Verhandlungen des Vereins für Sozialpolitik in Regensburg 1919 zu den Wirtschaftsbeziehungen zwischen dem Deutschen Reiche und Deutsch-Österreich und zur Sozialisierungsfrage: (Verhandlungen der Generalversammlung in Regensburg, 15. und 16. September 1919). Auf Grund der stenograph. Niederschrift hrsg. vom Vorstande. (Schriften des Vereins für Sozialpolitik 159) [1 ed.] 9783428574810, 9783428174812


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German Pages 285 [286] Year 1920

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Verhandlungen des Vereins für Sozialpolitik in Regensburg 1919 zu den Wirtschaftsbeziehungen zwischen dem Deutschen Reiche und Deutsch-Österreich und zur Sozialisierungsfrage: (Verhandlungen der Generalversammlung in Regensburg, 15. und 16. September 1919). Auf Grund der stenograph. Niederschrift hrsg. vom Vorstande. (Schriften des Vereins für Sozialpolitik 159) [1 ed.]
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Verhandlungen des Vereins für Sozialpolitik in Regensburg 1919 Auf Grund der stenograph. Niederschrift hrsg. vom Vorstande

Duncker & Humblot reprints

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Stenographischer Bericht der

Verhandlungen des Vereins für Sozialpolitik in Regensburg 1919.

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Schriften des

Vereins für Sozialpolitik.

159. Manö. Verhandlungen der Generalversammlung in Regensburg 15. und 16. September 1919. Auf Grund der stenographischen Niederschrift herausgegeben vom Vorstande.

Verlag von Duncker 8- Lumblot.

München und Leipzig 1920.

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Verhandlungen des

Vereins für Sozialpolitik in Regensburg 1919.

I. Gedächtnisrede auf Gustav von Schmöller von Heinrich Herkner.

II. Erinnerung an Eugen von Philippovich von Michael Hainisch.

III. Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen dem Deutschen Reiche und Deutsch-öfterreich mit Berichten von Ministerialdir. a. D- Lusensky und vr. Gustav Stolper. IV. Probleme der Sozialisierung mit Berichten von Prof. Dr. Emil Lederer, Dr. TheodorVogelstein, Prof. Dr. Franz Eulenburg und Prof. Or. Leopold v. Wiese.

Verlag von Duncker 6- Lumblot. München und Leipzig 1920.

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Alle Rechte vorbehalten.

Altenburg Pierersche Hofbuchdruckerei Stephan Geibel L Co.

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Inhaltsverzeichnis. Seite

Erster Verhandlungstag, Montag, den 15. September 1919.

Zur Eröffnung..........................................................................................

1

Gedächtnisrede auf Gustav von Schmöller. Von Heinrich Herkner

11

Erinnerung an Eugen von Philippovich. Von Michael Hainisch.

25

Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen dem Deutschen Reiche und Deutsch-Österreich:

Bericht von Ministerialdirektor a. D. Lusensky.............................. L. Bericht von Dr. Gustav Stolper.....................................................

31 49

Aussprache......................................................................................................... Schlußwort von Ministerialdirektor a. D. Lusensky...................................... Schlußwort von Dr. Gustav Stolper................................................

63 89 92

Zwe'iterVerhandlungstag, Dienstag,den 16. September 1919. Änderung der Satzung und geschäftliche Mitteilungen.......................

95

Probleme der Sozialisierung:

Bericht von Professor vr. Emil Lederer.......................... 99 L. Bericht von vr. Theodor Vogelstein..................................................119 Aussprache..............................................................................................................140 Schlußwort von Professor Dr. Lederer.................................................................193 Schlußwort von Dr. Theodor Vogelstein.............................................................201

0. Schriftlicher Bericht von Professor vr. Franz Eulenburg.... v. Schriftlicher Bericht von Professor Dr. Leopold v. Wiese ....

207 251

Verzeichnis der Redner........................................................................................... 261 Stimmzettel für die Ausschußwahlen............................................. 262 Verzeichnis der Mitglieder des Vereins für Sozialpolitik...............................265 Satzungen des Vereins für Sozialpolitik.............................................................276 Anhang: Verzeichnis der Schriften des Vereins für Sozialpolitik.

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Vorbemerkung. Die äußere Gestalt des vorliegenden Verhandlungsbandes ist nach Möglichkeit der der früheren Verhandlungsbände angeglichen.

Der Text

beruht aus der stenographischen Niederschrift des Münchener Parlaments­

stenographen Bernhard Schwarz.

Es ist aber allen Rednern, die umfang­

reichere Ausführungen gemacht haben, Gelegenheit gegeben worden, die

Niederschrift zu verbessern, wovon sie zum Teil weitgehenden Gebrauch gemacht haben. Doch dürfte der Zusammenhang dadurch nirgends gestört worden fein. Freilich wurde infolge dieser Durchsichten der Redner das

Erscheinen des Bandes verzögert. Dem Bande ist der Stimmzettel für die Ausschußwahlen beigefügt,

weil aus ihm zum guten Teile hervorgeht, in welcher Reihenfolge die Mitglieder in den Ausschuß eingetreten sind, außerdem nach alter Übung

ein Mitgliederverzeichnis nach dem Stande vom 1. Dezember 1919 und

schließlich ein bis zum Augenblick fortgeführtes Verzeichnis der Schriften des Vereins, um so einen möglichst vollständigen Überblick über den Be­ stand und die Arbeit des Vereins zu bieten.

Die Drucklegung wurde vom Vorsitzenden des Vereins, Herrn Ge­

heimen Regierungsrat Professor vr. Herkner, von den Schriftführern, Herrn Verlagsbuchhändler Carl St. A. Geibel und dem Unterzeichneten,

und von dem Leiter der Verlagsbuchhandlung und Mitglied des Aus­ schusses, Herrn vr. Feuchtwanger, überwacht. Berlin-Halensee, den 28. Dezember 1919.

Franz Boese.

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Erste Sitzung. Montag, den 15. September 1919. "Die Sitzung wird 9 Uhr 45 Minuten durch den Vorsitzenden des Ausschusses, Geheimer Regierungsrat Professor vr. Heinrich Herkner (Berlin) eröffnet. Vorsitzender Geheimer Regierungsrat Universitätsprofessor vr. Heinrich

Herkner (Berlin): Sehr geehrte Damen und Herren!

Als Vorsitzender

Les Ausschusses habe ich die Ehre, die Generalversammlung zu eröffnen. Ich heiße Sie alle herzlich willkommen, vor allem den Herrn Handels­ minister als Vertreter der bayerischen Staatsregierung, sodann die anderen Herren, die im Auftrage von Reichs- oder Staatsämtern und Körperschaften

hier erschienen sind, alle unsere werten Gäste und Mitglieder.

Mit inniger Freude

erfüllt

es

uns,

daß

wir Gelegenheit haben

werden, uns mit unseren österreichischen Freunden hier auszusprechen. Aber nicht nur, daß wir überhaupt einmal wieder zusammenkommen,

sondern auch, daß es uns vergönnt ist, gerade in Regensburg zu tagen, erscheint mir besonders erfreulich zu sein: Hier in dem alten, erinnerungsreichen, prächtigen Reichssaale, an der ehrwürdigen Stätte reichsstädtischer

Herrlichkeit, in der wundervollen türme- und glockenreichen, altertümlichen Donaustadt, deren zahlreiche, künstlerisch so bedeutsame Bauten und Denk­

mäler uns mehr als ein Jahrtausend gemeinsamer deutscher Geschichte

vor Augen führen; hier an dem majestätischen Strome, dessen Fluten nicht nur die Dombauten von Ulm und Regensburg widerspiegeln, sondern

auch den.Kahlen- und Leopoldiberg!

Auch er ergreift uns tief als ein

gewaltiges Symbol der großdeutschen Idee.

Hoffentlich erhält er bald

jene Verbindung mit dem Main und dem Rhein, welche dazu bestimmt

ist, den Nordwesten mit dem Südosten des deutschen Siedelungsgebietes enger zu verknüpfen. Wieviel anders stünden wir heute in unserer Eisen­ bahn- und Kohlennot da, wenn wir bereits diese seit so langer Zeit heiß, aber vergeblich ersehnte Wasserstraße schon besäßen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren!

Die Gewaltpolitik des

Herrn Clemenceau will eine unübersteigliche Mauer zwischen den Bürgern, der deutschen und der ssterrnMchen NepudM errichten und doch macht sie uns gleichzeitig zu Leidens- und Schicksalsgenossen. Vielleicht ist Schriften 159. — Verhandlungen.

1

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Erste Sitzung.

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gerade diese Gemeinsamkeit der Schmerzen und der Not erst recht dazu

angetan, uns in eine untrennbare Einheit zu verwandeln.

Schließlich ist

es doch immer der Geist, der sich den Körper baut! Acht Jahre sind verflossen, seitdem in Nürnberg unsere letzte General­

versammlung stattgefunden hat.

Die 1913 fällige Generalversammlung

war auf 1914 verschoben worden, da die zur Vorbereitung dieser Ver­

sammlung herauszugebenden Bände nicht rechtzeitig fertiggestellt werden

konnten.

Im September 1914 wollten wir in Düsseldorf zusammen­

kommen.

Das machte der Ausbruch des Krieges unmöglich.

Wir haben

darauf verzichtet, während des Krieges eine Generalversammlung zu ver­

anstalten.

Abgesehen von manchen anderen Umständen war vor allem

der Gesichtspunkt maßgebend, daß unter der Herrschaft des Belagerungs­

zustandes diejenige Freiheit der Aussprache nicht erreicht werden konnte^

welche die Seele unserer Wirksamkeit, welche die eonäitio 8ine Hua non unserer ganzen Betätigung stets gebildet hat.

Nur im engeren Kreise

des Ausschusses war es möglich, frei zu diskutieren; so haben Erörterungen

über die

wirtschaftliche Annäherung

zwischen Deutschland

und

seinen

Bundesgenossen und über die Neuordnung der deutschen Finanzwirtschaft stattgefunden.

Interessen

Durch den Wegfall der Generalversammlung haben die

unserer nicht dem

Ausschüsse

angehörigen Mitglieder

eine

außerordentliche Beeinträchtigung erlitten, was vom Ausschuß und der

Vereinsleitung aufs tiefste beklagt worden ist.

Mit der Wiederherstellung

der Redefreiheit haben wir sofort die Einberufung einer Generalversammlung

ins Auge gefaßt.

Leider haben die schweren inneren Unruhen dem Aus­

schuß erst gestattet, im Juni d. Js. zusammenzutreten. bereitungen für die Generalversammlung

Obwohl die Vor­

sofort in Angriff genommen

wurden, erwies sich die Zeit als zu kurz, um die Schriften so früh, wie

wir es gewünscht hätten, unseren Mitgliedern zugehen zu lassen.

Ich

möchte daher um eine nachsichtige Beurteilung bitten.

In besonderem Grade hat sich die hiesige Handelskammer um das Zustandekommen

unserer

Tagung

verdient

gemacht.

Ihr

und

dem

Ortsausschuß überhaupt möchte ich ebenso wie dem Herrn Oberbürger­ meister und der Stadtverwaltung für die liebenswürdige Überlassung des stimmungsvollen und heute so fein geschmückten Reichssaales auch an

dieser Stelle unseren herzlichsten und innigsten Dank aussprechen.

Das erste Geschäft, das wir vorzunehmen haben, ist die Wahl des Vorsitzenden

der

Generalversammlung

Im

Auftrage des

Ausschusses

gestatte ich mir als Vorsitzenden vorzuschlagen den Rektor der Universität

Hamburg, Herrn Professor Or. Ra th gen.

Ich frage nun, ob Sie

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Zur Eröffnung.

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darüber abstimmen oder nach dem bisherigen Gebrauch

einfach

durch

Akklamation den Vorschlag des Ausschusses bestätigen wollen? Wenn sich kein Widerspruch erhebt, nehme ich an, daß Sie mit dem alten rnoäus proeeclenäi einverstanden sind und ich bitte Herrn Professor Rath gen, den Vorsitz zu übernehmen.

Vorsitzender Profess or Rathgen:

Meine Damen und Herren!

Ich

danke Ihnen für die Ehre, die Sie mir erweisen und ich werde mich

bemühen, das vermutlich nicht allzu schwere Amt nach Ihren Wünschen zu erfüllen und darf dabei gewiß auf Ihre Unterstützung rechnen.

Nach unserem Geschäftsgebrauch ist es Aufgabe des Vorsitzenden, die Vizepräsidenten zu berufen und die Schriftführer, die das Bureau bilden,

und ich erlaube mir deshalb zu berufen als Vizepräsidenten Herrn Pro­

fessor vr. Hartmann aus Wien, Herrn Oberbürgermeister Bleyer, Regensburg und Herrn Kommerzienrat Weidinger.

Ich darf wohl

die Herren um ihre Unterstützung bitten.

Als Schriftführer bitte ich zu fungieren Herrn Professor Günther

und die Herren vr. Clarus und vr. Bingold, die auf der Handels­

kammer als Syndici tätig sind.

Ich darf auch die Herren Schriftführer

bitten, mich zu unterstützen.

Ich erteile nun das Wort zur Begrüßung Herrn Handelsminister Hamm.

Bayerischer Handelsminister Hamm:

Im Namen der bayerischen

Staatsregierung und besonders auch des Ministers für soziale Fürsorge, der sich durch einebesondere Abordnung, nämlich Herrn vr. Potthoff, vertreten läßt, erlaube ich mir, Ihnen einen herzlichen Willkommengruß

zu entbieten.

Wir begrüßen Sie als willkommene gern gesehene Gäste,

die zu uns gekommen sind, um geistige Vertiefung und Erneuerung zu

uns zu bringen.

Wir begrüßen Sie in Bayern und Regensburg mit

besonderem Dank. Im Hinblick auf den ersten Gegenstand der Tagesordnung, die wirt­ schaftlichen Beziehungen zwischen dem Deutschen Reich und Deutsch-Oster-

reich bemerke ich, daß diese Frage uns ganz besonders am Herzen liegt. Wir alle, das ganze deutsche Volk fühlt mit unseren Brüdern und Schwestern in Deutsch-Österreich sich eins.

Nach dem Friedensvertrage, der den Charakter der Vergewaltigung an sich trägt, soll Deutsch-Österreich nicht mehr Deutsch-Österreich heißen; aber nichtsdestoweniger fühlen wir uns in Bayern besonders mit unseren 1*

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Erste Sitzung.

Brüdern und Schwestern in Österreich einig und nahe und dies besonders in Regensburg.

Hier in Regensburg tritt die Gemeinschaft des Stammes

kraft der Nähe der Nachbarschaft und die Gemeinschaftsbeziehungen kraft

so vieler Gemeinsamkeiten in Kultur und Geschichte so recht zutage.

Und

so glauben wir, daß wir in Bayern für das Reich eine Brücke und Ver­ bindung zu Österreich werden sein können. Es ist der Geist, der sich

den Körper baut, sagte vorhin der Herr Vorsitzende und es ist die Seele im Wirtschaftsleben das Stärkste und Mächtigste.

Das gilt auch für den zweiten Punkt der Tagesordnung.

Wie auch

das Ergebnis Ihrer Beratungen sein möge, wie eng oder wie weit der Verein für Sozialpolitik die Grenzen der Sozialisierung ziehen wird, was er auch immer für Voraussetzungen und Möglichkeiten finden wird, bei

alldem und insbesondere bei all der mir als Handelsminister besonders

am Herzen liegenden Hochhaltung der persönlichen Kraft der Betriebs­ leiter, die wir aus kulturellen Gründen nicht entbehren können, das eine ist sicher, daß wir eines brauchen, nämlich die Sozialisierung der Geister.

Wir stecken tief im Mammonismus und in der Hingabe an den Genuß

oder an das, was man für Genuß nimmt.

Demgegenüber ist Ihr Verein

gerade der gewesen, der auch in früheren Zeiten der Mammonisierung

gegenüber die Idee hochgehalten hat.

In

dem Tagesgetriebe

gerade

dieser so sonnenhell scheinenden Tage, das schwer und düster auf uns lastet, brauchen wir immer wieder, die wir die Last der Politik getragen

haben, Einkehr in die Idee und Rückkehr in die Idee und Sinn zu

der Idee. Das ist Aufgabe Ihres Vereins.

Diese Ausgabe hat er bisher erfüllt

und von der Erfüllung auf dieser Tagung erhoffen wir Neues im Dienste

des deutschen Volkes, dem zu dienen die Aufgabe von uns allen ist, dem zu dienen in Schmerzen und Treue unser Sehnen ist und in dieser Er­ wartung begrüße ich den Verein schon jetzt dankbar im Namen Bayerns.

(Stürmischer Beifall.)

Vorsitzender: Ich danke dem Herrn Minister für seine freund­ lichen Begrüßungsworte und erteile nun das Wort dem Herrn Ober­ bürgermeister dieser Stadt. Oberbürgermeister Joseph Bleyer in Regensburg: Sehr geehrte

Damen und Herren!

Mit besonderer Freude hat die Stadt Regensburg

davon Kenntnis genommen, daß der Verein für Sozialpolitik seine heurige Generalversammlung in ihren Mauern abhalten will.

Wenn der Verein

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Zur Eröffnung.

Heuer nach Süddeutschland gegangen ist, so will er damit wohl in erster Linie die enge Zusammengehörigkeit bekunden, die zwischen den deutschen

Bruderstämmen mit Einschluß der von uns gewaltsam getrennten deutsch­ österreichischen Brüder besteht, die besteht trotz der düsteren Schatten, die sich über Gegenwart und Zukunft unseres Vaterlandes gesenkt haben.

Darum: Ihnen allen, vor allem aber auch den Gästen aus DeutschÖsterreich, ein herzliches Willkommen in Regensburg. Der

Verein für Sozialpolitik hat in den ersten vier Jahrzehnten seines Be­ stehens

den

mächtigen

politischen

und

wirtschaftlichen

Aufstieg

des

Deutschen Reiches miterlebt und gestützt, er wird jetzt auch in den Zeiten des

Verfalls und

des tiefsten Niederganges unseres

Staatslebens die

klare Erkenntnis dessen fördern, was not tut, um die Kräfte unseres Volkes allmählich wieder zu heben und zu stärken.

Eine wirtschaftliche

Krisis, der Gründerschwindel nach dem siegreichen siebziger Kriege, hat den Verein geboren. Die gleichen Probleme, die damals auf der Tagesordnung

standen,

der Kampf

gegen den Mammonismus,

die Versöhnung von

Kapital und Arbeit, die Stellung des Lohnarbeiters in der Volkswirt­ schaft und seine sittliche und wirtschaftliche Hebung, beherrschen auch jetzt

wieder das innerpolitische Leben.

Galt es aber damals, in den weitesten

Kreisen des Volkes erst das Verständnis für eine kraftvolle Sozialpolitik

zu wecken, was ein Hauptverdienst Ihres Vereines für die Vergangenheit ist, so tobt jetzt der Kampf um die Grundlagen unseres kulturellen, wirt­

schaftlichen und staatlichen Lebens überhaupt. Erschütterung,

Dazu kommt die gewaltige

die unserem Volkstum aus dem rücksichtslos uns auf­

gezwungenen Gewaltfrieden droht.

Ihr Verein hat bisher über den

Parteien stehend mit wissenschaftlicher Schärfe und strenger Unparteilich­ keit positive Reformarbeit geleistet und auf die in vielen Beziehungen vorbildliche deutsche Sozialpolitik nachhaltigen Einfluß geübt. Möge es ihm

vergönnt sein, auch in der stürzenden und drängenden Gegenwart gehörig zu Wort zu kommen und deutsche Geistesarbeit, deutsche Gründlichkeit und deutschen wissenschaftlichen Fleiß wieder zu Ehren zu bringen. Möge

Ihre Tagung in Regensburg dazu beitragen, daß unser seelisch gepeinigtes und gequältes deutsches Volk sich entschlossen wieder aus sich selbst besinnt,

daß es in klarer Erkenntnis seiner Lage sich

an das Heilmittel an­

klammert, das ihm allein helfen kann: die positive schaffende Arbeit, das vertrauensvolle

versöhnliche Zusammenwirken der

Arbeitenden aller Klassen.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen

im Namen der Stadt Regensburg aufrichtig einen ersprießlichen Verlaus Ihrer wichtigen Verhandlungen.

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Erste Sitzung.

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Vorsitzender: Ich danke Herrn Oberbürgermeister für die freund­

lichen Worte der Begrüßung und bitte Herrn Kommerzienrat Weidinger als Vertreter der Handelskammer das Wort zu nehmen. Stellv. Vorsitzender der Handelskammer Regensburg, Kommerzienrat

Weidinger: Die Handelskammer Regensburg ist gebeten worden, die

örtlichen Vorbereitungen für die Tagung des Vereins für Sozialpolitik

zu übernehmen; sie hat sich dieser Aufgabe um so lieber unterzogen, als sie sich dessen bewußt ist, daß in ihrem Verein die Leuchten der national­

ökonomischen Wissenschaft aller Richtungen,

aber auch viele volkswirt­

schaftliche Praktiker und bedeutende Staatsmänner Deutschlands Deutsch-Österreichs zu Worte kommen.

und

Gestatten Sie mir, daß ich Sie als Vertreter der Handelskammer-

Regensburg auf das herzlichste begrüße.

Im übrigen möchte ich heute vor

allem die Versicherung abgeben, daß die Beratungsgegenstände, mit denen Sie sich beschäftigen, die vollste Aufmerksamkeit der Handelskammer finden.

Die

beiden

wichtigsten Punkte Ihrer Tagesordnung sind:

1. das

Problem der Sozialisierung und 2. die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen dem Deutschen Reich und Deutsch-Österreich.

Ich bin überzeugt, daß beide Fragen bei Ihren Verhandlungen von

jeder nur möglichen Seite auf das gründlichste erörtert werden.

Ihre

Verhandlungen werden gewiß in hervorragendem Maße zur Klärung dieser soviel umstrittenen Fragen beitragen, soweit sie unter den heutigen Ver­

hältnissen überhaupt geklärt werden können. Der Bayerische Handelskammertag, als dessen Vertreter ich heute eben­ falls zu Ihnen spreche, hat zu beiden Problemen wiederholt Stellung ge­

nommen.

Die Frage der Sozialisierung beurteilt er, wie Sie das wohl

als selbstverständlich empfinden werden, mit der ihm geboten erscheinenden Zurückhaltung.

In einer Entschließung, die auf dem Bayerischen Handels­

kammertag vom 11. Juli d. I. in Nürnberg einstimmig Annahme fand, wird aber durchaus anerkannt, daß die Wirtschaftsweise vor dem Kriege

nicht unverändert wieder ausgenommen werden kann, daß sich eine weiter­ gehende Berücksichtigung der allgemeinen Wirtschaftsinteressen nach vielen Beziehungen hin als notwendig herausgestellt habe.

