession, 1938; ferner Clark/ Corstvet, Fußnote 56.
68)
Cavers (Fußnote 54), S. 173 f.
69)
Z.B. 500 Criminal Careers, 1930; One Thousand Juvenile Delinquents, 1934; Juvenile Delinquency, 1950; Physique and Delinquency, 1956; Predicting Delinquency and Crime, 1959; Family Environment and Delinquency, 1962. Siehe auch Jerome Hall: Theft, Law, and Society, 1935, 2. Aufl. 1952; Paul W. Tappan: Delinquent Girls in Court, 1947.
25
seit 1 9 3 4 m i t s t a a t l i c h e m B u d g e t R e f o r m g e s e t z e e n t w i r f t ( 7 0 ) . I n s g e s a m t gesehen k a m d a n n aber die R e c h t s t a t s a c h e n f o r s c h u n g d u r c h den 2. Weltkrieg w e i t g e h e n d z u m Erliegen u n d w u r d e erst in den 50iger J a h r e n , d a n n aber in g r o ß e m Stil, w i e d e r a u f g e n o m m e n .
70)
26
Näheres bei MacDonald: Legal Research Translated into Legislative Action (The New York Law Revision Commission 1934-1963), in Cornell Law Quarterly 48 (1963), S. 401-460. Nach Mitteilung eines ehemaligen Mitarbeiters, Prof. Dr. A. Ehrenzweig (Berkeley), ist diese Einrichtung den europäischen Justizministerien unterlegen. Zwar produziert sie recht viele Gesetzesvorschläge, um ihre Existenzberechtigung zu erweisen, beschränkt sich aber in der Regel auf non-controversial matters, da sonst die lobbies jede Arbeit zunichtemachen. Ähnliche Einrichtungen gibt es auch in anderen Staaten, z.B. in California und Louisiana.
II.
Die Entwicklung seit d e m 2. Weltkrieg
1.
Die Fortentwicklung der geistigert Grundlagen: experimental jurisprudence und jurimetrics
A u c h nach dem Weltkrieg blieb der legal realism die geistige Grundlage der n u n m e h r verstärkt einsetzenden R e c h t s t a t s a c h e n f o r s c h u n g . Er wurde aber in R i c h t u n g auf naturwissenschaftliche Verfahrensweisen f o r t e n t w i c k e l t . Schon Mitte der 30iger Jahre h a t t e Frederick K. Beutel einen A u s d r u c k des Realisten J e r o m e F r a n k aufgegriffen u n d von e x p e r i m e n t a l j u r i s p r u d e n c e gesprochen (71). Jetzt arbeitete er seine G e d a n k e n weiter aus u n d belegte sie d u r c h empirische S t u d i e n . 1 9 5 7 v e r ö f f e n t l i c h t e er sein viel b e a c h t e t e s ( 7 2 ) Buch über S o m e Potentialities of E x p e r i m e n t a l J u r i s p r u d e n c e as a N e w Branch of Social Science (73), in dem er seine bisherigen theoretischen Überlegungen durch 6 Pilotstudien aus dem R e c h t des Staates Nebraska belegt, nämlich durch 5 kleinere Arbeiten über die V o r s c h r i f t e n über die Sterilisierung von Arbeitsgeräten in Friseurläden, den Verkauf von T a b a k w a r e n an Minderjährige, die S t a n d a r d g r ö ß e von Ziegelsteinen, die A u s f u h r u n g von Installationsarbeiten u n d die B a u m b e p f l a n z u n g der städtischen Straßen sowie eine großangelegte Arbeit über das Gesetz gegen Scheckfälschung ( 7 4 ) , die fast die H ä l f t e des Buches e i n n i m m t .
71)
Some Implications of Experimental Jurisprudence, in Harvard Law Review 4 8 (1934), S. 169-197.
72)
Vgl. etwa Shin Oikawa: On Criticism of Beutel's Experimental Jurisprudence. Non-Library Research and the Law, in Kwansei Gakuin Law Review 3 (1964), S. 33-57 (Japan) und Fußnote 75, 76.
73)
Eine deutsche Übersetzung wird in Kürze in der Schriftenreihe zur Rechtssoziologie und Rechtstatsachenforschung erscheinen.
74)
Vgl. auch Frederick K. Beutel/Tadeo Negron Medero: The Operation of the BadCheck Laws of Puerto Rico, 1967.
27
Allerdings hat sich Beutel m i t diesem Werk, wenn man so will, zwischen alle Stühle gesetzt. Sein leidenschaftliches Plädoyer für eine Verwissenschaftlichung des Rechts rief Gegner aller Richtungen auf den Plan. Zunächst hatte er es gewagt, die Zweckmäßigkeit der gegenwärtigen Praxis in Gesetzgebung und Staatsorganisation, insbesondere den Föderalismus, in Z w e i f e l zu ziehen, und stieß damit auf den erbitterten Widerspruch der " D e m o k r a t e n " ( 7 5 ) . Sodann hat er die Rolle v o n Wertentscheidungen für die juristische Praxis gegenüber den experimentell zu entdeckenden Sozialgesetzlichkeiten des R e c h t s (jural laws) verringert und beschwor damit D e b a t t e n über das leidige Wertproblem herauf ( 7 6 ) . U n d schließlich fanden Einzelheiten seiner Scheckstudie Kritik ( 7 7 ) , o b w o h l diese ausdrücklich nur als Pilotstudie gedacht war, für die Beutel außer den laufenden Universitätskosten dreier Jahre für sich und jeweils einen Forschungsassistenten nur 15 0 0 0 $ aufwandte ( 7 8 ) . Gerade durch den Widerspruch wurde aber die Aufmerksamkeit der Juristen wieder verstärkt auf die
75)
Z.B. Walter Berns: Law and Behavioral Science, in Law and Contemporary Problems 28 (i 963), S. 185-212. S. 212: "The political world must be ruled not by science but by prudence." Deshalb glaubt er sich zu dem Urteil berechtigt, Beutels Buch sei "a caricature of a serious discussion of the themes he deals with", a "misuse of science" (S. 211). Ferner Glendon A. Schubert in Administrative Science Quarterly 2 (1957), S. 264-268 (266): "political naivete"; Reginald A.H. Robson in University of Chicago Law Review 26 (1959), S. 492-502 (500-502); Irving Ladimer in Boston University Law Review 39 (1959), S. 284-289 (287): "In this subservience to science, Beutel comes perilously close to authoritarianism".
