Einkommensteuergesetz vom 29. März 1920: Unter Berücksichtigung der bis zum 23. Dezember 1922 ergangenen Änderungs- und Ergänzungsgesetze [Enth. Nachtrag. Reprint 2020 ed.] 9783111607641, 9783111232454


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German Pages 863 [891] Year 1923

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Einkommensteuergesetz vom 29. März 1920: Unter Berücksichtigung der bis zum 23. Dezember 1922 ergangenen Änderungs- und Ergänzungsgesetze [Enth. Nachtrag. Reprint 2020 ed.]
 9783111607641, 9783111232454

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Sinter dem Sachregister befindet fich ein ausführliches Verzeichnis der

Guttentagschen Sammlung

Deutscher Neichsund Preußischer Gesetze — Textautzgaben mit Anmcrlungenz Taschenformat —, die alle wichtigeren Gesetze in unbedingt zu­ verlässigem Abdruck und mit mustergültiger Erläuterung wiedergibt.

Nr. 151.

Guttentagsche Sammlung Deutscher Reichsgesetze. Nr. 151. Textausgaben mit »Anmerkungen.

Einkommensteuergesetz Vom 29. März 1920

Unter Berücksichtigung der bis zum 2 3. Dezember 1922 ergangenen

AnderungS- und Ergänzungsgesetze erläutert von Adolf Hirschburger Steneramtmann beim Landesfinanzamt Thüringen in Rudoistadt.

Berlin und Leipzig 1923.

Walter de Gruyter & (So. vormals G. I. Göschen'sche Berlagshandlung — I. Gulteatag, Verlags» buchhandlung — Georg Reimer — Karl I. Trübner — Beit & Eomp.

jM- Dir SerSaderuagru wShread der Krick« Jfiwi am Schlüsse der Sucher «ach dem Sachregister auf Sette 781 ss. ad-rdnultt.

Anhalt. Vorwort..................................................................................... Abkürzungen und Schrifttum............................................. Einleitung................................................................................

Gatte 11 14 18

Wortlaut des Ei«rommeuste«ergesetzeS in der jetzige« -ajs««g mtt A«merr«»-e». §

1.

Einkommensteuer der natürlichen Personen

§

2.

3

3.

Unbeschränkte und beschränkte Steuer pflicht (steuer­ pflichtige Personen)............................................... völkerrechtliche und vertragliche Steuerbefreiungen (steuerfreie Personen)...........................................

. .

SS

Pers-uttche Steuerpflicht. 40 53

Steuerbare- Etukomme«. 8 4. § k». 8 6. 8 7. 8 8. 8 v. 8 io. 8 8 8 8 8 §

li. 12. 13. 14. 15. 16.

Allgemeine-................................................................... 55 Die einzelnen Einkommen-arten.......................... 67 Einkommen au- Grundbesitz................................. 58 Einkommen au- Gewerbebetrieb......................... 61 Einkommen au- Kapitalvermbgen.................... 65 Einkommen au- Arbeit......................................... 73 Den einzelnen Einkommen-arten (ZZ 6—9) zu-urechnende Einkünfte........................................... 81 Sonstige steuerbare Einnahmen.............................. 83 Nichtsteuerbare Einnahmen...................................... 95 Zulässige Abzüge............................................................ 115 Berücksichtigung der Reich-notopferzinsen ... 154 Unzulässige Abzüge........................................................ISO Zusammenrechnung de- Einkommen- (Zusammen­ veranlagung) der Ehegatten................................... 164

6

Inhalt.

5 17. t 18.

j $ Z $

19. 20. 21. 22.

Z 23. z 24. § 25. i 26.

| 27. Z 28.

§ 29. § 30.

Seite Hinzurechnung des Einkommens der minder­ jährigen Kinder....................................................... 170 Fortgesetzte Gütergemeinschaft................................ 176 Gteuertarif. Abrundung deS steuerbaren Einkommen- ... 176 Gestrichen (Steuerfreier Einkommensteil) ... 177 Steuersätze................................................................... 178 Gestrichen (Milderung der Steuerstaffelung für Gewinne au- einzelnen BeräußerungSgeschäften) 186 Milderung der Steuerstaffelung für Einnahmen auS mehrjähriger Tätigkeit.................................... 186 Desgleichen für außerordentliche Waldnutzungen. 189 Desgleichen für außerordentliche Einnahmen . . 194 Steuerermäßigungen für den Pflichtigen, für seine HauShaltungSangehörigen, für Rentner und in­ folge besonderem wirtschaftlicher Verhältnisse . 195 Wegfall der Steuerermäßigungen bei beschränkter Steuerpflicht........................................................... 212 Wegfall de- Lande-- und Gemeindesteueranteils bei Steuerpflichtigen im Ausland........................ 213

Veranlagung. Allgemeine-, DeranlagungSzeitraum........................ 218 Vorläufige Steuerschuld (seit 1. Januar 1922 ge­ strichen) ................................................................... 234

Ermittlung de- steuerbaren Einkommens. Einkommen au- verpachtetem und vermietetem Grundbesitz und aus selbstbenuhten Gebäuden. 237 5 32. Einkommen aus dem Betriebe der Land- und Forstwirtschaft (Betriebsgewinn)........................ 241 Z 33. Einkommen aus Gewerbe- und Bergbaubetrieb (GeschästSgewinn)....................................................254 6 33a. Bewertung des Betriebsvermögen-. ..... 271

5 31.

Inhalt. 5 34.

5 86. t 36.

§ 37. § 38.

7

Stile Aufwandsentschädigungen, Dienstwohnungen . . 278 Gewinn-und Berlustberechnung bei Spekulations­ geschäften ................................................................284 Fälligkeit der Einnahmen, zweifelhafte Forde­ rungen ....................................................................295 Geldwerte Einkommensteile (Sachbezüge) . . . 304 Zeit des Entstehens der Ausgaben........................ 310 Steuererklärung.

Pflicht zur Abgabe einer Steuererklärung ... 312 Pflicht zur Einreichung von Listen über Lohn, Gehalt, Ruhegehalt usw. durch Arbeitgeber und BehSrden................................................................327 5 40a. Steuerliche Melde- und Ausweispflicht .... 333 § 39. 5 40.

Steuerbescheid.

| 41.

Schriftlicher Steuerbescheid

.................................... 336

Entrichtung der Steuer.

Seitherige Fassung: Endgültige Steuerschuld. . 342 Jetzige Fassung: Vierteljährliche Vorauszahlungen 343 42 a. Seitherige Fassung: Vorläufige Steuerschuld (vierteljährliche Zahlungen)................................ 351 Jetzige Fassung: Durch Veranlagung festgesetzte Steuerschuld............................................................351 42b. (Seit 1. Januar 1922 gestrichen): Steuererhebung bei Begründung oder Wegfall der Steuerpflicht im Lause des Rechnungsjahres............................ 355 42c. (Seit 1. Januar 1922 gestrichen): Weiter entrichtung der vierteljährlichen Teilzahlungen . . . 356 43. Gestrichen........................................................... . 357 44. Anrechnung und Erstattung der Kapitalertragsteuer 357

§ 42.

§

§

§

§ 5

vereinfachte Besteuerung deS Arbeitslohns.

$ 45.

Begriff des Arbeitslohns, Anwendung der all­ gemeinen Vorschriften............................................ 373

Archiv.

8 | 46.

10 % Steuerabzug, Steuerermäßigungen

...

Seite 398

Steuerermäßigung für Unterhaltung mittelloser Angehöriger................................................................ 424 | 48. Nichtveranlagung de- Arbeitslohn- (unter be­ stimmten Voraussetzungen), Veranlagung desonstigen Einkommen-, Veranlagung des GesamieinkommenS........................................................429 $ 48a. Festsetzung der Vorauszahlungen bei Veranlagung de- Arbeitnehmers oder bei Wegfall von Arbeitslohn................................................................ 442 l 49. Veranlagung auf Antrag, Erstattung außerhalb der Veranlagung........................................................444 { SO. SteuerbuchauSstellung. Erhöhung der Zahl der Angehörigen.................................................................466 I 61. Gteuerentrichtung durch Verwendung von Steuer­ marken oder durch Einzahlung oder Überweisung 466 5 47.

| 62.

Haftung de- Arbeitgeber- und Arbeitnehmer-

.

470

S 62 a. Anrufung de- Finanzamts, Beschwerdeentschei­ dung de- LandeSfinanzamtS................................... 475

§ 62 b. Der Steuerabzug als Besteuerung-grundlage für öffentlich-rechtliche Körperschaften.......................... 478 I 62c. Hilfeleistung durch die Träger der ReichSversicherung und die Träger der Angestelltenversi cherung

479

$ 52 d. Durchführungsbestimmungen zum Lohnabzug. .

480

Strafvorschrtfte«. AbergangS- und Schlutzvorschrifteu. I 63.

Strafen wegen Steuerhi merziehung...................... 482

i 63 a. Strafen wegen Zuwiderhandlungen gegen Vor­ schriften und Bestimmungen über den Steuer­ abzug vom Arbeitslohn und gegen die steuer­ lichen Meldevorschriften........................................... 493 { 63 b. Strafen wegen Fälschung usw. von Steuermarken 496 $ 63 c. Strafen wegen Wiederverwendung usw. von ent­ werteten Steuermarken . ........

4Y6

Inhalt.

9 Seite

| 65 d. Strafen wegen Anfertigung ufw. von Formen, Gerätschaften und Papier -um -weck der Fälschung von Steuermarken...................................496 | 63«. Einziehung der gefälschten Steuermarken usw. . 497 S 63 f. Bestrafung beim Zusammentreffen der Steuer­ hinterziehung mit Zuwiderhandlungen gegen H 53b und 68c........................................................ 497 I 54. Feststellung de- Krieg-einkommen- für die Kriegs­ abgabe 1919 und 1918........................................... 497 $ 65. Steuerbefreiung der Ausländsdeutschen usw. . . 499 | 56. Steuerfreiheit für Einnahmen au- der Spar­ prämienanleihe ............................................................ 503 | 57. Änderung de- Umsatzsteuergesetze-.................... 504 | 58. Erstmalige Veranlagung und Steuererhebung. . 606 I 69. (Weggefallen: Steuerfreiheit für außerordentliche Einnahmen de- Kalenderjahr- 1920 im Rech­ nung-jahr 1921). Jetzt: Steuerliche Vergünstigungen zur Förderung de- Kleinwohnung-baue-....................................... 509 § 59 a. Steuerfreie Rücklagen für Mehrkosten zum Ersatz des land- und forstwirtschaftlichen, gewerblichen oder bergbaulichen Anlagekapital-.......................... 627 5 60. Au-fübrung-bestimmungen........................ 545 § 2 de- Gesetze- zur Durchsührung de- Einkommensteuer­ gesetze- vom 31. Mär- 1920 .............................. 645 Artikel 2 de- Gesetze- zur ergänzenden Regelung des Steuerabzug- vom Arbeitslöhne vom 21. Juli 1920 ........................................................................ 646 „ 8 desselben Gesetze-.................................................... 646 „ II de- Gesetzes vom 24. März 1921 zur Änderung de- Einkommensteuergesetze- vom 29. Mörz 1920 ......................................................................... 546 „ III desselben Gesetzes.....................................................547 „ IV desselben Gesetzes.....................................................648 , V desselben Gesetzes .....................................................548

10

Inhalt. Sstte

Artikel II des Gesetzes über die Einkommensteuer vom Arbeitslohn vom 11. Juli 1921 ......................... 550 „ III desselben Gesetzes ...................................................550 „ IV desselben Gesetzes................................................... 552 II des Gesetzes vom 20. Dezember 1921 zur Änderung des Einkommensteuergesetzes . . . 552 „ II des Gesetzes vom 20. Juli 1922 zur Änderung des Einkommensteuergesetzes.................................. 553 „ III desselben Gesetzes...................................................553 „ II des Gesetzes vom 23. Dezember 1922 zur Änderung des Einkommensteuergesetzes .... 555

Anhang. Einkommensteuertarif für die Rechnungsjahre 1920 und 1921 .............................................. 556 „ B. Einkommensteuertarif für das Kalenderjahr 1922 .................................................................. 567 ' „ C. Berechnungstabellen zu der Verordnung vom 20. August 1921 über den Ausgleich von Härten bei der Einkommensteuer, gültig für die Rechnungsjahre 1920 und 192 l . » . 586 „ D. Durchführungsbestimmungen zum Gesetz über die Einkommensteuer vom Arbeitslohn (neueste Fassung?..................................................595 * E. Bekanntmachung des Neich.sministers der Finanzen vom 2. Januar 1922 und Erlaß vom 20. Januar 1922 — IIIE. 38980— betr. den Steuerabzug bei Behörden...................... 666 „ F. Verordnung des Reichsministers der Finanzen vom 25. Juli 1921 zur Ausführung des § 59 a des Einkommensteuergesetzes .......................... 677 „ G. Ausführungsanweisung des Reichsministers der Finanzen vom 5. August 1921 — III E. 22 721 — zu derselben Verordnung . . . 686 Sachregister................................................................................733 Veränderungen während des Druckes ........ 781

Anlage A.

Vorwort. Das vorliegende Werk soll — dem Wunsche des Ver­ lages entsprechend — ein für weitere Kreise bestimmtes Hand- und Nachschlagebuch sein. Um dem Wunsche des Verlages, das Buch für die erste Zeit der Geltung der neuen Reichseinkommensteuer nicht zu umfangreich zu gestalten, einigermaßen Rechnung tragen zu können, habe ich mich darauf beschränkt, nur das Wichtigste wiederzugeben und habe ich meist davon abgesehen, auf das Schrifttum und die Rechtsprechung zu anderen Reichssteuergesetzen und zu den seitherigen Einkommen­ steuergesetzen der deutschen Länder näher einzugehen. Dies wäre zwar für die Auslegung des neuen, für das ganze Reichsgebiet geltenden Einkommensteuergesetzes auch schon im jetzigen Zeitpunkt erwünscht, hätte aber bei dem Umfang der Materie eine eingehende Er­ örterung des Für und Wider bei verschiedenen Zweifels­ fragen bedingt und eine unerwünschte Vergrößerung des Buchumfanges gebracht. Es erscheint mir auch fraglich, ob die Heranziehung der Rechtsprechung zu den seitherigen Landeseinkommensteuergesetzen bei der Auslegung des neuen Reichseinkommensteuergesetzes, das vielfach neue Wege wandelt, in allen Fällen von Vorteil ist. In den Anmerkungen zu dem jetzt geltenden Wortlaut des Gesetzes sind dagegen die Begründung zu den Regierungsentwürfen, die Ausschußberichte der verfassunggebenden Deutschen Nationalversammlung und des Reichstags sowie die Verhandlungen des Reichstag-

12 bzw.

Dorwort. bet

Nationalversammlung berücksichtigt, soweit

die- für bie Darstellung der Entstehungsgeschichte der einzelnen Borschriften von Bedeutung ist. Um da- Werk nicht zu umfangreich zu gestalten, mußte sowohl der vollständige Abdruck de- Wortlauts des Einkommensteuergesetzes vom 29. März 1920 und der nachfolgenden Anderungsgesetze als auch her voll­ ständige Abdruck der Ausführungsbestimmungen unter­ bleiben, zumal erhebliche Änderungen der letzteren erst nach der Fertigstellung gegenwärtiger Arbeit erschienen sind, die Neufassung der Ausführungsbestimmungen mit fortlaufenden Paragraphen zur Zeit aber noch au-stehL. Der nachstehend abgedruckte Gesetzestext stellt den heute gültigen Wortlaut dar, auf alle seit der Verkündung des Gesetzes vom 29. März 1920 er­ gangenen Änderungen ist jedoch an der betreffenden Stelle in den Anmerkungen verwiesen; wegen der Änderungen der §$ 45 bis 52d vgl. Anm. 2 zu § 45. Ferner sind die Ausführungsbestimmungen, soweit sie von allgemeinem Interesse sind, an den entsprechenden Stellen des Buches eingearbeitet; das gleiche gilt von den einschlägigen Bestimmungen der Reichsabgaben­ ordnung, des Landessteuergesetzes und anderer Gesetze. Am Schlüsse sind Steuertarif, Tabellen über HLrteausgleich bei der Steuerberechnung und die auch weitere Kreise interessierenden Bestimmungen über den Lohn­ abzug und die sog. Erneuerungsfonds abgedruckt. Daß das Einkommensteuergesetz — wie die meisten der neueren Reichssteuergesetze — eine große Zahl von Zweifelsfragen ergibt, die nur durch die Rechtsprechung geklärt werden können und daß es vereinzelt auch kleine gesetzestechnische Unebenheiten zeigt, ist bei der großen

13

Vorwort.

Eile, mit der die Reichssteuergesetze seither verabschiedet werden mußten, nicht zu verwundern. Ohne auf den Standpunkt der Reichs- und Landesregierungen oder den irgend einer Partei eingehen zu wollen, bin ich der Meinung, daß es bei der Finanznot des Reiche- zweck­ dienlicher war, dem Reiche möglichst rasch Mittel zur Besserung der Verhältnisse zu geben, al- durch längere Zeit hinziehende Beratungen zwar bessere Steuer­ gesetze zu schaffen, aber die Finanznot in der Zwischen­ zeit noch größer werden zu lassen. Recht unerwünscht und die Übersicht sehr erschwerend sind allerdings die vielen Gesetzesänderungen materieller Art, die an dem Einkommensteuergesetz — vielfach mit rückwirkender Kraft — in den ersten 3 Jahren vorgenommen wurden. Die notwendige nachträgliche Klärung mancher Zweifels­ fragen durch die Rechtsprechung betrachte ich als da­ kleinere Übel und habe ich es deshalb vermieden, auf eine Kritik des Gesetzes im allgemeinen und der einzelnen Vorschriften und Bestimmungen im besonderen einzugehen; dies kann auch nur Gegenstand besonderer Abhandlungen oder groß angelegter Werke sein und würde dem Zwecke der vorliegenden Arbeit, da- Ver­ ständnis des Gesetzes durch ein kleines Handbuch zu fördern, nicht dienen. Rudolstadt, im Dezember 1922.

Der Verfasser.

14

Abkürzungen und Schrifttum.

Abkürzungen und Schrifttum. aaO.--- am angegebenen Orte. a. A. = anderer Ansicht. AB. — Ausführungsbestimmungen. Abs. ---- Absatz. Anm. — Anmerkung (und — Anmerkungen). AO. — Reichsabgabenordnung vom 13. Dezember 1919 (RGBl. S. 1993). Art. — Artikel. Ausf Best. — Ausführungsbestimmungen. Aussch. — Ausschuß (der verfassunggebenden Deutschen Natio­ nalversammlung oder des Reichstags). AusschBer.— Ausschußbericht (der verfassunggebenden Deut­ schen Nationalversammlung oder des Reichstags). BGB. — Bürgerliches Gesetzbuch. Begr.— Begründung zum Entwurf eines Gesetzes. Ber.— Bericht (eines Ausschusses der verfassunggebenden Deutschen Nationalversammlung oder des Reichstags). das. = daselbst. E.-- Erlaß. Eins G. = Einführungsgesetz. EinkSt. ---- Einkommensteuer. EinkStAB. und EinkSlADB. s. EStAB. und EStADB. EinkSt G. — Einkommensteuergesetz in der Fassung der Abänderungs- und Ergänzungsgesetze. Entsch. — Entscheidung. ErbschStG. — Erbschaftssteuergesetz vom 10. September 1919 (RGBl. S. 1543). Erler-Koppe — Das Reichseinkommensteuergesetz von Dr. Erl er und Dr. Koppe, EStAB. oder EinkStAB.--- Ausführungsbestimmungen zum Einkommensteuergesetz (Zentralblatt für das Deutsche Reich .von 1921 S. 449 und 1922 S. 1149).

15

Abkürzungen und Schrifttum.

GStADB. oder TinkStADB.--- DurchführungSbesttmmunge« zum Gesetz über die Einkommensteuer vom Arbeitslohn

(neueste Fassung, abgedruckt im Anhang). FrBertr.— Friedensvertrag zwischen Deutschland und den alliierten und assoziierten Mächten (RGBl. 1919 S. 687ff.). Fuisting-Strutz — Großer Kommentar zum preußischen Ein­ kommensteuergesetz, bearbeitet von Strutz, 8. Auflage. G. und Ges. — Gesetz oder = des Gesetzes oder — der Gesetze.

Ges. v. 29. 3. 20 = Einkommensteuergesetz vom 29. März 1920 (RGBl. S. 359). Ges. v. 31. 3. 20 = Gesetz zur Durchführung des Einkommen­

steuergesetzes vom 31. März 1920 (RGBl. S. 428). Ges. v. 21. 7. 20 — Gesetz zur ergänzenden Regelung des Steuerabzugs vom Arbeitslohn vom 21. Juli 1920 (RGBl. S. 1463). Ges. v. 24. 3. 21 = Gesetz zur Änderung des Einkommensteuer­ gesetzes vom 24. März 1921 (RGBl. S. 313). Ges. v. 11. 7. 21 = Gesetz über die Einkommensteuer

vom

Arbeitslohn vom 11. Juli 1921 (RGBl. S. 845). Ges. v. 20. 12. 21= Gesetz zur Änderung des Einkommensteuer­

gesetzes vom 20. Dezember 1921 (RGBl. S. 1580). Ges. v. 20. 7. 22 = Gesetz zur Änderung deS Einkommensteuer­ gesetzes vom 20. Juli 1922 (RGBl. S. 607). Ges. v. 23.12.22 ■ Gesetz zur Änderung des Einkommensteuer­ gesetzes vom 23. Dezember 1922 (RGBl. S. 978). GmbH. ----- Gesellschaft mit beschräntter Haftung. HGB. --- Handelsgesetzbuch.

Höpker = Führer durch die Reichseinkommensteuer Dr. Hvpker. iS. = im Sinne.

von

KapErtr St. — Kapitalertragsteuer. KapErtr St G. — Kapitalertragsteuergesetz vom 29. März 1920 (RGBl. S. 345) in der sich aus dem Gesetz zur Änderung des Ksrperschaftssteuergesetzes vom 8. April 1922 (RGBl.

6.351) ergebenden Fassung.

16

Abkürzungen und Schrifttum.

Komm. = Kommentar.

KvrpSt.— Körperschaft-steuer. KvrpStG. — KörperschaftSsteuergesetz vom 30. März 1980 (RGBl. S. 393) in der Fassung de- Gesetze- vom 8. April 1922 (RGBl. S. 351)unb Gesetz über vorläufige Zahlungen auf die Körperschaft-steuer vom 26. März 1921 (RGBl.

5. 342). Kuhn — Erläuterte Handausgabe de- Einkommensteuergesetzevon Kuhn. LEinkSt. — Lande-einkommensteuer.

LSinkStG. — Lände-einkommensteuergesetz. LStG. — Landessteuergesetz vom 6. 402). m. E. = meine- Trachtens.

30.

März

1920

(RGBl.

Mirre — Einkommensteuergesetz, erläutert von L. Mirre. Rat Bers. = verfassunggebende Deutsche Nationalversammlung. NO. — Reich-notopfer. NOG. --- Gesetz über da- ReichSnotopfer vom 31. Dezember 1919 (RGBl. S. 2189) in der Fassung deS Gesetze- be­ treffend die beschleunigte Leranlagung und Erhebung deS

Reich-notopfer- vom 22. Dezember 1920 (RGBl. S. 2114) und deS Gesetzes zur Abänderung der Gesetze über daReichsnotopfer und die Krieg-abgabe vom Vermögens­ zuwachse vom 6. Juli 1921 (RGBl. G. 838). OVG.°- Oberverwaltung-gericht. Pissel = Da- Gesetz über die Einkommensteuer vom Arbeit-^ lohn vom 11. Juli 1921 von Dr. L. Pissel. Pr.«- Preußen (oder preußisch). REinkEtG. — Reich-einkommensteuergesetz (jetzt Einkommen­ steuergesetz in der Fassung der Abänderung-- und Er­

gänzung-g es etze). RFBl. = Amtsblatt der Reichsfinanzverwaltung. RFH.-- Reichsfinanzhof. RFHTntsch. -- Entscheidung deS Reichsfinanzhof-.

RFM — Reich-minister der Finanzen.

17

Abkürzungen und Schrifttum.

RGBl.-- Reichsgesetzblatt. RNO. — Reichsnotopfer. RNVG. — wie NOG. RStBl. — Reichssteuerblatt. RT. — Reichstag. RBerf. — Reichsverfassung. S. Seite. s. — siehe. StenBer. -- Stenographische Berichte (des Reichstags bzw. der verfassunggebenden Deutschen Nationalversammlung). St Fl G. — Gesetz gegen die Steuerflucht vom 26. Juli 1918 (RGBl. S. 951). Sttutz — Handausgabe des Einkommensteuergesetzes vom 29. März 1920 (Reichseinkommensteuer) von Dr. Struh (wenn ohne Zusatz 2. Auflage). u. — und. u. a. --- unter anderem. Ums St. — Umsatzsteuer. Ums St G. — Umsatzsteuergesetz vom 24. Dezember 1919 (RGBl. S. 2157) in der Fassung des Abänderungsgesetzes vom 8. April 1922 (RGBl. S. 373). Berfgeb DNat Bers. — Verfassunggebende Deutsche National­ versammlung. vgl. = vergleiche. v. H. — vom Hundert. BO. — Verordnung. ZBl. f. D. R. — Zenttalblatt für das Deutsche Reich. Zimmermann — Kommentar zum Einkommensteuergesetz von Zimmermann. Zimmermann Arbeitslohn — Kommentar von Zimmermann zum Gesetz über die Einkommensteuer vom Arbeitslohn. L« 8t. = zur Zeit.

