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German Pages [504] Year 1996
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Salomon Kleiner, Der Innsbrucker Wappenturm Kaiser Maximilians I. Die Wappen sind 1499 von Jörg Kölderer gemalt (Kupferstich, 1749, M. Hergott, Mon.dom.Austr.).
Franz Gall
Osterreichische Wappenkunde Handbuch der Wappenwissenschaft
3., unveränderte Auflage
BÖHLAU VERLAG WIEN · KÖLN · WEIMAR
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Gall, Franz: Österreichische Wappenkunde: Handbuch der Wappenwissenschaft / Franz Gall. - 3., unveränderte Auflage. Wien; Köln ; Weimar: Bühlau 1996 ISBN 3-205-98646-6
ISBN 3-205-98646-6 Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdruckes, der Entnahme von Abbildungen, der Funksendung, der Wiedergabe auf photomechanischem oder ähnlichem Wege und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. © 1977 by Bühlau Verlag Gesellschaft m.b.H. und Co.KG., Wien · Köln. Weimar 3., unveränderte Auflage 1996
Gedruckt auf umweltfreundlichem, chlor- und säurefreiem Papier Druck: Wiener Verlag, Himberg
DEM VATER LANDE ÖSTERREICH
Holzstich nach Glasgemälde: Darstellend Herzog Ernst den Eisernen mit seinen Söhnen, Wien 1424. Der Herzog trägt den altösterreichischen Waffenrock und die zugehörige Helmzier.
Holzstich nach Glasgemälde: Herzog Albrecht III. mit seinen Gemahlinnen Beatrix v. Hohenzollern und Elisabeth v. Luxemburg. Der Herzog trägt die Fahne von Österreich, hinter den Frauen die Wappen von Zollern und Böhmen.
Wappen Friedrichs III. aus dem Wappenbuch des Conrad Grünenberg, 1483 (Kolorierte Federzeichnung; G.)
INHALTSVERZEICHNIS EINLEITUNG Entstehung des Wappenwesens Heraldische Kunstsprache Farben und Pelzwerk Schild und Schildformen Schildteilungen Gemeine Figuren Helm, Helmdecken und Helmzier Rang-und Würdezeichen - Prachtstücke Wappenrecht in Österreich Orden Fahnen
1 1 3 4 5 6 10 16 16 18 21 27
I. ZUR GESCHICHTE DER HERALDIK IN ÖSTERREICH
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II. DAS STAATSWAPPEN Vorgeschichte Das Heilige Römische Reich Der Doppeladler Kaiser Maximilian 1 Kaiser Karl V Kaiser Ferdinand I. — Einführung der drei Wappenkategorien Die Herrscherwappen des 17. Jahrhunderts Kaiser Karl VI Der Titel von 1712 Franz I. Stephan Maria Theresia und Joseph II Titel und Wappen von 1766 Kaiser Leopold II Kaiser Franz II Das österreichische Wappen von 1806 Das österreichische Wappen von 1836 Die Franzisko-Josephinischen Wappen Das gemeinsame Wappen von 1915 Kaiser Karl 1 Fahnen und Flaggen Der allerhöchste Namenszug Stilistische Entwicklung des kaiserlichen Doppeladlers Rot-Weiß-Rot - Farben der Republik Österreich Das Wappen Das Siegel IX
38 38 39 41 43 44 45 45 46 47 47 48 48 51 62 74 82 98 101 105 106 108 108 112 115 120
III. DIE WAPPEN DER ÖSTERREICHISCHEN LÄNDER Die österreichische Ländergruppe Die habsburgischen Länder Das burgundische Erbe Maximilianische Wappenfiihrung mit genealogischem bzw. diplomatischem Hintergrund Das spanische Erbe Ferdinand I. Expansionsversuch im Westen Das böhmisch-ungarische Erbe Aus Türkenhand befreite Länder Italienische Erwerbungen Die lothringische „Mitgift" Folgen der polnischen Teilungen Das heraldische Testament der Serenissima Veränderungen am Beginn des 19. Jahrhunderts
122 124 145 ..151 161 163 172 174 182 190 194 198 203 209
IV. GEISTLICHE WAPPEN Bistümer Klöster
217 220 227
V. GEMEINDEWAPPEN
240
VI. WAPPEN WELTLICHER INSTITUTIONEN Zunftwappen Akademische Wappen Vereinswappen
253 254 256 259
VII. GESCHLECHTER Adel Fürsten Grafen
262 262 264 297
VIII. WAPPEN BERÜHMTER PERSÖNLICHKEITEN
361
Adelsverleihungen
361
IX. FABELWAPPEN
399
X. WAPPENSAGEN
417
XI. SYMBOLE
422
X
TAFELVERZEICHNIS
1 2
3 4a 4b 5a 5b 6a 6b 7a 7b 8a 8b 9a 9b 10 IIa IIb 12a 12b 13a 13b 14 15a 15b
37 Michael Ostendorfer ( t 1559), kaiserlicher Herold (Holzschnitt; G.) 37 F. Gall, Wappen des Kurfürstenkollegs (Mainz, Trier, Brandenburg, Sachsen, Köln, Pfalz, Bayern, Böhmen) um 1690 (Federzeichnung) 43 Albrecht Dürer, Kaiser Maximilian L, 1519 (Holzschnitt; G.) 43 Doppeladler aus dem Siegel Kaiser Siegmunds von 1402 (Federzeichnung; G.) 43 Wappen Kaiser Karls V. (Holzschnitt; G.) 45 Haas Burgkmair, Wappen Ferdinands I., 1531 (Holzschnitt; G.) 45 Erhard Schön, Ferdinand I. und Anna von Ungarn, nach 1526 (Holzschnitt; G.) 45 Jost Amann, Wappen Kaiser Rudolfs II., 1589 (Holzschnitt; G.) 45 Salomon Kleiner, Wappen Kaiser Karls VI., 1723 (Kupferstich, Ausschnitt aus M. Hergott, Mon. dom. Austr.) 48 F. Gall, Wappen Maria Theresias, 1743 (Federzeichnung) 48 österreichisches erzherzogliches Wappen (Holzschnitt aus G. van Roo, Annales .... Habsburgicae gentis etc. Innsbruck 1592) 48 Kaiserlich-königliches Kanzleisiegel, 1766 (Kupferstich; Cod. Austr.) 48 Großes Majestätswappen Maria Theresias, 1766 (Kupferstich; Cod. Austr.) 52 Heines kaiserlich-königliches erzherzogliches Sekretsiegel, 1790 (Kupferstich; G.) 52 Großes Majestätssiegel Kaiser Leopolds II., 1790 (Kupferstich; G.) 52 Einteilung der Felder des Großen kaiserlich-königlich, erzherzoglichen Wappenschildes (G.) 62 Mittleres Wappen Kaiser Franz II., 1792 (Kupferstich; G.) 62 Mittleres Wappen Kaiser Franz II. (I.), 1804 (Stahlstich; G.) 62 Kleines Wappen Kaiser Franz II. (I.), 1804 (Stahlstich; G.) 62 Mittleres Wappen Kaiser Franzi., 1806 (Stahlstich; G.) 79 Kleines Wappen Kaiser Franz I., 1806 (Stahlstich; G.) 79 Mittleres Wappen Kaiser Ferdinands I., 1836 (Entwurfskizze; G.) 79 H. G. Ströhl, Großes Staatswappen, 1836 (Kolorierte Federzeichnung; österr.-ung. Wappenrolle) 99 Kleines Wappen Kaiser Ferdinands I., 1836 (Stahlstich; G.) 99 H. G. Ströhl, Wappen der Erzherzoge, 1 8 1 6 - 9 6 (Federzeichnung; österr.-ung. Wappenrolle)
G. = Sammlung des Verfassers
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16 17a 17b 18 19 20a 20b 21a 21b 22 23 24 25
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29 30 31 32a 32b
99 Kleines österreichisches Reichswappen, 1848 — 1915 (Federzeichnungiösterr.-ung. Wappenrolle) 100 H. G. Ströhl, Schild des ungarischen Reichswappens, 1874 (Federzeichnung; G.) 100 H. G. Ströhl, Kleines gemeinsames Wappen (Federzeichnung; G.) 100 H. G. Ströhl, Mittleres gemeinsames Reichswappen, 1915 (Federzeichnung; G.) 102 H. G. Ströhl, Wappen Kaiser Franz Josephs I., 1915 (Federzeichnung; G.) 102 Kolo Moser, Kleines österreichisches Reichswappen, vor 1914 (Federzeichnung; G.) 102 Nach E. Krahl, Wappen der Republik Österreich, 1919 (Federzeichnung; G.) 118 Ε. K. Krahl, Wappen des Bundesstaates Österreich, 1934 (Federzeichnung; BGBl.) 118 Ε. K. Krahl, Wappen der Republik Österreich, 1945 (Federzeichnung; BGBl.) 118 Meister I. K. Fahne der Maikgrafschaft Mähren, 1545 (Holzschnitt; G.) 226 Grabmal Kaiser Friedrichs III., Wien, St. Stephan (Holzschnitt; G.) 226 Hans Burgkmair, Quaternionenadler des Heiligen Römischen Reiches, 1510 (Holzschnitt; G.) 242 H. G. Ströhl, Wappen der 20 Wiener Gemeindebezirke, 1904 (Kolorierte Federzeichnung, aus Städtewappen von österr.Ungarn) 242 Erläuterung zu Tafel 25 250 F. Gall, Zunft- und Gewerbewappen (Hutmacher, Gastwirte, Hutund Wagenschmiede, Bettwarenerzeuger, Bader und Wundärzte 1664, Müllerhandwerk, St. Pölten 1594, Kaffeesieder) 250 F. Gall, Akademische- und Vereinswappen (Universität Wien, österr. Nation ders., Rheinische Nation ders., Wenzelsseminar 1680, Gesellschaft Adler, Grazer Universität, Schulverein Südmark, Leo-Gesellschaft, Saxonia) 322 F. Gall, Grafenwappen (Chotek, Coreth, Czaky, Daun, Dubsky, Ferrari, Folliot-Crenneville, Haugwitz, Kuenburg) 338 F. Gall, Grafenwappen (Lamberg, Montecuccoli, Pallavicini, Radetzky, Spannocchi, Strassoldo, Taafe, Thun-Hohenstein) 429 Johann Sedeier, Emblem des Hauses Österreich, 1640 (Stahlstich; G.) 429 Emblem Ferdinands IV., 1653 (Kupferstich; G.) 429 Emblem für das Haus Österreich, besonders unter Joseph I. und Karl VI. verwendet (Holzschnitt; G.) XII
VORWORT zur ersten Auflage Im Jahre 1934, es wurde damals ein neues Bundeswappen eingeführt, zeichnete der Verfasser seinen ersten „Doppeladler". Seit dieser Schulaufgabe beschäftigte er sich immer wieder mit der Heraldik von Österreich. So ist denn dieses Buch tatsächlich so etwas wie die Frucht einer mehr als vierzigjährigen Bemühung. Sieben Jahre währte die eigentliche Arbeit daran. Diese „österreichische Wappenkunde" möchte den Leser zunächst in die Wappenwissenschaft einführen, ihm aber vor allem die Möglichkeit bieten, die österreichische Geschichte gebrochen durch das Prisma Heraldik zu betrachten. Hiezu war es notwendig, mehrere hundert Abbildungen, tausende Einzeldaten zu bieten. Ein großer Teil der Abbildungen stammt vom Verfasser; der Rest von so prominenten „Heraldikern" wie Albrecht Dürer, Hans Burgkmair, Jost Amann, Hugo Gerhaid Ströhl, Ernst Karl Krahl u. a. Zu besonderem Dank ist der Verfasser der Heraldisch-genealogischen Gesellschaft Adler verpflichtet, welche den Wiederabdruck von Abbildungen aus den von ihr herausgegebenen Wappenkalendern bzw. Wappenalmanachen gestattet hat. Nicht zuletzt die große Zahl der Abbildungen verursachte die lange Bearbeitungszeit des Buches. In den Jahrzehnten der Beschäftigung mit den Wappen ist der Verfasser einer großen Anzahl prominenter Heraldiker bzw. Liebhaber dieser Kunst und Wissenschaft begegnet. In schuldiger Pietät gedenkt er Persönlichkeiten wie Erich (Gf. v.) Kuenbuig, Egbert (Gf. v.) Silva-Tarouca, Oskar (Frh. v.) Mitis, Karl Lechner, Josef Kobel, Hubert Woity-Wimmer. Unter den noch lebenden Heraldikern gingen oder gehen Otfried Neubecker, Hanns Jäger-Sunstenau, Floridus Röhrig, Herbert E. Baumert, Franz Hye-Kerkdal, Yves Metman, Ladislaus v. Laszlocky, Sven Tito Aaken und Carl Alexander v. Vollborth, ein Stück Weges mit dem Verfasser. Ihnen mag dieses Buch ein Gruß sein und eine Erinnerung an vergangene Fachsimpelei. „Finis coronat opus". An diesem Ende aber hat der Verfasser Dank zu sagen! Zunächst seiner lieben Frau. Sie hat in mehr als sieben Jahren geholfen und ermuntert wo sie konnte. Gerda und Gottfried Mraz haben mehrmals in freundschaftlich kollegialer Weise geholfen. Manche Hilfe haben auch die Damen Isabella Greiner und Susan Kotiza geleistet. XIII
Vor allem aber gilt der Dank des Verfassers dem Verlag Böhlau, der mit viel Geduld und mit großem Einsatz das Seine zum Erscheinen des Werkes getan hat. Vor allen anderen ist hier Kollege und Freund Robert Paula zu nennen. Der Anstoß zum Werk kam eigentlich von Freund Walter Kleindl. So ist denn das erste österreichische Wappenbuch entstanden, welches wenigstens im Umriß das heraldische Erscheinungsbild in etwa 800 Jahren vaterländischer Geschichte vorführt. Dieser Versuch hofft interessierte Leser und geneigte Rezensenten zu finden. Wien, im Herbst 1977
Franz Gall
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Wappen Herzog Albrechts III. aus dem Bruderschaftsbuch S t Christoph am Ailberg 1390 ff. (Kolorierte Federzeichnung; G.)