76)
Vgl. insbesondere Robson (Fußnote 75), S. 495-479; Samuel J. Shuman in Michigan Law Review 56 (1958), S. 477-479; Edward McWhinney in California Law Review 45 (1957), S. 226-228, der bemängelt, der experimental jurist sei "without any responsibility for determination of the ultimate ends on which the political and social order is to be based". Demgegenüber werde die eigentlich entscheidende wissenschaftliche Arbeit von den Naturrechtlern geleistet, die sich mit der "actual selection of values" beschäftigten. Dagegen zu Recht Alfred W. Blumrosen/Harry C. Bredemeier in Columbia Law Review 57 (1957), S. 1047-1050 (1047): "We shall not allow this difficulty to distract our attention from the positive value contained in Professor Beutel's work."
77)
Siehe die glänzende Widerlegung der wenig einsichtsvollen Kritik von Nußbaum bei Beutel: Elementary Semantics. Criticism of Realism and Experimental Jurisprudence, in Journal of Legal Education 13 (1960), S. 67-75.
78)
Fußnote 48, S. 191 f.
28
Rechtstatsachenforschung gelenkt, wenn auch der Ausdruck "experimental", fur den sich auch Thomas A. Cowan einsetzte (79), eine gewisse Abwehrhaltung hervorrief. Der Sache nach richtiger war es wohl, wenn Lee Loevinger im Jahre 1949 das Wort "jurisprudence" strich und statt dessen in Anlehnung an econometrics (Ökonometrie) von jurimetrics sprach (80). Die jurimetrics ist jedoch heute zu einem eigenen Zweig der non-doctrinal legal research entwickelt, der weitgehend auf Datenverarbeitung ausgerichtet ist und deshalb einerseits nur einen geringen Teil der Rechtstatsachenforschung erfaßt, andererseits weit über sie hinausgeht. Jurimetrics beschäftigt sich 1. mit der Anwendung der modernen Logik auf das Recht, 2. mit der Anwendung der modernen Datenverarbeitung im Recht, 3. mit der Anwendung der quantifizierenden Methoden auf die Analyse rechtlicher Entscheidungsprozesse und 4. mit der Beziehung zwischen der Rechtsordnung und den Entwicklungen in Naturwissenschaft und Technik (81). Durch das Zauberwort "Datenverarbeitung" vermochte es die jurimetrics, die Praxis zu interessieren. Die American Bar Association begründete ein Special Committee on Electronic Data Retrieval, das eine eigene Zeitschrift, das Jurimetric Journal, herausgibt (82). Auch die Association of American Law Schools hat seit 1960/61 ein Jurimetrics Committee. Einen guten Überblick über den bisherigen Stand der Forschung bieten die drei Sammelbände: Edgar E. Jones (ed.): Law and Electronics. The Challenge of a New Era (1962); Hans W. Baade (ed.): Jurimetrics (1963) (83) und Layman E. Allen/
79)
The Design of Legal Experiment, in Journal of Legal Education 6 ( 1 9 5 4 ) , S. 520-538; Experimental Jurisprudence. Science, Morality, Law, in Archiv fur Rechts- und Sozialphilosophie 38 ( 1 9 6 0 ) , S. 57-74; Decision Theory in Law, Science, and Technology, in Rutgers Law Review 17 ( 1 9 6 3 ) , S. 4 9 9 - 5 3 0 .
80)
Jurimetrics: The Next Step Forward, in Minnesota Law Review 33 ( 1 9 4 9 ) , S. 4 5 5 - 4 9 3 ; vgl. auch ders.: Law and Science as Rival Systems, in University of Florida Law Review 19 (1966), S. 5 3 0 - 5 5 1 .
81)
So die Abgrenzung auf der Umschlagseite des Jurimetrics Journal.
82)
Seit 1959, zunächst unter dem Titel: Modern Uses of Logic in Law (M.U.L.L.).
83)
Sonderdruck aus Law and Contemporary Problems 28 ( 1 9 6 3 ) , S. 1-270.
Mary E. Caldwell (ed.): Communication Sciences and Law. Reflections from The Jurimetrics Conference (1965). Seit 1968 erscheint als Organ der Section on Law and Computer Technology des World Peace Through Law Center in Washington die Zeitschrift Law and Computer Technology. Die Mehrheit der amerikanischen Rechtswissenschaftler verfolgt jedoch die Bemühungen der jurimetrics mit ähnlicher Skepsis, wie sie heute etwa der mathematisierten Wirtschaftswissenschaft entgegengebracht wird.
2.
Rechtstatsachenforschung durch Sozialwissenschaftler
Den entscheidenden Auftrieb für die Rechtstatsachenforschung nach dem 2. Weltkrieg brachte, abgesehen von der sogleich zu behandelnden Aktivität der großen Stiftungen, die zunehmende Beteiligung von Sozialwissenschaftlern aller Richtungen wie Politikwissenschaftler, Soziologen, Historiker, Anthropologen, Psychologen und Ökonomen. Sie arbeiteten nicht nur verstärkt in den großen Forschungsprojekten mit, sondern begannen mehr und mehr mit selbständigen Untersuchungen. Sicher hat es Verbindungen der Sozialwissenschaften zum Recht schon immer gegeben. Aber erst nach dem Weltkrieg ist ein derartig verstärktes Interesse an Rechtphänomenen festzustellen, daß man diese Entwicklung ohne Übertreibung mit den Worten charakterisieren kann: die Sozialwissenschaftler entdecken das Recht.
