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German Pages 1662 [1664] Year 2016
Sternbilder des Mittelalters und der Renaissance Der gemalte Himmel zwischen Wissenschaft und Phantasie
Dieter Blume / Mechthild Haffner / Wolfgang Metzger
Sternbilder des Mittelalters und der Renaissance
Der gemalte Himmel zwischen Wissenschaft und Phantasie Band II: 1200 –1500 Teilband II.1: Text und Katalog der Handschriften unter Mitarbeit von Katharina Glanz
Gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) Einbandmotive: Prag, Knihovna Památníku národního písemnictiví, Cod. Strahoviensis DA II 13, Fol. 13r und 48v
ISBN 978-3-11-037601-2 eISBN (PDF) 978-3-11-044587-9 eISBN (EPUB) 978-3-11-044583-1 Library of Congress Cataloging-in-Publication Data A CIP catalog record for this book has been applied for at the Library of Congress. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abruf bar. © 2016 Walter De Gruyter GmbH, Berlin/Boston Layout und Satz: Petra Florath, Berlin Druck und Bindung: DZA Druckerei zu Altenburg GmbH, Altenburg ∞ Gedruckt auf säurefreiem Papier Printed in Germany www.degruyter.com
Inhaltsverzeichnis
I. Das Wechselspiel von Astronomie, Astrologie und Mythologie – Zur Einführung
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II.
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Georgius Zothoros Zaparus Fendulus – Eine astrologische Synopse
III. Michael Scotus – Neuanfang im Zeichen der Astrologie 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7.
Der Liber introductorius Der Liber de signis et imaginibus celi Die einzelnen Sternbilder Die Planeten Der Liber de signis im 13. Jahrhundert Die Illustrationen des 14. Jahrhunderts Überlieferungszweige und Filiationen von Bild und Text
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IV. Die Sternbilder al-Sufis und ihre Betrachter im lateinischen Westen
55
V.
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Die Astronomie der Sterntafeln oder die Unverzichtbarkeit der Bilder 1. 2. 3. 4.
Alfonso el Sabio und die Wissenskultur des kastilischen Königshofes Die alfonsinischen Tafeln und eine neue Bilderreihe aus Paris Deutsche Hyginus-Derivate Fixsterntabellen und die Anfänge einer Kartographie des Sternenhimmels
69 74 79 80
VI. Zwischen Himmelskunde und Humanismus – Hyginus-Lektüren im Italien des 14. und 15. Jahrhunderts 1. Coluccio Salutati und ein zeitgemäßer Bildzyklus 2. Humanisten in Oberitalien 3. Basinio da Parma in Rimini
VII. Der antike Mythos oder die Wiederentdeckung der Aratea 1. 2. 3. 4. 5.
87 89 91 99
103
Nikephoros Gregoras und die griechische Tradition in Konstantinopel Nicholas Trevet und Seneca Coluccio Salutati und Hyginus Cyriacus d’Ancona und die Sternsagen Germancius in Neapel und Florenz
VIII. Astrologische Bücher im 15. Jahrhundert
105 107 108 109 111 123
1. Michael Scotus in Deutschland 2. Erhard Ratdolt und die Bilder des Michael Scotus 3. Eine astrologische Kosmosbeschreibung von Ludovicus de Angulo
125 131 133
IX. Das Überleben der Bilder
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X. Katalog der Handschriften mit Sternbilderdarstellungen 1200–1500
145
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11.
Fendulus-Handschriften Scotus-Handschriften Sufi latinus Sterntafeln Hyginus-Handschriften Basinio da Parma-Handschriften Aratea-Handschriften Astrologische Bücher des 15. Jahrhunderts Ludovico de Angulo-Handschriften Himmelsglobus in Kues Florenz, San Lorenzo, Alte Sakristei
XI. Anhang Verzeichnis der Handschriften Literaturverzeichnis Register
Nr. 1–7 Nr. 8–33 Nr. 34–41 Nr. 42–66 Nr. 68–92 Nr. 93–106 Nr. 107–122 Nr. 123–138 Nr. 139–143 Nr. 144 Nr. 145
146 185 331 391 551 656 701 772 915 945 949
957 980 1019
… e ’l ciel riten le stelle e lo splendore. Guido Giunizzelli, Al cor gentil rimpaira sempre amore, 40
Creata fu la materia ch‘ elli hanno; creata fu la virtù informante in queste stelle che‘ntorno a lor vanno. L‘anima d‘ogne bruto e delle piante di complession potenziata tira lo raggio e ’l moto delle luci sante; Dante Alighieri, Commedia, Paradiso VII, 136-141
Denique sic habebis: futura nosse durum homini, nec licere, si expediat, nec expedire, si liceat. Francesco Petrarca, De remediis utriusque fortunae, I, 112 De horoscopiis, 36
Vorwort
»In der ungeheuren Bibliothek gibt es nicht zwei identische Bücher«, stellt Jorge Louis Borges in der berühmten Erzählung über die Bibliothek von Babel fest, und dennoch bestehen »sämtliche Bücher, wie verschieden sie auch sein mögen, aus den gleichen Elementen...: dem Raum, dem Punkt, dem Komma, den zweiundzwanzig Lettern des Alphabets«.1 Dies gilt auch für die Bücher, von denen diese Bände handeln. Doch kommen hier noch die Bilder hinzu, die zwar alle die gleichen achtundvierzig Sternbilder zeigen, die aber dennoch höchst unterschiedlich sind und immer wieder ein anderes Aussehen besitzen. Es geht um Manuskripte, die in der Zeit vor dem Buchdruck mal mit mehr, mal mit weniger Sorgfalt auf das kostbare Pergament oder das preiswerte Papier geschrieben wurden, und die alle ihr jeweils höchst individuelles Gebrauchsprofil aufweisen. Auf diese Weise offenbaren sie etwas von den Intentionen und Interessen ihrer lange verstorbenen Nutzer und nehmen ihren spezifischen Platz in der vielfältigen Geschichte des Wissens ein. Jede Handschrift ist aber auch Teil eines imaginären Netzes, das sie mit anderen Manuskripten verbindet, auf die sie sich bezieht oder von denen sie sich bewusst absetzt. So entsteht eine Art Dialog, ein Diskurs über Zeiten und Orte hinweg, der in den Büchern sichtbar bleibt. Im Unterschied zum ersten Band, welcher den Zeitraum von 800 bis 1200 behandelte, spielt der Computus, die Wissenschaft der Kalenderberechnung, in den Handschriften aus den Jahren 1200 bis 1500 keine große Rolle mehr. Dafür wird die Astrologie immer wichtiger und seit dem 14. Jahrhundert kommt auch ein neu erwachtes Interesse an der Mythologie hinzu, das mit der Entwicklung der Poesie verbunden ist. Diese durchaus unterschiedlichen Interessenbereiche lassen dann auch verschieden gewichtete Abhandlungen entstehen. Deshalb folgt der Katalog, in dem 142 Handschriften beschrieben sind, einer anderen Ordnung als im ersten Band. Statt nach den Auf bewahrungsorten ist er nach den verschiedenen Texten gegliedert und innerhalb dieser Textgruppen chronologisch. So stehen jene Handschriften beieinander, die auch von ihrer Überlieferungsgeschichte her miteinander verbunden sind. Über die Verzeichnisse im Anhang lässt sich aber auch jeder einzelne Codex leicht auffinden. Die zusammenfassende Auswertung, welche dem Katalog vorangestellt ist, zeichnet wiederum die sich wandelnden Intentionen und 1 Jorge Louis Borges, Die Bibliothek von Babel, 1941. Es handelt sich um die zweiundzwanzig Buchstaben des hebräischen Alphabets.
Interessen nach und entwirft eine Geschichte der vielfältigen Auseinandersetzung mit dem Sternenhimmel und seiner Variantenreichen Bilderwelt. Auch dieser Band ist ein Gemeinschaftswerk, das nur in der Zusammenarbeit der Autoren und Dank eines kontinuierlichen Austausches zu Stande kommen konnte. Die Ausarbeitung des umfangreichen Kataloges verteilte sich folgendermaßen. Wolfgang Metzger übernahm die Handschriften des Michael Scotus, des Sufi latinus, der Sterntafeln, des Nicholas Trevet und des Ludovicus de Angulo. Mechthild Haffner widmete sich gemeinsam mit Dieter Blume den Manuskripten von Hyginus, Basinio da Parma und Germanicus sowie den übrigen Handschriften der Aratea. Katharina Glanz befasste sich mit Georgius Fendulus und den deutschen Bearbeitungen von Michael Scotus. Die zusammenfassende Auswertung der Einzelbelege stellte erneut eine große Herausforderung dar und lag wieder in den Händen von Dieter Blume. Der vorliegende Band bildet den Abschluss eines Forschungsprojektes, das eigentlich in meiner Jugend begann, als ich die profane Bildwelt der Sterne entdeckte, während ich 1978 für mein Promotionsvorhaben auf den Spuren der Franziskaner durch Italien reiste. Es hat sich in mehreren Etappen realisiert und mich über die Jahrzehnte meines wissenschaftlichen Wirkens begleitet. Nach der Habilitationsschrift 1991 zu den Planetenbildern folgte die Ausarbeitung zur Buchpublikation, die 2000 unter dem Titel »Regenten des Himmels« erschienen ist. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) finanzierte dann seit 1996 über viele Jahre die Erforschung der Sternbilderdarstellungen. 2012 konnte schließlich der erste Band, welcher den Zeitraum von 800 bis 1200 umfasst, erscheinen. Daß jetzt, keine vier Jahre später der zweite Band folgen kann, erfüllt mich mit großer Genugtuung. Über den langen Zeitraum hinweg haben wir von zahlreichen Menschen Anregung und Unterstützung erfahren, an die wir uns dankbar erinnern. Es macht keinen Sinn, sie hier alle aufzuzählen. Nennen möchte ich aber die Mitarbeiter der zahlreichen Bibliotheken, ohne deren Hilfe unsere Arbeit nicht möglich gewesen wäre. Der offene Austausch mit den »Sternforschern« Silke Ackermann, Carles Burnett, Elly Dekker, Ana Domínguez Rodríguez und Kristen Lippincott war immer ein Gewinn sowie eine große Ermutigung. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat die Drucklegung wieder in ausgesprochen großzügiger Weise unterstützt. Katja Richter vom Verlag De Gruyter hat sich der Publikation von Anfang an mit großer Begeisterung angenommen. Imke Wartenberg hat schließlich unseren Text einem gründlichen Lektorat unterzogen. Ein besonderer Dank gebührt auch Petra Florath, die wieder mit großem Engagement und in bewährter Zusammenarbeit die Gestaltung dieses Buches konzipiert und umgesetzt hat. Der größte Dank aber gilt erneut meiner Frau Adelheid Wiegering für jenen emotionalen Rückhalt, der ein kontinuierliches Arbeiten überhaupt erst möglich macht. Am Ende bleibt die Hoffnung, dass es uns gelungen ist, die Vielfalt der Überlieferung so zu ordnen, dass Leser damit ohne Mühe zurecht kommen können, sowie natürlich der Wunsch, dass unser Buch seine Leser finden möge und auf diese Weise an dem oben skizzierten Dialog teilhaben wird.
Friedenweiler im Sommer 2015 Dieter Blume
I.
Das Wechselspiel von Astronomie, Astrologie und Mythologie – Zur Einführung
Die Astronomie ist eine Wissenschaft, die geradezu notwendig mit Bildern konfrontiert ist und zumindest teilweise auch von Bildern handelt. Die Figurationen, zu denen die Lichtpunkte der Sterne im alten Griechenland – lange vor dem Einsetzen der schriftlichen Überlieferung – gefügt wurden, sind ein wesentlicher und im Grunde unverzichtbarer Ausgangspunkt jedweder Himmelskunde. Diese Figurationen lassen sich am ehesten in Form gemalter Bilder fixieren und auch tradieren. Es sind letztlich diese Bilder, welche der überlieferten Ordnung Dauer verleihen, und erst in Kenntnis dieser Bilder lässt sich astronomisches Wissen generieren. Die gemalten Konstellationen sind daher ein wesentliches Werkzeug dieser Wissenschaft, das aber natürlich im Verlaufe der Zeit seinen Stellenwert ebenso wie sein Aussehen zusammen mit dem jeweiligen Erkenntnisinteresse verändert. In dem Zeitraum von 1200–1500, der im Fokus dieses Buches steht, treffen wir auf eine beständige Suche nach den richtigen, maßgeblichen Bildern, die zwischen den Polen von Antike und Islam pendelt. Im Verlauf des 12. Jahrhunderts wurde durch Übersetzungen aus dem Arabischen und Griechischen in großem Maße neues Wissen erschlossen, das die himmelskundlichen Bilderwelten in entscheidender Weise veränderte. Die lateinische Übersetzung des Almagest von Ptolemaios durch Gerhard von Cremona ist hier ebenso zu nennen wie die Kenntnis des arabischen Fixsternbuches von al-Sufi.1 Mit der Astrologie wurde zudem ein ganz neues Wissensgebiet erschlossen, das den Sternen nochmals eine sehr viel größere Bedeutung zuschrieb. Zum wichtigsten astrologischen Grundlagenwerk avancierte die sogenannte Große Einführung des arabischen Gelehrten Abu Ma’shar (787–886), die sogar in zwei lateinischen Übersetzungen kursierte.2 Fortan geschieht die Auseinandersetzung mit den Konstellationen aus sehr unterschiedlichen Interessenslagen und daher sind natürlich auch die Erwartungshaltungen gegenüber den Bildern ganz verschieden. Seit der Mitte des 13. Jahrhunderts ist die Sternenwissenschaft, sowohl als Astronomie wie auch als Astrologie, im universitären Curriculum von Padua, Bologna und Paris fest verankert.3 Die alten Himmelsbeschreibungen aus der Tradition der Aratea werden aber zunehmend von 1 Kunitzsch 1974, Kunitzsch 1990, vgl. allg. Benson/Constable 1982, zu al-Sufi s. Kap. IV. 2 S. Kap. II. 3 Vgl. Shank 2008.
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I. Das Wechselspiel von Astronomie, Astrologie und Mythologie – Zur Einführung
Sternkatalogen verdrängt, die fußend auf Ptolemaios und al-Sufi Listen der Einzelsterne mit den präzisen Gradangaben enthalten. Auch die Verbreitung des Astrolabs mit den dafür notwendigen Verzeichnissen markanter Einzelsterne, die sich leicht anpeilen lassen, spielt dabei eine große Rolle. Die sogenannten Alfonsinischen Tafeln, die wohl um 1300 in Paris redigiert wurden, werden jetzt zu einem wichtigen Hilfsmittel, das vermutlich häufig in Verbindung mit einem Himmelsglobus zum Einsatz kam. Auf die Konzeption einer passenden Bilderreihe, welche diese Sterntafeln begleitet, hat man aber dennoch nicht verzichtet.4 Es war nur eine kleine Elite, welche die Positionsangaben diskutierte und den Sternkatalog zu verbessern suchte. Die überwiegende Mehrheit hat jene Sterntafeln nur mehr oder weniger präzise genutzt und dürfte dabei die Anschaulichkeit der Illustrationen durchaus geschätzt haben. Andere Gelehrte erarbeiten im 13. Jahrhundert neue Abhandlungen, welche das astrologische Wirkungsspektrum der Sternkonfigurationen möglichst anschaulich erläutern sollen, und sie entwerfen für diesen Zweck völlig neuartige Bilderfolgen.5 Ausgangspunkt dieser Bemühungen sind jetzt aber nicht mehr die Klöster oder Kathedralschulen, sondern vielmehr die höfischen Zentren. Es entstehen unterschiedliche Texte mit jeweils eigenen Bilderreihen, die auch für sehr verschiedene Niveaus von Wissen konzipiert wurden. So werden unter anderem eher populär ausgerichtete Werke verfasst, die sich vor allem an den interessierten Laien richten und der immer weiter verbreiteten Beschäftigung mit den Möglichkeiten der Astrologie dienen. Auf der anderen Seite stehen die erwähnten Sterntafeln, welche die Positionsangaben der Sterne für die immer größere Zahl derjenigen zusammenstellen, die Astronomie und Astrologie auch praktizieren. Die veränderten Interessen und das umfangreichere Wissen, das jetzt zur Verfügung steht, führen aber in keiner Weise zur Marginali sierung der Bilder. Im Gegenteil, mit großem Aufwand entwickelt man immer wieder Bilderzyklen, welche den neuen Bedingungen besser entsprechen. Wir haben es mit parallel verlaufenden Traditionssträngen zu tun, die aber häufig auch miteinander verknüpft werden und sich gegenseitig beeinf lussen. Auf der einen Seite stehen die Astronomen, welche den Himmel immer genauer beobachten und Sternlisten mit möglichst präzisen Positionsangaben benötigen. Auf der anderen Seite finden sich die Astrologen, die Horoskope berechnen und Himmelserscheinungen ausdeuten. Sie stützen sich in der Regel auf Texte und Bilder, die mit der Sternbeobachtung nichts zu tun haben. Oftmals beschäftigen sich aber dieselben Personen mit beiden Gebieten, so dass eine Wechselwirkung von vorneherein gegeben ist. Die antiken Himmelsbeschreibungen werden durch die veränderten Bedingungen zunächst weitgehend verdrängt. Doch seit dem 14. Jahrhundert finden die alten Texte mit zunehmender Tendenz wieder die Aufmerksamkeit neuer Leser; denn unter humanistischen Vorzeichen gewinnt die Auseinandersetzung mit dem antiken Mythos eine große Relevanz. So kommt ein dritter Überlieferungsstrang hinzu, der vor allem durch sehr verschiedene Rückgriffe auf die antike Tradition geprägt ist. Die ausführliche Himmelsbeschreibung des Hyginus zieht seit dem Beginn des 15. Jahrhunderts in Oberitalien ein erneutes Interesse auf sich und ihre Bilderfolge wird schließlich in Padua einer systematischen Antikisierung unterzogen.6 Doch auch die 4 S. Kap. V, 2. 5 S. vor allem Kap. II und III. 6 S. Kap. VI.
I. Das Wechselspiel von Astronomie, Astrologie und Mythologie – Zur Einführung
Humanisten beschäftigen sich mit Astronomie und Astrologie, so dass hier ebenfalls häufig die verschiedenen Aspekte zusammenkommen. Die Bemühungen, den Sterntafeln möglichst exakte Positionsangaben beizugeben, münden im Verlauf des 15. Jahrhunderts in erste Versuche einer Kartographie des Sternenhimmels. Der bildlichen Ausgestaltung kommt dabei vermehrt eine wichtige Rolle zu, und man sucht deshalb die Zusammenarbeit mit professionellen Zeichnern.7 Dies wird die Geschichte der astronomischen Bilder im 16. und 17. Jahrhundert nachhaltig prägen, doch kann diese Entwicklung hier nicht weiter verfolgt werden.8 Astronomie, Astrologie und Mythologie sind jene drei Wissenskomplexe, in denen jeweils auf eigene Weise der gemalte Himmel und die Tradition der Sternbilderdarstellungen unverzichtbar sind. Die Entwicklung dieser Bereiche verläuft weitgehend parallel und es gibt zudem eine große Zahl von gegenseitigen Querverbindungen. Aber dennoch haben diese Teilgebiete jeweils ein spezielles Profil, und es entstehen andere Fragen mit unterschiedlichen Antworten sowie natürlich auch sehr verschiedene Bilder. Den umfangreichsten Teil dieses Buches nimmt der Katalog ein, welcher die einzelnen Handschriften erfasst und ihr individuelles Gebrauchsprofil auslotet.9 Der einleitende Text führt hingegen die zahlreichen Einzelbefunde zusammen und entwirft eine intellektuelle Geschichte des Bildgebrauchs von Astronomie und Astrologie, die bis in die Zeit des frühen Buchdruckes reicht. Die Kapitel widmen sich dabei den jeweiligen Textgruppen, welche die verschiedenen Wissensgebiete bedienen, und verfolgen deren Entwickung vom 13. bis zum 15. Jahrhundert. Dennoch ergibt sich auch eine große Linie, die von dem Auf blühen der Astrologie über die Ausarbeitung der astronomischen Sterntafeln zu den humanistisch geprägten Interessen an der antiken Mythologie reicht. Der Buchdruck und insbesondere der Erfolg des Verlegers Erhard Ratdolt (ca. 1447–1528) führen dann zu einer erstaunlich schnellen Vereinheitlichung der Bildüberlieferung, die man auch als eine Verarmung ansprechen kann. Eine einzige, einmal erstellte Holzschnittserie findet für die unterschiedlichsten Texte Verwendung und wird anschließend in ganz Europa kopiert.10 Deshalb bilden die Holzschnitte der Ratdoltschen Editionen auch einen natürlichen Schlusspunkt für unser Forschungsvorhaben. Wie im ersten Band, der den Zeitraum von 800–1200 umfasst, stehen Einleitungstext und Katalog in einem wechselseitigen Dialog miteinander und können vom Leser f lexibel genutzt werden. Im Unterschied zum ersten Band folgt aber die Ordnung des Kataloges nicht den Aufbewahrungsorten der Handschriften, sondern vielmehr der Systematik des Einleitungstextes. So stehen die Beschreibungen zusammengehöriger Manuskripte in weitgehend chronologischer Abfolge beieinander. Die Beschäftigung mit einzelnen Textgruppen wird dadurch erheblich erleichtert. Die Katalognummern sind trotz verschiedener Überarbeitungen immer auch vom persönlichen Stil ihrer Verfasser geprägt und deswegen nicht völlig einheitlich. Da hier jedoch auch Spuren für weitere Fragen gelegt werden, haben wir das sehr bewusst auch so gelassen. Dennoch fußen sowohl die Katalogbeiträge wie auch die zusammenfassende Auswertung auf
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S. Kap. V, 4. Vgl. hierzu Warner 1979 sowie Hamel 2010. Vgl. zur Individualität jeder einzelnen Handschrift Bd. 1, S. 18 sowie Meier 2002, S. 206ff. S. Kap. VIII, 2.
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I. Das Wechselspiel von Astronomie, Astrologie und Mythologie – Zur Einführung
dem intensiven Austausch der Autoren und sind in den Jahren der Ausarbeitung gemeinsam gewachsen. Wie schon in der Einleitung zum ersten Band dargelegt, sind wesentliche Grundlagen für unser Forschungsvorhaben durch Fritz Saxl mit seinem »Verzeichnis astrologischer und mythologischer illustrierter Handschriften des lateinischen Mittelalters« gelegt worden, das jedoch nie zu Ende geführt werden konnte. 11 In der Einleitung zu dem 1953 erschienenen dritten Band hat er manche Phänome, die auch uns beschäftigen, bereits skizziert. An dieser Stelle setzen unsere Forschungen ein, die aber von einem völlig anderen Fragenhorizont geleitet sind und statt der Kontinuität antiker Bildformeln vor allem die Transformationen sowie die unterschiedlichen Gründe des Bildgebrauchs im Blick haben. Seit kurzer Zeit ist nun auch »The Saxl Project« von Kristen Lippincott online verfügbar, das eine verwandte Fragestellung verfolgt und mehr oder weniger parallel entstanden ist.12 Mehrfach haben wir im Vorfeld unsere Ideen und Ergebnisse freundschaftlich ausgetauscht. Die meisten Handschriften, um die es hier geht, sind auch von Kristen Lippincott erfasst, doch sind ihre Beschreibungen noch auf einem sehr unterschied lichen Stand. Vor allem aber folgt das Projekt einer anderen Systematik, die gerade auf jene Fragen nach der Rezeptionsgeschichte und den sich immer wieder veränderten Interessen der Nutzer, die bei uns im Vordergrund stehen, keine Rücksicht nimmt. Daher sind beide Unterfangen keineswegs Deckungsgleich und können ergänzend genutzt werden. Leider war es aber nicht mehr möglich, konkrete Verweise auf einzelne Beobachtungen noch in unseren Katalog einzubauen. Eine wichtige Einschränkung ist hier noch zu machen. Wir haben ausschließlich den europäischen Kulturkreis und Handschriften in lateinischer, griechischer oder in den verschiedenen Volkssprachen in den Blick genommen. Die reiche Überlieferung der arabischen Länder kommt daher nur in der Rezeption der Europäer vor.13 Ebenso fehlt aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse eine hebräische Handschrift aus Spanien, die um 1361 entstand und neben zwei Himmelskarten auch eine illustrierte Beschreibung der Konstellationen enthält.14 Wie der erste Band ist auch dieser zweite Teil in der Hauptsache ein Buch über Bücher. Doch gehören mit den Ausmalungen im Kastell von Roccabianca bei Parma und in der alten Sakristei von San Lorenzo in Florenz auch zwei monumentale Freskenausstattungen zu jener Wissensgeschichte, welche die Auseinandersetzung mit dem Sternenhimmel im Spätmittelalter und der Renaissance nachzeichnet.15 Mit der deutenden Astrologie, der vermessenden Astronomie sowie der erzählenden Mythologie verschränken sich drei unterschiedlich ausgerichtete Wissensgebiete, die aber gemeinsam von den sichtbaren Wanderungen der Sterne am Nachthimmel ausgehen und so immer auch mit der Wirklichkeit von Natur und Kosmos verbunden sind.
11 Bd. 1, S. 17f.; Saxl 1915, Saxl 1927, Saxl/Meier 1953, Saxl/McGurk 1966. 12 www.kristenlippincott.com/the-saxl-project. 13 Zur arabischen Traditon Caiozzo 2003. 14 Laurence J. Schoenberg Collection, ljs 057. Die Handschrift ist über die Universitiy of Pennsylvania vollständig im Internet einsehbar: http//hdl.library.upenn.edu/1017/d/medren/4852174. S. Dekker 2013, S. 459– 61 mit weiterer Literatur. Die Bilderfolge fügt sich nicht in die anderen Traditionen ein und verarbeitet vermutlich eigenständig islamisches Material. 15 S. Kap. V, 2 und V, 4.
II.
Georgius Zothorus Zaparus Fendulus – Eine astrologische Synopse
Astrologie ist im 13. Jahrhundert nicht mehr allein ein Theoriemodell, das ein tieferes Verständnis des Kosmos ermöglicht, sondern sie wird vermehrt auch hinsichtlich ihrer praktischen Anwendungsmöglichkeiten erprobt. Zum Standardwerk dieser Wissenschaft wurde ein Text des arabischen Astrologen Abu Ma’shar (787–886), der 1133 von Johannes von Sevilla unter dem Titel Liber introductorii maioris ad scientia judicorum astrorum ins Lateinische übertragen worden war. Eine zweite, unabhängige Übersetzung mit dem Titel Introductorium in astronomiam erfolgte bereits 1140 durch Hermann von Carinthia.1 Neben einer grundlegenden Erläuterung der Astrologie, in der ausgehend von der aristotelischen Naturphilosophie auch deren große Relevanz für das irdische Geschehen zur Sprache kam, fand der Leser hier zudem eine ausführliche Beschreibung der astrologischen Eigenschaften der verschiedenen Himmelskörper. Bei den Tierkreiszeichen schildert Abu Ma’shar auch die gemeinsam mit diesen aufgehenden Sternbilder, die sogenannten Paranatellonten. Diese Auf listung gliedert er gemäß den sogenannten Dekanen in Abschnitte zu je 10°. Er vergleicht hier die Sternbilder der Perser, Babylonier und Ägypter mit denen der Inder sowie den Konstellationen nach Ptolemaios und Aratos. Franz Boll hat seinerzeit herausgearbeitet, dass Abu Ma’shar sich auf eine ähnlich aufgebaute Abhandlung des Teukros von Babylon stützte, der um 100 n. Chr. in Ägypten eine umfangreiche Schrift zu den Tierkreiszeichen und Paranatellonten verfasste. Abu Ma’shar benutzte allerdings eine persische Übersetzung und hat deswegen viele der eigentlich griechischen Sternbilder noch einmal bei den Persern beschrieben.2 Hier benutzt er dann häufig die arabischen Bezeichnungen, welche die Konstellationen nur beschreiben, aber nicht benennen. So ist beispielsweise Bootes (Bärenhüter) der Rufende, Cassiopeia diejenige, die auf einem Thron sitzt, und Andromeda die Frau, die keinen Gatten gesehen hat. Bei den Indern liefert Abu Ma’shar im Wesentlichen eine Schilderung der Dekane, also jener Gestalten, die über jeweils 10° des Zodiakus herrschen und die astrologische Bedeutung dieses Abschnittes verkörpern, aber keinem
1 Blume 2000, S. 22ff., grundlegend Lemay 1962, eine kritische Edition durch Lemay 1995. 2 Boll 1903, S. 5ff., 412ff., deutsche Übersetzung dieses Kapitels des Abu Ma’shar durch Karl Dyroff in Boll 1903, S. 482ff., vgl. S. 493.
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II. Georgius Zothorus Zaparus Fendulus – Eine astrologische Synopse
Sternbild entsprechen.3 In der griechischen Sphäre benennt er jeweils die Teile der bekannten Sternbilder, welche in diesem Bereich des Zodiakus aufsteigen. Die Synopse all jener verschiedenen Traditionen stellte allerdings die Übersetzer des 12. Jahrhunderts vor eine schwierige Aufgabe, da ihnen manches in diesen Beschreibungen unverständlich bleiben musste. Dennoch ist aber gerade von dieser Zusammenstellung auch eine besondere Faszination ausgegangen. Am intellektuell ambitionierten Hof des Stauferkaisers Friedrich II. (1194–1250) in Süditalien ist dieser Text offenbar intensiv rezipiert worden, denn ein gewisser Georgius Zothorus Zaparus Fendulus stellt hier ein Exzerpt mit dem Titel Liber astrologiae her, das er in seinem Vorwort großspurig als eigenständige Kompilation ausgibt, die er in Babylon und Damaskus unter großen Mühen angefertigt habe. Über diesen Autor wissen wir nur das, was er an dieser Stelle über sich mitteilt. Dort bezeichnet er sich als sacerdotus, philosophus und palatinus; er war also wie die meisten Intellektuellen seiner Zeit ein Kleriker, und mit der Benennung als Philosoph kennzeichnet er sich als Wissenschaftler. Von Interesse ist jedoch, dass er sich als Höf ling tituliert, denn dies setzt ihn in eine Beziehung zum Hof Kaiser Friedrichs II., und dort dürfte er auch sein Publikum gehabt haben.4 Fendulus übernimmt aus der Übersetzung, die Hermann von Carinthia fast hundert Jahre zuvor von Abu Ma’shar anfertigte, die Beschreibung des Tierkreises mit den Dekanen und Paranatellonten sowie die Ausführungen zu den Planeten. Eine kleinformatige, aber höchst prunkvoll illustrierte Handschrift, die sich um 1230 datieren lässt, überliefert uns diese eigentümliche Kompilation (Paris, Ms. lat. 7330, Kat.-Nr. 1). Dieser Codex ist in erster Linie ein Bilderbuch, denn den 30 Textseiten stehen 78 Bildseiten gegenüber. Am Beginn steht ein ausgesprochen aufwendiges Autorenbild, das uns Fendulus in reich geschmückter Kleidung und mit Gold verziertem Barett beim Schreiben seines Textes zeigt. Ein höfischer Anspruch ist hier unübersehbar. Nach einem kurzen einführenden Abschnitt, der gleichfalls von Abu Ma’shar übernommen ist, setzt die Beschreibung des Tierkreises ein. Auf einem etwa einseitigen Text folgt eine ganzseitige Miniatur des Zodiakalzeichens in farbenprächtiger Deckfarbenmalerei. Daran schließen sich drei ebenfalls ganzseitige Darstellungen der Dekane und Paranatellonten an, bei denen die verschiedenen Überlieferungen der Perser, Inder und Griechen in drei parallelen Registern vorgeführt werden. Sie sind nur als lavierte Federzeichnungen ausgeführt, so dass sich eine deutliche Differenzierung zwischen den verschiedenen Bildtypen ergibt. Die Tierkreiszeichen stehen jeweils vor einem dunkelblauen Grund, doch ist zusätzlich durch eine Blumenreihe so etwas wie ein natürliches Ambiente angedeutet. Beim Wassermann, dem Krebs und den Fischen kommt dann noch graublaues Wasser hinzu, das den unteren Teil des Bildraumes füllt. Die Ikonographie ist recht unspezifisch und folgt in den Einzelheiten nicht der astronomischen Überlieferung. Auch bei den Paranatellonten, jenen Konstellationen, welche gemeinsam mit den Tierkreiszeichen aufgehen, hält man sich nicht an die etablierten Bildtraditionen.5 Der Maler hat offenbar ausschließlich nach den Angaben des Textes gearbeitet und war mit der Wiedergabe der Sternbilder offensichtlich nicht vertraut. Für zahlreiche seiner Darstellun-
3 Das System der Dekane findet sich in der griechisch-römischen Astrologie, geht aber auf ältere Traditionen zurück und wurde hauptsächlich von dem indischen Astrologen Varahamihira (6. Jh. v. Chr.) entwickelt; BouchéLeclerq 1899, S. 215ff., Pingree 1963. 4 Blume 2000, S. 34ff. 5 Siehe Kat.-Nr. 1 sowie Clark 1979, S. 120ff.
II. Georgius Zothorus Zaparus Fendulus – Eine astrologische Synopse
gen in der Sphäre der Perser und Inder gab es ohnehin keine Vorlagen. Vor allem hat er auf eine halbwegs identische Figurengröße geachtet, weshalb ihm dann in dem oberen Register für die zahlreichen Gestalten der Perser, Babylonier und Ägypter, die von Abu Ma’shar erwähnt werden, nicht genügend Platz zu Verfügung stand. Da bei den Indern aber immer nur die eine Figur des Dekans zu zeichnen war, hat er einen Teil dieser Gestalten einfach in das mittlere Register verlegt. Auf diese Weise erreichte er zudem eine gleichmäßige Verteilung der Darstellungen auf den Seiten. Im unteren Register bei den Paranatellonten der Griechen finden sich dann entsprechend der Aufzählung im Text nur Fragmente der bekannten Sternbilder. Bei der Fülle der darzustellenden Figuren sind dem Maler jedoch auch einige Fehler bei der Zuordnung unterlaufen.6 So stellt sich jener übersichtliche Vergleich der verschiedenen Traditionen, der bei Abu Ma’shar angelegt ist, auf den Bildseiten nicht wirklich ein. Der zweite Teil dieser Handschrift, eingeleitet durch ein Porträt des Abu Ma’shar, widmet sich den Planeten. Sie werden in jeweils vier Bildern an sechs verschiedenen Positionen des Zodiakus vorgeführt – in den Häusern, in den Gegenhäusern, in der Erhöhung oder Exaltatio und in der Erniedrigung oder Deiectio. Dargestellt sind sie als thronende Herrschergestalten, die dann bei den Gegenhäusern und der Erniedrigung von ihren Thronsitzen stürzen. Die wenigen Attribute, die sie kennzeichnen, sind der Beschreibung ihres astrologischen Wirkungsspektrums im Text entnommen. Es handelt sich dabei um die erste ausführliche Folge von Planetenbildern seit der Antike!7 Die letzten fünfzehn Folia dieses Codex sind wohl zunächst leer geblieben. Dort hat man wenig später weitere aquarellierte Zeichnungen nachgetragen, die im gleichen Stil gehalten sind. Einen kurzen Text zur Mahnung eines jungen Königs begleiten eine Reihe von Darstellungen des rota fortuna oder Glücksrades. Im Anschluss daran folgt der Einzug einer Königin sowie Szenen eines Hochzeitsbanketts. Möglicherweise sind diese Bilder auf Ereignisse des Jahres 1235 zu beziehen, als Friedrich II. in Worms zunächst seinen Sohn Heinrich VI. als deutschen König absetzte und dann Hochzeit mit Isabella von England feierte.8 In jedem Fall wird daran noch einmal der dezidiert höfische Kontext dieses prunkvollen Codex deutlich. Das Interesse bei der Herstellung dieses Codex richtete sich eindeutig auf die Bilder, welche den neuen astrologischen Texten an die Seite gestellt werden sollten. Es geht um eine anschauliche Visualisierung der astrologischen Himmelsmächte, mit denen man sich jetzt immer mehr beschäftigte. Doch hat der Autor nicht die Astrologen selbst als Zielgruppe vor Augen, sondern vielmehr ein interessiertes Laienpublikum, das anhand dieser eindrucksvollen Miniaturen eine Vorstellung dieser astrologischen Mächte gewinnen konnte. Auch der Kaiser selbst dürfte zum Kreis der Betrachter gezählt haben. Am Hof Friedrichs II. lässt sich ein Bildinteresse, das sich an Fragen der Wissenschaft entzündet, mehrfach belegen.9 Nicht zuletzt legt das berühmte Falkenbuch, das der Kaiser selbst verfasst hat, davon Zeugnis ab. Eine durch diese höfische Initiative angestoßene Rezeption dieser Kompilation des Georgius Fendulus lässt sich allerdings im 13. Jahr hundert nicht nachweisen. Dies mag auch daran gelegen haben, dass wenig später Michael Scotus
6 Dazu Clark 1979, S.112 mit Anmerkung 29. 7 Dazu ausführlich Blume 2000, S. 34ff. 8 Dies hat Schulze 2012 vorgeschlagen, der diesen Teil der Handschrift untersucht und auch die zugehörigen Texte transkribiert hat. 9 Dazu Blume 2000, S. 45ff.
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II. Georgius Zothorus Zaparus Fendulus – Eine astrologische Synopse
im Umfeld des gleichen Hofes eine eigenständige, gleichfalls astrologisch ausgerichtete Himmelsbeschreibung verfasste, welche die entsprechenden Interessen offenbar sehr viel besser bediente.10 Erst im 14. Jahrhundert setzt an einem ganz anderen Ort und in einem völlig anderen Umfeld eine Auseinandersetzung mit diesem schwer verständlichen Text und seiner umfänglichen Bilderfolge ein.11 Im nördlichen Frankreich oder Flandern entsteht um 1350 eine Kopie der über hundert Jahre älteren Handschrift (London, Ms. Sloane 3983, Kat.-Nr. 2). Allerdings werden die Bildvorlagen hier konsequent modernisiert und vor allem werden auch zahlreiche Fehler, die dem älteren Maler bei den Paranatellonten unterlaufen sind, nach den Angaben des Textes korrigiert. Auch achtet man auf eine stärkere Differenzierung der Planetengötter. Über den Auftraggeber und den ursprünglichen Nutzungskontext dieses Codex lassen sich leider keine Aussagen treffen. Offenbar gelangte die Vorlage nach der Niederlage der Staufer vom Hof Friedrichs II. nach Frankreich. Dort erregte sie dann aufgrund ihrer umfangreichen astrologischen Bilderfolge ein neues Interesse, das auch weitere Kreise zog. Denn vom Ende des 14. Jahrhunderts stammt das Fragment einer weiteren Kopie, die nur einfache Federzeichnungen aufweist und wohl in die Niederlanden zu lokalisieren ist (Lille, Kat.-Nr. 3). Vor 1403 entstand in Brügge eine Abschrift mit aufwendig gestalteten und sorgfältig lavierten Zeichnungen (New York, Ms. M. 785, Kat.-Nr. 4). Dieses Buch überreichte Lubertus Hauschild, Abt des Augustinerklosters St. Bartholomaeus de l’Eckhout bei Brügge, am 7.6.1403 dem Herzog Jean de Berry. Da es auch noch in seinem Testament von 1417 aufgelistet ist, hat der berühmte Büchersammler dieses Werk offenbar mit nach Paris genommen, wo er seine letzten Lebensjahre verbrachte. Dies lässt auf eine gewisse Wertschätzung dieser Handschrift schließen. Der Codex des Jean de Berry bildet nun seinerseits den Ausgangspunkt für eine Reihe von Handschriften, welche das anhaltende Interesse an diesen Bildern belegen, die aber alle nicht das künstlerische Niveau ihrer Vorlage erreichen. Vielleicht ebenfalls in Brügge fertigte man etwa fünfzig Jahre später eine genaue Kopie an (Paris, Ms. lat. 7331, Kat.-Nr. 5). Selbst aus der Zeit um 1500 haben sich weitere Exemplare erhalten (Paris, Ms. lat. 7344, Kat.-Nr. 6; Paris, Ms. Smith-Lesouëf 8, Kat.-Nr. 7).12 Damit hält das Interesse an dem Liber astrologiae des Georgius Fendulus zwar bis in die Neuzeit an, seine Verbreitung konzentriert sich aber ausschließlich auf den burgundisch-niederländischen Raum. Wir haben es demnach mit einem regional begrenzten Nachleben jener singulären Handschrift zu tun, die ihre Entstehung den intellektuellen Diskursen am Hof Friedrichs II. verdankt.
10 S. Kap. III. 11 Zu diesen späteren Kopien vor allem Clark 1979, S. 46ff, 164ff.; vgl. auch Blume 2000, S. 149f. 12 Hinzu kommt noch ein Textfragment ohne Illustrationen in der Bibliothéque Royale in Brüssel, das wohl zwischen 1461 und 1484 geschrieben wurde; Clark 1979, S. 65.
III.
Michael Scotus – Neuanfang im Zeichen der Astrologie
Zu den einf lussreichsten Texten, die im Mittelalter zur Himmelskunde verfasst wurden, zählt ohne Frage die Himmelsbeschreibung, welche Michael Scotus am Hof des Stauferkaisers Friedrich II. in Süditalien geschrieben hat. In seiner Person und seiner Tätigkeit verkörpert er in vieler Hinsicht die tiefgreifenden Veränderungen, welche die Wissenskultur des 13. Jahrhunderts charakterisieren. Ein magister Michael Scotus ist 1215 als Mitglied der Delegation aus Toledo beim vierten Lateranskonzil belegt. In Toledo besaß er nachweislich ein Kanonikat an der Kathedrale und war als Übersetzer aus dem Arabischen tätig.1 1220 hielt er sich nach eigenen Angaben in Bologna auf. Zwischen 1224 und 1227 gibt es eine erstaunliche Reihe päpstlicher Bullen, die darauf abzielen, den Gelehrten mit Pfründen in England zu versorgen.2 Völlig unklar ist jedoch, seit wann er mit Friedrich II. in Kontakt stand. Die Übersetzung von Avicennas De animalibus, die er zwischen 1220 und 1232 angefertigt haben muss, widmet er dem Kaiser. Sein Hauptwerk, den Liber introductorius, will er auf direkte Anregung Friedrichs II. verfasst haben. Dort bezeichnet er sich selbst als astrologus Frederici imperatoris romanorum, was an ein wie auch immer geartetes Hofamt denken lässt. Aber er wird wohl kaum ständig an dem bewegten Itinerar des Kaisers teilgenommen haben, so dass sein eigentlicher Aufenthaltsort im Dunkeln bleibt. Ein Gedicht des Heinrich von Avranches, das spätestens 1236 geschrieben wurde, preist den Gelehrten über alle Maßen und erwähnt ihn als Verstorbenen. Doch lässt sich schwer beurteilen, wie zuverlässig der Informationsgehalt dieser Verse ist.3 Michael Scotus war demnach ein Kleriker, der die intensive Übersetzertätigkeit des 12. Jahrhunderts in Toledo fortsetzte. Möglicherweise weil das Lateranskonzil von 1215 die Versorgung von Gelehrten mit kirchlichen Pfründen zu unterbinden suchte, mag er Toledo verlassen haben.4 Später hielt er sich dann am süditalienischen Hof des Stauferkaisers auf und verfasste dort eine umfassende Einführung in die Astrologie und die damit zusammenhängenden Gebiete, die
1 Al-Britugi, De motibus celorum, s. Ackermann 2009, S. 16; zum Kanonikat Hernández 1985 und ebd. S. 21f. Generell zur Biographie des Michael Scotus ausführlich Ackermann 2009, S. 13–53, vgl. auch Burnett/Ueberweg/ Stürner 2000, S. 400ff. und Blume 2000, S.52ff. 2 Ackermann 2009 S. 26f. 3 Ebd. S. 49f. 4 Dies vermutet Ackermann 2009, S. 52f.
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III. Michael Scotus – Neuanfang im Zeichen der Astrologie
auch auf konkrete Anwendungsbereiche eingeht. Erklärtermaßen wendet er sich mit diesem Werk an den interessierten Laien, mithin nicht an ein universitäres, sondern zunächst vor allem an ein höfisches Publikum. Der intellektuelle Kontext, in dem Michael Scotus wirkte, hat sich also im Verlauf seines Lebens grundlegend gewandelt - vom Rahmen einer Kathedralschule und spezialisierter Übersetzertätigkeit wechselt er an einen ambitionierten Hof, an dem er für ein größeres Publikum und zugleich praxisorientiert schreibt. Diese Entwicklung scheint für die Wissenskultur des 13. Jahrhunderts durchaus charakteristisch zu sein.5
1. Der Liber introductorius Im Liber introductorius versucht Michael Scotus eine grundlegende Einführung in die Astrologie und ihre Auswirkungen zu geben, die nahezu sämtliche Bereiche des Naturwissens betreffen. Es handelt sich um das mit Abstand umfangreichste naturkundliche Werk, das im Umfeld des friderizianischen Hofes, ja wohl auch generell in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts geschrieben wurde. Deswegen ist es auch immer wieder als Enzyklopädie bezeichnet und als Vorläufer der späteren Kompendien etwa eines Albertus Magnus oder Vincent von Beauvais verstanden worden. Die Abhandlung gliedert sich in ein ausführliches Vorwort und drei Bücher, den Liber quattuor distinctionum, den Liber particularis sowie den Liber physiognomie. Dabei ist das erste Buch mit dem in vier Abschnitte unterteilten Liber quattuor distinctionem der bei weitem umfangreichste Teil. Die Überlieferungslage ist ausgesprochen unübersichtlich und keineswegs geklärt. Insgesamt gibt es dreizehn Handschriften, welche größere Bestandteile des Liber introductorius aufweisen. Kein einziges Manuskript jedoch enthält das Gesamtwerk! Eine erste, erheblich kürzere Redaktion von Buch I und II findet sich in zwei Handschriften des 13. Jahrhunderts (Paris, Bibl. Nat., n.a.l. 1401; Madrid, Escorial, f.III.8). Eine spätere, stark erweiterte Langfassung des Vorwortes sowie von Buch I ist in einer Paduaner Handschrift des frühen 14. Jahrhunderts überliefert (München, clm 10268, Kat.-Nr. 8). Weitere Manuskripte enthalten dann auch die Langfassungen von Buch II und III.6 Von Bedeutung ist hier vor allem, dass der Text des Michael Scotus in unterschiedlichen Bearbeitungsstufen vorliegt, und eine abschließende Endredaktion vermutlich nie stattgefunden hat, was vielleicht auf den vorzeitigen Tod des Autors zurückzuführen ist. Die stark erweiterte
5 Vgl. hierzu die Überlegungen von Grebner 2002 und Grebner 2008 b. 6 Grebner 2008, S. 285f. und Grebner 2008/II, S. 253ff.; vgl. auch Edwards 1978. Gundula Grebner hat in den letzten Jahren eine ganze Reihe klärender Beobachtungen zum Verhältnis der verschiedenen Textfassungen machen können. Danach ergibt sich folgende Übersicht: – Zwei nicht identische Kurzfassungen von Buch I und II in Paris, Bibl. Nat. n.a.l. 1401 und Madrid, Real Bibl. El Escorial, f.III 8. – Eine Langfassung von Vorwort und Buch I in München, clm 10268, davon direkt abhängig Oxford, Ms. Bodley 266, und München, Bayer. Staatsbibl., clm 10663. – Vier Handschriften mit einer Langfassung von Buch II und III: Mailand, Bibl. Ambros., L 92; Oxford, Bodl. Lib., Ms. Can. misc. 555; Rom, Bibl. Vat., Ms. Ross. IX, 11; London, Wellcome Lib., Ms. 507. – Vier Handschriften mit einer Langfassung von Buch II: Berlin, Staatsbibl., Ms. lat. fol. 550; Breslau, Univ. Bibl., F. 21, Budapest, Mus. 157; Ms. Corpus 221.
1. Der Liber introductorius
Langfassung dient unter anderem der Einarbeitung der Schriften von Aristoteles, auf den insgesamt siebzigmal verwiesen wird. Bemerkenswert ist auch die mehrfache Erwähnung von Maimonides und Averroes, die zu den ältesten Belegen in der lateinischen Literatur des Westens zählen. Der Liber introductorius vertritt also eine frühe Phase der Aristotelesrezeption und ist in diesem Zusammenhang offenbar als eine Art Wegbereiter anzusprechen.7 Dies wird durch eine Äußerung von Roger Bacon bestätigt, der nach 1260 schreibt, dass jene Übersetzungen, die Michael Scotus um 1230 von den aristotelischen Schriften zur Physik und Metaphysik samt den zugehörigen Kommentaren angefertigt habe, die Kenntnis und das Verständnis der aristotelischen Philosophie sehr befördert hätten. 8 Schon der Titel Liber introductorius verweist auf den propädeutischen Charakter des Werkes. Im Prolog erläutert Michael ausdrücklich, dass er sich an Anfänger wendet und in einer einfachen Sprache schreibt, um auch dem Nicht-Fachmann das Verständnis zu ermöglichen.9 Darin unterscheidet sich dieser Text erheblich von dem üblichen Stil wissenschaftlicher Traktate des 13. Jahrhunderts.10 In dem ausführlichen, wie eine Einleitung konzipierten Vorwort geht er auch auf grundsätzliche Fragen ein.11 Ausgangspunkt ist Gott, der das Universum geschaffen hat und seinen Gang bestimmt. Doch kann der menschliche Verstand Gott nicht unmittelbar erfassen, sondern muss seine Einsichten aus dem Wirken Gottes in der Welt ableiten. Die Lenkung des Kosmos bewirken spirituelle Wesenheiten oder Engel, welche den Willen Gottes ausführen und bis in die Einzelheiten des irdischen Geschehens umsetzen. Daher kommt Michael immer wieder auf die Natur der Engel, auf ihre Rolle als Boten und Vermittler sowie als agierende Kräfte im Gefüge der Sphären zurück. Es sind Engel bzw. spirituelle Kräfte, welche die Sterne und Planeten bewegen und so die Dinge der Welt lenken. Die Bewegungen der sichtbaren Himmelskörper sind also keineswegs die Ursachen der irdischen Ereignisse, aber sie sind an ihnen abzulesen. Gemeinsam mit den Engeln zählt er die Sterne zu den spiritualia der Schöpfung. Engel können zudem in einer Vielzahl von Gestalten erscheinen und treten auch in Form von Naturphänomenen wie Wolken, Blitzen, Stürmen oder Sternschnuppen auf. Auch die gefallenen Engel aus dem Gefolge Luzifers wirken als eine Art von Dämonen weiter und bewohnen vor allem die Zonen der Luft. Sie stehen unterhalb der Menschen und können dazu gebracht werden, ihnen zu dienen. Die Engel gleichen demnach in vielerlei Hinsicht Elementargeistern. Auch in den Sternbildern halten sich weise Geister ganz unterschiedlicher Natur auf, die verschiedenen Aufgaben nachgehen und das Geschehen auf der Erde beeinf lussen.12 Weiter unten, in seiner Himmels7 Dies wird von Grebner 2008/II eindrucksvoll herausgearbeitet. 8 Roger Bacon, Opus maius, pars II, cap. 13: »…tamen tempore Michael Scoti, qui annis Domini 1230 transactis apparuit deferens librorum Aristotelis partes aliquas de naturalibus et Metaphysicis cum expositoribus authenticis, magnificata est philosophia Aristotelis apud latinos.« Zitiert nach Ackermann 2009, S. 34ff. Grundsätzlich geht Roger Bacon auch auf die Problematik des Übersetzens ein und kritisiert an anderer Stelle die Übersetzungen des Michael Scotus scharf. 9 München, clm 10268, fol. 19va–b: »Volumus librum tocius artis collectum pro noviciis scolaribus incipere ordinate qui merito dici potest introductorius …leviter…vulgariter in grammatica…«. Vgl. Ackermann 2009, S. 67, 69; Burnett 1994, S. 107ff. 10 Vgl. Edwards 1978, S. xxv. 11 Zum Folgenden mit detaillierten Belegen siehe Edwards 1978, Morpurgo 1983 und Morpurgo 1994. 12 München clm 10268, fol. 114ra–rb: »…48 ymagines stellarum celestis spere in firmamenti, in quibus dicuntur morari spiritus sapientissimi, qui sicut sunt in natura diversi, sic habent officia diversa…«.
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III. Michael Scotus – Neuanfang im Zeichen der Astrologie
beschreibung, greift er dann zu einem sehr anschaulichen Vergleich und schreibt, dass unter dem Firmament die Engelsgeister dichter gedrängt seien als die Haare am Körper eines Ochsen.13 Die Fülle der Geister ist für ihn also unerschöpf lich und auch unzählbar. Die Kenntnis der unterschiedlichen Erscheinungsformen der Engel ist deswegen aber für den Astrologen um so wichtiger. Denn wenn es ihm gelingt, die Gestirne richtig zu interpretieren, kann er Vergangenheit und Gegenwart verstehen und sogar die Zukunft vorhersagen. Doch wird er auch das Wirken Gottes besser verstehen, auf dass die Menschen dann irgendwann den Platz der gefallenen Engel einnehmen können. Das erste Buch des Liber introductorius, der Liber quattuor distinctionum, behandelt im ersten Kapitel vor allem die Geschichte und die wesentlichen Grundlagen der Astronomie und Astrologie. Doch finden sich auch Erläuterungen zur Medizin anhand der Elementareigenschaften sowie ein ausführlicher Exkurs zur Musik. Hier geht Michael Scotus nicht nur auf die Parallelität von Sphärenharmonie und musikalischer Tonfolge ein, sondern macht auch detaillierte Angaben zur zeitgenössischen Notation. Die Unübersichtlichkeit, welche eine Seite mit Noten für den Unkundigen besitzt, vergleicht er dabei mit der scheinbaren Regellosigkeit des Sternenhimmels, die sich aber für den Astronomen zu einer sinnvollen Ordnung fügt und in welcher der Astrologe zukünftige Dinge zu lesen vermag.14 In dieser ersten distinctio ist der Einf luss des Liber Nemroth deutlich zu spüren; auch einige der Schemata dürften davon inspiriert sein.15 Im zweiten Kapitel geht es dann um die Einzelheiten der Astrologie. Die Eigenschaften der Tierkreiszeichen und Planeten werden ebenso erläutert wie die Konjunktionen und Häuser dieser Wandelsterne. Auch die wesentlichen Elemente der Kalenderberechnung kommen zur Sprache. Ausführliche Abschnitte widmen sich Sonne und Mond, ihren Umlauf bahnen sowie den 28 Mondstationen. Ebenso wenig fehlen die Grundzüge der Astrometeorologie. Die Theorica planetarum Gheradi, einen aktuellen Text zu den komplexen Bahnen und Bewegungen der Planeten, fügt Michael Scotus hier ein.16 Im Anschluss daran folgt eine ausführliche Himmelsbeschreibung unter dem Titel Liber de signis et imaginibus celi, um die es hier insbesondere geht. 48 Sternbilder sowie die sieben Planeten werden hier beschrieben, astrologisch gedeutet und in Illustrationen vorgestellt. Die Auf- und Untergänge der Tierkreiszeichen sowie der gleichzeitig mit ihnen aufsteigenden Sterne, der Paranatellonten, werden aufgelistet und auch die Astrolabsterne erwähnt. Das dritte Kapitel ist dann stärker auf die astrologische Praxis ausgerichtet. Im Stil der einschlägigen Traktate werden Auf bau und Verwendung des Astrolabs als wichtigstes Hilfsmittel des Astrologen besprochen. Außerdem wird auf die Notwendigkeit eines Zeitmessers zur
13 Ackermann 2009, S. 127, A30: »Et quia certum est, quod spiritus angelici sunt sub firmament sydereo et in aere spissiores pilo corporis bovis, quandoque a nigromanticis convocantur, et ipsi se sibi presentant in diversis formis corpora, ut homunciorum, avium, et bestiarum terre, ut modo porci, capre etc.« 14 Gallo 1973, S. 8f.; vgl. auch Stabile 2001, S. 28f. 15 Zum Liber Nemroth Blume/Haffner/Metzger, Sternbilder I, 2012, S. 142f.; zum Einf luss auf Michael Scotus auch Grebner 2008. 16 München, clm 10268, fol. 74ra–77va; Edition bei Thorndike 1965, S. 132–138; Allgemeines und weitere Literatur bei Stürner 2000, S. 408f. Sofern es sich hier nicht um eine spätere Einfügung handeln sollte, wäre Michaels Text der früheste Beleg für die Theorica planetarum Gerhardi (vgl. auch Federici-Vescovini 1996 und 1998; sowie Jacquart 1997, S. 244). Auch Michaels Kenntnis der Sphaera des Johannes de Sacrobosco ist wahrscheinlich sehr früh anzusetzen (vgl. Thorndike 1949, S. 21f.).
1. Der Liber introductorius
Bestimmung des Aszendenten eingegangen sowie auf die Benutzung astronomischer Tafeln zur Errechnung der Planetenpositionen. Es folgen Ausführungen zu den interrogationes, den gängigen Fragen, welche an den Astrologen gestellt werden und die er mit Hilfe der Horoskopie zu beantworten hat. Ebenso kommen die Eigenschaften und Schicksale der unter dem Einf luss eines bestimmten Planeten geborenen Menschen in ähnlicher Weise zur Sprache, wie sie auch in anderen astrologischen Handbüchern zu finden sind. Das vierte Kapitel sollte sich mit der menschlichen Seele befassen und ist nur in den älteren Redaktionen der Kurzfassungen überliefert.17 Im zweiten Buch, dem Liber particularis, werden viele Themen noch einmal in größerer Ausführlichkeit aufgegriffen. Zudem finden sich Abschnitte zur Alchemie, zu den Wundern der Welt und Verweise auf die vulkanischen Phänomene in Sizilien. Am Ende steht jener vielzitierte Fragenkatalog Kaiser Friedrichs II. an Michael Scotus, der aber zu einem guten Drittel ebenfalls aus dem Liber Nemroth übernommen wurde.18 Das dritte Buch, der Liber physiognomie, befasst sich mit der Beschaffenheit des menschlichen Körpers und dem Einf luss der Sterne darauf.19 Ausführlich werden in diesem Zusammenhang die Bedingungen der Empfängnis und der Geburt beim Menschen diskutiert. Die Physiognomik im eigentlichen Sinne, also die Deutung körperlicher Merkmale des Menschen hinsichtlich seines Charakters, folgt erst am Ende. Der Liber introductrius mit seinen zahlreichen Abschweifungen, Einschüben und Wiederholungen vermittelt in gewisser Weise den Eindruck einer groß angelegten Kompilation, bei der eine straffe Endredaktion unterblieben ist.20 Dennoch ergibt sich insgesamt eine logische Abfolge, die sich beginnend mit Gott und den Engeln über die Himmelssphären und Gestirne bis hin zu den irdischen Dingen des Menschen entfaltet. Im Zentrum stehen vor allem die vielfältigen Wechselwirkungen zwischen Makrokosmos und Mikrokosmos, welche die Natur und das Leben der Menschen prägen. Trotz aller geometrischen Modelle entwirft Michael Scotus dabei das Bild eines durch und durch spirituellen Kosmos, der von Geistern bewohnt und durch das göttliche Wirken bestimmt ist. Er verfasst einen extrem umfangreichen Text in einer allgemein verständlichen Sprache, der als umfassende Einführung konzipiert ist, aber zugleich auch auf eine praktische Anwendung dieses Wissens zielt. Ein solcher Text hat seinen sozialen Ort nicht an den aufstrebenden Universitäten, an denen der Bezug auf Autoritäten im Mittelpunkt steht, die nach festen Regeln zu kommentieren sind. Er kann im 13. Jahrhundert nur im Umfeld eines Hofes entstehen, an dem der Austausch über Wissenschaften und speziell über die moderne Wissenschaft der Astrologie Teil des höfischen Alltags ist. Das Grundlagenwissen, welches der Liber introductorius vermittelt, ist dann für die Mitglieder dieses Hofes geradezu eine Notwendigkeit, ohne die sie an der höfischen Kommunikation nicht partizipieren können. Darüber hinaus handelt es sich bei der konkreten Anwendung der Astrologie ebenso wie bei der
17 Edwards vermutet in einem eingeschobenen Textteil De anima im Prooemium der Handschrift im Escorial (Ms. f. iii. 8) einen erhaltenen Überrest der vierten distinctio (Edwards 1978, S. xxxvii). Morpurgo teilt diese Ansicht prinzipiell und spricht von einer Fassung oder Redaktion der vierten distinctio (Morpurgo 1983a). 18 Grebner 2008, S. 288, 293ff. (mit Edition des Fragenkatalogs); vgl. allgemein auch Stürner 2000, S. 294–298 und Haskins 1924, S. 292–298. 19 Thorndike 1965, S. 86–91, Ziegler 2008. 20 Dies wurde immer wieder hervorgehoben, so von Haskins 1924, S.285–290., Thorndike 1965, S. 5ff., Reichert 1995, S. 459f., Burnett/Ueberweg, Ackermann 2009, S. 69.
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III. Michael Scotus – Neuanfang im Zeichen der Astrologie
Charakterkunde der Physiognomik um ein zumindest vom theoretischen Ansatz her für den Herrscher ausgesprochen nützliches Wissen, das deswegen am Hof auch eine eigene Relevanz entfalten kann.21
2. Der Liber de signis et imaginibus celi Die Himmelsbeschreibung, die Michael Scotus im ersten Buch am Ende der zweiten distinctio einfügt, ist vielfach gesondert abgeschrieben worden und besitzt so eine ganz eigene Überlieferungsgeschichte, die noch in 22 erhaltenen Handschriften zu fassen ist.22 Sie ist zweifellos der erfolgreichste Teil des gesamten Liber introductorius und hat das Verständnis des Sternenhimmels bis weit in das 15. Jahrhundert hinein ganz wesentlich geprägt. Bemerkenswert ist zunächst, dass Michael Scotus einen völlig neuen Text verfasst, anstatt einen der existierenden Sternkataloge zu übernehmen, wie das bei den astronomischen Kompendien des 11. und 12. Jahrhunderts zumeist geschah. Seine Intention war es offenbar, eine Synthese der unterschiedlichen und zum Teil widersprüchlichen Traditionen zu erstellen, die auch seine astrologischen Interessen zufrieden stellen konnte. Ausgangspunkt war ohne Frage eine reich bebilderte Handschrift der Aratea des Germanicus, die mit einem ausführlichen Kommentar versehen war (Scholia Strozziana). Dieses Kompendium war in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts in Montecassino zusammengestellt worden und ist in einer Kopie des 12. Jahrhunderts überliefert (Madrid, Ms. 19).23 Mit großer Wahrscheinlichkeit hat Michael Scotus genau diese Handschrift benutzt. Daneben zog er vor allem die lateinische Übersetzung des Almagest von Ptolemaios durch Gerhard von Cremona zu Rate, sowie den Sternenkatalog De signis coeli und den Liber Nemroth, der gleichfalls in Montecassino vorlag. Doch hat er keine der neueren Übersetzungen aus dem Arabischen benutzt, auch nicht die von ihm selbst angefertigten, und er hatte wohl auch keine Kenntnis von dem detaillierten Sternenatlas des Sufi latinus, obwohl dieser vermutlich in Sizilien zusammengestellt worden war.24 In einem als Einleitung konzipierten Prolog gibt er zunächst die Zahl der Konstellationen mit 48 an und nennt eine Gesamtzahl von 1022 Sternen, die er nach ihrer Leuchtkraft in sechs Gruppen einteilt.25 All diese grundlegenden Angaben hat er den Berechnungen des Ptolemaios entnommen. Da ihm die korrekten Zahlenangaben wohl wichtig waren, schließt er eine durchnummerierte Liste der Sternbilder an.26 Dabei beginnt er im Unterschied zur Aratea aufgrund ihrer astrologischen Relevanz mit den Tierkreiszeichen, wie dies auch schon zuvor verschie-
21 Vgl. hierzu die erhellenden Bemerkungen von Grebner 2002 und Grebner 2010. 22 Ackermann 2009 mit Edition, Übersetzung und ausführlichen Kommentar, zur Überlieferung S. 433ff. Ackermann unterteilt den Text in einzelne durch Großbuchstaben und Ziffern gekennzeichnete Abschnitte. Diese übersichtliche Einteilung wird hier übernommen; so kann in Klammern jeweils auf die zugehörigen Textabschnitte verwiesen werden. 23 Blume/Haffner/Metzger, Sternbilder I, 2012, S. 102ff., 346ff, Nr. 32. 24 Ackermann 2009, S. 92; zum Sufi latinus s. Kap. IV. 25 Ackermann 2009, A4 und A9. Michael Scotus verweist auch auf die bei Plinius angegebene Gesamtzahl von 1600 Sternen, doch legt er seinen weiteren Erläuterungen immer die ptolemäische Zahl 1022 zu Grunde. 26 A16–17.
2. Der Liber de signis et imaginibus celi
dentlich gemacht wurde.27 Da bei Germanicus bloß 42 Sternbilder beschrieben sind, musste Scotus diese Reihe um sechs weitere ergänzen, um auf die von Ptolemaios angegebene Zahl zu kommen.28 Bereits zu Anfang seines Textes verweist er auf die bildlichen Darstellungen, ohne deren Anschauung die Sternbilder nicht zu begreifen seien. Zu den Mythen oder Fabeln, die im Kommentar zu den Versen des Germanicus eine so große Rolle spielen und die erzählt werden, um die Form und den Ursprung der Konstellationen zu erklären, hat Michael jedoch ein eher distanziertes Verhältnis. Sie sind, so erklärt er, für den Astrologen von keinerlei Nutzen, und deswegen will er von ihnen auch nicht berichten (A 29).29 Dennoch kommt er aber immer wieder auch auf die mythische Überlieferung zurück, allerdings verkürzt er diese Erzählungen oft und verändert sie auch. Im Mittelpunkt stehen in seiner Fassung zumeist die Liebschaften, Vergewaltigungen und Sexualität, also Bereiche die von der Astrologie und den Geistern in besonders starkem Maße beeinf lusst werden. Kein Teil dieser Konstellationen oder Figuren, so führt er an anderer Stelle aus, ist ohne Bedeutung für die irdischen Dinge und den Körper des Menschen, da diese Bilder tatsächlich in den Fixsternen zu finden sind.30 Der astrologische Einf luss der einzelnen Sternbilder aber beginnt in seinen Augen immer dann, wenn sie über dem Horizont aufgehen, und erlischt mit ihrem Untergang.31 Deshalb gibt Michael Scotus auch für alle Monate des Jahres die Auf- und Untergangszeiten der wichtigsten Sterne an. Doch hat er diese Angaben aus seiner Vorlage, der Germanicus-Handschrift einfach übernommen, ohne sie zu überprüfen oder für seine Zeit umzurechnen. Dieser Fixsternkalender hat deshalb nur einen sehr begrenzten Aussagewert, doch keiner der zahlreichen Schreiber und Leser dieses Textes hat sich in der Folgezeit jemals daran gestört und Veränderungen unternommen.32 Daran wird deutlich, dass dieser Text eher als eine allgemeine Einführung, denn als konkrete Anleitung zur Sternenbeobachtung gelesen wurde. Den Hauptteil des Liber de signis macht eine detaillierte Beschreibung der zwölf Tierkreiszeichen und der übrigen 36 Konstellationen aus. Diese Abschnitte bestehen jeweils aus einer Erläuterung des Namens, einer Aufzählung der zugehörigen Sterne und ihrer Verteilung innerhalb der Konstellation, einiger Angaben zum Mythos sowie einem expliziten Verweis auf die bildliche Darstellung. Hinzu kommt immer noch eine Nativitätsprognose, in der Scotus das Schicksal und den Charakter der unter diesem Sternbild geborenen Menschen erläutert. Diese wird jedoch in den Handschriften sehr unterschiedlich überliefert; so ist sie entweder vor oder nach dem Verweis auf das Bild eingeordnet, zuweilen auch in kleinerer Schrift gehalten oder als 27 So in den Handschriften Rom, Ms. Vat. Reg. lat. 123, Dijon, Ms. 448 und Oxford, Bodley 614; s. Blume/ Haffner/Metzger, Sternbilder I, 2012, Nr. 55, S. 487ff., Nr. 12, S. 276ff., Nr. 39, S. 389ff. 28 Siehe die vergleichende Tabelle bei Ackermann 2009, S. 288f. 29 Ackermann 2009, S. 126, A 29: »Insuper dicendum, quod predicte ymagines a multis recitantur fabulose, qualiter suam habent formam et unde originem habuerunt, et recitatur de illis in figura picturarum. Sed illarum fabulas in hoc libro non curamus, eo quod non sunt alicuius utilitatis.« 30 Ackermann 2009, S. 177, D 29: »Nota quod non est aliqua pars harum figurarum, que non sit significatrix eorum, que sunt inferius, et principaliter in corporis hominum. Et ideo astrologus oportet esse multum ingeniosum, ut suo ingenio possit veraciter has figuras transumere in hominibus nascentibus, quousque vivunt in hoc mundo, nam omnes ille figure sunt in stellis fixis.« 31 Ackermann 2009, S. 144, B 30: »Item notandum est, quod quociens dicitur talis figura oritur, intellige non solum modo incipit apparere, sed inf luere et e converso, cum dicitur, quod occidat.« 32 Ackermann 2009, S. 91f., B18–29. Die Angaben gehen letztendlich auf Plinius zurück.
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III. Michael Scotus – Neuanfang im Zeichen der Astrologie
Randglosse ausgeführt. Da sich diese astrologischen Passagen aber dennoch in nahezu allen Manuskripten finden, sind sie wohl auch als ursprünglicher Bestandteil des Liber de signis anzusehen.33 Diese astrologischen Aussagen sind bei den Tierkreiszeichen durchaus berechtigt, und entsprechende Abschnitte finden sich auch in den einschlägigen Handbüchern. Für die übrigen 36 Sternbilder jedoch gilt dies nicht, denn es gibt dafür keinerlei Basis in der Astrologie. Die Konstellationen außerhalb des Tierkreises spielen nur bei der Lehre von den Paranatellonten eine Rolle, da sie in einem gewissen Maß einen Einf luss auf das Tierkreiszeichen ausüben, mit dem sie zusammen aufgehen. Michael Scotus jedoch blendet die Beziehung zu den Zodiakalzeichen völlig aus und macht ganz allgemeine Aussagen über eine astrologische Wirkung.34 Doch scheinen gerade diese generellen, pauschalisierten Angaben zur Astrologie, die scheinbar Prognosen ohne komplizierte Berechnungen ermöglichen, die besondere Beliebtheit dieses Textes ausgemacht zu haben. Das abschließende Kapitel über die sieben Planeten ist in ähnlicher Weise aufgebaut. Eine detaillierte Schilderung ihres Aussehens und ihrer Kleidung korrespondiert hier mit einer astrologischen Erläuterung all dieser Einzelheiten. Konsequent ist dabei das Bild der Wandelsterne an dem astrologischen Wirkungsspektrum orientiert, wie es in den einschlägigen Handbüchern, etwa bei Abu Ma’shar beschrieben ist.35 Die antiken Mythen und die antike Ikonographie spielen für Michael Scotus hier keine Rolle mehr.
3. Die einzelnen Sternbilder Die wichtigste Inspirationsquelle für Michael Scotus sind die farbenprächtigen Miniaturen der Germanicus-Handschrift, die er eingehend studiert hat. Sie sind für ihn eine zentrale Informationsquelle, und selbst den Details der Darstellung misst er eine große Bedeutung zu. Auch die Charakterisierung des astrologischen Wirkungsspektrums hat er zu großen Teilen aus der Anschauung dieser Bilder und aus dem damit aufgerufenen Assoziationsrahmen entwickelt. Seine Texte zu den einzelnen Konstellationen gleichen zuweilen reinen Bildbeschreibungen. Diese Präferenz der bildlichen Informationen ist bemerkenswert und zeichnet Michael Scotus in besonderer Weise aus. Man hat den Eindruck, dass in diesem Text, der sich ja mit den figurae des Himmels beschäftigt, Bilder für ihn das angemessene Medium sind. Gerade deshalb dürften auch die ungewöhnlich ausführlichen Illustrationen des Madrider Codex für ihn so wichtig gewesen sein. Die Beschreibung der Konstellation des Herkules ist auf das Engste an der Madrider Miniatur orientiert (D 26). Dies wird auch daran deutlich, dass er dem antiken Heros ein Schwert in die erhobene linke Hand gibt. Denn die Keule besitzt in jenem Bild eine f lache, spitz zulaufende Form und gleicht eher einem Schwert. Bei der Einfügung des bärtigen Hauptes eines Viroplus genannten Mannes, das auf dem Löwenfell liegen soll, verarbeitet er offensichtlich Illustrationen
33 Ackermann 2009, S. 77f., 102. 34 Ackermann 2009, S. 81f. 35 Blume 2000, S. 55ff. und Blume 2009. Zum Text Ackermann 2009, S. 256ff., E 11–52, S. 417ff.
3. Die einzelnen Sternbilder
des Sternenkataloges De signis coeli, die auch den Liber Nemroth begleiten. Hier findet sich das fratzenartige Antlitz des Löwen, das leicht als Männergesicht zu deuten ist.36 Bezeichnend ist auch die Schilderung der Krone, bei der Michael ausdrücklich Seidenbänder erwähnt, die sich jedoch nur in den bildlichen Darstellungen finden (D 33). Auch beim Schlangenträger geht die Aussage, dass die Schlange »so aussieht, als wolle sie ihn durch einen Biss am Mund verwunden« (D 37), auf die Anschauung der Madrider Miniatur zurück. Aufschlussreich ist die Beschreibung des Bootes, die zwar im Wesentlichen dem Bild der Vorlage folgt, aber einen Hut und eine Sichel hinzufügt und damit das bäuerliche Element verstärkt (D 43). Das Pedum, der antike Hirtenstab, den der Bärenhüter oder Ochsentreiber in der antiken Ikonographie in der erhobenen Hand hält, ist in der Bildüberlieferung oft umgestaltet worden, auch eine Sichel kommt vor.37 Scotus hat dieses Instrument gewissermaßen in zwei Geräte aufgespalten. Der Hut mag eine assoziative Ergänzung sein, die der Charakterisierung des bäuerlichen Landmannes geschuldet ist. Ähnlich verfährt er beim Fuhrmann Erchitonius, indem er ihm nicht allein die Erfindung des Wagens, sondern auch des Ochsenjochs zuschreibt (D 47). Konsequenterweise zählt er dann auch zwei Pferde und zwei Ochsen als Zugtiere auf. Die Vierzahl der Zugtiere zeigte ihm aber wieder die Madrider Miniatur. Typisch ist auch die Schilderung des Cepheus, den er als gut gekleideten Mann beschreibt, der seine Arme ausgebreitet hat, wie ein Priester am Altar. Die auffällige Geste im Verein mit der konischen Kopf bedeckung lässt Scotus an einen Priester denken, wofür es in den Texten keinerlei Anhaltspunkte gibt. Ganz offensichtlich reagiert er auf das Bild. Die Tasche, welche Cepheus zusätzlich am Gürtel trägt, findet sich allerdings nur in den Illustrationen des Liber Nemroth.38 Dies ist ein Detail, das darauf verweist, dass Michael Scotus Merkmale mehrerer Bildzyklen kombinierte. In der Darstellung der Cassiopeia geht in der Madrider Handschrift von der rechten Hand der thronenden Frau eine kräftige rote, gewellte Linie aus, die nach unten fällt. Dieses Element findet sich nur in dieser Miniatur und ist im Grunde rätselhaft. Es geht wohl auf ein rotes Schmuckband des antiken Gewandes zurück. Michael Scotus kannte aber die lateinische Übersetzung des Ptolemaios, wo Cassiopeia als Figur mit nasser oder gefärbter Hand beschrieben ist.39 Von daher erkennt er hier ein wesentliches Detail, das ihm zugleich die große Relevanz dieser Bilder deutlich machte. Er schildert deshalb, dass die rechte Hand der Frau durchbohrt ist
36 Im Sternenverzeichnis der Liber Nemroth-Handschriften Paris 14754, fol. 229vb, und Venedig VIII.22, fol. 31va, heißt es: »…in dextra manu unam (stellam) et in ropulo quem tenet in eadem manu unam…« (vgl. Maas 1898, S. 583). Das in ropulo ist leicht als viropulo zuverlesen, zumal der Begriff ropulum recht unklar ist. Dies würde den Namen Viroplus erklären, der nur einen starken Mann bezeichnen kann. Vgl. Ackermann 2009, S. 357. 37 So in Rom, Ms. Vat. Reg. lat. 309, fol. 93r, Blume/Haffner/Metzger, Sternbilder I, 2012, Nr. 56, S. 498ff. 38 Paris, Ms. lat. 14754, fol. 230v, und Venedig, Cod. lat. VIII, 22, fol. 33r; Blume/Haffner/Metzger, Sternbilder I, 2012, Nr. 48, S. 449ff., Nr. 62, S. 530ff. Dort ist zusätzlich ein kleiner Beutel an der Schwertscheide befestigt. Ansonsten taucht dieses Element in der Bildtradition nicht auf. 39 »Stellatio habentis palmam delibutam«, Ed. Kunitzsch 1990, S. 60–61. Hinter dieser missverständlichen Übersetzung des Gerhard von Cremona steht der arabische Gestirnsname »die (mit Henna) gefärbte Hand« als Bezeichnung der Hauptsterne von Cassiopeia, insbesondere beta Cas. In einer Reihe von Handschriften findet sich als zusätzliche Glosse der Hinweis auf eine gesalbte Hand: »Delibuta dicitur palma cum linita est et nondum ablata.«, ebd., Kunitzsch 1986, S. 54–55, Kunitzsch 1961, Nr. 136c, 262. Offenbar hielt man die Formulierung des Gerhard von Cremona für erklärungsbedürftig.
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III. Michael Scotus – Neuanfang im Zeichen der Astrologie
und aus dieser Wunde ein starker Blutstrom f ließt, wie bei Christus am Kreuz (A 17, D 57).40 Auch die astrologische Deutung passt er entsprechend an, denn die unter diesem Zeichen Geborenen sind nicht nur schön, üppig und reich und haben ein bequemes Leben, sondern sie erleiden auch einen schlimmen Tod, sei es durch Mord oder Unfall (D 56). Bei Andromeda nimmt Scotus zwei signifikante Veränderungen vor. Zum einem ist sie statt an Felsen an die Äste von Eichen gefesselt und zum anderen schildert er sie als androgynes Wesen mit dem Oberkörper einer Frau und dem Unterleib eines Mannes. Offenbar geht er von einer etymologischen Ausdeutung des Namens aus, indem er andro- auf griechisch aner (Mann) zurückführt und -meda mit griechisch meta oder lateinisch media zusammenbringt. Deshalb übersetzt er Andromeda mit »zur Hälfte ein Mann«. Angeregt ist diese eigenwillige Interpretation, die den antiken Mythos weitgehend ignoriert, möglicherweise durch die Anschauung eines Bildes. In der Andromeda-Darstellung einer Liber Nemroth-Handschrift gleichen die Felsen nämlich eher Baumstümpfen, und Andromeda trägt zudem unter dem hinter der Schulter herabhängenden Obergewand ein kurzes Röckchen, das nur knapp ihre Scham verdeckt.41 Die nackten Beine, welche Andromeda in allen Scotus-Illustrationen kennzeichnet, könnten hier ihren Ursprung haben. Nun ist Andromeda immer eine Gestalt gewesen, die vielfältige Assoziationen bei den mittelalterlichen Betrachtern ausgelöst hat, und deren Bildgestalt häufig entsprechend verändert wurde. Michael Scotus macht hier keine Ausnahme, doch ist für ihn charakteristisch, dass er Informationen aus verschiedenen Quellen in schlüssiger Weise zu kombinieren sucht – in diesem Fall ein etymologisches Erklärungsmodell, Elemente des antiken Mythos und die Anschauung mehrerer Darstellungen. Die Beschreibung des Perseus folgt wieder im Wesentlichen der Madrider Miniatur, doch fügt er noch einen gläsernen Schild hinzu, da dieser im Mythos, den Michael hier ausführlich, wenn auch nicht völlig korrekt, schildert, eine wesentliche Rolle spielt (D 73–74). Die Plejaden heißen bei Michael Scotus Glucke oder Henne (glocia sive gallina), doch schildert er auch den antiken Mythos der Plejaden, so wie ihn die Germanicus-Scholien überliefern. Das Siebengestirn der Plejaden wurde in der Antike öfter auch als Henne mit ihren Küken interpretiert und diese Bezeichnung taucht hier zum ersten Mal seit dem Altertum wieder auf.42 In der lateinischen Übersetzung des Ptolemaios wird der Schwan auch als Huhn (gallina) bezeichnet; hier könnte eine Anregung für Michael gelegen haben, diese Bezeichnung aufzugreifen. Da der Auf- bzw. Untergang der Plejaden den Frühlings- bzw. Winteranfang markiert, spielt diese Sterngruppe in den astronomischen Texten immer eine besondere Rolle. Daher wollte Scotus wohl alle ihm bekannten Bezeichnungen wiedergeben: »Die Glucke oder Henne ist eine große Konstellation, die von den Griechen Plejaden genannt wird und von den Lateinern Vergiliae.«43 Dargestellt werden sie üblicherweise als Büsten von sieben Jungfrauen, entsprechend der mythi40 Ackermann 2009, S. 114, A 17: »Decima est Casepia, id est mulier sedens super cathedram ornatam,tenens brachia nuda et extensa sicut presbiter ad altare, et manu dextra, ut Christus in cruce, habet grande stigma, de quo exit grandis copia sanguinis.« Ebd. S. 186, D 57: »Casepia est ut mulier pulcherima et bene induta, sedens super sedem honoris, brachiis nudis et extensis, ut tenet sacerdos ad altare. Habet eciam pectus dextrum nudum, et est in manu dextra fortiter perforata, de cuius stigmate currit grandis rivus sanguinis.« 41 Paris, Ms. lat. 14754, fol. 231r; Blume/Haffner/Metzger, Sternbilder I, 2012, Nr. 48, S. 449ff. 42 Ackernmann 2009, S. 372, Kunitzsch 1966, S.65, Anm. 2. 43 Ackermann 2009, S. 198, D 84: »Glocia sive gallina est magna ymago celi, et nominatur Pliades secundum Greco, sed secundum Latinos Vergilie«.
3. Die einzelnen Sternbilder
schen Erzählung. In einem Strang der deutschen Scotus-Handschriften zeigt man jedoch ein stehendes Huhn (Paris, Ms. lat. 7408 A, fol. 109r, Kat.-Nr. 10; Edinburgh, Ms. Cr. 3.23, fol. 10v, Kat.-Nr. 11). Das Bild wurde hier offensichtlich nach dem Text korrigiert. Die Bezeichnung »f liegender Geier« (vultur volans) für das Sternbild des Adlers übernimmt Michael wieder aus der lateinischen Übersetzung des Ptolemaios.44 Dort gibt es aber auch einen fallenden Geier (vultur cadens) als zweiten Namen der Konstellation Lyra.45 Da er in der Madrider Handschrift ein weiteres Bild mit einem f liegenden Adler fand, interpretiert er dieses als Darstellung des fallenden Adlers und ordnet es neben dem f liegenden Adler ein. Die Verteilung der Sterne entspricht bezeichnenderweise dem traditionellen Sternbild des Adlers, und auch der Pfeil mit seinen vier Sternen, den er zuvor ausgelassen hatte, wird hier erwähnt (D 104–108). Die Miniatur in dem Germanicus-Codex zeigt nun aber Jupiter als Lenker des Kosmos, der auf dem Adler durch den Himmel getragen wird, und begleitet die Eingangsverse des Gedichts. Da diese Darstellung nur sehr selten überliefert ist, dürfte sie Michael aus anderen Quellen kaum bekannt gewesen sein.46 Dennoch ist es kaum möglich, sie mit einem Sternbild zu verwechseln. Dies lässt sich eigentlich nur damit erklären, dass Michael die Madrider Handschrift bei der Abfassung des Liber de signis nicht mehr zur Verfügung hatte und sich stattdessen allein auf seine Text- und Bildnotizen stützen konnte. Das ihm unbekannte Bild muss ihn jedenfalls sehr fasziniert haben, denn ganz offensichtlich suchte er dafür nach einem geeigneten Ort in seiner Himmelsbeschreibung. Die Erzählung, die er dazu aus mythologischen Versatzstücken konstruiert, geht fraglos von der Anschauung des Bildes aus und erfindet dazu eine passende Geschichte (D 104). So sei der Adler auf einem Blitzstrahl nach Asien gef logen, um Jupiter, der dort eigentlich wegen der Schönheit der Frauen bleiben wollte, zurück in den Himmel zu holen. Hier wird wieder einmal deutlich, wie stark Michael Scotus auf die Bilder reagierte, die er in seinen Vorlagen fand, und welch großen Stellenwert jene Illustrationen für ihn besaßen. Cetus bezeichnet Michael als Wal (balena), denn offenbar war ihm die Bedeutung des griechischen Wortes ketos bekannt. Im Germanicus-Kommentar wird er als Ungeheuer bezeichnet und deshalb auch als drachenartiges Ungetüm dargestellt.47 Sehr charakteristisch für die Vorgehensweise des Michael Scotus ist seine Behandlung von Eridanus, den er vermutlich in unterschiedlichen Bildfassungen kannte, da er sowohl als lagernder Flussgott wie auch als bärtige Büste im Wasser oder als schlichtes, gewundenes Band eines Wasserlaufs vorkommt. Die Miniatur in dem Madrider Codex zeigt jedoch ein ganz ungewöhnliches Bild, dass nicht den Flussgott, sondern den stürzenden Phaeton wiedergibt, der von dem Blitz Jupiters aus dem Sonnenwagen geschleudert wurde und in den Fluss Eridanus fiel. Dieser Mythos wird dort in den Scholien ausführlich referiert.48 Michael übernimmt diese Informationen und beschreibt genau dieses Bild als einen nackter Mann, der im Wasser eines Fluss liegt, und den er auch als den nackten, von Jupiter geschlagenen Mann bezeichnet (D 115,
44 D 98–102, Ackermann 2009, S. 378, Ed. Kunitzsch 1990, S. 74. 45 Ed. Kunitzsch 1990, S. 56. 46 Das Bild findet sich außer in Madrid, Ms. 19, nur in Aberystwyth, Ms. 735C, Boulogne-sur-Mer, Ms. 188, Bern, Ms. 88. Blume/Haffner/Metzger, Sternbilder I, 2012, Nr. 1, S. 179ff., Nr. 9, S. 249ff., Nr. 8, S. 214ff., vgl. auch Haffner 1997, S. 34f. 47 D 110, Ackermann 2009, S. 105. 48 Blume/Haffner/Metzger, Sternbilder I, 2012, S. 105.
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III. Michael Scotus – Neuanfang im Zeichen der Astrologie
D 119‚ D 121). Nur bei dieser Konstellation führt Michael nun eine alternative Darstellungsmöglichkeit an, einen Kanunspieler ( figura sonantis canonum). Es ist ein gut gekleideter Mann, der in einem Wagen sitzt und das Kanun spielt, ein zitherähnliches Instrument von trapezförmigem Umriss, das im arabischen Kulturraum verbreitet war. Es handelt sich dabei, wie Scotus berichtet, um Phaeton vor dem verhängnisvollem Sturz, der in seinem Wagen sitzt und eben jenes Saiteninstrument spielt (D 117-118). Im Liber de signis wird Phaeton also zweimal gezeigt, einmal vor und einmal nach seinem dramatischen Sturz. Das Ganze geht aber wohl auf einen Schreibfehler zurück. Canopus der hellste Stern dieser Konstellation ist in allen mittelalterlichen Sternkatalogen gesondert erwähnt und sehr oft auch in den Bildern eingetragen. Im Madrider Germanicus steht jedoch statt canopus nur canous, so dass Michael gelesen hat, dass dort ein Stern liegt, der Canous genannt wird.49 Da Michael jenes Musikinstrument gleichen Namens kannte, gab er Phaeton genau jenes Saiteninstrument in die Hand. Vielleicht dachte er dabei auch an jene Illustrationen, die Eridanus als Büste zeigen, den Fluss aber nur als rechteckigen Block mit gewellten Linien wiedergeben. Die Assoziation an eine Zither läge durchaus nahe. Michael Scotus geht hier also von der Miniatur der Madrider Handschrift aus, vergleicht dann aber sehr genau die Bild- und Textüberlieferung und nimmt darüber hinaus auch seine eigene Erfahrungswelt hinzu, um so zu einer für ihn widerspruchsfreien Vorstellung zu gelangen. Bei dem Schiff Argo erwähnt Scotus noch eine Schildkröte nahe beim Bug, aus der die Leier des Himmels hergestellt worden sei. Möglicherweise geht dies wieder auf die Illustrationen des Liber Nemroth zurück, denn die Zeichnung, welche in der Pariser Handschrift dieses Textes die Konstellation Argo illustriert, zeigt an der Schnittf läche des Schiffes eine rundliche Form, die man eventuell für einen Schildkrötenpanzer halten könnte.50 In der Madrider Germanicus-Handschrift fand Michael auch eine Miniatur, die den für die Bewohner der nördlichen Erdhälfte niemals sichtbaren südlichen Himmelspol darstellt. Dem anonymen Autor des 11. Jahrhunderts ging es um eine aus der mythologischen Überlieferung geschöpfte Visualisierung dieser für den Auf bau des Kosmos so zentralen Himmelsregion. Wie bei den übrigen Sternbildern beschrieb er auch hier Sternpositionen, auch wenn diese rein fiktiv waren.51 Von daher lag es nahe, dass Michael hierin eine weitere Konstellation erkannte, die er an die bei Germanicus nur spärlich besetzte südliche Himmelshälfte versetzte. Seine Schilderung ist aber wieder eine genaue Bildbeschreibung der Miniatur (D 160). Ganz ähnlich verhält es sich bei einem weiteren Sternbild, das Michael Scotus neu eingeführt hat. Den Mittagsdämon (demon meridianus) kannte er aus dem zur Komplet gesprochenen Psalm 90 (Vers 6). Dort heißt es, dass die Wahrheit des Herrn, den Gläubigen vor dem Grauen der Nacht, den Pfeilen, die des Tages fliegen und vor den Gefahren der Finsternis ebenso schützt wie vor dem Mittagsdämon. Bei seinem ausgeprägten Interesse für alle Formen der Geister dürfte dieser Psalmvers für ihn eine besondere Relevanz gehabt haben. Aus dem Kommentar des Macrobius zum Traum des Scipio von Cicero wusste er, dass die Milchstraße als Sitz weiser Dämonen und tugendhafter Seelen galt.52 Deswegen interpretierte er offensichtlich die Miniatur
49 Madrid, Ms. 19, fol. 66va: »Et subiacet ei stella que vocatur canous seu ptolomeon splendens«, vgl. Blume 2009 und Ackermann 2009, S. 388. 50 Paris, Ms. lat. 14754, fol. 232rb; s. Blume/Haffner/Metzger, Sternbilder I, 2012, Nr. 48, S. 449ff. 51 Blume/Haffner/Metzger, Sternbilder I, 2012, S. 106f. 52 Jaki 1972, S. 19f., Boll/Roscher 1937, Sp. 1027f., Ackermann 2009, S. 400.
3. Die einzelnen Sternbilder
des Madrider Codex, welche die antike Personifikation der Milchstraße als liegende Frauengestalt mit weißem Reif vor der kauernden Figur der Nacht im dunklen Gewand zeigt, als eine Darstellung derartiger Dämonen, die in der Milchstraße ihren Wohnsitz haben. In seinem Text ergänzt er die mythologischen Erklärungen zur Milchstraße, die er im Kommentar zu Germanicus fand, um Ausführungen zu den weisen Geistern, vor denen man sich fürchten muss, und zitiert als zusätzlichen Beleg die erwähnten Psalmverse (D 166). Interessanterweise unterschlägt er aber die schützende Rolle des Herrn und verkehrt damit die Aussage des Psalmisten in das genaue Gegenteil. Den in der Milchstraße hausenden Mittagsdämon, in den er die antike Allegorie verwandelt hat, versetzt er wiederum als Konstellation an den südlichen Himmel, doch liefert er kein Sternverzeichnis, da es in seiner Vorlage dafür keine Angaben gibt. Auch hier ist wieder die große Faszination zu spüren, die für Michael von den farbenprächtigen Miniaturen der Madrider Handschrift ausging, welche zahlreiche Bilder zeigte, die er zuvor nicht kannte, da sie ansonsten kaum überliefert sind. Bei seiner Beschreibung des Kentauren orientiert sich Michael wieder genau an der Madrider Miniatur und erwähnt auch den Weinschlauch, den das Mischwesen zusammen mit dem Opfertier in der rechten Hand hält. Dieses Trinkgefäß wird nur selten dargestellt, ist aber im Bild seiner Vorlage genau zu erkennen. Am Ende seiner Himmelsbeschreibung fügt Michael Scotus noch drei weitere Sternbilder ein, um auf die durch Ptolemaios verbürgte Zahl von 48 Konstellationen zu kommen. Die von ihm so intensiv ausgewertete Madrider Handschrift bot dafür keine Bildvorlagen mehr. Das zweite Pferd, das zwei große Flügel an den Schultern und vier kleine an den Fesseln hat, geht wieder auf einen Lesefehler zurück. Denn in dem Madrider Codex steht equi sidus statt aequinoctii sidus, dem Aequinoctium oder der Tag-und-Nacht-Gleiche im Herbst.53 Dieser Stern des Pferdes, der am 23. September untergeht, musste nach Michaels Verständnis eine weitere Konstellation sein und er verlieh dem am Himmel dahinziehenden Tier nach dem Vorbild des Pegasus Flügel. Im Sufi latinus gibt es ein drittes Pferd, das als ganzfiguriges Tier mit leicht angewinkeltem Vorderhuf dargestellt wird.54 Doch es lässt sich kaum entscheiden, ob hier wirklich die entscheidende Anregugng für Scotus gelegen hat. Es wäre der einzige Beleg für eine Kenntnis des Sufi latinus. Als vorletztes Sternbild fügt er noch einen Bohrer (terebellum) ein. Vermutlich hat er diesen Namen von »turibulum« oder Weihrauchgefäß abgeleitet. Dies ist bei Germanicus und in den zugehörigen Kommentaren die Bezeichnung des Altars, der sonst auch »ara« oder »sacrarium« genannt wird. Daher könnte Michael hier ein weiteres Sternbild vermutet haben. Anschließend beschreibt er noch eine Standarte (vexillum), dessen Herleitung schwierig ist. Möglicherweise steht eine arabische Bezeichnung für eine Sternengruppe im Schützen dahinter.55� Ein genauer und sehr ref lektierter Umgang mit den zur Verfügung stehenden Quellen kennzeichnet die Vorgehensweise des Michael Scotus. Er kompiliert nicht einfach irgendwelche Informationen, die er nicht ganz versteht, sondern er bringt sie in einen für ihn sinnvollen Zusammenhang. Dafür geht er kleinen Hinweisen im Text ebenso nach, wie er die Details der 53 Ackermann 2008; Ackermann 2009, S. 87, 328, 409, D 201. 54 Paris, Ms. 1036, fol. 18v (Kat.-Nr. 34), Bernkastel-Kues 204, fol. 128v (Kat.-Nr. 35). In den späteren Sternatlanten in Prag, Berlin und Gotha fehlt dieses dritte Pferd. S. Kap. IV. 55 Ackermann 2009, S. 412.
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III. Michael Scotus – Neuanfang im Zeichen der Astrologie
Miniaturen studiert. Stellenweise gleicht er dabei fast einem Bildwissenschaftler, der sich mit der Interpretation und Beschreibung der Bilder befasst. In jedem Fall sind aber die Bilder ein zentraler Teil seines Erkenntnisprozesses. Dies hängt natürlich mit der Astronomie zusammen, die sich ja mit den am Nachthimmel zu erkennenden Bildern beschäftigt, und genau das hat er sehr ernst genommen. Für Michael Scotus ist die Astronomie in der Tat eine Wissenschaft der Bilder und der Zahlen. Sein Ausgangspunkt ist die Zahl der 48 Sternbilder, die bei Ptolemaios zu finden sind. Germanicus beschrieb aber nur 42 und daher musste er nach den sechs weiteren suchen. Seine wichtigsten Vorlage, jene Madrider Handschrift mit dem Kompendium aus Montecassino (Scholia Strozziana), die ihn mit ihren farbenprächtigen Miniaturen so beeindruckte , enthielt auch eine ganze Reihe von Darstellungen, die sonst gar nicht oder nur selten überliefert wurden, und die er vermutlich noch nicht kannte. Drei der fehlenden Sternbilder hat er in den Miniaturen dieser Handschrift gefunden, den fallenden Geier oder Adler (vultur cadens), Austronothus und den Mittagsdämon (demon meridianus). Er ordnete sie nach inhaltlichen Kriterien in die Reihe der Sternbilder ein. Die beiden Konstellationen mit dem Adler stellte er nebeneinander, und Austronothos, die auch für das Wasser des Ozeans steht, folgt auf das Schiff Argo. Auch das Vorziehen von Cetus und Eridanus hat thematische Gründe, denn so kommt der Zither spielende Phaeton ( figura sonantis canonem) zu Orion, der im Text mit dem Sänger Arion identifiziert wird. Aus dem gleichen Grund korrigiert er offenbar auch die Reihenfolge des Germanicus, so dass Andromeda und Perseus zusammen stehen. Die drei weiteren Sternbilder, welche noch zur vollen Zahl 48 fehlen, entwickelt er aus Worten, die er für Namen von Konstellationen hält (equus secundus, terebellum, vexillum), und ergänzt sie am Ende seiner Reihe. Auch wenn diese Veränderungen aus heutiger Sicht alle auf Verlesungen, Fehlern und Missverständnissen beruhen, so ist die Schilderung des Sternenhimmels, welche Michael Scotus gibt, doch von großer Eingängigkeit und Plausibilität. Innerhalb ihrer Prämissen ist sie völlig schlüssig. Sie enthält nicht allein die korrekte Anzahl der Konstellationen und gibt eine detaillierte Beschreibung des Aussehens, sondern liefert auch Erläuterungen zur Entstehungsgeschichte und macht vor allem ausführliche Angaben zu dem astrologischen Einf luss jedes einzelnen Sternbildes. Diese Vollständigkeit zusammen mit der leichten Verständlichkeit des Textes erklärt den ungeheuren Erfolg des Liber de signis, insbesondere bei Laien, und so hat Michael Scotus die Vorstellung vom Sternenhimmel für nahezu drei Jahrhunderte geprägt.
4. Die Planeten Zu den Planeten, welche in der Antike mit den wichtigsten antiken Göttern identifiziert wurden und zugleich in der Astrologie eine herausragende Rolle spielten, enthalten die mittelalterlichen Himmelsbeschreibungen nur wenige Informationen. Michael Scotus geht aber auch hierbei von jener Miniatur aus, die er im Madrider Germanicus fand.56 Sie zeigt die Büsten der fünf Planeten, die allein durch ihre Kleidung differenziert werden. Die bekannten antiken Attribute, wie die Sichel des Saturn, das Blitzbündel Jupiters oder der Caduceus des Merkur, fehlen oder 56 Madrid, Ms. 19, fol. 68r; Blume/Haffner/Metzger, Sternbilder I, 2012, Nr. 32, S. 346ff. Zum folgenden ausführlich Blume 2000, S. 55ff.
4. Die Planeten
sind nicht mehr erkennbar. Venus ist in der Mitte als einzige Frau hervorgehoben. Mars ist als Krieger leicht zu erkennen, aber auch bei Merkur, der einen lanzenähnlichen Stab hält und einen seitlich geschlossenen Mantel trägt, kann man an einen Bewaffneten denken. Jupiter hält einen runden Gegenstand aus Gold in der Hand und Saturn hat den Mantel über den Kopf gezogen. Der mittelalterliche Maler hat jedoch dem antiken Pallium eine Spitze verliehen, so dass es einer Mönchskutte gleicht. Darauf hat Michaels Scotus offenbar reagiert, denn er schildert Merkur als Kleriker, der in den Gewändern eines Bischofs oder Abtes daherkommt. Weitere Informationen entnimmt er astrologischen Handbüchern, beispielsweise Abu Ma’shar, in denen die astrologischen Einf lüsse dieser Wandelsterne beschrieben werden. Dieses astrologische Wirkungsspektrum bestimmt weitgehend die Vorstellung, die er sich von dem Aussehen dieser Himmelskörper macht. Dabei sucht er aber zugleich nach Bezugspunkten in der Erfahrungswelt seiner Leser und greift verschiedentlich bereits eingeführte Bildtypen aus anderen Bereichen auf. Saturn tritt bei ihm in den Kleidern eines einfachen Landmannes auf, die von dunkler Farbe sind. In der Hand hält er eine Sichel oder Sense. Zusätzlich stattet er ihn aber auch mit Waffen aus und gibt ihm Schwert und Schild in die Hand, was durchaus zu dem negativen Einf luss dieses Planeten passt (E 14). So kommen in der Aufzählung des Scotus ebenso wie in der Madrider Miniatur zwei Krieger vor. In der Gestalt Jupiters vermischen sich die Erscheinung eines Richters, eines wohlhabenden Stadtbürgers und eines Bischofs. Er trägt einen pelzgefütterten Mantel, Handschuhe und am Gürtel hängt eine Geldbörse. In der Hand hält er Blumen oder ein Zepter, auf dem Kopf trägt er ein Barett oder einen Bischofshut (E 18). Die goldene Kugel, welche Jupiter im Madrider Germanicus hält, mag hier ein Ausgangspunkt gewesen sein. Mars ist mit einer sehr modernen Rüstung versehen. Sein Helm besitzt eine schmückende Bekrönung, und er trägt einen Brustpanzer sowie Beinschienen. Neben Schild und Lanze besitzt er auch eine Armbrust, eine damals hochmoderne und sehr gefürchtete Waffe (E 22). Ganz offensichtlich orientiert sich Michael Scotus hier an dem aktuellen Stand der Kriegstechnik. Venus hingegen schildert er als vornehme gekrönte Dame in prächtigen Gewändern, die an einer Rose riecht. Das Riechen an der Blume steht, so erläutert er, für die Sinnenfreude, die modische Frisur für die Liebe und die schönen Kleider für die Kunst der Verführung (E 25–26). Michael Scotus hat hier einen bekannten Bildtypus vor Augen, den er auf die Gestalt des Planeten nur überträgt. Denn in genau dieser Weise wird im Allgemeinen die Jahreszeit des Frühlings dargestellt. Die Übernahme dieser Ikonographie bietet sich auch schon deswegen an, weil der Frühling generell als die Zeit der Liebe verstanden wird, was sich auch astrologisch begründen lässt, da Venus im Stier eines ihrer Häuser hat. Merkur wird im Liber de signis als ein Gelehrter beschrieben, der mit seinem Buch an einer Art Rednerpult sitzt (E 31).57 Er gleicht daher einem Universitätsangehörigen, der in der Art der Professorenbildnisse auf einer Lehrkanzel vorgeführt wird. Dies macht den Aspekt der Gelehrsam
57 Ackermann 2009, S. 267, bezieht die Aussage in sede colloquii auf Saturn, zu dem Merkur in Bezug stehen soll. Doch scheint mir das wenig Sinn zu machen, da auch bei den anderen Planetenbeschreibungen eine solche Spezifizierung der Wandelsterne, auf die nur in einer knappen Bemerkung verwiesen wird, nicht vorkommt. Für Merkur ist eine derartige Charakterisierung aber sehr plausibel, und sie wird dann später auch von Pietro d’Abano und Giotto bei der Ausmalung des Palazzo della Ragione in Padua aufgegriffen; dazu Blume 2000, S. 70ff.
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III. Michael Scotus – Neuanfang im Zeichen der Astrologie
keit, für den dieser Planet zuständig ist, sofort anschaulich, denn das Motiv des Schreib- oder Vorlesungspultes ist mit den gleichen Konnotationen schon in einem anderen Bereich eingeführt. Da die meisten Intellektuellen seiner Zeit zugleich auch Geistliche waren, besitzt Merkur daneben auch die Attribute dieses Standes. Bemerkenswert ist die genaue Differenzierung der einzelnen Planeten. Jeder von ihnen vertritt eine gesellschaftliche Gruppe, so dass gewissermaßen jeder Stand sein astrologisches Gegenbild am Himmel besitzt. Saturn ist der Bauer, sei es als Landmann oder kriegerischer Gesell. Jupiter tritt uns als angesehener Bürger entgegen, der in weltlichen oder kirchlichen Hierarchien wichtige Ämter bekleidet. Mars ist der Ritter oder Berufssoldat. Venus wird als schöne und edle Dame beschrieben, die sowohl ein Inbegriff der Tugenden ist wie auch Liebe und Sexualität vertritt. Merkur ist der Gelehrte, der damals fast immer ein Kleriker war. All diese Typisierungen entsprechen der Erfahrungswelt des Lesers, der sich nach den Angaben des Textes sofort ein anschauliches Bild dieser Gestalten machen kann. Ganz bewusst nimmt Michael Scotus dabei mehrfach bereits eingeführte Bildtypen auf, die deshalb von seinen Lesern in ihrer Bedeutung schnell erfasst werden können.
5. Der Liber de signis im 13. Jahrhundert
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Die noch zu fassende, handschriftliche Überlieferung des Liber de signis setzt erst zu Beginn des 14. Jahrhunderts etwa gleichzeitig in Norditalien und Deutschland ein. Es gibt aber eine Reihe von Indizien, die belegen, dass bereits in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts eine Rezeption des Textes und seiner Illustrationen stattgefunden hat. Michael Scotus hat, wie aus seinen Äußerungen eindeutig hervorgeht, seine Himmelsbeschreibung von Anfang an mit Illustrationen geplant.58 In den Handschriften des 14. Jahrhunderts gibt es immerhin noch geringe Spuren einer frühen Bildredaktion. Sowohl Phaeton als Zitherspieler wie auch Cassiopeia weisen in den ältesten Paduaner Miniaturen (München, clm 10268, Kat.-Nr. 8) ein Kleidungsdetail auf, das noch ins 13. Jahrhundert zurückweist. Es handelt sich um die nicht sehr auffällige Wiedergabe eines ursprünglich zu einem Obergewand gehörenden ›Scheinärmels‹, doch haben die Maler des 14. Jahrhunderts diese Form nicht mehr ganz verstanden und deshalb nur unbestimmt angedeutet. Phaeton/Eridanus zeigt den ›Scheinärmel‹ links, hinter dem Ellbogen seines rechten Armes. Bei Cassiopeia ist das Detail leider nur relativ schwach zu erkennen, da die Zeichnung insgesamt heute blass und kontrastarm erscheint, die spätere Kopie in Oxford (Ms. Bodley 266, Kat.-Nr. 30) ist hier wesentlich deutlicher. Man kann links neben dem Oberkörper der thronenden Königstochter eine herabhängende, längliche Form erkennen, die in der Oxforder Darstellung als herabhängender Ärmel interpretiert wird. Entsprechend erhält hier auch der andere Arm einem wei-
58 Ackermann 2009, S. 110, A 14: »Sed quia prefatus sermo est obscurus, nec propter predicta ymagines celi 48 cognoscerentur, nisi esset de ipsis maior noticia sermone oris et pictura figurarum, ideo eas volumus propriis nominibus adnotare et postea figurare personaliter secundum disposicionem ceterorum sapientum, qui eas in suis libris figurant et ponere numerum stellarum, que ymaginem formant in firmamento.« Ebd. S. 128, A 34: »Et sicut figurate ymagines notamus in scripturis, et volumus figurare deorsum sic prius omnes notamus in una rota, que totum celum appellatur.« Hier ist wahrscheinlich eine Planisphäre gemeint, die aber in den erhaltenen Handschriften nicht vorkommt.
5. Der Liber de signis im 13. Jahrhundert
ten ›Überärmel‹.59 Es handelt sich um ein schmückendes Element der höfischen Kleidermode des 13. Jahrhunderts, das etwa in Darstellungen aus dem Umkreis König Manfreds häufig zu sehen ist.60 Derartige ›Scheinärmel‹ waren aber in Italien zu Anfang des 14. Jahrhunderts längst außer Gebrauch gekommen. In einer frühen Handschrift aus Deutschland weist die Darstellung des Orion eine Bewaffnung auf, die im 14. Jahrhundert nur als völlig archaisch bezeichnet werden kann (Paris, Ms. lat. 7408 A, fol. 104v, Kat.-Nr. 10). Sie besteht ausschließlich aus Kettenpanzerung mit einer einfachen, nur die Oberseite des Kopfes bedeckenden Beckenhaube und einer Kopf, Hals und Schultern umschließenden Brünne. Ein gut knielanger Waffenrock, ein großer, tropfenförmiger Schild und ein kurzes Schwert mit ausgesprochen breiter, vorn stumpf zulaufender Klinge kommen hinzu. Trotz der bescheidenen Qualität der Zeichnung wird deutlich, dass hier eine Ausstattung des 13. Jahrhunderts wiedergegeben wird. Ein unter dem Namen Wilhelmus Scotus überlieferter Text aus der Zeit zwischen 1266 und 1273 enthält einige der von Michael Scotus eingeführten Namen, darunter auch das Sternbild Vexillum, das nur im Liber de signis oder davon abhängigen Texten vorkommt.61 Zu Cassiopeia schreibt dieser Autor, dass sie an ihren Thron gefesselt sei. Davon ist in dem Text Michaels aber nirgends die Rede, in den Bildern kommt dieses Detail jedoch oft vor.62 Das bedeutet, dass der Verfasser jenes Textes im dritten Viertel des 13. Jahrhunderts eine illustrierte Fassung des Liber de signis gekannt haben muss! Umfangreiche Aufnahmen und Umarbeitungen der Sternbilderbeschreibungen Michaels finden sich dann 1286 bei Bartholomaeus de Parma. Sein Breviloquium de fructu totius astronomie gibt die einzelnen Sternbildertexte Michaels samt ihren Illustrationen wieder. Er streicht allerdings bei den mythologischen Angaben und erweitert die astrologischen, auf konkrete Charakterzüge bezogenen Ausführungen.63 Spätestens im letzten Viertel des 13. Jahrhunderts muss also eine mit Bildern ausgestattete Handschrift mit dem Text des Michael Scotus in Oberitalien greif bar gewesen sein. Bartholomaeus selbst stammte aus Parma, war aber in Bologna tätig. Die älteste, erhaltene Abschrift stammt aus Padua (München clm 10268). Damit ist ein regionales Umfeld der frühen Rezeption des Liber de signis eingegrenzt. Die Himmelsbeschreibung des Michael Scotus wurde bereits zu Beginn des 14. Jahrhunderts, möglicherweise auch schon früher, außerhalb des Liber introductoris tradiert. Das Kolophon eines vermutlich ebenfalls in Oberitalien entstandenen Manuskriptes des Liber de signis nennt als Datum der Abschrift das Jahr 1320 (Rom, Ms. Vat. lat. 4087, Kat.-Nr. 14). Zwar dürfte dieses Datum aus der Vorlage übernommen sein, doch belegt es die Existenz eines illustrierten Exemplares im oberitalienischen Raum in dieser Zeit. Zusammen mit der deutschen Handschrift in
59 München, clm 10268, fol. 81r und 82v. Bei Cassiopeia konnte der Zeichner möglicherweise auch auf der anderen Seite noch Spuren eines ›Scheinärmels‹ erkennen, die heute verschwunden sind und die er nach eigenem Ermessen ergänzte. 60 Sowohl in den Illustrationen des Falkenbuches (Rom, Bibl. Vat., Ms. Vat. Pal. lat. 1071) als auch im Dedika tionsbild der »Manfredbibel« ist es zu finden. Adalbert Graf zu Erbach-Fürstenau: Die Manfredbibel, Leipzig 1910, Tafel I. 61 De coniunctionibus planetarum transitis et futuris, Burnett 1998; vgl. Ackermann 2009, S. 93. 62 Siehe weiter unten. In München, clm 10268, fol. 81r, ist die Fesselung nur sehr schlecht erkennbar. Die Petersburger Handschrift, Ms. lat. F.v.IX, 1, fol. 7v, zeigt sie dagegen deutlich. 63 Ackermann 2001, S. 79 und passim.
41
95
78
42
III. Michael Scotus – Neuanfang im Zeichen der Astrologie
Bernkastel-Kues (Ms. 207, Kat.-Nr. 35) ist dies der früheste Beleg für eine selbständige Überlieferung der Himmelsbeschreibung und verweist damit erneut auf den oberitalienischen Raum als Ausgangspunkt der frühen Rezeption. Die Parallelen des – leider fragmentarischen – Bildzyklus des vatikanischen Codex mit der Petersburger Handschrift aus der Mitte des 14. Jahrhunderts lassen eine vergleichbare Bilderfolge auch für das erschlossene Exemplar von 1320 vermuten.
6. Die Illustrationen des 14. Jahrhunderts
70, 118, 134
53, 71, 119, 135
Die Illustrationszyklen, die in den Handschriften des 14. Jahrhunderts den Liber de signis begleiten, lassen zumeist deutlich die Abstammung von den Miniaturen der Madrider GermanicusHandschrift erkennen. Wesentliche Merkmale der Bilder, wie beispielsweise die Wendung des Wassermanns, die Haltung der Zwillinge oder die Gestalt des Schützen finden sich dort wieder. Von daher ist anzunehmen, dass sich auch die Bildfolge in der Urfassung eng an dieses Vorbild angelehnt hatte. Dies belegt noch einmal den prägenden Eindruck, den diese Miniaturen bei Michael Scotus hinterlassen haben. Es war diese Bildfolge, die seine Vorstellung bestimmte, und an der er seinen Text ebenso wie die Gestalt seiner Bilder ausrichtete. Doch gibt es zugleich eine Reihe von signifikanten Veränderungen, die in den meisten der frühen Zyklen anzutreffen sind und deshalb vermutlich ebenfalls auf jene postulierte Urfassung zurückgehen. Die vergleichenden Beobachtungen beziehen sich auf sechs Manuskripte, die drei verschiedenen Überlieferungssträngen angehören. Es handelt sich um die beiden norditalienischen Illustrationszyklen (München clm 10268, Kat.-Nr. 8; St. Petersburg, Ms. lat. F.v.IX, 1, Kat.-Nr. 9), die noch aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts stammen, sowie die beiden frühen Codices aus Prag (Wien 2378, Kat.-Nr. 12; Wien 2352, Kat.-Nr. 13). Die im Folgenden charakterisierten Merkmale finden sich, wenn es nicht anders vermerkt ist, in ähnlicher Weise jeweils in den vier genannten Bildzyklen. Die laienhaften Zeichnungen in zwei Handschriften aus Deutschland bzw. England, die sich generell stark am Text orientieren, kommen ergänzend hinzu (Paris, Ms. lat. 7408 A, Kat.-Nr. 10; Edinburgh, Ms. Cr. 3.23, Kat.-Nr. 11). Zuweilen hat der Widder einen Kreuzstab geschultert, was der üblichen Kopfwendung einen neuen Sinn verleiht, da sein Blick jetzt beinahe prüfend auf diesen Stab fällt. Dieses Motiv findet sich in zwei Handschriften, die in ihren jeweiligen Überlieferungszweigen zu den zuverlässigsten Zeugen zählen (St. Petersburg, Ms. lat. F.v.IX, 1; Kat.-Nr. 9; Wien 2352; Kat.Nr. 13). So haben wir es nicht mit einer isolierten Ergänzung zu tun. Eine derart subtile Christianisierung steht dem Text des Michael in keiner Weise fern, wie das Psalmenzitat und andere Verweise zeigen. Auch die Zwillinge, die ansonsten sehr genau der Madrider Miniatur folgen, haben Flügel bekommen und erinnern damit an Engel, die ja im Kosmosverständnis des Michael eine zentrale Rolle spielen.64
64 Dies ist in München, clm 10268, und St. Petersburg, Ms. lat. F.v.IX, 1, der Fall. Die gef lügelten Zwillinge tauchen aber auch auf dem Himmelsglobus auf, den Andrea Pisano seiner Darstellung eines Astronomen auf dem Campanile des Florentiner Domes als Attribut hinzufügt. (Abb. 69) Damit belegt dieses um 1340 entstandene Relief die Kenntnis der Bilderreihe des Michael Scotus auch in Florenz. Zu dem Relief Poeschke 2000, S. 168ff., Taf. 215.
6. Die Illustrationen des 14. Jahrhunderts
Die Waage, welche bei Germanicus nicht eigens hervorgehoben ist und im Madrider Codex ganz fehlt, wird von einem stehenden oder sitzenden Mann in zeitgenössischer Kleidung gehalten. Häufig findet sich die Waage in der Hand der Jungfrau, wie in den meisten Illustrationen des Sternenkatalogs De signis coeli. Es kann aber auch eine zweite Frauengestalt als Halterin auftreten, wie in einer französischen Handschrift des frühen 11. Jahrhunderts.65 In zusammenfassenden Überblicksdarstellungen, welche die Himmelsbeschreibung der Recensio interpolata begleiten und Sol und Luna im Rund des Tierkreises zeigen, ist es aber immer ein Mann, der die Waage präsentiert. Dies gilt auch für die entsprechende Zeichnung in einer norditalienischen Version des Liber Nemroth vom Anfang des 13. Jahrhunderts.66 Michael Scotus dürfte ein derartiges Bild gekannt haben, doch kleidet er seine Gestalt in zeitgenössische Gewänder. Nach dem Bild der beiden Bären, um die sich die Schlange mit ihrem geschmeidigen Körper windet, wie Scotus schreibt (D15), gibt es eine weitere Darstellung dieses Reptils als Drachen in der Mischgestalt eines Ungeheuers, das den Kopf eines Wolfes, die Klauen eines Adlers und den Körper eines Reptils mit Fischschwanz besitzt. In der Petersburger Handschrift ist die Schuppenhaut deutlich herausgearbeitet, während in der Münchener Fassung noch Flügel und ein zweifach geringelter Hinterleib hinzukommen.67 Ganz offensichtlich stand hierbei die traditionelle Wiedergabe von Cetus, dem Meeresungeheuer, Pate, das in der Madrider GermanicusHandschrift eben diesen geringelten Fischschwanz sowie jenen hundeartigen Kopf aufweist, während die Art der vorderen Beine aufgrund von Farbabplatzungen nicht mehr genau zu erkennen ist.68 Cetus selbst wird im Liber de signis als Wal (balena) beschrieben und daher auch in den Illustrationen als ein großer Fisch präsentiert. Michael Scotus korrigiert hier also seine Vorlage, da die vorgefundene Miniatur nicht mit einem Wal in Verbindung zu bringen ist. Das auf diese Weise gewissermaßen frei gewordene Bild ordnet er dann der Bezeichnung Draco zu, da es wesentliche Merkmale zeigt, die der gängigen Vorstellung von Drachen entsprechen. Dies belegt wieder einmal, wie ref lektierend er mit seinen Quellen und insbesondere den dort vorhandenen Bildern umgegangen ist. Die Darstellungen von Herkules und Bootes folgen gewissenhaft den Angaben des Textes. So findet sich auf dem Löwenfell, das der Heros um seinen Arm gewickelt hat, das beschriebene Männergesicht des Viroplus, das in der Madrider Miniatur nicht vorkommt. Bootes besitzt langes Haar, trägt einen Hut und hält eine Sichel sowie den lanzenartigen Treibstock. Häufig hängt zudem ein Schwert an seinem Gürtel (München, clm 10268, fol. 81r, Kat.-Nr. 8; Wien 2378, fol. 6,; Kat.-Nr. 12). Ein Zeichner hat dann sogar ein geerntetes Getreidebündel ergänzt, um die Funktion der Sichel und den Aspekt des Landmannes noch weiter zu verdeutlichen (Wien 2378). Generell ist eine recht genaue Korrespondenz zwischen den Schilderungen des Liber de signis und den Illustrationen in den frühen Handschriften festzustellen. Dies deutet darauf hin, dass die Bilder gemeinsam mit dem Text geplant wurden, und bestätigt ein weiteres Mal die
65 Dijon, Ms. 448, fol. 66r; Blume/Haffner/Metzger, Sternbilder I, 2012, Nr. 12, S. 227ff. 66 Paris 12957, fol. 72r; Dresden DC 183, fol. 28v; St. Gallen 250, p. 515; die Liber Nemroth-Handschrift ist in Venedig, Cod. lat. VIII, 22, fol. 4r; Blume/Haffner/Metzger, Sternbilder I, 2012, Nr. 62, S. 530ff. 67 In Wien, Cod. 2352, hingegen fehlen die Flügel, ansonsten entspricht die Darstellung der Fassung in München, clm 10268. 68 Madrid, Ms. 19, fol. 65v; Blume/Haffner/Metzger, Sternbilder I, 2012, Nr. 32, S. 346ff.
43
53, 73, 121, 137
55, 75, 120, 140
55, 56, 76, 77 122, 123, 141, 143
44
56, 79, 97, 103, 123, 144
56, 78, 104, 124, 147
57, 80, 105, 148
81, 115
59, 85, 108, 109, 127, 150
60, 86, 110, 128
III. Michael Scotus – Neuanfang im Zeichen der Astrologie
Vermutung, dass es bereits im 13. Jahrhundert eine mit Miniaturen ausgestattete Fassung gegeben hat. Auch beim Fuhrmann ist die eigentümliche Verbindung von zwei Pferden und zwei Ochsen, die gemeinsam als Zugtiere dienen, in allen Illustrationen anzutreffen. Der zweirädrige, antike Kampfwagen passt dazu jedoch nicht, und so steht der Fuhrmann, die Ziegen auf seinem Arm balancierend, mittig in einem landwirtschaftlichen Transportwagen mit vier Rädern. Cassiopeia sitzt mit nacktem Oberkörper auf einem Kastenthron, an dessen Lehne sie gefesselt ist. Aus ihrer rechten Hand stürzt der von Michael Scotus so eindrucksvoll beschriebene Blutstrom. Die Fesselung jedoch kommt nur in den Bildern vor, dort aber relativ häufig. Offensichtlich handelt es sich um eine Ergänzung, welche die unnatürliche Haltung der seitlich weggestreckten Arme in der Vorlage zu deuten versucht. Scotus assoziiert die Gestik eines Priesters am Altar (D 57), doch bei einer halb entblößten Frau ist dies kaum eine sinnvolle Begründung, und so suchte man nach einer eindeutigeren Erklärung. Die antike Trauergeste, welche unsäglichen Schmerz und Verzweif lung vorführt, geriet dabei nicht in den Blick, da sich hierzu auch im Text keine Aussagen finden. Die Fesselung stellt zudem einen Bezug zur Tochter Andromeda her, die mit ausgestreckten Armen an zwei Bäume gebunden ist. Ihr kurzes Gewand lässt die Scham unbedeckt, so dass die männlichen Genitalien entblößt sind und ihren androgynen Charakter offenbaren. Dies geht wiederum von den Angaben im Liber de signis aus, die aber ihrerseits möglicher Weise von einem bestimmten Darstellungstyp inspiriert sind. In jedem Fall entsteht hier ein sehr eigenständiges Bild, das für die Zyklen nach Michael Scotus in besonderer Weise charakteristisch ist. Perseus hingegen folgt wieder weitgehend der Madrider Miniatur, nur hat er am linken Arm, mit dem er das Gorgonenhaupt hält, noch einen spiegelnden Schild aus Glas oder Kristall, wie es der Text verlangt.69 Die beiden Darstellungsvarianten des Eridanus sind sehr charakteristisch für das Vorgehen von Michael Scotus. Die Haltung des gestürzten Phaeton als Schwimmer ist eine genaue Kopie der Madrider Miniatur, obwohl der angewinkelte linke Arm, welcher auf das Aufstützen des Kopfes bei dem antiken Flussgott zurückgeht, als Schwimmbewegung recht unbeholfen wirkt. Der Wasserlauf unterhalb der Figur, den die Illustrationen zusätzlich zeigen, soll wohl deshalb den Zusammenhang verdeutlichen. Der Kanunspieler hingegen musste neu entworfen werden. Er trägt zeitgenössische, vornehme Kleidung, und sein Instrument gleicht einer Zither. Entgegen den Angaben des Textes sitzt er ruhig auf einem Kastenthron anstatt in einem Wagen.70 Er gibt also das gewohnte Bild eines Musikers ab; alle fremdartigen Elemente sind vermieden. So tritt auch Orion als gerüsteter Krieger in moderner Bewaffnung auf; er schwingt das gezogene Schwert und hält den Schild schützend vor sich. Im Madrider Germanicus ist Orion, wie es der Bildtradition des Sternenkataloges De signis coeli entspricht, ebenfalls mit gezogenem Schwert in Angriffshaltung zu sehen.71 Doch trägt er dort keine Rüstung, sondern hat allein seinen Mantel über den freien Arm geworfen. Das Erscheinungsbild ist demnach konsequent
69 Ackermann 2009, S. 194, D 73–74: »...con scuto vitreo seu cristallo...«. 70 Nur in Paris, Ms. lat. 7408 A, fol. 103v, und Edinburgh, Ms. Cr. 3.23, fol. 12r, ist der Wagen wiedergegeben, Hierbei handelt es sich offenbar um eine Korrektur nach dem Text. 71 Vgl. auch Rom, Bibl. Vat., Ms. Vat. gr. 1087, fol. 303r, sowie die Illustrationen der Recensio interpolata; Blume/ Haffner/Metzger, Sternbilder I, 2012, Nr. 32, S. 346ff., und Haffner 1997, S. 56.
6. Die Illustrationen des 14. Jahrhunderts
modernisiert, um der Vorstellung eines kriegerischen Mannes, wie er auch in der astrologischen Deutung (D 130) skizziert ist, Genüge zu tun. Bei Argo taucht an der rechten, abgeschnittenen Seite des Schiffes eine kleine Schildkröte auf, die von Scotus auch dort beschrieben wird. Zuweilen ist sie als solche klar erkennbar (München, clm 10268, Kat.-Nr. 8; Wien, Cod. 2378, Kat.-Nr. 12), manchmal ist sie aber nur ein schwer bestimmbarer Tierkopf (St. Petersburg, Ms. lat. F.v.IX, 1, Kat.-Nr. 9; Wien, Cod. 2352, Kat.-Nr. 13) oder gar ein Fisch (Paris, Ms. lat. 7408 A, Kat.-Nr. 10). Die Einfügung von Austronothus geht ausschließlich auf die Madrider Miniatur zurück, die auch getreu kopiert wird; nur fehlen die Pf lanzen in den erhobenen Händen. Ähnliches gilt für jenen Mittagsdämon, in den die allegorische Darstellung der Milchstraße verwandelt wurde. Der kreisrunde Reif, der dieses Sternenband aufrufen soll, wird allerdings in eine mit Sternen bestückte Aureole verwandelt, die damit wieder an einen christlichen Kontext erinnert. Jene Geister, welche Michael bei seiner Beschreibung der Konstellation Altar erwähnt, haben gleichfalls Eingang in die Bildgestaltung gefunden. Drei Flammen, die auch das Feuer auf dem Altar in der Madrider Germanicus-Handschrift kennzeichnen, schießen aus einem brunnenartigen Gefäß, das im Text als Putheus bezeichnet wird (St. Petersburg, Ms. lat. F.v.IX, 1, Kat.-Nr. 9; München, clm 10268, Kat.-Nr. 8; Wien, Cod. 2378, Kat.-Nr. 12; Wien, Cod. 2352, Kat.-Nr. 13). Zusätzlich entweichen einige Teufel dem Brunnenschacht. In der frühen Prager Handschrift sind es sogar fünf Teufel in Tiergestalt, die um jene lodernde Öffnung tanzen (Wien, Cod. 2378). Dämonenbeschwörung und Negromantie werden hier in einem beinahe volkstümlichen Bild eingefangen, da der Liber de signis an dieser Stelle auf solche Fragen eingeht (D 178). Aber in einer frühen deutschen Handschrift sind aus den Teufeln zwei Engel geworden. Dort haben auch die beiden Figuren der Milchstraße bzw. des Mittagsdämonen Engelsf lügel erhalten (Paris, Ms. lat. 7408 A, Kat.-Nr. 10; Edinburgh, Ms. Cr. 3.23, Kat.-Nr. 11). Der laienhafte Zeichner hat hier wie auch an anderen Stellen auf den Text reagiert und wollte sich die weisen und mächtigen Geister des Altares eher als Engel denn als Teufel vorstellen. Eine auffällige Veränderung kennzeichnet auch die Darstellung der Hydra, denn es ist zu sehen, wie sie mit ihrem Kopf in die Krone eines Baumes kriecht. Dieses Motiv ist zwar weder im Text erwähnt noch findet sich Vergleichbares in der Bildtradition, es taucht aber in fast allen frühen Handschriften gleichermaßen auf.72 Daher dürfte es sich hierbei ebenfalls um ein Merkmal der Urfassung handeln. Unter Umständen hat es der Maler eingeführt, um das steil aufgerichtete Vorderteil der Schlange in der Madrider Miniatur aufzugreifen und mit einem Sinn zu unterlegen. Vielleicht hat er aber auch an jenen Feigenbaum gedacht, der den Raben – wie im Text erwähnt – mit seinen Früchten von dem göttlichen Auftrag ablenkte und zum Verweilen verführte (D 191). Die drei von Michael Scotus neu eingeführten Sternbilder des zweiten Pferdes, des Bohrers und der Standarte sind in allen frühen Codices in gleicher Weise dargestellt. Das Pferd wird im gestreckten Galopp gezeigt, mit kleinen Flügeln an den Fesseln und einem großen Flügelpaar an den Schultern.73 Der Bohrer ist ein Werkzeug mit einem großen T-förmigen Holzgriff. Die Standarte gleicht einer schräg gestellten Lanze, an der eine große Fahne befestigt ist, die nach 72 Dieses Motiv fehlt nur in Paris, Ms. lat. 7408 A, fol. 113r (Kat.-Nr. 10), und Edinburgh, Ms. Cr. 3.23, fol. 34r (Kat.-Nr. 11), die sich generell sehr stark am Text orientieren. 73 Bloß Wien, Cod. 2352, fol. 25v (Kat.-Nr. 13), zeigt das zweite Pferd nur im Trab.
45
60, 129 87, 151, 111
61, 87, 99, 130, 152
61, 89
130
100, 113
62, 91, 131, 155
62, 90, 115, 132, 156 63, 116
46
III. Michael Scotus – Neuanfang im Zeichen der Astrologie
links weht. Direkte Bildvorlagen lassen sich für diese Darstellungen nicht bestimmen; sie sind offensichtlich unmittelbar aus den Angaben des Liber de signis entwickelt. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Michael Scotus eine Bilderserie konzipiert, die nach Möglichkeit keine fernen und fremdartigen Wesen zeigt, sondern vielmehr zahlreiche Elemente der zeitgenössischen Umwelt enthält. Die Gestalten tragen durchweg moderne Kleidung und benützen Waffen und Geräte, die damals in Gebrauch waren. Zwar hält er sich in vielen Punkten an die überlieferte Ikonographie, doch nimmt er häufig Veränderungen vor, wo sich der Sinn eines Bildes nicht unmittelbar erschließt. Bei dem Drachen oder den Dämonen am Altar rekurriert er auf vertraute Vorstellungen. Auch die beiden gefesselten Frauen, Cassiopeia und Andromeda, dürften von Szenen des zeitgenössischen Strafvollzugs nicht allzu weit entfernt sein. Das völlig neuartige Bild, das er von den Planeten entwirft, orientiert sich an der Erfahrungswelt seiner Leser. All dies macht die Eingängigkeit und besondere Wirkung dieser Bilder aus. Hinzu kommt eine in sich schlüssige Verknüpfung der verschiedenen Text- und Bildinformationen, die ihm zugänglich waren. So ist eine spezifische Synthese astronomischen und astrologischen Wissens entstanden, die in Bild und Text gleichermaßen in gut verständlicher Form ausgebreitet wird. Darauf gründen der Erfolg und die lang anhaltende Rezeption des Liber de signis. Die Bilder, welche Michael Scotus entwarf, haben die Vorstellung, die man sich von den Konstellationen machte, noch geprägt, als man seinen Text schon kaum mehr las.
7. Überlieferungszweige und Filiationen von Bild und Text Die komplexe Überlieferungsgeschichte der Himmelsbeschreibung nach Michael Scotus soll hier aufgrund ihrer Unübersichtlichkeit noch einmal im Zusammenhang dargestellt werden. Sie war bereits zweimal Gegenstand von Untersuchungen, einmal aus kunsthistorischer Sicht durch Ulrike Bauer 1983 sowie auf textkritischer Basis durch Silke Ackermann 2009.74 Die Ergebnisse decken sich im Wesentlichen, lediglich in der Auswahl der Handschriften ergeben sich zwangsläufig Unterschiede. Im Folgenden wird der Schwerpunkt der Argumentation auf der Bildüberlieferung liegen, wobei auch stark durch andere Quellen kontaminierte Überlieferungsträger vor dem breiteren Horizont der Sternbildertraditionen einbezogen werden. Die Handschriftenüberlieferung setzt gut ein Jahrhundert nach der Entstehung der Himmelsbeschreibung im Süditalien des früheren 13. Jahrhunderts ein. Die Herausbildung von Text- und Bildvarianten geht allerdings den frühesten Überlieferungsträgern zeitlich voraus. Dabei ist wie immer auch mit einer ganz erheblichen Verlustquote an Handschriften zu rechnen. Dennoch konnte sich Ackermann auf insgesamt 22 Textzeugen stützen. Im Gegensatz zum Text, der von Anfang an eine erhebliche Varianz aufweist, ist jedoch die Überlieferung der Bilder zunächst kohärenter.
74 Bauer 1983, S. 8–11 und 108; Ackermann 2009, S. 433–487.
7. Überlieferungszweige und Filiationen von Bild und Text
47
Oberitalien Die illustrierte Himmelsbeschreibung des Michael Scotus entstand sehr wahrscheinlich in Italien, wo somit der Ursprung der Überlieferung zu suchen ist. Die uns heute zur Verfügung stehenden Handschriften weisen dabei nach Oberitalien, vor allem nach Padua (München, clm 10268, Kat.-Nr. 8, und ihr direkter Abkömmling Oxford, Ms. Bodley 266, Kat.-Nr. 30). Die früheste uns noch vorliegende illustrierte Handschrift, die 1320–30 entstand (München, clm 10268), stellt aber nicht zwingend auch die ursprünglichste Fassung dar. Dennoch steht sie dem Archetyp in der Anlage sehr wahrscheinlich recht nahe. Um 1340 schuf Andrea Pisano für den Campanile des Florentiner Domes ein Relief mit der Darstellung des Gionitus als ersten Astronomen. Auf seinem Himmelsglobus ist das Tierkreiszeichen der Zwillinge zu erkennen und im dahinter liegenden Himmelsgewölbe jenes des Wassermanns. Beide entsprechen im Aussehen den Miniaturen in den frühen Scotus-Illustrationen und belegen die Kenntnis der auf Michale Scotus zurückgehenden Bilderreihe auch in Florenz.75 Die heute in St. Petersburg auf bewahrte Handschrift (Ms. lat. F.v.IX, 1, Kat.-Nr. 9) entstand ebenfalls in Oberitalien, um 1350. Bei aller Nähe zur Münchener Handschrift clm 10268 sind doch zahlreiche Abweichungen nicht zu verkennen. Text und Bilder weisen deutliche Parallelen zum böhmischen Überlieferungszweig auf (Wien, Cod. 2352, Kat.-Nr. 13, und Cod. 2378, Kat.-Nr. 12; Krakau, Rps. 573, Kat.-Nr. 31). Auch die Warschauer Handschrift (Rps. B. Baw. 46, Kat.-Nr. 16) ist ikonographisch eng verwandt. Der Petersburger Scotus dürfte somit dem Zweig angehören, von dem die böhmischen Handschriften ihren Ausgang nahmen. Ebenfalls in diesen Zusammenhang gehört ein vatikanisches Manuskript, das eng mit St. Petersburg übereinstimmt (Rom, Ms. Vat. lat. 4087, Kat.-Nr. 14). Wahrscheinlich sehen wir hier auch den Ursprung der späteren venezianischen Gruppe. Es fällt ins Auge, dass aus dem oberitalienischen Bereich Handschriften erhalten sind, die trotz ihrer recht späten Entstehungszeit eine große Nähe zum aus den ikonographischen Quellen zu erschließenden Archetyp aufweisen. Bemerkenswert ist hier etwa der im Seminario Vescovile in Padua auf bewahrte Codex 48 (Kat.-Nr. 33). Er entstand in Teilen noch im frühen 15. Jahrhundert, wurde jedoch erst im letzten Viertel des Jahrhunderts vervollständigt und mit Bildern ausgestattet. Ob dies in Folge eines Teilverlustes geschah, oder die unvollendete Handschrift liegengeblieben war, ist heute nicht zu entscheiden. Möglicherweise geschah dies in Padua, sicher jedoch in Oberitalien. Das schmale Bändchen enthält nur den Sternbildertext des Michael Scotus. Trotz der späten Entstehung sind die Bilder erstaunlich nahe an denen der frühesten erhaltenen Handschrift, München, clm 10268, orientiert (Kat.-Nr. 8). In einigen Details stehen die Darstellungen dem Vorbild Michaels, der Germanicus-Handschrift Madrid, Ms. 19, sogar näher als die frühen Überlieferungszeugen. Somit stellt sich die Frage nach der Vorlage. Wahrscheinlich müssen wir im Paduaner Bereich mit einem Bilderzyklus zur Scotus-Himmelsbeschreibung rechnen, der dem Archetyp sehr nahe stand und im 14. und 15. Jahrhundert prinzipiell zugänglich war. Diese Bilder hätten dann auch für die späteren Handschriften als Korrektiv wirken können. Der aus dem wissenschaftlich-universitären Umfeld stammende Codex in Mailand (Cod. I. 90 sup., Kat.-Nr. 24) wurde um 1441 in Oberitalien geschaffen und 75 Auch die Reliefs der Planeten sind durch Michael Scotus geprägt, Blume 2000, S. 88ff. Zu Andrea Pisano Poeschke 2000, S. 168ff., Taf. 215.
52–66 Taf. 5–8
68, 69
70–91 Taf. 9
228–235
198–200
48
208–214, Taf. 17–18
174–181
III. Michael Scotus – Neuanfang im Zeichen der Astrologie
steht ikonographisch der venezianischen Gruppe nahe.76 Die Ausführung erfolgte jedoch von einem deutschen Schreiber. Angesichts der zahlreichen deutschen Studenten an italienischen Universitäten, vor allem Padua, muss dies nicht weiter verwundern. Vom Charakter her ist der Band vergleichbar mit der Wien-Klosterneuburger Gruppe, die ebenfalls überwiegend aktuelle wissenschaftliche Texte versammelt.77 Ein weiterer Zweig der Bildüberlieferung ist im Einzugsbereich um Ferrara zu lokalisieren und entstand in den Jahren ab 1437. Der in fast 60 Textzeugen überlieferte Dittamondo des Fazio degli Uberti – ein geographisch-kosmologisch ausgerichteter, fiktiver Reisebericht, inspiriert von der Divina Commedia – wurde für Lionello d’Este mit einem ausführlichen Kommentar und hochwertigen Illustrationen versehen (Paris, Ms. ital. 81, Kat.-Nr. 28).78 Für die Sternbilder be dienten sich der Kommentator Gulielmo Capello wie auch der Illustrator, vermutlich Giovanni Falconi, bei Michael Scotus. Auch hier zeigt sich, dass eine sehr gute Vorlage zur Verfügung stand, deren Darstellungen noch keine wesentlichen Veränderungen gegenüber dem vorauszusetzenden Archetyp aufwiesen. Der enge Zusammenhang mit den wichtigsten italienischen Scotus-Handschriften des 14. Jahrhunderts ist klar ersichtlich. Die vier erhaltenen Handschriften wurden wohl bald nach dem für Lionello gefertigten Ausgangscodex geschaffen und bezeugen eine zeitlich wie räumlich recht begrenzte Verbreitung. Die Redaktion des Bartholomaeus Parmensis (Cambridge, Ms. 70, Kat.-Nr. 20; Metz, Ms. 287, Kat.-Nr. 19) folgt dem Ausgangstext recht eng – unter Auslassung aller mythologischer Verweise und Erweiterung der Ausführungen zur charakterlichen Prägung der Menschen. Da der Text schon 1284 entstand und wahrscheinlich von Anfang an mit der Sternbilderfolge nach Michael Scotus verbunden war, sehen wir hier einen der frühesten Belege für diese Bilder. Der Bildzyklus weist dennoch Abschleifungen und Verballhornungen auf, die auf eine vorausgehende Überlieferung über mehrere Stationen hinweisen. Die Vorlagen dürften dem Ausgangspunkt der oberitalienischen Gruppe nahestehen.79
Venedig 194–197, 201–206
Eine weitere zusammengehörige Gruppe entstand in der Zeit um 1430–60 in Venedig (Florenz, Cod. Magl. XXII, 22, Kat.-Nr. 23; London, Add. Ms. 41600, Kat.-Nr. 25; London, Ms. 509, Kat.-Nr. 26). Die Textsammlungen weisen komputistisches und historiographisches Material sehr ähnlicher Zusammenstellung auf. Die Scotusbilder gehören jeweils zur selben Redaktion und stehen ikonographisch dem Mailänder Codex nahe (Cod. I. 90 sup., Kat.-Nr. 24). Die drei Handschriften bezeugen auch für die Mitte des 15. Jahrhunderts, dass ein wesentlicher Schwerpunkt der Scotus-Überlieferung im östlichen Oberitalien angesiedelt ist. Die Lokalisierung mindestens von zwei der drei Codices in Venedig ist kaum zu bestreiten, auch für den dritten (London, Ms. 509) ist dies sehr wahrscheinlich. Die Handschriften mit ihrem komputistischen und historiographischen Material zeigen eine ganz andere Interessenlage als etwa die Wiener
76 77 78 79
S. weiter unten. S. Kap. V, 3 sowie weiter unten. Milanesi 1994. S. o. Kap. III, 5; vgl. auch Ackermann 2009, S. 72–75.
7. Überlieferungszweige und Filiationen von Bild und Text
49
Gruppe. In der Textüberlieferung bilden sie einen eigenen, von der böhmischen und der frühen italienischen Gruppe deutlich abweichenden Strang.80
Der »westliche Zweig«: Deutschland, Frankreich, England Der Entstehungsort der frühen Pariser Handschrift ist nicht eindeutig geklärt (Paris, Ms. lat. 7408 A, Kat.-Nr. 10). Der Name des Schreibers, Johannes de Kirchberg, und das Erscheinungsbild deuten jedoch auf Deutschland, vermutlich Südwestdeutschland. Das hier relevante Faszikel ist ins 3. Viertel des 14. Jahrhunderts zu datieren und ist heute ein Teil eines umfangreicheren aus vier Faszikeln zusammengebundenen Codex. Die laienhaft ausgeführten Bilder bewegen sich hinsichtlich ihrer Ikonographie im Rahmen der frühen Überlieferungsträger mit Tendenz zur direkten Textumsetzung. Die Textredaktion mit ihren Umstellungen ist eigenwillig,81 und die Bilder zeigen ganz augenfällige ikonographische Parallelen zu den ab 1456 entstandenen Handschriften mit dem kosmologischen Werk De figura seu imagine mundi des Luis de Angulo.82 Eine Handschrift aus dieser Überlieferungslinie lag Luis offenbar vor, als er den Sternbilderteil seines Werkes konzipierte. Dies geschah wahrscheinlich in Lyon. Ein charakteristisches Kennzeichen der Sternbilderfolge ist der Kentaur mit bekleidetem Oberkörper, an dessen Stab oder Lanze kein Tier hängt, sondern eine Kanne oder Flasche. Die um 1360–70 in England entstandene Handschrift in Edinburgh (Ms. Cr. 3.23, Kat.Nr. 11) steht in direktem Zusammenhang mit dem Pariser Codex. Die beiden verbindet die gleiche Fassung des Bildzyklus, die sich von den erhaltenen italienischen Handschriften deutlich unterscheidet und vermutlich auf ein frühes Vorbild zurückgeht. Die Handschriften in Edinburgh und Paris weisen eine vergleichbare Auswahl der Textteile auf. Auch die Redaktion des Sternbildertextes weicht deutlich von der »Normalform« ab. So wurde beispielsweise im Bereich der Bären und des Drachens eine Bereinigung vorgenommen, so dass Draco nur einmal vorkommt, nämlich als Schlange zwischen den Bären. Die Indizien deuten darauf hin, dass dieser Überlieferungszweig vor allem in Frankreich, England und im Westen des deutschsprachigen Raumes Verbreitung fand. Seine Wurzeln finden sich jedoch ebenfalls in Italien. Die Tatsache, dass die von Prosdocimo de’ Beldomandi um 1400 in Padua rezipierte Bilderreihe nach Michael Scotus ebenfalls zu dieser Gruppe gehörte, mag entweder auf eine französische Verbindung Prosdocimos hinweisen oder darauf, dass die Gruppe prinzipiell auch in Nord italien präsent war. Die andere, von Prosdocimo verarbeitete Bilderfolge, die Illustrationen zu den Alfonsinischen Tafeln, hat sehr wahrscheinlich ihren Ursprung in oder doch eine enge Verbindung zu Paris (Oxford, Ms. Can. misc. 554, Kat.-Nr. 49).83
80 81 82 83
Ackermann 2009, S. 478. S. auch Kap. III, 6; vgl. Ackermann 2009, S. 524–528, eine böhmische Provenienz erscheint jedoch fraglich. S. Kap. VIII, 3 S. Kap. V, 2.
95–100
114 101–117 Taf. 11–13
481–500 Taf. 50
50
III. Michael Scotus – Neuanfang im Zeichen der Astrologie
Böhmen und Osteuropa
118–133 134–156 Taf. 14–16
309
215–217
157–167
Eine ganz wesentliche Rolle in der frühen Überlieferung des Sternbildertraktats nach Michael Scotus spielen die böhmischen Handschriften mit dem Zentrum Prag. Von zentraler Bedeutung sind hier die beiden Wiener Codices. Der ältere entstand um 1380, ist aber hinsichtlich von Gestaltung und Buchschmuck sehr viel unscheinbarer (Wien, Cod. 2378, Kat.-Nr. 12). Die andere, für den bibliophilen König Wenzel aufwendig gestaltete Handschrift trägt das Datum 1392, ist aber nicht von dem früheren Codex ableitbar (Wien, Cod. 2352, Kat.-Nr. 13).84 Sie geht auch nicht auf die Münchener Handschrift clm 10268 oder verwandte Überlieferungen zurück. Näher stehen ihr unter den italienischen Handschriften die heute in St. Petersburg und im Vatikan verwahrten Stücke (St. Petersburg, Ms. lat. F.v.IX,1, Kat.-Nr. 9; Rom, Ms. Vat. lat. 4087, Kat.-Nr. 14). Umgekehrt ist der etwas frühere Codex hinsichtlich seiner Zeichnungen auch nicht auf ein direktes Vorbild der Wenzelshandschrift zurückzuführen. Die Planetenbilder im älteren Wiener Codex (Saturn, Jupiter, Mars, Venus) weisen hingegen verwandte Züge mit den entsprechenden Darstellungen eines Manuskriptes in Bernkastel-Kues (Ms. 207, Kat.-Nr. 35) auf, so dass ein Überlieferungsweg über eine Zwischenstufe, die schon im böhmisch-deutschen Raum beheimatet war, denkbar erscheint. Die offenbar vorgesehenen Zeichnungen der Sternbilder wurden in der Kusaner Handschrift nicht ausgeführt. Wahrscheinlich müsste man sie sich ähnlich wie die Sternbilder im älteren Wiener Codex vorstellen (Wien, Cod. 2378, Kat.-Nr. 12). Ein Ableger der böhmischen Gruppe, der vor allem der Wenzelshandschrift (Wien, Cod. 2352, Kat.-Nr. 13) nahe steht, liegt in Krakau und stammt aus der Zeit um 1450–60 (Rps. 573, Kat.Nr. 31). Die Sammelhandschrift enthält mehrere Traktate über Astronomie und Meteorologie, darunter den Text von Michael Scotus. Einige Stücke sind von der Hand des Krakauer Artistenmagisters Petrus de Chothkow geschrieben. Die Handschrift bietet einen typischen Studientext aus dem universitären Umfeld. Der Besitzer hat in dem Codex nach und nach Grundlagentexte zu Astrologie und Meteorologie versammelt, darin auch zwei vollständige aber laienhaft ausgeführte Sternbilderfolgen. Beide sind jedoch weniger astrothetisch am genauen Erscheinungsbild am Himmel ausgerichtet, sondern legen den Schwerpunkt auf die astrologische Bedeutung der Konstellationen. Wahrscheinlich gehen die Bilder nach Michael Scotus nicht direkt auf die Wenzelshandschrift zurück, die kaum öffentlich zugänglich gewesen dürfte, sondern auf deren Vorbilder. Eine Warschauer Handschrift aus dem ersten Viertel des 15. Jahrhunderts weist einige Parallelen mit dem Krakauer Codex auf, sie scheint ihren polnischen Ursprungsraum nie verlassen zu haben (Warschau, Rps. B. Baw. 46, Kat.-Nr. 16). Auch den beiden Wiener Handschriften steht sie nahe. Der Codex gehört ebenso in den Zusammenhang der böhmischen Überlieferungsträger wie ein Manuskript aus Prag (Ms. XXVI A 3, Kat.-Nr. 15). Unter den frühen italienischen Handschriften ist der Petersburger Codex am engsten verwandt (Ms. lat. F.v.IX, 1, Kat.-Nr. 9). Das Auftreten von Merkmalen, die aufgrund der Nähe zu den ikonographischen Quellen auch beim Archetyp vorauszusetzen sind, an weit voneinander entfernten Orten und Zeiten, lassen ebenso wie die oft deutlichen Abweichungen zwischen zeitnahen Handschriften erkennen, dass sich die verschiedenen Entwicklungslinien früh getrennt haben und die Überlieferungs84 Sowohl Bauer (S. 8) als auch Ackermann (S. 537) sahen die hochwertiger ausgestattete Wenzelshandschrift vor dem bescheidener auftretenden Codex in Wien, Cod. 2378. Zur Argumentation siehe Kat.-Nr. 12 und 13.
7. Überlieferungszweige und Filiationen von Bild und Text
51
zweige so weiter zurückreichen als die noch heute greif baren Belege. Die böhmischen Handschriften können nicht von einem nahen Verwandten des bekannten Münchener Codex oder gar diesem selbst abstammen (München, clm 10268, Kat.-Nr. 8). Auch die Petersburger Handschrift – obgleich näher verwandt – ist mit Sicherheit jünger als der Archetyp der böhmischen Überlieferung. Der mitteleuropäische Zweig der Handschriften in Edinburgh (Ms. Cr. 3.23, Kat.Nr. 11) und Paris (Ms. lat. 7408 A, Kat.-Nr. 10) hat sich vermutlich schon deutlich vor 1300 abgespalten. Der Bartholomaeus de Parma-Zweig, dessen Text 1284 fertiggestellt wurde, dürfte um diese Zeit auch sein Bildmaterial aufgenommen haben. Die heute greif bare Überlieferung dieser Filiation setzt jedoch erst im früheren 15. Jahrhundert ein (Cambridge, Ms. 70, Kat.Nr. 20; Metz, Ms. 287, Kat.-Nr. 19).
Wien und Klosterneuburg In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts hatte sich um die Universität Wien und das Chorherrenstift Klosterneuburg ein Zentrum astronomischer Gelehrsamkeit herausgebildet. Zu den wichtigsten Köpfen zählten zweifellos Johannes von Gmunden und Prior Georg Müstinger von Klosterneuburg. Im Umkreis dieses Zentrums entstanden Sternbilderhandschriften, die einen wissenschaftlich geprägten Zugang zur Materie erkennen lassen.85 Die Handschriften entstanden überwiegend um 1420–40 in Wien und Klosterneuburg und weisen deutliche Übereinstimmungen auf. Dabei ist auffällig, dass nicht nur Michael Scotus, sondern auch – und oft primär – Sufi latinus rezipiert wird. Oft finden sich Kombinationen aus beiden Bildtraditionen. Die Sterntafelillustrationen werden mit Scotus-Auszügen kombiniert und hierbei auch die Bildtypen einander angenähert. Es handelt sich dabei um folgenden Handschriften: Cambridge (Mass.), f. Ms. typ. 43 (Wien, um 1420, Kat.-Nr. 18); Catania, Ms. Arm. 3 U. 87 (Wien oder Süddeutschland, 1. Hälfte 15. Jahrhundert, Kat.-Nr. 40); Wien, Cod. 5415 (1435, Klosterneuburg, Kat.-Nr. 64) und Wien, Cod. 5318 (Salzburg, 1470er Jahre, Kat.-Nr. 41). Dazu kommt ein eng verwandter Codex in München (clm 10662, Klosterneuburg, um 1436), der eine sehr ähnliche Textauswahl, jedoch keine Bilder enthält. Die Salzburger Handschrift (Wien, Cod. 5318) dürfte ein später Abkömmling der Gruppe sein. Ein Sonderfall bildet eine enzyklopädische Kompilation, die gegen 1440 entstand, und in der die Sternbilderzyklen nach Michael Scotus und den »Ptolemäischen Sterntafeln« kombiniert wurden (Klosterneuburg CCl. 125, Kat.-Nr. 21). Der Bildzyklus weist sehr deutliche Übereinstimmungen mit den qualitätvollen Bildern im Wiener Codex von 1435 (Cod. 5415, Kat.-Nr. 64) auf, an dem sich der Zeichner offensichtlich stark orientierte. Trotz dieser Basis handelt es sich auch um einen Scotus-Zyklus, wie Herkules mit der »Hesperidenschlange«, die blutende Cassiopeia sowie die Bilder Austronothus, Galaxia, Puteus, Bohrer und Fahne eindeutig erkennen lassen. Alle diese Handschriften enthalten zumindest Elemente von Michael Scotus und Sufi latinus und deuten in ihren Bearbeitungen wie dem Überlieferungskontext auf eine intensive Auseinandersetzung mit der Materie hin. Der Codex in Cambridge enthält jeweils eigene Bildzyklen nach Scotus und Sufi latinus (Cambridge (Mass.), f. Ms. typ 43, Kat.-Nr. 18). Das Manuskript in Catania kombiniert Sufi-Bilder mit Textauszügen von Michael Scotus; die Sterntafeln folgen
85 S. Kap. V, 3.
182–190
168–173
52
401–405
406–408
III. Michael Scotus – Neuanfang im Zeichen der Astrologie
anschließend ohne Bilder (Catania, Arm. 3 U. 87, Kat.-Nr. 40). Damit verschiebt sich zum einen der Schwerpunkt auf die astrologischen Aussagen, zum anderen entschied man sich aber bei den Bildern für die Darstellungen nach al-Sufi, welche der Anschauung am Himmel genauer entsprechen. Die erwähnte Naturenzyklopädie (Klosterneuburg, CCl. 125, Kat.-Nr. 21) enthält im Abschnitt zu den himmlischen Konstellationen die Scotus-Bilder mit starken Einf lüssen von den Sterntafeln nach Sufi latinus. Auch hier misstraute man offenbar den Bildern nach Michael Scotus. Man entschied sich für die Sternbilder nach arabischer Überlieferung, die für den astronomisch Gebildeten eher akzeptabel waren als der Scotus-Zyklus mit seinen am Himmel zunächst nicht eindeutig zu identifizierenden Bildern wie Bohrer und Fahne. Auch die Salzburger Handschrift (Wien Cod. 5318, Kat.-Nr. 41) bietet die Sterntafeln nach Sufi latinus mit Textauszügen von Michael Scotus wie das Manuskript in Catania. Alle diese Bücher stammen aus demselben Milieu, in dem neben astrologischen Werken, Kompilationen und Bildern auch Texte zu Konstruktion und Benutzung astronomischer Instrumente wie Quadrant und Himmelsglobus (spaera solida) zirkulierten. Sowohl die Texte wie die Bilder zeugen von einer intensiven Auseinandersetzung mit der astronomischen Überlieferung und von dem Bemühen, die unterschiedlichen Traditionen gegeneinander abzuwägen, zu kombinieren und so die verschiedenen Bildtraditionen zusammenzuführen.
Späte Umarbeitungen und Kompilationen
218–227
Der Liber de signis des Michael Scotus wurde im 15. Jahrhundert sehr frei ins Deutsche übertragen und kursierte in verschiedenen Textfassungen. Große Verbreitung fanden diese Versionen im süddeutschen Raum vor allem in der zweiten Jahrhunderthälfte. Die Bilder sind dabei nur mehr locker mit der älteren Überlieferung verbunden.86 Auch in lateinischen Kompilationen zur Himmelskunde spielen die Beschreibungen und Bildentwürfe des Michael Scotus weiterhin eine große Rolle. Eine Handsschrift in Sevilla aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts bietet eine Umarbeitung des Scotustextes zu den Jahreszeiten, den Sternbildern, den Winden und den Planeten (Sevilla, Ms. 7.7.1., Kat.-Nr. 17). Es finden sich Bilder zu den Jahreszeiten, zwei Tierkreiszeichenfolgen und die Sternbilder. Der Text zu den Konstellationen schöpft auch aus dem mittelalterlichen Sternkatalog De signis coeli, woraus spezifische Bezeichnungen und Formulierungen übernommen wurden. Die Reihenfolge der Sternbilder wurde umgestellt und die meisten der neuen, nur bei Michael Scotus vorkommenden Bilder fortgelassen. Zusammenhänge mit der Venezianischen Gruppe sind lediglich zu erahnen, denn die Vorlage ist hier stärker umgeformt. Um 1470 entstand im östlichen Oberitalien eine Kompilation zu den Sternbildern, die verschiedene Quellen heranzieht (Wien, Cod. 3394, Kat.-Nr. 32). Als wichtigstes Vorbild konnte eine hochmittelalterliche Handschrift nachgewiesen werden, die einem Codex aus Baltimore sehr nahe stand, da selbst Details übereinstimmen (Baltimore (Maryland), W 734).87 Wesent liche Teile des Texte wurden den mythologischen Erläuterungen des Hyginus und aus Germanicus entnommen. Die astrologischen Passagen zu den Konstellationen entnahm man dem Liber de signis des Michael Scotus und fügte sie in den Text ein. Die Bilder sind zunächst an Scotus 86 S. Kap. VIII, 1. 87 Vgl. Blume/Haffner/Metzger, Sternbilder I, 2012, Kat.-Nr. 4, S. 102ff.
7. Überlieferungszweige und Filiationen von Bild und Text
angelehnt, schöpfen aber erkennbar auch aus den älteren Darstellungen der Aratea-Tradition. Offensichtlich ist aber vor allem eine stark antikisierende Tendenz. Somit werden hier verschiedene Traditionen zusammengeführt und miteinander verschmolzen. Typisch für die Epoche ist dabei der Rückgriff auf Hochmittelalterliches als Quelle antiker Überlieferungen. Auch eine Pariser Handschrift vom Ende des 15. Jahrhunderts liefert eine Kombination von unterschiedlichen Bild- und Textquellen (Paris, Ms. lat. 7344, Kat.-Nr. 6). Es handelt sich im Wesentlichen um eine Verknüpfung des Liber de astrologiae von Georgius Fendulus mit dem Liber de signis des Michael Scotus.88 Daher finden sich neben den Darstellungen der Tierkreiszeichen und Paranatellonten auch die übrigen Sternbilder einschließlich der besonderen Bilderfindungen des Michael Scotus. Immer wieder gab es im 15. Jahrhundert an unterschiedlichen Orten und unter verschiedenen Voraussetzungen Versuche, die einzelnen, stark divergierenden Überlieferungen zusammenzuführen und eine einheitliche, möglichst umfassende Bildfolge zu konstruieren. Die Entwürfe aus der Scotus-Tradition, die sich nicht allein durch eine große Verbreitung, sondern auch durch eine hohe Anschaulichkeit auszeichneten, spielen dabei häufig eine große Rolle. So gehen schließlich auch die Sternbilder nach Michael Scotus, die so schwer mit der spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Beobachtungspraxis zu verbinden sind, in die neue Synthese von Bildüberlieferung und messender Beobachtung ein, wie sie sich in den Atlanten und Globen des 16. und 17. Jahrhunderts findet.
88 Zu Fendulus s. Kap, II.
53
47–51
IV.
Die Sternbilder al-Sufis und ihre Betrachter im lateinischen Westen
Eine ganz andere Sicht auf die Konstellationen bot das arabische Fixsternbuch des al-Sufi, das bereits gegen Ende des 12. Jahrhunderts im Westen bekannt wurde. Doch erst nach der Mitte des 13. Jahrhunderts setzt auch eine Rezeption auf breiterer Basis ein. Der Perser Abd al-Rahman ibn Umar al-Sufi (903–986), der in Schiraz und Bagdad lebte, ist als Autor eines Buches über die Fixsterne und ihre Konstellationen bekannt geworden, das im arabischen Kulturraum weite Verbreitung fand (Kitab suwar al-kawakib al-thabita). Al-Sufi war mit der persischen Herrscherdynastie der Buyiden verbunden und hat seine detaillierte Himmelsbeschreibung wohl für den Prinzen und späteren Sultan Adud al-Dawla (949–983) geschrieben. Offenbar wollte er damit auch dem Laien eine Anleitung zur präzisen Sternenbeobachtung an die Hand geben. Der wissenschaftliche Wert seines Werkes liegt aber in der kritischen Revision des ptolemäischen Sternenkataloges, die auf eigenen Beobachtungen beruht, sowie in der Auseinandersetzung mit der älteren arabisch-beduinischen Tradition der Sternbilder. Das Buch von al-Sufi hat die arabische Astronomie über Jahrhunderte geprägt, es existieren zahlreiche Handschriften vom 11.–18. Jahrhundert. Das älteste illustrierte Exemplar, das noch erhalten ist, wurde 1009–1010 für den Sohn des Verfassers in Bagdad angefertigt und liegt heute in Oxford.1 Al-Sufi behandelt alle 48 ptolemäischen Sternbilder, indem er zunächst jeden einzelnen Stern diskutiert und seine Korrekturen bezüglich Position, Größe und Farbe hinzufügt. Anschließend vergleicht er die alten arabischen Sternnamen mit den bei Ptolemaios beschriebenen Konstellationen. Danach folgen dann zwei ganzseitig angelegte Zeichnungen des jeweiligen Sternbildes. Die Positionen der Einzelsterne sind dabei sehr genau als rote Punkte und differenziert nach ihrer Größe eingetragen, einschließlich jener Sterne, die sich außerhalb der eigentlichen Konstellation befinden.2 Diese Sternpunkte sind nummeriert und zum Teil auch namentlich bezeichnet. So können diese Sterne problemlos in der folgenden Liste wiedergefunden werden,
1 Oxford, Bodl. Lib., Marsh 144, 26,3 × 18,2 cm, Wellesz 1959; Zu al-Sufi Kunitzsch 1986a, S. 56f., Comes 1992, S. 136f., Caiozzo 2003, S. 61ff., Dekker 2013, S. 286ff.; eine französische Übersetzung mit einer Edition der Abschnitte zu den arabischen Sternnamen durch Schjellerup 1874. 2 Die Sterne außerhalb der Konstellation werden aber im Unterschied zu denen innerhalb der Konstellation als schwarze Punkte mit roter Beschriftung angegeben.
236–262
58
236, 237
244
256
IV. Die Sternbilder al-Sufis und ihre Betrachter im lateinischen Westen
die für jeden Stern Länge, Breite und Größe aufführt. Die Längenwerte sind dabei gegenüber Ptolemaios um 12°42’ vermehrt worden und damit gemäß der Präzession (1° in 66 Jahren) auf den 1. Oktober 964 korrigiert. Die Breitengrade hingegen entsprechen eigenen Beobachtungen al-Sufis.3 Im Unterschied zu den älteren lateinischen Sternkatalogen finden sich hier zu jeder Konstellation differenzierte Listen der Einzelsterne mit genauen Positionsangaben. Darüber hinaus zeigt al-Sufi zwei spiegelverkehrte Ansichten jedes Sternbildes, da er sein Werk offenbar auch als ergänzendes Handbuch zu einem Globus zu versteht.4 Schon bei Hipparch von Nikaea (150 v. Chr.) und ebenso bei Ptolemaios wird erläutert, dass man sich in der Mitte eines Himmelsglobus die Erde vorzustellen habe. Die Sternbilder sind deswegen konsequenterweise nur von außen zu sehen – also nicht in der Ansicht, die sie der Erde und den Menschen zuwenden. Eine Reihe von Sternbildern ist deshalb auf antiken Globen auch als Rückenfiguren wiedergegeben. Al-Sufi aber macht daraus zwei Vorderansichten, die er spiegelverkehrt wiedergibt. Es geht ihm also in erster Linie um das geometrische Muster der Sterne, das er korrekt und von zwei Seiten zeigt. Wahrscheinlich hat er die Sternpositionen mit Hilfe von transparentem Papier von einem ptolemäischen Globus abgepaust und diese Informationen dann aufgrund seiner eigenen Himmelsbeobachtungen korrigiert.5 Die anschauliche Gestalt der Konstellation aber besitzt für ihn nur eine Vorderansicht, die er einfach spiegelt. Die Darstellung eines wirklichen, räumlich verstandenen Körpers vermeidet er, so als seien in seiner Vorstellung diese Gestalten am Himmel nur auf eine Art transluzide Glasscheibe gezeichnet. Das Erscheinungsbild der antiken Sternbilder ist von al-Sufi stark arabisiert und zugleich vereinheitlicht worden. Die mythologische Überlieferung wird dabei auch in den Bezeichnungen komplett ignoriert. Auf die bekannten Attribute wird zumeist verzichtet. Männer und Frauen tragen das gleiche an einen Chiton erinnernde Gewand, dessen Saum durch ornamental gekräuselte Falten betont wird. Bei den Männern finden sich häufig auch Pluderhosen oder Turbane als Kopf bedeckung. Die Frauen tragen aufwendigen Schmuck und Diademe. Die Proportionen sind gedrungen mit übergroßen Köpfen. Der Oberkörper ist durchweg in die Frontale gedreht. Aufgrund der zumeist ausgebreiteten Arme und der seitlich orientierten Schrittstellung der Beine entsteht der Eindruck einer eher tänzerischen, schwebenden Bewegung. Al-Sufi geht von einer Betrachtung der Sternpositionen aus, die er auf einem Globus vorfand und die er mit den Beschreibungen des Ptolemaios sowie mit den bildlichen Darstellungen vergleicht. In Unkenntnis des Mythos bezeichnet er Perseus beispielsweise als den Träger des Dämonenhauptes und gibt ihm deshalb statt des Kopfes der Medusa eine bärtige Dämonenfratze in die Hand. Auch die Zwillinge erfahren eine Umgestaltung, denn er lässt alle Attribute fort und zeigt sie als zwei nackte Knaben in enger Verschränkung mit ausgebreiteten Armen und 3 Kunitzsch 1986a, S. 56f. 4 Wie er selber ausführt, geht es ihm darum, Verwirrungen zu vermeiden, die durch die Differenzen zwischen der Darstellung auf einem Globus und der Ansicht am Himmel entstehen könnten. Er schlägt deshalb vor, das Buch hoch über den Kopf zu halten und die zweite Zeichnung mit der Himmelsansicht wie den Nachthimmel von unten zu betrachten; vgl. Dekker 2013, S. 306f. Die Beschreibungen, welche al-Sufi von den Sternbildern anfertigt, folgen durchweg der Himmelsansicht. Da eine Himmelskarte fehlt, ist das Buch in der Tat am sinnvollsten zusammen mit einem Globus zu benutzen. 5 Der Astronom al-Biruni (973–1048) berichtet, dass al-Sufi die Sternbilder mit Hilfe von dünnem Papier von einem Globus abgenommen habe; Dekker 2013, S. 294ff.
IV. Die Sternbilder al-Sufis und ihre Betrachter im lateinischen Westen
parallelem Schreitmotiv wie bei einem Tanz. Der Jungfrau fehlen die Flügel, doch da sich dort ein heller Stern befindet, bildet er sie mit einer hochgezogenen Schulter ab. Bei Orion deutet er das über dem linken Arm geworfene Tierfell als herabhängenden Kleiderärmel, welcher der Linie der Sterne folgt. Der große Jäger tritt deshalb mit einem überlangen Ärmel auf, in dem seine linke Hand verschwindet, und hält statt des Schwertes einen geknickten Stab in der erhobenen Rechten. Der Kentaur besitzt statt des Thyrsos-Stabes nur ein Bündel Weinblätter. Al-Sufi geht also von der unmittelbaren Anschauung aus und fragt als Astronom nicht nach einem Sinn in der Auswahl dieser Figuren. Der Zeichner verleiht den Gestalten dann konsequent ein zeitgenössisches, arabisches Aussehen. An wenigen Stellen macht sich auch der Einfluss der Aratos-Tradition bemerkbar. So beschreibt er den Schlangenträger und die Schlange, die Ptolemaios getrennt behandelt, als ein Sternbild. Das gleiche geschieht beim Kentauren und seinem Opfertier. Herkules, der bei Ptolemaios nur der Kniende (Engonasin) genannt wird, heißt auch bei al-Sufi der kniende Mann, doch schwingt er als Waffe ein sichelartiges Krummschwert, das noch an die Keule des Herkules in den AratosIllustrationen gemahnt. Auffällig ist insbesondere die Wiedergabe der Andromeda, die in drei Varianten zu sehen ist. Das erste Bild zeigt eine reich geschmückte Frau mit erhobenen Armen als Angekettete nach den Angaben bei Ptolemaios. Trotz der Bezeichnung als Frau in Ketten fehlt jedoch die Fesselung, welche vielleicht auf dem als Vorbild dienenden Globus nicht zu erkennen war. In einer zweiten Darstellung schwebt ein großer Fisch vor ihren Beinen, und in einer dritten Zeichnung sind es zwei übereinanderliegende Fische, die ihre Brust verdecken. Der kleinere Fisch entstammt dem Tierkreiszeichen der Fische, das unmittelbar benachbart ist. Der größere Fisch hingegen zeigt die Konstellation des großen Fisches aus der arabisch-beduinischen Tradition.6 Ganz offensichtlich versucht al-Sufi hier eine Synopse der völlig verschiedenen Sterninterpretationen. Anschließend fügt er noch das Bild eines ganzfigurigen Pferdes (al-faras, equleus) hinzu, das aus Sternen der Pegasus-Konstellation besteht und gleichfalls eine arabische Alternative zu den griechischen Sternbildern vorführt. Da es sich dabei um nachgeordnete Bilder handelt, zeigt er sie ausschließlich in der Himmelsansicht. Doch beschränkt sich das Bemühen um eine bildliche Synthese auf diese beiden eng beieinander liegenden Fälle. Vermutlich im letzten Viertel des 12. Jahrhunderts hat man im Umfeld des normannischen Königshofes Wilhelms II. (1166–1189) in Palermo eine aufwendig illustrierte Handschrift des Fixsternbuches von al-Sufi ausgewertet und eine lateinische Fassung erstellt. Ganz offensichtlich war man von den differenziert eingetragenen Sternpositionen und den genauen Zahlenangaben in den Listen sehr beeindruckt. Ohne Probleme ließen sich diese Sterne in den Schriften des Ptolemaios wiederfinden. So hat man sich auch nicht der Mühe unterzogen, den ausführlichen Text des al-Sufi zu übersetzen, sondern übernahm die Listen aus der lateinischen PtolemaiosFassung des Gerhard von Cremona, trug dort aber die von al-Sufi errechneten Werte für das Jahr 964 ein. Die Bilder allerdings hat man trotz oder vielleicht auch gerade aufgrund ihres exotischen Habitus bis in alle Einzelheiten übernommen. Die älteste erhaltene Handschrift dieses sogenannten Sufi latinus entstand aber erst um 1250 in Bologna, doch reproduziert sie offensichtlich getreu eine ältere Vorlage (Paris, Ms. 1036,
6 Dekker 2013, S. 290.
59
257 236
262
246
241
250–252
253
60
Taf. 19–27 263–308
Taf. 23 289
IV. Die Sternbilder al-Sufis und ihre Betrachter im lateinischen Westen
Kat.-Nr. 34). Der Titel »Buch über die Orte der Fixsterne mit ihren Bildern« findet sich in der Rubrik, und als Autor wird dort »Ebennesophy« angegeben.7 Aus einer Reihe von Verweisen geht hervor, dass jenes neue Kompendium zur Fixsternastronomie mit großer Wahrscheinlichkeit im Umfeld des normannischen Königshofes von Wilhelm II. um 1188/89 entstanden ist.8 Die Kronen, mit denen Adler und Löwe in den Miniaturen entgegen jeder astronomischen Überlieferung ausgestattet sind, liefern eine weitere Bestätigung. Denn hierin ist wohl eine Huldigung an Wilhelm II. zu sehen, da beide Tiere in den normannischen Bildprogrammen eine große Rolle spielen. So taucht der gekrönte Adler auch in der sogenannten Camera Ruggero und in der Zisa von Palermo auf. Die zahlreichen Nachträge belegen zudem, dass dieses Buch intensiv für eine wissenschaftliche Beschäftigung genutzt wurde und wohl bis weit ins 13. Jahrhundert in Palermo blieb. Bald nach 1250 ist dann von Bologneser Buchmalern eine sehr getreue Kopie angefertigt worden, die sich in der Pariser Handschrift erhalten hat. Eine mögliche Verbindung zwischen Sizilien und Bologna liegt in der Person von Enzo, dem Sohn Kaiser Friedrichs II., der für seinen Vater in Oberitalien Krieg führte und 1249 nach der Niederlage bei Fossalta in der Nähe von Modena in bolognesische Gefangenschaft geriet. In Bologna wurde er 23 Jahre bis zu seinem Tode im Jahr 1272 in Haft gehalten, die allerdings standesgemäß ausgestaltet war. Er residierte im Palazzo Nuovo der Kommune und ist unter anderem auch als Dichter hervorgetreten.9 Seinen perönlichen Besitz und seine Bücher hat er nach Bologna bringen lassen, und mit großer Wahrscheinlichkeit hat er dort auch eine frühe Kopie von dem Werk seines Vaters De arte venandi cum avibus ermöglicht oder veranlasst.10 Ohne weiteres kann er auch eine Kopie des normannischen Sternenatlas mitgebracht haben, die dann in gelehrten Kreisen Bolognas Aufmerksamkeit erregte. Das Format der Bologneser Kopie, das vermutlich demjenigen der Vorlage entspricht, ist gegenüber der Oxforder al-Sufi-Handschrift deutlich gesteigert (33,3 × 23,4 cm) und so verleihen die ganzseitigen Miniaturen dem Codex den Charakter eines Sternenatlas. Die Darstellungen folgen bis in alle Einzelheiten den arabischen Vorbildern. Wir finden im Prinzip die gleiche Kleidung, jene kurzen, über der Brust gekreuzten Gewänder sowie Turban-artige Kopf be deckungen. Die Gestalten kommen barfuß daher und zeigen gleichfalls die schwebenden, gleichsam tanzenden Bewegungen der orientalischen Zeichnungen. Stilistisch zeigen die Gewänder Formen des frühen 13. Jahrhunderts mit den eckigen V-Falten und den symmetrisch aufgeblähten Säumen. Hier hat der sizilianische Maler sein eigenes Stilidiom angewandt, und in Bologna scheint man sich um 1250 darum bemüht zu haben, die Formensprache der Vorlage beizubehalten. Sehr genau übertragen hat man auch die einzelnen Sternpositionen, die man gleichfalls entsprechend den Listen nummerierte. Doch zeigt man von jeder Konstellation nur eine Darstellung und folgt dabei merkwürdigerweise keinem System, sondern zeigt zuweilen die Globusansicht, in der Mehrzahl der Fälle 7 »Incipit liber de locis stellarum fixarum cum imaginibus suis verificatis ab Ebennesophy pro annis Arabum 272.« Dies entspricht 885/6 A.D. Das korrekte Datum wäre 351 oder 964 A.D.; Ebennesophy steht für die nicht korrekte Namensform Ibn al-Sufi; vgl. Kunitzsch 1986a, S. 68 und 71ff., der eine detaillierte Beschreibung der Handschrift Paris, Ms. 1036, liefert. 8 Siehe Kat.-Nr. 34, vgl. auch Kunitzsch 1986a, S 72ff. 9 Fasoli 1974, Trombetti Budriesi 1996. 10 Bologna, Biblioteca Universitaria Ms. lat. 717, Trombetti Budriesi 1999, vgl. auch Trombetti Budriesi 2001, S. 38ff.