EINLEITUNG ENTSTEHUNG DES WAPPENWESENS Die Frage nach der Entstehung des Wappenwesens beschäftigt die Fachleute seit etwa zweihundert Jahren. Merkwürdigerweise waren es gerade die Heraldik der Aufklärungszeit und ihre Hauptvertreter - Johann Christoph Gatterer (Göttingen), Christian Samuel Bernd (Bonn), Ulrich Friedrich Kopp (Freiburg) und Gregor Maximilian Gruber (Wien), — die den Ursprung der Heraldik in der Antike suchten, und wie sie meinten, auch fanden. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts führten die Träger der sogenannten „Erneuerung der Heraldik" - Karl Mayer v. Mayerfels, Otto Titan Hefner, Eduard Baron Sacken und Gustav Adolf Seyler - den Beweis, daß die ältesten heraldischen Schilde nicht vor das Jahr 1100 zurückzuverfolgen sind. Aus dieser Erkenntnis folgerte man dann, daß das Wappenwesen eine rein mittelalterliche Institution sei und bezeichnete die dem Auftreten der Wappen vorangegangene Epoche als die vorheraldische Zeit. Im übrigen sahen die „Klassiker" der Heraldik im Wappen ein frei gewähltes Persönlichkeitssymbol, dessen Gebrauch sich seit dem zweiten Viertel des 12. Jahrhunderts von oben nach unten hin ausbreitete. Der Zeitpunkt des Auftretens heraldischer Figuren auf den ritterlichen Schilden wurde mit dem Auftreten der Heraldik gleichgesetzt. Aus den persönlichen Wappen entwickelten sich dann die Familienwappen und schon um 1200 kam es durch Verdinglichung zur Ausbildung der Territorialwappen. Es ist zweifellos das Verdienst dieser „klassischen" Periode heraldischer Forschung, die Unabhängigkeit des mittelalterlichen Wappenwesens von den römischen Heeres-, Familien- und Städtezeichen, wie auch von orientalischen Vorbildern erkannt zu haben. Zu Anfang des 20. Jahrhunderts aber machte sich auch eine Gegenströmung geltend. Bereits im Jahre 1900 legte Alfred Anthony von Siegenfeld seine Theorie von der Entstehung der Wappen aus den altgermanischen Feldzeichen dar. Seine mit überlegenster Sachkenntnis vorgetragene These faßte das Aufkommen der Wappen nicht als etwas Zufälliges, sondern als eine gewissen historischen und soziologischen Zuständen entsprechende und im Sinne Darwins reguläre Erscheinung auf. Den steirischen Panther etwa führte Siegenfeld auf ein uraltes nationalbairischen Heerzeichen zurück! Aber auch Siegenfelds viel beachtete und lange Zeit herrschende Lehrmeinung rief Widerspruch hervor und wurde in jüngster Zeit von kompetenter Seite gänzlich verworfen. Immerhin hat Siegenfeld zum ersten Male mit wissenschaftlich-kritischer Methode den Zusammenhang des mittelalterlichen Wappenwesens mit älteren Symbolen zu erweisen versucht. Auch hierin machte er — allerdings unverdienter Maßen — Schule. War nämlich Siegenfeld mit echter Sachkenntnis in die Ine gegangen, so begannen im ersten Viertel unseres Saeculums insbesondere Guido List und - 1 -
Bernhard Koerner im Drange nationaler Begeisterung, aber in vollkommener Verkennung der historischen Tatsachen, die Wappen als feststehende Zeugnisse der Runensprache zu „erweisen". Ein Beginnen, welches in seinem naiven Dilettantismus zwar von der heraldischen Forschung gar bald zur Lächerlichkeit verdammt wurde, aber auch heute noch seine gläubigen Nachbeter findet. Welches Bild aber dürfen wir uns nun von der Entstehung des mittelalterlichen Wappenwesens nach dem heutigen Stand der Forschung wirklich machen? Liegt nun das Heil bei Seylerund seinem doch recht positivistischen System der strikten Trennung vorheraldischer und heraldischer Zeit, ist die Heraldik wirklich nur eine zufällige Modeerscheinung der ritterlichen Kultur des Mittelalters? Wir dürfen Seyler und jüngst besonders Heinrich Appelt wohl ohne Zögern zustimmen, wenn beide das Wappenwesen als einmaliges abendländisches Kulturphänomen auffassen, wenn Appelt weiter überzeugend nachzuweisen vermag, wie der Weg des Fürstenwappens über den Besitz und das Landesbanner zum verdinglichten Territorialwappen führt. Wir dürfen aber auch - ohne deshalb Gefahr zu laufen als Darwinisten verschrien zu werden - betonen, daß die Heraldik wie alle anderen Kulturerscheinungen ähnlicher Art ihre Wurzeln haben muß, daß sie nicht aus dem Nichts entstanden sein kann! Es bedarf hier zum Beweis weder des Bezuges auf die in Tacitus Germania zuerst und dann noch öfter bezeugten offenbar gemeingermanische Schildbemalung, noch des Hinweises auf die oftmals ausgeschrottete Kriegskunst des Flavius Vegetius Renatus oder den „Pulcher tractatus de materia bellandi". Auch die Frage nach der Entstehungszeit des Teppichs von Bayeux (1080) ist hier von sekundärer lediglich für den Ansatz der Trennungslinie zwischen vorheraldischer und heraldischer Zeit relevanter - Bedeutung. Die seit Jahrzehnten systematisch betriebenen Forschungen des Wiener Germanisten Otto Höfler haben nämlich nunmehr wohl eindeutig bewiesen, daß bei der Entstehung der Wappen die organische Fortbildung älterer Sozialsymbole wirksam war. Otto Höfler ist als Germanist und Archäologe im Besitze gerade jenes Rüstzeuges, welches dem Fachheraldiker gemeinhin verschlossen bleiben muß. Er hat zudem in geradezu virtuoser „Zusammenschau" auch alle anderen historischen Wissenschaften, nicht zuletzt natürlich die Wappenkunde selbst, in den Dienst seiner Untersuchungen gestellt. Nur so konnte es ihm gelingen, eine kritische Darstellung der stofflichen, formalen und funktionellen Zusammenhänge zu liefern. Für die Feststellung solchen Überlieferungszusammenhanges war es dabei nicht von prinzipiellen sondern lediglich gradueller Bedeutung, daß der Fluß der Tradition manche Enge durchqueren mußte. Nachdem Höfler bereits 1940 auf das in die Helmzier der Skaliger in Verona übergegangene Hundesymbol der Langobarden hingewiesen hatte, bot 1961 seine Siegfried-Studie reiches Material zum Kapitel „Feldzeichen" (Drachenfahnen, Hirschstandarten, Rabenbanner). -
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Schon hier tauchte die Frage nach einer etwaigen „tiersympathischen" Wurzel des Wappenwesens auf. Typische Symbolbeziehungen einzelner sozialer Gruppen zu bestimmten Tierbildern wurde erwiesen. Vollends aber scheint es Höfler in seinem jüngsten heraldischen Opus „Zur Herkunft der Heraldik" gelungen zu sein, unter Heranziehung aller nur denkbaren literarischen und onomastischen Quellen, sowie an Hand reichen Fundmateriales aus Schweden, Dänemark und England, eine bisher gänzlich übersehene und vielleicht gar die wichtigste Wurzel des Wappenwesens bloßzulegen, nämlich die kultisch-symbolische. Das Europa der Kreuzzüge stand in einer geistigen Zeitenwende von unabsehbarem Folgenreichtum, die Synthesis von Rationalem und Irrationalem konnte sich nicht mehr vollziehen; diese Krise aber scheint zugleich eine solche der Naivität der uralten mythischen Symbole gewesen zu sein: aus dem Symbol der Götterhelme werden heraldische Helmzieren. Die (Jberlieferungszusammenhänge zwischen langobardischen Symbolen und dem Scaligerwappen, den dänischen Büffelhelmen des 9. vorchristlichen Jahrhunderts und den heraldischen „Elefantenrüsseln" des Mittelalters, zwischen den frühmittelalterlichen Ebeihelmen, die uns noch die Thidreksaga überliefert, und den Helmkleinoden etwa des 14. Jahrhunderts sind so evident, daß wohl auch der eingefleischte Skeptiker allein vor solchen dinglichen Beweismitteln wird kapitulieren müssen. Die Wappenwissenschaft wird in Zukunft nicht an Höflers Beweisführung vorübergehen können. Ob der Helm mit dem Zimier ursprünglich tatsächlich vor dem Schild rangierte, ob das Gefolgschafts- oder das Sippenwappen älter ist, ob die erwähnte germanische Schildbemalung ebenfalls zum Werden der Heraldik beigetragen hat, wollen und können wir hier nicht entscheiden. Zur Kenntnis nehmen aber dürfen wir, daß die Heraldik aus militärischer Notwendigkeit (Kennzeichnung), soziologischen Bedürfnissen (nobilitas und honor), infolge des überragenden Kreuzzugerlebnisses der abendländischen Ritterschaft wohl auch aus modischen Komponenten, nicht zuletzt aber als ein Kind uralter Symboltraditionen Bedeutung erlangt hat.
HERALDISCHE KUNSTSPRACHE Genauso wie andere wissenschaftliche Disziplinen hat auch die Heraldik ihre eigene Kunstsprache entwickelt. Man versteht unter „blasonieren" eine regelrechte Wappenbeschreibung, die nach ihrem Text eine künstlerische Wiedergabe ermöglicht. Am ehesten hat sich diese Kunstsprache in Frankreich und dann in England entwickelt. Im deutschsprachigen Raum ist sie ein Stiefkind des Wappenwesens geblieben und hat eigentlich erst vor etwa einem Jahrhundert das mittelalterliche westliche Vorbild erreicht. Immerhin hat schon die höfische Dichtung, dann auch die Heroldsdichtung des 14. Jahrhunderts starke Anleihen bei -
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den Franzosen gemacht. Erst seit dem 15. Jahrhundert ging die Wappenbeschreibung ganz in den bürokratischen und unheraldischen Jargon der Reichskanzlei bzw. der landesfürstlichen Kanzleien über. Gute Wappenbeschreibungen sind kurz und lassen alles selbstverständliche oder überflüssige Detail weg. Sie lassen dem ausführenden Künstler jenes Minimum an Freiheit, das zur eigenständigen Bewältigung in der Darstellung notwendig ist. Schildfiguren sind im allgemeinen nach rechts gewendet, wobei zu beachten ist, daß die Bezeichnungen rechts oder links in heraldischem Sinn immer vom Standpunkt des Schildträgers zu verstehen sind. Bei zwei Figuren ist ihre Stellung (wie etwa übereinander, nebeneinander) anzugeben. Drei Figuren stehen in der Regel 2:1, andere Stellungen müssen angegeben werden. Helme sind immer silberfarben, bei den Helmdecken ist außen die Farbe, innen das Metall. Die stilistische Gestaltung des Schildes wird nicht beschrieben. Beim blasonieren eines Vollwappens beginnt man mit dem Schild. Zunächst wird die Farbe des Schildes angegeben, dann die Figur darin. Ein Schild kann auch aufgeteilt sein: gespalten, geteilt, geviert etc. Nach dem Hauptschild wird der Mittel- bzw. Herzschild beschrieben. Dann werden die Farben der Helmdecken, die Krone oder der Wulst und die Helmzier blasoniert. Bei mehreren Helmen auf einem Schild beginnt die Beschreibung von rechts. Es folgen die Angaben über Prachtstücke, Devisen etc.
FARBEN UND PELZWERK Die älteste Heraldik kannte keinerlei Farbengesetzlichkeit. Erst allmählich haben sich Regeln herausgebildet, die dann seit dem 15. Jahrhundert bis zum heutigen Tag ihre einheitliche Gültigkeit bewahrten. Die Schildfarben sind ungebrochen zu verwenden, um eine möglichst große optische Wirkung zu erzielen: Man unterscheidet vier Farben und zwei Metalle: Rot, Blau, Grün, Schwarz bzw. Gold und Silber. Die Metalle können auch durch Gelb und Weiß vertreten werden. Purpur, Orange u. a. Farben kommen sehr selten und erst seit dem 16. Jahrhundert vor. Mit der Ausbildung der „klassischen" Farben und Metalle bildete sich auch der Grundsatz heraus, daß zwar jedes Wappen ein Metall enthalten solle, aber eben nur eines. Ferner dürfe Farbe nie in Farbe, Metall nie in Metall stehen. Die meist gebrauchten Schildfarben sind Rot, Gold und Silber (s. S. 5). Seit dem 13. Jahrhundert war es üblich, gewisse Nebenteile der Wappentiere oder gemeiner Figuren mit anderer Farbe zu bemalen als die Figur selbst. Seither sind Augen, Zungen und Waffen der Tiere (Klauen, Schnäbel, Hauer, Zähne etc.) anders tingiert als die Wappenfigur. Eine Besonderheit bildete sich seit dem 15. Jahrhundert bei der Darstellung des kaiserlichen Doppeladlers heraus. -
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Hermelin
Gegenhermelin
Schwarz
Wolkenfeh
Grün (Zinnober)
Eisenhutfeh
Purpur
Seine Waffen wurden golden dargestellt, auch dann, wenn er im gelben Feld schwebte. Als im 16. Jahrhundert die Publikation gedruckter Wappenbücher einsetzte, machte sich das Fehlen der Farben besonders unangenehm bemerkbar. Wappenbeschreibungen bzw. Bezeichnung der Wappenfarben durch kleine Buchstaben konnten nur eine unvollkommene Abhilfe schaffen. Erst 1600 taucht dann jenes System der Schraffierung auf, welches 1638 von dem Jesuiten Sylvester a Petra Sancta zum ersten Male in einem wissenschaftlichen Werk ange-
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wendet wurde, und das noch heute in Gebrauch steht. Wappenfiguren sollen in der Regel nicht in natürlichen Farben wiedergegeben werden. Erst die heraldische Spätzeit bedient sich dementsprechend der Naturfarbe, wie auch manchmal heller oder dunkler Farbnuancen. Es gilt als Regel, natürliche Farben in die nächstliegende heraldische Farbe zu übersetzen, ζ. B. Braun in Schwarz oder Rot. Der menschliche Körper wird im allgemeinen in Fleischfarbe dargestellt. Grundsätzlich aber kann etwa eine Heiligenfigur ganz in Farbe oder Metall dargestellt werden. Soweit bei historischen Wappen aus der Niedergangszeit der Heraldik Naturfarben vorkommen, unterliegen sie nicht dem Wechsel zwischen Farbe und Metall. Überdies bedient sich die Heraldik auch des Pelzwerks. Dieser Brauch geht auf die ursprüngliche Bespannung von Schilden mit echten Fellen zurück. Man unterscheidet Hermelin, Feh und Kürsch. Hermelin ist dem Fell des Hermelins nachgebildet. Allerdings stehen die schwarzen Schwänzchen in meist stark stilisierter Form im weißen Feld. Beim Gegenhermelin ist das Fell schwarz, die Schwänzchen silbern. Im Futter der Wappenmäntel wird das Hermelin in natürlicher Form dargestellt. Das Feh wurde ursprünglich aus den Rückenund Bauchfellen des grauen Eichkätzchens zusammengesetzt. In der Heraldik erscheint es als Wolkenfeh oder als Eisenhutfeh. Beim Gegenfeh stoßen jeweüs zwei gleichfarbige Stücke an den Basen zusammen. Normalerweise ist Feh blau und weiß gefärbt. Beim Kürsch werden die Fellteile natürlich dargestellt. Zur Ausfüllung leerer Flächen des Schildgrundes bedient man sich öfters der Damszierung. Sie verändert das Wappen sachlich nicht. Bei der Uneinheitlichkeit der mittelalterlichen Farbsymbolik (ζ. B. Rot für Liebe, Recht, Macht und Blut) darf von den alten Wappenfarben keinerlei wissenschaftlich nachweisbarer Symbolwert gefordert werden. Deutungen dieser Art blieben den Wappenneuschöpfungen der jüngsten Vergangenheit vorbehalten.
SCHILD UND SCHILDFORMEN Der Schild ist der wichtigste Teil jedes Wappens, ja im landläufigen Sinn das Wappen selbst. Dementsprechend kann er allein geführt werden; das Oberwappen im allgemeinen nicht. Die heraldischen Schüde gehen auf mittelalterliche Reiterschilde zurück. Die älteste heraldische Schildform ist der mandelförmige Reiterschild (Normannenschild) des 11. Jahrhunderts. Er trug noch Buckel und Spangenwerk, welch letztes sich in einigen Schilden (Ketten von Navarra, Lilienhaspel von Cleve) als heraldisches Bild erhalten hat. Um 1180 veränderte sich der Umriß des heraldischen Schüdes zum gotischen Dreieckschild. Etwa gleichzeitigtaucht der Topfhelm und die Helmzier auf. Während des 13. Jahrhunderts bildete sich in Spanien als Sonderform der Halbrundschild aus. Der Dreieck-
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schild wurde hingegen immer kleiner. Um 1380 verliert er seine Aufgabe als Schutzwaffe infolge der immer vollkommener werdenden Panzerung des Reiters. Etwa zur gleichen Zeit setzte sich als Turnierschild die aus dem slavischen Raum kommende Tartsche durch. Aus der Tartsche entwickelte sich der italienische Roßstirnschild. Tartsche und Rundschild der Renaissance entarten dann in der Zeit des Barock und des Rokoko. Die Napoleonische Heraldik bescherte der Welt jenen häßlichen, spitzauslaufenden und mit abgerundeten Ekken versehenen Schild, der dann im 19. Jahrhundert zu besonderer Beliebtheit kam. Der Rautenschild für Frauen bürgerte sich im 16. Jahrhundert ein. In der Darstellung sollten die Schilde möglichst stilrein geboten werden. Der dazugehörige Helm soll zeitgemäß sein und nationale Eigenheiten sind zu beachten. Die einzelnen Teile des Schildes werden in der heraldischen Kunstsprache in besonderer Weise bezeichnet. Die ganze Oberfläche des Schildes heißt Feld, die durch Aufteilung entstandenen kleineren Flächen werden Plätze genannt. Der obere Rand des Schildes heißt Oberrand, der untere Unterrand; ebenso unterscheidet man rechtes bzw. linkes Ober- oder Untereck. Das obere Drittel eines Schildes heißt Schildhaupt, das mittlere Mittelstelle und das untere Schildfuß. In der Mitte des Schildes liegt die Herzstelle. Rechtes und linkes Drittel des gespaltenen Schildes heißen rechte bzw. linke Flanke, dazwischen liegt die Pfahlstelle.