aj
Politikwissenschaft
Allen voran waren die Politikwissenschaftler. Die judicial behavior movement in political science ist heute der am stärksten entwickelte Zweig der jurimetrics. Aufbauend auf der Arbeit von Herman C. Pritchett über The Roosevelt Court (1948) wurde diese Bewegung von Glendon Schubert begründet und besonders durch die Arbeiten von Stuart S. Nagel, Fred Kort, Joseph Tanen-
30
haus, S. Sidney Ulmer, Joel B. Grossman u.a. gefördert. Richterliche Entscheidungen werden als politische Entscheidungen begriffen, die man mit quantifizierenden Methoden erklären, ja sogar vorherberechnen kann. Dabei untersucht man die politischen Wertvorstellungen der Richter (policy values), ihr Selbstverständnis (role perception), die Umwelteinflüsse (background characteristics) und ihr Verhalten untereinander (interpersonal influences). Daraus werden dann Modelle richterlicher Entscheidungsprozesse entwickelt (behavioral models of adjudicatory decision-making). Aus der reichhaltigen Literatur vgl. Glendon Schubert: Quantitative Analysis of Judicial Behavior (1959); ders. (ed.): Judicial Decision-Making (1963); ders.: The Judicial Mind (1965); ders.: Behavioral Jurisprudence, in Law and Society Review 2 (1968), S. 4 0 7 ^ 2 8 ; ders./David J. Danelski (ed.): Comparative Judicial Behavior (1969); ferner etwa Martin Shapiro: Law and Politics in the Supreme Court. New Approaches to Political Jurisprudence (1964); Theodore L. Becker: Political Behavioralism and Modern Jurisprudence (1965) sowie Joel B. Grossman/Joseph Tanenhaus (ed.): Frontiers of Judicial Research (1969). Aber nicht nur die richterliche Entscheidung, jede rechtliche Entscheidung wurde recht bald für die Politikwissenschaft interessant. Die nunmehr zur political jurisprudence erweiterte Behandlung rechtlicher Fragen in der Politikwissenschaft erfaßt heute u.a. auch die Entscheidungsprozesse in der Verwaltung, dann besonders die Entstehung der Gesetze und vor allem die Auswirkung rechtlicher Entscheidungen, die sogen, impact research, um deren Förderung sich besonders Harold D. Lasswell und Myres S. McDougal (Yale) verdient gemacht haben. Harold D. Lasswell: Towards Continuing Appraisal of the Impact of Law on Society, in David Haber/Julius Cohen (ed.): The Law School of Tomorrow, 1968, S. 87-127; Richard Arens/Lasswell: In Defense of Public Order. The Emerging Field of Sanction Law (1961); Lasswell/Myres S. McDougal: Jurisprudence in Policy-Oriented Perspective, in University of Florida Law Review 19 (1966), S. 486-513; ferner Herbert Simon: Administrative Behavior (1959);
31
Stephen K. Bailey: Congress Makes a Law (1950); Earl Latham: The Group Basis of Politics. A Study in Basing Point Legislation (1952); John C. Wahlke/ Eulau/Buchanan/Ferguson: The Legislative System. Explorations in Legislative Behavior (1962); Heinz Eulau/Sprague: Lawyers in Politics. A Study in Professional Convergence (1964); James David Barber: The Lawmakers (1965); Joel B. Grossman: Lawyers and Judges. The ABA and the Politics of Judicial Selection (1965); Richard A. Watson/Rondal G. Downing: The Politics of the Bench and the Bar. Judicial Selection under the Missouri Nonpartisan Court Plan (1969).
b)
Soziologie
Auch die Soziologen gaben immer mehr ihre traditionelle "Rechtsfeindschaft" auf. Eine Reihe angesehener Autoren (84) arbeitet heute zusammen mit Juristen in den amerikanischen Forschungszentren für Rechtssoziologie (vgl. u. 4). Umgekehrt werden Juristen regelmäßig an den Arbeiten des Center for Advanced Study in the Behavioral Sciences in Palo Alto (California) beteiligt (85). Ferner sei neben David Riesman und Talcott Parsons, die allerdings nicht empirisch gearbeitet haben (86), noch hingewiesen auf die Arbeiten von Arnold M. Rose, Morroe Berger und Peter Blau (87).
84)
Hairy V. Ball, Jerome E. Carlin, William J. Chambliss, Jack Ladinsky, David Matza, Sheldon L. Messinger, Philippe Nonet, Lloyd E. Ohlin, Albert J. Reiss, Edwin M. Schur, Richard D. Schwartz, Philip Selznick, Rita James Simon, Fred L. Strodtbeck, Gresham M. Sykes, Marvin E. Wolfgang, Hans Zeisel u.a.
85)
Kalven (Fußnote 15), S. 57, und Kalven/Tyler: The Palo Alto Conference on Law and Behavioral Science, in Journal of Legal Education 9 (1956), S. 366-371.
86)
Riesman: Law and Social Science, in Yale Law Journal 5 0 (1941), S. 636-653; ders.: Toward an Anthropological Science of Law and the Legal Profession, in American Journal of Sociology 57 (1951), S. 121-135; ders.: Law and Sociology: recruitment, training, and colleagueship, in Stanford Law Review 9 ( 1 9 5 7 ) , S. 643-673; Parsons: Recht und soziale Kontrolle, in Hirsch/Rehbinder: Studien und Materialien zur Rechtssoziologie, 1967, S. 121-134; ders.: A Sociologist Looks at the Legal Profession, in ders.: Essays in Sociological Theory, 1958, S. 370-385.
32
c)
andere
Wissenschaftszweige
Weiteren A u f t r i e b erhielt die empirische R e c h t s f o r s c h u n g schließlich durch A n t h r o p o l o g e n ( H o e b e l , G l u c k m a n , B o h a n n a n , Pospisil, N a d e r ) ( 8 8 ) , Psychiater u n d P s y c h o l o g e n ( 8 9 ) , gelegentlich a u c h v o n Wirtschaftswissenschaftlern ( 9 0 ) . Insgesamt gesehen h a t sich der T r e n d verstärkt, S o z i a l w i s s e n s c h a f t l e r in die l a w s c h o o l s a u f z u n e h m e n .
3.
D i e R o l l e der g r o ß e n S t i f t u n g e n
Eine w i c h t i g e V o r a u s s e t z u n g für die rasche E n t w i c k l u n g der amerikanischen R e c h t s t a t s a c h e n f o r s c h u n g n a c h d e m 2. Weltkrieg war die großzügige Förderung durch b e d e u t e n d e S t i f t u n g e n wie die F o r d F o u n d a t i o n , die R o c k e f e i l e r F o u n d a t i o n s o w i e b e s o n d e r s das Walter E. Meyer Research Institute o f L a w u n d die Rüssel Sage F o u n d a t i o n .