Hirschburger, Einkommensteuergesetz.

2

18

Einleitung. Die Einkommensteuer ist eine direkte Steuer, und -war eine Personalsteuer, im Gegensatz zu den Objekt­ oder Ertragssteuern (auch Realsteuern genannt). Der wesentlichste Unterschied -wischen diesen beiden Gruppen direkter Steuern besteht darin, daß bei den Personal­ steuern die Person (sei es eine natürliche oder juristische Person) mit ihren Einkommens- und Vermögens­ verhältnissen der Besteuerung unterliegt, während bei den Objektpeuern die von der Person getrennt gedachten Objekte oder deren Ertrag oder Ertragsfähigkeit für sich Gegenstand der Besteuerung sind. Zur Vermeidung von Verwechslungen mit den sog. Spezial- oder partiellen

Einkommensteuern, z. B. Lohn- und Besoldung-steuern, die aber keine Einkommensteuern, sondern Ertrags­ steuern sind, wird die Einkommensteuer auch vielfach als allgemeine Einkommensteuer bezeichnet; damit soll gesagt sein, daß die Einkommensteuer das gesamte Ein­ kommen einer Person einheitlich erfaßt. Auf alle Vor­ züge und Nachteile der (allgemeinen) Einkommensteuer, insbesondere im Vergleich mit den Ertrag-steuern, soll hier nicht eingegangen werden, als Vorzüge seien nur kurz erwähnt: Besteuerung nur des reinen Einkommens, deshalb unter anderem Zulassung deS Schuldzinsen­ abzugs (was bei den Ertragssteuern nicht möglich ist), die Berücksichtigung der persönlichen Leistungsfähigkeit (Kinderzahl, Unterhaltung oder Unterstützung mittelloser Angehöriger, Krankheit, wirtschaftliche Notlage usw.),

19

Einleitung.

die Gestattung einer steuerfreien Untergren-e (da- sog. Existenzminimum) und die progressive Besteuerung, d. h. die Steigerung de- Steuersatzes bei mittleren und noch mehr bei großen Einkommen; als Nachteile der Einkommensteuer kommen hauptsächlich in Betracht die Schwierigkeit der Veranlagung und die Notwendigkeit des Eindringen- der Steuerbehörden in die Einkommens­

und BermögenSverhältnisse der Steuerpflichtigen. Die Einkommensteuer besteht nicht wie -. B. die Ertragssteuern seit mehreren hundert' Jahren, sie ist vielmehr eine Steuer des letzten Jahrhunderts. Die Einkommensteuer wurde zuerst in England eingeführt, später folgten von den deutschen Bundesstaaten (jetzt Länder genannt) mit ihrer Einführung Preußen, Sachsen, Württemberg, Bayern usw. Die Bestrebungen auf Einführung einer Reichseinkommensteuer in Deutsch­ land gehen bis auf den Anfang der siebziger Jahre zurück, die Verwirklichung dieses von verschiedenen Seiten angestrebten Zieles ließ sich aber in fünfzig Jahren seit Bestehen deS Deutschen Reiches nicht er­ reichen. Erst durch den für Deutschland so unglüMchen Ausgang des Weltkrieges und die staatliche Umwälzung wurde dieses Ziel in außerordentlich kurzer Zeit erreicht. Es möge hier die treffende Begründung zum Entwurf deS Einkommensteuergesetzes vom 29. März 1920 (Druck­ sache der verfassunggebenden Deutschen Nationalver­ sammlung Nr. 1624 S. 15—16) Aufnahme finden: „Der Gedanke einer Reich-einkommensteuer, wie ihn der vorliegende Entwurf eines Reichseinkommensteuer­

gesetzes verwirklichen soll, ist nicht neu. Seitdem der Abgeordnete Richter am 15. April 1872 im Reichstag 2*

20

Einleitung.

des neuen Deutschen Reichs die Einführung einer direkten Reichseinkommensteuer angeregt hatte, ist dieser Gedanke immer wieder aufgetaucht und ganz besonderin den letzten Jahren vertieft und verstärkt worden. Seine Durchführung scheiterte seither im wesentlichen an dem Widerstand der Bundesstaaten, die — ob mit Recht oder Unrecht, kann hier dahingestellt bleiben — in der Einführung einer Reichseinkommensteuer einen Eingriff in ihre Finanzhoheit und eine Schädigung ihrer eigenen Finanzgebarung erblickten. Solange dem Reiche noch hinreichende Deckungsmittel für seine finanziellen Bedürfnisse auf anderem Wege zur Verfügung gestellt wurden, konnte ja auch füglich von der Einführung einer Reichseinkommensteuer abgesehen werden. Die gegen­ wärtige Finanzlage nicht nur des Reichs, sondern auch der Länder und Gemeinden, wie sie sich infolge des unglücklichen Ausganges des Krieges entwickelt hat, er­ fordert aber gebieterisch, bei dem weiteren Ausbau der Steuergesetzgebung alle Steuerquellen lückenlos und bis zu dem für das Wirtschaftsleben noch erträglichen Höchstmaße zugunsten des Reichs, der Länder und Ge­ meinden auszuschöpfen. Bei dieser bis zur äußersten Grenze des Erträglichen notwendigen Anspannung aller steuerlichen Kräfte kann aber an der Einkommensteuer nicht vorbeigegangen werden; sie, welche vor allen änderen Steuern die Möglichkeit enthält, die in der

Höhe des Einkommens ausgedrückte steuerliche Leistungs­ fähigkeit des einzelnen Pflichtigen bei seiner Besteuerung -um Ausdruck zu bringen, ist in erster Linie dazu ge­ eignet und bestimmt, in weitgehendstem Maße au-geschöpft zu werden und hiermit für Reich, Länder und Gemeinden hohe und dauernde Erträge zu liefern.

«Anleitung.

21

Gegenüber diesen zwingenden finanziellen Gründen sann der Einwand, die Reichseinkommensteuer bedeute einen Eingriff in die Steuerhoheit der Lander, nicht mehr standhallen. Gemeinsame Not zwingt zu gemein­ samem Handeln, und dieses gemeinsame Handeln kann hier nur in der Einführung einer im ganzen Deutschen Reiche nach gleichen Grundsätzen zu veranlagenden, mit gleichen Sätzen zu erhebenden und jeden Steuer­ pflichtigen daher gleichmäßig nach seiner Leistungsfähig­ keit treffenden allgemeinen Reichseinkommensteuer be­ stehen. Jeder andere Weg würde nicht zu dem ge­ wünschten und erstrebenswerten Ziele führen. Man könnte daran denken, die Einkommensteuer in der Weise für das Reich als Einnahme quelle^ zu erschließen, daß neben der Einkommensteuer der einzelnen Länder nach einem Reichsgesetz eine besondere Reichseinkommen­ steuer — sei es von allen oder nur von den hohen Ein­ kommen — erhoben wird. Es ist ohne weiteres klar, daß eine derartige Gestaltung der Einkommenbesteue­ rung zu einer je nach dem Ausbau der Landessteuer­ gesetze, der dort vorgesehenen Steuersätze und der von den Gemeinden erhobenen Zuschläge verschiedenen Be­ steuerung des einzelnen Pflichtigen führen würde, daß damit aber das Ziel der völligen Ausschöpfung der Einkommensteuer nicht erreicht werden kann. Das gleiche gilt, wenn sich das Reich dazu entschließen würde, zu der Landeseinkommensteuer besondere Zuschläge für Rechnung des Reichs zu erheben oder den Ländern und Gemeinden die Erhebung besonderer Zuschläge zu einer Reichseinkommensteuer zu gestatten. Auch hier würde im Reiche eine völlig verschiedene Belastung des ein­ zelnen Einkommens, die schon bisher z. B. durch die

22

Einfettung.

verschiedene Behandlung eines BerlustjahreS bei der dreijährigen kaufmännischen Durchschnittsberechnung oder der Gewinne aus einmaliger Tätigkeit -u den un­ erwünschtesten Ergebnissen führte und bei der künftigen hohen Belastung geradezu unerträglich werden würde, eintreten und eine völlige Ausschöpfung der hierin ge­ gebenen Steuerquelle unmöglich werden. Das einzige Mittel, sämtliche der inländischen Steuerhoheit unter­ liegende Personen gleichmäßig mit der Einkommen­ steuer zu belasten und hiermit die Möglichkeit nicht nur der völligen Ausschöpfung dieser Quelle, sondern auch der gleichmäßigen Beteiligung aller Volksgenossen an der finanziellen Not. zu schaffen, bleibt die einheitliche Reich-einkommensteuer, wie sie der vorliegende Ent­ wurf vorsieht." Die verfassunggebende Deutsche Nationalversammlung hat sich der Gesetzesbegründung nicht verschlossen und hat den ihr vom Reichsminister der Finanzen am 29. November 1919 vorgelegten Gesetzentwurf trotz der vielen Neuerungen, die der Entwurf im Vergleich mit den einzelstaatlichen Einkommensteuergesetzen brachte, bereit- am 11. März 1920 verabschiedet, also in einem Zeitraum, in dem in normalen Zeiten ein derartig tief einschneidende- Gesetz niemals zustande gekommen wäre. Zweifellos hätten manche der späteren Gesetzesände­ rungen vermieden werden können, wenn zu einer längeren Vorbereitung und einer gründlicheren und auch mehr von politischen Gesichtspunkten freien Be­ ratung de- Gesetzentwurfs Zeit gewesen wäre; die Ver­ hältnisse drängten aber zu raschem Handeln. Nebenbei sei noch erwähnt, daß der Grundsatz, das au- dem Ver­ mögen fließende (fundierte) Einkommen höher zu be-

Einleitung.

23

lasten als das nur aus der Arbeit erzielte (nicht fundierte) Einkommen in der neuen Reichssteuergesetzgebung durch Einführung weiterer Steuergesetze verwirklicht worden ist; so unterliegen z. B. die Kapitalerträge einer Steuer von 10 v. H. des Kapitalertrags (vgl. KapErtrStG. v. 29. 3. 1920 — RGBl. S. 346), und eS erheben die Länder und Gemeinden auf Grund von §§ 8ff. des Landessteuergesetzes vom 30. März 1920 (RGBl. S. 402) Steuern vom Grundvermögen und vom Gewerbe(einschl. Wandergewerbe-) betrieb. Durch das am 29. März 1920 vollzogene und im Reichsgesetzblatt S. 359 veröffentlichte Einkommensteuer­ gesetz wurde vom 1. April 1920 ab eine einheitliche Ein­ kommensbesteuerung für das ganze Reichsgebiet erzielt; die hauptsächlichsten Neuerungen im Vergleich zu den seitherigen Landeseinkommensteuergesetzen sind: 1. die Beschränkung der Einkommensteuer auf natür­ liche Personen. Alle juristischen Personen deS öffentlichen und des bürgerlichen Rechtes (ins­ besondere die Erwerbsgesellschasten), alle Bergwerk­ schäften, nicht rechtsfähigen Personenvereinigungen, Anstalten, Stiftungen und anderen Aweckvermögen unterliegen einer besonderen Steuer nach Maßgabe des Körperschaftssteuergesetzes vom 30. März 1920 (RGBl. S. 393) in der Fassung des Änderungs­ gesetzes vom 8. April 1922 (RGBl. S. 351); 2. an Stelle der sog. Quellentheorie ist — wenn auch mit erheblicher Einschränkung— der sog. Schanz'sche Einkommensbegriff getreten (vgl. § 4 Anm. 1 und — insbesondere wegen der Besteuerung der Lotterieund Spekulationsgewinne und sonstiger Ein­ nahmen — § 11). Teilweise im Zusammenhang

24

3.

4. 5. 6.

Einleitung. damit stehen auch die Vorschriften über Steuer­ ermäßigungen für außerordentliche Waldnutzungen und sonstige außerordentliche Einnahmen (vgl. §§ 22-25); die Haushaltsbesteuerung in beschränktem Maße (§§ 16-17); die Einführung eines gestaffelten Tarifs (§ 21); das Verlangen der Weiterzahlung der seitherigen Steuer bis zur nächsten Veranlagung (§ 42); die Anrechnung der Kapitalertragsteuer (unter be­ stimmten Voraussetzungen)auf die Einkommensteuer

(§ 44); 7. die Einführung des sog. Lohnabzugs ($§ 45ff.). Dazu treten noch folgende aus dem Landessteuer­ gesetz in Verbindung mit dem Einkommensteuergesetz sich ergebenden wesentlichen Sondervorschristen: 8. die Länder und Gemeinden werden am Ertrage der Einkommensteuer mit zwei Drittel des Auf­ kommens beteiligt (§ 17 LStG.); 9. die Erhebung von Zuschlägen zur Einkommensteuer ist den Ländern und Gemeinden (Gemeinde­ verbänden) nur aus Grund reichsgesetzlicher Er­ mächtigung gestattet (§ 2 LStG.). Die Gemeinden (Gemeindeverbände) können jedoch für das ein­ zelne Steuerjahr beschließen, daß der ihnen zu­ gewiesene Anteil an der Einkommensteuer ganz oder teilweise unerhoben bleibt (§ 29 LStG.); 10. die Religionsgesellschasten des öffentlichen Rechtes sind berechtigt, Zuschläge zu der Einkommensteuer zu erheben (§ 15 LStG.). Durch die politischen Ereignisse des März 1920 konnte das ohnehin schon spät am 11. März 1920 von der

Einleitung

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verfassunggebenden Deutschen Nationalversammlung ver­ abschiedete Einlommensteuergesetz erst am 29. März 1920 vollzogen werden; die Durchführung des Lohnabzugs auf den 1. April 1920 war deshalb technisch nicht mehr möglich. Mit dem Gesetz zur Durchführung des Ein­ kommensteuergesetzes vom 31. März 1290 (RGBl. S. 428) wurde deshalb der Reichsminister der Finanzen durch andere Fassung des § 58 Abs. 6 ermächtigt, den Tag des Inkrafttretens der Vorschriften über den Lohn­ abzug zu bestimmen (vgl. Anm. 13 und 14 zu § 58); ferner wurde durch das gleiche Gesetz dem § 58 als Abs. 7 eine weitere Vorschrift betreffend die vorläufige Steuer­ erhebung bis zur erstmaligen Veranlagung angefügt (vgl. Anm. 15 und 16 zu § 58). Kaum hatte der Reichsminister der Finanzen durch Verordnung vom 21. Mai 1920 (RGBl. S. 1093) die Vorschriften der §§ 45 bis 52 über den Steuerabzug vom Arbeitslohn (im folgenden kurz Lohnabzug genannt) auf 25. Juni 1920 in Kraft gesetzt, da setzte ein sehr starker Widerstand der Arbeiterschaft gegen den lOproz. Lohnabzug ein. Als berechtigt an diesem Widerstand, der in der ersten Zeit den Arbeitgebern noch mehr Schwierigkeiten verursachte als den Steuerbehörden, mußte anerkannt werden, daß der lOproz. Lohnabzug, der nur als Abschlagszahlung auf die durch Veranlagung zu zahlende Steuer gedacht war, zwar für den Arbeit­ geber einfach zu berechnen war, daß er aber den tat­ sächlichen Verhältnissen insbesondere der Arbeitnehmer mit kleinem Verdienst nicht genügend Rechnung trug, da er weder eine steuerfreie Untergrenze (das sog. Existenzminimum) noch die sonstigen persönlichen Ver­ hältnisse (insbesondere die Kinderzahl) berücksichtigte.

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Einleitung.

So war es auch nach Lage der gesetzlichen Bestimmungen in der ersten Zeit nicht zu vermeiden, daß bei vielen Arbeitnehmern mit kleinem Verdienst ein Steuerabzug zu bewirken war, trotzdem diese Arbeitnehmer bei der Veranlagung steuerfrei waren oder von ihnen bei Be­ rücksichtigung ihrer persönlichen Verhältnisse nur eine wesentlich geringere Steuer als 10 v. H. des Arbeits­ lohns zu entrichten war; nach dem damaligen Stande des Gesetzes mußte also der Arbeitgeber von dem Lohn der Arbeitnehmer mit kleinem Einkommen zuerst 10 v. H. Steuer einbehalten und es mußte die Steuer­ behörde nach der Veranlagung die zuviel abgezogene Steuer wieder zurückzahlen. Diese Regelung, deren Auswirkung bei der Neuheit der Sache und der kurzen Vorbereitung vor der Verabschiedung des Einkommen­ steuergesetze- vom 20. März 1920 nicht bis in alle Einzel­ heiten übersehen werden konnte, war deshalb nicht aufrechtzuerhalten. So entstand das Gesetz zur er­ gänzenden Regelung des Steuerabzugs vom Arbeits­ löhne vom 21. Juli 1920 (RGBl. S. 1463), da- die $$ 46a bis 45c in da- Ginkommensteuergesetz einfügte und auf 1. August 1920 in Kraft gesetzt wurde. Rach diesem Gesetz waren auf Grund des neu eingefügten § 45a für einen ständig beschäftigten Arbeitnehmer täglich 6 M. und für jede zur Haushaltung des Arbeit­ nehmers zählende Person im Sinne des damaligen § 20 Abs. 2 täglich 1,60 M. bei der Berechnung des Steuerabzugs vom Arbeitslohn freizulassen; für den Fall der Entlohnung nach Wochen oder Monaten (die Mehrzahl der Fälle in der Praxis) wurden die abzugs­ freien Wochen- und Monatssütze auf 30 und 125 M. bzw. 10 und 40 M. festgesetzt. Diese abzugSfreien Be-

Anleitung.

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trüge waren auf die damals geltende Fassung des $ 20 des Einkommensteuergesetzes abgestellt, wonach für den Steuerpflichtigen 1500 M. seines steuerbaren Ein­ kommens jährlich steuerfrei zu lassen waren und dieser steuerfreie"Teil sich für jede zur Haushaltung des Steuer­ pflichtigen zählende Person, deren Einkommen ihm gemäß §§ 16, 17 zuzurechnen war, um weitere 500 M. jährlich erhöhte. Außerdem wurde durch § 46o des genannten Gesetzes für den Jahresarbeitslohn über 15000 M. eine Staffelung des Lohnabzug- von 15 bis 55 v. H. eingeführt; ferner waren in § 45b besondere Vorschriften für den Lohnabzug bei unständigen Arbeit­ nehmern vorgesehen. Obgleich dieses — im Reichstag ebenfalls nach nur kurzer Beratung zustande gekommene — Ergänzungsgesetz noch unvollständig und auf die Veranlagung aller Arbeitnehmer eingestellt war, so war es doch der Schrittmacher für die jetzige Gestaltung des Lohnabzug-, da sein Grundgedanke, den Lohnabzug möglichst in Übereinstimmung mit der vom Arbeit­ nehmer zu zahlenden Steuer zu bringen, für die große Masse der Arbeitnehmer schon in wesentlichen Punkten verwirklicht war. Verhältnismäßig gering im Umfang waren die durch die vorgenannten Gesetze vom 31. März 1920 und 21. Juli 1920 an dem Einkommensteuergesetz vorge­ nommenen notwendigen Änderungen und Ergänzungen; viel umfangreicher und einschneidender waren dann die Änderungen, die der vom Reichsminister der Finanzen am lü.Dezember 1920 dem Reichstag vorgelegte Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Einkommensteuergesetze(Reichstagsdrucksache Nr. 1206) vorsah. Der Reichstag schloß sich aber nicht nur diesen Änderungen an, sondern

Etnlettrmg.

hatte noch weitere Änderungen und Ergänzungen ein* gefügt, so daß das im Reichsgesetzblatt von 1921 S. 313 veröffentlichte Gesetz vom 24. März 1921 zur Änderung deS Einkommensteuergesetzes vom 29. März 1920 Änderungen, Streichungen und Einfügungen zu den zj 11—13, 16, 17, 20—27, 29, 30, 32—33a, 35, 39, 40a, 42—42c, 43, 44, 45a, 45c, 48, 53a—53f, 55 und 58—59a brachte; diese Änderungen und Ergänzungen traten zum kleineren Teil mit dem auf die Verkündung des Gesetzes folgenden Tage oder mit dem 1. April 1921, in der Hauptsache aber mit Wirkung vom 1. April 1920 ab — also vor der erstmaligen Veranlagung — in Kraft. Die wichtigsten Änderungen und Ergänzungen betreffen: die Beschränkung der Besteuerung der Gewinne aus einzelnen Beräußerungsgeschäften auf Speku­ lation-- und gewerbliche Gewinne (§11 Ziff. 5) und damit zusammenhängend besondere Vorschriften für den Abzug der Spekulationsverluste (§ 13 Abs. 1 Nr. 8) und Streichung der besonderen Vorschriften des § 22; die Erhöhung der Steuerfreiheit für Bersorgungsgebührnisse von 2000 M. auf 8000 M. ; die Neuregelung der Abschreibungen für Abnutzung (§ 13 Abs. 1 Nr. lb); Änderungen b i der Haushaltsbesteuerung (§§ 16, 17); Neuregelung des sog. Existenzminimums und des sog. Kinderprivilegs durch Streichung des § 20 und Ergänzung des § 26 (jetzt entsprechende Abzüge an der Steuer statt am steuerbaren Einkommen); Neugestaltung des Steuertarifs mit anderer Staffe-

Einleitung.

29

lung als Folge der seit der Verabschiedung de- Ein­ kommensteuergesetzes vom 29. März 1920 eingetre­ tenen Geldentwertung (§ 21); Veranlagung nach dem laufenden Aalender- oder Betriebsjahre nach Ablauf des Kalenderjahres an Stelle der Veranlagung nach dem Vorjahre (§ 29) und damit zusammenhängend Änderung des § 68 Abs. 1 und des seitherigen § 69 hinsichtlich der erst­ malig n Veranlagung; Ausbau der vierteljährlichen Abschlagszahlungen zur „vorläufigen Steuerschuld" (§5 30 und 42—42c); Bewertung des Betriebsvermögens bei Ermittlung des Betriebs- oder Geschäftsgewinnes (§§ 33a, 32, 33); die Steuererklärung (§ 39); Einführung der steuerlichen Meldepflicht (§ 40a); Anre chnungsfähigkeit der Kapitalertragsteuer (§ 44); Änderung der abzugsfreien Beträge beim Lohn­ abzug (§ 45a) entsprechend der Ergänzung des § 26 und Beseitigung der Staffelung beim Lohnabzug durch Streichung des § 45c; Einführung verschärfter Strafen wegen Zuwider­ handlungen gegen die steuerliche Meldepflicht, bei Durchführung des Lohnabzugs, für Fälschung von Steuermarken usw. (§§ 53a^-53f); Klärung von Zweifelsfragen bei der Steuerbe­ freiung der Ausländsdeutschen und der Deutschen in den Abtretungsgebieten durch entsprechende Neu­ fassung des § 65; Zulassung steuerlicher Vergünstigungen zur Förde­ rung des Kleinwohnungsbaues für die Jahre 1920. bis 1923 (jetziger § 59);

30

Einleitung.

Zulassung steuerfreier Rücklagen zur Erneuerung deS gewerblichen und landwirtschaftlichen Anlage­ kapitals auf die Jahre 1920 bis 1926 (J 69a); gesetzliche Anordnung statistischer Erhebungen (Art. ITT). Schon bei der Beratung des Gesetze- vom 24. März 1921 wurde im Steuerausschuß des Reichstags die Ein­ führung einer vereinfachten Besteuerung de- Arbeits­ lohnes angeregt, wobei in erster Linie an eine besondere, aber einfach zu gestaltende Lohnsteuer gedacht wurde. In Verfolg dieser Anregung hat der genannte ReichstagsauSschuß die Reichsregierung ersucht, „die Kürzung des Arbeitslohnes so auSzugestalten, daß sie die endgültige Einkommensteuer darstellt und dadurch eine nachträgliche Veranlagung mit Nachforderung oder HerauSzahlung überflüssig wird" (Begründung zum Gesetz vom 11..Juli 1921 S. 4). Diesem Ersuchen hat der Reich-minister der Finanzen im Frühjahr 1921 zunächst durch Vorlage einer „Denkschrift zur Ein­ führung einer Lohnsteuer" (Drucksache deS 11. Reichs­ tagsausschusses Nr. 36) und dann am 20. Juni 1921 durch Vorlage des Entwurfs eines Gesetzes über die Einkommensteuer vom Arbeitslöhne (Reichstagsdruck­ sache Nr. 2263) entsprochen. Nach verhältnismäßig kurzer Beratung im Ausschuß und Plenum des Reichs­ tages wurde der Entwurf mit wenig Änderungen und Verbesserungen als „Gesetz über die Einkommensteuer vom Arbeitslohn" verabschiedet, am 11. Juli 1921 voll­ zogen und lm Reichsgesetzblatt S. 846 veröffentlicht. Dieses Gesetz ist aber nicht zu einem besonderen Lohn­ steuergesetz auSgebaut, es hat vielmehr im Rahmen des Einkommensteuergesetzes an die Stelle der vorher

Einleitung.