Die Erklärung fährt

dann im Wortlaut fort:

Es lassen sich auch bei grundsätzlicher Beibehaltung der bisherigen

Wirtschaftsordnung Reformen durchführen, die eine größere Wirtschaft­ lichkeit der Produktion ermöglichen.

Ein größerer Anteil an dem Ertrag

dieser Produktion ist den Arbeitern und Angestellten durch die Lohn- und

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Zur Eröffnung.

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Gehaltserhöhungen der letzten Zeit bereits zugestanden und

ein Mit­

bestimmungsrecht wird ihnen durch Tarifverträge und Gesetze gesichert. Ganz und gar ungeeignet ist das System der Gemeinwirtschaft für den Außenhandel, der nur durch angestrengteste Tätigkeit der Einzelunternehmer unter Wiederaufnahme früherer Verbindungen und unter Ausnützung des

privaten Kredites wieder aufgebaut werden kann.

Die vorerst noch er­

forderliche Kontrolle der Einfuhr ist hiermit nicht unvereinbar.

Diese

Kontrolle muß jedoch einerseits auf das äußerste beschränkt, anderseits in

dem beschränkten Umfange lückenlos durchgeführt werden. Auch

auf

dem

Gebiete

des

Binnenverkehrs

ist die

grundsätzliche

Wiederherstellung des freien Handels zu fordern.

Die starken Sympathien, die die bayerischen Handelskammern mit Deutsch-Osterreich verbinden, finden ihren beredten Ausdruck in einer Entschließung, die am 5. Februar d. I. in München zur politischen Lage abgenommen wurde. Über Beziehungen zu unseren österreichischen Stammes­

brüdern heißt es darin:

Der Bayerische Handelskammertag hat mit aufrichtiger Freude von dem begeisterten Eintreten der deutsch-österreichischen provisorischen National­

versammlung für die große deutsche Einheit Kenntnis genommen.

Die

heute in der Handelskammer München zu einer Tagung versammelten Vertreter des Bayerischen Handelskammertages begrüßen auf das herzlichste die deutsch-österreichischen Stammesbrüder und geben sich der bestimmten Erwartung hin, daß der an die Deutsche Nationalversammlung in Weimar

gerichtete Ruf nach

einem

der langersehnten Vereinigung aller Deutschen in

einzigen freiheitlichen Vaterlande

zum Heil und

Segen unserer

gemeinsamen Kultur und unserer gesamten wirtschaftlichen und politischen Entwicklung nicht ungehört verhallen wird.

Ich brauche nicht hinzuzufügen, daß diese Auffassung auch diejenige

der Handelskammer Regensburg ist.

Hat sie doch schon in einem Zeit­

punkt, in dem der Bestand der alten Habsburger Monarchie noch voll

gesichert erschien, sich für ein weitgehendes wirtschaftspolitisches Bündnis des Deutschen Reiches mit Österreich-Ungarn ausgesprochen. An den in der gleichen Richtung zielenden Bestrebungen des mitteleuropäischen Wirt­ schaftsvereins und des Deutsch Österreich-Ungarischen Wirtschaftsverbandes

hat sie lebhaften Anteil genommen und sich die von dieser Seite aus-

gearbeiteten Vorschläge in wesentlichen Punkten zu eigen gemacht. Heute möchte man glauben, daß die ganze mühevolle Arbeit, die von

diesen beiden Verbänden geleistet worden ist, vergeblich war und doch muß es über kurz oder lang gelingen, nicht nur mit Deutsch-Osterreich,

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Erste Sitzung.

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für das unsere Herzen mit besonderer Wärme schlagen, sondern auch mit den übrigen Völkern des ehemaligen Habsburger Reiches zur weitgehenden Verständigung zum wenigsten in allen wirtschaftspolitischen Fragen zw

gelangen. Gerade unser engeres bayerisches Vaterland hat hieran ein hervor­ ragendes Interesse, denn nur auf diesem Wege darf es hoffen, aus dev

wirtschaftspolitischen Sackgasse, in der es sich vor dem Kriege befunden hat, und heute mehr denn je befindet, herauszukommen.

Große Erwartungen haben wir

in Regensburg

besonders in dem

Ausbau des bayerischen Großschiffahrtsweges und die damit in engstem

Zusammenhänge stehende großzügige Regulierung der Donauwasserstraße gesetzt.

Auch diese Erwartungen sind schwer getäuscht worden.

Trotz

alledem dürfen wir nicht nachlassen in der tatkräftigen Verfolgung des einmal für richtig erkannten Zieles.

Erst im Januar dieses Jahres ist

unsere Kammer erneut für den baldmöglichen Ausbau des bayerischen Großschiffahrtsweges, zum wenigsten in den ausbaureifen Teilstrecken, ein­

getreten,

wobei sie den Ausbau der bayerischen Donau besonders im

Auge hatte.

Die Handelskammer hatte die Genugtuung, eine völlig zu­

stimmende Antwort der Bayerischen aä a8tiu!

Der

Verkehrsverwaltung

zu erlangen.

In diesem Sinne wünsche ich auch Ihren Ver­

handlungen den allerbesten Verlauf.

Vorsitzender:

Ich

danke Herrn Kommerzienrat Weidinger füv

seine Worte und bitte nun Herrn Dr. Hamisch das Wort zu ergreifen.

Die

Dr. Michael Hainisch (Wien): Sehr geehrte Frauen und Herren! anwesenden Teutsch-Österreicher haben mich beauftragt, für die

Worte der freundlichen Begrüßung den verbindlichsten Dank auszusprechen. Wir sind außerordentlich gern hierher gekommen, obgleich eine Reise in der Jetztzeit nicht gerade zu den Annehmlichkeiten des Lebens gehört.

Wir sind hierher gekommen, nicht allein um zu lernen und um Bekannte zu treffen, sondern vor allem auch um unserm Gefühl der absoluten Zu­ sammengehörigkeit mit den Deutschen des Reiches Ausdruck zu verleihen.

^Beifall.) Meine Damen und Herren!

Wir leben in einer furchtbar ernsten

Zeit; in einer Zeit, wie wir sie noch nicht erlebt haben.

Sie wissen,

von unseren Staatswesen sind große Territorien abgesprengt worden, Millionen von Stammesgenossen werden unter das Joch von brutalen Völkern gezwungen, unsere Finanzen sind zerrüttet, unsere wirtschaftliche

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Zur Eröffnung.

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Trotzdem liegt der ganze Ernst der Situation darin,

Zukunft ist düster.

daß unser Volk die letzte Prüfung nicht so..bestanden hat, wie man es

hätte erwarten sollen. Ich weiß sehr wohl, daß sich manches zur Ent­ schuldigung anführen läßt. Ich will auch gar nicht anklagen, sondern Nichtsdestoweniger glaube ich, wäre es falsch, die Flinte

nur feststellen.

ins Korn zu werfen und zu verzagen.

Erlauben Sie mir, daß ich Ihnen bei dieser Gelegenheit etwas aus

meinem Leben erzähle, von der größten Katastrophe, die mich persönlich getroffen hat, von dem Tod meines Sohnes.

Von meinen drei Söhnen

stand mir der zweite besonders nahe. Er hatte sich schon als kleines Kind eng an mich geschlossen und eine sehr gute Entwicklung genommen.

Freunde

Alle Bekannten,

glänzende Zukunft.

und

Lehrer

dem Jungen

weissagten

Partie ins Hochgebirge.

Er erkrankte hier scheinbar an einem Zahn­

geschwür, in Wirklichkeit aber an einer Blutvergiftung.

mich über die Schwere dex Erkrankung nicht.

Blockhaus bei

dem

eine

Als er 19 Jahre alt war, machte er mit mir eine

Sterbenden und sah

Ich täuschte

Und so saß ich in meinem

hinaus

ins

Gebirge.

Alle

Schroffen und Gräben prägten sich meinem Gedächtnis auf ewige Zeiten ein.

Endlich trat der Tod ein!

was ich anfangen sollte.

Ich wußte in meinem Schmerz nicht,

Da kam am nächsten Tage ein Bauer zu mir,

ein einfacher Mann, mit dem ich seit Jahren aus einem freundschaftlichen Fuß verkehre.

Er kam, um mir sein Beileid auszudrücken und sagte zu

mir im Dialekt:

„Ich bedaure Sie, daß Sie ein so großes Unglück ge­

troffen hat, aber sehen Sie, ich bin ein alter Mann und habe mir einen Grundsatz zurechtgelegt: man soll nie zurückschauen, sondern immer nach vorwärts!"

Ich muß sagen, daß diese Worte auf mich einen tiefen Ein­

druck gemacht haben.

Und als jetzt die erschütternden Ereignisse an uns

herangekommen sind, da habe ich mich oft jenes Mannes erinnert.

Ich

möchte mir erlauben, auch Ihnen zuzurufen: Lassen Sie das Vergangene vergangen sein, sehen Sie frohen Mutes in die Zukunft und fangen Sie an, Material herbeizuschaffen zum Neubau eines Hauses für das große,

unteilbare deutsche Volk! Vorsitzender:

(Beifall.)

Ich danke Herrn vr. Hamisch.

Es ist uns allen

aus der Seele gesprochen, was er gesagt hat, daß es die Losung unserer

Zeit sein muß, vorauszuschauen und nicht zurückzuschauen.

Ich nehme an, daß Sie damit einverstanden sind, wenn ich im Interesse unserer weiteren Tagung es mir versage, auf die freundlichen Worte der Begrüßung und alle Anregungen des weiteren näher einzugehen.

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Im

Erste Sitzung.

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wesentlichen wird der Verlauf unserer Tagung die eigentliche Erörterung all der Gedanken bringen,» die hier schon vorläufig angeschlagen worden

find.

Ehe wir in die Tagesordnung eintreten, möchte ich Herrn Dr. Clarus

bitten, einige geschäftliche Mitteilungen zu machen. Dr. Clarus macht Mitteilungen über das Vorhandensein einer An­

wesenheitsliste, einer Liste für Neuaufnahme von Mitgliedern, einer Liste über ein gemeinschaftliches Mittagsessen, über einen geplanten Ausflug

nach der Walhalla am Mittwoch und Besichtigung des Hafens sowie

Besichtigung der landwirtschaftlichen Zentralgenossenschaft. Vorsitzender: Wir kommen dann zum zweiten Punkt unserer Tages­

ordnung und ich bitte zunächst Herrn Geheimrat Herkner, das Wort zu

ergreifen.

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Gedächtnisrede aus Gustav von Schmöller. Von

Leinrich Herkner. Meine sehr geehrten Damen und Herren!

Es ist unserer beispiellosen

Notlage mit ihren unermeßlichen und unersetzlichen Verlusten an Menschen,

an sittlichen, geistigen und materiellen Werten durchaus angemessen, daß dumpfe und sonore Töne, wie sie einer Totenklage eignen, die Ouvertüre

unserer Tagung bilden.

Am 27. Juli 1917 ist uns Gustav von Schmöller,

der 45 Jahre hindurch die für das Leben unseres Vereins schlechthin maßgebende Persönlichkeit gewesen ist, entrissen worden.

Indem ich den Namen Schmöller ausspreche, drängen sich mir un­ willkürlich die Goethe-Worte auf die Lippen: „Denn er war unser".

Wie sein Geist „Ter Lebensplane tiefen Sinn erzeugt

Und fruchtbar sich in Rat und Tat ergossen,

Das haben wir erfahren und genossen". Selbst wenn ich kein einziges Wort über Schmöller als Forscher und Lehrer, als Mitglied der Akademie der Wissenschaften und des Herren­ hauses sage, wenn ich wehmütigen und dankerfüllten Herzens bloß dessen gedenke, was der Verewigte für uns und unseren Verein gewesen ist, reicht die heute zu Gebote stehende Zeit nicht entfernt aus, um die ge­

waltige Fülle seiner erfolggekrönten, segensreichen Wirksamkeit auch nur andeutungsweise zu schildern. politik er.

Denn Schmöller war vor allem Sozial­

Der Verein für Sozialpolitik galt ihm als das vornehmste

Werkzeug, das er sich geschmiedet hatte, um die sozialpolitischen Ziele,

von denen sein grundgütiges Herz

von

Jugend

praktischen Leben zur Geltung zu bringen.

an

erfüllt war,

im

So liegt in der Tätigkeit

Schmöllers, die er in und für den Verein für Sozialpolitik entfaltet hat, vielleicht der ihm wichtigste und liebste Teil seiner ganzen Lebensarbeit

eingeschlossen.

Mit gutem Grunde ist von Knapp gesagt worden: schon

die Gründung und Leitung des Vereins für Sozialpolitik würde genügen,

Am Schmöller die Bürgerkrone zu sichern.

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Heinrich Herkner.

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Wenn ich betone, daß Schmöller mit Leib und Seele Sozialpolitiker gewesen ist, so bitte ich diesen Begriff nicht in dem engen Sinne eines

bloßen Spezialistentums in industriellen Arbeiterfragen, wie" Arbeiterschutz, Arbeiterversicherung,

Koalitionsrecht und

derartigem mehr auszufassen.

Sozialpolitik im Schmollerschen Sinne hatte weit mehr zu bedeuten und

schloß auch einen guten Teil von dem mit ein, was jetzt als „Soziali­ sierung"

alle Geister beschäftigt und

schäftigen soll.

auch uns morgen

eingehend

be­

Der soziale Gedanke war ihm ein Ferment, dazu berufen,

in unser gesamtes Dasein, in unsere ganze staatliche, gesellschaftliche und

wirtschaftliche Ordnung tief einzudringen und sie damit gründlich um­

zugestalten.

Mit Hilfe der Sozialpolitik sollte die strahlende Norm des

erneue auf allen Lebensgebieten erglänzen, sollte überall die Idee der Gerechtigkeit sich siegreich erheben.

Schmöller selbst hat seine

Abhandlung über die Gerechtigkeit in der Volkswirtschaft in die vorderste Reihe seiner Werke gestellt. gestellt bleiben.

Ob mit Recht oder Unrecht, mag dahin­

Aber kein Zweifel kann darüber auftauchen, daß die

Idee der Gerechtigkeit immer den Leitstern seines Wirkens gebildet, daß sie im Zentrum seiner ganzen Weltanschauung gestanden hat.

was wir besitzen,"

sagt er,

„Das beste,

„ruht auf der Idee der Gerechtigkeit."

„Aller sozialer Fortschritt hängt von weiteren Siegen der Gerechtigkeit ab." Aristoteles hat einst den Ausspruch getan: „Nicht der Morgenstern und

nicht der Abendstern sind so wunderherrlich wie die Gerechtigkeit."

Wie

in so vielen anderen Dingen hat Schmöller sicher auch darin dem ihm

wohl verwandten griechischen Denker, der ihm als der erste des Altertums galt, aus vollem Herzen zugestimmt.

Diesen weiten Horizonten der Schmollerschen Sozialpolitik ist es zu danken, daß unser Verein sich niemals aus das sozialpolitische Arbeits­

gebiet im engeren Wortsinne, wie es zum Beispiel die Gesellschaft für

soziale Reform pflegt, beschränkt hat.

Er hat vielmehr mit heißem Be­

mühen auch danach getrachtet, im Aktienrecht, in der Personalbesteuerung,

in der Handelspolitik, im Kreditwesen, in der Verfassung und Verwaltungs­

organisation der Städte, in der Politik der Binnenschiffahrt usw. der Sache der sozialen Reform ebenso zu dienen, wie etwa in der Fabrik­ gesetzgebung, im Hilsskassenwesen oder im Koalitionsrecht Vorbildliches zu

leisten.

Noch deutlicher vielleicht als in den späteren Zeiten mit ihrer

ungeheuren, zersplitternden Mannigfaltigkeit der Ansprüche, die an Schmöller-

gestellt wurden, tritt gerade im ersten Jahrzehnt seiner öffentlichen Wirk­ samkeit klar zutage, welch tiefe Wurzeln die Idee der sozialen Reform

in seinem ganzen Wesen geschlagen hatte,

also in den Jahren, die der

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Gedächtnisrede auf Gustav von Schmöller. Gründung des Vereins vorausgingen.

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Es ist aber auch noch aus einem

anderen Grunde lockend und Lohnend, in Kürze daran zu erinnern, was Schmöller 1862 bis 1872 geleistet hat.

Die meisten von Ihnen, verehrte Anwesende, haben Schmöller nur so gekannt, wie er uns in den letzten Jahrzehnten seines Lebens erschien.

Vor unserem geistigen Auge steht das edle Bild des wunderbar abgeklärten, milden, über bestrickende Umgangsformen verfügenden, Personen und Dinge

von olympischer Warte aus betrachtenden und beurteilenden Weltweisen und Lebenskünstlers, steht, kurz gesagt, die „Exzellenz von Schmöller", an

den alten Goethe Eckermanns gemahnend, mehr Antonio als Tasso, ge­ schmückt mit den höchsten Orden, welche für Verdienste um Staat und Wissenschaft verliehen werden können. Nebenbei bemerkt, Schmöller hat

übrigens äußere Ehrungen nie erstrebt.

Er war stolz daraus, daß es ihm

gelungen war, dem „Geheimen Regierungsrat" zu entgehen, und als ihm die Verleihung des Adels bekanntgegeben wurde, ries er mißmutig aus:

„Sie hätten mich doch wenigstens vorher fragen können!"

Eine Feier,

die im Jahre 1912 im Hinblick auf den vierzigjährigen Bestand des

Vereins Schmöller zu Ehren vorbereitet war, wurde von Schmöller ab­ gelehnt mit dem Hinweis darauf, daß man ihn gelegentlich seines 70. Ge­ burtstages bereits über Gebühr gefeiert habe. Dieser Schmöller erschien vielen als „gemäßigt bis zum Übermaß",

nicht als Schürer, sondern als Dämpfer.

Aber in der scheinbar so un­

nahbaren, vornehmen und kühlen Exzellenz lebte immer noch der Stürmer

und Dränger von einst, der „Gönner des Sozialismus", der „Katheder­ sozialist", dem, unterstützt durch ein ungewöhnlich ausdrucksvolles, modu­

lationsfähiges und registerreiches Organ, die packende Gewalt und der

goldene Wogenglanz der Rede wie wenigen zu Gebote stand, so recht dazu erschaffen, schlummernde Gewissen wachzurütteln und zu guter Tat zu begeistern. Dieser junge Schmöller ist es gewesen, der unsern Verein gegründet und ihm die Wege gewiesen hat. Er war „von großer

Lebendigkeit, mit schwarzem vollen Haar und lang herabwallendem Bart, von bräunlicher Hautfarbe und mit klugen, blitzenden Augen".

So müssen

wir ihn uns vorstellen, als er 1872 die Eisenacher Versammlung zur Besprechung der sozialen Frage eröffnete und jene berühmt gewordene Rede

hielt,

welche für die Verbreitung sozialpolitischer. Ideen im deutschen

Bürgertum ebenso wichtig geworden ist, wie etwa das „kommunistische Manifest" von Marx und Engels für den Sozialismus der Arbeiterklasse.

Es war eine erstaunliche Leistung.

Erstaunlicher aber ist, daß die

Gedanken, welche 1872 so großes Aufsehen erregten, in allen wesentlichen

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Heinrich Herkner.

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Punkten schon 1863 von dem damals erst 25 Jahre zählenden jungen

Extraordinarius der Universität Halle ausgesprochen worden waren, und zwar in den lichtvollen und weitblickenden Aufsätzen über die Arbeiter­

frage, die er in den Preußischen Jahrbüchern veröffentlicht hatte, um gegenüber Lassalle Stellung zu nehmen.

Als Schmöller in Eisenach sprach,

waren bereits F. A. Langes Arbeiterfrage, Marx' Kapital, Schäffles Kapitalismus und Sozialismus und Brentanos Arbeitergilden der Gegen­

wart erschienen.

Als er sich mit Lassalle auseinandersetzen wollte, konnte

er sich nur auf Lorenz von Stein, Hildebrand und Th. v. Bernhardi

stützen und trotzdem: welch imponierende Reife des Urteils, welch tiefe

In

Erfassung aller mit der Arbeiterfrage zusammenhängenden Dinge!

kühnem Entwürfe enthielten diese Aussätze eigentlich schon alles, was Schmöller in späteren, feinziselierten Spezialarbeiten und schließlich in seinem monumentalen Grundriß näher ausgeführt hat.

Mit bewunderungswürdiger Klarheit und Bestimmtheit schob er aus

Lassalles Ideen alles zur Seite, was, wie die Lehre vom ehernen Lohn­

gesetze, nur verwirrend und hemmend auf sozialpolitische Bestrebungen ein­

wirken konnte.

Er geht Hand in Hand mit Lassalle, wo es gilt, das

Manchestertum zu kritisieren und die große zivilisatorische Mission der

Staatsgewalt dem Zeitbewußtsein tief einzuhämmern.

Er steht aber hoch

über Lassalle, wo er es unternimmt, die wahre Bedeutung des Arbeiter­ schutzes, der Arbeiterversicherung, der Gewerkschaften, der Genossenschaften

und der Wohnungspolitik klarzulegen. Die drohende Revolution könne, wie er darlegte, durch Reformen ver­ mieden werden.

Schmöller war Optimist, und ein gnädiges Geschick, das

ihn vor unserem entsetzlichen Zusammenbruche aus dem Leben abberusen, hat ihm gestattet, seinem Optimismus bis zum Tode treu zu bleiben.

Ev

besaß ein felsenfestes Vertrauen zu den Kräften, von deren Wirksamkeit das Gelingen der Reformen abhing: zur Macht des „sittlichen Pathos",

zu dem Genius des deutschen Volkes, zur Monarchie und ihrem Beamten­

tum, zu den allgemeinen Entwicklungstendenzen unseres Zeitalters. „Unsere ganze Wirtschaftsgeschichte ist ein Wachsen der sittlichen Solidarität und Gemeinschaft,

ein

Wachsen der

Gleichmäßigkeit

ökonomischen und sozialen Existenz."

und Kontinuität der

Der wahre Fortschritt auch im

ökonomischen Leben hängt von seinem Zusammenhang mit den übrigen

Lebensgebieten und Zwecken, von der gesamten ethischen Kultur ab.

Denn

kein Zweig und kein Glied kann dauernd gedeihen, wenn der übrige Es gibt keine ökonomische Handlung, die, wenn sie wirklich unsittlich, nicht auf die Dauer auch ökonomischen Schaden stiftet.

Organismus leidet.

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Gedächtnisrede auf Gustav von Schmöller.