87)
Rose/Piell: Does the Punishment Fit the Crime? A Study in Social Valuation, in American Journal of Sociology 61 (1955), S. 247-259; Rose: The Social Scientist as an Expert Witness in Court Cases, in Lazarsfeld/Sewell/Wilensky (Fußnote 21), S. 100-118; Berger: Equality by Statute, 1952, 2. Aufl. 1967; Blau: The Dynamics of Bureaucracy, 1955.
88)
Vgl. Laura Nader/Koch/Cox: The Ethnography of Law. A Bibliographical Survey in Current Anthropology 7 (1966), S. 267-294, und Laura Nader (ed.): Law in Culture and Society, 1969.
89)
J. Katz/J. Goldstein/A. Dershowitz: Psychoanalysis, Psychiatry, and Law, 1967; Richard Arens: The Durham Rule in Action. Judicial Psychiatry and Psychiatric Justice, in Law and Society Review I, 2 (1967), S. 41-80; vgl. weiter die Bibliographie in Harry W. Jones (ed.): Law and the Social Role of Science, 1966, S. 169-172.
90)
Gary S. Becker: Crime and Punishment: An Economic Approach, in Journal of Political Economy 76 (1968), S. 169-217; Marshall Harris/John C. O'Byrne (ed.): Legal-Economic Research, 1959; Martin Shubik: A Game Theorist Looks at the Antitrust Laws and the Automobile Industry, in Stanford Law Review 8 (1956), S. 594-630.
33
Dip Ford Foundation (New York) ermöglichte mit einer Zuwendung von 500 000 S (91) den Beginn des Law and Behavioral Science Project in Chicago (92), ferner die Erhebungen über die Strafrechtspflege durch die American Bar Foundation. Für die Ausarbeitung des Planes dieser Erhebungen zahlte sie im Jahre 1953 den Betrag von 50 000 $, fur die Pilotstudien im Jahre 1955 200 000 $ und im Jahre 1965 für weitere Arbeiten 680 000 $. Ferner finanzierte sie 1958 mit 300 000 $ die Arbeiten im Gebiet criminal law and criminology an der Northwestern University und beteiligte sich mit namhaften Beträgen anden Arbeiten von Williard Hurst und seinen Schülern in Wisconsin und an den Arbeiten des Institute of Judicial Administration an der New York University. Gegenwärtig finanziert sie ein Forschungsprogramm in Berkeley über die Rassenunruhen. Auch die Rockefeller Foundation (New York) beteiligte sich mit größeren Beträgen an der Hurst-Schule in Wisconsin und an einigen Einzelprojekten. Der Schwerpunkt der Förderungstätigkeit beider Stiftungen auf dem Gebiete des Rechts lag jedoch bei der Rechtsvergleichung und im Völkerrecht. Anders war es beim Walter E. Meyer Research Institute of Law, Inc. (New Haven, seit 1965 New York) und der Rüssel Sage Foundation (New York), die beide das Gebiet "law and the social sciences" zum Schwerpunktprogramm machten und denen der Aufschwung der amerikanischen Rechtstatsachenforschung im wesentlichen zu verdanken ist. Das Walter E. Meyer Research Institute arbeitete von 1958 bis 1968 und wählte als besonderes Gebiet die Erforschung der Entschädigung der Opfer von Verkehrsunfällen. Mit einer Zuwendung von rd. 200 000 $ entstanden vier Bücher und eine Reihe von Abhandlungen, die in einem Sammelband zusammengefaßt sind, nämlich Roger B. Huntington/Gloria S. Neuwirth: Who Sues in New York City? A Study of Automobile Claims, 1962; Alfred F. Conard et al.: Automobile Accident Costs and Payments. Studies in the Economics of Injury Repara91)
Bei den Dollai-Betiägen ist zu berücksichtigen, daß die Kaufkraft nicht mit dem offiziellen Wechselkurs identisch ist. Der Kaufkraftvergleich ergibt ungefähr ein Verhältnis von 1 $ = 2 DM.
92)
Jones (Fußnote 3), S. 123; Cavers (Fußnote 54), S. 174.
34
tions, 1964; Maurice Rosenberg: The Petrial Conference and Effective Justice. A Controlled Test in Personal Injury Litigation, 1964; Robert F. Keeton/ Jeffrey O'Connel: Basic Protection for the Traffic Victim. A Blueprint for Reforming Automobile Insurance, 1965; Maurice Rosenberg (ed.): Dollars, Delay, and the Automobile Victim. Studies in Reparation for Highway Injuries and Related Court Problems, 1968 (93). Da das Problem einer wirksamen Entschädigung der Verkehrsopfer mit der Überlastung der Gerichte zusammenhängt, beteiligte sich das Meyer Research Institute maßgeblich an der Gründung des Columbia University Project for Effective Justice und förderte weitere empirische Untersuchungen über die Gründe für die Verzögerung der Rechtspflege an den Universitäten Chicago und Pennsylvania. Daneben förderte es Berichte über den gegenwärtigen Stand der Faktenforschung auf bestimmten Gebieten (94), die judicial behavior-Forschung der Politikwissenschaft (95) und viele Einzelprojekte der sogleich zu behandelnden Forschungszentren. Für diese und andere Arbeiten wurden allein in den Jahren 1964/66 rd. 2 Millionen Dollar ausgegeben. Das größte Verdienst an der Förderung der Rechtstatsachenforschung wird man jedoch der Russell Sage Foundation zusprechen müssen. Sie hat seit 1959 eine Fülle größerer Einzelprojekte ermöglicht, darunter den Michigan Automobile Injury Survey von Conard, Studien über Adoption (96) und über die Rechtsanwaltschaft (97), ferner war sie beteiligt am Columbia Project for Effective Justice, an den Erhebungen über die Strafrechtspflege durch die American Bar Foundation und an den Arbeiten an den Universitäten Chicago, Rutgers und Western Reserve. Ihre besondere Leistung bestand jedoch in der Begründung von Unterrichtsprogrammen und Forschungszentren an sieben 93)
Ebenfalls vom Meyer Institute gefördert: Guido Calabiesi: Does the Fault System Optimally Control Primary Accident Costs? , in Law and Contemporary Problems 33 (1968), S. 4 2 9 - 4 6 3 .
94)
Vgl. Geoffrey C. Hazard: Research in Civil Procedure, 1963; James F. Hogg: Research in Trusts and the Taxation of Trusts ( 1 9 3 0 - 1 9 6 1 ) , 1963.