81

geltenden §§ 46—62 über den Steuerabzug neue Bor­ schristen über eine „vereinfachte Cintommensbesteuerung des Arbeitslohnes" gesetzt. Diese Vorschriften sind bis jetzt — abgesehen von den sich wohl noch mehr wieder­ holenden Änderungen des § 46 als Folge der Geld­ entwertung und Tarifänderung und kleineren Ände­ rungen — im wesentlichen unverändert geblieben. Das genannte Gesetz vom 11. Juli 1921 ist -um Teil mit Wirkung vom 1. April 1921 ab (hinsichtlich der Ände­ rungen bei § 26 und § 44 mit Wirkung vom 1. April 1920 ab) in Kraft gesetzt worden (Art. III und IV aaO.), im übrigen hat der Reichsminister der Finanzen auf Grund von Art. IV aaO. das Gesetz durch Verordnung vom 25. November 1921 (RGBl. S. 1487) auf 1. Januar 1922 in Kraft gesetzt, wodurch das Gesetz zur ergänzenden Regelung des Steuerabzugs vom Arbeitslöhne vom 21. Juli 1920 gegenstandslos wurde (vgl. Art. II u. IV des Gesetzes vom 11. Juli 1921). Nähere- s. Anm. 1 bis 4 zu § 46. Bevor das Gesetz vom 11. Juli 1921 in vollem Um­ fang in Kraft getreten war, stellten die Abgeordneten Marx, Emminger u. Gen. im Reichstag am 6. De­ zember 1921 eingehend begründeten Antrag auf weitere Änderung und Streichung von insgesamt 22 Para­ graphen des Einkommensteuergesetzes (Reichstagsdrucks, Nr. 3129). Rach ebenfalls verhältnismäßig kurzer Be­ ratung dieses Antrags im Ausschuß und Plenum des Reichstages wurde diesem Antrag vom Reichstag in wesentlichen Punkten -ugepimmt und wurde auf Grund des Antrags am 17. Dezember 1921 ein weitere- „Gesetz zur Änderung des Einkommensteuergesetzes" verab­ schiedet; diese- Gesetz wurde am 20. Dezember 1921

32

Einleitung.

vollzogen und im Reichsgesetzblatt S. 1580 veröffent­ licht. Durch dieses Gesetz wurden geändert, gestrichen oder ergänzt die §§ 13, 16, 17, 19, 21, 26, 29, 30, 40a, 42—42c, 44—46, 48—50 und 59a des Einkommen­ steuergesetzes; die Änderungen usw. traten zugleich mit dem Gesetz über die Einkommensteuer vom Arbeits­ löhne vom 11. Juli 1921 am 1. Januar 1922 in Kraft. Die wichtigsten Änderungen, Ergänzungen und Streichungen betreffen: die Erhöhung der abzugsfähigen Lebensversiche­ rungsprämien auf 3000 M. (§ 13 Abs. 1 Nr. 5); die Senkung des Steuertarifs zugunsten der kleinen und mittleren Einkommen — als Folge der weiteren Geldentwertung — und Abrundung des steuerbaren Einkommens bei der Steuerberechnung auf volle tausend Mark nach unten (fi 21 und 19); die Erhöhung der Steuerermäßigungen für den Steuerpflichtigen, für seine Angehörigen und zur Abgeltung der Werbungskosten — eine weitere Folge der Geldentwertung — (§§ 26 und 46) und damit zusammenhängend weitere Änderungen der §§ 46, 48 und 49; die Veranlagung für ein Kalenderjahr statt wie seither für ein Rechnungsjahr (§ 29 Abs. 1). Daraus ergaben sich Änderungen bei verschiedenen Para­ graphen und für das Rechnungsjahr 1921 zwar Ver­ anlagung auf ein volles Jahr, aber Steuererhebung nur für % Jahre vom 1. April bis 31. Dezember 1921 l«rt. II);

die Ersetzung der „vorläufigen Steuerschuld" durch „Vorauszahlungen" (§§ 30, 42—42c);

33

(Anleitung.

die Änderung der Sätze für die anrechnung-fähige Kapitalertragsteuer (§ 44). Die Borschriften des vorgenannten Gesetzes vom 20. Dezember 1921 waren, soweit die Veranlagung für das Kalenderjahr 1922 in Betracht kommt, noch nicht zur Anwendung gekommen, als die Abgeordneten Crispien u. Gen. mit Rücksicht auf das weitere Fort­ schreiten der Entwertung unserer Währung und die Verschlechterung der Lage insbesondere der Lohn- und Gehaltsempfänger im Reichstag am 10. Mai 1922 den Antrag auf Änderung des Einkommensteuergesetzes bei weiteren 5 Paragraphen stellten (Reichslagsdrucksache Nr. 4203). Im Reichsrat erhoben zwar die Vertreter der Länder erhebliche Bedenken gegen eine weitere Änderung des Einkommensteuergesetzes, insbesondere gegen die Senkung des Steuertarifs, da den Ländern und Gemeinden hierdurch jeglicher Überblick über ihre Einnahmen auf absehbare Zeit unmöglich gemacht werde. Wenn sich auch der Reichstagsausschuß diesen für Länder und Gemeinden bei ihrer Finanznot wohl­ begründeten Bedenken nicht verschlossen hat, so haben doch Ausschuß und Plenum des Reichstags unter dem Eindruck der wirtschaftlichen Notlage der Massen eine weitere Tarifsenkung und Erhöhung der Steuerermäßi­ gungen außer einigen anderen Änderungen des Ein­ kommensteuergesetzes beschlossen. Das vom Reichstag am 17. Juli 1922 verabschiedete Gesetz ist dann auch als „Gesetz zur Änderung des Einkommensteuergesetzes" am 20. Juli 1922 vollzogen und im Reichsgesetzblatt S. 607 veröffentlicht worden. Durch diese- Gesetz wurden geändert und ergänzt die §§ 12, 13, 21, 26, Hirschburger, Einkommensteuergesetz.

3

84

Gtnkettuug.

44, 46, 48, 49 und 52c des Einkommensteuergesetze-; ferner wurden in Art. II des Gesetze- besondere Vor­ schriften -u $ 14 wegen der abzug-fähigen ReichSnotopferzinsen gegeben. Bon den Vorschriften des neuen Gesetze- traten die auf die Steuerermäßigungen beim Lohnabzug bezüglichen Änderungen ($ 46) mit Wirkung vom 1. August 1922 ab in Kraft, im übrigen finden die neuen Vorschriften rückwirkend auf 1. Januar 1922 bzw. für die Veranlagung für das Kalenderjahr 1922 Anwendung. Mit Rücksicht darauf jedoch, daß die neuen Steuerermäßigungen beim Lohnabzug erst für den nach dem 31. Juli 1922 gezahlten und nach dieser Zeit fällig gewordenen Arbeitslohn Anwendung finden konnten, wurden an SteNe der nach § 26 Abs. 1 neuer Fassung bei der Veranlagung zu bewilligenden Steuer­ ermäßigungen von je 480 M. und je 960 M. für den Steuerpflichtigen, seine Ehefrau und seine minder­ jährigen Kinder für da- Kalenderjahr 1922 nur Steuer­ ermäßigungen von je 340 M. und je 610 M. -ugelassen; dadurch deckt sich für da- Kalenderjahr 1922 die Summe der Steuerermäßigungen beim Lohnabzug mit den Steuerermäßigungen bei der Veranlagung; die Steuer­ ermäßigungen nach dem Gesetz vom 20. Dezember 1921 geteilt auf 7 Monate und nach dem Gesetz vom 20. Juli 1922 geteilt auf 5 Monate ergeben folgende Berechnung:

Vis von 240 — 140 M. und 6/i2 von 480 — 200 M., zusammen 340 M.,

7ii von 360 — 210 M. und 7n von 960 = 400 M., zusammen 610 M.

Diese Regelung hat auch da- Gesetz vom 23. Dezember 1922 (f. nachstehend) beibehalten.

35

Einleitung.

Außer diesen nur für den Übergang wesentlichen Neuerungen betreffen die wichtigsten Änderungen und Ergänzungen: vollständige Steuerfreiheit der Versorgung-- usw. Gebührnisse (§ 12 Nr. 7), die seither nur bis zum Gesamtbetrag von 8000 M. steuerfrei waren;

Erhöhung der abzugsfähigen Sterbekassenbeiträge von 100 M. auf 1000 M. entsprechend der Geld­ entwertung (§ 13 Abs. 1 Nr. 4);

Erhöhung der nach § 13 Abs. 1 Nr. 5 abzugSfähigen Lebensversicherungsprämien entsprechend der weiter fortgeschrittenen Geldentwertung auf 8000 M. (da­ durch ist die nach dem Gesetz vom 20. Dezember 1921 bestimmte Erhöhung von 1000 M. auf 3000 M. gar nicht praktisch geworden) und im usammenhang damit Zulassung des Abzugs von (gesperrten) Spar­ einlagen am steuerbaren Einkommen bis zum Betrage von 8000 M. unter den Voraussetzungen des 8 13 Abs. 1 Nr. Sa. Die Abzüge für beide genannten Fälle dürfen zusammen aber 8000 M. jährlich nicht übersteigen ($ 13 Abs. 3); Abzugsfähigkeit der Kirchensteuer am steuerbaren Einkommen ($ 13 Abs. 1 Nr. 6a); weitere Senkung des Steuertarifs entsprechend der rasch fortgeschrittenen Geldentwertung (5 21). Da­ durch kommt der Tarif des Gesetzes vom 20. Dezember 1921 gar nicht zur Anwendung, ein Zeichen unserer Seit; weitere Erhöhung der Steuerermäßigungen für den Steuerpflichtigen, für seine Haushaltungsangehörigen, für den Fall wirtschaftlicher Notlage und zur Ab-



36

Einleitung.

geltung der Werbungsrosten — ebenfalls als Folge der weiteren starken Geldentwertung — (§ 26 Abs. 1 und 2 und § 46) und im Zusammenhang damit wieder Änderungen der §§ 46, 48 und 49; Einführung einer erhöhten Steuerermäßigung für Rentner (§ 26 Abs. lc) und Änderung der Sätze der anrechnungsfähigen Kapitalertragsteuer (§ 44 Abs. 2). Außer diesen Änderungen sei der Vollständigkeit wegen noch die Vorschrift des Art. I Nr. 6 des Gesetzes vom 8. April 1922 zur Änderung des Körperschastssteuergesetzes (RGBl. S. 351) erwähnt, wonach ein Teil der Körperschaftssteuer der Erwerbsgesellschaften unter den Voraussetzungen des § 12 des Körperschaftssteuergesetzes in der Fassung des genannten Gesetzes von 1922 ab auf die Einkommensteuer angerechnet wird (vgl. auch Art. IV aaO.). Die Änderung des Einkommensteuergesetzes ist jedoch im Jahre 1922 mit dem Gesetz vom 20. Juli 1922 noch nicht zum Abschluß gekommen. Unter dem Eindruck der sprunghaft fortschreitenden Geldentwertung und Steigerung der Preise für die notwendigsten Lebens­ bedürfnisse stellten verschiedene Abgeordnete namens ihrer Fraktion am 15. Oktober, 18. Oktober 1922 usw. im Reichstag eingehenden Antrag auf Änderung des Steuertarifs, der Steuerermäßigungen, der Vorschriften über den Abzug der Lebensversicherungsprämien, die Anrechnung der Kapitalertragsteuer usw. (vgl. z. B. Reichstagsdrucks. Nr. 5062, 5064). Um die Leistungs­ fähigkeit der Steuerpflichtigen der gesunkenen Kaufkraft der Mark wieder anzupassen, hat dann der Reichsfinanz­ minister am 9. November 1922 dem Reichstag den Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Einkommen-

Anleitung.

37

steuergesetzes (Reichstagsdrucks. Nr. 5196) vorgelegt; dieser Entwurf sah Änderungen des Einkommensteuer­ gesetzes bei den genannten Vorschriften sowohl für das Kalenderjahr 1922 als für die Zeit vom 1. Januar 1923 ab vor. In der äußeren Form wurde- dieser Gesetz­ entwurf vom Reichstag auch angenommen, der Reichs­ tag ging jedoch zum Teil noch erheblich über die vor­ geschlagenen Verbesserungen hinaus; das vom Reichstag beschlossene Gesetz ist dann als „Gesetz zur Änderung des Einkommensteuergesetzes" am 23. Dezember 1922 voll­ zogen und im Reichsgesetzblatt Teil I vom 30. Dezember 1922 S. 978 veröffentlicht worden. Durch Artikel I und II dieses Gesetzes wurden für das Kalenderjahr 1922 und mit Wirkung vom 1. Januar 1923 ab (je besonders) geändert und ergänzt: § 13 Abs. 1 Nr. 4, 5, 5a und Abs. 3, §§ 21, 26, § 44 Abs. 2, §§ 48, 49, ferner mit Wirkung vom 1. Januar 1923 ab noch § 46 Abs. 2, 6 und 8 und § 50 Abs. 2. Die Änderungen sind aus dem bei den genannten Vor­ schriften abgedruckten für die einzelnen Zeitabschnitte gültigen Gesetzeswortlaut zu ersehen. Das Gesetz vom 23. Dezember 1922 hat zur Folge, daß verschiedene Vorschriften des Gesetzes vom 20. Juli 1922 (z. B. der Tarif, die Höhe der abzugsfähigen Sterbekassen- und Lebensversicherungsbeiträge) wieder nicht zur An­ wendung kommen und durch andere Vorschriften er­ setzt werden, bevor die Veranlagung für das Kalender­ jahr 1922 beginnt. Bon allgemeiner Bedeutung ist — außer den Änderungen bei § 50 Abs. 2 — die Einfügung des Abs. 8 bei § 46; hierdurch ist der Reichsfinanzminister ermächtigt, mit Zustimmung des Reichsrats und eines

88

Einleitung.

Ausschusses des Reichstags die Steuerermäßigungen nach § 46 Ms. 2 (sür den Steuerpflichtigen, seine Ehe­ frau und minderjährigen Kinder und zur Abgeltung der zulässigen Abzüge für Werbung-kosten usw.) und dem­ entsprechend auch die in Z 26 Abs. la,b vorgesehenen Ermäßigungen anderweitig festzusetzen. Dadurch ist künftig die Änderung des Einkommensteuergesetze-, so­ weit die genannten Steuerermäßigungen in Betracht kommen, ohne Erlassung eines Reich-gesetzes auf dem Verordnung-Wege möglich. Durch die vielen Änderungen, Ergänzungen, Neu­ einfügungen und Streichungen ist die Kenntnis und Anwendung des Einkommensteuergesetzes in den ersten Jahren seiner Gültigkeit nicht nur den Steuerpflichtigen, sondern auch den mit der Ausführung des Gesetzes betrauten Behörden und Beamten sehr erschwert und wird sür die zurückliegende Zeit in besonderen Fällen ein Zurückgreifen auf den Wortlaut und die Ubergangsvorschriften der einzelnen Abänderung-gesetze notwendig. Solange stabile Verhältnisse in unserem Deutschland nicht eingetreten sind, sind Änderungen der den Tarif und die Steuerermäßigungen betreffenden Vorschriften ja leider nicht zu vermeiden; nicht nur im Interesse der vielgeplagten Finanzämter ist aber -u wünschen, daß künftige Novellen das materielle Einkommensteuer­ recht nicht weiter im seitherigen Umfange ändern.

Einkommensteuer der natürlichen Personen.

ß 1.

39

Einkommensteuergesetz in der Fassung der Gesetze vom 29. März 1920 (RGBl. 6.359), uom 31. MSrz 1920 (RTBl. 6. 428), vom 21. Juli 1920 (RGBl. 6.1463), vom 24. MSrz 1921 (RGBl. 6. 313), vom 11. Juli 1921 (RGBl. ®. 845), vom 20. Dezember 1921 (RGBl. ®. 1580), vom 20. Juli 1922 (RGBl. 6.607) und vom 23. Dezember 1922 RGBl. (Teil I 6. 978).

81 Bon dem Einkommen der natürlichen Personen8 wird nach den Borschristen dieses Gesetzes eine Einkommensteuer erhoben. 1 Uber den Begriff des Einkommens vgl. die Anm. zu §§ 4 und 5. 8 In den meisten der seitherigen LandeSeinkommensteuer-

gesetze waren neben den natürlichen Personen auch die Erwerbsgesellschaften mit eigener Rechtspersönlichkeit, wie Aktiengesellschaften, Kommanditgesellschaften aus Aktien, eingetragene Genossenschaften, Gesellschaften mit beschränkter Haftung, sowie Berggewerkschaften, ferner -um Teil auch

sonstige juristische Personen deS bürgerlichen und des öffentlichen Rechte- und vereinzelt auch nichtrechts­

fähige Personenvereine der Einkommensteuer unterworfen. Im Gegensatz hierzu unterliegen jetzt nur noch natürliche Per­ sonen der Einkommensteuer, während alle juristischen Per­ sonen des öffentlichen und des bürgerlichen Rechtes, sowie alle Berggewerkschaften einer besonderen Steuer, der Körperschaftssteuer nach Maßgabe des Ges. v. 30. März 1920 (RGBl. S. 393) und deS Ges. v. 8. April 1922 (RGBl. S. 351) unter­ worfen sind; der Körperschaft-steuer unterliegen ferner alle Personenvereinigungen und die im § 1 des Körp St Ges. genannten

40

Persönliche Steuerpflicht.

BermögenSmassen. Die Befreiungen von der Körperschaft-steuer ergeben sich auS § 2 des Körp St G. Der Anteil am Reingewinn von offenen Handelsgesellschaften, (einfachen) Kommandit­ gesellschaften und Gesellschaften des bürgerlichen Rechts (§ 705 BGB.) ist Einkommen der einzelnen GeseNschafter und von diesen zu versteuern, die Gesellschaft als solche unterliegt weder der

Einkommensteuer, noch der Körperschaftssteuer; das gleiche gilt von der Erbengemeinschaft. Die stille Gesellschaft ist eine besondere Art der Kapitalbeteiligung einer Person an dem Handel-gewerbe eines anderen; das Einkommen des stillen Gesellschafters aus der Beteiligung an einem Handelsgewerbe ist Einkommen aus Kapitalvermögen (vgl. § 8 und Anm. 17 hierzu), die stille Gesellschaft als solche unterliegt weder der EinkSt. noch der KörpSt.

Persönliche Gteuerpflicht. 8 2. Etnkommensteuerpfltchtig*'8 sind I. mit ihrem gesamten Einkommen: 1". Deutsche*-10-10*, soweit sie sich nicht länger als zwei Jahre* dauernd tm Ausland* aus­ halten^, ohne tm Inland einen Wohnsitz' zu haben". Beamte des Reichs oder der Länder und Militärpersonen, die ihren dienstlichen Wohn­ sitz' im Ausland haben, sowie die in ihren Diensten stehenden Deutschen sind ohne Rück­ sicht auf die Dauer ihres Aufenthalts im Ausland einkommensteuerpflichtig", soweit sie an ihrem ausländischen Wohnsitz nicht zu einer entsprechenden direkten Steuer8 herangezogen werden. Wahlkonsuln gelten nicht als Be­ amte im Sinne dieser Vorschrift;

40

Persönliche Steuerpflicht.

BermögenSmassen. Die Befreiungen von der Körperschaft-steuer ergeben sich auS § 2 des Körp St G. Der Anteil am Reingewinn von offenen Handelsgesellschaften, (einfachen) Kommandit­ gesellschaften und Gesellschaften des bürgerlichen Rechts (§ 705 BGB.) ist Einkommen der einzelnen GeseNschafter und von diesen zu versteuern, die Gesellschaft als solche unterliegt weder der

Einkommensteuer, noch der Körperschaftssteuer; das gleiche gilt von der Erbengemeinschaft. Die stille Gesellschaft ist eine besondere Art der Kapitalbeteiligung einer Person an dem Handel-gewerbe eines anderen; das Einkommen des stillen Gesellschafters aus der Beteiligung an einem Handelsgewerbe ist Einkommen aus Kapitalvermögen (vgl. § 8 und Anm. 17 hierzu), die stille Gesellschaft als solche unterliegt weder der EinkSt. noch der KörpSt.

Persönliche Gteuerpflicht. 8 2. Etnkommensteuerpfltchtig*'8 sind I. mit ihrem gesamten Einkommen: 1". Deutsche*-10-10*, soweit sie sich nicht länger als zwei Jahre* dauernd tm Ausland* aus­ halten^, ohne tm Inland einen Wohnsitz' zu haben". Beamte des Reichs oder der Länder und Militärpersonen, die ihren dienstlichen Wohn­ sitz' im Ausland haben, sowie die in ihren Diensten stehenden Deutschen sind ohne Rück­ sicht auf die Dauer ihres Aufenthalts im Ausland einkommensteuerpflichtig", soweit sie an ihrem ausländischen Wohnsitz nicht zu einer entsprechenden direkten Steuer8 herangezogen werden. Wahlkonsuln gelten nicht als Be­ amte im Sinne dieser Vorschrift;

Unbeschränkte und beschränkte Gteuerpflicht.

DL

41

2*. Nichtdeutsche"'10a, wenn sie im Deutschen Reiche einen Wohnsitz' oder des Erwerbes wegen oder länger als sechs Monate ihren gewöhnlichen Aufenthalt' haben. Wird die Gteuerpflicht durch einen Aufenthalt von mehr als sechs Monaten begründet*, so erstreckt sich die Steuerpflicht auch auf die ersten sechs Monate; II11. mit ihrem Einkommen aus inländischem Grund, besitzt, aus inländischem Gewerbebetrieb", aus einer im Inland ausgeübten Erwerbstätigkeit" oder mit solchen regelmäßig wtederkehrenden Bezügen oder Unterstützungen, die aus in­ ländischen öffentlichen Kassen mit Rücksicht auf eine gegenwärtige oder frühere Dienstleistung oder Berufstätigkeit gewährt werden": alle natürlichen Personen^«16 ohne Rücksicht auf Staatsangehörigkeit, Wohnsitz oder Ausenthalt". 1 Der § 2 gibt nähere Bestimmungen über den Kreis der steuerpflichtigen Personen lsubjektive Steuerpfltcht) und unterscheidet — wie die meisten Landeseinkommensteuer­ gesetze — zwischen unbeschränkt Steuerpflichtigen, d. h. solchen Personen, die mit ihrem gesamten Einkommen steuerpslichtig sind (f. ?lüm. 3 und 9) und beschränkt Steuer» Pflichtigen, d. h. solchen Personen, die nur mit ihrem Ein­ kommen aus bestimmten Einkommensartender Einkommensteuer unterliegen s. 2 AO. in Anm. 10). Beim Erwerb von Tode- wegen

oderr durch Schenkung unter Lebenden wird in der Regel ein; Anschaffungspreis für die Erben, Bermächtnisnebmer oderr Beschenkten nicht gegeben sein, da bei diesen Personen ein; Aufwand für die Beschaffung regelmäßig nicht anzunehmen Ist; in diesen Fällen wird also in der Regel nur der gemeine Werrt anzusetzen sein.

Beim Erwerb durch Tausch ist der

gemneine Wert des hingegebenen Tauschgegenstandes der Anschaffungspreis. Wegen der Bewertung der SparPr cämie nanle ihe vgl. Anm. 2 zu § 56. 44 Der Herstellungspreis umfaßt alle Kosten für die

nothwendigen Rohstoffe, Halbfabrikate, Löhne und dergl. einschl. der Kosten für Verbesserung, Vervollständigung und Erweite­ rn ngg und einschl. eines entsprechenden Anteils an den allgemebnen Kosten, wie z. B. Kosten für die Geschästsleitung, für der

das Aufsichtspersonal, für Unterhaltung und Abnutzung Betriebsgebäude, Maschinen usw. Die Feststellung des

Hersstellungspreises wird bei der Landwirtschaft im Einzelfalle zuwo eilen auf Schwierigkeiten stoßen z. B. bet der Ermittlung deHerstellungspreises für selbstaufgezogeneS Vieh; man wirdd in solchen Fällen allgemein geltende Durchschnitt-sätze anerrkennen müssen, soweit nicht der gemeine Wert (vgl. Anm. 10)

zumr Ansatz kommt. 4la Vgl. auch 5 59a Abs. 1 und Anm. 26 und 29 hierzu. 5 i Ein Anschaffungs- oder Herstellungspreis ist nicht gegeben, ivemn der Steuerpflichtige die tatsächlich aufgewendeten Anscharffungs- oder Herstellungskosten nicht angeben und

auf sich

Verlangen nicht näher dartun kann,' eine Schätzung kann nur auf den Anschaffungs- oder Herstellungswert

zur Zeit der Anschaffung oder Herstellung beziehen, dieser Wertt ist aber nicht gleichbedeutend mit dem tatsächlichen AnschafffungS- oder Herstellungspreise (Strutz 3. Aufl. S. 228 bis 1229). Ist ein Anschaffungs- oder Herstellungspreis nicht

gegetben, so kommt der gemeine Wert zum Ansatz (§5 137—138 AO.. - Anm. 10). Wegen der Einstellung des HerstellungS-

tHtrschbarger, Einkommensteuergesetz.

18

274

Ermittlung de- sicucrbarcn Einkommen-.

