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German Pages XI, 41 [49] Year 2020
Gabriele Augsbach
Tourismus und Nachhaltigkeit Die Zukunftsfähigkeit des Tourismus im 21. Jahrhundert
essentials
essentials liefern aktuelles Wissen in konzentrierter Form. Die Essenz dessen, worauf es als „State-of-the-Art“ in der gegenwärtigen Fachdiskussion oder in der Praxis ankommt. essentials informieren schnell, unkompliziert und verständlich • als Einführung in ein aktuelles Thema aus Ihrem Fachgebiet • als Einstieg in ein für Sie noch unbekanntes Themenfeld • als Einblick, um zum Thema mitreden zu können Die Bücher in elektronischer und gedruckter Form bringen das Expertenwissen von Springer-Fachautoren kompakt zur Darstellung. Sie sind besonders für die Nutzung als eBook auf Tablet-PCs, eBook-Readern und Smartphones geeignet. essentials: Wissensbausteine aus den Wirtschafts-, Sozial- und Geisteswissenschaften, aus Technik und Naturwissenschaften sowie aus Medizin, Psychologie und Gesundheitsberufen. Von renommierten Autoren aller Springer-Verlagsmarken.
Weitere Bände in der Reihe http://www.springer.com/series/13088
Gabriele Augsbach
Tourismus und Nachhaltigkeit Die Zukunftsfähigkeit des Tourismus im 21. Jahrhundert
Gabriele Augsbach Chieming, Deutschland
ISSN 2197-6708 ISSN 2197-6716 (electronic) essentials ISBN 978-3-658-31083-7 ISBN 978-3-658-31084-4 (eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-658-31084-4 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © Der/die Herausgeber bzw. der/die Autor(en), exklusiv lizenziert durch Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von allgemein beschreibenden Bezeichnungen, Marken, Unternehmensnamen etc. in diesem Werk bedeutet nicht, dass diese frei durch jedermann benutzt werden dürfen. Die Berechtigung zur Benutzung unterliegt, auch ohne gesonderten Hinweis hierzu, den Regeln des Markenrechts. Die Rechte des jeweiligen Zeicheninhabers sind zu beachten. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag, noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral. Planung/Lektorat: Angela Meffert Springer Gabler ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH und ist ein Teil von Springer Nature. Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany
Was Sie in diesem essential finden können
• Eine Darlegung allgemeiner Globalisierungsansätze übertragen auf den globalen Tourismus. • Die Annäherung an wissenschaftliche Erkenntnisse über Reisemotive und -bedürfnisse und deren Einflussfaktoren auf das touristische Angebot. • Eine nähere Betrachtung des mehrdimensionalen Ansatzes der Nachhaltigkeit im Vergleich zum Mainstream-Verständnis und Antworten auf die Fragen, warum es lohnenswert ist, sich mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen. • Die Schattenseiten und Risiken des globalisierten Tourismus mit einer gleichzeitigen Erläuterung der Chancen für eine nachhaltige Entwicklung.
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Vorwort: Wie sehr uns das Thema Nachhaltigkeit beschäftigt
Verstehen kann man das Leben rückwärts; leben muss man es aber vorwärts. Sören Kierkegaard
Die Idee der Nachhaltigkeit als solche ist nicht neu, sondern war in ihren Grundzügen bereits zu Beginn des 18. Jahrhunderts vorhanden. Später, im Laufe des 20. Jahrhunderts hat insbesondere die UN-Kommission für Nachhaltige Entwicklung den Begriff Nachhaltigkeit geprägt und weiterentwickelt. Eine klassische Definition des Begriffes gab es wohl erstmals im Rahmen einer Veröffentlichung des Brundtland-Berichtes im Jahr 1987, bei der es um eine dauerhafte Entwicklung und um die Bedürfnisbefriedigung der Menschheit in der Gegenwart und in der Zukunft ging. Heute sprechen wir über konkrete, globale, nachhaltige Entwicklungsziele in der Agenda 2030, die auf dem Weltgipfel der Vereinten Nationen im Jahr 2015 von 193 Mitgliedsstaaten unterzeichnet wurde. Diese Vereinbarung gilt als Fahrplan für unsere Zukunft. Im Mittelpunkt der Nachhaltigkeitsdiskussion steht der Gedanke, wie es sich am besten nach den Prinzipien der Nachhaltigkeit handeln lässt. Dabei ist bedeutend zu wissen, dass der Begriff Nachhaltigkeit ursprünglich vor allem durch ökologische Gesichtspunkte definiert war. Doch mit der Zeit wandelte bzw. erweiterte sich diese Sichtweise zu einem Dreisäulenkonzept mit den drei Dimensionen: Ökologie, Ökonomie und Soziales. Und das bedeutet, dass nachhaltiges Handeln über den Schutz der Naturressourcen hinaus die grundlegende Verantwortung gegenüber der Gesellschaft bedeutet, und zwar sowohl heute als auch in Zukunft. Die erwähnten drei Dimensionen der Nachhaltigkeit werden seit geraumer Zeit auch auf die Tourismuswissenschaft übertragen. Im Gegensatz zu Forschungsfeldern wie der Betriebswirtschaft oder Volkswirtschaft ist die VII
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Vorwort: Wie sehr uns das Thema Nachhaltigkeit beschäftigt
Tourismusforschung eine noch recht junge Wissenschaftsdisziplin. Sie setzt sich interdisziplinär zusammen und greift auf das Wissen anderer Fachdisziplinen, unter anderem der Soziologie und Psychologie, zurück. Der Drang nach einem nachhaltigen Dasein wird immer lauter und Nachhaltigkeit ist in vielen Gesellschaften bereits Teil eines gemeinsamen Wertekanons. Diese Werte spiegeln sich in Motiven und Bedürfnissen der Menschen wider und demnach ändern sich auch Reisemotive und -bedürfnisse, die weniger zerstörerisch wirken. Und diese bedeutsame Wandlung der Beweggründe des Reisens nimmt einen immer größer werdenden Einfluss auf die touristische Angebotsentwicklung. Dieses Buch richtet sich an Studenten, aber auch an Touristiker, die Aspekte des nachhaltigen Tourismus in ihre Produkt- und Leistungspolitik einfließen lassen möchten und ist inhaltlich unterteilt in: Globalisierung und globaler Tourismus, Einflussfaktoren auf das touristische Angebot und auf die touristische Nachfrage, Tourismus und Nachhaltigkeit. Gabriele Augsbach
Inhaltsverzeichnis
1 Globalisierung und globaler Tourismus. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1.1 Ebenen der Globalisierung im Tourismus. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 1.2 Einflussfaktoren auf das touristische Angebot. . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 1.3 Einflussfaktoren auf die touristische Nachfrage . . . . . . . . . . . . . . . . 7 1.4 Das Zeitalter der Selbstverwirklichung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 2 Nachhaltigkeit und nachhaltiger Tourismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 2.1 Drei Säulen der Nachhaltigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 2.2 Vom Massentourismus zum Overtourism . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 2.3 Nachhaltigkeit im Tourismus. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 3 Risiken und Chancen für den Tourismus. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 Literatur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 Stichwortverzeichnis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41
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Über die Autorin
Mag. (FH) Gabriele Augsbach arbeitet seit 2011 deutschlandweit als Fachautorin und Lehrende im Tourismus sowie im Marketing & Management. Nach dem Studium „Innovation und Management im Tourismus“ an der Fachhochschule Salzburg war sie als stellv. Geschäftsführerin im Destinationsmanagement sowie als Messe- und Marketingleiterin tätig. Heute widmet sie sich ausschließlich der Lehre und dem Verfassen von Studienmanuskripten für deutsche Fernhochschulen in den Fachbereichen Tourismus, Marketing & Management.
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Globalisierung und globaler Tourismus
Wir befinden uns im 21. Jahrhundert und noch nie zuvor war die Menschheit so stark vernetzt wie heute. Es werden Produkte, Dienstleistungen und Daten ausgetauscht, es wird Energie transportiert und jedes Jahr machen sich nahezu 1,5 Mrd. Menschen auf den Weg, die große, weite Welt zu entdecken. Unser Kommunikationsnetz überspannt Kontinente, Kulturen und Zeitzonen. Diese weltweite Vernetzung ist Grundlage für eine Globalisierungsdebatte, deren Dynamik auch vor der Tourismusbranche nicht Halt macht, denn wir dürfen nicht vergessen, dass der Tourismus weltweit einen wichtigen Wirtschaftsfaktor und eine der wichtigsten Wachstumsbranchen darstellt. Außerdem trägt der Tourismus entscheidend zur Schaffung von Arbeitsplätzen und damit zu einem wachsenden Wohlstand und zur Armutsbekämpfung bei. Auch wird immer häufiger anerkannt, dass der Tourismus sogar einen Beitrag zum Umweltschutz und zum Erhalt von Kulturgütern leistet (UNWTO 2017, S. 2). Destinationen in aller Welt wurden erst durch die Globalisierung bekannt und für Reisende interessant. Dies betrifft vor allem weit entfernte Reiseziele, die nur mit dem Flugzeug zu erreichen sind. Voraussetzung dafür war jedoch, dass sich die Reiseziele und -länder mit der Zeit an touristische Reisebedürfnisse anpassten. Die Globalisierung hat also zu einem Austausch von Menschen unterschiedlicher Länder geführt. Die Zahl der Touristen, die weltweit unterwegs sind, ist stetig gestiegen. Im Jahr 2019 zählte die UNWTO 1,461 Mrd. weltweite Ankünfte (Übernachtungsgäste). Damit hat sich die Zahl im Vergleich zu den Jahren 2003/2004 verdoppelt und klar ist, dass diese wachsende Anzahl von Reisenden die Weltgemeinschaft vor große Herausforderungen stellt.
© Der/die Herausgeber bzw. der/die Autor(en), exklusiv lizenziert durch Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 G. Augsbach, Tourismus und Nachhaltigkeit, essentials, https://doi.org/10.1007/978-3-658-31084-4_1
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1 Globalisierung und globaler Tourismus
Doch soll es das Ziel von Reisenden sein, weniger zu reisen? Oder soll es das Ziel von Destinationen, Transportunternehmen, Reiseveranstaltern und Reisemittlern sein, weniger Reisen anzubieten? Wäre das überhaupt machbar, ein Wachstum zu stoppen oder sogar rückgängig zu machen? „Trotz mancher Unkenrufe hört das Wachstum nicht auf, eine Managementmaxime zu sein und selbst wenn es nur um das Wachstum an neuen Ideen und Erkenntnissen ginge. Wachstum ist an Innovation gebunden.“ (Matuszek 2013, S. 31).
Wachstum ist also an Innovationen gebunden und wenn wir von Innovationen sprechen, dann könnten diese in Zukunft so bahnbrechend sein, dass wir sie heute nur als Utopie abstempeln. Anfang des 20. Jahrhunderts konnte sich auch noch niemand vorstellen, dass Menschen 100 Jahre später mit einem Smartphone ihren Alltag bewältigen. Ohne den technischen Fortschritt im Bereich Kommunikation und Transport wäre der seit den 1970er Jahren zu verzeichnende Globalisierungsschub nicht möglich gewesen (Bundeszentrale für politische Bildung o. J.). Globalisierung wird heute als Überbegriff für die grenzüberschreitende Tätigkeit von Unternehmen, gewissermaßen als eine Strategie (Globalisierungsstrategie), verwendet. Wettbewerbsvorteile wie z. B. Standort-, Kosten- und Innovationsvorteile zu nutzen, stehen dabei im Vordergrund. Die Internationalisierung bzw. die Globalisierung bringt neue Chancen, aber auch Herausforderungen mit sich, denn wohl kaum ein Thema wird so intensiv und auch kontrovers diskutiert: Die einen verbinden mit ihr die Annäherung der Kulturen, weltweites, wirtschaftliches Wachstum und ungeahnte Entfaltungsmöglichkeiten. Andere hingegen fürchten wirtschaftliche Dominanz, zerstörerischen Kapitalismus, den Verlust regionaler Vielfalt und kultureller Besonderheiten, ökologischen Raubbau sowie eine zunehmende Kluft zwischen Arm und Reich (Bundeszentrale für politische Bildung o. J.). Zudem waren die ersten Jahrzehnte des 21. Jahrhunderts durch „zahlreiche Krisenphänomene geprägt, die gezeigt haben, dass Globalisierungsprozesse auch destabilisierende Auswirkungen haben können“ (Debiel et al. 2013, S. 223). In diesem Zusammenhang wird von sogenannten systemischen Krisen gesprochen, denn sie gefährden – wie der Begriff vermuten lässt – die Funktionsfähigkeit von (globalen) Systemen. Beispiele dafür sind globale Ernährungskrisen, die Ansteckungsgefahr übertragbarer Krankheiten und Weltfinanzkrisen (Debiel et al. 2013, S. 224). Da sich die Globalisierung besonders nachdrücklich in der Ökonomie manifestiert, ist diese als Leitsektor der Globalisierung zu sehen. Festzuhalten
1.1 Ebenen der Globalisierung im Tourismus
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ist dies an der seit Jahrzehnten zunehmenden Internationalisierung an Handel, Produktion und Dienstleistungen in Abhängigkeit einer globalen Mobilität von Produktionsfaktoren, wie Arbeit, Kapital, Forschung & Entwicklung, Technologie und Information (Petermann 2007, S. 7, in: Egger und Herdin 2007). Der Wirtschafts-Nobelpreisträger Joseph Stiglitz konstatiert zum Globalisierungs prozess, dass dieser sowohl international als auch innerstaatlich unausgewogene Ergebnisse hervorbringt. Es gibt zwar positive Wohlstandseffekte, von denen dennoch viele Länder und Menschen ausgeschlossen bleiben, denn aus Sicht einer Mehrheit von Frauen und Männern wurden die Erwartungen an die Globalisierung hinsichtlich Arbeitsplätzen und einer besseren Zukunft für ihre Kinder nicht erfüllt. Stiglitz sagt, dass sich viele Menschen weltweit trotz positiver Wohlstandseffekte mit Mühe und Not über Wasser halten und weiterhin in der Unsicherheit einer Schattenwirtschaft ohne formale Rechte und am Rande der Weltwirtschaft leben. Hinzu kommt, dass die Verfügbarkeit von Informationen via globale Kommunikationstechnologien das Bewusstsein für Ungleichheiten verstärkt (Stiglitz 2006, S. 26). Ein Beispiel hierfür sind die Instagram-Accounts Einzelner innerhalb einer Wohlstandgesellschaft mit der Zurschaustellung eines Lifestyles, der für viele unerreichbar ist.
