Timbuktu. Reise durch Marokko, die Sahara und den Sudan, ausgeführt im Auftrage der Afrikanischen Gesellschaft in Deutschland in den Jahren 1879 und 1880 [1]


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German Pages 470 Year 1884

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Timbuktu. Reise durch Marokko, die Sahara und den Sudan, ausgeführt im Auftrage der Afrikanischen Gesellschaft in Deutschland in den Jahren 1879 und 1880 [1]

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> lange Zeit für wilde Bursche, die sehr aufrührerisch gegen den Sultan waren und sogar dessen Karavanen wiederholt haben.

geplündert

Vor

vier

haben

Jahren

sende Spanier ermordet, wofür

sie

zwei

sie

rei-

dann KXHDQ Duros Ent-

schädigung haben zahlen müssen. Eine Zeit lang waren, sie sogar mit den Scheluh im Bunde gegen den Sultan, sodass dieser endlich ein Radicalmittel anwandte, um sie zu

Während

züchtigen.

es sonst üblich ist,

nur einen oder höchstens einige grosse Ge])iet der Beni

Hessem

dass eine Kabyle

Amile hat,

er das

theilte

in 16 Districte,

von denen

dem SulWir hatten heute früh auf dem

jeder einen eigenen Gouverneur bekam, der direct

verantwortlich

tan

ist.

Marsche die Ruinen eines Hauses gesehen, etwas Seltenes in dieser Gegend. Es war dies die ehemalige Qasbah des Amils

Haus wnrde zerstört und die erwähnte Xeueintheilung des Tribus vorgenommen, sodass der Sultan der Beni Hessem; das

Uebrigens herrschte

Leute ziemlich in der Gewalt hat.

die

unter

Unzutriedenheit

allgemeine

der

Bevölkerung

gegen

den Sultan, wozu wol auch noch eine Art Hungersnoth beitrug,

die

(ietreide l('l)t('

War im

während meines Aufenthalts herrschte.

.lahre vorher Misernte

gewesen oder hatte man ihnen alles

weggenommen, kurz,

von wilden Eicheln,

eichenwald

die

die sie

Mamora sammelten,

Mehrzahl der Bewohner aus

dem

zu Mehl stampften und zn

einer Art Brot verarbeiteten; eine elende

Ein Dutzend ^lachazini. die

grossen Kork-

zum Duar

Nahrung

1

gehörten, führte

nachmittags eine grosse Fantasia auf, jene Ijekannten marokkanischen Reiterkunststückchen mit Pulververschwendung 1111(1

kriegerischem Geschrei.

Die Scheluh hatten vor eini-

gen Tagen ein Pferd gestohlen und es in

sollte eine

das l)etrefl[Vnde Dorf untci-nommen werden,

Expedition

um Rache

zu

Sechstes Kapitel.

192 Üben.

Die tapfern Machazini übten sich nur für den bevor-

stehenden

Kampf und

Weibern, wie

zeigten

den erstaunten Kindern und

den Feind vernichten wollten; die Männer

sie

waren weniger von diesem Reuommirreiten erbaut und kühl und skeptisch.

ver-

iiielten sich sehr

Der Platz, auf dem wir lagerten, hiess Tasodi, in der Nähe ist ein kleines Flüsschen, Maschra-er-Remla (Passage des Sandes), und dicht dabei das Grabmal eines Heiligen. Schon vormittags hatten wir einen solchen heiligen Platz passirt,

Namens Lalla Jedo,

das seltene Beispiel einer hei-

ligen Frau.

"Während der Nacht begann ein furchtl)arer Regen, sodass es

am

folgenden Morgen unmöglich war aufzubrechen.

Der Lehmboden war Wasser,

-voll

völlig durchweicht, die Zeltleinwand so

das!S sie

das doppelte Gewicht hatte und die

Pferde unmöglich im Stande gewesen wären, das Gepäck in

dem

morastigen Boden

nichts übrig,

als

Es blieb uns also

fortzubringen.

dem Rath

des Kaid

zu folgen

und noch

einen Tag zu bleiben, um die Zelte trocknen zu lassen. Das Aneroid war in der Nacht um 5 Millimeter gefallen, von 760, was für die El Gharb-Ebene das Normale zu sein scheint, ^uf 755°, sodass wir wol mehr Regen erwarten konnten. Die armselige Bevölkerung war sehr erfreut, hatte sie doch nun Aussicht, ihren Weizen und Gerste gewinnen zu Icönnen.

Wir hatten lins

allerhand

klagte.

Es

ist

fast

den ganzen Tag den Kaid bei uns, der

erzählte,

besonders

aber durchaus falsch,

Diebe und Räuber zu betrachten. Bezirks

auch über die Scheluh die Scheluh nur als

Sie sind innerhalb ihres

im höchsten Grade anständig,

Araber gastfreundlich gegen Reisende,

viel

mehr

als die

vorausgesetzt,

dass

kommen und nun einmal vom Sultan

dieselben nicht mit Empfehlungen des Sultans

Machazini mitbringen.

Sie wollen

nichts wissen und plündern

ofticielle

Reisende,

wenn

die-

Der Korkeicheowald Mamora.

Hände

selben in ihre

193

Da

regelmässig aus.

fallen,

nun

ich

und Machazinibedeckung vermeiden und einen Berbergebiet hatte, so musste ich das grossen Umweg machen, um nach Rabat zu kommen. Der

mit

directe

Sultans

des

Briefen

und kürzeste Weg

Am

reiste

ist selbst

Januar verliessen

27.

wir

dem Sultan

verschlossen.

dieses Duar.

Es hatte

während der Nacht geregnet, aber früh mor-

•/war wieder

etwas

gens schien doch die Sonne, und nachdem die Zelte getrocknet

waren,

ging

nordwestlicher Pachtung grossen

Duar

passirten

angehörig,

weiter ziehend,

Sidi Ayesch, dessen

«echs wohlbewaffnete Machazini

Weg

Wir

weiter.

dem Sebusystem

kleine Flüsse,

dem

es

als

einige

und kamen,

in

gegen 11 Uhr zu

Kaid Bus-el-Ham uns Escorte

gab,

da

der

Wir wandten uns südwärts und kamen Abhänge der Mamora, jenes grossen von bewohnten Korkeichenwaldes. Das Terrain wurde

unsicher

sei.

in die nördlichen

Sclieluh

unebener,

zahlreiche

kleine

(hmgen nach allen Seiten, im

um

mussten die

Wal-

etwaige Strassenräuber zu

Die Machazini affectirten grossen Muth,

verscheuchen. ten

trockene Einschnitte

und meine Soldaten untersuchten

pnssirt werden,

ebenen Terrain

und verkürzten

sich

Fantasia,

rit-

verschossen viel Pulver

so die Langeweile.

Unterwegs begeg-

neten wir einigen Europäern, die von Rabat aus nach Fas reisen wollten;

es

war der amerikanische Consul

in Casa-

l)lanca (Darbeida), einer kleinen, aufstrebenden Küstenstadt,

und der Sohn des amerikanischen Consuls in Tanger; Avar oftVnljar

eine Geschäftsreise,

die diese

es

Herren unter-

nahmen.

Gegen 3 Uhr hielten wir in einem Duar am Wad-elFuarad; die ganze Gegend führt den Namen Genitra, Der Kaid Buasa-ben-Hassan empfing uns sehr freundlich; er

Abend

und erzählte eine Menge und über das der Juden; Avenn nur ein kleiner Theil davon

blieb den ganzen

bei uns

Details über marokkanische Justizverwaltung A'erhalten

Sechstes Kapitel.

194

ist. so begreift mau den Hass uiul die Verachtung der Mohammedaner gegen diese hispanischen Juden, die es ver-

wahr

standen haben, sich trotz aller Bedrückungen unentbehrlich

Auch

zu machen.

hier leben

muth, von den in der

die

Bewohner

Mamora wohnenden,

in grosser

Ar-

ül)rigens wohl-

habenden Scheluh haben sie viel zu leiden, und es ist eine ununterbrochene Fehde zwischen diesen beiden Völkern. In der Nähe unsers Dorfes, aber schon im Scheluhgeljiet. ist ein

kleiner mit Korkeichen bewachsener Hügel, genannt

Kutiel-el-Madan

aber jetzt

.

in

welchem

Blei-.

sogar ein alter Stollen

sein sollen;

alles verfallen; ich

ist

Kupfer- und Silbererze soll sich

dort befinden,

konnte leider der Berber

Punkt nicht besuchen. Der Regen hatte nachgelassen und am Morgen des 28. Januar war es sehr frisch, wir hatten nur 6° C; ein überaus starker Thau hatte während der Xaclit die Zelte durchfeuchtet

Avegen den

Wir hatten heute die letzte kommen. Es war um heiss; der Weg führte in einem schwachen Bogen in südwestlicher Richtung am Abhang der Mamorawälder; einmal mussten wir eine Partie des dichten Waldes durchschneiden, uud meine Leute gerietlien in die grösste Furcht und Aufregung, obgleich sich kein ^lensch l)licken liess. Ich war mit meinem Interpreten und den vou Fas aus mitgenommeund sehr schwer gemacht.

ans Meer zu

Strecke zurückzulegen,

nen Dienern

allein,

die Machazini liatten uns verlassen, an-

geblich aus Furcht vor den

Bewohnern

den Duars. mit denen

einuial Streit gehabt hätten

ei

etwas

fangs

mistrauisch

und

die

Es

augesehen.

ist

ziemlich

ein

von einer Mauer umgebene Qasbah

sehr umfangreich und ausgedehnt.

Nachdem

wir bei

ist

dem

angemeldet waren, wurde uns bedeutet, in die Qasbah

Ivaid

zu

227

kommen und

einem üausc

nicht

die Zelte aufzuschlagen,

untergebracht werden sollten.

Thore und winkelige Gänge führten

wo uns der Kaid und

(Qasbah,

in

seine

da wir in

Einige enge

den grossen Hof der

Umgebung

sehr cere-

und zurückhaltend empfingen. Es wurde uns ein einstückiges Haus angewiesen, und ich war erstaunt über die ehemalige prächtige Ausschmückung im Innern. Ereilich war jetzt alles im Verfall, al)er wir sahen noch stelleniiioniüs

weise erhalten die prachtvollen hufeisenförmigen, mit Deco-

versehenen Thore, die schöne farbenreiche

rationen reich

Stuckarbeit im Innern uiul die reizende Eliesenbedeckunff

und Wände.

der Eussböden

Das Ganze erinnerte lebhaft

an gewisse liäume der Alhambra, und es muss ein reicher

und kunstsinniger Kaid gewesen richtet

und bewohnt

hat.

Der

sein,

jetzige

der dieses Haus er-

Kaid kümmert

sich

darum, er begnügt sich mit einem einfachen, schmucklosen Hause und überlässt den prächtigen Palast dem Verfall. Die Stellung dieser Leute ist eine so unsichere und nicht

von den Launen des Sultans abhängige, dass der

Mühe werth

tbun,

da

sparnisse,

sie

die

finden,

allerdings meistens Erpressungen

raubt werden können. ist

sie

es nicht

den äussern Glanz zu jeden Augenblick abberufen und ihrer Eretwas für

Trotz

sind,

be-

des etwas steinigen Lodens

doch die weitere Umgebung gut angebaut, und da kein

Fluss in

der Nähe

wässert werden.

Lerieseluugsystem tiüsse des

Wad

ist, so muss der Boden künstlich beZu dem Zweck hat man ein ausgedehntes

eingeführt und dazu einige kleine ZuUmerbia verwendet. Diese Kanäle bestehen

Siebentes Kapitel.

228 MUS

zwanzig bis

tiefen Löchern,

dreissig Fiiss

die

einige

hundert Fuss voneinander in den Boden gegraben werden. Diese Löcher werden durch unterirdische Gänge miteinander

verbunden und dann geschlossen; der Stelle,

wo

artig erhöht, sodass

bar

man

auf

dem

Terrain zahllose, schein-

Erdhaufen

zusammengehörige

nicht

wird dabei immer an

es

das Loch sich befindet, der Erdboden grab-

die Richtung der Kanalisation bedeuten.

aber

findet,

die

Es

dabei die

ist

Hauptaufgabe, überall das richtige Gefälle herzustellen, eine beständige

Es

eine

ist

des AVassers

Circulation

mühsame und

um

hervorzubringen.

kostspielige Arbeit,

die

Her-

und Listandhaltung dieser Kanäle, und doch hängt davon der Ertrag des an und für sich trockenen Bodens ab. Die Benutzung von Sklaven, die absolute Macht des Kaid stellung

über seine Unterthanen und das Bewusstsein der

kommt, sowie

dass diese Arbeit allen zugute

letztern,

die äusserst

geringen Arbeitslöhne erleichtern die Herstellung dieser primitiven und doch schwierigen Bauten.

die

Wir unternahmen mit dem Kaid einen Ilundgang um Qasbah und besichtigten dabei einige der im Bau be-

griäenen Kanäle; angebaut wird ausschliesslich Gerste und Weizen.

Das JMistraueu der Leute schärfsten beobachtete Ali,

man

legte

hier

sich

allmählich.

Am

meinen Dolmetsch Hadsch

dessen Erzählungen von seinem Onkel Abd-el-Kader, von

der grossen

Sekte

Abd-el-Kader-Dschilali in Bagdad

und

aufgenommen Mann, der Abd-el-

von seinen ausgedehnten Eeisen sehr skeptisch wurden.

Kader

in

Examen

Ja

es fand sich sogar ein alter

Damascus besucht hatte und der nun

eine Art

mit meinem Begleiter anstellte über die dortigen

und Personen. Die bedeutende Beredsamkeit Hadsch Ali's und die Sicherheit seines Benehmens halfen ihm übrigens aus der Klemme, und schliesslich war man Verhältnisse

doch überzeugt, dass er die Wahrheit gesagt habe.

Der

Mitglieder der Sekte Es-Senusi.

229

Kaid wurde endlich sogar liebenswürdig, wir wurden zu

seiner Tafel geladen,

was ich durchaus nicht

stets

als einen

Vorzug ansah, und meine Begleitung wurde aufs reichlichste Welt mit dieser Qashah sehr zufrieden

versorgt, sodass alle

Ja der Kaid redete mir so lebhaft zu, noch einen

war.

Tag zu verweilen, dass

ich

schliesslich

meine

Pferde

kamen

sehr viel Besuche aus der

kanne musste Scherif

dann

auch zusagte und

erholen konnten.

Umgebung, und

in Bereitschaft

stets

üblich, entstanden

meinem

ordentlich

sich

be-

Thee-

gehalten werden.

Wie

stets religiöse

und den Besuchern;

Wir die

Discussionen zwischen

al)er

auch der Wunsch,

Neuigkeiten aus Europa zu erfahren, trieb die Leute dazu an,

den Hakim-er-Rumi (den römischen,

d.

i.

fremdländischen

Arzt) zu l)esuchen.

In dieser

Qasbah trieben

sich einige Mitglieder der Sekte

Es-Senusi herum, schmuzige, zerlumpte Gestalten, die des Nachts

in

der Nähe unsers Hauses unter furchtbarem Ge-

heul ihre Andacht abhielten. zeitig

Als wir

am

13.