Preises In landwirtschaftlichen Betrieben vgl. die vorhergehende Anm. 4. 6 Die Vorschrift gilt für alle (auf eigenem oder gepachtetem Grundbesitz) Land- und Forstwirtschaft treibenden Steuer­ pflichtigen, sowie für Gewerbe (einschl. Handel) und Bergbau treibenden Steuerpflichtigen lvgl. Anm. 1); sie stellt einheit­ liche Grundsätze auf für die Bewertung solcler Gegenstände des Betriebsvermögens, die bei Feststellung des Betriebs­ oder Geschästsgewinnes von Haupt- und Nebenbetrieben in Ansatz zu bringen sind. Tie Vorschrift gilt also allgemein für Erzeugnisse (Wirtschaftserzeugnisse), Waren und Vorräte des Betriebs, für die dem Betriebe dienenden Gebäude nebst Zubehör und für das bewegliche Anlagelauital; hiernach gilt die Vorschrift nicht für den Grund und Boden bei der Landwirtschaft und beim nichtbuchführenden Gewerbetreiben­ den, dagegen gilt sie für sämtliche Gegenstände des Betriebs­ vermögens des buchführenden Kaufmanns, bei diesem also auch für den dem Gewerbebetrieb dienenden Grund und Boden. 7 Zugelassen sind nur die Absetzungen für Abnutzung (vgl. § 13 Abs. 1 Nr. Id, Anm. 12 — 19 zu § 13 und — wegen der Abschreibungen auf den Wert des Unternehmens im ganzen, auf l-M.-Kontcn usw. — Anm. 15 zu § 33). Abschreibungen wegen anderer Ursachen sind nicht zulässig. 8 Der Steuerpflichtige kann sowohl für einen einzigen oder mehrere Gegenstände oder bestimmte Gruppen von Gegen­ ständen wie auch für das Betriebsvermögen im ganzen den gemeinen Wert an Stelle des Anschaffungs- oder Her­ stellungspreises einsetzen: es gilt dies insbesondere dann, wenn der Steuerpflichtige sein Unternehmen im ganzen um einen Gesamtpreis ohne Ausscheidung auf die einzelnen Teile er­ worben hat. Die Worte „für einen Gegenstand" bedingen an sich keine enge Auslegung, eine solche ist auch nach der Ent­ stehungsgeschichte der Vorschrift nicht zu unterstellen (vgl. auch § 137 Abs. 2 AO. in Anm. 10). • ES kann hier nur der Anschaffung-- oder HerstellungS-

Bewertung deS Betriebsvermögen-.

% 38a.

275

preis nach Abzug der zulässigen Absetzungen für Ab­ nutzung gemeint sein, denn eine Einstellung des Anschaffungs­ oder Herstellungspreises ohne diese Absetzungen wäre nicht verständlich. 10 Ist ein Anschaffung^ oder Herstellungspreis nicht ge­ geben (Anm. 5), so kommt nur der gemeine Wert (nicht etwa der Ertragswert) zum Ansatz. Uber den gemeinen Wert be­ stimmen die §§ 137, 138 und 139 Abs. 1 AO. folgendes:

„§ 137. Bei Bewertungen ist, soweit nichts anderes vor­ geschrieben ist, der gemeine Wert zugrunde zu legen.

Jede wirtschaftliche Einheit ist für sich zu bewerten und ihr Wert im ganzen festzustellen. Was als wirtschaftliche Einheit zu gelten hat, ist nach den Anschauungen des Verkehrs zu ent­ scheiden: die örtliche Gewohnheit, die tatsächliche Übung sowie die Zweckbestimmung und wirtschaftliche Zusammen­ gehörigkeit oder Abhängigkeit der einzelnen Gegenstände sind zu berücksichtigen. § 138. Der gemeine Wert wird durch den Preis bestimmt, der im gewöhnlichen Geschäftsverkehre nach der Beschaffenheit des Gegenstandes unter Berücksichtigung aller den Preis beein­ flussenden Umstände bei einer Veräußerung zu erzielen wäre; ungewöhnliche oder lediglich persönliche Verhältnisse sind nicht zu berücksichtigen. Als lediglich persönliche Verhältnisse sind auch Verfügungs­ beschränkungen anzusehen, denen der Steuerpflichtige aus Gründen, die in seiner Person oder der Person seiner Rechts­ vorgänger liegen, unterworfen ist. Dies gilt insbesondere für Verfügungsbeschrankungen, die auf letztwilligen Anord­ nungen beruhen.

Bor Feststellung des gemeinen Wertes ist bei ausländischen Unternehmungen sowie bei gewerblichen und landwirtschaft­ lichen Neuanlagen auf Antrag des Pflichtigen die für ihn zuständige amtliche Vertretung gutachtlich zu hören.

276

Ermittlung deS steuerbaren Einkommen-.

5 139 Ms. 1. Bei der Bewertung von Vermögen, das einem Unternehmen gewidmet ist^wird in der Regel von der Voraus­ setzung ausgegangen, daß das Unternehmen hei der Veräuße­ rung nicht aufgelöst, sondern weitergefühtt wird." Bei den heutigen durch die Geldentwertung bedingten aufgeblähten Preisen wird die Feststellung des gemeinen Wertes unter Umständen zu manchen Schwierigleiten führen, denn die heutigen revolutionierten wittschaftlichen.Verhält­ nisse sind mindestens zum Teil als ungewöhnliche Verhältnisse im Sinne des § 138 AO. zu betrachten. Um die Schwierig­ keiten bei der Bewertung zu beseitigen, wurde bei der Aus­ schußberatung zum Ges. vom 24. März 1921 unter anderem auch die Einführung des Begriffes „dauernder gemeiner Wett" beantragt. Ein RegierungSvertreter erklärte dazu lAusschBer. S. 9), „daß es sich bei der Wortprägung des Dauernden ge­ meinen Wertes' um die Einführung eines neuen Begriffs in die ohnehin nicht eben leicht verständliche Wettlehre deö geltenden Steuerrechts handle. Das Neue liege aber nur im Wort, nicht auch in der Sache. Wie die Begründung zu den Anttägen der Regierungsparteien ausdrücklich hervorhebe, solle es sich bei dem sogenannten dauernden gemeinen Wett dem Grunde nach um nichts anderes als um den gemeinen Wett im Sinne der Reichsabgabenordnung handeln. Welche Stellung die Reichsregierung zu dem Inhalt dieses Begriffs nehme, habe sie schon in den Beratungen des Ausschusses der Nationalversammlung bei Erörterung der §§ 137 ff. der Reichs­ abgabenordnung und ebenso ausdrücklich in den Grundsätzen für die Wettermittlung nach dem Reichsnotopfergesetz unzwei­ deutig zum Ausdruck gebracht. Auch die Reichsregierung gehe bei ihren Erwägungen davon auS, daß grundsätzlich als gemeiner Wert der Wett in Betracht komme, den der steuer­ bare Gegenstand am Stichtage selbst als einen dauernden habe. Wegen der Einzelheiten dürfe auf die angeführten Stellen verwiesen werden. Wenn es aber richtig sei, daß dem neuen Wort nicht auch eine neue Sache entsprechen solle, so

Bewertung des Betriebsvermögens.

A 38a.

277

könne vvm Rechts stand punkt aus nur widerraten werden, die ohnehin mit Schwierigkeiten genügend belastete Rechtsprechung auf dem Gebiete der steuerlichen Bewertung durch Einführung des gewählten Begriffs weiterhin zu erschweren. Insbesondere müsse darauf aufmerksam gemacht werden, daß trotz der Aus­ führungen in der Begründung der Anträge rechtlich der Schluß nicht fernliege, daß dort, wo nur vom gemeinen Werte die Rede ist, das Erfordernis der Dauer im Werte nicht ebenso oder vielleicht überhaupt nicht gegeben sein solle. Schon um der Möglichkeit dieses Gegenschlusses willen würde es sachgemäß sein, wenn auf das neu gewählte Wort verzichtet werde." Ju das Gesetz ist nun auch der Begriff „dauernder gemeiner Wert" nicht ausgenommen worden, es gilt vielmehr der Be­ griff des gemeinen Wertes im Sinne des § 138 AO. Weiteres über den Begriff des gemeinen Wertes siehe Anm. 14 zu § 59. 11 Dieses Recht gilt, sofern ein Anschaffungs- oder Her­ stellungspreis gegeben ist (vgl. Anm. 5), nur für den Steuer­ pflichtigen, nicht auch für das Finanzamt. Die Vorschrift läßt allgemein die Abschreibung des sogenannten verlorenen Aufwandes am landwirtschaftlichen und gewerblichen Be­ triebsvermögen zu, d.h. der Steuerpflichtige kann den Unter­ schied zwischen Preis und Wert (insbesondere bei zu teuer angeschafften Gegenständen) dadurch abschreiben, daß er an Stelle des höheren Anschaffungs- oder Herstellungspreises (ab­ züglich der Absetzungen für Abnutzung) den gemeinen Wert zum Ansatz bringt. Der gemeine Wert kann sowohl am Schlüsse des Anschaffungsjahres wie auch am Schlüsse späterer Ge­ schäfts-(Wirtschafts-) Jahre eingestellt werden. 12 Die Änderung der Bewertungsart ist für den Schluß eines jeden Geschäfts-(Wirtschafts-) Jahres zulässig. Zu Beginn eines Geschäfts-(Wirtschafts-) Jahres ist dagegen stets der Wert einzusetzen, der am Schluß des vorhergegangenen Geschäfts-(Wirtschafts-) Jahres eingesetzt war, denn andern­ falls wäre eine zutreffende Einkommensermittlung nicht mehr möglich.

278

(Ermittlung de- steuerbaren Einkommen-.

8 341. Bei Ermittlung des steuerbaren Einkommens der Reichs-, Staats- und Gemeindebeamten", Geistlichen, Ktrchenbeamten, Lehrer an öffentlichen Unterrichts­ anstalten und Militärpersonen bleibt die zur Be­ streitung des Dienstaufwandes"-4 gewährte Ent­ schädigung oder der hierzu nach ausdrücklicher An­ ordnung bestimmte Teil des Gehalts oder einer etwaigen Zulage außer Ansatz. Die aus öffentlichen Kassen gewährten Auf­ wandsentschädigungen^'^, Tagegelder" und Reise­ kosten" bleiben gleichfalls außer Berechnung. Bet Ermittlung des steuerbaren Einkommens der in privaten Dienst, oder Auftragsverhältnissen stehen­ den Personen'-"' sind die Entschädigungen, welche nach ausdrücklicher Vereinbarung" zur Bestreitung des durch den Dienst oder Auftrag veranlaßten Aufwandes gewährt werden, insoweit" außer Ansatz zu lassens als ihr Betrag den erforderlichen'-"-"-'" Aufwand nicht übersteigt. Das im Genuß einer Dienstwohnung" bestehende Einkommen ist unter billiger Berücksichtigung der durch den Dienst erforderlichen Bedürfnisse" und der dem Inhaber obliegenden Lasten" zu veranschlagen". 1 Die Vorschriften des § 34 Abs. 1 bi- 3 bilden eine (Jr gänzung des § 12 (betr. nicht steuerbare- Einkommen) und zum

Teil auch eine Ergänzung des § 13 (betr. Werbungskosten); die Vorschrift des § 34 Abs. 4 ist eine Ergänzung des § 9 Abs. 1

und des § 37.

In der Begr. zum Ges. vom 29. Marz 1920 ist

(S. 60) gesagt: „Entsprechend den

Vorschriften der meisten Einkommen­

steuergesetze soll bei Ermittlung des steuerbaren Einkommens

AnswandSentschädtgungen, Dienstwohnungen.

A -4.

279

der Reich--, Staat-- und Gemeindebeamten, Geistlichen, Lehrer an öffentlichen Unterrichtsanstalten und Militär­ personen die zur Bestreitung des Dienstaufwandes ge­ währte Entschädigung oder der hierzu nach ausdrücklicher Anordnung bestimmte Teil des Gehalts oder einer etwaigen Zulage außer Ansatz bleiben. Auch sollen die aus öffentlichen Kassen gewährten Tagegelder und Reiselosten in jedem Falle außer Berechnung bleiben. Diese Vorschrift gebt von der Auffassung aus, daß die öffentlichen Körperschaften Tage­ gelder und Reisekosten nur in dem Umfang bewilligen, in dem sie zur Bestreitung des Dienstaufwandes notwendig sind, und daß daber Ersparnisse, die zum steuerbaren Eintommen zu rechnen wären, regelmäßig nicht zu erzielen sind. Bei den in privaten Dienstverhältnissen stehenden Per­ sonen sollen dagegen Entschädigungen, welche zur Best.eitung des beruflichen Aufwandes gewährt werden, nur insoweit außer Ansatz bleiben, als ihr Betrag den wirtlichen Aufwand nicht übersteigt. Hiermit soll verhindert werden, daß durch die Bezeichnung als Entschädigung für berufliche Aufwendungen Eintommen der Besteuerung entzogen wird. Daß im übrigen die Vorschrift über den Abzug von Werbungstosten hierdurch nicht berührt wird, bedarf keiner Er­ wähnung." 8 Bei der Ausschußberatung zum Ges. vom 29. März 1920 erklärte der Unterstaatssekretär (93er. S. 46) auf Anfrage, „unter den Beamten im Sinne des § 33 (jetzt § 34) Abs. 1 sollen nicht nur Berufsbeamte, sondern auch ehrenamtlich tätige Beamte verstanden werden, wie z. B. Schöffen oder in Stadt­ verwaltungen ehrenamtlich tätige Personen,- es solle eben jeder Betrag, der aus einer öffentlichen Kasse zur Bestreitung eines Dienstaufwandes gezahlt werde, steuerfrei bleiben". Der zweite Halbsatz dieser Erklärung dürfte sich zwar mehr auf den zweiten, als den ersten Absatz des § 34 beziehen, die Erklärung selbst bestätigt aber, daß § 34 Abs. 1 weit auszulegen ist und daß unter Beamten usw. nicht nur Inhaber von Plan-

280

Ermittlung des steuerbaren Einkommen-.

steNen Im öffentlichen Dienste, sondern beispielsweise auch nichrplanmLtzig angestellte, im öffentlichen Dienst verwendete

Anwärter für Planstellen -u verstehen sind. 8 AuS der Gesetzesbegründung (Anm. 1) und der Erklärung de- Unterstaatssekretärs (Anm. 2) ergibt sich, daß unter Abs. 1 nur solche Unkosten fallen, die unmittelbar durch den Dienst verursacht, zur Bestreitung des Dienstaufwandes unbedingt erforderlich und deshalb durch Gesetz, durch den Haushaltsplan usw. besonders gewährt oder von der zuständig n vorgesetzten Behörde ausdrücklich festgesetzt sind. Es ist also vorausgesetzt, daß auf Grund vorangegangener einwandfreier Feststellung nur wirklicher Dienstaufwand und keine steuerbaren Einkom menst eile In Betracht kommen, daß deshalb eine Nach­ prüfung über den notwendigen und tatsächlich erwachsenen Aufwand durch die Steuerbehörden nicht mehr notwendig ist und daß die besonders gewährten oder ausdrücklich (sei

es -iffermatzig oder nach Gehalts- und Zulageteilen) festgesetzten Beträge bei der Veranlagung des steuerbaren Einkommens

von vornherein auSscheiden können („außer Ansatz bleiben-). Da § 13 Abs. 1 Rr. 1 die Abzugsfähigkeit der Werbungskosten (im Gegensatz zu., verschiedenen Landeseinkommensteuergefetzen) nicht beschränkt, kann ferner der Teil der notwendigen und tatsächlichen Dienstaufwandskosten, der durch die gewährte Entschädigung oder den ausdrücklich bestimmten Gehaltsteil nicht voll gedeckt ist, auf entsprechenden Nachweis als Wer­ bungskosten abgezogen werden (am Schluß der GesetzeSbegründung — s. Anm. 1 — ist hierauf auch besonders hingewiesen). 4 Zu den Dienstaufwandsentschädigungen der

Beamten usw. rechnen z. B.: Repräsentationsgelder, Pauschsätze für das Halten von Dlenstpferden oder eines Fuhrwerks, Pauschsätze für Kanzleikosten, für das Halten eines Dienst­ zimmers usw. Teuerungszulagen zählen nicht hierher, sondern zum Arbeitseinkommen (§ S), da sie nicht zur Bestreitung von Dienstaufwand, sondern für geleistete Arbeit und zur Bestreitung deS Lebensunterhalts gewährt sind.

Aufwandsentschädigungen, Dienstwohnungen.

K 84.

281

6 Ohne Rücksicht darauf, ob dieAuf w ands ents chädigungen an Berufsbeamte oder an andere Personen gezahlt werden; es bleiben aber nur Entschädigungen für tatsächlich entstandenen Aufwand, nicht auch Entschädigungen für entgangenen Ar­ beitsverdienst außer Berechnung. Es gehören also beisvielsweise Zeugengebühren insoweit zum steuerbaren Einkommen, als sie für Zeitversäumnis gewährt sind; Sachverständigen­ gebühren werden in der Regel ganz oder überwiegend zum steuerbaren Einkommen zählen, da sie meistens ein Entgelt für besondere Leistungen sind und tatsächlich notwendiger Aufwand meist besonders entschädigt wird. Zu den Aufwands­ entschädigungen gehören auch — soweit sie nicht schon unter § 34 Abs. 1 fallen — die Bezüge der Mitglieder von Parla­ menten, die Repräsentatiousgelder des Reichspräsidenten und der Reichs- und Landtagspräsidenten. 6 Tagegelder und Reisekosten bleiben nur außer Berechnung, soweit sie sich als Aufwandsentschädigungen darstellen. Bei den auf Grund der Verordnung vom 8. Sep­ tember 1910 (RGBl. S. 99.3) und der Reisekostenverordnung vom 14. Oktober 1921 (RGBl. S. 1345) gezahlten Tage­ geldern und Reisekosten der Reichsbeamten und gleichartigen Bezügen anderer Berufsbeamten ist dies außer Zweifel, ebenso bet den Tagegeldern, die an Berufsbeamte für vorübergehende Beschäftigung außerhalb ihres dienstlichen Wohnsitzes oder für auswärtige Dienstgeschäfte an demselben Orte gezahlt werden. Die zur Erfiillung staatsbürgerlicher Pflichten aus öffent­ lichen Kassen gezahlten Tagegelder und Reisekosten bleiben ebenfalls außer Berechnung; hierzu gehören z. B. die Tage­ gelder und Reisekosten der Mitglieder von Steuerausschüssen, der Geschworenen, Schöffen usw. Soweit die Tagegelder jedoch keine Aufwandsentschädigung, sondern eine nach Tagen bemessene Vergütung für Dienst­ leistungen darstellen, liegt steuerbares Einkommen vor; dies ist z. B. der Fall bei sogenannten Tageszulagen, die vereinzelt fälschlich als Tagegelder bezeichnet werden, die aber in der

282

Ermittlung de- steuerbaren Einkommens.

Regel eine nach Arbeit-- oder Monat-tagen bemessene Zulage für erhöhte dienstliche Inanspruchnahme — also Arbeits­ einkommen — sind. Die Ausführungen in Anm. 3 hinsichtlich der Unterlassung der Nachprüfung durch die Steuerbehörden gelten auch für Tagegelder und Reisekosten, nicht aber für Lageszulagen und für sonstige Entlohnungen für dienstliche Tätigkeit. 7 Wie bei einigen Landes-Einkommensteuergesetzen ist die Steuerfreiheit des Dienstaufwandes der Privatange­ stellten von bestimmten Voraussetzungen abhängig: bei der Reichseinkommensteuer wird eine ausdrückliche, sei es schriftliche oder mündliche Vereinbarung über Art und Höhe der Entschädigung gefordert und werden die Entschädigungen nur bis Höhe des erforderlichen Aufwandes „außer Ansatz gelassen". Tie unrichtige Bezeichnung von Einkommens­ teilen als Aufwandsentschädigung schließt selbstverständlich deren Besteuerung nicht aud; soweit durch solche unrichtigen Angaben Steuerhinterziehung oder Steuergefährdung erreicht wird, erfolgt Bestrafung auf Grund von §§ 359ff, 367 AO. und § 53 Link St Ges. Die Ausführungen am Schluß der Anm. 3 gelten aber auch voll und ganz für die in privaten Dienst­ oder Auftrag-verhältnissen stehenden Personen; es sind also derjenige Teil der WerbungSkosten, der durch die vereinbarte Entschädigung nicht gedeckt oder, wenn eine Vereinbarung nicht vorliegt, alle tatsächlich entstandenen WerbungSkosten auf Nachweis abzugsfähig, sie bleiben nur nicht von vornherein außer Ansatz; da- gleiche gilt, wenn Gehalt und Aufwands­ entschädigung ohne Ausscheidung in einer Summe vereinbart sind. 8 Diese Entschädigungen bleiben nur bi- zur Höhe des notwendigen und tatsächlich entstandenen Aufwandes außer Ansatz; es sind also Entschädigungen für Aufwendungen, die über daS durch den Dienst oder Auftrag notwendige Maß hinausgehen, insbesondere Entschädigungen für Aufwendungen zu rein persönlichen Zwecken steuerbare- Einkommen und

AufwandSentschä Mgungen, Dienstwohnungen.

deshalb nicht außer Ansatz zu lassen.

8 K4

288

Inwieweit der Aufwand

erforderlich ist, ist Talfrage und nach den Verhältnissen des

Einzelfalles zu entscheiden; so werden B. Aufwendungen eines Angestellten für Repräsentationen zur Erlangung ge­ schäftlicher Vorteile immer abzugSfähig sein, wenn sie im

Interesse des Geschäftsherrn notwendig oder zweckmäßig sind. • Aufwendungen für den Lebensunterhalt gelten

m. E. — im Gegensatz zu verschiedenen Kommentatoren — nicht in voller Höhe, sondern nur insoweit alS „erforderlicher Aufwand-, als sie die sonst notwendigen Aufwendungen

für den Lebensunterhalt übersteigen, B. Mehraufwendungen für auswärtiges Essen und übernachten, Mehrverbrauch an

Kleidern und Wäsche auf der Reise usw.; denn nur insoweit liegen notwendige Ausgaben für den Dienst oder' Auftrag vor, was darüber hinausgeht, ist Entlohnung für Arbeit; umgekehrt auSgedrückt sind also vereinbarte Entschädigungen insoweit steuerbares Einkommen, als durch sie Ersparnisse im Hau-Halt

oder für den persönlichen Verbrauch erzielt werden. 10 Verschiedene Kommentatoren halten den erforderlichen Aufwand auch dann für voll abzugSfähig bzw. für voll außer

Ansatz bleibend, wenn die erforderlichen Beträge infolge persönlicher Einschränkung oder auS besonderen Gründen nicht oder nicht vollständig verausgabt sind. Dieser Auffassung vermag ich im Hinblick auf §$ 4 und 5 EinkStGes. und § 4 AO. nicht beizutreten, ich halte vielmehr nur den erforderlichen und tatsächlich entstandenen Aufwand alS mit Recht außer Ansatz -leibend. Diese Auffassung läßt sich a>»ch aus den Wort­

laut der Gesetzesbegründung — Anm. 1 - stützen, denn nach dieser Begr. sollen die vereinbarten Entschädigungen nur in­ soweit außer Ansatz bleiben, als ihr Betrag den „wirklichen Aufwand- nicht übersteigt; wirllicher Aufwand kann aber nur tatsächlich entstandener Aufwand sein. 11 Ob Abs. 4 nur für ganz oder -um Teil unentgeltlich über­

lassene Wohnungen der öffentlichen Beamten oder auch für solche der Privatbeamten gilt, ist zweifelhaft; nach dem Sprach-

284

Ermittlung deS steuerbaren Einkommens.

gebrauch ist mehr auf das erstere zu schließen, doch ist das

letztere keineswegs ausgeschlossen, da beispielsweise auch Beamte von Privateisenbahnen, von Gutsverwaltungen, von Standesherrschaften usw. vielfach „Dienstwohnung" haben. Die Vorschrift wird also sowohl auf öffentliche als auch auf Privatbeamte anzuwenden sein. Der Mietwert der Dienstwohnungen ist gemäß § 37 zunächst nach ortsüblichen Mittelpreisen zu veranschlagen, es sind dabei aber die durch den Dienst erforderlichen Bedürfnisse und die dem Wohnungs­ inhaber obliegenden Lasten in billiger Weise zu berücksichtigen,

d. h. der Mietwert ist entsprechend niedriger festzusetzen (vgl.

Anm. 12 und 13). 11 Am ortsüblichen

Gesamtwert der

Wohnung ist also

abzurechnen der Mietwert der Räume, die dienstlichen Zwecken dienen, wie Bureall- und Empfangsräume, Studier­

zimmer, Räume für vorgeschriebene oder notwendige Re­ präsentation usw. Der Miet wert ist ferner entsprechend zu

kürzen, wenn dem Beamten eine Dienstwohnung zugewiesen ist, die seine ^persönlichen Bedürfnisse erheblich übersteigt, insoferst also Mehr eine Last als eine Annehmlichkeit ist. u Hierzu rechnen auch Kosten, die dadurch entstehen,

daß dem Inhaber eine zu große Dienstwohnung zugewiesen ist, ferner anbedungene Kosten für Instandhaltung von Wohlmng und Ziergärten, anbedungene Kosten für Heizung, Be­ leuchtung und Reinigung der Diensträume usw.

