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German Pages 291 [300] Year 2004
LU та
Volkswirtschaftslehre im Grundstudium • ·
Studien- und Übungsbuch mit Transferbeispielen
Von
Univ.-Prof. Dr. Heinz-Dieter Hardes und
Kenan Sehovic
R. Oldenbourg Verlag München Wien
Bibliografische Information Der Deutschen Bibliotheic Die Deutsche Bibliotheic verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar.
© 2004 Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH Rosenheimer Straße 145, D-8I671 München Telefon: (089) 45051-0 www.oldenbourg-verlag.de Das Werk außerhalb lässig und filmungen
einschließlich aller Abbildungen ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung der Grenzen des Urheberrechtsgr:.etzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzustrafbar. Das gilt insbesonder«' tiir Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverund die Einspeicherung und Bearbeitung in elektronischen Systemen.
Gedruckt auf säure- und chlorfreiem Papier Gesamtherstellung: Druckhaus „Thomas Müntzer" GmbH, Bad Langensalza ISBN 3-486-57557-0
Vorwort Dieses Studien- und Übungsbuch wendet sich an Studierende im Grundstudium von Universitäten und Fachhochschulen, die zur Begleitung von Lehrveranstaltungen der Volkswirtschaftslehre selbstgesteuerte oder gruppenbezogene „Übungen" durchführen möchten, um das Verständnis grundlegender Inhalte des Faches zu vertiefen. Hierzu liefert das vorliegende Studienbuch eine umfassende Sammlung von anwendungsbezogenen Transferbeispielen und Übungsaufgaben nach einem besonderen, didaktisch ausgerichteten Konzept. Die inhaltliche Gliederung des Fachgebiets der Volkswirtschaftslehre erfolgt nach vierzehn Abschnitten von Bereichen der Mikro- und Makroökonomie. Die einzelnen Kapitel sind jeweils nach einer analogen Struktur aufgebaut: (1) Eine einführende Gliederungsübersicht enthält ausgewählte Literaturhinweise. Diese Auswahl beschränkt sich auf einzelne Lehrbücher. Zu den einzelnen Abschnitten soll somit eine gezielte Basislel(türe ermöglicht werden (Teile A). (2) Die Basislektüre kann sodann durch die Bearbeitung von Transferbeispielen ergänzt und vertieft werden (Teile B). Diese sollen vor allem zur Umsetzung von Kenntnissen aus der Basislektüre anregen und ein „aktives" Umdenken nach der Eingangsphase der reinen Stoffvermittlung erleichtern. Die verschiedenen anwendungsorientierten Fälle haben exemplarischen Charakter. Die angefügten Fragen oder Aufgaben dienen im Wesentlichen dazu, die gedankliche Bearbeitung der Transferbeispiele zu steuern. (3) In den Teilen С folgt jeweils eine stichwortartige Übersicht, die als eine knappe Form einer kapitelweisen Zusammenfassung gelten und eine reflexive Rückschau des Lesers unterstützen soll. Hier werden zuerst die Schlüsselbegriffe des Kapitels aufgelistet, um insoweit an die Grundlagen der relevanten Fachausdrücke zu erinnern. Femer werden stichwortartige Auflistungen der Theoriekonzepte und Transfers des Kapitels zur Reflexion des Lesers zusammengestellt. (4) Schließlich enthalten die Teile D und E ausgewählte Übungsaufgaben sowie diesbezügliche Lösungsvorschläge zu den verschiedenen Kapiteln. Die Lösungsvorschläge wurden in knapper Form von K. Sehovic verfasst. Die Übungsaufgaben mit den Lösungsvorschlägen runden jeweils die Materialien des Studienbuches zu den Kapiteln ab. Für die engagierte Unterstützung der Arbeiten zur Drucklegung des Studienbuches möchten sich die Autoren bei den Mitarbeiter(innen), Frau Annemarie Pfirschke, Frau Martina Gieg und, last but not least, bei Herrn Markus Schmitt besonders bedanken. H.-D. Hardes K. Sehovic
Übersicht Seite Kap.1-2:
Zur Einführung
Kap. 3:
Grundlagen marktwirtschaftlicher
1
Koordination
20
Kap. 4:
Theorie des Unternehmensangebots
44
Kap. 5:
Güternachfrage
64
Kap. 6:
Gütermärkte: Anbieterverhalten und Marktstrukturen
84
Kap. 7:
Faktormärkte
106
Kap. 8: Kap. 9:
Marktversagen Makroökonomie und Stabilisierungspolitik Zielkonflikte der Stabilisierungspolitik
131
- am Beispiel der Phillips-Kurve
182
Kap. 11:
Gesamtwirtschaftliche Gütermarktkonzepte
197
Kap. 12:
Geldmarkt und (kurzfristige) Finanzmärkte
222
Kap. 13:
Grundlagen makroökonomischer Stabilisierungspolitik
240
Internationale Wirtschaftsbeziehungen
266
Kap. 10:
Kap. 14:
156
G V W L - K a p i t e l 1-2
Kapitel 1-2 Zur Einführung
Seite A Gliederung und gezielte Literaturhinweise
2
В Transferbeispiele
5
С Überblick: Schlüsselbegriffe, Konzepte, Transfers
11
D Übungsaufgaben
12
E Lösungen zu den Übungsaufgaben
15
G V W L - Kapitel 1-2 - Gliederung
A
Gliederung und gezielte Literaturhinweise
1
Zur Einführung
1.1
Themen und Teilgebiete der VWL
1.1.1 Einordnung der VWL 1.1.2 MikroÖkonomie: ausgewählte Fachgebiete - Vereinfachtes Kreislaufschema - Wirtschaftsakteure: private Haushalte und Unternehmen - Märkte: Gütermärkte und Faktormärkte 1.1.3 Makroökonomie: ausgewählte Themen/Fragestellungen - aggregierte Nachfrage: Komponenten der aggregierten Nachfrage - aggregiertes Angebot: Produktionspotential einer Volkswirtschaft 1.1.4 Wirtschaftstheorie und -politik - Hauptaufgabe der Wirtschaftstheorie - Aufgaben der Wirtschaftspolitik - nationale und internationale Wirtschaftspolitik Transfer: „Schlusslichtdebatte" im EU-Länder-Vergleich Literatur: Hardes, H.-D./Schmitz, F./Uhly, Α., Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 8. Aufl., München/Wien 2002, S. 2-8; Mankiw, N. G., Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, übersetzt von A. Wagner, 2. Aufl., Stuttgart 2001, S. 27-29, 32 f. 1.2
Wissenschaftstheoretische Grundlagen
1.2.1 Erklärungen, Theorien, Hypothesen - logische Struktur einer wissenschaftlichen Erklärung - empirisch gehaltvolle Theorien und Falsifikation - Modelle und vereinfachende Annahmen: Abstraktion und allgemeingültige Aussagen 1.2.2 Werturteile und normative Aussagen 1.2.3 VWL als empirisch orientierte Wissenschaft
G V W L - Kapitel 1-2 - Gliederung
Literatur: Hardes, H.-D./Schmitz, F./Uhly, Α., Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 8. Aufl., MünchenAVien 2002, S. 10-15; Mankiw, N. G., Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, übersetzt von A. Wagner, 2. Aufl., Stuttgart 2001, S. 24-27; 33-37. 1.3
Methoden der Darstellung und Analysen
1.3.1 Graphen/Diagramme (1) Darstellung empirischer (statistischer) Daten - Zeitreihen- vs. Querschnittsdaten - einzelwirtschaftliche vs. aggregierte Daten - nationale vs. internationale Daten - Index-Werte - Nominal-ZRealwerte (2) Funktionen zwischen Variablen - Ausgaben und Einkommen privater Haushalte - aggregierte Sparfunktion: Sparen und Einkommen der privaten Haushalte 1.3.2 Funktionen und Ableitungen - Beispiel einer einzelwirtschaftlichen Kostenfunktion - Steigungen und Elastizitäten 1.3.3 Marginalanalysen und optimale Entscheidungen - Begriffe Grenzkosten und Grenzwerte - optimale Abwägung zwischen Kosten und Nutzen (Erträgen) 1.3.4 Abkürzungen/Symbole Literatur: Sloman, J., MikroÖkonomie, 3. Aufl., München/Wien 2000, S. 42-57; (Mankiw, N. G., Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, übersetzt von A. Wagner, 2. Aufl., Stuttgart 2001, S. 42-50). 2
Basisannahmen und -konzepte: Opportunitätskosten und alternative Produktionsmöglichkeiten
2.1.
Ausgangsthese: allgemeine Knappheit ökonomischer Ressourcen und Güter
2.2
Ökonomisches Handeln: Wahlentscheidungen, Optimalentscheidungen, marginale Veränderungen
G V W L - Kapitel 1-2 - Gliederung
2.3
Produktionsmöglichkeiten und Opportunitätskosten Transfer: Kosten eines Hochschulstudiums
2.4
Arbeitsteilung und Güterhandel: Spezialisierung nach relativen Opportunitätskosten
2.5
Transfer: Spezialisierungsvorteile des internationalen Handels vs. „Globalisierungsdebatte"
Literatur: Hardes, H.-D./Schmitz, F./Uhly, Α., Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 8. Aufl., MünchenAVien 2002, S. 15-26; Mankiw, N. G., Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, übersetzt von A. Wagner, 2. Aufl., Stuttgart 2001, S. 51-64.
G V W L - Kapitel 1-2 - Transferbeispiel 1-1
В
Transferbeispiele
Transferbeispiel 1-1 "Schlusslichtdebatte" im EU-Ländervergleich (1)
Textauszug
Eichel erkennt „neuen Aufschwung" Die Konjunkturflaute neigt sich nach Meinung von Finanzminister Hans Eichel dem Ende zu. CDU/CSU-Fraktionschef Friedrich Merz sieht das anders. „Wir stehen vor einem neuen Aufschwung", sagte der Sozialdemokrat am Donnerstag in der Bundestagsdebatte über den Jahreswirtschaftsbericht 2002. Unionsfraktionschef Friedrich Merz widersprach entschieden der Erklärung Eichels, dass ein Wirtschaftsaufschwung zu erwarten sei. Deutschland sei das einzige Land in der EU, das sich in der Rezession befinde, meinte der Oppositionsführer. Wenn überhaupt, sei in diesem Jahr ein äußerst schwaches Wirtschaftswachstum zu erwarten. Die Bundesrepublik sei beim Wachstum und der Arbeitslosigkeit Schlusslicht in Europa. Schuld sei die verfehlte Politik der Bundesregierung. Quelle: www.sueddeutsche.de, 21.02.2001
G V W L - Kapitel 1-2 - Transferbeispiel I-1
(2) Empirische Fakten zum Vergleicii von Wirtschaftswachstum (WrBIP) und Beschäftigtenwachstum (WE), D vs. EU, 1970-2000
Aufgaben/Fragen zum Transferbeispiel 1-1 (1)
Welche Informationen liefert das Schaubild zur „Schlusslichtdebatte" im Vergleich der EU-Länder?
(2)
Vergleichen Sie die empirischen Informationen mit den Argumenten zur öffentlichen Schlusslichtdebatte (z. B. im Bundestagswahlkampf 2002)!
G V W L - Kapitel 1-2 - Transferbeispiel 2-1
Transferbeispiel 2-1 „Individuelle Opportunitätskosten eines Hochschulstudiums"
Manchmal sind die Opportunitätskosten unserer Handlungen monetäre Kosten. Manchmal ist es komplizierter. Nehmen Sie die Opportunitätskosten Ihrer Entscheidungen als Student der Volkswirtschaft.
Kauf eines Buches für 89,95 €. Dies ist eine direkte Geldzahlung. Was Sie bedenken müssen, sind die Alternativen, die Sie mit den 89,95 € erworben haben könnten. Dann müssen Sie den Nutzen der besten Alternative gegen den Nutzen des Buches abwägen.
Besuch von Kursen Wenn Sie Hochschulgebühren zahlen, gibt es keine zusätzlichen Kosten für den Besuch der Vorlesungen, Sie bekommen keine Rückzahlung, wenn Sie nicht teilnehmen! Dann betragen die Opportunitätskosten Null? Nein: Wenn Sie Vorlesungen besuchen, arbeiten Sie nicht in der Bibliothek, genießen Sie keine Zusatzrunde im Bett usw. Wenn Sie eine rationale Entscheidung treffen, eine Vorlesung zu besuchen, berücksichtigen Sie solche möglichen Alternativen.
Lernen für ein Ökonomieexamen Wiederum sind die Opportunitätskosten die beste Alternative, in die Sie Ihre Zeit hätten investieren können. Das könnte die Vorbereitung für ein anderes Examen sein. Eine vernünftige Entscheidung ist es, nicht nur den Wirtschaftsstoff zu wiederholen, wenn Sie größeren Nutzen daraus zögen, für ein anderes Fach zu lernen, denn sonst übersteigen die Opportunitätskosten den Nutzen.
Entscheidung für ein Hochschulstudium Welche Opportunitätskosten entstehen bei einem Studium an einer Hochschule? Zunächst mag es scheinen, dass die Kosten folgendes einschließen: • ...Bücher, Schreibwaren usw... • Fahrtkosten. • Ernährung, Unterhaltung und andere Lebenshaltungskosten. Die Addition dieser Kosten ergibt nicht die Opportunitätskosten. Die Opportunitätskosten sind der Verzicht, den Sie durch den Besuch einer Hochschule erbringen, anstatt etwas anderes zu tun, z. B. eine angebotene Arbeitsstelle anzunehmen. Die korrekte Liste der Opportunitätskosten für eine Hochschulausbildung würde umfassen:
G V W L - Kapitel 1 -2 - Transferbeispiel 2-1
• Bücher, Schreibwaren usw. • Unterbringungs- und Fahrtkosten, die zusätzlich zu dem entstehen, was Sie bei Annahme der Arbeitsstelle zu zahlen gehabt hätten. • Lohn, den Sie durch die Arbeit verdient hätten, abzüglich erhaltender Studienbeihilfen. Quelle: Sloman, J., 3. Aufl., 2000, S. 18 f
Fragen/Aufgaben zum Transferbeispiel 2-1: (1)
Der vorstehende Text enthält zwei Gruppierungen von Kosten eines Hochschulstudiums. Klären Sie die Unterschiede im Bezug auf eine Abgrenzung relevanter Unterschiede der Opportunitätskosten eines Hochschulstudiums!
(2)
Angenommen, es gibt mehrere Alternativen zur Aufnahme eines Wirtschaftsstudiums. Bilden die Opportunitätskosten des Wirtschaftsstudiums dann die Summe des Verzichts aller Alternativen?
(3)
Definieren Sie den Begriff Opportunitätskosten in allgemeiner Form!
GVWL - Kapitel 1-2 - Transferbeispiel 2-2
Transferbeispiel 2-2 „Vorteile des internationalen Handels globaler Märkte vs. Globalisierungskritik" (1)
The case for free trade
The case for free trade is based on the analysis ...(of classical economists). We saw that whenever opportunity costs differ among countries, specialization and trade will raise world living standards. Free trade allows all countries to specialize in producing products in which they have a comparative advantage. Free trade allows the maximization of world production, thus making it possible for each consumer in the world to consume more goods than he or she could without free trade. This does not necessarily mean that everyone will be better off with free trade than without it. Protectionism could allow some people to obtain a larger share of an smaller world output to that they would benefit even though the average person would lose. If we ask whether it is possible for free trade to improve everyone's living standards, the answer is 'yes'. But if we ask whether free trade does in fact always do so, the answer is 'not necessarily'. Quelle: Lipsey, R. G./Chrystal, Principles of Economics, K. A, 9. ed., Oxford 1999, S. 584
(2)
Attac - eine Bevi^egung im Aufbruch
Seit den Protesten in Genua für eine soziale und ökologische Globalisierung ist die globalisierungskritische Bewegung in aller Munde. 200.000 Menschen sind für soziale und ökologische Gerechtigkeit im Globalisierungsprozess auf die Straßen gegangen. Ihr Protest richtete sich gegen die weltweit wachsende soziale Ungleichheit, gegen eine Globalisierung, die nur an mächtigen Wirtschaftsinteressen orientiert ist. Neoliberale Globalisierung - viele Verlierer, wenige Gewinner Das Versprechen, die Globalisierung bringe Wohlstand für alle, hat sich nicht erfüllt. Im Gegenteil: Die Kluft zwischen Arm und Reich wird immer größer, sowohl innerhalb der Gesellschaften als auch zwischen Nord und Süd. Motor dieser Art von Globalisierung sind die internationalen Finanzmärkte. Banker und Finanzmanager setzen täglich Milliardenbeträge auf den Finanzmärkten um und nehmen über ihre Anlageentscheidungen immer mehr Einfluss
G V W L - Kapitel 1-2 - Transferbeispiel 2-2
auf die gesellschaftliche Entwicklung. Damit untergraben die Finanzmärkte die Demokratie. WTO-Kampagne Mit der in Katar im Rahmen der WTO verabschiedeten neuen Welthandelsrunde droht eine weitere Liberalisierung des Welthandels im Sinne der Interessen der reichen Industriestaaten. Viele Produkte aus den Entwicklungsländern bleiben weiter, besonders in den Bereichen Agrar und Textil, von den Märkten der Industrieländer ausgesperrt. Zusätzlich sollen jetzt auch noch Investitionen und Dienstleistungen der internationalen Konkurrenz unterworfen werden mit dramatischen Folgen für beispielsweise die Gesundheits- und Wasserversorgung in den Entwicklungsländern, aber auch bei uns. Die Attac-Kampagne macht Druck gegen weitere Liberalisierungsschritte - u.a. mit einem dezentralen Aktionstag in bundesweit 35 Städten während der WTO-Konferenz in Katar. Quelle: www.attac-netzwerk.de
Aufgaben/Fragen zum Transferbeispiel 2-2 (1)
Welche hauptsächlichen Argumente kennzeichnen die Position der Befürworter des internationalen Freihandels?
(2)
Fassen Sie die wichtigsten Argumente der Kritiker der weltwirtschaftlichen Globalisierung zusammen!
(3)
Vergleichen Sie sodann die Argumente beider Texte und diskutieren Sie knapp die unterschiedlichen Positionen!
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G V W L - Kapitel 1-2 - Transferbeispiel 2-2
С
Überblick: Schlüsselbegriffe, Konzepte, Transfers Schlüsselbegriffe Mikro-/Makroökonomie Wirtschaftsakteure gesamtwirtschaftliche(s) Nachfrage/Angebot Hypothesen, Theorien Deduktion Falsifikation empirisch gehaltvolle Theorien vs. tautologische Aussagen normative vs. positive Aussagen Werturteilsfreiheit Zeitreihen- vs. Querschnittsdaten Theoretische Ansätze/Konzepte Kritischer Rationalismus Kreislaufschema der einzelnen Akteure (Unternehmen, priv. Haushalte) Gesamtwirtschafthche(s) Nachfrage, Angebot Ausgabenfunktionen priv. Haushalte aggregierte Sparfunktion Kostenfunktion Produktionsmöglichkeitenkurve (Transformations-) relative (komparative) Opportunitätskosten und Vorteile arbeitsteiliger Spezialisierang Marginalanalysen
lineare/nichtlineare Funktionen Ableitung einer Funktion vs. Elastizität Marginalgrößen: Grenzkosten/-nutzen Knappheitsprinzip Opportunitätskosten Arbeitsteilung und Spezialisierungsvorteile internationaler Handel und Globalisierung
Transfers „Schlusslichtdebatte" im EU-Länder-Vergleich individuelle Opportunitätskosten eines Hochschulstudiums Spezialisierangsvorteile des internationalen Handels vs. Globalisierangsdebatte
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GVWL - Kapitel 1-2 - Übungsaufgaben
D (1)
Übungsaufgaben
Юагеп Sie die Bedeutung von Teilgebieten der VWL: - Mikro- und Makroökonomie, - Wirtschaftstheorie und -politik! Beschreiben Sie die jeweiligen Aufgabenfelder! (2.1) Erläutern Sie die Bedeutung der c. p.-Klausel und die empirische Prüfbarkeit mit Bezug zu wirtschaftswissenschaftlichen Hypothesen! (2.2) Diskutieren Sie die Bedeutung abstrakter Hypothesen/Modelle im Rahmen der VWL! (3.1) „Immer wenn das Produktionswachstum eines Unternehmens dessen Veränderungsrate der Arbeitsproduktivität übertrifft, dann wird das Unternehmen die Zahl der Beschäftigten erhöhen." Prüfen Sie, ob der vorstehende Satz den Charakter einer Hypothese oder eine tautologischen Aussage hat! (3.2) Klären Sie die Bedeutung einer Hypothese und formulieren Sie mehrere Beispiele hierzu! (4) Erläutern Sie - den Trugschluss der Verallgemeinerung und - den Trugschluss der Monokausalität auch mittels einzelner Beispiele! (5) - Das durchschnittliche Nettoeinkommen eines privaten Haushalts ist im Zeitraum 1995 - 2000 nur mäßig gestiegen. - Die Verteilung der Ausgaben eines durchschnittlichen Haushalts im Jahr 2000 entsprach weitgehend der Ausgabenverteilung eines Haushalts in 1995. (5.1) Welche Art von grafischen Darstellungen ist geeignet, die vorstehenden Aussagen abzubilden? (5.2) Ermitteln Sie die relevanten empirischen Daten mittels statistischer Quellen (z. B. Statistisches Jahrbuch, verschiedene Jgg.) und stellen Sie diese Daten mittels entsprechender Diagramme dar! (6) Zur Marginalanalyse: Formulieren Sie Beispiele von linearen und nichtlinearen Kostenfunktionen eines Ein-Produkt-Untemehmens und ermitteln Sie die jeweiligen Grenzkosten! (7) Erläutern Sie das „Stecknadelbeispiel" nach Adam Smith: Diskutieren Sie sodann die Auswirkungen der innerbetrieblichen Arbeitsteilung in der industriellen Produktion! (8) Die folgende Tabelle beschreibt die angenommenen Produktionsmöglichkeiten einer Volkswirtschaft mit gegebenen Ressourcen (Produktionsmitteln):
12
G V W L - Kapitel 1-2 - Übungsaufgaben
Bekleidungsgüter RessourcenProduktionsanteil (v.H.) menge 100 20 80 16 60 12 40 8 20 4 0 0
Nahrungsmittelgüter RessourcenProduktionsanteil (v.H.) menge 0 0 20 5 40 9 60 12 80 14 10 15
(8.1) Stellen Sie die Produktionsmöglichkeitenkurve in Form einer Grafik dar! (8.2) Erläutern Sie den Verlauf der Kurve! (8.3) Es wird angenommen, diese Volkswirtschaft habe relative Opportunitätskostenvorteile in der Produktion von Bekleidungsgütem im Vergleich zu einem zweiten Land. Wie muss bei einer solchen Annahme die Produktionsmöglichkeitenkurve des zweiten Landes verlaufen? (8.4) Erläutern Sie die Implikationen für den internationalen Handel nach Ricardos Theorie der Komparativen Kosten!
Multiple Choice-Aufgaben (9)
Opportunitätskosten ( ) sind Kosten des Verzichts auf alternative Ressourcenverwendung (z. B. Zeit- und Geldverwendungsmöglichkeiten); ( ) sind Kosten eines ineffizienten Ressourceneinsatzes; ( ) können bei exakter Planung vollständig vermieden werden; ( ) bilden ein Konzept expliziter Kosten von Produktionsbetrieben.
(10) Die ceteris-paribus-Methode ( ) bezeichnet die Untersuchung eines Ursache-Wirkungs-Zusammenhangs unter Konstanz der übrigen Bedingungen; ( ) wird ausschließlich in den Modellen der MikroÖkonomie verwendet; ( ) legt Kausalzusammenhänge nahe, die nicht existieren. (11) Die allgemeine These der Knappheit wirtschaftlicher Güter lässt sich begründen ( ) durch ineffiziente Produktionsmethoden; ( ) durch begrenzte Ressourcen (Produktionsmittel) und vielfältige, wachsende Bedürfnisse; ( ) durch relative Knappheiten einzelner, substituierbarer Produktionsmittel, ( ) durch Knappheit von nicht substituierbaren Ressourcen.
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G V W L - Kapitel 1-2 - Übungsaufgaben
(12) Die gesamtwirtschaftliche Transformationskurve stellt Folgendes dar: ( ) Die Transformation von Bedürfnissen in die Konsumnachfrage; ( ) alle Güterkombinationen, die in einer Volkswirtschaft bei einem gegebenen Bestand an Produktionsfaktoren maximal produziert werden können; ( ) alle Bedürfnisse, die in einer Volkswirtschaft bestehen; ( ) die gesamtwirtschaftlichen Opportunitätskosten der Mehφroduktion eines Gutes (einer Gütergruppe) bei gegebenem Bestand an Produktionsmitteln, im Sinne einer dann notwendig geringeren Produktionsmenge eines anderen Gutes (einer Gütergruppe); ( ) alle Kombinationsmöglichkeiten an Produktionsfaktoren, die zur Herstellung einer bestimmten Güterkombination benötigt werden. (13) Gegeben sind die folgenden Produktionsmöglichkeiten zweier Länder: Produktionskapazitäten je Tag Land A Land В ( ( ( ( ( (
14
) ) ) ) ) )
Land Land Land Land Land Land
Gut(l) 6
Gut (2) 3
1
А hat komparative Vorteile in der Produktion beider Güter. А hat absolute Vorteile in der Produktion beider Güter. В hat komparative Vorteile in der Produktion beider Güter. В hat absolute Vorteile in der Produktion beider Güter. А hat komparative Vorteile in der Produktion von Gut 1. В hat komparative Vorteile in der Produktion von Gut 1.
G V W L - K a p i t e l 1-2 - Lösungshinweise
E
Lösungen zu den Übungsaufgaben
Aufgabe 1: Die MikroÖkonomie beschäftigt sich mit dem Verhalten einzelner Wirtschaftsakteure: Im Vordergrund stehen hier die Produktions- und Konsumentscheidungen der Unternehmen sowie der privaten Haushalte, die sich in Gleichgewichtspreisen und -mengen auf den jeweiligen Güter- und Faktormärkten niederschlagen. Dahingegen werden im Rahmen makroökonomischer Analysen Aggregate betrachtet, wie sie aus der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) hervorgehen, so etwa Konsum, Investitionen, Staatsausgaben, Exporte und Importe. Von Interesse sind dabei insbesondere die Zielgrößen der Produktion, des Beschäftigungsniveaus und der Inflationsrate einer Volkswirtschaft. Femer ist zu unterscheiden zwischen der Wirtschaftstheorie, die versucht, die dem Marktgeschehen zu Grunde liegenden Mechanismen zu beschreiben und zu erklären, sowie der normativen Wirtschaftspolitik, die versucht, das Marktgeschehen anhand sozialer Zielvorgaben zu beeinflussen. Die drei Kernbereiche der Wirtschaftspolitik sind erstens die Ordnungspolitik, zweitens die Konjunktuφolitik sowie drittens die Strukturpolitik. Aufgabe 2.1: Die ceteris-paribus-Klausel dient zur Untersuchung der Wirkung einzelner Variablen in komplexen Systemen. Demnach wird eine einzige Variable verändert, während alle übrigen Einflussfaktoren konstant (ceteris paribus) gehalten werden. Wirtschaftswissenschaftliche Hypothesen müssen grundsätzlich empirisch überprüfbar und im Sinne des Kritischen Rationalismus falsifizierbar sein. Anderenfalls handelt es sich um Tautologien ohne verwertbaren Erklärungsgehalt. Aufgabe 2.2: Abstrakte Hypothesen und Modelle sind im Rahmen der VWL unverzichtbar, da es sich bei den Untersuchungsgegenständen typischerweise um komplexe Wirkungszusammenhänge handelt. Die Reduktion dieser Komplexität ermöglicht die Identifikation wesentlicher Ursachen und Folgen ökonomischer Tatbestände. Aufgabe 3.1: Bei der wiedergegebenen Aussage handelt es sich eindeutig um eine Tautologie ohne Erklärungsgehalt, da gilt: Δ In Q = Δ In AP + Δ In N
Demnach entspricht der Produktionszuwachs (Δ InQ) der Summe zweier Komponenten, dem Zuwachs an Arbeitsproduktivität (Δ InAP) plus einem Zuwachs an Beschäftigten (Δ InN). Tatsächlich jedoch ist die Arbeitsproduktivität selbst
15
GVWL - Kapitel 1-2 - Lösungshinweise definiert als Quotient von Produktion und Beschäftigten, sodass sich die obige Gleichung folgendermaßen umformulieren lässt: Q Δ In Q = Δ In — + Δ In N N oder Q Δ1ηΡ-Δ1η — = ΔΙηΝ Ν Damit wird klar, dass es sich bei der getroffenen Aussage nicht um eine falsifizierbare Hypothese handeln kann: Steigt die Produktion stärker als die Arbeitsproduktivität, so muss die Zahl der Beschäftigen in jedem Fall ebenfalls steigen. Aufgabe 3.2: Hypothesen liefern Aussagen über kausale Wirkungszusammenhänge. So könnte eine Hypothese lauten, dass sich Beschäftigungszuwächse erst oberhalb einem Wirtschaftswachstum von zwei Prozent einstellen, oder aber, dass kartellartige Zusammenschlüsse umso wahrscheinlicher werden, je geringer die Anzahl der konkurrierenden Unternehmen auf einem Markt ist. Aufgabe 4: Der Trugschluss der Verallgemeinerung besteht in der Tatsache, dass Handlungen, die aus der Sicht von Individuen rational erscheinen, sich mit Blick auf die Allgemeinheit als suboptimal oder sogar kontraproduktiv herausstellen können. Als einleuchtendes Beispiel kann der Zuschauer herhalten, der vom Tribünenplatz aufsteht, um ein Fußballspiel besser verfolgen zu können: In der Folge werden sich auch andere Zuschauer erheben, sodass schließlich niemand eine bessere Aussicht hat als zuvor, aber jeder auf seinen Sitzplatz verzichten muss. Der Trugschluss der Monokausalitât bezieht sich auf eine (unzulässige) Umkehr kausaler Zusammenhänge: Demnach steigt der Preis eines Gutes ceteris paribus infolge einer Verteuerung der notwendigen Produktionsfaktoren, die Produktionskosten ihrerseits jedoch steigen nicht in Folge einer Erhöhung des Güteφreises. Aufgabe 5: Die Aussage, das durchschnittliche Nettoeinkommen eines privaten Haushalts sei im Zeitraum von 1995 bis 2000 nur mäßig gestiegen, lässt sich gut mittels der folgenden Grafik darstellen:
16
G V W L - Kapitel 1-2 - Lösungshinweise
Durchschnittliches Nettoeinkommen, private Haushalte, Deutschland, 1995-2000. 35.000 30.000
28.500
28.900
29.200
29.800
30.6Ò0
irrzöö'
1997
1998
1999
2000
1
25.000 20.000 15.000 10.000 5.000
1995 1996 Quelle: Statistisches Bundesamt.
D i e relative Verteilung
der A u s g a b e n
der durchschnittlichen
Haushalte
lässt
sich w i e folgt illustrieren:
Relative Verteilung Konsumausgaben, private Haushalte im Inland, Deutschland, 1995 und 2000. ^
• übrige Verwendungszwecke
|
• Beherbergungs- und Gaststättendienstleistungen Ξ Freizeit, Unterhaltung, Kultur Q Verkehr und Nachrichtenübermittlung • Einrichtungsgegenstende, Haushaltsgeräte Ξ Wohnung, Wasser, Strom, Gas u.a. • Bekleidung, Schuhe • Nahrung, Getränke, Tabakwaren
1995 Quelle: Statistisches Bundesam
Aufgabe 6: I m R a h m e n d e r Marginalanalyse
lassen sich die Grenzkostenfunktionen
linea-
rer s o w i e n i c h t l i n e a r e r K o s t e n f u n k t i o n e n d u r c h d e r e n e r s t e A b l e i t u n g e n
ermit-
teln. S o gilt e t w a :
dK K ( x ) = 3 + 7x =>
= 7 dx
17
GVWL - Kapitel 1-2 - Lösungshinweise
sowie: 2 K ( x ) = 5 + 3x + 4x
dK => — = 3 + 8x dx
Aufgabe 7: Laut Adam Smith steigt die Arbeitsproduktivität mit dem Maß an innerbetrieblicher Arbeitsteilung beträchtlich. Demnach sind die Arbeiter eines Betriebs in der Lage, die Stecknadelproduktion durch die Spezialisierung auf bestimmte Arbeitsschritte zu vervielfachen. Trotz dieser Vorteile, die Smith der innerbetrieblichen Arbeitsteilung zuschreibt, warnt Adam Smith an anderer Stelle vor den Kehrseiten übermäßiger Spezialisierung: Monotone und atomisierte Handlungen - wie etwa im Rahmen einer tayloristischen Betriebsorganisation - lassen die Arbeitskräfte abstumpfen und ihr Humankapital verkommen. Aufgabe 8.1/8.2: Die Produktionsmöglichkeitenkurve
stellt sich wie folgt dar:
BekleiduMsgüter
100% Ressourcen- 20 an teil Produktionsmöglichkeitenkurve
15
Nahrungsmittelgüter
100% Ressourcenanteil
Zu beobachten ist, dass die Opportunitätskosten der Nahrungsmittelproduktion ansteigen: Steht zunächst (bei einem Ressourceneinsatz von 20% für Nahrungsmittelgüter) ein relativ hoher Produktionszuwachs in Höhe von 5 Einheiten Nahrungsmittelgüter einem geringeren Verlust an Bekleidungsgütern in Höhe von 4 Einheiten gegenüber, so muss bei der Steigerung des Ressourceneinsatzes für Nahrungsmittelgüter von 80% auf 100% für eine einzige zusätzliche Einheit an Nahmngsmittelgütem wiederum auf vier Einheiten Beklei-
18
GVWL - Kapitel 1-2 - Lösungshinweise
dungsgüter verzichtet werden. Diese Entwicklung hat ihre Ursache in der unterschiedhchen Entwicklung der Grenzprodukte: Letztere sind im Fall der Bekleidungsgüter konstant, während sie für die Nahrangsmittelgüter abnehmen.
Aufgabe 8.3: Eine alternative Volkswirtschaft, die relative Opportunitätskostenvorteile in der Produktion von Nahrungsmittelgütem besitzt, weist eine flacher verlaufende Produktionsmöglichkeitenkurve auf, da so für jede zusätzlich produzierte Einheit an Nahrungsmittelgütem auf eine geringere Menge an Bekleidungsgütem verzichtet werden muss, als dies in der ursprünglichen Volkswirtschaft der Fall ist.
Aufgabe 8.4: Die Theorie Komparativer Kostenvorteile im internationalen Handel lässt sich mittels des Ricardianischen 2-Länder-2-Güter-Modells verdeutlichen. Relative Kostenvorteile liegen vor, wenn die Volkswirtschaften unterschiedliche Opportuni tätskosten für die Produktion verschiedener Güter aufweisen. Im folgenden Beispiel besitzt Land A relative Kostenvorteile in der Produktion des Gutes 1. Folglich lohnt es sich für Land A, sich auf die Produktion des Gutes 1 zu spezialisieren, da es hier geringere Opportunitätskosten zu tragen hat als Land B. Land В seinerseits hat geringere Opportunitätskosten und somit relative Kostenvorteile in der Produktion des Gutes 2: Produktionskapazitäten zweier Volkswirtschaften A und В Land А
Land В
Gutl
10
2
Gut 2
8
5
Lösungshinweise zu den Multiple Choice-Aufgaben: Die folgenden Antworten sind als korrekte Aussagen zu markieren:
Aufgabe 9:
(a)
Aufgabe 10:
(a)
Aufgabe 11:
(b), (d)
Aufgabe 12:
(b), (d)
Aufgabe 13:
(b), (e)
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GVWL-Kapitels
Kapitel 3 Grundlagen marktwirtschaftlicher Koordination Seite A Gliederung und gezielte Literaturhinweise
21
В Transferbeispiele
23
С Überblick: Schlüsselbegriffe, Konzepte, Transfers
36
D Übungsaufgaben
37
E Lösungen zu den Übungsaufgaben
40
20
G V W L - Kapitel 3 - Gliederung
Gliederung und gezielte Literaturhinweise 3
Grundlagen marktwirtschaftlicher Koordination
3.1
Theoretische Grundlagen: Koordination durch Märkte
3.1.1
Gütermärkte versus (vs.) Faktormärkte
3.1.2
Modellbeispiele - Aktienbörse - lokaler Wohnungsmarkt
3.1.3
Marktnachfrage, -angebot
3.1.3.1 Marktnachfrage - individuelle Nachfrage - Marktnachfrage - Preiselastizität der Marktnachfrage - shift-Effekte Transfer: Nachfrage nach Tabakwaren Transfer: Werbung und Marktnachfrage 3.1.3.2 Marktangebot Preiselastizitäten und verschiedene Angebotsfunktionen shift-Effekte 3.1.4
Marktgleichgewicht: - Marktnachfrage und Marktangebot in Zusammenhang - Angebots-ZNachfrage-Überschuss - Marktgleichgewicht: Gleichgewichtspreis, -menge
3.1.5
Komparativ-statische Marktanalyse - shift-Effekte Wirkungen von Nachfrage-Shifts - Relevanz der Elastizitäten Preiselastizität der Nachfrage
3.1.6
Anwendungsbeispiele - Mietenregulierungen am Wohnungsmarkt - Preis-Regulierungen der EU in der Agrarpolitik - Preisentwicklung PC-Geräte
21
G V W L - Kapitel 3 - Gliederung
Literatur: Hardes, H.-D./Schmitz, F./Uhly, Α., Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 8. Aufl., München/Wien 2002, S. 35-50, 186-193; Mankiw, N. G., Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, übersetzt von A. Wagner, 2. Aufl., Stuttgart 2001,8.70-98; 101-104: 111-114(114-121).
3.2
Marktwirtschaftliche Systeme
3.2.1
Marktwirtschaftliche vs. planwirtschaftliche Systeme Basiselemente der Zuordnung: vorherrschendes Koordinationsprinzip Eigentumsordnung - Marktwirtschaftliche Koordination durch Dominanz von Wettbewerbsmärkten - Funktion des Privateigentums in marktwirtschaftlichen Systemen
3.2.2
Marktwirtschaftliche Systeme und Staat - Notwendigkeit des Staates - Markt vs. Staat - Probleme reiner Wettbewerbsmärkte - Effizienzprobleme: Marktversagen - Marktmacht - Stabilitätsproblem - Verteilungsproblem - Effizienzvorteile marktwirtschaftlicher Steuerung Transfer: Hochschulreform und marktwirtschaftliche Elemente
3.2.3
Systemmerkmale der Sozialen Marktwirtschaft
Literatur: Baßeler, U./Heinrich, J., Grundlagen und Probleme der Volkswirtschaft, 16. Aufl., Stuttgart 2001, S. 53-55, 61-76; Sloman, J., MikroÖkonomie, 3. Aufl., München/Wien 2000, S. 25-36.
22
G V W L Kapitel 3 - Transferbeispiel 3-1
В
Transferbeispiele
Transferbeispiel 3-1 „Nachfrage nach Tabakwaren: Warnungen vor Gesundheitsgefahren vs. steuerbedingte Preiserhöhungen"
Die Politiker versuchen oft, die Leute vom Rauchen abzubringen. Dafür gibt es zwei Wege. Zum einen kann versucht werden, die Nachfragekurve für Tabakwaren zu verschieben. Die Warnungen vor Krebsgefahren des Rauchens auf Zigarettenpackungen gehören ebenso dazu wie Werbeverbote oder Hinweise, dass Nichtraucher bessere Liebhaber sind. Sind die Maßnahmen erfolgreich, resultiert daraus eine Linksverschiebung der Nachfragekurve, wie dies Diagramm (a)... erkennen lässt. Zum zweiten - das ist der andere Weg - versucht man, durch eine Verteuerung des Rauchens zum Ziel zu kommen. Wenn der Staat die Tabakwaren hoch besteuert, überwälzen die Hersteller diese Steuerlast weitgehend auf die Käufer, sodass dabei eine Reduzierung der nachgefragten Mengen eintritt. Wie das Diagramm (b) ... zeigt, bewegt man sich dabei auf der Nachfragekurve (hin zu geringeren Mengen bei höheren Preisen).
a) Verschiebungen der Nachfragekurve eines Rauchers aufgrund entmutigender Propaganda gegen das Rauchen
Preis der Zigaretten «€) pro Schachtel)
2,00
10-
-20
Anzahl der Zigaretten (Stück pro Tag)
23
G V W L Kapitel 3 - Transferbeispiel 3-1
b) Bewegung auf der Nachfragekurve eines Rauchers aufgrund steuerbedingter Preiserhöhung
Preis der Zigaretten ( m pro Schachtel)
4,00
2,00 -
Anzahl der Zigaretten (Stück pro Tag)
Lxgende: Verschiebungen der Nachfragekurve (a) und Bewegungen auf der Nachfragekurve (b). Im Diagramm (a) verschiebt sich die Nachfragekurve durch glaubhafte und wirksame Warnungen der Gesundheitspolitiker von D, nach D2· Ohne jegliche Preisänderung (2,- (€) pro Schachtel) würde die vom repräsentativen Raucher pro Tag konsumierte Menge von 2 0 Zigaretten (Punkt A) auf 10 Zigaretten (Punkt B ) zurückgehen. Im Diagramm (b) haben wir eine Bewegung auf der ursprünglichen Nachft-agekurve Di vor uns, die bei einer steuerbedingten Preiserhöhung erwartet werden kann. Eine Verdoppelung des Preises von 2,- (€) pro Schachtel auf 4,- (€) pro Schachtel würde hier zu einem Rückgang des täglichen Zigarettenkonsums von 2 0 Stück (Punkt A) auf 12 Stück (Punkt C ) führen.
Quelle: Mankiw, G. N., 2. Aufl., 2000, S. 78 f.
Aufgaben/Fragen zum Transferbeispiel 3-1 (1)
Begründen Sie, warum die Maßnahme zu a), eine Kampagne gegen das Rauchen, andere Effekte auf die Nachfragekurve nach Tabakwaren hat als die Maßnahme zu b), eine Erhöhung der Tabaksteuerl
(2)
Wie schätzen Sie die möghchen Wirkungen beider Maßnahmen auf die Raucher ein? Wie würden sich Ihre Einschätzungen im Verlauf typischer individueller Nachfragekurven nach Tabakwaren niederschlagen?
24
G V W L - Kapitel 3 - Transferbeispiel 3-2
Transferbeispiel 3-2 „Werbung und ihre Auswirkung auf Nachfragekurven"
Wenn es in der Werbung heißt, dass die Marke A uns schöner macht, unser Leben bereichert, unsere Wäsche weißer wäscht, was wollen die Werbefachleute damit erreichen? „Sie wollen das Produkt verkaufen", lautet eine Antwort, aber es steckt mehr dahinter als das. Werbefachleute versuchen, zwei Dinge zu tun: •
Die Nachfragekurve des Produkts nach rechts zu verschieben.
•
Seine Preiselastizität zu verringern.
Wie bringt die Werbung diese neue Nachfragekurve zustande?
Verschieben der Nachfragekurve nach rechts Eine solche Verschiebung findet statt, wenn die Werbung mehr Menschen auf das Produkt aufmerksam macht und deren Verlangen nach dem Produkt steigert.
Herstellen geringerer Elastizität der Nachfragekurve Dieser Effekt stellt sich ein, wenn die Werbung größere Markentreue erzeugt. Die Menschen sollen glauben, dass die Marken der Konkurrenten minderwertig sind. Das erlaubt es den Unternehmen, ihre Preise Uber die ihrer Konkurrenten hinaus anzuheben, ohne dass der Absatz bedeutend zurückgeht. Der Substitutionseffekt ist nur gering, weil den Verbrauchern suggeriert wurde, es gäbe keine naheliegenden Substitutionsgüter. Quelle: Sloman, J., 3. Aufl., 2000, S. 89
Aufgaben/Fragen zum Transferbeispiel 3-2 (1)
Demonstrieren und erläutern Sie die Argumente des vorstehenden Textes mittels eines Preis-Mengen-Diagramms!
25
GVWL - Kapitel 3, Transferbeispiel 3-3
Transferbeispiel 3-3 „Höchstmieten-Regulierung und Wohnungsmärkte (kurz- und langfristige Preiselastizitäten des Wohnungsangebots)" Obergrenzen für Mieten (Höchstmieten-Regeln) sollen Mieter, darunter vornehmlich einkommensschwache Haushalte, vor überhöhten Mieten bei einem zu geringen Wohnungsangebot schützen. Eine Fixierung von Höchstmieten bei hohen Nachfrageüberschüssen an den Wohnungsmärkten der Städte erscheint vielen als eine notwendige Maßnahme aus einkommens- und sozialpolitischen Gründen. Denn ausreichende Wohnungen müssen als lebensnotwendige Güter der Haushalte betrachtet werden. Dennoch werden aus ökonomischer Sicht auch Bedenken gegen eine Mietenregulierung geäußert: Die langfristigen Effekte seien aus der Sicht der Mieter eher negativ zu beurteilen. Wir wollen die kurz- und längerfristigen Effekte einer solchen Marktpreisregulierung in zwei Preis-Mengen-Diagrammen analysieren (Abb. 3-3). Die verordneten Höchstmieten pi werden unterhalb des Gleichgewichtspreises po fixiert. Es herrscht ein Nachfrageüberschuss an Wohnungen. Die Mangelsituation führt zu erheblichen Schwierigkeiten der Wohnungssuche; sie würde ohne Höchstgrenzen zu höheren Wohnungsmieten führen. Kurzfristig mag das geringere Mietenniveau als ein Vorteil erscheinen, besonders zu Gunsten der Familien mit geringerem Einkommen.
Abb. 3-3: Kurz- und langfristige Effekte von Höchstmietenfixierungen an einem Wohnungsmarkt
(a) Bei gegebener Wohnungsnachfrage (D) und dem kurzfristigen Angebot am Wohnungsmarkt (S°) wurden Höchstmieten in Höhe von pi verordnet. (b) Das längerfristige Wohnungsangebot reagiert gemäß S""®, sodass sich die Mangelsituation am Wohnungsmarkt bei gegebenem Mietenniveau vergrößert. Die Entwicklung zwischen den Punkten A und С illustriert die längerfristige Minderung des (quantitativen) Wohnungsangebots.
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GVWL - Kapitel 3, Transferbeispiel 3-3
Langfristig führt die Mietenfixierung allerdings nach dem zweiten Angebotsgesetz zu einer wesentlich stärkeren Reduktion des Wohnungsangebots als in kurzfristiger Sicht. Die verringerten Mieteinnahmen der Eigentümer (im Vergleich zum Marktgleichgewicht) können dazu beitragen, dass Renovierungsmaßnahmen vernachlässigt werden. Auch der Anreiz zum Bau neuer Wohnungen wird verringert. Dadurch wird das Angebot am Wohnungsmarkt längerfristig geringer und in qualitativer Hinsicht eher schlechter werden. Höchstmietenregulierungen führen langfristig tendenziell zu einem quantitativ und qualitativ verschlechterten Wohnungsangebot.
Quelle: Hardes/Schmitz/Uhly, 8. Aufl., 2002, S. 44 f.
Aufgaben/Fragen zum Transferbeispiel 3-3 (1)
Erläutern Sie die vorstehende Abb. 3-3 !
(2)
Klären Sie die behaupteten kurz- und mittelfristigen Effekte von Höchstmietenregulierungen mit Bezug zu den Funktionen der Marktnachfrage und des -angebots von städtischen Wohnungsmärkten!
27
G V W L - Kapitel 3 - Transferbeispiel 3-4
Transferbeispiel 3-4 „Preisentwicklungen von PC-Geräten"
Die Preisentwicklung für bestinunte Gerätetypen von Personalcomputern im Vergleich zwischen Mitte der 80er und Anfang der 90er Jahre zeigte eine Tendenz zu erheblichen Preissenkungen. Zugleich hat sich in diesem Zeitraum der Absatz und die Verwendung von PC-Geräten stark erhöht. Wir versuchen, hierzu eine markttheoretische Erklärung zu liefern. Qualitative Veränderungen der Geräte werden vernachlässigt; die Preis- und Mengeneffekte bei typischen Einsteigergeräten sollen untersucht werden. Als Basiskonzept sei die Gültigkeit eines polypolistischen Marktwettbewerbs angenommen. Welche Möglichkeiten bietet die komparativ-statische Marktanalyse? Abb. 3-4 : Komparativ-statische Analyse zur Preis- und MengenentWicklung am Markt für PC-Geräte У PC
'PC Eo kennzeichnet
schematisch
die Marktsituation
Mitte
der
80er Jahre,
E| die
veränderte
Marktsituation in den 90er Jahren: Ein Nachfrage-Shift (Do - D , ) kann die empirisch beobachtbaren Preiseffekte (po - pi) und positiven Mengeneffekte (XQ - xi) allein nicht erklären. Zugleich sind stärkere Shift-Faktoren der Angebotsfunktion anzunehmen.
Einerseits ist eine Ausdehnung der Nachfrage anzunehmen, ein Shift der Nachfragefunktionen nach PC-Geräten nach rechts, - durch Veränderungen der Präferenzen potentieller Nachfrager im Zusammenhang mit den wachsenden Anwendungsmöglichkeiten der Geräte, mit wachsender Gewöhnung an den Umgang mit PC-Geräten, - durch allgemein gestiegene Einkommen.
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G V W L - Kapitel 3 - Transferbeispiel 3-4
Diese Nachfrage-Shifts dürften aber gering sein im Vergleich zu den gleichzeitigen Shifts der Angebotsfunktion, - durch kostengünstige Verbesserungen der Produktionstechnologie der Computer-Herstellerfirmen und - eine Erhöhung der Zahl der Anbieterfirmen am Markt. Entscheidender Shift-Faktor dürfte die Kostenentwicklung gewesen sein.
Quelle: Hardes/Schmitz/Uhly, 8. Aufl., 2002, S. 189 ff.
Aufgaben/Fragen zum Transferbeispiel 3-4 (1)
Klären Sie zunächst Ihr Verständnis der vorstehenden Abb. 3-4!
(2)
Unter welchen Bedingungen könnte die Prognose weiterer Preissenkungen für PC-Geräte - trotz künftiger Verbesserungen der Produktionstechnologien - unzutreffend sein?
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G V W L - Kapitel 3 - Transferbeispiel 3-5
Transferbeispiel 3-5 „Preisregulierungen in der europäischen Agrarpolitik"
Die europäische Agrarpolitik war seit den 60er/70er Jahren bemüht, den Problemen in der Landwirtschaft entgegenzuwirken. Dabei wurden besonders die folgenden problembezogenen Ziele angestrebt, - eine größere Stabilisierung der Agrarpreise, - eine Erhöhung und Verstetigung der Einkommen in der Landwirtschaft mit den Mitteln der Preispolitik und mittels umfangreicher Subventionen, - die Erhöhung des Selbstversorgungsgrades in den Ländern der EU und ein größerer Schutz der europäischen Landwirtschaft. Um diese Ziele zu erreichen, wurde ein komplexes System von Maßnahmen beschlossen. Die Maßnahmen der Preispolitik im besonderen betrafen - ein System von gemeinsamen Interventionspreisen innerhalb der EULänder, die als garantierte Mindestpreise wirken sollten, - nach außen gegenüber Drittländern ein System von Abschöpfungen bei (Netto)-Importen landwirtschaftlicher Güter und Erstattungen bei Exporten, um die Differenzen zwischen EU-Richtpreisen und Weltmarktpreisen auszugleichen. Wir beschränken uns hier auf das interne System der Interventionspreise (für verschiedene Getreidearten, Milch), um deren Produktions- und Ausgabeneffekte darzustellen. Die Interventionspreise wirken im Prinzip wie ein System von Festpreisen, verbunden mit einer Absatzgarantie für die Produzenten. Angebotsüberschüsse landwirtschaftlicher Produkte werden von Vorratsstellen der EU zu Festpreisen abgenommen und eingelagert. Kurzfristig mögen die Interventionsausgaben und Lagerungskosten relativ gering sein, da kurzfristig Angebot und Nachfrage landwirtschaftlicher Güter relativ unelastisch auf hohe Preise reagieren werden. In langfristiger Perspektive dürfte dagegen das (zweite) Gesetz der Angebotstheorie Geltung haben. Die Preisanreize veranlassten daher die Landwirte zu massiven Produktionsumstellungen und -erweiterungen. Durch die größere Elastizität der langfristigen Angebotsfunktionen nahmen die Interventionsausgaben der EU stark zu, bis schließlich größere Finanzierungsdefizite eintraten und zu einer Wende der Agrarpolitik zwangen.