15

Und umgekehrt ist jede wirklich sittliche Handlung, jede den Verhältnissen und Umständen entsprechende Tat auch ökonomisch auf die Dauer und das

Ganze gesehen vorteilhaft.

Das augenblickliche Interesse des Unternehmers

mag durch niedrige Löhne gefördert werden, das dauernde Interesse nur

durch einen intelligenten, hochstehenden und zufriedenen Arbeiterstand. Nicht unbedingte Gleichheit der äußeren Lebenslage und Genüsse kann als Ziel angesehen werden, wohl aber eine Hebung der äußeren Lage bis zu

dem Punkt, wo auch für den Arbeiter Familienglück und häusliches Be­ hagen, sittlicher und geistiger Fortschritt erblühen können.

Auch diese

maßvoll umgrenzten Ziele werden freilich erst durch langwierige innere Kämpfe, durch tausendfache Kulturarbeit der einzelnen und der Jahr­

hunderte erreichbar sein, durch jene Tätigkeit, „die nie ermattet, Die zu dem Bau der Ewigkeiten

Zwar Sandkorn nur für Sandkorn reicht, Doch von der großen Schuld der Zeiten

Minuten, Tage, Jahre streicht." Was Schmöller Lassalle entgegenhielt, gestützt auf gründliche Studien

in Philosophie, Geschichte, Recht, Wirtschaft und Technik, war weitaus das bedeutendste, was damals gesagt wurde.

Leider konnte Lassalle diesem

ebenbürtigen Gegner nicht mehr antworten.

Erst ein Teil der Schmoller-

schen Ausführungen war erschienen, als Lassalles Leben bereits einen jähen Abschluß gefunden hatte.

So ist der Welt ein wissenschaftlich­

politischer Zweikampf entgangen, der ohne Zweifel von den wohltätigsten Einflüssen auf unsere soziale Entwicklung gewesen sein würde.

Die Ereignisse von 1866 und 1870 drängten die soziale Frage zu­ nächst in den Hintergrund.

Erst unter dem Eindruck der Gründerjahre

und ihres grenzenlosen Mammonismus, unter dem Eindruck der sittlichen

Verwahrlosung und Verrohung, die auch dieser siegreiche Krieg im deutschen Volke erzeugt hatte, fanden neue Anläufe statt, um eine Wendung zum

besseren herbeizuführen.

Anscheinend gleichzeitig, aber unabhängig von­

einander, war von verschiedenen Seiten aus, vor allem aus den Kreisen

der gelehrten Nationalökonomen, der Wunsch ausgesprochen worden, eine

Organisation zur Abwehr der kapitalistischen Entartungen zu begründen,

denen der Liberalismus anheim zu fallen drohte.

Vergegenwärtigen wir

uns das Ansehen, das Schmöller sich als Sozialpolitiker bereits erworben hatte, so erscheint es ganz natürlich, daß die ersten Beratungen in seinem

Hause in Halle ftattfanden, daß ihm die Führerrolle zufiel und daß der Verein im wesentlichen seinen Plänen entsprach.

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Heinrich Herkner.

16

Es bestanden nicht unerhebliche Meinungsverschiedenheiten über die

Grundsätze, nach denen die Organisation aufgebaut werden sollte.

Eine

Gruppe, zu der auch Brentano gehörte, wollte nur eine relativ geringe Zahl engverwandter Gesinnungsgenossen sammeln, die imstande gewesen wären, wegen der vollständigen Übereinstimmung ihrer Absichten, ein Es schwebte

wirkungsvolles Programm aufzustellen und durchzufechten.

der Weg vor, der später von der Nubian 8oeietv in England tatsächlich

betreten worden ist.

Schmöller aber war anderer Meinung.

Zwar sollte

auch nach seiner Auffassung eine Gruppe von Männern mit einheitlicher prinzipieller Überzeugung und sozialer Weltanschauung den Kern der Ver­ einigung bilden.

Aber um diesen Kern sollten sich Angehörige aller

Berufsstände und politischen Parteien gruppieren, von denen anzunehmen war, daß sie „Interesse und sittliches Pathos sür die soziale Frage" be­

säßen.

Dieser Standpunkt wurde von der Mehrheit gebilligt, und so

fanden sich im Verein für Sozialpolitik nicht nur Gelehrte, sondern auch Unternehmer, Beamte, Tagesschriftsteller und Arbeiter, nicht nur An­ gehörige der Mittelparteien, sondern auch Konservative, Sozialisten und

Angehörige des Zentrums zusammen.

Damit wurde einmal eine breite

Grundlage gewonnen, aber auch die Möglichkeit — und darauf kam es Schmöller ganz besonders an — im Verein selbst einen lebhaften, frischen

Kampf der Geister entbrennen zu lassen.

Nur von solcher steten geistigen

Reibung der sich bekämpfenden relativ gleichberechtigten, aber entgegen­ gesetzten Richtungen und Interessen, von dieser „Dialektik", erwartete

Schmöller richtige Ergebnisse, das heißt den Sieg der Wahrheit und

Gerechtigkeit. „Ich möchte immer dahin wirken," sagte Schmöller,

„daß die ver­

schiedenen Parteien der Gegenwart sich gegenseitig als berechtigt und not­ wendig betrachten.

Nur, wenn wir soweit kommen, daß die Parteien

sich zueinander verhalten, wie die sich ergänzenden Teile eines und des­

selben Ganzen, ist ihr Kampf und ihre Wirkung eine segensreiche."

Und

es dahin zu bringen, erschien ihm vor allem die Aufgabe der Vertreter der Wissenschaft zu sein.

Er bejahte eben die ganze menschliche Natur, die gesamte Gesellschaft. Kein Element wurde von ihm als schlecht verworfen und sür böse erklärt. Es kam ihm nur darauf an, daß es keinen größeren Raum erobere, als

ihm vom Standpunkt des Gesamtinteresses aus gebühre.

Für Schmöller

galt es demnach, den Verein für Sozialpolitik so zu leiten, daß in ihm alle sozialpolitischen Auffassungen dauernd zur Geltung kommen konnten Nicht aus Beschlüsse und Programme, sondern auf eine hochstehende

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Gedächtnisrede auf Gustav von Schmöller.

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Debatte, auf einen regen Austausch der Erfahrungen, Kenntnisse und

Urteile wurde der größte Wert gelegt.

Da der Gang der Dinge in den

späteren Jahren den Einfluß der Rechten stärker als den der Linken hatte anwachsen lassen, bestand Schmöllers Hauptsorge darin, gerade die

radikaler gerichteten Persönlichkeiten dem Verein zu erhalten und stets

für tüchtigen Nachwuchs zu sorgen. Um den Verein die von Schmöller gesteckten Ziele erreichen zu lassen,

1st Schmöller nicht schon von der Begründung des Vereins an, sondern

erst 1890 formell an die Spitze getreten.

Gneist und Nasse schienen

ihm besser geeignet als er selbst, der damals als blutroter Katheder­

sozialist

verschrien

um

war,

Verein

dem

aus

Persönlichkeiten

dem

liberalen und konservativen Lager zuzuführen, die er nicht missen wollte.

Schmöller konnte sicher

sein, daß

er vermöge seiner unvergleichlichen

Kunst der Menschenbehandlung, die jeden an den richtigen Platz zu stellen vermochte, vermöge seiner großen taktischen Begabung, seines überlegenen

Wissens und Könnens, immer sehr wohl imstande sein würde, den Verein in seinem Sinne zu lenken, auch wenn er nicht selbst den Vorsitz führte.

Für die Generalversammlungen wurden ihm die wichtigsten Referate an­ vertraut, und

als Treitschke seine Fanfaren

gegen die „Gönner des

Sozialismus" in die Welt schmetterte, war es Schmöller, der gegen ihn in die Schranken trat und die Sache des Vereins wie die Sache der

Sozialreform überhaupt in einer der gedankenreichsten Streitschriften, die unsere Wissenschaft besitzt, wirksam zu verteidigen verstand. Es ist hier unmöglich, im einzelnen die Unsumme von Arbeit zu

schildern, welche Schmöller im Lause der Jahrzehnte für die Ausschuß-

und

Unterausschußsitzungen,

für

die

Generalversammlungen,

für

die

Herausgabe der nun über 150 Bände zählenden Vereinsschriften geleistet hat.

Eine Fülle von Streitigkeiten war im Verein selber zu schlichten,

und immer wieder mußten vom Vereine auch Angriffe aller Art, die von Außenstehenden kamen, abgewehrt werden. Nur auf einen, heute vielleicht besonders interessierenden, Teil der Wirksamkeit Schmöllers möchte ich noch einige Lichter fallen lassen: nämlich auf seine Stellung zu den Deutsch-Österreichern. Ungeachtet

seiner schwäbischen Herkunft war Schmöller von Jugend an, vermutlich auf

Veranlassung

seines

von

ihm

hochgeschätzten

Schwagers

Rümelin, strammer Anhänger der kleindeutschen Politik.

Gustav

Er verfocht in

der Zollvereinskrise den antiösterreichischen Standpunkt mit solcher Schärfe,

daß er seine großdeutsch- und lassen mußte.

preußenfeindlich

gestimmte Heimat ver­

Schmöllers Laufbahn entwickelte sich parallel mit dem

Schriften 159. — Verhandlungen.

2

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Heinrich Herkner.

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Aufstieg der preußischen Macht.

Einen großen Teil seiner besten Kräfte

hat Schmöller für die Verherrlichung des Preußischen Staates und der Hohenzollern eingesetzt.

Er unterstrich die sozialen Züge im Königtum

der Hohenzollern doppelt und dreifach, um auch auf feiten der jeweilig

regierenden, Herren das Bewußtsein einer großen sozialen Mission ihres

Hauses stets lebendig zu erhalten. Wie hatte diese spezifisch preußische Gesinnung auf seine Haltung gegenüber Österreich eingewirkt? Die beste Antwort erteilen die Tat­

sachen selbst. Von Anfang an wurde der Eintritt in den Verein für Sozialpolitik den Österreichern offen gehalten und Ernst von Plener hat schon in den ersten Jahren nach der Gründung regen Anteil an den

Vereinsarbeiten genommen. Im Laufe der Jahre ist diese Betätigung der Österreicher immer mehr erweitert und vertieft worden. Bei allen

Vereinserhebungen

wurden besondere Bände zur

Erfassung der öster­

reichischen Zustände und Verhältnisse herausgegeben.

Zweimal hat der

Verein für Sozialpolitik seine Generalversammlung in Wien abgehalten. Im Vorstande waren die Österreicher durch v. Philippovich vertreten.

Auch im Ausschuß ist die Zahl der österreichischen Mitglieder mehr und mehr gewachsen.

Mit besonderer Wärme hat Schmöller die Bestrebungen

unterstützt, welche auf eine weitgehende Annäherung zwischen Deutschland

und seinem österreichischen Bundesgenossen nach dem Kriege abzielten. Noch kurz vor seinem Tode hat er sich zugunsten einer vollen Zollunion zwischen Deutschland und Osterreich-Ungarn ausgesprochen. Schmöller liebte Öster­ reich, sein Land und sein Volk. Seine Erholung hat er gern in Marienbad, Bad Gastein, vor allem aber auf dem Ritten bei Bozen und in Meran gesucht. Aber, so

wird mir vielleicht entgegengehalten werden,

ist in dem

Konflikt zwischen Schmöller und Karl Menger nicht die alte österreichisch­ preußische Rivalität aus dem Boden der Staatswissenschaften gewisser­

maßen neuerstanden?

In der Tat, im Auslande -hat man in dem Gegen­

satz der sogenannten österreichischen Schule und der Schmollerschen Richtung

hier und da Reste der einstigen Feindschaft zwischen den zwei deutschen Großmächten erblicken wollen. Davon kann natürlich gar keine Rede sein. Hat doch Adolph Wagner, der in der besonderen Wertschätzung preußischer

Eigenart noch erheblich weiter als Schmöller ging, in diesem Streit mehr auf der Seite Mengers als auf der Schmöllers gestanden.

Es war einzig

und allein ein Konflikt, der aus der verschiedenen geistigen Veranlagung dieser beiden großen Meister unserer Wissenschaft entstehen mußte.

Schmöller, ein durchaus synthetisch veranlagter Kopf, ein Mann der Empirie und Induktion, deren Lücken er mit Hilse seiner reichen Phantasie

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Gedächtnisrede auf Gustav von Schmöller.

19

und Intuition auszusüllen suchte, mochte von scharfen, starren Begriffs­ bestimmungen, von Stilisierungen und künstlichen Beleuchtungen nichts

wissen, wollte vor allem mit seiner farbenreichen Palette ein Bild des

ganzen wirklichen Leben „en piein air" vor die Augen seiner Zuhörer und Redner zaubern, wollte anschauliche Typen in den Vordergrund stellen, bei deren Kennzeichnung auch dem Veränderlichen, dem Entwicklungs­ gedanken leichter Rechnung getragen werden konnte.

Schmöller war vor

allem Soziologe und Psychologe, mehr Staatsmann und Historiker als Logiker und Systematiker; Menger dagegen durchaus Logiker und Ana­

lytiker, ausgerüstet mit einer ungewöhnlichen Verstandesschärfe und Kraft

der Abstraktion, in deren Höhenluft er sich lieber bewegte als in der empirischen Wirklichkeit.

So ist es begreiflich, daß beide Männer sich voneinander ein falsches

Bild machten. Arbeiten

Schmöller änderte sein Urteil, als er die bahnbrechenden

erlebte,

zu

denen

Menger Gelehrte

v. Wieser u. a. angeregt hatte.

wie v.

Böhm-Bawerk,

Auch Menger selbst dürfte, nachdem

Schmöllers Grundriß erschienen war, erkannt haben, daß sich Schmöllers Interessen durchaus nicht in der Erforschung alter Zunfturkunden erschöpften.

Jedenfalls hat Schmöller jede Gelegenheit ergriffen, um den tiefen Respekt zu bezeugen, den er für die Leistungen der „österreichischen Schule" empfand, und die Österreicher haben sich auch als fleißrge und hochwillkommene

Mitarbeiter an dem von Schmöller herausgegebenen Jahrbuche betätigt. Mochte Schmöller einst in dem Ausscheiden Österreichs eine politische Notwendigkeit erblickt haben, in allen Kulturfragen und ganz besonders

in der Pflege der Staatswissenschaften und wissenschaftlichen Sozialpolitik

hat er durchaus großdeutsch empfunden. Nirgends ist in den Schriften Schmöllers auch nur die leiseste Spur von jenen Herabsetzungen Öster­ reichs zu finden, in denen sich Treitschke und manche anderen kleindeutschen Politiker nicht leicht genug tun konnten.

Wenn heute an erster Stelle unserer Tagesordnung unser Verhältnis zu Österreich steht, so sind wir damit durchaus im Sinne Schmöllers vorgegangen. Was soll nun aus uns werden, nachdem dieser wetterkundige Pilot, der

Jahrzehnte hindurch treu und unermüdlich mit zielsicherer Hand das Schiff unseres Vereins durch alle Klippen und Untiefen zu steuern vermocht hat,

aus unserem Kreise geschieden ist?

Es würde gerade den Grundsätzen,

die Schmöller vertreten hat, seiner opportunistischen Abneigung gegen ein für allemal feststehende, absolute Lösungen widersprechen, wenn der Verein für Sozialpolitik in Zukunft nur eben genau dasjenige tun wollte, was Gewiß,

er in der Vergangenheit unter Schmöllers Führung getan hat. 2*

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Heinrich Herkner.

2^

darin stimmen wir alle überein, auch in Zukunft soll der Verein ebenso erfolgreich im Dienste der Wissenschaft, des Vaterlandes und des mensch­

lichen Fortschrittes überhaupt wirken wie bisher.

Ob aber immer genau

dieselben Mittel, die bisher angewendet worden sind, geeignet sein werden, das Ziel zu erreichen, das ist eine Frage, die unser Ausschuß noch erst und

Es ist zum Beispiel möglich und denk­ bar, daß für die bessere Wahrnehmung rein wissenschaftlicher Aufgaben,

eingehend zu prüfen haben wird.

für die Wahrnehmung theoretischer und soziologischer Forschungen, ein besonderes neues Organ zu schaffen sein wird; daß also auch in der

äußeren Organisation des Vereins deutlicher zum Ausdrucke kommt, daß der Verein sowohl mit wissenschaftlichen wie auch mit praktisch-politischen

Problemen sich beschäftigt.

Es ist möglich, daß dann auf der anderen

Seite bei unserer politischen Wirksamkeit Männer des praktischen Lebens,

insbesondere auch solche aus der Arbeiterklasse, in größerem Umfange zur

Mitwirkung heranzuziehen sein werden, als es bisher möglich gewesen ist.

Immerhin finden sich in der reichen Erbschaft, die uns Schmöller hinterlassen, manche bewährten Grundsätze, von denen wir uns nicht leichten Herzens trennen können. Wir werden gut daran tun, auch künftig

unsere unbedingte Unabhängigkeit nach jeder Richtung hin, nach unten

und oben, nach rechts und links, eifersüchtig zu wahren, alles zu ver­ meiden, was zur Sektenbildung oder parteimäßigen Abschließung, zu einer geistigen Arterienverkalkung oder zur Vertretung irgendwelcher Sonder­ interessen führen könnte.

Der Verein wird

Programme und Weltanschauungen verpflichten.

sich

nicht auf bestimmte

Ihm werden alle Mit­

arbeiter willkommen sein, die ehrlich bestrebt sind, durch Ermittelung der Wahrheit dem Gemeinwohl zu dienen, und die selbst die Wege zu dem,

was sie für richtig halten, mit den Waffen des Geistes zu vertreten im­ stande sind.

Niemals kann bei uns die Zahl der Stimmen, sondern nur

das geistige Gewicht der vorgebrachten Beweisgründe entscheiden.

Auch in

Zukunft wird es ratsam sein, möglichst in ineckiain rein einzutreten und

zwar nicht dem Götzen des Tages, wohl aber im Goetheschen Sinne der „Forderung des Tages" zu genügen. Meine Damen und Herren! Der Tod Schmöllers bildet leider nicht den

einzigen Verlust,

den wir zu beklagen haben.'

Außer dem stell­

vertretenden Vorsitzenden von Philippovich, dessen noch in besonderer

Weise gedacht werden wird, sind uns auch Adolph Wagner, Hugo

Thiel, Wilhelm Lexis, Johannes Conrad, Edgar Loening, Karl Flesch, Robert Wuttke, Robert Schachner und zuletzt noch Friedrich Naumann entrissen worden.

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Gedächtnisrede auf Gustav von Schmöller.

21

Wagner gehörte wie Schmöller zu den Männern, die an der Gründung

des Vereins für Sozialpolitik lebhaften Anteil genommen haben.

Aber

im Gegensatz zu Schmöller fiel es ihm schwer, sich in das Gefüge einer

Kollektivarbeit einzuordnen.

Schmöller suchte auch bei seinen Gegnern

vor allem nach Beziehungen und Punkten, in denen er mit ihnen Hand

in Hand gehen konnte.

Er gab ihnen gern die relative Berechtigung

ihres Standpunktes zu.

So erscheinen die Gegensätze oft weniger scharf

und spitz als sie in Wirklichkeit waren.

Wagner legte Wert darauf, die

„Unterscheidungslehren", wie die Theologen sagen, in den Vordergrund

zu stellen, alles herauszugrbeiten, worin er anderer Meinung war.

Daraus

ergaben sich mancherlei Konflikte, die Wagners Beteiligung zeitweise stark eingeschränkt haben.

Wenn er aber auf unseren Tagungen und in unseren

Sitzungen erschien, dann hat sein herrliches, noch im Greisenalter jugend­ frisches Temperament, seine rednerische Schlagfertigkeit und die Größe

der Gesichtspunkte, die er in die Debatte warf, diese auf eine Höhe ge­ führt, welche allen Teilnehmern an diesen Tagungen unvergeßlich blieb und rauschenden Beifall auszulösen pflegte. Im übrigen hat der Verein für Sozialpolitik auch aus den sozialen

Saatkörnern, die Adolph Wagner mit voller Hand überall ausgestreut hat,

.großen Nutzen geerntet.

Wir sind stolz darauf, dankbar dafür, daß auch

er zu uns gehört hat. Nicht weniger als Wagner haben wir Hugo Thiel zu danken, dem rheinischen Bauern- und Arbeiterfreunde, dem sozialen Agrarpolitiken der Jahrzehnte hindurch bei der Lösung der Agrarprobleme, mit denen der

Verein sich beschäftigt hat, die maßgebende Persönlichkeit gewesen ist. Lexis hat in seinen späteren Jahren nicht mehr an den Arbeiten

unseres Vereins persönlichen Anteil genommen, aber in seinen zahlreichen Arbeiten hat er sich immer zu der Wirksamkeit unseres Vereins bekannt. In Johannes Conrad

ehren wir den aufrichtigen Gelehrten,

den

Lehrer zahlreicher praktischer Volkswirte, der auch in den Zeilen der wildesten Agrardemagogie gerade als aufrichtiger Freund der Landwirt­ schaft tapfer gegen Getreidezölle und Fideikommisse gekämpft hat. Loening ist unser treuer Helfer bei der Bewältigung öffentlich-rechtlicher Fragen, besonders bei den Arbeiten über das Koalitions- und Vereins­

recht und den von ihm geleiteten großen Untersuchungen über die Ver­ fassung und Verwaltungsorganisation der Städte gewesen. Allen diesen Männern hat das Schicksal eine bis ins hohe Greisen­

alter reichende fruchtbare Tätigkeit gegönnt. Aber

der Tod

hat auch

Opfer

aus

der jüngeren

und

mittleren

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Heinrich Herkner: Gedächtnisrede auf Gustav von Schmöller.

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Generation gefordert.

Mit Robert Schachner, dem genauen Kenner der

australischen Wirtschaft und Sozialpolitik, ist einer der tüchtigsten jüngeren Sozialpolitiker aus dem Leben geschieden.

Auch der Frankfurter Vor­

kämpfer sozialer Kommunalpolitik, der Stadtrat Karl Flesch, und Prof. Wuttke in Dresden wären berufen gewesen noch große Dienste zu leisten.

Und endlich gar Friedrich Naumann!

Seine überragende Persönlichkeit

und unvergleichliche Rednergabe haben nicht nur unsere Diskussionen in den

Generalversammlungen beflügelt, sondern unserer Wirksamkeit auch viele Kräfte zugeführt durch den sozialen Geist, den er in die Herzen der Jugend

und vor allem der Frauenwelt einzupflanzen verstanden hat wie kein anderer. Unermeßliches verlieren wir mit diesen Männern, von denen einige mit Recht zu den ersten unseres Volkes gerechnet werden.

