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German Pages 101 [109] Year 1927
Variabilität und Variation von
Jur. Philiptschenko Professor
der
Mit
Genetik
vier
an
der
Universität
Leningrad
Textabbildungen
Berlin Verlag
von
Gebrüder
W 35 Schöneberager
Borntraeger Ufer 12a
WILHELM zu seinem
JOHANNSEN 70. Geburtstag
in Verehrung
gewidmet vom
Verfasser
Inhaltsverzeichnis Seite
Einteilung
Grenzen
des Gebietes
der
(Variation) Mutation,
....„„..‚.
Vemndsrlm]nkem]e]ne.
Die
Veriinderlichkeit
und als Zustand (Variabilitit). Variation: Kombination; Dauermodifikationen, Sprung-
als
Prozeß
Modifikation, und Schritt-
mutationen. Variabilitit: kontinuierliche und diskontinuierliche, erbliche und nicht erbliche. Individuelle und groppenweise Variabilitit.
Individuelle Variabilitit .
..........
tll'l;'l‘l:l,l-:‘rsn-hesf:‘esetn.DicUrsnchen1Ier[:nlividuellzuVariaiir..
.\|cr||i[ik.\lt‚iurmkurvmlululKuulbinntinnsknr\'::u.lntlividul'l]e\'mriablhlät iugcmisr.'htl-munllgmmt_vpisul:reinemfllalm'inl.Dl'thflwnlikdr.r Varinbilitütsmessung. Außere und innere Faktoren der individuellen
Variabilität, Gruppenweise
Variabilität .
Systematische
Polymorphie
.
und
..._
gruppenweise
‘-"nrmlnlltät
Jordanone
und Biotypen. Beziehungen der Jordanone und Biotypen zueinander. Gruppenweise Variabilität und Einflüsse der Umwelt. Beziehung der gruppenweisen Variabilität zur individuellen. Die Frage nach dem Grundgesetze der gruppenweisen Variabilität Die Gesetze der Genetik. Ein Versuch, die gruppenweise Variabilitüt zum QUETELETschen
logen Reihen.
Gesetz zurückzuführen.
VAVILOVs Gesetz
Parallelismus bei den Organismen
der
homo-
und seine Fille: geno-
typischer, ökotypischer und morphologischer Parallelismus.
Die Tragweite
des Gesetzes der homologen Reilen in der groppenweisen Variabilitdt. Variation und Evolution ......._....,_ Genetik und Deszendenztheorie. Evolutioniire Bedeutang der Variationsarten. Schrittmutationen und die Erscheinung neuer Biotypen, Jordanone, Linneone. Die Frage nach der Entstehung der hileren systematischen
Einheiten.
Die Bedentung der Evolutionstheorien.
Literaturverzeichnis
s
I.Ein‘teilungdesfiebietes Grenzen der Veränderlichkeitslehre. und als Zustand
(Variabilitit). —
—
Die Veränderlichkeit als Prozeß (Variation)
Variation:
Modifikation, Mutation,
Dauermodifikationen, Sprung- und Schrittmutationen. liche
und
diskontinuierliche,
erbliche
und
nicht
—
Kombination;
Variabilität:
erbliche,
—
kontinuier-
Individuelle
und
gruppenweise Variabilität.
Unter den biologischen
Disziplinen der letzten 15—20 Jahre
nimmt die Genetik — von BATESOX im Jahre 1907 proklamiert und als Physiologie der Vererbung und Variation charak-
terisiert — ohne Zweifel die erste Stelle ein. Somit zerfällt die gegenwiirtige Genetik naturgemäß in zwei Teile: in die Vererbungsund die Veriinderlichkeitslehire; diese beiden Disziplinen sind aber bei weitem nicht in gleichem Maße ausgearbeitet; wihrend für jenes Ge-
biet eine Reihe vorziiglicher zusammenfassender Darstellungen vorliegen,
kinnten
ihrer fir das zweite
Gebiet
gefiihrt werden,
und so bleibt dieses
Gebiet für gewihnlich
im
Hintergrund.,
Dieser
Umstand
ist
es,
der
Gegenstand hier ausfithrlicher zu behandeln; dabei
nicht,
die Methodik
denken sie
zu
—
uns
wenige
veranlaBt,
Ursachen,
mehr den
wir beabsichtizen aber der Variabili-
getan
—
sondern
wir ge-
das gesamte Gebiet der Variabilititserscheinungen,
bedingenden
an-
das hat mit bisher unerreichter
der Schilderang JOHANNSEN bloß
sehr
der exakten Untersuchung
tiitserscheinungen zu schildern
Klarheit
nur
sowie
die
sie
beherrschenden
die
Gesetze
behandeln.
Vor allen Dingen gilt es, das Gebiet der hierher gehirigen Erscheinungen genau zu umgrenzen und einige Grundbegriffe festzustellen. lehre noch
Dies ist um so notwendiger, als in der Variabilititsbis hente die Worte von DE VRIES, die er vor einem
Vierteljahrhundert ausgesprochen hat, volle Geltung haben:
,Nichts
ist variabler
Manche
Verfasser
daß
als die
Bedeutung
benutzen dieses Wort
des Wortes in einem
so vielnomfassenden Sinne,
man gar nicht versteht, was sie meinen® Philiptsehenko, Varabilitit und Vuriation
Variabilitit.
(1901, S, 32). 1
Einteilung des Gebietes
2
Auf
die verschiedenen Bedeutungen
des Begriffes Varlabilität
haben schon DE VRIES und JOHANNSEN hingewiesen.
Nach DE VRIES
„bringt man in den Rahmen der Variabilitit die folgenden Gruppen von Erscheinnngen: 1. die systematische Polymorphie und ihre ver-
mutlichen
Ursachen;
2.
die
durch
Bastardierung
erzeugte
Poly-
morphie; 3. die den QUETELETschen Gesetzen folgende Verschiedenheit der Individuen und Organe; 4. die sogenannten spontanen Abfinderungen® (1901, 8. 33). Nach JOHANNSEN „finden sich drei verschiedene Hauptbedentungen des Wortes Variabilitit: 1. die Verschiedenheiten innerbalb der allerengsten systematischen Giruppe,
innerbalb der ,reinsten Rasse' ... .. ; 2 der — wie die Morphologen sagen — Formenreichtum® LINNEscher Arten; 3. die bunten Eigenschaftsverhiiltnisse der Bastarde® (1913, 8. 7—8). Sowohl DE VRIES als anch JOHANNSEN sind geneigt,
Variabilititslehre
die
Fragen
betreffend
die
aus der
systematische
Poly-
morphie oder den ,Formenreichtum® LixxBscher Arten auszuschließen: DE VRIES bemerkt dabei, daß „dieser Abschnitt der Variabilititslehre ein rein vergleichender ist, ihre Gesetze morpho-
logische sind“, und JOHANNSEN meint, daB „das Studium dieser Sache der systematischen Naturgeschichte gehört“, Uns dagegen scheint es, daß der Unterschied zwischen systematischer Polymorphie einerseits und der durch Bastardierung ervzeugten Polymorphie anderseits kein prinzipieller ist und daß diese beiden Gruppen von Erscheinungen in unseren heutigen Begriffen „Variabilität“ scheint
und ,Variationen® restlos aufgehen. Aus diesem Grunde es uns richtiger, das Wort Variabilitiit in seiner weitesten
Bedeutung zu gebrauchen und diese Erscheinung als die Ungleichheit oder Diversitit von Individuen oder gruppen inperhalb einer Art zu definieren. So
einfach
diese Definition
Erklärungen, Wie wir soeben die systematische Polymorphie zur
systematischen
zu
dieser
selbst,
daß
Frage
auch
alle
die Systematik
verlangt
sie doch einige
festgestellt haben, hält JOHANNSEN innerhalb einer LinsEschen Art als
Naturgeschichte
anch
ist,
Individuen-
gehirend;
Systematiker. hentzutage
nicht,
Es
ebenso
versteht
stellen
sich
sich
von
wie zu LINNES
Zeiten,
bei der Art als ihrer letzten Einheit stehen bleiben kann; sie dringt vielmehr tief ins Innere der Art ein, so dab, wie RAUNKIAER
richtig bemerkt hat, gegenwirtig
,die letzte Einheit der Systematik
die elementare Art, der Isoreagent, den Individuen ist®, während ,die
der Inbegriff aller isoreagierenletzte Einheit der Erblichkeits-
Einteilung des Gebietes
3
lehre die Geno-Spezies, der Inbegriff aller isogen-homozygotischen Individuen ist® (1918), oder —- nach der gebriuchlichen Terminologie — im ersten Fall das Jordanon, im zweiten — der Biotypus. Doch fragt es sich, ob man daraus den Schlub ziehen kann, daß die Trennungslinie zwischen Jordaponen und Biotypen gleichzeitig auch die Grenzlinie zwischen Systematik und Genetik bildet.
Uns
scheint
haupten
das
wir,
Linneon,
durchaus
daß
der
anderseits
nicht
Biotypus für
die
der
Fall
einerseits
genetische
zu
sein;
und
die Art,
Forschung
dagegen
be-
d.h. das
die
äußersten
Einlieiten bilden, daB Systematik und Genetik innerhalb des zwischen
einem Linneon transgredieren
und einem Jordanon enthaltenen Raumes ineinander und dieses Gebiet ein für beide gemeinsames ist,
Und ist es denn nicht tatsiichlich der Fall, daB die Unterschiede zwischen den elementaren Arten, Rassen u. dgl, gerade das Hauptobjekt
der
netikern
genetischen
zum
Forschung
mindesten
nicht
bilden,
weniger
wobei
als
hier
von den
von
den
reinen
Ge-
Syste-
matikern geleistet worden ist. Allerdings kommt es jetzt nicht selten vor, daß die Genetik die Grenzen einer LINNEschen Art überschreitet; dies ist aber eher dadurch zu erklirven, daß diese
Grenzen immerhin recht unbestimmt sind. Wenn man aber in den Begrilf einer guten LinNEschen Art ein strengeres Kriterinm einfithrt,
=
3.,
wie
es
DANSER
(1924)
vorschligt,
als
solche
eine
Paarungsgenossenschalt oder Syngameon s, str. annimmt (wenn nach der Kreuzung kein Sinken der Fruchtbarkeit beobachtet wird), so werden die Grenzen einer solchen Gruppe mit den Grenzen der genetischen Untersuchung beinahe zusammenfallen. Da, wo keine normale Fertilitit besteht, wo in den morphologischen Merkmalen ein schroffer Hiatus zu beobachten ist, können die iiblichen
Methoden
der
Genetik
wohl
keine
Anwendung
finden
und
die
Forschung kann sich hiichstens die Feststellung eines gegenseitigen Parallelismus solcher Gruppen zum Ziel stellen. Aber selbst wenn wir zugeben, daß alle diese Betrachtungen nicht
stichhaltig sind,
daß nicht die Grenzen
zwischen
den guten Arten
oder Syngameonten die natiirlichen oberen Grenzen der genetischen Forschung sind, so kann doch der Genetik das Recht anfl das Gebiet der systematischen Polymorphie innerhalb der LINXESchen Arten nicht abgestritten werden, so daB auch die Verschiedenheiten
sowohl
Gruppen
Kompetenz
von
der
zwischen
zu
einer
den Individuen,
Art
als auch
gehirenden
Variabilitiitslehre
gehören
zwischen
Individuen,
müssen,
zur
4
Einteilung des Gebietes
Wenn Sinne
wir
verstehen,
weit gehen,
wie
das
Wort
Variabilität
so
kimnen
wir
doch
auch in
in
dieser
es von einigen Verfassern
unternimmt,
eine
Hinsicht
weitem nicht
getan wird.
