Einrichtungen der sozialen Sicherung in der griechischen und römischen Antike: unter besonderer Berücksichtigung der Sicherung bei Krankheit [1 ed.] 9783428421046, 9783428021048


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German Pages 308 [309] Year 1969

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Einrichtungen der sozialen Sicherung in der griechischen und römischen Antike: unter besonderer Berücksichtigung der Sicherung bei Krankheit [1 ed.]
 9783428421046, 9783428021048

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MARINA ELISABETH PFEFFER

Einrichtungen der sozialen Sicherung in der griechischen und römischen Antike unter besonderer Berücksichtigung der Sicherung bei Krankheit

VERSICHERUNGSFORSCHUNG Schriftenreibe für internationalen Gedankenaustausch über sozial· und privatwirtschaftliehen Versicherungsschutz Begründet von Professor Dr. Dr. Walter Rohrheckt Fortgeführt von Professor Dr. Paul Braeß

Heft 5

Einrichtungen der sozialen Sicherung in der griechischen und römischen Antike unter besonderer Berücksichtigung der Sicherung bei Krankheit

Von

Dr. Marina Elisabeth Pfeffer

DUNCKER

&

HUMBLOT

1

BERLIN

Alle Rechte vorbehalten

© 1969 Duncker & Humblot, Berlin 41

Gedruckt 1969 bei Berliner Buchdruckerei Union GmbH., Berlin 61 Prlnted in Germany

Vorwort Es handelt sich bei dieser Veröffentlichung um die überarbeitete Fassung der Dissertation, mit der die Verfasserin am 2. März 1967 zum Dr. rer. pol. in der Wirtschafts- und sozialwissenschaftliehen Fakultät der Universität zu Köln promoviert hat. Herzlicher Dank gebührt zunächst Herrn Professor Dr. Wilfrid Schreiber, Ordinarius für Sozialpolitik und Direktor des Forschungsinstituts für Einkommenspolitik und Soziale Sicherung an der Universität zu Köln, der freundlicherweise bereit war, diese Dissertation anzunehmen, mit Rat und Tat zu unterstützen und schließlich zur Reife zu führen. Angeregt wurde diese Untersuchung durch Herrn Privatdozent Dr. Phitipp Herder-Dorneich, dem damaligen Leiter des Instituts, jetzt ordentlicher Professor für Nationalökonomie und Sozialpolitik an der Universität Innsbruck/Österreich. Er hatte den Gedanken, Systeme der Sozialen Sicherung aus der Geschichte mit dem gegenwärtigen System von heute in einer neuen Sicht, wie in der Einleitung noch näher ausgeführt werden wird, zu vergleichen. Die Verfasserin schuldet ihm für seine eingehende Beratung herzlichen Dank. Wertvolle Hilfestellung erfuhr sie auch von Herrn Professor Dr. Hermann Kellenbenz und seinen Mitarbeitern, der den wirtschafts- und sozialgeschichtlichen Teil der Arbeit überprüft hat. Hierfür möchte die Verfasserin ihm herzlichen Dank sagen. Herr Professor Dr. Paul Braeß hat sich großzügig bereit erklärt, diese Dissertation in seine Schriftenreihe "Versicherungsforschung" aufzunehmen, wofür ihm die Verfasserin ganz besonders herzlich danken möchte. Ein besonderes Dankeswort gilt auch Herrn Dr. Franz Büchner, Präsident der Hamburger Feuerkasse, der diese Untersuchung von der versicherungshistorischen Seite her überprüft und besonders wohlwollend gefördert hat. Herrn Professor Dr. Erwin Seidl, Ordinarius für Römisches Recht an der Universität zu Köln, dankt die Verfasserin für zahlreiche Anregungen zur antiken Rechtsgeschichte. Sachkundiger Rat wurde der Verfasserin durch verschiedene Mitglieder des Instituts für Altertumskunde der Universität zu Köln zuteil,

Vorwort

6

von denen sie über die Literaturkritik hinaus wertvolle Anregungen aufgreifen konnte. So möchte sie nicht zuletzt auch drei Studierenden dieses Instituts für die zahlreichen Übersetzungen der griechischen und lateinischen Quellen danken. Ebenso möchte sie Herrn Professor Dr. Otto Hiltbrunner, Institut für Altertumskunde der Universität Münster, herzlich danken für seine eingehende Beratung in vielen Einzelfragen. Die medizinische Seite der Arbeit hat dankenswerterweise Herr Privatdozent Dr. Berthold Mikat, Berlin- Wiesbaden, überprüft. Frau Dr. phil. Dr. med. Marielene Putscher, Assistentin am Institut für Medizingeschichte der Universität zu Köln, verdankt die Verfasserin wertvolle Informationen zum Kapitel "Asklepioskult". Ihr Dank gilt auch den Seminarbibliotheken der verschiedensten Fachrichtungen sowie insbesondere der Universitätsbibliothek Köln, die in mühevoller Kleinarbeit der Verfasserin dazu verholfen haben, schwer zu ermittelndes Quellenmaterial aufzufinden und zu beschaffen. Zum Schluß seien noch diejenigen Stellen dankend erwähnt, die die Veröffentlichung dieser Dissertation in Form von Druckkostenzuschüssen großzügig gefördert haben. Es sind dies: Die Hamburger Feuerkasse, das Diakonische Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland und die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät der Universität zu Köln. Ein Doktorand des Germanistischen Seminars der Universität zu Köln hat die sprachliche und stilistische Seite der Arbeit überprüft und auch die Durchsicht der Korrekturfahnen zusammen mit Studierenden des Instituts für Altertumskunde und des Seminars für Sozialpolitik vorgenommen. Köln, im Dezember 1968

Marina Elisabeth Pfeffer

Inhaltsverzeichnis I. Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

13

Problemstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sozialwissenschaftlich-methodologische Vorbemerkungen . . . . . . . . Sozialpolitische Vorbemerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Medizinhistorische, versicherungswissenschaftliche und sozialrechtliche Vorbemerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5. Wirtschafts- und sozialgeschichtliche Vorbemerkungen . . . . . . . . . . 6. Althistorisch-methodologische Vorbemerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . 7. Literaturkritische Vorbemerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

13 14 14

1. 2. 3. 4.

16 17 18 19

II. Darstellung der Einrichtungen der sozialen Sicherung in der griechischen und römischen Antike unter besonderer Berücksichtigung der Sicherung bei Krankheit . .. . . . .. . . . . . .. . . . . . . . . . .. . . . . . . .. . . . . 21 A. Griechenland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . • . . . . . . . . . . . . . . . .

21

1. Asklepioskult . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Verbreitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Organisation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Finanzierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

22 23 23 26 27 30 31 33 37 38

2. Öffentlich angestellte Stadt- und Gemeindeärzte . . . . . . . . . . . . . . . . a) Wahlverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Besoldung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Privilegien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Aufgaben und Pflichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Einzelne Herren als Träger des Einkommensausfalls infolge von Krankheit, Invalidität, Alter und Tod . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Eranosgesellschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Entstehungszeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Verbreitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Rechtsgrundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Organisation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aa) Vereinsstatuten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . bb) Mitgliederbestimmungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . cc) Verwaltungsbestimmungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . e) Finanzierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . f) Leistungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5. Staatliche Kriegsinvaliden- und Hinterbliebenenver sorgung . . . . . . 6. Staatliche Versorgung der Alten, Kranken und Erwerbslosen . . . . a) Verteilungsm odalitäten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Höhe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

44 47 51 51 51 52 52 53 55 57 59 61 63 63 64

Inhaltsverzeichnis

8

c) Dauer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 d) Finanzierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 7. Staatliche Geldspenden der Theorika . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 a) Verteilungsmodalitäten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 b) Höhe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 c) Finanzierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 d) Verbreitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 8. Staatliche Naturalspenden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 a) Unregelmäßige Getreidespenden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 b) Regelmäßige Getreidespenden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78 9. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79 B. Rom

83

1. Öffentlich angestellte Stadt- und Gemeindeärzte ....... . ....... .

84 84

2. 3. 4.

5.

6. 7.

a) Gemeindeärzte im römischen Reich . .... . . .................. . aa) Wahlverfahren .. ....... . .......... ... ................ . . . bb) Besoldung ...... .. .................. . .................. . cc) Privilegien .. . . .. ..... .. ........... .. .... . ........ ... ... . b) Stadtärzte in Rom und Konstantinopel ... .................. . aa) Wahlverfahren ... . . . ...... . ... .. ......... . ....... ... ... . bb) Besoldung . . .... . ..................... .. ........ ... .... . cc) Privilegien ...................................... .. ..... . c) Gemeinsame Aufgaben und Pflichten .. . .. .......... . . . ... .. . Valetudinarien a) Private Valetudinarien .. . .. . .. .. .. . .... . ............. ... ... . b) Militärvaletudinarien .. ... . ... . .............. . . . ..... ... .... . Der Dominus als Träger des Einkommensausfalls infolge von Krankheit, Invalidität, Alter und Tod . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Collegia tenuiorum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Entstehungszeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Verbreitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Rechtsgrundlagen ................. ... ...... . ............ ... d) Organisation . ........ . . ... . ... ........ ..... . . . ....... ... . .. . aa) Vereinsstatuten . .... .. ......... . . . ...... . ... . ....... ... bb) Mitgliederbestimmungen . . .. .. .... .. ...... .. ............ cc) Verwaltungsbestimmungen . . .. . ............... . ....... .. e) Finanzie,rung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . f) Leistungen ........................ . . .. ... . ............... ... Staatliche Alimentationenstiftungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Verbreit ung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Empfänger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Höhe ....... . . . . ... . ...... . . .... ...... .. . .. ....... .... ... . . d) Finanzierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . e) Organisation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Staatliche Veteranenversorgung ......... ... ................. .. . Staatliche Geldspenden der Congiarien .. . ... .................. . . a) Anlaß . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Empfänger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Höhe . . . . ... .... .. .. . .. . ....... . . . . . .. . . . .. ...... .. . ... ...... d) Finanzierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

85

86 87

89 89 91 92 93 95 96

99 102 104 107 108 108 111 111 111 113 114 115 122 124 124 125 125 126 127 128 129 129 129 130

Inhaltsverzeichnis 8. Staatliche Naturalspenden (Annonen oder Frumentationen) a) Entstehung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Anlaß ......... . . ... . ...... .. .. .. . . . . . .. .. . . .... ..... . . ... . . c) Dauer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Verbreitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . e) Empfänger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . f) Umfang ......... . ........................................ . . g) Finanzierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . h) Organisation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9. Zusammenfassung ... ... ............... . ........................

9 131 131 133 133 133 133 136 137 138 141

DI. Einrichtungen der sozialen Sicherung in der griechischen und römischen Antike im Vergleich mit den Einrichtungen der sozialen Sicherung von heute .... .... .............. ... ...... . ........... ... 144 1. Ein Vergleich der verschiedenen sozialen Sicherungseinrichtungen zum Schutz gegen das Risiko Krankheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Ein Vergleich der Träger, der Mitglieder, der Finanzierung und der Funktionen .... ... .............. ... ........ . ... . ......... aa) Ein Vergleich der Träger . . ..... .. . . ....... . ........ . . . . . bb) Ein Vergleich der Mitglieder ... . . . . . ......... . ... .. .. ... cc) Ein Vergleich der Finanzierung ..................... . .. . . dd) Ein Vergleich der Funktionen ... . . .. ............. . . . ..... b) Ein Vergleich der Elemente und Strukturen . . . . . . . . . . . . . . . . . . aa) Elementaranalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . bb) Strukturanalyse . . ........ .. ....... . . . ... .. . . .. . . . . .. ... 2. Ein Vergleich der sozialen Sicherungseinrichtungen durch Solidargemeinschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Ein Vergleich der sozialen Einr ichtungen der ökonomischen Risikodeckung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aa) Ein Vergleich der Mitglieder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . bb) Ein Vergleich der Finanzierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . cc) Ein Vergleich der Funktionen ....... . . ......... . . ... ... . . b) Ein Vergleich der sozialen Einrichtungen der Sterbe- und Hinterbliebenensicherung ...... . ................ . ..... .. . ... . aa) Ein Vergleich der Mitglieder . ............... . ... ... ..... bb) Ein Vergleich der Finanzierung .......... .. .. . . . .. .... .. . cc) Ein Vergleich der Funktionen ....... .. ........... . . . ..... c) Ein Vergleich der sozialen Sicherungseinrichtungen der ökonomischen Risikodeckung mit denjenigen der Sterbe- und Hinterbliebenensicherung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aa) Freie Vereinsbildung . . . . .. ... . ....... ... . .. ......... ... . bb) Risikoausgleich . . . ... .. ........ .. ...... . . .. ... . .......... cc) Komplementarität der Leistungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . dd) Fremd bestimmte intermediäre Organisation . . . . . . . . . . . . ee) Umschlagen in die Eigengeset zlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ff) Solidarität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

3. Ein Vergleich der sozialen Sicherungseinrichtungen des Staates . . a) Ein Vergleich der staatlichen Sozialeinrichtungen zur Verhütung von Existenzunsicherheit und Massenar mut . . . . . . . . . . . . aa) Ein Vergleich der Mitglieder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . bb) Ein Vergleich der Finanzierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . cc) Ein Vergleich der Funktionen . ... .. ........ ... . .. . .. . . .. .

145 145 145 146 148 150 155 156 156 160 160 161 161 162

164 164 165 166 168 168 168 169 169 169 169 170

170 171

173 175

10

Inhaltsverzeichnis b) Ein Vergleich der staatlichen Sozialeinrichtungen zur Sicherung der Kindheit und Jugend . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aa) Ein Vergleich der Mitglieder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . bb) Ein Vergleich der Finanzierung .......... ..... ....... .... cc) Ein Vergleich der Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Ein Vergleich der staatlichen Sozialeinrichtungen der Kriegsinvaliden- und Hinterbliebenensicherung, der Alten-, Krankenund Erwerbslosensicherung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . aa) Ein Vergleich der Mitglieder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . bb) Ein Vergleich der Finanzierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . cc) Ein Vergleich der Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

IV. Schlußbemerkung

177 178 178 178 179

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 180

1. Die antiken Einrichtungen der sozialen Sicherung unter dem Aspekt eines kontinuierlichen Entwicklungsgedankens . . . . . . . . . . a) Der Entwicklungsgedanke in den verschiedenen sozialen Sicherungseinrichtungen zum Schutz gegen das Risiko Krankheit . . b) Der Entwicklungsgedanke in den sozialen Sicherungseinrichtungen durch Solidargemeinschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Der Entwicklungsgedanke in den sozialen Sicherungseinrichtungen des Staates . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Ausblick auf nachantike Einrichtungen der sozialen Sicherung . .

V. Anhang

175 176 176 176

180 181 181 182 183 184

.............. ..... ....... . ... ... ... ..... .. .. ...... . ...... 186

Verzeichnis der antiken Geld- und Maßeinheiten ................ Verzeichnis der griechischen Stadt- und Gemeindeärzte ....... . .. Verzeichnis der römischen Stadt- und Gemeindeärzte . . . . . . . . . . . . Verzeichnis der antiken Autoren und ihrer Schriften ............ Verzeichnis der antiken Gesetzestexte . .. ................ ... .... Verzeichnis von sonstigen antiken Zeugnissen .................. Verzeichnis der Inschriften .. ........... . ...... . ...... . ... . ...... Verzeichnis der Papyri und Urkunden aus dem hellenistischen Ägypten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9. Verzeichnis der Ostraka aus dem hellenistischen Ägypten ...... 10. Verzeichnis der Sekundärliteratur ....................... .. .....

186 186 195 197 215 216 216

VI. Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Autorenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Ortsregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Gesetzesregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Inschriftenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5. Register der Münzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6. Register der sonstigen Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7. Register der Papyri ..... . ................ . .. .. .. .. ..... .. . . . .. . 8. Register der Geldeinheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9. Register der Maßeinheiten .................... .. ........ . .. . .... 10. Sachwortregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

264

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.

228 229 229 264 271 273 276 280 280 280 281 281 282

Verzeichnis der Abkürzungen* AANL AKLCH AMÄZ Arch.Anz. BCA BCH BGU BJB BMAUS CH CHR CIG CIL CJC Cod. Just. Cod. Theod. CRCIA DA DÄ DACHL DAGMUMG DAGR DASPR DG DGW Diss.ARA DKAW DKP DMÄZ DU DVZ GHMCH GRO HAKA HdSW HdW HFW

Atti della Accademia Nazionale dei Lincei Archiv für Klinische Chirurgie Allgemeine Militärärztliche Zeitung Archäologischer Anzeiger, Beiblatt zum Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts Bulletino della Commissione Archeologica Comunale di Roma Bulletin de Correspondance Hellenique Ägyptische Urkunden aus den königlichen Museen zu Berlin, Griechische Urkunden Bonner Jahrbücher Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung Charitas Grundzüge und Chrestomathie der Papyruskunde, hrsg. Mitteis, L.; Wilcken, U. Corpus Inscriptionum Graecarum Corpus Inscriptionum Latinarum Corpus Juris Civilis Codex Justinianus Codex Theodosianus Comptes Rendus du Congres International d 'Archeologie Das Altertum Deutsches Ärzteblatt Dictionnaire d ' Archeologie Chretienne et de Liturgie Deutsches Archiv für Geschichte der Medizin und Medizinische Geographie Dictionnaire des Antiquites Grecques et Romaines Die Alten Sprachen Das Gymnasium Die Grünenthai-Waage Dissertazioni dell' Accademia Romana di Archeologia Denkschrift der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Der Kleine Pauly, Lexikon der Antike Deutsche Militärärztliche Zeitschrift Die Umschau Deutsche Versicherungs-Zeitung Gazette Hebdomadaire de Medecine et de Chirurgie Griechische Ostraka, hrsg. Wilcken, U. Handbuch der Klassischen Altertumswissenschaft Handwörterbuch der Sozialwissenschaften Handbuch der Wirtschaftswissenschaften Handbuch für Finanzwissenschaft

• Die Verfasserin hat Abkürzungen gewählt, die ihr gerade für diese Arbeit, die auf Literaturhinweisen aus verschiedenen Wissensgebieten fußt, besonders sinnvoll erscheinen. Sie konnte sich dabei nicht immer an die z. B. in der Altertumswissenschaft gebräuchlichen Symbole halten, da diese für Studierende anderer Wissenschaften nicht sofort verständlich sind.