Unermeßlich sind aber auch die Verluste, die uns dadurch erwachsen,

daß zahlreiche für sozialpolitische Bestrebungen begeisterte edle Jünglinge und junge Männer, von denen wir werktätige Mitarbeit erhoffen durften,

den Heldentod gestorben sind.

Zum äußeren Zeichen, daß wir allen

unseren Toten ein treues dankbares Andenken bewahren werden, bitte ich Sie, verehrte Anwesende, sich von Ihren Sitzen zu erheben.

(Geschieht.)

Ich danke Ihnen! Alle diese Verluste treffen uns um so schmerzlicher, je gewaltiger die Aufgaben sind, die jetzt an uns herantreten. So spiegelt sich die herz­

erstickende Not unseres Volkes und Vaterlandes auch im Leben unseres

wider.

Wir

dürfen und wollen aber den Kopf nicht sinken

lassen, nicht verzagen.

Wie man auch über das Deutschland urteilen

Vereins

mag, das nach Jahren übermenschlicher Leistungen schließlich in einer Weise zusammengebrochen ist, die auch der schwärzeste Pessimist nicht sür

möglich gehalten hätte, auf sozialpolitischem Gebiete brauchte es den Ver­ gleich auch mit den fortgeschrittensten Staaten nicht zu scheuen.

Der Verlauf unserer sozialen Entwicklung hatte auch in der Arbeiter­ klasse die Anhänger des Resormgedankens von Jahr zu Jahr vermehrt. Ohne die Kriegsereignisse wäre es bei uns nie und nimmermehr zur

Revolution, zum Umsturz, zum Bürgerkrieg gekommen.

Diese sozial­

politischen Leistungen unserer Vergangenheit gestatten uns auch heute noch, an unsere Zukunft zu glauben. Wir wollen uns die Überzeugung

nicht aus dem Herzen reißen lassen, daß unser Volk noch eine große Mission in der Gesamtentwicklung der Menschheit zu erfüllen hat! (Stürmischer Beifall.)

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Vorsitzender: Ich erteile jetzt das Wort Herrn vr. Hamisch.

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Erinnerung an Eugen von Philippovich. Von

vr. Michael Lainisch. Nicht bloß im Deutschen Reiche, auch in Teutsch-Österreich haben wir

in den letzten Jahren einen großen Teil unserer führenden Volkswirte verloren. Während aber Lexis und Conrad, Schmöller und Wagner das Patriarchenalter erreicht haben, sind die Deutsch-Österreicher im besten Mannesalter von uns geschieden.

Wenige Wochen vor dem Ausbruche

des Weltkrieges hatten wir den Tod Robert Meyers zu beklagen.

Da

Meyer in erster Reihe Beamter des Finanzministeriums war, in dem er bis zum Minister vorrückte, ist sein Wirken weniger im Deutschen

Reiche bekanntgeworden.

Die Amtspflichten hinderten ihn ins Ausland

zu reisen; deshalb konnte er auch an unseren Versammlungen fast nie teilnehmen.

Es ist staunenswert- daß Meyer, trotz seiner Belastungen

im Amte, noch Zeit finden konnte, einige sehr beachtenswerte Bücher zu schreiben,

Lehrtätigkeit zu entfalten und an allen sozialpolitischen Be­

strebungen teilzunehmey.

Noch mehr müssen wir ihm danken, daß er

stets zu den verläßlichsten deutschen Beamten zählte.

Was das in einer

Zeit zu bedeuten hatte, in der der Kurs der österreichischen Regierung

antideutsch war, und in der das Finanzministerium die Domäne polnischer Politiker bildete, kann nur der ermessen, der, wie ich selbst, in der da­

maligen Zeit in einer Zentralstelle diente.

Wir beklagen den Verlust

des ausgezeichneten Mannes um so lebhafter, als die Regelung des Finanz­

wesens heute unsere Hauptsorge bildet. Auf Meyer folgten die zwei Männer, die von allen deutsch-öster­

reichischen Volkswirten am meisten berühmt geworden sind: Eugen von Böhm-Bawerk und Eugen von Philippovich. Die Väter beider hatten dem Staate gedient, beide hatten eine ähnliche Bildung genossen, beide waren vornehme Männer lauterster Gesinnung.

schied zwischen beiden.

Und doch welcher Unter­

Mit dem Namen Böhm-Bawerk bleibt für immer

eine Zinstheorie verknüpft, die Böhm in einem groß angelegten Werke

aufgestellt hat.

Ich glaube, daß auch derjenige, der mit mir diese Theorie

für vollkommen verfehlt hält, dem monumentalen Werke die Anerkennung nicht wird versagen können.

Er wird Böhm zu den originellsten und

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Or. Michael Hamisch.

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scharfsinnigsten Köpfen zählen müssen.

Böhm hat sein ganzes Leben auf

den Ausbau und die Verteidigung seiner Zinstheorie verwendet.

Denn

seine früheren Arbeiten stellten eigentlich nur Vorarbeiten zu seinem Haupt­ werke dar.

Die Arbeit über den Wert hat Böhm sogar vollkommen in Böhms Wirken war also durchaus ein­

sein Hauptwerk ausgenommen.

seitig; einseitig auch in dem Sinne, daß es sich ausschließlich auf dem Böhm schloß sich völlig hermetisch von

Gebiete der Spekulation bewegte. der Außenwelt ab.

An keiner einzigen Versammlung der Gesellschaft

österreichischer Volkswirte oder gar einer der sozialpolitisch interessierten

Kreise hat er meines Erinnerns je teilgenommen.

Nichts ist in dieser

Richtung charakteristischer, als daß er österreichischer Finanzminister wurde, ohne einen Schritt in das benachbarte Ungarn gemacht zu haben, obgleich

doch eine Kenntnis ungarischer Verhältnisse für den Minister, der Aus­

gleichsverhandlungen mit Ungarn zu führen hatte, äußerst nützlich ge­

wesen wäre. Im Gegensatz zu Böhm hat Philippovich so ziemlich alle Gebiete der Volkswirtschaftslehre bearbeitet, und schon in jungen Jahren ein Lehr­

buch geschaffen, das zu den angesehensten Büchern zählt.

Man kann es

trotz des Titels mehr sür ein System als für ein Lehrbuch halten, da

es meines Erachtens an das Auffassungsvermögen der Jugend zu hohe Anforderungen stellt. Diese staunenswerte Leistung konnte Philippovich nur vollbringen, weil er die seltene Fähigkeit besaß, aus den Lehrgebäuden anderer das Brauchbare herauszuschälen und vollkommen selbständig in

künstlerisch

vollendeter Form

darzustellen.

Fremden Ideen

gerecht zu

werden, vermochte er wie wenige; deshalb halte ich auch die Darstellung der sozialen Ideen des 19. Jahrhunderts, die er in der Festschrift für

Schmöller gegeben hat, für sein gelungenstes Werk.

Philippovich brachte

naturgemäß einen großen Teil seines Lebens hinter Büchern zu.

Er hatte

aber den Satz Goethes nicht vergessen, daß man zwei Blicke ins Leben und nur einen ins Buch machen solle, und es daher nie verschmäht, mit

den wirtschaftlichen Praktikern engste Fühlung zu suchen.

Ich selbst war

oft Zeuge davon, wie eifrig Philippovich bemüht war, von den Praktikern

zu lernen.

Wenn ich mich nicht sehr irre, so hat es Philippovich schmerz­

lich empfunden, daß es ihm nicht vergönnt war, seinen Namen mit einem originellen Gedanken zu verknüpfen.

Er hat dabei übersehen, daß er das,

was er an Arbeit in die Tiefe nicht zu leisten vermochte, durch Arbeit

in die Breite wettgemacht hat.

Er sand zwar keine vollkommen origi­

nelle Lösung eines Problems, er verstand es aber meisterhaft, Probleme zu formulieren. Deshalb wurde er auch ein Lehrer ersten Ranges, der

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Erinnerung an Eugen von Philippovich.

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schon als ganz junger Mann in Freiburg Hörer aus aller Herren Länder um sich versammelte. Als ich vor zehn Jahren in den Vereinigten

Staaten und Canada reiste, wurden mir von nicht wenigen Gelehrten herzliche Grüße an ihren Lehrer Philippovich aufgetragen. Ganz be­ sonders hat er aber als Lehrer in Österreich gewirkt. Hier hatte Jahre

hindurch L. von Stein die Studenten gefesselt, aber außer Philippovich

meines Wissens nicht einen einzigen zu irgendeiner positiven Arbeit an­ geregt. Menger war Stein in der Alleinherrschaft gefolgt; er hielt auch ein Seminar ab. Aber bei diesen Übungen wurde so wie bei Mengers

Vorlesungen außerordentlich wenig vorausgesetzt.

Menger beschränkte sich

mehr darauf, die jungen Leute in die Elemente der Wissenschaft einzu­

führen, als sie zu selbständigen Arbeiten zu veranlassen.

Als es später

gelungen war, das Monopol Mengers zu brechen, und nacheinander Brentano und Miaskowski nach Wien zu berufen, wurden auch semi­ naristische Übungen abgehalten. Aber die Wirksamkeit der genannten Professoren war viel zu kurz, als daß sehr viel hätte erreicht werden können. So blieb es denn Philippovich vorbehalten, eine ganze Reihe

von Schülern heranzubilden. die. meisten stehen im

Einige dieser Schüler sitzen auf Kathedern,

Staatsdienste oder

im

Wirtschaftsleben..

Die

Wirkung, die Philippovich durch seine Schüler auf unser ganzes öffent­

liches Leben ausübte und noch ausübt, läßt sich natürlich schwer abschätzen, sie muß aber als sehr bedeutend bezeichnet werden. So hat sich Philippovich insbesondere dadurch, daß er im Kreise der Intelligenz das Verständnis

für die soziale Seite aller Fragen wachrief, große Verdienste erworben. Wenn heute in Österreich die Klassengegensätze weniger scharf sind als sonstwo, so ist dies außer auf die Agrarverfassung und den weicheren Volkscharakter Deutsch-Österreichs auch auf die Tätigkeit Philippovichs

zurückzuführen. Wie als Lehrer hat sich auch Philippovich als Sozialpolitiker in Österreich große Verdienste erworben. Er konnte dies um so leichter, weil die herrschende Schule der österreichischen Nationalökonomie zu den sozialen Bewegungen der Gegenwart gar keine Beziehung herzustellen wußte. Nicht als ob die sogenannten Österreicher die Politik der be­

sitzenden Klassen hätten treiben wollen.

Davon konnte keine Rede sein.

Sie vermeinten nur, vorerst die Theorie vollkommen ausbauen zu müssen,

bevor sie zu sozialen Problemen Stellung nehmen könnten.

So sagte mir

einmal ein hervorragendes Mitglied der Schule, die Wissenschaft werde

erst in zweihundert Jahren so weit sein, mit dem praktischen Leben Fühlung nehmen zu können, woraus ich erwiderte, daß dann wohl das

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vr. Michael Hämisch.

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Leben über die Wissenschaft zur Tagesordnung übergehen werde.

Im Gegensatze zu seinen Kollegen hat Philippovich überall eingegriffen, wo

es etwas zu tun gab.

Er hat an Enqueten teilgenommen, war Mitglied

des Arbeitsbeirats und spielte in allen wissenschaftlichen Fachkreisen und

sozialpolitischen Vereinigungen

eine führende Rolle.

Als wir in den

neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts eine Gruppe bildeten, die nach dem Vorbilde der englischen Fabier das Bürgertum mit sozialen Ideen durchtränken wollte, stand uns Philippovich hilfreich zur Seite. Viele seiner glänzendsten Reden hat er in diesem Kreise gehalten.

Heute

sind alle unsere Genossen begraben und mir als letztem obliegt die traurige Pflicht, eines der Allerbesten unseres Kreises zu gedenken.

Die seltene Begabung des Verstorbenen sowie der Umstand, daß er einige Jahre in Freiburg gewirkt hatte, ließ ihn als berufenen Vermittler zwischen dem Deutschen Reich und Deutsch-Österreich erscheinen. Auch in

dieser Richtung hat er außerordentlich verdienstlich gewirkt.

So konnte

er als Präsident der Gesellschaft österreichischer Volkswirte durch Ein­ ladung reichsdeutscher Vortragenden eine Verbindung zwischen den Fach­

genoffen diesseits und jenseits der Grenze Herstellen.

Als besonders ver­

dienstlich muß ich es Philippovich anrechnen, daß er auch dem Verein für Sozialpolitik die Wege in Österreich geebnet hat. Zweimal, in den Jahren 1894 und 1909, konnte der Verein seine Generalversammlung in Wien abhalten. Das wäre ohne Philippovich unmöglich gewesen, denn der Verein war in Österreich wenig bekannt und hatte nur einzelne Mit­

glieder, obgleich Ernst von Plener sich schon früh an den Arbeiten des Vereins beteiligt hatte. Was Philippovich im Vereine selbst geleistet hat, ist wohl in aller

Erinnerung.

Viermal — in Köln, in Breslau, in München und in

Wien — erstattete er mündliche Referate.

Fast immer beteiligte er sich

an der Diskussion, in den Ausschußsitzungen fehlte er fast nie und an den Vorbereitungen zur Herausgabe von Schriften nahm er den regsten Anteil.

So war es stets seine Aufgabe, die Mitarbeiter zu finden, die über öster­ reichische

Verhältnisse

zu

berichten

hatten.

Schmöller selbst hielt die

größten Stücke von Philippovich wohl auch deshalb, weil er ihm als Mann der mittleren Linie besonders nahe stand.

Wir werden heute über die Frage des Verhältnisses zwischen dem Reiche und Deutsch-Osterreich zu verhandeln haben. Daß Philippovich diesen Tag nicht erlebte, berührt mich schmerzlich, gehörte er doch zu den

wärmsten Freunden eines möglichst innigen Zusammenschlusses.

Schon

vor zwanzig Jahren ließ er in der Gesellschaft österreichischer Volkswirte

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Erinnerung an Eugen von Philippovich.

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eine Reihe von Vorträgen über die Möglichkeit des Zusammenschlusses

abhalten.

Ja, kurz vor seinem Tode, als seine Arbeitskraft bereits nach­

zulassen begann, half er noch unter der Führung Friedjungs die Denk­ schrift über die Neugestaltung Österreichs verfassen, die von der Zensur

verboten, von zahlreichen Staatsmännern,

Gelehrten und Offizieren ge­

lesen, einen mächtigen Eindruck hervorgerufen hat. Heute würde sich Philippovich wohl für den unbedingten Wiedereintritt Deutsch-Österreichs

in das Deutsche Reich aussprechen.

Sein nationales Empfinden würde

ihm sagen, daß wir zum Reiche gehören, seine wissenschaftliche Einsicht, daß ein selbständiges Deutsch-Österreich nicht leben und nicht sterben kann,

So möge denn heute sein Geist unsere Verhandlungen begleiten! Philippovich als Redner zu schildern kann ich mir füglich ersparen. Sie alle sind ja so oft unter dem Zauber seiner Reden gestanden.

Sie

alle haben es erlebt, wie Philippovich es vermochte, auch die verfahrenste

Debatte wieder in das richtige Geleise zu bringen. Hätte er in einem anderen Lande gelebt als in dem unglücklichen Österreich, so hätte man

ihm wohl im Staate eine führende Rolle zugewiesen. mit dem Sitze im Herrenhause begnügen, in das er,

So mußte er sich

wie er selbst sagte,

als Halbinvalide berufen wurde.

Wir betrauern in Philippovich einen Mann, den die Natur mit großen Fähigkeiten ausgestattet hatte, vor allem aber mit den ausgezeichnetsten Charaktereigenschaften.

Gewiß, er zählt nicht zu den ganz wenigen Aus­

erwählten, die der Wissenschaft völlig neue Wege weisen konnten.

Er

hat aber auf den verschiedensten Gebieten so ungeheuer viel Ersprießliches

geleistet, daß auch die Spur von seinen Erdentagen nicht untergehen wird,

so lange es ein deutsches Volk gibt.

(Lebhafter Beifall.)

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Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen dem Deutschen Reich und Deutsch-Österreich. Vorsitzender: Wir treten in den dritten Punkt der Tagesordnung

ein: Erörterung der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen dem Deutschen Reich und Deutsch-Österreich. Ich habe mit der Mitteilung zu beginnen, daß wir gehofft hatten, daß Exzellenz Riedl uns aus der ganzen Fülle seiner Kenntnis dieser

Dinge heraus ein Referat halten wollte.

Sektionschef Riedl ist leider

verhindert, zu unserer Tagung zu kommen und hier zu sprechen.

Ich

darf der Hoffnung Ausdruck geben, daß einige unserer österreichischen Mit­ glieder in die Lücke einspringen werden.

Ich darf deshalb das Wort geben als alleinigem Referenten Exzellenz

Lüsens ky.

Erster Bericht. Geheimer Rat,

Wirklicher

(Berlin):

Ministerialdirektor a. D. Lusensky

Meine verehrten Damen und Herren!

Bald nach dem Aus­

bruch des Krieges begann man sich in Deutschland und in der öster­

reichisch-ungarischen Monarchie mit der Möglichkeit eines wirtschaftlichen

Zusammenschlusses der auf Tod und Leben verbündeten Mittelmächte zu beschäftigen.

Die Regierungen vermochten dem lebhaften Wunsche weiter

Kreise nach einer wirtschaftlichen Annäherung auf die Dauer nicht Wider­

stand zu leisten.

Anfänglich waren die Auffassungen bei ihnen geteilt und

häufigem Wechsel unterworfen.

Die Verhandlungen wollten zunächst nicht

recht vorwärts schreiten: aber gerade jetzt, vor ungefähr einem Jahr,

haben in Salzburg jene Verhandlungen stattgefunden, die die Frage eines Zusammenschlusses einer günstigen Lösung entgegenzuführen schienen. Nach ihrem Verlauf konnte angenommen werden, daß sich die Frage eines engen Wirtschaftsbündnisses zwischen dem Deutschen Reich und Österreich-Ungarn

endgültig würde lösen lassen, wenn, ja wenn--------------nicht eben schließlich

alles doch so ganz anders gekommen wäre. Der Krieg hat mit der Niederlage und dem Zusammenbruch der Mittelmächte geendet.

Die österreichisch-ungarische Monarchie ist aus der

Reihe der Staaten gestrichen, sie hat sich in ihre nationalen Bestandteile

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Z2

Die Wirtschaft. Beziehungen zwischen d. Deutschen Reich u. Deutsch-Österreich

aufgelöst.

Ein neues Problem ist

es,

vor das wir dadurch gestellt

worden sind, das Problem: Wie gestaltet sich das politische und wirt­ schaftliche Verhältnis des Deutschen Reiches zu den deutschen Bestandteilen

der alten Doppelmonarchie, die ihre Staatlichkeit unter dem Namen Deutsch-Österreich begründen wollten, denen aber die Feinde, sei es aus kleinlicher Gehässigkeit, sei es aus Besorgnis vor allem, was den deutschen Namen trägt, den Charakter als D e u t s ch - Österreich nicht zu ­

gestehen wollten? Diese beiden Probleme, das eine, das uns besonders während des Krieges beschäftigt hat, das Problem des wirtschaftlichen Zusammenschlusses der Mittelmächte, das andere, welches jetzt neu austaucht, das Problem des Anschlusses Deutsch-Österreichs an das Deutsche Reich, sind in ihrem

Ziel und

in ihren Beweggründen vollständig

voneinander verschieden.

Man kann das zweite nicht als Fortsetzung des ersten auffassen, sondern es ist ein neues, in seinem Wesen durchaus anderes.

Wenn ich dennoch

kurz auf das frühere Problem des Wirtschastsbündnisses der Mittelmächte

eingehe, so geschieht dies, weil gerade aus dem Gegensatze zu diesem heraus das neue Problem um so klarer zu erkennen sein wird.

Das Wirtschaftsbündnis des Deutschen Reiches und der ihm ver­ bündeten österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie stellte ein weltwirt­

schaftliches Problem dar.

In zunehmendem Maße hatte sich in der

Gesellschaft der Völker die Entwicklung zu mächtigen Imperien vollzogen.

Rußland, die Vereinigten Staaten von Amerika, ganz besonders aber

Großbritannien mit seinem enormen Kolonialbesitz stellten derartige welt­ wirtschaftliche gigantische Reiche dar, und in Ostasien bestand, wie immer

klarer in die Erscheinung trat, bei Japan zum mindesten die Absicht, den

Keim zu legen zu einem großen ostasiatischen Reiche.

Diese Entwicklung

war für die mittleren Staaten nicht ohne Gefahr.

Sie versprach den

Imperien, die bereits eine außerordentliche Macht darstellten, eine Stellung,

die sich im Laufe der Zeit immer bedeutungsvoller gestalten mußte, weil

derartige Imperien auf die ihnen benachbarten Staaten naturgemäß eine außerordentliche Anziehungskraft ausüben und sie gelegentlich

— und

folche Gelegenheiten werden im Laufe der Zeit immer und immer wieder

eintreten — in den Kreis ihrer Interessensphäre einbeziehen.

Der Vor­

teil der großen Imperien liegt darin, daß sie ein außerordentlich mächtiges,

bedeutungsvolles Konsumtionsgebiet darstellen, das ihrer Industrie un­

bestritten zur Verfügung steht; hierdurch bieten sich für diese Industrie außerordentliche Möglichkeiten, sie kann auf dem Wege der Spezialisierung und des Großbetriebes zu einer Entwicklung gelangen, welche den weniger

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Erster Bericht.

33

bedeutungsvollen Staaten, die gleiche Vorteile nicht bieten können, ver­

schlossen ist.

Dazu kommt das Schwergewicht, welches diese Imperien

bei handelspolitischen Verhandlungen, bei der Begründung und Festigung ihrer Beziehungen zu anderen Staaten naturgemäß in die Wagschale

werfen.

Es ist schließlich etwas anderes, ob ein Gebiet mit einer Be­

völkerung von Hunderten von Millionen einem dritten Staat Vorteil gewährt oder ob ein verhältnismäßig kleiner Staat dies tut.

Es ergab sich aus dieser Sachlage selbst für einen wirtschaftlich so

tatkräftigen, so erfolgreich arbeitenden Staat, wie das Deutsche Reich es damals war, dennoch die Gefahr, daß er gegenüber diesen Weltmächten

in das Hintertreffen gelangen konnte, wenn es ihm nicht gelang, durch

Zusammenschluß mit

benachbarten Reichen seine Basis

sprechend zu verbreitern und zu vergrößern.

ebenfalls

ent­

Und als derartiges benach­

bartes Reich, welches für eine Verbreiterung der Basis von besonderer Bedeutung war, kam naturgemäß in erster Linie für Deutschland der Nachbarstaat Österreich-Ungarn in Frage, mit dem Deutschland bereits politisch in den engsten Beziehungen stand.