§ 851. Als Gewinn im Sinne des § 11 Nr. 5 und als Verlust im Sinne des § 13 Nr. 8 gilt der Unterschied zwischen dem bet dem Veräutzerungsgeschäfte für den veräußerten Gegenstand erzielten Erlös^ und dem Anschaffungs-^ oder Herstellungspreise?-^. Ist für den veräußerten Gegenstand der Anschaffungs'b oder Herstellungspreis?-* nicht zu er-

Einkommen aus Spekulationsgeschäften.

| SS.

285

mtttteln6, so gilt als solcher der gemeine SBert7, den bett Gegenstand zur Zeit des Erwerbes besessen fjat8. Ltlegt der Erwerb des Gegenstandes vor dem 1.. Januar 1920®, so ist der für den Gegenstand bet bett Veranlagung zum Reichsnotopfer zugrunde gettegte Wert® oder, falls dieser nicht festgestellt rointbe70, der auf den 31. Dezember 1919 festzustedllende gemeine Wert7«" des Gegenstandes als Anschaffungspreis anzunehmen. Dem Anschaffungspreise8'4 sind die seit der An» schqaffung zur Verbesserung78 des Gegenstandes gemeachten Aufwendungen, soweit sie eine zur Zett der Bceräußerung noch fortbestehende Werterhöhung7® zurr Folge haben und nach dem 31. Dezember 1919 gerwacht worden find74, hinzuzurechnen7®. Zinsen des Arnschaffungs- und Herstellungspreises werden diesem sellbst dann nicht hinzugerechnet7®, wenn der Gegen» staind seit der Anschaffung oder Herstellung leinen Nmtzen gewährt hat77. Bei Ermittlung des Gewinns ob »er des Verlustes78 aus einem einzelnen Beräuißerungsgeschäfte sind die während der Besttzzeitt an dem veräußerten Gegenstand eingetretenen Wterterhöhungen oder Wertverniinderungen zu be» rüeckstchtigen, soweit solche bereits bet der Beranlaggung des Steuerpflichtigen zur Einkommensteuer fürr frühere Jahre in Anschlag gebracht worden stnid78. Für Metzbraucher, Borerben und Inhaber von gelbundenem Vermögen findet $ 60 des Retchsnot» oMergesetzes entsprechende Anwendung®®. Aus der Begr. zum Ges. vom 29. März 1920 S. 61:

286

Ermittlung de- steuerbaren Einkommen-.

„Für die Ermittlung des Gewinns aus einem

ein­

maligen BeräußerungSgeschäst ist der Unterschied -wischen dem bei der Veräußerung erzielten Erlös und dem Anschaffungs-

oder Herstellungspreis (Gestehungskosten) zugrunde -u legen. Auf einen vor dem 1. Januar 1920 gezahlten Anschaffungs­ oder Herstellungspreis soll aber nicht zurückgegangen werden. Vielmehr soll, wenn ein Gegenstand vor dem 1. Januar 1920 erworben ist, der auf den 31. Dezember 1919 für die Besitz­ steuer (jetzt Reichsnotopfer) zugrunde gelegte oder zugrunde zu legende Wert als Anschaffungs- oder Herstellungspreis gelten. Etwaige Aufwendungen auf den Gegenstand sind dem Anschaffungspreise hinzuzurechnen, falls die Werterhöhung hei der Veräußerung noch vorhanden ist. Zinsen auf den An­

schaffungspreis werden jedoch nicht hinzugerechnet, da solche auch in der Zwischenzeit bis zur Veräußerung nicht mitversteuert sind. Auf den Gegenstand gemachte Absetzungen wegen Abnutzung mindern selbstverständlich den Anschaffungspreis. Demgemäß sollen die an dem veräußerten Gegenstand ein­ getretenen Wertänderungen berücksichtigt werden, soweit solche bereits bei der Veranlagung des Pflichtigen zur Ein­ kommensteuer für frühere Jahre, z. B. in Form von Abschrei­ bungen und Absetzungen in Anschlag gebracht worden sind.

Hat also im Jahre 1925 ein Gegenstand 100000 M. gekostet und sind darauf 30000 M. im Laufe der Jahre wegen Ab­ nutzung abgesetzt, und wird der Gegenstand im Jahre 1930 für 130000 M. veräußert, so beträgt der als Anschaffungspreis zugrunde zu legende Wert 70000 M., der Veräußerungs­ gewinn 60000 M. Daß im übrigen bei Berechnung des VeräußerungSgewinns die durch den Erwerb und die Veräußerung dem Steuer­ pflichtigen entstandenen Unkosten, darunter auch die öffent­

lichen Abgaben (Zuwachssteuer, Grunderwerbssteuer) und Gebühren als Werbungskosten in Abzug zu bringen find,

bedarf keiner näheren Darlegung." DaS Gef. vom 99. März 1920 enthielt im ersten Absatz

Einkommen au- Spekulationsgeschäften. | Lt

28t

des Z 85 nach dem ersten Satz noch folgenden Satz: „Hat der Steuerpflichtige den Gegenstand von Todes wegen oder durch Schenkung im Sinne der §Z 20, 40 des Erbschaftssteuergesetzes vom 10. September 1919 erworben, so gilt als Anschaffungs­ preis der Wert, der bei der Veranlagung zur Erb ans all- oder Schenkungssteuer zugrunde gelegt wurde oder im Falle der Steuerpflicht zugrunde zu legen wäre." Dieser Satz wurde durch das Ges. vom 24. März 1921 im Zusammenhang mit der Neuregelung der Besteuerung der Gewinne aus Veräußerungsgeschäften (§ 11 Nr. 5) gestrichen. Da nach der jetzigen Neu­ fassung des $ 11 Nr. 5 nicht mehr alle Beräußerungsgewinne, sondern nur noch Spekulationsgewinne (außer den Gewinnen innerhalb eines Gewerbebetriebs) der Einkommensteuer unter­ liegen, kann man als Grund der Streichung des vorgenannten Satzes wohl unterstellen, daß bei der Veräußerung von Gegenständen, die von Todes wegen oder durch Schenkung erworben find, eine Spekulationsabsicht in der Regel nicht anzunehmen und deshalh eine Steuer­ pflicht nach § 11 Nr. 5 regelmäßig nicht gegeben ist. 8 Der erzielte Erlös ist der Reinerlös, d. h. der Gesamtbetrag des Entgelts (der Gegenleistung) in Geld und Geldeswert nach Abzug der entstandenen Unkosten. Dem vereinbarten Veräußerungspreis ist der Wert aller dem Erwerber zugunsten des Veräußerers obliegenden Leistun­ gen hinzuzurechnen. Die Übernahme von Verbindlichkeiten (z. B. Hypothekenschulden oder Warenschulden) des Ver­ äußerers durch den Erwerber erhöht den Kaufpreis um die entsprechenden Beträge. Der Wert vereinbarter Nutzungen oder Leistungen auf bestimmte Zeit, auf unbestimmte Dauer, für immer oder auf Lebenszeit einer Person ist nach §§ 144ff. AO. zu berechnen und erhöht ebenfalls den Kaufpreis um die errechneten kapitalisierten Beträge. Bei Tauschverträgen ist der Wert des eingetauschten Gegenstandes unter Berück­ sichtigung eines etwaigen Aufgeldes der Erlös und nicht der sogenannte TauschpreiS; letzterer regelt - sofern er nicht

288

Ermittlung drS steuerbaren Einkommen-.

ein Scheinpreis ist — hauptsächlich die Verrechnung der Lei­ stungen zwischen Erwerber und Veräußerer. Cs gehört also alles, was in Wirtlichfeit als Gegenleistung für den Erwerb eines veräußerten Gegenstandes gewährt wird, zum Erlös; Voraussetzung ist natürlich, daß die Gegenleistung als fällig im Sinne des § 36 anzusehen ist. Sogenannte Scheinpreise haben keine rechtliche Bedeutung. Bon dem Verkaufserlös sind die dem Veräußerer durch die Veräußerung entstehenden Kosten und obliegenden Leistungen abzuziehen: hierzu rechnen insbesondere Berkaufsproviftonen und öffentliche Abgaben, die aus Anlaß der Veräußerung zu entrichten sind (Wertzuwachssteuer, Stempelabgaben, Ge­ bühren usw.). 8 Wegen Anschaffungspreis vgl. Anm. 3 zu 8 33 a, wegen Herstellungspreis Anm. 4 zu 8 33 a. 4 Nach 8 11 Nr. 5 zahlen Gewinne aus einzelnen Veräuße­ rn ngsgeschäften nur dann -um steuerbaren Einkommen, wenn der Erwerb des veräußerten' Gegenstandes zum Zwecke gewinnbringender Wiederveräußerung erfolgt ist. Der Wiederveräußerung muß also eine Anschaffung, nicht eine Herstellung vorausgegangen sein. In der Regel wird also nur eine Vergleichung mit dem Anschaffungspreis und nicht mit dem Herstellungspreis notwendig sein. Bei der Be­ rechnung von Spekulationsgewinnen und -Verlusten kommen Herstellungspreise, also Herstellungskosten nur im Falle des 8 35 Abs. 2 Satz 1 in Betracht, insbesondere bei baulichen Verbesserungen von Gebäuden oder bei Errichtung von Ge­ bäuden auf Bauplätzen, die zu Spekulationszwecken erworben wurden. 8 Je nachdem der Anschaffungs- oder Herstellungspreis zu ermitteln ist oder nicht (erster und zweiter Satz des 8 35 Abs. 1) und je nach der Zeit des Erwerbs (dritter Satz aaO.) sind dem Verkaufserlös gegenüberzustellen: a) der Anschaffungs- oder Herstellungspreis einschl. Aufwen­ dungen zur Verbesserung des Gegenstandes (Anm. 12 —15),

Einkommen aus Spekulationsgeschäften. § 86.

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b) der bei der Veranlagung zum Reichsnotopfer zugrunde gelegte Wert, c) der gemeine Wert.

Ist ein Gegenstand nach dem 31. Dezember 1919 erworben worden, so ist grundsätzlich der Anschaffungs- oder Herstellungs­ preis einschl. Aufwendungen zur Verbesserung des Gegen­ standes dem Veräußerungserlös gegenüberzustellen,' nur wenn der Anschaffungs- oder Herstellungspreis nicht zu ermitteln ist, tritt an dessen Stelle der gemeine Wert des Gegenstandes zur Zeit des Erwerbs. Ist ein Gegenstand vor dem 1. Januar 1920 erworben worden, so tritt an Stelle des Anschaffungs­ oder Herstellungspreises der für den Gegenstand bei der Ver­ anlagung zum RNO. zugrunde gelegte Wert, wenn dieser aber nicht festgestellt wurde, der genreine Wert des Gegenstandes am 31. Dezember 1919. Durch die Heranziehung des Reichs­ notopferwertes oder an dessen Stelle des gemeinen Wertes am 31. Dezember 1919 soll vermieden werden, daß Wert­ erhöhungen, die nach dem Erwerb eingetreten sind und schon dem RNO. unterliegen, nicht auch noch der Einkommensteuer unterworfen werden.

6 Die Ausführungen in Anm. 5 zu § 33 a gelten hier sinn­ gemäß. 7 Vgl. Anm. 10 zu § 33 a.

8 Aber nur, wenn der Gegenstand nach dem 31. Dezember 1919 erworben wurde (vgl. Anm. 5 und Satz 3 des § 35 Abs. 1). 9 Der Veranlagung zum RNO. liegen zugrunde: a) bei Grundstücken das Zwanzigfache des Reinertrags (§ 18 NOG. in Verbindung mit § 152 AO.); by beim Betriebsvermögen 80 v. H. seines Wertes (§ 19 NOG.); c) im übrigen der gemeine Wert.

Als Stichtag ist in allen Fällen der 31. Dezember 1919 maßgebend. Wegen Bewertung von noch nicht fälligen An­ sprüchen aus Lebens-^ Kapital- und Rentenversicherungen vgl. § 21 NOG. Htrschburger, Einkommensteuergesetz.

19

290

Ermittlung de- steuerbaren Einkommen-.

Ist die Veranlagung zum RNO. rechtskräftig, so ist immer der bei dieser Veranlagung festgestellte Wert für die Gewinnund Berlustberechnung nach § 35 maßgebend; eine Berichtigung kann nur in den Fällen des § 18 Abs. 2 und § 56 NOG. und §§ 212 bis 214 AO. erfolgen.

10 Z. B. wenn der Steuerpflichtige nicht notopferpflichtig ist oder wenn der betreffende Gegenstand nicht dem RNO. unterlegen hat. 11 Ist bet der Veranlagung zum RNO. der Wert des Gegen­ standes nicht festgestellt worden, so kommt nur der gemeine Wert am 31. Dezember 1919, nicht der Ertragswert oder (bei Betriebsvermögen) 80 v. H. des Wertes in Ansatz. 11 Gewöhnliche Instandhaltung^ und Unterhaltungs­ kosten, Steuern, Versicherungsbeiträge und Schuldztnsen für den Gegenstand rechnen nicht hierher, sondern nur Auf­ wendungen für Instandsetzung, Erweiterung, Neubau oder sonstige Verbesserungen. 11 Nur die durch Aufwendungen zur Verbesserung ver­ ursachte und zur Zeit der Veräußerung noch fortbestehende Werterhöhung ist hinzuzurechnen. Werterhöhungen, die auf andere Ursachen als die Verbesserungen lz. B. auf gün­ stigen Geschäftsgang) -urückzuführen sind, scheiden also aus. Besteht die Werterhöhung bei der Veräußerung nicht mehr oder nicht mehr in vollem Umfange fort, so ist nur die durch die Aufwendungen bewirkte Werterhöhung abzüglich der bis zur Veräußerung eingerretenen Wertminderung hinzuzurechnen.

14 Aufwendungen vor 1. Januar 1920 scheiden bei der Hinzurechnung aus lvgl. auch Schlußsatz der Anm. 5). 16 Für die Hinzurechnung sind also drei Voraussetzungen erforderlich: a) Die Aufwendungen müssen seit der Anschaffung und nach dem 31. Dezember 1919 gemacht sein (Anm. 14); b) die Aufwendungen müssen zur Verbesserung des Gegen­ standes gemacht sein (Anm. 12 ) und

Einkommen ans Spekulationsgeschäften. § 85.

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c) es ist nur die durch die Aufwendungen zur Verbesserung bewirkte und bei der Veräußerung noch fortbestehende Werterhöhung hinzuzurechnen (Anm. 13). 16 Soweit eigenes Kapital zur Anschaffung oder Herstellung des Gegenstandes aufgewendet ist, dürfen Zinsen für das eigene Kapital vom Verkaufserlös nicht abgezogen werden; der gleiche Grundsatz kommt in § 15 Nr. 2 hinsichtlich des in land- und forstwirtschaftlichen oder gewerblichen Betrieben angelegten eigenen Vermögens zum Ausdruck. Es dürfen aber auch die gezahlten Schuldzinsen für fremdes Kapital nicht dem Anschaffung^ oder Herstellungspreise zugerechnet und damit am Veräußerungserlös abgezogen werden, da sie bereits bei der Einkommensteuerveranlagung vom steuerbaren Ein­ kommen abgezogen wurden und ein wiederholter Abzug im Rahmen der Einkommensbesteuerung nicht begründet ist (bei einer Wertzuwachssteuer liegt die Sache anders). 17 Dies kommt hauptsächlich für die Grundstücksspekulation (z. B. bei unbenutzten Bauplätzen) in Betracht. Die Vorschrift geht von der Erwägung aus, daß, wenn der Gegenstand seit der Anschaffung oder Herstellung keinen Nutzen gewährt hatein Ertrag bei der Einkommensteuerveranlagung bis zur Ver­ äußerung auch nicht in Ansatz gekommen und dadurch die Ertragslosigkeit des Gegenstandes bei der Einkommen­ steuer schon berücksichtigt ist. 18 Spekulationsverluste sind nur bis zur Höhe der Spekulationsgewinne des betreffenden (Rechnungsjahres bis 1921, jetzt) Kalenderjahres abzugsfähig (vgl. § 13 Abs. 1 Nr. 8 und Anm. 66 zu § 13). 19 In der Gesetzesbegründung — Anm. 1 — ist die bei der Einkommensteuerveranlagung für frühere Jahre bereits be­ rücksichtigte Wertverminderung durch ein Beispiel erläutert. Hinsichtlich der Wertverminderungen sei hier noch auf die Ab­ schreibungen für Substanzverringerung (§ 13 Abs. 1 Nr. le) hingewiesen. Der Fall einer bei der Einkommensteuer er anlagnng für frühere Jahre bereits berücksichtigten Wert erb ö-

19*

292

Ermittlung des steuerbaren Einkommens.

bung wird hauptsächlich durch die kaufmännische Bilanzierung eintreten, wie das folgende vereinfacht dargestellte Beispiel zeigt: ein Steuerpflichtiger kauft im Jahre 1925 ein Haus zu Spekulationszwecken um 350000 M. und setzt den Wert im Jahre 1926 mit 400000 M. in seine Bilanz ein; Abschreibungen für Abnutzung wurden ausnahmsweise nicht gemacht (der Einfachheit halber hier außer Betracht gelassen). Ter Steuerpflichtige gibt sein Gewerbe im Jahre 1927 auf, behält aber zunächst noch das Haus und verkauft es dann im Jahre 1928 um 390000 M. Es ergibt sich nun nicht ein Gewinn von (390000 - 350000 =) 40000 M., sondern ein ^Verlust von (400000 - 390000 M. ^) 10000 M., da 50000 M. Wert­ erhöhung bereits bei der Beranlagung zur Einkommensteller für 1926 versteuert sind. Besonders zu bemerken ist noch, daß nur die bei der Ver­ anlagung zur Reichseinkommensteuer und nicht auch bei der Veranlagung zu Landeseinkommensteuern in Anschlag ge­ brachten Werterhöhungen und Wertverminderungen zu berückiichtigen sind, denn nach dem letzten Satz des § 35 Abs. 1 und dem ersten Satz des § 35 Abs. 2 darf bei der Ermittlung des Anschaffungs- oder Herstellungspreises nicht weiter als bis 31. Dezember 1919 zurückgegangen werden (vgl. auch Anm. l)f ed können also nur solche Wertvecanderungen berück­ sichtigt werden, die seit der Geltung des REinkStGes. und bei der Beranlagung zur Reichseinkommenfteuel in Anschlag gebracht worden sind.

20 § 50 NOG. hat folgenden Wortlaut: „§ 50. Der Inhaber eines Hausguts, Familienfideikommisses, Lehens- oder Stammguts oder eines sonstigen auf Grund von Vorschriften gebundenen Vermögens, die nach den Art. 57, 58, 59 des Einführungsgesetzes zum BGB. vom 18. August 1896 (RGBl. S. 604) unberührt geblieben sind, ist mit Genehmi­ gung der Aufsichtsbehörde befugt, den Betrag der Abgabe aus dem geblllldenen Vernlögen zu entnehmen und zu diesem

Einkommen aus Spekulationsgeschäften. § 85.

293

Zwecke über die -u dem Vermögen gehörenden Gegenstände zu verfügen. Durch die Vorschrift des Abs. 1 wird die Befugnis des In­ habers nicht berührt, auf Grund solcher gesetzlicher oder stif­ tungsmäßiger Vorschriften, welche die Verfügung unter an­ deren Voraussetzungen zulassen, über das gebundene Vermögen zu verfügen. Fehlt eine Aufsichtsbehörde oder ist ungewiß, welche Be­ hörde zur Aufsicht berufen ist, so gilt als Aufsichtsbehörde im Sinne des Abs. 1 das Oberlandesgericht, in dessen Bezirk das gebundene Vermögen sich seinem Hauptbestande nach befindet. Ist die Genehmigung von einem Oberlandesgericht erteilt, so kann nicht geltend gemacht werden, daß das Ober­ landesgericht für die Genehmigung nicht zuständig gewesen sei. Die Landeszentralbehörde kann bestiunnen, daß an Stelle des Oberlandesgerichts eine andere Behörde tritt. Im Falle der Gesamtveranlagung gemäß § 80 der Reichs­ abgabenordnung gilt für die vermögensrechtlichen Beziehungen und die Auseinandersetzung zwischen dem gebundenen Ver­ mögen und dem Inhaber jeder Teil als Schuldner des Abgabe­ anteils, der nach den Verhältniszahlen berechnet wird, die sich ergeben, wenn gebundenes Vermögen und Inhaber ge­ trennt veranlagt worden wären. Nach diesen Zahlen ist auäi die Befugnis gemäß Abs. 1 zu bemessen." Dem Inhaber von gebundenem Vermögen stehen nicht alle Einkünfte aus diesem Vermögen zur freien Ver­ fügung, er muß vielmehr nach den für das gebundene Vermögen geltenden Bestimmungen gewisse Einkünfte (z. B. Einnahmen aus der Veräußerung von Teilen des gebundenen Vermögens) dem gebundenen Vermögen zuführen. Nach § 80 Abs. 1 AO. wird aber der Inhaber gebundenen Vermögens dem Eigen­ tümer gleich behandelt, es werden also alle Einkünfte aus dem gebundenen Vermögen seinem Einkommen auch dann hinzu­ gerechnet, wenn die Einkünfte nicht ihm sondern wieder dem gebundenen Vermögen zufließen. Hiermit stehen in Uber-

294

Ermittlung deS steuerbaren Einkommens.

etnftimmuno die Ausführungen eine- Abgeordneten, der bei

der Ausschußberatung zum Ges. vom 29. März 1920 (an­ läßlich der Beratung über die Besteuerung der außerordent­ lichen Waldnuhungen — Ber. S. 81 —) u. a. folgendes aus­ führte: „Was die Einkommensteuerpflicht des Fideikommitzbesitzers betreffe, so sei das Reichsgesetz maßgebend für den Begriff des steuerbaren Einkommens, und nach den Grund­ Gesetzes müsse der Erlös als Einkommen ver­ steuert werden, gleichviel, ob er dem Besitzer oder dem Fideikommiß alS solchem zuflietze." Würde nun der Inhaber deS gebundenen Vermögens verpflicht et, die Steuer für die dem gebundenen Vermögen zufließenden Einkünfte aus seinen

sätzen dieses

freien Einkünften zu zahlen, so könnten sich für ihn unter Umständen sehr erhebliche Härten ergeben. Diese Schwierigkeiten will § 35 Abs. 3 in Verbindung mit § 50 NOG. dadurch beseitigen, daß dem Inhaber des gebundenen Vermögens gestattet wird, mit Genehmigung der Aufsichtsbehörde den­ jenigen Teil seiner Steuerschuld aus dem gebundenen Ver­ mögen zu entnehmen, der auf die dem gebundenen Vermögen zufließenden und nicht zu seiner freien Verfügung stehenden Einkünfte entfällt. Wegen der Feststellung der Verhältnis­ zahlen zur Verteilung der Steuer auf Einkünfte, die dem In­ haber zur freien Verfügung zustehen und auf Einkünfte, die er dem gebundenen Vermögen zuführen mutz, finden die Aus­ führungen in Anm. 9 zu § 16 sinngemäß Anwendung; bei der Berechnung des Anteils deS gebundenen Vermögens kommt jedoch die Berücksichtigung der §§ 26 und 44 natürlich

nicht in Betracht (dagegen aber beim Borerben, Borver­ mächtnisnehmer und Nießbraucher — s. nachstehend -) Zu erwähnen ist noch, daß daS Steuergesetz nur Bestimmung trifft für Gewinne, nicht auch für Verluste aus der Veräuße­ rung gebundenen Vermögens; da jedoch Verluste nur bis zur Höhe der Gewinne des betreffenden (Rechnungsjahres bis 1921, jetzt) Kalenderjahres in Abzug gebracht werden dürfen (§ 13 Abs 1 Nr. 8), hat die Frage keine erhebliche praktische Bedeutung.

FLMgkett der Einnahmen, zweifelhafte Forderungen, g SG.

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WaS vorstehend für den Inhaber von gebundenem Ver­ mögen ausgeführt ist, gilt auch für den Vorerben (unb nach Aushändigung des

Vermächtnisses auch für den

Borver­

mächtnisnehmer), wenn der Borerbe (bzw. der Borvermüchtnisnehmer) aus Grund von § 8u Abs. 1 AO. einen Gewinn zu versteuern hat, der nach den Bestimmungen des bürgerlichen Rechts nicht zu seiner freien Verfügung steht. Das gleiche gilt ferner für den Nießbraucher, soweit er den Wert von Nutzungen bei der Beendigung des Nießbrauchs dem Eigen­

tümer zu ersetzen hat (§ 1039 BGB.): dieser Fall wird jedoch mehr bei außerordentlichen Waldnutzungen (§ 24) als bei Spekulationsgewinnen ($ 11 Nr. 5 und § 35) praktisch werden.

