Einwanderung und Asyl bei Hugo Grotius [1 ed.] 9783428504602, 9783428104604

Seit den 1930er Jahren wird Hugo Grotius (1583-1645) in der Literatur regelmäßig als Begründer des völkerrechtlichen pol

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German Pages 293 Year 2002

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Einwanderung und Asyl bei Hugo Grotius [1 ed.]
 9783428504602, 9783428104604

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Elke Tießler-Marenda · Einwanderung und Asyl bei Hugo Grotius

Schriften zur Europäischen Rechts- und Verfassungsgeschichte Herausgegeben von Prof. Dr. Reiner Schulze, Münster Prof. Dr. Elmar Wadle, Saarbrücken Prof. Dr. Reinhard Zimmermann, Harnburg

Band42

Einwanderung und Asyl bei Hugo Grotius Von Elke Tießler-Marenda

Duncker & Humblot · Berlin

Gedruckt mit Unterstützung Hans Liermann-Stiftung

Die Juristische Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg hat diese Arbeit im Jahre 2000 als Dissertation angenommen. Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrutbar.

D29 Alle Rechte vorbehalten © 2002 Duncker & Humblot GmbH, Berlin Fremddatenübernahme und Druck: Berliner Buchdruckerei Union GmbH, Berlin Printed in Germany ISSN 0937-3365 ISBN 3-428-10460-9 Gedruckt auf alterungsbeständigem (säurefreiem) Papier entsprechend ISO 9706 9

Meinen Eltern Marga und Klaus Tießler

Vorwort Die vorliegende Arbeit wurde im Sommersemester 2000 an der Juristischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg als Dissertation angenommen. Meinem Doktorvater, Herrn Prof. Dr. Harald Siems, möchte ich an dieser Stelle für die Betreuung der Arbeit, für fruchtbare Gespräche sowie seine wertvollen Anregungen und kritischen Anmerkungen, die wesentlich zum Gelingen dieser Abhandlung beigetragen haben, danken. Herzlich danken möchte ich auch Herrn Prof. Dr. Christian Hillgruber für die zügige Zweitkorrektur. Zu danken habe ich den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Lehrstuhls für Deutsche und Bayerische Rechtsgeschichte und Bürgerliches Recht, die es mir ermöglicht haben, in einer angenehmen und persönlichen Atmosphäre zu arbeiten. Insbesondere danke ich Herrn Dr. Christoph Meyer dafür, die langen arbeitsreichen Abende durch anregende Gespräche aufgelockert zu haben. Für die aufmerksame Durchsicht des Manuskripts danke ich Frau Karotin Benker-Kuchenreuther, Frau Veronika Herrle, Frau Birgit Kallauch, Herrn Heiko Marenda, Herrn Axel Mensch und Frau Krystyna Papayannis, für Übersetzungen und Schreibarbeiten Frau Christine Kirsch, für technische Unterstützung Herrn Sven Muth sowie für Recherche und Durchsicht des Literaturverzeichnisses Frau Veronika Herrle und Frau Birgit Kallauch. Mein aufrichtiger Dank gilt weiter der Hans-Liermann-Stiftung für die finanzielle Unterstützung sowie Herrn Prof. Dr. Reinhard Zimmermann und den übrigen Herausgebern für die Aufnahme der Dissertation in die Reihe ,Schriften zur Europäischen Rechts- und Verfassungsgeschichte'. Die Arbeit ist meinen Eltern in Liebe und Dankbarkeit für ihre langjährige Unterstützung gewidmet. Freiburg, Juni 2002

Elke T!eßler-Marenda

Inhaltsverzeichnis Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

17

Kapitell Zum Forschungsstand

28

I. Das moderne völkerrechtliche Asyl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

28

II. Geschichte des Asyls und deren Darstellung in der Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

32

1. Die Herkunft des Wortes Asyl . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . .. . .. . . . . . . . . .

33

2. Ursprünge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

34

3. Vorklassische Antike (1450-550 v. Chr.)......... . ... .. .............. . . .. . ... .

35

4. Altgriechische und hellenistische Zeit (600 - 168 v. Chr.) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

38

5. Römische Republik und Kaiserzeit (500 v. Chr.- 400 n. Chr.) . . . . . . . . . . . . . . . . .

43

6. Übergangszeit zwischen Antike und Mittelalter (400-600 n. Chr.) . . . . . . . . . . . .

49

7. Frühes bis hohes Mittelalter (500-1300 n. Chr.) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

52

8. Spätes Mittelalter (1300 - 1500 n. Chr.) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

58

9. Spanisches Zeitalter (1500-1648 n. Chr.) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . .. . . . . . . .

60

10. Zusammenfassung.......... . ... . ....... .. ....... . . . .. . ........... . ... . . .. . .. ..

61

III. Grotius' Asylbegriff in der Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

64

Kapite/ 2 Grotius' Epoche, Leben und Werk

75

I. Das spanische Zeitalter 1500-1648 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

75

II. Das konfessionelle Zeitalter ... . . . ................. . .. . ........... .. ..... ·. . . . . . . . . .

76

10

Inhaltsverzeichnis

111. Entdeckungsfahrten, Kolonialismus und die Entstehung des klassischen Volkerrechts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

81

IV. Grotius - Leben und Werk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

85

Kapitel] Quellenbasis

93

Kapite/4 Jus naturae et gentium bei Grotius

104

I. lus naturae in IBP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106

1. Die Quelle des ius naturae . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106 2. Die Unveränderlichkeit des ius naturae und sein Verhältnis zum ius divinum . . . 109 3. Inhalt und Erweisbarkeil des ius naturae . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117 a) Der direkte und der indirekte Beweis des ius naturae . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117 b) Die naturrechtliche Grundlage des ius civile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118 c) Die naturrechtliche Grundlage des Privatrechts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120 d) Die Grundlagen des Staates . .. . . .. . . . . .. . . . . . . . . .. . . .. . . . .. . . . .. . . . .. . .. . . . 120 4. Kein absoluter Vorrang des ius naturae . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122

5. Zusammenfassung......... ... . . .... . ............. .. ......... . ....... . ... . ... .. 124 II. lus gentium. .. ............ . .... ... . . ................... . .. .. ..... . . . ........ ... ... . 125

1. Das vorgrotianische ius gentium . . .. . . . . .. . .. .. . . . .. . .. .. . . .. . . . .. . . . . . .. . . . . . . 126 2. lus gentium in IBP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132 a) lus belli ac pacis und Kriegsbegriff in IBP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134 b) Das Verhältnis von ius naturae, ius gentium voluntarium und ius gentium in IBP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138 3. Grotius' ius gentium-Begriff und das moderne Vcilkerrecht ... . .. ........ . .. . .. . 143

Kapite/5 Dauernder Wohnsitz für Vertriebene

146

I. IBP, lib. II, cap. 2, §XVI: Perpetua habitatio fürexpulsi .. .. ..... . .... . ....... . ... . 146 II. Einreise und perpetua habitatio in IBP . . . .. .. . . .. . . . . . .. .. . . . .. .. . . . . .. .. .. .. . . . .. 147

1. "De his quae hominibus communitercompetunt" . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147

Inhaltsverzeichnis 2. IBP, lib. li, cap. 2, § XXIII: de Molina contra de Vitoria

11

151

a) De Vitoria und die Einreise-, Niederlassungs- und Handelsfreiheit der Spanier in der neuen Welt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 aa) Das Recht der Einreise und des Aufenthalts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 158 bb) Handelsfreiheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161 cc) Nutzung gemeinschaftlicher Güter und Aneignungsrecht . . . . . . . . . . . . . . 161 b) De Molinas Kritik an de Vitoria . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163 c) De Vitorias Rechtfertigung der Kolonisierung Amerikas durch die Spanier und die Abwehrrechte der indianischen res publicae nach de Molina . . . . . . . 165 3. Die Entstehung des Sondereigentums und die res communes in IBP . . . . . . . . . . . . 169 a) Der ursprungliehe Eigentumserwerb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169 b) Die Besitzergreifung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171 c) Die Freiheit der Meere . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . .. . . . . .. . .. . . 172 d) Zusammenfassung . . .. . . . . . . . . . . . . .. .. .. . . . . . . . . . . . . . .. . . . .. .. .. .. .. .. . .. . . 174 4. Das ius commune ad res: Der berechtigte Gemeingebrauch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 176 a) Das Notfallrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177 b) Utilitas innoxia - Die unschädliche Nutzung fremden Eigentums . . . . . . . . . . . 178 aa) Freie Ein- und Durchreise für Menschen und Waren und Freiheit des Handels .. . . . . . . . . .. .. . . . . .. . . .. .. .. . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . .. . . . . . 179 bb) Befristeter Aufenthalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183 cc) Perpetua habitatio und die Besiedelung ungenutzter Gebiete . . . . . . . . . . 185 5. Das ius commune ad actus: Das Recht zu bestimmten Handlungen . . . . . . . . . . . . 194 a) Handlungen, die immer erlaubt sind . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195 b) Handlungen, die beschränkt werden können . . . . . . . . . .. .. . . .. .. . . . .. . . . . .. . . 197 III. Das ius commune, die Eroberung der neuen Welt und perpetua habitatio ftir expulsi 200

Kapite/6

IBP, lib. 111, cap. 20, § XLI: Die Aufnahme fremder Untertanen

207

I. Die Aufnahme von Auswanderern . . .. .. . .. . .. .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. .. .. .. . .. . . . . .. 209

li. Die Aufnahme von exsules . . . . . . . . . . . . . .. . . .. .. . .. . . . . . . .. . .. . . . . .. .. . . . . . . . .. . . . . 210 III. Die Aufnahme von entlaufenen Sklaven und versklavten Kriegsgefangenen . . . . . . . . 211 IV. Zusammenfassung . ... . . .. . ... .. . ... . .... .. . . . .. .. . ........ . ...... . . ... . ....... . ... 216

12

Inhaltsverzeichnis

Kapitell

IBP,lib. II, cap. 21, § 111 ff.: Die Auslieferung von Verbrechern

219

I. IBP, lib. II, cap. 21: .,De poenarum communicatione" . . ... . ..... . . .. . . ... . ... . ... . 219 II. IBP, lib. li, cap. 21, § III: Strafanspruch und Strafbefugnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 220 III. Die Vollstreckung der Strafe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 224 1. Die Pflicht zu strafen oder auszuliefern . .. . . . . .. . . .. .. . . .. . .. .. . .. .. . . . . .. .. . . . 224 2. Einschränkung der Auslieferungspflicht .. .. . .. . .. . .. . . . .. .. .. .. . .. . . .. . .. . . .. . 228 a) hceol.a und Asyl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 228 b) Ausweisung statt Auslieferung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 233 c) Die Beschränkung der Auslieferung auf bestimmte Verbrechen . . . . . . . . . . . . . 234 3. Haftung des Zufluchtsstaates bei Nichtauslieferung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 236 IV. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 239

KapitelS

Ergebnisse

242

Quellenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 253 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 261 Sachwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 288

Abkürzungsverzeichnis a.a.O.

am angegebenen Ort

A.A., a. A.

anderer Ansicht

Abs.

Absatz

Abt.

Abteilung

Aen.

Aeneis

Anm.

Anmerkung

Ann.

Annalen

Art.

Artikel

AT

Altes Testament

Bd.

Band

BGB

Bürgerliches Gesetzbuch

bzgl.

bezüglich

c.

Causa

Ca., ca.

circa

Cap., cap., c.

Capitulum

Cod. Iust.

Codex lustinianus

Cod. Theod.

Codex Theodosianus

D.,d.

distinctio

d. h.

das heißt

DeOff.

De Officiis Libri Tres

ders.

derselbe I dieselbe

Dig.

Digesten

Diss.

Dissertation

ebd.

ebenda

Ed.,ed.

editio, edidit, herausgegeben von, edited by

Einf.

Einführung

En.

Endnote

etc.

et cetera

evtl.

eventuell

f(f).

folgend(e)

Fn.

Fußnote

fol.

folio

Abkürzungsverzeichnis

14 Gai.

Gaius

gern.

gemäß

GG

Grundgesetz

H.G.

Hugo Grotius

hist.

historisch

Hist.

Historien I Historiae

Hist. Rom.

Historiam Romanorum

hl.

heilig

Hrsg., HG.

Herausgeber

i.

s. d.

i.V.m.

im Sinne des in Verbindung mit

IBP

De Iure Belli ac Pacis Libri Tres

lnst.

Institutiones

Jh.

Jahrhundert

Jos.

Josua

Kap.

Kapitel

L., 1., lib.

Liber

Lex Bai.

Lex Baiuvariorum

Lex Rom. Burg.

Lex Romana Burgundionum

Lex Vis.

Lex Visigothorum

m. w. N.

mit weiteren Nachweisen

n. Chr.

nach Christus

Nr.(n)

Numrner(n)

NT

Neues Testament

öff.

öffentlich

p.

pagina

pol.

politisch

proleg.

prolegomena

Q.,q.

quaestio

Reg.

Reges I Könige

Röm.

römisch

S.

Seite(n), Satz

S.o., s.o.

siehe oben

Sp.

Spalte(n)

s. u., s. u.

siehe unten

tit.

titulus

Tom.