Februar früh

uns verabschiedeten und schon zu Pferde sassen,

einer dieser Strolche mit einer grossen

kam

Lanze auf mich zu-

fiel dem Pferde in die Zügel und verlangte stürmisch Er war mit dem Dargereichten nicht zufrieden u:id wurde im höchsten Grade zudringlich, drang sogar mit der

gestürzt,

Geld.

Lanze auf mich

ein,

sodass er nur mit der grössten An-

strengung und unter Mithülfe des Kaids beruhigt und weggeführt werden konnte; dabei sehr

schonend

wurde dieser Tagedieb noch und rücksichtsvoll behandelt; er ist eben

ein Heiliger,

Unser nächstes ein langer

rain

Ziel

Weg und

war

die

grosse Qasbah Temlalat,

dazu ein sehr heisser Tag.

war wieder sehr

Das Ter-

Wir durchkreuzten

gebirgig.

zunächst einen langen, von Nordwest nach Südost streichenden Gebirgszug, bestehend aus Quarzit, Thonschiefer und

rothem quarzitischen Sandstein;

in

dem Thonschiefer fand

a f«

Siebentes Kapitel.

230 ziemlich

sich

nach Nordosten;

m

Von

schöne

zu

sehen,

nur

begegneten

selten

Atlasgebirges,

die

höchsten Spitzen

wir aber keuchten, im Anblick dieser Schneemassen, 30°

Es

Ebene. Fuss

eines

wasserarm i

mühsam

C.

weiter

in

der

im höchsten Grade auffallend, dass am gewaltigen

Hochgebirges

1

Süden

Ebene

die

so

Es hat das seinen Grund darin, dass der

einer Anzahl Parallelketten in

die

In den wenigen Querthälern aber,

I

bei

schattenlosen

völlig

ist

Wasser vorherrschend

das

mit

so ist.

aus

Atlas

wir

bedeckt, ein wunderbarer Anblick;

riesigen Schneefeldern

fast

ein-

Zur Linken hatten wir die ganze

einem lebenden Wesen. des

er-

hier stiegen wir in eine

Ebene hinab, aber ohne Leben; kein

Duar war

lange Kette

steil

Seehöhe, bilden aber zackige,

äusserst pittoreske Spitzen.

ziges

fallen

Punkte dieses Gebirges

die höchsten

reichen nicht über 1000

grosse,

Die Schichten

Kupferkies.

viel

abfliessen,

wird

Ivon den Bewohnern

dass

besteht,

Längsthäler

also

abfliesst.

nach Norden und

die

das Wasser schon im Quellgebiet

abgefangen,

in

zahllose

Kanäle ver-

und zur Bewässerung der Gerstenfelder benutzt. Auf diese Weise kommt sehr wenig Wasser herab in die Ebene von Marrakesch, und die Bevölkerung muss sich auf die oben geschilderte Weise behelfen, um den Boden ertragAuch in der Nähe der Qasbah Temlalut fähig zu machen. war der Boden mit kleinen Erdhaufen bedeckt, die von den

Itheilt

Berieselungskanälen herrühren.

Obgleich so nahe bei Marrakesch gelegen, wurden wir

doch

in

Temlalat

Es war nUY

ein

nicht

besonders

freundlich

Unterbeamter anwesend,

ein

empfangen.

Amin, der

den Brief des Sultans sehr wenig respectirte und behauptete,

ein

sehr armer

Mann

zu sein.

Erst

als

er erfühl-,

dass wir durchaus nicht darauf beständen, eine unentgeltliche

Muna

zu

bekommen, sondern nur

gesicherte Unter-

kunft und Lieferung von Provision für Menschen und Thiere

Die grosae ßochebene von Marrakesch.

231

Bezahlung verlangten, wurde er höflicher und sicherte

liegen alles

Besonders bemerkenswerth sind

zu.

und ausgedehnte Olivengärteu, wie wir

hier zahlreiche

sie seit

langer Zeit

nicht gesehen hatten.

Am

14.

Februar endlich hatten wir die letzte Strecke um das alte berühmte Marrakesch zu er-

zurückzulegen,

Es war ein langer Marsch, und erst abends 7 Uhr zogen wir in die zweite Residenz des Landes ein. Im allgemeinen war die Richtung eine südwestliche. Die grosse reichen.

Ebene wird von einem i)ittoresker

aus

Z.

I.

3300 J^-J

Aelites Kapitel.

258

Trausport

oiiW

Gerber, Schuhmaclier und Scbuliöicker

1500

Gelehrte und Studenten

800

und Notare Landwirthe und Grundbesitzer.

150

Geistliche

Maurer, Handlanger, Lastträger

.

.

1200

.

.

2500

.

.

1500

Müller und Fleischer

6( )0

und Herumstreicher.

Bettler

.

400

Beamte der Regierung Neger der Regierung

20CK)

Soldaten

200()

....

Machazini (Lehnsoldaten)

500

Summa Rechnet

man

16450

hierzu eine gleichgrosse Zahl Frauen, eine ent-

sprechende Anzahl Kinder, und gegen 6000 Juden, so bekommt

man

beiläufig die Zahl von

50000 Seelen.

Viele haben zwar

mehrere Weiber, aber die Mehrzahl muss sich mit einem begnügen, da nur

Wohlhabende

Marrakesch

sich diesen

Luxus erlauben können.

keine Fal)rikstadt wie Fäs, und die Er-

ist

zeugnisse geuiessen nicht eines so guten Rufes wie in an-

dern Städten (Rabat, Tetuan).

Man

hat in Marrakesch gegen

Pferde getrieben werden,

KM) Mühlen, die durcli

und etwa

ein

Dutzend Wasser-

mühlen, sowie gegen 80 öffentliche Oefen,

in denen Brot Es gibt auch eine Anzahl öffentlicher Bäder.

gebacken wird.

Von

öffentlichen

Gebäuden,

die sich

durch architekto-

nur

die

die

andern

nische

Schönheit

auszeichnen,

grosse

Moschee,

erwähnenswerth;

stellen

nur grosse Räume dar ohne besondern Werth.

erzählt,

sowie

dass

auch

men und vom das

Thor,

eine

das

ist

der Thüren der Moschee

Bab(Tlior)-el-Chmis Sultan

welches

Kutubia,

JNIansur

zur

aus

hergeschafft

(.^asbah

führt,

die

Moscheen

Man

el-Muezzim,

Sj^anien

stam-

worden

seien;

wurde Stück für

Stück von Spanien (mau sagt von Algesiras) hergeschleppt.

Oeffeutliulie Anstalten in Marrakescli.

Wasser gibt

259

Marrakesch uud werden die aus den umgebenden Bergen

es reichlich in

Reservoirs durch Aqiiäducte gespeist.

Die Paläste des Sultans mit den Gärten nehmen einen

Kaum

Ungeheuern

und bilden

ein

ein

ganzes Stadtviertel,

haben aber nichts von architektonischem Werth. Schulen gibt es zahlreiche, und die Kinder werden

fridi-

Hadar geschickt, wo die Tholba lehren den Quran auswendig lernen und etwas schreiben. Wer sich

zeitig

die

in

weiter vervollkommnen

will,

besucht die Mdersa, wo die

alten Bibliotheken durchstudirt werden.

Aufenthalt

dann

wird

daselbst

verschiedenen

die

Xach mehrjährigem Zögling Thaleb und kann

der

im öfFentlicheu Dienst

Carrieren

(lurchiuachen.

Ausserhalb der Stadt befindet sich eine Colonie für die Aussätzigen,

denen streng verboten

ist,

die

Stadt zu be-

haben eine eigene Moschee, eigenes Gefängniss, iilxn-liaupt eine eigene selbständige Verwaltung ihres Geineindewesens. Es gibt sogar in der el-Hara genannten treten; sie

Cokniie eine besondere Abtheilung für die Juden.

Eine

grosse

bel-Abl)es,

halten; es

wo war

Wohlthätigkeitsanstalt

ist

die

Zauja Sidi-

Armen Almosen und Nachtquartier

die dies

er-

auch früher ein Zufluchtsort für

die

von der Regierung Verfolgten.

Manakesch war jedenfalls eine äusserst reiche, grosse und wuhlgeordnete Stadt, die auch dadurch verloren hat, (hiss

der

Hof

sich jetzt meistens in

ganz Marokivo zeigt auch \crfalls;

solange

den politischen treten,

werden

al)or

und

die

sie

niclit

Aber wie

ganz andere Verhältnisse

religiösen

alle diese

Fäs aufhält.

deutlichsten Spuren des

Zuständen

ehemals

in

des Eeichs ein-

prächtigen Städte

nicht wieder erheben können; auf

sich

mohammedanische)i Buincn kann kein neues Leben erstehen!

17

NEUNTES KAPITEL. REISE ÜBER DEN ATLAS.



— Unsicherheit. — Amsmiz. — Kanäle. — Wad-el-Mel. — Darakimacht. — Mzugi. — Ein frommer Narr. — Seksaua. — Imintjanut. — Schönes Thal. — Dschebel Tissi. — Qasr-er-Rumi. — Scheluhdörfer. — Wasserscheide. — Ait Musa. — Bibauan. — Frühere Reisen. — Emnislah. — Howara. — Arganwälder. — Tarudant. — Das Atlasgebirge. —

Abreise von Marrakescli.



Namensänderung.

Am



Personal.

Wad

Nfys.

März 1880 konnte

6.

Residenz



ich die ehemals so grossartige

marokkanischen

des

Marrakesch El Hamra,

Tameslolit.

Gebirgsschutt.

das

Reichs,

gartenreiche

Bisher hatte ich

verlassen.

Wege

gewählt, die schon wiederholt von Europäern begangen

beschrieben worden waren, jetzt galt zu ziehen, die so ziemlich unbekannt keit aber nur

sich

wir

Wir

bildeten

am Morgen

Kinder schaft;

Am

Nähe

von

Thore

meines

riefen verliess

Aufenthalts

nachdem

eine

ganz

der Gefahr

stattliche

stillen

machen

Karavane,

als

Strassen von Marrakesch ritten;

eines Thores hatte sich ein

aufgestellt, sie

deren Gefährlich-

des genannten Tages, begleitet von einigen

Freunden, durch die in der

ist,

im allgemeinen bekannt war, ohne dass man

eine bestimmte Vorstellung

konnte.

und

durch eine Gegend

es,

Trupp Weiber und

Augehörige und Verwandte der Dieneruns

lachend

uns der als

eine

glückliche Reise

zu.

der während und Schützer fungirte, Belohnung erhalten hatte, und

Machazini,

alte

Aufseher

er eine reichliche

erflehte den Segen AUah's für unser Unternehmen.

Meine

Begleitung

bestand

aus

folgenden

Personen:

Abreise von Marrakesch.

Hadsch

261

Ali Butaleb und Cristobal Benitez,

meine

von Tanger aus engagirten Dolmetscher; letzterm hatte ich vor der Abreise ausdrücklich die Gefährlichkeit und das Risico

des Unternehmens dargestellt,

ebenso meine feste

Absicht, mich durch nichts zu einer Umkehr bewegen zu lassen; ich wollte unter allen Umständen das mir vorgesteckte Ziel, Timbuktu, erreichen, wollte aber nicht, es uns unterwegs einmal

anhören.

Benitez

wolle.

dass

Benitez erklärte,

Gefahren bewusst

sei,

ist

gehen

schlecht

er

sollte,

sich

wenn

Vorwürfe

vollkommen der

dass er aber nicht von mir lassen

schon während

unsers

Aufenthalts

in

Marrakesch als Araber aufgetreten unter dem Namen Abdalhih; sein Aeusseres ist vollständig entsprechend, und da er das maghrebinische Arabisch fertig spricht, auch mit allen

Gebräuchen der Marokkaner wohl vertraut allgemein für einen Gläubigen gehalten.

ist,

so

wurde er

Ferner hat sich

uns in Marrakesch ein junger Scherif angeschlossen,

der

mit der Familie des Sultans in Verwandtschaft steht

und

zu

dem Gefolge

des Onkels des Sultans, Muley Ali, gehört. Tafilalet

und

Reiselust veranlasst ihn,

ein

Er stammt aus

Da

uns zu machen. in

Marrakesch

als ein

erwiesen hatte,

heisst

Muley Achmid; blosse Tour mit

grosses Stück der

während unsers Aufenthalts gutmüthiger und nützlicher Mensch

er sich

er auch als Scherif,

wenn auch noch

als

junger ^lann, mir nützlich sein konnte, so war mir seine Begleitung nur erwünscht.

reits

vier

Personen bildeten die

Karavane und speisten gemeinsam.

lierren der

Als

Wir

Koch

fungirt Sidi

Muhamed ben

von Fäs aus engagirt war

;

Dschilul, der be-

er zeigte grossen

Muth

bei

und versprach überall hinzugehen, wohin Muhamed und Amhamid Faraschi, stehen ihm zur Seite und haben den Dienst in

Antritt der Reise

Zwei junge Burschen,

ich wolle.

den Zelten;

Mulev

Ali,

die Pferde und Kamele endlich sorgen Hadsch Muhamed und Kaddur.

für

Neuntes Kapitel.

262

Von

allen diesen Personen

haben nur

die

beiden Dol-

Der

metscher und Kaddur

die

kleine Faraschi

Xegerbursche, Castrat, von dreizehn

ist ein

oder vierzehn Jahren,

angeboten hatte.

mitgemacht.

uns freiwillig

sich

Diener

als

Er gehörte eigentlich zu den Sklaven des

und musste

Sultans

der

ganze Reise

bei dessen Aufenthalt in Marrakesch

Der mir zugetheilte Machazini dagegen, aber endlich liess Einwendungen machte anfangs er sich durch die Mutter des Burschen, eine arme Frau, als

fungiren.

Zeltjunge

Wegs mitziehen

bereden, dass er Faraschi eine Strecke

liess.

Das umfangreiche Gepäck ist vertheilt auf zwei Kamele, zwei Pferde, ein Maulthier und zwei Esel; ich und Hadsch Ali sind beritten, die übrigen müssen zusehen, wie sich auf den Tragthieren ein

Sitz herrichten lässt.

Die Leute sind

nur mit marokkanischen Steinschlossgewehren und einem Säbel; ich hatte von Europa nur ein Gewehr, einen Mauserstutzen, mitgenommen, den zu tragen

alle bewaffnet, freilich

Hadsch

Ali sich ausgebeten hatte; ausserdem hatte ich noch

einige Revolver vertheilt.

der Behörden hört

Die Mitgabe von Machazini seitens hier auf;

wäre ich darauf bestanden,

gewiss einen solchen mitgegeben,

so

man mir

hätte

nur wäre mir dersell)e

eher hinderlich gewesen; ich zog es vor, unterwegs von einem

Nachtquartier

Dem

zum andern Leute

als

vorher eine Abschiedsvisite gemacht.

meinen Reiseplänen nicht dann,

Führer zu engagiren.

am Tage

Gouverneur von Marrakesch hatte ich viel

Ich konnte ihm von

mittheilen,

nach dem Briefe des Sultans,

denn er wäre

verpflichtet

gewesen,

mich zu unterstützen und eine Art Verantwortung für mich zu übernehmen; es Avar ihm aber offenbar unbequem, und so schieden wir als gute digt, dass er

er nicht in

mich

los

Freunde voneinander,

amtlichem Uebereifer

erschweren wollte.

er,

befrie-

war, ich gleichfalls befriedigt, dass

mir

das Weiterkommen

263

Die Zaiija Tame«loht.