§ 36*. Für die Frage, ob ein Einlommensbetrag8 ver­ einnahmt wurde, ist es ohne Bedeutung, ob der Betrag dem Steuerpflichtigen tatsächlich bereits zugefloßen8 ist oder noch geschuldet wirb ®-4'5-6-7-8. Rückständige Einnahmen8 sind insoweit*8 abzusetzen**, als ihr Eingang zweifelhaft geworden ist8-*8; fie sind den Einnahmen des Kalenderjahrs zuzurech­ nen, in dem sie eindringlich werden*8. 1 Die Begr. zum Ges. vom 29. März 1920 bemerkt (S. 61) zu den §5 36 bis 38: „ Die hier vorgesehenen Vorschriften sollen die Frage regeln, nach welchen Grundsätzen vereinnahmte Beträge, zwei­ felhafte Forderungen, Naturalbezüge und abzugs­

fähige Ausgaben bei der Ermittlung des steuerbaren Ein­ kommens berücksichtigt werden sollen. Der hier ausgestellte Grundsatz, daß für die Frage, ob ein Einkommensbetrag ver­ einnahmt wurde, ohne Bedeutung sein soll, ob der Betrag dem Steuerpflichtigen tatsächlich bereits zugeflossen ist oder noch geschuldet wird, gilt zwar für alle Einkomm ensarten,

hat aber besondere Bedeutung für das Einkommen auS Kapital-

296

Ermittlung deS steuerbaren Einkommens.

vermögen und auS Arbeit sowie für das sonstige Einkommen, da- selbstverständlich regelmäßig mit dem vereinnahmten Betrag onzusetzen ist." 1 Gemeint sind damit Roheinkünfte (Roheinnahmen) im Sinne der §§ 4 — 11. Für die Praxis kommen hier insbesondere in Betracht Forderungen im Landwirtschafts- und Gewerbe­ betriebe, Ansprüche auf Kapitalzinsen, auf Renten und auf Bezüge für gegenwärtige oder frühere Dienstleistung oder Berufstätigleit, ferner Ansprüche auf Entschädigungen für entgehende Einnahmen, auf Lotteriegewinne und ähnliche Einnahmen. Kapitalforderungen — soweit sie nicht gewerb­ liche oder land- und forstwirtschaftliche Forderungen sind — scheiden hier aus, da sie Bermögensbeträge und keine Ein­ kommensbeträge sind; es können deshalb auch Einbußen an Kapitalforderungen — abgesehen von Einbußen an gewerb­ lichen oder landwirtschaftlichen Forderungen — nicht am Ein­ kommen abgezogen werden, da sie leine Einkommensverluste sondern Bermögensverluste sind. 8 Es sind also sowohl tatsächliche Einnahmen, als auch ausstehende Forderungen im Jahre der Entstehung zu berücksichtigen. Sobald ein Rechtsanspruch auf eine For­ derung besteht, gilt sie als fällig im Sinne des § 36. Einnahmen, die dem Steuerpflichtigen durch freiwillige Zuwendung ohne Bestehen eines Rechtsanspruchs zufließen lz. B. Zu­ schüsse), zählen mit dem Zeitpunkt des Eingangs zum steuer­ baren Einkommen. Bei der Veräußerung von land- und forstwirtschaftlichen und gewerblichen Erzeugnissen und Waren gilt in der Regel der Zeitpunkt der Lieferung als Fälligkeitstag; der Tag des Abschlusses eines Beräußerungsgeschäftes wird nur in seltenen Fällen als Fälligkeitstag in Betracht kommen (vgl. z. B. § 320 BGB.), denn solange der Geltendmachung der Kaufpreisforderung die Einrede der Nichterfüllung entgegen­ steht, kann der Erlös nicht als vereinnahmt betrachtet werden (Zimmermann S. 254).

Fälligkeit der Einnahmen, zweifelhafte Forderungen, g 86.

297

Pacht- und Mietzinsen sind zu der vereinbarten Zah­ lungszeit fällig (vgl. auch Anm> 4 zu § 31). Bei Werkverträgen ist der Fälligkeitstag im allgemeinen nicht zweifelhaft, denn § 641 BGB. bestimmt: „Die Ver­ gütung ist bei der Abnahme des Werkes zu entrichten. Ist das Werk in Teilen abzunehmen und die Vergütung für die einzelnen Teile bestimmt, so ist die Vergütung für jeden Teil bei dessen Abnahme zu entrichten. Eine in Geld festgesetzte Vergütung hat der Besteller von der Abnahme des Werkes an zu verzinsen, sofern nicht die Vergütung gestundet ist.".: Wegen der Fälligkeit von Kapitalerträgen vgl. Anm. 2 zu § 8, wegen Fälligkeit von Arbeitseinkommen Anm. 4 zu 8 9 und die nachfolgenden Anmerkungen, wegen zuviel entrichteter Reichsnotopferzinsen Anm. 5 und 6 zu § 14. 4 Bei Vorschüssen kann im EinzelsaNe zweifelhaft sein, ob sie als fällig im Sinne des § 36 gelten. Hinsichtlich der Vorschüsse der Rechtsanwälte hat der 2. Senat RFH. im Gutachten vom 10. November 1920 II D 7/20 sEntsch. Bd. 3 S. 352) u. a. ausgeführt: „Vorschüsse sind entweder im voraus gewährte Zahlungen oder dienen nur dazu, die künftige Zahlung zu sichern Nach einer dem Senate vorliegenden Auskunft des Vorstandes des Deutschen Anwaltvereins pflegt der Vorschub in der Buchführung der Rechtsanwälte als durch­ laufender Posten geführt und erst nach Erledigung des Auf­ trags und Abliquidierung, der Sache endgültig vereinnahmt zu werden. Er gilt also mit der Einzahlung noch nicht als ver­ dient. Diese Auffassung ist für maßgebend zu erachten." Vor­ schüsse an Rechtsanwälte gelten also regelmäßig erst mit der endgültigen Vereinnahmung als fällige Einkommensbeträge. Im allgemeinen wird zur Beurteilung der Frage-, ob Vor­ schüsse als fällig im Sinne des § 36 anzusehen sind, zunächst zu prüfen sein, ob die Vorschüsse als Vorauszahlungen oder als Darlehen zu betrachten sind' ergibt sich aus den Begleitumständen das Borliegen eines Darlehnsvertrags, so liegt eine fällige Einnahme oder Forderung im Sinne des

298

Ermittlung deS steuerbaren Einkommens.

§ 36 nicht vor. Wegen der Vorauszahlungen vgl. die nach­ folgende Anm. 5. 6 Auch bei Vorauszahlungen ist nicht immer zweifels­ frei, ob mit der Vorauszahlung der Anspruch als entstanden anzusehen ist. In der Deutschen Steuerzeitung, Jahrgang IX S. 253, schreibt Evers zu der Frage der Vorauszahlung der Beamtengehälter u. a.: „Man wird zu unterscheiden haben die Fälle, in denen eine derartige Zahlung unter allen Um­ standen endgültig dem Empfänger bleibt, wie in den Fällen der §§ 813 Abs. 2, 814 BGB. und diejenigen, wo das nicht der Fall ist. In den erstgenannten Fällen ist durch die Zahlung im Jahre ihrer Leistung rechtlich und wirtschaftlich eine Einkommensvermehrung des Zahlungsempfängers bewirkt, weil eine Einnahme vorliegi, die nicht möglicherweise bloß den Charakter eines durchlaufenden Postens für ihn hat, sondern ihm dauernd verbleibt Anders liegen die Fälle, in denen bei der Zahlung noch nicht festfteht, ob damit das ihr zugrunde liegende Rechtsverhältnis endgültig erledigt ist, in denen vielmehr die Zahlung nur für den Fall Gültigkeit behalten soll, daß der Anspruch, zu dessen vorzeitiger Tilgung sie dienen sollte, in der Tat später erwachsen sein würde. So liegt der FaN bezüglich der vorzeitigen Auszahlung der Beamten­ gehälter. Diese ist nur erfolgt in der Voraussetzung und unter der Bedingung, daß der Beamte bis zum Fälligkeitstage im Amte verbleibt. Ist ein Beamter zwischen dem 15. De­ zember und 1. Januar verstorben, so müssen seine Erben — natürlich vorbehaltlich etwaiger Ansprüche aus das Gnadenquartal — das am 15. Dezember empfangene Monats- oder QuartalSgehalt herausgeben Daraus ergibt sich, daß die Zahlung am 15. Dezember erst eine vorläufige, vorschußweise, wirtichaftlich, wenn auch nicht rechtlich, einem Dar­ lehen gleichstehende Einnahme war, die zu einem endgültigen; dem Einkommen deS Empfängers zuzurechnenden Attivposten in seiner Wirtschaftsführung erst mit dem Tage der Fälligkeit deS GehaltSansprnchs wurde." Ich stimme diesen

Fälligkeit der Einnahmen, zweifelhafte Forderungen. K 86.

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Ausführungen zu und halte alle darlehnsähnlichen Leistungen erst mit dem Zeitpunkt als fällig im Sinne des § 36, von dem ab das Geleistete nicht wieder zurückgefordert werden kann. 6 Bei den heutigen wirtschaftlichen Verhältnissen kommen öfters Nachzahlungen an Lohn, Gehalt, Ruhegehalt, Pen­ sion usw. mit rückwirkender Kraft vor, so z. B. für Arbeiter und Angestellte bei Erneuerung seither bestehender Lohntarif­ vereinbarungen, für Beamte bei Änderung des Ortsklassen­ verzeichnisses oder nachträglicher Änderung des Besoldungs­ dienstalters. Zu der Frage, wann solche Nachzahlungen als fällig i. S. des § 36 zu gelten haben, führt das Gutachten des Reichs­ finanzhofs (III. Senat) vom 10. Juli 1922 III D 1/22 (Bd. 10 S. 132ff.) u. a. aus: „Das Einkommensteuergesetz unterwirft in den §§ 4, 5 der Einkommensteuer den Gesamtbetrag der in Geld oder Geldeswert bestehenden, dem Pflichtigen zugeflossenen Ein­ künfte, soweit sie die im § 13 genannten abziehbaren Beträge übersteigen und eine Steuerbefreiung nicht vorgesehen ist. Es bestimmt in den §§ 29, 58 Abs. 1, daß der Steuerpflichtige für jeweils ein Kalenderjahr mit den während der Dauer seiner Steuerpflicht in diesem Kalenderjahr bezogenen Ein­ künften zu veranlagen ist. Im § 36 beantwortet es die Frage, wann ein Einkommensbetrag vereinnahmt (welcher Aus­ druck wohl gleichbedeutend mit „zugeflossen" im § 5 und mit „bezogen" in den §§ 29, 58 Abs. 1 sein soll) ist, dahin, das es ohne Bedeutung ist, ob der Betrag den Steuerpflia-tigen tat­ sächlich bereits zugeflossen ist oder noch geschuldet wird. So stellt das Gesetz selbst Einkommensbeträge, die an den Pflichtigen geschuldet werden, den tatsächlich vereinnahmten gleich. Geschuldet sind nur solche, auf die ein nicht aufschiebend bedingter, nicht befristeter, also ein zahlbarer, in diesem Sinne fälliger Rechtsanspruch besteht. Wann ein solcher besteht, ist nach Lage des Falles gemäß dem einschlägigen bürgerlichen oder öffentlichen Rechte zu beurteilen. Im allgemeinen wird

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Ermittlung des steuerbaren Einkommens,

sich nur sagen lassen, daß der Zeitpunkt der Entstehung der Schuld und der Zeitpunkt, nach dem etwa rückwirkend die Höhe der Schuld bemessen wird, ferner Voraussetzungen für die Entstehung der Schuld, z. B. Dienstantritt, Prüfung und Anerkennung der Würdigkeit des Leistungsempfängers und formale Voraussetzungen für die Befriedigung der entstandenen Schuld, z. B. eine Zahlungsanweisung, zu unterscheiden sein werden. Nach § 36 Satz 2 sind aber rückständige Einnahmen in soweit abzusetzen, als ihr Eingang zweifelhaft geworden ist; sie sind den Einnahmen des Kalenderjahres zuzurechnen, in dem sie einbringlich werden. Damit dürfte schon im Gesetz — was besonders beachtens­ wert sein wird — der Grundsatz deutlich zum Ausdruck gebracht sein, daß steuerrechtlich die Rückwirkung nachträglicher Einnahmen aus früheren Beranlagungszeiträumen, selbst wenn sie während deren Dauer bereits geschuldet waren, geschweige wenn erst nach deren Ablauf der Schuldgrund entstanden und nur auf eine frühere Zeit erstreckt wurde, auf frühere Ver­ anlagungen ausgeschlossen sein soll . . . Wie eingangs bemerkt, stellt das Einkommensteuergesetz (§36) ben tatsächlichen Einnahmen nur die geschuldeten gleich, aber auch dann, toenn sie rückständig sind. Gesetze, die nur Nachzahlungen veranlaßt haben, sofern sie neue Besoldungs­ grundsätze, neue Vorschriften über Berechnung des Dienst­ alters, Besoldungsordnungen mit neuen Einstufungen usw. und Nberleitungsbestimmungen enthalten, die Durchführung aber weiteren Gesetzen, Besoldungsordnungen, Ortsklassen­ einteilungen usw. übertragen, sind zunächst nur Ermächtigungsgesetze für das weitere Vorgehen und für die Einstellung der Ausgabeu in bk öffentlichen Haushalte; sie gewähren für die Beteiligten zumeist nur Anwartschaften, aber unmittel­ bar noch keine Rechtsansprüche für Nachzahlungen in be< stimmter Höhe, geschweige fällige Rechtsansprüche. Die Vielgestaltigkeit der Verhältnisse und die Dringlichkeit der Ge-

Fälligkeit der Einnahmen, zweifelhafte Forderungen. § 86. 301 setzesvorlagen zur Beruhigung der Beteiligten zogen es nach sich, zumeist nur die allgemeinen Grundsätze und die Richt­ linien aufzustellen, wobei die Regelung und Feststellung der 'Ansprüche der einzelnen Beteiligten den Ausführungsvor­ schriften und dem Dienstweg überlassen blieben. . . . Im Endergebnis geht das Gutachten des Senats dahin: Nachzahlungen an Gehalt, Besoldung, Vergütung usw., die Beamten, Geistlichen, Lehrern,^ Angehörigen der Wehr­ macht, Arbeitern und Versorgungsberechtigten des Reichs, der Länder, Gemeinden oder sonstiger öffentlicher Körperschaften infolge einer Erhöhung ihrer Bezüge entweder unmittelbar auf Grund von Änderungen der Besoldungsgesetze oder auf Grund von Stellenverleihungen oder Neueinstufungen für Zeitabschnitte eines abgelaufenen Kalenderjahrs geleistet werden, sind bei der Veranlagung der Einkommensteuer oder der Berechnung und Erhebung der Lohnsteuer als Einkünfte jenes Kalenderjahrs, Wirtschaftsjahrs oder allenfalls kürzeren Veranlagungszeitabschnitts anzusehen, in dem alle Voraus­ setzungen für die Fälligkeit des Anspruchs auf die Nachzahlung l Stellenverleihung, Neueinstufung, Betrag der Nachzahlung, Zahlungsermächtigung), sei es unmittelbar auf Grund des Gesetzes, sei es mittelbar erst infolge besonderer Bestimmung der zuständigen Behörde, und demnach die Möglichkeit zur Erhebung der Nachzahlung ein­ getreten waren. Diesem Zeitpunkt wird sich in der Regel der Zeitpunkt der Auszahlung nahe anschließen, so daß in der Praxis, von besonderen Fällen abgesehen, z. B. wesentliche Verzögerung der Auszahlung, Auszahlungen.an der Grenze der Kalenderjahre, das Kalenderjahr, in das die Fälligkeit des Anspruchs fällt, mit dem Kalenderjahr, in dem die Aus­ zahlung stattfindet, zusammenfallen wird. Keine Bedeutung hinsichtlich des Zeitpunktes der Veranlagung wird aber für die allein maßgebenden steuerrechtlichen Veranlagungsvor­ schriften dem Umstand beizumessen sein, daß infolge neuer besoldungsrechtlicher Maßnahmen über bereits abgeschlossene

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Ermittlung deS steuerbaren Einkommens.

Veranlagung-zeiträume zurück, lediglich in Rücksicht auf frühere Verhältnisse, neue Verpflichtungen nachträglich eingegangen werden." 7 Bei der Ausschußberatung zum Ges. vom 29. Mär- 1920 (Der. S. 86/87) führte der Berichterstatter aus: „Für die An­ gehörigen der freien Berufe, insbesondere für die Rechts­ anwälte, Arzte usw. sei es mit großen Schwierigkeiten ver­ bunden, die -war an sich nach den gesetzlichen Vorschriften verdienten, aber tatsächlich noch nicht vereinnahmten Beträge auS ihrer beruflichen Tätigkeit zu verrechnen. Das würde eine unverhältnismäßig große Arbeit und viele Kosten verursachen, ohne daß dabei ein wesentlicher Vorteil für den Staat heraus­ komme, da die nicht verrechneten Außenstände und Forderungen am Schlüsse des einen. Jahres sich im Regelfälle mit den gleichen Beträgen am Schlüsse des nächsten Jahres ausgleichen dürften. Bisher fei es deshalb jedenfalls bei den Anwälten allgemein üblich gewesen, nur die tatsächlich vereinnahmten Beträge in die Steuererklärung einzusetzen, und es dürfte sich empfehlen, durch die Ausführungsanweisungen dafür Sorge zu tragen, daß hier keine unnötigen und kostspieligen Neuerungen er­ forderlich würden. Ein Regierungsvertreter erklärte dazu: Die Rechtsanwälte hätten seit jeher nur die tatsächlich vereinnahmten Beträge in die Steuererklärung eingesetzt. Da- werde durch die Aus­ führungsbestimmungen dahin geregelt werden, daß in den­ jenigen Fällen, in denen angenommen werden könne, daß die Außenstände am Anfang und am Ende eines jeden Jahres die gleiche Höhechätten, nur die tatsächlich zugeflossenen Einnahmen, also die tatsächlich vereinnahmten Beträge, versteuert werden können." Eine solche Regelung ist in den EinkStAB. (ZBl. f. D. R. 1921 S. 449) noch nicht getroffen, sie ist aber wohl in Form besonderer Anweisung an die Finanzämter -u erwarten. An eine solche Anordnung — die eine Geschäft-vereinfachung so­ wohl für die Steuerpflichttgen al- für die Steuerbehörden

Fülligkeit der Einnahmen, zweifelhafte Forderungen. K M. 308 bedeutet und die für kleinere Landwirte und manche kleineren

Gewerbetreibenden ebenso erwünscht wäre, wie für die freien Berufe — sind die Ausschüsse gebunden (§ 25 Abs. 2 AO.) nicht aber auch die Rechtsmittelbehörden. 8 Nach § 1 Abs. 2 Sah 2 des Ausgleichsbesteuerungsgesetzes vom 12. Juni 1920 (RGBl. S. 1195) gelten die im § 8 des Gesetzes über Enteignungen und Entschädigungen auS Anlaß des Friedensvertrags -wischen Deutschland und den alliierten und assoziierten Mächten vom 31. August 1919 (RGBl. S. 1527) bezeichneten Ansprüche in dem Zeitpunkt als entstanden, in dem die Entziehung oder Beeinträchtigung, auf der die An­

sprüche beruhen, abschließend erfolgt ist. Im übrigen vgl. Anm. 5 zu § 37. 9 Daß der Eingang zweifelhaft geworden ist, muß

aus feststehenden Tatsachen hervorgehen, nur allgemein ver­ mutete Unsicherheit des Eingangs einer Forderung genügt noch nicht zur ganzen oder teilweisen Absetzung des Ausstandes. Zweifelhaft ist eine Einnahme -. B., wenn die Forderung vom Schuldner rechtlich bestritten wird, wenn sie in einem Konkurs- oder Zwangsversteigerungsverfahren anhängig ge­ worden ist, wenn durch tatsächliche Verschlechterung der Ver­

hältnisse (insbesondere der Zahlungsfähigkeit) des Schuldners begründete Zweifel an dem Eingang der Schuld bestehen, oder wenn die geleisteten Sicherheiten zur Deckung der Schuld nicht mehr ausreichen. 10 Ist der Eingang einer Mnnahrne zweifelhaft geworden (vgl. die vorhergehende Anm. 9), so ist Absetzung nicht in voller

Höhe der Forderung sondern nur insoweit zulässig, als die Einnahme nach den tatsächlichen Verhältnissen voraussichtlich uneinbringlich ist; eine Absetzung des ganzen Betrages ist nur

zulässig, wenn die Forderung voNständig wertlos erscheint (a. A. Struh 3. Aufl. S. 245). Zu hohe Absetzungen würden stille Reserven ergeben, sie sind deshalb nach $ 15 9h. 1 nicht abzugsfähig. 11 Die Absetzung kann erst in dem Jahre vorgenommen

304

Ermittlung des steuerbaren Einkommens.

werden, in dem der Eingang zweifelhaft geworden ist; die Absetzung erfolgt also auch für Forderungen, die schon in früheren Jahren in Einnahme gestellt worden sind (dies ist die Mehrzahl der Fälle) und ferner für Forderungen, die schon vor dem Inkrafttreten des Reichseinkommensteuergesetzes entstanden sind. In folgerichtiger Durchführung dieses Grund­ satzes verlangt der letzte Halbsatz des § 36 die ausnahmslose Versteuerung abgesetzter zweifelhafter Forderungen im Jahre des Eingangs. 12 Im Geschäftsleben erfolgt die Absetzung je nach der Art des Betriebs auf zweierlei Weise: a) für jede zweifelhafte Forderung wird ein der tatsächlich eingetretenen Wertverminderung entsprechender Betrag einzeln in Abzug gebracht; b) für alle zweifelhaften Forderungen zusammen erfolgt eine summarische Abschreibung durch ein Wertberichtigungskonto (Delkrederekonto, Dubiosenkonto). Die Methode a entspricht vollständig dem Wortlaut des § 36 und findet regelmäßig bei kleineren unb einfachen Be­ trieben Anwendung; bei großen Betrieben wäre die Anwen­ dung dieser Methode jedoch vielfach nur mit Weiterungen möglich. Gegen die Anwendung der Methode b läßt sich des­ halb nichts einwenden, solange die Absetzungen sich in den zulässigen, im Einzelfalle festzustellenden Grenzen bewegen; das RFH. Urteil vom 4. Oktober 1921 I A 88/21 (Entsch. Bd. 7 S. 130) hat dies auch ausdrücklich anerkannt. 18 Bon bereits abgesetzten Forderungen rechnen hierher z. B. verjährte, aber nachträglich eingehende Rückstände, Überweisungen aus einer Konkursmasse oder einem Zwangs­ versteigerungsverfahren, beigetriebene Beträge aus einem Rechtsstreit. Im übrigen vgl. Schlußsatz der Anm. 11.

8 371. Geldwerte Einkomm engt eile2*sa, wie Naturalien, Waren, Genuß von Rechten und Gütern, Wohnung,

Geldwerte EinkommenSteile (Sachbezüge),

ß -7.

305

Kost, Ausbeuten und verwertete Dienstleistungen5, sind — soweit nichts anderes bestimmt4'5 ist — nach den ortsüblichen Mittelpreis en« anzusetzen^. 1 Vgl. Anm. 1 zu § 36. Die Vorschrift des § 37 kommt für alle Einkommensarien in Betracht, sie hat aber besondere Bedeutung für das Arbeitseinkommen, für den Eigenver­ brauch der Land- und Forstwirtschaft und für die Entnahme von Waren und Erzeugnissen aus Gewerbebetrieben für den Privatverbrauch. 2 Steuerbares Einkommen sind nach § 4 nur die in Geld oder Geldeswert bestehenden Einkünfte, ersparte Ausgaben durch eigene Arbeit außerhalb der Erwerbstätigkeit bilden also keine geldwerten Einkommensteile; wenn z. B. ein An­ gestellter zu Hause selbst seine und seiner Angehörigen Stiefel flickt, so bedeutet diese durch Ausnutzung der eigenen Arbeits­ kraft erzielte Ersparung von Ausgaben keinen steuerbaren Einkommensteil. Die Berücksichtigung des Wertes der eigenen Arbeit kommt im Falle des § 37 für die Veranschlagung von Wirtschaftserzeugnissen und Waren, die aus dem landwirt­ schaftlichen oder gewerblichen Betriebe des Steuerpflichtigen für dessen Privatverbrauch entnommen sind, nur insofern in Betracht, als solche Gegenstände bei der Bewertung mit ortsüblichen Mittelpreisen anzusetzen sind ohne Rücksicht dar­ auf, ob die Gegenstände vom Steuerpflichtigen selbst oder durch bezahlte Arbeitskräfte hergestellt sind (vgl. Anm. 6). 8a Einnahmen und Forderungen in fremder Währung sind auch geldwerte Einkommensteile, für diese können aber ortsübliche Mittelpreise nicht in Betracht kommen, sie sind vielmehr nach dem Kursstände am Fälligkeitstage in Mark­ währung umzurechnen (vgl. Anm. 3 zu § 4 und Anm. 18 zu § 45). Bei der Bewertung von fottlaufend bezogenen Ein­ nahmen in fremder Währung (z. B. Gehalt) wird jedoch aus den am Schluß der Anm. 6 genannten Gründen ein JahreSdurchschnittskurs zugrunde gelegt werden können.

Htrschburger, Einkommensteuergesetz.

20

306

Ermittlung de- steuerbaren Einkommen-.