z. B, in der rossischen zoologischen Literatur Untersuchung von KOSCHEVNIKOW (1905), wo Versuch
ziemlich
Es
so
gibt
eine umfangreiche der Verfasser den
ausfithrliche Klassifikation
der Variabili-
titserscheinungen zu geben. Die Grundeinteilung KOSCHEVNIEOWS Linft hinaus anf zwei Hauptgruppen: 1. die Variabilitit, die in keiner Beziehung zum Geschlecht und iiberhaupt zu irgendwelchen wesentlichen
Eigenheiten
des
Geschlechts-
und
wesentlichen
Variabilitit. änderungen,
Zur ersten Kategorie rechnet er bestimmte Verdie unter der Einwirkung des Mediums entstehen, die
individuelle
anderen
Variabilitit,
die
Baues
steht,
und
2.
die
Unterschieden
systematische
mit
den
verbundene
Polymorphie,
die
Mu-
tationen usw. — kurz, alles das, was gewihnlich zu den Verinderlichkeitserscheinungen bezogen wird. Die zweite Gruppe
KOSCHEVNIKOWS die Metagenese,
umfaßt die Fiille von Generationswechsel: die Neotenie,
die Disso-
gamie, verschiedene Fiille von Geschlechtsdimorphismus, Polymorphismus.
sowie den
Es
als auch
die Heterogonie,
sowohl
unterliegt keinem
Zweifel,
daß
viele Fille
von
Di- und
Polymorphismus in der Variabilititslehre zu behandeln sind. Hierher gehiirt ohne Zweifel der Saisondimorphismus, der Lokalpolymorphismus oder die geographische Variabilitit, der Polymorphismus
bei staatenbildenden
Insekten
usw. Dagegen
solche fundamentalen
Unterschiede zwischen den Organismen, wie die Unterschiede zwischen Miinnchen und Weibehen, oder die Verschiedenheiten der
(enerationen
bei
in die Rubrik uns
durchans
der Metagenese
oder
der
Heterogonie
der Variabilititserscheinungen unberechtigt
zu
sein.
Dann
ebenfalls
einzureihen, erhilt eben
scheint
das
Wort
Variabilitiit den .so vielumfassenden Sinn®, gegen den seinerzeit mit Recht DE VRIES aufgetreten ist. Wenn wir es mit dem Vorhandensein zweier Geschlechter oder zweier von Aussehen verschiedenen
gonie,
Generationen
so haben
wir doch
zu tun
haben,
wie
im Grunde nicht
im
Falle
der
Hetero-
die geringste Veriinder-
lichkeit vor uns, sondern, insofern es sich nur um dieses handelt, eine Art Konstanz in zwei Formen, welche, wie jetzt genan
festgestellt ist, auf Grund eines bekannten und dabei streng stanten Wechsels oder einer Verteilung der Chromosomenzahl stehen.
Aus
diesem
Grunde
scheint
es
uns
nicht
konent-
überflüssig,
Einteilung des Gebietes
5
unsere Definition der Variabilität als einer Unähnlichkeit oder Verschiedenheit von Individuen oder Individuengruppen in
den
Grenzen
einer
Art
mit
dem
Vorbehalt
zu
erweitern,
daB diese Verschiedenheit keine fundamentale zwischen den Geschlechtern oder den Generationen einer Art sein darf. Bisher
haben
wir
das
Wort
Variabilitit
im
weiteren
Sinne
gebraucht, gleichbedentend mit dem Worte Veriinderlichkeit; fernerhin werden wir aber geniitigt sein, diesen Begriff in zwei Begriffe zu spalten und jeden von ihnen mit einer streng festgesetzten
Bedeutung zu verbinden. Die Sache ist nämlich griff Veriinderlichkeit zwei verschiedene
die, daB der BeElemente ent-
hält: ein rein statisches und ein dynamisches; haben wir es zu tun, wenn wir die Veriinderlichkeit
gewissen
Zustand
betrachten;
mit
diesem
—
mit jenem als einen
wenn
wir
von
der Verinderlichkeit als einem gewissen Vorgange reden, Im Deutschen ist es moglich, fiir diese beiden Begrife je einen
Ausdruck man keit
zu
verwenden:
die Verdnderlichkeit
als
Zustand
kann
mit dem Worte Variabilitiit bezeichnen, die Veriinderlichals ProzeB — mit dem Worte Variation. Diese Termini
und die ihnen zugrunde liegenden Begriffe stellen eigentlich nichts Neues vor, obgleich ihre richtige Anwendung sich keiner besonders weiten
Verbreitung
erfreuat.
Schon NÄGELT fihrte in seinem umfangreichen Werk (1884) ganz deutlich den Unterschied zwischen diesen beiden Arten der Veriinderlichkeit
durch,
wie
aus
folgenden Worten
zu
ersehen
ist:
„Mit dem Ausdruck ‚Veränderung‘ bezeichnet man nicht nur den Vorgang, welcher von dem fritheren zu dem spiteren Zustand hinitberfihrt, sondern auch das Resultat dieses Vorganges, aunsgedriickt durch den Unterschied zwischen den beiden Zuständen, In diesem Sinne heiBt eine Verinderung komstant, wenn das Gewonnene
dauernd
behalten,
und
vergiinglich,
wenn
es
bald wieder
preisgegeben wird ... Die transitorischen Verinderungen bedingen die Modifikationen . . . Die konstanten Verinderungen erzeugen die Rassen und Varietiten . . .“ (3. 277). Was nun die beiden Ausdriicke selbst (Variabilitit und Va-
riation) betrifft, so sind sie zuerst von DUNCKER in seiner Schrift iiber die Methoden der Variationsstatistik (1899) unterschieden warden, wobei er sie folgendermaflen definiert: ,Unter individueller oder spontaner Variation verstehe ich einen hypothetischen Vor-
6
Einteilung des Gebietes
gang,
dessen
Resultat
innerhalb
denheiten
der einzelnen
Ausdruck
für
der Spezies
individuelle Verschie-
Merkmale sind . . , Variabilität ist der
die Wahrscheinlichkeit,
unter
einer gegebenen
zahl von Individuen individuelle Verschiedenheiten anzutreffen® (8. 115). Diese Definitionen aber, zweite,
zeichneten
z. B. PETER
sich
(1909),
zwar die Terminologie fernerhin
wechselt
durch
grofie
die
der Merkmale besonders die
Klarheit
in seiner ersten Untersuchung
keit bei Embryonen auch
nicht
aus,
so
angenommen,
Ausdrücke
Variation
(190%)
in
daß
über die Verinderlich-
wie er es spiiter selbst zugegeben
von DUNCKER
An-
und
hat,
trotzdem
aber
Variabilitit
ver-
hat.
Erst JENNINGS eweschallt;
er sagt:
hat
dieser Frage
villige
Klarheit
„for clear thinking it is of the great importanece
to distinguish variation 45 a process from variation -as an existing statie eondition of diversity®; darauf konstatierte PETER in seiner zweiten Untersuchung iiber Veriinderlichkeit (1911) eine vollstindige Analogie
zwischen
SVariation®
den
einerseits,
Begriffen
und
„varlation
„variation
as
as
static
process®
und
condition*
und
W Variabilitit® anderseits, Wenn wir die unerwiinsehten Verwechslungen der Begriffe, auf die schon DE VRIES hingewiesen hat, vermeiden
wollen,
Variation
in
obligatorisch
so
muß
der
dem
hier
genannten
erachtet
Gebranch
der
streng
Wirter
Variabilitit
umgrenzten
Sinne
und
als
werden.
Betrachten wir jetzt die verschiedenen Versuche einer Klassifikation der Veriinderlichkeitserscheinungen und beginnen wir mit denen, wo es sich hauptsiichlich um Ersclheinungen der Variation als eines
In fikation
Prozesses
handelt.
Darwins
Werken
der Verinderungen;
wemeinbegriff
|, variations*
vermissen er geht
wir
noch
nicht weiter
jegliche
Klassi-
als bis zum All-
und unterscheidet unter ihnen
hischstens
hestimmte (definite) und unbestimmte oder fluktuierende (fluctuating). Nachdem jetzt diese Frage durch PLATE (1908) einer allseitigen Belenchtung unterzogen worden ist, wird man wohl kaum mehr hehaupten kionnen, daß DARWIN seine Theorie auf unseren nichterblichen individoellen
hat;
es wiire
zeichnung
„variations“
In eben Darwins den nicht
vielmehr
erblichen
Abinderungen
oder Fluktuationen
richtiger anzunehmen,
daß
er mit
immer erbliche Verinderungen
aufgebaut
der
Be-
gemeint
hat.
diesem Sinne verstanden auch die meisten Nachfolger Ausdruck Variation. Was mun die vergiinglichen, Veränderungen
betrifft,
die
unter der direkten
Ein-
Einteilung
wirkung
des
Mediums
sie den Ausdruck
des Gebietes
entstehen,
so
hat
Modifikationen
i
NÄGELT
bald
vorgeschlagen.
darauf
für
In seiner Ab-
handlung iber die Entstehung der Varietiten (1865) sagt er darither folgendes: „Die Varietitenbildung wird . . . durch innere Ursachen bedingt. Die äußeren Einfliisse bringen nur Modifikationen von untergeordneter Bedeutung und ohne Fiihigkeit, irgend eine Konstanz zu erlangen, hervor, Modifikationen, die sich
vorzüglich
...
dureh
GriBen-
. Im allgemeinen
scheiden,
solehe,
und
Zahlenverhiiltnisse
können
welche
charakterisieren
wir zweierlei Verinderungen
unmittelbar
sich
als
Folgen
der
unteränßeren
Finwirkangen kundgeben, und solehe, bei denen dies nicht der Fall ist. Die ersteren . . . bewirken die Standortsmodifikationen. Die letzteren . . . treten zunächst als individuelle Erscheinungen auf, erlangen aber unter Umstinden eine gribere oder geringere Konstanz;
—
sie
(S. 277, 278). Kin
widmet die,
wie
legt Rasse,
filhren
besonderes
NÄGELT
zur
von
Varietiiten
oder
(V.)
seines
groBen
Werkes
der
Analyse
dieser
Kapitel
ausschlieBlich
er
behauptet,
vor
ihnen
folgenden
Sinn
werden
Bildung
ihm
falsch
unter.