Am fiilir

kamen wir nur

ersten Pieisetage

vier

Städtchen

Stunden

dem unge-

zu

einer Zauja besonders für Frauen,

Tamesloht,

gerade Festtag war,

da

wie wir denn auch,

bis

von Marrakesch gelegenen

südwestlich

(Iruppen von Weibern und Kindern

zahlreichen

begegneten,

zu

die

jenem Orte gewallfahrtet waren. Nachdem wir den Kranz von Palmenwäldern, welcher ?^Iarrakesch von allen Seiten umgibt, verlassen hatten, be-

traten wir die mit Steingeröllen bedeckte offene Hochebene;

weiterhin

kamen

kleine Platten von

dem schon

beob-

oft

achteten horizontal liegenden und in Schalen abgesonderten Kalkstein, die sich bis zu

über die umliegende

Die Geröllstücke bestanden vorherrschend

Ebene erheben. aus

10m Höhe

Wir

Eruptivgesteinen.

passirten

ein

der

in

Nähe

zur Ver-

gelegenes Wasserreservoir

eines Olivenwäldchens

sorgung der Stadt und der Gärten mit Wasser, durchritten dann einige schmale wasserlose Wad, so den Wad Bascha, die

dem System

des Tensift angehören,

etwas nach 12 Uhr unser Tamesloht.

Der Ort

ist

heutiges

und erreichten schon Ziel,

das

Städtchen

ganz von Palmen- und Olivengär-

ten eingehüllt, schien wenig bevölkert zu sein und

erwähnt, Zauja.

im Schatten

war

Der Tag war ziemlich

wie

ist,

wir hatten

C, und das ganze durchzogene Gebiet und schattenlos gewesen. Wir schlugen °

bis 28

völlig kahl

heiss,

unsere Zelte auf einer westlich

von

der Stadt

gelegenen

und

AViese auf; ein Beamter des Sultans existirt hier nicht die Lieferung

Ich

liess alles

der

Muna war demnach

nicht zu erwarten.

Nöthige einkaufen, sodass wir die sehr zurück-

haltende Bevölkerung in keiner Weise in Anspruch nahmen.

Meine Begleitung zeigte hier wiederholt eine Aeugstlichkeit,

die

mich beunruhigte, und

herankam, organisirten für

die

Nacht.

Nur

sie

die

als

der

gewisse

Abend

freiwillig einen Sicherheitsdienst

eine Hälfte

durfte schlafen

.

die

andere musste beständig mit geladenem Gewehr den Lager-

Neuntes Kapitel.

264

War

platz beAvacheu.

tags

es

nur der Eifer des ersten Reise-

und der Umstand, dass wir ohne Machazini waren, jedenfalls habe

oder gab es wirklicb eine ernste Gefahr



ich nie wieder nachher eine solche Sorgfalt in den Schutz-

bemerkt.

massregeln vielleicht

Als

gegen Abend

einzelne

Leute,

nur aus Neugier, im Lager erschienen, wurden

sie

abgewiesen und zwar in so energischer Form, dass ich einen Streit fürchtete; der Scherif des Ortes fühlte sich spät abends

doch noch bewogen, die anwesenden Fremden nicht völlig zu ignoriren, und schickte ein Nachtmahl. Meine Leute waren aber auch jetzt mistrauisch und verlangten, dass die UeberSie fürchteten

bringer von den Speisen mitessen sollten. zu werden, und soll in

vergiftet

kurzem

ein

der That hier

erst

vor

durchreisender Araber an Gift gestorben sein.

Es scheint demnach, dass Tamesloht sich eines sehr schlechten Renommee erfreut; die Bevölkerung einer Zauja ist immer unberechenbar, und so mochten die Bedenken meiner Leute,

von denen einige ja genau den Ort und seinen Ruf kannten, wol gerechtfertigt erscheinen. Die Nacht verbrachte ich

fast

schlaflos.

Einmal Hess

das beständige gegenseitige Zurufen meiner Wächter mich nicht zur

Ruhe kommen, und kaum war

schlummert,

so

wurde ich geweckt,

ich etwas einge-

da an mir die Reihe

zum Wachtdienst sei. So musste ich denn einige Stunden lang mit dem Gewehr in der Hand auf- und abpatrouilliren, bis ich

gegen Morgen abgelöst wurde.

Schon während der letzten Tage meines Aufenthalts in Marrakesch hatte ich mich stets der maurischen Kleidung bedient, die ich nun auch fernerhin beständig trug; auch

Namen und Hess mich Hakim Omar Hakim wird im allgemeinen jeder Gelehrte genannt, speciell versteht man darunter einen Arzt. Meine Leute durften mich nur l)ei diesem Namen nennen, änderte ich meinen

ben

Ali nennen;

und wir beschlossen, dass

ich für einen türkischen Militär-

Vorberge des Hohen Atlas.

26&

Man

arzt aus Konstantinopel ausgegeben werde. in

Armee

der

weiss, dass

des Sultans der Türkei Leute der verschie-

densten Nationen sich befinden, besonders unter den Aerzten,

am

so schien uns dies die

und

womit

sich

meisten annehmbare Form^

mein sehr wenig orientalisches Aeussere recht-

fertigen Hess.

Am

nächsten Morgen

wurde

und

Thiere bepackt waren,

es

fast

8 Uhr,

Sonne stand schon

die

alle

bis

hoch,,

Unser Ziel war die Qasbah welche direct südlich von des Kaids der Kabyle Amsmiz aufbrachen.

wir endlich

als

,

unserm Nachtquartier und schon Atlas gelegen

Der Ebene

Weg bis zu

Wad

dem Wad

Tensift vereinigt

Das

Nfys, der

wurde

des

fliesst

ein

passirt

mit

Agadir-ben-Sela

über die steinige

dem Thale Amsmiz

und

sich

später

mit

ent-

dem

und dessen bedeutendster. Nebenfluss nur einen schmalen

breite Thal des Flusses führte

Wasserstreifen;

haus,

den Vorthälern

führte anfangs südwestlich

springend nach Norden

ist.

in

ist.

einsames Fundaq,

und späterhin

Namen.

ärarisches Einkehr-

ein

kleines Dörfchen.

Der Fluss durchbricht hier

ein hügeliges, nicht leicht zu passirendes Terrain; anstehend

l)emerkte ich bläulichen Thonschiefer fast senkrecht stehend

und

parallel der Hauptrichtung des Gebirges streichend.

Nachdem

wir,

passirt hatten,

die sich bis an

^

südwärts ziehend, dieses hügelige Terrain

betraten wir eine

ausgedehnte Hochebene^ den Fuss der Atlasberge erstreckt, langsam

nach Süden zu ansteigt und da, wo der Ort Amsmiz liegt, eine Seehöhe von 1108 m erreicht. Zahlreiche Einrisse und Schluchten zeigen, dass dieses Plateau bis

geschichtetem Gebirgsschutt besteht, Lagen zu ciiioni sehr groljen Condomerat

^

In dieser Gegend wurde wenige

chische Maler Ladein ermordet.

Wochen

tief

hinab aus

dessen untere verkittet

sind.

später der österrei-

Neuntes Kapitel.

2QQ AYir zogen beständig

im Thale des

Wad

Xfys aufwärts bis

wo sich eine Anzahl kleiner Ortschaften befinden, die zu dem Kaid von Amsmiz gehören. Wo sich dem steinigen Boden etwas Ackerterrain abin

dessen Quellgebiet,

ringen

lässt.

hat die

fleissige.

aber arme Bevölkerung kleine

Gerstenfelder und Olivengärten angelegt; ebenso treiben sie Viehzucht, und Heerden von Schafen und Ziegen sah man

Die Bewohner sind fast ausschliesslich Scheluh; aber ihr Benehmen gegen uns war nicht zuvorkommend,

vielfach.

noch weniger waren sie feindlich gesinnt. Als wir abends gegen 6 Uhr die Thore der Qasbah überschritten hatten, wies man uns einen freien, von Mauern

und Gärten umgebenen Platz an, wo wir unsere Zelte aufschlagen konnten. Der Kaid liess sich erkundigen, was wir hier zu suchen hätten, und als er erfuhr, dass wir nur übernachten und am folgenden Morgen weiter ziehen woll-

und schickte uns sogar eine ^Mehrere Jahre vorher war die englische Expedition ]^luna. aus iinter Hook er hier gewesen und hatte von Amsmiz Kaid der grössere Excursionen in den Atlas unternommen; war

ten,

er sehr befriedigt

hatte damals unzweifelhafte Beweise seiner Abneigung gegen Christen gegeben und hatte nur infolge der dringenden

Empfehlungen der marokkanischen Regierung den Engländern Unterstützung bei ihren Excursionen zugesichert. All die kleinen Berberortschaften sind mit hohen Lehm-

mauern umgeben und ebenso bestehen die Häuser aus festIm allgemeinen machen die gestampftem gelbem Lehm. kleinen Qasbahs einen reinlichen netten Eindruck.

gend

ist

sehr schön

und

infolge

Die Ge-

der hohen Lage ausser-

ordentlich gesund; die Bewohner, von

etwas verwildertem

Aussehen, sind geübte und ausdauernde Bergsteiger, die von Juf^end an ein etwas rauhes Leben gewöhnt und abgehärtet sind.

Es führt von Amsmiz auch eine Art Weg und

ein Pass

207

IS'aclitquarticr in Darakiinacht.

ül)er eleu

Hohen Atlas hinab

aber, dass der Abstieg

ins

vom Pass

ich mit beladeneu Tragthieren

und

rieth mir,

Wacl Sus

;

man

nicht

dass

hinabkommen würde,

den weiter westlich gelegenen Weg, von

um vom

Imintjauut ans über den Atlas zu nehmen,

Bibauan aus nach dem

demnach

sagte mir

so beschwerlich sei,

Wad

Pass

Sus zu kommen.

Wir haben

Umweg

gemacht, in-

eigentlich einen bedeutenden

dem wir Amsmiz besucht haben, und müssen

jetzt

wieder

zurück eine grosse Strecke westlich und nordwestlich ziehen,

um

den bequemsten Eingang

ins

Wenn

Gebirge zu finden.

auch ein Zeitverlust von einigen Tagen entsteht, so brauchte doch nicht zu bereuen,

ich es

von Amsmiz

das Thal

be-

sucht zu haben.

Am

8.

März, morgens 8 Uhr, brachen wir auf und wandten

Das Plateau war hier von zahldurchzogen, die zur Bewässerung der

uns zunächst westwärts. reichen

Kanälen

(lerstenfelder dienen

und deren Herstellung

gen Terrain, dessen Oberfläche allerdings gelben Lehmschicht bedeckt

ist,

in

mit

dem

steini-

einer

tief-

ziemliche Schwierigkeiten

machen muss. Wir Hessen einen kleinen Flecken, Soko Chmis Tiskin, auf dem ein von der umgebenden Bevölkerung >-tark

besuchter Wochenmarkt abgehalten wird, zur Bechten

liegen, erreichten

den Ort Ait

nach Passirung einiger wasserfreien

Sali mit einer Quelle;

die

Wad

ganze Ebene nach

Süden zu ist mit Gerstenfeldern und Olivengärten bedeckt und von einem Xetz von Kanälen durchzogen. Daun kamen wir auf ein sehr steiniges unfruchtbares Plateau, welches

Wad mit sehr steilen Wänden, dem WadW. Asif-el-Mel) durchzogen wird, der sich später mit dem Teusift vereinigt. Wir zogen eine Strecke nordwärts parallel dem Wad-el-Mel und hielten gegen Uhr am rechten Ufer des Flusses in einem kleinen Dorfe, Darakimacht. das von Berbern der Kabyle Amsmiz bewohnt wird. Die infolge des steinigen schlechten Weges

von einem tiefen t lästig war.

Am

andern Ufer angelangt, ging

es erst ein

Stück west-

wärts und wandten wir uns dann nach Süden zu

Wald von Arganbäumen,

grossen

zu passiren

fiihrlich

Wir wählten

ist.

in

einen

der gleichfalls höchst genicht die Hauptroute

durch den Wald, sondern passirten denselben etwas weiter

meine Escorte sagte mir später, auf dem Hauptweg hätte eine Baude von 100 Briganten auf uns gewartet. Ol) dies Avahr gewesen ist, oder ob es auf ein Geschenk abAvestlich;

gesehen war, weiss ich nicht; möglich ist es schon und der Umstand, dass uns auf der gefährlichen Tour gar nichts zugestossen

ist,

zeigt nur, dass wir in sehr geschickter

auf Seitenwegen geführt wurden. ein unheimlicher

Weise

Es war jedenfalls wieder

Marsch, beständig schussbereit sitzen und

zusehen, wie meine Escorte erst alles Buschwerk auf beiden Seiten des

Vom

Weges absuchte, ehe wir

w^eiter ziehen

konnten.

linken Ufer an gehört das Gebiet der Ulad Hafeia

(auch HoAvara), die zahlreiche Meierhöfe, kleine Dörfer, selbst einen grossem Ort.

Nachdem wir

Gerum,

diesen

besitzen.

Wald und

diesen Tribus hinter uns

hatten, verliess uns auch diese Escorte

Stamm

nahmen uns wieder

und zwei Mann vom

der Ulad Said-er-Paimla, dessen Terrain hier beginnt, in

Empfang.

überstanden.

Die

Eine Hauptgefahr war offenbar zwei Pieiter

führten uns

in die

Elftes Kapitel.

318

Nähe eines Complexes von Meierliöfen und dort wurde uns ein Haus angewiesen, in welchem wir die Nacht vollkommen Das Haus gehörte einem Versicher verbringen konnten. wandten des Chalifen von Tarudant, der, wie es scheint, das ganze Arrangement des Marsches, welches sehr gut 7aisammenging, getroffen hat. Schon gegen 5 Uhr erreichten wir die Nachtquartiere nach

aufregenden

als

Am

einem weniger

anstrengenden

Ritt.

März hatten wir wieder einen langen Marsch von früh 7 bis abends 8 Uhr durch äusserst unsicheres Gebiet, bei kaltem regnerischen Wetter; gestern Abend bereits hatte ich infolge der Erkältung beim Passiren des Wad Sus mir

28.

ein Fieber zugezogen.

Wir ritten erst in westlicher Pachtung bis zur Ortschaft Ida Menon meist durch bebaute und eingezäunte Felder, auch einzelne Partien von Arganwäldern. Hier verliess uns die Escorte, denn hier war überhaupt das Gebiet der Ho-

wara zu Ende und das Terrain, was lich anschliesst,

gehört

sich südlich

und west-

zu der mehrfach erwähnten

l)ereits

Wir wurden denn auch von einigen Leuin Empfang genommen und zunächst Pachtung durch einen ausgedehnten Wald südwestlicher in von Arganbäumen geführt; wir passirten hierauf eine aus Kalksteinen bestehende Hügelkette, und kamen dann in ein Kabvle Schtuga.

ten dieses

Stammes

überaus liebliches, weites, rings von Bergen eingeschlossenes Thal mit zahlreichen kleinen Ortschaften und Meierhöfen;

Gegend führt den Namen Konga.

diese

in westlicher Pachtung, wieder

mehr Beim Verlassen desselben und dem welcher Punkt

Jda Angeran

tarudanter Karavane,

mit

heisst,

die nicht

ihnen reiste und die den

Darauf ging

es,

über gebirgiges Terrain. Eintritt stiessen

geduldet

in die

wir

hatte,

üblichen Hauptweg

Ebene, auf die

dass

ich

gewählt

hatte.