1.1 Ebenen der Globalisierung im Tourismus Der Tourismus gilt weltweit als wichtiger Wirtschaftsfaktor, der zu Wachstum und Beschäftigung beiträgt. Im Tourismus lässt sich die globale Entwicklung besonders gut veranschaulichen. Sie zeigt die übergreifenden Trends der Internationalisierung von Dienstleistungen ebenso auf wie das Wachstum grenzüberschreitender Reisen. Das Wachstum der Reiseströme und der damit verbundenen Expansion des Tourismus wird vor allem durch Parameter wie sinkende Kosten von Transport und Kommunikation, Transportsysteme, physische Netze sowie Kommunikationsinfrastrukturen erheblich beeinflusst (Petermann 2007, S. 9). Forscher aus verschiedenen Disziplinen unterscheiden das Konstrukt „Globalisierung“ in die Makro- und Mikroebene. Die Makroebene ist das Zusammenwirken von Staaten und weiteren „Systemen“ wie Wirtschaft, Gesellschaft, Kulturen oder Technologien und deren gegenseitige Beeinflussung. Der Staat ist hier treibende Impulskraft und alle Aktivitäten werden vom ihm gesteuert. Touristische Aktivitäten und deren Organisation und Abwicklung werden aus staatlicher Hand geregelt. Globalisierung bedeutet hier eine Form von Denationalisierung. Die Tendenzen der Denationalisierung bzw. Deterritorialisierung werden in der Diskussion über
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1 Globalisierung und globaler Tourismus
Globalisierung fokussiert. Man spricht von einer Internationalisierung der Märkte (Petermann 2007, S. 7). In der Mikroebene steht vor allem das wirtschaftliche und unternehmerische Handeln der einzelnen Leistungsträger im Vordergrund. Die Auswirkungen auf Märkte durch betriebliches Management, Marketing und Strategien und die damit verbundene Globalisierung von Unternehmen spielen hier eine entscheidende Rolle (vgl. Freyer 2015, S. 582). Es zeigt sich, dass die Globalisierung in den verschiedenen Ebenen und Sektoren zeitlich wie räumlich unterschiedlich weit entwickelt ist. Die Unternehmen operieren einerseits international, andererseits bleiben das Gedankengut und die Steuerung sehr national verankert und standardisiert von der „Heimatbasis“ ohne Rücksicht auf länderspezifische Besonderheiten und Gegebenheiten (Petermann 2007, S. 11). Die Tourismuspolitik jedoch findet auf allen Ebenen (global, international, EU-weit, national, regional und lokal) statt. In Deutschland beispielsweise ist der Tourismus eine Querschnittsbranche und erfordert Entscheidungen zahlreicher Politikbereiche aus Wirtschaft, Umwelt, Verkehr, Steuern und Bildung. Auf internationaler Ebene wird Tourismuspolitik von einigen wenigen Organisationen oder Institutionen betrieben, mit dem Bestreben, in weiten Teilen der Welt den Wirtschaftszweig Tourismus aufzubauen. Tourismusverantwortliche agieren dabei als Berater für Regierungen, sind in Netzwerke eingebunden und erhalten die Möglichkeit, sich auf internationalen Tagungen und Kongressen die notwendigen Informationen zu holen bzw. Informationen auszutauschen (Berg 2008, S. 66). Auf europäischer Ebene fördert die Europäische Union den Tourismus ebenfalls als wichtigen Wirtschaftszweig. Hier ist die Tourismuspolitik allerdings eine Querschnittsbranche ohne eine Generaldirektion, die sich ausschließlich mit dem Tourismus befasst. Allerdings hat die Europäische Kommission vorgesehen, dass vor allem nachhaltige Tourismusprojekte zur Förderung der sozioökonomischen Entwicklung durch den Europäischen Fond für regionale Entwicklung finanziert werden können. Der dafür vorgesehene Fördertopf wird nach bestimmten Vorgaben eingesetzt, über die Verwendung der Gelder entscheiden jedoch die einzelnen Bundesländer der Mitgliedsstaaten. Was die nationale Ebene betrifft, wird direkte Tourismuspolitik in erster Linie ebenso zur Unterstützung der Wirtschaft betrieben. Hier stehen Deviseneinnahmen und die Schaffung und der Erhalt von Arbeitsplätzen im Vordergrund. Nationale Tourismuspläne legen oft Tätigkeiten fest, die zu einer Verbesserung der Tourismusaktivitäten beitragen. Dadurch erhofft sich die Politik einerseits die Zustimmung der Bevölkerung durch eine Verbesserung des Wohlstandes. Auf regionaler Ebene agieren Landesverbände und Landesmarketingorganisationen und geben den tourismuspolitischen Rahmen innerhalb der Bundesländer vor.
1.2 Einflussfaktoren auf das touristische Angebot
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Die Aufgaben dieser Verbände liegen in der Vermarktung im In- und Ausland, in der für den Tourismus erforderlichen Infrastruktur und in der Funktion des Bindeglieds zu den Leistungsträgern, lokalen Dach- und Fachverbänden und den politischen Entscheidungsträgern auf regionaler Ebene (Berg 2008, S. 66). Diese Vernetzung macht klar, dass eine Verlagerung der Touristenströme von einer in eine andere Region nicht zum gewünschten Ergebnis, nämlich einem nachhaltigen globalen Tourismus, führen würde (Schmied et al. 2009, S. 35).
1.2 Einflussfaktoren auf das touristische Angebot Das touristische Angebot wird durch eine Vielzahl von Unternehmen geprägt. Es handelt sich dabei vor allem um Betriebe aus dem Beherbergung- und Verpflegungsbereich, aber auch um andere sogenannte Leistungsträger, wie Transportbetriebe, Reiseveranstalter, Reisebüros und Destinationsmanagementorganisationen (DMOs). Alle diese Leistungsträger sind verantwortlich für das „Produkt Reise“ und sind als Einheit verschiedenen Einflussfaktoren unterworfen. Heute existieren ganz bestimmte Einflussfaktoren, die den globalisierten Tourismus begünstigen und sogar zum Phänomen Massentourismus führen. Gesellschaftliche Einflüsse „Das touristische Angebot hängt ebenso wie die touristische Nachfrage von den allgemeinen gesellschaftlichen Normen, von Wertvorstellungen, Kultur, Tradition und Politik ab“ (Freyer 2015, S. 145). Eine Gesellschaft funktioniert also nach spezifischen Wertvorstellungen und Normen. Wertvorstellungen oder Werte sind Eigenschaften bzw. Qualitäten, die für die Gesellschaft im Allgemeinen als erstrebenswert oder als gut betrachtet werden. Darin eingeschlossen sind Glaubenssätze, die positiver Art („Um ein guter Mensch zu sein, muss ich anderen Hilfe anbieten“) oder negativer Art sein können („Wenn ich nicht arbeite, bin ich nichts wert“). Eine Gesellschaft oder ein Gesellschaftssystem ist historisch gewachsen und stellt soziale Verhältnisse dar. Der Kapitalismus beispielsweise ist eine solche Gesellschaftsform. Innerhalb dieses existiert eine freizeitorientierte Erlebnisgesellschaft. Diese Art von Gesellschaft steht touristischen Angeboten aufgeschlossener gegenüber als stark traditionell ausgerichtete und relativ abgeschlossene Gesellschaften. Um den Begriff der abgeschlossenen Gesellschaft zu verstehen, kann das Beispiel Nordkorea genannt werden. Dieses Land wird als völlig geschlossene Gesellschaft, als abgeschottetes System angesehen. Als eine offene, kapitalistische Gesellschaft ist Deutschland anzusehen und „aus
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1 Globalisierung und globaler Tourismus
gesellschaftlicher Sicht kann hier ebenfalls mit kapitalistischen Produktionsbedingungen argumentiert werden: Nach dieser Auffassung sind primäre Kapitalinteressen für die Schaffung touristischer Angebote verantwortlich“ (Freyer 2015, S. 145). Wirtschaftliche Einflussfaktoren Der Tourismus erzielt mehr oder weniger große Beschäftigungseffekte und durch die unterschiedlichen Berufe oder Tätigkeiten eine Vielzahl an Einkommensmöglichkeiten. Das touristische Angebot wird wesentlich mitbestimmt vom allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklungsstand im Land und auch dessen Stellung in der Weltwirtschaft. Viele Länder sind von Fremdwährung (Devisen) abhängig und Einnahmen aus dem Tourismus stellen eine Säule oder einen bedeutenden Entwicklungsfaktor dar. Dies führt oftmals zu einer forcierten Entwicklung des touristischen Angebots (Freyer 2015, S. 146). Es gibt sozusagen Länder, die sehr darauf achten, in die touristische Infrastruktur zu investieren (z. B. Energie- und Wasserversorgung, Straßen, Flughafen, Hotels, Gastronomie). Außerdem stellen diese Länder Arbeitskräfte bereit, um das touristische Angebot sicherzustellen. Umwelteinflüsse Einfluss auf die Art und Struktur des touristischen Angebots nehmen auch natürliche Gegebenheiten des Gastlandes wie Klima, geografische Lage (z. B. Berge, Seen, Meer), Landschaft, Flora und Fauna. Diese werden in der Fachsprache bzw. im Destinationsmanagement als „ursprüngliches Angebot“ bezeichnet. Aber auch abgeleitete Angebotsfaktoren, wie die allgemeine Infrastruktur, beeinflussen die touristische Entwicklung (Freyer 2015, S. 146). Nachfrager-Einflüsse Für das touristische Angebot spielen auch die Bedürfnisse der Nachfrager eine Rolle. Im Mittelpunkt stehen hier die Reisewünsche nach Kultur und Landschaft, aber auch die jeweilige Mode und Möglichkeit, in bestimmte Länder zu reisen. „So ist beispielsweise das touristische Angebot auf Mallorca primär auf eine hohe Reisenachfrage aus Deutschland ausgerichtet, wohingegen das mexikanische touristische Angebot primär auf US-amerikanische Touristen abgestimmt ist“ (Freyer 2015, S. 147). Staatliche Einflüsse Für die Entwicklung und Struktur des touristischen Angebots eines Landes ist die staatliche Förderung von Bedeutung. Diese beeinflusst das Angebot erheblich. So spielen Komponenten wie die Freizügigkeit eine Rolle (Freyer 2015,
1.3 Einflussfaktoren auf die touristische Nachfrage
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S. 147). Ein Bespiel für die Freizügigkeit der EU: EU-Bürger dürfen sich im Hoheitsgebiet eines anderen EU-Mitgliedstaates für einen Zeitraum von bis zu drei Monaten aufhalten, wobei lediglich ein gültiger Reisepass oder Personalausweis vorliegen muss. Auch spielen Pass- und Zollvorschriften, aber auch die internationalen zwischenstaatlichen Beziehungen, bis zur allgemeinen Wirtschaftspolitik und die staatliche Tourismusförderung eine Rolle. Unternehmerische, betriebliche Einflüsse Zuletzt sind als Einflussfaktoren noch die unternehmerischen Aktivitäten eines Landes oder einer Region zu nennen. Hierunter versteht man zunächst die unternehmerischen Fähigkeiten, denn ohne das bestehende Know-how der Betriebe und eine gewisse Innovationsfähigkeit kann ein Land (oder eine Destination) im weltweiten Wettbewerb wenig bestehen. Auch ist der Stand der Technik im jeweiligen Tourismus-Land von Bedeutung. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass im Mittelpunkt unternehmerischer Entscheidungen betriebliche Kennziffern, Gewinnerwartung, Kostenelemente (Personal-, Kredit-, Investitionskosten) und Angebote an Produktionsfaktoren (Boden für Hotel(neu)bau, qualitativ hochwertige Arbeitskräfte, Kapital für Investitionen, Technologie und Innovationen eine Rolle spielen (Freyer 2015, S. 147). Der Tourismus ist eine Industrie, die aus Unternehmen besteht, welche Leistungen zur Bedürfnisbefriedigung von Touristen erbringen. Und diese Industrie verbraucht Ressourcen. Zweifelsfrei hat der Tourismus aber auch positive Auswirkungen auf unseren Planeten, meist verursacht durch den Wunsch von Touristen nach sauberen Stränden und abwechslungsreiche Landschaften (Schmied et al. 2009, S. 18), aber auch nach Authentizität, nach regionalen Produkten oder dem engeren Kontakt zur Bevölkerung. Zudem entstehen oft Schutzgebiete oder sogar Nationalparks und es fließen Devisen von Touristen in nachhaltige Initiativen.