IV. Die Sternbilder al-Sufis und ihre Betrachter im lateinischen Westen
aber die Himmelsansicht. Vermutlich wurde die Doppelung der Bilder in der arabischen Vorlage gar nicht verstanden, weil man mit Globen nicht vertraut war. Ausgangspunkt für die Konzeption dieses Sternenatlas war offensichtlich der Kontakt mit den arabischen Bildern al-Sufis. Sie müssen in der Präzision ihrer Sternangaben eine ungeheure Faszination ausgeübt haben. Die dort eingetragen Sterne ließen sich mühelos in den vor einigen Jahrzehnten übersetzten Listen des Ptolemaios wiederfinden. So war in diesen arabischen Bildern gewissermaßen ein Mittler zwischen den langen abstrakten Zahlenkolonnen, der sichtbaren Topographie des Sternenhimmels und der bildhaften Anschaulichkeit der Gestalten gewonnen. Die bei der Verteilung der Sterne zu beobachtende Präzision dieser Darstellungen übertrug man dann auch auf die übrigen Details der Bilder. Geradezu bildgläubig übernahm man die arabische Gestalt der Himmelswesen in Kostüm und Haltung sowie in dem phantastischen Aussehen der Tiere. Ein Abgleich mit der lateinischen Überlieferung wie er sich im späteren 14. und 15. Jahrhundert häufiger findet, wurde gar nicht erst versucht. Auch an eine Verbindung zum antiken Mythos, die im 12. Jahrhundert häufig eine Rolle spielte, wurde offenbar nicht gedacht. Die zahlreichen Sternlisten, welche in der Pariser Handschrift den Sufi latinus ergänzen, verweisen ebenso wie die verschiedenen Nachträge darauf, dass die Entstehung dieses Kompendiums zur Fixsternkunde im Kontext einer praktischen Astronomie zu suchen ist, bei der Himmelsbeobachtungen ebenso wie Berechnungen mit Hilfe des Astrolabs betrieben wurden. Die Nutzer, die ja auch die Betrachter der prächtigen Miniaturen waren, dürften also vor allem Fachkundige gewesen sein, die mit den Zahlenwerten der Sternpositionen auch tatsächlich umgingen. Von der Bologneser Kopie lässt sich dies aber eigentümlicherweise nicht mehr sagen, da weder aktualisierte Werte noch ein Umrechnungsfaktor ergänzt wurden. Es ist im Grunde verwunderlich, dass im 13. Jahrhundert keine umfangreichere Rezeption dieser neuen Bilderreihe stattgefunden hat. Nach dem erhaltenen Material zu urteilen, scheint eine größere Verbreitung erst im 14. Jahrhundert eingesetzt zu haben. Über die Gründe kann man nur spekulieren. Es verleiht in jedem Fall den eindrucksvollen Miniaturen des Sufi latinus eine gewisse Exklusivität, die vielleicht an den höfischen Ursprung geknüpft war. Auch die Bologneser Kopie hat daran offenbar zunächst nichts geändert. In die gleiche Richtung deutet auch die Tatsache, dass sich im Liber introductorius des Michael Scotus keine Kenntnis dieser Bilderfolge nachweisen lässt. Michael Scotus hat um 1230 in Süditalien, im Umfeld des Hofes von Kaiser Friedrich II., eine eigene Himmelsbeschreibung ausgearbeitet, die allerdings ganz auf astrologische Zusammenhänge abzielt. 11 An praktischer Himmelsbeobachtung war ihm offensichtlich nicht gelegen. So traf die rein astronomische Ausrichtung des Sufi latinus wohl kaum seine Interessen. Auch haben die von ihm konzipierten Bilder einen grundsätzlich anderen Charakter, denn sie sind eher an zeitgenössischer Erfahrung orientiert als an fremdartiger Exotik. Dennoch bleibt es höchst bemerkenswert, dass in einem kurzen zeitlichen Abstand und letztlich im gleichen kulturellen Umfeld unabhängig voneinander zwei neuartige Himmelsbeschreibungen entstehen, die sich fundamental voneinander unterscheiden. Beide Abhandlungen mit ihren so andersartigen Bildern besaßen wohl auch ein sehr verschiedenes Publikum. Der Sufi latinus
11 S. Kap. III.
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IV. Die Sternbilder al-Sufis und ihre Betrachter im lateinischen Westen
richtete sich anfangs an den kundigen Astronomen, Michael Scotus aber wandte sich explizit an den astrologisch interessierten Laien. Dies wirft zugleich auch ein Licht auf eine zunehmende Ausdifferenzierung der wissenschaftlichen Interessen. Erst zu Beginn des 14. Jahrhunderts lässt sich dann eine Auseinandersetzung mit der Bilderfolge al-Sufis belegen, die aber in einem ganz anderen Kontext angesiedelt ist. In einer Handschrift von etwa gleichem Format (33,7 × 23,6 cm), die in Deutschland, vermutlich am Mittelrhein, entstanden ist, sind im Wesentlichen die beiden neu geschaffenen Himmelsbeschreibungen, der Sufi latinus und der Liber de signis et imagnibus celi des Michael Scotus zusammengestellt (Bernkastel-Kues, Ms. 207, Kat.-Nr. 35). Hinzu kommt noch weiteres astrologisches Material. Im Text des Michael Scotus, der den entsprechenden Teil der Handschrift eröffnet, hat man zwar kleinformatige Lücken für Bilder gelassen, diese aber nicht ausgeführt. Danach folgen die Tabellen und Listen des Sufi latinus, an die ein eigener Bildblock angehängt wurde. Das unmittelbare Nebeneinander der Sternlisten und der großformatigen Bilder hat man aufgegeben. Die Bilder sind zudem verkleinert, so dass sich zwei bis drei auf einer Seite anordnen lassen. Kurze Beischriften benennen die einzelnen Konstellationen und geben die Zahl der Sterne an. Die Darstellungen folgen in der Ikonographie sehr genau dem Vorbild, haben aber dennoch einen grundsätzlich anderen Charakter. Es handelt sich um sehr qualitätsvolle Zeichnungen, die sich im Wesentlichen auf den Umriss und die Gesichter konzentrieren und keinerlei repräsentativen Aufwand betreiben. Alle Figuren sind vollkommen nackt, außer Virgo, welche ein modisches, unter der Brust gegürtetes Kleid trägt. Die orientalischen und fremdartigen Elemente sind systematisch herausgefiltert. Alles, was unerklärlich erschien und der eigenen Erfahrungswelt nicht entsprach, ist eliminiert worden. So hält Perseus einen Löwenkopf statt einer Dämonenmaske. Auch der Zügel des Fuhrmanns ist als solcher wieder erkennbar. Die eigentümliche Schlaufe in der Lehne des Thrones von Cassiopeia fehlt, und der Schwan wird nicht als Huhn gezeigt. Doch finden sich trotz der eigentümlichen Verbindung der Frau mit den übergroßen Fischen alle drei Varianten der Andromeda und ebenfalls das dritte Pferd. An zwei Stellen macht sich allerdings ein Einf luss des Michael Scotus bemerkbar. Bei Andromeda wird in der ersten Variante die Fesselung an zwei Stangen gezeigt, wie sie sich auch in den italienischen Fassungen des Liber de signis findet (München, clm 10268, Kat.-Nr. 8; Padua, Cod. 48, Kat.Nr. 33; St. Petersburg, Ms. lat. F.v.IX. 1, Kat.-Nr. 9). Die Schlange des Schlangenträgers wird wie bei Scotus als gesondertes Bild wiederholt, wobei dann aber die Nummerierung der Einzelsterne unterbleibt, da diese Angaben im Text fehlen. Die Schlange hat zudem die Gestalt eines Drachens und weist keinerlei Bezüge zu dem Tier des Serpentarius auf. Die Bilderreihe ist also gründlich überarbeitet und an wenigen Stellen um Details aus den Scotus-Illustrationen bereichert. Ein auffälliges Phänomen ist die völlige Nacktheit der Figuren. Dies erinnert an Globen, bei denen oft nur die Umrisse angegeben sind. Es kennzeichnet zugleich die Himmelsgestalten als Wesen einer anderen Welt, in der Kleidung keine Rolle spielt. Ein vergleichbarer Umgang findet sich verschiedentlich auch in späteren Handschriften (Basel, Ms. F II 33, Kat.-Nr. 46; Rom, Ms. Vat. Urb. lat. 1399, Kat.-Nr. 48). In jedem Fall zeichnet den Entwerfer ein sehr ref lektierter und eigenständiger Umgang mit den Vorlagen aus. Die Bilder sind gewissermaßen auf ihren astronomischen Informationsgehalt reduziert und ausschließlich als wissenschaftliche Illustration verwendet. Die astronomisch genaue Wiedergabe der Sternpositionen hat der Gestalter von daher als wichtig erachtet, und er gab deshalb den Bildern al-Sufis den Vorzug, die er aber an seine Vorstellungen assimilierte.
IV. Die Sternbilder al-Sufis und ihre Betrachter im lateinischen Westen
Am Ende des 14. Jahrhunderts ist im Umkreis des Mailänder Hofes der Visconti eine erneute Rezeption des Sufi latinus anzutreffen, die allerdings einen völlig anderen Charakter besitzt. Die älteste von drei eng verwandten Handschriften ist schon sehr früh nach Prag gekommen, wo sie noch heute im Strahow-Kloster verwahrt wird (Cod. Strahoviensis DA II 13, Kat.-Nr. 36). Es handelt sich um ein prächtiges Beispiel bibliophiler Buchkunst von höchst repräsentativem Charakter. Im Format weiter gesteigert (37,8 × 25,9 cm) isoliert der Maler die Figuren der Sternbilder auf den leeren Pergamentseiten und verleiht ihnen eine geradezu monumentale Wirkung. Bis in alle Einzelheiten wird auch hier wieder die letztlich arabische Bilderfolge wiedergegeben, doch ist vieles vereinfacht und europäisiert worden. Statt der Turbane finden sich runde Kappen, und die ornamentale Verspieltheit der Gewandformen wurde aufgegeben. Argo wurde zu einem vollständigen, modernen Rundschiff mit Heckkastell und Rahsegel ausgestaltet. Auffällig ist zudem ein gesteigerter Naturalismus, der vor allem bei den beeindruckenden Tierdarstellungen zum Tragen kommt. Das dritte Pferd hat man fortgelassen, aber die drei Varianten der Andromeda wurden beibehalten. Im Kolophon hat der Schreiber Petrus de Guioldis signiert, der in den Jahren um 1400 in Mailand und Pavia tätig war, wo er an verschiedenen aufwendigen Buchproduktionen für den Mailänder Dom sowie der Augustiner-Eremiten von Pavia beteiligt war. Wenig später nachgetragene Wappen verweisen auf adlige Familien im Umkreis der Visconti.12 Wir haben es also mit einem extrem anspruchsvollen und auch sehr teuren Codex aus dem Umfeld des Mailänder Hofes zu tun, dessen Vorliebe für höchst bibliophile und kostbare Bücher auch sonst belegt ist. Der Text reproduziert die Sterntafeln mit den veralteten Längenwerten al-Sufis von 964, ohne dass ein Umrechnungsfaktor angegeben ist. Daher ist dieses aufwendige Buch für astronomische Berechnungen nur schlecht zu gebrauchen. Dies scheint auch nicht die Intention der Nutzer gewesen zu sein, zumal seit dem frühen 14. Jahrhundert mit den sogenannten Alfonsinischen Tafeln sehr viel differenziertere Tabellen zur Verfügung standen. So finden sich in dem Codex auch keine weiteren Sternlisten oder astronomische Abhandlungen, sondern vielmehr eine Reihe von Traktaten zur Edelsteinkunde, die sich mit deren magischer Wirkung und der Anfertigung von Talismanen befassen. Aus dieser Zusammenstellung spricht also eher ein astrologisch-okkultes Interesse, das mit einer generellen Aufwertung der Magie verbunden ist. In diesem Kontext kommt den Bildern, welche die fremdartigen Bewohner der Fixsternsphäre vor Augen führen, eine große Bedeutung zu. Mittels astrologischer Wirkkräfte üben diese Wesen eine Macht aus, die sich wiederum mit Hilfe von Talismanen beeinf lussen lässt. Es dürfte also um eine Fixsternastrologie gehen, aber es handelt sich wohl weniger um das Handbuch eines Astrologen, als vielmehr um das Anschauungsmaterial eines interessierten Laien. Wir bewegen uns also auf der Ebene eines populärwissenschaftlichen Diskurses, wie er in einem höfischen Kontext häufiger anzutreffen ist. Einen neuen und ganz erstaunlichen Aspekt liefert jetzt aber eine Schwesterhandschrift, die heute in Berlin liegt (Ms. 78 D 12, Kat.-Nr. 37). Im Format und Layout gleicht sie dem Prager Codex, und auch hier sind die Längenwerte des al-Sufi nicht aktualisiert worden. Entstanden ist sie zu Anfang des 15. Jahrhunderts gleichfalls im Mailänder Umfeld. Weitere Texte sind hier nicht mehr eingebunden, möglicherweise handelt es sich um das Fragment eines ursprünglich
12 Siehe Kat.-Nr. 36.
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Taf. 28–47 332–362
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IV. Die Sternbilder al-Sufis und ihre Betrachter im lateinischen Westen
umfassenderen Konvolutes. Die in der Rubrik genannte Überschrift spricht von »Imagines Ptholomei cum stellis suis...«, von den Sternbildern des Ptolemaios. Der Name al-Sufis wird nicht mehr genannt, sondern es wird die klassische, antike Tradition als Autorität aufgerufen. In eine humanistische Richtung deuten dann auch zeitgenössische Beischriften eines Lesers, die beim Mischkrug und Raben darauf verweisen, dass die zugehörige Fabel im 13. Buch von Ovids Fasten berichtet wird. Der Wassermann wird als Ganymed bezeichnet. Weitere Bemerkungen dieser Art sind durch das Beschneiden der Seiten verstümmelt und verloren gegangen. Wir stoßen damit auf ein mythologisches Interesse, wie es bei frühen Humanisten sehr verbreitet ist. Diese Zusammenhänge wurden an den oberitalienischen Höfen dieser Zeit – aber nicht nur dort – viel diskutiert.13 Vielleicht glaubte man aufgrund der ptolemäischen Sternlisten sogar in diesen Miniaturen die authentischen Bilder dieses berühmtesten aller Astronomen zu erkennen. In jedem Fall bemühte man sich aber um die Koordination der verschiedenen Wissenskulturen, indem man die Namen der antiken Mythologie sowohl den astronomischen Sternlisten des Ptolemaios wie auch der arabischen Bilderreihe des al-Sufi wieder zuordnete. Dennoch hat man die Fremdartigkeit dieser Darstellungen nur geringfügig abgemildert. Die exklusive, nur selten überlieferte Bildfolge sollte offenbar in allen Einzelheiten bewahrt werden, um so in ihrer Exotik die geheimnisvolle Macht der Sterne zu unterstreichen. Vor 1428 ist noch eine weitere Handschrift der gleichen Art entstanden, die heute in Gotha liegt (Cod. M II 141, Kat.-Nr. 39). Hier ist aber das Format halbiert (22 × 16,5 cm). Es gab also auch Interessenten an dieser Bilderreihe, die ihren Büchern einen bescheideneren Zuschnitt gaben. Von Interesse ist eine nachgetragene Vorbemerkung, die wieder von den Bildern des Ptolemaios spricht und einige vage und völlig falsche Angaben zu den Längenwerten macht. Der Autor dieser Vorbemerkung und mutmaßliche Nutzer der Handschrift war also mit Sicherheit kein ausgebildeter Astronom oder Astrologe, sondern ein Laie. Genau gleichzeitig mit dieser humanistischen Rezeption in Oberitalien wird die Bilderreihe al-Sufis in Prag am Hof König Wenzels in den wohl ambitioniertesten astrologischen Codex integriert, der jemals realisiert wurde (München, clm 826, Kat.-Nr. 38). König Wenzel ließ für seine Bibliothek eine große Zahl prächtig illustrierter Handschriften herstellen. Neben religiösen Werken gibt es dabei eindeutig einen astrologischen Schwerpunkt. Erhalten sind ein Abschrift des Quadropartitum des Ptolemaios, eine Ausgabe des Liber de signis von Michael Scotus und eben jener Münchener Prunk-Codex. Er ist im Format nochmals gesteigert (47,2 × 34,8 cm). Zudem sind Text und Bilder nicht in der üblichen Weise auf den Seiten angeordnet, sondern um 90 Grad gedreht, so dass man das Buch quer halten muss, um es zu lesen. Der in Spalten geschriebene Text läuft zum Teil über den waagerechten Falz hinweg. Es entsteht also ein Bild-Text-Seite von den Dimensionen eines Tafelbildes (ca. 70 × 50 cm). Die Textzusammenstellung weist eindeutig ein astrologisches Kompendium aus. Neben Abu Ma’shar finden sich auch Abraham Ibn Ezra und weitere Kompila tionen. Der Codex beginnt mit einer Reihe von Rota und Schemata, welche unter anderem die Bezüge zwischen Planeten, Häusern und dem Tierkries veranschaulichen. Vieles ist davon nicht mehr ausgeführt, wie überhaupt die Handschrift an vielen Punkten unvollendet geblieben ist.
13 S. Kap. VI.
IV. Die Sternbilder al-Sufis und ihre Betrachter im lateinischen Westen
Nach den grundlegenden astrologischen Texten folgt der Sufi latinus. Auch hier sind die Spalten des Textes zu großen Teilen unausgefüllt geblieben. Interessanterweise hat man begonnen, die veralteten Längenwerte des al-Sufi einzutragen, diese dann aber wieder getilgt. Geplant war vermutlich eine Aktualisierung der Werte. Ebenso ist die Aufzählung und Klassifizierung der Sterne nach einer unabhängigen und besseren Überlieferung der Sterntafeln des Almagest korrigiert worden. Zahlreiche Fehler, die sich in allen anderen Handschriften des Sufi latinus finden, sind hier ausgemerzt worden. Man ist hier also mit großer Sorgfalt und Kompetenz vorgegangen. Auch von den Bildern hatte man andere Vorstellungen. Das Schweben vor dem Pergamentgrund wurde beseitigt. Die Figuren haben jetzt eine Standfläche aus Wolken und sind vor einem gemusterten Hintergrund in einen Rahmen eingefügt. Um die so definierte Bildf läche ästhetisch befriedigend zu nutzen, hat der Maler zuweilen auch die Proportionen oder die Haltung der Figuren leicht verändert. Dies hat dann natürlich auch Konsequenzen für das zu Grunde liegende geometrische Sternenmuster. Die Gewänder sind weiter europäisiert und auch die Farbpalette, die sonst immer gleich blieb, ist anders gewählt. Man ist hier also der Vorlage gegenüber recht unabhängig verfahren. Ausgangspunkt dürfte jene Handschrift des Strahow-Klosters gewesen sein, die seit dem 17. Jahrhundert in Prag nachweisbar ist. Die Gelehrten, welche diesen Prunk-Codex konzipierten, waren offenbar auf der Suche nach den besten Vorlagen. So haben sie die Sterntafeln mit andern Überlieferungen genau abgeglichen. Die besten Bilder fanden sie in den oberitalienischen Sternatlanten des Sufi latinus. Dies macht die besondere Autorität, welche diese Bilderreihe in den entsprechenden Kreisen genoss, noch einmal deutlich. Sie scheint höchsten Ansprüchen genügt zu haben und taucht mit Ausnahme der Handschrift aus Bernkastel-Kues auch nur in sehr ambitionierten, aufwendig gestalteten Projekten auf. Zumindest bis ins frühe 15. Jahrhundert ist ihr also auch eine gewisse Exklusivität zu Eigen. Nur am Ende des 15. Jahrhunderts ist diese Ikonographie auch in einem anderen Zusammenhang belegt, doch scheint es sich dabei um einen singulären Fall zu handeln. Einfache Zeichnungen, die deutliche Ref lexe der al-Sufi-Illustrationen aufweisen, belgleiten hier einen Hyginus-Text (Cortona, Ms. 184, Kat.-Nr. 87).14 Die Darstellungen sind jedoch konsequent einer zeitgenössischen Erscheinung angepasst, und alle fremdartigen Merkmale sind eliminiert worden. Der Auftraggeber muss also eine entsprechende Bildfolge gesehen haben und hat diese Kenntnisse dann an den Zeichner vermittelt. Eine breitere Rezeption lässt sich daraus aber nicht ableiten. In der handschriftlichen Überlieferung des Sufi latinus lassen sich die Spuren einer erstaunlichen Bilderwanderung fassen, die mit Wissenstransfer unterschiedlichster Art verknüpft ist. Die Bilder bedienen dabei ganz unterschiedliche Wissenskulturen, aber sie behalten doch ihre Eigenständigkeit. Trotz wandelnder Interessen verändern sie sich nur wenig. Vielmehr scheint ihnen gerade ihre Fremdartigkeit in Verbindung mit den so exakt anmutenden Sternlisten eine besondere Autorität zu sichern. In der Verbindung mit astrologischen und magischen Interessen wurde ihrer Exotik ebenso wie ihrer Exklusivität vermutlich ein besonderer Wert beigemessen,
14 Vgl. auch Kap. VI.
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Taf. 42–44 382–396
820–822
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IV. Die Sternbilder al-Sufis und ihre Betrachter im lateinischen Westen
konnte doch auf diese Weise der okkulte Charakter dieses Spezialwissens verstärkt werden. Die Bilder erweisen sich dabei als die eigentlichen Konstanten, die immer wieder neue Interessen auf sich ziehen, und das sehr viel länger als die sie begleitenden Texte.
V.
Die Astronomie der Sterntafeln oder die Unverzichtbarkeit der Bilder
1. Alfonso el Sabio und die Wissenskultur des kastilischen Königshofes Unabhängig von den Bemühungen in Süditalien und ohne Kenntnis sowohl des Sufi latinus wie des Liber introductorius von Michael Scotus setzte man sich auch in Spanien mit dem Werk al-Sufis auseinander. Der kastilische König Alfonso X. el Sabio, der 1252–1284 regierte, besaß ausgeprägte wissenschaftliche Interessen und initiierte eine ganze Reihe umfangreicher Bücher, die systematisch diverse Wissensgebiete erschließen.1 Vor allem in seinen späten Jahren, zwischen 1274 und 1284, als er in Sevilla residierte, entfaltete er diesbezüglich eine enorme Aktivität. Eine Vielzahl von Schreibern und Malern hat er für seine aufwendig gestalteten Handschriften beschäftigt.2 Offenbar war ihm daran gelegen, die verschiedenen wissenschaftlichen und literarischen Bemühungen am Ende seines Lebens zusammenzufassen und in geordneten, reich dekorierten Kompendien zu bewahren. Häufig wurden dann aber nicht sämtliche geplanten Miniaturen vollendet, was wohl nicht nur auf seinen Tod im Jahr 1284 zurückzuführen ist, sondern auch an dem notorischen Geldmangel gelegen haben mag. Möglicherweise spürte er aber auch, dass seine Zeit zu Ende ging, und er wollte nicht mehr länger auf die Fertigstellung seiner Bücher warten. Denn es sind immer nur die Illustrationen, welche im hinteren Teil der Codices nicht mehr ausgeführt wurden. Es ist ein ausgesprochen eindrucksvolles Spektrum, das von diesen Handschriften abgedeckt wird. Dazu gehört eine universelle Darstellung der Weltgeschichte mit besonderem Schwerpunkt auf der iberischen Halbinsel ebenso wie eine Gesetzessammlung, die zugleich eine Art Gesamtentwurf von Gesellschaft, Staat, Lebenswelt und Kultur bietet. In den Jahren um 1280 entstehen zudem zwei Fassungen der Cantigas de Santa Maria; dabei handelt es sich um eine umfassende Sammlung von Marienlegenden mit den dazugehörigen Lobgesängen und einer
1 Zu Alfonso el Sabio und seiner höfischen Kultur Burns 1985, Burns 1990 und O’Callaghan 1993. 2 Über die Organisation dieses Skriptoriums bzw. der verschiedenen Werkstätten wissen wir nichts. Die beteiligten Handwerker haben wohl auch nicht ausschließlich für den Hof gearbeitet. Siehe Schaffer 1999, Domínguez Rodríguez 2000 und Domínguez Rodríguez 2001.
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V. Die Astronomie der Sterntafeln oder die Unverzichtbarkeit der Bilder
Fülle von Bildseiten, die nahezu gleichberechtigt neben den Gedichten stehen.3 Eine repräsentative Abhandlung über Schach und Würfelspiele ist im Jahr 1283 von dem Schreiber in Sevilla signiert worden.4 Das sogenannte Primer Lapidario, eine Abhandlung über die magische Wirkung von Edelsteinen, die ihre Kräfte durch die Vermittlung einzelner Sterne erhalten, ist wohl schon bereits 1243–1250 vor seiner Thronbesteigung entstanden. Nach 1276 wurde es zusammen mit drei weiteren Abhandlungen zum gleichen Thema in einer reich illustrierten Prunkausgabe ediert (Madrid, Ms. h I. 15, Kat.-Nr. 42).5 Zwischen 1277 und 1279 entstand gleichfalls ein Libro de las formas et de las ymagenes, das elf Abhandlungen zu dem Einf luss der Sterne auf den Menschen und die irdische Welt enthielt. Erhalten ist davon nur eine Art Inhaltsverzeichnis mit kurzen Zusammenfassungen einzelner Abschnitte.6 Ein Libro de Astromagia, das um 1280 anzusetzen ist, stellt eine spanische Version des sogenannten Picatrix dar, einer unter dem Titel »Ziel des Weisen« (Gayat al-hakim) bekannten arabischen Abhandlung zur Magie (Rom, Ms. Vat. Reg. lat. 1283a, Kat.-Nr. 43).7 Ein Libro del saber de astrologia stellte elf Traktate zu verschiedenen astronomischen Geräten zusammen, enthielt aber auch ein Libro de las estrellas fixas, das bereits 1256 angefertigt wurde und hier von besonderem Interesse ist. 1276 wurde dieser Text für die Erstellung einer Prunkhandschrift redigiert (Madrid, Bibl. Univ. Complutense, Ms. 156; italienische Kopie Rom, Ms. Vat. lat. 8174, Kat.-Nr. 44). Deutlich zeichnet sich ein Schwerpunkt im Bereich der Astrologie ab, und ein besonderes Interesse brachte der König offenbar den unterschiedlichsten Formen der astrologisch fundierten Magie sowie der besonderen Wirkung von Edelsteinen entgegen. Prägend ist für alle diese Bücher die Auseinandersetzung mit der arabischen ebenso wie mit der hebräischen Kultur, die in der kastilischen Gesellschaft dieser Zeit sehr präsent sind. Diese Bemühungen zielen offenbar auf eine Erneuerung der Wissenskultur und haben eine Synthese der verschiedenen Traditionen im Blick. Das überlegene Wissen der Araber und Juden hinsichtlich der Astrologie und Magie soll in diesen Kompendien für das kastilische Königreich nutzbar gemacht werden. Der hohe Anspruch, der in diesen Buchprojekten greif bar wird, wurde verschiedentlich mit den Begriffen von Renaissance und Humanismus charakterisiert, doch scheinen mir diese Bezeichnungen auf die speziellen Bedingungen dieser höfischen Unternehmungen nicht wirklich zu passen. Das Buch der Fixsterne, der Libro de las estrellas fixas, wurde 1256 von Yehudá ben Mošé haKohén und Guillén Arremón d’Aspa für Alfons X. von Kastilien angefertigt. 1276 wurde es von dem gleichen Yehudá ben Mošé redigiert, daran mitgearbeitet haben neben Samuel ha-Levi Abulafia auch die Italiener Giovanni da Messina und Giovanni da Cremona. Das daraus hervorgegangene Manuskript ist allerdings nur stark beschädigt und äußerst fragmentarisch erhalten geblieben.8 Doch vermittelt eine italienische Übersetzung von 1341, die dem Vorbild auch in
3 Madrid, Real Bibl. El Escorial, Ms. Tl.1 und Ms. H.l.15; El codice de Florencia de las Canitgas 1991; Ellis 2003. 4 Madrid, Real Bibl. El Escorial, Ms. j.T.6; White 1913, Wollesen 1990. 5 Siehe Kat.-Nr. 42. 6 Madrid, Real Bibl. El Escorial, Ms. h.I.16; García Avilés 1996, S. 16ff. 7 Siehe Katalog; zum Text Ritter 1962, Pingree 1981, D’Agostino 1992. 8 Der Codex Madrid, Bibl. Univ. Complutense, Ms. 156, ist nur als stark beschädigtes Fragment erhalten. Nahezu sämtliche Miniaturen wurden herausgeschnitten und die Reste im spanischen Bürgerkrieg zusätzlich in Mitleidenschaft gezogen. Auf eine Beschreibung im Katalog haben wir deshalb verzichtet. Eine gute Vorstellung vom ursprünglichen Zustand gibt eine italienische Kopie aus der Mitte des 14. Jahrhunderts: Rom, Ms. Vat. lat. 8174, siehe Kat.-Nr. 44.
1. Alfonso el Sabio und die Wissenskultur des kastilischen Königshofes
der Anlage der Bilder sehr genau folgt, einen guten Eindruck des Originals (Rom, Ms. Vat. lat. 8174, Kat.-Nr. 44). Der Text fußt vor allem auf Übersetzungen aus der grundlegenden Abhandlung al-Sufis (Kit¯ab suwar al-kawakib al-thabita) sowie weiterer arabischer Traktate. Doch ist der für Alfonso erarbeitete Text keinesfalls eine einfache Übersetzung des arabischen Fixsternbuches, sondern stellt vielmehr eine Bearbeitung unter Hinzuziehung weiterer Quellen dar.9 Die Ausführungen sind darüber hinaus vielfach mit den anderen astronomischastrologischen Werken aus dem alfonsinischen Skriptorium abgeglichen worden, was sich schon daraus erklärt, dass die ausführenden Übersetzer und Bearbeiter weitgehend identisch waren.10 Anders als beim Sufi latinus wurde hier jedoch der gesamte Text al-Sufis ausgewertet und übertragen. Man entwickelt zudem ein eigenes, völlig neues Buchkonzept und legte dabei großen Wert auf eine ansprechende und repräsentative Gestaltung des Codex. Denn man achtete darauf, dass der Text zu jedem Sternbild jeweils genau eine Seite einnahm, auf die dann die Seite mit der bildlichen Darstellung folgte. Dabei spielte es keine Rolle, ob das Sternbild nun 40 Sterne umfasste wie beim Wassermann (Aquarius) oder nur zwei wie beim kleinen Hund (Canis minor). Die Beschreibungen wurden entweder gekürzt oder sehr ausführlich und detailreich gehalten. Bei menschlichen Gestalten geht dies bis hin zur Beschreibung des Gesichtsausdruckes.11 Die Vorlage bei al-Sufi war hier bei weitem knapper und beschränkte sich auf Merkmale, die der Charakterisierung der Himmelsgestalt dienen und deren Erkennbarkeit gewährleisten. Diese detaillierten Ausführungen können letztlich nur auf bildliche Darstellungen zurückgehen.12 Von daher ist davon auszugehen, dass ein illustrierter arabischer al-Sufi Codex der Ausgangspunkt dieser Texte gewesen ist. In der Mitte der Bildseiten steht ein Medaillon mit der Darstellung des Sternbildes vor blauem Grund. Die Einzelsterne sind als große, runde Scheiben, die zudem vergoldet sind, eingetragen. Die Beschreibungen der Einzelsterne finden sich dann in radial angeordneten Textblöcken, welche das mittlere Rundbild wie ein Strahlenkranz umgeben. Neben den Angaben zur Position und Größe, die den Tabellen des al-Sufi entstammen, werden hier jedoch auch die astrologischen Bezüge zu einzelnen Planeten genannt. Die Seite erhält so eine diagrammartige Struktur und stellt eine spezielle Synopse zwischen Text und Bild her. Zugleich ist hier eine Vorliebe für die Bildfigur einer Rota, für die Anordnung in einer kreisförmigen Struktur zu konstatieren, die in vielen alfonsinischen Handschriften wieder begegnet. Hierin ist ein besonderes Spezifikum zu sehen, und ganz offensichtlich wurde dieses Konzept für Alfonso entwickelt. Dies hat dann allerdings auch zur Folge, dass die Bilder auf den großformatigen Seiten eher klein wirken, ganz anders als bei den Sternatlanten des Sufi latinus. Unklar ist allerdings, ob dieses Konzept bereits 1256 bei der Abfassung des Textes entwickelt wurde oder erst 1276 bei der redaktionellen Überarbeitung.
9 Hierzu die eingehenden Untersuchungen von Comes/Samsó 1988 und Comes 1992. 10 Comes 1992, S. 149f. 11 Bei Cepheus und Perseus beispielsweise heißt es »la cara sannuda« – das Gesicht wütend bzw. grausam, siehe Comes 1992, S. 145. 12 Comes 1992, S. 145, führt als zweite Möglichkeit auch Himmelsgloben an, doch dürften diese, nach allem was wir kennen, bei weitem zu klein gewesen sein, um derart detailreiche Darstellungen zu zeigen.
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V. Die Astronomie der Sterntafeln oder die Unverzichtbarkeit der Bilder
Den Bildzyklus der Sternbilder hatte man offenbar bereits 1243–1250 für das Primer Lapidario entworfen. Denn dort findet sich exakt die gleiche Ikonographie. Diese Bildfolge blieb dann für sämtliche Werke des alfonsinischen Skriptoriums verbindlich und wurde immer wieder verwendet. Im Lapidario werden Bezüge zwischen verschiedenen Edelsteinen und bestimmten Einzelsternen hergestellt, von denen sie ihre magische Kraft erhalten sollen. Deshalb sind hier ebenfalls die Sternbilder dargestellt, wiederum in Medaillons, aber es ist nur der eine für diesen Stein relevante Stern markiert. Diese Sterne sind als Paranatellonten zugleich den einzelnen Graden des Tierkreises zugeordnet, da sie mit diesem Grad gemeinsam am Horizont aufsteigen. Große zusammenfassende Bilder in Form eine Rota verdeutlichen dies. Das jeweilige Zodiakalzeichen ist dort im Zentrum zu sehen, in den 30 radialen Sektoren finden sich jene Sternbilder, zu denen die genannten Einzelsterne gehören, und in einem äußeren Ring kommen dann noch Engel hinzu, die in einer spitzbogigen Arkade thronen. So erhält das Rundbild eine ausgeprägt architektonische Struktur, denn es gleicht den Rosenfenstern gotischer Kathedralen und gemahnt zugleich an das perfekte Gebäude des von Gott geschaffenen Kosmos. Die Engel vertreten jene von Gott verliehenen Kräfte, die hinter den Sternen stehen und die im Text beschriebenen astrologischen und magischen Wirkungen erst ermöglichen. Ausgehend von den Bildern al-Sufis hat man also bereits in den 40er Jahren des 13. Jahrhunderts jene spezifische Ikonographie der Sternbilder entwickelt, die dann bis in die 80er Jahre konsequent beibehalten wurde. Wie bei den Texten des Liber de las estrellas fixas werden aber die arabischen Darstellungen nicht einfach übernommen, sondern gründlich überarbeitet und den eigenen Vorstellungen angepasst. Die fremdartigen, exotischen Elemente, die man in Italien beim Sufi latinus sorgsam bewahrte, sind hier konsequent eliminiert worden. Die Gestalten gleichen eher zeitgenössischen Personen, doch tragen sie durchweg ein kurzes, knielanges Gewand, das sich ansonsten bei der Darstellung der einfachen, arbeitenden Bevölkerung findet. Dies erinnert ebenso an die Bilder al-Sufis wie die Tatsache, dass alle diese Gestalten barfuß daher kommen. Das eigentümliche Schweben der Figuren in den arabischen Miniaturen wird jedoch in ein normales Gehen oder Sitzen überführt. Unverständliche Eigenheiten, wie die Schlaufe im Thron der Cassiopeia werden nicht übernommen. Auch fehlt das ominöse dritte Pferd, und Andromeda wird nur in einer Darstellung gezeigt, weist allerdings sowohl vor der Brust wie vor den Beinen jeweils einen Fisch auf. Die Lyra wird entsprechend dem Text als Schildkröte dargestellt und nicht als Vase. Bootes tritt mit geöffnetem Mund auf, da er im lateinischen Almagest als »vociferans« oder »ululans« bezeichnet wird. Der spanische Text nimmt das auf. Da diese Benennung auf eine Fehlübersetzung eines arabischen Gestirnnamens zurückgeht, findet sich dergleichen natürlich nicht bei al-Sufi. Ohne Frage dominiert das Vorbild des al-Sufi, doch gleicht man die Bilder mit weiteren Informationen ab. Zugleich sind die Gestalten durch das vereinheitlichte Gewand und das barfüßige Auftreten als Himmelswesen charakterisiert. Auffällig ist in jedem Fall, dass trotz der Sorgfalt und dem wissenschaftlichen Anspruch keine Synopse mit der älteren lateinischen Tradition versucht wurde. Offenbar hat man diese Darstellungen gegenüber den arabischen Bildern als veraltet oder gar falsch angesehen. Ebenso ist deutlich, dass das Interesse sich vor allem auf Astrologie und Magie bezog, und nicht so sehr die astronomische Himmelsbeobachtung im Vordergrund stand, die bei al-Sufi die Hauptrolle spielt. Eine Rezeption der von Alfonso el Sabio geförderten Sternkunde und seiner Himmelsbeschreibung in größerem Umfang hat nicht stattgefunden. Dennoch muss die von den Wissen-
1. Alfonso el Sabio und die Wissenskultur des kastilischen Königshofes
schaftlern am kastilischen Hof entwickelte Bilderreihe in einschlägigen Kreisen bekannt gewesen sein. Ein Pariser Astronom berichtet 1347, dass er ein Buch über die Fixsterne, das in spanischer Sprache für den König Alfonso geschrieben sei, gemeinsam mit einem für diesen angefertigten Himmelsglobus gesehen habe.13 Im 1373 zusammengestellten Katalog der Bibliothek des französischen Königs Karl V. ist eine französische Übersetzung des Libro de las formas et de las ymágenes ebenso aufgelistet wie das Libro de Astromagia, welches dann später in die Vatikanische Bibliothek gelangte (Rom, Ms. Vat. Reg. lat. 1283a, Kat.-Nr. 43).14 1341 wurde, wie erwähnt, eine italienische Übersetzung des Libro de las estrellas fixas angefertigt, die noch im 15. Jahrhundert in Florenz benutzt wurde, da zwischen 1470 und 1485 ein gewisser Giovanni Francesco da Bergamo dort Fixsterntafeln nachgetragen hat (Rom, Ms. Vat. lat. 8174, Kat.-Nr. 44). Interessanterweise finden sich deutliche Einflüsse der alfonsinischen Bilderreihe im dritten Viertel des 14. Jahrhunderts auch in einer süddeutschen Handschrift, die vielleicht in Basel entstand (Basel, Ms. F II 33, Kat.-Nr. 46). Sie ist von ihrer Textzusammenstellung ausgesprochen akademisch geprägt und besitzt wohl einen dominikanischen Hintergrund. Im Anschluss an die antike Abhandlung De Astronomia des Hyginus zeichnete man dort auf sieben Seiten die Folge der Sternbilder, die in ihrer ungeordneten Zusammenstellung unmittelbar an einen Globus denken lässt. Zudem sind hier sämtliche Konstellationen konsequent in der Globusansicht wiedergegeben und, da auf den Himmelsgloben zumeist nur die Konturen der Figuren eingetragen sind, treten in den Zeichnungen alle Gestalten bis auf die Jungfrau und den Schützen vollkommen nackt auf. Zusammen mit dem oben erwähnten Verweis auf einen für Alfonso angefertigten Globus, der sich 1347 vermutlich in Paris befand, sind die Bilder der Baseler Handschrift ein deutliches Indiz dafür, dass derartige Himmelsgloben weiter verbreitet und auch mit den Bemühungen Alfonso el Sabios verbunden waren. Der einzig erhaltene mittelalterliche Himmelsglobus im St. NikolausHospital zu Bernkastel-Kues, der im ersten Viertel des 14. Jahrhunderts entstand und einen Durchmesser von 27,2 cm besitzt, zeigt Darstellungen, die mit den Zeichnungen aus Basel durchaus verwandt sind, doch gibt es keine Bezüge zur Ikonographie in den Büchern Alfonsos (Kat.-Nr. 144).15 Um 1390 taucht der Zyklus des spanischen Libro de las estrellas fixas auch in einer englischen Sammelhandschrift mit dezidiert astrologischem Inhalt auf (Los Angeles, Ms. Ludwig XII 7, Kat.-Nr. 45). Doch übernimmt man nicht den ausführlichen Text des alfonsinischen Werkes, sondern wählt einen knappen Sternkatalog, in den man die einfachen Zeichnungen einfügt. Mit Ausnahme der italienischen Übersetzung von 1341 (Rom, Ms. Vat. lat. 8174, Kat.-Nr. 44) finden die astrologischen Kompendien des kastilischen Königshofes keine Verbreitung. Es werden aber einzelne Informationen und vor allem die Bilderreihe mehrfach selektiv genutzt und damit ist eine Auseinandersetzung mit diesen Schriften doch zu belegen.
13 Oxford, Bodl. Lib., Ms. Bodley 790, fol. 56r, zitiert nach North 1989, S. 347: »Vidi namque librum stellarum fixarum scriptum in Hispanico continentem radices stellarum fixarum eodem modo, qui liber extractus fuit de armario regis Alfontii. Servus dixit mihi qui extraxit eum [et/vel] procuravit. Vidi eciam stellas fixas situatas isto modo in spera solida facta pro ipsomet Alfonsio.« 14 García Avilés 1996, S. 18, 20. 15 Es handelt sich um sehr eigenständige Umarbeitungen der Darstellungen aus der Aratea-Tradition; s. Kat.Nr. 144, vgl. auch Dekker 2013, S. 343ff. Zur Rolle der Globen vgl. auch Dekker 2013, S. 388f.
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Taf. 47 440–446
1242–1247
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V. Die Astronomie der Sterntafeln oder die Unverzichtbarkeit der Bilder
2. Die Alfonsinischen Tafeln und eine neue Bilderreihe aus Paris
68, 69
Taf. 48 447–468
473
Am bekanntesten aber wurden die sogenannten Alfonsinischen Tafeln, die zu Beginn des 14. Jahrhunderts in Paris auf der Grundlage von Materialen aus den Schriften Alfonso el Sabios redigiert wurden. Dabei handelt es sich um Tabellen zur Kalenderberechnung und vor allem zur Bestimmung der Planetenstellungen. Eine Tabelle mit den Fixsternkoordinaten nach Ptolemaios ist vermutlich erst nachträglich hinzugekommen.16 Als Ausgangsdatum für die Berechnung der Längenwerte hat man das Jahr der Thronbesteigung Alfonsos 1252 beibehalten. Korrekturfaktoren ermöglichen dann die Anpassung an das jeweils aktuelle Datum. Dies hat den Namen des kastilischen Königs zu einer festen Größe in der Geschichte der Astronomie werden lassen. Derartige Tabellen wurden von Fachleuten benötigt, die Astronomie betrieben und Horoskope erstellten, und sie finden sich deshalb vor allem in Handschriften, die einem akademischen Kontext angehören. Bildliche Wiedergaben der Sternbilder waren hier eigentlich nicht notwendig. Denn man arbeitete mit dem Astrolab und hatte wohl auch häufig Himmelsgloben zur Verfügung, welche die notwendige Anschauung und vor allem auch den Zusammenhang der Konstellationen am Himmel vermitteln konnten. So zeigt auch Andrea Pisano um 1340 auf den Reliefs des Florentiner Campanile einen Astronomen, der mit einem Quadranten Sterne anpeilt und seine Beobachtungen auf dem neben ihm stehenden Himmelsglobus verifiziert. Die Parallelität des schräg verlaufenden Bandes des Zodiakus, das sowohl auf der Himmelskalotte hinter der Figur wie auf dem Globus des Arbeitstisches erscheint, veranschaulicht noch zusätzlich die präzise Abbildfunktion des Globus.17 Dennoch hat man verschiedentlich den Tabellen gezeichnete Darstellungen hinzugefügt, zuweilen auch nachträglich auf dem Rand der Seiten. Da in diesen Listen die aus dem arabischen übersetzten Sternnamen eine große Rolle spielen, die einen beschreibenden Charakter haben – beispielsweise Inf lammatus für Cepheus oder Vociferans für Bootes – sind die hier genannten Eigenschaften auch in die Darstellungen eingegangen. So entstand eine Bilderreihe, die Elemente der Ikonographie al-Sufis mit den Umsetzungen von Alfonso el Sabio kombiniert und um teilweise eigentümliche Neuschöpfungen ergänzt. Die antike Überlieferung der ArateaTradition aber spielt hier praktisch keine Rolle mehr. Es ist möglich, dass diese Bildfolge bereits vor den Alfonsinischen Tafeln noch im 13. Jahrhundert in Paris entstand, da sie in einer Handschrift zu finden ist, die vermutlich um 1300 und damit noch vor der Redaktion der Alfonsinischen Tafeln entstand (Oxford, Ms. Rawl. C.117, Kat.-Nr. 47). Im Vergleich mit den Bildern al-Sufis fallen einige Abweichungen ins Auge, denn es handelt sich schließlich um eine Bilderfolge zu den ptolemäischen Sterntafeln. Die Reihenfolge und Nummerierung folgt Ptolemaios So kommt zum Schlangenträger noch zusätzlich die separate Schlange als eigenes Sternbild hinzu. Auch tritt Andromeda natürlich nur in einer Version auf, die sich von den Fassungen al-Sufis deutlich unterscheidet. Es gibt nur zwei Pferde, die beide als vollständige Tiere, einmal mit, einmal ohne Flügel (Equuleus), gezeigt werden. Das drittes Pferd al-Sufis – von ihm lapidar »al-faras«, »das Pferd«, genannt – fehlt. Der Wolf (Lupus) folgt auf den Kentauren als separate Figur, er ist vom Speer tödlich getroffen. Der Kentaur selbst trägt dann 16 Poulle 1984, Kunitzsch 1986b. Die Fixsterntabellen gehen direkt auf die lateinische Übersetzung des Almagest durch Gerhard von Cremona zurück. 17 Vgl. Poeschke 2000, S. 168ff., Taf. 215.
2. Die Alfonsinischen Tafeln und eine neue Bilderreihe aus Paris
statt des Opfertieres einen merkwürdigen kissenartigen Gegenstand in der Hand. Die Abweichungen vom Kanon der al-Sufi- Illustrationen betreffen genau jene Punkte, in denen die Bilderreihe von den ursprünglichen ptolemäischen Sterntafeln abweicht. Der Zyklus ist also sehr genau an die Folge der Konstellationen im Almagest angepasst. Auch im Libro de las estrellas fixas Alfonsos des Weisen (Rom, Ms. Vat. lat. 8174, Kat.-Nr. 44) wurden die spezifisch arabischen Besonderheiten al-Sufis beseitigt, doch wurden dort die anderen Abweichungen zu Ptolemaios, die Zusamenfassung von Serpentarius und Serpens sowie von Centaurus und Lupus, nicht rückgängig gemacht. Erhalten hat sich dieser Zyklus in zwei weitgehend identischen Fassungen aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, die möglicherweise beide in einem Bezug zur Pariser Universität stehen. Eine genaue Lokalisierung ist allerdings bei der Internationalität der Wissenschaftskultur im 14. Jahrhundert schwierig (Oxford, Ms. Rawl. C.117, Kat.-Nr. 47; Rom, Ms. Vat. Urb. lat. 1399, Kat.-Nr. 48). Beide Handschriften stellen astronomische Texte zusammen und haben einen dezidiert akademischen Charakter. Die Zeichnungen begleiten jeweils jene Fixsterntabellen, die auch den Alfonsinischen Tafeln hinzugefügt wurden. Einmal sind sie nachträglich auf den Seitenrand hinzugefügt worden, das andere Mal gehen sie den Tabellen als eigenständiger Bildblock voraus, sind sehr viel sorgfältiger ausgeführt und in einer klaren Ordnung zu jeweils vier auf einer Seite angeordnet. Die Mehrzahl der Figuren tritt vollkommen nackt auf; nur der Schlangenträger, die Jungfrau und der Wassermann sind bekleidet. Dies deutet gemeinsam mit dem Fehlen vieler Attribute auf die Benützung von Globen als Vorlagen hin. Lyra wird als ein Fledermausartiges Tier wiedergegeben. Vermutlich hat man hier einen Kompromiss gesucht zwischen der Bezeichnung als vultur cadens, die nur bei einem Vogel Sinn macht, und der Darstellung und Benennung als Schildkröte (testudo) bei Alfonso el Sabio. Charakteristisch für diesen Zyklus sind aber auch die Flammen, die aus den erhobenen Händen von Cepheus, dem Inf lammatus schlagen, sowie der aller Erkennungsmerkmale entkleidete Herkules, der als Saltator bezeichnet ist und somit einen Artisten verkörpert. Der gleichfalls unbekleidete Fuhrmann hat sich in eine beklemmende Gestalt verwandelt, die mit dem rätselhaften Namen Coralium betitelt ist.18 Er hebt mit der Linken eine große Zange empor und umfasst mit der Rechten sein Geschlecht, während er mit starrem Blick nach vorne schaut. Offenbar sind hier die arabischen Vorlagen falsch verstanden worden. Denn die Zange geht auf die erhobene Geißel zurück, die Hand am Geschlecht auf das Raffen des Gewandes.19 Zwei oberitalienische Handschriften aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, die jeweils astrologisch orientierte Texte versammeln, belegen die langanhaltende Wirkung dieses speziellen Zyklus, der mit den Fixsterntabellen der Alfonsinischen Tafeln verknüpft war (Bergamo,
18 Die Bezeichnung »Coralium« könnte mit dem arabischen Namen des Sternes »α Aurigae« oder »Capella alhayoth« zusammenhängen, der zumeist auf das ganze Sternbild übertragen wurde; Kunitzsch 1959, S. 119f.; vgl. auch Lippincott 1985, S. 52. Wahrscheinlich geht der Namen auf die Bezeichnung »Collare« (lat. und it.) zurück, die im engeren Sinne »Halsband«, auch »Halsfessel«, bezeichnet und wohl auch Halfter und Zügel des Pferdes, die der Fuhrmann ja dem Wortlaut nach hält. Da bei Ptolemaios die anderen Sterne des Fuhrmannes überwiegend nach dem betreffenden Körperteil benannt sind, könnte hier jedoch auch schlicht der Hals bzw. Nacken gemeint sein, wo Capella liegen soll; vgl. auch Kunitzsch 1974, S. 246, Nr. 156. Collarium wäre dann im engeren Sinne als »Kragen« zu übersetzen und hätte zunächst den hellen Stern im Nacken bezeichnet, eben Capella bzw. α Aurigae. Coralium wäre dann bloß eine Verballhornung von Collarium. 19 Vgl. Paris, Ms. 1036, fol. 11r (Kat.-Nr. 34) oder Berlin, Ms. 78 D 12, fol. 11v (Kat.-Nr. 37).
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467, 479
Taf. 48, 49 447–480
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511–518
1240–1245
V. Die Astronomie der Sterntafeln oder die Unverzichtbarkeit der Bilder
Cod. MA 388, Kat.-Nr. 51; Rom, Ms. Vat. lat. 3099, Kat.-Nr. 52). Doch dürfte die geringe Zahl von insgesamt nur fünf erhalten Beispielen aus zwei Jahrhunderten auch ein Indiz sein, dass die Verbreitung nicht sehr zahlreich gewesen ist und die Sterntafeln häufig ohne Bilder tradiert wurden. Die Bildfolge, welche die Alfonsinischen Sterntafeln begleitet, wurde wohl um 1300 oder sogar ein wenig früher entworfen. Ausgangspunkt waren ganz offensichtlich die eher beschreibenden, aus dem Arabischen übertragenen Bezeichnungen, die man den Listen der Sternpositionen hinzufügte. Den abstrakten Zahlenreihen sollte eine anschauliches Bild beigeben werden, das die Orientierung erleichtern konnte. Vermutlich dienten diese Illustrationen auch als eine Art Ersatz, wenn ein Globus nicht zur Verfügung stand. Wie schon bei Alfonso el Sabio klammerte man die ältere Überlieferung der Aratea vollkommen aus und bezog sich stattdessen auf die Bilder al-Sufis sowie die damit verbundenen neuen Namen. Die weitgehende Nacktheit der Figuren lässt ohnehin an die Benutzung eines Globus als Vorlage denken. Der oben zitierte Hinweis auf einen Himmelsglobus Alfonso el Sabios im Paris des 14. Jahrhunderts ist hier von besonderem Interesse. So zeigt auch der einzig erhaltene, mittelalterliche Himmelsglobus im St. Nikolaus-Hospital zu Kues eine durchaus verwandte Bildfolge, allerdings sind hier auch wieder charakteristische Elemente der älteren Aratea-Überlieferung eingearbeitet worden (KatNr. 144). Da der Zyklus fast ausschließlich gemeinsam mit den Alfonsinischen Sterntafeln vorkommt, ist eine Entstehung im Umfeld der Pariser Universität zu vermuten, in dem ja auch zu Anfang des 14. Jahrhunderts jene Sterntafeln redigiert wurden. Ohne Frage handelt es sich dabei um eine konsequente Modernisierung, die sich an den systematischen Sterntafeln orientiert, die im Anschluss an die Rezeption von al-Sufi und unter Auswertung der Almagest-Übersetzung des Gerhard von Cremona im 13. Jahrhundert Verbreitung fanden. Dadurch wurde die Astronomie auf eine neue Grundlage gestellt, da die Sternkataloge jetzt mathematisch definierte Positionsangaben enthielten. Dies erleichterte sowohl die Himmelsbeobachtungen wie auch jede Form von kalendarischen oder astrologischen Berechnungen. Auf Bilder wollte man aber dennoch nicht ganz verzichten und konzipierte deshalb eine neuartige Bildfolge, die von allen zusätzlichen Elementen gereinigt ist und ohne mythographische Erklärungen auskommen sollte. Die Darstellungen erhielten einen rein beschreibenden, ausschließlich abbildenden Charakter, der ja auch die neuen Bezeichnungen der Konstellationen kennzeichnet. Die Nacktheit der Figuren fügt sich hervorragend in dieses Konzept ein, denn die Darstellungen sind dadurch von einer Fülle von Details entlastet und die Gestalten zugleich als Wesen einer anderen Welt gekennzeichnet. Wahrscheinlich stand die Kenntnis von Himmelsgloben dabei Pate, und zudem hat man vermutlich derartige Bilder als genauer und wissenschaftlicher empfunden. Dieser moderne Zyklus ist also offenbar nach den Vorgaben einer neuen Astronomie, gewissermaßen ad hoc und in einem Zuge entworfen worden. Auf lange Sicht konnte er sich allerdings nicht durchsetzen. Schon im 14. Jahrhundert gab es entgegengesetzte Bestrebungen, welche den antiken Mythos erneut zu einem Referenzpunkt machten.20 Der Zyklus der Alfonsinischen Sterntafeln findet sich zu Beginn des 15. Jahrhunderts ein weiteres Mal, diesmal im Umfeld der Paduaner Universität im Kreis des Prodoscimo de Beldo-
20 S. Kap. VI und VII.
2. Die Alfonsinischen Tafeln und eine neue Bilderreihe aus Paris
mandi (um 1380–1428) (Oxford, Ms. Can. misc. 554, Kat.-Nr. 49). Prodoscimo war Mathematiker und Astrologe, ist aber auch als Musiktheoretiker hervorgetreten. Ab 1424 lehrte er Astrologie an der Universität in Padua.21 Ein Vertrauter oder Verwandter, ein gewisser Candus, Doktor der Medizin, schrieb 1435 unter anderem die angeblich von Prodoscimo überarbeiteten Fixsterntabellen der Alfonsinischen Tafeln ab. Er stellt diesen aber einen Bildblock mit den Darstellungen der Sternbilder voran, die sehr sorgfältig gezeichnet und farbig laviert sind. Auf jegliche Form der Beschriftung verzichtet er ebenso wie auf die Eintragung der Sternpositionen. Darüber hinaus verändert er in eigenwilliger Weise die Reihenfolge und fügt zudem noch als Varianten Sternbilder aus der Tradition des Michael Scotus hinzu, die er aber nicht eigens kennzeichnet, sondern in seinen Zyklus einsortiert. Darauf folgen die zwölf Tierkreiszeichen. Den Abschluss bilden Darstellungen der sieben Planeten mit den ihnen zugeordneten Lebensaltern, die sehr genau jene Fresken kopieren, die Guariento in den 60er Jahren des 14. Jahrhunderts im Hauptchor der Kirche der Augustiner-Eremiten in Padua angebracht hat.22 Der Vertraute von Prodoscimo de Beldomandi stellt hier also Bilder zusammen, die jene Himmelswesen zeigen, welche für die Astrologie relevant sind. Er suchte seine Vorlagen aus verschiedenen Quellen zusammen, und sein Interesse hat sich offenbar vor allem auf die äußere Erscheinung gerichtet, denn er ließ alle anderen Bezüge fort. Es ging ihm um eine anschauliche Vorstellung dieser Himmelswesen, die er sich wohl eher als Dämonen dachte. Bei den Sternbildern greift er nun erstaunlicherweise gerade auf jene Überlieferungen zurück, die in Padua nicht so verbreitet waren. Denn die Bilderreihe der Alfonsinischen Sterntafeln ist, soweit die wenigen Indizien eine Aussage zulassen, vor allem im Umfeld der Pariser Universität anzutreffen. Weiterhin konsultiert er einen Zweig der Scotus-Überlieferung, der nur im nordalpinen Bereich nachzuweisen ist und sich von den im Paduaner Raum seit dem 14. Jahrhundert tradierten Bildern erheblich unterscheidet. Ähnlich wie bei den Sternatlanten des Sufi latinus, die in den Jahren um 1400 in Oberitalien ein erneutes Interesse auf sich ziehen (Prag, Cod. Strahoviensis DA II 13, Kat.-Nr. 36; Berlin, Ms. 78 D 12, Kat.-Nr. 37), scheint auch hier ein gewisses exotisches Element einen besonderen Reiz ausgeübt zu haben. Ebenso sind der hohe künstlerische Aufwand und die Beauftragung professioneller Maler bei der Illustrierung der Sterntafeln eine seltene Ausnahme. Dies verbindet jene Paduaner Handschrift gleichfalls mit den genannten Sternatlanten, die im Umfeld des Mailänder Hofes entstanden. Die Präsenz dieser Bilderreihe in Padua hat dann im Verlauf des 15. Jahrhunderts zu einer eigenen Rezeption in Oberitalien geführt, die sichtlich im Zusammenhang astrologischen Interessen steht (Bergamo, Cod. MA 388, Kat.-Nr. 51; Rom, Ms. Vat. lat. 3099, Kat.-Nr. 52). Um 1460 hat man nach einer entsprechenden Vorlage auch die Ausmalung eines repräsentativen Saales in einem Fürstensitz ausgeführt. Pier Maria Rossi, Graf von Berceto und Marchese von San Secondo (1413–1482) ließ ab etwa 1450 für seine Geliebte Bianca Pellegrini das Schloss Roccabianca errichten. Ein quadratischer Saal von 7,60 m Seitenlänge im südwestlichen Turm wurde mit monochromen Fresken ausgestattet, die an den Wänden nach einer Novelle aus dem
21 Grundlegend Favaro 1879, Favaro 1885, vgl. auch Sartori/Vasoli 1970 und Leuchtmann 1999 sowie Shank 2008, S. 6ff. 22 Die Fresken zeigen eine reduzierte, weitgehend monochrome Farbigkeit und befinden sich in der Sockelzone des Hauptchores der Chiesa degli Eremitani. Sie reagieren ihrerseits auf die Ausmalung des Palazzo della Ragione durch Giotto am Anfang des 14. Jahrhunderts. Siehe Blume 2000, S. 95ff.
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V. Die Astronomie der Sterntafeln oder die Unverzichtbarkeit der Bilder
Decamerone des Giovanni Boccaccio die Geschichte von Griselda erzählen.23 Offensichtlich wird hier ein Bezug zu der realen Liebesbeziehung des Auftraggebers hergestellt. Das Gewölbe dieses Saales wird durch die diagonal verlaufenden Rippen in zwölf Kompartimente sowie zwölf Stichkappen unterteilt. In diesen Feldern hat man 43 Konstellationen eher dekorativ als systematisch verteilt. Die Ikonographie folgt exakt der Bilderreihe der Alfonsinischen Sterntafeln, und auch die Namensinschriften sind von dort entnommen. Doch hat der Maler im Unterschied zu seiner Vorlage konsequent alle Figuren nackt dargestellt, auch die Jungfrau, den Wassermann und den Schlangenträger. Die Planeten, die jeweils neben den Tierkreiszeichen zu sehen sind, in denen sie ihre Häuser und in denen sie ihre Exaltatio oder Erhöhung haben, treten von daher mehrfach auf. Auch sie sind entgegen allen ikonographischen Konventionen vollkommen nackt.24 Offenbar sollte das Prinzip der nackten Himmelswesen hier konsequent durchgehalten werden. Dies mag auch der Grund für die Wahl der Vorlage gewesen sein. Da die Zwillinge in völlig unüblicher Weise als heterosexuelles Liebespaar in engster Umarmung vorgeführt werden, mag dies für den Marchese Pier Maria Rossi und seine Partnerin Bianca durchaus auch erotische Konnotationen gehabt haben. Spätere Restauratoren haben dann auch die sexuelle Ausstrahlung des Fuhrmanns, der hier wieder unter dem Namen »Coralium« geführt wird, dadurch entschärft, dass sie in anatomisch widersinnigerweise den Unterleib drehten, so dass nur sein Gesäß zu sehen ist und der Griff an das eigene Geschlecht ins Leere geht. Zwei Zodiakalzeichen, welche für das Geburtshoroskop der beiden Liebenden eine zentrale Bedeutung haben müssen, sind subtil durch die Hinzufügung der persönlichen Imprese eines gekrönten Herzens hervorgehoben, die zudem von einem Stern hinterfangen ist. So ist diese monumentale Wiedergabe der Konstellationen sichtlich mit persönlichen Anspielungen durchsetzt. Eine Darstellung des Sternenhimmels etwa im Sinn einer Planisphäre oder gar als naturalistisches Abbild wie in der Grabkapelle der Medici oder später auch in der Bibliothek von Salamanca war hier gerade nicht intendiert.25 Neben den allgemeinen astrologischen Grundprinzipien geht es vor allem um eine Zurschaustellung der Himmelswesen, die natürlich der Liebesbeziehung förderlich sein sollen, und die man in singulärer Weise als eine Art Nudistenversammlung vorführte. Vielleicht imaginierte man ja auch so etwas wie eine erotische Komplizenschaft. Die nackte Virgo ist im Rahmen der Bildtradition eigentlich eine contradictio in adiecto und so wirkt sie trotz der zum Gebet zusammengelegten Hände und der Engelsf lügel
23 Dies ist die zehnte Geschichte des zehnten Tages und damit die letzte Novelle des Decameron. Die Fresken wurden 1896/97 auf Leinwand übertragen und befinden sich heute im Castello Sforzesco in Mailand. Ursprünglich schmückten sie einen Raum im ersten Stock des Südwest-Turmes von Roccabianca bei Parma, der die Maße 7,60 m × 7,60 m und eine Höhe von 8,50 m aufweist. Sie lassen sich zwischen 1458 und 1464 datieren. Grundlegend Lippincott 1985; zum Griselda-Zyklus vgl. auch Simicik 1983, die aber im Gewölbe fälschlich von der Wiedergabe eines Horoskopes ausgeht; zum Auftraggeber vgl. auch Roettgen 1996, S. 358ff. 24 Möglicherweise spielt hier auch die Kenntnis der verbreiteten Baseler Holzschnitte zu den Planetenkindern eine Rolle, dazu Blume 2000, S. 158ff.; zur Ikonographie der Planeten und der astrologischen Ausmalungen Blume 2000, passim. 25 Zum Kuppelfresko in der Grabkapelle der Medici, der alten Sakristei von San Lorenzo in Florenz, s. Kap. V, 4 sowie Blume 2000, S. 126ff. Zu den Fresken von Salamanca, die spätestens 1493 vollendet waren, Noehles-Doerk 1992.
3. Deutsche Hyginus-Derivate
auch eher wie ein verführerischer, weiblicher Amor. Auch die benachbarte Venus besitzt Flügel und hält den Bogen des Liebesgottes. Ebenso vielsagend ist das eng umschlungene Paar der Zwillinge, das unverhohlen die sexuelle Vereinigung thematisiert. Wir haben es in Roccabianca mit einer sehr persönlich geprägten, geradezu eigensinnigen Verwendung jener Bilderreihe zu tun, die einst als wissenschaftliche Illustration im Umfeld der Pariser Universität entstand. Daran wird aber zugleich auf eindrückliche Weise deutlich, dass die Sternbilder nach wie vor als Projektionsf läche der Phantasie wirken, obwohl oder vielmehr weil ein grundlegendes astronomisches und astrologisches Wissen bei dem höfischen Publikum dieser Ausmalung vorauszusetzen ist. Der besondere Reiz dürfte gerade in diesem doppelten Spiel, in dem Spannungsreichen Oszillieren zwischen erotischer Anzüglichkeit und wissenschaftlicher Gelehrsamkeit gelegen haben.
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3. Deutsche Hyginus-Derivate Im 13. Jahrhundert hat man eine weitere, neue Himmelsbeschreibung zusammengestellt, die auf den Gebrauch des Astrolabiums abgestimmt war und ausschließlich im deutschen Sprachraum Verbreitung fand. Sie ist vor allem in astrologisch ausgerichteten Handschriften anzutreffen. Man erstellte eine verkürzte Fassung des dritten Buches von Hyginus mit den Informationen zur Lage der Sternbilder und den Positionen der Einzelsterne und ergänzte die aus dem Arabischen übernommenen Namen wichtiger Astrolabsterne. Tabellen mit einer Liste der Astrolab sterne kamen dann jeweils noch hinzu. Neben den Textabschnitten stehen Bilder der Konstellationen, in welche die Sternpositionen auffällig und sorgsam eingetragen sind. So können diese Darstellungen Informationen zur Lage sowie zum Kontext der Astrolabsterne vermitteln, und das dürfte wohl auch die Hauptintention gewesen sein. Die Bilderreihe selbst ist im Wesentlichen von den Hyginus-Illustrationen des 12. Jahrhunderts abgeleitet, aber im Aussehen der Figuren konsequent modernisiert. Die Reihenfolge ist leicht verändert; so beginnt die Folge eigentümlicher Weise mit Bootes, und am Ende steht das Schiff Argo unmittelbar über dem großen Südfisch. Da dieser Fisch in den Handschriften auch fälschlich als Cetus bezeichnet ist, liegt hier wohl eine Anregung aus dem Bereich der Bestiarien vor, in denen Cetus, der Walfisch, immer als ein übergroßer Fisch wiedergegeben wird, auf dem ein Schiff vor Anker gegangen ist, da die Seefahrer den Rücken des Tieres für eine Insel hielten. Zwei Handschriften des frühen 14. Jahrhundert sind die ältesten Belege (Berlin, Ms. lat. oct. 44, Kat.-Nr. 53; Lyon, Ms. 45, Kat.-Nr. 54). Die Zeichnungen zeigen im Bereich der Kleidung und der Realien aber eine ganze Reihe von Elementen, die auf das 13. Jahrhundert verweisen. Insofern ist davon auszugehen, dass hier eine deutlich ältere Vorlage kopiert wird. Diese Bilderreihe muss ursprünglich eine größere Verbreitung gehabt haben, als die erhaltene Zahl der Handschriften zunächst vermuten lässt, doch war sie wohl ausschließlich auf den deutschen Sprachraum begrenzt. Im 15. Jahrhundert wird dieser Zyklus ohne den zugehörigen Text mehrfach in zumeist astrologisch ausgerichteten Sammelhandschriften kopiert. Durchweg handelt es sich dabei um laienhafte Zeichnungen, welche die Nutzer der Codices selbst angefertigt haben (Rom, Ms. Vat. Pal. lat. 1389, Kat.-Nr. 55; München, cgm 595, Kat.-Nr. 57; Rom, Ms. Vat. Pal. lat. 1369, Kat.Nr. 58; München, clm 59, Kat.-Nr. 59). Dies belegt eindrücklich, dass außerhalb der univer-
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V. Die Astronomie der Sterntafeln oder die Unverzichtbarkeit der Bilder
sitären Milieus nach wie vor ein großes Bedürfnis nach konkreter Anschaung bestand, und man sich mit den Listen der Astrolabsterne oder der Sterntafeln nicht begnügen wollte. In eine ähnliche Richtung deutet auch eine überaus prunkvoll ausgestattete Handschrift, die zwischen 1420 und 1430 am Oberrhein entstand (Lyon, Ms. 172, Kat.-Nr. 56). Sie enthält einige Grundlagentexte zur Himmelskunde und auch einen deutschsprachigen, sogenannten Volkskalender. Die aus Hyginus exzerpierte Himmelsbeschreibung fügt sich in diesen Kontext gut ein. Bei den zugehörigen Bildern handelt es sich um farbenprächtige Miniaturen. Die höfischen Personen wie Cepheus, Perseus, Cassiopeia oder Andromeda sind in luxuriöse Gewänder nach der neuesten Mode gekleidet. Orion trägt eine aktuelle Rüstung. Auch die Lyra hat sich in eine moderne Drehleier verwandelt. All dies verweist auf einen adligen Kontext, und es ist gut vorstellbar, dass der Codex für die Ausbildung eines Prinzen zusammengestellt wurde. Die Überlieferungslage dieser Hyginus-Derivate gleicht derjenigen bei den illustrierten Sterntafeln. Auch hier gehen die Fassungen wahrscheinlich auf das 13. Jahrhundert zurück und sind nur durch wenige Handschriften des 14. Jahrhunderts dokumentiert. Im 15. Jahrhundert werden die Bilder noch weiter tradiert und tauchen auch im Umfeld interessierter Laien auf.
4. Fixsterntabellen und die Anfänge einer Kartographie des Sternenhimmels
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Auch aus dem deutschen Sprachraum gibt es einige Handschriften, in denen die Fixsterntabellen von Zeichnungen der Sternbilder begleitet werden. Doch weisen diese Sterntafeln sämtlich die Längenwerte des Ptolemaios auf und unterscheiden sich schon dadurch von der Redaktion der Alfonsinischen Tafeln. Auch die Bildzyklen weisen völlig andere Merkmale auf. So sind hier kaum unbekleidete Figuren anzutreffen. Deutlich ist vielmehr das Bemühen um eine Verbindung der älteren Überlieferung aus der Aratea, namentlich De signis coeli, mit den Bildern des Sufi latinus. Charakteristisch ist auch die Aufzählung der unterschiedlichen Namen eines Sternbildes. In einer Handschrift werden auch explizit auf Grundlage von Hyginus die antiken, mythischen Personen benannt (Brüssel, Ms. 10117-26, Kat.-Nr. 63). Dies deutet darauf hin, dass die Koordination der unterschiedlichen Texte und der divergierenden Bezeichnungen zunehmend Schwierigkeiten bereitete, und man hier Abhilfe schaffen wollte. Die Zeichnungen haben generell einen sehr einfachen Charakter und stehen neben den einschlägigen Tabellen. Das älteste Beispiel stammt bereits aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts (Rom, Ms. Vat. Pal. lat. 1377, Kat.-Nr. 61). Eine Heidelberger Handschrift, die um 1426 von Konrad Dyffenbach im Umfeld der Heidelberger Universität geschrieben wurde, enthält dann zusätzlich noch Himmelskarten (Rom, Ms. Vat. Pal. lat. 1368, Kat.-Nr. 62). Hier wird der Versuch gemacht, die Sternpositionen aus den Tabellen in eine exakte Kartographie zu übertragen. Die Sternbilder selbst sind dabei jedoch nur in höchst einfachen Umrisslinien angelegt. Ganz offensichtlich war der Zeichner mit dieser selbständigen Übertragung überfordert.26 Trotz des stark astrologisch ausgerichteten Inhaltes ist hier ein neuartiges Bemühen um eine exakte
26 Siehe Kat.-Nr. 62 sowie Dekker 2013, S. 358ff.
4. Fixsterntabellen und die Anfänge einer Kartographie des Sternenhimmels
Kartographie des Himmels festzustellen, das in die Zukunft weist, auch wenn dieser Versuch noch nicht wirklich gelungen ist. In Wien ist man wenige Jahre später damit ungleich erfolgreicher. Im Umfeld der dortigen Universität wurden zu Beginn des 15. Jahrhunderts intensive astronomische Studien betreiben. Die herausragenden Figuren sind Johannes von Gmunden (um 1384–1442), der Astronomie und Mathematik lehrte, sowie Georg Müstinger (vor 1400–1442), der zugleich Abt des Stiftes Klosterneuburg war.27 1412 sandte er einen der Chorherren nach Padua, um dort für 500 Gulden Bücher zu erwerben.28 Dies wirft ein Schlaglicht auf die weitgespannten Vernetzungen und den hohen Anspruch der wissenschaftlichen Tätigkeit im Stift. Aus diesem Umfeld gibt es zwei Handschriften, die sich um eine systematische Verknüpfung der Traditionen von Michael Scotus und des Sufi latinus bemühen und die beide wohl auf ein gemeinsames Vorbild zurückgehen (Wien, Cod. 5318, Kat.-Nr. 41; Catania, Ms. Arm. 3 U. 87, Kat.-Nr. 40). Von überragender Qualität ist jedoch ein Codex, der vor allem Traktate zu astronomischen Instrumenten und zur Globusherstellung versammelt und um 1435 in Klosterneuburg oder Wien von einem gewissen Reinardus Gensfelder geschrieben wurde (Wien, Cod. 5415, Kat.-Nr. 64). Die Fixsterntabellen weisen hier eine völlig andere Disposition der Seiten auf und fügen große, künstlerisch anspruchsvolle Zeichnungen gleichberechtigt zwischen die Tabellen ein. Dieser Bildzyklus stellt eine sehr souveräne Synthese verschiedenster Merkmale dar und vereinigt Elemente des Sufi latinus, des Michael Scotus, der Aratea des Germanicus sowie der deutschen Hyginus-Derivate. Die ausgeführten Federzeichnungen weichen von den mit Metallstift gegriffelten Unterzeichnungen zum Teil erheblich ab. Dies mag zum einen auf einen aktiven Entwurfsprozess hinweisen, geht aber wohl auch auf die Mitwirkung eines ausgesprochen kompetenten Zeichners zurück. Es werden auch keine Sternpositionen eingetragen, denn dafür hatte man schließlich die Tabellen. Die Darstellungen sind offenbar bestrebt, eine anschauliche Vorstellung von der konkreten Gestalt der Sternbilder zu vermitteln, die sich hinter der jeweiligen Konstellation der Lichtpunkte verbergen. Deshalb hat man die Vorlagen offensichtlich auch nach astronomischen Kriterien ausgewählt. So griff man beispielsweise beim Fuhrmann auf die frühmittelalterliche Ikonographie von De signis coeli zurück, weil dort mit dem kleinen Ziegenbock auf der Schulter der hellste Stern dieser Konstellation (α-Auriga / Capella) zur Darstellung kommt. Ganz offensichtlich dienen die Bilder nicht allein der dekorativen Gliederung der Tabellen, sondern wollen vor allem eine möglichst genaue Anschauung von jenen Himmelsgestalten vermitteln. Darüber hinaus sind der Abhandlung zur Herstellung eines Himmelsglobus zwei Karten beigefügt, die sehr genaue Wiedergaben der nördlichen und südlichen Hemisphäre zeigen und im Grunde am Beginn der neuzeitlichen Himmelskartographie stehen.29 Die Zeichnungen der Sternbilder sind in diesen Karten sehr sorgfältig ausgeführt, doch stammen sie von einer anderen Hand. Auch in der Ikonographie gibt es einige Unterschiede; viele Bezüge ergeben sich zu den Zyklen der Alfonsinischen Sterntafeln. Interessanterweise sind die Figuren hier konsequent in Rückenansicht wiedergeben, so wie es bei Ptolemaios für einen Globus gefordert wird. Bei den Sterntafeln finden sich jedoch nur Vorderansichten, so dass hier eine bewusste Planung 27 Durand 1952, Dekker 2013, S. 367ff., North 1976, Bd. 2, S. 130–248, Simek 2006, Grössing 1997. 28 Durand 1952, S. 58. 29 Hierzu jetzt Dekker 2013, S. 357ff.
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V. Die Astronomie der Sterntafeln oder die Unverzichtbarkeit der Bilder
vorausgesetzt werden kann. Doch gibt es davon zwei Ausnahmen, die Zwillinge und den Zentauren. Beide Darstellungen bei den Sterntafeln zeigen nur spiegelverkehrte Rückenfiguren. Dies weist darauf hin, dass der Zeichner oder Entwerfer dieser Bildfolge wohl auch mit einem Globus als Vorlage gearbeitet hat. Die Rückenansichten auf der Himmelskarte sind aber wohl zum großen Teil aus diesem Anlass entworfen worden. Die Karte in dieser Wiener-Kosterneuburger Handschrift liefert die bis dahin mit Abstand genaueste Wiedergabe des Sternenhimmels. So bildet sie dann auch noch eine der wichtigsten Vorlagen für die berühmte Himmelskarte von Johannes Stabius, Conrad Heinfogel und Albrecht Dürer, die 1515 im Druck erschien.30 Diese Forschungen von Johannes von Gmunden und Georg Müstinger haben eine erstaunliche Parallele im Florenz Cosimos de’ Medici. Nahezu exakt zur gleichen Zeit, zwischen 1434 und 1440 malte man in die Kuppel über dem Altarraum der alten Sakristei von San Lorenzo, der Grabkapelle der Medici, ein naturalistischen Abbild des Sternhimmels (Kat.-Nr. 145). Goldene Punkte vor dem dunkelblauen Nachthimmel geben mit großer Präzision die Lage sowie die Größe der Sterne wieder. Auch die Fundamentalkreise und insbesondere die Ekliptik mit einer detaillierten Gradeinteilung sind auf diese Weise dargestellt. Die Sternbilder selbst sind in einer in Blautönen gehalten Chiaroscuro-Malerei wiedergegeben. So ergibt sich ein höchst suggestives, geradezu illusionistisches Bild des Nachthimmels, das gegenüber einer Karte noch den Vorteil hat, auch die Wölbung des Himmels zu imitieren. Auf der Ekliptik sind die Positionen der Planeten eingetragen, so dass dieses Fresko zugleich auch als Horoskop zu lesen ist. Gezeigt wird die Stellung der Sterne über Florenz am 4.7.1442 um 10.30 MEZ. Diese in mehrerer Hinsicht außergewöhnliche Konstellation lässt sich mit Hilfe der gängigen astrologischen Lehren auf Florenz und zudem auf Cosimo de’ Medici beziehen. Das Horoskop enthält die Vorhersage einer besonderen Blütezeit für Florenz unter einem starken und guten Herrscher.31 Verantwortlich für die wissenschaftliche Genauigkeit dieser Malereien war mit großer Wahrscheinlichkeit Paolo del Pozzo Toscanelli (1387–1482), der aufgrund seiner mathematischen und astronomischen Kompetenz von den Zeitgenossen hoch gerühmt wurde. Zwar sind von ihm keine eigenen Schriften überliefert, aber Aufzeichnungen, die er in den Jahren 1433–1472 von Kometen gemacht hat, deren Bahnen er in sehr exakte Sternkarten eintrug.32 Hier ist aber vor allem die Gestalt der Sternbilder in diesem ungewöhnlichen Kuppelfresko von Interesse, und da sind höchst bemerkenswerte Parallelen zu jener beachtlichen Wien-Klosterneuburger Handschrift zu konstatieren (Wien, Cod. 5415, Kat.-Nr. 64). Auch die Sternbilder Toscanellis sind eine eigenständige Synthese unterschiedlicher Traditionen. Ausgangspunkt ist offensichtlich der Zyklus der Alfonsinischen Sterntafeln, doch daneben finden sich auch Elemente des Sufi latinus sowie des frühmittelalterlichen Sternkataloges De signis coeli. Allerdings sind hier im Unterschied zu den Wiener Zeichnungen und den Alfonsinischen Sterntafeln alle Figuren bekleidet. Jene eigentümliche Bevorzugung nackter Gestalten wird hier gewissermaßen zurückgenommen. Abgesehen von dieser Differenz gibt es aber eine Reihe signifikanter Übereinstimmungen, insbesondere auch mit der Himmelskarte, so dass davon auszugehen ist,
30 Dekker 2013, S. 381ff., 416ff; Warner 1979, S. 71ff.; Voss 1943. 31 Dazu ausführlich Blume 2000, S. 126ff. und Blume 2006. 32 Zu Toscanelli Garin 1957 sowie Shank 2008, S.13f.; zu den Aufzeichnungen der Kometenbahnen Celoria 1921 und Hoffmann 1992.
4. Fixsterntabellen und die Anfänge einer Kartographie des Sternenhimmels
dass man in Wien und Florenz auf ein verwandtes Vorlagenmaterial zurückgegriffen hat.33 Aber natürlich sind in dem Kuppelfresko logischerweise alle Konstellationen in der Himmelsansicht zu sehen und nicht in der Globusansicht wie auf der Klosterneuburger Karte. Ein möglicher Kontaktpunkt könnte in Padua gelegen haben, wo Toscanelli gemeinsam mit Nikolaus Cusanus studiert hat, mit dem er Zeit seines Lebens befreundet blieb. Weiterhin hat sich zudem ein schmales Heft aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts erhalten, das wohl in Florenz entstand und ausgesprochen qualitätvolle Zeichnungen verschiedener Sternbilder aufweist, die den Gestalten in der Medici-Kapelle in vielen Punkten entsprechen (Florenz, Conv. Sopr. Cod. A.6.1147, Kat.-Nr. 65).34 Diese Figuren sind konsequent in der Globusansicht gehalten und besitzen sehr sorgfältig eingetragene Sternpositionen, denen häufig auch die Namen der Einzelsterne beigefügt wurden. Bis auf Bootes, den Schlangenträger und den Kentauren sind hier ebenfalls alle Figuren bekleidet. Neben Orion und Perseus treten zudem Herkules und der Fuhrmann in zeitgenössischen Rüstungen auf. Vieles in der Verteilung und Stellung der Figuren auf den Blättern erinnert an einen Himmelsglobus, der sehr wahrscheinlich als Vorlage gedient hat. So werden benachbarte Konstellationen angedeutet oder in korrekter Position auf den gleichen Seiten platziert. Auf der Doppelseite mit Bootes und Herkules (Fol. 6v–7r) wird beispielsweise der Fuß des Herkules oberhalb der Keule des Bootes wiederholt, und der linke Fuß des Herkukes steht auf dem Kopf des Drachens. In Anbetracht der zahlreichen Details, welche die Figuren aufweisen, muss der benutzte Globus ein beachtliches Format besessen haben. Eine Sternbilderfolge, die im Sinne einer modernen Synthese Elemente der alfonsinischen Tafeln und des Sufi latinus mit Merkmalen des Michael Scotus und der Aratea verbindet, ist damit im zweiten Viertel des 15. Jahrhunderts sowohl in Wien und Klosterneuburg als auch in Florenz belegt. Trotz geringfüger Abweichungen handelt es sich um die gleiche Typenreihe, die in vier Fassungen zu greifen ist. Jedes Mal ist die konkrete Ausführung aber einem anderen ästhetichen Ideal verpflichtet. Der Zyklus, der in Wien die Sterntafeln begleitet (Wien, Cod. 5415, Kat.-Nr. 64), kleidet seine Figuren nach dezidiert zeitgenössischer Mode und präsentiert manche von ihnen wie Andromeda in körperlich betonter Nacktheit. Auf den Himmelskarten in Wien ist die Mehrzahl der Gestalten unbekleidet, was zusammen mit der konsequent durchgehaltenen Rückenansicht zu einer gewissen Vereinheitlichung führt. Im Kuppelfresko der alten Sakristei von Florenz gibt es hingegen keine nackten Personen, doch eine Reihe von antikisierenden Elementen, etwa bei der Rüstung des Orion, wie sie ähnlich auch sonst in der
33 Gemeinsam sind den Bildentwürfen der Wiener Handschrift (Cod. 5415) und dem Florentiner Fresko folgende Merkmale: Orion ist in Rüstung mit erhobener Keule und in der anderen Hand mit einem erhobenen Gewandteil bzw. Fell zu sehen; der Fuhrmann hat einen Ziegenbock (Capella) auf der Schulter und hält in der herabhängenden Hand die Zügel; Cepheus ist in einer Art Knielauf zu sehen; Perseus besitzt eine fast tänzelnde Haltung, das Schwert über dem Kopf erhoben, das abgeschlagene Haupt hinter dem Rücken; Cassiopeia sieht man seitlich thronend mit einem erhoben Arm, wie in der Himmelskarte der Wiener Handschrift; Andromeda hat die Arme seitlich weggestreckt, davon einen leicht erhoben, die Kette um ihren Körper ist im Fresko nicht erkennbar; die Zwillinge finden sich in enger Umarmung in einer Art Sitzposition, einer von ihnen ist bärtig; der Stier ist als Büste mit verschieden angewinkelten Vorderbeinen wiedergegeben. Bei Toscanelli fehlt zudem der Zeigegestus der Jungfrau auf ihr Gesicht, und er wählt statt des Flusskrebses einen Taschenkrebs. Vgl. Kat.-Nr. 145. 34 Es gibt keinen begleitenden Text zu diesen Zeichnungen und die Tierkreiszeichen fehlen. Unterschiede zu dem Kuppelfresko: Der Fuhrmann ist ungewöhnlicherweise in eine Rüstung gekleidet; das Zepter bei Cepheus fehlt.
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V. Die Astronomie der Sterntafeln oder die Unverzichtbarkeit der Bilder
Florentiner Malerei anzutreffen sind. In den Zeichnungen aus Florenz findet sich wiederum eine Vorliebe für moderne Rüstungen, die sich dann aber mit einer antikischen Idealisierung paart. Alle vier Zyklen weisen ein hohes künstlerisches Niveau auf und stammen von geübten Händen und damit wohl von ausgebildeten Malern. Allesamt gehen sie auf die Aktivitäten namhafter Astronomen zurück, auf Johannes von Gmunden und Georg Müstinger in Wien sowie auf Paolo dal Pozzo Toscanelli in Florenz. Das schmale Heft mit den Florentiner Zeichnungen offenbart zudem, dass wir mit der Existenz von sehr detaillierten Himmelsgloben rechnen müssen. Die Kuppelausmalung der Alten Sakristei von San Lorenzo vermag uns vielleicht sogar eine Vorstellung davon zu vermitteln, wie groß die astronomische Genauigkeit, wie hoch die künstlerische Qualität und wie verblüffend die illusionistische Suggestion dabei sein konnte. Seit dem frühen 15. Jahrhundert besitzen wir eine Reihe von Nachrichten, die auf eine vermehrte Herstellung von Himmelsgloben verweisen. In Paris unterhielt Jean Fusoris (ca. 1365– 1436) eine entsprechende Werkstatt und verfertigte unter anderem Globen für Heinrich V., König von England, und Papst Johannes XIII.35 Auch im Testament des Johannes von Gmunden (ca. 1384–1442) ist ein Globus genannt, der sicherlich den Ausführungen im Wiener Codex entsprach (Wien, Cod. 5415, Kat.-Nr. 64). Erhalten hingegen ist ein Globus, den Hans Dorn (ca. 1440–1493) 1480 in Buda für den polnischen Astronomen und Astrologen Martin Bylica (ca.1433–1493?) schuf und der sich seit langem im Besitz der Universität von Krakau befindet.36 Die Sternpositionen sind hier nach dem Katalog der Wiener Handschrift bestimmt worden, und auch die Ikonographie der Konstellationen folgt im Wesentlichen dieser Vorlage. Daran wird noch einmal deutlich, wie weitreichend und ausdauernd der Einf luss der Bemühungen in Wien und Klosterneuburg gewesen ist. Die Bilder des zweiten, noch aus dem 15. Jahrhundert überlieferten Globus folgen in ihrer Ikonographie allerdings den Holzschnitten des Erhard Ratdolt, die ab 1482 große Verbreitung fanden und die Sternbilderfolge des Michael Scotus zeigen. Diesen Globus konstruierte Johann Stöff ler (1452–1531) im Jahre 1493 für den Konstanzer Bischof Daniel Zehender.37 Die auffällig engen Bezüge zwischen den beiden ambitioniertesten Projekten zur Kartographie des Sternenhimmels, die im 15. Jahrhundert nahezu gleichzeitig in Wien/Klosterneuburg und in Florenz unternommen wurden, zeigen auf eindrückliche Weise, dass es zwischen den einzelnen Wissenschaftszentren einen Austausch gegeben haben muss, der ganz Europa umfasste. Nördlich wie südlich der Alpen arbeitet man im zweiten Viertel des 15. Jahrhunderts offenbar an einer exakten Kartierung der Sternpositionen, welche die Astronomie dann aber noch lange Zeit beschäftigen sollte. Dieses wissenschaftliche Vorhaben führte auch dazu, dass man den Bildern und ihrer ästhetischen Erscheinung wieder eine größere Aufmerksamkeit zuwandte. Während die Illustrationen zu den Sterntafeln häufig von Laienhand stammen und oft nur f lüchtig ausgeführt sind, zog man sowohl in Wien/Klosterneuburg als auch in Florenz professionelle Maler hinzu, da man von den Bildern sehr viel mehr erwartete, als bloß eine
35 Dekker 2013, S. 388. 36 Krakau, Jagellonisches Universitätsmuseum, I.N.: 4039-37/V; Durchmesser 40 cm, Gesamthöhe 132 cm; Dekker 2013, S. 390ff., insbesondere S. 399ff. 37 Stuttgart, Württembergisches Landesmuseum, I.-N.: WLM 2000-120; Durchmesser 49 cm, Gesamthöhe 107 cm; Dekker 2013, S. 401ff., 426ff; Oestmann 1993. Zu den Holzschnitten des Erhard Ratdolt s. Kap. VIII, 2.
4. Fixsterntabellen und die Anfänge einer Kartographie des Sternenhimmels
didaktische Gedächtnisstütze oder eine grobe Skizzierung von Zusammenhängen zu sein.38 Die Kartographie des Sternenhimmels, die ein genaue Wiedergabe des funkelnden Nachthimmels anstrebte, war deshalb auch mit einem erhöhten künstlerischen Anspruch verbunden, da ein befriedigendes Ergebnis nur zu erwarten war, wenn die gezeichneten Abbilder auch die Schönheit des Natureindrucks bzw. des göttlichen Schöpfungswerkes spiegeln konnten. Der Fortschritt der Astronomie geht hier mit einer deutlichen Aufwertung der Bilder einher. Alles in allem erscheint es nur konsequent, dass die unterschiedlichen Versuche, die Sterntafeln mit einer Bilderreihe zu verknüpfen, schließlich in eine Kartographie des Himmels münden. In den Tabellen waren zwar die Positionen der Einzelsterne möglichst genau aufgelistet, eine adäquate Umsetzung dieser Angaben in ein anschauliches Bildmedium aber war nur mit den Mitteln der Kartographie zu erreichen. Die Gestalt der Sternbilder fußt jedoch nach wie vor auf der intensiven Auseinandersetzung und Abgleichung der verschiedenen Traditionen, wie sie im 15. Jahrhundert allenthalben anzutreffen ist. Dies ändert sich auch nicht in den systematisch angelegten Unternehmungen der folgenden Jahrhunderte. So finden sich zahlreiche Elemente der zu den Sterntafeln konzipierten Bilderreihen auch noch in der Uranometria, jenem umfassenden Kartenwerk des Sternenhimmels, das der Augsburger Johannes Bayer 1603 publiziert hat.39
38 Auch der Vertraute von Prodoscimo de Beldomandi betreibt um 1435, also in den gleichen Jahren, einen vergleichbar hohen künstlerischen Aufwand mit den Wiedergaben der Sternbilder; s.o. zu Oxford, Ms. Can. misc. 554, Kat.-Nr. 49. 39 Bayer 1603, Nachdruck 2010; vgl. auch Hamel 2010 sowie Warner 1979, S. 18ff. Zu nennen wären hier die seitlich thronende Cassiopeia mit einem erhobenen Arm, die auf den Sufi latinus zurückgeht; die Ketten, welche Andromeda fesseln; Cepheus im Laufschritt; die tänzelnde Haltung des Perseus; Equus minor als Pferdebüste; das separate Bild des vom Speer des Kentauren durchbohrten Wolfs; die Zwillinge als ein sitzendes und eng umschlungenes Paar; Lyra in Kombination mit einem Vogelkörper als vultur cadens. Bootes hat wie bei Michael Scotus neben seinem Hirtenstab noch eine Sichel erhoben, und neben ihm liegt ein Getreidebündel.
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VI.
Zwischen Himmelskunde und Humanismus – Hyginus-Lektüren im Italien des 14. und 15. Jahrhunderts
1. Coluccio Salutati und ein zeitgemäßer Bildzyklus Die Wiederentdeckung der in antiker Prosa abgefassten Himmelsbeschreibung De Astronomia des Hyginus, die im 13. und in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts kaum abgeschrieben wurde, geht auf den bekannten Humanisten Coluccio Salutati (1331–1406) zurück.1 1374 ist er nach Florenz gekommen und hat dort 1375 das sehr renommierte und gleichfalls lukrative Amt des Kanzlers der Florentiner Republik übernommen. Zu Beginn seiner Florentiner Zeit ließ er eine Abschrift des Hyginus erstellen und veranlasste die Neukonzeption eines ambitionierten Bildzyklus (Rom, Ms. Vat. lat. 3110, Kat.-Nr. 68). Seine Vorlage wies nun aber ausgerechnet das Buch II, welches die Sternsagen schildert, nur in einer stark verkürzten Zusammenfassung auf. Doch haben Salutati gerade diese Abschnitte besonders interessiert, denn er hat die mythischen Namen eigenhändig auf dem Rand herausgeschrieben. Deswegen hat er später den vollständigen Text des Hyginus nachgetragen, ebenso wie die Verse des Germanicus. Da er aber, worauf er in einer einleitenden Bemerkung explizit hinweist, die in Prosa verfassten Scholien fortließ, offenbart sich hier vornehmlich ein literarisches Interesse. Die erste Hyginus-Abschrift zeichnet eine großzügige Anlage der Seiten aus. Zu Buch III, in dem die Lage der Konstellationen und die Positionen der Einzelsterne aufgeführt sind, werden sorgfältig lavierte Zeichnungen der Sternbilder angefertigt, welche die Hand eines erfahrenen Buchmalers erkennen lassen. Bemerkenswert ist hier vor allem, dass eine völlig neue Bilderreihe entworfen wurde, die sich von den älteren Hyginus-Zyklen grundsätzlich unterscheidet. Die Vorlage, welche Salutati zur Verfügung stand, besaß vermutlich wie eigentlich alle HyginusHandschriften nur kleine, sehr schematisch ausgeführte Illustrationen, die seinen Ansprüchen sicherlich in keiner Weise genügen konnten.2 Auch die übrigen damals in Italien verfügbaren Sternbilderdarstellungen dürften, wenn er sie überhaupt gekannt hat, nicht seinen Vorstellungen entsprochen haben. Nachweisen lassen sich heute noch eine italienische Übersetzung des Libro de las estrellas fixas von Alfonso el Sabio, die sich im 15. Jahrhundert in Florenz befunden 1 Zu Coluccio Salutati Ullmann 1963, Witt 1983; Witt 2000, S. 292–337. 2 Zu den Hyginus-Handschriften des 12. Jahrhunderts Blume/Haffner/Metzger, Sternbilder I, 2012, S.119ff. Aus dem 13. oder früheren 14. Jahrhundert ist keine weitere Hyginus-Abschrift erhalten.
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VI. Zwischen Himmelskunde und Humanismus – Hyginus-Lektüren im Italien des 14. und 15. Jahrhunderts
hat (Rom, Ms. Vat. lat. 8174, Kat.-Nr. 44), sowie verschiedene Fassungen des Sufi latinus aus dem Umkreis des Mailänder Hofes.3 Erst im 15. Jahrhundert haben sich dann auch Kopien der Alfonsinischen Sterntafeln erhalten. All diesen Handschriften ist gemein, dass sie den Schwerpunkt auf die astronomischen Fragen legen und alle übrigen Elemente, speziell auch die mythographischen Informationen eliminieren. In Oberitalien war der Liber de signis et imaginibus von Michael Scotus verbreitet, dessen Bilder aber einen ganz anderen Charakter besitzen.4 Doch hat dies astrologisch ausgerichtete Werk, das in einem einfachen Latein verfasst ist, die Aufmerksamkeit des Humanisten sicherlich nicht auf sich gezogen, zumal er die Astrologie ganz grundsätzlich ablehnte.5 Salutati interessierten die antike Prosa des Hyginus und die eleganten Verse des Germancius sowie wohl auch die Verbindung der antiken Mythen mit der kosmischen Realität des Sternenhimmels, die auch bei Nicholas Trevet und Giovanni Boccaccio eine große Rolle spielt.6 So ist es auch verständlich, dass er eine neue Bilderreihe der Konstellationen ausführen ließ, die seinen Vorstellungen besser entsprach. Es verwundert nicht, dass Salutati ein paar Neuerungen einführte, die auf eine genaue Lektüre des Textes zurückgehen. Dazu gehört das Dreieck am Hals des Widders, das eine Formulierung des Hyginus ins Bild umsetzt. Wichtiger aber ist die Figur des Eridanus, den Salutati mit Hörnern darstellen ließ, da dies bei Vergil und Germanicus erwähnt wird.7 Der Maler zeichnete allerdings stattdessen lange, hochstehende Tierohren, die den Löffeln des Hasen gleichen, den er auf der gleichen Seite darzustellen hatte. Der Grund dürfte darin liegen, dass hier die Verwechselung mit einer Teufelsfigur hineinspielt, die ja im zeitgenössischen Bildrepertoire einen prominenten Platz einnahm. Die übergroßen Tierohren charakterisieren sämtliche Teufelsdarstellungen dieser Zeit. Die Eintragung der Sternpositionen folgt ebenfalls genau den Angaben des Textes und gehört zu den markanten Neuerungen dieses Zyklus, die sich bei älteren Hyginus-Illustrationen nicht findet. Dieser erste humanistisch geprägte Zyklus zeigt die Figuren in zeitgenössischen Gewändern, nur die Rüstung des Orion zeigt Elemente eines antikischen Brustpanzers, wie sie auch sonst in der italienischen Malerei des 14. Jahrhunderts vielfach anzutreffen sind. Das Auftreten der antiken, mythologischen Gestalten im Habitus seiner eigenen Zeitgenossen dürfte damalige Betrachter in keiner Weise irritiert haben, da es den allgemeinen Gepf logenheiten entsprach. Kennzeichnend ist in besonderer Weise die Darstellung des Herkules. Salutati hat sich intensiv mit der Gestalt des Herkules beschäftigt und verfasste in den 80er Jahren eine umfangreiche Abhandlung mit dem Titel De sensis allegoricis fabularum Herculis. So mag die Darstellung der Konstellation Herkules zunächst erstaunen, da sie keinerlei antike Elemente aufweist. Zwar bezeichnet ihn Hyginus an der Stelle, an der die Zeichnung steht (III, 5), nur als Engonasin, doch in der Zusammenfassung von Buch II auf fol. 86v wird die Identifikation mit Herkules vollzogen, und zudem hat Salutati hier persönlich die Namen der mythologischen Figuren am Rand herausgeschrieben. Dies belegt, dass ihn die mit den Sternen verbundenen Mythen besonders interes-
3 S.o. Kap. IV und V, 1. 4 S.o. Kap. III. 5 Seine Argumentation in De fato et fortuna von 1389 verrät aber eine soilde Kenntnis sowohl der Astronomie als auch der Astrologie; Trinkaus 1989, insbesondere S. 62ff. 6 S. u. Kap. VII, 2. 7 Siehe Kat.-Nr. 68.
2. Humanisten in Oberitalien
sierten. Der Zeichner zeigt den antiken Heros in einem zeittypischen, knielangen Arbeitsgewand. Herkules wendet sich in einem ausgeprägten Ausfallschritt zurück, um mit einem Stock auf ein unsichtbares Gegenüber einzuschlagen. Über seinem ausgestreckten linken Arm hängt gut sichtbar das Löwenfell. Die wenige Jahrzehnte zuvor entstandene Darstellung des Andrea Pisano auf den Reliefs am Florentiner Campanile bietet hingegen in ihrem antikischen Habitus eine grundsätzlich andere Version.8 Doch wurden die Taten des Herkules etwa zur gleichen Zeit, als die Hyginus-Illustrationen für Coluccio Salutati entstanden, auch in den Figurenschmuck der Porta della Mandorla des Florentiner Domes integriert. Dort findet sich auch die Kopie einer antiken Herkulesfigur, die offenbar damals in Florenz bekannt war und den jugendlichen, nackten Helden zeigt, der im Kontrapost steht und eine Schulter sowie einen Arm mit dem Löwenfell verdeckt.9 Die Bartlosigkeit und der von Fell verborgene Arm kennzeichnen auch die Zeichnung in dem Hyginus-Codex. So entsprach dieses Bild vielleicht durchaus zeitgenössischen Vorstellungen, die man sich von dem antiken Helden machte. Das ausgeprägte Bewegungsmotiv dürfte im Kontext der Sternbilder in jedem Fall als angemessen empfunden worden sein. Der neu entwickelte Hyginus-Zyklus wurde in der Folgezeit häufig aufgegriffen, was auch mit der Prominenz des Auftraggebers zusammenhängen dürfte. Denn Salutati unterhielt weitgespannte Kontakte in ganz Italien, und in den letzten beiden Jahrzehnten seines Lebens war er eine der wichtigsten Schaltstellen humanistischer Interessen.10 Aus der Zeit um 1400 stammt eine wohl gleichfalls in Florenz entstandene Kopie, die im 17. Jahrhundert im Besitz der Familie Strozzi gewesen ist (Florenz, Cod. Magl. XI. 114, Kat.Nr. 69). In dieser Handschrift sind verschiedene astronomische Texte zusammengebunden, und es findet sich neben Hyginus auch eine ptolemäische Sterntafel. Auch wenn nur zehn der Sternbilderdarstellungen ausgeführt wurden, zeugt dieser Codex doch davon, dass diese Bilderreihe in Florenz bekannt war und weitergegeben wurde. Sie wurde offensichtlich auch von Personen genutzt, welche die dezidiert humanistische Ausrichtung nicht teilten und an Grundlagentexten zur Himmelskunde interessiert waren.
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2. Humanisten in Oberitalien Der von Coluccio Salutati in den 70er Jahren des 14. Jahrhunderts neu in Auftrag gegebene Hyginuszyklus, hat in Oberitalien im 15. Jahrhundert eine erstaunlich breite Nachfolge gefunden. So deutlich die Abhängigkeit von dem älteren Entwurf ist, kommen jedoch schon zu Anfang des 15. Jahrhunderts eine Reihe von Veränderungen hinzu. Generell lässt sich ein Bestreben feststellen, die Figuren in ihrem Erscheinungsbild zu modernisieren und der zeitgenössischen Mode anzupassen. In einem kleinformatigen Codex finden sich gleich zwei verwandte, aber nicht identische Zyklen, allerdings bloß ein Fragment des Hyginus-Textes (Rom, Ms. Vat. lat. 3109, Kat.-Nr. 70). Der hintere, aber ältere Zyklus, der noch im ersten Viertel des 15. Jahrhunderts anzusetzen ist, zeigt die aufwendig als farbige Deckfarbenminiaturen ausgeführten 8 Zu den Reliefs von Andrea Pisano Kreytenberg 1984, Poeschke 2000, S. 168ff., Taf. 220. 9 Krautheimer 1956, S. 279ff., Blume 1985, S. 133. 10 Ronald G. Witt schreibt: »…Salutati’s study…had become the nerve center of humanism.«, Witt 2000, S. 323.
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VI. Zwischen Himmelskunde und Humanismus – Hyginus-Lektüren im Italien des 14. und 15. Jahrhunderts
Sternbilder als reine Bildfolge ohne Textbezug. Jedes Sternbild ist auf einer Seite isoliert. Die einem Drachen gleichende Schlange, Bootes mit Schild, die Form der Lyra, die Mitra des Cepheus und die Kombination von Widder und Dreieck sowie von Skorpion und Waage bezeugen die Herkunft von der Florentiner Bilderreihe. Daneben finden sich aber Modernisierungen, die dann auch in den späteren oberitalienischen Hyginus-Illustrationen wiederkehren. So trägt Perseus eine moderne Rüstung, der Fuhrmann tritt in einem Gauklergewand mit langen Zipfeln auf und präsentiert nur die Köpfe der Böckchen auf seiner ausgestreckten Hand. Einige wenige Figuren, wie Herkules und Cepheus stehen auf kleinen Himmelssegmenten. Dies hat dann wohl zu der merkwürdigen, viele oberitalienische Hyginus-Zyklen charakterisierenden, rechteckigen Platte unter dem linken Fuß des Bootes geführt. Die ausgeprägten Flügel am Oberleib der Schlange lassen an das Wappentier der Visconti denken. Auch das prächtig ausgestaltete Zaumzeug des Pegasus hat einen höfischen Charakter. Der zweite, vielleicht zwei Jahrzehnte jüngere Zyklus in der gleichen Handschrift geht offenbar von derselben oder zumindest doch einer sehr ähnlichen Vorlage aus, unterscheidet sich aber in einer Reihe von Merkmalen, in manchen Punkten ist er näher an den Florentiner Zeichnungen. Die Bilder scheinen in dieser Handschrift wichtiger zu sein als der Text. Völlig unabhängig von den Ausführungen des Hyginus und auch ohne jegliche Beschriftung haben sie sich gleichsam verselbständigt. So können sie in den verschiedensten Zusammenhängen Verwendung finden, doch lässt sich in diesem Fall nicht mehr erschließen, welche es waren. Die aufwendigen Deckfarbenmalereien lassen allerdings an einen höfischen Kontext denken. Sehr ähnliche Illustrationen zeigt auch eine etwas jüngere Handschrift (Mailand, Cod. T. 47 sup., Kat.-Nr. 71), die wohl zwischen 1420 und 1430 ebenfalls in Norditalien entstand. Sie enthält neben dem Hyginus mit De sphaera von Johannes de Sacrobosco einen weiteren klassischen Grundlagentext zur Astronomie. Von der Ausstattung her hat sie einen deutlich einfacheren Charakter und dürfte somit als Schulbuch gedient haben. Das Text-Bild-Layout erinnert an das Manuskript des Coluccio Salutati, und auch die Ikonographie der Illustrationen ist von dort abzuleiten. Der Zeichner versucht allerdings wiederum die Figuren durch extravagante Gewänder und Hüte nach dem Geschmack der Internationalen Gotik in die eigene Zeit zu versetzen. Die dezidiert höfische Mode lässt an eine Vorlage denken, die vermutlich aufwendiger gestaltet war und vielleicht im Umfeld des Mailänder Hofes zu suchen wäre. Ein Interesse an astronomischen Bildzyklen ist hier jedenfalls durch exklusive Ausgaben des Sufi latinus belegt.11 Diese hier postulierte Vorlage, welche die Bildredaktion des Coluccio Salutati nach Mailand vermittelte, dürfte dann auch den eigentlichen Ausgangspunkt für die breite Rezeption des Hyginus in Oberitalien gebildet haben. Einige Jahrzehnte später treffen wir in Ferrara auf eine ganz eine ähnliche Situation. Vermutlich aus dem Umfeld des Hofes von Borso d’Este (1450–1471) stammt eine ungewöhnlich sorgsam ausgeführte Handschrift mit einer sehr regelmäßigen Schrift und höchst qualitätsvollen Zeichnungen, die ausschließlich Texte des Hyginus enthält (Oxford, Ms. Can. class. lat. 179, Kat.-Nr. 72). Die ikonographischen Bezüge zur Mailänder Handschrift sind ausgesprochen eng. Die gewissenhaft eingetragenen Sternpositionen lassen vielleicht auf eher astronomische Interessen schließen, zumal auch das zweite, mythographisch ausgerichtete Buch nur in Auszügen
11 S. Kap. IV.
2. Humanisten in Oberitalien
vorhanden ist. Auffällig ist die Darstellung des Eridanus als nackte Frau, wodurch deutlich wird, dass hier zwar nicht auf mythologische Kenntnisse zurückgegriffen wurde; doch mag die Assoziation einer Quellnymphe dahinter stehen. Ähnlich wie bei dem Kentauren, dem Schützen oder dem Schlangenträger findet sich hier eine differenzierte Körpermodellierung, die sichtlich ein Antikenstudium verrät. Eng verwandte Wiedergaben der Konstellationen begegnen uns in einem weiteren Manuskript aus Oberitalien, das vielleicht gleichfalls aus Ferrara stammt (Florenz, Cod. Magl. XI. 141, Kat.-Nr. 76). Sie folgen als eigenständiger Bildblock ohne Bezeichnungen und ohne Angaben der Sternpositionen auf den Text. Ein geübter Zeichner hat auch diese Illustrationen ausgeführt, dabei aber keinen größeren Aufwand betrieben und jegliche Lavierung oder Abschattierung unterlassen. Da der Zyklus vollständig ist, erlauben diese Zeichnungen auch Rückschlüsse auf jene nicht erhaltenen Entwürfe der Oxforder Handschrift. An zwei Stellen wird hier in auffälliger Weise die Kenntnis antiker Vorbilder greif bar. Dies gilt zum einen für den Kentauren, insbesondere für die Modellierung des Oberkörpers, sowie zum anderen für die ungewöhnliche Gewandführung des Herkules. Die übrigen Texte in diesem Codex verweisen auf einen allge meinen Schulkontext, doch lässt die Qualität der Zeichnungen eher an ein gehobenes Umfeld denken. Zwei weitere Manuskripte, die sich nicht genauer lokalisieren lassen, sind mehr oder weniger direkt von dieser wohl Ferraresischen Bilderreihe abgeleitet (Siena, Ms. L. VI. 25, Kat.-Nr. 73; Verona, Cod. CCLXI (233), Kat.-Nr. 74) Die Ausführung ist hier wieder sehr viel einfacher, das Format ist kleiner, und die Zeichnungen stammen von einer wenig geübten Hand. In einem dieser Codices ist ein alter Index erhalten, aus dem hervorgeht, dass es sich einst um eine umfangreiche astronomische Sammelhandschrift gehandelt hat. Die Illustrationen wurden wohl von den Schreibern ausgeführt, die zumindest in dem späteren Fall mit dem Besitzer identisch waren. Aufwendiger gestaltete Manuskripte, die sicherlich teilweise in einem höfischen Umfeld zu verorten sind, wurden offenbar mehrfach von interessierten Nutzern abgeschrieben und kopiert, wobei die Bilder dann auch in neue Zusammenhänge wandern konnten. Für die Gonzaga in Mantua entstand im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts eine kleinformatige Papierhandschrift, die ausschließlich die mittleren Bücher (II, III) des Hyginus enthält (Cambridge, Ms. 260, Kat.-Nr. 75). Sie befand sich wenig später im Besitz von Leonora, der Tochter von Gianfrancesco II. Gonzaga, womit der höfische Kontext in diesem Fall eindeutig zu belegen ist. Den sorgfältig kolorierten Zeichnungen der Konstellationen wird viel Platz eingeräumt, denn jede Darstellung steht allein auf einer Seite. Die Kleidung folgt im Allgemeinen der zeitgenössischen Mode. Auch wenn einige der charakteristischen Merkmale weggefallen sind, gehört diese Bildfolge eindeutig zur Gruppe der oberitalienischen Hyginus-Illustrationen. Der modernisierte Illustrationszyklus zum dritten Buch des Hyginus scheint im 15. Jahrhundert häufig in astronomische Lehrbücher integriert worden zu sein. Die konsequente und zum Teil eigensinnige Modernisierung koppelt ihn aber immer weiter von den antiken Sternsagen ab. Ähnlich wie bei den gleichzeitigen Bildfolgen zu den Sterntafeln hat man es nur mehr mit Figuren ohne Geschichten zu tun. Es sind Gestalten, über die man nichts mehr weiß und deren Aufgabe allein darin besteht, eine mehr oder weniger genaue Vorstellung einer Konstellation zu vermitteln. Während sie in den Sterntafeln vielfach ohne Kleidung auftreten, assimilieren sie sich in den Hyginus-Handschriften an die höfischen Moden der Zeit. In beiden Fällen handelt es sich aber um einen vergleichbaren Ablösungsprozess, der den ursprünglichen Infor-
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mationsgehalt der Bilder reduziert. Von derartigen Darstellungen wird kein literarisches oder mythologisches Hintergrundwissen mehr aufgerufen. Einer Grundausbildung in Astronomie tut dies aber keinen Abbruch. Eine konsequente Antikisierung dieses letztlich auf einen Entwurf im Stil der Internationalen Gotik zurückgehenden Zyklus hat dann im Umfeld des Paduaner Humanismus Furore gemacht. Eine kleinformatige Papierhandschrift, die wiederum nur die mittleren Bücher des Hyginus (II, III) enthält, wurde wohl um 1460 in Padua mit lebendigen, sorgsam schraffierten Zeichnungen ausgestattet, die ein neuartiges Bild der Konstellationen entwerfen (Mailand, Cod. 690, Kat.-Nr. 77). Doch hat der Künstler dabei keinesfalls auf die Darstellungen der Aratea zurückgegriffen, wie sie beispielswiese in dem von Ciriacus d’Ancona entdeckten Codex in Vercelli vorlagen,12 sondern hat seine allgemeinen, an Sarkophagreliefs geschulten Erfahrungen mit antiker Skulptur zur Anwendung gebracht. In diesen Illustrationen begegnet uns eine phantasievoll imaginierte Antike, wie sie für viele Werke aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts charakteristisch ist. Bezeichnend ist beispielsweise die Figur des Bootes mit ornamental gestalteten Schild und dem wehenden Manteltuch. Auch der Schlangenträger hat einen derartigen Mantel bekommen, der sich rund nach hinten bauscht. Dieses Motiv erfreute sich damals großer Beliebtheit. Herkules ist in einem imposanten Ausfallschritt zu sehen und holt mit seiner Keule zum Schlag gegen den Löwen aus, den er an den Hinterbeinen emporgezogen hat. So kommt hier jetzt eine der berühmtesten Taten des Helden zur Darstellung, die aber in der Antike niemals mit diesem Sternbild in Zusammenhang gebracht wurde. Perseus trägt zu seiner antiken Rüstung jetzt auch wieder die für den Mythos so wichtigen Flügelschuhe. Alle Figuren stehen auf einer durch Strichelungen angedeuteten Fläche, die ihnen einen definierten Aktionsraum gibt. Dreimal wird der Zyklus durch dekorative Festons unterbrochen, die ebenfalls eine ganze Seite einnehmen, deren Platzierung aber keine sinnvolle Struktur erkennen lässt. Ein Frontispiz zeigt einen nackten Mann in heftiger Bewegung mit Ausfallschritt und wehendem Manteltuch vor einem brennenden Feuerbecken. Mit einem Fuß balanciert er auf einer kleinen Kugel und versucht sich gleichzeitig eines kleinen Putto zu erwehren. Den Blick aber hat er von dem Geschehen abgewandt und nach oben gerichtet. Hier werden offenbar Motive jener verbreiteten Allegorie der Fortuna-Occasio mit einer Repräsentation von Virtus und Tatkraft verbunden.13 Diese komplexe Darstellung gehört ohne Frage in einen humanistischen, gelehrten Kontext, wie er im Padua dieser Jahre anzutreffen ist. Die Sternpositionen sind in dieser Handschrift aufwendig als goldene Punkte eingetragen, so dass auch etwas von dem Lichtglanz des Nachthimmels aufscheint. Der neue Entwurf wurde offenbar sehr bewundert und hat sich großer Beliebtheit erfreut, denn zahlreiche Darstellungen sind entlang der Konturen genadelt worden, um sie abzupausen. Eine vereinfachte Kopie in kleinerem Maßstab und ohne die Sternpositionen findet sich in einer medizinisch-astrologisch ausgerichteten Sammelhandschrift, die sich in das Umfeld der Paduaner Universität bestens einfügt (Oxford, Ms. Can. misc. 46, Kat.-Nr. 78). Ein durchgängig antikes Erscheinungsbild strebt etwa gleichzeitig und ebenfalls in Padua ein Maler an, der seine Ausbildung im Umkreis von Andrea Mantegna (1431–1506) erhalten hat (Cambrai, Ms. 933, Kat.-Nr. 79). Die Zeichnungen weisen keinerlei Schraffuren auf und haben 12 S. Kap. VII, 4. 13 Zu Fortuna-Occasio s. Helas 1999a sowie Helas 1999b, S. 78ff.; vgl. auch Meyer-Landrut 1997, S. 135ff.
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deshalb eher einen skizzenhaften Charakter. Sie sind aber sehr souverän und mit einem sicheren Strich ausgeführt. Zumeist füllen sie die gesamte Seite, so dass die Darstellungen sehr viel monumentaler wirken als die meisten vergleichbaren Illustrationen. Alle Figuren, außer der Jungfrau und dem Orion in seiner Rüstung, treten jetzt in antikischer Nacktheit auf. Die Anregung dazu scheint von der Kenntnis jener Darstellungen ausgegangen zu sein, welche die Alfonsinischen Sterntafeln begleiten, denn von dort hat der Zeichner einige spezifische Merkmale übernommen. So hat er das Dreieck und den Widder getrennt und die Zwillinge als eng um schlungenes Paar wiedergegeben, das er dann als heterosexuelles Liebespaar interpretiert. Es gibt allerdings auch enge Bezüge zu dem mehr oder weniger gleichzeitigen Zyklus, der in Mailand erhalten ist (Mailand, Cod. 690, Kat.-Nr. 77). Offenbar war das Thema in Paduaner Humanistenkreisen in der Zeit um 1460 sehr aktuell, so dass sich verschiedene Initiatoren um eine Bilderfolge bemühten, welche den Konstellationen ein antikes Aussehen verlieh, das den durch Hyginus überlieferten Mythen entsprach. Künstlerisch noch einmal gesteigert wird dieses Konzept in einem kostbar ausgestatteten Codex, der den kompletten Hyginus und nicht nur, wie viele der anderen oberitalienischen Handschriften, die mittleren Bücher enthält (New York, Ms 28, Kat.-Nr. 80). Er wurde wahrscheinlich zwischen 1470 und 1480 von Francesco Buzzacarini geschrieben, einem Paduaner Adligen und Humanisten, der mit Giovanni Marcanova (ca. 1410–1467) und Bernardo Bembo (1433–1519) befreundet war. Die Illustrationen sind farbig ausgeführt, wobei alle Sternbilder von einer blauen Schattenzone umgeben sind, die in illusionistischer Manier die Erscheinung am Himmel wachruft. Bei den ersten fünf Konstellationen hat man eine von oben nach unten verblassende blaue Grundf läche ausgeführt, die diesen Eindruck noch verstärkt. Die Sternpositionen sind ebenso wie auch viele Details und manche Lichter in Gold ausgeführt, so dass der Lichtglanz der Sterne in den Miniaturen einen Widerhall findet. Dieser kleine Codex ist eine bibliophile Kostbarkeit, und es ist gut möglich, dass Francesco Buzzacarini ihn für seine eigene Bibliothek hat illustrieren lassen. Der antikisierende Hyginus-Zyklus aus Padua (Mailand, Cod. 690, Kat.-Nr. 77) ist hier einer sehr durchdachten Überarbeitung unterzogen worden, die einen kenntnisreichen Planer verrät. Die älteren Bildfolgen der Aratea, etwa zu Germanicus oder zur Recensio interpolata waren ihm offenbar nicht unbekannt, denn er hat die deutlichsten Abweichungen korrigiert. Der kurz zuvor, zwischen 1465 und 1467 in Neapel aufgetauchte, reich illustrierte Germanicus-Codex dürfte hierbei eine Rolle gespielt haben.14 Hydra ist jetzt wieder eine Schlange mit dünnem Leib, vom Schiff ist nur das Heck zu sehen, und der Fuhrmann hat vollständige Ziegenböcke auf dem Arm. Doch hat der Planer auch Einblick in die Illustrationen zu den Alfonsinischen Sterntafeln genommen, da er von dort die Kette in der Hand der Andromeda übernahm, um so der ausladenden Geste ihres linken Armes einen Sinn zu geben. An mehreren Stellen geht die Anschauung antiker Reliefs in die Gestaltung der Sternbilder ein. So ist der Altar als quadratischer Block mit antikem Dekor wiedergegeben. Besonders auffällig ist die Gestaltung des Eridanus; denn den nackten, zuweilen sogar als Frau wiedergegebenen Jüngling verwandelt er in einen bärtigen Tritonen, dessen Mischgestalt recht genau von einem antiken Meerwesensarkophag
14 S. Kap. VII, 5. Die eng verwandte Handschrift in Freiberg (Ms. Cl. XI. 4°. 9, Kat.-Nr. 81) enthält auch den Text des Germanicus, der auf den sizilianischen Fund zurückgeht, allerdings ohne Bilder.
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abgeleitet ist.15 Er hat ein bärtiges, bekränztes Haupt und entspricht damit auch der Vorstellung eines antiken Flussgottes, wie er in der antiken Dichtung geschildert wird. Der ins Profil gedrehte Wassermann, der eine mächtige Urne geschultert hat, aus der sich ein breiter Wasserstrahl ergießt, dürfte ebenfalls Vorlagen in antiken Reliefs haben. Interessant ist die Figur des Herkules, bei deren Gestaltung verschiedene Informationen zusammenkamen. Das astronomisch korrekte Motiv des Kniens war aus den Sterntafeln bekannt, die konkrete Haltung jedoch stammt von antiken Darstellungen des Helden, der die kerynäische Hirschkuh oder auch die Hydra bezwingt.16 Das Löwenfell trägt er wieder über der Schulter, und es bedeckt wie ein Schild den linken Arm. Dies findet sich wiederum in den älteren Illustrationen der Aratea, insbesondere bei der Recensio interpolata oder in De signis coeli. Die Bilder sind hier mit genauer Überlegung entworfen, denn das Aussehen der Sternbilder sollte sowohl astronomisch korrekt sein als auch der antiken Überlieferung entsprechen. Es ist der Versuch einer zumindest in Ansätzen archäologischen Rekonstruktion eines antiken Erscheinungsbildes der Konstellationen. Ein solches Unterfangen fügt sich auf das Beste in das intellektuelle Klima des Paduaner Humanismus ein. Auch diese höchst anspruchsvolle Bilderreihe ist sehr bald kopiert worden (Freiberg, Ms. Cl. XI. 4°. 9, Kat.-Nr. 81). Die Ikonographie der Konstellationen entspricht sich bis ins Detail, doch erfolgt die Ausführung nicht auf dem gleichen Niveau, sondern ist etwas einfacher gehalten. Die blaue Schattenzone findet sich allein in der ersten Miniatur. Einige Sternbilder sind bloß als Vorzeichnung ausgeführt. Der Freiberger Codex belegt jedoch, dass dieser so ref lektiert erarbeitete neue Zyklus nicht auf die Exklusivität einer adligen Bibliothek beschränkt blieb, sondern unter den Humanisten weitergereicht wurde. Die Dichte an anspruchsvollen Hyginus-Illustrationen, die in Padua ab 1460 entstand, ist beachtlich. Die Strahlkraft der Universität mit ihrem Schwerpunkt im Bereich der Medizin sowie der Astronomie und Astrologie macht sich hier ebenso bemerkbar wie die entwickelte Kultur eines sehr gelehrten Humanismus, die das intellektuelle Klima dieser Stadt prägte. In Florenz greift man dagegen im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts wieder auf die von Coluccio Salutati ein Jahrhundert zuvor konzipierte Bilderreihe zu Hyginus zurück, ohne sie wirklich zu erneuern. Vergleichbar ambitionierte Unternehmungen, wie sie aus Padua überliefert sind, haben hier offenbar nicht stattgefunden. Doch lässt sich im Grunde nicht entscheiden, ob dieser Zyklus in der Stadt am Arno kontinuierlich präsent blieb oder erst jetzt im Zusammenhang mit der humanistischen Rückbesinnung auf die Aratea wieder zur Hand genommen wurde. Dies betrifft in jedem Fall auch Gebrauchshandschriften, denn in einen nur fragmentarisch erhaltenen Codex wurde das dritte Buch des Hyginus mit einfachen Zeichnungen von Laienhand versehen, die sich eng an die Entwürfe Salutatis anlehnen, aber die Figuren verschiedentlich vereinfachen (Florenz, Ms. Ashb. 1148, Kat.-Nr. 82). Interessanter jedoch ist eine Handschrift, die in der Florentiner Werkstatt des Buchproduzenten Bartolomeo della Fonte für den Büchersammler Federigo da Montefeltre (1444–1482), den Herzog von Urbino, angefertigt wurde (Rom, Ms. Vat. Urb. lat. 1358, Kat.-Nr. 83). Sie 15 Sehr bekannt war im 15. Jahrhundert beispielsweise jener stark beschädigte Sarkophag, der im 16. Jahrhundert in der Sammlung der Della Valle in Rom nachzuweisen ist; Bober/Rubinstein 1986, S. 131f., Nr. 100. 16 Beispiele dafür, die auch im 15. Jahrhundert schon bekannt waren, bieten ein Sarkophag aus dem Palazzo Torlonia in Rom oder ein Altar in den Vatikanischen Museen; Bober/Rubinstein 1986, S. 170f., Nr. 134 und 135.
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enthält die Verse des Germanicus mit den Scholia Strozziana nach einem kurz zuvor in Sizilien entdeckten Vorbild.17 Daran schließt sich der Text des Hyginus an, den lavierte Federzeichnungen begleiten, die sehr genau der Bilderreihe von Salutati folgen und nur die Kleidung ein wenig modernisieren. Interessanterweise besitzt Eridanus jetzt anstatt der Hasenohren lange gebogene Hörner. Im Unterschied zum Maler des 14. Jahrhunderts hat man die Intention des Coluccio Salutati jetzt verstanden. Doch dürfte diese Präzisierung auf den sizilianischen Germanicus zurückgehen, da alle Kopien den gehörnten Flussgott zeigen. Im Umkreis der gleichen Werkstatt wird dieser Zyklus ein weiteres Mal zusammen mit einer ähnlichen Textzusammenstellung verwendet (Pavia, Ms. Aldini 490, Kat.-Nr. 84). Auch die Medici geben 1482 einen Codex in Auftrag, der jenem für Urbino bestimmten ähnelt (Florenz, Ms. Plut. 89 sup. 43, Kat.Nr. 85). Auch hier folgt Hyginus auf die Aratea des Germanicus. Die Ausführung mit den in leuchtenden Farben gemalten Miniaturen ist deutlich aufwendiger. Erstaunlicherweise folgen aber nur die ersten vier Darstellungen (Bären, Bootes, Krone, Herkules) den Entwürfen Salutatis. Der Rest des Zyklus zeigt Illustrationen, die zahlreiche Elemente der Bilder des Michael Scotus aufweisen. 1482 erschien in Venedig bei Erhard Ratdolt eine illustrierte Hyginus-Ausgabe im Druck.18 Die beigefügten Holzschnitte zeigen jedoch die Sternbilder des Michael Scotus, und es sind genau diese Holzschnitte, welche die Florentiner Buchmaler kopieren. Offensichtlich hat man sofort das Illustrationskonzept geändert, als der neue Hyginus-Druck in Florenz eintraf, denn man hielt die Ratdoltschen Graphiken wohl für authentischer als die eigene Handschriften-Tradition. Die Sternbilderfolge der Hyginus-Ausgaben findet aber auch außerhalb von im eigentlichen Sinne astronomischen Interessen Anwendung. Der Florentiner Humanist Matteo Palmieri (1406– 1475) verfasste gegen Ende seines Lebens zwischen 1455 und 1465 ein umfangreiches Poem mit dem Titel Città di vita, das sich am Vorbild von Dantes Divina Commedia orientiert und gleichfalls eine Jenseitsreise schildert.19 In diesem Zusammenhang kommt natürlich auch der Sternhimmel mit seinen Konstellationen zur Sprache. Leonardo Dati (1408–1472), ein Freund des Autors, schrieb zu den italienischen Versen einen lateinischen Kommentar, in dem er gestützt auf Hyginus zusätzliche Informationen zu den Sternbildern lieferte. Matteo Palmieri ließ 1473 von seinem Werk und dem Kommentar eine prunkvoll ausgestattete Reinschrift erstellen, zu welcher der Maler Francesco Botticini die Miniaturen beisteuerte (Florenz, Cod. Plut. 40.53, Kat.-Nr. 86). Neben einem Frontispiz und ganzseitigen Schaubildern der Jenseitsreiche finden sich hier sorgfältig gestaltete Darstellungen der Konstellationen, die sich an die verbreiteten Hyginus-Illustrationen anlehnen. Doch kannte Palmieri offenbar auch jene Kopie des sizilianischen Germanicus-Fundes, die Agnolo Manetti 1468 aus Neapel geschickt worden war.20 Von dort übernahm er die Himmelskarte, die Hörner des Eridanus und vor allem auch den blauen Himmelsgrund, welcher den natürlichen Ort der Sternbilder zur Anschauung bringt. An zahlreichen Details wird zudem deutlich, wie genau das Aussehen dieser Miniaturen von Matteo Palmieri, der zugleich Autor und Auftraggeber dieser Abschrift war, geplant wurde. Jener Codex war ihm ausgesprochen wichtig und muss für ihn eine große emotionale Bedeutung 17 18 19 20
S. Kap. VII, 5. Hyginus, Poetica astronomica, Venedig, Erhard Ratdolt 1482 (Hain 9062); s. Kap. VIII, 2 und Kat.-Nr. 138. Ferraro 2005, S. 353ff.; Rooke 1927; vgl. auch Valeri 2014. S. Kap. VII, 5.
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gehabt haben; denn er hinterließ die Anordnung, dass dieses Buch während seiner Totenmesse auf der Brust des aufgebahrten Leichnams zu liegen habe und anschließend seiner Zunft, der Arte dei Giudici e Notai zur sorgsamen Verwahrung übergeben wird.21 So ist es nur konsequent, dass die Handschrift am Ende ein gezeichnetes Epitaph mit dem Porträt des Autors enthält (fol. 303r). Einen singulären Fall im Rahmen dieser Überlieferung stellt eine oberitalienische Handschrift des späten 15. Jahrhunderts dar, die systematisch antike astronomische Texte zusammenstellt (Montpellier, Cod. H. 452, Kat.-Nr. 88). Auf die Aratea des Germanicus folgen die Fassung des Cicero sowie De Astronomia von Hyginus. Bei dem Text des Germanicus bezieht sich der Schreiber auf jene nach 1465 in Sizilien aufgefundene Version. Der Text weist großzügige Lücken für Illustrationen auf, die zunächst beim Hyginus mit Zeichnungen gefüllt wurden. Neben Elementen, die den oberitalienischen Hyginus-Zyklen entstammen, finden sich auch Merkmale, welche an die älteren Illustrationsfolgen des 12. Jahrhunderts erinnern. Andere Bilder sind vollkommen neu konzipiert worden, wie die Darstellung des Herkules im Kampf mit dem Drachen der Hesperiden. Rätselhaft ist die Wiedergabe der Andromeda als kauernder Frau unter dem Flügelpferd Pegasus oder Perseus als ein Kind, das mit einem Reifen spielt. Der Fuhrmann in einem Leiterwagen erinnert dann wiederum an die Illustrationen zu Michael Scotus.22 Unter Umständen war die Vorlage des Zeichners unvollständig, oder er hat teilweise auch nach der Erinnerung gearbeitet, so dass er seinen Assoziationen nachgegangen ist. Die Zeichnungen zum Germanicus sind nach dieser Vorlage wenig später entstanden, fügen aber noch weitere ungewöhnliche Bildlösungen hinzu. Der Altar wird mit der Figur eines brennenden Narren illustriert, die Plejaden sind ein Reigen tanzender Mädchen, und Sonne und Mond treten als Himmelsscheiben mit Gesichtern auf. Interessanterweise tauchen genau diese Bilder auch in der Ausgabe der Astronomici veteres auf, die Aldus Manutius 1499 in Venedig herausgegeben hat. Manutius liefert die gleiche Textauswahl wie jene Handschrift aus Montpellier, die er vermutlich als Vorlage nutzte. Für die Illustrationen der Sternbilder verwendet er jedoch die Holzschnitte des Erhard Ratdolt, welche allerdings die Bildfolge des Michael Scotus wiedergeben.23 Die Planisphäre, Bootes in dem vierrädrigen Karren, die tanzenden Plejaden und den brennenden Narren des Altares fügt er aber noch hinzu. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts ist in Italien ein ausgeprägtes Interesse an den antiken Himmelsbeschreibungen zu konstatieren. Häufig sucht man die Verse des Germanicus und den Prosa-Text des Hyginus in einem Band zu vereinen. Auf dieses Bedürfnis reagiert der Verleger Aldus Manutius. Der Umgang mit den Bildern erweist sich aber als schwierig, und er greift auf pragmatische Lösungen zurück. Dennoch ist die Autorität jener ungewöhnlichen Zeichnungen groß genug, so dass er auf die zusätzlichen Darstellungen nicht verzichten möchte. Der dominierende Einf luss der Holzschnitte des Erhart Ratdolt tritt hier aber ebenso wie in der besprochenen Handschrift für die Bibliothek der Medici zu tage (Florenz, Bibl. Laur., Ms. Plut. 89 sup. 43, Kat.-Nr. 85). Eine erneute und intensive Auseinandersetzung mit dem Werk De astronomia des Hyginus begann in Florenz mit den Abschriften und dem neu konzipierten Zyklus des Coluccio Salutati 21 Ferraro 2005, S. 364. 22 S. Kap. III, 6. 23 S. Kap. VIII, 2.
3. Basinio da Parma in Rimini
in den 70er Jahren des 14. Jahrhunderts. Diese Bilderreihe wurde zu Beginn des 15. Jahrhunderts konsequent im Stil der Internationalen Gotik modernisiert. Dies könnte in Mailand im Umfeld des Hofes der Visconti geschehen sein, doch gibt es dafür keine tragfähigen Indizien. In der Folge finden sich jene Darstellungen sowohl in Gebrauchshandschriften wie auch in aufwendiger gestalteten Codices, die höfischen Zentren zuzuordnen sind. Nach der Jahrhundertmitte nehmen die Zeugnisse sichtlich zu. Einen künstlerischen Höhepunkt bilden dabei Zeichnungen, die zwischen 1460 und 1470 in Ferrara entstanden (Oxford, Bodl. Lib., Ms. Can. class. 179, Kat.-Nr. 72). In Padua setzt gleichzeitig das Bemühen ein, das Erscheinungsbild der Konstellationen zu antikisieren und die Bezüge zur zeitgenössischen Mode zu beseitigen. Um 1460 entstehen parallel zwei Zeichnungsfolgen, deren Formensprache an die Werke des Francesco Squarcione und des Andrea Mantegna anschließen (Mailand, Bibl. Trivulz., Cod. 690, Kat.Nr. 77; Cambrai, Bibl. munic., Ms. 933, Kat.-Nr. 79). In einem weiteren Schritt zieht man dann zusätzlich antike Reliefs als Vorbilder heran und unternimmt auf diese Weise eine geradezu archäologische Rekonstruktion einer antiken Sternbilderfolge (New York, Publ. Lib., Spencer Coll., Ms. 28, Kat.-Nr. 80; Freiberg, Kat.-Nr. 81). Hinter diesen Paduaner Bemühungen stehen literarisch geprägte, humanistische Interessen, die auf ein tieferes Verständnis der antiken Mythologie abzielen. Auffälligerweise hat man sich aber niemals auf den von Cyriacus d’Ancona entdeckten Codex von Vercelli bezogen, obwohl man hier zahlreiche Anregungen hätte finden können. Er ist offenbar schon bald wieder in Vergessenheit geraten. Dem sizilianischen Fund einer reich illustrierten Germanicus-Handschrift gehen diese Versuche in Padua zum Teil noch voraus, und sie sind in jedem Fall unabhängig davon entstanden.24
3. Basinio da Parma in Rimini In den Zusammenhang der humanistischen Rezeption des Hyginus gehört auch ein in lateinischen Hexametern verfasstes Poem des Basinio da Parma (1425–1457). Basinio studierte zunächst in Mantua und wirkte von ca. 1446–1449 als ein Schüler Guarinos am Hof von Lionello d’Este in Ferrara; 1449 ging er nach Rimini zu Sigismondo Pandolfo Malatesta.25 Dort war er vermutlich auch in die Ausstattung des Tempio Malatestiano eingebunden, jenem aufwendigen Umbau der Franziskanerkirche zu einem persönlichen Grabmonument für Sigismondo und seine Geliebte Isotta. Insbesondere dürfte er an dem komplexen Bildprogramm der Cappella dei Pianeti beteiligt gewesen sein.26 Für Sigismondo verfasste er drei poetische Werke, die sich alle an einem berühmten literarischen Vorbild der Antike orientieren. Am Beginn steht der Liber Isottaeus, in dem er mit Bezug auf Ovid die Liebesgeschichte von Sigismondo und Isotta schildert. In dem Versepos Hesperis, das die Aeneis des Vergil imitiert, verherrlicht er die Kriegszüge Sigismondos vor allem gegen Alfonso d’Aragona. Etwa 1455, kurz vor seinem frühen Tod, schrieb er dann das Lehrgedicht Astronomica, das sich im Auf bau an den Phainomena des Aratos bzw. der lateinischen Übertragung des Germanicus anlehnt, aber im Wesentlichen eine in Ver-
24 S. Kap. VII, 5. 25 Zu Basinio Soldati 1906, S. 74–103; Campana 1965, S. 89–98; Canova 1994, S. 181–186. 26 Kokole 1996, 1997; Blume 2000, S. 139ff.
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VI. Zwischen Himmelskunde und Humanismus – Hyginus-Lektüren im Italien des 14. und 15. Jahrhunderts
se übertragene Paraphrase nach Hyginus’ De Astronomia darstellt.27 Der Bezug zu Sigismondo dürfte darin gelegen haben, dass sich so die Gelegenheit bot, den Signore von Rimini mit dem strahlenden Himmelsgestirn der Sonne zu vergleichen und ihn zugleich als gelehrten, an den Wissenschaften interessierten Herrscher vorzuführen. Schon der Titel verweist eindeutig auf Hyginus und auch die Reihenfolge der Konstellationen wird beibehalten. Die einzige Veränderung, welche Basinio vornimmt, besteht darin, dass er die Tierkreiszeichen gesondert nach den übrigen Sternbildern abhandelt. Nach einer längeren Widmung an Sigismondo erläutert er knapp den Auf bau des Universums und die Fundamentalkreise des Himmels. Den Hauptteil des ersten Buches bildet dann die 550 Verse umfassende Beschreibung der Sternbilder, die sich eng an das dritte Buch von Hyginus anlehnt. Das zweite Buch geht vor allem auf Sonne und Mond ein, aber auch auf die Umlaufzeiten der Planeten und die bewohnbaren Zonen der Erde. Das Ganze endet mit einer langen Elogie der Sonne als dem größten der Planeten, die in ein hymnisches Lob des Sigismondo und seines Bruders Novello, des Herrn von Cesena, übergeht. Am Ende steht schließlich ein f lammender Aufruf zu einem neuen Kreuzzug gegen die Türken, dessen Taten er noch besingen möchte. Basino hält sich recht genau an den Text des dritten Buches von Hyginus, doch wird an einigen Stellen deutlich, das er auf die Bilder seiner oberitalienischen Vorlage reagiert.28 Erhalten hat sich das Privatexemplar des Domenico Novello Malatesta, des Fürsten von Cesena (Rimini, Kat.-Nr. 93). Dabei handelt es sich um einen reich ausgestatteten Codex, in dem die Darstellungen der Sternbilder durch sorgfältig ausgeführte und in leuchtenden Farben kolorierte Zeichnungen jeweils die untere Hälfte der Seiten füllen. Der Text beginnt mit einer Schmuckinitiale und einer in goldenen Lettern gehaltenen Widmung an Novello. Die Bilder folgen jenem Zyklus zum dritten Buch des Hyginus, der letztlich auf Coluccio Salutati zurückgeht und im höfischen Kontext in Oberitalien aktualisiert wurde. Für den Text wie für die Illustrationen hat Basinio da Parma also offenbar die gleiche Vorlage benutzt, die er möglicherweise aus Ferrara mitgebracht hatte. Eine enge Verwandtschaft besteht zu den Zeichnungen jener Oxforder Handschrift, die vermutlich etwa gleichzeitig in Ferrara entstand (Oxford, Bodl. Lib., Ms. Can. class. lat. 179, Kat.-Nr. 72). Doch finden sich die wichtigsten Merkmale bereits in einem Mailänder Zyklus, der um 1420–1430 anzusetzen ist (Mailand, Bibl. Ambr., Cod. T 47 sup., Kat.-Nr. 71). Ein eigenständiges Illustrationskonzept wird von den Miniaturisten in Rimini und Cesena nicht entwickelt; sie übernehmen die Bilder ihrer Vorlage, die sie allerdings modernisieren. Kennzeichnend ist unter anderem die modisch gekleidete Figur des Bootes, der eine knorrige Keule schwingt und seinen linken Fuß auf eine Steinplatte gestellt hat, die sich in der Handschrift des Novello allerdings in ein Buch verwandelt hat. Der Fuhrmann trägt ein Gauklergewand und balanciert bloß die Köpfe der Ziegen auf Schulter und Arm. Die Zwillinge treten in pelzgesäumten Mänteln auf und schütteln sich freundschaftlich die Hand. Perseus ist
27 Zu den Schriften des Basinio Coppini 1996; zur Hesperis auch Rux 2013, Kap. 2.2, S. 61ff; Zur Astronomica das Faksimile mit Kommentar Basinio Parmensis Poetae 1994 sowie Soldati 1906, S. 84–103. 28 So entspricht beispielsweise seine Beschreibung des Serpentarius genau den Merkmalen der Miniatur. Basinio da Parma, De Astronomia, Vers 342ff: »Pendere, ut anguinem conetur stringere guttur, / Colle tenes dextra pressa cervice, videres / Ut caudam, laeva, dextra surgente, cadenti.« Bei Hyginus III, 13, sind diese Elemente nicht genannt. Ebenso schildert Basinio die Mischgestalt des Pistrix, die bei Hyginus III, 30 nicht vorkommt; ebd. Vers 415f.: »Pistris delphinum caudas commissa ferino / Pectore, celsa caput rabido levat ore lupino.«
3. Basinio da Parma in Rimini
eine Rückenfigur in moderner Rüstung. Die nackte Figur des Eridanus, dem seine langen Haare auf die Schultern fallen, hat die Phantasie der Zeichner in besonderer Weise bewegt. In Oxford ist er weiblich, in Rimini tauchen hinter seinen Schultern zwei symmetrisch angelegte Bäume auf, für die es keine hinreichende Erklärung gibt. Wie in Ferrara verraten die nackten Figuren des Eridanus, des Serpentarius, der Andromeda oder des Zentauren bereits eine Auseinandersetzung mit antiken Vorbildern. Auffallend ist auch der große Naturalismus der Tiere, der durchaus in der Tradition Pisanellos steht. Charakteristisch für diese Miniaturen ist der dezidiert zeitgenössische und höfische Habitus der meisten Gestalten. Als verantwortlicher Maler hat wohl jener anonyme Meister zu gelten, der unter dem Notnamen Maestro del De Civitate Dei fungiert und ab etwa 1450 maßgeblich für die Bibliothek des Novello in Cesena gearbeitet hat.29 Das Widmungsexemplar für Sigismondo ist verloren, aber eine heute in Parma verwahrte Handschrift, die von dem Schreiber im Kolophon 1458 in Rimini signiert wurde, vermag uns noch eine Vorstellung davon zu vermitteln (Parma, Bibl. Palat., Ms. Parm. 1008, Kat.-Nr. 94). Dieser Codex hat einen sehr viel einfacheren Zuschnitt und ist wohl als eine Kopie anzusprechen, die für einen Gelehrten im Umfeld des Hofes angefertigt wurde. Die schlichten, nur leicht lavierten Zeichnungen stehen in den generell zu klein bemessenen Textlücken. Grundsätzlich gleicht die Ikonographie jenen aufwendigeren Miniaturen im Exemplar Novellos. Manche Einzelheiten, wie die eigentümlich in die Fläche geklappten Zacken der Krone oder der Tierkopf am Griff der Lyra, deuten auf eine gemeinsame Vorlage. Bemerkenswerter sind allerdings die Unterschiede zwischen den beiden Fassungen. Ganz offensichtlich war der Entwerfer dieses Zyklus darum bemüht, den Gestalten ein sehr viel deutlicher an der Antike orientiertes Erscheinungsbild zu verleihen, als dies in seiner Vorlage gegeben war. Dazu passen auch die Tituli in Majuskeln, welche sämtliche Sternbilder bezeichnen. Symptomatisch sind die Veränderungen bei der Figur des Herkules. Er tritt wieder in antikischer Nacktheit auf und trägt den ihn charakterisierenden Vollbart. Das Löwenfell hat er wie in manchen antiken Darstellungen über eine Schulter gelegt. Er schwingt nicht mehr einen unförmigen Ast, sondern eine moderne Schlagwaffe aus Metall. Auch seine Haltung im Kontrapost verweist auf das Studium der Antike. Ebenso erscheinen Bootes, die Zwillinge, der Wassermann und sogar Orion in völliger Nacktheit. Orion hält zudem statt seines Schwertes die gleiche moderne Schlagwaffe wie Herkules. Andromeda und Eridanus besitzen als einziges Kleidungsstück ein über die Schulter gelegtes Tuch, das entfernt an Elemente antiker Gewänder erinnert. Cepheus trägt sogar eine antike Rüstung. Andere Merkmale wie die weit ausgeschnittenen Ärmel der Kleider von Cepheus, Cassiopeia, dem Fuhrmann und der Jungfrau oder die langen, wehenden Gewandzipfel des Fuhrmanns, des Schützen und des Zentauren verweisen deutlich auf eine Vorlage im Stil der Internationalen Gotik. Die relativ einfachen Zeichnungen reproduzieren sichtlich Merkmale jenes wohl für Sigismondo hergestellten Widmungsexemplares, das vermutlich nach den Anweisungen des Basinio da Parma entstand. Der Versuch einer weitgehenden Antikisierung der Sternbilder dürfte sich durchaus mit seinen Interessen gedeckt haben und hat Parallelen im Reliefschmuck des Tempio Malatestiano. Wir treffen hier auf ein deutlich anderes Bildkonzept als in der wohl wenig später für Novello hergestellten Handschrift. Der Antikisierung steht dort eine an der zeitgenössischen
29 Canova 1994, S. 201ff.
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VI. Zwischen Himmelskunde und Humanismus – Hyginus-Lektüren im Italien des 14. und 15. Jahrhunderts
und höfischen Mode ausgerichtete Ästhetik gegenüber. Doch lassen sich kaum darüber Aussagen treffen, ob hier die unterschiedlichen Interessen der beiden Brüder ausschlaggebend waren oder eher das andere Profil der beteiligten Maler. Unklar ist ebenfalls, welche Rolle die postulierte Aufsicht des Basinio spielte, der ja bereits 1457 verstarb. In jedem Fall spiegelte das Sigismondo übereignete Exemplar eine vergleichbare Interessenslage, wie sie auch in den HyginusIllustrationen zu fassen ist, die in Padua ab etwa 1460 entstehen und sehr bald eine ungleich konsequentere Reantikisierung der Sternbilder betreiben.30 Das Poem des Basinio da Parma hat auch außerhalb von Rimini und Cesena Interesse gefunden und wurde vielfach abgeschrieben. Bereits 1459–1461 muss es in Padua verfügbar gewesen sein, denn der Engländer John Tiptoft, Earl of Winchester, ließ sich während seines dortigen Studiums eine aufwendige Kopie anfertigen, die im Frontispiz sein Wappen trägt (Oxford, Bodl. Lib., Ms. Bodley 646, Kat.-Nr. 95). Eine zweite, sehr viel einfacher gestaltete Handschrift, die ebenfalls im dritten Viertel des 15. Jahrhunderts in Oberitalien entstand, belegt, dass es sich dabei nicht um einen Einzelfall gehandelt hat (Venedig, Bibl. Marc., Ms. lat. XII 194, Kat.Nr. 96). Beide Bildzyklen folgen in allen Einzelheiten dem antikisierenden Zyklus, der sich im Manuskript des Sigismondo befand. Der Ausgangspunkt dieser Rezeption war also der Hof in Rimini mit dem dort versammelten Gelehrtenkreis. Etwas später, im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts, taucht das Gedicht des Basinio auch in Sammelhandschriften auf, die von ihrer Zusammenstellung her zumeist humanistische, philologisch-literarische Interessen verraten. Es sind jetzt nur mehr einfache, kleinformatige Zeichnungen, welche den Text begleiten und die häufig von einer Laienhand angefertigt wurden und wohl vom Schreiber selbst stammen (Parma, Bibl. Palat., Ms. Parm. 27, Kat.-Nr. 97; Rom, Cod. Casanat. 4059, Kat.-Nr. 98). Selbst außerhalb Italiens wurde die Astronomica des Basinio gelesen, wie eine mit zahlreichen Glossen versehene Handschrift aus Süddeutschland oder Österreich zeigt (Krakau 3706, Kat.-Nr. 103). Die Zeichnungen folgen im Prinzip weiterhin der gleichen Ikonographie, doch sind manche Elemente vereinfacht und einige der Antikisierungen zurückgenommen. In zwei Manuskripten wählt man aber die ältere Bilderfolge zu Hyginus (London, Wellcome Lib., Ms. 122, Kat.-Nr. 104; Cambridge, UL, Cod. Dd. IV.64, Kat.-Nr. 105), und in einem weiteren Fall orientiert man sich an den Holzschnitten der gedruckten Hyginus-Ausgaben, welche die Sternbilder des Michael Scotus zeigen (Florenz, Bibl. Maruc. Ms. C 251, Kat.Nr. 106).31 Insgesamt zeugen – abgesehen von den Widmungsexemplaren – 13 erhaltene Abschriften von der Verbreitung dieser neuen, humanistisch geprägten Himmelsbeschreibung und von dem beachtlichen Interesse, das den Versen des Basinio da Parma während der gesamten zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts entgegen gebracht wurde. Nachvollziehbarerweise findet diese Rezeption nicht in einem astronomischen, wissenschaftlichen Kontext statt, sondern ausschließlich in humanistisch und literarisch geprägten Zusammenhängen.
30 S. Kap. VI, 2. 31 S. Kap. VIII, 2.
VII. Der antike Mythos oder die Wiederentdeckung der Aratea
Seit dem 13. Jahrhundert haben die Sterntafeln mit den auf Ptolemaios zurückgehenden Listen der Einzelsterne die älteren Himmelsbeschreibungen der Aratea zunehmend verdrängt. Zu den weit verbreiteten Alfonsinischen Sterntafeln konzipierte man einen von allem scheinbar Überf lüssigen geradezu entschlackten Zyklus, dem Hinweise auf den Ursprung der Sternbilder oder auf die Identität der Gestalten nicht mehr zu entnehmen waren. In der Zeit um 1300 setzt dann aber auch ein verstärktes Interesse an der antiken Dichtung und am antiken Mythos ein. In diesem Zusammenhang zogen auch die Katasterismen oder Verstirnungssagen, welche die Astronomen gerade aus ihren Handbüchern eliminiert hatten, neues Interesse auf sich. Fünf, sehr unterschiedliche Initiativen nehmen dabei jeweils andere, antike Autoren zum Ausgangspunkt.
1. Nikephoros Gregoras und die griechische Tradition in Konstantinopel Nach der Rückeroberung von Konstantinopel durch Michael VIII. Palaiologos 1261 bemühten sich verschiedene Gelehrte auch um eine Erneuerung der mathematischen Wissenschaften des Quadriviums und versuchten erneut eine Brücke zur antiken Bildungstradition Griechenlands zu schlagen. Eine zentrale und höchst einf lussreiche Figur in diesem Zusammenhang war Theodor Metochites (1270–1332), der zwischen 1305 und 1328 zudem eine Schlüsselrolle im Machtgefüge des byzantinischen Kaiserhofes spielte. 1316–1317 vollendete er eine Zusammenfassung des Almagest von Ptolemaios (Stoicheiosis astronomike), die dieses Hauptwerk der griechischen Astronomie neu erschloss und ein Fundament für weitere Studien legte.1 Sein Schüler Nikephoros Gregoras (um 1294 – um 1359) besaß gleichfalls ausgeprägte astronomische Interessen und war bekannt für seine Berechnungen der ungewöhnlich zahlreichen Sonnen- und Mondfinsternisse, die in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts in Konstantinopel zu beobachten waren.2 Er 1 Zur Astronomie im palaiologischen Byzanz Pingree 1964, Tihon 2006 und Tihon 2013, S. 196ff. Zu Theodor Metochites Sevecenko 1975, S. 28ff.; Mergiali 1996, S. 60ff.; Bydén 2003, S. 226ff.; Magdalino 2006, S. 141ff. 2 Zur Biographie Beyer 1978. Zu seinen Werken Wilson 1983, S. 266–268; Mergiali 1996, S. 73ff.; Tihon 2006, S. 282ff. sowie Mogenet/Tihon 1983.
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VII. Der antike Mythos oder die Wiederentdeckung der Aratea
verfasste unter anderem ein Traktat über den Gebrauch des Astrolab, das er aber vor allem als Hilfsmittel für seine Berechnungen nutzte. Die Astronomie preist er einmal sogar als eine Leiter, die zum Verständnis des Göttlichen führen könne.3 Metochites vertraute Nikephoras seine umfangreiche Bibliothek und das von ihm gegründete Chora-Kloster an. Dort gründete dieser ab 1330 eine Privatschule, um insbesondere die Verbreitung der Kenntnisse des Quadriviums weiter zu fördern. Vermutlich im Hinblick auf diesen Lehrbetrieb stellte Nikephoros Gregoras einen Codex zusammen, der als grundlegende Einführung in die Wissenschaft der Astronomie dienen sollte (Rom, Ms. Vat. gr. 1087, Kat.-Nr. 107) Er enthielt das Werk seines Lehrer Theodor Metochites sowie seine eigene Abhandlung zum Astrolab. Zusätzlich fügte er aber auch Angaben zur mythologischen Erläuterung der Konstellationen hinzu, die den sogenannten Katasterismen des Eratosthenes von Kyrene (um 275–um 195 v. Chr.) entnommen sind. Sorgfältig ausgeführte Zeichnungen der Sternbilder ergänzen diese Ausführungen. Fraglos gehen diese Darstellungen auf eine griechische Aratos-Ausgabe zurück. Sie enthalten zahlreiche Details, welche in der lateinischen Überlieferung nicht vorkommen, und es handelt sich dabei um die einzige erhaltene byzantinische Sternbilderfolge. Allerdings stehen die Illustrationen nicht bei den zugehörigen Textstellen, sondern sind im Anschluss daran recht unsystematisch auf den Seiten verteilt worden. Weder die Reihenfolge der Vorlage noch ein einheitlicher Größenmaßstab ist dabei eingehalten worden. Nachträglich wurden die Bilder – vermutlich von Nikephoros selbst – mit knappen Tituli versehen, um so eine Identifizierung zu erleichtern. Offenbar erachtete Nikephoros Gregoras die mythologische Überlieferung bei der von ihm angestrebten Erneuerung astronomischer Kenntnisse nicht für vollkommen überf lüssig, und in der Verbindung mit dem Mythos interessiert er sich dann auch für die bildliche Wiedergabe der Konstellationen. Schließlich vermag die anschauliche Darstellung zusammen mit der einprägsamen Erzählung die Vielzahl der Sternbilder zu strukturieren. Bild und Mythos gehören in diesem Fall eng zusammen und scheinen sich geradezu gegenseitig zu bedingen. Bereits um 1450 gelangte dieses byzantinische Manuskript in die päpstliche Bibliothek in Rom. Doch jene griechische Zusammenfassung des Almagest von Ptolemaios fand dort anscheinend kaum Leser, und so blieb auch die eindrückliche Bilderfolge unentdeckt, obwohl sie doch für die Humanisten in diesen Jahren von großem Interesse gewesen wäre, wie die zahlreichen Kopien des sizilianischen Germanicus-Fundes beweisen.4 Es gibt jedenfalls nicht den geringsten Hinweis auf eine wie auch immer geartete Auseinandersetzung mit jenen detaillierten Zeichnungen – dem einzigen Sternbilderzyklus, der aus dem Umfeld griechischer Wissenschaft überliefert ist.
3 In seiner Vita des Johann von Heraclea, Sevecenko 1975, S. 52 und Anm. 238. 4 S. Kap. VII, 5.
2. Nicholas Trevet und Seneca
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2. Nicholas Trevet und Seneca Ein frühes und besonders signifikantes Beispiel für das neu erwachte Interesse an dem antiken Mythos liefert der Kommentar zu den Tragödien Senecas, den der Dominikaner Nicholas Trevet (1258–1334) schrieb, der in den Jahren vor 1314 in Paris lehrte, bevor er wieder nach Oxford zurückkehrte.5 Die Tragödien Senecas waren erst am Ende des 13. Jahrhunderts in einem Codex der Abtei von Pomposa wiederentdeckt worden. Der Paduaner Jurist Lovato Lovati (1241–1309) hat sie bekannt gemacht. Sein Schüler Albertino Mussato (1261–1329) hat sie kommentiert und nach diesem Vorbild 1315 ein antikisierendes Drama mit dem Titel Ecerinis verfasst.6 Nicholas Trevet hat zahlreiche Kommentare zu den Schriften der Klassiker geschrieben und wurde von Papst Johannes XXII. beauftragt, Erläuterungen zu den Geschichtsbüchern des Livius anzulegen.7 Sein Seneca-Kommentar ist 1317 in der päpstlichen Bibliothek von Avignon nachgewiesen. Drei der vier erhaltenen illustrierten Exemplare dieses Textes stammen dann auch aus dem Umfeld der südfranzösischen Kurie (Rom, Ms. Vat. Urb. lat. 355, Kat.-Nr. 108; Rom, Ms. Vat. lat. 1650, Kat.-Nr. 109; Padua, UB, Cod. 896, Kat.-Nr. 110). Seneca greift in seinen Stücken die alten Themen des griechischen Dramas und der Mythologie auf und schildert mit stoischer und moralisierender Tendenz die menschlichen Leidenschaften samt ihren zerstörerischen Kräften. Dabei nennt er eine Vielzahl der mythologischen Gestalten, die er aber oft nicht mit ihren bekannten Namen bezeichnet, sondern poetisch um schreibt. Deshalb gibt es für den mittelalterlichen Leser hier einen großen Erklärungsbedarf. Beispielsweise beklagt sich Juno am Beginn der Tragödie Hercules furens, dass die ehemaligen Geliebten Jupiters den Himmel bevölkern, während sie als rechtmäßige Gattin auf der Erde leben muss. Hier liegt ein direkter Verweis auf die Sternbilder vor, und so berichtet Trevet ausführlich die entsprechenden Verstirnungssagen, doch gibt er wie in einem Sternkatalog auch die Anzahl und Verteilung der Sterne an. Zusätzlich konzipiert er aber auch noch Illustrationen, welche die Konstellationen zeigen. Diese Miniaturen sind nun ausgesprochen ungewöhnlich, da sie die Sternbilder nur als schwarze Umrissfiguren vor einem dunkelblauen Nachthimmel zeigen. Die Sterne selbst sind als goldene Punkte mit Strahlenkranz eingetragen. So entsteht trotz der kleinformatigen, in die Textspalten eingeschobenen Bilder der naturalistische Eindruck des gestirnten Himmels. Auf diese Weise wird unmittelbar eine Brücke zur Erfahrung des Lesers und Betrachters geschlagen. Es handelt sich um ein sehr spezifisches Bildkonzept, das in der Überlieferung singulär geblieben ist. Es ist wohl von Nicholas Trevet selbst entwickelt worden, um den Mythen einen konkreten Platz in der erfahrbaren Realität einzuräumen. Damit ist unweigerlich auch eine Aufwertung der Texte Senecas verbunden, da seine poetische Sprache und die von ihm geschilderten mythischen Figuren einen Widerpart in der beobachtbaren Wirklichkeit finden. Für die Ikonographie seiner Sternbilder hat Trevet den modernen Zyklus der Alfonsinischen Sterntafeln verwandt, und hinter seinen Bildentwürfen dürfte wohl auch die Anschauung eines Globus stehen. Die ausführenden Buchmaler haben mit diesem ungewöhnlichen Konzept ihre 5 Edition Franceschini 1938, Junge 1999, vgl. auch Meier 2014. Christel Meier ist hier für die Überlassung ihres Manuskriptes zu danken. 6 Billanovich 1976, Müller 1987, Witt 2000, S. 81ff. 7 Smalley 1960, S. 58ff., 88ff.; Marchitelli 1999.
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VII. Der antike Mythos oder die Wiederentdeckung der Aratea
Schwierigkeiten. In einer der beiden frühen Handschriften haben sie deshalb nach vier Seiten die Konstellationen in den gewohnten natürlichen Farben vor blauem oder rotem Grund ausgeführt, um so eine bessere Lesbarkeit der Bilder zu erreichen (Rom, Ms. Vat. lat. 1650, Kat.Nr. 109). Bei Nicholas Trevet erläutert nicht mehr der Mythos das Sternbild, wie in der antiken Ab handlung des Hyginus oder in den mittelalterlichen Scholien zu den Aratea, sondern die Astronomie erklärt jetzt den Mythos. Die anerkannte und höchst aktuelle Wissenschaft der Astronomie kann auf diese Weise ein neues Verständnis für die antike Dichtkunst eröffnen. Giovanni Boccaccio (1313–1375) entwickelt gut 30 Jahre später ein vergleichbares Konzept im Umgang mit dem antiken Mythos. Ab etwa 1350 arbeitet er an einer grundlegenden Abhandlung über die antike Mythologie, der er den Titel Genealogie Deorum Gentilium gibt.8 Dabei folgt er nach dem Vorbild der Schrift De Natura Deorum Ciceros einer genealogischen Ordnung der Götter, doch bemüht er sich vor allem um eine rationale Erklärung der Mythen. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Astrologie; immer wieder zitiert er ausführlich die einschlägigen Schriften von Abu Ma’shar und Andalo di Negro. Die in der endgültigen Redaktion des Werkes verstreuten Passagen über die Hauptgötter, die gleichfalls als Planeten auftreten, erwecken den Eindruck, dass sie im Zusammenhang verfasst wurden. Geradezu euphorisch äußert sich Boccaccio darüber, wie sich die scheinbar unverständlichen Eigenschaften und Merkmale der antiken Götter durch die Astrologie erklären ließen. Immer wieder betont er, dass die Dichter, welche die Mythen schildern, sehr genau den Philosophen und Wissenschaftlern folgen. Hinter dem poetischen Schleier der Mythen verbirgt sich die wissenschaftliche Wahrheit der Astrologie. Darin liegt für ihn eine entscheidende Aufwertung der Poesie, und das ist eines seiner Hauptanliegen gewesen. Insofern setzt er auf einer anderen Ebene den Ansatz von Nicholas Trevet fort.
3. Coluccio Salutati und Hyginus
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In den 70er Jahren des 14. Jahrhunderts interessiert sich auch der Florentiner Humanist und Kanzler der Florentiner Republik Coluccio Salutati (1331–1406) für die Verknüpfung des antiken Mythos mit der Sternenkunde.9 Er besaß eine Ausgabe von De Astronomia des Hyginus, die er mit einem neu konzipierten Illustrationszyklus versehen ließ (Rom, Ms. Vat. lat. 3110, Kat.Nr. 68). Diese Handschrift enthielt aber das zweite Buch, in dem sich die mythologischen Erläuterungen finden, nur in einer gekürzten Fassung. Salutati hat hier jedoch eigenhändig die antiken Namen jeweils auf dem Rand geschrieben. Später ergänzte er seinen Codex mit einem vollständigen Hyginus-Text sowie mit den Aratea des Germanicus, wobei er allerdings die astronomischen Scholien fortließ. So waren es vermutlich vor allem literarische Interessen, die ihn leiteten. Es ging um die antike Prosa des Hyginus und die eleganten Verse des Germanicus sowie die Informationen zur antiken Mythologie. Doch dürfte auch die Verbindung der antiken Mythen mit der kosmischen Realität des Sternenhimmels, die auch bei Nicholas Trevet und Giovanni Boccaccio anzutreffen ist, seine Aufmerksamkeit erregt haben. So ist es wohl kein 8 Zum Folgenden ausführlich Blume 2000, S. 112ff.; Edition mit italienischer Übersetzung Branca 1998; mit englischer Übersetzung Solomon 2011. 9 S. Kap. VI, 1.
4. Cyriacus d’Ancona und die Sternsagen
Zufall, dass die von Hygius genannten Sternpositionen sorgfältig in die Illustrationen übertragen wurden. Einzelne Merkmale der Bilder sind sichtlich von dieser Interessenslage Salutatis geprägt. So ließ er die Figur des Eridanus nach den Angaben der antiken Dichter mit Hörnern ausstatten. Der Zeichner verwandelte sie allerdings in zwei übergroße Tierohren. Herkules, für den er sich besonders interessierte, kennzeichnet er als einen jugendlichen Helden, der seine Keule schwingt und über dessen linken Arm gut erkennbar das Löwenfell hängt. Aber auch hier machte der Maler aus der Keule einen landläufigen Stecken. Trotz aller zeitgenössischen Züge ergeben sich dennoch Parallelen zu jener antikischen Herkulesgestalt, die etwa zur gleichen Zeit an der Porta della Mandorla des Florentiner Domes verewigt wurde.10 Diese Handschrift aus der Bibliothek des Coluccio Salutati vermag in eindrücklicher Weise zu belegen, dass bereits die frühen Humanisten die antiken Texte der Aratea-Tradition, die nach den Kriterien der wissenschaftlichen Astronomie obsolet geworden waren, neu erschlossen und damit ein literarisches und mythographisches Interesse verbanden.
4. Cyriacus d’Ancona und die Sternsagen Auch Cyriacus d’Ancona (um 1391–1455) interessierte sich für die mit den Sternbildern verbundenen Mythen. Der weitgereiste Humanist und Antikenforscher, der sich einmal selbst als paleophylos, als altertumsbegeistert, bezeichnet hat, besaß ausgeprägte archäologische Interessen. Er sammelte an allen Orten, die er auf seinen zahlreichen Reisen besuchte, antike Inschriften und machte Skizzen von Kunstwerken und Bauten.11 Seine umfangreichen Notizbücher verbrannten jedoch 1514 in Pesaro, so dass sich nur verschiedene fragmentarische Kopien erhalten haben, die aber eindrucksvoll genug sind. Im November 1442 kam er von Mailand aus nach Vercelli und stieß in der Dombibliothek auf ein Arati liber antiquissimus, auf ein sehr altes Buch des Aratos. Daraus exzerpierte er einige Texte mythographischen Inhaltes. Dabei handelt es sich genau um jene Hyginus-Auszüge, die in der karolingischen Cicero-Handschrift des Aachener Hofes (London, Brit. Lib., Harl. 647) den Sternbildern Perseus, Wassermann und den Fischen beigegeben sind.12 Auch zum Delphin notiert er einen Absatz, der aber aus der Himmelsbeschreibung der Recensio interpolata stammt. Der schon im 18. Jahrhundert verschollene Codex aus Vercelli muss also beide Texte enthalten haben. Dies trifft gleichfalls auf eine Handschrift zu, die wohl im zweiten Drittel des 15. Jahrhunderts in Oberitalien entstand, und neben einer mit farbigen Miniaturen ausgestatteten Fassung der Recensio interpolata auch eine Kopie des karo-
10 Dazu s. o. Kap. VI, 1. 11 »KYRIACUS Paleophylos Anconitanus« lautet seine Unterschrift unter einen Brief, Mitchell 1962, S. 294. Zu Cyriacus d’Ancona vgl. Paci/Sconocchia 1998, Colin 1981 sowie den biographisch ausgerichteten Überblick bei Belozerskaya 2009. 12 Es handelt sich um Ciceros Übersetzung der Phainomena des Aratos. Nach Art von Figurengedichten sind in die Körper der Gestalten Auszüge aus Hyginus, Buch II, geschrieben. Zur Handschrift London, Brit. Lib., Ms. Harl. 647 s. Blume/Haffner/Metzger, Sternbilder I, 2012, S. 68ff. Zu den Exerpten des Cyriacus Olivierus 1763, Colin 1981, S. 479, 576, Pittaluga 1998, S. 299ff. Der verlorene Codex aus Vercelli bildete möglicherweise auch die Grundlage für die Editio princeps durch Giorgio Valla in den Astronomici veteres, Venedig 1488, dazu Pittaluga 1998, S. 301f.
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VII. Der antike Mythos oder die Wiederentdeckung der Aratea
lingischen Cicero enthält (Göttweig, Cod. 146, Kat.-Nr. 112). Sie dürfte uns ein recht genaues Bild des verlorenen Manuskriptes aus Vercelli vermitteln, das vermutlich im 10. Jahrhundert in der Abtei von Fleury in Frankreich hergestellt wurde.13 Wahrscheinlich hat Cyriacus d’Ancona das Interesse für diese alte Handschrift, die er sicherlich für antik hielt, erst geweckt und damit die in Göttweig erhaltene Kopie angeregt. Kurz danach wurde davon eine weitere Fassung erstellt, von der sich aber nur Teile der Recensio interpolata erhalten haben (Siena, Bibl. com., Ms. L.IV.25, Kat.-Nr. 113). Daran wird deutlich, welch große Faszination von diesem Neufund ausging. In Anbetracht der oben skizzierten Situation, in der sich Coluccio Salutati 50 Jahre zuvor befand, als er seinen Hyginus illustrieren ließ, ist die Begeisterung über den großformatigen, mit prächtigen Bildern überreich ausgestatteten Codex ohne Weiteres nachzuvollziehen.14 Aus der Auswahl der von Cyriacus notierten Stellen geht eindeutig sein ausschließlich mythographisches Interesse an diesen Texten hervor. Denn er schreibt offenbar gezielt jene Passagen ab, die über bekannte und wichtige Mythen berichten. So geht es bei den Fischen um Venus und Cupido, bei dem Delphin um Neptun und Amphitrite, beim Wassermann um Jupiter und Ganymed und schließlich um Perseus.15 Die Auswahl seiner Notizen ist sichtlich von seinen speziellen Interessen geleitet, denn er hatte sich bereits 1428 bei seinem Freund Francesco Filelfo nach der Bedeutung des Namens Amphitrite erkundigt, den er zunächst für einen griechischen Beinamen des Neptun hielt.16 De Astronomia von Hyginus konnte Cyriacus sicherlich auch anderswo einsehen, so dass die Informationen, die er hier fand, für ihn vielleicht gar nicht neu waren. Möglicherweise hat er die Passagen notiert um sie mit anderen Texten oder Abschriften vergleichen zu können. Die Verse der Übertragung des Cicero waren ihm jedoch sicherlich unbekannt. Doch vermutlich spielen auch die großformatigen Bilder dabei eine wichtige Rolle. Die Fische und Perseus stehen gemeinsam auf einer Doppelseite, und der Wassermann zählt zu den besonders beeindruckenden Darstellungen in der Göttweiger Kopie. Ebenso hat sicherlich die seltene, antike Form der Figurengedichte (carmen figuratum) sein Interesse geweckt. Die Verbindung der Mythologie mit den am Himmel sichtbaren Konstellationen dürfte ihn ebenso wie schon Nicholas Trevet, Giovanni Boccaccio und Coluccio Salutati fasziniert haben, erhielt doch der antike Mythos im Kontext der Astronomie einen unleugbaren Wirklichkeitsbezug. Bei den Kopien in Göttweig und Siena ist auffällig, dass man sich sehr eng an das Vorbild gehalten hat und weder in der Anlage der Seiten noch in den Details der Kleidung Modernisierungen vornahm. Auch das große Format der Vorlage hat man gewahrt. Daher dürften es vorrangig antiquarische Interessen gewesen sein, welche diese Aktivitäten geleitet haben. Es ging um die Reproduktion der vermeintlich antiken Handschrift, und man wollte den Text und die Bilder möglichst authentisch bewahren. Dennoch hat man einige wenige Ergänzungen vorgenommen. In der Vorlage nur angedeutete Elemente, wie das Wasser unterhalb der Argo oder zu Füßen der Andromeda, die unter Umständen auch nur mehr schlecht erhalten waren, wurden vermeintlich rekonstruierend ausgestaltet. Cepheus, Cassiopeia und Andromeda haben
13 S. Blume/Haffner/Metzger, Sternbilder I, 2012, S. 89ff. 14 S. Kap. VI, 1. 15 Vgl. Hyginus, De Astronomia, Buch II, 12, 17, 29, 30. 16 In seiner Abschrift der Metamorphosen des Ovid stand fälschlicher Weise Amphitrites, weshalb er an einen aus dem griechischen übernommenen, männlichen Nominativ dachte; Colin 1981, S. 478, Pittaluga 1998, S. 300.
5. Germancus in Neapel und Florenz
zudem Nimben erhalten, die sie als zusammenhängende Gruppe auszeichnen. Perseus sollte wohl gleichfalls dazu gehören, doch hat der Maler aus Versehen oder Unkenntnis den entsprechenden Nimbus dem Wassermann zugeteilt. Bei Cepheus fügte man noch den Namen von Euripides (ca. 480–406 v. Chr.) hinzu, um einen Bezug zu einem Drama dieses griechischen Tragödiendichters herzustellen, das den Titel Andromeda trug. Auch der Text der Recensio interpolata gibt bei Cepheus und Andromeda Euripides als Gewährsmann für die mythologischen Informationen an, und so ist auf der entsprechenden Doppelseite (10v/11r) zweimal der Name des Euripides zu lesen.17 Darauf hat der Entwerfer dieser Handschrift offenbar reagiert, da er von der Bedeutung dieses Theaterstückes, das nicht erhalten ist, aber in der Antike zu den bekanntesten Werken des Euripides zählte, aus zahlreichen Verweisen wusste. Dies stellt nun aber erneut eine Verbindung zu Cyriacus d’Ancona her, denn 1429 konnte er in Nikosia auf Zypern eine Handschrift mit einigen Tragödien des Euripides erwerben. Zu seiner großen Freude enthielt dieses Manuskript auch eine Biographie des Dichters, die er ins Lateinische übertrug und an seinen Freund Andreolo Giustiniani in Chios sandte.18 Die gemeinsame Darstellung der Hauptpersonen dieses verlorenen antiken Theaterstückes muss die Phantasie des Cyriacus beschäftigt haben, und vielleicht hat er sogar selbst den Namen des Euripides in den Codex von Vercelli eingetragen. Die Ergänzung der antiken Namen Castor und Pollux bei der Darstellung der Zwillinge belegt noch einmal die mythographischen Interessen, welche die Herstellung dieser Kopien im 15. Jahrhundert leiteten. Auch die Auftraggeber der Handschriften von Göttweig und Siena waren also vor allem humanistisch orientiert und besaßen sichtlich keine Ambitionen im Bereich der Astronomie. Etwa zur gleichen Zeit, im Jahre 1429 erwähnt auch der Florentiner Poggio Bracciolini in einem Brief an Niccolo Niccoli ein Fragment des Aratos, das sich in seinem Besitz befindet.19 Dies ist ein weiterer Beleg dafür, dass die Verse der antiken Himmelsbeschreibung in Humanistenkreisen ein neues, vornehmlich literarisch motiviertes Interesse auf sich zogen.
5. Germancus in Neapel und Florenz Zwischen 1465 und 1467 wird in Sizilien eine Germanicus-Handschrift entdeckt, die man offenbar sofort nach Neapel bringt. Dort muss sie regelrecht Aufsehen erregt haben, denn es setzt sogleich eine Welle von Kopien ein. Die älteste Nachricht darüber stammt von 1467/68 und hat sich in einer Rechnung des Neapolitaner Schreibers und Buchmalers Ermanno Tedesco erhalten. Daraus geht hervor, dass er 1467 für den Florentiner Humanisten Agnolo Manetti, der sich 1466–68 in Neapel auf hält, eine Aratos-Handschrift abgeschrieben und illuminiert hat, die 17 Recensio interpolata, Ed. Maas 1958, S. 214 unten, 216 unten. Zu dem Theaterstück des Euripides mit einer Edition der überlieferten Fragmente und einer Auf listung der Verweise Bubel 1991. 18 Vita des Cyriacus d’Ancona von Francesco Scalamonti Abschnitt 71 und 74, Mitchell/Bodnar 1996, S. 55, 57, 123f. 19 »Nam de Frontino et fragmento Arati quod scribis, illi apud me sunt.«, s. Haffner 1997, S. 108, Anm. 269. Bilder erwähnt Poggio nicht, vermutlich handelt es sich um eine Teilabschrift jenes Germanicus, den Salutati fand und zweimal kopieren ließ (Rom, Bibl. Vat., Ms. lat. 3110; Florenz, Bibl. Laur., Cod. Strozz. 46) .Dabei handelt es sich vermutlich um jenes Fragment, das heute der italienischen Handschrift des 14. Jahrhunderts in Paris, Bibl. Nat., Ms. lat. 7418 fehlt; Lott 1981, S. 153ff.
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VII. Der antike Mythos oder die Wiederentdeckung der Aratea
er im März 1468 ohne Einband dem mittlerweile nach Florenz zurückgekehrten Manetti nachschickt.20 Ein Vermerk »Fragmentum Arati cum comento noviter repertum in Sicilia« verweist explizit darauf, dass jener Aratos mit Kommentar erst kürzlich in Sizilien aufgefunden wurde. Diese Aussage wird in vier Florentiner Kopien, die nach dem verlorenen Manuskript des Manetti angefertigt wurden, wiederholt.21 Auffällig ist, dass all diese Kopien in den ersten Seiten Textlücken aufweisen, die sich offenbar demonstrativ auf die genaue Wiedergabe der vermeintlich antiken Vorlage beziehen. Verschiedentlich wird dies in Randbemerkungen damit begründet, dass diese Passagen in der Vorlage unleserlich sind.22 Nun entsprechen diesen Lücken aber manchmal gar keine Auslassungen im Text, oder sie sind für die fehlenden Worte viel zu groß. Wir haben es also auch mit einem Gestaltungsprinzip zu tun, das die Authentizität der Kopie betonen und den Fragmentcharakter der Vorlage hervorheben soll. Es ist bezeichnend, dass dies ausschließlich auf den ersten Seiten geschieht. Ebenso verweisen ja auch die Titelangaben auf das Fragmentarische des Textes. All dies verrät ein dezidiert antiquarisches Interesse das etwas von der Aura des alten Manuskriptes bewahren möchte. In Neapel wird der Neufund gleichfalls in schneller Folge reproduziert. Noch vor 1469 entsteht ein Exemplar für Giovanni Brancati (Cologny, Cod. Bodmer 7, Kat.-Nr. 114). Dieser Humanist hatte sich erst 1468 durch ein Lob auf König Ferrantes literarische Studien am Hof der Aragonesen eingeführt. Als Mitglied der Accademia Pontaniana verkehrte er unter den führenden Gelehrten in Neapel. Später war er der Bibliothekar des Königs.23 Ein aufwendig in Deckfarbenmalerei ausgeführtes Frontispiz mit Weißrankenbordüre eröffnet den kleinformatigen Codex. Die Darstellungen der Sternbilder folgen als lavierte Federzeichnungen und sind in den Text eingeschoben. Eine weitere Kopie erweist sich geradezu als Schwesterhandschrift und ist wohl direkt von ihr abhängig; sie wurde laut Kolophon im Jahr 1469 von Joan Marco Cinico für Antonello Petrucci geschrieben (New York, PML, Cod. M. 389, Kat.-Nr. 115). Antonello Petrucci war eng mit Brancati befreundet und hegte nachweislich eine große Leidenschaft für Bücher. Wie dieser war er Mitglied der Accademia Pontaniana. Er diente als Sekretär von König Ferrante bis er infolge seiner Beteiligung an der sogenannten Verschwörung der Barone in Ungnade fiel und 1487 enthauptet wurde.24 Eine dritte erhaltene Kopie zeigt in jeder Hinsicht gegenüber den vorangegangenen Handschriften einen gesteigerten Aufwand (Rom, Ms. Vat. Barb. lat. 76, Kat.-Nr. 116) So wählte 20 Banti 1939, S. 383, 394. 21 London, British Lib., Ms. Add. 15819: Arathi Fragmentum cum commento noviter repertum in Sicilia incipit; Neapel, BN, Cod. XI D 37: Fragmentum Arati cum comento noviter repertum in Sicilia; Rom, Bibl. Vat., Ms. Urb. lat. 1358: Aratus sicionius in Sicilia noviter repertus incipit feliciter; Madrid, Bibl. Nacional, Cod. 8282: Fragmentum cum comento Arati nuper in Sicilia repertus. 22 So in London, Brit. Lib., Ms. Add 15819, fol. 1v: »delecte errant hec et legi haud quoque poterunt« oder Rom, Bibl. Vat., Ms. Vat. Urb. lat. 1358, fol. 2r: »delete sunt littere et legi haud quoque possunt«. Hinzu kommen Wortlücken, in denen griechische Bezeichnungen stehen sollten, die oft nicht eingetragen wurden. Der Germanicus-Text bricht dann bei Vers 430 ab, ebenso endet das Hyginus-Exerpt am Ende mitten im Satz. Dies ist kürzlich von Pirker-Aurenhammer 2010, S. 310f., 319f. thematisiert worden. Siehe auch die Katalogeinträge zu den einzelnen Handschriften. 23 Mutini 1971; vgl. Bentley 1987, S. 65. 24 Bentley 1987, S. 31f.