Sie sehen hieraus, daß das Problem, welches den Zusammenschluß Deutschlands mit der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie bezweckte,

in erster Linie ein weltwirtschaftliches war, das in der weltwirtschaft­ lichen Entwicklung und in dem Bedürfnisse der mittleren Mächte wurzelte,

den Riesenreichen, die sich mehr und mehr entwickelten, etwas Gleichartiges entgegenzustellen.

Dieser wirtschaftliche Untergrund wurde verstärkt durch

gewisse politische

Erwägungen.

Das innige politische Verhältnis, in

welchem Deutschland und die österreichisch-ungarische Doppelmonarchie

seit langem zueinander standen, regte den Wunsch an, die politische Freund­

schaft auch auszudehnen auf die wirtschaftlichen Verhältnisse, und als nun die Waffenbrüderschaft in dem großen Völkerringen ihre Blutprobe ab­

legte, wurde in vielen der besten Herzen der beiden Völker dieser Gedanke

zu einem brennenden Verlangen. Trotz der starken Sympathie, die in den weitesten Kreisen einem wirtschaftlichen Zusammenschlusse Deutschlands und Österreich-Ungarns entgegengebracht wurde, fehlte es jedoch nicht an Widersachern gegenüber diesen Plänen. Es war zunächst in Deutschland die Landwirtschaft, welche dem Zu­

sammenschluß mit gewissen, meiner Ansicht nach nicht durchweg begründeten Bedenken, gegenüberstand. Sie besorgte, daß die zollfreie Zulassung der agrarischen Erzeugnisse einzelner Teile Österreichs, ganz besonders aber

Ungarns, auf die Preisbildung in Deutschland ungünstige Wirkungen für Schriften 159. — Verhandlungen.

3

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Z4

Die wirtschaft!. Beziehungen zwischen d. Deutschen Reich u. Deutsch-Österreich -

die Landwirtschaft herbeiführen würde. Aus ähnlichen Gründen wider­ strebte in Österreich-Ungarn ein Teil der dortigen Industrie dem Zu­

sammenschluß. Ungarn hatte seit alters den Wunsch, eine eigene Industrie zu entwickeln. Es empfand schon unbequem den Wettbewerb, der seiner industriellen Produktion durch die zollfreie Einfuhr aus Österreich bereitet wurde und hatte noch größere Besorgnisse gegenüber einer zollfreien Ein­ fuhr deutscher gewerblicher Erzeugnisse. Auch in Österreich wurden von

der übermächtigen deutschen Industrie Nachteile befürchtet.

Besonders

galt dies für die böhmische Industrie, in geringerem Umfange auch für

die niederösterreichische und steirische Montanindustrie.

Auch in Deutsch­

land fehlte es übrigens in den industriellen Kreisen nicht ganz an Gegner­

schaft.

Es kann festgestellt werden, daß diese auf wirtschaftlichen Er­

wägungen, auf Besorgnissen der Konkurrenz sich gründenden Bedenken

gegen das mitteleuropäische Wirtschaftsbündnis im Laufe des Krieges zunehmends an Stärke abgenommen haben.

Es brach sich mehr und mehr

die Erkenntnis Bahn, daß der Vorteil des großen Wirtschaftsgebietes

unvergleichlich mehr wert sei als die Nachteile, die sich für einzelne Be­ triebszweige aus der Einlassung ihrer Erzeugnisse ohne Zollschutz ergeben

konnten. Zur Abschwächung der Bedenken führte sodann ein Gedanken­ gang, der besonders in Österreich mit Erfolg vertreten worden ist, nämlich der Hinweis darauf, daß die wirtschaftlichen Verhältnisse durch den Krieg eine so außerordentliche Umgestaltung erfahren hatten, daß überall eine wirtschaftliche Neuorientierung erforderlich sein würde.

Für eine große

Anzahl von Unternehmungen bestand die Notwendigkeit, sich nach Friedens­ schlüsse neu aufzubauen, teils wegen des Verschleißes ihrer Betriebs­

einrichtungen, teils weil sie während des Krieges zu anderen Produktions­

zweigen übergegangen waren und nun nach Friedensschluß genötigt ge­ wesen wären, sich zu entscheiden, ob sie zur früheren Art des Betriebes zurückkehren wollten.

Es kam hinzu, daß die Absatzverhältnisse durch den

langandauernden Krieg vollständig desorganisiert waren und die Frage der Rohstoffversorgung mehr und mehr in den Vordergrund trat. Aus allen diesen Gründen konnte gefolgert werden, daß die Bedeutung

des Zollschutzes nach dem Krieg für eine längere Zeit wesentlich zurück­

treten würde, da ferner die allenthalben erforderliche Neuorganisation die verschiedenen Betriebe vor eine ziemlich gleiche Situation stellte, konnte mit Recht behauptet werden, daß, wenn man überhaupt zur Beseitigung der Zollgrenzen zwischen Deutschland und Österreich-Ungarn kommen wollte,

hierfür kein Augenblick je geeigneter gewesen war oder in Zukunft ge­ eigneter sein würde als der Zeitpunkt nach dem Abschluß des Friedens.

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Erster Bericht.

3)

Die Verhandlungen, die damals zwischen den beteiligten Regierungen

stattgefunden halben, litten unter dem Mangel einer festen, in sich ge­

schlossenen Auffassung der Regierungen der Mittelmächte.

Insbesondere

gilt dies auch für Deutschland, wo nicht allein die einzelnen Ressorts einen voneinander abweichenden Standpunkt vertraten, sondern oft auch innerhalb desselben Ressorts die Frage des wirtschaftlichen Zusammen­

schlusses eine verschiedene Beurteilung fand.

Ich habe in dieser Be­

ziehung selbst betrübende Erfahrungen gemacht und bittere Stunden erlebt infolge der Schwierigkeiten, die in dem Ressort, dem ich als Beamter

angehört habe, dem Zusammenschluß entgegengesetzt wurden.

Der letzte

Chef des preußischen Handelsministeriums aus der vorrepublikanischen Zeit

stand den wirtschaftlichen Vereinigungsbestrebungen der Mittelmächte nicht gerade wohlwollend gegenüber.

Weniger aus einem fachkundigen Urteile

über die wirtschaftlichen Verhältnisse, denn dazu mangelten ihm die für ein

solches Urteil erforderlichen Kenntnisse auf wirtschaftlichem Gebiete (Heiter­ keit), als vielmehr aus einer inneren Stimmung heraus und vielleicht auch

deshalb, weil er der Auffassung war, daß in denjenigen Kreisen, die für das Verbleiben der preußischen Minister im Amte von besonderer Be­

deutung zu sein pflegten, der Anschlußgedanke nicht sehr sympathisch be­ urteilt wurde. Weitere Bedenken gegen das wirtschaftliche Bündnis Deutschlands mit Österreich-Ungarn wurden aus den verschiedenen Charaktereigenschaften

hergeleitet, die die norddeutsche Bevölkerung von der österreichisch-ungarischen Bevölkerung scheiden sollte. In Norddeutschland war man der Auffassung, daß die österreichisch-ungarische Bevölkerung es vielfach an Energie, bis­

weilen auch an Zuverlässigkeit fehlen ließ und dieser Vorwurf wurde auch gegen unsere deutsch-österreichischen Freunde gelegentlich erhoben. In Österreich hingegen tadelte man den übertriebenen Schneid des Nord­

deutschen, um so mehr, als sich dieser mehr in Worten als in Taten äußerte, und

man klagte über die Großsprecherei des Preußen.

Wenn dieser

wechselseitigen Kritik ein begründeter Kern in gewissem Umfange zugrunde liegen mag, so wird man doch sagen müssen, daß die Besorgnisse, die aus diesen verschiedenen Charaktereigenschaften Bedenken gegen den Zu­ sammenschluß herleiteten, außerordentlich übertrieben waren.

Einzelne

beklagenswerte Vorkommnisse hatte man sehr mit Unrecht generalisiert. Soviel über das frühere Problem.

Stellen wir ihm das neue Problem

gegenüber, so wurzelt es keineswegs in der weltwirtschaftlichen Stellung

der

mitteleuropäischen

Mächte.

Die

österreichisch-ungarische

Doppel-

monarchie ist in Trümmer zerfallen und auch für das Deutsche Reich 3*

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Die wirtschaft!. Beziehungen zwischen d. Deutschen Reich u. Deutsch-Österreich.

Z6

wird man heute mit Bedauern feststellen müssen, daß es in dem Zustande der Zerrüttung und Ohnmacht, in dem es sich zurzeit befindet, auf den

Charakter als Weltmacht zurzeit wenigstens

darf.

keinen

Anspruch

erheben

Aber auch in Zukunft und nach Besserung der Verhältnisse wird

durch einen Zusammenschluß der beiden Staaten dasjenige Ziel, das man

früher mit „Mitteleuropa" verfolgte, daß der mitteleuropäischen Produktion neue kräftige Impulse

gegeben werden, nicht erreicht werden können.

Zunächst kann das „große Wirtschaftsgebiet" auf diesem Wege natürlich

nicht mehr erreicht werden. Im besten Falle werden, wenn sich DeutschÖsterreich an Deutschland anschließt, einigermaßen die Verluste und Nach­ teile ausgeglichen werden, die durch die Verstümmelung des Deutschen Reiches, durch die Loslösung wirtschaftlich besonders wertvoller Bestand­

teile des Reiches eintreten. Dagegen kann das neue Gebilde, das durch den Anschluß Deutsch-Österreichs an das Deutsche Reich entstehen würde, auch nicht annähernd die gleiche Bedeutung auf wirtschaftlichem Gebiete erlangen, wie die vorhin erwähnten Weltimperien England mit seinen Kolonien oder die Vereinigten Staaten von Amerika.

Immerhin wenn

auch diese weltwirtschaftlichen Ziele nicht mehr in Frage kommen, ist

der Anschluß doch nicht ohne wirtschaftliche Bedeutung, von geringerer freilich für das Deutsche Reich als für Deutsch-Österreich. DeutschÖsterreich ist in einem Zustand aus dem Kriege hervorgegangen, der es

nötigt, irgendwo seinen Anschluß zu suchen.

Allein auf sich gestellt würde

es voraussichtlich wirtschaftlicher Verkümmerung entgegengehen.

Diesen

Anschluß wünschen die Feinde dadurch herbeizuführen, daß sie eine Verbindung der Donaustaaten, welcher Deutsch-Osterreich beitreten sollte,

anstreben.

Dabei würde aber Deutsch-Osterreich kaum auf seine Rechnung

kommen.

Seinem wirtschaftlichen Interesse wird es vielmehr allein ent­

sprechen, wenn es sich an Deutschland anschließt.

Die wirtschaftlichen Verhältnisse stehen jedoch bei der Anschluß­ frage erst in zweiter Reihe.

In erster Linie handelt es sich um etwas

anderes, nämlich darum, daß die deutschen Stämme national zu einer

Einheit zusammengeschlossen werden.

Es tritt damit ein Ziel in den

Vordergrund, welches im vorigen Jahrhundert lange Zeit hindurch von

unsern Vorfahren mit Sehnsucht

erstrebt worden ist,

das Ziel einer

politischen Einigung des Deutschtums aller deutschen Stämme.

Dieses

Ziel schien endgültig begraben zu sein mit der Auseinandersetzung, die 1866 zwischen Preußen und Österreich stattgefunden hat. Die scheinbare Unerreichbarkeit dieses Zieles hat gerade bei vielen und dem

besonders treuen Söhnen der Mutter Germania

trotz

Deutschtum

des glänzenden

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Erster Bericht.

37

des Deutschen Reiches eine gewisse Wehmut nie ganz ver­

Ausstieges

Die Entwicklung des deutschen Reiches, so glänzend

schwinden lassen.

sie auch war, schien die politische Trennung von unseren österreichischen

Die Widerstände, die sich

deutschen Brüdern unabweisbar zu machen.

der politischen Einigung aller deutschen Stämme nach der Entwicklung

seit 1866 entgegenstellten, erschienen unüberwindlich.

Sie beruhten in

der Struktur der österreichisch-ungarischen Monarchie einerseits, ander­ seits in der Rivalität der Herrschergeschlechter, welche in Österreich und

in Deutschland von alters her angestammt waren, der Hohenzollern und der

sind diese Widerstände wider alles Erwarten

Nun

Habsburger.

beseitigt worden durch

Entwicklung,

eine

an und sür sich einen

die

Leidensgang voll Bitternis darstellt, wie er selten einem Volke zuteil

wurde.

Aber ein Gutes hat diese Entwicklung mit sich gebracht.

Es

ist dadurch freie Bahn geworden dafür, daß der alte Wunsch des Zu­

sammenschlusses sämtlicher deutschen.Stämme doch noch schließlich erreicht

werden kann.

Die wirtschaftlichen Besorgnisse, auf die ich vorhin Hin­

weisen konnte

als

bedenklich

Wirtschaftsbündnisses,

lassen

vom sich

Standpunkt

gegenüber

des mitteleuropäischen

dem

Anschluß

Osterreichs an Deutschland in keiner Weise geltend machen.

Deutsch-

Die deutsche

Landwirtschaft hat kein entgegengesetztes Interesse, denn ihre Besorgnisse

beruhten auH der Machtstellung der ungarischen Landwirtschaft und auf gewissen

Erzeugnissen

Böhmen

erzeugt

wie Hopfen und

wurden.

Braugerste,

die

besonders in

Die deutsche Landwirtschaft steht nunmehr

ohne jedes Bedenken dem Anschlußgedanken gegenüber. Was die Bedenken betrifft, die in Österreich auf industriellem Gebiet bestanden, so bleiben, nachdem Ungarn

und

Böhmen

von Österreich

losgelöst worden sind,

schließlich nur noch die etwaigen Besorgnisse, die aus den niederöster­

reichischen und speziell den Wiener Verhältnissen hergeleitet werden können.

Gegenüber dem großen Gedanken der Einheit sämtlicher deutschen Stämme müßten diese wirtschaftlichen Bedenken schon an sich zurücktreten. Sie

sind aber auch in ihrer Stärke nicht besonders zu werten.

Was die

Wiener Industrien anbetrifft, so darf eins nicht vergessen werden.

Sie

erleiden durch die Aufteilung der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie

einen außerordentlichen Nachteil dadurch, daß ihr ungehemmtes Absatz­ gebiet auf die rein deutschen Landesteile beschränkt wird und die übrigen

Gebietsteile als Absatzgebiete nur noch unter Zollzahlung erreichbar fein werden.

Für sie bedeutet der Anschluß an Deutschland eine Erweiterung

ihres Absatzgebietes, die sie vollständig entschädigen wird für das, was sie auf der

anderen Seite

verlieren

werden.

Nach

meiner Meinung

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Z8

Die wirtschaft!. Beziehungen zwischen d. Deutschen Reich u. Deutsch-Österreich,

für den

würde es

Fall

eines

Anschlusses

von Deutsch-Osterreich

an

Deutschland durchaus möglich sein, den etwaigen in der Übergangszeit sich ergebenden Nachteilen durch angemessene Übergangsbestimmungen ent­ gegenzuwirken, etwa durch Bestimmungen, wonach für eine Reihe von

österreichische Gütererzeugung in denjenigen Zweigen,

Jahren die

die

einem gefahrvollen Wettbewerb von deutscher Seite ausgesetzt wären, gegen

diesen Wettbewerb geschützt würde.

Notwendig wird ferner sein, daß

man eine besondere Fürsorge eintreten läßt für die uns Deutschen allen

so am Herzen liegende Stadt Wien, die zweifellos von allen deutschen Gebieten durch die Entwicklung der neuen Verhältnisse am allermeisten gelitten hat. Mit den Deutschen Österreichs sind die Angehörigen des

Deutschen Reiches

von der Notwendigkeit durchdrungen,

diese Stätte

alter Kultur, dieses Bollwerk des Deutschtums, das bestimmt ist, den

Verkehr

mit

glanzvollen

dem

Orient

Stellung

zu

vermitteln,

aufrechtzuerhalten.

in ihrer

bedeutenden

Gemeinsam

stellen

wir

und

die

Forderung, daß bei dem Zusammenschluß für Wien alles geschieht, was irgendwie geschehen kann, um den Übergang in die neuen Verhältnisse zu erleichtern.

Wenn ich vorhin geltend machte, daß Verschiedenheiten der Charakter­

eigenschaften gegen Vas Wirtschaftsbündnis, das zwischen den Mittel­ mächten geschlossen werden sollte, ins Treffen geführt wurden, so können

diese heute gegen den Zusammenschluß kaum noch erhoben werden. Leiden und Demütigungen, die wir im Kriege

haben, haben hier ausgleichend gewirkt.

und

Die

nachher erfahren

Die früher unbekümmerte, auch

von den Norddeutschen so sympathisch empfundene Lebensfroheit des Österreichers ist in den schweren Zeiten des Krieges, wenn nicht ganz verloren gegangen, so doch gedämpft worden, und in Norddeutschland ist die anmaßende Schneidigkeit, die den Ausländer und auch den Deutschen

in der habsburgischen

Monarchie verletzte,

durch

die

Demütigungen,

denen wir ausgesetzt gewesen sind, nicht minder gedämpft worden. Ferner ist zu berücksichtigen, daß die Kreise, die es für altpreußische Tugend halten, eine derartige Schneidigkeit zu bekunden, von dem außerordent­ lichen Einfluß, den sie bisher auf die Gestaltung des staatlichen Lebens

in Deutschland gehabt haben, zurückgedrängt worden sind.

Wenn hier­

nach die Entwicklung dahin geführt hat, daß die inneren Hindernisse, die bisher einem Zusammenschluß zwischen Deutschland und Deutsch-Osterreich entgegenstanden, weggefallen sind, und wenn ferner festzustellen ist, daß

dieser Zusammenschluß dem einmütigen Willen oder wenigstens dem Wunsche der großen Mehrheit des deutschen Volkes einschließlich der

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Erster Bericht.

39

Teutschen in Deutsch-Österreich entspricht, so ist auf diesem Leider ein

neues und, wie es scheint, schwer zu beseitigendes Hindernis entstanden in

dem Machtgebot unserer Feinde. Der Präsident der Vereinigten Staaten Wilson hat immer und immer

wieder den Standpunkt vertreten, daß für die Neugestaltung der Welt,

wie er sie sich denkt,

als

Grundlage

Einmal das Nationalitätsprinzip.

zweierlei

in Betracht

komme.

Jeder Nation soll die Möglichkeit

gegeben werden, sich im Kreise der Völker auszuleben. lage bildet das Selbstbestimmungsrecht der Nationen.

Die zweite Grund­ Diesen Gedanken

haben sich alle unsere Feinde angeschlossen, wie sie auch in Deutschland

und den Mittelmächten viele Freunde gefunden haben.

Unsere Feinde

haben hiernach soweit gehandelt, als die Durchführung dieser Ideen sich

gegen Deutschland richtete.

Insoweit haben

sie sich ständig auf das

Nationalitätsprinzip und auf das Selbstbestimmungsrecht der Nationen

berufen.

Nun aber, wo man sich in Deutschland auf den gleichen Stand­

punkt stellt und

ebenfalls die Konsequenzen aus den Wilsonschen Ideen

ziehen will, lehnen es unsere Gegner ab, sich von den Grundsätzen leiten zu

lassen, um deretwillen sie angeblich den Krieg geführt.haben. Und doch müßte gerade das Verhältnis Deutschlands zu Deutsch-Österreich das typische Schulbeispiel für diejenigen Ideen bilden, deren Durchführung nach den

Wünschen des Präsidenten der Vereinigten Staaten künftig die Grundlage

der Staatenbildung sein sollen. Denn sowohl in Deutschland als in Deutsch-Österreich besteht der Staat nach den Änderungen, die der Krieg herbeigesührt hat, im wesentlichen aus Angehörigen einer und derselben

Nation, aus Deutschen.

Die beiderseitigen Angehörigen stimmen in ihrem

Kulturzustande, in ihren wirtschaftlichen Verhältnissen im wesentlichen ützerein; sie stehen auf derselben Kulturstufe, haben die gleiche soziale und

wirtschaftliche Entwicklung durchgemacht und Gemeinsamkeit durchaus prädestiniert.

sind zu

einer staatlichen

Dabei ist auch der Wille, diese

staatliche Gemeinsamkeit zu bilden, bei ihnen vorhanden.

Infolgedessen

würde bei konsequenter Durchführung der Pläne des Herrn Wilson die Vereinigung Deutschlands und Deutsch-Österreichs nicht nur gebilligt,

sondern von den Gegnern sogar angestrebt werden müssen.

Nichtsdestoweniger verhalten sich unsere Gegner, im Widerspruch mit den von ihnen erklärten Grundsätzen, diesem Anschlusse gegenüber

einzelnen Gegner

ab­

ist dabei offenbar ver­

lehnend.

Tie Stellung der

schieden.

Einzelne gegnerische Staaten scheinen dem Anschluß weniger

antipathisch gegenüber zu stehen, sie würden darüber mit sich reden lassen und wünschen ihn vielleicht sogar.

Dagegen scheint bei Frankreich der

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Die wirtschaft!. Beziehungen zwischen d. Deutschen Reich u. Deutsch-Österreich.

Hörd allen Widerspruches zu liegen und es ist ihm gelungen,

diesen

Widerspruch bisher erfolgreich zum Ausdruck zu bringen. In dem Friedensvertrag mit Deutschland und Deutsch-Österreich ist eine Bestimmung

ausgenommen, welche den Zusammenschluß zunächst einmal verhindert. Man hat Deutschland gezwungen, Deutsch-Österreich als selbständigen und unabhängigen Staat anzuerkennen. Eine ähnliche Bestimmung ist auch in dem Friedensvertrag mit Deutsch-Österreich ausgenommen worden.

Weiter ist die Bestimmung vorgesehen, daß jede Änderung in der Selb­ ständigkeit und Unabhängigkeit Deutsch-Österreichs nur zulässig sein soll, sofern sie vom Rate des Völkerbundes genehmigt wird.

Dieser Rat des

Völkerbundes setzt sich bekanntlich zusammen aus sünf Vertretern der

sogenannten Hauptmächte:

Großbritannien, Frankreich, den Vereinigten

Staaten, Italien und Japan und aus vier Vertretern, welche von der

allgemeinen Versammlung des Völkerbundes gewählt werden sollen.

In

diesem Rate des Völkerbundes werden die Entschließungen grundsätzlich mit Einhelligkeit getroffen.

Die Sachlage liegt also so, daß nur, wenn

der Rat des Völkerbundes mit Stimmeneinheit den Zusammenschluß Deutsch-Osterreichs mit Deutschland genehmigt, dieser Zusammenschluß nach den Bestimmungen des Friedensvertrages zulässig ist.