durch die erblichen
gedeutet
Die
beiden
worden
Varietit,
Eigenschaften
und
bedingt,
Rassen®
(1884
Begriffe, sind,
und
auch
die
was eine
scharfe Grenze zwischen ibuen einerseits und den Modifikationen anderseits bildet. und
dureh
Es entstelien aber die Rassen immer durch Kreuzung
Bildung
erblichen Anlagen,
neuer
Kombinationen
bei der Bildung
aus
schon
von Varietiten
vorhandenen
dagegen
ent-
stehen in der Regel neue erbliche Anlagen. „Durch reichliche Krevzung und durch das Aufhören der Konkurrenz würden variable
Rassenmerkmale entstehen . . . Bei der Rassenbildung infolge von hybrider Krenzung und von Metamorphosiernng werden also nicht wirklich neue Anlagen erzeugt, sondern bereits vorhandene in an-
derer Weise kombiniert und bisher latent gebliebene wieder lebendiy gemacht . . . Dei der Varietitenbildung dagegen Iagen,
indem
das
Idioplasma
durch
den
entstehen
nene An-
innewohnenden
Vervoll-
kommuungstrieb und durch die als Reize wirkenden äußeren EinMüsse stetig sich verindert® (3. 245—247). Wenn wir in diesen Zitaten die Ausdriicke Rassenbildung und Varietiitenbildung durch die heutigen Ausdriicke Kombination
resp. Mutation
ersetzen,
so
leuchtet
es ohne
weiteres
ein,
dab
NAGELI schon im Jahre 1884 unsere gesamte heutige Variationslehre vorweggenommen hat. Wenn sein Verdienst in der Fest-
Einteilung des Gebietes
5
stellung
des
Begriffs
der
Modifikation
auch
allgemein
anerkannt
und auch gewöhnlich vermerkt wird, so ist doch die Ansicht ither die Unterscheidung zwischen Rassen- und Varietitenbildung beinahe vergessen und wird nicht geniigend betont, obgleich sie die vollste Aufmerksamkeit verdient. Die allmihliche Entwicklung unserer modernen Begriffe Mu-
tation
und Kombination ist zu allgemein
besonders
ausfithrlich
bekannt, als daß sie hier
zu besprechen wiire. — Der Mutationsbegriff
ist unzertrennlich verbunden mit dem Namen von DE VRIES und seinem hervorragenden Werke ,Die Mutationstheorie® (1901)7), Es
muß
konsequent
erwiihnt den
individuellen sich
werden,
Unterschied
ausdriickt,
DE VRIES
zwischen
Abiinderungen
häufiger
daß
anderseits zwischen
in
diesem
Mutation
einerseits
durchfithrt,
der
Werke
oder,
Mutabilitit
und
wie
und
der
er ge-
withnlichen oder fluktuierenden Variabilitit. Eine solche Gegeniiberstellung, ja der Begriff Mutabilitit selbst, kann kaum glicklich genannt werden: bei Mutationen die Veriinderlichkeit als Prozef
der
individuellen
hat man selbstverstindlich immer im Auge, wiihrend die Begriffe
Veriinderungen,
der
fluktuierenden
Variabilitit
u. dgl. ausschlieBlich zur Veriinderlichkeit als Zustand gehören, Die Mutationen können und müssen also nur den Modifikationen gegeniibergestellt werden; beide sind spezifische Begriffe von einem
hitheren Gattungsbegriff —
Die Richtigkeit
eben
(1908) klar dargetan; Gruppen
geschieden:
Variationen. zu ibrer
der Variation.
dieses Standpunktes
hat zuerst BAUR
er hat alle Abiinderungen in nicht
deutlich in zwei
erbliche Modifikationen
Es ist so die Bezeichnung Variation
urspriinglichen
Bedeutung
—
und
erbliche
angenscheinlich
der erblichen
Veriinderung
— gekommen. Diese Terminologie BAURs wurde sofort von LANG (1909), FrowIRTH (1911) und anderen angenommen. Die Vereinigung Variationen
wurde
als
doch
als
aber teils der Mutationen,
Resultat
miBlich
der
teils der erblichen
Bastardierung,
erkannt
und
zu
veranlaBte
stellung statt seiner einer neuen Bezeichnung — binationen: 1) anch st
von (1899),
unter
dem
Es
darf
sie wurde hier
nicht
KORSCHINSKY Dbrigens Namen
von
ScHINZ
unerwähnt
hat
„single
schon
DARWIN
variations“.
bald
daB dasselbe
Begriff
die
vorgeschlagen
gleichzeitiz mit
heterogene Variationen
diese Sprungvariastionen
Fest-
und zwar Kom-
im Jahre 1910
bleiben,
unter der Bezeichnung
einem
DE
VRIES
konstatiert worden
deatlich
unterschieden
Einteilung des Gebietes
9
und fand rasch allgemeine Verbreitung. Infolgedessen hat der Ausdruck Variation eine weitere Bedeutung erhalten und jetzt versteht man — nach dem Vorschlag von BAUR (1911) — unter dem Worte Variation alle drei möglichen Arten von Abänderungen
der Organismen,
Mutationen
und
Dieses
Da
man
die Modifikationen,
Kombinationen.
ist die
unter
nämlich
dem
Prozeß zu verstehen
fundamentale
Namen
Einteilung
Variation
hat, so ist es ganz
die
der
Variationslehre.
Veriinderlichkeit
natiirlich,
als
gerade die Ur-
sachen, welche in jedem gegebenen Falle diesen ProzeB bedingen, als Grundlage für ihre Einteilung zu nehmen. Alle anderen Einteilungen der Variationen, wie sie u. a. PETER in seiner zweiten Abhandlung (1911) mehrfach bietet — z. B. in substantielle (qualitative) und graduelle (quantitative), bestimmt gerichtete und richtungslose usw. — sind, sozusagen, Einteilungen zweiter Ordnung,
wegriindet auf untergeordneten Merkmalen, weshalb wir hier auf sie anch nicht niher eingehen wollen. Wir kinnen aber nicht umhin, zwei solcher Unterabteilungen hier zu erwihnen, die, wie es uns scheint, bei der Betrachtung
der Hauptkategorien
der Variationen
niemals außer acht gelassen
werden diirfen. Wir meinen in erster Linie das Vorhandensein unter ihnen jener besonderen Gruppe, welche JOLLOS bei den
Protozoen
entdeckt
und
Dauermodifikationen
genannt
hat
(1913, 1922). Die Eigentiimlichkeit dieser Variationen, die im Laufe einer Reihe von Generationen konstant bleiben, statt nur in einer,
wie
es bei den
gewdhnlichen Modifikationen
der Fall
ist,
sowie ihre große Bedeutung für die Lisung der Frage über die Srblichkeit erworbener Eigenschaften — berechtigt vollkommen ihre
Einreihung
in eine besondere
Zwei andere Unterabteilungen,
Gruppe
von
Erscheinungen.
die wir hier erwiihnen michten,
wehoren schon zu den Mutationen; es scheint uns — vor allem in rein piidagogischer Hinsicht — sehr zweckmiiBig, sie in Sprungund Schrittmutationen einzuteilen. Schon LoTsy hat in seinen Vorlesungen über Deszendenztheorien (1906) vorgeschlagen, alle spontanen Abweichungen oder single variations in zwei Gruppen einzuteilen: die krasseren Sprungvariationen und die weniger auffallenden Mutanten (S. 182). Bald daraufl hat PLATE (1908) diese Bezeichnungen etwas modifiziert und vorgeschlagen, sie Sprungblastovariationen und Schrittblastovariationen zu nennen, neben welchen er noch die Gruppe der
des Gebietes
Einteilung
10
Mutationen
unterschied,
Dabei
weist er darauf hin,
daß die von
ihm Schrittblastovariationen (oder Fluktuationen) genannten kleinen
Veriinderungen bilitiit*
von DARWIN
zusammengefallt
als ,individuelle fluktuierende Varia-
werden,
wobei
diese
Veriinderungen
Hauptmaterial der Evolution bilden® (8. 815—316). PLATE konute aber seinerzeit keinen konkreten
„das
Fall
von
Erscheinen soleher unbedentenden sehrittvariationen der Art, welche
heute
von
allen
JOHARNSEN sichliche
lungen,
erbrachte
innerhalb
Biotypen
durch
Merkmale
dali sich
doch
Jahre
reinen
Linien
die
wurde
Beweisgrund
Meinung, daß dem Gang der
nicht
für
es gar keinen Evolution nach
hervorragendem
von
hier nur
den
Krst
für
das
tat-
ist
ihm
ge-
das
Auftreten
ursprünglichen
unterschieden,
so
in einer Verschiebung
Diese änßerst
geniigend
die
es
Bohne
Charakters
(1911).
seinerzeit
Beweis
der
sich
transgressiven
änßerte
den
anfithren.
Schrittmutationen:
beobachten,
rein
werden,
1911
die Mutationsabinderung
als
von
genannt
von
von
zu
Mittelwertes
achtung
im
Vorhandensein
neuer
des
Mutationen
wichtige
gewiirdigt,
newerdings
von
Beob-
während
vielen
sie
geteilte
prinzipiellen Unterschied zwischen DARWIN nnd nach DE VRIES gebe,
Interesse
ist,
da ja
mehrere
unbedeutende
Sprünge in der Art der Schrittmutationen stets den Eindruck einer Übergangsreihe machen werden, Wir hatten des öfteren Gelegenheit auf die Meinung zu stoßen, daß es überhaupt gar nicht notwendig sei, einen Untersehied zwischen Sprung- und Schrittmutationen zu machen (was wir, beilinfig gesagt, in unseren vussischen Zusammenfassungen
iiber Genetik schon nichts
lingst getan
prinzipiell Verschiedenes
kommen
richtig,
mutationen,
die
aber sich
nur
in
haben), enthielten.
Wirklichkeit durch
da diese Erscheinungen Das
sind
unbedeutende
die
ist natürlich voll-
kleinen
Schritt-
transgressive
Unter-
schiede auszeichnen, den Sprupgmutationen so wenig ähnlich, daß alle Forscher, die mit ihnen zu tun gehabt haben, sie mit besonderen Namen belegten. So z. B. hat JENNINGS solche Sehritt-
mutationen bei Difflugin corona (1916) beobachtet und unterscheidet in seinem Buche über Erblichkeit und Evolution bei Protozoen die auffallenderen ,mutations or saltations® von den weit
hinfizeren
evolution
bei
der
deckung
,minute
becomes
gradations®,
dank
visible® (1920, 8. 76—83).
Untersuchung
der
einer
Reihe
ganzen
Variation von
bei
,kleinen
denen
„the
process
of
Ebenso wurde BAUR
Antirrhinam Mutationen®
zur
Ent-
geführt,
Einteilung
denen
er
messen
die
allergrößte
des Gebietes
Bedeutung
geneigt ist (1924,
11
im
EvolutionsprozeB
1925).
Es ist also Schrittmutationen
die Einteilung der Mutationen voll berechtigt; übrigens sind
zudem
sehr
auch
noch
klar
und
bestreitbare Priorität für sich. Es muß im allgemeinen scheinungen
der
hängigkeit
bequem,
den
und
zugegeben
Veränderlichkeit
von
beizu-
als
in Sprung- und diese Ausdriicke
haben
auch
die
daß
die Er-
werden,
Prozeß
infolge
Vererbungserscheinungen
ihrer
gegenwärtig
eritndlich erforscht sind. Aus diesem Grunde sind etwas näher auf die Variationen eingegangen, um
un-
Ab-
recht
wir hier auch späterhin wo-
möglich nicht mehr darauf zurückzukommen, sondern unsere ganze Aulmerksamkeit der Veränderlichkeit als Zustand, d, h. der Varia-
bilität,
zu
„Die
und
meisten
ihren
schrieb
widmen. Forscher
Ergebnissen,
PETER
vor
beschäftigen
uur
wenige
15 Jahren
(1911,
sich
mit
beachten
der
Varlation
die Variabilität“
S, 685),
und
dieses Wort
— hat
auch heute noch volle Giiltigheit. Infolgedessen ist es ganz selbstverstiindlich, daß es um die Klassifikation der Variabilitits-
erscheinungen weit schlimmer bestellt ist. als um die Klassifikation der Variationserscheinungen. Den
ersten
Versuch
einer
Klassifikation
der
Variabilitiits-
erscheinungen finden wir bei GALTON. Er unterschied streng zwischen kontinuierlicher und diskontinuierlicher Variabilität; jene verglich er mit den geringen Schwankungen eines auf eine
Seite
gestellten
Polygons,
Bewegungen desselben ja gerade die Sprünge
diese
for the
BATESON teilung
der
durch,
befaBte
study
den
Variabilitit
in seinem
of variations®
fithrte ebenso sich
mit
bedentenderen
von einer Seite aul die andere, wodurch (sports) entstehen (1889, S, 27—30). Die-
selbe Einteilung hat auch BATESON wMaterials
aber
in
aber
(1894)
wie GALTOX
angewandt.
die fundamentale
kontinuierliche
hauptsichlich
umfassenden Werk
mit
und
Ein-
diskontinuierliche
der
zweiten
Gruppe
der Variabilitiitserscheinungen, und sagt, daf „the Discontinuity of Species results from the Discontinuity of Variation®, Die dis-
kontinuierlichen sich
um
und
in
die
Variationen
Verfinderung
substantive,
wenn
teilte er ein in meristische, der eine
Zahl
irgendwelcher
Verinderung
in
oder der Substanz gewisser Teile vor sich geht, der Veriinderung gewisser qualitativer Merkmale
Teile
der
wenn
es
handelt,
Konstitution
wie es 2. B, bei — der Firbung
Einteilung des Gebietes
12
u. del,
—
der
Variationen
Fall
gehören
tinuierlichen
ist.