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G V W L - Kapitel 3 - Transferbeispiel 3-5
Abb. 5-6: Markttheoretische Wirkungen der Interventionspreise der Agrarpolitik in der EU
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χ E bezeichnet das fiktive Marktgleichgewicht eines bestimmten Agrarmarktes; рм den garantierten Mindestpreis. Kurzfristig beträgt die Überschussproduktion (xs - x); die Interventionsausgaben bei Übernahme der Überschüsse gleichen der Fläche des Rechtecks ((xs x) · Pm). Die langfristige Angebotsfunktion S'"® verläuft relativ flach wegen der größeren langfristigen Preiselastizität des Angebots. Die Überschüsse und die Interventionsausgaben nehmen stark zu.
Quelle: Hardes/Schmitz/Uhly, 8. Aufl., 2002, S. 192.
Fischler plant radikale Agrarreform
HB BRÜSSEL/BERLIN. Die EU-Kommission hat am Mittwoch die umfassendste Reform der Gemeinsamen Agrarpohtik in der Geschichte der EU vorgeschlagen. „Wir wollen den Landwirten ihre Unternehmerfunktion wiedergeben, damit sie für die Kunden und nicht für die Lagerbestände produzieren", sagte Agrarkommissar Franz Fischler in Brüssel vor dem Europaparlament. Der Steuerzahler trage die Fehlentwicklungen in der subventionierten Agrarpolitik nicht länger mit.
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GVWL - Kapitel 3 - Transferbeispiel 3-5
Kern der Reform ist die Entkoppelung der Direktzahlungen von den Produktionsmengen. Die Einkommenshilfen sollen je Betrieb gezahlt werden. Fischler erhofft sich so, dass die Bauern ihre Produktion stärker an der Nachfrage orientieren. Quelle: HANDELSBLATT, 10. Juli 2002
Am 10. Juli 2002 hat EU Agrarkommissar Fischler die so genannte Halbzeitbewertung (Midterm Review) der Agrarpolitik vorgestellt. Die wichtigste Neuerung besteht darin, dass die Höhe wichtiger Subventionen an eine historische Bezugsgröße gebunden und somit von der aktuellen Produktion entkoppelt werden soll. Es ist dann für die Prämienzahlung gleichgültig, ob Rinder gehalten, Getreide oder Raps angebaut oder Flächen stillgelegt werden. Damit verbunden ist eine weitere Absenkung der Stützpreise für Getreide. Dadurch verbessert sich die Faktorallokation, weil Produktionsentscheidungen nicht mehr von der Prämienzahlung beeinflusst werden, sodass sich die Produktionsstruktur besser an den Marktpreisen ausrichten wird. Dadurch hätte es die EU auch vor der WTO leichter, weil entkoppelte Direktzahlungen keinen direkten Anreiz zur Mehφroduktion in der EU enthalten. Die Benachteiligung der Handelspartner über subventionierte Exporte und abgesenkte Weltmarktpreise entfällt also. Quelle: WISU, 8-9/2002, S. 1059
Aufgaben/Fragen zum Transferbeispiel 3-5 (1)
Erläutern Sie die markttheoretische Erklärung von Produktionsüberschüssen von Agrarprodukten in Europa durch Interventionspreise bzw. durch mengenabhängige Agrarsubventionen !
(2)
Wie sind demgegenüber die Reformvorschläge der EU-Kommission vom Juli 2002 einzuordnen und zu beurteilen?
32
G V W L - Kapitel 3 - Transferbeispiel 3-6
Transferbeispiel 3-6 „Hochschulreform und marktwirtschaftliche Elemente" Textauszug (1) : Hochschulreform: Bildungsgutscheine und Studiengebühren, Efßzienz vs. Gerechtigkeit? Die Qualiätsmängel und Effizienzverluste im deutschen Bildungswesen sind in allen Facetten beschrieben.... Die Finanzierung des Bildungsmarktes muss, wenn Wettbewerbsmechanismen zu mehr Effizienz bei der Verwendung der Mittel führen sollen, vom Nachfrager (Studierenden) her erfolgen. In diesem Zusammenhang wurde schon vor Jahren das Modell der Bildungsgutscheine entwickelt und in die politische Diskussion gebracht. Hierbei geht es darum, die Studierenden mit entsprechenden finanziellen Ressourcen auszustatten, mit denen sie die Hochschulen für ihre Lehrleistungen bezahlen können.... Die Hochschulbildung wird, im Gegensatz zum großen Teil der Schulbildung, nur von einem kleinen Teil der Bürgerinnen und Bürger in Anspruch genommen. Allerdings wird sie im Rahmen der staatlichen Finanzierung zu 100 Prozent vom Staat, und damit von allen Steuerzahlern, bezahlt. Da eine Hochschulausbildung erhebliche individuelle Vorteile, vor allem Einkommensvorteile, bedeutet, halten wir vom Grundsatz her eine Eigenbeteiligung der Nutznießer von Hochschulbildung für gerechtfertigt und notwendig. ... Es gilt zu gewährleisten, dass jeder, der die Fähigkeit für die Aufnahme eines Studiums besitzt, auch die Chance bekommen muss, ein Studium zu absolvieren, und dies unabhängig vom finanziellen Background. Studiengebühren würden, gäbe es keine Refinanzierung, zu einem Verlust an Chancenfreiheit führen. Immerhin ließen sich viele Studierwillige auf Grund der selbst zu tragenden Eigenbeteiligung abhalten, das Studium aufzunehmen, weil ihnen die finanziellen Ressourcen nicht zur Verfügung stehen. Hier läge dann sehr wohl ein Marktversagen vor, da der Markt das Liquiditätsproblem der Studierenden alleine nicht löst. ... Das vorgeschlagene Refinanzierungsmodell stellt jedem, der studieren will, ein Darlehen zur Verfügung. Nach Studienabschluss wird das Darlehen dann einkommensabhängig zurückgezahlt. Die einkommensabhängige Rückzahlung greift die Sorge auf, dass Hochschulabsolventen möglicherweise nicht in der Lage sein könnten, das Darlehen zurückzuzahlen. Durch die Kopplung an das Einkommen gibt es keinen Grund mehr anzunehmen, dass Studierwillige durch Studiengebühren abgeschreckt werden, weil sie befürchten, das Darlehen nicht zurückzahlen zu können. Quelle: http://marco-mendorf.de/Gebuehren%20BAK.htni ( 15.08.2002).
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G V W L - Kapitel 3 - Transferbeispiel 3-6
Textauszug (2): Linke Liste: Markt maclit mobil, der neoliberale Umbau der Hochschulen
Frage: Was haben McKinsey-Plan, Aufnahmestopp, Studiengebühren, ...und das Hessische Hochschulgesetz gemeinsam? Antwort: Sie sind alle dazu da, die Hochschule nach neoliberaler Prägung umzustrukturieren. Frage: Was bedeutet das? Antwort: Weiterlesen... Hochschulreform im Neoliberalismus Der neoliberalen Logik zufolge müssen sich Bildungseinrichtungen verstärkt als Wirtschaftsbetriebe begreifen, wenn Bildungs- und Wissensproduktion einen optimalen Nutzen für den Standort Deutschland haben sollen. Hochschulen sollen also in einem Verhältnis des Wettbewerbes untereinander stehen und ihre internen Strukturen vor allem auf die Effizienzsteigerung der Relation von Kosten und Leistungen ausrichten. Das alles vollzieht sich bei gleichzeitig sinkenden staatlichen Bildungsausgaben, erfordert also die Fähigkeit, mit den vorhanden oder schrumpfenden Mitteln mindestens den status quo zu erhalten.... Hier kommt dann auch der Hauptkonfliktpunkt der Hochschulpolitik der jüngeren Vergangenheit und Gegenwart ins Spiel: die Einführung von Studiengebühren. Entgegen mancher landläufiger Argumentation geht es bei Studiengebühren nicht um eine verbesserte Finanzierung der Hochschulen. Alle bisher angedachten Gebührenmodelle würden lediglich einen kleinen Zuschuss zur Bildungsfinanzierung ergeben, der durch zusätzliche Stipendien, Kredite etc. noch geringer ausfallen würde. Statt des behaupteten Finanzierungsaspektes ist viel mehr der Steuerungsaspekt von Studiengebühren das ausschlaggebende Moment. Gebühren sind das entscheidende Mittel zur Durchsetzung marktmäßiger Strukturen im Hochschulwesen. Sobald die Studentinnen Gebühren unterworfen sind, werden sie gezwungen, ihr individuelles Bildungsverhalten drastisch zu verändern. Sie müssen ihren Studienverlauf danach richten, ihre eigene finanzielle Investition möglichst gering zu halten und gleichzeitig darauf achten, eine möglichst hohe "Rendite" zu erzielen. Dass heißt, dass das Individuum - noch viel mehr als das heute bereits der Fall ist - danach strebt, in kurzer Zeit das Wissen zu erwerben, das ihm oder ihr die besten Chancen auf dem Arbeitsmarkt bietet. Jetzt noch bestehende Emanzipationsperspektiven werden ersetzt durch die ökonomische "Effizienz" des individuellen Verhaltens, indem sich die Studentin/der Student an externe Standards, nämlich die kurzfristige berufliche "Verwertbarkeit" des Studiums anpasst. An die Stelle einer kritischen Aneignung des Wissens tritt die dosierte und rationierte Zuteilung eines begrenzten, scheinbar neutralen Stoffes. Abweichungen vom akademischen und beruflichen Mainstream erhöhen die persönlichen Kosten.
34
G V W L - Kapitel 3 - Transferbeispiel 3-6
Infolge dieser Veränderangen werden die Hochschulen und die einzelnen Fachbereiche wiederum gezwungen, ihr Angebot stärker auf den Markt auszurichten, um Studentinnen anzuwerben. Es wird eine große Anzahl von BilligStudiengängen (wie den Bachelor) für die Massen geben und einige wenige weiterführende, also länger dauernde und damit teuere Abschlüsse für die finanzkräftige akademische, politische und ökonomische "Elite". Quelle: http://int-protest-action.tripod.com/id2.htm, 15.04.2002
Aufgaben/Fragen zu Transferbeispiel 3-6 (1)
Klären Sie zunächst die beiden Vorschläge des ersten Textauszugs! Handelt es sich um marktwirtschaftliche Maßnahmen der Steuerung des Hochschulbereichs?
(2)
Erörtern Sie die möglichen Vor- und Nachteile der Maßnahmen!
35
GVWL - Kapitel 3 - Schlüsselbegriffe, Konzepte, Transfers
С
Überblick: Schlüsselbegriffe, Konzepte, Transfers Schlüsselbegriife Wettbewerbsmärkte Gütermärkte, Faktormärkte Nachfragefunktion, -kurve Preiselastizität der Marktnachfrage Angebotsfunktion, -kurve Preiselastizität des Marktangebots Effekte von Nachfrage/Angebotsshifts Nachfrage-ZAngebotsüberschuss Marktgleichgewicht Gleichgewichtspreis, -menge komparativ-statische Marktanalysen
Theoretische Ansätze/Konzepte • • • •
Nachfragefunktion Angebotsfunktion (reine) Wettbewerbsmärkte Statische Analysen des Marktgleichgewichts (Angebots-NachfragePreis-Modell) • Komparativ-statische Marktanalysen von Shift-Effekten • Marktwirtschaftliche Systeme
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Preis-, Mieten-Regulierungen Marktwirtschaftliche Systeme Planwirtschaftliche Systeme Koordinationsmechanismus Privateigentum Marktversagen (Effizienzprobleme) Marktmacht Stabilitätsprobleme Verteilungsprobleme Soziale Marktwirtschaft
Transfers Nachfrage nach Tabakwaren: Steuerbedingte Preiserhöhungen vs. Warnungen vor Gesundheitsgefahren Werbung und ihre Auswirkung auf Nachfragekurven Höchstmieten-Regulierungen und Wohnungsmärkte (kurz- und langfristige Preiselastizitäten des Wohnungsangebots) Preisentwicklungen für PC-Geräte Preisregulierungen der europäischen Agrarpolitik Hochschulreform und marktwirtschaftliche Elemente
GVWL - Kapitel 3 - Lösungshinweise
D
Übungsaufgaben
(1.1) Warum hat eine Angebotsfunktion eines Gutes i. d. R. eine positive Steigung? (1.2) Warum hat eine Nachfragefunktion eines Gutes i. d. R. eine negative Steigung? (2) Welche Unterschiede bestehen zwischen Wertpapiermärkten (Aktien-) und Gütermärkten? (3) Der lokale Fußballverein „Eintracht Trier" kalkuliert mit folgenden Nachfrage- und Angebotsplänen zur Auslastung des Stadions: Preise (€) 4,8,12,-
16,20,-
Nachgefragte Sitzplätze 10.000 8.000 6.000 4.000 2.000
Angebotene Sitzplätze 8.000 8.000 8.000 8.000 8.000
(3.1) Zeichnen Sie die Angebots- und die Nachfragekurve. Was ist an diesen Kurven ungewöhnlich? (3.2) Wie hoch sind Gleichgewichtspreis und Gleichgewichtsmenge? (3.3) Nach dem erfolgreichen Aufstieg schlägt der Präsident des Vereins zwei Maßnahmen vor, - die Erhöhung der Eintrittspreise und - den Ausbau der Sitzplatztribüne des Stadions, um die Einnahmen des Vereins zu erhöhen. Der Fanclub des Vereins meint, die Erhöhung der Eintrittspreise sei unzweckmäßig, der Verein soll vielmehr die Eintrittspreise senken, um die Nachfrage von Zuschauem zu erhöhen und das Stadion auszulasten. Prüfen Sie den ökonomischen Sinn der Maßnahmen mittels der Markttheorie! (4) Eine allgemeine Nachfragefunktion eines Gutes lautet: x° = 6 0 - 1 5 p + p^ Ermitteln Sie die Preiselastizität der Nachfrage bei einem Marktpreis von 3€! (5) In den 70er Jahren löste die OPEC einen dramatischen Anstieg des Rohölpreises aus. Warum ist es während der 80er Jahre der OPEC nicht gelungen, den hohen Ölpreis zu halten? (6) Die Nachfrage- und Angebotsbedingungen eines Marktes lassen sich in allgemeiner Form durch zwei Funktionen beschreiben: (3.1) x° = a - b p (3.2) x^ = c + e - p Bestimmen Sie die Höhe des Gleichgewichtspreises!
37
GVWL - Kapitel 3 - Lösungshinweise
(7)
(8) (9)
Zeigen Sie die Preiseffekte von Shifts der Nachfrage- bzw. Angebotsfunktionen (Veränderungen der Parameter a bzw. с)! In einer Volkswirtschaft gebe es nur private Haushahe und Unternehmen. Die Unternehmen produzieren Konsumgüter und bieten diese den Haushalten auf Gütermärkten an. An den Faktormärkten bieten die privaten Haushalte ihre Arbeitskraft und ihr Sparkapital an, während die Unternehmen als Nachfrager von Produktionsfaktoren auftreten. Erläutern Sie den entsprechenden Wirtschaftskreislauf und die verschiedenen Märkte! Erläutern Sie die möglichen Funktionen staatlicher Wirtschaftspolitik im Rahmen eines marktwirtschaftlichen Systems! Erläutern Sie wichtige Elemente des Konzepts der Sozialen Marktwirtschaft! Nennen Sie sodann Beispiele aus Ihrem Erfahrungsbereich, in denen Sie mit marktwirtschaftlichen bzw. sozialen Elementen der sozialen Marktwirtschaft konfrontiert wurden!
Multiple choice-Aufgaben 0) ) ) )
Bei einem Preis oberhalb des Gleichgewichtspreises eines Gütermarktes sind Käuferschlangen zu beobachten; wird das Güterangebot steigen; herrscht ein Angebotsüberschuss, sodass die effektive Nachfrage die mögliche Absatzmenge der Produzenten bestimmt; ) wird der Marktpreis sinken; ) nehmen die Lagerbestände der Produzenten zu.
1) Der Begriff der „Allokationsfunktion der Marktpreise" bedeutet, dass ) die Marktpreise bestimmten Märkten zugeordnet werden können; ) sich Produktionsentscheidungen ausschließlich an gegebenen Marktpreisen orientieren; ) Marktpreise eine Lenkungsfunktion für Anbieter und Nachfrager haben; ) die Produzenten Preisänderungen als Änderungen von Marktbedingungen inteφretieren. 2) Welche der folgenden Entwicklungen führt zu einem geringeren Gleichgewichtspreis? ) eine Rechtsverschiebung der Nachfragefunktion, ohne eine Änderung der Angebotsbedingungen; ) eine Reduktion der Angebotsmengen, bei einem gleichzeitigen Anstieg der nachgefragten Mengen; ) eine Verschlechterung der Angebotsbedingungen bei größerer Unsicherheit der Produzenten, ohne eine Veränderung der Marktnachfrage;
38
G V W L - Kapitel 3 - Lösungshinweise
( ) ( )
eine Rechtsverschiebung der Nachfragefunktion, begleitet von einer Rechtsverschiebung der Angebotsfunktion; ein Anstieg der nachgefragten Mengen, bei einer Zunahme der angebotenen Mengen.
39
GVWL - Kapitel 3 - Lösungshinweise
E
Lösungen zu den Übungsaufgaben
Aufgabe 1.1: Die Angebotskurve eines Gutes weist in der Regel eine positive Steigung auf, da das Grenzprodukt mit steigendem Faktoreinsatz typischerweise sinkt. Somit wird bei einer höheren Produktionsmenge eine übeφгoportional höhere Menge an Produktionsfaktoren benötigt. Um seine Kosten zu decken, muss der Unternehmer einen höheren Preis verlangen. Aufgabe 1.2: Die negative Steigung der Nachfragekurve eines Gutes spiegelt die Tatsache wider, dass es bei einem hohen Preis lediglich eine geringe Anzahl an Konsumenten geben wird, die das entsprechende Gut nachfragen. Bei einem geringeren Preis wird hingegen eine größere Gütermenge nachgefragt. Aufgabe 2: Wertpapiere stellen immaterielle Güter dar, die mittels modemer Informationsund Kommunikationsmedien mit minimalem Zeit- und Kostenaufwand gehandelt werden können. Zu diesem hohen Maß an Fungibilität trägt ferner die absolute Homogenität von Wertpapieren eines Typs bei. Insgesamt kommen Wertpapiermärkte dem Idealbild eines Auktionsmarkts schließlich insofern sehr nah, als der Handel von Wertpapieren zentral an den Börsenmärkten durch Spezialisten erfolgt. An typischen Gütermärkten hingegen werden materielle Gegenstände dezentral gehandelt, die in ihrer qualitativen Beschaffenheit durchaus Unterschiede aufweisen können. Hieraus ergeben sich zum Teil erhebliche Informations- und Transaktionskosten, die das „law of one price" außer Kraft treten lassen. Aufgabe 3.1: Zeigt die Nachfragekurve die typische negative Steigung auf, so verläuft die Angebotskurve vollkommen senkrecht. Dieser atypische Verlauf ist auf die Starrheit des Angebots auf dem betrachteten Einzelmarkt zurückzuführen: Kurzfristig werden die Stadionbetreiber nicht in der Lage sein, eine größere Menge an Sitzplätzen zur Verfügung zu stellen. • A
p = ;
—
^
^
X = 8.000
40
•
GVWL - Kapitel 3 - Lösungshinweise
Aufgabe 3.2: Im Gleichgewicht werden ebenso viele Sitzplätze nachgefragt wie angeboten. Demnach beträgt im Beispiel der Gleichgewichtspreis 8 €, die Gleichgewichtsmenge ihrerseits lautet 8.000. Aufgabe 3.3: Angenommen es herrscht zum Zeitpunkt des Aufstiegs ein Gleichgewicht von 8.000 nachgefragten Sitzplätzen in Relation von zu 8 € angebotenen Sitzplätzen, so macht es offensichtlich keinen Sinn, den Eintrittspreis z. B. auf 4 € zu senken. Zwar würde die Nachfrage auf 10.000 Sitzplätze steigen, kurzfristig könnten jedoch nach wie vor lediglich 8.000 Sitzplätze angeboten werden: Die Einnahmen würden somit von 64.000 € (8*8.000) auf 32.000 € (4*8.000) fallen. Ein Stadionausbau würde sich hingegen langfristig nur lohnen, wenn der Aufstieg zu einem Shift der Nachfrage führen wird. Aufgabe 4: Die allgemeine Formel für die Preiselastizität der Nachfrage für ein Gut i lautet: dxi xi ε . .=— ^'•P' ^
. P' bzw. ε . . = — * — '"•P' dpi xi
pi Dabei ist der relevante Preis von 3 bereits in der Aufgabenstellung angegeben. Setzt man diesen Preis in die Nachfragefunktion ein, so ergibt sich ferner die korrespondierende nachgefragte Gütermenge: X = 60-15*3 + 3^ =24
Schheßlich ist — nichts anderes als die erste Ableitung der Nachfragedpi funktion. Bei Einsetzen des Preises von 3 erhält man: f43) = -15 + 2*3 = -9 Somit lässt sich die Elastizität der Nachfragefunktion beim angegebenen Preis ermitteln:
41
GVWL - Kapitel 3 - Lösungshinweise
Aufgabe 5: Für das Absinken des Ölpreises in den 80er Jahren sind im Wesentlichen zwei Tatsachen verantworthch. Erstens trägt jedes Kartell bereits den Keim seines Zusammenbruchs in sich: In dem Maße, wie höhere Preise höhere Gewinne ermöglichen, wächst für die Kartellmitglieder der Anreiz, die individuelle Fördermenge zu erhöhen. Eben dieses Verhalten zeigte sich wiederholt. Zweitens reagierten die Öl importierenden Volkswirtschaften mittelfristig mit der Förderung alternativer Energiequellen und hier insbesondere der Kemkraft. Dadurch entwickelte sich ein gewisser Substitutionswettbewerb, sodass die OPECStaaten nur noch bedingt als Oligopolisten zu agieren in der Lage waren.
Aufgabe 6: Durch Gleichsetzen der beiden Gleichungen erhält man:
a-bp* = c+ep*
und somit:
p* = b+e
Es wird deutlich, dass ein Rechts-Shift der Nachfragekurve (steigender Parameter a) einen höheren Gleichgewichtspreis ergibt, wohingegen ein RechtsShift der Angebotskurve (steigender Parameter c) zu einem geringeren Gleichgewichtspreis führt.
Aufgabe 7: Der Wirtschaftskreislauf zwischen Unternehmen und privaten Haushalten setzt sich aus realen sowie monetären Strömen zusammen. Demnach stellen die privaten Haushalte Produktionsfaktoren in Form von Arbeit und Kapital zur Verfügung und beziehen von Seiten der Unternehmen dafür ein gewisses Einkommen. Die Unternehmen ihrerseits stellen Konsumgüter bereit und schöpfen die Konsumausgaben der privaten Haushalte ab. monetärer Strom: Konsumausgaben private Haushalte
realer Strom: Arbeit und Kapital realer Strom: Konsumgüter
private Unternehmen
monetärer Strom: Faktorentgelte
Aufgabe 8: Im Rahmen eines marktwirtschaftlichen Systems erfüllt staatliche Wirtschaftspolitik vier Funktionen. Erstens hat sie mittels der Ordnungspolitik (und hier insbesondere mittels der Wettbewerbspolitik) den Rahmen für marktwirtschaftliche Kontraktfreiheit zu schaffen. Zweitens zielt die Allokationspolitik auf die Internalisierung externer Effekte sowie die Bereitstellung öffentlicher
42
G V W L - Kapitel 3 - Lösungshinweise
Güter ab. Drittens sollen stabilisierungspolitische Maßnahmen Preisstabilität, einen hohen Beschäftigungsstand, außenwirtschafthches Gleichgewicht sowie ein stetiges und angemessenes Wirtschaftswachstum garantieren. Viertens soll die Verteilungspolitik zur Kompensierung sozialer Ungleichheit beitragen. Aufgabe 9: Das Konzept der Sozialen Marktwirtschaft zeichnet sich durch vier Prinzipien aus. Grundsätzlich gilt das Wettbewerbsprinzip, dem zu Folge die Wirtschaftssubjekte Entscheidungen dezentral treffen, etwa in Bezug auf ihre Berufswahl oder ihre Konsumentscheidungen. Diese dezentrale Wirtschaftskonzeption soll insbesondere aufgrund stärkerer Innovationsaktivitäten zu einem höheren Maß an Wohlstand führen, als dies in zentralistischen Planwirtschaften möglich ist. Dabei ist anzumerken, dass dem Staat eben zur Ermöglichung individueller Gestaltungsspielräume die Aufgabe zukommt, Wettbewerbsbeschränkungen zu beseitigen. Die aus dem Wettbewerbsprinzip resultierende Leistungsfähigkeit ermöglicht zweitens die Befolgung des Sozialprinzips. So werden z. B. durch eine progressive Ausgestaltung der Einkommensteuer umverteilende Maßnahmen und Systeme der sozialen Sicherung ermöglicht. Drittens verlangt das konjunkturpolitische Prinzip die Glättung von Konjunkturzyklen und somit insbesondere die Vorbeugung inflationärer Entwicklungen, die zu Konflikten zwischen sozialen Interessensgruppen führen können. Die Verfechter der Sozialen Marktwirtschaft sehen Preisstabilität im Einklang mit einem hohen Beschäftigungsstand. Voraussetzung ist dabei ein tendenzieller Ausgleich des Staatshaushalts. Femer wird der Geldpolitik der Vorzug gegenüber der Fiskalpolitik gegeben, da letztere eine diskriminierende Wirkung an den Tag lege. Schließlich gilt viertens das Prinzip der Marktkonformität, nach dem staatliche Wirtschaftspolitik Eingriffe in das Marktgeschehen und den ihm zu Grunde liegenden Preismechanismus auf ein Minimum reduzieren soll.
Lösungshinweise zu Multiple Choice-Aufgaben: Die folgenden Aussagen im Multiple-Choice-Teil sind korrekt: Aufgabe 10:
(c), (d), (e)
Aufgabe 11:
(c), (d)
Aufgabe 12:
Hier ist keine Aussage korrekt!
43
G V W L - Kapitel 4
Kapitel 4 Theorie des Unternehmensangebots Seite
A Gliederung und gezielte Literaturhinweise
45
В Transferbeispiele
48
С Überblick: Schlüsselbegriffe, Konzepte, Transfers
56
D Übungsaufgaben
57
E Lösungen zu den Übungsaufgaben
60
44
G V W L - Kapitel 4 - Gliederung
A
Gliederung und gezielte Literaturhinweise
4
Theorie des Unternehmensangebots
4.1
Unternehmen als rationale Akteure der Angebotsplanung - Unternehmensziele bei rationaler einzelwirtschaftliciier Angebotsplanung: Gewinnmaximierung, Kostenminimierung
4.2
Produktionstheoretische Grundlagen und Kostenminimierung
4.2.1 Ein-Produkt-Unternehmen (EPU; Beispiel eines Weizenfarmers) - ein variabler Produktionsfaktor: Arbeit - abnehmende Grenzproduktivität 4.2.2 EPU mit zwei variablen Inputs: Arbeit und Kapital - Produktion mit fixierten Input-Proportionen - Produktion mit variablen Input-Proportionen - abnehmende Grenzrate der Substitution - Transferbeispiel: Weizenproduktion 4.2.3 Wahl der kostenminimalen Input-Kombination - Minimalkosten-Kombination - Effekte veränderter Input-Preis-Relationen: langfristige Substitution von Arbeit durch Kapital - Transferbeispiel zur Kapitalintensivierung 4.2.4 Skaleneffekte (Größenvorteile) proportionaler Input-Variation (lange Frist) 4.2.5 Mehr-Produkt-Untemehmen (MPU): Synergie-Vorteile der Verbundproduktion Literatur: Hardes, H.-D./Schmitz, F./Uhly, Α., Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 8. Aufl., München/Wien 2002, S. 81-93; Stiglitz, J. E., Volkswirtschaftslehre, übersetzt von M. I. Kleber und A. Lechner, 2. Aufl., MünchenAVien 1999, S. 286-290, 315-321, 308 f., 312; (Pindyck, R. S./Rubinfeld D. L., MikroÖkonomie, übersetzt von U. K. Schittko, MünchenAVien 1998, S. 212-241).
45
G V W L - Kapitel 4 - Gliederung
4.3
Kosten der Produktion
4.3.1
Kostenbegriffe - Opportunitätskosten versus (vs.) explizite Kosten - variable vs. fixe Produktionskosten - Durchschnittskosten, Grenzkosten
4.3.2
Produktionskosten eines EPU (kurze Frist) - typische Verläufe: U-förmige Durchschnittskosten und Betriebsoptimum steigende Grenzkosten Grenzkosten und Durchschnittskosten: Beziehungen Durchschnittliche variable Kosten (DVK) und Durchschnittliche Fixkosten (DFK) - Varianten kurzfristiger Kostenfunktionen ertragsgesetzliche Kostenfunktion nichtlineare Kostenfunktion mit progressivem Verlauf lineare Kostenfunktion - Überleitung: Kurzfristig fixe und langfristig variable Kosten (BMW-Beispiel)
4.3.3
Langfristige Durchschnittskosten eines EPU: Skalen- (Größen-) Vorteile vs. Effizienzprobleme von Großbetrieben - lang- vs. kurzfristige Durchschnittskostenkurven Transferbeispiel: Größenvorteile und Bankfilialen - dynamische Lemkurveneffekte Transferbeispiel: Airbus-Produktion
4.3.4
Produktionskosten eines Mehr-Produkt-Unternehmens (MPU): Economics of Scope und Verbundvorteile
4.3.5
Transferbeispiele - Empirische Kostenfunktionen: Beispiel Automobilindustrie - Mazda vs. US-Automobilfirmen
4.4
Angebotsplanung in Wettbewerbsmärkten
4.4.1
Wettbewerbsmärkte (Polypol-) - gegebene Marktpreise aus der Sicht eines Unternehmers - Annahme: Gewinnmaximierang als Ziel der kurzfristigen Produktionsplanung
46
G V W L - Kapitel 4 - Gliederung
4.4.2
Preis-Grenzkosten-Regel der kurzfristigen Angebotsplanung
4.4.3
Angebotsfunktionen - einzelwirtschaftliche Angebotsfunktion im Polypol und Grenzkostenverlauf - kurzfristige Preisuntergrenze - Break even point (Gewinnschwelle) - Marktangebotsfunktion - Markteintritte, -austritte - Elastizitäten des Marktangebots (kurz-, langfristig)
4.5
Reflexion und Ausblick - logische Struktur der grundlegenden Angebotstheorie - Weiterentwicklungen: industrieökonomische, institutionelle Ansätze
Literatur: Hardes, H.-D./Schmitz, F./Uhly, Α., Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 8. Aufl., MünchenAVien 2002, S. 93-114; Mankiw, N. G., Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, übersetzt von A. Wagner, 2. Aufl., Stuttgart 2001, S. 292-308, 314-332.
47
GVWL - Kapitel 4 - Transferbeispiel 4-1
В
Transferbeispiele
Transferbeispiel 4-1 „Arbeits- vs. kapitalintensive Weizenproduktion" Getreide kann mit verschiedenen Methoden produziert werden. Nahrungsmittel, die in den Vereinigten Staaten auf großen Farmen erzeugt werden, werden normalerweise mit einer kapitalintensiven Technologie produziert, die beträchtliche Kapitalinvestitionen erfordert, wie Gebäude und Geräte, aber mit wenig Arbeit auskommt. Jedoch können Nahrungsmittel auch unter Verwendung von sehr wenig Kapital (einer Hacke) und sehr viel Arbeit (mit Geduld und Ausdauer, den Boden zu bearbeiten) produziert werden. Eine Möglichkeit, den landwirtschaftlichen Produktionsprozess zu beschreiben, wird durch die Angabe einer (oder mehrerer) Isoquanten gegeben, die die Inputkombinationen beschreiben, die ein gegebenes Outputniveau (oder mehrere Outputniveaus) erzeugen.... Die folgende Abb. zeigt eine Isoquante der Produktionsfunktion, die einem (bestimmten) Output... von Weizen pro Jahr entspricht. Der Manager der Farm kann diese Isoquante zur Entscheidung benutzen, ob er mehr Arbeit einstellen oder mehr Maschinen einsetzen soll. Nehmen wir an, dass die Farm jetzt in A produziert, wobei der Arbeitsinput L 500 Arbeitsstunden und der Kapitalinput К 100 Maschinenstunden beträgt. Der Manager entschließt sich, mit weniger Maschinenstunden zu experimentieren. Um die gleiche Ernte im Jahr zu produzieren, findet er heraus, dass diese Maschinenzeit durch 260 Arbeitsstunden ersetzt werden muss. Kapital (Maschinenstunden pro Jahr) 120 100 90 80
Δκ = - toj
В Output = X Tonnen pro Jahr
A L = 260
40
1 ί 250
500
7Í0
1000
Arbeit (Stunden pro Jalir)
Abb.: Eine Isoquante zur Beschreibung der Weizenproduktion. Ein (jährlicher) Weizenoutput (in Höhe von X Tonnen) kann mit unterschiedlichen Kombinationen von Arbeit und Kapital produziert werden. Der kapitalintensivere Produktionsprozess wird als Punkt А gezeigt, während der arbeitsintensivere Prozess durch В wiedergegeben wird. Die Grenzrate der (technischen) Substitution zwischen А und В beträgt (-) 10/260 = (-) 0,04. Quelle: Pindyck, R. S./Rubinfeld, D. L., 1998, S. 235 f.
48
G V W L - Kapitel 4 - Transferbeispiel 4-1
Fragen/Aufgaben zu Transferbeispiel 4-1 (1)
Klären Sie die produkttheoretischen Grundbegriffe der Isoquanten und der Grenzrate der Substitution in verbalisierter Form!
(2)
Warum operieren die meisten Firmen in Nordamerika mit relativ hoher Kapitalintensität, während Firmen in Entwicklungsländern eher mit hoher Arbeitsintensität produzieren?
49
G V W L - Kapitel 4 - Transferbeispiel 4-2
Transferbeispiel 4-2 „Substitution von Arbeit durch Kapital"
Modem technology has dramatically changed the process of production in many industries and in everyday life. Automobiles are increasingly assembled by industrial robots; computer systems are doing everything from accounting to making decisions about whether a loan should be made to a bank customer; and the chores of everyday life, like washing dishes and buying a gift from Amazon.com, are done at high speed with the aid of machines and computers. The main benefit is that it takes less labor ... less human time ... to produce the same output. It raises the productivity of our labor. Higher productivity in household production frees up time for leisure activities. Quelle: Case, K. E./Fair, R. C., Principles of economics, 6. ed.. New Jersey 2002, S. 145
Aufgaben/Fragen zu Transferbeispiel 4-2 (1)
Übertragen Sie die verbale Argumentation des Textauszugs in die grafische Darstellungsweise eines Isoquanten-Diagramms!
(2)
Betrachten Sie die Entwicklung zweier Trends im Zeitverlauf, die Kapitalintensivierung der Produktionsprozesse einerseits und die relative Entwicklung der Arbeits- und Kapitalkosten (der Faktorpreise von Arbeit und Kapital) in Industrieländern andererseits! Beschreiben Sie die vorherrschenden Trends in knapper Form und erörtern Sie relevante Zusammenhänge aus wirtschafts- und beschäftigungspolitischer Sicht!
50
GVWL - Kapitel 4 - Transferbeispiel 4-3
Transferbeispiel 4-3 „Größenvorteile bei Bankfilialen"
Eine große Geschäftsbank steht vor der Frage, ob sie ihren Bekanntheitsgrad steigern sollte, indem sie an jeder Straßenecke eine Filiale eröffnet, oder die Effizienz erhöht, indem sie alle Geschäfte in einer ... (zentralen örtlichen Bank, Erg.) zusammenfasst. Die Antwort darauf hängt zum Teil davon ab, ob große ... (Banken) wirklich Kostenersparnisse mit sich bringen. Im Bankensektor wird für die Untersuchung dieser Frage ein „operatives Verhältnis" berechnet. Dazu werden alle Kosten aufaddiert, die für eine Filiale anfallen, also alle Gehälter und Zusatzleistungen, Miete, Instandhaltung, Reparaturen, Strom- und Wasserversorgung, Steuer und Versicherung, Möbel, und Einrichtung sowie sämtliche Büroausstattung vom Computer bis zu den Glühbirnen. Diese operativen Kosten werden dann durch die Summe der Einlagen dividiert; das Ergebnis ist das operative Verhältnis. Eine Studie hat festgestellt, dass das operative Verhältnis einer Bankfiliale abnahm - das heißt ihr Betrieb wurde effizienter - , solange die Einlagen bis zu 50 Mio. anwuchsen. Es wäre um 20 Prozent teurer gewesen, zwei Filialen mit jeweils 25 Mio. $ Einlagen zu betreiben als eine Filiale mit 50 Mio. $. Aber für Filialgrößen jenseits von 50 Mio. $ konnten keine zusätzlichen Effizienzgewinne festgestellt werden. Der Grund dafür liegt vermutlich darin, dass die Koordinationsprobleme und -kosten einer großen Büroeinheit die Kostenersparnisse aufheben. Quelle: Stiglitz, J. E., 2. Aufl., 1999, S. 310
AufgabenTFragen zu Transferbeispiel 4-3 (1)
Der vorstehende Text basiert auf dem Konzept „optimaler Betriebsgrößen" mit Bezug zu Filialbetrieben einer örtlichen Bank, z. B. einer städtischen Sparkasse. Erläutern Sie zunächst das theoretische Basiskonzept!
(2)
Prüfen Sie die faktische Relevanz des Basiskonzepts mit Bezug zum Filialnetz einer größeren städtischen Sparkasse!
51
G V W L - Kapitel 4 - Transferbeispiel 4-4
Transferbeispiel 4-4 „Lernkurven in der Praxis: Beispiel Airbus-Produktion"
relative Produktionszeit pro Flugzeug 100
Durchschnitt für die ersten 100 Flugzeuge Dm^hschnitt für die ersten 500 Flugzeuge
100
200
300
400
500
Zahl der produzierten Hugzeuge
Zur Abb.: Eine Lernkurve für die Airbus-Industrie. Die Lernkurve setzt die erforderliche Arbeitsmenge pro Flugzeug mit der kumulierten Anzahl der produzierten Flugzeuge in Verbindung. Sobald der Produktionsprozess besser organisiert wird und die Arbeiter mit ihrer Arbeit vertraut werden, geht die erforderliche Arbeitsmenge drastisch zurück.
Quelle: Pindyck, R. S./Rubinfeld, D. L., 1998, S. 280
Aufgaben/Fragen zu Transferbeispiel 4-4 (1)
Klären Sie die Begriffe „kumulierter Output" und „dynamische Skaleneffekte" mit Bezug zum Beispiel der Airbus-Produktion!
(2)
Welche Gründe können Lemkurveneffekte in der Praxis bewirken?
52
G V W L - Kapitel 4 - Transferbeispiel 4-5
Transferbeispiel 4-5 „Empirische Kostenfunktion der Automobilindustrie"
Die Abb. zeigt ein typisches Muster für die (variablen) Kosten und den Output (von Unternehmen der Automobilindustrie). Jeder Punkt in der Abbildung setzt den Output (mehrerer) Automobilgesellschaft(en) mit den variablen Produktionskosten dieser Firm(en) in Beziehung. ... Die Abb. der empirischen Kostenkurve der Automobilindustrie lässt sich auch als quadratische Funktion der variablen Kosten (VK) beschreiben.
variable Kosten General Motors
Toyota Nissan Honda · Volvo
M e n g e der Fahrzeuge
A b b . : Die K o s t e n k u r v e d e r Automobilindustrie. Eine empirische Schätzung der Kostenkurve kann durch Einsatz von Daten der individuellen Unternehmen der Industrie erhalten werden. Die Kostenkurve der Automobilproduktion wird durch eine statistische Ermittlung derjenigen Kurve erhalten, die am besten die Beobachtungspunkte beschreibt. Diese Punkte ergeben sich aus dem Output jeder Unternehmung und den zugehörigen Kosten der Produktion.
Quelle: Pindyck, R. S./Rubinfeld, D. L., 1998, S. 281 f.
53
G V W L - Kapitel 4 - Transferbeispiel 4-5
Aufgaben/Fragen zu Transferbeispiel 4-5 (1)
Wie lautet die Funktion der Gesamtkosten bzw. der variablen Durchschnitts- und der Grenzkosten der Automobilindustrie?
(2)
Die Automobilfirmen produzieren unterschiedliche Produkttypen; jede Firma produziert mehrere PKW-Modelle. Berücksichtigen Sie die Tatsachen der Mehr-Produkt-Untemehmen und der Produktdifferenzierung bei der Interpretation der empirischen Kostenfunktion der Automobilindustrie!
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GVWL - Kapitel 4 - Transferbeispiel 4-6
Transferbeispiel 4-6 „Mazda vs. US-Autolirmen"
(E. g.) the normal production run of a U.S. automobile is 200.000 units per year. Why is it so high? Because of indivisible setup costs. In order to reduce those indivisible setup costs to an acceptable level, the production level per year must equal at least 200.000 or the car is considered an economic failure. The Pontiac Fiero, a sporty two-seater, was dropped in 1988 because it didn't sell well enough to sustain that production level. But what are an indivisible setup costs depends on the structure of production. Japanese companies structure production differently from U.S. companies and have a much lower level of indivisible costs: For example, at just about the same time as Pontiac dropped the Fiero, a Japanese company, Mazda, entered the market with the Miata, another sporty two-seater. Because Mazda's assembly line is designed to handle different sizes and shapes of vehicles (which permits economics of scope ...), its minimum profitable production level for the Miata is about 30.000, not 200.000. This alternative structure of production made it possible for the Miata to do well in a market that buys a total of about 40.000 two-seater sports coupes annually.
Quelle: Colander, D. C., Economics, 2. ed.. New York et al. 1995, S. 536
Aufgaben/Fragen zu Transferbeispiel 4-6 (1)
Klären Sie zunächst den Begriff der „setup costs" aus der Sicht eines Mehr-Produkt-Unternehmens !
(2)
Welche Kostenvorteile kennzeichnen die Produktion des japanischen Sportwagens (Miata) im Vergleich zur Produktion des Wagens (Fiero) einer amerikanischen Firma?
55
GVWL - Kapitel 4 - Schlüsselbegriffe, Konzepte, Transfers
С
Überblick: Schlüsselbegriffe, Konzepte, Transfers Scyüsselbegrifle Gewinn, Gewinnmaximierang Produktionsfunktion Produktionsfaktoren (Inputs) fixe, variable Durchschnittsproduktivität, GrenzIsoquanten limitationale/substitutionale Produktionsbedingungen (Grenz-) Rate der Substitution Skalenerträge (-effekte) Verbundproduktion Synergievorteile Isokosten-Linien Kosteiuninimierung fixe und variable Produktionskosten
Theoretische Ansätze/Konzepte Produktionsfunktion Cobb-Douglas-Produktionsfunktion Gesetz des abnehmenden Grenzprodukts Ertragsgesetz Wahl der kostenminimalen Input-Kombination Faktorpreise und Substitution Kostenfunktionen Preis-Grenzkosten-Regel einzelwirtschaftliche Angebotsplanung Angebotsfunktion Marktangebot und Marktaustritte, -eintritte
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• • • • • • • • • • • •
Grenzkosten Durchschnittskosten Betriebsoptimum kurzfristige Preisuntergrenze (Betriebsminimum) Break even point (Gewinnschwelle) Betriebsgrößenoptimum Polypol einzelwirtschaftliche Angebotsfunktion Marktangebot kurz-Λangfristige Angebotsfunktion Marktaustritte, -eintritte Angebotselastizität
Transfers • Produktionsplanung zur Weizenproduktion • Substitution von Arbeit durch Kapital (Kapitalintensivierung) • Größenvorteile und Bankfilialen • Lemkurven in der AirbusProduktion • Empirische Kostenfunktion der Automobilindustrie • Mazda vs. US-Autofirmen
GVWL - Kapitel 4 - Übungsaufgaben
D
Übungsaufgaben
1) Erläutern Sie den Unterschied zwischen einer kurzfristigen und einer längerfristigen Produktionsfunktion ! 2) Vergleichen und erläutern Sie zwei Varianten der Produktionsfunktion eines Ein-Produkts-Untemehmens (EPU) - eine Cobb-Douglas-Produktionsfunktion χ = . - eine Produktionsfunktion nach dem klassischen Ertragsgesetz. 3) „Die Annahmen einer abnehmenden ... Rate der Substitution und eines abnehmenden Grenzprodukts hängen eng zusammen, sind aber nicht genau dasselbe" (Varian, H. R., Grundzüge der MikroÖkonomik, 5. Aufl., München/Wien 2001,S.310). Klären Sie die Zusammenhänge beider Annahmen! 4) Definieren und erläutern Sie den Begriff fixer Produktionskosten (mittels relevanter Beispiele)! 5) Erläutern Sie in verbaler Form das analytische Problem der Bestimmung der Minimalkosten-Kombination! 6) Ein Rindfleischproduzent erhalte von einem Tierzuchtinstitut den Hinweis, dass zwischen Rindfleischmenge χ sowie Futterkonzentrat vj und Grundfutter V2 die Beziehung χ = Vi · V2 besteht. Zudem weiß er, dass der Preis für eine Mengeneinheit Grundfutter pvi = 1 und für eine Mengeneinheit Futterkonzentrat pv2 = 3 beträgt. Berechnen Sie die Mengen einer optimalen Futtermischung für die Produktionsmenge χ = 8! 7) Gegeben sei die Kostenfunktion K(x) = 1 + 2x + 3x^. Bestimmen Sie (a) die variablen Kosten, (b) die Fixkosten, (c) die Funktion der durchschnittlichen variablen Kosten, (d) die Funktion der durchschnittlichen Fixkosten, (e) die Durchschnittskostenkurve, (f) die Grenzkostenkurve, (g) das Minimum der Durchschnittskostenkurve! 8) Beschreiben und begründen Sie den Verlauf der Grenzkosten und der Durchschnittskosten um den Punkt des Betriebsoptimums! 9) Ein Buchverlag produziert ein Taschenbuch mit einer Auflagenhöhe von 10.000 Exemplaren. Die Fixkosten der Auflage betragen 50.000 €. Dem Verlag entstehen ferner variable Kosten der Veφackung und Versendung, die in Höhe von 3,56 € je Taschenbuch kalkuliert werden. Als Verkaufspreis werden 17 € geplant, von dem 20 % als Händlerspanne und 12 % als Autorenhonorar abzuziehen sind. Bei welcher Absatzmenge erreicht der Verlag die Gewinnschwelle? 10) Das Prinzip der kurzfristigen Preisuntergrenze bzw. des Betriebsminimums führt zu dem erstaunlichen Schluss, dass Unternehmen ihre Tätigkeit fortsetzen, obgleich sie mit hohen Verlusten arbeiten (nach Samuel-
57
GVWL - Kapitel 4 - Übungsaufgaben
11)
12)
13)
14)
15)
58
son): Versuchen Sie diesen Satz des bekannten Lehrbuchautors zu präzisieren! Prüfen und klären Sie die Aussagen des folgenden Zitats: „Zeigt die kurzfristige Produktionsfunktion einen klassischen Verlauf, also zunächst steigende und dann fallende Grenz- bzw. Durchschnittserträge, dann erscheinen auch die (kurzfristigen) Grenz- und Durchschnittskostenfunktionen zunächst mit negativen, schließlich also doch mit positivem Anstieg. Damit dominiert das Gesetz des zunächst steigenden und dann abnehmenden Grenzertrags die Kostenverläufe (einer) Unternehmung". (F. Stocker, Spaß mit Mikro ..., 6. Aufl., München 2002, S. 76). Erläutern und begründen Sie jeweils die Annahme U-förmiger Verläufe der Durchschnittskosten mit Bezug zu kurz- bzw. langfristigen Kostenfunktion! Wenn Airbus pro Monat 9 Düsenflugzeuge herstellt, betragen die langfristigen Gesamtkosten 9 Millionen € pro Monat. Bei 10 Flugzeugen pro Monat belaufen sich die langfristigen Gesamtkosten auf 9,5 Millionen € pro Monat. Hat Airbus zunehmende oder abnehmende Skalenerträge zu verzeichnen? (Mankiw, 2. Aufl., 2001, S. 308) Der Zentral verband des deutschen Bäckerhandwerks klagte über einen unfairen „Verdrängungswettbewerb" der großen Supermärkte und der Brotindustrie zulasten der Bäckereien. Deuten Sie demgegenüber die folgenden Informationen unter Berücksichtigung des Konzepts der optimalen Betriebsgröße und der Frage der branchenbezogenen Betriebsgrößenvorteile: „Zwar ist die Zahl der Bäckereibetriebe in den letzten 10 Jahren gesunken. Jedoch ist die Zahl der Verkaufsstellen oder Filialen größerer Bäckereibetriebe gestiegen. Der Anteil der Brotindustrie verblieb trotz des überwiegenden Vertriebs der industriellen Backwaren über Supermärkte etwa bei einem Fünftel des gesamten Backwarenumsatzes in der Bundesrepublik." Die Kostenkurve eines Unternehmens in einem polypolistischen Wettbewerbsmarkt lautet K(x) = l O x V 1000. a) Wie lautet seine Angebotskurve? b) Bei welcher Outputmenge erreichen die Durchschnittskosten ein Minimum?
G V W L - Kapitel 4 - Übungsaufgaben
Multiple choice Aufgaben 16) „Je höher die Produktion, desto geringer die Kosten und um so höher die Kostenersparnis, die wir an den Kunden weitergeben." Wesentliche Grundlage dieses Werbeslogans ist, dass ( ) die Gesamtkosten nach Erreichen des Betriebsminimums einen ertragsgesetzlichen Verlauf mit steigender Produktionsmenge nehmen; ( ) das Unternehmen steigende Skalenerträge erwarten kann; ( ) die durchschnittlichen Fixkosten kurzfristig mit steigender Produktionsmenge sinken; ( ) das Unternehmen fallende Preise für die Produktionsfaktoren schon in naher Zukunft erwarten kann. 17) Die Durchschnittskosten eines Betriebs verringern sich mit steigender Produktionsmenge, sofern ( ) die durchschnittlichen variablen Kosten sinken; ( ) die Grenzkosten sinken; ( ) die Grenzkosten die Durchschnittskosten unterschreiten; ( ) die durchschnittlichen Fixkosten sinken. 18) ( ) ( ) ( ) ( )
Positive „economies of scale" entsprechen einem sinkenden Verlauf der langfristigen Stückkostenkurve; einem sinkenden Verlauf der langfristigen Grenzkostenkurve; einem horizontalem Verlauf der langfristigen Stückkostenkurve; einem steigendem Verlauf der langfristigen Grenzkostenkurve.
59
G V W L - Kapitel 4 - Lösungshinweise
E
Lösungen zu den Übungsaufgaben
Aufgabe 1: Kurzfristig muss fixen Produktionskosten Rechnung getragen werden. Demnach weist eine kurzfristige Produktionsfunktion mindestens einen konstanten Produktionsfaktor auf, während die übrigen variiert werden. Langfristig können sämtliche Produktionsfaktoren variiert werden, Fixkosten fließen nicht in die kurzfristige Entscheidungsfindung des Unternehmens ein. Aufgabe 2: Da die Produktionsfaktoren im Rahmen der angegebenen Cobb-Douglas-Produktionsfunktion mit einem Exponenten zwischen null und eins potenziert werden, fallen hier die Grenzprodukte beider Faktoren. Eine ertragsgesetzliche Produktionsfunktion hingegen begründet das fallende Grenzprodukt generell mit der Tatsache, dass ein Faktor konstant ist und die Kombination mit einem anderen, variablen Faktor an physische Grenzen der Substitution stößt. Aufgabe 3: Während die Grenzrate der Substitution (GDS) angibt, wie viele Einheiten eines Produktionsfaktors Vi mehr benötigt werden, wenn ein anderer Faktor \2 in geringerem Maße eingesetzt wird und die Produktionsmenge χ konstant gehalten werden soll, misst das Grenzprodukt (GP) ausschließlich die Veränderung der Produktionsmenge in Bezug zur Veränderung eines Produktionsfaktors: GDS =
dv2
bzw.:
dv,
GP =
dx
—
dv,
Aufgabe 4: Fixe Produktionskosten fallen unabhängig von der Produktionsmenge an. Typische Beispiele sind Mietverträge über Büroräume, Lager- und Produktionshallen, Beleuchtung oder spezifische Konzessionen. Aufgabe 5: Die Minimalkosten-Kombination drückt die Kombination eingesetzter Produktionsfaktoren aus, mittels derer sich eine gegebene Produktionsmenge bei gegebener Produktionsfunktion möglichst kostengünstig herstellen lässt. Man kann zeigen, dass diese Kombination genau an dem Punkt erreicht ist, wo die Budgetgerade die Isoquante tangiert, sodass das Verhältnis der Faktoφreise dem Verhältnis der jeweiligen Grenzproduktivitäten entspricht: p,
P2
60
GP,
GVWL - Kapitel 4 - Lösungshinweise
Aufgabe 6: Im angegebenen Beispiel entspricht die Grenzproduktivität des Faktors Vi der ersten Ableitung der Produktionsfunktion nach V|, und somit y2· Analog entspricht die Grenzproduktivität des Faktors ν2 genau Vi. Ferner sind die Preise der Produktionsfaktoren bekannt, sodass sich mit Hilfe der Formel aus Aufgabe 5 schreiben lässt: 3 - =— 1
V
u bzw.:
V, = 1
2
2
Femer ist bekannt, dass das Produkt von V| und ν2 eine Produktionsmenge von 8 ergeben soll. Ersetzt man mittels der obigen Gleichung v, durch V2, ergibt sich: 8 = 3vj-vj
bzw.:
V j = 2 - . J |
Für V| erhält man nach Einsetzen: 8 = v , . 2 . . j | bzw.:
v,=6..j|
Schließlich ergeben sich die gesamten Produktionskosten: =
bzw. hier: ^
=6 ^ | + 3 · 2 · ^ = ΐ 2 · ^
Aufgabe 7: (a) Die variablen Kosten betragen 2x + (b) Die Fixkosten betragen 1. (c) Die durchschnittlichen variablen Kosten betragen 2 + 3x. (d) Die durchschnittlichen Fixkosten betragen - . X
(e) Die gesamten Durchschnittskosten betragen
- + 2 + 3 x .