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Verzeichnis der Abkürzungen Hippokrates, Zeitschrift für wissenschaftliche Medizin und praktische Heilkunde im Fortschritt der Zeit Handwörterbuch der Staatswissenschaften Hermes, Zeitschrift für classische Philologie Inscriptiones Graecae Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts Jahreshefte des Österreichischen archäologischen Instituts Wien The Journal of Hellenie Studies Jahrbuch für Nationalökonomie und Statistik Klio, Beiträge zur alten Geschichte Die Krankenversicherung Lexikon der Alten Welt Le Musee Beige La Nouvelle Clio Lexikon für Theologie und Kirche Memoires de l'Accademie des Inscriptions et Belles-Lettres Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts zu Athen Melanges Münchner Medizinische Wochenschrift Nachrichten der Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen Neue Jahrbücher für das Klassische Altertum, Geschichte, Deutsche Literatur und Pädagogik Orientis Graeci Inscriptiones Selectae, hrsg. Dittenberger, W. The Oxyrhynchus Papyri, hrsg. Grenfell, B. P.; Hunt, A. S. Philologus Papyri Kairo, hrsg. Preisigke, F. Papyr i Osloenses, hrsg. Eitrem, S.; Amundsen, L. Real-Encyclopädie der classischen Altertumswissenschaft Revue Archeologique Revue Numismatique Revue Historique de Droit Fran~ais et Etranger Reallexikon für Antike und Christentum Reallexikon des Klassischen Altertums Realencyklopädie für protestantische Theologie und Kirche Sammelbuch griechischer Ur kunden aus Ägypten, hrsg. Pr eisigkes, F .; Bilabel, F. Sitzungsberichte der Preußischen Akademie der Wissenschaften Supplementum Epigraphicum Graecum, hrsg. Roussel, P.; Hondius, J. J . E. Sylloge Inscriptionum Graecarum, hrsg. Dittenberger, W. Studien zur Geschichte der Medizin Selbstverwaltung der Ortskrankenkassen Urkunden der Ptolemäerzeit, hrsg. Wilcken, U. Unsere Zeit, Deutsche Revue der Gegenwart Wörterbuch der Volkswirtschaft Zeitschrift für Architektur und Ingenieurwesen Zeitschrift für geschichtliche Rechtswissenschaft Zeitschrift für die gesamte Versicherungswissenschaft Zeitschrift für Numismatik Zeitschrift für die Osterreichischen Gymnasien

I. Einleitung I. Problemstellung In den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts gründet Bismarck in Deutschland die ersten Einrichtungen der sozialen Sicherung, als deren Träger zunächst nur der Staat auftrittl. Wenn heute eine Reform dieser sozialen Einrichtungen angestrebt wird, so sollte in einer Grundlagenforschung auch der Formenreichtum der sozialen Sicherungseinrichtungen in der Geschichte untersucht werden, um daraus einige Entwicklungslinien für zukünftige Systeme ableiten zu können2• Soll diese Aufgabe gründlich durchgeführt werden, so erscheint es sinnvoll, sich am Anfang dieser Untersuchungsreihe auf die Einrichtungen der sozialen Sicherung in der griechischen und römischen Antike zu beschränken, da auch für diesen Zeitraum noch keine geschlossene sozialpolitische Darstellung vorliegt3 • In Teil II dieser Arbeit werden die verschiedenen sozialen Sicherungseinrichtungen der griechischen und römischen Antike ausführlich beschrieben, um dann in Abschnitt III einen Vergleich mit den gegenwärtigen Einrichtungen der sozialen Sicherung durchführen zu können. In einem Schlußabschnitt werden schließlich die antiken Einrichtungen der sozialen Sicherung unter dem Gesichtspunkt der Entwicklung betrachtet (Teil IV). Dieser erstmals in einer solchen Form durchgeführte Vergleich der antiken Einrichtungen der sozialen Sicherung mit denjenigen von heute ebnet schließlich den Weg für weitere vergleichende Darstellungen aus der Geschichte der sozialen Sicherung4 • 1 Vgl. als weiterführende Literatur die zahlreichen Werke unter dem Titel ,Geschichte der Sozialversicherung' im Literaturverzeichnis dieser Schrift s. 229 ff. 2 Für die Gesetzliche Krankenversicherung hat dies zum ersten Male Philipp Herder-Dorneich durchgeführt. Vgl. nähere Einzelheiten in seiner Habilitationsschrift: Sozialökonomischer Grundriß der Gesetzlichen Krankenversicherung, Stuttgart - Berlin - Köln - Mainz 1966, passim. 3 Vgl. auch F. Büchner, in: H. Braun, Geschichte der Lebensversicherung und der Lebensversicherungstechnik. 2. Aufl. Berlin 1963, S. V. 4 Weitere historische Untersuchungen dieser begonnenen Forschungsreihe werden über ,Soziale Sicherung in der Früh Christlichen Kirche', ,Spitäler der Orden und Städte als soziale Einrichtungen der Krankensicherung', über ,Zünfte und Gesellenverbände als soziale Sicherungseinrichtungen des Mittelalters' und über ,Soziale Sicherung nach Auflösung der Zünfte' gegenwärtig noch durchgeführt im Seminar für Sozialpolitik der Universität zu Köln.

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I. Einleitung

2. Sozialwissenschaftlich-methodologische Vorbemerkungen Eine sozialwissenschaftliche UntersuchUng läßt sich nach verschiedenen Methoden aufbauen. Herder-Dorneich unterscheidet zwischen Elementaranalyse, Strukturanalyse, dynamischer Analyse, Problemgeschichte und historischer Methode5• Entscheidet man sich für die Methode der Problemgeschichte, so fällt ihr die Aufgabe zu, einzelne wichtige Probleme von besonderem Interesse aus der Geschichte "bewußt und lehrhaft" in ihrer Entwicklung darzustellen6• Diese Methode der pointierenden Darstellung läßt manche Fakten im Hinblick auf das Ziel der Untersuchung bewußt unberücksichtigF. Es kommt bei der problemgeschichtlichen Untersuchung nicht darauf an, eine historische Aufeinanderfolge der einzelnen Probleme darzustellen, sondern wichtige Elemente für die Analyse herauszuarbeiten; Auswahl und Darstellung der Probleme stellen dann bei weiterer Abstraktion vom Erkenntnisgegenstand Ansatzpunkte zu einer theoretischen Analyse bereit. So werden die ausgewählten Risiken der sozialen Sicherung in der Antike zunächst unabhängig voneinander beschrieben und dargestellt (Teil TI)8 • Der gemeinsame Leitgedanke der sozialen Sicherung stellt dann eine gedankliche Verbindung der einzelnen Einrichtungen untereinander her. Gleichzeitig schafft er auch die Vergleichsbasis zu den Einrichtungen der sozialen Sicherung von heute (Teil 111)9 •

3. Sozialpolitische Vorbemerkungen Der Titel "Einrichtungen der sozialen Sicherung in der griechischen und römischen Antike unter besonderer Berücksichtigung der Sicherung bei Krankheit" erfordert einige sozialpolitische Vorüberlegungen. Gerhard Weisser verbindet mit dem Begriff "Einrichtungen der sozialen Sicherung" den Gedanken an die materielle Besserstellung der Lebenslage sozial schwacher Schichten10• 5 Vgl. in diesem Sinne erstmals Ph. Herder-Dorneich, Ansatzpunkte zu einer Sozialpolitiklehre der Gesetzlichen Krankenversicherung, in: Schreiber (Hrsg.), Gesetzliche Krankenversicherung in einer freiheitlichen Gesellschaft (GKV), Berlin 1963, S. 133 f. 8 Vgl. ebenda, S. 192 f. So werden z. B. die medizingeschichtlichen Ausführungen bewußt unberücksichtigt gelassen. 7 Vgl. in diesem Sinne auch M. Landmann, Problematik, Nichtwissen und Wissensverlangen im philosophischen Bewußtsein, Göttingen 1949, S. 343; G. Stavenhagen, Geschichte der Wirtschaftstheorie, Göttingen 1957, S. 326, und L. J. Zimmerman, Geschichte der theoretischen Volkswirtschaftslehre, 2. Aufl., Köln 1961, S. 124. 8 Vgl. unten Teil II dieser Schrift, S. 21 ff. 9 Vgl. unten Teil III dieser Schrift, S. 144 ff. 10 Vgl. als Literatureinführung G. Weisser, ,Soziale Sicherheit', in: HdSW,

3. Sozialpolitische Vorbemerkungen

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Nach Wilfrid Schreiber hat jeder einzelne ein fundamentales Bedürfnis nach Einrichtungen, die es ermöglichen, das eigene Lebenseinkommen, das seinem Wesen nach in unstetiger Folge anfällt, in bedarfsadäquater Weise über alle Phasen seines Lebens umzuschichten11 • Dieses Bedürfnis nach Einrichtungen der sozialen Sicherung wird meistens nur für die sozialen Verhältnisse der Gegenwart festgestellt, und die Möglichkeiten seiner Befriedigung werden eingehend in der modernen Literatur analysiert12• Bei einem Blick auf die Geschichte lassen sich in jeder Epoche bestimmte sozial schwache Lebenslagen feststellen. Gleichzeitig läßt sich auch die Entwicklung entsprechender Hilfseinrichtungen beobachten, die darauf abzielen, die Schwächen der individuellen Lebenslagen zu bessern, zu beseitigen oder ihre Entstehung zu vermeiden13• Wie unten dargelegt werden soll, trifft diese Feststellung auch auf die sozialen Verhältnisse der griechischen und der römischen Antike zu14• Ausgehend von sieben möglichen Risiken oder schwierigen Lebenssituationen, denen der einzelne unausweichlich in seinem Leben begegnet, möchte die Verfasserin die Einrichtungen der sozialen Sicherung in der griechischen und römischen Antike untersuchen und den modernen Einrichtungen der sozialen Sicherung gegenüberstellen. Dies sind vor allem die Risiken Krankheit, Arbeitsunfall, Tod und Begräbnis, die Überbrückung der Zeit der Kindheit und Jugend und des Alters sowie die Risiken Invalidität und Existenzunsicherheit15• Da die antiken EinBd. IX, Göttingen - Stuttgart - Tübingen 1956, S. 396 ff., und in diesem Sinne auch W. Schreiber, ,Sozialpolitik', in: Handbuch der Wirtschaftswissenschaften (HdW), Bd. II, 2. Aufl., Köln - Opladen 1966, S. 272. Der moderne Begriff von der Sozialpolitik als Gesellschaftspolitik ist für die nachfolgenden Überlegungen jedoch nicht praktikabel. 11 Vgl. W. Schreiber, Die Einrichtungen der sozialen Sicherheit und ihre gesellschaftliche Funktion, in: Systeme und Methoden in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, hrsg. v. N. Kloten u. a., Festschrift für E. v. Beckerath, Tübingen 1964, S. 668, u. G. Weisser, ebenda, S. 406. 12 Vgl. die gesamte moderne Literatur unter dem Titel "Soziale Sicherung", "Soziale Sicherheit" im Literaturverzeichnis S. 229 ff. dieser Schrift. Vgl. auch besonders W. Schreiber, Soziale Ordnungspolitik heute und morgen, Betrachtungen nach Abschluß der Sozialenquete, Stuttgart- Berlin - Köln - Mainz 1968, passim. 13 Vgl. auch in diesem Sinne L. Beutin, H. Kellenbenz, ,Wirtschaftsgeschichte', in: HdW, Bd. II, 2. Aufl., Köln- Opladen 1966, S. 518 f., die das Streben nach Sicherung als eine wichtige Eigenschaft des wirtschaftenden Menschen ansehen. 14 Vgl. in diesem Sinne W. Weddigen, ,Sozialpolitik als Schicksalsfrage der Antike', in: Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik (JNÖST), Bd. CXXX:I, III. Folge, Bd. LXXVI, 2. Halbbd., Jena 1929, Heft Nr. 1, Juli, s. 372 f. 15 Vgl. nähere Einzelheiten und weiterführende Literatur zu diesen Risiken und ihren entsprechenden Sicherungseinrichtungen bei E. Liefmann-Keil, Ökonomische Theorie der Sozialpolitik, Berlin - Göttingen - Heidelberg 1961, S. 143 ff., und V. von Bethusy-Huc, Das Sozialleistungssystem der Bundes-

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I. Einleitung

richtungen der sozialen Sicherung weder einen ausgesprochenen Versicherungs- noch Versorgungscharakter haben, schließt sich die Verfasserin im Folgenden der Begriffsbildung von Herder-Dorneich an und wird z. B. von ,Krankensicherung', ,Alterssicherung', ,Invalidensicherung' und ,Existenzsicherung' sprechen16• Da Einrichtungen der sozialen Sicherung vorwiegend zugunsten bedürftiger Volksschichten gebildet werden, sollen die Einrichtungen der sozialen Sicherung zugunsten Wohlhabender, wie z. B. die Institution der freien Ärzte in der Antike und die Einrichtung der zahlreichen Privatversicherungen von heute, aus den folgenden Betrachtungen ausgeschlossen werden. Ebenso stellt die Vermögensbildung in breiten Schichten als Ergänzung der sozialen Sicherungseinrichtungen kaum Ansatzpunkte für einen Vergleich mit den antiken Verhältnissen bereit. Es handelt sich bei dieser Untersuchung nicht um eine gesellschaftspolitische Analyse der Antike, sondern nur um eine Übersicht der antiken Einrichtungen der sozialen Sicherung.

4. Medizinhistorische, versicherungswissenschaftliche und sozialrechtliche Vorbemerkungen Bei der Schilderung der Einrichtungen der Krankensicherung sollen die medizinischen Gesichtspunkte wie Stand der medizinischen Wissenschaft in der Antike, die verschiedenen Arten der medizinischen Behandlungsmethoden und der Umfang der medizinischen Lehrtätigkeit bewußt ausgeklammert weroen17• Auch die arbeitsmedizinischen Kriterien sollen unberücksichtigt bleiben17a. Die Solidargemeinschaften der Antike sollen weniger nach versicherungswissenschaftlichen als vorwiegend nach sozialpolitischen Kriterien untersucht werden1s. republik Deutschland, Tübingen 1965, passim, und neuerdings auch ,Soziale Sicherung, Sozialenquete in der Bundesrepublik Deutschland', von BogsAchinger-Meinhold-Neundörfer-Schreiber, Stuttgart- B\erlin- Köln- Mainz 1966, s. 64 ff. . 16 Vgl. zum Begriff der ,Krankensicherung' Ph. Herder-Dorneich, Zur Theorie der sozialen Steuerung, Stuttgart- Köln 1965, S. 64 und ders., Neue Leitbilder der Gesetzlichen Krankenversicherung, in: Analyse der Gesetzlichen Krankenversicherung, Drei Untersuchungen, Berlin 1965, S. 40. 17 Vgl. jedoch die zahlreich aufgeführte Literatur zur Geschichte der Medizin im Literaturverzeichnis dieser Schrift S. 229 ff. und einen Aufsatz der Verfasserin: Einblicke in die Entwicklung des ärztlichen Standes in der griechischen und römischen Antike, in: Deutsches Ärzteblatt, (DÄ) Jg. 1969, Nr. 6, s. 351 ff. 17a Vgl. dazu H. Buess in seinen verschiedenen Aufsätzen, in: Die Grünenthai-Waage (DGW), Bd. V, 1966, Heft Nr. 1-3, passim. 18 Vgl. einige versicherungswissenschaftliche Literatur in dieser Schrift S. 229 ff., vor allem als versicherungsgeschichtliche Einführung F. Büchner, Grundriß der Versicherungsgeschichte, in: Versicherungswirtschaftliches Studienwerk, 1. Aufi., Wiesbaden [1964], B, Heft 46, S. 1 ff., 2. Aufi., Wiesbaden [1969] (noch in Vorbereitung).

5. Wirtschafts- und sozialgeschichtliche Vorbemerkungen

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Schließlich spielt auch die sozialrechtliche Betrachtung der antiken Einrichtungen der sozialen Sicherung nur eine untergeordnete Rolle19•

5. Wirtschafts- und sozialgeschichtliche Vorbemerkungen Besonders hervorheben möchte die Verfasserin noch die wirtschaftsund sozialgeschichtlichen Grundlagen dieser Arbeit, da die Wirtschaftsund Sozialstruktur die Basis für die Entstehung, den Aufbau und die Entwicklung der antiken sozialen Einrichtungen abgibt20• Erst durch das spezielle Studium der wirtschaftlichen und sozialen Grundlagen werden die Motive der Gründung von sozialen Einrichtungen, ihre Träger, ihre Mitglieder, ihre Finanzierungsverfahren und ihre Funktionen sowie ihre Entwicklung, ihr Wandel oder ihr Zusammenbruch verständlich. In diesem Sinne stellt die Wirtschafts- und Sozialgeschichte das Fundament der sozialpolitischen Überlegung dar. Mit ihren vielfältigen Hilfswissenschaften stellt sie erstens historische Tatsachen bereit21 , eröffnet dann zweitens durch zahlreiche Einzelanalysen ein tieferes Verständnis dieser Vorgänge22 und regt drittens zu einer neuen Sicht, zu einer Synthese der wirtschafts-und sozialgeschichtlichen Vorgänge an23• So werden in dieser Arbeit mit Hilfe der Wirtschafts- und Sozialgeschichte einzelne Einrichtungen der griechischen und der römischen Antike aufgezeigt, die die Verfasserin dann mit Wirtschafts- und sozialtheoretischen Begriffen analysieren und mit den bestehenden Systemen der sozialen Sicherung vergleichen möchte24• Diese theoretische Analyse 19 Vgl. die vereinzelt aufgeführte Literatur zur antiken Rechtsgeschichte im Literaturverzeichnis dieser Schrift, S. 229 ff. 20 Von der neueren Literatur vgl. M. I. Rostovtzeff, Gesellschafts- und Wirtschaftsgeschichte der hellenischen Welt, Bd. 1-III, Darmstadt 1955 f., und J. Gage, Les Classes Sociales dans l'Empire Romain, Paris 1964, passim. 21 Vgl. als Literatureinführung und -auswahl in diesem Sinne H. Keltenbenz, ,Wirtschaftsgeschichte', in: HdSW, Bd. XII, Stuttgart- TübingenGöttingen 1965, S. 125; ferner W. Conze, ,Sozialgeschichte', in: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft, Bd. VI, 3. Aufl., Tübingen 1962, S. 169 ff., und H. Proester, ,Sozialgeschichte', in: HdSW, Bd. IX, Stuttgart- Tübingen- Göttingen 1956, s. 447 ff. 22 Vgl. als Literatureinführung und -auswahl in diesem Sinne P . Kirn, Einführung in die Geschichtswissenschaft, Berlin 1959, S. 4 ff., und J. A. Schumpeter, Geschichte der ökonomischen Analyse, Bd. I, Göttingen 1965, s. 42f. 23 Vgl. H. Keltenbenz, ,Wirtschaftsgeschichte', in: HdSW, Bd. XII, Stuttgart - Tübingen - Göttingen 1965, S. 125. 24 Hierbei möchte die Verfasserin jedoch vermeiden, den Tatsachen Gewalt anzutun. Vgl. in diesem Sinne drei Werke, in denen z. B. die antiken Einrichtungen der Krankensicherung nahezu gewaltsam in der Sprache des bestehenden Systems der Gesetzlichen Krankenversicherung beschrieben werden,

2 Pfeffer

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I. Einleitung

und die daraus folgende Synthese sollen allgemeingültige Ansatzpunkte zu Systemen der sozialen Sicherung erschließen. Diese neuen Aspekte können wiederum als Grundlage zukünftiger sozialpolitischer Überlegungen angesehen werden. 6. Althistorisch-methodologische Vorbemerkungen Die folgende Darstellung soll zwar nur einen Ausschnitt aus der allgemeinen althistorischen Geschichtsschreibung bieten; zuvor sollte man sich jedoch einleitend fragen, wie die Wirtschafts- und Sozialstruktur, die Staatsverfassung sowie die religiösen und philosophischen Grundlagen in der griechischen und römischen Antike beschaffen waren. Da die Darstellung dieser Grundlagen hier zu weit führen und den Rahmen der Arbeit sprengen würde, möchte sich die Verfasserio damit begnügen, auf die zahlreichen Angaben in den Verzeichnissen der Quellen und der Sekundärliteratur zu verweisen, die Zeugnis geben von den verschiedenen althistorischen Vorstudien, die die Verfasserio zur Erarbeitung des Stoffes vorgenommen hat25• Demzufolge sollen die historischen Tatsachen und die ihnen zugrundeliegenden Quellen weitgehend als Daten in die Darstellung aufgenommen und in sich keiner Kritik mehr unterzogen werden. Die Verfasserio ist sich der Problematik dieser Methode bewußt. Aus Wirtschafts- und sozialwissenschaftlicher Sicht kommt es nur darauf an, aus vorhandenen Quellen soziale Entwicklungslinien aufzuspüren und diese bis in die Gegenwart hin zu verfolgen, ohne jedoch auf die historischen Fakten und ihre Hintergründe näher einzugehen. Die kritische Untersuchung und Interpretation der antiken Quellen ist für den Wirtschaftsund Sozialwissenschaftler außerdem nicht durchführbar. Dies ist die Aufgabe der Altertumswissenschaft. Da diese jedoch bis heute noch nicht eine umfassende Geschichte der sozialen Sicherung, wie die Sozialpolitiklehre sie auffaßt, bereitgestellt hat, sieht sich die Verfasserio veranlaßt, mit dieser Arbeit einmal einen Schritt in dieser Richtung zu wagen. Bei dieser Methode versteht es sich natürlich von selbst, daß die Auswahl der Sekundärliteratur und der mit ihrer Hilfe gefundenen Quellen zufällig und unvollständig sein muß. Sie reicht jedoch aus, den Sinn dieser Untersuchung zu verdeutlichen. so bei H. Peters, Geschichte der Sozialversicherung, Bad Godesberg 1959, S. 13 ff.; E. Schirbel, Geschichte der sozialen Krankenversorgung vom Altertum bis zur Gegenwart, Berlin 1929, S. 13 ff.; S. 23 ff., und (anon.), Aus der Geschichte der Krankenversicherung, in: Selbstverwaltung der Ortskrankenkassen (SVOK), Bad Godesberg 1956, Nr. 7/8, Juli/August, S. 127 ff. 25 Vgl. in dieser Schrift das Quellenverzeichnis S. 197 ff. und das Verzeichnis der Sekundärliteratur S. 229 ff.