Viele anderen
Fälle
natürlich vollständig
Variationen.
—
Dieselbe
von
substantiven
in das Gebiet der kon-
Einteilung
der Variationen
in meristische und substantive führte BATESON auch viel später in seinem Buche ,Problems of Genetics® (1913) durch. Die Einteilung der Variabilitit in eine kontinuierliche und eine diskontinuierliche fand ziemlich allgemeine Verbreitung und wurde in den 90er und 900er Jahren von einer ganzen Reihe von Forschern in verschiedenen Untersuchungen durchgeführt, Jedoch versetzten die spiiteren Erfolge der Genetik dieser Ein-
teilung einen empfindlichen StoB und man wurde sehlieBlich genitigt, sich von ihr ganz loszusagen. KLEBS ist schon in seiner Abhandlung über die Variation bei Sedum und Sempervivam (1907) gegen das Vorhandensein eines prinzipiellen
Unterschiedes
zwischen
diskontinuierlichen
und
kon-
tinuierlichen Variationen aufgetreten, da zwischen ihnen Überelinge beobachtet werden und unter gewissen Bedingungen die diskontinuierlichen Variationen in kontinuierliche iibergehen und
ebenso
umgekehrt.
Die
Richtigkeit
dieser Behauptung
ist bald
darauf durch
die Entdeckung der gleichsinnigen Faktoren bewiesen
worden,
besonders
und
suchungen
hat
NILSSON-KHLEs
das
instruktive
anschaulich
Beispiel
dargetan,
in
wie
den Unter-
unter
der
Einwirkung des Compaktumfaktors eine kontinuierliche Variation diskontinuierlich wird. Auf Grund dieser Befunde hat sich NILSSONEHLE schon im ersten Teil seines klassischen Werkes dahin geäußert, daß ,zwischen der kontinuierlichen ... und diskontinuierlichen ... Variation keine Grenze zu ziehen ist: die wahre Kluft besteht wohl statt dessen zwischen der durch Kombination verschiedener
selbstiindiger
Einheiten
gebildeten
Variation
einerseits
(mag diese diskontinuierlich oder kontinnierlich sein) und derjenigen kontinuierlichen Variation anderseits, die jede Einheit in ihrer Wirkung je nach wechselnden äußeren Verhiiltnissen zeigen kann® (1909, S, 115). Im zweiten Teil desselben Werkes schliefit sich NILSSON-EHLE vollkommen den schon frither von BAUR vorgeschlagenen Benenoungen (s. oben) am und zieht einen Unter-
schied nur zwischen nicht erblichen Modifikationen Variationen, unterscheidet aber auch gleichzeitig
individuellen kontinnierlichen Abinderungen tinuierlichen Modifikationen Variationen (1911, 8. 12).
und erblichen innerhalb der
die individuellen kon-
und die individuellen
kontinuierlichen
Einteilung des Gebietes
13
Denselben Standpunkt nahmen zu jener Zeit, wie schon oben erwiihnt, BAUR (1911), FRUWIRTH (1911) und andere ein, und er
wurde
sehr
bald
als der einzig richtige anerkannt,
im Jahre 1913 JOHANKSEN
in seiner vorziiglichen Zusammenfassung
mit vollem Recht sagen konnte: zwischen ist dabei
jetzt
so daß schon
,Und die herkommliche Distinktion
‚kontinuierlicher‘ und diskontinuierlicher* Variabilitit ganz still verschwunden — die Variationen werden aber
ganz
scharf
in
erbliche,
d. h. genotypisch bedingte,
und
nicht erbliche, d.h. nicht genotypiseh bedingte, eingeteilt® (S, 629).
Heute ist die Kinteilung der Variabilitit in erbliche und nicht erbliche allgemein angenommen. Sofern es sich dabei — dank der fortdauernden Verwechslung der Begriffe — um Variationen handelt, d. h. um die Veriinderlichkeit als Prozeß, läßt sich dagegen gar nichts einwenden. Es leuchtet natürlich ohne weiteres ein, daß die Modifikationen nicht erbliche Variationen sind, dagegen die Mutationen und Kombinationen — die Gruppe der erblichen Varia-
tionen bilden ; iiberhaupt ist das Einfithren des Begriffs der Erblichkeit in die Betrachtunyg der Variationen voll berechtigt, da ja sowohl die Variation als auch die Vererbung eben Prozesse sind.
Ist es aber berechtigt, dieses Moment auch in die Betrachtung der Verinderlichkeit
als Zustand, d.h. der Variabilitit, einzufiihren?
Dagegen
hat sich
seinerzeit
anch
Werken
über die Variabilitit —
schon
KLEBS
sagt er —
geäußert:
„In den
werden die damit ver-
kniipften Vorgiinge meist nur vom frage erirtert . . . . Das ist aber
Standpunkt der Erblichkeitsals eine Einseitigheit zu be-
zeichnen,
sich
müssen“
da
die Variationen
(1907, S, 96).
Was
für nun
unseren
allein
betrachtet
werden
persiinlichen Standpunkt
anbelangt, so michten wir uns ebenfalls dahin aussprechen, daß die Einteilung der Variabilitiit (nicht der Variationen!) in erbliche und nicht erbliche dem Wesen der Sache nach durchauns falsch ist. Variabilitit ist die Veriinderlichkeit, als rein statisches Element betrachtet,
als ein gewisser
Zustand;
der
Begriff
der
Erblichkeit
ist aber dem Begrifl des Zustandes villig fremd. Die Grundregel einer jeden Klassifikation ist aber eben die, daB die Merkmale, die
einer
solchen
scheinungen
noch
zugrunde zu
so nahen.
nehmen
Folglich
liegen, sind,
aus
nicht
demselben
Gebiet
aber aus einem
miissen wir auch
von
anderen,
Erauch
fiir die Klassifikation
der Variabilititserscheinungen das prineipium divisionis aus ebendemselben Gebiet nehmen, es aber nicht der Erblichkeitslehre
entlehnen,
14
Einteilung
des
Gebietes
In der Tat: einem Jediglich die Statik der Veränderlichkeit beobachtenden Forscher ist oft gar nichts über die Erblichkeit dieser oder jener Eigentiimlichkeit bekannt, dagegen sieht er stets wanz dentlich, ob eine gewisse Eigentiimlichkeit eines Merkmals einem von lndividuen
einzelnen Individunm oder einer Gruppe eigen ist. Uns scheint es nun, daß dieses
Prinzip der Klassifikation der Variabilititserscheinungen zugrunde zelegt werden muß, und wir schlagen vor, sie in individuelle einerseits und in gruppenweise anderseits einzuteilen. Nehmen wir an, daß wir die Variabilitit der Ahrendichtigkeit bei vier verschiedenen, auf besonderen Parzellen gesiiten Formen des Weizens studieren und zu diesem Zweek je 100 der besten Ähren von jeder Parzelle nehmen, Die Untersuchung der ersten
der gegehenen
Formen
Ahrendichtigkeit Individuenzahl
oder
ergibt folgende
155 6
Variationsreihe:
16,5
17,5
185
16
31
37
19,5
20,5
21,5
6
2
2
Wir können unsere Aufmerksamkeit auf diese Variationsreihe eine andere Äähnliche für einen beliebigen von unseren
vier Weizen konzentrieren, die für sie charakteristischen Grundelemente berechnen, etwa die Standardabweichung, Schiefheitsziffer w. &. oder aber uns der Frage zuwenden: wie verändert sich das Aussehen einer jeden solehen Reibe je nach den verschiedenen
Bedingungen
usw.
— und dabei werden wir es ausschließlich mit
der individuellen Variabilitiit zu tun haben, fir welche das einzelue Individuum die Einheit ist. Doch es kann sein, daß uns nicht die Analyse einer jeden von diesen Variationsreihen im besonderen interessiert, sondern ihre Vergleichung miteinander. Wir erhalten dann für die vier nntersuchten Formen folgende Werte: Vuriationsbreite
Mittelwert
1. 15,5—21,4
17,85 + 0,16
2.
11,9—16,1
13,92
+
3.
20,5—25,8
23,10
+ 0,17
4.
30,5—39,6
34,93 + 0,31
0,21
Hier kommt die individuelle Variabilitit der einzelnen Individuen gar nicht in Betracht, und es interessiert uns offenbar
aur der Vergleich der verschiedenen Individuengruppen einander, ganz abgesehen davon, was die Gruppen selbst stellen,
sowie
die
Feststellung
der Unterschiede
zwischen
mitvorihnen,
Einteilung
ebenfalls sein
abgesehen
könnten.
davon,
Das
ist es,
des Gebietes
wovon was
15
diese
wir
Unterschiede
gruppenweise
abhängig Variabilitit
nennen. Wie wir schon frither Gelegenheit hatten (1925, 1926) uns auszusprechen, upterscheiden wir also zwei Arten von Variabilitit: nur
1.
Individuelle Variabilitit,
anf
ein
einzelnes
Individuum
wenn
sich die Veriinderung
erstreckt
und
durch
die
Ein-
wirkung äußerer Bedingungen auf einunddenselben Genotypus und durch die Reaktionsnorm desselben hervorgernten ist (nicht erbliche, nicht genotypisch bedingte Varviationen von JOHANNSEN u.a.);
2, gruppenweise Variabilitit, wenn die Veriinderung nicht ein einzelnes Individuum berührt, sondern eine ganze Gruppe von
Individuen
genotypisch
Und und
und
bedingte
dabei
erblichen
Variationen
Charakter
JOHANNSENS
trigt
(erbliche,
u a.).
so besteht der Hauptunterschied zwischen gruppenweiser
individveller
Grundeinheit
Variabilitit
dient:
solehe Gruppe ein Jordanon,
darin,
was
das Individuum
beim
Vergleichen
oder die Gruppe.
Eine
kann bald eine reine Linie oder ein Biotypus, d. h, eine Rasse oder Unterart sein: je nach
bald dem,
wie tief unsere Untersuchung eindrvingt. Doch gehen wir, wie wir es schon oben gesagt haben, in dieser Hinsicht nicht weiter, .
.
über
die
Art
hinaus,
denn
wir
meinen,
daß
man
unter
der
Verinderlichkeit der Organismen die Ungleichheit oder Diversitit der Individuen oder Individuengruppen in den Grenzen einer Art zu verstehen hat, so daß die Grenzen der Art zongleich auch die natiirlichen Grenzen der Variabilitit sind. Ebensowenig
dürfen
in den Begrift der gruppenweisen
wie
schon
erwihnt
es
anch
zwischen gefithrt
den Geschlechtern werden,
da
ist,
die
und den
fandamentalen
Generationen
solehe Erscheinungen
Varviabilitit, Unterschiede
einer Art ein-
wie Gonochorismus
oder
Generationswechsel schon aus dem Rahmen des Variabilitiitsbegrilfes heranstreten,
Wie
und
die
Unterschiede
Kombinationen
nungen
für
ansschlaggebend
individueller
erscheinungen.
und
Aus
zwischen
Maodilikationen,
die Klassifikation sind,
so ist es der
gruppenweiser
diesem
der
brauchen
Variationserschei-
Unterschied
Variabilitit
Grunde
Mutationen
für
wir
V
zwischen ilitiits-
hier nicht
aus-
fithrlicher auf die verschiedenen anderen Klassifikationen der Variabilitiit
einzugehen
[s. z B.
da sie doch verhältnismäßig
die
Abbandlung
zweiten
Ranges
von
sind.