(f) Die Grenzkosten betragen 2 + 6x. (g) Das Minimum der Durchschnittskostenkurve befindet sich im Schnittpunkt von Durchschnitts- und Grenzkostenkurve, sodass gelten muss: -ί+2 + Зх = 2 + 6x : X
•4
Aufgabe 8: Das Betriebsoptimum befindet sich im Minimum der Durchschnittskostenkurve. Eben an diesem Punkt muss die Grenzkostenkurve die Durchschnittskostenkurve schneiden. Verliefe sie oberhalb der Durchschnittskostenkurve, so würde eine zusätzlich produzierte Einheit überdurchschnittlich viel kosten, die Durchschnittskostenkurve würde eine positive Steigung aufweisen. Verliefe die Grenzkostenkurve hingegen oberhalb der Durchschnittskostenkurve, so würde eine zusätzliche produzierte Einheit unterdurchschnittlich viel kosten.
61
G V W L - Kapitel 4 - Lösungshinweise
die Durchschnittskostenkurve würde eine negative Steigung haben und befände sich noch nicht in ihrem Minimum und somit auch nicht im Betriebsoptimum. Aufgabe 9: Die Gewinnschwelle ist dort erreicht, wo die Erlöse die Kosten decken. Im Beispiel fallen Fixkosten in Höhe von 50.000 € sowie variable Kosten in Höhe von 3,56 € pro Buch an. Die Erlöse pro Buch ergeben sich aus der Differenz zwischen dem Preis von 17 € und 5,44 €, die das Autorenhonorar sowie die Händlerspanne umfassen. Somit lässt sich die Gewinnschwelle wie folgt ermitteln: 50.000 + 3,56x = (17 - 5,44)x => X = 6.250 Aufgabe 10: Das Betriebsminimum bezeichnet die Schwelle, ab der die gesamten variablen Kosten abgedeckt sind, und somit ein Teil der fixen Produktionskosten amortisiert werden kann. Letztere sind kurzfristig nicht zu vermeiden, sodass es sich für das Unternehmen lohnt zu produzieren, um den Verlust zu minimieren. Aufgabe 11: Der typische Verlauf der Grenzkosten- und somit auch der Durchschnittskostenfunktion hängt gemäß der ertragsgesetzlichen Produktionsfunktion mit den zunächst ansteigenden, dann wieder fallenden Grenzerträgen eines Produktionsprozesses zusammen: Für eine zusätzliche produzierte Einheit muss so zunächst eine relativ kleine, später eine größere Menge an Produktionsfaktoren eingesetzt werden. Allerdings wird hierbei vernachlässigt, dass es Sektoren gibt, in denen die Fixkostendegression eine mindestens ebenso wichtige Rolle spielt wie der Verlauf der Grenzkostenfunktion. Folglich ist die Schlussfolgerung des Autors nicht zwingend. Ein U-förmiger Verlauf der Durchschnitts- und Grenzkosten kann auch aus der Degression der Fixkosten hergeleitet werden. Aufgabe 12: Der U-förmige Verlauf der kurzfristigen Durchschnittskostenkurve lässt sich einerseits aus der Fixkostendegression sowie andererseits aus dem steigenden Verlauf der durchschnittlichen variablen Kosten erklären. Solange die Fixkostendegression die steigenden durchschnittlichen variablen Kosten überkompensiert, fällt die Durchschnittskostenkurve. Ab dem Punkt, an dem die durchschnittlichen variablen Kosten stärker steigen, als die durchschnittlichen Fixkosten sinken, steigt die Durchschnittkostenkurve wieder. Die langfristige Durchschnittskostenkurve ergibt sich aus den Minima der kurzfristigen Durchschnittskostenkurven, die ja jeweils gewisse Fixkosten und eine bestimmte Betriebsgröße widerspiegeln. Der U-förmige Verlauf der langfristigen Durchschnittskostenkurve hat seinen Ursprung somit in der Tatsache, dass eine bestimmte Betriebsgröße als optimal anzusehen ist. Sowohl eine geringere als auch eine höhere Betriebsgröße liefern höhere Durchschnittskosten.
62
G V W L - Kapitel 4 - Lösungshinweise
Aufgabe 13: Im Beispiel treten steigende Skalenerträge auf, da die Durchschnittskosten von einer Million € (9 Millionen € für 9 Düsenflugzeuge) auf 950.000 € (9,5 Millionen € für 10 Düsenflugzeuge) fallen. Aufgabe 14: Ganz offensichtlich handelt es sich nicht um unfairen Verdrängungswettbewerb seitens der Brotindustrie, da deren Marktanteil gleich geblieben ist. Tatsächlich sind aufgrund der eingeschränkten Haltbarkeit von Backwaren nur geringe Größen vorteile zu beobachten. Die gestiegene Filialenzahl im Bereich der Großbäckereien ist vielmehr durch kundenorientierte Absatzstrategien zu erklären. Aufgabe 15: Die Angebotskurve eines Unternehmens auf einem polypolistischen Markt entspricht der Grenzkostenkurve und somit in diesem Beispiel Xs = 20x. Das Minimum der Durchschnittskosten ist wiederum an dem Punkt erreicht, an dem die Grenzkostenkurve die Durchschnittskostenkurve schneidet: 20x = 1 0 x + — ^ x
= 10
Lösungshinweise zu den Multiple Choice-Aufgaben: Die folgenden Aussagen im Multiple-Choice-Teil sind korrekt: Aufgabe 16:
(b), (c)
Aufgabe 17:
(a), (c)
Aufgabe 18:
(a), (b)
63
GVWL-Kapitel 5
Kapitel 5 Güternachfrage Seite A Gliederung und gezielte Literaturhinweise
65
В Transferbeispiele
67
С ÜberbUck: Schlüsselbegriffe, Konzepte, Transfers
77
D Übungsaufgaben
78
E
80
64
Lösungen zu den Übungsaufgaben
G V W L - Kapitel 5 - Gliederung
A
Gliederung und gezielte Literaturhinweise
5
Güternachfrage privater Haushalte
5.1
Bestimmungsgründe der Nachfrage privater Haushalte
5.1.1 Güterpreise und verfügbares Einkommen (Budget) - Güterpreis und Nachfrage - Preise von Substitutions- und komplementären Gütern - Verfügbares Einkommen (Budget) 5.1.2 Nutzen und Präferenzen - Gesamtnutzen versus (vs.) Grenznutzen - Gossensche Gesetze - kardinales vs. ordinales Messkonzept 5.1.3 Soziale Einflussfaktoren der Gütemachfrage
5.2
Optimale Konsumgüterwahl: Formale Analysen der Theorie der Haushaltsnachfrage
5.2.1 Die Budgetgerade 5.2.2 Indifferenzkurven - Eigenschaften von Indifferenzkurven - Grenzrate der Substitution 5.2.3 Nutzenmaximierung (optimale Konsumgüterwahl)
5.3
Einkommens- und Preisänderungen
5.3.1
Einkommens-Konsum-Entscheidungen
5.3.1.1 Einkommensänderung und optimale Konsumgüterwahl 5.3.1.2 Einkommens-Konsum-Kurven (Engel-Kurven) 5.3.1.3 Güterarten 5.3.2
Preis-Konsum-Entscheidungen - Preisänderungen und optimale Konsumgüterwahl - Preis-Konsum-Kurven und einzelwirtschaftliche Nachfrage
65
G V W L - Kapitel 5 - Gliederung
- Normalfall vs. anormaler Fall - Einkommens- und Substitutionseffekt Transfer: Intertemporale Konsumentscheidungen und Sparen Transfer: Verbrauch- vs. Einkommensteuer 5.4
Einzelwirtschaftliche und gesamtwirtschaftliche Nachfragekurve - Aggregation individueller Nachfragekurven - Shifts von Nachfragekurven
5.5
Zur Vertiefung: Marktnachfrage und Elastizitäten - Preiselastizität der Nachfrage - Einkommenselastizität der Nachfrage - Kreuz-Preiselastizität Transfer: Determinanten der Preiselastizitäten Transfer: empirische Schätzungen der Elastizitäten Transfer: Tabaksteuer (Öko-Steuer) als Lenkungs- oder Fiskalsteuer
Literatur: Hardes, H.-D./Schmitz, F./Uhly, Α., Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 8. Aufl., München/Wien 2002, S. 124-177; Mankiw, N.G., Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, übersetzt von A. Wagner, 2. Aufl., Stuttgart 2001, S. 140-142, 481-516.
66
G V W L - Kapitel 5 - Transferbeispiel 5-1
В
Transferbeispiele
Transferbeispiei 5-1 „Intertemporale Konsumentscheidungen und Sparen"
Eine wichtige Entsciieidung jedes Menschen besteht darin, wie viel von seinem Einkommen er für Konsum heute ausgeben soll und wie viel er für die Zukunft sparen soll. Wir können die Theorie des Konsumentenverhaltens auch dazu heranziehen, um zu analysieren, wie die Menschen diese Entscheidung treffen und in welcher Weise die Höhe der Ersparnis von dem Zinssatz, den diese Ersparnis erbringen wird, abhängt. Betrachten wir die Entscheidung Sams, eines Arbeiters, der für sein Rentenalter im voraus planen möchte. Um die Dinge einfach zu halten, unterteilen wir Sams Leben in nur zwei Abschnitte. Im ersten Lebensabschnitt ist Sam jung und arbeitet. Im zweiten Abschnitt ist er alt und hat sich zur Ruhe gesetzt. In jungen Jahren verdient Sam 100.000 (€). Er teilt dieses Einkommen auf zwischen Konsum heute und Ersparnis für morgen. Im Alter möchte Sam das konsumieren, was er gespart hat, einschließlich der Zinszahlungen, die ihm die Ersparnis eingebracht hat. Nehmen wir an, der Zinssatz betrage für die aktive Zeit insgesamt 10 %. Damit kann Sam für jeden (€), den er in jungen Jahren spart, Konsum im Gegenwert von 1,10 (€) im Alter realisieren. Wir können „Konsum in jungen Jahren" und „Konsum im Alter" als die zwei Güter ansehen, zwischen denen Sam sich entscheiden muss. Der Zinssatz bestimmt den relativen Preis dieser zwei Güter. Das Schaubild zeigt Sams Budgetbeschränkung. Spart er gar nichts, so kann er 100.000 (€) in jungen Jahren konsumieren und im Alter nichts. Spart er alles, so konsumiert er nichts in jungen Jahren und 110.000 (€) im Alter. Die Budgetgerade zeigt diese beiden und alle weiteren, dazwischen liegenden Möglichkeiten auf. Im Schaubild werden Indifferenzkurven verwendet, um Sams Präferenzen bezüglich des jeweiligen Konsums in den beiden Perioden abzubilden. Da Sam stets ein höheres Konsumniveau in beiden Perioden bevorzugt, präferiert er Punkte auf höher liegenden Indifferenzkurven gegenüber Punkten auf niedriger liegenden. Unter diesen gegebenen Präferenzen wählt Sam die optimale Konsumkombination in beiden Lebensabschnitten - dies ist genau der Punkt auf der Budgetgerade, der auf der höchstmöglich erreichbaren Indifferenzkurve hegt. In diesem Optimum konsumiert Sam 50.000 (€) in jungen Jahren und 55.000 (€) im Alter.
67
G V W L - Kapitel 5 - Transferbeispiel 5-1
Konsum- i ausgaben im Alter (€)
Budgetbeschränkung
iio.oooi
55.000
50.000
100.000
Konsumausgaben in jungen Jahren^^'
Quelle: Mankiw, G. N., 2. Aufl., 2001, S. 505 f.
Aufgaben/Fragen zu Transferbeispiel 5-1 (1)
Angenommen sei eine erhebliche Erhöhung des Zinssatzes. Wie wird sich eine Erhöhung des Zinssatzes auf die intertemporale Konsumentscheidung eines Haushalts auswirken?
(2)
Stellen Sie die wahrscheinliche Reaktion eines Haushalts in grafischer Form dar!
68
G V W L - Kapitel 5 - Transferbeispiel 5-2
Transferbeispiel 5-2 „Verbrauch- vs. Einkommensteuer"
Herr Müller gilt als ein repräsentativer Konsument, dessen hauptsächliche Verbrauchsgewohnheit das Rauchen sei. Bei Annahme gegebener Präferenzen, eines gegebenen Einkommens und gegebener Preise der Tabakwaren kann sein Verbrauchsverhalten im Rahmen der mikroökonomischen Haushaltstheorie als Optimalverhalten gedeutet werden. Herr Müller realisiert dann sein Nutzenmaximum, den Tangentialpunkt GQ. In der Ausgangslage verwendet er bei einem Preis je Zigarettenpackung von 3 € einen erheblichen Teil seines Einkommens für den Kauf von Zigaretten (165 € für 55 Päckchen). Das folgende Schaubild soll verwendet werden, um die Auswirkungen von Steuern (Steuererhöhungen) auf das Käuferverhalten und den Nutzen zu prüfen. Die Ausgangslage aus der Sicht von Herrn Müller wird im Tangentialpunkt GQ dargestellt. Die Bundesregierung beschließt, zur Finanzierung einer großen Steuerreform spezielle Verbrauchsteuern, die als Fixbetrag je Verkaufseinheit (Mengensteuer) erhoben werden, zu erhöhen. Auch die Tabaksteuer wird erhöht und führt effektiv zur Erhöhung des Zigarettenpreises (von 3 auf 4 € je Päckchen). Was sind die Folgen für Herrn Müller? Er kann mit seinem gleichgebliebenen Einkommen maximal nur noch OBj Zigaretten kaufen. Seine Budgetgerade dreht sich und ist nun A Q B I . Sein neuer Gleichgewichtspunkt entspricht dem Punkt Gl auf der niedrigeren Indifferenzkurve Ij mit Ausgaben in Höhe von OYi (160) € und einem Konsum von OZj (40 Päckchen) Zigaretten. Die Erhöhung der Tabaksteuer kostet Herrn Müller YiYo (40) €, da er die gleiche Menge Zigaretten vorher für OY3 (120) € hätte erhalten können. Nehmen wir an, statt der Tabaksteuer sei die Einkommensteuer um den gleichen Betrag (40 €) erhöht worden. Wird Herr Müller damit besser oder schlechter gestellt? Oder ist es für ihn gleich, mit welcher Steuerart er belastet wird? Die Einkommensteuer reduziert alle Kaufmöglichkeiten von Herrn Müller gleichmäßig. In der grafischen Darstellung wird die Budgetgerade parallel nach A1B2 verschoben. Die Strecke A Q A I entspricht genau dem Betrag, um den die Einkonmiensteuer erhöht wird (40 €). Herr Müller erreicht einen neuen Gleichgewichtspunkt G2 auf der Indifferenzkurve I2, bei dem er OZ2 Zigaretten konsumiert. Der Punkt G2 liegt auf einer höheren Indifferenzkurve als Punkt Gl. Herr Müller würde es deshalb vorziehen, (40 €) mehr Einkommensteuer zu zahlen als mit einer betragsgleichen Erhöhung der Tabaksteuer belastet zu werden. Eine allgemeine Einkommensteuer bewirkt bei den Konsumenten geringere Belastungen als spezielle Verbrauchsteuern. ... Will der Staat also seine Einnahmen mehren (nicht aber aus anderen Gründen den Konsum bestimmter Güter reduzieren), so ist aus nutzentheoretischen Gründen eine Erhöhung der Einkommensteuer Erhöhungen spezieller Verbrauchsteuern vorzuziehen. 69
GVWL - Kapitel 5 - Transferbeispiel 5-2
Abb. 5-2:
Steuerarten und optimale Konsumgüterwahl
Einkommen
Zigaretten
Auf der Ordinate wird das (residuale) Einkommen, auf der Abzisse die Menge der nachgefragten Zigaretten abgetragen. Herr Müller hat ein Einkommen in Höhe von OAo €, für das er maximal OBo Zigaretten kaufen kann. Seine Budgetgerade ist A O B Q . Sein Nutzenmaximum ohne Steuern entspricht dem Tangentialpunkt GQ der Budgetgeraden mit der Indifferenzkurve IQ. GI bezeichnet sein optimales Konsumverhalten bei Annahme einer Tabaksteuer. G2 beschreibt das Optimum im Fall einer betragsgleichen Einkommensteuer. Die Einkommensteuer ermöglicht das Erreichen einer Indifferenzkurve mit einem höheren Nutzenindex I2 als die betragsgleiche Tabaksteuer.
Quelle: Hardes/Schmitz/Uhly, S.Aufl, 2002, S. 146 ff.
Aufgaben/Fragen zu Transferbeispiel 5-2 (1)
70
Eine allgemeine Einkommensteuer bewirkt bei den Konsumenten geringere Belastungen als spezielle Verbrauchsteuern. Begründen Sie diese Folgerung des vorstehenden Beispiels! Verwenden Sie hierzu die Begriffe des Einkommens- und Substitutionseffektes!
G V W L - Kapitel 5 - Transferbeispiel 5-3
Transferbeispiel 5-3 „Bestimmungsfakten von Preiselastizitäten der Nachfrage"
Elasticity and Substitutes The price elasticity of demand for a particular good depends on the availability of substitutes. Consider two goods: insulin (a medicine for diabetics) and cornflakes. There are no good substitutes for insulin, so consumers are not very responsive to changes in price: An increase in price doesn't cause a large reduction in the quantity of insulin demanded. In other words, the lack of substitutes for insulin means that the demand is inelastic. In contrast, there are many substitutes for cornflakes, including different types of corn cereal and cereals made from other grains (wheat, rice, and oats). Therefore, a small increase in the price of cornflakes will cause a large decrease in quantity demanded as consumers switch to other types of cereal whose price has not changed. In other words, if substitutes are plentiful, demand is relatively elastic. (The) Table shows the price elasticities of demand for various products. The different elasticities illustrate the importance of substitutes in determining the price elasticity of demand. Because there are no good substitutes for water and salt, it's not surprising that the elasticities are small.
Table: Price Elasticities of Demand for Selected Products Product Salt Water Coffee Cigarettes Shoes and footwear Housing Automobiles Foreign travel Restaurants meals Air travel Motion pictures Specific brands of c o f f e e
Price Elasticity of Demand 0.1 0.2 0.3 0.3 0.7 1.0 1.2 1.8 2.3 2.4 37 5.6
Quelle: O'Sullivan, A./Sheffrin, S. M., Economics, Principles and Tools, 2. ed., N e w Jersey 2000, S. 100
71
G V W L - Kapitel 5 - Transferbeispiel 5 - 3
Aufgaben/Fragen zu Transferbeispiel 5-3 (1)
Im vorstehenden Textauszug wird ein Bestimmungsfaktor der Preiselastizitäten verschiedener Güter hervorgehoben, die Substitutionsmöglichkeiten der Nachfrage! Erörtern Sie weitere Bestimmungsfaktoren der Preiselastizitäten der Nachfrage!
(2)
Die quantitativen Werte der Preiselastizitäten der Nachfrage verschiedener Güter gemäß der Tabelle sind als empirische Schätzungen zu betrachten. Diskutieren Sie die möglichen Bestimmungsfaktoren der empirischen Schätzungen ausgewählter Gütergruppen!
72
G V W L - Kapitel 5 - Transferbeispiel 5-4
Transferbeispiel 5-4 „Empirische Elastizitäten": Schätzung von Nachfragekurven mit konstanter Preiselastizität
Eine häufig verwendete Funktionsgleichung einer Nachfragekurve mit konstanter Preiselastizität lautet: X = a · p^ Hier bezeichnet χ die nachgefragte Menge, ρ den Preis; a und ε sind konstante Parameter. Es kann gezeigt werden, dass der Exponent ε des Preises in dieser Funktion die Preiselastizität der Nachfrage misst. Standardmethoden der Statistik zur Anpassung von Kurven an empirische Daten erfordern, dass die geschätzten Kurven selbst linear sind. Das ist im Fall einer Nachfragekurve mit konstanter Preiselastizität problematisch, da diese Kurven konvex zum Ursprungspunkt verlaufen. Die Lösung dieses Problems liegt darin, dass die Ursprungsfunktion log-linear ist. Eine einfache lineare Funktion kann ermittelt werden, indem man die Funktion in eine log-lineare Funktion mit natürlichen Logarithmus-Größen transformiert: ln(x) =
ln(a)
-I-
ε·
ln(p)
Angenommen sei, die beobachteten Kaufmengen eines Gutes entsprechen der effektiven Marktnachfrage. Dann kann eine Nachfragekurve mit konstanter Preiselastizität einfach geschätzt werden, indem man die zu verschiedenen Zeitpunkten beobachteten Preise und zugehörigen Mengen logarithmiert und eine lineare Kurve an die transformierten Daten anpasst (Abb. 5-4). Der Schnittpunkt der geschätzten Gerade mit der Ordinate ergibt in delogarithmierter Form den Lageparameter a; das Steigungsmaß der geschätzten Gerade entspricht dem Wert der Preiselastizität. ... (Empirische Preis- und Einkommenselastizitäten lassen sich berechnen, wenn man die obige Nachfragefunktion mit konstanter Preiselastizität durch eine weitere Variable, das Pro-Kopf-Einkommen der Haushalte, erweitert.) Die preisbereinigten Ausgaben für eine bestimmte Gütergruppe werden in Abhängigkeit zweier unabhängiger Variablen, der Entwicklung der Pro-Kopf-Einkommen aller Haushalte (Ypop) und der spezifischen Preisentwicklung (pi) der Gütergruppe, betrachtet. Xi = a · Ypop" + Pi'
73
G V W L - Kapitel 5 - Transferbeispiel 5-4
Durch log-lineare Transformation erhält man den Typ einer Regressionsfunktion mit transformierten Variablen, deren Parameter als Schätzwerte der empirischen Einkommens- (εγ) und Preiselastizitäten (ε) der Gütergruppe zu interpretieren sind.
In(Xi)
= ln(a) + b · In(Ypop) + с · In(pi) i
i ε
εγ
Die Schätzungen der empirischen Einkommens- und Preiselastizitäten erfordern für jeweilige Gütergruppen drei Datenreihen eines Untersuchungszeitraums, die Entwicklung - preisbereinigter Ausgaben der Haushalte (Xj), - der Pro-Kopf-Einkommen (Ypop) und - der Güterpreise (pi). Abb. 5-4 Schätzung einer Nachfragekurve mit konstanter Preiselastizität (b) Transformierte Nachfragekurve
(a) Nachfragekurve
200
400
600
800
1000
3
4
5
6
7
ln(x)
Lageparameter und Preiselastizität einer Nachfragekurve mit konstanter Preiselastizität können statistisch ermittelt werden, indem man die Daten der Ausgangskurve durch eine log-lineare Transformation ersetzt.
Quelle: Hardes/Schmitz/Uhly, S.Aufl., 2002, S.158 f f
74
G V W L - Kapitel 5 - Transferbeispiel 5-4
Aufgaben/Fragen zu Transferbeispiel 5-4 (1)
Reflektieren Sie die Vorgehensweise zur Ermittlung empirischer Preisbzw. Einkommenselastizitäten! Angenommen, Sie stehen vor der Aufgabe, empirische Elastizitäten für bestimmte Gütergruppen zu schätzen, wie würden Sie hierzu verfahren?
75
G V W L - Kapitel 5 - Transferbeispiel 5-5
Transferbeispiel 5-5 „Tabal(steuer"
In der finanztheoretischen Legitimation der Tabaksteuer wird immer wieder angeführt, sie sei eine Lenkungssteuer mit dem Ziel der Gesundheitsförderung. Die Plausibilität dieses Steuermotivs ist aber zu bezweifeln, da das Phänomen des Rauchens stark auf Suchtverhalten basiert.... In der finanzpolitischen Praxis dominiert daher der fiskalische Aspekt (Kirchhoff, 1990). Aufgrund des Suchtcharakters wird der Tabakproduktnachfrage eine geringe Preiselastizität unterstellt, die günstige Bedingungen für eine ergiebige Steuer schafft. Die Tabaksteuer eignet sich somit zur Einnahmeerzielung des Staates und ist vorrangig als Fiskalsteuer und nicht als Lenkungssteuer zu werten. So ist diese Verbrauchssteuer in der Vergangenheit auch wiederholt dazu eingesetzt worden, mittels Erhöhung der Steuersätze vorhandene Haushaltslöcher zu stopfen (Lührmann, M.: Wie sich eine Tabaksteuerreform in Rauch auflöst. In: BörschSupan, Α., Schnabel, R., Volkswirtschaft in fünfzehn Fällen, Wiesbaden 1998, S. 143). „Wir haben Steuerarten ausgewählt, bei denen die Erhöhung nicht konjunkturschädlich wirkt", sagte (Minister) Eichel am Freitag." Mit den geplanten Einnahmen von drei Milliarden Mark sollen Maßnahmen zur Terrorismusbekämpfung finanziert werden. Das Bundeskabinett hatte am Freitag beschlossen, die Tabaksteuer (ab dem Jahr 2002) um zwei Cents pro Zigarette und die Versicherungssteuer von 15 auf 16 Prozent zu erhöhen (Financial Times Deutschland 22.09.2001).
http;//www.steuerlinks.de/newsletter 38.shtml
Aufgaben/Fragen zu Transferaufgabe 5-5 (1)
Klären Sie den Begriff der Lenkungssteuer! Welches Merkmal kennzeichnet eine funktionale Lenkungssteuer?
(2)
Die Tabaksteuer wurde in den vergangen Jahren mehrfach aus fiskalischen Gründen erhöht. In Abhängigkeit von der Preiselastizität der Nachfrage nach Tabakwaren hat die Entwicklung der staatlichen Einnahmen aus der Tabaksteuer reagiert. Prüfen Sie hierzu die empirische Entwicklung der staatlichen Einnahmen aus der Tabaksteuer!
(3)
Diskutieren Sie die Frage der Lenkungs- bzw. Fiskalsteuer auch mit Bezug zur sog. „Öko-Steuer"!
76
GVWL - Kapitel 5 - Schlüsselbegriffe, Konzepte, Transfers
С
Überblick: Schlüsselbegriffe, Konzepte, Transfers Schlüsselbegriffe Haushaltsbudget Budgetgerade (-beschränkung) Güterbündel Substitutionsgüter vs. Komplementärgüter Präferenzen und Indifferenzkurven Grenznutzen und Grenzrate der Substitution Nutzenmaximierung und optimale Güterwahl Einkommens-Konsum-Kurve Engelkurve inferiore/superiore Güter Preis-Konsum-Kurve
Giffen-Gut Einkommenseffekt Substitutionseffekt Marktnachfrage elastische/unelastische Nachfrage Preiselastizität der Nachfrage Kreuz-Preiselastizität Einkommenselastizität Mitläufereffekt Snobeffekt Vebleneffekt
Theoretische Ansätze/Konzepte
Transfers
Gossensche Gesetze kardinales vs. ordinales Messkonzept der Präferenzen (Nutzentheorie) optimale Konsumgüterwahl Haushaltstheorie und Einkommensänderungen bzw. Preisänderungen einzelwirtschaftliche und aggregierte Nachfrage Elastizitätskonzepte Soziale Einflussfaktoren des Konsumverhaltens
Intertemporale Konsumentscheidungen und Sparen Verbrauchsteuer vs. Einkommensteuer Bestimmungsfaktoren von Preiselastizitäten Empirische Elastizitäten Tabaksteuer (Öko-Steuer) als Lenkungs- oder Fiskalsteuer
77
GVWL - Kapitel 5 - Übungsaufgaben
D
Übungsaufgaben
Übungsaufgaben 1) Diskutieren Sie folgende Aussagen: - Kein Mensch trägt vor einer Konsumentscheidung Indifferenzkurven für zwei Güter sowie seine Budgetbeschränkung in ein Diagramm ein und ermitteh so seinen optimalen Konsum. Konsumentscheidungen sind zudem oftmals irrational. Die mikroökonomischen Modelle können das wirkliche Käuferverhalten nicht erklären. - Es ist nicht möglich, den Nutzen, den der Konsum eines Gutes stiftet, zu bestimmen. Deshalb lassen sich auch keine Nachfragekurven ermitteln. Die Theorie der Haushaltsnachfrage ist somit empirisch nicht prüfbar und erfüllt nicht die Anforderungen, wie sie im Kritischen Rationalismus an eine Theorie gestellt werden. 2) Zeigen Sie, wie sich die folgenden Annahmen auf den Verlauf der Budgetgerade eines Haushalts auswirken: - eine Einkommenserhöhung, - eine Preiserhöhung von Gut 1, - relativ gleiche Preiserhöhungen von Gut 1 und Gut 2. 3) Angenommen, eine Budgetgleichung ist durch Ρχ · χ + Py · y = Y,. gegeben. Die Regierung beschließt, eine Einkommensteuer von 10 % einzuführen, eine Mengensteuer von t auf Gut χ zu erheben und Gut y mit s je Mengeneinheit zu subventionieren. Wie sieht die Gleichung der neuen Budgetgeraden aus? 4) Erläutern Sie, warum sich Indifferenzkurven, die verschiedene Präferenzniveaus darstellen, nicht schneiden können! 5) Skizzieren Sie für folgende Güterpaare jeweils idealtypische Indifferenzkurven: - Coca Cola und Pepsi, - Skier und Skibindungen. 6) Erklären Sie, warum konvexe Indifferenzkurven eine negative (abnehmende) Grenzrate der Substitution aufweisen! 7) Überlegen Sie, welche Güter aus Ihrer Sicht als inferiore Güter zu bezeichnen sind! Warum gelten diese Güter als inferiore Güter? 8) Die Engelkurve eines Konsumenten für Bier sei χ = 20 · Υ''^ (χ = Liter Bier; Y = Monats-Einkommen). Um wie viel Prozent erhöht sich sein Bierkonsum, wenn sein Einkommen um 1 % steigt? 9) Die Bundesregierung möchte aus umweltpolitischen Gründen, dass der Verbrauch von verbleitem Benzin stark eingeschränkt wird. Welche Maßnahme ist effektiver, um dieses Ziel zu erreichen, eine Erhöhung der Einkommensteuer oder eine Erhöhung der Verbrauchsteuer für verbleites Benzin? Erstellen Sie ein Schaubild zur Veranschaulichung der Wirkungen! Welche Gründe können Sie für Ihr Ergebnis nennen?
78
G V W L - Kapitel 5 - Übungsaufgaben
11) Wodurch wird die Höhe der Preiselastizität der Nachfrage bestimmt? 12) Geringe Einkommenselastizitäten und geringe Preiselastizitäten der Nachfrage nach (bestimmten) landwirtschaftlichen Gütern gelten aus der Sicht der Agrarwirtschaft als „Problemfaktoren". Erläutern Sie die Zusammenhänge!
Multiple choice-Aufgaben 13) Wie verhält sich die Preiselastizität bei einer Bewegung von oben nach unten entlang einer normalverlaufenden linearen Nachfragekurve? ( ) Sie bleibt konstant; ( ) sie steigt proportional mit den Ausgaben der Haushalte und sinkt proportional mit den Einnahmen der Anbieter; ( ) sie wird elastischer; ( ) sie wird unelastischer. 14) Entsprechend der mikroökonomischen Theorie der Haushaltsnachfrage (Gütemachfrage der Haushalte) steigt die Nachfrage nach einem superioren Gut X (Normalfall) ceteris paribus, wenn: ( ) der Preis des Gutes steigt; ( ) das durchschnitüiche Einkommen der Haushalte sinkt; ( ) die Einkommensteuer sinkt; ( ) der Preis anderer Güter (Y: Substitutionsgüter) steigt; ( ) die Zahl der Haushalte zunimmt. 15) Ein verregneter Sommer verdirbt dem Besitzer eines Textilgeschäfts das Geschäft mit Badeartikeln. Die kurz- und langfristigen Wetterberichte sagen weiterhin schlechtes Wetter voraus. Gleichwohl hofft der Besitzer des Textilgeschäfts auf steigende Einnahmen, indem er die Preise für Badeartikel erheblich senkt. Er glaubt nämlich, dass ( ) die Nachfrage nach Badeartikeln aufgrund der Wetterprognosen preisunelastisch ist; ( ) die Nachfrage nach Badeartikeln trotz der Wetterprognosen preiselastisch ist; ( ) die Kreuz-Preiselastizität - bei gleichzeitig sinkenden Preisen für Urlaubsreisen in den Süden - positiv ist; ( ) gleichzeitige Einkommenserhöhungen die Effekte der Wetteφrognosen ausgleichen werden. 16 ( ) ( ) ( )
Eine über über über
Erhöhung der Zinsen bewirkt ceteris paribus: den Einkommenseffekt einen Anstieg des gegenwärtigen Konsums; den Substitutionseffekt eine Zunahme des gegenwärtigen Konsums; den Substitutionseffekt eine Zunahme des künftigen Konsums.
79
G V W L - Kapitel 5 - Lösungshinweise
E
Lösungen zu den Übungsaufgaben
Aufgabe 1: Tatsächlich bereitet die Bestimmung verschiedener Nutzenniveaus erhebliche Schwierigkeiten. Femer kann nicht davon ausgegangen werden, dass sich jeder Haushalt auch in jeder Situation rational verhalten wird, indem er diejenige Nutzenkombination wählt, die den größten Nutzen zu stiften verspricht. Dennoch lassen sich allgemeine Aussagen ableiten, so etwa wie sich die vielen Haushalte in bestimmten Situationen verhalten werden. Kemaussagen, wie diejenige bezüglich des negativen Zusammenhangs zwischen Preis und nachgefragter Gütermenge, genügen somit wissenschaftlichen Anforderungen.
Aufgabe 2: Eine Einkommenserhöhung bewirkt einen Shift der Budgetgeraden nach rechts oben. Steigt der Preis von Gut 1, so kann bei ausschließlicher Verwendung des Einkommens für den Kauf eben dieses Gutes nun eine geringere Menge erworben werden. Daher schneidet die Budgetgerade die Achse, auf der die Menge des Gutes 1 abgebildet wird, in einem Punkt, der näher am Ursprung liegt. Da sich der Preis des Gutes 2 nicht ändert, bleibt auch der Schnittpunkt der Budgetgerade mit der anderen Achse gleich. Insgesamt muss sich also die Budgetgerade drehen, die Fläche links unterhalb der Budgetgerade wird kleiner. Eine relativ gleiche Preiserhöhung beider Güter hingegen bewirkt einen Shift der Budgetgeraden nach links unten.
Aufgabe 3: Nach Berücksichtigung der in der Aufgabe angegebenen Veränderungen erhält man: (Ρχ + t ) x ( P y - s ) y
= 0,9Yc
Aufgabe 4: Indifferenzkurven, die unterschiedliche Nutzenniveaus darstellen, können sich nicht schneiden, da sonst im Schnittpunkt einer Güterkombination zwei Nutzenniveaus zugeordnet wären. Ferner würde der Teil der höheren Indifferenzkurve, welcher unterhalb des Schnittpunkts liegt, Güterkombinationen mit geringeren Mengen beider Güter ausweisen, als dies die annahmegemäß ungünstigere Indifferenzkurve tut.
Aufgabe 5: Unter der Annahme, dass Coca Cola und Pepsi perfekt substituierbar, Skier und Skibindungen jedoch komplementäre Güter sind, ergeben sich die folgenden Darstellungsformen:
80
GVWL - Kapitel 5 - Lösungshinweise
Skier
Coca Cola
Skibindungen
Pepsi
Aufgabe 6: Konvexe Indifferenzkurven weisen eine negative Grenzrate der Substitution auf, da bei der Reduktion der Menge eines Gutes 1 das Nutzenniveau nur durch Ausweitung der Menge des Gutes 2 konstant gehalten werden kann. Entlang einer Indifferenzkurve nimmt die (negative) Grenzrate der Substitution mit zunehmender Menge eines Gutes wegen eines abnehmenden Grenznutzens des Gutes ab.
Aufgabe 7: Inferiore Güter zeichnen sich dadurch aus, dass sie einen negativen Einkommenseffekt aufweisen: Steigt das Einkommen, so sinkt die Nachfrage nach dem inferioren Gut. Dass Güter i. d. R. nur inferior im Bezug zu anderen Gütern sein können, verdeutlicht das folgende Beispiel: Ein armer Student wird sich nur minderwertige Shrimps leisten können. Steigt er im Laufe der Zeit zum wissenschaftlichen Mitarbeiter auf, wird er Shrimps durch Königsgamelen substituieren. Als wohlhabender Professor schließlich hat er für Garnelen lediglich noch einen verächtlichen Blick übrig: Stattdessen wird er sich an Hummer schadlos halten.
Aufgabe 8: Allgemein gilt für die Einkommenselastizität
der Nachfrage:
dx. dY X wobei Y das Einkommen sowie χ ein bestimmtes Gut darstellt. Für die vorlie0,9
gende Funktion X = 20 · Y Nachfrage:
ε = 0,9
lautet demnach die Einkommenselastizität der
20
Y
-0,1 20 · Y
0,9
= 0,9
81
GVWL - Kapitel 5 - Lösungshinweise
Aufgabe 9: Sofern umweltpolitische Überlegungen im Vordergrand stehen, ist eine Erhöhung der Verbrauchsteuer auf verbleites Benzin einer Erhöhung der Einkommensteuer eindeutig vorzuziehen, da neben dem Einkommenseffekt auch der Substitutionseffekt über eine Veränderang der relativen Preise zu einer Reduktion des Benzinkonsums beiträgt. Folgende Grafik veranschaulicht diese Zusammenhänge: Einkommen 4 I 2 Ii Io
D
В
Benzinkonsum
Die Grafik zeigt den Zusammenhang zwischen Einkommen und Benzinkonsum. In der Ausgangs situation wird im Schnittpunkt von Indifferenzkurve IQ und Budgetgerade AB ein relativ hoher Benzinkonsum realisiert. Durch eine Erhöhung der Einkommensteuer sinkt letzterer bis zum Schnittpunkt von Ij und der neuen Budgetgerade CD. Stärker jedoch wirkt sich eine Drehung der Budgetgerade aus: Im Schnittpunkt der so entstandenen Budgetgerade AE sowie der Indifferenzkurve I2 wird deutlich weniger Benzin konsumiert als im Fall der Einkommensteuererhöhung.
Aufgabe 10: Die Höhe der Preiselastizität der Nachfrage wird durch die folgenden Faktoren bestimmt: a) Güter, die zur Abdeckung von Grandbedürfnissen unabdingbar sind, weisen eine geringe Preiselastizität der Nachfrage auf. b) Je gesättigter der Markt eines Gutes ist, desto geringer fällt die Preiselastizität der Nachfrage aus. c) Je höher der Anteil der Ausgaben eines Gutes am Einkommen eines Haushaltes ist, desto preiselastischer wird dessen Nachfrage sein. d) Existieren Substitutionsgüter, wird die Preiselastizität der Nachfrage hoch sein. e) Besitzt ein Gut mehrere VerwendungsmögUchkeiten, so kann es gleichsam als Alternative für andere Güter angesehen werden. Seine Preiselastizität der Nachfrage wird dementsprechend hoch ausfallen.
82
G V W L - Kapitel 5 - Lösungshinweise
f) Je haltbarer ein Gut ist, desto preisunelastischer wird die Nachfrage sein. g) Schließlich ist die Preiselastizität der Nachfrage langfristig stets größer als auf kurze Sicht, da im Falle von Preissteigerungen Alternativen gesucht werden.
Aufgabe 11: Die geringen Elastizitäten von Angebot und Nachfrage nach landwirtschaftlichen Gütern bewirken, dass schon bei geringen Ernteschwankungen erhebliche Preisänderungen auftreten. Im Falle einer guten Ernte etwa werden die Landwirte Einkommenseinbußen zu verzeichnen haben, da die relative Preissenkung die relative Erhöhung der Absatzmenge bei weitem überkompensiert.
Lösungshinweise zu den Multiple Choice-Aufgaben: Die folgenden Aussagen im Multiple-Choice-Teil sind korrekt:
Aufgabe 13:
(d)
Aufgabe 14:
(c),
Aufgabe 15:
(b)
Aufgabe 16
(a).
83
G V W L - Kapitel 6
Kapitel 6 Gütermärkte: Anbieterverhalten und Marktstrukturen Seite A Gliederung und gezielte Literaturhinweise
85
В Transferbeispiele
87
С Überblick: Schlüsselbegriffe, Konzepte, Transfers
97
D Übungsaufgaben
98
E Lösungen zu den Übungsaufgaben
84
101
G V W L - Kapitel 6 - Gliederung
A
Gliederung und gezielte Literaturhinweise
6
Gütermärkte: Anbieterverhalten und Marktstrukturen
6.1
Einführung: Marktformen, -strukturen
6.2
Angebotsmonopol
6.2.1 Das Coumot-Modell eines Monopols - Darstellung - lineare Nachfragefunktion (Preis-Absatz-Funktion) - Grenzerlöse - Produktionsplanung und Preisfixierung bei Annahme von Gewinnmaximierung - Preisfixierung und Grenzkostenzuschläge - Transfer: Arzneimittel - Monopol- versus (vs.) Konkurrenzpreise 6.2.2 Preisdifferenzierung eines Monopolanbieters - Preisdifferenzierung nach Käufergruppen (Marktsegmenten) - Voraussetzungen - gewinnmaximale Preisdifferenzierung nach Marktsegmenten - Transfers: - Buchpreise: Hardcover- und Paperback-Ausgaben - Flugpreise - Vollständige Preisdifferenzierung - Beurteilung von Strategien der Preisdifferenzierung (Konzept der Konsumentenrente) - Mankiws Lehrsätze zur Preisdifferenzierung 6.2.3 Monopole aus wettbewerbspolitischer Sicht - Wohlfahrtsverluste durch Monopolanbieter - Natürliche Monopole und Preis-Regulierangen - De-Regulierung öffentlicher Monopolunternehmen - Transfer: De-Regulierang des Bahnverkehrs
85
G V W L - Kapitel 6 - Gliederung
6.3
Weitere Marktformen
6.3.1 Monopolistischer Wettbewerb: heterogene Produkte und Mariiteintritte - kurz- und langfristige Analyse - Beurteilung 6.3.2 Spieltheoretisches Duopol (Oligopol) - Kooperation versus Preiskampf: strategisches Preisverhalten Transfer: Preiskampf zweier Handelsgruppen in Großbritannien - Preiskartelle und Absprachen 6.3.3 Preisstarrheiten im Oligopol - geknickte Nachfragefunktion - Darstellung - Beurteilung? 6.3.4 Nicht-Preis-Wettbewerb an heterogenen Oligopolmärkten Literatur: Hardes, H.-D./Schmitz, F./Uhly, Α., Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 8. Aufl., München/Wien 2002, S. 208-229, 236-254; Mankiw, N. G., Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, übersetzt von A. Wagner, 2. Aufl., Stuttgart 2001, S. 337-365, 393-397; Sloman, J., Mikroökonomic, Übersetzung der englisch-sprachigen Ausgabe, 3. Aufl., München/Wien 2000, S. 268-286.
86
GVWL - Kapitel 6 - Transferbeispiel 6-1
В
Transferbeispiele
Transferbeispiel 6-1 „Arzneimittel - Monopol- und Konkurrenzpreise" In Monopolmärkten und in Konkurrenzmärkten werden die Preise ganz unterschiedlich bestimmt. Die Erkenntnisse können leicht auf den Arzneimittelmarkt übertragen werden; denn da gibt es nebeneinander Monopole durch den Patentschutz neuer Medikamente und Wettbewerb bei den nicht mehr geschützten Pharmaka, die jedermann herstellen kann. Bei Auslaufen des Patentschutzes verwandeln sich Monopolmärkte zu Konkurrenzmärkten. Was geschieht dann mit dem Preis? Betrachten wir dazu das Schaubild (6-1). Die Grenzkosten der Arzneimittelherstellung sind als konstant angenommen, was näherungsweise für zahlreiche Arzneimittel zutrifft. Während der Laufzeit des Patents maximiert der Monopolist seinen Gewinn aus dem Arzneimittel verkauf, indem er jene Menge produziert und anbietet, bei der Grenzkosten und Grenzerlös gleich sind. Mit dem Auslaufen des Patents werden andere Anbieter und Wettbewerber in den gewinnträchtigen Markt gelockt. Nach und nach wandelt sich der Monopolmarkt zu einem Konkurrenzmarkt und der Preis sinkt schließlich auf die Höhe der Grenzkosten ab. Die empirische Erfahrung deckt sich mit den Hypothesen der Theorie. Neben den bisherigen Markenartikel des Alleinanbieters treten pharmakologisch äquivalente Generica anderer Hersteller. Abb. (6-1): Der Markt für Arzneimittel Kosten und Erlöse
Preis während der Patentlaufzeit Preis nacli Wegfall des Patents
Grenzkosten
Monopolmenge
Konkurrenzmenge
Menge
Quelle: Mankiw, G. N., 2. Aufl., 2001, S. 349
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G V W L - Kapitel 6 - Transferbeispiel 6-1
Fragen/Aufgaben zu Transferbeispiel 6-1 (1) (2)
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Prüfen Sie die Markteffekte des Patentschutzes für neue Arzneimittel ! Welche Argumente sprechen für/gegen einen Patentschutz?
G V W L - Kapitel 6 - Transferbeispiel 6-2.1
Transferbeispiel 6-2.1 „Intertemporale Differenzierung von Buchpreisen"
Mit einem einfachen Beispiel wollen wir die Absicht des Monopolisten zur Preisdifferenzierung untermauern. Stellen Sie sich vor, Sie wären der Geschäftsführer einer Verlagsgesellschaft... Der Bestsellerautor (des Verlags) hat soeben seinen neuesten Roman geschrieben. Nehmen wir der Einfachheit halber an, Sie hätten dem Autor lumpige 2 Millionen (€) für die Exklusivrechte der Publikation bezahlt. Nehmen wir weiter an, die Druckkosten wären praktisch null. Der Gewinn der (Verlagsgesellschaft) ... besteht also in dem Betrag, der von den künftigen Markterlösen aus dem Buchverkauf nach Abzug des Autorenhonorars übrig bleibt. Welchen Preis würden Sie als Geschäftsführer der (Verlagsgesellschaft)... für das Buch festsetzen? Der erste Schritt zu dieser Preisentscheidung besteht in einer Abschätzung der Nachfrage. Ihre Marketing-Abteilung sagt Ihnen, das Buch werde zwei Lesertypen ansprechen. Erstens wird das Buch die ... unbeirrbaren Fans des Autors erreichen, die rund 30 (€) bezahlen würden. Zweitens wird das neue Buch ...(eine größere Zahl von) Durchschnittsleser(n) interessieren, die bis zu einem Ladenpreis von etwa 5 (€) kaufen.... Obwohl das verwendete Beispiel (fiktiv) ... ist, beschreibt es doch recht gut die in der Praxis anzutreffenden Verlagsentscheidungen. Gleiche Lehrbücher z. B. werden in den USA und in Europa zu unterschiedlichen Preisen verkauft. Wichtiger ist die Preisdifferenzierung zwischen Hardcover- und PaperbackBuchausgaben. Ein neuer Roman von Lars Gustafsson wird zuerst als teuere Buchausgabe in Leinen auf den Markt gebracht. Die billigere Taschenbuchausgabe folgt vielleicht nach einem Jahr. Quelle: Mankiw, 2. Aufl., 2001; S. 359 f
Aufgaben/Fragen zu Transferbeispiel 6-2.1 (1)
Erörtern Sie die Ratio der Preisdifferenzierung aus der Sicht der Verlagsgesellschaft!
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G V W L - Kapitel 6 - Transferbeispiel 6-2.2
Transferbeispiel 6-2.2 „Differenzierung von Flugpreisen" Flugreisende wundem sich oft, wie viele Preise für einen Flug von New York nach Los Angeles gültig sind. Beispielsweise betrug der Preis erster Klasse jüngst fast 2.000 $; der reguläre (nichteingeschränkte) Economy-Tarif (in der sog. Coach-Klasse) betrug ungefähr 1.200 Dollar; spezielle Diskonttarife (Billigtarife, die oft erforderten, dass der Flugschein zwei Wochen vorher und/oder ein Aufenthalt über Samstagnacht erfolgt) konnten für nur 500 Dollar gekauft werden. Obwohl der Service erster Klasse nicht derselbe wie der Service in der Economy-Klasse mit einem Minimalaufenthalt ist, scheint es nicht so, dass die Differenz einen Preis erfordert, der viermal so hoch ist. Warum setzen die Fluggesellschaften dann solche Preise fest? Der Grund hierfür ist, dass diese Flugpreise eine profitable Form für die Preisdiskriminierung der Fluggesellschaften liefern. Die Gewinne aus der Diskriminierung sind hoch, da sehr unterschiedliche Kunden, mit sehr unterschiedlichen Nachfrageelastizitäten, diese unterschiedlichen Tickets kaufen. ... Man bemerke, dass die Nachfrage nach Diskonttickets ungefähr zwei- oder dreimal preiselastischer ist als die für Tickets erster Klasse oder für (die) nicht restringierte Coach-Klasse. Der Grund hierfür ist, dass Diskonttickets normalerweise von Familien und anderen Urlaubern genutzt werden, während erster Klasse-Tickets und nichtrestringierte Coach-Tickets meist von Geschäftsreisenden gekauft werden, die wenig Flexibilität bezüglich des Zeitpunkts ihrer Reise haben und deren Unternehmen die Rechnung übernehmen. ...Wenn sich die Nachfrageelastizitäten so stark unterscheiden, sollte es nicht überraschen, dass die Fluggesellschaften solch unterschiedliche Preise für unterschiedliche Service-Kategorien verlangen. ... Das Ziel der Fluggesellschaften war (ist), feiner zwischen den Reisenden mit unterschiedlichen Reservationspreisen zu diskriminieren. Wie der für die Preissetzung und Produktplanung verantwortliche Vizepräsident der Fluggesellschaft American Airlines erklärte: „Man möchte einen Sitzplatz nicht an jemanden für 69 $ verkaufen, der gewillt ist, 400 $ zu bezahlen." Gleichzeitig möchte eine Fluggesellschaft einen Sitzplatz lieber für 69 $ verkaufen, als ihn unbesetzt zu lassen. Quelle; Pindyck, R. S., Rubinfeld, D. L„ 1998, S. 4 6 8 f.
Aufgaben/Fragen zu Transferbeispiel 6-2.2 (1)
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Erläutern Sie die beschriebene Preisdifferenzierung von Fluggesellschaften und deren Begründung!
G V W L - Kapitel 6 - Transferbeispiel 6 - 3
Transferbeispiel 6-3 „De-Reguiierung des Bahnverkehrs"
In der Vergangenheit wurde der Bahnverkehr jeweils von einem öffentlichen Monopolunternehmen betrieben, der Bundes- bzw. der Reichsbahn. Das historische Bahnmonopol bot als öffentliches Monopolunternehmen im Wesentlichen zwei Güterkategorien an, Dienstleistungen des Personen- und Güterverkehrs. Die öffentliche Regulierung erfolgte u. a. aus Gründen einer flächendeckenden Verkehrsversorgung mit regionalpolitischen Angebots- und Tarifverpflichtungen (z. B. Tarifeinheit im Raum) sowie aus besonderen Gründen der Verkehrsqualität (-Sicherheit). Subadditive Kostenverläufe können sich bei einem Mehφrodukt-Untemehmen ergeben - aus relevanten Größenvorteilen in der Produktion der einzelnen Verkehrsgüter, - aus relevanten Verbundvorteilen der gemeinsamen Produktion mehrerer Güter. Einzelproduktbezogene Größenvorteile lassen sich jeweils aus dem Fixkostencharakter der umfangreichen Investitionen in das erforderliche Schienennetz ableiten. Bei hohen Fixkosten werden die Durchschnittskosten der Verkehrsleistungen sinken, je höher die Auslastungsintensität der Kapazitäten des Streckennetzes steigt. Mit größeren Beförderungszahlen von Personen oder Gütern werden die Durchschnittskosten je Leistungseinheit erheblich sinken, weil die Infrastrukturaufwendungen des Schienennetzes der Bahn beachtliche Größenordnungen erreichen. Verbundvorteile sind aus der gemeinsamen Nutzung der Schienen durch den Personen- und Güterverkehr gleichfalls möglich. ... (Des Weiteren:) Der Eisenbahnverkehr erfordert hohe Kapitalaufwendungen für produktbezogene Einzweckinvestitionen in das Schienennetz. Diese Einzweckinvestitionen sind als Produktionsbasis des Schienenverkehrs erforderlich; (die erforderlichen Infrastrukturinvestitionen des Schienennetzes erschweren Markteintritte neuer Wettbewerber im Bahnverkehr.)... (Die ökonomischen Kriterien des natürlichen Monopols und der erschwerten Markteintritte neuer Wettbewerber sprechen für einen Bedarf an öffentlicher Regulierung. Diese Argumente beziehen sich allerdings primär auf das Schienennetz, nicht notwendig auf den Transportbetrieb. Soweit eine organisatorische Trennung von Schienennetz und Transportbetrieb im Bahnverkehr möglich erschien, sollte daher eine De-Regulierung des Transportbetriebs im Bahnverkehr erfolgen. Der Bereich eines regulierten Monopols sollte sich auf das Schienenetz beschränken.