7. Literaturkritische Vorbemerkungen

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7. Literaturkritische Vorbemerkungen Wenn die Problemgeschichte auch nur eine Auswahl von historischen Tatsachen darstellt, so sind zur Erarbeitung des Stoffes doch zunächst umfangreichere Vorstudien notwendig als man auf den ersten Blick vermuten könnte. Da die sozialpolitische und die wirtschafts- und sozialgeschichtliche Literatur nur wenige historische Aussagen zum Thema enthält, denn die meisten sozialpolitischen Autoren beginnen die Geschichte der sozialen Einrichtungen erst mit dem Beginn der Industrialisierung2e, muß versicherungsgeschichtliche, medizingeschichtliche und althistorische Literatur zum Verständnis herangezogen werden27 • Bei der Sammlung dieser verschiedenartigen Literatur ist grundsätzlich zu unterscheiden zwischen Sekundärliteratur und Originalquellen. Da die Sekundärliteratur im allgemeinen für diejenige Zeitepoche repräsentativ ist, in der sie geschrieben wird, hat sich die Verfasserio entschlossen, vorwiegend nach Originalquellen zu zitieren, interpretierende Literatur hingegen nur selten in den Anmerkungen anzuführen. Erst durch das Studium der im Literaturverzeichnis genannten umfangreichen historischen Literatur war es der Verfasserio möglich, zu den Originalquellen vorzudringen, die in besonderen Quellenverzeichnissen im Anhang der Arbeit aufgeführt werden28• Dabei ist der Autorin bewußt, daß die Auswahl dieser Literatur keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben kann. Das Verzeichnis der antiken Autoren weist z. B. ältere deutsche Übersetzungen auf, denen die Verfasserio gegenüber englischen und französischen Übersetzungen der letzten Jahre im Hinblick auf die Leser der wirtschafts-und sozialwissenschaftliehen Fakultät den Vorzug gegeben hat. Von einigen griechischen Autoren und von allen Inschriften hat die Verfasserio des besseren Verständnisses wegen Übersetzungen anfertigen lassen. Die Problematik der Quelleninterpretation soll hier unberücksichtigt bleiben, da diese für die sozialpolitische Fragestellung wesentlich irrelevant und Aufgabe der Altertumswissenschaft ist. Das Schwergewicht der Quellenauswahl soll in Anbetracht des Themas nur auf den sozialpolitisch bedeutsamen Dokumenten liegen. Weniger berücksichtigt werden Quellen mit rein medizinischem oder historischem Inhalt. Die Problematik, die mit einer fremdsprachigen Quellensammlung verbunden ist, macht auch verständlich, daß die Verfasserio ihre Ausführungen nur auf die griechische und römische Antike beschränkt 26 Eine Ausnahme bilden hier die Werke von F. Kleeis, Die Geschichte der sozialen Versicherung in Deutschland, Berlin 1928; H. Peters, Geschichte, a.a.O., und E. Schirbel, Geschichte der sozialen Krankenversorgung, a.a.O., die Ansatzpunkte zu Einrichtungen der sozialen Sicherung schon in der Antike entdecken. 27 Vgl. ebenda Anmerkungen 17-19. 28 Vgl. in dieser Schrift S. 197 ff.

20

I. Einleitung

hat28a., da eine Erweiterung der Forschungen auf Ägypten21 und andere Länder des vorderen Orients besondere Sprachkenntnisse zusätzlich zur griechischen und lateinischen Sprache voraussetzen würde. Die im Text angeführten antiken Quellen werden in einem besonderen Quellenband, Bd. II der Arbeit, in der Originalsprache t(in Griechisch oder Latein) und in deutscher Übersetzung geschlossen aufgeführt. Dieser Band wird jedoch aus Kostengründen und wegen der fehlenden Quellenkritik nicht veröffentlicht werden. Er hat nur den Charakter einer internen Materialstudie, die jederzeit bei der Verfasserin, im Seminar für Sozialpolitik [oder im Dekanat der wirtschaftsund sozialwissenschaftliehen Fakultät] der Universität zu Köln eingesehen werden kann. Die Nummerierung der Quellen in den Anmerkungen des Textes soll das Auffinden der Dokumente in dieser Materialstudie ermöglichen. Als Ersatz für diesen fehlenden Quellenband findet sich im Anhang zum Text ein Verzeichnis der antiken Autoren und ihrer Schriften30, der Gesetzestexte30a. und sonstigen antiken Zeugnisse30b, der Inschriften- und Papyriabdrucke31 und der Inschriftenkommentare32• Die Sammlung der allgemeinen Sekundärliteratur wird bewußt erst am Schluß des Anhangs aufgeführtaa. Mit Rücksicht auf die Leser der wirtschafts- und sozialwissenschaftliehen Fakultät werden die Schriften der antiken Autoren nicht abgekürzt wie es z. B. in der Altertumswissenschaft üblich ist. Die Gesetzestexte, die sonstigen antiken Zeugnisse, die Inschriften, Papyri und Ostraka werden des besseren Verständnisses wegen nur teilweise abgekürzt. Auch die allgemeine Sekundärliteratur wird nur soweit verschlüsselt, daß die Ermittlung der Werke im Einzelfall auch ohne Einsicht der Abkürzungs- und Literatur-Verzeichnisse möglich ist.

Wobei die oströmischen Einrichtungen ausgeschlossen werden. Griechische Quellen aus dem hellenistischen Ägypten, (aus der ptolemäisch-römisch-byzantinischen) Epoche wurden jedoch mit herangezogen. so Vgl. in dieser Schrift S. 197 ff. aoa. Vgl. in dieser Schrift S. 215. 30b Vgl. in dieser Schrift S . 216. 31 Vgl. in dieser Schrift S . 216 ff. u. S. 228 f. 32 V gl. in dieser Schrift S. 220 ff. 33 Vgl. in dieser Schrift S. 229 ff. 28a 29

II. Darstellung der Einrichtungen der sozialen Sicherung in der griechischen und römischen Antike unter besonderer Berücksichtigung der Sicherung bei Krankheit Zur Darstellung der antiken Einrichtungen der sozialen Sicherung bieten sich vier Wege an. Zunächst lassen sich morphologisch Aufbau und Struktur dieser Einrichtungen beschreiben; zweitens können die Ursachen ihrer Entstehung herausgearbeitet werden. Drittens erhebt sich die Frage nach den Zielen dieser Einrichtungen der sozialen Sicherung, viertens lassen sich ihre Träger darstellen. Diese letzte Methode scheint für die nachfolgende Untersuchung besonders geeignet. Träger einer Einrichtung der sozialen Sicherung kann das Individuum sein, das zu jeder Zeit aufgefordert wird, gefährdeten Mitbürgern, Gästen und Reisenden Hilfe zu gewähren. Konkreten Ausdruck findet diese Verpflichtung des einzelnen in der Bereitschaft der Familie, ihren Mitgliedern, Freunden oder Gästen, die in Not geraten, beizustehen. Als übergeordneter Träger bilden sich freiwillige Vereinigungen, die ihren Mitgliedern Unterstützung in mannigfacher Weise angedeihen lassen. Schließlich kommt auch der Staat seinen Bürgern auf die verschiedenste Weise zur Hilfe. Die Darstellung der antiken Einrichtungen der sozialen Sicherung wird nun in historischer Aufeinanderfolge ihrer Institutionen verbunden mit der Rangfolge dieser Träger, die auf dem Subsidiaritätsprinzip basiert, aufgebaut1•

A. Griechenland In der griechischen Antike gibt es acht Einrichtungen der sozialen Sicherung, die für den weiteren Gedankengang von Bedeutung sind. Es sind dies der Asklepioskult und die öffentlich angestellten Ärzte der Städte und Gemeinden, die den einzelnen gegen das Risiko Krankheit schützen. Eranosgesellschaften bieten ihren Mitgliedern eine Sicherung für alle Wechselfälle des Lebens. Außerdem beobachtet man eine staat1 Vgl. nähere Einzelheiten über die Bedeutung des Susidiaritätsprinzips bei A. F. Utz, Formen und Grenzen des Subsidiaritätsprinzips, Heidelberg 1956, passim; V. von Bethusy-Huc, Das Sozialleistungssystem, a.a.O., S. 32 ff., G. Wannagat, Lehrbuch des Sozialversicherungsrechts, Bd. I, Tübingen 1965, S. 177 f.; i... Heyde, Abriß der Sozialpolitik, 12. Aufl., hrsg. St. Münke; P. Heyde, Heidelberg, 1966, S. 20 f.

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II. Darstellung der Einrichtungen der soziaLen Sicherung

liehe Kriegsinvaliden- und Hinterbliebenenversorgung, die auch die Zeit der Erwerbslosigkeit und des Alters mit umfaßt. Schließlich bewahren staatliche Geld- und Naturalspenden den einzelnen vor extremer Existenzunsicherheit Auch einzelne Herren scheinen ihren Sklaven Schutz bei Krankheit und im Alter zu gewähren. Wendet man sich zuerst dem Risiko Krankheit zu, so gilt es zu untersuchen, ob die Einrichtungen der Krankensicherung in der griechischen Antike medizinische Güter und Leistungen bereitstellen, und wenn sie dies tun, zu beschreiben, wie diese Systeme im einzelnen aufgebaut sind2• Hierbei werden die rein medizinischen Gesichtspunkte aber bewußt außer Acht gelassen3 • Krankheit hat jedoch auch eine ökonomische Risikokomponente. Der Patient erleidet normalerweise während der Krankheit einen Einkommensausfall4 ; der auf irgendeine Weise nach einem Ausgleich verlangt. Es sollen nun zunächst diejenigen Einrichtungen dargestellt werden, die medizinische Güter und Leistungen gewähren.

1. Asklepioskult Schon im 5. Jahrhundert v. Chr. sucht der Kranke Zuflucht in den Tempeln des ,Asklepios', die nach dem Gott der Heilkunde ,asklepieia' (aoxl.:rpnei:a) genannt werden5• Religion und Heilkunde sind so eng miteinander verbunden6 , daß man in den Tempelstätten Hilfe sucht, nicht nur bei Krankheit, sondern in jeder Notlage; denn Krankheit und Not sind ein von den Göttern auferlegtes Schicksal. So gibt es schon bald zu dieser Zeit in jeder größeren Stadt eine Kultstätte zu Ehren des 2 Vgl. Ph. Herder-Dorneich, Ansatzpunkte, in: Schreiber (Hrsg.), GKV, a.a.O., S. 135. 3 Zum weiteren Studium sei auf die einführende Literatur unter dem Stichwort ,Medizingeschichte' hingewiesen, die man noch um zahlreiche Titel ergänzen könnte, in dieser Schrift S. 229 ff. 4 Vgl. über die ökonomische Seite der Krankheit W. Schreiber, Die Einrichtungen der sozialen Sicherheit, in: Systeme und Methoden, a.a.O., hrsg. von N. Kloten, S. 664, und ders., in: Soziale Sicherung, Sozialenquete, a.a.O., Teil 2, Kap. 2, III, L, S. 255 ff. 5 Vgl. über den Heilgott ,Asklepios' Einzelheiten bei A. Gauthier, Recherehes historiques sur l'exercice de la medecine dans les temples, chez les peuples de l'antiquite, Paris- Lyon 1844, Kap. 2, S. 1 ff.; Thraemer, ,Asklepios', in: Real-Encyclopädie der classischen Altertbumswissenschaft (RE), Bd. II, Stuttgart 1895, S. 1668 ff., insbesondere S. 1680. Außerdem [W. Fauth, ,Asklepios', in : Der Kleine Pauly (DKP), Bd. I, Stuttgart 1964, S. 644 ff.], und Roloff-Huber-Schauenburg, ,Asklepios', in: Lexikon der Alten Welt (LAW), Zürich- Stuttgart 1965, S. 347 ff. • Vgl. nähere Einzelheiten bei S. Reinach, ,Medicus', in: Dictionnaire des Antiquites Grecques et Romaines (DAGR), 3. Auflage Bd. VII, T: 3, 2, Paris (1881-1919), S. 1669 ff., I. Medecine sacerdotale et medecine laique.

A. 1. Asklepioskult

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,Asklepios'7 • Von diesem Asklepioskult interessieren hier nur die Aspekte Verbreitung, Organisation, Finanzierung und Funktionen8 • a) Verbreitung

Einzelne lokale Kultstätten zu Ehren des ,Asklepios' finden sich vor allem in ,Thessalien (Tri:kka)' und auf dem ,Peloponnes'. Epidauros gilt schon im 5. Jahrhundert v. Chr. als die bekannteste Kultstätte des ,Asklepios'. Von dort ausgehend verbreitet sich der Asklepioskult schnell in der damals bekannten Welt', so daß 420 v. Chr. in Athen, im 3. Jahrhundert v. Chr. auf ,Kos' und in ,Korinth' und im 2. Jahrhundert n. Chr. auch in ,Pergamon' bedeutende Asklepieen, entstehen10• Die nun folgenden Untersuchungen sollen am Beispiel dieser Kultstätten durchgeführt werden, wobei das Schwergewicht auf der Betrachtung von ,Epidauros' liegen soll11, dessen Asklepioskult sich bis in die Spätantike gehalten hat. b) Organisationl2

Vorwiegend zu den Festzeiten, aber auch das ganze Jahr hindurch strömen Scharen von Kranken, darunter viele Kriegsverwundete13 so7 Vgl. nähere Einzelheiten bei Pausanias in seiner Beschreibung Griechenlands, Buch II, passim= Quelle Nr. 1; Hunziker ,Asklepieia', in: DAGR, Bd. I, T. 1, Paris 1881, S. 470, und E. Saglio ,Asklepeion', in: Ebenda, S. 470 ff. s Auf die Herkunft des Asklepioskultes und die Auseinandersetzung mit der wissenschaftlichen Medizin soll hier nicht näher eingegangen werden. Die Verfasserin möchte auf die zahlreiche Literatur zur ,Geschichte der Medizin' verweisen in dieser Schrift S. 229 ff. 9 So bringt nach Aussagen Ovids die heilige Schlange des Asklepios 293 v. Chr. den Asklepioskult nach Rom und macht ihn seit dieser Zeit dort heimisch. Vgl. auch Ovid, Metamorphosen, Buch XV, v. 658 ff.; Livius, [Römische Geschichte], Buch X, Kap. 47, v. 12; Buch XI, Kap. 17; Plutarch, Fragen über Römische Gebräuche, Nr. 94, und Valerius Maximus, Buch I, Kap. 8, v. 2 = Quellen Nr. 2 a-d. 10 Vgl. nähere Einzelheiten P. Girard, L'Asclepieion d'Ath~mes d'apres de recentes decouvertes, Paris 1881, passim, und E. Diehl, Anthologia lyrica Graeca, 2. Aufl., Bd. II, S. 4 und S. 57; über Kos vgl. Literatur in Anmerkung 45 unten, über Korinth in Anmerkung 40 unten, über Pergarnon in Anmerkung 47 unten. 11 Aus der umfangreichen Literatur vgl. besonders S. Herrlich, Epidaurus eine antike Heilstätte, Schul-Programm Berlin 1898; Kern, ,Epidauros', in RE, Bd. VI, Stuttgart 1907, S. 46 ff.; [(anon.)], ,Epidauros', in: Reallexikon des Klassischen Altertums (RLKA), Leipzig- Berlin 1914, S. 334 ff.; Suidas, Epidauros; Pausanias, Beschreibung Griechenlands, Buch II, Kap. 27 ; Plutarch, Große Griechen und Römer, Sulla, Kap. 12; Pompejus, Kap. 23, und Strabo von Amaseia, Erdbeschreibung, Buch VIII, Kap. 15, v . 374 = Quellen Nr. 3 a-d. Vgl. auch Inscriptiones Graecae (IG), Bd. VI, T. 1, 2. Aufl. = Quelle Nr. 3 e. 12 Über die Organisation des Asklepioskultes vgl. Einzelheiten bei R. Herzog, Die Wunderheilungen von Epidauros, Leipzig 1931, passim; P. Kavvadias, Sur la Guerison des Malades au Hieron d'Epidaure, in: Melanges Perrot, Paris 1903, S. 41 ff.; A. Gauthier, Recherehes historiques, a.a.O., Kap. 3, S. 22 ff., und P. Girard, L'Asclepieion, a.a.O., passim. 13 Zu näheren Einzelheiten vgl. 0. Jacob, Les Cites Grecques et les Blesses de Guerre, in: Melanges G. Glotz, Bd. II, Paris 1932, S. 479 ff.

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li. Darstellung der Einrichtungen der sozialen Sicherung

wie zahlreiche Frauen, zu den Wallfahrtsstätten des ,Asklepios'14• Zunächst überwacht der oberste Tempelbeamte die Durchführung der verschiedenen Kulthandlungen, er wird dabei unterstützt von einfachen Ordnungsdienern, die mit niederen Funktionen der Kultausübung betraut sind15• Entgegen der Meinung in der älteren Sekundärliteratur handelt es sich bei diesen Funktionären, die die Organisation des Kultes durchführen, nicht um "heilkundige Priester". An größeren Tempelstätten wie z. B. in ,Athen, Kos, Korinth' und ,Pergamon' scheinen Ärzte angestellt zu sein, die mit öffentlichen Stadtärzten identisch sein könnten1G. Meist übernehmen aber die Tempelbeamten, auch ,Zakoren' genannt, die Betreuung der Wallfahrer, die mit medizinischer Behandlung nichts zu tun hat17• Die eigentliche Kulthandlung vollzieht sich nun in drei Abschnitten: der Opferhandlung18, des daran anschließenden Tempelschlafs, auch Inkubation genannt19, in dem die Heilungssuchenden auf die Einwirkung des Asklepios hoffen20 und in späterer Zeit oftmals auch in der Traumdeutung21• Die Zakoren deuten auf Grund 14 Vgl. die Schilderung des Aristides, Peri Rhetorikes, Buch XLV, Kap. 22 =Quelle Nr. 4, die sich jedoch auf Pergarnon (2. Jh. n. Chr.) bezieht. 15 Vgl. nähere Einzelheiten bei Thraemer, ,Asklepios', in: RE, Bd. li, Stuttgart 1895, S. 1685 f., G. Ritter von Rittershain, Der medicinische Wunderglaube und die Incubation im Alterthume, Berlin 1878, S. 50 ff.; K. Zacher, Zu den Heilurkunden von Epidauros, in: Hermes, Zeitschrift für die classische Philologie, Bd. XXI, Berlin 1886, S. 467 ff. 16 Vgl. nähere Einzelheiten bei R. Herzog, Die Asklepiosheiligtümer als Heilstätten und Gnadenorte, in: Münchener Medizinische Wochenschrift (MMW), München 1933, Heft Nr. 1, S. 4; P. Girard, L'Asclepieion, a.a.O., S. 34 f., und IG, Bd. II, Nr. 352 b/352 = Quellen Nr. 5 a und b. Vgl. nähere Einzelheiten außerdem unten 2. Öffentlich angestellte Stadt- und Gemeindeärzte, in dieser Schrift S. 30 ff. 17 Vgl. Suidas, Asklepiades =Quelle Nr. 6; vgl. außerdem Strabo, Erdbeschreibung, Buch VIII, Kap. 15, v. 374 = Quelle Nr. 3d, in der berichtet wird, daß die "heilkundigen Priester" zu den Verwundeten gerufen werden. In der Sekundärliteratur läßt sich eine heftige Auseinandersetzung über die Bedeutung dieser Behandlung verfolgen. Einige Autoren sind der Meinung, daß die griechischen Ärzte mit der Tempelmedizin in durchaus freundlicher Beziehung stehen und in den Asklepiostempeln schon lange vor Hippakrates eine relativ hoch entwickelte medizinische Wissenschaft herrscht. Vgl. J. Oehler, Epigraphische Beiträge zur Geschichte des Ärztestandes, in: JahresBericht des k. k. Maximilian-Gymnasiums in Wien, 1907, S. 4. Andere Interpreten dagegen lehnen jeglichen Zusammenhang zwischen der Tempelmedizin und der wissenschaftlichen Medizin ab. Vgl. die zahlreichen Werke unter dem Titel ,Medizingeschichte' in dieser Schrift S. 229 ff. 18 Vgl. nähere Einzelheiten bei R. Herzog, Die Wunderheilungen, a.a.O., S. 10 f.= Quelle Nr. 7. 19 Vgl. nähere Einzelheiten bei L. Lallemand, Histoire de la Charite, Bd. I, Paris 1902, S. 87 ff. 20 Vgl. Plautus, [Parasit Kornwurm,] Akt li, Scene 1, v. 225 = Quelle Nr. 8. 21 Herzog ist der Meinung, daß die Erzählungen der Geheilten und die Lektüre der Heilungsberichte auf den Stelen (Inschriftsteinen) den Traum des Heilungssuchenden lenken bzw. die Deutung des Traumes beeinflussen. Eine spontane oder durch die gläubige Erregung ausgelöste Erleichterung des Krankheitszustandes im Schlaf kann ebenfalls den Anstoß für einen Traum