1.3 Einflussfaktoren auf die touristische Nachfrage Die touristische Nachfrage ist nicht nur durch ökonomische Aspekte, wie z. B. den Einfluss des Preises auf die Kaufentscheidung, gekennzeichnet, sondern es spielen auch weitere Einflussgrößen eine Rolle, die den Touristen dazu veranlassen, eine Reise zu unternehmen. Diese sind individueller, gesellschaftlicher, ökologischer, ökonomischer und politischer Natur (Freyer 2015, S. 74). Großen Einfluss auf die Nachfrage haben die Anbieter der touristischen Leistung
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(Leistungsträger), denn sie erstellen das Produkt „Reise“ und vermarkten es. Die individuellen Einflüsse sind vor allem durch die Motive des Reisenden gekennzeichnet. Sie sind die Beweggründe für ein bestimmtes Handeln. Motive treten dann auf, wenn der Wunsch nach Befriedigung eines Bedürfnisses eintritt und das Handeln bestimmt (Jost 2000, S. 20 f.). Neben den individuellen Einflüssen bestehen gesellschaftliche Einflüsse, wie Werte und Normen, die ein spezielles Freizeit- oder Reiseverhalten hervorrufen. Beispielsweise wird in weniger entwickelten Gesellschaften das Reisen zum Vergnügen eine untergeordnete Rolle spielen. Das Gegenteil ist bei Reisenden aus Industrieländern der Fall. Hier existieren hohe gesellschaftliche Erwartung an das Freizeitverhalten (Freyer 2006, S. 80). Ein weiterer Einflussfaktor ist die Umwelt, der eine immer größere Bedeutung beigemessen wird. So sind zunächst topografische Gegebenheiten wie Wetter, Landschaft und Lage einer Reisedestination bedeutend für die Urlaubsentscheidung. Bewohner, die aus kälteren Gefilden kommen, zieht es eher in die Sonne. Andere, die schon am Meer leben, haben vielleicht keinen so ausgeprägten Drang zum Badeurlaub. Neben diesen Gründen zählen aber auch andere Faktoren, wie Biodiversität, Demografie, Verstädterung und Wohnumfeld, eine Rolle. Das bedeutet, dass eine verschlechterte, zerstörte Umwelt zu einer Fluchtbewegung aus den eigenen Wohn- und Arbeitsgebieten in die Erholungsund Reisegebiete führt (Freyer 2006, S. 81; Freyer 2015, S. 91). Als weiterer Faktor ist der wirtschaftliche Einfluss zu nennen, der das Reiseverhalten von Touristen steuert. Reisen bedeutet Konsum, vor allem bei den Freizeitreisen. Im Rahmen von Geschäftsreisen ist die ökonomische Sicht eine andere, hier wird von einer Investition gesprochen. Die Nachfrage nach Reisen ist abhängig von der individuellen und gesamtwirtschaftlichen (finanziellen) Situation. So spielen Einnahmen, ökonomische Umweltbedingungen wie Lebensstandard der Gesellschaft, Verbrauchergewohnheiten, die allgemeine Konjunkturlage, die Einkommensverteilung, absolutes und relatives Einkommen, aber auch Arbeits- und Urlaubszeiten, Preise und Wechselkurse eine Rolle (Freyer 2015, S. 83). Was die Anbieter der touristischen Leistung betrifft, spielen diese eine erhebliche Rolle und nehmen großen Einfluss auf die touristische Nachfrage. Touristische Unternehmen wiederum nutzen marketingpolitische Instrumente, um die Nachfrage zu stimulieren. Diese sind gekennzeichnet durch die Produktpolitik (Erstellung attraktiver, marktfähiger Reiseprodukte, Angebot attraktiver Reiseformen und Auswahl attraktiver Destinationen), Preispolitik (Angebote in jeder Preislage, für jeden Geldbeutel und Auslastung von Nebensaisonen), Distributionspolitik (Angebot über die verschiedensten Vertriebskanäle, wie z. B.
1.3 Einflussfaktoren auf die touristische Nachfrage
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Internet, Reisebüro) und die Kommunikationspolitik (Information über verschiedene Angebote mittels PR, Werbung etc.). Auch wirken staatliche Einflüsse auf die Nachfrage im Tourismus ein. Das ist zum einen eine staatlich durchgeführte Informationspolitik, um auf Zielgebiete aufmerksam zu machen, und die Förderung des Incoming-Tourismus. Zum anderen werden bestimmte Nachfragegruppen (z. B. kinderreiche Familien, Jugendgruppen) mit Zuschüssen versorgt, damit auch ihnen das Reisen ermöglicht wird. Auch nimmt der Staat auf Ferienregelungen, Pass-, Gesundheits- und Devisenvorschriften Einfluss, um die Reiseströme zeitlich und mengenmäßig zu steuern (Freyer 2015, S. 97). Bei näherer Betrachtung des Reiseverhaltens lassen sich Trends und Megatrends identifizieren, die einerseits Aufschluss über einen langfristigen Strukturund Wertewandel einer Gesellschaft geben und andererseits touristische Leistungsträger dazu bewegen, ihr Angebot zu überdenken, anzupassen oder sogar ganz aus dem Portfolio zu streichen. Bereits in den 1950er und 60er Jahren wurde der Tourismus als Wachstumsbranche durch den permanenten Anstieg der Reisenachfrage erkannt. Mitte der 1980er Jahre stagnierte der Reisemarkt, zwar auf bereits hohem Niveau, aber damit zeigte sich der immer größer werdende Wettbewerb. Zur Jahrtausendwende hin wurde vermehrt über die Zukunft des Reisens diskutiert und der Zukunftsforschung mehr Beachtung geschenkt. Forscher beschäftigen sich schon länger mit gesellschaftlichen Zukunftsthemen, doch in die Tourismuspraxis eingeflossen sind sie wohl erst zur Jahrtausendwende. Dabei haben Wissenschaftler mit Daten aus der Vergangenheit und Gegenwart versucht, Reisetrends der nächsten fünf bis zehn Jahre zu bestimmen. Aber auch schwerwiegende gesellschaftliche Veränderungen, sogenannte Megatrends, die einen wesentlich weiteren Blick in die Zukunft erlauben, fanden vermehrt Beachtung. Da der Tourismus ein Teil der Gesellschaft ist, verändert er sich bei Veränderung der Sozial- und Altersstruktur, bei einem sich wandelnden Freizeitverhalten, einem wirtschaftlichen Strukturwandel, einer veränderten Sicherheitslage und beim Aufkommen von technischen Innovationen. Diese Entwicklungen beeinflussen auch Reisemotive und Reiseverhalten und haben Konsequenzen für die Tourismusbranche (Petermann et al. 2006, S. 23). Eine stark wachsende Nachfrage ergibt sich aus dem Megatrend Gesundheit. Zu diesem Trend trägt nicht nur eine alternde Gesellschaft bei, sondern auch junge Menschen investieren in ein verändertes Sport- und Ernährungsbewusstsein. Die Angebote an Gesundheits- und Wellnessreisen dienen zur Erholung, Entspannung, Entschleunigung und bewusster Entfaltung gesundheitlicher Ressourcen und Kompetenzen und Kuraufenthalte zur Linderung chronischer
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Leiden, zur Rehabilitation und Prävention. Immer mehr Menschen sind sich zunehmend bewusst, dass sie für ihre Gesundheit und Eigenvorsorge selbst verantwortlich sind. Dieses Mehr an Eigenverantwortung ergibt sich nicht nur aus dem stetigen Rückzug der Sozialversicherungsträger, sondern auch immer mehr Menschen wünschen sich eine gesunde Lebensweise. Durch dieses neue Körperbewusstsein und den Wunsch nach Gesundheit und Wohlbefinden wird in den dafür geeigneten Destinationen die Nachfrage steigen. Ein weiterer sich abzeichnender Trend ist die Zunahme der Weltbevölkerung und dieser Anstieg findet vor allem in den Entwicklungsländern statt. In Industrieländern, speziell in Deutschland, ist die Demografie anders ausgeprägt. Hier wird sich die Einwohnerzahl vermutlich nur moderat verändern, jedoch ist jetzt schon eine Überalterung der Gesellschaft festzustellen. Diese steigende Anzahl an (deutschen) Jungsenioren und Ruheständlern wirkt sich auch auf die Produktgestaltung und auf das Marketing der Leistungsträger aus, denn man darf nicht vergessen, dass Deutschland ein wichtiger touristischer Quellmarkt ist. Auch ist ein großer Teil dieses Marktsegments derzeit noch finanziell gut abgesichert, sodass ein Teil als erhebliche Kaufkraft für den touristischen Konsum vorhanden ist. Generell darf jedoch nicht vergessen werden, dass bei der Überalterung der Gesellschaft auch die Zahl der Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen steigen wird. Verbesserungen des Gesundheitszustands bei älteren Personen verbunden mit einer technologisch bzw. organisatorisch bedingten Erleichterung des Reisens wird dem Tourismus vermutlich zu einem weiteren Aufschwung verhelfen. Auch das wachsende frei verfügbare Einkommen, veränderte Arbeitszeiten und die Zunahme der Freizeit wirkten sich nach und nach auf die Tourismusnachfrage aus. Jedoch sind eine Polarisierung der Bevölkerung in zwei Gruppen und eine sich weiter öffnende Schere zwischen arm und reich identifizierbar. Entwicklungen dieser Art wirken sich besonders auf Reiserhythmus, Reisezeitpunkt und Zielgebietswahl aus. Eine Stagnation von frei verfügbaren Tagen und ein Sinken der Kaufkraft sind nicht ausgeschlossen, könnten aber für die heimische Tourismusbranche eine Chance bedeuten. Ein bedeutender weiterer Aspekt sind Unsicherheiten, Risiken und Krisen im Tourismus verbunden mit kriegerischen und gewaltsamen Auseinandersetzungen, Terrorismus, Krankheiten, Epidemien und Pandemien sowie die Zunahme von Naturkatastrophen und Wetterereignissen. Diese haben dazu geführt, dass das Bedürfnis nach Sicherheit beim Reisen immer größer wird. Zugleich ist festzustellen, dass die Wahrnehmung von Bedrohung bei Reisewilligen nach einem konkreten Krisenereignis schnell wieder nachlässt. Der Tourismus erholte
1.4 Das Zeitalter der Selbstverwirklichung
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sich bisher von Krisen relativ schnell, vor allem bei Einmalereignissen und Naturkatastrophen. Ein weiterer Trend ist die Nachfrage nach touristischen Angeboten, die nachhaltig sind. Seit vielen Jahren ist der Begriff Nachhaltigkeit zu einer Art Ikone für eine ressourcenschonende Entwicklung der Menschheit geworden. Das Konzept der nachhaltigen Entwicklung zielt auf den ersten Blick auf die ökologische Dimension ab, lässt aber bei genauerem Hinsehen auch Überlegungen in ökonomischer und sozialer Sicht zu. Dabei sind die Kernelemente einer nachhaltigen Entwicklung hierarchisch aufgebaut und fußen auf einem Verantwortungsprinzip und dem Respekt gegenüber der soziokulturellen, ökologischen und ökonomischen Umwelt. Es handelt sich dabei auch um die Bereitschaft, auf eigene Vorteile zugunsten anderer zu verzichten und zwar sowohl für bestehende als auch für nachkommende Generationen. Konsumverzicht und der Schutz von Ressourcen sind für viele Menschen aus westlichen Industrieländern ein neu gefundenes Glück und diese Tatsache spiegelt sich auch in der Art des Reisens in der Zukunft wider. Sanfter oder nachhaltiger Tourismus wird vermutlich in Zukunft ökologisch, sozial und ökonomisch sein und trotzdem den Erwartungen der Reisenden entsprechen.