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G V W L - Kapitel 6 - Transferbeispiel 6-3
Dieser Logik folgten die wesentlichen Schritte der Bahnreform seit 1994: • mit einer Privatisierung der öffentlichen Unternehmen der Bundes- bzw. Reichsbahn, • mit einer finanzpolitischen Entschuldung der Bahn durch den Staat, • mit einer organisatorischen Trennung der Sparten Schienennetz (Fahrweg), Personenverkehr und Gütertransporte. Die Transportbereiche des Personenverkehrs und der Gütertransporte sollten den Monopolcharakter verlieren. • die Nutzung des Schienennetzes durch private Anbieter von Verkehrsleistungen sollte ermöglicht werden, • die privatisierte Bahn sollte von gemeinwirtschaftlichen Bindungen im Regionalverkehr entlastet werden. Spezielle Leistungen der Bahn zu Gunsten des Nah- und Regionalverkehrs sollten gegenüber der Bahn A G finanziell abgegolten werden. Quelle: Hardes, H.-D. u. a., V W L - problem-orientiert, 20. АиП., Tübingen 1999, S. 150 ff.
Aufgaben/Fragen zu Transferbeispiel 6-3 (1)
Welche ökonomischen Gründe sprechen für die skizzierte Bahnreform?
(2)
Diskutieren Sie mögliche Probleme der Bahnreform!
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G V W L - Kapitel 6 - Transferbeispiel 6-4
Transferbeispiel 6-4 „Preiskampf zweier Supermarkt-Handelsgruppen in Großbritannien"
During the 1980s, the supermarket sector was oligopolistic, with the few players (for example, Teseo, Sainsbury's and Safeway)... In the late 1980s competition from discount retailers increased. The result was intensified price competition and greater non-price competition, ... Recently, two distinct types of discounters have entered the supermarket grocery sector. High Street discounters such as Aldi, Netto and the established Kwik Save sell only branded products very cheaply in High Street outlets. Warehouse clubs, however, which originated in the United States, set up in out-of-town stores. This can be simplified as an economic game. Consider the figure, where retailers can either cut prices or hold prices. For simplicity, we will assume that there are two players, Teseo and Kwik Save (the established discounters). The figures in the boxes represent profits resulting from each of four possible outcomes from the game... (All figures are hypothetical.) If Kwik Save cuts its prices, Teseo maximizes its profits by also cutting prices. If Kwik Save decides to hold its prices, it will still pay Teseo to cut its prices. If the analysis is reversed, whatever Teseo does, Kwik Save will maximize its profits by cutting prices.
Kwik Save' Cut price
Hold price
Cut price
400£/200£
550£/125£
Hold price
200£/300£
350£/175£
Teseo'
' Figures represent profits in million £ Quelle: Parking/King, 2,ed., 1995, S. 3 6 2 - 3 6 3
Aufgaben/Fragen zu Transferbeispiel 6-4 (1)
Klären Sie die spieltheoretischen Grundlagen der vorstehenden Matrix!
(2)
Diskutieren Sie die Nash-Lösung der möglichen Preisstrategien der beiden Handelsgruppen!
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G V W L - Kapitel 6 - Transferbeispiel 6-5
Transferbeispiel 6-5 „Nicht-Preiswettbewerb"
An realen Oligopolmärkten lässt sich beobachten, dass ein paralleles oder inflexibles Preisverhalten der Anbieter häufig mit besonderen absatzpolitischen Aktivitäten oder einem stärkeren Produlctwettbewerb verknüpft ist. Die Reaktionsverbundenheit der Anbieter in engen Oligopolen führt zu einer Art von preispolitischer Zurückhaltung oder zum Gleichschritt der Preise, jedoch zugleich zu einem aktiven Bemühen um Produktdifferenzierung und Formen eines Nicht-Preiswettbewerbs. Ein Produktwettbewerb bietet im Vergleich zu einer autonomen Preisstrategie den prinzipiellen Vorteil einer längerfristigen Ausrichtung und Beeinflussung der Marktanteile. Die Reaktionszeiten der Konkurrenten im Produktwettbewerb sind i. d. R. länger als im Preiswettbewerb, da Produktdifferenzierung vorzubereiten und schwieriger nachzuvollziehen ist. Produktpolitik dient primär der längerfristigen Sicherung und Erhöhung der Marktanteile, produktpolitische Maßnahmen dienen der Schaffung von Nachfragepräferenzen und eigenen Marktsegmenten, der Schaffung eigener Spielräume und der längerfristigen Minderung der gegenseitigen Abhängigkeit der Oligopolanbieter. Diese längerfristigen Absatz- und Marktanteilsinteressen führen daher zu einer Bevorzugung von produkt- und absatzpolitischen Bemühungen... Maßnahmen der Produktgestaltung, die hier herausgestellt werden sollen, zielen darauf, die Produkteigenschaften technischer oder ästhetischer Art zu verändern. Denken Sie an die häufigen Formen des Modellwechsels, z. B. der Automobilhersteller. Die Produkte werden technisch weiterentwickelt und differenziert nach Änderungen der Nachfragepräferenzen. Produktdifferenzierung dient darüber hinaus wesentlich der Aufteilung von Märkten und der Schaffung von vorgezogener Ersatznachfrage. Bei Produkten mit ästhetischen Eigenschaften hat der Modewechsel eine offensichtlich dominierende Bedeutung. Quelle: Hardes/Schmitz/Uhly, S.Aufl., 2002, 253 f.
Produktdifferenzierung: Ein Weg zu mehr Kunden und höheren Preisen
Die Heterogenisierung bzw. Produktdifferenzierung eröffnet den Unternehmen Gewinnchancen auf doppelte Weise: Zum einen durch die Erschließung neuer Käufergruppen, die für die homogenen Produkte bislang kein Kaufinteresse zeigen, weil sie nicht die Produkteigenschaften aufweisen, die ihren Präferenzen entsprechen. Zum anderen durch die Vermeidung der negativen Wettbewerbsfolgen bei nicht konkurrenzfähigen Kostenstrukturen im homogenen Wettbewerb. ...
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G V W L - Kapitel 6 - Transferbeispiel 6 - 5
Produktdin'erenzierung im Beispiel Automobilmarkt Für die meisten Ge- und Verbrauchsgüter finden wir heute wenigstens eine dreifache Produktdifferenzierung: Die Unternehmen bieten innerhalb eines bestimmten Qualitätssegments ein Produkt in unterschiedlichen Varianten und/oder an unterschiedlichen Verkaufsstandorten und/oder unterschiedlichen Kompatibilitätsgraden an. Ferner versuchen sie, den Produkten durch Werbung einen unterschiedlich hohen Bekanntheitsgrad oder ein unterschiedliches Image zu verleihen. Alles dies sind Optionen der horizontalen Produktdifferenzierung. Zusätzlich bieten die Unternehmen Produktvarianten in verschiedenen Qualitätssegmenten an, betreiben also außerdem vertikale Produktdifferenzierung. Das Angebot auf dem Automobilmarkt ist ein gutes Beispiel für die gleichzeitige horizontale und vertikale Differenzierung. Der Markt ist vertikal differenziert nach Qualitäts- und Größenklassen. Zusätzlich ist der Markt innerhalb einer Qualitätsklasse horizontal differenziert nach Varianten und nach Image. Abb. (6-5): Horizontale versus vertikale Produktdifferenzierung auf der Wettbewerbslinie Preis
horizontale Produktdifferenzierang innerhalb einer Qualitätsklasse
A Λ Audi
Mercedes
BMW
A8
S-Klasse
8er vertikale Produkt-
Audi
Mercedes
BMW
A6
E-Kiasse
Sa-
Audi
Mercedes
BMW
A4
C-Klasse
3er
Audi
Mercedes
BMW
A3
A-Klasse
3er comp
differenzierung zwischen den Qualitätsklassen
В
Qualität Quelle: Pfähler, W . / W i e s e , H., 1998, S. 2 1 6 ff.
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G V W L - Kapitel 6 - Transferbeispiel 6-5
Aufgaben/Fragen zu Transferbeispiel 6-5 (1)
Beschreiben Sie die strategischen Optionen der horizontalen und vertikalen Produktdifferenzierung!
(2)
Diskutieren Sie die Wettbewerbsfunktionen von Strategien der Produktdifferenzierung!
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G V W L - Kapitel 6 - Schlüsselbegriffe, Konzepte, Transfers
С
Überblick: Schlüsselbegriffe, Konzepte, Transfers Schlüsselbegriffe Monopolanbieter Preis-, Mengenfixierung Preis-Absatz-Funktion Grenzerlöse und Grenzkosten Preisdifferenzierung (-diskriminierung) Marktsegmente Formen der Preisdifferenzierung Konsumentenrente (Produzenten-) Wohlfahrtsverluste natürliche Monopole Regulierung De-Regulierung
monopolistischer Wettbewerb heterogene vs. homogene Produkte Ohgopol, Duopol kooperatives Preisverhalten Preiskartell Payoff-Matrix Nash-Gleichgewicht dominante Strategie Preisstarrheiten (-inflexibilität) Nicht-Preis-Wettbewerb Markteintritte Markteintrittsbarrieren
Theoretische Ansätze/Konzepte
Transfers
Coumot-Modell eines Anbietermonopols Preis-Grenzkosten-Kalkulation im Monopol Strategien der Preisdifferenzierung Wohlfahrtseffekte des Monopols natürliches Monopol De-Regulierung von Monopolsektoren monopolistischer Wettbewerb (Chamberlin) Konzept des Gefangenendilemmas spieltheoretisches Konzept strategischen Preisverhaltens
Arzneimittel: Monopol/Konkurrenzpreise Differenzierung von - Buchpreisen - Flugpreisen De-Regulierung des Bahnverkehrs Strategischer Preiskampf von Supermarktketten Nicht-Preiswettbewerb
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G V W L - Kapitel 6 - Übungsaufgaben
D (1)
Übungsaufgaben
Ein Monopolanbieter schätzt, dass sich die Absatzbedingungen durch die Funktion ρ = 20 - X beschreiben lassen. Seine Kostenfunktion entspricht der Form K(x) = 2 + x^ a) Welchen Preis wird der Monopolist bei Annahme der Gewinnmaximierung fixieren? Welche Absatzmenge lässt sich zu diesem Preis erwarten? b) Wie hoch wird der Gewinn im Optimum sein? (2) Nach Mankiw (2. Aufl., 2001, S. 345) ist der folgende Satz besonders wichtig für das Verständnis des Verhaltens eines Alleinanbieters: „Der Grenzerlös eines Monopolisten ist stets geringer als der Preis des Gutes." Erläutern und begründen Sie diesen Satz! (3) Klären Sie, warum ein Monopolanbieter stets eine Menge produzieren wird, bei der die Nachfragefunktion (Preis-Absatz-Funktion) elastisch ist! (4.1) Ein Kinobesitzer hat ein örtliches Monopol. Als ihm ein Film mit vielen Auszeichnungen und „Oscar"-Preisträgern zu Verleihkosten angeboten wird, die um 50 % höher als die sonst üblichen Verleihkosten liegen, überlegt der Kinobesitzer, die Eintrittspreise für diesen Superfilm vorübergehend gleichfalls um 50 % anzuheben. Damit werde sichergestellt, dass seine Netto-Einnahmen durch die höheren Verleihkosten nicht tangiert würden, meint der Kinobesitzer. Beraten Sie den Kinobesitzer! (4.2) Der Kinobesitzer beobachtet, dass die Kundennachfrage im Tagesverlauf schwankt. Die Besucher der Nachmittagsverantaltungen, vornehmlich Schüler, verhalten sich preiselastischer als die Besucher am Abend. Die zusätzlichen Kosten je Veranstaltung sind am Nachmittag und Abend gleich. Welche Preispolitik würden Sie dem Kinobesitzer empfehlen? Begründen Sie Ihre Empfehlung! (5) Beschreiben Sie das Preisverhalten eines gewinnmaximierenden Monopolisten im Unterschied zum Preisverhalten auf der Basis der Vollkostenkalkulation (Aufschlag zu den kalkulatorischen Stückkosten)! (6) Erläutern Sie die Reaktion eines Monopolisten auf die Einführung (Erhöhung) einer auf die Produktionsmengen bezogenen Produzentensteuer! (7) Das Monopolmodell nach Coumot gilt bei enger Marktabgrenzung für ein bestimmtes Buch eines bekannten Autors. Die (konjekturale) Preis-Absatz-Funktion wird von Seiten des Verlags und des Autors übereinstimmend eingeschätzt; aus Vereinfachungsgründen gelte eine lineare PreisAbsatz-Funktion. Gleichwohl sind unterschiedliche Vorstellungen über die Höhe des Buchpreises aus der Sicht der Anbieter wahrscheinlich. Der Autor wird aus seiner Sicht zu einem geringeren Buchpreis neigen, der Verlag eher zu einem höheren Buchpreis.
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G V W L - Kapitel 6 - Übungsaufgaben
(8)
Erklären Sie die unterschiedlichen Preisvorstellungen durch Verwendung des Monopolmodells aus der Sicht des Autors! Innerhalb einer kleinräumigen Stadt gibt es zahlreiche konkurrierende Bierkneipen mit konstanten Grenzkosten. Beschreiben Sie - bei Annahme eines Polypol-Marktes - innerhalb eines Preis-Mengen-Diagramms die Konzepte der Konsumentenrente, der Produzentenrente und der Gesamtwohlfahrt! Unterstellen Sie sodann, dass sämtliche Bierkneipen von einer führenden Brauerei aufgekauft und als ein gemeinsames Filialnetz von Kneipen betrieben wurden (Quasi-Monopol von Bierkneipen). Erörtern Sie die Folgen mit Bezug zu den Wohlfahrtskonzepten!
(9)
„Das Gleichgewicht bei monopolistischer Konkurrenz unterscheidet sich vom Gleichgewicht bei vollständiger Konkurrenz durch zwei Aspekte, die miteinander verknüpft sind. Zum ersten hat jede Unternehmung eine Überkapazität. Sie operiert auf dem fallenden Teil der Durchschnittskostenkurve. Zum Zweiten verlangt jede Unternehmung einen Preis, der höher ist als die Grenzkosten" (Mankiw, 2. Aufl., 2001, S. 408). Klären Sie das Zitat nach einer Darstellung des Modells „monopolistischer Konkurrenz"! (10) Welche Gründe sprechen für eine geknickte Preis-Absatz-Funktion im Oligopol? (11.1) Erläutern Sie das spieltheoretische Modell des Gefangenendilemmas (des duopolistischen Preiswettbewerbs) in verbaler Form! (11.2) Welche Bezüge bestehen zwischen dem Modell des Gefangenendilemmas und einem strategischen Preisverhalten im Duopol? (12) Welche Faktoren beeinflussen die Wahrscheinlichkeit bzw. Stabilität eines Preiskartells? (13) „... the inabihty of OPEC to agree last week to cut production has sent the oil market into turmoil ... [leading to] the lowest price for domestic crude oil since June 1990" (The New York Times, 30.11.1995). a) Warum waren die OPEC-Mitglieder nicht in der Lage, Senkungen der Produktionsmengen zu vereinbaren? Warum kam dadurch der Ölmarkt durcheinander? b) Die Zeitung vermerkt auch den OPEC-Standpunkt, „that producing nations outside the organisation, like Norway and Britain, should do their share and cut production". Was sagt die Formulierung „do their share" über die von der OPEC gewünschte Beziehung zu Norwegen und Großbritannien aus? (nach: Mankiw, 2. Aufl., 2001, S. 390). (14) Diskutieren Sie, welche Markteintrittsbarrieren den potentiellen Preisund Nicht-Preis-Wettbewerb einschränken können!
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G V W L - Kapitel 6 - Übungsaufgaben
Multiple Choice-Aufgaben (15) Eine monopolistische Preisdifferenzierang setzt voraus, ( ) dass der Anbieter die Angebotsmengen nach Teilmärkten des Produktes steuern kann; ( ) dass zwischen verschiedenen Marktteilnehmern Absprachen eingehalten werden; ( ) dass der Anbieter die Markt- und Kostenbedingungen des Produktes ignorieren kann; ( ) dass unterschiedliche Nachfrageelastizitäten an den Teilmärkten gegeben sind; ( ) dass Kostenunterschiede in der Produktion zwischen verschiedenen Anbietern eines Gutes vorliegen. (16) Im Falle eines öffentlichen Monopols ( ) führt eine Preis-Grenzkosten-Regulierung zur Notwendigkeit öffentlicher Subventionen; ( ) verhindern „economies of scale" eine Übereinstimmung von Grenz- und Durchschnittskosten; ( ) können gespaltene Preise zur besseren Versorgung der Kunden führen als einheitliche Preise; ( ) sind einheitliche Preise zwingend geboten. (17) Die Anreize zu kooperativen (kollektiven) Verhaltensweisen im Oligopol sind im allgemeinen größer, wenn ( ) es sich um ein homogenes Oligopol handelt; ( ) die Produkte relativ wenig ausgereift und wenig standardisiert sind; ( ) die wechselseitige Abhängigkeit zwischen den Produzenten größer ist; ( ) es sich um ein enges Oligopol handelt; ( ) die Preiselastizität der Nachfrage relativ gering ist.
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G V W L - Kapitel 6 - Lösungshinweise
E
Lösungen zu den Übungsaufgaben
Aufgabe 1: Wendet der Monopolanbieter die Coumot-Regel („Grenzerlös = Grenzkosten") zur Gewinnmaximierung an, so wird er Preis und Menge wie folgt fixieren: 20-2x = 2x=>x=5
Nach Einsetzen in die Preis-Absatz-Funktion erhält man: p = 2 0 - 5 = > p = 15
Der zu realisierende Gewinn ergibt sich aus der Differenz von Erlösen und Kosten: G = 5 - 1 5 - ( 2 + 5 ^ = 48
Aufgabe 2: Die für die Marktform des Monopols typische fallende Preis-Absatz-Funktion impliziert, dass das Preissetzungsverhalten des Monopolisten zwei gegenläufige Effekte nach sich zieht. Eine Ausweitung der Absatzmenge hat ein Sinken des Absatzpreises zur Folge. Sinkt aber der Absatzpreis, so kann neben der zusätzlichen auch die bisherige Absatzmenge nur noch zu einem geringeren Preis abgesetzt werden. Der Grenzerlös muss somit stets geringer sein als der erzielbare Absatzpreis. Aufgabe 3: Im unelastischen Bereich der Nachfragekurve bewirkt eine Verringerung des Outputs neben einer Verringerung der Gesamtkosten auch eine Erhöhung der Erlöse. Steigen jedoch die Erlöse und sinken die Kosten, so muss der Gewinn ebenfalls steigen. Somit kann es sich für den Monopolisten nicht lohnen, im preisunelastischen Bereich der Nachfragekurve zu produzieren. Aufgabe 4.1: Da der Kinobesitzer eine Monopolstellung innehat, gilt für ihn die Cournot-Regel, wonach nach der Gewinn einen maximalen Wert annimmt, wenn der Grenzerlös genau den Grenzkosten entspricht. Die Erhöhung der Verleihkosten entspricht jedoch einer Erhöhung der Fixkosten, die sich nicht im Kalkül eines Monopolisten niederschlägt. Aufgabe 4.2: Ganz offensichtlich handelt es sich um einen unvollkommenen Markt, da sich bestimmte Kunden aufgrund ihres weniger preiselastischen Verhaltens (Besucher der Abendveranstaltungen) von anderen Kunden (Besucher der Nachmittagsveranstaltungen) unterscheiden. Für den Kinobesitzer bietet sich somit eine Preisdifferenzierungsstrategie an: Dementsprechend wären Karten für Nachmittagsveranstaltungen günstiger anzubieten als diejenigen für Abendveranstaltungen.
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G V W L - Kapitel 6 - Lösungshinweise
Aufgabe 5: Es lässt sich zeigen, dass eine gewinnmaximierende Strategie einem Aufschlag auf die Grenzkosten gleichkommt. So gilt nach der Amoroso-Robinson-Formel folgender Zusammenhang: dK
kl
Problematisch an dieser Methode ist, dass der Monopolist einerseits verlässliche Informationen bezüglich seiner Grenzkosten sowie andererseits bezüglich der Preiselastizität der Nachfrage benötigt. Da dies in der Regel nicht gewährleistet ist, wird auf die Vollkostenkalkulation ausgewichen, die sich lediglich auf die Stückkosten bezieht. Aufgabe 6: Im Gegensatz zu Aufgabe 4.1 bedeutet die Einführung oder Erhöhung einer auf die Produktionsmengen bezogenen Produzentensteuer einen Anstieg der Grenzkosten. Der Monopolist wird somit einen höheren Preis verlangen, wenn er einer gewinnmaximierenden Strategie folgt. Aufgabe 7: Die unterschiedlichen Präferenzen von Autor und Verlag lassen sich anhand der Tatsache erklären, dass ersterer keinerlei variable Kosten zu berücksichtigen hat, letzterer aber sehr wohl. Daher wird der Autor ein Interesse daran haben, möglichst viele Bücher abzusetzen, während der Verlag als Monopolist der Cournot-Regel folgen wird, die einen wesenüich höheren Preis impliziert. Aufgabe 8: Die nachfolgenden Grafiken veranschaulichen die Wohlfahrtssituationen bei vollkommenem Wettbewerb (linke Grafik) und im Monopol (rechte Grafik). Die Fläche zwischen Angebotskurve und Preis beschreibt dabei die Produzentenrente, während die Fläche zwischen Preis und Nachfragekurve die Konsumentenrente darstellt. Bei vollkommenem Wettbewerb produzieren die Anbieter bis zu dem Punkt, an dem die Grenzkosten dem Preis entsprechen. Der Monopolist hingegen kann einen höheren Preis durchsetzen: Folgt er dem Ziel der Gewinnmaximierung, so wird der Monopolpreis im Coumot-Punkt liegen. Dadurch findet einerseits eine Abschöpfung eines Teils der Konsumentenrente durch den Produzenten statt. Darüber hinaus jedoch sinkt die soziale Wohlfahrt als Summe von Konsumenten- und Produzentenrente insgesamt: Dieser Wohlfahrtsverlust entspricht dem karierten Dreieck in der rechten Grafik.
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G V W L - Kapitel 6 - Lösungshinweise
Aufgabe 9: Der Begriff der monopolistischen Konkurrenz, legt nahe, dass es sich um eine Marktform handelt, die sowohl Charakteristika des vollkommenen Wettbewerbs als auch des Monopols aufweist. So konkurrieren wie im Polypol eine Vielzahl von Anbietern miteinander, signifikante Markteintrittsbarrieren existieren nicht. Andererseits jedoch verfügen die Anbieter aufgrund heterogener Güter über einen gewissen Preissetzungsspielraum, der sich in einer fallenden Preis-Absatz-Funktion niederschlägt. Im Zuge neuer Markteintritte verschiebt sich die individuelle Preis-AbsatzFunktion nach links, bis zu dem Punkt, an dem der zu erzielende Absatzpreis nur noch den Durchschnittskosten entspricht, also keine Gewinne mehr realisiert werden und somit auch kein Anreiz für weitere Markteintritte besteht. Bei typischen Kostenverläufen tangiert die Preis-Absatz-Funktion die Durchschnittskostenkurve in ihrem fallenden Bereich: Güter werden kostenungünstiger produziert, als dies im Betriebsoptimum der Fall wäre. Da in diesem Bereich die Grenzkostenkurve unterhalb der Durchschnittskostenkurve verläuft, impliziert dies gleichzeitig einen Preis, der über den Grenzkosten liegt. Insgesamt kann die monopolistische Konkurrenz somit als weniger effizient eingestuft werden als der vollkommene Wettbewerb. Aufgabe 10: Die einfach geknickte Preis-Absatz-Funktion trägt dem Umstand Rechnung, dass die Konkurrenz bei Preisänderungen eines Anbieters asymmetrische Reaktionen erwarten lässt. Hebt der Anbieter seinen Preis an, so wird die Konkurrenz den ihren konstant lassen und auf diesem Wege einen großen Teil der Kundschaft hinzugewinnen. Senkt der Anbieter hingegen seinen Preis, so wird ihm die Konkurrenz folgen, er wird nur wenige neue Kunden werben.
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G V W L - Kapitel 6 - Lösungshinweise
Aufgabe 11: Das spieltheoretische Modell des Gefangenendilemmas zeigt, dass Akteure in bestimmten Situationen (d. h. bei einer spezifischen Auszahlungsmatrix) davon profitieren können, sich abzusprechen und nicht etwa unabhängig voneinander ihre Strategie zu wählen. Dies lässt sich am Beispiel des duopolistischen Preiswettbewerbs verdeutlichen. So gelte für zwei Unternehmen, die jeweils die Wahl zwischen einer Hochpreis- (SHP) sowie einer Niedrigpreisstrategie (SNP) haben, die folgende Auszahlungsmatrix: Unternehmen 2
Unternehmen 1
SHP SNP
SHP
SNP
5/5 7/1
1/7 3/3
Würden beide Unternehmen grundsätzlich eine Hochpreisstrategie (SHP) verfolgen, müssten sie nicht befürchten, dass der Konkurrent diesen Umstand ausnutzen und eine Niedrigpreisstrategie (SNP) anwenden wird. Solange eben diese Gefahr besteht, weichen beide Unternehmen auf eine Sicherheitsstrategie aus, in diesem Fall auf die Niedrigpreisstrategie, sodass beide Gewinne in Höhe von 3 Geldeinheiten erzielen. Können sich die beiden Unternehmen hingegen glaubhaft darauf verständigen, Hochpreisstrategien zu verfolgen, so erzielen sie jeweils einen höheren Gewinn in Höhe von 5 Geldeinheiten.
Aufgabe 12: Ein Kartell ist umso wahrscheinlicher, je interdependenter seine Mitglieder sind, d. h. je geringer ihre Anzahl, je höher ihr Marktanteil sowie je homogener das betroffene Gut ist.
Aufgabe 13: Mengenkartelle, wie das OPEC-Kartell, bergen den Keim ihres Niedergangs insofern bereits in sich, als sich kurzfristig hohe Gewinne bei Überschreiten der Förderquoten erzielen lassen. Hinzu kamen zum angegebenen Zeitpunkt politische Differenzen zwischen den Mitgliedsstaaten sowie eine gestiegene Anzahl von Anbietern außerhalb des Kartells.
Aufgabe 14: Die folgenden Vorteile etablierter Unternehmen sind als Markteintrittsbarrieren zu sehen: •
•
104
absolute Kostenvorteile aufgrund patentierter Produktionstechniken und geringerer Kosten für Produktionsfaktoren (etwa geringere Risikoprämien auf Kreditzinsen); Produktdifferenzierungsvorteile, die darauf beruhen, dass bekannte Produkte tendenziell von Konsumenten bevorzugt werden, die Einführung
GVWL - Kapitel 6 - Lösungshinweise
• •
neuer Produkte hingegen mit erheblichem Werbungsaufwand verbunden ist; Betriebsgrößenvorteile aufgrund statischer und dynamischer Skaleneffekte; schließlich können auch Marktaustrittsschranken in Form von sunk costs Markteintritte risikoreich und somit unattraktiv machen.
Lösungshinweise zu den Multiple Choice-Aufgaben: Die folgenden Aussagen im Multiple-Choice-Teil sind korrekt: Aufgabe 15:
(a), (d)
Aufgabe 16:
(a), (b),
Aufgabe 17:
(a), (c),
105
G V W L - Kapitel 7
Kapitel 7 Faktormärkte Seite A Gliederung und gezielte Literaturhinweise
107
В Transferbeispiele
110
С Überblick: Schlüsselbegriffe, Konzepte, Transfers
121
D Übungsaufgaben
122
E Lösungen zu den Übungsaufgaben
125
106
G V W L - Kapitel 7 - Gliederung
A
Gliederung und gezielte Literaturhinweise
7
Faktormärkte
7.1
Einführung - Einordnung: Faktormärkte und Wirtschaftskreislauf - abgeleitete Faktornachfrage: Zusammenhang zwischen Output- und Input-Entscheidungen - vereinfachende Annahmen des Basismodells
7.2
Arbeitsmärkte
7.2.1 Basismodell der Arbeitsnachfrage - kurzfristige Arbeitsnachfrage eines Unternehmens: Input-Regel der Gewinnmaximierung - Wertgrenzprodukt und Grenzkosten der Arbeit (Lohnniveau) - aggregierte Marktnachfrage - langfristige Arbeitsnachfrage - Output (-Wachstum) - Input-Substitution 7.2.2 Basismodell des Arbeitsangebots - Konzepte des Arbeitsangebots - Arbeitsvolumen (Arbeitszeit) eines Hauhalts - Nutzenmaximum: Wahl zwischen Erwerbseinkommen und Nicht-Erwerbstätigkeiten - Einkommens- und Substitutionseffekt (- Erwerbspersonenangebot eines Haushalts) - Verlauf aggregierter Arbeitsangebotsfunktionen - Normalverlauf - atypischer Verlauf - unelastisches Arbeitsangebot 7.2.3 Arbeitsmarktgleichgewicht und Lohnniveau - Basismodell: Gleichgewicht - Shift-Effekte - Erweiterung: Mismatch von Arbeitslosen und offenen Stellen - Beveridge-Kurve des Arbeitsmarktes Transfer: Internationale Wanderungen von Arbeitskräften 7.2.4 Lohnunterschiede/Lohnstrukturen - Ausbildungsqualifikationen (Humankapital)
107
G V W L - Kapitel 7 - Gliederung
Transfer: Lohndifferentiale zwischen College- und High-School-Absolventen - Kompensierende Lohnunterschiede - Arbeitsmarktsegmente - Diskriminierungsfaktoren Transfer: Lohndiskriminierung 7.2.5 Nicht-Wettbewerbsbedingungen an Arbeitsmärkten - Gewerkschaften und tarifvertragliche Mindestlöhne - Kontrollprobleme (Informations-) und Anreizlöhne - Staatliche Arbeitsmarkt-Regulierungen Literatur: Mankiw, N. G., Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 2. Aufl., Stuttgart 2001, S. 415-426, 501-504; O'Sullivan, A./Sheffrin, S. M., Economics. Principles and Tools, 2. ed., U. S. R., New Jersey 2001, S. 371-390; (Lipsey, R. G./Chrystal, K. Α., Principles of Economics, Oxford 1999, S. 239256). 7.3
Kapitalmärkte
7.3.1 Grundlagen und begriffliche Klärung - Sachinvestitionen und Kapital-(Kredit-)markt - Finanzinvestitionen (-anlagen) und Finanzmärkte - Marktzinssatz und Kreditbeziehungen - Nominalzinssatz/Realzins 7.3.2 Kapital-(Kredit-)markt zur Finanzierung von Sachinvestitionen - Sachinvestitionen: typische Zahlungsströme - Netto-Barwerte - Investitionskalküle und alternative Zinssätze - Transfer: Elektromotorenfabrik - Kreditmarkt: Bestimmung des Marktzinssatzes für Investitionskredite -
Kreditnachfrage Kreditangebot Shift-Effekte Rezession, höhere Staatsverschuldung
7.3.3 Finanzanlagen und Finanzmärkte - Finanzanlagen: Goldmarkt - Wertpapiermärkte
108
G V W L - Kapitel 7 - Gliederung
- Transfer: Volatile Kursschwankungen an Finanzmärkten - Merkmale verschiedener Anlageoptionen/Finanzmärkte - Ertragsmöglichkeiten - Risiken ~ Liquidität - Struktur der Zinserträge bzw. (erwarteter) Anlagerenditen (Zinsstruktur) Literatur: Stiglitz, J. E., Volkswirtschaftslehre, 2. Aufl., München/Wien 1999, S. 139146,256-274; Pindyck, R. S. / Rubinfeld, D. L., MikroÖkonomie, 4. Aufl., München/Wien, S. 690-692 (672-675, 663-671); (Tregarthen, T. D., Microeconomics, New York 1996, S. 231-239).
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G V W L - Kapitel 7 - Transferbeispiel 7-1
В
Transferbeispiele
Transferbeispiel 7-1 „International Labor Movement"
Now suppose that workers are able to move between ... two countries. Workers will move from Home to Foreign. This movement will reduce the Home labor force and thus raise the real wage in Home, while increasing the labor force and reducing the real wage in Foreign. If there are no obstacles to labor movement, this process will continue until the marginal product of labor is the same in the two countries. Figure (7-1) illustrates the causes and effects of international labor mobility. The horizontal axis represents the total world labor force. The workers employed in Home are measured from the left, the workers employed in Foreign from the right. The left vertical axis shows the marginal product of labor in Home; the right vertical axis shows the marginal product of labor in Foreign. Initially we assume that there are OL' workers in Home, L'O* workers in Foreign. Given this allocation, the real wage rate would be lower in Home (point C) than in Foreign (point B). If workers can move freely to whichever country offers the higher real wage, they will move from Home to Foreign until the real wage rates are equalized. The eventual distribution of the world's labor force will be one with OL^ workers in Home L^O* workers in Foreign (point A). Three points should be noted about this redistribution of the world's labor force. 1. It leads to a convergence of real wage rates. Real wages rise in Home, fall in Foreign. 2. It increases the world's output as a whole. Foreign's output rises by the area under its marginal product curve from L' to L^, while Home's falls by the corresponding area under its marginal product curve. We see from the figure that Foreign's gain is larger than Home's loss, by an amount equal to the colored area ABC in the figure. 3. Despite this gain, some people are hurt by the change. Those who would originally have worked in Home receive higher real wages, but those who would originally have worked in Foreign receive lower real wages. Landowners in Foreign benefit from the larger labor supply, but landowners in Home are made worse off. As in the case of the gains from international trade, then, international labor mobility, while allowing everyone to be made better off in principle, leaves some groups worse off in practice.
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G V W L - Kapitel 7 - Transferbeispiel 7-1
Figure (7-1): Causes and Effects of International Labor Mobility MPL
MPL* V
Marginal product of labor
в
MPL'
О
Home employment
1 ι MPL 1¡ 1 1 1 1 1 1 1 V Y Foreign O* Migration of labor from employment Home to Foreign ^ Total world labor force
Quelle; Krugman, P. R./Obstfeld, M., International Economics, Theory and Policy, 5. ed., Reading, Mass. 2000, S. 161 ff.
Aufgaben/Fragen zu Transferbeispiel 7-1 (1)
Erläutern Sie zunächst die vorstehende Grafik!
(2)
Prüfen Sie sodann die Effekte der internationalen Mobilität von Arbeitskräften!
III
G V W L - Kapitel 7 - Transferbeispiel 7-2
Transferbeispiel 7-2 „Why Has The Wage Gap Between College and High School Graduates Widened?"
This newsletter summarizes some recent findings (of a research program on the wage gap between College and High-School Graduates). The research is motivated by the following: In 1979, male college graduates earned 30 percent more than high school graduates, but by the mid-1990s, the gap had widened to 70 percent. Firms hired more college graduates, even as their wages rose, but hired fewer high school graduates, even as their wages fell. What mix of forces shaped this new labor market stacked against the lowskilled? Many less-skilled workers in the U. S. blame their troubles on globalization. Trade economists, however, point to the small volume of trade with poor countries and a fall in demand for less-educated workers across all sectors of the economy (not just those exposed to foreign competition) as disproof of this connection. Still, even trade economists hold international trade responsible for roughly one-fifth of the rise in the disparity between highand low-skill workers. A recent Foundation study found that while the volume of trade with poor countries may be small, even the threat of cheap imports can force domestic firms to slash their costs - by shedding jobs or curbing wages as a pre-emptive strike to ward off third world competitors. Besides, in today's economy, not only the exchange of goods but also production itself is increasingly globalized: goods designed, marketed, and sold in the U. S. may be assembled and packaged in Mexico or Vietnam. "Made in the U. S. A." may be just a union label. A second compliant is that the widespread adoption of computer technologies has diminished the demand for less-skilled workers. Where computerization has made the largest inroads, the employment of highly educated workers has increased shaφly and the wage gap has risen most substantially. Some analysts estimate that as much as half the increase in the relative demand for more skilled workers since 1970 can be blamed on desktop PCs, assembly-line robots, and microprocessors in the workplace. However, this evidence lacks an account of why computerization is making poorly educated workers less attractive and why, with the availability of ever-greater computing power, employers expect more brain power from their workers. A computer may be able to checkmate Kasparov, but no computer can match a janitor at his job. A recent Foundation study argues that computers can follow "rules-based" logic, but they cannot handle a more supple "model-based logic", which requires a grasp of the underlying structure of a situation and the ability to adapt to unforeseen contingencies and non-routine circumstances. The study shows that the share of jobs requiring routine information-processing has dropped sharply
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G V W L - Kapitel 7 - Transferbeispiel 7-2
since the 1960s, mirrored by the rising share of jobs requiring non-routine analytic reasoning or interactive, people skills that computers cannot perform.
Quelle: Kussel Sage F o u n d a t i o n N e w s , No. 7 / 2 0 0 1 . Zitiert nach: htlp://www.prenhall,.com/osulIivan
Aufgaben/Fragen zu Transferbeispiel 7-2 (1)
Erläutern Sie zunächst die Hauptthesen des vorstehenden Textauszugs !
(2)
Diskutieren Sie die These vor dem Hintergrund des Basismodells zweier Arbeitsmärkte für College- und High-School-Absolventen!
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G V W L - Kapitel 7 - Transferbeispiel 7 - 3
Transferbeispiel 7-3 „Why are women paid less than men?"
Wage discrimination can affect women (or any other group that is discriminated against) in at least two ways. They may earn less than men when doing the same job, or they may be forced into jobs that typically pay lower wages than the jobs from which they are excluded. Non-discriminatory wage differentials arise when men and women differ on average in relevant labour market characteristics. For example, men and women differ significantly in their average educational qualification and in their labor market experience, with women typically spending somewhere between five and ten years out of the labor market raising children. Across the whole economy, the average pay of women is less than that of men. This has been known since at least the 1880s, when reliable records started. Indeed, at the Trade Union Congress of 1888 a motion was passed stating that where men and women do the same jobs they should get the same pay. However, it was 1970 before the Equal Pay Act finally legislated that pay must be the same 'for the same or broadly similar work'. Up to 1970, the data show that on average women were paid just over 60 per cent of the average male wage. However, by the late 1970s this had narrowed to a little over 70 per cent and by the late 1990s to about 80 per cent. Researches have been unable to explain this narrowing in any other way than as a result of the legislation. This suggests that some previously existing discrimination has been eliminated. The figure shows current differentials in major sectors in the UK. Further research has looked at the remaining differentials. Correcting for differing lengths of labour market experience would increase female pay to over 85 per cent of male. Other differences between the sexes, such as years of schooling, account for another 5 or 6 percentage points, leaving fewer than 10 percentage points unexplained. This could be due to discrimination. On a narrow inteφretation the pay differentials according to different labour market experiences are a reflection of the resulting lower marginal products. On a wider view of discrimination, however, these different experiences are merely convenient excuses for paying women less. This wider view is given some plausibility by the fact that in Sweden, the most egalitarian country in Europe, female earnings average fully 90 per cent of male earnings. It is harder to estimate the effects of discrimination that excludes women from certain jobs and crowds them into others. Studies suggest, however, that if the
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G V W L - Kapitel 7 - Transferbeispiel 7-3
discrimination in type of employment were eliminated, wages in occupations that are currently dominated by females would rise by as much as 50 per cent! In contrast, wages in male-dominated jobs would fall by only a few percentage points. These estimates put upper bounds on the effects of discrimination. To some extent the crowding of women into certain types of jobs may reflect their own preferences for these types of jobs, and the amount of human capital that they are willing to acquire. To the extent that this is true the crowding into certain occupations and the resulting lower female earnings represent the outcome of female preferences. However, to the extent that crowding is due to discriminatory practices on the part of employers, the wage differentials are not an efficient market outcome. All of the research results reported here are tentative, since this type of estimation is no easy matter. However, the evidence does suggest two things. First, there is almost certainly some discrimination against women remaining in labour markets today. Second, we have to be very careful in interpreting the raw data. The measured average differentials have to be adjusted for labour force characteristics in order to identify any residual that is due to discrimination. Abb. (7-3): UK women's earnings as a percentage of men's earnings by industry, April 1997 Transport, storage, etc
Education Public administration and defence Hotels and restaurants
Health and social work
Wholesale and retail
Manufacturing 20
40
60
80
100
Quelle: Lipsey, R. G./Chrystal, K. Α., 9. ed., 1999, S. 243
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G V W L - Kapitel 7 - T r a n s f e r b e i s p i e l 7 - 3
Aufgaben/Fragen zu Transferbeispiel 7-3 (1)
Welche Erklärungsansätze liefert der Text zu geschlechtsbezogenen Lohndifferentialen?
(2)
Welche Bedeutung hat der Begriff der geschlechtsbezogenen Lohndiskriminierung?
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GVWL - Kapitel 7 - Transferbeispiel 7-4
Transferbeispiel 7-4 „Die Elektromotorenfabrik"
(Oben) diskutierten wir die Entscheidung, 10 Mio. Dollar in eine Fabrik zu investieren, um Elektromotoren zu produzieren. Diese Fabrik würde es der Unternehmung ermöglichen, Arbeit und Kupfer einzusetzen, um 20 Jahre lang monatlich 8.000 Motoren zu Stückkosten von $ 42,50 zu produzieren. Die Motoren (können) zu einem Stückpreis von $ 52,50 mit einen Stückgewinn von $ 10 verkauft werden, was einen Monatsgewinn von $ 80.000 ausmacht. Wir wollen annehmen, dass die Fabrik nach 20 Jahren veraltet ist, sie aber für einem Schrottwert von 1 Mio. Dollar verkauft werden kann. Liegt eine gute Investition vor? Um dies zu beantworten, müssen wir ihren Nettobarwert (NPV) berechnen. Abb. (7-4): Der Nettobarwert (NPV) einer Fabrik
0 § -w-
1
R*
0.10
0.20
Zinssatz, R
Wir wollen jetzt annehmen, dass die Produktionskosten von $ 42,50 und der Preis von $ 52,50, zu dem die Motoren verkauft werden können, sicher sind, sodass die Unternehmung sicher ist, dass sie jeden Monat $ 80.000 oder einen jährlichen Gewinn von $ 960.000 erzielen wird. Wir nehmen auch an, dass der Schrottwert der Fabrik in Höhe von 1 Mio. Dollar sicher ist. Die Unternehmung sollte deshalb einen risikofreien Zins zum Diskont der Zukunftsgewinne verwenden. Wenn wir die Cash-flows in Mio. Dollar angeben, dann ist der NPV gleich:
117
G V W L - Kapitel 7 - Transferbeispiel 7 - 4
(1 + R )
+ ...+
(1 + R)^ 0,96
(1 + R)'"
(1 + R ) ' 1
(1 +
Die Abb. (7-4) zeigt den NPV als Funktion der Diskontrate R. Man erkennt, dass bei der Rate R * , die ungefähr bei 7,5 % liegt, der NPV gleich null ist. Für Diskontraten unterhalb von 7,5 % ist der NPV positiv, sodass die Unternehmung in die Fabrik investieren sollte. Für Diskontraten oberhalb von 7,5 % ist der NPV negativ, und die Unternehmung sollte nicht investieren.
Quelle: Pindyck, R. S./Rubinfeld, D. G., 4. Aufl., 1998, S. 674 f.
Aufgaben/Fragen zu Transferbeispiel 7-4 (1)
Was versteht man unter dem „Nettobarwert" einer geplanten Investition?
(2)
Klären Sie das vorstehende Beispiel eines einzelwirtschaftlichen Investitionskalküls!
118
G V W L - Kapitel 7 - Transferbeispiel 7-5
Transferbeispiel 7-5 „Wertschwankungen an Finanzmärkten"
Am 19. Oktober 1987 fielen die Preise auf den Aktienmärkten in den USA um eine halbe Billion Dollar, beinahe 25 %. Selbst ein größerer Krieg würde wahrscheinlich nicht ein Viertel des US-Kapitalstocks an einem einzigen Tag zerstören. Aber es gab keinen Krieg oder ein anderes externes Ereignis, das den Börsenkrach von 1987 erklären könnte. ... Die Angebotskurven für die Güter können sich sicher nicht so dramatisch verschoben haben. Auch können Veränderungen in den Vorlieben, im Einkommen oder bei Substituten keine derart phantastischen Verschiebungen der Nachfragekurven zur Folge haben. Die Antwort auf dieses Rätsel liegt zwar in Verschiebungen der Nachfragekurven, aber nicht aus den Gründen, die wir ... (oben) gesehen haben. Der erste Schritt auf dem Weg zur Lösung ist die Erkenntnis, dass es sich bei den erwähnten Beispielen nicht um Güter wie Eiswaffeln, Zeitungen oder andere Güter handelt, die von den Konsumenten in erster Linie für den sofortigen Verbrauch gekauft werden. ... Kapitalanlagen sind langlebige Güter und könne daher zu einem Zeitpunkt gekauft und zu einem anderen verkauft werden. Aus diesem Grund wird der Preis für diese Güter nicht nur von den gegenwärtigen Bedingungen - dem gegenwärtigen Kapitalertrag - bestimmt, sondern auch von den Erwartungen über die zukünftigen Bedingungen, insbesondere über den Preis, zu dem die Güter in der Zukunft wieder verkauft werden können. Das Konzept des Barwerts sagt uns, wie wir antizipierte zukünftige Erträge messen und vergleichen können. ... Barwerte können sich aus zwei Gründen ändern: Zum einen reagieren sie auf eine Veränderung des Zinssatzes. Eine Erhöhung des Zinssatzes reduziert den Barwert des erwarteten zukünftigen Geldbetrages. Dies ist ein Grund dafür, warum Zinserhöhungen häufig einen Verfall der Aktienkurse auslösen, und umgekehrt. Kluge Investoren versuchen daher, die Zinssätze genau zu prognostizieren. Zum zweiten ändert sich der Barwert einer Kapitalanlage, wenn sich die Erwartungen über den zukünftigen Verkaufspreis ändern. Auch dies führt zu einer Verschiebung der Nachfragekurve. Solche Erwartungen können sehr volatil sein und erkläien damit einen Großteil der Preisschwankungen bei Kapitalanlagen.
Quelle: Stiglitz, J. E., 2. Aufl., 1999, S. 144 f.
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G V W L - Kapitel 7 - Transferbeispiel 7-5
Aufgaben/Fragen zu Transferbeispiel 7-5 (1)
Klären Sie die möglichen Gründe volatiler Wertschwankungen an den Finanzmärkten!
(2)
Diskutieren Sie - auf der Basis des Textauszugs - die möglichen Ursachen aktueller Krisen der Finanzmärkte!
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GVWL - Kapitel 7 - Schlüsselbegriffe, Konzepte; Transfers
С
Überblick: Schlüsselbegriffe, Konzepte, Transfers Schlüsselbegriffe Produktionsfaktoren (Inputs) Faktomiärkte Grenzwertprodukt der Arbeit Grenzproduktivität Faktoreinsatzverhältnis Arbeits-, Kapitalintensität Lohnniveau (Nominallohn) Reallohn Arbeitsvolumen (abhängige)Erwerbspersonen Erwerbseinkommen Lohnstruktur, -differentiale Humankapital Arbeitsmarkt-Segmente Arbeitsmarkt-Regulierung Tarifvertraglicher Mindestlohn Theoretische Ansätze/Konzepte abgeleitete Faktomachfrage Input-Regel der gewinnmaximalen Faktornachfrage Arbeitsnachfrage; kurzfristige langfristige Arbeitsangebot Einkommens- und Substitutionseffekte von Lohnsatzänderungen Arbeitsmarkt-Gleichgewicht Beveridge-Kurve und „Mismatch" kompensierende Lohndifferentiale Arbeitsmarkt-Segmentation Effizienzlöhne (Anreiz-) Gleichgewichtszins Investitionsnachfrage u. Kapitalmärkte Sparanlagen und Finanzmärkte Finanzmärkte und Zinssätze Kursschwankungen u. volatile Erwartungen
Kündigungsschutz Sachkapital und Investitionen Kapitalmärkte (Kredit-) Intertemporale Transaktionen Barwerte, NettoDiskontierung Sparen, Sparanlagen Zinssatz, Nominal-, RealGeld-/Finanzkapital Finanzmärkte, WertpapierWertpapierkurse Volatihtäten und Finanzmärkte Risiken von Finanzanlagen Zinsstruktur Aktienmärkte
Transfers Wirkungen internationaler Wanderungen von Erwerbspersonen Lohndifferentiale zwischen College- und High SchoolAbsolventen Lohndiskriminierung Investitionskalkül Elektromotorenfabrik Wertschwankungen an Finanzmärkten
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G V W L - Kapitel 7 - Übungsaufgaben
D (1) (2)
Übungsaufgaben
Erläutern Sie den Begriff der „abgeleiteten Faktornachfrage"! Angenommen sei folgende Produktionsfunktion eines Unternehmens: X = 24N - № N bezeichnet den Arbeits-Input pro Tag und X den täglichen Output. Leiten Sie die Arbeitsnachfragefunktion des Unternehmens ab und zeichnen Sie sie in ein Diagramm ein, für den Fall, dass sich der Output für 20 € an einem Wettbewerbsmarkt verkaufen lässt. Wie viele Arbeitskräfte wird das (gewinnmaximierende) Unternehmen nachfragen, wenn der Lohnsatz 200 € pro Tag beträgt? Wie viel Arbeitskräfte werden nachgefragt, wenn der Tagessatz auf 400 € ansteigt? (3) Der technologische Wandel kann die Nachfrage nach verschiedenen Arbeitskräftegruppen unterschiedlich beeinflussen. Es wird die These vertreten, dass der Fortschritt im Bereich der Mikroelektronik und der PCs die Nachfrage nach geringqualifizierten Arbeitskräften verringert und die nach (hoch)qualifizierten Arbeitskräften erhöht hat. Wie lässt sich dies begründen? (4) Wie beeinflusst der Einkommenseffekt einer Lohnsenkung die angebotene Arbeitszeit? Wie beeinflusst der Substitutionseffekt einer Lohnsenkung die angebotene Arbeitszeit? (5) Warum kann die Arbeitsangebotskurve im Reallohn-Diagramm einen atypischen, rückwärts geneigten Verlauf nehmen? Könnte ein solcher Verlauf im Bereich niedrigerer Löhne möglich sein? (6) Untersuchen Sie die Wirkungen zweier Alternativen der Besteuerung auf das individuelle Arbeitseinkommen einer Erwerbsperson: (a) Arbeitnehmer mit einem jährlichen Erwerbseinkommen unterhalb von 10.000 € zahlen keine Einkommenssteuer, (b) Ein neues Regierungsprogramm garantiert jeder Person einen Grundbetrag von 5000 €yJahr, ohne Rücksicht auf eine Erwerbstätigkeit. Für alle Erwerbseinkommen bis zu 10.000 €/Jahr müssen Erwerbspersonen eine 50 %ige Steuer an den Staat entrichten. Wie werden die beiden Alternativen die individuelle Arbeitsangebotskurve beeinflussen? (7) Welche alternativen Erklärungen für interpersonelle Lohnunterschiede kennen Sie? Erläutern Sie die Ansätze! (8) Der Autor eines Beitrags im Wall Street Journal formulierte die folgende Frage: "Why do football players earn millions of pounds for their negligible contribution to society while major contributors - such as schoolteachers, policeman, fireman and ambulance drivers - earn barely enough to survive?"