Tomus, Tome

u.

und

Abkürzungsverzeichnis u. a.

und andere

Übers.

Übersetzung

V.

von

v. Chr.

vor Christus

Vgl.,vgl.

vergleiche

Vol.

Volume

z.

Zeile

Z. B.,z.B.

zum Beispiel

z. T.

zum Teil

15

Einleitung Als Hugo Grotius 1625 sein juristisches Hauptwerk De Iure Belli Ac Pacis Libri Tres 1 veröffentlichte, blickten die Phänomene Migration und Asyl bereits auf eine mehrtausendjährige wechselvolle Geschichte zurück. "Den ,Homo migrans' gibt es, seit es den ,Homo sapiens' gibt"2 und auch die Idee des "Asyls"- Menschen Hilfe und Schutz zu gewähren - soll "so alt sein wie die Menschheit selbst". 3 Egidio Reale hat Asyl deshalb als "erste große Rechtswohltat"4 bezeichnet. Das Wort "Asyl", das auf die altgriechische Sprache zurückgeht, diente bis heute als Bezeichnung für verschiedenste Einrichtungen von Tempel- und Kirchenasyl, Kranken-, Not- und Obdachlosenasyl bis zum modernen, völkerrechtlich begründeten, politischen Asyl, wie es in Deutschland in Art. 16 a GG oder in Flüchtlingskonventionen der UNO oder anderer internationaler Organisationen5 niedergelegt ist. Demnach werden Menschen, die vor politischer Verfolgung aus ihrem Heimatland geflohen sind, aufgenommen und vor Abschiebung oder Auslieferung in ihr Herkunftsland geschützt. Das politische Asyl reicht als Völkergewohnheitsrecht bis ins frühe 19. Jahrhundert zurück, sein Ursprung ist jedoch nach weit verbreiteter Literaturmeinung auf Hugo Grotius zurückzuführen. Nachdem das Thema Asyl etwa seit Mitte des 20. Jahrhunderts vermehrt mit Fragen der Migrationspolitik vermengt und unter Menschrechtsgesichtspunkten diskutiert wurde6 , wird Grotius darüber hinaus als Kronzeuge eines historisch legitimierbaren Menschenrechts auf Asyl genannt. Er I Im folgenden kurz: IBP. Soweit nicht anders zitiert, wird der Arbeit IBP in der Edition von de Kanter/van Hettinga Tromp (Neudruck 1993), annotationes novas addiderunt R. Feenstra et C. E. Persenaire, zugrundegelegt. Daneben werden die Übersetzungen von Barbeyrac, Kelsey, Kirchmann, Serlin und Schätze! jeweils mit Anmerkungen herangezogen. Die deutsche Wiedergabe im Text beruht, soweit nicht anders angegeben, auf eigener Übertragung unter Heranziehung obiger Übersetzungen. 2 Bade, Migration, S. 11. Zur friihen Migrationsgeschichte: Gestrich, Historische Wanderungsbewegungen. 3 Bolesta-Koziebrodski, Asile, S. 30. Dazu auch: Maier, Islam and the idea of asylum, S. 319ff.; Hellwig, Asylrecht, S. 1; Huber, Die erste große Rechtswohltat, S. 84ff.; Kimminich, Probleme des Asylrechts, S. 8; ders., Geschichte des Asylrechts, S. 23 ff.; Wißmann, Asylrecht, S. 315 ff.; Dudda, Asylrecht im AT, S. 32 f., 34; Dann, Ursprunge des Asylrechts, s. 326. 4 Reale, Asile, S. 473. s Vgl.: Veiter, Asylrecht als Menschenrecht, Materialien, S. 137 ff. ; Ermacora, Menschenrechte, S. 562, 560 ff.; Abendroth, Asylrecht, S. 90. 6 s. u.: Kapitel 1. I. Fn. 22 ff.

2 Tießler-Marenda

Einleitung

18

soll als erster den Grundgedanken eines subjektiven Rechts auf politisches Asyl formuliert haben. 7 Ob diese Einschätzung zutrifft oder ob Grotius wenigstens der Begründer des modernen völkerrechtlichen Asyls ist, war die auslösende Fragestellung der vorliegenden Untersuchung. Karl-Heinz Ziegler stellte 1995 in einem Vortrag über die Bedeutung von Hugo Grotius für das Völkerrecht anläßlich des 350. Todestages von Grotius fest, daß jeder, der "sich am Ausgang des 20. Jahrhunderts über Hugo Grotius ( 1583- 1645) und das Völkerrecht zu sprechen anschickt, erst eine Hemmschwelle überwinden muß. Er kann grundsätzlich Neues nicht bieten, und vor ihm erhebt sich, fast entmutigend, die kaum noch überschaubare Fülle der Literatur über den großen Rechtsdenker". 8 Angesichts der zahlreichen Veröffentlichungen über Grotius und zum Thema Asyl sollte mithin auch zu Grotius' Asylbegriff und zu seiner Bedeutung für das völkerrechtliche Asyl das Wesentliche längst gesagt sein. Wie ein Blick auf den Forschungsstand zu Grotius' Asylbegriff zeigt, ist dies jedoch nicht der Fall.9 Es ist vielmehr immer noch Hoffmann-Loerzers Einschätzung von 1975 zutreffend, wonach Grotius "im Lehrbetrieb der Jurisprudenz und der politischen Philosophie mit dem Etikett ,Vater des Völkerrechts' oder ,Vater des säkularisierten Naturrechts' ein Schattendasein ohne Wirkung" führt, während "der näheren Beschäftigung mit ihm eine schwer zu erklärende Abneigung entgegensteht" .10 Als Beleg für Grotius' Urheberschaft am modernen völkerrechtlichen Asyl wird zumeist lediglich das durch die Religionswirren zu seinen Lebzeiten ausgelöste Phänomen der Massenfluchten genannt und auf sein eigenes Schicksal verwiesen: Holland, sein Heimatland, gilt als Vorreiter des Asyls im 17. Jahrhundert 11 , und er selber lebte lange als Flüchtling im Ausland. 12 Da Grotius' Asylbegriff mithin, ebenso wie sein sonstiges Schaffen, nur mit Blick auf sein Leben und die wissenschaftlichen, sozialökonomischen, religiösen und politischen Zeitumstände gewürdigt werden kann 13 , wird in der gebotenen Kürze auch auf Grotius' Epoche, Leben und Werk 14 einzugehen sein. s. u.: Kapitell. 111. Zuletzt: Landau, Überlegungen zum Asylgedanken, S. 3 17. K.-H. Ziegler, Grotius und das Volkerrecht, S. 354. 9 s. u.: Kapitel 1. 111. 10 Hoffman-Loerzer, Grotius-Interpreten, S. 306. II Holtzendorf, Auslieferung der Verbrecher, S. 24. Bezüglich diplomatischen Asyls: Bulmerincq, Asylrecht und Auslieferung, S. 123 Fn. 2; Lammasch, Auslieferungspflicht, S. 18; ders., Recht der Auslieferung, S. 31 ; ders., Staatsangehörigkeit, S. 316: Erstmals in Europa wurde 1355 in den Niederlanden die Nichtauslieferung Einheimischer geregelt. Nußbaum, Volkerrechtgeschichte, S. 127: 1920 verweigerten die Niederlande die Auslieferung des deutschen Kaisers unter anderem mit einem Verweis auf Grotius' Lehren. 12 Einen Zusammenhang zwischen Grotius' Schicksal (dazu s. u.: Kapitel 2. IV.) und seinem Asylbegriff sehen u. a.: Reale, Asile, S. 509; Garcia-Mora, Asyl um, S. 25 ff. ; Kimminich, Geschichte des Asylrechts, S. 46; s. u.: Kapitel 1. III. 13 Paech, Hugo Grotius, S. 26; Hoffmann-Loerzer, Grotius, S. 237; Wehberg, Natur- und Volkerrecht, S. 227. 14 Zu Grotius Epoche, Leben und Werks. u.: Kapitel 2. IV. 7

8

Einleitung

19

"Noch in den gängigen Lehrbüchern der 20er Jahre gilt Hugo Grotius als ,Vater des Völkerrechts' und der Westfalische Friede von 1648 als ,Auftakt für das moderne Völkerrecht'" 15 , konstatierte Grewe in seinem 1984 erschienenen Werk Epochen der Völkerrechtsgeschichte. Diese Sichtweise wird zwar seit längerem in Frage gestellt, 16 dennoch gilt Grotius vielen bis heute als Gründer der modernen Rechtsphilosophie 17 , der Wissenschaft vom Völkerrecht und des modernen Naturrechts. Das protestantische Holland wurde lange Zeit als die Heimat der Völkerrechtslehre betrachtet 18, und einige der bedeutendsten Völkerrechtler des 17. und 18. Jahrhunderts waren Protestanten oder lebten und lehrten in evangelischen Staaten. Deshalb wurde das Völkerrecht lange als eine ,protestantische Wissenschaft' apostrophiert. 19 Ende des vorigen Jahrhunderts wurde jedoch nachgewiesen, daß "wichtige Züge der neueren Völkerrechtslehre auf die Spanische Spätscholastik zurückgehen". 20 Es mehrten sich die Stimmen, die deren Einfluß nicht nur auf Hugo Grotius' Werk, sondern auf die Entwicklung der Naturrechtslehre und des Völkerrechts ins Blickfeld rückten? 1 Hervorzuheben sind hierbei Ernest Nys,

Grewe, Epochen, S. 26. U. a.: Grewe, Grotius, S. 161 ff. Siehe auch: Hoftru:mn, Ursprünge deutschen Rechtstaatsdenkens, S. 10f.; Edwards, Hugo Grotius, S. 9 ff.; Steiger, Probleme, S. 107 Fn. 19. 17 Vgl. für viele: del Vecchia, Grotius, S. 274; Hoffmann-Loerzer, Grotius-Interpreten, s. 306f. 1s Reibstein, Volkerrecht, S. 5. 19 Kaltenbom, Vorläufer des Hugo Grotius, S. 23 ff.; Hofmann, Hugo Grotius, S. 64. Zur berechtigten Kritik an Kaltenbom: Kahler, Die spanischen Naturrechtslehrer, S. 236ff. Zusammenfassend: Thieme, Privatrecht und Spätscholastik, S. 872ff. m. w. N; Köck, Schule von Salamanca, S. 18 ff.; Scatalla, Naturrecht, S. 1 ff. 2o Preiser, Ursprünge des modernen Volkerrechts, S. 373; Bergfeld, Spanische Spätscholastik, S. 1016ff.: Als spanische bzw. iberische (so Seelmann, Theologie und Jurisprudenz, S. 7) Spätscholastiker werden Autoren wie Francisco de Vitoria, Dorningo de Soto, Luis de Molina, Diego de Covarruvias y Leyva, Melchior Cano, Francisco Smirez, Bartholome de Las Casas, Femando und Gabriel Vazquez bezeichnet, die im 16. und 17. Jalrrhundert in Spanien und den spanischen Besitzungen in Italien und den Niederlanden wirkten. Fast alle waren Geistliche und Moraltheologen und nicht Juristen. Von großer Bedeutung für die Entwicklung der spanischen Spätscholastik war, daß 1509 Pierre Crockaert, Professor der Philosophie in Paris, als theologisches Textbuch für den Unterricht die Sentenzen des Petrus Lombardus durch die Summa Thealagica des Thomas von Aquin ersetzte und seinen Schüler Francisco de Vitoria dafür begeisterte. De Vitoria wurde zum Begründer der Schule von Salamanca, von der die spanischen Spätscholastik ausging. Eine Aufzählung von Autoren und Quellen ist zu finden bei Perena Vicente, Fuentes Constitucional, S. 341 ff. Einige Kurzbiographien bei Kimminich, Neuzeitliches Volkerrecht, S. 79-90. Zur Schule von Salamanca: Reibstein, Althusius, S. 17 ff., 25 ff. 21 So u. a.: Höffner, Christentum und Menschenwürde, S. 299 f; Köck, Schule von Salamanca, S. 17 ff. Fn. 16f.; Kahler, Die spanischen Naturrechtslehrer; Lammasch, Vorboten des Volkerrechts, S. 3 ff.; Reibstein, Althusius, S. 17 ff.; Schmitt, Nomos der Erde, S. 87; Verosta, Volkerrecht des Abendlandes, S. 1163; ders., Volkerrechtslehre, S. 1200ff. Bezügl. Naturrecht: Janssen, Die Anfange des modernen Volkerrechts, S. SOff.; Köck, Schule von Salamanca, S. 22 ff.; Sader, Suarez, S. 63 ff. 15