Man kann annehmen, daß einzelne der im Rate vertretenen Staaten, auch der Hauptmächte — besonders gilt dies bei Italien, den Vereinigten Staaten und vielleicht auch Großbritannien —, daß einzelne dieser Staaten dem Zusammenschluß Deutschlands mit Deutsch-Osterreich nicht wider­

streben, sondern sich wenigstens im Lause der Zeit damit einverstanden

erklären werden.

Dagegen ist zunächst mit einem schwer zu überwindenden

Widerspruch Frankreichs zu rechnen, welches nach den Bestimmungen des

Friedensvertrages allein in der Lage ist, den Zusammenschluß zu ver­ hindern.

Wie ernst es einstweilen der Entente und besonders Frankreich

mit dem Wunsch ist, diesen Anschluß zunächst nicht zur Tat werden zu

lassen, das ergibt sich aus den Vorgängen, die in der letzten Zeit auf Grund der bekannten Bestimmungen unserer neuen Reichsverfaffung sich abgespielt haben. Im Artikel 61 der Verfaffungsurkunde hat Deutsch­ land die Bestimmung ausgenommen, daß Deutsch-Osterreich nach seinem Anschluß an das Deutsche Reich das Recht zur Teilnahme an dem Reichs­

rat mit der seiner Bevölkerung entsprechenden Stimmenzahl erhalten soll,

und es ist ferner vorgesehen, daß bis dahin, also bis der Anschluß voll­ zogen sein wird, die Vertreter Deutsch-Osterreichs im Reichsrat eine be­ ratende Stimme haben sollen. Daß hiermit nicht beabsichtigt gewesen ist,

den Friedensvertrag und seine das Verhältnis Deutschlands zu Deutsch-

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Erster Bericht.

41

Österreichs behandelnden Bestimmungen zu verletzen, ergibt sich daraus, daß in den Schlußbestimmungen der deutschen Verfassungsurkunde aus­

drücklich die Vorschrift vorgesehen ist, daß die Bestimmungen des Friedens­ vertrages

durch

die

Vorschriften

der

Verfassung

nicht

beeinträchtigt

werden können. Der Entente ist diese Sicherung jedoch nicht genug gewesen.

Sie hat

gefordert, daß der Artikel 61 unserer Verfassung, den ich inhaltlich er­ wähnt habe, beseitigt, oder wenigstens in einer ihr genügenden Weise sür unwirksam erklärt werden soll und angedroht, daß, wenn dies nicht

in vierzehn Tagen geschehen würde,

sie uns militärisch dazu zwingen

würde, indem rechtsrheinisches Gebiet von ihren Truppen besetzt werden würde. Sie haben die Antwort gelesen, welche auf diese brutale vergewaltigende

Anordnung von der deutschen Regierung erteilt worden ist, eine Antwort, die nach meinem Gefühl dem Empfinden des deutschen Volkes vielleicht nicht genügend Rechnung trägt.

Ich will damit keine übelwollende Kritik

gegen das Verhalten der Regierung in dieser Angelegenheit äußern.

Im

Gegenteil, die Regierung befand sich gegenüber der von den Feinden ge­

stellten Forderung und gegenüber den Zwangsmaßregeln,

die uns an­

gedroht wurden, in einer ebenso schwierigen wie verantwortungsvollen

Lage, und nach meiner Auffassung ist in der Antwort sowohl was den Wortlaut als auch was die Form

Würde gewahrt worden.

angeht, durchaus die erforderliche

Aber was ich vermisse, das ist, daß man viel­

leicht doch einen anderen Ton hätte finden können, einen mehr zu Herzen

gehenden Ton. Wie dieser Streitfall schließlich erledigt werden wird, steht noch dahin. Vorgestern erschien es so, als wenn die Feinde sich zufrieden geben würden,

wenn

ein Protokoll

ausgenommen

und von der Nationalversammlung

genehmigt wird, in welchem ausgesprochen wird, daß die Bestimmungen in Artikel 61 der Verfassung nicht eher in Kraft treten können, als bis der Rat des Völkerbundes den Anschluß Deutsch-Österreichs an Deutsch­

land genehmigt haben wird. —

Für uns entsteht die Frage, wie wir uns in Zukunft zu dem Zu­ sammenschluß Deutsch-Österreichs und Deutschland nach diesen Vor­

kommnissen verhalten sollen, und in dieser Beziehung möchte ich meine Auffassung dahin entwickeln: Der Friedensvertrag stellt eine unerhörte Vergewaltigung dar.

Er

steht nicht im Einklang mit denjenigen Grundlagen, welche bei Abschluß des Waffenstillstandes als sür den Friedensvertrag maßgebend vereinbart

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Die wirtschaftl. Beziehungen zwischen d. Deutschen Reich u. Deutsch-Österreich,

42

Immerhin ist der Friedensvertrag von Deutschland an­

worden sind.

genommen und unterschrieben worden, und unsere Staatsmänner haben erklärt,

daß

sie ihn in loyaler Weise ausführen wollen.

Auf diesen

Standpunkt wird sich die Regierung sowohl des Deutschen Reiches als Deutsch Österreichs stellen müssen. Sie wird' genötigt sein, anzuerkennen, daß

allerdings

ein

Anschluß

Deutsch-Osterreichs

an

Deutschland

nur

möglich ist, wenn der Rat des Völkerbundes zustimmt, und sie wird, wenn diese Zustimmung nicht alsbald zu erzielen ist,

danach

streben

müssen, daß allmählich diejenige Stimmung bei den Feinden Platz greift,

Anschluß

die diesen

als dem Nationalitätenprinzip

und

dem

Selbst­

bestimmungsrecht der Völker entsprechend anerkennt und deshalb die Be­ denken dagegen zurücktreten läßt.

Sofort in dieser Beziehung Schritte

zu tun, würde ich für unglücklich halten, weil damit zu rechnen wäre, daß

irgendwelche Schritte unsererseits mit einer

Ablehnung beantwortet werden würden.

schroffen und verletzenden

Wir müssen hier der Zukunst

das weitere überlassen. Wenn ich es als eine Pflicht der Loyalität anerkenne, daß wir diese unerfreuliche Rechtslage hinnehmen, so muß ich aber bemerken, daß unter

das, was wir zu tun verhindert sind, zweierlei nicht fällt. Erstens kann es dem Deutschen Reich und der österreichischen Republik nicht verwehrt werden, solche Beziehungen unter sich zu begründen, auf­

rechtzuerhalten

und

zu

fördern,

welche sich

aus dem nachbarlichen

Verkehrsverhältnis und aus den sonstigen Verkehrsbeziehungen ergeben, und die in gleicher Weise auch zwischen uns und sonstigen Staaten ge­

troffen werden können. Ich bin daher der Auffassung, daß es einwand­ frei ist, wenn Deutschland und Deutsch-Osterreich zur Regelung ihres Güteraustausches oder zur Sicherung der Stellung ihrer Staatsangehörigen einen Vertrag miteinander abschließen, daß unsere Gegner in solche Ab­

machungen nicht hineinzureden haben, soweit wir nicht in ihnen jene Rechte beeinträchtigen, welche sich

die feindlichen Staaten durch

den

Friedensvertrag vorbehalten haben. Sodann kann aber auch durch den Friedensvertrag nicht gehindert

werden,

daß

die einzelnen Staatsangehörigen sowohl Deutschlands als

auch der österreichischen Republik den Anschlußgedanken ihrerseits weiter verfolgen. das

Durch den Krieg sind nicht nur die einzelnen Staaten, sondern

gesamte

Deutschtum von stolzer Höhe herabgestürzt worden, und

schweren Zeiten sieht es jetzt entgegen.

Es muß das Bestreben eines

jeden Deutschen sein, seinerseits durch Tüchtigkeit und Anstrengung einem neuen Aufstieg den Weg zu bereiten. Zu dem Zwecke ist es vor allem

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Erster Bericht.

43

erforderlich, daß jeder Deutsche sich seines Deutschtums bewußt und stets

bereit ist, dafür einzutreten; notwendig ist ferner die Erkenntnis, daß es einer Vereinigung aller deutschen Kräfte bedarf, wenn anders dieser Auf­

stieg mit der Aussicht auf Erfolg verfolgt werden soll. In dem Streben nych Zusammenschluß dürfen wir nicht erlahmen.

Wir müssen vielmehr

alles daran setzen, daß im Interesse der Entwicklung der deutschen Nation die politische und wirtschaftliche Einigung der deutschen Stämme schließlich erreicht wird.

Solange diese Einigung noch nicht erfolgt ist, sollte sich

jeder einzelne nichtsdestoweniger betrachten als Angehöriger, als Sohn

des deutschen Volkes, das in seinem innern Kern zusammengehört und auch durch die ihm aufgezwungene staatliche Struktur nicht auseinander

gerissen werden kann.

Es muß den verschiedenen Staaten, es muß der

ganzen Menschheit klar gezeigt werden, daß die Deutschen sich als Einheit fühlen und ihr Geschick so zu bestimmen wünschen, daß sie auch politisch

und wirtschaftlich geeint leben. Ich habe die feste Zuversicht, daß auf diesem Wege der Zusammen­

schluß schließlich erreicht werden wird, trotz allen Hasses und trotz aller Furcht, die ihm zurzeit entgegensteht. aller Wetterwolken das

Ich habe die Zuversicht, daß trotz

geeinte deutsche Herrlichkeit aufsteigen wird. Meine Damen und Herren!

Volk

erstehen

und

zu

neuer

Ich hatte die Absicht, im wesentlichen

diese allgemeineren Ausführungen hier zu machen, in der Hoffnung, daß mein Mitberichterstatter, Exzellenz Riedl die einzelnen Fragen, die im Zusammenhang mit dieser allgemeinen Frage stehen, behandeln würde.

Bei diesen einzelnen Fragen steht das österreichische Interesse im Vorder­ grund. Es handelt sich dabei insbesondere um die Bedürfnisse DeutschÖsterreichs, und in welcher Weise diese Bedürfnisse im Zusammenleben

mit dem Deutschen Reich befriedigt werden können. Nachdem nun Exzellenz Riedl es nicht hat ermöglichen können, heute hier zu sein, gebe ich mich

der Hoffnung hin, daß diese einzelnen Punkte in der Debatte von den hier anwesenden österreichischen Herren, die auf diesem Gebiet Erfahrung haben, und sich zum Teil auch literarisch aus diesem Gebiet eifrig be­

tätigt haben, zur Sprache gebracht werden. Ich bitte, mir aber doch zu gestatten, daß ich zur Vorbereitung für die Diskussion und ohne zu beanspruchen, dabei irgendwie den deutsch­ österreichischen Wünschen in erschöpfender Weise Rechnung zu tragen, auf einige der Punkte, die nach meinem Dafürhalten in Betracht kommen, noch kurz Hinweise. Es besteht gegenwärtig keinerlei Rechtsgrundlage für die Beziehungen

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Die wirtschaft!. Beziehungen zwischen d. Deutschen Reich u. Deutsch-Österreichs

Deutschlands Und Deutsch-Österreichs, weder für die Rechtsstellung, die

die Staatsangehörigen des einen Teils im Gebiet des andern Teils haben,

noch auch für den Güteraustausch. Nach meiner Auffassung ist der Handelsvertrag, der zwischen Deutschland und Osterreich-Ungarn bestand, nicht mehr zu Recht bestehend. Ich bin der Meinung, daß mit der Aus­ lösung Osterreich-Ungarns dieser Handelsvertrag außer Kraft getreten ist, denn ich kann nicht Deutsch-Osterreich als Rechtsnachfolger der Habs­

burger Monarchie ansehen.

Wie der Handelsvertrag nicht mehr zwischen

Deutschland und den anderen Sukzessionsstaaten besteht, besteht er auch nicht mehr zwischen Deutschland und Deutsch-Österreich. Anderseits haben unsere Gegner einseitig durch die Vorschriften des Friedensvertrages eine

Reihe Sicherungen für sich vorgesehen, wie sie gewöhnlich durch die Be­ stimmungen eines Handelsvertrages begründet zu werden pflegen.

Die

Ententemächte haben auf persönlichem Gebiet vorgeschrieben, daß ihre

Staatsangehörigen diejenige Rechtsstellung in Deutschland haben, die deutschen

Staatsangehörigen und

begünstigten in Deutschland besitzen.

in

gewissen Fällen

die

welche Meist­

Was die Zölle betrifft, so haben

die Ententemächte uns vorgeschrieben, daß der Zolltarif, wie er vor Kriegs­

beginn bestanden, noch innerhalb von sechs Monaten nach der Ratifikation des Friedensvertrages in Wirksamkeit sein soll, daß wir ferner für weitere dreißig Monate bezüglich gewisser Abschnitte des Zolltarifs genötigt sind, den Ententestaaten die früheren Zölle weiter zu gewähren, so daß wir erst nach Ablauf von drei Jahren in der Gestaltung unserer Zölle freie

Hand haben.

Sie haben sich

ferner den Anspruch auf eine unbedingt

einseitige Meistbegünstigung zusichern lassen, und zwar zunächst für eine Dauer von fünf Jahren, jedoch mit der Maßgabe, daß diese Frist durch

Beschluß des Rates des Völkerbundes auf längere Zeit hinaus ausgedehnt werden kann. Soweit die Rechtslage. Ich glaube, daß es nicht schwierig sein wird, auch für den Verkehr zwischen Deutschland und Deutsch-Osterreich neue einwandfreie rechtliche Grundlagen zu schaffen.

Man wird sich vor

allem darüber zu verständigen haben, daß die Vorschriften unseres alten

Handelsvertrages wieder in Kraft treten, soweit sie die Rechtsstellung der beiderseitigen

Staatsangehörigen

ergeben.

Anderseits wird

über

den

Güteraustausch und die dabei in Betracht kommenden Zölle eine Ver­

einbarung zu treffen sein.

Was das letztere anbetrifft, so würden wir

nach den Verpflichtungen, die wir im Friedensvertrage übernommen haben, schon nach Ablauf von sechs Monaten in gewissem Umfange neue zoll-

tarisarische Abmachungen treffen können.

Ich möchte jedoch nicht emp-

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Erster Bericht. fehlen, solches zu schnell zu tun.

45

Die Verhältnisse der Produktion und

das Schutzbedürfnis der heimischen Gütererzeugung sind im Augenblick

außerordentlich wenig durchsichtig.

Eine Klarheit hierüber ist auch in den

nächsten Monaten in keiner Weise zu erwarten; unter diesen Umständen

wäre es nicht ratsam, zu schnell daran zu gehen, den deutschen Zolltarif

zu erhöhen oder durch einen neuen zu ersetzen.

Ich bin der Meinung,

daß wir eine längere Zeit, etwa drei Jahre, ruhig mit allen weitergehenden Zollmaßnahmen warten sollten.

Wir sollten den Tarif, wie er vor Kriegs­

beginn bestanden hat, trotzdem wir ihn unter den veränderten Verhältnissen als höchst unvollkommen anerkennen müssen, als etwas Feststehendes hin­

nehmen und abwarten, wie die Verhältnisse auf dem Weltmarkt sich regeln werden, welchen Einfluß die veränderte Preislage, der Mangel an Roh­ stoffen, die Notwendigkeit, Rohstoffe auf andere Weise als vor dem Kriege zu beschaffen, auf das Wirtschaftsleben haben wird, in welcher Weise

die Industrie unserer Feinde erstarkt ist, wie sich die Wettbewerbsverhältnisse gestalten werden.

All das sind Punkte, die für die Neugestaltung des deutschen Zoll­

tarifs von fundamentaler Bedeutung sind, und in denen wir einstweilen nicht klar sehen. Nach alledem wird es genügen, wenn wir mit Deutsch-Österreich ver­

einbaren, daß wir uns gegenseitig Meistbegünstigung gewähren; zu einem weitergehenden Entgegenkommen wird die Möglichkeit deshalb nicht ge­

boten sein, weil sonst,

infolge der Verpflichtung, die wir haben,

den

Gegnerstaaten Meistbegünstigung zu gewähren, diese ein weitergehendes

sich

in

Entgegenkommen

infolge

nehmen würden.

Wir müssen uns eben behelfen, so gut es geht.

Wichtiger als

der

Meistbegünstigung

diese Neuregelung

der

für

gesetzlichen

Anspruch

Unterlagen,

des

Güteraustausches und der Rechtsbeziehungen zwischen Deutschland und Deutsch-Osterreich ist die Frage, wie sich die Verhältnisse zwischen diesen

Staaten tatsächlich gestalten sollen, und in dieser Beziehung bin ich der

Auffassung, müßte ein möglichst enges Zusammenwirken der beteiligten

Kreise der beiden Staaten gefördert und herbeigeführt werden.

Es wird

möglich sein, daß bei der Errichtung neuer Unternehmungen Deutschland eventuell finanzielle Hilfe leistet. Es wird nölig sein, daß deutsche Banken sich mit den Banken Deutsch-Osterreichs alsbald in Verbindung setzen

und gemeinsam vorgehen und so den Wiederaufbau auf wirtschaftlichem Gebiete in die Wege leiten. (Sehr richtig!) In Deutsch-Osterreich gibt es viele Quellen, die für die dortige Ent­

wicklung erschließungssähig find und, wenn erforderlich, muß

Kapital

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Die wirtschaftl. Beziehungen zwischen d. Deutschen Reich u. Deutsch-Österreich.

zur Verfügung gestellt werden, damit sie erschlossen werden können.

Ich

möchte Hinweisen auf eines dieser Gebiete, das sind die Wasserkräfte im Gebirge, deren Ausnützung für die volkswirtschaftliche Entwicklung DeutschÖsterreichs von großem Wert sein würde.

Während des Krieges sind

ferner in Österreich unter dem Zwang der Zeit Funde an Mineralien gemacht worden, die, wie es scheint, wertvoller sind als solche Funde im

allgemeinen sich zu erweisen pflegen.

Eine genaue Prüfung und eventuelle

Ausnützung dieser Vorkommen wird, wenn nötig, unter finanzieller deutscher Beteiligung herbeizuführen sein.

Nicht minder sollte auf anderen Gebieten ein enges Zusammenwirken Deutschlands und Deutsch-Österreichs in die Wege geleitet werden. Schon

bisher haben beide Staaten ihre Gesetzgebung ähnlich gestalten können, weil die wirtschaftlichen Verhältnisse bei ihnen in vielen Punkten überein­

stimmten oder einander ähnelten. In Zukunft wird dies schon deshald in noch größerem Umfange der Fall fein können, weil in Österreich nur

der deutsche Teil der alten Bevölkerung verblieben ist, während die übrigen Nationen, deren Interessen oft abweichend lagen, aus der staatlichen Gemeinschaft

ausgeschieden

sind.

Es

wird

deshalb beiderseits darauf

geachtet werden müssen, daß die gesetzlichen Neuregelungen, die auf den

verschiedensten Gebieten erforderlich werden, tunlichst in ähnlicher Weise und aus derselben Grundlage in den Heiden Staaten getrosten werden.

Ich möchte als Beispiel Hinweisen auf die sozialpolitische Gesetzgebung, die zum Teil neu geordnet werden wird und unter dem neuen Regime

weitere Fortschritte machen wird.

machen, diese

Gesetzgebung von

Hier wird es keine Schwierigkeiten

vornherein möglichst

gleichzugestalten.

Auch auf jenen Gebieten, die nach der neuen Verfassung beider Staaten

neu geregelt werden müssen, sollte die Notwendigkeit dieser Regelung zu einem weitgehenden Meinungsaustausch, zu einer möglichst gleichmäßigen

Festsetzung der Ziele und einem stetigen Hand in Hand gehen führen. Die Regierungen werden sich hierbei gewisse Beschränkungen auferlegen müssen,

um sich

nicht

vertrages auszusetzen.

dem Vorwurfe

einer Umgehung des Friedens­

Insoweit diese Gefahr vorliegt, ist zum mindesten

anzustreben, daß die gesetzgeberischen Aktionen, die in gleicher Weise in beiden

Staaten in

die Wege geleitet werden,

durch Vereinstätigkeit,

Literatur usw. möglichst in Einklang miteinander gesetzt werden.

Diese

Art einer gemeinsamen Behandlung der gesetzgeberischen, für den Staat wichtigen Fragen wird nicht allein das übereinstimmende Interesse und Bedürfnis sowohl Deutschlands wie Österreichs bekunden und dadurch die

Angemessenheit eines Zusammenschlusses dartun, sondern wird auch dazrr

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Erster Bericht.

47

führen, daß die Staatsangehörigen der beiden Staaten einander näher

geführt,

und mehr und mehr zu dem Gedanken gebracht werden, daß

sie sich fühlen als Glieder und Söhne eines einheitlichen deutschen Volkes. Wenn dieser Weg beschritten wird, so wird er den späteren Zusammen­

schluß sehr erleichtern. Ist die Gesetzgebung bis dahin in paralleler Bahn gehalten

worden,

sind

gesetzlichen Vorschriften in

die

übereinstimmend, so wird

beiden Staaten

das naturgemäß.für den künftigen Anschluß

von Wert sein, auf den wir die Hoffnung nicht aufgeben dürfen, und nie aufgeben werden, denn er ist eine Notwendigkeit, eine so wichtige

Forderung deutschen Wesens und deutscher Kultur, daß wir ihn mit allen Kräften erstreben müssen. Der Anschluß Österreichs an Deutschland muß

kommen und wird kommen!!

(Lebhafter Beifall.)

Vorsitzender: Ich danke dem Herrn Berichterstatter für den klaren Überblick, den er uns durch sein Referat verschafft hat.

Wir werden die Verhandlungen jetzt unterbrechen müssen. Ich möchte Ihnen aber mitteilen, daß nachher die Debatte eröffnet werden wird durch

einen Redner, der in freundlicher Weise eine Art Korreferat erstatten wird, vr. Stolper, dessen Beiträge zur Frage des Verhältnisses zwischen Deutschland und Österreich wir ja alle hochschätzen.

Ich bitte Sie deshalb, am Nachmittag möglichst pünktlich zu sein. Es ist in Aussicht genommen, um 3 Uhr mit den Verhandlungen zu be­

ginnen und zwar bitte ich, daß wir wirklich um 3 Uhr zusammenkommen und nicht erst mit dem akademischen Viertel, damit für die weiteren Ver­

handlungen genügender Platz bleibt. (Die Sitzung wird darauf 12,30 Uhr geschloffen.)

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Vorsitzender: Die Sitzung ist eröffnet (3,05 Uhr). Herrn Dr. Stolper, das Wort zu nehmen.