95)
Frontiers of Legal Research, The American Behavioral Scientist 7 ( 1 9 6 3 ) , Nr. 4.
96)
Helen L. Witmer/Herzog/Weinstein/Sullivan: Independent Adoptions. A FollowUp Study, 1963.
97)
Jerome E. Carlin: Lawyers Ethics. A Survey of the N e w York City Bar, 1966.
35
Universitäten, und zwar in Berkeley (1961), Wisconsin (1962), Northwestern (1963), Denver (1963), Pennsylvania (1967), Harvard (1967) und Yale (1968). Ferner finanziert sie die einzige Spezialzeitschrift für Rechtssoziologie, die Law and Society Review. Die Förderungsprogramme von Russell Sage und Meyer laufen jedoch gegenwärtig aus und scheinen durch ein entsprechendes Programm der National Science Foundation ersetzt zu werden (98).
4.
Die Zentren der Rechtstatsachenforschung
Im folgenden wird kurz auf die einzelnen Zentren der amerikanischen Rechtstatsachenforschung eingegangen, und zwar zunächst auf diejenigen bestimmter Universitäten. Dabei wird versucht, eine zeitliche Reihenfolge einzuhalten, obwohl sich der Beginn einzelner Projekte zuweilen schwer feststellen läßt. Zuerst erscheinen größere Projekte der 50iger Jahre und dann die Förderungsschwerpunkte der Russell Sage Foundation.
a)
Chicago
Der erste großangelegte Auftakt der Rechtstatsachenforschung nach dem Weltkrieg war das Law and Behavioral Science Project der Universität Chicago. Es bestand aus vier Schwerpunkten, an denen auch gegenwärtig noch gearbeitet wird, nämlich die Funktion der Jury, die Verzögerung der Rechtspflege, das Erbrecht und die Schiedsgerichtsbarkeit. Während der Arbeiten am Jury Project kam es im Sommer 1955 zu einem aufsehenerregenden Skan-
98)
36
Vgl. National Science Foundation: Knowledge into Action. Improving the Nation's Use of the Social Sciences, 1969, S. 32-35.
dal, als nämlich bekannt wurde, daß man im Jahr zuvor im federal district court von Wichita (Kansas) mit Billigung des Richters im Beratungszimmer der Geschworenen versteckte Mikrophone angebracht hatte. Das führte zu einem Untersuchungsverfahren des Senats und zur Gesetzgebung in etwa 30 Einzelstaaten, durch die jury-tapping ausdrücklich verboten wurde. Bisher sind zur Jury zwei Bücher erschienen und eine Fülle von Abhandlungen: Harry Kalven/Hans Zeisel: The American Jury, 1966; Rita James Simon: The Jury and the Defense of Insanity, 1967; ferner Allen Barton/Saul Mendlovitz: The Experience of Injustice as a Research Problem, in Journal of Legal Education 13 (1960), S. 24-39; Fred L. Strodtbeck: Social Process, the Law, and Jury Functioning, in William M. Evan (ed.): Law and Sociology, 1962, S. 144-164; Dale W. Broeder: The Impact of the Vicinage Requirement. An Empirical Look, in Nebraska Law Review 45 (1966), S. 99-118, und viele andere (99). Die erste Buchveröffentlichung aus Chicago war jedoch die Studie über die Verzögerung der Rechtspflege, siehe Hans Zeisel/Harry Kalven/Bernard Buchholz: Delay in the Court, 1959; ferner Hans Zeisel: Delay by the Parties and Delay by the Courts, in Journal of Legal Education 15 (1962), S. 27-36; ders./Thomas Callahan: Split Trials and Time Saving. A Statistical Analysis, in Harvard Law Review 76 (1963), S. 1606-1625. Über die anderen Untersuchungen vgl. Allison Dunham: The Method, Process, and Frequency of Wealth Transmission at Death, in University of Chicago Law Review 30 (1962/63), S. 241-285, und Soia Mentschikoff: Commercial Arbitration, in Columbia Law Review 61 (1961), S. 846-869.
99)
Siehe auch den Redaktionsbeitrag: A Study of the California Penalty Jury in First-Degree-Murder Cases, in Stanford Law Review 21 (1969), S. 1297-1497, mit Einleitung von Kalven. Allgemein zur Literatur über die jury und umfassend: Howard S. Erlanger: Jury Research in America. Its Past and Future, in Law and Society Review 4 (1970), S. 345-370.
37
b)
Pennsylvania (Philadelphia)
Wesentlich begrenzter als in Chicago waren die Bemühungen der Pennsylvania Law School. Das dortige Institute of Legal Research führte im Sommer 1953 erstmals Untersuchungen über die Praxis der Sicherheitsleistung im Strafverfahren in Philadelphia durch, ferner Ende der 50iger Jahre eine Untersuchung über die Verzögerung der Rechtspflege. Siehe Caleb Foote (ed.): Studies on Bail, 1 9 6 6 ; Leo A. Levin/Edward A. Wooley: Dispatch and Delay. A Field Study of Judicial Administration in Pennsylvania, 1961. 1965/66 wurde mit Hilfe der Russell Sage Foundation ein Center for Studies in Criminology and Criminal Law begründet, das von dem Soziologen Marvin E. Wolfgang und dem Juristen Anthony J . Amsterdam geleitet wird.
c)
Michigan (Ann Arbor)
Ein weiteres Zentrum der Rechtstatsachenforschung entstand um die Person von Alfred F . Conard an der University of Michigan Law School. Conard veranstaltete dort 1955 einen Kongreß für Rechtstatsachenforschung und führte mit einem Aufwand von 109 5 0 0 $ ( 1 0 0 ) den Michigan Automobile Injury Survey durch: Conard (ed.): Conference on Aims and Methods of Legal Research, 1 9 5 5 ; Conard et al.: Automobile Accident Costs and Payments. Studies in the Economics of Injury Reparation, 1964.
d)
Columbia (New York)
Seit 1956 besteht an der Columbia University das Project for Effective Justice, das durch seinen Direktor Maurice Rosenberg mit dem Meyer Research Institute verbunden war (siehe das unter 3 angegebene Buch und den Sammelband von Rosenberg), ferner das Bureau o f Applied Social Research (A. J . Jaffee/Lincoln H. Day/Walter Adams: Disabled Workers in the Labor Market, 1964; William A. Glaser: Petrial Discovery and the Adversary System, 1968).