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Joseph Höffner, Josef Kohler oder James Brown Scott22, die sich um die Wiederentdeckung der spanischen Spätscholastiker und die Neuauflage ihrer Werke verdient gemacht haben. 23 Die Bedeutung der Spanier und anderer Vorläufer für Grotius' Werk und das Ausmaß der Beeinflussung werden von der Literatur unterschiedlich bewertet. 24 Der Ansicht, Grotius' Verdienst sei eher die Zusammenfassung bereits vorhandener Gedanken, inhaltlich bleibe er teils hinter den Vorläufern zurück25 , steht die Bewunderung für ihn als "Rechtsdenker von universaler Bedeutung"26 und großen Systematisierer gegenüber27, der seinen Beinamen ,Vater des Vcilkerrechts' zu Recht trage28 . Im Ergebnis läßt sich wohl StoBeis zustimmen, daß nicht ein Einzelner, sondern Wissenschaftler gleich welchen Glaubens und welcher Herkunft in den Niederlanden, England, Spanien und Frankreich als den politisch und ökonomisch bedeutendsten Staaten ihrer Zeit die Entwicklung der Vcilkerrechtwissenschaft im 16. und 17. Jahrhundert prägten.29 Da Grotius' Vcilker- und ebenso sein Naturrechtsbegriff für das Verständnis seiner Ausführungen in IBP ingesamt von Bedeutung sind, werden beide im Folgenden noch eingehender dargestellt. 30 Grotius nahm für sich in Anspruch, als erster das Recht zwischen den Volkern insgesamt und nach einer bestimmten Ordnung behandelt zu haben, 31 hat aber den22 Brown Scott, The spanish origin of international law. Interessant dazu Nußbaums harte Kritik an James Brown Scott: Nußbaum, Völkerrechtsgeschichte, S. 327 ff. Siehe auch: K. -H. Ziegler; Grotius und das Völkerrecht, S. 358. 23 Fisch, Expansion und Völkerrecht, S. 30; Grewe, Epochen, S. 175; Hadrossek, Einleitung, S. XXVI; Höffner; Christentum und Menschenwürde, S. 184, 232; Schmitt, Nomos der Erde, S. 87 ff. 24 Zur Diskussion u. a.: Borschberg, De pace, S. 271 f.; Deckers, Gerechtigkeit, S. 73 ff., 77, 78, 343; Hofmann, Hugo Grotius, S. 65 Fn. 43; Grewe, Epochen, S. 230ff.; Guggisberg, Grotius, S. 278; Hadrossek, Einleitung, S. XXVII; Hofmann, Hugo Grotius, S. 64; Hüning, Strafgewalt bei Hugo Grotius, S. 95 ff.; Köck, Schule von Salamanca, S. 18 ff.; Moosheimer; Grotius, S. 180f.; Nußbaum, Völkerrechtsgeschichte, S. 89ff., 327ff.; Paech, Hugo Grotius, S. 22ff.; Preiser; Ursprünge des modernen Völkerrechts, S. 373; Reibstein, Völkerrecht, S. 333; ders., Natur- und Völkerrecht, S. 9 ff.; Simson, Grotius und die Funktion der Strafe, S. 654; Wolf, Rechtsdenker, S. 257 ff.; K.-H. Ziegler; Völkerrechtsgeschichte, S. 146, 163 ff.; ders., Grotius und das Völkerrecht, S. 359 ff. 25 So etwa: Grewe, Grotius, S. 161 ff.; Janssen, Die Anfange des modernen Völkerrechts, S. 62 ff., 70; Boschan, Grotius, Von der Freiheit des Meeres, S. 13; Kohler; Die spanischen Naturrechtslehrer, S. 237. 26 K.-H. Ziegler; Hugo Grotius, S. 851. 27 K. -H. Ziegler; Hugo Grotius, S. 851 ff.; Nußbaum, Völkerrechtsgeschichte, S. 126; Preiser; Völkerrechtsgeschichte, S. 67. 28 So u. a.: K.-H. Ziegler; Hugo Grotius, S. 851 ff.; Fikentscher; De fide et perfidia, S. 62ff.; Preiser; Vö1kerrechtsgeschichte, S. 67; Moosheimer; Grotius, S. 178; Nußbaum, Völkerrechtsgeschichte, S. 126. 29 Stolleis, Geschichte, S. 188. Siehe auch: Deckers, Gerechtigkeit, S. 343; Gizewski, Grotius und das antike Völkerrecht, S. 325 f. ; Köck, Schule von Salamanca, S. 18; K. -H. Ziegler; Grotius und das Völkerrecht, S. 359 ff.; ders., Hugo Grotius, S. 853. 30 s. u.: Kapitel4.

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noch nie verleugnet, viel von früheren Autoren übernommen zu haben. Es gehörte im Gegenteil zu seiner Arbeitsmethode, auf eine Fülle von Quellen, aus denen er schöpfte, zu verweisen und sein Werk mit einem Überfluß an Zitaten anzureichern. Vor diesem Hintergrund ist zu untersuchen, inwieweit Grotius in den Ausführungen, die für seinen Asylbegriff wesentlich sind, von Gedanken seiner Vorläufer beeinflußt wurde. Neben den erwähnten spanischen Autoren32 heißt es dabei, auch andere wichtige Vorläufer einzubeziehen. Zu nennen ist insbesondere Alberico Gentili, dessen Arbeiten Grotius stärker beeinflußt haben, als er selbst erkennen ließ. 33 Die Untersuchung soll sichtbar machen, ob Grotius in IBP die Grundlagen des völkerrechtlichen, politischen Asyls gelegt hat. Es gilt daher zunächst dessen Grundzüge zu beschreiben34, um einen Vergleich zu ermöglichen. Zur Ermittlung eventueller Abhängigkeiten seines Asylbegriffs von Vorläufern ist ferner von Bedeutung, welche Vorstellungen vor Grotius mit Asyl verbunden wurden. Der Forschungstand zur Geschichte des Asyls ist jedoch ingesamt recht unbefriedigend. Mit dem Wort ,Asyl' wurden im Laufe der Zeit derartig verschiedene Inhalte verbunden, daß sich zur Geschichte des Asyls, seinen wechselnden Ausformungen und besonders zu möglichen Vorläufern des modernen, völkerrechtlichen Asyls keine gefestigte Meinung gebildet hat, auf die im folgenden zu verweisen wäre. Der Gedanke, Flüchtlingen Schutz zu gewähren, reicht weit in die Geschichte der Menschheit zurück. 35 Art, Inhalt und Bezeichnung dieses Schutzgedankens veränderte sich allerdings wiederholt. 36 Wer von wem, vor wem, wo und warum geschützt wird und welche Form dieser Schutz hat, war in den verschiedenen Epochen unterschiedlich ausgestaltet und unterlag ständiger Veränderung. Infolge des heterogenen Umgangs mit dem Wort ,Asyl' hat sich bisher keine einheitliche Definition herausgebildet. 37 Asyl wird mal als "ein Ort, an dem ein Ver31 IBP, proleg. 1, S. 5: "lus civile ... ob oculos ponere agressi sunt multi. at ius illud, quod inter populos plures aut populorum rectores intercedit, . .. attigerunt pauci, universim ac certo ordine tractavit hactenus nemo: cum tarnen id fieri intersit humani generis". 32 Oben: Fn. 20ff. Weiter: Feenstra, lus commune et droit compare chez Grotius, S. 1, I 0 ff.; ders., IBP, List of sources, S. 1027 ff. 33 Sou. a.: Feenstra, lus commune et droit compare chez Grotius, S. 20; Grewe, Epochen, S. 253 f.; Haggenmacher; Grotius und Gentili, S. 145 ff.; Nußbaum, Volkerrechtsgeschichte, S. 111; Schmitt, Nomos der Erde, S. 151; Thieme, Privatrecht und Spätscholastik, S. 904 ff. Zur Quellenbasis s. u.: Kapitel 3. 34 Zum völkerrechtlichen, politischen Asyls. u.: Kapitel 1. I. 35 s.o.: S. 17. 36 Vgl.: Schlesinger; Asylie, S. I ff., 6ff.; Kimminich, Probleme des Asylrechts, S. 1, 9ff.; ders., Geschichte des Asylrechts, S. 23 ff.; Dann, Ursprung des Asylrechts, S. 327 ff.; Wij3mann, Asylrecht, S. 315 ff. 37 Zu den verschiedenen Asylbegriffen u. a.: Davy, Asyl I, S. 51, 62 ff. Einige Beispiele: Theler; Asyl, S. 7 ff.; Kimminich, Geschichte des Asylrechts, S. 19 ff.; Löhr; Asylwesen im AT, S. 1; Kallmeyer; Das politische Asyl, S. 3; Flor; Asylrecht, S. 11 f. Auch ältere Arbeiten haben schon dieses Problem: Obrecht, De Asylis & Illorum Jure (1686), cap. I; Carlholm, Tractatus de Asylis (1682), S. 6 f .

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folgter Schutz findet" 38 bezeichnet, mal als "eine verbindliche Form der dauernden oder vorübergehenden Unverletzlichkeit (Schutzgewährung) kraft bestimmter Beziehungen räumlicher, persönlicher oder zeitlicher Art"39. Asyl kann sein eine "domaine de refuge et de paix, constitute sous l'inspiration de plus hautes idees moraleset dont l'histoire discrete explique ou reflete de grands aspects de l'histoire econornique et politique du monde chretien"40 oder der "Schutz, den dritte Staaten einem politisch Verfolgten gegenüber seinem Heimatland entweder auf eigenem Staatsgebiet ... oder als diplomatisches Asyl gewähren" 41 • Im Zentrum rechtshistorischer Arbeiten zum Asylrecht steht meist das sakral geprägte Asyl42 , völkerrechtsgeschichtliche Werke hingegen behandeln in erster Linie das politische Asyl. Als Kernbereich der unterschiedlichen Asylbegriffe läßt sich festhalten, daß jemand mindestens zeitweise davor geschützt wird, von einem Verfolger ergriffen und weggebracht zu werden. Begriffsbestimmend ist weiter der Schutz vor Auslieferung oder Strafe.43 In Abwandlung des modernen Prinzips "wo keine staatliche Verfolgung, da kein politisch Verfolgter"44 kann es heißen ,wo keine Verfolgung, da kein Asyl'. Demzufolge werden im Folgenden jene mit Asyl bezeichneten Einrichtungen weitestgehend außer Acht gelassen, die wie Kranken- oder Obdachlosenasyle oder die Aufnahme von Exilanten45 und vergleichbaren Personen zwar Zuflucht, aber nicht Schutz vor Strafe oder Auslieferung bieten. 46 Soweit in den untersuchten Quellen oder in der Sekundärliteratur nicht anders vorgegeben, wird mit ,Asyl' nur der auf einem sakralen Tabu, Gesetz oder herrscherlieber Macht beruhende Schutz vor widerrechtlichen oder legalen Verfolgungshandlungen, vor Auslieferung oder Strafe bezeichnet. Ab wann von Ur- oder Frühformen völkerrechtlichen Asyls gesprochen werden kann, ist umstritten. Es besteht aber relative Einigkeit darüber, daß es schon vor Grotius Formen weltlichen Asyls gab.47 Für die griechische Antike ist beispielsWollenschläger, Asylrecht, S. 55 m. w. N. Henßler, Asylrecht, Sp. 244; ähnlich: Kahler, Vorwort. 40 Gabriel Le Bras, Einleitung, S. IV. 41 Kimminich, Probleme des Asylrechts, S. 5. 42 So: Henßler, Asylrecht, Sp. 244; Timbai Duclaux de Martin, Asile, S. 1 ff. 43 Theler, Asyl, S. 7; Kallmeyer, Das politische Asyl, S. 4; v. Martitz, Internationale Rechtshilfe, S. 453ff.; Dahm, Völkerrecht, S. 279; Bonftls, Völkerrecht, S. 241 ; Kimminich, Asylrecht, S. 49 ff.; ders., Probleme des Asylrechts, S. 12, 18 ff. ; Hutzenlaub, Asyl, S. 3 ff. , 9; Herbold, Asyl im Auslieferungsrecht, S. 23 ff. 44 Theler, Asyl, S. 12; v. Münchl Kunig, GG, Art. 16 Rn. 26, S. 930. 45 Zur Verbindung von Exil und Asyl, z. B.: Kimminich, Asylrecht, S. 15. 46 Zu Abgrenzungskriterien von Asyl zu verwandten Rechtinstituten, s. u.: Kapitel 1. I. Weiter: Theler, Asyl, S. 73 m. w. N. Dazu auch: Hutzenlaub, Asyl, S. 1 f., 15; Wollenschläger, Asylrecht, S. 55 f.; Kimminich, Geschichte des Asylrechts, S. 22; Kallmeyer, Das politische Asyl, S. 14. 47 Bulmerincq, Asylrecht und Auslieferung, S. 106ff.; Fuld, Asylrecht, S. 151 ff. ; Kimminich, Asylrecht, S. 16; ders., Geschichte des Asylrechts, S. 32 f.; Löhr, Asylwesen im AT, 38 39