A. 1. Asklepioskult

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ihrer Erfahrungen22 und kraft ihres Amtes die durch diese Inkubation inspirierten Träume23• Sie geben den Kranken bedeutungsvolle Heilungsanweisungen2' mit der Auflage, diese auch zu befolgen, da andernfalls ,Asklepios' die Heilung versage25 • Herzog registriert in diesem Sinn fünf Stadien der organisierten Heilung: Ankunft des Pilgers, Inkubation, Traum, geheiltes Aufwachen und Abreise~. Hinzu kommt noch direkt nach der Ankunft die Opferhandlung im ,Asklepieion', die ebenfalls als ein bedeutender, also als sechster Abschnitt des Heilungsprozesses aufgefaßt werden kann, da er die Voraussetzung für die Durchführung der Inkubation ist. Auf den aufgefundenen Stelen (Inschriftensteinen) und anderen Dokumenten wird eingehend von diesen Opfern und Gelübden berichtet27• Oft drückt sich in den Heilungsberichten Enttäuschung darüber aus, daß die Patienten lange auf die Heilung warten müssen, was auf eine längere Dauer des Heilungsprozesses schließen läßt. Persönliche Anwesenheit im ,Asklepieion' ist für eine Heilung nicht erforderlich. Es ist möglich, einen Verwandten oder Freund zu schicken, damit dieser als Stellvertreter für das erkrankte Familienmitglied oder den Freund gleichzeitig mit diesem den Traum träumt oder Heilungsanweisungen empfängt und nach Hause überbringt28 • oder die Traumdeutung geben. Vgl. R. Herzog, ebenda, S. 66 ff., und A. Gauthier, Recherehes historiques, a.a.O., Kap. 5, S. 86 ff., Kap. 8, S. 133 ff. 22 Vgl. nähere Einzelheiten bei R. Herzog, Die Asklepiosheiligtümer, a.a.O., in: MMW, München 1003, Heft Nr. 1, S. 2. 2a Vgl. nähere Einzelheiten bei M. Hamilton, Incubation or the Cure of Disease in Pagan Temples and Christian Churches, London 1906, I., Kap. 2, S. 8 ff.; Kap. 5, S. 74 ff.; S. Herrlich, Antike Wunderkuren. Wissenschaftliche Beilage zum Jahresbericht des Humboldt-Gymnasiums zu Berlin, Berlin 1911; C. A. Meier, Antike Inkubation und moderne Psychotherapie, Zürich 1949, Kap. 2, S. 23 ff.; Kap. 8, S. 113 ff. Vgl. auch Diodor von Sizilien, Historische Bibliothek, Buch I, Kap. 25, und Aristophanes, Plutos, v. 653 ff. u. v. 747 = Quellen Nr. 9 a u. b. 24 Die Diagnose, die die Zakoren stellen, ist schon nach antikem Begriff laienhaft und die Therapie soll nicht nach der Kunst der sterblichen Ärzte geschehen, sondern durch die Gottheit vollzogen werden. Vgl. nähere Einzelheiten bei R. Herzog, Die Wunderheilungen, ebenda, S. 66 ff. Manche Autoren meinen, entscheidend sei hier der subjektive Glaube an den Heilungserfolg, der sich in einer ausgesprochenen Suggestionstherapie ausdrückt, unterstützt durch die Willensanstrengung des Patienten. Vgl. K. A. Neugebauer, Das Asklepiosheiligtum bei Epidauros, in: Die Alten Sprachen (DASPR), 6. Jg., Frankfurt/M. 1941, Heft Nr. 1, Januar, S. 81 ff.; F. Robert, Epidaure, Paris 1935, S. 42, und E. J. und L. Edelstein, Asclepius, a Collection and Interpretation of the Testimonies, Bd. II, Baltimore 1945, Kap. 3, S. 139 ff. 25 Vgl. dazu Plautus, [Parasit Kornwurm], Akt II, Scene 1, v. 225 = Quelle Nr. 8. 28 Vgl. nähere Einzelheiten bei R. Herzog, Die Wunderheilungen, a.a.O., S. 66 ff., und über den Traum vgl. J. Schouten, The Rod and Serpent of Asklepios, Amsterdam- London- New York 1967, Kap. 2, S. 49 ff. 27 Vgl. nähere Einzelheiten bei R. Herzog, ebenda, passim; vgl. auch P. Girard, L' Asclepieion, a.a.O., S. 89 ff. 28 Vgl. nähere Einzelheiten bei P. Girard, ebenda, S. 78 ff., und R. Herzog, ebenda, S. 16 f.= Quelle Nr. 10.

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II. Darstellung der Einrichtungen der sozialen Sicherung

,Asklepios' heilt nicht nur physische Krankheiten, sondern man bittet ihn um Hilfe in Nöten aller Art, so daß er als ,Universalheilgott' angesehen wird. Zwischen ihm und den Patienten herrscht ein ,freundschaftlich-väterliches Verhältnis' wie in einer Familie. So ist das Zusammengehörigkeitsgefühl ein besonderes Kriterium dieses Kultes29 • c) Finanzierung

Es bleibt in den Quellen unklar, ob diese Tempelstätten von einzelnen Privatleuten oder von den Städten finanziell getragen werden30 • Wahrscheinlich werden sie durch Spenden finanziert. Die Heilung durch den Gott ,Asklepios' ist zwar kostenlos3 t, man darf einem Heil(ungs)gott kein Honorar anbieten. Die Heilungsberichte, ,iämata' {tafta-ra) genannt, erwähnen aber deutlich, daß die Patienten auf Grund der Anweisung des Gottes dem Heiligtum Geschenke machen oder Geld für die Tempelkasse hinterlegen müssen32• Die Heilung durch ,Asklepios' wird also durch ein materielles Opfer zur Finanzierung des Kultes abgegolten. So findet man in ,Epidauros' und ,Athen' als Dank für zahlreiche Heilungen Weihegeschenke, Abbildungen kranker Gliedmaßen und Votivtafeln33. Die Quellen berichten auch von zahlreichen Tempelschätzen, die sich im Heiligtum anhäufen34. So schildert z. B. Pausanias die Heilung des ,Phalysias', der als Dank für seine Heilung der Göttin des Tempels von ,Epidauros' eine große Summe opfert35. Es fehlt in den Heilungsberichten aber nicht an Hinweisen, daß der Heilungserfolg zwar von der Belohnung an sich, weniger jedoch von deren Höhe abhänge36. So wird berichtet, daß der Heilungsgott selbst und meist im voraus das Honorar festsetzt3 7 • Ist der Patient nicht bereit, die verein2e Vgl. H. Bolkestein, Wohltätigkeit und Armenpflege im vorchristlichen Altertum, Utrecht 1939, S. 114 und S. 149 ff. 3o Vgl. nähere Einzelheiten bei R. Taubenschlag, The Law of Greco-Roman Egypt in the Light of the Papyri, 2. Auf!., Warsawa 1955, S. 635. 31 Vgl. P. Girard, L'Asch'~pieion, a.a.O., S. 57. 32 Vgl. Chr. Blinkenberg, Epidaurische Weihgeschenke, in: Mittheilungen des Kaiserlich Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung (MDAJA), Bd. XXIII, Athen 1898, S. 1 ff.; P. Kavvadias, Contribution a l'histoire de la medecine, in: Comptes Rendus du Congres International d' Archeologie (CRCIA), Athenes 1905, S. 278 ff. und seine zahlreichen Ausgrabungsberichte, in: Ephemeris Archaiologike aus den Jahren 1883, 1885 und 1886 sowie in: Praktika tes en Athenais Archaiologikes Hetairias aus den Jahren 1881-1885, 1904--1905 und 1921. 33 Vgl. R. Herzog, Die Wunderheilungen, a.a.O., S. 10 f.= Quelle Nr. 11 a und Livius, [Römische Geschichte], Buch XLV, Kap. 28 Quelle Nr. 11 b. 3« Vgl. Aristophanes, Plutos, v. 354 = Quelle Nr. 12 als Beispiel. ss Vgl. Pausanias, Beschreibung von Griechenland, Buch X, [Phokika], Kap. 38, v. 13 = Quelle Nr. 13. 36 Vgl. R. Herzog, Die Wunderheilungen, ebenda, = Quelle Nr. 14. 37 Vgl. S. Reinach, Chroniques d'Orient, Paris 1891, S. 66 u. S. 91 ff.; R. Herzog, Die Wunderheilungen, a.a.O., S. 12 f. = Quelle Nr. 15 a u. b und Pau-

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A. 1. Asklepioskult

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harte Zahlung zu leisten, so straft ,Asklepios' ihn, indem er die alten Leiden zuschickt38• Mißtraut der Patient der Heilungskraft des Gottes, muß er unter Umständen ein besonderes Opfer darbringen, und die Heilung wird ihm erst später zuteil39 • Ob arme und notleidende Kranke z. B. kleine Handwerker, Gewerbetreibende und Tagelöhner und auch Sklaven unentgeltlich in den Tempeln des ,Asklepios' Heilung finden, läßt sich aus den Quellen nicht genau ermitteln40 • Kötting ist der Meinung, daß sich möglicherweise am Ende der Antike regelrechte Taxen als Entgeld für die Heilungen herausbilden, so daß der pflichtmäßige Heilungsdank für die ärmeren Schichten des Volkes schwer darzubringen scheint41 • Die Tatsache allerdings, daß im ,Asklepieion' zu ,Memphis' in Ägypten eine ,Armenkasse' verwaltet wird, läßt auf eine kostenlose Behandlung der Bedürftigen auch in den griechischen Tempeln schließen42 • d) Funktionen

In den Krankenberichten von ,Epidauros' wird hauptsächlich von Heilungen kranker Pilger erzählt. Es läßt sich jedoch nebenbei aus den Berichten schließen, daß die Kultstätten des ,Asklepios' mehrere Zwecke in sich vereinigen43 • Sie sind erstens ,Heilungs- und Kurzentren' und liegen deshalb meist in der Nähe heilbringender Wasserquellen44 • Vorsanias, Beschreibung von Griechenland, Buch X, Phokika, Kap. 38, v. 13 =

Quelle Nr. 13. 38 Vgl. S. Reinach, ebenda, S . 92, und R. Herzog, ebenda, S. 16 f. = Quellen Nr. 16a u. b. 39 Vgl. R. Herzog, ebenda, S. 8 ff. = Quelle Nr. 17 a. 40 Da die Quellen stets von der Zahlung 1 Obolus berichten, kommt Goldhahn zu der Meinung, daß es in den Asklepiostempeln keine kostenlose Behandlung für arme Patienten gibt. Vgl. R. Goldhahn, Krankenhäuser in Hellas und Rom, in: Die Umschau (DU), 44. Jg., Frankfurt/M. 1940, Nr. 21, S. 327f.; Waele deutet jedoch aus der Tatsache, daß es im Tempelbezirk des Asklepieion zu Korinth Schlafstellen für ärmere Pilger gibt, daß diese auch kostenlos dort behandelt werden. Vgl. G. J. Waele, Asklepios und das Asklepieion von Korinth, in: Archäologischer Anzeiger, Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts (AAJDAI), Bd. L, Berlin 1935, S. 647. L. Robert, Etudes Anatoliennes, in: Etudes Orientales, Bd. V, Paris 1937, S. 388, und P. Graindor, Inscriptions Attiques d 'Epoque Romaine, in: Bulletin de Correspondance Hellenique (BCH), Bd. LI, Paris 1927, S. 245 ff. 41 Nähere Einzelheiten Vgl. B. Kötting. Peregrinatio Religiosa, Münster 1950, s. 23. 42 Vgl. A. Dechambre, L'Assistance Medical chez les Romains et l'Archiatrie Romaine, in : Gazette Hebdomadaire de Medecine et de Chirurgie, (GHMCH) 26. Jg., Paris 1879, Nr. 40, 3. Oktober, S. 629. Vgl. auch U. Wilcken, Urkunden der Ptolemäerzeit (UPZ), Bd. I, Nr. 125 =Quelle Nr. 17b und Papyri Ross, Bd. V, Nr. 57= Quelle Nr. 17c. 43 Nähere Einzelheiten vgl. bei Th. Meyer-Steineg; K. Sudhoff, Illustrierte Geschichte der Medizin, 5. Aufl., hrsg. F. Kudlien; R. HerrHnger, Stuttgart 1965, s. 27 ff. 44 Vgl. Aristophanes, Die Wespen, v. 124 und Vitruvius Pollio, Über die Architektur, Buch I, Kap. 2, v. 7 = Quellen Nr. 18 a und b.

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li. Darstellung der Einrichtungen der sozialen Sicherung

übergehend werden kranke Pilger im Tempelbezirk beherbergt45• Arme werden jedoch in diesen Tempelstätten nicht unterstützt46. Ebenso wichtig wie die physische Behandlung der Kranken ist aber auch die seelische Einstimmung z. B. durch Theateraufführungen, athletische Wettkämpfe und Pferderennen, die den Pilgern eine angenehme Abwechslung bieten und sie innerlich erbauen sollen47. Wenn die Heiligtümer des Asklepios auch mehrere Funktionen in sich vereinigen, so sind sie doch vorwiegend als Zentralen der Krankenversorgung anzusehen48. Es sind zwar Liege- und Wandelhallen für die Kranken erhalten geblieben, dennoch ist es unsicher, ob man in diesen Tempelherbergen den Ursprung von Pflegestätten erblicken kann49. Das Wort "nosokomeion" (vocroxoJ.LEi:ov) stammt zwar aus dem Griechischen, der Begriff taucht aber erst im Frühen Christentum auf. Es soll in dieser Arbeit unberücksichtigt bleiben, daß der Ursprung des Hospitalwesens nicht in Griechenland liegt50• Die griechischen Tempelstätten tragen jedenfalls eher den Charakter von "antiken Sanatorien" oder "reli45 Gebärende und Sterbende sowie Arme und Bettler dürfen jedoch den Tempelbezirk nicht verunreinigen. Herzog deutet einen Teil der Ruinen des Asklepieion auf Kos als Liegehallen für die Kranken. Vgl. R. Herzog, Vorläufiger Bericht über die Koische Expedition im Jahre 1904, in: AAJDAI, Bd. XX, Berlin 1905, Nr. 1, S. 12, sowie Pausanias, Buch li, Kap. 27 = Quelle Nr. 3 b und unten A: Griechenland 2. d) Aufgaben und Pflichten der Stadt- und Gemeindeärzte, S. 38 ff. dieser Schrift. 46 Vgl. 0. Hiltbrunner, ,Xenodocheion', in: RE, R. 2, Bd. IX, Stuttgart 1967,

s. 1490.

47 Vgl. nähere Einzelheiten bei K. A. Neugebauer, Das Asklepiosheiligtum, in: DASPR, 6. Jg., Frankfurt/M. 1941, Heft Nr. 1, Januar, S. 81 ff.; R. Herzog, Die Asklepiosheiligtümer, in: MMW, München 1933, Heft Nr. 1, S. 3, und Th. Wiegand, Zweiter Bericht über die Ausgrabungen in Pergamon 1928-1932: Das Asklepieion, in: Abhandlungen der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Jg. 1932, Berlin 1932, Nr. 5, S. 30 f., der aus den Inschriften einerseits den Charaker eines Heil- und Kurbetriebes und andererseits den eines geistigen Zentrums, einer Akademie, ableitet. Vgl. auch B. Kötting, Peregrinatio Religiosa, a.a.O., S. 18; IG, Bd. IV, Abschnitt 10, Abtlg. I und III, Nr. 872 ff. = Quelle Nr. 18 c. 48 Vgl. Ph. Herder-Dorneich, Zur Problemgeschichte der Krankenversicherung unveröffentliches Manuskript des Forschungsinstituts für Einkommenspolitik und Soziale Sicherung an der Universität zu Köln. Köln 1964/65, passim und in diesem Sinne auch U. Wilcken, UPZ, Bd. I, Nr. 125 =Quelle Nr. 17b. 49 Anders jedoch bei U. Wilcken, ebenda, § 43 = Quelle Nr. 18 d. 50 Vgl. nähere Einzelheiten bei B. Bufalini, Sull Istoria degli Spedali e sulla loro Polizia Sanitaria, Siena 1871-72, S. 36 ff. und S. 76 ff., L. Dunaj, Der Hospitalgedanke im Mittelalter, Das Hospital in vorchristlicher Zeit, in: Zeitschrift für Architektur und Ingenieurwesen (ZAIW), Jg. 1911, Bd. LVII, N. F. 16, Wiesbaden 1911, S. 362 f.; A. Philipsborn, Les premiers Höpitaux au Moyen Age (Orient et Occident), in: La Nouvelle Clio (LNCL), Bd. VI, 1. 2., BruxellesMainz 1954, S. 141 f., vgl. auch die Ausführungen über die römischen Valetudinarien unten II B: Rom 2. S. 95 ff. dieser Schrift. Vgl. auch eine Inschrift aus der ptolemäisch-römischen Epoche (3./4. Jahrhundert, v. Chr.) in: The Amherst Papyri, Bd. II, Nr. 154 = Quelle Nr. 18 e.

A. 1. Asklepioskul t

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giösen Genesungshäusern" denn von Hospitälern51• Nach überwiegender Meinung der Sekundärliteratur handelt es sich bei diesen Anlagen nur um den ersten "rudimentären Begrüf von Krankenunterkunftsstätten", d. h. um vorübergehende Krankenherbergen52• Von einer Krankenpflege durch eigenes Krankenpflegepersonal kann nur sehr bedingt die Rede sein53• Außerdem bleibt die Frage offen, ob dafür in großem Ausmaß in der griechischen Antike ein Bedürfnis besteht; denn die meisten Heilungssuchenden kehren nach einmaligem Tempelschlaf geheilt oder mit Heilungsanweisungen in ihre Familien zurück54, und diese erfüllen das Pflegebedürfnis ihrer Angehörigen anscheinend in ausreichendem Maße55• Einfache medizinische Heil- und Hausmittel gepaart mit einem Großteil Wunder- und Aberglauben machen nach Meinung der Literatur das Wesen des Asklepioskultes aus56• Entgegen mancher Interpretation der Sekundärliteratur älteren Datums wird in den Tempeln des Asklepios 51 Vgl. R. Goldhahn, Krankenhäuser, a.a.O., in: DU, 44. Jg., FrankfurtjM. 1940, Nr. 21, S. 327 f.; H. Göll, Heilige Kurorte im Altertum, in: Das Ausland, 58. Jg., Stuttgart-München 1885, S. 191. 52 Vgl. L. Lallemand, Charite, Bd. I, a.a.O., S. 89 ff., der sich in seiner Phantasie sogar ausmalt, daß die Kranken Bettzeug und Nahrungsmittel mitbringen müssen; A. Nutting; L. Dock, Geschichte der Krankenpflege, Bd. I, Berlin 1910, S. 69 ff.; P. Kavvadias, Contribution, a .a.O., in: CRCIA, Athenes 1905, S. 278 ff. und R . Herzog, Die Wunderheilungen, a.a.O., S. 16 f. = Quellen Nr. 19 a und b und Burling-Lentz-Wilson, The Give and Take in Hospitals, New York 1956, S. 4. Vgl. auch 0. Hiltbrunner, Das Krankenhaus gestern, heute und morgen, in: Hippakrates (HI), 1968, Heft Nr. 13, S. 502 f. 53 Vgl. L. R. Seymer, Geschichte der Krankenpflege, Stuttgart 1936, S. 14 ff. 54 Vgl. jedoch die gegenteilige Meinung bei B. Kötting, der behauptet, daß die Pilger tagelang oder sogar wochenlang im Tempelbezirk sich dem Heilungsschlaf hingegeben; B. Kötting, Peregrinatio Religiosa, a.a.O., S. 19 und S. 23; R. Herzog, Wunderheilungen, a.a.O., S. 144. 55 Vgl. H . Bolkestein, Wohltätigkeit, a.a.O., S. 241 ff. und 0 . E. Nybakken, The Moral Basis of Hospitium Privatum, in: Classical Journal, Bd. XLI, MenascajWisconsin 1945-46, S. 248 ff. So werden auch die Verwundeten in den Baracken des Lagers oder in umliegenden Dörfern, d. h., in privaten Familien gepflegt. Vgl. Justin(us), Pompejus Trogus, Buch XXVIII, Kap. 4. v. 5 und Xenophon, Anabasis, Buch V, Kap. 5, v. 6 und Buch VII, Kap. 2, v. 6 = Quellen Nr. 20 a u . b. Auch die Tatsache, daß es 431 v. Chr., als Athen von einer Epidemie he imgesucht wird, kein Asyl für Kranke gibt, deutet darauf hin, daß es keine öffentliche Pflegeanstalten in der griechischen Antike gibt. Vgl. dazu die Schilderung des Thukydi des, Geschichte des Peloponnesischen Krieges, passim = Quelle Nr. 20 c. Auch Aristophanes schildert, daß Arme und Bettler in Ermangelung von hospitalähnlichen Unterkünften in den öffentlichen Bädern Unterschlupf suchen. Vgl. Aristophanes, Plutos, Akt IV, p assim. = Quelle Nr. 20 d. 56 Vgl. P. Lain Entralgo, Heilkunde in geschichtlicher Entscheidung, Salzburg o. J ., S. 67 ff.; R. Goldhahn, Krankenhäuser, a.a.O., in: DU, 44. Jg., Frankfurt/M. 1940, Nr. 21, S. 327 f.; K. A. Neugebauer, Das Asklepiosheiligtum, a.a.O., in: DASPR, 6. Jg., Frankfurt/M. 1941, Heft Nr. 1, S. 81 ff.; 0. Hiltbrunner, Das Krankenhaus, a.a.O., in: HI, 1968, Nr. 13, S. 502, und ATistophanes, Plutos, Akt II, passim, der die Leichtgläubigkeit der Patienten heftig verspottet = Quelle Nr. 21.