1.4 Das Zeitalter der Selbstverwirklichung Wir leben in einem Zeitalter der Selbstverwirklichung, unter neoliberalen Bedingungen. Was aber bedeutet der Begriff Neoliberalismus? Die K onradAdenauer-Stiftung beschreibt Neoliberalismus wie folgt: „Der Begriff Neoliberalismus im korrekten Wortsinne beschreibt vielmehr das sozialwissenschaftliche und politische Projekt, einen gedeihlichen Ordnungsrahmen für eine gute Gesellschaft zu entwickeln und zu verwirklichen, der die Grundwerte der Freiheit und Gerechtigkeit, der Verantwortung und Solidarität auch in der Wirtschaft als Teilbereich des gesellschaftlichen Miteinanders harmonisch zu verbinden erlaubt.“ (Konrad Adenauer Stiftung o. J.).
Entstanden ist die (politische) Denkrichtung des Neoliberalismus in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts. Die Welt stand damals unter dem Schock der Weltwirtschaftskrise und den beiden Weltkriegen. Eine Gruppe von 26 Wissenschaftlern und Unternehmern aus den verschiedensten Ländern Europas traf sich damals in Paris zu einem internationalen Kolloquium, erklärte den klassischen Liberalismus für gescheitert und forderte eine Erneuerung des Liberalismus –
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1 Globalisierung und globaler Tourismus
daher der Name „Neoliberalismus“ (vgl. Konrad Adenauer Stiftung o. J.). Oberster Wert des Neoliberalismus ist, wie in allen anderen Formen des Liberalismus, die individuelle Freiheit des Menschen. Es handelt sich bei diesem Freiheitsverständnis um ein Abwehrrecht gegenüber dem Staat, dessen totalitäre Tendenzen zu unterbinden sind; gefordert ist Abwesenheit von Zwang und Willkür. Im menschlichen Miteinander findet die Freiheit des Einzelnen ihre natürliche Grenze im gleichen Freiheitsanspruch der Mitmenschen (vgl. Konrad Adenauer Stiftung o. J.). Der Berliner Philosoph Byung-Chul beschreibt die neu gewonnene Freiheit aus der Unterwerfung durch den Übergang in eine neue Lebensform: das bloße Gefühl der Freiheit: „Wir glauben heute, dass wir kein unterworfenes Subjekt, sondern ein freies, sich immer neu entwerfendes, neu erfindendes Projekt sind. Dieser Übergang vom Subjekt zum Projekt wird vom Gefühl der Freiheit begleitet“ (Byung-Chul 2014, S. 9).
Diese neu gewonnene oder gefühlte Freiheit kann in Wirklichkeit zum „Knecht“ werden, denn der Mensch kann zur Freiheit verdammt sein: „Mehr denn je erscheint sie ihm als Last. Tagtäglich muss er, bis zur totalen Erschöpfung von ihr Gebrauch machen und die Menschen stehen unter permanentem Druck, aus eigener Verantwortung heraus frei handeln und gestalten zu müssen“ (Heinzlmaier 2012, S. 21 f.).
Setzt man nun die Begriffe Freiheit und Freizeit nebeneinander und wirft einen wachsamen Blick auf die Gesellschaft, so fällt auf, dass viele Menschen den Drang verspüren, ihre Freizeit mit Aktivitäten zu füllen. Somit wird Freizeit schnell zu einem gesellschaftlichen Zwang, der sich schädlich auszuwirken scheint. Als Folge dieser Diskussion sind „Verantwortlichkeit“, „Verträglichkeit“ (Freyer 2015, S. 485) aber auch „Achtsamkeit“ und „Verzicht“ die neuen Werte.
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Nachhaltigkeit und nachhaltiger Tourismus
Der Begriff „Nachhaltigkeit“ entstand vor ca. 300 Jahren und geht auf die Forderung von Hans Carl von Carlowitz zurück, dem Wald nur so viel Holz zu entnehmen, wie durch eine planmäßige Aufforstung nachwachsen kann. Carlowitz war Oberberghauptmann am kursächsischen Hof in Freiberg (Erzgebirge) und forderte in seiner Publikation „Sylvicultura oeconomica“ erstmals, den Wald so nachhaltig zu nutzen, dass auch künftige Generationen von ihm profitieren. Der Begriff „Nachhaltigkeit“ hatte also vor 300 Jahren eine ökologische Dimension, denn der Wald war Lebensraum für Tiere und Pflanzen und damit wichtig für die Biodiversität. Heute ist der Wald aber auch Arbeitsplatz und Erholungsraum für uns Menschen und hat somit auch eine ökonomische und soziale Dimension eingenommen (Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft o. J.). Sehr viel später, im Jahr 1987, tauchte erstmals eine holistische Definition im Rahmen eines veröffentlichten Berichts der von den Vereinten Nationen gegründeten WECD (World Commission on Environment und Development) „Our Common Future“ auf: „Unter Nachhaltige Entwicklung wird jene Zunahme der Lebensqualität – das heißt des wirtschaftlichen Wohlstandes und des subjektiven Wohlbefindens – verstanden, die mit geringerem Einsatz an nicht vermehrbaren Ressourcen sowie einer abnehmenden Belastung der Umwelt und der Menschen erzielt wird, mit dem Ziel, die Optionen zukünftiger Generationen nicht zu beschneiden.“ (zit. n. Müller 2007, S. 26).
© Der/die Herausgeber bzw. der/die Autor(en), exklusiv lizenziert durch Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 G. Augsbach, Tourismus und Nachhaltigkeit, essentials, https://doi.org/10.1007/978-3-658-31084-4_2
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2 Nachhaltigkeit und nachhaltiger Tourismus
Beim Lesen dieses Zitates fällt auf, dass der Nachhaltigkeitsbegriff fortan ganzheitlich belegt zu sein schien unter Berücksichtigung der Faktoren Lebensqualität, Wohlstand und Wohlbefinden. Selbstverständlich alles unter der Prämisse der Ressourcenschonung mit einer Ausrichtung sowohl auf die Gegenwart als auch auf die Zukunft. Einfach gesagt: Ziel der Menschheit sollte sein, wirtschaftliches Wachstum mit Human- und Umweltressourcen in Einklang zu bringen. Und zwar so, dass zukünftige Generationen nicht vor einem Trümmerhaufen stehen. „Besonders Unternehmen stehen vor der Tatsache, dass wesentliche materielle und immaterielle Ressourcen, die sie zum Wirtschaften dringend benötigen, schon heute nicht mehr im ausreichenden Maße zufließen oder sich dies für die nahende Zukunft abzeichnet.“ (Müller-Christ 2012, S. 52).
Die gute Nachricht ist, dass unser ökonomisches Handeln zunehmend eine ethische Dimension einnimmt. Man spricht bei dem beobachtbaren Phänomen von einem Paradigmenwechsel der Ökonomie, was eine Verschmelzung der ökonomischen mit menschlichen Werten durch Fairness, Zusammenhalt und Empathie bedeutet. Diese Tatsache ist dem Wandel der Werte geschuldet. Werte sind tief verwurzelte und bedeutsame Überzeugungen, Haltungen, Einstellungen, Ideale und Bedürfnisse von Mitgliedern einer Gesellschaft. Sie bestimmen unser aller Leben, denn sie lassen uns wissen, was richtig oder falsch, was gut und böse ist. Von den Pflicht- und Akzeptanzwerten der 1950er und 1960er Jahre hin zu einer hedonistischen Gesellschaft in den 1990er Jahren vollzieht sich heute ein weiterer Wertewandel, und zwar die „Achtsamkeit“ – eine besondere Art von Aufmerksamkeit, seine Werte zu reflektieren und neu zu ordnen. Werte sind Einstellungen von einzelnen oder einer Gesellschaft, die ein bestimmtes Verhalten zum Ausdruck bringen. Dabei existieren zwei Gruppen von Werten: zum einen die individuellen und zum anderen die kulturellen Werte einer Gesellschaft oder einer Organisation. So können Ehrlichkeit, Treue, Zuverlässigkeit, Höflichkeit und Aufrichtigkeit wichtige Werte sein. Diese Werte sind zunächst individuelle Werte des Einzelnen, sie können jedoch sehr schnell zu kulturellen Werten einer ganzen Gesellschaft werden. Aus einer erhöhten Aufmerksamkeit der Menschen heraus ist auch eine Nachhaltigkeitsdiskussion entstanden. Infolge dieser Diskussion finden sich auch Begriffe wie „Verantwortlichkeit“ und „Verträglichkeit“ (Freyer 2015, S. 485). Vielleicht haben gerade die Krisen, Katastrophen und Hiobsbotschaften in letzter Zeit die Menschen der Erkenntnis nähergebracht, dass eine Gesellschaft auf Dauer ohne Moral nicht bestehen kann.
2.1 Drei Säulen der Nachhaltigkeit
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Ein Wertewandel entsteht aber nur, sobald sich zentrale gesellschaftliche Überzeugungen oder Überzeugungen Einzelner ändern. Und das Thema Nachhaltigkeit scheint eine dieser Überzeugungen zu sein. „Der Gedanke der Nachhaltigkeit verbindet wirtschaftliche Leitungsfähigkeit mit ökologischer Verantwortung und sozialer Gerechtigkeit. Diese drei Ziele bedingen einander. Denn auf Dauer ist kein Wirtschaftswachstum vorstellbar, das auf Raubbau an der Natur oder auf sozialen Ungerechtigkeiten beruht. Diese Erkenntnis ist Ausdruck unserer Verantwortung nicht nur für jetzige, sondern auch für künftige Generationen. Was wir heute tun, darf nachfolgenden Generationen die Chancen auf ein Leben in einer intakten Umwelt und in Wohlstand nicht nehmen“ (Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel beim Food Business Weltgipfel 2008).
Auch die „Sustainable Developments Goals“, die globalen Ziele für eine nachhaltige Entwicklung der Agenda 2030, sind werteorientiert und richten sich an alle Regierungen weltweit, an die Zivilgesellschaft, die Privatwirtschaft und an die Wissenschaft. Vor allem bieten die Ziele allen Regierungen die einmalige Gelegenheit, eine solide politische Grundlage und günstige Bedingungen zu schaffen (Sustainable Development Goals o. J., eigene Übersetzung). Deutschland hat sich bereits früh zu einer ambitionierten Umsetzung dieser Ziele bekannt. Die Ziele 1 bis 17 der Agenda für nachhaltige Entwicklung beinhalten, die Armut in jeder Form und überall zu beenden, die weltweite Ernährung zu sichern, Gesundheit und Wohlergehen, eine hochwertige weltweite Bildung, die Gleichheit von Frauen und Männern, ausreichend Wasser in bester Qualität, bezahlbare und saubere Energie, nachhaltiges Wirtschaften als Chance für alle, Industrie, Innovation und Infrastruktur, weniger Ungleichheiten, nachhaltige Städte und Gemeinden, nachhaltiges Produzieren und Konsumieren, einen weltweiten Klimaschutz umsetzen, das Leben unter Wasser und an Land schützen, eine starke und transparente Institutionen fördern und eine globale Partnerschaft (vgl. https://17ziele.de).
2.1 Drei Säulen der Nachhaltigkeit „Der Gedanke der Nachhaltigkeit verbindet wirtschaftliche Leitungsfähigkeit mit ökologischer Verantwortung und sozialer Gerechtigkeit.“ (Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel.
Auch heute noch wird der Begriff „Nachhaltigkeit“ leider oft eindimensional betrachtet und nur im Zusammenhang mit dem Umweltschutz verwendet.
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2 Nachhaltigkeit und nachhaltiger Tourismus
Dabei geht es um zwei weitere Dimensionen, nämlich um die Gesellschaft und Wirtschaft. Seit dem Brundtland-Bericht werden im Rahmen der Nachhaltigkeitsdiskussion die drei Dimensionen „ökonomisch“, „ökologisch“ und „sozial“ zum sogenannten Dreisäulenmodell zusammengefasst (vgl. Abb. 2.1). Die zentrale Idee dabei ist die gleichrangige Berücksichtigung dieser drei Dimensionen (Corsten et al. 2012, S. 1). Im Dreisäulenkonzept ist langfristig nachhaltiges Handeln also nur dann möglich, wenn alle drei Säulen ausgewogen berücksichtigt werden. Die Kombination von jeweils zwei der drei Säulen setzt jeweils einen Schwerpunkt in Richtung gerechte, lebenswerte und lebensfähige Welt. Bereits beim Weltgipfel in Johannesburg im Jahr 2002 wurde insbesondere der Punkt der gerechten Welt aufgegriffen, indem die Nachhaltigkeitsdefinition um die Aspekte der sozialen Gerechtigkeit und der Bekämpfung der Armut ergänzt wurde. Im Sinne des Dreisäulenkonzepts ist eine nachhaltige Entwicklung zusammenfassend dadurch geprägt, dass sie • die Umwelt schont, • die Wirtschaft leistungsfähig erhält und zukünftiges Wirtschaftswachstum sichert und • dazu beiträgt, dass das Zusammenleben der Menschen friedlich und gerecht ist.