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weise eine Art völkerrechtliches politisches Asyl, auf dem das moderne Asyl beruhen könnte, nachgewiesen. 48 Laut Kimminich sollen weiter "alle Historiker ... einig sein, daß während des gesamten Mittelalters nicht von einem Völkerrecht" und deshalb auch "nicht von völkerrechtlichem Asylrecht gesprochen werden kann". 49 Eine Auffassung, die nicht zutrifft, da sich - zumindest was die Existenz von Völkerrecht im Mittelalter angeht - durchaus Befürworter wie beispielsweise Karl Heinz Ziegler finden lassen. 50 Weitgehende Übereinstimmung besteht wiederum darüber, daß die Grundlage des politischen Asyls in seiner jetzigen Form im späten 18. Jahrhundert gelegt worden ist, sich erste Ansätze jedoch schon im Zusammenhang mit der Reformation und den dadurch ausgelösten Umbrüchen entwickelt hatten. 51 In Anbetracht dieses diffusen Bildes soll in einer kurzen Darstellung die Geschichte des Asyls von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit52 skizziert werden, um besser nachvollziehen zu können, ob und wo Grotius Bekanntes aufgreift und dieses unverändert tradiert oder sich in veränderter Form zunutze macht. Im Rahmen der Geschichte des Asyls werden Gesichtspunkte aufgezeigt, die aus der Sicht der Völkerrechtsgeschichte in den jeweiligen Epochen für Asyl begriffsbestimmend waren. Es werden ferner Phänomene aufgegriffen, die unabhängig von ihrer Benennung in engem Funktionszusammenhang mit Asyl stehen. Es wird demzufolge auch auf Regelungen, Traditionen und Vorkommnisse eingegangen, die zwar in der jeweiligen Epoche nicht als Asyl bezeichnet wurden, aber der Sache nach ähnliche Funktionen erfüllten. Da Grotius um seine Gedanken zu erläutern und seine Ansichten zu stützen, bevorzugt auf die Bibel, die griechische und die römische Antike und bezüglich der nachantiken Quellen auf solche des 14. bis 16. Jahrhunderts53 verweist, konzentriert sich die Darstellung der Asylgeschichte auf diese Zeiträume. S. 178ff.; H. Müller; Asyl, S. 11; Widder; Asylrecht, S. 34f.; Wißmann, Asylrecht I, S. 317, 318. 48 Vgl.: Dreher; Asyl in der Antike; Schlesinger; Asylie. 49 Kimminich, Probleme des Asylrechts, S. 14; ebenso z. B.: Kallmeyer; Das politische Asyl, S. 19; a. A.: Bulmerincq, Asylrecht und Auslieferung, S. 108 ff.; Fuld, Asylrecht, s. 149ff. 50 Zum Völkerrecht im Mittelalter: K. -H. Ziegler; Völkerrechtsgeschichte, S. 88 ff.; v. d. Heydte, Geburtsstunde des souveränen Staates; Kienast, Anfänge des europäischen Staatensystems; Heinrich Kipp, Völkerrecht im Mittelalter. 51 Sou. a.: Abendroth, Asylrecht, S. 90; Bolesta-Koziebrodski, Asile, S. 39f., Franz, Die Wandlung des Asylrechts, S. 134; Green, Law and Society, S. 6; Kallmeyer; Das politische Asyl, S. 22; Kimminich, Geschichte des Asylrechts, S. 44 ff.; ders., Probleme des Asylrechts, S. 20; Mettgenberg, Das erste Verbot, S. 237; H. Müller; Asyl, S. 13 ff.; Reale, Asile, S. 509 f.; Theler; Asyl, S. 221; Walker; Politische Verbrechen und Asylrecht, S. 335 ff.; Widder; Asylrecht, S. 38 ff.; Wollenschläger; Asylrecht, S. 54. 52 Geschichte des Asyls von den Ursprüngen bis zum spanischen Zeitalter, s. u.: Kapitel I. II. 53 Zu Grotius' Quellenbasis s. u.: Kapitel 3. Weiter: Feenstra, Jus cornmune et droit compare chez Grotius, S. 18 ff.; ders., IBP, List of sources, S. 1027 ff.; Gizewski, Grotius und das antike Völkerrecht, S. 341; Hoffmann-Loerzer; Studien zu H. G., S. 95f.

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Die Einteilung der völkerrechtsgeschichtlichen Epochen folgt weitgehend der in der Völkerrechtsliteratur mittlerweile üblichen Periodisierung, wie sie von Preiser und Grewe anhand politischer, juristischer, geistesgeschichtlicher und historischer Konstellationen entwickelt wurde. Sie ist bestimmt von der Hypothese eines Zusammenhangs zwischen Völkerrechtsordnung und Staatensystem. Diese werden "in ihrer Wesensstruktur jeweils durch die geistige Prägung und den politischen Stil der führenden Macht bestimmt". 54 Es wird im weiteren Gang der Untersuchung bezüglich aller Epochen der Terminus Völkerrecht benutzt, ohne die noch immer diskutierte Frage55 erneut zu erörtert, ob vor dem Beginn der Neuzeit, in der das moderne Völkerrecht als eigenes Rechtsgebiet in Wissenschaft und Praxis ausgebildet wurde56, von Völkerrecht gesprochen werden kann. Entscheidend ist, daß "der Sache nach Völkerrecht so alt wie die in organisierten ... Verbänden auftretende Menschheit ist: Kriegsführung und Friedensschluß, Bündnisse, Handelsabkommen, Entsendung und Empfang von Unterhändlern oder Gesandten"57 unterlagen lange vor der Schaffung der klassischen Völkerrechtstheorie Regeln. Knüpft man in einem weit gefaßten Völkerrechtbegriff daran an, daß sich Menschen schon vor der Entstehung moderner Staaten in Verbänden organisierten, die im Verhältnis zueinander Eigenständigkeit beanspruchten und ihre gegenseitigen Beziehungen in irgendeiner Form regelten, können diese Regelungen, wie in der völkerrechtsgeschichtlichen Literatur seit längerem üblich, in allen Epochen erfaßt werden. 58 Grotius behandelt die Aufnahme von Fremden über die ganze Arbeit verstreut. Auch das Wort Asyl benützt er in IBP mehrfach in verschiedenen Zusammenhängen. Unter anderem geht er kurz auf diplomatisches Asyl ein. Diese kurze Textstelle zum diplomatischen Asyl wird in der vorliegenden Arbeit im Folgenden nicht mehr beriihrt, da sich daraus keine weitergehenden Erkenntnisse zum Untersuchungsgegenstand ergeben: Das diplomatische Asyl ist internes Asyl. Es wird Einheimischen oder Angehörigen anderer Staaten Zuflucht in einem Gesandtschaftsgebäude gewährt. Die Frage, ob dies zulässig ist, stellte sich in grö54 Grewe, Die Epochen der modernen Völkerrechtsgeschichte, S. 40; Preiser, Antike Völkerrechtsgeschichte, S. 737 ff.; ders., Völkerrechtsgeschichte, Aufgabe und Methoden, S. 46 ff.; K.-H. Ziegler, Völkerrechtsgeschichte, S. 5 ff.; Steiger, Probleme, S. 104 ff, 116f.; Kimminich, Neuzeitliches Völkerrecht, S. 75 ff.; Grewe, Epochen, S. 22 ff. 55 Für viele: Steiger, Probleme, S. 106 ff.; ders., Völkerrecht, S. 98 ff.; Nörr, Völkerrecht, s. 12 f. 56 K.-H. Ziegler, Völkerrecht, Sp. 948. 57 K.-H. Ziegler, Völkerrechtsgeschichte, S. 1. 58 Sou. a.: K.-H. Ziegler, Völkerrechtsgeschichte, S. 1 ff.; Grewe, Epochen, S. 26f. Völkerrechtsgeschichtliche Gesarntdarstellungen: K.-H. Ziegler, Völkerrechtsgeschichte; Nußbaum, Geschichte des Völkerrechts; Reibstein, Völkerrecht. Zu den Entwicklungsepochen des modernen Völkerrechts: Grewe, Epochen, S. 323 ff. Zum antiken Völkerrecht: Nörr, Völkerrecht; Preiser, Antike Völkerrechtsgeschichte; ders., Ursprünge des modernen Völkerrechts; Baldus, Vertragsauslegung, S. 191 ff. Zum Mittelalter: Kienast, Anfange des europäischen Staatensystems; Heinrich Kipp, Völkerrecht im Mittelalter.

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ßerem Umfang seit der Einrichtung ständiger Gesandtschaften im 15. Jahrhundert.59 Es soll auf dem althergebrachten Prinzip der Unverletzlichkeit des Gesandten60 und dem Schutz, den das Haus des Gesandten durch die sogenannte Quartierfreiheit genoß61 , beruhen. Weiter wird die Theorie von der Exterriorialität der Gesandtschaftsgebäude als Begrundung herangezogen. 62 Von der Volkerrechtswissenschaft des 16., 17. und 18. Jahrhunderts wurde groBteils verneint, daß die Unantastbarkeit des Gesandten und des Gesandtschaftsgebäudes zu einem Recht, dort Flüchtlinge aufzunehmen, führt. 63 Daher wurde seit Ende des 18. Jahrhunderts statt auf die Unverletzlichkeit des Gesandten und des Botschaftgebäudes 59 Anonymus, Legatio Marchionis Lavardini, S. 21 ff.; Thomasius, De Jure Asyli Legatorum, § II. Weiter zur Geschichte: Bulmerincq, Asylrecht und Auslieferung, S. 121 ff.; Ernst, Gesandtschaftwesen, S. 65; Janssen, Die Anfange des modernen Völkerrechts, S. 70 ff.; Kallmeyer, Das politische Asyl, S. 5 ff. (6); Kimminich, Asylrecht, S. 34 f.; Lunitz, Diplomatie im 16. Jh.; Nußbaum, Völkerrechtsgeschichte, S. 75; Preiser, Ursprünge des modernen Völkerrechts, S. 378, 385; Reumont, Diplomatische Verhältnisse 1260-1550; Wegner, Völkerrechtsgeschichte, S. 195 f.; K.-H. Ziegler, Völkerrechtsgeschichte, S. 156. 60 Die Person des Gesandten gilt seit der Antike - ursprünglich sakral begründet, aber schon zu Zeiten Ciceros nach weltlichem Recht - als unantastbar. Dazu: Cicero, Oratio De Haruspicum Responso, 34; Tacitus, Hist., III, 80; ders., Ann., I, 42; Livius, Rörn. Geschichte, lib. IV, 17,4 und 32, 5; Diodorus, Griechische Weltgeschichte, V, c. 75, 1; Ulpian, Dig. VI 7. Zum traditionellen Schutz der Gesandten auch: K.-H. Ziegler, Völkerrecht der römischen Republik, S. 99 f.; Mitteis, Politische Verträge, S. 595; Miruss, Gesandtschaftsrecht I, S. 3; v. d. Heydte, Geburtsstunde des souveränen Staates, S. 153. Zum Zusammenhang mit diplomatischem Asyl: F. v. Martens, Völkerrecht II, S. 15; Bulmerincq, Asylrecht und Auslieferung, S. 112, 113, 121 ff.; v. d. Heydte, Geburtsstunde des souveränen Staates, S. 153; Miruss, Gesandtschaftsrecht I, S. 3. 61 Schon bevor sich stehende Botschaften eingebürgert hatten, hatte sich für das Quartier der Gesandten eine gewisse Unabhängigkeit von der Oberherrschaft des Fürsten, bei dem sie beglaubigt waren, die sogenannte Quartierfreiheit durchgesetzt. Vor allem in Rom, aber auch in Madrid, Venedig und Frankfurt a. M. nahmen Gesandte diese Freiheit für ganze Straßenzüge in Anspruch und dehnten es zu einem Recht, nicht zur Gesandtschaft gehörenden Personen in ihrem Haus Schutz zu gewähren, aus: Paruta, Historia Vinetiana, lib. IX f. (S. 728); Thomasius, De Jure Asyli Legatorum, §§ II ff.; Miruss, Gesandtschaftsrecht I, S. 458 ff.; Bulmerincq, Asylrecht und Auslieferung, S. 112, 113, 121 ff. 62 Lieber, Asylrecht, S. 7; Amann, Rechte des Flüchtlings, S. 19; Ipsen, Völkerrecht, S. 448; Kimminich, Asylrecht, S. 35; Reale, Asile, S. 514, 517; F. v. Martens, Völkerrecht II, S. 16, 17, 43 ff.; Miruss, Gesandtschaftsrecht I, S. 458. Zur historischen Entwicklung: Strackwitz. Asylrecht in Gesandtschaften, S. 6 ff.; Carrie; Diplomatisches Asyl, S. 28 ff.; Seidenberger, Die diplomatischen Immunitäten, S. 9 ff.; Moncada, Das interne völkerrechtliche Asyl, S. 403f. 63 Paschalius, Legatus (erschienen 1598. Carolus Paschalius (latinisiert für Carlos Pasquale) legte kurz nach Gentili (1585) eine Arbeit zum zeitgenössischen Gesandtenrecht vor), cap. LXXVI, S. 459: "Haec taliaque ut legatis licere debent, ita improbo eum, qui apud plerosque adolevit, morem, ut domus legatorum sint asyla improborum. ld quod cui rei inventum dicam? tuendo decori legationis? Ridicule. Potius ad proponendarn, & vero praestandarn sceleribus impunitatem, quae utique provocantur hoc perfugio; ... ". Weiter: Zouche, Iuris et Iudicii Fecialis, II, IV, 21, S. 99 f.; Wolff, Natur- und Völkerrecht, § 1243; Bynkershoek, De Foro Legatorum, C. XXI, S. 546ff.; Wicquefort, L' Ambassadeur, I. 1., sec. 28, S. 873 f.; Thomasius, De Jure Asyli Legatorum, §XX ff.