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I I. Darstellung der Einrichtungen der sozialen Sich·erung

keine Priestermedizin im Gegensatz zur wissenschaftlichen Medizin ausgeübt. Die Bedeutung des Kultes liegt in der Heilung durch den Tempelschlaf57. Neben der Tempelmedizin gibt es schon von altersher geschulte Ärzte, die in besonderen Ärzteschulen ausgebildet werden58• Von diesen heben sich später die öffentlich angestellten Stadt- und Gemeindeärzte als besondere Gruppe ab.

2. Offentlieh angestellte Stadt- und Gemeindeärzte11 Aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. wird in einzelnen Quellen über ,dem6sioi iatroi' (öru.t6otot laieo[) oder ,demosieuoi' (Ö'l'Jf.LO!JtEiim), öffentlich besoldete Ärzte im Dienste einer Stadt oder Gemeinde, berichtet;41°. Diese Institution ist nach Schilderung Diodors von Sizilien im 3. Jahrhundert v. Chr. auch in Ägypten bekannt;411 . Nach Meinung der Sekundärliteratur geht die Verstaatlichung der ärztlichen Hilfe auf ,Char6ndas' zurück, einen Gesetzgeber, der im 7. Jahrhundert v. Chr. in ,Thurioi in Lukanien' lebteß2 • Diodor berichtet jedoch, daß Charondas diese Einrichtung schon kannte und sie nur in seine Gesetze als neue Einrichtung aufnahm. So soll schon in der Zeit von 1728-1686 v. Chr. ein König und Gesetzgeber in Babyion öffentlich angestellte Ärzte besoldet haben63. 57 G. Ritter von Rittershain, Der medicinische Wunderglaube, a.a.O., S. 24. ss Nähere Einzelheiten vgl. unter dem Titel ,Griechische Medizingeschichte', in dieser Schrift S. 229 ff., besonders Th. Meyer-Steineg; K. Sudhoff, Geschichte der Medizin, 5. Aufl., a.a.O., S. 33 ff. und W. Leibbrand; A. Leibbrand- Wetttey, Kompendium der Medizingeschichte, München 1964, S. 35 f.

und S. 44. 59 Vgl. aus der Fülle der Sekundärliteratur als Auswahl: S. Reinach, ,Medicus', in DAGR, 3. Aufi., Bd. VII. T. 3, 2, Paris (1881-1919), S. 1691 ff. XIII. Abschnitt; ders., Traite d'epigraphique Grecque, Paris 1885, S. 50 f.; R. Pohl, De Graecorum Medicis Publicis, Diss. Berolinensis 1905; J. Oehler, Epigraphische Beiträge, a.a.O., in: Jahresbericht des Kaiser Maximilian-Gymnasiums zu Wien, 1907, S. 3 ff., und 0. Jacob, Les Cites, a.a.O., in: Met. G. Glotz, Bd. II, Paris 1932, S. 461 ff., die jeweils zahlreiche Originalquellen anführen, [außerdem W. Fauth, ,iatros', in: DKP, Bd. II, Stuttgart 1967, S. 1327]. 60 Vgl. Aelianus, Vermischte Nachrichten, Buch VIII, Kap. 17; Teles, Ältere Diatriben, Von der Verbannung (III); Platon, Gorgias, Kap. 70, Abschnitt 514 D; ders., Politikos, Abschnitt 259 A; Strabo, Erdbeschreibung, Buch IV, Kap. 181; Xenophon, Kyrupädie, Buch I, Kap. 6 v. 15; ders., Erinnerungen an Sokrates, Buch IV, Kap. 2, v. 5; Suidas, ,demosieuo' = Quellen Nr. 22 a-h. 61 M. Rostovtzeff, (Rostovtsew oder Rostowzew), Gesellschafts- und Wirtschaftsgeschichte der hellenistischen Welt, Bd. II, Darmstadt 1955, S. 867 ff. und Diodor von Sizilien, Historische Bibliothek, Buch I, Kap. 82 = Quelle Nr. 23. 62 Vgl. A. Vercoutre, La Medecine Publique dans l'Antiquite Grecque, in: Revue Archeologique, (Rev. Arch.) Bd. XXXIX, Februar, N. S. 21. Jg., Paris 1880, s. 104 ff. 63 Vgl. J. Thorwald, Macht und Geheimnis der frühen Ärzte, MünchenZürich - London 1962, S. 124 f.

A. 2. öffentlich angestellte Stadt- und Gemeindeärzte

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Diese Meinung ist jedoch in der Literatur heftig umstritten84• Im Anfang (8.-5. Jh. v. Chr.) werden solche Gemeindeärzte in Griechenland nur im Krieg oder bei Epidemien zur Beseitigung einer vorübergehenden Notlage angestellt und erfüllen vorwiegend Funktionen von öffentlichen Militärärzten65• Häufiger treten Stadtärzte erst in der hellenistischen Epoche zwischen dem 3. und 2. Jahrhundert v. Chr. mit Gründung der Ärzteschulen auf. Zu dieser Zeit stellen auch die Städte der griechischen Inselwelt und der kleinasiatischen Provinzen eigene Ärzte an66 • Ihre häufige Erwähnung in den Quellen und Inschriften läßt darauf schließen, daß seit dem 3. Jahrhundert v. Chr. die meisten griechischen Städte, wenn auch nicht immer auf Dauer, so doch zumindest für eine bestimmte Zeit wie das griechische Militär eigene angestellte Ärzte haben67• Die überlieferten Inschriften sind meist auf Gedenksteinen erhalten, die von den Städten oder Gemeinden für ihre ehemaligen Ärzte errichtet wurden. Dort wird ihre Tätigkeit für die Nachwelt öffentlich bekanntgegeben und belobigt. Im folgenden wird unterschieden ·zwischen Inschriften, die sich speziell auf die griechischen Stadtund Gemeindeärzte beziehen, und Quellen, die nur von antiken ,archiatr6i' im allgemeinen berichten68 • ,Archiatr6i' sind öffentlich angestellte Ärzte der Antike, die Funktionen eines obrigkeitlich angestellten Arztes erfüllen, z. B. eines Hofarztes69• Dieser muß jedoch nicht zwangsläufig mit einem Stadt- und Gemeindearzt identisch sein. Eine klare Abgrenzung zwischen angestellten Ärzten der griechischen und der römischen Antike ist kaum möglich, denn nur einige dieser ,archiatroi' sind ausgesprochene Stadt- oder Gemeindeärzte, ,archiatr6i dem6sioi' genannt70• Von den überlieferten Einzelheiten dieser Inschriften interessieren das Wahlverfahren, Besoldung und Privilegien sowie die zahlreichen Aufgaben und Pflichten der Stadt- und Gemeindeärzte. a) Wahlverfahren

Aus der Vielzahl der Kandidaten, die sich um die Stelle eines Stadtoder Gemeindearztes bewerben, wählt eine besondere Abordnung, e4 Vgl. Diodor von Sizilien, Historische Bibliothek, Buch XII, Kap. 13, v. 4 Quelle Nr. 24. 65 Vgl. R. Pohl, De Graecorum Medicis Publicis, a.a.O., S. 18 u. 63. 66 M. Rostovtzeff (Rostovtsew oder Rostowzew), Gesellschafts- und Wirtschaftsgeschichte der hellenistischen Welt, Bd. II, Darmstadt 1955, S. 867 ff. 67 Vgl. Xenophon, Cyropädie, Buch I, Kap. 6, v. 15 = Quelle Nr. 22 f. 68 Vgl. eine ähnliche Einteilung auch bei J. Oehler, Epigraphische Beiträge, a.a.O., in: Jahresbericht des Kaiser Maximilian-Gymnasiums zu Wien, 1907, S. 6 und R. Poht, ebenda, S. 16 und S. 23; vgl. die Quellensammlung der Verfasserin Nr. 25 a, "griechische Stadt- und Gemeindeärzte", und Quelle Nr. 25 b, "allgemeine archiatroi", in dieser Schrift, S. 186 ff. und S. 188 ff. 69 Vgl. M. Rostovtzeff (Rostovtsew oder Rostowzew), ebenda, S. 867. 70 Vgl. Quellensammlung Nr. 25 b der Verfasserin in dieser Schrift S. 188 ff. =

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II. Darstellung der Einrichtungen der sozialen Sicherung

,cheirotonia' (XEtQo•ov(a) genannt, mit Zustimmung der Volksversammlung, des ,demos' (Öij!lo;), einen .g eeigneten Vertreter für dieses Amt aus71• Pohl glaubt, daß immer derjenige die Wahl gewinnt, der den besten medizinischen Ruf genießt72 • Daß dem nicht so ist, beweist die Inschrift des Apollonios73 • Es kommt vielmehr darauf an, was der Kandidat fordert und was ihm die Gemeinde bieten kann. Jeder Arzt, der im reiferen Alter steht und Unterricht bei einem anerkannten Meister nachweist, kann sich um die Stelle eines Gemeindearztes bewerben74• In den Asklepiadenfamilien ist dieses Amt zuweilen erblich75• Möglicherweise ist auch der Titel ,archiatr6s' erblich, und der junge "archiatr6s" wird erst später in einzelnen Fällen mit den Funktionen eines Gemeindearztes betraut7e. Kossinios Bassas bekleidet jedoch schon mit 21 Jahren das Amt eines Gemeindearztes77• ,Damiadas von Gythium' wird auf 2 Jahre zum Gemeindearzt gewählt78• In ,Ephesos' werden nach der Interpretation der Quellen anscheinend alle 4 Jahre Neuwahlen zur Besetzung der Stelle eines öffentlichen Arztes ausgeschrieben79 • Das Amt eines öffentlich besoldeten Arztes scheint also nicht immer auf Lebenszeit verliehen zu werden. ,Menokritos' wird jedoch in ,Brykunte' für eine 20-jährige Dienstzeit ausgezeichnet80• Auch ,Anaxippos' hat jahrelang seiner Gemeinde gedient81 • ,Apollonios' war ebenfalls lange Jahre als Gemeinde71 Vgl. Platon, Gorgias, Kap. X, Abschnitt 455 B = Quelle Nr. 26 a und Scholien zu Aristophanes, Die Acharner, Vers 1043 (1029) = Quelle Nr. 26 b und aus der Quellensammlung Nr. 25 a u. b die Inschriften von ,Bresos'; ,Charmides'; ,Damiadas'; ,Menekrates'; ,Menokritos'; ,Messuleios'; ,Sulpicios Demetrios' und ,Valens Poleites'. Vgl. S. 187 ff. dieser Schrift. 72 Vgl. R. Pohl, De Graecorum Medicis Publicis, a.a.O., S. 49 f. und die Inschrift des ,Hermias' = Quelle Nr. 25 a, S. 187 ff. dieser Schrift. 73 Vgl. Quellensammlung Nr. 25 a 1., S. 187 ff. Vgl. auch die Inschrift des ,Hermias', der nach Gortyna berufen wird = Quelle Nr. 25 a, S. 187 ff. 74 Vgl. M. Neuburger, Geschichte der Medizin, Bd. I, Stuttgart 1906, S. 144 ff. und R. Pohl, ebenda, S. 58, Über die wissenschaftliche Ausbildung der Stadtund Gemeindeärzte vgl. auch B. P. GrenfelL, A. S. Hunt, Fayum Towns, Nr. 106 = Quelle Nr. 26 c und Papyri Kairo (PK), hrsg. F. Preisigkes, Nr. 7 = Quelle Nr. 51 b 5. 75 Vgl. Quellensammlung Nr. 25 b: Inschrift des ,Attalos', S. 188 ff. dieser Schrift. 76 Vgl. A. Vercoutre, La Medecine Publique, a.a.O., in: Rev. Arch. Bd. XXXIX, N. S., 21. Jg., Paris 1880, Juni, S. 321. 77 Vgl. Quellensammlung Nr. 25 b, S. 188 ff. dieser Schrift. 78 Vgl. Quellensammlung Nr. 25 a 1., S. 187 ff. dieser Schrift. 79 Vgl. zu der Inschrift des ,Menandros' (= Quellensammlung Nr. 25 b), folgende Interpretationen, J. Keil, Ärzteinschriften aus Ephesos, in: Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Instituts in Wien, Bd. VIII, Wien 1905, S. 128, und P. Wolters, Arehiatras t6 e in: JHOAIW, Bd. IX, Wien 1906, S. 295 ff. Wolters bestreitet die Meinung Keils, daß der Gemeindearzt nur auf 4 Jahre gewählt wird, in dieser Schrift S. 194. 80 Vgl. Quellensammlung Nr. 25 a 1 in dieser Schrift S. 187 ff. 81 Vgl. Quellensammlung Nr. 25 a 1 in diesP.r Schrift S. 187 ff.

A. 2. Öffentlich angestellte Stadt- und Gemeindeärzte

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arzttätig und übernimmt die Stelle zum zweiten Male82• ,Attalos' wird durch Generationen für seine Tätigkeit gelobt83• Die Wahl kann auch durch Berufung eines berühmten Arztes ersetzt werden84• In seinen "Erinnerungen an Sokrates" läßt Xenophon den Titelhelden um 400 v. Chr. über das Wahlverfahren spotten85• Nach seiner Meinung müssen die Kandidaten eine Art ,Glaubensbekenntnis' ablegen. Die Sachverständigenkommission oder eine Gruppe erfahrener Dilettanten beurteilen die charakterlichen und beruflichen Fähigkeiten eines Kandidaten86• Er ist diesem Ausschuß und der Volksversammlung gegenüber jederzeit Rechenschaft schuldig. So kommt es vor, daß ein Stadt- oder Gemeindearzt infolge mangelnder Qualifikation seines Amtes enthoben wird87 • Zur Zeit der römischen Herrschaft seit dem 3./2. Jahrhundert v. Chr. übernimmt ein besonderes Ärztekollegium in der Stadt, meist ein Asklepiadenkollegium, die Funktion der Sachverständigenkommission88. Es überwacht die Tätigkeit der Gemeindeärzte auf dem Lande. Im 3. Jahrhundert n. Chr. wird das Amt des Gemeindearztes käuflich, und das Wahlverfahren verliert an Bedeutung; im 3./4. Jahrhundert n. Chr. wird der Titel und mithin das Amt eines solchen Arztes erblichs1.

b) Besoldung Eine kleine Stadt oder Gemeinde kann höchstens einen eigenen Arzt anstellen, eine größere dagegen besoldet meistens mehrere Revierärzte90• Zuweilen kommt es auch vor, daß reiche Privatleute Ärzte für die Allgemeinheit anstellen91• Die Anstellung eines öffentlichen Arztes hängt von der finanziellen Lage der Stadt oder Gemeinde ab. Kann sie sich keinen eigenen Gemeindearzt leisten, so wird er auf Zeit von einer Vgl. Quellensammlung Nr. 25 a 1, ebenda. Vgl. Quellensammlung Nr. 25 bin dieser Schrift S. 188 ff. So werden ,Hermias' nach Gortyna (Knossos), ,Kalippos' nach Aptera, ,Menophantos' nach Amphissa und ein Gemeindearzt nach ,Oloos' auf Kreta berufen. Vgl. Quellensammlung Nr. 25 a 1 und 3, S. 187 ff. dieser Schrift. 85 Vgl. Xenophon, Erinnerungen an Sokrates, Buch IV, Kap. 2, v. 5 = Quelle Nr. 27. 8 8 Vgl. Aristoteles, Politik, Buch 111, Kap. 11, v. 1282 a = Quelle Nr. 28. s1 Vgl. R. Pohl, De Graecorum Medicis Publicis, a.a.O., S. 51 und Stobäus Anthologium, Titel XL, Zeile 8 = Quelle Nr. 29. 88 Vgl. 11, B Rom 1 b) in dieser Schrift, S. 89 ff. und R. Herzog, Das Asklepieion und die Ärzteschule von Kos, in: AAJDAI, Jg. 1932, Bd. XLVII, Berlin (1932), s. 275. 8t Es sei hier an das 6/5. Jahrhundert v. Chr. erinnert, zu dieser Zeit ist der Beruf des Arztes vorwiegend auf die Asklepiadenfamilien beschränkt. 90 Vgl. K. Sudhoff, Ärztliches aus griechischen Papyrus-Urkunden: Studien zur Geschichte der Medizin, (STGM), Heft Nr. 5/6, Leipzig 1909, S. 226 und IG, Bd. II, 1, Nr. 352 b = Quelle Nr. 5 a. 81 Vgl. Strabo, Erdbeschreibung, Buch IV, Kap. 181 = Quelle Nr. 22 e. &!

83 114

3 Pfetfer

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II. Darstellung der Einrichtungen der sozialen Sicherung

Ärzteschule gemietet92. Die Stadt oder Gemeinde zahlt einmal den Sold des Arztes und zum anderen den Unterhalt für die Ärztestube, ,iatreion' genannt93. Diese Kosten werden durch Erhebung einer ,Ärztesteuer', die einer Personalsteuer .gleichkommt, ,iatrik6n' (ta't(.mtov) genannt, gedeckt94. In Athen ist dieses ,iatrik6n' urkundlich nicht belegt. Sicher ist es jedoch ebenso wie die Institution der ,dem6sioi iatr6i' im hellenistischen Ägypten nachgewiesen95. Im griechischen Raum ist diese Ärztesteuer dann zuerst auf der Insel ,Kos' urkundlich belegt96. Weitere Inschriften berichten von der Ärztesteuer in ,Delphi' und Teos97. In ,Delphi' werden die Bürger von der Zahlung der Ärztesteuer ganz befreit. Die Urkunde von Kos dagegen hebt hervor, daß die allgemeine Steuerbefreiung der Bürger für das ,iatrikon' nicht gilt. Diese Ärztesteuer wird in den übrigen Inschriften nicht erwähnt. Sie scheint jedoch schon im 3. Jahrhundert v. Chr. als ständige Einrichtung zur Finanzierung der öffentlich angestellten Ärzte des antiken Griechenland bekannt zu sein. Ein Zeugnis aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. berichtet, daß ein griechischer Bürger seine ihm auferlegte Ärztesteuer in Form von Spelt und einigen Drachmen direkt an den Arzt abliefert98. Im allgemeinen aber wird die Ärztesteuer durch die Hebebuchstelle der Gemeinde oder durch den Steuerpächter eingezogen99. Da auch Sklaven zu den Patienten dieser Ärzte gehören, erhebt sich die Frage, ob in diesem Falle der Herr dem Arzt ein Honorar schuldet oder einen entsprechend höheren Steuersatz zu zahlen hat. 82 Vgl. Th. Meyer-Steineg, Arzt und Staat im Altertum, in: Festschrift W. Judeich, Weimar 1929, S. 142 ff. 93 Vgl. Diodor(us) von Sizilien, Buch XII, Kap. 13, v . 4 = Quelle Nr. 24; Ägyptische Urkunden aus den Kgl. Museen zu Berlin, Griechische Urkunden (BGU), Bd. II, T. 1, Nr. 647 und Pollux, Onomastikon, Buch X, Kap. 46 = Quellen Nr. 30 a und b. Vgl. auch unten in dieser Schrift S. 41. 94 Vgl. M. Rostovtzeff (Rostovtsew oder Rostowzew), Gesellschafts- und Wirtschaftsgeschichte, Bd. I, a.a.O., S. 186; vgl. auch Supplementum Epigraphicum Graecum (SEG), Bd. II, Nr. 579 = Quelle Nr. 30 c. 95 Vgl. Diodorus von SiziLien, ebenda = Quelle Nr. 24; On the Flinders Petrie Papyri, Bd. III, Nr. 110 a, 110 b u. 129, und U. Wilcken, Griechische Ostraka (GRO), Bd. 1, S. 375 ff.; Catalogue general des antiquites Egyptiennes, Bd. I, Nr. 59036; Papyri Greci e Latini, Bd. IV, Nr. 371 und Nr. 388; The Hibeh-Papyri, Bd. I, Nr. 102, 103 und 165; the Tebtunis Papyri, Bd. III, T. 1, Nr. 746; Bd. III, T. 2, Nr. 1036 und 1037 = Quellen Nr. 31 a-f. 116 Vgl. W. Dittenberger, SIG, Bd. III, 4. Aufl., Nr. 1000 = Quelle Nr. 32. 97 Für Deiphi vgl. Wescher-Foucart, Inscriptions recueillies a Delphes, Nr. 16 = Quelle Nr. 33; für Teos: W. Judeich, Inschriften aus Ionien, in: MDAIA, Bd. XVI, S. 292 = Quelle Nr. 34. 98 Vgl. K. Sudhoff, Ärztliches aus griechischen Papyrus-Urkunden, in: STGM, Heft Nr. 5/6, Leipzig 1909, S. 268 = Quelle Nr. 35 und U. Wilcken, ebenda = Quelle Nr. 31 e. (Spelt = Weizen) 99 Vgl. K . Sudhoff, ebenda, S. 269 = Quelle Nr. 36.