5. Germancus in Neapel und Florenz
man besonders qualitätvolles, weißes Pergament. Auch ergänzte man den fragmentarischen Text nach einer anderen Vorlage, behielt aber die erwähnten Textlücken auf den ersten Seiten bei, um den antiquarischen Charakter dieser Abschrift zu bewahren.25 Vorangestellt ist ein prächtiges Frontispiz, das mit einem breiten Rahmen aus weißen Ranken (bianchi girari) versehen ist, dem neben dem Wappen des Auftraggebers noch zahlreiche Putten, Clipei und ein Pfau eingefügt sind. Auch die Sternbilderdarstellungen und die Himmelskarte sind hier in Deckfarben ausgeführt und werden zudem von schmalen, goldenen Rahmen eingefasst, welche der Maler mit einem zarten, sich nach unten auf hellenden Himmelshintergrund gefüllt hat. Die Miniaturen stammen von der Hand des Buchmalers Matteo Felice und müssen zwischen 1470 und 1475 entstanden sein. Der Auftraggeber war Giovanni d’Aragona, der Sohn des Königs Ferrante, der seit Ende 1471 päpstlicher Protonotar war, 1477 zum Kardinal ernannt wurde und 1485 starb. Er gehörte zu den ausgeprägten Bibliophilen des 15. Jahrhunderts. Das GermanicusManuskript zählt noch zu den frühen Aufträgen dieses engagierten Büchersammlers.26 Ähnlich prunkvoll ist ein weiterer Codex ausgestattet, dessen Dekoration dem Neapolitaner Buchmaler Gioacchino de Gigantibus zugeschrieben werden kann, und der um 1475 anzusetzen ist (Wien, Schottenkloster 521, Kat.-Nr. 117). Diese Handschrift gleicht dem Exemplar des Giovanni d’Aragona in mancherlei Hinischt, insbesondere in der Kostbarkeit der Ausstattung. Allerdings findet sich hier nur der stärker fragmentierte Text wie in den übrigen Kopien. Viele Einzelheiten der Bilder sind jetzt modernisiert und dem Zeitgeschmack angepasst worden.27 Die große, detailgetreue Nähe zu dem vermeintlich antiken Original, welche die älteren Manuskripte auszeichnet, ist hier nicht mehr anzutreffen. Diese Differenzen sprechen daher gegen eine direkte Abhängigkeit, und so dürfte auch dieses Manuskript unmittelbar von dem verlorenen Neufund kopiert worden sein. Das Wappen im Frontispiz ist jedoch leider barock übermalt, so dass es keine Indizien gibt, die auf den Erstbesitzer verweisen könnten. Damit haben sich vier Kopien aus Neapel erhalten, die in den ersten zehn Jahren nach der Entdeckung des sizilianischen Aratos entstanden. Interessanterweise waren es zunächst die am Hof verkehrenden Humanisten, die sich Exemplare für ihre Bibliotheken anfertigen ließen. Erst danach sicherte sich auch ein Mitglied der Herrscherfamilie eine Abschrift, die allerdings die bisherigen an Pracht deutlich zu übertreffen suchte. Über den Verbleib der Vorlage gibt es allerdings keinerlei Nachrichten; es ist denkbar, dass sie in die königliche Bibliothek gelangte. Es muss sich um eine mittelalterliche Handschrift des 12. Jahrhunderts gehandelt haben, welche die Verse des Germanicus zusammen mit einem Kommentar enthielt, der vergleichsweise ausführlich auf die antiken Mythen eingeht und im 11. Jahrhundert in Montecassino kompiliert wurde. Eine reich illustrierte Fassung, die im zweiten
25 Rom, Bibl. Vat., Ms. Vat. Barb. 76 enthält den Germanicus-Text nicht nur bis Vers 430, sondern bis einschließlich Vers 514 sowie einige andere Lesarten. Auch in den Lakunen auf fol. 1v–2r finden sich hier gegenüber den anderen Kopien des sizilianischen Neufundes einige zusätzliche Worte. Man versuchte hier offenbar, den Text unter Heranziehung anderer Exemplare zu verbessern. 26 Zu Giovanni d’Aragona Thomas Haffner 1997. Sein Wappen wurde nach seinem Tode mit dem Wappen des Königs übermalt, Haffner/Haffner 1998. 27 So trägt die Jungfrau das zeittypische Nymphengewand. Die Frisuren sind durchweg modernisiert. Die altertümlichen Stilmerkmale der gezackten Säume und wehenden Mantelzipfel, etwa bei Cepheus und Cassiopeia, wurden aufgegeben. Aus Orion ist ein geradezu modischer Jüngling geworden.
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VII. Der antike Mythos oder die Wiederentdeckung der Aratea
Drittel des 12. Jahrhunderts entstand, hat sich innerhalb eines komputistischen Handbuches in Madrid erhalten (Madrid, Ms. 19). 28 Die Zusammenstellung der Texte in den Neapolitaner Kopien des 15. Jahrhunderts entspricht im Wesentlichen dieser Handschrift. Doch fehlt am Schluss eine Reihe von Versen, während am Anfang zwei Abschnitte bewahrt sind, die im Madrider Codex fehlen.29 Auch stehen die Illustrationen immer vor den zugehörigen Versen, im Madrider Manuskript sind sie dagegen in die Passagen mit dem Kommentar eingeschoben. Deswegen kann jenes Handbuch aus Madrid nicht die Vorlage gewesen sein. Der Bildzyklus gleicht sich weitestgehend, doch fehlen in den Abschriften der Renaissance die Darstellung des Autors mit der Muse Urania sowie die Wiedergabe der Milchstraße, dafür ist aber zu Beginn eine Himmelskarte zu sehen, die im Madrider Codex nicht vorhanden ist. Vor allem die frühen Kopien für Giovanni Brancati und Giovanni d’Aragona halten sich in den Einzelheiten so genau an ihre Vorlage, dass wir in der Lage sind, über diesen verlorenen Bildercodex noch einige Aussagen zu machen (Cologny, Cod. Bodmer 7, Kat.-Nr. 114; Rom, Ms. Vat. Barb. lat. 76, Kat.-Nr. 116). Bemerkenswerter Weise tragen sowohl die Jungfrau wie auch Andromeda, die ansonsten zumeist mehr oder weniger entblößt ist, auffällige Prunkgewänder. Dies kommt ansonsten in der Bildtradition nicht vor! Breite, goldene Schmuckborten, die nicht allein entlang der Säume verlaufen, lassen an byzantinische Vorbilder denken. Im Hofzeremoniell des Kaiserhofes von Konstantinopel kann man vergleichbare Kostüme antreffen. Eine gute Anschauung vermitteln die beiden Stadtpersonifikationen, die auf dem sogenannten Gunthertuch im Bamberger Domschatz dem oströmischen Kaiser huldigen.30 Ein weiteres Merkmal jener Bekleidung der beiden Konstellationen sind extrem weite Tütenärmel, wie sie auch eine extravagante, höfische Mode des 12. Jahrhunderts im lateinischen Westen charakterisieren. In der ältesten Illustration der Chronik des Otto von Freising, die wahrscheinlich um 1160 entstand, trägt Semiramis als Herrscherin von Babylon ein derartiges Gewand.31 Cassiopeia sitzt in dem Codex des Giovanni Brancati (Cologny, Cod. Bodmer 7) auf einem reich geschmückten Thron mit hoher Rückenlehne, der mit Edelsteinen besetzt ist. Vergleichbare Thronstühle finden sich in den normannischen Mosaiken in Palermo und Monreale sowie auf den Siegeln der normannischen Könige von Sizilien.32 Sogar der Stil der Vorlage bleibt in den Federzeichnungen der Handschrift für Giovanni Brancati erkennbar. Bei Bootes und Cassiopeia finden sich frei davon wehende Mantelteile, die in gezackten Säumen enden und Bewegung suggerieren sollen. Dies ist ein typisches Motiv der Malerei des 11. und 12. Jahrhunderts. Beim Mantel der Zwillinge, bei Orion und dem Gewand
28 S. Blume/Haffner/Metzger, Sternbilder I, 2012, S.104ff., 346ff. Der Kommentar zum Germanicus wird als Scholia Strozziana bezeichnet; s. ebd., S. 36. 29 Die Kopien des 15. Jahrhunderts enthalten die Vita des Aratos, die Verse 1–430 des Germanicus abschnittweise erläutert durch die Scholia Strozziana sowie einen kurzen Auszug aus Hygins De astronomia (IV, 6–14). Die Abschnitte De caeli positione und De volutione et ordine spaerae fehlen in Madrid, Cod. 19. 30 Zum Gunthertuch Müller-Christensen 1984, Restle 2007. 31 Jena, Thüringier Universitäts- und Landesbibliothek, Ms. Bose q.6, fol. 10v; zu diesen Zeichnungen jetzt ausführlich Nagel 2012, S. 13–94. 32 In der Apsis von Monreale sitzt Maria auf einem solchen Thron, dessen Rückenlehne allerdings Lyra-artig ausschwingt; Borsook 1990, Fig. 63. Der Thron auf dem Siegel von Wilhelm II. von 1172 besitzt zwar keine Lehne, weist aber ähnliche Zierformen auf, abgebildet bei Dittelbach 2003, Farbabb. 2.
5. Germancus in Neapel und Florenz
der Cassiopeia begegnet eine gerade, knitterige Faltenführung und spitz herabhängende Saumzipfel. Dies ist charakteristisch für die Stilformen des frühen 12. Jahrhunderts. All diese Indizien deuten darauf hin, dass es sich bei dem in Sizilien entdeckten Aratos um eine reich ausgestattete Handschrift vom Königshof der Normannen in Cefalu oder Palermo gehandelt hat. Ihre Entstehung ist dabei eher im früheren 12. Jahrhundert anzusetzen. Die singuläre Verwendung byzantinisch inspirierter Prunkgewänder bei Andromeda und der Jungfrau ist eigentlich nur im Kontext dieses Hofes vorstellbar, der sich in vielerlei Hinsicht an Byzanz orientierte. Astronomische Interessen sind in diesem Umfeld gut belegt, unter anderem auch durch die erste lateinische Übersetzung des Almagest und die Kompilation des Sufi latinus.33 Die Faszination, die von dieser reich geschmückten Handschrift ausgegangen ist, lässt sich leicht nachvollziehen. Die normannischen Miniaturen bewahrten viele Züge des ursprünglich antiken Bildzyklus und zeigten die Konstellationen in einer Weise, wie sie die Humanisten sicherlich noch nie gesehen hatten. Im Kontext der lateinischen Verse des Germanicus, die in den Manuskripten des 14. und 15. Jahrhunderts kaum mehr zu finden waren, und gemeinsam mit dem Kommentar, der ausführlich auf die Mythen Bezug nahm, musste ihnen dieser Codex als authentisches antikes Buch erscheinen. So ist auch allenthalben das besondere antiquarische Interesse zu spüren, das diesem aufregenden Fund entgegen gebracht wurde. In vielen Abschriften wird im Titel darauf verwiesen, dass dieser Text erst kürzlich in Sizilien entdeckt wurde.34 Sogar den Fundort gibt man also an. Dies geschieht allerdings nur in den Florentiner Kopien und damit in jenen Abschriften, die weit entfernt von diesem Fundort hergestellt wurden. So ist zu vermuten, dass jene Bemerkung auf das Exemplar zurückgeht, welches man dem Florentiner Agnolo Manetti 1468 nachschickte. Auch beim abrupten Ende des Germanicus-Textes fügt man zuweilen eine Bemerkung hinzu, dass die weiteren Verse in der alten Vorlage fehlen.35 Ähnlich verfährt man am Ende des kurzen Hyginus-Auszuges, der mitten im Satz abbricht. Selbst unleserliche Stellen werden zuweilen kommentiert. Noch erstaunlicher ist, dass man Textlücken als solche in der Kopie erhält, wo sie als Leerstellen erscheinen.36 Die genaue Wiedergabe auch der motivischen Details der Miniaturen liegt auf der gleichen Linie. Das kostbare, für antik gehaltene Buch sollte offenbar so, wie es war, reproduziert werden, ohne jede fremden Ergänzungen. Es sollte auch in den Kopien ein Dokument der alten Zeit bleiben, dessen Authentizität man schätzte und bewahren wollte. Dennoch sind diese Neapolitaner Abschriften alles andere als Repliken ihrer Vorlage. Die Gestaltung ist vielmehr durch und durch modern. Das Layout der mittelalterlichen Handschrift hat man gerade nicht aufgegriffen, sondern man folgte einer eigenen, aktuellen Buchästhetik. Das beginnt mit einem ganzseitigen, dekorativ im Geschmack der Zeit ausgestalteten Frontispiz. Dazu gehören ferner und in erster Linie ein kleines, sehr handliches Format und ein einspaltig
33 Zm Sufi latinus s. Kap. IV. Zu den Normannen in Sizilien Delogu 1984, Matthew 1992, Houben 1997, vgl. auch Dittelbach 2003. Die anonyme Übersetzung des Almagest von Ptolemaios in Sizilien erfolgte 1160, Haskins 1924, S. 110, d’Alverny 1982, S. 434, 452f. 34 S.o. 35 »Tantum deerat in veteri exemplari« in Neapel, Ms. XIV D 37; die Bemerkungen variieren in den einzelnen Handschriften; hierzu siehe jetzt Pirker-Aurenhammer 2010, S. 319 mit Anm. 36. 36 S. o., vgl. auch Pirker-Aurenhammer 2010, S. 310f., 319f. und Abb. 3a.
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VII. Der antike Mythos oder die Wiederentdeckung der Aratea
angelegter Text, weiterhin ein relativ breiter Seitenrand und möglichst gleich lange Zeilen. Geschrieben wird in den gängigen Humanistenschriften, wobei die Überschriften der Abschnitte durch Zeilen in Capitalis oder Initialen in Capitalis-Buchstaben hervorgehoben werden. Am Ende größerer Kapitel findet sich zuweilen eine dekorative Verkürzung der Zeilen in Dreiecksform, so dass sich der Text nach unten zum Ende hin verjüngt. Sehr viel Wert legt man auch auf ein gleichmäßiges Schriftbild. Die Darstellungen der Sternbilder werden als farbig lavierte Federzeichnungen ohne Rahmen auf den Pergamentgrund gesetzt und halten die Breite des Schriftblockes ein. Doch in den beiden ältesten Kopien trennt man jene Sternbilder, die in der Vorlage in einer Darstellung zusammengefasst waren, den Wassermann und den Steinbock sowie die Zwillinge und den Krebs (Cologny, Cod. Bodmer 7, Kat.-Nr. 114; New York, PML, Cod. M. 389, Kat.-Nr. 115). Man will offensichtlich nur eine Konstellation pro Bild. Die beiden prächtiger ausgestatteten Abschriften behalten jedoch die Zusammenfassung der genannten Sternbilder bei (Rom, Ms. Vat. Barb. lat. 76; Wien, Cod. Scot. 545). Hier gibt man den Miniaturen auch einen Rahmen und deutet am oberen Rand einen blauen Himmelsgrund an. Dies dürfte auch die Illustrationen der Vorlage gekennzeichnet haben, da sich beides auch in den Bildern der oben erwähnten Madrider Handschrift findet (Madrid, Cod. 19). Wir haben es also nicht mit genauen Kopien im heutigen Sinne zu tun. Die Texte und die Einzelbilder werden zwar sorgfältig bewahrt, aber in eine moderne, zeitgenössische Gestalt überführt, die zutiefst einem bibliophilen Ideal verpf lichtet ist. Jene Maler und Schreiber, die knapp 40 Jahre zuvor den mittelalterlichen Codex von Vercelli kopierten, gingen ganz anders vor und folgten auch im Lay-out der Seiten sehr genau ihrer Vorlage (Göttweig, Cod. 146, Kat.Nr. 112; Siena, Bibl. com., Ms. L.IV.25, Kat.-Nr. 113).37 Diese Gegenüberstellung macht noch einmal deutlich, welch bewusste Entscheidung in Neapel hinter dieser Umgestaltung stand. Neben den antiquarischen und bibliophilen Neigungen sind es ausschließlich literarische und humanistische Interessen, welche die Besitzer dieser Handschriften leiteten. Es geht um die antiken Verse und um die Informationen zum antiken Mythos. Fasziniert hat dabei sicherlich immer noch die augenfällige Verknüpfung von sichtbarer Welt in Form der Sterne mit der antiken Poesie und Mythologie, die schon bei Nicholas Trevet und Giovanni Boccaccio anzutreffen war. Eine Beschäftigung mit der Astronomie aber spielte in diesem Zusammenhang keine Rolle mehr. Mit dem heute verlorenen Exemplar des Agnolo Manetti gelangt bereits 1468 eine Abschrift des spektakulären Fundes nach Florenz. Sofort macht man sich auch dort an die Vervielfältigung dieser Vorlage. Doch geht man dort von Anbeginn freizügiger mit den Bildern um. Das Aussehen wird konsequent modernisiert, und die Figuren tragen zeitgenössische oder antikische Gewänder, die auch sonst in der Florentiner Malerei dieser Zeit vorkommen. So gleicht die Jungfrau jetzt einem Engel in den Gemälden von Sandro Botticelli oder Filippo Lippi. Man beschränkt sich also auf die Übernahme des Textes und der reinen Ikonographie der Konstellationen. Darüber hinaus gehende Merkmale des alten Manuskriptes aber ziehen kein besonderes Interesse auf sich. Die Zeichnungen fallen zuweilen auch kleiner aus und füllen die Textlücken nicht mehr vollständig aus. Während in Neapel zwei der frühen Kopien die Miniaturen wie in der Vorlage mit einem Rahmen versehen und die Sternbilder vor einen blauen Himmelsgrund
37 S.o. Kap. VII, 4.
5. Germancus in Neapel und Florenz
stellen, der ihr natürliches Umfeld zur Anschauung bringt, unterbleibt dies in Florenz völlig. Doch dürfte jene Abschrift, die man Agnolo Manetti aus Neapel nachsandte, gleichfalls jenen gerahmten Himmelsgrund aufgewiesen haben; denn Matteo Plamierie hat 1473 dieses Element für die Illustrationen seines Poems Città di vita aufgegriffen (Florenz, Bibl. Laur., Cod. Plut. 40.53, Kat.-Nr. 86).38 In zwei Handschriften ist das Wappenfeld der Frontispize leer geblieben; dies könnte ein Indiz dafür sein, dass man Abschriften sogar auf Vorrat angefertigt hat (Rom, Ms. Vat. lat. Barb, 77, Kat.-Nr. 118; Madrid, BN, Cod. 8282, Kat.-Nr. 119). Die beiden Manuskripte entstehen in der gleichen Werkstatt und besitzen ein sehr ähnliches Frontispiz, doch wurden die Illustrationen von zwei unterschiedlichen Zeichnern angefertigt. Dem gleichen Werkstattzusammenhang sind wohl auch noch zwei weitere Handschriften zuzuweisen, bei denen der Humanist und Buchproduzent Bartolomeo della Fonte mitwirkte (London, BL, Ms. Add. 15819, Kat.-Nr. 120; Rom, Ms. Vat. Urb. lat. 1358, Kat.-Nr. 83). Zu den identifizierbaren Auftraggebern zählen Francesco Sassetti (London, BL, Ms. Add. 15819, Kat.-Nr. 120), die Medici (Florenz, Laur., Ms. Plut. 89 sup. 43, Kat.-Nr. 85) und Federico da Montefeltro, der für seine Bibliothek in Urbino ein Exemplar bestellte (Rom, Ms. Vat. Urb. lat. 1358, Kat.-Nr. 83). Wie in Neapel scheinen auch hier die fürstlichen Auftraggeber auf die Humanisten zu folgen, denn die Abschrift der Medici lässt sich auf 1482/83 datieren. Die beiden Codices für die Medici und den Herzog von Montefeltro ergänzen den Germanicus-Text noch durch eine komplette Abschrift von De astronomia des Hyginus, die gleichfalls illustriert wird.39 So entsteht ein Kompendium antiker Himmelsbeschreibungen, das den Neapolitaner Fund mit dem in Oberitalien zahlreich verbreiteten Hyginus verbindet. Im Codex des Francesco Sassetti hat Bartolomeo della Fonte zahlreiche Annotationen und Verbesserungen vorgenommen. Der junge Gelehrte war vermutlich der Biblothekar von Sassetti, mit dem er auch befreundet war, und er begleitete diesen 1472 nach Rom.40 Dies hat sein Interesse für antike Monumente und Inschriften geweckt, das später seinen Niederschlag in einem Liber monumentorum Romanae urbi gefunden hat.41 Zusammen mit seinem Bruder Niccolo hat er unter anderem für die Bibliothek des Sassetti zahlreiche Schriften klassischer Autoren abgeschrieben. Diese Handschriften zeichnen sich durch eine sorgfältige Herstellung und häufig auch durch einen aufwendigen Buchschmuck aus. Im Germanicus-Manuskript fügte er neben den Versen zu Eridanus zusätzlich eine Skizze des Phaeton ein, der aus einer brennenden Wolke heraus liegend ins Meer stürzt. Mit Hilfe des Mythos suchte er hier die eigentümlichen Merkmale dieser Darstellung zu erklären.42 Giovanni Antonio Vespucci hat seinerseits eine Kopie dieses Exemplares angefertigt und auch die erläuternde Skizze des Phaeton übernommen (Neapel, Cod. XIV D 37, Kat.-Nr. 121).43 So bestätigt sich erneut, dass es vor allem ein mythologisch ausgerichtetes Interesse war, das zur Beliebtheit dieser Handschriften führte.
38 S. Kap. VI, 2. 39 S. Kap. VI, 2. Zur Rolle von Astronomie und Astrologie in der Wissenskultur des Hofes von Urbino siehe Apa 1986. 40 De la Mare 1976 sowie allgemein zu Bartolomeo della Fonte Zaccaria 1988. 41 Oxford, Bodl. Lib., fondo Lat. misc. I, d. 85, Liber monumentorum Romanae urbis et aliorum locorum. 42 London, Brit. Lib., Ms. Add 15819, fol. 43v; s. Kat.-Nr. 120. 43 Neapel, Cod. XIV D 37, fol. 33r; s. Kat.-Nr. 121.
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1047–1053 777–782 792–814 Taf. 87–92
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VII. Der antike Mythos oder die Wiederentdeckung der Aratea
Der in Sizilien aufgetauchte Germanicus wurde nicht nur in Neapel und Florenz kopiert. Für den Theologen Battista Panizza in Ferrara entstand eine Abschrift, die nur den Text und nicht die Bilder enthält, von jenem durch Bartolomeo della Fonte korrigierten Exemplar.44 Ein weiteres, frühes Beispiel, das bereits um 1470 anzusetzen ist, stammt aus dem Kontext der Accademia Pomponiana in Rom. Der Codex wurde vermutlich für Fabio Mazzatosta geschrieben und enthält zusätzlich De astronomia des Hyginus (London, British Lib., Ms. Egerton 1050, Kat.Nr. 122). Der junge Fabio, der zu einer bedeutenden Familie aus Viterbo gehörte, war ein Schüler des berühmten Pomponio Leto in Rom und Mitglied der Accademia Pomponiana. Zwischen 1469 und 1471 hat Pomponio persönlich eine Reihe von klassischen Autoren für seinen Schüler abgeschrieben. Diese Manuskripte weisen eine reiche Dekoration auf und zeigen allesamt das Wappen der Mazzatosta.45 Offenbar bemühte sich der junge Gelehrte um den Aufbau einer eigenen Bibliothek mit humanistischer Ausrichtung. Der Neufund des Germanicus war für ihn in diesem Zusammenhang sicherlich von großem Interesse. In der Verbindung mit dem Text des Hyginus besaß er damit so etwas wie ein Kompendium der antiken Himmelsbeschreibungen. Der Maler geht hier sehr viel freizügiger mit seiner Vorlage um und nimmt bei einer Reihe von Figuren eine regelrechte Antikisierung vor, wie sie ähnlich auch in einigen gleichzeitigen Hyginus-Handschriften aus Padua zu beobachen ist.46 Auch der Stil dieser Miniaturen verweist eher nach Oberitalien, so dass an einen Maler zu denken ist, der von dort nach Rom kam. Das aufwendige Frontispiz aber stammt wohl von der Hand des Gioacchino de Gigantibus, der im Frühjahr 1471 nach Neapel ging und dort eine weitere Kopie des Germanicus anfertigte (Kat.Nr. 117). Wie so oft verdankt auch dieses Manuskript seine Entstehung dem Zusammenwirken mehrerer Gelehrter. Eine Besonderheit, die alle Kopien des sizilianischen Germanicus teilen, ist eine ungewöhnliche Wiedergabe des Eridanus. Aus der mittelalterlichen Vorlage stammt die liegende Position, die ihn als schwimmenden Phaeton vorführt, wie sie auch in der Madrider Handschrift zu sehen ist (Madrid, Cod. 19).47 Diese Figur hat jetzt allerdings gebogene Hörner an der Stirn bekommen, wie das wohl schon nach 1370 von Coluccio Salutati geplant war, wobei damals der Maler allerdings zwei überlange Ohren ausführte.48 Die Hörner des Flussgottes werden auch bei Germanicus erwähnt und in den Georgica von Vergil beschrieben. Auch in den Metamorphosen des Ovid tritt ein gehörnter Flussgott mit Namen Acheloos auf.49 Insofern muss hier keine Rezeption des Florentiner Hyginus-Zyklus vorliegen, denn die Neapolitaner Humanisten kön44 Palermo, Bibl. com., Cod. 2 Qq. E 11; Haffner 1997, S. 114. Nach Reeve 1980, S. 512, Anm. 21, ist diese Abschrift abhängig von London, Brit. Lib., Ms. Add. 15819 für Francesco Sassetti (Kat.-Nr. 118). 45 Dazu sowie zur Person des Fabio Mazzatosta Maddalo 1991, insbesondere S. 48 und 56f. Fabio Mazzatosta trug in der Akademie den Beinamen Ambustus und findet sich gemeinsam mit seinem Lehrer sowie Platinus und Campano auf einem Graffito in der Katakombe von SS. Marcellino e Pietro in Rom, das zwischen 1471 und 1474 entstand. Da spätere Nachrichten fehlen, liegt die Vermutung nahe, dass Fabio jung verstorben ist. Zu den Wappen vgl. auch Reeve 1975, S. 241, Anm. 51, sowie Reeve 1980, S. 512. 46 Siehe Kap. VI, 2. 47 S. Blume/Haffner/Metzger, Sternbilder I, 2012, S. 105. 48 S. Kap. VI, 1. 49 Ovid, Metamorphosen IX, 1–105. Der Flussgott Acheloos kämpft hier mit Herkules um die schöne Jungfrau Dejanira. Im Laufe des Kampfes wird ihm eines seiner Hörner abgebrochen, welches sich dann in das bekannte Füllhorn verwandelt.
5. Germancus in Neapel und Florenz
nen das ebenso gut den genannten Textstellen entnommen haben. Möglicherweise war die Miniatur der Vorlage beschädigt, und abstehende Haarlocken oder die Reste einer Bekränzung wurden in Kenntnis der Verse als Hörner interpretiert. Das entsprechende Bild in dem Madrider Manuskript ist im Bereich des Kopfes so weitgehend zerstört, dass es nicht zu einem Vergleich herangezogen werden kann. Ebenso ist es natürlich auch möglich, dass jene Hörner dem Eridanus bereits im 11. Jahrhundert aufgesetzt wurden, in jener Kompilation aus Montecassino, welche auch die Vorlage für die normannische Germanicus-Handschrift lieferte, die nach 1465 die Aufmerksamkeit der Neapolitaner Humanisten erregte.50 Unterhalb des liegenden Eridanus fügt man aber auch noch in sehr additiver Weise eine frei schwebende Vase hinzu, aus der sich waagerecht ein gewellter Wasserstrahl ergießt. Das ist eine eher unbefriedigende Lösung, die wohl nicht auf die mittelalterliche Vorlage zurückgeht. Dagegen spricht schon die für die Renaissance typische Form des antikischen Kruges mit Doppelhenkel, die in den frühen Neapolitaner Kopien zu finden ist (Cologny, Cod. Bodmer 7, Kat.-Nr. 114; Wien, Schottenkloster, Cod. Scotensis 521, Kat.-Nr. 117). Es dürfte sich vielmehr um die vermutlich einzige Änderung der Humanisten an der vorgefundenen Bildgestalt handeln. Denn die Vase als wichtigstes Attribut eines Flussgottes war aus der Anschauung römischer Statuen bekannt und wurde wohl als unverzichtbar angesehen. Es ist aber bezeichnend, dass man diese Ergänzung unverbunden neben die Figur setzte, denn man wollte offenbar in die Figurendarstellung der vermeintlich antiken Vorlage so wenig wie möglich eingreifen. Wenn die Vermutung stimmt, dass die Miniatur der Vorlage beschädigt war, hätten man es mit dem vorsichtigen Versuch einer im Grunde archäologischen Rekonstruktion zu tun. In jedem Fall zeigt sich, dass die neu entdeckten Bilder auch mit einer vorgeprägten Erwartungshaltung in Einklang zu bringen waren. Es ergibt sich ein interessanter Vergleich zwischen diesen Neapolitaner Kopien des Germanicus und den gleichzeitigen Bemühungen um einen möglichst antiken Hyginus-Zyklus in Padua. In Neapel konzentriert man sich auf das wieder aufgefundene Manuskript, das man mit antiquarischem Habitus kopiert und bei dem man sich darum bemüht auch die mittelalterlichen, aber für antik gehaltenen Gestaltungselemente dieser Bilder zu bewahren. In Padua hingegen erfindet man einen antiken Bildzyklus völlig neu. Nach den eigenen archäologischen Kenntnissen und den darauf fußenden Vorstellungen verwandelt man die spätgotischen Darstellungen derart, dass ein antikes Erscheinungsbild entsteht, das im Horizont der Zeit und im Kontext des damaligen Wissens völlig schlüssig wirkt. Beide Unternehmungen gehen natürlich von unterschiedlichen Voraussetzungen aus, aber sie wenden auch unterschiedliche Methoden an. Ein wiederum anderes Vorgehen zeigt sich bei den Florentiner Kopien des sizilianischen Germanicus. In Florenz ignoriert man völlig den Charakter der alten Bilder und kümmert sich auch nicht um archäologische Kenntnisse, sondern steckt die Figuren in zeitgenössische Kostüme all’antica, die man auch sonst allenthalben verwendet, und mit denen die Betrachter und Auftraggeber vertraut sind. All dies geschieht gleichzeitig, aber an verschiedenen Orten! Alle drei Ansätze gehen zwar auf gemeinsame Interessen an der antiken Sternbilderfolge zurück, aber es gibt keinen einheitlichen Umgang damit; die Umsetzung dieser Interessen ist vielmehr ganz 50 Blume/Haffner/Metzger, Sternbilder I, 2012, S 104ff., Kat.-Nr. 32, S. 346ff. Der Autor dieser sogenannten Scholia Strozziana greift auch bei der Darstellung des südlichen Himmelspols, den er Austronothus nennt, auf Ovid zurück.
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779, 801 959, 1026 1046, 1053 1064
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VII. Der antike Mythos oder die Wiederentdeckung der Aratea
verschieden. Jedes der drei Zentren – Padua, Neapel, Florenz – hat seine eigene intellektuelle Kultur und ein spezielles Profil. In Padua treffen wir auf einen höchst gelehrten und archäologisch ausgerichteten Humanismus, der von dem Studium der antiken Inschriften und Monumente ausgeht und mit diesen Versatzstücken gewissermaßen eine neue Antike schafft, die eine eigene intellektuelle Suggestionskraft entwickelt. Wenn man so will, kann man von einer sehr spezifischen Form der Archäologie sprechen. Andrea Mantegna mit seinen Grisaillen und der Bronzebildner Antico am Hof der Gonzaga in Mantua haben dies mit großer Konsequenz realisiert.51 In Florenz dagegen wird unter Lorenzo de’ Medici eine popularisierte Antikenvorstellung entwickelt, die über die zahlreichen Feste mit ihren Umzügen, den lebenden Bildern und den Schaustellungen ebenso verbreitet wurde wie über das neue Medium des Kupferstiches. Es wird eine poetische Theaterwelt entworfen, die immer wieder neu reaktiviert wird und deren Ziel es ist, unter Führung der Medici eine neue, gemeinsame Identität zu stiften. In der Primavera von Botticelli hat dies seinen bekanntesten Ausdruck gefunden.52 In Neapel findet sich eine Präsenz antiker Überreste, wie sie sonst nur noch in Rom anzutreffen ist. Daraus entwickelt sich eine ausgeprägte regionale Orientierung, die in dem Gründungsmythos von Parthenope und dem damit verbundenen Kult der antiken Sirene gipfelt. Man hat seine eigene antike Tradition, die man pf legt und fortsetzen will. Da die Aragonesen von außen kommen und die lokalen Barone einbinden müssen, um zu überleben, bemüht sich gerade der Königshof speziell um diesen Regionalbezug, mit dem man sich zu verbinden sucht.53 Der sizilianische Germanicus, der im Königreich Neapel gefunden wurde, fügt sich hier bestens ein, da er genau diesen Lokalbezug zu verstärken vermag. Schon deswegen muss das Aussehen seiner Bilder genau bewahrt werden. Zudem lässt sich der Fund des vermeintlich antiken Buches gut mit dem Ruhm der königlichen Bibliothek verbinden, die im Mittelpunkt der kulturellen Erneuerung durch Alfonso d’ Aragone (reg. 1442–1458) stand und die im neu errichteten Castelnuovo eingerichtet wurde. Später fördert sein Sohn Ferrante (reg. 1458–1494) in gleicher Intensität den weiteren Ausbau der Bibliothek.54 In jedem dieser drei Zentren, sei es Padua, Neapel oder Florenz, entwickelt sich somit ein anderes Profil im Umgang mit der bewunderten Antike. Das Interesse an der antiken Himmelsbeschreibung und ihren Bildern ist allen gemeinsam, aber die Ergebnisse, die daraus entstehen, sind durchaus unterschiedlich. Schließlich vermag jene intellektuelle Bewegung, die man mit dem Begriff der Renaissance umschreibt, in vielerlei Gestalt aufzutreten. In Rom wird ganz am Ende des 15. Jahrhunderts ein monumentaler antiker Himmelsglobus gefunden, der auf der Schulter des Titanen Atlas ruht. Doch die Statue, die heute als Atlas Farnese bekannt ist, war ein schwer beschädigter Torso, dem das Gesicht und sämtliche Gliedmaße fehlten.55 Ulisse Aldrovandi beschreibt sie 1556 als eine sehr schöne und seltene Skulptur, die, wenn sie vollständig wäre, einen unbezahlbaren Wert hätte.56 Eine Restaurierung und Ergän51 Zu Mantegnas Grisaillen Blumenöder 2008. Zu Antico Blume 1987 und Bonacolsi l’antico 2008. 52 Vgl. hierzu insbesondere Dempsey 1992, Dempsey 2001 und Dempsey 2012, S. 67ff. 53 Zur Renaissance der Aragonesen in Neapel Bentley 1987, Galasso 1992, Gothein 1924, Pane 1975, Beyer 2000. 54 Bentley 1987, S. 56ff., 62ff. Ferrante hatte etwas anders gelagerte Interessen als sein Vater; die Musik war ihm wichtiger, und er las ungern lateinische Bücher; der Förderung der Bibliothek tat dies aber keinen Abbruch; so ließ er nachweislich mindestens 142 Manuskripte herstellen. Vgl. auch De Marinis 1952–69, Toscano 1998, Rux 2013. 55 Riebesell 1989, S. 33f.; Thiele 1898, S. 19ff.; Lippincott 2009, S. 45f., Lippincott 2011. 56 Aldrovandi 1556, S. 230.
5. Germancus in Neapel und Florenz
zung gelingt erst Guglielmo della Porta nach 1550. Etwa zur gleichen Zeit entstehen für den niederländischen Antiquar Stephanus Viandus Pighius Nachzeichnungen des Globus mit seinen Sternbildern.57 Mit den antiken Himmelsbeschreibungen des Germanicus oder des Hyginus wurden diese authentischen antiken Bilder aber nicht mehr verbunden. Die Texte standen in gedruckten Ausgaben zur Verfügung. Die anschauliche Vergegenwärtigung der Konstellationen jedoch verlagerte sich auf Himmelsgloben und Sternkarten, deren Geschichte wir hier nicht weiter verfolgen.58
57 Die Zeichnungen entstanden zwischen 1549 und 1557. Zum sogenannten Codex Coburgensis in den Kunstsammlungen der Veste Coburg, Cod. HZ.II, und dem Codex Pighianus in Berlin, Staatsbibliothek, Lib. Pict. A. 61, vgl. Lippincott 2011. 58 Zu den Sternkarten vgl. den systematischen Überblick bei Warner 1979.
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VIII. Astrologische Bücher im 15. Jahrhundert
1. Michael Scotus in Deutschland In den oberdeutschen Städten erfolgte seit dem 14. Jahrhundert ein vielfältiger Entwicklungsschub, der neben einem ökonomischen Aufschwung auch zu einer kontinuierlichen Intensivierung der Kommunikationsstrukturen und des Bildungswesens führte.1 Zahlreiche Universitäten wurden gegründet, so dass am Ende des 15. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum mehr Universitäten existierten als im übrigen Europa. Damit wächst auch der Markt für Bücher, die jetzt von spezialisierten Werkstätten in großer Zahl hergestellt werden. Die Erfindung des Buchdrucks ist nur eine konsequente Fortsetzung dieser Entwicklung. Dass damit auch ein verstärktes Interesse an Bildern verbunden war, belegt unter anderem die große Verbreitung, welche die im frühen 15. Jahrhundert erfundenen Holzschnitte erlangten. In den städtischen Oberschichten steigt die Nachfrage nach dem Bildungsgut Buch und nach der Verfügbarkeit von Wissen stark an. Dies betrifft zunehmend weitere Kreise, die des Lateinischen nicht mächtig sind, und so entstehen zahlreiche Übertragungen in die Volkssprache, die nahezu sämtliche Wissensbereiche betreffen. In diesem städtisch geprägten Milieu waren astrologische Interessen weit verbreitet, die aber vor allem auf eine praktische Anwendung im Alltag ausgerichtet waren und deshalb eine vereinfachte Laienastrologie ohne komplizierte Berechnungen favorisierten. Eine deutsche Paraphrase der Himmelsbeschreibung des Michael Scotus kam diesen Interessen sehr entgegen, da sie nicht allein in einer einfachen Sprache abgefasst war, sondern auch für jedes Sternbild eine astrologische Deutung offerierte und die jeweilige Gestalt anschaulich mit der Erfahrungswelt in Bezug setzte. Diese deutsche Übertragung kursierte in mehreren Fassungen und kann keineswegs als eine genaue Übersetzung angesprochen werden.2 Die mythologischen Informationen werden fast immer fortgelassen und die astrothetischen Angaben zumeist stark reduziert. Der Fokus liegt sichtlich auf den astrologischen Ausführungen und im Bereich einer populären Prognostik. Insgesamt haben sich 15 illustrierte Textzeugen jener deutschen Scotus-Ausgabe erhalten, die zwischen 1440 und 1500 entstanden. Durchweg finden sie sich in umfangreichen 1 Moraw 1985, insbesondere S. 274ff. 2 Palmer 1990, Ulrike Bodemann in Frühmorgen-Voss 1991, S. 340ff.
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1066–1082
134–156
1081, 1082
VIII. Astrologische Bücher im 15. Jahrhundert
Sammelhandschriften, die Material zum Kalenderwesen, zur Astronomie und Astrologie sowie zur Medizin zusammenstellen. Sehr oft sind sie auch Bestandteil der sogenannten kalendarischen Hausbücher, in denen Informationen zum Jahreslauf, zur Laienastrologie und zur Gesundheitsvorsorge mit weiteren praktischen Informationen verknüpft waren, und die beim gehobenen Bürgertum der süddeutschen Städte äußerst beliebt waren.3 In diesen Textzusammenstellungen wird das Spezialwissen der Astrologie in einer vereinfachten Form für weitere Kreise zusammengefasst und tritt in bisher ungekanntem Maße über universitäre und höfische Zusammenhänge hinaus. Die Himmelsbeschreibung des Michael Scotus bot dafür ideale Voraussetzungen und hat in der Gestalt dieser Paraphrasen noch einmal eine große Wirkung entfaltet. Die Verknüpfung mit Bildern spielt bei jener Popularisierung von Wissen natürlich eine wichtige Rolle. Die Illustrationen in diesen Handschriften reichen von sorgsam kolorierten Federzeichnungen, die in professionellen Werkstätten entstanden, bis zu ungelenken Skizzen, welche der Schreiber oder der Besitzer selbst anfertigten. Die Zeichner gehen dabei zumeist vom Text aus und bemühen sich um eine wortgetreue Umsetzung. Mit ihrem Vorlagenmaterial gehen sie allerdings häufig recht eigenständig um. So lassen sich weder von der variierenden Textgestalt her noch mit Hilfe der Bilder direkte Abhängigkeiten oder Filiationen definieren, sondern man kann nur einen Traditionsstrang beschreiben, innerhalb dessen eine mehr oder weniger enge Verwandtschaft gegeben ist. Um 1445 entstand für einen unbekannten Besteller aus der Diözese von Mainz ein kalendarisches Hausbuch, das sich durch eine sorgfältige Buchschrift sowie durch Initialen aus Blattgold und Silber auszeichnet (Berlin, Ms. germ. fol. 244, Kat.-Nr. 123). Die astrologischen Interessen des Besitzers sind durch Einträge im Kalenderteil dokumentiert, welche Planetenstellungen des Frühjahres 1447 notieren. Auch die Textauswahl ist davon geprägt, doch bilden praktisch orientierte Rezeptsammlungen, ein Kochbuch und medizinische Ratschläge den Abschluss. Die Himmelsbeschreibung aus dem Liber de signis et imaginibus coeli des Michael Scotus findet sich hier ausnahmsweise in einer nahezu wortgetreuen Übersetzung. Auch die zugehörigen Illustrationen folgen sehr genau der Tradition dieses Textes und lassen sich gut mit den böhmischen Miniaturen der Wiener Handschrift vergleichen (Wien, ÖNB, Cod. 2352, Kat.-Nr. 13). Doch wurde diese Bildfolge um sieben weitere Konstellationen erweitert, die einer alternativen Ikonographie der deutschen Hyginus-Derivate folgen. Offenbar wurde die Doppelung nicht erkannt, und der Kompilator sah hierin zusätzliche Sternbilder, die bei Michael Scotus fehlen. Die Darstellungen der Planeten entsprechen wiederum den bekannten Typen der Scotus-Überlieferung. Ein weiteresTraktat zu den Planeten und ihren Kindern begleiten dann Kopien der bekannten Holzschnittfolge aus Basel.4 Fünf großangelegte Kompendien astrologisch-astronomischer sowie astromedizinischer Thematik bilden eine eng zusammengehörige Gruppe, da sie alle die gleiche Bearbeitung des Liber de signis aufweisen. Diese wird auch als Elsässische Sternbilderfolge bezeichnet, da drei der Handschriften im Umfeld der Werkstatt von Diebold Lauber in Hagenau entstanden (Salzburg, Ms. M II 180, Kat.-Nr. 124; Rom, Ms. Vat. Pal. lat. 1370, Kat.-Nr. 125; Darmstadt, Ms. 266,
3 Traditionell werden diese Bücher auch – wenig zutreffend – als Volkskalender bezeichnet; Brévart 1988, Blume 2000, S.167ff. 4 Blume 2000, S. 169f.
1. Michael Scotus in Deutschland
Kat.-Nr. 126).5 Doch waren es unterschiedliche Schreiber und Maler, die bei der Herstellung dieser Codices beteiligt waren. Vermutlich gehen sie auf ein heute verlorenes, gemeinsames Vorbild zurück, das um 1430 anzusetzen wäre. Wir finden hier eine weitgehend identische Textzusammenstellung. Nach einer Einführung in den Auf bau des Himmels folgen ausführliche Kapitel zu den zwölf Zodiakalzeichen und den 36 Konstellationen. Neben den Exzerpten aus Michael Scotus werden zum Tierkreis noch weitere Quellen herangezogen. Ganz deutlich wird hier ein Streben nach umfassender Information, das seinen Ausdruck in der Sammlung aller zur Verfügung stehenden Texte findet, ganz gleich, ob diese gelegentlich divergierende Aussagen treffen, oder ob sich die Angaben wiederholen. So entsteht eine sehr umfangreiche astrologische Zodiakallehre, die in diesen Kompilationen einen besonderen Schwerpunkt bildet. Das folgende Kapitel zu den übrigen Sternbildern wirkt dagegen fast wie eine Ergänzung, die nur der Vollständigkeit dient. Hier findet man zunächst astrothetische Informationen über die Lage des Sternbildes, über weitere Namen desselben, über die Zahl der sichtbaren Sterne sowie über deren Verteilung am Himmel. Ein weiterer Abschnitt ist charaktertypologisch und prognostisch angelegt; er unterrichtet über Eigenschaften und Schicksal der unter der jeweiligen Konstellation Geborenen. Auf die zum Teil ausführlichen mythologischen Angaben im Liber de signis des Michael Scotus wird jedoch vollständig verzichtet. Ein gleichfalls illustriertes Kapitel zu den Planeten schließt sich an. Die Ikonographie der Wandelsterne folgt allerdings nicht den Vorgaben des Michael Scotus, sondern ist in Anlehnung an eine spätantike Prachthandschrift, den sogenannten Filocalus-Kalender, kurz zuvor neuentwickelt worden.6 Dies ist ein weiteres Indiz, das auf ein verlorenes, möglicherweise prominentes Vorbild verweist. Die Bilder der Konstellationen stehen in Medaillons, die in den zweispaltig geschriebenen Text vor dem betreffenden Abschnitt eingeschoben sind. Sie werden von einem zweifachen Rahmen eingefasst, in den Paarreime eingetragen sind, mit denen sich die Sternzeichen in direkter Rede an den Betrachter wenden und von sich erzählen.7 Dies hat den Charakter von Merkversen und erinnert an die Gedichte in der Baseler Holzschnittfolge zu den Planetenkindern, die ab 1430 schnell eine große Verbreitung fand.8 Um 1478 wurde im östlichen Schwaben ein äußerst umfangreiches kalendarisches Hausbuch hergestellt, das durch die sorgfältige Schrift, zahlreiche Initialen und den umfangreichen Bildschmuck ein hohes Anspruchsniveau verrät (Edinburgh, Ms. Cr.4.6. , Kat.-Nr. 127). Leider lassen sich über den Auftraggeber dieser bemerkenswerten Handschrift keine Aussagen treffen, doch ist ein ausgeprägtes Interesse an einer praktischen Anwendung der Astrologie unverkennbar. Gleichfalls ist wieder ein Bemühen festzustellen, eine gewisse Vollständigkeit anzustreben und möglichst viele verschiedene Abhandlungen zu einem Thema zu sammeln. Die elsässische Scotus-Bearbeitung steht hier relativ am Schluss der gesamten Kompilation. Einige Besonder-
5 Zu Diebold Lauber grundlegend Saurma-Jeltsch 2001. 6 Blume 2000, S. 162f. 7 Dies ist jedoch nur in den Handschriften Rom, Bibl. Vat., Ms. Vat. Pal. lat. 1370, und Darmstadt, Hessische Landes- und Hochschulbibliothek, Ms. 266 der Fall. 8 Diese Gedichte sind in den Handschriften Rom, Bibl. Vat., Ms. Vat. Pal. lat. 1370 und Darmstadt, Hessische Landes- und Hochschulbibliothek, Ms. 266 ebenfalls zu finden. Zu den Baseler Holzschnitten Blume 2000, S. 160ff., 230ff.
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1083–1107
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Taf. 129–132 1118–1142
1151, 1153
VIII. Astrologische Bücher im 15. Jahrhundert
heiten der Ikonographie setzen diese Bildfolge von der soeben besprochenen, im Elsass entstandenen Handschriftengruppe ab. Die gleichen Merkmale finden sich auch in einem etwas älteren Kompendium aus Bayern, das allerdings nur als Fragment erhalten blieb (New York, Pierpont Morgan Lib., Ms. M 384, Kat.-Nr. 128). Nur von einer dieser Sammelhandschriften kennen wir einen frühen Besitzer. Der römische Codex (Rom, Ms. Vat. Pal. lat. 1370, Kat.-Nr. 125) stammt aus der Bibliothek von Matthias Widmann von Kemnat (ca. 1430–1476), der ab 1460 als Hof kaplan für den Kurfürsten Friedrich I. von der Pfalz tätig war.9 Er ist auch als Chronist hervorgetreten, und seine astrologischen Interessen sind mehrfach belegt. Erhalten sind auch zahlreiche von ihm selbst erstellte Horoskope. Er hat offenbar die Astrologie recht intensiv und auch mit einem gewissen Anspruch betrieben. Folgende Merkmale sind unter anderem für die Ikonographie dieser sogenannten Elsässischen Sternbilderfolge charakteristisch. Die Zwillinge treten als ein sich umarmendes nacktes Paar auf; die Waage wird von einer nackten, kindlichen Trägerfigur gehalten, die einen Zeigegestus ausführt; der Schütze als Kentaur besitzt zusätzlich Flügel. Der Fuhrmann sitzt in einem vierrädrigen Wagen, die Ziege und Böckchen fehlen. Aus dem Blutstrom, der bei Scotus aus der Hand der Cassiopeia rinnt, ist ein Regenschauer geworden, der aus einer kleinen Wolke niedergeht. Andromeda ist ein modisch gekleideter Jüngling, die Plejaden sind eine Gruppe ebenfalls modisch gekleideter Männer und Frauen. Die Argo ist ein vollständiges Schiff, das von einem Jüngling gesteuert wird. Die beiden Personifikationen der Milchstraße sind als ein heterosexuelles Paar charakterisiert. Der Kentaur ist wie der Schütze gef lügelt. Eine weitere Gruppe besteht aus sechs sehr umfangreichen Sammelhandschriften, die alle in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts geschrieben wurden. Zu den astrologischen Texten kommt hier noch weiteres Material hinzu, das sich auf Wahrsagekunst ganz allgemein, Medizin und Iatromathematik bezieht. Der prominenteste Vertreter ist das sogenannte Tübinger Hausbuch, das einen Schwerpunkt auf die Geomantie legt und sich darüber hinaus durch eine ungeheure Fülle an Bildern auszeichnet (Tübingen, UB, Ms. Md 2, Kat.-Nr. 129). Die kräftig kolorierten Zeichnungen stammen von einer geübten Hand, sie sind schnell und ohne große Sorgfalt ausgeführt, bestechen allerdings durch eine große Lebendigkeit. Der Zeichner ist ausgesprochen phantasievoll mit seinem Vorlagenmaterial umgegangen und hat viele Szenen um eigenständige Elemente erweitert. Gebunden wurde das Konvolut um 1475 in dem Kartäuserkloster Güterstein bei Ulm. In Ulm wurde es vermutlich auch geschrieben, verantwortlich scheint ein Meister Joseph gewesen zu sein, der sich am Ende, auf fol. 321v selbt nennt. Ob sich der Codex im Besitz des Württemberger Grafen Eberhard V. aus Urach (1445–1496) befand, wie vermutet wurde, lässt sich leider nicht belegen.10 Die Tierkreiszeichen werden hier in einer neuen Ikonographie vorgeführt, denn sie bewohnen jeweils ein Haus, in dessen Halle sie zu sehen sind. Aus den drei Giebeln schauen die Dekane hervor. Die Planeten sind dann in einer ganzen Reihe unterschiedlicher Illustrationen zu sehen. Die Ikonographie der Planetenkinder ist zu ganzseitigen Miniaturen gesteigert und um zahlreiche Figuren aus der Alltagswelt erweitert.11 Weiterhin treffen wir wieder auf eine 9 Zu Matthias Widmann von Kemnat Studt/Worstbrock 1985, Bloh 1994, zu seinen astronomischen und astrologischen Interessen S. 85ff. 10 Deigendesch 2001, S. 217, und Brinkhus in Iatromathematisches Kalenderbuch 2005, S.10. 11 Dazu Blume 2000, S. 172ff.
1. Michael Scotus in Deutschland
deutsche Bearbeitung des Sternbilderkapitels aus dem Liber de signis von Michael Scotus. Dieser Bildzyklus weist einige Besonderheiten auf und ist mit zeitgenössischen Elementen der Alltagswelt angereichert. Widersinnigerweise agieren die meisten Figuren auf einem grünen Rasenstück. Das entspricht zwar üblichen Bildkonventionen, ref lektiert aber nicht den besonderen Status dieser Himmelsgestalten. Herkules tritt hier als ein vollständig behaarter Mann auf, der ein Schwert hält, um das sich eine Schlange windet. Der antike Heros ist hier also mit der damals sehr populären Gestalt des Wilden Mannes verschmolzen. Cepheus trägt dezidiert modische Gewänder und gleicht einem jungen Gecken. Die Lyra hat sich in eine zeitgemäße Orgel verwandelt. Eridanus reitet auf dem Walfisch. Der Musizierende, die »Figura sonantis canoni«, wird als Trommler, der gleichzeitig eine Flöte bläst, vor zwei Weinfässern wiedergeben. Der Mittagsteufel oder »demon meridianus« wird von zwei Hexen verkörpert, die auf einem Rechen bzw. einem Reisigbesen reiten und von allerlei Gefäßen umgeben sind.12 Rätselhaft ist ein großformatiges Bild ohne Textbezug, das diesen Zyklus beschließt und aus Elementen der Illustrationen zu den im deutschen Sprachraum verbreiteten Hyginus-Derivaten zusammengestellt wurde.13 Auf einem Wiesenstück steht der blockartige Altar mit den zwei Kerzen, wie er aus dieser Bilderreihe geläufig ist. Doch gleicht er durch eiserne Ringe an den Ecken und ein Schloss auf der Vorderseite eher einer Schatztruhe. Auf einem Schriftband wird dieser Altar als Grab der Erzväter Adam, Noah und Abraham bezeichnet.14 Ein aufrecht stehender Biber mit heraushängender Zunge entleert darüber einen großen Henkelkrug, so dass der doppelte Wasserstrahl die beiden Kerzenleuchter trifft, sie aber nicht löscht. Die Form des Kruges entspricht dem Mischkrug (»crater«) in den Hyginus-Derivaten. Auf einem Schriftband ist dann noch der Ausruf »Biber was hast gethan« zu lesen. Den freien Platz auf der Seite nach dem Ende des Sternbildertraktates nutzte der Maler demnach für eine ausgesprochen einfallsreiche Komposition, die auf Elemente eines alternativen Sternbilderzyklus zurückgreift. Dies zeigt eindrücklich, welche Phantasien die so vielfältigen Darstellungen in den astronomischen Handschriften immer wieder auslösen konnten. Der Biber war damals in Mitteleuropa weit verbreitet und spielte in der volkstümlichen Medizin eine große Rolle. Als besonders wirksam und wertvoll galt ein Sekret spezieller Drüsen in seiner Bauchhöhle, das als »Bibergeil« bekannt war.15 Von daher ist auch der Biber ein Element der Erfahrungswelt der Leser und er ist ohnehin mit dem Wasser verbunden. Vermutlich sind hier magische Vorstellungen eingef lossen, und es dürfte gerade darum gehen, dass die Kerzen auf dem Grab der Erzväter auch im Wasserschwall nicht verlöschen. Der Sternbilderzyklus wird ergänzt durch zwei Kreisschemata, welche die Zuordnung der Konstellationen zu den Tierkreiszeichen veranschaulichen sollen und damit das Thema der Paranatellonten berühren (fol. 323r–v). Hinzu kommt noch eine Darstellung die den Auf bau des Kosmos und die Abfolge der Planetensphären erklärt (fol. 322v). Der Entwerfer dieses Kompendiums hat aber auch auf ältere Handschriften der Aratea-Tradition zurückgegriffen. Die Darstellung
12 Zur Ikonographie der Hexen Schade 1983. 13 Zu den Hyginus-Derivaten s. Kap. V, 4. 14 Tübingen, UB, Ms. Md 2, fol. 319r: »Der Altuetter Arcken Adam Noe Abraham«; vgl. Kat.-Nr. 129. 15 Bächtold-Stäubli in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, hrsg. von Hanns Bächtold-Stäubli, Bd. 1, Berlin 1927, Sp. 1220ff.
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VIII. Astrologische Bücher im 15. Jahrhundert
von Sonne und Mond im Tierkreis auf fol. 43r entstammt der alten Bildüberlieferung der Recensio interpolata.16 Die gleiche Bearbeitung des Liber de signis mit dem entsprechenden Bildschmuck findet sich noch in einem astrologischen Kompendium, das am Ende des 15. Jahrhunderts am Oberrhein entstand (Wolfenbüttel, Cod. Guelf. 29.14 Aug 4°, Kat.-Nr. 130). Auch das Schlussbild des Bibers taucht hier wieder auf, doch ist das Schriftband leer geblieben. Zahlreiche kleinere Differenzen zeigen jedoch, dass auch hier eine direkte Abhängigkeit nicht vorliegt. Eine knappere Fassung des deutschen auf Michael Scotus fußenden Sternbildertraktates, welche sich ganz auf die astrologischen Informationen konzentriert, ist noch in fünf Textzeugen zu fassen. Das Verbreitungsgebiet ist nahezu ausschließlich der Oberrhein, nur das älteste Fragment, das wohl bereits vor 1440 anzusetzen ist, stammt aus dem nördlichen Bayern (Nürnberg, GMN, Ms. 7082, Kat.-Nr. 131). Zu dieser Gruppe zählt ein kalendarisches Hausbuch, das wohl nach 1456 in Basel entstand (Karlsruhe, Bad. Landesbibl., Ms. K 2790, Kat.-Nr. 132), sowie zwei Kompendien, die erst ganz am Ende des 15. Jahrhunderts geschrieben wurden (Wolfenbüttel, Cod. Guelf. 8.7 Aug 4°, Kat.-Nr. 123; Paris, BN, Ms. allem. 106, Kat.-Nr. 134). Eine dezidiert astrologisch ausgerichtete Sammelhandschrift stammt aus dem Besitz des elsässischen Astrologen Johannes Lichtenberger (um 1426–1503) und ist offenbar auch zu großen Teilen von ihm selbst geschrieben worden (Freiburg, UB, Ms. 458, Kat.-Nr. 135). Lichtenberger war einer der bekanntesten Astrologen dieser Zeit und Autor zahlreicher Schriften. Zwischen 1473 und 1474 war er Hofastrologe Kaiser Friedrichs III. (1415–1493). Die einfachen Zeichnungen, welche die verschiedenen Traktate begleiten, stammen wohl auch von der Hand Lichtenbergers. Bei der Folge der Sternbilder handelt es sich um kleinformatige Darstellungen, die zumeist auf dem Seitenrand stehen. Bemerkenswert ist jedoch, dass jenes auf Michael Scotus zurückgehende Traktat mit seinen eher allgemeinen Aussagen und der Anschaulichkeit seiner Bilder auch für den ambitionierten Berufsastrologen von Interesse war. Die deutschsprachigen Fassungen des Liber de signis von Michael Scotus haben in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts eine große Verbreitung gefunden und durften offenbar in keinem der astrologischen Handbücher fehlen. So ist es nur konsequent, dass Erhard Ratdolt in Augsburg 1491 eine gedruckte Ausgabe herausbrachte, die mit Holzschnitten illustriert war. Der Text entspricht der Elsässischen Sternbilderfolge (vgl. Salzburg, Ms. M II 180, Kat.-Nr. 124), auch wenn im Titel der Name des römischen Autors Hyginus fällt: Hyginus von den xij zaichen und xxxvj pilden des hymels mit yedes stern. Die Druckstöcke für die Mehrzahl der Holzschnitte war schon 1482 in Venedig entstanden und fanden dort für eine Hyginus Ausgabe Verwendung.17 Die Ikonographie dieser Bilder folgt sehr genau der älteren, lateinischen Überlieferung des Michael Scotus, die in oberitalienischen und böhmischen Handschriften des 14. Jahrhunderts zu fassen ist. Die Eigenheiten der deutschen Scotus-Zyklen finden sich hier nicht, da die Entwürfe vermutlich nach einer italienischen Handschrift gefertigt wurden. Es ist anzunehmen, dass Ratdolt zunächst eine Scotus-Ausgabe geplant hatte, für die bereits die Druckstöcke angefertigt wurden. Er wählte dann aber den Text des Hyginus, der in Italien zu dieser Zeit stärker nachgefragt wurde.18 In Augsburg edierte er aber dann jene deutsche Scotus-Bearbeitung, die 16 Blume/Haffner/Metzger, Sternbilder I, 2012, S. 77. 17 S. Kap. VIII, 2 und Kat.-Nr. 138. 18 S. Kap. VI.
2. Erhard Ratdolt und die Bilder des Michael Scotus
hier zu den astrologischen Grundlagentexten gehörte. Dafür musste er allerdings die Bilder für die nur bei Scotus vorkommenden Konstellationen zum vultur cadens, equus secundus, Bohrer und Fahne nacharbeiten lassen. Der Bekanntheitsgrad dieser Bilderreihe ist dadurch ganz wesentlich befördert worden. Für den Pfalzgrafen Philipp den Aufrichtigen (1448–1508) und seine Frau Margarete von Bayern-Landshut wurde kurz danach eine handgeschriebene und mit aufwendigen Miniaturen versehene Prunkausgabe hergestellt (Heidelberg, UB, Cod. pal. germ. 832, Kat.-Nr. 136) Eine ganze Reihe durch Ratdolt edierte, astrologische Schriften sind hier zusammengestellt, so das Astrolabium planum des Johannes Engel und eben auch das auf Michael Scotus zurückgehende Traktat zu den Sternbildern. Man hat dafür aber sowohl den Text als auch die Bilderreihe erweitert und verbessert. So fügt man zu Eridanus als zweites Bild wieder die Darstellung des in einem Wagen sitzenden Musikers ein. Die Illustration zum Altar oder putheus ergänzt man um eine Wiedergabe des Höllenrachens, da man die geflügelten Dämonen des Bildes und die Beschreibung eines Ortes voller Feuer umstandslos auf die Hölle bezieht. Es gab damals offenbar mehrere Auftraggeber, die sorgsam geschriebene Handschriften den gedruckten Büchern vorzogen, denn es hat sich eine weitere Abschrift jener astrologischen Editionen in etwas einfacherer Ausführung erhalten (Coburg, Bayr. Landesbibl., Ms. 5, Kat.-Nr. 137). Deutsche Bearbeitungen des Liber de signis von Michael Scotus avancierten gut 200 Jahre nach Abfassung der lateinischen Urfassung zu einem astrologischen Grundlagentext im deutschen Sprachraum. Wiederum dürfte es die einfache Sprache und vor allem die Eingängigkeit der klaren astrologischen Zuordnungen gewesen sein, welche diesen Erfolg begründete. Jeder Konstellation wurde hier ein überschaubares Wirkungsspektrum zugewiesen, das Aussehen, Charaktereigenschaften und Berufswahl betraf. Dass dies nach den üblichen astrologischen Theorien blanker Unsinn war, tat der Popularität dieser Texte keinen Abbruch. Und es war wohl auch diese Popularität, die wissenschaftlich arbeitende Astrologen wie Matthias Widmann von Kemnat oder Johannes Lichtenberger veranlasste diesen Text in ihre Handbücher aufzunehmen.
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2. Erhard Ratdolt und die Bilder des Michael Scotus Erhard Ratdolt (ca. 1447–1528) richtete ab 1476 in Venedig eine Druckerei ein, in der er vornehmlich mathematisch-naturwissenschaftliche Schriften publizierte.19 1482 erschien bei ihm eine Ausgabe des Hyginus unter dem Titel Poeticon astronomicon.20 Großformatige Holzschnitte in den Maßen 8 × 8 cm zeigen sämtliche Konstellationen und geben sogar die Sternpositionen wieder. Erstaunlicherweise handelt es sich dabei aber um eine Bildfolge, die in allen Details der Typenreihe des Michael Scotus entspricht. Es finden sich alle charakteristischen Merkmale, wie sie auch in den älteren Handschriften italienischer und böhmischer Provenienz auftreten.21 Dazu gehören die androgyne Andromeda ebenso wie die gefesselte Kassiopiea, welche aus ihrer rechten Hand blutet, oder auch das Getreidebündel zu Füßen von Bootes, die Schildkröte unter 19 Künast 2003, Künast 1997, Shank 2008, S.18. 20 Hain 1828, Nr. 9062, Schramm 1943, S. 11f. 21 S. Kap. III, 6.
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der Argo, der Altar mit teuf lischen Dämonen, die in einen Baum kriechende Hydra sowie die Darstellung der Milchstraße mit zwei weiblichen Personifikationen. Vermutlich plante Ratdolt also zunächst eine Edition des Liber de signis von Michael Scotus, änderte dann aber sein Vorhaben, da der Hyginus-Text in Italien zu dieser Zeit intensiv rezipiert wurde und folglich eine größere Nachfrage zu erwarten war.22 Die Arbeit an den Druckstöcken der Illustrationen dürfte aber bereits so weit fortgeschritten gewesen sein, dass er diese Bilder einfach für den anderen Text verwandte. Für die Darstellung der Planeten griff er allerdings auf aktuelle Vorlagen zurück, die auf die verbreiteten Kupferstiche des Baccio Baldini zurückgehen und die Wandelsterne auf von Tieren gezogenen Festwägen vorführen.23 Diese Hyginus-Ausgabe von Erhard Ratdolt war die erste astronomische Himmelsbeschreibung im Druck, die zugleich mit Bildern ausgestattet war. Zwar war bereits 1474 in Bologna die Aratos-Übersetzung des Germanicus erschienen, die jedoch nur Lücken für noch zu malende Bilder aufwies.24 Möglicherweise wollte Erhard Ratdolt auch eine gewisse Eile an den Tag legen, um als Erster auf dem Markt zu sein. Seine Hyginus-Publikation war in jedem Fall ein großer Erfolg, denn bereits nach drei Jahren war ein Nachdruck erforderlich. Eine weitere Neuauf lage mit gröber geschnittenen Kopien seiner Holzschnitte erfolgte dann durch Thomas de Blavis 1488, als Ratdolt Venedig schon wieder verlassen hatte.25 Auch für eine Publikation der Aratea des Germanicus durch Antonius de Strata wurden in Venedig 1488 die Scotus-Bilder der Hyginus-Ausgabe nachgeschnitten.26 Selbst Aldus Manutius kopiert die Illustrationen Ratdolts für seine bekannte Edition der Scriptores astronomici veteres von 1499.27 Nach der Rückkehr nach Augsburg erschien dann 1491 unter dem Titel Hyginus von den xij zaichen und xxxvj pilden des hymels mit yedes stern eine deutsche Ausgabe des Liber de signis von Michael Scotus, die im Text der elsässischen Fassung folgt (Kat. Nr. 138).28 Die Bildfolge der Konstellationen und Planeten von 1482 kam hier erneut zum Einsatz. Zwei weitere Serien, welche nur die Tierkreiszeichen enthalten, verwandte Ratdolt ebenso wie eine Folge der thronenden Planetengötter bei der Publikation verschiedener astrologischer Schriften, die in seiner Offizin erschienen.29 Auch in vielen Drucken des 16. Jahrhunderts finden sich noch Kopien der Ratdoltschen Holzschnitte, so auch in einem 1512 von Johannes Sittich in Augsburg publizierten Kalender, der 1514 und 1518 Neuauf lagen erlebte. Weitere überarbeitete und als Kalender-Higinus bezeichnete 22 S. Kap. VI. 23 Blume 2000, S. 183ff. 24 Thiele 1898, S. 151. 25 Hain 1826, Nr. 9064, Mazal 2003, Bd. 3, S. 754. 26 GW 3131. Hinzugefügt wurde allerdings noch eine Planisphäre nach dem Vorbild der humanistischen Kopien des Neapolitaner Germanicus-Fundes; Warner 1979, S. 270; vgl. Kap. VII, 5. 27 Hain 1828, Nr. 14559, Thiele 1898, S. 151. Es gibt eine Reihe von Darstellungen, die nicht den Ratdoltschen Holzschnitten entsprechen. Sie folgen Zeichnungen einer Handschrift in Montpellier, Bibl. de L’Ecole de Medicine, Cod. H 452, s. Kat-Nr. 88; vgl. Kap. VI, 2. 28 S. Kap. VIII, 1. 29 Es handelt sich um folgende Ausgaben: – Abu Ma’shar, Flores Astrologiae, 1488 (GW 837) und 1495 (GW 838) – Abu Ma’shar, De mangnis coniunctionibus, 1489 (GW 836) – Abu Ma’shar, Introductorium in astronomiam, 1489 (GW 840) – Guido Bonatus, Decem tractatus astronomiae, 1491 (GW 4643)
3. Eine astrologische Kosmosbeschreibung von Ludovicus de Angulo
Ausgaben erschienen ab 1532 bei Jakob Cammerlander in Straßburg. Auch für die HyginusAusgaben, die 1531 in Straßburg und 1570 in Basel herauskamen, sowie für die 1563 in Basel gedruckten Schriften Bedas blieb das Vorbild der Illustrationen von Erhard Ratdolt maßgeblich. Sogar in der Uranometria des Johannes Bayer von 1603 finden sich noch Spuren der durch Erhard Ratdolt so populär gemachten Ikonographie. So hält Bootes eine gezähnte Sichel empor, und neben ihm liegt das ominöse Getreidebündel, das Bayer jetzt aber auf das Haar der Berenice bezieht.30 Durch das verlegerische Geschick des Erhard Ratdolt sind die Bilderfindungen des Michael Scotus bzw. die seiner mittelalterlichen Illustratoren zu dem dominierenden Sternbilderzyklus der frühen Neuzeit geworden, welcher die Vorstellungen nachhaltig prägte. Bereits 1482, unmittelbar nach dem Erstdruck der Holzschnitte ändern jene Buchmaler in Florenz, die im Auftrag der Medici eine Hyginus-Handschrift ausschmücken, ihr Illustrationskonzept und kopieren die auf Scotus fußenden Darstellungen der gedruckten Hyginus-Ausgabe.31 Die normierende Kraft des neuen Mediums, die zu einer ungeheuren Vereinheitlichung der Bildüberlieferung führt, könnte deutlicher nicht veranschaulicht werden.
3. Eine astrologische Kosmosbeschreibung von Ludovicus de Angulo Über Ludovicus de Angulo, den Verfasser von De figura seu imagine mundi, ist nur wenig bekannt. Datum und Ort seiner Geburt sind ungewiss.32 1447 erscheint sein Name in den Steuerlisten der Stadt Lyon, wo er sich bis zu seinen Tod im Jahre 1463 oder 1464 aufgehalten hat. Nach dem Proömium der Handschriften war De Angulo Spanier und in der Astronomie versiert.33 Eine ausführliche lobende Erwähnung erfährt er im Recueil des plus célèbres astrologues (1498) des Astrologen Simon de Phares (ca. 1445–1500), der sich rühmte, das gesamte Œuvre De Angulos von dessen Hand zu besitzen. 34 Mit großer Wahrscheinlichkeit war er als Astrologe tätig. Am 18. Dezember des Jahres 1456 vollendete er in Lyon, wie aus dem Kolophon der Handschriften hervorgeht, seine Kosmologie De figura seu imagine mundi.35 Dieses Werk widmete er René I. von Anjou (1409–1480), Herzog von Anjou, König von Neapel, Sizilien und Jerusalem
30 Warner 1979, S. 263 sowie S. 18f.; Hamel 2010, S. 85. 31 S. Kap. VI, 2, Kat.-Nr. 84, Florenz, Bibl. Laur., Ms. Plut. 89 sup. 43. Auch einige Hyginus-Handschriften sowie eine Illustrationsfolge zu den ptolemäischen Sterntafeln übernehmen die gedruckten Bildvorlagen von Erhard Ratdolt, s. Wien, ÖNB, Cod. Vindob. 3111 (Kat.-Nr. 89), Gent, Bischop. Bibl., Hs. 12 (Kat.-Nr. 90), London, Brit. Lib., Ms. Arundel 36 (Kat.-Nr. 66). 32 Die einzige Textedition von Etienne Hustache, Le De Figura seu imagine mundi de Louis de Lange. Éd. critique et commentaire. Paris, Diss. 1980, ist bis heute unpubliziert und stand für diese Untersuchung nicht zur Verfügung. 33 Vgl. etwa Madrid, BN, Ms. 9267, fol. 2r: »Ludovicus de Angulo nacione hyspanus (...) in scientia astronomie per longa tempora studiose laborans (...).« 34 Zu Simon de Phares vgl. Boudet 1987. Vgl. Paris, BN, Ms. lat. 7321, das De Angulos Übersetzung von Ibn Ezras De Nativitatibus sowie De Angulos Scholien zur Alcabitii Introductio Astrologica enthält und in dem sich das zwar rasierte, aber noch lesbare Exlibris pertinet mihi de Phares findet. Vgl. Hustache 1980a, S. 98. 35 Vgl. unter anderem Madrid, BN, Ms. 9267, fol. 139r; Fernández Pousa 1941, S. 44f.; Hustache 1980a, S. 97ff., sowie Hustache 1988, S. 5ff.
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sowie Graf der Provençe, dem seinerzeit größten Gönner Frankreichs.36 Es gibt aber keinerlei Anzeichen dafür, dass es ihm tatsächlich gelang, die Gunst des Herrschers zu erringen. De Angulos Kosmologie scheint auch sonst vergleichsweise wenig Erfolg beschieden gewesen zu sein; so wurde sie auch nicht gedruckt. Das Werk ist heute noch in fünf relativ gleichartig angelegten, um die Wende zum 16. Jahrhundert entstandenen illustrierten Handschriften erhalten. Nur drei von ihnen überliefern den vollständigen lateinischen Text der Kosmologie.37 Ein weiterer Codex tradiert die französische Übersetzung des Jean de Beauveau von 1479.38 Hinzu kommt noch ein lateinisches Manuskript in Florenz, das aber allein einen Auszug des Textes bietet. 39 Nur in wenigen Fällen ist die Provenienz eines Codex gesichert; der Schwerpunkt der Überlieferung dürfte jedoch im französischen Raum gelegen haben. 40 Die Kosmologie besteht aus drei Büchern; das erste befasst sich mit der Erschaffung der Welt, das zweite mit der Erde und ihren Teilen, das dritte schließlich mit der Himmelssphäre und den Gestirnen. Dieses dritte Buch basiert bezüglich der Sternbilder auf dem Liber de signis des Michael Scotus sowie auf dem Liber de astrologiae des Georgius Zothorus Zaparus Fendulus. Zu den Planeten und Kometen zieht er dann noch weitere Quellen heran. Das dritte Buch von De figura seu imagine mundi wird in allen erhaltenen Handschriften von zahlreichen Illustrationen beleitet. Neben einfachen Kometendarstellungen finden sich eine umfangreiche Bildfolge der Fixsternbilder, Tierkreiszeichen und Dekane. Die Beschreibungen der Konstellationen folgen den Angaben des Michael Scotus und legen den Schwerpunkt auf die astrologischen Informationen. Wie bei Scotus folgt am Ende jedes Abschnittes der Verweis auf das Bild. Die Darstellungen entsprechen ebenfalls im Wesentlichen dieser Tradition. Allerdings lassen sich im Vergleich mit den Scotus-Zyklen einige ikonographische Besonderheiten herausstellen, die für alle De Angulo-Handschriften charakteristisch sind.41 Insgesamt zeigt sich eine 36 »Ad dei laudem (...) ad solacium Serenissimi principis et domini mei excelentissimi Renati dei gracia regis Sicilie (…).» Vgl. u. a. Madrid, BN, Ms. 9267, fol. 2v. 37 Es handelt sich um Madrid, BN, Ms. 9267 (Kat.-Nr. 139), Paris, BN, Ms. lat. 6561 (Kat.-Nr. 140) und St. Gallen, Kantonsbibl., Ms. Vad. 427 (Kat-Nr. 141). 38 Paris, BN, Ms. fr. 612. 39 Florenz, Bibl. Ricc., Ms. 3011. 40 Die Provenienz ist geklärt für Paris, BN, Ms. fr. 612 (Angers), s. Kat.-Nr. 143, und Florenz, Bibl. Ricc., Ms. 3011 (Florenz), s. Kat.-Nr. 142. 41 So fehlt das Einzelbild des Drachens (Draco), den Michael Scotus als Ungeheuer extra aufführt, der bei De Angulo jedoch allein im Rahmen des kombinierten Bildes Draco inter Arctos behandelt wird. Ferner trägt der im Knielauf gleichsam nach vorn springende Herkules ein Tuch mit Löwenkopf über dem Arm, hält der Schlangenträger die Schlange nicht mit den Händen gepackt, ist der Bärenhüter allein mit Sichel und Lanze, aber ohne sein Schwert wiedergegeben. Außerdem fehlt neben der Ziege des Fuhrmanns, dessen Böckchen überdies zu Hasen umgestaltet wurden, zumeist auch der Blutstrom bei Cassiopeia. Die androgyne Andromeda hängt streng frontal zwischen den beiden aus Felsen stehenden Bäumchen. Das Siebengestirn erscheint als Hahn, die Leier als Psalterium, Vultur volans als f liegender, Vultur cadens hingegen als über einem Pfeil herabstürzender Vogel. Markant ist auch das Bild des Eridanus, der in den Handschriften der De Angulo-Tradition mit dem Rücken nackt auf dem Strom liegt und das psalterartige Instrument vor dem Körper hält. Zusätzlich gibt es dann noch den Musizierenden, der in einem vierrädrigen Wagen sitzt. Darüber hinaus wurden die Teufel bei Putheus ebenso wie die Dämonen der Galaxia zu Engeln umgestaltet. Piscis austrinus sind zwei gleich große und parallel übereinander schwimmende Fische, der Hase ist liegend dargestellt und die Argo scheint in die Bildtiefe zu fahren. Außerdem trägt der Kentaur kein Beutetier, sondern eine Kanne an seinem Stab, und der Bohrer wurde zur Fleur-de-Lis stilisiert. Nicht zuletzt ist die Hydra mehrfach knotenartig geschlungen. Der über ihrer Körpermitte schwebende Crater erscheint als eine Art Brunnenstock mit Deckel, aus dem Wasser herausf ließt. Schließlich hat die Fahne noch einen weiteren Stab bei sich.
3. Eine astrologische Kosmosbeschreibung von Ludovicus de Angulo
gewisse Neigung zur wörtlichen Textillustration, wie sie sich ähnlich auch in den deutschen Scotus-Bearbeitungen greifen lässt. Auffällig ist die Übereinstimmung zahlreicher ikonographischer Besonderheiten mit den Sternbildern der beiden älteren, wohl auf eine frühere Vorlage zurückgehenden Scotus-Handschriften in Paris (Ms. lat. 7408A, Kat.-Nr. 10) und Edinburgh (Ms. Cr. 3.23, Kat.-Nr. 11). Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass Ludovicus de Angulo eine Bildredaktion, wie sie in diesen beiden eng zusammenhängenden Codices überliefert ist, als Vorbild gedient hat. Im Hinblick auf die Ikonographie der Konstellationen stehen die drei Handschriften mit der lateinischen Vollversion nahe beieinander und teilen zahlreiche Bilder (Madrid, Ms. 9627, Kat.Nr. 139; Paris, Ms. lat. 6561, Kat.-Nr. 140; St. Gallen, Ms. Vad. 427, Kat.-Nr. 141).42 Auch vom Layout mit den in den einspaltigen Text seitlich eingefügten Zeichnungen her ergeben sich deutliche Parallelen. Punktuell finden sich jedoch auch Unterschiede innerhalb der Dreiergruppe, die gegen ein unmittelbares Abhängigkeitsverhältnis sprechen, so dass man wohl von einer gemeinsamen Vorlage ausgehen muss. Das Kapitel zu den Tierkreiszeichen bietet eine ganz eigene Fassung, die aus verschiedenen Traditionen schöpft. Neben sehr allgemein gehaltenen astrothetischen Informationen konzentriert es sich auf die Physiognomie sowie die Eigenschaften und das Schicksal der unter einem bestimmten Tierkreiszeichen Geborenen. Im Anschluss an jedes Zeichen werden die drei ihm zugehörigen Dekane beschrieben. Die umfangreiche Bildfolge lavierter Federzeichnungen, welche diese Ausführungen begleitet, geht auf den Liber de astrologiae des Georgius Zothorus Zaparus Fendulus zurück.43 Bei Fendulus werden die Paranatellonten der Traditonen der Perser, Babylonier und Ägypter, der Inder sowie der Griechen in drei parallelen Registern vorgeführt. In der indischen Sphäre finden sich allein die Dekanfiguren.44 Ludovicus de Angulo fügt nun aber in seinem Text weitere Gestalten aus der Sphäre der Perser hinzu, so dass eine klare Zuordnung kaum mehr möglich wird. Die entsprechenden Illustrationen der fünf erhaltenen Handschriften zeigen hier deutliche Differenzen, die neben Kleidung und Attributen auch die Zahl der Figuren betreffen. Dies schließt wiederum eine unmittelbare Abhängigkeit der Illustrationsfolgen voneinander aus. Vielmehr scheinen die Miniaturen insgesamt recht frei einer bereits etablierten Tradition zu folgen, die De Angulo bereits vorfand.
42 Gemeinsam sind den drei Handschriften: Bootes in Tunica exomis und Schlapphut; die mit vier Blüten besetzte Nördliche Krone; Cepheus im gegürteten Gewand mit Gugel, Geldbeutel und Schwert; Andromeda als androgyne und zwischen zwei auf Felsen stehenden Bäumchen hängende Gestalt; Perseus mit bärtigem, nicht blutendem Dämonenhaupt; Delphin als einfacher Fisch; Orion mit Schwert und Spornschild; Engel des Putheus als Halbfiguren aus Wolkenband; bekleideter bärtiger Kentaur, Hydra mit brezelartig verknoteter Schwanzspitze und Crater als rundes Deckelhenkelgefäß; Vorhund mit Halsband sowie Kleines Pferd mit Fußf lügeln. 43 S. Kap. II. Zu verweisen ist auf die Zwillinge als ungef lügeltes siamesisches Paar mit nur einem Körper, zwei einander zugewandten Jünglingsköpfen und zwei Beinpaaren ohne Attribute (Madrid, Cod. 9267; Paris, Ms. fr. 612), den Löwen mit zwischen den Hinterbeinen hindurchgeführtem Schwanz und zum Betrachter gewandtem Haupt (Madrid, Cod. 9267; Paris, Ms. fr. 612; Paris, Ms. lat. 6561), die ihr Gewand mit einer Hand raffende gef lügelte Jungfrau (Madrid, Cod. 9267), die Waage mit weiblicher Trägerfigur (Paris, Ms. fr. 612; Paris, Ms. lat. 6561), den mit zurückgewandtem Oberkörper bogenspannenden Schützen (Madrid, Ms. 9267; Paris, Ms. lat. 6561), den Steinbock als Ziegenfisch mit schneckenartig eingerolltem Körperende (Madrid, Cod. 9267; Paris, Ms. fr. 612; Paris, Ms. lat. 6561) sowie den mit untergeschlagenem Bein frontal sitzenden und eine Urne ausleerenden Wassermann im Kapuzengewand (Madrid, Cod. 9267; Paris, Ms. lat. 6561). 44 Zu den Dekanen Boll 1903, S. 414ff. sowie Pingree 1963.
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VIII. Astrologische Bücher im 15. Jahrhundert
Die Abhandlung De figura seu imagnie mundi des Ludovicus de Angulo ist bestrebt, im Hinblick auf die Astrologie verschiedene Traditionen zusammenzufassen. Vergleichbare Unternehmungen finden sich im fraglichen Zeitraum auch im deutschen Sprachraum in großer Zahl. Doch ist seinem lateinischen Text kein großer Erfolg beschieden, und die Verbreitung beschränkte sich nahezu ausschließlich auf Frankreich. Die rasante Entwicklung des Verlagswesens und des Buchdruckes, durch die am Ende des 15. Jahrhunderts eine große Zahl astrologischer Werke zur Verfügung stand, dürfte dabei eine wesentliche Rolle gespielt haben.
IX.
Das Überleben der Bilder
Die Vorstellung vom Sternenhimmel hat sich in der Auseinandersetzung mit der arabischen Wissenschaft entscheidend verändert. Dies gilt bereits für die Übernahme des Astrolabs, dessen Gebrauch sich seit dem 11. Jahrhundert immer mehr verbreitete, und das Himmelsbeobachtungen ebenso wie Berechnungen erheblich erleichterte.1 Im Verlaufe des 12. Jahrhunderts erschlossen weitere Übersetzungen aus dem Arabischen ein umfangreiches, neues Wissen. Das Verständnis der Astrologie wurde dadurch auf eine vollkommen neue Grundlage gestellt, und das beständig wachsende Interesse an dieser nova scientia und ihrer Anwendung spielt fortan eine entscheidende Rolle.2 Es geht um eine andere Wissenschaft, und daher sind es auch andere Anforderungen, welche jetzt an die Bilder gestellt werden. In der grundlegenden Einführung des Abu Ma’shar konnte man ausführliche Beschreibungen lesen, die detailliert über das Wirkungsspektrum der Planeten und der Tierkreiszeichen informierten. Einiges davon wollte man wohl auch in den Bildern wiederfinden. So fanden die antiken Mythen, die seit langem mit den Konstellationen verbunden waren, nur noch Erwähnung, wenn sie auch mit den astrologischen Aussagen zusammengingen. Für den Bereich der Astrologie musste man notwendigerweise eine neue Bilderreihe entwerfen. Ausgangspunkt jener neuen Entwicklungen waren ambitionierte Höfe, denn schließlich galt die Astrologie mit ihrem Versprechen, Künftiges voraussagen zu können, als ein wichtiges Herrschaftswissen. Eine Schlüsselposition kommt dabei dem Hof des Stauferkaisers Friedrich II. in Süditalien zu, von dem eine ganze Reihe wichtiger Impulse ausgingen. In diesem Umfeld sind auch zum ersten Mal astrologisch ausgerichtete Bilder konzipiert worden. Zunächst hat ein gewisser Georgius Zothoros Zaparus Fendulus eine textgetreue Umsetzung der Beschreibungen von Abu Ma’shar versucht. Wichtiger und ungleich einf lussreicher wird dann aber Michael Scotus, der eine neue Himmelsbeschreibung verfasst, die jedem Sternbild eine astrologische Bedeutung zuweist und zudem zahlreiche Elemente der Alltagserfahrung in seine Bilder ebenso wie in seinen Text integriert. Michael Scotus gleicht im Grunde einem Bildwissenschaftler avant la lettre, da er von den Bildern einer Germanicus-Handschrift ausgeht, die er bis ins Detail beschreibt und auf die er zugleich seine Deutungen bezieht. 1 Vgl. Blume/Haffner/Metzger, Sternbilder I, 2012, S. 84. 2 Blume 2000, S.18ff., vgl. auch Benson/Constable 1982.
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IX. Das Überleben der Bilder
Ein neues Publikum, das im Umfeld des Hofes entsteht, ist eine wichtige Voraussetzung für derartige Texte und ihre Bilder. Denn diese Werke richten sich nicht in erster Linie an den praktizierenden Astrologen, sondern an ein breiteres Publikum, an Laien. Michael Scotus betont ausdrücklich, dass er sich an Anfänger wendet und deshalb in einer einfachen Sprache schreibt. Diese Schriften liefern denjenigen, die am Hof verkehren, die nötigen Voraussetzungen, um an einem Diskurs über astrologische Fragen teilzunehmen. Die Bilder vermitteln darüber hinaus eine konkrete Anschauung, die diesem Diskurs gleichfalls zugute kommt. Reich ausgestattete Handschriften können in diesem Kontext zugleich eine repräsentative Funktion entfalten, die auf den Herrscher zurückverweist. Es sind also grundlegend andere Kommunikationsstrukturen, als sie in den Klöstern des 11. Jahrhunderts und den Kathedralschulen des 12. Jahrhunderts anzutreffen waren. Sowohl Ort wie auch Publikum haben sich maßgeblich gewandelt. Doch gehört zu dieser neuen höfischen Situation, dass sie auch nach außen wirkt. Mit den Gelehrten und Notaren, die dort tätig sind, gelangen das Wissen sowie die neuen Texte mit ihren Bildern auch in städtische Zusammenhänge. Dort, in den auf blühenden Stadtstaaten, finden jene Schriften schnell neue Leser, und so nimmt das Interesse an Astrologie im 13. und 14. Jahrhundert allenthalben stark zu. Die Überlieferung des Liber de signis et imaginibus celi von Michael Scotus ist von dieser Situa tion geprägt; sie setzt im Raum Bologna-Padua-Venedig ein. Sehr schnell finden Text und Bilder dann auch nördlich der Alpen Verbreitung und tauchen in den unterschiedlichsten Zusammenhängen auf. Die verwirrende Überlieferungsgeschichte dieses Werkes ist damit zugleich auch ein Ergebnis seines umfassenden Erfolges. Die Kenntnis der arabischen Bilderreihe des al-Sufi reicht noch weiter zurück und setzt am Hof des normannischen Königs Wilhelm II. in Palermo am Ende des 12. Jahrhunderts ein. Ausschlaggebend waren hier wohl zunächst eher astronomische Interessen, doch ist auffällig wie ehrfürchtig man mit den fremdartigen Bildern umging. Im Unterschied zu Michael Scotus bleibt aber die weitere Rezeption des Sufi latinus weitgehend an höfische Zirkel gebunden, seien es nun die Visconti in Mailand oder das böhmische Herrscherhaus in Prag. Aus diesen späteren Kopien spricht deutlich eine große Faszination, die von den Bildern ausgeht und sich von den begleitenden Texten in großem Maße gelöst hat. Der Hof von Alfonso el Sabio in Kastilien (1252–1284) ist ein weiterer Kristallisationspunkt in der Auseinandersetzung mit den arabischen Wissenschaften. Hier konzipiert man ausgehend von al-Sufi eine neue Bilderreihe, die sich von der antiken Tradition völlig entfernt. Im Umfeld der Pariser Universität findet dies seine Fortsetzung. Dort konzentriert man sich auf sogenannte Sterntafeln, welche astronomische Positionsangaben und die verschiedenartigen Namen der Konstellationen zusammenstellen. Bilder sind hier eigentlich überf lüssig, denn man arbeitet mit Himmelsgloben und dem Astrolab. Aber dennoch will man in einigen Handschriften nicht darauf verzichten. Man geht bei diesen Darstellungen oft von den aus dem Arabischen übersetzten Bezeichnungen aus, und so erhalten die Bilder zuweilen ein recht eigentümliches Aussehen. Weder ein mythologischer noch ein astrologischer Sinn lässt sich damit verbinden. Auch treten die Figuren häufig unbekleidet und ohne weitere Attribute auf. Himmelsgloben dürften dafür das Vorbild gewesen sein, da dort die Gestalten zumeist nur in Konturen angelegt sind und ergänzende Elemente schon aus Platzgründen fehlen. Erhalten hat sich aber nur der Globus im St. Nikolaus-Hospital von Kues. Vielleicht sollten die oft nur einfachen Zeichnungen in den Sterntafeln auch den fehlenden und teuren Globus ersetzen.
IX. Das Überleben der Bilder
Konsequenterweise führt die Verknüpfung der exakten Sternpositionen mit einer Bilderreihe zu Bemühungen um eine genaue Kartographie des Sternenhimmels, wie sie sich im zweiten Viertel des 15. Jahrhunderts sowohl im Umfeld der Wiener Universität durch Johannes von Gmunden und Georg Müstinger als auch im Florenz der Medici durch Paolo Toscanelli fassen lassen. Damit bestimmen im 14. und 15. Jahrhundert erstmals auch universitäre Kontexte und der Austausch der dort verkehrenden Gelehrten die Überlieferungssituation sowie den Charakter der Bilder. Doch boten die sinnentleerten Figuren der Sterntafel-Illustrationen der Phantasie wohl zu wenig Anknüpfungspunkte, denn langfristig konnte sich diese Bildfolge nicht durchsetzen. Schon im 14. Jahrhundert erwacht vor allem in Italien ein neues Interesse an antiker Mythologie, und so liest man wieder in den antiken Himmelsbeschreibungen. Die Verknüpfung von Mythos und Astronomie lässt sich, so stellt man fest, auch zur Rechtfertigung der antiken Poesie verwenden, da die fabulae der Dichter einen Rückhalt in der kosmischen Wirklichkeit besitzen. Es sind im Allgemeinen Humanisten und nicht Astronomen oder Astrologen, welche diese Texte wieder populär machen. Eine Pionierrolle spielt hierbei Coluccio Salutati, der in Florenz gegen 1380 den Text des Hyginus mit einem neuen Bildzyklus versehen lässt, der eine Reihe sehr konkreter Textbezüge aufweist. Aus den eigenhändigen Randbemerkungen spricht deutlich ein besonderes Interesse an den antiken Mythen. Diese Bilderfolge wird dann, vielleicht in Mailand, gemäß der Mode der Internationalen Gotik modernisiert und findet in Oberitalien große Verbreitung. Ab 1460 setzt dann in Padua eine konsequente Antikisierung jener Illustrationen ein, die unverkennbar von humanistischen Intentionen geleitet ist. Dies führt sogar zu dem Versuch einer im Grunde archäologischen Rekonstruktion des antiken Aussehens der Konstellationen, die sich aber nicht auf Sternbilderdarstellungen stützt, sondern aus der Anschauung antiker Sarkophagreliefs schöpft. Der Fund einer reich illustrierten Germanicus-Handschrift in Sizilien um 1466 löst dann eine regelrechte Aratea-Mode bei den Humanisten in Süd- und Mittelitalien aus. Der jeweilige Umgang mit den antiken Himmelsbeschreibungen offenbart zugleich auch das höchst unterschiedliche Profil der führenden intellektuellen Zentren Italiens. In Padua gibt man dem spätmittelalterlichen Hyginus-Zyklus unter Verwendung archäologischer Kenntnisse ein antikes Erscheinungsbild, in Neapel hingegen sucht man den authentischen Germanicus-Fund auch in den Kopien möglichst getreu zu bewahren. In Florenz aber gleicht man die Bilder ohne Scheu einer popularisierten Antikenvorstellung an, die in der lokalen Festkultur verwurzelt ist und einer verbreiteten Erwartungshaltung entsprach. Es ist ein deutscher Verleger, Erhart Ratdolt, der in Venedig die erste vollständig illustrierte Himmelsbeschreibung im Druck herausgibt. Er wählte den in Oberitalien viel gelesenen Hyginus, fügt aber merkwürdigerweise die Bilderfolge des Michael Scotus hinzu, die ihm vermutlich aus seiner deutschen Heimat vertraut war, da dort zahlreiche Übertragungen und Bearbeitungen des Liber de signis kursierten. Erhart Ratdolt ist dafür verantwortlich, dass die Entwürfe des Michael Scotus im 16. Jahrhundert allenthalben aufgegriffen werden und teilweise sogar ihren Weg in die neuzeitlichen Sternatlanten finden. Drei Wissensgebiete bestimmen zwischen 1200 und 1500 die Geschichte der Sternbilderdarstellungen. Das ist zum einen die Astrologie, die erst jetzt eine praktische Bedeutung gewinnt und über vielfältige Popularisierungen verbreitet wird. Zum andern ist es die entwickelte
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IX. Das Überleben der Bilder
stronomie, die auf die Nutzung des Astrolabs ausgerichtet und um eine immer größere GenauA igkeit der Himmelsbeobachtung bemüht ist. Schließlich kommen Poesie und Mythologie hinzu, die seit dem 14. Jahrhundert einen eigenständigen, humanistisch geprägten Interessenszweig bilden. Einige Handschriften sind klar einem dieser Wissensbereiche zuzuordnen, andere hingegen bedienen zugleich unterschiedliche Felder. Ausgangspunkte der Wissenschaftskommunikation sind im 13. Jahrhundert zunächst die Höfe, vor allem derjenige Kaiser Friedrichs II. sowie auch derjenige des kastilischen Königs Alfonso el Sabio. Doch kommen bis zum Ende des Jahrhunderts städtische und universitäre Kontexte hinzu. Die Rolle der Universitäten als Austauschzentren wird jetzt ebenfalls sichtbar. Allerdings behalten die Fürstenhöfe ihre Anziehungskraft schon allein, da sie vielen Intellektuellen Karrieremöglichkeiten bieten und da hier mit der Ausstattung von Manuskripten sehr oft ein größerer Aufwand getreiben wird. Unabhängig vom gesellschaftlichen Kontext und auch unabhängig von den jeweils leitenden Interessen bleiben aber die Bilder in der Regel unverzichtbar. Gerade bei den astronomischen Sterntafeln, die aus dem universitären Milieu erwachsen sind, ist dies im Grunde erstaunlich. Insofern kann man mit gutem Recht von einem Überleben der Bilder sprechen. Aber natürlich sehen die Bilder je nach Interessenslage anders aus und erhalten auch ein unterschiedliches Gewicht. Unter neuen Vorzeichen tauchen aber auch zuweilen alte Bildtraditionen wieder auf. An den Bildern wird weiterhin beständig gearbeitet, sie werden immer wieder verändert und angepasst, ähnlich wie die Texte und die Zahlenwerte der Sternpositionen. Wir haben es mit einer fortwährenden Suche nach den richtigen Bildern zu tun, und diese Entwicklung kommt nie zum Abschluss. Als im 16. Jahrhundert die europäischen Seefahrer den Sternhimmel des Südens entdecken, beginnt noch einmal ein völlig neues Kapitel, denn man musste Konstellationen ohne vorhergehende Tradition neu definieren, und so gelangte zuguterletzt auch das Kreuz Christi an den Sternenhimmel. Die Kartenwerke der neuzeitlichen Astronomen enthalten eine beständig wachsende Anzahl von Sternen mit immer genaueren Positionsangaben und präzisen Klassifizierungen.3 Schon die 1515 publizierte Sternkarte von Johann Stabius, Conrad Heinfogel und Albrecht Dürer ist hier zu nennen. Eine wichtige Etappe bildet dann die Uranometria des Johannes Bayer, die 1603 in Augsburg erschien und eine neue, systematische Nomenklatur der Sterne einführte, die bis heute im Gebrauch ist. Auch das eine oder andere Sternbild wird in diesen Sternatlanten ergänzend hinzuerfunden.4 Dies wäre jedoch ein eigenes Thema und kann hier nicht weiter verfolgt werden. Die moderne Astronomie hat mit diesem jahrhundertelangen Prozess der Bildfindung aufgeräumt. Sie hat die Nomenklatur von Johannes Beyer verbindlich gemacht und benützt die Sternbilder so gut wie nicht mehr. Doch noch immer ist jeder Stern mit dem lateinischen Namen der griechischen Konstellation bezeichnet. Die Fernrohre und erst recht die modernen Teleskope haben die Zahl der Sterne in ungeahnter Weise vervielfacht. Diese Fülle ist mit den traditionellen Bildern kaum mehr zu strukturieren. Die Unendlichkeit des Universums verträgt sich nicht mit der Zusammenfassung auf die 48 ptolemäischen Sternbilder. Allerdings leben die
3 Vgl. den Überblick bei Warner 1979 sowie Hamel 2010. 4 Vgl. Schaffer 2007.
IX. Das Überleben der Bilder
alten Bilder trotz allem fort und behaupten in der volkstümlichen, nicht wissenschaftlichen Himmelsbeobachtung ihren Platz. Bild und Zahl sind die Konstanten der Astronomie, die seit dem 13. Jahrhundert in einem spannungsreichen Wechselverhältnis stehen, das die Zahlen letzlich gewinnen, aber die Bilder vielleicht nicht ganz verlieren. Es ist gewissermaßen ein Patt. Denn auch in der modernen Astronomie sind es Bilder, die der Fülle der Daten Gestalt und Struktur geben. Mit einem enormem technischen Aufwand werden immer größere Teleskope errichtet, um immer präzisere Aufnahmen zu erhalten. Doch diese Aufnahmen müssen bearbeitet, das heißt gestaltet werden und so werden sie auch mit Namen zitiert. Die farbenprächtigen Photographien, welche beispielsweise David Malin von fernen Galaxien und Sternnebeln angefertigt hat, werden ästhetisch rezipiert und in Museen gezeigt.5 Nach wie vor geht es um ein Bild dessen, was wir mit unseren Augen nicht mehr sehen können. Zwar hat die Photographie den Charakter dieser Bilder von Grund auf verändert, aber das Bedürfnis nach Anschaulichkeit ist geblieben – auch in der Tiefe des Kosmos. Angesichts dieser unvorstellbar fernen Welten sollten wir deshalb nicht vergessen, was wir den alten Bildern verdanken.
5 David Malin, A View of the Universe, Cambridge/Mass. 1993; ders., Das unsichtbare Universum, Berlin 2000.
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X.
Katalog der Handschriften mit Sternbilderdarstellungen 1200 –1500
X.I
Katalog der Fendulus-Handschriften
1.
Paris, Bibliothèque Nationale, Ms. lat. 7330 Georgius Zothorus Zaparus Fendulus, Liber astrologiae Geschrieben und illuminiert: Süditalien, um 1220–1240 Kodikologische Angaben 275 × 190 mm, III + 85 Folia (fol. 59 irrtümlich als 69 bezeichnet), Pergament, Text einspaltig zu 33 Zeilen in Textura rotunda von einer Hand; 9zeilige historisierte Initiale (fol. 8r) sowie 33 7–14zeilige, ornamentierte und farbig gerahmte Deckfarbeninitialen auf Goldgrund.
Art der Bilder Zum Text des Fendulus neben zwei Autorbildern (fol. 1r, 41v) insgesamt 77, dreiviertelbis ganzseitige gerahmte Miniaturen der Zodiakalzeichen und Planeten in Deckfarbenmalerei mit Blattgold sowie der Paranatellonten in lavierter Federzeichnung von einer Hand. Die Position der Sterne ist nicht angegeben.
Inhalt fol. 1r: fol. 1v–70r: fol. 1v: fol. 2r–5v: fol. 5v–35r: fol. 35v–36r: fol. 36v: fol. 37r: fol. 37v: fol. 38r–40r: fol. 40v–41r: fol. 41v: fol. 42r–44r: fol. 44v–47r: fol. 45r: fol. 47v–49v: fol. 50r–52v:
ganzseitige Illustration: Autorbild des Georgius Zothorus Zaparus Fendulus Georgius Zothorus Zaparus Fendulus, Liber astrologiae Prolog (Blume ed. 2000, S. 216f.) Albumasaris introductio in astrologiam (Auszug aus Abu Ma’shar 1. II. cap. 1–4) De 12 signis et de figuris earum (Abu Ma’shar VI. cap. 1 und 2; Dyroff ed. in Boll 1903, S. 491ff.) leer ganzseitige Illustration: unvollendete Federzeichnung, Kopie des Autorbilds des Abu Ma’shar auf fol. 41v leer ganzseitige Illustration: unvollendete Bleistiftzeichnung eines nackten Mannes (Zodiakalmann?), 15. Jahrhundert (?) leer Auszüge aus Abu Ma’shar VI. cap. 3 sowie I. cap. 3 (Blume ed. 2000, S. 217ff.) ganzseitige Illustration: Autorbild des Abu Ma’shar De natura Saturni (Abu Ma’shar VII. cap. 9); De parte Saturni (Abu Ma’shar VIII. cap. 3) De natura Jovis (Abu Ma’shar VII. cap. 9); De parte Jovis (Abu Ma’shar VIII. cap. 3) leer De natura Martis (Abu Ma’shar VII. cap. 9); De parte Martis (Abu Ma’shar VIII. cap. 3) De natura Solis (Abu Ma’shar VII. cap. 9); De parte Solis (Abu Ma’shar VIII. cap. 3)
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Katalog der Fendulus-Handschriften
fol. 53r–55r: fol. 55v–57v: fol. 58r–70r: fol. 70v–71v: fol. 72r: fol. 72v: fol. 73r–74r: fol. 74v–79r: fol. 79v–85r: fol. 85v:
De natura Veneris (Abu Ma’shar VII. cap. 9); De parte Veneris (Abu Ma’shar VIII. cap. 3) De natura Mercurii (Abu Ma’shar VII. cap. 9); De parte Mercurii (Abu Ma’shar VIII. cap. 3) De natura Lune (Abu Ma’shar VII. cap. 9); De parte Lune (Abu Ma’shar VIII. cap. 3) leer ganzseitige Illustration: Rad sowie frontal thronender Mann mit zwei Musikinstrumenten, dazu zwei weitere Figuren, unvollendet ganzseitige Illustration: Rad sowie frontal thronender Mann mit Fleur-de-Lis-Zepter, dazu drei weitere Figuren, unvollendet leer illustrierter lateinischer Traktat zu den Lebensalten und den Wechselfällen der Fortuna (Schulze ed. 2012) textlose Bildfolge: zwölf ganzseitige Zeichnungen höfischer Thematik (Hochzeitsbankett) leer
Kommentar Beim Pariser Ms. lat. 7330 handelt es sich um eine mit Deckfarbenminiaturen, lavierten Federzeichnungen und Schmuckinitialen unter Verwendung von Gold verschwenderisch ausgestattete Prachthandschrift des Liber astrologiae des Georgius Zothorus Zaparus Fendulus, einer Kompilation aus der bereits vorhandenen lateinischen Übersetzung der »Großen Einleitung« des Astrologen Abu Ma’shar nach Hermann von Carinthia. Das Pariser Manuskript ist zugleich der älteste erhaltene Codex einer ganzen Gruppe gleichartiger lateinischer Handschriften, ein Bilderbuch, in dem 79 meist ganzseitigen Bildern nur 30 Textseiten gegenüberstehen. Der Liber astrologiae des Georgius Zothorus Zaparus Fendulus zerfällt in zwei Teile. Der erste behandelt im Anschluss an ein ganzseitiges Autorenbild des Fendulus (fol. 1r), das den luxuriös gekleideten Verfasser an einem Pult beim Schreiben in seinem Buch zeigt, den Tierkreis sowie die zugehörigen Paranatellonten (fol. 1–35). Als Einleitung sind den Ausführungen zum Zodiakus die ersten vier Kapitel aus dem zweiten Buch des Abu Ma’shar vorangestellt, in denen, ausgehend von den vier Primärqualitäten und ihrer Zuordnung zu den Elementen, die Grundbausteine des Kosmos behandelt werden. Es schließt sich dann die astrologische Beschreibung des Zodiakus an, wobei die knappen Texte unter anderem Informationen zu den Primärqualitäten, den astronomischen Charakteristika sowie zu den mit dem Zeichen gemeinsam aufgehenden Paranatellonten bieten. Der Text listet dabei synoptisch die drei verschiedenen Interpretationen der Sternbilder zunächst entsprechend den Beschreibungen der Perser, Babylonier und Ägypter, dann gemäß den Indern und zuletzt nach Ptolemaios und Aratos nebeneinander auf. Die Ausführungen zum Zodiakus werden von 48, mit Ausnahme des Widders ganzseitigen Illustrationen der Tierkreiszeichen und Paranatellonten begleitet, die ein anschauliches Panorama des Fixsternhimmels unter astrologischen Gesichtspunkten geben. Die Einzelbilder der Zodiakalzeichen sind in Deckfarbenmalerei unter Einsatz von Gold in einer bunten Palette warmer Farben, darunter Purpur, Violett, Orange und Blau, ausgeführt. Die im Rahmen in goldener Schrift bezeichnete Himmelsgestalt ist stets vor einem nachtblauen, mit weißem Punktmuster ausgesetzten Hintergrund, der den Sternenhimmel verdeutlichen soll, oberhalb eines mit Blumen
1. Paris, Bibliothèque Nationale, Ms. lat. 7330
bewachsenen Bodenstreifens schwebend wiedergegeben. Die Fische, der Krebs und der Was sermann werden jedoch in ihrer natürlichen Umgebung, im Wasser, gezeigt. Auffällig ist, dass die Darstellungen nicht in allen Einzelheiten den Angaben des Textes und der ikonographischen Tradition folgen. So ist der Stier nicht als Protome, sondern als Ganzfigur in bewegter Schrittstellung wiedergegeben. Die Jungfrau besitzt keine Flügel, Capricornus ist kein Mischwesen, der Wassermann hält zwei Gefäße, und die Zwillinge sind eine Gestalt mit zwei Köpfen. Diese Divergenzen resultieren teilweise wohl aus dem Streben des Malers nach der Wiedergabe vollständiger, körperlich wirkender Himmelswesen. Andere Besonderheiten, etwa die Gestaltung der Zwillinge, sind jedoch nicht – wie wiederholt angenommen – Zeichen eines arabischen Einflusses, sondern können direkt aus dem Text abgeleitet werden. Generell kann eine besondere Neigung zur wortillustrativen Darstellung als charakteristisch für Fendulus festgehalten werden. Im Anschluss an das Tierkreiszeichen folgen je drei ganzseitige, gerahmte Miniaturen der Paranatellonten in brauner, hauptsächlich in Orange, Braun, Grün, Grau und Blau lavierter Federzeichnung. Jedem Dekan ist dabei eine eigene, durch einfache Federlinien in drei Register unterteilte Seite zugedacht. In paralleler Präsentation führt diese, entsprechend den Ausführungen des sukzessive beschreibenden Textes die von lateinischen Beischriften begleiteten Paranatellonten gemäß den Schilderungen der Perser, Inder und Griechen vor Augen. Dabei werden hier nur die Teile eines Sternbildes wiedergegeben, die auch tatsächlich mit dem Zodiakalzeichen gemeinsam aufgehen. Der überlieferten Ikonographie der Sternbilder folgt der Zeichner allerdings nicht in allen Punkten, doch gibt er sehr genau die Realien wieder. Allerdings ist die Zuordnung der Paranatellonten zu den einzelnen Sphären oft fehlerhaft. Es war wohl das Streben nach gleichmäßiger Verteilung der Bilder, das den Maler dazu bewegte, viele dieser Paranatellonten auf dem falschen Register einzufügen. In der Folge wurde die Lesbarkeit der Bilder erheblich beeinträchtigt, denn die Möglichkeit zur schnellen Orientierung oder gar zum einfachen Vergleich der verschiedenen Sphären war so nicht mehr gegeben. Die von Fendulus intendierte didaktische Anschaulichkeit scheiterte letztlich an der Ausführung durch den Maler. Bemerkenswert ist jedoch die klare Hierarchie der Bilder, die ihren Ausdruck in den unterschiedlichen Illustrationstechniken findet. Im Ergebnis setzen sich die in Deckfarben gemalten Tierkreiszeichen deutlich von den in einfacherer Federzeichnung ausgeführten Paranatellonten ab. Der zweite Teil der Abhandlung (fol. 40–70r) eröffnet mit einem Autorbild des Abu Ma’shar, das den arabischen Astrologen in strenger Frontalität als Gelehrten mit Buch vorstellt und das als Pendant zum Fendulus-Porträt gesehen werden kann (fol. 41v). Dieser Teil behandelt die sieben Wandelsterne nacheinander in ihrer kosmologischen Ordnung, wobei der Text auf die Primärqualitäten des jeweiligen Planeten ebenso eingeht wie auf die aus seinem Wirken resultierenden Eigenschaften und Berufe oder seinen sensitiven Punkt. Im Anschluss an die Textseite wird jeder Planet in vier quadratischen Einzelbildern in den verschiedenen Phasen seiner Herrschaft vorgeführt, wobei die Miniaturen in ihrer Ausführung jenen des Zodiakus entsprechen. Zunächst erscheint der Wandelstern thronend mit seinen Häusern (Domicilia), in denen er seine Macht entfaltet, dann in seinen Gegenhäusern (Oppositiones), in denen seine Gewalt sich in ihr Gegenteil verkehrt. Hier ist er auf seinem Thron strauchelnd wiedergegeben. Das dritte Bild zeigt den Planeten in seiner höchsten Machtfülle (Exaltatio), nun wieder thronend, das vierte illustriert seine Erniedrigung (Deiectio), in der er – einem Toten gleich – von seinem Thronsitz stürzt. Der Wandelstern ist dabei stets vor dem bereits bekannten nachtblauen Hintergrund als thronender mittelalterlicher Herrscher mit Attributen wiedergegeben. Die jeweils phasenbeherrschenden
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Katalog der Fendulus-Handschriften
Zodiakalzeichen sind ihm als kleinere Figuren beigesellt. Bei Sol erscheint zudem als fünftes Bild der Sonnenwagen, auf dem der Planet vor allem in den antiken Handschriften einher zu fahren pf legte. Alle Planetenbilder werden von knappen, offenbar von Fendulus im Hinblick auf die Illustrationen gezielt als Kommentare selbst verfassten Erläuterungen begleitet. Sie bündeln oder präzisieren die Textinformationen und handeln unter anderem von der jeweiligen Planetenstellung. Bei Sonne, Merkur und Mond finden sich hier auch mythographische Einschübe. Die Ausarbeitung der Miniaturen ist jedoch nicht einheitlich, denn Gewandung und Attribute der Wandelsterne variieren ebenso wie die Faltengebung der Bekleidung und die Lichthöhung. Auch die Qualität der Darstellungen variiert; Domicilia und Exaltatio sind als Hauptbilder jedoch besonders sorgfältig ausgeführt. Abgesehen vom Element der Herrscherikonographie wurden die spezifischen Attribute der Himmelsregenten unmittelbar aus dem Text, aus der Charakterisierung des jeweiligen Wirkungsspektrums abgeleitet. Somit lässt sich auch hier die bereits oben postulierte Neigung zur wortillustrativen Darstellung belegen. Insgesamt ergibt sich für jeden Planeten eine Folge von je vier Bildern, die den Wandelstern auf verschiedenen Stationen seiner Kreisbahn zeigt und Ähnlichkeiten zur Erhöhungs- und Erniedrigungsidee der allegorischen Darstellungen des Rads der Fortuna aufweist. Im hinteren Teil der Handschrift zwischen fol. 72r und fol. 79r findet sich eine Folge von Zeichnungen, welche Darstellungen des Glücksrades mit Motiven der Lebensalter verbindet. Die in verschiedenen Stadien der Ausführung, zumeist jedoch als unvollendete Skizzen erhaltenen Bilder begleiten einen kurzen Text zu den Lebensaltern und den Wechselfällen der Fortuna, der als Mahnung an einen jungen König konzipiert ist. Auch wenn Zeichnungsstil und Schrift mit den übrigen Teilen der Handschrift korrespondieren, steht dieser Abschnitt nicht in Zusammenhang mit dem Fendulus-Traktat. Im Anschluss folgen zwischen fol. 79v und fol. 85r noch zwölf ganzseitige Zeichnungen höfischer Thematik, darunter Jagd, Huldigung und Festmahl, die nicht von einem Text begleitet werden. Das Ganze steht unter Umständen in Verbindung mit der Hochzeit Kaiser Friedrichs II. mit Isabella von England im Jahr 1235 sowie der Absetzung seines Sohnes Heinrich VI. als deutscher König (Schulze 2012). Über stilistische Merkmale kann das Pariser Ms. lat. 7330 nach Süditalien lokalisiert und auf den Zeitraum um 1220–1240 datiert werden. Enge Bezüge gibt es zur Wiener Handschrift der medicina antiqua, die wohl dem gleichen Skriptorium zuzuordnen ist (Wien, ÖNB, Cod. 93). Die Zeichnugnen lassen sich zudem gut mit dem Liber ad honorem Augusti des Petrus de Ebulo (Bern, Burgerbibl. Ms. 120) vergleichen, der kurz nach 1197 in Palermo angefertigt wurde (vgl. Blume 2000, S. 204f.). Damit ist dieses astrologische Bilderbuch sehr wahrscheinlich im Umfeld des wissenschaftlich ambitionierten Stauferhofes Friedrichs II. entstanden. Verzeichnis der Bilder Tierkreis und Paranatellonten Bildzyklus mit 48 überwiegend ganzseitigen Illustrationen der Tierkreiszeichen in Deckfarbenmalerei sowie der Paranatellonten in lavierter Federzeichnung. Das Einzelbild des Zodiakalzeichens vor einem nachtblauen, mit weißen Punkten dekorierten Hintergrund, oberhalb eines mit Blumen bewachsenen Bodenstreifens schwebend, im Rahmen oben namentlich bezeichnet. Im Anschluss hieran je drei ganzseitige gerahmte Miniaturen der
1. Paris, Bibliothèque Nationale, Ms. lat. 7330
Paranatellonten. Pro Dekan eine durch einfache Federlinien in drei Register unterteilte Bildseite, Darstellungen von lateinischen Beischriften begleitet. fol. 6r: Widder (Aries), mit zurückgewandtem Kopf und angewinkeltem linken Vorderbein nach rechts schreitendes Tier mit lockigem Fell. fol. 6v: Paranatellonten des 1. De kans, a) iuxta Persas: Femina filia splendoris, Cauda piscis marini, Principium trigoni, Capud cervo tauri, Cinocephalus; b) iuxta Indos: Vir niger; c) iuxta Grecos: Dorsum cefei, Clunis eiusdem, Dorsum andromade, Finis freni, Piscis secundus, Medium piscis marini, Medium trigoni, Medium cervo tauri. fol. 7r: Paranatellonten des 2. Dekans, a) iuxta Persas: Navis, Eques, Femina pectens caput, Caput meduse, Cervus, Arpes persae; b) iuxta Indos: Femina linteone panni proles, c) iuxta Grecos: Coxa cephei, Tibie cum pedibus, Caput persei, Finis manus, Pedes andromade, Trigonis, Caput arietis, Reliquum fili, Pectus ceti. fol. 7v: Paranatellonten des 3. Dekans, a) iuxta Persas: Fisius, Eius filius, Equi, Caput piscis, Pectus, Medium cervo tauri; b) iuxta Indos: Vir flauri coloris torqueum ligneum portat in manu, Folles ignis malleum incudis, Ferrarii duo demulcent ferrum; c) iuxta Grecos: Perseus cum manu sinistra tenens caput Meduse, Stella longa que est in capite arietis, Venter arietis, Caput ceti. fol. 8v: Stier (Taurus), als Ganzfigur, mit zurückgewandtem Haupt und herausgestreckter Zunge nach rechts in Schrittstellung. fol. 9r: Paranatel lonten des 1. Dekans, a) iuxta Persas: Orion, Nomine orionis vocantur ista duo candelabra, Navis eximia, Perse Sax, Greci kinokefali, Latine cincipites; b) iuxta Indos: Mulier habens pannos adustos, Eius filius, Indumentum filii, Lintheum, Lintheum; c) iuxta Grecos: Perseus, Corpus decollatus, Femora atque ylia arietis, Spuma eridani vel nili, Coxe tauri. fol. 9v: Paranatellonten des 2. Dekans, a) iuxta Persas: Vir nudus manu clavem tenens, Navis, Dimidium kynokefali clavem et spicula manu sinistra gerens, dextera lanceam; b) iuxta Indos: Medietas homo medietas aries, Uxor eius medietas tauri similitudinem arat cum bovibus, Forma decepti corporis; c) iuxta Grecos: Persei genu, Dorsum tauri, Fluvius. fol. 10r: Paranatellonten des 3. Dekans, a) iuxta Persas: Medietas cincipitis, Vir erectus anguem tenens in manu, Vir supra currum sedens manu hircum tenens, Equi duo, Boves duo; b) iuxta Indos: Vir corpore congesto ex leone et elefanto, Puer ipsius, Equus borealis, Taurus prostratus; c) iuxta Grecos: Perseus trahens habenas equi borealis, Caput tauri, Finis fluvii. fol. 11r: Zwillinge (Gemini), bekleidetes siamesisches Paar mit nur einem Körper und zwei von einer Krone geschmückten Jünglingsköpfen, in der Linken ein aufgestelltes lanzenartiges Fleur-de-Lis-Zepter haltend, die Rechte vor dem Körper erhoben. fol. 11v: Para natellonten des 1. Dekans, a) iuxta Persas: Cauda cincipius, Vir virgam manu tenens, Duo currus, Vir agitans, Caput cerastis; b) iuxta Indos: Mulier formosa arte suendi ualde docta querens monilia, Panni, Filius, Speculum perlucidum Ueneris, c) iuxta Grecos: Mulier que dicitur auriga caput eius et genu dextrum, Cornu tauri, Humerus sinister Orionis, Caput leporis. fol. 12r: Paranatellonten des 2. Dekans, a) iuxta Persas: Vir auro canones calamo Hercules arabice, Serpens coluber ascendens arborem fugiens Herculem, Medium cerastis, Lupus assignatus; b) iuxta Indos: Vir Ethiops cuius caput uitreum rapiens poma ex arbore et orto percuitens timpanum, Lignum odoriferum de paradyso, Ortolanus cum lancea et zappa in manu dextra; c) iuxta Grecos: Dextra aurige manus, Posteriori pedes tauri, Caput Orionis humeri manus pectus et pes sinister, Pectus leporis. fol. 12v: Paranatellonten des 3. Dekans, a) iuxta Persas: Corona viridis, Affion musicus qui timpanista dicitur, Calamum areum, Viola, Timpanum, Canis latrans, Ornamenta sutoris, Delphinus, Medietas moniris urse, Cauda cerastis, Linte; b) iuxta Indos: Vir armatus querens varia instrumenta musice artis et iocos, Viola, Arcus viole, Rota, Giga; c) iuxta Grecos: Pollicitus, Coxa castoris et pes, Posteritas leporis, Erectus canis, Argolica navis plena omni merce, Gubernaculum. fol. 13v: Krebs (Cancer), über einem Gewässer nach rechts kriechende Krabbe in Aufsicht. fol. 14r: Paranatellonten des 1. Dekans, a) iuxta Persas: Alta medietas minoris urse, Satirus
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habens timpanum et laminam ferream seruiens affioni musici, Caput huius eneum, Timpanum, Lamina, Prima puella de tribus virginibus cantans laudes deorum, Caput scarabonis, Cauda aspidis zenabraz; b) iuxta Indos: Vir pulcher fortis torto corpore medietas hominis et alia medietas elefanti et equi, Mansio et sandalum dicitur, Arbor; c) iuxta Grecos: Calisto caput, Capita geminorum, Reliquum puppis, Minor canis, Puppis argos cum remotus duus, Duo fratres quidam dicuntur. fol. 14v: Paranatellonten des 2. Dekans, a) iuxta Persas: Puella secunda, Nubeculo, Anterior medietas canis, Dimidium auris asini septentrionalis, Medium scarabonis, Medium aspidis zenabraz; b) iuxta Indos: Puella placida coronata virgam manu tenens pergens ad templa deorum cantans de amore deorum et laudibus illorum, Templum, Timpanum, Viola, Ara deorum; c) iuxta Grecos: Caput Calisto cum pectore, Forceps cancri, Finis puppis argos. fol. 15r: Paranatellonten des 3. Dekans, a) iuxta Persas: Puella tercia de tribus sororibus, Posterior medietas canis, Aures asini, Secundus asinus australis, Finis scarabonis, Caput zenabraz; b) iuxta Indos: Vir habens pedes similes tartuce anguis extentus, Tinea lini, Pannos, Indumenta negociatoris, Marsupium plenum, Navis illius cum quo cogitat ire negociandum; c) iuxta Grecos: Caput urse minoris, Manus dextra et pes Castoris, Aures cancri uel oculi, Velum navis argos, Caput assua vel colubri. fol. 16r: Löwe (Leo), mit herausgestreckter Zunge und aufgerichtetem Schweif nach links springend. fol. 16v: Paranatellonten des 1. Dekans, a) iuxta Persas: Cauda canis, Arcus cum sagitta, Caput leonis, Domicilia navis cum remis et nauclerio, Caput ydre, Caput equi, Caput asini; b) iuxta Indos: Arbor, Canis furiosus, Ferretrum carnue, Vir lugens eam et parentes eius, Iste est dominus equi respiciens versus boream habens sagittam ille similis versus illam expectans, Caput canis, zwei Pfeile und Lanze; c) iuxta Grecos: Manus castoris sinister, Collum urse cum pede sinistro, Rictus leonis, Medium navis, Collum assua uel ydra. fol. 17r: Paranatellonten des 2. Dekans, a) iuxta Persas: Ydolum elevatum clamans deos cum quo psalterium timpanum saltatoria et huiusmodi, Tumsenes optulit vinum in honore superiorum et Castor, Ciphum plenum vino, Mann mit Tuch, Cervix ydre, Secunda medietas navis, Medium equi, Medium asini; b) iuxta Indos: Vir acuto nasu capite habens coronam ex albo mirto, Leonini coloris indutus, Sindonis, Arcus sagitta ferres; c) iuxta Grecos: Humerus dexter maioris arthuros, Cervix leonis et armus, Medium colubri, Prora argos. fol. 17v: Paranatellonten des 3. Dekans, a) iuxta Persas: Seclos flagellum agitans plaustrum flagello, Homo desuper sendens, Bauer mit zwei Stieren, Corvus, Medium ydre, Posteritas equi; b) iuxta Indos: Vir forma Ethiops ore carnem tenens sinistra urneum tenens manu dextra pomum, Ignis; c) iuxta Grecos: Pectus maioris urse, Medium leonis, Pars colubri. fol. 18v: Jungfrau (Virgo), leicht nach links orientierte Frauengestalt in langem, tailliertem Kleid und Schultermantel, in der Rechten einen Zweig, die Linke vor der Brust erhoben. fol. 19r: Paranatellonten des 1. Dekans, a) iuxta Persas: Sediodania arabice defaa spicam deferens super solidum sedens nutriens puerum, Filius, Domus eius, Stella, Caput corvi, Vir ibi sedens quasi custos pueri, Caput leonis, Schlangenschwanz (?); b) iuxta Indos: Puella virgo portans faciem hominis in manu sua volens domos parentes ire, Heretates pueri, Monilia, Palacia; c) iuxta Grecos: Cuspis, Leonis pedes et cauda, Cauda urse cum pede et clavis, Cauda draconis, Crater, Caput colubri. fol. 19v: Paranatellonten des 2. Dekans, a) iuxta Persas: Musicus timpanum percutiens calamo aureo canens, Timpanum, Persica lingua ebeze vel feteti, Homo cui caput tauri in manu eius dimidius homo nudus, Dimidium fessorum ligneum, Dimidium leonis, Cauda ydre, Dimidium corvi; b) iuxta Indos: Vir niger hyrsutus triplici panno indutus incaustum manu ferens, Marsupium, Mensa ubi cambit pecuniam suam; c) iuxta Grecos: Cauda draconis, Clunis urse minoris, Caput virginis, Adde weba, Caput corvi, Medietas centauri. fol. 20r: Paranatellonten des 3. Dekans, a) iuxta Persas: Medietas minoris tauri, Medietas homini nudi, Medietas fessorii, Cauda corvi, Cauda leonis, Arista, Duo tauri; b) iuxta Indos: Mulier muta casta candida lintheo
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induta cogitans visitare templa, Templum; c) iuxta Grecos: Cauda draconis, Spina cum cauda urse minoris, Adde weba, Dexter humerus virginis, Inter alares, Clunis centauri cum cauda. fol. 21r: Waage (Libra), leicht nach links orientierte Frauengestalt in langem, tailliertem Kleid und Schultermantel, eine Balkenwaage in der Rechten vor sich haltend, die Linke vorgestreckt. fol. 21v: Paranatellonten des 1. Dekans, a) iuxta Persas: Agnus, Vir iracundus in sinistra manus eius statera, Karaz mune, Timpanum, Musicus cantans calamo aureo, Caput draconis, Pars urse maioris, Carina; b) iuxta Indos: Coxa maioris urse, Cauda cervi et coxa, Cauda assua, Pars colubri australis, Caput et manus sinistra virginis arista gerens, Manus dextra, Humer centauri, Pegasus; c) iuxta Grecos: Vir agitans calamo flagellum tenet in manu, Iste tenet carustrum rubeum, Crumene, Fornarii farina, Cribellus, Ciphus. fol. 22r: Paranatellonten des 2. Dekans, a) iuxta Persas: Vir residens lecti, Socii stant quantum serviens, Medium navis, Medium draconis, Medium maioris urse, Centauri pars, Aqua fontis; b) iuxta Indos: Vir vulturi similis archimie, Uxor illius et proles; c) iuxta Grecos: Pars caude draconis, Cauda urse maioris, Medium virginis, Equus centauri. fol. 22v: Paranatel lonten des 3. Dekans, a) iuxta Persas: Cauda draconis, Puppis navis, Ultima centauri, Coxa et cauda urse maioris, Arbedius nomine, Estuarius, Corona arbedi, Celum; b) iuxta Indos: Vir equi vultus pergit venatum, Cervus; c) iuxta Grecos: Pars caude draconis, Medietas archadis, Coxa centauri, Medietas virginis, Lupus; fol. 23v: Skorpion (Scorpio), nach rechts lagernd, mit drei Beinpaaren, Gliederscheren und umgebogenem Schwanz in Aufsicht. fol. 24r: Paranatellonten des 1. Dekans, a) iuxta Persas: Finis equi masculi qui hocdermis dicitur, Ultima medietas tauri, Nigellus asta dardamiatum, Cymbalum; b) iuxta Indos: Cibos gestans, Baum, Viro ipsius magro; c) iuxta Grecos: Archadius, Caput gorgonis quod alane dicitur, Clunis lupi, Pectus libre, Corona adriagnes, Coxa centauri. fol. 24v: Paranatellonten des 2. Dekans, a) iuxta Persas: Vir nudus cum nomen askalius, Medium equum asculi, Medium tauri; b) iuxta Indos: Mulier planeta note pecunia habens in mari pelagii cum pedes stricto, Turris, Mons; c) iuxta Grecos: Lacertum urse minoris, Pectus gorgonis quod alane dicitur, Corona septemtrionalis, Coxa libre, Cauda draconis, Dorsum lupi, Caput serpentis, Cheles scorpionis. fol. 25r: Paranatellonten des 3. Dekans, a) iuxta Persas: Medietas equi ingentis masculi, Trabem, Pars anterior tauri, Testa adoperti in manibus suis gestans geminos angues tenens, Caput canis; b) iuxta Indos: Canis furiosus, Porcus, Cervus; c) iuxta Grecos: Pectus minoris architos, Sinus draconis, Venter scorpionis, Caput turribuli igniseri, Ange semis serpentem tenens in brachio dextro. fol. 26r: Schütze (Sagit tarius), mit zurückgewandtem Oberkörper nach links springendes, bogenspannendes Mischwesen aus bekleidetem bärtigem Mann und Pferd, an der Grenze zwischen Menschen- und Tierleib ein Fellkranz. fol. 26v: Paranatellonten des 1. Dekans, a) iuxta Persas: Vir diminutus capite et acola manus, Navis, Mann mit Vogel, Caput diminuti, Canis caudam tenens in ore; b) iuxta Indos: Centaurus c) iuxta Grecos: Cervix minoris archtos, Caput aler et clunis aler cum parte dorsi, Angui tenentis humerus dexter, Anguis, Pes sinister, Aculeus scorpionis, Turibulum. fol. 27r: Paranatellonten des 2. Dekans, a) iuxta Persas: Sinistra manu obtendens, Dextra capricorni cornua premens pede dextro, Lepus, Canis, Caput leonis, Dimidium corpum naute, Dimidium delphini, Dimidium asturtone; b) iuxta Indos: Mulier camelum sedens, Castellum; c) iuxta Grecos: Pectus urse minoris, Coxa ala et manus, Cauda draconis, Vultur cadens, Vultur volans, Cauda serpentis, Pars serpenti australis. fol. 27v: Paranatellonten des 3. Dekans, a) iuxta Persas: Canis in cuius ore manus keakassii, Feri canis, Lepus, Corpus leonis, Delphini cauda, Medium hominis navis, Cauda dracone b) iuxta Indos: Vir aureo coloris aurea tunica, Lectus; c) iuxta Grecos: Corpus minore urse, Cauda draconis, Vultur cadens, Cauda serpentis, Caput sagittarii. fol. 28v: Steinbock (Capricor nus), nach links galoppierender ganzer Steinbock. fol. 29r: Paranatellonten des 1. Dekans, a) iuxta Persas: Urse maioris, Mulier aquarica, Caput piscis, Fontis aqua nocivo, Caput canis
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et corpus simie; b) iuxta Indos: Vir niger, Rete piscatorum, Iumentorum; c) iuxta Grecos: Dimidium urse minoris, Pars draconis, Tartuca et finis galli, Dimidi atque pars pastoris arctofilacis, Equi sui. fol. 29v: Paranatellonten des 2. Dekans, a) iuxta Persas: Vitis, Mulier cum lecta residens, Arbor, Medium piscis, Medietas fons nocivus, Media fere dolose, Dimidium plaustri; b) iuxta Indos: Ignis et cocto ferro laborata cum capite mustele, Mulier nigris pannis, Marsupium et pecunia; c) iuxta Grecos: Postremum urse minoris, Cauda draconis, Telum contigna, Corpus aquile, Medium ala galine cum capite, Cornu capricorni, Corpus sagittarii. fol. 30r: Paranatellonten des 3. Dekans, a) iuxta Persas: Cauda piscis, Postremum fere dolose, Fontis nocive, Medietas plaustri, Statura hominis sine capite et manus dexter; b) iuxta Indos: Mulier visu placida oculis nigris, Gespinst, Stange mit Gewand; c) iuxta Grecos: Clunis urse, Pes galline dextra cum ala, Sinus draconis, Brachia aquarii, Medietas capricorni cum capite, Corpus cauda, Cauda piscis. fol. 31r: Wassermann (Aqua rius), mit gespreizten Beinen frontal in einem Fluss stehende bartlose männliche Gestalt in knielangem Ärmelgewand und Stiefeln, in den zur Seite gebreiteten Händen je eine Flasche ausleerend, aus der sich ein Wasserstrahl in den Strom ergießt. fol. 31v: Paranatellonten des 1. Dekans, a) iuxta Persas: Pantherai trahens equum, Ales, Piscis, Aqua; b) iuxta Indos: Vasa enea, Vir ethiops indutus tapeto, Vasa lignea; c) iuxta Grecos: Posteritas urse minoris, Pes et manus dextra cephey, Finis ale sinistre, Caput equi parui, Caput aquarii cum humero dextro, Clunis capricorni cum cauda, Postremitas piscis australis. fol. 32r: Paranatellonten des 2. Dekans, a) iuxta Persas: Vir manu dextra trahens equum in sinistra tenens arcuum, Ala merti cum capite, Medietas centauri, Draco, Caput in cuius ore due colubris; b) iuxta Indos: Vir forma ac vultu ethiopis in manu arcum et spicula gestans, Lapis preciosus; c) iuxta Grecos: Anterior pars urse minoris, Coxa et crura cephei, Humero dexer, Caput piscis. fol. 32v: Paranatellonten des 3. Dekans, a) iuxta Persas: Altrilis, Medietas centauri trahens equi, Finis avis, Postremitas centauri; b) iuxta Indos: Vir niger, Arbor, Vas pecunie; c) iuxta Grecos: Medietas hominis cum capite, Vir manu architenentis, Medietas hominis urna manu tenens, Anterior pars piscis australis. fol. 33v: Fische (Pisces), zwei in einem Gewässer übereinander in unterschiedliche Richtungen schwimmende Fische, von Maul zu Maul durch ein Band verbunden. fol. 34r: Paranatellonten des 1. Dekans, a) iuxta Persas: Anterior pars equi cum alis, Caput tauri cervi in nasibus eius colubri gemini, Cocodrilli caput, Kopf, Gewässer; b) iuxta Indos: Vir ornate vestitus in manu tenacem ferream, Pisces, Ignis, Domus; c) iuxta Grecos: Postremitas urse minoris, Brachio sinistro cefei, Venter equi cum collo secundi, Anterior pars et capite piscis primi. fol. 34v: Paranatellon ten des 2. Dekans, a) iuxta Persas: Medium taurocervi mit zwei um den Hals gewundenen Schlangen, Medium cocodrilli, Medium scorpionis; b) iuxta Indos: Mulier ultu venusta corpore candida, Cognata eius et noti, Naucleri cum nave; c) iuxta Grecos: Crus cephei cum pede, Manus andromade, Cauda ceti, Caput cassipeie, Postremitas piscis primi, Postremum equi secundi. fol. 35r: Paranatellonten des 3. Dekans, a) iuxta Persas: Postremitas taurocervi, Inferior pars hominis, Cauda scorpionis, Vie peraste, Vir posteriora in manu sua tenens; b) iuxta Indos: Vir porrectus pedibus, Ignis, Mulier pregnans, Viros armatos, Rupe, Vir nociferato; c) iuxta Grecos: Medietas hominis, Pectus andromade, Pars fimbri linei, Postertias ceti.
Planeten Bildzyklus mit 29, rund zwei Drittel der Seite einnehmenden gerahmten Deckfarbenminiaturen der Planeten in den vier Phasen ihrer Macht sowie der jeweils als Häuser zugehörigen Tierkreiszeichen. Die Planeten jeweils als thronende Könige vor einem nachtblauen, mit weißen Punkten übersäten Hintergrund, die Tierkreiszeichen im Verhältnis deutlich verkleinert wiedergegeben.
1. Paris, Bibliothèque Nationale, Ms. lat. 7330 fol. 42v: Saturn in seinen Häusern (Domicilia), als frontal thronender bärtiger König, in
der erhobenen Rechten ein Zepter, dazu Steinbock (Capricornus) und Wassermann (Aquarius). fol. 43r: Saturn in seinen Gegenhäusern (Oppositiones), derselbe König, nun nach rechts von seinem Thron stürzend, den Mantel hat er verloren, das Zepter ist zerbrochen, dazu Krebs (Cancer) sowie Löwe (Leo). fol. 43v: Saturn in seiner Erhöhung (Exaltatio), derselbe König mit Mantel und Zepter, nun wieder thronend und mit der Rechten auf eine Weinranke am Bildrand weisend, dazu Waage (Libra). fol. 44r: Saturn in seiner Ernied rigung (Deiectio), als mit geschlossenen Augen kopfüber vom Himmel herabstürzender König, die Krone hat sich vom Haupt gelöst, dazu Widder (Aries). fol. 45v: Jupiter in sei nen Häusern (Domicilia), als frontal thronender bärtiger König, die Rechte weisend erhobenen, dazu Fische (Pisces) sowie Schütze (Sagittarius). fol. 46r: Jupiter in seinen Gegen häusern (Oppositiones), derselbe König ohne Mantel nach rechts stürzend, ohne Thron und mit zerbrochenem Zepter, dazu die Jungfrau (Virgo) und die Zwillinge (Gemini). fol. 46v: Jupiter in seiner Erhöhung (Exaltatio), derselbe König mit Mantel und Zepter auf einem Kastenthron, die Linke weisend erhoben, dazu Krebs (Cancer). fol. 47r: Jupiter in seiner Erniedrigung (Deiectio), kopfüber herabstürzender König mit geschlossenen Augen, dazu Steinbock (Capricornus). fol. 48r: Mars in seinen Häusern (Domicilia), frontal thronend mit goldenem Helm, in der Linken eine Lanze, in der erhobenen Rechten ein Schwert über einem enthaupteten Gefangenen, dazu Widder (Aries) und Skorpion (Scorpius). fol. 48v: Mars in seinen Gegenhäusern (Oppositiones), nach rechts stürzend, ohne Thron, Lanze und Schwert hat er verloren, dazu Waage (Libra)und Stier (Taurus). fol. 49r: Mars in seiner Erhöhung (Exaltatio), thronend, eine aufgestellte Lanze in der Rechten, die Linke weisend erhoben, neben seinem Thron das Schwert in der Scheide, dazu Steinbock (Capricornus). fol. 49v: Mars in seiner Erniedrigung (Deiectio), mit geschlossenen Augen kopfüber herabstürzender König ohne Thron und Helm, das Schwert neben ihm herabfallend, dazu Krebs (Cancer). fol. 50v: Sol in seinem Haus (Domus), frontal thronender bärtiger König in luxuriösen Gewändern, die Krone neben seinem Haupt schwebend, in der Rechten eine Lichtscheibe, die Linke leer, dazu Löwe (Leo). fol. 51r: Sonnenwagen, von zwei Pferden gezogen, zwei weitere Pferde am unteren Rand. fol. 51v: Sol in seinem Gegenhaus (Oppositio), nun ohne Manteltuch, Krone und Attribut nach rechts vom Thron stürzend, dazu Wassermann (Aquarius). fol. 52r: Sol in seiner Erhöhung (Exalta tio), frontal thronend, auf dem Haupt die Krone, die Linke weisend erhobenen, die Rechte mit Zepter, dazu Widder (Aries). fol. 52v: Sol in seiner Erniedrigung (Deiectio), mit geschlossenen Augen herabstürzend ohne Thron und Attribute, dazu Waage (Libra). fol. 53v: Venus in ihren Häusern (Domicilia), frontal thronende gekrönte Königin, auf einem Psalterium spielend, neben ihr eine Harfe hängend, dazu Waage (Libra) sowie Stier (Taurus). fol. 54r: Venus in ihren Gegenhäusern (Oppositiones), ohne Thron nach rechts stürzend, die Krone hat sich vom Haupt gelöst, das Instrument hat sie verloren, dazu Widder (Aries) sowie Skorpion (Scorpius). fol. 54v: Venus in ihrer Erhöhung (Exaltatio), mit Krone, auf dem Kastenthron sitzend, in den Händen links ein Psalterium und rechts einen Deckelpokal empor haltend, dazu Fische (Pisces). fol. 55: Venus in ihrer Erniedrigung (Deiectio), mit geschlossenen Augen kopfüber herabstürzend, Krone und Psalterium hat sie verloren, dazu die stehende Jungfrau (Virgo). fol. 56r: Merkur in seinen Häusern (Domi cilia), als bärtiger Gelehrter mit Turban frontal auf einem Kastenthron, in der erhobenen Rechten ein aufgeschlagenes Buch empor haltend, dazu Jungfrau (Virgo) sowie die Zwillinge (Gemini). fol. 56v: Merkur in seinen Gegenhäusern (Oppositiones), nach rechts strauchelnd, die Rechte erhoben, dazu Fische (Pisces), sowie Schütze (Sagittarius). fol. 57r: Merkur in seiner Erhöhung (Exaltatio), frontal thronend, mit Turban, in den Händen rechts ein Blütenzepter, links ein Saiteninstrument, neben dem Thron eine Harfe, dazu Jungfrau
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(Virgo). fol. 57v: Merkur in seiner Erniedrigung (Deiectio), mit geschlossenen Augen herabstürzend, ohne Thron und Attribute, dazu die Fische (Pisces). fol. 58v: Luna in ihrem Haus (Domus), Königin mit einer Mondsichel auf dem Haupt, mit übergeschlagenen Beinen thronend, in den Händen links ein Blütenzepter und rechts eine Lichtscheibe haltend, dazu Krebs (Cancer). fol. 59r: Luna in ihrem Gegenhaus (Oppositio), nach rechts strauchelnd, ohne Thron und Attribute, dazu Steinbock (Capricornus). fol. 59v: Luna in ihrer Erhöhung (Exaltatio), thronend mit Zepter und Lichtscheibe, auf dem Haupt eine zweite Lichtscheibe, dazu Stier (Taurus). fol. 60r: Luna in ihrer Erniedrigung (Deiectio), kopfüber stürzend, ohne Thron und Attribute, dazu Skorpion (Scorpius).
Provenienz Der Codex ist mit einiger Wahrscheinlichkeit im süditalienischen Raum im Umfeld des Stauferhofes Friedrichs II. entstanden. Spätestens im 15. Jahrhundert ist er im Norden Frankreichs nachweisbar. Führt man das Londoner Ms. Sloane 3983 unmittelbar auf das Vorbild des Ms. lat. 7330 zurück, dürfte sich der Pariser Codex bereits im früheren 14. Jahrhundert im franko-flämischen Raum befunden haben. Auch der rote Ledereinband spricht für diese Annahme. Aus diesem Zeitraum stammt auch die teilweise getilgte Zeichnung eines Turnierritters (13.–14. Jahrhundert) auf fol. IIr. Auf fol. 37v und 85v haben sich die unter UV lesbaren Namenszüge des Prinzen von Orange, Jehan de Chalons (gest. 1502), sowie ein Exlibris erhalten (alle 15. Jahrhundert). Das Exlibris belegt, dass sich der Codex Ende des 15. Jahrhunderts in Burgund befand. Im 16. Jahrhundert lässt sich die Handschrift dann am Hof zu Dijon im Bestand der Bibliothek des Étienne Tabourot, Seigneur des Accords (1549–1590), nachweisen. Hierauf verweist neben dem Exlibris Taboroti est am unteren Seitenrand des fol. IIIv auch dessen Devise A tous Accords, die auf fol. IIIv und 58v erscheint. Ferner hat sich auf fol. 1r im Bild auf dem rechten Knie des Fendulus die Inschrift Tabourot erhalten. Später war der Codex im Besitz des Philippe Hurault, Erzbischof von Chartres (1598–1620). Im Jahre 1622 gelangte der Codex mit anderen Handschriften des Hurault in die Bibliothèque Royale. Im Katalog von Omont (1909) erscheint er unter der Nummer 55.
Literatur Catalogus codicum manuscriptorum Bibliothecae Regiae 1744, S. 342; Boll 1903, S. 413– 419; Omont 1909, S. 417; Gundel 1936, S. 88, 93, 179, 188, Taf. 19a, 20a, 21a; Kat. Paris 1950, Nr. 83; Panofsky 1953, S. 106ff.; Saxl/Meier 1953, S. LXIIIff., 248, Abb. 31, 33; Lemay 1962, S. 386f.; Saxl/McGurk 1966, S. XX; Medieval and Renaissance Manuscripts 1974, S. 42; Mütherich 1974, S. 18, Abb. 6; Aurigemma 1976a, S. 220, Abb. 38; Grape-Albers 1977, S. 152, 156, Abb. 322; Die Zeit der Staufer, Ausst.-Kat. Stuttgart 1977, Bd. 1, S. 654, Nr. 819, Bd. 2, Abb. 612; Platelle 1978, S. 271ff.; Clark 1979, S. 38f., 317; Degenhart/Schmitt 1980, S. 191, 198, 254, Abb. 335, 414; Schadt 1982, S. 298, Anm. 318f., Abb. 146; Dix siècles d’enluminure italienne, Ausst.-Kat. Paris 1984, S. 51f., Nr. 40, Abb. 40; Murdoch 1984, S. 254f., Abb. 230, 232, 256; Avril/Gousset/Rabel 1984, S. 160ff., Nr. 189, Taf. P, Abb. CXVI– CXVIII; Gousset/Verdet 1989, S. 7ff.; Klibansky/Panofsky/Saxl 1989, S. 300ff., Taf. 19–22; ´ z˙ynska-Stolot 1994, Orofino 1994, S. 528, Anm. 348, S. 269; Lippincott 1994, S. 183ff.; Snie S. 66; Garcia Aviles 1995a, S. 33–46, Abb. 2, 3; Garcia Aviles 1995b S. 4–34; Orofino/Pace ´ z˙ynska-Stolot 1997, S. 92; 1994, S. 269; Orofino 1995, S. 155–159, Abb. S. 154, S. 157; Snie ´ z˙ynska-Stolot 1998, S. 99; Blume 2000, S. 34ff., 204f., 280., Taf. 1–11 und Abb. 13–46; Snie Supino Martini 2000, S. 20–34; Schulze 2012. Siehe S. 17–20, Taf. 1–3, Abb. 1–30
2.
London, British Library, Ms. Sloane 3983 Georgius Zothorus Zaparus Fendulus, Liber astrologiae Geschrieben und illuminiert: Frankreich (?), Burgund oder südliche Niederlande (?), Mitte des 14. Jahrhunderts Kodikologische Angaben 270 × 186 mm, 49 Folia (mit Blattverlusten), Pergament, Text zweispaltig zu 48 Zeilen in Textualis formata von einer Hand; 3zeilige Initialen, Überschriften, Caputzeichen sowie Strichelung in Rot, Braun, Beige oder Blau.
Art der Bilder Zum Text des Fendulus unvollständiger Bildzyklus mit 72 von 76 ganzseitigen Miniaturen der Zodiakalzeichen, Paranatellonten und Planeten in lavierter Federzeichnung. Die Position der Sterne ist nicht angegeben.
Inhalt fol. 1r–49r: fol. 49v:
Georgius Zothorus Zaparus Fendulus, Liber astrologiae Abhandlung zur Nativität Christi mit Horoskopschema (vgl. Paris, Ms. Smith-Lesouëf 8, fol. 38v–39r; Paris, Ms. lat. 7331, fol. 60r).
Kommentar Die Handschrift eröffnet die spätere Rezeption des Liber astrologiae des Georgius Fendulus im nördlichen Frankreich und den Niederlanden. Es handelt sich um eine genaue Kopie des Pariser Codex. (Kat.-Nr. 1) Die Bilderfolge ist allerdings ausschließlich in lavierter Federzeichnung ausgeführt und auch in einigen Punkten modernisiert beziehungsweise verändert worden. So fehlen die beiden Autorenbilder und die separate Darstellung des Sonnenwagens. Auch in der Ikonographie der einzelnen Figuren gibt es zahlreiche Varianten. So sind etwa die Zwillinge zwar als siamesisches Paar mit zwei Köpfen und je zwei Beinen, jedoch ohne Krone und Lanze wiedergegeben. Der Löwe erscheint deutlich heraldisch stilisiert und ist nun mit erhobener Tatze nach rechts in Schrittstellung dargestellt. Auch der Skorpion wandert in eine andere Richtung als in Paris. Der Steinbock und die Jungfrau werden wieder, der Tradition gemäß, als Ziegenfisch beziehungsweise als gef lügelte Frauengestalt mit einem Bündel Ähren in der Hand und die Fische mit den Bäuchen zueinander dergestellt. Der Nimbus, der Virgo zum Engel macht, wurde jedoch erst nachträglich von jener ungelenken Hand hinzugefügt, welche auch Flügel und Nimbus bei der Trägerfigur der Waage sowie Wasserbecken, Deckel und Henkel der Urna des sitzenden Wassermannes ergänzte. Auf dieselbe Hand dürften auch die ungeschickten Bodengründe sowie die anderen, über den Codex verstreuten einfachen Randzeichnungen zu rückzuführen sein.
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Auch bei den Paranatellonten lässt sich eine Fülle von Veränderungen gegenüber dem älteren Codex feststellen, auf die nur exemplarisch eingegangen werden soll. So wird das Caput Meduse im zweiten Dekan des Widders wieder zu dem bei Abu Ma’shar beschriebenen bärtigen Gulhaupt, und Pectus ceti ist richtig nur als Brust und nicht als Vorderhälfte wie im Pariser Manuskript dargestellt. (Kat.-Nr. 1) Beim ersten Dekan des Stiers trägt Orion jetzt gemäß der Beschreibung des Textes ein Schwert am Gürtel, das im Pariser Codex noch fehlt. Ferner ist nun der Vir nudus des zweiten Stier-Dekans tatsächlich nackt in seinem Schiff sitzend, und der Vir armatus beim dritten Dekan der Zwillinge richtig mit einem Pfeil in der Hand wiedergegeben. Beim Elefantenmenschen (1. Krebs-Dekan) beziehungsweise beim Vir acuto nasu (2. Löwe-Dekan) hat sich der Maler ganz offensichtlich darum bemüht, das im Text beschriebene »Krumme« im Gesicht und an den Händen der Figur beziehungsweise das Besondere des Aussehens bildlich umzusetzen. Die Musikinstrumente der Puella placida (1. Krebs-Dekan), welche wohl auf die Neigung des Mädchens zum Singen anspielten, wurden hingegen weggelassen, so dass die junge Königin nun allein als eifrige Kirchgängerin erscheint. Bereits diese wenigen Beispiele zeigen, dass die ikonographischen Varianten vor allem auf das Bestreben des Londoner Miniators nach textnaher Illustration zurückzuführen sind. Offenbar hat er die bildlichen Darstellungen seiner Vorlage auf ihre Übereinstimmung mit dem Text sowie den übrigen Traditionen überprüft und dann entsprechend korrigiert. Allerdings hat er gegen Ende des Zyklus, vor allem beim 2. und 3. Dekan der Fische nicht mehr alle Illustrationen ausgeführt. Gelegentlich erscheinen auch Bilder ohne Beischriften, und hin und wieder sind Bäume als Füllsel eingefügt. Die bereits in Paris fehlerhafte Verteilung der Paranatellonten über die Register wurde jedoch beibehalten. Auch bei den Planetendarstellungen lassen sich im Vergleich zur älteren Handschrift zahlreiche Modifikationen aufzeigen. So werden die allein von den Begrenzungen des Schriftspiegels gerahmten Federzeichnungen der Wandelsterne nur noch vom Namen des Dargestellten, aber nicht mehr von den selbst verfassten Tituli und Kommentaren des Fendulus begleitet. Das Bildfeld ist jeweils in zwei Zonen geteilt. In der oberen, rund zwei Drittel des Bildraumes einnehmenden Zone erscheint, gelegentlich auch über einem Bodenstück, der thronende oder stürzende Planetengott mit seinen Attributen. Im unteren Drittel sind vor dem blanken Pergamentgrund die als Häuser zugehörigen Tierkreiszeichen zu sehen. Wie in Paris erfolgte auch in London die Ausarbeitung der Figuren nicht einheitlich. Deutlich wird dies etwa bei Sol, der in seinem Haus und in den Gegenhäusern als Jüngling mit Flammennimbus, in der Erhöhung und Erniedrigung jedoch als bärtiger König wiedergegeben ist. Zudem erscheint bei ihm von nun an statt der fünften Miniatur des Sonnenwagens eine leere Seite. Zugleich strebte der Londoner Maler nach einer stärkeren Differenzierung der Planetengötter, die bei Fendulus allein als Könige beschrieben sind. Dies erreichte er zum einen durch den Einsatz zeitgenössischer Kostüme, etwa einer Rüstung bei Mars oder einem Gelehrtengewand bei Merkur. Zum anderen rückten die aus der Charakterisierung des jeweiligen Wirkungsspektrums abgeleiteten Attribute der Planeten stärker in den Vordergrund. So wurde Saturn mit einem Spaten anstelle der Weinranke und Jupiter mit einer Ähre ausgestattet, Mars holt mit seinem Richtschwert zum Schlag aus, und Merkur hält nicht nur sein Buch, sondern sitzt an einem Pult. Die wohl auffälligste Veränderung erfuhr jedoch die Gestalt der Luna, die nicht mehr als thronende Königin, sondern als männlicher Wanderer in einer Landschaft wiedergegeben ist. Der Ursprung dieser Ikonographie ist unklar; wahrscheinlich hat bei ihrer Ausbildung
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gleichermaßen die nordeuropäische Auffassung vom Mond als männlichem Wesen wie die märchenhafte Vorstellung vom Mann im Mond eine Rolle gespielt. Interessant ist, dass in späteren Handschriften, etwa im Tübinger Hausbuch (Tübingen, Univ.-Bibl., Ms. Md 2, Kat.-Nr. 129), unter den Mondk indern die dem Londoner Wanderer durchaus vergleichbare Figur eines Boten oder Läufers erscheint, dessen Gestalt sich wohl auf die schnelle Bewegung des Planeten Luna zurückführen lässt. Die Mehrzahl der im Vergleich zum Pariser Ms. lat. 7330 beobachteten Varianten kann auf das Streben des Londoner Malers nach Verbesserung seiner alten Vorlage sowie nach präziserer, textnäherer Darstellung zurückgeführt werden. Zugleich hat er die Figuren in den Stil seiner Zeit übertragen und konsequent modernisiert. Deutlich wird dies etwa bei den Rüstungen des Eques im 2. Dekan des Widders oder auch bei der Prima puella de tribus virginibus im 1. Dekan des Krebses, die anstelle einer Kugel nun einen Blütenkranz hält. Auch veraltete Gewänder, Musikinstrumente und Architekturen wurden entsprechend anpasst. Die strenge Unbeweglichkeit der Figuren ist im jüngeren Londoner Manuskript der gleichermaßen lebendigen wie eleganten Bewegung der Himmelswesen gewichen. Der typische, von der Pariser Malerei abhängige Figurenstil der französischen Gotik um 1350 lässt daran denken, dass der Londoner Bildzyklus von einem Pariser oder einem weiter nördlich ansässigen Atelier ausgeführt wurde. Leider enthält der Codex keine geeigneten Hinweise, die über seine Herkunft Aufschluss geben. Es finden sich neben dem Exlibris eines gewissen Eustachius Wiltheim nur einige Namen eher f lämischer Lautung, die in den burgundisch-f lämischen Raum weisen. Die Illustrationsfolge des Londoner Codex ist nicht mehr vollständig erhalten, denn nach fol. 21 und fol. 23 gingen die Darstellungen der Paranatellonten des ersten und zweiten WaageDekans sowie des zweiten und dritten Scorpius-Dekans verloren. Überdies wurden die fol. 9–11, welche den Schützen und die zugehörigen Sternbilder der drei Dekane zeigen, falsch eingebunden.
Verzeichnis der Bilder Tierkreis und Paranatellonten Unvollständiger Bildzyklus mit 44 von 48 ganzseitigen ungerahmten Darstellungen der Tierkreiszeichen sowie der Paranatellonten in lavierter Federzeichnung. Stets im Anschluss an den Text zunächst ungerahmtes Einzelbild des Zodiakalzeichens, dieses ohne Bodenstück vor blankem Pergamentgrund wiedergegeben. Im Anschluss hieran je drei ganzseitige Miniaturen der Paranatellonten, deren Rahmen durch die Begrenzungen des Schriftspiegels gebildet werden; pro Dekan eine durch einfache Federlinien in drei Register unterteilte Bildseite. Darstellungen von lateinischen Beischriften begleitet, die letzten Bilder zum Teil nicht ausgeführt. fol. 3r: Widder (Aries), mit zurückgewandtem Kopf und erhobenem linken Vorderbein nach rechts stehendes Tier mit lockigem Fell. fol. 4r–5r: Paranatellonten der Dekane des Widders. fol. 6r: Stier (Taurus), mit zum Bertachter gewandten Kopf nach rechts schreitende Ganzfigur. fol. 6v–7v: Paranatellonten der Dekane des Stieres. fol. 8v: Zwillinge (Gemini), als auf einem Bodenstück stehendes bekleidetes siamesisches Paar mit einem Körper, zwei einander zugewandten Jünglingsköpfen und zwei Beinpaaren, ohne Flügel und Attribute. fol. 9v: Schütze (Sagittarius), mit zurückgewandtem Oberkörper nach links springendes bogenspannendes Mischwesen aus bekleidetem Mann in tailliertem Ärmel-
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gewand und Pferdeleib. fol. 10r–11r: Paranatellonten der Dekane des Schützen. fol. 12r–13r: Paranatellonten der Dekane der Zwillinge. fol. 14r: Krebs (Cancer), Krabbe mit vier Beinpaaren und Scheren nach rechts in Aufsicht. fol. 14v–15v: Paranatellonten der Deka ne des Krebses. fol. 16v: Löwe (Leo), heraldisch stilisiert, mit erhobener linker Vorderpranke und aufgerichtetem Schweif in Schrittstellung nach rechts, das Haupt zum Betrachter. fol. 17r–18r: Paranatellonten der Dekane des Löwen. fol. 19r: Jungfrau (Virgo), auf einem angedeuteten Bodenstück leicht nach links orientierte geflügelte Frauengestalt in langem faltenreichen Ärmelgewand, ein Bündel Ähren in der Rechten, mit der Linken das Gewand raffend, Nimbus und Bodengrund später hinzugefügt. fol. 19v–20v: Paranatel lonten der Dekane der Jungfrau. fol. 21v: Waage (Libra), auf einem angedeuteten Bodenstück leicht nach links orientierte Frauengestalt in langem Ärmelgewand, eine Balkenwaage in der Rechten haltend, die Linke zeigend, Nimbus, Flügel und Bodengrund später hinzugefügt. fol. 22r: Paranatellonten des 3. Dekans der Waage. fol. 23r: Skor pion (Scorpius), nach links lagerndes, wenig naturnahes Wesen mit drei Beinpaaren, Scheren und Gliederschwanz, der Bodengrund von späterer Hand. fol. 23v: Paranatellonten des 1. Dekans des Skorpions. fol. 24r: Steinbock (Capricornus), nach links lagernder Ziegenfisch mit schneckenartig eingerolltem Schwanzende. fol. 24v–25v: Paranatellonten der Dekane des Steinbocks. fol. 26v: Wassermann (Aquarius), auf einem Rasenstück mit angezogenen Beinen frontal sitzende bärtige Gestalt in Hosen, Mantel und Gugel, mit beiden Händen eine vor dem Körper gehaltene Kanne nach rechts ausleerend, Wasserbecken, Bodengrund, Deckel und Henkel des Gefäßes später hinzugefügt. fol. 27r–28r: Paranatel lonten der Dekane des Wassermannes. fol. 29r: Fische (Pisces), zwei mit den Bäuchen zueinander wiedergegebene, übereinander in unterschiedliche Richtungen schwimmende Fische, von Maul zu Maul über ein Band verbunden. fol. 29v–30v: Paranatellonten der Dekane der Fische, Bilder zum Teil nicht ausgeführt.
Planeten Bildzyklus mit 28 ganzseitigen Darstellungen der Planeten in den vier Phasen ihrer Macht sowie der jeweils als Häuser zugehörigen Tierkreiszeichen in lavierter Federzeichnung. Stets im Anschluss an den Text je Planet vier ganzseitige, von den Begrenzungen des Schriftspiegels gerahmte und von der lateinischer Beischrift der jeweiligen Phase begleitete Miniaturen, deren erste namentlich bezeichnet ist. Im Zentrum die ca. drei Viertel des Bildraumes einnehmende Gestalt des Wandelsterns samt seinen Attributen, darunter und im Verhältnis deutlich verkleinert die als Häuser zugehörigen Tierkreiszeichen. Figuren z. T. auf Bodenstück und stets vor blankem Hintergrund wiedergegeben. fol. 32r: Saturn in seinen Häusern (Domicilia), als alter bärtiger König frontal thronend, nackt bis auf ein Manteltuch, mit Krone, Fleur-de-Lis-Zepter und Spaten, dazu Steinbock (Capricornus) und Wassermann (Aquarius). fol. 32v: Saturn in seinen Gegenhäusern (Oppositiones), mit Hacke, Sichel und Spaten, nach rechts von seinem Thron stürzend, dazu Krebs (Cancer) und Löwe (Leo). fol. 33r: Saturn in seiner Erhöhung (Exaltatio), derselbe alte König mit Krone und Spaten, auf einem truhenartigen Thron, dazu Waage (Libra). fol. 33v: Saturn in seiner Erniedrigung (Deiectio), kopfüber stürzend, die Attribute hat er verloren, dazu Widder (Aries). fol. 34v: Jupiter in seinen Häusern (Domicilia), als bärtiger König in eleganter Pose nach rechts auf seinem Thron sitzend, mit Krone und Fleur-de-Lis-Zepter, dazu Fische (Pisces) Schütze (Sagittarius). fol. 35r: Jupiter in seinen Gegenhäusern (Oppositiones), nach rechts von seinem Thron stürzend, die Krone hat sich vom Haupt gelöst, dazu Jungfrau (Virgo) und Zwillinge (Gemini). fol. 35v: Jupiter in seiner Erhöhung (Exaltatio), als jugendlicher König in langem, tailliertem Gewand und Schultermantel, leicht nach rechts auf seinem Kastenthron sitzend, mit Krone, Fleur-de-
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Lis-Zepter und einem Zweig, dazu Krebs (Cancer). fol. 36r: Jupiter in seiner Ernied rigung (Deiectio), kopfüber stürzend, dazu Steinbock (Capricornus). fol. 37r: Mars in seinen Häusern (Domicilia), als frontal thronender, voll gerüsteter bärtiger Ritter im Waffenrock, in der Linken einen Maskenschild (wie ein Tierkopf ), in der Rechten ein an der Brust angekettetes Schwert schwingend, mit dem er zuvor eine zu seinen Füßen liegende Gestalt enthauptet hat, dazu Widder (Aries) und Skorpion (Scorpius). fol. 37v: Mars in seinen Gegenhäusern (Oppositiones), ohne Thron nach rechts stürzend, Schild, Schwert und Speer hat er verloren, dazu Waage (Libra) und Stier (Taurus). fol. 38r: Mars in seiner Erhöhung (Exaltatio), als mit elegant überkreuzten Beinen frontal thronender Ritter in prunkvoller Rüstung, in der Rechten ein aufgestelltes Schwert in der Scheide, in der Linken einen Zweig, dazu Steinbock (Capricornus). fol. 38v: Mars in seiner Erniedrigung (Deiectio), kopfüber stürzend, Schild, Schwert und Zweig hat er verloren, im Fall klammert er sich an die Lanze, dazu Krebs (Cancer); fol. 39v: Sol in seinem Haus (Domus), als frontal thronender Jüngling, das von einem Strahlennimbus umgebene Haupt nach links gewandt, in ein tailliertes Kapuzengewand, Beinkleider und Schuhe gekleidet, mit Sonnenscheibe und Fleur-de-Lis-Zepter, dazu Löwe (Leo). fol 40r: leer. fol. 40v: Sol in sei nem Gegenhaus (Oppositio), vom Thron stürzend, auf der verhüllten Linken die Sonnenscheibe, dazu Wassermann (Aquarius). fol. 41r: Sol in seiner Erhöhung (Exaltatio), mit elegant übergeschlagenen Beinen thronend, auf dem Haupt eine Krone, in der Rechten ein Fleur-de-Lis-Zepter, die Linke weisend erhoben, dazu Widder (Aries). fol. 41v: Sol in sei ner Erniedrigung (Deiectio), kopfüber stürzend, die Krone hat er verloren, dazu Waage (Libra); fol. 42v: Venus in ihren Häusern (Domicilia), auf einem Thron mit geschnitzter Rückenlehne, gekrönte Frauengestalt in langem Ärmelgewand, auf einem Psalterium spielend, neben ihr weitere Instrumente, dazu Jungfrau (Virgo) und Stier (Taurus). fol. 43r: Venus in ihren Gegenhäusern (Oppositiones), nach rechts stürzend, die Krone hat sich vom Haupt gelöst, die Musikinstrumente hat sie verloren, dazu Widder (Aries) und Skorpion (Scorpius). fol. 43v: Venus in ihrer Erhöhung (Exaltatio), auf einem Kastenthron sitzend, in der Linken ein Psalterium, in der Rechten einen Deckelpokal tragend, dazu Fische (Pisces). fol. 44r: Venus in ihrer Erniedrigung (Deiectio), kopfüber vom Thron stürzend, Krone und Psalterium hat sie verloren, dazu ungeflügelte Jungfrau (Virgo). fol. 45r: Merkur in seinen Häusern (Domicilia), als bärtiger Gelehrter, auf einem Kastenthron und in einem Buch blätternd, dazu ungeflügelte Jungfrau (Virgo) und Zwillinge (Gemini). fol. 45v: Merkur in seinen Gegenhäusern (Oppositiones), von seinem Thron stürzend, zwei Bücher sind bereits zu Boden gefallen, dazu Fische (Pisces) sowie Schütze (Sagittarius). fol. 46r: Merkur in seiner Erhöhung (Exaltatio), frontal thronend und nach rechts in Richtung des Bücherpultes blickend, im linken Arm eine Geige haltend, die Rechte zeigend erhoben, dazu Jungfrau (Virgo). fol. 46v: Merkur in seiner Erniedrigung (Deiectio), kopfüber von seinem Thron stürzend, die Bücher hat er verloren, dazu die Fische (Pisces). fol. 47v: Luna in ihrem Haus (Domus), als zwischen zwei Bäumen nach links schreitender bartloser Wandersmann in tailliertem Ärmelgewand, Beinkleidern, Schuhen, um die Taille ein Gürtel mit Beutel, in der Linken eine geschulterte Lanze, darüber ein Tuch, die Rechte zeigend erhoben, dazu Krebs (Cancer). fol. 48r: Luna in ihrem Gegenhaus (Oppositio), derselbe, hier jedoch bärtige und mit Stirnglatze dargestellte Wanderer neben einem Eichenbaum stürzend, die Lanze hat er ebenso verloren wie eine Mondscheibe mit eingeschriebenem Gesicht und Sichel, dazu Steinbock (Capricornus). fol. 48v: Luna in ihrer Erhöhung (Exaltatio), derselbe bärtige Wanderer mit geschulterter Lanze und Tuch, neben einem Baum mit Efeulaub unter einem Mondhimmel nach rechts wandernd und dabei den Mond anblickend, mit der Rechten einen Zeigegestus ausführend, dazu Stier (Taurus). fol. 49r: Luna in ihrer Erniedrigung (Deiectio), derselbe Wanderer,
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neben einem Rebstock kopfüber stürzend, Mondscheibe und Lanze hat er verloren, dazu Skorpion (Scorpius).
Provenienz Die Provenienz des Codex ist unbekannt. Im Innenspiegel haben sich vorn die Signaturen »S B. 1. b« sowie »S. 662. b« beziehungsweise durchgestrichen »A. I. C. 13« erhalten. Auf dem Vorsatzblatt finden sich eine eingeklebte Inhaltsangabe sowie die Signatur »3983« über der getilgten alten Signatur »XXVIII. D«. Auf fol. 1r wurde am Seitenkopf die heute z. T. gestrichene Notiz »Min. 228 184. Bibliotheca Sloaniana« sowie der durchgestrichene Besitzervermerk »Exlibris Eustachij Wiltheim« eingetragen. Auf fol. 35r sind der Figur Gemini die Namen »Johannes Litelin« und »Caspar Lüdelin«, auf fol. 27v der Name »Reinerus Wiltz« sowie auf fol. 4r neben »Dorsum Cefei« die Initialen »GL« beigeschrieben. Darüber hinaus findet sich neben einer Reihe von Miniaturen die Notiz »Hie ist der Adamus Hoart« (vgl. fol. 18r, 22r, 28r, 45r, 47v).
Literatur Delisle 1896, S. 5–16; Saxl 1927, S. 63, Abb. 36; Boll 1931, S. 145f., Abb. 15, 28, 41, 42; Gundel 1936, S. 88, 177ff., 194ff., Taf. 22; Panofsky 1953, S. 106ff.; Saxl/Meier 1953, S. LXff., 247ff., Taf. LXXX–LXXXV, Abb. 207–218; Thorndike 1957, S. 139, Anm. 78; Aurigemma 1976a, S. 219; Clark 1979, S. 46f., 164ff.; Pattie 1980, S. 28; Schadt 1982, S. 298, Anm. 318; Gousset/Verdet 1989, S. 100f., Abb. 25, 29, 34; Klibansky/Panofsky/Saxl 1989, S. 301; ´ z˙ynska-Stolot 1994, S. 66; Garcia Aviles 1995a, S. 35, Anm. 2 und 3, S. 41; Snie ´ z˙ynskaSnie ´ Stolot 1997, S. 91; Sniez˙ynska-Stolot 1998, S. 99; Warburg 1998, S. 630ff., Abb. 168, 170, 177; Blume 2000, S. 149f., 243, 269, Abb. 153–156; Page 2002, S. 19–21, Abb. 13. Siehe S. 20, Taf. 4, Abb. 31–36
3.
Lille, Bibliothèque des Facultés Catholiques Fragment einer Handschrift der Liber astrologiae des Georgius Zothorus Zaparus Fendulus Geschrieben und illuminiert: Niederlande (?), Ende des 14. Jahrhunderts Kodikologische Angaben 197 × 153 mm (beschnitten), 2 Folia, Papier, einspaltig in Fraktur.
Art der Bilder Darstellungen der Paranatellonten in lavierter Federzeichnung.
Inhalt fol. 1r–2v:
Fragment aus Georgius Zothorus Zaparus Fendulus, Liber astrologiae; De 12 signis et de figura eorum (Abu Ma’shar VI. cap. 1 und 2 (Dyroff ed. in Boll 1903, S. 491ff.)); nur 1. und 2. Dekan der Waage, 2. und 3. Dekan der Fische.
Kommentar Beim Liller Fragment handelt es sich um zwei beschnittene Blätter mit insgesamt vier Seiten einer aufgelösten Papierhandschrift des Liber astrologiae des Georgius Zothorus Zaparus Fendulus, die als Koperteinband eines Bandes mit 36 Holzschnitten der Kleinen Passion Albrecht Dürers verwendet wurde. Das Bruchstück tradiert eine Reihe astrologischer Miniaturen in einfacher Federzeichnung, die ungelenk umrissen und mit nur wenigen Farben gleichermaßen sparsam wie nachlässig koloriert wurden. Anhand der bildbegleitenden lateinischen Beischriften können sie als Darstellungen der Paranatellonten des ersten und zweiten Waage-Dekans sowie des zweiten und dritten Fische-Dekans identifiziert werden. Die Miniaturen entstammen somit dem ersten Teil des Liber astrologiae, der sich mit dem Zodiakus sowie mit den Sternbildern beschäftigen, welche in den jeweiligen Dekanen gemeinsam mit dem Tierkreiszeichen aufgehen. Das Liller Fragment präsentiert die übliche Aufteilung in drei Register, wenngleich heute aufgrund der Beschneidung des Papiers nicht mehr alle Sphären erhalten sind. Sowohl beim Fragment der Waage-Paranatellonten (fol. 1r–v) als auch bei dem der Fische (fol. 2r–v) werden nur noch die Sphären der Perser und Inder des ersten und zweiten Registers vollständig tradiert. Bei den Fischen lassen sich jedoch noch einige der Inschriften und geringe Reste der figürlichen Bemalung zur Sphaera Graecanica des dritten Registers erkennen. Über die Herkunft und den genauen Entstehungszeitpunkt des Fragments ist nichts bekannt. Das Wasserzeichen des Papiers – ein Ochsenkopf mit Stange mit Stern ähnlich Briquet Nr. 14252 und 14257 – war ab dem frühen 14. Jahrhundert sowohl im französischen als auch im deutschsprachigen Raum weit verbreitet. Die am ehesten vergleichbaren Wasserzeichen datieren um die Mitte des 14. Jahrhunderts. Auch die von geübter Hand und ohne Neigung zur Kursive geschriebene Frakturschrift mit nur wenigen Ligaturen weist in dieselbe Zeit. Details der Gewandung,
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vor allem die ab der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts äußerst modernen Schnabelschuhe, welche sich bei vielen der menschlichen Himmelswesen finden, sowie eine wenngleich noch unvollkommene Tendenz zur perspektivischen Wiedergabe sprechen für eine Entstehung nicht vor der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Dabei lassen sich die Liller Miniaturen am ehesten jenen des um 1350 im Burgund oder in den südlichen Niederlanden entstandenen Londoner Ms. Sloane 3983 vergleichen. Die ungewöhnliche Schreibweise angnus für agnus auf fol. 1r des Fragments spricht eher für eine Provenienz aus dem romanischen denn aus dem deutschen Sprachraum. Vermutlich wurde der Codex, dem die beiden Blätter entstammen, gegen Ende des 14. Jahr hunderts in den Niederlanden hergestellt. Verzeichnis der Bilder Bruchstücke von vier ganzseitigen Darstellungen der Paranatellonten in lavierter Federzeichnung; Bildraum durch einfache Federlinien in mehrere Register unterteilt; Rahmen durch die Begrenzungen des Schriftspiegels gebildet; Figuren überwiegend ohne Bodenstück und stets vor dem blankem Papiergrund wiedergegeben sowie von lateinischen Beischriften begleitet. fol. 1r: Paranatellonten des 1. Dekans der Waage (Libra), a) iuxta Persas; b) iuxta Indos; fol. 1v: Paranatellonten des 2. Dekans der Waage (Libra), a) iuxta Persas; b) iuxta Indos; fol. 2r: Paranatellonten des 2. Dekans der Fische (Pisces), a) iuxta Persas; b) iuxta Indos; fol. 2v: Paranatellonten des 3. Dekans der Fische (Pisces), a) iuxta Persas; b) iuxta Indos.
Provenienz Die Provenienz des Fragments ist unbekannt. Der Codex, dem es als Einband diente, gelangte als Schenkung des Liller Druckers André Taffin in die Bibliothèque des Facultés Catholiques. Taffin hatte das Buch aus dem Besitz eines seiner Vorfahren, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts als Buchhändler in Lille tätig war, erhalten.
Literatur Platelle 1978, S. 271–281; Blume 2000, S. 149. Siehe S. 20
4.
New York, Pierpont Morgan Library, Ms. M 785 Georgius Zothorus Zaparus Fendulus, Liber astrologiae Geschrieben und illuminiert: Brügge, um 1400 (vor 7. Juni 1403) Kodikologische Angaben 254 × 175 mm, IV+52 Folia, Pergament, Text zweispaltig zu 45 Zeilen in Textualis formata von einer Hand; 24 Farbinitialen in Rot und Blau.
Art der Bilder Insgesamt 76 ganzseitige Miniaturen der Zodiakalzeichen, Paranatellonten und Planeten in lavierter Federzeichnung. Die Position der Sterne ist nicht angegeben.