Wir

ritten

in

südlicher Pichtung weiter,

parallel den

UcbersclireituDg des

Wad

westlichen A])lülngen des Gebirges;

Ferne,

319

zur Itechten. in weiter

noch einmal die blauen Fluten des

erblickten wir

Atlantiseben Meeres,

Raz.

das

auf lange Zeit

wir

nicht

mehr

Bei einer Grupi^e von Meierhöfen und Ort-

sehen sollten.

Namen IdaBussian führt, hielten wir und wurden von den dort wohnenden Scheluh der Kabyle Schtuga freundlich aufgenommen. Wir verbrachten hier die Nacht schaften, die den

in

grosser Beruhigung,

lichen Tlieil

hatten wir doch einen sehr gefähr-

und das Gebiet des

hinter uns

war nur noch eine Tagereise

Sidi

Hescham

entfernt.

März bot einen sehr langen und beschwerlichen 7 bis abends 8 Uhr, aber wir haben auch das marokkanische Gebiet definitiv verlassen und befinden Der

liitt

29.

von früh

uns bereits innerhalb der Grenzen von Sidi Hescham's Territorium,

also

auch

in relativer Sicherheit,

wie ich wenig-

stens anfangs glaubte.

Die Itichtung, die wir einschlugen, Avar im allgemeinen

Wir

eine südwestliche.

passirten eine Beihe von gutbevöl-

kerten Gegenden mit zahlreichen Ortschaften, wie Ait drim, Ait Midik,

mit

der Zauja Sidi Said

ben Meza,

WaAit

Lugan mit einem Marktflecken, überschritten hierauf den WadBogara. passirten, in südlicher Richtung weiter ziehend, einen Arganwald und kamen gegen Abend mit Dunkelwerden am Wad Raz an, der die nominelle Südgrenze des marokkanischen Reiches bildet.

Im Thale Vegetation,

au

dieses

wie ich

die Ueppigkeit

Wad

Raz

sie nie

Avar

eine

herrliche

vorher gesehen

der Tropenwelt

hatte

erinnerte.

üppige

und

die

Es müssen

hier local besonders günstige Verhältnisse herrschen, welche diese schöne Pflanzenwelt entstehen lassen; nirgends in

Ma-

rokko sah

ich eine

und

Kräutern,

farbenreichen

solche Fülle

von

kräftigem Gras

Blumen, schlanken Palmen und

allerhand Gesträuchen, wie hier. Es muss diese local so üppige Entwickelung ihren Grund haben in dem Wassei'-

Elftes Kapitel.

320 reichthum

der Gegend.

In

dem nmgebenden bewaldeten

Berglande entspringen eine Menge Quellen, der Regen scheint hier regelmässig und ausgiebig zu fallen und daher denn die kräftige Pflanzenwelt,

Die Passage des breiten und sehr tiefen Stromes, dessen Bett

infolge der letzten Piegengüsse

vollständig

ausgefüllt

Es war, wie erwähnt, war, schon dunkel, als wir am rechten Ufer ankamen, und ich hätte vorgezogen, hier die Zelte aufzuschlagen. Aber meine bot sehr viel Schwierigkeiten.

Leute drängten, und wol mit Recht, darauf, sofort überzusetzen,

da das Wasser noch im Steigen

eventuell mehrere

Tage warten müssten,

sei

bis

und wir dann sich das Wasser

wieder etwas verlaufen hat.

Es mussten nun werden;

dieses

die Tragthiere ihres

Gepäcks entledigt

wurde Stück für Stück von meinen

selbst

Schwimmer waren, hinübergeschafi't, wobei eine theilweise Durchnässuug der Waaren u. s. w. unvermeidlich war, und schliesslich wurden die ledigen Thiere Leuten, die recht gute

durch das sehr reissende Wasser getrieben. den, Maulthieren und Eseln ging

es,

Bei den Pfer-

aber die Kamele boten

Aber endlich nach mehrstündiger Arbeit bei verdecktem Himmel und völliger Finsterniss war Hier war es gelungen, alles aufs andere Ufer zu schaffen. grosse Schwierigkeiten.

der Boden ungünstig

zum Campiren,

Avir

mussten die Thiere

wieder beladen und zogen noch eine halbe Stunde landeinwärts, bis wir einen hochgelegenen trockenen

wo

Punkt fanden,

Hessen. Es war ziemlich spät, nach diesem ermüdenden Tagesmarsch das einfache,

sich die Zelte errichten

als wir

aus Kuskussu bestehende Mahl einnehmen konnten.

Die ganze Gegend sicherheit wegen,

da

ist

hier unbewohnt, offenbar der

Un-

Grenze zweier Länder

die

es die

ist,

nicht besonders miteinander harmouiren; aber eine schönere,

fruchtbarere Gegend hatte ich bisher nicht gesehen, und ich beoreife nicht,

warum

sich die Scheluh nicht eher hier an-

Wad

Kaz und

die römische ISrücke.

321

wo

siedeln, als iu ihren steinigen nnfrnchtljaren Gebirgen, sie

mühsam

etwas Gerste bauen können.

Der Punkt, wo wir den

Wad

Raz

passirten. liegt schon

ziemlich hoch, über 100 m, sodass das Gefälle bis zur ganz

nahen Mündung ein sehr starkes

Ueljerhaupt steigt das

ist,

Land vom Wad Sus an immer allmählich

m

nur gegen 100

Seehöhe (der W^ad Sus selbst nur 50 m).

dann aber erhebt grenze Marokkos schneidet,

an; Tarudant hatte

sich ist

mehr

bereits

und hier au der Süd-

das Terrain

das Plateau, welches der Fluss durchals

m

300

ül)er

dem

ge-

^Nleere

legen.

Wad

Es dürfte der fliessenden

Eaz von

des Atlas

südlich

allen

Gewässern der wasserreichste

da

sein,

alle

andern

zwar bedeutend breitere Flussbetten, aber eine unverhältnissmässig viel geringere W^assermenge aufweisen.

Am

März führte uns

30.

Avieder

langer Marsch in

ein

den

die Residenz des kleinen selbständigen Staates, der auf

Karten gewöhnlich net wird.

als das

Land

des Sidi

Hescham

bezeich-

strömendem Regen, stark durchnässt und

Bei

schon bei völliger Dunkelheit

trafen wir in

dem Städtchen

Ilerh ein.

Von uuserm Nachtquartier flussabwärts die

bis

führte der

den Römern zugeschrieben

Recht.

Denn

die

Weg

erst ein

Stück

zu den Resten einer gemauerten Brücke, wird,

wahrscheinlich

mit

Marokkaner, die in ihrem eigenen Lande

nur einige wenige Brücken

haben,

werden kaum hier

in

dieser entlegenen Gegend etwas Derartiges aufgeführt haben;

ehemalige Herrscher

benachbarten

von Sidi Hescham's Reich

Wad Nun

richtet, weil sich dies in

die

haben

die

AVad Draa, wenn man Lksz.

I.

zu.

langer Zeit dieser Fluss eine

Bedeutung gehabt haben

vom er-

der Volkstradition erhalten hätte;

Leute schreiben aber den Bau den Rumi

also schon vor sehr

oder

Brücke auch nicht

als der

es nöthig

Wad

Es muss grössere

Sus und selbst als der

gefunden hat. eine gemauerte 21

Elftes Kapitel.

322 zu

Iji'iicke

schlagen.

führte

hier eine verkehrs-

dem Süden;

diese lässt sich ver-

Üffenljar

reiche Handelsstrasse nach

folgen von den ehemaligen römischen Ortschaften

im nörd-

Marokko an über das erwähnte Qasr-er-Rumi im Atlas, die Iiuinen der alten römischen Stadt Gada hei Tarudant, die römische Brücke über den Wad Raz bis zu einigen Bauresten auf einem Berge bei Tizgi, hart am Nordrande der Sahara gelegen, auf die wir später wieder kommen und lichen

auch

die

als

römisch bezeichnet werden,

Jüngern portugie-

sämmtlichen erwähnten Ob-

sischen Ursprungs dürften die

welche an einer und derselben Handelsroute

jecte,

kaum

liegen,

sein.

Ein genaueres Studium der römischen Alterthümer Marokkos würde wahrscheinlich manches Interessante ergeben, und es ist gewiss zu bedauern, dass ein solches unter den

gegenwärtigen Verhältnissen nicht mit der nöthigen Sicherheit ausgeführt

werden kann.

Von der römischen Brücke

aus stiegen wir auf eine gut-

bebaute Hochebene, mit zahlreichen Meierhöfen gelangten

dann al)wärts auf eine

Bald

bald abwärts

auf-,

reitend

tiefer

kamen

besetzt,-

und

gelegene Ebene. Avir

an

den Fuss

einer langen Gebirgskette, die wir in Serpentinen übersetzten.

Darauf ging

es in südwestlicher

wenig bebautes hügeliges Terrain: wir den bisher eingeschlagenen

Weg

Richtung weiter durch

gegen 4 Uhr verliessen

nach Rerh, da derselbe

über die grosse Zauja führt und ich mich nicht der Gefahr aussetzen

und das Volk

in

Aufregung bringen wollte.

Auf

Seitenwegen gelangten wir endlich nach dem Städtchen, in

welchem das Hussein,

jetzige ()l)orhau])t

wohnt.

Der

letztere,

des kleinen Landes.

Sidi

von unserer Ankunft doch

schon unterrichtet, überliess uns einen Platz vor einer Moschee,

wo wir unsere

Zelte aufschlagen konnten,

und

schickte

zugleich Gerste und Stroli für die Thiere, später auch Kus-

kus für uns,

dazu aber ein Gerstenbrot,

wie ich es noch

Ankunft nie

so

schlecht

gesehen

323

in Ilerli.

dieses Präparat

hatte;

verdiente

Xamen Gebäck.

Wir waren freudig dass wir verhältnissmässig so gut aufgenommen

schon nicht mehr den ül)errascht,

wurden, denn nach allem, was mir unterwegs zu Ohren ge-

kommen war, befanden

wir uns

hier an einem sehr kriti-

schen Punkt der ganzen Expedition. nitez, l)iete

Mein Dolmetsch Be-

der die Urtheile der Araber über diese Nachbarge-

Marokkos genau kennt, meinte wiederholt, dass meine

Reise hier einen Abschluss finden werde,

keinen

vielleicht

Umkehr gezwundem benachbarten

gewaltsamen, aber jedenfalls würde ich zur gen werden.

Wad Nun

Man kennt

Beispiele,

Christen jahrelang

wo

in

gefangen

und

gehalten

erst

gegen Lösegeld freigegeben wurden; und Sidi Hescham sowie dessen Nachfolger seien noch schlimmer als die Scheichs

von

Wad

gen

Muna

(lies

Nun.

Die Uebersendung einer wenn auch gerin-

überraschte uns daher freudig, und Benitez hielt

für ein sehr günstiges Zeichen.

Dicht bei unserm Zelt hatten Araber aus der Wüste ihre Zelte errichtet; es

war das

erste mal, dass ich diese schönen,

etwas dunkeln Gestalten erblickte, und

schlanken,

fiel

mir

dabei auf, dass die Frauen das Gesicht völlig unverschleiert

Männer dasselbe etwas verhüllen. ziemlich hoch, mehr als 460 m über dem Meere, sodass wir vom Wad Raz aus gegen 360 m Steigung hatten. Die Bewohner sind Scheluh, aber man ündet hier schon auffallend viel Sudanneger; die im ganzen Sudan herrschende blaue Farbe der Kleidung fängt hier beliaben,

während

die

Die Stadt Ilerh

reits an.

liegt

Die Stadt dürfte einige hundert Häuser haben.

(Gleichzeitig mit

uns zog in Ilerh Scheich

Ogulmim (Wad Nun)

ein mit

Dachman aus

einem stattlichen wohlbewaff-

neten Gefolge.

Eine Stunde von der Stadt entfernt wird Sidi

Hamed ben Musa

abgehalten,

dreimal jährlich ein

zu welchem,

wie

erwähnt,

Ijei

der Zauja

grosser

selbst 21^^

Markt

aus weiter

Elftes Kapitel.

324

Aus Marrakesch sogar kom-

Ferne Händler herbeikommen.

men

die Kaufleute

um

nicht,

und scheuen den Weg über den Atlas

dann folgenden unsichern Howaragebiete hier Geschäfte zu machen. Es wurde mir gesagt,

und durch

die

dass Sidi Hescham, der Grossvater des jetzigen Fürsten Sidi

Hussein, eine Einrichtung getroffen, die wol geeignet schien,

den Besuch des Marktes zu heben;

Markt

in

denn einen berühmten

seinem Bezirke oder Lande zu haben

ist

für den

betreffenden Scheich nicht nur ehrenvoll, sondern vor allem

gewinnreich.

Sidi

Hescham habe

also allen zu

seinem Mu-

gar (berberischer Ausdruck für das arabische Soko) ziehen-

und Kaufleuten vollkommene Sicherheit des und demjenigen, welcher unterwegs ausgeWeges plündert worden war, den Verlust ersetzt, freilich habe er dann gleich einige hundert Reiter in das Gebiet, in welchem der Raub stattgefunden hat, geschickt, welche die Auslagen den Händlern

garantirt

mit reichlichen Zinsen wieder einbrachten.

Ob

es der jetzige

Herrscher wirklich noch so macht, weiss ich nicht; das Gerücht hat sich verbreitet, dass er es thue, und thatsächlich

scheuen sich Kaufleute

um

des

die Zeit

aus

Mugar mit

Marokko und Wad Sus nicht, vielen und zum Theil werth-

Waaren unbesorgt die Howaraländer zu durchziehen. Auf diesem Mugar, den ich übrigens nicht besucht habe, um allen Unannehmlichkeiten zu entgehen, findet man alle vollen

den Bazaren der Städte ausgebotenen Waaren,

die in

vor

wegen des Kamelmarktes. zum Verkauf und zwar vorherrschend Wüstenkamele; meine Absicht war auch hier, Kamele für die Reise durch die Sahara zu kauallem aber

ist

derselbe wichtig

Hier

kommen

fen.

Ich bedurfte

dazu

— 5000 Kamele

die Erlaubniss

von Sidi Hussein,

nun mit dem Delegirten desselVerbindung und begann die Verhandlungen über

und Hadsch ben in

zu jedem Soko 4

Ali setzte sich

Durchzug durch das Land, Escorte, Marktangelegenheiten Dieser Vertreter war der Secretär oder Chalif des u. s. w.

Verbaudlungeu mit

325

Sidi Hussein.