100)
38
Vgl. Alfred F. Conaid: The Quantitative Analysis of Justice, in Journal of Legal Education 20 (1967), S. 1-20; siehe fexner Conard et al.: Costs of Administering Reparation for Work Injuries in Illinois, 1952.
e)
New York University
Ebenfalls in New York arbeitet das Institute for Judicial Administration, das sich zusammen mit dem Vera Institute of Justice (früher Vera Foundation) für eine Reform des Instituts der Sicherheitsleistung im Strafverfahren einsetzte und sich um eine Beschleunigung der Rechtspflege verdient gemacht hat. Siehe Milton D. Green: A Report to the Allegheny County Bar Association on the Courts of Allegheny County, Pennsylvania, 1960. Über das Manhattan Bail Project des Vera Institute vgl. Bail and Summons: 1965 (1966), S. XIII f.
f)
Rutgers State University (Newark)
Ein weiteres Zentrum entstand um die Person des experimental jurist Thomas A. Cowan an der Rutgers State University, vgl. Julius Cohen/Reginald A. H. Robson/Alan Bates: Parental Authority. The Community and the Law, 1958; William M. Evan (ed.): Law and Sociology, 1962; Alfred W. Blumrosen: Antidiscrimination Laws in Action in New Jersey, in Rutgers Law Review 19 (1965), S. 189-287; Leonard Zeitz: Survey of Negro Attitudes toward Law, ebd. S. 288-316.
g)
Berkeley
Wir kommen jetzt zu denjenigen Zentren, die mit Hilfe der Russell Sage Foundation entstanden. Das älteste und bedeutendste dieser Zentren ist das Center for the Study of Law and Society, das im Jahre 1961 von den Soziologen Philip Selznick und Sheldon L. Messinger an der University of California in Berkeley begründet wurde. Es war bisher ein reines Forschungsinstitut, in dem anstelle größerer teamwork-Forschung eine Vielzahl von Einzelprojekten gefördert wurde. In Zukunft soll jedoch auch ein Lehrbetrieb aufgenommen werden. Aus der Fülle der Veröffentlichungen (Ende 1969: 22 Bücher und 47 Abhandlungen), bei denen Juristen bisher seltsamerweise kaum in Erscheinung treten und bei denen deutlich die Kriminologie im Vordergrund
39
steht, seien die folgenden hervorgehoben: David Matza: Delinquency and Drift, 1964; Edwin M. Schur: Crimes without Victims, 1965; Jerome H. Skolnick: Justice without Trial. Law Enforcement in Democratic Society, 1966; Jacobus Ten Broek (ed.): Law of the Poor, 1966; Jerome E. Carlin/ Jan Howard/Sheldon L. Messinger: Civil Justice and the Poor, 1967; Aaron V. Cicourel: The Social Organization of Juvenile Justice, 1968; Elliot Studt/ Sheldon L. Messinger/Thomas P. Wilson: C-Unit. Research for Community in Prison, 1968; Anthony Piatt: The Child Savers. The Invention of Delinquency, 1969; Philippe Nonet: Administrative Justice. Advocacy and Change in Government Agencies, 1969; Philip Selznick: Law, Society, and Industrial Justice, 1969.
h)
Wisconsin
(Madison)
Anknüpfend an die Arbeiten des Rechtsgeschichtlers J. Williard Hurst und seiner Schüler wurde im Jahre 1962 an der Universität Wisconsin ein law and social science program aufgenommen, das zunächst ein interdisziplinäres training program für Nachwuchswissenschaftler war und unter der Leitung der Juristen Hurst und Remington sowie der Soziologen Harry V. Ball und Donald J. Newman stand. Daraus ist jetzt das Institute in Behavioral Science and Law entstanden, das vom Soziologen Jack Ladinsky, vom Juristen Stewart Macaulay und vom Politikwissenschaftler Joel B. Grossman geleitet wird. Die Aufteilung des Feldes zwischen Soziologen, Juristen und Politikwissenschaftlern ist symptomatisch für die amerikanische Rechtstatsachenforschung. Zu den Arbeiten aus Wisconsin gehören außer mehreren Studien der American Bar Foundation (vgl. u. unter k) insbesondere: J. Williard Hurst: Law and Social Progress in United States' History, 1960; ders.: Law and Economic Change. The Legal History of the Lumber Industry in Wisconsin 1836-1915, 1964; Lawrence M. Friedman: Contract Law in America. A Social and Economic Case Study, 1965; Stewart Macaulay: Law and the Balance of Power. The Automobile Manufacturers and their Dealers, 1966; Joel F. Handler: The Lawyer and his Community. The Practising Bar in a Middle-Sized City, 1967; Herbert Jacobs: Debtors in Court, 1969; ferner Lawrence M. Friedman: Legal Rules and the Process of Social Change, in Stanford Law Review 19
40
(1967), S. 786-840; ders./Jack Ladinsky: Social Change and the Law of Industrial Accidents, in Columbia Law Review 67 (1967), S. 50-82; Ladinsky: The Impact of Social Backgrounds of Lawyers on Law Practice and the Law, in Journal of Legal Education 16 (1963), S. 127-144; ders./ Silver: Popular Democracy and Judicial Independence. Electorate and Elite Reactions to Two Wisconsin Supreme Court Elections, in Wisconsin Law Review 1967, S. 128-169; Harry V. Ball: Social Structure and Rent-Control Violations, in American Journal of Sociology 65 (1960), S. 598-604; ders./ Lawrence M. Friedman: The Use of Criminal Sanctions in the Enforcement of Economic Legislation. A Sociological View, in Stanford Law Review 17 (1965), S. 197-223; William J. Chambliss: Types of Deviance and the Effectiveness of Legal Sanctions, in Wisconsin Law Review 1967, S. 703-719.