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auf die Humanität als Begründung des diplomatischen Asyls verwiesen.64 Dennoch ließ es sich als völkergewohnheitsrechtliches Institut nicht durchsetzen. 65 Die herrschende Volkerrechtslehre lehnt das diplomatische Asyl bis heute ab. 66 Wo es anerkannt wird, wie in einigen südamerikanischen Staaten, beruht es auf multi- oder bilateralen Verträgen. 67 In der Praxis kommt es zwar auch außerhalb Südamerikas immer wieder zu Fällen diplomatischen Asyls, da sich die Strafverfolgungsbehörden durch die Immunität der Botschaften meist zumindest eine Zeitlang vom völkerrechtlich zulässigen Zugriff abhalten lassen. 68 Dieses Verhalten beruht jedoch nicht auf einer völkerrechtlichen Regel, sondern ist eine Frage des nationalen Rechts. Dem entspricht Grotius' Position. Danach ist das diplomatische Asyl eine rein innerstaatliche Frage, zu der es keine rechtsverbindliche Regel gibt. 69 Ob der Gesandte in seinem Haus Flüchtlingen Asyl gewähren kann, hängt allein von der Genehmigung dessen ab, bei dem der Gesandte beglaubigt ist. 70 Somit ist sowohl nach herrschender Volkerrechtlehre, wie auch laut Grotius das diplomatische Asyl keine Frage des Volkerrechts, letztlich nicht mal eine des Rechts, sondern kann allenfalls als Privileg verliehen werden. Für die Frage, ob Grotius der Begründer des völkerrechtlichen, politischen Asyls war, ist es mithin nicht weiter von Bedeutung. Im Mittelpunkt der vorliegenden Arbeit steht mit IBP, lib. II, cap. 2, § XVI die Stelle, die laut neuerer Literatur71 die Grundlage des völkerrechtlichen, politischen Asyls darstellt. Grotius spricht dort allerdings nicht wörtlich von Asyl, sondern sagt lediglich, daß Fremden, die von ihrem Wohnsitz vertrieben wurden, unter bestimmten Umständen die Möglichkeit, dauernden Wohnsitz zu nehmen, nicht verMoncada, Das interne völkerrechtliche Asyl, S. 403, 433 ff. Aus der Mitte des 19. Jahrhunderts läßt sich eine Auseinandersetzung zwischen Spanien und England als Beispiel nennen. England erkannte die Unzulässigkeil des diplomatischen Asyls im Prinzip an. Es weißt aber auf die spanische Gepflogenheit, Asyl zuzulassen, hin. Unter der Voraussetzung einer solchen nationalen Übung soll einzelnen Botschaftern die Möglichkeit der Asylgewährung nicht verweigert werden: Moncada, Das interne völkerrechtliche Asyl, S. 404. 66 s. u.: Kapitel l. I. 67 Abendroth, Asylrecht, S. 91 f.; Ipsen, Völkerrecht, S. 460ff.; Verdross/Simma, Universelles Völkerrecht, S. 284; Kimminich, Völkerrecht, S. 349; Kallmeyer, Das politische Asyl, S. 5 ff.; Jakobs, Asylrecht, S. 13; Lieber, Asylrecht S. 7 f. Beispiele und Entwicklung zwischen ca. 1800 bis 1936: Moncada, Das interne völkerrechtliche Asyl, S. 403 ff. ; Davy, Asyl I, S. 2. Zur aktuellen Diskussion: Carrie, Diplomatisches Asyl. 68 Verdross/Simma, Universelles Völkerrecht, S. 456, 457; Kimminich, Asylrecht, S. 35. 69 IBP, lib. II, cap. 18, §VIII, 2, S. 445: "Ipse autem legatus an iurisdictionem habeat in farniliam suam, et an ius asyli in domo sua pro quibusvis eo confugientibus, ex concessione pendet eius apud quem agit. Istud enim iuris gentium non est". 70 Als Beispiel für eine solche Regelung ein von Kar! V. verliehenes Privileg: "Inununita concesse da Cesare agli Ambasciatori: I. Che Je Case degli Ambasciatori servissero di sicuro asilo come i Temli de' Dei, e ehe a nissuno fosse perrnesso sotto qua! si sia pretesto di violare." In: Du Mont, Corps Universei Diplomatique, Tom. IV, S. 481. 71 Zu Grotius, Asylbegriff in der Literatur s. u.: Kapitel l. 111. 64

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Einleitung

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weigert werden soll.72 Es soll im Kontext des gesamten Kapitels und zeitgenössischer Fragestellungen analysiert werden, ob dies tatsächlich die erste Formulierung des modernen Asyls ist oder ob, worauf der Wortlaut des Textes eher deutet, lediglich eine Frage bezüglich der Zuwanderung von Fremden angesprochen wird.73 Das so gewonnene Ergebnis wird anschließend in Beziehung gesetzt zu Grotius' sonstigen Positionen hinsichtlich der Aufnahme fremder Untertanen74, insbesondere zu seinen Ansichten über die Aufnahme bzw. die Auslieferung von Verbrechern, die Schutz in einem fremden Land suchen75 .

n IBP, lib. II, cap. 2, §XVI, S. 201. s. u.: KapitelS. 74 s. u.: Kapitel6. 75 s. u.: Kapitel 7. 73

Kapitell

Zum Forschungsstand I. Das moderne völkerrechtliche Asyl Das politische Asyl hat sich in der heute bekannten Form als Volkergewohnheitsrecht1 im Europa des Französischen (1648-1815) bzw. Englischen Zeitalters (1815 -1914) entwickelt. 2 Etwa zeitgleich entstanden erste innerstaatliche Gesetze. Als erste verfassungsrechtliche, allerdings nicht in Kraft gesetzte, Normierung gilt Art. 120 der Französischen Verfassung vom 24. 6. 1793. Demnach gewährt das französische Volk "asile aux etrangers bannis de leur patrie pour La cause de La liberte. -llle refuse aux tyrans'a. Volkerrechtliches Asyl ist externes bzw. territoriales Asyl, das ein Staat Kraft seiner Souveränität in seinem Staatsgebiet gewährt.4 Der aufnehmende Staat gestattet dem Flüchtling die Einreise und den Aufenthalt. 5 Weiter gewährt der aufnehmende Staat dem Flüchtling Schutz vor seinem Herkunftstaat, indem er die Auslieferung oder Bestrafung im Wege der stellvertretenden Rechtspflege verweigert. 6 Diese Schutzgewährung ist völkerrechtlich nicht als unfreundliche Handlung gegenüber dem Staat, der die Auslieferung begehrt, zu werten. 7 Die Asylgewährung geht über die bloße Erlaubnis der Einreise bzw. das NonRefoulment-Gebot, das die Abschiebung von Flüchtlingen in einen Staat verbietet, in dem sie unmenschliche Behandlung zu erwarten haben, 8 hinaus. 9 Nicht nur laut I lpsen, Volkerrecht, S. 191, 860; Maaßen, Der Asylbewerber im Volkerrecht, S. 17. z Wierer, Asylrecht, S. 77; Bade, Migration, S. 187 ff. Green geht hingegen davon aus, daß Asyl schon im 16. bzw 17. Jahrhundert als internationales Recht anerkannt war, belegt dies aber nicht. Green, Law and society, S. 6. Zur Entwicklung im 16. bis 19. Jh.: Lammasch, Auslieferung wegen politischer Verbrechen, S. 28 ff.; ders., Auslieferungspflicht, S. 3 ff. Zur Entwicklung seit dem 19. Jh.: Davy, Asyl I, S. 12ff. 3 In: Les Constitutions de Ia France. 4 Amann, Rechte des Flüchtlings, S. 21; Kimminich, Asylrecht, S. 33 ff.; Kallmeyer, Das politische Asyl, S. 3 ff.; Emsheimer, Asylrecht, S. 89; Franz. Die Wandlung des Asylrechts, s. 135. 5 Zum Verbot der Zurückweisung: Seeger, Asylrecht als Menschenrecht, S. 12ff. 6 Maaßen, Der Asylbewerber im Volkerrecht, S. 17 f.; Garcia-Mora, Asylum, S. 1; Noiriel, Die Tyrannei des Nationalen, S. 14 ff.; Abendroth, Asylrecht, S. 89, 91 f. 7 Amann, Rechte des Flüchtlings, S. 21. s Zur Genfer Flüchtlingskonvention und zum Non-Refoulment-Gebot: Alleweldt, Schutz vor Abschiebung; S. 2 ff.; Hutzenlaub, Asyl, S. 117 ff.; Frowein/Zimmermann, Asylrecht,

I. Das moderne völkerrechtliche Asyl

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Kirnrninich kann von "Asyl im Rechtssinn" erst gesprochen werden, wenn ein Auslieferungsbegehren abgelehnt wurde. 10 Asyl erschöpft sich nicht in der Nichtauslieferung, umfaßt diese aber. 11 Das allgemeine Völkerrecht gebietet die Auslieferung fremder Staatsangehöriger weder, noch verbietet es sie. Jedoch ist die Auslieferung durch zahlreiche bilaterale Verträge geregelt, die meist Regelungen zum Schutz von politisch Verfolgten vor Auslieferung enthalten. 12 Dementsprechend sind es nationale Auslieferungsgesetze, die als friihe Kodifikationen politischen Asyls angesehen werden. 13 Die Nichtauslieferung wegen politischer Straftaten ist daneben auch gewohnheitsrechtlich anerkannt. 14 Personen, die ein Verbrechen gegen den Staat wie Majestätsbeleidigung oder Hochverrat begangen, sich an revolutionären Aktivitäten beteiligt oder S. 17 ff.; Kälin, Non-Refoulment, S. 4 ff.; Nicolaus, Genfer Flüchtlingskonvention, S. 270 ff., 293f.; Davy, Asyl I, S. 48ff., 229ff. 9 Alleweldt, Schutz vor Abschiebung, S. 5; Davy, Asyl I, S. 50; Kälin, Non-Refoulment, S. 6ff.; Maaßen, Der Asylbewerber im Völkerrecht, S. 14. IO Vgl.: Kimminich, Asyl und Auslieferung, S. 175. Ebenso: Abendroth, Asylrecht, S. 89. II Kimminich, Asyl und Auslieferung, S. 175; Lieber; Asylrecht, S. 14ff. 12 Verdross/Simma, Universelles Völkerrecht, S. 597f. m. w. N.; Bubnoff., Auslieferung, S. 9 ff., 62; Hutzenlaub, Asyl, S. 111 ff. 13 Bonfils, Völkerrecht, S. 246; Noiriel, Die Tyrannei des Nationalen, S. 14ff.; Mettgenberg, Das erste Verbot, S. 235; Walker; Politische Verbrechen und Asylrecht, S. 335, 336; Mangolt, Asylrecht, Sp. 80; Abendroth, Asylrecht, S. 89, 91 f. ; Wierer; Asylrecht, S. 77; Flor; Asylrecht, S. 37. In der Regel wird als erste gesetzliche Normierung Art. 6 des Belgisehen Auslieferungsgesetzes vom 1. 10. 1833 genannt. Dort heißt es: "II sera expressement stipule dans ces traites que l'etranger ne pourra etre poursuivi ou puni pour aucun delit politique anterieur a l'extradition ni pour aucun fait connexe a un semblable delit ni pour aucun des crimes ou delits non prevus par Ia presente loi; si non toute extradition, toute arrestation provisoire sont interdits" (zitiert nach: Hutzenlaub, Asyl, S. 7). Einige Jahre zuvor hatte Art. 18 des Grundgesetzes für die vereinigte landschaftliche Verfassung des Herzogtums SachsenMeiningen vom 23. 8. 1829, bestimmt, daß auf einen Auslieferungsantrag nur Ausländer, die eines gemeinen Verbrechens schuldig sind, das nach dem Recht des Herzogtums strafbar ist, ausgewiesen werden soll. Im Umkehrschluß läßt sich daraus folgern, daß Personen, die eines politischen Verbrechens beschuldigt werden, vor der Auslieferung geschützt sind: Art. 18: "Alle im Staate sich aufhaltenden Fremden, ... , sind den Gesetzen des Landes Gehorsam schuldig und werden wegen der im Land vorgenommenen Handlungen und begangenen Verbrechen nach diesem Gesetz beurteilt./ Sie geniessen, solange sie sich ruhig und gesetzlich verhalten, den Schutz der Gesetze, können aber im entgegengesetzten Fall aus dem Lande verwiesen werden./Verurteilungen wegen Verbrechen ziehen in der Regel die Ausweisung nach sich. Auslieferungen sollen nur verfügt werden, wenn ein Ausländer wegen eines gemeinen Verbrechens, z. B. des Diebstahls, Raubs, Betrugs, Mords, Totschlags, Brandstiftung, welches nach hiesigen Rechten die Verhaftung nach sich zieht, beschuldigt und deshalb die Auslieferung von dem Gerichtshof des Landes, wo das Verbrechen begangen ist, oder der Heimat des Angeschuldigten begehrt wird. Die deshalb schon abgeschlossenen Verträge mit anderen Staaten sind ferner zu beobachten." Zitiert nach: Mettgenberg, Das erste Verbot, S. 240. 14 Bubnoff, Auslieferung, S. 62; Herbold, Asyl im Auslieferungsrecht, S. 38 ff.; Kimminich, Asylrecht und Auslieferungspflicht, S. 175; Wierer; Asylrecht, S. 100; Wollenschläger, Asylrecht, S. 77 ff.