Sohnes von Sidi Hussein, der auch schon ein etwas bejahrter Mann ist und uns im Zelt einen Besuch machte. Die Bevölkerung

trat

schliesslich bettelten, besonders

sie

Frauen der Beduinen,

kamen,

ohne weiteres in mein Zelt

die

und

nur war

nicht feindlich auf,

zudringlich neugierig, insbesondere die

alles betrachteten

um Korallen und Silber-

wurde ich hier furchtbar geplagt mit ärztlichen Consultationen, besonders auch von Frauen. Sidi Hussein schickte einen Juden aus Wad. Nun mit Ebenso

schmuck,

dem

Auftrage, mich auszuforschen

Kommens

meines

zu

erfahren.

und den eigentlichen Zweck Der Jude verstand einige

Worte Spanisch und Englisch, Ich blieb dabei, dass ich Türke aus Stambul sei, betonte auch, dass ich weder Engländer noch Franzose

haben

sei,

denn vor diesen beiden Nationen

unbestimmte Angst,

die Leute die

als

dieser Seite ihre Selbständigkeit verlieren.

würden sie von Der Jude ging

und kam noch mehreremal wieder,

unbefriedigt fort

aber immer nur dieselbe Antwort.

erhielt

Schliesslich gab er seine

^'ersuche auf.

Dem Sohn machte ich

des Sidi Hussein,

ein

Geschenk,

der

bestehend

mich besucht

hatte,

einem Bevolver.

aus

etwas Rosenöl und Räucherholz. Ich fühlte mich abends nicht

besonders wohl;

wieder viel geregnet und der Aufenthalt in ten

und kalten

Zelt

hatte mir

es hatte

dem durchnäss-

eine Erkältung

mit

etwas

Fieber zugezogen.

Am

1.

April ging Hadsch Ali auf den Mugar,

mele zu kaufen; er

sieben Stück

Thiere,

als

mit,

gezüchtet

er gegen

um Ka-

Abend zurückkam, brachte

lauter gute,

kräftige,

verschnittene

vom Stamme der Tazzerkant und

schon die Reise in die Wüste gewohnt.

alle

Der Preis betrug

durchschnittlich 35 Duros per Stück, eigentlich nicht theuer.

aber für meine Verhältnisse doch viel; ich hatte gedacht, mit 20 Duros ein gutes Kamel hier zu l)ekommen. Ich habe

Elftes Kapitel.

326

nun

noch

drei

Stück

aber

auch

meine

und Esel zu verkaufen

Maulthiere

Pferde,

mitgeführten

miiss

nöthig,

suchen. Sidi Hussein hat sich bisjetzt nicht feindlich gezeigt, er

uns

lässt

Mugar mir

Unter dem A'olke

kaufen.

ungestört

auf

dem

herrscht freilich die Ansicht, es geschehe dies nur,

schliesslich alle

um

Kamele abzunehmen und mir dann den

Kopf abzuschneiden! Dieses Gerücht hat aber eine schlimme Wirkung unter meinen Dienern hervorgerufen. Ibn Dschilul aus Fäs, den ich für den besten und treuesten hielt, erklärte plötzlich, er müsse nach Fäs zurück und könne nicht so lange

von seinem Geschäft

Furcht.

Dann mag

ihn zu

fort;

dem

er hatte aber offenbar

Schritt noch die Ankunft

eines Scherifs aus Fäs veranlasst haben, den er

Der

begleiten will.

weite

ben Musa

Scherif,

angetreten,

Keise

nach Hause

wie so viele andere, hat die

um am

Grabe des

Sidi

Hamed

zu beten; letzterer gilt in weitesten Kreisen als

ein grosser Heiliger.

Am

folgenden Tage begab sich Hadsch Ali wieder auf

den Markt, fen

um

für die Reise nöthige Gegenstände zu kau-

und zu versuchen, meine marokkanischen Thiere zu Für das kleinere meiner Kamele aus Marrakesch

verkaufen.

erhielt ich 18 Duros, für das grosse, welches stark blessirt ist,

bot

läufig

man mir nur

12 Duros,

noch zu behalten beschloss.

sodass ich dasselbe vor-

Die beiden stark bles-

sirten Maulthiere fanden keinen Käufer, endlich erbot sich

ein Händler,

dieselben gegen

Waaren einzutauschen.

70 Paar Lederpantoffeln,

erhielt

gegen

Frauen

bestimmte, die ich weiter

meist

rothe,

Ich für

im Süden zu verwerthen

Den kleinem der Esel, ein Thier von seltener Ausdauer und Schnelligkeit, nimmt Ibn Dschilul mit bei Auszahlung seines Lohnes und zwar rechnete ich ihm denselben

hoffte.

zu 6 Duros an; den grössern Esel erbat sich der Secretär Sidi Hussein's als

Geschenk aus für seine Vermittlerdienste.

Vorliereituufjeii zur Wüsteureise.

Natürlich musste ich mir

ein

327

Verguügeu daraus machen,

ihm denselben zu schenken.

Der Scheich

Sidi

Hussein hat

sich

nach langen Ver-

Mann

handlungen bereit erklärt, mir einen

als

Führer mit-

zugeben bis zum Orte Temenelt, ungefähr zwei Tagereisen südlich von hier.

muss froh

sein,

Es

wenn

er das

aber ich

nicht viel,

dies freilich

ist

nur thut.

Je mehr

von

ich

dem Charakter dieses Mannes hier höre, um so unheimlicher kommt es mir vor und ich wäre froh, wenn ich das Gebiet dieses

Tyrannen hinter mir

hätte.

Der früher erwähnte Scherif aus ziehen, bis in die hat.

Das

ruhiger,

Tafilalet hat

sich be-

noch einige Tagereisen südlich mit

erklärt,

reit

ist

Gegend des Ortes

mir sehr

lieb,

Ischt, avo er

uns zu

Bekannte

denn der Mann hat sich

und

anspruchsloser Begleiter bewährt,

als

Bath

sein

wird gewöhnlich befolgt.

Das :ibcr

mir

Ziel

meiner Reise

ist

das noch nie besuchte Tenduf,

über die Art und Weise, wie wir hinkommen, bin ich vorläufig

noch

nicht

recht

klar.

Hadsch

sucht

Ali

Erkundigungen einzuziehen und Empfehlungsbriefe zu

er-

langen; so haben wir unter andern solche an den Scheich einer Araberkabyle Maribda, der sehr einflussreich sein

und

mit Tenduf, selbst mit Timbuktu in Verbindung stehen

soll.

Ich liess in Ilerh für uns alle, Ali's.

Kleider herstellen

aus

dem

mit Ausnahme Hadsch

hier

uud

überall üblichen blauen Baumwollstoft',

der

Aveiter

südlich

meistens

aus

England und Belgien kommt. Sehr weite Hemden (Toben), kurze Hosen und ein langes blaues Tuch als Turban, womit Koi)f

und das Gesicht zum grössten Theil eingehüllt werden.

Es dient das auch gleichzeitig dazu, sich etwas unkenntlich zu machen; die Frauen aus dem benachbarten Beduineuzelt Avurden mit der Anfertigung betraut und führten dieselbe sehr schnell und billig aus. Aveiteres sein

Hadsch

Ali,

der auch bis auf

Pferd noch behält, behielt die lichte marok-

Elftes Kapitel.

328

kallische Kleidung, da ich

ders gefährlichen

ihm erlaubt hatte

Gegenden

sich in beson-

Chef der Expedition auszu-

als

geben.

zum

Ich sah Sidi Hussein, wie er mit grossem Gefolge

Grabmal von Muhamed ben Musa ritt, um zu beten. Er ritt nahe an iinserm Zelte vorbei und nickte ein wenig, als wir grüssten. Es ist schon ein alter Mann, Neger, der aber Er unterhier wie ein ganz selbständiger Fürst herrscht. hält die

selbst

die

Armee von ungefähr 5000 Sklaven, alle Neger, Stämmen aus dem Sudan angehören, Ful-be (Fulani) sind darunter. Manche seiner Leute,

eine

allen möglichen

in

besonderer Gunst

standen,

trugen

dicke

Ringe in den Ohren, Geschenke des Scheich, er besonders zufrieden mit

Am

3.

dem

silberne

in Fällen,

wo

Betreffenden war.

April verliess der Scherif von Fäs Ilerh wieder

und mit ihm ging Ihn Dschilul zurück. Es war mir unlieb, diesen Diener zu verlieren, und auch er weinte bitterlich, als er sich verabschiedete.

Ich gab ihm meinen

Hund

den mir der österreichische Maler Ladeiii in Tanger

Andenken

mit,

zum

hinterlassen hatte, da ich fürchten musste, dass

das Thier nicht weiter nach Süden zu mitgenommen werden

kann, krank wird und erschossen werden muss. lul

versprach mir,

als

Wächter

in

das Thier gut zu halten

Ihn Dschi-

und dasselbe

seinem gepachteten Orangengarten zu be-

nutzen.

Der Abgang

dieses

Mannes, der einen gewissen Einfluss

auf die andern Diener gehabt hatte, wirkte auch deprimi-

rend auf

diese.

Ein anderer Diener, der von Marrakesch

mitgenommen war, Hess sich einige Duros Vorschuss geben, um angeblich auf dem Mugar etwas zu kaufen; er verschwand auf Nimmerwiedersehen. Auch der kleine Faraschi bekam Angst und bat, ihn zurückkehren zu lassen. Der Bursche hatte sich sehr hübsch

trefflich als Zeltdiener

alles herzurichten

bewährt, verstand

und wäre mir

sein Absanc;

329

Furcht meiner Dieuer vor der Weiterreise.

sehr

sich bereden, zu bleiben.

Rath Hess er

was

Avir,

Auf Hadsch

unangenehm gewesen. die

directe Veranhissuug

und Kaddur's Durch ihn erfuhren Ali's

zum Fortgehen

der an-

dern Diener gewesen war: Ihn Dschilul hatte aus der Form des Schulterbhittes eines Schafes herausgelesen, dass uns

Es wird dieser Knochen von gern zum Weissagen

Unglück passiren würde!

ein

^larokkanern

abergläubischen

den

benutzt.

und zwar

Eins meiner Pferde,

hatte aber eine grosse offene

ein

Wunde



sehr starkes



es

habe ich noch für

10 Duros verkauft, sodass mir von den von Marokko mit-

und

gebrachten Thieren nur noch. Hadsch Ali's Ross

Kamel

ein

Diese gedenke ich später zu verkaufen

übrigbleibt.

oder zu vertauschen. Ich hatte Scheich Sidi Hussein einige Geschenke gemacht





Säbel, Revolver, Rosenöl, Räucherholz u.

etwa in Werth von 100 Frs.

dem Vorgeben,

unter

brauchen;

aber

und versprach schicken. Er



s.

w.,

zusammen

die er anfangs zurückwies

wir könnten die Sachen später noch

schliesslich

acceptirte

er

doch

dieselben

uns, einen Empfehlungsbrief für

Temenelt zu

dann noch einmal den Brief des Sultans vorlesen, der offenbar eine gewisse Wirkung hatte. Ueberhaupt hat mir dieses Schreiben viel genützt, und ohne liess

sich

dasselbe wäre ich nicht

von Tarudant fortgekommen, ja

hätte wahrscheinlich diese Stadt gar nie gesehen.

nun morgen, am

4.

April, ernstlich fortgehen,

Es

soll

da wir hier

mehr zu suchen haben und der Älarkt sich auch seinem Ende nähert. Es ist keine Frage, dass das Benehmen des Scheichs

nichts

Sidi Hussein etwas zweideutig soll

man ihm

ist;

trauen oder nicht.

man

weiss

nicht

recht,

Er hätte offenbar gern

etwas gegen mich unternommen, aber der Brief des Sultans. vor

allem

die

grosse

schreckte ihn ab.

Zahl von Händlern

aus

Marokko

Die Gerüchte, welche entstanden Avaren.

Elftes Kapitel.

330 wollten nicht zur Rulie

kommen und

selbst

meine Dolmetscher

meinten, wir wären erst in Sicherheit, wenn wir weit weg von dem Territorium Sidi Husseins wären. Das Davonlau-

und gerade der entschlossensten, wirkte auf alle etwas unangenehm, und wenn es möglich gewesen wäre, so würden vielleicht noch andere mich auch verlassen haben.

fen der Diener,

Aber

die Aussicht,

noch einmal

die

Gefahren der Argan-

wälder im Howaragebiet durchzumachen, schien doch noch weniger verlockend als die Aussicht, in ein paar Tagen

vollkommen aus der Machtsphäre Als wir

am

Mannes zu

sein.

April vollauf beschäftigt waren, die Zelte

4.

abzubrechen und

dieses

die Thiere zu beladen,

kam

plötzlich ein

Bote von Sidi Hussein, der mir alle Geschenke, die ich ihm sowie seinem Sohn geschickt hatte, zurückbrachte. Er war

und verlangte meinen Hinterlader. Da ich nur dieses eine brauchbare Gewehr hatte, so musste ich den Wunsch abschlagen, aber unter meinen Leuten erregte das Zurückweisen von Geschenken eine grosse und

nicht zufrieden damit

auch

völlig

gerechtfertigte Aufregung.

Es bedeutet

hier in der Regel die grösste Ungnade, ja Feindschaft,

dies

und

wir sahen einigermassen besorgt der Entwickelung der Dinge entgegen.

Hadsch Ali suchte bei dem Secretär, der uns immer freundlich behandelt

und ihm

hatte,

die Angelegenheit

zu

ordnen

begreiflich zu machen, dass wir wenigstens ohne eine

gute Waffe eine derartige Reise nicht antreten könnten.

Es

Zorn etwas gelegt Warten den Empfehlungsnach langen schickte er denn hatte, brief für Temenelt, sowie einen Mann als Führer für einige

schien auch,

Tage.

dass

sich

Sidi

Hussein's

Ausserdem aber verlangte er von mir eine

schrift-

liche Bestätigung darüber, dass ich innerhalb seines Staates

volle Sicherheit genossen hätte,

und

dass er für alles, was

ausserhalb seiner Machtsphäre vorkomme, nicht verantwortlich

gemacht werden

solle.

Ich

stellte

ihm

ein

solches

ZweiileutigT'.s

Beuehmen

Sidi Hdssem's.

331

Schreiben aus; er schickte es zurück und verlangte, class In irgendeinem Winkel eines der Gees. gesiegelt werde.

päckstücke hatte ich auch etwas Siegellack; also wieder alles öffnen,

um

zu suchen,

und

wir mussteu

ich fand endlich

auch ein kleines Stück, aber kein Petschaft. Zufällig fand sich ein grosser Knopf von einem französischen Militärniantel oder etwas Aehnlichem, es war ein Adler darauf und benützte ich diesen

Knopf

endlich fortkommen

zu können,

zurückschickte und

eine andere

Man

als

Wir glaubten nun

Siegel.

er

als

Art zu

den Brief wieder siegeln

verlaugte.

benutzt nämlich nicht in Marokko Siegellack, sondern

befeuchtet das Petschaft leicht mit Tinte, und so mussteu

wir denn noch ein anderes Siegel machen;

dem Adler zufrieden. Während dies nun alles

zum Glück war

er mit

sehr

langsam vor sich

ging,

standen die Kamele bepackt da und eine Menge Menschen hatten sich versammelt, die sich offenbar über die Seccaturen, mit denen uns ihr Oberhaupt behandelte, höchlichst amusirten.

Endlich erschien auch der Manu, dienen

sollte,

der uns

Führer

als

und so konnten wir gegen Mittag aufbrechen,

nicht ohne Besorgniss für die Zukunft.