i)
Northwestern (Evanston), Denver, Harvard (Cambridge) und Yale (New Haven)
Im Jahre 1963 wurde an der Northwestern University mit einem rechtssoziologischen Unterrichts- und Forschungsprogramm begonnen, für das sich besonders Victor G. Rosenblum, John E. Coons, Richard D. Schwarte und Paul Bohannan einsetzten. Im selben Jahr begründeten der Jurist Robert B. Yegge und der Soziologe Gresham M. Sykes ein administration of justice program in Denver. An beiden Orten stand bisher die Lehre im Vordergrund, so daß von dort nur kleinere Arbeiten erschienen sind. In Harvard wurde 1967 mit Lloyd E. Ohlin der erste Soziologe zum Mitglied der Harvard Law School ernannt. Rechtssoziologische Unterrichtsveranstaltungen wurden gemeinschaftlich vom Juristen Lon Fuller und dem Soziologen Talcott Parsons abgehalten (101). In Yale bestand ein law and social science program als Unterrichtsprogramm schon seit 1956. Seit 1968 sind aber auch hier wieder mit Hilfe der Russell Sage Foundation neue Bestrebungen im Gange, die nicht nur wie bisher von den Politikwissenschaftlern (Lasswell, McDougal, James
101)
Vgl. als Veröffentlichung der jüngsten Zeit Leon H. Mayhew: Law and Equal Opportunity. A Study of the Massachusetts Commission against Discrimination, 1968.
41
D. Barber), sondern auch von Juristen (Stanton Wheeler, Abraham S. Goldstein, Alexander Bickel) und Soziologen (Kai Erikson u.a.) ausgehen. Ob sich diese Bemühungen auch in größeren Veröffentlichungen niederschlagen werden, läßt sich bisher noch nicht absehen (102).
k)
American Bar Foundation (Chicago)
Auch Außerhalb der Universitäten kam es zu beachtenswerter Rechtstatsachenforschung, hier meist mit ausgesprochen praktischer Zielsetzung. Neben Untersuchungsaufträgen der Regierung, die sich in einer Fülle von Regierungsdrucksachen niederschlugen (103), ist hier vor allem die von der American Bar Association im Jahre 1952 gegründete American Bar Foundation zu nennen, die jetzt in Chicago unter Leitung von Geoffrey C. Hazard arbeitet und sich besonders durch Untersuchungen über die Strafrechtspflege verdient gemacht hat: Geoffrey C. Hazard: The Research Program of the American Bar Association, in American Bar Association Journal 51 (1965), S. 539-542; Arthur H. Sherry/John A. Pettis: The Administration of Criminal Justice in the United States. Plan for a Survey, 1955; Wayne R. LaFave: Arrest. The Decision to Take a Suspect into Custody, 1965; Donald J. Newman: Conviction. The Determination of Guilt or Innocence Without Trial, 1966; Lawrence P. Tiffany/Donald M. Mclntyre/Daniel L. Rotenberg:. Detection of Crime, 1967; ferner Maxine Brood Virtue: Survey of Metropolitan Courts: Detroit Area, 1950; James G. Holbrook: A Survey of Metropolitan Trial Courts: Los Angeles Area, 1956; F. B. McKinnon: Contigent Fees for Legal Services. A Study of Professional Economics and Responsibilities, 1964; Lee Silverstein: Defense of the Poor in Criminal Cases in American State Courts, 1965;
102)
Siehe aber z.B. den ausgezeichneten Redaktionsbeitrag: Interrogations in New Haven. The Impact of Miranda, in Yale Law Journal 76 (1967), S. 1519-1648.
103)
Z.B. Albert J. Reiss: Studies in Crime and Law Enforcement in Major Metropolitan Areas, 2 Bde. 1967.
42
Donald M. Mclntyre (ed.): Law Enforcement in the Metropolis. A Working Paper on the Criminal Law System in Detroit, 1967; Dallin H. Oaks/Warren Lehmann: A Criminal Justice System and the Indigent. A Study of Chicago and Cook County, 1967.
I)
Das American Enterprise Institute (Washington, D. C.) und die Jury Verdict Research, Inc. (Cleveland)
Schließlich sei noch auf das von der Industrie finanzierte American Enterprise Institute for Public Policy Research hingewiesen, das seit 1943 Gesetzentwürfe untersucht (factual analysis of current legislative proposals), und die Jury Verdict Research, Inc. in Cleveland (Ohio), die sich die bisherigen Erfolge in der Erforschung der Jury geschäftlich zunutze macht und seit 1960 ein neunbändiges Loseblattwerk zum Schadensersatzrecht herausgibt (Personal Injury Valuation Handbook). Vier Bände betreffen die Berechnung des Schadens (injury valuation), ein Band die Haftungsvoraussetzungen (liability recovery probabilities) und vier Bände die "irrationalen Kräfte der Urteilstätigkeit" (Bendix): psychological factors affecting verdicts.
5.
Rechtstatsachenforschung als Problem interdisziplinärer Forschung
Überblickt man die gegenwärtige Situation der Rechtstatsachenforschung in den USA und vergleicht man sie mit den Bemühungen in Europa, so muß man neidvoll feststellen, daß man inzwischen, um an die eingangs zitierte Bemerkung von Kantorowicz anzuknüpfen, schon recht hörenswert auf den Instrumenten der empirischen Sozialforschung spielen kann. Als Hauptschwierigkeit wird hier allerdings immer noch die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Juristen und Soziologen empfunden. Beide haben oft gegensätzliche Forschungsinteressen und besonders eine eigene Fachsprache. Aus diesem Grunde hat man auch an vielen Orten den Schwerpunkt zunächst auf Unter-
43
richtsprogramme gelegt, die der gegenseitigen Unterrichtung und der Erarbeitung eines gemeinsamen Vokabulars dienen sollen. Zwar wurden die Bemühungen von Edmond N. Cahn an der New York University leider nicht fortgesetzt ( 1 0 4 ) , inzwischen liegen aber als Unterrichtswerke drei ausgezeichnete Reader vor, nämlich Rita James Simon: The Sociology of Law. Interdisciplinary Readings, 1968; Lawrence M. Friedman/Stewart Macaulay: Law and the Behavioral Sciences, 1 9 6 9 ; Gresham M. Sykes/Robert H. Sulnick/Norman K. Linton: Law and Social Science Research. A Collection of Annotated Readings, 1969 (als Manuskript vervielfältigt).