PrTER
(1911)],
Einteilung des Gebietes
16
Unter den spezielleren Kinteilungen der verschiedenen von
Variabilitit
ist wohl
die
bequemste
—
im
Interesse
Fälle
der
rein
praktischen Forschung — das unlängst von WOLTERECK in seiner Abhandlung „Variation und Artbildung“ (1919) vorgeschlagene Schema: „Will man — sagt er — nicht die Erblichkeit, sondern die
Merkmalbeschaffenheit
man
den
Unterschied
varianten,
drittens
Kriterium
zwischen
zweitens
qualitativen
als
erstens
meristischen
=
anwenden,
quantitativen
=
so
erhält
=
Grad-
Zahlvarianten
Entweder-Öder-Varianten“
WOLTERECK ist geneigt, zu diesen drei Kategorien vierte hinzuzufiigen — Formvarianten, welche uns
und
(8. 107} noch eine aber kaum
als notwendig erscheint, da alle den Begriff der ,Form* bildenden Komponenten zur Kategorie Gradvarianten gehiiren. Die Einteilung aber der verschiedenen Fiille von Variabilitit — sowohl der individuellen als auch der gruppenweisen — in Grad-, Zahl- und Entweder-Oder-Varianten (quantitative, meristische
und in
qualitative) der
Natur
ist äußerst bequem beobachteten
und
erschipft vollstindig
Verhiltnisse.
Im
Grunde
die
genommen
enthilt diese Einteilung nichts Neues und wir kehren nur zu der schon lange von BATESON vorgeschlagenen Eiuteilung zurück, denn seine continuous variations entsprechen den Gradvarianten WOLTERECKS,
die
substantive
sehen
wir,
daß
die
meristic
variations —
vom
variations
—
den
Standpunkt
stand — die Einteilung GALTONs aufgegeben gelten kann.
Zabhlvarianten
und
Entweder-Oder-Varianten,
50
der
und
—
den
Verinderlichkeit
BATESOXS
als
Zu-
mnicht als ganz
ll.IndividuelleVariahilität Qi=l‘.fl:!,1-:‘|'srimst'-esr.tz.-~—DieUrsnvlmndcrinr{jridurllen\’ar[abililfil.-—lludi-
Iikalinnr»kur\'enunr}Kumllinflliunsknrvun_—InclivirluélluVnrinhilitälingpmischten
und
genotypisch
messung. —
Die
reinem
Auliere und
individuelle
Material.
innere
—
Faktoren
Variabilität
Die
Methodik
der
der individuellen
bildet,
—
in
Variabilitäts-
Variabilität,
erster
Linie
beim
Menschen und dann auch bei anderen Organismen — schon lange den Gegenstand der Forschung. Schon im Jahre 1846 hat QUETELET in seinen .Lettres sur In thöorie des probabilités® auf Grund von Messungen des Wuchses und Brustumfanges ameri-
kanischer Soldaten die Zurückführung dieses Gebietes von Erscheinungen auf das Binomialgesetz — welches späterhin die allgemein verbreitete Bezeichnung QUETELETsches Gesetz erhalten hat — erwiesen. Eine Reihe neuer Beispiele der Anwendung dieses wurde {1571)
Gesetzes auf die dann später von und von GALTON
verschiedenen Merkmale des Menschen QUETELET in seiner „Anthropometrie“ in seiner ,Natural Inheritance“ (1889)
gegeben.
Die ersten Untersuchungen dieser Art an Tieren gehören
WELDON
(1889,
(1894
—
WARREN
1892,
Palaemon), (1896
—
1893
—
Crangon,
VERNOX
Portunus),
(1895 DUNCKER
Carcinus),
—
THOMPSON
Strongylocentrotus),
(1807
—
Acerina,
1900
— Plenronectes), und an Pflanzen — LUDWIG (1895), DE VRIES (1895 — Chrysanthemum), VÖCHTING (1898 — Linaria) und PLEDGE (1898 — Ranunculus). Eine gute Übersicht dieser ersten biometrischen Untersuchungen hat VERNOX in seinem Buche ,Variation in animals and plants® gegeben (1903) und im bekannten Nachsehlagebueh
von
liche Bibliographie Jedoch
in
der
DAVENPORT
bis zum
Jahre
größten
(1904)
finden
wir eine
ansfithr-
1903,
Mehrzahl
dieser
Avbeiten
tritt
das
Wesentliche des Begriffes der individuellen Verinderlichkeit nicht klar zutage und noch berechtigter ist diese Behauptung für die große Zahl der Werke über Fragen der Evolutionstheorie, in denen die Erscheinungen der individuellen Variabilitit (richtiger Variation) Philiptschenko,
Variabilitit und
Varistion
2
18
Individuelle
vom Standpunkt
werden,
Variabilität
ihres Verhältnisses zum
Dagegen
fand
Evolntionsprozeß
sich HEINCKE
mit
behandelt
erstaunlicher
Klarheit
in der gegehenen Frage in seiner „Naturgeschichte des Herings“ (1898) zurecht, wo er folgendes sagt: „Die meisten Naturforscher
nehmen an, daß die individuelle Verschiedenheit der Tiere und Pflanzen der Ausgangspunkt für die Umwandlung (Entstehung) der
Arten
sei ...
Das Variieren
ein Vorgang . .. dividuelle Familie
Nach
ist also nach
meinen
Untersuchungen
Verschiedenheit
. . . kein
Vorgang,
zwischen
sondern
notwendig ist, wie das Bestehen
dieser Aunffassung
den
ein
ist
Gliedern
Zustand,
der Individuen
die
selbst,
ineiner
der
so
Absolute
Gleichheit der Individuen ist unmdglich; ihre notwendige individuelle Ungleichheit ist nur Mannigfaltigkeit der zufilligen Ge-
staltungen
des
Eigenschaft,
mittleren Typus.
Der
der Variationskoeflizient
Grad
oder
derselben
in jeder
die wahrscheinliche Ab-
weichung ist abhängig von dem Schwankungsgrade der Lebensverhiiltnisse der Familie, deren mittlerer Wert unveriinderlich ist“ (S, XCIX—C).
Und
weiter:
„Die
individuelle
Variabilitit,
mag sie noch so groB sein, ist also weder ein Beweis für die Umwandlung der Arten, noch ein Anlaß oder ein Mittel dazu. Sie hat bestanden und wird bestehen, so lange es Organismen gibt und unabhängig davon, ob die Arten sich ver-
ändern
oder ewig
organischen
dieselben
Lebens
bleiben,
überhaupt“
Sie
ist eine
Funktion
des
(S, CI).
Von den vier hier von HEINCKE aufgestellten Behauptungen ist die erste — daß die individuelle Verinderlichkeit ein Zustand, nicht aber ein ProzeB ist — von uns oben genau besprochen
worden; die zweite — das Fehlen jeglichen zwischen individueller Variabilitit und Evolution
Zusammenhanges — ist heute eine
allgemein anerkanate. Folglich miissen wir nur auf die Fragen eingehen, welcher Art die Abhiingigkeit der individuellen Variabilitit von den Lebensverhiiltnissen, und ob sie eine allgemcine Funktion des organischen Lebens ist, d. h. die Frage iiber die Ursachen der individuellen Variabilitit untersuchen.
Schon mit
GALTON
anBerordentlicher
hat
in seiner
Deuntlichkeit
„Natural dargetan,
Inheritance® daB
die
(1889)
Ursache
der
binomialen Verteilung der Abweichungen vom Mittelwert die zahlreichen zufillig einwirkenden Faktoren der Außenwelt sind, was durch «den sogenannten „GALTONSChen Zufallsapparat®, dessen Beschreibung gewöhnlich auf den ersten Seiten eines jeden Lehr-
Individuelle Variabilitit
19
buchs der Genetik zu finden ist, illustriert werden kann. In Übereinstimmung mit diesem Standpunkt „liegt in irgendeiner Eigenschaft allen Individuen einer Rasse eine bestimmte wahre (mittlere,
typische) GriBe zugrunde, bedingungen
aufgefaßt
die als der Ausdruck der lokalen Lebens-
werden
immer diesen wahren Wert es gelingt
ihr niemals
. Individuum
muß.
Die
ist . . . bemiiht,
der Eigenschaft hervorzubringen,
vollkommen,
einen
Natur
griBeren
vielmehr
oder
macht
kleineren
aber
sie bei jedem
Fehler“
(HEINCKE
1898). Die Entdeckung
der
gleichsinnigen
Faktoren
durch XILSSON-
EHLE (1909) hat aber gezeigt, daB das allgemeine Spaltungsbild in diesen Fällen häufig ganz genan die gleiche Gesetzmäßigkeit zeigt, d. h. spiegelt oft ebenfalls die Zufallskurve wider. Gestiitzt auf diese wichtige Entdeckung,
hatte sich BAUR
Auflage seiner Einfithrung® (1911 der
Variationskurven
schon in der ersten
folgendermalien iiber die Natur
ausgesprochen:
,Wenn
wir
finden,
daß z. B,
die GriBenverhiiltnisse
eines Organs
unter den Nachkommen
Klternpaares
Zufallskurve
‚varlieren‘,
nach
der
so
sagt
eines
das
iiber
die Natur dieses ‚Varlierens‘ gar nichts aus, es kann sich ebenso gut um Modifizierang® wie um eine ‚Bastardspaltung‘ handeln, in
beiden
Fillen wird hiufig eine Zufallskurve
tistisch
in
einem
renommenen
vorher
nicht
weiter
| Variationskurven'
. . .
gefunden.
apalysierten kinnen
Die sta-
Material
ebenso
gut
aufModi-
fikationskurven sein, wie Kurven, die auf der zufilligen Kombination von mendelnden Faktoren beruhen. Meistens aber handelt es sich hierbei um Kurven, welche beides zugleich sind® (=, 186). Uns scheint aber dieser Standpunkt nicht richtig zu sein. Natiirlich, sofern es sich um rein qualitative Merkmale handelt, deren
Variabilitit
mit
blofem
Auge
schwer
kann leicht der Eindruck anfkommen, Grand gleichsinniger Faktoren da, wo handen
war,
sich
eine
von XILSSON-EHLE
mit
weiBen
roten
und
erhielt man
mit
Formen,
Kornern
in denen
ist,
daß durch Spaltung anf sie bis dahin nicht vor-
Variationskarve
bekannten Versuch
festzusiellen
bildet.
Z. B.
sind
in
dem
als Ausgangsformen Weizen
genommen
die Farbe
worden,
der Samen
und
von
in
Fı
weiß
zu
rot variierte, wobei die Ubergiinge von einer Farbe zur anderen im Verhiiltnis von 1 —6 — 15 — 20 — 15 — 6 — 1 anftraten. Es der
wird
aber dabei vergessen,
Ausgangsformen,
variierte,
d. h. schon
wenn
vor
auch
daß auch die Farbe der Samen weniger
der Krenzung
gab
deutlich,
aber
doch
es zwei VariationsII
Tndividuelle Variabilitit
20 kurven,
Nimmt
welche
man
in
Fa
in
eine
statt der weniger
allgemeine
Kurve
zuverlissigen
verschmolzen.
qualitativen Merkmale
ein beliebiges quantitatives, so tritt dieses besonders deutlich hervor.
Nehmen aber
unter
wir als Beispiel ebenfalls die Kreuzung von Weizen,
Mitwirkang
NILSSON-EHLE in
des
Compactum-Faktors,
gezeigt worden
welcher,
wie
von
ist, die diskontinuierliche Varviation
eine kontinuierliche verwandelt.