Abb. 2.1 Das Dreisäulenkonzept der Nachhaltigkeit
2.1 Drei Säulen der Nachhaltigkeit
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Es gilt hier aber vor allem, Zielkonflikte der Dimensionen zu analysieren und Lösungsansätze zu formulieren. Die Dimensionen sollten in Balance zueinander stehen. Das ist die wirkliche Herausforderung, denn Menschen neigen oft zu einer eindimensionalen Betrachtungsweise zur Vermeidung von Zielkonflikten. Alle drei Säulen der Nachhaltigkeit sollen gleichberechtigt nebeneinanderstehen. Ökologische Dimension Die ökologische Dimension beinhaltet den Schutz der Natur und Landschaft, den verantwortungsvollen Umgang mit den Naturressourcen und den Erhalt des ökologischen Kapitals (Corsten und Roth 2012, S. 7). Vor dem Hintergrund, dass die Wahrscheinlichkeit des Entstehens von ökologischen Diskontinuitäten (Überschwemmungen, Stürme, Starkregenfälle, Dürreperioden) zunimmt, ist es von hoher Wichtigkeit, die Widerstandsfähigkeit von sozio-ökonomischen Systemen gegenüber ökologischen Diskontinuitäten sicherzustellen (Kirchgeorg 2012, S. 114). Ethisches Handeln unter ökologischen Aspekten bedeutet Verzicht auf umweltschädliche Angebote, Ressourcenausbeutung oder Verlagerung von Aktivitäten in Länder mit niedrigeren Standards. In der sozialen Dimension geht es um Menschenrechte und -würde, Diskriminierung, Diversity, Gleichberechtigung, Ausbeutung oder Missbrauch. Ökonomische Dimension Das ökonomische Prinzip der Nachhaltigkeit beinhaltet die Erhaltung und Steigerung der Leistungsfähigkeit und das Gemeinwohl auf Basis eines Ausgleichs der individuellen Präferenzen und eine ständige Verbesserung der Wirtschaftlichkeit (Corsten und Roth 2012, S. 4). Gleichzeitig geht es beim ökonomischen Prinzip um die Teilhabe am Erwerbsleben und um das Eigeninteresse, welches auch dem Gemeinwohl dient und der gleichzeitigen Sicherstellung der Erhaltung der Substanz und des Sozialstaats. Es geht um den Schutz des wirtschaftlichen Produktionskapitals bestehend aus dem Sach-, Wissens- und Humankapital, sowie aller eingebrachten Ressourcen (Corsten und Roth 2012, S. 7). Eine Gesellschaft mit einem humanistischen Selbstverständnis besitzt eine ethische Lebensauffassung. Wirtschaftlich ethisch zu handeln, bedeutet Verzicht auf Korruption, Geldwäsche, unerlaubten Wettbewerb, unfaire Werbung, versteckte Preisbestandteile oder Nebenbedingungen sowie Plagiate. Heute weiß man, dass eine Ökonomie, die ausschließlich auf Kosten-Nutzen-Basis kalkuliert, auf lange Sicht weder nachhaltig noch überlebensfähig ist. Sie führt häufig zur Benachteiligung von Ökosystemen sowie zum Ausschluss bestimmter Bevölkerungsgruppen an der Teilhabe am wirtschaftlichen Erfolg und führt früher oder später zu gesellschaftlichen Spannungen. Die Ökonomie als Teilsystem
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2 Nachhaltigkeit und nachhaltiger Tourismus
sollte sich daher am Prinzip der Nachhaltigkeit orientieren, um die Bedürfnisse der Menschen – selbstverständlich unter Berücksichtigung von ökologischen und sozialen Faktoren, zu befriedigen (Breidenbach 2002, S. 91). Soziale Dimension Die soziale Dimension der Nachhaltigkeit birgt den Begriff der Sozialverträglichkeit in sich. Dabei geht es um die Art und Weise, wie Menschen die Bedürfnisse anderer Menschen in ihrem Denken und Handeln berücksichtigen (Mathieu 2002, S. 31 ff. zit. n. Corsten und Roth 2012, S. 5). Bei Nachhaltigkeit geht es auch um den Erhalt des sozialen Kapitals, verstanden als die Sozialstruktur einer Gesellschaft, Arbeits- und Lebenswelt, Werthaltungen von Lebens- und Konsumstilen, ethischen, sozialen und fairen Konsum, moralisch richtig und dem eigenen Gewissen folgend zu handeln (Balderjan und Peyer 2012, S. 97). Fairer Konsum ist motiviert von der persönlichen Absicht, einen Beitrag zum Schutz vor Armut, Unterdrückung und Ausbeutung von an Wertschöpfungsprozessen beteiligten Personen zu leisten, auf die gesellschaftliche und politische Situation (Balderjan und Peyer 2012, S. 97), auf das Sozialkapital, die materielle Infrastruktur, öffentliche Einrichtungen, auf das Gemeinwohl, die Lebensqualität, Kultur und Identität. Die gesellschaftlich-soziale Nachhaltigkeit bezieht sich des Weiteren auf die Verbesserung des Humankapitals in Bezug auf Bildung, Qualifikation, Gesundheitsförderung, Unfallschutz, leistungsgerechte Bezahlung, faire Arbeitsbedingungen, Arbeitsplatzsicherheit und Barrierefreiheit. Ein ganzheitliches Konzept der Nachhaltigkeit bestehend aus einer ökologischen, ökonomischen und sozialen Dimension knüpft an Wertschätzungen und damit grundlegend, normativ mit einem längeren Zeithorizont an Gerechtigkeit und an das Wohl gegenwärtiger und zukünftiger Generationen an (Corsten und Roth 2012, S. 1).
2.2 Vom Massentourismus zum Overtourism Gegenstand der Tourismuslehre sind die Ortsveränderung von Menschen und alle damit zusammenhängenden Phänomene. Um zu reisen, verlassen Menschen ihren gewöhnlichen Aufenthaltsort (ihr Zuhause) für eine bestimmte Zeit und halten sich vorübergehend an anderen Orten (in der Fremde) auf. Eine Reise ist per Definition also eine zeitlich begrenzte Entfernung vom Wohnort zu geschäftlichen oder privaten Zwecken (Freyer 2015, S. 3). Die touristische Nachfrage ist nicht nur gekennzeichnet durch ökonomische Aspekte, wie den Einfluss des Preises auf die Kaufentscheidung der Nachfrager, sondern es spielt noch eine
2.2 Vom Massentourismus zum Overtourism
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Vielzahl anderer Aspekte eine Rolle. Man spricht hierbei von Einflussgrößen, die individueller, gesellschaftlicher, ökologischer, aber auch politischer und Art sind (Freyer 2015, S. 74). Individuelle Einflüsse sind vor allem durch Motive der Reisenden gekennzeichnet. Antworten auf die Fragen, warum Menschen reisen, liefert die Motivationsforschung, ein Fachgebiet der Psychologie, das sich die Tourismusforschung zunutze macht. Eine wichtige Erkenntnis aus dieser Forschung sind gelernte Motive und Bedürfnisse, die den kulturellen Einflüssen unterliegen und sozial gestaltet und ausgeformt werden (Staehle et al. 1999, S. 165). Eines dieser Bedürfnisse ist das Reisen. Es ist zwar nicht als Grundbedürfnis – wie Essen, Trinken, Schlafen – anzusehen, aber auf eine Reise verzichten wollen nur wenige Menschen westlicher oder aufstrebender Länder (Freyer 2006, S. 73). In der empirisch orientierten Tourismusforschung werden fünf Motivationsgruppen des Reisens unterschieden, die gleichberechtigt und nicht hierarchisch geordnet sind (Freyer 2006, S. 73). 1. Motive der physischen und psychischen Entspannung und Erholung: „abschalten“, „frei sein, tun und lassen, was man will“ 2. Motive der Abwechslung und des körperlichen Ausgleichs: „Tapetenwechsel“, „viel Erleben“, „Sport, Bewegung“ („Aktivurlaub“) 3. Bedürfnisse nach Kommunikation, Kontakten und Geselligkeit: mit Bekannten, Familien oder neuen Leuten (Mitreisende und Einheimische) 4. Bedürfnisse des Entdeckens und der Bildung: „Neue Eindrücke“, „andere Länder“, „Kultur und Bildung“ 5. Natur erleben, Wetter: Sonne, reine Luft, Naturerlebnisse Die Wissenschaft beschreibt weitere psychologische Erklärungsansätze für das Bedürfnis nach Reisen. Ein Ansatz ist die Ermüdung durch die andauernde Belastung der Menschen im Arbeitsleben und im Alltag. Die Vielzahl der zu bewältigenden Aufgaben führt zur Ermüdung des Organismus. Nur durch den zeitweiligen Wegfall und durch eine Ruhepause können Belastungen – wenn auch nur kurzfristig – rückgängig gemacht werden. In dieser Pause findet die Erholung statt (Mundt 2006, S. 121). Ein weiterer Aspekt ist die psychische Sättigung. Sie wird beschrieben als ein Zustand des Widerwillens und der affektgeladenen Abneigung gegen eine bestimmte Handlung. Die Gefühle dabei sind: es satthaben, auf der Stelle treten und Unlust (Mundt 2006, S. 126). Im Gegensatz zur Ermüdung, die durch ein bisschen Ruhe wieder rückgängig gemacht werden kann, geht es bei der psychischen Sättigung um einen Leistungsabfall, verursacht durch eine sich wiederholende, bestimmte Tätigkeit beispielsweise
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2 Nachhaltigkeit und nachhaltiger Tourismus
in Beruf, Studium, aber auch im Familienleben. Dabei entsteht der Wunsch des zeitweiligen Verlassens einer belastenden Situation – das „aus-dem-Felde-gehen“ (Mundt 2006, S. 126). Auch die Symptome dieser beiden Zustände (Ermüdung und psychische Sättigung) sind völlig entgegengesetzt: Ermüdung führt zu Passivität, zum Abschalten, zu Mattigkeit und Erschöpfung, also zu einem umfassenden Abschalten. Psychische Sättigung zeigt sich in gestiegener Spannung und zeigt sich in Unruhe und Gereiztheit, es führt zu Aktivierung (Mundt 2006, S. 127). Eine Aktivierung könnte bedeuten, dass der Betroffene sich nach einer geeigneten Urlaubsreise umsieht. Bei näherer Betrachtung der Begriffe Tätigkeit/Alltag und „Aus-dem-Felde-gehen“ wird unmittelbar deutlich, welchen psychologischen Hintergrund das Verreisen im Urlaub nach diesem Ansatz hat. Auch gesellschaftliche Einflüsse rufen ein spezielles Freizeit- oder Reiseverhalten hervor. Beispielsweise wird in weniger entwickelten Gesellschaften das Reisen zum Vergnügen eine untergeordnete Rolle spielen. Das Gegenteil ist bei Reisenden aus Industrieländern der Fall. Hier besteht eine hohe gesellschaftliche Erwartung an das Freizeitverhalten, denn Urlaubsreisen sind hier schon eine gesellschaftliche Notwendigkeit. Eher muss der Nichtreisende begründen, warum er zu Hause bleibt, bevor der Reisende seine Reise begründet (Freyer 2006, S. 80). Auch existieren Erklärungsansätze, dass in systemstabilen Einrichtungen kapitalistischer Systeme das Reisen der Reproduktion der Arbeitskraft dient. Sie stellt sozusagen einen Ausgleich zur Arbeitswelt dar und darüber hinaus dient sie zum Erhalt der Einsatzfähigkeit des Arbeiters: die Reise ist „ein Integrationsinstrument zur Aufrechterhaltung des kapitalistischen Systems; es ist als Herrschaftsinstrument notwendig, indem durch die scheinbare Freiheit während der Urlaubszeit die Sehnsüchte, Kritik und Unzufriedenheit mit Alltag und Arbeitswelt weitgehend befriedigt werden.“ (Freyer 2006, S. 80). Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Tourismusforschung das Reisen in diesem Zusammenhang als eine „Veranstaltung des Kapitalismus“ bezeichnet. Der Tourismus wächst durch die wirtschaftliche Entwicklung, aufstrebende Volkswirtschaften, eine wachsende Mittelschicht und durch die sinkenden Kosten in den Bereichen Verkehr und Beherbergung und immer beliebter werdende Destinationen. Diese Geschäfts- und Urlaubsziele profitieren einerseits von der hohen Anzahl an Gästen, leiden aber auch unter den negativen Auswirkungen. Weltweit machen sich mittlerweile so viele Menschen auf eine Reise, dass wir heute nicht mehr nur von „Massentourismus“, sondern auch von „Overtourism“ und „Tourismphobia“ sprechen (UNWTO 2018, S. 4). Der Begriff Overtourism
2.2 Vom Massentourismus zum Overtourism
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ist zwar eine Neuschöpfung, aber nicht unbedingt ein neues Phänomen. Genau genommen ist es ein neuer Begriff für ein altes Problem: die übermäßigen Touristenzahlen an einem bestimmten Zielort, die zu negativen Auswirkungen aller Art in dem betroffenen Gebiet führen. Unbeteiligt? Ein wundervoller Ort! Wenn da nicht nur so viele Touristen wären! Sagte der Tourist (Peter Hohl)
Unter Massentourismus versteht man das gehäufte Auftreten von Touristen in bestimmten Zielgebieten. Das Aufkommen des Massentourismus wurde durch Reiseveranstalter zu Beginn der 1960er Jahre verursacht, indem sie Reisepakete zusammenstellten und dabei die Bedürfnisse größerer Gruppen von Reisenden zum gleichen Termin befriedigten. Ab diesem Zeitpunkt waren gleichzeitig hunderte von Touristen in dieselben Zielgebiete unterwegs. Sie übernachteten in den gleichen großen Hotels und wurden zur gleichen Zeit verpflegt. Auch Besichtigungen fanden gleichzeitig statt, indem sie alle zusammen zu den einheimischen Attraktionen unterwegs waren. Diese Erscheinungsform hat auch die Bezeichnung „Massentourismus“ geprägt (Freyer 2015, S. 259). Dieses massenhafte Auftreten von Touristen führte zu immer mehr Problemen und sogar zum Touristenhass. Unter dem Stichwort „Overtourism“ war diese touristische Überentwicklung in vielen Destinationen eines der am meisten diskutierten Themen auf der Internationalen Tourismusbörse (ITB) in Berlin 2018 (Umweltbundesamt 22/2019, S. 20). Ellrich (2012) postuliert, dass mit dem Massentourismus ein massiver und rascher Aufbau der Infrastruktur (z. B. Hotels, Flughäfen) einhergeht und dies besonders in den sogenannten Entwicklungsländern zu gravierenden Veränderungen führt. Außerdem nimmt das massenhafte Auftreten der Touristen auch auf soziokulturelle Gegebenheiten des Gastgeberlandes Einfluss. Vor allem können Verhalten und Erscheinungsbild der Touristen Wünsche und Bedürfnisse der Einheimischen nach dem westlichen Lebensstil wecken. Das wird deutlich, wenn man an die zahlreichen Konsumgüter der westlichen Zivilisation denkt, die in „ärmeren“ Urlaubsländern geradezu zur Schau getragen werden (Fotoapparat, Smartphone mit Selfie-Stick, Schmuck, Markenbekleidung). Die Lebensverhältnisse in den besuchten Destinationen werden geradezu umgestülpt, wenn Kinder Einheimischer ein Vielfaches von dem erbetteln, was der Familienvater in der Landwirtschaft verdienen.