Den

welchen er mir abverlangt hatte, wollte offenbar Sidi Hussein benutzen, um gegenüber dem Sultan von Marokko gerechtfertigt zu sein. Er scheint es doch mit Brief,

diesem mächtigen Nachbar nicht verderben zu wollen, und

ausserdem spielten

jetzt

gerade Verhandlungen wegen ge-

wisser Handelsbeziehungen, auf die später

zurückgekommen

werden muss, bei welcher Gelegenheit der Sultan dem

Sidi

Hussein werthvolle Geschenke gemacht hatte.

Im übrigen kann

ich

Glück sagen, dass ich

gekommen

bin und

in so

nicht

war bisher noch kein

bei

alledem

noch

von

grossem

wenigen Tagen von Ilerh forthingehalten wurde. Es

länger

Christ hier

gewesen;

gewiss

haben

Elftes Kapitel.

332 Avir es

auch dein Umstände

i'icliteu

konnten

kommen, wo ein

zti

verdanken, dass wir es ein-

gerade zu einem

,

eine

grossen Jahrmarkt

zu

Menge Menschen zusammenströmen und

etwa mir zugestossenes Unglück sehr schnell nach allen

Richtungen hin bekannt geworden wäre.

Ich bin überzeugt,

dass Sidi Hussein mich nicht aus Gutmüthigkeit sein

und dass nur

passiren Hess,

ein

Land

Zusammentreffen äusserer

Umstände ihn veranlasste, so zti handeln. Die Bewohner des kleinen Freistaats sind Berber, und zwar gehören

zur Kabyle Tazzerult; ein kleiner, nicht

sie

immer Wasser führender Fluss gleichen Xamens nördlich von

dem Meere

dem

zu.

und enthält nur sein

weiss

etwas

Sitze des Scheichs, der Stadt Ilerh vorbei,

Das Gebiet

dieser

Kabyle

ist

nicht gross

einige wenige Ortschaften; aber Sidi

trotzdem

Marokko zu

fliesst

halten.

sein

Hus-

Ländchen ganz unabhängig von

Ilerh selbst liegt auf einem rings von

Bergen umschlossenen kleinen Plateau und enthält ausser den zahlreichen Soldatensklaveu nur einige tausend BeAvohner.

Ihre Hauptbeschäftigung

bereisen

sie

ist

der Handel, und zwar

vorherrschend die Grenzgebiete zwischen Wüste

und Atlas, also die Länder am Draa, Nun; aber auch weiter nach Süden,

Wad bis

Sus und

nach Timbuktu

ziehen die Leute der Kabyle Tazzerult, indem

vermiethen zum Transport von Waaren. wird hier stark betrieben,

der grosse Markt (Mugar), zu

dem

sie

Kamele

Die Kamelzucht

und Thiere von

werden gern genommen. Die Haupteinnahmequelle aber für

Wad

dieser

Sidi Hussein

Kabyle bleibt

jährlich viele hundert

Leute aus der weitern Umgebung zusammenströmen. Das Ländchen ist das kleinste von den verschiedenen selbständigen Staatswesen in diesen Gegenden, aber Sidi Hussein ist

der angesehenste und einflussreichste der Scheichs; er

ist

Nachkömmling einer alten kaiserlichen Familie, die einst in Marokko herrschte, und vor allem wird er respectirt der

Da- Land de« als der

Xaclikomme

Heiligeil,

um

Sidi

Muhamed ben

zu dessen Grabmal

333

Sidi Heschain.

]Miisa"s,

des grossen

Tausende wallfahrten,

jälirlieli

dort ihr Gebet zu verrichten.

Das Land reichlich fort;

ders Kupfer

fruchtbar,

ist

die

und

und Gerste und Weizen kommen

Berge enthalten werthvolle Erze, beson-

Silber,

und einzelne Gelehrte wissen auch

mit Hülfe primitiver chemischer Kenntnisse diese

Metalle

darzustellen; die Ausbeute ist aber eine sehr geringe.

Das etwas südwestlich steht

in

gelegene

engen Beziehungen zu

Sidi

Ländchen Wad Nun Hescham, hat aber

und wie erwähnt, zog Scheich Dachman von Wad Nun gleichzeitig mit mir in Herh ein. Wad Nun war früher enger mit Marokko verknüpft, und der Sultan erhielt einen jährlichen Tribut; gegenwärtig ist das Land eigene Scheichs,

aber selbständig.

Der Scheich von

Wad Nun

hat

wiederholt Europäer

jahrelang gefangen gehalten und erst nach einem grossen

Lösegeld freigegeben.

Am

bekanntesten

Gefangenschaft eines Engländers

W.

ist

die achtjährige

Butler, der

vom Jahre

18G6 bis 1874 sich daselbst aufhalten musste. Marokko und

Spanien vereinten vergeblich jahrelang ihre Bemühungen, die Freiheit des

ber 1874

gelang

Mannes zu erlangen, und es

infolge

der

erst

geschickten

im SeptemBehandlung

der Angelegenheit durch den spanischen Consul in Mogador, Dr. Jose Alvarez Perez, Mr. Butler zu befreien.

von

Wad Nun

erhielt

ein

Der Scheich

Lösegeld von 27000 Duros von

Davon musste Marokko den grössten Theil zurückerstatten und ausserdem für den Engländer als Schmerzensgeld eine grössere Summe erlegen. Der Sultan Hess dann allerdings einige der Vornehmen von Wad Nun einsperren, erzielte damit aber nur ein fast vollständiges Abbrechen der Beziehungen zu diesem Küstenstaat, und da er nicht die Macht besitzt, um grössere Truppeumassen dahin zu

Spanien.

schicken, so beschränkt sich das »anze Ansehen in

diesen

Elftes Kapitel.

334

Die Nach-

Grenzgebieten auf seine Eigenschaft als Scherif.

kommen von

Sidi

Hescham behaupten

sogar,

grösseres

ein

Recht auf den marokkanischen Thron zu haben

als

Muley

Hassan.

Der wichtigste Ort

in

Wad Nun

ist

die Stadt

Ogulmim,

von dem Franzosen Panet und später von dem Spanier

die

Gatel l)esucht und beschrieben

worden

Sie

ist.

GCH)

soll

Häuser enthalten mit gegen 3000 Seelen; auch eine Mellah ungefähr

mit

100 Judeufamilien

Man

existirt.

findet

dieser Stadt vielfach Holzarbeit an den Häusern, in jenen

häufig

was sonst

Ländern nicht üblich und auch nicht möglich

Es kommt das daher, Schiffbrüche

ist.

der nahegelegenen Küste

an

dass

in

Das Meer

stattfinden.

ist

dort

weit

hinaus versandet, und Schifte wurden früher sehr häufig auf

Sandbank getrieben, um willkommene Beute der Bewohner von Wad Nun zu werden. Ehemals verkaufte man die

sogar die Schiflsmannschaft

als Sklaven.

Mit den nahe gelegenen spanischen Canaren hat sich im

Lauf der

men

Zeit ein Verkehr entwickelt,

öfters bis

an die Küsten des

Mehr bekannt ders, sich

Wad Nun

Unternehmen, wie

Nun.

neuerdings der Versuch eines Englän-

im südlichen Theile von

festzusetzen, ein

von

ist

und Fischerboote kom-

Wad

in

Wad Nun, am Cap welchem sowol

Dschubi,

die Scheichs

auch Sidi Hussein von Ilerh und der

Sultan von Marokko eine Rolle spielen.

Der amerikanische

Generalconsul in Tanger, Mathews, hat diese Angelegenheit

genau verfolgt und dieselbe Bereits im Jahre

verlief in folgender

1872 hatte der Engländer Mackenzie,

ein Ingenieur, die Küstengebiete südlich des

Reiches besucht und

Weise:

marokkanischen

mag damals schon den Plan

zu seinem

im Jahre 1878 angefangenen Unternehmen gemacht haben. Mackenzie wählte einen ganz verlassenen Theil der Küste, Aveit

weg von jedem bewohnten Punkte, um zu landen. Von

hier aus trat er in I'ntorliandluugen mit zwei Ijenachbarten

Haudelsuuteruchmunoeu Scheichs,

Diese besorgten ihm nun

Bevölkerung besassen.

ü])er die

Producte,

Gummi, Wolle

u.

335

Dscliubi.

doch einen gewissen Einfiuss

obgleich arm,

die,

am Cap

w.,

s.

und

zu einem verhältnissmässig hohen Preise,

er kaufte dieselben

um

Araber auf-

die

zumuntern, grössere Quantitäten herbeizuschaffen, oder auch vielleicht, weil er die

Waaren

überschätzte.

Die Hauptsache

Engländer hier eine Station errichten zum Zweck der Einfuhr britischer Manufac-

für Mackenzie

zu

Avar,

als erster

turen.

Im

Juni 1880 Hess

kommen,

Schiff

von den Canarischen Inseln

er

ausgerüstet mit allem,

In der Zwischenzeit errich-

einer festen Station nöthig war. sein

er

tete

ein

was zur Erbauung

Lager auf einem Hulk, einem abgetakelten

Schiffe, welches in kurzer Distanz

vom Ufer

entfernt lag.

Kanonen und war auch

gleichzeitig Der Hulk enthielt einige zum Bewohnen eingerichtet. Der Sultan von Marokko erfuhr von dem Plan und gab sich

Mühe, denselben zu

er fürchtete, nicht mit

vereiteln;

Unrecht, dass ein grosser Theil des Handels, der jetzt nach

Marokko

gelit,

sich hierher

wenden könnte. Anfang 1880 Mogador Unterhand-

eröffneten einige englische Kaufleute in

J>eute entsendet giren,

von

mit den Scheichs

hingen

um

wurden,

und dieselbe war

in

Wad

Nun, von denen fünf zu

die Angelegenheit

bestem Fortgange,

arran-

als ein

Zwi-

schenfall eintrat.

Eine londoner Firma,

die

sich mit einigen

Häusern

in

Dampfer ,,Anjou" aus. belud ihn mit Thee, Zucker, Baumwollwaaren, Provisionen, Bauholz, Schwefel, Pulver und Waffen, und schickte denselben zunächst nach den Canareu. Hier nahmen sie einige Marokkaner aus Mogador auf, die früher dahin ge-

Marseille vereinigt hatte, rüstete den

schickt

worden waren,

um

den Verkehr mit den Einheimi-

schen der gegenüberliegenden Küste zu

befand

sicli

unter diesen Leuten

eröffnen.

ein Maini.

Zufällig

der auch

im

Elftes Kapitel.

336

Dienste derjenigen Engländer" gewesen war, welche mit den Scheichs

vom Wad Nun Verhandlungen angeknüpft

hatten.

Dieser verrieth nun das ganze Unternehmen seinen frühern

Mogador, welche

Chefs, den englischen Kaufleuten in

eiligst

Letzterer schickte schleu-

den Sultan liiervon verständigten.

Geschenken an Sidi Hussein

nigst eine Mission mit reichen

den mächtigsten der Scheichs in seinen Ländern mit der

als

Aufforderung ab, die Landung des „Anjou'' zu verhindern. Als nun der

Dampfer

der Küste bei Sfuy,

sich

kleinen Fluss au der Küste bei der Kabyle Ait

einem

Ba Auran,

näherte, erblickten die Engländer die ganze Küste voll von

zum Herankommen

bewafineten Menschen, welche

aufforder-

Die vorsichtigen Engländer thaten das aber nicht, son-

ten.

dern schickten einen

Mann

aus,

um

sich

zu informiren.

Dieser brachte die Nachricht zurück, dass einige Scheichs die

Engländer eingeladen hätten, mit ihnen

in

Verhandlun-

gen zu treten und zu dem Zwecke ans Land zu kommen; Sidi Hussein

erklärte nun,

infolge

der Geschenke seitens

des Sultans, dass er die Unterstützung eines Unternehmens

ablehnen müsse, wodurch

sein

benachtheiligt werden konnte.

Verwandter und Souverän Diese Antwort verursachte

unter den anwesenden kleinen Scheichs einen lebhaften Streit,

wobei die verschiedenen Parteien schliesslich zu den Waffen griffen.

man

Als

sich,

man

das

vom

Schiff aus

bemerkte, entschloss

das Unternehmen fallen zu lassen und nach Mo-

gador zu segeln, wo ein Theil der Waaren gelandet, wäh-

rend Schwefel, Pulver und Waffen zurück nach Marseille geführt wurden.

Zu

gleicher Zeit Hess der Sultan das Gerücht ausspren-

gen, dass er den Hafen von Agadir, südlich von Mogador,

den europäischen Kaufleuten öffnen werde. Ankerplatz an der Küste

;

Es

ist

der beste

aber, wie schon öfters, erwies sich

das Gerücht als falsch und nur darauf berechnet, die Auf-

merksamkeit von etwas auderm abzuziehen.

.

Hauclels -tatidii au der atlaiitiselieu Küste Marokkos.

Marokko bestän-

Seit dieser Zeit suclito der Sultan von

im Wad Nun eine Gäniiiu uehmen von Mackeuzie. nud

zu erhalten gegen das Unter-

dij::

Holzgebäude, -welche

die

niedergebrannt

veranlasste

am Cap

kam

um

trotzdem

um

Anlage von Hafendämmen, ^Vaarcn zu erleichtern

waren,

infolge

dessen

al)er später wie-

Unternehmen hier durchzusetzen.

sein

zurückgebliebenen Leute

Seine

dass

erriclitet

kehrte

auf einige Zeit nach England zurück, der,

schliesslieli,

Dschubi

Mackenzie

wurden.

337

und

sich mit der

beschäftigten

das Löschen und Laden der

die Schiffe

gegen die Brecher

zu schützen.

Es

keine Frage, dass eine solche Handelsstation für die

ist

Länder südlich des Atlasgebirges von grossem Nutzen sein würde, könnten doch die Bewohner ihre Producte viel schneller

und

leichter verwerthen.

Weg

schweren

als

es

durch den langen und

nach Marokko geschieht.

Einwohner dieser Länder

es vorziehen,

einen regelrechten Handel zu treiben,

El)enso werden die

mit den Euroi)äern als

der

fanatischen

Hartnäckigkeit des Sultans zu Liebe auf diesen Gewinn zu Letzerer suchte ihren religiösen Fanatismus zu

verzichten.

während

erregen,

die eigentlichen Motive andere

waren; er

wollte die Schädigung seines Handels vermeiden; die klugen

Berber von

Wad Nun und

Sidi

Hescham werden

sich

ver-

muthlich nicht lange in dieser Weise hintergehen lassen, und

suchen jetzt schon den Handel und Verkehr im Lande zu heljen.

So

schaffen,

hat Sidi Hussein

dass

der Zauja Sidi

jetzt

die unerhih'te

Neuerung

ge-

auch Juden zu dem grossen Mugar in

Muhamed ben Musa kommen

ZAveifellos eine sehr liberale

dürfen; es

ist

Neuerung, die aber dem Scheich

nur zum tinanziellen Vorthcil gereichen wird. Jeder der mehrfach erwähnten kleinen Staaten hat eine Anzahl Judenfamilien, die hier erbgesessen sind und ihren

Wohnort laul)niss. Lenz.

I.

nicht wechseln.