Ich bitte

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Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen dem Deutschen Reich und Deutsch-Österreich. Zweiter Bericht. Dr. Gustav Stolper (Herausgeber des „Österreichischen Volkswirt", Wien):

Meine

sehr

geehrten Damen

und

Herren!

der

Vor

Auf­

gabe, über ein aktuelles politisches Thema wissenschaftlich zu diskutieren,

beschleicht einen immer eine gewisse Verlegenheit. Man hat das un­ behagliche Gefühl, man könnte agitatorisch werden, oder man könnte sich nicht genug vor gewissen Begriffen hüten, die man als feststehend annimmt, während sie im Augenblick der Diskussion gerade anfangen kontrovers zu werden.

Unsere politische Begriffswelt ist durch den Krieg und insbesondere

durch die Ereignisse der letzten Monate vollkommen zerstört worden.

Und

so ist es vor allen Dingen wichtig, daß wir uns Klarheit schaffen über den Sinn dessen, was wir erlebt haben und noch erleben. Es ist sehr schwierig, in der Lage, in der wir uns befinden, bereits die Distanz zu den Dingen zu gewinnen, die nötig erscheint, um objektiv haltbare Schlüsse zu ziehen.

Ich möchte ein wenig erinnern an die Art,

wie wir unsere ganze politische Entwicklung während des Krieges be­

trachtet haben.

keine

Bis 1917 sah es so aus, als ob dieser Krieg überhaupt

wesentlichen

Veränderungen

Europas Hervorrufen würde.

in

dem

staatlich-politischen

Gefüge

Es begann sich da schon eine Art Theorie

herauszubilden, die den Krieg als ein untaugliches Mittel in der Ent­ wicklung der Völker oder zur Schlichtung politischer Streitigkeiten be­

zeichnete.

Es schien eine allgemeine Stagnation einzutreten, und nichts

anderes als die Formel dieser Auffassung war es ja, daß gewisse Kreise

den Frieden ohne Annexionen und Kontributionen verlangten, das heißt im wesentlichen die Wiederherstellung des 8tatu8

die dies

ante. Diejenigen,

verlangten, waren teils radikale Pazifisten, die die Wieder­

herstellung des 8tatu8 (zuo ante deshalb forderten, weil sie die not­ wendigen politischen und nationalen Veränderungen aus dem Wege der

sozialen

Umgestaltung herbeiführen

zu

können glaubten.

Die anderen

waren die Resignierten, das heißt diejenigen, die die Kriegslage so auf­ faßten, daß sich durch den Krieg nichts von den Problemen aus der Welt Schriften 1'>9. — Verdcindlnn^en.

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Die wirtschaft^ Beziehungen zwischen d. Deutschen Reich u. Deutsch-Österreich,

schaffen lasse, die den Krieg herbeigeführt haben.

Das Merkwürdige ist,

daß in dem Augenblick, wo diese Formel akzeptiert werden konnte, durch

die

tatsächliche

geschlossen

war.

Entwicklung

der

Vom Ausbruch

Dinge ihre Anwendung bereits aus­

der russischen Revolution im März

1917 an war tatsächlich nicht mehr an eine Wiederherstellung des 8tutn8

nach der frühesten Kooptation geordnet)

Es steht federn Wahlberechtigten frei, statt des vorliegenden Stimmzettels sich eines anderen zu bedienen und darauf fünfzehn hier nicht vermerkte Vereins­ mitglieder zu wählen. Wird der vorliegende Zettel benutzt, so sind die Namen der zu Wählenden mit einem x zu bezeichnen. Werden Wahlzettel ohne Ver­ merke abgegeben, so werden die hier zuerst verzeichneten fünfzehn Herren als die vom Wähler Gewählten betrachtet. Diejenigen fünfzehn Herren gelten als ge­ wählt, die die meisten Stimmen auf sich vereinigt haben. Im Ausschuß verbleiben folgende Herren: im Jahre 1909 gewählt: Brentano, Cohn, v. Gierke, Behrend, Boehmert (Bremen); im Jahre 1911 gewählt: Sombart, Anton, Arndt, Auhagen.

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Verzeichnis der Mitglieder des Vereins für Sozialpolitik nach dem Stand vom 1. Dezember 1919.

1. Vorstand.

Herkner, Geh. Reg.-Rat Professor vr.! G e i b e l, Verlagsbuchhändler Carl St. A., H., Charlottenburg, Vorsitzender. München, Schriftführer. Weber, Professor vr. Max, Heidelberg, c» „ , . ' m Boese, stellvertretender Vorsitzender. > , Franz, o o, Berlm-Halensee, Schnft' führer (Generalsekretär). Hainisch, vr. Michael, Wien, stellver­ tretender Vorsitzender. von der Leyen, Wirklicher Geh. Rat Francke, Professor vr. E., Dießen am ! Professor vr. Alfred, Erzellenz, Berlin, Ammersee, Schriftführer. Schatzmeister.

2. Ausschuß. Albrecht, ProfessorVr. Heinrich, Berlin-! Brentano, Geh. Hofrat Professor vr. Lichterfelde. ! Lujo, München. Altmann, Professor vr. S. K., Mann-! Bücher, Geh. Hofrat Professor vr. K., heim. Leipzig. Amonn, Prof. vr. Alfred, Wien. ! Clarus, Syndikus der Handelskammer Anjon, Professor vr. G. K., Jena. vr., Regensburg. Arndt, Professor vr.P., Frankfurt a. M.- Delbrück, Geh. Reg.-Rat Professor vr. Eschersheim. H., Berlin-Grunewald. Auhagen, Professor vr. O., Berlin- Diehl, Geh. Hofrat Professor vr. K. Dahlem. ! Freiburg i. B. Bäumer, Fräulein vr. Gertrud, Berlin. ^Dietzel, Geh. Reg.-Rat Professor vr. H., Behrend, Professor vr., Mannheim. Bonn a. Nh. Böhmert, Direktor des Statist. Amtes Eckert, Geh. Regierungsrat Professor vr. W., Bremen. vr. Chr, Köln a. Rh. Bonn, Professor vr. M. I., München. Ess len, Professor vr. I., Göttingen. Bin gold, Syndikus der Handelskammer Eulenburg, Professorvr. Franz, Berlin. vr., Regensburg. jvon Fellner, vr. Friedrich, Budapest. van der Borght, Präsidentvr.Richard,! Feuchtwanger, vr. L., München. Berlin-Wilmersdorf. ! Fuchs, Professor vr. Carl Johannes, vonBortkiewicz, Professor vr. LadisTübingen. laus, Berlin. Gehrig, Professor vr. H., Dresden-A. Brauer, Redakteur Th., Köln. Gerlach, Professor vr. O., Königsberg Braun, Redakteur vr. A., Nürnberg. ! i. Pr.

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Verzeichnis der Mitglieder des Vereins für Sozialpolitik.

Gerloff, Professor Or. W., Innsbruck, von Gierke, Geh. Justizrat Professor vr. Otto, Charlottenburg. Gothein, Geh. Rat Professor vr. Eber­ hard, Heidelberg. Gothein, Neichsschatzminister a. D. Georg, Berlin. von Gottl-O ttlilienfeld, Professor vr. F., Loderham. Grünberg, Professor vr. C., Wien. Günther, Professor vr. A., Berlin-Wil­ mersdorf. Hamm, bayer. Handelsminister, München. Harms, Geh. Reg.-Rat Professor vr. B., Kiel. Hartmann, Gustav, Vorsitzender des Verbandes der deutschen Gewerkoereine (Hirsch-Duncker), Berlin. Hartmann, Professor vr. Ludo, Wien. Heckscher, Direktor der HamburgAmerika-Linie, Hamburg. Hesse, Professor vr. A., Königsberg:. Pr. Hitze, Professor vr., Münster i. W. Jaffe, Professor vr. E., München. I a strow, Professor vr., CharlottenburgWestend. Kammerer, Professor vr., Charlotten­ burg. Knapp, Professor vr. Georg Friedrich, Straßburg i. E. Kuczynski, Direktor des Statistischen Amtes vr., Berlin-Schöneberg. Lederer, Professor vr. E., Heidelberg. Liefmann, Professor vr. R., Frei­ burg i. B. Lotz, Professor vr. W., München. Ludwig-Wolf, Stadtrat a. D. L. F., Leipzig. Lusensky, Wirklicher Geh. Rat F., Exzellenz, Berlm-Grunewald. Mataja, Sektionschef vr. Vikt., Wien, von Mises, vr. Edler L., Wien. Mombert, Professor vr. P., Freiburg i. Br. Most, Oberbürgermeister vr. O., Sterkrade (Rheinland).

von Nostitz, Wirklicher Geh. Rat, Exzel­ lenz, Dresden. Oldenberg, Professor vr., Göttingen. Pierstor ff, Geh. Rat Professor vr., Jena. Potthoff, vr. H., München. Rathgen, Professor vr. K., Hamburg. Rauch berg, Professor vr. H., PragWeinberge. Redlich, Professor vr. Josef, Wien. Schiff, Professor vr. Malter, Wien. Schmöle, Professor vr. I., Münster i.W. Schott, Direktor des Statistischen Amtes Professor vr. S., Mannheim. von Schulze-Gaevernitz, Geh. Rat Professor vr., Freiburg i. B. Schumacher, Geh. Nat Professor vr. H., Berlin-Steglitz. Schwanhäußer, Fabrikbesitzer vr. E., Nürnberg. Schwarz, Wirklicher Geh. Oberfinanzrat vr., Berlin. Seibt, Geh. Reg.-Rat vr. G., BerlinGrunewald. Gering, Geh. Reg.-Rat Professor vr., Berlin-Grunewald. Siemering, Fräulein vr. rer. pol. Hertha, Chailottenburg-Westend. Sieve king, Professor vr. H., Zürich (Schweiz). Sinzheim er, Professor vr. Ludwig, München. Skalweit, Professor vr. A., Gießen. Somary, vr., Berlin. Sombart, Geh. Reg.-Rat, Professor vr. W., Beilin-Wilmersdorf. Spann, Professor vr. Othmar, Wien. Spiet hoff, Professor vr. A., Bonn. Stein, Professor vr. Philipp, Frank­ furt a. M. Stieda, Geh.Hofrat Professor vr., Leipzig. Stolper, vr. Gustav, Wien. Strutz, Senatspräsident des Reichs­ finanzhofs Wirklicher Geh. Ober-Reg.Rat, München. Tönnies, Geh. Reg.-Rat Professor Vr. F., Eutin i. H.

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Verzeichnis der Mitglieder des Vereins für Sozialpolitik. Troeltsch, Geh. Reg.-Nat Professor vr. W., Marburg a. Lahn. von Tyszka, Professor vr., Hamburg. Umbreit, Chefredakteur Paul, Berlin. Vogelstein, vr. Th., Berlin. Wagemann, Professor Vr. Ernst, Char­ lottenburg. Weber, Professor vr. Alfred, Heidel­ berg. Wiedenfeld, Geh. Reg.-Rat Professor vr., Berlin-Wilmersdorf. von Wiese, Prof. vr. L., Köln a. Rh. von Wieser, Professor vr. Freiherr, Wien. Wilbrandt, Professor vr. R., Tübingen.

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Winnig, Reichskommissar für den Osten, Königsberg i. Pr. Wirminghaus, Professor vr. A., Köln a. Rh. Wissell, Reichsminister a.D. Rud., Berlin. von Wittek, Staatsminister a. D. vr. H., Ritter, Exzellenz, Wien. Wy godzinski, Professor vr., Bonn a.NH. Zahn, Präsident vr. F., München. Zimmermann, Professor vr. W., Ham­ burg. Zuckerkandl, Hofrat Professor vr. N., Prag-Smichow. von Zwiedineck, Professor vr. O., Karlsruhe i. B.

3. Übrige Mitglieder. Persönlich e Mitglieder.

Adler, vr. F., Frankfurt a. M. Adler, Professor vr. S., Wien. Albrecht, vr. Gerhard, Berlin-Lankwitz. Allers, Privatdozent vr. Rudolf, Wien. Arnold, Reg.-Rat vr. PH., Regensburg. Aschrott, Landger.-Direktor a. D. Geh. Justizrat, Berlin. Auer, Sekretär Ehrhardt, München.

Beurle, Hörer der Rechte H., Linz a. d. Donau. Biermann, Professor vr. E., Greifs­ wald. Bitter, vr. W., Hamburg. Blank, vr. O., München. Bonn, Direktor vr. P., Berlin. Borgius, Geschäftsführer des Handels­ vertragsvereins vr., Berlin. Bosch, Robert, Stuttgart. Bosenick, Konsul vr. A., Charlotten­ burg. Böttger, Schriftsteller vr. H., BerlinSteglitz. Bräuer, Dozent an der Gehe-Stiftuug vr. K., Weißer Hirsch bei Dresden. Brodnitz, Professor vr. Georg, Halle a. Saale. Bruck, Professor vr. W. F., Hain im Riesengebirge. Bunzel, Kaufmann Hugo, Triest. Bunzel, Finanzrat vr. Julius, Graz.

Baer, Buchhändler Edwin, Frankfurt a. M. Bahr, vr. Eugen, Berlin. Bahr, Bibliothekar, Hermann, Berlin. Bartsch, vr. Helmut, Mannheim, von Beckerath, Privatdozent vr. Erw., Leipzig. Venario, Redakteur L., Nürnberg. Bendixen, Bankdirektor vr. Fr., Ham­ burg. Bergson-Sonnenberg, Rechtsanwalt vr. Egon, Wien. von Berlepsch, Staatsminister a. D. vr. Frhr., Exzellenz, Seebach. Bernhard, Georg, Herausgeber des Carbe, Rechtsanwalt vr. Martin, BerlinPlutus, Berlin. Wilmersdorf. Beumer, Generalsekretär vr. in§. W., Cohen, Professor vr. A., Pullach üei Düsseldorf. München.

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Verzeichnis der Mitglieder des Vereins für Sozialpolitik.

Conrad, Sekr. Stellv, an der Handels- Frenkel, vr. Erich, Berlin-Dahlem. und Gewerbekammer vr. Otto, Wien. Freytag, vr. C. T-, Magdeburg. Friedenthal, Fräulein Marg., Berlin. Dade, Professor vr., Berlin. Friedmann, Heinrich, Frankfurt a. M. Darmstaedter-Helversen, vr. Fritz, Fries, Generalrat vr. Heinr., Wien. Fu erst, vr. meä. M., Hamburg. Berlin. von Degenfeld-Schonburg, Landrar > . . Graf, Reichenbach in Schlesien. Georg. Inserat vr. Otto, Le.pz.g. Deutsch, Assessor vr. H., Berlin. ^ "dt v^^ Znnckau .. Sa. Dienstag, Rechtsanwalt vr. P, Berlin., Gerlach Professor Pr.vatdozent an der Dietrich, vr. für. Albert, Kiel. Unwersttat Kiel vr. Kurt Albert, Kiel. Dorn, Professor vr. Hanns, Berlin-^-r°ld L Co., Buch^ Dahlem Gertz, Syndikus der Handelskammer vr., Dreyfuß, Frau Martha, Frankfurt a.M.! Koblenz. von Dungern, Regierungsrat Freiherr vr. A., Berlin. Goldschmidt, Rechtsanwalt vr. Conr., vr., Wiesbaden. Leipzig. Dünkelberg, Geh.Reg.-Rat,Gumbinnen. Goldschmit, Direktor der Westdeutschen Dyhrenfurth, Kommerzienrat Richard, ! Bodenkreditanstalt vr. R., Köln a. Rh. Berlin. iGottlieb-Billroth, Sektionschef vr. Otto, Wien. Eberstadt, Professor Vr. N., Berlin. ! Grabenstedt, vr., Berlin. Eisfeld, vr. C., Berlin-Steglitz. Graetz, vr. Viktor, Wien. Elbogen, Kommerzialrat R., Prag. Elsas, städtischer Rechtsrat vr., Stutt­ Graetzer, Schriftsteller vr. Rud., BerlinSchöneberg. x. gart. Grünfel d,Privatoozent vr.E., Halle a.S. Elsas, Fräulein 8tuck. rer. pol. Grete, Guggenheim er, vr. S., Nürnberg. Karlsruhe i. B. Engelbrecht, Hofbesitzer vr. Th. H., Günther, Privatdozent vr. E., Dresden-N. Obendeich. Epstein, Fabrikant I. H., Frankfurt a.M.1 Gutmann, Professor vr. Franz, Tü­ bingen. Ergang, Direktor des Statistischen Amts ! iHaefner, Gerhard, Berlin. vr. C., Königsberg i. Pr. Haefner, Johannes, Berlin. Ertheiler, Großhändler, Nürnberg. Eyck, Rechtsanwalt vr. Erich, Berlin. Hahn, vr. Albert, Berlin-Wilmersdorf. Hahn, Gerichtsassessor Karl, Bochum. Haller-Hallerstein, Staatsrat vr. Faust, Buchhändler E., Heidelberg. Sigmund, München. Feig, Geh. Reg.-Rat vr. I., Charlotten­ burg. Hamburger, vr. pd. M., Landeshut in Schlesien. Feiler, Redakteur A., Frankfurt a. M. Felber, Verlagsbuchhändler Emil, Berlin. Hammerschlag, Direktor der Öster­ reichischen Kreditanstalt für Handel und Flechtner, Generalsekretär vr. Fr., Gewerbe vr. Paul, Wien. Stettin. Hammerschmidt, vr. W., Düsseldorf. Fleck, Professor vr. Anton, Kiel. Flügge, Senatspräsident vr., Berlin. Hansen, Geh. Reg.-Rat Professor vr., Frank, vr. Frz., Frankfurt a. M. Königsberg i. Pr. Frankenstein, Stadtrat L., Leipzig- Haselberger, Regierungsassessor vr. Gohlis. I., München.

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Verzeichnis der Mitglieder des Vereins für Sozialpolitik.

Hasenkamp, Professor vr., Zoppot. von Heck, Professor vr. PH., Tübingen. Heimann, vr. Eduard, Berlin-Grunewalv. Heimann, StadtverordnetenvorsteherStellvertreter, Berlin. Heiß, vr. Cl., Berlin-Mariendorf. Helander, Dozent und Leiter der Han­ delshochschulkurse Sven, Gothenburg in Schweden. Helfferich, Staatsminister a. D. vr. K., Exzellenz, Berlin. Heraeus, vr. W., Hanau. Herzfelder, Direktor vr. E., Berlin. Heu rich, Geh. Kommerzienrat C. F., Frankfurt a. M. Heyman, Hugo, Berlin-Grunewald. Hierl, Mich., Schwabach. Hinsberg, Justizrat vr., Bannen. Hirsch, Amtsgerichtsrat vr. ^'ur. K., Frankfurt a. M. Hirsch, Diplom-Ingenieur M., Frank­ furt a. M. Hirsch, Ministerpräsident Paul, Char­ lottenburg. Hirschfeld, vr. P., Berlin. Hitschmann, Zeitungsverleger vr. H., Wien. Hoffmann, Professor vr. Friedrich, Kiel. Höfle, Vr., Technikerverband, Berlin. Hohn, vr. W., M.-Gladbach. von Holtzendorff, Direktor der Ham­ burg-Amerika-Linie, Berlin. Homburger, vr. Paul, Karlsruhe i. B. Homburger, vr. Viktor, Karlsruhe i.B. Huber, vr. Paul, Berlin. Hübener, Volkswirtschaftlicher Syndikus der Ältesten der Kaufmannschaft vr. Erhard, Berlin-Halensee. Jaehner, Reg.-Rat vr., Schleswig. Ieidels, Direktor der Berliner Handels­ gesellschaft vr. O., Berlin. Jenny, vr. E., Berlin. Jöhlinger, vr. Otto, Berlin. Kähler, Professor vr., Greifswald. Kammerlander, vr. Franz, Wien.

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Kantorowicz, Fabrikdirektor vr. Fr., Posen. Kaufmann, Heinrich, Hamburg. Kaul la, Professor vr. R., Stuttgart. Keck, vr. K., Berlin. Keibel, Syndikus der Handelskammer vr. R., Bochum. Ke ller, vr. xüil. Karl, Berlin-Lankwitz. Kopetzki, Geh. KommerzienratW., Berlin. Köppe, Professor vr. H., Marburg a. d. Lahn. vonKrasny, Sektionschef Professor vr. A., Wien. Kriegel, Stadtrat a. D. vr. F., BerlinSchöneberg. Krinn er, Postrat vr., Augsburg. Krueger, Hauptgeschäftsführer des Deutsch, volksw. Verbandes Professor vr. H. E., Berlin-Wilmersdorf. Kümpel, Rechtsanwalt, Hamburg. Kumpmann, Professor vr. K., Düssel­ dorf-Oberkassel. Kutzer, Oberbürgermeister Vr. Th., Mannheim. Landauer, vr. Edgar, Berlin, Landmann, Stadt, at vr.,Frankfurt a.M. Langer, Rechtsanwalt vr. Josef, Wien. Lahusen, Geh. Kommerzienrat Carl, Delmenhorst. Lanz, Fabrikant H., Mannheim. Leitner, Professor vr., Berlin. Lenz, Professor vr. Friedrich, Braun­ schweig. Levy, vr. A., Berlin. Levy, Professor vr. H., Heidelberg. Lindemann, Minister vr. H., StuttgartDegerloch. Loewe, Rechtsanwalt vr. I., Berlin. Loewen feld, Rechtsanwalt vr. Philipp, München. Loewy, Bankier Georg Hermann, Breslau. Lotmar, Professor vr.PH.,Bern(Lchweiz). Lüders, vr. ^ur., Charlottenburg. Ludewig, Oberingenieur Hans, BerlinPankow. Lueken, Oberbürgermstr. vr.,Rüstringen.