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2 Nachhaltigkeit und nachhaltiger Tourismus
Das Aufkommen des Massentourismus war an bestimmte Bedingungen geknüpft. Zum einen ist das die technische Mobilität: Die Eisenbahn und das Dampfschiff waren die ersten relativ günstigen Massentransportmittel. Mit der Ausbreitung der Eisenbahn ab 1825 von England aus und dem Ausbau des Schienennetzes waren große Transportkapazitäten verfügbar, und auch die gutbürgerliche Mittelschicht konnte sich von da an das Reisen leisten. Immer mehr Menschen konnten mit immer höherer Geschwindigkeit über größere Entfernungen hin transportiert werden. Die Erfindung, die das Reisen am meisten verändert hat, war das Automobil. Fortan herrschte eine uneingeschränkte Mobilität für jedermann (Job 2003, S. 363; Krippendorf 1986, S. 42 f.). Eine weitere Bedingung, die den Massentourismus begünstigte, ist der Wertewandel. Durch den Wandel von der Arbeits- zur Freizeitgesellschaft bekam die Freizeit den gleichen Stellenwert wie die Arbeit. Die Gestaltung der Freizeit wurde immer mehr zum Lebensinhalt und man arbeitete, um zu leben (Freyer 2006, S. 25 ff.). Eine weitere Bedingung für das allmähliche Aufkommen des Massentourismus war das Aufkommen eines sozialen Wohlstandes in den westeuropäischen Ländern. Damals nahmen Freizeit und Einkommen zu, da der gesetzlich bezahlte Urlaub geregelt wurde und die Arbeitszeit schrittweise auf eine 40-h-Woche verkürzt wurde (Bachleitner und Penz 2000, S. 10 f.). Gleichzeitig hat sich die Reisebranche durch die Ermöglichung des Reisens für die breite Bevölkerungsschicht zu einer eigenen Industrie entwickelt. Nach und nach stieg die Professionalität der Reisebüros mithilfe von Buchungssystemen wie CRS und GDS und der Reiseinformationsmarkt wurde mit Sendungen, Magazinen, Reisebüromaterial, Reiseführern, Bildbänden und Interneteinträgen geflutet (Freyer 2006, S. 34 f.). Danach folgten besondere touristische Angebote wie Low-Cost-Flüge, Last-Minute-Angebote, Kreuzfahrten und später auch Fernbusse, die Geld in die Kassen der Anbieter, aber auch der Destinationen spülte. Und als die Bevölkerung in den Städten zunahm, wollte man vermehrt den damit verbundenen Lebensbedingungen wie Anonymität, Stress und Hektik, Sterilität und Kontaktarmut entkommen und in die Natur hinaus (Krippendorf 1986, S. 42; Freyer 2006, S. 32 f.). Heute haben Einwohner beliebter Destinationen genug von überfüllten Städten, Stränden und Sehenswürdigkeiten, vom Müll, Wassermangel und von Gästen, die sich nicht zu benehmen wissen. Diese Tatsache führt zu einem aufkeimenden Wunsch nach Nachhaltigkeit.
2.3 Nachhaltigkeit im Tourismus
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2.3 Nachhaltigkeit im Tourismus Ein nachhaltig gestalteter Tourismus berücksichtigt die in Abschn. 2.1 bereits genannten drei Dimensionen/drei Säulen der Nachhaltigkeit. Bereits im Jahr 1992 haben die Vereinten Nationen in Rio de Janeiro auf der Konferenz für Umwelt und Entwicklung die Agenda 21 verabschiedet. Ausgangspunkt für dieses Nachhaltigkeitskonzept war die Erkenntnis wachsender globaler Missstände, die sich im Verlauf des letzten Jahrhunderts massiv verschärften und beseitigt werden müssen, damit alle Menschen künftig ein würdiges Leben in einer gesunden Umwelt führen können. Übertragen sollte sich das Konzept auch auf die Zukunft des Reisens. Der Begriff „Nachhaltigkeit“ wird – wie man weiß – oft nur im Zusammenhang mit dem Schutz der Umwelt verwendet. Dabei gilt es, die drei Dimensionen Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft in eine Balance zu bringen. Als Folge der Nachhaltigkeitsdiskussion sind zunächst Begriffe wie „Verantwortlichkeit“, „Verträglichkeit“ (Freyer 2015, S. 485) und in heutiger Zeit auch „Achtsamkeit“ und sogar „Verzicht“ Teil der Diskussion geworden. Die Menschheit hat schon immer das Ökosystem Erde beeinflusst, doch spätestens seit der Industrialisierung haben diese Einflüsse stark zugenommen. Menschen in der westlichen Zivilisation erkennen schon heute, dass die Konsumgesellschaft an ihre Grenzen stößt und für viele lautet die Devise: weniger ist heute mehr. Und Konsumverzicht und der Schutz von Ressourcen sind für viele Menschen aus den westlichen Industrieländern das neu gefundene Glück. Aus den Inhalten dieser Agenda legte die CSD (Commission of Sustainable Development) ein Positionspapier, vorgelegt 1999 auf der Konferenz der Kommission für Nachhaltige Entwicklung, mit folgendem Wortlaut vor (Baumgartner 2008, S. 22): „Der Tourismus muss soziale, kulturelle, ökologische und wirtschaftliche Verträglichkeitskriterien erfüllen. Nachhaltiger Tourismus ist langfristig, d. h. in Bezug auf heutige wie auf zukünftige Generationen, ethisch und sozial gerecht und kulturell angepasst, ökologisch tragfähig sowie wirtschaftlich sinnvoll und ergiebig.“
Nachhaltige touristische Produkte und Leistungen dürfen zu keiner der drei Dimensionen in einem inhaltlichen Widerspruch stehen und erfordern einen langfristigen Strukturwandel (austriatourism 2012, S. 6).
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2 Nachhaltigkeit und nachhaltiger Tourismus
Ökologische Dimension im Tourismus Der Tourismus ist auf eine intakte Natur angewiesen, denn touristische Leistungsträger und Destinationen nutzen diese als Rahmen oder als Grundlage für Freizeitaktivitäten. Irreversible Schäden an der Natur würden auch dem Tourismus schaden. Fest steht auch, dass der Klimawandel für die globale Tourismusindustrie mehr Risiken als Chancen bedeutet, denn die regionalen und saisonalen Touristenströme werden sich verschieben (Deutsche Bank Research 2008, S. 1). In Europa werden besonders die Mittelmeeranrainer betroffen sein, da die höheren Temperaturen und der Wassermangel die Touristen in der Hauptreisezeit abschrecken. Dies gilt vor allem für die Länder am östlichen Mittelmeer. Gewinnen werden dagegen wahrscheinlich die Benelux-Länder, Dänemark, Deutschland und die baltischen Staaten (Deutsche Bank Research 2008, S. 1). Wetter und Klima beeinflussen Nachfrage und Angebot im Tourismus. So bieten die verschiedenen Klimazonen der Erde auch unterschiedliche Voraussetzungen und hängen eng mit den Reisearten zusammen. Viele Destinationen haben sich aufgrund des vorherrschenden Klimas auf ein ganz bestimmtes touristisches Segment spezialisiert, beispielsweise den Bade- oder Skitourismus (Stradas und Zeppenfeld 2016, S. 7). In Zeiten des Klimawandels ändern sich diese Bedingungen jedoch. So werden vor allem arme Länder wohl die Auswirkungen des Klimawandels besonders zu spüren bekommen. Die hohe wirtschaftliche Abhängigkeit vom Tourismus verstärkt die Problematik zudem. Ein hohes wirtschaftliches Gewicht hat der Tourismus in den folgenden europäischen Ländern: Malta, Zypern, Spanien, Österreich und Griechenland. In der Karibik sind dies Länder wie die Bahamas und Jamaika. In Asien sind es Thailand und Malaysia. In Afrika Tunesien und Marokko. Besonders abhängig vom Tourismus sind auch die Inselstaaten im Südpazifik und im Indischen Ozean. Wenn dort die Touristen ausbleiben, hat dies gravierende Folgen für diese Länder. Sie haben dann auch mit hohen wirtschaftlichen Einbußen zu rechnen (Stradas und Zeppenfeld 2016, S. 7). Der WWF (World Wide Fund For Nature) warnt seit längerem vor den negativen Folgen des Overtourism und diese Warnung ist ernst zu nehmen: Wassermangel, Überfischung und zunehmender Druck auf die Ökosysteme könnten einige der in den nächsten Jahrzehnten zu erwartenden Belastungen sein. Um die drohenden Folgen abzuwenden, reagiert die UNWTO mit Richtlinien und Managementpraktiken für eine nachhaltige Tourismusentwicklung, die für alle Formen des Tourismus in allen Destinationen gelten, sowohl für den Massentourismus als auch für Nischenprodukte (UNWTO o. J.). Sie argumentiert auch mit einer ganzheitlichen Betrachtung unter Beachtung des Dreiklangs der Nachhaltigkeit und betont die optimale Nutzung der Umweltressourcen, die
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ein Schlüsselelement der Tourismusentwicklung darstellen durch die Aufrechterhaltung wesentlicher ökologischer Prozesse und den Erhalt des Naturerbes und der biologischen Vielfalt ( UNWTO o. J.). Ökonomische Dimension im Tourismus Auch die wirtschaftliche Nachhaltigkeit ist eine tragende Säule des nachhaltigen Tourismus. Im Sinne einer wirtschaftlichen Denkweise sollen solche touristischen Angebote erstellt werden, die nicht nur heute, sondern auch in Zukunft eine ökonomische Ressourcenausstattung der Destination und deren Leistungsträger sichern. Einfach gesagt: Es sollen Reisen angeboten werden, die das Einkommen der Menschen heute und in Zukunft sicherstellen. Dabei soll der Fokus nicht auf einem kurzfristigen, sondern auf einem langfristigen Erfolg liegen. Vor allem ist es notwendig, den Tourismus einer Destination in die regionsspezifisch vernetzte Wirtschaft zu integrieren und darauf zu achten, die ökonomischen Ressourcen nicht zu erschöpfen. Auch sollen in ein nachhaltiges Entwicklungskonzept neben dem Tourismus auch alle anderen Wirtschaftsbereiche einbezogen werden. Ein funktionierendes Beispiel hierfür sind die vielen Kooperationen zwischen unterschiedlichen Wirtschaftszweigen und Branchen, z. B. zwischen Tourismus und Landwirtschaft, von der beide Wirtschaftszweige profitieren (Baumgartner 2000, S. 11). Die Anforderungen an die nachhaltige Ökonomie in der Region können vielfältig sein. Besonders hervorzuheben sind jedoch die folgenden Kriterien (Baumgartner 2000, S. 11): • Eine eigenständige und weitestgehend unabhängige Regionalentwicklung führt zur Ausschöpfung der wirtschaftlichen Vielfalt in der Region. • Das primäre Ziel stellen die Sicherung der Grundbedürfnisse sowie die Verbesserung der Existenzbedingungen der ortsansässigen Bevölkerung dar. • Die Besiedelung der Randregionen führt zu einer Senkung der Pendlerrate. • Die Schaffung von Arbeitsplätzen soll langfristig geschehen. Mitarbeiter müssen bedarfsgerecht ausgebildet und gefördert sowie langfristig an die Unternehmen gebunden werden (Baumgartner und Röhrer 1998, S. 90). • Die Gewährleistung tragfähiger, langfristiger wirtschaftlicher Aktivitäten, die allen fair verteilten Interessengruppen sozioökonomische Vorteile bieten. • Stabile Beschäftigungs- und Einkommensmöglichkeiten. Beitrag zur Armutsbekämpfung. • Förderung nachhaltiger Konsum- und Produktionsmuster.