Zur Förderung der interdisziplinären Zusammenarbeit wurde im Jahre 1964 die Law and Society Association begründet, die seit 1966 die einzige Spezialzeitschrift für Rechtssoziologie ( 1 0 5 ) , die Law and Society Review, herausgibt. Dort werden jetzt regelmäßig Literaturhinweise und Berichte über die einzelnen Forschungszentren veröffentlicht.
104)
Edmond N. Cahn (ed.): Social Meaning of Legal Concepts. An Annual Conference Conducted by the New York University School of Law. No. 1: Inheritance of Property and the Power of Testamentary Disposition, 1948. No. 2: Criminal Guilt, 1 9 5 0 ; No. 3: The Power and Duties of Corporate Management, 1950; No. 4: Sales of Consumers Goods, 1952; No. 5: Protection of Public Morals through Censorship, 1953 (ed. Bernard Schwarz).
105)
Ferner enthält die Wisconsin Law Review seit 1965 regelmäßig eine Abteilung Law and Society.
44
Schlußbemerkung
Ich darf diesen bibliographischen Bericht mit einer Beobachtung schließen, die mich bei meinem Studienaufenthalt in den Vereinigten Staaten am meisten überrascht hat. Sie trifft nicht nur auf die rechtssoziologische Forschung, sondern — wie man mir versichert hat — auch ganz allgemein auf die soziologische Forschung zu: Die Großforschung im Teamwork ist tot. Sicher findet auch heute noch Forschung unter Beteiligung mehrerer statt. Es handelt sich aber, und hier ist das Center in Berkeley typisch, fast ausschließlich um Forschungen von einzelnen, die Hilfskräfte für technische Arbeiten wie Befragungen, Statistiken u.ä. beschäftigen oder sich von Vertretern des jeweils anderen Faches beraten lassen. Derartige Großprojekte jedoch wie das in Chicago, das in etwa 15 Jahren Dauer nur drei Bücher hervorgebracht hat, bestehen nicht mehr. Zur Fluktuation der Wissenschaftler kam hier besonders, daß die Verwaltung und Organisation solcher Massenveranstaltungen zu mühsam ist. Auch sind von der Initiative und dem wissenschaftlichen Eros eines einzelnen, so sieht man es jetzt jedenfalls in den USA, bessere Ergebnisse zu erwarten als von den endlosen Debatten in den Arbeitssitzungen eines Teams, bei denen nur selten etwas herauskommt, was nicht ein Einzelner hätte in kürzerer Zeit erledigen können. Sicher ist es billiger, ein größeres interdisziplinäres Forschungsinstitut zu unterhalten als einen Haufen von Zwerginstituten. Aber diese Großinstitute bieten nur das geistige Klima und die günstigen Arbeitsvoraussetzungen für die wissenschaftlichen Bemühungen des einzelnen. Ich bin in die USA in der Erwartung gegangen, dort Großforschung mit Datenbanken und dergleichen zu sehen und bin dort auf die allgemeine Überzeugung gestoßen, daß die Anfänge in diese Richtung sich nicht bewährt hätten.
Das Rechtssystem in den Vereinigten Staaten ist von unserem zu verschieden, als daß wir Wesentliches aus den sachlichen Ergebnissen der amerikanischen
45
Rechtstatsachenforschung lernen könnten. An ihren methodischen Erfahrungen aber und gerade an dieser Entwicklung weg von der Großforschung können wir, so glaube ich, nicht vorübergehen.
46
Weitere Veröffentlichungen von Manfred Rehbinder Die öffentliche Aufgabe und rechtliche Verantwortlichkeit der Presse. Berliner Abhandlungen zum Presserecht, Heft 1. Berlin 1962. Die Filmversicherung. Darstellung und Dokumentation. Schriftenreihe der UFITA, Heft 28. Baden-Baden 1964. Presserecht. Grundriß mit Gesetzestexten für Juristen und Publizisten. Herne/Berlin 1967. Die Begründung der Rechtssoziologie durch Eugen Ehrlich. Schriftenreihe zur Rechtssoziologie und Rechtstatsachenforschung, Bd. 6, Berlin 1967. Studien und Materialien zur Rechtssoziologie. Hrsg. zusammen mit Ernst E. Hirsch. Sonderheft 11 der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie. Köln/Opladen 1967. Die Rechtsnatur der Arbeitsverhältnisse deutscher Arbeitnehmer bei den ausländischen Streitkräften. Schriften zum Sozial- und Arbeitsrecht, Bd. 5. Berlin 1969. Das Kaufrecht in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen der deutschen Wirtschaft. Eine Sammlung, in Zusammenarbeit mit K. Gehrmann und U. Richter. Schriftenreihe zur Rechtssoziologie und Rechtstatsachenforschung, Bd. 18. Berlin 1970
47
Verlag Dokumentation München
Robert Rie Zur Reform des amerikanischen Copyrights Eine Studie de lege ferenda
1969. 37 Seiten. Kartoniert DM 8,80. Vlg. - N r . 07037 Heft 37 der UFITA-Schriftenreihe
„In der vorliegenden Studie bemüht sich der Verfasser, dem europäischen Leser das neue Urheberrecht der Vereinigten Staaten, das freilich noch nicht Gesetz geworden ist, aus historischer Sicht inhaltlich und komparatistisch darzulegen. Eigentümlicherweise sind gerade die Vereinigten Staaten, die 'Supermacht' auf so vielen anderen Gebieten und sicherlich einer der wichtigsten und größten Märkte für Erzeugnisse der verschiedenen Vervielfältigungsindustrien, von denen das Verlagswesen von Druckwerken nur einen bescheidenen Teil darstellt, urheberrechtlich ins Hintertreffen geraten. Daß die Gesetzwerdung des neuen Urheberrechts so lange braucht, hängt mit den andersgerichteten Interessen der amerikanischen Öffentlichkeit, also der Wählerschaft zusammen, die der Novellierung ihres 'Copyright' keineswegs Prioritätsrang einräumt: der Congress muß die Wünsche der Bevölkerung berücksichtigen, die sich — abgesehen vom Viet-Nam-Krieg — viel eher mit finanz- und steuerrechtlichen Fragen, dem Fernsehen, dem Überhandnehmen der Kriminalität und den Rassenproblemen beschäftigt." Aus dem Vorwort von Robert Rie
E7H
Verlag Dokumentation 8023 München-Pullach, Jaiserstraße 13 1000 Berlin 15, Wielandstraße 24