Der Einfachheit wegen
nehmen
wir das Beispiel nicht aus dem Werke von XILSSON-EHLE, sondern aus unseren eigenen Untersuchungen, wo es sich um die Krenzung des
Compactumweizens
handelt.
Wir
mit
bringen
die
einer Werte
weichen der
Weizenform
Ährendi(:hligkeit
(Prilude) nach
dem
von uns angenommenen System der Wertung dieses Merkmals sowohl fitr die beiden Elternformen, als auch für die Hybriden F in ein und demselben Jahr:
_„fi:\‘l‘i;'.“‘_'m
15 17 19 21 23 25 27 29 31 33 35 37 39 41 43 45
Individnenzahl
—
in %y ans-
38
46
16
—
Prélude
gedrückt
1 2 710
——
5
—
8
3 41118
28
26
32
6
—
—
—
Compactum
71111 4 2 3 1
Fa Darf man
aber
im gegebenen
Fall
davon
sprechen,
daß
die
letzte Kurve das Resultat einer komplizierten von nicht weniger als drei Faktoren ausgehenden Spaltung ist, von denen die Verschiedenheiten in der Ährendichtigkeit unserer Ausgangsformen abhiingen? Dies ist natiirlich vollkommen berechtigt, sofern es sich um die spezifischen Eigenschaften der gegebenen Kurve handelt: um ihre Variationsbreite im Vergleich zu den Kurven der Ansgangsformen,
das Vorhandensein unsere
der Zweigipfelighkeit
Aufmerksamkeit
schon
nicht
usw.
mehr
TInsofern
auf
diese
wir
um
aber
Einzelheiten,
sondern auf die Tatsache selbst einer binomialen Verteilung richten, muß zugegeben werden, daß die Kreuzung in dieser Hinsicht ab-
solut nichts Neues bei den Da
in
gegeben
Ausgangsformen auch
demselben
die
MaBe
Gesetz unterworfen speziellen Methodik
daß es keinen fikations- und
rein
wie
hat, da diese Verteilung schon
vorhanden qualitativen
die
gewesen
ist.
Merkmale,
quantitativen
friiher
dem
wie
die
Firbung,
QUETELETschen
sind, was aber nur unter Zuhilfenahme einer erwiesen werden kann, milssen wir zugeben,
prinzipiellen Unterschied zwischen Kombinationskurven gibt.
Modi-
Individuelle
‘ Jede
dem
QUETELETschen
Variationskurve Variabilität
Variabilität
spiegelt
des
Gesetz
unterworfene
in erster Linie
betreffenden
in der Reihe.
die individuelle
Merkmals
leztereisteben die Hauptsache der Individuen
21
wider;
und
diese
für die binomiale Verteilung
Mischt man
mehrere Biotypen
in eine gemeinsame Population, so bilden ihre Variationskurven eine gemeinsame Kurve, deren spezielle Eigenschaften schon einen anderen — einen nur ihr spezi-
fisehen — Charakter tragen können, aber die Verteilung der Individuen bleibt dem Wesen
selbe,
sowohl
gemischten
Wenn bilität
im
genotypisch
gleichartigen,
als auch
im
Material,
wir es von vornherein
zu
binomiale nach die-
tun
haben
wollen,
nur mit der individuellen Varia-
die
dureh
kein
fremdes
Moment
ge-
frübt sein soll, so müssen wir selbstverstiindlich ausschließlich mit veinen Linien arbeiten. Aber viele Eigenschaften der individuellen
Variabilitit merken,
von
den
sind
wo
auch
sie
ja
JOHAKNSEN
sind,
von
wir
Material
seinerzeit
anderen
der
Hochuipfeligheit
gemischtem
auch
und
Weisen
weichungen
an
an
anf
entdeckt
reinen
die
deutlich und
Linien
bekanntesten
zu
erst
be-
spiiter
bestitigt
Fille
Form
der
Normalkurve
oder Exzeß,
und
die Mehrgipfeligkeit.
wor-
der
hin:
Ab-
Schiefheit,
Sie sind
alle fast gleichzeitig, in den 90er Jahrven, an gemengtem Material entdeckt worden, und zwar: von BATESOX (Zweigipfeligkeit bei Forficula
—
1894),
DE
VeIES
(Schiefbeit
bei
Zweigipleligheit
bei Chrysanthemum
—— 1895),
Mehrgipfeligkeit
bei vielen Pllanzen
—
(Exzeß
bei
JoHANNSEN festgestellt.
uns
zur
mengtem
Aurelia
alle
—
1895),
und
—
erst
bedeutend
scheint uns auch
Beobachtung
der individuellen
Material
MiBtraven
mit
zu
LUDWIG
1895
diese Eigentiimlichkeiten
Deswegen
Caltha 18981
—
1894,
(Hoch- und
und BROWNE spiter
hat
auch an reinen Linien kein
Grund
Variabilitit
verhalten,
vorzuliegen,
auch
an
besonders,
gewenn
es sich um ihre Grundeigensehaften handelt. Insofern uns dabei die Äußerungen des QUETELETSChen Gesetzes oder die Frage über die inneren und äußeren Faktoren der individuellen Variabilität interessieren,
können
wir
häufig
Anzahl von Tatsachen erhalten, reinen Linien bestätigen müssen, Gesetzt,
uns
interessiert
auch an gemischtem
welche
die Frage,
Material eine
sich unbedingt
auch
an
wie sich die Entwicklung
unter giinstigen oder ungünstigen Außenbedingungen
an der indi-
22
Individuelle
Variabilität
viduellen Variabilitiit der Pflanzen widerspiegelt. Unsere Beobachtungen an reinen Linien des Weizens haben gezeigt, daß die Variationskoeffizienten ihrer verschiedenen Eigenschaften in einem ungiinstigen Jahr um 20—25"/y hither sind als in einem günstigen, d. h. ungünstige AuBenbedingungen erhihen merklich die individuelle Variabilitit (1926). Wir wiiren aber zweifellos zu demselben Resultat gelangt, wenn wir statt einzelner reiner Linien in den beiden letzten Jahren ein Gemenge von melreren reinen Lipien
dieser Pflanze gesiit hiitten. Fin anderes Beispiel: ein Stndierender
in
unserem
Labora-
torinm KIssELEW verglich die Variabilitit der Keimlinge von Pisum sativian und von Eruca sativa mit der Variabilitit der blihenden Pflanzen derselben Arten und ist zur SchluBfolgerung gelangt, daß sich
ihre Variabilitit mit
dem
eleichung je 100 keimender demselben
Beet
genommen
Alter erhöht
und
(1922).
Da
blihender Pflanzen
waren,
so diirfen
zur
von
wir diesem
Ver-
ein und Resultat
denselben Glauben schenken, wie wenn es an genofypisch reinem Material erhalten wäre, Es liegt kein Grund wvor anzunchmen, daß
das
Verbalten
irgendwie anders von
mehreren
Experiment
einzelner
reiner
sein kimnte,
reinen
Linien,
genommen
worden
Linien
in
als das Verhalten welche
im
dieser
Hinsicht
eines Gemenges
vorliegenden
Falle
zum
sind.
Da wir des weiteren bei Untersnchung der Frage über die äußeren und inneren Faktoren der individuellen Variabilitit verschiedene grundlegende biometrische Griben und Begriffe berithren miissen,
so
seien
hier
ein
paar
Worte
über
die
Methodik
der
Variabilititsmessung gesagt. Das GrundmaB fiir die Variabilitiit einer Reihe ist bekanntlich seine Standardabweichung, welche nach der Formel n bestimmt wird, wo eine Abweichung vom Mittel mit D, die Anzahl der Individuen, welche die betreffende Abweichung haben, mit p, und
die Da
Gesamtzahl die
aller
Individuen
Standardabweichung
mit
immer
n bezeichnet eine
benannte
s0 wird sie oft in Prozenten des Mittels ausgedrückt, das relative Maß oder den Variationskoeffizienten
C = erhiilt.
100 ¢
M
- %o
wird. Zahl
wobei
ist,
man
Im!\'vin!uellfiVnrinl\ilität
23
Obgleich alle, die sich mit Variabilititsfragen befassen, sich des Variationskoeffizienten in weitestem MaBe bedienen und bedient
haben,
werden
Als erster
gegen
trat
ihn eine
Reihe von Einwendungen
in dieser Richtuny
DUNcEER
auf,
erhoben.
welcher
darauf
hinwies, daB die Standardabweichung nicht mit der VergriBerung des
Mittelwertes
zichung
von
wiichst,
¢ zu M
was
eine
zur Folge
falsche
haben
kann,
Vorstellung
DUNCKER
zwar
seinen
die Anzahl
vom Mittel
der
spiiter darauf klein ist, der
falsche
Reihe habe
schen
als um
Individuen,
der
Be-
Aus diesem Grande
Koeffizienten
mehr
Individuen
vorgeschlagen,
und
die Standardabweichung
ausgedriickt
Reihe.
in Prozenten
JENNINGS
hat
der
etwas
aufmerksam gemacht, daß, wenn der Mittelwert sehr Variabilititskoeffizient sich als zu groß erweist und
Vorstellung
gibt (1916). ich
nicht
abweichenden
Gesamtzahl
eine
der
eigenen
die
iiber die relative
Variabilitit zweier Reihen führen kann (1908).
hat
daß
darauf
—
von
In einer
hingewiesen,
Merkmalen
der
tatsiichlichen
meiner
daß
(Zahlvarianten),
in
Variabilitit
Studien einigen
wo
über
Fillen
keine
Variabilitit von
direkte
der
meristi-
Beziehung
zwischen den Verinderungen des Mittelwertes und der Standardabweichung beobachtet werden konnte, der Variationskoeffizient nicht anwendbar war. Aus diesem Grunde habe ich für derartige
Fiille
eine
etwas
die absoluten
andere
Werte
zu ersetzen (1923).
Art
seiner Berechnung
der Varianten
durch
vorgeschlagen:
die Zahlen
1, 2, 3 usw.
— LUBISCHEW endlich unterzog die Berechnung
des Variationskoeffizienten sprach sich dahin aus, ihn
einer rein theoretischen Kritik und überall durch die Standardabweichung
zu ersetzen, selbst bis zur Summierung dieser Größen aus verschiedenen Reihen, zor Bestimmung des Mittels für alle Standardabweichungen (1923). Diesen Angriffen koeffizienten ist eine
Jeder,
der auf
dem
bilititserscheinungen
der hier form von
verschiedener Verfasser auf den Variationsgewisse Berechtigung nicht abzusprechen.
Gebiete
der exakten
arbeitet,
ist
auf
Fiille
Erforschung gestoBen,
der Variain
welchen
Variationskoeffizient falsche Resultate gegeben hat. Es seien nur zwei Beispiele solcher Fiille angefiihrt. Bei einer Weizen(Ferrugineum rossicum) variierte die Stengelzahl in einem Jahr 3 bis 7, bei M = 4,15 + 0,21 und ¢ = 1,23, und im niichsten
Jahre
von
4 bis
17,
bei
M
=
9,10 + 0,37
und
¢ =
2,61.
Man
sieht, daß die Variabilitit dieses Merkmales im zweiten Jahr merklich größer war, während die entsprechenden Variations-
24
Individuelle Variabilität
koeffizienten
gleich
29,7 */5 und
28,7 */ waren.