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2 Nachhaltigkeit und nachhaltiger Tourismus
Die UNWTO erwartet, dass die internationalen Touristenankünfte bis 2030 1,8 Mrd. erreichen werden, wenn nicht schon früher. Da der Tourismussektor schneller wächst als Weltwirtschaft oder internationaler Handel, ist die Notwendigkeit, dieses Wachstum von der Nutzung natürlicher Ressourcen zu entkoppeln, von großer Bedeutung (UNWTO o. J.). Soziale Dimension im Tourismus Die soziale Nachhaltigkeit beschreibt die bewusste Organisation von sozialen und kulturellen Systemen. Daher beschäftigt sich die Tourismusforschung im Bereich der sozialen oder gesellschaftlichen Nachhaltigkeit besonders mit der Kultur des bereisten Ortes oder der Region. Im Tourismus hat die Bevölkerung vor Ort oft mit großen Beeinträchtigungen zu kämpfen und die meisten Touristen bekommen von diesen Einschnitten nichts mit. Reisen ist etwas Wundervolles: Doch was des einen Freud, ist oft des anderen Leid. So haben viele Einheimische beliebter Badeurlaub-Destinationen kaum mehr öffentlichen Zugang zum Meer. Sie werden ins Landesinnere umgesiedelt, um für Hotelanlagen Platz zu schaffen. Auch aufgrund anderer touristischer Infrastrukturmaßnahmen müssen Einheimische weltweit touristischen Hot-Spots weichen. Hinzu kommt, dass im Falle von beliebten Urlaubsorten die Mietpreise steigen und Teile der Bevölkerung sich normale Wohnungsmieten oder Grundstückskäufe für das eigene Haus nicht mehr leisten können. Auch illegale Tätigkeiten, wie beispielsweise die Prostitution oder die sexuelle Ausbeutung von Kindern befinden sich im Anstieg im Zusammenhang mit dem Tourismus. Ein weiteres Problem ist die Kommerzialisierung von Kulturen und Traditionen. Ein Eintauchen in die echte Kultur des bereisten Landes ist durch die Isolierung der Urlauber in Ferienanlagen nicht möglich. Die soziale Dimension der touristischen Nachhaltigkeit umfasst auch alle Angestellten oder Selbstständigen in der Tourismusbranche. Folglich umfasst diese Dimension Themen wie soziale Gerechtigkeit, Menschen- und Arbeitsrechte, Sicherheit am Arbeitsplatz und Arbeitsbedingungen. Außerdem ist auch die Frage der nachhaltigen Aus- und Weiterbildung des Personals in einem Unternehmen relevant. In der aktuellen Diskussion steht dabei derzeit der Stellenwert der Corporate Social Responsibility in (touristischen) Unternehmen. Der Tourismus trägt dann maßgeblich zu dieser negativen Entwicklung bei, wenn alle am Tourismus Beteiligten (Destinationen, Anbieter und Leistungsträger, aber auch Touristen) massiv in die soziale Umwelt eingreifen. Auch die interkulturelle Begegnung im Tourismus leidet unter einer nicht nachhaltigen Entwicklung. So werden Reiseziele nur noch zur Kulisse und beschränken sich
2.3 Nachhaltigkeit im Tourismus
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auf Artefakte und Produkte und nicht auf Grundeinstellungen und soziale Grundsätzen und Konventionen einer Kultur. Ellrich (2012) spricht vom Problem der „Kommerzialisierung des kulturellen Erbes, wenn Kulturgegenstände zu Antiquitäten und Traditionen auf Show-Darstellung reduziert werden“. Begegnungen zwischen Menschen verschiedener Kulturen hat es schon immer gegeben. Doch heutzutage sind wir aufgrund der Globalisierung und des globalisierten Tourismus mit einer Vielzahl anderer Kulturen, deren Wertesystemen, Überzeugungen und Lebensweisen konfrontiert als früher. Bei näherer Betrachtung der sozialen Dimension beinhaltet diese den Einfluss des Tourismus auf die Gesellschaft. Der zentrale Kern dabei ist die Zufriedenheit der Bereisten und Reisenden durch die Schaffung besserer Lebensbedingungen durch und für den Tourismus. Die soziale Dimension beinhaltet zudem den interkulturellen Austausch durch Reiseangebote, die es ermöglichen, Land und Leute besser kennenzulernen, aber auch die Teilhabe der einheimischen Bevölkerung am Tourismus und die Stärkung strukturschwacher Regionen (Schmied et al. 2009, S. 34). Die Herausforderung unserer Zeit besteht vor allem im verständnisvollen Umgang mit Menschen aus anderen Kulturen, es geht um das Bewahren des aufgebauten und lebendigen kulturellen Erbes und der traditionellen Werte und um einen Betrag zum interkulturellen Verständnis und zur Toleranz (UNWTO o. J.). Die „interkulturelle Kommunikation gerät in eine Sackgasse, wenn der einzige Kontakt mit den Einheimischen in Form von Servicepersonal in der Hotelanlage stattfindet. Die Kommunikation erschöpft sich in einem freundlichen Lächeln und einem höflichen „Danke“ nach Erhalt des Trinkgeldes. Das Land außerhalb der Hotelanlage bleibt Kulisse, die man beim Transfer vom Flugplatz zum neuen Wohnort bestaunt oder gleichgültig wahrnimmt.“ (Herdin und Luger 2002).
Auch im Tourismus müssen alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit ausgewogen sein, da sie voneinander anhängig sind. Es wäre zu kurz gedacht, einfach auf das Reisen zu verzichten. Dadurch wäre die Umwelt nicht gerettet, denn der Tourismus erzeugt Wertschöpfung und lässt langfristig Gelder in ökologische und soziale Projekte fließen. Dabei stellt sich jedoch heraus, dass an einer Änderung bisheriger Lebensstile und Konsummuster in den „reichen“ Ländern wohl kein Weg vorbei geht.
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Risiken und Chancen für den Tourismus
Quod me Nutrit me Destruit (Was mich ernährt, zerstört mich).
Globale Risiken und ihre Wechselwirkungen mit ökonomischen, sozialen und ökologischen Wandlungsprozessen existieren schon lange, jedoch ist zu beobachten, dass diese in heutiger Zeit zu einer immer größeren Herausforderung für die internationale Gemeinschaft werden. Im Jahr 1999 hatte der wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) bereits technologische, epidemische, biologische, biochemische und Klimarisiken im Blick (Bundeszentrale für politische Bildung 2013, S. 224). Nach und nach entstanden dadurch Forderungen nach einer besseren internationalen Kooperation, um diese Risiken, die von einem globalen Finanzsystem, dem Klimawandel oder möglichen Pandemien ausgehen, sicher begegnen zu können (Bundeszentrale für politische Bildung 2013, S. 223). Was den internationalen Reiseverkehr anbelangt, muss an dieser Stelle gesagt werden, dass dieser nicht nur Multiplikator oder sogar Verursacher, sondern auch Leidtragender von systemischen Krisen ist. Diese Krisen gefährden die Funktionsfähigkeit von Systemen, von denen die Gesellschaft abhängig ist (Bundeszentrale für politische Bildung 2013, S. 223). Epidemien und Pandemien Der Ausbruch des Coronavirus Sars-CoV-2 und die Lungenerkrankung Covid-19 stellen den Tourismussektor vor große Herausforderungen. Am 30. Januar wurde vonseiten der Weltgesundheitsorganisation WHO ein internationaler Gesundheitsnotstand ausgerufen. Dies ist möglich, wenn verschiedene Kriterien erfüllt sind: Es muss ein außergewöhnliches Ereignis vorliegen, das ernsthaft, plötzlich, ungewöhnlich oder unerwartet ist. Es muss die Gesundheit von Menschen auch © Der/die Herausgeber bzw. der/die Autor(en), exklusiv lizenziert durch Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 G. Augsbach, Tourismus und Nachhaltigkeit, essentials, https://doi.org/10.1007/978-3-658-31084-4_3
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über die Grenzen des betroffenen Staates hinaus gefährden und eine prompte internationale Reaktion erfordern (Auswärtiges Amt 2020). Dieser Gesundheitsnotstand führte zu weltweiten Reisewarnungen, Schließungen der Grenzen, Einreisesperren, Sonderkontrollen und länderspezifischen Reisewarnungen. Dies führte wiederum zu einer drastischen Einschränkung des Reiseverkehrs, vor allem des internationalen Luft- und Seeverkehrs (Auswärtiges Amt 2020). Aufgrund der Pandemie hat die Welttourismusorganisation (UNWTO) ihre Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) verstärkt. Vertreter der beiden UN-Organisationen trafen sich Anfang März 2020 in Genf, um eine koordinierte Reaktion auf das Virus weiter voranzutreiben. Bei diesem Treffen forderte die UNWTO eine solide internationale Führung unter Einbeziehung des Tourismus als Priorität künftiger Wiederherstellungsbemühungen. Der Tourismus ist einer der am stärksten betroffenen Sektoren. Aus diesem Grund hat die UNWTO die Prognose internationaler Ankünfte und Einnahmen überarbeitet, betont jedoch, dass eine Einschätzung der Zahlen sehr schwer möglich ist. Vor dem Hintergrund der Einführung von Reisebeschränkungen unterstrich die UNWTO die Bedeutung des internationalen Dialogs und der internationalen Zusammenarbeit und betonte, dass die COVID-19-Herausforderung auch eine Gelegenheit darstelle, zu zeigen, wie Solidarität über Grenzen hinausgehen kann (UNWTO 17. März 2020). Die Welttourismusorganisation (UNWTO) veranstaltete am 19. März 2020 ein hochrangiges virtuelles Treffen, bei dem wichtige UN-Organisationen, die Vorsitzenden des Exekutivrates und der Regionalkommissionen sowie Führungskräfte des Privatsektors zusammenkamen. Alle Teilnehmer folgten der Einladung des UNWTO-Generalsekretärs, Teil eines globalen Tourismuskrisenausschusses zu werden, der gebildet wurde, als sich die UNWTO auf die Einführung eines globalen Leitfadens für den Wiederaufbau vorbereitete. Das von der UNWTO geführte Komitee wird regelmäßig virtuelle Treffen abhalten, die die Notwendigkeit koordinierter und effizienter Maßnahmen des privaten und öffentlichen Sektors, der Regierungen, internationaler Finanzierungsinstitutionen und der Vereinten Nationen widerspiegeln (UNWTO 20. März 2020, Übersetzung aus dem Englischen). Seit Beginn der Pandemie arbeitet die UNWTO eng mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zusammen, um den Tourismussektor bei der Bewältigung der COVID-19-Herausforderung zu unterstützen. Dieses Treffen, das in Madrid stattfand, aber aus Gründen der öffentlichen Gesundheit virtuell durchgeführt wurde, betonte ferner die Forderung nach internationaler Zusammenarbeit, um eine einheitliche Reaktion auf der Grundlage der neuesten Empfehlungen zur öffentlichen Gesundheit zu unterstreichen und die tief greifenden wirtschaftlichen
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Auswirkungen und sozialen Kosten der Pandemie widerzuspiegeln (UNWTO 20. März 2020). Unter dem Motto: „Stay home today so you can #TravelTomorrow“ macht die UNWTO klar, dass die aktuelle Krise gemeistert werden muss, bevor der weltweite Tourismus weiter stattfinden kann. Klimawandel Eine weitere Gefahr für den Tourismus stellt der Klimawandel dar. Er lässt die weltweite Durchschnittstemperatur ansteigen und führt somit zu einer regionalen und saisonalen Verschiebung der Touristenströme. Dabei wird es zwar sowohl Gewinner als auch Verlierer geben, jedoch bleibt unbestritten, dass der Klimawandel und die dadurch vermehrt auftretenden temporären Wetterextreme eine große Herausforderung darstellen. Es gibt häufigere Stürme und Überschwemmungen, die die touristische Infrastruktur an besonders attraktiven Anziehungspunkten und Einrichtungen wie Beherbergungsbetrieben oder Gaststätten in Mitleidenschaft ziehen (Deutsche Bank Research 2008, S. 6). Beispiele hierfür sind Hurricanes mit ihrer vernichtenden Wirkung. Die Auswirkungen des Klimawandels sind auch in Winterregionen spürbar, wo Skilifte, die in Permafrost-Böden verankert wurden, an Stabilität verlieren und hohe Reparatur- oder Investitionskosten verursachen. Der Tourismus trägt jedoch auch zum Klimawandel bei, denn wer beispielsweise mit dem Flugzeug, Auto oder Kreuzfahrtschiff verreist, hinterlässt klimaschädliche Spuren. Nicht nur bei der An- und Abreise oder durch die Nutzung von Mietwagen oder Motorbooten werden CO2-Äquivalente freigesetzt, sondern auch bei jeder Übernachtung und bei der Verpflegung verursacht der Tourist einen Klima-Fußabdruck (WWF 2009, S. 10). Seit einem Vierteljahrhundert ist die Klimapolitik Thema der Weltgemeinschaft. Sie ist eine Sisyphus-Aufgabe mit einem komplexen, weltweiten Institutionsgeflecht (Debiel et al. 2003, S. 245 f.). So waren die naturwissenschaftlichen Grundlagen des Treibhauseffekts bereits im Jahr 1979 – zum Zeitpunkt der Weltklimakonferenz in Genf – eingehend erforscht. Mit diesen Erkenntnissen wurden bereits damals die möglichen Konsequenzen einer steigenden CO2-Konzentration in der Erdatmosphäre diskutiert (Debiel et al. 2003, S. 247). Seitdem ist viel Zeit vergangen und es scheint so, dass einzelne Staaten mit unterschiedlichen Interessen Probleme haben, ein globales Problem gemeinsam zu lösen. Umweltverschmutzung Steigt die Zahl der weltweiten Touristenankünfte, erhöht sich auch das Verkehrsaufkommen und in den bereisten Gebieten herrschen Verkehrschaos, Lärm,
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Unfälle und Luftverschmutzung. Es wird mehr (manchmal ohnehin knappes) Wasser und Trinkwasser verbraucht und das Müllaufkommen wächst an. „Der Tourist zerstört, was er sucht, indem er es findet.“ (Hans Magnus Enzensberger).