SCHILDTEILUNGEN Der heraldische Schild nimmt das eigentliche Wappenbild auf. In einem Schild kann das Wappenbild durch gerade oder gebogene geometrische Teilungen („Heroldstücke") oder „Gemeine Figuren" (s. S. 10) dargestellt werden. Auch eine Kombination von „Heroldstücken" und „Gemeinen Figuren" ist möglich. Die Zahl der möglichen Heroldstücke ist ziemlich groß. Zum besseren Verständnis der Terminologie sei auf die Ubersicht der Schildteilungen ( T f l . ) verwiesen. Anstelle weiterer theoretischer Erläuterung geben wir in der Folge den Katalog der auf der Tafel abgebildeten Heroldstücke. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.
Ledig Gespalten Zweimal gespalten (Pfahl) Rechte Flanke Dreimal gespalten (Pfähle) Rechter Seitenpfahl Stab Schildhaupt
9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16.
Geteilt Schildfuß Zweimal geteilt (Balken) Dreimal geteilt (Balken) Erhöhter Balken Leiste Gespalten und halb geteilt Halb geteilt und gespalten
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17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. 44. 45. 46. 47.
Halb gespalten und geteilt 48. Geteilt und halb gespalten 49. Hauptpfahl 50. Durch eine Krücke geteilt 51. Geviert 52. Gespalten und zweimal geteilt 53. Neunfach geschacht 54. Geschacht (mehr als neun Schachfelder werden nicht mehr gezählt) 55. Längs geschindelt 56. Nach rechts abgesetzter Pfahl 57. Rechtes Freiviertel 58. Ort 59. Mit rechter Stufe geteilt 60. Durch eine Scharte geteilt 61. Durch eine Kruckenzinne geteilt 62. Zinnenförmig geteilt 63. Zinnenschnitt gespalten 64. Gegenzinnenpfahl 65. Durch einen Stufengiebel geteilt 66. Rechts geschrägt (oder schräg geteilt) 67. Links geschrägt 68. Rechtes Schräghaupt Linker Schrägfuß 69. Zweimal rechts geschrägt (Schräg- 70. rechtsbalken) 71. Dreimal rechts geschrägt 72. Schräglinksbalken 73. Erhöhter Schräglinksbalken 74. Schrägrechtsleiste 75. (Schrägrechtsfaden) 76. Halbrechts und gegengeschrägt 77. Spitze 78. Durch eine gestürzte Spitze 79. gespalten
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Durch eine rechte Spitze geteilt Schrägrechte Eckspitze Erniedrigte Spitze Durch einen Sparren geteilt Erniedrigter Sparren Zwei Sparren Durch Deichsel- oder Gabelschnitt geteilt Durch Göppelschnitt geteilt Deichsel (Gabel) Goppel Hauptdeichsel Schräg geviert Winkelhaupt Geständert Rechter oberer Ständer Große Raute Schräg gewürfelt Senkrecht gerautet Mit Spaltungen schräglinks geweckt Gespickelt Durch rechten Stufenschnitt geteilt Durch linken Astschnitt geteilt Gegenastpfahl Schuppen- oder Lappenschnitt Kerb - oder Dornenschnitt Wolkenschnitt Lindenschnitt rechts geschrägt Gestürzte linke Schnecke Eingebogene Spitze Wellenbalken Drei Wolfszähne Bord
GEMEINE FIGUREN Unter dem Begriff „gemeine Figuren" faßt man jene Schildbilder zusammen, die nicht durch Schildteilungen entstanden sind. Es können dies Heiligendarstellungen, Bilder aus der Natur und dem menschlichen Leben sein. In jüngster Vergangenheit ist auch die moderne Technik in das Wappenwesen eingedrungen. Ein gutes Wappen wird auch hiefür ein „heraldisches" Symbol finden, wie denn überhaupt die gemeinen Figuren im Stile der Wappenkunst darzustellen sind. Die Bilder entfernen sich dabei ziemlich weit von der Natur. Unter den Heiligen Darstellungen nimmt das Kreuz die erste Stelle ein. Soweit solche Kreuze den Schildrand berühren, werden sie eigentlich zu den Schild- 1 0 -
teilungen zu zählen sein. Der Einheitlichkeit der Darstellung zuliebe wurden sie hier in einer Übersichtstafel zusammengefaßt (s. S. 11). In derselben sind folgende Kreuze dargestellt: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20.
Kreuz Gespaltenes Kreuz Geteiltes Kreuz Geviertes Kreuz Geständertes Kreuz Fazettiertes Kreuz geradarmiges Tatzenkreuz Ständerkreuz Dornenkreuz Kruckenkreuz Gekerbtes Kreuz Malteserkreuz Wellenkreuz Tatzenkreuz Astkreuz Fadenkreuz Andreaskreuz (Schrägen) Fadenschrägkreuz Knotenkreuz Halbkruckenkreuz
21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40.
Rautenkreuz Gemeines Kreuz Passionskreuz Petruskreuz Lothringerkreuz Patriarchenkreuz Russisches Kreuz Antoniuskreuz Schächerkreuz Schwebendes Andreaskreuz Schwebendes Kruckenkreuz Jerusalemkreuz Schwebendes Wiederkreuz Mauritiuskreuz Kugelkreuz Kolbenkreuz Ankerkreuz Endspitzenkreuz Pfeilspitzenkreuz Tatzensteckkreuz
Zu den Kreuzen kommen dann andere Darstellungen wie etwa Heilige, Attribute derselben, Symbole der christlichen Tugenden etc. Engel kommen nicht selten in Ortswappen vor, häufiger noch als Schildhalter. Darstellungen des Menschen finden sich in der Heraldik in vielfältiger Weise. Alle sozialen Schichten, viele Berufe, zahlreiche Völkerschaften und Tätigkeiten sind vertreten. Noch häufiger als ganze Menschen treten Teile des menschlichen Körpers (Köpfe, Hände, Füße etc.) in den Wappen auf. Hinzu kommen Fabelwesen in menschlicher Gestalt (Teufel, Waldmänner, Riesen, Zwerge etc). Insbesondere die Fabelheraldik bietet reiches Material dieser Art. Von den Himmelskörpern mag die folgende kleine Übersicht eine Vorstellung vermitteln (s. S. 13): 1. 2. 3. 4.
Sonne Abnehmender Mond Gestürzter Mond Steigender Mond
5. 6. 7. 8. -
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Achtstrahliger Stern Rechtsschräger Komet Sechsstrahliger Stern Regenbogen -
Die unbelebte Natur ist sehr oft mit Fluß oder Wasser (Wellenbalken), mit Dreiberg, Sechsberg, (s. Abb.) Flamme, Wolke oder Felsen vertreten. Unter den Pflanzen dominieren die Blumen und unter diesen wieder die Lilie und die Rose. (s. Abb.) Seltener finden sich Distel, Seeblatt, Kleeblatt u. a.
Dreiberg
Ebenso sind Halmpflanzen wie Getreide oder Rohr selten. Unter den Bäumen ragt die linde an Häufigkeit hervor, gefolgt von der Eiche, dem Birnbaum, der Palme und dem Hollunder. Von den Hackfrüchten hat besonders die Rübe heraldische Ehren erlangt. Insekten (s. S. 13) kommen selten im Wappen vor, am ehesten noch die Biene. Auch Eidechsen, Frösche und Schlangen sind ausgesprochen selten. Fische sind gewöhnlich als unbestimmte karpfenartige Tiere dargestellt, jedoch kennt die jüngere Heraldik auch Aal, Forelle, Hecht etc. Von den Vögeln kommen die Raubvögel wie der Adler, der Falke, die Eule am häufigsten vor, gefolgt von mehr oder minder exotischem Geflügel (Kranich, Strauß, Papagei, Pfau u. a.), dem Federvieh des Geflügelhofs und den sagenumwobenen Vögeln (Rabe, Storch, Schwan). Auch bei den Säugetieren treten die Raubtiere am meisten hervor. Der Löwe, der Bär, der Wolf u. a. Beim Jagdwild bestand eine besondere Vorliebe für Hirsch, Eber, Steinbock. Hier wie auch bei den Raubvögeln kommen häufig auch nur Teile der Tiere (Köpfe, Pranken etc.) zur Darstellung. Die ganze antike und europäische Sagenwelt ist mit ihren Fabelwesen in der Heraldik vertreten: der Basilisk, der Drache, der Greif, das Einhorn, der Jungfernadler (s. S. 13), die Nixe etc. Ebenso allegorische und Göttergestalten der Antike wie Fortuna, Janus, Merkur etc. Von Menschenland erzeugte Dinge haben in großer Zahl Eingang in das Wappenwesen gefunden. Sie sind u. a. nach Fahrzeugen, Bauwerken, Hausgerät, Handwerkszeug, landwirtschaftliches Gerät, Waffen, Würdezeichen, Kleidungsstücken, Schmuckgegenständen, Buchstaben bzw. Zahlzeichen, Musikinstrumenten, künstlerischem und wissenschaftlichem Gerät und Hausmarken zu gruppieren. Um wenigstens einen kleinen Überblick zu ermöglichen, werden in der hier folgenden Tafel einige besonders häufig vorkommende Erzeugnisse aus Menschenhand dargestellt: 1. Zinnenmauer 2. Dreitürmige Burg (Stadt) 3. Maueranker 4. Mauerhaken 5. Pflugschar 6. Mühlrad 7. Mühleisen 8. Boote mit Ruder 9. Tischwange 10. Feuerstahl 11. Kesselhaken 12. Schlüssel 13. Handspiegel
14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. -14-
Trinkbecher (Staufen) Pfeileisen Wolfsangel Sporenrad Reichsapfel Windischer Hut Heidenhaube Rockärmel Gugel Kronen Pedum Beile Buch
HELM, HELMDECKEN UND HELMZIER
Topfhelm
Kübelhelm
Stechhelm
Seit dem 13. Jahrhundert tritt der Helm samt Helmdecken und Helmzier zum Wappenschild hinzu ; seither gehören diese Elemente zum Vollwappen. Im Laufe der Entwicklung hat der heraldische Helm eine Metamorphose von der Bekkenhaube des 12. Jahrhunderts zum Topfhelm des 13., dem Kübelhelm des 14., zum Stechhelm des 15. und dem Spangenhelm des 16. Jahrhunderts durchgemacht. Er folgt hierin der waffentechnischen Entwicklung. „Heraldisch" wurden nur jene Helmtypen, die zum Turnier getragen wurden. Der Stechhelm bürgerte sich als Helm für bürgerliche Wappen ein. Der Bügelhelm blieb dem Adel vorbehalten. Die Helmdecken entwickelten sich aus dem Kopf- und Nackenschutz der Helme des 13. Jahrhunderts. In der zeichnerischen Darstellung wurden sie mantelartig erweitert und gezaddelt wiedergegeben. Seit dem 16. Jahrhundert werden sie dann durch ornamentale Schnörkel ersetzt; in der Barockzeit und im Rokoko tritt meist das Bildwerk an ihre Stelle. Oft stellt die Helmdecke eine Verlängerung der Helmzier dar. Die Farben der Decken entsprechen meist den Hauptfarben des Schildes. Auch hier wechselt in der Regel Farbe und Metall. In der Spätgotik fließen die Decken häufig aus einer Krone oder einem Wulst (zusammengedrehter Stoffkranz). Die heraldische Bemalung des Helmes im 12. Jahrhundert wurde im 13. durch die Anbringung einer Helmzier(de) verdrängt. Diese ursprünglich eher einfachen Kleinode — sie gemahnen oft an vorheraldischen Helmschmuck — wie Biiffelhörner, Adlerflüge etc. wurden seit dem 15. Jahrhundert durch recht kostbare Zimiere ersetzt. Dementsprechend trug man sie nur mehr zum Turnier. In einer Zeit, da der Landsknecht bereits einen festen Platz in der Kriegsführung einnahm, hatten Schwanenhälse, Brackenrümpfe, Panther u. ä. nichts mehr auf dem Schlachtfeld verloren. Bei den Turnieren war die Helmprobe hingegen wesentlicher Bestandteil der Vorbereitung. In der Darstellung der Helmzier hat sich später als bei den Schildbildern das Prinzip der Unveränderlichkeit durchgesetzt. In der Barockzeit gab es häufig Helme ohne Helmzier, die von Rangkronen bekrönt wurden. Der Klassizismus ließ dann nicht selten auch den Helm verschwinden und setzte lediglich die Rangkrone über den Schild. Die Zahl der als Helmzier möglichen Bilder und Figuren ist ebenso unerschöpflich wie bei den Schildbildern. Hier gilt im wesentlichen dasselbe, was oben bei den gemeinen Figuren gesagt wurde.
Bügelhelm
RANG- U N D WÜRDEZEICHEN - PRACHTSTÜCKE Als erste heraldische Würdezeichen kamen Insignien der Kirchenfürsten hinter den Schilden in Gebrauch (Krummstab, Kreuz). Seit dem 14. Jahrhundert -
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bekrönen geistliche Kopfbedeckungen (Infel, Hüte) die Wappenschilde. Gegen die Mitte des 15. Jahrhunderts folgten Kaiser und Könige diesem Beispiel und setzen Darstellungen ihrer Kronen an den oberen Schildrand. Die Kaiserkrone besteht aus Kronreif mit Bügel und Mitra. Die Ottonische Kaiserkrone kam lediglich zwischen 1804 und 1806, als Kaiser Franz II. (I.) sowohl Römischer als auch Österreichischer Kaiser gewesen ist, zu heraldischen Ehren. Als Königskronen erscheinen ursprünglich meist Laubkronen, in Frankreich Lilienkronen. In der Folge wurden dieselben mit acht Bügeln versehen. Von den kirchlichen Kopfbedeckungen gelten die Tiara, die Infel und die Hüte als Würdezeichen. Kardinäle führen rote Hüte mit je dreißig Quasten auf jeder Seite (in fünf Reihen: 1, 2, 3 , 4 , 5) als Wappenbekrönung. Patriarchenwappen zeigen dieselbe Anordnung, jedoch in grüner Farbe. Bischöfe führen einen grünen Hut mit 12 Quasten, Prälaten einen schwarzen Hut mit 12 Quasten über ihrem Wappen. Bischöfe und Äbte setzen ihr Pedum (oft mit einem Vortragkreuz gekreuzt) hinter dem Schild. Erzbischöfen kommt ein Patriarchenkreuz zu. Ehemalige geistliche Reichsfürsten fügen das Schwert als Zeichen des Blutbanns hinzu. Seit dem 16. Jahrhundert entwickelte sich innerhalb des Adels ein Rangschema fur die Kronen: die Adelskrone mit fünf Zacken, die Freiherrnkrone mit sieben Zacken und die Grafenkrone mit neun Zacken. Der Fürstenhut besteht aus Reif mit fünf Blattzinken und einen von drei Bügeln umschlossenen purpurnen Hut. Unter Herzogs- bzw. Großherzogskrone versteht man einen mit neun Zacken besetzten Reif, der fünf Bügel trägt. Zwischen denselben ist bei den Herzogen ein den ganzen Bogen füllendes Purpurfutter zu sehen, bei den Großherzogen füllt dasselbe nur den halben Raum. Die Königskrone entspricht der Herzogskrone, hat aber kein Futter. Kommunalwappen tragen häufig Mauer-, Schiffs-, Palisadenkronen. Sie gehen teüweise auf antike Vorbilder zurück, kommen aber erst im 18. Jahrhundert in häufige Verwendung. Weltliche Würdezeichen waren beim König von Frankreich (das Szepter mit Schwurhand), bei den Marschällen (gekreuzte Marschallstäbe) und bei hohen französischen Hofbeamten üblich. Die Kurfürsten des Heiligen Römischen Reiches hingegen nahmen ihre Würdezeichen, die man im 15. Jahrhundert noch gerne über dem Schild darstellte fast alle in ihren Schild auf (Brandenburg, Bayern, Sachsen, Hannover). Schild, Helm, Helmzier und -decken bilden die wichtigsten Bestandteile des Vollwappens. Hinzu können die heraldischen Prachtstücke kommen: Schildhalter, Wappenmäntel, Fahnen und Orden. Die Schildhalter wurden offenbar aus dem Siegelwesen übernommen und kommen seit dem 12. Jahrhundert vor. Sie haben ausschließlich die Gestalt von Menschen (auch Engeln) oder Tieren (auch Fabeltieren). In Mitteleuropa war ihr Gebrauch im allgemeinen dem titulierten Adel vorbehalten.