Inhalt fol. 1r–51r: Georgius Zothorus Zaparus Fendulus, Introductio in astrologiam fol. 51v–52v: leer
Kommentar Wie das ältere der beiden Bücherverzeichnisse des Jean Duc de Berry von 1413 belegt, wurde der heutige New Yorker Codex Morgan 785 am 7. Juni 1403 von Lubertus Hautschild (1347–1417), Abt des Augustinerklosters S. Bartholomaeus de l’Eeckhout bei Brügge, dem Herzog Jean de Berry (1340–1416) als Geschenk überreicht. Hieraus ergibt sich auch ein sicherer terminus ante quem für die Entstehung des New Yorker Fendulus. Dieser erscheint dann noch einmal im Inventar des herzoglichen Buchbestands von Château de Mehun-sur-Yèvre von 1416. Wie aus dem Testament von 1417 hervorgeht, gehörte der Fendulus-Codex zu jenen Gegenständen, die der Duc de Berry nach Paris hatte bringen lassen, wo er seine letzen Lebensjahre verbrachte. Noch beim Tod des Herzogs befand sich die Handschrift in seinem Besitz. Das Treffen zwischen dem Abt und dem Herzog Anfang Juni 1403 kam wohl auf Veranlassung einer f landrischen Gesandtschaft zustande, welche sich bei den Franzosen für die Neutralität der Grafschaft während des Hundertjährigen Krieges einsetzen wollte. Hauschild kannte den Herzog zu diesem Zeitpunkt bereits persönlich, war dieser doch am 13. Dezember 1402 zum Mitglied einer Bruderschaft namens fratres ad succurendum geworden, welche der Eeckhoutabtei unterstellt war. Nur kurze Zeit nach der Buchschenkung, am 26. Juni 1403, wurde Abt Lubertus von Jean de Berry zum Ratsherren ernannt. Welche Aufgaben er in diesem Amt genau zu erfüllen hatte, ist unklar. Vielleicht sollte er als Ratgeber in astrologischen Dingen fungieren. Dies ist gut möglich, denn der Abt war ganz besonders an der Sternkunde interessiert. Er besaß nicht nur zahlreiche Schriften zu diesem Thema, sondern hatte auch selbst eine Sphära mit Zodiakus und Planeten konstruiert, welche sich mittels eines Uhrwerks bewegen ließen. Außerdem beschäftigte er sich mit astrologischer Prognostik. Zweifellos war es der Abt, der die Anfertigung des New Yorker Fendulus veranlasste und die Maleranweisungen gab. Hierauf verweist auch der Vermerk auf fol. 51v, Lubertus abbas Brugensis predictas ymagines atque figuras ordinavit. Die Hand-
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schrift dürfte demnach in Brügge geschrieben und illuminiert worden sein. Möglicherweise hatte Lubertus eine illustrierte Fendulus-Handschrift am burgundischen Hofe gesehen, für dessen Herzog er ebenfalls beraterisch tätig war. Diese Annahme deckt sich mit dem von französischen Einf lüssen gefärbten f lämischen Stil der New Yorker Miniaturen. Dass auch der Duc de Berry ein entsprechendes Interesse an astrologischen Zusammenhängen gehabt hat, belegen auf eindrucksvolle Weise die Kalenderbilder der Très Riches Heures. Offenbar wusste Jean de Berry sein Geschenk zu schätzen. Darauf deutet nicht zuletzt der Umstand hin, dass er das Buch bis zuletzt in seinem Besitz behielt. Wie in allen erhaltenen Handschriften des Liber astrologiae werden auch im New Yorker Manuskript die Abhandlungen zur Gestalt der Sternbilder und Planeten von einem umfangreichen Illustrationszyklus ganzseitiger Miniaturen der Zodiakalzeichen, Paranatellonten und Wandelsterne begleitet, wobei sich die New Yorker Miniaturen auf das Vorbild des um 1350 im franko-f lämischen Raum entstandenen Londoner Ms. Sloane 3983 zurückführen lassen. Die ausschließlich in lavierter Federzeichnung ausgeführte Bildfolge eröffnet mit dem Tierkreis und führt dem Betrachter stets im Anschluss an den Text zunächst das ungerahmte Einzelbild des Zodiakalzeichens in vor Augen. Dieses ist überwiegend auf einem grünen Bodenstück wiedergegeben und wird von seinem Namen und seinem astrologischen Symbol begleitet. Die Ikonographie weicht jedoch in einigen Details von der des älteren Londoner Codex ab. So ist der Stier in New York nicht mehr mit zurückgewandtem Haupt, sondern aufwärtsblickend wiedergegeben. Der mit buschiger Mähne und glattem Fell gezeigte Löwe steht nun nach links und hat den Schwanz zwischen seinen Hinterbeinen durchgeführt. Um das Haupt der weiblichen Träger figur der Waage wurde ein Schleiertuch gewunden, und das Haar der Jungfrau ist nun zu einer modischen Flechtfrisur mit Stirnkleinod gestaltet, an der ein lebhaft nach rechts wehendes weißes Tüchlein angesteckt worden ist. Wie im Londoner Ms. Sloane 3983 wurde der Wassermann auch in New York sitzend, jedoch mit nach rechts gewandtem Haupt wiedergegeben. Außerdem ist die manierierte Bewegung der Figur im jüngeren Codex einem natürlicheren Habitus gewichen. Wie üblich schließt sich jedem Tierkreiszeichen in drei ganzseitigen Miniaturen die Synopse der mit ihm aufgehenden Sternbilder der persischen, indischen und griechischen Sphäre durch die drei Dekane an, wobei die Darstellungen der Paranatellonten im Wesentlichen denen der Vorlage entsprechen. Nur selten finden sich Abweichungen vom Londoner Manuskript, etwa wenn im 3. Dekan des Widders Perseus mit einem gezackten Schwert und im 1. Dekan des Krebses die »Prima puella de tribus virginibus« mit f liegendem Schleier ausgestattet worden ist, oder wenn man im 2. Dekan des Schützen den Kopf des Esels und des Wiesels neben der »Mulier nigris pannis« bezeichnet hat. Auch bei den Planetendarstellungen kann eine weitgehende Übereinstimmung mit den entsprechenden Bildern des Londoner Codex festgehalten werden. Wie dort sind auch in New York nicht nur die Darstellungen ausschließlich als rahmenlose Federzeichnungen ohne Tituli und Kommentare ausgeführt, sondern wird auch auf das Bild des Sonnenwagens verzichtet. Allerdings sind die Planetengötter sowie ihre als Häuser zugehörigen Tierkreiszeichen im jüngeren New Yorker Codex überwiegend auf einem lavierten Bodenstück stehend oder thronend wiedergegeben. Im Vergleich zu den beiden älteren Fendulus-Handschriften in Paris und London zeigen sich in New York ganz deutlich andere Stilmerkmale. Die Figuren sind in f ließender, weich skizzierter Federzeichnung von geschickter Hand umrissen und in Blau, Bordeauxrot, Braun,
4. New York, Pierpont Morgan Library, Ms. M 785
Rotbraun und Grün laviert sowie teilweise mit Weiß aufgehellt. Gelegentlich ist die Unterzeichnung sichtbar. Menschliche Figuren, Tiere und Gegenstände sind realitätsnah und mit einer Fülle an Details wiedergegeben. Die Himmelswesen sind nicht mehr nur Wiederholungen feststehender Typen, sondern spiegeln Lebendigkeit und Emotionen überzeugend wider. So ist etwa der majestätische Habitus der Wandelsterne, wie er für den Pariser Fendulus so charakteristisch ist, in New York einer Lebendigkeit gewichen, die auch Raum für bisweilen etwas überspannt wirkende Affekte lässt. Einige Figuren, so der als Wandersmann vorgestellte Mond, wurden überzeugend in Landschaften eingepasst. Spürbar ist der Sinn des Malers für Körperlichkeit sowie eine Betonung der Schatten, wie er sich ganz ähnlich in einer Handschrift der Apokalypse für Jean de Berry (New York, Pierpont Morgan Library, Ms. M 133) greifen lässt. Diese ist jedoch noch plastischer und frischer koloriert und zeigt deutlichere französische Einflüsse als der New Yorker Fendulus, der mehr zum flämischen Stil neigt. Einen den New Yorker Miniaturen ähnlichen, jedoch noch weiter entwickelten nördlichen Stil zeigt eine um 1415 entstandene Handschrift der Somme le roi (Brüssel, Bibl. Royale, Ms. 11041), deren Figuren sich trotz einer gewissen Neigung zur Karikatur sowie einem noch weicheren zeichnerischen Stil durchaus mit denen der New Yorker Planeten vergleichen lassen. Stilistische Bezüge ergeben sich darüber hinaus auch zu einer illustrierten Ausgabe des Ovide moralisée (Paris, Ms. fr. 373), die sich 1402 im Besitz des Duc des Berry befand und wohl nur wenig zuvor von einem niederländischen Maler in Paris ausgeführt worden ist. Verzeichnis der Bilder Tierkreis und Paranatellonten Bildzyklus mit 48 ganzseitigen ungerahmten Darstellungen der Tierkreiszeichen sowie der Paranatellonten in lavierter Federzeichnung. fol. 3v: Widder (Aries), mit zurückgewandtem Kopf und erhobenem linken Vorderbein nach rechts stehendes Tier. fol. 4r.5r: Paranatellonten der Dekane des Widders. fol. 6r: Stier (Taurus), mit angewinkeltem Vorderbein nach rechts schreitende Ganzfigur. fol. 6v–7v: Paranatellonten der Dekane des Stieres. fol. 8v: Zwillinge (Gemini), auf einem Bodenstück stehendes bekleidetes siamesisches Paar mit einem Körper, zwei einander zugewandten Jünglingsköpfen und zwei Beinpaaren, ohne Flügel und Attribute. fol. 9r–10r: Parana tellonten der Dekane der Zwillinge. fol. 11r: Krebs (Cancer), Krabbe nach rechts in Aufsicht. fol. 11v–12v: Paranatellonten der Dekane des Krebses. fol. 13v: Löwe (Leo), mit durch den Hinterbeinen durchgeführtem Schwanz, mächtiger Mähne und zum Betrachter gewandten Haupt nach links in Schrittstellung. fol. 14r–15r: Paranatellonten der Dekane des Löwen. fol. 16r: Jungfrau (Virgo), auf einem Bodenstück frontal stehende geflügelte Frauengestalt mit geflochtenem, aufgestecktem Haar, drei Ähren in der Rechten, mit der Linken das Gewand raffend. fol. 16v–17v: Paranatellonten der Dekane der Jungfrau. fol. 18v: Waage (Libra), auf einem Bodenstück leicht nach links stehende Frauengestalt in langem, hoch tailliertem Kleid und Manteltuch, um das Haupt ein nach hinten wehendes Schleiertuch gewunden, eine Balkenwaage in der Rechten haltend, die Linke zeigend. fol. 19r–20r: Paranatellonten der Dekane der Jungfrau. fol. 21r: Skorpion (Scorpio), nach links lagerndes, wenig naturnahes Wesen. fol. 21v–22v: Paranatellonten der Dekane des Skorpions. fol. 23v: Schütze (Sagittarius), mit zurückgewandtem Oberkörper nach links springendes bogenspannendes Mischwesen aus bekleidetem Mann und Pferdeleib. fol. 24r–25r: Paranatellonten der Dekane des Schützen. fol. 26r: Steinbock
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Katalog der Fendulus-Handschriften (Capricornus), nach links lagernder Ziegenfisch mit schneckenartig eingerolltem Körperende. fol. 26v–27v: Paranatellonten der Dekane des Steinbock. fol. 28v: Wassermann (Aquarius), auf einem Rasenstück mit untergeschlagenem Bein frontal sitzende männliche Gestalt in Hosen, Mantel und Gugel, mit beiden Händen eine vor dem Körper gehaltene Kanne nach rechts ausleerend. fol. 29r–30r: Paranatellonten der Dekane des Wasser mannes. fol. 31r: Fische (Pisces), zwei mit den Bäuchen zueinander wiedergegebene, übereinander nicht ganz parallel in unterschiedliche Richtungen schwimmende Fische, von Maul zu Maul über ein Band verbunden. fol. 31v–32v: Paranatellonten der Dekane der Fische.
Planeten Bildzyklus mit 28 ganzseitigen Darstellungen der Planeten in den vier Phasen ihrer Macht sowie der jeweils als Häuser zugehörigen Tierkreiszeichen in lavierter Federzeichnung. Alle Figuren auf einem Bodenstück und vor blankem Hintergrund wiedergegeben (vgl. generell London, Brit. Lib., Ms. Sloane 3983, Kat.-Nr. 2). fol. 34r: Saturn in seinen Häusern (Domicilia), thronend, nackt bis auf ein Manteltuch, mit Krone, Fleur-de-Lis-Zepter und Spaten, dazu Steinbock (Capricornus) und Wassermann (Aquarius). fol. 34v: Saturn in seinen Gegenhäusern (Oppositiones), nach rechts von seinem Thron stürzend, dazu Krebs (Cancer) und Löwe (Leo). fol. 35r: Saturn in sei ner Erhöhung (Exaltatio), thronend mit Spaten, die Rechte zeigend erhoben, dazu Waage (Libra). fol. 35v: Saturn in seiner Erniedrigung (Deiectio), kopfüber herabstürzend, dazu Widder (Aries). fol. 36v: Jupiter in seinen Häusern (Domicilia), thronend mit Krone und Fleur-de-Lis-Zepter, dazu Fische (Pisces) sowie Schütze (Sagittarius). fol. 37r: Jupiter in seinen Gegenhäusern (Oppositiones), von seinem Thron stürzend, dazu Jungfrau (Virgo) und Zwillinge (Gemini). fol. 37v: Jupiter in seiner Erhöhung (Exaltatio), thronende, mit Krone, Fleur-de-Lis-Zepter und drei Ähren, dazu Krebs (Cancer). fol. 38r: Jupiter in sei ner Erniedrigung (Deiectio), kopfüber herabstürzend, dazu Steinbock (Capricornus). fol. 39r: Mars in seinen Häusern (Domicilia), thronender Ritter mit Schild, blankem Schwert und einem Enthaupteten, dazu Widder (Aries) und Skorpion (Scorpius). fol. 39v: Mars in seinen Gegenhäusern (Oppositiones), nach rechts stürzend, dazu Waage (Libra) und Stier (Taurus). fol. 40r: Mars in seiner Erhöhung (Exaltatio), thronender Ritter mit Schwert in der Scheide, in der Linken ein Zweig, dazu Steinbock (Capricornus). fol. 40v: Mars in seiner Erniedrigung (Deiectio), kopfüber herabstürzend, dazu Krebs (Cancer). fol. 41v: Sol in seinem Haus (Domus), mit Sonnenscheibe und Zepter, dazu Löwe (Leo). fol 42r: leer. fol. 42v: Sol in seinem Gegenhaus (Oppositio), vom Thron stürzend, dazu Wassermann (Aquarius). fol. 43r: Sol in seiner Erhöhung (Exaltatio), thronend, dazu Widder (Aries). fol. 43v: Sol in seiner Erniedrigung (Deiectio), kopfüber stürzend, dazu Waage (Libra). fol. 44v: Venus in ihren Häusern (Domicilia), thronend, auf einem Psalterium spielend, neben ihr weitere Instrumente, dazu Waage (Libra) sowie Stier (Taurus). fol. 45r: Venus in ihren Gegenhäusern (Oppositiones), stürzend, dazu Widder (Aries) und Skorpion (Scorpius). fol. 45v: Venus in ihrer Erhöhung (Exaltatio), thronend mit Psalterium und Deckelpokal mit aufgesetztem Kreuz, dazu Fische (Pisces). fol. 46r: Venus in ihrer Erniedrigung (Deiectio), vom Thron stürzend, dazu Jungfrau (Virgo). fol. 47r: Merkur in seinen Häusern (Domicilia), als bärtiger Gelehrter mit Brille, in einem Buch lesend, dazu Jungfrau (Virgo) Zwillinge (Gemini). fol. 47v: Merkur in seinen Gegen häusern (Oppositiones), nach rechts strauchelnd, dazu Fische (Pisces) sowie Schütze (Sagittarius). fol. 48r: Merkur in seiner Erhöhung (Exaltatio), thronend mit Buch und Geige, dazu Jungfrau (Virgo). fol. 48v: Merkur in seiner Erniedrigung (Deiectio), kopfüber von seinem Thron stürzend, dazu Fische (Pisces). fol. 49v: Luna in ihrem Haus
4. New York, Pierpont Morgan Library, Ms. M 785 (Domus), Wandersmann mit Lanze, dazu Krebs (Cancer). fol. 50r: Luna in ihrem Gegen haus (Oppositio), auf die Lanze gestützter Wandersmann, dazu Steinbock (Capricornus). fol. 50v: Luna in ihrer Erhöhung (Exaltatio), Wandersmann mit geschulterter Lanze, den Mond anblickend, dazu Stier (Taurus). fol. 51r: Luna in ihrer Erniedrigung (Deiectio),
kopfüber stürzend, dazu Skorpion (Scorpius).
Provenienz Vermutlich entstand die Handschrift um 1400 auf Veranlassung des Lubertus Hautschild (1347–1417), Abt des Augustinerklosters S. Bartholomaeus de l’Eeckhout bei Brügge. Hierauf deutet auch der Vermerk auf fol. 51v, »Lubertus abbas Brugensis predictas ymagines atque figuras ordinavit«. Wie das ältere der beiden Bücherverzeichnisse des Duc de Berry (1340–1416) von 1413 belegt, wurde der Codex am 07.06.1403 als Geschenk von Lubertus Hautschild an den Herzog Jean de Berry übergeben. Die Handschrift erscheint dann noch einmal im Inventar des Buchbestands von Château de Mehun-sur-Yèvre von 1416. Wie aus dem Testament von 1417 hervorgeht, gehörte sie zu den Gegenständen, welche der Herzog nach Paris hatte bringen lassen, wo er seine letzen Lebensjahre verbrachte. Noch beim Tod des Duc de Berry befand sich die Handschrift in dessen Besitz. Auf dem letzten Blatt des Codex hat sich eine getilgte Notiz: »Ce livre est au duc duc [!] de Berri« sowie der Name »JEHAN« erhalten. Wie ein Exlibris sowie ein Wappen auf einer im 18. Jahrhundert hinzugefügten Titelseite belegen, gehörte das Manuskript zu dieser Zeit dem Baron Herménégilde Joseph Alexandre Gagniare de Joursanvault (1748–1793). Von ihm findet sich auf fol. 51v auch der Besitzereintrag »Le baron de Joursanvault, 1790«. Nach Joursanvaults Tod fiel die Bibliothek an dessen Sohn, der sie im Jahr 1838 veräußerte. Der Codex befand sich später im Besitz eines Henri Bandot aus Dijon. Im Jahre 1907 ist er in der Sammlung des M. Court aus Dijon nachzuweisen. Im Januar 1935 wurde er schließlich vom Zürcher Kunsthändler Jacques Rosenthal für die Pierpont Morgan Library erworben.
Literatur Beauvoir 1860, S. 43; Guiffrey 1894, S. 245, Nr. 935; Delisle 1896, S. 5–16; Delisle 1907, S. 252, Nr. 177, S. 304; Panofsky/Saxl 1933, S. 230–248; Panofsky 1935, S. 4–22; Gundel 1936, S. 88, Anm. 2 und 3; De Ricci 1937, S. 2319; Pierpont Morgan Library 1937, S. 22f., 98, Taf. V; Lyna 1946/47, S. 113f.; Bober 1948, S. 17; Panofsky 1953, S. 38, Anm. 3, S. 106– 108, 111, Abb. 135–137; Saxl/Meier 1953, S. LXIIff., 248, Abb. 32; Bober 1957, S. 35 und passim; Treasures from the Pierpont Morgan Library, Ausst.-Kat. New York 1957, S. 21, Nr. 30, Taf. 28; Thorndike 1957, S. 139, Anm. 78; Lemay 1962, S. 386f.; Troescher 1966, S. 246; Meiss 1969, S. 49, 250f., 294, 311, Abb. 826–827; Krása 1971, S. 212; Meiss 1974, S. 437, Anm. 61, Abb. 361–362; Clark 1979, S. 56ff.; Panofsky 1980, S. 115, Anm. 28, Abb. 44; Völkle 1980, S. 52; Schadt 1982, S. 298, Anm. 318f.; Avril/Gousset/Rabel 1984, S. 161; Gaspar/Lyna 1984, S. 463f.; Survival of the Gods, Ausst.-Kat. Providence 1987, S. 128f., Abb. 35; Ford/Green 1988, Nr. 804–810; Gousset/Verdet 1989, S. 100f., Abb. 26, 30, 35; Klibansky/Panofsky/Saxl 1989, S. 301, Anm. 28, Taf. 25; Kristeller 1990, S. 334; Vlaamse miniaturen voor Van Eyck, Ausst.-Kat. Leuven 1993, S. 93–96, 123, 177, 183, 215, ´ zynska-Stolot ´ zynskaAbb. 35; Snie ˙ 1994, S. 66; Garcia Aviles 1995a, S. 35, Anm. 3, S. 41; Snie ˙ ´ zynska-Stolot ´ zynskaStolot 1997, S. 92; Snie ˙ 1998, S. 99; Blume 2000, S. 150, 269f.; Snie ˙ Stolot 2002, S. 206. Siehe S. 20, Abb. 37–40
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5.
Paris, Bibliothèque Nationale, Ms. lat. 7331 Georgius Zothorus Zaparus Fendulus, Liber astrologiae Geschrieben und illuminiert: Brügge (?), 1450–1460 Kodikologische Angaben 283 × 192 mm, I+62+I Folia, Pergament, Text zweispaltig zu 38 Zeilen (fol. 1v–2v zu 44 Zeilen) in Textura von einer Hand sowie Nachträge in Bastarda cursiva; Initialen und Capitula in Rot, Versalien gelb unterlegt, einfaches Fleuronnée.
Art der Bilder Zum Text des Fendulus insgesamt 76 ganzseitige Miniaturen der Zodiakalzeichen, Paranatellonten und Planeten in lavierter Federzeichnung. Die Position der Sterne ist nicht angegeben.
Inhalt fol. 1v–2v: fol. 3r–55r: fol. 55v:
Französisches Widmungsgedicht eines Reginald de Queux an einen König Georgius Zothorus Zaparus Fendulus, Liber astrologiae Nachtrag: Abhandlung zum Mond (vgl. Paris, Ms. Smith-Lesouëf 8, fol. 37v) fol. 56r–58r: leer ganzseitige Illustration: die zwölf Winde fol. 58v: fol. 59r–59v: leer Abhandlung zur Nativität Christi mit Horoskopschema (vgl. Paris, fol. 60r: Ms. Smith-Lesouëf 8, fol. 38v–39r; London, Ms. Sloane 3983, fol. 49v) fol. 61r–v: Nachtrag: Isidor (?): De ventiis fol. 62r–63v: leer
Kommentar Der Codex enthält den Liber astrologiae des Georgius Zothorus Zaparus Fendulus. Die Ikonographie der umfangreichen Bilderfolge folgt sehr genau jener der um 1400 entstandenen New Yorker Handschrift M 785 (Kat.-Nr. 4), als deren unmittelbare Kopie Ms. lat 7331 gilt. Die Pariser Miniaturen entsprechen ihrem Vorbild sehr genau, wenngleich die Figuren in den Stil ihrer Zeit übertragen und dementsprechend modernisiert wurden. Die in prägnanter, weich konturierter Zeichnung umrissenen und vor allem in Braun, blassem Rot, verschiedenem Blau und Ocker lavierten Himmelswesen, Tiere und Gegenstände sind größtenteils über einem lavierten Bodenstück wiedergegeben. Auf Hintergrundsangaben wird vollständig verzichtet. Die stehenden oder schreitenden Gestalten sind weitgehend sicher proportioniert und in lebendiger Bewegung dargestellt sowie mit Blicken, Körperhaltung und Gesten aufeinander bezogen. Die Tiere wurden überwiegend lebensnah erfasst. Pinselschraffen, unterschiedlich dichter Farbauftrag und ausgesparte Lichter verleihen den Figuren Körperlichkeit. Die sich durch harte, kantige Faltenwürfe auszeichnende Gewandung, wie sie besonders
5. Paris, Bibliothèque Nationale, Ms. lat. 7331
sorgfältig und detailreich bei der Jungfrau oder der weiblichen Trägerfigur der Waage ausgeführt wurde, entspricht der patrizischen Kleidung der Zeit. Die Anlage der Miniaturen stimmt im Wesentlichen mit jener der New Yorker Handschrift überein. Nur selten finden sich Abweichungen von der älteren Bildfolge, etwa wenn der Krebs in die andere Richtung kriecht, der Skorpion natürlicher gestaltet ist, oder wenn sich der stürzende Wanderer Luna im Gegenhaus im Fall an seine Lanze klammert. Im Unterschied zu allen anderen erhaltenen Fendulus-Handschriften des 14. und 15. Jahrhunderts werden im Pariser Ms. lat. 7331 sowohl die Miniaturen der Zodiakalzeichen als auch der Wandelsterne von nachträglich hinzugefügten Kommentaren in Bastarda cursiva begleitet. Diese bieten neben Anmerkungen zu den Primärqualitäten des jeweils Dargestellten gelegentlich auch mythographische Einschübe. Exemplarisch sei auf den Kommentar zum Widder verwiesen, der mit den Worten »primum zodiaci signum est aries extans ex pluribus stelle, secundum fabulam is qui aureo vellere phrixum (…)« eröffnet. Bei den Planeten wird zudem ihre Entfernung von der Erde sowie ihre Größe thematisiert. Bei den beiden Luminaria wird außerdem auf die Finsternisse beziehungsweise auf ihre Eigenschaft als Illuminatoren der Welt eingegangen. In wörtlicher Übertragung erscheinen dieselben Kommentare jedoch noch einmal im jüngeren Manuskript Smith-Lesouëf 8 (Kat.-Nr. 7), welches den Pariser Latinus 7331 vermutlich kopiert. Neben dem Text des Fendulus finden sich am Ende des Buches verschiedene Nachträge. Zu ihnen zählt zunächst eine Abhandlung zu den Winden, der inhaltlich die ganzseitige Illustration der Winde auf fol. 58v zugeordnet werden kann. Das bemerkenswerte Bild zeigt ein turmartiges Gebäude, in dessen Mitte auf einer sich aus einer Feuerstelle entwickelnden Säule, die gleichsam als eine Art Ofenrohr fungiert, ein ins Horn stoßender Triton ruht. Die zwölf Winde erscheinen als blasende Köpfe in einem blauen Wellenband, das die Mauerkrone des Turmes umgibt. Dazu finden sich zu beiden Seiten des Bauwerks die blasenden Köpfe der Aura und des Altanus. Ein weiterer Nachtrag behandelt den Mond, wobei dieser Text noch einmal in der mit Ms. lat. 7331 eng verwandten Pariser Handschrift Smith-Lesouëf 8 überliefert ist. Darüber hinaus findet sich auf fol. 60r eine kurze Abhandlung zur Nativität Christi mit einem Horoskopschema, die gleichfalls im Codex Smith-Lesouëf 8, aber auch schon in dem rund einhundert Jahre älteren Ms. Sloane 3983 (Kat.-Nr. 2) begegnet. Die Provenienz der Pariser Latinus 7331 ist unbekannt. Die stilistischen Merkmale der Illustration weisen jedoch in die Mitte des 15. Jahrhunderts sowie in den Brügger Raum. Verzeichnis der Bilder Tierkreis und Paranatellonten Bildzyklus mit 48 ganzseitigen ungerahmten Darstellungen der Tierkreiszeichen und Paranatellonten in lavierter Federzeichnung vor blankem Pergamentgrund wiedergegeben. Im Anschluss an die Zodiakalzeichen je drei ganzseitige Miniaturen der Paranatellonten. Pro Dekan eine durch einfache Federlinien in drei Register unterteilte Bildseite, die letzten Bilder zum Teil nicht ausgeführt (vgl. New York, Pierpont Morgan Lib. Ms. 785 (Kat.-Nr. 4)). fol. 7v–9r: Widder (Aries), mit Paranatellonten. fol. 10r–11v: Stier (Taurus), mit Parana tellonten. fol. 12v–14r: Zwillinge (Gemini), mit Paranatellonten. fol. 15r–16v: Krebs (Cancer), mit Paranatellonten. fol. 17v–19r: Löwe (Leo), mit Paranatellonten. fol. 20r– 21v: Jungfrau (Virgo), mit Paranatellonten. fol. 22v–24r: Waage (Libra), mit Paranatel
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Katalog der Fendulus-Handschriften lonten. fol. 25r–26v: Skorpion (Scorpio), mit Paranatellonten. fol. 27v–29r: Schütze (Sagittarius), mit Paranatellonten. fol. 30r–31v: Steinbock (Capricornus), mit Parana tellonten. fol. 32v–34r: Wassermann (Aquarius), mit Paranatellonten. fol. 35r–36v: Fische (Pisces), mit Paranatellonten.
Planeten Bildzyklus mit 28 ganzseitigen Darstellungen der Planeten in den vier Phasen ihrer Macht sowie der jeweils als Häuser zugehörigen Tierkreiszeichen in lavierter Federzeichnung. Alle Figuren auf einem Bodenstück und vor blankem Hintergrund wiedergegeben (vgl. New York, Pierpont Morgan Lib., Ms. 785 (Kat.-Nr. 4)). fol. 38r–39v: Saturn. fol. 40v–42r: Jupiter. fol. 43r–44v: Mars. fol. 45v–47v: Sol. fol. 48v– 50r: Venus. fol. 51r–52v: Merkur. fol. 53v–55r: Luna.
Provenienz Wahrscheinlich war der Codex zuerst im Besitz eines gewissen Jehan Roussel. Im Vorderspiegel hat sich der Eintrag »48 Albumazaris liber imaginum multarum liber pour Maytre Jehan Roussel« erhalten; allerdings wurde die Namensnennung hier erst später hinzugefügt. Darüber hinaus findet sich auf fol. 2v, am Ende eines französischen Gedichts, der Vermerk »Por M. I. Roussel« sowie am Ende des Nachtrags auf fol. 61r–v die Notiz »hec de ventorum collateratione pro magistro Io. Roussel«. Es war wohl Roussel, dessen Name auch im Pariser Ms. lat. 7321 wiederkehrt, der das Buch an König Karl VIII. verschenkte. Dem lateinischen Text ist auf fol. 1v–2v das Widmungsgedicht eines Reginald de Queux an einen französischen König vorangestellt (»praemittuntur Reginaldi de Queux de hocce volumine versus gallici ad Regem Francorum«). An welchen König sich die Verse richteten, geht aus dem Text jedoch nicht hervor. Da das Widmungsgedicht aber auf einem zum Einband gehörigen vorgebundenen Binio aufgezeichnet ist, dürfte der Einband wohl angefertigt worden sein, als das Buch in den Besitz König Karls VIII. übergehen sollte (2. Hälfte 15. Jahrhundert, vor 1492). Auf fol. 1r haben sich neben dem königlichen Fleur-de-LisWappen auf Blau die teils gestrichenen alten Signaturen »CCCCXVII«, »MCCCCXXXVIII«, »445«, »730« und »5475« erhalten. Karl VIII. verschenkte den Codex seinerseits im Jahre 1492 auf einer seiner Reisen an einen Kleriker. Dies belegt eine im hinteren Spiegel eingetragene Notiz »Rex Karolus viii dedit michi parisius 23 iuni anno domini 1492 cum aliis libris«. Das Exlibris des Lyoner Astrologen Simon de Phares auf dem Einband verweist darauf, dass sich der Codex Ende des 15. Jahrhunderts in Lyon befunden hat. Im hinteren Spiegel hat sich unten die Notiz »Langays [manu propria scripsit]« erhalten. Wie das Manuskript in die Bibliothèque Royale gelangte, ist unklar. Im Katalog von 1744 ist es bereits in deren Bestand registriert.
Literatur Catalogus codicum manuscriptorum Bibliothecae Regiae 1744, S. 342; Gundel 1936, S. 88, Taf. 19b , 20b, 21b; Panofsky 1953, S. 106, Anm. 3; Saxl/Meier 1953, S. 248; Thorndike 1957, S. 139f.; Aurigemma 1976a, S. 220; Platelle 1978, S. 271ff.; Boudet 1987, S. 24, Anm. 14; Gousset/Verdet 1989, S. 100f., Abb. 27, 31, 36; Garcia Aviles 1995a, S. 35, Anm. 4, ´ z˙ynska-Stolot 1997, S. 92; Warburg 1998, S. 630ff., Abb. 164; Blume 2000, S. 269. S. 41; Snie Siehe S. 20, Abb. 41–46
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Paris, Bibliothèque Nationale, Ms. lat. 7344 Astrologische Sammelhandschrift mit Exzerpten aus: Georgius Zothorus Zaparus Fendulus, Liber astrologiae sowie Michael Scotus, Liber Introductorius und Ludovicus de Angulo, De figura seu imagine mundi Geschrieben und illuminiert: Frankreich, Ende 15.–16. Jahrhundert (nach 1488) Kodikologische Angaben 410–415 × 290–300 mm, I+34+I Folia (mit Blattverlusten), Pergament, Text zweispaltig zu 58–60 Zeilen in französischer Bastarda von einer Hand; Raum für 2–4zeilige Initialen ausgespart (nicht ausgeführt).
Art der Bilder Unvollständiger Bildzyklus mit insgesamt 62 Miniaturen der Paranatellonten, Gradbilder, Konstellationen und Planeten in lavierter Federzeichnung. Die Position der Sterne ist nicht angegeben.
Inhalt Georgius Zothorus Zaparus Fendulus, Liber astrologiae / De 12 signis et de figura eorum (Abu Ma’shar VI. cap. 1 und 2 (Dyroff ed. in Boll 1903, S. 491ff.)): Aquarius und Dekane, illustriert fol. 3r–4v: Michael Scotus, Liber Introductorius, Einleitung zum Sternbilderkapitel De notitia doctrine qua insinuatur qum unumquodque signorum de numero sowie Michael Scotus, Liber Introductorius/Ludovicus de Angulo, De figura seu imagine mundi: Sternbilder von Draco inter arctos bis Cassiopeia, illustriert fol. 5r–20v: Georgius Zothorus Zaparus Fendulus, Introductio in astrologiam / De 12 signis et de figura eorum (Abu Ma’shar VI. cap. 1 und 2 (Dyroff ed. in Boll 1903, S. 491ff.)): Fische bis Steinbock mit Dekanen, ohne Widder und Waage (verloren), illustriert fol. 21r–22v: Planetentraktat Liber de imaginibus celi signisque planetis ( Jupiter, Mars, Sol, Venus) fol. 23r–24v: Georgius Zothorus Zaparus Fendulus, Liber astrologiae, Prolog (Blume ed. 2000, S. 216f.) sowie Albumasaris introductio in astrologiam (Abu Ma’shar 1. II., cap. 1–4) fol. 25r: Michael Scotus, Liber Introductorius/Ludovicus de Angulo De figura seu imagine mundi: Text und Bild zum Sternbild Fahne fol. 25r–v: Michael Scotus, De notitia figurationis planetarum prout pinguntur: Einleitung bis Saturn, illustriert Michael Scotus, De notitia figurationis planetarum prout pinguntur: Ende fol. 26r: leer fol. 26v: fol. 27r–28v: Michael Scotus, Liber Introductorius/Ludovicus de Angulo De figura seu imagine mundi: Sternbilder von Eridanus bis Kentaur, illustriert fol. 1r–2v:
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Katalog der Fendulus-Handschriften
fol. 29r–v: Planetentraktat Liber de imaginibus celi signisque planetis: Anfang fol. 30r–30v: Michael Scotus, Liber Introductorius/Ludovicus de Angulo De figura seu imagine mundi: Sternbilder von Pegasus bis Leier fol. 31r–32v: Michael Scotus, De notitia figurationis planetarum prout pinguntur ( Jupiter, Mars, Venus, Merkur, Sol, Luna), illustriert fol. 33r–v: Planetentraktat Liber de imaginibus celi signisque planetis (Merkur, Luna) fol. 34r–v: Georgius Zothorus Zaparus Fendulus, Liber aszrologiae: De 7 Planetiis (Blume ed. 2000, S. 217ff.) Cum in diuersis regionibus constituit (…); Nunc astrorum effectus peculari (…) (Abu Ma’shar VI. cap. 3; I. cap. 3); De natura Saturni (Abu Ma’shar VII. cap. 9); De parte Saturni (Abu Ma’shar VIII. cap. 3); De domiciliis Saturni
Kommentar Bei dem um die Wende zum 16. Jahrhundert im französischen Raum entstandenen Pariser Ms. lat. 7344 handelt es sich um eine professionell geschriebene und mit zahlreichen lavierten Federzeichnungen ausgestattete astrologische Sammelhandschrift. Neben der Liber astrologiae des Georgius Zothorus Zaparus Fendulus tradiert sie ein aus dem Liber Introductorius des Michael Scotus und der Kosmologie De figura seu imagine mundi des Ludovicus de Angulo kompiliertes Sternbilderkapitel sowie zwei Planetentraktate, deren einer ebenfalls auf den Liber Introductorius zurückgeführt werden kann. Die Handschrift ist heute nurmehr schlecht erhalten, denn zahlreiche Bilder und Textpassagen sind verloren gegangen. Überdies ist die ursprüngliche Abfolge der Seiten durch Fehlbindungen stark zerstört, wobei die Zusammensetzung des Buches aus einfachen Binionen die Vertauschungen noch begünstigt haben dürfte. Der Codex beginnt heute auf fol. 1r mit der Passage zum Aquarius und den zugehörigen Paranatellonten der persischen, indischen und griechischen Sphäre durch die drei Dekane, wobei die in sich stark gestörte und unvollständige Abhandlung zum Tierkreis von zwei irrtümlich eingebundenen Folia mit Auszügen des Sternbilderkapitels von Draco inter Arctos bis Cassiopeia (fol. 3r–4v) unterbrochen wird. Ursprünglich dürfte der Tierkreis mit den Paranatellonten wohl den Konstellationen vorangestellt gewesen sein. An letztere könnten sich dann die Ausführungen zu den Planeten angeschlossen haben. Der Codex war wohl als eine Art illustriertes astrologisches Handbuch zu den sichtbaren Himmelskörpern konzipiert, dessen Streben nach Vollständigkeit der Information sich ganz deutlich in der gezielten Verarbeitung unterschiedlichster Text- und Bildquellen artikuliert. Das Pariser Ms. lat. 7344 nimmt innerhalb der Fendulus-Überlieferung eine Sonderrolle ein, da es im ersten, den Tierkreis mit den Paranatellonten behandelnden Teil den Text der Liber astrologiae mit Auszügen aus dem Liber Introductorius des Michael Scotus sowie der Kosmologie De figura seu imagine mundi des Ludovicus de Angulo verknüpft und den Darstellungen der Paranatellonten aller drei Sphären zudem die Gradbilder aus dem Astrolabium planum nach der Ratdoltschen Druckfassung von 1488 beigesellt. Aus der Verwendung dieser Druckvorlage ergibt sich zugleich ein sicherer terminus post quem für die Entstehung des Codex. Der Text zu den Zodiakalzeichen zerfällt jeweils in drei aufeinander folgende Abschnitte, deren erster die astrologische Beschreibung der Sternbilder gemäß der Schilderung des Georgius Zothorus Zaparus Fendulus bietet, die ihrerseits dem zweiten Kapitel des sechsten Buches der »Großen Einleitung« Abu Ma’shars entnommen ist. Neben Angaben zu den Primärqualitäten wird hier über die astro-
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nomischen Charakteristika des jeweiligen Zeichens sowie über die in den drei Dekanen gemeinsam mit ihm aufgehenden Paranatellonten unterrichtet. Im zweiten Abschnitt folgen dann die astrothetischen Informationen entsprechend dem Liber Introductorius des Michael Scotus. Die letzte Passage thematisiert schließlich Natur und Schicksal der unter dem jeweiligen Zeichen Geborenen, wobei diese Ausführungen der Kosmologie des Ludovicus de Angulo folgen. Dieser Teil der Liber astrologiae wird von einem heute unvollständigen Bildzyklus begleitet, der im Unterschied zu allen anderen illustrierten Fendulus-Handschriften auf die Einzeldarstellungen der Zodiakalzeichen verzichtet. Vielmehr werden dem Betrachter im Anschluss an den Text in je drei ganzseitigen Miniaturen allein die Paranatellonten der verschiedenen Sphären vor Augen geführt. Abweichend von der Fendulus-Tradition und auch anders als bei Ludovicus de Angulo sind die Paranatellontenseiten im Pariser Ms. lat. 7344 mit blassroter Tinte in 29 rechteckige Felder unterteilt. Dabei wird ein mittlerer Bereich gebildet, der je drei mal drei hochrechteckige Felder aufweist, die in der für die Fendulus-Handschriften üblichen Weise übereinander die Synopse der mit dem Tierkreiszeichen aufsteigenden Sternbilder gemäß den Schilderungen der Babylonier, Inder und Griechen bietet. Neuartig ist auch die Gestaltung des Randbereichs, auf den insgesamt 20 Felder entfallen und der weitere Darstellungen, zumeist durch Attribute oder Tätigkeiten charakterisierte Personen, aber auch Tierfiguren enthält. Allerdings wurden nicht alle Randfelder mit Illustrationen gefüllt. Bei diesen innerhalb der Fendulus-Überlieferung singulären Miniaturen handelt es sich um die Gradbilder aus dem Astrolabium planum der Ratdoltschen Druckfassung von 1488. Mit Ausnahme des dritten Fische-Dekans sind im Pariser Codex jedem der drei Abschnitte eines Zodiakalzeichens genau zwölf Bilder zugeordnet. Zwei von ihnen befinden sich jeweils am oberen Seitenrand und füllen zwei der dort sichtbaren fünf Felder aus. Dabei entspricht die linke der beiden Miniaturen dem Bild des den jeweiligen Zodiakalzeichenabschnitt beherrschenden Planetendekans (Facies) wie es im Astrolabium planum über dem Tierkreiszeichen zu sehen ist. Die Tradition der zweiten Darstellung konnte nicht eindeutig identifiziert werden; möglicherweise artikuliert sich hier eine weitere Tradition der Paranatellontenikonographie. Daneben sind an jedem Seitenrand übereinander je fünf, von links oben nach rechts unten zu lesende Bilder plaziert, die den zehn der jeweiligen Dekade zugehörigen Gradbildern der Druckvorlage entsprechen. Die Felder des unteren Seitenrandes sind hingegen stets leer geblieben. Markant ist, dass die Miniaturen des Pariser Ms. lat. 7344 ihrer Vorlage genauer folgen als die gleichfalls auf dem Ratdolt-Druck basierenden Illustrationen des Astrolabium planum im Heidelberger Cod. Pal. lat. 832 (Kat.-Nr. 136). Allerdings verzichtet das Ms. lat. 7344 im Unterschied zum RatdoltDruck beziehungsweise den anderen Fendulus-Handschriften nicht nur auf die Darstellungen des jeweiligen Zodiakalzeichens sowie die mehrfachen Planetenbilder, sondern auch auf die lateinischen Beischriften der Paranatellonten sowie die in der Druckfassung den Bildern beigegebenen Beschreibungen und Prognosen der Dekankinder. Die Gradbilder sind zumeist späte Ausläufer der Paranatellonten, hinter denen sich die Eigenschaften und das Schicksal der jeweils unter einem Tierkreiszeichen Geborenen verbergen. Es handelt sich hierbei um eine Adaptation der Theorie der Myriogenesis, nach der man jedem Einzelgrad neben der rein magischen Wirkung auch einen bestimmten Einf luss auf Handlungen und Unternehmungen des Menschen zusprechen kann. Die aus den angeblich oder tatsächlich mitaufsteigenden Begleitgestirnen abgeleiteten Prognosen orientierten sich zunächst an den Sternsagen, und so wurden in einfacher Deutung etwa der Argo Seeleute oder Orion Jäger
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zugeordnet. Firmicus Maternus führt im achten Buch seiner Mathesis, die ihrerseits auf hermetischen Lehren basierte, sogenannte monomoirai, das heißt Einzelprognosen für alle 360 Grade der Ekliptik auf. Genau wie im Astrolabium planum finden sich dort vor allem Vorhersagen, die den Charakter oder Beruf eines Menschen betreffen beziehungsweise die Hinweise zu Aktivitäten geben, die man je nach dem Einf luss der Gestirne tun oder lassen sollte. Entgegen der Fendulus-Tradition schließen im Pariser Ms. lat. 7344 an den Zodiakus jedoch nicht wie sonst üblich Ausführungen zu den Wandelsternen in ihren Häusern, sondern zu den Fixsternbildern an. Sie werden von einem heute nur noch 25 Miniaturen umfassenden und überdies durch Fehlbindungen gestörten Bildzyklus lavierter Federzeichnungen der Konstellationen der nördlichen und südlichen Hemisphäre begleitet. Der Text des Sternbilderkapitels schöpft einerseits aus dem Liber Introductorius des Michael Scotus, verzichtet allerdings auf dessen ausführliche Schilderung der Position der Einzelsterne. Dafür sind im astrothetischen Teil zusätzlich zur Beschreibung und Gesamtsternzahl der Konstellation auch deren Auf- und Untergangstage angegeben. Sie wurden wohl aus der Einleitung des Liber Introductorius entnommen und stimmen mit den entsprechenden Informationen der Ludovicus de Angulo-Handschriften wörtlich überein. So beginnt etwa die Passage zu Cepheus im Ms. lat. 7344 genau wie im Madrider De Angulo-Codex 9267 nach der Namensnennung mit den Worten »oritur 10 die decembris et occidit in fine augusti«. Bisweilen weichen, wiederum übereinstimmend mit Ludovicus de Angulo, auch die Angaben zur Sternzahl von denen bei Michael Scotus ab. Bemerkt dieser etwa zu Cepheus »ymago celi habet stellas parisibiles 28«, bietet das Pariser Ms. lat. 7344 ebenso wie z. B. die Angulo-Handschrift in St. Gallen, Ms. Vad. 427, die Information »habet 16 stellas parisibiles«. Auch in den prognostischen Abschnitten finden sich gelegentlich Zeilen aus dem Sternbilderkapitel des Ludovicus des Angulo, so dass die Vermutung nahe liegt, dem Kompilator des Pariser Ms. lat. 7344 habe neben einem Scotus-Manuskript, dem er unter anderem die Beschreibung der Konstellationen entnahm, auch eine Handschrift der Kosmologie De figura seu imagine mundi als Vorlage gedient. Dafür sprechen nicht zuletzt auch die markanten Parallelen des Pariser Bildzyklus zu den Illustrationsfolgen der De Angulo-Tradition. Wie dort fehlt im Pariser Ms. lat. 7344 das Einzelbild des Drachens (Draco), den Michael Scotus als Ungeheuer besonders aufführt und der dementsprechend in den Scotus-Handschriften als eigenes Bild erscheint, bei Ludovicus de Angulo jedoch allein im Rahmen des kombinierten Bildes Draco inter Arctos behandelt wird. Ferner hält der Schlangenträger die Schlange nicht mit den Händen gepackt, ist der Bärenhüter allein mit Sichel und Lanze, aber ohne sein Schwert wiedergegeben, sind die zwei Böckchen des Fuhrmanns zu hasenartigen Wesen umgestaltet und hängt die androgyne Andromeda zwischen den beiden auf Felsen stehenden Bäumchen. Wie bei Ludovicus de Angulo erscheint im Ms. lat. 7344 darüber hinaus das Siebengestirn als Huhn und die Leier als Psalterium. Übereinstimmend ist auch das Bild des Musizierenden, der wie in der De Angulo-Tradition als Sitzgelegenheit einen Wagen mit Rädern und ein psalterartiges Instrument erhielt, im Ms. lat. 7344 jedoch als einzige Darstellungsform des Eridanus verstanden wurde. Gemeinsamkeiten ergeben sich ferner über das Bild des liegenden Hasen, der scheinbar in die Bildtiefe fahrenden Argo, des von zwei Engeln gehaltenen Abgrunds sowie der übereinander schwimmenden, gleich großen Fische bei Piscis austrinus. Nicht zuletzt ist neben der Fahne noch eine weitere Lanze abgebildet. Singulär innerhalb der Sternbilderüberlieferung ist jedoch der in Anlehnung an die Schilderung des Textes, »in vita sua devicit leonem sine armis«, ohne Baum, Hydra und Waffen gezeigte Hercules,
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der dem Löwen mit beiden Händen das Maul aufreißt, wobei sich hier am deutlichsten die Tendenz der Illustrationen zur wörtlichen Umsetzung artikuliert. Da der Bildfolge des Ludovicus de Angulo ihrerseits wohl eine Redaktion als Vorbild gedient hat, wie sie zuerst in dem bereits im dritten Viertel des 14. Jahrhunderts entstandenen Pariser Ms. lat. 7408A und dann noch einmal in dem mit diesem eng verwandten Edinburgher Ms. Cr. 3.23 erscheint, überraschen die ikonographischen Parallelen der Sternbilder des Pariser Ms. lat. 7344 zu diesen beiden Handschriften nicht (Kat.-Nr. 10–11). Auch die Planetendarstellungen zum Planetentraktat des Michael Scotus sind genauso aufgefasst wie die wenngleich deutlich bescheideneren Wandelsterne des Edinburgher Ms. Cr. 3.23. Besonders augenfällig ist der Zusammenhang beider Zyklen beim Bild Merkurs als Bischof, dessen Mitra in Edinburgh aus Platzgründen neben dem Himmelsregenten frei schwebend wiedergegeben wurde. Auf die gleiche Weise wurde Merkur auch im Pariser Ms. lat. 7344 dargestellt, obwohl er dort als einzige Gestalt innerhalb einer ganzen Spalte erscheint und genügend Raum für eine korrekte Darstellung gewesen wäre. Der Pariser Codex versammelt astrologische Texte und Bilder unterschiedlicher Traditionen zu einem illustrierten Abriss über die sichtbaren Himmelskörper und ihre Wirkungen auf den Menschen. Trotz des heutigen Zustands lässt die Handschrift eine planvolle Anlage erkennen. Die Texte wurden sehr sorgfältig und ohne Korrekturen oder anderweitige Ausbesserungen auf das Pergament geschrieben. Der Umstand, dass nach Möglichkeit alle Gelegenheiten zur Illustration genutzt und den Darstellungen darüber hinaus angemessener Raum zur Verfügung gestellt wurde, lässt ganz deutlich auch ein Interesse am Bild erkennen. Mit seiner gewissenhaften Ausführung und der Ausstattung mit zahlreichen lavierten Federzeichnungen gehört die Pariser Handschrift wohl zur traditionellen Gruppe der von Spezialisten für bestimmte Auftraggeber hergestellten Einzelstücke. Die Provenienz des Buches ist nicht bekannt. Sein Inhalt deutet jedoch auf ein weniger an der Wiedergabe der präzisen astronomischen Gestalt der Sternbilder, als an der bildhaften Vorstellung der auf Leben und Schicksal des Menschen unmittelbar einwirkenden astralen Mächte interessiertes Publikum hin.
Verzeichnis der Bilder Paranatellonten und Gradbilder Unvollständiger Bildzyklus mit 30 von 36 ganzseitigen Miniaturen der Paranatellonten und Gradbilder in lavierter Federzeichnung. Stets im Anschluss an den Text je Zeichen drei ganzseitige Miniaturen der Paranatellonten und Gradbilder. Figuren teilweise auf Bodengrund oder in einer angedeuteten Landschaft wiedergegeben. fol. 1v: Paranatellonten des 1. Dekans des Wassermanns (Aquarius), sowie Gradbilder, oberer Seitenrand: sitzende Frau mit Spindel (Venus), nackter Jüngling mit einem Tuch in den Händen; linker Seitenrand: Mann mit ausgebreiteten Armen und zwei Vögeln; Mann mit über dem Kopf erhobenen Händen; Mann, eine Hand auf dem Kopf; Mann auf einer Truhe sitzend; Mann und Frau hintereinander schreitend; rechter Seitenrand: Mann mit Stab; Schwert; Mann mit einer Kette in der Hand; Mann, einen anderen von der Erde hebend; Mann ohne Kopf. fol. 2r: Paranatellonten des 2. Dekans des Wassermanns (Aquarius), sowie Gradbilder, oberer Seitenrand: thronender Gelehrter (Merkur), stehender Jüngling; linker Seitenrand: Ritter ohne Kopf; Ritter, einen König schlagend; Ritterschar; Mann, ein Bein in der Hand haltend; zwei Männer auf einem Einhorn; rechter Seitenrand:
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Mann, Feuer auf der Hand tragend; Frau im Bett; Eule; Mann, ein abgeschlagenes Haupt in der Hand; alte Frau mit Krückstock. fol. 2v: Paranatellonten des 3. Dekans des Was sermanns (Aquarius), sowie Gradbilder, oberer Seitenrand: stehender Mann (Luna); Jüngling mit weisender Hand und Mann; linker Seitenrand: Mann, auf dem Boden liegend; Mann mit Axt und nackter Mann; zwei Hunde; weinender Mann; Mann mit Lanze; rechter Seitenrand: Quelle, einem Berg entspringend; Häusersiedlung; trinkender Mann; reitender Mann mit Schwert; thronender König. fol. 5v: Paranatellonten des 1. Dekans der Fische (Pisces), sowie Gradbilder, oberer Seitenrand: Wanderer mit Kiepe (Saturn); nacktes siamesisches Jünglingspaar mit zwei Oberkörpern und einem Unterleib; linker Seitenrand: zwei Männer mit einem gemeinsamen Kopf; Mann, auf der Erde sitzend; essender Mann; Einhorn, auf dem Rücken liegend; zwei Jungfrauen; rechter Seitenrand: fressender Vogel; Mann mit zwei Glocken; Mann im Badezuber; wandernder Pilger; Mann mit Mörser. fol. 6r: Paranatellonten des 2. Dekans der Fische (Pisces), sowie Gradbilder, oberer Seitenrand: Mann in bürgerlichen Kleidern mit ausgebreiteten Armen stehend ( Jupiter); Frau mit Sense; linker Seitenrand: Mann mit Stab; Jüngling mit zurückgewandtem Kopf; ausreitendes Paar; Holzfäller; Mann mit Säbel; rechter Seitenrand: Mann, einen Hahn auf der Hand tragend; Mann im Wasser; zwei kämpfende Ritter mit Keulen; Mann mit Schwert; Halbmond. fol. 6v: Paranatellonten des 3. Dekans der Fische (Pisces), sowie Gradbilder, oberer Seitenrand: sich umarmendes Paar (Mars); zweites Bild fehlt; linker Seiterand: zwei Männer, mit Schwertern kämpfend; Frau; Frau im Boot; Paar im Bett; Mann mit Steinschleuder; rechter Seitenrand: Frau mit Beil und Mann im Bett; urinierender nackter Mann; Mann mit Pferd, Vogel und Schlange; Fisch; Frau mit Spiegel. fol. 7v: Paranatellonten des 1. Dekans des Schützen (Sagittarius), sowie Gradbilder, oberer Seitenrand: Ritter mit Lanze und Schwert (Merkur); drei nackte Jünglinge, einander bei der Hand fassend; linker Seitenrand: drei kopflose Männer; Mann mit Armbrust schießend; Mann mit Flammenkleidern auf einem Widder; Mann mit Lanze; Frau mit Kiepe; rechter Seitenrand: Stier mit drei Hörnern; stehende Frau; zwei spielende Männer am Tisch; Holzfeuer; Gold-, Silber- und Bleistücke auf der Erde. fol. 8r: Paranatellonten des 2. Dekans des Schützen (Sagittarius), sowie Gradbilder, oberer Seitenrand: sitzender Gelehrter auf Kastenthron (Luna); zwei Stiere und stehender Jüngling; linker Seitenrand: Affe, auf Wolf reitend; Mann, auf Ziege reitend; Mann, die Hände auf dem Rücken; Magister mit Buch; Mann mit Pferd; rechter Seitenrand: Wagen; Mann mit Krücke; Mann mit Vogel und Fackel; Haus; drei untergehakt schreitende Männer. fol. 8v: Paranatellonten des 3. Dekans des Schützen (Sagittarius), sowie Gradbilder, oberer Seitenrand: Mann, einen Stab auf der Rechten balancierend (Saturn); zwei Männer mit erhobenen Händen; linker Seitenrand: stehender Doktor; zwei Männer, einander mit Schwertern durchbohrend; zwei Frauen, einander mit Messern bekämpfend; Mann, vom eigenen Schwert durchbohrt; Mann, auf die Erde speiend; rechter Seitenrand: Mann mit Stab; Mann, an einer Stange hängend; Frau auf Kamel; Mann im Bett; Mann mit Hufeisen. fol. 9v: Paranatellonten des 1. Dekans der Jungfrau (Virgo), sowie Gradbilder, oberer Seitenrand: Mann, etwas aus einem Häuschen nehmend (Sol); nackter Mann (Neger?) mit Schwert im Mund und einer Hängelampe in der Linken; linker Seitenrand: Frau in schönen Kleidern; zwei Frauen; Mann mit Buch; pflügender Bauer mit Gespann; stehender Adler; rechter Seitenrand: Frau in schönen Kleidern; stehende Frau; sitzender Mann unter Baum; Frau mit rotem Gesicht; Mann mit Apfel. fol. 10r: Paranatellonten des 2. Dekans der Jungfrau (Virgo), sowie Gradbilder, oberer Seitenrand: zwei gestikulierende Jünglinge (Venus); Frau mit nacktem Oberkörper und Schleiertuch, einen rundem Gegenstand in der erhobenen Linken; linker Seitenrand: weißes Pferd; Mann mit rotem Gewand; zwei rosenpflückende Frauen; Ochse; zwei Frauen; rechter Seitenrand: zwei Hunde; Wasserburg; Baum; Mann zu Pferde; Vogel und Maulwurf.
6. Paris, Bibliothèque Nationale, Ms. lat. 7344 fol. 10v: Paranatellonten des 3. Dekans der Jungfrau (Virgo), sowie Gradbilder, oberer
Seitenrand: Mann mit Krückstock (Merkur); nackter Mann in Tücher gehüllt und Frau mit Hängelampe, beide einander bei der Hand fassend; linker Seitenrand: Mann, Silber und Gold in den Händen; nackte Frau mit Pelz; Ruderer; angebundene Gans; Mann mit Steinschleuder; rechter Seitenrand: zwei Männer; zwei Frauen; Vögel fliegend und stehend; Regenschauer; stummer Mann. fol. 11v: Paranatellonten des 1. Dekans des Stiers (Tau rus), sowie Gradbilder, oberer Seitenrand: Mann mit Pflug und Küchenbrett? (Merkur), nackte Frau in Tücher gehüllt, ein Kind an der Hand fassend; linker Seitenrand: Mann mit Stier und Stab; Frau, einen Pferdeschweif in der Hand; nackte Frau; Frau mit Peitsche; Ochse, in einem Kessel sitzend; rechter Seitenrand: dreigesichtiger Mann; Frau; traurige Frau auf Schemel; Hirte mit Peitsche, Ziegen und Schafen; zwei Frauen und Hund. fol. 12r: Paranatellonten des 2. Dekans des Stiers (Taurus), sowie Gradbilder, oberer Seitenrand: Jüngling in prächtigen Gewändern, einen Schlüssel haltend (Luna); Mischwesen aus Jüngling und Tierleib; linker Seitenrand: großer Vogel; zwei Frauen; zwei Frauen, einander mit Knüppeln schlagend; Mann mit Stock; fünf fliegende Vögel; linker Seitenrand: Mann, auf Pferd reitend; Stier, an Baum gefesselt; zwei Stiere; Frau mit zwei Krügen; zwei ineinander verbissene Hunde. fol. 12v: Paranatellonten des 3. Dekans des Stiers (Taurus), sowie Gradbilder, oberer Seitenrand: Krüppel mit Beinprothese und Krückstock, die Linke erhoben (Saturn); Pferdemensch, in Tücher gekleidet; linker Seitenrand: Bär; drei Männer, einander bei der Hand fassend; Mann, rücklings fallend; alter Mann mit Stock; Mann mit Stock; rechter Seitenrand: zeigender Mann; Getreideacker; Frau mit Pferd; Frau mit Esel; Stadt. fol. 13v: Paranatellonten des 1. Dekans des Löwen (Leo), sowie Gradbilder, oberer Seitenrand: Mann, auf einem Löwen reitend (Saturn); Jüngling mit zwei Pferden, auf diesen ein Kind und ein Hund; linker Seitenrand: Mann, einen Löwenkopf tragend; Schiff; sitzender trauriger Mann; Fisch im Wasser; Schlange; rechter Seitenrand: Mann mit Schwert; Mann, auf Löwe reitend; Holzfeuer; Mann in schönen Kleidern mit Tierkopf; Sensenmann. fol. 14r: Paranatellonten des 2. Dekans des Löwen (Leo), sowie Gradbil der, oberer Seitenrand: Jüngling mit Schwert und Schild? ( Jupiter); geflügelter nackter Jüngling mit Krone und Armbrust, eine Treppe emporsteigend; linker Seitenrand: Frau mit entblößtem Unterleib; Frau in schönen Kleidern; Stier; Mann; lauernder Hund; rechter Seitenrand: Esel; Kamel; Schlüssel; Mann mit Pferd; Hand mit Schriftrolle. fol. 14v: Para natellonten des 3. Dekans des Löwen (Leo), sowie Gradbilder, oberer Seitenrand: Falkner (Mars); linker Seitenrand: Mann mit Schlüssel; liegender toter Mann; zweiköpfiger Mann; Mann mit Schloss; Schwimmer; rechter Seitenrand: Bauer mit Hacke; Bauer mit Sichel; drei Männer; Paar; reitender Mann. fol. 15v: Paranatellonten des 1. Dekans des Krebses (Cancer), sowie Gradbilder, oberer Seitenrand: Frau in langen Kleidern mit Blumenstrauß (Venus); Mischwesen aus nackter Frau und Pferdeleib; linker Seitenrand: Paar; zwei Frauen; zwei stehende Männer und zwei sitzende Frauen; stehende Frau; stehende Frau; rechter Seitenrand: Mann und Ziege in einem Kessel; Mann mit Ziege; Frau, sich hinter einem Haus verbergend; Frau mit Spindel, Mann mit Kästchen. fol. 15 bis recto: Paranatellonten des 2. Dekans des Krebses (Cancer), sowie Gradbilder, oberer Seitenrand: tafelndes Paar am Tisch (Merkur); Königin mit Pokal; linker Seitenrand: Schiff; Mann mit Tierhaut; sitzender Knabe mit Schreibzeug; gekröntes Lamm; Maus in einem Häuschen; rechter Seitenrand: Vogel und Schlange; Frau; zwei Frauen beim Backgammon; Mann mit Lanze und Rohrpfeife; Hund, in Wagen sitzend. fol. 15bis verso: Paranatellon ten des 3. Dekans des Krebses (Cancer), sowie Gradbilder, oberer Seitenrand: Jüngling mit Lanze, in ein Horn blasend (Luna); Frau mit Schlange; linker Seitenrand: Wagen; Mann; Fluss; zwei aufeinander stehende Pferde; Pferd; rechter Seitenrand: Wasser, aus einem Gebirge entspringend; Pferd; zwei sitzende Männer unter Baum, darin Vogel; Gehenkter am
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Galgen; Schiff. fol. 16v: Paranatellonten des 1. Dekans des Skorpions (Scorpius), sowie Gradbilder, oberer Seitenrand: zwei einander schlagende Jünglinge (Mars); Ritter mit Lanze, ein abgeschlagenes Haupt in der Rechten haltend; linker Seitenrand: Mann mit Lanze; Mann auf Elefant; Mann; Cithara; Oberkörper eines Mannes; rechter Seitenrand: Esel; sitzender Mann mit Geldbeutel und Pokal; Hahn; Mann in Badezuber; Frauenkopf. fol. 16bis recto : Paranatellonten des 2. Dekans des Skorpions (Scorpius), sowie Grad bilder, oberer Seitenrand: Mann auf Kastenthron, vor ihm zwei ineinander verbissene Hunde (Sol); nackte Frau auf Pferd reitend, einen Skorpion in der Linken; linker Seitenrand: Mann mit Skorpion; Schlange mit Insekten; Turm; Abgrund, aus dem Wasser strömt; Frau; rechter Seitenrand: Frau und Krüppel; springender Wolf; Frau in Haus; Hund; Mann auf Kamel. fol. 16bis verso: Paranatellonten des 3. Dekans des Skorpions (Scorpius), sowie Gradbilder, oberer Seitenrand: zwei einander schlagende Frauen, eine von ihnen mit Knüppel (Venus); Pferd und Hund; linker Seitenrand: Pferd; Fluss; viele Quellen; Frau mit Spindel; Wolf mit Gans im Maul; rechter Seitenrand: Wanderer mit Stab; zwei Männer; Haus; sitzender Magister mit Buch; Schlange. fol. 17v: Paranatellonten des 1. Dekans der Zwillinge (Gemini), sowie Gradbilder, oberer Seitenrand: stehender Mann in kostbaren Gewändern ( Jupiter); Frau mit weisend erhobener Hand, dazu Hund, auf diesem ein winziges Kind; linker Seitenrand: nacktes sitzendes Paar; Mann, zwei Nackte an einer Leine führend; Mann mit Laute; Paar; Mann mit Armbrust und Gürtel; rechter Seitenrand: Mann mit Waage; zwei Bräute; Schmied am Amboss und Frau; thronender König; zwei sich umarmende Männer. fol. 18r: Paranatellonten des 2. Dekans der Zwillinge (Gemini), sowie Gradbilder, oberer Seitenrand: Mann mit Hacke (Mars); Tierköpfiger mit Armbrust; linker Seitenrand: Adler mit Jungen; zwei weinende Frauen; drei Raben; zwei hühnerjagende Füchse; siebengesichtiger Mann; rechter Seitenrand: Brücke über Fluss; Mann ohne Hände; springender Fuchs; Mann mit Stab; drei Schlangen. fol. 18v: Paranatellonten des 3. Dekans der Zwillinge (Gemini), sowie Gradbilder, oberer Seitenrand: Narr mit Schalmei und Vogel (Sol); Tierköpfiger mit Armbrust und Köcher; linker Seitenrand: Reiter; zwei Vögel; Mann an zwei Krücken; zwei Frauen auf einem Bett sitzend; Magister mit Buch; rechter Seitenrand: zwei ineinander verbissene Hunde; weinende Frau; zwei Stiere; drei in verschiedene Richtungen springende Hunde; zwei Jäger mit Hunden. fol. 19v: Paranatellonten des 1. Dekans des Steinbocks (Capricornus), sowie Gradbilder, oberer Seitenrand: Jüngling mit Hut und Handschuhen ( Jupiter); Mann mit Stab und Vogel; linker Seitenrand: zwei gleich aussehende Männer; Mann mit Schilfrohr; Schlange; zwei Rechen; zwei Türme mit geöffneten Toren; rechter Seitenrand: Mann, zwei Hunde tragend; zwei Männer und eine Frau; Hand mit Vogel; Mann, zu Boden stürzend; Mann, zwei Vögel auf den Händen. fol. 20r: Paranatellonten des 2. Dekans des Steinbocks (Capricornus), sowie Gradbilder, oberer Seitenrand: Jüngling und fliegender Vogel (Mars); Mann, einen Affen am Halsband haltend; linker Seitenrand: König und Bote; rennender Mann; Mann mit Tierfell; Hand mit Lanze; Mann mit gebeugten Knien; rechter Seitenrand: Reiter; Tierköpfiger; Halber Mann; Mann mit gespreizten Beinen; Affe, sich im Spiegel betrachtend. fol. 20v: Paranatellonten des 3. Dekans des Steinbocks (Capricornus), sowie Grad bilder, oberer Seitenrand: Kaufmann hinter einem Warentisch (Sol); Jüngling mit Buch (?); linker Seitenrand: Magister mit Buch; Mann mit Schaufel grabend; Paar; Böttcher; Mann mit Vogel; rechter Seitenrand: Wald; Mann, auf einem Feld liegend; Mann, ein Stück Erde auf dem Kopf haltend; Frau auf Schemel; hinterer Teil eines Fisches. Paranatellonten und Gradbilder aller drei Dekane des Widders sowie Paranatellonten und Gradbilder aller drei Dekane der Waage: fehlen.
6. Paris, Bibliothèque Nationale, Ms. lat. 7344
Sternbilder Unvollständiger Bildzyklus mit 25 von 36 etwa spaltenbreiten, ungerahmten, lavierten Federzeichnungen der Konstellationen der nördlichen und südlichen Hemisphäre, die zum Teil in die entsprechende Textspalte, zum Teil in der rechten Spalte neben dem zugehörigen Textabschnitt links eingefügt wurden; alle Figuren ohne Boden und Hintergrund wiedergegeben; die Position der Sterne ist nicht angegeben. fol. 3vb: Großer und Kleiner Bär, von der Schlange umgeben ( Draco inter Arctos), zwischen den beiden Windungen die mit den Rücken gegeneinandergestellten, in unterschiedliche Richtungen springenden Bären. fol. 4ra : Hercules, als nackter bärtiger Mann mit Lendentuch und Stirnband, mit angewinkeltem linken Knie nach rechts gewandt und mit beiden Händen einem aufsteigenden Löwen den Rachen auseinanderreißend. fol. 4rb: Nördliche Krone (Corona borealis), steinbesetzte Zackenkrrone in leichter Unteransicht. fol. 4rb: Schlangenträger (Serpentarius), nackte Jünglingsgestalt en-face, der um seine Hüfte und Arme gewundenen Schlange ins Gesicht blickend und mit beiden Beinen auf dem Rücken des Skorpions (Scorpius), stehend, dieser mit umgebogenem Dornenschwanz nach links. fol. 4vb : Bärenhüter (Bootes), mit gespreizten Beinen und ausgebreiteten Armen frontal stehende Jünglingsgestalt in Tunika exomis, in der Rechten eine Sichel, in der Linken eine aufgestellte Lanze. fol. 4vb: Fuhrmann (Agitator), als auf dem von zwei Pferden und zwei Ochsen rechts gezogenen einachsigen Kastenwagen sitzender, allein bis zur Hüfte sichtbarer Jüngling in rotem Ärmelgewand, in der Rechten eine Lanze haltend, auf der ausgestreckten Linken die beiden mäuseartigen Böckchen tragend. fol. 4rb: Cepheus, mit ausgebreiteten Armen en-face stehender Jüngling in tailliertem Ärmelgewand und Schuhen, an der linken Seite ein großes Schwert am diagonalen Schultergurt tragend, am Gürtel ein Geldbeutel. fol. 4rb: Cassiopeia, mit ausgebreiteten Armen frontal auf einer Kastenbank sitzend, in ein rotes, um den Unterkörper sowie ein weißes, um Rücken und linke Schulter drapiertes Tuch gekleidet, die Brüste entblößt, nicht gefesselt, kein Blutstrom. fol. 25r: Fahne (Vexillum), an einer Lanze befestigte, nach rechts wehende, zweifach gezaddelte Fahne, daneben eine zweite Lanze. fol. 27rb: Eridanus (Fluss), als auf einem zweiachsigen Kastenwagen allein bis zur Hüfte sichtbarer, frontal sitzender Mann im Ärmelgewand, mit flachem Hut und Sendelbinde, auf einem vor dem Körper gehaltenen Psalterium spielend. fol. 27rb: Delfin (Delphinus), nach links schwimmender Fisch. 27rb: Orion, als voll gerüsteter Krieger, leicht nach links orientiert frontal stehend, das Haupt von einem Helm bedeckt, in der Rechten einen farbigen Buckelschild vor sich haltend, in der Linken ein Schwert hinter dem Kopf erhoben. fol. 27vb: Großer Hund (Canis Sirius), nach links springend. fol. 27vb: Hase (Lepus), nach links liegend. fol. 27vb : Schiff Argo (Argo Navis), ganzes Schiff mit Mast, Rahsegel und Takelage nach rechts scheinbar in die Bildtiefe fahrend. fol. 28rb: Kentaurenweibchen (Austronothus-Thetis), nach links springendes Mischwesen aus Frau und Pferd, der nackte Oberkörper annähernd frontal, die Arme angewinkelt ausgebreitet, Hände offen, an der Grenze zwischen Menschen- und Tierleib ein Reif, am Pferdebauch vier weitere Brüste. fol. 28rb: Milchstraße (Galaxia), als zwei voneinander wegstrebende Engel in langen Gewändern, der linke ein offenes Buch vor der Brust, der rechte einen Reif vor sich haltend. fol. 28vb: Südlicher Fisch (Piscis austrinus), zwei übereinander in eine Richtung schwimmende, gleich große Fische, von Maul zu Maul über ein dünnes Band verbunden. fol. 28vb: Abgrund (Putheus), brunnenartiges Flammenbecken über gestuftem Sockel, von den Halbfiguren zweier aus Wolkenbändern ragender Engel gehalten. fol. 30rb: Kleines Pferd (Equus secundus), nach links lagerndes Flügelpferdprotom mit Wolkenband an der Schnittstelle. fol. 30rb: Andromeda, als androgyne Gestalt, mit gespreizten Beinen und ausgebreiteten Armen zwischen zwei auf Felsen stehenden Bäumchen frontal stehend und mit den Händen an die Äste gefesselt, das langhaarige
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Katalog der Fendulus-Handschriften
Haupt leicht nach links gewandt, das lange Kleid vorn hochgerafft, das männliche Geschlechtsteil entblößt. fol. 30rb: Perseus, nach links schreitender bärtiger Ritter ohne Helm, in der erhobenen Linken ein Krummschwert mit Haken, am rechten Arm den Spornschild, in der rechten Hand ein abgeschlagenes bärtiges Männerhaupt haltend. fol. 30vb: Dreieck (Triangulum), gleichseitiges Dreieck. fol. 30vb: Siebengestirn (Clocha, Pleia des), nach links stehendes Huhn. fol. 30vb: Leier (Lyra), als Psalterium. Drache (Draco); Schwan (Cygnus); Vultur volans; Vultur cadens; Walfisch (Cetus), Eridanus, Kentaur (Centaurus); Schlange, Mischkrug und Rabe (Hydra, Crater, Corvus); Vorhund (Antica nis); Kleines Pferd (Equus secundus); Bohrer (Terebellum),: fehlen.
Planeten Sieben ungerahmte lavierte Federzeichnungen der Planetengötter, die jeweils in der rechten Spalte neben dem zugehörigen Text eingefügt wurden; alle Figuren ohne Bodenstück und vor blankem Pergamentgrund wiedergegeben. fol. 25vb: Saturn, als Ritter mit Rundschild, Schwert am Gürtel und einer Sichel in der erhobenen Linken. fol. 31rb: Jupiter, nach rechts stehender Mann in langem Mantel mit Pelzbesatz, eine Pelzmütze auf dem langhaarigen Haupt tragend, in jeder Hand ein Blumenstrauß. fol. 31rb: Mars, als gerüsteter Ritter mit Lanze, Armbrust, Schwert und Schild. fol. 31rb: Venus, als nach rechts stehende junge Frau in langem Kleid, in der Linken ein Blumenstrauß, in der Rechten ein runder Gegenstand (Rundspiegel?, Frucht?). fol. 31vb: Merkur, als Bischof im Ornat, in der ausgestreckten Rechten ein Blumenstrauß, in der Linken ein Buch, die Mitra rechts neben dem Kopf frei schwebend. fol. 32rb: Sol, als mit ausgebreiteten Händen auf dem vierrädrigen Sonnenwagen sitzender Jüngling mit Strahlennimbus, in ein tailliertes Ärmelgewand mit Pelzbesatz gekleidet, in der Linken eine Lichtscheibe, in der Rechten eine Fackel, der Wagen von je paarweise nach links und rechts strebenden Pferden gezogen. fol. 32vb: Luna, als mit ausgebreiteten Händen auf dem vierrädrigen Wagen stehende Frauengestalt in langen Gewändern, eine Mondsichel auf dem Haupt, in jeder Hand eine Kerze, der Wagen von je paarweise nach links und rechts strebenden Ochsen und Pferden gezogen.
Provenienz Die Provenienz des Buches ist unklar. Wie der Handschriftenkatalog von 1744 belegt, befand sich der Codex bereits zu dieser Zeit im Besitz der Bibliothèque Royale.
Literatur Catalogus codicum manuscriptorum Bibliothecae Regiae 1744, S. 344; Gundel 1936, S. 88; Panofsky 1953, S. 106, Anm. 3; Saxl/Meier 1953, S. 248; Thorndike 1957, S. 140f.; Aurigemma 1976a, S. 221; Schadt 1982, S. 298, Anm. 318; Gousset/Verdet 1989, S. 101, Abb. 32; ´ z˙ynska-Stolot 1997, S. 9f., 92; Kat. Hamburg 1993, S. 45, Garcia Aviles 1995a, S. 41; Snie ´ z˙ynska-Stolot 2002, passim, Abb. 27, 37, 38, 48, 49, 59, Anm. 20; Blume 2000, S. 269; Snie 77, 87, 96–97, 114. Siehe S. 20, Abb. 47–51
7.
Paris, Bibliothèque Nationale, Ms. Smith-Lesouëf 8 Georgius Zothorus Zaparus Fendulus, Liber astrologiae Geschrieben und illuminiert: Frankreich, um 1500 Kodikologische Angaben 325 × 205 mm, 39 Folia (mit Blattverlusten), Pergament, Text einspaltig zu 40 Zeilen in Bastarda cursiva formata von einer Hand; fol. 1r: 5zeilige Fleuronnée-Initiale, Rubriziert, Versalien gelb unterlegt, Capitula.
Art der Bilder Zum Text des Fendulus unvollständiger Bildzyklus mit 52 von 76 ganzseitigen Miniaturen der Zodiakalzeichen, Paranatellonten und Planeten in lavierter Federzeichnung. Die Position der Sterne ist nicht angegeben.
Inhalt fol. 1r–37r: fol. 37v: fol. 38r: fol. 38v–39r: fol. 39v:
Georgius Zothorus Zaparus Fendulus, Liber astrologiae Abhandlung zum Mond (vgl. Paris, Ms. lat. 7331, fol. 55v) leer Fragment einer Abhandlung zur Nativität Christi mit Horoskopschema (vgl. Paris, Ms. lat. 7331, fol. 60r; London, Ms. Sloane 3983, fol. 49v) leer
Kommentar Das von professioneller Hand geschriebene Manuskript ist der jüngste Textzeuge des Liber astrologiae des Georgius Zothorus Zaparus Fendulus. Anhand der Schrift- und Illustrationsmerkmale kann die Entstehung des Buches um die Wende zum 16. Jahrhundert im französischen Raum angenommen werden. Für wen und wann genau der Codex einst gefertigt wurde, ist jedoch ebenso unbekannt wie sein späteres Schicksal. Die Illustrationsfolge ist heute nicht mehr vollständig erhalten, da zahlreiche Darstellungen und Textpassagen durch Ausschneidungen verloren gingen. Aus diesem Grund setzt auch die Bilderreihe zum Tierkreis erst beim ersten Dekan des Löwen ein. Die vorangehenden Miniaturen fehlen ebenso wie das Einzelbild und die Paranatellonten des ersten Dekans der Jungfrau, die Einzelbilder von Waage, Schütze und Wassermann sowie die Paranetellonten des zweiten und dritten Steinbock-Dekans. Im Anschluss an den Tierkreis werden, wie bei diesem Text üblich, die sieben Planeten in jeweils vier Einzelbildern vorgeführt. Ein enge Verwandtschaft besteht zu dem Pariser Codex lat. 7331 (Kat.-Nr. 5). Der Illustrationszyklus in beiden Handschriften lässt sich auf das Vorbild des New Yorker Ms. M 785 (Kat.Nr. 4) zurückführen. Der Zusammenhang der beiden Codices wird zusätzlich durch die Identität der lateinischen Kommentare belegt, welche die Bilder begleiten und sich in dieser Form nur noch im Pariser Ms. lat. 7331 finden. Dabei wird, etwa beim Skorpion, in der jüngeren Hand-
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X. Katalog der Handschriften mit Sternenbilderdarstellungen 1200 –1500
schrift bisweilen auch die Textvorlage korrigiert. Überdies teilen beide Codices eine kurze Abhandlung zum Mond sowie Ausführungen zur Nativität Christi, wobei letztere auch vom Londoner Ms. Sloane 3983 (Kat.-Nr. 2) tradiert wird. Verzeichnis der Bilder Tierkreis und Paranatellonten Unvollständiger Bildzyklus mit 24 von 48 ganzseitigen ungerahmten Darstellungen der Tierkreiszeichen sowie der Paranatellonten in lavierter Federzeichnung fol. 5r–6r: Paranatellonten der Dekane des Löwen (Leo). fol. 7r–7v: Paranatellonten des 2. und 3. Dekans der Jungfrau (Virgo). fol. 8r–9r: Paranatellonten der Dekane der Waage (Libra). fol. 10r–11v: Skorpion (Scorpius), mit Paranetellonten. fol. 12r–13r: Paranatellonten der Dekane des Schützen (Sagittarius). fol. 14r–14v: Steinbock (Capri cornus), mit Paranatellonten des 1. Dekans. fol. 15r–16r: Paranatellonten der Dekane des Wassermanns (Aquarius). fol. 17r–18v: Fische (Pisces), mit Paranatellonten. Widder
und Paranatellonten aller Dekane des Widders, Stier und Paranatellonten aller Dekane des Stiers, Zwillinge und Paranatellonten aller Dekane der Zwillinge, Krebs und Paranatellonten aller Dekane des Krebses, Löwe als Einzelbild, Jungfrau als Einzelbild und Paranatellonten des 1. Dekans der Jungfrau, Waage als Einzelbild, Schütze als Einzelbild, Paranatellonten des 2. und 3. Dekans des Steinbocks, Wassermann als Einzelbild: fehlen.
Planeten Bildzyklus mit 28 ganzseitigen Darstellungen der Planeten in den vier Phasen ihrer Macht sowie der jeweils als Häuser zugehörigen Tierkreiszeichen in lavierter Federzeichnung. Alle Figuren auf einem Bodenstück und vor blankem Hintergrund wiedergegeben. fol. 20r–21v: Saturn. fol. 22v–24r: Jupiter. fol. 25r–26v: Mars. fol. 27v–29v: Sol. fol. 30v–32r: Venus. fol. 33r–34v: Merkur. fol. 35v–37r: Luna.
Provenienz Die Provenienz der Handschrift ist unbekannt. Wie der Eintrag »Medardus Pynottus Medicus« auf fol. Ar belegt, gehörte der Codex Anfang des 16. Jahrhunderts wohl einem Mediziner. Die Handschrift gelangte aus der Sammlung Smith-Lesouëf (Norgent-sur-Marne) in den Bestand der Bibliothèque Nationale.
Literatur ´ z˙ynsChampion 1930, Nr. 8; Panofsky 1953, S. 106, Anm. 3; Saxl/Meier 1953, S. 248; Snie ka-Stolot 1997, S. 92; Gousset/Verdet 1989, S. 100f., Abb. 37; Garcia Aviles 1995a, S. 41; Blume 2000, S. 269, Anm. 7. Siehe S. 20
X.2
Katalog der Michael Scotus-Handschriften
8.
München, Bayerische Staatsbibliothek, clm 10268 Michael Scotus, Liber quattuor distinctionum (Liber introductorius, pars 1) Sternbilder zum Abschnitt »de signis et imaginibus coeli« Die Handschrift ist der früheste und wichtigste Textzeuge des astrologischen Kernteiles des Liber Introductorius (Liber quattuor distinctionum) wie auch der Darstellungen des Sternbilder- und Planetenzyklus in der Himmelsbeschreibung der zweiten distinction. Padua, um 1320–1330 Kodikologische Angaben 39,5 × 25,5 cm, 146 Folia, Pergament, zwei Spalten, Textura formata rotunda, fol. 1r stark berieben, sonst ganz guter Zustand, an einigen Stellen wurde verblasster Text von späterer Hand nachgeschrieben (14./15. Jahrhundert). Laufend Randbetreffe von wenig späterer Hand, häufig auch Korrekturvermerke. Randnotiz fol. 19v: »fuit enim hic michael scotus chanonicus tolete que est in hyspania …«. Figureninitialen zum Beginn der distinctiones, Farbinitialen mit Farbfeld zu den Kapiteln. Ab fol. 21r Fleuronnée-Initialen zum Beginn der Abschnitte: Lombarden in rot und blau, alternierend, jeweils mit Fleuronnée in der Gegenfarbe (statt Blau zuweilen Violett).
Art der Bilder 48 Sternbilderdarstellungen, als lavierte Federzeichnungen in brauner Tinte von hoher Qualität über einer fein in Metallstift angelegten Unterzeichnung; rote Sterne, ab fol. 79v auch rote Kringel, nur noch die hellsten als Sternchen, in Tinte geomantische Figuren nur bis einschließich Draco.
Inhalt fol.1ra–146vb: Michael Scotus, Liber quattuor distinctionum (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1239, Nr. 6). Teil 1 des Liber introductorius (vgl. Ackermann 2003). Darin: fol. 77v–86r De signis et imaginibus celi (Ackermann ed. 2009). Zahlreiche weitere Darstellungen und Schemata (vgl. Bauer 1983, Übersicht S. 15–27)
Kommentar Im Münchener Codex liegt die früheste illustrierte Abschrift des Liber introductorius vor, die sich erhalten hat. Auch für das vielfach unabhängig überlieferte Sternbilderkapitel findet sich kein früheres illustriertes Exemplar. Die Entstehung der Handschrift im Padua der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts kann wohl als Konsens der neueren Forschung gelten, was mit den zuweilen angeführten stilistischen Bezügen zu Bologna wie Rimini durchaus vereinbar erscheint. Die Datierung wurde aus durchaus unterschiedlichen Gründen zwischen »um 1320« (Edwards 1978) und »um 1340« (Bauer 1983 und öfter) angesetzt, womit der Rahmen für eine weitere Präzisierung abgesteckt wäre. Prinzipiell setzt der Figurenstil die Rezeption von Werken Giottos voraus,
8. München, Bayerische Staatsbibliothek, clm 10268
die ausgeprägte Plastizität und lebendige Körperlichkeit der volumenbetonten Figuren und ihrer Draperien spricht eine deutliche Sprache. So wurde die Ausstattung der Handschrift wiederholt mit den Fresken der Capella degli Scrovegni in Padua (1304–1305) und des »Salone« (Palazzo della Ragione, nicht nach 1312) in Verbindung gebracht. Da die Malereien des »Salone« für einen Vergleich nicht mehr zur Verfügung stehen, muss die Diskussion ihrer Bezüge zu clm 10268 sich leider auf Hypothesen beschränken. Soweit in der Handschrift zeitgenössische Kleidung dargestellt wurde, scheinen die modischen Details eher in die 1320er Jahre zu passen. In einer Epoche des schnellen Wandels in der Mode ist dies als Hinweis darauf zu werten, dass die Handschrift wohl eher vor 1340 entstanden sein dürfte. Die im Ellbogenbereich schräg abgeschnittenen Ärmel des weiblichen Obergewandes mit nur schwach angedeuteter Spitze und vor allem die fast kreisrunden, ganz eng am Hals bleibenden Halsausschnitte (z. B. Virgo, fol. 79vb; Plejaden, fol. 82ra; Venus, fol. 85r; Luna, fol. 86rb) wären um 1340 bereits altmodisch gewesen. Die elegante Kleidung des Canonspielers mit den kurzen Scheinärmelchen und dem niedrigen Stehkragen gehört ebenfalls ins frühe 14. Jahrhundert, allerdings ist dabei auch zu bedenken, dass möglicherweise die Formen einer direkten Vorlage noch durchscheinen. Auch die hoch unter der Brust gerafften und gefältelten, von da abwärts aber weit fallenden Kleider gehören eher der Mode des früheren Jahrhunderts an; um 1340 waren moderne Kleider am Oberkörper eng anliegend und erst ab der Hüfte abwärts weit. Gerade bei der Gestalt der Venus, in aller Regel der Typus der verführerischen Frau, würde man jedoch ein Kleid voraussetzen, das der aktuellen Mode entspricht und nicht einer Form, die mittlerweile überholt war. Allerdings ist in Betracht zu ziehen, dass vor allem für die Planeten und die Zeichen des Tierkreises eine unmittelbare Orientierung an den Darstellungen Giottos im Palazzo della Ragione durchaus wahrscheinlich ist und möglicherweise auch deren Kleidungsdetails übernomen worden sein könnten. Die am Rand eingetragene kleine Tabelle der »Radices« der Planeten bezieht sich auf das Jahr 1320, da es in Padua wohl kein allzu großes Problem gewesen sein dürfte, sich aktuelle Daten zu beschaffen, kann wohl auch dies als Hinweis auf eine eher frühe Entstehung gewertet werden. D’Arcais (1985) und Mariani Canova (1998) datieren ebenfalls etwas früher als Bauer, letztere verweist auch auf die Ausformung des Fleuronnée, das so in Padua im ersten Viertel des Jahrhunderts Verwendung fand. Die Klärung der Provenienz des Codex wurde von Bauer ebenfalls ein großes Stück voran gebracht (1983, S. 29–31). Allerdings schleichen sich bei der genaueren Betrachtung der ersten Seite, auf deren Wappendarstellung die Überlegungen auf bauen, doch auch Zweifel daran ein, ob es sich bei dem Wappenführer aus dem Hause Lusignan wirklich um den Erstbesitzer der Handschrift handelte. Zum einen unterscheiden sich Wappen und Haltefigur in ihrer Faktur deutlich von der restlichen malerischen Ausgestaltung der Seite, so dass sie wohl nicht in einem Zug und von derselben Hand mit dieser entstanden sein mögen. Zum anderen findet sich eine Stelle, direkt unter dem Wappen, ebenfalls zwischen den Spalten, aber direkt über dem – vermutlichen – Dedikationsbild, wo der Innenraum eines zweiten wappenschildförmigen Feldes ausgeschnitten und das Loch sorgsam mit einem frischen Stückchen Pergament geschlossen wurde. Da es keineswegs ungewöhnlich ist, dass bei einem Besitzerwechsel das alte Wappen übermalt, durch Rasur getilgt oder einfach ausgeschnitten wurde, um es durch das Wappen des neuen Besitzers zu ersetzen, liegt die Vermutung nahe, dass dies auch hier der Fall gewesen sein könnte. Mangels weiterer Indizien muss die Frage weiterhin offen bleiben. Der stark angegriffene
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Katalog der Michael Scotus-Handschriften
Zustand der Seite bedingt leider weitere offene Fragen, so vor allem die nach der Deutung der Darstellungen am unteren Seitenrand. Prinzipiell dürfte Bauers Thesen (1983, S. 96f.) auch hier im Wesentlichen zu folgen sein. Misslich ist die ausgesprochen bruchstückhafte Lesbarkeit der linken Seite, einschließlich des zugehörigen Schriftfeldes. Immerhin ist dort soviel erkennbar, dass der Bezug auf die in der Spalte darüber zu lesende Textstelle des Proömiums, in der das Verhältnis der »prima causa« (Gott) zur Bewegung der Gestirne und schließlich zum irdischen Geschehen grundsätzlich bestimmt wird, klar zu sein scheint. Die Darstellung ist also thematisch unmittelbar mit dem Text verklammert. Das Schriftfeld in der Miniatur verweist somit auf die Grundannahme, auf der die von Michael Scotus entwickelte Astrologie innerhalb des christlichen Weltbildes beruht. Von Interesse mag auch ein Medaillon mit der Darstellung zweier nackter Knaben am rechten Seitenrand sein, in denen man die Zwillinge des Tierkreises vermuten kann. Die Handschrift dokumentiert die spezifische Ikonographie der Sternbilder nach Michael Scotus, wie sie im früheren 14. Jahrhundert in Oberitalien vorlag. Diese Ikonographie fand vor allem im 15. Jahrhundert weite Verbreitung, die Münchener Handschrift selbst scheint jedoch nur wenig unmittelbare Nachfolge gefunden zu haben. Die Bildausstattung des wohl ebenfalls Paduanischen (Mariani Canova 1998) Codex Bodley 266 der Bodleian Library in Oxford ist unmittelbar von ihr abgeleitet, was auf den Verbleib von clm 10268 in seiner Herkunftsregion hinweist. Der Text von Bodley 266 weicht von der Münchener Handschrift an einigen Stellen ab, da er vor Eintritt der heute zu beklagenden Blattverluste kopiert wurde. Offenbar wurden viele Stellen des Textes von späterer Hand nachgeschrieben, da die ursprüngliche Schrift kaum noch lesbar war. Ob die den Sternbildern beigegebenen geomantischen Zeichen dem Orginalbestand zugehören oder als Nachträge eingefügt wurden, ist schwer zu entscheiden. Das Erscheinungsbild spricht dafür, sie als ursprünglich anzusehen. An etlichen Stellen ist zu erkennen, dass die als Randglosse eingetragenen astrologischen Erläuterungen zu den einzelnen Sternbildern (»Natus in…«) erst nach der Anlage der Bilder geschrieben wurden. So ist es unverkennbar, dass der Text bei Aries zum Teil zwischen die Beine des Widders geschrieben wurde, auch der Sterngruppe hinter dem Tier weicht der Text aus. Beim Delfin wurde der Text ebenfalls um das Bild herum geschrieben, an anderen Stellen schmiegt sich die Schrift sogar eng um die Ausläufer des Fleuronnée der Lombarden (z. B. fol. 81ra bei Agitator). Eine Vielzahl weiterer Stellen ließe sich anführen. Alle diese Textblöcke zur astrologischen Erläuterung wurden somit erst nach Vollendung der Fleuronnée-Initialen und der Bilder eingetragen. Ein ungewöhnliches Verfahren, geht man davon aus, dass die Vorlage schon alle Textteile in analoger Art kombinierte. Die Anmerkung zur Bedeutung der Bilder (»Nota quod non est figura nec aliqua pars harum figurarum que no sit significative… «) steht hier als Randglosse neben dem Bild der Corona, während sie in Wien, ÖNB, 2378, zwischen Draco und Hercules und in Wien, ÖNB, 2352, zwischen Hercules und Corona eingefügt wurde. Der Vergleich des Sternbilderzyklus mit dem der späteren böhmischen Handschrift, Wien, ÖNB, 2352, wurde bereits von Bauer (1983, S. 32–79) ausführlich durchgeführt. Die jeweilige Beziehung zu Madrid 19 führte dabei zu dem Schluss, dass die Wiener Handschrift den Sternbilderzyklus des Michael Scotus wohl authentischer wiedergibt als clm 10268. Bezieht man weitere Vorbilder Michaels mit ein, vor allem die Sternbilder in De signis coeli in der Fassung der Liber Nimrod-Handschriften gewinnt dieser Befund noch an Schärfe. Vergleicht man beispielsweise die Kleidung Andromedas, vor allem in Paris, BN, lat. 14754 (Bd. 1, Kat.-Nr. 48), mit
8. München, Bayerische Staatsbibliothek, clm 10268
Mantel und kurzem »Röckchen«, mit dem Scotus-Bild in Wien 2352, so fallen die Übereinstimmungen unmittelbar ins Auge: ein langer, hinten breit von den Schultern hängender Mantel, kombiniert mit einem sehr kurzen, hemdartigen, Kleid mit nur gut hüftlangem »Röckchen«. Das vorne auseinanderklaffende Kleid, das die männlichen Geschlechtsteile entblößt, erscheint demgegenüber als eine Interpretation von Text und Bildvorlage, die offenbar bemüht ist, diese Vorgaben mit den Kleidungskonventionen des früheren Trecento zu versöhnen. Obgleich auch die Wiener Handschrift durchaus »zeitgemäße« Stilisierungen durch den wohl Prager Maler erkennen lässt, scheint dieser doch in der Regel auch die eher unvertrauten Merkmale seiner auf weit älteren Vorgängern beruhenden Vorlage nach Möglichkeit erhalten zu haben. Eine Anverwandlung der Bilder nach zeitgenössischen Vorstellungen ist in München, BSB, clm 10268, dagegen häufiger zu konstatieren. Möglicherweise wurde auch einer Umsetzung der Angaben des Textes zu den Figuren eher der Vorzug vor einer sklavischen Übertragung der Bilder gegeben.
Verzeichnis der Bilder fol. 79rb: Aries (Widder), nach links, Kopf zurückgewandt, Halsband mit Glocke (Bauer: »lilienförmiges Zeichen«); Taurus (Stier), halbes, lagerndes Rind, nach links orientiert, das
vordere Vorderbein eingeklappt (die Anordnung der Sterne folgt auch hier möglichst wörtlich dem Text, allerdings geht dieser offenbar von einem vollständigen Stier aus, denn die Plejaden seien »inter culum et caudam«, der Zeichner/Rubrikator löste das Problem, indem der die sieben Sterne auf die Schnittfläche setzte). fol. 79va: Gemini (Zwillinge), nackt bis auf Mäntel (violett), Flügel, sich den Arm auf die Schulter legend, mit Pedum (links) und Lyra (rechts); Cancer (Krebs), naturnahe Krabbe, in Draufsicht, Kopf und Zangen nach oben; Leo (Löwe), nach links, mächtige Mähne. fol. 79vb: Virgo (Jungfrau), en-face, Krone, Flügel, langes Kleid, in der Rechten drei Ähren, in der Linken Caduceus, drei Punktmuster. Libra (Waage), auf Thronbank sitzende männliche Gestalt hält die riesige Waage vor sich in der Linken, rechte erhoben; Scorpius (Skorpion), naturnah, nach links. fol. 80ra: Sagittarius (Schütze), nach links sprengender Kentaur, den Bogen spannend, Hörner (wie ein Wisent), riesiges Löwenfell als Umhang, unter ihm Sagitta nach links; Capricornus (Steinbock), wohl Nachtrag, simpler gezeichnet, wenig laviert, Ziegenfisch nach links; Aquarius (Wassermann), Nachtrag, sehr schlicht in dicken Linien umrissen, nach rechts gewandt, wendet Kopf zurück, schüttet beidhändig rechts, senkrecht nach unten, Sterne und Punktmuster. fol. 80rb: Pisces (Fische), ursprünglich, waagrecht, gegenläufig, am Maul verbunden, der untere Fisch auf dem Rücken liegend. fol. 80vab: Ursa maior, Ursa minor, Draco (Großer Bär, Kleiner Bär, Drache), die Schlange S-förmig nach rechts gekippt, die Bären sehr lebendig, Rücken an Rücken, gegenläufig, der rechte nach oben rechts springend. fol. 80va: Draco (Drache), kleiner Phantasiedrachen mit Flügeln »Hundekopf« und geringeltem Schlangenschwanz mit »Lilie« nach rechts orientiert; Hercu les, Schlangenkampfszene, Hercules nach links orientiert, nackt, langes Schwert, Löwenfell mit Menschengesicht, die Schlange um einen Baum gewunden. fol. 80vb: Corona borealis (Nördliche Krone), kreisrund, Gemmenkranz, unten Bänder, Serpentarius (Schlangen träger), auf dem Skorpion stehende, nackte Rückenfigur nach links, Schlange wendet den Kopf zum Gesicht des Trägers, Skorpion recht naturnah. fol. 81ra: Bootes (Bärenhüter), en-face, Schreitstellung, Arme zur Seite: rechte Hand große Sichel, linke Hand dünner Speer, Hut (wie Klerikerhut ohne Troddeln), barfuß, in langen Mantel gehüllt (eine Schul-
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Katalog der Michael Scotus-Handschriften
ter frei), großes Schwert am Hüftgurt. fol. 81rab: Auriga (Fuhrmann), fährt im »Leiterwagen« nach rechts, zwei Ochsen und vorne zwei Pferde, steht en-face im Wagen, in Mantel gehüllt (eine Schulter frei) Speer in der Rechten, Haedi in der ausgestreckten Linken, Capra auf Schulter (rechts), merkwürdig hutartiger Helm, Bart. fol. 81rb: Cepheus, wadenlanger Rock, große phrygische Mütze, diagonaler Schwertgurt mit Schwert, große Börse am Gürtel, Arme ausgebreitet; Cassiopeia, en-face auf Thron (vgl. »Stangenthron«), Arme ausgebreitet – keine Fesseln (?) –, von der rechten Handfläche ein Blutstrom, Kleid, aber eine Brust entblößt, keine Krone aber Stirnband. fol. 81va: Pegasus, Hälfte nach rechts, Flügel; Andromeda, zwischen Bäume auf Felsen gefesselt, an den Armen hängend, das lange Kleid vorn auf klaffend, männliche Geschlechtsteile (Kopf, Oberkörper und Kleid eindeutig für Frau), Füße frei hängend. fol. 81vb: Perseus, nackter Mann, Rückenfigur, nach links, Gorgo in der Linken, auf dieser Schulter ein Schild, Knüttel in der Rechten, Kopftuch, Bart, Fußflügel; Triangulum (Dreieck), einfach, gleichschenklig. fol. 82ra: Pleiades (Sieben gestirn), weibliche Halbfiguren in zeitgenössischen Kleidern, oben vier, unten drei nebeneinander, im Gespräch sich zuwendend, gestikulierend, jew. ein Stern am Scheitel; Lyra (Leier), sorgfältig, mit Wirbelbrett, aber völlig unbrauchbar, im unteren Bogen eine Art »Wolkenbänder«; Cygnus (Schwan), Schwan läuft nach rechts, Flügel leicht erhoben über sich. fol. 82rb: Aquila (Adler), auf Pfeil, Schwingen ausgebreitet, nach rechts orientiert, Kopf nach links umgewandt; Vultur cadens (Fallender Geier), Adler mit Pfeil in den Fängen (in diesen auch Kranz mit Bändern, vgl. Madrid 19), Mensch nackt, mit Bart und Nimbus, Sterne in Kopf und Brust, Adler vergleichbar wie oben aber Kopf schaut nach rechts. fol. 82va: Cetus (Walfisch), nach links, großer naturnaher Fisch; Eridanus (Fluss), Schwimmer im Wasser, nach rechts orientiert, sich nach links umwendend, Wasser nur unten rechts gezeichnet ›chwebt‹ darüber). fol. 82vb: Figura sonantis canonum (Canon spieler), Psalterspieler auf thronähnlichem Sitz, Sendelbinde, weites Gewand, Instrument auf den Knien haltend; Delphinus, hechtartig, nach links. fol. 83ra: Orion, nach links kämpfend, antikische Rüstung, großer Schild (Knöchel bis Kinn), Schwert erhoben, Schwertscheide am Gürtel; Canis (Großer Hund), Hund nach links. fol. 83rb: Lepus (Hase), nach links; Argo Navis (Schiff), halb, nach links (Heck mit Steuerruder links), Mast ohne Segel, kleine Schildkröte kommt hinter der Schnittstelle hervor nach rechts (mit Stern in der Schnauzenspitze). fol. 83va: Austronotus (Kentaurenweib), Kentaurin nach links (vgl. Madrid 19); Galaxia (Milchstraße), bartloser Mann in violettes Manteltuch gehüllt sitzt sinnend, bärtiger Mann hält »mandorlaförmige« Figur mit Sternen (circulus celestis qui dicitur galaxia). fol. 83vb: Piscis austrinus (Südlicher Fisch), großer Fisch auf dem Rücken nach links, über seinem Bauch ein kleiner, aufrecht schwimmernder Fisch auch nach links (beide mit Sternen); Ara (Altar), runder Brunnen auf vierstufigem Sockel, drei Flammenzungen daraus, vier Teufelchen fliegen davon. fol. 84ra: Centaurus, Kentauer nach rechts galoppierend, Beute auf rechter Hand (auf dem Rücken liegend), von dem Arm hängend eine Feldflasche, Hase an Speer über der Schulter, bärtig, Schwert am Gürtel; Hydra, Crater, Corvus (Seeschlange, Becher, Rabe), Schlange nach links, Crater zweihenklige Vase, Hydra hat den Kopf in die Äste eines kleinen Bäumchens gesteckt. fol. 84rb: Anticanis (Kleiner Hund), nach links laufender Hund; Equus secundus (Zweites Pferd), Pegasus galoppiert nach links, auch Flügel an den Hufen; Terebellum (Bohrer), Bohrer, aufrecht. fol. 84va: Vexillum (Fahne), große mehrlatzige Fahne, nach rechts geneigt, nach links wehend, Speerspitze. fol. 85r–86r Planetenbilder: fol. 85r: Saturn, Jupiter, Mars, Venus, Merkur; fol. 85vab: Sol in der Quadriga, die Pferde als Jahreszeiten beschriftet, (ver, estas, autumnus, hiems); fol. 86rb: Luna in der Biga
8. München, Bayerische Staatsbibliothek, clm 10268
Provenienz Bauer 1983 (S. 29–31) identifizierte das Wappen fol. 1r als das eines Mitglieds der Famile Lusignan. Allerdings muss mit der Möglichkeit gerechnet werden, dass dieses Wappen sekundär ist und die ausgeschnittene Stelle weiter unten das Wappen des Erstbesitzers trug. Sollte dies der Fall sein, wäre die Handschrift jedoch schon bald in den Besitz des Wappenträgers gelangt. Die Handschrift gelangte mit der Mannheimer Hof bibliothek unter Kurfürst Karl-Theodor von der Pfalz durch dessen Residenzverlegung nach München in die dortige Hof bibliothek, heute Bayerische Staatsbibliothek. In der Mannheimer Zeit wurde – wohl wegen eines bedrohlichen Wasserschadens – eine Kopie angefertigt, die sich heute als clm 10663 ebenfalls in der Münchener Staatsbibliothek befindet.
Literatur Boll 1903, S. 440–443 und S. 540–543, Abb. S. 102 (Hercules), S. 115 ( Jupiter), S. 145 (Centaurus), S. 274 (Sonans canonum), S. 541 (Eridanus); Fuchs 1909, S. 24–29; Saxl 1912, S. 166–168 und 175–177, Tafel 27; Panofsky/Saxl 1933, S. 242, Abb. 27 ( Jupiter, Venus, Mars, Merkur); Byvanck 1949, S. 219, Nr. 57; Saxl/Meier 1953, S. XXXV–XLIII; Thorndike 1961, S. 435–443; Gallo 1973; Schmitt 1975, S. 58, Anm. 10; Mütherich/Schaller 1977; Edwards 1978, S. ix–xii (Beschreibung) und passim; Bauer 1983, Beschreibung der Handschrift S. 15–28; D’Arcais 1985; Edwards 1985, S. 331; Kunitzsch 1986b, Anm. 42f. (zu fol. 79rb–84va, 77v–79ra); Palmer/Speckenbach 1990, S. 156; Remak-Honnef/Hauke 1991; Ciccuto 1991, S. 35, Anm. 46; Burnett 1994; Reichert 1995, S. 443f., 451–456, 470f. und öfter; Federico II. Immagine e potere, Ausst.-Kat. Bari 1995, Kat.-Nr. 10.1; Benati ´ z˙ynska-Stolot 1997, S. 92; Jacquart 1997, S. 244; 1995, S. 54; Federici Vescovini 1996; Snie Obrist 1997, S. 83, Anm. 187; Ciccuto 1999, S. 74f., Abb. 5–6; Mariani Canova 1998, S. 27–40; La miniatura a Padova dal Medioevo al Settecento, Ausst.-Kat. Padua 1999, S. 113f. (Abb. fol. 85r); Blume 2000, S. 53–63 (vor allem zu den Planetenbildern); Giotto e il suo tempo, Ausst.-Kat. Padua 2000, Abb. S. 241 (fol. 85v); Mariani Canova 2002, S. 394– 400; Metzger 2009. Siehe S. 24–26, 38–45, 48–49, 60, Taf. 5–8, Abb. 52–66
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Sankt Petersburg, Russische Nationalbibliothek (Öffentliche M.E. Saltykow Schtschedrin Staatsbibliothek), Ms. lat. F.v.IX, 1 (alias: Cod. lat. F.v.IX, No. 3) Michael Scotus, De signis et imaginibus coeli; Tabulae astronomicae Sternbilderdarstellungen zur Himmelsbeschreibung des Michael Scotus. Die Handschrift enthält die Himmelsbeschreibung ohne die Einleitung, also nur den Kern des Textes mit den Beschreibungen der 48 Sternbilder sowie der Planeten, dazu kommen Planetentafeln und kleinere astrologische Texte. Sie gehört zu den frühesten Belegen der Sternbilder nach Michael Scotus, die Ergänzung des Widders zum Agnus dei durch den Kreuzstab mag darauf hindeuten, dass der böhmische Zweig der Überlieferung der Sternbilder nach Michael Scotus von einer verwandten Handschrift ausgegangen sein dürfte. Oberitalien, 3. Viertel 14. Jahrhundert (um 1350?) Kodikologische Angaben 25 × 17,5 cm, Pergament, 48 Folia, sorgfältig geschriebene Textura zweier, sehr ähnlicher Hände, 39 Zeilen, einspaltig; fol. 47v–48v in großer, aufwendiger Textura formata. Einfache 4zeilige Lombarde zum Textbeginn fol. 1r, sonst Raum für 2zeilige Initialen zu Beginn der Abschnitte ausgespart, in die Leerstellen wurden zu einem unbekannten Zeitpunkt ausgeschnittene Farbinitialen aus einer anderen Handschrift eingeklebt (fol. 2v–7r und 14r; schriftliche Auskunft von Dr. Margarita Logutova, St. Petersburg).
Art der Bilder 48 Sternbilderdarstellungen als überwiegend sorgfältig angelegte und farbig lavierte Federzeichnungen mit eingetragenen Sternen in Rot (überwiegend als Kringel, einige als Sternchen oder als Kringel mit Zacken).
Inhalt Michael Scotus, Tractatus de signis et imaginibus coeli (Ackermann ed. 2009; Thorndike/Kibre 1963, Sp. 986, Nr. 10). Ohne die Einleitung (»Philosophi quidem… – …in omni parte mundi«). Nachträge: fol. 5r–14r Beischriften an den Seitenrändern zum Gebrauch der Sternbilder als in Steine geschnittene Amulette, z. B. fol. 5r Ursa hoc signum sculptum in lapidem reddit hominem strenuum… (Humanistica cursiva) fol. 19r–20v: Tabule horarum artificialium. zwölf Tabellen zu den Monaten, je zwei auf einer Seite nebeneinander, linke Spalte: Tage (1–[28]30/31), fünf Spalten für Zahlen bis einschließlich 24, Spalte für Wochentagsbuchstaben, letzte Spalten für Gradangaben (dreiteilig: Grad, Minuten, Sekunden) fol. 21r: Canones tabularum. Erläuterung zu den vorausgehenden Tafeln fol. 21rv: De signis in celo. >Pectitio signorum qui aparuerunt in mare in celoEgo Johannes cons[iliarius?] Silvestri de Luxia de Venetia, publicus imperiali auctoritate notarius et cancellarius et ca[pellanus?] comitis Catari hunc libellum scripsi et ad finem deoduce perduxi die Mercurei XV mensis Aprilis MCCCCquinquagesimo ad laudem et gloriam dei< [Mittwoch, 15. April 1450]«. Das Datum ist jedoch nicht ohne weiteres auf die anderen Bestandteile der Handschrift übertragbar. fol. IV*v Besitzeintrag: »Iste liber est Magnifici et clarissimi Domini Laurencii Lauredano quondam magistri domini Marci Lauredano [Humanistica cursiva].« »Laurencii … magistri« auf Rasur ergänzt, ab »Laurencii« in anderer Tinte geschrieben. Vom darunterliegenden früheren Besitzeintrag sind nur noch Spuren von zwei Unterlängen zu erkennen. Lorenzo Loredano (1431–1521) war Doge von Venedig, ein Marco ist für das 16. Jahrhundert belegt (vgl. Archivio biografico italiano). Im 17. Jahrhundert in Strozzi-Besitz, der Vorderspiegel trägt ein Signaturschild der Biblioteca Nazionale mit dem Eintrag »Provenienza: Strozzi fo No 372«.
Literatur Indice generale, fol. 46rv; Fossi 1789; Moreni 1817, Bd. 2, S. 296; Donckel 1933, S. 36f.; Stegmüller 1949–1976, Bd. 5, S. 309; Reeves 1969, S. 420, Anm. 1; Degenhart/Schmitt I, 1968, S. 225f., Anm. 13, 26; Kaeppeli 1970, S. 258; Schmitt 1975, S. 58, Anm. 10; Edwards 1985, S. 332, Anm. 12; Ackermann 2009, S. 499–504; Ackermann 2001; Burnett 2001. Siehe S. 46–47, Abb. 194–197
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Mailand, Biblioteca Ambrosiana, Cod. I. 90 sup. Blasius de Parma; Prosdocimo de’ Beldomandi; Tadeus de Parma; De spera solida; Michael Scotus, De signis et imaginibus coeli Sternbilderdarstellungen zur Himmelsbeschreibung des Michael Scotus Universitäre Textsammlung zu Astronomie und Optik. Der illustrierte Sternbildertraktat des Michael Scotus ergänzt hier vor allem die Kommentare zu den verbreiteten Grundlagentexten, der Sphaera des Johannes de Sacrobosco und der Theorica Planetarum. Oberitalien, um 1441 Kodikologische Angaben 26,7 × 18,4 cm, Papier, 267 Folia, zweispaltig, gotische Bastarda mehrerer Hände. Geometrische Illustrationen von hoher, professioneller Qualität. Durchgehend sorgfältig rubriziert (hellrot und violett). Von nicht ganz regelmäßigem Auf bau, überwiegend aus Quinionen. Die ursprüngliche erste Lage ist heute verloren (alte Lagenzählung). Leichte Zäsuren nach fol. 160 und fol. 214 mögen auf einen nicht ganz einheitlichen Entstehungsvorgang deuten.
Art der Bilder 48 Sternbilderdarstellungen als lavierte Federzeichnungen, die Sterne wurden als rote Kringel, die hellsten als Sternchen, eingesetzt.
Inhalt fol. IIIr: fol. 1ra–80v:
Index. Inhaltsübersicht. Eine weitere Liste folgt fol. IIIv. Blasius de Parma, Tractatus perspective (vgl. Thorndike 1934, Bd. 4, S. 657–659). Der Text endet mit fol. 74ra (unvollständig?). fol. 74rb–80v Illustrationen zum Vorhergehenden. Sehr sauber ausgeführte Zeichnungen in brauner und dunkelroter Tinte zur Reflexion und Brechung von Lichtstrahlen. fol. 81ra–160v: Prosdocimo de’ Beldomandi, Commentum in Speram Johannis de Sacrobosco (vgl. Thorndike 1949, S. 40). Text endet fol. 156va. fol. 157r–160v Schemazeichnungen zum Traktat (vgl. Krakau, BJ, Rps. 573) fol. 161ra–192va: Tadeus de Parma, Super theorica planetarum Gerardi (Thorndike 1934, Bd. 3, S. 649; Thorndike 1959, S. 48). – fol. 186r–189v: leer fol. 192va–194v: Rotae. Schemazeichnungen mit erläuternden Texten, unter anderem zu den Aspekten im Tierkreis fol. 195r–206r: Tractatus de spera solida (Glorieux 1971, S. 63, Nr. 1a). Druck in: Johannes de Sacrobosco: Spherae tractatus, Venedig 1518, fol. 139v–152v. Zeichnungen hier eher dürftig fol. 206v–207v: Tractatus de compositione chilindri (Thorndike 1959, S. 48, Anm. 117). – fol. 208r–214v: leer. fol. 215r–248v: Michael Scotus, De signis et imaginibus celi (Ackermann ed. 2009; Thorndike/Kibre 1963, Sp. 986, Nr. 10). Ohne die Einleitung mit der
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numerierten Aufzählung der Sternbilder. Die Sternbilderabschnitte wurden fol. 216v–218r (Aries bis Gemini) mit Nachträgen in italienischer Sprache versehen. fol. 239r–248v: zu den Planeten fol. 249v–266v: Expositio theorice planetarum Gerardi. Beginnt mit einem accessus, der eigentliche Kommentar folgt fol. 252rb, der Text bricht fol. 266v am Ende der Seite unvermittelt ab. fol. Ir: (altes Vorsatzblatt?) Notiz zur Zuordnung der Planeten zu den Metallen
Kommentar Der ganze Charakter der Handschrift mit verschiedenen, noch aktuellen Kommentaren zu be kannten Lehrtexten des 13. Jahrhunderts und zahlreichen Randbemerkungen, Notizen und Erläuterungen weist auf einen universitären Kontext, vielleicht auf Padua oder eine andere oberitalienische Hochschule. Angesichts des regen Zustroms von Studenten aus den Ländern nördlich der Alpen zu diesen Universitäten, kann das Kolophon des Jakob Schonloip »de Prussia« kaum verwundern. Auf eine Entstehung der Handschrift im deutschen Raum (so Cipriani 1968) kann hieraus keineswegs geschlossen werden. Die bescheidene Qualität der figürlichen Zeichnungen spricht eher gegen einen berufsmäßig arbeitenden Illustrator. Die geometrischen Illustrationen an anderer Stelle im Codex sind hingegen sorgfältig ausgeführt und von professioneller Qualität. Die Sternbilderdarstellungen wurden mit einem Metallstift skizziert und dann mit etwas verdünnter Tinte ins Reine gezeichnet. Die Kolorierung beschränkt sich auf eine kleine Auswahl von wässrig, lavierend aufgetragenen Farben: Gelb, Braun (verdünnte braune Tinte?), Rotviolett (dieses als dunkles, unverdünntes, Aubergine, ist auch die Farbe der zahlreichen Lombarden). Die Rubriken, die zahlreichen Capitula und die Sterne erscheinen in hellerem, weit weniger ins Violette spielendem Rot. Die Anordnung der Sterne entspricht auch hier, wie in den meisten Fällen, den Angaben des Textes, ohne Berücksichtigung des Himmelsbildes. Der Stern auf der Stirn des Widders wird hier nicht im Text genannt (wie auch in anderen italienischen Handschriften). Auch so bekannte Sternbilder wie die beiden Bären oder Orion würden sich nur anhand der Sternmuster nicht identifizieren lassen. Von Widder bis Krebs folgen die Sternbilderdarstellungen zunächst jeweils der Beschreibung des Zeichens, darunter folgen die Ausführungen zu den unter dem Zeichen Geborenen. Im weiteren Verlauf (ab Leo), wurde die Reihenfolge geändert, die Textabschnitte folgen hier direkt aufeinander, das Bild steht am Schluss des ganzen Absatzes. Möglicherweise ist hierin noch eine Spur der Layoutänderung zu sehen, durch die die astrologischen Informationen aus dem Bereich der Randglosse (vgl. clm 10268, CVP 2378) in den Textspiegel gerückt wurden. Etliche Gemeinsamkeiten verbinden die Bildausstattung mit der »venezianischen Gruppe« (Florenz, BNC, Magl. XXII,22; London, Add. Ms. 41600; London, Wellcome, Ms. 509), deren frühester Vertreter (Magl. XXII,22) wohl schon gegen 1430 entstand (siehe dort). Die Bildtypen entsprechen sich mit nur wenigen Ausnahmen sehr genau, die Eigenheiten dieser Fassung des Zyklus stimmen durchgehend überein (z. B. Widder und Stier als naturnahe, stehende Vollfiguren, Cassiopeia auf einer Thronbank mit aufwendiger, massiver Lehnenarchitektur, die geradezu an die Formen eines Stadttores mit f lankierenden Türmen erinnert, der »sonans canonum« als Frau, Eridanus liegt auf einer felsigen Böschung anstatt zu schwimmen (Beischrift jeweils
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»Eridanus«), Perseus mit Fledermausf lügeln an den Füßen und Cetus als C-förmig zum Halbkreis gebogener Fisch). Orion mit beschriftetem Schild (»orion«) findet sich in den beiden späteren Handschriften in London. Die ungewöhnliche Fassung der Darstellung des »Demon meridianus« (Galaxia) mag auf eine missverstandene oder unleserliche Vorlage zurückgehen und vor allem der Bezeichnung Michaels für das Sternbild Rechnung tragen. So ist es folgerichtig, dass eine Beischrift verdeutlicht, dass es sich bei dem entsprechenden Teufel um besagten »demon« handele. Allerdings unterscheidet sich die Textauswahl und die gesamte Ausrichtung der Handschrift grundlegend von den drei genannten Codices. Ob die am Anfang fehlende Lage ein Kalendar enthielt, wie die dortige Textsammlung bleibt ungewiss. Obgleich Teile des Codex von einem Schreiber deutscher Herkunft stammen ( Jakob Schonloip aus Preußen, s. u.), spricht nichts für eine Entstehung im deutschen Sprachraum. Die italienischen Nachträge zum Sternbildertext (fol. 216v–218r), die enge ikonographische Verwandschaft mit drei Handschriften, deren Herkunft aus Venedig als gesichert angesehen werden kann, und die durchgängig aus oberitalienischem Milieu stammenden wissenschaftlichen Texte lassen ebenfalls an das östliche Oberitalien denken. Die bei aller Deutlichkeit der Zusammengehörigkeit mit den genannten Handschriften in Florenz und London doch sehr deutliche Nähe zu Paduaner Handschriften, vor allem zu clm 10268, und der universitäre Charakter der Textauswahl legen die Vermutung nahe, dass auch hier Padua – als die Venedig in jeder Hinsicht nächstliegende Universität – der Entstehungsort sein mag. Das (auch durch andere Textzeugen belegte) Kolphon zum Traktat des Prosdocimo de’ Beldomandi erwähnt explizit, dass dieser 1418 in Padua verfasst worden sei. Allerdings kommen auch andere oberitalienische Zentren in Frage, so etwa Parma. Für die in ihrer Textauswahl so ganz anders ausgerichteten venezianischen Handschriften deutet der Zusammenhang mit dem Ambrosianus auf eine letztlich doch über das universitäre Milieu vermittelte Herkunft des illustrierten Scotustextes. Es ist jedoch unverkennbar, dass der Kontext als die akademische Grundlehre charakterisiert werden muss. Eine Verbindung zu den neueren Errungenschaften der Wissenschaft ist nicht zu erkennen. Verzeichnis der Bilder fol. 216v: Aries (Widder), sich nach rechts hin auf bäumend, recht natürlich. fol. 217r: Taurus (Stier), nach links gewandt stehend, Zeichnung etwas fahrig, aber anatomisch gut beob-
achtet, die Plejaden erscheinen als geomantische Figur auf dem hinteren Oberschenkel. fol. 217v: Gemini (Zwillinge), nebeneinander nach rechts schreitend, die Ellbogen ineinan-
der gehakt, die rechte Figur als weiblich gekennzeichnet, beide mit Flügeln und von den Schultern fallenden Mänteln, links mit Sichel, rechts mit Lyra, jeweils in der freien Hand. fol. 218r: Cancer (Krebs), als realitätsnaher Flusskrebs, waagrecht nach rechts, in Draufsicht. fol. 218v: Leo (Löwe), natürlicher Löwe nach links. fol. 219r: Virgo (Jungfrau), leicht nach links gewandt, stehende nackte Frau mit Flügeln, nur ein von den Schultern fallender, leicht nach vorn wehender Stoffstreifen verhüllt ihre Scham, in der Rechten eine Ähre, in der Linken ein Zepter. fol. 219r: Libra (Waage), auf einer Bank sitzender Mann in der Kleidung eines wohlhabenden Kaufmannes, in der Hand die große Balkenwaage. fol. 219v: Scorpius (Skorpion), naturnah wirkender Skorpion, in Draufsicht, waagrecht nach links. fol. 220r: Sagittarius (Schütze), bogenspannender Kentaur, sich nach links aufbäumend und nach oben schießend, langer Bart, paarhufig, darunter der Pfeil, nach links
24. Mailand, Biblioteca Ambrosiana, Cod. I. 90 sup.
oben weisend. fol. 220r: Capricornus (Steinbock), als natürlicher Ziegenbock nach rechts springend. fol. 220v: Aquarius (Wassermann), als nackter, nach rechts schreitender Mann, in beiden Hände eine große Vase vor sich haltend und ausschüttend, den Kopf zurückgewandt. fol. 221r: Pisces (Fische), parallel, gegenläufig und waagrecht, an den Mäulern verbunden, der untere Fisch auf dem Rücken liegend, das Band mit vier Gruppen zu je drei Sternen. fol. 221v: Ursa minor, Ursa maior, Draco (Großer Bär, Kleiner Bär, Drache), Schlange S-förmig, der Kopf nach unten weisend, die Bären recht lebendig, gegenläufig, der oberste kopfunter. fol. 222r: Draco (Drache), nach rechts, Reptilienleib mit zwei Füßen mit Schwimmhäuten, feuerspeiend. fol. 222v: Hercules, nach links gewandt kniend, mit Baum und Schlange, das Schwert in der Linken erhoben, das Löwenfell in der Rechten sieht aus wie ein Fellbündel mit Männergesicht, der Baum trägt rote Früchte. fol. 223r: Corona (Krone), goldener Kronreif mit niedrigen Zacken und zwei Bändern. fol. 223v: Serpentarius (Schlangenträger), der Schlangenträger als nackte Rückenfigur hält die Schlange theatralisch hoch, er steht ausschreitend auf einem gigantischen Skorpion (wie fol. 219v). fol. 224r: Bootes (Bärenhüter), in eine Art Tunica exomis gekleidet, barfuß, in der Rechten eine große Sichel, in der Linken ein aufgestützter Spieß, Hut, Bart, ein langes Schwert am Hüftgurt, eine Bodenlinie gibt die räumliche Umgebung an, Bootes setzt wie hochsteigend seinen linken Fuß darauf. fol. 224v: Auriga (Fuhrmann), nach rechts stehend im Leiterwagen mit aufgestützter Lanze, Wagen bespannt mit zwei Ochsen und zwei Pferden, die Zügel gehen von den Pferden (vorn) zur Linken des Fuhrmannes, auf der auch die Haedi (als winzige Böckchen) liegen, über die Schulter schaut Capella, lose geschlungenes Manteltuch. fol. 225r: Cepheus, im wadenlangen halbärmligen Gewand, ein Täschchen vor dem Bauch, das Schwert am Schultergurt, Arme ausgebreitet, Stiefel wie geflochtene Zöpfe. fol. 225v: Cassiopeia, in einer Art Thronnische mit Baldachin sitzend, die Arme ausgebreitet, Blutstrom aus der Rechten, das lose fallende Gewand lässt den Oberkörper größtenteils frei. fol. 226r: Pegasus, nach links trabende Protome. fol. 226v: Andromeda, zwischen kleinen Bäumchen auf Hügeln gefesselt hängend, das Gewand vorn geöffnet, so dass man die männlichen Geschlechtsteile sieht, langes offen fallendes Haar. fol. 227r: Per seus (»Perseus«), nackte Rückenfigur, nach links schreitend, in der Rechten eine Keule erhoben, die linke Schulter bedeckt ein Schild, in der linken Hand hängt ein bärtiger Männerkopf, an seinem langen Haar getragen. fol. 227r: Triangulum (Dreieck), gleichseitiges Leistendreieck. fol. 227v: Pleiades (Siebengestirn), großes Bild mit sieben weiblichen Halbfiguren auf zwei Etagen, anscheinend in lebhaftem Disput. fol. 228r: Lyra (Leier), relativ real wirkendes Instrument mit Wirbeln, die in verschiedenen Stellungen stehen. fol. 228v: Cygnus (Schwan), nach rechts gehender Schwan, relativ natürlich. fol. 229r: Aquila (Adler), mit ausgebreiteten Schwingen nach links gewandt. fol. 229v: Vultur cadens (Fallender Geier), Adler mit angehobenen Flügeln nach rechts, dahinter erscheint eine kleine menschliche Figur, die ihm an den Schnabel greift, unter den Füßen sieht man den Pfeil. fol. 230r: Cetus (Walfisch), fast zum Kreis gebogener, hechtähnlicher Fisch mit spitzem, zahnbewehrtem Maul. fol. 230v: Eridanus (Fluss), der »Schwimmer« liegt auf einer felsigen Böschung, Kopf aufgestützt, Frisur mit ausrasierten Ohren. fol. 231r: Figura sonantis canonum (Canonspieler), en-face sitzende Frau mit Psalterium auf dem Schoß und Stäbchen als Plectra in den Händen. fol. 231v: Delphinus, leicht gekrümmt, wie nach links springender Fisch mit gezahnter Rückenflosse. fol. 232r: Orion, Kämpfer mit Ausstattung der Zeit um etwa 1410–1440, nach links gewandt, Rückenfigur, das Schwert erhoben, Dusing, tief gezaddelte Ärmel, Schwertscheide am Schultergurt, Schild mit Aufschrift (»orion«). fol. 232v: Canis (Großer Hund), stehender Hund nach links. fol. 233r: Lepus (Hase), springender Hase nach links. fol. 233v: Argo Navis (Schiff), zeitgenössisches, bauchiges Schiff nach rechts, kein Segel gehisst, am Bug seltsame Form, nicht mehr als Schild-
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Katalog der Michael Scotus-Handschriften
kröte erkennbar. fol. 234r: Austronothus (Kenaturenweib), Kentaurin mit ausgebreiteten Armen, Brüste und Tierzitzen, paarhufig. fol. 234v: Galaxia (Milchstraße), in der Mitte Mandorlaform mit Sternen, zu beiden Seiten sie haltende Teufel, in der anderen Hand je ein geschlossenes Buch, darunter drei Teufel als Halbfiguren, en-face, offene und geschlossene Bücher vorzeigend. fol. 235r: Piscis austrinus (Südlicher Fisch), ein großer und darüber ein kleiner Fisch nach rechts schwimmend. fol. 235v: Ara (Altar), schräg von oben gesehener Blockaltar mit Loch in der Mitte, aus dem Feuer schlägt, darunter nicht recht zu deutende Form, von allen vier Ecken fliegen kleine Teufelchen davon. fol. 236v: Centaurus, nach rechts gehender Kentaur, Oberkörper bekleidet, über der linken Schulter eine Lanze, daran hängend ein Hase, einen weiteren Hasen unter den rechten Arm geklemmt, an der Seite ein Schwert. fol. 237r: Hydra, Crater, Corvus (Seeschlange, Becher, Rabe), links ein Bäumchen auf einem Hügel, die Schlange wie in der Luft schwebend, den Kopf dicht bei der Krone des Bäumchens, darauf eine Henkelvase und ein Vogel. fol. 237v: Anticanis (Kleiner Hund), Hund nach rechts. fol. 238r: Equus secundus (Zweites Pferd), Flügelpferdchen nach links, weitere Flügel an allen vier Hufen. fol. 238r: Terebellum (Bohrer), großer Bohrer. fol. 238v: Vexillum (Fahne), zweilatzige Fahne an großer, nach rechts geneigter Lanze. fol. 239v–241v: Darstellungen der sieben Planeten
Provenienz fol. 192v Kolophon zu Tadeus de Parma »scripta per Jacopum Schonloip de Prussia anno domini 1441 die 28 mensis Julii«; 1609 aus dem Besitz von Giovanni Vincenzio Pinelli in die Ambrosiana gekommen (Eintrag fol. IIIr).
Literatur Rivelli 1929, Nr. 216; McGurk 1966, S. 38–41; Cipriani 1968, S. 76; Bauer 1983, S. 9–11, ´ z˙ynsS. 115, Anm. 103 und passim; Kristeller 1963, S. 300; Inventario Ceruti 3, S. 708f.; Snie ka-Stolot 1994, S. 66; Ciccuto 1999, S. 75. Siehe S. 46–47, Abb. 198–200
25.
London, British Library, Additional Ms. 41600 Michael Scotus, Liber de signis et imaginibus coeli; Chronologie und Historiographie Sternbilderdarstellungen zum Computus (Tierkreiszeichen) und zur Himmelsbeschreibung nach Michael Scotus Die Sammelhandschrift weist als Hauptbestandteil eine Kombination von Texten zu Zeitrechnung und Astrologie auf, wie sie ähnlich auch in zwei weiteren Codices aus der Mitte des 15. Jahrhunderts nachweisbar ist. Alle drei Handschriften zeigen deutliche Bezüge zu Venedig, die Sternbilderdarstellungen stehen München, BSB, clm 10268 aus Padua nahe. Venedig, um 1455 Kodikologische Angaben 29,5 × 20,7 cm, 91 Folia (Blattverlust nach fol. 36, fol. 92 teilweise ausgeschnitten), Pergament, zweispaltig bis auf fol. 90v–91v, italienische Bastarda formata von einer Hand. Regelmäßige Quinionen, die vierte und zehnte Lage unvollständig (fol. 31–37 und fol. 88–92).
Art der Bilder 57 Sternbilderdarstellungen als kolorierte Federzeichnungen der Sternbilder und Planeten. Die Sterne wurden – außer beim ersten Tierkreiszeichenzyklus, der keine eingezeichneten Sterne aufweist – jeweils nach ihrer Größe als Kringel oder Sternchen differenziert, die heute fehlenden Darstellungen wurden herausgeschnitten.
Inhalt fol. 1ra–18rb: Guillelmus Durantus, De computo (Rationale divinorum officiorum, Lib. VIII; ed. CC CM, 140B, Bd. 3, S. 131–173; Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1302, Nr. 6). Das letzte, komputistische Buch des Rationale ohne das auf das gesamte Werk bezogene Schlusskapitel (cap. XIV). Wie Florenz, BNC, Magl. XXII,22, fol. 1ra–12v (siehe dort), fol. 5va–8vb De mensibus, mit farbigen Monatsdarstellungen (fol. 5va–7ra). fol. 18v–20r: Kalendarium stellatum et festivum. Einige spezifisch norditalienische Heilige. Wie Florenz, BNC, Magl. XXII,22, fol. 23v–24r fol. 20v–32r: Tabulae computisticae et rationes calculandi. Mit Erläuterungen in Latein und Italienisch. Wie Florenz, BNC, Magl. XXII,22, fol. 13r–23v und London, WL, Ms. 509, fol. 4va–16rb fol. 33ra–36rb: Ps.-Bernhard, Tractatus de arbore Divini amoris. Wie Florenz, BNC, Magl. XXII,22, fol. 125ra–127va (siehe dort) fol. 36r–38v: Chronologische Tabellen. Zur Korrelation von Monaten, Tierkreiszeichen und Körperteilen fol. 39ra–67va: Michael Scotus, Liber de signis et imaginibus celi (Ackermann ed. 2009; Thorndike/Kibre 1963, Sp. 986, Nr. 10). Ohne die Einleitung mit der numerierten Aufzählung der Sternbilder (wie in Magl. XXII, 22). Der
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Katalog der Michael Scotus-Handschriften
Abschnitt fol. 61v »de nominibus solis et aliarum stellarum« stimmt weitgehend mit Isidor, Etym. cap. 71 überein. – fol. 67vb war leer und enthält den Nachtrag De distinctione etatis hominis iuxta astrologorum doctrinam (wohl 16. Jahrhundert) fol. 68ra–74rb: De prelaturis provinciarum mundi. »In civitate Roma sunt III … – …reges Hibernie… Rex Collensis, Rex Manedatulin. Et hec predicta de Imperatoribus et regibus dicta sufficiant.« fol. 74va–83vb: De septem aetatibus mundi. Von der Schöpfung bis zur Teilung des römischen Reiches fol. 84ra–84rb: Petrus Pictaviensis (?),Tres gradus fidelium. Zwischen den Spalten das Bild des 7armigen Leuchters. Text und Bild werden zumeist im Zusammenhang mit dem Compendium historiae (s. u.) überliefert. Der Text folgt (verkürzend und gelegentlich paraphrasierend) im wesentlichen Beda Venerabilis, De tabernaculo I (CC SL 119 A, S. 31f., Z. 1045–1083 und S. 35, Z. 1189–1206). Wie Florenz, BNC, Magl. XXII,22, fol. 63rab fol. 84va–90rb: Petrus Pictaviensis, Compendium historiae in genealogiam Christi. Vollmer ed. 1931, S. 127–188 (vgl. Moore 1936, S. 97–117. Wie Florenz, BNC, Magl. XXII,22, fol. 62r–67v) fol. 90v: Marienkrönung (ganzseitige Miniatur) Allerheiligenbild (entspricht weitestgehend dem in St. Pantaleone in Venedig) fol. 91r: Bild goldenes Kreuz vor blauem Kreis, in der Mitte eine silberne Mondsichel. »Signum mirabile et prodigiosum apparsum in aere…« Darunter von späterer Hand »Anno elapso MCCCCLiii indic[tione] I de mense May Teucer civitatem Constantinopolim depopulatus est.« fol. 91v: Contra pestilentiam. Gebete, Fürbitten und Amulett-Zeichen gegen die Pest. fol. 92: bis auf einen Rest ausgeschnitten, Horoskop-Notizen etc. Spiegel: Fotografie der Marienkrönung aus St. Pantaleone, Venedig (eingeklebt)
Kommentar fol. 1r–18r bilden eine Parallele zu Florenz, BNC, Magl. XXII,22 und zu London, WL, Ms. 509. Es handelt sich jeweils um die selben Texte, die Wellcome-Handschrift hat allerdings kein Kalendar. Da es sich jedoch um ein unvollständig überliefertes, aus dem ursprünglichen Zusammenhang gerissenes Faszikel handelt, das aus einem weitaus umfangreicheren Codex herausgelöst wurde, ist anzunehmen, dass auch dort ein Kalendar vorhanden war. Die drei Handschriften in London und Florenz bezeugen, dass der Sternbildertext des Michael Scotus Mitte des 15. Jahrhunderts im nördlichen Italien in ein chronologisch-astrologisches Kompendium integriert wurde, das mit weiteren Texten historischer oder geographischer Natur verbunden wurde. Die Textauswahl scheint dabei durchaus auch von eschatologischen Vorstellungen geleitet worden zu sein. Hierfür spricht etwa der Überlieferungskontext, hier die auf den Fall Konstantinopels bezogenen Himmelszeichen, in der Florentiner Handschrift die Verbindung mit den Weissagungen Joachims von Fiore und des Telesphorus. Es ist wohl davon auszugehen, dass der Sternbilderzyklus mit dem Text Michaels mittlerweile so verbreitet war, dass er – zumal außerhalb eines wissenschaftlich-astronomischen Umfeldes – als Standardtext gelten konnte. Dafür spricht auch seine Aufnahme in den etwas später im Jahrhundert in Venedig gedruckten lateinischen Hyginus des Erhard Ratdolt (De astronomia).
25. London, British Library, Additional Ms. 41600
Die Handschrift enthält – wie ihr Florentiner Pendant – zwei Folgen der Tierkreiszeichen. Die Darstellungen im Kalendar (fol. 2v–3v) weisen dabei etwas andere Typen auf als die im Scotustext (fol. 40v–53v). So erscheinen Zwillinge und Jungfrau ohne Flügel, Cancer als Flusskrebs, die Waage hält eine stehende Frau, Capricornus ist ein stehendes Einhorn und der Wassermann gießt aus einer Amphore auf der Schulter nach links. Der Widder als Ziegenbock und der vollständige, stehende Stier finden sich so ebenfalls nicht in den Scotuszyklen. Der bis auf die durch Ausschnitt verlorenen Figuren vollständige Zyklus ab fol. 40v folgt der üblichen Ikonographie der Sternbilder nach Michael Scotus. Allerdings wurde der ziegenbockähnliche Widder und der ganze, stehende Stier auch hier übernommen. Die Ikonographie folgt überwiegend sehr ähnlichen Mustern wie die weitaus frühere Münchener Handschrift (BSB, clm 10268), die Gestalten wurden jedoch zumeist vereinfacht. Cetus als zum Halbkreis gekrümmter Fisch ist ungewöhnlich, orientiert sich jedoch – durchaus folgerichtig – an Darstellungen des Delfins. Zuweilen changiert das Geschlecht der Figuren, Andromeda und Auriga etwa sind hier entgegen der Beschreibung im Text (rein) weiblich, zum »Sonans canonum« heißt es »mulier est sedens in cathedra…« die Darstellung als junge Frau folgt also dem Text. Da hier, wie auch sonst bei den späteren Handschriften, die Figura sonantis einen eigenen Sternbilderabschnitt bekam, baute man diesen mit einer entsprechenden Beschreibung aus. Dabei orientierte man sich naheliegenderweise am vorausgehenden Eridanus-Abschnitt und wohl auch beim Text zu Cassiopeia (»cathedra…«). Die früheren Handschriften wie München, BSB, clm 10268 und Wien, ÖNB, Cod. 2352 enthalten die verbale Beschreibung des »Sonans« nicht, auch ist dort die Figur männlich. Der, auch von Schmitt (1975) vertretenen, Lokalisierung nach Venedig ist zu folgen, dafür spricht auch das Bild der Marienkrönung fol. 90v. Die Datierung um 1455 erscheint sowohl nach dem stilgeschichtlichen Befund als auch in Hinsicht auf die Konzeption der chronologischen Teile als wahrscheinlich. Add. 41600 wäre somit doch etliche Jahre nach der eng verwandten, wohl ebenfalls venezianischen Handschrift Florenz, BNC, Magl. XXII.22 einzuordnen. London, WL, Ms. 509 ist wenig jünger als die Handschrift der British Library und mit Sicherheit von dieser abhängig. Zahlreiche Parallelen zu Mailand, BA, Cod. I. 90 sup. verweisen für diesen Codex auf ähnliche Quellen wie London, BL, Add. Ms. 41600 (vgl. Bauer 1983, dort auch Abb. 8 und 9). Es ergibt sich hier das Bild einer Gruppe von Handschriften des 15. Jahrhunderts, die dem östlichen Oberitalien zuzuordnen sind und die Ikonographie der frühen Handschriften weitgehend erhalten haben. Mit Wien, ÖNB, Cod. 3394 hat Ms. Add. 41600 jedoch nicht so viel gemein (vgl. Schmitt 1975). Mariani-Canova (1998, S. 55) hat auf die Nähe der Tierkreiszeichen- und der Monatsbilder (vor allem zu Februar und März) zu den Fresken des Palazzo dela Ragione in Padua hingewiesen, so findet sich dort ebenfalls Capricornus als Einhorn (vgl. fol. 3va). Die Handschrift belegt die bleibende Beliebtheit der Himmelsbeschreibung nach Michael Scotus im Oberitalien des 15. Jahrhunderts Dabei erfuhr die Fassung der Bilder nur wenige Veränderungen, die überwiegend durch kleinere Ungenauigkeiten der Überlieferung zu erklären sind. Lediglich die Tierkreiszeichen weisen Merkmale auf, die auf die Kontamination mit anderen Traditionen hinweisen. Der Überlieferungszusammenhang zeigt, dass der Text zusammen mit einem Computus im weiteren Zusammenhang der Kosmographie gesehen wurde, weniger als rein astrologische Fachschrift.
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Katalog der Michael Scotus-Handschriften
Verzeichnis der Bilder fol. 2va: Aries (Widder), natürlicher Ziegenbock stehend nach links; Taurus (Stier), natürliches, stehendes Rind nach links. fol. 2vb: Gemini (Zwillinge), zwei nackte Kinder, sich gegenseitig den Arm auf die Schulter legend; Cancer (Krebs), Flusskrebs nach links. fol. 3ra: Leo (Löwe), nach links, natürlich; Virgo (Jungfrau), Frau ohne Flügel, einen Stab in der Linken haltend, die Rechte wie winkend erhoben. fol. 3rb: Libra (Waage), stehende Frau mit Waage; Scorpius (Skorpion), natürlich, nach links; Sagittarius (Schütze), bogen-
schießender Kentaur, nach links galoppierend, Oberkörper bekleidet, Tierkörper eher rinderähnlich. fol. 3va: Capricornus (Steinbock), stehendes Einhorn nach links; Aquarius (Wassermann), ein nackter Mann mit Bart und Schuhen, gießt aus einer großen Henkelamphore die er auf seiner rechten Schulter trägt einen Wasserschwall nach links; Pisces (Fische), waagrecht gegenläufig, grünes (Wasser)band zwischen den Mäulern, der untere als Rückenschwimmer. fol. 40vb: Aries (Widder), Hörner fast gerade. fol. 41ra: Taurus (Stier), nach links, ganz, stehend, natürlich. fol. 41vb: Cancer (Krebs), Krabbe, senkrecht. fol. 41v: Leo (Löwe), in Schrittstellung nach links, »heraldifiziert«. fol. 42ra: Virgo (Jung frau), Grundmuster clm 10268, Caduceus zu einfachem Stab reduziert, rechte Hand leer wie winkend. fol. 42rb: Libra (Waage), stehender Waagenhalter (»Kaufmann«). fol. 42va: Scorpius (Skorpion), wie in clm 10268, aber etwas vereinfacht. fol. 42vb: Sagittarius (Schütze), Kentaur, aus dem umgehängten Tierfell wurde ein auf dem Rücken des Kentauren stehendes Tier, das den Kopf hinter dessen Schulter versteckt, zu den Hörnern kommen Eselsohren, Pfeil. fol. 43ra: Capricornus (Steinbock), nach recht, Ziegenkopf sehr natürlich, Schwanz wie amputiert, aus dem Stumpf drei wurmartige Fransen. fol. 43ra: Aquarius (Wassermann), beidhändig rechts Wasser gießender Mann, große Vase, nahe am Körper gehalten, kein Hut. fol. 43rb: Pisces (Fische), waagrecht gegenläufig, der untere auf dem Rücken. fol. 43va: Ursa maior, Ursa minor, Draco (Großer Bär, Kleiner Bär, Dra che), die Schlange S-förmig gewunden, die Bären gegenläufig. fol. 44rb: Draco (Drache), Drache nach rechts; Hercules, gegen die links um den Baum gewundene Schlange kämpfend, vereinfacht. fol. 44va: Corona borealis (Nördliche Krone), als kreisrunder Reif mit Bändern. fol. 44vb: Serpentarius (Schlangenträger), auf dem Skorpion stehend nach links wie in clm 10268, die Schlaufe rechts in der Schlange wurde aufgelöst, der Träger scheint vor dem nach vorne stoßenden Kopf der Schlange zurückzuweichen und droht vom Skorpion zu fallen. fol. 45ra: Bootes (Bärenhüter), mit Sichel, Speer und Schwert. fol. 45rb: Auriga (Fuhrmann), als Frau im Leiterwagen, keine Kopf bedeckung, Capella und Haedi zu Köpfen reduziert. [fol. 45vb Cepheus fehlt]. fol. 46ra: Cassiopeia, en-face sitzend, aufwendiger Thron. fol. 46rb: Pegasus, halbes Flügelpferd nach rechts. fol. 46va: Androme da, an den ausgestreckten Armen zwischen Bäumchen hängend, unter dem gegürteten Hemd sieht man das entblößte, männliche Geschlecht, die Füße hängen über dem Boden (es ist nicht ganz klar welches Geschlecht die Gestalt haben soll, wahrscheinlich ist sie aber ganz als Jüngling gemeint, vgl. Wellcome Library, Ms. 509). fol. 46vb: Perseus, im Paludamentum nach links schreitend, den beschrifteten Schild (»Preseus« [!]) wohl vor die Brust gehängt, denn die Rechte hält das Medusenhaupt nach vorn, erhobener Knüppel, Fußflügel entstellt. fol. 47ra: Triangulum (Dreieck), einfaches Dreieck. fol. 47rb: Pleiades (Sieben gestirn), sieben Frauenbüsten in zwei Etagen. fol. 47va: Lyra (Leier), Instrument mit Hörnern und Steg. fol. 47vb: Cygnus (Schwan), mit erhobenen Schwingen nach rechts gehend. fol. 48ra: Aquila (Adler), mit ausgebreiteten Schwingen stehend. fol. 48rb: Vultur cadens (Fallender Geier), Jupiter im Profil, der angewinkelte Arm greift den Schnabel des Adlers. fol. 48va: Cetus (Walfisch), C-förmig im Halbkreis gekrümmter Fisch. fol. 48vb: Erida nus (Fluss), nackter, bärtiger Mann, nicht als Schwimmer, sondern auf einem felsigen Abhang liegend, den Kopf aufgestützt, sich umblickend, den rechten Arm nach hinten gestreckt.
25. London, British Library, Additional Ms. 41600 fol. 49rb: Figura sonantis canonum (Canonspieler), musizierende Frau, en-face sitzend mit einem Psalterium. fol. 49va Delphinus, gekrümmt nach links springender Delfin. fol. 49vb: Orion, Haltung ähnlich clm 10268 aber bewegter, sich nach hinten neigend, Kleidung modernisiert, Schild kleiner und mit Inschrift versehen (»Orion«). fol. 50rb: Canis (Großer Hund), stehender Hund nach links. fol. 50vb: Lepus (Hase), nach links orientiert. fol. 51ra: Austronotus (Kentaurenweib), galoppierend, die Arme erhoben und
leicht angewinkelt mit geballten Fäusten, sehr ähnlich der Darstellung in München, BSB, clm 10268. fol. 51rb: Galaxia (Milchstraße), die beiden Figuren als Frau (links) und Mann mit ovalem Sternreif (rechts). fol. 51va: Piscis austrinus (Südlicher Fisch), rücklings liegender großer Fisch, darauf liegend ein kleinerer Fisch, beide nach rechts. fol. 51v: Ara/ Putheus (Altar), axonometrisch gezeichneter, rechteckiger Blockaltar mit rundem Loch und Flammen, daraus aufsteigend vier Teufelchen. fol. 52rb: Centaurus, nach rechts galoppierend, Opfertier auf der Hand, ein Hase am geschulterten Stab, statt der Flasche ein Weihrauchfass von der Rechten hängend. fol. 52vb: Hydra, Corvus, Crater (Seeschlange, Rabe, Becher), Hydra als Schlange mit langen spitzen Ohren, nach links in ein Bäumchen kriechend, darauf Crater und Rabe. fol. 53r: Anticanis (Kleiner Hund), unbewegt stehender Hund nach links. fol. 53rb: Equus secundus (Zweites Pferd), nach links laufend, Flügel an Rücken und Hufen, der Haarschopf an der Stirn weht nach vorn und sieht fast aus wie ein Horn (vgl. London, WL, Ms. 509). fol. 53va: Terebellum (Bohrer), T-förmiges Werkzeug. fol. 53vb: Vexillum (Fahne), Fahne mit geneigtem Schaft. Planeten: fol. 54rb Saturn; fol. 54va Mars; fol. 54vb Sol; [fol. 55rb Venus fehlt]; fol. 55ra Merkur; fol. 55va Luna.
Provenienz In Venedig entstanden, Näheres nicht bekannt
Literatur British Museum Quarterly 3 (1928/29), S. 13f., und Tafel VII; Saxl/Meier 1953, S. 82–88; Schmitt 1975, S. 58, Anm. 10; Aurigemma 1976a, S. 218 und öfter; Bauer 1983, S. 9, Anm. 95; Lippincott 1993, S. 44, Abb. 10 und S. 45, Anm. 20; Page 2002, S. 41, 45, Abb. 31 (fol. 3v Capricornus), 35 (fol. 49v Delphinus). Siehe S. 46–47, Abb. 201–204
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26.
London, Library of the Wellcome Institute, Ms. 509 ( Teil 1) Michael Scotus, Liber de signis et imaginibus coeli; Computus Sternbilderdarstellungen zur Himmelsbeschreibung nach Michael Scotus Die aus verschiedenen, völlig heterogenen Teilen unterschiedlicher Provenienz zusammengefügte Handschrift weist als erstes Faszikel eine Kombination von Texten zu Zeitrechnung und Astrologie auf, wie sie ähnlich auch in zwei weiteren Codices der Mitte des 15. Jahrhunderts nachweisbar ist. Wahrscheinlich enthielt sie ursprünglich auch ein Kalendarium, das verloren ging. Alle drei Handschriften zeigen deutliche Bezüge zu Venedig, die Sternbilderdarstellungen stehen clm 10268 aus Padua nahe. Italien, wahrscheinlich Venedig, um 1450–1460 Kodikologische Angaben 32,5 × 27,4 cm, 32 Folia, Papier (Wasserzeichen: zwei gekreuzte Pfeile, darüber ein fünfzackiger [fol. 8 achtzackiger] Stern auf einkonturiger Stange), Humanistica cursiva, überwiegend (bis auf die Tafeln) in zwei Spalten, von zwei Händen. fol. 1r–32vb bilden eine durchgehende Einheit, die jedoch an Anfang und Ende unvollständig erhalten ist. Die fünf Lagen wurden offenbar aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang gerissen, ohne Rücksicht auf die Vollständigkeit der Texte. Die ältere Foliierung des Faszikels (304 bis 335) springt von 314 auf 316, 315 folgt auf 319. Die Reihenfolge der Absätze im Sternbilderteil wurde durch Bindefehler gestört, so war die letzte Lage (fol. 27–32, ein Ternio) ursprünglich zwischen fol. 18 und fol. 19 eingeordnet, bildete also mit der heutigen dritten Lage einen Quinio, fol. 20–22 folgen korrekt, fol. 23 (Saturn bis Sol) ist ein angesetztes Einzelblatt und folgte nach fol. 24–25, vor fol. 26 (Venus bis Luna) das wohl auch als Einzelblatt angefügt worden ist. Die ursprüngliche Sequenz entsprach der üblichen Anordnung. Der Rest des heutigen, recht heterogenen Bandes stand ursprünglich in keinerlei Verbindung mit dem ersten Faszikel und ist hier nicht von Relevanz.
Art der Bilder 48 Sternbilderdarstellungen als sicher ausgeführte Federzeichnungen mit Schraffur, Sterne als blassrote Kringel und als Sternchen, zum Teil wurden geomantische Figuren (vgl. clm 10268) als Sterne ins Bild integriert, die Tiere wirken sehr lebendig, die Menschen dagegen sind im kleinen Maßstab nicht immer glücklich getroffen, zumeist jedoch recht solide gezeichnet (mit den durch Blattvertauschungen eingestreuten Planetenbildern).
Inhalt 1ra–4r:
De computo et calendario. Anfang verloren, beginnt heute mit Tafeln und Rotae, erster Text fol. 2va: Declaratio tabule ante scripte. Per antescriptam tabulam potest continuo reperiri quo die mensis septuagesima cellebratur et quo die venit prima dies cineris… Einige der Erläuterungen zu den Tabellen sind in italienischer Sprache verfasst.
26. London, Library of the Wellcome Institute, Ms. 509
fol. 4va–16rb: Tabulae computisticae et rationes calculandi. Stimmt hier mit Florenz, BNC, Magl. XXII, 22, fol. 13r–24v überein. fol. 10r: Arbor amoris, dazu die Erläuterung auf 10v (dies auch in Magl. XXII, 22) – der Tractatus de arbore amoris ist in BL, Add. 41600 deutlich länger (siehe dort). fol. 16va–32vb: Michael Scotus, Liber de signis et imaginibus celi (Ackermann ed. 2009; Thorndike/Kibre 1963, Sp. 986, Nr. 10). Der Text bricht am Ende der Seite und Lage ab: »…et super cordam disparem, in taxtis [!] /«, Rest fehlt. Ohne die Einleitung mit der numerierten Aufzählung der Sternbilder (wie in Magl. XXII, 22 und Add. Ms. 41600).
Kommentar Das Komputus-Buch des Durandus und das Kalendarium finden sich hier nicht (Rationale divinorum officiorum VIII; vgl. Florenz, BNC, Magl. XXII.22 und London, BL, Add. Ms. 41600), wahrscheinlich waren sie ursprünglich auch hier enthalten und gingen mit dem Anfang des Codex verloren. Das heute als erster Teil eines heterogenen Sammelbandes vorliegende Faszikel ist nur ein Fragment eines ursprünglich größeren Textkorpus zu Computus und Astrologie, wie es sich auch in Florenz, BNC, Cod. Magliab. XXII, 22, fol. 1ra–44va erhalten hat, wo der Text jedoch vollständig ist. Die Abfolge der Teile im Computus stimmt dabei nicht ganz exakt überein, auch mögen geringfügig differierende Elemente vorkommen. Offensichtlich ist jedoch, dass die Teile zur Osterfestberechnung, die allgemeinen Kalenderteile sowie die Tabellen eher astrologischen Charakters (etwa zu Sonne und Mond in den Tierkreiszeichen) mit dem Michael ScotusText zu den Sternbildern eine Einheit bilden, wie sie auch in der Florentiner Handschrift vorliegt. Ein weiterer Textzeuge dieses Korpus und mit Ms. 509 engstens verwandt hat sich in London, BL, Add. Ms. 41600 erhalten. Die Entstehung der Textsammlung und -redaktion lässt sich anhand der Einträge und Korrekturen zeitlich gut einordnen. Die Tabellen und Beispiele wurden alle auf die 1430er und frühen 40er Jahre berechnet, fol. 1v (Tafel zum Zeitpunkt des Neumondes nach Tag, Stunden und »Punkten« sind mehrere Daten am Rand zugefügt: 1. (zeitgenössische Hand) »1451 currit littera .A.«; 2. (spätere, völlig andere, Hand) »1550 currit« (wohl zu ergänzen: »A«); 3. (andere Hand als 1. und als die Tabelle) »/1488/«. Die Angabe zum Startpunkt der Tabelle mit »A« ergibt nur dann einen Sinn, wenn sie in den 19 Jahren, die mit 1451 beginnen geschrieben wurde, oder kurz davor, sonst hätte man wohl den nächsten Startpunkt angegeben. In der Tabelle fol. 6r (ebenfalls nach dem 19jährigen Mondzyklus) wird der Startpunkt von »A« mit 1444 angegeben (das heißt Laufzeit: 1444–1462). Die Liste zu den Sonntagsbuchstaben (»…trovare la lettera dominicale del passato, del presente et del futuro.«) läuft von 1410 bis 1450, was ebenfalls auf die Entstehung des Computus in dieser Zeit hinweist. fol. 15v Tafel zum jüdischen Pessachfest, über der Rota das ursprüngliche Jahr (»MCCCCXXX«), darüber mit anderer Tinte nachgetragen als neues Startjahr: »1468«. Eine Datierung in die Mitte des 15. Jahrhunderts erscheint nach diesen Beobachtungen wahrscheinlich. Die von Moorat (1962) angegebene Wasserzeichendatierung nach Briquet (»seems to be« 6292) kann dagegen nur ein schwaches Indiz liefern, denn für eine sichere Bestimmung sind die Briquetschen Tafeln in diesem Fall zu ungenau, die Zeichen wurden typisiert, eine vage Ähnlichkeit kann keine Beweiskraft haben. Ebenfalls ähnliche Wasserzeichen sind jedenfalls auch
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für die hier vorgeschlagene Zeit belegt. Somit müsste das bisher als späte Kopie nach der Handschrift der British Library betrachtete Exemplar eher als Schwesterhandschrift vielleicht sogar als deren Vorlage gelten. Die Einträge der neuen »Startjahre« der Tabellen finden sich analog auch in Add. 41600. Auch dort wurden sie nicht von der Texthand eingetragen. Die Möglichkeit, dass der Computus über längere Zeit ohne Anpassungen abgeschrieben wurde und der jeweilige Besitzer die neuen Startjahre dann entweder selbständig oder aber nach einem (anderen) Exemplar eingetragen hat, ist nicht außer acht zu lassen. Dennoch wäre dies alles bei einer Entstehung nach 1500 völlig unsinnig. Das Erscheinungsbild der Handschrift und der Stil der Darstellungen passt überhaupt nicht in diese späte Zeit. Auch in dieser Hinsicht spricht weitaus mehr für die Jahrhundertmitte als für die Zeit um 1500 oder gar danach. Die Federzeichnungen der Sternbilder und Planeten (fol. 16v–32v) stehen London, BL, Add. 41600 so nahe, dass Bauers Annahme, sie seien direkt nach diesen kopiert, durchaus plausibel ist (Bauer 1983). Auf jeden Fall aber ist eine sehr enge Verwandschaft der beiden Codices auch anhand der Bilder deutlich zu erkennen. Somit teilt die Handschrift der Wellcome Library die ikonographischen Übereinstimmungen des Add. 41600 wie auch der Florentiner Handschrift (Magl. XXII,22) mit den Sternbilderdarstellungen des Münchener Liber introductorius. Auch hier sind es zum einen die Tierkreiszeichen, vor allem aber die Planeten, die von dieser Vorgängerhandschrift am deutlichsten abweichen (bei letzteren sind es in erster Linie die Luminaria, Sonne und Mond). Die Handschrift belegt die bleibende Beliebtheit der Himmelsbeschreibung nach Michael Scotus im Oberitalien des 15. Jahrhunderts. Dabei erfuhr die Fassung der Bilder nur wenige Veränderungen, die überwiegend durch kleinere Ungenauigkeiten der Überlieferung zu erklären sind. Lediglich die Tierkreiszeichen weisen Merkmale auf, die auf die Kontamination mit anderen Traditionen hinweisen. Der Überlieferungszusammenhang ist hier weitgehend zerstört und lässt nur noch die Kombination mit einem Computus erkennen. Verzeichnis der Bilder fol. 18rb: Aries (Widder), natürlich gesalteter Ziegenbock, nach rechts, Kopf nicht zurückgewandt. fol. 18rb: Taurus (Stier), nach links orientiert, vollständig, ruhig stehend. fol. 18vb: Gemini (Zwillinge), nackt mit Umhängen, Sichel und Lyra, wie in clm 10268. fol. 19ra: Cygnus (Schwan), nach rechts gehend, flügelschlagend. fol. 19rb: Aquila (Adler), ausgebreitet stehend, nach rechts, ohne Pfeil. fol. 19va: Vultur cadens (Fallender Geier), Adler mit Pfeil ähnlich clm 10268, Jupiter erscheint jedoch klein rechts über dem Flügel. fol. 19vb: Cetus (Walfisch), als C-förmig gebogener Hecht mit spitzem Maul. fol. 20ra: Eridanus (Fluss), als »Schwimmer«, das Wasser hier jedoch durch Felsen ersetzt. fol. 20va: Figura sonantis canonum (Canonspieler), Musiker(in) mit psalterähnlichem Instrument, wie in clm 10268 jedoch in veränderter Kleidung, hier wohl als Frau aufgefasst. fol. 20va: Delphinus, antikisch, stark gebogen, wie springend. fol. 20vb: Orion, Haltung ähnlich wie in clm 10268, aber bewegter, die Kleidung modernisiert, der Schild kleiner und mit Inschrift (»Orion«). fol. 21rb: Canis (Großer Hund), stehender Hund nach links, Maul geöffnet, wie bellend. fol. 21vb: Lepus (Hase), wie clm 10268, aber um eine felsige Böschung ergänzt, wohl um die aufsteigende Haltung zu motivieren. fol. 22ra: Argo Navis (Schiff), stark modernisiert, kein Wasser, vollständig, nach rechts, Schildkröte vorn, Mast aber kein Segel gehisst. fol. 22rb: Austronothus (Kentaurenweib), genau wie in clm 10268. fol. 22rb: Galaxia (Milchstraße), wie im clm 10268, die rechte Figur jedoch ohne
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Bart. fol. 22va: Piscis austrinus (Südlicher Fisch), großer Fisch, rücklings, mit Begleiter, nach rechts schwimmend. fol. 22vb: Ara (Altar), rechteckiger Blockaltar mit rundem Loch, Flammen und Teufeln. fol. 23rb: Saturn, Rüstung modernisiert, Sense mit Blatt nach rechts. fol. 23va: Jupiter, stehend als reicher Kaufmann mit Pelzmantel und Geldbeutel, in beiden Händen jeweils drei Blumen haltend. fol. 23va: Mars, gerüsteter, bärtiger Ritter (Entwicklungsstand der Rüstung späteres 14. Jahrhundert) auf Bodenstück neben Bäumchen, mit Schwert, Schild, Lanze und Armbrust bewaffnet. fol. 23vb: Sol (Sonne), im Leiterwagen nach rechts fahrend wie »Auriga«, eine brennende Kerze in der Hand, über den vier Pferden die strahlende Sonne mit Gesicht. fol. 24rb: Centaurus, wie clm 10268, statt der Trinkflasche ein Weihrauchfass (wie Add. 41600). fol. 24vb: Hydra, Crater, Corvus (Seeschlange, Becher, Rabe), Schlange mit langen Ohren wie züngelnde Flammen. fol. 25ra: Anticanis (Kleiner Hund), stehend mit aufgerichteten Ohren und offenem Maul, Zunge herausgestreckt. fol. 25rb: Equus secundus (Zweites Pferd), mit einem Horn (oder drittem Ohr) auf der Stirn. fol. 25va: Terebellum (Bohrer), Griff gebogen. fol. 25vb: Vexillum (Fahne), Fahne mit geneigtem Schaft. fol. 26rb: Venus, mit hängenden Tütenärmeln, ein Lilienstengel und drei Rosen in den Händen. fol. 26rb: Merkur, auf einem Thron (Rückteil oben mit Eselsrückenbogen) mit aufgehängtem Rücktuch sitzend, zwei Stäbe und ein Buch in den Händen, talarähnliche Kleidung. fol. 26va: Luna (Mond), in zweirädrigem Kastenwagen nach rechts fahrend, zwei Pferde vorgespannt, in beiden Händen je eine brennende Kerze, Mond mit Gesicht über den Pferden (vgl. Sol). fol. 27ra: Cancer (Krebs), Krabbenform, vereinfacht. fol. 27rb: Leo (Löwe), nach links schreitend, heraldisch stilisiert. fol. 27va: Virgo (Jungfrau), Caduceus zu einfachem Stab reduziert, die rechte Hand leer wie winkend. fol. 27vb: Libra (Waage), stehender Waagenhalter (»Kaufmann«). fol. 28ra: Scorpius (Skorpion), Gliedertier, vereinfacht. fol. 28ra: Sagittarius (Schütze), Kentaur, aus dem umgehängten Tierfell wurde ein auf dem Rücken des Kentauren stehendes Tier, das den Kopf hinter dessen Schulter versteckt, Hörner und Eselsohren, Pfeil. fol. 28rb: Capricornus (Steinbock), nach recht, Ziegenkopf recht natürlich, Schwanz wie amputiert, aus dem Stumpf drei wurmartige Fransen. fol. 28va: Aquarius (Wassermann), beidhändig rechts gießender Mann, große Vase, nahe am Körper gehalten, kein Hut. fol. 28vb: Pisces (Fische), waagrecht gegenläufig, der untere auf dem Rücken. fol. 29ra: Ursa maior, Ursa minor, Draco (Großer Bär, Kleiner Bär, Drache), gegenüber clm 10268 um 90 Grad nach rechts gedreht und vereinfacht, Bären etwas weniger agil. fol. 29va: Draco (Drache), wie clm 10268 aber stark vereinfacht, Schwanz wie Capricornus. fol. 29vb: Hercules, gegen die links um den Baum gewundene Schlange kämpfend, vereinfacht. fol. 30ra: Corona (Krone), Reif dick mit Wolkenmuster, Bänder. fol. 30rb: Serpentarius (Schlangenträger), Schlaufe in der Schlange rechts aufgelöst, der Träger scheint vor dem nach vorne stoßenden Kopf der Schlange zurückzuweichen und droht vom Skorpion zu fallen. fol. 30va: Bootes (Bärenhüter), mit Sichel, Speer und Schwert, in steifer Haltung stehend. fol. 30vb: Auriga (Fuhrmann), Fuhrmann als bartloser, junger Mann, keine Kopf bedeckung, Capella und Haedi zu Köpfen reduziert. fol. 31ra: Cepheus, Gewand bis zum Knie verkürzt, keine Kapuze. fol. 31rb: Cassiopeia, en-face sitzend, massive Thronarchitektur, spärlicher Blutstrom. fol. 31va: Pegasus, halbes Flügelpferd nach rechts. fol. 31vb: Andromeda, zwischen Bäumchen gefesselt, Gewand kurz (gegürtetes Hemd, Tunica), Bäumchen fast auf ebenem Grund (die Gestalt scheint eher als junger Mann aufgefasst worden zu sein). fol. 32ra: Perseus, etwas veränderte Schildhaltung (Aufschrift »Perseus«), große Fledermausflügel an den Knöcheln. fol. 32rb: Triangulum (Dreieck), einfach. fol. 32va: Pleiades (Siebengestirn), sieben Büsten in zwei Ebenen, kaum »Interak tion«, wie auf zwei Regalbrettern angeordnet, die durch Winkel verbunden sind. fol. 32vb: Lyra (Leier), Hörner aufgebogen, breiter Steg.
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Provenienz Auf dem Vorderspiegel »Ex libris Walteri Sneyd« (Wappen mit Sense und stilisierter Lilie) sowie Exlibris der Wellcome Library mit der Erwerbungsnummer 18611, dort auch ein Zettel mit handschriftlichem Inhaltsverzeichnis, modern, sowie ein Ausschnitt aus dem Auktionskatalog von Sotheby‘s: Auktion der Bibliothek von Walter Snyd am 16. 12. 1903. 1907 für die Wellcome Library erworben.
Literatur Moorat 1962, Bd. 1, S. 348f.; Bauer 1983, S. 9, Anm. 96. Siehe S. 46–47, Abb. 205–206
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Turin, Biblioteca Nazionale Universitaria, Cod. N.1.5 Fazio degli Uberti, Il Dittamondo, Kommentar von Guilelmo Capello Sternbilderdarstellungen nach Michael Scotus als Teil des Kommentars zur fünften »Cantica« des kosmographischen Werkes Il Dittamondo Die sorgfältig ausgestattete und einst durchaus repräsentative Handschrift bietet zahlreiche farbige Illustrationen zum Text, die trotz der erheblichen Beschädigung des Bandes durch Feuer vollständig erhalten und lesbar geblieben sind. Die Sternbilderdarstellungen nach Michael Scotus bebildern dabei genau genommen den Kommentar, weniger den Haupttext. Die Integration in einen kosmologisch-kosmographischen Kontext ist durchaus vergleichbar mit der Einbettung des Bildzyklus im Liber Introductorius. Die Bildausstattung entspricht ikonographisch weitgehend den Handschriften in Venedig (Marciana, It. IX. 40) und Paris (BN, ital. 81). Oberitalien, 1437 Kodikologische Angaben Ursprünglich wohl Folioformat, Pergament, 231 Folia, sorgfältig geschriebene Humanistica, Kommentarspalte von unterschiedlichem Umfang in etwas kleinerem Schriftgrad von derselben Hand. Die Handschrift wurde beim Brand der Bibliothek beschädigt, die Blätter sind durch die Hitzeeinwirkung stark geschrumpft und haben ihre Struktur ver ändert. Der Band wurde restauriert und dabei alle Blätter in neue Pergamentseiten eingefügt. Die ursprünglichen Maße sind nicht mehr festzustellen, dürften sich aber im Rahmen der durchweg großen Formate der Parallelhandschriften in Venedig (41,5 × 28,5 cm) und Paris (37,5 × 27,5 cm) gehalten haben. Ein Großteil der Blätter hat sich ungleichmäßig verzogen und ist am Rand beschädigt, die letzten Seiten wurden dabei am stärksten beschädigt, sie sind bis auf einen kleinen Rest in der Mitte verbrannt. Da sich die Sternbilderdarstellungen jedoch in den besser erhaltenen Teilen des Codex befinden sind sie noch vollständig vorhanden und nur wenig in ihrer Erkennbarkeit beeinträchtigt. Die Ausstattung des Bandes ist etwas weniger aufwendig als in Paris, BN, ital. 81 kann aber durchaus als hochwertig gelten. 6zeilige Weißrankeninitialen markieren jeweils den Beginn der »Cantica« (z. B. fol. 44r).
Art der Bilder 47 Sternbilderdarstellungen als farbig lavierte Federzeichnungen mit eingetragenen Sternen.
Inhalt fol. 1r–231r: Fazio degli Uberti, Il Dittamondo. Mit dem Kommentar von Guilelmo Capello.
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Kommentar Wie auch bei Paris, BN, Ms. ital. 81 (siehe dort) und Venedig, Marciana, Cod. It. IX,40 handelt es sich beim Sternbilderzyklus des Turiner Codex nicht primär um die Illustration des Gedichtes Fazios als vielmehr um die Bildausstattung des Kommentares von Guilelmo Capello, der bei den Sternbildern im wesentlichen Michael Scotus ausschrieb, dies allerdings in italienischer Sprache. Die Rezeption des Sternbilderzyklus nach Michael Scotus fällt somit zunächst in die 1430er und 40er Jahre. Der wohl für den Hof der Este in Ferrara verfasste Kommentar verweist somit einmal mehr auf die zentrale Bedeutung des östlichen Oberitalien um Padua und Venedig für die Überlieferung von Michaels Himmelsbeschreibung im 15. Jahrhundert. Ikonographisch unterscheiden sich die Handschriften in Turin, Venedig und Paris wenig. Der Pariser Codex zeigt die souveränere Verarbeitung seines Vorbildes durch den weit fähigeren Maler. Der Band der Marciana ist durch sein Material – Papier – und die einfachere Ausstattung ohne farbige Initialen insgesamt schlichter gehalten, wenn auch durch das stattliche Format ebenfalls recht eindrucksvoll. Prinzipiell stehen die Turiner Bilder dem Pariser Codex näher als dem in Venedig, der nur bei Virgo und Orion den besseren Vergleich bietet. In vielen Fällen stimmt auch die Seitenaufteilung mit Haupttext, Kommentarblöcken und Bildern bis hin zum Seitenumbruch genau mit ital. 81 überein. Allerdings ist die Schrift, eine große und mit kalligraphischer Sorgfalt geschriebene Humanistica mit Anklängen an Merkmale der gotischen Textura, der sauberen humanistischen Minuskel des Venezianer Bandes ähnlicher. Die meisten Figuren gleichen sehr denen in Paris, stehen jedoch insgesamt den früheren Beispielen des Sternbilderzyklus nach Michael Scotus (vgl. München, BSB, clm 10268; Edinburgh, RO, Cr. 3.23; Wien, ÖNB, Cod. 2378) etwas näher. Während diese etwa bei Orion durchgehend einen nicht recht verständlichen aber bizarr aufragenden Helm zeigen, wie er auch hier zu sehen ist, wurde die merkwürdige Form vom Maler der Pariser Handschrift (der Meister der Vitae imperatorum) in eine ›normalere‹ und somit plausiblere Kopf bedeckung umgedeutet. Auch der merkwürdige Helm des Fuhrmannes mit seinen abstehenden Teilen findet Parallelen in den älteren Codices, so in St. Petersburg F v IX 1. Als spätere aber möglicherweise auf eine authentische Bilderreihe zurückgehende Handschrift bietet auch Padua, Seminario 48 einen guten Vergleich. Cassiopeia auf einer Bank mit torartigem Stangengerüst entspricht ebenfalls der Variante in St. Petersburg, wo jedoch der Blutstrom nach Michael Scotus erhalten geblieben ist. Virgo hält drei Stengel in der Hand, in denen die Ähren noch zu erahnen sind und hat den Caduceus behalten. Insgesamt mag die Turiner Handschrift ein wenig älter sein als die in Paris. Der Venezianische Codex weist in den meisten Fällen die altertümlichere und den frühen Scotuszyklen näher stehenden Bildvarianten auf. Allerdings dürften die genannten drei Handschriften sich nicht in eine direkte Abfolge einfügen sondern eher als Parallelhandschriften zu werten sein. Sie zeigen jedoch deutlich, dass der zugrundeliegende Sternbilderzyklus der authentischen Folge nach Michael Scotus sehr nahe stand. Mit der zeitlich und räumlich nahestehenden Gruppe der venezianischen astrologischkomputistischen Handschriften – Florenz, BNC, Magl. XXII,22 (Venedig, um 1430); London Add. 41600 (Venedig um 1455) und London, Wellcome 509 (Venedig um 1450/60) – finden sich dagegen keine signifikanten Parallelen.
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Verzeichnis der Bilder fol. 171r: Aries (Widder), Widder nach rechts, sich umwendend, das rechte Vorderbein anhebend; Taurus (Stier), vollständiges Tier, nach links gewandt stehend, das rechte Vorderbein angehoben; Pleiades (Siebengestirn), sieben junge Frauen als Büsten in zwei Ebenen, weich wallende Mäntel; Gemini (Zwillinge), zwei nackte Knaben, sich um die Schultern
fassend, mit um beide geschlungenem Tuchstreifen, der Rechte mit Lyra, der Linke mit einer Sichel jeweils in der freien Hand. fol. 171v: Cancer (Krebs), Meereskrabbe in Draufsicht, senkrecht; Leo (Löwe), nach links gehender naturnaher Löwe; Virgo (Jungfrau), geflügelte Frau, in der Rechten drei »Ähren«, in der Linken der Caduceus, Sterne auf einem schrägen Gewandsaum aufgereiht. fol. 172r: Libra (Waage), junge Frau in aufwendiger Kleidung als Haltefigur, die Waage in der Rechten vor sich haltend. fol. 172v: Scorpius (Skorpion), natürlich, in Draufsicht, nach links, Sterne zwischen »Maul« und Zangen; Sagit tarius (Schütze), nach links galoppierender bogenspannender Kentaur mit Bart und Büffelhörnern, ein Löwenfell als Umhang, Knoten im Schwanz des Pferdes, darunter der Pfeil. fol. 173r: Capricornus (Steinbock), Ziegenfisch nach links, Vorderteil sehr naturnah; Aquarius (Wassermann), en-face leicht nach links geneigt, Jüngling mit Mütze, beidhändig aus zwei kleinen Vasen gießend, wehender Mantel und Stiefel; Pisces (Fische), gegenläufig, waagrecht, an den Mäulern verbunden, der untere auf dem Rücken. fol. 174r: Orion, als Kämpfer in einer renaissancehaften Phantasierüstung mit Beinschienen und bizarrem Helm, Schwert und Schild, nach links kämpfend; Ursa maior, Ursa minor, Draco (Großer Bär, Kleiner Bär, Drache), Schlange als liegendes »S«, Kopf rechts nach unten, die Bären schräg springend; Canis (Hund), Hund nach links laufend; Cygnus (Schwan), nach rechts laufend mit angehobenen Schwingen; Delphinus, großer Fisch nach links. fol. 174v: Argo Navis (Schiff), Schiffshälfte rechts abgeschnitten, links Steuerruder, drei Antriebsruder, Mast ohne Segel, an der Schnittfläche die Schildkröte; Pegasus, Hälfte nach rechts, Schnittfläche nicht zu sehen; Eridanus (Fluss), nackter Schwimmer, halb aufgerichtet über dem Wasser schwebend, Kranz von sieben Sternen um den Kopf, bartlos; Cetus (Walfisch), dicker Fisch nach links; Corona borealis (Nördliche Krone), massiver Blätterkranz in Draufsicht, oben und unten jeweils ein Rechteck aufgelegt, Bänder. fol. 175r: Draco (Dra che), als schlangenschwänziger geringelter Drache nach rechts, Vogelfüße und phantastisches Reptilienmaul, keine Flügel; Hercules, nach links orientierter nackter, auf dem linken Knie kniender Mann, ein Löwenfell mit Menschengesicht über dem rechten Arm, das Schwert in der Linken erhoben, links ein Bäumchen mit der sich am Stamm hochwindenden Schlange, ein großer Stern über dem Kopf des Hercules ist hervorgehoben; Serpenta rius (Schlangenträger), auf dem Skorpion stehende, nackte Rückenfigur, leicht nach links gewandt, Kopf in Profilansicht, blickt der sich zurückwendenden Schlange ins Auge, diese hinten mit Kringel, über dem Kopf des Serpentarius ein besonders hervorgehobener Stern, Skorpion nach links. fol. 175v: Bootes, en-face stehend, nackt mit weitem Manteltuch, in der Rechten eine Sichel (? Stelle verstümmelt), in der Linken die Lanze, breitkrempiger Hut (kein Schwert); Cepheus, en-face stehend mit ausgebreiteten Armen, ein Schwert am Schultergurt, Mütze mit hochstehender Spitze; Auriga (Fuhrmann), stehend im Leiterwagen, im Prinzip wie in München clm 10268, aber hier ohne Spieß, die Pferde und Ochsen gehen nebeneinander, aufwendiger Phantasiehut. fol. 176r: Cassiopeia, auf einer Bank sitzend, die seitlich ausgestreckten Arme an ein Gerüst aus schmalen Stäben gefesselt, nur mit einem weiten Manteltuch bedeckt, kein Blutstrom; Andromeda, ausgestalteter Landschaftsausschnitt, Andromeda hängt gefesselt zwischen zwei Bäumchen, die auf hochragenden felsigen Ufern stehen, unter ihren Füßen fließt Wasser, das Kleid ist kurz abgeschnitten und zeigt die entblößte Schampartie (getilgt), der Mantel fällt hinten breit von den Schultern. fol. 176v: Perseus, mit losem Manteltuch und kegelförmiger Mütze bekleidet, Schild herz-
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förmig, Fußflügel, Medusenhaupt weiblich, Waffe klein und messerartig; Triangulum (Dreieck), schlicht und gleichschenklig. fol. 177r: Lyra (Leier), antikisches Instrument wie in Paris, ital. 81; Aquila (Adler), in der Grunddisposition identisch mit clm 10268; Vultur cadens (Fallender Geier), die Flügel des Adlers spitz zulaufend, Jupiter mit in reichen Falten hochflatterndem Mantel, das rechte Bein wie gerade aufsteigend abgespreizt, die Hand greift den rechten Flügel. fol. 177v: Figura sonantis canonum (Canonspieler), auf einer Bank sitzend und das Zupfinstrument spielend wie im Pariser Codex, Mütze unspezifisch; Astronothus (Kentaurenweib), nach links galoppierende Kentaurin, die Arme ausgestreckt; Galaxia (Milchstraße), zwei Frauen in weiten Mänteln, die linke klagend, die rechte den Sternreif haltend. fol. 178r: Ara (Altar), runder Brunnentrog auf quadratischem Stufensockel, keine Flammen (?), vier Teufelchen; Piscis austrinus (Südlicher Fisch), auf dem Rücken schwimmender großer Fisch, auf seinem Bauch ein wesentlich kleinerer, beide nach links; Lepus (Hase), nach links laufend; Anticanis (Kleiner Hund), nach links laufend. fol. 178v: Centaurus, Kentauer nach rechts gewandt, geschulterte Lanze mit angehängtem Hasen, Oberkörper mit eng anliegendem, unten wenig gezaddeltem Kleidungsstück, Opfertier in Rückenlage und Trinkflasche an der Rechten, Schwert an der Seite; Equus secundus (zweites Pferd), nach links stürmendes kleines Flügelpferd, nur die Hinterhufe mit Flügeln. fol. 178v: Hydra, Crater, Corvus (Seeschlange, Becher, Rabe), Schlange nach links, der Kopf zwischen den Zweigen eines Bäumchens, Crater zweihenklig, Corvus wie krächzend. fol. 179r: Terebellum (Bohrer), mit dünnem, geradem Griffstück; Vexillum (Fahne), Fahne nach rechts geneigt, die spitz auslaufenden Einzelzungen wirbeln wild durcheinander.