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G V W L - Kapitel 7 - Übungsaufgaben
(9) (10)
(11)
(12)
(13) (14)
(15) (16) (17)
(18)
Versuchen Sie, mögliche Antworten auf der Basis Ihrer Kenntnisse der Theorie der Arbeitsmärkte zu geben! Welche Bestimmungsfaktoren beeinflussen die personenspezifischen Investitionen in Humankapital? Anhand des neoklassischen Basismodells kann man Arbeitslosigkeit durch zu hohe Löhne - z. B. auf Grund „starker" Gewerkschaften - erklären. Welche weiteren potentiellen Gründe könnte ein Arbeitgeber haben, einen Lohn höher als den Marktlohn (Wettbewerbslohn) zu zahlen? Sie haben die Wahl zwischen zwei Zahlungsströmen: a) Sie erhalten 100 € in einem Jahr und 100 in zwei Jahren oder b) 80 € in einem Jahr und 125 in zwei Jahren. Welche Alternative würden Sie bei einem Zins von 5 % vorziehen. Wie wäre es, wenn der Zinssatz 25 % beträgt? Wie verändern die folgenden Bestimmungsfaktoren den Verlauf der Investitionsnachfragekurve eines Unternehmens? - Anstieg der Zinssätze, - technologische Änderungen, welche die Grenzproduktivität des (Sach-) Kapitals erhöhen, - Veränderungen der Arbeitskosten/Kapitalkosten-Relation, - Expansion der Güternachfrage des Unternehmens. Welche Zusammenhänge bestehen zwischen Zinssätzen und Gegenwartswerten (Barkonten) von Wertpapieren? Der Zinssatz ist ein Preis. Er bringt die von Sparern angebotenen und die von Kreditnehmern nachgefragten Geld- oder Kreditmittel zum Ausgleich. Kreditnehmer zahlen einen Zins dafür, dass sie heute investieren oder konsumieren können und erst später zahlen müssen. Erläutern Sie die Zusammenhänge mittels eines Markt-Diagramms! Klären Sie die Zusammenhänge zwischen kapitalmarktbezogenen Faktormärkten (Kapitalmärkten für Investitionskredite) und Finanzmärkten! Welche Finanzmärkte lassen sich unterscheiden? Erläutern Sie wichtige Unterschiede zwischen verschiedenen Finanzmärkten! Erläutern Sie hauptsächliche Bestimmungsfaktoren von Wertpapierkursen! Wie lassen sich besonders volatile Schwankungen der Wertpapierkurve erklären? Erläutern und erklären Sie den trade off zwischen erwarteten Erträgen und Risiken von Finanzanlagen!
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G V W L - Kapitel 7 - Übungsaufgaben
Multiple choice-Aufgaben (19) Angenommen, der Reallohn einer Erwerbsperson steigt, dann wird die betreffende Person ( ) in jedem Fall längere Arbeitszeiten wünschen, ( ) möglicherweise kürzere Arbeitszeiten wünschen, ( ) weniger oder mehr arbeiten wollen, in Abhängigkeit von den individuellen Präferenzen der Zeitverwendung, ( ) eventuell die Arbeitszeit nicht zu verändern und ein höheres Erwerbseinkommen zu erzielen wünschen. (20) Vergleichen Sie die Lohnelastizitäten der kurzfristigen und der langfristigen Arbeitsnachfrage, die langfristige Arbeitsnachfrage dürfte dann ( ) weniger lohnelastisch, ( ) relativ lohnelastischer, ( ) vollkommen lohnunelastisch, ( ) gleichermaßen lohnelastisch sein. (21) Ein Unternehmen wird ein zusätzliches Investitionsprojekt durchführen, wenn ( ) eine erwartete Ertragsrate als positiv eingeschätzt wird; ( ) die Ertragsrate des Investitionsprojekts sicher ist; ( ) genügend Mittel aus interner Finanzierung zur Verfügung stehen; ( ) die erwartete Ertragsrate größer als die sichere Ertragsrate risikoloser Finanzanlagen ist.
124
GVWL-Kapitel 7-Lösungen
E
Lösungen zu den Übungsaufgaben
Aufgabe 1: Das Konzept der abgeleiteten Faktornachfrage besagt, dass die nachgefragte Menge eines Produktionsfaktors von seinem Grenzwertprodukt (Grenzprodukt des Faktors multipliziert mit dem Preis des produzierten Gutes) sowie vom Faktorpreis (pv) abhängt. Im Optimum gilt somit: pGP=
p^
Aufgabe 2: Folgt man dem unter Aufgabe 1 beschriebenen Kalkül, so ergibt sich die Arbeitsnachfrage (ND) im vorliegenden Beispiel aus dem Grenzwertprodukt
GWP = p GP hier: GWP = 20 (24-2N) sowie den zwei alternativen Lohnsätzen. Für einen Lohnsatz (w) von 200 € gilt somit:
200 = 20(24-2N)=.N^ =7 Bei einem höheren Lohnsatz von 400 € sinkt die Arbeitsnachfrage hingegen erwartungsgemäß : m = 2Q (24-2N)=>
N^ =2
Grafisch lässt sich dies folgendermaßen veranschaulichen: w
\ ^ G W P = 20 (24-2N) 400
200 • N Aufgabe 3: Die Einführung von Mikroelektronik und leistungsfähigen Rechnern hat in der Realität zu einer Substitution geringqualifizierter Arbeit durch den Faktor Kapital geführt. Andererseits setzt die Arbeit im Kontext moderner Datenverarbeitung ihrerseits spezifische Qualifikationen voraus, sodass eine Komple-
125
G V W L - Kapitel 7 - Lösungen
mentarität von technologischem Wandel und der Nachfrage nach (hoch) qualifizierten Arbeitskräften angenommen wird.
Aufgabe 4: Eine Lohnsenkung bewirkt über den Einkommenseffekt im Normalfall eine Ausweitung, über den Substitutionseffekt hingegen immer eine Reduktion des Arbeitsangebots.
Aufgabe 5: Die Arbeitsangebotskurve verläuft immer dann atypisch, also nach innen gekrümmt, wenn der Einkommenseffekt stärker als der Substitutionseffekt ausfällt. Mit anderen Worten: Auch wenn bei steigendem Reallohn die Opportunitätskosten der Freizeit steigen, so ist absolut mehr Einkommen verfügbar. Um von diesem profitieren zu können, ist Freizeit von Nöten. Diese Logik des individuellen Arbeitsangebots gilt ganz offensichtlich eher für Bezieher hoher Einkommen, nicht jedoch für den Niedriglohnbereich, in dem einem zusätzlichen Einkommen aus Sicht der Arbeitsanbieter eher ein höherer Nutzen zukommt als zusätzliche Freizeit.
Aufgabe 6: Im Modell (a) haben Arbeitnehmer einen hohen Anreiz bis zu einem Einkommen von 10.000 € erwerbstätig zu sein. Einkommenshöhen oberhalb dieser Schwelle sind hingegen relativ unattraktiv. Ähnlich verhält es sich in Modell (b). Wiederum haben Arbeitnehmer keinen steuerlichen Anreiz, ihr Erwerbseinkommen über 10.000 € zu steigern. Hinzu kommt femer der garantierte Grundfreibetrag von 5.000 €, der bewirkt, dass sich rational verhaltende Arbeitnehmer keine Beschäftigung annehmen werden, die mit weniger als 5.000 € jährlich vergütet wird.
Aufgabe 7: Inteφersonelle Lohnunterschiede ergeben sich insbesondere durch unterschiedliche Qualitäten von Humankapital: Arbeit, die produktiver eingesetzt werden kann, wird somit auch höher entgolten. In diesem Sinne ist eine höhere Entlohnung auch als Kompensation für höhere Opportunitätskosten aufgrund von Bildungsinvestitionen zu sehen. Daneben existieren einige weitere Bestimmungsfaktoren des Arbeitslohns wie die Kompensation besonders unangenehmer oder gefährlicher Arbeit. Schließlich sind Arbeitsmärkte typischerweise mehrfach segmentiert, so etwa nach Branchen, Geschlecht oder Herkunft.
Aufgabe 8: Auf den ersten Blick mag die vergleichsweise hohe Entlohnung von Fußballspielern ungerechtfertigt erscheinen. Tatsächlich reflektiert diese jedoch die Tatsache, dass eine große Anzahl Zuschauer und Sponsoren dem „Produkt" Fußballspiel einen hohen Wert zuspricht, für den sie zu zahlen bereit sind. Fer-
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G V W L - Kapitel 7 - L ö s u n g e n
пег ist das Humankapital von Fußballspielern in hohem Maße von deren Talent abhängig und stellt somit ein relativ knappes Gut dar. Aufgabe 9: Personenspezifische Humankapitcdinvestitionen werden insbesondere durch die folgenden Faktoren bestimmt: a) Investitionen in Humankapital sind mit expliziten Kosten verbunden, so etwa mit Aufwendungen für Lernmittel oder Studiengebühren. Je nach Vermögen werden Personen in unterschiedlichem Maße in der Lage sein, diese Kosten zu tragen. b) Psychische Kosten von Humankapitalinvestitionen in Form von Leistungsdruck und Prüfungsstress variieren ebenfalls von Person zu Person. c) Neben expliziten und psychischen Kosten bringen Humankapitalinvestitionen eine Reihe von Opportunitätskosten mit sich. Allgemein ist hier der Verzicht auf Erwerbstätigkeit zu nennen, für Mütter (Väter) z. B. der Verzicht auf Kindererziehung. d) Eng verbunden mit Argument c) ist die individuelle Zeitpräferenz: Wird gegenwärtiger Konsum höher eingeschätzt als zukünftiger Konsum, der aufgrund von Humankapitalinvestitionen gesteigert werden könnte? Aufgabe 10: Erstens können Arbeitgeber mittels „überhöhter" Lohnzahlungen Fluktuationen der Belegschaft mindern und qualitative Bewerber erreichen. Zweitens können hohe Lohnzahlungen als Anreiz dienen, die Arbeitsproduktivität zu steigern.
Aufgabe 11: Die Zahlungsströme а und b lassen sich anhand ihrer Gegenwartswerte (GWW) bewerten. Für einen Zinssatz von 5% gilt somit:
(1+0,05)
(1 + 0,05)"
GwWi, = — + (1 + 0.05)
(1 + 0,05)
= 189,57
Bei einem Zinssatz von 5% wäre somit Zahlungsstrom b vorzuziehen. Bei einem Zinssatz von 25% hingegen ergeben sich identische Gegenwartswerte, man stünde den beiden Zahlungsströmen indifferent gegenüber:
(1+0,25)
(1 + 0,25)^
(1 + 0,25)
(1 + 0,25)
127
G V W L - Kapitel 7 - Lösungen
Aufgabe 12: Ein Anstieg der Zinssätze bedeutet gestiegene Kosten für die Finanzierung von Sachkapital: Es findet eine Bewegung auf der Investitionsnachfragekurve nach hnks oben statt, die Investitionsnachfrage sinkt. Steigt die Grenzproduktivität von Sachkapital, so steigt c. p. auch dessen Grenzwertprodukt. Daher sind Unternehmer bereit, bei jedem beliebigen Zinssatz ein jeweils höheres Maß an Sachkapitalinvestitionen vorzunehmen: Die Investitionsnachfragekurve verschiebt sich nach rechts. Sinken (Steigen) die Kapitalkosten im Vergleich zu den Arbeitskosten, so wird die Nachfrage nach Sachkapitalinvestitionen ausgeweitet (gesenkt), da im Optimum gelten muss: GP,
w
GP^ wobei G P l die Grenzproduktivität des Faktors Arbeit, GPk die Grenzproduktivität des Faktors Kapital, w den Lohnsatz sowie i den Zinssatz darstellen. Eine Ausweitung der Güternachfrage schließlich führt zu einer Ausweitung der Investitionsgütemachfrage und somit wiederum zu einem Rechtsshift der Investitionsnachfragekurve.
Aufgabe 13: Wertpapiere stellen Zahlungsversprechen dar. Zukünftige Zahlungen jedoch müssen mit dem aktuellen Zinssatz diskontiert werden. Demnach fallen die Gegenwartswerte von Wertpapiere, wenn der Zinssatz steigt.
Aufgabe 14: Das Geschehen am Kreditmarkt chen: 1
lässt sich anhand folgender Grafik verdeutli-
íí
i*
К"
К
Je höher der Marktzins ist, desto höher wird der Anreiz für Sparer sein, auf Liquidität zu verzichten und Ki'edite an Kreditnehmer zu vergeben (steigender Verlauf der Kreditangebotskurve Кд). Die Kreditnehmer ihrerseits werden umso mehr Kredite nachfragen, je geringer der Zins ist, da Investitionsprojekte
128
G V W L - Kapitel 7 - L ö s u n g e n
SO tendenziell rentabler werden (sinkender Verlauf der Kreditnachfragekurve KN).
Aufgabe 15: Die Faktormärkte für Kapital (Kapitalmärkte für Investitionskredite) koordinieren die Wünsche der Nachfrager nach Investitionskrediten (Investoren bzw. Unternehmen) einerseits und die Angebote an Kreditmitteln von Sparern bzw. Banken (und anderen Finanzinstituten) andererseits. Die Banken wirken vorzugsweise als Vermittler des Angebots an Sparanlagen oder Kreditmitteln. Der Kapitalmarktzins bildet den „Preis für Kreditmittel", der Angebot und Nachfrage nach Investitionskrediten zum Ausgleich bringt. Finanzmärkte dienen hingegen der Anlage von Geldvermögen (Finanzmitteln) von Haushalten oder Unternehmen mit Erwartungen auf finanzielle Erträge in der Zukunft. Kreditmärkte (Kapital-) dienen der Finanzierung von Sachinvestitionen, Finanzmärkte der Anlage von Geldvermögen (Finanzmitteln).
Kreditmärkte (Kapitalmärkte) ——__
— Investoren als Nachfrager Sparer/Banken als Anbieter
potentielle Anleger von Wertpapieren als Nachfrager
Finanzmärkte —^ (Wertpapiermärkte) ^ ^ ^ ^
Wertpapieranbieter
Die Anbieter von Wertpapieren bzw. die Investoren sind teils der Gruppe der Unternehmen zuzuordnen, teils identische Akteure.
Aufgabe 16: Den Anlegern von Finanzmitteln stehen verschiedene Anlageoptionen zur Wahl, kur^ristige Finanzanlagen mit hoher Liquidität, relativ geringen Risiken von Erträgen bzw. Rückzahlungen und relativ eingeschränkten Ertrags- (Renditejmöglichkeiten. Beispiel: Geldmarktpapiere, Bankeinlagen. Langfristige Finanzanlagen bilden hingegen Anlagen in festverzinslichen Wertpapieren an Anleihe- oder Renditemärkten sowie in Aktien an Aktienbörsen. Die langfristigen Finanzmärkte unterscheiden sich bezüglich der vorgenannten Merkmale Liquidität, Anlagenrisiken und Renditemöglichkeiten.
129
G V W L - Kapitel 7 - L ö s u n g e n
Aufgabe 17: Wertpapierkurse ergeben sich aus den Ertragserwartungen der Investoren, wobei sich der Ertrag eines Wertpapiers aus Kursgewinnen und Dividenden zusammensetzt. In diesem Kontext sind die Fundamentaldaten der Emittenten (Unternehmen und öffentliche Hand) von Bedeutung. Femer kann der Verzicht auf Geldhaltung als Bestandteil der Opportunitätskosten der Wertpapierhaltung angesehen werden. In Zeiten hoher ökonomischer und politischer Unsicherheit und somit hoher Liquiditätspräferenz werden Wertpapierkurse demnach tendenziell sinken. Die allgemein hohe Volatilitcit von Wertpapierkursen hängt maßgeblich mit zu beobachtendem Herdenverhalten der Wertpapierhalter und daraus resultierenden self-fulfilling prophecies zusammen. So spielen Fundamentaldaten in der Realität oftmals eine untergeordnete Rolle, da Wertpapierhalter sich aufgrund hoher Informationskosten eher am Verhalten anderer Marktteilnehmer orientieren: Wertpapiere werden verkauft, da Verkäufe anderer Marktteilnehmer registriert werden. Die Volatilität von Wertpapiermärkten wird durch die Umorientierung von langfristigen Investitionsprojekten hin zu kurzfristigen Gewinnzielen im Rahmen von shareholder-value-Strategien verstärkt. Grundlage für die hohe Reagibilität von Wertpapierkursen ist jedoch in jedem Falle die hohe Fungibilität von Finanzmärkten. Aufgabe 18: Hohe Erträge und geringes Risiko stellen aus Sicht von Investoren Nutzenkomponenten dar. Die Finanzierung risikoreicher Investitionsprojekte muss demnach durch hohe Zinszahlungen kompensiert werden.
Lösungshinweise zu den Multiple Choice-Aufgaben: Die folgenden Antworten sind als korrekte Aussagen zu markieren: Aufgabe 19:
(b), (c), (d)
Aufgabe 20:
(b)
Aufgabe 21:
(d)
130
GVWL - Kapitel 8
Kapitel 8 Marktversagen Seite
A Gliederung und gezielte Literaturhinweise
132
В Transferbeispiele
134
С Überblick: Schlüsselbegriffe, Konzepte, Transfers
146
D Übungsaufgaben
147
E Lösungen zu den Übungsaufgaben
150
131
G V W L - Kapitel 8 - Gliederung
A
Gliederung und gezielte Literaturhinweise
8
Marktversagen
8.1
Einführung: Warum Märkte versagen? (-
8.2
Marktmacht) Extemalitäten öffentliche Güter asymmetrische (unvollständige) Informationen
Extemalitäten (externe Effekte) und Umweltökonomie
8.2.1 Begriffliche Klärung - negative externe Effekte Transfer: Aluminiumproduktion - positive externe Effekte - Internalisierung externer Effekte 8.2.2 Private Verhandlungen zum Ausgleich externer Effekte - Coase-Theorem - Schwierigkeiten? 8.2.3 Korrekturen des Marktversagens im Bereich „Umweltpolitik" - Regulierungen (Gebote, Verbote, Emissionsstandards) - Umweltsteuern (Pigou-Steuer), Emissionsgebühren - Regulierung vs. Umweltsteuem Transfer: Wasserverschmutzung - Handelbare Umweltzertifikate - Schwierigkeiten internationaler Umweltpolitik: Transfer: „Globale Klimaveränderung" 8.3
Öffentliche Güter
8.3.1 Begriffliche Klärung - Kategorien von Gütern - Beispiele 8.3.2
Marktversagen - Trittbrettfahrerproblem
8.3.3 Transfer: Polizeischutz als öffentliches Gut
132
G V W L - Kapitel 8 - Gliederung
8.3.4
Gesellschaftliche Güter (Gemeineigentum) - Allmende-Problematik (Ausbeutungsprobleme) Transfer: Fischfangprobleme
8.3.5
Effizienzprobleme der Bereitstellung öffentlicher Güter - private Präferenzen? - Kosten-Nutzen-Analyse
Literatur: Mankiw, N. G., Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, übersetzt von A. Wagner, 2. Aufl., Stuttgart 2001, S. 221-240, 245-261; (Hardes, H.-D./Schmitz, F./Uhly, Α., Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 8. Aufl., München/Wien 2002, S. 50-57, 65-72).
8.4
Märkte mit asymmetrischen Informationen
8.4.1
Qualitätsunsicherheiten der Käufer Transfer: Zitronenproblem und Gebrauchtwagenmarkt - Verallgemeinerung: Problem adverser Selektion
8.4.2
Versicherungsmärkte, Kreditmärkte: Effekte adverser Selektion?
8.4.3
Effekte von Standardisierung, Garantien und Gewährleistungen
8.4.4
Asymmetrische Informationen an Arbeitsmärkten - Probleme der Bewerberselektion - Ausbildungszertifikate als „Produktivitätssignale" - „Ausbildungsexpansion" als Folge
8.4.5
Moral Hazard-Probleme - Probleme von Versicherungsgesellschaften - Probleme im Berufsleben: „Drückebergerverhalten"
8.5
Zusammenfassende Einschätzung zu Marktversagen und Allokationsproblemen
Literatur: Pindyck, R. S./Rubinfeld, D. L., MikroÖkonomie, München/Wien 1998, S. 747-764.
133
G V W L - Kapitel 8 - Transferbeispiel 8-1
В
Transferbeispiele
Transferbeispiel 8-1 „Negative externe Effekte bei der Produktion"
Nehmen wir nun an, dass die Aluminiumfabriken die Luft verschmutzen: Für jede produzierte Mengeneinheit an Aluminium tritt eine bestimmte Menge an Abgas in die Atmosphäre aus. Da dieses Abgas zu Gesundheitsrisiken für all jene Menschen führt, die Luft einatmen, liegen negative externe Effekte vor. Wie verändert diese Externalität die Effizienz des Marktergebnisses? Wegen der externen Effekte sind die gesellschaftlichen oder volkswirtschaftlichen Kosten der Aluminiumproduktion höher als die privaten oder betriebswirtschaftlichen Kosten für die Produzenten von Aluminium. Für jede produzierte Mengeneinheit an Aluminium belaufen sich die volkswirtschaftlichen Kosten auf die privaten Kosten der Unternehmen plus die Kosten der negativ betroffenen unbeteiligten Dritten. Das Schaubild (8-1) weist die volkswirtschaftlichen Kosten der Aluminiumproduktion aus. Die soziale oder volkswirtschaftliche Kostenkurve liegt oberhalb von der betriebswirtschaftlichen Kostenkurve, weil sie die der Gesellschaft von den Aluminiumherstellern aufgebürdeten Kosten mit enthält. Die Differenz der beiden Angebots- oder Kostenkurven bringt die Kosten der Luftverschmutzung zum Ausdruck. Welche Menge an Aluminium sollte produziert werden? Um diese Frage zu beantworten, stellen wir uns ... diesmal vor, was ein wohlmeinender gesellschaftlicher Planer tun würde. Der Planer wünscht die Gesamtrente aus dem Markt zu maximieren - den Wert des Aluminiums für die Konsumenten minus die Kosten der Aluminiumerzeugung für die Produzenten. Der Planer sieht jedoch sehr wohl, dass die Produktionskosten volkswirtschaftlich die Kosten der Umweltverschmutzung mit umfassen. Der Planer würde jenes Niveau der Aluminiumproduktion wählen, bei dem die Nachfragekurve die volkswirtschaftliche Kostenkurve schneidet. Der Schnittpunkt bestimmt die optimale Menge an Aluminium vom Standpunkt der Gesellschaft insgesamt aus. Der Planer verwirklicht zumindest dieses Produktionsniveau, da unterhalb davon der Wert für die Konsumenten (abzulesen an der Höhe der Nachfragekurve) die volkswirtschaftlichen Kosten der Produktion übertreffen würde (abzulesen an der Höhe der volkswirtschaftlichen Kostenkurve). Mehr als diese Menge lässt der Planer jedoch auch nicht zu, denn die volkswirtschaftlichen Kosten zusätzlicher Aluminiumproduktion übersteigen den Wert der Konsumenten. Die Markt-Gleichgewichtsmenge an Aluminium QMarkt ist größer als die sozial oder volkswirtschaftlich optimale Menge Qoptimum· Der Grund für die Ineffizienz liegt darin, dass der Markt nur die privaten oder betriebswirtschaftlichen Kosten der Produktion berücksichtigt. Im Marktgleichgewicht bewertet der Grenznachfrager das Aluminium niedriger als mit den volkswirtschaftlichen
134
G V W L - Kapitel 8 - Transferbeispiel 8-1
Produktionskosten. Bei Qwarkt liegt die Nachfragekurve unter der volkswirtschaftlichen Kostenkurve. Deshalb erhöht eine Absenkung der Aluminiumproduktion und -konsumtion unter die Marktgleichgewichtsmenge die gesamtwirtschaftliche Wohlfahrt.
Schaubild (8-1): Luftverschmutzung und soziales Optimum
Aluminium-, preis
Kosten der
Volkswirtschaftliche Kosten Angebot (private Kosten)
Marktgleichgewicht
Nachfrage (privater Wert)
1 /OPTIMUM VMARKT
Aluminiummenge
Quelle: Mankiw, G. N., 2. Aufl., 2001, S. 2 2 4 f
Aufgaben/Fragen zu Transferbeispiel 8-1 (1)
Klären Sie zunächst den Begriff „negative externe Effekte"!
(2)
Erläutern Sie sodann den Effekt des Marktversagens durch externe Effekte auf der Basis der vorstehenden Abbildung!
(3)
Überlegen Sie, wie das Marktversagen korrigiert werden könnte!
135
G V W L - Kapitel 8 - Transferbeispiel 8-2
Transferbeispiel 8-2 „Wasserpfennig"
Die Qualität des Grundwassers wird durch die Düngung landwirtschaftlicher Flächen durch Nitratstoffe gefährdet. Einzelne Bundesländer haben das Problem der steigenden Nitratbelastung des Grundwassers durch einschränkende Auflagen an die Landwirte in ausgewiesenen Wasserschutzgebieten, die erweitert wurden, zu bekämpfen versucht. Den betroffenen Landwirten wird wegen der resultierenden Ernteausfälle ein finanzieller Ausgleich gezahlt. Andererseits wird von den Wasserverbrauchern eine Gebühr erhoben, der „Wasserpfennig", welcher indirekt zur Finanzierung der Ausgleichszahlungen an die Landwirte beiträgt. In der Diskussion um den Wasseφfennig urteilte z. B. die Frankfurter Allgemeine Zeitung: Wer sind die ökonomischen Verursacher der Belastung des Grundwassers? Etwa die Betroffenen, die Wasserverbraucher, die mit der Gebühr des Wasseφfennigs zusätzlich belastet werden? Das Verursacherprinzip werde durch den Wasseφfennig ignoriert oder geradezu auf den Kopf gestellt. Ein Umweltökonom hingegen meinte: Das Problem sei als ein Fall konkurrierender Ansprüche zweier alternativer Nutzungen von Bodenflächen zu deuten: - „Die Bauern möchten im gewohnten Umfang düngen, um die bisherigen Erträge auch weiterhin zu erzielen; - die Trinkwasserverbraucher möchten die Düngung gedrosselt sehen, um sauberes Grundwasser zu bekommen." Im Fall der Anspruchskonkurrenz von alternativen Nutzungen von Bodenflächen seien zwei Varianten des markttheoretischen Verursacheφrinzips denkbar: - „Die Landwirte setzen ihren Ansprach zur Nutzung des Bodens durch; sie tragen dann die Opportunitätskosten, indem sie einen Kostenausgleich an die Wasserverbraucher zahlen. - Die Wasserverbraucher versuchen, ihre Ansprüche durchzusetzen; sie zahlen einen Preisausgleich an die Landwirte." Die von der Umweltpolitik verfügte Einschränkung der Düngungsmöglichkeiten in erweiterten Wasserschutzgebieten sei als eine politische Entscheidung zwischen den alternativen Nutzungsmöglichkeiten zu interpretieren. Die umweltpolitische Gebühr des Wasseφfennigs entspreche durchaus einem ökonomisch inteφretierten Verarsacherprinzip der zweiten Variante; die populären „Trampelpfade des Denkens" mögen dieser Inteφretation durchaus widersprechen (vgl. hierzu BONUS 1986, S. 451 ff. sowie die dem Beitrag folgende Diskussion in: Wirtschaftsdienst 1986/1987).
136
G V W L - Kapitel 8 - Transferbeispiel 8-2
Der zitierte Autor verwendet offenbar eine andere Interpretation des Verursacherprinzips als die der biologischen Ursachen der Nitratbelastung des Grundwassers. Die Interpretation auf der Basis von Opportunitätskosten führt hier zu anderen Folgerungen. Das Verursacheφrinzip liefert demnach nicht generell eindeutige Handlungsmaximen der Umweltpoütik.
Quelle: Hardes, H.-D., Schmitz, F., Uhly, Α., 8. Aufl., 2002, S. 65 f.
Aufgaben/Fragen zu Transferbeispiel 8-2 (1)
Klären Sie zunächst die vorstehende Inteφretation des Уегиг8асЬефг1пzips auf der Basis der Opportunitätskosten verschiedener Ansprüche!
(2)
Nehmen Sie kritisch zu dieser Inteφretation im Fall des „Wasserpfennigs" Stellung!
137
G V W L - Kapitel 8 - Transferbeispiel 8-3
Transferbeispiel 8-3 „Globale Klimaveränderung"
Spätestens seit den neunziger Jahren hat das Umweltproblem eine neue Dimension bekommen. Im Vordergrund stehen nicht mehr so sehr die Probleme nationaler Umweltgüter, also die auf einem Staatsgebiet befindlichen Gewässer sowie der Boden und die Luftqualität eines nationalen Territoriums, für die die einzelnen Staaten weitgehend eigenständige Lösungsansätze erarbeitet haben. Größere Bedeutung gewinnen globale Umweltprobleme, also Umweltgüter mit einer weltweiten räumlichen Ausdehnung, insbesondere die Klimaveränderung. ... Die Prozesse, die in der Erdatmosphäre ablaufen, sind langfristiger Art. So wird davon ausgegangen, dass sich Kohlendioxidemissionen und andere Treibhausgase mit einer zeitlichen Wirkungsverzögerung von 50 bis 70 Jahren in der Atmosphäre akkumulieren und sich dann erst negativ auswirken. Langfristige Umweltwirkungen mit ungewissem Ausgang erfordern eine präventive Umweltpolitik, bei der Umweltrisiken in der Zielbestimmung der anzustrebenden Umweltqualität explizit mit zu veranschlagen sind. ... Wie schwierig die Lösung globaler Umweltprobleme ist, wird deutlich, wenn man die grundlegenden Elemente eines Lösungsansatzes skizziert. Zunächst ist die anzustrebende globale Umweltqualität zu bestimmen, also die global zulässige Menge an Treibhausgasen festzulegen. Da dies nicht durch dezentrale Marktprozesse geschehen kann, muss eine multilaterale Einigung zwischen den Staaten über die anzustrebende Umweltqualität gefunden werden. In einem zweiten Schritt muss die so bestimmte globale Umweltknappheit dann für die einzelnen Länder und dort wiederum für die Wirtschaftseinheiten, die privaten Haushalte und die Unternehmen, zum Ausdruck gebracht werden, beispielsweise durch Emissionslizenzen oder Ökosteuern. Die Schwierigkeit dieses Ansatzes besteht darin, dass Nutzungsrechte ... an der Aufnahmekapazität der Erde für Treibhausgase definiert werden, die letzten Endes auch über die Möglichkeiten der Inanspruchnahme von Energieressourcen und über sonstige wirtschafthche Vorteile entscheiden oder - anders formuliert - die die Aufteilung der Kosten für die Vermeidung von Emissionen auf die einzelnen Staaten beeinflussen. All dies berührt wiederum die Bereitschaft zu einer multilateralen Entscheidung über das globale zulässige Ausmaß an Emissionen. Dabei entsteht das Problem, dass sich einzelne Länder als Freifahrer verhalten können, sich also für eine hohe Umweltqualität aussprechen, ohne zu den Kosten dafür angemessen beizutragen. Dies wird dadurch verschärft, dass die Kosten der Emissionsminderung heute anfallen, dass aber der Nutzen aufgrund der langen Wirkungsverzögerungen weit in der Zukunft liegt
138
G V W L - Kapitel 8 - Transferbeispiel 8-3
und damit aufgrund der Gegenwartspräferenzen weniger gewichtig erscheint. Bei der Zuweisung von Emissionsrechten auf die einzelnen Länder muss sichergestellt sein, dass Treibhausgase weltweit an der kostengünstigsten Stelle vermieden werden. Denn dann kann Klimaschutz effizient, also mit möglichst niedrigen Kosten, betrieben werden. Eine kostengünstige Vermeidung von Emissionen lässt sich dadurch erreichen, dass die Emissionsrechte handelbar gemacht werden. Länder, die mit relativ geringen Kosten Treibhausgase zu vermeiden in der Lage sind, können ihre Rechte gegen Zahlung an Volkswirtschaften abtreten, die Emissionen nur ungünstiger beseitigen können. ... Im Kyoto-Protokoll wird eine Lösung der Frage, wie Emissionsrechte für einzelne Länder definiert werden können, dadurch angestrebt, dass für die einzelnen Staaten oder Ländergruppen von einem gegebenen Emissionsniveau ausgegangen wird und dafür ReduzierungsVerpflichtungen festgelegt werden. ... Quelle: S V R , Jahresgutachten 1998/99, TZ 4 7 7 ff.
Deutschland und die EU hinterlegen Ratifizierungsurkunden zum KyotoProtokoll
Deutschland und die Europäische Union werden am morgigen Freitag in New York ihre Ratifizierungsurkunden zum Kyoto-Protokoll bei der UNO hinterlegen. Mit dieser feierlichen Zeremonie vollziehen die EU-Länder den letzten Akt zur Ratifizierung des Klimaschutzabkommens. ... Rainer Baake (Staatssekretär im Bundesumweltministerium) bezeichnete die Ratifizierung des Kyoto-Protokolls durch die EU als „historischen Tag für den Klimaschutz": Zehn Jahre nach Rio muss die internationale Staatengemeinschaft beweisen, dass sie den Schritt vom Verhandeln zum Handeln getan hat und nun weltweit Maßnahmen zum Schutz des Khmas ergreift. Mit der Ratifikation des Kyoto-Protokolls werden wir dieser globalen Verantwortung gerecht. Wir leisten unseren Beitrag zu dem internationalen Ziel, das Kyoto-Protokoll bis zum Weltgipfel für Nachhaltigkeit in Johannesburg in Kraft zu setzen. Das Protokoll legt erstmals eine international verbindliche absolute Obergrenze für die Emission von Treibhausgasen fest. Wir sind mit 18,7 % Reduzierung im Vergleich zu 1990 auf dem besten Weg, unsere Verpflichtungen aus dem Kyoto-Protokoll (minus 21 Prozent bis 2008/2012) zu erfüllen. Damit es in Kraft treten kann, muss das Protokoll von mindestens 55 Staaten ratifiziert werden, die ihrerseits mindestens 55 % der C02-Emissionen der Industrieländer von 1990 auf sich vereinigen müssen. Das Kyoto-Protokoll tritt 90 Tage nach der Hinterlegung der letzten für das Inkrafttreten erforderlichen Urkunde in Kraft. Bisher haben bereits insgesamt 54 Staaten das Protokoll rati-
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G V W L - Kapitel 8 - Transferbeispiel 8-3
fiziert, darunter zwei Staaten, die sich im Rahmen des Kyoto-Protokolls zu konkreten Emissionsbegrenzungen veφflichtet haben. Mit der Ratifizierung der EU (24,2 %), der Ratifizierung Russlands (17,4 %), der Ratifizierung Japans (8,5 %) sowie den Ratifikationen aus Mittel- und Osteuropa von 7,4 % werden mehr als 55 % der 1990er-C02-Emissionen der Industrieländer erreicht. Japan wird voraussichtlich Anfang Juni 2002 ratifizieren und mit der EU einen wichtigen Beitrag leisten. ... Quelle: BMU-Pressemitteilung vom 3 0 . 0 5 . 2 0 0 2 (http.www.bmu.de/presse/2002).
Aufgaben/Fragen zu Transferbeispiel 8-3 (1)
Definieren Sie den Begriff „globale Umweltprobleme" im Unterschied zu „nationalen Umweltproblemen"!
(2)
Erläutern Sie die besonderen Schwierigkeiten internationaler Umweltpolitik am Beispiel der drohenden „KlimaVeränderung"!
140
GVWL - Kapitel 8 - Transferbeispiel 8-4
Transferbeispiel 8-4 „Die Polizei als öffentliche Dienstleistung..."
Ein gutes Beispiel für ein öffentliches Gut oder eine Dienstleistung ist die Polizei. Sie leistet der Gemeinschaft einen allgemeinen Dienst, indem sie Verbrechen verhindert oder aufdeckt. Wenn der einzelne seinen eigenen Polizeibeamten privat engagieren müsste, würde dies im Verhältnis zu dem privaten Nutzen beträchtliche externe Vorteile nach sich ziehen. Würde ein solcher privat engagierter Polizist im Dienst Kriminelle überführen und Verbrechen verhindern, könnte man nicht ausschließen, dass jene Menschen, die keine eigenen Pohzeibeamten beschäftigen, daraus Nutzen ziehen. Das „Trittbrettfahrer"-Problem würde entstehen. Daher ist es offensichtlich sinnvoll, dass die Polizeiarbeit als öffentliche Dienstleistung bereitgestellt werden sollte. Aber fallen alle Aspekte der Polizeiarbeit in diese Kategorie? Die Antwort lautet: nein. Bei der speziellen Aufgabe, ein bestimmtes Grundstück zu bewachen, könnte die Polizeiarbeit vom Markt bereitgestellt werden. Dies erfolgt in der Tat durch Wachdienste. Wachleute werden von Banken, Geschäften, Fabriken usw. eingestellt, um Diebstahl oder Schäden an einem bestimmten Eigentum zu verhindern. In diesen Fällen würde der private Nutzen die privaten Kosten deutlich überschreiten. Sollten derartige Wachdienste privat oder eher von der Polizei bereitgestellt werden? Würde die Polizei solche Dienste übernehmen und in Rechnung stellen, hätte sie ein Monopol und könnte sehr hohe Preise berechnen, sofern sie nicht einer Kontrolle durch die Regierung unterliegen. Auch die Qualität der Dienstleistung könnte geringer ausfallen als bei privaten Wachdiensten, die im Geschäftsleben miteinander konkurrieren. Auf der anderen Seite hat die Polizei wahrscheinlich die größere Erfahrung in ihrer Arbeit. Außerdem sind Economies of Scale zu erzielen: Die Polizei hat zum Beispiel eventuell Kenntnis über kriminelle Aktivitäten in anderen Teilen der Region, die eine Bedrohung des betreffenden Eigentums darstellen könnten. ... Quelle: Sloman, J., 3. Aufl., 2000, S. 438
Aufgaben/Fragen zu Transferbeispiel 8-4 (1)
Diskutieren Sie die Frage der Privatisierung bzw. der Gebühren von (für) Polizeidienste(n)! 141
G V W L - Kapitel 8 - Transferbeispiel 8-5
Transferbeispiel 8-5 „Endangered fish"
The fish in the ocean are a common property resource, and theory predicts that such a resource will be overexploited if there is a high enough demand for the product and suppliers are able to meet that demand. In past centuries there were neither enough people eating fish nor efficient enough fishing technologies to endanger stocks. Over the last fifty years, however, the population explosion has added to the demand for fish and advances in technology have vastly increased the ability to catch fish. Large boats, radar detection, and more murderous nets have tipped the balance in favour of the predator and against the prey. As a result the overfishing prediction of common property theory has been amply borne out. Today fish are a common property resource; tomorrow they could become no one's resource. Overfishing Since 1950 the world's catch has increased fivefold. The increase was only sustained by substituting smaller, less desirable fish for the diminishing stocks of the more desirable fish and by penetrating ever further into remote oceans. Today, all available stocks are being exploited, and now even the total tonnage is beginning to fall. The UN estimates that the total value of the world's catch could be increased by nearly $ 30 billion if fish stocks were properly managed by governments interested in the total catch, rather than exploited by individuals interested in their own catch. The developed countries have so overfished their own stocks that Iceland and the European Union could cut their fleets by 40 per cent and catch as much fish as they do today. This is because more fish would survive to spawn, allowing each boat in a smaller fleet to catch about 40 per cent more than does each boat in today's large fishing fleet. The problem has become so acute that Canada shut down its entire Atlantic cod fishing industry in 1985 and its Pacific salmon industry in 1988. Tens of thousands of Newfoundland residents lost their livelihoods in the demise of what had been the province's largest industry - the catching, freezing, and canning of fish - an industry that had flourished for five centuries. Canada and the European Union have since been in conflict over what Canada claims is predatory overfishing by EU boats just outside Canadian territorial waters. The Mediterranean has been so overfished that seafood that was once the staple for the poor is now an expensive luxury eaten mainly by rich tourists. Quelle; Lipsey, R. G./Chrystal, K. Α., 9. ed., 1999, S. 292
142
G V W L - Kapitel 8 - Transferbeispiel 8-5
Aufgaben/Fragen zu Transferbeispiel 8-5 (1)
Erläutern Sie die Probleme des Fischfangs auf der Basis des Konzepts der Allmende-Güter!
143
G V W L - Kapitel 8 - Transferbeispiel 8 - 6
Transferbeispiel 8-6 „Der Gebrauchtwagenmarkt"
Nehmen wir an, dass zwei Typen von Gebrauchtwagen erhältlich sind. Wagen mit hoher Qualität und andere mit niedriger Qualität. Es sei auch angenommen, dass sowohl die Verkäufer als auch die Käufer sagen können, welcher Wagen von welchem Typ ist. Es wird dann zwei Märkte geben, die in den Schaubildern (a) und (b) der Abb. illustriert werden. In Abb. (a) bezeichnet SH die Angebotskurve für Automobile hoher Qualität und DH die entsprechende Nachfragekurve. Ähnlich sind SL und DL in Abb. (b) die Angebots- und Nachfragekurven für Wagen mit niedriger (L von „low" (niedrig)) Qualität. Für jeden gegeben Preis liegt SH höher als SL, da die Eigentümer von Wagen mit hoher Qualität zögern, sich von Ihnen zu trennen und um dies zu tun, einen höheren Preis erhalten müssen. Abb. (8-6): Märkte mit asymmetrischen Informationen
25.000
50.000
Qh
(a) A u t o m o b i l e h o h e r Q u a l i t ä t
50.000
75.000 QL
(b) A u t o m o b i l e niedriger Qualität
A b b . D a s Z i t r o n e n p r o b l e m : W e n n die V e r k ä u f e r eines Produktes bessere I n f o r m a t i o n e n über die Produktqualität als die K ä u f e r haben, kann sich ein Zitronenmarkt entwickeln, auf d e m Güter geringer Qualität Güter h o h e r Qualität verdrängen. In Schaubild (a) verschiebt sich die N a c h f r a g e k u r v e nach A u t o s hoher Qualität von DH auf DM, wenn die K ä u f e r ihre E r w a r t u n g e n über die durchschnittliche Qualität der W a g e n auf d e m M a r k t reduzieren. Ähnlich verschiebt sich in Schaubild (b) die Nachf r a g e k u r v e nach W a g e n mit niedriger Qualität von DL auf DM. Als Resultat fällt die Anzahl der verk a u f t e n W a g e n mit h o h e r Qualität von 3 0 . 0 0 0 auf 2 5 . 0 0 0 und die Quantität der verkauften A u t o s mit niedriger Qualität steigt von 5 0 . 0 0 0 auf 7 5 . 0 0 0 . Letztlich werden nur m e h r W a g e n mit niedrigerer Qualität verkauft.
144
G V W L - Kapitel 8 - Transferbeispiel 8-6
Ähnlich ist DH höher als DL, da die Käufer bereit sind, mehr zu bezahlen, um einen Wagen hoher Qualität zu bekommen. Wie die Abbildung zeigt, ist der Marktpreis für Automobile hoher Qualität gleich 10.000 $ und für Wagen niedriger Qualität gleich 5.000 $ und es werden jeweils 50.000 Autos von jedem Typ verkauft. In der Realität weiß der Verkäufer eines Gebrauchtwagens sehr viel mehr über seine Qualität, als der Käufer weiß. Überlegen wir, was passiert, wenn die Verkäufer die Qualität der Wagen kennen, die Käufer jedoch nicht. (Die Käufer entdecken die Qualität erst, nachdem sie den Wagen gekauft haben und ihn für eine Weile gefahren sind.) Anfänglich könnten die Käufer denken, dass die Chancen 5 0 : 5 0 stehen, dass der von ihnen gekaufte Gebrauchtwagen ein Auto mit hoher Qualität ist. (Der Grund ist, dass im Fall, bei dem sowohl Verkäufer als auch Käufer die Qualität kennen, 5 0 . 0 0 0 Automobile von jedem Typ verkauft werden.) Wenn ein Kauf getätigt wird, werden die Käufer deshalb alle Wagen als Wagen mit „mittlerer" Qualität ansehen. (Natürlich werden sie nach dem Kauf die wahre Qualität kennen lernen.) Die Nachfrage nach Wagen mittlerer Qualität, die in Abb. mit DM bezeichnet wird, liegt unterhalb DH aber oberhalb DL. Wie die Abbildung zeigt, werden nun weniger Wagen mit hoher Quahtät (25.000) und mehr Wagen mit niedriger Quaütät (75.000) verkauft.
Quelle: Pindyck, R, S./Rubinfeld, D. L., 4. Aufl., 1998, S. 7 4 9 f.
Aufgaben/Fragen zu Transferbeispiel 8-6 (1)
Beschreiben und erläutern Sie das sog. Zitronenproblem am Gebrauchtwagenmarkt!
(2)
Überlegen Sie, welche Maßnahmen zur Beschränkung des „Zitronenproblems" geeignet sind.
145
GVWL - Kapitel 8 - Schlüsselbegriffe, Konzepte, Transfers
С
Überblick: Schlüsselbegriffe, Konzepte, Transfers
Schlüsselbegriffe • • • • •
• • • • •
Marktversagen Extemalitäten externe Effekte Intemalisierung externer Effekte negative Extemalitäten - der Produktion - des Konsums gesellschaftliche (soziale) vs. private (Grenz-) Kosten gesellschaftlicher (sozialer) (Grenz-) Nutzen Umweltregulierungen Umweltsteuern Pigou-Steuern
Umweltzertifikate Ausschlussprinzip der Gütemutzung Konkurrenz der Güternutzung Öffentliche Güter Gesellschaftliche Güter (Gemeineigentum) Allmende-Problem Asymmetrische (Qualitäts)Informationen adverse Selektion Zitronenproblem Bewerberselektion Ausbildungszertifikate Moral Hazard-Probleme
Theoretische Ansätze/Konzepte
Transfers
• Externe Effekte und Marktallokation (Marktversagen) • Umweltprobleme und externe Effekte • Coase-Theorem • Umweltökonomische Instrumente und Korrekturen von Marktversagen • Trittbrettfahreφroblematik • Allmende-Problematik • Kosten-Nutzen-Analysen • Qualitätsunsicherheiten und Zitronenproblem • Problematik adverser Selektion • Moral Hazard-Brklärungen
• Aluminiumproduktion • Wasserverschmutzung („Wasserpfennig") • Internationale Umweltpolitik: Globale Klimaveränderung • Polizeischutz als öffentliches Gut Fischfangprobleme Gebrauchtwagenmarkt
146
G V W L - Kapitel 8 - Übungsaufgaben
D
Übungsaufgaben
(1)
Erläutern Sie die Wirkung negativer externer Effekte der Produktion (des Konsums) mittels eines Angebots-Nachfrage-Diagramms! (2) Beschreiben Sie Beispiele positiver und negativer Externah täten! (3) Sie teilen sich als Nichtraucher eine Wohngemeinschaft mit einem Raucher. Wovon hängt es nach dem Coase-Theorem ab, ob Ihr Mitbewohner in der Wohnung raucht? Beurteilen Sie die Lösung des Coase-Theorems! (4) Ein Programmierer wendet sich gegen Software-Produkte mit Copyright: Er argumentiert, dass möglichst viele Personen von innovativen PC-Programmen profitieren sollten und dass das Vorhandensein einer breiten Vielzahl von Programmen junge Programmierer veranlassen wird, ihrerseits weitere innovative Programme zu erzeugen. Stimmen Sie dem Argument zu? Erörtern Sie die Argumente aus ökonomischer Sicht! (5) Die Theorie der externen Effekte liefert eine ökonomische Erklärung des Verursacherprinzips als Strategie der Umweltpolitik. Klären Sie die relevanten Zusammenhänge! (6) Diskutieren Sie die Problematik des Verursacherprinzips vor dem Hintergrund des Fallbeispiels zur Einführung des „Wasseφfennigs"! (7.1) Warum geben Umweltökonomen bei Maßnahmen zum Umweltschutz Pigou-Steuern grundsätzlich den Vorzug vor staatlichen Regulierungen? (7.2) Winterreifen mit Spikes sind wegen hohen Straßenschäden verboten. Prüfen Sie die Effizienz des Verbots im Vergleich zu einer Abgabenlösung! (8) In einer Region gibt es lediglich drei Industrieunternehmen mit negativen externen Effekten der Produktion. Angenommen werden die folgenden Summen der Umweltverschmutzung je Zeitperiode und der Kosten der Verschmutzungssenkung: Kosten der Unternehmung
Verschmutzungsniveau am Anfang
VerschmutzungsSenkung um 1 Einheit
A B C
7 0 Einheiten 80 Einheiten 5 0 Einheiten
€ 20,€ 25,€10,-
Die Regierung möchte die Umweltverschmutzung auf 120 Einheiten begrenzen und gibt deshalb jeder einzelnen Unternehmung 40 (handelbare) Umwelt-Zertifikate für Verschmutzungsrechte.
147
G V W L - Kapitel 8 - Übungsaufgaben
(9) (10)
(11) (12)
(13) (14)
(15) (16)
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a) Wer wird Zertifikate verkaufen - und wie viele? Welche Unternehmung wird - wie viele - Zertifikate kaufen? Klären Sie kurz die Motivation der Käufer! Wie hoch sind die Gesamtkosten der Absenkung der Umweltverschmutzung? b) Um wie viel höher wären die Kosten der umweltpolitischen Maßnahme, wenn die Zertifikate nicht handelbar wären? Klären Sie die Vor- bzw. Nachteile verschiedener umweltpolitischer Instrumente aus der Sicht der Umweltökonomie! Klären Sie die Abgrenzung öffentlicher Güter und gesellschaftlicher Güter (im Gemeineigentum)! Beschreiben Sie hierzu jeweils verschiedene Beispiele! Erläutern Sie das „Trittbrettfahrerproblem" im Fall öffenthcher Güter! Die Gemeinden stellen i. d. R. verschiedene Dienstleistungen und Güter bereit. a) Prüfen Sie jeweils, ob es sich um öffentliche Güter - nach der Klassifikation der VWL - handelt! • Polizeischutz • Schneeräumdienst • Schulbildung • Gemeindestraßen und städtische Straßen • Landstraßen und Bundesstraßen b) Warum stellen die Gemeinden auch Güter bereit, die - nach der Klassifikation der VWL - nicht zu den öffentlichen Gütern gehören? Warum erzeugt ein freier Zugang zu gesellschaftlichen Ressourcen im Gemeineigentum ineffiziente Ergebnisse? Viele Konsumenten betrachten einen Markennahmen eines Gutes als Qualitätssignal und sind bereit, für ein Markenprodukt mehr zu zahlen. Erläutern und erklären Sie diese Beobachtung vor dem Hintergrund des Theoriekonzepts asymmetrischer Informationen! Erläutern Sie die Problematik des Zitronenprinzips am Gebrauchtwagenmarkt! Klären Sie die Probleme des „Moral Hazard"-Verhaltens und der „adversen Selektion"!
G V W L - Kapitel 8 - Übungsaufgaben
Multiple Choice-Aufgaben 17) Das Ausschlussprinzip ) kennzeichnet den Sachverhalt, dass ein Käufer durch Konsum oder Verfügung über das erworbene Gut andere von der Bedürfnisbefriedigung desselben notwendigerweise (prinzipiell) ausschließt; ) kennzeichnet ein prinzipielles Mittel der Arbeitgeberverbände im Arbeitskampf; ) gilt nur bei vom Privatsektor erstellten Gütern; ) gilt nicht bei öffentlichen Gütern. 18) In welchem Fall liegen abweichende soziale Kosten (negative externe Effekte) vor? ) Eine verkehrsreiche Straße wird in kurzen Abständen durch das Schließen einer Bahnstrecke gesperrt. ) Die Einwohner einer Gemeinde müssen die Schalldämmung ihrer Häuser verstärken, um die Lärmbelästigung durch den ständig wachsenden Flugbetrieb zu mindern. ) Ein Bergbauunternehmen verursacht durch seine Kohleförderung Schäden an den Häusern der umliegenden Gemeinden, kommt jedoch dafür auf. ) Eine chemische Fabrik entlässt ungereinigte Abgase. ) Ein Warenhaus bietet seinen Kunden keine Möglichkeit, ihren Wagen auf firmeneigenem Gelände abzustellen. ) Kaufmann Pfiffig wandelt den Vorgarten seines Hauses in Parkplätze um, die er zur öffentlichen Benutzung freigibt. ) In der BRD zahlen die Studenten keine Studiengebühren. 19) „Moral Hazard" gilt als ein Informationsproblem, wenn ) ein Käufer oder Verkäufer vor dem Güterkauf mehr Informationen besitzt als die jeweilige andere Seite; ) Qualitätsgüter tendenziell vom Markt verschwinden, während Güter geringer Qualität am Markt verbleiben; ) eine Vertragspartei die Kosten eigenen Verhaltens auf die andere Vertragspartei überwälzen kann; ) Wirtschaftsakteure nur durch sozialen Druck oder moralische Verantwortung zu freiwilligen Zahlungen veranlasst werden können; ) Regeln der Moral bei Markttransaktionen nicht beachtet werden.