A. 2. Öffentlich angestellte Stadt- und Gemeindeärzte

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Grundsätzlich hat der Stadt- und Gemeindearzt keinen Rechtsanspruch auf eine bestimmte Höhe des Soldes. Entlohnt werden soll nur seine fachliche Tätigkeit, d. h. die Dienste seiner Kunst und seiner Lehre. Als besonderes Kriterium der ärztlichen Kunst wird noch die Menschenfreundlichkeit hervorgehoben100, nicht aber die Würde seines Amtes101. Eine Inschrift aus ,Delos' berichtet von nur 250 Drachmen Gehalt. Man weiß jedoch nicht, auf welchen Zeitraum sich diese Angabe bezieht102. Es handelt sich um einen Betrag von etwa 195 M 103. Nach Pohls Meinung schwankt die durchschnittliche Höhe des Gehaltes zwischen 500 und 700 Drachmen monatlich, was für die damalige Zeit als eine bescheidene Summe anzusehen ist104. Sie wird auch von der Sekundärliteratur als Existenzminimum angesehen105. Lediglich ganz berühmte Ärzte wie ,Demokedes von Aigina' bekommen ein ansehnliches Honorar. So berichtet Herodot, daß 528 v. Chr. die Stadt ,Aigina' Demokedes 1 Talent zahlt, Athen 100 Minen und ,Polykrates auf Samos' 2 Talente jährlich106. Andreades berechnet, daß 1 Talent ungefähr dem Wert eines Rindes entspricht107. Wenn nach Schoemann 1 Obolos rd. 13 Pfg. ausmacht, handelt es sich bei 1 Talent oder 36.000 Obolen um einen Betrag von rd. 4.715 M, bei 100 Minen um rd. 7.850 M und bei 2 Talenten um rd. 9.430 M 108. Von diesem Gehalt hat der Gemeindearzt jedoch das ,iatreion', seine Ärztestube, zu unterhalten und die Kosten für die Bereitung der Medikamente zu bestreiten109. Nach Pohls Meinung erhalten die älteren Ärzte, die ihre Räume zunächst für ihre Privatpraxis auf eigene Kosten eingerichtet haben, einen finanziellen Zuschuß von der Gemeinde, das 10° Vgl. R. Herzog, ,Arzthonorar', in: Reallexikon für Antike und Christentum (RLAC), Bd. I, Stuttgart 1950, S. 724 f. 101 Vgl. A. Vercoutre, La Medecine Publique, a.a.O., in: Rev. Arch. Bd. XXXIX, N.S., 21. Jg., Paris 1880, Februar, S. 99 ff. 102 Vgl. T. Homolle, Du Temple d'Apollon Delien, in: BHC, Bd. VI, Paris 1882, S. 13 = Quelle Nr. 37. 1os Vgl. unten S. 186. 104 Vgl. R. Poht, De Graecorum Medicis Publicis, a.a.O., S. 69 und Quellen Nr. 38 a und b. 105 Vgl. auch R. Herzog, ,Arzt', in: RLAC, Bd. I, Stuttgart 1950, S. 720 f. 10& 1.l'ber den Wert dieses Gehaltes vgl. M. Wertner, Demokedes aus Kroton, in: Deutsches Archiv für Geschichte der Medizin und Medizinische Geographie (DAGMUMG), Bd. V, Leipzig 1882, Heft Nr. 1, S. 205 ff.; Herodot, [Die Geschichten des Herodotos], Buch III, Thalia, Kap. 131 und Suidas, Demokedes = Quellen Nr. 39 a u. b. 107Vgl. A. Andreades, Geschichte der griechischen Staatswirtschaft, übers. E. Meyer, Bd. I, München 1931, S. 8 f. 108 Vgl. nähere Einzelheiten in der Tabelle auf S. 186 unten und bei G. Schoemann, Griechische Alterthümer, 4. Auft., Bd. I, Berlin 1897, S. 471, der jedoch nur Näherungswerte angibt. 109 Vgl. R. Gotdhahn, Krankenhäuser, a.a.O., in: DU, 44. Jg., Frankfurt/M. 1940, Nr. 21, S. 326 f.; vgl. die Inschrift des ,Euenoros', der 1 Talent (= 4.715 M) für sein Lokal und die Heilmittel aufwendet, sowie die Inschrift des ,Pappias' = Quellensammlung Nr. 25 a 1 und b, in dieser Schrift S. 190 und S. 194.

3*

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II. Darstellung der Einrichtungen der sozialen Sicherung

sogenannte ,pensio aedium' oder ,Quartiergeld'110• Jüngeren Ärzten dagegen richtet die Stadt oder die Gemeinde auf öffentliche Kosten ein ,iatrl!ion' ein. Da der öffentlich angestellte Arzt in jeder Beziehung einen guten Ruf genießt, wird er auch von den Reichen oft zu Rate gezogen111• Durch diese Privatpraxis und die Erteilung medizinischen Unterrichts hat er die Möglichkeit, sein bescheidenes Gehalt aufzubessern. Zur Zeit der Asklepiaden (etwa im 5. Jahrhundert v. Chr.) wird die ärztliche Hilfeleistung als unhonorierbar angesehen112• Im 4. Jahrhundert v. Chr. begleicht der Patient seine Schuld aber schon durch Geschenke, meist in Form von ,Naturalien'. Die Festsetzung der Höhe bleibt jedem einzelnen überlassen113• Prodikos, ein Schüler des Hippokrates, hat dann als erster den Gedanken, für ärztliche Gehilfen und Diener Lohn, ,misth6s' {!..uaM~) genannt, zu fordernm. Deshalb stellen die Ärzte auch oft Sklaven zur Behandlung der niederen Klientel ein115• Die Vereinbarung eines Honorars vor Beginn der Behandlung kommt zwar hier und da vor, Hippakrates aber lehnt dieses Verhalten des Arztes als unzuträglich' für die Gesundheit des Patienten ab116• Er tritt für eine Festlegung des Honorars nach der Bedürftigkeit ein117• Erst nach der Zeit des Hippakrates wird es dann allgemein üblich, das Honorar auf Grund freier Vereinbarung zwischen Arzt und Patient festzusetzen118• Wohlhabende Ärzte behandeln unabhängig von der Institution des Armenarztes bedürftige Patienten meist kostenlos. Der Armenarzt darf erst recht von diesen bedürftigen Patienten kein Honorar annehmen119• Inschriften berichten von zahlreichen Gemeindeärzten, die freiwillig auf ihr Honorar verzichten: ,Damiadas, Euenoros, Herakleitos, Menokritos, 110 Vgl. R. Pohl, De Graecorum Medicis Publicis, a.a.O., S. 69 ff. u. Quelle Nr. 40. Es zeigt sich also, daß die griechischen Stadt- und Gemeindeärzte öffentliche und private Praxis nebeneinander ausüben. Vgl. auch Quelle Nr. 37. 111 Vgl. Aristophanes, Die Acharner, v. 1222 = Quelle N. 41. m Asklepios und der Patient werden vom Blitzstrahl getroffen, weil sie ein Honorar ausgehandelt haben. Vgl. Pindar, Siegesgesänge, Die Pythischen, Gesang III, v. 45 und Platon, Der Staat, Buch III, Abschnitt 408 =Quellen Nr.

42a u. b. 113

Vgl. J.-H. Baas, Grundriß der Geschichte der Medizin, Stuttgart 1876,

s. 61 ff.

114 Vgl. PHnius d. Ä., Naturgeschichte, Buch XXIX, Kap. 1, 2 = Quelle Nr. 43. 115 Vgl. Platon, Die Gesetze, Buch IV, Abschnitt 720 C und Xenophon, Erinnerungen an Sokrates, Buch II, Kap. 4, v. 3, Buch IX, Kap. 10, v. 2 = Quellen Nr. 44 a u. b. 118 Vgl. Aelianus, Vermischte Nachrichten, Buch XII, Kap. 1 u. Hippokrates, Vorschriften, Kap. IV = Quellen Nr. 45 a u. b 117 Vgl. Hippokrates, ebenda, = Quelle Nr. 46. 118 Vgl. R. Fuchs, Geschichte der Heilkunde bei den Griechen, in: Handbuch der Geschichte der Medizin, Bd. I, Jena 1902, S. 181 ff. 118 Vgl. A. Dechambre, La Medecine Publique, a.a.O., in: GHMCH, 27. Jhrg. Paris 1880, Nr. 44, 29. Oktober, S. 705 ff.

A. 2. Öffentlich angestellte Stadt- und Gemeindeärzte

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Pheidias, Polygnotos und Xenotimos'120. PhiUpsborn weist jedocll darauf hin, daß dieses außerordentliche Lob auf den Gedenksteinen auf Ausnahmen hindeutet. Er ist der Meinung, daß eine Gratisbehandlung der Patienten in Wirklichkeit wohl selten vorkommt121. Zumindest dürfen die Ärzte einen "Ehrensold", meist in Form von Naturalien, annehmen122. Die Auszahlung des Honorars durch den Schatzmeister der Stadt oder Gemeinde erfolgt wie die Erhebung der Ärztesteuer in ,Naturalien' oder in Geld. Zuweilen erfolgt die Auszahlung auch teilweise in Geld, teilweise in Naturalien. ,Onasilos' (5. Jahrhundert v . Chr.) erhält sein Honorar z. B. vorwiegend in Naturalien, ihm werden Äcker und Gärten in ,Idalion' einschließlich der Erträge zugesprochen123. ,Kalippos' bekommt von der Stadt ,Aptera' zuzüglich zum Lohn nocll 300 Stateren Reisegeld124. Wenn 1 Stater(e) rd. 15,60 M entsprichtm, handelt es sich um einen Betrag von rd. 4.680 M. c) Privilegien126

Die bescheidene Besoldung des Stadt- und Gemeindearztes wird durch zahlreiche Privilegien ergänzt oder weitgehend ersetzt127. Er erhält zunächst Niederlassungsfreiheit für sich und seine Kinder128. Weiterhin bekommt er Eigentumsrechte an Grund und Boden und an seinem Haus und genießt dafür Grundsteuerfreiheit129. Da er zum "praktischen Nutzen" der Gemeinde tätig ist, steht ihm diese Befreiung zu130. Außerdem läßt der Staat ihm in Krieg und Frieden besonderen Schutz angedeihen131. Meist begnügt sich der Stadt- oder Gemeindearzt mit einem geringen Sold oder verzichtet ganz darauf, da er der Würde und EhrenVgl. Quellensammlung Nr. 25a 1 in dieser Schrift S.187 ff. Vgl. A. Philipsborn, Les premiers Höpitaux, a.a.O., in: LNCL, Bd. VI 1, 2, Bruxelles - Mainz 1954, S. 140. 122 Vgl. Th. Meyer-Steineg, K. Sudhoff, Geschichte der Medizin, 5. Auf!., a.a.O., S. 35. 123 Vgl. Quellensammlung Nr. 25 c, in dieser Schrift S. 189 ff. 124 Vgl. ebenda, Nr. 25 a 1, S. 187 ff. 125 Vgl. unten S. 186. 126 Vgl. als ausgewählte Sekundärliteratur zu diesem Punkt besonders S. Reinach, ,Medicus', in: DAGR, Bd. VII, T. 3, 2, Paris (1881-1919), S. 1696, Abschnitt XVI. 127 Vgl. besonders die Inschriften des ,Euenoros' = Quellensammlung Nr. 25 a 1 u. des Tierarztes ,Metrodoros' = Quelle Nr. 25 c 1 in dieser Schrift S. 187 ff. und S. 189 ff., vgl. auch PK, Nr. 20 = Quelle Nr. 46 a. 128 Vgl. die Inschrift des ,Menophantos' = Quellensammlung Nr. 25 a 1 in dieser Schrift S. 187 ff. 129 Vgl. die Inschriften des ,Euenoros' und ,Menophantos' = Quellensammlung Nr. 25 a 1 und des ,Psasnis' in Nr. 25 a 2 in dieser Schrift S. 187 ff. 130 Vgl. E. Kuhn, Die städtische und bürgerliche Verfassung des römischen Reiches bis auf die Zeiten JuStinians, Bd. I, Leipzig 1864, S. 83. 131 Vgl. die Inschriften des ,Diogenes' und ,Menophantos' = Quellensammlung Nr. 25 a 1 in dieser Schrift S. 187 ff. 120 121

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li. Darstellung der Einrichtungen der sozialen Sicherung

stellung, die mit dem Amt eines öffentlich angestellten Arztes verbunden ist, große Bedeutung beilegt132. Er wird belobigt, erhält einen Ehrenkranz und wird als Wohltäter gefeiert133. Entscheidend ist aber die Veröffentlichung der verliehenen Ehren. Nach seinem Weggang aus der Gemeinde oder nach seinem Tode setzt ihm diese einen Gedenkstein134. Zuweilen gehört zu den besonderen Privilegien auch der Anspruch auf einen bedeutenden Anteil an den öffentlichen Opferfeiern der Stadt135• Die Bedeutung dieses Amtes wird auch durch die Tatsache erhellt, daß sich nach Meinung der Sekundärliteratur ein griechischer Arzt als Gemeindearzt ausgibt, obgleich er überhaupt nicht öffentlich angestellt ist und folglich auch kein Honorar von der Stadt bekommt. Er erhält jedoch möglicherweise eine Ehrensäule nach seinem Tode136. Auf einzelnen Inschriften des 1. Jahrhunderts v. Chr. aus Griechenland liest man von Ärzten, die den Titel ,archiatr6s' (aQxta'tQOS) tragen in der Bedeutung eines obrigkeitlich gewählten Arztes mit öffentlicher Besoldung137• Auch in Alexandria und dem übrigen Ägypten ist der Titel ,archiatros' üblich in der Bedeutung von Chef- oder Oberarzt z. B. in einer Ärzteschule138. Ob dieser offizielle Titel jedoch repräsentativ für die griechischen Stadtund Gemeindeärzte ist, kann die Sekundärliteratur nicht klären139. d) Aufgaben und Pflichten

Der Stadt- und Gemeindearzt übt meist die Funktion eines praktischen Arztes aus140. Einen Befähigungsnachweis benötigt er nicht140a. Alle armen Patienten seines Bezirks - auch die Verwundeten - hat er 132 Vgl. die Inschriften des ,Damiadas', ,Euenoros' und ,Pheidias' = Quellensammlung Nr. 25 a 1 in dieser Schrift S. 187 ff. 133 Vgl. Diogenes Laertios, Leben und Meinungen berühmter Philosophen, Buch IV, Xenokrates, Kap. 2, v. 7 = Quelle Nr. 47; vgl. die Inschriften des ,Euenoros', ,Menokritos' und ,Pheidias' = Quellensammlung Nr. 25 a 1 in dieser Schrift S. 187 ff. 13' Vgl. die Inschrift des ,Euenoros' = Quellensammlung Nr. 25 a 1 ebenda. 135 Vgl. die Inschrift bei Paton-Hicks, The Inscriptions of Cos, Nr. 37, und andere Quellenabdrucke = Quelle Nr. 48; vgl. auch die Inschrift des ,Menokritos' = Quellensammlung Nr. 25 a 1 in dieser Schrift S. 187 ff. 136 Vgl. die zahlreichen Inschriften in der Quellensammlung Nr. 25 a u. b, in denen vielfach von den guten Taten der Gemeindeärzte die Rede ist, ohne daß eine Anstellung von der Obrigkeit beurkundet wird in dieser Schrift S.187 ff. 137 Vgl. Quellensammlung Nr. 25 bin dieser Schrift S. 188 ff. 138 Als ausgewählte Inschrift vgl. Papyri Ostoenses (PO), Fase. II, Nr. 53= Quelle Nr. 49. 139 Vgl. auch die Diskussion unten II, B: Rom, 1. b) cc., S. 92 dieser Schrift, Anmerkung Nr. 74. 140 Vgl. Aristophanes, Die Acharner, v. 1030 = Quelle Nr. 49. Dies wird auch besonders deutlich in der Inschrift des ,Euenoros' = Quelle Nr. 25 a 1, S. 187 ff. in dieser Schrift. 140a Vgl. W. Leibbrand; A. Leibbrand-Wettley, Kompendium, a.a.O., S. 44.

A. 2. Öffentlich angestellte Stadt- und Gemeindeärzte

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entweder im Tempel des Asklepios oder in seiner Praxis kostenlos zu behandeln141• Dazu gehört auch die kostenlose Abgabe von Medikamenten142. In der Sekundärliteratur schwankt die Meinung darüber, ob nur arme Bürger oder alle Armen, also auch Reisende und Fremde ohne Bürgerrecht, von ihm behandelt werden. Nach den Worten Diodors von Sizilien, die auch für das griechische Festland von Bedeutung sind, muß der Stadt- und Gemeindearzt ohne Unterschied alle bedürftigen Patienten behandeln143. Die Inschrift zu Ehren des Damiadas hebt besonders hervor, daß er 2 Jahre lang allen, Armen und Reichen, Sklaven und Freien, diente144. Ist der Patient ein Fremder, so kann sich die Gemeinde zum Ausgleich an die Heimatgemeinde des Patienten wenden, da er ja dort seine Ärztesteuer bezahlt hat145• Weder die fremde Gemeinde noch der angestellte Arzt dürfen ein Honorar von einem fremden Patienten annehmen, da der Armenarzt von seiner zuständigen Gemeinde für die Behandlung öffentlich besoldet wird. Es bleibt in den Quellen die Frage offen, ob diese Bedürftigen näher bestimmt sind. Bolkestein weist darauf hin, daß berühmte Ärzte wie Demokedes sich mit der Stelle eines öffentlich angestellten Arztes in der ausschließlichen Rolle eines Armenarztes nicht zufrieden gegeben hätten146. So scheint die Behandlung der Bedürftigen nur eine Funktion unter mehreren zu sein, die die Ärzte erfüllen. Anscheinend üben sie fast alle nebenbei noch eine Privatpraxis aust47. Bei auftretenden Seuchen erfüllt der Stadt- und Gemeindearzt die Pflichten einer Sanitätspolizei148, und bei Unfällen tritt er als gerichtlicher Gutachter auf, wie von zahlreichen Ärzten in Ägypten aus der ptolemäischen Epoche {3. Jahrhundert v. Chr.) und auch aus der Zeit der 141 Auf dem Feldzug erfahren die Verwundeten notdürftige medizinische Behandlung und werden dann zur Ambulanz in das nächste Iatreion der benachbarten Stadt transportiert, bis besondere Militärärzte die medizinische Versorgung übernehmen. Vgl. in dieser Schrift auch S. 42, Anmerkung 165, und SIG, Bd. III, 4. Aufl., Nr. 1173 = Quelle Nr. 50. 142 Apothekenähnliche Einrichtungen sind zu dieser Zeit noch kaum verbreitet, so daß die Ärzte meistens auf Naturheilkunde basierende Heilungsmittel in ihrer Ärztestube selbst herstellen, vgl. auch M. Rostovtzeff (Rostovtsew oder Rostowzew), Gesellschafts- und Wirtschaftsgeschichte, a.a.O., S. 866, Nr. 46. 143 Vgl. Aristophanes, Die Acharner, v. 1029 =Quelle Nr. 26 b; Diodorus von Sizilien, Historische Bibliothek, Buch I, Kap. 82 = Quelle Nr. 23. 144 Vgl. Quellensammlung Nr. 25a 1 unten S. 187 ff. und Menokritos ebenda. 145 Vgl. S. Reinach, ,Medicus', in: DAGR, 3. Aufi. Bd. VII, T. 3, 2, Paris (1881 bis 1919), S. 1697 f. 146 Vgl. H. Bolkestein, Wohltätigkeit, a.a.O., S. 274. 147 Vgl. hierzu die zahlreiche Literatur unter dem Stichwort ,Medizingeschichte' im Literaturverzeichnis dieser Schrift auf S. 229 ff. und Greek Papyri in the Library of Cornell University, hrsg. W. Westermann, S. 135, Nr. II, 48 = Quelle Nr. 50 a. 148 Vgl. Thukydides, Geschichte der Peloponnesischen Krieges, Buch II, Kap. 47: Buch II, Kap. 51 = Quelle Nr. 50 b-c.