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Auch der Wappenmantel hat seinen Ursprung im Siegelwesen. Er ist aus den an fürstlichen Siegeln hinter den Wappen angebrachten Draperien hervorgegangen. Als Prachtstück kann er jedoch erst seit dem 16. Jahrhundert bezeichnet werden. Im allgemeinen fließt der Wappenmantel aus Rangkronen von Fürsten hervor, war also diesen vorbehalten. Auch Fahnen hinter dem Schild angebracht oder von einem Schildhalter getragen, gehören zu den Prachtstücken. Im allgemeinen hat man gleichfalls nur fürstliche Wappen mit Fahnen geschmückt. Ordenszeichen konnten im Mittelalter neben oder auch um den Schild herum angebracht werden. In der Folge setzte sich diese Art durch. Die Ordenszeichen bleiben jedenfalls außerhalb des Schildes. Es spielt dabei keine Rolle, ob es sich um einen, ,Professionsorden"(Malteser,Templer .Deutschherren), einen „Pilgerorden" (Katharinenorden, Grabesritterorden), einen „Hoforden" (Hosenband, Goldenes Vließ) oder das Zeichen einer Ordensgenossenschaft (Drachenorden, Zopforden, Kannenorden etc.) handelt. Auch Wappensprüche und Bilddevisen können, wenn sie im Zusammenhang mit dem Wappen gebraucht werden, zu den Prachtstücken zählen. Die österreichischen Devisen werden an anderer Stelle dieses Buches noch ausführlich zu behandeln sein. Erwähnt sei immerhin das AEIOU Kaiser Friedrichs III. eine der ältesten Devisen überhaupt, oder das „plus ultra" Kaiser Karls V. Die Bilddevise (Imprese, Badge) ist vor allem in Italien und England heimisch geworden. Es sind dies Abzeichen die neben dem Schild angebracht wurden oder auch ohne denselben als Erkennungszeichen gelten konnten. In Österreich waren besonders das Andreaskreuz und der Feuerstahl (beides Embleme des Vließ-Ordens) üblich. Die Fürsten Schwarzenberg verwenden noch heutigen Tages einen Raben (aus dem Wappen).
WAPPENRECHT IN ÖSTERREICH Die gegenwärtige wappenrechtliche Situation ist ohne Betrachtung des Wappenrechtes im Heiligen Römischen Reich bzw. im Kaisertum Österreich nicht verständlich. Im Wappenrecht ist das Recht ein Wappen zu fuhren vom Recht an einem bestimmten Wappen zu unterscheiden. Die Wappenfähigkeit setzt eine bestimmte ständische Qualität voraus, die dem Wappenträger als erbliches oder auch als erworbenes Recht zukommt. Das Recht an einem bestimmten Wappen bleibt solange im öffentlichen Recht verankert, als das Wappenwesen ein öffentliches Rechtsinstitut darstellt. Hört diese Rechtsqualität auf, geht der Wappenschutz in die Sphäre des Privatrechtes über. Der ursprüngliche Kreis der Wappenfähigen entspricht der militärischen Tradition des Wappenwesens, in dessen Anfängen man jeden Freien, der Kriegsdienste leistete, dazu zählte. Seit der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts gilt auch der - 1 8 -
Vollbürger als wappenfähig, ja sogar der persönlich unfreie Ministeriale. Vom 14. Jahrhundert an sind uns auch Wappen freier Bauern überliefert. Im 15. Jahrhundert beginnt die Abstraktion des Wappens vom militärischen Bereich. Im Zusammenhang mit der weiteren Verbreitung des Siegels wird das Wappen in zunehmendem Maße als Rechtssymbol verwendet. Die Ausdehnung der Wappen auf nichtmilitärische Personenkreise (Geistliche, Gelehrte, Frauen) hängt eng mit dieser Entwicklung zusammen. Neben den Personen- und Geschlechterwappen erscheinen nun auch die Gemeinschaftswappen (Städte, Korporationen) und die Amtswappen (Erbämter, Bischöfe). Erst seit etwa 1330 wurde das Recht, Wappen zu verleihen, als kaiserliches Reservat aufgefaßt. Der Kaiser selbst, später auch seine Hofpfalzgrafen und die Landesfürsten des Reiches nahmen das Recht der Wappenverleihung in Anspruch. Bereits im 15. Jahrhundert gingen die kaiserlichen Behörden gegen die Träger ohne fürstlicher Genehmigung eigenmächtig geführter bürgerlicher Wappen vor. Seit dem ausgedehnten 17. Jahrhundert sah man in der Wappenführung ein Vorrecht und im Wappen selbst ein Attribut des Adels. Doch dieser Grundsatz konnte die althergebrachte nichtadelige Wappenführung nie völlig unterbinden. Heute gilt die Definition des Wappens als Adelsattribut in Mitteleuropa als längst überholt. Trotzdem hat die Republik Österreich im Adelsverbotsgesetz von 1919 auch die Wappenführung unter strafrechtliche Sanktion gestellt. Im Gegensatz zur Personenheraldik haben die Wappen des Bundes, der Länder und der Gemeinden ihre ungebrochene heraldische Tradition. Das Wappenrecht der Republik ist in dem teilweise auch heute noch bindenden Gesetz vom 8. Mai 1919 und dem Gesetz vom 1. Mai 1945 über das Wappen etc. der Republik Österreich verankert. Das Wappen der Republik wird auch von den öffentlich rechtlichen Körperschaften, den Tabakverschleißern, behördlich autorisierten Zivil- und Bergbautechnikern geführt und kann auch verdienten Gewerbeunternehmungen verliehen werden. Problematisch bleibt die Auslegung des Artikels 5 im Wappengesetz von 1945 worin die Ausstattung der staatlichen Wertzeichen aller Art mit dem „vollen oder gekürzten Bild des Staatssiegels" festgelegt wird. Das Wappenrecht der Bundesländer ruht in den einzelnen Landesverfassungen. Landeswappen und Farben sind durch Landesverfassungsgesetze festgelegt und schließen durchaus an die historische Tradition an. Dieser Anschluß geht so weit, daß zum Kärntner Landeswappen die Helmzier der Kärntner Herzoge gehört, daß der Erzherzogshut den oberösterreichischen Wappenschild krönt, das Salzburger Landeswappen den Fürstenhut zeigt. Für Wien gilt die Besonderheit, daß das Landeswappen eigentlich nur einen Auszug aus dem Stadtsiegel darstellt. Wie das Bundeswappen werden auch die Landeswappen an verdiente Gewerbeunternehmungen verliehen. In die Kompetenz der Länder fällt auch die Verleihung der Kommunalwappen. Bis 1918 kam das Recht, Gemeinden
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Wappen zu verleihen, dem Kaiser selbst zu. Ausübendes Organ war bis 1848 die Hofkanzlei, seither das Ministerium des Innern. In der Republik ging dieses Recht durch den Artikel 15 des Bundesverfassungsgesetzes vom 1. Oktober 1920 sowohl in Gesetzgebung als auch in Vollziehung an die Länder über. Die Länder haben ihr kommunales Wappenwesen durch die entsprechenden Gemeindeordnungen geregelt. Ausnahmen machen hierin nur Niederösterreich, und Wien. Soweit diese Gemeindeordnungen eine Bundesaufsicht vorsehen, wird diese vom Bundeskanzleramt bzw. vom Innenministerium ausgeübt. Die zuständigen Landesarchive fungieren als Quasi-Heroldsämter. Die Gemeindeordnungen verpflichten die Gemeinden fast durchwegs das Wappen im Gemeindesiegel zu fuhren. Die Länder Nieder- und Oberösterreich halten an der Beschränkung der Wappenfähigkeit auf Städte und Märkte, die vom Ministerium des Innern im Jahre 1905 festgesetzt wurde, fest. Die österreichische Kommunalheraldik kennt als besonders häufiges Würdezeichen die Mauerkrone. Auch Helmzieren (Scheibbs, Rottenmann) kommen öfters vor. Ein anderes Gebiet der Heraldik, das jahrhundertelang in der Sphäre des staatlichen Einflusses gelegen war, wird gegenwärtig von den offiziellen Stellen überhaupt nicht beachtet: die Kirchliche Heraldik. Das Recht des Staates, kirchlichen Würdeträgern Wappen zu verleihen, gilt in der einschlägigen Fachliteratur als österreichische Besonderheit. Nicht ganz zu Recht, da ja das Kaisertum Österreich auch darin lediglich Traditionen des Römischen Reiches fortsetzte. Die kirchliche Wappenlehre selbst stellt dieses Recht übrigens gar nicht in Frage. Seit 1825 mußten alle neugewählten Bischofswappen der Hofkanzlei vorgelegt werden, 1832 wurde der staatliche Genehmigungszwang auf alle geistlichen Wappen in Österreich ausgedehnt. Auch für die geistlichen Wappen wurde 1848 das Innenministerium letzte Instanz. Nach 1918 stellte man sich auf den Standpunkt, die kirchlichen Wappen seien samt und sonders Amtswappen. So blieb dem kirchlichen Wappenwesen in Österreich das Schicksal der Personenheraldik erspart. Seither ist die kirchliche Heraldik in Österreich lediglich an die Bestimmungen des Kirchenrechts gebunden. Die weltlichen Gemeinschaftswappen führen — mit Ausnahme der öffentlich rechtlichen Wappen — heute ein recht bescheidenes Dasein. Das seit dem 16. Jahrhundert geübte kaiserliche Verleihungsrecht hat der Staat einschlafen lassen. Ehemals verliehene Wappen werden uneingeschränkt geführt. Einerblühenden öffentlichen und kirchlichen Wappenfuhrung steht das Verbot von Personen- und Geschlechterwappenführung gegenüber. Die Praxis des kulturellen Lebens geht jedoch über dieses Verbot hinweg. In der „Österreichischen Wappenrolle" besitzt die Heraldisch-Genealogische Gesellschaft ADLER eine echte Wappenmatrikel. Beweiskraft haben Geschlechterwappen als Grenzund Besitzzeichen. In das Markenregister eingetragene Wappen genießen den Schutz des Markenschutzgesetzes 1947. Fremdenverkehr und Gewerbe bringen neue Impulse für die bürgerliche Wappenführung. - 2 0 -
ORDEN Orden spielen in der Heraldik vor allem als Prachtstücke eine Rolle. Seltener werden sie Wappenbestandteil. Manchmal kommt es auch vor, daß ein Ordensemblem einem Wappen beigesetzt wird. Die Entstehung der Ordenszeichen hängt mit der Gründung zunächst der sogenannten Professionsorden zusammen. Hier ist vor allem der Deutsche Orden zu nennen. Er wurde 1198 gegründet und verlor nach der Reformation seine nordost-deutsche Bedeutung. Kaiser Napoleon hob den Orden im Jahre 1809 auf, 1834 wurde er in Österreich rekonstruiert. Nachdem Erzherzog Eugen bereits 1923 die Hochmeisterwürde niedergelegt hatte, blieb der Orden noch bis 1929 Ritterorden. Seither besteht er nur mehr in seinem klerikalen Zweig weiter. Der Sitz des Ordens ist seit 1834 Wien. Das Ordenswappen zeigt ein schwarzes Kreuz im silbernen Schild. Seit dem 14. Jahrhundert nahmen die Ritter häufig den Ordensschild in ihr persönliches Wappen auf. Der Schild des Hoch- und Deutschmeisters zeigt das schwarze Kreuz mit einem Kruckenkreuz belegt (=Jerusalem), mit einem goldenen Schild, in dem ein schwarzer, goldgekrönter Adler steht (=Reich). Der Hochmeister war zwar nicht Reichsfürst, aber das Territorium des Ordens gehörte zum Reich. Die hier folgende Abbildung zeigt das Banner des Hochmeisters, das in der Schlacht von Tannenberg (1410) von den Polen erobert wurde (s. S. 23). Erst am Ende des 15. Jahrhunderts erhielt das Hochmeisterkreuz an die Krücken noch Lilienenden angesetzt. Das Hochmeisterkreuz erscheint seit etwa derselben Zeit im persönlichen Schild in der Weise, daß derselbe durch das Kreuz in vier Teile zerlegt wurde. Seit 1834 führte der Hochmeister das Kreuz in der geschilderten Weise in sein erzherzogliches Wappen eingeschoben. Das genealogische Wappen (Habsburg/Bindenschild/Lothringen) wurde dabei dem Adler des Mittelschildes aufgelegt. Als Helmzier kommen seither die fünf (silber, schwarz, silber, schwarz, silberne) Straußenfedern vor. Komture und Professen führten seit dem Jahre 1834 das Familienwappen als Herzschild des Ordenswappens. In das Wappen des österreichischen Kaiserstaates von 1806 wurde auch das Wappen des Deutschen Ordens aufgenommen. Das Große Wappen zeigt dasselbe im kaiserlichen Hauptschild, das mittlere und das kleine Wappen legen das Hochmeisterkreuz, welches das „genealogische Wappen" (Vgl. S. 196) trägt, dem Doppeladler auf. Der Preßburger Friede (ArtXII) vom 26. Dezember 1805 hatte ja die Würde eines Hoch- und Deutschmeisters zu einer österreichischen Erb würde gemacht. Unter dem Schild des Großen Wappens waren neben dem Vließ-Orden, dem Theresien- und dem Stephansorden, auch das Deutschmeisterkreuz angebracht. Dieser heraldische Zustand dauerte beim Großen Wappen auch über 1836, beim mittleren und kleinen bis 1815 an. - 2 1
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Es mag in diesem Zusammenhang daran erinnert werden, daß die Wehrmacht des Dritten Reiches in einer jener seltenen, der altösterreichischen Soldatentradition gewidmeten Gesten, der aus dem österreichischen Infanterieregiment Nr. 4 hervorgegangenen 44. Division den Namen „Reichsgrenadierdivision Hoch- und Deutschmeister" verlieh. Die Angehörigen dieser Division trugen das Deutschmeisterkreuz als Traditionszeichen. Der einzige Professionsorden, der seine Souveränität bis auf die Gegenwart erhalten konnte, ist der Johanniter- oder Malteserorden. Dieser älteste geistliche Ritterorden fuhrt seinen Namen nach dem Johannes-Spital in Jerusalem. Der Orden wurde 1099 bestätigt. Nach wechselvollen Geschicken belehnte ihn Kaiser Karl V. mit der Insel Malta (1530), von der er seitdem den Namen trägt. 1798 fiel Malta in die Hände Napoleons. Erst 1879 wurde dann die Großmeisterwürde rekonstruiert, allerdings im Kardinalsrang. Der Orden konnte seine Souveränität auch gegen innerkirchliche Opposition bis in die Gegenwart erhalten. Das Ordenszeichen war zunächst ein rotes Kreuz in Silber. Die typische, achtspitzige Form des „Malteserkreuzes" erhielt es erst während des 14. Jahrhunderts. Die Ritter führten das Ordenswappen in älterer Zeit neben dem Familienwappen. Am Beginn des 16. Jahrhunderts fingen die Großmeister an, das Ordenskreuz mit dem Familienwappen zu einem gevierten Wappen zu vereinigen. Komture der „deutschen Zunge" des Ordens führten das Familienwappen häufig als Mittelschild des Ordenswappens. Seit dem 18. Jahrhundert wird dann dem Malteserkreuz der Schild aufgelegt. Auch kommt in dieser Zeit beim Orden die Sitte auf, das Ordenswappen dem Familienschild als Schildhaupt („de la religion") aufzusetzen (s. S. 23). Die Ehrengarden legen nach den heute geltenden Vorschriften ihr Wappen nicht dem Profeßkreuz auf. Beim Großmeister, den Komturen und dem Professkaplan hängt die Ordensinsignie an einem Rosenkranz, der um den Schild gelegt ist. Bei den übrigen Graden an Bändern. Auch der Templerorden soll ein rotes Kreuz in Silber geführt haben. Die Fahne des Ordens soll jedoch von Schwarz und Silber geteilt gewesen sein. Der 1119 gestiftete Orden wurde 1312 bereits wieder aufgehoben und kann daher füglich außer unserer Betrachtung bleiben. Von den Pilgerorden spielen in Österreich der Orden vom Heiligen Grabe und der Lazarus-Orden eine gewisse Rolle. Der alte Orden vom Heiligen Grabe, der 1489 mit dem Johanniterorden vereinigt wurde, führte ein rotes Patriarchenkreuz in Silber. Nachdem er 1497 erneuert worden war, nahm er als Ordenszeichen ein rotes Jerusalemkreuz, in den vier Winkeln von Kreuzen begleitet, an. Weitere Reorganisationen erfolgten 1847 und 1868. Die Angehörigen des Ordens legen das Familienwappen dem Ordenskreuz auf. Der im 11. Jahrhundert gegründete St. Lazarus-Orden wurde 1154 vom Heiligen Land nach Frankreich verlegt und wurde dort Opfer der Französischen Revolution. Erst in jüngster Zeit hat er seine Tätigkeit wieder aufgenommen. - 2 2