Provenienz Unbekannt.
Literatur Frati 1908; Milanesi 1994, S. 373. Siehe S. 46, Abb. 207
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Paris, Bibliothèque Nationale de France, Ms. ital. 81 Fazio degli Uberti, Il Dittamondo mit dem Kommentar von Guilelmo Capello Sternbilderdarstellungen nach Michael Scotus zum Kommentar zur fünften »Cantica« des kosmographischen Werkes Il Dittamondo Die ausgesprochen hochwertig ausgestattete Handschrift bietet neben dem ornamentalen Buchschmuck zahlreiche Illustrationen zum Text, darunter auch die Sternbilder nach Michael Scotus, deren Überlieferung die Gestaltung sehr eng folgt. Auch die Integration in einen kosmologisch-kosmographischen Kontext ist vergleichbar mit der Einbettung im Liber Introductorius. Lombardisch (Mailand), 1447 Kodikologische Angaben Maße: 37,5 × 27,5 cm, Pergament von durchgehend hoher Qualität, 239 Folia, das erste und letzte Vorsatzblatt neuzeitlich. Textura rotunda formata, sehr sauber und professionell geschrieben, Gedicht einspaltig, jeder Dreizeiler mit Versal in Versalienspalte, Kommentierende Textblöcke in etwas kleinerer Schrift (gleichzeitig) zumeist wie eine zweite Textspalte konzipiert, bei weiterem Platzbedarf auch den Rest der Seitenränder einnehmend, sorgfältiges Layout mit geschickt eingebauten Diagrammen und Bildern. Umfangreiche Blüten- und Federrankenbordüren, fol. 1r 9zeilige Farbinitiale auf poliertem Goldgrund, weitere aufwendige Initialen (Goldbuchstaben mit Weißranken und farbigen Binnenfeldern in Blau, Dunkelrot und Grün) jeweils zum Beginn der »Cantica«. Die Malerei besticht durch die hohe Qualität der Ausführung und die außerordentlich fein gemalten Details. Helle, transparente, dünn aufgetragene Farben dominieren, daneben finden sich jedoch auch opak aufgetragene Farben (Miniatur fol. 1r). Die Unterzeichnung ist kaum je zu sehen. Zuweilen kommen jedoch kleinste Pentimenti vor, die eine blassere Federzeichnung unter den endgültigen Konturen erkennen lassen. Die transparenten Farbflächen lassen auch blasse Schraffuren der Gewänder durchscheinen.
Art der Bilder 47 Sternbilderdarstellungen als sorgfältig farbig modellierte Figuren mit aufgesetzten goldenen Sternen (größtenteils als goldene Punkte beziehungsweise Scheibchen, die hellsten Sterne werden als acht- und mehrstrahlige Goldsterne hervorgehoben), Bild beischriften (Namen) in violetter Tinte.
Inhalt fol. 1ra–238v: Fazio degli Uberti, Il Dittamondo (Corsi ed. 1952). Der Text Fazios mit dem Kommentar des Guilelmo Capello aus den Jahren 1435–1437 (vgl. Milanesi 1994) als zeitgleiche Randglosse.
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Kommentar Das Gedicht des Florentiners Fazio degli Uberti Il Dittamondo entstand um 1350–1360 und blieb unvollendet. Es berichtet von einer fiktiven Reise des Autors durch verschiedene Länder Europas und Afrikas unter der Leitung des antiken Geographen Solinus. Parallelen zur Divina Commedia Dantes sind augenfällig. Der Bericht enthält neben den geographischen Informationen, die den inhaltlichen Kern des Werkes bilden, auch kosmologische Teile, so etwa zu den Weltsphären, wo man in einem mystischen Aufstieg von der Erde über die Sphären der Elemente und der Planeten und Fixsterne bis zum »Tohu-Bohu« aufsteigt, dem Urchaos, dem hier die Rolle des ersten Bewegers zukommt. Die Miniatur hierzu (fol. 170v) zeigt auch einen Kometen, im Zeichen der Waage, der den Aufstieg begleitet. Auch die Armillarsphäre kommt als »sphaera materialis« zur Sprache und zur Abbildung. Il Dittamondo fand von seiner Entstehung bis ins 16. Jahrhundert recht weite Verbreitung, wovon 57 erhaltene Handschriften Zeugnis ablegen. In der fünften »cantica« werden die Planeten und Sternbilder erläutert, Bilder der letzteren finden sich im Bereich des ersten bis sechsten »canto«. Während Fazios Text hier vor allem die Planeten und Tierkreiszeichen behandelt und weit mehr auf die antiken Dichter (Vergil, Ovid, Lactantius etc.) rekurriert als etwa auf die Astrologie der eigenen Epoche, geht der Kommentar des Gulielmo Capello auch auf die restlichen Sternbilder und ihre astrologische Bedeutung ein. Er bietet hier überwiegend eine italienische Übersetzung der Sternbildertexte des Liber Introductorius (Liber quattuor distinctionum, dist. II), wobei auch Plinius zu Wort kommt, mit dessen Naturgeschichte Capello sich philologisch auseinandergesetzt hatte. Es kann daher kaum verwundern, dass auschließlich diejenige Handschriften des Dittamondo Sternbilderdarstellungen erhalten haben, die mit dem Kommentar Capellos versehen sind. Gelegentlich nennt der Kommentator Michael Scotus ausdrücklich als Gewährsmann (z. B. fol. 171v rechts »Nota che michele scoto… «) und weist auf Diskrepanzen zwischen ihm und Fazios Text hin (z. B. fol. 172r zur Anzahl der Sterne in Virgo). Der zentrale Punkt des eher ungewöhnlichen Unternehmens einer Kommentierung des geographischen Textes Fazios ist hier die Konfrontation des vor allem auf Solinus basierenden Gedichtes mit den Informationen aus der mittlerweile ›wiederentdeckten‹ Geographie des Ptolemaios. Von wissenschaftshistorischem Interesse sind auch die enthaltenen Landkarten (vgl. Milanesi 1994, S. 365 und passim). Die Rolle des illustrierten Sternbildertextes nach Michael Scotus scheint hinsichtlich der Astronomie letztlich der des Ptolemaios und der nach Ptolemaios korrigierten Karten im geographischen Bereich zu entsprechen. Es ist bemerkenswert, dass Capello hier nicht auf einen antiken Text und dessen Illustrationen zurückgriff (z. B. Hyginus) oder aber auf die Astronomie des Ptolemaios, sondern auf ein Werk des 13. Jahrhunderts. Dass er dieses aufgrund der astrologischen Informationen bevorzugte, vielleicht auch wegen seiner Verbreitung, kann nur vermutet werden. Die Sternbilderdarstellungen der Pariser Handschrift sind sorgfältig mit eingezeichneten Sternen versehen, genau wie im Text beschrieben und nach der Größe differenziert. Sie werden durch Beischriften identifiziert, die zumeist die Bezeichnung nach Michael Scotus bieten (z. B. drago audas, Vultur volans/cadens, Putheus, Equus secundus, Pulsator, Astronochus), zuweilen aber auch die von Michael nicht favorisierten Namen (Phaeton statt Eridanus, Pegasus statt Equus vespertinus). Den philologisch kaum akzeptablen lateinischen Namen »Terebellum« ersetzte Capello durch das korrekte italienische »Trivella«. Der Sternbilderzyklus in Modena, Biblioteca Estense, Ms. P.4.7 weist im Vergleich mit der Pariser Handschrift nur einen Teil der
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Darstellungen auf, die ital. 81 jedoch nahe stehen. Dazu kommen: Turin, Biblioteca Nazionale Universitaria, Ms. N. 1.5 von 1437 (Ferrara) mit unvollständigem Kommentar (Sternbilder fol. 170r–179v) und Venedig, Biblioteca Marciana, Ms. It. IX.40 (=6901), illustriert von derselben Hand wie Modena P.4.7 (Milanesi 1994, S. 373; vgl. auch Corsi 1952, Bd. 2, S. 71–133). Nicht erhalten ist wohl das Dedikationsexemplar für Lionello d’Este (Ferrara 1437) für das Giovanni Falconi 77 Miniaturen schuf, deren Bezahlung dokumentiert ist. Der Kommentar des Guilelmo Capello bezeichnet alle Sternbilder als »figura del zodiaco«, unabhängig davon, ob sie zu den Tierkreiszeichen gehören oder weit entfernt vom Tierkreis stehen. Die Lage des Bildes wird immer in Relation zu den umgebenden Sternbildern definiert. Es folgt die Gesamtzahl der gut sichtbaren Sterne »stelle notevole« oder »stelle apparisibile« (bei Michael Scotus: »stelle parissibiles«) und geht schließlich recht ausführlich auf die Charaktereigenschaften und das Schicksal der unter dem Sternbild Geborenen ein. Er bietet eher f lankierende Zusatzinformationen als Erläuterungen der Verse Fazios. Im Falle der Sternbilder verschiebt sich so der Schwerpunkt von der antik hinterlegten kosmologischen Gesamtschau hin zur Astrologie nach Michael Scotus. Dessen Text zusammen mit seinen Illustrationen zu verarbeiten mag auch durch die auffällige Tatsache begünstigt worden sein, dass dort der einzige auf die Aratea rekurrierende Bildzyklus zu finden war, der die auch von Fazio ausdrücklich genannte (»ptolemäische«) Anzahl von 48 Sternbildern aufweist. Allerdings fällt auf, dass zum einen Fazio die nur bei Michael Scotus begegnenden Sternbilder in seinem Gedicht nicht nennt, zum anderen, dass die Sternbilder im Gedicht nur wenig Raum einnehmen, so dass die weiter hinten stehenden Bilder und Textblöcke des Kommentars nicht mehr mit dem benachbarten Haupttext korrespondieren. Letztlich ist ein direkter Zusammenhang zwischen den Sternbildern nach Michael Scotus und dem Text Fazios degli Uberti nicht zu erkennen. Auch Hinweise auf eine Benutzung des Textes des Sternbildertraktates oder anderer Teile des Liber quattuor distinctionum scheinen sich nicht zu finden. Der Sternbilderzyklus folgt durchgehend und eindeutig dem Muster der Illustrationen zum Liber introductorius des Michael Scotus, ohne deren dortige Reihenfolge immer zu beachten. Die Plejaden beispielsweise werden beim Stier in die Reihe der Tierkreiszeichen eingefügt, entsprechend ihrem Ort in diesem Zeichen. Auch die Voranstellung des Orion bei den Bildern außerhalb des Tierkreises ist auffällig. In vielen Fällen sind die Übereinstimmungen mit der Münchener Scotus-Handschrift clm 10268 geradezu frappierend, so etwa beim Schützen, der bis in Details ganz offensichtlich eng mit der etwa ein Jahrhundert älteren Darstellung verwandt ist. Sehr nahe stehen sich auch: Krebs (Krabbe), Löwe, Jungfrau und Skorpion sowie Orion, die Bären mit dem Drachen, Canis, Cygnus, die halbe Argo mit der Schildkröte, der halbe Pegasus, der über dem Wasser »schwebende« Phaeton (Eridanus), Hercules, Serpentarius, Triangulum, Lyra, Aquila/Vultur volans, Austronothus, Galaxia, Ara/Putheus, der Südliche Fisch, Hase, Kleiner Hund, Kentaur, Zweites Pferd und Hydra. In allen anderen Fällen sind größere oder kleinere Abweichungen zu konstatieren. Bei den Tierkreiszeichen findet sich Taurus als vollständiges, stehendes Rind, anstelle der liegenden Protome. Aries zeigt die auch sonst übliche Rückwendung, die gleiche Hörnerform und den relativ langen Schwanz. Allerdings ist der Widder nicht springend dargestellt, sondern steht mit angehobenem rechtem Vorderhuf wie beispielsweise in Padua, Seminario Vescovile, Cod. 48 oder bei den böhmischen Handschriften. Bei letzteren wurde allerdings ein Kreuzstab ergänzt und die Figur so zum Agnus dei umgedeutet. Bei den Plejaden entspricht die Anordnung der
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Frauenbüsten als zwei jeweils in Konversation befindliche Zweiergruppen oben und einer auf die mittlere Figur orientierten Dreiergruppe unten prinzipiell dem Bild im Münchener Codex, die Form der Kleider und Umhänge scheint jedoch weit weniger die aktuelle Mode zu ref lektieren (vgl. auch Wien, Cod. 2378). Die Zwillinge ohne Flügel entsprechen eher dem traditionellen Typus als der Fassung Michaels, von den weiten Umhängen blieb lediglich ein die beiden Knaben verbindender Stoffstreifen übrig. Bei der Waage wurde der sitzende Mann als Haltefigur durch eine stehende Frau ersetzt, was an die Kombination von Virgo und Libra in den Handschriften der Recensio interpolata des Aratus latinus erinnert. Während der Steinbock Padua, Seminario Vescovile, Cod. 48 nahesteht, weniger dem Münchener Codex, gehört der kurzberockte, beidhändig aus zwei Gefäßen gießende und bewegte Wassermann sonst nicht zum Repertoire der Scotus-Sternbilder. Ein aus zwei Gefäßen gießender Aquarius findet sich in den »Fendulus«-Handschriften (vgl. Paris, BN, lat. 7330, 13. Jahrhundert – siehe dort) und etwa in Cod. 427 der Vadiana St. Gallen (Luis de Angulo, nach 1456 – siehe dort), eine nur sehr bedingt vergleichbare Gestalt bietet München clm 10270 (12. Jahrhundert) als Eridanus. Der Leib des Cetus ist mächtig aufgebläht, der Kopf entfernt potwalartig. Corona als dicker Blätterkranz mit zwei aufgesetzten Rechtecken und Bändern entspricht der Darstellung in Padua, Seminario Vescovile, Cod. 48 sowie Wien, ÖNB, Cod. 2378. Auch Draco mit geringeltem Leib und ohne Flügel ähnelt am meisten dem Drachen in Wien, ÖNB, Cod. 2378. Bootes fehlt hier das Schwert am Gürtel, Cepheus erscheint ohne seine Geldbörse (beziehungsweise sein Täschchen). Auriga hat seine Lanze eingebüßt, obgleich die Hand, die sie gehalten hat noch in der entsprechenden Haltung verharrt, Rinder und Pferde sind nebeneinander angeschirrt, Kopf an Kopf. Cassiopeias Thronbank hat die Armlehnen verloren, ihr lose geschlungenes Gewand entblößt nun beide Brüste, der Blutstrom fehlt. Dafür wurde die Fesselung an die Seitenpfosten der Lehne übernommen (in München, BSB, clm 10268 schwer zu erkennen, in Oxford, Bodl., Bodley 266 jedoch deutlich, ebenso in Wien, ÖNB, Cod. 2378). Der turbanartige Kopfputz und die ausrasierte Stirn sind wohl als Zutat im Sinne aktueller Moden zu betrachten. Auch der Kopfputz der Andromeda ist vergleichbar gestaltet, wenngleich weniger voluminös. Die Gefesselte wird zwar in modernisierter Kleidung gezeigt, der Rock ist jedoch auch hier zumindest vorne glatt abgeschnitten, um Beine und (männliche) Geschlechtsteile zu enthüllen, der Form nach also eher Cod. 2378 aber auch Padua, Seminario Vescovile, Cod. 48 entsprechend als clm 10268. Das Wasser zu Füßen Andromedas ist wohl als Zutat nach Maßgabe der zugrundeliegenden Geschichte anzusehen und findet sich sonst nicht. Perseus hat den wie aus zwei Stoff bahnen gebildeten Mantel wie er auch in Padua Seminario Vescovile, Cod. 48 zu sehen ist und der analog zu Madrid 19 gebildet ist, das Medusenhaupt ist eindeutig weiblich. Bei Vultur cadens blieb das nach oben wehende Manteltuch des Jupiter erhalten wie in Padua, Seminario Vescovile, Cod. 48. Der Canonspieler unterscheidet sich von dem in clm 10268 vor allem in der Form der Mütze und durch das Fehlen der Rückenlehne, letzteres ist auch in Padua, Seminario Vescovile, Cod. 48 und Wien, ÖNB, Cod. 2378 zu beobachten. Abgesehen von gelegentlichen Reduktionen im Bereich der Details ist auch hier, wie bei Padua, Seminario Vescovile, Ms. 48, zu beobachten, dass trotz der relativ späten Entstehung viele Merkmale zu beobachten sind, die letztlich auf eine Vorlage zurückdeuten, die Madrid, BN, Ms. 19 näher stand als die Bildfindungen in München, BSB, clm 10268. Da der Maler des Pariser Ms. ital. 81 keineswegs von der sklavischen Kopie einer Vorlage abhängig war, sondern die Bilder frei umsetzen konnte, ergeben sich in den Einzelheiten der Ausführung oft kleinere
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Abweichungen von den ikonographisch prinzipiell eng verwandten, jedoch laienhaft gezeichneten, Darstellungen. Die Bildausstattung in Ms. ital. 81 konnte schon früh dem Meister der Vitae imperatorum zugeschrieben werden (Toesca 1912), zu dessen spätesten erhaltenen Arbeiten sie zählt. Weitere Zuschreibungen haben das Œuvre dieses Miniaturisten in den letzten Jahrzehnten anwachsen lassen, wodurch die stilistische Verortung der Handschrift präzisiert werden konnte. Die Bilder sind von hoher Qualität, wie auch die gesamte Ausführung und Gestaltung der Handschrift. Alle Figuren sind ohne Rahmung sicher gezeichnet und wurden mit dünnf lüssiger, zumeist leicht transparenter Farbe koloriert und modelliert. Die Figuren stehen so direkt auf dem Pergamentgrund. Letztendlich handelt es sich beim Sternbilderzyklus des Ms. ital. 81 nicht primär um die Illustration des Gedichtes Fazios degli Uberti als vielmehr um die Bildausstattung des Kommentares von Guilelmo Capello, der bei den Sternbildern im wesentlichen Michael Scotus ausschrieb. Daher belegt die Handschrift die Rezeption der Sternbilder nach Michael Scotus in den 1430er und 40er Jahren, nicht im Florenz der Zeit um 1350–1360 (Entstehung des Dittamondo). Der wohl für den Hof der Este in Ferrara verfasste Kommentar verweist somit einmal mehr auf die zentrale Bedeutung des östlichen Oberitalien um Padua und Venedig für die Überlieferung von Michaels Himmelsbeschreibung im 15. Jahrhundert. Verzeichnis der Bilder fol. 171r: Aries (Widder), Widder nach links, sich umwendend (ohne Glocke); Taurus (Stier), nach links trabend, ganz, natürlich (clm 10268: halber Stier); Pleiades (Sieben gestirn), sieben junge Frauen als Halbfiguren, wie hinter einer Brüstung, in zwei Ebenen,
oben vier in zwei Gruppen jeweils im Gespräch, unter drei zueinander gewandt, bis auf eine tragen alle hochgesteckte Frisuren, zum Teil mit das Gesicht umrahmenden Zöpfen; Gemi ni (Zwillinge), zwei nackte Knaben, sich um die Schultern fassend, mit um beide geschlungenem Tuch, der Rechte mit Lyra, der Linke mit einer Sichel jeweils in der freien Hand. fol. 171v: Cancer (Krebs), Meereskrabbe in Draufsicht, senkrecht; Leo (Löwe), nach links springender naturnaher Löwe; Virgo (Jungfrau), weiblich, geflügelt, in der Rechten ein Blumenstrauß, in der Linken ein Stab, Sterne auf einem waagrechten Gewandsaum aufgereiht wie ein Ornament. fol. 172r: Libra (Waage), junge Frau in aufwendiger Kleidung und hochgesteckter Zopffrisur als Haltefigur, die Waage in der Rechten vor sich. fol. 172v: Scorpius (Skorpion), natürlich, in Draufsicht, nach links, Sterne zwischen »Maul« und Zangen; Sagittarius (Schütze), nach links galoppierender bogenspannender Kentaur mit Bart und Büffelhörnern, ein Löwenfell als Umhang, Knoten im Schwanz des Pferdes, darunter der Pfeil. fol. 173r: Capricornus (Steinbock), Ziegenfisch nach links, Vorderteil sehr naturnah; Aquarius (Wassermann), en-face in leicht gegrätschter Schrittstellung nach links, Jüngling mit Wuschelkopf, beidhändig aus zwei kleinen rundlichen Vasen gießend; Pisces (Fische), gegenläufig, waagrecht, an den Mäulern verbunden, der untere auf dem Rücken. fol. 174r: Orion, als Kämpfer in einer renaissancehaften Phantasierüstung mit Kettenhemd unter der Jacke, Schwert und Schild, nach links kämpfend; darunter: Ursa maior, Ursa minor, Draco (Großer Bär, Kleiner Bär, Drache), sehr nahe an clm 10268, bis auf die hier stärker strukturierte Schlange, die ebenfalls wie ein liegendes »S« gebildet ist; Canis (Hund), Hund nach links laufend; Cygnus (Schwan), nach rechts laufend wie clm 10268, gute Naturbeobachtung; Delphinus, hechtartig nach links, wie clm 10268 aber hier mit Stachelrücken, stärker hochgebogen. fol. 174v: Argo Navis (Schiff), Schiffshälfte nach links, links Steuerruder, drei Antriebsruder, Mast ohne Segel, an der Schnittfläche Schildkröte;
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geblähter Fisch nach links, Kopf und Maul erinnern ein wenig an einen Wal, Kiemendeckel rötlich abgesetzt; Corona borealis (Nördliche Krone), massiver Blätterkranz in Draufsicht, oben und unten jeweils ein Rechteck aufgelegt. fol. 175r: Draco (Drache), als schlangenschwänziger geringelter Drache nach rechts, Vogelfüße und phantastisches Reptilienmaul, lange dünne Reptilienzunge, keine Flügel; Hercules, rechts nackter, auf dem linken Knie kniender Mann, Löwenfell mit Menschengesicht über dem rechten Arm, das Schwert in der Linken erhoben, links ein Bäumchen mit der sich am Stamm hochwindenden Schlange, ein großer Stern über dem Kopf des Hercules ist größer hervorgehoben; Serpentarius (Schlan genträger), Schlangenträger auf dem Skorpion stehend, nackte Rückenfigur, leicht nach links gewandt, Kopf in Profilansicht, blickt der sich zurückwendenden Schlange ins Auge, diese hinten mit Kringel, über dem Kopf des Serpentarius ein besonders hervorgehobener Stern, Skorpion riesig, in Draufsicht, nach links gewandt. fol. 175v: Bootes, en-face stehend, nackt mit weitem Manteltuch, in der Rechten eine Sichel, in der Linken die Lanze, großer Hut, Vollbart, großer Stern links neben der Hüfte (nur grob vergleichbar mit clm 10268, hier kein Schwert); Cepheus, en-face stehend mit ausgebreiteten Armen, der untere Gewandsaum trägt eine nicht lesbare Zierschrift; Auriga (Fuhrmann), stehend im Leiterwagen, im Prinzip wie in der Münchener Handschrift , aber hier fehlt der Spieß, die Pferde und Ochsen gehen nebeneinander, Capella kleiner, aufwendiger Phantasiehut. fol. 176r: Cassiopeia, auf Thronbank mit ornamental gestalteter Lehne sitzend, die seitlich ausgestreckten Arme daran gefesselt, nur mit Manteltuch bedeckt, das den Oberkörper größtenteils frei lässt, große, ballon- beziehungsweise turbanartige Kopf bedeckung und ausrasierte Stirn, kein Blutstrom; Andromeda, ausgestalteter Landschaftsausschnitt, Andromeda hängt zwischen zwei Bäumchen, die auf hochragenden felsigen Ufern stehen, unter ihren Füßen fließt Wasser, das aufwendige Kleid (mit Mantel) ist vorne ausgeschnitten und zeigt die entblößten männlichen Geschlechtsteile, Frisur von Kopfputz verdeckt. fol. 176v: Perseus, mit losem Manteltuch und großer Mütze bekleidet, Schild länglich, Fußflügel, Medusenhaupt weiblich, an der Schnittfläche winzige Blutstropfen; Triangulum (Dreieck), schlicht und gleichschenklig. fol. 177r: Lyra (Leier), antikisches Instrument wie in clm 10268; Aquila (Adler), in der Grunddisposition identisch mit clm 10268, Pfeil hier steiler, Adler glatter (Federn); Vultur cadens (Fallender Geier), die Flügel des Adlers spitz zulaufend, Jupiter mit in reichen Falten hochflatterndem blauem Mantel. fol. 177v: Figura sonantis canonum (Canonspieler), auf einer Bank sitzend wie im Münchener Codex aber hier ohne Rückenlehne, auffallend vor allem die Bischofsmitra; Astronothus (Kentaurenweib), wie in clm 10268, jugendlich, helles Haar, Vulva hervorgehoben; Galaxia (Milchstraße), wie in der Münchener Handschrift aber die rechte Figur als bartloser Jüngling. fol. 178r: Ara (Altar), runder Brunnentrog auf Stufensockel, drei Flammen und vier Teufelchen; Piscis austrinus (Südlicher Fisch), auf dem Rücken schwimmender großer Fisch, auf seinem Bauch ein wesentlich kleinerer, beide nach links; Lepus (Hase), nach links laufend, sehr schön; Anti canis (Kleiner Hund), nach links laufend. fol. 178v: Centaurus, Tierkörper hier als Rind, Lanze recht lang, Oberkörper mit eng anliegendem, unten wenig gezaddeltem Kleidungsstück; Equus secundus (zweites Pferd), nach links stürmendes kleines Flügelpferd, nur die Hinterhufe mit Flügeln; Hydra, Crater, Corvus (Seeschlange, Becher, Rabe), wie in clm 10268, die Form des Crater jedoch anders, Corvus hält den Schnabel geschlossen. fol. 179r: Terebellum (Bohrer), mit dickem, geradem Griffstück, wie ein Korkenzieher; Vexillum (Fahne), Fahne nach rechts geneigt, die spitz auslaufenden Einzelzungen wirbeln wild durcheinander.
28. Paris, Bibliothèque Nationale de France, Ms. ital. 81 Weitere Darstellungen, kosmographische Zeichnungen und Schemata: z. B. fol. 9r Rota der Tierkreiszeichen; fol. 10r Klimazonen der Erde; fol. 12r Landkarte von Europa, Nordafrika und Asien (bis zum Ganges); fol. 170r Plinius an seinem Schreibtisch, in der Rechten die Armillarisphäre, die Linke führt den Zirkel auf einem auf Papier gezeichneten Quadranten; fol. 170v oben Sphaera Materialis: Armillarisphaere mit beschrifteten Ringen, darunter der Auf bau der Plantensphaeren als kegelförmiges Gebilde mit Sternen und einigen Kometen (s. o.).
Provenienz Geschrieben von Andrea Morena aus Lodi für Cristoforo da Cassano, Wirt des »albergo del pozzo« in Mailand (Pellegrin 1969, S. 34), so das Kolophon fol. 238v »Explicit liber Facii de Ubertis nobilis Florentie transcriptus anno christi Mcccco xLviio et absolutus die sabbati ultimo decembris quem scripsit Andreas Morena laudensis Christoforo de Cassano hospiti puthei mediolani.« Cristoforo da Cassano besaß ein weiteres Werk des Meisters der »Vitae Imperatorum« (Mailand, Trivulziana, Ms. 543). Das gekrönte Christusmonogramm fol. 1r verweist auf Zeit und Umkreis des Filippo Maria Visconti. fol. 240*r Eintrag »Al vur god« (Devise). Seit dem Ende des 16. Jahrhunderts in den Inventaren der königlichen Bibliothek, heute Bibliothèque Nationale de France, nachweisbar (Titeleintrag fol. Bv).
Literatur Mazzatinti 1886, S. 10; Toesca 1912, S. 219, Abb. 465; Corsi 1952, Bd. 2, S. 111–113, 126f., 135–187, 222–245; Pellegrin 1955, S. 388; Arte lombarda 1958, Nr. 209; Pellegrin 1969, S. 34, 60; Schmitt 1975, S. 58, Anm. 10; Avril 1984, S. 151, Nr. 131; Maddalo 1988, S. 58–60; Da Pisanello, Ausst.-Kat. Rom 1988, S. 79, Kat.-Nr. 15; Maddalo 1990, S. 19, 30, 32, 37, 111; Milanesi 1994; Toscano 1996–1997, S. 169–178, S. 172. Siehe S. 46, Taf. 17–18, Abb. 208–214
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Venedig, Biblioteca Nazionale Marciana, Cod. It. IX. 40 ( = 6901) Fazio degli Uberti, Il Dittamondo mit dem Kommentar von Guglielmo Capello Sternbilderdarstellungen nach Michael Scotus (Liber de signis et imaginibus coeli) im Kommentar zur fünften »Cantica« des kosmographischen Werkes Il Dittamondo Die einfach ausgestattete, aber ausgesprochen großformatige Handschrift bietet zahlreiche farbige Illustrationen zum Text, darunter auch die Darstellungen der Sternbilder nach Michael Scotus. Die Sternbilderdarstellungen illustrieren dabei genau genommen den Kommentar, weniger den Haupttext. Die Integration in einen kosmologisch-kosmographischen Kontext ist vergleichbar mit der Einbettung im Liber Introductorius. Die Bildausstattung entspricht ikonographisch weitgehend den Handschriften in Turin (BN Universitaria, N. 15) und Paris (BN, ital. 81). Oberitalien, 2. Drittel 15. Jahrhundert Kodikologische Angaben 41,5 × 28,5 cm, Papier, 241 Folia; Humanistica in abgesetzten Versen, der Kommentar in wesentlich kleiner gehaltenen Textblöcken teilt sich die üppig bemessenen Randbereiche mit den Illustrationen; Majuskeln im Stil der Capitalis rustica als Auszeichnungsschrift.
Art der Bilder 47 Sternbilderdarstellungen als sparsam lavierte Federzeichnungen.
Inhalt fol. 1r–241v: Fazio degli Uberti, Il Dittamondo. Mit dem Kommentar von Guglielmo Capello.
Kommentar Die Handschrift des kommentierten Dittamondo der Marciana fällt vor allem durch ihr stattliches Format ins Auge. Sie wurde von derselben Hand illustriert wie Modena, Biblioteca Estense, P.4.7 (Milanesi 1994, S. 373; vgl. auch Corsi 1952, Bd. 2, S. 71–133). Wie auch bei Paris, BN, Ms. ital. 81 (siehe dort), handelt es sich beim Sternbilderzyklus des Cod. It. IX,40 nicht primär um die Illustration des Gedichtes Fazios als vielmehr um die Bildausstattung des Kommentares von Guilelmo Capello, der bei den Sternbildern im Wesentlichen Michael Scotus ausschrieb, dies allerdings in italienischer Sprache. Die Rezeption der Sternbilder nach Michael Scotus fällt somit zunächst in die 1430er und 40er Jahre. Der wohl für den estensischen Hof in Ferrara verfasste Kommentar verweist somit einmal mehr auf die zentrale Bedeutung des östlichen Oberitalien um Padua und Venedig für die Überlieferung von Michaels Himmelsbeschreibung im 15. Jahrhundert. Die Bilder des Codex der Marciana gehen mit Sicherheit nicht auf die Illustrationen des Meisters der Vitae Imperatorum in Paris, BN, it. 81 zurück, sondern letztlich auf den gemein
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samen Prototyp. Sie stehen der ursprünglichen Fassung des Scotuszyklus näher. Dies wird deutlich, vergleicht man etwa den Aquarius in beiden Handschriften mit der Zeichnung in München, BSB, clm 10268 (noch näher kommt die Handschrift in St. Petersburg F v IX.I und Wien, ÖNB, 2378) oder auch die Beinhaltung des Stiers. Letzterer wurde jedoch auch hier mit Hinterbeinen vervollständigt. Virgo hat Ähren und den Caduceus, während in Paris ein Blumenstrauß und ein einfacher Stab zu sehen sind. Die Waage wird von einer Kaufmannsgestalt gehalten, nicht von einer jungen Frau. Der schlangenartig gewundene Hinterleib des Steinbockes entspricht eher der älteren Variante. Die Darstellung des Orion ist viel enger mit Wien, ÖNB, 2378 verwandt als mit München, BSB, clm 10268. Dies gilt auch für viele andere der Zeichnungen im Venezianer Codex. Allerdings stimmt die Orientierung der Figuren der Pariser Handschrift mit der im Münchener Scotus überein, während der italienische Codex der Marciana manche Bilder seitenvertauscht zeigt. Die Argo ist in allen drei Handschriften (Venedig, Paris, München) sehr ähnlich, aber nur in Paris, it. 81 fehlt das Wasser. Es zeigt sich bei fast allen Vergleichen, dass die Bilder in Cod. IX.40 der Marciana den wohl ursprünglicheren Varianten durchgehend näher stehen, als die in Paris, BN, ital. 81. Der Meister der Vitae Imperatorum dürfte seine Vorlage deutlich selbständiger und freier umgesetzt haben als der weitaus schwächere Zeichner der Handschrift in Venedig. Der Prototyp des kommentierten und entsprechend illustrierten Dittamondo dürfte einen Sternbilderzyklus aufgewiesen haben, der dem des Michael Scotus, wie wir ihn aus Zeugnissen des 14. Jahrhunderts kennen, recht nahe stand. Folglich muss im Ferrara der 1430er Jahre eine entsprechende Vorlage vorhanden gewesen sein, oder Capello verfügte über ein eigenes Exemplar in zuverlässiger Überlieferung. Auch hier ist eine recht unverdorbene und vitale Überlieferung der Sternbilder nach Michael Scotus im Oberitalien des 15. Jahrhunderts zu konstatieren. Verzeichnis der Bilder fol. 172r: Aries (Widder), Widder nach rechts, sich umwendend, linkes Vorderbein anhebend. fol. 172v: Taurus (Stier), nach rechts gewandt liegend, ein Vorderbein nach vorn ausgestreckt, eines untergeschlagen (clm 10268: halber Stier); Pleiades (Siebengestirn), sieben junge Frauen als Halbfiguren in zwei Ebenen; Gemini (Zwillinge), zwei nackte Knaben,
sich um die Schultern fassend, jeweils mit Clamys, der Rechte mit Lyra, der Linke mit einer Sichel in der Hand; Cancer (Krebs), Meereskrabbe in Draufsicht, senkrecht. fol. 173r: Leo (Löwe), lebhaft nach links springender Löwe; Virgo (Jungfrau), geflügelt, in der Rechten drei Ähren, in der Linken den Caduceus, Sterne auf einem waagrechten Gewandsaum aufgereiht wie ein Ornament. fol. 173v: Libra (Waage), Kaufmann in teurer Kleidung als Haltefigur, die Waage in der Rechten vor sich. fol. 174r: Scorpius, natürlich, in Draufsicht, nach links, Sterne zwischen »Maul« und Zangen; Sagittarius (Schütze), nach links galoppierender bogenspannender Kentaur mit Bart und spitzen Hörnern, ein Löwenfell als Umhang, Knoten im Schwanz des Pferdes, unter diesem der Pfeil. fol. 174v: Capricornus (Steinbock), Ziegenfisch nach rechts, Vorderteil naturnah als Ziegenbock, geringelter Leib mit dreispitziger Schwanzflosse; Aquarius (Wassermann), nach rechts gehend, den Oberkörper zurückgewandt vor sich eine Vase ausgießend, in kurzer Hose, Clamys und spitzem Hut; Pisces (Fische), gegenläufig, waagrecht, an den Mäulern verbunden, der untere auf dem Rücken. fol. 175r: Orion, als Kämpfer in einer antikischen Phantasierüstung mit Kettenhemd, Beinschienen und Flügelhelm, Schwert und Schild, nach links ausschreitend. fol. 175v: Ursa maior, Ursa minor, Draco (Großer Bär, Kleiner Bär, Drache), sehr nahe an
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clm 10268, die Schlange ist glatt und wie ein liegendes ›S‹ gebildet, mit ausgestreckter Zunge; Canis (Großer Hund), nach rechts laufender Hund; Cygnus (Schwan), nach rechts laufend; Delphinus, Fisch mit abgespreizten Flossen, nach rechts; Argo Navis (Schiff), Schiffshälfte, links die Steuerruder, drei Antriebsruder, Mast ohne Segel, an der Schnittfläche die Schildkröte, auf dem Wasser schwimmend. fol. 176r: Pegasus, geflügelte Pferdehälfte nach links; Eridanus (Fluss), nackter Schwimmer nach links, sich zurückwendend, Vollbart; Cetus (Walfisch), Fisch nach links, leicht geöfnetes Maul; Corona borealis (Nördliche Krone), massiver Blätterkranz in Draufsicht, oben und unten jeweils ein Rechteck aufgelegt, Bänder haarschopfartig; Draco (Drache), (»draco audax«) als schlangenschwänziger geringelter Drache nach rechts, Vogelfüße und phantastisches Reptilienmaul, lange dünne Reptilienzunge, keine Flügel. fol. 176v: Hercules, nackter, kniender Mann, Löwenfell mit Menschengesicht über dem Arm, das Schwert erhoben, gegenüber ein Bäumchen mit der sich am Stamm hochwindenden Schlange; Serpentarius (Schlangen träger), Schlangenträger auf dem Skorpion stehend; Bootes, en-face stehend, als Bauer. fol. 177r: Cepheus, en-face stehend mit ausgebreiteten Armen; Auriga (Fuhrmann), stehend im Leiterwagen; Cassiopeia, auf Thronbank mit ornamental gestalteter Lehne sitzend, die seitlich ausgestreckten Arme daran gefesselt, nur mit Manteltuch bedeckt; Andro meda, Andromeda hängt zwischen zwei Bäumchen, die auf felsigen Ufern stehen, entblößte männliche Geschlechtsteile. fol. 177v: Perseus, mit losem Manteltuch und großer Mütze bekleidet, Schild länglich, Fußflügel, Medusenhaupt; Triangulum (Dreieck), schlicht und gleichschenklig; Lyra (Leier), antikisches Instrument; Aquila (Adler), in der Grunddisposition identisch mit clm 10268. fol. 178r: Vultur cadens (Fallender Geier), die Flügel des Adlers spitz zulaufend, Jupiter mit hochflatterndem Mantel; Figura sonantis canonum (Canonspieler), auf einer Bank sitzend musizierend; Astronothus (Kentaurenweib), wie in clm 10268; Galaxia (Milchstraße), wie in der Münchener Handschrift . fol. 178v: Ara (Altar), runder Brunnentrog auf Stufensockel, Flammen und Teufelchen; Piscis austrinus (Südlicher Fisch), auf dem Rücken schwimmender großer Fisch, auf seinem Bauch ein wesentlich kleinerer; Lepus (Hase), nach links laufend; Anticanis (Kleiner Hund), nach links laufend. fol. 179r: Centaurus, Tierkörper als Rind, Lanze recht lang, Oberkörper mit eng anliegendem Kleidungsstück; Equus secundus (zweites Pferd), nach links stürmendes kleines Flügelpferd; Hydra, Crater, Corvus (Seeschlange, Becher, Rabe), wie in clm 10268, die Form des Crater etwas anders, Corvus hält den Schnabel geschlossen; Terebel lum (Bohrer), mit geradem Griffstück; Vexillum (Fahne), Fahne nach rechts geneigt. Weitere Darstellungen: fol. 18r Ansicht von Rom; fol. 154v Fazio und Solinus; fol. 171v Plinius, sitzender Gelehrter mit Astrolabium, Zirkel und Reißbrett; fol. 172r Armillarisphäre, darunter ein trichterförmiges Sphärenschema mit Kometen.
Provenienz Aus dem Besitz von Tommaso Giuseppe Farsetti in die Biblioteca Marciana gelangt (Biblioteca manoscritta 1780, S. 163–177).
Literatur Fazio degli Uberti 1883, S. CLIff.; Pellizzari 1905, S. 123f.; Frati 1908; Oreti 1923; Rotondi 1931 (mit der älteren Literatur); Corsi 1952, Bd. 2, S. 71–133; Maddalo 1990, S. 116f.; Milanesi 1994. Siehe S. 46
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Oxford, Bodleian Library, Ms. Bodley 266 (Summary Catalogue 2466) Michael Scotus, Liber quattuor distinctionum (Liber introductorius, pars 1) Sternbilderdarstellungen zur Himmelsbeschreibung der zweiten distinctio Vollständige Abschrift des Liber quattuor distinctionum, des ersten Teiles des Liber Introductorius des Michael Scotus wohl nach München, BSB, clm 10268 Italien (Oberitalien, Padua?), um 1450 (vgl. Mariani-Canova 1998, S. 28) Kodikologische Angaben 42,5 × 28,5 cm, Papier (durchgehend ein Wasserzeichen: Dreiberg im Kreis mit einfachem Kreuz auf Stange), zwei Spalten, die astrologischen Absätze zu den Sternbildern als Randglossen, Bastarda von vier Händen im Wechsel, davon zwei mit nur geringem Anteil, die vorgesehenen Initialen wurden nicht ausgeführt. Zum Teil mit zwei geringfügig voneinander abweichenden Foliierungen (die nicht mehr gültigen Zahlen in Klammern).
Art der Bilder 48 Sternbilderdarstellungen als zumeist lavierte Federzeichnungen, Sterne eingezeichnet als rote Sternchen oder Kringel. Zeichnungen von zwei Händen, die erste mit kolorierten Figuren, ab fol. 110va die zweite Hand mit nur noch sehr sparsam in Gelb oder Grün lavierten Zeichnungen, diese jedoch feiner und zarter als bei der ersten Hand, ab fol. 112r keine Lavierung mehr.
Inhalt fol. 1ra–218vb: Michael Scotus, Liber Quattuor distinctionum (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1239, Nr. 6). Prooemium (Edwards ed. 1978) und erster Teil des Liber Introductorius, auch hier ohne die vierte distinctio.
Kommentar Der enge Zusammenhang mit der Münchener Handschrift BSB, clm 10268 wurde schon bald erkannt. Bauer bezeichnete die Zeichnungen des Münchener Codex als »direkte Vorlagen für Oxford, Bodleian Library, Bodl. Ms. 266« (Bauer 1983, S. 8). Auf der Grundlage des Textes war Thorndike allerdings zu dem Schluss gekommen, dass es sich nicht um eine Kopie nach der Münchener Handschrift handeln könne, da die Oxforder Handschrift Textteile enthalte, die in clm 10268 nicht vorkommen; das heißt, dass es sich um eine eigenständige Überlieferung handeln müsse (Thorndike 1961, S. 444). Allerdings war ihm dabei nicht bekannt, dass die Münchener Handschrift etliche Blätter eingebüßt hatte (siehe dort). Die Abweichungen zwischen Bodley 266 und clm 10268 erklären sich vollständig durch die dort später eingetretenen Textverluste. Aufgrund neuerer Untersuchungen ist die durchgängige Abhängigkeit von clm 10268 nunmehr erwiesen. Auffällig sind auch einige Merkwürdigkeiten der Textfassung, etwa »retho-
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rica planetarum« für »theorica planetarum« (Bodley 266, fol. 101vb; clm 10268, fol. 74rb). Da die Blattverluste der Münchener Handschrift nach dem Zeitpunkt der Abschrift eintraten, kommt Bodley 266 die Rolle eines wichtigen Textzeugen zu, mit dessen Hilfe die verlorenen Passagen ergänzt werden können. Hinsichtlich der Bilder sind keine wesentlichen Abweichungen von clm 10268 zu konstatieren. Obgleich die wohl eher als bescheiden einzustufenden Fähigkeiten des Zeichners zur Vorsicht gemahnen, lassen sich doch in vielen Fällen die heute sehr blassen und in den Details nicht immer gut lesbaren Bilder der Münchener Handschrift ebenfalls anhand des Vergleichs mit dem Oxforder Codex leichter deuten. Insofern ist auch in dieser Hinsicht der Quellenwert durchaus als hoch einzustufen. Beispielsweise ist Cassiopeia dort eindeutig mit den Handgelenken an die Thronlehne gefesselt, ein Detail, das an der Münchener Handschrift nurmehr zu erahnen ist. Ihr in der Münchener Handschrift lediglich angedeuteter, da mittlerweile nicht mehr gebräuchlicher »Scheinärmel« (ein Modedetail des 13. Jahrhunderts) wurde im 15. Jahrhundert nicht mehr recht verstanden und erscheint als leer hängender Gewandärmel. Aufgrund der durchgängig guten Lesbarkeit und der zwischenzeitig für viele Forscher leichteren Zugänglichkeit stützte sich etwa Thorndike in seinen Forschungen überwiegend auf Bodley 266. Auffallend ist das sehr große Format bei relativ kleiner Schriftgröße und schmalen Textspalten sowie die sich daraus ergebenden ausgesprochen üppig bemessenen Seitenränder und Interkolumnien, die wohl einer späteren Glossierung zur Verfügung stehen sollten. Dies wurde nur in sehr geringem Maße genutzt, lediglich im Sternbilderteil fanden die Randbereiche für die Textblöcke der astrologischen Absätze zu den einzelnen Bildern Verwendung. Die Handschrift stellt keine eigenständige Überlieferung dar und kann daher wenig zur Erhellung des Entwicklungsganges des Sternbilderzyklus nach Michael Scotus beitragen. Allerdings belegen die eindeutig auf eine italienische Herkunft deutenden Merkmale den Verbleib von clm 10268 bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts in seinem Ursprungsland. Die Abschrift zeigt darüber hinaus das ungebrochene Interesse für Text und Bilder in dieser Zeit, worauf auch das ›glossenfreundliche‹ Layout deutet.
Verzeichnis der Bilder fol. 108ra: Aries (Widder), nach links, Kopf zurückgewandt, Halsband. fol. 108rb: Taurus (Stier), halbes, lagerndes Rind, nach links orientiert, das vordere Vorderbein untergeschlagen. fol. 108va: Gemini (Zwillinge), nackt bis auf die Mäntel, große Flügel, sich den Arm auf die Schulter legend, mit Lagobolon (Sichel?) und Lyra; Cancer (Krebs), naturnahe Krabbe, Kopf und Zangen nach oben. fol. 108vb: Leo (Löwe), nach links schreitend; Virgo (Jungfrau), relativ klein, en-face mit Krone und Flügeln, in der Rechten drei Ähren, in der Linken etwas entstellt den Caduceus. fol. 109ra: Libra (Waage), auf einer Thronbank mit
hoher Lehne sitzende männliche Gestalt, die große Waage vor sich in der Linken, die Rechte erhoben; Scorpius (Skorpion), naturnah, nach links; Sagittarius (Schütze), nach links sprengender Kentaur, den Bogen spannend, Hörner, ein Löwenfell als Umhang, den Pferdeschwanz geknotet; unter ihm der Pfeil nach links. fol. 109rb: Capricornus (Steinbock), Ziegenfisch nach links, große Steinbockhörner; Aquarius (Wassermann), nackt, nach rechts gewandt, beidhändig nach rechts gießend, breitkrempiger Hut. fol. 109va: Pisces (Fische), waagrecht, gegenläufig, am Maul verbunden, der untere auf dem Rücken. fol. 109vb: Ursa maior, Ursa minor, Draco (Großer Bär, Kleiner Bär, Drache), der Drache als liegendes ›S‹,
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die Bären Rücken an Rücken. fol. 110ra: Draco (Drache), kleiner Drachen mit Flügeln und Vogelbeinen nach rechts; Hercules, nach links, Schlangenkampfszene, Hercules nackt im Ausfallschritt, langes Schwert, Löwenfell mit Fratzengesicht, die Schlange um den Baum gewunden. fol. 110rb: Corona borealis (Nördliche Krone), kreisrunder Reif mit Bänder, Serpentarius (Schlangenträger), die Rückenfigur des Schlangenträgers nach links gewandt auf dem Skorpion stehend, die Schlange wendet sich zum Gesicht des Trägers, Skorpion mit sechs Zangen und zwei Beinen. fol. 110va: Bootes (Bärenhüter), en-face, Schreitstellung, Sichel und Speer seitlich von sich haltend, breitrandiger Hut, Schwert am Hüftgurt; Auriga (Fuhrmann), im Leiterwagen, zwei Ochsen und zwei Pferde, en-face im Wagen stehend, den Speer in der Rechten, die Haedi in der ausgestreckten Linken, Capra auf der Schulter, Helm mit Lilienornament. fol. 110vb: Cepheus, knöchellanger Rock, große phrygische Mütze, Schultergurt mit Schwert, Geldbörse am Gürtel, die Arme ausgebreitet; Cassio peia, en-face auf dem Thron sitzend, die Arme ausgebreitet und an die Lehne gefesselt, von der rechten Handfläche etwas Blut rinnend, der rechte Ärmel des Kleides hängt leer hinter ihr, Brust und Schulter sind entblößt, barhäuptig. fol. 111ra: Pegasus, halbes Flügelpferd nach rechts; Andromeda, an den Armen zwischen auf Felsen stehende Bäume gefesselt, das lange Kleid vorn aufklaffend, Geschlecht nicht sichtbar, die Füße frei hängend. fol. 111rb: Perseus, nackte Rückenfigur, nach links schreitend, das Gorgonenhaupt in der Linken, auf der Schulter ein Schild, den Knüttel in der Rechten erhoben, Kopftuch, Bart, Fußflügel. fol. 111va: Triangulum (Dreieck), groß, gleichschenklig; Pleiades (Siebengestirn), weibliche Halbfiguren in zeitgenössischen Kleidern, sich einander lebhaft im Gespräch zuwendend. fol. 111vb: Lyra (Leier), als Instrument unbrauchbar, im unteren Bogen eine Art »Wolkenbänder«; Cygnus (Schwan), flatternd nach rechts laufend. fol. 112ra: Aquila (Adler), auf dem Pfeil stehend, die Schwingen ausgebreitet; Vultur cadens (Fallender Geier), Adler, in den Fängen ein Pfeil und ein Kranz mit Bändern (vgl. Corona), auf dem Rücken ein nacktes Menschlein. fol. 112rb: Cetus (Walfisch), großer natürlicher Fisch nach links. fol. 112va: Eridanus (Fluss), Schwimmer über dem Wasser, nach rechts, sich nach links umwendend, den Kopf aufgestützt; Figura sonantis canonum (Canonspieler), auf thronähnlichem Sitz, Sendelbinde, weites Gewand, das Instrument auf den Knien haltend; Del phinus, hechtartig, nach links springend. fol. 112vb: Orion, nach links kämpfend, antikische Rüstung, großer Schild, Schwert erhoben. fol. 113ra: Canis (Hund), nach links. fol. 113rb: Lepus (Hase), nach links; Argo Navis (Schiff), halb, das Heck mit Steuerruder links, Mast ohne Segel, eine kleine Schildkröte (mit Stern in der Schnauzenspitze) kommt hinter der Schnittstelle hervor nach rechts. fol. 113va: Austronotus (Kentaurenweib), Kentaurin nach links, paarhufig; Galaxia (Milchstraße), eine Gestalt unbestimmten Geschlechts nach links gewandt, in ein Manteltuch gehüllt sitzend, ein bärtiger Mann rechts hält die mandorlaförmige gestirnte Milchstraße. fol. 113vb: Piscis austrinus (Südlicher Fisch), großer Fisch auf dem Rücken nach links, auf seinem Bauch ein kleinerer, aufrecht schwimmernder Fisch; Ara (Altar), runder Brunnen auf vierstufigem Sockel, drei Flammenzungen, vier davonfliegende Teufelchen. fol. 114ra: Centaurus, Kentauer nach rechts galoppierend, das Beutetier auf der rechten Hand, vom Arm hängend eine Feldflasche, den Hasen am Speer über der Schulter, bärtig, Schwert am Hüftgurt. fol. 114rb: Hydra, Crater, Corvus (Seeschlan ge, Becher, Rabe), Schlange nach links, Crater als zweihenklige Vase, die Hydra mit dem Kopf im Geäst eines kleinen Baumes. fol. 114va: Anticanis (Kleiner Hund), schlanker Hund, nach links laufend; Equus secundus (Zweites Pferd), nach links galoppierendes Flügelpferd mit weiteren Flügeln an den Hufen; Terebellum (Bohrer), Bohrer mit geradem Griff. fol. 114vb: Vexillum (Fahne), nach rechts geneigte, gelatze Fahne mit Speerspitze. Planeten: fol. 115rb Saturn, Mars, Jupiter, Venus und Merkur. fol. 116r Sol (über zwei Spalten). fol. 117ra Luna.
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Provenienz Über die Entstehung in Italien (wahrscheinlich Oberitalien) hinaus ist zur Überlieferung nichts bekannt. 1604 von dem Arzt William Dun (Dunne) zusammen mit weiteren Handschriften verwandten Inhalts der Bodleian Library geschenkt.
Literatur Italian illuminated manuscripts 1948, Nr. 56; Byvanck 1949, Nr. 58; Saxl/Meier 1953, S. 294, Abb. 190; Thorndike 1961, S. 443–447; Destombes 1964, S. 182; Thorndike 1965, S. 6, Tafeln 1–4b; McGurk 1966, S. 40f., 73; Pächt/Alexander 1970, S. 93, Nr. 941; Zick– Nissen 1975, Tafel 51,1 (Bootes, Auriga, Cepheus, Cassiopeia); Schmitt 1975, S. 58, Anm. 10; Edwards 1978, S. xii–xiv; Bauer 1983, S. 8, Reichert 1995, S. 452, Anm. 78, S. 482–491 (in der Edition von Textauszügen verwendet). Siehe S. 24, 38–39, 45, Abb. 67
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Krakau, Biblioteka Jagiellonska, Rps. 573 Sammelhandschrift zu Astrologie und Prognostik; Michael Scotus; Hyginusderivat Sternbilderdarstellungen zu Michael Scotus, De signis et imaginibus coeli, sowie zu dem von Hyginus, De Astronomia, Buch III abgeleiteten Sternbildertraktat Der umfangreiche Sammelband aus dem Besitz eines Krakauer Artisten magisters vereinigt zahlreiche Texte zur Astrologie und zur astrologischen Wetterprognostik. Die laienhaft gezeichneten Sternbilderdarstellungen gehören zwei unterschiedlichen Überlieferungslinien an, greifen beide aber letztlich auf Bildfassungen des 13. Jahrhunderts zurück. Krakau, 1450–1460 (1457) Kodikologische Angaben 31,0 × 22,0 cm, 233 Folia, Papier, einspaltig mit stark variierenden Zeilenzahlen, Bastarda cursiva, mehrere Texte sind von der Hand des Krakauer Artistenmagisters Petrus de Chothkow geschrieben. Die Theorica Planetarum ist mit dichter Randglossierung versehen und weist einen vergrößerten Zeilenabstand für Interlinearglossen auf. Die zugehörigen Zeichnungen sind aufwendig koloriert (z. B. fol. 11v/12r). Die Handschrift ist paginiert und wurde zusätzlich mit Bleistift foliiert, im Folgenden wird auf diese Foliierung Bezug genommen.
Art der Bilder Erste Bilderserie: 30 Sternbilderdarstellungen zum Text des Michael Scotus, die restlichen Textaussparungen nicht mehr mit Zeichnungen gefüllt, schlichte, meist laienhafte Strichzeichnung, Sterne eingezeichnet. Zweite Bilderserie: 48 Sternbilderdarstellungen nach Michael Scotus, laienhafte, oft entstellend missverstandene Zeichnungen mit eingezeichneten Sternen, ohne Text jedoch zumeist mit Beischriften, im Anschluss die zugehörigen Planetenbilder. Dritte Bilderserie: 42 Sternbilderdarstellungen als Illustra tionen zum »Hyginusderivat«
Inhalt fol. 1r: fol. 1v–27r: fol. 28r–43r: fol. 43v–44v: fol. 44v: fol. 44v–77r:
Notae astrologicae ad Theoricam planetarum. Zum Folgenden (Rosinska ´ 1984, Nr. 843). Theorica planetarum Gerhardi (Carmody 1956, S. 167; Thorndike/Kibre 1963, Sp. 223; Pedersen 1981; Rosinska ´ 1984, Nr. 348). Johannes de Lineriis, Algorismus de minutiis vulgaribus et physicis. Glossiert. (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 878; Rosinska ´ 1984, Nr. 1217) Recomendatio scientiae astronomiae. (Rosinska ´ 1984, Nr. 846) Definitiones atque notae de astronomia et astrologia. (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 156) Johannes de Sacrobosco, De sphaera. Glossiert. (Thorndike ed. 1949, S. 79–117; zu den Glossen: Rosinska ´ 1984, Nr. 2251)
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Alcabitius, Liber introductorius. (Carmody 1956, Nr. 144–149; Thorndike/ Kibre 1963, Sp. 913, 1078; Rosinska ´ 1984, Nr. 1593). Lateinische Übersetzung des Johannes de Sevilla. Druck: Mantua 1473 (GW 842) fol. 104r–111v: Arnaldus de Villanova, De iudiciis infirmitatum (Carmody 1956, Nr. 84; Thorndike/Kibre 1963, Sp. 221; Glorieux 1971, S. 95, Nr. 37 ah; Rosinska ´ 1984, Nr. 344). fol. 111v–112r: Zur astrologischen Jahresprognostik. »Ad sciendum qualitatem anni sive dominum anni considerandus est introitus Solis in Arietem…« (Rosinska ´ 1984, Nr. 103) fol. 112v–127r: Abraham Ibn Ezra, De astronomia. (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 446, 231) fol. 128v: Johannes Eschuid, Summa iudicialis de accidentibus mundi (Excerptum I, 1, 4) (Thorndike, History 3, S. 325–346, 718f.) fol. 129r–165r: Guido Bonatti, Liber introductorius in iudicia stellarum. Auszüge aus den Büchern III (2, 1–23) und IV (1–2, 7–8) sowie Buch V–VI (vollständig) fol. 168v–170r: Petrus de Abano, Liber electionum secretorum superiorum. Schluss fehlt (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 493, 557, 1505). – fol. 170v–171r: leer fol. 171v–180r: Abu Ma’shar, Flores ( Johannes de Sevilla interprete). fol. 180v–186r: Guido Bonatti, De impressionibus aeris. fol. 186v–188v: Robertus Grosseteste, De impressionibus aeris (Baur ed. 1912). fol. 189r: Christianus de Prachatice, Tabula stellarum fixarum. »Tabula 17 stellarum fixarum ad annum 1423 per Christianum de Prachatice redacta«. Astrolabsterne. fol. 189rv: De prognosticatione aeris. »Volens scire naturam aeris in singulis annis…«. Am Ende unvollständig (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1708) fol. 189v–190r: Robertus Grosseteste, De impressionibus aeris (Excerptum). Siehe fol. 186v–188v. – fol. 190v: leer. fol. 191r–208v: Michael Scotus, De signis et imaginibus celi (Ackermann ed. 2009). Einschließlich des Abschnittes zu den Planeten fol. 209v: Symbola planetarum, signorum zodiaci et aspectuum. fol. 210r–216r: Imagines constellationum et planetarum. Darstellungen der Sternbilder und Planetengötter nach Michael Scotus, ohne Text aber mit Beischriften fol. 216r–221r: De Signis et imaginibus coeli secundum Hyginum (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 127 und 149). Illustrierter Sternbildertext nach Hyginus, De Astronomia III.3–40 fol. 221v–222r: De septem climatibus mundi. »Alexandrini ortus signorum disponemus. Queritur ergo in recto circulo… « fol. 222r–226v: Canones super priores imagines. »Quidam philosophorum operose experiencie labore… «. Kompilation, angereichert mit erläuternden Umschreibungen der Sternbilderbeschreibungen bei Michael Scotus, die Angaben zu den jeweiligen Einzelsternen wurden dabei ausgelassen fol. 227r–233r: Andreas Grzymała de Posnania, Canones tabularum resolutarum planetarum super meridianum Cracoviensem. »Girrum recensendo zodiaci… «. Am Schluss unvollständig (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 586). fol. 233v: Carmen de exaltatione planetarum. Merkverse zur Erhöhung der Planeten in den Tierkreiszeichen fol. IIr, Iv: Meissener Rechtsbuch, Fragmente (I, 1–4; 9,2–11,3). 14. Jahrhundert, hier in sekundärer Verwendung (Vorsatzblätter)
fol. 78r–103r:
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Kommentar Die Beschriftungsbelege der Wasserzeichen würden eine Datierung in die Jahre 1439 bis 1470 ermöglichen. Da die Handschrift sehr wahrscheinlich sukzessive geschrieben wurde, sind hier vor allem fol. 192–204 und fol. 210–216 von Interesse. Deren Wasserzeichen weisen in die Zeit von 1452 bis 1456. Das Kolophon zu Arnaldus de Villanova, Introductio in iudicia astrologiae, weist die Jahreszahl 1457 auf. In den Text des Alkabitius wurde ein Beispiel aus dem Jahre 1458 eingefügt (fol. 101r). Eine Entstehung der Sternbilderzeichnungen in den 1450er Jahren ist somit anzunehmen. Für eine Sammelhandschrift aus dem akademischen Bereich ist eine solche Entstehungsgeschichte mit sukzessiven Ergänzungen durchaus typisch. Ein wesentlicher Teil des Codex umfasst Texte zur astronomisch-astrologischen Wetterprognostik, dazu kommen weitere Teile zur allgemeinen Astrologie, darunter auch Texte und Bildfolgen zu Sternbildern und Planeten. Insgesamt enthält die Handschrift nicht weniger als 120 Sternbilderdarstellungen in drei Folgen, von denen die erste jedoch unvollständig blieb. Die zweite Folge, ebenfalls nach Michael Scotus, nun vollständig, aber ohne den zugehörigen Text, folgt – bei grundsätzlich entsprechender Ikonographie – jedoch einem etwas anderen Vorbild als die erste Serie. Die dritte Sternbilderreihe schließlich illustriert den eng an das dritte Buch des Hyginus (De Astronomia) angelehnten, astrothetischen Text, wie er sich in einigen weiteren Handschriften als selbständige Himmelsbeschreibung erhalten hat (vgl. etwa Berlin, SBPK, lat. oct. 44; Lyon, BM, PA 45 und Ms. 172). Trotz der bescheidenen Qualität der meisten Zeichnungen bietet der Band somit einen überaus reichen Bildbestand. Es fällt dabei auf, dass der umfangreiche Codex beide direkt auf hochmittelalterlich europäische Vorbilder zurückgehenden Zyklen umfasst, nicht aber die ›moderneren‹ auf arabische Vorbilder zurückgehenden Sterntafelillustrationen. Wie schon Bauer feststellen konnte, steht vor allem die erste Bilderreihe ikonographisch dem Codex Wien, ÖNB, 2352 sehr nahe, wenngleich es auch hier Unterschiede gibt, so dass die Formulierung »kopiert nach« (Bauer 1983, S. 10) nicht ganz gerechtfertigt erscheint. Der Krebs etwa entspricht in seiner Gestalt einem Flusskrebs und weist nicht die Krabbenform auf wie im Vindobonensis. Die Unterschiede zu Wien, ÖNB, 2378 sind durchweg deutlicher ausgeprägt, so ist beispielsweise in der Krakauer Handschrift der Fellumhang des Sagittarius deutlich zu erkennen, während er sich in Wien, ÖNB, 2378 zu einem normalen Stoffumhang abgeschliffen hat. Entsprechende Erscheinungen lassen sich durchgehend aufzeigen. Die zweite Bilderfolge der Krakauer Handschrift ist weniger sorgfältig gezeichnet als die erste und lässt ebenfalls deutliche Abschleifungen im Laufe der Überlieferung erkennen (Gemini: Lyra nicht mehr erkennbar; Virgo: Zepter als Kreuzstab). Dennoch steht auch diese Folge der aufwendigen Wenzelshandschrift (Wien, ÖNB, 2352) ikonographisch recht nahe. Die Sternbilderfolge des Hyginusderivates weist noch deutlichere Spuren einer Überlieferung über zahlreiche Zwischenstufen auf. Viele Darstellungen sind durch die Akkumulation von Ungenauigkeiten der Kopisten deutlich entstellt. Die Textabschnitte zu den Sternbildern wurden gekürzt, oftmals auch paraphrasiert und Abschnitte umgestellt. So stehen hier die Tierkreiszeichen am Schluss der Folge (anstatt mittig zwischen Nord- und Südhimmel), gerade umgekehrt wie beispielsweise bei Michael Scotus wo sie vorausgehen. Der Text wurde mit astromedizinischen Angaben ergänzt (z. B. fol. 220r zu Leo). Textabsätze und zugehörige Zeichnungen sind zuweilen nicht direkt zugeordnet sondern finden sich auf verschiedenen Seiten (vor
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allem fol. 217rv). Gelegentlich besteht der Eindruck, dass nicht klar zwischen Sternbilderbezeichnungen und den Namen von Astrolabsternen, die auch hier gelegentlich im Text behandelt werden, unterschieden wird. Abweichend von anderen Handschriften der Gruppe erscheint die Südliche Krone direkt vor dem Schützen als kreisrunder Reif, wie es auch im darunter stehenden Hyginustext beschrieben wird (»ante pedes eius corona quaedam… « [Astr. III,26]). Die Kombination mit Sagittarius ist offenbar von der im Text beschriebenen Anordnung am Himmel inspiriert, findet sich jedoch auch – in etwas missverstandener Form – in den Sterntafelillustrationen von Kues 207. Dort ist sie jedoch zwischen den Hufen des galoppierenden Pferdes dargestellt, wohin sie nach al-Sufi auch gehört. Die Einfügung der »Corona meridionalis« findet sich auch in anderen Beispielen des »Hyginusderivates« (Rom, BAV, Ms. Vat. Pal. lat. 1369 und München, BSB, cgm 595). Dort steht sie jedoch jeweils bei Centaurus. Die Korrektur mag auch von der Kenntnis einer »ptolemäischen« Sternbilderfolge ermutigt worden sein. Ansonsten lassen sich keine signifikanten Übereinstimmungen zwischen BJ 573 und den beiden genannten Bilderfolgen anführen. Auch gegenüber den anderen erhaltenen Belegen dieser Überlieferung zeigt sich eine gewisse Selbständigkeit. Am nächsten steht wohl die früheste Handschrift Berlin, SBPK, lat. oct. 44. Die Bildfolgen ohne Text (z. B. München, BSB, cgm 595, Rom, BAV, Ms. Vat. Pal. lat. 1369) kommen als direkte Vorläufer ohnehin nicht in Frage. Die Handschrift belegt die Präsenz zweier Sternbilderfolgen und ihrer Texte im akademischen Milieu Krakaus, die in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts nicht gerade typisch für den universitären Bereich waren. Dabei steht die Bilderfolge nach Michael Scotus für eine Überlieferung im Umkreis des Prager Hofes König Wenzels, die von Hyginus, Buch III, abgeleitete Folge ist im Zusammenhang und in zeitlicher Nähe von Lyon, BM, 172 zu sehen. Die Kenntnis der Sterntafelbilder nach al-Sufi und anderer auf die Sterntafeln des Ptolemaios zurückgehender Darstellungen sollte, aufgrund der allgemein hohen Mobilität im akademischen Bereich des Spätmittelalters, prinzipiell auch für Krakau angenommen werden dürfen. Belegen lässt sie sich bisher nicht. Vielmehr zeichnet sich hier eine Abhängigkeit von böhmischen und süddeutschen Bildüberlieferungen ab. Dies mag jedoch auch auf die vorwiegend astrologisch-prognostischen Interessen des Besitzers dieser Handschrift zurückzuführen sein. Die Theorica planetarum sowie Sacroboscos Sphaera gehörten zu den Basistexten der Astronomie im Rahmen der Artes und belegen keine weitergehende Beschäftigung mit astronomischen oder kosmologischen Problemen. Verzeichnis der Bilder fol. 193r: Aries (Widder), nach links stehend, rückblickend, mit Kreuzstab. fol. 193v: Tau rus (Stier), nach links, halb; Gemini (Zwillinge), nackte geflügelte Knaben, einander zugewandt, links gebogener Stab (Pedum), rechts Lyra haltend. fol. 193v: (im selben Bildfeld neben den Zwillingen) Cancer (Krebs), Draufsicht, senkrecht, acht Beine und Zangen, auf dem Rücken ein Quadrat. fol. 194r: Leo (Löwe), nach links schreitend, die rechte Vorderpranke erhoben; Virgo (Jungfrau), Flügel, Kleid, Mantel, in der Rechten ein Stab mit Blattornamenten am oberen Ende, in der Linken ein Zepter. fol. 194v: Libra (Waage), Mann mit einer Art Kurhut und im langen Mantel als Halter der Waage; Scorpius (Skor pion), nach links, in Draufsicht, recht naturnah, bis auf den Kopf; Sagittarius (Schütze), bogenspannender Kentaur nach links, Tierfellumhang, Büffelhörner, Bart. fol. 195r: Capri cornus (Steinbock), Ziegenfisch nach links; Aquarius (Wassermann), nach rechts schrei-
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tend, beidhändig gießend aus senkrecht gehaltener Urne, Kappe, Mantel, bartlos; Pisces (Fische), gegenläufig waagrecht, der untere auf dem Rücken, Mäuler verbunden. fol. 195v: Ursa maior, Ursa minor, Draco (Großer Bär, Kleiner Bär, Drache), S-förmige, nach rechts gekippte Schlange, Kopf rechts nach unten, Bären eher wie Wildschweine, gegenläufig, Rücken zueinander, rechts Kopf nach oben. fol. 196r: Draco (Drache), Mischwesen mit Hundekopf, Vogelbeinen und Fischschwanz nach rechts, feuerspeiend; Hercules, nach links gegen die Hydra kämpfend, knielaufend, Schwert in der Linken, Löwenfell in der Rechten, Schlange um buschigen Baum gewunden. fol. 196v: Corona (Krone), ornamentierter Kranz mit Bändern, Rechteck oben und unten; Serpentarius (Schlangenträger), auf dem Skopion stehend, nach links gewandt, Rückenfigur, Schlange rechts mit Kringel, links zurückgewandt. fol. 197r: Bootes (Bärenhüter), en-face, in der Rechten die Sichel, in der Linken den Spieß, Schwert am Gürtel, Hut, Tunica exomis, Garbe. fol. 197v: Auriga (Fuhrmann), im vierrädrigen Leiterwagen nach rechts fahrend, zwei Pferde und zwei Ochsen, Zügel in der Linken, auf der Hand die Böckchen, auf der Schulter Capella, Krone, aufgestützter Stab in der Rechten, schulterfreier Mantel; Cepheus, en-face, Arme ausgebreitet, Schwert am Schultergurt, Bauchtäschchen, knielanges Gewand, keine Kopf bedeckung. fol. 198r: Cas siopeia, en-face auf der Bank sitzend, Arme an zwei Bäumchen mit Querstrebe gefesselt, Blutstrom aus der rechten Hand, Mantel; Pegassus, halbes Flügelpferd nach rechts, offenes Maul. fol. 198v: Andromeda, stehender Mann, Arme ausgebreitet, dahinter zwei Bäumchen, links angedeutete Blätter, rechts eher wie eine Keule, kurzes Gewand, entblößte Geschlechtsteile; Perseus, verderbt, Rückenfigur mit Fußflügeln, Schild wurde zu einer Art Buckel, bärtiger Männerkopf mit hochstehenden Haaren schwebt links daneben, der haltende Arm fehlt, dafür strömt viel Blut daraus herab. fol. 199r: Triangulum (Dreieck), Leistendreieck, gleichseitig (Bild am Seitenrand); Pleiades (Siebengestirn), im vorgesehenen (?) Bildraum vier junge Frauen in Mänteln (Halbfiguren), jeweils zwei und zwei zueinandergewandt, darunter im nächsten Bildfeld die restlichen drei Frauen zueinander gewandt als Dreiergruppe; Lyra (Leier), auf dem unteren Seitenrand zugefügt. fol. 199v: Cygnus (Schwan), nach rechts wie im Landeanflug; Aquila (Adler), auf dem Pfeil sitzend, nach rechts, den Kopf zurückgewandt, Flügel merkwürdig ›verrenkt‹; Vultur cadens (Fal lender Geier), neben einem Adler mit ausgebreiteten Flügeln stehender Mann ( Jupiter), die rechte Hand an einem Flügel, die linke Hand mit dem Zeigefinger im Schnabel des Adlers. – Die restlichen Bildfelder im Text blieben leer. fol. 210r: Aries (Widder), nach links stehend, den Kopf zurückwendend, mit dem Vorderhuf einen Kreuzstab haltend; Taurus (Stier), nach links, ohne die Hinterpartie mit den Beinen; Gemini (Zwillinge), nackte Knaben, nebeneinander, den Arm umeinander legend, die Flügelpaare scheinen eher am Hinterkopf angewachsen, der linke trägt ein Pedum, der rechte eine Art von Rahmen (Lyra); Cancer (Krebs), in Draufsicht, senkrecht, Kopf oben, recht naturnaher Flusskrebs; Leo (Löwe), nach links springend; Virgo (Jungfrau), en-face stehend, die rechte Hand schräg nach unten deutend, im linken Arm ein Kreuzstab, Flügel, Kleid mit »Sternensaum«. fol. 210v: Libra (Waage), ein stehender Mann mit Hut und weitem Mantel trägt die Waage mit dem kleinen Finger der Rechten; Scorpius (Skorpion), in Draufsicht, waagrecht nach links, relativ naturnah aber mit Echsenschwanz; Sagittarius (Schütze), bogenspannender Kentaur nach links, Tierfellumhang, Hörner; Capricornus (Steinbock), Ziegenfisch mit langen Hörnern, nach links; Aquarius (Wassermann), nach rechts schreitend und beidhändig gießend, Vase senkrecht gehalten; Pisces (Fische), waagrecht, gegenläufig, Mäuler verbunden, der untere auf dem Rücken. fol. 211r: Ursa maior, Ursa minor, Draco (Großer Bär, Kleiner Bär, Drache), Drache als S-förmige, nach rechts gekippte Schlange, Kopf rechts unten, Bären gegenläufig, sich die Rücken zuwendend; Draco (Drache), hier als Mischwesen mit hundeartigem Kopf, Vogelbeine, Schlangenleib,
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Fischschwanz, nach rechts (Beischriften: cauda draconis; draco; caput draconis); Hercules, auf der rechten Seite der halb kniende Hercules in Rückenansicht, nackt mit Hut (»Melone«), das Schwert in der Rechten, Löwenfell über dem Arm, links die Schlange im Baum. fol. 211v: Corona (Krone), Laubkranz mit einem Rechteck geschlossen (keine Bänder); Serpentarius (Schlangenträger), auf dem Skorpion stehend, nach links, glatzköpfig, Skorpion echsenähnlich mit Krebsbeinen und Zangen; Bootes (Bärenhüter), en-face stehend, Sichel in der Rechten, Lanze in der Linken, Hut und Mantel, vom Schwert am Gürtel nur ein unverstandener Rest des Griffes (Beischrift: Archas vir tenet falces in una manu et lancea in secunda); Auriga (Fuhrmann), im vierrädrigen Leiterwagen nach rechts fahrend, ein Pferd und zwei Ochsen, die Zügel in der Linken, darauf die Böckchen, auf der Schulter die Büste eines Hirsches (!), Lanze in der Rechten, Krone, Mantel. fol. 212r: Cepheus, en-face, Arme ausgebreitet, Hut, knöchellanger »Rock«, kurzes Schwert am Schultergurt, ein Gürteltäschchen vor dem Bauch; Cassiopeia, entstellt, auf einer Bank sitzend, hinter ihr ein torartiges Gestell, an das ihre Arme gefesselt sind, kein Blutstrom; Pegasus, halbes Flügelpferd nach rechts; Andromeda, mit ausgestreckten Armen zwischen zwei Bäumchen auf Felsen, wie über der Schlucht schwebend, unbestimmtes Geschlecht (keine entblößten Geschlechtsteile), langes Haar; Perseus, knielaufend nach links, Rückenansicht, einen Knüppel in der Rechten, das Medusenhaupt (männlich, kein Blut) in der Linken, ein Schild an der linken Schulter. fol. 212v: Triangulum (Dreieck), Leistendreieck; Pleiades (Siebengestirn), sieben Halbfiguren, Frauen in weiten Mänteln, oben vier, darunter drei; Lyra (Leier), Laute mit Drehkurbel, wie eine Drehleier; Cygnus (Schwan), im Landeanflug nach rechts; Vul tur cadens (Fallender Geier), sitzender, bärtiger Mann, auf dem Schoß einen Vogel mit ausgebreiteten Flügeln haltend, darunter ein Pfeil nach rechts, darunter ein wellenförmiges Band (Beischrift: Jupiter mutatus in aquilam); Aquila (Adler), auf dem Pfeil sitzender Adler nach rechts (Beischrift: vultur significans iovis[!]). fol. 213r: Cetus (Walfisch), nach links schwimmender Fisch; Eridanus (Fluss), Schwimmer auf der Wasseroberfläche, sich nach hinten zurückwendend, den Arm dorthin ausgestreckt; Figura sonantis canonum (Canon spieler), leicht nach rechts gewandt auf einer Bank sitzender Musiker, den Psalter auf den Knien; Delphinus, großer massiger Fisch mit Kehllappen, nach links; Orion, gerüsteter Schwertkämpfer nach links, Schild, cote hardie, Beckenhaube. fol. 213v: Canis maior (Gro ßer Hund), nach links laufender Hund; Lepus (Hase), entstelltes Tier, nach links; Argo Navis (Schiff), antikische Bootsform, rechts abgeschnitten, davor die Schildkröte, Heck links, mit Steuerruder; Austronotus (Kentaurenweib), ausgebreitete Arme, Hände leer, Oberkörper en-face gedreht, Körper nach links. fol. 214r: Terebellum (Bohrer), geschwungener Griff, der Rest durch Ausriß verloren; Galaxia (Milchstraße), zwei in weite Gewänder gehüllte Gestalten, die linke sitzend, die rechte den mandorlaförmigen Sternreif nach rechts haltend; Piscis austrinus (Südlicher Fisch), großer Fisch in Rückenlage, darüber ein kleinerer, beide nach links schwimmend; Centaurus, nach rechts gehend, das Opfertier beidhändig vor sich haltend, einen Stab geschultert, daran ein Tier (unbestimmt), am Arm ein Rauchfass hängend, das Schwert an der Hüfte, Stoffmantel. fol. 214v: Ara (Altar), rundes Becken mit Flammen auf Stufensockel, daran drei Löwen (ein vierter wohl durch Ausriß verloren), davor lagernd und zur Mündung kletternd; Hydra, Crater, Corvus (Wasser schlange, Becher, Rabe), Schlange, waagrecht in einem Baumwipfel hängend, über dem Schwanz flatternd der Rabe, darunter der Becher als Henkelkanne; Anticanis (Kleiner Hund), Tier nach links gewandt; Equus secundus (Zweites Pferd), geflügeltes Pferd, nach links, kleine Flügel an den Hufen. fol. 215r: Vexillum (Fahne), stark schräg nach rechts gelehnt, Tuch in sich verdreht. Planeten: fol. 215r: Saturn, Jupiter, Mars, Venus, Merkur. fol. 215v: Sol (entstellt). fol. 216r: Luna.
31. Krakau, Biblioteka Jagiellonska, Rps. 573 fol. 216r: Bootes (Bärenhüter), en-face, Kopf leicht nach links gewandt, in der Rechten die Geißel schwingend, die Linke am Griff des umgegürteten Schwertes, kurze Schecke. fol. 216v: Ursa maior, Ursa minor, Draco (Großer Bär, Kleiner Bär, Drache), Draco als geflügelter Drache (umgekehrtes ›S‹, liegend), der Kleine Bär stehend nach rechts, der Große Kopfüber nach links; Corona borealis (Nördliche Krone), glatter Reif; Hercules, nach rechts gewandt, mit einer Keule ausholend gegen den Löwen, dieser als vollständiges Tier, nach links gewandt, von Hercules im Genick (wie an einem Halsband) gefasst. fol. 217r: Lyra (Leier), mit Drachenkopf und -schwanz, nicht als Instrument kenntlich; Cygnus (Schwan), nach links auffliegend. fol. 217v: Cepheus, en-face, als König mit Krone und Zepter; Cassiopeia, en-face stehend (!), Sitzgelegenheit völlig entstellt, einfache Krone; Andromeda, Arme erhoben, Fesseln rudimentär, kaum mehr erkennbar, Krone. fol. 218r: Perseus, nach rechts schreitend, den Kopf ohne Blut vor sich haltend, das Schwert in der Rechten erhoben, Krone; Auriga, nach rechts, nackt, die Geißel schwingend, Füße auf zwei Rädern stehend; Serpentarius (Schlangenträger), nach links schreitend, die ebenfalls nach links gewandte Schlange lose um den Leib geschlungen und nicht mit der Linken gehalten; Sagitta (Pfeil), waagrecht nach rechts; Aquila (Adler), waagrecht, nach links gekippt, heraldisch. fol. 218v: Delphinus, Fisch nach rechts; Triangulum (Dreieck), einfach, gleichseitig; Pegasus, halb, nach links, rechtes Vorderbein stark angehoben; Cetus (Walfisch), nach rechts hin aufgebäumt, hundeartig mit Schlangenhinterleib; Eridanus (Fluss), nach links ausgekippte Henkelkanne mit ausfließendem Wasserlauf; Orion, nach links gewandt, ein fellartiges Etwas in der Rechten, die Linke holt mit der Keule aus, Schwert an der Seite, cote hardie mit tiefsitzendem (Schwert-)Gurt; Lepus (Hase), zu Füßen des Orion nach links laufend. fol. 219r: Canis maior (Großer Hund), löwenartig, nach links; Anticanis (Kleiner Hund), nach links laufender Hund; Centaurus, nach rechts gewandter Kentaur, in der Rechten die geschulterte Lanze, in der linken ein Hündchen haltend (am Bauch); Ara (Altar), Blockaltar mit zwei einfachen Kandelabern, Stufensockel entstellt; Hydra, Crater, Corvus (Seeschlange, Becher, Rabe), lange, schräg nach links oben kriechende Schlange, darüber eine Deckelkanne mit Henkel und langer Tülle und ein wie im Anflug flatternder Vogel. fol. 219v: Argo Navis (Schiff), vollständiges Schiff nach links mit Mast und rudimentär ausgebildetem Segel; Piscis austrinus (Südlicher Fisch), großer Fisch nach links; Aries (Widder), nach links gewandt, rechtes Vorderbein angehoben, Kopf nach vorn gerichtet; Taurus (Stier), Protome nach links, Kopf zurückgewandt, Bein angehoben. fol. 220r: Gemini (Zwillinge), zwei nackte Knaben, einander zugewandt, die abgewandten Arme erhoben; Cancer (Krebs), Flusskrebs waagrecht nach rechts, die Eselchen (»aselli«) erscheinen auf dem Rückenpanzer des Krebses; Virgo (Jungfrau), enface stehend, die Arme ausgebreitet, mit Flügeln und Krone, die schräg hängende Waage in der Rechten, langes Gewand mit Hängeärmeln; Leo (Löwe), nach links. fol. 220v: Libra (Waage), Balkenwaage von einer Hand gehalten; Scorpius, senkrecht, Phantasiewesen mit Schlangenschwanz; Corona meridionalis (Südliche Krone), Reif in Draufsicht, glöckchenartige Zacken; Sagittarius (Schütze), nach links gewandt, den Bogen im Anschlag, Mütze, Oberkörper bekleidet, das rechte Vorderbein angehoben. fol. 221r: Capricornus (Steinbock), Ziegenfisch nach links; Aquarius (Wassermann), en-face stehender, nackter Mann, bärtig, in der Rechten den Wasserkrug ausschüttend, in der Linken einen Dreizack haltend; Pisces (Fische), senkrecht, parallel, an den Mäulern verbunden.
Provenienz Wohl aus dem Besitz des Petrus de Chotków, der auch als Textschreiber vorkommt (Notiz fol. Ir: »Petrus de Chothkow, canonicus Plocensis, arcium liberalium baccalarius, vester in omnibus« [Briefanfang]). Da Petrus 1457 in Krakau Magister artium wurde, ist der Eintrag
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spätestens in dieses Jahr zu datieren. Chotków wurde später in Bologna zum Doktor der Medizin promoviert, ab 1481 war er Bischof von Płock, er starb 1497. Wahrscheinlich gelangte die Handschrift aus seinem Nachlass in die Krakauer Universitätsbibliothek.
Literatur Saxl 1926, S. 86f., 99f., 128; Thorndike 1947, S. 266f.; Ameisenowa 1958, S. 120–124 und Abb. 176–179; McGurk 1966, S. 73; Chojecka 1967, S. 12, S. 25, Anm. 10, S. 30 Abb. 1; Fischer 1970, S. 345f.; Bauer 1983, S. 10; Sobanska/Miodo ´ nska ´ 1986; Catalogus manuscriptorum 1988, S. 36–47; Sniez˙ynska-Stolot 1994, S. 65; Sniez˙ynska-Stolot 1997, S. 91; Sniez˙ynska-Stolot 1998, S. 99. Siehe S. 45, 48, Abb. 215–217
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Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 3394 Michael Scotus, De signis et imaginibus coeli; Enea Silvio Piccolomini, Descriptio Asiae; Excerpta astronomica; De fundatione Venetiae Der humanistische Sammelband vorwiegend kosmographischer Ausrichtung enthält als Haupttext die Asienbeschreibung des späteren Papstes Pius II. Auch die weiteren, astronomischen Texte halten sich in diesem Rahmen. Offenbarer noch als die Beschreibung Asiens fußen sie auf antikem Material, das allerdings weitgehend mittelalterlich überformt wurde. Wie in der Mehrzahl der Fälle, griff man auch hier auf hochmittelalterliche Vorbilder zurück. Östliches Oberitalien (wohl Venedig oder Padua), um 1470 Kodikologische Angaben 28,2 × 21,4 cm, 248 Folia, Papier, Humanistica cursiva, zwei Hände (1r–211v und 212r–245v), regelmäßige Quinionen; der untere Rand des ersten Blattes wurde eng am Textblock ausgeschnitten, wahrscheinlich, um das Wappen eines Vorbesitzers zu entfernen. fol. 1r 4zeilige Initiale auf quadratischem, ornamentiertem Farbfeld mit Pflanzenornamentik, das erste Wort in Capitalis. fol. 211r große Goldinitiale, Capitalis.
Art der Bilder 49 Sternbilderdarstellungen als kolorierte Federzeichnungen mit eingezeichneten Sternen.
Inhalt fol. 1r–210v: Enea Silvio Piccolomini (Pius II., papa), Descriptio Asiae. Der Autor († 1465) wird nicht explizit als Verstorbener genannt. Druck in: Pius II, Papa: Cosmographia… , Venedig (Otinus Papiensis de Luna) 1501 (und zahlreiche spätere Ausgaben) fol. 211r–213v: Hyginus, De Astronomia (Excerpta). Buch I ohne die Vorrede, Vorrede zu Buch II (ohne den letzten Satz, der begründet, warum im folgenden die mythographischen Details ausgebreitet werden!) und die Kapitel III, 2–3 (Draco und Arctophylax), Viré ed. 1992. Der Verweis auf die Texte zu Praesepe und den Eseln sowie zu Hercules und den fünf Planeten unter dem Textende bezieht sich auf fol. 242v–243r. Die Stücke stehen jedoch nicht, wie angegeben, am Ende der Lage (Quinio), der Verweis dürfte also in der Form schon aus der Vorlage abgeschrieben worden sein. Die Zusammenstellung der Textteile entspricht der in Baltimore, Walters Art Gallery, Ms. W 734, fol. 1r–18r zunächst sehr genau, bricht hier jedoch nach III, 3 ab, während die ältere Handschrift das ganze dritte, astrothe tische, Buch enthält (siehe Bd. I.1, Kat.-Nr. 4). fol. 214r: De Planetis. Septem sunt quae vocantur erratice… Kompilation aus Hyginus, De Astronomia II,42, (Viré ed. 1992) und Aratus latinus (Maass ed. 1898, S. 272–275). Der Text findet sich so auch in Baltimore, Walters Art Gallery, Ms. W 734, fol. 19r–20r.
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M.T. Cicero, Aratea (Excerptum). Vers 227 bis 234 zu den Planeten (Soubiran ed. 1972). Der Text findet sich auch in Baltimore, Walters Art Gallery, Ms. W 734, fol. 20r. fol. 214v–238r: Michael Scotus (et alii), De signis et imaginibus celi. Kompilation zu den Sternbildern nach Michael Scotus und anderen, diese »alii quamplures« stellen dabei den kleineren Anteil und kommen nur sporadisch zu Wort (z. B. zu Anticanis: vier Verse nach Germanicus und fünf nach Cicero; zu Hydra wird auch Horaz zitiert). Beischriften zu den Bildern sind gelegentlich Hyginus entnommen (z. B. zu Eridanus). Die Auf- und Untergangszeiten der Sternbilder (»Parapegmata«) wurden durchgängig bei den Beschreibungen beziehungsweise den astrologischen Bedeutungen eingefügt. fol. 238r–242v: De mansionibus lunae (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 314, Nr. 12). Zu den Mondstationen, den zugeordneten Sterngruppen und ihrer Bedeutung für Elektionen. Der Text schließt sich unmittelbar an die Ausführungen Michaels zu Luna an. fol. 242v: Aratus latinus (Excerptum). Auszug aus der recensio interpolata zu Praesepe und den Eseln (Maass ed. 1898, S. 296–297). Der Text findet sich auch in Baltimore, Walters Art Gallery, Ms. W 734, fol. 20v. fol. 242v: Tabula mansionum lunae. Tabelle der Sternmuster der Mondstationen zu fol. 238v–242v. fol. 243r: Hyginus, De astronomia (Excerptum). Kapitel III, 5 zu Engonasin (=Hercules), Viré ed. 1992. Baltimore, Walters W. 734 bietet das Kapitel im Rahmen des dritten Buches ebenfalls. fol. 243rv: Rechenregeln. Zum Stand der Planeten Saturn, Jupiter und Merkur im Tierkreis. Der Text findet sich auch in Baltimore, Walters Art Gallery, Ms. W 734, fol. 20v, wo jedoch der Schlussteil zu Merkur fehlt. fol. 243v–244r: Aratus latinus (Excerptum). Zwei Auszüge zu Luna und Sol aus der Recensio interpolata (Maass ed. 1898, S. 290, Z. 22ff. und S. 292, Z. 13ff.). Die Textstücke finden sich genau in diesem Zuschnitt auch in Baltimore, Walters Art Gallery, Ms. W 734, fol. 21r. fol. 244rv: Hyginus, De Astronomia (Excerptum). De Astronomia III, 30 zu Pistrix (=Cetus). Baltimore, Walters W. 734 bietet das Kapitel im Rahmen des dritten Buches ebenfalls. Darunter fünf Köpfe, vielleicht die Planeten ohne die Luminaria – vergleichbar mit den fünf Köpfen der Planetengötter im Quincunx zu Hyginus und den Aratea des Germanicus fol. 245rv: De fundatione Venetiae. Auch in der oberitalienischen Handschrift München, BSB, clm 28643, fol. 1r–2v (Mitte 15. Jahrhundert) überliefert (Neske 1984, S. 58) sowie in Rouen, BM, Ms. 1340 (U. 54) (Catalogue génerale 1, S. 332). – fol. 246r–248v: leer fol. 214v:
Kommentar Die Handschrift, hinsichtlich des Erscheinungsbildes wie des umfangreichsten Textes ganz dem Humanismus des 15. Jahrhunderts verhaftet, ist bei genauerer Betrachtung auch der Überlieferung des Hochmittelalters eng verbunden. Die Aratea-Exzerpte weisen weitgehende Übereinstimmungen mit einer Handschrift des 12. Jahrhunderts auf, heute in Baltimore (Walters Art Gallery, Ms. W 734, siehe Bd. 1.1, S. 193–198). Dieser ganz offensichtliche Rückgriff lässt auf
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ein – vermutlich ebenfalls hochmittelalterliches – Vorbild schließen, das Baltimore, W 734 sehr nahe stand. Möglicherweise enthielt dieser zu erschließende Codex auch schon die kurzen Stücke zu den Mondstationen. Die Scotusbearbeitung dürfte jedoch neu hinzugekommen sein, ebenso wie der historiographische Text zu Venedig (vgl. die Parallelüberlieferung des 15. Jahrhunderts) und natürlich die Schrift Pius II. Die überwiegende Mehrzahl der Sternbilderdarstellungen folgen prinzipiell zwar dem Zyklus nach Michael Scotus, schöpfen aber auch direkt aus den gleichen (Aratea-)Quellen wie dessen Werk, nun mit stark antikisierender Tendenz. Offenbar hatte man in dem hochmittelalterlichen Codex, aus dem man die Aratea-Exzerpte entnommen hatte auch Bilder vorgefunden, die man ebenfalls übernehmen wollte. Für diese bot die Scotus-Vorlage kaum konkrete Vergleiche. An erster Linie ist hier das Bild der Eselchen an der Krippe (zu Aselli und Praesepe, eine Gruppe von zwei Sternen und einem Nebelf leck im Krebs) zu nennen, die Zeichnungen in Baltimore (fol. 20r) und Wien (fol. 242v) stimmen sehr genau überein. Der rechte Esel hat fressend den Kopf in den runden Bottich gesenkt und das rechte Vorderbein leicht angehoben, der linke steht daneben und setzt das linke Vorderbein etwas vor. Noch verblüffender ist die folgende Darstellung, als »Engonasis« bezeichnet und offenbar nicht als Entsprechung zu Hercules verstanden. Vergleicht man hiermit die Zeichnung in W 734 (fol. 6r) so erschließt sich der Zusammenhang sofort. Die kniende Gestalt mit den seltsam rund konturierten Brustmuskeln und ohne männliche Geschlechtsteile wurde als Frau interpretiert, wobei die Schraffen im Schritt die recht undezente Betonung des Geschlechts in der Wiener Handschrift provoziert haben dürften. Das gebogene Sichelmesser und der Löwenkopf mit anhängendem Fell dagegen hatte man ganz zutreffend gesehen und übernommen. In beiden Fällen stimmen also nicht nur die Textauszüge sondern auch die Bilder exakt überein. Schließlich liegt es nahe, nach weiteren Parallelen zu suchen. Hierbei sticht vor allem die Zeichnung des Adlers ins Auge. Der Vogel steht mit ausgebreiteten Schwingen vor einem Buch, in dem er sich anschickt mit seinem Fang zu blättern. Die entsprechende Zeichnung in W 734 (fol. 8v) zeigt den Adler in vergleichbarer Haltung auf einem in analoger Weise schräg gestellten buchähnlichen Gegenstand. So erklärt sich das sonst ungebräuchliche Detail als Übernahme aus dem gleichen Vorbild wie die zuvor genannten Beispiele. Die seltsame Darstellung des »Vultur cadens« lässt sich hieraus jedoch nicht erklären. Sie scheint zum einen durch eine bildhafte Umsetzung der Bezeichnung (vgl. auch Paris, BN, lat. 7408A und Klosterneuburg CCL 125), zum anderen aus einer Überlagerung mit dem nachfolgenden Bild des »Cetus« entstanden zu sein. Auch hier wurden somit verschiedene, recht unterschiedliche, Überlieferungen zusammengebracht und verschmolzen. Stilistisch konstatiert Blume (2000, S. 249, Anm. 27) einen stark mantegnesken Einf luss, der vor allem an Padua denken lasse. Mariani Canova (1998) bezeichnete den Schöpfer der Bilder als Nachfolger Giovanni Vendramins und lokalisierte den Codex ebenfalls nach Padua. Der Text zur Gründung Venedigs sowie der auffällige geographische Schwerpunkt der italienischen Scotus-Handschriften weisen ebenfalls auf das venezianische Territorium als Entstehungsraum. Hinsichtlich der Gestaltung der Planetenbilder geht Blume von Neufassungen der Bilder vor allem anhand des Textes aus (vgl. auch Bauer-Eberhard 2003). Auch die Sternbilder sind gegenüber dem Zyklus nach Michael Scotus, wie er beispielsweise in der zeitlich wie räumlich benachbarten Handschrift Padua, Seminario Vescovile, 48 auftritt, stark überarbeitet worden. Das Verfahren Michaels, die vorhandenen Darstellungen gegeneinander abzugleichen und gegebenenfalls nebeneinanderzustellen sowie anscheinend Zusätzliches mit einzufügen wird hier letztlich erneut auf seinen Sternbildertraktat angewandt. Dadurch kommen abermals neue
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Momente hinzu, Entartungen werden teils wieder korrigiert, die Bilder teilweise aber auch gar nicht mehr verstanden. Offensichtlich ist das Bemühen, die Sternbilder wieder zu ›antikisieren‹, sie also nach authentischeren, klassisch-antiken Mustern zurechtzurücken. Die aus arabischen Quellen abgeleitete Sternbilderikonographie spielte hier offenbar keine Rolle, vermutlich wurde sie bewusst abgelehnt. In vielen Fällen sind die Darstellungen vor allem stark vereinfacht. Aries wird ganz zum naturnah gestalteten Widder, ohne Rückwendung des Kopfes. Die Zwillinge nach Germanicus wurden modern uminterpretiert und erhielten statt der Lyra ein aktuelles, lautenähnliches Zupfinstrument und einen Stab (anstelle des Pedums) in die Hände, Flügel und Mäntel fielen weg. Die Körper ref lektieren die darstellerischen Errungenschaften der Renaissance. Virgo und Libra wurden einander angepasst, so dass die Jungfrau nun zweimal erscheint, mit Caduceus und als Waagenhalterin. Hierbei wurde wohl den Bildfassungen in De signis coeli und der Recensio interpolata Rechnung getragen, die jeweils Virgo mit der Waage zeigen. Auch Sagittarius wurde seines Beiwerkes (bei Scotus) beraubt und ist nur noch ein antikischer, bogenspannender Kentaur. Capricornus wurde wie Aries zum naturnahen Abbild des bekannten Tieres (Ziegenbock). Hercules ähnelt sehr der Version von De signis coeli (vgl. etwa Paris, BN, Ms. lat. 5543, siehe Bd. 1, Kat.-Nr. 44). Bootes und Auriga weisen die typischen Attribute der Scotus-Ikonographie auf, allerdings wurde der Fuhrmann zur Frau (vielleicht duch Kontamination mit Luna nach Michael Scotus, vgl. etwa Wien, ÖNB, Cod. 2378). Bei Cassiopeia fehlt der typische Blutstrom. Die Gestaltung des Perseus scheint einen Kompromiss darzustellen zwischen der Scotusvariante mit Schild und Rüstung und der Germanicusfassung mit hakenartigem Sichelschwert. Die Plejaden als Vollfiguren in einer Reihe dürften als ›realitätsnahe‹ Ergänzung zu verstehen sein, sie finden sich wenig später auch in den Holzschnitten der Germanicus-Edition von Aldus Manutius (Venedig 1499). Dagegen tritt das Huhn (Gallina, Clocha) in der lateinischen Überlieferung nur bei Paris 7408A und in der Edinburger Handschrift auf. Es erscheint jedoch als durchaus denkbar, dass es sich auch hier um eine realitätsnahe Umsetzung des Textes handelt, zumal der Text »Clocha« bereits als »gallina« interpretiert. Die doppelte Darstellung der Lyra als antikisches, eher ornamental aufgefasstes Stück wie als Laute mit Hörnern ist wohl darauf zurückzuführen, dass es besser gelang, die Beschreibung als Laute mit Hörnern aufzufassen als die Angaben zur Sternverteilung auf die antike Lyra zu beziehen. Die Sterne (jedoch nur vier von 20) sind folglich nur bei der Laute eingetragen. Cetus als normaler Fisch, Eridanus, der Sonans canonum und Delphinus sowie Canis und Lepus folgen Michael Scotus. Bei Orion scheint sich der Einf luss der mythologischen Erläuterung bei Hyginus zu manifestieren. Das Schiff scheint auf den ersten Blick modernisiert worden zu sein, der ›häuschenartige‹ Heckauf bau und die Schilde verweisen aber auf die Darstellungen zu Aratus latinus in der Recensio interpolata. Bei Daemon meridianus herrschte wohl Unklarheit über Sinn und Form der Scotus-Darstellung, so dass man sich mehr am Text orientiert hat. Möglicherweise f loß auch eine Plejaden-Darstellung als horizontal geteiltes Bildmedaillon ein (vgl. dazu die deutschen Scotusderivate). Hydra und ihre Begleitbilder folgen nicht Michael Scotus (der Baum fehlt), sondern zeigen die Variante zeitgenössischer Arateahandschriften. Der »Piscis austrinus« schluckt den Wasserstrom des Aquarius (im Text erwähnt), hat aber auch den kleinen Begleiter bei sich wie üblich bei Michael Scotus. Der Altar dagegen hat seine Teufelchen verloren. Die Bilder von Centaurus bis Vexillum entsprechen weitestgehend dem verbreiteten Scotuszyklus. Die Aselli und Praesepe sowie »Pistrix« als monströses Ungeheuer gehören nicht zu diesem Bilderkreis nach Michael Scotus (s. o.). Cetus als Ungeheuer »Pistrix« folgt den zeit-
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genössischen Illustrationen zu Hyginus. Auch die fünf Büsten der Planetengötter (?) dürften letztlich aus einer Hyginushandschrift genommen sein, wo sie jedoch aller Wahrscheinlichkeit nach im Quincunx-Schema angeordnet waren. Neben der Addition von Darstellungen verschiedener Text- und Illustrationstraditionen fällt vor allem auf, dass man sich bemühte die Scotusbilder mit denen der älteren (also vermutlich der Antike näheren) Aratea-Zyklen abzugleichen und das Ganze formal zu aktualisieren, das heißt aktuellen Sehgewohnheiten anzupassen. Ähnliche Tendenzen der Bildgenese lassen sich auch bei den Holzschnitten der Drucke Erhard Ratdolts feststellen, in denen zwar die ScotusIkonographie auf Hyginus (lat., Venedig 1482) übertragen, dabei jedoch einige der spezifischen Besonderheiten zurückgenommen wurden. In beiden Fällen kann als Ziel wohl eine ›Reantikisierung‹ der Figuren angenommen werden. Für Austronotus etwa war bei Ratdolt kein Platz, Draco als eigenes Bild (Drachen) wurde ebenfalls ausgelassen, der Cetus wird wieder zum Ungeheuer hin entwickelt wie in Cod. 3394, allerdings wählte man die Form mit Rüssel und Hauern (auch dies verweist auf hochmittelalterliche Darstellungen, vgl. etwa Oxford, Bodleian Library, Ms. Bodley 614). Angesichts der engen zeitlichen wie räumlichen Nähe ist diese Ählichkeit der Vorgehensweisen zwischen Handschrift und Ratdolt-Drucken auch nicht weiter verwunderlich. Vergleiche mit Florenz, Laur., Magl. XXII.22, London, BL, Add. 41600 und London, Wellcome 506 – früher im Venedig des 15. Jahrhunderts entstanden – fördern nur wenige Parallelen zutage, lassen jedoch die Zugehörigkeit zum selben lokalen Kontext durchscheinen. Hercules und die Schlange sind prinzipiell ähnlich gestaltet (vgl. Florenz, Laur., Magl XXII.22), im Wiener Codex hat der Held jedoch das Schwert verloren (so auch im illustrierten Text!). Bootes weist nur eine gewisse Verwandtschaft auf, die Attribute haben die Seiten gewechselt. Die Darstellung des Auriga/Agitator als Frau ist dagegen signifikant und findet sich auch in London, BL, Add. 41600 (fol. 45r, vgl. Saxl 1953, S. XLIII, Abb. 16) wie in Florenz, Laur., Magl. XXII.22. Cassiopeia hat den für die frühere venezianische Gruppe charakteristischen architektonischen Thronauf bau und den Blutstrom verloren, die Figur und ihr Gewand sind vergleichbar, wenn auch nun deutlich antikisiert. Die restlichen Darstellungen weisen keine relevanten Übereinstimmungen auf, zumal die ungewöhnlichen Lösungen des Wiener Codex finden keinerlei Parallelen in den früheren venezianischen Zeugnissen. Die Planeten wiederum stimmen ikonographisch gut überein, wurden in Cod. 3394 aber formal stark modernisiert. Die Handschrift ist letztlich ein höchst interessantes und bei aller Individualität doch sehr bezeichnendes Zeugnis für den Umgang mit den Zeugnissen des hohen Mittelalters, die auf antike Wurzeln zurückgehen. Offenbar schlug sich die spezifische Zugangsweise vor allem in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in dieser Weise nieder. Schließlich ist darauf hinzuweisen, dass die Rezeption der Überlieferung, wie sie sich auch in Baltimore, Walters Art Gallery, Ms. W 734 dokumentiert, im oberitalienischen Raum, auch einen Hinweis auf die Entstehungslandschaft dieses bisher schwer einzuordnenden Codex liefert.
Verzeichnis der Bilder fol. 214v: Aries (Widder), natürlich, nach rechts. fol. 215r: Taurus (Stier), liegender ganzer Stier nach rechts, natürlich. fol. 215v: Gemini (Zwillinge), zwei nackte junge Männer,
nebeneinander stehend, der linke Laute spielend, der rechte mit einem großen astähnlichen Krummstab. fol. 216r: Cancer (Krebs), Krabbe in Draufsicht, nach rechts; Leo (Löwe),
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hochsteigend nach rechts, relativ natürlich. fol. 216v: Virgo (Jungfrau), junge Frau mit kleinen Flügelchen, en-face, in der Rechten Caduceus, Linke leer zur Seite gestreckt, Beischrift: »Virgo errigone filia Icari«; Libra (Waage), Junge Frau wie Virgo (ohne Stab) als Trägerin, normale Balkenwaage (die Unterzeichnung einer Waage ohne Trägerin wurde ignoriert). fol. 217r: Scorpius (Skorpion), recht natürlich, Draufsicht nach rechts; Sagitta rius (Schütze), als bogenspannender und zielender Kentaur, Oberkörper bekleidet, nach rechts springend, bartlos. fol. 217v: Capricornus (Steinbock), natürlicher Ziegenbock nach rechts schreitend; Aquarius (Wassermann), en-face stehender Jüngling, Haltung wie sonst Cepheus, in der linken Hand eine keramische Vase umgekehrt haltend, aus der Wasser fließt, kurzes Gewand. fol. 218r: Pisces (Fische), gegenläufig, beide aufrecht, Mäuler verbunden. fol. 219r: Hercules, nach links auf einem Knie kniend, nackt, die Linke leer erhoben, in der Rechten ein bärtiges Männerhaupt und ein Stück Fell mit Schwanz, vor ihm ein Bäumchen mit Schlange, ziemlich missverstanden; Ursa maior, Ursa minor, Draco (Gro ßer Bär, Kleiner Bär, Drache), S-förmige Schlange mit Drachenkopf, Kopf nach unten links, beide Bären aufrecht auf ihren Windungen stehend, gegenläufig. fol. 219v: Corona in Draufsicht, Zacken nach außen; Serpentarius (Schlangenträger), auf Scorpius, nackter Jüngling nach rechts, kleine Schlange vor dem Oberkörper haltend, Blick in die Augen, Scorpius nach links, wenige Sterne. fol. 220r: Bootes (Bärenhüter), en-face, in der Rechten ein gerader Stab, in der Linken die Sichel, Schwert am Gürtel, breitkrempiger Hut, langer Bart, Gewand schulterfrei. fol. 220v: Auriga (Fuhrmann), vierspänniger Leiterwagen (vorn zwei Pferde, dahinter zwei Ochsen), darin stehend eine Frau die mit einem Speer in der Hand die Ochsen anzutreiben scheint, leicht vorgebeugt hält sie die Zügel, auf ihren Armen hocken Haedi und auf der rechten Schulter Capella, beide recht natürlich (bis auf Maßstab), mit der Konstellation hat das nichts mehr zu tun, trotzdem Sterne. fol. 221r: Cepheus, stehend in üblicher Haltung, wadenlanges Gewand mit halblangen Trichterärmeln, Schwert am Schultergurt, Täschchen vor dem Bauch (modernisiert). fol. 221v: Cassiopeia, en-face auf einem Thron sitzend, Arme ausgebreitet, antikisches Gewand, den Oberkörper entblößt (keine Stangen, keine Fesseln); Pegasus, nach rechts springend, vollständig. fol. 222r: Andromeda, en-face stehend, die Arme ausgebreitet und an Bäumchen gefesselt, die auf Hügelchen stehen, antikisches Tuch um Hüften und Schulter, oben ohne und beinfrei, offenes Haar und rotes Stirnband. fol. 222v: Perseus, en-face stehend, Medusenhaupt in der Rechten vor sich, ovaler Schild in der Linken hinter dem ein Sichelschwert hervorlugt, antikischer Brustpanzer, Röckchen und Stiefel, barhäuptig. fol. 223r: Triangu lum (Dreieck), einfach. fol. 223v: Pleiades (Siebengestirn), links in Margine ein sitzendes Huhn (!), sehr natürlich (»Cloca vel galina est magn[a] imago celi et nominatur pliades…«), im Textspiegel die sieben jungen Frauen nebeneinander aufgestellt in antikischen Kleidern [wie im Aldus Manutius-Druck]. fol. 224r: Lyra (Leier), links eine antikische Lyra, rechts daneben eine zeitgenössische Laute, die unten am Klangkörper zwei Hörner erhalten hat (Rinderhörner), vor den Spitzen jeweils ein Stern; Cygnus (Schwan), finster blickender, nach links laufender Schwan. fol. 224v: Aquila (Adler), mit ausgebreiteten Schwingen nach rechts schreitend, vor sich ein merkwürdiger Gegenstand (als würde er mit dem ausschreitenden Fuß in einem auf einem schrägen Brett liegenden Buch blättern, vgl. Baltimore, Walters Art Gallery, Ms. W 734, fol. 8v). fol. 225r: Vultur cadens (Fallender Geier), sehr wirres und merkwürdiges Bild, oben ein waagrechter riesiger Pfeil nach rechts, darunter ein ausgebreiteter Adler mit gespreizten Beinen und Kopf nach unten, hinter Kopf und Schwingen ein großer Fisch (wie Delphinus) nach rechts, Sterne nur im Fisch; Pfeil (Sagit ta), nach rechts. fol. 225v: Cetus (Walfisch), großer Fisch mit stachelbewehrten Flossen nach rechts. fol. 226r: Eridanus (Fluss), Schwimmer in einer Art Kraulstellung nach links. fol. 226v: Figura sonantis canonum (Canonspieler), zeitgenössischer Psalterspieler nach
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rechts (Instrument wenig realistisch); Delphinus, sehr antikischer Delfin nach rechts. fol. 227v: Orion, antikischer Krieger, mit erhobenem Schwert nach rechts schreitend, der linken Arm nach vorn gestreckt, dort ist eine Rinderhaut zu sehen, vgl. die Namenserklärung bei Hyginus. fol. 228r: Canis, stehender Hund nach rechts, eine Vorderpfote hebend. fol. 228v: Lepus (Hase), nach rechts springender Hase. fol. 229r: Argo Navis (Schiff), Phantasieschiff mit realitätsnaher Takelung (zwei Masten mit Rahsegeln), das Heckkastell erinnert etwas an die Häuschen an Bord der Argo bei der Recensio interpolata; Austrono tus (Kentaurenweib), Kentaurenfrau nach rechts mit ausgebreiteten Armen. fol. 229v: Galaxia (Milchstraße), ungewöhnliches Bild, ein Kreis durch zwei parallele, waagrechte Linien in gleichbreite Zonen geteilt, oben eine liegende, wohl schlafende, nackte Frau, den Kopf auf die Armbeuge gebettet, nach links, unten ein auf dem Rücken liegender, zeitgenössisch gekleideter Mann, die Arme am Körper, in der Mitte drei schwarze Teufelchen. fol. 230r: Piscis austrinus (Südlicher Fisch), ein großer, nach oben Wasser speiender Fisch auf dem Rücken, nach rechts, darüber aufrecht ein kleinerer Fisch in die selbe Richtung, nur der große Fisch mit Sternen. fol. 230v: Ara (Altar), runder steinerner Brunnen, aus dem hoch die Flammen schlagen, keine Teufelchen. fol. 231v: Centaurus (Kentaur), antikisch gewandet, sich zurückwendend, über der linken Schulter ein langer Speer mit einem daran hängenden kleinen Hasen, den rechten Arm nach hinten gestreckt, auf der Hand ein Tier liegend, vom Handgelenk hängt ein weiteres Tier. fol. 232r: Hydra, Crater, Corvus (Wasserschlange, Becher, Rabe), Schlange waagrecht nach links, mit Drachenkopf, darauf eine antikisch anmutende Vase mit zwei Henkeln und ein großer Rabe. fol. 232v: Antica nis (Kleiner Hund), nach rechts springender Hund mit ausgestreckter Zunge. fol. 233r: Equus secundus (Zweites Pferd), nach rechts schreitendes, vollständiges Pferd, Flügel an Schultern und Hufen. fol. 233v: Terebellum (Bohrer), ein Korkenzieher geformt; Vexil lum (Fahne), Fahnenlanze, nach rechts geneigt. fol. 242v: Praesepe, Aselli (Krippe, Esel chen), die beiden Esel zu beiden Seiten eines aus Dauben gefügten Bottichs als Krippe. fol. 243r: Hercules, (»Engonasis«) nach links gewandte auf einem Knie kniende nackte Frau, in der Rechten ein Sichelmesser haltend, in der Linken ein rudimentäres Löwenfell, Vulva farbig betont. fol. 244r: Cetus (Walfisch), (»Pistrix«) als Ungeheuer, nach links orientiert, reptilienartig mit Fledermausflügeln und Fischschwanz. fol. 234v–238r: Planeten, fol. 234v Saturn, gerüstet, mit Sichel, rechts neben ihm eine senkrecht stehende Fahnenlanze mit eingetragenen Sternen (vgl. Vexillum), fol. 235r Jupiter und Mars, fol. 235v Venus und Merkur; fol. 236v Sol im vierspännigen Sonnenwagen, fol. 238r Luna, im von zwei Pferden gezogenen, bootsähnlichen, Wagen (ohne Räder), en-face stehend, zwei Fackeln in den Händen, Mondsichel); weitere Planetendarstellungen (?): fol. 244v fünf unterschiedliche, nebeneinander aufgereihte menschliche Köpfe, vier davon männlich, der erste älter, bärtig (Saturn?), zwei mit Hüten, die Frau jung, mit offenem Haar (Venus?).
Provenienz fol. IIr oben, getilgter Besitzeintrag (nicht mehr zu entziffern).
Literatur Saxl 1912, S. 166f., Abb. 21–24; Zinner 1925, Nr. 9468; Saxl 1927, S. 130–132; Hermann 1931, S. 66–72, Abb. 24; Byvanck 1949, Nr. 62; Schmitt 1975, S. 58, Anm. 10; Wissenschaft ´ z ynsim Mittelalter 1975, S. 220; Götter, Heroen, Herrscher 1990, S. 148f., Abb. 39f.; Snie˙ ka-Stolot 1994, S. 67; Mariani Canova 1998, S. 55, 61; Blume 2000, S. 55, 61, 249 (Anm. 27, 32, 36, 41); Bauer-Eberhard 2003, Ackermann 2009, S. 546–549; Dekker 2013, S. 406. Siehe S. 46–47, 50, Abb. 218–227
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Padua, Biblioteca del Seminario Vescovile, Cod. 48 Michael Scotus, De signis et imaginibus coeli Sternbilderdarstellungen zur Himmelsbeschreibung des Michael Scotus Die Handschrift enthält ausschließlich den Sternbildertraktat, das heutige Faszikel dürfte ursprünglich zu einer umfänglicheren Handschrift gehört haben. Der zunächst unvollständige Text wurde im späten 15. Jahrhundert vervollständigt und mit Illustrationen versehen. Italien (Raum Padua, Rimini, Cesena, Bologna), Anfang und 4. Viertel 15. Jahrhundert Kodikologische Angaben 28,7 × 19,2 cm, 27 Folia, Papier, meist 34 Zeilen, Bastarda und Humanistica dreier Hände; paginiert (oben rechts) und foliiert (unten rechts). Drei recht unterschiedliche Hände: Die erste Hand schrieb fol. 1r–9v in einer sehr regelmäßigen Bastarda des frühen 15. Jahrhunderts, fol. 10rv zeigt eine zweite, zeitgleiche Hand, die stärker zu Texturaformen tendiert. Ab fol. 11r bis zum Schluss folgt eine merkwürdig gestreckte Humanistica einer weiteren Hand, die möglicherweise versuchte, sich älteren Texturaformen anzunähern, teilweise auf anderem, wahrscheinlich jüngerem Papier (fol. 11–14 und 25–27). Nur eine – extrem dicke – Lage zu zwölf Doppelblättern, die letzten drei Blatt einzeln angeheftet. Wahrscheinlich lag ein Faszikel aus zehn Doppelblättern mit einem unvollständigen Text vor, der später um die beiden heutigen inneren Doppelblätter und die drei Einzelblätter am Schluss ergänzt wurde. Der fehlende Text (und alle Bilder, s. u.) wurden dann teils auf den alten, teils auf den neuen Blättern eingetragen. Wahrscheinlich wurde das Faszikel aus einer umfangreicheren Handschrift entnommen; dafür spricht auch die Heftung auf drei Doppelbünde, die sonst bei einem so schmalen Bändchen sehr ungewöhnlich wäre.
Art der Bilder 48 Sternbilderdarstellungen als einfache, schraffierte, relativ großformatige Federzeichnungen, Sterne gelegentlich als rote Sternchen und Kringel eingezeichnet, bei Aries und Taurus sind die geomantischen Punktmuster wie Sterne in die Figur integriert.
Inhalt fol. 1r–27v:
Michael Scotus, De signis et imaginibus coeli (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 986, Nr. 10). Die Textabschnitte folgen den Bildern. Die Einleitung ist leicht gekürzt, nach den Tierkreiszeichen wurden die Abschnitte zu Sonne und Mond eingeschoben (ohne den einleitenden ›Luminaria-Absatz‹ und ohne Bilder). Die Sternbilderabschnitte entsprechen dem üblichen Text, ältere und neuere Teile scheinen sich darin nicht wesentlich zu unterscheiden.
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Kommentar Der ungewöhnliche Auf bau des Bändchens und sein uneinheitliches Erscheinungsbild geben Anlass, sich eingehender mit seiner Entstehung zu beschäftigen. So ist anzunehmen, dass der Teil bis einschließlich Ursa minor deutlich früher geschrieben wurde als der Rest, aber zunächst keine Bilder enthielt, auch die weiteren Blätter des ursprünglich zehnblättrigen Faszikels wären leer geblieben. Später hätte man sich dann entschlossen, das Ganze zu vervollständigen und einschließlich der früheren Teile mit Bildern auszustatten. Da die leeren Seiten dafür aber nicht ganz ausreichten, fügte man zunächst in der Mitte zwei Doppelblätter hinzu, als am Ende auch das nicht reichte, ergänzte man schließlich noch drei Einzelblätter. In den späteren Teilen sind Bilder und Text Zeitgenossen, der Text wurde, wie üblich, vor den Bildern fertiggestellt, der Zeichner scheint sich nicht bemüht zu haben, seine Vorlagen dem vorhandenen Platz anzupassen, so ließ er etwa beim Schlangenträger die unteren Beine des Skorpions weg (fol. 12v). Allerdings fällt auf, dass auch in St. Petersburg, NB, lat. v.F.IX,1 die unteren Beine des Skorpions an dieser Stelle fehlen. Aus dem früheren 15. Jahrhundert wäre somit nur der Text fol. 1r bis 10v, alles Weitere stammt aus dem späten 15. Jahrhundert. Das an einigen Stellen altertümlich anmutende Erscheinungsbild der Zeichnungen würde sich dann daraus erklären, dass der offensichtlich nicht sehr geschickte Zeichner seine Vorlagen sehr direkt kopierte. Da er wahrscheinlich mechanische Übertragungsmethoden benutzte, musste er fol. 12v den Skorpion verstümmeln, anstatt ihn insgesamt kleiner zu zeichnen. Der Text scheint sich bis auf die genannten Eingriffe (s. o.) nicht sehr von dem in clm 10268 zu unterscheiden. Es fällt auf, dass die meisten der ›Scotus-spezifischen‹ Sternbilder sehr nah an dieser älteren aber aus der gleichen Region stammenden Handschrift liegen, jedoch Details aufweisen, die sich dort nicht, dafür aber in der hochmittelalterlichen Germanicushandschrift Madrid 19 finden, beispielsweise der vom Wind nach oben geblähte Umhang des Jupiter in der Figur des »Vultur cadens«. Da ein ähnliches Detail, dort als über den Kopf gelegtes Manteltuch, sich auch in Wien, Cod. 2352 findet, dürfte es in beiden Fällen auf ein Vorbild zurückgehen, das noch mehr Merkmale aus der ursprünglichen Vorlage von Michael Scotus (wie Madrid 19) aufwies als München, clm 10268. Allerdings fallen die Tierkreiszeichen in Cod. 48 ein wenig aus dem Rahmen, die Übereinstimmungen mit clm 10268 sind hier nur recht allgemeiner Art. Weder aus dem Repertoire der Scotus-Ikonographie noch aus den aktuellen Germanicuszyklen stammt etwa der Widder mit übergestülptem Dreieck, der vollständige Stier und die sich die Hand schüttelnden Zwillinge. Der Widder mit Dreieck verweist jedoch auf zeitgenössische Hyginushandschriften. Aus dieser Quelle schöpften aber auch die Illustratoren eines moderneren oberitalienischen Sternbildertextes. So sind die Parallelen zu einer Handschrift der humanistischen Sternbilderdichtung des Basinius Parmensis, die sich heute im Besitz der Cassa di Risparmio in Rimini befindet (Rimini/ Cesena zwischen 1456 und 1465) auffällig. Die Übereinstimmungen, vor allem bei den Tierkreiszeichen, sind überaus eng. Übereinstimmend sind: Aries mit Dreieck, Leo mit einer erhobenen, etwas verkümmerten Vorderpfote, Virgo, Gemini (Kleidung, Handschlag), Cancer, Capricornus, Aquarius (Figur mit Wassergefäß, ohne die ›Beigaben‹) sowie Pisces. Hier stimmen die Entwürfe der Figuren so eng miteinander überein, dass ein Zusammenhang zwingend angenommen werden muss. Der Handschlag der Zwillinge findet sich auch bei Hyginus in Rom, BAV, Ms. Vat. Urb. lat. 1358, fol. 131v. Bei Taurus stimmt nur der vordere Teil überein, ledig-
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lich Cod. 48 zeigt den vollständigen Stier. Sehr deutlich ausgeprägte Parallelen finden sich aber auch beim Delfin (in Rimini jedoch als »Rückenschwimmer«), bei Cassiopeia (in Padua lediglich um den Blutstrom ergänzt), beim kleinen Hund (beziehungsweise Procyon) sowie bei der Argo, deren Darstellungen jeweils bis ins Detail übereinstimmen. Gut vergleichbar, aber nicht ganz so eng verwandt ist das Bild des Pegasus. Da die Paduaner Scotushandschrift eindeutig jünger ist als der Basinius in Rimini, muss das Vorbild für die genannten Zeichnungen entweder in der Basiniushandschrift selbst gesehen werden, oder in einer Handschrift, die dieser zugrunde lag oder aber von ihr abgeleitet wurde. So stellt sich der Bildbestand von Cod. 48 als recht komplexe Mischung unterschiedlicher, im 15. Jahrhundert in Oberitalien kursierender, Sternbilderüberlieferungen heraus. Dies erklärt auch den insgesamt eher uneinheitlichen Charakter der Bilder. Dabei ist es jedoch vor allem bemerkenswert, dass hier eine durchaus frühe Fassung der Scotus-Bilder rezipiert wurde. Das gerade abgeschnittene Röckchen der Andromeda (vgl. St. Petersburg Ms. lat. F.v.IX, 1 und Wien Cod. 2352), der von ihren Schultern fallende Mantel und die Bäumchen mit den abgehackten Seitenästen mögen hierauf verweisen. Auch finden sich durchaus Parallelen zu den sehr archaisch wirkenden Bildern in Paris, BN, Ms. lat. 7408A und in Edinburgh Cr. 3.23 (so etwa bei Orion). Versucht man aus diesen heterogenen Befunden eine Hypothese zur Entstehung des Bildzyklus abzuleiten, so könnte dies so aussehen: Wo immer die ihm vorliegenden Sternbilderdarstellungen nach Michael Scotus ikonographisch mit den Basinius/Hyginus-Bildern kompatibel waren, orientierte sich der Zeichner an diesen zeitnahen Vorlagen, wenn möglich kopierte er sie direkt. Auch andere, ihm bekannte Sternbildervorlagen nutzte er offenbar gerne. Lediglich dort, wo die Bilder nach Michael Scotus deutlich abwichen, übernahm er sie aus einer – offenbar älteren – Scotusvorlage. Gegebenenfalls ergänzte er die spezifischen Details, etwa bei Cassiopeia (Blutstrom). Die Scotusvorlage wiederum stand clm 10268 nahe, enthielt aber auch Merkmale, die sich in anderen frühen Handschriften finden und die vermutlich weiter zurückreichen als die entsprechenden Varianten der Münchener Handschrift (z. B. die Form des Kleides bei Andromeda). Der schmale Codex des Seminario Vescovile belegt somit die Verbreitung und Rezeption der verschiedenen Sternbilderzyklen im oberitalienischen Raum des späteren 15. Jahrhunderts sowie die Möglichkeiten verschiedener Kontaminationen zwischen diesen Bilderfolgen. Möglicherweise kann er sogar als Hinweis darauf gedeutet werden, dass im Paduaner Raum auch im späteren 15. Jahrhundert noch ein früher Sternbilderzyklus nach Michael Scotus greif bar war, auf den auch die Bilder des clm 10268 zurückgehen.
Verzeichnis der Bilder fol. 3r: Aries (Widder), natürlich, nach links schreitend, umblickend, ein Dreieck (vgl. Triangulum) über den Kopf gestülpt. fol. 3v: Taurus (Stier), ganzes Tier, vorn wie galoppierend, die hintere Partie etwas unklar. fol. 4r: Gemini (Zwillinge), junge Männer in zeitgenössischer Tracht, sich die Hand reichend. fol. 4v: Cancer (Krebs), krabbenähnlich mit 12 Beinen und zwei Zangen. fol. 5r: Leo (Löwe), nach rechts, Vorderbeine verzeichnet (nachträglich ungeschickt verbessert), starke Mähne. fol. 5v: Virgo (Jungfrau), en-face, Ährenbüschel, Flügel, die Linke segnend erhoben. fol. 6r: Libra (Waage), Kaufmann als Waagenhalter. fol. 6v: Scorpius (Skorpion), relativ naturnah, nach links, wie in clm 10268.
33. Padua, Biblioteca del Seminario Vescovile, Cod. 48 fol. 7r: Sagittarius (Schütze), Kentaur nach links, den Bogen spannend, Tierfellumhang (Löwenfell) nach hinten wehend, Hörner (wie Kuhhörner), darunter Sagitta nach links, mit Spitze und Befiederung. fol. 7v: Capricornus (Steinbock), Ziegenfisch, naturnahes Vorderteil, Schwanzflosse in stilisierter Lilienform. fol. 8r: Aquarius (Wassermann), en-
face stehend, nackt bis auf Stiefel, beidhändig aus Henkelvase gießend, nach links, zwei »Bänder« schweben waagrecht vor der Gestalt, ein dünnes vor der Stirn, ein breiteres vor den Geschlechtsteilen, diese verdeckend. fol. 8v: Pisces (Fische), gegenläufig, Wasserstrom als Verbindungsband zwischen den Mäulern. fol. 10v: Ursa maior, Ursa minor, Draco (Großer Bär, Kleiner Bär, Drache), die Schlange als liegendes »S«, die Bären sehr lebendig, Rücken an Rücken, gegenläufig, der rechte nach oben rechts springend, die Schlange mit starken Schuppen. fol. 11r: Draco (Drache), Fabelwesen mit Flügeln und Beinen nach links. fol. 11v: Hercules, Schlangenkampfszene, Hercules nach links orientiert, nackt, langes Schwert, Löwenfell mit Menschengesicht, die Schlange um einen Baum gewunden. fol. 12r: Corona borealis (Nördliche Krone), dicker Lorbeerkranz, sonst wie clm 10268. fol. 12v: Serpentarius (Schlangenträger), auf Scorpius stehend, als Vorderansicht umgedeuted, sonst sehr nah am clm. fol. 13r: Bootes (Bärenhüter), sehr nah am clm. fol. 13v: Auriga (Fuhrmann), wegen Platzmangel wurden die Zugtiere übereinander angeordnet, der Speer wird senkrecht gehalten, der merkwürdige »pseudoantike« Helm mit Flügeln (oder einem aufgesetzten Vogel) wurde hier ebenfalls aufgenommen. fol. 14r: Cepheus, wie in der Münchener Handschrift, die Figur jedoch schmächtiger, Mütze spitz zulaufend. fol. 14v: Cassiopeia, en-face auf einem Sessel mit seitlichen Pfosten sitzend, Arme ausgebreitet, starker roter Blutstrom aus der rechten Handfläche, Kopftuch, die zuvor entblößte Brust durch das Unterkleid bedeckt, kein Stirnreif. fol. 15r: Pegasus, nach rechts galoppierende Pferdehälfte, weit nach dem Flügelpaar abgeschnitten. fol. 15v: Andromeda, Figur steht, anstatt zu hängen, Kleid vorn nicht geöffnet sondern abgeschnitten, Geschlechtsteile nachträglich auf weiblich verändert, der Mantel fällt wie ein Cape vom Kopf über die Schultern, Bäumchen mit abgehackten Seitenästen. fol. 16r: Perseus, nach links laufend, Rückenansicht, nur mit rudimentärem Umhang bekleidet, Männerkopf in der Linken, Schild am Ellbogen, Streitkolben in der Rechten erhoben, spitze Mütze, ein Fußflügel links (vgl. Mailand, I. 90 sup., fol. 227r). fol. 16v: Triangulum (Dreieck), gleichseitiges Dreieck. fol. 17r: Pleiades (Siebengestirn), Büsten jeweils hinter einer Art Brüstung. fol. 17v: Lyra (Leier), antikisches Instrument. fol. 18r: Cygnus (Schwan), nach rechts ausschreitender Schwan, etwas ungelenk. fol. 18v: Aquila (Adler), ausgebreitete Schwingen, nach rechts orientiert, Kopf zurückgewandt, auf dem Pfeil stehend. fol. 19r: Vultur cadens (Fallender Geier), ähnlich wie in clm 10268 aber Jupiter mit hochwehendem Mantel und Zepter (wie in Madrid 19). fol. 19v: Cetus (Walfisch), großer Fisch nach links. fol. 19v: Eridanus (Fluss), als Schwimmer über einem Wellenband (wie in clm10268). fol. 20v: Figura sonantis cano num (Canonspieler), leicht nach rechts gewandt sitzender Musiker mit Instrument und Plectron. fol. 21r: Delphinus, Fisch nach links, spitze Schnauze. fol. 21v: Orion, nach links schreitend mit erhobenem Schwert, tropfenförmiger Schild, die Ausrüstung wirkt archaisch und hat wenig Bezug zur Gegenwart der Handschrift. fol. 22v: Canis (Großer Hund), nach links; Lepus (Hase), nach links springend. fol. 23r: Argo Navis (Schiff), vollständiges zeitgenössiches (ergänztes) Schiff nach rechts, die Ruder stehen genau wie in clm 10268. fol. 23v: Austronothus (Kentaurenweib), Grundmuster wie in clm 10268, ausgebreitete Arme mit leeren Fäusten. fol. 24r: Galaxia (Milchstraße), entspricht clm 10268 aber Personen als zwei Frauen charakterisiert (wie in Madrid 19). fol. 24v: Piscis austrinus (Südli cher Fisch), großer auf dem Rücken liegender Fisch (wie Delphinus) mit kleinem, aufrechtem Begleiter, nach links. fol. 25r: Ara (Altar), Puteus als runder Brunnentrog auf Stufen, mit vier Dämonen und drei Flammen. fol. 25v: Centaurus, wie in clm 10268 aber
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stillstehend, vom rechten Arm hängt die Trinkflasche. fol. 26r: Hydra, Crater, Corvus (See schlange, Becher, Rabe), nahe an clm 10268, hier aber der Becher mit einem »Blumenstrauß«. fol. 26v: Anticanis (Kleiner Hund), schlanker, nach links laufender Hund; Equus secundus (Zweites Pferd), nach links springend, Flügel an Schultern und Hufen. fol. 27r: Terebellum (Bohrer), T-förmig mit geradem Griff; Vexillum (Fahne), vierlatzig, nach rechts wehend. fol. 27v: Bohrer, ohne Text, durchgezeichnet von der Vorderseite, unter der Spitze hier eine kleine durchbohrte Perle, darüber »O.B.P.A.O.P.N.O.«
Provenienz Eine Entstehung in Oberitalien, vielleicht Padua, ist sehr wahrscheinlich. Näheres über die Herkunft der Handschrift ist nicht bekannt. In der Buchstabenfolge auf fol. 27v (O.B.P.A.O.P.N.O.) sind die Initialen von Name und (oder) Devise eines frühen Besitzers zu vermuten.
Literatur Coi 1839, Nr. 48; Guida 1929, Inv. 1665; McGurk 1966, S. 73; Bottin 1981, S. 378, Abb. 262; ´ z ynska-Stolot 1994, S. 66; Mariani Canova 1994, S. 190, 200, 205, 242 (Abb. 65), S. 244 Snie˙ (Abb. 68); Florio, Gianna Maria, in: Donello 1998, S. 19, Nr. 40, Tafel XLIV (fol. 7r Sagittarius, Sagitta); Ciccuto 1999, S. 74f. Siehe S. 45, 60, Abb. 228–235
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Katalog des Sufi latinus
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Paris, Bibliothèque de l’Arsenal, Ms. 1036 Sufi latinus; Ptolemaios, Quadripartitum (Exzerpt); Abu Ma’shar, Tractatus in revolutione annorum; Sterntafeln Sternbilderdarstellungen zu den Sterntafeln des Sufi latinus Frühester Text- und Bildzeuge des Sufi latinus und Vorläufer der großformatigen, mit aufwendigen Bildern versehenen Sternatlanten Bologna, 3. Viertel 13. Jahrhundert Kodikologische Angaben 33,3 × 23,4 cm, 122 Folia; Pergament fol. 71ra–72vb, 104v–110v zweispaltig, Versalienspalte mit blau-roten Lombarden und Fleuronnée. fol. 1r Figureninitiale, fol. 71r Initiale (beobachtender Astronom) mit Teilbordure, Ranken, Versalien mit voll entwickeltem Fleuronnée (auch Palmettenformen).
Art der Bilder 49 Sternbilderdarstellungen als sorgfältig farbig schattierte Zeichnungen hoher Qualität, Kleidung und Erscheinungsbild der Figuren sind stark vereinheitlicht (knielanges Gewand, Ärmel bis zur Mitte des Unterarms reichend und mäßig weit, Gewand am Halsauschnitt zu öffnen, darunter ein Hemd, zuweilen mit gefältelter Brust, ein schmaler Gürtel aus Einzelgliedern sitzt im Taillenbereich, leicht gewelltes halblanges Haar, nackte Füße, die Männer sind bartlos bis auf Cepheus); alle Seiten sind mit einer dünnen, hellroten Doppellinie gerahmt, die Textspiegel und Bildfelder umschließt.
Inhalt Sufi latinus (vgl. Kunitzsch 1986; Kunitzsch 1990). fol. 1r: Nachtrag, Korrekturfaktor der angegebenen Längengrade für das Jahr 1210; fol. 49r unten Nachtrag, Korrekturfaktor für das Jahr 1450. – fol. 49v–50v: leer fol. 51r–70v: Tabula stellarum fixarum. Die Sterne und Koordinaten der ptolemäischen Sterntafeln wie zuvor jedoch umgerechnet für 1210 und umgeordnet nach Längenwerten und jeweils zugeordnetem Tierkreiszeichen (vgl. Kunitzsch 1986, S. 71f.) fol. 71r–72v: Ptolemaios, Quadripartitum I.9. Das Fixsternkapitel (Buch I, Kap. 9) in der Übersetzung von Plato Tiburtinus (vgl. Kunitzsch 1986, S. 72) fol. 73r–98v: Tabulae astronomicae Tabula stellarum fixarum. Liste der 15 Sterne der ersten Größenklasse mit fol. 99rv: Koordinaten, die Längenwerte weisen keinen konstanten Additionswert gegenüber Ptolemaios auf. fol. 99v: die gleiche Tabelle jedoch mit arabischen Sternnamen in Umschrift (vgl. Kunitzsch 1986, S. 72). fol. 100r–101v: Tabula stellarum fixarum. Tabelle von 49 wichtigen Sternen nach der Almagest-Übersetzung Gerhards von Cremona, die Längenwerte wurden für das Jahr 1188 angepasst (+ 16° 30’) fol. 102rv: Astrolabsterne. Kunitzsch 1966, Typ XII (S. 72f.) fol. 1r– 49r:
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Tabula. Präzessionstabelle für das Jahr 1231 (»Iste est motus octave spere equate in civitate Panormi 1231…«) fol. 103v–104r: Astrolabsterne. Wie oben Kunitzsch 1966, Typ XII (S. 72f.), aber mit abweichenden Längenwerten (»Tabule iste directe sunt ad meridiem scicilie perinstra certissima quam Willelmus rex sicilie felicis memorie in civitate Palormi fieri fecit anno domini christi 1188…«) fol. 104v–110v: Abu Ma’shar, De Revolutionibus annorum. Übersetzung von Johannes Hispaliensis. fol. 111r: Tabula stellarum fixarum. Liste der 15 Sterne der ersten Größenklasse mit Koordinaten (wie fol. 99r, die Längenwerte jedoch etwas abweichend) fol. 111v–112v: Tabula stellarum fixarum. Liste der 45 Sterne der zweiten Größenklasse mit Koordinaten und dem Text der Almagest-Übersetzung Gerhards von Cremona fol. 113r: Tabula stellarum fixarum. Liste der 15 Sterne der ersten Größenklasse mit Koordinaten (wie fol. 99r und 111r, die Längenwerte jedoch abweichend: + 15° 50’) fol. 113v–114v: Tabula stellarum fixarum. Liste der 45 Sterne der zweiten Größenklasse (wie fol. 11v–112v: ptolemäische Längenwerte (+ 15° 50’) fol. 115r–121v: Stelle que sunt in cingulo orbis signorum. Tabelle der Tierkreiszeichen und ihrer Sterne (ptolemäische Längenwerte + 16° 30’) Tabula stellarum fixarum. Liste von 27 Sternen für das arabische Jahr 609 fol. 122r: (1212/13) unter Bezug auf eine Ausgangstabelle für das Jahr der Hedschra (vgl. Kunitzsch 1966, S. 99f., Typ XV) fol. 103r:
Kommentar Die beeindruckende großformatige und außerordentlich hochwertig ausgestattete Handschrift stellt praktisch ein Handbuch zu den Fixsternen dar. Zum illustrierten Sufi latinus treten eine ganze Reihe von Tabellen der Astrolabsterne und von Tafeln, die Auszüge und Umarbeitungen der ptolemäischen Tafeln des Almagest in der lateinischen Übersetzung des Gerhard von Cremona sind. Dazu kommen weitere Erläuterungen in Form eines Auszuges des Quadripartitums und eines Abu Ma’shar-Textes zur Bewegung der Himmelssphären. Die Handschrift scheint aus einem Guss zu sein, bis auf gelegentliche Einträge späterer Benutzer finden sich keine nachträglichen Erweiterungen oder Spuren von entfernten Teilen. Die auf fol. 103r genannte Jahreszahl 1231 liegt als terminus post zu früh, um für eine genauere Datierung von Relevanz zu sein. Trotz der hohen Qualität der Ausführung fällt auf, dass die Binnenzeichnung der Tierkörper stark schematisiert wurde und so häufig zu unverständlichen Formen führte. Die Vorlage war hier offensichtlich deutlich besser, oder doch zumindest in der Stilisierung folgerichtiger. Die seitlich hochwehenden Gewandbäusche scheinen eher auf den Anfang der anvisierten Datierungsspanne zu deuten. Die scharf gezackten Gewandsäume weisen ebenfalls auf die Formen der Jahrhundertmitte hin. Während die Gestaltung der Tierkörper und vor allem der Tiergesichter ganz klar das Vorbild der arabischen Bildvorlage erkennen lässt, kommt bei den Gesichtern der menschlichen Figuren ebenso deutlich die zeit- und landschaftstypische Prägung durch byzantinische Vorbilder zum Ausdruck. Während die Einordnung von Gousset (1985) in die Bologneser Buchmalerei mittlerweile überwiegend akzeptiert wird, referiert Orofino diese Lokalisierung nur mit Vorbehalt (Orofino 1994, S. 138, Orofino 2001, S. 190).
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Die Bilder des Sufi latinus folgen jeweils der zugeordneten Sterntafel. Deren linke Spalte gibt hier die Nummer des Sterns innerhalb des Zeichens (entsprechend der Numerierung im Bild), es folgt die Beschreibung des Ortes in der Figur im Wortlaut des lateinischen Almagest, die folgende Nummer (1, 2 oder 3) bezieht sich auf die Darstellung der Sterne in drei Versionen, je nach Größenklasse. Die nächsten beiden Spalten geben Grad und Minute der Längenwerte an, die anschließende Spalte ob sich der Stern am Nord- oder Südhimmel befindet, darauf folgen Breitengrade und Minuten, schließlich als letztes die Helligkeit in den ptolemäischen Größenklassen. In den Darstellungen werden die Sterne als große dunkle Kreise mit goldenem Stern (1. Größe), als bräunliche Kreise mit silbernem Stern (2. Größe) und als größere und kleinere rote Scheibchen (restliche Größenklassen) dargestellt. Die Sterne außerhalb der Figur, mit getrennter Zählung, erscheinen als bläuliche Scheibchen. Die beiden frühesten Handschriften des illustrierten Sufi latinus in Paris und BernkastelKues stehen sich, trotz erheblicher konzeptioneller Unterschiede, in den Bildfassungen besonders nahe. Beide zeigen das »dritte Pferd« al-Sufis (als vollständiges Pferd ohne Flügel), beide stellen Delphinus als Meerwunder mit Raubtierkopf dar, nicht als Fisch wie die späteren Handschriften, und beide zeigen an der Mastspitze des Schiffes eine merkwürdige Zierform, in Kues 207 einer wehenden Efeuranke ähnelnd, in Arsenal 1036 wie der Schnurschwanz eines Papierdrachens geformt. Eine unscheinbare aber für die enge Verwandschaft der Bilder bezeichnende Übereinstimmung findet sich schließlich im Bild des Fuhrmannes: Die rechte Hand, die die Peitsche hält, hat den Zeigefinger wie deutend abgespreizt. Das Detail tritt in Strahov DA II 13 und seinen Nachfolgern nicht mehr auf. Die beiden Handschriften unterscheiden sich jedoch darin, dass im Cusanus alle menschlichen Figuren bis auf Virgo nackt sind, während Arsenal 1036 die Personen bis auf die Zwillinge barfuß und einfach aber vollständig bekleidet auftreten lässt. Weitere Unterschiede bestehen darin, dass die Kusaner Zeichnungen nicht direkt den Sterntafeln zugeordnet sind, sondern einen eigenen Bildabschnitt bilden und, dass sie nur gezeichnet sind und somit nicht als aufwendige, vollfarbige Miniaturen auftreten. Die Handschrift steht den arabischen Handschrift des Sternbilderbuches al-Sufis näher als alle anderen lateinischen Codices. Dies betrifft nicht nur die Konzeption der Bilderfolge, wie bereits angesprochen, sondern auch Kleidung und Körperhaltung der Figuren. Wie in Oxford, Bodl., Marsh 144 und den meisten anderen arabischen Codices, treten die menschlichen Figuren durchgehend barfuß auf und tragen relativ einfache Gewänder. Bei letzteren handelt es sich um jackenähnliche, knie- bis wadenlange Kleidungsstücke mit Ärmeln, die nur wenig über den Ellbogen hinaus reichen, und die in der Taille durch einen einfachen Gürtel zusammengehalten werden. Dieses Standardkleidungsstück wird von beiden Geschlechtern getragen, wobei es bei den Frauen kaum länger ausfällt als bei den Männern, dafür aber zumeist mit einem langen Untergewand kombiniert wird. Die in arabischen Handschriften oft begegnenden, unter einem solchen Gewand getragenen Hosen wurden dagegen nicht übernommen. Das Bild Andromedas etwa, mit offenem, lang herabfallendem Haar, recht kurzen Ärmeln und größtenteils unbedeckten Unterschenkeln sowie nackten Füßen, muss im Vergleich zu anderen Frauendarstellungen der Zeit als ausgesprochen offenherzig, ja geradezu schamlos wirken. Dass das vorn wie von einem Windstoß geöffnete Obergewand die Unterkleidung weitgehend offenlegt, kommt hinzu. Auch bei Virgo sind die Knie gerade noch bedeckt. Die Kleidung insgesamt ist überaus schlicht und entspricht eher den arabischen Vorbildern als zeitgenössischen Kleidungskonventionen, zumal bei Personen gehobenen Standes, auf den die gelegentlich beigegebenen Kronen
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ja zweifellos hinweisen. Im Vergleich zu den späteren Sternatlanten fällt auch die äußerst zurückhaltende Farbigkeit der Kleidung ins Auge, möglicherweise hatte man sich hier an den Zeichnungen arabischer Handschriften orientiert. Die turbanartigen Kopf bedeckungen der Zwillinge, des Schlangenträgers, des Knienden (Hercules) und weiterer Personen wurden wohl auch von den arabischen Vorlagen übernommen. Auffallend sind die Kronen, die nicht nur Cassiopeia und Andromeda zieren, wie auch in Strahov DA II 13 und den Parallelhandschriften, sondern ebenso Adler und Löwe. Während Oxford, Bodl., Marsh 144 Cassiopeia und Andromeda durchaus mit diademartigem Kopfschmuck zeigen (ähnlich freilich auch bei Hercules, P. 81), finden sich die beiden gekrönten Tiere in keiner anderen Handschrift. Sehr wahrscheinlich sind diese beiden Kronen als heraldisch-emblematischer Verweis zu deuten. Ana Domínguez Rodríguez (1986 und erneut 2006) hat die Handschrift Paris, Arsenal 1036, dem Hof des kastilischen Königs Alfonso des Weisen zugeordnet und sie auf 1252 datiert. Sie beruft sich auf nachträgliche Einträge, die auf Alfonso verwiesen. Dabei handelt es sich jedoch ausnahmslos um Angaben zu der Zeitdifferenz von 367 Jahren zwischen al-Sufi und den Alfonsinischen Tafeln, die auf das Jahr 1252, das Jahr der Thronbesteigung Alfonsos, berechnet sind. Dies dient einer Korrektur der Längenwerte bei den Sternpositionen. Die gleiche Situation existiert bei der zweiten Sternliste mit den Werten für 1210 auf fol. 51. Bei dem Atlas des Strahow-Klosters findet sich eine entsprechende Angabe in einem Nachtrag von 1507 auf fol. 1. In der Berliner Handschrift besagt die Rubrik, dass die Längenwerte den Alfonsinischen Tafeln entsprechen. Diese Angabe ist jedoch falsch, da die Werte al-Sufis reproduziert werden. Keinesfalls kann aus diesen Notizen auf einen Zusammenhang mit dem spanischen König geschlossen werden. Seit dem 14. Jahrhundert sind die sogenannten Alfonsinischen Tafeln in Europa verbreitet und der maßgebliche Referenzwert. Der Sternatlas des Arsenal ist nicht nur das früheste Zeugnis der Übernahme der – in ihrem Ursprung letztlich ptolemäischen – Sternbilder al-Sufis im lateinischen Kulturbereich, sondern auch die Handschrift, die den arabischen Quellen bei allen Unterschieden am nächsten steht. Da es letztlich keinen Grund gibt, der Angabe der Rubrik zu misstrauen, nachdem das Sternbilderbuch des Sufi latinus im späteren 12. Jahrhundert im sizilisch-süditalienischen Normannenreich seinen Ursprung hat, ist davon auszugehen, dass die Handschrift zumindest mittelbar auf einen Codex aus dem Süden zurückgeht. Wie im Falle des Liber introductorius des Michael Scotus und seiner Bilder ist diese Sternbilderüberlieferung somit in ihrem Entstehungsraum zunächst nicht greif bar, sondern tritt erst im fortgeschrittenen 13. Jahrhundert in Oberitalien ins Licht der Überlieferung. Verzeichnis der Bilder fol. 1r: Ursa minor (Kleiner Bär), nach rechts laufend, langer Schwanz, recht naturnah. fol. 2r: Ursa maior (Großer Bär), um 90 Grad nach rechts gedreht, nach links gehend, die Vorderbeine parallel, Hinterbeine in Schrittstellung. fol. 3r: Draco (Drache), Schlange mit
geringeltem Leib, von links nach rechts verlaufend, Vorderteil aufrecht, mit riesigem Kopf nach links blickend (zurückgewandt), gespaltene Zunge, Bocksbart, Schuppen. fol. 4r: Cepheus, in Laufstellung nach rechts, Arme ausschwingend, hohe Mütze, Bart, knielanges Gewand. fol. 5r: Bootes, leicht nach links gewandt schreitend, rechter Arm erhoben, in der Linken ein Schwert aufrecht haltend. fol. 5v: Corona borealis (Nördliche Krone), schma-
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ler, kreisrunder, geschlossener Reif, Ornament: helle Ranke auf Braun (Tinte), Ranke mit gegenständigen Blättern in Palmettenform. fol. 6v: Hercules, nach links, knieend auf linkem Knie, Rechte erhoben, in der Linken erhoben ein Sichelmesser, rote Kappe (Kalotte). fol. 7r: Lyra (Leier), als stehende, bauchige voluminöse Amphore mit Fuß und spiraligen Henkeln. fol. 8r: Cygnus (Schwan), fliegendes Huhn von unten, massiger Leib mit kleinen Flügeln, Füße mit einer Art von Spiralornament versehen. fol. 9r: Cassiopeia, leicht nach rechts gewandt stehend, sich an die hinter ihr stehende Bank mit Löwenfüßen lehnend, an der ein Stab mit Schlaufe (wie bei einer Posaune) aufragt, an dem sie sich festhält, die linke in Schulterhöhe erhoben. fol. 10r: Perseus, nach rechts schreitend, Oberkörper zurückgewandt, in der Rechten den Kopf der »Gul«, in der Linken das Schwert über dem Kopf schwingend, blaue Kappe (Kalotte). fol. 11r: Auriga (Fuhrmann), nach rechts schreitend, in der Linken ein gefaltetes Tuch vor dem Bauch haltend, in der Rechten erhoben die bürstenartige Geißel mit Griffschlaufe, Turban. fol. 12v: Serpentarius (Schlangenträger), leicht nach rechts gewandt schreitend, Schlange hinter dem Rücken haltend, Kopf nach rechts, ein Kringel links, einer rechts unter dem Kopf, Träger mit kleinem Turban (Schlange mit grünen Sternen, Träger mit roten). fol. 13r: Sagitta (Pfeil), zwei nach oben konvergierende Geraden. fol. 14r: Aquila (Adler), stehender Adler mit ausgebreiteten Schwingen nach rechts, einen flachen Kronreif auf dem Kopf. fol. 14v: Delphinus, Phantasiewesen nach rechts, Löwenkopf und Mähne mit mehrteiligem Fischschwanz. fol. 15r: Equuleus (Pferdchen), Pferdekopf mit Hals und geöffnetem Maul, nach links. fol. 16r: Pegasus, (»Equus secundus« ), nach links stürmende Pegasushälfte, Leib senkrecht abgeschnitten, großer ornamental gestalteter Flügel. fol. 17r: Andromeda (erste Variante), nach rechts schreitend, Arme ausgebreitet und erhoben, lang herabfallendes offenes Haar, Kronreif. fol. 17v: Andromeda (zweite Variante), Haltung wie fol. 17r, dazu zwei Fische quer über den Oberkörper nach rechts (ein großer und darauf ein kleinerer, beide von schräg oben gesehen, geöffnete Mäuler), dunkle Bänder an den Fußknöcheln, keine langen Haare zu sehen. fol. 18r: Andromeda (dritte Variante), wie fol. 17r, Kleid vorne weit auseinandergeschlagen (Unterkleid/Hemd zu sehen), Knöchelbänder, vor den Unterschenkeln ein großer Fisch ohne Maul und Augen nach links. fol. 18v: Equus (Pferd), »drittes Pferd« al-Sufis, Pferd nach links gewandt stehend, Hinterbeine geschlossen, rechter Vorderhuf angehoben. fol. 19r: Triangulum (Dreieck), spitzes Dreieck, auf der Schmalseite stehend. fol. 20r: Aries (Widder), nach rechts ins Hochformat gekippter Widder, vorne mit eingeknickten Beinen wie liegend, die Hinterläufe in einer weiten Schrittstellung wie laufend, massive stark nach hinten gekrümmte Hörner, langer Schwanz, Lockensäume an Rücken, Hals und am Bauch, sonst ohne erkennbares Fell, die Beingelenke (beziehungsweise Gelenkkapseln oder -knöchel) als Kugel oder Gruppe von Kugeln dargestellt. fol. 21v: Taurus (Stier), sich auf bäumende Stierhälfte nach links, Binnenformen durch ornamentale Stilisierung etwas entstellt, Schulter eher ornamental aufgefasst, das Vorbild hatte wohl die Form eines Buckelrindes, die hier nicht verstanden wurde, Hufe beschlagen. fol. 22v: Gemini (Zwillinge), zwei nebeneinander nach rechts schreitende nackte Männer, die ausgebreiteten Arme überkreuzt, beide mit Turban. fol. 23r: Cancer (Krebs), Krabbe mit zwei Stielaugen und langarmigen kleinen Zangen, Draufsicht, senkrecht, den Kopf nach unten, wenig naturnah. fol. 24v: Leo (Löwe), sich vorne leicht auf bäumender Löwe mit geöffnetem Rachen (wie angreifend), nach rechts, auf dem Kopf ein Kronreif (wie Adler, Andromeda und Cassiopeia). fol. 26r: Virgo (Jungfrau), nach links gewandt gehend, die Arme seitlich, Handflächen nach vorn, die Schultern wie bedauernd hochgezogen, keine Attribute. fol. 27r: Libra (Waage), sehr vereinfachte Balkenwaage, die Waagschalen als Kreise in die Bildfläche gedreht, Drehpunkt nur angedeutet, keine Auf hängung. fol. 28r: Scorpius, nicht naturnah, diagonal nach rechts oben gewandt, in Draufsicht, kleine, eher fühlerartige Zangen, länglich »herzförmiger«
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Körper, dünner Schwanz mit großem Stachel, acht Beine. fol. 29v: Sagittarius (Schütze), Kentaur nach rechts, den Bogen spannend (orientalischer Reflexbogen), Pferdeleib mit angehobenem Vorderbein wie im »Paradeschritt«, Oberkörperbekleidet, Stirnband mit lang in Windungen nach hinten flatternden Enden. fol. 31v: Capricornus (Steinbock), Ziegenfisch nach rechts, riesige Steinbockhörner. fol. 32r: Aquarius (Wassermann), leicht nach links gewandt, den Wasserstrahl wie ein Stück Gartenschlauch in der Rechten haltend, das andere Ende liegt L-förmig zu seinen Füßen, blauer Turban. fol. 33v: Pisces (Fische), Fische mit in die Fläche gewandten Tiergesichtern, v-förmiges, unregelmäßig gebogenes Verbindungsband an den Schwanzflossen. fol. 34v: Cetus (Seeungeheuer), sich nach links aufbäumendes Mischwesen, Löwenkopf auf dünnem Hals mit Raubtiervorderkörper, Fischschwanz. fol. 36r: Orion, kniend oder knielaufend nach rechts, in der Rechten erhoben ein abgeknickter Stock (kleiner Knüppel), den linken Arm erhoben, davon hängend der stark verlängerte Ärmel, vor dem Bauch am Gürtel hängt ein großes Schwert, Turban. fol. 37v: Eridanus (Fluss), als Flusslauf mit sich rechts oben erweiterndem Ende. fol. 38r: Lepus (Hase), nach rechts laufender Hase. fol. 39v: Canis (Großer Hund), um 90 Grad nach rechts gedreht, großer, sich nach links auf bäumender Hund mit übergroßem Kopf, Halsband mit Öse, vor ihm ein doppelt konturiertes Rechteck mit zehn Sternen. fol. 40r: Anti canis (Kleiner Hund), ruhig stehender Hund nach rechts, Halsband mit Öse. fol. 41v/42r: (Doppelseite) Argo Navis (Schiff), Schiffshälfte, rechts abgeschnitten, mit Rahsegel und Steuerrudern (Ruderblätter als losgelöste Vielecke), Details mit vielen Missverständnissen. fol. 43v/44r: (Doppelseite) Hydra (Seeschlange), sich nach links windende Schlange, Kopf nach unten blickend, Crater und Corvus erscheinen als Sterngruppen. fol. 44v: Crater (Becher), bauchige Vase mit Fuß, Corpus kugelförmig. fol. 45r: Corvus (Rabe), flatternd, nach links vorgebeugt (wie pickend). fol. 46v: Centaurus, nach links gewandter Kentaur, das sehr große Beutetier (Löwe) mit der Rechten an den Hinterläufen haltend, in der Linken einen Zweig mit Blättern haltend, Oberkörper bekleidet. fol. 47r: Ara (Altar), auf die Seite gekipptes Feuerbecken, Flammen nach rechts. fol. 48r: Corona meridionalis (Südli che Krone), tropfenförmig gewundenes Seil, Spitze nach unten. fol. 49r: Piscis australis (Südlicher Fisch), nach links springender großer Fisch mit geöffnetem Maul (Zähne). fol. 50v: (Nachtrag, 14./15.Jahrhundert) »Magnitudines stellarum«, darunter die Form der verschiedenen Sterngrößen in den Darstellungen als Legende zu den Sternbildern.
Provenienz Aus der Sammlung des Marquis de Paulmy (1722 –1787), alte Signaturen: »Sciences et Arts no 3523 B« und »4207«.
Literatur Martin 1886, S. 247f.; Hauber 1918, S. 50f.; Panovsky/Saxl 1933, S. 238, Nr. 12, Abb. 17, 23; Byvanck 1949, S. 210f., Nr. 25; Saxl/Meier 1953, S. XXXII; Bologna 1969, S. 47; Fischer 1970, S. 340, 344; Die Zeit der Staufer, Bd. 1, Ausst.-Kat. Stuttgart 1977, Kat. Nr. 821; Clarke 1979, S. 170f., 176f.; Domìnguez Rodrìguez 1982, S. 211–240; Trésors 1980, Nr. 89; Dix siècles d’enluminure 1984, S. 41f., Nr. 28, Abb. 28 (fol. 71r); Domìnguez Rodrìguez 1986, S. 109–119; Gousset 1985; Lippincott 1985, S. 67 und öfter; Kunitzsch 1986a, S. 68, 71–74; Lippincott 1993, S. 42, Abb. 8 (fol. 18r Andromeda); Orofino 1994, S. 138, 148; Minervini 1995; Blume 2000, S. 248, 260, 279; Orofino 2001; Mariani Canova 2002, S. 392. Siehe S. 35, 57–60, 73, Taf. 19–27, Abb. 263–308
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Bernkastel-Kues, Nikolaushospital, Stiftsbibliothek, Ms. 207 Astronomische Sammelhandschrift, Sufi latinus, Michael Scotus Sorgfältig und qualitätvoll gezeichnete Sternbilderdarstellungen als eigenständige Bildfolge im Kontext der Sterntafeln des Sufi latinus jedoch auch im Zusammenhang mit der Himmelsbeschreibung des Michael Scotus, die hier jedoch ohne eigene Sternbilderdarstellungen blieb Aus drei Teilen zusammengesetzte Handschrift mit Texten zu Astronomie und Astrologie. Das zweite Faszikel enthält den mit Planetenbildern versehenen Sternbildertraktat des Michael Scotus und die Sterntafeln des Sufi latinus mit einer zugehörigen Sternbilderfolge. Mittelrhein (böhmisch?), 1301–1334, Sternbilder: 1. Viertel 14. Jahrhundert Kodikologische Angaben 32,7 × 23,6 cm, Pergament, 155 Folia sowie je zwei Vorsatzblätter, einfache, zügig geschriebene Textura in zwei Spalten, von mehreren Händen, fol. 108 –137 mit einheit licher Rubrizierung, wahrscheinlich von einer Hand, die Beischriften der Sternbilder vergleichbar, aber wohl von anderer Hand; die ehemals erste Lage ist verloren, die heutige achte Lage trägt fol. 85r unten die mittelalterliche Lagenzählung »nonus«, auch die ehemals zehnte Lage (nach fol. 92) ist verloren. Die Handschrift besteht aus drei zunächst unabhängigen Faszikeln, die nach Aussehen, Schrift, Layout und Datierung recht nahe beieinander liegen, alle gehören der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts an. Das zweite Faszikel (fol. 108 –137) mit den Darstellungen und Texten zu den Sternbildern ist eine in sich geschlossene Einheit und gehört wohl in die ersten beiden Jahrzehnte des 14. Jahrhunderts. Der letzte Teil (fol. 138 –155) scheint wenig später zugefügt worden zu sein, was auch die dort angegebene Jahreszahl 1334 bezeugt.
Art der Bilder 50 Sternbilderdarstellungen: in bräunlicher Tinte über Metallstiftzeichnung, diese an manchen Stellen deutlicher sichtbar, so bei Bootes, wo der Stift im Bereich von Gesicht, Hals und oberem Brustbereich auch für leichte Modellierungen genutzt wurde. Die Sterne wurden als relativ große Kreise eingetragen, ähnlich den arabischen Al-Sufi Handschriften, die außerhalb der Figur liegenden (bei Andromeda auch die im Fisch liegenden) Sterne werden durch ein Kreuz gekennzeichnet, Größenklassen werden nicht streng wiedergegeben, jedoch die Kreise im Durchmesser differenziert. In einigen Fällen wurden zwei Zeichen nebeneinander gesetzt, sonst folgen sie in senkrechter Abfolge.
Inhalt I fol. 1ra–88va:
fol. 88vb–92rb:
Haly Abenragel, Liber de iudiciis astrorum. fol. 88va Kolophon: »Explicit iste liber Haly anno domini mo ccco primo« 1301. Die erste Lage mit dem Textbeginn ist verloren (s. o.) Liber de iudiciis signorum et planetarum (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 251, Nr. 8). Unter anderem zu Geburtsprognosen und zu Interrogationen.
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Der Text findet sich auch in Wien, ÖNB, Cod. 2378, fol. 15r–21r. fol. 92rb untere Hälfte der Spalte und verso leer (Lagenende) fol. 93ra–101ra: De coniunctionibus (Fragmentum). »/gubernant equale tempus annorum… – …et si fuerint dispositore diversi facies coniunctionem significationis ipsorum.« Der Anfang ging mit einer weiteren Lage verloren fol. 101rb–107vb: De significatione planetarum(?). »Si visoribus tam benivolis quam malivolis propria… – … ad credentiam secretorum. Amen.«
II fol. 108ra–115va: Michael Scotus, De signis et imaginibus celi (Ackermann ed. 2009; Thorndike/Kibre 1963, Sp. 986, Nr. 10). Ab fol. 109rb Leerstellen für relativ kleine Bilder. fol. 116v–121v: Sufi latinus (vgl. Kunitzsch 1965 sowie Kunitzsch ed. 1990). Unten am Seitenrand Nachtrag eines späteren Benutzers zur Umrechnung der Längenwerte auf das Jahr 1427 (gradus 6, minutae 16) fol. 122r–124r: De XII Signis (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 637, Nr.2, nur diese Handschrift). Zwei kurze Texte zur Laienastrologie (unter anderem zur Bestimmung des Geburtszeichens aus dem Namen und zur Wahl des Zeitpunktes bestimmter Aktivitäten). Der Text folgt nicht unmittelbar Michael Scotus (anderslautend: Kunitzsch 1986, S. 70) fol. 124v–135r: Zeichnungen der Sternbilder. Darstellungen der Sternbilder zu Sufi latinus. Die Numerierung der Sterne stimmt mit den zugehörigen Sterntafeln fol. 116va–121vb überein. Die Rubriken zu den einzelnen Bildern folgen den Sterntafeln des lateinischen Ptolemaios (Kunitzsch ed. 1990) und nennen zudem die Zahl der Sterne (zu Abweichungen, s. u.) fol. 135va–137vb: Al-Battani, Centiloquium Bethem (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 965, Nr. 3). Text auch in Prag, Narodni Knihovna, Ms. XXVI A 3, fol. 133v–135r und Wien, ÖNB, Cod. 2378, fol. 22r–23v: Der Text beginnt auf der verso-Seite der letzten Seite mit den Sternbilderdarstellungen. Enger geschrieben als die anderen Texte (fol. 135v 74 Zeilen), aber im Layout und Schriftbild dem Rest entsprechend. Offenbar wurde der Rest der Lage für den Text genutzt und hierzu die Zeilenzahl etwas erhöht III fol. 138ra–149va: Noticia 12 domorum quae sunt habitacula 7 planetarum. fol. 149va nur noch wenige Zeilen Text, der größte Teil der Seite leer, Lagenende fol. 150ra–151rb: De domis planetarum. Von den Häusern der Planeten fol. 151rb –155vb: Albertus Magnus, Liber de impressionibus. »…et sic finitur de impressionibus sub annis [!] domini 1334, kalendis augusti. Regnator iam actu… comparuit etc.« Zu Lesung und Deutung des Nachsatzes, s. u.
Kommentar Die Handschrift wurde seit Beyerles Aufsatz von 1922 immer unter die 16 Handschriften gezählt, die Nikolaus von Kues (Nicolaus Cusanus) nachweislich 1444 in Nürnberg erworben hat. Ein konkretes Indiz für diese Vermutung existiert jedoch nicht. Die Tatsache, dass in der Quelle für
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den Nürnberger Ankauf zusammen mit astronomischen Instrumenten auch eine astronomische Schrift explizit genannt wird (die jedoch heute nicht mehr nachweisbar ist), führte zu der Vermutung, auch die 15 weiteren »libri« (Bände oder Einzelwerke?) hätten astronomisch-astrologische Inhalte gehabt. Die heute im Nikolaushospital in Kues vorhandenen astronomischen Codices wären somit praktisch geschlossen durch diesen einen Kauf in den Besitz des gelehrten Klerikers gelangt. Der für 16 Handschriften und drei Instrumente außerordentlich niedrige Kaufpreis wurde als Hinweis auf die Herkunft aus Plünderungsgut des Hussitenkrieges gewertet – ebenfalls eine Hypothese ohne konkrete Quellenbasis. Krchnák stellte zwar fest, Nikolaus habe schon zur Zeit des Kaufes der Instrumente als astronomisch höchst kompetent gegolten (1963, S. 109; vgl. Hartmann 1919, S. 4), setzte aber implizit voraus, er habe bis zu diesem Zeitpunkt keinerlei astronomische Werke besessen. Im übrigen kam selbst Krchnák, der ganz offensichtlich das Bestreben hatte, Böhmisches zu finden, zu dem Schluss, dass die astronomischen Handschriften Nikolaus’ ganz unterschiedlicher Herkunft waren (so glaubt er etwa vier aus Deutschland, je drei aus Paris und Prag, und eine aus Italien nachweisen zu können). Dies hindert ihn nicht daran, zu folgern, dass auch alle astronomischen Instrumente des Nikolaus aus Prag kamen (S. 178), was heute als widerlegt gilt. Tatsache ist, dass es keinerlei Indizien dafür gibt, wann und wo Nikolaus die Handschrift 207 erworben hat oder woher der Band ursprünglich kam. Hinzuweisen ist in diesem Zusammenhang auch auf Rom, BAV, Cod. Pal. lat. 1377, Teil VI (illustrierte Sterntafeln, 1. Hälfte 14. Jahrhundert), mit dem Besitzvermerk des Nikolaushospitals »prope Cusam«, somit wohl ebenfalls aus dem Besitz des Nicolaus Cusanus. Dies stellt auch die angenommene Entstehung in Böhmen, wahrscheinlich in Prag, in Frage. Die Folgerungen Beyerles von 1922 sind hinfällig, da sie auf einer falschen Lesung des Kolophons auf fol. 155v beruhen (vgl. Krchnák 1963, S. 133). Krchnáks Lesung der Stelle ist wesentlich zuverlässiger, lediglich die hieraus gezogenen Schlussfolgerungen müssen als höchst zweifelhaft gelten. Die Textstelle nach der Datierung (s. o.) lautet: »Regnator iam actu super nos tonitruo qui, murmurans, arguebat mundum de peccato, sed uxor eius, coruscacio, nusquam comparuit« etc. (»Der Herrscher hat es gerade über uns donnern lassen und tadelte die Welt murrend wegen ihrer Sünden, seine Gattin aber, der Blitz, ist nicht erschienen«). Sowohl Beyerle als auch Krchnák glaubten dies auf politische Vorgänge des böhmischen Herrscherhauses im Jahre 1334 beziehen zu können. Allerdings ist dabei zu bedenken, dass es bei dem Text, in dessen Kolophon der Zusatz steht, um Wettererscheinungen und die astrologische Wetterprognostik geht. Könnte die Rede von einem »Regnator« noch auf einen irdischen Herrscher schließen lassen, so ist die Bedeutung von »coruscatio« doch unzweideutig »Blitz«. Es ist somit weitaus wahrscheinlicher, dass der Autor tatsächlich das meinte, was er explizit schrieb, nämlich, dass beim Vollenden der Abschrift ein Gewitter durchgezogen war, das zwar Donner, aber keine sichtbaren Blitze gebracht hatte. Dass der Donner als göttliche Rüge für das Fehlverhalten der Menschen aufgefasst wird, ist ebensowenig ungewöhnlich wie derartige Anmerkungen eines Kolophonschreibers. Allenfalls ist die Stilisierung von Donner und Blitz als himmlisches Herrscherpaar bemerkenswert. Die weiteren Argumente Krchnáks für die Lokalisierung nach Böhmen/Prag sind ebenfalls nicht tragfähig. Die Übereinstimmungen mit Wien, ÖNB, Cod. 2352 und 2378 gehen kaum über die Tatsache hinaus, dass derselbe Text überliefert wird (Michael Scotus), für eine direkte Abhängigkeit spricht nichts. Die Planetenbilder in Cod. 2352 etwa unterscheiden sich sehr deutlich. Cod. 2378 bietet hier den besseren Vergleich, wobei Merkur und Luna nur wenig Über-
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einstimmung zeigen. Saturn, Jupiter, Mars und Venus dagegen verraten in der Tat eine recht nahe Verwandtschaft, die gemeinsame Vorläufer bezeugt. Die Darstellung von »Lindenblättern« bei Venus und Centaurus ist viel zu unspezifisch, um als Hinweis auf das »oftmals mit Lindenzweigen umgebene« böhmische Königswappen gedeutet zu werden. Die Zeichnungen in Kues 207 als direkte Vorlagen für Prag, Strahovkloster, DA II 13 und München, BSB, clm 826 zu bezeichnen, ist völlig unhaltbar. Sowohl ikonographisch als auch von der stilistischen Ausprägung der Figuren her unterscheiden sich die genannten Handschriften so erheblich, dass ein unmittelbarer Zusammenhang vielmehr mit Sicherheit auszuschließen ist. Alle vier Argumente sind jeweils für sich genommen hinfällig, verdichten sich bei Krchnák aber zur völligen Gewissheit. Bleibt die behauptete stilistische Nähe zur »Welislaw-Bibel«. Dem direkten Vergleich hält diese, von Krchnák und Volkelt (1964) angeführte, aber nicht näher spezifizierte Behauptung jedoch nicht stand. Die wohl einige Jahre später zu datierenden Federzeichnungen der Welislav-Bibel (Prag, Nationalbibliothek, Cod. XXIIIc 124) zeigen schmächtige, fast körperlose Figuren mit strähnig und eher kraftlos gelockten Frisuren, die Draperien weisen häufig vom Körper abstehende Schüsselfalten auf. Auch die Gesichtsbildung wie die Form der etwas ungeschlacht gestikulierenden Hände zeigen nur allgemein zeittypische Übereinstimmungen, aber keinerlei enger verwandte Merkmale. Die Figuren der Kusaner Handschrift mit ihren üppigen, sich elastisch ringelnden Locken und den rein graphisch gestalteten, verhalten lächelnden Gesichtern erinnern in dieser Zeit eher an Werke des deutschen Bereiches, die ihre Inspiration von Frankreich her bekommen hatten wie etwa in Köln oder Regensburg. Das von Volkelt beiläufig erwähnte »Balduineum« (Koblenz, Landeshauptarchiv, 1 C Nr. 1) aus dem Mittelrheingebiet etwa weist bei geringerem zeichnerischem Niveau doch eine engere Verwandschaft der Gesichtsbildung auf als die genannte Welislav-Bibel oder andere böhmische Werke. Der Vergleich mit dem Passional der Äbtissin Kunigunde (1314 –1321, Prag, Nationalbibliothek, Cod. XIV A 17) fördert neben verwandten Zügen doch vor allem Unterschiede zutage. Bei aller Eleganz der Figuren zeigt doch gerade die Zeichnung der Gesichter dort eine Strenge und zuweilen auch Unsicherheit, die den Sternbildern von Kues fremd ist. Der Zeichner des Passionals kannte offenbar hochwertige Werke der Pariser Buchmalerei um 1300. Vergleiche zu den unter »Maitre Honoré« gruppierten Werken liegen nahe. So reduziert sich die auf den ersten Blick leidlich plausible Verwandschaft der Zeichnungen in Kues 207 mit dem Kunigunden-Passional auf die Rezeption ähnlicher Vorbilder. Unverkennbar sind die stilistischen Wurzeln der Zeichnungen von Ms. 207 in der Pariser Buchmalerei zu verorten. Die elegant hochgezogenen Brauenstriche, die schmalen bis »blasenförmigen« Augen mit in den Winkeln sitzenden Pupillen sowie die festen, kraftvollen, fast metallisch wirkenden Haarlocken gehören in diesen stilistischen Zusammenhang. Auch die Bildung des Mundes mit Lippenlinie und einem knapp andeutenden Strich für Unterlippenkontur und -grübchen sind durchaus typisch, wobei hier das ausgeprägte Lächeln aller Figuren auffällt. Da die Buchmalerei aus Paris und Nordfrankreich im deutschen Raum des früheren 14. Jahrhunderts letztlich eine breite Rezeption erfuhr, fällt es nicht leicht, hieran ein Lokalisierungsindiz festzumachen. Allerdings lassen sich die französischen Einf lüsse naheliegenderweise zunächst entlang des Rheins greifen, führend war hierbei Köln. Obgleich es nicht völlig auszuschließen ist, dass ein in einem solchen stilistischen Umfeld geprägter Zeichner die Sternbilder von Cod. 207 in Prag geschaffen haben kann, scheint die Annahme doch weniger wahrscheinlich. Vielmehr spricht einiges für den mittelrheinischen Bereich. Paläographische Argumente für eine Lokalisierung anzuführen ist
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überaus schwierig und angesichts der Mobilität von Schreibern auch unzuverlässig. Es erscheint ferner als sehr wahrscheinlich, dass der dritte Teil nicht erst nach dem vierten von 1334 entstanden ist (so noch Bauer-Eberhardt 2003), sondern vor diesem und nach dem ersten Teil von 1301. Die roten Beischriften der einzelnen Sternbildern geben den Namen, die laufende Nummer, die Gesamtzahl der Sterne und die Zahl der außerhalb der Figur liegenden Sterne an. Die Bezeichnungen folgen der Nomenklatur des Sufi latinus (entsprechend der lateinischen Almagest-Übersetzung Gerhards von Cremona). Die (zeitgleich nachgetragene) Zufügung »audax« beim Drachen (draco) wurde dagegen vom Sternbildertraktat des Michael Scotus übernommen, ebenso der Zusatz »seu Agitator« beim Fuhrmann. Bootes wurde irrtümlich als »Cepheus« bezeichnet, die arabisch-lateinischen Benennungen jedoch korrekt hinzugesetzt (»ululans sive vociferans«). Am nächsten verwandt ist die früheste erhaltene Handschrift des illustrierten Sufi latinus (Paris, Arsenal, Ms. 1036). Während die Haltung der Figuren, ihre Orientierung auf der Seite und die ikonographisch relevanten Attribute zumeist recht genau übereinstimmen, besteht ein wesentlicher Unterschied darin, dass die Figuren der Kusaner Handschrift bis auf »Virgo« durchweg unbekleidet dargestellt wurden. Dieses Merkmal verbindet den Bildzyklus mit denen in Vatikan, Cod. Urb. lat. 1399 (Mitte 14. Jahrhundert, Italien); Basel Ms. F II 33 (2. Hälfte 14. Jahrhundert bis um 1400, deutsch oder italienisch?); Bergamo, Cod. MA 388 (Mitte bis 2. Hälfte 15. Jahrhundert, Italien) und Vatikan, Cod. Vat. lat. 3099 (1472, Ferrara). Auch Basel Ms. F II 33 zeigt die Figuren wie schwebend. Zumindest eine italienische Abstammung der Basler Figuren, falls nicht auch die Entstehung dort, erscheint als sehr wahrscheinlich (Gesichtstypen). Die Trennung von Bildern und Sterntafeln unterscheidet sie ebenfalls von der ArsenalHandschrift. Der oft unsichere Stand der Figuren, die offenbar als am Himmel schwebend gedacht wurden, kennzeichnet beide Bilderfolgen. Aus der grotesken Teufelsfratze des Medusenhauptes in der Hand des Perseus wurde hier ein Löwenkopf, auch die schleifenartige Form an der Lehne der Cassiopeia wurde weggelassen. Der Schwan (»Gallina volans«) ist nicht als Huhn gekennzeichnet, sondern bleibt unspezifisch. Geißel und Zügel des Fuhrmannes wirken realitätsnäher als bei der Pariser Handschrift. Der Delfin ist wie in der Arsenal-Handschrift gestaltet, nur die Haarmähne und das Raubtiergebiss wurden nicht wiedergegeben. Insgesamt ist eine Straffung und »Bereinigung« der Bilder festzustellen. Unplausible oder unvertraute Details wurden oftmals weggelassen oder zu Verständlicherem umgedeutet (Cassiopeia, Perseus). Aber auch die Mützen oder Turbane der Personen wurden vielfach weggelassen. Ebenfalls sonst nicht belegt ist der als brennende Kerze gedeutete Pfeil – die Form des Sternbildes nach Al-Sufi erinnerte allerdings weit mehr an eine Kerze als an einen Pfeil. Ein interessantes Detail ist auch beim ersten Bild der Andromeda (ohne Fische) zu sehen: die Fesselung an zwei senkrechte »Stäbe« wurde ergänzt, die Form mit sich x-förmig überkreuzenden Stricken erinnert dabei an die italienischen Scotushandschriften (clm 10268, Bodley 266 und Padua 48 – die böhmischen Handschriften blieben ohne sichtbare Fesseln). Die gefesselte Andromeda dürfte wohl aus einem Scotuszyklus abzuleiten sein. Die Haltung der Figuren und damit die genaue Lage der Sterne zueinander wurde gegenüber Arsenal 1036 oftmals verändert, so etwa beim erhobenen Schwertarm des Perseus. Eine weitere Parallele mit der Arsenal-Handschrift (und dem arabischen Al-Sufi) ist das zweite Bild des »Equus prior« (heute: Equuleus) als vollständiges Pferd mit insgesamt 30 (Arsenal: 31) Einzelsternen, während die späteren Sternatlanten (Prag, Strahov DA II 13, Berlin
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Kupferstichkabinett sowie Gotha) nur die Pferdebüste mit vier Sternen nach Ptolemaios als Darstellung des ersten Pferdes zeigen. Das zusätzliche Bild entspricht dem nur »al-faras« (das Pferd) genannten Sternbild al-Sufis, während dort der Pferdekopf als »Teil des Pferdes« und Pegasus als »das größere Pferd« aufgeführt wird (vgl. Kunitzsch 1974, S. 186f.). Analog zu dem in Paris sind im Kusaner Codex im Bild des (vollständigen) Pferdchens nur wenige der zahlreichen Sterne nummeriert. Es sind jedoch gerade nicht die vier im Kopf wie bei Ptolemaios und den Sternatlanten, sondern sie finden sich in den Vorderbeinen (Nr. 3, 7, 9 und 10) und im Ansatz der Hinterbeine (Nr. 19 und 20). Die Beischrift folgt dagegen wiederum genau den ptolemäischen Sterntafeln zum »Pferdekopf« und nennt nur 4 Sterne. Eine Ausnahme unter den Sufi latinus-Handschriften ist schließlich die separate Darstellung der Schlange des Schlangenträgers, sie findet sich jedoch in den illustrierten Sterntafeln bei den Alfonsinischen Tafeln, vor allem Oxford, Bodl. Lib., Rawl. C. 114 (Anfang 14. Jahrhundert) und Rom, BAV, Urb. lat. 1399 (2. Viertel 14. Jahrhundert) sowie in den Sternbilderfolgen der ptolemäischen Sterntafeln (Rom, BAV, Pal. lat. 1377, um 1350, und Pal. lat. 1368, um 1420/26 sowie Brüssel, Ms. 10117-26, 2. Hälfte 15. Jahrhundert). Wie bei Ptolemaios wird die Schlange nach dem Schlangenträger als 14. Sternbild aufgeführt, wobei ihr (in Bild und Beischrift) 18 Sterne zugeordnet werden. Al-Sufi fasste die Schlange und ihren Träger dagegen zu einem Bild zusammen, entsprechend kommt die separate Darstellung der Schlange dort nicht vor (vgl. Oxford, Marsh 144; Paris, Arsenal, Ms. 1036; etc.). Die Handschrift des Cusanus folgt hier somit enger den ptolemäischen Sterntafeln als al-Sufi (vgl. Kunitzsch 1990). Der Schreiber, der sonst die Nummern der Einzelsterne eintrug, konnte beim Bild der Schlange nur »vacat« anmerken – die separate Schlange mit nummerierten Sternen fehlte in der Bildvorlage. Die Beischrift beziehungsweise Rubrik zum Bild ist jedoch vorhanden und folgt dem Ptolemaios latinus. Auffällig ist dabei, dass weder die Form der Schlange noch die Anordnung der Sterne irgendwelche Übereinstimmungen mit dem direkt darunter stehenden Bild des Schlangenträgers aufweist. Mit viel gutem Willen könnte man allenfalls den Drachen (hier fol. 125r) vergleichen. Die Gestaltung mit zwei Beinen und Flügeln erinnert jedoch weitaus mehr an das Bild des Drachen (draco, nicht serpens!) bei Michael Scotus, der jedoch in den erhaltenen Handschriften des 14. Jahrhunderts immer nach rechts ausgerichtet ist. Da die Sterntafeln nach Ptolemaios jedoch ebenfalls in etlichen Handschriften überliefert sind, dürfte die primäre Anregung von dort gekommen sein, zumal Michael Scotus dem Drachen nur 15 Sterne zugesteht. Insgesamt kann man sagen, dass die Zeichnungen in Kues 207 in den meisten Fällen der frühen Sufi latinusHandschrift Arsenal 1036 deutlich näher stehen, als die späteren »Sternatlanten« (Strahov, Berlin, Gotha). Neben den bereits genannten Merkmalen ist dabei auf folgende Details zu verweisen: der Stier erscheint als Buckelrind, die Fische haben Tiergesichtern in Draufsicht (wie von oben gesehen, bzw in die Fläche gebracht). Der Skorpion hat hier jedoch nur ein einziges Bein, nämlich das einzige, in dem auch ein Stern liegt. Die Einbeziehung der separaten Schlange des Schlangenträgers (nach Ptolemaios) wie aller drei Varianten der Andromeda (nach al-Sufi, entgegen Ptolemaios) und des »dritten Pferdes« (ebenfalls nach al-Sufi) mag auf eine gewisse Tendenz zur Akkumulation des Materials hindeuten. Die Bezüge gehen dabei in Richtung der – auch den Koordinaten nach – ptolemäischen Sterntafeln wie auch der Sternbilderfolgen, die sich im Rahmen von Handschriften der Alfonsinischen Tafeln finden. Vor allem letztere sind schon zu Beginn des 14. Jahrhunderts nachweisbar (s. o.). Auch wurde das Tier des Kentauren in der Beischrift separat gezählt und mit eigener
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Sternanzahl aufgeführt wie bei Ptolemaios, allerdings wurde der »Lupus« nicht noch einmal separat dargestellt, analog zur Schlange des Schlangenträgers. Alles in allem muss die Kusaner Handschrift als zentrales Stück in der Überlieferung der europäischen Sternbilderikonographie des Mittelalters gelten. Liegen die ikonographischen Wurzeln eindeutig in Italien, so weisen stilistische Merkmale auch auf eine Prägung durch die französische Buchmalerei der vorausgehenden Jahrzehnte. Eine Beziehung zu Prag dagegen – bisher geradezu ein Fixpunkt der Literatur zur Handschrift – ist nicht belegbar. Die Zugehörigkeit zu einer Gruppe von Bildfolgen, die die Himmelsbilder als überwiegend unbekleidete Figuren zeigt, verweist ebenfalls auf einen italienischen Überlieferungskontext. Wie Paris, BN, Ms. lat. 7408 A und die frühen Illustrationen des Nicolas Trevet zur Erläuterung des mythologischen Personals der Senecatragödien kann der Codex als Beleg für die erst kurz nach 1300 belegbare, europaweite Ausstrahlung der neuen Sternbilderfolgen des ausgehenden Hochmittelalters dienen. Verzeichnis der Bilder fol. 124v: Ursa minor (Kleiner Bär), mit gesenktem Kopf nach rechts schreitend. fol. 124v: Ursa maior (Großer Bär), um 90 Grad nach rechts gedreht, nach links schreitend, den langen Schwanz hoch erhoben. fol. 125r: Draco (Drache), geringelte Schlange mit großem, nach links blickendem, Drachenkopf. fol. 125r: Cepheus, wie in gegrätschter Hockstellung
nach rechts gehend, die linke Hand erhoben, die rechte nach unten gerichtet, Kopf en-face, hohe Mütze. fol. 125v: Bootes (Bärenhüter), in Schrittstellung nach links gewandt, die Rechte erhoben, in der Linken ein Schwert tragend. fol. 125v: Corona (Krone), schlichter, kreisrunder Reif. fol. 125v: Hercules, nach links gewandt knieend, die Rechte erhoben, mit einer Sichel in der Linken zum Schlag ausholend, niedrige, kalottenartige, Mütze. fol. 126ra: Lyra (Leier), als Vase mit abgesetztem Fuß und seitlich volutenartig eingerolltem Rand. fol. 126rb: Cygnus (Schwan), wie tot auf dem Rücken liegender Vogel, Kopf nach rechts gewandt. fol. 126ra: Cassiopeia, nach rechts gewandt vor ihrem Sitz stehend, die rechte an der Lehnenstrebe (ohne Schleife), die Linke erhoben. fol. 126rb: Perseus, in unsicher geneigter Rücklage nach rechts orientiert stehend, sich nach links umwendend, hin zum »Medusenhaupt« in der Rechten, das hier eher an einen Löwenkopf erinnert, in der Linken das Schwert erhoben. fol. 126ra: Auriga (Fuhrmann), in etwas unklarer Haltung (hockend oder schreitend?) nach rechts gewandt, die Geißel in der Rechten, Zügel in der Linken. fol. 126vb: Serpens (Schlange), nach links gewandt stehender zweibeiniger Drache mit fledermausartigen Flügeln, Hals und Schwanz in engen Windungen geringelt, hundeartiger Kopf mit Raubtierzähnen und spitzen Ohren. fol. 126v: Serpentarius (Schlangenträger), mit leicht gebeugten Knien nach rechts schreitend, die große Schlange quer hinter sich tragend, deren senkrecht nach oben gedrehter Kopf weicht dem rechten Seitenrand aus. fol. 127r: Aquila (Adler), nach rechts gewandt stehender Adler mit ausgebreiteten Schwingen und vorgestrecktem Kopf. fol. 127r: Sagitta (Pfeil), hier als eine glatte, konische und brennende Kerze gedeutet. fol. 127r: Delphinus, s-förmig gekrümmtes, nur entfernt fischähnliches Wesen nach rechts. fol. 127v: Equus prior, büstenartiger Pferdekopf, nach links blickend. fol. 127v: Pegasus, Protome des Flügelpferdes, nach links stürmend. fol. 128r: Andromeda (Variante I), seitlich wie nach rechts ausschreitend, zwischen zwei dünne senkrechte Stangen mit kleinen Knäufen als oberem Abschluss gefesselt, lockiges, schulterlanges Haar. fol. 128r: Andromeda (Variante II), direkt unter Variante I, die Bilder überschneiden sich, Oberkörper en-face, die Arme ausgebreitet, die Beine nach rechts schreitend, der Torso größtenteils von zwei sich überlagernden großen nach rechts
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orientierten Fischen verdeckt, diese erscheinen in Aufsicht von oben mit maskenhaftem »Gesicht«. fol. 128v: Andromeda (Variante III), leicht nach rechts gewandt wie Variante I, beide Knie und linkes Bein durch einen nach links oben orientierten Fisch verdeckt (wie die Fische bei Variante II). fol. 128v: Equus (Pferd), vollständiges Pferd ohne Flügel, nach links gewandt, das rechte Vorderbein anhebend. fol. 128v: Triangulum (Dreieck), auf der Schmalseite stehend, einfache Umrisslinie. fol. 129r: Aries (Widder), um 90 Grad gedreht, Kopf rechts, Vorderbeine eher wie liegend, Hinterbeine lebhaft ausschreitend, Kopf zurückgewandt, nur leicht geschwungene Hörner, langer Schwanz. fol. 129r: Taurus (Stier), Protome nach links, Beine ausgreifend, Kopf en-face gewandt. fol. 129v: Gemini (Zwillinge), nebeneinander nach rechts schreitend, die Arme ausgebreitet, jeweils das dem Betrachter zugewandte Bein vorgestellt, üppige Locken. fol. 129v: Cancer (Krebs), krabbenartig, senkrecht, oben sechs Beine und kleine Stilaugen, unten zwei Zangen. fol. 130r: Leo (Löwe), nach rechts springend, nicht sehr naturnah. fol. 130r: Virgo (Jungfrau), en-face, Kopf leicht nach links geneigt, Arme seitlich leicht abgespreizt hängend, in Kleid und Kopftuch. fol. 130v: Libra (Waage), Balkenwaage. fol. 130v: Scorpius, schräg nach rechts oben orientiert, Zangen an dünnen Gliederarmen, Schwanz mit Stachel, die Beine fehlen bis auf eines, oben links. fol. 131r: Sagittarius (Schütze), bogenspannender Kentaur nach rechts, das linke Vorderbein hoch erhoben, nach hinten wehendes Stirnband. fol. 131r: Capricor nus (Steinbock), als Ziegenfisch nach rechts, naturnah gestalteter Vorderleib, Ziegenkopf. fol. 131v: Aquarius (Wassermann), nach links gewandt stehend, den linken Arm waagrecht zur Seite streckend, in der rechten Hand das Wasserband wie einen Schlauch haltend. fol. 131v: Pisces (Fische), mit v-förmig verlaufendem Band an den Schwanzflossen verbunden, jeweils senkrecht von oben gesehen. fol. 132r: Cetus (Seeungeheuer), Mischwesen aus Raubtiervorderteil und Fischschwanz, nach links gewandt. fol. 132r: Orion, nach rechts gewandt, halb kniend, das Schwert am Gürtel zwischen den Knien hängend, in der Rechten einen geknickten Stab erhoben, links der verlängerte Ärmel (sonst nackt). fol. 132v: Eridanus (Fluss), als breites, leicht gewelltes Flussband. fol. 132v: Lepus (Hase), nach rechts laufend, lebensnah. fol. 133r: Canis (Großer Hund), auf den Hinterbeinen aufgerichtet nach links, geöffnetes Maul mit heraushängender Zunge. fol. 133r: Anticanis (Kleiner Hund), nach rechts gewandt stehend, kein Halsband. fol. 133v: Argo Navis (Schiff), wie schwebend, leicht nach links gekippt, zwei seitliche Ruder, vertäuter Mast, an dessen Spitze zwei nach links wehende Blattranken. fol. 134r: Hydra (Seeschlange), leicht ansteigend nach links orientierte Schlange. fol. 134r: Crater (Becher), als bauchiger Topf mit Fuß, Henkel und Gießtülle. fol. 134r: Corvus (Rabe), nach links flatternd. fol. 134v: Centaurus, nach links gewandter Kentaur, Beinhaltung wie tänzelnd, mit der vorgestreckten Rechten den Wolf an den Hinterbeinen haltend, in der Linken einen belaubten und verzweigten Ast, auf dem Kopf eine Mütze. fol. 134v: Ara (Altar), um 90 Grad nach rechts gedreht, Flammen nach rechts. fol. 135r: Corona meridionalis (Südliche Krone), tropfenförmig. fol. 135r: Piscis australis (Südlicher Fisch), nach links springender Fisch mit Raubtiergesicht. Planeten: fol. 115vb und 116r von derselben Hand wie die Sternbilder, hier wurde anscheinend der Leerraum zwischen Textende und Beginn der Sterntafel genutzt, dabei gehört fol. 116r zur folgenden Lage, das heißt als die Bilder eingefügt wurden, gehörten Planetentext und Sterntafeln schon zusammen: fol. 115vb Saturn; Jupiter; Mars; fol. 116r Sol (über beide Spalten); fol. 116ra Venus; fol. 116rb Merkur; fol. 116r Luna (beide Spalten).