• Z. B. der Wert der Dienstleistungen von Personen, die für den land- und forstwirtschaftlichen oder gewerblichen Betrieb gehalten sind, für den Haushalt oder für sonstige private Zwecke. 4 Besondere Borschristen sind für die Veranschlagung von Dienstwohnungen im § 34 Abs. 4 gegeben (siehe das.). 6 Besondere Bestimmungen ergeben sich ferner aus Art. 296 und Art. 72 des FriedensvettragS. Die daselbst bezeichneten Forderungen und Schulden Deutscher unterliegen einem PrüfungS- und Ausgleichsverfahren, worüber das ReichsauSgleichsgesetz vom 24. April 1920 (RGBl. S. 597) nähere Vor­ schriften gibt; von diesen interessieren besonders die §§ 9, 24—27, 30 und 34 wegen der Feststellung der Tageskurse und der Abrechnung über die in ausländischer Wahrung aus­ gedrückten Forderungen und Schulden Deutscher (sog. Valuta­ forderungen und Balutaschulden). Für die Ermittlung des Werte- und für die Festsetzung von Reichssteuern von solchen Forderungen und Verbindlichkeiten bestimmt das Ausgleichs,besteuerungsgesetz vom 12. Juni 1920 (RGBl. S. 1195) u. a. folgende-: 8 1. Die in den §§ 9,44 de- ReichsauSgleichsges. vom 24. April 1920 (RGBl. S. 597) und die im 8 8 des Ges. über Enteig­ nungen und Entschädigungen auS Anlatz des Frieden-vertrages zwischen Deutschland und deck alliierten und assoziierten Mächten vom 31. August 1919 (RGBl. S. 1527) bezeichneten Forde­ rungen, Ansprüche und Verbindlichkeiten sind bei der Wert­ ermittlung für Steuern des Reichs nach den Vorschriften der 88 2 bi- 5 zu bewerten. Diese Vorschriften gelten für die autzerordentliche Kriegsabgabe für das Rechnungsjahr 1919 mir bei der Besteuerung der Gesellschaften. Für die Veranlagung zur Kriegs ab gäbe vom BermögenSzuwach- und für das Reichsnotopfer gelten die im 8 8 de- Ges. vom 31. August 1919 bezeichneten Ansprüche als vor dem für die Steuer matzgebenden Stichtag entstanden: in diesen Fällen bleiben die Wette, die Gegenstand der Entziehung

Geldwerte Einkommen-teile (Sachbezüge).

187.

807

oder Beeinträchtigung gewesen sind, außer Ansatz. Bet der Veranlagung zu den übrigen Steuern des Reich- gelten die Ansprüche in dem Zeitpunkt al- entstanden, in dem die Ent­

ziehung oder Beeinträchtigung, aus der die Ansprüche beruhen, abschließend erfolgt ist. § 2. Forderungen und Ansprüche (§ 1) sind mit dem Betrage

zu bewerten, der dem Gläubiger nach den im § 1 bezeichneten Gesetzen zu steht, soweit nicht in Abs. 2, 3 etwa- andere- be­ stimmt ist. Lauten Forderungen im Sinne de- § 9 des ReichsausgleichSges. auf ausländische Währung, so sind sie nach dem Tages­ kurse de- für die Steuer maßgebenden Stichtags zu bewerten. Der Wert darf jedoch den endgültig abgerechneten Betrag nicht

übersteigen. Ansprüche im Sinne de- K 8 des Ges. vom 31. August 1919 (8 1) sind, wenn der Berechnung der vom Reiche gewährten Entschädigungssumme eine ausländische Währung zugrunde liegt, mit dem Betrage zu bewerten, der dem Tageskurse der ausländischen Währung an dem für die Steuer maßgebenden Stichtag entspricht. Die Vorschrift im Abs. 2 Satz 2 findet entsprechende Anwendung. § 3. Verbindlichkeiten (§ 1) sind mit dem Betrage zu be­

werten, den der Schuldner auf Grund des Reichsausgleichs­ gesetzes zur Tilgung aufwenden muß. Bon diesem Betrag ist ab-u-iehen, was dem Schuldner nach § 46 de- ReichsauSgleichsgesetzeS zu erstatten ist. § 4. Solange der nach §§ 2, 3 maßgebende Wert noch nicht feststeht, sind Forderungen und Ansprüche der im 8 1 bezeich­ neten Art zu schätzen, Schulden dieser Art mit dem VorkriegSkurswerte zu bewerten. Insoweit gelten die Steuerfestsetzungen als vorläufig im Sinne des 8 82 Abs. 1 Satz 2 der Reichsabgabenordnung. Die Vorschrift des Abs. 1 Satz 2 findet auch Anwendung, wenn Forderungen, Ansprüche und Verbindlichkeiten in Steuer-

20*

308

Ermittlung deS steuerbaren Einkommen-.

festfetzungen vor dem Inkrafttreten dieses Gesetzes abweichend bewertet worden sind. Dies gilt nicht für Steuerfestsetzungen, die vor dem Inkrafttreten dieses Gesetzes unanfechtbar ge­ worden sind, eS sei denn, daß es sich um Kriegsabgabe vom Vermögenszuwachs oder um außerordentliche Kriegsabgabe für das Rechnungsjahr 1919 handelt. § 5. Die Berichtigung der vorläufigen Veranlagung (§ 214 der Reichsabgabenordnung) kann ausgesetzt werden, bis über sämtliche Forderungen und Schulden desselben Steuerpflich­ tigen endgültig abgerechnet und seine sämtlichen Entschädi­ gungsansprüche endgültig festgesetzt sind; in diesem Falle gilt die Ungewißheit im Sinne des § 214 Abs. 1 der Reichs­ abgabenordnung erst nach Abrechnung der letzten Forderung oder Schuld als beseitigt. 6 Es kommen nicht Erzeuger- oder Herstellungspreise (Selbst­ kosten), sondern nur die an dem Wohn- oder Aufenthaltsorte des Steuerpflichtigen geltenden durchschnittlichen Verkaufs­ preise zum Ansatz. Der Grund ist einfach, wie sich aus nach­ folgendem ergibt: Wäre z. B. der Selbstverbrauch in der Landwirtschaft oder die Warenentnahme auS einem Gewerbe­ betrieb für den Privatverbrauch in der üblichen Weise ver­ wertet, also verkauft worden, so hätte sich der Betriebs- oder Geschäftsgewinn um den Verkaufserlös und nicht nur um den Herstellungs-(Erzeuger-) Preis erhöht: oder müßte z. B. die Hausangestellte sich die freie Kost selbst beschaffen, so käme auch nur der an dem betreffenden Orte geltende Kaufpreis in Frage. Maßgebend ist der Verkaufspreis an dem Wohn- oder Aufent­ haltsorte des Steuerpflichtigen zu der Zeit der Entnahme oder des Bezugs. Da die Preise auch örtlich verschieden sein können, sollen der Einfachheit halber örtliche Mittelpreise, also die am häufigsten oder durchschnittlich gezahlten Preise, zum Ansatz kommen. Fehlt es an Verkaufspreisen an dem betreffenden Orte, so erfolgt die Feststellung durch Verglei­ chung mit den Verkaufspreisen (bei Wohnungen Metpreisen)

Geldwerte Einkommensteile (Sachbezüge).

§ S7.

309

benachbarter Orte oder von Orten mit ähnlichen Verhältnissen. Vielfach werden auch die von Statistischen Ämtern des Reichs, der Länder und Gemeinden errechneten Durchschnittspreise und die von den Versicherungsämtern und zum Teil auch von Berufs- und Fachvereinigungen erfolgten Wertfestsetzungen geeignete Vergleichsgrundlagen zur Veranschlagung bieten. SofAn zur Festsetzung nicht die vorstehend erwähnten oder­

andere Vergleichsmöglichkeiten gegeben sind, erfolgt Schätzung. Wenn fortlaufend bezogene geldwerte Einkommensteile für ein ganzes Jahr oder für den größeren Teil eines Jahres in Ansatz zu bringen sind, so müßten, streng genommen, die zur Zeit des Bezuges oder der Entnahme jeweils geltenden Mittelpreise zusammengerechnet werden: in der Praxis wird man jedoch im allgemeinen mit jährlichen Durchschnittspreisen rechnen, was nach dem Sinn und Wortlaut des § 37 nicht zu beanstanden ist, denn örtliche Mittelpreise können sich auch auf einen Jahresabschnitt beziehen. Dieses Verfahren ist auch in §2 der am Schlüsse dieses Buches abgedruckten Eink St ADV. für den Steuerabzug vom Arbeitslohn vorgesehen. 7 Werden Sachbezüge absichtlich gegen ein hinter dem wirk­ lichen Werte erheblich zurückbleibendes Entgelt gewährt und empfangen, so ist der Unterschied zwischen Entgelt und ortsüblichem Mittelpreis auf Grund von § 4 EinkStG. und §§ 4 und 5 AO. alH geldwerter Einkommensteil beim Empfänger in Ansatz zu bringen, sofern nicht die Vorschrift des § 12 Nr. 1 Platz greift. Die Mehrzahl solcher Fälle wird innerhalb von Dienst­ oder Arbeitsverhältnissen vorkommen, vereinzelt werden diese Fälle auch bei Leibgedingen (§ 11 Nr. 1) praktisch werden. Werden Arbeitnehmern solche verbilligten Sachbezüge ge­ währt, so wird regelmäßig leicht die Absicht erkennbar sein, den Arbeitnehmern durch die Vergünstigung des erheblich verbilligten Bezugs von Erzeugnissen und Waren eine Entlohnung für Arbeitsleistung zu gewähren; der Unter­ schied zwischen dem am Orte des Bezugs geltenden durch-

810

Ermittlung deS steuerbaren Einkommen»,

schnittlichen Verkaufspreis und dem Entgelt ist dann ein geld-

werter Vorteil im Sinne deS § S Nr. 1. Ist die erheblich verbilligte

Lieferung von Sachbezügen

jedoch als einmalige freigebige Zuwendung unter Lebenden im Sinne des § 40 Abf. 1 ErbfchStGef. anzusehen,

so findet § 12 Nr. 1 Anwendung (vgl. Anm.5, 5aund 6 zu §12), d. h. der Unterschied zwischen Verkaufspreis und Entgelt zählt zum nichtsteuerbaren Einkommen.

§ M1. Ausgaben, soweit sie nach den Vorschriften dieses Gesetzes abzugsfähig8 sind, kommen mit dem Betrag in Abzug, den der Steuerpflichtige zu ihrer Bestreitung tatsächlich*-8 aufzuwenden^ 5'6 hatte, auch wenn sie noch rückständig ftnb1'8. 1 Vgl. Anm. 1 zu § 36.

Die Vorschriften des § 38 bringen

den gleichen Grundsatz zum Ausdruck, wie diejenigen deS § 36; ebenso wie bare Einnahmen und rückständige Forderungen

mit dem Zeitpuntt der Fälligkeit in Einnahme zu stellen sind, sind auch alle abzugSfäbigen Ausgaben mit dem Zeit­ punkt der Entstehung der Schuld zum Abzug zugelassen, auch wenn die Schuld tatsächlich erst später gezahlt wird. Bereit- abgesetzte noch rückständige Ausgaben dürfen deshalb bei späterer Zahlung nicht nochmals abgezogen werden. Was

im einzelnen zu § 36 hinsichtlich des Entstehens (des Fällig­ keitstages) einer Einnahme (Forderung) gesagt ist, gilt sinn­ gemäß für das Emstehen e*ner Ausgabe.

1 Sind die Ausgaben nach §§ 13, 14, 69 und 59a abzugSfähig, so ist nicht zu prüfen, ob sie auch notwendig oder zweck­ mäßig waren (Ausnahmen s. in Anm. 15, 20, 22, 25 und

26 zu § 13). Wegen der Bewertung von sog. Valuta­ schulden und der Steuerfestsetzung für solche vgl. Anm. 6

Zett de- Entstehen- der Ausgaben.

f St

311

zu § 37, insbesondere §§ 3—5 deS AuSgleichSbesteuerungSgesetzes. 8 Beträge, die zur Deckung von künftig entstehenden Ausgaben zurückgestellt werden, stellen Reserven dar und sind nach § 15 Nr. 1 nicht abzugsfähig (vgl. Anm. 15 zu § 38). 4 Besteht die Verpflichtung zu einer Ausgabe, steht diese aber ziffermäßig noch nicht in voller Höhe fest, so ist nur der feststehende (event, durch Schätzung zu ermittelnde) Be­ trag abzugsfähig. Es sind also Abschlagszahlungen auf solche Ausgaben abzugsfähig, wogegen Vorauszahlungen auf später fällig werdende Ausgaben erst mit dem Zeitpunkt der Fälligkeit (der Zahlungsverpflichtung) abzugsfähig sind. Soweit Vorauszahlungen darlehenSähnlichen Tharatter haben, sind sie zweifellos nicht abzugsfähig. 8 über die Bewertung von Schulden in fremder Wäh­ rung hat sich der I. Senat RFH. im Urteil vom 3. Januar 1920 IA 317/19 (Cfritfd). 2 S. 128 )u. a. folgendermaßen ausgesprochen: „Der Wert einer in ausländischer Währung ausgedrückten Schuld entspricht jedenfalls dann, wenn eS sich um eine sofort fällige Schuld handelt, dem Geldbetrag in Reichswährung, welcher aufgewendet werden mutz, um die zur Erfüllung der ausländischen Schuld erforderlichen ausländischen Zahlungs­ mittel anzuschaffen. Im allgemeinen wird die- durch die Devisenkurse im Inland ausgewiesen. Bestand ein solcher für den in Betracht kommenden Zeitpunkt nicht, so mußte der Wert durch Schätzung gefunden werden. Der Friedens­ kurs darf nur dann zugrunde gelegt werden, wenn er sich als angemessener, marktgängiger Gegenwert für die fremde Währung ergibt.• Kommt eine bereit- abgezogene Ausgabe nachträglich in Wegfall, so bildet dies einen Grund zur Neuveranlagung gemäß §212 AO., sofern nicht Berichtigung einer vorläufigen Veranlagung gemäß § 214 AO. in Betracht kommt. Wegen der zuviel abgezogenen Reichsnotopferzinsen vgl. Anm, 5 und 6 zu s 14.

312

Steuererklärung.

Steuererklärung. tz 39l. Der Reichsminister der Finanzen bestimmt mit Zustimmung des Reichsrats8' a, unter welchen Boraussetzungen Steuerpflichtiges4a'4b zur Abgabe einer Steuererklärung verpflichtet 3»B sind; der Reichs­ minister der Finanzen erläßt die weiter erforder­ lichen Anordnungen8'8'6'7. 1 Nach dem ursprünglichen Wortlaut des Ges. vom 29. März 1920 waren alle Personen, deren steuerbares Einkommen in dem nach § 29 maßgebenden Kalenderjahre den Betrag von 3000 M. überstiegen hat, zur Abgabe einer Steuer­ erklärung nach näherer Anordnung des RFM. verpflichtet. Diese Vorschrift ist durch das Ges. vom 24. Mär- 1921 außer Kraft gesetzt und durch die jetzige Fassung ersetzt worden; die Begr. zu diesem Gesetz führte tS. 16/17) hierzu aus: „Bei der seit Erlaß des Einkommensteuergesetzes eingetretenen Geldentwertung und der damit verbundenen Erhöhung der meisten Einkommen erscheint die Grenze von 3000 M. zu niedrig gegriffen. Hiernach hätten fast sämtliche Steuerpflich­ tige eine Steuererklärung abzugeben, obwohl sie zu einem großen Teil hierzu überhaupt nicht in der Lage sind. Die Ver­ anlagung würde daher nicht nur für die Steuerpflichtigen, sondern auch für die Steuerbehörden außerordentlich erschwert werden, da von der abgegebenen Erklärung nur nach Durch­ führung des Beanstandungsverfahrens abgewichen werden kann. Anderseits erscheint es aber auch bei den schwankenden Einkommensverhältnissen nicht angängig, schon jetzt eine Ein­ komm enSgrenze gesetzlich festzulegen, von der ab die Deklarationspflicht besteht. Schließlich ist es aber auch notwendig, den Steuerbehörden das Recht zu geben, von Steuerpflich­ tigen, deren steuerbares Einkommen nach ihrer Behauptung den Betrag von 3000 M. nicht übersteigt, die Abgabe einer Steuererklärung zu fordern. Unter diesen Umständen wird

Pflicht zur Abgabe einer Steuererklärung.

§ 81.

313

vorgeschlagen, daß der RFM. mit Zustimmung des Reichsrats bestimmen soll, unter welchen Voraussetzungen Steuerpflich­ tige zur Abgabe einer Steuererllärung verpflichtet find, um hiermit die Möglichkeit zu schaffen, den jeweiligen veränderten Verhältnissen Rechnung zu tragen, wie auch zu bestimmen, daß in jedem Falle auf besondere Aufforderung hin die ein­ zelnen Steuerpflichtigen ohne Rücksicht auf die Höhe ihreEinkommens zur Abgabe einer Steuererklärung verpflichtet sind."

2 Zur Ausführung des § 39 des Ges. vom 29. März 1920 hat der RFM. die Verordnung vom 1. Februar 1921 über die Abgabe der Steuererklärungen zur Veranlagung der Einkommensteuer (ZBl. f. D. R. S. 101) erlassen. Diese Ver­ ordnung ist durch die EinkStAB. ersetzt worden und gilt nur bis 30. Juni 1921 (vgl. § 54 EinkStAB.). Es gelten jetzt die §§ 29 bis 33 EinkStAB., die folgendes bestimmen:

1. Verpflichtung zur Abgabe der Steuererklärung. § 29. Sobald eine öffentliche Aufforderung zur Abgabe der Steuererklärung durch das Finanzamt ergangen ist, sind zur Abgabe einer SteuererNärung verpflichtet:

1. Steuerpflichtige, bei deren Veranlagung gemäß § 29 Abs. 2 des Gesetzes das Ergebnis eines vom Kalenderjahr abweichenden Wirtschaftsjahrs zugrunde zu legen ist, 2. Steuerpflichtige, deren Betriebsgewinn oder Geschäfts­ gewinn gemäß §§ 32 Abs. 2, 33 Abs. 2 des Gesetzes zu er­ mitteln ist, 3. Steuerpflichtige, deren steuerbares Einkommen in dem für die Veranlagung maßgebenden Kalenderjahr oder in dem nach § 29 des Gesetzes an dessen Stelle tretenden Wirtschafts-(Geschäfts-) jähr die im §48 Abs. 3 des Ge­ setzes bezeichnete Grenze überstiegen hat. Der RFM. kann eine andere Einkommensgrenze als maß­ gebend erklären. Die SteuererNärung ist innerhalb der in der öffentlichen Aufforderung bekanntgegebenen Frist (§ 32) bei

314

Steuererklärung.

dem Finanzamt schriftlich einzureichen oder mündlich zu Protokoll abzugeben (§ 170 AO.). Zur Abgabe einer Steuererklärung ist außer den im Abs. 1 Genannten jeder verpflichtet, der hierzu vom Finanzamt besonder- aufgefordert wird (§ 83); im übrigen steht jedem Steuerpflichtigen die Abgabe einer Steuererklärung frei. Ein Steuerpflichtiger, der gleichzeitig von mehreren Finanz­ ämtern zur Abgabe einer Steuererklärung aufgefordert wird, ist nur einem die Erklärung abzugeben verpflichtet; den übrigen Finanzämtern hat er mitzuteilen, welchem Finanzamt er

die Steuererklärung abgegeben hat. § 30. Die Steuererklärungen sind für Personen, die unter Pflegschaft oder Vormundschaft oder unter elterlicher Gewalt stehen und selbständig zu veranlagen sind, von dem Pfleger, Vormund oder Träger der elterlichen Gewalt abzugeben.

Wer durch Abwesenheit oder sonst verhindert ist, die Steuer­ erklärung abzugeben, kann die Erklärung durch Bevollmäch­ tigte abgeben lassen (§ 88 AO.). Die schriftliche Vollmacht ist der Steuererklärung beizufügen, sofern sie nicht bereit-

zu den Akten des Finanzamts gegeben ist Für einen Steuerpflichtigen, der nach dem Beginne des Kalenderjahres, aber vor Abgabe einer Steuererklärung ver­

storben ist, ist die Steuererklärung, soweit ein Testamentsvoll­

strecker oder ein Nachlaßpfleger die Verwaltung des Nachlasseübernommen hat, von diesen Personen, im übrigen von den Erben abzugeben. Sind mehrere Erben vorhanden, so ist jeder der Erben zur Abgabe der Erklärung verpflichtet. § 94 AO. findet Anwendung.

2. Form und Inhalt der Steuererklärung. §31. Die Steuererklärung ist unter Benutzung eines Vordrucks nach Anleitung des Musters 8 (nicht abgedruckt) aufzustellen und von dem Steuerpflichtigen eigenhändig zu unterschreiben; sie muß

die Versicherung enthalten, daß die Angaben nach bestem Wisien und Gewissen gemacht sind. Wird die Steuererklärung münd-

Pflicht zur Abgabe einer Steuererklärung,

ß -V.

315

lief) vor dem Finanzamt abgegeben (§ 170 AO.), so ist die Erklärung von dem die Erklärung entgegennehmenden Beamten des Finanzamts in den Vordruck einzutragen, danach dem Steuerpflichtigen vorzulesen und von diesem sowie dem Be­ amten zu unterzeichnen. Die Landesfinanzämter können Ab­ weichungen von dem vorgeschriebenen Muster für die Steuererklärung zulassen; die in dem vorgeschriebenen Muster der

Steuererklärung geforderten Angaben müssen in jedem Fall in dem vom LandeSfinanzamt zugelassenen Muster enthalten sein. Wenn ein Steuerpflichtiger Wohnsitz oder Grundbesitz oder gewerbliche BetriebSsK tten in mehreren Gemeinden hat oder wenn der Grundbesitz oder Gewerbebetrieb eines Steuer­ pflichtigen sich über mehrere Gemeinden erstreckt, so hat dieser Steuerpflichtige die zur Verteilung des Steueraufkommens

auf die beteiligten Länder und Gemeinden nach Maßgabe der Vorschriften des Landessteuergesetzes erforderlichen An­ gaben zu machen. Die Steuererklärung des Ehemanns muß das Einkommen seiner Ehefrau mitumfassen, sofern die Ehegatten nach § 2 Nr. I des Ges. steuerpflichtig sind und nicht dauernd vonein­ ander getrennt leben und soweit es sich nicht um Arbeitsein­ kommen der Ehefrau aus Beschäftigung in einem dem Ehe­

mann fremden Betriebe handelt. Die Steuererklärung eines nach § 2 Nr. I steuerpflichtigen HaushaltungsvorstandeS mutz, das Einkommen seiner zu seiner Haushaltung zählenden minder­ jährigen Kinder (eigene Abkömmlinge, Stief-, Schwieger-, Adoptiv- und Pflegekinder und deren Abkömmlinge) mit­ umfassen, soweit es sich nicht um Arbeitseinkommen bet Kinder handelt. über das Arbeitseinkommen der Ehefrau aus Beschäfti­ gung in einem dem Ehemann fremden Betriebe und daS Ar­ beitseinkommen der zur Haushaltung eines Steuerpflichtigen zählenden minderjährigen Kinder sind bei Vorliegen der Voraus­ setzungen des § 29 Abs. 1, 2 besondere Steuererklärungen abzugeben.

816

Steuererklärung.

Dem Steuerpflichtigen steht es frei, die feinen Angaben in der Steuererklärung zugrunde liegenden Einzelb erechnungen und andere zum Verständnis seiner Angaben dienenden Erläuterungen und Zusätze in die Steuererklärung oder in eine beizufügende Anlage aufzunehmen; in den Füllen der $§ 29 Abs. 2, 32 Abs. 2, 33 Abs. 2 des Gesetzes ist Abschrift der unverkürzten Bilanz und der Gewinn- und Berlustrechnung beizufügen. Soweit eS fich um Einkommen handelt, das nur durch Schätzung ermittelt werden kann, kann der Steuerpflichtige die Schätzung solcher Einkommensteile selbst vornehmen und unter Mitteilung der Tatsachen, auf die sich seine Schätzung gründet, deren Ergebnis in die Steuererklärung eintragen oder nur die Tatsachen angeben, die er zur Ermittlung des Ein­ kommen- beizubringen vermag.

3. Aufforderung zur Steuererklärung.

§ 32. Als Zeitraum für die Abgabe der Steuererklärungen gemäß § 29 Abs. 1 wird der Monat Februar festgesetzt. Der RFM. kann die Frist zur Abgabe der Steuererklärungen all­ gemein abweichend festsehen. Die Landesfinanzämter können für bestimmte Gruppen von Steuerpflichtigen die Frist verlängern. In einzelnen Fällen kann die Frist auf Amrag vom Finanzamt verlängert werden. Mindestens eine Woche vor Beginn der im Abs. 1 bestimmten Frist hat das Finanzamt in den für amtliche Bekanntmachungen der unteren Verwaltungsbehörden bestimmten Tageszeitungen eine öffentliche Aufforderung zur Abgabe der Steuererklärung nach Muster 9 (nicht abgedruckt) zu erlassen. Das Finanzamt kann bestimmen, daß die ö.fentliche Aufforderung auch noch auf andere ortsübliche Weise bekanntgemacht wird.

Gleichzeitig mit der öffentlichen Aufforderung soll den Steuerpflichtigen, die nach Ansicht des Finanzamts gemäß $ 29 Abs. 1 zur Abgabe der Steuererklärung verpflichtet sind,

Pflicht zur Abgabe einer Steuererklärung.