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Das alte Ordenszeichen war ein achtspitziges purpurrot und grünes Kreuz, welches goldene Lilien in den Winkeln trug. Die moderne Insignie ist ein achtspitziges grünes Kreuz. Friedrich III. hat einen St. Georgsorden gegründet (1467). Er war zum Kampf gegen die Türken bestimmt, sein religiöser Charakter war daher weit mehr hervorstechend, als bei den Hof- und Gesellschaftsorden. Dementsprechend wurde die Ordensgründung auch vom Papst bestätigt. Der Orden hatte seinen Sitz ursprünglich im Kloster Millstatt. 1479 verlegt ihn der Kaiser in die Marien-Kapelle der Wiener Neustädter Burg, die seither Georgskapelle heißt. Das Wappen des Ordens zeigte im silbernen Schild ein rotes Kreuz (=Wappen des hl. Georg). Der Orden hatte nur drei Hochmeister und wurde schon 1598 aufgelöst. Verhältnismäßig früh treten in Österreich auch sogenannte Hoforden, mit einem Minimum an religiösem Gehalt auf. Hier ist der Zopforden Herzog Albrechts III. zu nennen, dessen Ordensemblem ein goldener Zopf, ein rotes Feld mit einem silbernen Schwan umgebend, war. Die Ordensinsignie bestand aus einem silbernen, vergoldeten Zopf, der um den Hals zu tragen war. In der Heraldik kommt das Emblem des Ordens immer neben einem Wappen vor. So etwa bei Albrechts III. Wappen selbst im Bruderschaftsbuch vom Arlberg (ca. 1390). Der Bruder des genannten Herzogs, Leopold III., gründete den seit 1394 in Österreich nachweisbaren Salamanderorden. Von dem Emblem desselben, einem zum Kreis gebogenen Salamander ist sowohl das Wappen Leopolds III., als auch Albrechts IV. im Arlbergbruderschaftsbuch begleitet. Noch Albrecht VI. (f 1463) war übrigens, wie eines seiner Siegel zeigt, Mitglied des Salamanderordens. Ernst der Eiserne wurde 1409 Mitglied des ungarischen Drachenordens. Dieser Orden stand an sich nur 24 ungarischen Magnaten offen. Ausländer konnten nur die kleinen Insignien erlangen. Im sogenannten Federhof im ersten Wiener Gemeindebezirk ist ein Wappen mit Emblem des Drachenordens aus dem Jahre 1497 erhalten. Einen Adlerorden hat Herzog Albrecht V. gestiftet. Die Statuten von 1433 sind erhalten. Das Ordenszeichen war ein silberner Adler mit ausgebreiteten Flügeln und einer goldenen Krone, in den Fängen einen Brief mit der Ordensdevise „tue recht". Für die verschiedenen Ordensgrade gab es dann Abstufungen. Zuerst konnte ein Flügel Gold sein, dann beide, dann der ganze Vogel. Von Albrecht V. gibt es sogar ein Porträt, das ihn mit seinem Orden darstellt. Die beim Adlerorden auftretende Verbindung von Wort- und Bilddevise verdient hervorgehoben zu werden. Der älteste, heute noch bestehende Hoforden ist der britische Hosenbandorden (gegr. 1348). Für Österreich hat vor allem der ebenfalls noch bestehende Orden vom Goldenen Vließ Bedeutung. Dieser wurde 1430 von Herzog Philipp dem Guten von Burgund gegründet. Ordenspation ist der hl. Andreas. Symbole des Ordens sind neben dem Vließ selbst Feuersteine und -stähle. Die Devise des Ordens lautet „Ante ferit quam micet". Durch die burgundische Hochzeit Kai-24-
ser Maximilians I. kam der Orden an das Haus Österreich. Von Karl V. ging der Orden auch an die spanische Linie des Hauses über. Erst am Ende des Spanischen Erbfolgekrieges kam es(1713)zur Entstehung zweier Vließ-Orden: eines legitimen österreichischen und eines illegitimen spanischen. Dem österreichischen Orden wurden die Privilegien noch 1913 durch den Papst bestätigt und die Republik Österreich hat 1958 die Rechtspersönlichkeit des Ordens anerkannt. Souverän des Ordens ist der Chef des Hauses Österreich. Seit der Mitte des 15. Jahrhunderts wurde die Kette des Ordens vom Goldenen Vließ um den Schild gelegt. Karl V. ersetzte die Kette durch ein rotes Band. Er wurde damit der Erfinder des Ordensbandes (1516). In der Heraldik hat das Ordensband beim Vließ kaum Eingang gefunden. Die Herolde des Ordens vom Goldenen Vließ wirkten fur die Verbreitung dieses Brauches. Sie hinterließen eine ganze Reihe von Wappenbüchern, von denen einige in der Wiener Nationalbibliothek verwahrt werden. Diese Wappenbücher gehen interessanterweise auf Wappensuiten zurück, welche in Kirchen angebracht waren, in denen Kapitelsitzungen stattgefunden hatten. Vom Genter Kapitel von 1445 ζ. B. sind noch 37 Wappen erhalten. Das Symbol des hl. Andreas, also das „Andreaskreuz" wurde Wappensymbol und frühes Feldzeichen burgundischer, dann österreichischer Truppen. Noch die Fahnen des 17. Jahrhunderts zeigen dieses Symbol. Mit dem Andreaskreuz wurden auch Kanonenfahnen, Wagenfahnen und auch die Piachen von Proviantwagen bezeichnet. Auch die Feuerzungen aus der Vließsymbolik wurden zum Fahnenschmuck herangezogen. Ein Brauch, der dann ohne entsprechenden Grund von preußischen Fahnenschöpfern nachgemacht wurde. Das Wappenbuch des Konrad Grünenberg stellt übrigens eine ganze Reihe von Ordensemblemen neben den Wappen der Souveräne dar. Besonders auffällig ist die bereits erwähnte Affinität solcher Zeichen mit Wortdevisen. Für Kaiser Friedrich III. findet sich ein merkwürdiges „AEIOU" umgeben von einer rotgrünen Kordel. Aus den Hoforden entwickelten sich in der Neuzeit die Verdienstorden. Das Zwischenglied bildeten die Ehrenketten, Ehrenpfennige etc. Den Ämtern in den Ritterorden entsprechend, wurde zuerst der französische St. Ludwigsorden in Klassen geteilt: Großkreuz mit Kordon über der Schulter und Bruststern, Komturkreuz am Halse, Ritterkreuz auf der Brust. Dieses Schema übernahmen auch die österreichischen Verdienstorden. Erst die Schaffung der Ehrenlegion (1802) war dann Vorbild für die heute allenthalben üblichen fünf Ordensklassen. Aus Anlaß der siegreichen Schlacht von Kolin stiftete Kaiserin Maria Theresia 1757 den Militär-Maria-Theresien-Orden. Der Orden war von Anfang an für solche Waffentaten bestimmt, die jeder Offizier von Ehre ohne Vorwurf hätte unterlassen können. Ursprünglich hatte der Orden nur Groß- und Kleinkreuze, 1765 kam das Kommandeurkreuz dazu. Die Großkreuze waren für Armee-25 -
und Flottenkommandanten vorgesehen, das Kommandeurkreuz für Korpskommandanten, das Ritterkreuz für Offiziere ohne Unterschied des Ranges. Außerdem brachte die Auszeichnung mit dem Maria-Theresien-Orden dem bürgerlichen Offizier den Ritterstand, auf Ansuchen sogar den Freiherrnstand. Wappen der Inhaber werden den Großkreuzen aufgelegt. Kommandeurkreuze werden mit dem Ordensband um den Schild gelegt. Das Ritterkreuz schaut am dreieckig gefalteten Ordensband unter dem Schild hervor. Daß der Maria-Theresien-Orden auch Prachtstück des Staatswappens war, wurde oben bereits erwähnt. Das Kleinod wurde von niemandem geringerem als dem Staatskanzler Fürsten Kaunitz entworfen. Das weiße, goldbordierte Kreuz trägt ein Medaillon mit dem österreichischen Bindenschild und der Umschrift: „fortitudini". Das Ordensband ist rot-weiß-rot. Der ungarische Orden des hl. Stefan wurde 1764 durch Kaiserin Maria Theresia gestiftet. Auch er hat drei Klassen. Das Großkreuz brachte den GeheimenRats-Titel, das Kommandeurkreuz Titel eines Dekretal-Geheimen Rates, das Kleinkreuz den Baron- oder Grafenstand ( - 1 8 8 4 ) . Die Ordensdevise lautet: „stringit amore". Die heraldische Anwendung des Ordens war die gleiche wie beim Maria-Theresien-Orden. Auch die Form des Ordenskleinodes entspricht dem des genannten Ordens, jedoch ist das Kreuz dunkelgrün emailliert, von der ungarischen Königskrone überhöht, und zeigt im Medaillon das Wappen Neuungarn (Patriarchenkreuz auf Dreiberg) und den Namenszug „MT". Das Ordensband ist dunkelgrün, mit purpurnem Mittelstreifen. Auch der Stephansorden war Prachtstück der staatlichen Wappen. Der Leopoldsorden wurde 1808 von Kaiser Franz I. gestiftet. Großkreuze erlangen den Geheimen-Rats-Rang. Bis 1884 war mit dem Kommandeurkreuz der Freiherrn-, mit dem Ritterkreuz der Ritterstand verbunden. Das Kleinod folgt im Aussehen im wesentlichen dem Maria-Theresien-Orden, ist dunkelrot mit weißem Band und rotem Medaillon mit dem Namenszug F(ranciscus) Imperator) A(ustriae) versehen. Um das Medaillon läuft die Umschrift: „integritati et merito". Die Rückseite des Medaillons trägt die Devise: „opes regum corda subditorum". In der heraldischen Anwendung folgt der Leopoldsorden seinen beiden Vorgängern. Das Ordensband ist scharlachrot mit weißer Einfassung. Auch der Orden der Eisernen Krone ist von heraldischer Relevanz. Hierin folgt er sowohl in der öffentlichen als auch in der privaten heraldischen Sphäre den bisher behandelten österreichischen Verdienstorden. Er wurde 1816 als Ersatz für den von Napoleon 1805 gegründeten Orden gleichen Namens gestiftet und in drei Klassen für Zivil und Militär verliehen. Bis 1884 war mit der III. Klasse der Ritterstand, mit der II. der Freiherrnstand und mit der I. Klasse der Geheime-Rats-Titel verbunden. Die Devise des Ordens lautete „avita et aucta". Das Kleinod besteht aus einem der lombardischen Eisernen Krone aufgesetzten Doppeladler, auf dessen Brust sich ein blauer Schild mit dem Namenszug - 2 6 -
„F" (ranciscus) befindet. Eine kaiserliche Entschließung von 1860 führte als Kriegsdekoration an den Ordenszeichen anzubringende Lorbeerkränze ein. Das Band ist goldgelb mit blauen Randstreifen. Auch der 1849 gestiftete Franz-Josephs-Orden gelangte zu heraldischer Bedeutung im Staatswappen. Seine Anbringung an einem Geschlechtswappen war statutarisch erlaubt. Die Art der Anbringung war dieselbe wie bei den schon erwähnten österreichischen Verdienstorden. Der Orden wurde ja auch als Ritter-, Komtur- und Großkreuz verliehen. Das Kleinod zeigt unter einer goldenen Kaiserkrone einen schwarzen, mit einem scharlachroten Kreuz belegten Doppeladler, der in einem weißen Brustschild den Namenszug F(ranz) J(oseph) trägt. Der Doppeladler hält in seinen Schnäbeln eine Kette, deren untere Glieder aus Buchstaben besteht, welche die Devise „viribus unitis" ergeben. Das Band ist einfarbig hochrot. Der auch in der Heraldik einzuhaltende Rang der Orden wurde 1878 festgelegt. An erster Stelle stand der Militär-Maria-Theresien-Orden, es folgten der Stephansorden, der Leopoldsorden, der Orden der Eisernen Krone, der FranzJosephs-Orden, das Emblem der Elisabeth-Theresienstiftung, dann die toskanischen und modensischen Orden, der deutsche Orden, der Malteser-Orden, etc. Verhältnismäßig selten gelangen Ordensembleme in den Schild. Die Embleme des Vließ-Ordens wurden erwähnt. Vom Deutschordenskreuz wurde in anderem Zusammenhang gesprochen. Die Insignie des Ordens vom Zopfe finden wir im Wappen der Grafen Stubenberg (s. S. 347 f.).Erwähnenswert scheint es, daß sogar die Zivilehrenmedaille (1807) und die Goldene Tapferkeitsmedaille (1811) in ein Wappen gelangten. Das Wappen der Theresianischen Militärakademie von Wiener Neustadt trägt das Kreuz des Militär-Maria-Theresien-Ordens.
FAHNEN Fahnen als Kampf-, Sieges-und Herrschaftszeichen waren schon im alten Orient bekannt. Auch Römer, Germanen und Araber waren damit vertraut. Die „dingbeseelte" Fahne führte zum Sieg, man gab ihr Namen (Oriflamme, Danebrog). Seit dem 10. Jahrhundert drang das Fahnenwesen auch in den kirchlichen Bereich ein. Seit Kaiser Heinrich II. ( t l 0 2 4 ) ist die Belehnung mit Fahnen nachgewiesen; die Fahne wird Symbol für das „Waffenlehen" (Reichsfürstentum). Nachdem sie Träger heraldischer Zeichen wurde, hat die Fahne als Symbol fürstlicher Landeshoheit zu gelten. Auch Herzog Heinrich II. Jasomirgott empfing das Herzogtum Österreich 1156 aus den Händen Kaiser Friedrichs I. Rotbart mit zwei Fahnen. Mit dieser Funktion der Fahne als Hoheitssymbol hängt ihre Verwendung in Gerichts- und Heerwesen innig zusammen. -27 -
Die (noch unheraldische) Fahne als Zeichen zur Vorbereitung des Krieges überliefert uns das Nibelungenlied. Mit dem Aufkommen des Wappenwesens wurden die bisher meist einfarbigen Fahnen verdrängt. Die Fahnenwagen des 11. und 12. Jahrhunderts trugen segeiförmige Fahnen. Die älteste eigentliche Fahnenart ist der Gonfanon (Guntfanon = Kriegsfahne), mit langem und schmalem Tuch, welches meist in drei Zipfel endete. Charakteristischerweise wurden die heraldischen Embleme auf diese Fahnenart im rechten Winkel zur Fahnenstange (Lanze) angebracht. Vom 13. Jahrhundert an tritt uns dann das ursprünglich hochrechteckige, später quadratische Banner entgegen, welches besonders geeignet zur Anbringung der Wappen war. Gleiches gilt für den queroblongen, besonders im Burgunderheere gebrauchten Quidon des 15. Jahrhunderts. Mit den Landsknechtfahnen des 16. Jahrhunderts endete die Geschichte des mittelalterlichen Fahnenwesens. Oft waren ihre Farben noch heraldisch begründet (rotes Burgunderkreuz), selten aber hatten sie noch Wappen zum Inhalt. Auch die Standarte gehört eigentlich zum Heerwesen der Neuzeit. Mit dem Aufkommen der stehenden Heere wurde das Fahnenwesen fast gänzlich in die staatliche Sphäre entrückt. Fahnen waren nunmehr Richtungs- und Kennzeichen, Symbol der militärischen Ehre und Treue. Im Wappenwesen selbst kommen Fahnen nicht nur als Prachtstücke öfters vor. Die Grafen von Abensberg und Traun führen als Inhaber des Oberst-ErblandPänier-und Fähnrichamteseine von Alt-und Neuösterreich gespaltene und eine Fahne von Oberösterreich hinter dem Schild. Die Grafen zu Altham haben zwei gekreuzte Adlerfahnen hinter dem Schild. Auch die Palffy-Erdöd haben zwei solche gekreuzte Wappenfahnen. Schildhalter mit Fahnen kommen schon seit dem 14. Jahrhundert vor. Solche haben die Wappen der Grafen zu Aichelburg, Breuner-Enckevort, Brandenfels, Karolyi, Zondrecourt, Samt Genois, Schönborn, Silva-Tarouca. Besonders hinzuweisen ist hier auf das Wappen des Herzogs von Reichstadt von 1818. Dieses bestand aus einem roten Schild mit schmalem goldenem Querfaden und darin zwei goldene Löwen übereinander; Wappenmantel und Herzogshut; schwarzgoldenen Greifen als Schildhalter, welche eine Fahne worin das Schildbild, halten. Fahnen oder Wimpel kommen im österreichischen Raum verhältnismäßig oft als Helmzier vor, so etwa bei den Beust, Buquoy, Buttlar, Clary-Aldringen, Colloredo-Mansfeld ,Keglevich,Kazianer ,Hunyady, Firmian, Pöttickh,Prokesch (1871: Kriegsflagge), Razumovsky, Sporck, Straten. Im Schild kommen Fahnen selten vor. Genannt sei hier die Kirchenfahne der Lichnowsky, der Montfort, die Reichsturmfahne im Wiener Wappen, die rote Fahne von Nadwoma (Galizien) und die Osterlämmer-mit-Kreuz-Fahnen in den Wappen Brixen, Debreczen, Korpona, Szent Endre und Trentschin. Hervorgehoben mag hier die Trikolore werden, die zur Erinnerung an eine Waffentat, den Schüd der Freiherrn von Pirquet ziert. - 2 8
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In anderem Zusammenhang wird darauf hinzuweisen sein, daß die Wappen der geistlichen Fürstentümer auf die Aufgebotsfahnen dieser Territorien zurückgehen. Sicher ist das bei Salzburg, Seckau, Lavant, Olmütz und Brixen der Fall.