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Provenienz Aus dem Besitz von Nikolaus von Kues.
Literatur Marx 1905; Hartmann 1919, S. 1–50; Beyerle 1922; Fischer 1960, S. 878; Krchnák 1963; Fischer 1963; Fischer 1964, S. 311f.; Stejskal/Krasa 1964; Volkelt 1963; Fischer 1970, S. 341, ´ z˙ ynska-Stolot 1998, S. 99; Circa 1500, 344, 347; Krása 1971, S. 196; Dieckhoff 1978; Snie Ausst.-Kat. Innsbruck u. a. 2000, S. 332, Nr. 2 – 6 –7; Horizonte. Nikolaus von Kues in seiner Welt., Ausst.-Kat. Trier 2001, S. 132f., Nr. 105 (Abb. fol. 129v Gemini, fol. 131r Sagittarius); Bauer-Eberhardt 2003, S. 240 (Abb. 1–2, fol. 115v und 116r, Planeten); Toussaint 2003; Dekker 2013, S. 353 –356; Metzger 2014. Siehe S. 39–40, 48, 60, Abb. 309–331
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Prag, Knihovna Památníku národního písemnictví, Cod. Strahoviensis DA II 13 Sufi latinus; Exzerpte aus Steinbüchern Sternbilderdarstellungen zu den Fixsterntafeln des Sufi latinus Die qualitativ hochwertigen, großformatigen und aufwendig ausgeführten Darstellungen des repräsentativen Codex orientieren sich an Werken wie dem frühen illustrierten Sufi latinus in Paris, Arsenal, Ms. 1036. Mit der Handschrift des Strahovklosters setzt die Überlieferung dieser Bilderreihe im späteren 14. und frühen 15. Jahrhundert ein. Oberitalien (Mailand/Pavia?), um 1370–1400 Kodikologische Angaben 37,8 × 25,9 cm, Pergament, 75 Folia; fol. 49r–74r zweispaltig, italienische Textura rotunda einer Hand, Lombarden und Capitula in Rot und hellem Blau (alternierend); rubriziert. fol. 49r, 57r und 65r mit Teilborduren, ausgehend von der Farbinitiale mit Goldgrund (farbige Blattranken und schwarz bewimperte Goldpollen), fol. 1r Wappen: mittig ein kreisrundes goldenes Medaillon mit schwarzem gekrönten Adler; zu beiden Seiten Wappenschilde, heraldisch rechts: Burg mit zwei silbernen, zinnengeschmückten Türmen im roten Schild; links: rote Burg mit zwei Türmen und Zinnen in goldenem Schild, die Wappen überdecken Blattranken im oberitalienischen Stil, wie sie auch fol. 49r, 57r und 65r zu sehen sind, sie waren somit ursprünglich nicht vorgesehen. Direkt über dem Nacken des Bären dürfte eine weitere, getilgte, Inschrift liegen, die ohne Hilfsmittel heute nicht mehr zu lesen ist, die sichtbaren Reste scheinen nicht in eine Zeit vor 1500 zu gehören. Der Sufi latinus-Text nimmt vier regelmäßige Sexternionen ein, der Rest besteht aus Quaternionen. Bei der Restaurierung von 1990 wurden Fragmente einer Pergamenthandschrift entnommen (Geometrie mit Figuren, Bastarda cursiva des 14. Jahrhunderts) und in einem Umschlag auf dem Hinterspiegel befestigt.
Art der Bilder 48 Sternbilderdarstellungen als vollfarbige, großformatige Bilder auf Pergamentgrund, die Sterne innerhalb des Bildes als rote Scheibchen mit silbernen oder goldenen Sternen, die außerhalb mit schwarzen Scheibchen und gelben Sternen markiert, durchgehend numeriert mit Bezug auf die Sterntafeln. Im Gegensatz zur Handschrift in Gotha wurden auch freie Flächen unter den Sterntafeln für Bilder genutzt (z. B. Corona borealis), so dass sich die Lage von Text und Bild zueinander zuweilen unterscheidet.
Inhalt Sufi latinus (vgl. Kunitzsch 1986; Kunitzsch 1990). Ein Nachtrag fol. 1r gibt den Umrechnungsfaktor der Längenwerte für das Jahr 1507 mit 7° 1’ an. Zu den Alfonsinischen Werten aber seien 2° 35’ zu addieren. fol. 49r–56r: De Lapidibus. Aus einem Lapidarium oder einer Naturenzyklopädie, der Rubrik zufolge aus »De proprietatibus rerum« des Bartholomaeus Anglicus, fol. 1r– 48v:
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jedoch wird Isidor von Sevillia sehr ausführlich zitiert. Vgl. Thorndike/ Kibre 1963, Sp. 66, Nr. 2 (De virtutibus lapidum pretiosorum); vgl. auch Erfurt, Bibliotheca Amploniana, CA 2° 346, fol. 5v– 8r. – fol. 56v: leer fol. 57ra– 64rb: Ps.-Evax (et alii), Liber de Lapidibus. Kompilation aus Ps.-Evax und anderen sowie Albertus Magnus (Frater Albertus), der zu den einzelnen Steinen jeweils im Anschluss in einem eigenen Abschnitt zitiert wird. Vgl. Thorndike/Kibre 1963, Sp. 65, Nr. 10; vgl. auch Montpellier, Bibliothèque de l’Ecole de Medicine, Cod. 503, fol. 58r– 65r. – 64v: leer fol. 65ra– 66rb: Phanuel de genere Elie (?), Liber de virtutibus verborum lapidibus pretiosis aproprietorum (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 487, Nr. 5). Derselbe Text findet sich in Montpellier, Bibliothèque de l’Ecole de Medicine, Ms. 490, fol. 211v–214v (siehe auch fol. 67ra– 68ra) fol. 66va: »Nota quod quatuor modis isti lapides valent: potu, tactu, gestatione et solo visu.« Rest der Seite leer fol. 67ra– 68ra: Ps.-Dioscurides, Liber de virtutibus herbarum lapidibus pretiosis apropriatarum (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 486, Nr. 12 und Sp. 65, Nr. 11). Derselbe Text in Montpellier, Bibliothèque de l’Ecole de Medicine, Ms. 490, fol. 208r–211r (siehe fol. 65ra– 66rb) und Rom, BAV, Rossi 277, fol. 77v– 82v (siehe auch fol. 68va–74ra). Rest der Spalte und fol. 68rb leer fol. 68va–74ra: Thetel, Liber sigillorum. Vgl. Thorndike/Kibre 1963, Sp. 492, Nr. 6 (Incipit etwas abweichend), der Text findet sich auch in: Rom, BAV, Rossi 277, fol. 62r–71v (siehe auch fol. 67ra– 68ra) und Leiden, BU, Voss. lat. Q 27, fol. 102r fol. 73ra–74rb: Franciscus Esculanus, Lapidarium. Die Rubrik nennt den Magister Franciscus Esculanus als Autor des Textes. – fol. 74v–75v: leer
Kommentar Der Sternatlas des Strahovklosters in Prag enthält als Haupttext die illustrierten Sterntafeln des Sufi latinus, wie sie sich schon in Paris, Arsenal, Ms. 1036 finden. Die Bildausstattung folgt den Darstellungen dieser Handschrift des 13. Jahrhunderts im Wesentlichen recht genau. Die weiteren Texte dagegen unterscheiden sich deutlich. Während die Arsenal-Handschrift weitere Fixsterntabellen und thematisch Verwandtes umfasst, finden sich hier ausschließlich Lapidariumstexte. Diese behandeln die Eigenschaften und Wirkungen von Steinen, vor allem Edelsteinen, als Talismane. Offenbar schöpfen die hier zusammengestellten Texte vielfach aus denselben Quellen, so dass vieles mehrfach in geringfügig veränderten Formulierungen vorkommt. Diese Textauswahl muss vor dem Hintergrund der Bezüge der »Steinkunde« zur Astrologie gesehen werden. Die Einbeziehung magischer Formeln und Symbole sowie der Bezug zu den entsprechenden Eigenschaften von Pf lanzen binden die Textauszüge in einen weiteren Kontext zwischen Naturkunde und Magie ein. Auffällig ist, dass der Beginn der Sterntafeln auf fol. 1r keine ornamentierte Initiale mit davon ausgehender Rankenbordüre erhalten hat, anders als die Textanfänge fol. 49r, 57r und 65r (und wie Berlin, KK, 78 D 12, siehe dort). Es findet sich auch keine Rubrik wie bei den anderen Texten, lediglich der laufende Spaltentitel (»Forme et stelle«) ist hier wie auf allen folgenden Textseiten in rot ausgeführt. Während die folgenden Seiten noch jeweils als Seitentitel den nördlichen Sternhimmel, das Band der Tierkreiszeichen oder den südlichen Sternhimmel nennen, findet sich auf der ersten Seite nichts dergleichen.
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Das äußere Erscheinungsbild des Codex spricht eindeutig für eine Entstehung in Italien, sowohl die Schrift als auch Rand- und Initialornamentik lassen sich in die oberitalienische Buchkunst der Zeit einordnen. Prinzipiell gilt dies auch für die Figuren der Sternbilder, bei denen jedoch eine Reihe von Merkmalen auch an andere Einf lüsse denken lassen. Ein prinzipielles Problem bei der stilistischen Einordnung der Figuren stellt zum einen ihre starke Abhängigkeit von älteren Vorbildern dar, die man sich wohl vergleichbar mit Arsenal 1036 vorstellen muss, zum anderen aber das weitgehende Fehlen von adäquaten Vergleichsbeispielen in der Buchmalerei. Derart großformatige, ganz losgelöst von jeder Umgebung, isoliert auf der Seite stehende und somit geradezu monumental wirkende Figuren sind dort kaum je zu finden. Zu bedenken ist auch das für Buchmalerei außergewöhnlich große Format der Einzelfiguren von 26 bis 30 cm Höhe, vergleichbar eher mit kleinformatigen Tafelbildern als mit Miniaturen. Der Vergleich mit zwei sehr eng verwandten Codices, Berlin, KK, 78 D 12 und Gotha, Memb. II 141 zeigt eine recht geschlossene und festgefügte, wohl in Oberitalien beheimatete Überlieferung. Die auch in den Details weitestgehend übereinstimmenden Codices lassen erkennen, in welchem Maße man mit einer formalen Determination durch das Vorbild rechnen muss. Lediglich die Ausführung der Gesichter der Personen lassen in manchen Fällen eine gewisse Freiheit des Malers erkennen. Im Strahover Codex fällt hier vor allem Cepheus aus dem Rahmen, dessen handfester Realismus weniger an oberitalienische Darstellungen denken lässt. Auch die Technik des Farbauftrages und die Bildung der Augen unterscheidet diesen Kopf von den anderen in der Handschrift. Die anderen Köpfe sind weit weniger auffällig, lediglich Perseus mit seiner großen Nase, der zurücktretenden Mundpartie mit den etwas wulstigen Lippen und dem schütteren Bärtchen lässt eine vergleichbar realitätsnahe Charakterisierung erkennen, die maltechnische Ausführung entspricht jedoch dem Großteil der Figuren des Codex. Auriga und Cassiopeia dagegen lassen sich leichter in die italienische Malerei der Zeit einordnen. Man ist versucht, hier verschiedene Malerhände sehen zu wollen, doch zeigen die beiden Parallelhandschriften, dass auch dort recht unterschiedliche Kopftypen auftreten, ohne dass die Handschrift des Malers wechseln würde. Ein Vergleich mit Paris, Bibliothèque de l’Arsenal, Ms. 1036 lässt neben den engen motivischikonographischen Parallelen doch auch Unterschiede erkennen. In den Parallelhandschriften in Prag, Berlin und Gotha fehlt das »dritte Pferd« al-Sufis (al-faras), eine Veränderung, die als weitere Annäherung an die (originalen) Sterntafeln des Almagest und als Abwendung vom arabischen Vorbild verstanden werden kann. Die auffälligste Eigenart der al-Sufi Sternbilder gegenüber Ptolemaios, die drei Varianten der Andromeda, blieb aber erhalten. Die Darstellung des Delphinus als normaler Fisch mit gezackter Rückenf losse, kinnbartähnlicher vorderer Bauchf losse und roter Kiemenspalte hält sich im Rahmen der an allen Einzelbildern zu beobachtenden Europäisierung der Bilder. Weitere Veränderungen gegenüber Arsenal 1036 und BernkastelKues 207 sind der an der Mastspitze des Schiffes f latternde Wimpel (quer gestreift in schwarzweiß) und Auriga, der einen Gewandzipfel hält anstelle der Zügel. In allen drei Fällen werden unvertraute oder unplausible Formen in verständlichere, »normalere« umgedeutet. Schließlich werden alle Fische nun von der Seite gesehen, nicht mehr mit den merkwürdigen »Gesichtern« in Draufsicht von oben. Es finden sich jedoch auch etliche Details, die die enge Anlehnung an ein Vorbild wie Arsenal 1036 bezeugen, so etwa die sehr ähnliche Blattrankenornamentik bei Corona borealis, die Form der Ohrgehänge Cassiopeias und die Wiedergabe der südlichen Krone als gedrehtes Ornamentband. Dass vor allem die Tiere in der jüngeren Handschrift deutlich
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naturnaher und lebensvoller dargestellt werden als im Codex des 13. Jahrhunderts (z. B. Cygnus/ Gallina) kann angesichts der allgemeinen Stilentwicklung kaum erstaunen. Weitere Neuerungen gegenüber Arsenal 1036 sind das auffällige kassettenartige Möbelornament am Thron Cassiopeias und die Drehung einiger Köpfe vom reinen Profil ins Halb- bis Dreiviertelprofil. Die Kleidung wurde eher vereinfacht. Aus Turbanen werden oft kalottenartige Kappen mit kleinem Knauf. Für die Erhellung der frühen Besitzverhältnisse des Codex sind die Wappen unten auf fol. 1r von zentraler Bedeutung. Die beiden Wappenschilde zeigen, (heraldisch) rechts eine von zwei Türmen f lankierte silberne Burg im roten Feld, (heraldisch) links eine rote zweitürmige Burg im goldenen Feld, die Mittelposition nimmt ein schwarzer, gekrönter Adler im kreisrunden, goldenen Feld ein. Hierbei handelt es sich eindeutig um den »Reichsadler«, das heißt ein Emblem des »Heiligen Römischen Reiches«, das unter anderem von dessen Oberhaupt, und damit auch von Karl IV. und Wenzel, geführt wurde, aber auch von Reichsstädten und anderen Ständen. Die Wappen der beiden seitlichen Schilde hingegen sind nicht mit dem Prager Hof in Beziehung zu bringen. Im unmittelbaren Umfeld der luxemburgischen Herrscher oder der Premiszliden kommen sie nicht vor. Auch keines der von Karl oder Wenzel beherrschten Territorien führte Burg oder Türme im Wappen (vgl. auch Zelenka 1978). Die Wappen sind nicht nur deutlich erkennbar später ausgeführt als die Rankenmalerei an dieser Stelle, sie unterscheiden sich auch in den verwendeten Techniken. Während die goldenen Teile der Ornamentik poliertes Blattgold auf Bolus aufweisen und größere goldene Teile bei den Sternbildern zumindest mit Bolus vorbereitet wurden, wenn auch nur ganz wenig poliert (z. B. die Krone der Cassiopeia mit ziegelrotem Bolus), weisen die großen goldenen Flächen der Wappen keinerlei Bolusgrund auf und wurden auch nicht poliert. Das Blattgold wurde direkt auf das mit einem Mordant vorbereitete Pergament aufgetragen, so dass die etwas knitterige Feinstruktur sichtbar bleibt. Bei den Sternbildern weisen nur sehr kleine goldene Teile keinen Bolus auf, sie wurden jedoch trotzdem vorsichtig poliert. Zudem ist dort der Goldton deutlich rötlicher als bei den Wappen. Die nachträgliche Zufügung der Wappen wird vor allem an der Überlappung der – wohl an dieser Stelle teilweise getilgten – Rankenmalerei deutlich. All dies weist darauf hin, dass die Handschrift nachträglich mit diesen Besitzzeichen versehen wurde. Die genauere Betrachtung der Wappenbilder zeigt, dass die Zinnen der beiden Burgen in den seitlichen Schilden die auffällige Schwalbenschwanzform aufweisen, wie sie in Italien gebräuchlich war und als »merlatura alla ghibellina« bezeichnet wird. Die Integration des Reichsadlers als zusätzliches heraldisches Element findet sich in Oberitalien durchaus nicht selten und verweist auf ein Reichsvikariat, eine gewährte Freiheit oder die Zugehörigkeit zur ghibellinischen Faktion. Vikariate wurden verschiedentlich an lokale Machthaber vergeben und waren geeignet, deren Position zu stärken. Außerdem gab es die Verleihung des Reichsadlers als Wappenbesserung an Fürsten, Grafen und Herren, am bekanntesten ist die Verleihung des Adlers an die Visconti durch König Wenzel (Trautz 1963, S. 71). Die Disposition der drei Elemente ist ebenfalls wiederholt bezeugt, so führte beispielsweise Francesco da Gonzaga 1396 den Reichsadler als zentrales Wappen zwischen zwei Schilden. Der Adler steht dort für seine Funktion als »vicario generale« (Blu Rosso et Oro 1998, S. 250, Nr. 267 – Turin, BNU, N.I.11, fol. 15r). Es handelt sich somit sehr wahrscheinlich um ein Wappen aus dem oberitalienischen, zum Reich gehörigen Raum. Einen konkreten Hinweis auf den Entstehungsort der Handschrift gibt das Schreiberkolophon am Ende des letzten Textes auf fol. 74rb. Er lautet »Petrus de Guioldis scripsit« und lässt
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sich mit weiteren Belegen aus Oberitalien in Verbindung bringen. Ein »Pietro Guioldi« ist in der Zeit um 1400 in Pavia und Mailand nachgewiesen. Eine Chronik der Biblioteca Braidense in Mailand (AE.X, 10) trägt das Kolophon »Ego Petrus de Guioldis scripsi, 1396«, ferner arbeitete er 1406 –1409 im Kloster der Augustiner Eremiten in Pavia (S. Pietro in Ciel d’Oro) zusammen mit Enrichetto Taegio und Manfredino da Chignolo unter der Leitung von Fazio de’ Castoldi in einer Gruppe, die für die Bibliothek des Mailänder Doms die Handschrift des »Milleloquiums«, einer Kompilation aus den Schriften des Hl. Ambrosius, aus dem Besitz der Augustiner kopierten und illuminierten, ein Auftrag der in den Annalen des Klosters vorzüglich dokumentiert ist (Moiraghi 1889, S. 255 – 63; Colombo 1947, S. 79). Es ist davon auszugehen, dass es sich jeweils um dieselbe Person handelt. Die Familie, Guioldi, Ghioldi oder auch Giroldi geschrieben, ist im Pavia des 14. und 15. Jahrhunderts nachweisbar, der Schreiber Pietro Guioldi lebte 1406 im nahen Mailand, als er für den Auftrag bei den Augustiner Eremiten von S. Pietro di Ciel d’Oro rekrutiert wurde. Die Schrift weist eine Besonderheit auf, die sich in dieser Zeit selten findet. Das »a« ist durchgängig einstöckig und entspricht in seiner Konstruktion dem kleinen »a« der Bastarda, während die Schrift insgesamt eine kalligraphisch aufwendig und sorgfältig geschriebene Textura rotunda ist. Lediglich eine einzige Seite (fol. 37v) weist das normale, zu erwartende, doppelstöckige »a« der Textura auf, die genauere Untersuchung lässt dort eine andere, sonst jedoch sehr ähnliche, Schreiberhand erkennen. Schließlich finden sich Unterschiede in der Form der Zahlen, die ebenfalls auf die Beteiligung mindestens eines weiteren Schreibers deuten. Eine sehr ähnliche Schrift, die genau dieses Merkmal des »Bastarda-a« in einer hochwertigen Textura rotunda zeigt, findet sich im »Lancelot du Lac« Ms. fr. 343 der BN Paris, aus der Bibliothek der Visconti im Castell von Pavia, der um 1527 durch Ludwig XII. nach Paris verbracht wurde (»de Pavye au roys Loys XII«). Die Handschrift wurde im letzten Viertel des 14. Jahrhunderts in Oberitalien abgeschrieben und von einem lombardischen Maler illustriert (vgl. Toesca 1912/1987, S. 160 –162). Sehr ähnlich der Prager Handschrift ist auch die Schrift der Martianus Capella-Handschrift Mailand, Ambrosiana, Ms. F 119 sup. (De nuptiis Mercurii et philologiae), aus dem späten 14. Jahrhundert. Sie stammt aus dem Besitz der Barbavara, einer Familie, die mit der Viscontiherrschaft wie auch mit Pavia aufs engste verbunden war (Cipriani 1968, S. 49 sowie Tav. XIII). Auch der Buchschmuck dort lässt sich sehr gut mit DA II 13 vergleichen. Die Sonderform des »a« in der Textura ist für die oberitalienischen Codices der Zeit insgesamt jedoch ein seltenes Merkmal, dem hier durchaus Gewicht beizumessen ist. Ein weiteres Indiz liefert eine zweite Handschrift, die eines der beiden Wappen von DA II 13, das rote Kastell in Gold mit »ghibellinischen« Zinnen, in exakt derselben Ausprägung enthält und die im selben Zeitraum in Pavia, höchstwahrscheinlich im Augustinerkloster S. Pietro in Ciel d’Oro entstand, also in dem Skriptorium, in dem auch Pietro Guioldi wenig später nachweisbar ist. Es handelt sich um Boethius, De consolatione philosophiae, der Biblioteca Malatestiana in Cesena, cod. D.XIV.1, dessen Frontispiz zumeist Michelino da Besozzo zugeschrieben wird (Algeri 1995, S. 323f.). Algeri identifizierte dieses Wappen mit dem im »Stemmario Trivulziano« belegten der Mailänder Adelsfamilie der Martignoni (ebd., siehe Mailand , Bibl. Triv., Cod. 1390, P. 220, vgl. Maspoli 2000, S. 195). Zur selben Identifikation des rechten Wappens in DA II 13 kommt Carlo Maspoli (Brief vom 14. Feb. 2005). Ein Mitglied der Familie der Martignoni, der Jurist Giovannolo, ist für 1389 belegt, als er die Statuten des zum Mailänder Herrschaftsbereich gehörigen Varese redigierte, wo er als Ratsherr (»Consul«) fungierte (Chevalier 1888, Sp. 3099; Argelati 1745, Bd. 2, Sp. 878). Der Boethius in Cesena hat ebenfalls zwei Wappen-
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schilde, wobei der linke das Wappen des in Pavia lehrenden, aus Bologna kommenden, Juristen Baldo degli Ubaldi zeigt, der rechte, wie in DA II 13, das rote Kastell in Gold (Algeri 1995, S. 324f.). Wendet man sich dem linken Wappenschild in Strahov DA II 13 zu, also dem heraldisch rechts und damit an erster Stelle stehenden Schild, so stößt man auf die Adelsfamilie Da Casteliono (vgl. Cosenza 1962, Bd. 1, S. 926). Auch dieses Wappen findet sich im »Stemmario Trivulziano« wie auch im »Stemmario Carpani« (um 1480, Museo civico di Como, Maspoli ed. 1973) und im späteren »Stemmario Archinto« (Bd. 1, 1559, Turin, Biblioteca Reale). Die prominente Einbeziehung des Reichsadlers, wenngleich nicht in einem Wappenschild, deutet auf eine ghibellinische Haltung der beiden Familien. Zumindest deuten die Verweise übereinstimmend auf einen adeligen Funktionsträger im Umkreis der Viscontiherrschaft. Die Frage nach der stilistischen Verortung der Malerei in DA II 13 erfordert ein differenziertes Vorgehen. Das etwas aus dem Rahmen fallende Bild des Cepheus kann dabei zunächst für sich betrachtet werden, die Gestaltung der anderen Figuren sowie die ornamentale Ausstattung der Lapidarien sind weitere zu untersuchende Punkte. Sucht man für die auffallenden Kopftypen des Cepheus, aber auch des Perseus, weiträumiger nach Vergleichsbeispielen, so wird man in durchaus unterschiedlichen Bereichen fündig. Ein Vergleich mit den vielfältigen, überwiegend durchaus bodenständig wirkenden Kopftypen bei Meister Theoderich von Prag enthüllt neben allgemeinen Parallelen doch auch erhebliche Unterschiede. Die Malweise etwa ist völlig unterschiedlich, auch in Anbetracht der verschiedenen Medien. Etwas näher scheint die Verwandtschaft mit französischen Beispielen des letzten Jahrhundertdrittels zu sein. In Pariser Werken dieser Zeit finden sich zunehmend realistischere, wenig verfeinerte Physiognomien, zumal bei den franko-f lämischen Malern, man denke an die Bibel des Jean de Vaudetar von Jean Bondol (1371) oder auch an die Tres belles Heures de Notre Dame de Jean de Berry (Pariser Fragment), wohl vom Meister des Paraments von Narbonne (um 1380). In beiden Fällen kann man eine Verbindung von Pariserischem mit f lämischen Stilmomenten konstatieren. Der strichelnde Farbauftrag und die bei weitem nicht so hoch entwickelte Durchbildung des Gesichtes im Sternbildercodex mag darauf hinweisen, dass der Buchmaler seine an weit kleineren Figuren geschulte Technik auf das ihm ungewohnte Format übertragen hatte. Er erreicht nicht die Qualität der franko-f lämischen Meister, dürfte sich jedoch an deren Arbeiten orientiert haben. Diese prinzipielle Verwandtschaft weist ebenfalls in den Raum Mailand-Pavia, wo im späten 14. und frühen 15. Jahrhundert die Einf lüsse der Buchmalerei aus dem f landrisch-nordfranzösischen Raum überaus deutlich greif bar sind. Allerdings zeigt sich die Präsenz franko-f lämischer Buchmalerei im Mailänder Raum auch – und zumeist am augenfälligsten – an den Randbordüren, die filigrane Blattranken mit unterschiedlichen Blattformen und sehr aufwendige und vielteilige architektonische Baldachine beziehungsweise »Ziboriumsarchitekturen« mit zahlreichen Giebeln, Wimpergen und Fialen aufweisen. All dies ist in Strahov DA II 13 nicht der Fall. Vielmehr bieten die drei im Codex verteilten Teilbordüren recht enge Bezüge zu bolognesischen Codices, vor allem aus dem Umkreis des Nicolò di Giacomo und des Stefano degli Azzi aus den 1380er Jahren und später. Formenrepertoire und Konstruktion der Bordürenornamentik entsprechen sehr gut den Bologneser Handschriften dieses Kreises, der sich durch die Ausstattung der Statutenbücher und anderer genau datierbarer Dokumente des Bologneser Staatsarchivs chronologisch sehr gut fassen lässt. Nahe verwandte Formen findet man dann allerdings auch in anderen Orten der Poebene. Die übrigen Figurenbilder der Sterntafeln sind nicht leicht einzuordnen, am besten gelingt dies bei Gestalten wie Cassiopeia, die sich
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ebenfalls mit Bologneser Arbeiten vergleichen lassen. Die große Schutzmantelmadonna der Matricola della Società degli Speziali von 1381 (Bologna, Archivio di Stato, cod. min. 44) etwa ist mit Cassiopeia physiognomisch durchaus verwandt und auch die Malweise, etwa bei der Bildung von Augen und Mund, erscheint vergleichbar. Allerdings sind beide Arbeiten wohl kaum derselben Hand zuzuweisen. Die Modellierung der Draperien arbeitet gekonnt sowohl mit der farbigen Vertiefung der Schattenpartien als auch mit sehr hellen bis weißen Höhungen der Lichter, Grundlage sind zumeist sehr helle Mitteltöne. Dabei gelingt der kontinuierliche Verlauf von Lichtern, Mitteltönen und Schatten sehr gut, so dass recht plastisch, ja voluminös wirkende Gewandkörper erzielt werden. Bei Bologneser Vergleichsbeispielen fällt hingegen auf, dass im Vergleichszeitraum in der Mehrzahl der Fälle entweder hell oder dunkel modelliert wurde, eher selten begegnen überzeugende Körper in kontinuierlicher Modellierung vom Weiß zum Schattenton. Stefano degli Azzi und der Meister von 1411 bieten in der Zeit von 1380 –1400 die besten Parallelen. Allerdings ist auch hier wiederum der meist erhebliche Formatunterschied zu den großen Sternbilderfiguren in Anschlag zu bringen. Prinzipiell kann man die volumenbetonten, in ihren weichen Rundungen und recht zurückhaltend formulierten Draperien klar modellierten Gewandfiguren auch mit Wandmalereien des Giovanni da Milano vergleichen (z. B. Florenz, S. Croce, Rinuccinikapelle). Schließlich bleibt darauf hinzuweisen, dass die Tierdarstellungen, etwa die des Widders, des Raben oder auch der Hunde, überaus genau und naturnah studiert sind und sich durchaus mit den Tierstudien eines Giovannino de Grassi vergleichen lassen, wenngleich der Miniator der Sternbilderhandschrift keineswegs die Frische der Zeichnungen Giovanninos erreicht, sondern sich durch eine gewisse Härte der Ausführung ja Erstarrung der Körper wohl eher als abhängig von Vorlagen ausweist. Auch an den Umkreis des Michelino da Besozzo in Pavia ist hier zu denken. All diese Vergleiche und Parallelen erlauben es, bei aller Vorsicht, Herkunft und stilistisches Umfeld des Strahover Codex genauer zu fixieren. Im Mailänder Raum aktive Maler mit Bologneser Hintergrund und aktueller Vertrautheit mit franko-f lämischen Handschriften beziehungsweise von solchen Arbeiten inspirierten heimischen Erzeugnissen könnten die Befunde hinreichend erkären. Der Quellenbeleg zu Petrus de Guioldis wie auch die Parallele zum Wappen im Boethius in Cesena deuten dabei auf ein Skriptorium, das zumindest zeitweilig im Kloster S. Pietro di Ciel d’Oro in Pavia tätig war. Wie bei deren Erzeugnissen spricht auch hier alles für eine höchst professionelle und arbeitsteilige Vorgehensweise. Sowohl Schreiber als auch Maler waren offenbar in der Lage, trotz Mitwirkung verschiedener Hände ein sehr homogenes Ergebnis von durchgehend hohem Niveau zu erzielen. Nimmt man die angeführten Indizien zusammen, so scheint alles für eine Entstehung in der Zeit um 1380–1390 in Pavia oder Mailand zu sprechen. Die engen Bezüge der Bilder zu den Sternbilderdarstellungen des Münchener clm 826 aus dem Besitz Wenzels in Prag wirft jedoch die Frage auf, wann und wie der Codex nach Prag gelangte. Da clm 826 mit Sicherheit für Wenzel angefertigt wurde (siehe dort), dieser jedoch 1410 verstarb, ergibt sich hier ein terminus ante quem, auch für die Wanderung von DA II 13. Der nicht mehr vollendete Torso von clm 826 wird unmittelbar in die Zeit des Todes Wenzels datiert, somit würde es reichen, wenn DA II 13 kurz vor 1410 in Prag greif bar gewesen wäre. Definitiv nachweisen lässt sich die Handschrift dort erst im 17. Jahrhundert, wo sie im Inventar des Clementinums erscheint (siehe Provenienz). Eine andere, dem Strahover Codex ähnliche Handschrift als Vorlage für das unvollendete Werk aus dem Besitz Wenzels zu postulieren, wäre wohl wenig plausibel. Somit ergibt sich ein zeitlicher
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Rahmen für die skizzierte frühe Geschichte der Handschrift von um 1380 bis spätestens 1410. Knapp drei Jahrzehnte, in denen der Codex aus seinem norditalienischen Entstehungsraum nach Prag an den – trotz der im Jahr 1400 erfolgten Absetzung Wenzels – weiterbestehenden Königshof gelangen konnte, wo er als Vorlage für clm 826 diente. Dass er selbst sich im Besitz Wenzels befunden hat, ist dabei keineswegs zwingend, wie die Überlegungen zu clm 826 zeigen. Der Codex des Strahovklosters ist der früheste in der Reihe der drei eindrucksvollen Sternatlanten der Zeit um 1400. Ob diesen Handschriften bereits frühere Exemplare vorausgegangen waren, so dass sie in einer kontinuierlichen Überlieferung – mindestens seit der Entstehungszeit von Arsenal 1036 – standen, ist mangels weiterer Belege heute nicht mehr zu klären. Die Rezeption eines solchen Bildzyklus in Kues 207 mag für eine gewisse Verbreitung schon um 1300 sprechen. Als wahrscheinlicher Entstehungskontext ist wohl der lombardische Adel im Umkreis der Viscontiherrschaft auszumachen, der Juristen und hohe Funktionsträger in seinen Reihen hatte und auch frühzeitig humanistische Interessen entwickelte. Einer größeren Verbreitung von Werken wie DA II 13 dürften jedoch schon die Kosten eines derartig repräsentativen Stückes im Regalformat entgegengestanden haben. Es stellt sich auch hier die Frage, ob DA II 13 nicht eher als Zeugnis lateinisch-antiker Überlieferung, das heißt als Ptolemaioscodex verstanden wurde, denn im Rahmen der arabischen Astronomie eines al-Sufi, was im Falle der Parallelhandschrift in Berlin (KK, 78 D 12) durch die Rubrik wie auch die Benutzereinträge mit Verweisen auf Ovid und Horaz wahrscheinlich gemacht werden kann. Verzeichnis der Bilder fol. 1r: Ursa minor (Kleiner Bär), stehender Bär nach rechts, Gestalt etwas massig. fol. 2v: Ursa maior (Großer Bär), um 90 Grad nach rechts gedreht, nach links gehend, die Vorder-
beine parallel, Hinterbeine in Schrittstellung, Fellstruktur und Kopf fein ausgearbeitet. fol. 3v: Draco (Drache), Schlange mit geringeltem Leib, nach links oben blickend, in stark verdünnter Farbe, wie lavierend, angelegt, Unterzeichnung zuweilen mit kurzen Kreuzschraffen. fol. 4v: Cepheus, in Laufstellung nach rechts, Arme ausschwingend, hohe Mütze, Bart, knielanges Gewand, rechte Hand etwas gelängt. fol. 5v: Bootes (Bärenhüter), leicht nach links gewandt schreitend, rechter Arm erhoben, in der Linken ein senkrecht gehaltenes Schwert, kurzer Bart. fol. 6r: Corona borealis (Nördliche Krone), kreisrunder Reif mit weißen Rändern und rot-blauer Blattrankenornamentik (gegenständige, palmettenartige Blätter). fol. 7r: Hercules, nach links, kniend auf linkem Knie, Rechte erhoben, in der Linken erhoben ein Sichelmesser, rote Kappe (Kalotte), Gesicht und Hände so einfach gestaltet, dass man an eine zweite Hand denken könnte. fol. 7v: Lyra (Leier), als stehende, bauchige voluminöse Amphore mit profiliertem Fuß und spiraligen Henkeln, zwei ornamentierte Schmuckbänder. fol. 8v: Cygnus (Schwan), »Gallina«, fliegendes Huhn von unten, naturnah gestaltet. fol. 9v: Cassiopeia, leicht nach rechts gewandt stehend, sich an die hinter ihr stehende Bank mit Löwenfüßen lehnend, an der ein Stab mit Schlaufe aufragt, an dem sie sich festhält, die linke in Schulterhöhe erhoben, Gewand in hellem Rosa, rosiger Teint. fol. 10v: Perseus, nach rechts schreitend, Oberkörper zurückgewandt, in der Rechten den Kopf der »Gul«, in der Linken das Schwert über dem Kopf schwingend, rote Kappe (Kalotte), grünes Gewand, Gesicht mit etwas großer Nase, fliehendem Kinn und kurzem Bart, fein modelliert. fol. 11v: Auriga (Fuhrmann), nach rechts schreitend, in der Linken einen Bausch des Obergewandes vor dem Bauch haltend, in der Rechten erhoben
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die bürstenartige Geißel mit Griffschlaufe, Kappe, bartlos. fol. 13r: Serpentarius (Schlan genträger), leicht nach rechts gewandt schreitend, die Schlange (mit angelegten Flügeln wie ein Drache) hinter dem Rücken haltend, den Kopf nach rechts, der Träger mit roter Kappe, Züge weich und bartlos (»effeminatus«). fol. 13v: Sagitta (Pfeil), zwei konvergierende Geraden. fol. 14v: Aquila (Adler), stehender Adler mit ausgebreiteten Schwingen nach rechts, geöffneter Schnabel, rote Zunge. fol. 15r: Delphinus, nach rechts abtauchender Raubfisch mit Zähnen in der spitzen Schnautze, rot hervorgehobene Kiemen. fol. 15v: Equuleus (Pferdchen), Pferdekopf mit Hals und geöffnetem Maul, nach links. fol. 16v: Pegasus, nach links stürmende Pegasushälfte, Leib senkrecht abgeschnitten, große rosarote Flügel. fol. 17v: Andromeda (erste Variante), nach rechts schreitend, Arme ausgebreitet, lang herabfallendes offenes Haar, goldene Krone, blaues Untergewand. fol. 18r: Andromeda (zweite Variante), Haltung wie fol. 17v, dazu zwei Fische quer über den Oberkörper nach rechts (ein großer und darauf ein kleinerer, beide von der Seite gesehen), grünes Obergewand, sich vorn etwas öffnend. fol. 18v: Andromeda (dritte Variante), wie 17v, Kleid vorne wenig auseinandergeschlagen, vor den Unterschenkeln ein großer Fisch nach links (teilweise transparent, so dass das linke Bein Andromedas »durchscheint«), offenes etwas zerzaustes Haar. fol. 19r: Triangulum (Dreieck), spitzes Dreieck, auf der Schmalseite stehend. fol. 20r: Aries (Widder), nach rechts ins Hochformat gekippter Widder, vorne mit eingeknickten Beinen wie liegend, die Hinterläufe in einer weiten Schrittstellung wie laufend, massive stark nach hinten gekrümmte Hörner, langer Schwanz, sehr lebensnah. fol. 21v: Taurus (Stier), sich auf bäumende Stierhälfte nach links, naturnah. fol. 22v: Gemini (Zwillinge), ballettartig nach rechts schreitend, die vordere Gestalt (links) zaghaft als junge Frau gekennzeichnet (Brust, Hüftbereich, Gesicht), Kappen ohne Ornamente. fol. 23v: Cancer (Krebs), Krabbe in Draufsicht, senkrecht, den Kopf nach unten, Praesepe als Gruppe roter Punkte. fol. 25r: Leo (Löwe), sich vorne leicht auf bäumender Löwe mit geöffnetem Rachen (wie angreifend), nach rechts. fol. 26v: Virgo (Jungfrau), nach links gewandt stehend, die Arme seitlich hängend, Handflächen nach vorn, die Schultern wie bedauernd hochgezogen, das ärmellose Kleid lässt die Ärmel des blauen Untergewandes hervortreten. fol. 27v: Libra (Waage), realitätsnah dargestellte Balkenwaage. fol. 28v: Scorpius (Skorpion), nicht sehr naturnah, diagonal nach rechts oben gewandt, in Draufsicht, kleine Zangen, dünner Schwanz mit Stachel, acht Beine. fol. 29v: Sagittarius (Schütze), Kentaur nach rechts gewandt, den Bogen spannend (europäische Form), Pferdeleib mit wie galoppierenden Vorderbeinen, Oberkörper bekleidet, weißes Stirnband mit lang nach hinten flatternden Enden. fol. 30v: Capricornus (Steinbock), Ziegenfisch nach rechts, große aber glatte Steinbockhörner. fol. 32r: Aquarius (Wassermann), aus geschultertem Gefäß gießend, leicht nach links gewandt, das Gewand vorn etwas hochgerafft, der Wasserstrahl windet sich L-förmig zu seinen Füßen, blaue Kappe, Wasserstrom grün. fol. 33v: Pisces (Fische), v-förmig auseinanderstrebend, an den Schwanzflossen durch ein Band verbunden. fol. 34v: Cetus (Wal fisch), sich nach links auf bäumendes Mischwesen, Löwenkopf auf schlankem Hals mit grünem Raubtiervorderkörper und Fischschwanz. fol. 36r: Orion, kniend nach rechts, in der Rechten erhoben ein kleiner gebogener Knüppel, den linken Arm erhoben, davon hängend der stark verlängerte Ärmel, vor dem Leib am Gürtel hängt ein großes Schwert, Mütze. fol. 37r: Eridanus (Fluss), als grüner Flusslauf mit sich rechts oben erweiterndem Ende. fol. 37v: Lepus (Hase), nach rechts springender Hase. fol. 38v: Canis (Hund), 90 Grad nach rechts gedreht, nach links laufend, blaues Halsband mit Ring, unter den Hinterpfoten ein doppelt konturiertes Rechteck mit Sternen. fol. 39r: Anticanis (Kleiner Hund), stehend nach rechts gewandt, rotes Halsband mit Ring. fol. 40v/41r: (Doppelseite) Argo Navis (Schiff), riesiges schwebendes Schiff mit Rahsegel, Heckkastell und Heckruder, schattierte polygone Flächen umfassen die vor dem Bug platzierten Sterne. fol. 42v/43r:
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(Doppelseite) Hydra (Wasserschlange), sich quer über die Doppelseite erstreckende Schlange, der Kopf schaut nach links unten, lange gespaltene Zunge, Crater und Corvus erscheinen als Sterngruppen. fol. 43v: Crater (Becher), bauchige Vase mit Fuß (Blattornamentik), Corpus kugelförmig. fol. 44r: Corvus (Rabe), flatternd, wie im Landeanflug nach links. fol. 45v: Centaurus, nach links gewandter Kentaur, das sehr große Beutetier (Wolf ) mit der Rechten an den Hinterläufen haltend, in der Linken einen Zweig mit Blättern haltend, Oberkörper bekleidet. fol. 46v: Ara (Altar), auf die Seite gekipptes Feuerbecken, Flammen nach rechts. fol. 47v: Corona meridionalis (Südliche Krone), gewundenes Band mit integrierten Perlen, tropfenförmiger Umriss. fol. 48v: Piscis austrinus (Südlicher Fisch), nach links springender großer Fisch mit geöffnetem Maul, spitze Zähne entblößend.
Provenienz Das Kolophon fol. 74r nennt den Schreiber »Petrus de Guioldis«, wohl zu identifizieren mit dem ebenfalls mit der Herstellung illuminierter Handschriften befassten Pietro Guioldi, der in Dokumenten zum Jahr 1396 und 1406/09 in Pavia erwähnt wird; das Wappen auf fol. 1r, dürfte einem frühen Besitzer, vielleicht dem Auftraggeber, der Handschrift zuzuordnen sein, es handelt sich um die Wappen der Familien Da Casteliono und De Martignoni, der Reichsadler weist auf einen ghibellinischen Kontext hin; in der Mitte des 17. Jahrhunderts erscheint der Codex im Katalog der Bibliothek des Prager Clementinums; direkt über dem Nacken des Bären dürfte eine weitere, getilgte, Inschrift liegen, fol. 1r: »Collige.. Sy… … … a fol. P Heisler doctor«; im Jahr 1754 fügte der Leiter der Sternwarte des Prager Clementinums Josef Stepeling seine Anmerkungen ein; durch Stepeling gelangte der Codex schließlich in das Strahovkloster (fol. 1r, oben rechts: »A generoso v.c. patri Stepling datus«); der Vorderspiegel trägt die alte Signatur »Iconogr. A 1«; 1990 wurde der Codex im Strahovkloster restauriert.
Literatur Argelati 1745; Moiraghi 1889, S. 255 –263; Colombo 1947, S. 79; Krchnák: 1963, S. 131; Fischer 1963; Fischer 1964, S. 311–312; Stejskal /Krasa 1964, S. 71–73, 83; Balcar 1966; Bohatek 1967, (15 Einzelbilder mit kurzem Beschreibungstext); Fischer 1970, S. 338, 340f., 344, 347; Krasa 1971, S. 42f.; Beránek 1971; Maspoli 1973; Die Parler 1978, Bd. 3, S. 101f.; ´ z˙ ynska-Stolot 1994, S. 66; Algeri Lippincott 1985, S. 67 und öfter; Gousset 1985, S. 95; Snie ´ z˙ ynska-Stolot 1997, S. 92; Snie ´ z˙ ynska-Stolot 1998, S. 99; Tallone 1995, S. 323 –337; Snie 1998; Blume 2000, S. 106 und S. 259, Anm. 6; Maspoli 2000, S. 195. Siehe S. 61–63, 75, Taf. 28–37, Abb. 332–365
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Berlin, Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Kupferstichkabinett, Ms. 78 D 12 (Hamilton 556) Sufi latinus Sternbilderdarstellungen zu den Sterntafeln al-Sufis nach Ptolemaios Die Handschrift ist nur wenig jünger als DA II 13 des Prager Strahovklosters, deren Bilder im Sterntafelteil mit dem Berliner Sternbilderzyklus weitgehend übereinstimmen. Auch mit der wenig später entstandenen Handschrift in Gotha (Memb. II 141) bestehen enge Parallelen. Oberitalien, um 1400–1420 Kodikologische Angaben 37,5 × 24, 47 Folia, Pergament, italienische Textura rotunda, Farbinitialen (blau, selten rot), durchgehend rubriziert, mit professionellem Fleuronnée in Gegenfarbe, fol. 1r zum Textbeginn große Figureninitiale (Ptolemaios als Halbfigur mit Turban) mit sorgfältig ausgeführter floraler Rankenornamentik geringen Umfangs. Bis fol. 23 unregelmäßige Lagenstruktur, danach regelmäßig, fol. 27r unten Blattsignatur »o iiii« (Lage »o«, Blatt vier).
Art der Bilder 48 Sternbilderdarstellungen, als vollfarbige, großformatige Bilder auf Pergamentgrund. Innerhalb des Bildes haben die hellsten Sterne blaue Scheibchen mit goldenem Stern (Arctur, Wega, Spica, Rigel, Procyon, …), die nächste Stufe hat rote Scheibchen mit Silber, dann rot mit gelben Sternen.Außerhalb des Bildes dunkelblaue, fast schwarze Scheibchen mit gelben Sternen. Durchgehend numeriert mit Bezug auf die Sterntafeln.
Inhalt fol. 1r– 47v:
Sufi latinus (vgl. Kunitzsch 1986; Kunitzsch 1990). Die Längenwerte der Sternkoordinaten entsprechen denen des Sufi latinus und nicht, wie die Rubrik fälschlich angibt, der Ära Alfons des Weisen.
Kommentar Wenn man der Blattsignatur fol. 27r glauben darf, war die Handschrift ursprünglich weit umfangreicher. Es wären mindestens acht Lagen vor dem Sternverzeichnis verloren gegangen. Allerdings ist der Befund hier nicht ganz deutlich. Auch ist nicht mit Sicherheit zu entscheiden, ob diese Angaben auf den ursprünglichen Zustand zu beziehen sind oder auf eine zeitweilige Vereinigung mit anderen Faszikeln. Die Sternbilderdarstellungen sind von guter Qualität und sorgfältiger Ausführung, folgen jedoch so eng ihrem Vorbild, dass stilgeschichtliche Kriterien für eine genauere Einordnung kaum greifen. Konkretere Hinweise verspricht hier die Ornamentik. Vergleicht man die Figureninitiale fol. 1r mit Bologneser Arbeiten der Epoche, so kommt man eher auf den Beginn des
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15. als auf den Ausgang des 14. Jahrhunderts Die illuminierte Abschrift einer Bulle Martins V. (Bologna, Archivio di Stato, Comune governo, Privilegi, 3, fol. 68r) des Maestro del Messale dei Servi von 1419 etwa weist eine sehr ähnliche Ornamentik auf (vgl. La memoria ornata. Miniature nei documenti bolognesi dal XIV al XVIII secolo. Ausst. Kat. Bologna, Archivio di Stato, 16. Sept.–30. Okt. 2004, Bologna 2004, S. 44f.). Die bewimperten Goldpollen der früheren Handschriften sind hier zu farbigen Blüten mit goldener Mitte entwickelt, die aus federigen Stengeln wachsen. Die farbigen Blattranken sind von dunkelblauen und goldenen Flächen hinterfangen und wirken so recht schwer, wenn auch prächtig. Der blaue Grund ist ebenso wie der Hintergrund der Initialfigur von selber Farbe mit weißen Punkten strukturiert. Auch die blauen Mützen der Figuren zeigen weiße Fadenornamentik, die der Strahov-Codex nicht aufweist. Die Initialfigur (Ptolemaios) weist die stark verschattete Augenpartie mit sehr schmalen Augen auf, wie man sie in oberitalienischen Arbeiten der Zeit findet. Das leuchtend hellrote Gewand setzt den stärksten Farbakzent. Gelegentlich sind einfache Unterzeichnung in Metallstift sichtbar (nur Kontur), zumeist von der Farbe vollständig überdeckt. Die Köpfe sind etwas massig und letztlich zu groß, die Proportionen der Sternbilderfiguren wirken dadurch zum Teil recht ›kopf lastig‹ (z. B. Auriga). Die Hälse sind überwiegend kurz und dick, was den gedrungenen, schweren Charakter noch unterstreicht. Die Farben sind kräftiger als im Strahov-Codex und auch die Modellierung tritt stärker hervor. Die Zeichnung weist sichere und feste Konturen auf, allerdings mit einer gewissen Neigung zur Erstarrung., daher die ›Kopf lastigkeit‹. Die überaus große Nähe zum Sternatlas des Strahovklosters ist unübersehbar. Die Berliner Handschrift entstand etwas später – wohl schon zu Beginn des 15. Jahrhunderts – und ebenfalls in Oberitalien. Die Qualität der Malerei und der Materialaufwand für die auffallend großzügig ausgelegte Handschrift in sehr großem Format zeigen, dass auch hier keine Kosten gescheut wurden. Für das inhaltliche Verständnis von Text und Bildern von Seiten des Auftraggebers und des ausführenden Skriptoriums ist vor allem die Rubrik des Textes aufschlussreich. Sie lautet: »Imagines ptholomei cum stellis suis verificatis tempore Alfonsi regis«. Demnach müsste es sich um eine ptolemäische Fixsterntabelle handeln, die hinsichtlich der Längenwerte auf die Ära Alfons X. von Kastilien (1252) umgerechnet wurde. Die Werte entsprechen jedoch offensichtlich denen al-Sufis (Ptolemaios +12° 42’), nicht denen Alfonsos (Ptolemaios +17° 8’). Die Bildfassungen sind ebenso unzweideutig die des Sufi latinus. Mit den Illustrationszyklen der Sterntafeln bei den Alfonsinischen Tafeln (vgl. etwa Rom, BAV, Urb. lat. 1399) oder den in mehreren ptolemäischen Tafeln mit den ursprünglichen Koordinaten überlieferten Bildern (vgl. etwa Rom, BAV, Pal. lat. 1377) verbindet die Handschrift sehr wenig. Offensichtlich waren die Unterschiede in den Sternkoordinaten für den ursprünglichen Besitzer kein zentraler Punkt. Auch Angaben zur Aktualisierung der Werte für die Zeit der Entstehung um 1400 finden sich nicht. Die Rubrik hebt vielmehr hervor, dass es die Bilder des Ptolemaios seien, die im Folgenden den wesentlichen Inhalt darstellen. Entsprechend zeigt die Figureninitiale Ptolemaios beim Blick in den Sternhimmel, mit dozierend erhobener Hand. An einigen Stellen sind am unteren Seitenrand Einträge eines zeitgenössischen oder wenig späteren Benutzers zu erkennen, die weiteres Licht auf dessen besondere Interessen werfen. So liest man bei Crater/Corvus (fol. 42v/43r) »huius sideris fabulam vide per Ovidium libro 130 de fastis«. Beim Wassermann ist »Ganimedes« zu lesen. Andere Einträge an analoger Stelle und von gleichem Erscheinungsbild sind durch Beschnitt verstümmelt und nicht mehr zu entziffern, weitere sind vermutlich völlig verschwunden. Offenbar interessierte sich der Benutzer nicht nur für die trockenen Fakten des Sternkatalogs
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und die Figuren, sondern auch für deren mythologische Hintergründe – im Italien des früheren 15. Jahrhunderts nicht weiter verwunderlich. So ist die Handschrift im Kontext des Humanismus der italienischen Frührenaissance zu sehen sowie eines verstärkten und erneuerten Interesses an Ptolemaios als astronomische, aber auch geographische Autorität der Antike.
Verzeichnis der Bilder fol. 1r: Ursa minor (Kleiner Bär), stehender Bär nach rechts. fol. 2v: Ursa maior (Großer Bär), um 90 Grad nach rechts gedreht, nach links gehend, die Vorderbeine parallel, Hinterbeine in Schrittstellung, langer Schwanz. fol. 3v: Draco (Drache), Schlange mit geringel-
tem Leib und großem Drachenkopf, nach links oben blickend, in verdünnter Farbe, wie lavierend, angelegt. fol. 4v: Cepheus, in Laufstellung nach rechts, Arme ausschwingend, hohe Mütze, Bart, knielanges Gewand. fol. 5v: Bootes (Bärenhüter), leicht nach links gewandt schreitend, rechter Arm erhoben, in der Linken ein senkrecht gehaltenes Schwert, kurzer Bart, gelbes Gewand. fol. 6r: Corona borealis (Nördliche Krone), kreisrunder Reif mit roten Rändern und rot-blauer Palmettenranke ornamentiert, Sterne im Innenraum des Reifs. fol. 7r: Hercules, nach links, knieend auf linkem Knie, die Rechte erhoben, in der Linken erhoben ein Sichelmesser, rote Kappe (Kalotte). fol. 7v: Lyra (Leier), (»stellatio allore et est vultur cadens et est testudo«) stehende, bauchige voluminöse Amphore mit profiliertem Fuß und spiraligen Henkeln, zwei ornamentierte Schmuckbänder. fol. 8v: Cygnus (Schwan), »Gallina«, fliegendes Huhn von unten, naturnah gestaltet. fol. 9v: Cassiopeia, leicht nach rechts gewandt stehend, sich an die hinter ihr stehende Bank mit Löwenfüßen lehnend, an der ein Stab mit Schlaufe aufragt, an dem sie sich festhält, die linke in Schulterhöhe erhoben, Gewand in hellem Violett, blasser Teint. fol. 10v: Perseus, nach rechts schreitend, Oberkörper zurückgewandt, in der Rechten den Kopf der »Gul«, in der Linken das Schwert über dem Kopf schwingend, rote Kappe (Kalotte), grünes Gewand, Gesicht mit etwas großer Nase, fliehendem Kinn und kurzem Bart. fol. 11v: Auriga (Fuhrmann), nach rechts schreitend, in der Linken einen Bausch des Obergewandes vor dem Bauch haltend, in der Rechten erhoben die bürstenartige Geißel (ohne Geißelschnüre und Griff schlaufe), Kappe, bartlos. fol. 13v: Aquila (Adler), stehender Adler mit ausgebreiteten Schwingen nach rechts, geöffneter Schnabel, rote Zunge. fol. 14r: Delphinus, nach rechts abtauchender Raubfisch mit Zähnen in der spitzen Schnautze, rot hervorgehobene Kiemen. fol. 14v: Equuleus (Pferdchen), Pferdekopf mit Hals und geöffnetem Maul, nach links. fol. 15v: Pegasus, (»Equus secundus«) nach links stürmende Pegasushälfte, Leib senkrecht abgeschnitten, große violette Flügel. fol. 16v: Andromeda (erste Variante), nach rechts schreitend, Arme ausgebreitet, lang herabfallendes offenes Haar, goldene Krone, blaues Untergewand. fol. 17r: Andromeda (zweite Variante), Haltung wie fol. 16v, dazu zwei Fische quer über den Oberkörper nach rechts (ein großer und darauf ein kleinerer, beide von der Seite gesehen), grünes Obergewand, sich vorn etwas öffnend , fol. 17v: Andromeda (dritte Variante), wie 16v, Kleid vorne wenig auseinandergeschlagen, vor den Unterschenkeln ein großer Fisch nach links (teilweise transparent, so dass das linke Bein Andromedas ›durchscheint‹), offenes etwas zerzaustes Haar. fol. 18r: Triangulum (Dreieck), spitzes Dreieck, auf der Schmalseite stehend, Basis blau. fol. 19r: Aries (Widder), nach rechts ins Hochformat gekippter Widder, vorne mit eingeknickten Beinen wie liegend, die Hinterläufe in einer weiten Schrittstellung wie laufend, massive stark nach hinten gekrümmte Hörner, langer Schwanz, sehr lebensnah. fol. 20v: Taurus (Stier), sich auf bäumende Stierhälfte nach links, naturnah. fol. 21v: Gemini (Zwillinge), ballettartig nach rechts schreitend, beide wohl männlich, Kappen mit weißen Ornamenten. fol. 22v: Cancer (Krebs), Krabbe in Draufsicht,
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senkrecht, den Kopf nach unten, Praesepe als Gruppe roter Punkte. fol. 24r: Leo (Löwe), sich vorne leicht duckender Löwe mit geöffnetem Rachen (wie sich verteidigend), nach rechts. fol. 25v: Virgo (Jungfrau), nach links gewandt stehend, die Arme seitlich hängend, Handflächen nach vorn, die etwas massigen Schultern wie bedauernd hochgezogen, den Kopf etwas zur Seite gekippt, das ärmellose Kleid lässt die Ärmel des blauen Untergewandes hervortreten. fol. 26v: Libra (Waage), realitätsnah dargestellte Balkenwaage. fol. 27v: Scorpius, nicht sehr naturnah, diagonal nach rechts oben gewandt, in Draufsicht, kleine Zangen, dünner Schwanz mit Stachel, acht Beine. fol. 28v: Sagittarius (Schütze), Kentaur nach rechts gewandt, den Bogen spannend (europäische Form), Pferdeleib mit wie galoppierenden Vorderbeinen, Oberkörper bekleidet, weißes Stirnband mit lang nach hinten flatternden Enden. fol. 29v: Capricornus (Steinbock), Ziegenfisch nach rechts, große aber glatte Steinbockhörner. fol. 31r: Aquarius (Wassermann), (zeitgenössische Beischrift: »ganimedes«), aus geschultertem Gefäß gießend, leicht nach links gewandt, das Gewand vorn etwas hochgerafft, der Wasserstrahl windet sich L-förmig zu seinen Füßen, blaue Kappe, Wasserstrom grün. fol. 32v: Pisces (Fische), v-förmig auseinanderstrebend, an den Schwanzflossen durch ein Band verbunden. fol. 33v: Cetus (Walfisch), sich nach links aufbäumendes Mischwesen, Löwenkopf auf schlankem Hals mit grünem Raubtiervorder körper und Fischschwanz. fol. 35r Orion, kniend nach rechts, in der Rechten erhoben ein kleiner gebogener Knüppel, den linken Arm erhoben, davon hängend der stark verlängerte Ärmel, vor dem Leib am Gürtel hängt ein großes Schwert, Mütze. fol. 36r: Eridanus (Fluss), als grüner Flusslauf mit sich rechts oben erweiterndem Ende. fol. 36v: Lepus (Hase), nach rechts springender Hase, Proportionen nicht ganz gelungen. fol. 37v: Canis (Hund), 90 Grad nach rechts gedreht, nach links laufend, blaues Halsband mit Ring, unter den Hinterpfoten ein Rechteck mit Sternen. fol. 38r: Anticanis (Kleiner Hund), stehend nach rechts gewandt, rotes Halsband mit Ring fol. 39v/40r: (Doppelseite) Argo Navis, riesiges schwebendes Schiff mit Rahsegel, Heckkastell und Heckruder, schattierte polygone Flächen umfassen die vor dem Bug platzierten Sterne, zwei Wimpel am Heck (gelb und blau). fol. 41v/42r: (Doppelseite) Hydra (Wasserschlange), sich quer über die Doppelseite erstreckende Schlange, der Kopf schaut nach links unten, lange gespaltene Zunge, Crater und Corvus erscheinen als Sterngruppen. fol. 42v: Crater (Becher), bauchige Vase mit Fuß (Blattornamentik), Corpus kugelförmig, unten Beischrift über die Doppelseite: »huius sideris fabulam vide per Ovidium libro 13o de fastis« (frühes 15. Jahrhundert). fol. 43r: Corvus (Rabe), flatternd, wie im Landeanflug nach links. fol. 44v: Centaurus, nach links gewandter Kentaur, das sehr große Beutetier (Wolf ) mit der Rechten an den Hinterläufen haltend, in der Linken einen Zweig mit Blättern haltend, Oberkörper bekleidet, Sterne des Wolfes in Grün statt Rot. fol. 45v: Ara (Altar), auf die Seite gekipptes Feuerbecken, Flammen nach rechts. fol. 46v: Corona meridionalis (Südliche Krone), gewundenes Band, tropfenförmiger Umriss. fol. 47v: Piscis austrinus (Südlicher Fisch), nach links springender großer Fisch mit geöffnetem Maul, spitze Zähne entblößend.
Provenienz Aus der Sammlung Hamilton.
Literatur Wescher 1931, S. 80 – 83, Abb. 68, 69; Byvanck 1949, S. 211, Nr. 26; Fischer 1963; Stejskal/ Krasa 1964, S. 83; Fischer 1970, S. 341, 344; Zimelien, Ausst.-Kat. Berlin/Bonn 1975, Nr. 84, S. 99f.; Lippincott 1985, S. 67 und öfter; Gousset 1985, S. 104f. Siehe S. 61–62, 73, 75, Taf. 38–41, Abb. 366–375
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München, Bayerische Staatsbibliothek, clm 826 Sufi latinus, Abraham Ibn Ezra, Abu Ma’shar in Sadan, Liber novem iudicum Bilder der Tierkreiszeichen, Paranatellonten und Planeten zum Liber introductorius des Abraham Ibn Ezra (Abu Ma’shar) sowie Sternbilder darstellungen zu den Sterntafeln des Sufi latinus Die Handschrift entstand in Prag für König Wenzel von Böhmen wie auch Wien, ÖNB, 2352 und belegt den Stellenwert der Astrologie an dessen Hof. Die Darstellungen der Sternbilder wurden wahrscheinlich nach dem Strahover Sternatlas (Prag, Strahovkloster, DA II 13) gestaltet und gehören somit in die in Oberitalien verwurzelte Überlieferung des Sufi latinus (vgl. Paris, Arsenal, 1036). Text- und Bildausstattung des Codex belegen die kreative Auseinandersetzung mit den überlieferten Texten und Bildern im Umkreis des Prager Hofes, in deren Verlauf auch die auf Abu Ma’shar zurückgehende Einführung in die Astrologie Ibn Ezras mit Paranatellontenbildern und weiteren Illustrationen versehen wurde. Prag, um 1400–1419 Kodikologische Angaben 47,2 × 34,8 cm, Pergament, 53 Folia, große, kalligraphisch geschriebene Textura formata, fol. 11v–53v jeweils drei quer zur Seite verlaufende Textspalten zu 43 Zeilen, wobei der Text über den Falz hinweg über beide Seiten der Buchöffnung läuft (d. h. insgesamt 86 Zeilen), im folgenden werden die Spalten dennoch seitenweise gezählt, nicht dem Textfluss folgend. Ergänzungen von späterer Hand. Die überaus reiche Ausstattung wurde nicht durchgehend fertiggestellt, ab fol. 35r fehlen auch die sonst in Blau geschriebenen Rubriken, die überaus prachtvollen Ornamentinitialen fol. 20v–21r sind Nachträge der Zeit um 1500. Texte und Sterntafeln überwiegend regelmäßige Quaternionen; Drehtafeln, Schemata und Leerseiten unregelmäßige Lagen zu einem bis drei Doppelblätter, die Folia 1 und 10 bilden ein (auf dem Kopf stehendes) Doppelblatt (vgl. Boll 1903, S. 421).
Art der Bilder 12 Tierkreiszeichen- und 36 Paranatellontenbilder, erstere als bewohnte Initialen, Figuren ohne eingetragene Sterne, zweitere als quadratische, gerahmte Miniaturen. 18 Sternbilderdarstellungen (unvollständig, der Zyklus bricht fol. 41v nach Pegasus ab) als große, gerahmte Miniaturen mit Teppichgrund, Sterne nach Größe differenziert.
Inhalt fol. 1r: fol. 1v:
leer Rota. Bildseite steht heute auf dem Kopf. Kreisförmiges Diagramm im quadratischen Miniaturrahmen, die Ecken mit goldenen Teppichgründen hinterlegt, oben und unten begleitet von vier kleinen quadratischen Bildfeldern und weiß bleibende Schriftfelder mit komplizierten »Charakteres«. In der Mitte Planeten in ihren Bahnen, außen die Tierkreiszeichen
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und zugeordnete Charakteres, dazwischen tabellenartig eingetragen Eigenschaften und Zuordnungen von Tierkreiszeichen und Dekanen, an der Peripherie Gradeinteilung und Masken der 12 Winde mit Schrift bändern (vgl. Boll 1903, S. 421f., Anm. 3) Rota. Nachtrag. »Hic sunt decani et fines planetarum secundum Julium fol. 2r: Firmicum«. Dekane und Zuordnung der Planeten zu den Graden des Tierkreises nach Firmicus Maternus, im Zentrum die Klimazonen der Erde (südliche gemäßigte Breiten unbewohnt) und die Tierkreiszeichen in farbiger Malerei. – fol. 2v: leer Rota. Planetenaspekte und Häuser, in der Mitte eine kleine drehbare fol. 3r: Scheibe, außen Zodiakbilder (vgl. Boll 1903, S. 422, Anm. 3), dazwischen Angaben zu »fallenden Sternen« (»quando aliqua stella cadit ab ariete…«) Quadratschema der 12 Himmelshäuser des Horoskopes. Nachtrag des fol. 3v: zeitweiligen Besitzers der Handschrift, des Nürnberger Patriziers Wilhelm IV. Haller (Cermann 2014, S. 134f. und S. 147 Abb. 19) fol. 4r–7r: leer (fol. 4r und 5r mit vorgezeichneten Kreisen für weitere, nicht mehr ausgeführte Schemata) Rota. Im Zentrum die Erde als schematische Weltkarte, darüber die fol. 7v: Planetensphären und schließlich die Zodiakzeichen mit ihren Eigenschaften als Beischriften (vgl. Boll 1903, S. 422, Anm. 3) fol. 8r: Rota. Schema der Planetenaspekte im Tierkreis, im Zentrum der Astrologe, der mit einem Quadranten die Sonne anpeilt, auf der Tafel vor ihm eine Inschrift »Terzyccko« und die arabischen Zahlen 1 bis 11, halb unter der Tafel ein aufgeschlagenes Buch mit den Worten »respice super quard [!] solem«. Beschriftete Verbindungslinien zwischen den Zeichen verdeutlichen die Aspekte. – fol. 8v–9r: leer fol. 9v: Rota. Zentrum leer, darum 28 Mondstationen, Darstellungen der Monate mit Beischrift der lateinischen und arabischen Namen. Sowie die Tierkreiszeichen mit Erläuterung ihrer Bedeutung als Planetenhäuser. – fol. 10r–11r: leer fol. 11va–27rc: Abraham Ibn Ezra, Liber introductorius in iudicia astrorum (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 309, Nr. 11; Tatarzy´nsk ed.i 1998). Das Principium sapientiae in der Übersetzung des Petrus de Abano, vgl. Federici Vescovini 1998. Alle drei Textspalten laufen jeweils quer über beide Seiten der Öffnung durch. Der Quaternio fol. 18 –25 wurde falsch eingeheftet, wodurch der Textfluss heute verwirrt ist, die Beischriften fol. 17v/18r belegen, dass die Veränderung um 1500 schon eingetreten war. fol. 27va–33vb: Albumasar in Sadan (Federici Vescovini ed. 1998, S. 296 –330; Thorndike/ Kibre 1963, Sp. 457, Nr. 13). Sammlung astrologischer Lehren, Anekdoten und Fallbeispiele nach Abu Ma’shar (vgl. Thorndike 1923, Bd. 1, S. 651, zur Handschrift Anm. 3 sowie Lynn Thorndike: Albumasar in Sadan, in Isis 45 (1954), S. 22–32 fol. 34r– 41v: Sufi latinus (vgl. Kunitzsch 1986; Kunitzsch 1990). In den Tabellen wurde jeweils die Spalte für die »longitudo« getilgt, vielleicht sollten die Tafeln für einen späteren Zeitpunkt aktualisiert werden. Die noch lesbaren Werte entsprechen denen al-Sufis (Längenwerte des Ptolemaios +12° 42’). Die Spalte mit den laufenden Nummern der Sterne innerhalb der einzelnen Bilder und die Spalte mit der Angabe der Größenklasse wurden nicht mehr ausgefüllt.
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fol. 42r– 45v: leer fol. 46r–53v: Liber novem iudicum in iudiciis astrorum (Fragmentum). Exzerpte zahlreicher Autoren. Das aus dem Zusammenhang gerissene Fragment des Textes beginnt und endet mitten im Satz an Anfang und Ende der jeweiligen Seite. fol. 46r »/tunie et equitatis et hiis similium causa… «. Die letzte Rubrik fol. 53vc lautet: »de carta sive epistula aomar« [d. h. Omar Tiberiades]. Druck: Venedig (Petrus Lichtenstein) 1509 fol. 54r –56*: leer (nach fol. 54 nicht mehr foliiert)
Kommentar Der überaus stattliche Codex weist unübersehbare Merkmale seines fragmentarischen Zustandes wie auch von späteren Zufügungen auf. Die späteren Ergänzungen ursprünglich nicht vollendeter Teile zeigen dabei deutlich, dass es sich im Wesentlichen nicht um eine nachträgliche Verstümmelung handelt, sondern dass die Handschrift nie vollendet wurde. Dieses Schicksal teilt sie mit anderen aufwendigen Projekten Wenzels, vor allem der Wenzelsbibel aber auch mit dem Quadripartitum (Wien, ÖNB, Cod. 2271). Die vielleicht auffälligste Eigenheit des Bandes besteht darin, dass Text und Bilder überwiegend nicht in der üblichen Weise auf den Seiten angeordnet sind, sondern »gestürzt«, das heißt, anstelle der üblichen Lesehaltung sind die Seiten um 90 Grad gedreht zu betrachten, der Falz verläuft dabei waagrecht. Damit nicht genug, ist der fol. 11v beginnende Text in drei Spalten geschrieben, die über den Falz hinweg laufen, so dass jede aufgeschlagene Doppelseite, ins Hochformat gedreht, wie eine riesige (ca. 70 × 50 cm messende), dreispaltig beschriebene Seite zu lesen ist. Die Handschrift iritiert den heutigen Betrachter nicht nur durch dieses höchst ungewöhnliche Layout, sondern auch durch den unregelmäßigen und teilweise verwirrten Auf bau des Codex. Die späteren Ergänzungen sind zwar leicht vom Grundbestand zu unterscheiden, verunklären das Bild jedoch zunächst weiter. Beim Durchblättern wird schnell klar, dass der Band zunächst unvollendet geblieben war, zu etlichen leeren Blättern kommen solche, auf denen ein kreisrundes Feld andeutet, dass hier weitere Drehtafeln geplant waren. Zudem waren etliche Initialen unausgeführt geblieben. Ein vergleichbares Layout der Sterntafeln findet sich in Brüssel, Bibliothèque Royale Albert 1er, Ms. 10117-26, fol. 54r–79r (1. Hälfte 15. Jahrhundert, siehe dort), allerdings in weitaus kleinerem Format und unaufwendigerer Ausstattung. Auch handelt es sich dort um die ptolemäischen Sterntafeln mit den originalen Längenwerten. Die Brüsseler Handschrift, wohl im oberpfälzischen Raum entstanden und somit räumlich nahe an Böhmen, könnte darauf verweisen, dass eine etwas ältere, vergleichbar eingerichtete Sterntafelhandschrift das Layout des Wenzelscodex inspiriert hat. Im Interesse der Einheitlichkeit und sicher auch wegen des ausgesprochen repräsentativen Erscheinungsbildes des in sehr großer, kalligraphisch aufwendiger Textura geschriebenen Bandes, mag dann die Entscheidung getroffen worden sein, auch die Texte gestürzt zu schreiben, zur besseren Nutzung des großen Formates und wegen der besseren Lesbarkeit nunmehr in drei Spalten. Die beiden den Sterntafeln vorausgehenden Texte überliefern vor allem die Astrologie Abu Ma’shars. Abraham Ibn Ezras Principium sapientiae liegt dabei in einer Übersetzung des Petrus de Abano aus dem Hebräischen ins Lateinische vor. Der Text Ibn Ezras († 1167) wiederum ist eine freie Übertragung von Abu Ma’shars Großer Einführung aus dem Arabischen. Die Darstellungen der Tierkreiszeichen in Initialen und der Paranatellonten in Miniaturen weisen durchaus Berüh-
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rungspunkte mit den Bildern der Fendulus-Überlieferung auf. Der Text des Fendulus stellt dabei im Wesentlichen einen verkürzten Auszug nach Abu Ma’shar dar. Hinzu tritt hier ein Autorenbild. Der verbreitete Text Albumasar in Sadan oder auch Excerpta de secretis Albumasaris war vor allem durch seine genauen Erläuterungen und Diskusionen zur astrologischen Technik von Bedeutung. Dabei geht es vor allem um Fragen der astrologischen Interpretation und Gewichtung astronomischer Sachverhalte. Den Sterntafeln folgend findet sich das Buch der neun Richter, eine Sammlung von Auszügen nach verschiedenen astrologischen Autoren. Komplettiert hätten dieses astrologische Kompendium etliche Drehtafeln zur Bestimmung und Veranschaulichung astrologischer Konstellationen, die jedoch in der Entstehungszeit des Codex ebensowenig vollendet werden konnten wie der Liber novem iudicum und viele Details der Ausstattung. Insgesamt ergibt sich das Bild einer umfangreichen und grundlegenden Einführung in die Astrologie, vor allem auf Grundlage arabischer Autoren und arabisch überlieferter oder doch inspirierter Bilder. Mit dem Quadripartitum des Ptolemaios, dem astrologisch-mantischen Sammelband mit der illustrierten Himmelsbeschreibung des Michael Scotus (Wien, ÖNB, Cod. 2352) und dem vorliegenden Band nach al-Sufi und Abu Ma’shar verfügte die Bibliothek Wenzels somit über astrologische Grundlagentexte, sowie entsprechende Tafeln und Bilder von höchstem buchkünstlerischem Anspruch. Wenzels von Karl V. von Frankreich und seinen Bücherschätzen frühzeitig inspirierte Bibliothek lässt hier neben den biblisch-religiösen Werken einen ausgeprägten Schwerpunkt auf der Astrologie erkennen. Die Einbindung des Herrschers in die Heilsgeschichte wie in kosmologische, astrologisch zu deutende, Funktions- und Bedeutungszusammenhänge dürfte in seinem Denken eine gewichtige Rolle gespielt haben. Die große Nähe der Sternbilderdarstellungen fol. 34r– 41v zu den aufwendig illuminierten Sternatlanten von Paris, Arsenal, 1036 bis hin zu Gotha, Forschungsbibliothek, Memb. II 141 ist unverkennbar. Der Codex des Prager Strahovklosters (DA II 13), seit dem 17. Jahrhundert sicher in der Stadt nachweisbar, gilt als wahrscheinlichstes Modell der Bilder. Allerdings ist die Überlieferung hier so homogen, dass es schwerfallen dürfte, die in ihrer Ausführung und Einbindung doch ein wenig veränderten Darstellungen alleine anhand immanenter Merkmale einem bestimmten Vorbild zuzuschreiben. Während sich somit die Darstellungen ikonographisch praktisch nicht von DA II 13 abheben, sind in Stil und Ausführung sehr wohl Unterschiede zu konstatieren. Schon die Einbindung der Bilder ins Seitenlayout wurde erheblich verändert. Die oberitalienischen »Sternatlanten« nach al-Sufi zeigen die Sternbilderfiguren als freistehende, ungerahmte Darstellungen, die ohne jede Angabe einer Umgebung oder Standf läche auf dem Pergamentgrund stehen wie die Sternbilder am Nachthimmel. Sie teilen somit die Seitenf läche mit den Sterntafeln, ohne dass beide grundsätzlich voneinander abgegrenzt würden. Der Wenzelscodex dagegen fügt die Figuren in feste rechteckige Bildrahmen, gibt ihnen Standf lächen und hinterfängt sie mit prächtigen Teppichgründen, so dass sie sich nun in einem zwar f lachen aber klar definierten Bildraum befinden, der sie aus der Seitenf läche heraushebt und vom Text trennt. Dabei ist der Maler von clm 826 immer bemüht, sein Bildfeld optimal zu füllen und passt seine Figuren dem zur Verfügung stehenden Raum geschickt an. Wo der Gegenstand zu schmal ist, wird er in die Breite gezogen (Lyra), wo Gliedmaßen zu sehr über den Rand vorzustoßen drohen, werden sie etwas angewinkelt (z. B. Hercules). Die Gesichtstypen sind durchweg gut mit denen des Strahover Codex vergleichbar aber doch nicht identisch. Die meisten Gesichter und Figuren wurden deutlich schlanker und haben nicht mehr die schwere, gerundete Gestalt der italienischen Bilder. Zumeist
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wurden die Köpfe im Verhältnis zum Körper kleiner, durchaus im Sinne auch sonst zu konstatierender Stiltendenzen. Die Gewänder wurden in Prag weiter europäisiert beziehungsweise ›normalisiert‹, sie sind nun zumeist nicht mehr vorn geöffnet mit weit überlappenden Revers, sondern wurden zu den üblichen, geschlossenen, tunikaartigen Gewändern. Der Rock und die Ärmel wurden durchgehend ein wenig länger, zuweilen wurden die Untergewänder eliminiert. Auffallend ist, dass die Gewandfarben überhaupt nicht mit der Strahov-Handschrift übereinstimmen, während deren Parallelhandschriften in Berlin und Gotha hier nur sehr wenig abweichen. Lediglich Helligkeit und Nuance variieren, die Zuordnung der Farben zu den Details der Bilder bleibt aber überall gleich. In clm 826 gibt es lediglich bei Perseus und Auriga gewisse farbliche Parallelen zum Strahovcodex, die jedoch angesichts der wenigen zur Auswahl stehenden Grundfarben kaum als signifikant gelten können. Selbst wenn man annimmt, der Maler sei sich dessen bewusst gewesen, dass die Farben bei den die Himmelskonstellationen darstellenden Figuren ohnehin willkürlich gewählt und sachlich unerheblich sind, bleibt die Frage, warum er sie nicht einfach vom Vorbild übernahm. Man muss wohl ernsthaft in Betracht ziehen, dass eine farbige Vorlage, also etwa der Codex DA II 13 selbst, bei der Vollendung von clm 826 nicht vorlag. Eine Übertragung der Bilder und ihrer ikonographischen Details durch Zeichnungen ohne Kolorierung würde die Diskrepanzen leicht erklären. Im übrigen bleibt festzuhalten, dass bei der Übertragung – wenn denn der Strahovcodex die unmittelbare Vorlage war – keine mechanischen Hilfsmittel, etwa Pausen, benutzt wurden, da die Proportionen der Figuren und die genauen Winkelverhältnisse ihrer Linien deutlich abweichen (s. o.). Auch die Sternmuster sind in der Regel nicht deckungsgleich, vielmehr sind die Verschiebungen an einigen Stellen recht deutlich. Bei Perseus etwa wanderte einer (Nr. 19) vom Gewand zwischen den Knien zum Schienbein. Die Veränderungen in den Proportionen der Figuren verschieben auch die Sternmuster entsprechend. Die Größenklassen der Sterne stimmen ebenfalls nicht immer überein (z. B. Cepheus 7 ist in clm 826 viel größer als in DA II 13), oft wurden Sterne ausgelassen (z. B. Cepheus 9, der unterste in der Mütze, in DA II 13 auf der Stirn gelegen). Während alle italienischen Sternatlanten von Paris, Arsenal 1036 bis zur Handschrift in Gotha Corona borealis als glatten Reif mit einem Palmettenornament zeigen, wird sie hier als goldene Krone mit nach außen geklappten Zacken darsgestellt, eine Form, die sich auch anderen Ortes findet. Eine weitere Veränderung betrifft die Schlange des Schlangenträgers, die nun mit Ohren und einem ›Hinterhauptfortsatz‹ ausgestattet wurde, zudem fielen zwei Sterne weg (am rechten Ellbogen und im Schlangenschwanz). Die Schlange ist mehr in die Breite gezogen, um das Bildfeld zu füllen. Die ›Ausstattung‹ der Figuren weicht weitaus stärker ab als innerhalb der anderen Sternatlanten, so hat die Mütze des Perseus nun einen kronenartig hochgeschlagenen Hermelinrand bekommen, Cassiopeia hat ihre Ohrringe abgelegt und ein völlig anderes Sitzmöbel bekommen. Bei Auriga wurden die goldenen Verzierungen der Kappe durch Hermelinstreifen ersetzt, das emblematische »W« und »e« des Teppichgrundes tritt dort recht dominant hervor. Anders stellt sich das Verhältnis der beiden Handschriften dar, betrachtet man den Text des Sufi latinus, das heißt Beschreibungen und Tafeln der Sterne nach Ptolemaios in der Übertragung durch Gerhard von Cremona. Stehen sich die Sternbilderdarstellungen des clm 826 und der Strahovhandschrift bei allen aufgezählten Abweichungen doch so nahe, dass nichts gegen eine unmittelbare Abhängigkeit, zumindest der Zeichnung, spricht, sind die Diskrepanzen beim Text wesentlich ausgeprägter. Während etwa in DA II 13 durchgängig die spezifisch italienischen
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Formen »cossa« und »destra« vorkommen, sind es in clm 826 die ›normalen‹ lateinischen Formen »coxa« und »dextra«. Beim Pfeil (Stern 1) hat DA II 13 »super astulam«, clm 826 dagegen »super hastulam«. Dies könnten natürlich hier, im außeritalienischen Bereich, einfach Verbesserungen hin zur geläufigeren Form sein. Es finden sich aber weitere Unterschiede. Bei Hercules (Stern 2) hat DA II 13 die korrekte aber sehr seltene Vokabel »titilico«, clm 826 aber »cillico«. Es könnte sich lediglich um einen Schreibfehler bei der unbekannten Vokabel handeln, geht man vom – sehr klaren – Schriftbild in DA II 13 aus, so ist das Wort jedoch kaum so zu verlesen. Beim 7. Stern der Schlange des Schlangenträgers heißt es im Strahovcodex »que sequitur splendilem primam…«, was keinen Sinn ergibt, in clm 826 dagegen »Que sequitur spondilem primam…«, wie in der lateinischen Übersetzung der ptolemäischen Sterntafeln Gerhards von Cremona (Ku nitzsch 1990, S. 72). Der Text der Münchener Handschrift bietet somit durchgängig den besseren, korrekteren Text. Dass dies nicht nur auf die Sprachkompetenz des Schreibers oder eines Korrektors zurückzuführen sein kann, zeigt eine Berichtigung, die nur anhand eines weiteren Exemplars vorgenommen werden konnte. Im abschließenden Absatz zu den Größenklassen der Sterne in Corona borealis heißt es in Strahov DA II 13: »… in magnitudine secunda est una, in quarta sex, in sexta una«. Die Größenangaben in der zugehörigen Tabelle stimmen hiermit überein. In München, BSB, clm 826 liest man dagegen: »… in magnitudine secunda est una et in quarta quinque et in quinta una et in sexta una«. Letzteres entspricht genau der Edition der Tafeln des Almagest, abgesehen davon, dass zwischen den Aufzählungspunkten jeweils ein »et«, anstatt des bloßen Kommas eingefügt wurde. Paris, Arsenal, 1036 wie auch die späteren Sternatlanten weisen die Variante der Strahovhandschrift auf. Weitere Fälle ließen sich aufzählen. Die Sterntafeln in clm 826 wurden somit nicht einfach von DA II 13 oder einer anderen Handschrift der Sufi latinus-Überlieferung kopiert, sondern nach einer Handschrift der hiervon unabhängigen, eigenständigen Überlieferung der Sterntafeln des Almagest korrigiert (vgl. hierzu Kunitzsch 1990, S. 23 –25). Zudem wurde die Abschrift in clm 826 sofort oder doch nicht viel später sorgfältig durchkorrigiert, wohingegen der Strahov-Codex keinerlei Korrekturen aufweist. Wie auch im Falle der Paranatellontenbilder im Text des Abraham Ibn Ezra (s. u.) handelt es sich keinesfalls um eine bloße Abschrift eines vorliegenden Exemplars, etwa von Strahov, DA II 13, sondern um eine mit Sorgfalt und Überlegung zusammengestellte Kombination verschiedener Quellen. Hatte man in den Darstellungen der oberitalienischen Sternatlanten die beste Bildüberlieferung der Sternbilderfiguren gefunden, so fügte man diese wohl mit der besten verfügbaren Textüberlieferung der ptolemäischen Sterntafeln zusammen. Die zunächst eingetragenen, dann aber wieder getilgten Längenangaben nach al-Sufi mögen ebenfalls damit zusammenhängen, dass man korrigierte Werte einfügen wollte. Ob dies die ursprünglichen, ptolemäischen Längenwerte sein sollten oder nach Maßgabe der Präzession aktualisierte, entzieht sich jedoch unserer Kenntnis. Bezüglich der Illustrationen zu Ibn Ezras Prinzipium Sapientiae (fol. 11va–27rc) kam Boll 1903 zu dem Schluss, dass die Paranatellonten- und Dekanbilder reine Umsetzungen der Beschreibungen im Text seien und nicht auf frühe antike oder orientalische Vorbilder zurückgingen. Allerdings galt sein Interesse hier in erster Linie möglichen Spuren antiker oder doch älterer Teucros-Illustrationen. Ob die Darstellungen ausschließlich auf den Text nach Ibn Ezra/ Petrus de Abano zurückgehen oder aber auch Bildvorlagen verarbeitet wurden, war für Bolls Thema unerheblich. Für die Erhellung der Geschichte der Paranatellontenbilder muss die Frage jedoch geklärt werden. Vor allem der Vergleich zwischen Text und Bild in clm 826 einerseits
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und der Bilder zur Abu Ma’shar Epitome des »Fendulus« andererseits kann hier Aufschluss bringen. Der Vergleich mit den entsprechenden Bildern der Fendulushandschriften Paris, BN, lat. 7330 und London, BL, Sloane 3983 fördert jedoch außer dem prinzipiell gleichen Grundprinzip zunächst wenig formale Übereinstimmungen zutage. Die Parallelen scheinen in der Tat im Wesentlichen auf der letztlich gleichen Textgrundlage zu beruhen. Allerdings gewinnt man beim Vergleich der Fendulusillustrationen mit dem zugehörigen Text und den entsprechenden Abschnitten bei Abu Ma’shar (ed. und übers.: Dyroff 1903) den Eindruck, dass die Bilder dort den Text Abu Ma’shars letztlich korrekter wiedergeben als der zumeist schwer verständliche Text. Der Text in clm 826 geht zwar letztlich auf dieselbe Grundlage zurück wie der des Fendulus, hat jedoch eine andere Übersetzungsgeschichte und unterscheidet sich daher im Wortlaut weitgehend. Die Übersetzungen Ibn Ezras und Petrus’ de Abano haben einen prinzipiell gut verständlichen, lesbaren und grammatisch überwiegend korrekten lateinischen Text hervorgebracht. Eine unmittelbare Umsetzung des Textes in Bilder erscheint auf dieser Grundlage als durchaus möglich. Die Fassung nach Ibn Ezra und Petrus de Abano findet sich zudem nur hier in einer illustrierten Abschrift mit Paranatellontenbildern. Zumindest müssen die Darstellungen bei der Konzeption des clm 826 (oder seiner Vorlage) in diese Textfassung neu eingefügt worden sein. In der Anordnung der einzelnen Paranatellonten im Bildfeld sind Parallelen zu Fendulus in der Tat nicht sehr ausgeprägt. Vergleicht man jedoch die einzelnen Elemente hinsichtlich Texttreue und Vorkommen in den Fendulusillustrationen, so fällt das Ergebnis anders aus. Vielmehr sprechen die Beobachtungen nun eindeutig gegen eine komplett neu geschaffene bildliche Umsetzung des vorliegenden Textes. So zeigen die Bilder an etlichen Stellen Elemente, die im Text nicht erwähnt werden, oder bei denen die Beschreibung eine ganz andere bildliche Wiedergabe nahe legen würde. Das Bild zum ersten Stierdekan beispielsweise zeigt unter den Paranatellonten der »indischen Sphaera« Leintuch und Gewand des dort erwähnten »Filius«. Beides kommt im Text nicht vor, die Darstellungen entsprechen jedoch sehr gut den betreffenden Elementen der Fendulusillustrationen zur gleichen Stelle. Im dritten Dekan des Steinbockes unter den Paranatellonta nach Ptolemaios wird im Text der »hintere Teil des Bären« nicht erwähnt. Das Bild zeigt ihn trotzdem, wie bei Fendulus dargestellt (Paris, BN, lat 7330, fol. 30r) und auch im arabischen Text des Abu Ma’shar angesprochen (Dyroff 1903, S. 531 letzter Absatz). Dem Urheber des Bildes lag somit ein Muster vor, das dieses Element ebenfalls enthielt, oder er war von einem Text ausgegangen, der diese Stücke nannte. Die Detailform der genannten Paranatellontenbilder entspricht jedoch auffallend gut der bei Fendulus. Beim ersten Zwillingsdekan »secundum Persas« heißt es bei Ibn Ezra »vir habens in manu sua virgam«, das Bild zeigt jedoch kein Stäbchen (virga) in der Hand des Mannes, sondern in beiden Händen üppige Pf lanzenbüschel. Bei Fendulus dagegen ist der »vir virgam manu tenens« folgerichtig mit einem dünnen Stab ausgerüstet (Paris, BN, lat 7330, fol. 11v, oben links). Eine solche Diskrepanz dürfte mit höherer Wahrscheinlichkeit auf dem Wege der Bildüberlieferung eingetreten sein, als durch ein Missverständnis des – hier völlig eindeutigen – Textes. Ein Vergleich findet sich in der zweitältesten Fendulushandschrift London, BL, Sloane 3983, wo die entsprechende Figur als Fuhrmann interpretiert wurde und die »Virga« als Peitsche. Alleine aufgrund des Textes wäre diese Veränderung ebenso unplausibel wie die zwei Büschel in clm 826.
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Eine weitere Merkwürdigkeit fällt im Bild zum ersten Zwillingsdekan auf: In der unteren Hälfte finden sich etliche Bildelemente, die erst zum zweiten Dekan gehören (unter anderem musizierender Mann mit Portativ; sich aufrichtende Schlange; Wolf; voll gerüsteter, bogenspannender Mann mit Jagdtasche vor einem Baumgarten). Die entsprechenden Teile werden im nächsten Bild wiederholt, wobei ihre Darstellung formal jeweils unterschiedlich gelöst wurde. Durch diesen Irrtum herrscht im Bildraum des ersten Dekans drangvolle Enge, während die Elemente sonst zumeist etwas lockerer in der Fläche verteilt werden konnten. Auffällig ist dort auch ein kreisrundes Element, das zunächst schwer zu benennen ist, aber mit dem »Timpanum« (Tamburin) bei Fendulus identisch sein dürfte. Im entsprechenden Textabschnitt des clm 826 heißt es hierzu etwas verderbt »… Librae et manibus percutit illas et organizat« (…eine Waage [recte wohl: Lyra – Leier] und er schlägt sie mit seinen Händen und musiziert). Abgesehen von der Verlesung »Libra« statt »Lyra« scheint die beschriebene Art zu musizieren doch besser zu einem Tamburin zu passen. Auf Grundlage des Textes jedenfalls hätte man unmöglich auf die runde, kranzartige Form kommen können, die sich so als verderbte, da missverstandene, Darstellung eines Tamburins herausstellt. So ist es immer wieder – die Beispiele ließen sich problemlos vermehren – der Rekurs auf die Bilder bei Fendulus, der die Bildelemente erst erklärt und ihre Metamorphosen verständlich macht. Der Text des Inkunabeldrucks (Augsburg 1489) weist im Übrigen keine signifikanten Übereinstimungen mit den Darstellungen in clm 826 auf. In dieser Hinsicht mag es auch als signifikant gelten können, dass die Darstellung des Wassermannes in seiner Figureninitiale (clm 826, fol. 25vb) eine männliche Figur zeigt, die beidhändig aus zwei Krügen Wasser ausgießt. Diese sehr seltene Variante findet sich auch im Pariser Fendulus (BN, lat. 7330, fol. 31r). Weitere Parallelen lassen sich in den Darstellungen des Skorpions und des Steinbockes konstatieren. Die für Fendulus typische Darstellungsvariante der Zwillinge (als Mann mit zwei Köpfen oder als »siamesische Zwillinge«) hat bei den Initialdarstellungen der Tierkreiszeichen zwar keine Entsprechung, sehr wohl aber bei den Paranatellonten. Wo im ersten Krebsdekan nämlich die Köpfe beider Zwillinge aufgehen sollen, zeigt das Bild ganz eindeutig die auf einem gemeinsamen Körper sitzenden Köpfe der »siamesischen« Zwillinge, exakt wie in den Fendulus-Handschriften (Paris, BN, lat. 7330, fol. 14r und Sloane 3983, fol. 14v) und wie in den dortigen Darstellungen der Zwillinge als ganze Figur. Virgo mit Flügeln entspricht London, BL, Sloane 3983, nicht aber der Pariser Handschrift Text und Bilder des Fendulus waren schon im frühen 14. Jahrhundert im franko-f lämischen Raum greif bar, was durch London, BL, Sloane 3983 eindeutig zu belegen ist. Da die Beziehungen sowohl Karls IV. als auch seines Sohnes Wenzel zum französischen Hof wie auch zu Burgund und Flandern lebhaft waren, wäre es durchaus denkbar, dass eine Fendulushandschrift, oder zumindest Kopien der Bilder, in ihren Besitz gelangte und so als Anregung zur Verfügung stand. Da unter den heute erhaltenen Codices der früheste (Paris, BN, Ms. lat. 7330) die deutlichsten Übereinstimmungen mit clm 826 aufweist, dürfte die unmittelbare Vorlage auf diesen oder einen nahe verwandten Codex zurückgehen. Allerdings ging man bei der Konzeption von clm 826 offenbar mit sehr viel Überlegung vor. Zum einen wählte man nicht den verkürzten und oft recht kryptischen, da auf einer allzu wörtlichen Übersetzung des 12. Jahrhunderts beruhenden, Text des »Fendulus«, um die Paranatellonten nach Abu Ma’shar zu vermitteln, sondern die sehr viel verständlichere, grammatisch korrekt im Latein des 13. Jahrhunderts verfasste Übertragung von Petrus de Abano nach Abraham Ibn Ezra. Zum zweiten aber unterzog man die teils wohl verderbten, teils schlecht zur Textfassung passenden Bilder einer Überarbeitung. Ob die
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Unterteilung der Bildfelder zu jedem Dekan nach den drei Sphären schon in einer Vorlage fehlte oder erst hier aufgehoben wurde, lässt sich wohl nicht mehr klären. Allerdings hatten sich schon in die Fendulusbilder falsche Zuordnungen eingeschlichen. Möglicherweise ging es dem Redakteur auch nur um die platzsparendere Unterbringung innerhalb der Textspalte, während bei Fendulus die Paranatellonten der einzelnen Dekane jeweils eine ganze Seite einnehmen. So aufwendig die Herstellung einer illustrierten Fassung des Prinzipium sapientiae war, so deutlich wird doch auch, dass nicht überall mit höchster Sorgfalt vorgegangen wurde. Gerade die Unvollkommenheiten der Umarbeitung jedoch sind es, die es uns erlauben der Genese der Bilder auf die Spur zu kommen. Die bildliche Umsetzung des Textes konnte jedoch auch in die Irre führen. Ein Beispiel findet sich beim ersten Dekan der Jungfrau, wo unter den Paranatellonten nach Ptolemaios ein »vas prope caput audacis« genannt ist sowie eine »portio corporis audacis«. Beide Male hatte der Maler »audax« wörtlich als »der Mutige« verstanden und als männliche Gestalt gedeutet (im Bild ein bärtiger Männerkopf und ein nackter männlicher Torso). Es handelt sich aber eindeutig um das Sternbild Hydra, wie der Vergleich mit Fendulus zeigt. Das »Gefäß nahe dem Kopf des audax« ist der Crater auf der Hydra, der »Teil des Körpers des audax« ein Teil der Seeschlange (Hydra, bei Fendulus »coluber«). Der Name »Draco audax« bei Michael Scotus dürfte auf dieselbe Begriff lichkeit zurückgehen, handelt es sich doch ebenfalls um ein schlangenförmiges Wesen. Vermutlich steht arabisch aš-šug˘ a¯’ dahinter, das eine Schlange bezeichnen kann, die gängigere Bedeutung ist jedoch »mutig, tapfer« (vgl. Kunitzsch 1990, S. 151, Anm. 5 und 6). Während bei Fendulus die eigentliche Bedeutung des Wortes an dieser Stelle umgesetzt worden war, hatte man bei der Konzeption der Bilder in clm 826 wohl keine Möglichkeit mehr, den Sinn zu ›entschlüsseln‹. Schließlich bleibt darauf hinzuweisen, dass die Veränderungen gegenüber dem Pariser Fendulus (BN, Ms. lat. 7330) oft die gleichen Tendenzen zeigen wie im Londoner Codex (BL, Slo ane 3983). Die Textnähe wird durch Abgleich mit den Beschreibungen deutlicher, Detailformen werden modernisiert und bei den vertrauten Gegenständen, etwa den Tierkreiszeichen, die ungewohnten Momente reduziert oder durch Vertrautes ersetzt. Als Ganzes betrachtet ist clm 826 ein außerordentlich anschaulicher und aufschlussreicher Beleg für die intensive Auseinandersetzung mit der astrologischen Überlieferung in Bild und Text. Ganz offenbar verfügte der Prager Hof über die personellen Resourcen, die für ein solches kritisch-kreatives Vorgehen erforderlich war. Auch die Kreisdiagramme, einige mit drehbaren Teilen, gehen in ihrer Komplexität und Ausstattung weit über das zeitübliche hinaus. Zudem war es gelungen, geeignete Vorlagen ausfindig zu machen und in Besitz zu bringen – zum Teil aus Italien und Frankreich. Die außerordentlich qualitätvolle Ausstattung und die stattlichen und somit kostspieligen Formate, belegen den hohen Stellenwert astrologischer Werke für König Wenzel. Schließlich wurde auch clm 826 mit den typischen, auf Wenzel persönlich bezogenen und inhaltlich bedeutungsvollen Emblemen versehen und so unmittelbar mit seiner Person und seinem Selbstverständnis als Herrscher verknüpft (vgl. hierzu auch die Ausführungen zu Wien, ÖNB, Cod. 2352, Kat.-Nr. 13).
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Verzeichnis der Bilder Bilder in der Reihenfolge des Textflusses, zur Spaltenzählung s. o. Die Nennung der Teile im Bildfeld erfolgt zeilenweise von links nach rechts. fol. 11bisrc: Aries (Widder), nach rechts gewandt stehend. fol. 11bisva: erster Dekan des Widders; fol. 12ra: zweiter Dekan des Widders ; dritter Dekan des Widders. fol. 12rb: Taurus (Stier); vollständig, nach rechts, wie einen Berghang hochsteigend. fol. 11bisvc: erster Dekan des Stiers, Mann mit Schwert und Keule, auf den Schultern zwei brennende Kerzen, Segelboot mit Mann und Löwe, darunter Frauenleiche, Frau mit nacktem Knaben, über diesem ein gefaltetes Tuch, darunter eine Tunika, stehender bärtiger Mann, Mischwesen mit Teufelskopf, Flusslauf. fol. 12rc: zweiter Dekan des Stiers, Boot, an Bord ein nackter Mann mit Schlüssel, halbe nackte Frau, Widder mit Menschenkopf, stehende Frau mit Pflanzenbüschel, stehender Mann mit Vogelfuß und Teufelskopf in den Händen, zwei Arme, Kentaurin, Ochsen mit Räderpflug, Sähmann, Flusslauf (?); dritter Dekan des Stiers, Schaf mit Hundekopf, Mann mit Schlange, Nackter im Pferdekarren, bärtiger Mann, Hund, Mischwesen mit menschlichem Oberkörper, steigendes Pferd, menschliches Bein, Hände mit Keulen, hintere Hälfte eines Rindes, Arm, Flusslauf(?).fol. 13ra: Gemini (Zwillinge), zwei nackte männliche Kinder, sich an der Hand haltend. fol. 12vb: erster Dekan der Zwillinge, Schaf mit Hundekopf, Mann mit Pflanzenbüscheln in beiden Händen, Mann mit Stab im Pferdekarren, Hasenkopf, Schlangenkopf, Rabe, Mädchen mit Lyra (?) und Teufelsfratze in den Händen, gerüsteter Ritter vor Waldstück, den Bogen spannend und mit Jagdtasche, Wolf, Schlange, Kranz (?), Mann mit Portativ, menschliches Bein, Hasenhinterteil, zwei Arme, Hundehinterteil, menschlicher Kopf. fol. 13rb: zweiter Dekan der Zwillinge, stehender Mann mit Portativ, um einen Baum gewundene Schlange, hochspringender Wolf, gerüsteter Mann mit Schwert, Baum, zwei Arme, hinterer Teil des Stiers, Gürtel, zwei Knie, zwei Füße, hinterer Teil eines Hundes; dritter Dekan der Zwillinge, Mann mit kurzem Gewand und Mitra, Geige, weißes Tuch, Vorderteil des Bären, Hund, Rabe, Laute, Harfe, Bein, Baum, Fisch, stehender Mann mit spitzem Hut, Pfeil und Bogen sowie Jagdtasche, rechte Hälfte eines nackten Kindes, Hase, hinterer Teil eines Vierfüßlers, Schiffshälfte mit Mast und Segel. fol. 13rc: Cancer (Krebs), naturnah. fol. 13va: erster Dekan des Krebses, Mittelteil des Bären, stehende Frau in weitem Mantel, Vorderteil des Hundes, borstiges Wildschwein mit Frauenkopf im Maul, halbes Schiff, stehender und gestikulierender Mann, Mischwesen aus dem Vorderteil eines Pferdes, Menschenkopf und Hinterteil des Elefanten, zwei Bärenbeine, Köpfe des siamesischen Zwillings, springender Hund. fol. 14ra: zweiter Dekan des Krebses, stehende und gestikulierende Frau, Vorderteil des Hundes, Eselskopf, halbes Schiff, Bärenvorderteil, stehende gekrönte Frau, Hinterteil des Stieres; dritter Dekan des Kreb ses, Sonne mit Gesicht. fol. 13vc: Leo (Löwe), relativ lebensnah; erster Dekan des Löwen, Bogen, Bär, Schiffshälfte, Segelboot, Hund, Schlangenkopf, Fischschwanz, Löwenkopf, zwei Eselsköpfe, Rabe, Hund, Bärenkopf, Baum, stehender, bärtiger Mann, Menschenkopf, Schiffshälfte mit Segel; fol. 14rc: zweiter Dekan des Löwen, Mädchen mit erhobenen Armen, Deckelpokal, Hirschgeweih mit Fidel, Schiffshälfte mit Segel, zwei Fässer auf dem Rücken eines halben Esels, Auge, Vorderhälfte eines Pferdes, gekrönter Mann mit Pfeil und Bogen, zwei Bärentatzen, Löwenkopf, Boot, rechte Seite eines nackten Menschen; dritter Dekan des Löwen, vierrädriger Karren mit nacktem Kind und Mann, der ein Tuch hält, gezogen von einem Mann, rechte Seite eines nackten Mannes, Rabe, Schlangenkopf, zwei hintere Hälften von Rindern, stehender Mann mit schwarzem Gesicht, sich aufrichtender Bär. fol. 15ra: Virgo (Jungfrau), stehend, große grüne Flügel, die linke Hand erhoben (leer). fol. 14vb: erster Dekan der Jungfrau, auf einem Thron links eine Frau, einen Säugling stillend, rechts ein bärtiger Mann, Löwenkopf, Vogelkopf, Schlange, stehende Frau mit weißem Tuch, Schlangenschwanz, Bärentatzen, nackter Torso, bärtiger Männer-
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kopf, Fass. fol. 15rb: zweiter Dekan der Jungfrau, Mädchen mit tanzend erhobenen Armen, Mann mit Hirschkopf, rechte Seite eines nackten Mannes, hintere Schlangenhälfte, Tuch, Holzklotz (?), menschlicher Kopf, Schlangenschwanz, Vorderteil des Löwen, schwarzer Mann mit Musikinstrument (Psalter?), Vogelkopf, Bärenhinterteil, Vogelflügel (?); dritter Dekan der Jungfrau, rechte Hälfte eines nackten Mannes, Holzstamm (?), zwei ausschreitende Rinder, Oberkörper eines Mannes mit Keule, tanzendes Mädchen mit betend erhobenen Händen, Drachenschwanz, Tierfuß, Bärenkopf, Vogelkörper, seitliches Teil eines nackten Torso. fol. 15rc: Libra (Waage), Balkenwaage ohne Halter, im Teppichgrund (gold auf schwarz) »w« und »e« zwischen Schwingen. fol. 15va: erster Dekan der Waage, stehender Mann mit Waage in der rechten und einem aufgeschlagenen Buch in der linken Hand, Drachenkopf (?), kauernder Bär, Mann mit Waage in einer Art Tabernakel, Kopf des Bären, Schwanz des Raben, Hälfte er Jungfrau, hinteres Teil eines Pferdes, Pferdeschwanz; zwei ter Dekan der Waage, Mann mit Rute im Pferdewagen nach rechts fahrend, auf einem Bett sitzender Mann, Schlangenschwanz, Kopf des Drachen, Hinterteil des Bären, stehender nackter Knabe, Halbes Schiff, Brunnentrog, nackter Mann mit Adlerkopf; dritter Dekan der Waage, Schiffshälfte, Wasserstrom (?), Frauenbüste mit erhobenem rechtem Arm, zwei gekrönte Männerköpfe, bogenspannender Kentaur nach rechts, Drachenschwanz, Bärenbeine, zwei nackte Menschenbeine, Hälfte eines nackten Menschentorsos, zwei einzelne, nackte Menschenbeine. 15vb: Scorpius (Skorpion), quer gestreiftes Wesen mit sechs Beinen, kleinen Zangen und Fühlern, Schwanz mit Stachel (wenig naturnah). fol. 16rb: erster Dekan des Skorpions, hintere Körperhälften eines Pferdes und eines Stiers, stehender schwarzer Mann mit Stab in der Linken, stehende nackte Frau, die linke Hand zum Mund führend, vordere Körperhälfte eines Bären mit offenem Maul, ein Schenkel einer Balkenwaage, Vorderteil eines Hundes, menschlicher Arm; zweiter Dekan des Skorpions, kleiner stehender, nackter Mensch, Vorderteil eines Pferdes, Vorderteil eines Stiers, Beine des Bären, nackte, aus einem Haus tretende, im Wasser stehende Frau, Drachenschwanz, Pferdekopf, einen Hasen im Maul tragend, Waage, Wildschwein, Bärenkopf (?). fol. 15vc: drit ter Dekan des Skorpions, Pferdekopf, einen Hasen im Maul tragend, Stierkopf, Hund nach links gewandt, zwei Wildschweine, menschlicher Arm, Leopard, kleiner Bär, Oberteil des Torsos eines Menschen, »venter Scorpionis« (?), Rauchgefäß. fol. 16va: Sagittarius (Schüt ze), nach rechts orientierter Kentaur, den Bogen spannend; erster Dekan des Schützen, stehender menschlicher Rückenakt, auf dem Kopf ein Rabe, Ziegenbock, Hals des Bären (?), menschliches Bein mit gebeugtem Knie, Schlangenschwanz, menschlicher Kopf und Rücken, Schwanz des Skorpions, Mischwesen aus bogenspannendem Menschen und Hinterleib eines Pferdes, Teil eines Rauchgefäßes. fol. 17ra: zweiter Dekan des Schützen, nackter Mann in den Händen große Ziegenhörner haltend, Bug des Schiffes, Hundekopf, Drachenkopf (?), hinterer Teil eines Hundes, Kopf eines Stachelschweins (?), Hinterteil des Bären, kniendes menschliches Bein, stehende nackte Frau mit einem Tuch über dem Arm, vor einem Haus, Kopf der Schlange, Schulterstück eines Menschen, Köcher mit Pfeilen, Pfeil, kauernder Mensch; dritter Dekan des Schützen, stehender Hund, hinterer Teil des Hasen, hinterer Teil des Hundes, Bug eines Bootes, hintere Fischhälfte, Fischnetz (?), Hundekopf, hinterer Teil des Bären, stehender schwarzgesichtiger Mensch in ein Tuch gehüllt, Hälfte eines nackten, bogenspannenden Mannes, nackte menschliche Schultern; fol. 17rb: Capricornus (Steinbock), schwarzer langhaariger Ziegenbock, nach rechts am Initialbuchstaben hochspringend. fol. 16vc: erster Dekan des Steinbocks, vorderes Teil des Bären, sitzender Mann mit Orgel (Portativ), großer Fischkopf, Brunnentrog und Fischer mit Handnetz, stehender Affe mit Hundekopf, fliegender Vogel (?), Mischwesen aus schwarzem Menschen mit Fangzähnen und Wildschweinkörper, hinterer Teil des Bären; zweiter Dekan des Steinbocks, auf einem Bett sitzende Frau vor Bäumen, Fischschwanz, zweirädriger
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Wagen, hinterer Teil des Bären, Vogelflügel, reitende, in ein Tuch gehüllte Frau, Horn des Steinbockes, Ziegenkopf, stehender Adler. fol. 17rc: dritter Dekan des Steinbocks, Fischschwanz, Ochsenstachel, untere Hälfte eines sitzenden Affen, kleiner Wagen, Oberkörper eines nackten Mannes , seinen Kopf in der Hand tragend, Bär ohne Kopf, Vogelbeine, hinterer Teil der Henne, sitzende Frau mit Spinnrocken, Teil des Drachen (?), Ziegenkopf, Fischschwanz. fol. 25va: Aquarius (Wassermann), aus zwei Gefäßen Wasser nach rechts ausschüttend; erster Dekan des Wassermannes, menschlicher Arm, einen bärtigen Männerkopf haltend, Pferd, Mischwesen aus Fisch und Vogelkopf, hinterer Teil des Bären, Vogelbein, schmiedender Mann am Amboss, Pferdekopf, hinterer Teil des Stiers. fol. 17vb: zweiter Dekan des Wassermannes, Pferd, schwarzgesichtiger, en-face stehender Mann mit Pfeil und Bogen, Fische fangender Reiher, Mittelteil eines Fisches, Kentaur mit zwei Wasserkrügen; dritter Dekan des Wassermannes, stehendes Huhn, Pferd, am Zügel gehalten von einem bruchstückhaft zu sehenden nackten Mann, hinterer Teil des Bären, Fische fangender Reiher, schwarzgesichtiger, gekrönter Mann, sich vorn auf bäumendes Pferd, Hinterteil des Stiers. fol. 17vc: Pisces (Fische), senkrecht, gegenläufig, unverbunden. fol. 25vc: erster Dekan der Fische, Mischwesen aus Pegasus und Fischschwanz, Hälfte eines kleinen nackten Menschleins, Wasserfläche, Mann mit Wasserkrug beim Betreten eines Hauses; zweiter Dekan der Fische, Wasserfläche, kniendes Bein (?), Frau in einem Boot, ein Tisch, darauf ein kleines zweibeiniges Mischwesen mit menschlichem Oberkörper und eine große Hand, Fischschwanz, Hinterteil des Bären; dritter Dekan der Fische, Teil des Flusses, Fischschwanz, Fischkopf, menschliches Bein, Hinterteil des Bären, nackter Mann mit Lanze, der seinen Fuß auf seinen eigenen Bauch setzt (!) vor einem Feuer, ein Tisch, darauf der Schwanz des Bären und eine Frauenbüste, davor liegend ein Schlangenschwanz. Sternbilder: fol. 34ra: Ursa minor (Kleiner Bär), nach rechts, naturnah, auf Boden laufend, arabisch numerierte Sterne. fol. 34vb: Ursa maior (Großer Bär), nach links, sehr viele numerierte Sterne. fol. 35rb: Draco (Drache), geringelter, schlangenähnlicher Drache, Kopf nach links, mit dicken Panzerschuppen, Sterne nicht numeriert. fol. 35vb: Cepheus, bärtiger Mann mit hoher Mütze und langärmligem Gewand, Ausfallschritt nach rechts. fol. 36r: Bootes (Bärenhüter), bärtig, leicht nach links gewandt, die Rechte erhoben, in der Linken das Schwert, barfuß, Arktur besonder hervorgehoben zwischen den Waden. fol. 36va: Corona borealis (Nördliche Krone), Zacken der Krone nach außen geklappt. fol. 37rb: Hercules, kniend nach links, das Sichelmesser in der Linken erhoben, auch die rechte erhoben. fol. 37vb: Lyra (Leier), hier als großes bauchiges Gefäß mit Fuß, henkelartig ausgeformter Rand (nicht überzeugend). fol. 38rb: Cygnus (Schwan), hier als Gallina (Henne), auf dem Rücken liegendes, ausgebreitetes Huhn. fol. 38vb: Cassiopeia, nach rechts verdreht sitzend mit Speer in der Rechten, Spitze mit Querstrebe, Schlaufe in der Mitte, Haare fallen bis zur Sitzfläche. fol. 39rb: Perseus, als schon recht alter Mann, nach rechts schreitend, nach links zum Medusenhaupt (Algol) blickend. fol. 39vb: Auriga (Fuhr mann), Geißel missverstanden, Riemen sehen aus wie Zinken einer Hacke. fol. 40rb: Serpentarius (Schlangenträger), Schlangenkopf nach rechts. fol. 40va: Sagitta (Pfeil), als weißer Streifen auf Teppichgrund, darin fünf Sterne; fol. 40vb: Delphinus, Fisch gebogen, nach rechts, Stachelflossenreihe auf dem Rücken. fol. 41rb: Aquila (Adler), stehend, nur leicht abgehobene Schwingen, nach rechts gewandt, einige Sterne außerhalb der Figur. fol. 41vb: Equus secundus (Zweites Pferd), Pferdekopf mit Hals, vom Bildrahmen überschnitten. fol. 41vb: Pegasus, Vorderhälfte nach links galoppierend, Flügel niedrig angesetzt, Boden angedeutet, Schnittfläche außerhalb des Bildes. Weitere Darstellungen: zu den Rotae s. o. (Inhalt). fol. 11va: Initiale darin Astrologe in prächtigem Gestühl, vor sich liegend ein Astrolabium und ein Quadrant, auf dem Pult ein aufgeschlagenes Buch (Schrift zerstört, war mit hoher Wahrscheinlichkeit lesbar, so bleibt
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etwa ein »z« erkennbar), darauf Schreibtafel mit arabischen Zahlen 1– 8, um Rubrik und Initiale ein Ornamentrahmen, darin rechts (gestürzt) die Bademagd mit Eimer und Blattbüschel; oben auf dem Rahmen Stechhelm mit Krone und schwarzen Schwingen, mit Lindenblüten belegt. fol. 22ra: 10zeilige quadratische Miniatur zum Abschnitt über die Planeten, Mann mit brennender Kerze vor Bücherpult stehend, darauf ein aufgeschlagener Codex, darüber auf einer Querstange Schreibzeug und Schriftrolle (Schrift der Rolle vielleicht als »mercurii est istud…« zu lesen). fol. 22rb : Initiale, Luna als Frau in rosa Kleid, stehend, die Mondsichel auf dem Kopf, zwei brennende Kerzen in den Händen. fol. 22vc: Initiale, Venus als stehende Frau in einem Blumenfeld, die sich weiße Blümchen unter die Nase hält. fol. 23ra: Initiale, Jupiter als Bischof in vollem Ornat, in der linken Hand ein Pflanzenstengel mit Blättern, vor einem Tisch stehend, darauf ein Buch, ein goldenes Gefäß, Goldmünzen, ein länglicher goldener Gegenstand. fol. 23rb : Initiale, Mars stehend im Kettenhemd, an den Beinen Plattenpanzerung, eine riesige Armbrust neben sich, am Gürtel die Pfeiltasche, in den Gürtel gesteckt der Spannhaken, auf der Schulter eine Tartsche, in der Rechten der Speer. fol. 23rc: Initiale, Sol als König mit Sonnenscheibe und Kerze. fol. 23vb: Initiale, Saturn als alter Mann in einfachem schwarzem Gewand, die Sense in der Hand, Bart. fol. 27va: halbspaltige Initiale zu Albumasar in Sadan, links ein König, vor ihm drei stehende Männer, der vorderste im Redegestus.
Provenienz Für König Wenzel von Böhmen geschaffen (fol. 1v, 11va, 15rc, 39vb Emblematik, Bademagd sowie »w« und »e« im Teppichgrund zu Libra und Auriga; vgl. auch Wien, ÖNB, Cod. 2352), wahrscheinlich in den beiden letzten Jahrzehnten seines Lebens († 1419). die Nachträge des frühen 16. Jahrhunderts (fol. 2r, Initialen; 3v) und die Einträge auf dem Hinterspiegel von 1501 (»KWSD«; Motto: »Rerum inrecuperabilium summa est oblivio felicitas«; Monogramm: »EG 1501 KWS [?]«) weisen auf den astrologisch sehr bewanderten Nürnberger Patrizier Wilhelm IV. Haller (1478 –1534), in dessen Besitz sich der Band ab spätestens 1501 befand (Cermann 2014, S. 134f., 141 und 147 Abb. 19); später in der Bibliothek der Herzöge von Bayern (Exlibris der Münchener Hof bibliothek von 1618).
Literatur Albumasar 1489; Halm 1892, S. 199f.; Thiele 1898, S. 150f.; Boll 1903, S. 420 – 425; Gundel 1936, S. 175f.; Byvanck 1949, S. 211, Nr. 28; Lemay 1962; Vermeiren 1953; Fischer 1960; Fischer 1963, S. 8 –12; Krása 1964, S. 466 – 486; Stejskal/Krasa 1964, S. 74f.; Schmidt 1969, S. 230, 238f., 249, 434, Anm. 297; Cimelia Monacensia 1970, S. 37f., Tafel 45 (fol. 34r Ursa minor); Fischer 1970, S. 338, 341f., 344; Krása 1971, S. 56f., und öfter, zahlreiche Abb.; Aurigemma 1976a, S. 32f. und öfter; Die Parler und der Schöne Stil, Ausst.-Kat. Köln 1978, S. 81f., 104f.; Stamm 1978, S. 369; Clark 1979, S. 112f.,156, Anm. 30, 31; 173f., 185, 188, Anm. 15, 219; Kramer 1982; Domìnguez Rodrìguez 1983, 5, S. 109 –119, 189 –192; Domínguez Rodríguez 1984a, S. 229, 231; Lippincott 1985, S. 67 und öfter; Kunitzsch 1986a, S. 68 und öfter; Hacker 1986, S. 20, Anm. 48; Götter 1990, S. 148, 150 Abb. 39g (fol. 39rb Per´ z˙ ynska-Stolot 1994, seus); Lippincott 1993, S. 43, Abb. 9 (fol. 41v Equulus, Pegasus); Snie ´ ´ S. 66; Snie z˙ ynska-Stolot 1997, S. 92; Snie z˙ ynska-Stolot 1998; Federici Vescovini 1998, S. 293, 296 –330; Cermann 2014, S. 134f., 141 und 147 Abb. 19. Siehe S. 62–63, Taf. 42–44, Abb. 376–396
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Gotha, Forschungsbibliothek, Cod. M II 141 Sufi latinus Sternbilderdarstellungen zu dem Sterntafeln Die Handschrift bildet mit den »Sternatlanten« Prag, Strahovkloster, DA II 13 und Berlin, KK, 78 D 12 eine recht homogene Gruppe innerhalb der illustrierten Sterntafeln. Gegenüber den beiden früheren Bänden wie auch deren frühem Vorfahren, Paris, Arsenal 1036, wurde das Format verkleinert und die Bildanordnung systematisiert. Oberitalien, frühes 15. Jahrhundert (spätestens 1428) Kodikologische Angaben 22 × 16,5 cm, Pergament, 50 Folia, Humanistica einer Hand (mit Ausnahme der Sternnummern in den Bildern und der Nota fol. 2r), im Verlauf des Textes mit leichter Tendenz zu Bastardaformen; die moderne Bleistiftfoliierung (oben rechts) zählt die Vorsatzblätter vorn und hinten jeweils mit (1–50), die ältere Foliierung in brauner Tinte (unten rechts) nur die Blätter des Buchblocks (1– 48); regelmäßige Quaternionen.
Art der Bilder 48 Sternbilderdarstellungen als vollfarbige Miniaturen auf weißem Pergamentgrund, Sterne als goldene Sternchen in roten, blauen und schwarzen Scheibchen eingezeichnet und in schwarzer oder roter Tinte nummeriert.
Inhalt fol. 2v– 49r:
Sufi latinus (vgl. Kunitzsch 1986; Kunitzsch 1990). Sterntafeln (jeweils verso) mit Sternbilderdarstellungen (jeweils recto).
Kommentar Der schmale Band ist mit Abstand das kleinste Exemplar der »Sternatlanten« des Sufi latinus, die aufgeschlagene Doppelseite entspricht in der Größe etwa dem Seitenformat der Strahov-Handschrift. Durch die Beschränkung auf die illustrierten Sterntafeln geriet auch der Umfang sehr überschaubar. Man könnte geradezu von einer »Taschenausgabe« sprechen. Allerdings entspricht der Aufwand der Ausführung durchaus dem der großen Parallelstücke in Paris, Prag und Berlin. Übereinstimmend mit Prag, Strahovkloster, DA II 13 und Berlin, KK, 78 D 12 ist auch die Farbgebung, etwa der Kleidungsstücke. Dagegen wurde das Layout des Bandes gegenüber den früheren Handschriften verändert und dabei vereinheitlicht: die doppelseitigen Bilder wurden verkleinert und jeweils ganz auf eine Rectoseite gebracht, so dass nun die Abfolge je einer Tabellenseite links, das heißt verso, und einer Bildseite rechts, also recto, konsequent durchgehalten wird. Dabei wurden die Bildseiten grundsätzlich frei von Text gehalten, während im Strahovcodex wie auch in Berlin die Sterntabellen sich in vielen Fällen den Seitenraum mit einem Bild teilen (z. B. 7v Lyra). Dadurch konnte die Anordnung von Text und Bild in der
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Gothaer Handschrift so eingerichtet werden, dass sich völlig regelmäßig Text- und Bildseiten abwechseln und dabei die Bildseite immer rechts (recto) steht. Die einzige Ausnahme bildet Andromeda, wo einer Textseite drei Bildseiten, die drei Varianten des Sternbildes, folgen. In den anderen Sternatlanten ergeben sich dagegen immer wieder Verschiebungen, bedingt durch die unterschiedliche Länge der Sterntabellen und die doppelseitigen Bilder. Bei allen – überaus augenfälligen – Übereinstimmungen zeigt somit das späteste Exemplar der Reihe doch auch Veränderungen. Von Vorteil ist es hier natürlich, dass sich Sterntafel und zugehöriges Bild auf der aufgeschlagenen Doppelseite immer gegenüberstehen. So kann der Leser Text und Bild vergleichen, ohne zu blättern, während bei den früheren Handschriften die auf eine Öffnung fallenden Textteile und Bilder in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle nicht zusammen gehören. Bei aller Einheitlichkeit der Überlieferung wurde somit doch auch in die Gestaltung eingegriffen, um die Handhabung des Bandes zu verbessern. Der Datierungsspielraum der Handschrift wird vor allem durch die nachgetragene Vorbemerkung auf fol. 2r auf die Zeit bis 1428 eingegrenzt. Dieses Jahr wird als »annus praesens« angegeben, die Merkmale der Schrift weisen noch in die frühere Zeit der Humanistica (gotische Bogenverbindungen, rundes »r«). Die Schrift unterscheidet sich klar von der des Textes und ist mit Sicherheit einer anderen Hand zuzuweisen. Anbringung und Inhalt dieser Notiz sprechen für einen Nachtrag, der jedoch schon bald nach Fertigstellung des Bändchens angebracht worden sein könnte. Allerdings spricht auch nichts gegen die Annahme, dass eine gewisse Zeit zwischen Fertigstellung und Nachtrag vergangen war, es dürfte sich allerdings kaum um mehr als ein bis zwei Jahrzehnte handeln können. Mit einer Entstehungszeit von ca. 1410 bis zum Jahr 1428 ist somit zu rechnen. Der zeitliche Abstand von den eng verwandten Handschriften in Prag und Berlin ist somit nicht sehr groß zu veranschlagen. Der Verfasser der Vorbemerkung berichtet, die folgenden Angaben zu den Sternbildern des Ptolemaios entsprächen nach einer Meinung der Zeit Alfons des Weisen (das heißt 1252) nach anderer Meinung aber einem früheren (nicht näher spezifizierten) Zeitpunkt. Al-Sufi als Verfasser oder Bearbeiter der illustrierten Sterntafeln ist wohl unbekannt, zumindest wird er nicht in Betracht gezogen. Der Korrekturwert für die Längenangaben der Sternkoordinaten betrage jedoch mindestens sechs Grad (»Nota quod ab anno quo equate sunt stelle ymaginum Ptholomei contente et signate infra in hoc libro, quod creditur a quibusdam fuisse tempore Regis Alfonsi a quibusdam vero creditur fuisse ante, usque ad annum presentem, scilicet 1428, addenda sunt ad minus sex gradus supra loca longitudinum ipsarum stellarum posita in tabulis huius libri. …«). Schon diese, sehr vage gehaltenen, Angaben schließen einen gelehrten Astronomen als Besitzer eindeutig aus. Schon eine gewisse akademische Grundbildung im Quadriviumsfach Astronomie hätte ausgereicht, um sich hier konkreter zu informieren und die Alfonsinischen Werte mit den vorliegenden Angaben nach al-Sufi abzugleichen. Wie auch im Falle der vergleichbaren »Sternatlanten« in Berlin und Prag, liegt auch hier die Annahme auf der Hand, dass es vor allem um die antike Überlieferung von Text und Bildern des Ptolemaios ging. Die Codices sind somit im Kontext der Klassikerhandschriften ihrer Zeit anzusiedeln, kaum aber bei der astronomischastrologischen Fachliteratur. Es ist durchaus denkbar, dass die Wahl des kleineren Formates als Anpassung an ›normale‹ Klassikerhandschriften zu verstehen ist.
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Verzeichnis der Bilder fol. 3r: Ursa minor (Kleiner Bär), stehender Bär nach rechts. fol. 4r: Ursa maior (Großer Bär), um 90 Grad nach rechts gedreht, nach links gehend, die Vorderbeine parallel, Hinterbeine in Schrittstellung, lockige Fellstruktur. fol. 5r: Draco (Drache), Schlange mit geschupptem Leib, nach links blickend, großer Kopf. fol. 6r: Cepheus, im Ausfallschritt nach rechts,
wie kniend, Arme ausschwingend, hohe Mütze, Bart, knielanges Gewand, rechte Hand etwas gelängt. fol. 7r: Bootes (Bärenhüter), leicht nach links gewandt schreitend, rechter Arm erhoben, in der Linken ein senkrecht gehaltenes Schwert, kurzer Bart. fol. 8r: Corona borealis (Nördliche Krone), ornamentierter kreisrunder Reif mit gelben Rändern und rotblauer Blattrankenornamentik, Sterne innen. fol. 9r: Hercules, nach links, kniend, die Rechte erhoben, in der Linken erhoben ein Sichelmesser, rote Kappe. fol. 10r: Lyra (Leier), als dickbauchiger Krug mit Voluten an der Öffnung, mit profiliertem Fuß und spiraligen Henkeln, zwei ornamentierte Schmuckbänder. fol. 11r: Cygnus (Schwan), »Gallina«, fliegendes Huhn von unten, naturnah gestaltet. fol. 12r: Cassiopeia, nach rechts gewandt sitzend, die Rechte am Stab aufgestützt, die Linke erhoben, Krone und Ohrgehänge. fol. 13r: Perseus, nach rechts schreitend, sich nach links zum Dämonenhaupt in seiner Rechten umwendend, das Schwert erhoben, rote Kappe, grünes Gewand. fol. 14r: Auriga (Fuhrmann), nach rechts gehend, das Gewand mit der Linken raffend, in der Rechten den bürstenartigen Rest der Peitsche schwingend. fol. 15r: Serpentarius (Schlangenträger), nach rechts schreitend, die massige Schlange (mit angelegten Flügeln wie ein Drache) hinter sich haltend. fol. 16r: Sagitta (Pfeil), zwei oben konvergierende Linien. fol. 17r: Aquila (Adler), nach rechts gewandt stehend, Flügel ausgebreitet. fol. 18r: Delphinus, nach rechts springend, leicht gebogen, wie abtauchend. fol. 19r: Equulus (Füllen), Pferdekopf mit Schulteransatz, nach links blickend. fol. 20r: Pegasus, nach links stürmende Vorderhälfte des Flügelpferdes. fol. 21r: Andromeda (erste Variante), leicht nach rechts gewandt schreitend, beide Arme ausgebreitet, langes offenes Haar, Krone, Gewand rosa. fol. 21v: Andromeda (zweite Variante), wie fol. 21r aber ohne Krone vor der Brust zwei sich überlagernde Fische nach rechts, Gewand grün. fol. 22r: Andromeda (dritte Variante), wie fol. 21r, Haare lang, offen und zerzaust, im Bereich der Unterschenkel ein durchsichtiger Fisch nach links, Gewand bläulich violett. fol. 23r: Triangulum (Dreieck), spitzwinkliges Dreieck, auf der schmalen Seite stehend. fol. 24r: Aries (Widder), nach rechts ins Hochformat gekippter Widder, vorne mit eingeknickten Beinen wie liegend, die Hinterläufe in einer weiten Schrittstellung wie laufend, massive stark nach hinten gekrümmte Hörner, langer Schwanz, sehr lebensnah. fol. 25r: Taurus (Stier), Vorderhälfte wie sich auf bäumend, nach links. fol. 26r: Gemini (Zwillinge), ballettartig nach rechts schreitend, die Arme ausgebreitet, beide eindeutig männlich. fol. 27r: Cancer (Krebs), Krabbe, senkrecht, Zangen nach unten, Praesepe als Gruppe roter Punkte. fol. 28r: Leo (Löwe), nach rechts orientiert, vorne geduckt wie eine spielende Katze. fol. 29r: Virgo (Jungfrau), en-face, nur wenig nach links gedreht, Schulter hochgezogen, die Handflächen zeigend. fol. 30r: Libra (Waage), Balkenwaage detailliert, natürliche Ansicht. fol. 31r: Scorpius (Skorpion), diagonal nach rechts oben gewandt, in Draufsicht, kleine Zangen, dünner Schwanz mit Stachel, acht Beine, große ›Glotzaugen‹. fol. 32r: Sagittarius (Schütze), nach rechts gewandt, sich vorn auf bäumend, den Bogen spannend (europäische Form), flatterndes Stirnband. fol. 33r: Capricornus (Steinbock), Ziegenfisch nach rechts, große aber glatte Steinbockhörner, Fell fast weiß. fol. 34r: Aqua rius (Wassermann), aus geschultertem Gefäß gießend, leicht nach links gewandt, das Gewand vorn etwas hochgerafft, der Wasserstrahl windet sich L-förmig zu seinen Füßen, blaue Kappe, Wasserstrom grün. fol. 36r: Pisces (Fische), v-förmig auseinanderstrebend, an den Schwanzflossen durch ein Band verbunden. fol. 36r: Cetus (Walfisch), sich nach links auf bäumendes Mischwesen, Löwenkopf auf schlankem Hals mit grünem Raubtiervorder-
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körper und Fischschwanz. fol. 37r: Orion, nach rechts gewandt kniend, links mit verlängertem Ärmel, rechts ein Stöckchen schwingend, Schwert am Gürtel. fol. 38r: Eridanus (Fluss), grüner Flusslauf mit sich rechts oben erweiterndem Ende. fol. 39r: Lepus (Hase), nach rechts laufend, naturnah. fol. 40r: Canis (Großer Hund), 90 Grad nach rechts gedreht, nach links laufend, blaues Halsband mit Ring, unter den Hinterpfoten ein doppelt konturiertes Rechteck mit Sternen. fol. 41r: Anticanis (Kleiner Hund), nach rechts stehend, rotes Halsband mit Ring. fol. 42r: Argo Navis (Schiff), schwebendes zeitgenössisches Schiff nach links, zwei seitlich angebrachte paddelartige »Ruder«, schattierte polygone Flächen umfassen die vor dem Bug platzierten Sterne. fol. 43r: Hydra (Seeschlange), senkrecht, nach links blickend. fol. 44r: Crater (Becher), bauchige Vase. fol. 45r: Corvus (Rabe), nach links herabstoßend. fol. 46r: Centaurus, Kentaur nach links, den Wolf an den Hinterbeinen haltend, ein Pflanzenstengel in der Linken. fol. 47r: Ara (Altar), auf die Seite gekipptes Feuerbecken, Flammen nach rechts. fol. 48r: Corona meridionalis (Südliche Krone), tropfenförmig gelegte Kordel, Spitze unten. fol. 49r: Piscis austrinus (Südlicher Fisch), nach links springender großer Fisch mit geöffnetem Maul, spitze Zähne entblößend.
Provenienz Nach dem Einband und einem neuzeitlichen Besitzeintrag (Vorderspiegel: ex libris »Pontchartrainii«) zeitweilig im Besitz eines Mitgliedes der französischen Familie Phélipeaux de Pontchartrain; von Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha-Altenburg 1798 in die Bibliothek Gotha gebracht (Eintrag Vorderspiegel).
Literatur Jacobs 1835, S. 196; Zinner Nr. 8677; Fischer 1970, S. 342 –344; Strohmeier 1970, S. 34; Strohmeier 1984; Hopf 1997, S. 82f.; Quellen zur Astronomie 1998, S. 51– 62. Siehe S. 62, Abb. 397–400
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Catania, Biblioteca Universitaria, Ms. Arm. 3 U. 87 Astrologisch-astronomische Sammelhandschrift, Sufi latinus, Sternbilderfolge Selbständige Folge von Sternbilderdarstellungen mit ausführlichen Beischriften nach Michael Scotus mit nachfolgenden Sterntafeln des Sufi latinus ohne eigene Illustrationen. Diese beiden an sich unabhängigen Teile stehen inhaltlich in engem Zusammenhang. Die Sammelhandschrift vereinigt astronomische Grundlagentexte, Texte zu Instrumenten und zahlreiche astrologische Abhandlungen. Die Sternbilder darstellungen stehen hierbei in einem primär astrologisch geprägten Zusammenhang, worauf auch die Auswahl der beigeschriebenen Textblöcke verweist. Anlage und Bilder stehen Handschriften wie Cambridge (Mass.), Harward College, Houghton Library, fol. Ms. typ. 43 und Wien, ÖNB, Cod. lat. 5318 aus dem Umkreis der Wien-Klosterneuburger Astronomen und Geographen nahe (vgl. Durand 1952). Das Layout mit gekippten Bildern erinnert auch an Brüssel, Bibliothèque Royale Albert 1er, Ms. 10117–26, fol. 54r–79r und München, BSB, clm 826. Deutscher Sprachraum, wahrscheinlich Wien, 2. Viertel 15. Jahrhundert (Ergänzungen nach der Jahrhundertmitte) Kodikologische Angaben 31,2 × 21,3 cm, 333 Folia, Papier (Wasserzeichen des Sternbildertextes: Ochsenkopf mit fünf blättriger Blume auf einkonturiger Stange und mit siebenblättriger Blume auf zweikonturiger Stange), zumeist sorgfältig geschriebene Buchbastarda, zahlreiche Hände (die Beischriften zu den Sternbildern und Sufi latinus fol. 7r–35r von einer Hand), fol. 1v– 4v und fol. 211r–333v einspaltig, wechselnde Zeilenzahlen (33 – 43), fol. 36ra–210rb zweispaltig, fol. 211ra–223rb 33 Zeilen, sonst 37– 43 Zeilen; rubriziert, zumeist sparsam verzierte Lombarden in Rot, zuweilen Cadellen. Zahlreiche Zeichnungen zur Erläuterung der astronomischen Texte, der behandelten Instrumente und astrologischer Sachverhalte. Sternbilderdarstellungen in einfacher Umrisszeichnung von professioneller Hand.
Art der Bilder 52 Sternbilderdarstellungen als sicher und klar ausgeführte Umrisszeichnungen, zuweilen mit wenig Binnenzeichnung, die Sterne überwiegend in rot eingezeichnet, zum Teil auch in derselben Tinte wie der Text; die meisten Figuren wurden um 90 Grad nach rechts gedreht.
Inhalt fol. 1v– 4v:
Summarium Astrologiae (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 588, Nr. 5). Auszug aus einer kurzgefassten Astrologie (»Alia capitula non videbantur scribenda quia dumtaxat sunt de novilunio et de flebothomia et de farmaciis recipiendis et de crisibus etc.«). Ausführliche Erwähnungen zeitgenössischer Ereignisse (Daten 1454 –1458) legen eine Entstehung in den 1450er Jahren nahe. fol. 2v ist von Kaiser Friedrich (III.) die Rede.
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fol. 7r–19v:
fol. 21r–35r: fol. 36ra: fol. 36vb –37rb: fol. 38r–71v:
fol. 72r– 88r: fol. 89r–101v: fol. 102r–138r: fol. 139r–141v: fol. 141v–143r: fol. 144r–153v:
fol. 154r–173r: fol. 173r–175v: fol. 175v–184r: fol. 184v–187v: fol. 187v–191v: fol. 192r–201v: fol. 202rv:
fol. 202v:
Die Erörterung über die Auswirkungen astrologischer Einflüsse auf aktuelle Ereignisse geht zuerst ausführlich auf Polen, Preußen, Böhmen und Ungarn ein (in dieser Reihenfolge) um sich dann in aller Kürze dem Rest Europas zuzuwenden. Die Entstehung im östlichen Mitteleuropa erscheint somit als wahrscheinlich. – fol. 1r und 5r– 6v: leer Delineationes signorum et imaginum coeli. Die Bilder folgen überwiegend den Illustrationen des Sufi latinus, weisen jedoch auch andere Figuren auf, wie in Wien, ÖNB, Cod. 5318. Den Bildern werden Textblöcke aus der Himmelsbeschreibung des Michael Scotus zugeordnet, die Absätze zur Geburtsprognostik (»Natus sub hoc signo…«) finden sich dabei immer in voller Länge, die sonstigen Erläuterungen nur gelegentlich und zumeist in (zum Teil stark) gekürzter Form. Die Angaben zur Nummerierung der Sternbilder folgen dagegen dem anschließenden Text des Sufi latinus. Sufi latinus (vgl. Kunitzsch 1986; Kunitzsch 1990). – fol. 35v: leer De diebus periculosis. Von den gefährlichen Tagen in der Tradition der Dies aegyptiaci De domibus planetarum. Kurze Notiz zu den Häusern der Planeten Johannes Hispalensis, Isagoge in astrologiam et epitome totius astrologie (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1714, Nr. 5; Sp. 1066, Nr. 6). Vgl. Wien, ÖNB, Cod. 2436, fol. 206r–228v und Rom, BAV, Vat. lat. 4087, fol. 38v– 62r (siehe dort) Johannes de Eschenden, signa pluvie Ps.-Ptolemaios, De iudiciis ad Aristonem (vgl. Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1504, Nr. 3 –5; Carmody 1956, S. 17, Nr. 7a) Johannes Hispalensis, De astrologia (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 3, Nr. 11 und Sp. 1044, Nr. 4) De significatione planetarum (vgl. Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1381, Nr. 8) Petrus Peregrinus de Maricourt, Tractatus de magnete (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 794, Nr. 2 und Sp. 91, Nr. 1; Schlund ed. 1911/1912) Johannes de Lineriis, Canones primi mobilis (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 276, Nr. 8; Curtze ed. 1900, S. 390 – 413; Thorndike 1934, Bd. 3, S. 255) Johannes de Lineriis, Canones de anno domini 1322, lib. III (Thorndike/ Kibre 1963, Sp. 1127, Nr. 6) Tabule radicum octave spere Albertus Magnus, Speculum astronomie (excerptum, Borgnet ed., X, 1891, S. 629 – 656). Auszug zur astronomischen Literatur Profatius Judaeus, Compositio novi quadrantis (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 241, Nr.8) Johannes Eligerus de Gondersleven, Practica novi quadrantis (Thorndike/ Kibre 1963, Sp. 1627, Nr. 9) Tabule Johannis de Lineriis. Siehe die Canones fol. 144r–173r Modus faciendi horologium (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 799, Nr. 5). Anleitung zur Herstellung einer Sonnenuhr (vgl. Wien, ÖNB, Cod. 5296, fol. 140rv). Endet mit einer Anleitung zur Bestimmung der wahren Polhöhe des betreffenden Ortes Latitudines signorum et planetarum. »Latitudo 51 gradus«. Möglicherweise so zu verstehen, dass sich die Angaben auf den 51. Breitengrad
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beziehen, das heißt auf die geographische Breite beispielsweise von Köln, Erfurt und Warschau. Tabellenartig. Gradangaben im Tierkreis und zum Stand der Planeten im Tierkreis (Zeichen und Grad, jeweils zwei Angaben, auch zu Sonne und Mond), von Cauda und Caput Draconis sowie der »rota fortune« fol. 203r–208r: Johannes Simon de Zelandia, Speculum planetarum (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 753, Nr. 4). Anleitung zur Ortsbestimmung der Planeten sowie von capud und cauda draconis (vgl. Wien, ÖNB, Cod. 5296, fol. 146r–148v) fol. 209ra–210rb: Ratio semi-diametrum horologii constituendi (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 504, Nr. 1). Angaben zur Herstellung senkrechter, waagrechter und geneigter Sonnenuhren (vgl. Wien, ÖNB, Cod. 5296, fol. 141r–142v) fol. 211r–223r: Tractatus de spera solida (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1576, Nr. 2; Druck Venedig 1518). Endet fol. 222v, fol. 223r zeigt nur noch eine einfache Globusmontierung mit fast waagrechter Polachse, Zeichnung gestürzt. Alle weiteren Zeichnungen fehlen hier. – fol. 223v: leer fol. 224r–252r: Johannes de Gamundia, De compositione et utilitatibus astrolabii (Thorndike/ Kibre 1963, Sp. 1294, Nr. 2). Von der Herstellung eines Astrolabiums. Die Beispiele für Messungen zu astrologischen Zwecken beziehen sich zumeist auf das Jahr 1444 (»Vera conceptio … in utero anno domini 1444, quinta die Januarii, hora…«). Mit Zeichnungen von Quadrat schemata der Himmelshäuser und konkreten Angaben der astrologisch relevanten Daten, wohl als Anwendungsbeispiele fol. 253v–258r: De aspectibus planetarum. fol. 253v–254v und 255v–256r grafische Darstellungen der Aspekte (sextilis, quartus, tertius, oppositus… ). fol. 255r Merkverse (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1589, Nr. 4. Mit Merkversen zu den Aspekten und Rechenbeispielen. Am Schluss: Zur Bedeutung der Astrologie für den Arzt (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 454, Nr. 1) fol. 258v–261v: De decubitu (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 309, Nr. 5). Astrologische Krankenprognostik nach dem Datum des Krankheitsausbruches und dem Stand des Mondes im Tierkreis (Krankheitslunar) fol. 261v–264v: Capitulum 12 domorum vel signorum. Von der Bedeutung der zwölf »Himmelshäuser« des Horoskops, wahrscheinlich Exzerpt aus einem umfangreicheren Text. fol.265r–268v: De calculatione horae conceptionis. Zur Bestimmung des Zeitpunktes der Empfängnis aus der Zeit der Niederkunft. – fol. 269r: leer fol. 269v–270v: De introitu solis in Arietem anno 1449. Vom Eintritt der Sonne in das Zeichen des Widders im Jahr 1449 fol. 271r–273v: Nota de coniunctionibus planetarum. Von den Planetenkonjunktionen. fol. 274r–276r: Johannes de Gamundia, Regula de tabulis proportionum (Thorndike/ Kibre 1963, Sp. 48, Nr. 4) fol. 276v–280r: Johannes de Gamundia, Algorismus de minutiis (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1163, Nr. 5). – fol. 280v: leer fol. 281r–291r: Johannes de Sacrobosco, Tractatus De sphaera (Thorndike ed. 1949; Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1602, Nr. 12) fol. 291v–292v: De mensura terre (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 932, Nr. 7). Zu den Längenmaßen und den Maßangaben bei Ptolemaios und Alfraganus
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fol. 293r–299v: Theorica planetarum Gerhardi (Carmody ed. 1942; Thorndike/ Kibre 1963, Sp. 223, Nr. 10) fol. 300r–301v: De compositione equatorii (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 352, Nr. 4). Zur Herstellung des Equatoriums fol. 301v–302v: De utilitatibus equatorii. »Si volueris scire vera loca planetarum…«. Zur Benutzung des Equatoriums, unter anderem zur Bestimmung der wahren Planetenörter fol. 303r–303v: De compositione almanach (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 29, Nr. 12). Zur Erstellung von Tafeln der tatsächlichen Planetenörter für einen bestimmten Zeitraum fol. 304r–305v: Modus de conficiendi Almanach (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1050, Nr 9). Ein weiterer Traktat zur Erstellung von Tafeln der tatsächlichen Planetenörter für einen bestimmten Zeitraum. – fol. 306r leer fol. 306v–307r: Tabula longitudinum et latitudinum civitatum et regionum. Geographische Koordinaten von Städten und Regionen, beginnend mit dem Paradies und Orten im islamischen Bereich, endend mit Haupt- und Kathedralstädten in Deutschland Loca stellarum fixarum. 34 Astrolabsterne mit Koordinaten, aktualisiert für fol. 307v: das Jahr 1465. Keine genaue Übereinstimmung mit einem der von Kunitzsch untersuchten Typen, deutliche Parallelen zu den Astrolab sterntabellen der Toledanischen Tafeln (vgl. Kunitzsch 1966, S. 78f., Typ XII unf S. 90f., Typ XIII) Tabula Stellarum fixarum. 17 Astrolabsterne, nach Tierkreiszeichen sortiert fol. 308r: Kunitzsch 1966, S. 65, Typ Xa 2 fol. 308v: Tabula distantiarum. Entfernung der Deferenten der Planetenbahnen vom Erdmittelpunkt. Darunter kurze Anleitung zur Polhöhenbestimmung eines Ortes anhand des Schattenwurfs fol. 309r–316r: Figurae. Zeichnungen für Astrolabscheiben, ein »Rete« (fol. 313v) sowie Diagramme fol. 316v–318v: Tabulae. Verschiedene Tabellen, unter anderem zu den Mondstationen und den unterschiedlichen Wirksamkeiten der Planeten in den Tierkreiszeichen (vgl. Thorndike/Kibre 1963, Sp. 253, Nr. 5). fol. 318v: Rota fol. 319r–326r: De locis planetarum. Erläuterung zur Ortsbestimung von Planeten hinsichtlich Equant, Deferent und Epizyklus. Mit zahlreichen Schemazeichnungen der Planetenbahnen und Finsternisse. Vgl. Johannes de Sacrobosco, Sphaera, cap. IV. – fol. 326v: leer fol. 327r–328v: Leopoldus Austriae, De mutatione aeris. Kurzer Text zur Astrometeorologie, Auszug aus De Astrorum scientia (cap. VI; Thorndike/Kibre 1963, Sp. 999, Nr. 8) fol. 329r–333v: Zael, De signis et virtutibus eorum (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 557, Nr. 14; Sp. 1505, Nr. 10). Zur astrologischen und medizinischen Bedeutung der Tierkreiszeichen sowie zu den Planeten in den Zeichen.
Kommentar Die Sammelhandschrift ist offenbar nach und nach gewachsen, was sich nicht nur anhand der Schriften sondern vor allem durch die Lagen und die verschiedenen Papiere nachvollziehen lässt. Der Sternbilderteil scheint dabei zusammen mit den zugehörigen Tafeln eine frühe, viel-
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leicht die früheste, Schicht gebildet zu haben, die erste Lage und alle Teile nach fol. 210 sind relativ spät entstanden, hier zeigen sich Kursivschriften die wohl ins letzte Drittel des Jahrhunderts zu datieren sind. fol. 1– 6 und fol. 223 –333 weisen zudem die gleichen Wasserzeichen auf und dürften etwa zeitgleich sein. fol. 102–210 stehen zeitlich dazwischen und mögen erste Ergänzungen gewesen sein. Wahrscheinlich wurden jedoch keine unabhängig entstandenen Teile zusammengefügt sondern der vorhandene Codex erweitert. Der zentrale Punkt hinsichtlich der Sternbilderfolge liegt eindeutig in der engen Zusammengehörigkeit von Bildern mit Textauszügen nach Michael Scotus und Sterntafeln (fol. 7r–35r). Dabei nehmen die Bilder genau eine Lage zu sieben Doppelblättern ein, im Gegensatz zum Rest der Handschrift, der durchgehend Sexternionen aufweist (sowie zwei Ternionen am Anfang und nach fol. 315). Die Bilderlage dürfte somit als abgeschlossene Lageneinheit konzipiert worden sein, vielleicht im Zuge der Ausführung durch einen professionellen Zeichner. Die Handschrift bietet die Kombination eines unmittelbar aus dem Liber de signis et imaginibus coeli des Michael Scotus kompilierten Sternbildertextes mit Schwerpunkt auf der astrologischen Bedeutung mit einer Sterntafel des Sufi latinus, wobei die Bilder bei der Scotus-Kompilation stehen, formal aber überwiegend aus der al-Sufi-Tradition stammen und die eingetragenen Sterne mit den Nummern der folgenden Tafeln bezeichnet sind. Die Ikonographie ist mit der der oberitalienischen Sternatlanten (Prag, Strahovkloster, DA II 13; Berlin, KK, 78 D 12; Gotha, Forschungsbibliothek, M II 141) verwandt, steht Handschriften, die den arabischen Quellen noch enger folgen, wie Paris, BA, 1036 und Bernkastel-Kues 207 jedoch näher. Andererseits wurden auch Motive der Michael Scotus-Tradition verarbeitet oder zwei unterschiedliche Darstellungen desselben Bildes nebeneinander gestellt. In letzterem Fall bekam nur die arabisch abgeleitete Zeichnung Sterne (z. B. fol. 9v Serpentarius). Offenbar wurde auch versucht, die Abfolgen der Sternbilder in beiden Traditionen zusammenzuführen, so kommt etwa der Adler zweimal vor (in geringfügig unterschiedlicher Form), jeweils seiner Stellung bei al-Sufi/ Ptolemaios und Michael Scotus entsprechend. Die Plejaden als selbständiges Bild kommen bei al-Sufi nicht vor, Bild und Text lehnen sich an Michael Scotus an. Auffällig ist auch, dass nicht nur al-Sufi und Michael Scotus ausgewertet wurden, sondern auch andere Bilderzyklen, unter anderem der zu den Alfonsinischen Tafeln (vgl. Lyra und Andromeda mit den entsprechenden Bildern in Rom, BAV, Urb. lat. 1399). Wo dies möglich war, wurden auch die Sterntafelbilder mit Scotuselementen ergänzt, z. B.: die Bären und der Drache in arabischer Form aber kombiniert zu »draco inter arctos«; Andromeda I ist wie bei Michael Scotus zwischen Pfosten gefesselt (vgl. jedoch auch Bernkastl-Kues 207), aber mit einer Krone ausgestattet (Sufi latinus); Ara/Puteus erscheint als gekipptes Feuerbecken aber mit einem ›aufgemalten‹ Teufelchen (vgl. Michael Scotus); Piscis austrinus in der Sternatlanten-Form wurde mit einem kleinem Begleiter versehen, wie bei Michael Scotus. Die Sternatlasbilder weisen zum Teil sehr arabisch anmutende Merkmale auf, so etwa der Stier als Buckelrind, die Waage mit in die Bildf läche geklappten, kreisrunden, Schalen (Arsenal 1036 und Basel F. II. 33). Al-Farras (»drittes Pferd« al-Sufis) ist hier ebenso enthalten wie in Arsenal 1036 und Bernkastl-Kues 207. Aquarius hält ein schlauchartiges Wasserband (ohne Gefäß). Es ist unverkennbar, dass die Quelle für die hier begegnenden Sufi latinus-Bilder eine Handschrift war, die den frühen Zustand repräsentierte, nicht die weiter europäisierte Variante wie die Sternatlanten um 1400. Sie stand damit Paris, Arsenal 1036 deutlich näher als den, zeitlich näheren, späteren Varianten. Von Kues 207 trennt die Bilder vor allem die durchweg bekleideten Figuren.
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Dieser Befund, vor allem aber der direkte Vergleich rücken die Sternbilderzeichnungen in Catania Arm. 3 U. 87 in die unmittelbare Nähe der Bilder in der Wiener Handschrift ÖNB, Cod. 5318, die jedoch in den weiteren Texten, außer den Sterntafeln des Sufi latinus und der zugehörigen Bilderfolge mit Beischriften, keine Übereinstimmungen aufweist (vgl. Lippincott 1985, S. 67). Man muss daher von einem unmittelbaren Zusammenhang zwischen den beiden Sternbilderfolgen ausgehen. Beide fügen sich in den Kontext der Wien-Klosterneuburg-Gruppe ein und dürften letztlich auch aus demselben geographischen Raum stammen. Allerdings ist prinzipiell immer mit Wanderungen von Vorbildhandschriften auch über größere Entfernungen zu rechnen. Hinsichtlich des Layouts, das heißt der Anordnung der Zeichnungen auf den Seiten, zeigen beide Handschriften auch Anklänge an die Konzeption von Brüssel, Bibliothèque Royale Albert 1er, Ms. 10117-26, fol. 54r–79r und München, BSB, clm 826, wo Sterntafel und Illustrationen so um 90 Grad gekippt wurden, dass jeweils eine Doppelseite beziehungsweise Öffnung des Buches, ins Hochformat gedreht, zum Bildraum mit einheitlich ausgerichteten Darstellungen wird. Die Sterntabellen laufen im Brüsseler Codex über den Falz hinweg. In der Catinenser Handschrift weisen fünf von 12 Doppelseiten eine einheitlich um 90 Grad ›gestürzte‹ Ausrichtung auf, die Wiener Handschrift (Cod. 5318) weist zunächst nur einzelne ›gekippte‹ Figuren auf (Andromeda II, Virgo, die Hunde), Schiff (fol. 34v) und Hydra (fol. 35r) wurden gegeneinander gedreht, lediglich die letzte doppelseitige Öffnung zeigt die Darstellungen in derselben Ausrichtung (fol. 35v–36r). Die zugehörigen Textblöcke sind zumeist in der üblichen Weise auf der Seite angeordnet. Die beiden, wahrscheinlich auf Wien/Klosterneuburger Vorbilder zurückgehenden oder von dort stammenden Handschriften Catania, BU, Arm. 3 U. 87 und Wien, ÖNB, 5318 weisen so große Übereinstimmungen auf, dass sie auf gemeinsame Vorbilder zurückgehen müssen. In diese Sternbilderfolgen sind vor allem die Darstellungen des Sufi latinus in einer recht ursprünglichen Form eingef lossen, daneben wurde Text und Bildmomente aus der Himmelsbeschreibung des Michael Scotus eingef lochten. Eigentümlichkeiten des Layouts verbinden vor allem die Catinenser Handschrift mit weiteren Codices der Sterntafelüberlieferung. Schließlich finden sich auch eindeutige Ref lexe einer älteren Variante der Sterntafelbilder aus dem Umkreis der Alfonsinischen Tafeln. Die im 15. Jahrhundert vorherrschende Tendenz zur Akkumulation von Bildvarianten und zur Amalgamierung verschiedener Traditionen findet sich somit auch hier in einer charakteristischen Ausprägung. Im Gegensatz zu den repräsentativen Sternatlanten ist der Kontext hier eindeutig astrologisch definiert. Verzeichnis der Bilder fol. 7r: Ursa maior, Ursa minor, Draco (Großer Bär, Kleiner Bär, Drache), kleiner Bär
nach rechts laufend, darunter der große Bär nach links mit erhobenem Schwanz, zwischen den Bären und den Textblöcken windet sich der Drache mit großem, gehörntem, nach links blickendem Kopf. fol. 7v: Cepheus, »Cheichnis, Inflammatus«, im Ausfallschritt nach rechts schreitend, Kopf im Halbprofil, kurzes Gewand mit gelapptem Saum, Mütze; Corona (Krone), konzentrische Kreise mit Sternen, im Zentrum Frauenkopf mit Schleier; Bootes, »Thegnius, Ululans«, nach links schreitend, Arme ausgebreitet, in der Linken ein Schwert erhoben, kurzes Gewand. fol. 8r: Perseus, nach links laufend, ein bärtiger Männerkopf als Medusenhaupt in der Rechten, Falx als kurzes Sichelmesser erhoben in der Linken, unter dem rechten Ellbogen ›schwebt‹ ein Schild. Lyra (Leier), »stellatio Alore et est Vultur
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cadens«, Kelchartiges Gefäß mit Vierpassfuß und volutenartigen Einrollungen am Kelchrand, darunter ein froschartiges Tier mit Haaren und Schwanz. fol. 8v: Aquila (Adler), »Vultur volans«, ausgebreiteter Adler, leicht heraldisch stilisiert, kein Hakenschnabel; Pleia des (Siebengestirn), sieben Halbfiguren junger Männer, gestikulierend wie im Disput; Cassiopeia, im zeitgenössischem Kleid, den Kopf mit einem Schleier bedeckt, leicht schräg nach rechts gewandt auf einer Bank mit Löwenfüßen sitzend, die rechte Hand an der senkrechten Stütze mit einer Windung und stilisierter Blüte als oberem Abschluss. fol. 9r: Her cules, prinzipiell eine Wiederholung der Figur des Perseus, hier mit geradem Schwert und ohne Schild, die Sterne jedoch passend zu Hercules, darunter ein weiterer, kleiner Hercules nach links, mit Schwert und Menschenhaut, nackt, Geschlecht betont, ohne eingetragene Sterne; Auriga (Fuhrmann), »Alayot«, im knöchellangen, langärmligen Gewand nach rechts schreitend, in der Rechten eine dreiriemige Geißel erhoben, in der linken Hand eine Art Gürtel vor dem Bauch haltend. fol. 9v: Serpentarius, »Alfeitas«, nach rechts schreitend, große Schlange mit Ohren hinter sich haltend; rechts daneben: Serpentarius (Schlangen träger), nach rechts schreitend im knielangen Gewand, hinter sich die große Schlange mit dickem Drachenkopf haltend, rechts daneben die ›Michael Scotus-Variante‹ ohne Sterne: der nackte Schlangenträger nach links gewandt auf dem Skorpion stehend, die Schlange um die Taille gewunden und sich zum Träger zurückwendend; Sagitta (Pfeil), rechts beziehungsweise unterhalb des zweiten Serpentarius, ohne Beitext, als sich verjüngendes Rechteck mit Sternen (die arabische Form). fol. 10r: Aquila (Adler), nach rechts flatternd mit ausgestreckten Beinen, eher naturnah (vgl. fol. 8v); Delphinus, Phantasiewesen mit Drachenkopf und fischartigem Leib, der Schwanz quastenartig gefranst, nach rechts blickend. fol. 10v: Equus prior (erstes Pferd), nach links gewandte Pferdebüste, vier Sterne im Kopf; Pegasus, »Equus secundus«, nach links stürmende Protome mit geöffnetem Maul. fol. 11r: Andromeda (erste Variante), nach rechts gewandt, zwischen zwei Pfosten (Astansätze!) mit kleeblattähnlichen Knäufen gefesselt, Krone, offenes Haar und vorn geschlossenes Kleid; Andromeda (zweite Variante), Bild nach rechts gestürzt, nach rechts gewandt stehende Frau, die Arme ausgebreitet, zwei sich überlagernde Fische vor dem Oberkörper. fol. 11v: Andromeda (dritte Variante), nach rechts orientiert auf dem Boden sitzend, den Kopf zurückwendend, nackt, mit einem verknoteten Strick um die Taille, Sternchen in Tinte eingetragen; Andromeda (vierte Variante) , stehend nach rechts gewandt, mit einem Fisch zwischen den Unterschenkeln, die Arme ausgebreitet (nur ein Text zu Andromeda fol. 11r oben); Al-farras (Pferd), gestürzt wie Andromeda, nach links gewandt, das rechte Vorderbein anhebend. fol. 12r: Triangulum (Dreieck), einfach, gleichseitig; Aries (Widder), groß und nach rechts gestürzt, den Kopf zurückwendend, Schrittstellung wie in den Sternatlanten. fol. 12v: Taurus (Stier), nach links orientierte Vorderhälfte, nicht gestürzt, Buckelrind, wie in den Sternatlanten. fol. 13r: Gemini (Zwillinge), zwei nackte Jünglinge nach rechts schreitend, aufrecht, wie in den Sternatlanten; Cancer (Krebs), abenteuerliche, naturferne Käferform. fol. 13v: Leo (Löwe), nach rechts gewandt stehend; Virgo (Jungfrau), Arme leicht abfallend zur Seite gestreckt, offenes Haar, der unter dem Kleidersaum sichtbare Fuß ist tierähnlich entstellt. fol. 14r: Libra (Waage), Balkenwaage, die Waagschalen in die Fläche gedreht (kreisrund); Scorpius, naturferne Form auf Basis der Sternatlanten, nach rechts oben gewandt. fol. 14v: Sagittarius (Schütze), nach rechts galoppierend, in Hüfthöhe gespannter Bogen, nach hinten wehendes Stirnband; Capricornus (Steinbock), »Alcancarus«, Ziegenfisch nach rechts. fol. 15r Aquarius (Wassermann), »Hauritorisa«, stehender Mann mit schlauchartigem Wasserstrom. fol. 15v: Pisces (Fische), v-förmiges Band zwischen den Schwanzflossen, Fische naturnah. fol. 16r: Cetus (Seeungeheuer), groß, gestürzt, als Mischwesen mit Fischschwanz wie in den Sternatlanten. fol. 16v: Orion, große, nach rechts ausschreitende Männerfigur, in der Rechten einen kürzen Knüppel erhoben, aus dem ver-
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längerten Ärmel wurde ein kurzer Schlauch in der linken Hand, großes Schwert am Gürtel; Eridanus (Fluss), als gewelltes Band. fol. 17r: Canis (Hund), großer nach links springender Hund, gestürzt; Anticanis (Kleiner Hund), kopfunter angeordnet, kleiner Hund nach links, Halsband mit Öse, darunter viereckiger Kasten mit weiteren Sternen; Lepus (Hase), kopfunter wie Anticanis, nach links laufend. fol. 17v: Argo Navis (Schiff), nach links flatternder Vogel. fol. 18v: Centaurus, nach links laufender Kentaur mit belaubtem Ast in der Linken, den Wolf an den Hinterbeinen haltend, Mütze, Oberkörper bekleidet. fol. 19r: Ara (Altar), gestürzt, »diaboloförmiges« Feuerbecken mit lodernden Flammen, vorne, wie eine darauf angebrachte Verzierung, ein geflügelter Teufel; Corona meridionalis, Tropfenform. fol. 19v: Piscis austrinus (Südlicher Fisch), nach links springender Fisch mit offenem Maul und Zähnen, darüber ein kleineres Fischchen ohne Sterne. fol. 20r: Wiederholung des großen Piscis austrinus von späterer Hand, 20v leer.
Provenienz Getilgter, unleserlicher Besitzeintrag fol. 1r; Die Handschrift gelangte 1888 als Geschenk eines gewissen Gaetano Gustavo Curcio di Spaccaforno in den Besitz der Bibliothek (Vorderspiegel: »Dono del Sig. Gaetano Gustavo Curcio di Spaccaforno, Catania 10. Dicembre 1888«, vgl. McGurk 1966, S. 10).
Literatur Fava 1897, S. 432 – 435; Thiele 1898, S. 151; Hauber 1918, S. 50f.; Byvanck 1949, S. 211, Nr. 43; McGurk 1966, S. XIV, XXVI, 10 –16 [unter der Signatur »Biblioteca Universitaria, 87 (ext. 87 int. 85)«]; Lippincott 1985, S. 67 und öfter [unter der Signatur »Biblioteca ´ z˙ ynska-Stolot 1994, S. 65. Comunale, 87 (int. 87)«]; Kunitzsch 1986, S. 68 –77; Snie Siehe S. 49–50, 79, Abb. 401–405
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Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 5318 Astronomisch-astrologische Sammelhandschrift, Sufi latinus (illustriertes Sternverzeichnis); Petrus de Alliaco Den weitaus größten Teil nehmen die Traktate des Pierre d’Ailli zur Verteid igung der Astrologie ein. Die Sternbilderfolge nach al-Sufi mit eingestreuten Varianten nach Michael Scotus und dessen astrologischen Anmerkungen folgt der Wien-Klosterneuburger Traditionslinie. Österreich/Salzburg, um 1440–1460, Nachträge bis 1474 Kodikologische Angaben 317 × 215 mm, 129 Folia, Papier, Bastarda cursiva, die drei Teile der zusammengesetzten Handschrift wurden jeweils von einer Hand geschrieben (fol. 2r–36v, 38r–105v, 107r–128v), vielleicht stammt auch fol. 1rv von Hand 1.
Art der Bilder 52 Sternbilderdarstellungen als einfache Federzeichnungen mit Beischriften (umfangreiche Textexzerpte bei Saxl 1927), 39 Bildseiten.