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Kapitel 1: Zum Forschungsstand

ihr Recht auf freie Meinungsäußerung, Religionsausübung oder politische Betätigung geltend gemacht haben, werden seit Anfang des 19. Jahrhunderts in der Regel nicht ausgeliefert, wenn ihnen in der Heimat wegen dieser Taten Gefahr für Leib und Leben oder Bestrafung droht. 15 Problematisch ist die Auslieferungsfrage bei Delikten, die sich nicht genau abgrenzen lassen, also bei gewöhnlichen Straftaten mit politischem Hintergrund oder bei vorgeschobenen Delikten. Überwiegt der politische Charakter, wird auch bei solchen Taten Asyl gewährt. 16 Die Entscheidung darüber fällt der Zufluchtstaat. 17 Bei bestimmten als besonders verabscheuungswürdig angesehenen Taten wird der Grundsatz der Nichtauslieferung durch sogenannte Attentats- oder Tötungsklauseln in vielen nationalen Auslieferungsgesetzen eingeschränkt. 18 Kennzeichen des völkerrechtlichen Asyls ist demnach der Schutz, der einem Ausländer durch den aufnehmenden Staat vor dem Zugriff seines Herkunftslandes gewährt wird. 19 Charakteristisch für politisches Asyl ist der Schutz vor politischer Verfolgung. Politische Verfolgung war in der Geschichte des politischen Asyls zunächst die strafrechtliche Verfolgung von politischer Agitation, revolutionären Umtrieben und dem Kampf für demokratische Rechte. Entwicklung und Bestand des völkerrechtlichen, politischen Asyls ist folglich nicht denkbar ohne den Grundsatz der Nichtauslieferung politischer Verbrecher. 20 Heute spricht man von politischer Verfolgung, wenn fremden Staatsbürgern, die wegen ihrer Rasse, Nationalität, Religion oder wegen ihrer politischen Überzeugung staatlichen Verfolgungsmaßnahmen ausgesetzt sind, ein Aufenthaltsrecht und Schutz vor Auslieferung gewährt wird? 1 Durch die politischen Umbrüche in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und den 1. und 2. Weltkrieg ausgelöste Fluchtbewegungen großer Menschenmengen hatten seit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu verstärkten Bemühungen der internationalen Völkergemeinschaft geführt, einen einheitlichen Asylbegriff zu entwickeln?2 Ergebnis dieser Bemühungen ist Art. 14 der Erklärung der Menschenrechte der UNO vom 10. 12. 1948. Dort heißt es: "1. Jeder Mensch hat das Recht, in anderen Ländern vor Verfolgung Asyl zu suchen und zu genießen. I 2. Dieses v. Münch/ Kunig, GG, Art. 16 Rn. 23. Wierer, Asylrecht, S. 110; Bubnoff, Auslieferung, S. 62 ff.; Grützner, Auslieferung, s. ll7f. 17 Kimminich, Asylrecht und Auslieferungspflicht, S. 175. 18 Lieber, Asylrecht, S. 74 ff.; Flor, Asylrecht, S. 38; Hutzenlaub, Asyl, S. 132 ff. 19 Maaßen, Der Asylbewerber im Völkerrecht, S. 14; Davy, Asyl I, S. 11. 20 Vgl.: v. Münch/Kunig, GG, Art. 16 Rn. 24; Wierer, Asylrecht, S. 100ff.; Kimminich, Asyl und Auslieferung, S. 174 ff. m. w. N.; ders., Asylrecht, S. 49 ff.; Hutzenlaub, Asyl, S. 4 ff. (9), 101; Walker, Politische Verbrechen und Asylrecht, S. 335. 21 Maaßen, Der Asylbewerber im Völkerrecht, S. 13 f.; Abendroth, Asylrecht, S. 90 f.; Kallmeyer, Das politische Asyl, S. 16ff.; v. Münch/Kunig, GG, Art. 16 Rn. 23f.; Marugg, Völkerrechtliche Definitionen, S. 17. 22 Davy, Asyl I, S. 18 ff., 31 ff. ; Wierer, Asylrecht, S. 79 ff. 15

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I. Das moderne völkerrechtliche Asyl

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Recht kann jedoch im Falle einer Verfolgung wegen nichtpolitischer Verbrechen oder wegen Handlungen, die gegen die Ziele und Grundsätze der Vereinten Nationen verstoßen, nicht in Anspruch genommen werden'm. Trotz der Aufnahme des Asylrechts in die Erklärung der Menschenrechte und trotz der Formulierung, jeder Mensch habe das Recht, politisches Asyl zu genießen, wird in der Völkerrechtslehre und -praxis das Asylrecht nicht als individuelles Recht anerkannt: Da Individuen keine Völkerrechtssubjekte sind, kann das völkerrechtliche Asylrecht kein Recht des Einzelnen sein. 24 Träger des Asylrecht ist demnach allein der aufnehmende Staat, dessen Freiheit, Asyl zu gewähren, Ausfluß seiner Souveränität ist. 25 Entgegen anderslautenden Vorstellungen wird das Asylrecht in der herrschenden Lehre auch nicht als Teil der allgemeinen Menschenrechte angesehen.Z6 Der Schutz des Asyls steht nicht allen Flüchtlingsgruppen offen, sondern nur Personen, die vor (politscher) Verfolgung geflüchtet sind. Trotz des Flüchtlingselends im 20. Jahrhundert muß zwischen Asyl, der Aufnahme von Vertriebenen 27 und der Aufnahme anderer Flüchtlinge unterschieden werden. 28 Obwohl es aus menschenrechtlicher Sicht begrüßenswert wäre, besteht eine völkerrechtliche Pflicht, Asyl zu gewähren, mithin ebensowenig29, wie eine Pflicht, alle Person aufzunehmen, die der Hilfe und der Aufnahme bedürfen. Im sogenannten Jahrhundert des FlüchtZitiert nach Ennacora, Menschenrechte, S. 562. Wühler, Asylrecht, S. 13. Auf die Diskussion zu dieser Frage kann hier nicht vertieft eingegangen werden, siehe statt dessen: Amann, Rechte des Flüchtlings, S. 25 ff.; Flor, Asylrecht, S. 41 ff.; Hutzenlaub, Asyl, S. 114ff., 122ff.; /psen, Völkerecht, S. 74ff.; Kälin, NonRefoulment, S. 7; Kimminich, Menschenrechte, S. 63 ff.; Landau, Überlegungen zum Asylgedanken, S. 301 f.; Lieber, Asylrecht, S. 18 ff., 33 ff., 46ff.; Maaßen, Der Asylbewerber im Völkerrecht, S. 17 ff.; Reuter, Kirchenasyl, S. 589 ff.; Seeger, Asylrecht als Menschenrecht, S. 1 ff.; Verdross I Simma, Universelles Völkerrecht, S. 220 ff., 583 ff. m. w. N .; Wollenschläger; Asylrecht, S. 65 f. 25 s.o.: Kapitell. Fn. 4. Weiter: Lieber; Asylrecht, S. 17ff., 27. 26 Vgl.: Seeger; Asylrecht als Menschenrecht, S. I ff.; Lieber, Asylrecht, S. 18ff., 46ff.; Flor, Asylrecht, S. 41 ff. 27 Vertriebene sind zwar insoweit in einer vergleichbaren Situation wie Asylsuchende als sie ebenfalls nicht an ihrem ursprünglichen Wohnort zurückkehren können. Anders als Asylsuchende, bedürfen sie jedoch keines Schutzes vor Auslieferung, da es das Ziel ihres Heimatstaates ist, sich ihrer zu entledigen und nicht etwa sie durch einen Auslieferungsantrag zurückzufordern. Von Flucht spricht man, wenn die angestammte Bevölkerung durch Tun oder Unterlassen des jeweiligen Machthabers gezwungen wird, seine Heimat zu verlassen, für Vertreibung ist der behördliche Ausweisungsbefehl kennzeichnend (Blumenwitz, Flucht und Vertreibung, S. 12 f.; Bülck, Vertreibung, S. 560). Daher können Vertriebene lediglich das Non-Refoulment-Gebot in Anspruch nehmen, das nicht mit der Gewährung politischen Asyls identisch ist. Zur Abgrenzung Flucht und Vertreibung, weiter: Rabl, Recht auf Heimat, S. 189f.; Köhler, Massenvertreibungsverbot, S. 2ff. (4); Münch, Flucht und Vertreibung, s. 113 ff. 28 Für viele: Bade, Ausländer, S. 9 ff. 29 Für viele: Kimminich, Asylrecht und Auslieferungspflicht, S. 175. Auch Art. 16 a GG enthält lediglich eine verfassungsrechtliche und keine völkerrechtliche Verpflichtung. Siehe auch: Seidl-Hohenveldem, Völkerrecht, S. 307 f. 23

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Kapitel 1: Zum Forschungsstand

lings30 hätte es den Staaten Europas zwar gut zu Gesicht gestanden, anknüpfend an christliche Traditionen allen Hilfesuchenden eine Zuflucht zu geben.31 Auch wäre in Anbetracht des Flüchtlingselends eine ,politische Aufnahmepflicht', wie sie beispielsweise von Franz oder Wollenschläger gefordert wird, als Zeichen der Toleranz und Nächstenliebe gewiß erstrebenswert. 32 Eine derartige moralische Pflicht muß jedoch auch künftig vom Rechtsinstitut ,politisches Asyl' unterschieden werden. Wenn Grotius also mit seinen Ausführungen in IBP die Grundzüge des modernen, völkerrechtlichen, politischen Asyls dargelegt hätte, müßte er zum einen ein grenzüberschreitendes Asyl beschrieben haben. Weiter müßte die Person, die Aufnahme und Schutz vor Auslieferung begehrt, ihr Herkunftsland aus Furcht vor Strafe oder anderen Verfolgungsmaßnahmen auf Grund politisch motivierter Taten, Meinungsäußerungen oder Verhaltensweisen verlassen haben und weitere Verfolgungsmaßnahmen befürchten.

II. Geschichte des Asyls und deren Darstellung in der Literatur Die neuere Literatur beschäftigt sich überwiegend mit aktuellen Problemen des jeweiligen nationalen Asylrechts, die hier nicht interessieren. Daneben gibt es Untersuchungen zur Bedeutung des Asyls als Menschenrecht wie Theodor Veiters Asylrecht als Menschenrecht, Reinhard Marx' Die Menschenrechtliche Begründung des Asylrechts oder Fritz Franz' Die Wandlung des Asylrechts vom Souveränitätsrecht des Staates zum Freiheitsrecht des Einzelnen. Weiter erschien in letzter Zeit unter dem Titel Tyrannei des Nationalen eine Sozialgeschichte des Asylrechts beginnend mit dem späten 18. Jahrhundert von Gerard Noiriel. Auch Krockauer; Das Asylantenproblem, S. 80; Kimminich, Asylrecht, S. 18 ff., 30. Vgl.: Landau, Überlegungen zum Asylgedanken, S. 301 ff.; Reuter; Kirchenasyl und staatliches Asylrecht, S. 595 ff. 32 Brugger; Menschenrechte, S. 319ff.; Ermacora, Menschenrechte in der sich wandelnden Welt, S. 69ff.; Franz, Die Wandlung des Asylrechts, S. 136ff.; Krockauer; Das Asylantenproblem, S. 80 f.; Reuter; Kirchenasyl, S. 577 ff.; Van Gerwen, Refugees and Migrants, S. 20ff.; Wollenschläger; Asylrecht, S. 65 f. Exemplarisch für derartige Vorstellungen vor allem in neuerer Zeit ist Franz' Die Wandlung des Asylrechts. Demnach soll sich im Angesicht des Aüchtlingselends auf der Welt das Verbot der Auslieferung zu einem Gebot der Aufnahme gewandelt haben. Da die Zuwanderer nicht mehr in erster Linie aus Furcht vor politischer Verfolgung ihre Heimat verlassen, soll, um die Abschottung Europas gegen Kriegs- und Elendsflüchtlinge zu umgehen, der Begriff des Politischen einer Wandlung unterworfen werden. Da diese Flüchtlinge nicht des Schutzes vor Auslieferung, sondern der Aufnahmebereitschaft bedürfen, muß "die Wahrung des Friedens für das Wesen des Politischen gehalten werden" (S. 137). Geht man von dieser Art "politischen" Asyls aus und verzichtet auf politische Verfolgung und Auslieferungsschutz als begriffsbestimmende Elemente des Asyls, kommt das Asyl wie gewünscht jeder Kategorie von Hilfsbedürftigen zugute. 30

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II. Geschichte des Asyls und deren Darstellung in der Literatur