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I. ZUR GESCHICHTE DER HERALDIK IN ÖSTERREICH Die Geschichte der Heraldik als Kunst und Wissenschaft ist noch nicht geschrieben worden. Dementsprechend kann dieses Kapitel lediglich als Versuch gewertet werden,in dieser Richtung wenigstens einen Anfang zu machen. Die früheste heraldische Produktion ist der „Clipearius Teutonicorum" des Konrad von Mure aus der Zeit zwischen 1244 und 1247. Konrad war Doktor des Kirchenrechts und wirkte seit 1233 am Großmünster zu Zürich. Seit 1260 sind seine engen Beziehungen zu Rudolf von Habsburg nachweisbar. Man hat in ihm sogar jenen Priester auf einem Versehgang gesehen, dem Rudolf zur Überquerung eines Flusses sein Pferd geliehen hat. Sein „Clipearius" ist ein in lateinischer Sprache abgefaßtes heraldisches Lehrgedicht. Die Ausdeutung des Reiches und des Hauses Habsburg ist übrigens auch der Hauptinhalt eines Gedichtes, welches Konrad König Rudolf 1274 in Zürich überreichte, der „Commendaticia Rudolfi regis Romanorum". Ohne eigentliche heraldische Information bieten zu wollen, zeigte dann auch Jans Enikel (ca. 1230-90) in seinen chronikalischen Werken Interesse an den Wappen. Wir danken ihmu. a. die Beschreibung der Schwertleite Herzog Friedrichs II. im Jahre 1237, bei der zum ersten Mal die Farben rot-weiß-rot getragen worden sind. Für das 14. Jahrhundert ist u. a. der wegen seiner Wappenbilder interessante Nekrolog des Wiener Minoritenklosters (1385) zu erwähnen; ebenso die Bruderschaftsbücher von St. Christoph am Arlberg (1394-1420), mit ihren ca. 520 prachtvollen Wappendarstellungen. Als typischen Vertreter der Heroldsdichtung kennen wir Peter Suchenwirt (ca. 1320-1395), dessen überlieferte Ehrenreden — dem Genre der dynastischen Propaganda zugehörend — von echter Bildung zeugen. Es ist nicht verwunderlich, daß das Intersse dieses „Persevanten" nicht zuletzt den Wappen der von ihm besungenen Fürsten galt. In seiner Klage über den Tod Herzog Albrechts II. (1358) heißt es: Ich sach von ersten einen schilt nach der panir, der was verczillt, der spiczigen perg, die ort ze tal, sein grener glast was worden val. chain smaragd in dem schildt was recht als der reif das grfin gras mit seiner chelt gefelbet, also hat sich geselbet des schildes glast nach chlagunder gir. darin geperlt das panthir, daz was ee chlymmende fraydig.
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daz was czu schauen laidig: der swanz war nach dem ruk gepogen, der perlein glast was ser betrogen mit plaichen silber tfinchelfar, der chlavn golt verplichen gar; tzu tal het ez sich gechart; czu der erd nam ez die vart; auz seinem munt des feuers flam gab nicht mer rot, als im ee zam.
Eigentlicher Initiator jener Fabelfiirstenreihe, die uns auch im Kapitel „Fabelwappen" zu beschäftigen haben wird, scheint Herzog Rudolf IV. ( f 1365) gewesen zu sein. Diese hat durch die unter Rudolfs Bruder und Nachfolger, Herzog Albrecht III., von dem Wiener Augustinermönch Leopold Steinreuter ( t l 4 0 0 ) verfaßte „Österreichische Chronik der 95 Herrschaften" Wirkung und heraldische Relevanz erlangte. Diese Chronik wurde höchst wahrscheinlich vom Herzog selbst redigiert. Sie sollte ja der hausösterreichischen Propaganda dienen, und das überaus ehrwürdige Alter der Herrschaft zu Österreich nachweisen. Die zahlreichen Überlieferungen der Chronik zeigen zu jeder der zum größten Teil erfundenen „Herrschaften" die entsprechenden - naturgemäß ebenso zusammenfabulierten - Wappen. In überaus monumentaler Weise ließ noch Kaiser Friedrich die Wappen aller dieser „Herrschaften zu Österreich" 1453 in der Wappenwand der Burg zu Wiener Neustadt verewigen. In den Kreis um den 1399 erwähnten Passauer bzw. Salzburger Priester und Wiener Juristenbaccalaureus Johann Seffner scheint eine Handschrift des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchives „Wappen und Conterfeyen der 1386 bei Sempach gefallenen österreichischen Herren und Ritter" zu gehören. Die Innsbrucker Universitätsbibliothek besitzt die österreichische Chronik (1394/98) mit zahlreichen Wappendarstellungen. An Wappenbüchern sind weiter zu nennen: die „Österreichische Chronik" des Clemens Specker von 1479, die „Österreichische Chronik" des Konrad Grünenberg von 1484 und das „Tiroler Wappenbuch" von 1460/70 in Innsbruck. Für die Zeit Kaiser Friedrichs III. ist ein Herold „Romrich" (1473) nachgewiesen. Auch für die Humanisten um Kaiser Maximilian I. war das Wappen Mittel zur dynastischen Propaganda. Wie viele ihrer anderen Bestrebungen im engsten Kontakt mit bildenden Künstlern oft erlesene Illustration fanden, so danken wir ihnen auch heraldische Denkmäler sonder Zahl. An erster Stelle muß der Leopolds-Teppich des Johann Fuchsmagen von 1506 genannt werden, dann natürlich Ladislaus Sunthaym (11513) mit seinen „Klosterneuburger Tafeln", einem Babenbergerstammbaum, der reichen Wappenschmuck trägt, von 1491. Von Sunthaym ist uns im Innsbrucker Landesregierungsarchiv auch ein eigentlich -33 -
heraldisches Werk, nämlich eine Abhandlung „Über den österreichischen Bindenschild" von ca. 1508 überliefert. Unter seiner Mithilfe sind auch die Texte zu einem nicht ausgeführten Wappenbuch von 1507 entstanden, die sich im Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien finden. Die großen künstlerischen Projekte Kaiser Maximilians I. selbst, also etwa der Triumphzug oder die Ehrenpforte, nicht zuletzt der Innsbrucker Wappenturm, spiegeln das eminente heraldische Interesse der Zeit wieder. Kaiser Karl V. machte 1520 Caspar Sturm zum Reichsherold. Er hat sich mit der Geschichte seines Amtes befaßt und hat auch ein Wappenmanuskript nebst anderen Schriften hinterlassen. Der Nachfolger Sturms war der Herold Lorenz Lantsperger, der 1541 mit dem Amtsnamen „Teutschland" ernannt wurde. Ihm verdanken wir eine Schrift über die Teilnehmer am Reichstag zu Regensburg (1541). Johannes von Francolin war von burgundischer Herkunft. Er lebte von 1520 bis 1580 und war „Römischer kayserlicher auch zu Hungarn und Beheimb etc... Hernhaidt". Er hat eine Beschreibung des Wiener Turniers von 1560 verfaßt. Paul Pesl, römischer, ungarischer und böhmischer Herold,verfaßte 1529 eine Beschreibung der Belagerung von Wien und 1531 eine Schilderung des Einritts Karls V. zur Krönung in Aachen. Um 1630 wirkte als Reichsherold Johann v. Gymnich. Von ihm ist eine Wappensammlung auf uns gekommen. Der Herold Hans v.Tirol (ca. 1500-1575) wirkte auch als Baumeister,Künstler und Verleger. Von ihm ist eine Holzschnittserie über die Belehnung Ferdinands I. durch Karl V.( 157 6) bekannt. Ein Wilhelm Tirol wird als Herold schon 1486 erwähnt (Vgl. dazu Taf. 1). Aus der Zeit Kaiser Karls V. ist uns u. a. der Reichsherold Hartmann Teutschhold bekannt. Er publizierte 1530 eine Schrift über den Ursprung des Adels. Während des Augsburger Reichstages (1582) war Hans Poynsott „Römischer Herold", Martin Stöckl Reichsherold, Peter Krabat ungarischer und Peter Fleischmann böhmischer Herold. Fleischmann hat eine Beschreibung des Augsburger und des Regensburger (1594) Reichstages verfaßt. Aus der Mitte des 16. Jahrhunderts stammt das „Reichskanzleiwappenbuch". Als erstes in Österreich gedrucktes Wappenbuch darf der prächtige Holzschnittband des Zacharias Bartsch, der 1567 in Graz erschien, unser Interesse fordern. Das Friedensheimsche Wappenbuch des niederösterreichischen Landesarchivs ist von 1560-1590 entstanden. Es enthält die Wappen der landständischen Familien. Als spätere Wappenbücher mögen das der Rheinischen Nation der Universität Wien von 1661 und das des Wiener Stadtrats (1627 - 1736) genannt werden. Josef von Kronenfels ( t 1852) 24 gemalte Wappenbändchen sind bereits das Ergebnis modernen, wissenschaftlichen Sammeleifers.
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Reiches heraldisches Material bietet der „Spiegel der Ehren des Erzhauses Österreich" des Hans Jakob Fugger von 1555. Auch Wolfgang Lazius ( +1565) Werke sind reich an Wappenabbildungen. Auch die ständischen Geschichtsforscher richteten ihr Augenmerk auf heraldische Quellen. Insbesondere die Siegel wurden als erstrangige Denkmäler erkannt. Vor allen anderen war es Reichard Streun von Schwarzenau ( t l 6 0 0 ) der seiner „Genealogie des österreichischen Adels" eine Unmenge relevanter Siegelzeichnungen beigab. Seinem Beispiel folgte Georg Adam Fih. v. Hoheneck (+1754) mit seiner „Genealogie der löblichen Herren Stände des Erzherzogtums Österreich ob der Enns" (1727 bis 1747). Der gelehrte Melker Benediktiner Philibert Hueber ( fl725) wandte seine Aufmerksamkeit ebenso den Wappen zu, wie der Prälat Gottfried Bessel ( fl749) von Göttweig. Vor allem aber ist auch in diesem Zusammenhang das großartige Werk des Marquard Hergott ( 11762), die „Monumenta Augustae domus Austriacae" (1750-1772) zu nennen. Von Bedeutung für unseren Gegenstand sind ohne Zweifel auch des St. Pöltner Chorherrn Raimund Duelli (+1769) „Kollektaneen". Bis weit ins 18. Jahrhundert hinein aber war die Heraldik in Österreich lediglich Kunst und Kunde. Wissenschaft wurde sie erst unter dem Einfluß französischer Gelehrsamkeit. Dem vorwiegend aristokratischen Interesse entsprechend wurde die Wappenwissenschaft Lehrfach an den adeligen Akademien. Der Reichsherold O'Kelly von Aghrim ( 1*1751) schrieb einen Leitfaden der Heraldik und seit 1773 lehrte Joseph Benedikt Heyrenbach ( +1779) historische Hilfswissenschaften an der Wiener Universität. Nach seinem Tod begann der Piarist Gregor Maximilian Gruber ( +1799) seine diplomatisch-heraldische Lehrtätigkeit. In seinen Lehrbüchern werden der Heraldik auch zahlreiche Abbildungen gewidmet. Heraldische Forschung scheint zuerst Konstantin v. Kauz ( +1797) betrieben zu haben und zwar in seiner Studie über den „Österreichischen, erzherzoglichen Wappenschild". Noch im Vormärz haben sich Männder wie Eduard Melly( +1854), Friedrich Firnhaber ( +1860) und Karl v. Sava ( +1864) mit Wappen-und Siegelkunde befaßt. Den entscheidenden Aufschwung zum Gegenstand der Forschung hat die Heraldik jedoch erst nach der Gründung der „Heraldisch-genealogischen Gesellschaft Adler" im Jahre 1870 genommen. Unter den ersten Männern der nun folgenden Periode sind der Verfasser des heraldischen Katechismus Eduard Frh. v. Sacken ( +1883), Alfred Grenser ( +1891), Ernst Hartmann v. Franzenshuld ( +1884), Friedrich Heyer v. Rosenfeld ( +1896) und Karl Lind ( +1901) zu nennen. Ihnen folgten der besonders bedeutende Alfred Anthony v. Siegenfeld ( +1929), Karl Äusserer ( +1920), Eduard Gaston Graf Pöttickh von Petenegg ( +1918), Moritz Weitenhiller ( +1911) und nicht zuletzt der Schöpfer des Tiroler Wappenschlüssels Konrad Fischnaler ( + 1941), Heraldischer Darstellung in Kunst und Wissenschaft widmete sich Hugo Gerhard Ströhl ( +1919), Karl Krahl ( +1891) und sein Sohn Ernst ( +1926) widmeten -35-
sich wie später dessen Sohn Karl Ernst Krahl ( 11957) der Wappenkunst. Karl Ernst Krahl schuf die Bundeswappen von 1934 und 1945. Das Adels- und Wappenverbot von 1919 hat dem Interesse an der Heraldik naturgemäß schwer geschadet. Immerhin hat sich der bekannte Landeshistoriker Karl Lechner 1942 mit dem niederösterreichischen Landeswappen befaßt. Franz Martin widmete sich u. a. dem Salzburger Landeswappen (1935), Karl Moser tat ein gleiches für Tirol (1929). In der Zeit seit dem Zweiten Weltkrieg haben sich u. a. Heinrich Appelt, Herbert E. Baumert, Rudolf Granichstaedten-Czerva, Rudolf Geyer, Franz HyeKerkdal, Alfred Hoffmann, Hanns Jäger-Sunstenau, Ludwig Kobel, Josef Krassler und Rainer Puschnig Verdienste um die heraldische Forschung erworben. Auch der Verfasser hat sich immer wieder bemüht, Beiträge der Heraldik zu leisten. Er hat sich übrigens neben Robert Doblhoff, Rudolf Klement, Hertha Larisch-Ramsauer, Herbert E. Baumert, Otto Hurm, Maria Viktoria Pallavicini, Johann Gerlich, Fritz Schauberger-Bruck und Helmuth Gasteiner-Feuerstein u. a. auch in der heraldischen Kunst betätigt. Die heraldische Ausbildung am Institut für österreichische Geschichtsforschung lag zunächst in den Händen Leo Santifallers. In der Gegenwart lehrt Erich Zöllner die Wappenwissenschaft. Als hervorragende Publikationen sind Baumerts oberösterreichisches und Röbels steirisches Ortswappenbuch zu nennen, dann Alfred Hoffmanns Darstellung der Geschichte des oberösterreichischen Landeswappens und Jägers Index zu allen Bänden und Ausgaben des Siebmacherschen Wappenbuches. Eine erfreuliche Neuerscheinung innerhalb der heraldischen Literatur ist der von der heraldisch-genealogischen Gesellschaft Adler seit 1957 herausgegebene „Österreichische Wappenkalender" bzw. der „österreichische Wappenalmanach". Die Heraldik wurde auch zum Thema zweier Ausstellungen gemacht: 1960 „Heraldik der Gegenwart" und 1970 „Heraldisch-genealogische Sonderausstellung des Österreichischen Staatsarchivs". BIBLIOGRAPHIE K. Äusserer, Die heraldischen Handschriften der Wiener Nationalbibliothek. In: Festschrift der Nationalbibliothek in Wien, 1926, 7 ff. E. v.Berchem, D. L. Galbreath, O. Hupp, Beiträge zur Geschichte der Heraldik, Berlin 1939. F. Gall, Zur Geschichte der österreichischen Sphragistik. Jahrbuch für Landeskunde v. Niederösterreich 31, 1953/54, 180 ff. F. Gall, Heraldik der Gegenwart, Wien 1960. R. Granichstaedten-Czerva, Klassiker der Genealogie und Heraldik. Zeitschrift Adler 15 (1949), 237 ff. F. H. Hye, Der Doppeladler als Symbol für Kaiser und Reich. MIÖG 81 (1973) 63 ff. H. Jäger-Sunstenau, Entwicklung genealogischer und heraldischer Forschung in Österreich. In: Bericht über die vom 27. bis 29. Sept. 1954 in Wien abgehaltene Hauptversammlung
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des Verbandes österreichischer Geschichtsvereine, Wien 1954. Ders., Wappenbücher in Wiener öffentlichen Sammlungen. In: Genealogica u. Heraldica, Wien 1972, 377 ff. A. Lhotsky, Quellenkunde zur mittelalterlichen Geschichte Österreichs, Graz-Köln 1963. Ders., österreichische Historiographie, Wien 1962. österreichischer Wappenalmanach 1970 und 1971. E. Pfohl, Die Entwicklung der Urkundenlehre an der Wiener Universität. Phil. Diss. Wien 1948.