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GVWL - Kapitel 8 - Lösungshinweise
E
Lösungen zu den Übungsaufgaben
Aufgabe 1: Negative externe Effekte der Produktion liegen immer dann vor, wenn die sozialen Kosten der Produktion (K^oz) die einzelwirtschaftlichen Kosten eines Produzenten (Κρ,ν) im Marktgleichgewicht übersteigen: Aus volkswirtschaftlicher Sicht wird eine Menge X2 produziert, die über das Optimum Xi hinausgeht. Ganz ähnlich verhält es sich mit negativen externen Effekten des Konsums: Ein individueller Konsument misst dem Konsum eines bestimmten Gutes einen höheren Nutzen zu, als aus sozialer Sicht zu erwarten ist. Dadurch wird aus gesellschaftlicher Sicht eine zu große Menge X3 des Gutes konsumiert. Beide Fälle lassen sich grafisch folgendermaßen verdeutlichen: U, i L К
^^^
Ksoz
--I^piv
Usoz • X, X2
Хз
Aufgabe 2: Als klassisches Beispiel für negative externe Effekte der Produktion kann die Umweltverschmutzung im Rahmen eines Produktionsprozesses angeführt werden, sofern die Produzenten hierfür nicht Ausgleichszahlungen leisten müssen. Negative externe Effekte des Konsums bestehen etwa bei Drogenkonsum: Der individuelle Nutzen fällt hierbei in der Regel höher aus als der soziale Nutzen, da für die negativen Folgen (z. B. höheres Unfallrisiko) nur begrenzt aufgekommen wird. Positive externe Effekte entstehen etwa bei der Produktion von Obst und Honig: Ohne die Obstbaumblüten würden Bienen weniger Honig produzieren, die Obstbäume ihrerseits sind auf Bestäubung durch die Bienen angewiesen. Positive externe Effekte des Konsums entstehen z. B. während der Zeitungslektüre in der Straßenbahn: Andere Fahrgäste werden sich freuen, zumindest die Schlagzeilen lesen zu können und so Informationen zu erhalten, für die sich nicht zahlen mussten. Aufgabe 3: Folgt man dem Coase-Theorem, so ist es für die Frage, ob in der Wohngemeinschaft geraucht werden wird, irrelevant, ob grundsätzlich ein Recht auf Rauchen oder aber ganz im Gegenteil auf rauchfreie Luft besteht. Coase begründet
150
G V W L - Kapitel 8 - Lösungshinweise
dies damit, dass die beiden Bewohner miteinander in Verhandlung treten werden: So wäre der Nichtraucher bereit, dem Raucher eine Kompensationszahlung im Austausch für rauchfreie Luft zu leisten, solange der Grenznutzen aus rauchfreier Luft die Grenzvermeidungskosten des Rauchers übersteigt. Am Coase-Theorem ist wiederholt Kritik geübt worden. Erstens sei die Annahme effizienter Märkte (ohne Transaktionskosten), auf denen vollkommener Wettbewerb herrsche (sodass etwa der Raucher davon absieht, eine überhöhte Kompensationszahlung zu erpressen), in der Realität nur in Ausnahmefällen gegeben. Ferner beeinflusse die Allokation von Rechten die Wohlfahrtssituation der Marktparteien, sodass zu verhandelnde Ressourcen und Kompensationszahlungen unterschiedlich bewertet würden. Insbesondere letzterer Kritikpunkt begründet den Standpunkt, dass das Coase-Theorem weitgehend falsifiziert und für Politikempfehlungen unbrauchbar sei. Aufgabe 4: Der unentgeltliche Austausch von Software produziert positive externe Effekte im dem Sinne, dass eine Vielzahl von Konsumenten einen Nutzen aus der Software ziehen könnte, ohne dafür bezahlt zu haben. In diesem Sinne übersteigt der soziale Nutzen den individuellen. Ob auf diese Weise jedoch mittelfristig mehr Software bereitgestellt wird, ist zumindest insofern ungewiss, als kommerzielle Interessen bei der Softwareentwicklung eine bedeutende Rolle spielen. Aufgabe 5: Das Verursacherprinzip besagt, dass die Produzenten negativer externer Effekte für ebendiese zur Verantwortung, bzw. zur Kasse gezogen werden sollten. Dabei geht es darum, externe Effekte zu internalisieren, sodass die privaten Kosten- und Nutzenfunktionen den sozialen entsprechen. Die absolute Notwendigkeit dieses Grundsatzes wird deutlich, wenn man vom umgekehrten Fall ausgeht: So bestünde für einen die Umwelt belastenden Produzenten ein immenser Anreiz, seine Produktion auszuweiten, um im nächsten Schritt umso höhere Entschädigungszahlungen dafür einzustreichen, dass er zugunsten der Allgemeinheit von der Produktion absieht. Dieser perverse Anreiz kann kaum im Interesse einer effizienten Wirtschafts- und Umweltpolitik sein. Aufgabe 6: Das oben beschriebene Verursacherprinzip lässt in der konkreten Umsetzung einen großen Interpretationsspielraum dadurch, dass Eigentumsrechte nicht in jedem Fall eindeutig geklärt sind. So dient der Wasserpfennig zur Entschädigung derjenigen Landwirte, die zugunsten der Trinkwasser-Konsumenten auf ein übermäßiges Düngen in Wasserschutzgebieten verzichten. Letzüich ist hier der Gesetzgeber gefragt, um zu entscheiden, ob das Recht der Landwirte auf gewinnbringende Produktion schwerer wiegt als das Recht anderer Bürger auf gesundes Trinkwasser.
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G V W L - Kapitel 8 - Lösungshinweise
Aufgabe 7.1: Zwei Argumente sprechen für die Bevorzugung der Pigou-Steuer gegenüber Verboten. Erstens führt die Pigou-Steuer zu einem höherem Maß an statischer Effizienz, da jeder Produzent zwischen Kompensationszahlungen und Vermeidung von Umweltverschmutzung - etwa in Form von Schutzfiltern - wählen kann. Dies gilt umso mehr, da Produzenten ihre Vermeidungskosten in der Regel besser einschätzen können als der Staat und Vermeidungskosten ferner von Unternehmen zu Unternehmen variieren. Zweitens ist gleichzeitig ein höheres Maß an dynamischer Effizienz zu erwarten, da für Produzenten der Anreiz besteht, umweltschonendere Verfahren zu entwickeln. Bei pauschalen Verboten ist dies nicht der Fall. Aufgabe 7.2: Zwei Argumente der technischen Umsetzung sprechen für ein grundsätzliches Verbot und gegen eine Abgabenlösung, was den Einsatz von Spikes im Straßenverkehr angeht: So dürfte es schwierig sein, den genauen Schaden zu berechnen, der sich aus der Nutzung von Spikes ergibt. Ferner müssten unberechtigte Nutzer von Spikes ohne großen Aufwand identifiziert werden können. Aufgabe 8: Unternehmen С wird 40 Umweltzertifikate an Unternehmen В zum Preis von 20 verkaufen: Zunächst sind sowohl Unternehmen А als auch Unternehmen В bereit, Zertifikate von Unternehmen С zu kaufen, welches ebenso ein Interesse am Handel hat, da seine eigenen Vermeidungskosten lediglich bei 10 Geldeinheiten liegen. Ab einem Gebot von 20 Geldeinheiten lohnt es sich zwar noch für Unternehmen B, nicht mehr jedoch für Unternehmen A, Zertifikate zu erwerben. Somit erwirbt Unternehmen В sämtliche Zertifikate. Hieraus ergeben sich die folgenden Kosten für die Unternehmen: Unternehmen А muss die von ihm verursachte Umweltverschmutzung um 30 Einheiten reduzieren, das bei einem Preis von 20 pro Einheit: Seine Kosten betragen somit 600 Geldeinheiten. Unternehmen В hat keinerlei Vermeidungskosten zu tragen, zahlt jedoch 800 Geldeinheiten an Unternehmen C. Unternehmen С schließlich erhält die 800 Geldeinheiten von Unternehmen B, muss jedoch Vermeidungskosten in Höhe von 50 · 10 = 500 tragen. Insgesamt ergeben sich somit für die drei Unternehmen Kosten in Höhe von 600-ь800-300 = 1100. Dies ist eine klare Verbesserung gegenüber der Situation, in der die Unternehmen nicht mit ihren Zertifikaten handeln können: Hier kämen Kosten in Höhe von 600-1-1000-1-100 = 1700 auf sie zu.
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GVWL - Kapitel 8 - Lösungshinweise
Aufgabe 9: Allgemein lassen sich drei Kriterien zur Beurteilung umweltökonomischer Instrumente finden: 1. Ökologische Wirksamkeit: Steuerbarkeit des Verhaltens von Wirtschaftssubjekten vor dem Hintergrund ökologischer Zielwerte; 2. statische ökonomische Effizienz: Erreichung eines ökologischen Zieles zu minimalen Kosten und bei gegebener Technologie; 3. dynamische ökonomische Effizienz: Anreiz zur Entwicklung umweltfreundlicherer Produktionstechniken und wirksamerer Vermeidungstechniken. Anhand dieser Kriterien lassen sich verschiedene umweltökonomische Instrumente wie folgt bewerten: Instrument Normen / Verbote Abgaben Handelbare Rechte
Ökologische Wirksamkeit
Statische Effizienz
Dynamische Effizienz
hoch
niedrig
niedrig
niedrig Kontrollprobleme (etwa bei globalen Verschmutzungsrechten)
hoch
hoch
hoch
hoch
Aufgabe 10: Sowohl öffentliche als auch gesellschaftliche Güter zeichnen sich durch das Prinzip der Nicht-Ausschließbarkeit aus, unterscheiden sich jedoch bezüglich des Kriteriums der Nicht-Rivalität in der Nutzung. Ein Beispiel: Ein Raketenabwehrsystem als rein öffentliches Gut garantiert den Schutz aller Bewohner eines Landes. Weder ist es mögüch, einzelne Bürger vom Schutz auszuschließen, noch reduziert der Schutz des einen Bürgers denjenigen eines anderen. Anders verhält es sich etwa mit Fischgründen als gesellschaftlichem Gut: Durch den freien Zugang und die Nutzung durch den einen Fischer reduziert sich die Fanggröße, die durch andere Fischer erreicht werden kann. Aufgabe 11: Das Trittbrettfahreφroblem im Falle öffentlicher Güter ergibt sich aus der Nicht-Anwendbarkeit des Ausschlussprinzips. So wird für jeden Nutzer des öffentlichen Personennahverkehrs der Anreiz bestehen, schwarz zu fahren. Verhält sich jedoch jeder Fahrer dementsprechend, so wird die Finanzierung des öffentlichen Gutes gefährdet.
153
G V W L - Kapitel 8 - Lösungshinweise
Aufgabe 12: Die folgende Tabelle verdeutlicht anhand der Kriterien der Nicht-Ausschliessbarkeit sowie der Nicht-Rivalität, ob es sich bei den genannten Beispielen um öffentliche Güter handelt:
Pohzeischutz Schneeräumdienst Schulbildung städtisches Straßennetz Autobahnen
Nicht-Ausschhessbarkeit
Nicht-Rivalität
.ja .ja nein Ja nein
ja ja .ja ja ja
An dieser Stelle ist jedoch zu betonen, dass zwei Phänomene die Identifizierung öffentlicher Güter erschweren. So ist Nicht-Rivalität in der Nutzung einer Autobahn etwa bis zu einer gewissen Kapazitätsgrenze gegeben, nicht jedoch wenn diese überschritten ist, wir uns im Stau wiederfinden und uns wünschen, die übrigen Verkehrsteilnehmer würden die Fahrbahn - wie auch immer räumen. Das Prinzip der Nicht-Ausschliessbarkeit seinerseits hängt maßgeblich vom Stand der Technologie ab. Mittlerweile zeigen die Beispiele einzelner Großstädte, wie London oder Stockholm, dass die Kontrolle des und der Ausschluss(es) vom städtischen Straßennetz mittels einer erschwinghchen Sensorentechnologie möglich ist. In diesem Sinne lässt sich das Ausschliessbarkeitsprinzip auf eine immer größere Zahl von Gütern anwenden. Aufgabe 13: Wurde in Aufgabe 11 ein Problem bezüghch der Bereitstellung bestimmter Güterarten skizziert, so bewirkt der freie Zugang zu gesellschaftlichen Ressourcen tendenziell eine übermäßige Nutzung, die zum Verschwinden ebenjener Ressourcen führen kann. Als Beispiel kann hier wiederum ein Fischgrund herhalten: Für jeden einzelnen Fischer ist es rational, möglichst viele Fische zu fangen, da der Nutzen ausschließlich ihm zugute kommt. Die Kosten der Überfischung teilt er sich hingegen mit den übrigen Fischern. Aufgabe 14: Die Eigenschaften vieler Güter sind für Konsumenten nicht oder nur mit prohibitiv hohem Aufwand erkenntlich: In diesem Sinne liegen Informationsasymmetrien vor, die zu Lasten der Konsumenten gehen. Marken können in dieser Situation als Qualitätssignal dienen, da sie die Reputation eines bestimmten Unternehmens begründen. Stellt ein Konsument demnach ex post (nach dem Kauf) fest, dass das Produkt entgegen den Versprechungen des Produzenten nicht seinen Vorstellungen entspricht, so wird die Reputation des letzteren leiden. Ein schlechterer Ruf bedeutet jedoch gleichzeitig, dass der Produzent in Zukunft nur noch geringere Preise für seine Produkte verlangen können wird.
154
G V W L - Kapitel 8 - Lösungshinweise
Aufgabe 15: Das von George Akerlof formulierte Gebrauchtwagen-Marktproblem beruht auf signifikanten Informationssymmetrien. Demnach kann ein potentieller Gebrauchtwagenkäufer die Preise, nicht jedoch die Qualität der zur Schau gestellten Autos vergleichen. Da er weiß, dass die Autos mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit „Schrottwagen" („lemons") sind, wird er einen Durchschnittspreis zu zahlen bereit sein, der unter dem Preis guter Autos („plums") liegt. Zu eben diesem Durchschnittspreis jedoch ist es nur noch für die Anbieter von lemons attraktiv, auf dem Markt zu bleiben. Die Anbieter von plums hingegen werden sich zurückziehen, sodass sich die Qualität der verfügbaren Autos zunehmend verschlechtert. Ein Prozess der adversen Selektion setzt ein. Im Extremfall können Informationsasymmetrien so zum Zusammenbruch eines Markts führen. Aufgabe 16: Das Problem der adversen Selektion (vgl. die Antwort zu Frage 15) beruht auf der Tatsache, dass ex ante, das heißt vor Vertragsabschluss, nicht zwischen guten und schlechten Produkten unterschieden werden kann (hidden knowledge). Im Rahmen von Moral Hazard hingegen tritt nach Vertragsabschluss ein Verhalten auf, welches von der jeweils anderen Vertragspartei nicht oder nur unzureichend beobachtet werden kann (hidden action). In diesem Sinne werden sich bestimmte Verkehrsteilnehmer, die eine Versicherungspolice abgeschlossen haben, risikoreicher verhalten, als wenn sie nicht versichert wären. Es besteht die Gefahr, dass dieses Verhalten seinerseits den Preis von Versicherungspolicen in die Höhe treibt. Zu höheren Preisen jedoch sind tendenziell risikofreudigere Verkehrsteilnehmer am Abschluss einer Police interessiert: Somit bewirkt Moral Hazard eine laufende Verschlechterung der Kundenqualität.
Lösungshinweise zu den Multiple Choice-Aufgaben: Die folgenden Aussagen im Multiple-Choice-Teil sind korrekt: Aufgabe 17:
(d)
Aufgabe 18:
(b), (d)
Aufgabe 19:
(c)
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G V W L - Kapitel 9
Kapitel 9 Makroökonomie und Stabilisierungspolitik Seite A Gliederung und gezielte Literaturhinweise
157
В Transferbeispiele
160
С Überblick: Schlüsselbegriffe, Konzepte, Transfers
174
D Übungsaufgaben
175
E Lösungen zu den Übungsaufgaben
177
156
G V W L - Kapitel 9 - G l i e d e r u n g
A
Gliederung und gezielte Literaturhinweise
9
Makroökonomie und Stabilisierungspolitik
9.1
Inhaltliche Abgrenzung
9.1.1 Einführung zur Makroökonomie - 8сЬ\уефипк1: gesamtwirtschaftliche Stabihsierung - nationale und europäische Ausrichtung 9.1.2 Einstieg: Ziele der Stabilisierungspolitik - gesetzliche Stabilisierungsziele Transfer: EU-Verträge 9.2
Konjunkturen und Wirtschaftswachstum
9.2.1 Ziel „Stetiges und angemessenes Wirtschaftswachstum" - Argumente für wirtschaftliches Wachstum - stetiges Wachstum und Konjunktur- (Wachstums-)zyklen Transfer: Konjunkturverlauf in Deutschland (DE) und in der EU (seit den 90er Jahren) - Konjunkturforschung, -Indikatoren 9.2.2 Entwicklung des Produktionspotentials: Wirtschaftswachstum in langfristiger Sicht - Auslastung vs. Entwicklung des gesamtwirtschaftlichen Produktionspotentials - Bestimmungsfaktoren des Produktionspotentials 9.2.3 Messung des Wirtschaftswachstums: Reales (preisbereinigtes) Bruttoinlandsprodukt (BIP) - nominales/reales BIP - Komponenten des BIP - BIP und Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen Literatur: Hardes, H.-D./Schmitz, F./Uhly, Α., Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 8. Aufl., München/Wien 2002, S. 312-323; Clement, R./Terlau, W., Grundlagen der Angewandten Makroökonomie: Eine Verbindung von Makroökonomie und Wirtschaftspolitik, 2. Aufl., München 2002, S. 83-96, 80-83.
157
G V W L - Kapitel 9 - Gliederung
9.3
Arbeitslosigkeit und Beschäftigung
9.3.1
Begriffe und Messkonzepte - Arbeitslosenquote, Beschäftigtenquote - Erwerbspersonen und -gruppen der Erwerbsstatistik - Messung von Arbeitslosen -Daten der Bundesagentur für Arbeit (BA): registrierte Arbeitslose -Zensus-Daten: Erwerbslose - Probleme der Messung von Arbeitslosen -stille Reserve -offene und verdeckte Arbeitslosigkeit -unechte Arbeitslose Transfer: Unechte Arbeitslose (Sind Arbeitslose arbeitsunwilhg?)
9.3.2
Formen der Arbeitslosigkeit - friktioneile, saisonale Arbeitslosigkeit - konjunkturelle Arbeitslosigkeit - strukturelle Arbeitslosigkeit
9.3.3
Empirische Befunde (DE und EU) - Bestands- und Stromgrößen der Arbeitslosigkeit - Risikogruppen der Arbeitslosigkeit
9.3.4
Zykhsche Schwankungen der Beschäftigung und der Arbeitslosigkeit im Zeitverlauf - zykhsche Schwankungen vs. Persistenz der Arbeitslosigkeit Transfer: Wachstumszyklen (Konjunktur-) und Beschäftigungsentwicklung: EU und D E Transfer: Zur strategischen Bedeutung der Ausrüstungsinvestitionen
9.3.5
Europäische Bezüge der Beschäftigungspolitik Transfer: Beschäftigungspolitische Koordinierung in der EU
Literatur: Hardes, H.-D./Schmitz, F./Uhly, Α., Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, Aufl., München/Wien 2002, S. 324-336;
158
G V W L - Kapitel 9 - Gliederung
Clement, Я.Яег1аи, W., Grundlagen der Angewandten Makroökonomie: Eine Verbindung von Makroökonomie und Wirtschaftspolitik, 2. Aufl., München 2002, S. 103-108, 184-197. 9.4
Inflation und Kauflcraftentwicklung
9.4.1
Begriff und Messkonzepte - Definition - Formen der Inflation - Preisindizes - Messprobleme Transfer: Teuro-Debatte
9.4.2 Ursachen der Inflation - ein Überblick - Geldmengenentwicklung - Nachfrageinflation - Angebotsinflation - Lohn-Preis-Spirale 9.4.3 Gesamtwirtschaftliche Effekte/Kosten der Inflation 9.4.4
Empirische Befunde zur Inflationsentwicklung in Europa
9.4.5
Geldwertstabilität aus der Sicht der Europäischen Zentralbank (EZB) - Ziel der EZB - Zwei-Säulen-Strategie
Literatur: Hardes, H.-D./Schmitz, F./Uhly, Α., Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 8. Aufl., München/Wien 2002, S. 337-348, 471 f. Mankiw, N. G., Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, übersetzt von A. Wagner, 2. Aufl., Stuttgart 2001, S. 541-553, 665-688.
159
G V W L - Kapitel 9 - Transferbeispiel 9-1
В
Transferbeispiele
Transferbeispiel 9-1 „Stabilisierungsziele der Europäischen Union" Auszüge aus der KONSOLIDIERTEN FASSUNG DES VERTRAGS ÜBER DIE EUROPÄISCHE GEMEINSCHAFT (konsolidierte Fassung des EU-Vertrags und des EG-Vertrags mit den Änderungen aufgrund des am 26.Februar 2001 unterzeichneten Vertrags von Nizza)
Grundsätze Artikel 2 Aufgabe der Gemeinschaft ist es, durch die Errichtung eines Gemeinsamen Marktes und einer Wirtschafts- und Währungsunion sowie durch die Durchführung der in den Artikeln 3 und 4 genannten gemeinsamen Politiken und Maßnahmen in der ganzen Gemeinschaft eine harmonische, ausgewogene und nachhaltige Entwicklung des Wirtschaftslebens, ein hohes Beschäftigungsniveau und ein hohes Maß an sozialem Schutz, die Gleichstellung von Männern und Frauen, ein beständiges, nichtinflationäres Wachstum, einen hohen Grad von Wettbewerbsfähigkeit und Konvergenz der Wirtschaftsleistungen, ein hohes Maß an Umweltschutz und Verbesserung der Umweltqualität, die Hebung der Lebenshaltung und der Lebensqualität, den wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhalt und die Solidarität zwischen den Mitgliedstaaten zu fördern. Die Wirtschaftspolitik Artikel 99 (1) Die Mitgliedstaaten betrachten ihre Wirtschaftspolitik als eine Angelegenheit von gemeinsamem Interesse und koordinieren sie im Rat nach Maßgabe des Artikels 98. Artikel 104 ( 1 ) Die Mitgliedstaaten vermeiden übermäßige öffentliche Defizite. (2) Die Kommission überwacht die Entwicklung der Haushaltslage und der Höhe des öffentlichen Schuldenstands in den Mitgliedstaaten im Hinblick auf die Feststellung schwerwiegender Fehler. ... Die Währungspolitik Artikel 105 (1) Das vorrangige Ziel des ESZB ist es, die Preisstabilität zu gewährleisten. Soweit dies ohne Beeinträchtigung des Zieles der Preisstabilität möglich ist, unterstützt das ESZB die allgemeine Wirtschaftspolitik in der Gemeinschaft,
160
G V W L - Kapitel 9 - Transferbeispiel 9-1
um zur Verwirklichung der in Artikel 2 festgelegten Ziele der Gemeinschaft beizutragen. ... Beschäftigung Artikel 125 Die Mitgliedstaaten und die Gemeinschaft arbeiten nach diesem Titel auf die Entwicklung einer koordinierten Beschäftigungsstrategie und insbesondere auf die Förderung der Qualifizierung, Ausbildung und Anpassungsfähigkeit der Arbeitnehmer sowie der Fähigkeit der Arbeitsmärkte hin, auf die Erfordernisse des wirtschaftlichen Wandels zu reagieren, um die Ziele des Artikels 2 des Vertrags über die Europäische Union und des Artikels 2 des vorliegenden Vertrags zu erreichen.
Artikel 127 (1) Die Gemeinschaft trägt zu einem hohen Beschäftigungsniveau bei, indem sie die Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedstaaten fördert und deren Maßnahmen in diesem Bereich unterstützt und erforderlichenfalls ergänzt. Hierbei wird die Zuständigkeit der Mitgliedstaaten beachtet. (2) Das Ziel eines hohen Beschäftigungsniveaus wird bei der Festlegung und Durchführung der Gemeinschaftspolitiken und -maßnahmen berücksichtigt.
Wirtschaftlicher und sozialer Zusammenhalt Artikel 158 Die Gemeinschaft entwickelt und verfolgt weiterhin ihre Politik zur Stärkung ihres wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhalts, um eine harmonische Entwicklung der Gemeinschaft als Ganzes zu fördern. Die Gemeinschaft setzt sich insbesondere zum Ziel, die Unterschiede im Entwicklungsstand der verschiedenen Regionen und den Rückstand der am stärksten benachteiligten Gebiete oder Inseln, einschließlich der ländlichen Gebiete, zu verringern. Quelle:
http;//europa.eu.int/eur-lex/de/dat/2002/c_325/c_32520021224de00010184.pdf
Aufgaben/Frage zu Transferbeispiel 9-1: (1)
Welche wirtschaftspolitischen Stabilisierungsziele enthalten die oben aufgeführten Artikel des EG-Vertrages?
161
G V W L - Kapitel 9 - Transferbeispiel 9 - 2
Transferbeispiel 9-2
Konjunkturverlauf in Deutschland (DE) und in der Europäischen Union (EU15), jährliche Wachstumsraten des realen BIP, 1990-2002
1990
1991
1992
1^.41994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
-DE-e . EU 15
Quelle: A M E C O - D a t e n b a n k der E U - K o m m i s s i o n , G D Wirtschaft und Finanzen; 1/2003
Aufgaben/Fragen zu Transferbeispiel 9-2: (1 )
162
Beschreiben und vergleichen Sie den Verlauf der Wirtschaftskonjunkturen in DE und in der EU auf der Basis der vorstehenden Abbildung!
G V W L - Kapitel 9 - Transferbeispiel 9 - 3
Transferbeispiel 9-3 „Probleme der Messung von „echter" Arbeitslosigkeit: Sind die Arbeitslosen arbeitsunwillig?"
Immer wieder wird behauptet, dass Arbeitslose zu wenig arbeitsbereit seien. Ob das zutrifft, wurde aniiand der Befragungsdaten des Sozio-ökonomischen Panels untersucht. Tatsächlich stehen die meisten registrierten Arbeitslosen etwa 80 % - dem Arbeitsmarkt zur Verfügung. Ein Fünftel will überhaupt keine Erwerbstätigkeit mehr aufnehmen. Besonders stark ausgeprägt ist die Distanz zum Arbeitsmarkt bei älteren Arbeitslosen zum Teil ist das auf Resignation angesichts ihrer schlechten Beschäftigungschancen, zum Teil auf Fehlanreize des Sozialversicherungssystems zurückzuführen. Arbeitslosigkeit wird von ihnen häufig als ein Übergangsstadium zum gesetzlichen Ruhestand angesehen. Von den jungen Arbeitslosen würden 90 % sofort eine Arbeit aufnehmen, wenn ihnen eine Stelle angeboten würde. In schon fast regelmäßigen Abständen - meist sogar nach einem kräftigen Anstieg der Arbeitslosigkeit - kommt in Deutschland eine Debatte darüber auf, dass Arbeitslose zu wenig Arbeitsbereitschaft zeigen und die sozialen Sicherungssysteme ausnutzen würden. Ergebnisse demoskopischer Untersuchungen zeigen, dass ein immer größerer Teil der Bevölkerung meint, viele Arbeitslose würden gar nicht arbeiten wollen. Dahinter steckt eine Verunsicherung über die Ursachen von Arbeitslosigkeit. Die "Faulenzer-Debatten" haben ohne Zweifel den Effekt, dass das Ausmaß der Arbeitslosigkeit heruntergespielt wird und deren hauptsächliche Ursachen aus dem Bück geraten. Denn die registrierte Arbeitslosigkeit von mehr als 4 Mio. Erwerbspersonen ist im Wesentlichen eben nicht auf deren mangelhafte Arbeitsneigung zurückzuführen. Das zeigt sich etwa daran, dass im vergangenen Jahr der Arbeitslosenbestand rechnerisch 1,8-mal umgeschlagen wurde. Und der jüngste Anstieg der registrierten Arbeitslosigkeit ... ist eindeutig auf die konjunkturelle Schwäche zurückzuführen. Gleichwohl kann das Auftreten freiwilliger Arbeitslosigkeit nicht von vornherein ausgeschlossen werden, doch es gibt wenige Untersuchungen darüber.
Quelle: Brenke, K. Sind die Arbeitslosen unwillig?, in: D I W - W o c h e n b e r i c h t 22/02 (http://www,diw.de/deutsch/publikationen/wochenberichte/docs/02-22-l.html)
163
G V W L - Kapitel 9 - Transferbeispiel 9 - 3
Aufgaben/Fragen zu Transferbeispiel 9-3: (1)
Welche Personen sind in der amtlichen Statistik der Bundesagentur für Arbeit als Arbeitslose erfasst? Gibt es plausible Gründe dafür, dass diese Statistik die Arbeitslosenquote überschätzt?
(2)
Die Schätzung des Anteils der sogenannten „Drückeberger" unter den Arbeitslosen ist problematisch. Aussagen/Schätzungen hierzu variieren stark. Gibt es Ihrer Ansicht nach (objektive) Möglichkeiten zur Messung/Ermittlung von sogenannten „Drückebergern" unter den Arbeitslosen?
164
G V W L - Kapitel 9 - Transferbeispiel 9 - 4
Transferbeispiel 9 - 4 „ W a c h s t u m s z y k l e n ( K o n j u n k t u r - ) und Beschäftigungsentwicklung'
Wachstumszyklen und jährl. Raten der Beschäftigtenentwicklung, EU15,1970-2000
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Wachstumszyklen und jährl. Raten der Beschäftigtenentwicklung, DE, 1970-2000
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1990 w
- H 2000
-
-3 -4 Quelle: AMECO-Datenbank, der EU-Kommission, GD Wirtschaft und Finanzen, 2 0 0 2
165
G V W L - Kapitel 9 - Transferbeispiel 9-4
Aufgaben/Fragen zu Transferbeispiel 9-4: (1)
166
Beschreiben und deuten sie die vorstehenden Abbildungen zur zyklischen Entwicklung der Beschäftigten!
G V W L - Kapitel 9 - Transferbeispiel 9-5
Transferbeispiel 9-5 „Zur strategischen Bedeutung der Ausrüstungsinvestitionen mit Bezug zu Wirtschaftswachstum und Konjunktur im internationalen Vergleich"
(a)
Die empirische Entwicklung der (realen) Ausrüstunginvestitionen im internationalen Vergleich Langfristige Entwicl К = 1.800
Steigen die staatlichen Investitionen um 50, erhält man: 3 0 0 = - 2 0 + 0 , 2 * 0,75У - ( 4 0 0 + 5 0 - 0,25У) => У = 1.925
Der Multiplikator beträgt: ΔΥ
125
Aufgabe 11: Das Prinzip der Parallelpolitik im Rahmen der staatlichen Fiskalpolitik propagiert ein ständig ausgeglichenes Budget: Die Ausgaben richten sich demnach strikt nach den Steuereinnahmen. Kritisch kann angemerkt werden, dass eine solche Politik Rezessionen zu verstärken tendiert, da weniger Steuern eingenommen und somit auch weniger Staatsausgaben getätigt werden können. Umgekehrtes gilt für Boomphasen, in denen Parallelpolitik weitere expansive Impulse setzt. Ein wichtiges Ziel der Wirtschaftspolitik ist jedoch die Glättung von Konjunkturzyklen. Hierzu werden einerseits die automatischen Stabilisatoren herangezogen: So sinkt die Steuerbelastung in Phasen der Rezession automatisch, während staatliche Transferleistungen ausgeweitet werden. Darüber hinaus kann eine diskretionäre Fiskalpolitik versuchen, direkt über eine Änderung der Steuersätze oder über eine Variation der Ausgaben den Konjunkturverlauf zu beeinflussen. Der Ausgleich des Staatshaushalts ist hier nicht mehr vorrangiges Ziel.
220
G V W L - Kapitel 11 - L ö s u n g s h i n w e i s e
Lösungshinweise zu den Multiple Choice-Aufgaben: Die folgenden Antworten sind als korrekte Aussagen zu markieren:
Aufgabe 12:
(c),
Aufgabe 13:
(a)
Aufgabe 14:
(a),
221
G V W L - K a p i t e l 12
Kapitel 12 Geldmarkt und (kurzfristige) Finanzmärkte Seite A Gliederung und gezielte Literaturhinweise
223
В Transferbeispiele
225
С Überblick: Schlüsselbegriffe, Konzepte, Transfers
232
D Übungsaufgaben
233
E Lösungen zu den Übungsaufgaben
236
222
G V W L - Kapitel 12 - Gliederung
A
Gliederung und gezielte Literaturhinweise
12
Geldmarkt und (kurzfristige) Finanzmärkte
12.1
Geldfunktionen, -definitionen und Bankensystem
12.1.1
Ökonomische Funktionen des Geldes
12.1.2
Euro und Europäische Währungsunion
12.1.3
Gelddefinitionen im Euro-Währungsgebiet Transfer: Geldmengenziel und Geldmengenentwicklung im Euro-Währungsgebiet
12.1.4
Das Bankensystem im Währungsgebiet - System der Europäischen Zentralbanken - Monetäre Finanzinstitute Transfer: Unabhängigkeit der EZB
12.2
Bankensystem (Finanzinstitute) und Geldangebot
12.2.1
Akteure des Geldangebots und Geldformen
12.2.2
Zentralbankgeld
12.2.3
Geschäftsbankengeld - Giralgeldschöpfung (Buchgeldproduktion der Geschäftsbanken) - Geldschöpfungsmultiplikatoren
12.3
Geldnachfrage von Nicht-Banken
12.3.1
Motive der Geldhaltung
12.3.2
Geldnachfrage und Volkseinkommen - Transaktionskasse - Umlaufgeschwindigkeit des Geldes - klassische Quantitätstheorie Transfer: Umlaufgeschwindigkeit der Geldmenge M3
12.3.3
Geldnachfrage und Zinssatz - Geldnachfrage und Spekulationskasse
12.3.4
Klassische Quantitätstheorie versus Keynes' Geldnachfrage
223
G V W L - Kapitel 12 - Gliederung
12.4
Gleichgewicht am Geldmarkt
12.4.1
Geldangebot vs. -nachfrage - Bestimmung des (kurzfristigen) Zinssatzes - Zinseffekte einer Geldmengenerhöhung - Liquiditätsfalle
12.4.2
LM-Kurve: Kombinationen von Geldmarktgleichgewichten - Bereich der Liquiditätsfalle - klassischer Bereich
12.5
Geldpolitische Instrumente der EZB - Offenmarktpolitik - Ständige Fazilitäten - Mindestreservepolitik Transfer: Geldpolitik und Zinsstruktur
Literatur: Hardes, H.-D./Schmitz, F./Uhly, Α., Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 8. Aufl., München/Wien 2002, S. 429-476; Zur Ergänzung: Clement, R./Terlau, W., Grundlagen der Angewandten Makroökonomie, 2. Aufl., München 2002, S. 265-268, 271-300.
224
G V W L - Kapitel 12 - Transferbeispiel 12-1
В
Transferbeispiele
Transferbeispiel 12-1
Lebhaftes Geldmengenwachstum Der Referenzwert für die Wachstumsrate der Geldmenge M3 im Jahre 2002 wurde vom EZB-Rat im Dezember 2001 erneut auf 4,5 vH festgelegt. Die Setzung basiert auf einer unveränderten Annahme bezüglich eines Trendwachstums des Bruttoinlandsprodukts in der Größenordnung von 2 vH bis 2 V2 vH. Der trendmäßige Rückgang der Umlaufgeschwindigkeit der Geldmenge M3 wurde ebenfalls erneut mit Vi vH bis I vH pro Jahr auf mittlere Sicht angenommen. Der unterstellte Preisniveauanstieg entsprach damit rund 1 V2 vH. Die Europäische Zentralbank betonte in diesem Zusammenhang die besonderen Umstände, die eine Inteφretation des Geldmengenwachstums auf kurze Sicht erschweren. Vor allem die anhaltende Aktienmarktschwäche, verstärkt durch die Ereignisse des 11. September 2001, sowie eine relativ flache Zinsstrukturkurve führten ab Mitte des vergangenen Jahres zu einer zunehmenden Abweichung der M3-Entwicklung vom Referenzwert. ... Bei der Inteφretation der Geldmengenentwicklung in Bezug auf ihre Implikation für die Inflationsentwicklung gilt es allerdings zu beachten, dass das M3Wachstum in jüngster Zeit durch Sondereffekte beeinflusst war, ...
G eldm enge M 3
J
A
] 1999
0
J
A
J 2000
0
J
1 1 1 1 1 1 1 11 A J 0 2001
J
1 1 1 1 1 1 1 1 11 A J 0 2002
Quelle: SVR, Jahresgutachten 2002/03, T Z 80, 84
225
G V W L - Kapitel 12 - Transferbeispiel 12-1
Erklärungen der EZB Das anhaltend starke M3-Wachstum scheint angesichts der großen Unsicherheit an den Finanzmärkten und der wirtschafthchen und geopolitischen Unwägbarkeiten hauptsächlich auf die deutliche Präferenz der Anleger für in M3 enthaltene sichere und liquide Anlageformen zurückzuführen zu sein. Ein weiterer Grund für die deutliche Zunahme des weit gefassten Geldmengenaggregats in den vergangenen Monaten waren die niedrigen Opportunitätskosten der Haltung liquider Mittel. Das kontinuierlich hohe M3-Wachstum hat zur Folge dass im Euro-Währungsgebiet reichlich Überschussliquidität vorhanden ist. Wenngleich diese hohe Liquidität - sofern sie nicht korrigiert wird - zu Bedenken hinsichtlich der Preisstabilität auf mittlere Sicht führen könnte, ist es derzeit angesichts des verhaltenen Wirtschaftswachstums unwahrscheinlich, dass es dadurch zu einem Inflationsdruck kommen wird. Aufgrund der starken Auswirkungen, die Portfolioumschichtungen auf die Geldmengenentwicklung haben, könnte ein Teil dieser Überschussliquidität auch ein vorübergehendes Phänomen sein. Quelle; E Z B , M o n a t s b e r i c h t 2/2003, S. 9 f.
Aufgaben/Fragen zu Transferbeispiel 12-1 (1)
Erklären Sie die empirische Diskrepanz zwischen dem Geldmengenziel der EZB einerseits und der aktuellen Entwicklung der Geldmenge M3 im Euro-Raum!
(2)
Diskutieren Sie die möglichen Implikationen für die Preisstabilität bzw. die Glaubwürdigkeit des Geldmengenziels!
226
G V W L - Kapitel 12 - Transferbeispiel 12-2
Transferbeispiel 12-2 „Unabhängigkeit der EZB"
Wenn es das vorrangige Ziel einer Zentralbank ist, Preisstabilität zu gewährleisten, dann gilt ihre Unabhängigkeit als zentral. Diese Erkenntnis lässt sich durch empirische Untersuchungen belegen, die zeigen, dass Preisstabilität umso eher erreicht wird, je unabhängiger die Zentralbank ist. Hier fließen insbesondere auch Erfahrungen aus der Geschichte der Geldpolitik in Deutschland von 1918 bis heute ein, und die getroffenen Regelungen entsprechen weitgehend den Regelungen für die Deutsche Bundesbank. Zum ersten ist die EZB funktional relativ unabhängig, weil sie Weisungen nicht entgegennehmen darf. So heißt es in Art. 107 EG-Vertrag: Art. 107 (Unabhängigkeit der EZB) »Bei der Wahrnehmung der ihnen durch diesen Vertrag und die Satzung des ESZB übertragenen Befugnisse, Aufgaben und Pflichten darf weder die EZB noch eine nationale Zentralbank noch ein Mitglied ihrer Beschlussorgane Weisungen von Organen oder Einrichtungen der Gemeinschaft, Regierungen der Mitgliedstaaten oder anderen Stellen einholen oder entgegennehmen. Die Organe und Einrichtungen der Gemeinschaft sowie die Regierungen der Mitgliedstaaten verpflichten sich, diesen Grundsatz zu beachten und nicht zu versuchen, die Mitglieder der Beschlussorgane der EZB oder der nationalen Zentralbanken bei der Wahrnehmung ihrer Aufgaben zu beeinflussen. « Eine solche Unabhängigkeit - keinerlei Kontrollen durch Regierungen und Parlamente unterworfen zu sein - ist relativ einzigartig. Sie wird nur dadurch ein klein wenig beschränkt, dass die Verpflichtung besteht, die allgemeine Wirtschaftspolitik der Gemeinschaft zu unterstützen, aber nur, wenn dadurch das Ziel der Preisstabilität nicht beeinträchtigt wird. Zum zweiten ist die EZB auch personell unabhängig. Die Mitglieder des Direktoriums werden für eine relaüv lange Amtszeit von acht Jahren und ohne die Möglichkeit einer Wiederwahl ernannt. Beides stärkt die Unabhängigkeit. Allerdings wirkt bei ihrer Ernennung vor allem das politische Gremium »Europäischer Rat der Regierungschefs« mit, dies ermöglicht eine Kandidatenauswahl nach politischen Vorstellungen. Die übrigen Mitglieder des EZB-Rates, die Präsidenten der nationalen Zentralbanken, werden durch die nationalen Regierungen für eine Amtszeit von mindestens fünf Jahren ernannt. Auch dieses bietet Spielraum für eine poUtische Auswahl. So wird z. B. der Präsident der Deutschen Bundesbank auf Vorschlag der Bundesregierung bestellt. Dabei ist der Zentralbankrat anzuhören (§ 7 Bundesbankgesetz). Allerdings gelten für die jeweiligen Präsidenten der nationalen Zentralbanken die Vorschriften über die Unabhängigkeit gemäß Art. 107 EGV uneingeschränkt.
227
G V W L - Kapitel 12 - Transferbeispiel 12-2
Zum Dritten ist die EZB auch finanziell unabhängig - sie verfügt über eigene Einnahmen und einen eigenen Haushalt - und sie hat auch die Kontrolle über die Instrumente der Geldpolitik. Insgesamt kann man den EZB-Rat wohl als »Thron der Götter« bezeichnen.
Quelle: Baßeler, U./Heinrich, J./Utecht, В., Grundlagen und Probleme der Volkswirtschaft, 17. Aufl., Stuttgart 2002, S. 4 6 3 f.
Aufgaben/Fragen zu Transferbeispiel 12-2: (1)
228
Klären Sie die verschiedenen Aspekte der institutionellen Unabhängigkeit der EZB!
G V W L - Kapitel 12 - Transferbeispiel 12-3
Transferbeispiel 12-3 „Umlaufgeschwindigkeit M3"
Abb. (12-3): Umlaufgeschwindigkeit der Geldmenge M3 und langfristige Zinssätze im Euro-Währungsgebiet, 1980-2000 0,5
16 -LN(BIP/M3) 14
12 langfr. Zinssätze
10
i ΙΛ m
8
с Ñ
ij
6
•& С я
4
2
0
0,25 1980
1985
1990
1995
2000
Hinweis: Die empirische Umlaufgeschwindigkeit im Euro-Währungsgebiet wurde als Relation der aggregierten Größen des nominalen BIP und M 3 (in LN-Größen) ermittelt.
Quellen: EZB Monatsbericht, 2/1999, Europäische Wirtschaft, 71/2000, Statistischer Anhang,
Aufgaben/Fragen zu Transferbeispiel 12-3: (1)
Prüfen Sie die Annahme einer gegebenen Umlaufgeschwindigkeit des Geldes vor dem Hintergrund der klassischen Quantitätstheorie und deren Kritik durch die Keynesianer!
229
G V W L - Kapitel 12 - Transferbeispiel 12-4
Transferbeispiel 12-4 „Geldpolitik und Zinsstruktur"
(1)
Die geldpolitischen Signale der Zentralbank beschränken sich zunächst auf den Geldmarkt. Die Geldpolitik ist daher z. B. im Fall einer Anhebung des Leitzinses darauf angewiesen, dass die Geschäftsbanken ihrerseits die Kreditvergabe an Unternehmen und Private Haushalte verteuern, d. h. die Kreditzinsen erhöhen. Umgekehrt müssen Unternehmen, Private Haushalte und Staat ihre Kreditnachfrage tatsächlich einschränken, wenn ein dämpfender Effekt auf das Preisniveau ausgeübt werden soll. Darüber hinaus sind die Zusammenhänge zwischen den einzelnen monetären Märkten und ihren Zinssätzen zu beachten, insbesondere zwischen dem kurzfristigen Geldmarktzins und dem längerfristigen Kapitalmarktzins. Abb. (12-4): Geldpolitik und Zinssätze
Leitzinsen
Geldmarktzins
Bankenzinsen • Kreditzins • Einlagenzins
Hinweis: Zu berücksichtigen sind ferner die Auswirkungen auf die längerfristigen Kapitalmarktzinsen
230
G V W L - Kapitel 12 - Transferbeispiel 12-4
Empirische Analysen zeigen, dass der langfristige Zins normalerweise höher ist als der kurzfristige Zins. In diesem Fall liegt eine normale Zinsstruktur vor. Im umgekehrten Fall wird von einer inversen Zinsstruktur gesprochen. Kurz- und langfristiger Zins entwickeln sich im Allgemeinen parallel, d. h. sie steigen oder sinken gemeinsam, wenn auch nicht zwangsläufig im gleichen Ausmaß. Der kurzfristige Zinssatz unterliegt stärkeren Schwankungen als der langfristige Zinssatz, wobei in der Praxis zusätzlich auch die Rückwirkungen von internationalen monetären Märkten zu berücksichtigen sind.
Quelle: Clement, R./Terlau, W., 2. Aufl., 2 0 0 2 , S. 304
Aufgaben/Fragen zu Transferbeispiel 12-4: (1)
Klären Sie die Begriffe der normalen bzw. inversen Zinsstruktur zwischen kurz-/langfristigen Zinssätzen!
(2)
Erläutern Sie den Einfluss der EZB auf die kurzfristigen Geldmarktzinssätze mittels des Instruments der Offenmarktpolitik!
231
G V W L - Kapitel 12 - Schlüsselbegriffe, Konzepte, Transfers
Überblick: Schlüsselbegriffe, Konzepte, Transfers Schlüsselbegriffe Geldfunktionen Ml, M2, M3 Europäisches System der Zentralbanken Geschäftsbanken Monetäre Finanzinstitute Zentralbankgeld Giralgeld Transaktionskasse
Spekulationskasse Liquiditätsfalle Umlaufgeschwindigkeit des Geldes Geldmarktgleichgewicht Mindestreserve Offenmarktpolitik Ständige Fazilitäten
Theoretische Ansätze/Konzepte
Transfers
• • • •
Geldangebot Giralgeldschöpfung Geldschöpfungsmultiplikator Geldnachfrage (Liquiditätspräferenz) • Quantitätstheorie des Geldes • Gleichgewichtstheorie des Geldmarktes • LM-Kurve von Geldmarktgleichgewichten
232
Geldmengenziel der EZB und Geldmengenentwicklung im Euro-Währungsgebiet Unabhängigkeit der EZB Umlaufgeschwindigkeit der Geldmenge M3 Geldpolitik und Zinsstruktur
G V W L - Kapitel 12 - Übungsaufgaben
D
Übungsaufgaben
( 1 ) Erläutern Sie die verschiedenen Funktionen des Geldes ! (2.1) Klären Sie die Bedeutung unterschiedlicher Geldmengenbegriffe! Welche Relevanz haben die unterschiedlichen Begriffe bzw. Abgrenzungen? (2.2) Die EZB verwendet M3 als Referenzgröße ihrer geldpolitischen Strategie. Erörtern Sie die möglichen Gründe bzw. die Probleme dieser Auswahl! (3) Wundersame Geldschöpfung? "Auf den ersten Blick mag die(se) Geldschöpfung ... (der Geschäftsbanken) zu schön sein, um wahr zu sein, denn es scheint so, als hätte(n) die Bank(en) Geld aus der Luft gezaubert. Damit Ihnen diese Geldbeschaffung weniger wundersam vorkommt, sollten Sie beachten, dass durch die Kreditvergabe aus einem Teil der Bankreserven kein Zuwachs an Vermögen stattfindet ... (Durch den Prozess der Geldschöpfung wird eine) Volkswirtschaft liquider in dem Sinne, dass eine höhere Summe des Tauschmittels (Geld) vorhanden ist; die Volkswirtschaft ist aber nicht reicher als zuvor" (Quelle: MANKIW, 2. Aufl., 1999, S. 652 f.). Erläutern sie das vorstehende Zitat, indem Sie zwei Fragen zu beantworten versuchen: (3.1) Welche Voraussetzung muss erfüllt sein, damit eine Geschäftsbank zusätzliches Giralgeld schaffen kann? (3.2) Warum ist der Prozess der Geldschöpfung nicht mit einem "Zuwachs an Vermögen oder Reichtum" einer Volkswirtschaft gleichzusetzen? (4) Multiple Giralgeldschöpfung Angenommen: In der Ausgangssituation verfügt das Geschäftsbankensystem über einen Betrag an Überschussreserven in Höhe von 8 Mrd. Euro. Bei der Kreditgewährung muss mit einer Barabhebung von 10 % gerechnet werden. Der Mindestreservesatz beträgt 5 % der Einlagen. Die NichtBanken verzichten auf andere Einlagenformen und halten nur Sichtguthaben. (4.1) Wie hoch sind die maximalen Kredit- und Giralgeldschöpfungsmöglichkeiten? (4.2) Nehmen wir an, dass die Ausgangssituation in die Vorweihnachtszeit fällt und der Bedarf an Bargeld auf 30 % der BCredite steigt. Wie ändert sich die Höhe der Multiplikatoren? (4.3) Was kann die Zentralbank tun, damit sich der erhöhte weihnachtliche Bargeldbedarf nicht auf die Giralgeldschöpfung auswirkt? (5) Zentralbankgeldversorgung und Kreditschöpfung der Geschäftsbanken: Das System der Zentralbanken entschließt sich zum Kauf von festverzinslichen Wertpapieren im Gesamtwert von 100 Mio. Euro vom NichtBankensektor über das Geschäftsbankensystem. Es sei angenommen, sämtliche Wertpapiere des Nicht-Bankensektors werden in Bankendepots gehalten und der Mindestreservesatz betrage 10 %.
233
G V W L - Kapitel 12 - Übungsaufgaben
(5.1) Zeigen Sie die Effekte des Kaufs in den Bilanzen der Zentralbanicen und der Geschäftsbanken! B i l a n z der Z e n t r a l b a n k e n
Bilanz, der G e s c h ä f t s b a n k e n
(5.2) Angenommen, die Nicht-Banken benötigten kein zusätzhches Bargeld und hielten nur Sichtguthaben. Um welchen Betrag können die Geschäftsbanken maximal zusätzliche Kredite vergeben? (6) Angenommen, die Geldnachfrage einer Volkswirtschaft entspricht der Funktion: (M/P)d= l . O O O - l O O i Das Geldangebot beträgt 1.000, das Preisniveau entspricht 2. Ermitteln Sie den (kurzfristigen) Zinssatz im Geldmarktgleichgewicht! Angenommen, das Preisniveau sei fixiert. Die Zentralbank erhöht die Geldmenge von 1.000 auf 1.200. Berechnen Sie den Zinssatz im neuen Geldmarktgleichgewicht. (7) Im ersten Quartal des Jahres 2002 waren die Zinssätze in Japan sehr niedrig, in der Nähe von Null. Die Nicht-Banken glaubten, dass die Zinssätze im weiteren Verlauf des Jahres steigen könnten. Diese Auffassung hatte zu Anfang des Jahres 2002 eine relativ hohe Geldnachfrage in Japan zur Folge. Verwenden Sie die Konzepte der Nachfrage nach Transaktionsund Spekulationskasse zur Erklärung der Beobachtungen in Japan! (8) Erläutern Sie den Verlauf der LM-Kurve des Geldmarktes! Warum hat die LM-Kurve eine positive Steigung? Wie schlägt sich die „Liquiditätsfalle" im Verlauf der LM-Kurve nieder? (9) Während einer Wirtschaftsrezession können die Zinssätze an den Geldbzw. Finanzmärkten sinken. Welche Zinseffekte sind anzunehmen, wenn die Zentralbank mit geldpolitischen Instrumenten zur Expansion der Geldmenge eingreift. Erläutern Sie den vorstehenden Satz mittels eines Geldmarkt-Diagramms ! (10) Funktionen der Mindestreserve im Eurosystem: Mit der Errichtung eines Mindestreservesystems werden verschiedene Zwecke verfolgt. „Erstens führt die Mindestreserveveφflichtung bei den Geschäftsbanken - über die Bargeldabzüge hinaus - zu einem zusätzlichen stabilen Zentralbankgeldbedarf und erhöht damit deren Abhängigkeit von der Zentralbankgeldversorgung. Zweitens dient die Mindestreservehaltung den Geschäftsbanken als Liquiditätspuffer, da sie nur im Periodendurchschnitt zu erfüllen ist... (Drittens soll der Mindestreservesatz als eine "Geldschöpfungsbremse" im Prozess des Geldangebots wirken. Erg.). Viertens kann der Mindestreservesatz als geldpolitischer Aktionsparameter eingesetzt werden, z. B. erhöht werden, um dadurch (...) bei Geschäftsbanken eine Liquiditätsknappheit herbeizuführen oder zu vergrößern" (Quelle: Jarchow, 10. Aufl., 1998, S. 352).