—
Kin
anderes
Beispiel: nach den Untersuchungen von LIEPIN (1923) schwankte die Länge des rechten hinteren Stachels bei einer Rotatorie tAnurea aculeata) von 2 bis 22 Teilungen des Mikrometerokulars, bei
M
=
—
von
Hier
9,66 + 0,51 0 bis
und
¢ =
18 Teilnngen,
ist der Unterschied
3,61,
bei
M
=
und
die Länge
3,82 + 0,67
des
und
linken
¢ =
für die Variabilitit der beiden
4,74,
Stacheln
nicht so bedeutend, der Variationskoelfizient aber erweist sich für den rechten Stachel gleich 37,4 %%, fir den linken — 124,09}
Man
sollte
meinen,
diese
beiden
Beispiele
müßten
geniigen,
um denen beizustimmen, die eine Frsetzung des Variationskoellizienten durch irgend etwas anderes fordern; was kinnte aber
dieses andere sein? DUNCKERs Koeffizient ergibt für jede halbwegs normale Reihe eine Zahl nahe an 68 °/a; der’ von mir vorgeschlagene Koeffizient ergibt gleichermaßen Größen nahe an 30 %5:
und
die
von
LUBISCHEW
Standardabweichungen
von
vorgeschlagene
verschiedener
Summierung
Benennung
für
der
die
Be-
rechnung eines gewissen Mittels ist schon gar nicht zuliissig. Anderseits bilden Fälle wie die eben angeführten, wo der Variationskoeffizient von vornherein eine falsche Vorstellung gibt,
nicht die Regel, sondern sind im Gegenteil sehr selten und fallen sofort in die Augen. Ihre Ursache ist am hiiufigsten nichi die meristische die krassen
wenn
Variabilitit, wie ich es frither geglaubt habe, sondern Verfinderungen der Größe des Mittelwertes, besonders,
er sich den Zahlen 1, 2 u. dgl. niihert. In den weitaus meisten Fiillen gibt der Variationskoelfizient absolut richtige Vorstellung von der Variationsgrilbe einer
eine Reihe,
wovon
ich
mich
arbeiter und Schiller
persinlich,
[s. besonders
wie
die
auch
meine
niichsten
letzten Arheiten
Mit-
von LIEPIN
(1926) und ZUITIN (1926)] auf Grund einer groBen Zahl von uns ausgeführter Untersuchungen überzeugen kounten. Ich fithre nur ein Beispiel ans meinen Untersuchungen über die Variabilitit des Weizens (1926) an. Auf Grund einer Vergleichung der Mittelwerte
und
ihrer
verschiedenen
gilnstigen
Gruppen
geteilt:
konstantesten.
im ersten Jahre
Jahren
quantitativen
in ungiinstigen
habe ich alle diese Besonderheiten
die am
meisten
variabeln,
Es erwies sich, daß auch
für die erste Gruppe
schwankten, für die von 1,6 bis 8,9 %,
Merkmale
zweite
von
3,5
die
mittleren
in
drei
und
die
die Variationskoeflizienten
zwischen bis
11,5 %,
11,4 bis 36,0 %/ für
die
dritte
Individuelle Variabilität
25
Es moß also zugegeben werden, daß der Variationskoeffizient, trotz einiger Unvollkommenheiten, äußerst bequem zur Vergleichung der Variabilitätsgrößen verschiedener Merkmale ist, und des weiteren werden wir uns seiner nicht selten bedienen. Es ist anzunehmen, daß es in Zukunft gelingen wird, ihn durch ein vollkommeneres Variabilitätsmaß zu ersetzen,
keinen
solange
dies
aber
vernitnftigen Grund,
zichten,
da
die
noch
nicht
ist,
haben
wir
auf den Variationskoelfizienten zu ver-
Standardabweichung
in den weisten Fillen
geschehen an
nicht zu brauchen
sich,
als
benannte
Zahl,
ist,
Aber bei der Standardabweichung und auch beim Variationskoeffizienten ist nur von der VariationsgriBfie die Rede; doch geben beide keine Antwort anf die Frage nach der größeren oder geringeren Regelmäßigkeit jeder Variationsreilie im Sinne ihres Zusammenfallens mit der bei gegebener Grilie des Mittelwertes und Standardabweichung aus dem QUETELETschen Gesetz folgenden theoretischen Reihe. Bekanntlich dienen zu diesem Zweck die Schiefheitsziffer(S) und der Exzeß (Ex), welche anf Grund der dritten und vierten Potenz S
der
—
Abweichungen
b n
z o
vom
Mittelwert
und
Ex
nach
=
den
Formeln
‘;—IJDI : a“) —3 n ,
berechnet werden. Bei größerem, negativem KExzeß zeigt die Reihe schon eine ausgesprochene Zweigipfeligkeit, die aber nicht ausschlieBlich nach der Exzelgribe bewertet werden darf. Leider besitzen wir, trotz der großen Bedeutung dieser Eigentiimlichkeit einiger Reihen fiir die rein biologische Forschung, kein absolut
gnverlissiges Kriterium zur Bewertung der Zwei-, geschweige denn Mehrgipfeligheit; das Auffinden eines solchen ist Sache der Zukunft, Auf die Frage nach den Ursachen der individuellen Variabilität
zuritckkommend,
die anl Grund
müssen
wir
betonen,
der Standardabweichung
daß
dabei
nicht
nur
und des Variationskoeffi-
rienten gewertete Vergrößerung oder Verminderung der Variabilitit einer Reihe in Betracht zu ziehen ist, sondern auch Variationsreihen auftretenden Abweichungen von der
die Schiefheit, in Populationen,
der Exzeß, sondern
die Zweigipfeligkeit, auch
in reinen
wanz normale Begleiterscheinungen Gestalt sind.
Linien
welche
die in den Norm, wie
nicht
nur
vorkommen,
also
der Vaviabilitit in ihrer reinen
Variabilität
Individuelle
26
Welches sind denn also die Faktoren, die die individuelle Variabilität hervorrufen und sie bedingen? Sind sie in erster Linie auf lokale Lebensbedingungen zuriickzufiibren, welche hierbei die Rolle der Nadeln im GALTONSchen Zufallsapparat spielen, oder ist die individuelle Variabilitit ,eine Funktion des organischen Lebens iiberhaupt®, wie es seinerzeit HEINCKE gesagt hat. Diese Frage bedarf auch hente noch einer eingehenden Besprechung.,
Schon rein a priori kommt Hervorrufung der individuellen
man zur Sehlubfolgerung, Variabilitit sowohl die
daB bei AuBen-
bedingungen, als auch die Natur des Organismus selbst beteiligt ist. Es ist auch diese Ansicht von DARWIN in seinem ,Animals
and Plants® mit vollkommener Klarheit formuliert und vielen anderen Forschern bestiitigt worden. ; Speziell
über
die
Einwirkung
der
spiiter von
Außenfaktoren
auf
die
individuelle Variabilität ist schon vor 1900 ein umfassendes Tatsachenmaterial — griiBtenteils ohne Anwendung spezieller Methoden der
Variationsstatistik
—
gesammelt
worden,
aus
dem
mit
vollem
Recht der Schluß gezogen werden kann, daß die Variationskurven durch Veriinderung der Aufienbedingungen verschoben werden können!). Ahnlichen Charakters waren auch einige spiter erschienene Abhandlungen — z. B. die Untersuchungen TowERs an den Kiifern aus der Gattung Leptinotarsa (1906) und WOLTERECKS an Daphniden (1909), Teilweise unter dem FEinfluB derartiger Tatsachen bildete sich bei einigen Autoren jener Zeit die Ansicht, daß die individuelle
Variabilitit
in
erster
Linie
von
den
AuBenbedingungen
abhiingt. Besonders hat DE VRIES diesen Standpunkt im I Band seiner ,Mutationstheorie® vertreten, wo er ausdriicklich betont, daß „die fluktuierende Variabilitit eine Erscheinung der Ernährungs-
physiologie ist, wiihrend von der Mutabilitiit die änßeren Ursachen noch
vollig unbekannt sind“ (8. 411). Einen exakten Beweis fiir die enge Abhiingigkeit der individuellen Variabilitiit von den Verinderungen des Mediums — wobei
wir
unter
solch einem
Beweis
Tatsachen
verstehen,
denen
variationsstatistische Form gegeben ist — erbrachten fast gleichzeitig KLEBS fir Pflanzen (1907), JENNINGS für Protozoen (1908) 1)
dem
1903
Eine
gote
erschienenen
Zusammenfassung
Buche
von
dieses
VERNON
älteren
finden.
Tatsachenmaterials
kann
man
in
Individuelle
und
PETER
für
Seeigel-
und
Variabilitit
27
Aszidienlarven
(1909,
1911).
Alle
drei haben ein merkliches Steigen oder Fallen der Standardabweichung oder des Variationskoeffizienten bei Veränderung irgend eines AuBenfaktors festgestellt, was auch eine Veriinderung des allgemeinen Charakters der Kurve zur Folge hatte. KLEBS unterstiitzte dabei in seiner Abhandlung dieselbe Ansicht von der vollstindigen Abhiingigkeit der individuellen Variabilität von den AuBenbedingungen, die vor ihm von DE VRIES vertreten worden war. Nach KLEBS „ist die Variationskurve für ein bestimmtes Merkmal nicht etwas Konstantes, sondern selbst
etwas Veriinderliches, verhiiltnissen® (S. 34);
infolge der Einwirkung von Ernährungs,an und für sich muß kein Merkmal vari-
ieren® (5. 90), und überhaupt „hängen die gesamten Vorgiinge der Variation . .. von der Variation der Aullenbedingungen ab* (S.102).
sich
PETER tritt an diese Frage etwas anders heran; er hegniigt nicht mit der Feststellung der duBeren Faktoren der indi-
viduellen Variabilitit, sondern ist bemiiht, auch deren innere Faktoren zu finden, dank denen . die GriBe und Art der Variationen für jede Art, für jedes Organ derselben und fir jedes Entwicklungsstadium bestimmt ist* (1909, S, 215), so daß „wir . . . variable und konstante Arten, variable und konstante Merkmale,
und auch variable und konstante Entwicklungsstadien unterscheiden können“ (8. 222). In seiner zweiten derselben Frage gewidmeten Untersuchung
behandelt
er
speziell
die Variabilitit
der
Seeigel-
und Aszidienlarven aus inneren Ursachen. Als solche sieht er „die verschiedene Grüße der Elterntiere, vielleicht auch deren verschiedene Füllung mit Geschlechtsprodukten und Frische und speziell bei Phallusia Einfluß von Kreuz- oder Selbstbefruchtung® an. Streng genommen, gehiren diese Faktoren gar nicht hierher, denn der Zustand der Elternformen und der Geschlechtsprodukte
selbst ist natiirlich durch Somit
sehen
wir,
AunBenfaktoren daB,
wihrend
bedingt. der
Kinfluß
der
Außen-
faktoren auf die individuelle Variabilitit mit vollkommener Deutlichkeit hervorgernfen werden kann, die Einwirkung von Innenfaktoren im Schatten bleibt, wenn man von der ganz zweifellosen Tatsache, daß der Grad der individuellen Variabilitit sich bei einzelnen Tieren und Pflanzen, bei verschiedenem Geschlecht und Alter, sowie bei verschiedenen Orginen ein und derselben Form
stark
unterscheidet,
zuliissig, diese Tatsachen
absieht.
Aber
nicht in Betracht
es
ist
in keinem
zu zichen;
Falle
im Gegen-
28
teil,
Individuelle
bei
der
Untersuchung
der
Variabilität
individuellen
Variabilitit
muß
man
diese verschiedenen Reaktionsnormen, ohne deren Berücksichtigung selbst die Einwirkung der AuBenfaktoren auf die individuelle
Variabilitit
unklar bleibt, unablissig im Auge
behalten.