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Tafel 1
Michael Ostendorfer (t 1559), kaiserlicher Herold
Tafel 2
F. Gall, Wappen des Kurfürstenkollegs um 1690
U. DAS STAATSWAPPEN VORGESCHICHTE Im österreichischen Staatswappen von heute findet sich immer noch der Adler als Zeichen der Macht. Er ist — wie zu zeigen sein wird - ein direkter Nachkomme kaiserlicher Wappenadler. Da zudem das römische Kaisertum von Friedrich III. an fast ununterbrochen bis einschließlich Franz II. (I.) von den Landesfursten Österreichs bekleidet wurde, werden wir uns zunächst auch mit den Adlern des alten Reiches zu befassen haben. Symbole der Herrschermacht waren seit Jahrtausenden Adler, Doppeladler und Stangenadler. Die älteste Adlerdarstellung stammt aus dem Iran des vierten vorchristlichen Jahrtausends. Die älteste bisher bekannte Doppeladlerdarstellungist uns auf zwei Rollsiegeln des 3. Jahrtausends v. Chr. aus Mesopotamien überliefert. Auch Adlerfeldzeichen bzw. -szepter sind uns aus dem gleichen Jahrtausend ebenfalls aus Mesopotamien bekannt. Es scheint also das alte Mesopotamien Urheimat aller Adlersymbole zu sein. Im alten Griechenland galt der Adler als heiliger Vogel; er war dem Göttervater Zeus zugeordnet. Den Doppeladler hingegen hat die griechisch-römische Antike nicht gekannt. Verhältnismäßig früh - nämlich in der Zeit Alexander des Großen - erfolgte die Annäherung zwischen Götteradler und königlichen Vogelsymbol. Auf den Münzen des Ptolemaios ( f287) finden sich dann Zeusadler und persönlicher Adler des Königs nebeneinander. Der Ptolemäeradler des dritten Jahrhunderts wurde das Vorbild für alle Adlermünzen der hellenistischen Welt. Der eigentliche Angelpunkt in der Geschichte der heraldischen Adlersymbolik liegt aber im antiken Rom, dessen Adler als Stammvater aller Wappenadler, auch der noch heute in Gebrauch stehenden, bezeichnet werden kann. Als heiliges Tier des römischen Stadtpatrons, des Jupiter Capitolimis findet er sich bereits auf der ältesten römischen Münze aus dem Ende des vierten vorchristlichen Jahrhunderts. Marius hat bei seiner Heeresreform von 104/103 v. Chr. die Legionsadler eingeführt. Schließlich gelangte der Adler als Aquila Sancta geradezu unter die römischen Militärgötter (224 n. Chr.). Unter dem Legionsadler wurde das römische Imperium begründet; er hat es bis in seine Spätphase begleitet. Nach der Schlacht an der Milivischen Brücke (312) hat Konstantin der Große das Labarum mit dem Christusmonogramm an seine Stelle gesetzt. Der Adler des Jupiter Capitolinus gewann aber auch als Bekrönung des altrömischen Feldherrnstabes Bedeutung. Es galt als Zeichen des semper triumphans, des semper victor. Der römische Kaiserkult verehrte schon im ersten Jahrhundert Augustus zusammen mit der Dea Roma als Götter. In der Folge übernahm man für den Kaiser sogar das Jupiterbild, woraus eine besondere mystisch-religiöse Rolle von Adlerbild und -szepter resultierte. Der Adler wurde zum Symbol der Kaiserapotheose. Merkwürdigerweise hat gerade jenes Ad'ersymbol das -38-
antike Rom überlebt, nämlich das Adlerszepter, welches aus der Hand des heidnischen Jupiter stammt. Es war eben im vierten Jahrhundert längst Hoheitszeichen und Amtsinsignie geworden. Es war für den christlichen Kaiser und seinen Konsul ebenso tragbar wie für die spätantiken Feldherrn. Daß der Adler auch in Religion, Literatur und bildender Kunst des Christentums eine nicht unbedeutende Rolle spielt, mag hier nur am Rande erwähnt werden. Die Beziehungen der Germanen zum Adlersymbol sind hingegen kaum von Bedeutung. Die Verbindung des Odin zum Adler ist enge; seine Symboltiere aber waren die Raben Hugin und Munin. Mit den Wölfen und Raben aber gehörte der Adler zu den Tieren der Schlacht. Es sollte so nicht verwundern, wenn die uns bezeugten Vogelfeldzeichen einzelner germanischer Stämme (ζ. B. der Langobarden) als Adler zu deuten wären.
DAS HEILIGE RÖMISCHE REICH Offenbar verdanken wir die Annahme des Adlersymbols für das erneuerte Römische Reich Kaiser Karl dem Großen. Jedenfalls zierte bereits 978 eine Adlerfigur den Giebel der Kaiserpfalz zu Aachen. Unmittelbare Zeugnisse kaiserlicher Adlersymbolik finden sich aber erst aus der Zeit Kaiser Ottos III. (997 und später). Unter ihm erfolgte offenbar auch die Erneuerung des Adlerszepters. Es verwundert übrigens nicht, daß dies gerade unter dem Kaiser der renovatio imperii geschah, unter jenem Herrscher, der den Splendor urbis Romanae auch tatsächlich wiederherstellen wollte. Konrad II. war es dann, der zuerst auf einem Siegel (1029) ein solches Adlerszepter führte. Alle bisher genannten Beispiele stammen aus vorheraldischer Zeit. Erst seit Friedrich I. Barbarossa dürfen wir von einem Wappenadler des Kaisers sprechen. Der 1158 den Mailändern aufgezwungene Adler gehörte wohl noch in die älteste Kategorie der Giebeladler. Sicher heraldisch ist der Adler auf einer Münze der Herzoge Gottfried und Heinrich (seit 1172 Mitregent) von Brabant. Er ist zudem durch die Umschrift als solcher ausgewiesen: scutum imperatoris. So wenig man eine allgemeine Herleitung der Heraldik von den Feldzeichen betreiben darf, so sehr liegt eine solche für Kaiser und Reich auf der Hand. Auf der Hand liegt wohl auch, daß die Führung von Adlerschilden durch dreizehn verschiedene Reichsfürsten des 12. Jahrhunderts auf deren Beziehung zum Reich hinweist. Es spielt dabei gar keine Rolle, ob man mit Heinrich Appelt alle diese Adlerwappen als freigewählte Persönlichkeits- und spätere Familienzeichen ansieht, oder ob man einer anderen Lehrmeinung folgend den Adler als Zeichen der vom Reiche stammenden Amtsgewalt ansieht. Unsicher ist die Farbgebung all dieser Wappen. Der „Liber ad honorem Augusti" des Petrus von Ebulo von ca. 1195 zeigt Kaiser Heinrich VI. mit goldenem Adler auf farblosem Grund. Die älteste heraldische Literatur meinte einen goldenen Adler im -39-
schwarzen Grund erwiesen zu haben. Paul Wentzke hat darauf hingewiesen, daß neben Schwarz und Gold auch Rot und Silber alte Reichsfarben waren. Da in den erhaltenen Adlerwappen von Brandenburg und Tirol ein roter Adler in Silber steht, wird man diese Tinkturen jedenfalls in den Bereich der Überlegung ziehen müssen. Einen wirklichen Beweis wird man wohl niemals antreten können. Die meisten Reichsfürsten haben ja ihr ursprüngliches Adlerwappen wahrscheinlich im Zusammenhang mit der Constitutio in favorem principum von 1231, während des 13. Jahrhunderts durch ein individuelleres heraldisches Zeichen ersetzt. In Österreich z.B. trat an die Stelle des Adlerschildes der Bindenschild. Der erste Beleg für den schwarzen Adler in Gold gibt eine um 1200 entstandene Miniatur in einer Jenenser Handschrift der Weltchronik des Otto von Freising. Auch Adlerfeldzeichen sind aus der Zeit der mittelalterlichen Kaiser überliefert. So etwa 1214 für Otto IV. und 1254 für Konrad IV. Friedrich II. setzte den Kaiseradler mit Vorliebe auf seine Augustalen Von besonderem Interesse sind jedoch die Handschuhe des kaiserlichen Krönungsornats in der weltlichen Schatzkammer zu Wien. Auch sie stammen aus der Zeit Kaiser Friedrichs II. Als erste kaiserliche Adler tragen sie den Nimbus des Heiligen Römischen Reiches. Der Begriff Sacrum Imperium selbst ist älter. Er kommt 1157 zum ersten Mal in der kaiserlichen Kanzlei vor. Die vielfache Anwendung des Adlersymbols durch Friedrich II. ließ das Geschlecht der Staufer geradezu zur gens aquilae werden. Erst unter König Rudolf von Habsburg aber gelangt der Adler 1277 in ein Königssiegel. Das Sekretsiegel dieses Herrschers zeigt einen freischwebenden Adler. Das Majestätssiegel (Thronsiegel) blieb weiterhin ohne heraldisches Symbol. Nicht von ungefähr dürfte sich übrigens Konrad von Mure - der, wie bereits erwähnt (vgl. S. 32),in enger Beziehung zu Rudolf von Habsburg stand,— gerade mit dem königlichen Wappenadler beschäftigt haben: 1260/64 in seinem „Qipearius Teutonicorum" und 1273 in seinem Gratulationsgedicht zur Wahl Rudolfs. Der Clipearius überliefert uns den Adler schwarz in Gold. Die nachfolgenden Herrscher des Heiligen Römischen Reichs - Adolf von Nassau, Albrecht I. und Heinrich VII. — folgten dem Beispiel Rudolfs von Habsburg und verwendeten ein Adlersekretsiegel. Neu war unter Heinrich VII. die Devise iuste indicate, filii hominüm. Hier nahm der Siegelführer wohl Bezug auf den Adler als Symbol königlicher Gerechtigkeit. Ludwig der Bayer, Karl IV. und Günther von Schwarzburg übernahmen Siegel und Devise. Gleichfalls für Heinrich VII. ist uns die erste Darstellung einer kaiserlichen Adlerfahne überliefert und zwar im Trierer „Codex Balduini". Es ist dies jene Handschrift, die der Bruder des Kaisers, Erzbischof Balduin von Trier, über den Romzug von 1312 anfertigen ließ. Mehrfach erscheinen hier kaiserliche Fahnen. Das Fahnentuch ist fast quadratisch. Der schwarze Adler steht in Gold (Gelb).
Auf dem Grabmal Kaiser Heinrichs VII. von 1315 findet sich übrigens unter -40-
dem kaiserlichen Adler die Inschrift: quidquid facimus, venit ex alto. In gehobener Sprache wird hier der Adler als ein Symbol kaiserlichen Gottesgnadentums erklärt. Erst unter Ludwig dem Bayern (1327/28) aber gelangte der Adler auch ins Majestätssiegel. Der Monarch trägt ein Adlerszepter. Der Thronsessel wird von je einem Adler flankiert. Im königlichen Thronsiegel Kaiser Karls IV. erscheint dann zum ersten Mal der kaiserliche Adler in einem Schild (1346). Ähnlich wie bei den Reichsfürsten läßt sich auch bei den Reichsstädten eine relative Häufigkeit des Adlerwappens feststellen. Hier ist das Siegel von Donauwörth von 1240 zu nennen, der Königskopfadler von Nürnberg von 1243, das Wappen von Wimpfen am Neckar 1250, Lindau am Bodensee 1258, Pisa 1273 etc. Aber in demselben 13. Jahrhundert, aus dem die genannten Stadtwappen stammen, ist der einfache Adler gar nicht mehr alleiniges Symbol für Kaiser und Reich. Auf 1220 kann das Doppeladlerwappen von Kaiserwerth datiert werden.