234
GVWL - Kapitel 12 - Übungsaufgaben
Erläutern Sie die vorstehend genannten Funktionen des geldpolitischen Instruments der Mindestreserve!
Multiple Choice-Aufgaben: (11) Welche Maßnahmen der Zentralbank verringern die Geldschöpfungsmöglichkeiten des Geschäftsbankensystems? ( ) Kauf von Wertpapieren der Nicht-Banken; ( ) Verkauf von Wertpapieren am Inter-Bankenmarkt; ( ) Erhöhung des Mindestreservesatzes; ( ) Verminderung der Refinanzierungsgeschäfte im Rahmen der Offenmarktpohtik. (12) Spekulationskasse wird gehalten, ( ) um ungeplante Lagerinvestitionen finanzieren zu können; ( ) um zu einem späteren Zeitpunkt Konsumgüter preiswerter einkaufen zu können; ( ) weil mit einer Kurssenkung von Wertpapieren gerechnet wird; ( ) weil ein Anstieg des Zinssatzes erwartet wird. (13) Ein steigendes gesamtwirtschaftliches Geldangebot bei gegebener Geldnachfrage bewirkt im Bereich der KEYNESschen Liquiditätsfalle bei isolierter Analyse des Geldmarktes ( ) ein geringeres Volkseinkommen; ( ) einen niedrigeren Zinssatz; ( ) einen höheren Zinssatz; ( ) eine Erhöhung der Geldbestände.
235
G V W L - Kapitel 12 - Lösungshinweise
E
Lösungen zu den Übungsaufgaben
Aufgabe 1: Geld als knappes, teilbares, haltbares und absolut homogenes Gut erfüllt die folgenden drei Funktionen: Erstens fungiert es als Zahlungsmittel und erleichtert Transaktionen insofern, als eine doppelte Koinzidenz der Wünsche - wie im Naturaltausch - nicht erforderlich ist. Zweitens dient Geld als Wertaufbewahrungsmittel, da es leicht lagerbar und (in einem Umfeld von Preisstabilität) haltbar ist. Drittens wird Geld als universale Recheneinheit verwendet, die die Bewertung von Transaktionen zulässt. Aufgabe 2: Die Geldmenge Ml als engste Abgrenzung beinhaltet den Bargeldumlauf sowie täglich fällige Einlagen. Darüber hinaus umfasst M2 Einlagen mit einer Laufzeit von bis zu zwei Jahren sowie mit einer Kündigungsfrist von bis zu drei Monaten. M3 schließlich integriert auch illiquidere Vermögensgegenstände, wie Geldmarktpapiere und Geldmarktfondsanteile. Je weiter die Geldmenge definiert ist, desto höher wird einerseits der Informationsgehalt. Andererseits jedoch sinkt gleichzeitig die Steuerbarkeit durch die Zentralbank. Aufgabe 3.1: Damit eine Geschäftsbank zusätzliches Giralgeld bzw. Kreditvolumen schöpfen kann, muss sie über partielle Überschussreserven verfügen und dies aus zwei Gründen: Erstens muss sie dem Wunsch ihrer Kunden, Geld bar abzuheben, nachkommen können. Zweitens hat sie einen bestimmten Anteil der bei ihr getätigten Einlagen als Mindestreserve bei der Zentralbank zu hinterlegen. Aufgabe 3.2: Dem zusätzlich bereitgestellten Kreditvolumen stehen Verbindlichkeiten der Nicht-Banken in gleicher Höhe gegenüber. Somit steigt im Rahmen der Geldschöpfung die Liquidität, jedoch nicht das Nettovermögen einer Volkswirtschaft. Aufgabe 4.1: Für die maximalen Kreditschöpfungsmöglichkeiten gilt: ^^GB - — ^^ТГТГ * ÜR b + mrs * (1 - b) ΔΚίί® =
236
Hier:
! *8.000.000.000 = 55.172.413.790 0,1+ 0,05* (1-0,1)
G V W L - Kapitel 12 - Lösungshinweise
Für die maximalen Giralgeldschöpfungsmöglichkeiten erhält man: 1-b •^GB
-*ÜR
b + mrs*(l-b)
1-0,1
0,1+ 0,05 »(1-0,1)
Hier:
* 8.000.000.000 = 49.655.172.410
Aufgabe 4.2: Will die Zentralbank die Auswirkungen der gestiegenen Barabhebungsquote kompensieren, so kann sie entweder die Mindestreservesätze senken, oder aber mittels Ojfenmarktgeschäften die Überschussreserven der Geschäftsbanken erhöhen. Aufgabe 5.1: Kauft die Zentralbank Wertpapiere der Nicht-Banken im Wert von 100 Mio. € über das Geschäftsbankensystem, so werden diese als Aktiva der Zentralbank verbucht. Die Nicht-Banken ihrerseits deponieren den Betrag als Sichtguthaben auf der Passivseite der Geschäftsbanken. Somit verfügen die Geschäftsbanken über Überschussreserven in Höhe von 100 Mio. € bei der Zentralbank. Diese Überschussreserven müssen jedoch schließlich noch um die Mindestreserven in Höhe von 0,1*100 Mio. € = 10 Mio. € gemindert werden. Bilanz der Zentralbank
Bilanz der Geschäftsbanken
Überschussreserven Wertpapiere der der GeschäftsbanNicht-Banken: ken: -1- 90 Mio. € + 100 Mio. € Mindestreserven: -l· 10 Mio. €
Überschussreserven der Geschäftsbanken: + 90 Mio. € Mindestreserven: + 10 Mio. €
Sichtguthaben der NichtBanken: -hl00 Mio. €
Aufgabe 5.2: Die maximale zusätzliche Kreditvergabe lässt sich wie folgt ermitteln: 1 ^GB
-*ÜR
b + mrs*(l-b)
Н1ег:дк^| =
1
0 + 0,1*0-0)
i=5
237
G V W L - Kapitel 12 - Lösungshinweise
Steigt das Geldangebot auf 1.200 Einheiten, so erhält man den folgenden Geldmarktzins: 1.200
= 1.000-100*i=>i = 4
Aufgabe 7: Keynes' Annahme einer zinsabhängigen Spekulationskasse erklärt das Phänomen der Liquiditätsfalle, welches im ersten Quartal des Jahres 2002 in Japan zu beobachten war. Demnach gehen die Wirtschaftsteilnehmer bei einem sehr niedrigen Zinsniveau davon aus, dass letzteres in Zukunft nur noch steigen kann und somit die Wertpapierkurse sinken werden. Da es sich in dieser Situation lohnt, Transaktionen zu verschieben, wird zusätzliche, von der Zentralbank bereitgestellte Liquidität vollkommen von der Spekulationskasse absorbiert. Aufgabe 8: Die LM-Kurve zeigt sämtliche Kombinationen von Zinssatz und Volkseinkommen, bei denen der Geldmarkt im Gleichgewicht ist. Damit jedoch der Geldmarkt im Gleichgewicht bleibt, muss bei steigendem Volkseinkommen auch der Zinssatz steigen: Denn die vom Volkseinkommen abhängige Transaktionskasse verschiebt die Geldnachfragefunktion c.p. nach rechts:
Der Normalbereich der LM-Kurve weist somit eine positive Steigung auf. Anders verhält es sich im Bereich der Liquiditätsfalle·. Hier verläuft die LMKurve absolut zinselastisch, da - wie bereits unter Aufgabe 7 beschrieben sämtliche zusätzliche Liquidität in die Spekulationskasse fließt, ohne dass Transaktionen getätigt würden. Aufgabe 9: In Rezessionsphasen sinkt die einkommensabhängige Transaktionskasse, sodass sich die Geldnachfragefunktion nach links verschiebt und der gleichgewichtige Zins fällt. Weitet jedoch die Zentralbank darüber hinaus noch die Geldmenge aus, so fällt der Zins weiter. 238
G V W L - Kapitel 12 - Lösungshinweise
Aufgabe 10: Aus dem vorliegenden Zitat lassen sich die folgenden Funktionen der Mindestreserve ableiten: - Erstens gibt die Mindestreservepolitik der Zentralbank die Möglichkeit, die Liquidität einer Volkswirtschaft über das Geschäftsbankensystem zu steuern, da letzteres auf die Bereitstellung von Zentralbankgeld angewiesen ist, um zusätzliches Kreditvolumen und Giralgeld zu schöpfen. Wird demnach der Mindestreservesatz gesenkt, so steigen Kredit- und Giralgeldschöpfungsmöglichkeiten: Dies kommt einer expansiven Geldpolitik gleich, während eine Erhöhung der Mindestreservesätze umgekehrt einen restriktiven Impuls nach sich zieht. - Da das Mindestreservesoll lediglich im Periodendurchschnitt zu erfüllen ist, kann die Mindestreserve durch die Geschäftsbanken vorübergehend zur Bereitstellung zusätzlicher Liquidität genutzt werden. - Die erste Aussage impliziert bereits die dritte und die vierte.
Lösungshinweise zu den Multiple-Choice-Aufgaben: Die folgenden Antworten sind als korrekte Aussagen zu markieren: Aufgabe 11:
(b),
Aufgabe 12:
(c),
Aufgabe 13:
(d)
239
G V W L - Kapitel 13
Kapitel 13 Grundlagen makroökonomischer Stabilisierungspolitik Seite A Gliederung und gezielte Literaturhinweise
241
В
243
Transferbeispiele
С Überblick; Schlüsselbegriffe, Konzepte, Transfers
256
D Übungsaufgaben
257
E
261
240
Lösungen zu den Übungsaufgaben
G V W L Kapitel 13 - G l i e d e r u n g
A
Gliederung und gezielte Literaturhinweise
13
Grundlagen makroökonomischer Stabilisierungspolitik
13.1
Möglichkeiten der Nachfragepolitik bei zyklischer Unterbeschäftigung - kurzfristige keynesianische Analyse - Annahme: Unterbeschäftigung bei (relativer) Preisstabilität - Grundlagen der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage
13.1.1
Zusammenhang von Geld- und Gütermarkt: IS/LM-Modell - LM-Kurve: Gleichgewichtskombinationen des Geldmarktes (einschl. der Finanzmärkte) - IS-Kurve: Gleichgewichte des Gütermarktes (des Kapitalmarktes) -
Einordnung von Geld- und Fiskalpolitik - Shifts der IS- bzw. LM-Kurve
-
Szenario der Investitionsfalle
-
Szenario der Liquiditätsfalle
-
IS-LM und gesamtwirtschaftliche Nachfrage Transfer: „Clinton-Greenspan Policy Mix" Transfer: Krugman zur Liquiditätsfalle
13.1.2
Notwendigkeit/Wirksamkeit expansiver Geld- und Fiskalpolitik? -
Keynesianische Positionen
-
neu-klassische (monetaristische) Gegenargumente - „crowding out"-Effekte der Fiskalpohtik - mangelnde Transmission monetärer Impulse und Quantitätstheorie
-
Probleme expansiver Fiskalpolitik bei hoher Staatsverschuldung - Entwicklung des staatlichen Schuldenstands und des Budgetdefizits - Grenzen der Staatsverschuldung?
-
Deflation in Deutschland und Europa? Transfer: Gefahren einer Deflation?
Literatur: Hardes, H.-D./Schmitz, F./Uhly, Α., Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 8. Aufl., München/Wien 2002, S. 492-505;
241
G V W L Kapitel 13 - Gliederung
Felderer, B./Homburg, S., MakroÖkonomik und neue MakroÖkonomik, 8. Aufl., Berlin u. a. 2003, S. 130-147. 13.2
Arbeitsmarkt und Angebotspolitik
13.2.1 (Neu-)Klassische Theorie der Unterbeschäftigung - System der Makro-Märkte im Überblick - Rolle der Makro-Politikbereiche in (neu-) klassischer Sicht - Lohnflexibilität im Zentrum der Beschäftigungspolitik 13.2.2 Gesamtwirtschaftliches Angebots-Nachfrage-Modell - Rekurs zur aggregierten Nachfrage - Aggregierte Angebotskurve: Verlauf und Bereiche - klassische Sicht - keynesianische Sicht - Synthese - kurzfristige vs. langfristige Analyse der aggregierten Angebotsfunktion : Lohnbestimmung und Preiserwartungen - Angebotsschocks, Stagflation und Unterbeschäftigung 13.2.3 Beschäftigungspolitische Folgerungen - Kombination von Nachfrage- und Angebotspolitik - Angebotspolitik in kurz- und mittelfristiger Perspektive - arbeitsmarktbezogene Maßnahmen der Angebotspolitik - Abgaben und Personalzusatzkosten, Reformen von Sozialleistungen - fiskalische Angebotspolitik Transfer: „Arbeit für viele" und angebotspolitische Reformen: Beispiel der Personalzusatzkosten Literatur: Hanusch, H./Kuhn, T./Cantner, U., Volkswirtschaftslehre 1, 6. Aufl., Berün u. a. 2002, S. 268-280, 286 f.; Blanchard, О., Macroeconomics, 3. ed., Upper Saddle River, New Jersey 2003, S. 135-144 (S. 120-125, 128 ff.); Hardes, H.-D./Schmitz, F./Uhly, Α., Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 8. Aufl., München/Wien 2002, S. 532-536.
242
G V W L - Kapitel 13 - Transferbeispiel 13-1
В
Transferbeispiele
Transferbeispiel 13-1 „Clinton - Greenspan Policy Mix in USA und IS/LM-Konzept'
When Bill Clinton was elected president at the end of 1992, he faced a tough macroeconomic problem. The federal budget deficit was 4.5 % of GDP - the second largest percentage since World War II - and there was a wide consensus that something should be done about it. ... At the same time, the U.S. economy was just coming out of the 1990-1991 recession; while we now know that output growth was positive in 1992, many economists at the time worried that the recession might not yet have ended. The problem facing Clinton was clear: As desirable as a deficit reduction might be, implementing it might lead to a decrease in demand, and perhaps put the United States back into recession. In terms of the IS-LM model, a shift of the IS to the left might lead to a decrease in output, to a recession. Yet, five years later, in 1998, the federal deficit was gone, replaced by a suφlus of 0,8 % of GDP, and the U.S. economy was in the seventh year of sustained expansion. (Table (13-1) gives the basic numbers for the budget, output growth and interest rates, from 1991 to 1998.) Table (13-1): Selected Macro Variables for the United States, 1991-1998 1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
GDP growth (%)
-0.9
2.7
2.3
3.4
2.0
2.7
3.9
3.7
Interest rate (%)
7.3
5.5
3.7
3.3
5.0
5.6
5.2
4.8
Kgdp)'"' (minus sign = defícit)
How did Clinton do it? He did it with the help of Alan Greenspan, and with some luck. Even before the election, Alan Greenspan had stated that he was worried about the size of fiscal deficit. When Clinton was elected, Greenspan made it clear he would be happy to help. While not stating this explicitly, he indicated that if Clinton were to embark on a path of deficit reduction, the Fed would be willing
243
G V W L - Kapitel 13 - Transferbeispiel 13-1
to counteract the adverse effects of a fiscal contraction on output with a more expansionary monetary pohcy. In terms of the IL-LM- diagram in Figure (13.1), the Fed agreed (that is, implicitly: nothing was signed of even written down) that, if deficit reduction took place (leading to a shift to the left of the IS curve, from IS to IS'), the Fed would shift the LM curve down (from LM to LM'). In effect, it agreed to offset the adverse effects of fiscal contraction on activity, to get the economy to go from A to A' rather than to В (which is where the economy would have gone, absent monetary expansion). On the basis of this implicit understanding, in February 1993 Clinton sent a deficit reduction plan to Congress. This plan was intended to get the deficit slowly down to 2,5 % of GDP by 1998, with the reduction coming in roughly equal parts from tax increases and spending decreases. The limited size of the deficit reduction was due to the worry that, even with help from the Fed, too fast a deficit reduction would lead to a recession. As this deficit reduction package was implemented, the Fed delivered on its implicit promise: Interest rates, which had already been reduced in 1991 and 1992, were further decreased in 1993 and 1994. The interest rate in 1994 was 3,3 %, down from 7,3 % in 1991. The result of this policy mix (fiscal contraction and monetary expansion) was a steady output expansion in the face of deficit reduction. Was the expansion of output from 1992 to 1998 only due to a smart pohcy mix? No, it was also due to luck. Especially from 1995 on, various factors, from unusually strong consumer and firm confidence, to a strong stock market, led to favourable shifts of the IS curve, and in turn to strong output growth (which ... lasted until year 2000). This had two implications: • First, the Fed did not have to decrease interest rates further; shifts to the right in the IS curve were enough to sustain activity. Indeed, from 1994 on, the Fed had to slightly increase interest rates, so as to prevent the economy from "overheating". ... • Second, the mechanical effect of this strong expansion was to further reduce the deficit: When an economy grows, tax revenues (which depend directly on output) tend to increase while spending is largely unaffected: The deficit is automatically reduced. (A useful rule of thumb for the United States is that every additional increase in the growth rate of 1 % per year leads to a decrease in the ratio of the deficit to GDP of 0.5 %.) Thus, the mechanical effect of sustained growth was a much larger reduction of the deficit than had been anticipated, even by the Clinton administration.
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GVWL - Kapitel 13 - Transferbeispiel 13-1
Figure (13.1): Deficit Reduction and Monetary Expansion
Deficit
LM ^ Monetary Expansion LM'
Quelle: Blanchard, О., 3. ed., 2003, S. 102 f
Aufgaben/Fragen zu Transferbeispiel 13-1: (1)
Erläutern Sie die vorstehende Abbildung des IS-LM-Schemas vor dem Hintergrund des Textauszugs!
(2)
Welche langfristigen Faktoren haben zur fiskalischen Entwicklung in den USA in der 2. Hälfte der 90er Jahre beigetragen?
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G V W L - Kapitel 13 - Transferbeispiel 13-2
Transferbeispiel 13-2 „Kommentar zur Liquiditätsfalle und zu den geldpolitischen Konsequenzen"
Thinking about the Liquidity Trap Paul Krugman, December 1999 We live in the Age of the Central Banker - an era in which Greenspan, Duisenberg, and Hayami are household words, in which monetary policy is generally believed to be so effective that it cannot safely be left in the hands of politicians who might use it to their advantage. Through much of the world, quasi-independent central banks are now entrusted with the job of steering economies between the rocks of inflation and the whirlpool of deflation. Their judgement is often questioned, but their power is not. It is therefore ironic as well as unnerving that precisely at this moment, when we have all become sort-of monetarists, the long-scorned Keynesian challenge to monetary policy - the claim that it is ineffective at recession-fighting, because you can't push on a string - has reemerged as a real issue. So far only Japan has actually found itself in liquidity-trap conditions, but if it has happened once it can happen again, and if it can happen here it presumably can happen elsewhere. So even if Japan does eventually emerge from its slump, the question of how it became trapped and what to do about it remains a pressing one. ... The purpose of this paper is twofold. First, it is a restatement of what I believe to be the essential logic of liquidity-trap economics, with an emphasis in particular on how the "modern" macro I initially used to approach the problem links up with more traditional (and still very useful) IS-LM-type thinking. Second, it attempts to examine in a more or less coherent way the various alternative policies that either are in place or have been proposed to deal with Japan's liquidity trap, ranging from fiscal stimulus to unconventional openmarket operations (and it tries in particular to make clear the difference between the latter and the expectations-focused inflation targeting I have proposed). The liquidity
trap: an IS-LM
view
Consider the sort of economy introduced a few chapters into most undergraduate macroeconomics books: an economy in which prices are for the moment assumed fixed, meaning both that there can be unemployment because of inadequate nominal demand, and that we need not make a distinction between the nominal and real interest rates. Since the classic 1937 paper by Hicks, it has been usual to summarize short-run equilibrium in such an
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G V W L - Kapitel 13 - Transferbeispiel 13-2
economy by looking at two curves: a downward sloping IS that shows how lower interest rates increase the demand for goods and hence real output (y); and an upward-sloping LM curve that shows how increased output, by increasing the demand for money (whatever exactly that means in the modern world), drives up the interest rate. Monetary policy shifts LM, fiscal policy shifts IS. Literally from the beginning of IS-LM analysis, however. Hicks realized that monetary policy might in principle be ineffective under "depression" conditions. The reason is that the nominal interest rate cannot be negative otherwise, cash would dominate bonds as an asset. So at an interest rate near zero the demand for money must become more or less infinitely elastic, implying that the leftmost parts of the LM curve must actually be flat. And suppose that the IS curve happens to intersect LM in that flat region, ... Then changes in the money supply, which move LM back and forth, will have no effect on interest rates or output; monetary policy will be ineffective. An alternative way to state this possibility is to say that if the interest rate is zero, bonds and money become in effect equivalent assets; so conventional monetary policy, in which money is swapped for bonds via an open-market operation, changes nothing. I think that it is fair to say that for around two generations - from the point at which it became clear that the 1930s were not about to reemerge, to the belated realization circa 1997 that Japan really was back in a 30s-type monetary environment - nobody thought much about the deeper logic of the liquidity trap. But once it became clear that the Bank of Japan really did consider itself unable to increase demand in an economy that badly needed it, it also became clear (to me at least) that the theory of the liquidity trap needed a fresh, hard look. ... My personal view is that a country deep in a liquidity trap should try everything, even if careful analysis says that some of the actions should not matter; if... a central bank must "credibly promise to be irresponsible", it should waste no opportunity to demonstrate its new spirit... The basic point ... is that a credible commitment to expand the future money supply, perhaps via an inflation target, will be expansionary even in a liquidity trap. There are two problems, however, with this view. One is that it is not enough to get central bankers to change their spots; one must also convince the market that the spots have changed, that is, actually change expectations. The truth is that economic theory does not offer a clear answer to how to make this happen. The other problem is that the policy shift must not only be credible but sufficiently large. A too-modest inflation target will turn into a self-defeating prophecy. Suppose that the central bank successfully convinces everyone that there will henceforth be 1 percent inflation - but that a real interest rate of minus 1 percent is not low enough to restore full employment. Then despite the expectational change, the economy will remain subject to deflationary
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G V W L - Kapitel 13 - Transferbeispiel 13-2
pressure, and the policy will fail. Half a loaf, in other words, can be worse than none. Concluding remarks The whole subject of the liquidity trap has a sort of Alice-through-the-lookingglass quality. Virtues like saving, or a central bank known to be strongly committed to price stability, become vices; to get out of the trap a country must loosen its belt, persuade its citizens to forget about the future, and convince the private sector that the government and central bank aren't as serious and austere as they seem. Quelle: http://www.wws.princeton.edu/~pkrugman/trioshrt.html
Fragen/Aufgaben zu Transferbeispiel 13-2: (1)
Der Kommentator, ein bekannter US-Ökonom, vergleicht die wirtschaftliche Situation Japans (und anderer Industrieländer?) zu Ende der 90er Jahre und das Theoriekonzept der „Liquiditätsfalle". Erläutern Sie zunächst diesen Vergleich!
(2)
Klären Sie die möglichen geldpolitischen Folgerungen, - aus der Sicht des traditionellen Keynesianismus, - aus der Sicht des Kommentators!
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GVWL - Kapitel 13 - Transferbeispiel 13-3
Transferbeispiel 13-3 „Gefahren einer Deflation?"
Japan als Warnung Während für viele Jahrzehnte ausschließlich Inflationsängste in der Öffentlichkeit und der Geldpolitik vorherrschten, sind in den letzten Jahren plötzlich auch Deflationsängste aufgetaucht. ... Unter Deflation wird in der Ökonomie das Phänomen andauernder Preisniveausenkung verstanden. Ausgangspunkt dieser plötzlichen Deflationsängste ist das Platzen der Spekulationsblase auf den Aktienmärkten. Der Zusammenbruch dieser Spekulationsblase hat einen drastischen weltweiten Rückgang der Vermögenswerte nach sich gezogen. Dies hat Befürchtungen ausgelöst, dass verschiedene Länder, vor allem Deutschland, auf den japanischen Weg geraten könnten. Japan steckt, als Folge des Zusammenbruchs der dortigen Spekulationsblase Ende der achtziger Jahre, in einer seit Anfang der neunziger Jahre andauernden Strukturkrise, die mit einer über viele Jahre anhaltenden wirtschaftlichen Depression und anhaltenden Preisniveausenkungen einherging. Ein zentrales Argument im Zusammenhang mit der heutigen Deflationsdebatte ist, dass - wie schon in der Weltwirtschaftskrise nach 1929 - in der vorangegangenen langen Boomphase und der Spekulationswelle auf den Aktienmärkten eine "Überinvestition" aufgebaut worden ist, die nun einen sich selbst verstärkenden Preisdruck nach unten auslöst. Was ist aber das so Beängstigende an Deflation? Zum einen steigt bei einer Deflation der Realwert der Schulden. Dies bedeutet, dass es für Investoren und auch für Konsumenten, die Schulden aufgenommen haben, immer schwieriger wird, von Banken weitere Kredite zu bekommen. Selbst wenn sie weitere Kredite erhalten, werden sie diese dann nur zu höheren Zinskosten erhalten. Denn die höhere Verschuldung schlägt sich in einer höheren Risikoprämie im Zins nieder. Andererseits sind aber die Unternehmen bei einem starken Rückgang ihrer Vermögenswerte stärker auf Kredite bei der Investitionsfinanzierung angewiesen. Erhalten sie diese nicht oder nur zu einem höheren Zins, so kommt es zu Investitionseinbrüchen und zunehmend auch zu Unternehmenszusammenbrüchen. In diesem Zusammenhang entstehen dann in zunehmendem Maße so genannte "faule" Kredite bei den Banken, was die Banken noch vorsichtiger in ihrer Kreditvergabe werden lässt. Verstärkt und ergänzt wird dieses Finanzierungsproblem durch den gesamtwirtschaftlichen Nachfragerückgang. Dieser Nachfragerückgang wird zum einen durch den erwähnten Einbruch der Vermögenswerte verursacht. Zum anderen ist die größere Attraktivität der Geldhaltung bei Deflation hierfür verantwortlich. Fallende Preise erhöhen den realen Gegenwert, das heißt die Kaufkraft von Geld. Dies macht das Horten von Geld attraktiv, da das bloße Halten von Geld schon eine positive Realverzin-
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GVWL - Kapitel 13 - Transferbeispiel 13-3
sung ohne Risiko verspricht. Folglich wird mehr gespart, also weniger konsumiert, und, was entscheidend ist, die privaten Ersparnisse wandern zunehmend in die unproduktive Geldhaltung, statt für produktive reale Investitionen zur Verfügung zu stehen. So kann ein Teufelskreis in Gang kommen, der eine Wirtschaft immer stärker in die Depression und Deflation führt. Ob sich eine Volkswirtschaft einem solchen Teufelskreis entziehen kann, hängt nicht zuletzt von der staatlichen Wirtschaftspolitik ab. Eine falsche, das heißt zu restriktive, staatliche Geld- und Fiskalpolitik hat seinerzeit in der Weltwirtschaftskrise nach 1929 die Krise weiter verstärkt. ... Ein Ausweg aus einer solchen Deflationskrise wäre eine expansive Fiskalpolitik. Wenn allerdings das Ausgangsniveau der Staatsverschuldung schon hoch ist und der Realwert dieser Staatsverschuldung dann wegen der Deflation auch noch zunimmt und außerdem die Zinslast durch die höhere Risikoprämie im Zins (auf Grund des höheren Realwerts der Schulden) steigt, wird die Luft für die Fiskalpolitik dünn. Zudem ist nicht gesagt, dass sich die gesamtwirtschaftliche Nachfrage, angestoßen durch eine Staatsausgabenerhöhung, ausreichend stark erhöht. Wie der Fall Japan gezeigt hat, ist gerade in Deflationszeiten der Multiplikatoreffekt einer Staatsausgabenerhöhung enttäuschend gering. Eine Alternative oder Ergänzung zur expansiven Fiskalpolitik wäre dann eine expansive Geldpolitik. Damit könnte versucht werden, das inländische Zinsniveau zu senken und eine Abwertung der heimischen Währung herbeizuführen mit dem Ziel, so die gesamtwirtschaftliche Nachfrage zu steigern. Das Verflixte ist nur, dass die Zinspolitik in einer Deflation relativ machtlos ist, wie wiederum der Fall Japan offenbart hat. Die Zentralbank kann ja nur den Nominalzins steuern und darüber versuchen, die gesamtwirtschaftliche Nachfrage anzukurbeln. Die Nachfrage lässt sich jedoch nur durch eine Senkung des Realzinses ankurbeln. Außerdem gerät die Wirtschaft bei einem Nominalzins nahe null tendenziell in eine Liquiditätsfalle. Das bedeutet, zusätzlich geschaffenes Geld durch die Zentralbank wandert in die Geldhaltung. ... Zusammengenommen heißt dies, ob der Fiskalpolitik und der Geldpolitik ihre größeren Erfahrungen und besseren Instrumente reichen, die Volkswirtschaft aus einer Deflationsfalle herauszuführen, ist sehr unsicher. Wenn es mit Hilfe der Fiskal- und Geldpolitik nicht gelingt, bleiben als Lösung nur gravierende Strukturreformen, insbesondere auf dem Arbeitsmarkt. Hierbei ist insbesondere zu berücksichtigen, dass bei Deflation auch die Nominallöhne nach unten flexibel sein müssen, um einen die Investitionen zusätzlich hemmenden Reallohnanstieg zu vermeiden. Diese Flexibilität der Nominallöhne herzustellen dürfte mit zu den schwierigsten Herausforderungen für die Wirtschaftspolitik gehören. Die hierfür notwendigen Strukturreformen sind nämlich für einige Gesellschaftsgruppen zunächst mit hohen sozialen Kosten verbunden. Folglich kann es lange dauern, bis es der Wirtschaftspolitik gelingt oder bis sie es wagt.
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G V W L - Kapitel 13 - Transferbeispiel 13-3
diese Reformen durchzusetzen. Außerdem dauert es dann auch häufig noch sehr lange, bis solche Reformen voll wirken. Auch wenn derzeit nicht von einer unmittelbaren Deflationsgefahr für Deutschland oder das Euro-Gebiet ausgegangen werden kann, sollte dies niemand beruhigen. Es ist, zumindest für Deutschland, nicht auszuschließen, dass es bei einem länger anhaltenden Irak-Krieg und hohen Ölpreisen zu einer weiter anhaltenden Stagnation kommt. Außerdem werden bei fortschreitender Globalisierung Deflationsgefahren wahrscheinlicher als bisher. Denn die Unternehmen werden einem zunehmenden Wettbewerbsdruck ausgesetzt sein. Daraus lässt sich ein dringender Appell an die regierenden Politiker, insbesondere in Deutschland, ableiten, endlich die nicht nur für eine Deflationsbekämpfung notwendigen Strukturreformen, insbesondere auf dem Arbeitsmarkt, anzupacken und auch umzusetzen. Quelle: Helmut Wagner, Handelsblatt, Nr. 41, vom 27.02.2003
Aufgaben/Fragen zu Transferbeispiel 13-3: (1)
Klären Sie die Thesen des Beitrags der möglichen Gefahren einer Deflation mit Bezug zum IS-LM-Modell!
(2)
Ordnen Sie die Aussagen des Verfassers zur Wirksamkeit von Fiskal- und Geldpolitik gleichfalls nach dem IS-LM-Konzept!
(3)
Erörtern Sie knapp die Folgerungen des Autors!
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G V W L - Kapitel 13 - Transferbeispiel 13-4
Transferbeispiel 13-4 „Arbeit für viele" und angebotspolitische Reformen: Beispiel Personalzusatzkosten (Lohnnebenkosten)"
Reformen - Abschied von Bismarck Für ... den obersten Arbeitsvermittler der Republik ist es ein trauriges Ritual: Alle vier Wochen betritt er einen schlichten Saal im Hochhaus der Nürnberger Bundesanstalt, um mit vielen Worten eine nüchterne Statistik zu erklären, die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland. Und so hatte der ... (Vorstand der Arbeitsverwaltung) auch am Donnerstag voriger Woche (3/2003) wieder trübe Nachrichten zu verkünden: 4,706 Millionen Menschen ohne Job. Über 410.000 mehr als vor einem Jahr. Ein neuer Negativrekord ... Gründe dafür gibt es viele: Die miese Weltkonjunktur. Die ängstliche Zurückhaltung der Verbraucher. Das schlechte Wetter... Deshalb ging es den wetterabhängigen Branchen schlecht. Doch die Ursachen der Misere, das weiß auch der Arbeitsamtschef aus Nürnberg, sitzen in Wahrheit tiefer: Das eigentliche Problem sei die Belastung des Faktors Arbeit mit den hohen Lohnnebenkosten, denn die "wirken wie eine Strafsteuer auf Arbeit". Seit Monaten fordert ...(er), der Abgabensatz müsse runter - und zwar deutlich. Nur dann komme der Job-Motor wieder in Gang, nur dann lasse sich die "German Disease", die deutsche Krankheit, überwinden: "Die Lücke zwischen Brutto- und Nettogehalt muss kleiner werden." Denn in kaum einem anderen Industrieland der Welt sind die Sozialabgaben in den vergangenen Jahrzehnten derart rasant gestiegen wie in Deutschland: Ende der fünfziger Jahre lagen die gesamten Sozialabgaben, die auf dem Lohn lasteten, bei nur 24 Prozent. Mittlerweile ist der Satz auf 42 Prozent emporgeschnellt. Tendenz: weiter steigend. Die Folgen für Jobs, Wachstum und Investitionen sind verheerend: Weil Lohnarbeit sich immer mehr verteuert, wird der Faktor Mensch von den Firmen einfach wegrationalisiert - und durch Computer und Maschinen ersetzt. Ein Prozentpunkt mehr Sozialabgaben bedeutet 100.000 Arbeitsplätze weniger. Besonders für Geringverdiener rechnen sich viele Jobs nicht mehr. Die "Strafsteuer" beträgt unabhängig vom Gehalt 42 Prozent. Ganze Lohngruppen bleiben unbesetzt, viele Service-Stellen entstehen gar nicht erst - weil sie den Sozialaufschlag nicht erwirtschaften. Gleichzeitig fliehen immer mehr Deutsche in die Schattenwirtschaft. Schon jetzt produzieren sie mit Schwarzarbeit Güter und Dienstleistungen im Wert von 370 Milliarden Euro, ohne dass darauf Abgaben oder Steuern erhoben werden. Den Sozialversicherungen wird so nach und nach die Basis entzogen, auf der sie einst errichtet wurden: je höher die Beiträge, umso höher die Arbeitslosenrate. Und je weniger Menschen einen Job haben, desto kräftiger steigen die Beiträge. ...
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G V W L - K a p i t e l 13 - Transferbeispiel 13-4
Mit ein paar Korrekturen hier und da, da sind sich alle Fachleute einig, lässt sich das deutsche Modell der Sozialversicherungen nicht retten. Nötig ist ein weit reichender Umbau des gesamten Abgabensystems - eine Revoution. Denn nur wenn die Sozialkassen wirklich vom Faktor Arbeit entkoppelt werden, lässt sich das dramatische Wechselspiel von explodierenden Beiträgen und steigender Arbeitslosigkeit durchbrechen. ... Einher geht dieser Systemwechsel mit dem Abschied von jenem althergebrachten Versicherungssystem, das Otto von Bismarck vor 120 Jahren erschaffen hat. Damals, im Gefolge der industriellen Revolution, entstanden Renten-, Unfall- und Krankenversicherung, später kamen Arbeitslosen- und Pflegeversicherung. Bismarcks Sozialsystem, das gemeinsam von Arbeitgebern und Arbeitnehmern finanziert wurde, diente als Vorbild für viele Länder in Europa. ... Ursprünglich boten die Kassen lediglich eine Notversorgung, sie waren allein auf die Arbeiter zugeschnitten. Nur 40 Prozent der Arbeitnehmer genossen zu Bismarcks Zeit den Schutz der Krankenversicherung. Auch die Rente kam anfangs nur einer kleinen Gruppe zugute: den Invaliden. Sie betrug nur rund 12 Prozent des letzten Einkommens. Die Menschen mussten arbeiten, bis sie 70 waren, ein Alter, das kaum jemand erreichte: 1871, als Bismarck Reichskanzler wurde, betrug die Lebenserwartung der Deutschen 37 Jahre, bis 1910 stieg sie auf 47 Jahre. Die Beiträge für das Sozialsystem waren daher minimal. Für die Rente lagen sie anfangs bei durchschnittlich 1,7 Prozent, in der Krankenversicherung zwischen 1,5 und 6 Prozent. Den Faktor Arbeit hat das kaum verteuert, die Industriegesellschaft konnte sich ungebremst entfalten. Was unter Bismarck entstand, wurde in den folgenden 110 Jahren nach Kräften ausgebaut. 1927 kam die Arbeitslosenversicherung hinzu; 1995 ... die Pflegeversicherung. ... Doch Ende der sechziger Jahre, als die Zeit der ungestümen Expansion vorbei war, bekam das System der Sozialversicherungen erste Risse. Der Ölpreisschock sorgte dafür, dass die Arbeitslosigkeit sprunghaft anstieg; der Pillenknick führte dazu, dass die Zahl der Neugeborenen - und damit der künftigen Beitragszahler - zurückging; Roboter und Computer sorgten dafür, dass Jobs in der klassischen Industrie wegrationalisiert wurden. Gleichzeitig traf auch der medizinische Fortschritt in mehrfacher Hinsicht die Sozialkassen. Vom hochwirksamen Medikament bis zur aufwendigen Operation - die Krankenkassen zahlen. Zudem werden die Menschen immer älter - Renten- und Pflegeversicherung stehen bereit. Und so begannen die Lohnnebenkosten zu steigen... Das Problem der hohen Beiträge wird durch die Politik noch verschärft: Sie hat den Versicherungen zahlreiche Sonderlasten aufgebürdet. Die gesetzlichen Krankenkassen müssen Hausfrauen und Kinder kostenlos mitversorgen, weil der Staat die Familien fördern will. Auch die Pflegeversicherung muss demnächst Menschen mit Kindern Nachlass gewähren, weil sie die Beitragszahler von morgen aufziehen. Im Zuge der deutschen Einheit verschärfte sich das Dilemma. Das im Westen bereits überlebte Modell der Sozialversicherungen
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G V W L - Kapitel 13 - Transferbeispiel 13-4
wurde ohne Abstriche auf den Osten der Repubhk übertragen. Und wieder mussten die Sozialkassen zahkeiche "versicherungsfremde Leistungen" schultern, die eigentlich nicht zu ihren Aufgaben gehörten. ... Auch der rot-grüne Versuch, die Rentenkasse durch fünf Trippelschritte bei der Ökosteuer aufzufüllen, brachte wenig. Die Rentenbeiträge sind inzwischen wieder dort angelangt, wo sie schon Mitte der neunziger Jahre waren: auf Rekordniveau. ... Doch was machen (nun) die Verantworüichen in Berlin? Sie verharren in genau jener "Schreckstarre", die ... seit langem beklagt wird: Mutige Ideen ... werden, kaum publik, sofort kassiert. Kopfprämien in der Krankenkasse? Nicht mit Gerhard Schröder. 900 Euro Selbstbeteiligung für jeden Patienten? Nicht mit Ulla Schmidt. Mehr Wettbewerb zwischen den Ärzten? Nicht mit der Union. Die soziale Sicherheit gilt den Politikern in Berlin noch immer als unantastbar. "Wer daran rührt, wird abgestraft", sagt Meinhard Miegel, Chef des Bonner Instituts für Wirtschaft und Gesellschaft. Und so verheddert sich die Debatte über das, was zu tun ist, wieder im Klein-Klein des politischen Betriebs. ... niemand wagt sich an die Tabus - an die Abkehr von Bismarcks lohnabhängigem Versicherungsmodell. Das Konzept "Arbeit für viele" versucht genau dieses. Es formuliert - ohne den Anspruch, gleich alle Details zu regeln - die grundlegende Idee für einen kühnen Neuanfang. An die Stelle des alten Modells der Sozialversicherungen, das sich aus lohnabhängigen Beiträgen speist, könnte demnach ein neues System treten, das sich aus Prämien und Steuereinnahmen ernährt: ein Vorsorgemodell jenseits von Werkhalle und Büro, das Luft schafft für mehr Jobs, mehr Wachstum und mehr wirtschaftliche Dynamik. ... In diesem neuen Modell wird der Faktor Arbeit nur noch mit jenen Sozialbeiträgen direkt belastet, die wirklich mit dem Job zu tun haben, weil sie der Absicherung für Berufsunfälle, längere Krankheit und Arbeitslosigkeit dienen. Alle anderen Vorsorgeaufwendungen - von der Rente bis zur Gesundheit werden hingegen durch private Prämien und Steuern finanziert. Diese neue Form der Finanzierung würde die Sozialabgaben massiv senken, statt rund 370 Milliarden Euro wären nur noch rund 52 Milliarden fällig. Der Beitragssatz läge am Ende nicht mehr bei 42, sondern bei 5,5 Prozent - ein Befreiungsschlag für alle Beschäftigten und Betriebe. Quelle; DER SPIEGEL 11/2003 - 10. März 2003
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G V W L - K a p i t e l 13 - Transferbeispiel 13-4
Aufgaben/Fragen zu Transferbeispiel 13-4: (1)
Ordnen Sie die im vorstehenden Text beschriebenen Zusammenhänge zwischen der Entwicklung der Sozialversicherungssysteme, der Personalkosten und der Arbeitslosigkeit! Ordnen Sie die Zusammenhänge im Rahmen eines gesamtwirtschaftlichen AN-NA-Modells!
(2)
Erläutern Sie den skizzierten Vorschlag „Arbeit für viele" als ein mögliches Beispiel angebotspolitischer Reformen der nationalen Beschäftigungspolitik.
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G V W L - Kapitel 13 - Schlüsselbegriffe, Konzepte, Transfers
Überblick; Schlüsselbegriffe, Konzepte, Transfers Schlüsselbegriffe • gesamtwirtschaftliche (aggregierte) Nachfrage • Investitionsfalle • Liquiditätsfalle • IS-Kurve • LM-Kurve • Crowding out • Staatsverschuldung • Budgetdefizit • Deflation
Nachfragepolitik Makro-Märkte Makro-Pohtikbereiche gesamtwirtschaftliches (aggregiertes) Angebot Lohnflexibilität Stagflation Angebotsschocks Angebotspolitik
Theoretische Ansätze/Konzepte
Transfers
• • • •
• „Clinton-Greenspan-Pohcy Mix • Kommentar zur Liquiditätsfalle und den geldpolitischen Konsequenzen • Gefahren einer Deflation • „Arbeit für viele" und angebotspolitische Reformen: Beispiel der Personalzusatzkosten und Abkehr von Bismarcks Sozialversicherungssystemen
• • • •
IS-LM-Modell keynesianische Unterbeschäftigung Transmission monetärer Impulse klassische Theorie der Unterbeschäftigung GesamtwirtschaftUches AN-NAModell aggregierte Angebotskurve (-funktion) Lohnbestimmmungsfunktion und Arbeitsmarkt kurz- vs. langfristige Analyse des aggregierten Angebots
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GVWL - Kapitel 13 - Übungsaufgaben
D (1)
(2)
(3) (4)
(a)
(5)
(6)
Übungsaufgaben Unterstellen Sie eine geschlossene Volkswirtschaft mit einer hnearproportionalen Einkommensteuer. Bei gegebener Ausgabenplanung des Staates wird eine Steuerreform mit einer Senkung der proportionalen Tarife der Einkommensteuer durchgeführt. Prüfen Sie die Auswirkungen der Steuerreform im IS-LM-Modell! Angenommen sei, dass sich die Regierung und die Zentralbank in einer Volkswirtschaft hinsichtlich des Kurses der Stabilisierungspolitik nicht einig seien. Die Regierung habe die Staatsausgaben c. p. erhöht, während die Zentralbank das Geldangebot eingeschränkt habe. Zeigen Sie mittels einer Grafik als IS-LM-Diagramm die Wirkung der fiskal- und geldpolitischen Maßnahmen im Bezug auf das Volkseinkommen und den Zinssatz! Erläutern Sie die Interdependenzen zwischen dem gesamtwirtschaftlichen Güter- und Geldmarkt nach dem IS-LM-Modell einer Volkswirtschaft! Zur Algebra des IS-LM-Modells: Eine Volkswirtschaft (mit Staat, ohne Außenwirtschaft) sei durch folgende Gleichungen beschrieben: С = 100 + 0,8 · Yv I =200-1.000 i L = Y - 10.000 • i Zu Beginn betragen die Staatsausgaben 550 Geldeinheiten (GE) und die Steuern 500 GE. Das Geldangebot beträgt 900 GE. Erläutern Sie in verbaler Form Ihr Vorgehen zur Bestimmung des Gleichgewichts! (b) Leiten Sie die Formeln für die IS-Kurve und die LM-Kurve her! (c) Infolge eines Vertrauensverlustes der Investoren sinken die autonomen Investitionen um 90 GE. Wie ändern sich das Volkseinkommen und der Zinssatz? Welcher Art von nachfrageorientierter Wirtschaftspolitik sollte (nach postkeynesianischer Ansicht) der Vorzug gegeben werden, im Bereich der Liquiditätsfalle, im klassischen Bereich der LM-Funktion, in der Situation einer Investitionsfalle, bei stark zinsabhängigen Investitionen? Zum Pohcy mix der Reaganomics in den USA: Der Begriff „Reaganomics" bezeichnet die wirtschaftspolitische Konzeption der Reagan-Administration in den USA im Verlauf der 1980er Jahre. Diese Wirtschaftspolitik kennzeichnet eine typische Kombination expansiver Finanzpolitik mit einer Zunahme (der strukturellen) Haushaltsdefizite einerseits und einer Geldpolitik hoher Zinsen andererseits. Wirtschaftspolitische Kritiker meinten, die Investitionstätigkeit in den USA sei dadurch relativ zur Entwicklung des BIP eingeschränkt worden. Viele Kritiker forderten deshalb einen wirtschaftspolitischen Kurswechsel
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G V W L - Kapitel 13 - Übungsaufgaben
(7) (8)
(9)
mit einer Senkung des (strukturellen) Haushaltsdefizits und einer Lockerung der Geldpolitik in den USA (nach: SAMUELSON/NORDHAUS 1987, Bd. l , S . 5 7 4 f . ) . Erläutern Sie den typischen Policy mix der Reaganomics und als Alternative den geforderten Kurswechsel im IS-LM-Modell! Begründen Sie den Verlauf der aggregierten Angebotskurve in der Klassik, im Keynesianismus und in der (neoklassischen) Synthese! Nehmen Sie an, die Lohnkosten in einer Volkswirtschaft steigen drastisch an. Welche Folgen lassen sich daraus aus der Sicht der Klassik und aus der Sicht des Keynesianismus ableiten? Diskutieren Sie die Effekte anhand eines AN-NA-Diagramms! Die gesamtwirtschaftliche Angebotsfunktion sei P(Y) = 20 + 15Y - l · Y ^ für 0 < Y < I 0 0 mit P: Preisniveau Y: Bruttoinlandsprodukt
Die Kapazitätsgrenze ist bei Y = 100 erreicht. Die gesamtwirtschaftliche Nachfragefunktion lautet P(Y) = 100 - Y . Wie groß sind Preisniveau und Bruttoinlandsprodukt im Gleichgewicht? (10) Klären Sie das begriffliche Verständnis eines aggregierten Angebotsschocks und beschreiben Sie entsprechende Beispiele von nachteiligen Angebotsschocks! (11) Wie kann das Problem einer „Stagflation" im gesamtwirtschaftlichen AN-NA-System erklärt werden? Welche Art der Makro-Politik erscheint zur Bekämpfung der Stagflation als geeignet?
Multiple Choice-Fragen (12) ( ) ( ) ( ) ( )
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Die IS-Kurve verläuft relativ steil, wenn die Investitionen eine hohe Zinsreagibilität besitzen; Investitionen eine niedrige Zinsreagibilität besitzen; Grenzneigung zum Konsum hoch ist; Grenzneigung zum Konsum niedrig ist.
G V W L - Kapitel 13 - Übungsaufgaben
(13) Im Fall von „klassischer Arbeitslosigkeit" sind die folgenden Größen zu hoch: ( ) das Preisniveau bei gegebenem Nominallohnniveau, ( ) das Nominallohnniveau bei gegebenem Preisniveau, ( ) der Zinssatz bei gegebenem Preisniveau, ( ) das Reallohnniveau bei gegebenem Nominallohn. (14) Die Angebotsbedingungen einer Volkswirtschaft verschlechtern sich, wenn ( ) die Einkommensteuersätze erhöht werden, ( ) importierte Rohstoffe teurer werden, ( ) die Arbeitsproduktivität je Beschäftigtem sinkt, ( ) die Anteile der Sozialbeiträge steigen, ( ) die Konsumausgaben sinken. (15) Welche der folgenden Aussagen erklärt, weshalb die LM-Kurve einen steigenden Verlauf im i-Y-Diagramm hat? ( ) Wenn der Zinssatz steigt, gehen die geplanten Investitionen der Unternehmen zurück. ( ) Ein Rückgang der Investitionen führt zu einem Rückgang des gleichgewichtigen Volkseinkommens (outputs). ( ) Wenn die Regierung die Staatsausgaben bei gegebenem Zinssatz erhöht, steigt das gleichgewichtige Volkseinkommen (der Output im Gleichgewicht). ( ) Wenn das Volkseinkommen steigt, nehmen die Geldnachfrage und der Gleichgewichtszinssatz zu. ( ) Wenn das Geldangebot steigt, sinkt der Gleichgewichtszinssatz. (16) Welche der folgenden Argumente bzw. Bezüge können zur Erklärung des Verlaufs einer gesamtwirtschaftlichen Angebotsfunktion verwendet werden?
"5 P: V Ρ
Aggregate output (income), Y
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G V W L - Kapitel 13 - Übungsaufgaben
( ) ( ) ( ) ( )
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Der Auslastungsgrad der Produktionskapazitäten bis zur vollen Kapazitätsauslastung. Wenn die Unternehmen höhere Output-Preise erzielen können, sind Anreize gegeben, den Output zu erhöhen. Schocks veränderter Produktionskosten oder veränderter Input-Preise, welche zu Preiserhöhungen bei gegebenem Output-Niveau führen. Angebotsorientierte Wirtschaftspolitik mittels Steuersenkungen.
GVWL - Kapitel 13 - Lösungshinweise
E
Lösungen zu den Übungsaufgaben
Aufgabe 1: Sinken die Einkommensteuertarife, so steigt die marginale Konsumquote der privaten Haushalte. Infolgedessen dreht sich die IS-Kurve nach oben und nimmt nun einen flacheren Verlauf an. Schließlich ergibt sich bei normal verlaufender LM-Kurve ein höheres gleichgewichtiges Volkseinkommen. Aufgabe 2: Durch die Ausweitung der Staatsausgaben verschiebt sich zunächst die ISKurve nach rechts oben, sodass sich ein neues, höheres Volkseinkommen (Yi) ergibt. Dieses ist jedoch nur vorübergehender Natur, da die Zentralbank mit einer restriktiven Geldpolitik die Wahrung der Preisstabilität verfolgt. Sie kann die LM-Kurve soweit nach oben verschieben, dass sämtliche Einkommenseffekte rückgängig gemacht werden. Die Volkswirtschaft kehrt zum ursprünglichen Volkseinkommen (Yq = Y2) bei einem höheren Zinsniveau (Ì2) zurück.
Aufgabe 3: Insbesondere zwei Mechanismen illustrieren die Interdependenzen zwischen Geld- und Gütermarkt. So kann erstens ein gestiegenes Volkseinkommen Zinseffekte nach sich ziehen: Steigt das Volkseinkommen, steigt der Bedarf nach Transaktionskasse. In gleichem Maße sinkt bei gegebenen Geldangebot die Spekulationskasse, wodurch der Geldmarktzins steigt. Schließlich dämpfen gestiegene Zinsen wiederum die Investitionstätigkeit. An diesem Punkt ist eine Wirkungskette zu beobachten, die ihren Ausgangspunkt in der realen Sphäre hat, dann monetäre Größen beeinflusst, um sich schließlich wieder auf eine reale Größe in Form der Investitionen niederzuschlagen. Umgekehrt kann die Veränderung monetärer Größen sich auf reale Größen auswirken: Steigt etwa die Geldmenge, so sinkt der Zins. Dadurch werden Investitionen angekurbelt und das Volkseinkommen ausgeweitet. Aufgabe 4: a) Die Aufgabenstellung liefert Informationen zum Gütermarktgleichgewicht (I = S) sowie zum Geldmarktgleichgewicht (L = M). Anschließend lässt sich mittels der IS- und LM-Kurven-Gleichungen das allgemeine Gleichgewicht der Volkswirtschaft ermitteln.