Inhalt I fol. 1rv:
Tabula. Geographische Längen und Breitengrade der Städte. Europäische und Nordafrikanische Städte, Schwerpunkt im deutschsprachigen Raum fol. 2r–16r: Sufi latinus (vgl. Kunitzsch 1986; Kunitzsch 1990). Sterntafeln ohne Bilder. Nach dem Kolophon fol. 16r unten 1424 berechnet, die Differenz zum Almagest beträgt demnach 18 Grad und 56 Minuten (vgl. Saxl 1927, S. 133) fol. 16v: Zur Nota. Nachtrag. Zur Bestimmung des tatsächlichen Sternortes mit Korrekturwert für das Jahr 1465. – fol. 17r: leer fol. 17v–36v: Delineationes signorum et imaginum coeli. Die Bilder folgen überwiegend den Illustrationen des Sufi latinus, weisen jedoch auch andere Figuren auf, wie in Catania, BU, Arm. 3 U. 87, fol. 7r–19v. Den Bildern werden Textblöcke aus der Himmelsbeschreibung des Michael Scotus zugeordnet, die Absätze zur Geburtsprognostik (»Natus sub hoc signo…«) finden sich dabei immer in voller Länge, die sonstigen Erläuterungen nur gelegentlich und zumeist in (zum Teil stark) gekürzter Form (vgl. Saxl 1927, S. 133 – 138). Die Angaben zur Nummerierung der Sternbilder folgen dagegen dem anschließenden Text des Sufi latinus. fol. 36ar–36av: Eingehefteter Zettel mit Aufzählung der Sternbilder 1–20 nach Ptolemaios zum Teil zusätzlich mit arabischen Namen. Fortsetzung verso ohne Numerierung fol. 36br: De electionibus. Tabelle mit günstigen Tagen für verschiedene Aktivitäten (»Hospitium mutare… arbores plantare…«)
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fol. 37ar:
Eingehefteter Zettel. Aufzählung der Fixsterne in einigen Sternbildern und der Gesamtzahlen der Sterne nach Ptolemaios
II fol. 38r– 49v: Petrus de Alliaco, Vigintiloquium sive Concordia theologie et astronomie (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1582, Nr. 3) fol. 49v–50r: Notandum. Zum vorhergehenden Text fol. 50r– 65v: Petrus de Alliaco, Concordantia astronomiae cum historica narratione (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 64, Nr.1 und Sp. 158, Nr.1) fol. 66r: Notandum. Zu den vorausgehenden tractatus des Petrus de Alliaco (Text sehr ähnlich wie fol. 49v–50r) fol. 66v– 85v: Petrus de Alliaco, Elucidarium astronomice concordie cum theologica et historica veritate (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 873, Nr. 11) fol. 86rv: Notandum. Zum Vorhergehenden fol. 87r– 89r: Petrus de Alliaco, Apologetica defensio astronomice veritatis (Thorndike/ Kibre 1963, Sp. 1198, Nr. 12) fol. 89v–91v: Petrus de Alliaco, Secunda apologetica defensio astronomice veritatis (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1430, Nr. 3) fol. 92r–97r: Petrus de Alliaco, De themate celesti tempore creationis et de coniunctionibus in sequentibus (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 558, Nr. 1). Vor allem Tabellen, Schemata und Rechenregeln zum Stand der Himmelskörper bei der Schöpfung und bei den späteren »großen Konjunktionen«, hier mit neu errechneten Werten (vgl. Smoller 1994, S. 73f.) Tabula. Astrologische Tabelle zu den Aspekten im Tierkreis fol. 97v: Schema. Didaktische Zeichnung zum folgenden Text. – fol. 98v: leer fol. 98r: fol. 99r–105v: Petrus de Alliaco, Concordia discordantium astronomorum (Thorndike/ Kibre 1963, Sp. 369, Nr. 7) III fol. 106r–128v: Alkabitius, Einführung in die Astrologey (Übers. Arnold von Freiburg; Schadl ed. 1985). Übersetzung der Isagoge in astrologiam des Alkabitius auf der Basis der lateinischen Übersetzung des Johannes Danco de Saxonia (vgl. Keil 2004). Datierung der Abschrift im Kolophon: »…und ist geschriben worden mit fleissigem auffsehen und corrigiern durch Burkharten Kechk ze Saltzpurg anno domini 1474. Gott sey gelobt.«
Kommentar Die Handschrift lässt drei Abschnitte erkennen, die jeweils von einer anderen Hand geschrieben wurden und deren genaue zeitliche Einordnung getrennt zu betrachten ist. Während der letzte Teil, der nur den deutschen Text nach Alkabitius enthält, im Kolophon auf 1474 datiert ist, legt ein Nachtrag für 1465 im ersten Teil (fol. 1–37) dessen Entstehung vor diesem Zeitpunkt nahe. Der umfangreichste zweite Teil des Codex enthält ausschließlich die Texte des Kardinals und Bischofs von Cambrai Pierre d’Ailly (1350 –1420) zur Astrologie und ihrem Verhältnis zu Theologie und Geschichte (vgl. Smoller 1994). Die dort jeweils genannten Daten beziehen sich jedoch auf die Abfassung der Texte (1414 –1415), nicht auf die vorliegende Abschrift. Der Cod. 30/4 (ehemals 27. 1. 11) des Spitals am Pyhrn (Österreich) bietet eine in Inhalt und Abfolge sehr ähnliche Zusammenstellung der Texte Pierre d’Aillys (vgl. Glassner, Christine: Papierhandschriften aus
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Spital am Pyhrn [Signaturenreihe: 1/4 –376/4], http://www.oeaw.ac.at/ksbm/stpaul/inv/), ebenso Wien, ÖNB, 5266 (vgl. Smoller 1994, S. 135). Letztlich tragen jedoch die Teile II und III nichts Wesentliches zur Einordnung des ersten Teiles mit der Sternbilderfolge und den Sterntafeln des Sufi latinus bei. Eine genauere Datierung anhand von Stilmerkmalen der Zeichnungen fällt schwer, nicht zuletzt aufgrund der anzunehmenden engen Übernahmen aus dem zugrundeliegenden Vorbild. Die relativ soliden Figuren mit großen Köpfen lassen jedoch ebenso an die Zeit des sogenannten harten Stils denken wie die etwas gebrochen wirkenden Draperieformen beim Kopftuch der Nördlichen Krone und beim Gewand der Cassiopeia. Ein Zeitraum von etwa 1440–1460 erscheint somit als plausibles Zeitfenster für die Entstehung des ersten Abschnittes der Handschrift und damit der Sternbilderdarstellungen. Der Nachtrag für 1465 dürfte für dieses Jahr als terminus ante quem sprechen. Damit rückt der Band näher an die eng verwandte Gruppe der Wien/ Klosterneuburger Handschriften und an seine nächste Verwandte (Catania, BU, Arm. 3 U. 87) heran, als es das späte Datum des deutschen Textes zunächst vermuten lässt. Die Bildtafeln mit den zugehörigen Textblöcken der Nativitätsprognosen nach Michael Scotus stellen eine enge Parallele zu dem entsprechenden Abschnitt in Catania, BU, Arm. 3 U. 87 (fol. 7r–19v) dar. Dort sind die Scotusexzerpte allerdings deutlich umfangreicher. Es dürfte wahrscheinlich sein, dass die ursprünglich längeren Textauszüge später gekürzt wurden. Die Handschrift in Catania weist jedoch in den weiteren Texten, außer den Sterntafeln des Sufi latinus und der zugehörigen Bilderfolge mit Beischriften, keine Übereinstimmungen mit Wien, ÖNB, 5318 auf. Beide fügen sich in den Kontext der Wien-Klosterneuburg-Gruppe ein und dürften letztlich auch aus demselben geographischen Raum stammen. Harward f typ 43 weist ebenfalls Textauszüge aus Michael Scotus zu den Eigenschaften der unter dem Sternbild geborenen auf (siehe dort). Die Art der Zusammenstellung in Harward ist durchaus vergleichbar mit den Handschriften in Wien (5318) und Catania, die konkrete Form und damit die unmittelbaren Vorbilder der Sternbilderdarstellungen weichen jedoch deutlich hiervon ab. Saxl (1927) hielt diese Textteile für genuin ptolemäisch und folgerte fälschlich, Michael Scotus habe ganze Partien von Ptolemaios übernommen. Hinsichtlich des Layouts, das heißt der Anordnung der Zeichnungen auf den Seiten, zeigen beide Handschriften auch Anklänge an die Konzeption von Brüssel, Bibliothèque Royale Albert 1er, Ms. 10117-26, fol. 54r–79r und München, BSB, clm 826, wo Sterntafel und Illustrationen so um 90 Grad gekippt wurden, dass jeweils eine Doppelseite beziehungsweise Öffnung des Buches, ins Hochformat gedreht, zum Bildraum mit einheitlich ausgerichteten Darstellungen wird. Die Sterntabellen laufen im Brüsseler Codex über den Falz hinweg. In der Catinenser Handschrift weisen fünf von zwölf Doppelseiten eine einheitlich um 90 Grad ›gestürzte‹ Ausrichtung auf, die Wiener Handschrift zeigt dagegen nur einzelne ›gekippte‹ Figuren (Andromeda II, Virgo, die Hunde), Schiff (fol. 34v) und Hydra (fol. 35r) wurden gegeneinander gedreht, lediglich die letzte doppelseitige Öffnung zeigt die Darstellungen in derselben Ausrichtung (fol. 35v–36r). Die zugehörigen Textblöcke sind zumeist in der üblichen Weise auf der Seite angeordnet. Vergleicht man die Bildformen und das Repertoire der Sufi latinus Illustrationen mit den frühen Handschriften dieser Überlieferungsreihe wie auch den oberitalienischen Sternatlanten (Prag, Strahovkloster, DA II 13 und verwandte Handschriften), so wird die größere Nähe zu Paris, Arsenal 1036 und Bernkastl-Kues 207 deutlich. Al-farras, das »dritte Pferd al-Sufis« ist ebenso vorhanden, wie andere charakteristische Merkmale. Andromeda I gefesselt zwischen Stan-
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gen mit ornamentalen Knäufen, findet sich auch in Bernkastl-Kues 207 (fol. 128r). Vergleichbar ist hier auch die Ausprägung der Figur in Domenico d’Arezzo, Liber de coelo (Florenz, Laurenziana, Edili 170 und Rom, BAV, Vat. lat. 3121). Die beiden, wahrscheinlich auf Wien/Klosterneuburger Vorbilder zurückgehenden oder von dort stammenden Handschriften Catania, BU, Arm. 3 U. 87 und Wien, ÖNB, 5318 weisen so große Übereinstimmungen auf, dass sie auf gemeinsame Vorbilder zurückgehen müssen. In diese Sternbilderfolgen sind vor allem die Darstellungen des Sufi latinus in einer recht ursprünglichen Form eingef lossen, daneben wurde Text und Bildmomente aus der Himmelsbeschreibung des Michael Scotus eingef lochten. Eigentümlichkeiten des Layouts verbinden vor allem die Catinenser Handschrift mit weiteren Codices der Sterntafelüberlieferung. Schließlich finden sich auch eindeutige Ref lexe einer älteren Variante der Sterntafelbilder aus dem Umkreis der Alfonsinischen Tafeln. Die im 15. Jahrhundert vorherrschende Tendenz zur Akkumulation von Bildvarianten und zur Amalgamierung verschiedener Traditionen findet sich somit auch hier in einer charakteristischen Ausprägung. Im Gegensatz zu den repräsentativen Sternatlanten ist der Kontext hier eindeutig astrologisch definiert.
Verzeichnis der Bilder fol. 17v: Ursa minor (Kleiner Bär), Bär nach rechts, Sternmuster erkennbar. fol. 18r: Ursa maior (Großer Bär), Bär nach links, Sternmuster erkennbar. fol. 18v: Draco (Drache),
stark verschlungene Schlange mit Drachenkopf, unverkennbar die arabische Version. fol. 19r: Cepheus (Cheichnis, Inflammatus), nach rechts ausschreitender, mit der Linken
nach vorn zeigender Mann mit Bart und hoher Mütze, kurzes, vorne geknöpftes Gewand, barfuß. fol. 19v: Bootes (Bärenhüter), »Thegnius«, nach rechts schreitender Mann mit erhobenem Schwert, kurzes Gewand, bartlos. fol. 20r: Corona borealis (Nördliche Krone), Frauenkopf mit Schleier, darum vier Kreise gezogen, Sterne im mittleren Zwischenraum. fol. 20v: Perseus, nach rechts ausschreitend, im kurzen Gewand, Kappe, Sichelschwert erhoben, bärtiger Männerkopf in der Linken, ein frei schwebender kleiner Schild unter dem linken Ellbogen. fol. 21r: Lyra (Leier), »Vultur cadens«, mehrfach ausgebauchter Fußbecher, daneben ein kleines, alle Viere von sich streckendes, Tier mit Schwanz, in Draufsicht. fol. 21v: Cygnus (Schwan), »Gallina«, sieht eher aus wie ein Adler, aber in der ausgebreiteten Form wie Gallina, nur rote Sterne, keine Nummern, darunter die Plejaden als Büsten beziehungsweise Halbfiguren, ohne Beischrift, aber mit Sternen (wie bei Gallina). fol. 22r: Cassiopeia, die arabische Form mit dem gewundenen »Ding« in der Rechten (hier oben in fünflappiges Blatt(?) auslaufend, unten hinter der Bank verschwindend), im Text wird die blutende Hand erwähnt und die entblößte rechte Brust (beides hier nicht dargestellt). fol. 22v: Perseus/Hercules, Perseus mit geradem Schwert und bärtigem Männerhaupt nach rechts gewandt. fol. 22v: ganz klein daneben Hercules nach links, nackt, knieend, das Schwert in der Linken erhoben, über dem rechten Arm ein halbes Menschlein (Beine fehlen) mit der Beischrift »pellis leonis«(!). fol. 23r: Auriga (Fuhrmann), nach links, arabische Form, stehend, die Geißel schwingend, ein Band in der Linken vor dem Unterkörper gehalten, bekleidet, Mütze. fol. 23v: Serpentarius (Schlangenträger), arabische Form, nach rechts, bekleidet. fol. 24r: Serpentarius (Schlangenträger), europäische Form, nach links, nackt, Rückenfigur, Schlange um die Taille, Skorpion verderbt, keine Sterne; daneben die arabische Form des Pfeiles, senkrecht. fol. 24v: Aquila (Adler), Adler mit ausgebreiteten Schwingen nach rechts, Sterne, nummeriert. fol. 25r: Delphinus, sehr merkwürdig, drachenartiger »Löwenkopf« mit Mähne, uten in Strähnen auslaufend, mit einem »Rammsporn« aus
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dem Maul. fol. 25v: Equus prior (erstes Pferd), Pferdekopf nach rechts, nur vier Sterne im Kopf. fol. 26r: Pagasus, halbes Flügelpferd nach rechts, viele Sterne. fol. 26v: Andromeda (erste Version), 27r: Andromeda (vierte Version), zuerst europäisch, mit Krone, zwischen zwei Säulen gefesselt, voll bekleidet; darunter, Bild quer gestürzt, ausgebreitete Arme, keine Fesslen, bekleidet, quer über den Leib zwei Fische, ein großer und drin ein kleiner; (fol. 27r) groß die bekleidete arabische Andromeda, mit dem linken Bein über ein fischähnliches Gebilde steigend, links daneben, kleine nackte sitzende Andromeda mit Strick um die Taille (Beischrift: Andromeda). fol. 27v: Al-Farras (Pferd), vollständiges Pferd nach rechts, Sterne nicht nummeriert. fol. 28r: Triangulum (Dreieck), reines Liniendreieck, vier Sterne. fol. 28r: Aries (Widder), nach rechts, Kopf zurück, ein Vorderbein eingeknickt. fol. 28v: Taurus (Stier), arabisch, Vorderhälfte aufgerichtet, nach rechts. fol. 29r: Gemini (Zwillinge), arabisch, nach rechts. fol. 29v: Cancer (Krebs), völlig entstellt. fol. 30r: Leo (Löwe), stilisierter Löwe nach rechts. fol. 30r: Virgo (Jungfrau), nach rechts gekippt, quer, junge Frau im langen Kleid. fol. 30v: Libra (Waage), realistische Balkenwaage, ohne Haltefigur. fol. 30v: Scorpius (Skorpion), riesiger halbkreisförmig gebogener, ziemlich entstellter Skorpion. fol. 31r: Sagittarius (Schütze), arabische Form nach rechts, Kentaur, Kopftuch weht nach hinten. fol. 31v: Capricornus (Steinbock), Ziegenfisch mit Steinbockhörnern nach rechts. fol. 32r: Aquarius (Wassermann), leicht nach links gewandt, arabische Form, in der Rechten ein Band oder eine Art Wurm haltend (Wasserstrom). fol. 32v: Pisces (Fische), arabisch, divergierend, Band an den Schwänzen. fol. 33r: Cetus (Seeunge heuer), Drachenkopf, Raubvogelfüße, Fischschwanz, nach links. fol. 33r: Orion, arabisch, nach rechts, statt Ärmelverlängerung hält er eine Art Schlauch in der Hand, in der Rechten einen kurzen Knüppel erhoben. fol. 33v: Eridanus (Fluss), arabisch als »Bandwurm«. fol. 34r: Canis (Großer Hund); Anticanis (Kleiner Hund); Lepus (Hase); um 90 Grad gedreht und auf dem Kopf. fol. 34v: Argo Navis (Schiff), Schiffshälfte in arabischer Form, völlig verschoben. fol. 35r: Hydra (Seeschlange), mit Kringel; Crater (Becher), als Deckelpokal mit Henkeln; Corvus (Rabe), flatternd, jeweils einzeln, um 90 Grad gedreht. fol. 35v: Centaurus, um 90 Grad gedreht, arabisch, »Lupus« am Hinterbein gehalten, in der anderen Hand ein Ast mit Blättern. fol. 36r: Ara (Altar), um 90 Grad gedreht, breitgedrückte »Diabolo-Form« (Kohlebecken) des Altars, Flammen als gleichförmig aufsteigende Zungen, auf dem »Altar« vorne wie eine figürliche Verzierung angebracht eine Art geflügelter Teufel. fol. 36r: Corona meridionalis (Südliche Krone), auf der Spitze stehende »Tropfenform«. fol. 36v: Piscis austrinus (Südlicher Fisch), gebogen nach links »springender« großer Fisch mit offenem Maul und Zähnen, darüber ein viel kleinerer Fisch.
Provenienz Das Kolophon des dritten Teils der zusammengesetzten Handschrift verweist auf Salzburg als Herkunftsort. Der erste Teil steht in direktem Zusammenhang mit der Wien-Klosterneuburger Geographen- und Astronomenschule. Zum weiteren Überlieferungsweg finden sich keine Hinweise.
Literatur Tabulae 1870, S. 101f.; Hauber 1918, S. 50f.; Saxl 1927, S. 20, 132 –141; Byvanck 1949, S. 211, Nr. 29; Fischer 1970, S. 343f.; Assion 1978, Sp. 471; Lippincott 1985, S. 67 und öfter; ´ z˙ ynska-Stolot 1994, S. 67; Smoller 1994, S. 135; Schadl 1985; Kunitzsch 1986, S. 68 –77; Snie ´ z˙ ynska-Stolot 1997, S. 92; Keil 2004 Snie Siehe S. 49–50, 79, Abb. 406–408
X.4
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Madrid, Real Biblioteca del Monasterio de San Lorenzo de El Escorial, Ms. h. I. 15 Alfonso X. el Sabio, Lapidario Vier Steinbücher in kastilischer Übersetzung Sammlung von vier Lapidarien mit Schwerpunkt auf den astrologischen Bezügen und der Wirksamkeit als Amulette. Im Rahmen des »Primer Lapidario« finden sich zahlreiche Sternbilderdarstellungen, die enge Bezüge zur weiteren Überlieferung der Sternbilderdarstellungen aus dem Umkreis Alfons des Weisen von Kastilien aufweisen. Dabei kommt den hier enthaltenen Bildern die wohl höchste Authentizität hinsichtlich der Neuredaktion der arabischen Sternbilderzyklen im Fixsternbuch al-Sufis am Hof Alfonsos zu. Sevilla, um 1276–1284 (?) Kodikologische Angaben 31 × 20 cm, 119 Folia, Pergament, zwei Spalten, klare, sorgfältig geschriebene Textura von zwei Händen (fol. 1ra–109va und fol. 110ra–118ra). Die zweite Schreiberhand schuf auch den Text von Escorial, Ms. h. I. 16. Rubriziert, laufende Seitentitel in blauen und roten Lombarden jeweils mit Zierstrichen in Gegenfarbe, mit kurzen Dornblattranken, Drôlerien (Drachen, Tiere), Zeilenfüllern, Ornamentfelder als Spaltenabschluss sowie zahlreichen Bildinitialen ausgestattet. fol. 1ra Miniatur und 5zeilige Bildinitiale zum Textbeginn, 8zeilige Bildinitialen zu den Abschnitten der einzelnen Steine mit Darstellungen zur Gewinnung beziehungsweise zum Abbau. fol. 119ra Autorenbild zum Textbeginn. Zum dritten Lapidario wurden auch die Rubriken und Initialen (fol. 110ra) nicht mehr ausgeführt, lediglich die blauen und roten »Capitula« sind eingefügt worden. Im letzten Text fol. 112vb –118ra wurden Lombarden, Fleuronnée und Zeilenfüller wieder ausgeführt. Erhebliche Textlücken bestehen nach fol. 39 und nach fol. 91, durch umfangreiche Blattverluste entstanden (s. u., vgl. auch Brey Mariño 1982, S. 17).
Art der Bilder 310 Sternbilderdarstellungen als farbige Bilder in kreisrunden Medaillons, vor Pergamentgrund oder blauem Farbgrund, die Medaillons eingepasst in rechteckige, fleuronnéegeschmückte Felder im Spaltenraster (Textspiegel). Ab fol. 101ra blieben viele dieser Medaillons leer.
Inhalt Primer Lapidario (Brey Mariño ed. 1982; Lapidario ed. 1881, S. 1–58). Die Steine werden jeweils den einzelnen Graden des Tierkreises zugeordnet. Die Sternbilderdarstellungen verdeutlichen jeweils welcher Stern den betreffenden Grad markiert, entsprechend sind immer nur ein oder zwei Sterne eingetragen. fol. 94ra–100va: Segundo Lapidario (Lapidario ed. 1881, S. 59 – 63). Über die Dekane und die ihnen zugeordneten und von ihnen beeinflussten Steine fol. 1ra–93r:
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fol. 101ra–109va: Tercer Lapidario (Lapidario ed. 1881, S. 63 – 68). Zu den Steinen unter dem Einfluss der Planeten (von Saturn bis Luna) fol. 110ra–118ra: Cuarto Lapidario (Lapidario ed. 1881, S. 69 –76). Steine werden nach zugeordneten Buchstaben aufgeführt mit ihren Eigenschaften. Von »a« bis »zethe«, griechische und hebräische Buchstaben
Kommentar Mit 314 Einzeldarstellungen von Sternbildern dürfte das erste Lapidarium Alfons des Weisen die Handschrift mit den zahlreichsten Einzelbildern der himmlischen Konstellationen sein. Hinzu treten weitere Bilder der 36 Dekane sowie eine große Anzahl an Bildinitialen zu den Fundorten und zum Abbau der jeweils genannten Steine sowie Autorenbilder. Damit gehört der Codex des Escorial trotz des auch hier nur unvollständig ausgeführten malerischen Ausstattungsprogrammes zu den Handschriften von höchstem Anspruchsniveau. Die Darstellungen illustrieren den Text der vier Steinbücher. Sternbilderdarstellungen im engeren Sinne enthält lediglich das erste, in dem jeder Stein jeweils einem Stern (seltener zwei Sternen) zugeordnet wird, von dem er jeweils seine Kraft (»fuerza«) und seine besonderen Eigenschaften (»vertud«) bekommt und der Macht (»poder«) über ihn hat. Die Sterne entsprechen Einzelgraden des Tierkreises, mit denen sie jeweils aufgehen (»Paranatellonta«; vgl. Boll 1903, S. 431). Je 30 Grade entsprechen dem Bereich eines Tierkreiszeichens im Zodiak und werden somit unter diesem Zeichen zusammengefasst. Die Bildmedaillons zeigen die jeweiligen Sterne beziehungsweise Paranatellonta der Einzelgrade als Bestandteile eines der ptolemäischen Sternbilder. Sie werden somit anhand der Lage in der betreffenden Himmelsfigur identifiziert (vgl. Amorós Portolés 1982, S. 173 –187). Die restlichen Sterne jedes Bildes werden dabei nicht dargestellt, nur die den Steinen und ihren Graden zugeordneten Sterne erscheinen als goldene Scheibchen. Zuweilen sind in den Bildmedaillons auch zwei Darstellungen vereinigt, wobei beide jeweils einen Stern aufweisen. Am Ende eines jeden, ein Tierkreiszeichen repräsentierenden, Absatzes steht eine große, seitenfüllende Rota, in der alle 30 dargestellten, jeweils einen Grad markierenden Sterne in ihren jeweiligen Zeichen noch einmal wiederholt werden. Im Zentrum aber steht das Bild des betreffenden Tierkreiszeichens, nun mit allen seinen Einzelsternen. Es handelt sich dabei um eine Übersicht über die Steine, die dem jeweiligen Zeichen zugeordnet sind und die von den jeweils noch einmal gezeigten Sternen ihre Kraft haben. Dabei werden die Steine selbst in der Rota nicht dargestellt, der Bezug ergibt sich lediglich aus der Numerierung der Grade. Die Sternbilderdarstellungen der Einzelgrade wurden hier stark verkleinert und entsprechend vereinfacht. Offenbar sind die Bereiche von Pisces und Aries als sich überschneidend zu denken, denn der erste Grad des Widders ist ein Stern in den Fischen. Allerdings fehlen zwei Tierkreiszeichen: Leo und Aquarius. Auch lässt die Gesamtzahl der Bilder – 314 – schon erkennen, dass nicht alle Einzelgrade vertreten sind, da es sonst nach diesem System 372 Darstellungen sein müssten (360 Grade und die 12 Tierkreiszeichen). Entsprechend fehlt der Text zu 59 der 360 Steine. Es fällt dabei auf, dass die beiden Lücken im Zodiak genau ›gegenüberliegende‹ Zeichen des Tierkreises betreffen, das heißt, jedes sechste Zeichen fehlt. Außerdem handelt es sich um die Zeichen, die den Winter, beziehungsweise die Wintersonnwende (Aquarius) und den Sommer, beziehungsweise die Sommersonnwende (Leo) markieren. Ein alter Eintrag auf fol. 118v gibt den Umfang der Handschrift mit 135 Folia an, es wären also
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insgesamt 16 Blatt entfernt worden. Sehr wahrscheinlich entspricht dies genau zwei Lagen zu je vier Doppelblättern. Rund ein Sechstel des Primer Lapidario ist durch die nachträgliche Entfernung dieser beiden Lagen verloren. Für die Ikonographie der Sternbilder ist der Verlust jedoch weniger bedeutend, wiederholen sich die Darstellungen doch häufig. In einem zweiten Lapidariumstext werden die Steine jeweils einem Dekan zugeordnet, also den drei Abschnitten zu je zehn Grad, die jeweils ein Tierkreiszeichen bilden. Daraus ergibt sich eine Gesamtzahl von 36 Dekanen (entsprechend 360 Winkelgraden im Vollkreis). Die zugehörigen Figuren entsprechen nicht den ›klassischen‹ Sternbildern sondern sind letztlich auf die Personifikationen der Dekane zurückzuführen (s. u.). Auch hier geht es darum, den Steinen jeweils den Himmelsbereich zuzuordnen, von dem sie ihre Wirksamkeit herleiten. In den Texten werden jedoch die Eigenschaften direkt auf die Einwirkungen der dargestellten Figuren zurückgeführt (»…descenda sobre esta piedra la vertud de figura de un homme negro…«). Die weiteren Texte weisen keine astronomischen beziehungsweise astrologischen Darstellungen aus der Entstehungszeit mehr auf. Der Tercer Lapidario enthält einige Bilder, die jedoch wesentlich später in die existierenden Medaillons eingefügt wurden, Dominguez Rodriguez (1982, S. 278f.) datiert diese ins 15. Jahrhundert. Die wiederholten Darstellungen der Sternbilder im ersten Textabschnitt stimmen – bis auf den jeweils eingetragenen Stern – in der Regel genau überein, lediglich farblich unterscheiden sich die einzelnen Ausführungen, vor allem in der Kleidung. Allerdings kommen bei bärtigen Gestalten auch gelegentlich bartlose Varianten vor, z. B. bei Perseus. Der Große Hund und Anticanis werden in der Darstellung nicht unterschieden, beide werden sehr lebensnah wiedergegeben (der Text unterscheidet sie als »can mayor« und »can menor«). Auch Draco und Hydra (»ydros«) werden größtenteils völlig stereotyp als Schlange in jeweils genau derselben Lage dargestellt. Allerdings finden sich zwei Varianten des »drago«, wobei nur die erste mit Hydra übereinstimmt. Es gibt zumindest eine Stelle, die dafür spricht, dass die Ausführung des jeweiligen Bildes auf den Text abgestimmt ist, beziehungsweise den Text als wesentliche Anregung zur Gestaltung einbezieht. Während der Adler bei seinem ersten Auftreten zunächst als »Vultur volans«, hier »buitre volant« entsprechend der Wortbedeutung eindeutig als Geier dargestellt wurde (fol. 74rb), zeigt ihn die nächste Darstellung (fol. 76rb) und alle weiteren als Adler. Die Textstelle fol. 76r nennt das Sternbild entsprechend »aguila que es dicho boytre volant«, also als »Adler, der auch als f liegender Geier bezeichnet wird«. Die Gestalt der Tiere ist jeweils sehr ähnlich, lediglich die Details wurden so gestaltet, dass der Greifvogel einmal als Geier und einmal als Adler gekennzeichnet wird. Dass die antiken griechischen Formen der Sternbilderfiguren am Hof Alfons X. durchaus bekannt waren, zeigt sich am Text des Libro de las estrellas fijas, wo zum Beispiel zu Cepheus gesagt wird, einige stellen ihn mit einer spitzen Mütze dar, andere mit einem Turban. Dies bezieht sich eindeutig auf die Variante mit phrygischer Mütze beziehungsweise mit dem Turban al-Sufis. Auch in den weiteren Darstellungen des Codex findet sich oft ein enger Bezug der Bilder zum Text, so hat es sich der Miniator mit den immerhin 301 Bildinitialen zu den Steinen keineswegs leicht gemacht. Die Bilder sind relativ wenig stereotyp, bedenkt man, dass sie alle gleichermaßen die Gewinnung beziehungsweise die Fundumstände eines Steines verbildlichen. Durchgehend wurden die Angaben des Textes sorgfältig ins Bild gesetzt, wobei man sich nicht allein auf die Rubrik verließ. Dies zeigt das Beispiel von fol. 37va, wo das Missverständnis des Rubrikators (»galapago« statt »gallipavo«) nicht ins Bild übertragen, sondern der folgende Text getreu umgesetzt wurde (vgl. Brey Mariño 1982, S. 20). Auch bei der
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Ausgestaltung der Sternbilderdarstellungen wurde der Wortlaut des zugehörigen Textes nach Möglichkeit mit einbezogen. Nach Dominguez Rodriguez ist der Primer Lapidario das erste astrologische Werk, das Alfonso übersetzen ließ. Dies geschah in den Jahren 1243 –1250, also noch bevor er auf den Thron gelangte. Demzufolge sollte es hier gewesen sein, wo die erste Fassung der Sternbilderdarstellungen nach dem Vorbild des Sufi latinus Gestalt annahm. Da die erhaltenen Darstellungen ebenso wie die wohl sehr genau kopierten Bilder des Ms. Vat. lat. 8174 kaum ikonographisch signifikante Unterschiede aufweisen, liegt der Gedanke nahe, dass eine Bildreihe als Muster vorlag, die jeweils genutzt wurde. Es ist bemerkenswert, dass die meisten männlichen Sternbilderfiguren Bärte tragen, im Gegensatz zu den Bildern des arabischen wie auch lateinischen al-Sufi. In weiten Teilen Europas waren zu dieser Zeit Bärte allenfalls bei den unteren sozialen Schichten verbreitet. Der Vergleich mit dem Schachbuch Alfonsos zeigt jedoch, dass dort praktisch alle Araber Bärte tragen und, dass auch ein erheblicher Teil der nicht-arabischen Männer bärtig sind, soweit sie nicht eindeutig als ausgesprochen jugendlich gekennzeichnet werden. Die Konventionen im Umfeld der Entstehung der Bilder scheinen somit stark von den aktuellen Bräuchen der arabisch geprägten Bevölkerung im erst kurz zuvor zurückeroberten Sevilla geprägt worden zu sein. Auffällig ist auch, dass alle menschlichen Sternbildergestalten betont einfach gekleidet sind, wie Personen der unteren, arbeitenden Schichten, und barfuß gehen, so etwa Perseus in knapp knielanger Tunika mit einfachstem Gürtel und barfuß. Dies fällt umso mehr auf, vergleicht man die wiedergegebene Kleidung in anderen Sternbilderzyklen des 12.–14. Jahrhunderts Zumal Personen, die in den zugehörigen Katasterismen adeligen oder gar königlichen Rang bekleiden, wie Cepheus, Cassiopeia und Andromeda, werden dort in aller Regel durch aufwendige, »höfische«, Kleidung und oft auch Kronen hervorgehoben. Vorbildlich dürften hier dagegen die Darstellungen im arabischen al-Sufi gewesen sein, die die mythologischen Hintergründe der Sternbildergestalten nicht thematisieren und überwiegend einfache Kleidung zeigen sowie barfüßige Gestalten. Vergleicht man mit weiteren Personendarstellungen, so weisen vor allem die Gestalten körperlich arbeitender Männer in den Bildinitialen zu den Steinen entsprechende Kleidung auf – zumeist eine knielange Tunika mit langen Ärmeln (vgl. etwa fol. 46va und 46vb mit barfüßigen Personen). Offenbar wurden die zugrundeliegenden arabischen Darstellungen in der Regel als Bilder einfacher Arbeiter verstanden und entsprechend umgesetzt. Prinzipiell waren die Verstirnungssagen der griechisch-römischen Antike am Kastilischen Hof jedoch durchaus bekannt, wie die zum Teil ausführlichen Berichte in der General Estoria deutlich machen. Sie scheinen jedoch nirgens direkt mit den hier rein astrologisch motivierten Sternbilderdarstellungen verbunden worden zu sein. Dem kam die Tatsache entgegen, dass die arabische Astrologie kaum je auf die Katasterismen rekurrierte. Auch die Bezeichnungen der Sternbilder sind stark von den arabischen Namen geprägt, wie sie etwa in den arabischen und den davon ausgehenden arabisch-lateinischen Übersetzungen des Almagest und seiner Sterntafeln vorlagen. Andromeda heißt »mugier catenata«, Cassiopeia »assentada en la siella«, Cetus »caytoz«, Cepheus »fayroz« oder »enf lammado« und Bootes »dabozes«. Auch hier stehen somit Übersetzungen von beschreibenden Namen (z. B. die auf einem Sessel Sitzende) rein phonetischen Übertragungen (z. B. »caytoz«) gegenüber. Da keine Belege für die Existenz illustrierter Sterntafeln – nach Ptolemaios, al-Sufi oder aber in der Variante, wie sie später als Bestandteil der Alfonsinischen Tafeln im Umlauf waren – am
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Hof Alfonsos bekannt sind, sind die Ausführungen von Dominguez Rodriguez (1982, 1984 und öfter) in diesem Punkt wohl neu zu überdenken. Auch in der Frage nach der Rolle der Handschrift Paris, Arsenal 1036 ist nach dem derzeitigen Stand der Forschung Dominguez Rodriguez wohl nicht zu folgen. Der wichtigste Bezugspunkt bei der Einordnung der Alfonsinischen Sternbilderreihe ist jedoch zweifellos das Fixsternbuch al-Sufis, allerdings wurden auch die lateinischen Sterntafeln des Almagest unmittelbar berücksichtigt. Von den Bildern sowohl des arabischen al-Sufi, als auch von denen des Sufi latinus unterscheidet sich die Alfonsinische Bilderfolge in etlichen Punkten. So werden etwa einige Abweichungen al-Sufis vom ptolemäischen ›Kanon‹ zurückgenommen beziehungsweise abgemildert. Das »dritte Pferd« al-Sufis mit dem Bild eines vollständigen, f lügellosen Pferdchens und 33 Sternen (z. B. Oxford, Marsh 144, P. 171, Wellesz 1965, Abb. 10, vgl. auch Arsenal 1036, fol. 18v) wurde nicht übernommen. Die Lyra beziehungsweise Vultur cadens wurde nicht als vasenartiges Gefäß dargestellt, sondern – dem Text folgend – als Schildkröte. Die drei Varianten der Andromeda wurden auf ein Bild reduziert, allerdings wurden die verschiedenen Elemente al-Sufis in diesem Bild zusammengeführt: Andomeda erscheint mit dem nach links schwimmenden Fisch vor der Brust (vgl. Marsh 144, P. 167) und mit dem nach rechts schwimmenden Fisch vor den Unterschenkeln (vgl. Marsh 144, P. 169). Von al-Sufi übernommen (gegenüber Ptolemaios) wurde jedoch die Zusammenführung von Schlange und Schlangenträger sowie von Centaurus und Lupus in jeweils nur ein Bild. Elemente, die in der Bezeichnung oder sonst im Text nicht erwähnt werden, werden gelegentlich eliminiert oder umgedeutet. Während der Fuhrmann bei al-Sufi nicht nur die seinem Namen entsprechenen Zügel in der Hand hält (lat.: retinens habenas), sondern auch eine Art Reitpeitsche, finden sich bei Alfonso nur die Zügel in doppelter Ausführung. Der Wassermann gießt das Wasser aus einem kleinen Krug und scheint auf dem Wasserstrom zu stehen, bei Sufi latinus fehlt der Krug und in den arabischen Handschriften steht die Figur eindeutig oberhalb des Wasserbandes. Bootes ist unter anderem durch seinen geöffneten Mund gekennzeichnet, offenbar die Umsetzung der Bezeichnung als »Vociferans« beziehungsweise »Ululans« im lateinischen Almagest. Der Text des Fixsternbuches beschreibt dies ebenfalls: »lleva la boca abierta como si gritara«. Da dieser Name von einer Fehlübersetzung eines arabischen Gestirnnamens ins Lateinische ausging, findet sich der geöffnete Mund nicht beim arabischen al-Sufi. Auch die Sternatlanten – nur von den Bildern al-Sufis ausgehend – zeigen keinen »rufenden« Bootes. Vom arabischen Buch der Sternbilder trennt die Darstellungsfolge Alfonsos die Beschränkung auf jeweils eine Ansicht, ebenso wie im Sufi latinus. Allerdings liegt der Schwerpunkt in diesem Fall eindeutig auf den Globusansichten, die hier stark dominieren. In Arsenal 1036 und den späteren Sternatlanten überwiegen demgegenüber die Himmelsansichten. Die jeweiligen Abweichungen von der Regel finden sich nicht an denselben Stellen und betreffen nicht dieselben Sternbilder. Es scheint sich in beiden Fällen um eine willkürliche und von der jeweils anderen Variante unabhängige Auswahl zu handeln. Schließlich fällt die ›Normalisierung‹ der Körperhaltungen gegenüber Handschriften wie Marsh 144 auf. Das Schweben in Haltungen, die vor allem den Sternmustern folgen, weniger den gewöhnlich beobachtbaren Stellungen menschlicher Gliedmaßen, wurde in normales Stehen, Schreiten oder Sitzen umgewandelt. Die Darstellungen des Sufi latinus in der Arsenalhandschrift bleiben hier näher an den arabischen Bildfassungen. Ein typisches Merkmal der Sternbilder vom Hof Alfonsos ist der ausgeprägte Naturalismus der Tiergestalten. In diesem Punkt unterscheiden sich die Bilder am deutlichsten von arabischen
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wie lateinischen al-Sufi-Zyklen (vgl. Oxford, Marsh 144 und Arsenal 1036). Während etwa Cancer als natürliche, durchaus überzeugend wiedergegebene Krabbe erscheint, zeigt das entsprechende Bild des Sufi latinus ein stark stilisiertes Wesen von geringer Ähnlichkeit mit einem lebenden Tier. Die zunächst überraschende Naturnähe findet sich jedoch in allen Darstellungen des »Alfonsinischen Skriptoriums«, ja es kann als eines der charakteristischen Merkmale von dessen Produktion gelten. Demgegenüber hält sich die Wiedergabe von räumlichen Gegebenheiten, im Freien wie in Gebäuden, eher im Rahmen der älteren Buchmalerei. In dieser Hinsicht lassen sich durchaus Parallelen zu Handschriften des späten sizilianischen Stauferhofes ziehen, etwa zum Falkenbuch Friedrichs II. Die Dekanbilder scheinen zumeist direkte Umsetzungen der vorausgehenden Beschreibungen zu sein. Es handelt sich im Wesentlichen um personifizierte Darstellungen der Dekane der »indischen Sphaera« wie sie Abu Ma’shar und danach auch Fendulus beschreiben (siehe Kap. II und Kat.-Nr. 1–7). Während Beschreibungen und Darstellungen bei Fendulus auf der Introductio in astrologiam des Abu Ma’shar († 886) beruhen, die in einer lateinischen Übersetzung des Hermannus de Carinthia verfügbar war sowie in einer Übertragung auf der Grundlage von Abraham Ibn Ezras hebräischer Übersetzung, weichen die Dekane des Segundo Lapidario an vielen Stellen hiervon ab. Boll (1903, S. 430 – 434, vgl. auch Pingree 1963) verglich die Figuren direkt mit den von ihm edierten griechischen »Teukros«-Texten. Die Übereinstimmungen führten ihn zu dem Schluss, dass die Dekane des Segundo Lapidario nicht auf Abu Ma’shar zurückzuführen sind, sondern von derselben Quelle abgeleitet wurden, aus der auch Abu Ma’shar schöpfte und die wohl wiederum von Bolls »Teukros« abzuleiten sind. Es ist wohl zu vermuten, dass auch dieser Text zunächst über das Arabische vermittelt wurde. Die Textabschnitte zu einzelnen Steinen gehen auch explizit auf die Eigenschaften ein, die auf die Träger der Amulettsteine übergehen. Zahlreiche Querverweise auf den Primer Lapidario verbinden beide Texte. Alles in allem muss von einer fast unumschränkten Dominanz der arabischen Astrologie und Magie sowie der Übersetzungen aus dem Arabischen ausgegangen werden. Die europäische früh- und hochmittelalterliche Sternbilderüberlieferungen in ihrer Verbindung zur direkten lateinischen Texttradition aus der römischen Antike scheint hier praktisch keine Rolle gespielt zu haben. Es kommt ganz offensichtlich zu keiner Verschmelzung verschiedener Traditionen. Allerdings werden die Bildvorlagen nach arabischer Vorlage anhand der Textinformationen und Bezeichnungen überformt. Ob es sich bei den Flügeln der Virgo um eine bildliche Remineszenz der antiken Figur handelt oder ob hier lediglich die Angaben der Ptolemäischen Sterntafeln umgesetzt wurden ist schwer zu entscheiden. Es spricht jedoch wohl mehr für die zweite Annahme. Verzeichnis der Bilder (Die einzelnen Sternbilder werden gleichförmig wiederholt und werden hier jeweils nur einmal beschrieben, in der Reihenfolge ihres ersten Auftretens in der Handschrift.) fol. 2rb: Pisces (Fische), zwei blaue Fische v-förmig mit einem Band an den Schwanzflossen verbunden, weitere Darstellungen: fol. 92ra, 92rb, 92va, 93r (Rota). fol. 2va: Androme da, leicht nach links schreitende junge Frau in knielanger Tunika, barfuß und barhäuptig, unter der Brust und in Oberschenkelhöhe mit einer sehr großgliedrigen Kette umgürtet, beide Teile vorn durch ein senkrechtes Stück verbunden, die Arme ausgebreitet, der linke (hintere Arm) in Kopf höhe erhoben, vor der Brust (nach links) und zwischen den Unterschenkeln (nach rechts) erscheint je ein Fisch, weitere Darstellungen: fol. 3ra, 4va, 6rb (mit
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Aries). fol. 2vb: Cassiopeia, junge Frau, nach links gewandt auf der Sitzkante eines ornamental gestalteten, jedoch etwas entstellt wiedergegebenen (missverstandenen) Thronsessels sitzend, die rechte Hand erhoben, sich mit der linken in gleicher Höhe am hochragenden Stab der Sitzlehne festhaltend, weitere Darstellungen: fol. 4ra, 5ra (mit Draco), 5vb, 7vb, 9vb. fol. 3rb: Eridanus (Fluss), blaues, mit Wellenmuster versehenes Wasserband, im oberen, senkrechten Teil sich verbreiternd, unten in zwei s-förmige Windungen gelegt, weitere Darstellungen: fol. 3va, 4rb, 6ra, 9ra, 10rb, 13rb. fol. 3vb: Aries (Widder), nach links gewandter Widder, den Kopf nach hinten gedreht, die Vorderbeine wie springend, langer lockiger Schwanz, weitere Darstellungen: fol. 5rb, 6vb (mit Andromeda), 7rb, 7va, 8vb, 9rb, 11r (Rota). fol. 5ra: Draco (Drache), und Cassiopeia (s. o.), nach links oben gerichtete Schlange mit enger Windung im vorderen Drittel, ebenso fol. 8rb, eine hiervon deutlich unterschiedene Variante findet sich weiter unten: fol. 43vb: Draco (Drache), nach rechts orientierte Schlange mit drei engen Windungen, breite s-förmige Schleifen, ebenso fol. 44ra. fol. 5va: Cetus (Walfisch), Mischwesen mit Hundekopf, Ziegenbeinen und Fischschwanz nach rechts, weitere Darstellungen: fol. 8va. fol. 6va: Triangulum (Dreieck), gleichseitig, auf einer Seite stehend. fol. 9va: Perseus, bärtiger Mann mit kurzem, gesträubtem Haar, barfuß nach rechts auschreitend, wie um auf eine hohe Stufe zu steigen, in der Rechten einen Löwenkopf hinter sich haltend, in der Linken das Schwert erhoben, den Kopf zum »Medusenhaupt« zurückwendend, weitere Darstellungen: fol. 10va, 12ra (bartlos), 12rb, 13ra, 15vb, 16rb, 31va. fol. 12va: Taurus (Stier), vollständiger, naturnah dargestellter Stier, die Vorderbeine wie springend, weitere Darstellungen: fol. 13va, 13vb, 14ra, 14va, 14vb, 15ra, 15rb, 15va, 16ra, 16va, 17va, 19vb, 20v (Rota). fol. 12vb: Cepheus, nach links schreitend, die Rechte erhoben, den linken Arm hinter sich leicht angewinkelt, knielange Tunika und oben spitz zulaufende Mütze. fol. 17ra: Orion, nach links ausschreitend, der rechte Ärmel stark verlängert und bis zum Schienbein herabhängend, in der linken einen Knüppel erhebend, ein Schwert am Gürtel hängend, ebenfalls in knielanger Tunika und barfuß, ohne Bart, weitere Darstellungen: fol. 18vb, 19ra, 19va, 20ra, 23ra, 23rb, 23va. fol. 17rb: Lepus (Hase), nach links springender Hase mit aufgestellten Ohren, weitere Darstellungen: fol. 18ra, 20rb, 22va; Auriga (Fuhrmann), nach links gewandt stehender Mann, in beiden Händen jeweils ein Riemen, der in zwei lang herabhängenden Enden ausläuft (Zügel), oben spitz zulaufende Mütze, ohne Bart, barfuß, weitere Darstellungen: fol. 18rb, 19rb, 21vb, 22rb. fol. 21rb: Ursa minor (Kleiner Bär), nach links gewandt stehender kleiner Bär mit gesenktem Kopf, weitere Darstellungen: fol. 30ra, 32va. fol. 22vb: Argo Navis (Schiff), nach rechts orientiertes zeitgenössisches (?) Schiff mit zwei seitlichen Heckrudern, zwei Masten, der vordere nach vorn geneigt, Rahsegel (?), Bug und Heck mit Beschlag oder Überzug (Schutzschild?), weitere Darstellungen: fol. 32rb, 33rb, 34vb, 35rb, 35va, 36va, 36vb, 37rb, 38ra, 38va, 38vb, 43ra. fol. 24rb: Gemini (Zwillinge), zwei nackte Frauen, im Gleichschritt nach links ausschreitend, jeweils beide Arme seitlich ausgestreckt, langes, offenes Haar, weitere Darstellungen: fol. 24vb, 25rb, 25va, 26ra, 26va, 27ra, 27vb, 28ra, 28va, 28vb, 29rb, 30v (Rota). fol. 24va: Canis (Großer Hund), nach links springender Hund, weitere Darstellungen: fol. 25ra, 26rb, 26vb, 27rb, 27va. fol. 29ra: Ursa maior (Großer Bär), nach links schreitender Bär mit gesenktem Kopf, weitere Darstellungen: fol. 29va, 31vb, 33ra, 36rb, 37va, 38rb. fol. 29vb: Anticanis (Kleiner Hund), nach links springender Hund. fol. 32ra: Cancer (Krebs), lebensnah wiedergegebene Meereskrabbe, senkrecht, Kopf oben, weitere Darstellungen: fol. 34va, 36ra, 39v (Rota). fol. 35vb: Hydra (Seeschlange), wie Draco, Schlange nach links oben, weitere Darstellungen: fol. 37ra, 37vb, 39ra, 39rb. fol. 40ra: Crater (Becher), hohe antikische (?) Henkelvase mit Bogenfriesdekor, weitere Darstellungen: fol. 41va, 42rb, 42vb, 44rb. fol. 40v: Leo (Löwe), kaum stilisierter, relativ lebensnah dargestellter Löwe nach links gewandt mit angehobener linker
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Vordertatze. fol. 41rb: Virgo (Jungfrau), en-face stehende Frau im wadenlangen Kleid, den Kopf leicht nach links gewandt, die Arme nach beiden Seiten leicht angehoben, Handflächen zum Betrachter, große Flügel, barfuß und barhäuptig, weitere Darstellungen; fol. 43rb, 44va, 44vb, 45ra, 45vb, 46vb, 47va, 48ra, 48rb, 48va, 48vb, 49r (Rota), 56va. fol. 41vb: Bootes (Bärenhüter), nach links schreitender junger Mann in knielanger Tunika, in der linken Hand einen Stab haltend, der eine Art Henkel aufweist, den rechten Arm nach vorne gestreckt, geöffneter Mund (vgl. »Ululans«), weitere Darstellungen: fol. 42ra, 42va, 46va, 47ra, 47rb, 47vb, 49vb, 50ra. fol. 45rb: Corvus (Rabe), auffliegender Rabe nach links, weitere Darstellungen: fol. 45va, 46ra, 46rb. fol. 50rb: Centaurus, nach rechts galoppierender Kentaur, in der Rechten ein belaubter Zweig, in der Linken das Opfertier an den Hinterbeinen haltend, nackter Oberkörper, weitere Darstellungen: fol. 50va, 51ra, 51rb, 51va, 51vb, 52ra, 53va, 53vb, 54va, 56ra, 57ra, 58rb, 59rb. fol. 50vb: Hercules, nach links halb kniend ausschreitend (Knielauf ), die Rechte vor sich erhoben, in der Linken hinter sich die Sichel schwingend (Öffnung von sich abgewandt), wadenlange Tunika, barhäuptig, weitere Darstellungen: fol. 52rb, 56vb, 58va, 58vb, 59ra, 61rb, 62rb, 62va, 62vb, 63rb, 64ra, 67ra, 67va, 68va. fol. 52va: Corona borealis (Nördliche Krone), schmaler goldener, kreisrunder Reif mit einer Öffnung oben links, weitere Darstellungen: fol. 53ra, 53rb, fol. 54ra: Libra (Waage), Balkenwaage mit Auf hängering, daran ein Stück Schnur, weitere Darstellungen: fol. 54rb, 55ra, 55rb, 55vb, 57v (Rota). fol. 54vb: Serpentarius (Schlangenträger), nach links schreitend, die riesige Schlange zwischen den Oberschenkeln hindurch geführt, sie mit seitlich abgespreizten Armen tragend (Kopf links), weitere Darstellungen: fol. 55va, 56rb, 60rb, 61vb, 63vb; als würde er auf der Schlange reiten: fol. 65ra, 65rb, 68ra. fol. 59va: Scorpius, senkrecht stehender, naturnaher aber leicht schematisierter Skorpion, Schwanzspitze mit Stachel zumeist nach rechts gebogen, weitere Darstellungen: fol. 59vb, 60ra, 60va, 61ra, 61va, 62ra, 63ra, 63va, 64rb, 64va, 65va, 65vb, 66ra, 66v (Rota). fol. 64vb: Ara (Altar), block- oder topfartiges Feuerbecken auf drei Kugelbeinen und mit seitlichen »Henkeln«, daraus schlagen Flammen, ebenso fol. 67vb. fol. 68rb: Sagittarius (Schütze), nach links galoppierender Kentaur mit dem gespannten Bogen im Anschlag, nach hinten wehendes Stirnband, weitere Darstellungen: fol. 68vb, 69ra, 69rb, 69va, 70vb, 71rb, 71va, 72ra, 72va, 72vb, 73ra, 73rb, 73vb, 74ra, 74va, 74vb, 75ra, 75v (Rota). fol. 69vb: Corona meri dionalis (Südliche Krone), goldenes Band in der Form eines Schildes (Tropfenform), weitere Darstellungen: fol. 70rb, 70va, 71ra. fol. 72rb: Lyra (Leier), grünliche Schildkröte in Draufsicht, Kopf oben, weitere Darstellungen: fol. 73va, 76va. fol. 74rb: Aquila (Adler), »buitre volant«, stehender Geier oder Adler (z. B. fol. 76rb) mit erhobenen Flügeln, nach links gewandt, weitere Darstellungen: fol. 76rb, 77ra, 77vb. fol. 76vb: Sagitta (Pfeil), senkrechter Pfeil. fol. 77rb: Cygnus (Schwan), »gallina«, »fliegendes« Huhn, auf dem Rücken liegend, mit seitlich ausgestreckten Beinen, weitere Darstellungen: fol. 80ra, 80rb, 82rb, 85va, 87vb, 89ra. fol. 77va: Capricornus (Steinbock), Ziegenfisch nach links, große Ziegenhörner, weitere Darstellungen: fol. 78ra, 78va, 78vb, 79ra, 79rb, 79vb, 80va, 80vb, 81rb, 81vb, 82ra, 82va, 82vb, 83rb, 83vb, 84v (Rota). fol. 81ra: Delphinus, hechtartiger Fisch nach links, ebenso fol. 81va. fol. 83ra: Piscis meridionalis (Südlicher Fisch), »pez que cata contra medio dia«, großer Fisch nach links. fol. 83va: Equuleus (Pferdchen), Pferdebüste nach rechts. fol. 84ra: Pegasus, vordere Hälfte des Flügelpferdes nach rechts galoppierend, weitere Darstellungen: fol. 87va, 89rb, 91rb, 91va, 91vb. fol. 85ra: Aquarius (Wasser mann), nach rechts gehend, beide Hände seitlich nicht ganz in Schulterhöhe erhoben, in der linken ein kleines Gefäß mit Henkeln, aus dem ein breiter Wasserstrom läuft, auf dem Aquarius zu gehen scheint, knielange Tunika, weitere Darstellungen: fol. 85rb, 85vb, [86ra Bild nicht ausgeführt], 86rb, 86va, 86vb, 87ra, 87rb, 88ra, 88rb, 88va, 88vb, 89va, 89vb, 90ra, 90rb, 90va, 90vb, 91ra.
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Katalog der Sterntafeln fol. 94vb–100va: 36 Dekane, bis auf fol. 95ra über jeder Figur ein goldener Stern: fol. 94vb: erster Dekan des Widders, schwarzer Mann in weißem Lendentuch, in der rechten Hand ein goldenes Beil; zweiter Dekan des Widders: en-face stehende Frau mit nur einem Fuß und seitlich ausgebreiteten Armen. fol. 95ra: dritter Dekan des Widders: nach links gehender Mann, in der Rechten ein Stab. fol. 95rb: erster Dekan des Stiers: Mutter mit Kind, nach links gewandt; zweiter Dekan des Stiers: »Kamelmensch«, satyrartiges Mischwesen nach links. fol. 95va: dritter Dekan des Stiers: nach links gewandter Elefant mit Menschenkopf, davor ein weißer Hund, ein weiterer geht hinter ihm. fol. 95vb: erster Dekan der Zwillinge: zwei weiße Stiere nach links; zweiter Dekan der Zwillinge: stehen-
der Ritter in Kettenpanzer und Topf helm, nach links gewandt, die Armbrust links geschultert, ein Pfeil in der Rechten. fol. 96ra: dritter Dekan der Zwillinge: Ritter im Kettenpanzer, ohne Helm, nach links gewandt, die Armbrust neben sich aufgestützt, an der Seite ein Köcher. fol. 96rb: erster Dekan des Krebses: stehender Mann, nach rechts schauend, beide Arme leicht abgespreizt; zweiter Dekan des Krebses: junge Frau mit Laubkränzchen und Pflanzenzweig in der Hand, nach links gewandt. fol. 96va: dritter Dekan des Kreb ses: stehender, nach links gewandter Mann, in der Rechten eine Schlange haltend, die sich um seinen Arm windet, darunter drei Blumenkränze (?). fol. 96vb: erster Dekan des Löwen: stehender, gekrönter Bogenschütze nach rechts; zweiter Dekan des Löwen: stehender Mann, nach rechts gewandt, mit dem Finger nach rechts zeigend, vor ihm ein Hund, hinter ihm ein kleiner Bär. fol. 97ra: dritter Dekan des Löwen: nach links schreitender alter Mann, in der linken Hand einen Gegenstand (Text: un aguamanil). fol. 97rb: erster Dekan der Jungfrau: nach links gewandt stehende Frau mit langem weißem Schleier, in der Hand eine Frucht (Text: una milgrana); zweiter Dekan der Jungfrau: en-face stehender Mann in komplettem Kettenpanzer. fol. 97va: dritter Dekan der Jungfrau: Mann in weißem Mantel nach rechts schreitend, ihm gegenüber eine Frau mit einem Krug in der Linken. fol. 97vb: erster Dekan der Waage: nach links gewandter Mann, ein Speer in der Rechten, In der Linken ein toter Vogel; zweiter Dekan der Waage: nackter Schwarzafrikaner, den rechten Arm ausgestreckt, nach links blickend. fol. 98ra: dritter Dekan der Waage: Mann auf Esel, nach links hinter einem kleinen Bären her reitend. fol. 98rb: erster Dekan des Skorpions: en-face stehender Mann, in der Rechten eine Lanze, in der Linken einen abgetrennten Menschenkopf haltend; zweiter Dekan des Skorpions: nach links reitender Mann, in der rechten Hand einen Skorpion haltend. fol. 98va: dritter Dekan des Skorpions: nach links galoppierendes Pferd. fol. 98vb: erster Dekan des Schützen: drei gestikulierend nebeneinander stehende Männer; zweiter Dekan des Schützen: ein nach links schreitender Mann, der zwei Kühe, einen Affen und einen Bären vor sich her treibt. fol. 99ra: dritter Dekan des Schützen: en-face sitzender Mann mit einem Hut mit hoher Spitze. fol. 99rb: erster Dekan des Steinbocks: en-face stehender Mann, in der rechten ein Stock mit Seitenzweigen, auf der linken Hand sitzt ein Vogel; zweiter Dekan der Steinbocks: nach links schreitender Mann, vor sich ein Affe, der an einem länglichen Gegenstand in seiner linken Hand zieht, der Mann schlägt mit einer dreischnürigen Geißel nach dem Affen. fol. 99va: dritter Dekan des Steinbocks: nach links schreitender und dabei in einem Buch lesender Mann, hinter ihm ein Fischschwanz. fol. 99vb: erster Dekan des Wassermanns: en-face stehender Mann ohne Kopf, in der Rechten ein zusamengefaltetes Tuch; zweiter De kan des Wassermanns: auf dem Boden sitzender, stark nach links gelehnter Mann. fol. 100ra: dritter Dekan des Wassermanns: Herrin und Dienerin im Disput. fol. 100rb: erster Dekan der Fische: siamesischer Zwilling mit nur einem Kopf und zwei in gegensätzliche Richtungen strebenden Körpern, nackt; zweiter Dekan der Fische: en-face stehender Mann, in der Rechten eine Blume. fol. 100va: dritter Dekan der Fische: nach links schreitender Mann, auf der rechten Hand ein Vogel, vor ihm ein kleiner Hirsch nach links gehend.
42. Madrid, Real Biblioteca del Monasterio de San Lorenzo de El Escorial, Ms. h. I. 15 Weitere Bilder: fol. 1ra: Miniatur: Aristoteles lehrend in kapellenartigem Raum, Initiale:
König und zwei Personen, die ein Buch übergeben haben (Alfonso und die beiden Übersetzer?); fol. 1vb: Initiale: drei Personen beim Abbau von Steinen. Im folgenden zu jedem Steinabschnitt eine solche Bildinitiale mit zwei oder drei Personen bei der Gewinnung des entsprechenden Steines, insgesamt 301 Initialen. fol. 94ra: 9zeilige Bildinitiale mit der Darstellung eines Astrologen. Der bärtige, mit Mantel und Kappe ausgestattete Mann sitzt nach links gewandt und hält beobachtend ein Astrolabium in die Höhe, vor sich hat er ein aufgeschlagenes Buch auf einem Buchständer. Es dürfte sich um ein Autorenbild des »Abolays« handeln, dem der Text im Prolog zugeschrieben wird.
Provenienz In Sevilla, wohl am Hof Alfons X., entstanden. Von Felipe II aus dem Besitz von Don Diego Hurtado de Mendoza, einem Humanisten und Gesandten Karls V., erworben. Mit dessen Büchern dem Kloster San Lorenzo de El Escorial vermacht.
Literatur Lapidario 1881; Boll 1903, S. 430 – 434; Saxl 1915, S. 109; Saxl 1927, S. 20, 62; Cardoso Gonçalves 1929; Procter 1945, S. 14f.; Alfonso 1981; Haage 1981a, S. 137–140; El Primer Lapidario 1982; Amorós Portolés 1982; Brey Mariño 1982; Domìnguez Rodrìguez 1982; Domínguez Rodríguez 1984; Samsó/Comes 1988; Domìnguez Rodrìguez 1992, S. 8f., 27–31, Tafel II–III, V–VII. Siehe S. 68–70, Taf. 45–46, Abb. 409–422
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Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Reg. lat. 1283a (Teil I) Alfonso X. el Sabio, Astromagia Sammlung astrologisch-magischer Texte (fragmentarisch erhalten) Der Band der Vaticana wie er sich heute präsentiert wurde aus sehr heterogenen Teilen ganz unterschiedlicher Provenienz zusammengefügt, von denen hier nur der erste von Relevanz ist und beschrieben werden soll. Das nur fragmentarisch erhaltene Werk zu Amuletten und magischen Praktiken enthält auch Darstellungen von Sternbildern, die sich jedoch ausschließlich auf die Tierkreiszeichen beschränken. Im Rahmen der Überlieferung der Sternbilder ikonographie des Gelehrtenkreises um Alfonso X. el Sabio kommt dem Werk dennoch Bedeutung als wichtiger Beleg für Formen und Nutzungsbezüge der Bildfassungen zu. Spanien, 13. Jahrhundert (1252–1284) Kodikologische Angaben 33,7 × 25,1 cm, insgesamt 153 Folia, davon Teil I 36 Folia, Pergament (fol. 115 –144 Papier), zweispaltig, Textura formata, rubriziert, rot und blaue Lombarden, Fleuronnée in Rot und Violett, aufwendigeres Fleuronnée auf fol. 25v (zweifarbig mit roten Zierpunkten, ornamental geteilte Lombarde). Der fragmentarische Charakter des Faszikels spiegelt sich auch im heute unregelmäßigen Auf bau (sechs Lagen, davon 1,3 und 4 Quaternionen, vgl. d’Agostino 1992, S. 83).
Art der Bilder Zehn Tierkreisbilder mit Einzelgraden und Dekanen als kreisrunde Bildfelder mit darum konzentrisch angeordneten Darstellungen sowie Beischriften (z. B. fol. 1v, 28. Grad: »figure duna donzela qui lieva un cavallo en dientro«, eine Frau führt ein gesatteltes Pferd an den Zügeln); der Text mit den Beschreibungen zu den Einzelgraden und den Angaben zu den unter dem jeweiligen Grad Geborenen geht jeweils dem Bild voraus; die Darstellungen sind zumeist detailliert und sehr realitätsnah, selbst bei den Einzelgraden (z. B. »figura de un ave sobre un arbol«, der Vogel ist eindeutig als Distelfink zu erkennen).
Inhalt fol. 1r– 8v:
fol. 9r–10v:
Ps.-Pythagoras, Libro de las Paranatellonta (D’Agostino ed. 1992, S. 98 –127). Die Tierkreiszeichen mit ihren jeweils 30 Graden, ihrer Darstellung und den Angaben zu den darunter Geborenen. Fragment, Anfang und Ende verloren Libro de los decanos (D’Agostino ed. 1992, S. 128 –135). Tierkreiszeichen mit den Dekanbildern nach den Indern, Ägyptern/Babyloniern/Persern sowie nach Ptolemaios in konzentrischen Ringen um das Zeichen, radial dreigeteilt nach Dekanen. Nach Abu Ma’shar (vgl. d’Agostino 1992, S. 367). Fragment, Anfang und Ende verloren
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fol. 11r–13va: Libro della Luna (D’Agostino ed. 1992, S. 136 –150). Darin: fol. 13va–18r Libro de Kancaf el Indio; fol. 18va–24vb Zodiologion de Plinio. fol. 23v–24r Sterngruppen der Mondstationen mit Erklärung ihrer Bedeutung fol. 25ra–26vb: Ps.-Aristoteles, Libro de las imagenes de los doce signos (D’Agostino ed. 1992, S. 226 –241) fol. 27ra–30vb: Libro de Marte (D’Agostino ed. 1992, S. 242–269) fol. 31ra–36vb: Libro de Mercurio (D’Agostino ed. 1992, S. 270 –299)
Kommentar Dem unter dem Titel Astromagia edierten Werk (D’Agostino 1992, zu früheren Editionen siehe ebd. S. 76f.) kommt erheblicher geistes- und kulturgeschichtlicher Wert zu. Im Rahmen der formalen Überlieferung der Alfonsinischen Sternbilderikonographie dagegen sind gegenüber den weitaus vollständigeren Zyklen im Libro del Saber de Astrologia und im Lapidario praktisch keine weiteren Informationen zu gewinnen. Überhaupt ist die Variationsbreite in der Darstellung der himmlischen Figuren aus dem Umkreis Alfonsos recht gering. Lediglich Details wie etwa Gewandfarben weichen in den einzelnen Wiedergaben voneinander ab. Die Form der großen Rotae, in der die Tierkreiszeichen von den jeweils 30 Einzelgraden oder von ihren drei Dekanen umgeben sind stimmt prinzipiell mit den entsprechenden Darstellungen des Lapidario (Madrid, UB, Ms. h. I. 15) überein. Allerdings ist nur die Ikonographie der Tierkreiszeichen direkt vergleichbar. Während im Lapidario die 30 Einzelgrade anhand der Paranatellonta in den ptolemäischen Sternbildern dargestellt werden, sind es hier völlig andere Figuren, die sich vor allem mit denen des Astrolabium planum von Pietro d’Abano vergleichen lassen. Somit ist lediglich die Präsentationsform als Rotae mit radial beschrifteten beziehungsweise mit Bildern bestückten Feldern ähnlich. Von den Dekanbildern sind nur noch zwei erhalten, zu Virgo (fol. 9v) und Leo (fol. 10v). Dort werden auf drei konzentrischen Kreisen die drei Sphären dargestellt: Auf dem äußeren Kreis findet sich die indische, auf dem mittleren die babylonische, auf dem inneren die griechische Sphäre. Radien unterteilen die Kreise in drei Abschnitte und scheiden so die Paranatellonta der Dekane voneinander. Auch diese Darstellungen sind, ebenso wie die Dekanbilder des Lapidario, von der Introductio maior Abu Ma’shars abgeleitet. Die Unterschiede der Bilder sind jedoch so deutlich ausgeprägt, dass man annehmen muss, dass sie in beiden Fällen jeweils direkt vom Text oder über eine Vorlage vom Text abgeleitet wurden und somit nicht unmittelbar voneinander abhängig sind. Die Umsetzung des Textes und die Zuordnung zu einer Textversion kann hier nicht weiter diskutiert werden (vgl. d’Agostino 1992, S. 367–382; sowie S´ nie˙z ynskaStolot 2002, passim). Die Bilder der Tierkreiszeichen stimmen im Wesentlichen mit den entsprechenden Darstellungen im Lapidario und dem Libro delle stelle fisse überein. Auch hier sind die Tiere, so etwa Stier und Krebs, mit außerordentlicher Naturtreue wiedergegeben. Allerdings sind auch Varianten zu finden, so beispielsweise bei der ersten Darstellung der Virgo (fol. 5v). Während die beiden genannten Werke die Jungfrau mit hängenden, nur leicht abgewinkelten Armen, zeigen, tritt sie hier im Redegestus mit erhobener Hand auf. Zudem ist sie nicht nur mit Flügeln, sondern auch mit einem Nimbus hervorgehoben. Die Gestalt nähert sich somit stark dem Engel der Verkündigung
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Katalog der Sterntafeln
an. Insofern ist auch eine gewisse Nähe zur Darstellung der Jungfrau im Rahmen der frühen illustrierten ptolemäisch-Alfonsinischen Sterntafeln (z. B. Oxford, Bodl. Lib., Rawl. C. 117) festzustellen, wo der erhobenen Hand des Redegestus ein Zeigen auf das eigene Gesicht gegenüber steht. Allerdings fehlt dort der Nimbus und die rechte Hand hält einen Palmwedel. Wahrscheinlich besteht kein direkter Zusammenhang. Die zweite Darstellung der Jungfrau (fol. 9v) entspricht eher den Bildern des Lapidario, die Arme sind jedoch weiter angehoben. Keine der Sternbilderfiguren ist hier mit eingetragenen Sternen versehen. Möglicherweise kann hieraus geschlossen werden, dass der Schwerpunkt hier weniger auf den konkret zu beobachtenden Himmelskonstellationen liegt, als auf den Figuren als Zeichen der Abschnitte der Ekliptik, denen die dargestellten Grade und Dekane zugeordnet sind. Die Ikonographie der Talismane und magischen Operationen kann hier nicht im einzelnen untersucht werden. Angesichts der Einzigartigkeit der Bildfindungen sowie paralleler Erscheinungen bei den Darstellungen zu Dekanen und Steinen kann wohl vermutet werden, dass es sich in vielen, wenn nicht allen, Fällen vor allem um die bildliche Umsetzungen von Texten handelt. Im Gegensatz zu den Szenen zur Steingewinnung im Primer Lapidario wurden hier jedoch stereotype Wiederholungen nicht ernsthaft vermieden. Vor allem die Bilder zur Anrufung Merkurs und zu den Ringen werden mehrfach ohne größere Variationen wiederholt. In beiden Werken, Lapidario und Astromagia, sind Amulettsteine und Talismane sowie ihre Bindung an die, auf die irdische Sphäre einwirkenden, Kräfte der Himmelskörper ein zentrales Thema der astrologischen Ausführungen. Hinzu treten hier dezidiert magische Praktiken, von unverhüllt heidnischem Charakter. Die Magie nach dem Vorbild der arabischen beziehungsweise arabisch vermittelten Texte scheint als prinzipiell mit der christlichen Religion vereinbar betrachtet zu werden, tritt Alfonso el Sabio doch in der Mehrzahl seiner Werke sowie der Werke aus dem Umkreis seines Hofes als dezidiert christlicher Herrscher auf. Verzeichnis der Bilder fol. 1v: Taurus (Stier), sehr natürlich wirkender Stier, nach links, stehend, darum die 30 Grade des Zeichens als einzelne Figuren. fol. 2v: Gemini (Zwillinge), zwei nackte Frauen
nebeneinander stehend, die zugewandten Arme überkreuzend, die abgewandten hängen lassend, Gesichter leicht zueinander gewandt. fol. 3v: Cancer (Krebs), Meereskrabbe, fast senkrecht, rötliche Zangen. fol. 4v: Leo (Löwe), Löwe nach links gehend, bei den Graden unter anderem ein Kamel, eine Palme und ein Kranich. fol. 5v: Virgo (Jungfrau), en-face stehender Engel mit redend erhobener Hand und Nimbus (vgl. Verkündigungsengel). fol. 6v: Libra (Waage), Balkenwaage, in den Graden oben ein Arzt mit Urinal (»figura di fisico«), links oben ein Gärtner, gebückt mit Hacke (»un ortolano«). fol. 7v: Scorpius (Skor pion), vereinfacht aber durchaus der Naturform folgend, senkrecht, Schwanz nach rechts, in den Graden: links ein Mann reitet auf einem Elefanten (naturnah gestaltet). fol. 8v: Sagittarius (Schütze), nach rechts sprengender, mit dem Bogen zielender Kentaur mit wehendem Stirnband und bekleidetem Oberkörper, auffällig ist die genaue Wiedergabe der Arm- und Handhaltung. fol. 9v: Dekane der Jungfrau, im Zentrum Virgo mit Flügeln und ausgebreiteten Armen, darum in jeweils drei konzentrischen, dreigeteilten Ringen, die jeweils drei Dekane der drei Sphären (indisch; ägyptisch, babylonisch und persisch; griechisch). fol. 10v: Dekane des Löwen, nach links gehender Löwe, die Dekane der drei Sphären wie fol. 9v.
43. Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Reg. lat. 1283a (Teil I) Weitere Darstellungen zu Talismanen und magischen Anrufungen in Rotae: fol. 11r:
Mond-Talismane, im Zentrum ein im Damensitz auf einem laufenden Hasen nach links reitender Mann mit Stock in der Rechten, darum 28 radiale Bildfelder zu den Mondstationen, fol. 11va: Opferszene zu Luna, einspaltiges Bildmedaillon, Magier mit Silberstatuette; fol. 12rb: Idol, Statuette auf einer Säule vor einem Kornfeld; fol. 12va: Idol, Statuette auf gewelltem Erdboden stehend; fol. 13va: Mondhase in Silber, nach links gehend; fol. 18v: Mond-Talismane, Mann auf einem Hasen reitend, darum 28 Radialbilder (zu Mondstationen?), davon einige in Form von Tierkreiszeichen; fol. 21r: Mond-Talismane, Frau auf einem Hasen reitend, 28 Radialbilder, davon ein Bildfeld leer (zu Mondstationen?); fol. 23v: Mond-Talismane, Frau auf einem Hasen reitend, 28 Radialbilder mit zahlreichen Einzelelementen; fol. 24v: Mond-Talismane, Frau auf einem Hasen reitend, 28 radiale Bildfelder, davon 8 leer; fol. 26ra: Widder-Talismane, Widder umgeben von 12 radialen Bildfeldern mit Tierkreiszeichen; fol. 26va: Widder-Talismane, zwei Widder (gegenläufig Rücken auf Rücken) umgeben von 12 radialen Bildfeldern mit Tierkreiszeichen; fol. 27ra: JungfrauTalismane, Virgo umgeben von sechs Figuren in einer Randzone, darunter zweimal Perseus (?) und zwei Männer, die auf Löwen reiten; fol. 27vab: Charakteres; fol. 28v: Himmel des Mars, inneres Medaillon: sitzender Engel, darum in rot stürzende Dämonen und gerüstete Reiter, Landschaft, Wind; fol. 29r: Engel des Mars, als auf dem Löwen reitender gepanzerter Reiter mit Lanze, im Ringfeld darum : radial stehende Engel; fol. 29va: MarsEngel; fol. 30vb: getilgte Darstellung; fol. 31ra: Opfer an Merkur, Magier betend vor einem Feuerbecken (otra oracion de Mercurio); fol. 31rb: Opfer an Merkur, Magier betend vor einem Feuerbecken; fol. 31va: Anrufung Merkurs wenn er im Widder steht (Magier vor einem Feuer, mit Opfertier, ist jeweils begleitet von kleinen Darstellungen des jeweiligen Zeichens sowie eines Mannes, der auf einem Pfau reitet); fol. 31vb: Anrufung Merkurs wenn er im Stier steht; fol. 32ra: Anrufung Merkurs wenn er in den Zwillingen steht; fol. 32rb: Anrufung Merkurs wenn er im Krebs steht; fol. 32va: Anrufung Merkurs wenn er im Löwen steht; fol. 32vb: Anrufung Merkurs wenn er in der Jungfrau steht; fol. 33ra: Anrufung Merkurs wenn er in der Waage steht; fol. 33rb: Anrufung Merkurs wenn er im Skorpion steht; fol. 33va: Anrufung Merkurs wenn er im Schützen steht; fol. 33vb: Anrufung Merkurs wenn er im Steinbock steht; fol. 34ra: Anrufung Merkurs wenn er im Wassermann steht; fol. 34rb: Anrufung Merkurs wenn er in den Fischen steht; fol. 35rb: magischer Ring des Merkur, Magier unter Phatasiearchitektur, eine Figurine in der Hand haltend, beobachtende Engel; fol. 36ra: magischer Ring des Merkur, Magier und geflügelter Elefant; fol. 36rb: magischer Ring des Merkur, Magier mit einem Ring unter Phantasiearchitektur; fol. 36va: magischer Ring des Merkur, Magier mit einem Ring unter Phantasiearchitektur; fol. 36vb: magischer Ring des Merkur, Magier mit einem Ring unter Phantasiearchitektur.
Provenienz In Sevilla für den Hof Alfons des Weisen entstanden. Möglicherweise zeitweilig in der »Capilla Real«, die Königin Isabella in Granada gegründet hatte (vgl. d’Agostino 1992, S. 81). Sicher nachweisbar erstmals im Besitz der französischen Gelehrten Paul und Alexander Petau aus Orleans (1568 –1614). Aus dem Besitz von dessen Sohn Alexander gelangte die Handschrift in die Bibliothek Königin Christines von Schweden und mit deren Handschriften in die Vatikanische Bibliothek (Codices Reginenses).
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Literatur Montfaucon 1739, Nr. 481; Bethmann 1872, S. S. 311, 315f.; Warburg 1920, S. 41, Anm. 76, S. 60, Anm. 114; García Solalinde 1926; Saxl 1927, S. 15, 53, 63f., 65; Darby 1932; Gundel 1936; Saxl/Meier 1953, S. LXf.; MacKinney 1959; manuscrits de la Reine 1964, S. 31; Perrone Compagni 1975, S. 242 –243; Perrone Compagni 1977, S. 281; Pellegrin 1978, S. 159f.; Clark 1979, S. 113, 156, Anm. 32, 185, 220f.; D’Agostino 1979d, S. 256; D’Agostino 1979b; D’Agostino 1979c; Folkerts 1981, S. 320; Haage 1981a, S. 137–140, 143; Haage 1981c, S. 151; Pingree 1981; Speckenbach 1981, S. 125 –128, 135, 137f.; D’Agostino 1989; D’Agostino 1992; Domìnguez Rodrìguez 1992, S. 10, 14, 16f.; Domìnguez Rodrìguez 1994; García Avilés 1996; García Avilés 1999; Domìnguez Rodrìguez 2000. Siehe S. 68, 71, Abb. 423–426
44.
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. lat. 8174 Libro del Saber de Astrologia in italienischer Übersetzung Der Codex bietet eine Übertragung der im Libro del Saber de Astrologia für Alfonso X. el Sabio von Kastilien gesammelten Traktate zu den Sternbildern sowie zu astronomischen Instrumenten vom Himmelsglobus über Astrolab und Quadrant bis hin zu verschiedenen Uhren. Die Übersetzung ins Florentinische folgt dem kastilischen Vorbild sehr eng, auch die Illustrationen wurden offenbar sehr genau und sorgfältig kopiert. Da das – wahrscheinlich unmittelbare – Vorbild, der Codex Madrid, Biblioteca Universitaria Complutense, Ms. 156 vom Hof Alfons des Weisen, heute durch das Ausschneiden fast aller Illustrationen stark verstümmelt ist, bietet der vatikanische Codex das wohl authentischste Bild des Libro de las estrellas fijas. Eine Rezeption von Text und Bildern im Italien des 14. Jahrhunderts ist nicht nachweisbar. Florenz, nach 1341 Kodikologische Angaben 40,5 × 29,9 cm, 234 Folia, paginiert, hochwertiges Pergament (P. I–IV und 449 – 470 Papier), italienische Textura rotunda, zweispaltig, sehr sorgfältig und aufwendig geschrieben und rubriziert, zahlreiche Lombarden in Blau und Rot, oft auch ornamental geteilt, laufende Seitentitel in Rot und Blau (buchstabenweise alternierend), jeweils mit einfachem Fleuronnée in der Gegenfarbe, nur am Anfang ausgeführt, auf P. 18 –19 nur noch die blauen Buchstaben ohne Fleuronnée, danach keine Seitentitel mehr, die großen, aufwendig verzierten Initialen wurden nicht mehr eingefügt, P. VIII wurde die 12zeilige Q-Initiale sorgfältig vorgezeichnet. P. 135 fertiggestellte Seite mit ornamental geteilter Lombarde, Fleuronnée und Zeilenfüllern sowie Rubrizierung, Seitentitel und Capitula.
Art der Bilder 44 Sternbilderdarstellungen, jeweils als sorgfältig lavierte Zeichnung in einem Medaillon, oft mit blauem Grund, mit eingezeichneten Sternen, diese zunächst als relativ große goldene Scheibchen (aufgeklebtes Blattgold), bis einschließlich P. 16 (Corona), später meist nur gezeichnete Kreise, Sterne außerhalb de Figur erscheinen rot (bei sonst goldenen Sternen), um die Medaillons jeweils große Kreise, darin entweder speichenartig oder als Kuchenstücke Felder in denen jeweils die einzelnen Sterne, ihre Position und Größe sowie ihre Eigenschaften beschrieben werden, der Bildseite (verso) geht auf der vorhergehenden Seite (recto) ein dazugehöriger Text voraus, in dem unter anderem die verschiedenen Namen angegeben werden (lateinisch, kastilisch, toskanisch und arabisch), die meisten Figuren tragen einfache, bis knapp übers Knie reichende Gewänder mit schlichtem Gürtel.
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Inhalt P. VIIIab:
Index. Vorwort und Kapitelverzeichnis. Demnach wäre der Codex heute unvollständig P. 1a–102: Libro delle stelle fisse (Knecht ed. 1965). Das Fixsternbuch endet mit einer ganzseitigen Rota P. 102 P. 103ra–130b: Libro della spera solida. »Delle faccezze della spera e di sue figure e di sue opere.« Übersetzung des »Kit¯ab al-’amal bi-l-kura al-fulkya« (Buch über die Himmelskugel) des Qust¯a ibn L¯uq¯a (2. Hälfte 9. Jahrhundert) P. 131a–133: Capitolo sulle Armelle dell’Atacyr. Ergänzung zum vorhergehenden Werk über den Himmelsglobus (vgl. Knecht 1965, S. XXI). – P. 133b –134: leer P. 135a–182b: Libro dell’Astrolabio rotondo. Astrolabtraktat mit zahlreichen Abbildungen der Scheiben. Teil eins über die Anfertigung des »Astrolabio rotondo«, P. 157 beginnt der zweite Teil über den Gebrauch des Instruments P. 183a–263b: Libro dell’Astrolabio plano. P. 219a beginnt der zweite Teil über den Gebrauch. P. 236a: dritter Teil. P. 244b: vierter Teil. P. 259a: fünfter Teil P. 264a–315b: Libro della Lamina. Weitere Erläuterungen zum Astrolabium und die Astrolabscheiben P. 316a–384b: Libro delle lamine delle VII pianete. Zur Armillarisphäre, P. 328: Ende des ersten Buches zur Armillarisphäre, P. 329: ganzseitiges farbges Bild einer Armillarisphäre. P. 330: zweiter Teil. Ab P. 357: werden die Ringe für die sieben Planeten behandelt P. 384b –399b: Libro del Quadrante. Unter anderem zur geographischen Breite und zur Sonnenhöhe P. 400a– 410b: Libro della pietra della Meriggia. Zur Konstruktion von Sonnenuhren. Der Text schließt sich eng an das Vorhergehende an P. 411a– 432b: Libro del relogio del aqua. Zur Wasseruhr. P. 422a– 432b: Hier geht es vor allem um die Bestimmung des Aszendenten, P. 423 und P. 424: Tafeln mit farbigen Darstellungen der Tierkreiszeichen P. 433a– 441: Libro del relogio del ariento vivo. Zur Quecksilberuhr mit einem Mechanismus für einen Glockenschlag zu einer bestimmten Zeit (»Weckuhr«) P. 441b – 448b: Libro del Relogio della candela. Zur Kerzenuhr, am Schluss unvollständig. Auch die laut Kapitelverzeichnis folgenden beiden Texte fehlen (vgl. Knecht 1965, S. XXII) P. 449 – 464: Tabulae Stellarum fixarum. Fixsterntafeln umgerechnet auf das Jahr 1470. Nachtrag der Zeit zwischen 1470 und 1485
Kommentar Das Libro delle Stelle fisse beruht vor allem auf den Übersetzungen des Kit¯ab al-kawakib al-tabita almusawwar des arabischen Astronomen Abd al-Rahman ben Umar al-Sufi und weiterer arabischer Traktate, die 1256 von Yehudá ben Mošé ha-Kohén und Guillén Arremón d’Aspa für Alfons X. von Kastilien angefertigt wurden. Der Kastilische Text wurde 1276 von Yehudá ben Mošé redigiert unter der Mitarbeit von Samuel ha-Levi Abulafia und zweier Italiener: Giovanni da Messina und Giovanni da Cremona. 1341 wurde der Traktat zum Himmelsglobus in Sevilla im Auftrag von Gueruccio di Cione Federighi aus Florenz ins Florentiner Volgare übersetzt (vgl. Handschrift P. 103). Vermutlich war der damals noch nicht derart fragmentierte Codex Alfonsos die unmittelbare Vorlage. Das Libro del Saber de Astrologia scheint jedoch insgesamt ein Torso
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geblieben zu sein, die Ausstattung ist ganz offensichtlich unfertig, die beiden letzten Kapitel (Nr. XV und XVI, vgl. auch Knecht 1965, S. XIX, XXI) fehlen. Nach P. 102 wurde ein Blatt ausgeschnitten, das heißt zwischen dem Fixsternbuch und dem Buch zum Himmelsg lobus. Der beste Textzeuge für das Libro del Saber de Astrologia ist – soweit erhalten – Ms. 156 der Universitätsbibliothek Madrid (Universidad Complutense; vgl. J. Villa-Amil y Castro: Catálogo de Manuscritos existentes en la Biblioteca del Noviciado de la Universidad Central, Madrid 1878, Teil I, S. 67f.). Allerdings hat diese Handschrift praktisch die gesamte bildliche Ausstattung eingebüßt sowie weitere Beschädigungen im spanischen Bürgerkrieg erlitten. Erhalten ist etwa das Bild des Eridanus (fol. 7r), eine Gegenüberstellung mit der entsprechenden Seite des Vaticanus zeigt die außerordentliche Genauigkeit der Übertragung (vgl. Dominguez Rodriguez 2000, S. 654, Abb. 11). Die Datierung ist durch die Angaben P. 103 im Vorwort zum Buch vom Himmelsglobus einzugrenzen. Die Stelle lautet: »E dopo molto tempo che andava la era in M.CCC.LXX.VIIII. anni, e gli anni domini in M.CCC.XLI. essendo in ispagna nella cita di Sivilia Sueruccio figluolo di Cione Federighi della molto nobile citta di Firenze fece translatare questo libro di castellano in fiorentino.« Demnach ist die Übersetzung auf 1341 zu datieren. Das Erscheinungsbild des Codex entspricht dieser chronologischen Einordnung völlig. Die Übersetzung des Globusbuches aus dem Arabischen wird auf 1259 datiert, 1277 wäre es dann ins Kastilische übersetzt worden. Die Einträge zur Berechnung der Alfonsinischen Tafeln und zu ihrer Benutzung durch »Ro berto« und »Piero Maria« grenzen den Entstehungszeitraum der Papierteile auf 30. Nov. 1470 bis 2. Mai 1485 ein. Das Verhältnis des Libro de las Estrellas fixas zu al-Sufis Kit¯ab suwar al-kaw¯akib wurde von Julio Samsó und Mercè Comes (1988 und Comes 1991–92) eingehend untersucht. Der Alfonsinische Text ist demnach nicht einfach eine Übersetzung des arabischen Fixsternbuches, sondern eine Bearbeitung unter Hinzuziehung weiterer Informationen. Mindestens eine weitere Quelle muss angeneommen werden, im Text selbst wird sie als »Chaldäisch« bezeichnet. Vermutlich handelt es sich dabei um eine fiktive Herkunftsbeschreibung, die astrologische Gehalte auf babylonische Ursprünge zurückführen und so als besonders authentisch legitimieren soll. Der tabellarische Teil bei al-Sufi (nach Ptolemaios) findet sich in den radialen Feldern der großen Rotae zu den einzelnen Sternbildern. Der weitere Text gibt vor allem den Kommentar al-Sufis zu Ptolemaios wieder. So wird ein guter Teil der Angaben al-Sufis in den ersten drei Büchern zu den nördlichen Sternbildern, den Tierkreiszeichen und den südlichen Sternbildern wiedergegeben. Das vierte Buch fasst dann vor allem Angaben zusammen, die sich bei al-Sufi jeweils auf die Sternbilderabschnitte verteilt finden und dort jeweils den zweiten thematischen Absatz bilden. Dabei geht es etwa um arabische Sternkunde sowie um »statistische« Angaben. Dazu kommen Erörterungen zu den Mondstationen und den »vier Örtern der achten Sphäre, an denen keine Sterne zu sehen sind«. Die Angaben zu den Einzelsternen in den Rotae enthalten jedoch auch astrologische Informationen, etwa zu den Korrespondenzen der Sterne zur Natur jeweils eines Planeten sowie zu den Grundqualitäten, die sich nicht bei al-Sufi finden. Im Alfonsinischen Fixsternbuch wurden schließlich alle Einzelkapitel zu den Sternbildern auf dieselbe Länge gebracht, unabhängig von der Zahl der jeweils enthaltenen Sterne. Hierzu wurden die längeren Kapitel al-Sufis zum Teil stark gekürzt. Außerdem wurde jeweils ein Exkurs angehängt, der eine Beschreibung des Aussehens des Sternbildes gibt sowie weitere Informationen wie etwa Angaben zu dem betreffenden Tier oder zu Aspekten des täglischen Lebens, die mit dem Bild in
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Zusammenhang zu bringen waren. Auch die Länge dieser ›Anhänge‹ wurde so variiert, dass sich jeweils gleichlange Kapitel ergaben. Es ist auch bemerkenswert, dass das Libro delle stelle fisse ebenfalls Angaben zur Magie und zu astrologischen Talismanen enthält, den zentralen Themen des Lapidario. Vor allem zu Kleinem Pferd, Pegasus, Cetus, Eridanus, Lepus, Hydra und Ara werden konkrete Angaben zu den magisch-astrologischen Eigenschaften gemacht (vgl. z. B. Knecht 1965, S. 87f, 90, etc.). Betrachtet man die Gesamtheit der Alfonsinischen Werke zu diesem Themenkomplex, so erscheint es als durchaus wahrscheinlich, dass es genau diese Punkte waren, die Alfonso besonders interessierten und ihn motivierten, einen Sternkatalog mit detaillierten Bildern und Informationen zu Sternbildern und Einzelsternen in Auftrag zu geben. Angesichts der Tatsache, dass der wohl als Original anzusehende Codex der Complutense (Ms. 156) nur noch ein Schatten seiner selbst ist und die Kopie der Nationalbibliothek (Ms. 1197) stark überformte Darstellungen im Stil des 16. Jahrhunderts enthält, ist die Bildüberlieferung in Vat. lat. 8174 trotz der relativ späten Entstehung und des italienischen Textes die authentischste im Rahmen des Alfonsinischen Fixsternbuches. Dazu kommt die überaus große Nähe der Bilder zu den Sternbilderdarstellungen des im Original erhaltenen Lapidario Alfons X. Verzeichnis der Bilder P. 6: Ursa minor (Kleiner Bär), Bär nach links gehend. P. 8: Ursa maior (Großer Bär), Bär nach links, gesenkter Kopf. P. 10: Draco (Drache), wie eine ›5‹ gewundene Schlange nach orientalischem Vorbild. P. 12: Cepheus, nach links gehend, den rechten Arm erhoben, den linken gesenkt, Mütze und knielanges Gewand. P. 14: Bootes (Bärenhüter), nach links
schreitend, den rechten Arm erhoben, in der Linken einen Stab mit einem seitlich daran hängenden Kreissegment, wie rufend geöffneter Mund. P. 16: Corona borealis (Nördliche Krone), nicht ganz geschlossener schmaler, kreisrunder Reif. P. 18: Hercules, nach links laufend, eine Sichel in der Linken schwingend. P. 20: Lyra (Leier), als »Testudo«, lebensnahe Schildkröte, senkrecht in Draufsicht. P. 22: Cygnus (Schwan), als Gallina, wie auf dem Rücken liegendes Huhn. P. 24: Cassiopeia, seitlich nach links sitzende Frau auf einem Sessel, sich an der Rückenlehne festhaltend, die andere Hand erhoben. P. 26: Perseus, weit nach rechts ausschreitend, das Haupt hinter sich haltend und zu ihm zurückschauend, das Schwert in der Linken erhoben. P. 28: Auriga (Fuhrmann), nach links gewandt stehend, knielanges Gewand und »phrygische« Mütze, in beiden Händen Zügel in Form herabhängender Riemen haltend (in der Rechten direkt vor dem Schambereich). P. 30: Serpentari us (Schlangenträger), leicht nach links gewandt, die zwischen seinen Beinen durchgeführte Schlange haltend. P. 32: Sagitta (Pfeil), senkrecht nach oben. P. 34: Aquila (Adler), nach links ewendet, die Schwingen ausgebreitet, vereinfacht. P. 36: Delphinus, Fisch nach rechts. P. 38: Equuleus (Kleines Pferd), Pferdehälfte nach rechts, die Vorderbeine am Leib abgeschnitten, vier Sterne im Kopf. P. 40: Pegasus, nach rechts stürmendes halbes Flügelpferd. P. 42: Andromeda, stehende, leicht nach links gewandte Frau mit erhobenen Armen, vor der Brust und zwischen den Waden je ein Fisch (gegenläufig). P. 44: Triangulum (Dreieck), gleichseitig, vier Sterne innen. P. 47: Aries (Widder), nach links springend, Kopf zurückgewandt. [Taurus hat eine Textseite, aber kein Bild, stattdessen folgt Gemini]. P. 49: Gemini (Zwillinge), zwei nackte Frauen, nach links gehend, arabische Form. P. 51: Cancer (Krebs), senkrecht, krabbenartig, in Draufsicht. P. 53: Leo (Löwe), nach links laufend. P. 55: Virgo (Jungfrau), im gut knielangen Gewand, Flügel, die Arme etwas zur Seite angehoben (wie bedauernd), Handflächen nach vorn, nicht eigentlich als weibliches Wesen zu erkennen.
44. Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. lat. 8174 P. 57: Libra (Waage), Balkenwaage ohne Halter. P. 59: Scorpius (Skorpion), nicht sehr naturnah, aber erkennbar, senkrecht, Schwanz nach rechts ausschwingend; [Sagittarius hat eine Textseite, aber kein Bild]. P. 61: Capricornus (Steinbock), Ziegenfisch nach links. P. 63: Aquarius (Wassermann), en-face stehend, beide Hände seitlich in Schulterhöhe erhoben, in der linken ein kleines Gefäß mit Henkeln, aus dem ein breiter Wasserstrom läuft, in dem Aquarius steht. P. 65: Pisces (Fische), V-förmiges Band zwischen den Schwanzflossen, beide Fische im spitzen Winkel zueinander nach oben orientiert. P. 67: Cetus (Wal fisch), Ziegenhufe, Hundekopf und Fischschwanz, nach rechts. P. 69: Orion, arabische Form mit verlängertem (rechtem) Ärmel, nach links gehend, in der Linken einen Stock schwingend, ein Schwert am Gürtel, Sternmuster klar erkennbar. P. 71: Eridanus (Fluss), als gewundenes Band, oberes Ende verbreitert (entfernt schlangenähnlich). P. 73: Lepus (Hase), nach links springend. P. 75: Canis (Großer Hund), nach links springend. P. 77: Anticanis (Kleiner Hund), nach rechts gehender kleiner Hund. P. 79: Argo Navis (Schiff), nach rechts gewandtes, vollständiges Schiff ohne Wasser, relativ realitätsnah mit Segeln und Takelage. P. 81: Hydra (Seeschlange), Schlange, schräg nach links oben. P. 83: Crater (Becher), Vase mit zwei Henkeln, die in kleine Tierköpfe auslaufen und abgesetztem Standfuß. P. 85: Corvus (Rabe), nach links flatternder Rabe (schwarz mit hellen Beinen). P. 87: Centaurus, nach rechts gewandt, einen kleinen Wolf an den Hinterbeinen haltend, in der Rechten zwei Blumen, Oberkörper bekleidet. P. 89: Ara (Altar), topfartig mit Flammen, auf einem Sockel auf »Balustern« stehend. P. 91: Corona meridionalis (Südliche Krone), als spitzovales Band. P. 93: Piscis austrinus (Südlicher Fisch), großer Fisch nach links, schräg nach links oben wie springend.
Provenienz P. 459 unten: »Expliciunt loca stellarum fixarum per antiquos astronomos observata et per me Sa. Pirenanum artium et medicine doctor noviter calculata… nunc currente vere anno domini a nativitate 1470 die 30 novembris hora 17a. Johannes Franciscus de Pergamo transcripsit.« Giovanni Francesco da Bergamo hat die umgerechneten Tafeln kopiert, das Datum entspricht somit nicht zwingend dem Datum der Abschrift, sondern liefert nur den terminus a quo. P. 468: »anno 1485 addi 2 dimaggio cominco Ruberto e Piero Maria a studiare in isto logia.« Dieser Eintrag liefert einen sicheren terminus ante quem.
Literatur Narducci 1865; Rico y Sinobas, Bd. V.1, 1863, S. 7–145; Saxl 1915, S. Xf., XIV, 95 –100; Sarton 1931, S. 835 – 45; Knecht 1965 (Beschreibung der Handschrift S. XXIf.); Pereira 1976, S. 201; Cardenas 1981, S. 17–22; Domìnguez Rodrìguez 1986, S. 112; Lippincott 1985, S. 68 und öfter; Samsó/Comes 1988, S. 67–76; Federici Vescovini 1990, S. 235; ´ z˙ ynska-Stolot, S. 67; Domìnguez Rodrìguez 1994, S. 55 – 64; DomìnComes 1991–92; Snie guez Rodrìguez 2000; Metzger 2013. Siehe S. 68–71, Abb. 427–438
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45.
Los Angeles, The John Paul Getty Museum, 83.MO.136 ( Ms. Ludwig XII 7) [ehemals Kew, Cockerell Collection] Astrologische Sammelhandschrift, Sternbilderkatalog Sternbilderdarstellungen zu einem kurzgefassten Sternbilderkatalog nach dem Libro de las estrellas fijas für König Alfonso X. el Sabio von Kastilien Die Sternbilderfolge dieser englischen Handschrift des ausgehenden 14. Jahrhunderts ist einer der ganz wenigen klar fassbaren Belege für die Rezeption der Sternbilderfolge vom Hof Alfonsos des Weisen außerhalb von dessen unmittelbarem Umkreis. Der enge Bezug zu Oxford belegt die grundsätzliche Präsenz dieser Redaktion der ptolemäischen Sternbilderfolge in den west europäischen Zentren. England (Oxford, Gloucester?), um 1386–1400 Kodikologische Angaben 21,3 × 15,2 cm, 80 Folia, Pergament, teils ein- teils zweispaltig, überwiegend Textura mehrerer Hände, 2–3zeilige blaue Lombarden zu den Textabschnitten, zumeist mit rotem Fleuronnée, Capitula in rot und blau, Diagramme und Tabellen zum Teil in rot. Zehn Quaternionen. Nachträge und Notizen des 15. Jahrhunderts
Art der Bilder 46 Sternbilderdarstellungen als Federzeichnungen, fol. 1r–3r vor rotem Grund und mit eingezeichneten Sternen, diese zunächst (fol. 1rb) als Kringel mit eingesetztem Sternchen, dann nur noch als Kringel (bis fol. 3rb).
Inhalt fol. 1r– 6r:
Imagines coeli. Mit den Toletanischen Tafeln (vgl. von Euw/Plotzek 1982, S. 176) besteht keinerlei Zusammenhang. Die kurzen Texte wie auch viele Bilder lassen sich vom Libro de las estrellas fijas Alfons des Weisen ableiten. fol. 6r– 8r: Prognostica (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 293, Nr. 6). Astrologische Wetterprognose, möglicherweise Robert Grosseteste zuzuschreiben fol. 8r–11r: Ps.-Hippokrates, De Prognosticatione egritudinum (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1379, Nr. 8). Am Schluss astrologische Notiz fol. 11v–35r: Kalendar. Kalender mit astronomisch-computistischen Tabellen (siehe: von Euw/Plotzek 1982, S. 177) fol. 35v–38r: Nicolaus de Lynn, Tabulae et figurae eclipsium solis et lunae. Tabellen für die Jahre 1387–1462 (vgl. Thorndike 1934, Bd. 3, S. 523f.) fol. 38v– 44r: Tabulae. Tafeln und Diagramme zu den aufsteigenden Graden der Tierkreiszeichen, zum Lauf des Mondes durch den Zodiak sowie zu den Planeten, den Stundenherrschern und den Dekanen (s. von Euw/Plotzek 1982, S. 178)
45. Los Angeles, The John Paul Getty Museum, 83.MO.136 (Ms. Ludwig XII 7)
fol. 44v–51r: Nicolaus de Lynn, Canones super Calendarium premissum (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1131, Nr. 14) fol. 51v–70r: William Reade, Tabulae mediorum motuum omnium planetarum (Thorndike/ Kibre 1963, Sp. 863, Nr. 12) fol. 70v–73v: Guilhelmus Anglicus, De urina non visa (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 906, Nr. 7). fol. 73v: Nativitätsschema fol. 74rv: Excerpta astrologica. Wohl Auszüge aus Canones zu Planetentafeln (s. von Euw/Plotzek 1982, S. 180) fol. 75r–76r: De occultis (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 600, Nr. 4: »Messahala, De inventionibus, cap. 7«) fol. 76v–77r: Nativitates. Zwei Horoskope (Tabelle und Nativitätsdiagramm) fol. 77v–79v: De imaginibus 12 signorum (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 131, Nr. 11–12) fol. 79v– 80v: Tractatus medico-astrologici (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 152, Nr. 4 und Sp. 445, Nr. 1)
Kommentar Die inhaltlichen Beziehungen der Handschrift zur Oxforder Astronomenschule am Merton College haben von Euw und Plotzek bereits überzeugend dargelegt (1982, S. 181). Eine Datierung in die Jahre ab 1386 ergibt sich aus der Tatsache, dass die neuen, um 1386 entstandenen und einen Zeitraum von 1387 bis 1462 abdeckenden Tafeln der Sonnen- und Mondfinsternisse des Nicolaus de Lynn enthalten sind. Die Figuren der Sternbilder weisen Kleidungsmerkmale der Zeit um 1390 auf, es erscheint weniger wahrscheinlich, dass die Handschrift wesentlich nach 1400 entstanden ist. Die Texte und Tafeln weisen darauf hin, dass der Band der praktischen Ausübung der Astrologie dienen sollte. Hierzu standen dem Besitzer des Codex durchaus aktuelle Informationen und Texte zur Verfügung. Offenbar richtete sich dessen Interesse nicht nur auf das Erstellen von Nativitäten. Die Wetterprognostik – noch lange ein wichtiges Arbeitsfeld des Astrologen – und die medizinische Anwendung astrologischer Daten gehörten ebenfalls zu den hier vertretenen Gebieten. Die Bilder der Himmelsbeschreibung im Rahmen dieser astrologisch-medizinischen Sammlung orientieren sich überwiegend an arabisch geprägten Vorbildern. Details wie der stark verlängerte, herabhängende, Ärmel des Orion oder die Fische im Bild der Andromeda verweisen unmissverständlich auf die Illustrationen al-Sufis zu den im Kern ptolemäischen Sternbildern. Eine genauere Analyse enthüllt jedoch, dass es sich hier nicht um einen Illustrationszyklus handelt, der von den Bildern des Sufi latinus abgeleitet wurde, wie in der Mehrzahl vergleichbarer Fälle. Auch relativ frühe Zyklen arabischer Inspiration wie in Urb. lat. 1399 oder Rawl. C. 117 gehören nicht zu seinen Vorfahren. Vielmehr weist einiges auf die Sternbilderüberlieferung vom Hof Alfonsos des Weisen von Kastilien. Nicht nur der Text zu den einzelnen Sternbildern ist eng mit dem Libro de las estrellas fixas verwandt (vgl. Vat. lat. 8174, fol. 3v– 4r) – worauf schon Lippincott hinwies (1985, S. 68) –, beziehungsweise scheint von einem solchen Vorbild hergeleitet zu sein, auch die Bilder stimmen recht weitgehend überein (Fuhrmann ohne Geißel, nur mit Zügeln; Schlange des Serpentarius geht zwischen den Beinen durch; Corona borealis als offener Reif; Bootes nach links schreitend mit stabähnlichem Instrument in der Linken, Virgo mit Flügeln). Allerdings lassen sich nicht alle Einzelbilder mit dieser Bildtradition in Verbindung bringen. Die Form des Cetus als stilisierter Fisch mit Hauern im Maul etwa, findet sich in eng-
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lischen Handschriften des 12. Jahrhunderts wie Oxford, Bodleien Lib., Digby 83 (siehe Bd. 1, S. 396 – 402). Die Argo mit ihrer merkwürdigen Segelform findet sich ähnlich in BL, Arundel 339 und Centaurus mit schilfrohrähnlichem Pf lanzenstengel in Bodley 614, Digby 83 und den »Nimrod-Handschriften«. Der Hintergrund dieser nicht von den Sternbildern Alfonsos abzuleitenden Bilder ist in den englischen Hyginusbearbeitungen des 12. und 13. Jahrhunderts zu sehen. Diese Verbindungslinien weisen auf die englische Herkunft der vorliegenden Bildredaktion hin. Offenbar lag im England des 14. Jahrhunderts somit eine Fassung des ptolemäisch-arabischen Sternbilderzyklus vor, die durch die »Alfonsinische« al-Sufi-Rezeption vermittelt war. Angesichts der überaus seltenen Zeugnisse einer Verbreitung dieser Sternbilderfolge außerhalb Spaniens ein durchaus überraschendes Ergebnis. Die leider nicht sehr deutlich fassbaren Ref lexe der Sternbilderikonographie Alfonsos in den Illustrationen Nicolas Trevets (vgl. z. B. Urb. lat. 355) weist jedoch ebenfalls in diese Richtung. Viele Bilder wurden nachträglich mit englischen Beischriften versehen (wohl 15. Jahrhundert), z. B. »the harpe« (Lyra), »the henne« (Cygnus), »the berer of the dyvylly hed« (Perseus), »the dolphyn« (Delphinus), »the woman in cheaynes« (Andromeda), »the whale« (Cetus), »the secund dogge« (Canis maior), »the sowth fysche« (Südlicher Fisch). Auch hier vermischen sich offenbar verschiedene Traditionen, während die angeführten Bezeichnungen für Cygnus, Perseus und Andromeda ebenfalls auf al-Sufi zurückverweisen, hat die Bezeichnung der Lyra als Musikinstrument »harpe« nichts mit der arabisch-lateinischen Tradition gemein. Das zugehörige Bild zeigt die Schildkröte nach Alfonso, während dessen Text nichts über ein Musikinstrument berichtet (die arabische Übertragung »allora« des griechischen »λυρα« wird dort referiert aber offenbar nicht verstanden). Die Interpretation des Cetus als »whale« dürfte auf tierkund liche Schriften zurückgehen, denkbar wäre allenfalls eine Anregung durch die Bezeichnung »balena« bei Michael Scotus. Der interessanteste Aspekt an dem schmalen Codex ist die Rezeption der Sternbilderikonographie vom Hof Alfons des Weisen im England des späten 14. Jahrhunderts. So begrenzt die Ausstrahlung der astrologischen Arbeiten für Alfonso war, völlig ohne Wirkung auf die westeuropäischen Zentren der Gelehrsamkeit sind sie doch nicht geblieben. Es mag nicht nur der kastilischen Sprache zuzuschreiben sein, sondern vielleicht auch der Tatsache, dass diese Arbeiten zum einen eng aufeinander bezogen waren und zum anderen einen allzu deutlichen Schwerpunkt auf die Magie gelegt hatten. Es ist in dieser Hinsicht auch bezeichnend, dass hier gerade nicht die ausführlichen Texte zu den einzelnen Sternbildern, ihrer Gestalt und ihren Wirkungen rezipiert wurden, sondern lediglich das Kapitel mit der nüchternen Aufzählung der Bilder und ihrer Sternzahlen. Verzeichnis der Bilder fol. 1rb: Ursa minor (Kleiner Bär), stehender Bär nach links gerichtet; Ursa maior (Großer Bär), stehender Bär nach links gerichtet, geringfügig größer als Ursa minor. fol. 1va: Draco (Drache), dreifach geringelte, aufgerichtete und sich nach rechts wendende Schlange mit geöffnetem Maul; Bootes (Bärenhüter), halb knieend nach links laufender bärtiger Mann mit übergroßen Armen, in der linken einen Knüppel haltend. fol. 1vb: Cepheus, nach links schreitend, die Arme wie beim Gehen auschwingend, bärtig und barhäuptig; Corona borealis (Nördliche Krone), kreisrunder Reif mit großer Öffnung nach rechts. fol. 2ra: Hercules, nach links gewandt kniend, in der Linken die Sichel, die rechte offen erhoben;
45. Los Angeles, The John Paul Getty Museum, 83.MO.136 (Ms. Ludwig XII 7) Lyra (Leier), Schildkröte in Draufsicht, nach rechts orientiert. fol. 2rb: Cygnus (Schwan), stehendes Huhn mit ausgebreiteten Flügeln, nach links gewandt; Cassiopeia, nach links
gewandt auf einer prächtigen Thronbank sitzend, die Arme ausgebreitet und w-förmig abgewinklt. fol. 2va: Perseus, nach links gewandt, wie zurückweichend, stehend, in der Rechten den großen Teufelskopf an einer Haarsträhne haltend, in der Linken mit dem Schwert hinter sich ausholend; Auriga (Fuhrmann), nach links schreitend, in beiden Händen je ein herabhängender Riemen, Mütze; Serpentarius (Schlangenträger), leicht gebückt nach links gewandt stehend, mit beiden Händen eine lange, sich zwischen seinen Knien durchwindende Schlange haltend, die links ihren Kopf zu ihm zurückwendet. fol. 2vb: Sagitta (Pfeil), Pfeil, waagrecht nach rechts; Aquila (Adler), wie Cygnus, aber als Greifvogel; Delphinus, Fisch nach rechts, gezackter Rückenkamm. fol. 3ra: Equuleus (Pferd chen), Vorderhälfte eines nach rechts galoppierenden Pferdes; Pegasus, wie Equuleus aber mit Flügeln; Andromeda, en-face stehend mit leichter Wendung nach links, die Arme seitlich erhoben, vor dem Oberkörper ein Fisch nach links gerichtet, zwischen den Füßen ein weiterer Fisch nach rechts, über den sie zu schreiten scheint, um die Hüften und in Kniehöhe mit Ketten umwunden, die vorn miteinander verbunden sind. fol. 3rb: Triangulum (Dreieck), gleichseitig, auf einer Seite ruhend; Aries (Widder), nach links springend, den Kopf zurückwendend. fol. 3va: Taurus (Stier), im Galopp nach links stürmendes Rind. fol. 3vb: Gemini (Zwillinge), zwei nebeneinander stehende junge Männer, Unterarme und Hände mehrfach vor sich verschränkt; Cancer (Krebs), Meereskrabbe mit großen Zangen, senkrecht. fol. 4ra: Leo (Löwe), nach links laufend, stilisiert; Virgo (Jungfrau), junge Frau mit leicht hängend ausgebreiteten Armen und Flügeln, en-face stehend. fol. 4rb: Libra (Waage), Balkenwaage; Scorpius (Skorpion), krebsartiges Tier mit Schlangenschwanz, nach links gewandt. fol. 4va: Sagittarius (Schütze), nach links galoppierender Kentaur, den gespannten Bogen im Anschlag; Capricornus (Steinbock), Ziegenbock mit Fischschwanz, nach links. fol. 4vb: Aquarius (Wassermann), leicht nach rechts gewandt stehend, beide Arme erhoben, mit der Linken aus einem kleinen Krug Wasser gießend. fol. 5ra: Pisces (Fische), waagrecht, gegenläufig, an den Mäulern verbunden; Cetus (Walfisch), dicker, großschuppiger Fisch mit Hauern im Maul, nach rechts; Orion, nach links schreitender Mann, der rechte Ärmel schlauchartig verlängert und herabhängend, in der linken Hand ein Stock mit eingerollter Spitze, ein großes Schwert am Gürtel. fol. 5rb: Eridanus (Fluss), querrechteckiges Feld mit Wellen, wie ein Wasserbecken; Lepus (Hase), nach links laufender Hase; Canis maior (Großer Hund), nach links laufender Hund; Anticanis (Klei ner Hund), schlanker, nach links laufender Hund. fol. 5va: Argo Navis (Schiff), Schiffshälfte mit Steuerrudern, zeltförmigem Rahsegel und Tierkopf am aufgebogenen Heck; Hydra (Seeschlange), sich nach links windende Schlange; Crater (Becher), zweihenklige Vase; Corvus (Rabe), nach links gewandter, flatternder Vogel. fol. 5vb: Centaurus, nach rechts galoppierender, bärtiger Kentaur, einen Schilfstengel (o. ä.) wie eine Lanze tragend, in der Linken ein hundeartiges Tier, das er um den Bauch gefasst trägt; Ara (Altar), profilierter Blockaltar in Seitenansicht, darauf ein Feuer; Corona meridionalis (Südliche Krone), spitzovale Form, die Spitze nach unten. fol. 6ra: Piscis austrinus (Südlicher Fisch), nach links springender Fisch.
Provenienz Möglicherweise zunächst im Besitz eines Mitgliedes des Merton College, Oxford; spätere Besitzer vermutlich Radulphus Moulder (fol. 1ra) und Thomas Gloucester (fol. 49r); am 28.10.1919 von Sydney Carlyle Cockerell (1867–1962) bei Maggs Bros. erworben; nach der Auktion der Cockerell Handschriften 1957 an Mrs. Schilling, danach zu Harrison D. Horblitt; später als Teil der Sammlung Ludwig in Köln; heute Los Angeles, Getty Museum.
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Literatur Saxl 1915, S. 96f.; Katalog Sotheby, London, 30. Juli 1919, lot 217; Saxl/Meier 1953, S. 275 – 278; Kat. Sotheby, London, 3. April 1957, lot 11; von Euw/Plotzek, Bd. 3, 1982, S. 176 –182 (Abbildungen aller Sternbilderdarstellungen); Lippincott 1985, S. 68 und öfter; De Hamel ´ z˙ ynska-Stolot 1994, S. 65. 1987, S. 186 –210; Snie Siehe S. 71, Abb. 439
46.
Basel, Universitätsbibliothek, Ms. F II 33 Mathematisch-astronomische Sammelhandschrift; Hyginus, De Astronomia; Sternbilderfolge; Jordanus de Nemore Sternbilder in einem separaten Bildteil in unmittelbarer Nachbarschaft zu Hyginus, De astronomia Obgleich die Sternbilderfolge hier unmittelbar auf Hyginus, De astronomia, folgt, haben die Darstellungen nichts mit der an diesen Text geknüpften Bildüberlieferung gemein, sondern gehen letztlich auf die arabischen Fassungen der Sternbilder nach Ptolemaios zurück. Als einzige derartige Bildfolge zeigt sie alle Figuren konsequent in der Ausrichtung, in der sie auf einem Himmelsglobus erscheinen würden. Neben den Darstellungen die im Wesentlichen der Tradition des Sufi Latinus folgen, finden sich etliche, die den Sternbildern in der Fassung der astronomischen Werke für Alfons X. von Kastilien entsprechen. Sechs Teile, wahrscheinlich aus dem deutschsprachigen Raum (Basel?), 2. Hälfte 14. Jahrhundert–um 1400, Sternbilder 3. Viertel 14. Jahrhundert Kodikologische Angaben 30,0 × 27,2 cm, 244 Folia, Pergament, der aus sechs Einzelfaszikeln zusammengesetzte Band zeigt zahlreiche Schreiberhände (Björnbo 1912: 9 Hände) und sowohl verschiedene Textura- als auch Bastardaschriften, die Beschreibung konzentriert sich im folgenden auf Teil II mit dem unmittelbaren Kontext der Sternbilderdarstellungen. Der Band wurde offenbar schon im 15. Jahrhundert zusammengefügt, möglicherweise entstand er durch die sukzessive Sammeltätigkeit des Erstbesitzers. Die meisten Texte weisen umfangreiche Kommentare auf, die zumeist absatzweise zwischen den kommentierten Textabschnitten eingefügt sind (alternierend). Überwiegend Langzeilen, Teil V zweispaltig, überwiegend rubriziert. Viele der Texte wurden mit didaktischen Zeichnungen ausgestattet, deren Ausführungsqualität stark schwankt. Die Zusammenfügung aus Teilen unterschiedlicher Herkunft spiegelt sich auch im uneinheitlichen Lagenauf bau. Der hier besonders interessierende zweite Teil besteht aus zwei Quinionen, in Teil I und III sind etliche verlorene Seiten zu beklagen.
Art der Bilder 42 Sternbilderdarstellungen, Federzeichnungen als reine Bilderfolge ohne Text mit lateinischen Namen beschriftet (auf fol. 38v stehen alle Darstellungen Kopf, die Beschriftung wurde jedoch aufrecht angebracht), nur einige der Figuren mit eingezeichneten Sternen.
Inhalt fol. Irv:
De electionibus et apellationibus (Fragment). Sekundär verwendet als Vorsatz. Zweispaltiger Textblock mit Kommentar in Klammerform, rubriziert, Buchbastarda. Die kanonistische Erörterung behandelt die Bischofswahl und diesbezügliche Apellationsmöglichkeiten an der
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fol. Iv:
I fol. 1r–23v:
II fol. 24r–37v: fol. 37v: fol. 38r– 41r: fol. 41v– 43v:
III fol. 44r–57r:
fol. 57v–63v:
fol. 64r–64v:
IV fol. 65r– 86v:
päpstlichen Kurie. Genannt wird ein »Canonicus Nemausenius« sowie Propst und Kapitel von »Nemausen«. Index. Aufgeklebter Pergamentzettel mit einem Inhaltsverzeichnis des 15. Jahrhunderts (Bastarda cursiva). Der letzte Eintrag »de motu corporum coelestium« (= Geber, Parvum almagesti) wurde von anderer Hand nachgetragen.
C. Julius Solinus, Collectanea rerum memorabilium (Mommsen ed. 1895). Am Ende 15 Verse als Nachtrag: »Tantillus tamen nanciscens dogmata tamen… – …Servanti bene sit fraudanti porrove sit.«
Hyginus, De astronomia (Viré ed. 1992) Zeichnung eines Gelehrten (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 661, Nr. 12). Zum Text des Schriftbandes s. u Sternbilderdarstellungen Tractatus De fluxu et refluxu maris (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1703, Nr. 4). fol. 42r Kreisschema mit Angaben zu Punkten des Himmels, Pole, Wendekreise, principium arietis, principium libre
Alfraganus, Differentiae scientiae astrorum (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 960, Nr. 3). Die Rudimenta astronomica des Alfraganus in der Übersetzung von Johannes von Sevillia (Carmody ed. 1943) Messahala, De orbe (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 722, Nr. 7). Übersetzung Gerhard von Cremona (vgl. Carmody 1956, S. 180). Von derselben Hand wie der Alfraganus. Esculeus (Hypsicles), De ascensione signorum (Boffito ed. 1903; Thorndike/ Kibre 1963, Sp. 1449, Nr. 1). Übersetzung von Gerhard von Cremona
Jordanus de Nemore, Arithmetica (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1600, Nr. 14; vgl. Glorieux 1971, Nr. 284b; Thompson 1976). Zahlreiche, teils einfache, Schemadarstellungen am Rand und auf ausgesparten Flächen, z. B. fol. 83r, 83v fol. 87r–95r: Gernardus, Algorismus de minutiis (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 399, Nr. 1). Teil 2 des Algorismus demonstratus. Zuweilen auch Jordanus de Nemore zugeschrieben (vgl.: Thompson 1976). Vgl. fol. 99r–105r fol. 95v–98v: Nicolas Oresme (?), Algorismus de proportionibus (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1596, Nr. 5; Curtze ed. 1868). Am Rand und fol. 98v zahlreiche Schemata zur Texterläuterung. Zum Schluss werden die Aspekte im Tierkreis behandelt (Trigon, Quadrat, Hexagon, Octogon) fol. 99r–105r: Gernardus, Algorismus de mensuris (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 431, Nr. 2). Teil 1 des Algorismus demonstratus. Zuweilen auch Jordanus de Nemore zugeschrieben (vgl. Eneström 1913; Thompson 1976). Vgl. fol. 87r–95r fol. 105r–106v: Ibn al Haitam (Alhacen), De speculis comburentibus (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 392, Nr. 9; Glorieux 1971, S. 342, Nr. 417av; Lindberg 1975,
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fol. 107r–108r: fol. 108r–109v:
fol. 109v–110v:
fol. 110v–112r:
fol. 112v–114v:
114v–116r: fol. 116v–122r: fol. 122v–127r:
fol. 127v–128v:
fol. 129r–130r:
fol. 130v–131v:
fol. 132r–137r: fol. 137r:
fol. 137v–138r:
fol. 138v–145v: fol. 146r–150v:
S. 20, Nr. 3C). Zahlreiche erläuternde Zeichnungen am Außenrand, v. a. fol. 106r. Text auch in Lyon, PA 45, fol. 157r–160v De figuris isoperimetrales (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1083, Nr. 4). Vgl. Björnbo 1909, S. 393; Thompson 1976 (Ps.-Jordanus de Nemore) Jordanus de Nemore, Demonstratio de plana spera (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1525, Nr. 8; vgl. Thompson 1976). Zur Quadratur beziehungsweise Flächenberechnung des Kreises Thydeus, De speculis comburentibus (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1388, Nr. 11; Lindberg 1975, S. 76, Nr. 103). Übersetzung von Gerhard von Cremona. Text auch in Cod. Pal. lat. 1377, fol. 11va–18ra Ibn al Haitam (Alhacen), De crepusculis (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1022, Nr. 5; Lindberg 1975, S. 15, Nr. 1A). Übersetzung von Gerhard von Cremona, vgl. Carmody 1956 (diese Handschrift). Geometrische Randzeichnungen Thebit ben Corat, Liber Karastonis (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 260, Nr. 4; Clagatt/Moody ed. 1952, S. 88 –117). Traktat über die unsymmetrische Balkenwaage mit verschiebbarem Gewicht Autolycus Pitanensis, De spera mota (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1151, Nr. 13; Mongenet ed. 1948). Übersetzung von Gerhard von Cremona Ahmad ibn Musa, Geometria trium fratrum (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1687, Nr. 3 und Sp. 1145, Nr. 5; Curtze ed. 1885) Alkindi, De aspectibus (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1013, Nr. 3; Lindberg 1975, S. 12, Nr. 4; Björnbo/Vogl ed. 1912, S. 3 – 41). Übersetzung von Gerhard von Cremona. Ps.-Euklid, De speculis (Björnbo/Vogl ed. 1912, S. 97–106; Lindberg 1975, S. 55, Nr. 80; Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1084, Nr. 7). Übersetzung von Gerhard von Cremona (?). Über verschieden geformte Spiegel und die entsprechenden Spiegelbilder. Text auch in Lyon, BM, PA Ms. 45, fol. 170r–172v Libellus de Triangulis (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 276, Nr. 7; vgl. Björnbo/Vogl 1912, S. 127). Zahlreiche Dreiecke als erläuternde Illustrationen am Rand. Zu den Winkeln und Seiten im rechtwinkligen Dreieck Demonstrationes quadrantis (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1305, Nr. 9; vgl. Björnbo/Vogl 1912, S. 127). Zur Trigonometrie und dem Gebrauch eines Quadranten. Darstellungen am Rand fol. 130v–131r Jordanus de Nemore, De ponderibus (Clagatt/Moody ed. 1952, S. 128 –142;Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1000, Nr. 14; Thompson 1976) Quadratura circuli (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1156, Nr. 11; vgl. Björnbo/ Vogl 1912, S. 127). Darunter Zeichnung eines in ein Quadrat eingeschriebenen Kreises mit eingeschriebenem Quadrat Theodosius, De locis habitabilibus (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 684, Nr. 4; vgl. Björnbo/Vogl 1912, S. 127). Randzeichnungen zu den Breitengraden und -kreisen. Jordanus de Nemore, De numeris datis (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 959, Nr. 6) Jordanus de Nemore, De triangulis (Curtze ed. 1887; Thorndike/Kibre 1963, Sp. 260, Nr. 5). Zahlreiche Dreiecke und Winkel als erläuternde Illustrationen am Rand
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fol. 151r–153v: Archimedes, De curvis superficiebus (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 277, Nr. 1) fol. 154r–159r: Dominicus de Clavasio, Practica Geometriae (Busard ed. 1965; Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1175, Nr. 1). Zahlreiche Randzeichnungen zur trigonometrischen Bestimmung der Höhe von Türmen und Bergen, v. a. fol. 154v–155r. Text auch in: Cambridge (Mass.), Harward College, Houghton Library, fol. Ms. typ. 43, Teil II, fol. 230r–236r, Lyon, BM, PA Ms. 45, fol. 92r–105v sowie München, BSB, clm 10662, fol. 217v–223v fol. 160r–170v: Theodosius de Bithynia, De sphera (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1523, Nr. 10; Glorieux 1971, S. 144, Nr. 117a). Übersetzung von Gerhard von Cremona. Am Rand zahlreiche Zeichnungen zur sphärischen Geometrie fol. 171r–172r: Levi ben Gerson, De numeris harmonicis (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 666, Nr. 6 sowie Sp. 1005, Nr. 13). – 172v: leer
V fol. 173r–193r: Johannes Campanus, Theorica planetarum (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1124, Nr. 1; Glorieux 1971, S. 119, Nr. 75c). Sehr exakte Zeichnungen im Textblock mit den üblichen Darstellungen fol. 193v–194r: Thebit ben Corat, De motu octave spere (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 661, Nr. 6). Zeichnung am Ende des Textes fol. 194v–196v: Petrus de Mutina, Epistola Dedicatoria ad Johannem de Ganduno (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1044, Nr. 2). Widmungsbrief des Kommentars zur Theorica planetarum »Gerhardi«, datiert 1349, zu astronomischen Fragen VI fol. 197r–220r: Ptolemaios, Optica (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 287, Nr. 3; Lindberg 1975, S. 74, Nr. 100). Übersetzung Eugenius de Palermo. Endet unvollständig: »…rursus protrahantur proponderis ar/« (Text bricht ab ohne Raumnot). – fol. 220v: leer fol. 221r–244r: Geber, Almagesti minoris libri VI. (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1006, Nr. 9). Inhaltsverzeichnis in italienischer Sprache von Alarico Carli (datiert Beiliegend: Juni 1871), zeitweilig am Ende der Handschrift eingebunden, heute ein eigenständiges, der Handschrift beiliegendes Faszikel (Mscr. zu F II 33)
Kommentar Die Handschrift enthält überwiegend Texte von hohem wissenschaftlichem Anspruch in recht guter Überlieferung. Daher war sie schon im 19. Jahrhundert Gegenstand des wissenschaftshistorischen Interesses. Besonders das umfangreiche vierte Faszikel (fol. 65 –172) bietet eine reiche Überlieferung von Quadriviumstexten. Das Schreiberkolophon eines »frater Nicolaus« und der hier stark vertretene Autor Jordanus de Nemore – in der Chronistik des Predigerordens frühzeitig mit Jordanus de Saxonia (früher Ordensgeneral der Dominikaner) identifiziert (erstmals bei Nicolas Trevet, vgl. Clagett/Moody 1952, S. 122) – lassen an einen dominikanischen Hintergrund denken. Auf jeden Fall aber entstammt der Band einem akademisch gebildeten Milieu.
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Bild- und Schriftmerkmale weisen in die Mitte bis 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts, wobei der Sternbilderteil wohl kaum vor ca. 1360 entstanden sein dürfte. Auffällig ist die ungewöhnliche Anordnung der Figuren, zum einen lässt sich keine geregelte Abfolge erkennen, wie sie Zyklen aufweisen, die an einen bestimmten Text gekoppelt sind, zum anderen ist die Orientierung der Darstellungen auf der Seite zum Teil merkwürdig. So findet sich beispielsweise Aquila im »Rückenf lug« (fol. 38r), fol. 38v zeigt sogar alle Sternbilder kopfunter (nicht aber die Beischriften). Die Figuren sind fast alle nackt, nur Virgo trägt ein Kleid, Andromeda hat ein Tuch umgehängt, der menschliche Oberkörper des Schützen lässt ein einfaches Hemd erkennen. Oft erscheinen die Personen wie schwebend in wenig natürlichen Körperhaltungen, zum Teil in halber Rückenlage. Dementsprechend ist nirgends eine Standf läche oder die Umgebung der Figur angedeutet, nur Cassiopeia behält ihren Thron. Unter dem Textende des Hyginus (fol. 37v) erscheint eine stehende Gelehrtenfigur mit Schriftband. Die Zeichnung ist wohl derselben Hand zuzuschreiben wie die Sternbilder. Der Text des Schriftbandes bezieht sich auf diese: »Ymagines huius esculi [!] subiciuntur ymaginibus supercelestibus« (Die Bilder dieser Welt beruhen auf den Bildern über dem Himmel). Die Beischriften der Sternbilder scheinen nicht von derselben Hand wie der Text des Schriftbandes zu stammen, mit Sicherheit sind sie nicht von der ersten Texthand des Hyginus. Björnbo (1912, S. 125) wies die Bildbeischriften seiner Hand 1 zu, der er auch den Solinus und den Schluss des Hyginus zuschrieb (fol. 33r–37v, also auf derselben Lage wie die Bilder). Auf jeden Fall ist zu konstatieren, dass Hyginustext und Sternbilderzeichnungen von Beginn an eng zusammengehörten. Offenbar hatte ein Redakteur die als unzureichend empfundenen Hyginusillustrationen durch aktuellere Bilder ersetzt. Thematisch würde sich dieser Bereich mit dem Solinustext und dem Traktat zu den Gezeiten zu einer kosmographischen Einheit runden. Während die Sternbilder keine Unterzeichnungen erkennen lassen, ist bei der Figur fol. 37v ganz deutlich die Unterzeichnung in einem weichen, nicht allzu spitzen Metallstift zu erkennen. Zwar erinnert manches an den Figuren an italienische Beispiele des 14. Jahrhunderts, doch wirkt die Ausführung eher nordeuropäisch. Man kann wohl vermuten, dass zumindest eine Vorlage italienischen Ursprungs war. Bei aller scheinbaren Regellosigkeit der Anordnung sind an einigen Stellen dennoch Gruppierungen erkennbar, so etwa bei den Tierkreiszeichen: Krebs und Zwillinge nebeneinander oben auf fol. 38v entsprechen ihrer Anordnung auf einer Himmelskarte, Löwe und Jungfrau auf der gegenüberliegenden Seite jedoch stehen in der Abfolge wie auf einem Globus. Ebenso bilden Perseus, Auriga und die Zwillinge ein ›Globusensemble‹. Betrachtet man die aufgeschlagene Doppelseite als Einheit so stehen im obersten Register von links nach rechts Krebs, Zwillinge, Löwe und Jungfrau (Globus: Zwillinge, Krebs, Löwe, Jungfrau). Weiter unten auf dieser Doppelseite kann man von links nach rechts ebenfall eine Zodiakfolge ausmachen, hier reihen sich: Fische, Widder, Stier, Steinbock und Skorpion (Globus: Stier, Widder, Steinbock, Fische, Skorpion). Sonst sind Gruppierungen lediglich dort auszumachen, wo die Kombination von Sternbildern ikonographisch vorgegeben war (z. B. Aquarius und Piscis austrinus; Hydra, Crater und Corvus). Die seltsame kreisrunde Scheibe im Bereich der Pferdebrust des Schützen kann wohl als Corona meridionalis angesprochen werden, die unter dem nach vorn ausgestreckten Bein erscheinen sollte. Sie ist hier nicht beschriftet und hat auch nicht die übliche ›Tropfenform‹ der Sternatlanten nach al-Sufi und der Sternbilder nach Alfonso el Sabio. Die Beischriften bei den Zeichnungen sind durchgehend kurz und mit Sorgfalt geschrieben. Sie geben eine Mischung
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aus den Namen der arabisch-lateinischen Sterntafeln (Ursa minor/maior, Vultur volans, Gallina volans [vgl. Rom, BAV, Urb. lat. 1399, fol. 36r], Vultur cadens) und aus lateinischen Bezeichnungen der Aratea (Casepia, Perseus, Serpentarius, Auriga). »Labra« für die Waage und »Pedes« für die Fische sind wohl als Schreibfehler einzustufen. Es muss dabei auffallen, dass es sich in den meisten Fällen nicht um die Sternbilder-Bezeichnungen handelt, die sich im Text des Hyginus finden. Die Namen Canis antecedens, Boetes/Bootes, Serpentarius, Fluvius, Piscis meridionalis und Navis etwa kommen bei Hyginus nicht vor. Bootes und Serpentarius kommen weder bei Hyginus noch in den Sterntafeln des Almagest und Sufi latinus vor. Ein Benutzer, der den Text des Hyginus zusammen mit den Bildern benutzen wollte, musste folglich gut über die verschiedenen Namen informiert sein. Dabei verrät die Identifikation der Figuren innerhalb der Bildseiten gelegentlich Unsicherheiten: Cetus hatte zunächst die Beischrift »Capricornus« erhalten, die dann zu »Cetus« korrigiert wurde. Bootes und Cepheus wurden offenbar vertauscht, Hercules, Corona borealis und Delphinus (?) blieben ohne Beischrift. Während die als »Cepheus« beschriftete Figur mit ihrem keulenartigen Stock, dem unbedeckten Kopf und dem nach oben gereckten rechten Arm eindeutig den Merkmalen des Bootes entspricht (vgl. Arsenal 1036, fol. 5r und Strahov DA II 13, fol. 5v) ist die als »boetes« bezeichnete Figur mit ihrer hohen Kopfbedeckung und wie ausschreitend die Arme schwingend offenbar Cepheus (vgl. Arsenal 1036, fol. 4r und Strahov DA II 13, fol. 4v). Im Übrigen sind hier Bootes und Cepheus in der Globusansicht dargestellt, während die Sternatlanten (Sufi latinus) Cepheus in der Himmelsansicht darbieten. Überhaupt sind in Basel F II 33 alle Darstellungen konsequent in der Globusansicht gehalten. Im Gegensatz dazu weisen die Sternatlanten eine – wie es scheint willkürliche – Mischung von Himmels- und Globusansichten auf, wobei die Himmelsansichten in der Mehrzahl sind. Bei den Alfonso-Handschriften ist es vergleichbar, wobei dort die Globusansichten die Majorität haben. Die jeweils gewählte An sicht ist jedoch bei allen »Atlanten« nach Sufi latinus (Arsenal – Gotha) dieselbe geblieben (was für eine Abhängigkeit vom selben Prototyp spricht). Auffällig sind im Basler Codex die deutlichen Parallelen zu den Sternbildern nach Alfonso X. el Sabio: Serpentarius führt die Schlange zwischen seinen Beinen durch; Virgo erscheint mit Flügeln aber ohne Palmwedel (vgl. Alfonsinische Tafeln), ihre Arme hängen seitlich, leicht abgespreizt; Corona meridionalis wird an einer Seite offen, als Hufeisen- beziehungsweise Mondsichelform dargestellt; Lyra/Vultur cadens erscheint als Schildkröte; Bootes schwingt einen Knüppel (vgl. auch Ludwig XII. 7); Cassiopeia (Globusansicht) hält die Arme auffällig in »W-Form«; Orion ohne Kopf bedeckung in Globusansicht; Fuhrmann mit zwei Zügeln (ohne Geißel). Allerdings finden sich auch deutliche Abweichungen (z. B. Andromeda halb sitzend und ohne Fische, Hercules ohne Sichel). Aquarius in der al-SufiForm aber mit dem südlichen(?) Fisch, der den Wasserstrahl verschluckt, findet sich in sehr ähnlicher Form bei Andalo di Negro (z. B. London, Ms. Add. 23770, fol. 20v und Siena, Bibl. degli Intronati, L. X. 42, fol. 16r – nicht aber in Paris, BN, Ms. lat. 7272). Bei Andalo hält der Wassermann den Strahl wie einen Schlauch in der Hand, ohne ein Gefäß, wie in Paris, Arsenal 1036. Libra mit den in die Fläche gedrehten, kreisrunden Waagschalen findet sich vergeichbar in der frühen Sufi latinus Handschrift des Arsenal, nicht aber in den späteren Sternatlanten. Der Nacktheit der Figuren steht eine auffallende Zurückhaltung bei der geschlechtlichen Differenzierung gegenüber. Die entsprechenden Körpermerkmale werden nach Möglichkeit unterdrückt oder weitestgehend zurückgenommen, so dass etwa bei Bootes und Andromeda aus den Zeichnungen das jeweilige Geschlecht nicht abzulesen ist. Diese geschlechtliche Ambiva-
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lenz wird auch bei der Gestaltung der Frisuren durchgehalten (einheitlich lange, leicht gewellte und offen getragene Haare), nur Perseus hat einen Bart. Von allen Dokumenten, die sich auf die Sternbilderdarstellungen im Umkreis des Hofes Alfonsos beziehen lassen, weist nur die Himmelskarte in Madrid (Real Academia de la Historia, Ms. d97, Kopie des 16. Jahrhunderts, vgl. Domìnguez Rodrìguez 1992, S. 11) nackte Figuren auf. Im Unterschied zum Basler Codex allerdings in der Ausrichtung der Figuren am Himmel. Es ist auch nicht auszuschließen, dass die Nacktheit hier eine ›Korrektur‹ aus der Entstehungszeit der Handschrift darstellt, die die Figuren ihren antiken Vorbildern annähern sollte. Stilistisch sind die Zeichnungen in die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts einzuordnen. Virgo etwa trägt ein Kleid, dessen breites, eckig konturiertes Dekolleté kaum vor ca. 1360 zu denken ist. Die Faltenwürfe (fol. 39r Virgo; fol. 37v Astronom) wirken recht straff und ›sparsam‹ gestaltet, lediglich zu Füßen der Jungfrau gibt es einige kleinere Staufalten. Von der reichen Faltenfülle des internationalen Stil ist hier nichts zu spüren. Deutlich ist die Überlängung des Unterkörpers und ein leichter, elastischer Hüftschwung. Die Lokalisierung der Zeichnungen fällt nicht leicht. Die beschriebenen Merkmale, wie auch die Gesichtstypen scheinen eher nach Italien zu verweisen, als in eine Kunstlandschaft nördlich der Alpen. Gegen eine italienische Herkunft sprechen jedoch nicht nur die Schriftformen, sondern auch die Details und die Ausführung der Zeichnungen. Vorauszusetzen sind wohl italienische Vorbilder, die ihrerseits ikonographisch auf arabischen Darstellungen beruhen. Was die Bildfassungen im Einzelnen angeht, so scheinen die ›arabischen‹ Merkmale sehr deutlich durch. In dieser Hinsicht ist Bernkastel-Kues, Ms. 207 gut vergleichbar, wo ebenfalls die fast durchgängige Nacktheit der Figuren ins Auge fällt. Allerdings folgt die Cusanus-Handschrift in der Orientierung der Bilder – überwiegend aber keineswegs konsequent in Himmelsansicht – eindeutig den »Sternatlanten« (vgl. Paris, Arsenal 1036). Auch die verblüffende Verwandschaft etlicher Baseler Figuren mit den Fassungen nach Alfonso el Sabio geht Ms. 207 völlig ab. So können beide Bildfolgen lediglich als Parallelerscheinungen aufgefasst werden, nicht aber als Teile desselben Überlieferungsstranges. Dass sich deutliche Übereinstimmungen mit den Sternbilderzeichnungen des kusanischen Himmelsglobus finden lassen, erstaunt wenig. Auch dort wurden die meisten Figuren nackt dargestellt. Allerdings zeigen sie auch in der Gestaltung Spuren von Anpassung an die ›antikischere‹ Aratea-Tradition, die die Baseler Handschrift nicht aufweist.
Verzeichnis der Bilder fol. 38r: Ursa minor (Kleiner Bär), nach rechts schreitend, gesenkter Kopf, Sterne. fol. 38r: Ursa maior (Großer Bär), nach links schreitend, erhobener Schwanz (»Deichselsterne«), Sterne. fol. 38r: Draco (Drache), sich nach rechts windende Schlange mit zwei engen Schleifen, der Kopf weist nach unten, zwei Sterne (in Maul und Zunge). fol. 38r: Lyra (Leier), »vultur cadens«, als Schildkröte in Draufsicht, schräg nach rechts oben, plumper, echsenähnlicher Körper, Schuppenpanzer, Echsenschwanz. fol. 38r: Cygnus (Schwan),
»gallina volans«, unspezifisch ausgeformter Vogel wie im Sturzflug, Kopf nach unten, vom Rücken her gesehen, durch einen Kamm als Huhn gekennzeichnet, Sterne. fol. 38r: Aquila (Adler), in Rückenlage (!) nach rechts fliegend, zwischen den Füßen ragt der Pfeil hervor, nur drei Sterne. fol. 38r: Delphinus, von der Seite gezeigter Fisch, senkrecht angeordnet, Kopf nach oben. fol. 38r: Corona borealis (Nördliche Krone), (?), breit sichelförmige
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Scheibe (kreisrund mit kleinerem, rundem Ausschnitt oben). fol. 38v: (die Beschreibung geht von der umgekehrten Seite aus, das heißt von aufrecht stehenden Figuren) fol. 38v: Cancer (Krebs), entfernt krabbenähnliches Tier in Draufsicht, schräg nach rechts oben gewandt. fol. 38v: Gemini (Zwillinge), in schräger Seitenansicht wie auf einer Bank sitzend, jedoch ohne das Sitzmöbel, sich umarmendes nacktes Paar (Geschlecht bleibt jeweils eher unbestimmt). fol. 38v: Perseus, nackter, bärtiger Mann, in einer Art Sitzhaltung, wie frei schwebend, nach rechts orientiert, Kopf und Schultern nach links umgewandt, das Medusenhaupt wie ein Löwenkopf in der rechten Hand, die linke hält das Schwert hoch erhoben. fol. 38v: Auriga (Fuhrmann), nach links gewandt, halb sitzend, in der Rechten drei Riemen vor sein Geschlecht haltend, in der Linken ebenfalls drei Riemen frei zur Seite haltend, langes Haar, kein Bart. fol. 38v: Taurus (Stier), Vorderteil eines nach rechts galoppierenden Stieres, naturnah. fol. 38v: Pisces (Fische), zwei schräg zueinander liegende Fische, an den Schwänzen mit einer dünnen Linie verbunden. fol. 38v: Aries (Widder), lagernder, naturnah gezeichneter Widder nach links, den Kopf über den Rücken zurückgewandt nach rechts. fol. 38v: Pegasus, (»equus secundus alatus«), Vorderteil eines Flügelpferdes, nach rechts gewandt; Pferdekopf, ebenfalls nach rechts blickend. fol. 39r: Leo (Löwe), nach links laufend. fol. 39r: Virgo (Jungfrau), nur wenig nach links gewandt, zwei große Flügel, langes Kleid mit rechteckigem Ausschnitt und anliegenden langen Ärmeln, die Unterarme ein wenig zu den Seiten abgespreizt. fol. 39r: Lepus (Hase), nach links laufender Hase. fol. 39r: Bootes (Bärenhüter), (Beischrift: »cepheus«), unbekleideter junger Mann, bartlos, mit langen Haaren, halb sitzend nach links gewandt, den rechten Arm erhoben, in der linken Hand eine Art Knüppel (?) hinter sich haltend. fol. 39r: Scorpius, Phantasietier mit kleinen Krebsscheren und Echsenschwanz in Draufsicht, schräg nach links oben orientiert, in der Kontur des Schwanzes sind fünf Kreise eingefügt (ehedem als Sterne gedacht?). fol. 39r: Canis (Hund), um 90 Grad gedreht, als liefe er am linken Seitenrand entlang nach oben. fol. 39r: Capricornus (Steinbock), nach links orientiert, sowohl die Ziegen- als auch die Fischhälfte naturnah ausgebildet. fol. 39r: Anticanis (Kleiner Hund), , »canis antecedens«, nach links springender, kleiner Hund. fol. 39r: Triangulum (Dreieck), leicht ornamentiertes, fast gleichseitiges, Leistendreieck, vier eingezeichnete Sterne. fol. 39v: Libra (Waage), etwas entstellte Balkenwaage, Balken mit Querstrichen, Auf hängung unklar (z.T. am Seitenrand beschnitten), die Waagschalen zur Mitte verschoben und in die Fläche gedreht (kreisrund), Sterne eingetragen. fol. 39v: Cepheus (Beischrift: »boetes«! [vgl. Bootes]), nackter Mann mit mitraähnlicher Kopf bedeckung und langem Haar, in recht unnatürlicher Haltung wie nach links laufend, den rechten Arm vorgestreckt, das linke Bein angewinkelt. fol. 39v: Andromeda, in einer Art Sitzhaltung frei schwebend, nach rechts orientiert, ein Tuch über den linken Arm gelegt und um die Hüften geschlungen, beide Arme gerade zu den Seiten ausgestreckt. fol. 39v: Serpentarius (Schlangenträ ger), nach links orientiert, wie schwebend, die riesige Schlange führt zwischen seinen Beinen hindurch und weist zwei enge Schleifen auf, ihr Kopf weist nach links oben. fol. 39v: Hercules, ohne Beischrift, kopfunter. fol. 39v: Eridanus (Fluss), »fluvius« als gewundenes Band. fol. 40r: Cassiopeia, seitlich, leicht nach links gewandt, auf einem viel zu hohen Thron sitzend, unbekleidet, beide Hände in Kopf höhe erhoben, die Thronlehne mit einem breiten, krabbenbesetzten Wimperg abgeschlossen, der Sitz mit Rosetten verziert. fol. 40r: Sagittarius (Schütze), bogenschießender Kentaur nach links schreitend, das Stirnband mit wehendem Ende wird hier zur Augenbinde, der Oberkörper ist bekleidet, der Pferdeleib hat das rechte Bein wie zum Paradeschritt hoch erhoben, den Brustbereich des Pferdeleibes verdeckt eine kreisrunde Scheibe mit abgesetztem breitem Rand (in der Mitte die Beischrift »Sagittarius«). fol. 40r: Orion, knieend nach links, die vorgestreckte Rechte von einem Tuch verhüllt, in der Linken ein kurzes Sichelmesser zum Schlag erhoben.
46. Basel, Universitätsbibliothek, Ms. F II 33 fol. 40r: Cetus (Seeungeheuer), nach rechts gewandtes Mischwesen mit Fischschwanz, Vogelflügeln und einem nicht näher bestimmbaren Vorderteil, mit Zottelfell. fol. 40v: Hydra, Crater, Corvus (Seeschlange, Becher, Rabe), die Schlange windet sich von rechts nach links oben, der Rabe wird vom Falz der Seite angeschnitten, der Becher als Fußkelch liegt schräg über dem Schlangenleib. fol. 40v: Aquarius (Wassermann), nach rechts orientiert, halb sitzend, den Kopf nach links umwendend, in der Linken eine kleine Vase ausschüttend, aus der ein breiter Wasserstrom tritt, der sich in Wellen bis zum Maul des Südlichen Fisches windet, zwei Sterne im Wassergefäß und im Hals des Wassermannes. Piscis austrinus (Südlicher Fisch), direkt unterhalb von Aquarius, sich nach rechts oben wendend, der naturnah gezeichnete Fisch verschluckt dessen Wasserstrom. fol. 40v: Crater (?), glockenartige Form mit ornamentalem oberem Abschluss (wie eine vielfach gelappte, stilisierte Lilie), ohne Beischrift. fol. 41r: Argo Navis (Schiff), vollständiges Schiff mit Heckrudern, Rahsegel und langem Wimpel am Mast, nach rechts fahrend. fol. 41r: Centaurus, nach rechts sich vorne leicht auf bäumender Kentaur, in der Rechten ein rutenartiges Bündel (vgl. die gebündelten Riemen in der Hand des Auriga), in der Linken die Hinterpfoten des Wolfes, dieser kommt dem Kenauren an Größe fast gleich und ragt senkrecht empor, vier Sterne in den Hufen des Kenaturen.
Provenienz Die zwei Schreibereinträge lassen keine Bestimmung der Herkunft zu: fol. 95r »Explicit algorismus de minutiis scriptus per manus fratris Nicolay.« fol. 244r »Explicit Jeber per manus Engelberti.« Später im Besitz der Baseler Patrizierfamilie Henricpetri: fol. 244r »Ex instituto et ultima voluntate domini Patris piae memoriae domini Jacobi Henricpetri JC. Equ. Aur. Com. Pal. filii obsequentissimi Iacobus Henricpetri cives Basilensis Proconsul Mylhusanus V. Franciscus Iacobus Henricpetri Civis Basilensis, Anno 1641. dedunt.«
Literatur Haenel 1830, Sp. 518–520, 522; Cantor 1892, S. 100; Björnbo/Vogl 1912, S. 124–129; Escher 1917, S. 127f., Nr. 158; Zinner 1925, S. 75, Nr. 2009b; Thorndike 1959, S. 48; ´ z˙ ynska-Stolot Thorndike 1965, S. 102; Lippincott 1985, S. 69; Kristeller 1990, S. 66; Snie 1994, S. 65; Steinmann 1998. Siehe S. 60, 71, Taf. 47, Abb. 440–446
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Oxford, Bodleian Library, Ms. Rawl. C. 117 Tabulae stellarum fixarum; Theorica Alkindi; Canones; Almanach perpetuum planetarum Sternbilderdarstellungen zu den ptolemäischen Sterntafeln der Tabulae Alfonsinae Paris oder Südengland, 1. Viertel 14. Jahrhundert (um 1300?) Kodikologische Angaben 29,8 × 21,0 cm, 170 Folia, Pergament, einfache Textura in unterschiedlichen Ausprä gungen, überwiegend einspaltig, fol. 141r–144v zweispaltig, von mehreren Händen.
Art der Bilder 74 Sternbilderdarstellungen zu den ptolemäischen Sterntafeln der Tabulae Alfonsinae auf den Seitenrändern (einige durch Beschnitt verstümmelt). Lavierte Federzeichnungen hoher Qualität, zum Teil mit eingetragenen Sternen (rote Scheibchen).
Inhalt Robert Grosseteste, Tractatus de computo (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 243, Nr. 7; Glorieux 1971, S. 325, Nr. 408i; Steele ed. 1926, S. 212–267). Der Prolog entstammt jedoch dem Computus des Campanus von Navarra (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1365, Nr. 5). – fol. 57v: leer fol. 58r–71v: Arzachel, Saphea (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 403, Nr. 2; Millàs Vallicrosa ed. 1933, S. 114 –152). Zweiter Teil des Werkes mit dem Kommentar zu den Tabellen der Saphea in 61 Kapiteln, übersetzt 1263 von Profatius Judaeus und Johannes Brixensis (vgl. auch Thorndike 1934, Bd. 3, S. 260) fol. 71v–72r: Guilelmus Anglicus, Astrolabium universale (Excerptum). Nur die ersten Sätze des zweiten Teils (vgl. Glorieux 1971, S. 162, Nr. 145a) fol. 73r–133v: Profatius Judaeus, Almanach perpetuum. Hier nur die reinen Tabellen, ohne Text (zu den Erläuterungen siehe fol. 141r–144v) fol. 134r–140r: Petrus Philomena de Dacia, Kalendarium (Glorieux 1971, S. 282, Nr. 349a). Kalendarium mit Tabellen zu Mond und Sonnenlauf fol. 140r: Tabelle zum Lauf des Mondes durch den Tierkreis fol. 140v: Canon super kalendarium Petri de Dacia (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1191, Nr. 9). Tabelle mit Kennbuchstaben für den 19jährigen Mondzyklus für die Jahre 1292 bis 1653; Tabula equacionis, darin »argumenta« von 2 signa, 1° 46’ 29’’ (1300) bis 2 signa 9° 43’ 48’’ (1390); Tabelle zum »verus motus octave spere«, jeweils Schritte von 10 Jahren von 1300 bis 1390, für 10 Jahre wird jeweils ein Korrekturfaktor von 3’ und 52’’ angenommen, für ein Jahr rund 23’’, der Wert für 1300 ist somit 9° 27’ 50’’. Anmerkung von anderer Hand: »ista tabula est correcta« fol. 141r–144v: Profatius Judaeus, Canon in Almanach planetarum perpetuum (Thorndike/ Kibre 1963, Sp. 1226, Nr. 4). Erläuterungen zu den Tafeln fol. 73r–133v (Nach Thorndike/Kibre 1963 die paraphrasierende Version) fol. 145r–157r: Tabula Stellarum fixarum. Fixsterntabellen der Alfonsinischen Tafeln (ptolemäische Längenwerte + 17° 8’) mit Randillustrationen. Die Rubrik weist ausdrücklich darauf hin, dass es sich um Ekliptikkoordinaten handelt fol. 1r–57r:
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fol. 157r–165v: Alkindi, De radiis stellarum (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 986, Nr. 6). Hier unter dem Titel »Theorica Alkindi«, vgl. auch Saxl/Meier 1953, S. 401. fol. 167r: Nachtrag am Rand »anno domini 1305« fol. 169r: Tabula ad inveniendum argumentum lune equatum pro omni hora. Tabelle zur Mondbewegung, Exzerpt aus einem Tafelwerk fol. 170r: De eclipsi solis (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1447, Nr. 9 – nur diese Fundstelle). – fol. 170v: leer
Kommentar Die Handschrift enthält eine Reihe von Texten zu Astrologie und Astronomie, weitere Texte gleicher inhaltlicher Ausrichtung sind heute verloren. Sie wurde wohl von professionellen Händen geschrieben und weist in Inhalt und Erscheinungsbild auf ein akademisches Umfeld. Auf Buchschmuck wurde offenbar wenig Wert gelegt, die Zeichnungen der Sternbilder hielt man wohl für inhaltlich sinnvoll. Der Codex wurde von James (1903, S. 520) mit einem Band identifiziert, der im Katalog der Bibliothek des Benediktinerklosters St. Augustine in Canterbury vom Ende des 15. Jahrhunderts beschrieben wird und aus dem Vorbesitz eines »Johannes de London« kam. Die heute fehlenden 50 Folia am Beginn der Handschrift enthielten demnach folgende Texte: Johannes Peckham, Perspectiva; Conclusiones eiusdem perspective; Tractatus de spera solida Ptholomei compilatus a magistro Johannes Harlebek; Thebit ben Chorat, De iis que indigent expositione antequam Almagestem legitur; Thebit ben Chorat, De imaginatione spere et circulorum eius; Thebit ben Chorat, De quantitatibus stellarum; Johannes Peckham, De spera; Tractatus brevis algorismi (James 1903, S. 323, Nr. 1140). Der erste erhaltene Text erscheint als compotus Campani cum tabulis pertinentibus im Inventar, entsprechend dem Prolog der Schrift. Die restlichen Texte stimmen genau mit dem heutigen Befund überein. Peckham (um 1230 –1292) war noch nicht lange tot, als die Handschrift entstand, und der Traktat zum Himmelsglobus De spera solida (hier Johannes de Harlebeke zugeschrieben) wird auf 1303 datiert (nach dem frühesten Textzeuge, London, BL, Royal Ms. 12. C. XVII., fol. 119r–127v aus dem frühen 14. Jahrhundert – auch diese Handschrift stammte aus dem Besitz Johannes’ von London und ging von dort in die Bibliothek von St. Augustine’s Abbey über ( James 1903, S. 520, Nr. 1132). Sowohl Johannes Peckham als auch der mutmaßliche Autor von De spera solida, Accursius de Parma, waren an der Pariser Universität aktiv. Die Textzusammenstellung der Handschrift weist aktuelle Werke und Redaktionen auf, deren Entstehung in Paris als gesichert gilt. Die Alfonsinischen Tafeln wurden um 1320 in Paris erstellt, allerdings wurde der Fixsternkatalog nach Ptolemaios, umgerechnet auf die Ära Alfons des Weisen (1252, ptolemäische Längenwerte + 17° 8’), wie er hier auftritt, wohl nachträglich integriert. Die Fixsterntafeln wie sie hier überliefert sind, sind prinzipiell dieselben, die gleichzeitig oder etwas später den Alfonsinischen Tafeln zugefügt wurden. James schlug vor, den Erstbesitzer der Handschrift, Johannes de London, mit dem Schüler Johannes des Roger Bacon zu identifizieren, der für seinen Lehrmeister nach Rom gezogen war. Allerdings war Johannes ein sehr verbreiteter Name und London eine der bedeutendsten Städte der Zeit, so dass es eine Reihe von Personen gegeben haben dürfte, die sich »Johannes de London« nennen konnten – was auch James einräumen musste. Der als Besitzer der Handschrift fassbare Johannes gewinnt jedoch durch die große Zahl von Handschriften, die er dem Kloster
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Katalog der Sterntafeln
St. Augustine’s stiftete, an Profil. Fast 80 Bände des erhaltenen Bibliothekskatalogs sind mit ihm ins Kloster gekommen. Lediglich drei davon waren theologischen Inhalts, gegenüber 23 zu Astronomie und Mathematik und ebenso vielen zur Medizin ( James 1903, S. lxxiv). Anhand der Edition des Kataloges lässt sich unschwer ein Überblick über die Schriften gewinnen, über die »Johannes de London« verfügte. Es handelt sich um eine umfassende Sammlung des astro nomisch-astrologischen Schrifttums bis um 1300. Alle in Frage kommenden Tafelwerke mit zugehörigen »Canones« sind vetreten, die Traktate zu den verschiedenen astronomischen Instrumenten bis hin zum »Turquetum« fehlen ebensowenig wie die umfänglicheren Grundlagentexte wie Almagest und Quadripartitum. Von den grundlegenden, aus dem Arabischen übersetzten Werken zur Astrologie bis zu aktuellen Schriften des 13. Jahrhunderts spannt sich der Bogen. Dazu kommen Werke zu Geometrie und Optik sowie zahlreiche Schriften zu Medizin, Materia medica und Iathromathematik. Die Schriften Roger Bacons sind gut aber keineswegs vollständig repräsentiert. Alles in allem betrachtet mag es sich um einen akademisch ausgebildeten Arzt gehandelt haben, der sich umfassend und sehr solide mit der Astrologie auseinandergesetzt hat und über das nötige Rüstzeug verfügte, um astronomische Berechnungen wie auch eigene Beobachtungen durchzuführen. Der Stil der professionell gezeichneten Sternbilderfiguren fügt sich ebenfalls in den Rahmen Pariser oder nordfranzösischer Werke des frühen 14. Jahrhunderts. England als mögliches Herkunftslandschaft, wie von Saxl (1953) und Lippincott (1985) vorgeschlagen, ist jedoch keineswegs auszuschließen. Schrift und Erscheinungsbild bei Tabellen und Kalendar, fol. 73r–140r, mögen für England sprechen. fol. 141r–144v weisen insgesamt ein eher französisches Erscheinungsbild auf. Da jedoch reger Austausch zwischen französischen und englischen Zentren herrschte, fällt eine gesicherte Zuweisung schwer. Positive Hinweise auf eine Entstehung in England gibt es nicht, ein Mann von umfassender akademischer Bildung – seinem Buchbesitz nach zu urteilen – mag auf beiden Seiten des Kanals Universitäten besucht haben. Ein Bezug zur Pariser Universität scheint auf jeden Fall recht wahrscheinlich. Die Sternbilderdarstellungen wurden mit einiger Sicherheit nachträglich auf den Seitenrändern der schon vollendeten Sterntafeln angebracht, dies dürfte jedoch nur wenig später geschehen sein. Wahrscheinlich waren sie jedoch zunächst nicht vorgesehen und wurden nach einem anderen Exemplar gestaltet, als der Text. Der Zeichner hatte offenbar keine rechte Vorstellung davon, wohin die Sternbilder jeweils gehörten, das heißt, er war wohl nicht in der Lage die Figuren mit den in den Tabellen angeführten Sternbildern zu identifizieren. Während dies zu Beginn der Tafeln noch nicht zu wesentlichen Diskrepanzen führte, da die Reihenfolge der Bilder eingehalten wurde und die Einzelfiguren so zumindest auf derselben Seite zu stehen kamen wie der zugehörige Text, hatten sich Tabellen und Zeichnungen bald gegeneinander verschoben, so dass sich erhebliche Abweichungen ergaben. Wahrscheinlich hat der Zeichner sich in der Verteilung auf den Seiten an seiner Vorlage orientiert, die aber wohl andere Textumbrüche aufwies als die vorliegende Handschrift. Als der Rubrikator die Sterne einsetzen wollte, hat er die Fehler offenbar bemerkt und nur die Zeichnungen mit Sternpunkten ausgestattet, die wenigstens ungefähr an der richtigen Stelle waren. Bei den anderen Figuren wurden die Darstellungen, jeweils an den richtigen Stellen wiederholt und dann mit roter Farbe die Sternpunkte eingetragene. So erklärt sich wohl das Vorhandensein von jeweils zwei Versionen (mit und ohne Sterne) der Sternbilder ab den beiden Pferden. In der Regel wird die Bezeichnung des Sternbildes zu Beginn des jeweiligen Abschnittes der Tabelle als Randbetreff ausgeworfen, hier finden sich auch Hinweise auf beson-
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ders wichtige Sterne (z. B. fol. 154v »kanopeio« zu Canopus, dem letzten und hellsten Stern des Eridanus). Die Bilderfolge zu den Ptolemäischen Sterntafeln in der Fassung der Alfonsinischen Tafeln lässt sich hier erstmals fassen. Für eine unmittelbar an den Ptolemäischen Tafeln des Almagest orientierte Bilderfolge spricht folgendes: der Schlangenträger mit Schlange wird gefolgt von der Schlange als eigenes Sternbild; Andromeda findet sich nur in einer Version; Lupus tritt ebenfalls als separate Figur auf, der Kentaur hält statt des Opfertieres ein merkwürdiges ›Ding‹ in der Hand, das an ein Kissen mit Eckquasten erinnert; es gibt nur zwei Pferde, beide als vollständige Tiere, einmal mit, einmal ohne Flügel, das »dritte Pferd« al-Sufis findet sich nicht. Zwar ist das Vorbild der Darstellungen im Fixsternbuch al-Sufis auch hier vielfach spürbar, doch wurde die Bildfolge – ganz im Gegensatz zu Paris, Arsenal, 1036 – nicht direkt und möglichst genau übernommen, sondern lediglich als eine Quelle unter mehreren genutzt. Der Altar (»Lar«) als kleine, häuschenartige Kapelle erinnert an Darstellungen zu De signis coeli (Rouen, BM, Ms. 26, fol. 201r; Laon 422, fol. 30r). Zu vergleichen sind auch die PharusDarstellungen der Recensio interpolata des Aratus latinus (etwa St. Gallen 250 und 902; Dresden Dc. 183). In de signis coeli wird das Sternbild »Sacrarium« genannt, das heißt Kapelle oder Sakristei, oder aber »Farus«. Das »Häuschen« wurde somit durch die Benennung als »Sacrarium« nahegelegt und mag sich formal aus einer Pharusdarstellung ableiten lassen. Im Gegensatz zu diesen Ableitungen aus der Tradition der »Aratea« entstammt die Bezeichnung »Lar« (Beischrift) der lateinischen Übersetzung der Sterntafeln des Ptolemaios (»stellatio laris«). Die letztlich auf Ptolemaios zurückgehenden Sterntafeln wurden hier also mit Bildern verbunden, die zum Teil wenigstens auf karolingische Vorbilder und Texte des Aratea-Komplexes zurückgehen, zum größeren Teil aber von den Illustrationen al-Sufis abstammen. Der sitzende Aquarius mit einem Fisch in der Hand etwa geht auf eine Darstellung des Eridanus zurück, wie sie sich beispielsweise in zwei de ordine ac positione-Handschriften aus dem Pariser Raum finden: Rom, BAV, Reg. lat. 309 (Saint-Denis, 2. Hälfte 9. Jahrhundert) und Paris, BN, lat. 12117 (Paris, Saint-Germain-des-Prés, um 1060). Die beiden frühen Handschriften zeigen Eridanus als lagernden klassischen Flussgott, den gehörnten Kopf mit dem langen Haar nach links gewandt, mit der Rechten eine waagerecht liegende Vase fassend, aus der sich der breite Wasserstrom ergießt, in seiner Linken einen Fisch haltend. Der in Urb. lat. 1399 wasserschluckende Fisch unter Aquarius scheint hier in das Wasserband zu beißen, ein Missverständnis des Zeichners. Es handelte sich zunächst eigentlich um »piscis austrinus« (den Südlichen Fisch), der das Wasser des Eridanus schluckt (vgl. London, BL, Cotton Tiberius B. V. sowie Himmelskarten). Ein Aquarius mit vom Südlichen Fisch verschlucktem Wasserstrom findet sich schon in London, BL, Royal 13 A XI aus dem südlichen England (12. Jahrhundert). Vermutlich war es eine Handschrift aus dem Pariser Raum wie die beiden zuerst angeführten, die hinter dem in seiner Zeit ungewöhnlichen Bild des Aquarius in Oxford, Bodl., Rawl. C. 117 und Rom, BAV, Urb. lat. 1399 steht. Allerdings findet sich bei Andalò di Negro und in Basel, UB, F II 33 ebenfalls ein Aquarius mit wasserschluckendem Fisch, dort jedoch ohne den zusätzlichen Fisch in der Hand. Zumindest zwischen der Aquariusdarstellung Andalòs und der der ptolemäischen Sterntafeln ist wohl von einem Zusammenhang auszugehen. Es handelt sich bei dem Bildzyklus dieser Handschrift letztlich um eine Kompilation von älteren Sternbilderfolgen, von Darstellungen die durch arabische Illustrationen (al-Sufi, vielleicht auch Globen) inspiriert wurden und schließlich von Bildern, die anhand des vorliegenden
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Bildmaterials und der Bezeichnungen in den aus dem arabischen übertragenen Tafeln und Texten konzipiert wurden. Für letztere ist Cepheus bezeichnend, der wohl aus der seitlich ausschreitenden Figur der arabischen Tafeln entwickelt wurde, der aber als »inf lammatus« nun brennende, hoch erhobene Hände erhielt. Der »Saltator« (Hercules) nahm die Haltung eines Akrobaten an, seine Waffe in der erhobenen Hand wird nicht übernommen. Anders liegen die Dinge bei Auriga, dessen Darstellung sich durch rein formale Missverständnisse aus arabischen Bildern herleiten lässt. Die Zange geht dabei aus der erhobenen Geißel des Wagenlenkers hervor, die Hand am Geschlecht geht auf den Griff an einer Kleidungsfalte in dieser Körperpartie zurück, letztendlich stehen jedoch die Zügel in der Hand des Fuhrmannes dahinter (»retinens habenas«). Vergleicht man mit Sufi latinus einerseits und dem entsprechenden Bild in den Handschriften Alfonsos des Weisen andererseits, so steht letztere der Bildfassung hier eindeutig näher. Die erhobene Zange lässt sich sehr viel einfacher aus den Zügeln des Fuhrmannes bei Alfonso herleiten als aus der, nunmehr bürstenartig verfremdeten, Geißel in den Bildern des Sufi latinus. Bei Sagittarius (als bogenschießendem Kentauren) ließen sich arabische und europäische Bildtraditionen in Einklang bringen, wobei letztere wohl stärker zum Tragen kommen. Bei »equus prior« überlagern sich zwei Bilder des Sufi latinus, der Pferdekopf des Equuleus (ebenfalls »equus prior«) und das »dritte Pferd« – in Marsh 144 wie in Arsenal 1036 ein vollständiges Tier mit zahlreichen Sternen. Hier findet sich ein vollständiges Pferd mit den vier Sternen des Equuleus (alle vier im Kopf ). Das »dritte Pferd« al-Sufis entstammt autochthon arabischen Traditionen und hatte weder in den Ptolemäischen noch in der Alfonsinischen Sterntafeln einen Platz. Es wurde daher mit der klar identifizierbaren Pferdebüste des »Füllen« oder »Pferdchens« vereinigt. Virgo mit Flügeln hat ihre nächste Parallele ebenfalls in den Alfonso-Handschriften, hier trägt sie jedoch zusätzlich einen Palmwedel und weist mit der freien Hand auf ihr Gesicht. Draco als Drache mit Vogelf lügeln und Schlangenschwanz entspricht prinzipiell der ScotusIkonographie, nicht der der Sterntafeln, hier ist er jedoch nach links gewendet (fol. 145v), bei Michael Scotus nach rechts. Die Handschriften nach al-Sufi zeigen hier eine normale Schlange, kein gef lügeltes Drachenwesen. Allerdings dürfte kein Buchmaler Probleme damit gehabt haben, für einen zu zeichnenden Drachen eine Vorlage zu finden. Es liegt näher, auch hier eine direkte Umsetzung der Bezeichnung des Sternbildes, »draco«, anzunehmen. Die Aufführung der separaten Schlange nach dem Schlangenträger entspricht den ptolemäischen Tafeln, sie nimmt hier auch die Drachengestalt von Draco an. Am engsten verwandt hinsichtlich der Sternbilderfolge ist Rom, BAV, Urb. lat. 1399 (siehe dort), wo die Darstellungen jedoch als reine Bildfolge ausgeführt wurden, die nicht unmittelbar in die Sterntafeln integriert sind. Betrachtet man jüngere Handschriften mit diesen Bildern, etwa Bergamo, BCAM, MA 388, oder Rom, BAV, Vat. lat. 3099, so scheint die Variante mit in die Sterntafeln integrierten Bildern größere Verbreitung gefunden zu haben. Die Bilderfolge in der hier dokumentierten Ausformung der Alfonsinischen Tafeln stand jedoch bald schon im Schatten der die arabischen Bilder direkt umsetzenden prächtigen Sternatlanten und der von ihnen abgeleiteten Bilderfolgen des Sufi latinus.
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Verzeichnis der Bilder fol. 145r: (links oben) Ursa minor (Kleiner Bär), nach rechts gewandt; darunter Ursa maior (Großer Bär), nach links gewandt. fol. 145v: (links oben) Draco (Drache), Drache mit
Vogelflügeln und Schlangenschwanz, nach links gewandt, vordere Hälfte abgeschnitten. fol. 145v: (links unten) Cepheus, »stellacio cheychius lati[n]e et ipse est inflammatus« knie-
laufender Jüngling, nach links gewandt, linke Hand, brennend, erhoben, Rechte vom Blattrand abgeschnitten. fol. 146r: (links oben) Bootes (Bärenhüter), nach links, halb kniend, Rechte erhoben, Linke mit Keule, großer Stern zwischen den Knien (Arktur?) »stellacio cegnius« (tegnius?). fol. 146r: (links, Mitte) Corona borealis (Nördliche Krone), zentrale Blattrosette, Rand mit Sternen. fol. 146r: (links unten) »stellacio algiechi…«, knielaufender Jüngling, nach links gewandt, die Linke erhoben. fol. 146v: (links Mitte) Lyra/ Vultur cadens (Leier), eine Art Fledermaus (vgl. Can. misc. 554), links beschnitten. fol. 146v: (links unten) Cygnus/Gallina (Schwan), Huhn mit ausgebreiteten Flügeln, links beschnitten. fol. 147r: (links Mitte) Cassiopeia, seitlich thronende Frau, nach links gewandt, Oberkörper en-face gedreht, linker Arm erhoben. fol. 147r: (links unten) Perseus, nach rechts schreitend, Kopf zurückgewandt, nach links, in der Rechten das Medusenhaupt »caput dicitur algol«, in der Linken ein Schwert über den Kopf haltend. fol. 147v: (links oben) Auriga (Fuhrmann), »stellacio alkaioth retinentis harenas et nominatur latine antaxua«, halb kniender Jüngling, die Rechte umfasst sein Geschlecht, die Linke hält eine Kneifzange empor. fol. 147v: Serpentarius (Schlangenträger), en-face stehend, hält die Schlange hinter sich, links beschnitten. fol. 148r: (links Mitte) Serpens (Schlange), Drache mit Fledermausflügeln und Marderkopf, nach links gewandt; (links unten) Sagitta (Pfeil), nur die vergrößerte Pfeilspitze; (links unten) Aquila (Adler), nach rechts gewandt, ausgebreitet; fol. 148v: (links oben) Delphinus, nach links gewandt; (links Mitte) Pegasus und Equu leus (Füllen), »stellacio equini prioris« zwei Pferdchen, das vordere mit Flügeln, hintereinander gestaffelt, nach rechts laufend. fol. 148v: (links unten) Andromeda, nach rechts orientiert, auf dem Boden sitzend, ein Seil um den Bauch geschlungen, das sie mit der Linken hält; (unten Mitte) Pegasus und Equuleus (Füllen), wie oben, aber mit Sternen. fol. 149r: Triangulum (Dreieck), eingefügt eine Männerbüste aus deren Mund und Stirn insgesamt 3 langgestielte Weinblätter wachsen (in die Eckend des Dreiecks); Aries (Wid der), zumBeginn des Abschnittes zu den Tierkreiszeichen (»stellacio ymaginum quae sint in cingulo orbis signorum«), nach links lagernd, den Kopf zurückgewandt (ausgestrichen?); (links unten) Taurus (Stier), lagernd nach rechts gewandt, gestrichen; (links unten) Wiederholung: Andromeda ; (unten Mitte), Wiederholung Triangulum (Dreieck); (unten rechts) Wiederholung Aries (Widder), – die Wiederholungen jeweils mit Sternen, vorher ohne. fol. 149v: (oben links) Gemini (Zwillinge), nach links gewandt, ohne Sterne; Text zu Taurus mit zugefügtem Verweis auf das umseitige Bild; (unten Mitte) Taurus (Stier), nach rechts gewandt, wie oben aber mit Sternen. fol. 150r: (links Mitte) Cancer (Krebs), senkrecht nach oben, ohne Sterne; (unten Mitte) Gemini (Zwillinge), wie zuvor, doch mit Sternen (und erigiertem Glied); fol. 150v: (links oben) Leo (Löwe), nach links gewandt, links beschnitten, ohne Sterne; fol. 150v: (links Mitte) Virgo (Jungfrau), Engel mit langem Gewand und Palmwedel in der Rechten, mit der Linken auf die eigenen Augen deutend, Rand beschnitten, ohne Sterne; (unten links) Cancer (Krebs), mit Sternen; (unten rechts) Leo (Löwe), wie oben aber mit Sternen und unbeschnitten. fol. 151r: (oben links) Libra (Waage), Balkenwaage, gehalten von einer herabreichenden Hand, Unterarm waagrecht abgeschnitten; (unten) Virgo (Jungfrau), en-face stehend, Kleid, Flügel, in der Rechten ein Palmwedel, die Linke deutet auf das Gesicht, Sterne. fol. 151v: (oben links) Scorpius, Gliedertier mit Zangen und sechs Beinen in Draufsicht, beschnitten, keine Sterne; (Mitte links) Sagittarius (Schütze), nur der tierische Hinterleib, Rest durch Beschnitt verloren,
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keine Sterne; (unten links) Libra (Waage), wie oben aber der Haltearm aus angedeuteter Wolke herabreichend, Sterne; (unten rechts) Scorpius, wie oben, gebogener Schwanz mit zangenartigem Ende, Sterne; fol. 152r: (oben links) Capricornus (Steinbock), naturnaher Bock nach links gewandt, keine Sterne; Aquarius (Wassermann), en-face stehend, bekleidet, mit Gugel, in der Rechten den Fisch, in der Linken den Krug mit Wasserlauf haltend, ein Fisch scheint in den Strahl zu beißen; Sagittarius (Schütze), nach links laufender Kentaur mit Rinderleib (s. o.), einen Bogen spannend, Mütze mit nach vorn weisendem Zipfel, Sterne; Capricornus (Steinbock), wie oben, mit Sternen. fol. 152v: Pisces (Fische), gegenläufig waagrecht, das verbindende Band verschluckend, ohne Sterne; Aquarius (Wasser mann), wie oben, Beine durch Beschnitt verloren, Sterne. fol. 153r: Cetus (Seeungeheu er), Fisch, wie nach rechts springend, Kehllappen, keine Sterne; Pisces (Fische), wie oben, Sterne, kein Beschnitt. fol. 153v: Orion, nach links gewandt kniend, nackt, sich nach rechts hin umwendend, keine Sterne, durch Beschnitt stark verstümmelt; Eridanus (Fluss), aus einem flachen Napf oder einer Dose sich nach oben windendes Band, keine Sterne, leichter Beschnitt; Cetus (Seeungeheuer), wie oben aber größer, mit Sternen, kein Beschnitt; Orion, wie oben, die rechte Hand deutet auf Kopf oder die spitze Mütze, der linke Arm ist hoch erhoben, Sterne, Beine durch Beschnitt verstümmelt. fol. 154r: Lepus (Hase), naturnah, nach links laufend, keine Sterne; Eridanus (Fluss), wie oben, mit Sternen, kein Beschnitt. fol. 154v: Canis (Großer Hund), nach links laufend, Vorderteil durch Beschnitt verloren, keine Sterne; Anticanis (Kleiner Hund), wie Canis, mit lockigem Schweif; Lepus (Hase), wie oben, Sterne; Canis (Großer Hund), stämmiger Hund, nach links laufend, Sterne, kein Beschnitt. fol. 155r: Argo Navis (Schiff), einfaches Boot mit zwei seitlichen Steuerrudern im Heckbereich, Heckkastell mit Zinnen, daraus ragend ein Männerkopf mit Gugel, lose hängendes Rahsegel, keine Sterne; Hydra (Seeschlange), zweibeiniger schlangenartiger Drache mit langem geknotetem Hals, nach rechts zurückblickend, keine Sterne; Anticanis (Kleiner Hund), wie oben, nach links laufend, zwei Sterne, kaum Beschnitt; Argo Navis (Schiff), wie oben, etwas größer, Sterne. fol. 155v: Crater (Becher), Henkelkanne mit Fuß und Röhrentülle, keine Sterne; Hydra (Seeschlange), wie oben, durch Beschnitt verstümmelt. fol. 156r: Corvus (Rabe), nach links flatternder Vogel, keine Sterne; Centaurus, nach rechts galoppierender Kentaur, die Linke wie an ein quadratisches Fensterchen gelegt, mit der Rechten darauf deutend, Gugel ohne Zipfel, keine Sterne; Crater (Becher), wie oben, Sterne, Fuß abgeschnitten; Corvus (Rabe), wie oben, Sterne, beschnitten; Centaurus, wie oben, nur noch Kopf und Oberkörper erhalten, Sterne. fol. 156v: Lupus (Wolf), nach links lagerndes wolliges Tier, Vorderteil durch Beschnitt verloren, Sterne; Ara (Altar), kleine freistehende Kapelle, links etwas beschnitten, Sterne; Corona meridionalis (Südliche Kro ne), Männerkopf mit Krone, deren »Kinnbügel« das Gesicht ganz umgreift, Sterne, Beschnitt.