Die Untersuchungen an der individuellen Variabilitit wurden größtenteils in der Art geführt, daB nur ein einziges, vielleicht
sogar nicht zogen
besonders
wurde;
infolgedessen
bilitiitslehre
Doch
auberordentlich
es sind
miiglich,
unserem
charakteristisches Merkmal
wie
hier einige es
aus
ist
betreffende
arm
an
exaktem
recht interessante
einigen,
Laboratorium
das
in
letzter
hervorgegangenen
in Betracht geGebiet
der
Varia-
Tatsachenmaterial.
Verallgemeinerungen
Zeit
hauptsichlich
Arbeiten
aus
ersichtlich
ist.
Speziell von mir sind Vergleiche der Variabilitit der Gattungsund
Artmerkmale
an
einer
Reihe
von
Vertretern
der
niederen
Insektenordnung Collembola vorgenommen, wobei sich eine vollstindige Ubereinstimmung mit den schon von DARWIN in seiner „Origin of Species® anfgestellten Grundsiitzen zeigte, niimlich, daß ıie Artmerkmale individuell bedentend variabler sind, als die
Gattupgsmerkmale, und überhaupt „je taxonomisch größer eine Gruppe, für welche ein bestimmtes Größenverhältnis charakteristisch ist, desto geringer dessen Variabilitit — je kleiner die durch einen bestimmten Index charakterisierbare Grappe, um so größer seine
Variabilitit® Ferner
(1923, fiel
S, 154).
bei
allen
unseren
Untersuchungen
schiedenen Formen die bedeutend mentiiren Organe im Vergleich zu entwickelten
Bildungen
an
den
ver-
grifere Variabilitit der rudiirgendwelchen anderen normal
scharf in die
Augen.
So z. B. waren
die
Variationskoeffizienten verschiedener Vermessungen am halbrudimentiren fiinften Beinpaar bei Cyelops strenuus bedentend héher, als die Variationskoeffizienten irgendwelcher anderen Eigenschaften dieser Art (1921, 1922), der rudimentiire Glumenzalin der Weizenähre zeichnet sich ebenfalls vor den anderen Merkmalen der Ahre
durch
seine stirkere Schon
BAART
Variabilitit aus (1926) DE
an 300 Exemplaren unterzogen hat, kam weniger
varlieren,
Körperform
tomische hauptungen
wurde
FAILLE,
der
mehr
als
100
Merkmale
von Senecio vulgaris seiner Untersuchung zu der Schlußfolgerung, daß generative Teile als vegetative,
scheinen
(1914).
LA
usw,
griBere
Die in
und
Variabilität
Richtigkeit unserem
die Merkmale
der
zu
besitzen,
ersten
Laboratorium
der
von von
duberven
als ana-
diesen KISSELEW
Bean
Individuelle Variabilität Trientalis
ewropaea
bestätigt
und
29
zu derselben Schlußfolyerung
ist
kürzlich auch ROZANOVA (1926) gekommen, Die Mitwirkung der inneren Faktoren bei der individuellen Variabilitiit und ihre Wechselwirkung mit den AuBenfaktoren tritt
besonders
deutlich
bei
der
Krforschung
Altersverindernngen
der
der
Frage
individuellen
nach
den
Variabilitit,
woriiber gegenwiirtiz eine verhältnismäßig große Anzahl von Untersuchungen
vorliegt,
Die
gerade z. 3.
zutage.
ersten Erforscher
das
Vorhandensein
beobachtete
Verringerung
dieser Frage
haben hier in erster Linie
gewisser innerer
VERNON
an
Larven
der Variabilitit
von
Faktoren
betont.
So
Strongylocentrotus
cine
ihrer Körpergröße
vom
fiinften Tage
an, was er durch die gribere Empfindlichkeit für die Einwirkungen des
äußeren
Mediums,
(1895, 1900, 1903).
im
Vergleich
PEARSOX
zu
älteren
Stadien,
erklirte
verglich die Variabilitiit des Wuchses
und des Kirpergewichtes bei neugeborenen Kindern einerseits und bei Studenten im Alter von 19—25 Jahren anderseits und über-
zeugte
sich
ebenfalls
davon,
daß
bei
ersteren
der
Variations-
koeffizient bedeutend höher ist, d. h. daß die Variabilitit dicses Merkmals mit dem Alter fillt — augenscheinlich doch ans inneren - Ursachen
(1899).
SchlieBlich
ihrer spiteren Untersuchung
bestitigten
dasselbe
PEARL
und
SURFACE
in
anch für die Variabilitit des
Wuchses beim Mais und hielten es gar für moglich, von einem allgemeinen Gesetz der Verringerung der Variabilitit mit dem Alter zu sprechen, und behaupteten, daß diese Erscheinung von mehreren
unabhängigen
Die
Prüfung
anfiinglich
ein
Verstärkung
irgend
einem,
Faktoren
dieser Frage
direkt der
inneren
unserem
entgegengesetztes
Variabilitit
sondern
bei Cyelops strenuns
in
und
mit
reguliert
an einer Reihe
Alter,
ergab
KEine merkliche
und
zwar
von Merkmalen,
bei Daplinia pulex
(19150,
Laboratovium
Resultat.
dem
würde
(19210
ist
sowie
nicht
an
von mir an
einer
niederen Insektenform fsofoma einerenm beobachtet worden, wo ich aulier Jungen und Erwachsenen auch Embryos untecsucht habe (1924),
ebenso
(1922),
von ZUITIN
Anopheles
(1925).
von KISSELEW
(1926),
Da
diese
bei Micken von
bei Pisum safivum
aus der Gattung
FERMOR-ADRIANOWA
Tatsache
eine
gute
summierenden Wirkungen des Mediums
und
Eruca safiva
Culex (1923) und bei
Erklirung
Paramoecium
in
den
sich
anl den sich entwickelnden
Organismus fand, so lag die Versuchung nabe, als allgemeine Regel an-
zunehmen, daß die Variabilitit der Organismen mit dem Alter steize.
30
Individuelle
Variabilitit
Zu einem ganz entgegengesetzten Ergebnis kamen unlängst LIEPIN und ZUITIN; ersterer untersuchte die Variabilität mehrerer Merkmale an verschiedenen Entwicklungsstadien der Chrysomelide Phaedon cochleariae (1926), letzterer tat dasselbe für die Phasmide Divippus morosus (1926 a), und beide haben sich davon überzeugt, daß sich bei ringert, was
diesen Formen die Variabilitit mit dem Alter veroffenbar mit inneren, im Organismus selbst latent
verborgenen Ursachen in Verbindung steht. Als solche sind wohl am richtigsten eine Art regulatorischer Prozesse zu verstehen, auf deren Vorhandensein während der Entwicklung schon K. E, v. BaEr im Scholion II seines groBartigen Werkes folgendermalien hingewiesen hat: „je jünger die Embryonen . .. sind, um desto mehr Unterschiede und im Verhältnis zur geringen Ausbildung, um desto bedentender erscheinende, wiirden wir gewahr werden,” und weiter: „man kann kaum begreifen, wie diese Verschiedenheiten zn dem-
selben Resultat
führen
zahllose Kriippel
und wie nicht neben vollkommenen
entstehen,
den
älteren Embryonen
ist,
so
mub
man
Hühnern
Da aber die Zahl der Kriippel unter
nnd
erwachsenen Hithnern
zoriickschlieBen,
daß
die
nur sehr gering
Verschiedenheiten
aus-
geglichen werden, und jede Abweichung, 80 viel miglich, zur Norm zurückgeführt wird“
(1828,
S, 147—148),
Es wird also — wie ZUITIN (1926a) diese Verhiiltnisse so wang richtig beurteilt — die Variabilitit nach Alter durch
eine Wechselwirkung innerer regulatorischer Prozesse, die sie herabzusetzen und zu einer gewissen Norm zu fithren
suchen,
und
äußerer
Faktoren
GGegenteil
ihre Breite vergrößern.
ersterer
Vergleich
im
der Ovganismus
zu
letzteren
physiologisch
und
bedinegt,
die
im
„Je intensiver die Wirkung
ist,
um
so
morphologisch
leichter wird
sich
regulieren,
und
umgekehrt, je vielartiger und intensiver die Kinwirkung der Außenfaktoren auf die einzelnen Individuen sein wird, um so mehr Ab-
weichungen von der Norm werden sie in der betrelfenden Gruppe von Organismen hervorrufen® (3. 121). „Es ist also ganz verstiindlich,
daß
PEARL
und
SURFACE,
die
die
Gleichmiibigheit
der
Aubenbedingungen in ihren Versuchen am Mais sorgfältig hiiteten, eine Verminderung der Variabilitit mit dem Alter erhielten, KISSELEW dagegen . . ., der auf die äußeren Bedingungen nicht achtgab,
zu
einem
entgegengesetzten
Krgebnis
kam.
Aber
auch
in natiirlichen Bedingungen kann sich eine einférmige und schwache Einwirkung des äußeren Mediums anf den Organismus verwirk-
Individuelle Variabilität
31
lichen, wobei die regulatorischen Prozesse iiberhand
nehmen kinnen.
Hier muß der Kifer Phaedon cochleariae (in LIEPIN s Untersuchung) genannt werden, dessen Larven eine fast bewegungslose Lebensweise
fithren. Eine ganz andere Wechselwirkung mit dem äußeren Medium wird bei wachsenden Daphnien und Cyclopen (Untersuchung von PHILIPTSCHENKO) beobachtet, bei Mickenlarven (ZUITIN), sowie bei
Infusorien (FERMOR-ADRIANOWA). In allen diesen Fillen ist das Überwiegen der äußeren Einflisse über die inneren ganz natürlich“
(S. 122—123). So
sind
wir
nun
der
Beleuchtung
der
Frage,
was
man
eigentlich unter der Bezeichnung „innere Faktoren der individuellen Variabilitit* zu verstehen hat, näher getreten. Aber ihr
Kinfluß beschriinkt sich
nicht nur anf gewisse
regulatorische Pro-
zesse, die bei der Entwicklung der Organismen zutage treten, sondern er äußert sich auch in den Fiillen, wo die Variationskurve eine von der Normalkurve abweichende Form annahm. Und in der Tat, wie wir schon oben daraunf hingewiesen haben, muß bei der Untersuchung der Frage über die Ursachen der individuellen Variabilität nicht nur die VergréBerung oder die Ver-
minderung der Variabilitiit einer Reihe in Betracht gezogen werden, sondern
anch
das
Auftreten
innerhalb
der
Variationsreihe
solcher
Abweichungen von der Normalkurve, wie Schiefheit, Exzeli und Zwei-
vipfeligkeit. Bei sie
Wodurch sind deun aber diese Abweichungen bedingt? der
durch
ersten
rein
Bekanntschaft
äußere
Ursachen,
mit
ihnen
oder
aber
war durch
man
geneigt,
Vermischung
zweier verschiedener Gruppen von Individuen zu einer gemeinsamen Masse zu erkliren. Schon QUETELET hat versucht, die schiefe Verteilung dadurch zu erklären, daß die Einflüsse, welche die
Abweichungen
vom
Mittel
hervorrufen,
stiirker
in
der
einen,
als in der anderen Richtung gewirkt hiitten, d. h. während die ideale Verteilung durch die Formel (a - by mit a = b ansgedriickt wird,
so
oder
a
wird
=
b
dic
Entwicklung
daß letzteres
Buche
eine
ausgezeichunete
ist,
und
Erklärung
geben.
a=> b
Astronom L. C. KAPTEYN (1903) hat es aber erwiesen, richtig
Verteilung
mit
hollindische
nicht
schiefe
(a - b)"
Der
mathematiseh
eine
des Ausdruckes
JOHANNSEX
dafür
Schiefheit infolge des inneren Zustandes entstehen kann (1913, 8. 232—249),
Entscheidend gestellte
Tatsache,
des
hat
in
gegeben,
seinem
wie
Organismus
ist in dieser Frage die von JOHANN