261
G V W L - Kapitel 13 - Lösungshinweise
b)
Die IS-Funktion lässt sich folgendermaßen ermitteln: I(i) + As, = S(Y-Tdi,) + Td, 2 0 0 - 1.000*i + 5 5 0 = - 1 0 0 + 0 , 2 * ( Y - 5 0 0 ) Y = 2,250-5.000*1
Ferner erhält man für die LM-Kurve: M = L 9 0 0 = Y - 10.000*1 Y = 9 0 0 + IO.OOO*i
Das kombinierte Gleichgewicht schließlich lautet: IS = L M 2 . 2 5 0 - 5.000*1 = 9 0 0 + 10.000*i 1 = 9% Y = 1.800
c)
Das Absinken der autonomen Investitionen verändert die IS-Kurve: 110 - 1.000*i = - 1 0 0 + 0 , 2 * ( Y - 5 0 0 ) + 5 0 0 Y = 1.800-5.000*1
Bei unveränderter LM-Kurve ergibt sich ein neues kombiniertes Gleichgewicht: 1.800 - 5 . 0 0 0 * i = 8 0 0 + 10.000*1 i = 6% Y = 1.500
Aufgabe 5: Im Bereich der Liquiditätsfalle ist eine expansive Geldpolitik vollkommen wirkungslos, während eine expansive Fiskalpolitik positive Wachstums- und Beschäftigungseffekte erzielen kann. Genau umgekehrt verhält es sich in der Situation der Investitionsfalle. Im klassischen Bereich der LM-Funktion hat eine expansive Fiskalpolitik „crowding out"-Effekte zur Folge. Geeigneter ist deshalb hier eine expansive Geldpolitik. Bei hoher Zinselastizität der Investitionen (flacher Verlauf der IS-Kurve) verspricht eine expansive Fiskalpolitik hohe Einkommenseffekte.
262
G V W L - Kapitel 13 - Lösungshinweise
Aufgabe 6: Wie bereits unter Aufgabe 2 herausgestellt, bewirkt eine Kombination expansiver Fiskal- sowie restriktiver Geldpolitik allenfalls geringe Einkommenseffekte. Dafür jedoch werden das Zinsniveau und die Staatsverschuldung ansteigen, wodurch insgesamt die Investitionsquote sinkt. Als Alternative wurde ein „policy mix" aus restriktiver Fiskal- sowie expansiver Geldpolitik gefordert und schließlich auch von den Nachfolgern Reagans sowie dem amerikanischen Notenbankpräsidenten, Alan Greenspan, umgesetzt. So gelang es Mitte der 90er Jahre unter anderem, den US-Haushalt zu sanieren. Aufgabe 7: Die Klassik geht davon aus, dass alle Preise - inklusive der Löhne - einer Volkswirtschaft vollkommen flexibel sind: Auf einen negativen Nachfrageschock etwa folgt ein Absinken des Preisniveaus, sodass Angebotsüberschüsse rasch wieder ausgeglichen werden. Aufgrund dieser Annahme verläuft die klassische Angebotskurve vollkommen senkrecht. Unfreiwillige Arbeitslosigkeit lässt sich mit diesem Modell nicht erklären. Eine Erhöhung der aggregierten Nachfrage wirkt sich hier lediglich auf das Preisniveau, nicht jedoch auf das Beschäftigungsniveau aus. Im Rahmen der neoklassischen Synthese wird der Beobachtung Rechnung getragen, dass Nominallöhne zumindest kurzfristig rigide sind. In diesem Sinne steigen bei sinkendem Preisniveau die Reallöhne, sodass sich die Preis-Lohnkosten-Relation aus Sicht der Unternehmen verschlechtert. Das Resultat ist eine preiselastisch verlaufende aggregierte Angebotskurve. Unterauslastung der Kapazitäten und Arbeitslosigkeit werden auf die Existenz von Mindestlöhnen zurückgeführt. Eine expansive Nachfragepolitik hat hier sowohl Preis- als auch Beschäftigungseffekte. Keynesianische Arbeitslosigkeit schließlich entsteht bei drastischer Unterauslastung der Produktionskapazitäten. Die ursprünglich ertragsgesetzlich verlaufende Produktionsfunktion einer Volkswirtschaft nimmt in dieser Situation eine lineare Form an, da ein höheres Produktionsniveau nicht nur den Einsatz des Faktors Arbeit, sondern auch die Auslastung des Faktors Kapital erhöht. Wird ferner die Annahme rigider Nominallöhne beibehalten, so verläuft die Angebotsfunktion absolut preiselastisch. Eine Stimulierung der Nachfrage bewirkt hier starke Beschäftigungseffekte, ohne dass Preiseffekte auftreten. Aufgabe 8: Ein drastischer Anstieg der Lohnkosten, verbunden mit einem Anstieg des Reallohnniveaus, bewirkt aus der Sicht der Klassik einen Angebotsüberschuss am Arbeitsmarkt (Arbeitslosigkeit). Die senkrecht verlaufende aggregierte Angebotskurve verschiebt sich nach links. Es entsteht eine Outputlücke mit einer Unterauslastung des gesamtwirtschaftlichen Produktionspotentials. Im keynesianischen Bereich der gesamtwirtschaftlichen Angebotskurve verschlechtern sich die Angebotsbedingungen durch den angenommenen Anstieg der Lohnkosten; die aggregierte Angebotskurve verschiebt sich nach oben, mit
263
G V W L - Kapitel 13 - Lösungshinweise
der Folge von Preis- bzw. Inflationseffekten. Indirekt kann sich die aggregierte Nachfragekurve durch die Lohnerhöhungen verschieben. Die indirekten Nachfrageeffekte bewirken kaum nachhaltige Beschäftigungseffekte in dieser Situation. Folglich werden Preis- bzw. Inflationseffekte des Lohnkostenanstiegs dominieren. Aufgabe 9: Im Gleichgewicht schneiden sich die Funktionen der aggregierten Nachfrage und des aggregierten Angebots, sodass sich das folgende gleichgewichtige Bruttoinlandsprodukt ableiten lässt: A = N = > 2 0 + 15Y + Y^= 1 0 0 - Y ^ Y = 4
Das korrespondierende Preisniveau lautet: P = 100-4 = 96
Aufgabe 10: Negative Angebotsschocks implizieren eine mehr oder weniger plötzliche Verschlechterung der Angebotsbedingungen. Der daraus resultierende Shift der Angebotskurve nach oben führt zur Stagflation, einer Kombination negativer Einkommens- sowie Preissteigerungseffekte. Die wohl bekanntesten Angebotsschocks Anfang und Ende der 70er Jahre gingen auf einen drastischen Anstieg des kurzfristig nicht substituierbaren Inputfaktors Öl zurück. Eine ähnliche Wirkung können jedoch auch hohe Lohnsteigerungen, das Ausbleiben staatlicher Infrastrukturinvestitionen sowie gestiegene Steuersätze und Sozialbeiträge entfalten. Aufgabe 11: Eine „Stagflation" beruht auf einem Shift der aggregierten Angebotsfunktion nach oben (vgl. die vorstehenden Aussagen unter der Aufgabe 10). Eine Stimulierung der Nachfrage ist in einem Stagflationären Umfeld als problematisch anzusehen, da bereits bestehende Preissteigerungstendenzen auf diese Weise verstärkt würden. Stattdessen bieten sich - je nach Ursache des Angebotsschocks - verschiedene angebotsorientierte Maßnahmen an. An erster Stelle ist hier die arbeitsmarktbezogene Angebotspolitik zu nennen, die auf eine Flexibilisierung der Lohnfindung und die Integration von Outsidern abzielt. Eine wachstumsorientierte Angebotspolitik hingegen wählt als Ansatzpunkt die langfristige Förderung technologischen Fortschritts. Drittens wurde wiederholt eine fiskalische Angebotspolitik verfolgt, die die Senkung der Staatsausgaben zur Vermeidung von „crowding out" sowie die Senkung der Steuer- und Abgabenlast propagiert. Aus (neu-)keynesianischer Sicht ist hierbei die Minderung der Staatsausgaben mit Vorsicht zu genießen, da diese negative Nachfrageeffekte hervorzurufen droht. Viertens schließlich verfolgen breit angelegte De-Regulierungsinitiativen das Ziel höhere Konkurrenz und
264
G V W L - Kapitel 13 - Lösungshinweise
Effizienz in Bereichen wie dem Telekommunikations- und dem Energiesektor, die traditionell als öffentliches Monopol organisiert waren.
Lösungshinweise zu den Multiple Choice-Aufgaben: Die folgenden Antworten sind als korrekte Aussagen zu markieren: Aufgabe 12:
(b)
Aufgabe 13:
(b),
Aufgabe 14:
(a),
Aufgabe 15:
(d)
Aufgabe 16:
(a),
265
G V W L - K a p i t e l 14
Kapitel 14 Internationale Wirtschaftsbeziehungen Seite A Gliederung und gezielte Literaturhinweise
267
В Transferbeispiele
269
С Überblick: Schlüsselbegriffe, Konzepte, Transfers
282
D Übungsaufgaben
283
E Lösungen zu den Übungsaufgaben
286
266
G V W L - Kapitel 14 - Gliederung
A
Gliederung und gezielte Literaturhinwiese
14
Internationale Wirtschaftsbeziehungen
14.1
Aufbau der Zahlungsbilanz - Internationaler Güter- und Kapitalverkehr Teilbilanzen: Exporte-Importe, Leistungsbilanz, Kapitalverkehr, Portfolioinvestitionen, Direktinvestitionen, Währungsreserven
14.1.2
Empirische Fakten - Hinweise zur empirischen Entwicklung und Struktur der internationalen Transaktionen Deutschlands - Zahlungsbilanzen der EWWU-Länder, der USA
14.2
Preise internationaler Transaktionen
14.2.1
Nominale Wechselkurse Begriffliche Klärung: - Wechselkurs (Devisen-) - Auf-/Abwertung von Währungen Empirische Entwicklungen - DM-Kurse, Euro-Kurse
14.2.2
Bestimmungsfaktoren der Wechselkurse Sicht des Güterverkehrs (der -märkte): - Kaufkraftparitätentheorie Sicht des Kapitalverkehrs (der Finanzmärkte): - Zinsparitätentheorie
14.2.3
Reale Wechselkurse - Begriff - Relevanz: Indikator der „preislichen Wettbewerbsfähigkeit"
Literatur: Baßeler, U./Heinrich, J./Utecht, В., Grundlagen und Probleme der Volkswirtschaft, 17. Aufl., Stuttgart 2002, S. 271-282; Mankiw, N. G., Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 2. Aufl., Stuttgart 2001, S. 694-710; (Blanchard, О., Macroeconomics, 3. ed., Upper Saddle River, New Jersey, 2003, S.374-391)
267
G V W L - Kapitel 14 - Gliederung
14.3
Währungsunion und optimaler Währungsraum
14.3.1
Europäische Wirtschafts- und Währungsunion (EWWU) - Entwicklung und Konvergenzprozesse - Funktionsweise und Politikfelder
14.3.2
Nutzen vs. Kosten einer Währungsunion
14.3.3
Optimaler Währungsraum? - Kriterien Transfer: EWWU als ein optimaler Währungsraum
14.4
Geld- und Fiskalpolitik in offenen Volkswirtschaften - Erweitertes IS-LM-Modell - Fiskalpolitik, Zins- und Wechselkurseffekte - Geldpolitik, Zins- und Wechselkurseffekte
14.5
Weltwirtschaft und Globalisierung
14.5.1
Dimensionen der Globalisierung - internationaler Handel - Direktinvestitionen - globale Finanzmärkte
14.5.2
Effekte der Globalisierung? - potentielle Wohlstandseffekte und Freihandel - Direktinvestitionen und Standortwettbewerb - Autonomieverluste nationaler Wirtschaftspolitik durch globale Finanzmärkte
Literatur: Baseler, U./Heinrich, J./Utecht, В., Grundlagen und Probleme der Volkswirtschaft, 17. Aufl., Stuttgart 2002, S. 619-632, 536-549; Blanchard, О., Macroeconomics, 3. ed., Upper Saddle River, New Jersey, 2003, S. 418-425.
268
G V W L - Kapitel 14 - Transferbeispiel 14-1
В
Transferbeispiele
Transferbeispiel 14-1 „Dollar - Euro - Kurse" Abb (14-1): „Zur Entwicklung der Euro-Kurse, 1999 - 3/2003 (gegenüber dem US-Dollar)" (02002 - Еип>К | 1л C«n1»l В1лк
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Legende: Dollar-Euro-Kurse (x US-Dollar = 1 Euro)
Kommentar des SVR (Sachverständigenrat zur Begutachtung wirtschaftlichen Entwicklung) im Jahr 2000:
der gesamt-
An den internationalen Devisenmärkten setzte im Jahre 2000 die europäische Einheitswährung ihre Abwärtsbewegung fort und notierte gegenüber dem USDollar und dem japanischen Yen auf historischen Tiefständen. ... Geldwertsicherung durch Euro-Abwertung erschwert Die kräftige nominale und reale Abwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar war und ist für die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank ... ein großes Problem: ... (Denn) durch die Abwertung des Euro im Verbund mit stark steigenden Ölpreisen (bauen sich) Inflationsrisiken auf, die die Geldpolitik nicht vernachlässigen kann. ... In einem System flexibler Wechselkurse bilden sich die Kurse am Devisenmarkt durch das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage, und sie sind insoweit im Gleichgewicht. Aber das heißt, dass jeder Marktkurs fundamental ökonomisch begründet ist. ...
269
G V W L - Kapitel 14 - Transferbeispiel 14-1
Bereits im vergangenen Jahr war es schwierig, den Euro-Kurs mit den üblicherweise herangezogenen Fundamentalfaktoren zu begründen. In diesem Jahr wurden diese Schwierigkeiten alles andere als geringer. Mit Blick auf den Kurs des Euro zum US-Dollar wiesen die Entwicklungen der Leistungsbilanzen eigentlich in Richtung einer Aufwertung der europäischen Währung. Aufgrund der Unterschiede bei staatlichen Zinstiteln gilt das ebenfalls. Betrachtet man anstelle der Renditeentwicklung staatlicher Schuldtitel ... die Zinsdifferenz privater Anlagen - ... - zeigt sich, wenn auch leicht zeitverzögert, ein ähnliches Bild. Am ehesten dürften noch Unterschiede in der wirtschaftlichen Dynamik die Kursentwicklung in diesem Jahr beeinflusst haben, vor allem der Umstand, dass sich in den Vereinigten Staaten die seit Jahren kräftige Expansion auch in diesem Jahr stärker als erwartet fortgesetzt hat und dementsprechend Kapitalanlagen in den Dollar-Raum angezogen wurden. ...
Quelle: SVR, Jahresgutachten 2000/01, T Z 6, 345, 347
Kommentar des SVR im Jahr 2002: Abrupte Abwertung des US-Dollar Als zusätzliches Risiko für einen nachhaltigen Aufschwung der Weltkonjunktur wird angesehen, dass in den Vereinigten Staaten erneut eine Kombination aus Haushaltsdefizit und Leistungsbilanzdefizit entstanden ist. Vor dem Hintergrund der in den vergangenen beiden Jahrzehnten stark gestiegenen Auslandsverschuldung und der Schwäche an den Finanzmärkten wird befürchtet, dass das Zwillingsdefizit eine Vertrauenskrise und dadurch einen abrupten Fall des US-Dollar an den Devisenmärkten verursachen könnte. Für die deutsche Wirtschaft bedeutet dies: Die Exportaussichten verschlechtern sich, die Importpreise sinken, und die Importkonkurrenz wird schärfer. Die Unternehmen werden versuchen, den Verlust von Marktanteilen auf Exportmärkten durch Preiszugeständnisse zu begrenzen. Insgesamt wird der Export aber spürbar gedämpft. Im Inland drücken eingetrübte Absatzerwartungen und verschlechterte Gewinnaussichten die Investitionsbereitschaft. Diesen negativen Effekten steht gegenüber, dass der Rückgang der Importpreise ... die Realeinkommen erhöht. Das mehr an Kaufkraft schlägt sich in höheren privaten Konsumausgaben nieder. Quelle: SVR, Jahresgutachten 2002/03, T Z 330.
270
G V W L - Kapitel 14 - Transferbeispiel 14-1
Fragen/Aufgaben zu Transferbeispiel 14-1: (1)
Erörtern Sie - auf der Basis der vorstehenden Textauszüge - die möglichen Ursachen der Entwicklung der Euro-Kurse seit 1999!
(2)
Klären Sie die wahrscheinlichen Effekte der unterschiedlichen Entwicklung der Euro-Kurse!
271
GVWL - Kapitel 14 - Transferbeispiel 14-2
Transferbeispiel 14-2 „The Big Mac Index"
The Economist magazine popularizes a version of PPP (Purchasing Power Parity) with its Big Mac index. Under PPP identical commodities should sell for the same price wherever they are sold. The Economist uses the domestic price of Big Macs to estimate PPP exchange rates. The Big Mac PPP estimate is the ratio of the price of Big Mac in each country. For instance, if a Big Mac costs $1 in the U. S. and 10 Fr in France, the implied Big Mac exchange rate is 10 Fr:$l. If the actual exchange rate is 7 Fr:$l, then the French currency is overvalued - French Big Macs are more expensive than American ones. (The) Table (14-2) shows actual exchange rates and the Big Mac PPP exchange rates in April 2000 and the implied over- or undervaluation. If we use the Big Mac rates as a guide to PPP, the currencies in ... Indonesia, and Hungary are undervalued. The Danish krona and the British pound were overvalued and restoration of PPP would involve their depreciation. Unfortunately a trading strategy based on the Big Mac index is unlikely to make you rich. As we have stressed, PPP is a long-run influence on exchange rates, and PPP rates exert only a weak attraction for exchange rates. In the short term, an undervalued currency can become even more undervalued relative to PPP measures, and it may take decades to return to its PPP level. While the currency becomes more undervalued, the Big Mac inspired trade will be losing money.
Table (14-2): Big Mac Exchange Rates (Selected Countries) Big Mac Exchange Rate Brazil Czech Republic Denmark France Germany Hong Kong Hungary Indonesia Japan Malaysia Russia Sweden United Kingdom
272
1,18 21.7 9.28 7.37 1.99 4.06 135 5.777 117 1.80 15.7 9.56 1.32
Actual Exchange Rate 1,79 39.1 7.62 7.07 2.11 7.79 279 7.945 106 3.80 28.5 8.84 1.58
Over (+)/Under (-) Valuation -34 -45 32 4 -6 -48 -52 -27 11 -53 -45 8 20
G V W L - Kapitel 14 - Transferbeispiel 14-2
The Big Mac index has other problems over and above failures of PPP. First, the big Mac has more to do with the law of one price than with PPP - it refers to one commodity rather than a basket of goods. Second, the Big Mac may be identical across countries, but it is not tradeable - a freshly cooked Big Mac in London is a different commodity from a reheated one imported from China. Third, Big Macs are not identical - a Big Mac consumed in Tokyo reflects the cost of rent for a retail outlet in Tokyo plus various local labor and indirect taxes. This makes it a different commodity from as Big Mac sold in Manila. Finally, transport costs are high relative to the price of a Big Mac. For this reason the Russian price of a Big Mac may always be lower than that of one in Copenhagen without affecting the rouble-krona exchange rate.
Quelle: The Economist (April 27, 2000); Miles, D./Scott, Α., Macroeconomics. Understanding the Wealth of Nations, New York 2002, S. 469 f.
Fragen/Aufgaben zu Transferbeispiel 14-2: (1)
Erläutern Sie die Informationen der vorstehenden Tabelle 14-2!
(2)
Warum können die (relativen) Big-Mac-Preise verschiedener Länder kaum geeignete Hinweise für die Kaufkraftparitäten der Länder liefern?
273
G V W L - Kapitel 14 - Transferbeispiel 14-3
Transferbeispiel 14-3 „EWWU als ein optimaler Währungsraum?"
Optimal Currency Areas The theory of optimal currency areas argues that there are four criteria that are relevant when considering adopting a common currency: • • • •
the the the the
degree of trade between countries who adopt a common currency extend to which different countries experience similar shocks degree of labor market mobility in each region amount of fiscal transfers between regions.
If countries trade extensively with each other, then their economies are closely linked, and the greater the exchange rate stability between them, the stronger are these links. The need for regions to experience similar shocks (and to respond similarly to these shocks) is linked to the impossible trilogy. A single currency requires a "one size fits all" monetary policy. If the loss of an independent monetary policy is not to be costly, countries must experience similar shocks. High labor mobility between the countries helps overcome the problem with a one size fits all monetary policy. Imagine that one economy is expanding and another contracting, but both have the same interest rates. If labor is mobile and markets flexible, the unemployed in the depressed economy will seek employment in the one that is booming. However, even if labor markets are not flexible, income differences can be reduced as long as there are fiscal transfers between economies - the expanding areas can pay higher taxes that are transferred to the contracting areas. The United States obviously meets these criteria well - states trade extensively with each other, labor migrates across states, and the federal tax system redistributes funds.
The Euro On January 1, 1999, 11 European nations permanently fixed their exchange rate against each other and launched the euro. National currencies were initially still used within each country, but by January 1, 2002, euro notes and coins became legal tender in all countries, and by July 1, 2002, all national currencies ... disappear(ed). Do the euroland economies constitute an optimal currency area ?
Level of Euroland Trade Figure (14-3.1) (see annex) shows the percentage of intra-European Union (EU) trade for each EU country (Denmark, Sweden, and UK are in the EU, but not (in 2001) participating in the euro project). Clearly the countries are closely
274
GVWL - Kapitel 14 - Transferbeispiel 14-3
interlinked. On this criteria the EU countries do seem to constitute an optimal currency area. Similarity of Shocks Figure (14-3.2) (see annex) shows the extent to which GDP growth in each EU country is correlated with the EU average. A strong correlation suggests that countries experience similar business cycles to the rest of the EU and so have no need to run a separate monetary policy. Figure (14-3.2) shows that the degree of similarity in GDP fluctuations varies across countries in the EU. A central core of countries (France, Germany, Belgium, the Netherlands) has a very strong correlation with EU average output growth. This suggests that these economies will find the transition to a single currency relatively easy. ... However, there is also a group of European countries for whom the correlation coefficient is low, suggesting greater need for country-specific setting of monetary policy. Labor Mobility Even if different shocks hit EU countries, this can be offset if labor is mobile among them. However, ..., European labor markets tend to be much less fluid than those in the United States, with regional migration three or four times higher in the United States. Fiscal Transfers Another way of alleviating differences in economic performance among European countries would be through cross-country fiscal transfers. Such transfers are important in the United States where the federal tax and expenditure system transfers income from the richer to the poorer states on both a temporary and permanent basis. By contrast, in the EU redistribution among economies is currently minimal. The Euro - A Summary The EU countries therefore do not satisfy all the criteria for an optimal currency area. All of them show a high degree of trade with each other, and France, Germany, and die Benelux countries also experience similar shocks. This suggests that they will cope best with the single European interest rate that the euro implies. The lack of labor mobility and fiscal transfers suggests that other nations will find that the loss of an independent monetary policy results in larger business cycle fluctuations than before the euro was introduced. Quelle:
Miles, D./Scott, Α., 2002, S. 528-531
275
GVWL-Kapitel 14 - Transferbeispiel 14-3
Annex: Figure (14.3-1): Importance of EU trade for EU countries, 1998
Figure (14-3.2): Correlation of GDP in EU countries 1 о
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G V W L - K a p i t e l 14 - Transferbeispiel 14-3
Fragen/Aufgaben zu Transferbeispiel 14-3: (1)
Erläutern Sie die Kriterien eines „optimalen Währungsraumes"!
(2)
Welche empirischen Aussagen liefern die vorstehenden Abbildungen?
(3)
Bilden die EU-Staaten einen optimalen Währungsraum?
277
G V W L - Kapitel 14 - Transferbeispiel 14-4
Transferbeispiel 14-4 „Ausprägung und Indikatoren der Globalisierung"
Umfragen zeigen, dass in der breiten Öffentlichkeit eher nachteilige Folgen mit der Globalisierung verbunden werden, was auf die Unbestimmtheit des Begriffs zurückzuführen ist. Der Soziologe U. Beck hält die Globalisierung für „das am meisten missbrauchte und am seltensten definierte Stichwort" unserer Zeit. Aus ökonomischer Sicht, die hier im Vordergrund steht, kann nicht von „der" Globalisierung gesprochen werden. Vielmehr handelt es sich um einen Prozess, der auf mehreren Ebenen sowie in unterschiedlicher Intensität und Geschwindigkeit verläuft. ... Aus makroökonomischer Sicht erscheint der Prozess der Globalisierung als zunehmende räumliche Ausdehnung von wirtschaftlichen Transaktionen sowie als wachsende Intensität der Interaktionen und Interdependenzen zwischen Volkswirtschaften und Wirtschaftssubjekten. Ausgehend von dieser Entwicklung lassen sich mehrere Globalisierungsebenen unterscheiden: - Globalisierung der Märkte, die sich in Güter-, Kapital-, Arbeits- und Technologiemärkte einteilen lassen. - Globalisierung im Sinne einer zunehmenden Mobilität der Produktionsfaktoren. - Globalisierung des Konsumentenverhaltens und von Lebensformen (u. a. vorangetrieben durch die Medien). - Globalisierung als engere Verzahnung und größere Abhängigkeit von Volkswirtschaften, die mit der Entkoppelung des Wirtschafts- vom Staatsraum einhergeht. Grundsätzlich resultieren aus allen Ausprägungen der Globalisierung neue Herausforderungen an die Wirtschaftspolitik. Globale Unternehmensstrategien können z. B. dazu führen, dass arbeits- und kostenintensive Prozesse aus Hochlohnländern in Niedriglohnländer verlagert werden. Die Wirtschaftspolitik muss diesem Sachverhalt durch eine Überprüfung der Standortbedingungen einer Volkswirtschaft Rechnung tragen. Das Zusammenwachsen von Güter-, Finanz- und Kapitalmärkten sowie die zunehmende Mobilität der Produktionsfaktoren Kapital und technologisches Wissen erhöhen für die Wirtschaftspolitik ebenfalls den Druck, den Unternehmen möglichst attraktive Standortbedingungen zu bieten. Während ökonomische Transaktionen in vielfacher Hinsicht immer globaler werden, bleibt der Staat ex definitione auf seine nationalen Grenzen fixiert. Der Nationalstaat wird somit weiter an Einfluss verlieren. Zukunftsforscher gehen davon aus, dass es im Jahre 2020 den Nationalstaat in bisheriger Prägung nicht mehr geben wird. Für die Privaten Haushalte stellt sich dieser Sachverhalt ambivalent dar. Während sie in zunehmendem Maße als globale Konsumenten agieren, d. h. Güter aus verschiedenen Ländern kon-
278
G V W L - Kapitel 14 - Transferbeispiel 14-4
sumieren, bleiben sie als Arbeitnehmer weitgehend auf den lokalen Arbeitsmarkt beschränkt und wehren sich zum Teil gegen die zunehmende Konkurrenz aus Billiglohnländern. Der Wohlstand der weitgehend immobilen Arbeitnehmer wird daher davon abhängen, inwieweit es der Wirtschaftspolitik gelingt, die vorhandenen mobilen Produktionsfaktoren zu halten oder anzuwerben. Die engere Verzahnung und größere Abhängigkeit von Volkswirtschaften führt zu einem größeren Bedarf an internationaler Kooperation, um z. B. die Folgen zunächst regional begrenzter Finanzkrisen (z. B. in Südostasien) abzufedern. Darüber hinaus ist weltweit ein zunehmendes Gewicht von regionalen Integrationsformen zu beobachten, die zu einer größeren Unabhängigkeit der jeweils zusammengeschlossenen Volkswirtschaften führen sollen. Als am weitesten fortgeschrittene Form der regionalen Integration ist die EWWU zu betrachten. Auch diese Prozesse tragen dazu bei, dass die nationale Wirtschaftspolitik weiter an Gewicht verliert. Auf der anderen Seite führt die Verlagerung von Kompetenzen auf supranationale Institutionen oder regionale Einheiten nicht zwangsläufig zur effizientesten Lösung wirtschaftspolitischer Probleme. Zu verweisen ist auf die unterschiedlichen nationalen Interessen sowie die begrenzten Möglichkeiten der Kontrolle internationaler Organisationen. ... Indikatoren der Globalisierung Auch auf makroökonomischer Ebene gibt es Indikatoren, die zumindest einige grundlegende Tendenzen der Globalisierung deutlich machen können. Ein Blick in die Statistik zeigt, dass das Volumen der Weltexporte bereits seit mehreren Jahren deutlich schneller gewachsen ist als das reale Welt-BIP. Zwischen 1972 und 2000 haben sich die Weltexporte etwa um den Faktor 15, das Welt-BIP hingegen um den Faktor 10 erhöht. Es ist allerdings zu berücksichtigen, dass Handelsstatistiken nur bedingt aussagefähig sind. Zu verweisen ist vor allem auf die Außenhandelsbeziehungen, die von multinationalen Unternehmen innerhalb und zwischen ihren zahlreichen Unternehmensteilen abgewickelt werden. Dieser Handel, der nach Schätzungen rund 20 % des Welthandels ausmacht, kann nur bedingt dem Land zugeschrieben werden, in dem er sich vollzieht. Der Umsatz der weltweit größten Unternehmen ist höher als das BIP vieler Volkswirtschaften. Unabhängig von statistischen Erfassungsproblemen ist zu erkennen, dass die Entwicklung des Welthandels in den letzten Jahrzehnten von einer zunehmenden Konzentration auf die Wirtschaftszentren der sogenannten Triade begleitet wird. Dazu zählen: - Nordamerika (USA, Kanada und Mexico als NAFTA-Saaten (North American Free Trade Area)), - Westeuropa (EU und Nicht-Mitgliedstaaten der EU),
279
GVWL - Kapitel 14 - Transferbeispiel 14-4
- Japan, China (einschließlich Hongkong) und die Tigerstaaten Südostasiens (Südkorea, Thailand, Singapur, Malaysia, Phillipinen, Indonesien). ... Die Direktinvestitionen haben zwischen 1972 und 2000 etwa um den Faktor 20 zugenommen. Seit Mitte der 80er Jahren lässt sich zudem ein sprunghaftes Wachstum beobachten. Ursächlich sind neben den verbesserten politischen Rahmenbedingungen für Direktinvestitionen in Form von Investitionsschutzabkommen die global ausgerichteten Untemehmensstrategien, die zu neuen Liefer- und Leistungsbeziehungen zwischen Mutter- und Tochtergesellschaften geführt haben. Möglich ist z. B. auf diese Weise eine Aufteilung und Optimierung von Wertschöpfungsprozessen (u. a. Forschung und Entwicklung, Beschaffung, Produktion, Vertrieb) auf weltweit verteilte Standorte, die sogar in einem produktiven Wettbewerb zueinander stehen und Zeitunterschiede ausnutzen können. Auch Fertigungsinvestitionen werden heute stärker als früher rund um den Globus verteilt, wobei vielfach die Vorteile der lokalen Marktnähe im Vordergrund stehen. Beispielhaft sei auf die Unternehmen der Automobilindustrie verwiesen, die in Form von Tochtergesellschaften, Joint-Ventures oder strategischen Allianzen auf vielen Märkten präsent sind. Das Phänomen der Globalisierung zeigt sich ohne Zweifel am deutlichsten bei der Betrachtung der weltweiten Finanz- und Kapitalströme. Sie haben sich Abb. (14-4): Makroökonomische Indikatoren der GLobalisierung (1972-2000) Index (1972 = ! 0 0 ) 6000 1
Finanzströme
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1980
1985
1990
1995
2000
G V W L - Kapitel 14 - Transferbeispiel 14-4
zwischen 1972 und 2000 etwa um den Faktor 60 erhöht, zum Teil mit jährlichen Wachstumsraten zwischen 20 bis 25 % (Abb. 14-4). Auf den Devisenmärkten werden gegenwärtig täglich rund 1.2 Bio. US-$ umgesetzt. Dies entspricht dem 15-fachen der täglichen Weltproduktion von etwa 80 Mrd. US-$. Diese Zahlen zeigen, dass die Entwicklung auf den internationalen Kapitalund Finanzmärkten nur zu einem sehr geringen Teil von Devisenströmungen geprägt wird, die aus der Bezahlung der Im- und Exporte resultieren (induzierte Finanztransaktionen). Die Globalisierung der Finanz- und Kapitalmärkte wird geprägt von autonomen Finanztransaktionen, die sich weitgehend von realen Vorgängen entkoppeln und primär auf kurzfristige spekulative Transaktionen oder längerfristige Anlageentscheidungen zurückzuführen sind. Gleichzeitig haben die autonomen Finanztransaktionen, z. B. über induzierte Veränderungen der Wechselkurse, Rückwirkungen auf reale Vorgänge und auch auf geldpolitische Entscheidungen der Notenbanken.
Quelle: Clement, R./Terlau, W., 2, Aufl., 2002, S. 381 ff.
Fragen/Aufgaben zu Transferbeispiei 14-4: (1)
Klären Sie die verschiedenen makroökonomischen Dimensionen (Indikatoren) der Globalisierung des internationalen Handels, der Direktinvestitionen und der Finanztransaktionen!
(2)
Diskutieren Sie die wirtschaftpolitischen Folgen der Globalisierungstrends!
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GVWL Kapitel 14 - Schlüsselbegriffe, Konzepte, Transfers
Überblick: Schlüsselbegriffe, Konzepte, Transfers SchlUsselbegrifTe • • • • • • • •
Zahlungsbilanz Außenbeitrag Leistungsbilanz Kapitalverkehr Direktinvestitionen Portfolioinvestitionen nominale Wechselkurse Abwertung des Euro
Theoretische Ansätze/Konzepte
Aufwertung des Euro reale Wechselkurse Terms of Trade preisliche Wettbewerbsfähigkeit Währungsunion Konvergenzprozesse und EWWU Globalisierung
Transfers
• Entwicklung der Euro-Kurse • Kaufkraftparitätentheorie Big Mac-Kaufkraft-Paritäten • Einheitlichkeit des Preises auf interEWWU - ein optimaler Währungsnationalen Gütermärkten raum? • Zinsparitätentheorie Ausprägungen und Dimensionen der • Nutzen/Kosten einer WährungsGlobalisierung union • optimale Währungsräume • erweitertes IS-LM-Modell offener Volkswirtschaften
282
G V W L - Kapitel 14 - Ü b u n g s a u f g a b e n
D (1) (2)
(2.1)
(2.2) (2.3)
(2.4) (2.5)
Übungsaufgaben Beschreiben und erläutern Sie das Grundschema einer Zahlungsbilanz mit den wichtigsten Teilbilanzen. Zeigen Sie, wie sich die folgenden angenommenen internationalen Transaktionen in einem Kontenschema der Zahlungsbilanz niederschlagen! Verwenden Sie hierzu das folgende vereinfachte Kontensystem der Zahlungsbilanz des Inlands! Inländische Exporteure liefern Waren im Wert von 100 GE ins Ausland. Die Waren werden teils mittels Gutschriften auf ausländischen Bankkonten in Höhe von 40 GE gezahlt. Die so erworbenen Devisen werden an die Bundesbank verkauft. Den Rest der Forderung kreditieren Exporteure. Inländische Unternehmen importieren Waren im Wert von 70 GE und erhalten einen kurzfristigen Handelskredit. Unternehmen des Inlands liefern im Auftrag einer Hilfsorganisation regelmäßig Güter als unentgeltliche Leistungen an ein Entwicklungsland im Wert von 5 GE. Inländer geben an Reisekosten 10 GE im Ausland aus. Die Reisedevisen wurden mittelbar über Banken von der Bundesbank erworben. Inländische Banken erwerben Auslandsanleihen im Wert von 25 GE; die Auslandsguthaben der Verkaufsbanken werden entsprechend erhöht. Kontenschema der Zahlungsbilanz
Soll
Haben Handelsbilanz
Soll
Haben Kapitalbilanz
Dienstleistungsbilanz
Devisenbilanz
Ubertragungsbilanz
283
G V W L - Kapitel 14 - Übungsaufgaben
(3) (4)
(5)
(5.1) (5.2) (5.3) (5.4) (5.5) (6) (7) (7.1) (7.2) (8)
(9)
(10)
(11) (12)
284
Welche Vorgänge bezeichnet der Begriff „Kapitalexporte"? Diskutieren Sie die Gründe für die Entwicklung der Zahlungsbilanzsalden in der BRD seit Anfang der 90er Jahre! Konzentrieren Sie sich zunächst auf die Entwicklung der Leistungsbilanzsalden! Angenommen, der Euro wird an den Devisenmärkten aufgewertet. Klären Sie, welche der folgenden Gründe hierfür mit verantwortlich sein könnten! Die EZB interveniert an den Devisenmärkten und verkauft Dollar-Devisen. Die EZB erwirbt vermehrt Geldmarktpapiere im Rahmen ihrer OffenMarkt-Politik. Die Akteure der Finanzmärkte haben begonnen, Aufwertungen des Euro zu erwarten. Das Zinsdifferential zwischen USA und dem Euro-Währungsgebiet hat sich verringert. Die Leistungsbilanz der Euroländer zeigt größere Überschusssalden. Erläutern Sie die ökonomische Logik, die der Kaufkraftparitätentheorie zugrunde liegt! Klären Sie, welche Entwicklungen des realen Wechselkurses des Euro in folgenden Situationen eintreten werden! Bei unverändertem nominellem Wechselkurs des Euro steigen die Preise im Euro-Gebiet stärker als im Ausland. Der nominelle Wechselkurs des Euro bei gegebenen internationalen Inflationsdifferentialen sinkt bzw. der Euro wird aufgewertet. „Openness in financial markets allows a choice between domestic assets and foreign assets. This choice depends on their relative rates of return, which, in turn, depend on domestic interest rates and foreign interest rates, and on the expected rate of depreciation of the domestic currency." (Blanchard, О., Macroeconomics, 3. ed., 2003, S. 391) Klären Sie die Zusammenhänge des Zitats! Angenommen, der Zinssatz in den USA beträgt 10 Prozent p. a., der vergleichbare Zinssatz von Wertpapier-Anlagen im Euro-Gebiet 6 Prozent p. a., die erwartete Abwertungsrate des US-Dollar gegenüber dem Euro beträgt 8 Prozent p. a. Welche Anlagen werden die Finanzmarktakteure bevorzugen? Die preisliche Wettbewerbsfähigkeit des Exportangebots von nationalen Unternehmen lässt sich nicht nur anhand des nominalen Wechselkurses beurteilen. Erforderlich ist zusätzlich die Einbeziehung der Preisentwicklung. Klären Sie die Zusammenhänge! Versuchen Sie mögliche Nutzeneffekte und die Kosten einer Währungsunion abzuwägen! Die internationalen Finanzmärkte gelten als hauptsächliche Dimension der Globalisierung. Erläutern Sie diesen Satz! Diskutieren Sie mögliche Effekte!
G V W L - Kapitel 14 - Übungsaufgaben
Multiple Choice-Fragen (13) ) ) ) ) 14) ) ) ) ) 15) ) ) ) )
Die Aussage „Die Zahlungsbilanz eines Landes ist ausgeglichen" bedeutet, dass der Export von Gütern gleich dem Import von Gütern ist; die Zahlungsströme des Kapitalverkehrs zwischen inländischen und ausländischen Banken sich ausgleichen; statistisch ungeklärte Restposten in der Zahlungsbilanz nicht auftreten; der Saldo der Leistungsbilanz dem Saldo der Kapitalbilanz entspricht. Der reale Wechselkurs zwischen UK und USA entspricht der Menge an US-Gütern, die im Austausch für eine Mengeneinheit britischer Güter erwartet werden kann; dem Betrag an US-Dollars, die für ein britisches Pfund erworben werden können; dem Betrag an britischen Pfund, mit dem eine Mengeneinheit von USGütern erworben werden kann; dem Betrag an britischen Pfund, mit dem ein US-Dollar zu kaufen ist. Gemäß der Zinsparitätentheorie entspricht der Zinssatz in den USA näherungsweise dem Zinssatz in UK plus der erwarteten Abwertungsrate der US-Währung; dem Zinssatz in UK minus der erwarteten Abwertungsrate der britischen Währung; dem Zinssatz in UK minus der erwarteten Abwertungsrate der US-Währung; dem Zinssatz in UK plus der erwarteten Abwertungsrate der britischen Währung.
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G V W L - Kapitel 14 -Lösungshinweise
E
Lösungen zu den Übungsaufgaben
Aufgabe 1: Die Zahlungsbilanz einer Volkswirtschaft gibt Aufschluss über die Transaktionen zwischen In- und Ausländem, wobei die Stromgrößen einer jeweiligen Periode erfasst werden. Sie setzt sich zusammen aus der Leistungsbilanz, die den Güter- und Dienstleistungsverkehr umfasst, sowie der Kapitalverkehrsbilanz, die Forderungen und Verbindlichkeiten zwischen In- und Ausländern verbucht. Unterschieden werden leistungsbilanzwirksame Transaktionen von reinen Finanztransaktionen, die sich lediglich in der Kapitalverkehrsbilanz niederschlagen. Grundsätzlich gilt, dass die Salden von Leistungs- und Kapitalverkehrsbilanz einander entsprechen müssen. Ein Leistungsbilanzüberschuss geht demnach immer mit Kapitalexport einher, und umgekehrt. Die Leistungsbilanz setzt sich aus den folgenden Teilbilanzen zusammen: • Die Handelsbilanz stellt Güterexporte und -importe gegenüber. • Die Dienstleistungsbilanz verbucht die Exporteinnahmen und Importausgaben für Dienstleistungen. • Die Salden von Handels- und Dienstleistungsbilanz kommen dem Außenbeitrag zum Bruttoinlandsprodukt der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung gleich. • Die Faktorleistungsbilanz weist internationale Kapitalertragsströme sowie Einkommensströme aus unselbständiger Arbeit aus. Nach Addition zu den Salden von Handels- und Dienstleistungsbilanz erhält man den Außenbeitrag zum Bruttosozialprodukt. • Die Übertragungsbilanz trägt einseitigen Transferleistungen Rechnung, so etwa der Entwicklungshilfe oder der Überweisung von Einkommen durch Gastarbeiter. Die Kapitalverkehrsbilanz ihrerseits umfasst: • die Bilanz der Direktinvestitionen', • die Wertpapierbilanz', • die Kreditverkehrsbilanz sowie • sonstige Kapitalanlagen. Komplettiert wird die Zahlungsbilanz durch die Devisenbilanz der Zentralbank, die Änderungen der Währungsreserven verbucht, sowie durch Posten für in der Leistungsbilanz nicht erfasste Vermögensübertragungen und statistisch nicht aufgliederbare Transaktionen. Aufgabe 2: Die angegebenen Transaktionen schlagen sich wie folgt in der Zahlungsbilanz nieder:
286
G V W L - Kapitel 14 -Lösungshinweise
Zahlun gsbilanz Haben Soll
Soll
Handelsbilanz Transaktion 1: Transaktion 2: Warenexporte 100 Warenimporte Transaktion 3: Warenexporte 5 Saldo
Saldo
Saldo
Haben Kapitalbilanz Transaktion 2: Transaktion 1: 70 +Δ Auslands+Δ Auslandsforverbindlichkeiten 70 derungen 60 Transaktion 5: Transaktion 5: +Δ Auslandsver+Δ Auslandsfor25 derungen 35 bindlichkeiten 25
Saldo 10 Dienstleistungsbilanz Devisenbilanz Transaktion 4: Transaktion 4: Transaktion 1: -Δ AuslandsDienstleistungs+Δ Auslandsfor10 derungen 10 importe 10 forderungen 40 Ubertragungsbilanz Saldo 30 Transaktion 3: Geleistete 5 Übertragungen 5
Aufgabe 3: Kapitalexporte umfassen Wertpapieranlagen und Direktinvestitionen von Inländern im Ausland, die Kreditvergabe an Ausländer, die Tilgung von Krediten im Ausland sowie sonstige Kapitalanlagen. Aufgabe 4: Anfang der 90er Jahre passivierte sich die Leistungsbilanz zunächst dramatisch. Dies hatte in erster Linie zwei Ursachen: Erstens konnte nach der nationalen Wiedervereinigung die Binnennachfrage nicht aus eigener Produktion gedeckt werden, verstärkte Importe waren die Folge. Zweitens erfuhr die Deutsche Mark im Vorfeld der Europäischen Währungsunion und aufgrund eines von der Bundesbank geschaffenen enormen Zinsdifferentials wiederholt Aufwertungen, sodass deutsche Exportgüter für den Rest der Welt unattraktiver wurden. Seit der zweiten Hälfte der 90er Jahre hingegen schloss die deutsche Leistungsbilanz wieder mit Überschüssen ab. Hierfür ist insbesondere der Aufschwung der globalen Konjunktur verantwortlich gewesen. Aufgabe 5: Verkauft die EZB Dollar und nimmt dafür Euro entgegen, wird dies dazu beitragen, den Dollar ab- und den Euro aufzuwerten. Erwirbt die EZB Geldmarktpapiere gegen Euro, so wird letzterer hingegen abwerten. Erwarten die Akteure an den Finanzmärkten Aufwertungen des Euro, werden sie vermehrt Euro kaufen. In der Folge steigt dessen Kurs dann tatsächlich: Es handelt sich hier um eine klassische „self-fulfilling prophecy".
287
GVWL - Kapitel 14 -Lösungshinweise
Nähern sich die Euroland-Zinssätze dem niedrigeren amerikanischen Niveau, so sinkt die Rendite von Euro-Guthaben. Diese werden daher abgebaut, und der Wert des Euro muss fallen. Zeigt die Leistungsbilanz Eurolands Überschüsse, so importiert der Rest der Welt wertmäßig eine größere Gütermenge als dies umgekehrt der Fall ist. Da der Rest der Welt diese Güter in Euro bezahlt, wird der Eurokurs steigen. Aufgabe 6: Die Kaufkraftparitätentheorie basiert auf dem „law of one price", demnach werden Güter an verschiedenen Orten zu denselben Preisen gehandelt. Weichen Preise trotzdem voneinander ab, so lohnen sich Arbitrage-Transaktionen, also der Kauf von Gütern an einem Ort, um sie zu einem höheren Preis an einem anderen Ort zu verkaufen. Durch diese Transaktionen jedoch würden sich die Preise automatisch angleichen. Folgt man der oben dargestellten Logik, so können die realen Wechselkurse zweier Länder nicht wesentlich voneinander abweichen. Der nominelle Euro/Dollar-Wechselkurs Dk&$ schließlich ergibt sich aus der Relation der Kaufkraft der beiden Währungen 1/Pusa bzw. 1/Pe, wobei Pe für das Preisniveau im Euro-Währungsgebiet und P^sa für das Preisniveau des jeweils anderen Landes stehen: Ρ E
Dk
m
ρ USA
Eine abgeschwächte Form formuliert einen Zusammenhang zwischen Änderungen des nominellen Wechselkurses und Inflationsdifferentialen: wp WDk
= ^
WP
Auch wenn die Kaufkraftparitätentheorie ein populärer Vergleichsmaßstab für Wechselkurse und ihre erwarteten Veränderungen ist, ist kritisch anzumerken, dass in der Reahtät signifikante Transaktionskosten Arbitrageeffekte verhindern können und Produkte nur selten perfekte Substitute darstellen. In diesem Sinne hat auch das „law of one price" nur beschränkte empirische Relevanz. Aufgabe 7: Steigen die Preise in Euroland stärker als im Ausland und bleibt der nominelle Wechselkurs des Euro konstant, so wertet letzterer real ab. Sinkt der nominelle Wechselkurs hingegen bei gegebenen Inflationsdifferentialen, so wertet der Euro real auf.
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G V W L - Kapitel 14-Lösungshinweise
Aufgabe 8: Das wiedergegebene Zitat Blanchards illustriert die Aussagen der Zinsparitätentheorie, laut der gilt: Dk® i
E
i
-
= USA
Dk +
pr
Dk
Dabei sind Ìe bzw. ì^sa das europäische bzw. das ausländische Zinsniveau, Dk® der erwartete nominelle Euro-Dollar-Wechselkurs, sowie Dk der tatsächliche aktuelle Wechselkurs. Für den Fall, dass es sich bei inländischen und ausländischen Aktiva nicht um perfekte Substitute handelt, ist eine Risikoprämie pr hinzuzufügen. Kapitalzuflüsse ins Inland werden solange anhalten, wie die Zinsdifferenz höher als die Abwertungserwartung der Inlandswährung zuzüglich einer eventuellen Risikoprämie ist. Da diese Kapitalzuflüsse jedoch das inländische Zinsniveau senken und das ausländische anheben, kommt es zu einem Ausgleich inländischer und ausländischer Ertragsraten. Aufgabe 9: Die Finanzmarktakteure werden in Euro denotierte Wertpapiere vorziehen, da zwar der Zins in den USA um vier Prozentpunkte höher liegt, jedoch eine Abwertung des Dollar gegenüber dem Euro um 8% erwartet wird. Insgesamt versprechen somit Euro-Wertpapiere eine um vier Prozentpunkte höhere Rendite. Aufgabe 10: Steigt das inländische Preisniveau, bzw. steigt es mehr als in den Volkswirtschaften der Handelspartner, so werden inländische Produkte für den Rest der Welt unattraktiver. Exportierende Unternehmen etwa müssen gestiegene Inputkosten langfristig durch höhere Absatzpreise kompensieren. Aufgabe 11: Eine Währungsunion bietet die folgenden potentiellen ökonomischen Vorteile: • Fallen Wechselkursrisiken weg, so ergeben sich Wohlfahrtsgewinne durch verbesserte Allokation von Ressourcen. Letztere kommen in dem Land zur Verwendung, wo sie die höchste Produktivität entfalten. • Informations- und Transaktionskosten für den Umtausch verschiedener Währungen werden beseitigt. • Ein höheres Maß an Preistransparenz und der Wegfall von Risikoprämien führen zu größerem Wettbewerb und letztlich zu einer Konvergenz in Richtung niedriger Zinsen und Inflationsraten. • Eine gemeinsame Geldpolitik ist der Dominanz einzelner Leitwährungen in hegemonialen Währungsordnungen vorzuziehen. • Aus globaler Perspektive verspricht die Schaffung zusätzlicher Reservewährungen ein stabileres monetäres Umfeld. Demgegenüber ergeben sich nicht zu vernachlässigende Kosten und Nachteile:
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GVWL - Kapitel 14 -Lösungshinweise
•
Es fallen administrative, technische und psychologische Urastellungskosten an, die jedoch einmaliger Natur sind. • Die Verwirklichung einer Währungsunion kommt dem Verzicht auf makroökonomische Steuerungsmöglichkeiten gleich, dem Verzicht von Wechselkursanpassungen oder nationalen geldpolitischen Maßnahmen. • Ferner ist die Definition einer gemeinschaftlichen Geldpolitik, insbesondere im Falle ökonomisch heterogener Mitgliedsstaaten, mit Problemen behaftet. • Schließlich kann auch die nationale Fiskalpolitik Einschränkungen unterliegen, um die Stabilität der gemeinschaftlichen Währung zu garantieren. Fehlen jedoch supranationale konjunktuφolitische Instrumente, kann der Währungsraum einen großen Teil seiner wirtschaftspolitischen Handlungsfähigkeit einbüßen. Die oben angeführten Nutzen und Kosten einer Währungsunion nehmen in der Realität unterschiedliche Ausmaße an. Im Vorfeld der Europäischen Währungsunion sind hierzu konkrete Berechnungen angestellt worden, die den Nettonutzen des Vorhabens begründen. Aufgabe 12: Im Laufe der letzten Jahrzehnte hat sich das Volumen globaler Finanzströme vervielfacht, sodass aktuell die Höhe der Devisenmarkt-Transaktionen den täglichen globalen Output bei weitem übersteigt. In diesem Sinne kann man argumentieren, dass sich die finanzielle Sphäre weitgehend von der Realwirtschaft losgelöst hat. Im Vordergrund stehen stattdessen kurzfristige Finanztransaktionen spekulativer Natur. Wechselkursschwankungen reflektieren somit nur noch begrenzt realwirtschaftlichen Anpassungsbedarf. Vielmehr bilden Wechselkursargumente zunehmend die Grundlage für reale Investitions- und Produktionsentscheidungen. So kann man geradezu von „Wechselkursfabriken" sprechen, die - je nach Wechselkursentwicklung - mehr oder weniger kurzfristig von einem Land in ein anderes verlagert werden. Die Gefahr einer solchen Entwicklung besteht in erheblichen Allokationsineffizienzen sowie der Destabilisierung ganzer Volkswirtschaften und Regionen, wie unlängst im Falle der Asienkrise.
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G V W L - Kapitel 14 -Lösungshinweise
Lösungshinweise zu den Multiple Choice-Aufgaben: Die folgenden Antworten sind als korrekte Aussagen zu markieren:
Aufgabe 13:
(d)
Aufgabe 14:
(a)
Aufgabe 15:
(c), (d)
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