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Verzeichnt der MtKtder des Vereins» ^vr SvMLpvVM.

von Lumm, Geh. Oberfinanzrat vr., Plenge, Professor vr. I., Münster. Präger, Gertrud, Berlin. Berlin. Prager, Rechtsanwalt vr. M., München. Magnus, Ingenieur H., Wandsbeck. Prager, Werner, Berlin. von Mammen, Professor vr. Franz, Preuß, Reichsminister a. D. vr. H., Brandstein. Berlin. Manes, Generalsekretär Professor vr. Pribram, Professor vr. K., Wien. A., Berlin. Prion, Professor vr. Wilhelm, BerlinMann, Privatdozent vr. F. K., Kiel. Grunewald. Mannstaedt, Professor vr. H., Bonn von Pritzbuer, F., Berlin-Siemens­ a. Rh. stadt. Marckwald, vr. E. W., Berlin-Wil­ mersdorf. Rau nig, Sekretär des Industrie-Klubs May, R. E., Hamburg. G., Wien. von Mayr, Unterstaatssekretär z. D. Redlich, vr. Harry, Wien. Professorvr. Georg, Exzellenz, Tutzing. von Reibnitz, Smatsminister Vorsitzen­ Meiner, Buchhändler vr. Felix, Leipzig. der des Staatsministeriums Mitglied Meister, Handelskammersyndikus vr. des Reichsrats vr. ^'ur. vr. püU. Frei­ K., Gera (Reuß). herr, Neustrelitz. Merton, Rittmeister Walter, Berlin- N e i ch e n s p e r.g e r, Geh. Oberjustizrat Grunewald. Landgerichtspräsident a. D. vr. C., Mitscherlich, Professor vr. W., Breslau. Koblenz. Moll, Geh. Finanzrat vr. E., Berlin. Robinson, Redakteur M., Graz. Moll, Professor vr. Bruno, Kiel. Roghe, Syndikus vr., Berlin-Lichter­ Mollwo, Professor vr. C., Berlin. felde. Morgenstern, Kommerzienrat vr. F , Rohrbeck, vr. W., Köln-Lindenthal. Fürth i. B. Roscher, Wirklicher Geh. Rat Ministe­ rialdirektor, Exzellenz, Loschwitz. Nasse, Geh. Reg.-Rat Landrat, Husum. Rosenbaum, vr. Eduard, AltonaNasse, Generaldirektor vr., Schädlitz. Ottensen. Neißer, Frau Justizrat, Breslau. Rosenstock, Fräulein Lotte F., Leipzig. Neumann, Kaufmann Leopold, Karls­ Rosenthal, Geh. Justizrat Professor ruhe i. B. vr. E., Jena. Noack, Archivar der Handelshochschule Rosin, Geh. Rat Professor vr., Frei­ vr. Frithjof, München. burg i. B. Obst, Professor vr. Georg, Dresden. Saenger, Präsident des Preuß. Statist. Oppenheim, Frau, Berlin. Landesamts Geh. Oberregierungsrat von Oppenheimer, Ministerialrat vr., Berlin-Dahlem. Frhr., Wien. Salin, vr. Edgar, Heidelberg. Pachnicke, Mitglied der deutschen Na­ Salz, Professor vr. Arthur, München. Salzer, Direktor d. Bayer. Lloyd, Schifftionalversammlung vr., Berlin. fahrts-A.-G. K.; Regensburg. Passow, Professor vr. R., Kiel. Sand Hagen, A., Frankfurt a. M. Pfitzner, Privatdozent vr., Berlin. Sandvoß, Carl, Berlin-Pankow. Pichler, vr., Graz. Pietrkowski, Fabrikdirektor vr. E., Schacht, Direktor vr., Berlin. ! Schanz, Kaufmann Mor., Chemnitz. Posen.

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von Scheller-Stein wartz, vr., von Strakosch, vr. S-, Großindu­ strieller, Wien. Berlin. Schenk von Stauffenberg, Freiherr von Ströll, Geheimrat Bankdirektor Franz, Ristissen bei Ulm. vr. M., München. Schmidmer, Georg, Nürnberg. Strube, vr. A., Bremen. Schmidt, Regierungsreferendar Gerh., Stubmann, Geschäftsführer d. Hamb. Reeder vr. P., Hamburg. Kassel. Schmidt-Ramsin, Vr.^ur. Kurt Franz, Südekum, Preuß. Finanzminister Vr. Magdeburg. A., Berlin-Zehlendorf. Schmitt, Geh. Rat Ministerialdirektor Supf, vr. Willy, Berlin-Wilmersdorf. vr., Dresden. Schubert, vr. Emmerich, Weißer Hirsch Teleky, vr. L., Wien. Thal, Negierungsassessor vr., Berlin. b. Dresden. von Schulze-Reichenbach, Professor Thieß, Professor vr., Köln a. Rh. Trimborn, Staatssekretär a. D. Geh. vr. Ed. O., St. Gallen (Schweiz). Justizrat vr. K., Unkel (Rhein). Schwartz, Parlamentsstenograph Bern­ Troeltsch, vr. Hermann, Mannheim. hard, München. Troyer, Rechtsanwalt vr. Otto, Salz­ Schwitzer, vr. E. L-, Wien. burg. Siebe, Direktor d. Bayer. Lloyd-SchiffSiebeck, Buchhändler vr. P., Tübingen. Uhlfelder, Rechtsanwalt Vr. W., Nürn­ fahrts-A.-G. F., Regensburg. berg. Silverberg, Generaldirektor Vr. P Köln a. Rh. Voerster, Buchhändler A., Leipzig. Simon, Fräulein Helene, Berlin. Sinzheimer, Rechtsanwalt vr. H-, Walz, Oberbürgermeister Professor vr., Frankfurt a. M. Heidelberg. Soetbeer, Generalsekretärvr. H., Berlin. Wegener, Landesökonomierat vr. L., Sokal, Vizedirektor des Wiener GiroPosen. und Kassenvereins vr. Max, Wien. ! Weidinger, Kommerzienrat, RegensSomm erlab, Professor vr. Theo, bürg. Halle a. S. Weil, eanck. rer. pol., Tübingen. Sondheim, M., Frankfurt a. M. Weiß von Wellen st ein, GeneralSpängler, Ingenieur, Direktor der sekretär vr. Gustav, Wien. Straßenbahn L-, Wien. ! Winckler, Landrat, Salsitz. von Spitzmüller, Wirklicher Geh. Rat Wöhler, Syndikus vr. Otto, Berlin. Minister a. D. Freiherr vr. Alexander,! Wolff, Professor vr.Helmuth, Hallea.S. Exzellenz, Wien. ! von Sprung,Rechtsanwaltvr.F.,Wien. Zeiler, Erster Staatsanwalt Alois, Zweibrücken. Steinbeis, vr. Ferd., Bad Aibling. Steinborn, Stadtrat, Fabrikbesitzer M., Zeiß, Opt. Werkstätte, Jena. Zielenziger, Kommerzienrat Alfred, Berlin-Wilmersdorf. Charlottenburg. Steiner, vr., Wien. Zielenziger, vr. rer. pol. Kurt, Steinitz, Justizrat vr. K., Breslau. Berlin-Schöneberg. Stephinger, Professor vr., Tübingen. Stern, Rechtsanwalt vr. B., Würzburg. von Zizek, Professor vr., Frank­ furt a. M. Stern, Direktor I., Berlin. Zuntz, vr. I., Berlin. Stinnes, vr. H., Köln-Lindenthal.

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L. Körperschaftliche Mitglieder.

Bibliothek der technischen Hoch­ Berlin, Verband deutscher Arbeitsnach­ schule. weise. — Oberbürgermeister. — Verband deutscher Gewerkvereine (Hirsch-Duncker). — Volkswirtschaftliches Institut der tech­ nischen Hochschule. — Verband Deutscher Waren- und Kauf­ Amsterdam, Oentraal Bureau voor sohäuser, e. V. eiale ^üvierren. — Vereinigte Königs- und Laurahütte, Aschaffenburg, Zentralverband christlicher A.-G. für Bergbau und Hüttenbetrieb. Fabrik- u. Transportarbeiter Deutsch­ — Vereinigung der leitenden Angestellten in Handel und Industrie. lands. j — Volkswirtschaftliches Seminar der HanAugsburg, Handwerkskammer. ! delshochschule. Bingen a. Rh., Hessische Handelskammer. Baden-Baden, Stadtgemeinde. Barmen, Handelskammer für den Wupper­ — Magistrat. taler Jndustriebezirk. Bochum, Allgemeiner Knappschaftsverein. Basel, Statistisches Amt des Kantons. — Handelskammer. — Statistische volkswirtschaftliche Gesell­ Bonn, Landwirtschaftskammer für die Rheinprovinz. schaft. Berlin, Archiv der Preußischen Zentral­ — Staatswissenschaftliches Seminar der Universität. bodenkredit A.-G., Berlin. — Universitätsbibliothek. — Bibliothek des Abgeordnetenhauses. — Bibliothek des Reichstages. Bonn - Poppelsdorf, Landwirtschaftliche — Bund der Landwirte. Akademie. — Bund der technischen Angestellten und Brandenburg a. H., Handelskammer. Beamten. Bremen, Gewerbekammer. — Bücherei des Ministeriums der öffent­ — Handelskammer. lichen Arbeiten. Breslau, Handelskammer. — Deutscher Versicherungs-Schutzverband, — Städtisches Statistisches Amt. e. V. — Technische Hochschule. — Generalkommission der Gewerkschaften. — Universitätsbibliothek. — Generalverband der deutschen Raiff­ Bromberg, Handelskammer. eisen-Genossenschaften, e. V. Brünn, Siadtgemeinde. — Gewerkverein der deutschen Maschinen­ bau- und Metallarbeiter. Charlottenburg, Allgemeiner Verband — Handelshochschule. deutscher Erwerbs- und Wirtschafts­ — Handelskammer. genossenschaften, e. V. — Magistrat. — Korporation der Kaufmannschaft. — Landesökonomiekollegium. — Technische Hochschule. — Landwirlschaftskammer für die Pro­ Chemnitz, Statistisches Amt. vinz Brandenburg. — Magistrat (Statistisches Amt). Dahlem, Zentralausschuß für innere — ReichsverDcherungsamt. Mission. — Staatswissenschaftlich - statistisches Danzig, Bibliothek der Technischen Hochschule. Seminar der Universität. — Universitätsbibliothek. ! Darmstadt, Finanzministerium. Aachen,

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Darmstadt, Handelskammer. Frankfurt a. M., Universität. — Hessische Hof- und Landesbibliothek. Frankfurt a. O., Handwerkskammer. — Hessische Landeshypothekenbank A.-G. Freiberg i. Sa., Stadtrat. — Hessische Landesversicherungsanstalt. Freibnrg i. B., Magistrat. — Volkswirtschaftliches Seminar der Uni­ Dessau, Handelskammer für Anhalt. versität. — Magistrat. Dortmund, Statistisches Amt. Freiburg (Schweiz), Volkswirtschaftliches Seminar. Dresden, Bücherei des Ministeriums des Friedrichsfcld i. Bd», Deutsche SteinInnern. zeugwarensabrik. — Gehe-Stiftung. — Landesstelle für Gemeinwirtschaft M.-Gladbach, Katholischer Volksverein. Sachsen. ! Göteborg (Schweden), Siadtbibliothek. — Städtisches Statistisches Amt. Göttingen, Universitätsbibliothek. — Ständische Bibliothek. — StaatsnussenschafUiches Seminar. — Statistisches Landesamt. Graz, Handels- und Gewerbekammer. — Technische Hochschule. — Verein Deutscher Wollkämmer und — Statistisches Landesamt für Steier­ mark. Kammgarnspinner. — Volkswirtschaftliches Seminar der — Universitätsbibliothek. Greifswald, StaatswissenschaftlicheZ Technischen Hochschule. Seminar. Duisburg, Verein zur Wahrung der — Universitätsbibliothek. Rheinschisfahrtsinteressen. Duisburg-Ruhrort, Handelskammer. Hagen, Magistrat. Düsseldorf, Deutscher Werkmeisterverband. Halle a. S., Handelskammer. — Handelskammer. — Statistisches Amt der Stadt. — Landesversicherungsanstalt. — Staatswissenschaftliches Seminar der — Landes- und Stadtbibliothek. Universität. — Rheinische Provinzialverwaltung. Hamburg, Gewerbekammer. — Rheinischer Verein für Kleinwohnungs­ — Großeinkaufsgesellschaft der Konsum­ wesen. vereine. — Zentralverband christlicher Textil­ — Hamburg-Amerika-Linie. arbeiter Deutschlands. — Ortskrankenkasse sür das Bekleidungs­ gewerbe. Eisenach, Magistrat. — Seminar für Nationalökonomie. Elberfeld, Gewerkschaft deutscher Eisen­ — Statistisches Landesamt. bahner. — Verein für Handlungskommis von 1858. — Magistrat. Hanau, Handelskammer. Esten, Gewerkverein christlicher Berg­ Hannover, Landesdirektorium. arbeiter Deutschlands. — Magistrat. — Handelskammer. Heidelberg, Handelskammer. — Stadtgemeinde (Wohlfahrtsamt). — Magistrat. — Verein für die bergbaulichen Inter­ — Universitätsbibliothek. essen im Oberbergamtsbezirk Dortmund. — Volkswirtschaftliches Seminar der Uni­ versität. Frankfurt a. M., Handelskammer. Herne, Stadtgemeinde. — Institut für Gemeinwohl. Innsbruck, Universitätsbibliothek. — Stadtbibliothek. Schriften 159. — Verhandlungen.

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Verzeichnis der Mitglieder des Vereins für Sozialpolitik.

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Magistrat. Leipzig, Vereinigte staatswissenschaftliche — Staatswissenschaftliches Seminar der Seminare. Universität. — Volkswirtschaftliches Seminar. Linz a. D., Stadtgemeinde. Karlsruhe i. Bd., Bibliothek des Landes­ Lübeck, Handelskammer. — Statistisches Amt der freien und Hanse­ gewerbeamts. stadt. — Bibliothek der Technischen Hochschule. Ludwigshafen, Badische Anilin- und — Gewerbeaufsichtsamt. Sodafabrik. — Ministerium des Innern. — Handelskammer. — Stadtrat. — Magistrat. — Statistisches Landesamt. Kassel, Handelskammer. Magdeburg, Deutscher Privatbeamten­ — Murhardtsche Stadtbibliothek. verein. Kiel, Institut für Seeverkehr und Welt­ — Handelskammer. wirtschaft. — Magistrat. — Landwirtschaftskammer für die Provinz Mainz, Bürgermeisterei. Schleswig-Holstein. — Handelskammer. — Magistrat. — Staatswissenschaftliches Seminar der — Mittelrheinischer Fabrikantenverein. Mannheim, Bibliothek der Handelshoch­ Universität. schule. Köln a. Rh., Generalsekretariat des Ge­ — Handelskammer. samtverbandes der christlichen Gewerk­ — Rheinische Hypothekenbank. schaften Deutschlands. — Stadtgemeinde. — Internationaler Hotelbesitzerverein. — Verein chemischer Fabriken. — Magistrat. — Rheinisch-Westfälisches Wirtschafts­ — Vereinigte Spediteure und Schiffer (Rheinschiffahrts-Ges. m. b. H.). archiv. — Volkswirtschaftliches Seminar der — Universität. Handelshochschule. — Verein für die Interessen der rheinischen Marburg i. H., Staatswissenschaftliches Braunkohlenindustrie. Seminar der Universität. Königsberg i. Pr., Institut für ostdeutsche Meißen, Stadtrat. Wirtschaft. München, Bayerische Handelsbank. — Magistrat. — Handelshochschule. — Staatswissenschaftliches Seminar der — Institut für soziale Arbeit. Universität. — Landessekretariat des Volksvereins. — Universitätsbibliothek. Krakau, Handels- und Gewerbekammer. — Ministerium für Soziale Fürsorge. — Neueste Nachrichten. Krefeld, Handelskammer. - Stadtbibliothek. — Statistisches Amt der Stadt. Leipzig, Armenamt. — Statistisches Landesamt. — Handelskammer. — Staatswissenschastliches Seminar der — Reichsgerichtsbibliothek. Universität. — Stadtrat. Münster i. W., Generalkommission. — Statistisches Amt. — Handelskammer. — Universitätsbibliothek. — Seminar für Volkswirtschaft und Ver­ — Verband deutscher Handlungsgehilfen. waltung. Jena,

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Verzeichnis der Mitglieder des Vereins für Sozialpolitik. Neukölln, Magistrat. Nürnberg, Fränkische

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Tübingen, Staatswissenschaftliches SeTagespost. ! minar. — Universitätsbibliothek. — Sozialdemokratischer Verein. — Verband bayerischer Metallindustrieller. — Zentralverband der Schuhmacher. Weimar, Bibliothek. — Verband thüringischer Industrieller. Wesel, Handelskammer. Oldenburg, Statistisches Landesamt. > Wien, Deutschösterreichisches Staatsamt Oppeln, Negierungsbibliothek. , für Justiz. Osnabrück, Regierung. — Gewerbeförderungsamt. — Gremium der Kaufmannschaft. -- Handels- und Gewerbekammer. Pilsen, Handels- und Gewerbekammer. — Neues Wiener Tagblatt. Pirna, Stadtrat. — Österreich-Ungarische Bank. Plauen i. B., Handelskammer. — ÖsterreichischeJndustrie-u.Handelsbank. Österreich-Ungarischer Verband der Stettin, Korporation der Kaufmannschaft. Fabrikanten gebogener Holzarbeiten. — Stadtbibliothek. Statistische Zentralkommission. Stralsund, Regierung. ! Zentralstelle des katholischen Volks­ Stuttgart, Städtische Bibliotheksverbundes. waltung. Wiesbaden, Nassauische Landesbibliothek. — Statistisches Landesamt. Wilmersdorf, Magistrat. Worms, Großherzogliches Kreisamt. Tetschen - Liebwerd, Landwirtschaftliche! Akademie. ! Zittau, Handelskammer. Troppau, Statistisches Landesamt für Zürich, Kantonsbibliothek. i — Statistisches Amt der Stadt. Schlesien.

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Satzungen des

Vereins für Sozialpolitik. Festgestellt zu Eisenach am 3. Oktober 1873. Abgeändert in Bremen am 25. Oktober 1876. „ „ Frankfurt a. M. am 29. Dezember 1881. „ „ Berlin am 20. März 1893. „ „ Regensburg am 16. September 1919. Die Leitung des Vereins liegt einem ständigen Ausschüsse ob. Der ständige Ausschuß besteht aus 24 Mitgliedern. Auf jeder Vereins­ versammlung scheidet ein Drittel nach dem Alter der Wahl oder durch das Los aus. Die Wiederwahl ist zulässig. 8 3. Die Wahl der Ausschußmitglieder erfolgt während der Versammlung durch Stimmzettel, die von den in der Versammlung anwesenden Vereinsmit­ gliedern einer dazu vom Vorsitzenden zu bezeichnenden Wahlkommission übergeben werden. 8 4. Der Ausschuß ist befugt, sich durch Zuwahl weiterer Mitglieder zu er­ gänzen, deren Mitgliedschaft bis zur nächsten Vereinsversammlung dauert. 8 5. Der Ausschuß erwählt seinen Vorsitzenden, seinen Schriftführer (General­ sekretär) sowie deren Vertreter und einen Schatzmeister. Die Vermalter dieser Ämter bilden den Vorstand des Vereins. Der Schatzmeister hat jährlich einen Kassenabschluß vorzulegen. Die Kasse und die Rechnungs­ legung sind durch Ausschußmitglieder zu prüfen. 8 6. Der Ausschuß hat seinen Sitz am Wohnorte des Vorsitzenden. 8 7. Zur Gültigkeit der Beschlüsse des Ausschusses ist die Einladung aller Mit­ glieder erforderlich. 8 8. Der Ausschuß hat für die Ausführung der von der Vereinsversammlung . gefaßten Beschlüsse zu sörgen, nach eigenem Ermessen den Druck der Protokolle und Vorlagen zu veranlassen, die Verteilung der Drucksachen an die Mitglieder zu bewirken und die Akten und Schriftstücke des Vereins zu bewahren. 8 9. Der Ausschuß bestimmt Zeit und Ort der nächsten Vereinsversammlung, trifft die Vorbereitungen dafür, erläßt die Einladungen, stellt die Tages­ ordnung auf, bestimmt die zur Verhandlung kommenden Fragen und be­ reitet die Verhandlung durch Ernennung von Berichterstattern und, soweit möglich, durch gedruckte Berichte, Gutachten oder Vorschläge vor. 8 10. Die Vorsitzenden der Vereinsversammlung werden von den in der Ver­ sammlung anwesenden Vereinsmitgliedern durch Stimmenmehrheit erwählt.

8 1. 8 2.

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Satzungen des Vereins für Sozialpolitik.

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8 N. Nur eine vom Ausschuß berufene Versammlung hat die in 88 3 und 10 gedachten Wahlbefugnisse. ß 12. Eine Erklärung, mit der der Verein oder der Ausschuß vor die Öffentlich­ keit treten soll, muß acht Tage vorher zur Abgabe eines etwaigen Einspruchs sämtlichen Ausschußmitgliedern zugestellt werden. § 13. Der Beitritt zum Verein erfolgt durch Einsendung des Jahresbeitrages und eine den Beitritt erklärende Mitteilung an den Schatzmeister. Die Mitglied­ schaft beginnt mit dem Empfang der Mitgliedskarte. Diese berechtigt zur Teilnahme an den Verhandlungen und Abstimmungen. 8 14. Die Vereinsversammlung wie der Ausschuß fassen nur über Vereins­ angelegenheiten, nicht über Thesen wissenschaftlichen oder politischen Inhalts Beschluß. Bei allen Wahlen und Beschlüssen entscheidet, soweit nichts anderes bestimmt ist, einfache Mehrheit und im Falle der Stimmengleich­ heit das Los. 8 15. Wird bei den Verhandlungen Schluß der Aussprache beantragt, so wird über diesen Antrag sofort abgestimmt. Mit Ausnahme des Antrags auf Schluß sind in den Vereinsversammlungen alle Anträge schriftlich zu stellen. 8 16. Der Beitrag der persönlichen Vereinsmitglieder beträgt 20 Mk., der der körperschaftlichen Mitglieder 30 Mk. jährlich und ist innerhalb vier Wochen nach Beginn des neuen Vereinsjahres zu entrichten, widrigenfalls er durch Postauftrag eingezogen wird. Nimmt ein Mitglied den durch Postauftrag beschwerten Brief nicht an, so wird dies einer ausdrücklichen Austritts­ erklärung gleichgeachtet. Der Beitrag berechtigt zum Bezug der Schriften des Vereins. Eine einmalige Zahlung von 500 Mk. seitens persönlicher, von 1000 Mk. seitens körperschaftlicher Mitglieder erwirbt die dauernde Mitgliedschaft. Für die Teilnahme an der Vereinsversammlung kann ein besonderer Beitrag zur Bestreitung der örtlichen Kosten durch Beschluß des Ausschusses erhoben werden. 8 17. Das Geschäftsjahr des Vereins läuft vom 1. April jedes Jahres bis zum 31. März des darauffolgenden. 8 18. An den Verhandlungen nehmen nur die Mitglieder und als Zuhörer nur solche Personen teil, denen der Vorsitzende den Einlaß gestattet. 8 19. Abänderungen der Satzungen oder der Geschäftsordnung können von der Vereinsversammlung durch ein jache Stimmenmehrheit, jedoch nur auf schriftlichen, dem Vorsitzenden oder Schriftführer vier Wochen vor der Zu­ sammenkunft des Vereins übergebenen Antrag beschlossen werden. Der Antrag ist den Ausschußmitgliedern mindestens acht Tage vor der Ver­ sammlung bekanntzumachen.

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