§ 89.

817

ein Vordruck zur Steuererklärung zugesandt werden. Dem Vor­ druck ist eine kurze Zusammenstellung über die Umsatzsteuer beizu­ fügen, auf die durch einen an der Vorderseite des Vordrucks anzubringenden roten Zettel oder in sonst geeigneter Weise be­ sonders hinzuweisen ist (Muster 10 und 11) (nicht abgedruckt); soweit zweckmäßig, können die auf die Umsatzsteuer bezüglichen Vorschriften auch auf dem Vordruck der Steuererklärung an einer in die Augen fallenden Stelle abgedruckt werden. Die Zusendung kann formlos (durch die Post oder durch Vermittlung der Gemeindebehörde) erfolgen; soweit ein Bedürfnis vor­ handen ist, hat das Finanzamt dafür Sorge zu tragen, daß während des Laufes der Erklärungsfrist Vordrucke für die Steuererklärung mit einer kurzen Belehrung über die Umsatz­ steuer an näher zu bezeichnenden Stellen und zu bestimmten Stunden auch an diejenigen Steuerpflichtigen abgegeben werden, denen ein Vordruck nicht zugesandt worden ist. Die Verpflichtung zur Abgabe einer Steuererklärung auf Grund der öffentlichen Aufforderung besteht auch dann, wenn ein Vordruck nicht zugesandt worden ist, soweit das steuerbare Einkommen in dem für die Veranlagung maßgebenden Kalenderjahr oder in dem an dessen Stelle tretenden Wirt­ schafts-(Geschäfts-) jähr den Betrag der im § 48 Abs. 3 des Gesehes bezeichneten Grenze überstiegen hat. Der Reichs­ minister der Finanzen kann anordnen, daß die öffentliche Auf­ forderung zur Abgabe der Steuererklärung mit der Aufforde­ rung zur Abgabe anderer Steuererklärungen (Vermögenssteuer, Bermögenszuwachssteuer, Kapitalertragsteuer usw.) verbunden wird. Gibt ein Steuerpflichtiger, der nach Ansicht des Finanzamts gemäß § 29 Abs. 1 zur Abgabe einer Einkommensteuererklärung auf Grund der öffentlichen Aufforderung verpflichtet ist, die Steuererklärung innerhalb der nach Abs. 1 bestimmten Frist nicht ab, so hat das Finanzamt dem Steuerpflichtigen eine nochmalige besondere Aufforderung nach Anleitung des Musters 12 (nicht abgedruckt) zuzustellen. Die Aufforderung kann

818

Steuererklärung.

solange wiederholt werden, bis der Steuerpflichtige die ge­ forderte Steuerertlärung abgibt. Daneben find gegen den Steuerpflichtigen die angedrohten Zwangsstrafen festzusetzen. Bei Ausgabe der Vordrucke für die SteuererNärung wird jedem Steuerpflichtigen nur ein Vordruck übersandt? ein

weiterer Vordruck wird auf Verlangen unentgeltlich abgegeben. Wenn in besonderen Fällen ein Steuerpflichtiger mehr als zwei Vordrucke verlangt, so hat er die Kosten für die weiteren

Stücke zu zahlen. § 33. Das Finanzamt kann Steuerpflichtige, die nach § 29 Abs. 1 nicht auf Grund der öffentlichen Aufforderung zur Abgabe einer Einkomm ensteuerertlärung verpflichtet sind, zur Abgabe einer Steuererklärung innerhalb einer Frist

von mindestens zwei Wochen besonders auffordern, sofern daS Finanzamt die Abgabe einer Steuererklärung zur Auf lärung der Einkommensverhältnisse des Pflichtigen für erforderlich erachtet. In der besonderen Aufforderung, der Vordrucke nach Muster 10 und 11 ebenfalls beizufügen sind, sofern der Inhalt dieser

Muster nicht im Vordruck der SteuererNärung abgedruckt ist, ist anzugeben, bis zu welchem Tage der Steuerpflichtige die Steuererklärung einzureichen hat. Dabei ist auf die Möglichkeit der Auferlegung eines Zuschlags wegen verspäteter Abgabe der Steuererklärung darauf hinzuweisen, daß die

(§ 170 Abs. 2 AO.) sowie Abgabe der Steuererklärung

nach 5 202 AO. erzwungen werden kann. Auch ist der Steuerpflichtige darüber zu belehren, daß bei schuldhaftem Unterlassen der Steuererklärung das Einkommen durch daFinanzamt geschätzt werden kann und daß wegen der Höhe dieser Schätzung nur der durch § 210 Abs. 3 AO. beschränkte Rechtsmittelzug zulässig ist. Als Anleitung für die besondere Aufforderung dient Muster 13 (nicht abgedmckt). Die besondere Aufforderung ist nach § 70 AO. zuzustellen. Kommt der Steuerpflichtige der besonderen Aufforderung

zur

Abgabe

der

Einkommensteuererklärung

innerhalb

der

Pflicht zur Abgabe einer Steuererklärung.

§ Sl.

819

gesetzten Frist nicht nach, so ist nach § 32 Abs. 5 zu ver­ fahren.

8 Sowohl das Ges. vom 11. Juli 1921 und die diese- Gesetz zum Teil wieder ändernden späteren Gesetze als auch die seit Verabschiedung des Ges. vom 29. März 1920 weiter fort­ geschrittene Geldentwertung haben eine Änderung der seit­ herigen EinkStAB. hinsichtlich der maßgebenden Einkommens­ grenze bedingt. Der RFM. hat den veränderten Verhältnissen zunächst für das Rechnungsjahr 1921 durch die Verordnung über die Abgabe der Einkommensteuererklärungen für das Rechnungs­ jahr 1921 vom 28. Januar 1922 (ZBl. f. D. R. S.84, RStBl. S. 67) Rechnung getragen. Rach dieser Verordnung sind zur Ab­ gabe einer Einkommensteuererkläru ng für das Rechnungsjahr 1921 auf öffentliche Aufforderung des Finanzamts nur solche Steuer­ pflichtigen verpflichtet, die im Kalenderjahr 1921 oder in dem nach § 29 des EinkStGes. an dessen Stelle tretende WirtschaftS(Geschäfts-) jähr ein steuerbares Einkommen von mehr als 24000 M. bezogen haben. Als Zeitraum für die Abgabe der Einkorn mensteuererklärungen für das Rechnungsjahr 1921 ist die Zeit vom 15. Februar bis zum 15. März 1922 festgesetzt.

Für die Veranlagung von 1922 ab gelten nun die EinkStAB. mit dem in Anm. 2 abgedruckten Wortlaut.

4 über die unbeschränkte und' beschränkte persönliche Steuerpflicht vgl. §§ 2 und 3 und Anm. hierzu. 4a über die Abgabe der Steuererklärung für Minder­ jährige vgl. auch RFH.Urteil vom 15. März 1922 III A 77/22 (RStBl. S. 186). 4b Wegen Abgabe "der Steuererklärungen und Erteilung von Steuerbescheiden für das Kalenderjahr 1922 in Ober­ schlesien vgl. BO. des RFM. über Maßnahmen zur Über­ leitung des Rechtszustandes in Oberschlesien auf dem Gebiete der Besitz- und BerkehrSsteuern vom 1. Dezember 1922 (RGBl. S. 893).

320

Steuererklärung.

6 Die AO. gibt in den §§ 168 bis 176, 202 und 204 bis 210 noch weitere allgemeine Vorschriften über die Pflicht zur Abgabe der Steuererklärung, über sonstige Pflichten des Steuerpflichtigen, über Prüfung und Beanstan­ dung der Steuererklärungen, über Zwangsmittel bei Ermittlung von Steueransprüchen, über die Steuerfest­ setzung usw. Ein Teil dieser Vorschriften hat schon in den EinkStAB. (Anm. 2) Ausdruck gefunden; die wichtigsten Vor­ schriften sind nachstehend abgedruckt:

§ 168. Bei Steuererklärungen (Erklärungen, die nach Vor­ schrift der Gesetze oder Ausführungsbestimmungen als Unter­ lage für die Festsetzung einer Steuer dienen) hat der Steuer­ pflichtige zu versichern, daß er die Angaben nach bestem Wissen und Gewissen gemacht hat. Die Erklärungen sind nach Form und Inhalt so abzugeben, wie es das Finanzamt nach den Gesetzen und Aussührungsbestimmungen vorschreibt. Die Versicherung kann nach Anordnung des Finanzamts allgemein abgegeben werden. Bei der Ausfüllung von Vordrucken sind alle Fragen zu beantworten. Die Fragen und Antworten sind so zu fassen, daß die Prüfung, waS steuerpflichtig ist und was nicht, dem Finanzamt ermöglicht wird. In den Vordrucken ist zu be­ tonen, daß diese Prüfung- dem Finanzamt, nicht dem Steuer­ pflichtigen zusteht. Den Steuererklärungen sind die Unter­ lagen beizufügen, die nach den Gesetzen und Ausführungs­ bestimmungen gefordert werden. Wenn diese Unterlagen in Bescheinigungen bestehen, die von anderer Seite zu erteilen sind, sind die beteiligten Stellen verpflichtet, sie auszustellen.

§ 169. Dem Steuerpflichtigen im Sinne der §§ 163, 170 bis 176 steht gleich, wer verpflichtet ist, eine Steuererklärung abzugeben. Soweit nicht- anderes b stimmt ist, ist zur Abgabe einer Steuererklärung jeder verpflichtet, bei dem nach Er-

Pflicht zur Abgabe einer «Steuererklärung.

messen des Finanzamts die Möglichkeit einer

K 81.

321

Steuerpflicht

gegeben ist. Z 170. Die Steuerpflichtigen können die Steuererklärungen schriftlich einreichen oder mündlich vor dem Finanzamt abgeben.

Wenn sie die Frist nicht wahren, kann ihnen das Finanzamt zugunsten des Reichs einen Zuschlag bis zu zehn vom Hundert der endgültig festgesetzten Steuer auserlesen. Das Finanzamt

hat den Zuschlag zu umerlassen Uder zurückzunehmen, wenn die Versäumnis entschuldbar erscheint. § 171. Wenn sich die Steuererklärungen aus Wertangaben zu erstrecken haben, und sich der Wert nicht aus dem Nenn­ beträge, dem Kurswert oder aus Zahlungen ergibt, hat der

Steuerpflichtige, soweit er nicht den Wert zu schätzen hat, die Tatsachen anzugeben, die er zur Ermittlung des Wettes beizubringen vermag.

§ 172. Im Falle des § 205 Abs. 1, 2 hat der Steuerpflichtige nach schttftlicher Mitteilung der Puntte, über die er srch äußern soll, vor dem Finanzamt zu erscheinen, wenn er nicht durch triftige Gründe daran verhindert ist. Er hat ihm wahrheits­

gemäß nach bestem Wissen und Gewissen Auskunft zu geben. Kann er nicht aus dem Gedächtnis Auskunft geben, so hat er Schttftstücke und Geschäftsbücher, die ihm zur Verfügung stehen, einzusehen und, soweit nötig, Aufzeichnungen daraus zu entnehmen. Das Finanzamt kann schttftliche Auskunft verlangen. § 173. Auf Verlangen (§ 205 Abs. 1, 2) hat der Steuer­ pflichtige die Richtigkeit seiner Steuererklärung nachzuweisen. Wo seine Angaben zu Zweifeln Anlaß geben, hat er sie zu

ergänzen, den Sachverhalt aufzuklären und seine Behauptungen, soweit ihm dies nach den Umständen zugemutet werden kann, zu beweisen, zum Beispiel den Verbleib von Vermögen, das er früher besessen hat. Er hat Aufzeichnungen,

Bücher

und

Geschäftspapiere,

sowie Urkunden, die für die Festsetzung der Steuer von BedeuHtrschvurger, Einkommensteuergesetz.

21

322

Steuererklärung.

tung sind, auf Verlangen (§ 207) zur Einsicht und Prüfung vorzulegen. § 174. Steuerpflichtige, die Handelsbücher im Sinne des Handelsgesetzbuches führen, haben auf Verlangen eine Ab­ schrift ihrer unverkürzten Bilanzen mit Erläuterungen einzu­ reichen. Wenn sie nach ihrer Buchführung eine Gewinn- und Verlustrechnung ausstellen, ist auch diese beizufügen. Aus der Bilanz oder den Erläuterungen soll Har hervor­ gehen, wie Gegenstände des Gebrauchs und Lagerbestände bewertet und welche Beträge darauf und auf zweifelhafte und uneinbringliche Forderungen oder sonst abgeschrieben wor­ den sind. Wenn Ausgaben für Anlagen als Unkosten gebucht sind, ist der Betrag in den Erläuterungen anzugeben. Als Schuldposten dürfen Verpflichtungen aus Bürgschaften, Gefälligkeitsakzepten und dergleichen in der Bilanz nur auf­ geführt werden, wenn die Nückgriffsrechte berücksichtigt sind. § 175. Die Beamten der Finanzämter und ihre Beauf­ tragten können Grundstücke und Räume der Steuerpflichtigen betreten, um im Steuerinteresse an Ort und Stelle nötige Abschätzungen innerhalb der üblichen Geschäfts- oder Arbeits­ stunden vorzunehmen. Die Steuerpflichtigen haben ihnen jede Auskunft und Nachweisung zu erteilen, deren sie bedürfen. Wertsachen (§ 165 Abs. 1) hat der Steuerpflichtige auf Ver­ langen (§ 209) vorzulegen und Einsicht in die Behältnisse zu gewähren oder zu verschaffen, in denen er sie verwahrt. § 176. Mit Genehmigung des Landesfinanzamts, die für den einzelnen Fall einzuholen und zu erteilen ist, kann das Finanzamt verlangen, daß der Steuerpflichtige Tatsachen, die er behauptet, durch Versicherung an Eides Statt erhärte (§ 209). Die Versicherung ist dem Vorsteher des Finanzamts abzu­ geben. Dieser zieht einen Schriftführer zu. Die Tatsachen, deren Richtigkeit versichert werden soll, sind schriftlich festzu­ stellen und dem Steuerpslichtigen mindestens eine Woche vor

Pflicht zur Abgabe einer Steuererklärung,

ß II,

323

Abgabe der Versicherung mitzuteilen. Die Versicherung besteht darin, daß der Steuerpflichtige erklärt: „Ich versichere an Eide- Statt, daß ich nach bestem Wissen die reine Wahrheit gesagt habe." Die Niederschrift ist vorzulesen; der Steuer­

pflichtige hat sie zu unterschreiben. Die Versicherung an Eides Statt kann nicht nach $ 202 erzwungen werden. 5 202. Die Finanzämter können Anordnungen, die sie bei Ermittlung von Steueransprüchen oder Durchführung der Steueraufsicht innerhalb ihrer gesetzlichen Befugnisse tteffen, durch Geldstrafen, Ausführung auf Kosten der Pftichtigen und unmittelbar erzwingen. Die einzelne Geldstrafe darf fünfhundert Mark nicht Über­ steigen. Mrd die Strafe gegen natürliche Personen festgesetzt, so ist zugleich die Dauer der Haft festzusetzen, die für den Fall

des Unvermögens an die Stelle der Geldsttafe treten soll. Die Haft darf vier Wochen nicht übersteigen. Bei der Um­

wandlung der Geldstrafe ist ein Betrag von zehn bis zu fünfzig Mark einer eintägigen Haftftrafe gleichzuachten. Sind mehrere Strafen nebeneinander zu vollstrecken, so hat das Finanzamt, das die höchste Haftstrafe festgesetzt hat, die Strafen in eine Gesamtstrafe -usammenzu-iehen; diese besteht in einer Er­ höhung der verwirtten höchsten Strafe und darf drei Monate nicht übersteigen. Auf Ersuchen des Finanzamts hat die zur Vollstteckung gerichtlich erkannter Haftstrafen zuständige Be­ hörde die Haftstrafe zu vollstrecken. Nachdem der Anspruch auf die Geldsttafe verjährt ist, darf die Haft nicht mehr vollstreckt

werden. Die Kosten der Ausführung durch Dritte und des unmittel­ baren Zwanges können im voraus in einem vorläufig zu ver­

anschlagenden Bettage zwangsweise eingezogen werden. Unmittelbarer Zwang darf nur angewandt werden, wenn die Anordnung sonst nicht durchführbar ist oder Gefahr im Verzüge liegt.

Segen öffentliche Behörden sind Zwangsmittel nicht zulässig. 21*

324

Steuerervürmrg.

Bevor ein Zwangsmittel festgesetzt wirb, muß der Pflichtige unter Androhung des Zwangsmittels mit Setzung einer an­ gemessenen Frist zur Vornahme der von ihm geforderten Handlung aufgefordert werden. Die Aufforderung und die Androhung müssen schriftlich geschehen, außer wenn Gefahr im Verzüge liegt.

Wer meint, zur Erfüllung der Aufforderung nicht ver­ pflichtet zu sein, hat dies dem Finanzamt rechtzeitig unter Darlegung der Gründe mitzuteilen.

§ 204. Das Finanzamt hat die steuerpflichtigen Fälle zu erforschen und von Amts wegen die tatsächlichen und rechtlichen Verhältnisse zu ermitteln, die für die Steuerpflicht und die Bemessung der Steuer wesentlich sind. Es hat Angaben der Steuerpflichtigen auch zugunsten der Steuerpflichtigen zu prüfen. § 205. Das Finanzamt hat die Steuererklärungen (§ 168) zu prüfen. Soweit nötig, hat es tunlichst durch schriftliche Aufforderung zu veranlassen, daß Lücken ergänzt und Zweifel beseitigt werden. Trägt das Finanzamt Bedenken gegen die Richtigkeit der ErNärung, so hat eS, wenn nötig, Ermittlungen vorzunehmen; eS kann den Steuerpflichtigen, falls eine Aufforderung zu schriftlicher Erklärung nicht angezeigt ist oder keinen Erfolg hat, vorladen und ihn nach §§ 17 2ff. zu Auskunft und weiteren Nachweisungen anhalten. Die Kosten der Ermittlungen trägt der Steuerpflichtige, wenn das Endergebnis das seinen Angaben entsprechende Ergebnis um mehr als ein Drittel übersteigt, eS sei denn, daß die Abweichung durch die Schwierigkeit der Wertabschätzung oder sonstigen entschuldbaren Irrtum hervorgerufen ist.

Wenn von der Steuererklärung abgewichen werden soll, sind dem Steuerpflichtigen die Punkte, in denen eine wesent­ liche Abweichung zu seinen Ungunsten in Frage kommt, zur vorherigen Äußerung mitzuteilen.

Pflicht zur Abgabe einer Steuererklärung. § 206.

§ 81,

325

Die Finanzämter können Sachverständige zuziehen

oder Prüfungsbeamte, die ihnen zugeordnet sind, verwenden. Sie rönnen sich ferner der Hilfe von Vertretern und Angestellten der Verbände und Vertretungen des Betriebs- oder Geschäfts­

zweigs, dem der Steuerpflichtige angehört, bedienen. Die fo hinzugezogenen Personen und Sachverständigen haben über das, was ihnen durch ihre Tätigkeit bekannt wird, strengstens

zu schweigen und dürfen diese Kenntnisse nicht unbefugt ver­ werten. Sie sind hierauf eidlich zu verpflichten. Soweit nicht Gefahr im Verzüge liegt, hat das Finanzamt die Person, die es beauftragen will, und den Verband, dem

sie angehört, dem Steuerpflichtigen mitzuteilen.

Befürchtet

der Steuerpflichtige von der.Tätigkeit dieser Person die Ver­ letzung eines Geschäfts- oder Betriebsgeheimnisses oder Schaden für seine geschäftliche Tätigkeit, so kann er sie ablehnen und,

wenn diesem Antrag nicht stattgegeben wird, beantragen, die Prüfung auf seine Kosten durch besondere Sachverständige vornehmen zu lassen. Er hat Personen, die lnerzu bereit und geeignet sind, zu bezeichnen. Einigt man sich nicht, so ent­ scheidet das Landesfinanzamt endgültig. § 207. Das Finanzamt soll die Vorlegung von Büchern und Geschäftspapieren in der Regel erst verlangen, wenn die

Auskunft des Steuerpflichtigen nicht genügt oder Bedenken gegen ihre Richtigkeit vorliegen.

Bücher und Geschäftspapiere sind auf Wunsch des Steuer­ pflichtigen tunlichst in seiner Wohnung oder in seinen Geschäfts­ räumen einzusehen.

§ 208. (Ist abgedruckt bei Anm. 12 zu § 32.) § 209. Wenn es sich um die Ermittlung von Steueransprüchen gegen bestimmte Personen handelt, sollen andere Personen erst dann zu einer Auskunft oder zur Vorlegung von Büchern

angehalten werden, wenn die Verhandlungen mit dem Steuer­ pflichtigen nicht zum Ziele führen oder keinen Erfolg ver­ sprechen. Nur wenn es erforderlich ist, um die Wahrheit zu ermitteln oder wenn Gefahr im Verzüge liegt, soll verlangt

826

Steuererklärung.

werden, daß der Steuerpflichtige oder ein Dritter f§ 175, Z 185) Wettsachen vorlegt oder den Inhalt von Behältnissen oder eines verschlossenen Depots nachweist; da- Finanzamt

kann alsdann der Bank oder der Stelle, die das Schließfach überlassen hat oder das Depot verwahtt, vorschreiben, dem

Steuerpflichtigen während angemessen kurzer Fttst nur unter Zuziehung eines vom Finanzamt zu bezeichnenden Beamten Zuttttt zum Schließfach zu gewähren oder das Depot auSzuhändigen. Eidesstattliche Versicherungen und eidliche Bekräftigungen

von Auskünften sollen nur gefordett werden, wenn andere Mittel zur Erforschung der Wahrheit nicht vorhanden sind. 5 210. Nach Abschluß seiner Ermittlungen stellt daS Finanz­ amt die Steuer fest. Soweit es die Besteuerungsgrundlagen nach seinen Ermittlungen nicht feststellen oder berechnen kann, hat eS sie zu schätzen; dabei sind alle Umstände zu berücksichtigen,

die für die Schätzung von Bedeutung sind. Zu schätzen ist insbesondere dann, wenn der Steuerpflich-

ttge über seine Angaben keine ausreichenden Aufklärungen zu geben vermag oder weitere Auskunft oder eine Versicherung an Eides Statt verweigert. Das gleiche gilt, wenn der Steuer­ pflichtige Bücher oder Aufzeichnungen, die er nach den Steuer­ gesetzen zu führen hat, nicht vorlegen kann. Wenn eine Schätzung notwendig geworden ist, weil der Steuerpflichtige Verpflichtungen, die ihm durch die Steuer­ gesetze auferlegt sind, schuldhaft nicht genügt hat und dies im Steuerbescheide festgestellt worden ist, ist wegen der Höhe der Schätzung nur die Beschwerde an das Landesfinanzamt

zulässig. Die Fttst zur Einlegung der Beschwerde beginnt mit Ablauf des Tages, an dem der Steuerbescheid im übrigen unanfechtbar geworden ist. DaS Landesfinanzamt hat die

Entscheidung bis zu diesem Zeitpuntt auSzusetzen und ent­ scheidet endgültig.

Einreichung von Listen über Lohn, Gehalt usw.

§ 40.

327

Die Vorschriften deS Abs. 3 gelten nicht für den Fall der Verweigerung einer Versicherung an Eides Statt. • über die Strafen wegen Abgabe unrichtiger Einkommen­ steuererklärungen und sonstiger Steuerzuwiderhandlungen vgl. 5 63 EinkStGes. und §§ 359ft, 367, 369 und 377 ff. AO. in Anm. 1 zu Z 53. 7 Wegen Auferlegung eines Zuschlag- zur Steuer für verspätete Abgabe der Steuererklärung vgl. § 170 Abs. 2 AO. (vorstehend Anm. 5) und EinkStAB. Z 48. Gegen die Festsetzung de- Zuschlags steht dem Steuerpflichtigen nur das Rechtsmittel der Beschwerde an da- Landesfinanzamt zu (§§ 281 ff. AO.).

§ 4»1'8. Wer Personen gegen Gehalt, Lohn oder sonstiges Entgelt8-8 länger als zwei Monate beschäftigt2-4 hat, ist verpflichtet8, nach näherer Anordnung des Relchsministers der Finanzen8 Namen, Stellung2 und Wohnung sowie das von ihm herrührende Einkommen* dieser Personen dem Finanzamt mit» zuteilen.8- •-10 Die gleiche Verpflichtung*- *-8- • A a> C* a|S|Ilj '

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655

Anhang. Anlage D. Muster 3b. SteuerüberweisungSblatt.

(Muster 3 c siehe

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Anhang.

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Umfaßt eine Gemeinde mehrere Finanzämter (z. B. B erlin),

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ist diese Nachweisung nach Finanzämtern

Muster 5. Nachweisung.

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Anhang. Anlage D,

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Muster 6. Zusammenstellung. 663

Gültig ab 1.

Januar 1923. Mufter?

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bei monatlicher, wöchentlicher, täglicher oder zweistündlicher Lohn- oder Gehaltszahlung

Anhang.

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Ermäßigung des Steuerabzugs vom 1. Januar 1923 ab.

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