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zu Problemen, die das Kirchenasyl in modernen Rechtsstaaten wie der Bundesrepublik Deutschland in den letzten Jahren aufwirft, gibt es vermehrt Veröffentlichungen. 33 Die Geschichte des Kirchenasyls ist etwa durch Pierre Timbai Duclaux de Martins Le Droit d' Asile von 1939, das bis heute nichts von seiner Qualität eingebüßt hat, und aktuelle Arbeiten wie Anne Duclouxs Ad Ecclesiam Confugere recht gut erschlossen. Zur Geschichte des diplomatischen Asyls enthalten Heiko Carries Das diplomatische Asyl im gegenwärtigen Volkerrecht und Ulrich Seideobergers Die diplomatischen und konsularischen Immunitäten und Privilegien einen kurzen historischen Teil. Weiter lassen sich- meist ältere- Untersuchungen, die weltliche und sakrale Asylformen bestimmter Epochen oder Regionen behandeln, finden, wie Max Löhrs Das Asylwesen im Alten Testament, Friedrich von Woeß' Das Asylwesen in der Ptolemäerzeit, Eilhard Schlesingers Die Griechische Asylie, Wultbart Zieglers Symbolai und Asylia, Richard Gamaufs Ad Statuam Licet Confugere, Martin Siebolds Das Asylrecht der römischen Kirche mit besonderer Berücksichtigung seiner Entwicklung auf germanischem Boden oder Ortwin Henßlers Formen des Asylrechts und ihre Verbreitung bei den Germanen. Zur Geschichte des völkerrechtlichen Asyls stehen neben neueren, wenig vertiefenden Arbeiten wie Otto Kimminichs Geschichte des Asylrechts34, Horst Kallmeyers Das Politische Asyl oder Michael Wollenschlägers Geschichte und Formen des Asylrechts, bis heute zitierte Standardwerke von unterschiedlicher Qualität wie August Bulmerincqs Asylrecht und Auslieferung, Egidio Reales Le Droit d' Asile oder Henri Walions Du Droit d' Asile zur Verfügung. Aktuelle Arbeiten, welche die Geschichte des völkerrechtlichen Asyls von seinen Anfangen bis heute anhand von ausreichendem Quellenmaterial darstellen, stehen nicht zur Verfügung. 1. Die Herkunft des Wortes Asyl

Der Terminus ,Asyl' geht auf das lateinische asylum zurück, das seinerseits auf den altgriechischen Worten äouA.o~ und aouA.ta beruht. Abgeleitet von der Wurzel sul- und den daraus gebildeten Worten ouA.ov, OUA'll und ouA.av, mit denen eine gewaltsame Wegnahme bezeichnet wird, bedeutet das Adjektiv äouA.oc;, von einer Gewalttat verschont zu bleiben. 35 Ein äovA.o~ -ron:o~ war ein Ort, an dem es ver33 Siehe etwa die kürzlich erschienene Dissertation von M. Müller Rechtsprobleme beim ,Kirchenasyl' oder Geis' Aufsatz zum Kirchenasyl im Demokratischen Rechtsstaat. Weiter: Guth/ Rappenecker; Kirchenasyl; Nagel, Flüchtlinge und Kirchenasyl; Reuter; Kirchenasyl und staatliches Asylrecht. 34 Kimminich hat sich mehrfach mit der Geschichte des Asyls beschäftigt: Kimminich, Asylrecht und Auslieferungspflicht; ders., Asylrecht; ders., Geschichte des Asylrechts; ders., Probleme des Asylrechts. 35 Dreher, Asyl in der Antike, S. 80; Schlesinger, Asylie S. 4, 69 ff. Ähnlich: W Ziegler, Asylia, S. 90, der aber entgegen Dreher und Schlesinger davon ausgeht, daß schon früh auch die Unverletzlichkeit eines Heiligtums mit äauA.o~ bezeichnet wurde.

3 Tießlcr-Marenda

Kapitel 1: Zum Forschungsstand

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boten war, Personen oder Sachen wegzuführen. 36 Die aouA.ta ist ein Zustand des ,Geschütztseins '. 37 2. Ursprünge

Als erste Form des Asyls wird das Asyl in einer sakral-magischen Phase angesehen?8 Es soll dem Empfinden entsprungen sein, daß der Mensch an Orten, wo man sich der Gottheit nahe glaubt, vor gewaltsamen Angriffen sicher sein müsse. 39 Weiter soll es eine Reaktion auf Blutrache40, Fehden und Gesetzlosigkeit gewesen sein, da die Berufung auf göttliche Autorität Schutz vor Verfolgung versprochen habe41 . Wer sich zu einer geheiligten Stätte geflüchtet hatte, durfte nicht ergriffen, verletzt oder getötet werden.42 Neben der Flucht zu einem Heiligtum, soll auch die Flucht zu einer anderen Sippe oder einem anderem Volk unter Umständen Sicherheit vor (Straf)verfolgung geboten haben. 43 Laut Kimrninich hat der Mensch das Leben in der Gemeinschaft gesucht, so daß sich Sippen bildeten, die dem einzelnen Schutz boten und eine gewisse rechtliche Organisation herausbildeten. 44 Um den Zusammenhalt in der Gruppe zu festigen, sollen Fremde ausgegrenzt worden und rechtlos gewesen sein. Schutz hat so nur die eigene Sippe geboten, die Flucht zu einer anderen Sippe war risikoreich. Gelang es allerdings von einer anderen Sippe aufgenommen zu worden, genoß man auch deren Schutz.45 Ein derartiger Zustand der völligen Abgrenzung der Sippen konnte, so es ihn je gegeben hat, nicht von Dauer sein. Hauptgrund für die Aufnahme friedlicher Kontakte soll bei fast allen Kulturen der Aufbau von Handelsbeziehungen gewesen sein. Um diese möglich zu machen, mußte die Stellung von Fremden geklärt werden, was zwangsläufig zu Regelungen zum Rechtsstatus Fremder geführt hat. 46 Schlesinger, Asylie, S. 1-10; W. Ziegler, Asylia, S. 66ff. Dreher, Asyl in der Antike, S. 80. 38 U. a.: Kimminich, Asylrecht, S. 7, 8 m. w. N.; ders., Geschichte des Asylrechts, S. 23 ff.; Dann, Ursprung des Asylrechts, S. 327 ff. (331); Theler, Asyl, S. 15 ff. 39 Dann, Ursprung des Asylrechts, S. 327. 40 Kimminich, Geschichte des Asylrechts, S. 26m. w. N. Von einem Zusammenhang zwischen Blutrache und Asyl gehen aus: Siebold, Asylrecht der römischen Kirche, S. 5 ff.; Frauenstädt, Blutrache und Todtschlagsühne, S. 41 f.; Dann, Ursprung des Asylrechts, S. 331 ; Fuld, Asylrecht, S. 102; Löhr, Asylwesen im AT, S. 177; Henßler, Asylrecht, Sp. 244; Dudda, Asylrecht im AT, S. 34 f.; Fuld, Asylrecht, S. 133; Flor, Asylrecht, S. 23. 41 Dieser religiöse Ursprung wird von den meisten Autoren betont. Für viele: Wollenschläger; Asylrecht, S. 56 m. w. N. 42 Dann, Ursprung des Asylrechts, S. 329; Flor; Asylrecht, S. 12. 43 Hutzenlaub, Asyl, S. 4, 5, 29. 44 Kimminich, Asylrecht, S. 8 f.; ders., Geschichte des Asylrechts, S. 24 ff. 45 Schlesinger, Asylie, S. 32; Nußbaum, Völkerrechtsgeschichte, S. 1; Britsch, Der Fremde, S. 13; Fuld, Stellung der Fremden, S. 7 f., 13; Frisch, Fremdenrecht, S. 5; Holtzendorf Auslieferung der Verbrecher, S. 4; Schlesinger; Asylie, S. 10 f. 36

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II. Geschichte des Asyls und deren Darstellung in der Literatur

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Quellen zum Beleg dieser Ansichten werden von der Literatur nicht angeboten und dürften sich auch nicht finden lassen, da sich die sakral-magische Phase in einem urzeitliehen Dunkel ohne schriftliche Überlieferung befindet. 3. Vorklassische Antike (1450-550 v. Chr) Der bisher älteste im Wortlaut überlieferte Staatsvertrag, der um die Mitte des 3. Jahrtausends v. Chr. zwischen den Königen von Ebla und Assur geschlossen wurde, enthält ein Freundschafts- und Handelsabkommen und regelt Bußen bei Delikten, die sich Assyrer und Eblaiten zugefügt haben. 47 Aus der vorklassischen Antike kennen wir mehrere zwischenstaatliche Verträge48 , die Regelungen zur Behandlung, Auslieferung und Bestrafung von Flüchtlingen enthalten. So heißt es im Friedensvertrag zwischen Ramses II. und Hattuschil II. aus dem Jahr 1270 v. Chr. unter anderem: "Wenn ein Mann aus dem Lande Ägypten flieht ... und zu dem großen Fürsten von Chatti kommt, so soll der große Fürst von Chatti ihn festnehmen, und er soll ihn wieder zurückbringen lassen ... Der Mann, den man zu Ramses, ... , dem großen Herrscher von Ägypten zurückbringen wird, an dem soll sein Vergehen nicht geahndet werden. . .. Ebenso: wenn ein Mann aus dem Lande Chatti flieht ...".49 Der Flüchtling mußte demnach zwar ausgeliefert werden, wurde aber nicht bestraft. Die Straffreiheit scheint sich auch auf vor der Flucht begangene Vergehen, nicht nur auf die Flucht selber zu beziehen. 50 Die Auslieferungspflicht beruhte auf Gegenseitigkeit. In einigen Mitte des 14. Jahrhunderts v. Chr. zwischen hethitischen Herrschern und verschiedenen kleinasiatischen Vasallenstaaten abgeschlossenen Verträgen51 finden wir hingegen Regelungen wie die Folgende: "Wenn ein Aüchtling aus dem Lande Chatti ... zu dir kommt, so nimm ihn fest und liefere ihn aus. Wenn ... ein ,Mann der langen Waffe' oder ein Adliger in das Land Chatti flüchtenderweise kommt, so gebe ich ihn dir nicht zurück, aus dem Lande Chatti einen Flüchtling zurückzugeben ist nicht rechtens. Wenn es aber ein Landarbeiter, ... oder was immer für ein Handwerker ist . .. , so nehme ich ihn fest und gebe ihn dir zurück". 5 2 Der mächtigere hethitische Herrscher nahm für sich in Anspruch, daß ihm alle geflohenen Untertanen auszuliefern waren, während er 46 Fuld, Stellung der Fremden, S. 7; Wollenschläger, Asylrecht, S. 59; Kimminich, Geschichte des Asylrechts, S. 28. 47 K.-H. Ziegler, Völkerrechtgeschichte, S. 15. 48 Die genaue Datierung ist unsicher, vgl.: Kimminich, Völkerrecht, S. 57; Mettgenberg, Vor 3000 Jahren, S. 24; Löhr, Asylwesen im AT, S. 178 ff. Weitere Beispiele für Verträge aus dieser Zeit: Löhr. a. a. 0. 49 Zitiert nach: Löhr. Asylwesen im AT, S. 179. 50 K.-H. Ziegler, Völkerrechtsgeschichte, S. 19; Mettgenberg, Vor 3000 Jahren, S. 29. 51 Allgemein zu diesen Verträgen: Korosec, Hethitische Staatsverträge. 52 So im Vertrag zwischen Murschilisch II und Targaschnallisch, zitiert nach: Löhr. Asylwesen im AT, S. 179. 3*