Sie

müssen natürlich für die Er-

zu wohnen und Handel zu treilxm, zahlen, geniessen •>>

Elftes Kapitel.

338

aber sonst Schutz und Freiheit, scheinen auch nicht derart

bedrückt zu werden wie

Orten ^Marokkos.

in einigen

Die Länder "VYad Nun, Sidi Heschani. sowie die Oasen-

gruppe von Tekna werden von einer grossen Zahl von Berberkabylen l)ewohnt und sind ziemlich gut lievölkert.

Handels-

stationen an den unabhängigen Küstengelneten südlich von

Agadir würden, wie erwähnt, für diese Stämme von grossem Yortheil sein, würden aber gleichzeitig den Handel von

und den vom Senegal schädigen.

rokko

Gummi,

die Wolle,

vanen,

Weg nach

weiten

hier ein

Straussfedern

u.

bequemes Absatzgebiet haben, und

Marokko

am Cap Dschubi

der That schickte denn

Gouverneur sich

über

auf

als

dem

würden

auch das französidas Festsetzen

l)eunruhigt waren.

Li

auch im Jahre LS81 der damalige

Saint-Louis

in

die

w.

es ist begreiflich,

sche Gouvernement von Senegamltien durch englischer Häuser

s.

Saint- Louis oder Mogadoi' führen,

dass sowol der Sultan von

Ma-

Zahlreiche Kara-

Ausdt'huuug

ein Schiff in diese (iegend,

um

intormiren

zu

dieser

Station

lassen.

Ein grosser Uel)elstand wird

freilich

immer

Ijleiben,

dass die Küste ausserordentlich schlecht

nämlich,

der

und das

und gefährdet ist; die ^'ersandung hat infolge der durch Winde aus der Wüste hergeführten Saudmassen sowie durch das Mitführen von Sandmassen in den Flüssen bedeutende Dimensionen angenommen und nii'gends Landen

ei'schwert

betindet sich ein nur einigermassen geschützter Hafen.

An-

Nähe der Ganarischen Inseln von grossem könnten Entrepots von Waaren tn-richtet und

dererseits ist die

Yortheil; hier in

kurzer Zeit in kleinern

Scliiffen

an die gegenüberliegende

Küste gebracht werden.

Es

ist

mehrfach

der

marokkanische Hafenplatz Agadir

genannt worden, der ungefähr 140 gelegen

ist.

Guortquessem

Dieser Ort, liiess.

bildet d(Mi

km

südlich von

Marokko

Leo Africanus südliehen Küstenpunkt des

der zur

Zeit des

339

Der Hafeu Agadir. lieichs,

inarokkaiiisclieii

abwärts hat der Sultan

deim

in

den Küstenstreckeii weiter geringen Einfluss.

nur noch

Stadt bildet eine natürliche Festung,

mehr

200

als

m

indem

Die

auf einem

sie

hohen Felsen gelegen und auch noch künst-

Hch durch Mauern und Batterien befestigt ist. Die eine dieser Batterien befindet sich am Fusse des Berges, dicht

am Meere und war

ursprünglich liestimmt, eine Quelle mit

gutem und reichlichem Wasser zu schützen; sie beherrscht auch den Zugang zu der Festung sowol von Norden wie von Süden her. wie auch die Bai. Der Hafen von Agadir ist der beste von allen marokkanischen Meeresplätzen, lassen.

Der Ort

zählt nur

ist

ist

aber

überhaupt

gegenwärtig öde und ver-

jetzt

ganz in Verfall gerathen,

noch einige hundert Bewohner, ausschliesslich Mau-

ren nebst einigen Judenfamilien.

Der Platz hatte schon vor Jahrhunderten samkeit der seefahrenden Nationen, giesen viele

und Spanier erregt;

Punkte

in

die

besonders

Aufmerk-

der Portu-

erstere besonders, welche schon

Marokko besetzt hielten, suchten sich desund unter König Emanuel gelang es

selben zu bemächtigen,

denn auch den Portugiesen,

die

Festung zu erobern (1503).

Der Ort blühte infolge dessen schnell wenigen Jahrzehnten,

als die

auf,

aber schon nach

Macht der Portugiesen, welche

den Platz Santa-Cruz nannten, schwand und dieselben schon Saffi und Azimur abgetreten hatten, verliesseu sie auch Agadir; es geschah dies, noch ehe der portugiesischen Herr-

Marokko durch die Schlacht von Qasr-el-Kebir Am Fusse des (1574) für immer ein Ende gemacht Avurde. Berges hatten sie das Städtchen Fouki errichtet, und die Kanonen der Portugiesen liegen jetzt noch dort. Unter dem bedeutenden Sultan Muley Ismail hatte Agadir den Höhepunkt seiner Entwickelung erreicht und Ijilschaft

in

dete eins der wichtigsten Handelscentren.

Bab-es-Sudän. Pforte zum Sudan, und

alle

Man

nannte es

von dort kom22^^

Elftes Kapitel.

340

Der steigende Wohlstand der Bevölkerung und der Einfluss, den dieselbe geAvann, erregte aber das Mistrauen und die Eifersucht der S})ätern Sultane, und Sultan Muhammed suchte und fand inenden Karavaneu zogen

hier

ein.

eine Veranlassung, die Stadt zu züchtigen

und zwar

Um

für immer.

eine

und zu verderben,

Empörung zu unterdrücken,

rückte er mit einem grossen Heere an, lockte den Gouver-

nahm

neur durch Versprechungen heraus,

gefangen und eroberte dann die Stadt.

ihn aber gleich

Die dort ansässigen

Kaufleute wurden in das eben erst errichtete Mogador verwiesen,

und

so

war Agadir

Seit dieser Zeit ist der

Punkt wieder zu

Hafen von Agadir

wiederholt

Schiffen verschlossen;

legt worden, diesen für

Mogador aber auf Kosten Höhe gebracht.

ruinirt,

dieser alten Handelsstadt in die

ist

allen

den Sultanen nahege-

Handel und Schiffahrt

öffnen,

er

fremden

so wichtigen

würde ohne Zweifel, eben

sei-

nes guten Hafens wegen, bald wieder aufblühen, aber ver-

Das Gerücht

geblich.

wurde nur

den Vertreter etwas

man

hat

ist

aufgetaucht,

wiederholt

absichtlich verbreitet,

um dem Drängen

nachzugeben,

den

aber es

der frem-

ernstlichen Willen

nie gehabt.

Neuerdings findet sich häufig die Nachricht, Spanien verlange die endliche Auslieferung eines Hafenplatzes, der ihm

im Jahre 1860 beim Friedensschluss zugesprochen worden ist und der Santa-Cruz de Marpequena genannt wird. Es darf dieser Punkt nicht mit der oben erwähnten Festung Agadir, die noch auf marokkanischem Gebiet liegt, verwechselt

werden.

Spanien

hatte sich 1860 ausdrücklich Santa-

Cruz de Marpequeüa ausbedungen, zu haben,

der

in

der

um

einen Fischereiplatz

Nähe der Cauarischen

Inseln liegt.

um

die Angegekümmert und erst seit einigen Jahren besinnt man sich, dass man in Marokko einen Küstenpunkt sammt umliegendem Terrain zu bekommen habe. Spanien hat vor Seit

jener Zeit

legenheit

hat sich aber Spanien nicht

Santa-Cniz de Marpequena.

au dieser Küste zahlreiche Besitzun-

fast vier Jahrbiinderteii

geu gehabt, die aber

wieder verhören gingen.

])akl

man nun

innerung daran beansprucht

auf,

den Besitz von Santa-Cruz de ^Marpequena zu setzen,

aber ein spanisches Kriegsschiff kam,

als

In Er-

einen dieser ehemals

Der Sultan forderte Spanien

besessenen Küstenplätze. sich in

341

nahm die Bevölman wieder um-

kerung eine so drohende Haltung an, dass Seitdem sind wiederholt Versuche beim Sultan ge-

kehrte.

macht, seinen Einfluss geltend zu machen, aber der Sultan

Das Merkwürdigste aber ist, dass man gar nicht wusste, wo dieses Santa-Cruz de Mar-

hat eben hier keinen Einfluss.

liequena liegt oder gelegen

Bord,

sehr

eine

die

dem

zwischen

28.

und

20. Breitengrad

Wad Nun

den Einheimischen Asaka

Wad

Es

Draa.

Schibaka,

ist

und der Mündung des

de Marpequena

an

der

Mündung

herrschte;

des

Wad

28' nördl. Br., also eine Stelle, die sehr nahe

'28°

den Canarischen Inseln

Es

gemacht hat, uuge-

scheint, dass keine Einigkeit der Ansichten

sehen darin die Gegend

viele

Commission an

(welcher Fluss ül)rigens

heisst)

Lage von Santa-Cruz

ül)er die

lich,

schickte 1878 ein Schiff

genaue Küstenaufnahme der Strecke

Gegend zwischen

fjlhr die l)ei

Man

ist.

..Blasco de Garay", mit einer gelehrten

;ius,

liegt.

aber unter den gegenwärtigen umständen unmög-

dass der Sultan den Platz übergeben kann, da er nicht

darüber disponirt, und die Spanier müssen einfach mehrere Kriegsschiffe dahin entsenden

und versuchen, dort eine StaDie Bewohner wer-

tion mit Militärbedeckung zu errichten.

den sicher

im x\nfang sehr feindlich auftreten, da

es

nur

an die absoluteste Freiheit gewohnte Araber- und Berberkabylen

sind,

und

es ist sehr die

sprechend sind dem Gewinn und

Frage, ob die Opfer entVoi-theil,

welchen Spanien

aus einer solchen ganz entlegenen Station haben kann. es sich

um

Wenn

das grosse Agadir (auch Agadir Iguir genannt)

liandelte. so

wäre dieser Ort wo] eines Opfers

wertli.

Z^^

OLFTES KAPITEL.

MAROKKO ALS

STAAT.

— Das Land Marokko. — Klima. — Nördliches und südliches Marokko. — Flüsse. Küste. — El-Gliarb. — Bevölkerung. — Zahl derselben. — Islam. Sprache. — Berber. — Araber. — Maureu. — Hispanische Juden. Negersklaven. — Christen. — Staatswesen. — Dynastie. — Geschäftsführuug. — Sidi Musa. — Staatsgrundgesetz. — Gerichtsbarkeit. — Kadi. — Adel. — Getauguisse. — Verwaltung des Landes. — Amelät. — Amil. — Amin. Die mohammedauisclien Staaten Nordafrikas.

— — — —

Lage.

Die Xordküste

des

afrikanischen Contineuts gehört in

jeder Beziehung zu den gesegnetsten Theilen der Erde, und es ist kein

Wunder, dass hier schon vor Jahrtausenden

sich

zu jener

Zeit,

ein reiches Culturlehen entwickelte. als die

sten ins

Südküste der Mittelländischen See

bis

zum

äusser-

Westen hin mit zahllosen blühenden Colonien weit

Land

hinein bedeckt "war, reichte der heisse, alles töd-

tende Wüsteugürtel noch nicht so da,

Freilich,

wo

jetzt

"weit

nach Norden; und

gelber Wüstensand ausgedehnte Flächen be-

deckt, oder von

Wind

zu mächtigen Dünenreihen aufgewehte

Fortkommen erschwereu, standen Sandmassen Die grosse Waldungen und üppige Getreidefelder. das

ausgetrockneten

Flussbetten

führten einst

mengen dem Mittelländischen Meere

zu,

einst jetzt

grosse Wasser-

Flusspferde und

Krokodile belebten die Flüsse, und der afrikanische Elefant,

von

T

den klugen Karthagern

zwecken benutzt,

abgerichtet

und zu Kriegs-

fand damals in Ländern seine Existenz-

I)ie

beJiuguugeu,

a4o

mohammedanisclieu Staaten Nordafrikas.

heute nur etwas trockenes Haifagras sein

avo

genügsames Dasein

fristet.

Das milde Klima,

die

Fruchtbarkeit des Bodens,

Reichthum der Bevölkerung lockte

alle

der

grössern unterneh-

mungslustigen Völker in jene Länder. Heute sind es noch die Araber, welche numerisch die hervorragendste Holle

und herrschendes Volk sind Der europäische Einfluss ist in

spielen, aber ein selbständiges

überall.

dieselben nicht

Frankreich hat sich

beständigem Wachsen begriffen.

einem halben Jahrhundert neuerdings mit Tunis ein

Land

nicht

mehr

noch

Zeit

aber

in

Italien,

getroffen, sodass dieses

ein A'asallenstaat der

Bepublik

französischen

der

Algerien festgesetzt

in

Abkommen

einem

Osmanen, sondern

Tripolitanien

ist.

zur

steht

zur

Abhängigkeitsverhältniss

gekränkt durch die

bitter

seit

und hat

Pforte,

von

Occupation

hier einmal eine Bolle zu spielen;

Tunis, rechnet darauf,

Aegypten wird von England reformirt; bleibt nur das im äussersten Westen, am Atlantischen Ocean gelegene Marokko, welches noch einen eigenen, selbständigen Herrscher hat.

Es

ist

bekannt, dass die viele Jahrhunderte andauernde

im Stande ge-

Herrschaft

des Islam in Nordafrika

wesen

jene Länder auch nur in einen

ist.

blühenden Zustand zu bringen, besessen hatten.

ländischen

romanischen, sein,

hier

der

besonders thatkräftig

modernen

der

in

so

südeuropäischen,

einzugreifen

und

die

einzuführen;

Civilisation

was der Islam nicht einmal zu erhalten, heben und

annähernd

ihn dieselben dereinst

Es muss die Aufgabe der jetzigen abend-

Culturstaaten,

Errungenschaften

als

nicht

viel

weniger zu

Aufschwung zu bringen im Stande war. muss

das Christenthum thun.

Auch Marokko

Avird sich

auf die Dauer

nicht

halten

können, und vorläufig beruht die Selbständigkeit des Landes auf der Eifersucht zwischen England, Frankreich und Spanien.

Viele Einzelheiten sind

schon über die dort

lierr-

Zwölftes Kapitel.

344

im Naclifolgen-

seilende Miswirthschaft veröffentliclit wordeu,

deu mag

und der Hülfs-

eine Schilderung der Organisation

quellen eines Landes Platz finden, das

in

nicht zu langer

mehr in den Vordergrund treten Avird als bisher. Eine Menge Daten, von denen viele nicht bekannt sein

Zeit

dürften, erhielt ich von befreundeten Landsleuten, die sich seit

längerer Zeit in

nochmals dafür

Dank

Marokko aufhalten und denen gesagt

hier

sei.