DER DOPPELADLER Franz Heinz Hye-Kerkdal hat jüngst strenge Scheidung der Wappen von Kaiser und Reich gefordert. Er läßt personell-funktionelle kaiserliche Zeichen seit dem 10. Jahrhundert gelten, den institutionell-territorialen Begriff des Reichswappens aber erst seit der zweiten Hälfte der 13. Jahrhunderts. Man wird dem verdienten Heraldiker hierin und in seinen weiteren Ausführungen folgen müssen, wenngleich nicht ganz klar ist, warum die Ursache für das „Stagnieren der Forschung über den Doppeladler als deutsches Rechtssymbol... in der allgemein üblichen Vermengung von Kaiser- und Reichsadler zu erblicken" sei? Wiewohl es weder Sinn noch Aufgabe dieses Buches sein kann, Forschungskritik zu üben, muß diese Frage hier angesichts der Tatsache aufgeworfen werden, daß gerade jene Wappen, die Hye zu den Reichswappen zählt, heraldische Embleme von Kaisern tragen. Wie etwa ist ein Wappen des Reichskammergerichtes, welches 1515 einen Brustschild Österreich-Tirol trägt, oder jenes der gleichen Institution von 1560 mit Wappen des Kaisers und Vließ-Orden heraldisch-morphologisch einzustufen? Wie bringt Hye das Wappen des Kurfürstenkollegs von 1689, belegt mit dem Schild von Österreich in sein System (s. Taf. 2)? Das Wappen des Reichsvikars von 1740 schließlich trug gar den Vließorden; 1745 legte derselbe seinen Hubertusorden um den Schild. Wir können aus diesen Feststellungen ersehen, wie wenig wir tatsächlich noch von den heraldischen Problemen des Mittelalters wissen. Jedenfalls wird man sich hüten müssen, mit einer rechtshistorischen Fragestellung allein an sie heranzugehen. Der Doppeladler, der uns im Orient im 7. Jahrhundert zum letzten Mal begeg-41 -
nete, tauchte auf dem Weg über orientalische Stoffe im 11. Jahrhundert im Abendland auf und wurde von der Kunst der Zeit um 1100 rezipiert. Wir kennen seine Verwendung in der romanischen Plastik Frankreichs. Im Jahre 1180 erscheint das erste Doppeladlersiegel. Die Grafen von Saarwerden haben dieses Bild als freigewähltes Persönlichkeits- bzw. Familiensymbol angenommen. Eine Beziehung dieses und anderer früher Doppeladlersiegel zu Kaiser und Reich bestand in dieser Zeit nicht. Auch ein Kremser Pfennig von 1189, der einen Doppeladler zeigt, wird nicht in einen imperialen Zusammenhang gebracht werden dürfen. Anders sieht es bei den Siegeln der Reichsstädte Cambrai und Kaiserswerth aus, die bereits um 1220 einen Doppeladler zeigen. Hier, wie auf einigen sizilianischen Münzen Kaiser Friedrichs II. scheint der heraldische Hinweis auf Reich und Kaiser allzu deutlich. Selbstverständlich gilt dies auch fur das Doppeladlersiegel der Augsburger Judenschaft von 1298. Der englische Dominikaner Matthaeus(f 1259) scheint dann mit seinen Chroniken in ganz ähnlicher Weise an der Ideologie des Doppeladlers als des Kaiserwappens weitergesponnen zu haben, wie er dies auch mit den Kronen, deren goldene er dem Reich, deren silberne er Deutschland und deren eiserne er Italien zuteilte. Jedenfalls findet die Zuteilung des Doppeladlers an den Kaiser, des einfachen Adlers an den Römischen König im Opus des Matthaeus auch heraldischen Ausdruck. Noch deutlicher wird diese „Regel" in einer englischen Wappenrolle ausgesprochen, die unter König Heinrich III. (1216-72) geschrieben wurde: „L'Empereur de Almaine d'or un egle espany ove deux testes sable". Im 13. und 14. Jahrhundert wird diese Auffassung dann Allgemeingut. Offenbar seit 1330 wird sie zur Regel. Frühestens zu diesem Zeitpunkt wurde der Doppeladler übrigens auch zum Symbol der byzantinischen Kaiser. Vorher galt der doppelköpfige Adler lediglich als Zeichen unterworfener Despoten und gelangte auf diese Weise in die Wappen von Albanien und Serbien. Rußland hat den Doppeladler als Kaisersymbol übernommen. Tatsächlich siegelt die Stadt Friedberg seit 1329 mit einem Doppeladlersiegel. Die Reichstadt Chemnitz zeigt im selben Jahr in ihrem Schild zwei nebeneinandergestellte Adlerschilde. Ein Jahr später zeigten Lübeckische Geldstücke den frei schwebenden Doppeladler. Gleichzeitig, im Jahre 1338, treten im Kaisersiegel Ludwigs des Bayern zwei den Schild begleitende Adler auf und die von demselben Kaiser geschlagenen „Ecus d'or" (=Goldschilde) mit dem Doppeladler im Feld. Kaiser Karl IV. folgte diesem Beispiel nicht. Entweder, weil er das „gute Alte" erhalten wollte, oder vielleicht auch, weil dem hochgebildeten Verehrer römischer Kaiserherrlichkeit das orientalische Fabeltier weniger symphatisch war als der römische Cäsarenadler. Immerhin siegeln in dieser Zeit die Söhne Ludwigs des Bayern, Wilhelm und Albrecht,mit einem Doppeladlersiegel (1357); auch Wenzel, der Sohn Karls IV. besaß so einen Stempel (1363). Der bereits genannte Albrecht von Bayern siegelte 1371 mit einem
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neuen Doppeladlersiegel und auch die Tochter Karls IV., Katharina, die mit Herzog Rudolf IV. von Österreich verheiratet war, führte ein Siegel mit einem Doppeladler, der den angeheirateten österreichischen Bindenschild auf der Brust trägt. Gleiche Bedeutung wie die Adler neben dem Throne Ludwigs des Bayern haben jene auf dem ungarischen Königssiegel Siegmunds (1388). Die „Auflösung" des Doppeladlers in zwei einzelne, aber zusammen auftretende Adler wurde noch lange in der Kunst fortgesetzt. Ihre höchste Blüte erlangte diese Darstellungsweise in der Barockzeit. Jedenfalls sind alle diese Siegel als solcher kaiserlicher Prinzen anzusehen. Als Reichsvikar für seinen Bruder Wenzel führte dann Siegmund seit 1402 den Doppeladler (s. Taf. 4). Nachdem er 1410/11 selbst Römischer König geworden war, führte er m seinem Wappen den einköpfigen Königsadler. Sofort nach der Kaiserkrönung von 1433 aber übernahm er den nimbierten Doppeladler. Das 1417 bestellte Thronsiegel (verwendet seit 1433) zeigt „natürliche" Doppeladler als Schildhalter. Außerdem kommt auf diesem Siegel zum ersten Mal ein Ordensemblem vor, nämlich das des seit 1394 bestehenden Drachenordens. Als Vorläufer des „Allerhöchsten Namenszuges" wird die Initiale S in Siegmunds Reichsvikariatssiegel von 1402 angesprochen werden müssen. Albrechts II. Königssiegel (1438 ff.) zeigen den einköpfigen Adler. Auch Friedrich III.führte als König (1442/43) den einfachen Adler. Auf dem Kaisersiegel von 1451 aber tritt uns dann der - seit 1452 nimbierte - Doppeladler entgegen. Friedrich hat den Brauch, den kaiserlichen bzw. königlichen Adler kreisförmig mit den Wappen der Länder zu umgeben, eingeführt. Er hat auch den schon von Friedrich dem Schönen (1325) einmal geübten Brauch wieder erneuert, dem Königsadler den österreichischen Bindenschild auf die Brust zu legen. Merkwürdig ist, daß die Brust des Doppeladlers leer bleibt. Aus dem Jahr 1444 ist uns ein merkwürdiges Siegel für das „Fürstentum Österreich" überliefert. Es zeigt einen gevierten Schild mit einfachem Adler im Herzschild. Hauptschüd: 1. Österreich, 2. Krain, 3. Tirol, 4. Oberösterreich. Neben seiner offiziellen Funktion erlangte der Doppeladler aber während des 15. Jahrhunderts auch eine solche als inoffizielles nationales Kennzeichen der Deutschen im Ausland. Dies gilt sowohl für die Siegel der Hanse (ζ. B. in Brügge und London), als auch für die Germanischen Nationen der Studenten zu Bologna (1497), Paris, Padua, Siena, Bourges, Orleans etc. (im 16. Jhdt).
KAISER MAXIMILIAN I. Dieser Herrscher hat die kaiserliche Heraldik wie kein zweiter beeinflußt. Es hängt dies auch mit dem Künstlerkreis um den Kaiser zusammen, aber auch mit der Freude Maximilians an der Herstellung seiner Wappen in den verschie-43 -
Tafel 3
IMPERATOR
^CAESAR,
DI W S MAXI Pivs
MiüANVS
AVGVSTVS-
FELIX
ζ π « j w f i & M W t t f t t o t m i a r a « ifhwtff Mrcfrn·
M£ö«r Ä ö n i g i . U u g a u | c t ) e jOcc & u > B 0 t i j ^ W . £ o ö t u u i | $ e e n . © t . e t e ^ a n i l * £>rbcn. 35er g a r t e n S&erefien » O r b e n . Jim bat im rotten $elbe ein fUbemedtyatriarcfcenfteuj, welc&ed auf ei» nem breifac&en mit einer golbenen Ärone bebecftem grünen iefed ent&dlt gleidjfaHdtoierÜuat*
tiere, unb einen SRittelfdjtlb; in berem «(lern ein ffU 6er unb rot&gefc&adjfer recfctdfe&enber gefeinter 31o« tcr im blauen Selbe {!φ beflnbet, wegen bed SKati» graft&umd S^&ren ; »«» jweiten ein recbtdfe&enber fdjwerjcr gefrtfnfer SIbier im golbenen Selbe, WeW>e* warjen -54-
5Rauer(lric^«n im blauen gelbe wegen bei Sfcatfgrafr t&umi £>berlau§ni§ ; int Pierten cnbiid) ein rcctyiffe $enber auf grünem ©runbe ge&enber rottet Ο φ ί mit weigern 55auc^e, unb linfen 23orberfuffe im filbernett Selbe wegen bei SKarfgraftfjumi 5Kieberlauijnt§. l>em 9&ϊι«βΙΓφιΠ>φβη iff ein a u f ^ t e r
3n
^tife&eitber
ftlberner geftdnier £ίιυ mit einem hoppelten freujweife gefc^Iungenen e^ivanje im rotten Selbe, wegen bei ÄJnigreWji 9tö&meiu 3wifc^en tiefen Beibett ungarifcfyen, unb mifdjen iänberwappen fie&t man jur Biegten brei gol? bene ©pi&enfronen im blauen Selbe wegen bei Ä i nigrei$ei ©allijien ,
unb jur £inien jween
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un$ rotl) gefcbac^te Öuerbalfen
im blauen Selbe ,
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bei üfterreidjifcfyen £auptf$i(bci befindet fiφ $ur Γβφ^ ten ©eiie bai SBappen bei «Sro§fdt|tent&umi 6enfrfrgen.
£)iefei ift ein burφ einen roffjen 95ai--
fett quer geteilter @φίΚ> , in beffen oberer ein aufwaφfenb(r
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fc^warjet Ülbler jwU
Γφεπ 6onne unb 5f?onb im blauen Selbe , in ber untern aber fteften rof&e Sf)i!rme mit 3innert im gob beneti S«lbe ju f«&en finb. 3ur Sinfen ber SJfiffelfiefle i|! bai
fcerjug^t
i©dr.t€m6erert>or, wegen ber CKark graffd)aft Sintiverpen.
i i n f i erfc^eint im golbenen
gelbe ein rotier r«()tife&enber aufredjttr ftfw, bureft welken, unb ben ganjen 6cfcilb einfdjrägrecfcfer ro= t&er halfen gejogen ifl, wegen bet ©raffc&aft 9?a? mur.
2)ai ©iittelfdjilbdjen bei burgunbifc&en 2ßap*
peni ifl fed)ifac$ mit golbenen , unb blauen $a(» fen fd)rugrcc(jfi geteilt, mit einer breiten rot&en ©nfaffiing umgeben, unb mit einem £er$ag(>ut b u
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becft, wegen beö £er^gt&umd 23urgunb. £cr iinfe Unfewinfel ber Sufwifc if! auf gieb (&e 2lrt in 4 Quartiere gef&eilet, unbfyattitc^f nur (in befonbered 3)?ittelfc()tlbd)en, fontern aud) j>vi® fcf>en ben unteren jroelen Quartieren eine eingepropfie
wegen bed idngeren £aufed 3lnjou i bad j weite jw» golbene audwärfd gefrilmmte Sarben nebeneinanbec mit 4 golbenentfieeblattfreujcben, begleitet im blau* gil>umd 3iHid),Me jwifdjen beibeu untere nOuartieren eingepfrof* tt ©pifce t(l ebenfaHd in jtvei Wappen geleitet, beren rechte (inen golbfnen rec^tdfie^entxn 2lbler im blauen gelbe wegen bed £erjogfIjurad £efdjen, Die Iinfe abee ein jtlberned JRab aud> im Hauen Selbe entölt , wegen ber 2 B a p e n an* gebracht. 2)a8 erjie £ a u p t * Quartier jur Siebten «US einem quabrirten @$i(be, be; biefer ill bet Sänge
mit einem -SRitte^il«
ηαφ gefpalten,
unb entölt
bo5 bereinigte 2Bapenf(frilb von 2 i l t : unb garn.
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ifl jur ϋΚβφίβη, Don £Rot(j unb ©iiber,
βφίΓαφ quer get&etlt, gut Sinfen jieHt eS im rotten Selbe, ein filberneS/ ou§ einer gitlbenen Ärone »brge&enbei ^ a t r i a ^ e n t Äreuj, auf einem breijfügel bar; biefer @φίΚ> ijl mit ber Ungarü fφeh ÄönigS t Ärone bebest. 3 m erflen Quartiere beffelben ftnb fcret> gitlbene gefrinte fceoparbenfbpfe im blauen S M * / tocgen teß Äόnigreiφ§
2 5 a l m a t i e n ; ba5 jwei;te ifl, von
©ilber unb roti> gewürfelt,
wegen be§
Äömgret^S
Kroatien ; baS britte blau, barin ein r^tSIeufenter SRarber im grfinen
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obern Steile, baS gulbeite
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©tewbilb
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©lat>onien.
wegen
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Sue Stufen, ein burd) einen rotten
iQuerbalfen geteilter o» ^uitgarn finben ft φ αυφ bie 2Bapen ber nigret^e © e r s t e n ; (im rotten Selbe ein aufgc f$warjeS ©φΝβΐη$&αυρί, tont ein ftl* berner »Pfeil im Siefen fletft,) oen 9ί a m β; (im gulbenen gelbe ein rottet gewapneter Vrm, ber, ben ©dbel in ber Sauft/ auS weißen SBolfen ^eroerragt»on S5 u I g a r i e η ;
(im blaueit
treibe ein reφter, rotier @$ragbalfen, ber an jeber Seite mit einer blauen« unten unb oben golbbefcuimten (Jinfaffung gejieret iff, auf bem SBalien fptingt ein filberner SBolf fcinan; Bon Rumänien
(ein empor
golbgefränter Siwe
geri$teter, rottet,
mit geteiltem ©φ»αη^,
t>on einem ftlbernen ÜRonbe unb ©terne begleu tet, im blauen gelbe.) ®aS jwepte Hauptquartier jur ßinfen, befie&t au3 einem, ein 3Ra&l quer, bann oben ebenfalls ein SRa^I, unten aber jwei) 2J?a&l, ηαφ ber Sange geteilten ©c&ilbe, mit einem SZitfelfc&tlbe. Ser SRitte^ilb $at einen aufgelöteten jwe^* gefφwάt^aten, gefrönten, ftlbernen S6wen im rotten Selbe, wegen be3 Ä 6 n i g r e t $ e S S o c m e n ; er iff mit ber $δηί$ϊίφ * 856&n^en Ärone bebeeft. - 6 6 -
Sben jut Siechten im blauen gWte, ted}tU fernher, eon ©ilber unb rof& gefdjadjieter, gefront« 2fblrt, wegen be$ Ü J i a r f g r a f t f > u m $ 1) r e n j jur Sinfen im gutbenen Selbe, ein redjtöfe&enber, fc^warjet, gefrontet 3(blet, auf feiner S3rufl ein fi(« berneä, auf einem , falben SBonbe ru&enbeS •tfreuj; t e c SÄonb öerlangert β φ bis in bie g l u g e i , unb enbiget mit Kleeblättern/ wegen be$ ^etjogt^uuicJ £ > b e t » u j i b S f t i e b e r » © φ I e f i e n. Unten jut Steckten im blauen Selbe, eine gtt> bene S t a u e r , mit fd^wavjen Üfiauerfh^en, unb brep 3innen , wegen bet S J t a r f g f a f f d b a f t £ 6 e r* I a u S η i %; jut Sinfen im ftlbewen Seite auf g n u nem S3oben ein ^ t S g e & e n b e r , rot&ef, am ffiaucfje «ber weiter £ ^ f e , wcgeir S f t i e b e r l a u ö n i f c ; in bet SJlitte ein gufbener, wfytSfefcenbef 2itler im blauen §e(be, wegen bei . ^ e r j o g t b u m S 3 ^ φ β η . 3wi|tfcen biefen bepben Jjaupfquarttcren aber erfeljetni ein in bie fiuere jwet> SKa^l, unb in bie £ a n g e eben foviel nut in bet unteren Sietye brep SRa^i gereiftes Q u a r t i e r , barin, in ber ober* pen SRet'be 5 « i ^ t e n , wegen bei ( S r j & e t j o g » tfcumS u n t e r b e t @ η η δ , fünf gülOene tfbier, im blauen getbe, ju jwep unb jwei> jufammenfe^nb, bet unterffe Äblet ift rec^tö ge* fe&rt. (2)aS Ältejie ßanbwapen &eßmei4>e bejfaub au5 einem βίηίαφεη tfbler. £>a bie £ e r j o g e S3abenfcrgiftyen «Stamme«, ii;r Gognat, bet ΐ&'οΐμηί* ίφ« Ä^nig ^rjemyfl jOttofar unb bie £ a b $ « burgifdje Stynajtie, meljtere Sanber erwarb, wei« φβ 3ibler führten, fo würbe ber SBapenf$ife -67-
nut tfblern, unbeftimmter i3a(jl, bebeift. Crrfl @iji>erjog JRubolf bee SBetfe fdjranfte fie euf fünf ein, ttm bamit ben Stsci· ® ^iteberßlimeid)if4)en, Jvrainif$en, SEiroliftyen unb ben 2ffcier bet »on i&m gefilmten 9teid;Ss(*rijageraeijlfr$ SBurbe auSjubritcfcn. (Iben fo n>ar baS 2Cit« Sranjofi|^e 2Bapen eine Silie, in tee gtoige, bep Siergr6f?erungen b u ^ SBaffengeroalt, Un* tewerfung ιηάφ%Γ Äron'33afatlen, S r i ^ u n g alter ©«[φίβφίβϋ u. f. w. warb ber ©dbilb mfi Silien befaet; erjl Äänig @arl ber V I . rebucirfe if;re ««f bre^). SSBegen SDejlerretφ ob ber