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Kapitel I : Zum Forschungsstand

eine Auslieferung von Adligen verweigerte. 53 Da er aber selbst mit Vasallen ein Vertrag dariiber abschloß, scheint es keine allgemeingültige Auslieferungspflicht gegeben zu haben. Auf Gegenseitigkeit beruhten die vereinbarten Auslieferungspflichten nur, wenn sich vergleichbar starke Herrscher gegenüber standen, wie im Vertrag zwischen Ramses und Hattuschil. Neben den genannten Verträgen ist aus jener Zeit das alttestamentarische Asylwesen überliefert. 54 Im mosaischen Recht finden sich Gesetze zu sogenannten Asylstätten wie Altäre und Asylstädte. 55 Diese Zufluchtsstätten dienten der Eindämmung von Blutrache56 und standen auch Fremden offen57• Sie waren nicht mit einem magisch-sakralen Tabu versehen, das unabhängig von der Frage von Schuld und Sühne zu Unverletzlichkeit führte. Schutz gewährt wurde nur dem, der ohne Vorsatz getötet hatte, einem Mörder hingegen nicht. 58 Im Gegensatz zu den genannten altorientalischen Rechtsanschauungen59 sollten auch entlaufene Sklaven an ihrem Zufluchtsort bleiben können und nicht ausgeliefert werden60• Das Verbot, die Sklaven an ihren Herren auszuliefern, wird nicht im Zusammenhang mit den Asylstätten aufgestellt, und ist "deshalb nicht als Asylrecht heiliger Orte" anzusehen. 61 Es hatte weltlichen Charakter. Das Gebot, entflohene Sklaven aufzunehmen, richtete sich in seinem zweiten Teil nicht an eine Zu diesen Verträgen siehe auch: Korosec, Hethitische Staatsverträge, S. 80 ff. Ausführlich zum alttestamentarischen Asyl: Löhr; Asylwesen im AT; W Bader, Asyl im Alten Testament. Nicolsky spricht das Asylrecht für "Verbrecher ... , Sklaven, ... Politiker, . .. Vertriebene und Verfolgte aller Art" nur kurz an und beschränkt sich weitgehend auf Mörder und Totschläger: Nicolsky, Asylrecht in Israel, S. 147. Weiter: Dudda, Asylrecht im AT, S. 32 ff.; Greenberg, Biblical Conception of Asylum, S. 125 ff.; Siebold, Asylrecht der römischen Kirche, S. 9 ff.; Wollenschläger; Asylrecht, S. 57 ff.; Timbat Duclaux de Martin, Asile, s. 8ff. 55 Altäre: 2. Mose (Exodus), 21, 12 ff.; 1. Reg. 2, 28 ff. Städte: 4. Mose (Numeri), 35, 6 ff.; 5. Mose (Deuteronomium), 4, 41 - 43; 5. Mose 19, 1 - 13; Jos., 20, 2- 9; 21, 13. Siehe auch: Löhr; Asylwesen im AT, S. 209 f.; Dudda, Asylrecht im AT, S. 34. 56 4. Mose (Numeri), 35, 25; 5. Mose (Deuteronomium), 19, 6; Jos., 20, 3; Dudda, Asylrecht im AT, S. 34 f. 57 4. Mose (Numeri), 35, 15; Jos. 20, 9. 58 2. Mose (Exodus), 21, 14; 5. Mose (Deuteronomium), 19, 11 f.; Dudda, Asylrecht im AT, S. 34; ausführlich: Nicolsky, Asylrecht in Israel, S. 147 ff. 59 Dazu auch: Cardellini, Biblische Sklavengesetze, S. 278 f.; Dudda, Asylrecht im AT, S. 36; Löhr; Asylwesen im AT, S. 186. 60 5. Mose (Deuteronomium), 23, 16 f. (Entspricht in alter Zählweise 5. Mose 23, 15 f., da dort der Satz, der in neueren Übersetzungen 23, 1 bildet, zu 5. Mose 22 gezählt wird. Vgl. etwa die Lutherbibel oder die Vulgata). 5. Mose (Deuteronomium), 23, 16 (Zürcher Bibel): "Du sollst einen Sklaven, der sich vor seinem Herrn zu dir flüchtet, nicht seinem Herrn ausliefern." Cardellinis Übersetzung des hebräischen Textes folgt dem ursprüngliche Satzaufbau und lautet: "du sollst nicht ausliefern einen Sklaven seinem Herrn, wenn er geflohen ist zu dir weg von seinem Herrn.": Cardellini, Biblische Sklavengesetze, S. 278. Zur Auslieferung entflohener Sklaven, siehe auch: Löhr; Asylwesen im AT, S. 185 f. 61 Robbers, Kirchliches Asylrecht, S. 32; Löhr; Asylwesen im AT, S. 186. 53

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Einzelperson, sondern an das Volk Israel. 62 Es sollte dem geflüchteten Sklaven gestatten werden, an dem Ort Israels zu bleiben, den er sich aussucht63 und er sollte, wenn er dann in Israel wohnte, nicht bedrückt werden. Es scheint sich hier um Sklaven aus dem Ausland zu handeln. Sonst wäre die Regelung, daß der Sklave sich irgendeinen Wohnort aussuchen kann, an dem er völlig frei von Repressionen leben kann, recht eigenartig. Bei einem Sklaven, der innerhalb Israels flieht, würde das bedeuten, daß er sich auch an dem Ort niederlassen und frei leben könnte, von dem er zuvor geflohen ist. Das hätte letztlich die Abschaffung der Sklaverei bedeutet. Das hebräische Wort für Sklave64 kann auch mit ,fremder Untertan' übersetzt werden65 . Dies ist einer der Gründe, warum Autoren wie Löhr und Falk die Ansicht vertreten, alle fremden Untertanen, die in Israel Schutz suchten, und nicht nur Sklaven haben Asyl erhalten. 66 Es läßt sich aus dem Textzusammenhang heraus nicht feststellen, ob diese Auffassung zutrifft, da der genannte Text bei den vermischten Gesetzen steht, die keiner systematischen Ordnung folgen. Eine Aufnahmepflicht allen Fremden gegenüber wird von Löhr jedoch nicht nur mit dieser Stelle begründet. Er führt daneben die sakrale Pflicht zur Gastfreundschaft an. Diese soll sich zu einer vor allem dem Handelsverkehr zu gute kommenden, profanrechtlichen Einrichtung entwickelt haben. 67 Die Beispiele, die von Löhr für diese Form des Fremdenasyls genannt werden, zeigen denn auch, daß es nicht das Ziel war, Fremde vor Auslieferung oder Strafe zu schützen, sondern die Rechtsstellung der Fremden den Einheimischen gegenüber zu sichem.68 Im übrigen sollen entsprechend den hethitischen Verträgen angesehene und bewaffnete Überläufer nicht ausgeliefert worden sein.69 Selbst politische Verbrecher sollen Schutz vor Auslieferung erhalten haben. 70 Die genannten Beispiele betreffen die Aufnahme der Eltern König Davids beim König von Moab71 und des vor Saul flüchtenden David durch König Akisch von Gath72 • Weiter wurden 600 So auch: Cardellini, Biblische Sklavengesetze, S. 279. 5. Moses (Deuteronomium), 23, 17: "Bei dir soll er bleiben dürfen an dem Orte, den er sich in einer deiner Ortschaften, wo es ihm gefallt, aussucht; du darfst ihn nicht bedrücken."; Cardellini, Biblische Sklavengesetzte, S. 278: "Wohnt er dann bei dir in deiner Mitte, so sollst du ihn nicht bedrücken". 64 Cardellini, Biblische Sklavengesetze, S. 278. 65 So z. B. in 5. Moses (Deuteronomium), 23, 16, Einheitsübersetzung: "Du sollst einen fremden Untertan, der vor seinem Herrn bei dir Schutz sucht, seinem Herrn nicht ausliefern". 66 Löhr; Asylwesen im AT, S. 187; Falk, Asylrecht, S. 318; Wollenschläger; Asylrecht, S. 58. Nicolsky bezieht 5. Moses 23, 16 f. nur auf Sklaven: Nicolsky, Asylrecht in Israel, S. 147. 67 Löhr; Asylwesen im AT, S. 187; Falk, Asylrecht, S. 318; Dudda, Asylrecht im AT, S. 36. 68 Löhr; Asylwesen im AT, S. 187 ff. 69 Löhr; Asylwesen im AT, S. 182 f.; Dudda, Asylrecht im AT, S. 33; Wollenschläger; Asylrecht, S. 58. 70 Löhr; Asylwesen im AT, S. 182 ff.; Kallmeyer; Das politische Asyl, S. 18. 71 Sam. I, 22, 3 f. n Sam. I, 27, I f. 62

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Kapitel 1: Zum Forschungsstand

Gathiter, die sich aus unbekannten Gründen im Exil befanden, durch König David aufgenommen. 73 Diese Fälle sind zu unterschiedlich, als daß sich daraus eine allgemeine Regel ableiten ließe. 74 Gegen regelmäßig gewährtes politisches Asyl spricht, daß in den genannten Beispielen eine Auslieferung der Geflohenen nicht begehrt wird. Es gibt hingegen alttestamentarische Beispiele für erfolgreich geltend gemachte Auslieferungsbegehren. So wurde etwa der nach Ägypten geflohene Prophet Uria von dort ausgeliefert. 75 Gegen den Schutz von politischen Verbrechern vor Auslieferung spricht auch, daß innerhalb Israels die Flucht an einen Altar bei Hochverrat keine sichere Zuflucht bot, weil der Schutz vor politischer Verfolgung in den Asylgesetzen nicht als Asylgrund genannt wurde. 76 Nach mosaischen Recht konnten mithin Totschläger der Blutrache entgehen, indem sie in eine der festgelegten Asylstätten flohen. Mörder, Hochverräter oder politische Opponenten wurden nicht geschützt. Auch Sklaven konnten sich ins Asyl flüchten. Fremde Sklaven erlangten, wenn sie nach Israel flüchteten, die Freiheit. Rebellen aus anderen Ländern wurden aufgenommen. Ob sie vor Auslieferung geschützt worden wären, läßt sich aus den biblischen Beispielen nicht eindeutig beantworten, weil in der Regel keine Auslieferung verlangt wurde.

4. Altgriechische und hellenistische Zeit (600-168 v. Chr)

Die Grundlage des altgriechischen Asyls im religiös begründeten Schutz, der an heiligen Orten bestand, wird nicht nur von Wenger betont. Demnach schützte das Heilige an diesen Orten vor jedem Zugriff.77 Dieser sakrale Schutz wurde zunächst als Hiketeia bezeichnet. 78 Die Bezeichnung Hiketeia leitet sich vom LlCE"tTJ~, dem Schutzflehenden bzw. der Schutzbitte, der Hikesia ab, die wiederum aus den Worten L1CE08m bzw. LKW, was ,kommen, gelangen, erreichen' bedeutet, hervorgegangen sind. 79 Wegen dieser Ableitung wird angenommen, daß der LlCE"tfJ~ ursprünglich ein Ankömmling, ergo ein Fremder war, der unter Berufung auf das göttliche Gastrecht, symbolisiert durch den Schutzgott Zeus Hikesios, um Hilfe oder Schutz nachsuchte.80 Die Schutzbitte war folglich nicht unbedingt mit Schutz vor Verfolgung verbunden. Mit ihr konnten Menschen, die unverschuldet ins Unglück geraten waren, die Gewährung von Zuflucht und Hilfe erreichen. 81 So gilt die Bitte Sam. II, 15, 18 f. Vgl.: Löhr; Asylwesen im AT, S. 183. 75 Jer. 26,20-23. Vgl: Dudda, Asylrecht im AT, S. 36f.; Löhr; Asylwesen im AT, S. 184. 76 I. Reg. 2, 28 ff. Vgl. W. Bader; Asyl im Alten Testament, S. 35 ff. (38). 77 Wenger; Asylrecht, Sp. 837. Siehe auch: Schlesinger; Asylie, S. 28 ff.; Wij3mann, Asylrecht I, S. 315 ff. 78 Schlesinger; Asylie, S. 32 ff. 79 Frisk, Etymologisches Wörterbuch, "LJCE't1]~". S. 717. 80 Dreher; Asyl in der Antike, S. 84. 73

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des Odysseus um Schutz und Aufnahme bei den Phäaken als eines der frühesten Beispiele für die Hikesie. 82 Als Beispiel der klassischen Ausprägung der Hikesie kann auf die attischen Dramen und dabei insbesondere auf die Hiketiden des Aischylos verwiesen werden. 83 Aischylos beschreibt im erhaltenen Teil der Hiketiden die Flucht des Danaos und seiner Töchter, den Danaiden, nach Argos. Sie erbitten dort bei Pelasgus unter Berufung auf die Hikesia84 Schutz vor den Aigyptiden85 und erhalten diesen86. Das Thema der Gewährung von Zuflucht an Schutzflehende ist beispielsweise auch in dem Drama Herakleida von Euripides zu finden. 87 Beide Dramen dienten als zeitgenössische Propaganda Athens im Peloponnesischen Krieg. Die Aufnahme von Schutzflehenden sollte die Überlegenheit des demokratischen Systems über das tyrannische Sparta zeigen. 88 Daß es Athen schon immer besonders ausgezeichnet habe, Menschen zu helfen, die durch Krieg, Parteikämpfe oder aus anderem Grund in Not um Hilfe, Schutz und Zuflucht bitten, war ein zeitgenössisches Eigenlob der Athener89, das auch bei Thukydides90 oder Xenophon91 zu finden ist. Der Schutz durch die Hiketeia beruhte anders als die Hikesie auf der Flucht in ein Heiligtum oder zu einem Altar, deren Unverletzlichkeit dem Flüchtling Sicherheit davor bot, gewaltsam ergriffen zu werden. Die Hiketeia stand allen, ob Verbrecher, Sklave92 oder Fremdling, offen. In Kriegen kam sie der bedrängten Zivilbevölkerung, aber auch Soldaten zugute, bei inneren Konflikten auch politischen Aktivisten. 93 Ziel der Hiketeia war es, unter Mitwirkung der Priester einen Ausgleich zwischen dem Schutzsuchenden und seinen Verfolgern herbeizuführen. 94 Ein geflohener Sklave fand Sicherheit bis zur Entscheidung über die Berechtigung seiner Klagen und, wenn sie begründet waren, bis zum Verkauf an einen anderen Herm. 95 81 Diodorus, Griechische Weltgeschichte, XIII, 29 (6), S. 210; Schlesinger; Asylie, S. 32f.; Dreher; Asyl in der Antike, S. 84. 82 Dreher, Asyl in der Antike, S. 84. 83 Dreher, Asyl in der Antike, S. 85. Schlesinger, der nicht zwischen Hikesie und Hiketeia unterscheidet, verweist ebenfalls auf Aischylos: Schlesinger, Asylie, S. 34f. 84 Aischylos, Hiketiden, S. 82, Z. 347: " ... ZI']VO