DAS LAND. Das Land, welches städte und Residenzen die

Araber

Abendland,

aber

die

als

Europäer nach einer der Haupt-

seiner Souveräne

Maghreb

-

el -

Marokko nennen,

aksa

the far west) bezeichnen,

(das

entfernte

gehört durch seine

Lage sowol als durch seinen Bodenreichthum zu den bevorzugtem der Erde. Lnmittelbar an den Pforten der civilisirten Welt lebend, kann der Bewohner von Marokko in wenigen Tagen Frankreich,

England, Italien und selbst Deutschland erreichen, die marokkanischen Hafenplätze auch für den

während

Verkehr mit Amerika ungemein günstig gelegen sind. Es ist daher nur seiner systematischen, schon Jahrhunderte

währenden Absonderung von Europa und der commerziellen und geistigen Bewegung der civilisirten Welt zuzuschreiben, dass sich in ^Marokko noch Zustände und Verhältnisse vortinden, welche hinter das ]Mittelalter zurückgehen, und dass dieses

Land den

gebildeten Nationen weniger bekannt

als die entlegensten Theile der

derartige Abschliessung richtiger fand sich

ein

gt^gen

Neuen Welt. alles Fremde

Analogon nur noch

findet, in

Marokko

ist

oder

China und

Korea, wo gegenwärtig aber schon ein grosser Schritt Bessern gemacht

ist

Li Bezug auf

zum

ist.

bedeutend

grJJsser als

das Deutsche Reich,

und wird sein Flächeninhalt auf mehr als 800000

qkm

an-

Das Laud

Zwischen dem 27. und 36. Breitengrade liegend,

gegeben. erfreut

es

sich,

wenigstens in

eines gemässigten,

seinem nördlichen Theile.

noch

durch

Marokko

in

bei

Ländern unter gleicher grosser

weitem niedriger

und hoher Gebirge

jedenfalls sehr

günstig

sowie

]Meeren ist

in

als

in

andern Existenz

die

klimatischer Beziehung

das Land.

für

Winde vom

Die ausserordentlich lange

Breite.

an zwei

Küstenentwickelung

die

Die mittlere Tempe-

Atlantischen Meer her gekühlt wird. ist

eines sehr gesunden

im allgemeinen aber

dessen Temperatur

Klimas,

ratur

345

Ma,L;lu-el3-el-aksa.

Ausführliche

und

genaue Beobachtungsreihen von Temperaturen gibt es aus

Marokko nur von sehr wenigen Punkten; am bekanntesten sind die Temperaturmessungen des frühern französischen Es ergibt sich Consuls Beaumier in Mogador (Suera). diesen

für

Platz

und

der Temperatur im Laufe eines Jahres

halb versucht

gewesen,

Lungenkranke zu

Stadt

diese

Es

empfehlen.

man

des-

allerdings viel

richtig,

geringer

den Canaren, Algier oder Kairo;

sind als auf Madeira, fast das

ist

ist

einen Curort für

als

Thermometers

dass hier die Variationen des

ist

Gleichmässigkeit

ausserordentliche

eine

ganze Jahr eine gleichmässige

rechnet durchschnittlich nur

es

Wärme und man

45 Ptegentage

im Jahre (im

Februar und März); andererseits hat man auch berechnet, dass

an 271

Tagen im Jahre

Da nun

Nordostwind weht. die auf ist,

die

ein

kühlender Nord-

und

ganze Umgebung der Stadt,

einem ins Meer hinausgeschobenen Felsen errichtet

völlig kahl ist

und nur Sanddünen

sich auf weite Flä-

mir unverständlich, wie bei den so häuügen Winden, wodurch dicke Sand- und Staubwolken chen hinziehen, so

aufgewirbelt sich

ist

werden,

erholen sollen;

hals-

und

lungenkranke Europäer

abgesehen davon, dass für

derartige

Kranke auch nicht der mindeste Comfort existirt. L'nter den gegenwärtigen Verhältnissen würde avoI jeder schwer

Zwr)lftes Kapitel.

340 werden,

eiittäusclit

der

um

nach [Nlogador kommt,

seine

Gesundheit herzustellen.

Das Atlasgebirge, welches l)eim Cap Ghir am Atlantischen Ocean seinen Anfang nimmt und dann in nordöstlicher Kichtung bis an die algerische Grenze und von bis Tunis streicht,

da weiter

scheidet das

Land

nahezu

in

zwei gleichgrosse Theile, die nach Klima, Production und

Bevölkerung sich wesentlich voneinander unterscheiden. Obgleich Filali

aus

gelegenen,

dem

der

in

früher

südwestlichen Hälfte

seinerzeit

der

Landes

des

her-

durch Eroberung den

bestehenden Staat gründete, so bildet

doch, gegen-

den eigentlichen Kern der Macht und

wärtig wenigstens, des Wohlstandes

Dynastie

selbständigen Königreich Talilalet

stammt, und von da aus jetzt

herrschende

gegenwärtig

die

nördlich vom Atlas gelegene Ge-

das

Fas und Marrakesch; ebenso sehr seiner Fruchtund dichtem Bevölkerung wegen, als weil der Landesherr seine Kesidenz im Norden, in den Städten Fas oder Marrakesch, zuweilen in Miknasa (spanisch Mequinez) niemals aber im Süden aufschlägt. Die Macht des Sultans

biet,

d. h.

barkeit

jenseit des Atlas ist auch meistens nur eine nominelle,

man

erkennt ihn als Chalif, als Stellvertreter des Propheten an,

man

aber im übrigen lebt

Das

dort so ziemlich unabhängig.

Marokko

nordwestliche

verdankt

seine

grössere

Fruchtbarkeit, seine üppigere Vegetation und seine Wälder

vor allem

Das

dem

Atlas

und dem Meere.

Hochgebirge

des

Idraren-Drann genannt, aufthürmt, gipfelt,

und im

schützt das

Atlas,

das

sich

Miltzin

als

den

von

Eingeborenen

südlich von Marrakesch seiner

höchsten

Spitze

Land vor der versengenden Wirkung

der Wüstenwinde, unter welcher der Südwesten leidet. bildet das

Quellgebiet

einer Anzahl

nicht

unbedeutender

Flüsse, welche theils in das Atlantische, theils in das tolländischc INIeer Hiessen.

Es

Zu den erstem gehören

^lit-

als die

Flüssf Marokkos.

347

bedeuteudern: der Tensift, Umm-er-Piebia, Abiiregreg und der Sebu:

ins

Mittelmeer ergiesst

sich

nur ein grösserer

Muluyab, welche nahe der Grenze von Algerien

Fluss. die

mündet.

Mehrere dieser Flüsse, insbesondere der Sebu. dürften Strecken

beträchtliche

rokkaner sind aber,

Die Maschiffbar sein. dem Seeraub hal)en entsagen dass kaum die nöthigen Fähren

aufwärts

seit

sie

müssen, so wenig Schiffer,

vorhanden sind,

um

Reisende

und Karawanen über

die

gegen den Ausfluss hin breiten Ströme überzusetzen.

Der Sebu, an dessen etwas versandeter Mündung nicht einmal ein Dorf, geschweige eine Stadt liegt, würde eine

bequeme und wichtige Fahrstrasse nach Fäs abgeben. geht zwar nicht bis zur Stadt selbst,

sondern

fliesst

Er

etwas

nördlich von ihr vorbei, aber nur in einer kurzen Distanz.

Es müssten natürlich

erst

genommen werden, aber

einmal Messungen der Tiefe vorich

bin überzeugt,

dass kleine

Dampfer mit flachen Schleppschiffen die zahlreichen Waaren. auf Kameleu von vielen Tagemärschen jetzt in Tanger aus nach Fäs geschafft werden, schneller und bil-

die

liger bis

in die

^larokkaner

Nähe der Residenz

selbst

sind

zu

schaffen würden.

einem solchen

Die

Unternehmen,

und Erhebungen wegen Europäer aber werden unter den jetzigen

I)esonders der nöthigen Vorarbeiten viel

zu indolent;

A'erhältnissen nicht Kapitalien in Versuchsarbeiten stecken, die selbst,

wenn

die Sicherheit

l)ringendes

An

der

sie

günstige Resultate ergeben, doch nicht

gewähren, dass ein nützliches und gewinn-

Unternehmen

Mündung

ist

in

Kraft

tritt.

der Sebu ziemlich

l)reit,

al)er eine

Sandbarre erschwert den Eintritt der Schiffe von der Seeschmaler Kanal Hesse sich wol offen halten und könnten möglicherweise kleine Küstendampfer von Tanger oder Mogador aus ein tüchtiges Stück landeinwärts fahren. Es würde dies wesentlich zur Hebung des jetzt so schwerseite; ein

es

Zwölftes Kapitel.

348

beitragen, und ich zweille auch wenn einmal eine der drei europäischen Grossmüehte, welche Marokko umwerben, ihr Ziel erreicht hat, man auch auf die Schiffbarkeit des Sebu sein Augenmerk

fälligen Handelsverkehrs nicht, dass,

richten wird.

vom

In der südwestlich

Atlas liegenden Hälfte, welche

aus den ehemaligen Königreichen Sus, Tafilalet und

dem

Lande von Tuat besteht, ist die Temperatur viel höher als im Norden; die Winde von der Sahara her trocknen die Luft und den Boden aus. Die Abhänge des Atlasgebirges sind hier von Wäldern entblösst und in den Thälern herrschen die Palmen vor. Während die Hautfarbe der Mauren im Norden sehr

hell

ist,

sind

die

Einwohner des Südens

schon braun, zum Theil fast so schwarz wie die dort in grosser Zahl lebenden Keger.

Von den an dem

südwestlichen Abhänge des Atlas ent-

springenden Flüssen erreichen nur der

und

Wad Wad

Wad

Draa im Winter das Meer; die

W^ad

Sus,

Nun

östlich liegenden,

Wad Ziz und Wad Malah verim Sande der Wüste. Aber auch die drei erstgenannten grossen und breiten Flüsse führen nur selten, durchaus nicht jeden Winter, in ihrem ]Mittel- und Unterlauf Wasser. Bei meiner Reise durch jene Gebiete im März LS80 führte nur der Wad Sus einen l^'.^ Fuss tiefen und wie

Gir und Figig,

lieren sich

ungefähr 12 Fuss breiten Streifen Wassers, und zwar in der

Nähe von Tarndant; da von

Meere nicht sehr bedeutend

ist,

Zeit wirklich den Atlantischen

hier die Entfernung

so hat der Fluss

Ocean

erreicht.

um

zum diese

Die beiden

andern grossen Flussthäler aber waren da, wo ich dieselben passirte,

um

jene Zeit völlig wasserlos;

Draa wurde Gerste gebaut und Flussbettes, die theils isolirte

unterirdisch

in

im breiten Wad Wasser aus

holte das

Wasseransammlungen innerhalb des Tümpel bilden, theils unter Verbindung stehen. Es ist jedenfalls

vereinzelten natürlichen

sich

man

Was:::craniLutli iu dfii

Ebenen.

349

eine auffallende Tliatj^aehe, dass die J'^Lenen

am

Fasse eines

Hochgebirges, wie der Atlas, dessen höcbste Punkte einen grossen

relativ so

Schneefeldern bedeckt sind,

des Jahres mit

Tlieil

wasserarm

Es

sind.

gilt dies

nicht blos von der

Südhälfte des Landes, auch die grosse Eigene von Marrakesch

am Xordgehänge an AVasser.

des Atlas

Zunächst

Längsrichtung

,

welchem

in

die

vorherrschen, während Querdurch-

Es

verhältnissmässig selten sind.

gibt

wenige Ge-

welche wie der Atlas aus einer Reihe ausserordent-

l)irge,

langer

lich

ausgesprochenen

an der

das

ganzen Atlasgebirges

des

Längsthä 1er bedeutend l)r Liehe

verhältnissmässig nicht reich

ist

liegt

Gebirges

ist

Parallelzüge

bestehen;

ganze Breite des

die

zu der enormen Länge eine relativ sehr geringe.

Ein anderer Grund, warum nicht das

springenden Flüsse

ein Theil der

Meer

im Atlas

erreicht,

ent-

darin,

liegt

im Oljerlauf das Wasser zu Culturzwecken benutzt wird und nur sehr wenig davon in den Mittel- und Unterlauf herabkommt. Die Thäler des Atlas sind bis hoch

dass

hinauf von Berberkabylen bewohnt,

vom

una1)hängig und unbelästigt

dem

mit

steinigen

in

um dem Boden genügende sind,

man

wo aber

Atlas, die

so

ziemlich

Kampf

Boden ihren Bedarf an Gerste bauen

und das Wasser der Quellen

Südabhang des

die hier,

Sultan, in hartem

kunstvolle Kanäle sammeln,

Feuchtigkeit

wo auch

zu

geben.

die höchsten Thäler

Am

bewohnt

Sonne eine stärkere Glut sendet, benutzt

jedes Stückchen

Land mit etwas Ackerkrume zu

Dattel-

pflanzungen und sammelt das Wasser in zahllosen Rinnen zu

Bewässerungszwecken.

diese

Weise

den Flüssen

dass deren Bett

Es

ist

keine

das Wasser

Frage,

dass

auf

entzogen wird und

im Laufe der Zeit immer mehr versan-

den muss.

Es

existirt in

gebirges eine

Wad

Sus.

der Region der höclisten Gipfel des Atlas-

Wasserscheide der Längsthäler, indem Wnd Nun. Wad Draa u. s. w. westlich dem

Zwiilftes Kapitel.

350

Meere zuströmeu, Avälirend

Wad

Gir,

Wad

Figuig und

Wad

Ziz sich südöstlich wenden, die grossen Oasengruppen Figig,

Tuat und

hewiissein

Tafilalet

und

später im Sande

sich

der Wüste verlieren.

Trotzdem lange

ist,

die Küstenentwickelung

das Land

hesitzt

brauchbare Häfen.

Schutz,

von Marokko eine sehr ausserordentlich

Die meist ganz offenen Rheden

Ocean

bieten

und nur

die Bai

lantischen

doch

den

ankernden

Schiffen

wenig

am

At-

keinen

und der Hafen von

von Tanger

Mogador, letzterer durch eine vorliegende Felseninsel einigerdürfen als bessere Ankerplätze bezeichnet

massen gedeckt, werden.

Der kleine Hafen von Agadir,

l)rauclibar

kos

ist,

ist

und

vielleicht der beste

Avelcher allerdings

Ankerplatz ganz Marok-

bisher der Handelsschiffahrt nicht geöffnet wor-

den und daher den Europäern wenig bekannt.

meer aber rechnen

besitzt

will,

Marokko, wenn man

Am

Mittel-

Tanger nicht hierher

weder einen Hafen noch eine lihede

;

der wilde

und unzugängliche Gebirgszug Fr-iüf reicht hier bis dicht ans Meer heran. Die sehr wichtige Handelsstadt Tetuan liegt zwar nur wenige Stunden vom Meere entfernt an einem ins Mittelmeer mündenden Flüsschen, aber dessen Mündung ist

zu versandet, als dass Schifte hier verkehren könnten.

Im allgenieiuen sind die Küsten Marokkos gefährlich und dem Handelsverkehr ungünstig. Orte wie Eabat-Sela, Darel-beita, Safli u. s. av., wo ein ziemlich reger Handelsverkehr bereits existirt, Avürden viel gewinnen, wenn sie einen Hafen hätten.

Jetzt

ist

a])er die oft'ene

Khede

so schlecht,

dass es

gar nicht so selten vorkommt, dass die Dampfer nicht her-

ankommen können, um

Passagiere und

Ladung

aljzusetzen

oder aufzunehmen, und unverrichteter Dinge weiter fahren

Durch

und kunstvolle Bauten liesse sich vielleicht stellenweise ein Hafen herstellen; Mogador liesse sich in einen ziemlich sichern Ankerjilatz umwandeln, müssen.

kostsjyielige

vor allem aljer könnte

:uis

der schönen, weiten und

tief(Mi

Die Bucht von Taü