Der Tourist bleibt nur für eine kurze Zeit und sieht die Probleme meist nicht, die er mitverursacht. „Jedes durch Massentourismus bedingte Wachstum führt zu solcherlei anthropogenen Umweltproblemen. Wenn Fremdenverkehrsgebiete derart übernutzt und zerstört worden sind, besteht die Gefahr, dass schlicht neue Destinationen für den Tourismus erschlossen werden. Häufig werden dann wieder ähnliche Fehler begangen, ohne rechtzeitig Gegenmaßnahmen für eine nachhaltige Entwicklung zu ergreifen.“ (Ellrich 2012). Ein weiteres Problem ist die sexuelle Ausbeutung von Kindern, die trotz 20-jähriger Gegensteuerungsbemühungen zunimmt. Die Ergebnisse einer ersten globalen Studie der ECPAT International (2016) zeigen, dass keine Region und kein Land der Welt vor diesem Verbrechen gefeit ist. In einer zunehmend vernetzten Welt sind immer mehr Menschen unterwegs, auch entlegenste Gebiete sind in greifbare Nähe gerückt, dank preisgünstiger Angebote und der Ausbreitung des Internets. Als Ergebnis sind die Risiken einer sexuellen Ausbeutung von Kindern gestiegen. In vielen Ländern müssen Frauen und Männer und sogar Kinder aus Armut in der Prostitution arbeiten. Dieses Problem existiert zwar nicht erst seit Beginn des Tourismus, trotzdem wird es durch den Tourismus und durch die hohe Anzahl der Menschen, die weltweit unterwegs sind, verstärkt. Wegen der hohen Nachfrage nach Frauen, Mädchen, Männern und Jungen werden diese von Menschenhändlern in die touristischen Orte gebracht (Brot für die Welt und Tourism Watch o. J.). Wächst der weltweite Tourismus weiterhin so stark an, werden in wenigen Jahren die weltweiten Ankünfte – ceteris paribus – bei zwei Milliarden Menschen liegen. Daher wird die Tourismusindustrie gezwungen sein, nachhaltige Konzepte zu entwickeln, die auch die negativen Begleiterscheinungen der Globalisierung wie den Klimawandel, Umweltschutz, Terrorismus, Pandemien und Wirtschaftsund Finanzkrisen vorantreiben. Daher ist eine verträgliche Gestaltung des touristischen Angebots entlang der gesamten Wertschöpfungskette gefragt, bei der alle drei Säulen der Nachhaltigkeit gleichberechtigt nebeneinanderstehen sollen. Die Dimensionen sollten ausbalanciert sein und das ist die wirkliche Herausforderung, denn Menschen neigen oft zu einer eindimensionalen Betrachtungsweise zur Vermeidung von Zielkonflikten. Dabei gilt es, sich mit folgenden Fragen zu beschäftigen (vgl. Schmied et al. 2009, S. 32):
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• Gibt es einen ökologisch, ökonomisch und sozial verträglicheren Tourismus für den Massenmarkt? • Sind Ökonomie und Ökologie hier in Wahrheit Gegenspieler? • Muss es im Bereich der Ökonomie immer nur um Wachstum, Wertschöpfung und um die Schaffung von Arbeitsplätzen gehen? • Ist eine Destination bedeutender, je höher die Wertschöpfung ist? • Oder ist es für einen nachhaltig gestalteten Tourismus unabdingbar, dass weniger gereist wird? Das wird sich zeigen. Fakt ist jedoch, dass viele herkömmliche Urlaubsangebote auf den Prüfstand gestellt werden müssen, und zwar entlang der gesamten Servicekette, begonnen bei der Anreise über den Aufenthalt bis hin zur Abreise. Nach Auffassung vieler Fachleute kann der Massentourismus, wie wir ihn kennen, nicht nachhaltig sein. Als Grund dafür wird angeführt, dass der Massentourismus per se Umweltveränderungen und -belastungen mit sich bringt. Diese Auffassung vertritt der Verein „Ökologischer Tourismus in Europa“. Jedoch geht es im Sinne eines zukunftsfähigen Nachhaltigkeitskonzepts nicht darum, ob der Tourismus überhaupt nachhaltig sein kann, sondern darum, wie die bestehenden und zukünftigen Angebote mittel- und langfristig umwelt- und sozialverträglicher gestaltet werden können (Schmid et al. 2009, S. 34). Gastfreundschaft und eine intakte Umwelt sind essenzielle Voraussetzungen für eine langfristig ökonomisch erfolgreiche Entwicklung des Tourismus und es liegt im wirtschaftlichen Interesse der Akteure, nachhaltig zu handeln (Schmied et al. 2009, Einleitung), Zielkonflikte zu identifizieren und zu versuchen, diese zu lösen. Obwohl klar ist, dass naturtouristische Angebote mit großer Vorsicht und an die jeweilige Gegebenheit angepasst werden müssen, befinden sich Naturtourismus und Naturschutz bereits jetzt in einem Dilemma. Naturschutzgebiete werden abgeschottet, obwohl sich die natürlichen Abläufe in diesen Gebieten durch einen nachhaltigen und sanften Tourismus nur geringfügig ändern würden. Somit werden der Naturtourismus und die daraus resultierenden Investitionen der Einkünfte daraus in den Natur- und Artenschutz gehemmt. Auch die Bildung und Wissensvermittlung mit einer gleichzeitigen Sensibilisierung für den Naturschutz wird dadurch vermieden. Weitere Zielkonflikte entstehen beim Klimaschutz und der Klimaanpassung in Zeiten des Klimawandels. Hier kommt die Frage auf, inwieweit Eigentum, Arbeit und Einkommen, die Verwendung von Rohstoffen und der Einsatz von Infrastruktur als wirtschaftliche Grundlage mit der Ökologie und dem Klima in Einklang gebracht werden können. Die Menschheit hat schon immer die Erde beeinflusst, doch spätestens seit der Industrialisierung haben diese Einflüsse stark zugenommen. Besonders Menschen
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der aufstrebenden Länder fühlen, dass Arbeit und Konsum nicht alles im Leben sind, und es werden Stimmen laut, die sagen: Weniger ist heute mehr. So sind Konsumverzicht und der Schutz von Ressourcen für viele Menschen das neu gefundene Glück. Auch in der Ernährung lautet die Devise „weniger ist mehr“ und dabei geht es heute nicht mehr nur um die Reduzierung oder Vermeidung von Zucker, Fett und Salz, sondern auch um Tierschutz, um die Vermeidung von Lebensmittelverschwendung und Verpackungsmüll und um eine umweltschonende Herstellung der Lebensmittel – im täglichen Leben und auf Reisen. Bleibt die Frage, welche vorausschauenden Anpassungsmöglichkeiten und Veränderungen herbeigeführt werden können. Die Antwort darauf könnte sein, auf gesellschaftliche Veränderungen und Werte frühzeitig zu reagieren, denn durch diese ändern sich Reisemotive und -wünsche. Proaktive Strategien und daraus abgeleitete Maßnahmen beinhalten sowohl die Marktforschung als auch das Risikomanagement zur ökonomischen Gefahrenminimierung (Zeppenfeld und Nier 2016, S. 31). Was die touristische Angebotspolitik (Produktpolitik) betrifft, so wird diese wohl in Zukunft innovativ und nachhaltig sein und die Distributions- und Kommunikationspolitik wird in veränderter Art, durch Aufklärung sowie Sensibilisierung geschehen und beweisen, dass nachhaltige Konzepte massentauglich sind. Auch der Neubau der touristischen Infrastruktur kann mit Weitblick erfolgen, indem Abstände eingehalten werden und robuster gebaut wird, um Witterungseinflüssen zu trotzen. Auch reaktive Maßnahmen sind zu empfehlen, wenn Schäden bereits entstanden sind, z. B. durch den Wiederaufbau nach Naturvorkommnissen und Katastrophen (Zeppenfeld und Nier 2016, S. 31). Leistungsträger wie Beherbergungsbetriebe, Verkehrsunternehmen und Destinationen und die Gesamtgesellschaft werden es sich auf lange Sicht nicht leisten können, völlig sorgenlos mit knappen Ressourcen umzugehen. Sie werden wohl künftig, sowohl aus eigenem Interesse als auch im Interesse der Öffentlichkeit, mehr auf Nachhaltigkeit achten, sie strukturiert angehen und systematisch umsetzen. Nicht zuletzt werden Reisende diese Bemühungen würdigen: zum einen durch eine möglicherweise bessere Qualität und Leistung und zum anderen durch die Zufriedenheit darüber, nicht untätig gewesen zu sein. „Alles war von Anfang gut auf Erden, Alles wird durch Weisheit wieder gut.“ (Johann Philipp Lorenz Withof)
Was Sie aus diesem essential mitnehmen können
• „Verantwortlichkeit“, „Verträglichkeit“, „Achtsamkeit“ und „Verzicht“ sind die neuen Werte. • Die ökologische, ökonomische und soziale Dimension müssen auch im Tourismus ausbalanciert sein. • Auf gesellschaftliche Veränderungen und Werte muss frühzeitig reagiert werden.
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Stichwortverzeichnis
B Bedürfnisse, 19
N Nachfrage, 18
C Corporate Social Responsibility, 26
O Ökonomische Nachhaltigkeit, 17
G Gesellschaft, 27
R Reisearten, 18 Reisemotive, 19
I Internationalisierung, 2
K Klimawandel, 24
S Soziale Dimension, 27
W Wertorientierte Unternehmensführung, 14 WWF, 24
M Makroebene, 3 Massentourismus, 21 Mikroebene, 4
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