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li. Darstellung der Einrichtungen der sozialen Sicherung

römischen Herrschaft (1.-3. Jahrhundert n. Chr.) berichtet wird148a. Eine andere Quelle überliefert einen Untauglichkeitsbescheid für den Militärdienst149. Außerdem unterrichtet der Stadt- und Gemeindearzt auch Schüler in der medizinischen Wissenschaft160, zunächst privat in seiner Ärztestube, später in einer besonderen Ärzteschule151• Unabhängig von der Stelle eines öffentlich besoldeten Stadt- oder Gemeindearztes übt jeder Arzt seine Praxis in einer besonderen Ärztestube aus, dem ,iatreion' {ta"tQetov) 152. Die klinikähnlichen Räume der Asklepiadenärzte auf Kos bilden den Ursprung dieser ,iatreia', die auch ,ergasterion' (EQYM"t~QLOV), Werkstatt, genannt werden163. ,Hippokrates' soll als erster ein solches ,iatreion' eingerichtet haben. Einzelheiten über die Einrichtung der ,iatreia', über ihr Personal und die ärztlichen Geräteberichtet ebenfalls ,Hippokrates'154. Weniger bedeutende Patienten werden von angestellten Sklaven behandelt, die medizinische Kenntnisse haben155. In den ,iatreia' suchen Arme und Müßiggänger Unterschlupf, so daß diese Ärztestuben oft einen schlechten Ruf genießen. Sie werden häufig zum allgemeinen Treffpunkt der Gemeinde158. 14Ba Vgl. Platon, Die Gesetze, Buch XI, Abschnitt 916 B = Quelle Nr. 51 a und vgl. in Quelle Nr. 51 beineReihe von PapyTi von öffentlichen Ärzten als Gutachter, aus der hellenistischen, (römisch-byzantinischen) Epoche. Dies sind u. a.: ChTestomathie (CHR.), Bd. I, T. 2, hrsg. U. Wilcken, Nr. 494; OxyThynchus PapyTi (OXP), hrsg. Grenfell-Hunt, Bd. I, Nr. 51/52; Bd. III, Nr. 475/476; Bd. VI, Nr. 896 u. 983; Bd. XII, Nr. 1502 u. Bd. XVII, Nr. 2111; PapyToi tes en Athenais ATchaiologikes HetaiTeias, Bd. I, Nr. 34; PO, Fase. III, Nr. 95/96; PK, Nr. 7; SammeZbuch griechischer Urkunden aus Ägypten (SB), Bd. III, T. 1, Nr. 6003; BGU, Bd. II, T. 1, Nr. 647, und Bd. III, Nr. 928; Griechische Urkunden der PapyTussammlung zu Leipzig, hrsg. L. Mitteis, Bd. I, Nr. 42. uo Vgl. OXP., Teil I, Nr. 39 und 52 = Quelle Nr. 52. 150 Vgl. Aeschines, Rede gegen Timarch, Buch I, Kap. 17, v. 40 =Quelle Nr. 53. 151 Vgl. in dieser Schrift oben S. 30, Anmerkung 58. 152 Vgl. A. VeTcoutTe, La Medecine Publique, a.a.O., in: Rev. Arch., Bd. XXXIX, N. S. 21. Jg. Paris 1880, April, S. 331 ff. (S. 231 ff.); S. Reinach, ,Medicus', in: DAGR, 3. Aufl., Bd. VII (T. 3, 2), Paris (1881-1919), S. 1683 ff., Abschnitt X und R. Goldhahn, Krankenhäuser, a.a.O., in: DU, 44. Jg., Frankfurt/M., 1940, Nr. 21, S. 326. Vgl. einen Aufsatz der Verfassetin S. 253 unten. 153 Vgl. L. Hopf, Die Heilgötter und Heilstätten des Altertums, Tübingen 1904, S. 60. Die Sekundärliteratur bringt die öffentlichen ,iatreia' vielfach in Zusammenhang mit den Tempelheiligtümern, so daß ein Zusammenhang zwischen dem Asklepioskult und den Gemeindeärzten zu bestehen scheint. Vgl. auch S. 24 dieser Schrift, Anmerkung 16. 154 Vgl. H i ppokmtes, Buch XXXVIII, Kap. 2, über das ,iatreion' = Quelle Nr. 54; vgl. auch Quelle Nr. 30 a, Einzelheiten über das Wirken des Hippakrates sollen übergangen werden, da dieser mehr als frei praktizierender Arzt Bedeutung hat. Vgl. jedoch die Angaben im Literaturverzeichnis S. 229 ff. 155 Vgl. WescheT-FoucaTt, Inscriptions, a.a.O., Nr. 234 =Quelle Nr. 55 a; Platon, Gesetze, Buch IX, Kap. 4, v. 857 = Quelle Nr. 55 b. 156 Vgl. Aelianus, Vermischte Nachrichten, Buch III, Kap. 7 ; Platon, Die Gesetze, Buch I, Abschnitt 646 C.; deTs., Politikos, Abschnitt 298 B = Quellen Nr. 56a--c.

A. 2. Öffentlich angestellte Stadt- und Gemeindeärzte

41

Ob diese ,iatreia' identisch sind mit den in der Sekundärliteratur erwähnten ,klinai' (xJ.tvm), "Unterkünften für Kranke in den engen Straßen einer griechischen Stadt, in denen Betten zu beiden Seiten eines Ganges aufgestellt sind", ist nicht festzustellen157• In den seltensten Fällen können Patienten sich in diesen Ärzteräumen länger aufhalten, da in der ärztlichen Werkstatt (,ergasterion') sowohl ambulante Behandlungen vorgenommen und Operationen ausgeführt als auch Medikamente zubereitet und Schüler unterrichtet werden168. Jedoch soll es im 4. Jahrhundert v. Chr. zahlreiche ,iatreia' mit dem Charakter von Privatkliniken geben, in denen die Patienten dann für längere Zeit gepflegt werden. Hiltbrunner ist jedoch der Meinung, daß das ,iatreion' entweder der ambulanten Behandlung dient oder als Klinik, wobei er nur die erstere Möglichkeit gelten läßt159• Krankenpflege übernimmt nur die Familie oder gegen Kostenerstattung das Gasthaus der Gemeinde180• Reiche werden in ihren Häusern behandelt161 • Schwerkranke werden meist von zurückbleibenden Schülern des Arztes versorgt. Zuweilen finden auch arme Kranke in den Häusern der Reichen Aufnahme162• ,Menokritos' wird voller Anerkennung nachgesagt, daß er keine Mühe scheut, alle Kranken in den Vororten zu besuchen163. Daraus schließt die Sekundärliteratur, daß es sicher manchen Arzt gibt, der sich gerne der Mühe entzieht, weit entfernt wohnende arme Patienten zu besuchen. Die verschiedenen Behandlungsmethoden der griechischen Ärzte sollen in Anbetracht des Themas nicht näher erläutert werden164, Zu den öffentlich angestelltenÄrztender griechischenAntike gehören im 5. Jahrhundert v. Chr. auch Militärärzte, die jedoch nur in Kriegs157 Vgl. U. Craemer, Das Hospital als Bautyp des Mittelalters, Köln 1963, S. 9, Kline (xA.tvTJ) = Ruhebett. 158 Vgl. Th. Meyer-Steineg; K. Sudhoff, Illustrierte Geschichte der Medizin, 5. Aufl., a.a.O., S. 35; Aeschines, Rede gegen Timarch, Buch I, Kap. 50, v. 124 = Quelle Nr. 57; vgl. auch die Inschrift des ,Euenoros', Quellensammlung Nr. 25 a 1 in dieser Schrift S. 187 ff. 159 Vgl. Th. Meyer-Steineg, K. Sudhoff, Geschichte der Medizin, 5. Aufl., ebd., anders jedoch 0. Hiltbrunner, Das Krankenhaus, a.a.O., in: HI, 1968, Nr. 13, S. 503. 160 Vgl. in dieser Schrift S. 30, Anmerkung 59, und A. Nutting; L. Dock, Geschichte der Krankenpflege, Bd. I, S. 69 ff. Vgl. dagegen die Meinung von Vercoutre und Pohl, die in den ,iatreia' der Stadt- und GemeindeärZite! öffentliche Krankenversorgungsanstalten sehen. Vgl. A. Vercoutre, La Medecine Publique, a.a.O., in: Rev. Arch. Bd. XXXIX, N. S. 21. Jg., Paris 1880, April, S. 239 ff., und Juni, S. 348 ff., der in der nachfolgenden Literatur heftig angegriffen wird, und R. Pohl, De Graecorum Medicis Publicis, a.a.O., S. 57. 161 Vgl. R. Goldhahn, Krankenhäuser, a.a.O., in: DU, 44. Jg., Frankfurt/M. 1940, Nr. 21, S. 326. 182 Vgl. H. Häser, Lehrbuch der Geschichte der Medizin, Jena 1875, S. 2. 163 Vgl. Quellensammlung Nr. 25 a 1, Inschrift des ,Menokritos', Zeile 16 f., in dieser Schrift S. 187 ff. 164 Vgl. die zahlreich angeführte Literatur zur Medizingeschichte im Literaturverzeichnis dieser Schrift S. 229 ff.

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II. Darstellung der Einrichtungen der sozialen Sicherung

fällen für die Dauer eines Feldzuges angestellt und besoldet werden165• Die Inschriften heben in diesem Zusammenhang besonders einen Tierund einen Schiffsarzt hervor166• Diese Gruppe von Ärzten stellt nur eine Sonderform der angestellten Stadt- und Gemeindeärzte dar. Sie übernimmt ähnliche Funktionen wie diese und erhält einen fast gleich hohen Sold; von Ehrenbezeugungen hört man nicht soviel wie bei den Stadtund Gemeindeärzten. Aufgrund ihres guten Rufes werden die Militärärzte jedoch sofort ohne vorherige Wahl von der Obrigkeit angestellt. Eine weitere Untergruppe der öffentlichen Stadt- und Gemeindeärzte stellen die Hofärzte dar, wie z. B. ,Demokedes von Aigina' und ,Tiberios Klaudios' 167• Sie behandeln einerseits die bedürftigen Patienten der Stadt, andererseits jedoch auch die Angestellten des Hofes und sogar den Herrscher selbst. Ihre soziale Stellung scheint eine gehobenere zu sein als die der allgemeinen Stadt- und Gemeindeärzte. Sie bekommen einen höheren Lohn und größere Privilegien. Sie werden nicht gewählt, sondern aufgrund ihres .guten Rufes vom Herrscher direkt an den Hof berufen. Zweimal jährlich bringen alle Ärzte ,Asklepios' ein Opfer dar als Dank für die Heilungen, die er ihnen in der voraufgegangenen Zeit gewährt hat. Das Opfer wird aus der gemeinsamen Kasse eines Kollegiums finanziert 168• Diese Ärztekollegien sind Berufsvereinigungen mit vorwiegend sakralem Charakter169• In der Zeit der römischen Herrschaft übernehmen die Asklepiaden anstelle des Stadtrates die Wahl und Beurteilung der öffentlichen Ärzte170• Von dieser Seite aus läßt sich die 165 Als einführende Sekundärliteratur vgl. D. C. G. Kühn, De medicinae militaris apud veteres Graecos Romanosque conditione, Programm I-VIII, Leipzig 1824-27; S. Reinach, ,Medicus', in: DAGR, 3. Aufi., Bd. VII T. 3, 2, Paris (1881-1919), S. 1687, Abschnitt XI, H. Frölich, Geschichtliches der Mili:tärmedizin, in: Allgemeine Militärärztliche Zeitung (AMÄZ), 14. Jg., Wien 1873, S. 4 ff., und H. Baas, Der Stand der Ärzte I, in: Unsere Zeit (UZ), 11. Jg., Leipzig 1875, Heft Nr. 1, S. 298 ff. Vgl. auch einen Aufsatz der Verfasserin über : Krankenversorgung der Soldaten in der griechischen und römischen Antike, in: Wehrwissenschaftliche Rundschau, 1968, Nr. 5, S. 291 ff. 166 Vgl. Quellensammlung Nr. 25c 2 in dieser Schrift S. 189 ff. Vgl. einen Aufsatz der Verfasserio in dieser Schrift S. 253. 167 Weitere Einzelheiten zu Demokedes von Aigina vgl. bei E. Welman, ,Demokedes', in: RE, Bd. IX, T. 1, Stuttgart 1903, S. 132; (anon.), ,Demokedes', in: RLKA, 8. Aufl., Leipzig- Berlin 1914, S. 282; außerdem Quellensammlung Nr. 25 c 3 in dieser Schrift S. 189 ff. 168 Vgl. IG, Bd. II, T. 1, Nr. 352 b = Quelle Nr. 5 a und ebd. Bd. II, T. 3, Nr. 1449: ,Mnesitheos'; ebd., Bd. III, Nr. 780 und 780 a: ,Asylos und Sozon' ; S. Reinach, Traite d'epigraphique Grecque, S. 50 f.; ,Herakleitos' und 0 . Kern (Hrsg.), Die Inschriften von Magnesia am Maeander, Nr. 119: ,Hermias' Quellensammlung Nr. 25 a 1 und 2, S. 187 ff. in dieser Schrift. 169 Vgl. E. Ziebarth, Das griechische Vereinswesen, Leipzig 1896, S. 96 ff., und F. Poland, Geschichte des griechischen Vereinswesens, Leipzig 1909, S. 120 ff. Vgl. auch ein Kollegium in ,Kolophon' auf Kreta unten S. 188 ff. 170 Vgl. Corpus Inscriptionum Graecarum (CIG), Bd. III, Nr. 4315 n = Quelle Nr. 58.

=

A. 2. Öffentlich angestellte Stadt- und Gemeindeärzte

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Verbindung zu den Asklepieen verstehen171 • Es ist möglich, daß sie öffentliche Stadt- und Tempelärzte zugleich sind oder ihr ,iatreion' in den Tempelbezirk verlegt haben und dort ihre Praxis als Tempelarzt ausüben172• In den Ärztekollegien sind wohl alle Ärzte der Stadt zusammengeschlossen; die Stadtärzte bilden nur eine besondere Gruppe unter ihnen173• Schon im 4. Jahrhundert v. Chr. hören wir von Ärztevereinigungen auf Kos, im 3. Jahrhundert v. Chr. in Alexandrien und im 2. Jahrhundert v. Chr. in ,Ephesos' 174• Es handelt sich meist um Familienverbände, die sich zu ärztlichen Berufskorporationen entwickeln und dazu oft die Form eines Vereins annehmen175 • Hier und da hört man auch von einzelnen Vereinsärzten, die auf Vereinskosten erkrankte Mitglieder behandeln176. Die Darstellung zeigt, daß die Stadt- und Gemeindeärzte den Patienten kostenlos medizinische Behandlung und Heilmittel, d. h. medizinische Naturalleistungen in bescheidener Form, gewähren. Krankenpflege besorgen sie jedoch nicht, diese wird nur von der Familie übernommen. In der Zeit vor Christi Geburt entwickelt sich die Einrichtung der Stadt- und Gemeindeärzte erst langsam zu einer sozialen Institution. Cohn-Haft ist der Meinung, daß die Quellen der frühen griechischen Antike, die über Gemeindeärzte berichten, zu vereinzelt und im ganzen zu wenig aussagekräftig sind177• Es gibt zwar die Einrichtung der Ärztesteuer, es ist jedoch nicht sicher, ob die Gemeindeärzte immer öffentlich besoldet werden. Weiterhin kann sich der Verzicht auf das Gehalt, von dem die Quellen so lobend berichten, auch auf die private Entlohnung der Ärzte durch ihre Patienten beziehen. Ferner fehlen öffentliche Ernennungsurkunden der Gemeindeärzte, wie sie z. B. aus Ägypten und Rom erhalten geblieben sind. Die meisten der aufgefundenen Gedenk171 Vgl. R. Herzog, Das Asklepieion, a.a.O., in: AA, JDAI, Jg. 1932, Bd. XLVII, Berlin 1932, S. 275. 172 Vgl. IG, Bd. III, T. 1, Nr. 780 und 780 a = ,Asylos und Sozon' = Quellensammlung Nr. 25 a 2 in dieser Schrift S. 188 ff. 173 Vgl. J. Keil, Arzteinschr.iften, a.a.O., in: JHÖATW., Bd. VIII, Wien 1905, S. 128 f.; R. DemangeL, A. Laumonier, Fouilles de Notion, in: BCH, Bd. XLVII, S. 375 f. = Quelle Nr. 52. 174 Über Arztekollegien auf Kos vgl. Paton-Hicks, Inscriptions, a.a.O., Nr. 37 = Quelle Nr. 48 und ebenda Anmerkung 171; in Alexandrien vgl. W. Dittenberger (Hrsg.) Orientis Graeci (OG) Inscriptiones Selectae, Bd. I, Nr. 104 = Quelle 60 a; in Ephesos vgl. J. F. Wood (Hrsg.), Discoveries at Ephesus, Anhang Nr. 7 = Quelle Nr. 60 b. 175 Einzelheiten vgl. J. Oehler, Epigraphische Beiträge, a.a.O., in: Jahresbericht des k. k. Maximilians-Gymnasiums zu Wien, 1907, S. 29; Stöckle, Berufsvereine, in: RE, Supplement Bd. IV, Stuttgart 1924, S. 176. 176 Vgl. J. Oehler, Epigraphische Beiträge, ebd., S. 10 f., und IG, Bd. IV, Nr. 365 = Quelle Nr. 61. 177 Vgl. L. Cohn-Haft, The Public Physicians of Ancient Greece, Diss. Columbia University; Dissertation Abstract, Bd. XVI, Ann Arbor, Nr. 3, 1956,

s. 522.

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II. Darstellung der Einrichtungen der sozialen Sicherung

steine beziehen sich nur im Nachherein auf die ärztliche Tätigkeit an sich, nicht speziell auf die der öffentlich angestellten Ärzte. Besondere Gemeindeärzte und allgemeine ,archiatr6i' lassen sich aber in der .g riechischen Antike nicht klar genug voneinander trennen178• Erst in den ersten Jahrhunderten nach Christi Geburt nimmt die Einrichtung der Stadt- und Gemeindeärzte unter dem Einfluß der Römer einen dauerhaften Charakter an und somit die Züge einer sozialen Institution. Die Darstellung des Asklepioskultes und der Stadt- und Gemeindeärzte in der griechischen Antike zeigt, daß der einzelne gegen das Risiko Krankheit anscheinend ausreichend mit medizinischen Naturalleistungen, wie medizinischer Behandlung und Heilmitteln, versorgt wird. Das Krankenpflegebedürfnis dagegen erfüllt nur die Familie, keine private oder staatliche Institution17g. Der Gesundheitsvorsorge an sich kommt jedoch eine zentrale Bedeutung in der griechischen Antike zu. Sie basiert auf dem Gedanken der Selbstverantwortung des Einzelnen für seine Gesundheit. Es ist die vornehmste Aufgabe des Arztes, dieses höchste Gut des Sterblichen zu pfiegen180• Es wäre nun zu untersuchen, durch welche Einrichtungen ein Einkommensausfall in Folge von Krankheit oder anderen Wechselfällen des Lebens ausgeglichen werden kann. 3. Einzelne Herren als Träger des Einkommensausfalls infolge von Krankheit, Invalidität, Alter und Tod181 Krankheit zeigt sowohl eine medizinische als auch eine ökonomische Seite. Der Patient erleidet während der Krankheit und in de:r Zeit der RekonvaleszenZ einen EinkommensausfalL Besondere Einrichtungen zur Überbrückung dieses Einkommensausfalles gibt es in der griechischen Antike anscheinend nicht. Dies ist wohl in größerem Ausmaß auch nicht erforderlich, da der einzelne, ob frei oder unfrei, normalerweise in der 178 Vgl. H. Pomww, Delphische Neufunde III, Hippokrates und die Asklepiaden in Delphi, in: Klio, Bd. XV, S. 335 =Quelle Nr. 62 und vgl. die Quellensammlung Nr. 25 a u. b der Verfassetin S. 186 ff. sowie die Ausführungen über den Titel "archiatr6s" unten in dieser Schrift II. B: Rom 1. cc, S. 92, Anmerkung 74. 178 Vgl. Th. Meyer-Steineg; K. Sudhoff, Geschichte der Medizin, 5. Aufl., a.a.O., S. 35 f. 180 Zu näheren Einzelheiten vgl. R. Herrlinger, Die antike Gesundheitsvorsorge und die christliche Beatitudo, in: Deutsches Medizinisches Journal, Bd. VIII, 1957, Heft Nr. 2, 15. Februar, S. 92 ff. 181 Der sozialrechtliche Aspekt dieses Kapitels soll hier unberücksichtigt bleiben.

A. 3. Einzelne Herren als Träger des Einkommensausfalls

45

Familie lebt und arbeitet und auch dort versorgt wird182• Steht ein Sklave in den Diensten eines fremden Herrn, so hat dieser in jeder Beziehung für ihn Sorge zu tragen183• Etwa seit dem 2. Jahrhundert v. Chr. macht sich unter dem Einfluß der stoischen Philosophie eine gewisse Milderung des harten Sklavenloses bemerkbar183a. Der Sklave wird nicht mehr als Sache, sondern eher als lebenslänglicher Lohnarbeiter behandelt184• Nach Aussagen des Athenäus muß es in der griechischen Antike eine große Anzahl von Sklaven gegeben haben, die Eigentum eines Herrn sind185• Erkrankt einer dieser Sklaven, so erleidet nicht dieser, sondern der Herr selbst durch den Ausfall der Arbeitskraft eine spürbare finanzielle Einbuße. Deshalb liegt es nahe, daß der Herr ärztliche Hilfe und Medikamente besorgen läßt, und zwar auf seine Kosten186• Göbbels spricht sogar davon, daß es in Athen Sklavenlazarette für die in den Latifundien und im Bergbau Beschäftigten gegeben habe. Quellen gibt er jedoch leider nicht an18 6 a. Im allgemeinen beteiligt er sich jedoch nicht regelmäßig an der Kostenaufbringung für medizinische Güter und Leistungen zugunsten seiner Untergebenen187• Es ist deshalb auch nicht mit Sicherheit zu belegen, ob ein alter oder kranker freier Bediensteter aus seinem Dienstvertrag, ,Paramone' (n:nQn!J.ov~) genannt, eine Sicherung im Krankheitsfall oder im Alter fordern kann188• Möglicherweise handelt es sich bei den vorgefundenen Urkunden um Einzelfälle, die jedoch andererseits auf eine Art Gewohnheitsrecht schließen lassen, daß der Sklave und der freie Lohnarbeiter in allen Fällen vom Herrn versorgt werden189 • In den Quellen wi'rd z. B. von einem Portier berichtet, der 30 Jahre in den Diensten einer Tempelinstitution gestanden hat und nun plötzlich erblindet. Er 182 Vgl. Chr. J. Klumker, ,Armenwesen', in: Handwörterbuch der Staatswissenschaften (HWSTW), 4. Aufl., Bd. I, Jena 1923, S. 938 ff.; H. Bolkestein, Wohltätigkeit, a.a.O., S. 214 ff. 183 Vgl. Xenophon, Oikonomikos, Kap. 7, v. 37 = Quelle Nr. 63. 138a Vgl. auch in diesem Sinne M. Rostovtzeff (Rostovtsew oder Rostowzew), Gesellschafts- und Wirtschaftsgeschichte a.a.O., Bd. II, S. 1111. 184 Vgl. in diesem Sinne J. Vogt, Sklaverei und Humanität, Wiesbaden 1965,

s. 21. 185

188

s. 77.

Vgl. Athenäus, Dipnosophistae, Buch VI, v. 272 = Quelle Nr. 64. Vgl. A. Burghardt, Lehrbuch der Allgemeinen Sozialpolitik, Berlin 1966,

Vgl. H. Göbbels, Arzt und private Krankenversicherung, Harnburg s. 13. 187 Vgl. Verband der Ortskrankenkassen Rheinland-Pfalz- SüdbadenSüdwürttemberg- Hohenzollern (Südwest), (Hrsg.); Geschichtliche Entwicklung der Sozialversicherung, Handbuch für Schulung und Arbeit, Lahrer Unterrichtsbrief, Nr. 24, Lahr 1966, S. 13. 188 Vgl. als einführende Literatur zu diesem Begriff die angeführten Werke im Literaturverzeichnis dieser Schrift auf S. 229 ff. 189 Vgl. nähere Einzelheiten über die soziale Seite der Paramone bei B. Adams, Paramone und verwandte Texte, Studien zum Dienstvertrag im Rechte der Papyri, Berlin 1964, S. 91 ff., siehe besonders S. 93. 186a

1940,

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II. Darstellung der Einrichtungen der sozialen Sicherung

bittet jetzt seinen Arbeitgeber, wohl einen Priester, der die Obrigkeit des Tempels vertritt, man möge ihn nicht entlassen und die Krankheitskosten übernehmen190. Von einer kostenlosen Behandlung dieses Patienten durch den Stadt- oder Gemeindearzt kann hier wohl keine Rede sein191. Der Bittsteller weist u. a. auf seine lange Dienstzugehörigkeit hin sowie auf die Tatsache, daß er nie seinen Arbeitsplatz verlassen hat. Dies erinnert an einen Dienstvertrag, aus dem der Tempeldiener seinen Anspruch geltend machen möchte192• Es ist außerdem denkbar, daß im hellenistischen Ägypten ein Arbeitsgesetz bestanden hat, in dem die Rechte und Pflichten des Arbeiters und seine Beziehungen zum Arbeitgeber verankert waren. Dieser Schluß ist jedoch nicht zwingend193. Für die griechische Antike läßt sich zunächst nur festhalten, daß ein abhängig Beschäftigter im Krankheitsfall anscheinend nicht ungesichert bleibt. Der Herr übernimmt zwar in einzelnen Fällen die Krankheitskosten, jedoch muß nach einer Quelle aus dem 2.-3. Jahrhundert n. Chr. die während der Krankheit nicht abgeleistete Arbeitszeit spürbar nachgeholt werden194. So wird auch in einer Inschrift von einem Goldschmied berichtet, der von einem seiner Arbeiter alle Tage des Jahres zusammenzählt, an denen dieser nicht gearbeitet hat. Von den Abwesenheitstagen entfallen 10 Tage auf Krankheit, 5 Tage auf Urlaub und 121/2 auf die Teilnahme an verschiedenen offiziellen Feiertagen und Festen185• Da ein freier Arbeiter aufgrund des Dienstvertrages ohne Ausnahme zur ständigen Anwesenheit verpflichtet ist, ist es möglich, daß die arbeitsfreien Tage für besondere Fälle schon vorher vertraglich festgelegt sind. ·Es ist jedoch nur eine Quelle bekannt, die die Abwesenheit des Dienstverpflichteten im Krankheitsfalle bis zu 7 Tagen gestattet196 • In einer anderen Urkunde wird ausgemacht, daß der Lehrling bis zu 20 Tagen im Jahr abwesend sein darf, jedoch nur um an offiziellen Festen teilzunehmen197. Ein Sklavenmädchen dagegen darf z. B. nur 18 Tage Freizeit zur Feier dieser Feste in Anspruch nehmen und muß für alle anderen Tage, an denen es fehlt oder krank ist, nachdienen198. 190 Vgl. M. Malinine, Texte demotique relatif a un accident de travail, in: Acta Orientalia, Bd. XXV, Copenhagen 1960, Heft Nr. 1, 2, S. 252 ff. = Quelle Nr. 64a. 191 Vgl. auch oben in dieser Schrift 2. S. 24 Anmerkung 16. 1 92 Vgl. B. Adams, ebenda, S. 92. 193 Vgl. ebenda, S. 93, Sklaven unterliegen nicht dem Dienstvertrag. Vgl. hierzu auch H. Buess, Sklaven, Handwerker und Pharaonen, in: DGW, Bd. V, 1966, Heft 1, S. 4. 194 Vgl. SB, Bd. V, T. 1, Nr. 7612 = Quelle Nr. 64 b. 195 Vgl. H. C. Youtie, The Heidelberg Festival Papyrus, a Reinterpretation, in: Studies in Romann Economic and Social History, in Honor of A . C. Johnson. hrsg. Coleman-Norton, P. R., Princeton 1951, S. 179 f. = Quelle Nr. 64 c. 196 Vgl. B. Adams, Paramene, a.a.O., S. 94. 197 Vgl. OXP, Bd. IV, Nr. 725 = Quelle Nr. 64 d. 198 Vgl. ebenda, Nr. 1647 = Quelle Nr. 64 e.

A. 4. Eranosgesellschaften

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Es gibt also keine gesetzlichen Bestimmungen, sondern es liegt im Ermessen der Parteien, Krankenschutz in medizinischer und finanzieller Hinsicht, Teilnahme an öffentlichen Festen, Urlaub und Freizeit zu vereinbaren199. Immerhin billigt Samuel dem Begriff ,Paramone' die Bedeutung von Sicherheit zu200• So scheint es, daß im Dienstvertrag in der griechischen Antike wenigstens Ansätze einer sozialen Sicherung der Lebensrisiken festzustellen sind. Möglicherweise gehört das Risiko des Arbeitsunfalles auch dazu, ihm kommt jedoch zu dieser Zeit noch keine große Bedeutung zu. Anders verhält es sich mit den in bescheidenen Verhältnissen lebenden Bürgern, die in den Diensten einer Obrigkeit stehen oder vereinzelt auch bei einem fremden Arbeitgeber als Tagelöhner beschäftigt sind. Sie beziehen ihren Lohn durch außerhäusliche Beschäftigung und erleiden bei Krankheit einen spürbaren finanziellen Ausfall. Es kommt noch hinzu, daß sich bei denjenigen, die aus der Provinz nach Athen gezogen sind, die Familie verkleinert hat und somit als Gefahren- und Schutzverband für den einzelnen keine Hilfe mehr ausmacht201 • Über die soziale Sicherung dieser Gruppe ist nichts bekannt. Ebenso sind die kleinen selbständigen Handwerker und Gewerbetreibenden nur auf die Solidarität ihrer eigenen Familie angewiesen. Möglicherweise tragen besonders in diesem Fall Eranosvereine dazu bei, finanzielle Schwierigkeiten ihrer Mitglieder, die sich vornehmlich aus diesen Kleinbürgerschichten zusammensetzen, kurzfristig zu überbrükken. 4. Eranosgesellschaften101 Von den zahlreichen Kultvereinen der griechischen Antike sollen im folgendem nur die Eranosvereinigungen behandelt werden. ,Eranos' (epcx.vo, 141, 175 Weber, M. 142 Weddington, W. 15, 82, 141, 143, 172 ff., 178 Weil, R. 189 Weisser, G. 14 f., 151, 170 Welman, E. 42 Wellmann, M. 84, 89, 92, 94 Wertner, M. 35 Wescher, C. 34, 40, 50 f., 53 ff., 57, 59 f., 191 Westermann, W. 39 Wiegand, Th. 28, 78 v. Wiese, L. 180 v. Wilamowitz-Moellendorff, U. 78 Wilcken, U. 27 f., 34, 92 Wilhelm, A. 190, 194 Wilmanns, G. (Hrsg.) 105, 123

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Wilson, R. N. 29 Winkelmann, K. 83, 141 Winterstein, H. 154 Wissen, R. 170 Wolf, F. }>, 124, 126, 141, 172 Wolff, E. 80 ff. Wolters, P. 32 Wood, J.-F. 43, 60, 194 Wuillaume, 66 f. Xenodemos 187, 192 Xenophon 29 ff., 33, 36, 45, 72, 75, 159 Xenophon, Kos 188, 192 Xenotimos 36, 188, 192 Youtie, H. C. 46 Zacher, K. 24 Zenobius 69 Ziebarth, E. 42, 47 f., 51 ff., 55, 57 ff., 78 f., 106 Zimmerman, L. J. 14, 83, 142 Zweng, J. 177

2. Ortsregister

Aegaeis 190 f. Ägypten 19, 27, 30, 34, 38 f., 43, 46, 51, 102, 108, 121, 148, 186, 193, 195 f. Aigina 35, 189, 195 Aktion (}>ctium) 187, 190 Alabanda (Karien) 188, 192 Alburnius Maior (Dacien) 111 }>lexandria (}>lexandrien) 38, 43, 93 }>masia 187, 192 ~orgos (Delphi) 187 f., 191 ff. }>mphissa 33, 187, 191 f. }>naphe 188, 194 }>natolien 27 }>ndros 187 f., 189, 192 f. }>phrodisias 188, 192 }>prudbanya (Dacien) 105 }>ptera 33, 37, 187, 191 }>pulien 196 }>quincum 105 }>rcoris (Ägypten) 195 f. }>rgolis 189, 193 f. }>sien 31, 88, 191 }>then 23 f ., 26, 29, 34 f., 45, 47, 51 f., 61 f., 66, 69 f ., 73, 75 f ., 80, 83, 91, 146, 172, 187 f., 190 ff. }>ttika 62, 190 f. Babyion 30 Baden (Schweiz) 100 Benevent 86, 123, 195 f. Berlin 34 Bithynien (Kleinasien) 105, 109, 195

Boeotien 193, 195 Bonn 102 Branchidae 194 f. Brykunte (Karpathos) 32, 187, 191

Cadyanda vgl. Kadyanda Cairo vgl. Kairo Calabrien vgl. Kalabrien Campanien vgl. Kampanien Carien vgl. Karien Carnuntum (Donau) 100 Ceramus vgl. Keramos Cilli (Österreich) 100 Citium vgl. Kition Cnidus vgl. Knidos Colophon vgl. Kolophon Constantinopel vgl. Konstantinopel Concordia 195 f . Corduba (Spanien) 84. 195 f . Cos vgl. Kos Creta vgl. Kreta Cypern vgl. Zypern

Daciea 105, 112, 166 Daskalio 196 Delos 35, 51, 187, 189, 191 Delphi 34, 44, 51, 174, 187 f ., 190 ff. Deutschland 13, 145, 182, 184 Donau 100

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VI. Register

Elatea 187, 190 England 70, 150, 170, 173, 182, 184 Ephesos 32, 43, 187 ff., 192 ff. Epidauros 23 ff., 97 Fayum (Ägypten) 32 Ferentinum 196 Galatien 195 Gallien 88, 90, 196 Germanien 100 Gortyna (Knossos) 32 f., 187, 191 Griechische Inseln 31, 51 Gytheion (Gythium) 32, 38, 187, 190 Halikarnassos (Kos) 187, 190 f., 194 f. Haltern (Germanien) 100 Harpasa 188, 193 Hellas 27 Heraklea Salbake 187 f., 191, 193 Herakleopolis Magna 188, 192 Hermione (Argolis) 189, 194 Hibeh (Papyri) 34 Hispania (vgl. Spanien) Hypata 188, 194 lasos 187, 191, 194 Idalion (Zypern) 37, 189, 195 Ilion 189, 195 Illyrien 188, 193 los 188, 193 Italien 85, 108 f., 124 Kadyanda (Lykien) 188, 192 Kairo (Cairo} 32 Kalabrien (Calabrien) 196 Kalymnos 187, 190 Kampanien (Campanien) 196 Karien (Carien) 187 f., 191 ff. Karpathos 32, 191 Keos 187, 191 Keramos 189, 194 Kibyra 189, 194 Kilikien 188, 194 Kition (Citium) (Zypern) 187, 190 Klaudiapolis 189, 195 Kleinasien 31, 51, 105, 109, 194 f. Knidos 189, 194 Knossos 32 f., 187, 191 Köln 20 Kolophon (Colophon) (Kreta) 42, 186, 193 Konstantinopel (Constantinopel) 84 f., 89, 91 f., 131 ff., 137 f., 140

Korinth 23 f., 27 Kos (Cos) 23 f., 28, 33 f., 40, 43, 51, 93, 187 ff. Kreta 23, 33, 42, 188, 193 Kroton 35 Kula 188, 193 Kypros (Cypern, Zypern) 187, 195 Labranda (Karien) 187, 191 Lagina 189, 195 Lamia 189, 195 Lampsakos 189, 194 Lanuvium (Lavinia) 104 f., 111 f., 114, 116, 166 f. Laureion 104 Leipzig 40 Lesbos 187, 190 Ligurien 123 f. Lorium 93 Lotsehitz (Cilli/Österreich) 100 Lukanien 30, 196 Lydien 193 Lykien 188, 192, 194 f. Magnesia am Maeander 42, 190 Massilia 90, 196 Megaris 193 Mellania (Corduba/Spanien) 84, 195 f. Memphis (Ägypten) 27, 148 Milet 189 Mittelgriechenland 51 Mykonos 51 Mylias 194 Mysien 188, 194 Neapel 134 Nemausus 195 f. Nimes (Gallien) 90 Nola 196 nordafrikanische Kolonien 127 Nordgriechenland 51 Novaesium (Germanien) 100 Oberitalien 123 Oeculanum 189, 195 Österreich 100 Oloos (Kreta) 33, 188, 193 Orient 19, 49 Oslo (Papyri) 138 Ostia (Rom) 137 Ostprovinzen, (römische) 84 Ostrom 19 Oxyrhynchus (Papyri) 40, 92 Parium 188, 193 Paros 79 Peloponnes 23, 29, 51, 65 f., 70, 72, 74

3. Gesetzesregister Pergarnon 23 f . Piacenza 123 f. Pisaurus 85, 194, 196 Pisidia 187, 189 Pola (Illyrien) 188, 193 Pompei 136 Prusa 89 Puteoli 193 f., 195 f. Rhodos 51, 60, 62, 79, 187, 190, 193 Rom 23, 27, 43 f ., 84 ff., 88 ff., 97 ff., 104 ff., 108 f., 112, 124, 127, 131 ff., 133, 137 f., 141 f., 150, 152 f., 156 ff., 171 ff., 184, 196 Salerno 90 Samarizegetusa (Dacien) 105 Samos 35, 78 f., 188, 193 Sardinien 196 Schwarzes Meer 51 Schwed~n 173 Schweiz 91, 100 Sidyma 189, 194 Sizilien 196 Smyrna 188, 193 Spanien (Hispania) 84, 104, 195 f. Sparta 188, 193 Steira 188, 192 Syros 187, 192

Tarent 62 Tebtunis (Papyri) 34 Telmeh (Ägypten) 196 Teos 34, 187 ff., 192 Theben (Ägypten) 188, 193 Thera 51 Thessalien 23, 194 Thessalon 187, 191 Thurioi (Lukanien) 30 Tiberinsel 97 ff., 141, 150 TraUeis 188, 192 Trikka (Thessalien) 23 Troizen 188, 193 Türkei 189, 195 Turin 86 "Uzümlü (Türkei) 189, 195 Velleia (Piacenza) (Velleja) 123 Venusia 195 f . Vetera (Xanthen) 100 Via Appia (Rom) 106, 111, 119 f. Vindonissa (Baden/Schweiz) 100 Westprovinzen (römische) 84 Xanthen 100 Xanthos 188, 194 Zypern 37, 187, 189 f., 195

3.