Provenienz Besitzeintrag auf dem Vorderspiegel: »Liber Johannis de London« (15. Jahrhundert). Zu weiteren astronomischen Handschriften aus dessen Besitz James 1903, S. 319 –332 sowie Saxl/Meier 1953, S. 399. Aufgrund der Chronologie keineswegs der von Roger Bacon hochgelobte Johannes de London (vgl. Glorieux 1971, S. 223, Nr. 248). Ebenso auf dem Vorderspiegel: »Liber Johannis de London de Librario« (S. Augustini Cantuar., dist. xiii. s. 4.), vgl. Macray 1878, S. 48 und James 1903, S. lxxiv –lxxvii. Demzufolge dürften die Spuren einer Kettenbefestigung auf die Bibliothek von S. Augustine’s Abbey in Canterbury verweisen, wohin die Handschrift aus dem Besitz des Johannes von London gelangte. Auf der leeren letzten Seite (fol. 170v) oben: »Brydham«. Im 18. Jahrhundert im Besitz von Thomas Rawlinson: Vorderspiegel »Tho. Rawlinson Anno 1713«. Als Nr. 400 im Verkaufskatalog der Rawlinson-Handschriften verzeichnet, mit diesen für die Bodleian Library erworben.
47. Oxford, Bodleian Library, Ms. Rawl. C. 117
Literatur Macray 1878, S. 48f.; James 1903, S. lxxiv –lxxvii, 323, 520; Saxl/Meier 1953, S. 398 – 401; ´ z˙ ynska-Stolot Pächt/Alexander 1973, S. 47, Nr. 517; Lippincott 1985, S. 69 und öfter; Snie 1994, S. 66. Siehe S. 72–73, Taf. 48, Abb. 447–468
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Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Urb. lat. 1399 Johannes de Lineriis, Opuscula; Tabulae stellarum fixarum Bilderfolge ohne unmittelbare Texteinbindung, jedoch mit Bezug auf die ptolemäischen Sterntafeln der Tabulae Alfonsinae Italien oder Frankreich, 2. Viertel 14. Jahrhundert (vor 1368) Kodikologische Angaben 24,2 × 17,7 cm, 50 Folia, Pergament, klein geschriebene Textura in zwei Spalten. Unregelmäßige Lagenstruktur, die Sternbilderdarstellungen nehmen einen eigenen, potentiell unabhängigen, Ternio ein. fol. 1v: nachgetragenes Titelblatt des 15. Jahrhunderts aus Urbino: Inhaltsverzeichnis in Lorbeerkranz mit floralem Dekor sowie Gold- und Farbpunkten.
Art der Bilder 48 selbständige Sternbilderdarstellungen mit Bezug auf die Sterntafeln der Tabulae Alfonsinae als einfache Federzeichnungen mit eingetragenen Sternen als rote Kreuzchen beziehungsweise Sternchen, diese zuweilen durch eine spätere Hand nummeriert; der Name und die Anzahl der Sterne, z.T. unter Angabe der Zahl derer, die nicht innerhalb der Figur sind, erscheint in rot als Rubrik über dem jeweiligen Bild (oft verwischt und schlecht leserlich), die Bilder sind auf fol. 35r in spaltenweiser Abfolge angeordnet, im weiteren zeilenweise von links nach rechts und von oben nach unten, Figuren überwiegend unbekleidet. Die Zeichnungen sind von sehr unterschiedlicher Qualität, von sehr sorgfältig gezeichneten wie auf fol. 37v/38r (Anticanis, Perseus, Auriga) bis zu sehr schematischen (dort oft auch verwischte Rubriken, wahrscheinlich wurden die Konturen nachgezogen, vielleicht nach einem Feuchtigkeitsschaden).
Inhalt fol. 1v:
Index. »In hoc codice continentur: instrumentum armillare Iohannis de Lineriis, equatorium eiusdem, de minutiis numerorum eiusdem, utilitates astrolabii, imagines stellarum fixarum«. Nachtrag, 15 Jahrhundert fol. 2ra–15rb: Johannes de Lineriis, Instrumentum armillare (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1588, Nr. 1). Darunter als Nachtrag: »Notooo/ooooo/oootos. Rogoos frontoo/oo. 1368 hora 3a post mediam noctem Luna in Virgine in 2a fa[ci]e die 3a decembris die do[mini]co«.– fol. 15v: leer fol. 16ra–fol. 21rb: Johannes de Lineriis, De utilitatibus equatorii planetarum (Thorndike/ Kibre 1963, Sp. 1106, Nr. 5; Thorndike 1934, Bd. 3, S. 261, Anm. 22; Glorieux 1971, S. 222, Nr. 247g). – fol. 21v: leer fol. 22r–26ra: Johannes de Lineriis, Algorismus de minutiis (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 878, Nr. 13; Glorieux 1971, S. 222, Nr. 247b; vgl. auch Thorndike 1934, Bd. 3, S. 262, Anm. 24)
48. Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Urb. lat. 1399
fol. 26rab:
fol. 27ra–29rb:
fol. 29rb–34rb: fol. 35r– 40v: fol. 41r– 45v:
fol. 46ra– 47va:
fol. 50rv:
Tabulae ad meridiem Parisiensem (Excerptum). fol. 26rb: »Radix mediorum motuum ad annos 1320«. Am Ende der Spalte: »Radix medie elongationis Parixius tempore Christi…«. Tabellen zu den Planetenbewegungen, berechnet für Paris 1320. Johannes de Lineriis schuf 1320 Canones für die Tabulae magnae ad meridiem Parisiensem (vgl. Glorieux 1971, S. 222, Nr. 247a). – fol. 26v: leer Messahala (?), De utilitatibus astrolabii (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 916, Nr. 5; Gunther ed. 1929, S. 217–231). Dem Kolophon zufolge der zweite Teil des astrolabium novum – nach Thorndike/Kibre 1963 die Practica astrolabii des Messahala. Frater Johannes, Summa astrologiae (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 681, 1). – Rest der Spalte fol. 34rb und fol. 34v: leer Imagines constellationum. »Imagines constellationum 1– 48 et figure stellarum in eisdem apparentium« Tabulae Stellarum Fixarum. Nachtrag: »Ad habendum loca stellarum fixarum… radice 1320…«. Späterer Nachtrag: »Que est declivior hac ad septentrionem sunt extremi huius hastilis addendum super has stellas 1 g, 24 m, 17 s, … stellarum 1392 complectens. Constellacio cheychyus latine et ipse est inflaminatus…« regulär ausgefüllte Tabelle bis 43v, dann Nachträge ohne Zahlenangaben Johannes de Sacrobosco, Algorismus (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 991, Nr. 1). »Omnia que a primaria origine proceserunt ratione indicorum formata sunt…«. Einführung in elementares Rechnen mit arabischen Zahlen, am Schluss wohl unvollständig durch die Tilgung von rund drei Seiten Text (fol. 47vb – 49rb) – fol. 49v: leer Verschiedene Nachträge. fol. 50r oben: diätetische Anweisung für den Krankheitsfall; fol. 50v: »Sibille grece generaliter omnes feminas esse dicunt, vates … – …Augures sunt qui volatus avium et voces intendunt alia«. Erläuterung der verschiedenen, aus der Antike überlieferten Bezeichnungen für Wahrsager (vgl. Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1478, Nr. 11); fol. 50v: Liebeszauber unter Anrufung des Teufels (schwarze Magie)
Kommentar In dem merkwürdigen Nachtrag unter dem Instrumentum armillare des Johannes de Lineriis (fol. 15rb) könnte sich ein Hinweis zur Datierung verbergen. Zählt man die überzähligen »o« in »Notooo/ooooo/oootos« als Ziffern einer dreistelligen Zahl, kommt man auf 353, was möglicherweise auf das Jahr 1353 verweist. Das folgende, »Rogoos frontoo/oo«, entzieht sich bisher ebenso der weiteren Deutung wie der Sinn des Ganzen. Ein weiterer, sich anschließender, Nachtrag ist weniger kryptisch: 1368: am 3. Dezember, einem Sonntag, stand der Mond in der dritten Stunde nach Mitternacht in der 2. Dekade der Jungfrau (s. o.). Anfang Dezember 1368 sollte die Handschrift somit spätestens vorgelegen haben, möglicherweise ist 1353 ebenfalls als terminus ante quem zu werten. Die Ausführungen auf fol. 26rb und fol. 45v lassen darauf schließen, dass die Pariser Tafeln von 1320 vollendet vorlagen. Die stilistischen Merkmale der Zeichnungen deuten auf eine Entstehung der Handschrift im 2. Viertel des 14. Jahrhunderts. Die Angaben zur Aktualisierung der vorfindlichen Koordinaten wie auch die Werke des Johannes
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de Lineriis weisen darauf hin, dass der Erstbesitzer der Handschrift auf dem neuesten Stand war und sich in unmittelbarem Kontakt zur Pariser Universität und den dort erarbeiteten Schriften befand. Interessant ist auch der Kaufeintrag des 14. Jahrhunderts auf fol. 2r: der Magister Antonius de Monteulmo erwarb die Handschrift am ersten Juni 1397. Wahrscheinlich handelt es sich um den bedeutenden Astrologen und Mediziner Antonio da Montolmo (2. Hälfte 14. Jahrhundert), der an den Universitäten Bologna und Padua lehrte und verschiedene Schriften zu Horoskopie und Magie verfasste (vgl. Thorndike 1934, Bd. 3, S. 602– 610; Donato 1961, S. 559f.; Federici Vescovini 2008, S. 210 –220; Weill-Parot 2012, S. 219–293). Die Handschrift vereinigt mehrere kürzere Texte und den Sternbilderzyklus in einer relativ losen Sammlung. Die kurzen Einträge auf fol. 50rv sind dabei wohl als Nachträge anzusehen. Die Bilderfolge nimmt eine eigene Lage ein, könnte also nachträglich eingefügt worden sein und ließe sich leicht aus dem Lagenverband herausnehmen. Die roten Bildbeischriften weisen jedoch sehr ähnliche Schriftmerkmale auf wie die Textteile, auch Form und Ausführung der Zeichnungen lassen nicht auf ein Versatzstück anderer Herkunft oder Datierung schließen. Die sehr feine und sorgfältig ausgeführte Federzeichnung wurde an vielen Stellen von weniger geübter Hand und mit dickerem Strich nachgezogen (z. B. Pegasus, Serpentarius und Serpens) und so vergröbert. Figuren wie Bootes, Hercules oder Perseus lassen jedoch eine durchaus ansprechende zeichnerische Fertigkeit erkennen. Das Layout mit jeweils vier Bildern und ihren Beischriften, die ganz lapidar nur die Bezeichnung, die laufende Nummer und die Anzahl der Sterne nennen (z. B. »Perseus figura 11a habet stellas 26 et que non sunt in forma 3«), ist sicher und übersichtlich gestaltet. Die Angaben zur Zahl der zugehörigen, aber außerhalb der Figur befindlichen, Sterne wurde offenbar von Ptolemaios übernommen. Die außerhalb liegenden Sterne wurden jedoch, im Gegensatz zu den al-Sufi Handschriften und auch Nicolas Trevet, in der Regel nicht in die Darstellungen eingetragen. Die innerhalb liegenden Sterne wurden im selben Rot eingezeichnet, das auch die Beischriften zeigen, das heißt wohl von der Hand des Rubrikators. Bilderfolge zu den Ptolemäischen Sterntafeln, hier konkret in der Fassung der nachträglich den Alfonsinischen Tafeln zugefügten Tabellen. Dafür spricht: Schlangenträger mit Schlange und zusätzlich die separate Schlange als eigenes Sternbild, Andromeda nur in einer Version; Lupus als separate Figur (der Kentaur hält hier statt des Opfertieres ein merkwürdiges »Kissen« in der Hand); es gibt nur zwei Pferde, beide werden als vollständige Tiere, einmal mit, einmal ohne Flügel dargestellt (letzteres mit nur vier Sternen im Kopf = Equuleus). Die Nummerierung der Bilder folgt prinzipiell Ptolemaios. Da Sagitta fehlt, tritt eine Verschiebung ein (Aquila hat die Nummer 15 statt 16), die erst wieder durch die zusätzlich eingefügte zweite Südliche Krone zwischen Centaurus und Lupus aufgehoben wird. Von Lupus bis Piscis austrinus stimmt die Zählung daher wieder. Zudem haben Canis und Anticanis den Platz getauscht. Die genannte Anzahl der Sterne stimmt jeweils recht exakt mit den Angaben des Almagest überein, die zweite, zusätzliche Corona australis hat weder eingezeichnete Sterne noch Angaben zur Sternzahl in der Rubrik. Der Altar (»Lar«) als kleine, häuschenartige Kapelle erinnert an Darstellungen zu De signis coeli (Rouen, BM, Ms. 26, fol. 201r; Laon 422, fol. 30r). Zu vergleichen sind auch die PharusDarstellungen der Recensio interpolata des Aratus latinus (etwa St. Gallen 250 und 902; Dresden Dc. 183). In de signis coeli wird das Sternbild »Sacrarium« genannt, das heißt Kapelle oder Sakristei, oder aber »Farus«. Das »Häuschen« wurde somit durch die Benennung als »Sacrarium« nahe
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gelegt und mag sich formal aus einer Pharusdarstellung ableiten lassen. Im Gegensatz zu diesen Ableitungen aus der Tradition der »Aratea« entstammt die Bezeichnung »Lar« (Beischrift) der lateinischen Übersetzung der Sterntafeln des Ptolemaios (»stellatio laris«). Die letztlich auf Ptolemaios zurückgehenden Sterntafeln wurden hier also mit Bildern verbunden, die zum Teil wenigstens auf karolingische Bilder und Texte des Aratea-Komplexes zurückgehen, zum größeren Teil aber von den Illustrationen al-Sufis abstammen. Der sitzende Aquarius mit einem Fisch in der Hand etwa geht auf eine Darstellung des Eridanus zurück, wie sie sich etwa in zwei de ordine ac positione-Handschriften aus dem Pariser Raum finden: Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Ms. Vat. Reg. lat. 309 (Saint-Denis, 2. Hälfte 9. Jahrhundert) und Paris, Bibliothèque Nationale, Ms. lat. 12117 (Paris, Saint-Germain-desPrés, um 1060). Die beiden frühen Handschriften zeigen Eridanus als lagernden klassischen Flussgott, den gehörnten Kopf mit dem langen Haar nach links gewandt, mit der Rechten eine waagerecht liegende Vase fassend, aus der sich der breite Wasserstrom ergießt, in seiner Linken einen Fisch haltend. Der in Urb. lat. 1399 wasserschluckende Fisch unter Aquarius ist »piscis austrinus« (der Südliche Fisch), der das Wasser des Eridanus schluckt (vgl. London, British Library, Ms. Cotton Tiberius B. V. sowie Himmelskarten). Ein Aquarius mit vom Südlichen Fisch verschlucktem Wasserstrom findet sich auch in London, British Library, Royal Ms. 13 A XI (12. Jahrhundert) aus dem südlichen England. Vermutlich war es eine Handschrift aus dem Pariser Raum wie die beiden zuerst angeführten, die hinter dem in seiner Zeit ungewöhnlichen Bild des Aquarius in Urb. lat. 1399 steht. Allerdings findet sich bei Andalò di Negro und in Basel F II 33 ebenfalls ein Aquarius mit wasserschluckendem Fisch, dort jedoch ohne den zusätzlichen Fisch in der Hand. Es handelt sich bei dem Bildzyklus dieser Handschrift letztlich um eine Kompilation von älteren Sternbilderfolgen, von Darstellungen die durch arabische Illustrationen (al-Sufi, vielleicht auch Globen) inspiriert wurden und schließlich von Bildern, die anhand des vorliegenden Bildmaterials und der Bezeichnungen in den aus dem Arabischen übertragenen Tafeln und Texten konzipiert wurden. Für letztere ist Cepheus bezeichnend, der aus der seitlich ausschreitenden Figur der arabischen Tafeln entwickelt wurde, der aber als »inf lammatus« nun brennende, hoch erhobene Hände erhielt. Der »Saltator« (Hercules) nahm die Haltung eines Akrobaten an. Anders liegen die Dinge bei Auriga, dessen Darstellung sich durch rein formale Missverständnisse aus arabischen Bildern herleiten lässt. Die Zange geht dabei aus der erhobenen Geißel des Wagenlenkers hervor, die Hand am Geschlecht geht auf den Griff an einer Kleidungsfalte in dieser Körperpartie zurück, letztendlich stehen jedoch die Zügel in der Hand des Fuhrmannes dahinter (»retinens habenas«). Bei Sagittarius (als bogenschießender Kentaur) ließen sich arabische und europäische Bildtraditionen in Einklang bringen, wobei letztere wohl stärker zum Tragen kommen. Bei »equus prior« überlagern sich zwei Bilder des Sufi latinus, der Pferdekopf des Equuleus (ebenfalls »equus prior«) und das »dritte Pferd« – in Marsh 144 wie in Arsenal 1036 ein vollständiges Tier mit zahlreichen Sternen. Hier findet sich ein vollständiges Pferd mit den vier Sternen des Equuleus (alle vier im Kopf ). Das »dritte Pferd« al-Sufis entstammt autochthon arabischen Traditionen und hatte weder in den Ptolemäischen noch in der Alfonsinischen Tafeln einen Platz. Es wurde daher mit der klar identifizierbaren Pferdebüste des »Füllen« oder »Pferdchens« vereinigt. Der Vergleich mit Rawl. C. 117 zeigt, dass die Bilder in der Mehrzahl der Fälle in beiden Handschriften sehr genau übereinstimmen. Wo der Urbinatus Figuren zeigt, die mit einge-
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knickten Knien stehen, stellt sie die Rawlinson-Handschrift jedoch in deutlich tiefer gehockter oder kniender Stellung dar. Ein gutes Beispiel bieten hier Bootes und Auriga. Ein augenfälliger Unterschied besteht darin, dass in Rawl. C. 117 die Sterne deutlich nach ihrer Helligkeit differenziert sind (Durchmesser der Scheibchen), während Urb. lat. 1399 praktisch keine Unterschiede in der Darstellung der Sterne erkennen lässt. Kleinere Unterschiede erklären sich durch Überlieferungsfehler beziehungsweise Versehen der Zeichner, so etwa, dass der Adler in Oxford nur ein Bein seitlich abspreizt, oder das Fehlen des Pfeiles im Urbinatus. Während dort die beiden Pferde als deutlich getrennte Einzelbilder auftreten, galoppieren sie im Oxforder Codex eng nebeneinander wie die Zugpferde eines Zweispänners. Selbst die Maske mit herauswachsendem Blattschmuck als Füllung des Dreiecks ist in beiden Handschriften sehr ähnlich dargestellt. Rawl. C. 117 zeigt den ganzen Stier lagernd, in Urb. lat. 1399 ist die Beinstellung etwas unklar, kommt dem Stehen jedoch näher als dem Liegen, analog verhält es sich beim Löwen. Cancer weist erstmals deutliche Abweichungen auf, wo Rawl. C. 117 einen Taschenkrebs mit Stilaugen zeigt (genau wie bei Alfonso el Sabio), hat der Urbinatus einen Flusskrebs mit dem typischen Fächerschwanz. Capricornus als natürlicher, stehender Ziegenbock findet sich in beiden Handschriften, auch Cetus und Orion stimmen genau überein. Das Band des Flusses steigt in der Rawlinson-Handschrift aus einem Bottich auf, der im Urbinatus fehlt. Das Schiff Argo stimmt prinzipiell überein, wirkt in Rawl. C. 117 aber archaischer. Dort hat der Rabe die Flügel nach beiden Seiten ausgebreitet, nicht nur nach oben gehoben. Beim Kentauren ist der Unterschied wieder gering, die Ausgestaltung des Rechteckes (an der Stelle des Lupus) als Kissen (oder Ähnliches) hat aber nur der Urbinatus. Alles in allem sind sich die beiden Sternbilder zyklen jedoch so ähnlich, dass sie auch hinsichtlich ihrer Überlieferung als eng verwandt betrachtet werden müssen. Dennoch dürfte der jüngere Urbinatus nicht von der älteren Handschrift in Oxford abstammen. Die Handschrift verweist in Text und Bild auf die intensive Auseinandersetzung mit den ptolemäischen Sterntafeln und ihren verschiedenen Fassungen und Aktualisierungen sowie den Möglichkeiten der Sternbilderdarstellung im frühen 14. Jahrhundert Zusammen mit der etwas älteren Handschrift Oxford, Bodl., Rawl. C. 117 (Paris, 1. Viertel 14. Jahrhundert) dürfte sie die authentischste Überlieferung einer frühen Fassung des neu konzipierten Bildzyklus zu den (hinzugefügten) Fixsterntabellen der Alfonsinischen Tafeln darstellen. Vom äußeren Erscheinungsbild her (Layout) lassen sich auch Parallelen zur Gruppe der Sternbilderhandschriften auf der Basis von Hyginus, De Astronomia III, ziehen, wenngleich der Zusammenhang hier eher von allgemeinerer Art zu sein scheint. Die Wurzeln des vorliegenden Sternbilderzyklus reichen jedoch offenbar zumindest ins 13. Jahrhundert zurück. Lippincott 1985 (S. 69) gruppiert mit Bodl. Lib. Rawl. C. 117 und Can. misc. 554 (Gruppe IVa) und stellt Verwandschaft beziehungsweise Ähnlichkeit fest mit: Vat. lat. 3099 und Bergamo, BCAM, MA 388. Verzeichnis der Bilder fol. 35ra: Ursa minor (Kleiner Bär), Bär nach rechts gewandt (sieben Sterne in Rubrik und Bild). Ursa maior (Großer Bär), etwas größerer Bär, nach links gewandt, viele Sterne. fol. 35rb: Draco (Drache), geflügelter Drache mit geknotetem Hals und Schwanz, Vogelflügel angelegt, Hundekopf, nach links orientiert, Kopf zurückgewandt, Sterne nummeriert; Cepheus, (Beischrift: »Inflammatus«), mit leicht eingeknickten Knien nach links
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gewandt stehender nackter Mann, beide Hände hoch erhoben und mit angedeuteten Flammen versehen, Sterne nummeriert. fol. 35v: Bootes (Bärenhüter), (Beischrift: »Cepheus«), mit leicht angewinkelten Beinen nach links gewandt stehend, den rechten Arm hoch erhoben, in der Linken eine Keule haltend; Corona borealis (Nördliche Krone), kreisrunder Reif, Innenraum mit einem Vierpass, darin ornamentale Weinblattfomen; Hercules, (Beischrift: »Saltator«), mit eingeknickten Knien nach links laufend, die Linke in Kopf höhe haltend, die Rechte nach vorn gestreckt; Lyra (Leier), (Beischrift: »Vultur cadens«, Nachtrag: »tartuca«), fledermausartiges Wesen mit Mäuseschwanz (»Flughund«), von unten, senkrecht ausgerichtet. fol. 36r: Cygnus (Schwan), (Beischrift: »Galina volans«), Huhn mit ausgebreiteten Schwingen und Beinen, von unten; Cassiopeia, seitlich auf einem kastenförmigen Sessel sitzend, den Oberkörper nach hinten wendend, beide Arme erhoben, hochgesteckte Frisur; Perseus, leicht nach rechts gewandt, Knie leicht eingeknickt, den Kopf zurückgewandt nach links, hin zum Medusenhaupt in seiner Rechten, in der Linken ein Schwert erhoben, bärtig; Auriga (Fuhrmann), »Coralium«, halb hockend, nach links gewandt, die Rechte umfasst das Geschlecht, in der Rechten die Zange erhoben. fol. 36v: Serpentarius (Schlangenträger), en-face stehend im wadenlangen Gewand, die Hände nur wenig zur Seite erhoben und zum Betrachter geöffnet, die Schlange erscheint dahinter (den Träger nicht umschlingend), nach links sehend, Schlange nur leicht gebogen, Kopf nach links schauend, Ärmel im Unterarmbereich schräg abgeschnitten; Serpens (Schlan ge), Drache nach links gewandt, Fledermausflügel; Aquila (Adler), mit ausgebreiteten Schwingen und abgespreizten Beinen, leicht nach rechts geneigt fliegend, wohl als Untersicht gedacht; Delphinus, etwas monströser Fisch, senkrecht, Kopf etwas nach rechts gewandt, hoher gezackter Rückenkamm, Bocksbart, kleine Kehllappen. fol. 37r: Equus prior (Pferdchen), nach rechts springendes Pferd; Pegasus, »Equus secundus«, vollständiges Flügelpferd nach rechts laufend; Andromeda, (Beischrift: »Andromache«), schräg nach rechts sitzende nackte Frau, den Oberkörper nach links drehend, beide Arme erhoben, in der Linken ein Seil, das um ihre Taille geschlungen ist; Triangulum (Dreieck), gleichseitiges Dreieck mit Blattmaskenfüllung. fol. 37v: Aries (Widder), liegend, nach links gewandt, Kopf zurückgewendet, langes Zottelfell; Taurus (Stier), vollständiges Rind, wie seitlich liegend (oder nach rechts springend?), Sterne nur im vorderen Bereich des Körpers; Gemi ni (Zwillinge), zwei nackte Männer, nach links gewendet, sich um die Schultern fassend, der vordere mit Bart und langen Haaren; Cancer (Krebs), naturnah dargestellter Flusskrebs, senkrecht, in Draufsicht. fol. 38r: Leo (Löwe), nach links gewandt, wie auf der Seite liegend, den Schwanz zwischen den Beinen nach vorn geschlagen, den Kopf en-face gedreht; Virgo (Jungfrau), Engel im langen Gewand mit Flügeln und Palmwedel, en-face, Kopf leicht nach rechs gewandt, mit der Linken auf das eigene Gesicht deutend, Ärmel schräg abgeschnitten, spitz zulaufend; Libra (Waage), Balkenwaage, von einer Hand aus den Wolken gehalten; Scorpius, echsenartig mit vier Krebsbeinen und Zangen, senkrecht, Draufsicht. fol. 38v: Sagittarius (Schütze), bogenspannender Kentaur nach links gewandt, spitzer Hut, sehr buschiger Schwanz; Capricornus (Steinbock), vollständiger Ziegenbock, nach links steigend, lange Hörner und Ziegenbart, zahlreiche Sterne; Aquarius (Wasser mann), en-face stehend, bekleidet, Gugel mit hochstehender Spitze, in der Rechten erhoben ein Fisch, in der Linken ein umgekehrter Krug aus dem Wasser fließt, unter dem linken Fuß ein Fisch, der das ausgegossene Wasser trinkt; Pisces (Fische), gegenläufig parallel, aber mit recht weitem Abstand zueinander, die zahnbewehrten Mäuler durch ein breites gewelltes Band verbunden. fol. 39r: Cetus (Seeungeheuer), (Beischrift: »Ceta«), großer Fisch, schräg nach rechts oben, Bocksbart und Kehllappen; Orion, mit angewinkelten Beinen, nach links orientiert, den Kopf nach rechts zurückgewandt, auf dem Kopf ein hoher, spitzer Hut mit Zackenkrempe auf den die Rechte zeigt, die Linke hoch erhoben; Eridanus (Fluss),
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gewundener Flusslauf mit Sternen; Lepus (Hase), nach links springender Hase. fol. 39v: Anticanis (Kleiner Hund), (Beischrift: »Canis prior«), liegender Hund nach links gewandt (zwei Sterne); Canis (Großer Hund), (Beischrift: »Canis secundus«), nach links laufender Windhund; Argo Navis (Schiff), schwebendes Schiff nach rechts, Rahsegel, unten um den Mast geschlungen, zwei Steuerruder, auf dem Heck ein Rundturm mit Zinnen; Hydra (See schlange), drachenartiges Wesen ohne Flügel, mit zwei Raubtierbeinen und geknotetem Hals (vgl. auch Vat. lat. 3099, fol. 23r). fol. 40r: Crater (Becher), hohe Henkelkanne, Tülle als kleiner Tierkopf geformt; Corvus (Rabe), nach links schreitender Vogel, die Flügel erhoben; Centaurus, nach rechts galoppierender Kentaur, das Kopftuch (Gugel?) eher wie das einer Frau, Kopf nach links zurückgewandt, in der Linken erhoben ein Rechteck wie ein Kissen mit Eckquasten und einbeschriebener Raute, die Rechte weist mit dem Zei gefinger darauf; Corona meridionalis (Südliche Krone), zwei konzentrische Ringe, dazwischen ein Spitzbogenfries, im Zentrum ein Frauenkopf, erinnert an ein verziertes Metallbecken. fol. 40v: Lupus (Wolf), liegender Wolf nach links; Ara, (Beischrift: »Lar«), kapellenartiges Kirchengebäude mit gekoppelten Rundbogenfenstern und durchgehender Solbank auf Konsolen, Dachreiter als Rundturm mit Kegeldach; Corona meridionalis (Südliche Krone), gekrönter Männerkopf, die Krone auf dem Kopf wurde fast kreisförmig zu einer Art Kinnriemen erweitert, so dass sich ein runder Reif vor dem Gesicht ergibt; Piscis austrinus (Südlicher Fisch), sieben Fische parallel hintereinander liegend, nach links orientiert, nur der vordere mit Sternen, dieser auch mit geöffnetem Maul, Zähnen und Bocksbart.
Provenienz Auf fol. 2r das Wappen des späteren Besitzers mit Beischrift: »FE[dericus] DVX« (Federico da Montefeltro, 1422 –1482), vgl. auch Urb. lat. 1384, darunter von früherer Hand der Kaufeintrag: »Magister Antonius de Monteulmo conduxit die primo Iunii fatum libri 1397« (s. o.).
Literatur Boncompagni 1879, S. 376ff.; Stornajolo 1921, S. 306f.; Thorndike 1934, Bd. 3, S. 261f.; ´ z˙ ynska-Stolot 1994, S. 66; Donato 1961, S. 559f.; Federici Lippincott 1985, S. 69; Snie Vescovini 2008, S. 210 –220; Weill-Parot 2012, S. 219 –293. Siehe S. 60, 72–74, Taf. 49, Abb. 469–480
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Oxford, Bodleian Library, Ms. Can. misc. 554 Tabulae stellarum fixarum; Euklid, Elementa; Prosdocimo de’ Beldomandi, Canones de motibus corporum supercoelestium; Boethius, De institutione arithmetica Bilderfolge ohne unmittelbare Texteinbindung, jedoch mit Bezug zu den folgenden, ptolemäischen Sterntafeln Neben den mathematischen Grundlagentexten von Euklid und Boethius sowie den astronomischen Canones und Sterntafeln Prosdocimos de’ Beldomandi weist nur der Kommentar zum pseudo-ptolemäischen Centiloquium auf einen astrologischen Kontext der Bilderfolge. Diese stellt als Kombination der Bilderfolge zu den ptolemäischen Fixsterntabellen der Alfonsinischen Tafeln, wie sie sich in Oxford, Bodl., Rawl. C. 117 und Rom, BAV, Urb. lat. 1399 aus dem 14. Jahrhundert finden, mit Darstellungstypen der Sternbilder nach Michael Scotus, ein Unikum dar. Padua, 2. Viertel 15. Jahrhundert (1435) Kodikologische Angaben 26,1 × 18,8 cm, 225 Folia, Pergament, einspaltig, italienische Textura formata (Rotunda) und Humanistica (fol. 94r–153v) von mindestens zwei Händen, darunter die des Candus, Neffe Prosdocimos in Padua (fol. 1r–93v und fol. 174v–225r). Die Humanistica nähert sich im Verlauf des Textes immer mehr der, dem Schreiber offenbar geläufigeren, Textura der restlichen Teile an.
Art der Bilder 68 selbständige Sternbilderdarstellungen mit Bezug zu den folgenden, ptolemäischen Sterntafeln als farbig lavierte Federzeichnungen, alle Figuren erscheinen ohne Andeutung einer Umgebung.
Inhalt fol. IIr:
Index rerum. Inhaltsverzeichnis des 16. Jahrhunderts Darin werden fol.1r–73r und fol. 94r–153v: ebenfalls Prosdocimo zugeschrieben, die Bilderfolge ist nicht eigens aufgeführt. fol. 1r–73r: Euklid, Elementa (lat.). Übersetzung vermutlich von Adelard von Bath. Mit geometrischen Figuren illustriert. fol. 73v–93v: Prosdocimo de’ Beldomandi, Canones de motibus corporum coelestium. Im Kolophon das Jahr der Vollendung des Textes: Padua 1424. Vgl. Thorndike, History 4, 1934, S. 78f.; Duhem, Systèm 4, S. 289 –301. Der Text wurde auch Jacobus de Dondis zugeschrieben. fol. 94r–153v: Boethius, De institutione arithmetica libri duo (Oosthout ed. 1999). Textbeginn fol. 94v: »Boethii epistola ad Simmachum de Arismetica«. fol. 144v–152v Raum für Tabellen und Zahlenangaben frei gelassen. Möglicherweise eine Bearbeitung Prosdocimos. fol. 154r–174r: Delineationes imaginum et planetarum. Kolorierte Federzeichnungen der Sternbilder und Planeten.
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fol. 174v–194r: Prosdocimo de’Beldomandi (?), Tabulae stellarum fixarum. »Stelle fixe verificate completis annis Christi 1251 (!) mensibus 5 et primo urse minoris…«. Die üblichen Spalten für »longitudo«, »latitudo« und »magnitudo« wurden angelegt, jedoch keine Zahlenwerte mehr eingetragen. Die ptolemäischen Fixsterntabellen der Alfonsinischen Tafeln hier angeblich in einer Redaktion des Prosdocimo de’ Beldomandi. – fol. 194v–195v: leer. fol. 196r–225r: Commentum in centiloquium Ptholemaei. »Dixerunt Ptolomeus et Hermes quod locus lune in hora …« Kommentar, nicht wie angegeben von Haly (Ali ibn Ridhwan), sondern von Abû Ja ’afar Anmad ibn Yûsuf (Übersetzung: Plato von Tivoli oder Johannes Hispaliensis), im Kolophon datiert »anno arabum 530«. Zur Parallelüberlieferung: Saxl/Meier 1953, S. 344. Siehe auch: Thorndike 1957, S. 128 (zu Paris, BN, Ms. lat. 7307).
Kommentar Der Codex wurde in weiten Teilen von dem sich im Kolophon der Sterntafeln fol. 194r nennenden »Candus« geschrieben (»Complete sunt tabule composite per… Prosdocimum de Beldomando, quas ego Candus arcium et medicine doctor, eius nepos, Padue scripsi 1435, die 20 febru arii…«). Obwohl die Handschrift durchaus einen recht einheitlichen Eindruck macht, ist ihre sukzessive Entstehung über einen gewissen Zeitraum doch wahrscheinlich. An zwei Stellen wurde die Lagenstruktur dem Textumfang angepasst (fol. 91–93 ist ein unvollständiger Ternio; fol. 194 –195 ein selbständiges Doppelblatt), was nur Sinn hat, wenn das Folgende nicht sofort weitergeschrieben wurde. Allerdings gehörten Bilderfolge und Sterntafeln von Anfang an zusammen. Die unabhängige Lagenzählung des Boethius-Textes (»a«–»f«) sowie die andere Schrift könnte dagegen an ein Versatzstück denken lassen, wobei die beiden Lagen der Bildfolge mit der Zählung »7« und »8« durchaus numerisch korrekt folgen. Auch der Centiloquiumkommentar könnte eine gewisse Eigenständigkeit gehabt haben. Als Kern des Bandes zeigt sich eindeutig die Sammlung der Texte Prosdocimos und die Euklidübersetzung. Die Oxforder Handschrift stammt aus dem Besitz eines jüngeren Verwandten oder Vertrauten des Paduaner Musiktheoretikers, Mathematikers und Astrologen Prosdocimo de’ Beldomandi (um 1380 –1428), dessen Urheberschaft für die »Canones« (fol. 73v–93v) wohl als gesichert gelten kann. Inwiefern die Information des Kolophons zu den Sterntafeln (fol. 174v–194r), dass sie von Prosdocimo bearbeitet wurden, zutrifft, ist kaum zu entscheiden, da die wesentlichen Daten nicht mehr eingetragen wurden. Grundlage ist auf jeden Fall der entsprechende Abschnitt der Alfonsinischen Tafeln, mit dem Bezugsjahr 1252 (das fehlerhafte Jahr 1251 findet sich auffälligerweise in allen hier behandelten Alfonsinischen Sterntafeln mit der entsprechenden Bilderfolge). Inwiefern die außergewöhnliche Bilderfolge auf fol. 154r–174r unmittelbar auf das Wirken, die Anregung oder den Nachlass Prosdocimos zurückgeht, ist jedoch nicht ohne weiteres zu klären. Die hierfür genutzten Quellen lassen sich prinzipiell benennen, das Ganze hinterlässt jedoch nicht den Eindruck einer besonders planvoll zusammengestellten Sammlung. Vielmehr wirkt die Bildfolge wie eine willkürliche Vereinigung zweier Vorlagen, die vor Ort verfügbar waren. Dieser Eindruck wird von der ungewöhnlichen, teilweise rückläufigen, Reihenfolge der Bilder noch unterstrichen (die Seiten wurden frühzeitig mit Blattreklamanten versehen, damit man sie beim Binden nicht vertauschen konnte). Grundsätzlich ist festzustellen,
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dass den – auch in anderen Handschriften belegten (s. u.) – Illustrationen zu den folgenden Alfonsinischen Sterntafeln die von diesen am deutlichsten abweichenden Sternbilder aus der Himmelsbeschreibung nach Michael Scotus beigefügt wurden. Da beide Zyklen ihrerseits schon verschiedene Bild- und Textüberlieferungen integrieren, lässt die Kompilation erst recht die Rezeption einer Vielzahl unterschiedlicher Bildtraditionen erkennen. Darüber hinaus scheint sich oft noch ein Hang zur Betonung phantastischer, ja dämonischer Elemente abzuzeichnen (z. B. fol. 154v Daemon meridianus, fol. 167v Centaurus). Neben der, durch die Vereinigung verschiedener Sternbilderzyklen bedingten, sehr hohen Anzahl der Sternbilder fällt vor allem auch deren eigentümliche Abfolge ins Auge. Während zunächst fol. 154–166 prinzipiell die Tendenz besteht, die ptolemäische Reihe in umgekehrter Abfolge zu reproduzieren, folgt fol. 167rv das Ende der Reihe nach Michael Scotus. Die Tierkreiszeichen stehen am Schluss der Serie in der gewohnten Abfolge. Im Einzelnen ist die beschriebene Ordnung jedoch durch zahlreiche kleinräumige Vertauschungen verunklärt. Lediglich die Tierkreiszeichen sind wenigstens teilweise in der wohlbekannten Abfolge geordnet: Widder bis Krebs auf fol. 168rv und Schütze bis Fische auf fol. 170rv zeigen die übliche Reihenfolge, bei fol. 169 sind auf recto- und verso-Seite jeweils oben und unten vertauscht, so dass die Abfolge entsprechend gestört ist. Schließlich bleibt die merkwürdige Einordnung der Bilder nach Michael Scotus fol. 167rv erklärungsbedürftig. Die Bilder der Planeten folgen im Wesentlichen den Darstellungen Guarentinos in der Paduaner Kirche der Augustiner Eremiten. Auch bei ihnen fällt die »umgekehrte« Abfolge (von Luna bis Saturn) ins Auge. Sollte die Handschrift tatsächlich auf Materialien aus dem Nachlass Prosdocimos basieren, so wäre für die Bilder vielleicht an ein Konvolut von Einzelblättern zu denken. Hinsichtlich der Sterntafelillustrationen dürfte Rom, BAV, Cod. Urb. lat. 1399 (und Bodl. Lib., Rawl. Ms. C. 117, siehe dort) den Sternbildern der Oxforder Handschrift am nächsten stehen. Aus dieser Bildfolge stammt die Mehrzahl der Darstellungen (ca. 40). Hinsichtlich der spezifischen Darstellungen der Sternbilder nach Michael Scotus hingegen sind die Parallelen nicht unbedingt naheliegend. Auffällig sind hier etwa die Flügel der beiden Figuren des »Daemon meridianus« (= Galaxia), das Musikinstrument des schwimmenden Phaeton (= Eridanus), Vultur cadens nach vorne gebeugt und ohne die Figur des Jupiter (nach Germanicus), Lyra als klassisches Instrument jedoch mit Drachenköpfen und Stäben anstelle von Saiten und schließlich das stehende Huhn für »Clocha«, die Plejaden. Alles deutet somit auf eine Bilderreihe in der Art von Edinburgh, Royal Observatory, Cr. 3.23 (vgl. auch Paris, BN, Ms. lat. 7408A). Es ist gerade nicht die in Padua im 14. und 15. Jahrhundert fassbare Version der Sternbilder nach Michael Scotus, wie sie sich etwa in München, BSB, clm 10268 oder später noch in Padua, Seminario, Ms. 48 zeigt, sondern ein sonst nur nordalpin belegter Überlieferungszweig aus dem rund 28 Bilder übernommen wurden. Beide Quellen – Michael Scotus und die illustrierten Sterntafeln – sind vor allem in Handschriften des 14. Jahrhunderts überliefert, die tendenziell eher im Westen Mitteleuropas anzusiedeln sind und die mit Sicherheit auch an der Pariser Universität präsent waren. Zumindest liegt diese Vermutung für die hier vorliegenden Sterntafelillustrationen nahe, da sie wohl an die Fassung der Sterntafeln gebunden sind, die im Rahmen der Alfonsinischen Tafeln überliefert werden, die wiederum im Paris des früheren 14. Jahrhunderts redigiert wurden. Die lebhaften Beziehungen zwischen Padua und den universitären Zentren nördlich der Alpen ist vielfach bezeugt (vgl. Nancy G. Siraisi: Arts and Sciences at Padua, Toronto 1973, S. 174). Die von Lippincott (1985) auch genannte Vergleichshandschrift Brüssel, Bibl. Nat. Albert Ier,
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Ms. 10117-26 hat mit Prosdocimo de’ Beldomandi wenig zu tun, sie enthält lediglich eine prinzipiell verwandte Bilderfolge zu den Ptolemäischen Sterntafeln. Lippincott 1985 (S. 69) gruppiert die Handschrift mit Bodl. Lib. Rawl. C. 117 und Vat. Urb. lat. 1399 (Gruppe Iva). Die Oxforder Handschrift dokumentiert die Bemühungen einer umfassenden Sammlung und Integration der verwirrenden Fülle unterschiedlicher Sternbilderdarstellungen im früheren 15. Jahrhundert sowie die Verbreitung der zugrundeliegenden Fassung der Bilder nach Michael Scotus. Die Faszination, die von den durchaus phantastischen Bildfindungen ausging, spiegelt sich auch in Werken wie der – ikonographisch eng verwandten – Deckenmalereien der »Camera di Griseldis« von Roccabianca (vgl. auch Lippincott 1985). Obgleich die Bildersammlung auch hier an Werke der »akademischen« Astronomie gekoppelt ist, ist sie von einer physischexakten Himmelsbeschreibung denkbar weit entfernt. Verzeichnis der Bilder fol. 154r: Ara (Altar), als »puteus abyssi«, rund mit zweistufigem Sockel, hoch lodernde Flammen, vier hundeähnliche Wesen mit Fledermausflügeln streben zum Feuer; Piscis aus trinus (Südlicher Fisch), unten großer, hechtähnlicher Fisch in Rückenlage, darüber aufrecht schwimmend ein kleinerer, beide nach links gerichtet. fol. 154v: Galaxia (Milchstraße), als »daemon meridianus«, zwei Gestalten mit gesträubtem Haar und Fledermausflügeln, die rechte mit beiden Händen einen mandelförmigen gelben Reif rechts neben sich haltend, die linke ein aufgeschlagenes Buch präsentierend; Austronothus (Kentaurenweib), kentaurenartiges Mischwesen, nach links laufend, Bocksbeine und Hundeschwanz, nackter männlicher Oberkörper, die Arme ausgebreitet. fol. 155r: Eridanus (Fluss), nach rechts schwimmend, sich umwendend, mit der Linken ein psalterähnliches Instrument vor der Brust haltend; Cygnus (Schwan), nach rechts laufend mit ausgebreiteten Schwingen. fol. 155v: Lyra (Leier), leicht entstelltes Instrument, die Seiten des Korpus mit kleinen Drachenköpfen; Piscis austrinus (Südlicher Fisch), als sieben eng nebeneinanderliegende Fische, nach links orientiert. fol. 156r: Corona meridionalis (Südliche Krone), Büste einer gekrönten Frau, vor dem Gesicht ein ovaler Ring, der mit dem unteren Rand der Krone abschließt; Ara (Altar), freistehendes, kleines kirchenähnliches Gebäude mit überstehenden Giebelwänden. fol. 156v: Lupus (Wolf), nach links schreitendes, hundeähnliches Tier; Corona meridionalis (Südliche Krone), blütenähnlich ornamentierter Achtpaß, im Zentrum ein Frauenkopf mit Schleier. fol. 157r: Centaurus, nach rechts galoppierender Kentaur, den Kopf mit Gugel zurückwendend, in der Linken ein rechteckiger Gegenstand mit Eckquasten; Hydra, Crater, Corvus (Seeschlange, Becher, Rabe), nach links gewandte Schlange mit Ohren, darauf ein bauchiger Deckelpokal und ein Rabe, hinter den Vorderteil der Schlange erscheint ein belaubter Zweig. fol. 157v: Corvus (Rabe), hellbrauner Vogel (Perlhuhn?), flügelschlagend nach links laufend; Crater (Becher), Henkelkanne mit dünner, geschwungener Tülle, Henkel und Tülle in Form von Drachenhälsen mit kleinen Köpfen. fol. 158r: Hydra (Seeschlange), nach links orientierter zweibeiniger Drache mit voluminösem Leib und dünnem, geknotetem Hals, Kopf zurückgewendet, Schlangenschwanz; Argo Navis (Schiff), nach rechts fahrendes Schiff mit zwei Heckrudern, Rahsegel und Heckauf bau in Form eines dreistufigen turmartigen Gebäudes. fol. 158v: Canis (Hund), nach rechts laufender Windhund; Anticanis (Kleiner Hund), nach rechts laufende Bracke. fol. 159r: Lepus (Hase), nach links laufender Hase; Eridanus (Fluss), in zwei Windungen geführtes gelbes Band (Flusslauf ). fol. 159v: Orion, schräg nach links gewandter, auf dem Boden sitzender Mann, den Kopf nach rechts ins Profil gedreht, nackt bis auf einen spitzen
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Phantasie-Hut mit gezackter, hochstehender Krempe, die Rechte weist auf diesen, die Linke ist seitlich ausgestreckt; Cetus (Seeungeheuer), nach links schwimmender Fisch mit gezackter Rückenflosse und aufgerissenem, spitzem Maul mit ausgestreckter Zunge. fol. 160r: Triangulum (Dreieck), Spitze nach oben, breiter Leistenrahmen, darin ein Dreipass mit Blattmaske; Andromeda, halb sitzende, nach rechts orientierte nackte Gestalt unbestimmten Geschlechts, sich nach links umwendend, eine dünne, sich vor dem Bauch überkreuzende Schlange um den Leib gewunden (Kontamination mit Serpentarius!), langes, blondes Haar. fol. 160v: Pegasus, nach rechts galoppierendes Flügelpferd; Equus secundus (Zwei tes Pferd), nach rechts galoppierendes Pferd. fol. 161r: Delphinus, fast senkrecht stehender Fisch, leicht nach links gelehnt, Kopf oben, geöffnetes, schnabelartiges Maul mit Zähnen, Rückenflosse als stachelbewehrter Kamm; Aquila (Adler), in heraldischer Manier ausgebreiteter Adler, im Detail naturnah. fol. 161v: Serpens (Schlange), nach links gewandter zweibeiniger Drache mit großen Fledermausflügeln; Serpentarius (Schlangenträger), nach links gewandt stehende, nackte Rückenfigur, um die Taille eine dünne Schlange gewunden, die Rechte hält eine Schleife des Schlangenschwanzes, die Rechte den sich zum Träger zurückwendenden Vorderteil. fol. 162r: Serpentarius (Schlangenträger), en-face stehender Mann mit wadenlanger Tunika, beide Hände seitlich nach unten ausgestreckt, hinter ihm eine gebogene Schlange mit Drachenkopf in Höhe der Hände; Auriga (Fuhr mann), halb (in der Luft) sitzende Gestalt, nach links gewandt, nackt, schulterlanges Haar, die rechte Hand in der Schamgegend haltend, in der Linken eine Kneifzange präsentierend. fol. 162v: Draco (Drache), Baum mit freiliegenden Wurzeln, darin eine große Schlange, deren Kopf nach rechts aus dem Wipfel ragt (gehört zu Hercules); Hercules, nach links ausschreitender nackter Mann mit Löwenfell in der Rechten und über dem Kopf erhobenem Schwert in der Linken; fol. 163r: Perseus, nach rechts schreitend, nackt, den Kopf nach hinten (links) umwendend, hin zum abgeschlagenen Kopf in der Rechten, die Linke mit Schwert erhoben; Cassiopeia, als Mann, nach links seitlich auf einem Sessel sitzend, den Oberkörper nach rechts umwendend, die Arme erhoben, auf dem Kopf einen »coif«. fol. 163v: Pleiades (Siebengestirn), als »Clocha«, nach links gewendetes, am Boden pickendes Huhn; Cygnus (Schwan), als »Gallina volans«, mit ausgebreiteten Flügeln fliegendes Huhn von unten. fol. 164r: Aquila (Adler), Adler mit ausgebreiteten Schwingen; Vultur cadens (stürzender Geier), nach links gewendeter Adler mit erhobenen Schwingen, sich vorbeugend, auf dem Pfeil stehend. fol. 164v: Lyra (Leier), große Fledermaus, ausgebreitet auf dem Rücken liegend; Hercules, nach links gewandt im Ausfallschritt, den rechten Arm schräg nach unten ausgestreckt, den linken in Kopf höhe erhoben. fol. 165r: Corona borealis (Nördliche Krone), als Kranz; Cepheus, en-face stehend, Arme ausgebreitet. fol. 165v: Cepheus, nach links ausschreitend, unbekleidet, beide Hände über Kopfhöhe erhoben, Stirnband; Bootes (Bärenhüter), mit stark gebeugten Knien nach links laufend, den rechten Arm vor sich erhoben, in der linken Hand hinter sich eine Keule haltend. fol. 166r: Draco (Drache), als geflügelter Drache; Ursa maior, Ursa minor, Draco (Großer Bär, Kleiner Bär, Drache), die beiden Bären, dazwischen s-förmig die Schlange. fol. 166v: Auriga (Fuhrmann), als Wagenlenker, nach Michael Scotus; Bootes (Bärenhü ter), nach Michael Scotus. fol. 167r: Vexillum (Fahne), wehende Fahne; Terebellum (Boh rer), T-förmiger Bohrer; Equus secundus (Zweites Pferd), Flügelpferd mit geflügelten Hufen, nach links galoppierend, Kopf wenig pferdeähnlich; Centaurus, Kentaur mit phantastischem Tierkopf nach rechts galoppierend, in den vorgestreckten Händen rücklings das Opfertier und eine Feldflasche am Tragriemen. fol. 168r: Aries (Widder), nach rechts schreitend, sich umwendend, recht natürlich, ziegenartige Hörner; Taurus (Stier), ganzes Tier, lebhaft nach rechts springend. fol. 168v: Gemini (Zwillinge), nackte Jünglinge, en-face nebeneinander, jeweils den Arme auf der Schulter des anderen, rechts eine Lyra haltend,
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links eine Sichel erhoben; (unten) Cancer (Krebs), nach rechts, Draufsicht, naturnah, Körper nicht differenziert. fol. 169r: Virgo (Jungfrau), wie ein Verkündigungsengel, en-face mit Flügeln und Palmwedel, langes Gewand; Leo (Löwe), nach links schreitend. fol. 169v: Scorpius, in Draufsicht, senkrecht, Kopf nach unten, nicht sehr natürlich; Libra (Waage), recht detailiert gezeichnete Waage. fol. 170r: Sagittarius (Schütze), nach rechts galoppierender Kentaur (paarhufig), mit dem gespannten Bogen zielend, spitzer, breitkrempiger Hut, ärmellose Jacke mit langer Zaddelung und Gürtel; Capricornus (Steinbock), nach rechts schreitender Ziegenbock, recht naturnah. fol. 170v: Aquarius (Wassermann), enface auf einem großen Fisch stehend, ärmellose Tunika mit Gürtel, vorne aufgeschlagen, in der Rechten erhoben ein Fisch, in der Linken eine Kanne ins Maul des Fisches ausgießend, Mütze; Pisces (Fische), gegenläufig parallele, hechtartige Fische mit breitem, sich windendem Band aus den Mäulern verbunden. Sonstige Darstellungen: fol. 171r–174r: Planeten: fol. 171r: Luna; 171v: Merkur; fol. 172r: Venus, Figur vor strahlendem Stern, mit geöffnetem Mieder, die Beine teilweise entblößend, in der Rechten ein Spiegel, zu beiden Seiten ein zeitgenössisches Paar; fol. 173r: Mars; fol. 173v: Jupiter; fol. 174r: Saturn.
Provenienz Dem Kolophon (fol. 194r) zufolge wurde die Handschrift 1435 in Padua von einem Nachkommen Prosdocimos de Beldomandi geschrieben. In die Bodleian Library gelangte sie aus dem Besitz des Abbate Canonici.
Literatur Coxe 1854, Sp. 856f.; Favaro 1879, S. 155 –170; Italian Illuminated Manuscripts, Ausst.-Kat. Oxford 1948, Nr. 55; Major 1950/51, S. 247, Nr. 17; Saxl/Meier 1953, S. LI, 341–344; Thorndike 1959b, S. 162; Pächt/Alexander 1970, S. 60, Nr. 598 und Pl. LVII; Lippincott ´ z˙ ynska-Stolot 1994, S. 66; Snie ´ z˙ yns1985, S. 69; Lippincott 1993, erw. S. 45, Anm. 19; Snie ´ z˙ ynska-Stolot 1998, S. 99; Mariani Canova 1998, S. 48 –54; Bluka-Stolot 1997, S. 92; Snie me 2000, S. 254, Anm. 41. Siehe S. 47, 74–75, 83, Taf. 50–51, Abb. 481–502
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Torun (Polen), Biblioteka Głowna Uniwersytetu Mikołaja Kopernika, rps. 74 [ehemals Königsberg (Kaliningrad), Universitätsbibliothek, Cod. 1735] Theorica planetarum, Tabula stellarum fixarum (Variante der Alfonsinischen Tafeln) Sternbilder zu den Alfonsinischen Tafeln Die Handschrift enthält vorwiegend astronomische Tafelwerke mit ihren Canones und Texte zu Instrumenten. Die Bilder in den Sterntafeln sind insofern ungewöhnlich, als sie deutliche Kontaminationen mit älteren Germanicus-Illustrationen aufweisen und wohl auch die Bildfassungen nach Michael Scotus rezipieren. Prag, 1425 Kodikologische Angaben 30,5 × 21,2 cm, 286 Folia, Papier und Pergament, Bastarda und Textura verschiedener Hände. Federzeichnungen in schwarzer Tinte.
Art der Bilder 48 Sternbilderdarstellungen zu den Alfonsinischen Tafeln als einfache Federzeichnungen, in die nur sehr sporadisch Sterne eingezeichnet wurden (v. a. fol. 162r und 163r).
Inhalt Theorica Planetarum Gerardi (Carmody ed. 1942). leer. Correctiones tabularum Alfoncii. 31r »Expliciunt correctiones tabularum Alfoncii in principio novi anni 1460 post prandium in collegio Caroli imperatoris gloriosi per manus W[enceslai] de P[lzna]«. Nachtrag fol. 33 –55v: Tabulae Alphonsinae redactionis Parisiensis cum additis radicibus ad meridianum Pragensem, Wratislaviensem, Parisiensem, Padvensem et Wiennensem. Mit den »radices« von Prag, Breslau, Paris, Padua und Wien. Rosinska ¯ 1984 1368, 1372; I 1– 4, 6 –7, 9 –37 (Tabulae Alphonsi regis). fol. 55v–93v: Johannes de Lineriis, Tabulae stellarum. Berechnet für Paris. Rosi n¯ ska 1984 511, 1318, 1372, 1414, 2234; III 1–2, 4 – 8, 16, 19 –20, 22, 25 –31, 33 –38, 40 – 42 (Tabulae Iohannis de Lineriis); VI 23 –26 (Tabulae resolutae). Zinner 1925, Nr. 6517 fol. 94r: Heinrich Lobenstein, Tabula Henrici Lobenstein ad inveniendum partem proporcionalem. Proportionaltafel, Zinner 1925, Nr. 6735 fol. 94v–102r: Tabula equacionis domorum ad latitudinem 48 graduum. »Equacio domorum ad signum Arietis…«. Zinner 1925, Nr. 6517 102v–104r: Modus erigendi figuram coeli. »… et idem quod proveniet erit tempus vere coniunccionis vel oppositionis diebus equatis. Et cum illo debet queri ascendens etc.«
fol. 1v–9r: fol. 9v–29v: fol. 30r–31v:
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Ioannes de Lineriis, Tabulae astronomicae. »Iste due tabula comprehendunt in se IIIIor tabulas de eclipsi Solis superius positas ante tres sexternos«. Tafel zu den Sonnenfinnsternissen. Siehe fol. 68r. Siehe: Rosinska ¯ 1984, III, 26 –29. fol. 105r–118r: Johannes Dank, Canones zu den Alfonsinischen Tafeln. Zinner 1925, Nr. 2124. Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1561; Rosinska ¯ 1974, 71–79; Rosinska ¯ 1984, 2228; Druck: Venedig 1483 (GW 1257) fol. 118v–129v: Johannes de Lineriis, Canones Tabularum primi mobilis. Zu den für Paris berechneten Tafeln (s. o. 55v– 87r). Zinner 1925, Nr. 6570. Thorndike/ Kibre 1963, Sp. 276; Rosinska ¯ 1984, 413. Chapters 1–19, Curtze ed. 1900, 391– 404 129v–148r: Ioannes de Lineriis, Canones Tabularum eclipsium, secunda pars. Thorndike, History, 3, 254 –255; Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1127; Curtze ed. 1900, S. 403f.; Rosinska ¯ 1984, 1636 148r–150v: Ioannes de Lineriis, Ad inveniendum sinum. Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1220, 1382, 514. Curtze ed. 1900, S. 337–347 (Canones sive regule super tabulas Toletanas des Al-Zarkali), S. 404 – 409 fol. 151v–181r: Tabula stellarum fixarum. »Tabule stellarum fixarum verificatum per dominum Alphoncium quondam regem hyspanie ex quibus fit spera solida ptolomei… et ego Hermannus Salus addo super Alphoncium anno 1360 completo 1 gradus, 32 minuta, 52 seconda licet hic ponam earum loca secundum Alphoncium.« Zinner 1925, Nr. 8679 Tabula stellarum fixarum. Astrolabsterne: »Alderaymira id est dextrum fol. 181v: adiutorium cephei; alpheras id est equu s scilicet umbilicus eius… – … denebcaytoz id est cauda ceti … Razcaben id est caput serpentarii.« 40 Sterne mit arabischem Namen und Erläuterung aber ohne Koordinaten fol. 182r–187v: Equatorium Planetarum. »Testante Ptholomeo in suo centiloquio proverbio quinto astronomum multum malum prohibere posse id quod secundum stellas venturum est… Inchoando igitur equatorium planetarum protrahatur linea in longitudine unius pedis…«. Mit dem im folgenden erläuterten Equatorium kann man die »equationes« und wahren Örter der Planeten einfach und ohne Tabellen und mühsames Rechnen ermitteln. Text mit zahlreichen Zeichnungen der Bestandteile des Instruments (v. a. Scheiben und Ringe mit Gradteilung). Zinner 1925, Nr. 3082; Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1567 fol. 188r–199r: Tractatus de compositione et utilitatibus sphere solide. Zu Herstellung und Verwendung des Himmelsglobus. Zinner 1925, Nr. 4534. Thorndike/ Kibre 1963, Sp. 1576; Thorndike 1948, S. 54; Rosinska ¯ 1974, 108; Rosinska ¯ 1984, 2255. Druck: Venedig 1518. fol. 200r–204v: Messehala, Canones de astrolabio conficiendo. Zinner 1925, Nr. 7059. Carmody, Arabic, 23 –25; Thorndike/Kibre 1963, Sp. 356, 916, 1119, 1414; Rosinska ¯ 1974, 106; Rosinska ¯ 1984, 1934. Gunther ed. 1929, S. 217–231. fol. 204v– 215v: Prosdocimo de Beldomandis, Compositio astrolabii et operatio secundum novam et veteram compositionem. Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1164; Rosinska ¯ 1974, 105; Rosinska ¯ 1984, 1715; Thorndike 1948, S. 56 fol. 216r–225r: Prosdocimo de Beldomandis, Compositio et operatio astrolabii. Thorndike/ Kibre 1963, Sp. 1456; Rosinska ¯ 1974, 105 –106; Rosinska ¯ 1984, 1779. Druck: Venedig 1512 104v:
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fol. 225v– 228r: Prophatius Iudaeus, Compositio novi quadrantis. »Ista tabula est verissimia de composicione mensium et est facta anno 1400 et deservit bisextili anno. Item mensis februarius pro 29 die debet habere quadrantem diei.« Thorndike, Kibre, 241; Rosinska ¯ 1974, 109; Rosinska ¯ 1984, 368. Ed.: G. Bofitto, C. Melzi d’Eril, in: Il quadrante d’Israele di Jacob ben Mahir ben Tibbon (Profacio), Firenze 1922 fol. 229v–232v: Ioannes Eligerus de Gunderslauen, De utilitate quadrantis. Thorndike/ Kibre, 1963, Sp. 1627; Rosinska ¯ 1974, 112–113; Rosinska ¯ 1984, 2322 fol. 233r–236v: De quantitate mundi. »Si queritur, quanta sit quantitas tocius mundi secundum astronomorum investigacionem… – …scilicet quo ad acceptacionem nostram, quin semper ad eius restet acceptibilis excelsus et inmensus.« Rosinska ¯ 1984, 2028 fol. 237r–238r: De aequatorio planetarum vel Aurea rota. »Ad constituendam figuram, in qua faciliter invenitur vera coniunccio et opposicio Solis et Lune ….« Thorndike/Kibre 1963, Sp. 34; Rosinska ¯ 1974, 120; Rosinska ¯ 1984, 23 fol. 239r–250r: Canones Tabularum eclipsium Solis et Lunae. Zinner 1925, Nr. 12483. Rosinska ¯ 1984, 37 fol. 251r–268r: Petrus Cruciferus (Petrus Rein de Zittavia), Tabulae resolutae planetarum super meridianum Wratisslaviensem ad annos collectos 1424–1704. Zinner 1925, Nr. 8934; Rosinska ¯ 1984, VI 2–5, 7, 9, 15 –22; Dobrzycki 1987, S. 71–77. fol. 268v–273r: Petrus Cruciferus, Canones Tabularum resolutarum ad meridianum Wratislaviensem. »Et simili modo sicut nunc feci de introitu Solis in Arietem, sic facere potero de ipsius introitu in alia signa. Expliciunt Tabule cum suis canonibus de mediis et veris motibus planetarum.« Zinner 1925, Nr. 10899. Thorndike/Kibre 1963, Sp. 876; Rosinska ¯ Scientific Writings, 1210. fol. 275r–280v: Tabula equacionis domorum ad septimum clima. fol. 281v–285v: Tabulae ad orisontem Pragensem, 1428. »Tabula ad sciendum numerum horarum et minutorum cuiuslibet noctis per circulum anni et progressus quando Sol ostendit quolibet die…«.
Kommentar Die Sterntafeln weisen hier die Längenwerte der Ära Alfons des Weisen (1252) auf, das heißt, gegenüber Ptolemaios wurden 17° 8’ addiert, wie es auch in der Rubrik auf fol. 151v explizit dargelegt wird. Der Text dort geht jedoch weiter und weist darauf hin, dass der Autor, der sich Hermannus Salus nennt, für 1360 einen Korrekturwert von weiteren 1° 32’ Minuten 52’’ gegenüber Alfons ermittelt hat, im folgenden jedoch die Alfonsinischen Werte angibt. Von besonderem Interesse ist hier auch die en passant gegebene Information, dass man auf der Basis der Sternkoordinaten dieser Tafeln Himmelsgloben nach Ptolemaios herstellen könne (…ex quibus [tabule] fit spera solida ptolomei). Wie in den Handschriften des Wien-Klosterneuburger Kreises steht auch hier die Fertigung eines Himmelsglobus, wie er von Ptolemaios beschrieben wurde, im Hintergrund bei der Anlage der illustrierten Sterntafeln. Die von den Himmelsbildern deutlich abweichenden Darstellungen scheinen für diesen Zweck jedoch weniger geeignet. Die Sterntafeln der »Tabule Alfonsine« sind zwar die Grundlage des Textes der Tafeln und ihrer Koordinaten, die damit überlieferten Bilderfolgen unterscheiden sich jedoch stark von den
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hier enthaltenen Zeichnungen. Vergleicht man mit Rom, BAV, Urb. lat. 1399 so haben nur wenige Darstellungen eine gewisse Ähnlichkeit: Perseus (hier jedoch als Rückenansicht), Delphinus (seitenverkehrt), Cancer, Virgo, Scorpius, Sagittarius (hier mit Kopff lügeln), Argo Navis (hier etwas modernisiert). Bei Orion erinnert nur der spitze Hut mit dem kronenartig hochgeklappten Rand an die ältere Darstellung. In beiden Bilderfolgen wurde Sagitta übergangen, hier findet sich der Pfeil jedoch im Rahmen der Darstellung des Adlers. Alle weiteren Bilder sind völlig ohne Bezug zueinander. Von Relevanz für die Aufdeckung von Zusammenhängen ist jedoch allenfalls Virgo mit Flügeln und Palmwedel (anstelle der Ähre – spica) und die Hutform des Orion. Für die Bilder scheint auch Michael Scotus rezipiert worden zu sein, so bei den beiden Darstellungen zu Vultur cadens und Cygnus/Gallina direkt übereinander, die mehr den beiden Bildern zu Vultur volans (Aquila) und Vultur cadens ähneln als die Abfolge »Allora/Lyra« und »Cygnus/Gallina volans«. Cassiopeia erscheint zwar ohne Blutstrom und ihr Thron ohne Lehne, ist sonst aber durchaus vergleichbar. Der Fuhrmann in zeitgenössischer Kleidung in einem Pferdekarren mit capella und haedi hat mit den al-Sufi-Bildern nichts gemein, sondern dürfte ebenfalls auf Michael Scotus zurückgehen. Allerdings stellt sich die Frage, ob hier nicht direkt eine Germanicushandschrift als Anregung im Hintergrund stand (Andromeda an Felsen gefesselt in vollständigem Kleid). Das geschlungene Tuch der beiden Coronae erinnert an den »Minneknoten« König Wenzels. Hercules mit »Lyra« könnte auf seine Rolle als »Hercules musagetes« hinweisen, dürfte hier aber wohl auf die Bezeichnung »Saltator« zurückgehen, die allgemein einen Schausteller und »Unterhaltungskünstler« bezeichnet (wörtlich: »Tänzer«). Möglicherweise hat man »Saltator« auch von »psaltare« abgeleitet (singen, musizieren, den Psalter spielen). Cepheus (fol. 154r) tritt unter dem normalen Namen des lateinischen Almagest als »Inf lammatus« auf, die weiteren Beischriften vermischen die Bezeichnungen von Cepheus (Succensus, Cecheus) mit denen für Bootes (Boetis, Artophilax, Archas). Auch das Attribut, hier an einen Palmwedel erinnernd, sonst eher ein Knüppel oder eine andere Waffe, dürfte von einer Darstellung des Bootes übernommen sein. Vor allem die Bildtradition nach al-Sufi käme dafür in Frage, aber auch eine Darstellung mit dem antiken Hirtenstab, dem Pedum. Für Bootes (fol. 155r) bleiben die zutreffenden Namen Teguius, Ululans und Vociferans, die nicht auf Bootes, sondern auf Hercules bezogenen Nisus, Sosmasici (Gosmasici?), Hercules und Genuf lexus sowie die ungewöhnlichen Bezeichnungen »Dyabolus« als Haupteintrag (!) und »Lanceator« (Bildbeischrift). »Hercules: Saltator« sowie: »Vadens super pollicem, Lira, Algieti, Incurvati super genua. Lyra: Vultur cadens, Allyore und Testudo. Cygnus: Gallina, Abecus, Zepheus, Agnus, Herisum, Volans. Cassiopeia: Sedens in sede, Casiepia, habens palmam delibutam id est non ablutam«. Durchgängig fällt auch die Mischung von Nominativ- mit Genitivformen auf. Saxl verglich die Handschrift mit Wien 5318 hinsichtlich der Vermischung arabischer und europäischer Bildvorlagen (1953, S. XLVIII). Orion und viele andere Figuren erinnern jedoch weit mehr an Paris, BN, Ms. lat. 12117 (Saint-Germain-des-Prés, um 1060, De ordine ac positione stellarum in signis) und in etwas geringerem Maße an Vat. Reg. lat. 309 (z. B. Eridanus mit Fisch). Die im hier gegebenen zeitlichen und inhaltlichen Kontext ungewöhnlichen Bilder sind somit wahrscheinlich auch auf die Kontamination mit weitaus älteren Vorlagen zurückzuführen.
50. Torun (Polen), Biblioteka Głowna Uniwersytetu Mikołaja Kopernika, rps. 74
Verzeichnis der Bilder fol. 153r: Ursa Minor, Ursa maior, Draco (Kleiner Bär, Großer Bär, Drache), die beiden
Bären, gegenläufig und Rücken an Rücken, in den Windungen der S-förmigen Schlange, deren Kopf links unten liegt. fol. 154r: Cepheus, en-face stehend, die Unterarme ausgebreitet, in der Rechten einen Palmwedel (?) haltend. fol. 155r: Bootes (Bärenhüter), nach rechts schreitende, bis auf ein lose geschlungenes Lendentuch unbekleidete Männergestalt mit aufgestützter Lanze in der Rechten und einem kleinen Löwenfell über dem ausgestreckten linken Arm; Corona borealis (Nördliche Krone), zu einem kreisrunden Ring geschlungenes Tuch; Hercules, nach rechts schreitender, modisch gekleideter junger Mann, auf einem psalterartigen, wie eine Harfe gehaltenen Saiteninstrument spielend; fol. 156r: Vultur cadens (fallenderGeier), nach links schreitender und dabei mit den Flügeln schlagender Raubvogel; Cygnus (Schwan), nach links fliegender Raubvogel; fol. 157r: Cassio peia, en-face auf einer Thronbank sitzende Frau, die Arme seitlich erhoben, mit langem Kleid, Mantel und Kopftuch, mit reichem Faltenwurf. fol. 158r: Perseus, nach rechts schreitender Mann als nackte Rückenfigur, in der Rechten einen Krummsäbel schwingend, den Kopf zurückgewandt, wo die linke Hand das Gorgonenhaupt in Form eines langbärtigen Männerkopfes hält; Auriga (Fuhrmann), im zweirädrigen Pferdekarren nach links fahrend, die Geißel schwingend, hinter dem Pferderücken der Kopf der Ziege (capella) und die beiden Zicklein (haedi). fol. 159r: Serpentarius (Schlangenträger), bis auf einen Slip nackte, nach links gehende Rückenfigur, die Schlange um die Taille geschlungen, den Kopf nach rechts zurückgewandt; Serpens (Schlange), im Wesentlichen die Schlange des Schlangenträgers ohne die Trägerfigur. fol. 160r: Aquila (Adler), mit ausgebreiteten Schwingen auf dem Pfeil stehend, nach rechts gewandt. fol. 161r: Delphinus, nach rechts springender Raubfisch mit spitzem, zahnbewehrtem Maul; Equuleus (Füllen), ohne Bild, nachgetragene Beischrift: Caput equi; Pegasus, nach rechts stürmendes halbes Flügelpferd. fol. 162r: Andromeda, en-face stehend, die Arme ausgebreitet und mit Ketten an die flankierenden, aufragenden Felsen gefesselt, im lang fließenden Kleid und offenem Haar; Trian gulum (Dreieck), gleichseitiges Leistendreieck mit Sternen; Aries (Widder), auf angedeuteter Bodenfläche nach rechts gewandt stehend, die Widderhörner seitlich weggeklappt, lockiges Fell, eingezeichnete Sterne; Taurus (Stier), nach links gewandt liegender, vollständiger Stier mit eingezeichneten Sternen. fol. 164r: Gemini (Zwillinge), zwei nebeneinander stehende, sich einander zuwendende und am Arm fassende junge Männer, gestikulierend und vollständig bekleidet. fol. 165r: Cancer (Krebs), großer Flusskrebs, senkrecht. fol. 166r: Leo (Löwe), nach rechts gewandt stehend, wenig naturnah. fol. 167r: Virgo (Jungfrau), en-face stehende Frau mit großen Flügeln, in der Rechten ein Palmwedel; Libra (Waage), Balkenwaage mit eingezeichneten Sternen. fol. 168r: Scorpius (Skorpion), wie ein Flusskrebs mit kleinen Zangen und Echsenschwanz. fol. 169r: Sagitta rius (Schütze), nach rechts gewandt stehender Kentaur mit gespanntem Bogen, am Kopf zwei hochragende Vogelflügel, der Tierleib mit Rinderschwanz versehen; Capricornus (Steinbock), Ziegenleib mit Schlangenschwanz, nach rechts gewandt. fol. 170r: Aquarius (Wassermann), auf angedeutetem Boden nach rechts gewandt stehender, bis auf ein Tuch und die Mütze nackter Mann, mit der Linken eine Deckelkanne ausgießend. fol. 172r: Pisces (Fische), waagrecht und gegenläufig parallel, an den Mäulern verbunden; Cetus (Walfisch), Fisch mit Raubtierkopf und geringeltem Fischschwanz, wie nach rechts springend. fol. 173r: Orion, nur wenig nach rechts gedreht stehender langbärtiger Mann, das Schwert in der Rechten an die Schulter gelehnt, die Linke offen erhoben, der gezackte, umgeklappte Rand der hochragenden Mütze erinnert an eine Krone. fol. 174r: Eridanus (Fluss), nackte, stehende Männergestalt, leicht nach rechts gewandt, in der Rechten einen Krug neben sich ausgießend, in dessen Wasserstrom die Figur steht, in der Linken einen
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Fisch haltend, den Kopf nach links zurückgewandt. fol. 175r: Lepus (Hase), nach rechts springend; Canis maior (Großer Hund), nach rechts springend. fol. 176r: Anticanis (Klei ner Hund), nach rechts laufend. fol. 177r: Argo Navis (Schiff), schwebendes Schiff mit Rahsegel und zwei Seitenrudern; Hydra, Crater, Corvus (Seeschlange, Becher, Rabe), die leicht gewellte Schlange fast senkrecht nach oben rechts orientiert, auf ihrem Rücken links der pickende Rabe und der kelchartige Becher; Crater (Becher), Kelch mit Fuß und Nodus; Corvus (Rabe), sich pickend nach vorn beugender Vogel, nach links orientiert wie im kombinierten Bild mit Hydra. fol. 179r: Centaurus, auf einer felsigen Böschung nach rechts oben laufender Kentaur, in der Rechten ein Zepter, in der linken das am Bauch gefasste Opfertier, Oberkörper bekleidet, wehendes Stirnband. fol. 180r: Lupus (Wolf), nach rechts gewandt stehender Wolf; Ara (Altar), quadratischer, gemauerter Blockaltar mit Flammen, eingezeichnete Sterne; Corona meridionalis (Südliche Krone), als geschlungenes Tuch wie Corona borealis. fol. 181r: Piscis austrinus (Südlicher Fisch), schräg nach rechts oben orientierter Fisch.
Provenienz Aufgrund der Angabe, die Tafeln seien »ad horizontem Pragensem« bezogen, kann auf die Entstehung in Prag geschlossen werden. Fischer (1970) wies die Handschrift aufgrund des Monogrammes »WK« dem Besitz des Prager Magisters Wenzel Koranda aus Pilsen zu und verweist auf weitere Handschriften aus dessen Bibliothek in der Prager Universitätsbibliothek (vgl. auch: Ema Urbánková: Zbytky knihovny mistra Václava Korandy mladšího v universitní knihovn˘e v Praze, in: Roˇcenka universitní knihovny v Praze 1 [1956], S. 135 –161). Die laufende Nummer der Signatur lässt vermuten, dass die Handschrift um 1850 Eingang in die Bibliothek von Königsberg gefunden hat. In der Signaturenfolge benachbarte Handschriften kamen im Zuge der Säkularisation aus dem Zisterzienserkloster Pelplin in die Königsberger Universitätsbibliothek. Nach den kriegsbedingten Auslagerungen gelangte der Codex 1947 zusammen mit weiteren Königsberger Handschriften und Drucken in die Universitätsbibliothek von Torun (vgl. Katalog der mittelalterlichen deutschsprachigen Handschriften der ehemaligen Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg. Nebst Beschreibungen der mittelalterlichen deutschsprachigen Fragmente des ehemaligen Staatsarchivs Königsberg. Auf der Grundlage der Vorarbeiten Ludwig Deneckers erarbeitet von Ralf G. Päsler, hrsg. von Uwe Meves, München 2000 (Handschrift nicht erwähnt); Frydrychowicz, Romuald: Geschichte der Cistercienserabtei Pelplin und ihrer Bau- und Kunstdenkmäler, Düsseldorf 1905 (zur Bibliothek S. 154 –163)).
Literatur Zinner 1925, Nr. 8679; Saxl/Meier 1953, S. XLVIIIf., Abb. 21 (fol. 174r, Eridanus); Fischer 1970, S. 344f.; Rosi¯nska 1974; Rosi¯nska, 1984; Lippincott 1985, S. 70; Dobrzycki 1987, ´ z˙ ynska-Stolot 1994, S. 65; Snie ´ z˙ ynska-Stolot 1997, S. 91; Porres de Mateo 2003, S. 71–77; Snie S. 39–51; Brodský 2004, S. 105 –107, Abb. 64 – 65 (fol. 162r Andromeda, fol. 173r Orion); The Catalogue of Medieval Manuscripts in University Library in Toruñ. Described by Marta Czyzak with collaboration of Monika Jakubek-Raczkowska, Andrzej Mycio and Arkadiusz Wagner (im Druck). Siehe S. 73–74, Abb. 503–510
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Bergamo, Biblioteca Civica Angelo Mai, Cod. MA 388 (ältere Signaturen: Cod. 1177 und Cod. II 2) Astrologische Sammelhandschrift, Johannes de Saxonia, Tabulae stellarum fixarum, Almanach planetarum Sternbilderdarstellungen zu den ptolemäischen Sterntafeln der Tabulae Alfonsinae Die Handschrift und ihre nächste Verwandte Rom, BAV, Vat. lat. 3099 zeigen, dass die in Oxford, Bodl., Rawl. C. 117 um 1300 erstmals zu fassende Bildtradition noch im späteren 15. Jahrhundert lebendig blieb und weitergetragen wurde. Oberitalien (Bergamo?), 2. Hälfe 15. Jahrhundert (nach 1466) Kodikologische Angaben 22,0 × 15,8 cm, 140 Folia, Papier und Pergament, Bastarda, selten Humanistica mehrerer Hände. Bei den ersten sieben Lagen und bei der letzten sind jeweils das äußere und das innere Doppelblatt Pergament, der Rest Papier, fol. 91–130 sind vollständig aus Pergament.
Art der Bilder Sternbilderdarstellungen als detaillierte und sorgfältig schraffierte Federzeichnungen neben dem Textblock der Sterntafeln, Sterne als kleine Kreise markiert. Alle menschlichen Figuren erscheinen in antikischer Nacktheit.
Inhalt I fol. 1r–48r:
Johannes de Saxonia, Super Alkabitii introductorium ad iudicia (Thorndike/ Kibre 1963, Sp. 1699, Nr. 4) fol. 48v–49r: Prologus in Almagestum (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1245, Nr. 14). Zur Vita des Ptolemaios fol. 49rv: Arnaldus de Villanova, Parabolae (Excerpta, vgl. Thorndike/Kibre 1963, Sp. 460, Nr. 6). Zur Krankenbehandlung nach astrologischen Gesichts punkten fol. 50r–58v: Albertus Magnus, Speculum Astrologiae (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 975, Nr. 10; Borgnet ed. 1891, S. 629–650). Zum Teil mit Marginalglossen fol. 59r–68v: Commentum in Centiloquium. Kommentar zum pseudo-ptolemäischen Centiloquium. – fol. 69rv: leer
II fol. 70r–75v: Theorica Planetarum Gerardi (Carmody ed. 1942). Nur einige wenige Zeichnungen im Text fol. 76r–90r: De astrolabio et quadrante. Kompilation nach Johannes Hispaliensis (?), De constructione Astrolabii (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 156, Nr. 4 und 9), Robertus Anglicus und Campanus de Navarra (fol. 86v–89r, vgl. Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1405, Nr. 11). Verschiedene Textteile zu Konstruktion und Nutzen von Astrolab und Quadrant (detailliert beschrieben bei McGurk 1966, S. 4–6). – fol. 90v: leer
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III fol. 91r–112v: Tabulae stellarum fixarum. fol. 91r beginnt die Tafel: »illa que est super extremitatem caude [Polarstern].« Der Anfang ist verloren (Blattverlust). Sterntafeln der Tabulae Alfonsinae mit zum Teil etwas abweichenden Koordinaten (vgl. McGurk 1966, S. 6). fol. 113r–122r: Almanach planetarum. Saturn bis Luna. Die Mondtabelle auf fol. 121v bietet Angaben zur Elektion (Zeitwahl für verschiedene Aktivitäten, z. B. Venatio in terra; Principes videre…) fol. 122r: Tabula mansionum Lunae. Tafel der Mondstationen, »…facta… anno salutis mcccclxvi (1466).« fol. 122v: Johannes de London, Tabula stellarum. Astrolabsterne (Kunitzsch 1966, Typ VI). Tabula stellarum. Tafel der Astrolabsterne auf der Grundlage der Toletafol. 123r: nischen Tafeln (Kunitzsch 1966, Typ XIII) fol. 123v–124r: rotae. Kreisdiagramme der Tierkreiszeichen, Monate, Klimata, Temperamente und Aspekte. fol. 124v: leer fol. 125r–130v: Tabula arcus diei et nocti totius anni. Zahlentabellen, vom ersten März bis zum 28 Februar IV fol. 131r–132r: Ps.-Albertus Magnus, De causis somniorum. Unter anderem zur Bedeutung der Träume für Zukunftsprognosen fol. 132r–133v: Thebit ben Corat, De quantitatibus stellarum (Carmody ed. 1960, S. 145– 148; Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1147, Nr. 7). Von den Maßen und Entfernungen der Himmelssphären voneinander und von der Erde fol. 133v–135r: Campanus de Navarra, Theorica planetarum (Excerpta). ›De magnitudine corporum celestium secundum Campanum in sua theorica in capitulo de equationibus singulorum planetarum per miliaria… ‹. Von den Maßen der Himmelskörper Symbole der Tierkreiszeichen fol. 135r: Johannes de Lineriis, Canones (Excerpta). Späterer Nachtrag fol. 135r: fol. 135v–138r: Longitudines et latitudines civitatum. Geographische Angaben zu vielen Städten, zum Teil mit Angaben der Differenz zu Toledo, Schwerpunkt ist Oberitalien zwischen Rom und Mailand, mehrere nachgetragene Listen gleichen Inhalts, fol. 136v: »De coloribus ecclipsium« Farbangaben zu Sonnen und Mondfinsternissen je nach Länge und Breite; fol. 137v–138r: Tabelle mit Zuordnung der Städte jeweils zu einem Tierkreiszeichen. fol. 138v–139v: Notae astrologicae. Horoskop (»Questio de vita alicuius absentis«), zur Wirkung der Planeten in den Tierkreiszeichen (»potestates planetarum in signis«; Tabelle) und in den Häusern des Horoskopes (»potestates planetarum in domibus«; Schema). – fol. 140rv: leer
Kommentar Die Sammelhandschrift weist drei deutliche Zäsuren auf und dürfte aus vier Einzelteilen zusammengesetzt worden sein. Vermutlich geschah dies noch im 15. Jahrhundert, nicht allzu lange nach der Entstehung der Teile. Die Datierung der Tafel der Mondstationen gibt einen Anhaltspunkt für die Einordnung des dritten Teiles, der auch die Sternbilderdarstellungen zu den Stern-
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tafeln enthält. Da diese Tabelle 1466 angefertigt wurde, kann die Handschrift frühestens in diesem Jahr entstanden sein. Für alle Teile ist ein Ursprung in Oberitalien wahrscheinlich, die Überlieferungsgeschichte der Handschrift (siehe Provenienz) deutet auf Bergamo, wo sie sich noch heute befindet. Die Auswahl der Texte macht es wahrscheinlich, dass sie der praktischen Ausübung der Astrologie dienen sollte. Die Angaben zur geographischen Lage vieler Städte, vor allem in Oberitalien, die Kompilation zu den gebräuchlichen Instrumenten (Astrolab und Quadrant) sowie die Tabellen weisen in diese Richtung. All dies wurde benötigt, um etwa den Aszendenten als Ausgangspunkt jedes Horoskopes für verschiedene Orte und Zeitpunkte zu bestimmen. Die Bilder sind typische Vertreter der Illustrationstradition der ptolemäischen Sterntafeln zu den Alfonsinischen Tafeln, wie sie in Oxford, Rawl. C 117 und Urb. lat. 1399 aus dem 14. Jahrhundert belegt sind. Schon Lippincott (1985, S. 68) wies auf die enge Verwandtschaft mit Rom, BAV, Vat. lat. 3099 hin (siehe dort), hier seien jedoch kleinere Fehler der Abschrift festzustellen. Zunächst sollen jedoch die Abweichungen gegenüber den frühen Handschriften dieser Überlieferung Betrachtung finden: Der kleine Bär ist hier nach links gewendet wie der große, nicht wie sonst nach rechts. Draco erscheint typisch mit Knoten in Hals und Schwanz sowie Vogelf lügeln, die Darstellung wurde jedoch, dem schmalen Bildraum des Seitenrandes entsprechend, senkrecht gestreckt. Cepheus als kniender »Inf lammatus« steht Rawl. C. 117 näher als dem Urbinatus, weist aber keine Flammen an den Händen auf. Bootes scheint zu laufen und erscheint nicht in der halb hockenden Stellung der früheren Handschriften Corona hat die Blattfüllung abgelegt, erscheint jedoch als blütenbesetzter Reif. Hercules wie in den beiden oben genannten Handschriften Allora ebenso. Bei Cassiopeia wurde lediglich die Ornamentik des Sitzmöbels im Sinne der Renaissance umgedeutet. Perseus wie gehabt. Auriga hat sein Werkzeug stärker gesenkt, die Haltung entspricht weitgehend Urb. lat. 1399. Serpentarius trägt die wadenlange Ärmeltunika und hält die Schlange nicht, lediglich die quastenartige Schwanzf losse des Tieres unterscheidet die Darstellung von den älteren Beispielen. Serpens erscheint jedoch in zwei Varianten, unten als gef lügelter Drache wie in Rawl. C. 117 und Urb. lat. 1399, oben als Schlange mit »Schwanzf losse« wie im Bild des Serpentarius. Der Pfeil erscheint hier als vollständiger Armbrustbolzen, Delphinus entspricht der Darstellung im Urbinatus, wurde jedoch in die Waagrechte gekippt, entsprechend dem Platz am unteren Seitenrand. Die beiden Pferde zeigen etwas größere Abweichungen, das »Füllen« schreitet nach links, statt nach rechts, Pegasus erscheint als Protome (sonst als ganzes Tier). Bei Andromeda wurde das Häubchen in Rawl. C. 117 in einen Turban umgedeutet, die Figur scheint jedoch als Mann verstanden worden zu sein. Das Dreieck mit Blattmaske und der zurückblickend liegende Widder erscheinen wie gehabt. Der Stier wurde vom liegenden, nach rechts blickenden Tier zum nach links stürmenden Stierprotom. Vorbild dürfte ein Tierkreisbild einer anderen Tradition gewesen sein, etwa nach Michael Scotus oder eine Arateaillustration. Die Zwillinge als Paar haben durchaus Ähnlichkeit mit der Darstellung des Urbinatus (dort vielleicht auch Mann und Frau?), lediglich die Haltung des jeweils linken Armes wurde verändert. Cancer erscheint als Flusskrebs wie im Urbinatus, der Löwe ebenfalls wie dort (einschließlich des zwischen den Hinterbeinen nach vorn geschwungenen Schwanzes). Virgo hat Flügel und Palmzweig behalten, der Zeigegestus zum Gesicht wurde jedoch nicht übernommen. Der Schütze hat ebenso die Laufrichtung geändert wie der Steinbock (jeweils als natürlicher Ziegenbock). Beim Aquarius ging nur der wasserschluckende Fisch verloren, im Übrigen stimmt er recht genau mit Rawl. C. 117 überein. Die Fische haben ebenfalls
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die Ausrichtung geändert. Bei Cetus und Orion sind lediglich durch den Zeitstil bedingte Veränderungen zu konstatieren, Eridanus hat jedoch seinen Wasserbottich eingebüßt und entspricht so eher der Variante in Urb. lat. 1399. Hase und großer Hund haben die Laufrichtung geändert, Anticanis jedoch nicht. Das halbierte Schiff mit lose wehendem Rahsegel und zwei Heckrudern entspricht der Aratea-Tradition, weniger der der Sterntafeln. Hydra wurde wieder stärker dem Bildraum des Seitenrandes angepasst und erscheint senkrecht gestreckt. Der Kentaur zeigt deutliche Veränderungen gegenüber den älteren Handschriften: anstelle des rechteckigen Rahmens oder Gegenstandes in der linken Hand trägt er ein Instrument in der Rechten, das an eine moderne Signalkelle mit runder Tafel erinnert, auf der ein gleichseitiges Dreieck erscheint. Auch die Beinhaltung des Pferdeteils ist eher willkürlich verändert worden. Dass der rechteckige Rahmen, wie er in Rawl. C. 117 erscheint, wohl den an dieser Stelle gleichsam ›ausgeschnittenen‹ Lupus vertritt, der als eigenes Sternbild behandelt wird – entsprechend den Sterntafeln nach Ptolemaios –, war hier offenbar längst nicht mehr verständlich. Auch Lupus und der Südliche Fisch wurden gedreht. Durchgehend ist die Tendenz deutlich, die Tiere unter den Sternbildern so auszurichten, dass sie sich auf der aufgeschlagenen Doppelseite zum Mittelfalz hin orientieren. Dies gilt auch für den nur halb tierischen Sagittarius. Offenbar lag der Gedanke, dass sich die Zeichnungen am Himmelsbild oder auch an einem Globus orientieren und die entsprechende Ausrichtung aufweisen sollten, dem Zeichner fern. Dies fällt auch im Vergleich mit dem sehr eng verwandten Sternbilderzyklus in Vat. lat. 3099 auf, wo die Ausrichtung der Figuren den beiden Handschriften des 14. Jahrhunderts entspricht (siehe dort). Die Eintragung der Sterne in die Figuren wurde in Bergamo, BCAM, MA 388 nur bis einschließlich Taurus durchgeführt, auch in diesem Bereich ist der Bezug zu den realen Sternmustern eher lose. Die Figuren sind der Entstehungszeit gemäß renaissancehaft aufgefasst, behielten jedoch zumeist ihre eher »gotisch« anmutenden Proportionen. Sie wurden fein parallel schraffiert, Gesichter und Haare sorgfältig differenziert. Trotz der relativ unaufwendigen Technik sind die Zeichnungen durchaus ansprechend. Die Handschrift in Bergamo, wie auch ihre Schwester in der Vaticana, zeigen, dass die um 1300 erstmals nachweisbare Sternbilderfolge, wie sie mit den ptolemäischen Sterntafeln der tabulae alfonsinae überliefert werden, noch im späteren 15. Jahrhundert Verbreitung fanden und sich hier gegenüber einer möglichen Konkurrenz anderer Bildtraditionen – etwa des Sufi latinus oder der Bilderfolge nach Michael Scotus – behauptete. Verzeichnis der Bilder fol. 91r: Ursa minor (Kleiner Bär), nach links gewandt stehender kleiner Bär mit spitzer Schnauze und lockigem Schweif. fol. 91r: Ursa maior (Großer Bär), nach links springender Bär, ähnlich Ursa minor. fol. 92r: Draco (Drache), Drache mit Reptilienleib, Hundekopf,
Vogelflügeln und Vogelbeinen, Hals und Schwanz jeweils verknotet, senkrecht, die Beine nach links, den Kopf nach rechts zurückgewandt. fol. 92v: Cepheus (»Inflammatus«), leicht nach links gewandt als nackter Mann mit kalottenartigem Käppchen, halb kniend, beide Unterarme erhoben (Handflächen zum Betrachter). fol. 92v: Bootes, nackter Mann, nach links schreitend, den rechten Arm hoch erhoben, in der Linken eine lange Keule haltend. fol. 93r: Corona borealis (Nördliche Krone), kreisrunder, mit einfachen Blüten besetzter Reif in Draufsicht. fol. 93v: Hercules (»Algiethi«), nach links gewandt, auf dem rechten Knie kniend (so dass das Geschlecht hinter dem Oberschenkel verborgen bleibt), die schräg
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nach vorne gereckt, die linke Hand in Kopf höhe haltend. fol. 94r: Lyra (Leier, »Allora« ), Phantasietier in Draufsicht, den Kopf nach oben, krötenähnlich, aber mit Hundekopf, Fledermausflügeln und Pferdeschwanz. fol. 94v: Cygnus (Schwan), als ausgebreitetes Huhn, den Kopf nach rechts gedreht; Cassiopeia, seitlich auf einer nach links gewendeten Thronbank mit Volutenornament sitzend, den Oberkörper zum Betrachter gedreht, ebenfalls unbekleidet bis auf eine Haube (Kopftuch?), beide Arme seitlich erhoben. fol. 95r: Perseus, das Schwert erhoben, als wollte er aus der Körperdrehung heraus nach links angreifen, wohin er den Kopf gedreht hat, der Körper ist zum Betrachter gewendet, das Gewicht ruht auf dem rechten Bein, das linke ist ausschreitend erhoben, das abgeschlagene Haupt (enface) in der Rechten. fol. 95v: Auriga (Fuhrmann), in einer halb kauernden Stellung nach links gewendet, die rechte Hand fasst das Geschlechtsteil, in der linken hält er eine Art Kneifzange. fol. 96r: Serpentarius (Schlangenträger), en-face stehend, den Kopf nach links ins Profil gedreht, mit einem wadenlangen Gewand mit nach hinten gestreifter Kapuze bekleidet, die recht gedrungen wirkende Schlange ohne Windungen waagrecht hinter seinem Rücken tragend, Kopf und Schwanz (mit »Quastenflosse«) ragen in die Höhe (Blick nach links), keine Sterne in der Schlange. fol. 96v: Serpens (Schlange), zwei Versionen übereinander, jeweils nach links orientiert, oben schlangenähnliches Wesen mit Vogelkopf und Pflanzenartig ausgebildetem Schwanzende (»Quastenflosse«), unten ein zweibeiniger Drache mit Flügeln und Schlangenschwanz, sich umwendend (nur zwei Sterne im Kopf des oberen Drachen). fol. 97r: Sagitta (Pfeil), kurzer gedrungener Pfeil, senkrecht, Spitze nach unten; Aquila (Adler), ausgebreiteter Adler, wie auf dem Rücken liegend, Kopf nach rechts gewandt; Delphinus, Phantasiefisch mit spitzer Schnauze und Ziegenbart, hoch aufgerichtete, stachelbewehrte Rückenflosse, nach links schwimmend. fol. 97v: Equus prior, kleines, nach links schreitendes Pferd; Pegasus (»equus secundus«), nach rechts galoppierendes Vorderteil des Flügelpferdes. fol. 98r: Andromeda, nackter Mann mit Turban in halb sitzender, halb stehender Haltung, Körper leicht nach rechts gedreht, den Kopf ins Profil nach links wendend, beide Hände seitlich erhoben, die linke umfasst das Ende eines um die Hüfte geschlungenen Seiles. fol. 98v: Triangulum (Dreieck), schräg liegendes, etwa gleichseitiges Dreieck mit Blattmaskenfüllung; Aries (Widder), liegender Widder nach rechts, den Kopf zurückgewendet, naturnah. fol. 99r: Taurus (Stier), Stierhälfte, nach links galoppierend. fol. 100r: Gemini (Zwillinge), nacktes, eng nebeneinander stehendes Paar, der Mann legt seiner Partnerin den Arm um die Schultern, sie fasst ihn um die Taille und bedeckt ihre Scham mit einem Zweig. fol. 100v: Cancer (Krebs), natürlicher Flusskrebs, waagrecht nach rechts in Draufsicht. fol. 101r: Leo (Löwe), lagernd, nach links orientiert. fol. 101v: Virgo (Jungfrau), stehende geflügelte Frau in langem Kleid mit rechteckigem Ausschnitt und langen anliegenden Ärmeln, Kopftuch mit seitlichem Zierknoten, in der Linken einen langen Palmwedel haltend. fol. 103r: Libra (Waage), von einem Arm gehaltene Balkenwaage; Scorpius, senkrecht in Draufsicht, Kopf oben, naturnah. fol. 103v: Sagittarius (Schütze), nach rechts sprengender, bogenspannender Kentaur mit Hut. fol. 104v: Capri cornus (Steinbock), nach rechts springender Widder mit zwei zusätzlichen, spitzen, leicht nach vorn gebogenen Hörnern. fol. 105r: Aquarius (Wassermann), junger Mann en-face, in einem wadenlangen, etwas hochgerafften Gewand, barfuß, in der Rechten einen Fisch, in der Linken eine umgekehrte Kanne haltend, aus der zu seinen Füßen ein Wasserstrom fließt. fol. 105v: Pisces (Fische), hechtähnliche Fische, waagrecht, gegenläufig, an den Mäulern mit einem leicht gewellten Band verbunden. fol. 106v: Cetus (Seeungeheuer), senkrecht gewendeter, großer Fisch in Seitenansicht, der Kopf ähnelt dem eines Hundes. fol. 107r: Orion, nackte, halb kniende Männergestalt, wie nach links laufend, den Kopf nach rechts ins Profil zurückgewandt, Sendelbinde, die Rechte über den Kopf nach oben weisend, die Linke hoch erhoben. fol. 108r: Eridanus (Fluss), breites, gewundenes Band,
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an den Enden wie ausgefranst. fol. 108v: Lepus (Hase), nach rechts springender Hase; Canis (Hund), nach rechts springender Hund (Hängeohren, kein Halsband). fol. 109r: Anticanis (Kleiner Hund), nach links springender Hund (spitze Ohren, Halsband). fol. 109v: Argo Navis (Schiff), Schiffshälfte (Heck) mit zwei Steuerrudern und Rahsegel. fol. 110r: Hydra (Seeschlange), senkrecht angeordnetes, drachenartiges Mischwesen in Draufsicht, den Raubtierkopf mit Bocksbart in die Seitenansicht gewendet, langer, verknoteter Hals, zweibeiniger Rumpf, der Schwanz läuft in einen Zweig mit drei gelappten Blättern aus. fol. 110v: Crater (Becher), kannelierte Henkelkanne mit quadratischer Fußplatte. fol. 111r: Corvus (Rabe), nach links gewandter, pickender Vogel, die Flügel etwas ausgebreitet; Centaurus, nach rechts orientierter Kentaur, den Kopf ins Profil zurückgewandt, der Pferdeleib hinten mit kauernder Beinhaltung, vorne stehend mit angehobenem rechten Huf, in der rechten Hand ein Instrument mit kurzem Stil und kreisrundem Blatt (wie ein Badminton-Schläger). fol. 111v: Lupus (Wolf), lagernder Wolf, nach rechts orientiert. fol. 112r: Ara (Altar), als freistehende Kapelle mit durch Aufsätze betonten Giebelwänden; Corona meridionalis (südliche Krone), ovale Form, darin ein dreigesichtiger Kopf ). fol. 112v: Piscis austrinus (Südlicher Fisch), nach rechts schwimmender Fisch.
Provenienz Im 15. Jahrhundert im Besitz des Dominikanerkonvents in Bergamo (fol. 64v »Est conuentus Sancti Dominichi de Bergomo ordinis fratrum predicatorum«, Humanistica cursiva, 15. Jahrhundert); Danach wohl im Stephanskloster von Bergamo (fol. 1r »Conventus S. Stephani de Bergamo«, Humanistica cursiva, 15./16. Jahrhundert); 1536 in einem Inventar verzeichnet als aus dem Besitz des Magisters Georgius de Casale stammend (fol. 139v »hic liber olim fuit reverendissimi magistri Georgii de Casali«; weiter unten, wohl von derselben Hand: »Signatus in inventario 1536«).
Literatur Lupo 1799, S. 455; McGurk 1966, S. XIV, XXII, XXVII, 3 –9; Lippincott 1985, S. 68 und ´ z˙ ynska-Stolot 1994, S. 65. öfter; Snie Siehe S. 73–75, Abb. 511–513
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Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. lat. 3099 Astrologische Sammelhandschrift, Tabulae stellarum fixarum (Illustrierter Fixsternkatalog), De sphaera solida, De astrolabio, Tabulae motuum Sternbilderdarstellungen zu den ptolemäischen Sterntafeln der Tabulae Alfonsinae Die Handschrift und ihre nächste Verwandte Bergamo, Biblioteca Civica Angelo Mai, Cod. MA 388 zeigen, dass die in Oxford, Bodl., Rawl. C. 117 um 1300 erstmals zu fassende Bildtradition noch im späteren 15. Jahrhundert lebendig blieb und weitergetragen wurde. Ferrara, 1472 Kodikologische Angaben 33,6 × 23,9 cm, 80 Folia, Papier, Humanistica und Humanistica cursiva mehrerer Hände (fol. 1r–24v sehr einheitlich, aber von zwei Händen, fol. 25r–32r hebt sich deutlich ab, fol. 65r– 80r wiederum einheitlich, aber von zwei Händen), bis fol. 38v zweispaltig (Sterntafeln in Tabellenform), danach einspaltig. Zahlreiche Zeichnungen, im Astro labtraktat. fol. 28 –38 freigelassene Bereiche für Zeichnungen und Tabellen, überwiegend rubriziert. Die Lagenstruktur ist uneinheitlich, da Texteinheiten auf jeweils passenden Lagen untergebracht werden, auch die illustrierten Sterntafeln nehmen genau eine Lage ein (sieben Doppelblätter).
Art der Bilder 48 Sternbilderdarstellungen als schraffierte Federzeichnungen mit eingezeichneten Sternen als blass-rote ›Kringel‹, die Darstellungen nehmen den jeweils äußeren Seitenrand ein. Jedes Bild mit über- oder untergeschriebenem Text von anderer Hand (z. B. »Stelle lucide urse minoris secundum ptholomeum complexionis sunt saturni et aliquantulum veneris tota habet stellis septem«). Von derselben Hand auch eine Notiz, die sich auf eine Beobachtung aus dem Jahr 1456 bezieht. Figuren überwiegend nackt, sorgfältig, aber zumeist eher uninspiriert gezeichnet, gute Tierdarstellungen.
Inhalt fol. Ir–IIIr: fol. IIIv:
leer Astrolabscheibe. Exakte Zeichnung in schwarzer Tinte über einer vorbereitenden Griffelritzung fol. IVr: Titelblatt. Spera solida in Zierschrift (Capitalis quadrata, Ligaturen, nur die Schattenlinien gezeichnet). Darunter: »Aries domus Martis/Florenzia Faenza… Neapolis…«. Die Tierkreiszeichen als Planetenhäuser und ihre Zuordnung zu – überwiegend italienischen – Städten fol. IVv–VIIr: Notae computisticae. De auro numero, De ciclo solari et littera dominicalis; fol. Vr: De indictione, jeweils für die Jahre 1475 –1535 beziehungsweise 1570; fol. Vv De magnitudine diei; fol. VIr Tabula quantitatis dierum (bis VIv); fol. VIr Tabula regionum (ungeordnete Tabelle von Städten und Landschaften mit Koordinaten). – fol. VIIv: leer
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fol. 1ra–9rb: Accursius de Parma (?), Tractatus de spera solida (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1576, Nr.2; vgl. Glorieux 1971, S. 63, Nr. 1a). Der Rubrik zufolge »compositus anno domini MoCCCoXIIo« – die früheste Handschrift gibt 1303 als Entstehungsjahr. Mit den meisten der üblichen Darstellungen, vgl. auch Thorndike 1956, S. 393 fol. 9va–10vb: De compositione almanach (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 369, Nr. 4, nur diese Handschrift als Beleg).– fol. 11r: leer fol. 11v–24v: Tabulae stellarum fixarum. Die ptolemäischen Sterntafeln der tabulae alfonsinae (hier mit der Jahresangabe 1251); Sternbilderdarstellungen am Rand. Korrekturwerte für 1451 (»gradus 2, minutae 4, secundae 32«). fol. 24v »Finis M. Ant. S. scripsit/Ferrarie 1472/15 februarii.« fol. 25ra–28ra: Johannes de Sacrobosco, De compositione quadrantis (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1003, Nr. 7) fol. 28ra–32ra: Messahala, De astrolabio (Gunther ed. 1929, S. 195 –231; Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1409, Nr. 2). Die im Layout vorgesehenen Zeichnungen wurden nicht ausgeführt. fol. 32ra–38vb De almocantarat (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1063, Nr. 6). Schließt unmittelbar an das Vorausgehende an, die im Layout vorgesehenen Zeichnungen wurden nicht ausgeführt fol. 39r–51v: Tabulae motuum corporum celestium. Jeweils am Fuß der Seiten wiederholt die Angabe der »Radices« für die Jahre 1400 und 1440 für Ferrara und Rom. fol. 39r Tafel zur Präzession vom Jahr 40 bis 2400 (jeweils in 40er Schritten, die zu addierenden Werte für die Jahre innerhalb dieser Perioden folgen als zweite Kolumne, angestrichen ist der Wert für 1440 – 80). – fol. 52rv: leer fol. 53r– 64v: Delineationes Theorice planetarum Gerardi. Nur die Zeichnungen zur Theorica Planetarum mit einigen kurzen Textstücken, ausgeführt bis fol. 57r, fol. 58r–59r: nur vorgezeichnete Kreise, die Zeichnungen wurden nicht fertiggestellt. – fol. 59v– 64v: leer fol. 65r– 80r: Manilius, Astronomica (Goold ed. 1985, Sigle j). Der Text (Astronomica 1,1–2,26) stammt, wie einige andere Überlieferungsträger aus dem Ferrara des 15. Jahrhunderts, von Venedig, Marc., XII 69 ab (vgl. Goold 1985). – fol. 80v– 81v: leer
Kommentar Die Feststellung Lippincotts (1985, S. 68), die Handschrift sei identisch in Text, Format und Illustrationen mit Bergamo, BCAM, MA 388 (wo kleinere Fehler der Abschrift festzustellen seien), ist dahingehend zu korrigieren, dass lediglich die Sterntafeln mit ihren Bildern eng verwandt sind. Allerdings weist die Handschrift in Bergamo etliche Darstellungen auf, die gegenüber Ms. Vat. lat. 3099 wie auch gegenüber den früheren Zeugen dieser Bildüberlieferung (Rom, BAV, Urb. lat. 1399 und Oxford, Bodl., Rawl. C. 117) seitenverkehrt sind. Die Vatikanische Handschrift stellt somit gegenüber MA 388 eine authentischere Überlieferung dar. Nicht nur die charakteristische Form des Sternbildes Centaurus mit der merkwürdigen Beinhaltung und dem Instrument in Form einer Signalkelle stimmt sehr genau mit MA 388 überein, auch die weiteren Zeichnungen weisen überaus ähnliche Redaktionen der Sternbilderfiguren auf (siehe dort). Hier wurden jedoch alle Bilder mit eingezeichneten Sternen versehen, die wohl
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etwas frühere Handschrift in Bergamo weist nur am Anfang des Zyklus eingetragene Sterne auf. Eine Abhängigkeit der vatikanischen von der Bergamesker Handschrift ist somit auszuschließen. Beide gehen jedoch auf dieselben Vorläufer – vielleicht sogar auf denselben Codex – zurück. Die Zeichnung des Eridanus als Flusslauf weist hier Spuren einer leichten Entstellung im Laufe der Überlieferung auf, auch die Ergänzung um einen Baum (am Ufer des Flusses zu denken) dürfte auf einem Missverständnis beruhen. Während die Angaben zur Zuordnung jeweils eines oder einiger weniger Sterne eines Sternbildes zur ›Natur‹ eines Planeten bei MA 388 jeweils in die Rubrik am Anfang des entsprechenden Abschnittes der Tabelle integriert sind, stehen sie in Vat. lat. 3099 direkt beim Bild, wo auch die entsprechenden Sternmarkierungen ein wenig betont wurden (bei Eridanus etwa der Stern Canopus). Die Handschriften des 14. Jahrhunderts weisen diese Zusätze nicht auf. Die Zeichnerische Qualität des Vat. lat. 3099 ist gegenüber Bergamo MA 388 ein wenig höher einzustufen, die Figuren zeigen jedoch praktisch dieselben Stilmerkmale. Die beiden Handschriften des 15. Jahrhunderts zeigen eine weit deutlichere Ausrichtung auf astrologische Belange als die verwandten Codices des 14. Jahrhunderts. Auch die Angaben zur Planetennatur vieler Sterne ist hier als ein Merkmal zu nennen, das in die illustrierten Stern tafeln integriert wurde. Diese Informationen, die hier auf Ptolemaios zurückgeführt werden (s. u.), erlauben es, auch die astrologische Relevanz der Fixsterne auszuloten, anstatt nur Planeten und Tierkreiszeichen in die Deutung einzubeziehen. Aufgegriffen wurde dies schon bei Michael Scotus. Die Handschrift Vat. lat. 3099 der Bibloteca Apostolica Vaticana, wie auch ihre Schwester in Bergamo zeigt, dass die um 1300 erstmals nachweisbare Sternbilderfolge, wie sie mit den ptolemäischen Sterntafeln der Tabulae Alfonsinae überliefert werden, noch im späteren 15. Jahrhundert Verbreitung fanden und sich hier gegenüber der Konkurrenz anderer Bildtraditionen – etwa des Sufi latinus oder der Bilderfolge nach Michael Scotus – behauptete. Die Integration weiterer astrologischer Informationen mochte die bleibende Aktualität stützen. Die Autorität des vor allem im Zusammenhang mit den Planetentafeln berühmten Alfons X. von Kastilien, in der Rubrik explizit genannt, dürfte das Ansehen dieser Sterntafeln und ihrer Bilder ebenfalls untermauert haben. Da die unmittelbar auf den Hof Alfonsos zurückgehenden Fassungen der Sternbilder kaum Nachfolge fanden, konnte die beträchtliche Diskrepanz zwischen den beiden Bilderzyklen kaum je zutage treten. Verzeichnis der Bilder fol. 11v: Ursa minor (Kleiner Bär), nach links gewandt; Ursa maior (Großer Bär), etwas größerer Bär, nach links gewandt. fol. 12r: Draco (Drache), Drache mit langem, verknote-
tem Hals und ebensolchem Schwanz, Vogelflügel, angelegt, und Vogelbeine, senkrecht ausgerichtet, Blick nach rechts (wie in Urb. lat. 1399, fol. 35r). fol. 12v: Cepheus, (Inflammatus), halb kniend nach links, beide Hände in Kopf höhe haltend (keine Flammen), Handflächen zum Betrachter, darin strahlende Sternchen; Bootes (Bärenhüter), (»stellatio vociferantis seu chephei…«), nach links laufend, die Rechte hoch erhoben, in der Linken die Keule, Bart. fol. 13r: Corona borealis (Nördliche Krone), sternchenbesetzter Reif (die ›Sternkringel‹ sind zusätzlich eingefügt); Hercules, im Ausfallschritt nach links laufend, die Linke in Kopf höhe erhoben, die Rechte nach vorn. fol. 13v: Lyra (Leier), (Allora, Vultur cadens, Testudo), Tier mit Fledermausflügeln und buschigem Schwanz, in Draufsicht,
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senkrecht ausgerichtet; Cygnus (Schwan), (Gallina), »fliegendes Huhn«, Flügel und Beine ausgebreitet, in Rückenansicht. fol. 14r: Cassiopeia, seitlich auf einem Sessel sitzende, bis auf ein Kopftuch unbekleidete Frau, den Oberkörper umwendend, beide Arme erhoben; Perseus, en-face eine Treppe herabschreitend, das Medusenhaupt in der Rechten, ein Schwert über dem Kopf erhoben in der Linken. fol. 14v: Auriga (Fuhrmann), in halb sitzender Position nach links gewandt, die Rechte auf den Unterbauch gelegt, in der Linken eine Zange haltend; Serpentarius (Schlangenträger), en-face stehend, das Gesicht nach links gewandt, im langen, kuttenartigen Gewand mit Kapuze, hinter sich die Schlange mit abstehenden, flossenartigen Borsten, Schwanzende blattartig, die ausgebreiteten Arme des Serpentarius tragen die Schlange nicht. fol. 15r: Serpens (Schlange), mehrfach gewundene Schlange mit abgesetztem Kopf, ein Haarkranz am Nacken, das Schwanzende mit einer Art kleiner Flossen und quastenartiger Endflosse; Serpens (Schlange), zweite Version als nach links orientierter, sich umwendender Drache mit zwei Beinen und Flügeln; Sagitta (Pfeil), senkrecht nach unten weisender Pfeil; Aquila (Adler), wie Cygnus/Gallina ausgebreitet in Rückenansicht. fol. 15v: Delphinus, phantastisch gestalteter Fisch nach links orientiert, Bocksbart und kleine Kehllappen; Equuleus (Füllen), nach links schreitendes Pferd, nur im Kopf vier Sterne; Pegasus, halbes nach rechts stürmendes Flügelpferd. fol. 16r: Androme da, unbekleidete, nach rechts gewandt sitzende Frauengestalt, den Oberkörper nach rechts wendend (vgl. Cassiopeia), beide Arme erhoben, die linke Hand hält einen Strick, der um ihre Taille geschlungen ist, turbanartiges Kopftuch; Triangulum (Dreieck), fast gleichsei tiges Dreieck mit Blattmaske (Frauenkopf, die Blätter wachsen aus Mund und Ohren), Sterne nicht auf die Ecken verteilt. fol. 16v: Aries (Widder), nach rechts gewandt lagernd, Kopf zurückgewendet; Taurus (Stier), nach rechts galoppierende Stierhälfte. fol. 17r: Gemi ni (Zwillinge), nacktes Paar, sich um die Schultern beziehungsweise die Taille fassend, leicht nach links gewandt, die Frau mit Schamblatt. fol. 17v: Cancer (Krebs), naturnaher Flusskrebs nach rechts orientiert, Draufsicht; Leo (Löwe), lagernd, nach links gewandt. fol. 18r: Virgo (Jungfrau), Kleid und Kopfputz zeitgenössisch, Flügel, die Linke hält einen Palmwedel. fol. 18v: Libra (Waage), ein Arm von oben hält die Balkenwaage; Scorpius (Skorpion), senkrecht in Draufsicht, bis auf die Grundform des Körpers naturnah. fol. 19r: Sagittarius (Schütze), bogenspannender Kentaur nach links orientiert, Hut, Pfeil mit stumpfer Spitze. fol. 19v: Capricornus (Steinbock), nach links springender Ziegenbock mit Widder- und Bockshörnern; Aquarius (Wassermann), leicht nach links gewandt, den Kopf nach rechts drehend, in der Rechten ein Fisch, in der Linken den Krug ausschüttend, Wasserstrom bis vor die Füße der Gestalt, zeitgenössisches, vorne ein wenig hochgerafftes, Gewand. fol. 20r: Pisces (Fische), nicht ganz parallel, gegenläufig, ein schmales Band verbindet die Mäuler. fol. 20v: Cetus (Seeungeheuer), großer Fisch, senkrecht angeordnet, Rücken links. fol. 21r: Orion, in halb kniender Stellung nach links gewandt, beide Arme erhoben, sich nach hinten umwendend, eine Mütze auf dem Kopf. fol. 21v: Eridanus (Fluss), gewundener Flusslauf mit Andeutung der Uferböschung und eines Baumes. fol. 22r: Lepus (Hase), natürlich wirkender Hase, nach links laufend; Canis maior (Großer Hund), nach links springender Hund. fol. 22v: Anticanis (Kleiner Hund), nach links springender Hund mit Halsband; Argo Navis (Schiff), hintere Schiffshälfte mit Steuerrudern und frei flatterndem Rahsegel, kein Wasser, nicht wirklichkeitsnah. fol. 23r: Hydra (Seeschlange), senkrecht angeordneter Drache mit verknotetem Hals, zwei Beinen und einem in einen belaubten Zweig auslaufenden Schwanz, in Rückenansicht (vgl. Draco). fol. 23v: Crater (Becher), antikisch gestaltete Kanne auf quadratischer »Plinte«; Corvus (Rabe), nach links gehender, flatternder und sich nach vorn beugender Vogel; Centaurus, nach rechts orientiert, den Kopf umwendend, schmales Stirnband, in der rechten Hand ein Instrument mit kurzem Stil und kreisrundem Blatt (wie ein Tischtennisschläger), darauf ein Dreieck mit
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Sternen, der linke Arm weist schräg nach unten rechts, die Hinterbeine des Pferdeleibs sind angezogen, wie liegend, die Vorderbeine stehend, mit angehobenem rechten Huf. fol. 24r: Lupus (Wolf), liegender Wolf nach links; Ara (Altar), Kapelle mit Ziegeldach, Sterne. fol. 24v: Corona meridionalis (Südliche Krone), ovaler Reif mit Sternen, im Inneren ein dreifaches Gesicht (zwei Profile, einmal en-face); Piscis austrinus (Südlicher Fisch), hechtartiger Fisch, nach links orientiert.
Provenienz Die Entstehung der Sterntafeln in Ferrara im Februar 1472 ist durch das Kolophon der Sterntafeln belegt, der Schreiber gibt jedoch nur seine Initialen preis: fol. 24v »Finis M. Ant. S. scripsit/ Ferrarie 1472/ 15 februarii«. Ein weiterer Schreiber nennt sich auf fol. 10vb: »Ia[cob]us de Sanseverino notarius f[errari]e r[..] s[cripsi]t«. Die Auflösung der Ortsbezeichnung stützt sich vor allem auf das Kolophon der Sterntafeln.
Literatur Ramorino, F.: Quo annorum spatio Manilius »Astronomicon« libros composuerit, in: Studi Italiani di Filologia Classica 6 (1898), S. 323 –352, dort S. 324; Saxl 1915, S. 80 – 82; Thorndike 1956, S. 393; Lippincott 1985, S. 68 und öfter; Pedersen, O.: In Quest of Sacrobosco, in: Journal for the History of Astronomy 16 (1985), S. 175 –221; Goold, Georg P. (Hg.): M. Manilii Astronmica, Leipzig 1985 (Bibliotheca scriptorum graecorum et romanorum Teubneriana), S. XXI–XXIII. Siehe S. 73–74, Abb. 514–518
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Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz, Ms. lat. oct. 44 Sternbilderkatalog nach Hyginus III, Prognostica, astrologische Tabellen und Exzerpte Der Text des illustrierten Sternbilderkatalogs ist eine überarbeitete Fassung von Hyginus, De Astronomia III.3 – 40. Die spezifische Fassung der zugehörigen Bilderreihe ist hier erstmals fassbar. Das schmale Bändchen vereinigt kurze Texte zur Astrologie, vor allem zur Wetterprognostik mit Tabellen der Astrolabsterne und dem Sternbilderkatalog. Aus dem deutschsprachigen Raum, Ende 13./Anfang 14. Jahrhundert Kodikologische Angaben 15,7 × 11,2 cm; 12 Folia, Pergament, Buchkursive mit deutlichen Anklängen an Kanzleischriften, Capitula und Spaltenbegrenzungen in Rot. Das Faszikel besteht aus einer Lage zu sechs Doppelblättern.
Art der Bilder 42 Sternbilderdarstellungen. Jeweils sparsam kolorierte Federzeichnungen mit eingetragenen Sternen (gelb gefüllte Kreise), zuweilen Beischrift arabischer Sternnamen, die meisten Sternbilder haben die Zahl der Sterne in arabischen Zahlen beigeschrieben (nicht immer mit der Zahl der eingezeichneten Sterne übereinstimmend).
Inhalt fol. 1r: fol. 1v:
leer Horologium viatorum (Chilinder). Fragment einer Zeichnung für eine Sonnenuhr fol. 2r: Rota. Beziehungen zwischen den Tierkreiszeichen (»amicicia – inimicicia«), darunter Notiz zur Zuordnung von Elementen und Tierkreiszeichen fol. 2va: De electionibus (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1092, Nr. 13). Zur Zeitwahl eines Reiseantrittes (Wochentag und Stunde) fol. 2vb: Krankheitslunar (Weißer ed. 1982, S. 162f.). Krankenprognose anhand des Mondalters am Tag des Krankheitseintrittes fol. 3r: Rota der Tierkreiszeichen und Mondstationen (»alnat, albotani, aldoraia…«), darunter Tabelle der Planetenbezeichnungen in arabisch, latein und hebräisch, sowie der den Planeten entsprechenden Metalle in einer vierten Spalte fol. 3vab: Relatio Esdrae de temporibus anni. Wetterprognose nach dem Wochentag des ersten Januar. Text auch in: Montpellier, BIU, 384, fol. 109r–110; Graz, UB, MS. 1016, fol. 46r; Vatikan, Cod. Pal. lat. 1449, fol. 119v; Lyon, BM, Ms. 172, fol. 121rv fol. 4ra– 8ra: De Signis et imaginibus coeli secundum Hyginum. Illustrierter Sternbildertext nach Hyginus de Astronomia III.3 – 40. Die Textabschnitte zu den Sternbildern wurden gekürzt, oftmals auch paraphrasiert. – fol. 8rb: leer
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fol. 8va–9ra: Plinius Secundus, Naturalis Historia (excerpta). Witterung und Ereignisse der Natur im Jahreslauf nach dem Auf- und Untergang der Sternbilder. Vgl. Plinius, NH 18 (Landwirtschaft). – im Anschluss (9rab) Notizen (Nachträge). – fol. 9v: leer fol. 10r: Fortitudines Planetarum. Tafel der Planeten in ihren Häusern, Exaltationen, etc. nach Alkabitius. Darunter Entsprechungen astrologischer Termini bei Alfraganus, Hali Abenragel, Ptolemaios und Aomar Tiberiades fol. 10r: Alfraganus, Differentia de scientia astrorum (excerptum). Zur Bedeutung bestimmter Konstellationen der Himmelskörper. Am Fuß der Seite Notiz zum Verhältnis verschiedener Längenmaße (Digitus, Palmus, Pes, Passus, Stadium) fol. 10v: Astrolabsterne. Tabelle von Sternbildern mit zugehörigen Astrolabsternen und ihren Koordinaten, darunter Zeichnung einer Astrolabscheibe, darunter weitere Sternkoordinaten. 21 Sterne. Entspricht überwiegend Kunitzsch 1966, Typ XI (Ps.-Messahala) fol. 11rab: Alfraganus, Differentia de scientia astrorum (excerpta). Maße und Distanzen der Himmelskörper. fol. 11vab: Mantik. »Si vis scire…« Anleitungen zur Wahrsagepraxis (Text stark berieben). fol. 12r: Horologium viatorum (Chilinder). Von anderer Hand als das Vorausgehende, Text zur Zeichnung fol. 1v (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 39, Nr. 8; Zinner 9235 und 9705). – fol. 12v: leer
Kommentar Das schmale Heft bezeugt eine intensive Auseinandersetzung mit den aus dem Arabischen übersetzten astrologischen Texten, die seit dem 12. Jahrhundert zirkulierten. Exzerpte, Tabellen und Kreisdiagramme (Rotae) bereiten einige Grundinformationen auf. Eine Synonymenliste astrologischer Termini half wohl, bei der Lektüre astrologischer Texte den Überblick zu behalten. Auch der illustrierte Sternbilderkatalog dürfte einem solchen propädeutischen Zweck gedient haben, zumal er die Lage einiger Astrolabsterne verdeutlicht. Der Vergleich des Textes mit Hyginus, Buch III zeigt neben Verkürzungen und zusammenfassenden Paraphrasen auch Zufügungen aus anderen Quellen. So wurden bei Bootes, Aries und Hydra Angaben zu Auf- und Untergang des Sternbildes nach Plinius eingefügt (NH 18), wie sie auch der auf die Sternbilder folgende Textauszug bietet (fol. 8va–9ra). Die Angaben zur Position der einzelnen Sterne und ihrer Gesamtzahl fehlen dagegen oft. Letztere (nach Hyginus) wurde jedoch bei einer Reihe von Bildern separat beigeschrieben. Ebenfalls als Beischriften von der Texthand finden sich zahlreiche arabische Sternnamen, z. B. »alhaioth« (α Aurigae, vgl. Kunitzsch 1959, S. 71, Nr. 20), »altahir« im Adler oder »alrif« im Schwan. Es handelt sich durchgängig um Astrolabsterne, wie sie sich auch in der Tabelle auf fol. 10v finden. An etlichen Stellen wurden solche Angaben zu arabischen Sternnamen auch in den Text aufgenommen, so etwa beim Löwen: »in priore pede claram que dicitur aldiraan, in corde unam que dicitur calbarezada…« (ersteres eine Mondstation, das zweite ein Astrolabstern, siehe Kunitzsch 1959, S. 178, Nr. 125 und S. 76, Nr. 30). Bei den Tierkreiszeichen wurde zudem der entsprechende Monat angegeben. Die Reihenfolge der Sternbilder ist auffällig, sie beginnt mit Bootes, danach kommen erst die Bären und Draco, gefolgt von Corona, Hercules und Lyra. Auch das Ende der
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Folge ist ungewöhnlich, Hydra, Ara, Argo und Piscis austrinus in dieser Abfolge finden sich sonst nicht. Liest man die Reihenfolge spaltenweise von oben nach unten und von links nach rechts, so wurde die Abfolge von Eridanus und Cetus/Pistrix hier ebenfalls umgekehrt (vgl. jedoch Lyon, BM, Ms. PA 45). Die auffallendsten Änderungen der Abfolge gegenüber Hyginus sind die Versetzung des Bootes an die erste Stelle und die Versetzung der Argo an die vorletzte Stelle vor den südlichen Fisch. Letzterer wird im Text als »Cetus« bezeichnet, der restliche Textblock zum Bild entspricht dem Südlichen Fisch (vgl. Lyon PA 45, fol. 88v: »piscis notius sive cetus«) – Cetus heißt in den Handschriften der Gruppe durchgängig »pistrix«. Auch die anderen Überlieferungsträger haben hier ausschließlich den Südfisch (»Notius«). Die Verwechslung weist jedoch unmissverständlich auf eine auffällige Bildparallele: Das Schiff auf dem Rücken des riesigen Fisches entspricht der gängigen Bildformel für den »Cetus« in illustrierten Bestiarien (vgl. etwa London, BL, Harley Ms. 4751, fol. 69r, um 1230/40). Bei der »Neuredaktion« der Sternbilderfolge nach Hyginus III mag hier ein Rückgriff auf eine bekannte Bildformel erfolgt sein, die sich jedoch – bedingt durch die Gestalt des »großen Fisches« – an Piscis austrinus orientierte. Im Wesentlichen handelt es sich jedoch um die Bilderfolge nach Hyginus III. Bootes als erste Figur in der direkten Nachbarschaft von Corona und den Bären erinnert dabei an kombinierte Bilder der wichtigsten zirkumpolaren Sternbilder in Hyginusbearbeitungen des 12. Jahrhunderts (z. B. Oxford, Digby 83 und Bodley 614). Die Einfügung der Krippe mit den beiden Eselchen (Beischrift: »presepe asellorum«) auf dem Rücken des Krebses geht einher mit einer Textergänzung die nach »duas que asini dicuntur« (vgl. Hyginus III.22) einfügt: »alba nubecula inter eos collocata, que presepium apellatur«. Die Textstelle findet sich so im Excerptum de Astrologia Arati (Maass 1898, S. 310, Z 11). Auch hier zeigt sich deutlich, dass es sich um eine Bearbeitung des Hyginusauszuges handelt, die Informationen aus verschiedenen Quellen aufgenommen hat. Praesepe und die Aselli werden so auch in den Sterntafeln des Almagest genannt, der Wortlaut bietet jedoch keinerlei Übereinstimmungen (vgl. Kunitzsch 1990, S. 98f.). Der Bildzyklus zum Sternbilderkatalog De ordine ac positione stellarum in signis enthält Darstellungen der Eselchen an der Krippe, die dort jedoch nicht auf dem Rücken des Krebses plaziert wurden sondern unabhängig hiervon aufgezählt werden. Auch der Zyklus der Bilder zeigt Spuren derartiger Überarbeitungen. Zunächst aber fallen die eingetragenen Sterne in Form relativ großer, gelber Scheibchen auf, die im Durchmesser entsprechend der Helligkeit der Sterne etwas variieren. Dies erinnert vor allem an die von arabischen Quellen abgeleiteten Darstellungen des Sufi latinus, worauf schon Saxl hingewiesen hat. Die Darstellungen selbst haben jedoch nur sehr wenig Gemeinsamkeiten mit den Sufi-Bildern zu bieten. Der Fuhrmann ohne Wagen, Ziege (Capella) und die Böckchen, aber mit Geißel ist durchaus vergleichbar, vor allem bietet sich hier die Parallele zu Cues 207 an, wo der Fuhrmann ebenfalls nackt auftritt (ohne Räder). Die etwas voneinander abgerückten Einzelfiguren von Hydra, Crater und Corvus sowie das aufgebäumte Mischwesen des Cetus (Pistrix) mit echsenähnlichem Schwanz sind ebenfalls vergleichbar. Eventuell wären noch die Darstellung des Flusses (Eridanus) als Wasserstrom und die völlig nackten Zwillinge anzuführen. Mehr Übereinstimmungen sind mit den Hyginuszyklen des 12. und 13. Jahrhunderts zu verzeichnen. Der mit einem Dreizack bewaffnete Kentaur und der sich in Richtung der Fische ergießende Wasserstrahl des Aquarius verweist etwa auf Handschriften wie London, Arundel 339, Wien, Cod. 12600 und Wolfenbüttel Cod. 18.16. Aug. 4°, die Anfang des 13. Jahrhunderts im südostdeutschen Raum entstanden. Parallelen lassen sich auch zu der älteren Handschrift St. Paul im Lavanttal,
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Ms. 16/1 aufweisen, so der Fuhrmann mit Geißel und die Grundform des Schlangenträgers. Allerdings fallen auch viele Abweichungen von diesen Zyklen auf. Bezüglich der Ausrichtung der Figuren kann man feststellen, dass ein erheblicher Teil hierin mit den am Himmel zu beobachtenden Mustern übereinstimmt, lediglich Serpentarius, Virgo, Leo, Aries, Argo und Kentaur weichen davon ab. Hinsichtlich dieser Orientierung sind die Abweichungen gegenüber den Hyginuszyklen wie auch gegenüber den Sufi latinus-Bildern signifikant. Auch die der Berliner Handschrift am nächsten stehende Bildfolge, Lyon PA 45, weist einen erheblich höheren Anteil von seitenverkehrten Darstellungen auf (z. B. Orion, Lepus, Canis und Anticanis, Cetus). Vergleicht man mit späteren Hyginuszyklen, so finden sich nur wenige Parallelen, Cetus als hundeähnliches Wesen mit Schlangenschwanz bieten auch Cambrai, BM, 933 und Laurenziana, Ashburnham 1148. Der letztere Codex zeigt auch den mit ausgebreiteten Armen stehenden, geißelschwingenden Fuhrmann ohne Tiere und Wagen. Die Übereinstimmungen verweisen auf gemeinsame Vorfahren im Bereich der hochmittelalterlichen Hyginusillustration. Dabei fällt nicht nur die veränderte, charakteristische Ikonographie der Bilder ins Auge sondern auch die Tatsache, dass diese nicht das mythographische zweite Buch des Hyginus illustrieren, sondern das astrothetische dritte Buch, das zudem gekürzt und überarbeitet wurde. Schriftform und Faktur der Bilder weisen wohl auf die Zeit um 1300, eine genauere Datierung fällt jedoch schwer. Dies ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass der Bildzyklus unübersehbar nach einem deutlich älteren Vorbild gestaltet wurde. Gewänder mit breiten Schmuckborten sowie die Gestaltung von Lyra, Argo und südlichem Fisch verweisen zurück ins 12. oder frühere 13. Jahrhundert. Auch das mit Tierköpfen geschmückte Faldistolium Cassiopeias und die weit herabhängenden Ärmel des Übergewandes bei dieser und Andromeda wären hier anzuführen. Einige Realien lassen dagegen Formen des 13. Jahrhunderts erkennen, so etwa die Form der Kronen bei Cassiopeia, Andromeda, Cepheus und Virgo und der modische »Coif« bei Fuhrmann und Orion. Auffällig ist der trichterförmige »Judenhut« des Kentauren. Die Staufalten der Kleider am Boden sind weich und fallen nicht sehr üppig aus. Die Körper haben kaum Volumen. Frauenkleider nur mit schmalen, runden Ausschnitten. Cepheus mit der Lockenrolle im Nacken. Die von Krämer 1989 angeführte Provenienzzuschreibung (s. u.) beruhte auf einer fehlerhaften Identifikation der Handschrift (vgl. Klein 1992). Die im Ausstellungskatalog von 1988 vermutete Herkunft aus Frankreich stützt sich ebenfalls nicht auf verifizierbare Merkmale. Die Verwandschaft mit Handschriften aus dem deutschen Südosten sowie dem angrenzenden Österreich mag auch für lat. oct. 44 eine Entstehung in diesem Raum nahelegen. Die Schreibung »wega« (Beischrift zu Lyra), deuted auf den deutschen Sprachraum, wo das W geläufiger war. Auch der Schriftvergleich insgesamt weist wohl in diese Richtung. Das Berliner Faszikel ist der früheste erhaltene Vertreter einer recht homogenen Gruppe von insgesamt acht Sternbilderzyklen des 14. und der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts (Lyon, BM, Palais des Arts Ms. 45; Rom, BAV, Pal. lat. 1389; Lyon, BM, Ms. 172; München, BSB, cgm 595 und clm 59; Rom, BAV, Pal. lat. 1369 und Krakau, BJ, Cod. 573, fol. 216r–221r). Saxls Charakterisierung als »orientalisierende Hyginusgruppe« ist etwas missverständlich, da die orientalischen Elemente nur schwer konkret festmachen lassen. Zudem ist eine zaghafte Annäherung im Erscheinungsbild an orientalische Vorbilder nur in den frühesten Vertretern überhaupt wahrnehmbar.
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Verzeichnis der Bilder Text und Bild wechseln sich in der Spalte ab, ensprechend werden die Zeichnungen im folgenden spaltenweise von oben nach unten und von links nach rechts beschrieben: fol. 4ra: Bootes (Bärenhüter), en-face, in der Rechten eine dreischwänzige Geißel über dem Kopf erhoben, die Linke auf einen Krückstock gestützt; Ursa maior, Ursa minor, Draco (Großer Bär, Kleiner Bär, Drache), Bären senkrecht gegenläufig, die Rücken zueina nder gekehrt, der Rechte kopfunter, die Schlange S-förmig dazwischen. fol. 4rb: Corona borealis (Nördliche Krone), als Krone mit nach außen geklappten Zacken in Form stilisierter Lilien (Fleur-de-Lis), diese jedoch hier rot-grün gefärbt; Hercules, nach rechts laufend, nackt, ein kleines Tier in der Linken, einen Knüppel in der Rechten erhoben; Lyra (Leier), Grundform wie das Instrument, Streben statt Saiten, Tierkopf und Sockel. fol. 4va: Cygnus (Schwan), nach links auffliegend; Cepheus (Orpheus a tergo minoris urse…), en-face, Arme breit, mit Krone und Zepter, reiche Kleidung, fol. 4vb: Cassiopeia, als Königin sitzend, Hängeärmel, Faltstuhl; Andromeda, en-face stehend, Fesseln nach oben (nirgends befestigt), Krone, bekleidet, Hängeärmel. fol. 5ra: Perseus, nach rechts schreitend mit Schwert und Medusenhaupt (flammenartige Haare, kein Blut); Auriga (Fuhrmann), (alhaioth), auf Rädchen stehend bzw nach rechts schreitend, Arme breit, Geißel erhoben, Coif, weder Waagen noch Böckchen (aber über der Hand Beischrift: hedi) oder Capella. fol. 5rb: Ser pentarius (Schlangenträger), nach links schreitend, nackt, die Schlange um den Bauch gewunden und mit beiden Händen fassend, deren Kopf nach vorn (links); Sagitta (Pfeil), waagrecht nach rechts; Aquila, waagrecht liegend als heraldischer Adler. fol. 5va: Delphinus, nach rechts mit Horn; Triangulum (Dreieck), mit Zackenfüllung; Pegasus, nach links galoppierend, halb (Wolkenband). fol. 5vb: Aries (Widder), nach links; Taurus (Stier), halber Stier, nach links, Kopf zurückwendend. fol. 6ra: Gemini, zwei nackte Knaben, zugewandt, sich am Arm fassend, der Rechte mit kleiner Lyra, schappelartige Kränze in den Haaren; Cancer (Krebs), waagrecht nach links, Draufsicht, mäßig naturnah (Flusskrebs), auf dem Rücken die zwei Eselchen (Beischrift: presepe asellorum); Leo (Löwe), nach rechts, eher heraldisch als natürlich, die linke Vorderpranke erhoben; Virgo (Jungfrau), leicht nach links, Ähre in der Rechten erhoben, die Waage in der Linken zur Seite, Krone, Kleid. fol. 6va: Libra (Waage), Balkenwaage; Scorpius, mit Eidechsenschwanz, Hundekopf und naturnahen Scheren (wie Krebs). fol. 6vb: Sagittarius (Schütze), als Kentaur nach rechts, Mütze, spitze Nase; Capricornus (Steinbock), Ziegenfisch mit Steinbockhörnern nach rechts. fol. 7ra: Aquarius (Wassermann), leicht nach links, eine riesige Vase einhändig ausgießend, sich auf einen Dreizack in der Linken stützend; Pisces (Fische), senkrecht gegenläufig, parallel, Band zwischen den Mäulern. fol. 7rb: Eridanus (Fluss), als ausgegossener Wassertopf mit lang herunterfließendem Strahl; Cetus (Seeungeheuer), Raubtierkopf und Ziegenbeine mit Schlangenschwanz, nach links; Orion, nach rechts schreitend, Knüppel rechts erhoben, Schwert an der Seite, ein Tuch über der Linken, vor ihm laufend; Lepus (Hase). fol. 7va: Canis (Großer Hund), nach rechts laufend; Anticanis (Kleiner Hund), nach rechts laufend; Corvus (Rabe), flatternder Vogel nach rechts. fol. 7vab: Hydra (See schlange), diagonal über beide Spalten, Kopf rechts oben. fol. 7vb: Centaurus, nach rechts, mit geschultertem Dreizack, Oberkörper bekleidet, einen kleinen Hund mit der Linken umklammert haltend, spitzer Hut und Bart; Crater (Becher), Henkeltopf mit Querstreifen (zu Hydra s. o.). fol. 8ra: Ara (Altar), Blockaltar mit zwei einfachen Kandelabern mit brennenden Kerzen, über dreistufigem Sockel; Argo Navis (Schiff), ganzes Schiff mit Rahsegel und riesigem zentralem Steuerruder an Scharnieren, Tierköpfe hinten und vorn; Piscis aus trinus (Südlicher Fisch), großer Fisch nach links (im Text als »Cetus« bezeichnet).
53. Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz, Ms. lat. oct. 44
Provenienz Die Handschrift enthält keinerlei direkten Hinweis auf ihre Herkunft. Die Zuordnung Krämers (1989, S. 168f.) an das Zisterzienserkloster Dobrilugk (heute Doberlug-Kirchhain, Niederlausitz) beruht auf einem erhaltenen Verzeichnis von Büchern, die von diesem 1441 an St. Marien auf dem Hartunger-Berg (bei Brandenburg, Prämonstratenser) verkauft wurden (verwiesen wird hierbei auf Theodor Gottlieb: Über mittelalterliche Bibliotheken, Leipzig 1890, S. 386, Nr. 916). Die Quelle (Staatsarchiv Berlin, Kasten 373) ist publiziert in: Serapeum 11 (1850), S. 378f. Dort findet sich jedoch kein Titel verzeichnet, der auch nur die geringste Ähnlichkeit mit den in Cod. oct. lat. 44 enthaltenen Texten aufweist. Bei Krämer wird Cod. lat. oct. 44 fälschlich als »Augustinus, saec. XIII« bezeichnet und als verschollen gekennzeichnet, es dürfte sich somit um eine Verwechslung handeln, die Angaben sind also hinfällig.
Literatur Valentin Rose, Nr. 962; Saxl/Meier 1953, S. XLVIII; McGurk 1966, S. XXIII–XXIV; Zick-Nissen 1975, S. 219, 222, 230, jew. Anm.; Weißer 1981, S. 162f.; Glanz alter Buchkunst, Ausst.-Kat. Braunschweig u.a. 1988, S. 128, Nr. 58 (Abb. fol. 4v/5r); Krämer 1989, ´ z˙ ynska-Stolot 1994, S. 65. S. 168f.; Snie Siehe S. 77, Abb. 519–521
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Lyon, Bibliothèque municipale, Palais des Arts, Ms. 45 Sammelband zu Mathematik und Astronomie, Sternbilderkatalog nach Hyginus, De Astronomia III Aus Teilen des 12.–16. Jahrhunderts zusammengesetzter Sammelband, Der Text des illustrierten Sternbilderkatalogs ist eine überarbeitete Fassung von Hyginus, De Astronomia III.3 – 40, hier gefolgt von tabellarischen Listen der Astrolabsterne. Sternbilderfaszikel: nordwestliches Mitteleuropa (deutsch, französisch?), 1. Drittel 14. Jahrhundert (um 1320–1330?) Kodikologische Angaben 25,4 × 21,0 cm, Pergament (fol. 173 –203 Papier), 203 Folia. Es handelt sich um einen Sammelband, der aus Faszikeln unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Provenienz zusammengefügt wurde. Die Daten des ersten Faszikels belegen, dass dies wohl im letzten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts geschah. Das Sternbilderfaszikel umfasst nur einen kleinen Teil des heutigen Bandes. Eine Foliierung des 15. Jahrhunderts lässt darauf schließen, dass dieser ursprünglich umfangreicher war und am Anfang mindestens 45 Blatt entfernt wurden. Der Sternbilderkatalog nach Hyginus nahm die Folia 117–139 ein. Der Text beginnt mit einer sorgfältig gestalteten dreizeiligen roten Lombarde, entsprechende zweizeilige Initialen markieren den Textbeginn der Sternbilderabschnitte jeweils am Beginn einer Seite, einzeilige Lombarden weitere Sternbilderabschnitte innerhalb der Seite. Der Text ist durchgehend rubriziert.
Art der Bilder 42 Sternbilderdarstellungen als lavierte Federzeichnungen mit sorgfältig eingezeichneten Sternen als gelbe Scheibchen mit aufgelegten roten Sternen.
Inhalt I fol. 1r–7v:
II fol. 8r–13v:
Von den Planeten. »Der wyssen will die wonartige louffe und genge der planeten…«. Jahresangaben von 1492 bis 1507. fol. 6r: Schemazeichnungen mit deutschen Beischriften
De Algorismo. »Algus philosophus scientiam numerandi edidit, unde algorismus nuncupatur…«. 14. Jahrhundert
III fol. 14r–70v: Almanach perpetuum. »Almanach perpetuum Saturni incipit cuius revolucio habet 99 annos.« 15. Jahrhundert
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IV fol. 71r–72r: Petrus Philomena de Dacia, Tabula lunaris (Pedersen ed. 1983/84). Vgl. auch Thorndike 1959, S. 37, Anm. 34 fol. 72v– 88v: De Signis et imaginibus coeli secundum Hyginum. Illustrierter Sternbildertext nach Hyginus de Astronomia III.3 – 40, wie in Berlin, SMPK, Ms. lat. oct. 44, fol. 4r– 8r (s. o.). Astrolabsterne im Text genannt, Beischriften finden sich nicht. Vgl. Metzger 2011 fol. 89rv: Astrolabsterne. 49 Astrolabsterne mit Äquatorkoordinaten (Kunitzsch 1966, Typ VIII, vgl. ebd. S. 51–58) fol. 90r: Astrolabsterne. 31 Astrolabsterne mit Ekliptikkoordinaten (Kunitzsch 1966, Typ VII, vgl. ebd. S. 47–50). Die verkürzte Liste der von Johann von London mit eigenen Messwerten versehenen Tabelle mit den Koordinaten für 1246. – fol. 90v–91v: leer V fol. 92r–105v: Dominicus de Clavasio, Practica geometriae (Busard ed. 1965). Text auch in: Cambridge (Mass.), Harward College, Houghton Library, fol. Ms. typ. 43, Teil II, fol. 230r–236r, Basel, UB, Ms. F II 33, fol. 154r–159r (einfache Zeichnungen) sowie München, BSB, clm 10662, fol. 217v–223v VI fol. 106r–107v: Johannes Paulinus, De corio serpentis ( Johnsson ed. 1913). 13. Jahrhundert fol. 108r–117v: Arithmetica versificata (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1616, Nr. 9, nach dieser Handschrift). Am Rand der Vers: »Proficit absque deo mersus in orbe labor.« 13. Jahrhundert VII fol. 118r–147r: De utilitate astrolabii. Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1473, Nr. 1. Dabei: »Felices quibus hec anime cognoscere primis, inque domos superas scandere cura fuit« (Ovid). 12. Jahrhundert fol. 147v–148v: Enigmata. »Mensis exosas volitantes effugo muscas…«. Rätsel und andere Verse. 12. Jahrhundert fol. 149r–156v: Beda Venerabilis, De natura rerum (Exzerpt, Jones ed. 1975. 12. Jahrhundert VIII fol. 157r–160v: Ibn al Haitam, De speculis urentibus (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 392, Nr. 9; Glorieux 1971, S. 342, Nr. 417av; Lindberg 1975, S. 20, Nr. 3C). 13. Jahrhundert fol. 161r–169v: Geometria. »Completa fuit translacio huius anno 1269, mense februarii.« Möglicherweise zum vorhergehenden Text gehörig (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 400, Nr. 10). Die vorgesehenen Zeichnungen wurden nicht ausgeführt. 13. Jahrhundert fol. 170r–172v. Ps.-Euklid, De speculis (Björnbo/Vogl ed. 1912, S. 97–106; Lindberg 1975, S. 55, Nr. 80; Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1084, Nr. 7). 13. Jahrhundert IX fol. 173r–203v: Thomas Bradwardine, Geometria. Thorndike/Kibre 1963, Sp. 584, Nr. 3. Papier, 15. Jahrhundert
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Kommentar Das Sternbilderfaszikel dürfte in die Zeit um 1320 –1340 zu datieren sein. Als Entstehungsraum kommt prinzipiell wohl vor allem der deutsche Bereich vom Rhein bis nach Böhmen in Frage. Die Technik der in sparsamen und gedeckten Farben lavierten Federzeichnung erinnert zunächst auch an englische Werke in der Nachfolge der Arbeiten von Mathew Paris (St. Albans). Allerdings fehlt hier die Feinheit der englischen Zeichnungen. Vergleichbare technische Merkmale sind jedoch auch aus anderen Gegenden Mitteleuropas belegt, etwa im mittelrheinischen Raum (Balduineum) oder im Böhmischen (Welislav-Bibel, Passional der Äbtissin Kunigunde). Diese Vergleiche fördern jedoch zunächst nur sehr allgemeine Parallelen zutage, so dass die genauere Lokalisierung vorerst offen bleiben muss. Die Provenienz des Bandes lässt sich bis ins 18. Jahrhundert zurückverfolgen (s. u.). Da der früheste greif bare Besitzer seine Erwerbungen vielfach auf großen Buchauktionen, zum Teil auch durch Tausch mit anderen Bibliophilen, tätigte, verliert sich hier die Spur. Ein Rückschluss auf eine eventuelle französische Herkunft ist somit nicht möglich. Im Vergleich zu Berlin, lat. oct. 44 fällt zunächst die großzügigere und aufwendigere Anlage ins Auge. Während sich dort vier bis sechs Einzelbilder mit ihrem eng und unaufwendig geschriebenen Text jeweils eine Seite teilen müssen, sind in der Lyoner Handschrift nur ein bis zwei Bilder mit ihren sorgfältig in Textura geschriebenen und mit farbigen Lombarden versehenen Textabsätzen ohne Raumnot auf einer Seite arrangiert. Bei gleichzeitig recht großzügig gewähltem Format ergeben sich große, eindrucksvolle und detailliert durchgebildete Figuren. Wie bei der älteren Handschrift stehen sie frei und ohne Rahmung oder Andeutung einer Umgebung auf dem Pergamentgrund, ihrer Natur als am Himmel gleichsam schwebende Figuren durchaus angemessen. Zusammen mit den aufgelegten, in der Größe differenzierten Scheibchen für die Sterne ergibt sich tatsächlich ein Gesamteindruck, der entfernt an den Sternatlas des Sufi latinus in Paris, Arsenal 1036 erinnert. Der Überlieferungskontext zusammen mit Sterntafeln verweist ebenfalls auf solche Parallelen. Die Textredaktion entspricht im Wesentlichen der in lat. oct. 44, allerdings ohne die beigegebenen Pliniusauszüge. Auch hier werden im Text Astrolabsterne und Mondstationen mit ihren aus dem Arabischen abgeleiteten Bezeichnungen genannt (»aldiraan« und »calbalazeda« im Löwen, »altahir« im Adler, »wega« in der Leier, im Orion unter anderem »rigil« etc.). Lyon PA 45, weist gegenüber der am nächsten stehende Bildfolge in der Berliner Handschrift lat. oct. 44 einen erheblich höheren Anteil von seitenverkehrten (also dem Globustyp entsprechenden) Darstellungen auf (z. B. Orion, Lepus, Canis und Anticanis, Cetus). Vor allem die menschlichen Figuren und ihre Ausstattung wurden gegenüber der älteren Handschrift etwas modernisiert, die Kleidung erinnert zumeist weniger an hochmittelalterliche Gewänder (vgl. etwa Cepheus). Dies hebt die Lyoner Handschrift auch gegenüber Pal. lat. 1389 ab, der ihr zeitlich ebenfalls nahe steht, jedoch ältere Bildformen tradiert. Allerdings dürften die weiten Trichterärmel der Andromeda auf Vorbilder aus einer früheren Epoche hinweisen. Bei durchaus anspruchsvollem, ja repräsentativem Zuschnitt liegt auch hier der Schwerpunkt auf den Sternen, ihrer Anzahl, Lage und Bezeichnung. Die Kombination mit Tafeln der Astrolabsterne, die durch die Angabe von Koordinaten und den Verweis auf das Messinstrument eventuelle Abweichungen vom Himmelsbild kompensieren können, ist auch hier kennzeichnend. Dabei ist besonders auf die zweite Liste (fol. 90r) hinzuweisen, die als einzige der
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kursierenden Tabellen auf den selbst, anhand eines Instrumentes, ermittelten Messwerten des Johann von London basiert. Die Kombination zweier Tafeln die jeweils die Typen VII und VIII repräsentieren findet sich häufiger (Kunitzsch 1966, vgl. S. 47f. und 52f.). Denkbar scheint, dass wir hier eine gleichsam autochthone Alternative zu den aufwendig-repräsentativen Sternatlanten arabischer Abkunft (Sufi latinus) für ein ästhetisch anspruchsvolles Publikum sehen dürfen. Möglicherweise ist schon hier, wie dann in Lyon 172, an einen sozial herausgehobenen Kontext zu denken. Verzeichnis der Bilder fol. 72v: Bootes (Bärenhüter), en-face, in der hoch erhobenen Rechten die dreiriemige Geißel schwingend, die Linke auf einen Krückstock gestützt, einfaches, gut knielanges Gewand, Schuhe. fol. 73r: Ursa maior, Ursa minor, Draco (Großer Bär, Kleiner Bär, Dra che), Schlange mit großem Kopf und spitzen Ohren in umgekehrter S-Form nach links unten gewandt, der untere (kleinere) Bär aufrecht nach links, der obere kopfunter nach rechts orientiert. fol. 73v: Corona borealis (Nördliche Krone), Blumenkranz aus gelben und roten Blüten; Hercules, nackte nach rechts schreitende Gestalt, in der Rechten ein breites Hackmesser (?) auf der Linken einen kleinen Löwen tragend. fol. 74r: Lyra (Leier), nicht als Instrument erkennbar, mit Drachenkopf und -schwanz geziert, breiter Standfuß; Cygnus (Schwan), nach links auffliegender Schwan, der vordere Flügel nach oben, der hintere nach unten geklappt. fol. 74v: Cepheus, en-face stehend mit ausgebreiteten Armen, in der Linken ein Lilienzepter haltend (Zeige- und Kleiner Finger abgespreizt), mit der Rechten deutend (Zeigefinger), Krone und Mantel. fol. 75r: Cassiopeia, leicht nach links gedreht auf einem mit Tierköpfen geschmückten Faltstuhl mit Polster sitzend, auf dem Kopf eine Krone, von den ausgebreiteten Armen hängen sich weit öffnende Ärmelenden. fol. 75v: Andromeda, en-face, sich leicht nach links wendend, die ausgebreiteten Arme mit frei schwebenden Seilschlaufen gefesselt, Krone, Kleid mit sich trichterartig weitenden herunterhängenden Ärmeln, in der Taille gegürtet. fol. 76r: Perseus, nach rechts schreitend, das Medusenhaupt als kahlen Männerkopf in der Linken vor sich tragend, mit dem Schwert in der Rechten hinter sich ausholend, Krone, einfaches, wadenlanges Gewand. fol. 76v: Auri ga (Fuhrmann), unbekleidet, nach rechts gewandt ausschreitend, an den Füßen kleine Wagenräder, in der Rechten die Geißel schwingend, die Linke nach vorn ausgestreckt. fol. 77r: Serpentarius (Schlangenträger), nach links schreitend, die lange Schlange um die Taille geschlungen und ebenfalls nach links blickend, Unterleib der Figur in leichter Rückansicht, Oberkörper in die Vorderansicht gedreht. fol. 77v: Sagitta (Pfeil), waagrecht nach rechts; Aquila (Adler), waagrecht, nach links gekippt, heraldisch gestaltet. fol. 78r: Del phinus, schräg nach rechts oben orientierter Fisch mit spitzer Schnauze und geschwungenem Horn, Schwanzflosse ornamental ausgebildet; Triangulum (Dreieck), direkt unter dem Delfin, fast gleichschenklig, Schenkel gelb gepunktet. fol. 78v: Pegasus, aus einem Wolkenband nach links hervorstürmend, große, farbig differenzierte Flügel. fol. 79r: Aries (Widder), nach links gehendes Schaf mit zottigem Fell und knotigem Gehörn, rechtes Vorderbein angehoben, Kopf gerade nach vorn gerichtet. fol. 79v: Taurus (Stier), Vorderhälfte des Rindes mit zurückgewendetem Kopf, ein Vorderbein untergeschlagen, über der Schnittfläche erscheint die Sterngruppe der Plejaden. fol. 80r: Gemini (Zwillinge), nacktes, sich gegenüber stehendes Paar, sich mit den zugewandten Händen an der Schulter fassend, die Frau, rechts, in der Linken eine kleine, wohl nicht mehr als solche verstandene, Lyra haltend. fol. 80v: Cancer (Krebs), Flusskrebs, waagrecht nach rechts, auf dem Rücken, einander zugewandt, die »aselli«, in Form heraldisch stilisierter Löwen (vgl. Lyon 172).
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Katalog der Sterntafeln fol. 81r: Leo (Löwe), nach links schreitender Löwe, wenig natürlich, den Schweif über den Rücken nach vorn geschlagen. fol. 81v: Virgo (Jungfrau), en-face, den Kopf leicht nach
links geneigt, in der Rechten drei buschige Ähren emporhaltend, in der Linken eine große Balkenwaage neben sich haltend, Krone, bortenbesetztes Kleid. fol. 82r: Libra (Waage), Balkenwaage, die Waagschalen von den Balkenenden aus nach innen verschoben. fol. 82v: Scorpius, Mischwesen mit Hundekopf, Krebsscheren und Schlangenschwanz, nach links. fol. 83r: Sagittarius (Schütze), nach links galoppierend, den Bogen im Anschlag, Oberkörper unbekleidet, nach hinten wehendes Kopftuch, an der Trennlinie zum Pferdekörper ein lockiger Haarkranz. fol. 83v: Capricornus (Steinbock), Ziegenfisch nach links. fol. 84r: Aquarius (Wassermann), stehender nackter Jüngling, leicht nach links gewandt, in der ausgestreckten Rechten den Wasserkrug auschüttend, sich mit der Linken auf einen Dreizack stützend, der starke Wasserstrom fließt nach rechts unten. fol. 84v: Pisces (Fische), senkrecht parallel, gegenläufig, an den Mäulern verbunden. fol. 85r: Cetus (Seeungeheu er), sich nach rechts hin auf bäumendes Mischwesen, Raubtierkopf, Mähne, Ziegenbeine, Echsenschwanz; Eridanus (Fluss), umgekehrte, ausfließende Kanne mit Standfuß, Röhrentülle und Henkel, gewundener Wasserstrom. fol. 85v: Orion, nach links ausschreitender Mann im langen Gewand, über dem rechten Arm ein Tuch, die Linke mit einer Keule zum Schlag ausholend, um die Hüfte der Schwertgurt mit Schwert, sonst keine Bewaffnung; Lepus (Hase), vor den Füßen des Orion nach links laufender Hase. fol. 86r: Anticanis (Kleiner Hund), und Canis (Hund), zwei nach links laufende Hunde übereinander, oben Procyon, unten Canis, beide mit Halsband. fol. 86v: Centaurus, nach rechts (zum Altar auf der gegenüberliegenden Seite) schreitender Kentaur, einen Dreizack geschultert, mit der Linken das Opfertier am Bauch vor sich haltend, kegelförmiger Hut. fol. 87r: Ara (Altar), Blockaltar auf dreistufigem Sockel, darauf zwei Kerzen. fol. 87v: Hydra (Seeschlange), und Crater (Becher), die Schlange windet sich in flachen Wellenlinien von rechts unten nach links oben über die gesamte Öffnung der Doppelseite, darüber wie schwebend, eine Kanne mit Standfuß, Röhrentülle und Henkel. fol. 88r: Hydra und Corvus (Rabe), über dem Hinterende der Schlange, wie auf dieses herabflatternd, kommt der Rabe von rechts her angeflogen, Schnabel wie pickend vorgestreckt. fol. 88v: Argo Navis (Schiff), ganzes Schiff mit Tierköpfen an Bug und Heck, T-förmiger Mast mit darübergehängtem Segel, rechts großes an Scharnieren befestigtes Steuerruder; Piscis austrinus (Südlicher Fisch), direkt unter dem Kiel des Schiffes, fast gleichgroß, großer Fisch nach links.
Provenienz Die Practica geometriae des Dominicus de Clavisio wurde 1346 in Paris vollendet. Der deutsche Text zu Beginn des Bandes dürfte zumindest auf einen deutschen Besitzer, wohl des 15. oder 16. Jahrhunderts zurückgehen. Ansonsten kann die Zusammensetzung des Sammelbandes wenig zur Eingrenzung der Herkunft des Sternbilderfaszikels beitragen. Im 18. Jahrhundert im Besitz des Sammlers Pierre Adamoli (1707–1769) in Lyon, aus dessen Besitz in die Bibliothek des Palais des Arts gelangt. Die Handschrift kam von dort 1960 mit den anderen Adamoli-Handschriften in die Bibliothèque Municipale.
Literatur Delandine 1812, Nr. 933; Catalogue Générale 1898, S. 17–19; Cotton 1965, S. 282, Nr. 37; Metzger 2011, S. 534 –541, Abb. 1–3. Zur Sammlung Adamoli: Sordet 2001. Siehe S. 77, Abb. 522
55.
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. 1389 Mathematisch-astronomische Sammelhandschrift, Sternbilderkatalog nach Hyginus III Sternbilderfolge des Hyginusderivates nach De Astronomia, Buch III.3–40 wie in Berlin, lat. oct. 44, hier ohne Text. Die Bilder bewahren altertümliche Merkmale einer Vorlage. Frühester Beleg für die Überlieferung der Bildfolge ohne den Text, wie Sie in den Handschriften aus der Mitte des 15. Jahr hunderts begegnet. Deutsch (wahrscheinlich südwestdeutsch), Mitte 14. Jahrhundert (um 1350–1360, vor 1364) Kodikologische Angaben 20,0 × 14,5 cm, 181 Folia, Papier, Bastarda einer Hand, fol. 1r– 4r und fol. 52r eine weitere Hand des 15. Jahrhunderts (Matthias von Kemnat), rubriziert, weitere Zeichnungen zum Text. Die ersten beiden und die letzte Lage (fol. 1–18 und fol. 176 –183) gehören nicht zum ursprünglichen Bestand der Handschrift, wurden jedoch wenig später (von derselben Hand?) zugefügt, aus den Datierungshinweisen fol. 11r und 17v (vgl. Schuba 1992, S. 145) kann somit nicht unmittelbar auf die Entstehung des Hauptteils der Handschrift geschlossen werden. Dieser umfasst fol. 19 –175, bis auf die letzte Lage durchgehend Quaternionen (vor fol. 130 ein Blatt entfernt, Textverlust). Leider sind keine Wasserzeichen erkennbar.
Art der Bilder 37 Sternbilderdarstellungen. Sehr laienhaft-ungelenke Zeichnungen, nur bei der ersten Figur Ansatz zur Kolorierung (nicht weitergeführt), die großen roten Sternpunkte als Scheibchen unterschiedlicher Größe und einige der beigeschriebenen Namen verweisen auf arabisch beeinflusste Darstellungen, ansonsten gehen die Zeichnungen auf einen hochmittelalterlichen Zyklus zurück, die Gewandformen, z. B. bei Cepheus und Andromeda, verweisen grob auf die Zeit um 1200.
Inhalt fol. 1r– 4r:
Registrum. Ausführliches Inhaltsverzeichnis von der Hand des Mathias von Kemnat.– fol. 4v– 8v: leer fol. 9r: Augustinus, de civitate dei (Excerpta). Vgl. Schuba 1992, S. 145 fol. 9v–12v: Chronologische Tabellen. Konkordanz zwischen christlicher und arabischer Zeitrechnung, darin fol. 11r Randglosse: »1364 presens« fol. 13r: Prologus. Prolog der Kompilation fol. 19r–127v. – fol. 13v Federproben fol. 14r–16v: Tabula equationis domorum ad latitudinem 48 graduum fol. 17r–18v: Canon tabularum. Erläuterung zu fol. 9v–12v fol. 19r–127v: Compilatio quorundam canonum in practica astronomiae et geometriae. Thorndike/ Kibre 1963, Sp. 450, Nr. 11 (weitere Nachweise bei Schuba 1992, S. 146f.). Darin erläuternde Zeichnungen: z. B. fol. 52v de motu lune, fol. 54v zu
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den Epizyklen mit Erklärung von Stillstand und Umkehr der scheinbaren Planetenbewegung, fol. 60v zur Exzentrizität der Planetenbahnen und den Epizyklen, wohl nach Johannes de Sacrobosco; fol. 114v/115r vier kleine Zeichnungen zur Berechnung des Volumens von Gefäßen. 127v–129r. Nachtrag, fragmentarische Beschreibung eines mechanischen Modelles der Bewegung von Mond und »caput draconis« durch den Tierkreis (Zinner, Instrumente 311ff.), vgl. fol. 157r. – 14. Jahrhundert fol. 130r–135r: Jordanus de Nemore, De planisphaerii figuratione propositiones cum glossa. Nachweise und Lit. bei Schuba 1992, S. 147 fol. 135v–151v: De usu astrolabii. Das Postscriptum weist auf die Benutzung des Astrolabs durch Astrologen hin, deren iudicia irreführend seien und dem Seelenheil abträglich (Nachweis und Textauszug: Schuba 1992, S. 147) fol. 151v–154r: De compositione et utilitate quadrantis. Wohl mit dem Vorausgehenden zusammenhängend fol. 154r–156v: De compositione chilindri. Zu Herstellung und Nutzen der Zylindersonnenuhr. Darunter Zusatz in deutscher Sprache (s. u. zur Provenienz). fol. 157r: Textfragment zu fol. 127v–129r (teilweise durchgestrichener Text) fol. 157v–172v: Sternbilderdarstellungen. 41 schlichte Federzeichnungen mit eingezeichneten Sternen und Namenbeischriften Astrolabsterne. »Tabula exemplaris ad ponendum stellas in astrolabio. Ista fol. 173rv: tabula est ex aliis correctis studiose collecta et conscripta.« (vgl. Kunitzsch 1966, Typ VIII). Vgl. fol. 174v–175v Tabulae planetarum. »Anno domini 1260 ad introitum solis in arietem auges fol. 174r: planetarum vere equate…«. Planetentafel fol. 174v–175v: Astrolabsterne. Für das Jahr 1246 korrigierte Koordinaten nach Roger Lincolniensis, dem Schüler von Johannes von London. Dieselben 35 Astrolabsterne wie fol. 173rv mit anderen Koordinaten (vgl. Kunitzsch 1966, Typ VIII). »Tabula stellarum fixarum que in astrolabio poni solent verificata per instrumentum consideracionis anno domini 1246 deinde examinata ad concordiam instrumenti quod fecit Roger Lincolniensis secundum doctrinam magistri Johannis de Londinii famosi astronomi cuius idem Rogerus discipulus fuit.« – fol. 176r–177v: leer fol. 178r–181v: Tabule diversitatis aspectus lune. »Tabule diversitatis aspectus lune in clymate 6to… 7°.« Je zwei Tafeln gezählt 7–14
Kommentar Die Zusammenstellung der Handschrift weist auf ein primär astronomisch ausgerichtetes Interesse des Erstbesitzers, die Texte – wie auch die Bildvorlagen – entstammen dem 13. Jahrhundert. Die Folia 19 bis 175 bilden den Kern der Handschrift, fol. 9–18 und 176 –181 wurden wenig später von derselben Hand nachgetragen wobei auch der Prolog der langen Kompilation ab fol. 19r nachgetragen wurde. Die Zeichnungen der Sternbilder weisen enge Übereinstimmungen mit den Darstellungen in Berlin, SBPK, Cod. lat. oct. 44 auf. Wie dort scheint ein wesentlich früheres Vorbild deutlich durch, wobei die sehr laienhafte Ausführung hier die Erhaltung altertümlicher Merkmale begünstigt haben dürfte. In einigen Fällen weicht die Ausrichtung der Figuren jedoch von der der früheren Handschrift ab, so wendet sich Bootes hier nach rechts (gegenüber lat. oct. 44 spiegelverkehrt), die Bären wurden um 90 Grad nach rechts gekippt, Draco jedoch ebenfalls gespiegelt.
55. Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. 1389
Der Stier erscheint als ganzes Tier und ohne Rückwendung des Kopfes, Sterne sind nur im Vorderteil eingezeichnet. Die ikonographischen Merkmale stimmen jedoch weitestgehend überein: Bootes mit Geißel und Krückstock, Hercules ausschreitend mit Knüppel und »Katzenfell«, Lyra mit Standfuß und Tierkopf, Cygnus auff liegend mit verzeichneten Schwingen, Cepheus als König mit Zepter, Krone und Königsmantel, Cassiopeia mit Krone auf einem Faldistolium, Andromeda mit langem Kleid, Krone und freischwebenden Fesseln, Auriga mit Geißel und Rädchen, Serpentarius mit der nach vorn, vom Träger weg, gewandten Schlange, heraldischer, nach links gekippter Adler, Delfin mit Horn, Zwillinge nackt, mit verderbter Lyra, Cancer f lusskrebsartig, hier ohne Aselli, Löwe mit erhobener Pranke, Virgo mit (übergroßen) Ähren und Waage, Skorpion lurchartig mit Scheren (gespiegelt), Schütze als Kentaur mit Zipfelmütze und Fransensaum an der Taille, Aquarius mit Dreizack, Eridanus als ausfließendes Gefäß (Kanne), Cetus hyänenköpfig mit zwei Ziegenbeinen und Echsenschwanz, Orion mit Knüppel und Tuch, das Schwert (mit drei Sternen) an der Seite, der Kentaur mit Dreizack hält das Opfertier (hostia) am Bauch, Blockaltar auf drei Stufen mit zwei Kerzenleuchtern, Crater als Henkelkanne mit Standfuß und geschwungener Tülle, Hydra als einfache Schlange. Der Schluss der Bildfolge fehlt, offenbar ging das mittlere Doppelblatt der vorletzten Lage verloren (zwei Blatt nach fol. 172), es handelte sich ursprünglich also ebenfalls um einen Quaternio wie die vorausgehenden Lagen. Der gravierendste Unterschied zu den Handschriften in Berlin wie Lyon (PA 45) ist das Fehlen des Textes. Lediglich die Bilder werden zu einer selbständigen Bildfolge vereint, die Informationen aus Hyginus III schienen wohl entbehrlich. Darin steht die Palatinahandschrift den beiden späteren Bildfolgen in München nahe (clm 59 und cgm 595). Die bescheidene Qualität der Zeichnung erschwert die stilistische Einordnung, dennoch lassen sich einige charakteristische Merkmale benennen. Neben zeittypischem der ersten Hälfte bis Mitte des 14. Jahrhunderts wie den nackenlangen üppig gewellten Haarschöpfen etwa bei Bootes und Cepheus und den mäanderartig fallenden Locken bei Cassiopeia und Andromeda, fallen Merkmale ins Auge, die eher in eine etwas frühere Epoche verweisen. Die in wirren, sehr unruhig strukturierten Falten fallenden Gewänder etwa (Cepheus, Andromeda) dürften auf eine Vorlage des 13. Jahrhunderts zurückgehen. Auch die trichterartig erweiterten Schmuckärmel bei Cassiopeia und Andromeda sowie die Schmuckborten der Kleider (vgl. auch Virgo) und die gelegentlich überreiche Stoffülle wirken Mitte des 14. Jahrhunderts geradezu archaisch. Derart mitgetragene, altertümliche Merkmale sind geradezu typisch für die Gruppe der Hyginus III-Derivate des 14. Jahrhunderts und verweisen auf deren Wurzeln im 12. und vor allem im 13. Jahrhundert Alle Sternbilder, mit Ausnahme der Tierkreiszeichen, werden durch Beischriften identifiziert, die überwiegend die bei Hyginus vorfindlichen Bezeichnungen verwenden. Daneben finden sich die Bezeichnungen des aus dem Arabischen übersetzten lateinischen Almagest (Ursa maior/minor, vultur cadens, Equus secundus, vas). »Serpentarius« für den Schlangenträger findet sich in beiden nicht, dafür in mittelalterlichen Himmelsbeschreibungen (De signis coeli, Germanicus-Scholien, Michael Scotus). An einigen Stellen haben sich weitere Angaben am unteren Seitenrand erhalten, vermutlich Maleranweisungen, die neben dem Sternbildnamen auch die Ausrichtung der Figur nennen, z. B. fol. 160r »pistrix ad ortum« oder fol. 160v »orion ad occasum«. Offenbar wurde links als Osten und rechts als Westen verstanden, die Ausrichtung entspricht in beiden Fällen also der beim Blick in den Nachthimmel zu beobachtenden. Bemerkenswert ist auch, dass die Anordnung der Hauptsterne des Orion recht genau dem Himmelsbild
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entsprechen, man vergleiche etwa die auf einer schräg nach rechts ansteigende Linie der drei »Gürtelsterne«. Verzeichnis der Bilder fol. 157v: Bootes (Bärenhüter), en-face, breitbeinig, eine dreischwänzige Geißel schwin-
gend, die Rechte auf einen Krückstock stützend, hochgerafftes Gewand (kniefrei), (»artophylax«). fol. 158r: Ursa maior, Ursa minor, Draco, der kleine Bär rechts unten stehend nach links, der große links oben schräg auf dem Rücken, dazwischen als umgekehrtes S die Schlange (Kopf unten). fol. 158v: Hercules, nach rechts, nackt, einen Knüppelschwingend, Löwenfell in der linken (keine Schlange/Baum); Corona borealis (Nördliche Krone), in Draufsicht, die Zacken nach außen und innen geklappt (!). fol. 159r: Lyra (Leier), zweimal, oben rechts als vultur cadens in Form eines ziemlich misslungenen, nach links auffliegenden Schwans, links unten als Instrument mit Tierkopf auf Sockel (lyra), Sternmuster jeweils völlig unterschiedlich (mit dem »vultur cadens« bezeichneten Bild könnte in der Tat der Schwan gemeint sein). fol. 159v: Cepheus, en-face stehend, die Arme ausgebreitet, mit Krone, Zepter und reichem Gewand als abendländischer König. fol. 160r: Cassiopeia, enface sitzend auf Faldistolium mit seitlichen Tierköpfen, Arme ausgebreitet, Krone, auffällige Hängeärmel, in reichen Falten fallendes Kleid. fol. 160v: Andromeda, en-face stehend, die Handgelenke an zwei aus der Luft ragende Haken gefesselt, merkwürdige Krone, überreiches Kleid mit Hängeärmeln. fol. 161r: Perseus, nach rechts schreitend, Schwert in der Rechten, Haupt vor sich in der Linken, Mütze auf dem Kopf, Bart. fol. 161v: Auriga (Fuhr mann), leicht nach rechts gedreht, nackt, in der Rechten die Geißel schwingend, die Füße als Rädchen ausgebildet, Capella nur als Stern aber recht groß, Ansatz zu grünlicher Kolorierung. fol. 162r: Serpentarius (Schlangenträger), Rückenfigur, nackt, nach links laufend, die lange Schlange um den Leib gewunden. fol. 162v: Sagitta (Pfeil), und Aquila (Adler), Adler heraldisch, gestürzt nach links, darüber der (klobige) Pfeil nach rechts. fol. 163r: Delphinus, Fisch mit dickem Kopf und Horn, schräg nach rechts oben; Triangu lum (Dreieck), ungefähr gleichseitig, schräg liegend, mit Kringeln besetzt. fol. 163v: Pega sus, Hälfte nach links (»equus secundus sive pegasus«). fol. 164r: Aries (Widder), nach links schreitend, große gebogene Hörner. fol. 164v: Taurus (Stier), ganzer Stier, nach links galoppierend. fol. 165r: Gemini (Zwillinge), zwei nackte, einander zugewandte Gestalten (Ge schlecht unbestimmt), die rechte hält eine Lyra. fol. 165v: Cancer (Krebs), Grundform: Flusskrebs, jedoch wenig naturnah, schräg nach links oben geneigt, Draufsicht. fol. 166r: Leo (Löwe), nach rechts gewandt, linke Pranke erhoben. fol. 166v: Virgo (Jungfrau), en-face in reichem, sehr langem Kleid, in der Rechten drei Palmwedel erhoben, in der Linken eine Waage tragend, langes, offenes Haar. fol. 167r: Libra (Waage), Balkenwaage mit seltsam nach innen hängenden Schalen. fol. 167v: Scorpius, Lurch ohne Beine, mit Krebsarmen, schräg nach rechts oben. fol. 168r: Sagittarius (Schütze), bogenspannender Kentaur nach rechts, Mütze. fol. 168v: Capricornus (Steinbock), Ziegenfisch, Steinbockhörner. fol. 169r: Aquarius (Wassermann), nackter Mann, nach links gewandt, in der Rechten einen Krug ausgießend, die Linke hält einen Dreizack aufgestützt. fol. 169v: Pisces (Fische), gegenläufig parallel, senkrecht, an den Mäulern verbunden. fol. 170r: Eridanus (Fluss), umgekippter Krug mit Wasserlauf, von links oben nach rechts unten (»fluvius erdanus«); Cetus (Seeungeheuer), Hyänenvorderteil mit Echsenschwanz nach links (»pistrix lupus vel augnus«). fol. 170v: Orion, nach rechts schreitend, Knüppel erhoben, Tuch in der Linken, Schwert an der Seite, langer Bart, knielanges Gewand; Lepus (Hase), nach rechts, ein Vorderbein erhoben (wie der Löwe). fol. 171r: Canis (Hund), nach rechts springend (»canis maior«); Anti canis (Kleiner Hund), nach rechts springend (»canis minor«). fol. 171v: Centaurus, Kentaur nach rechts, in der Rechten einen Dreizack, in der Linken ein Tier (»centaurus cum hostia«).
55. Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. 1389 fol. 172r: Ara (Altar), Blockaltar auf drei Stufen, darauf zwei Kandelaber mit Kerzen (»ara sive altare«). fol. 172v: Crater (Becher), Kanne mit Henkel und geschwungener Tülle (»crater vel vas«); Hydra (Seeschlange), nur ein quer über die Seite verlaufender Schlangenschwanz.
Provenienz Nachtrag fol. 156v: »Maister Jacobs sunn hoetz geschriben daz buoch und ich waz nit hont hoch und ich wil bas schriben weder daz ist.« Der Eintrag verweist auf den oberdeutschen Raum. Ab 1461 befand sich der Codex im Besitz des als Chronist im Kontext des Pfälzer Frühumanismus hervorgetretenen Matthias von Kemnat, also im Umkreis des Heidelberger Hofes Friedrichs des Siegreichen von der Pfalz. Wie auch bei anderen Handschriften in seinem Besitz fügte Matthias ein Inhaltsverzeichnis (hier auf eigener, vorgebundener Lage) und die Jahreszahl der Erwerbung hinzu (fol. 52r Notiz und Jahreszahl 1461). Aus dessen Nachlass in den Besitz der Universität Heidelberg; seit ca. 1490 in der Stiftsbibliothek der Heidelberger Heiliggeistkirche (Universität), der späteren Bibliotheca Palatina; ab 1623 im Palatina-Fonds der Vatikanischen Bibliothek.
Literatur Saxl/Meier 1953, S. XLVIII; Clagett/Murdoch 1959, S. 24; McGurk 1966, S. XXIII– ´ z˙ ynsXXIV; Thomson 1976, S. 123, 142; Knorr 1990, S. 171; Schuba 1992, S. 145 –148; Snie ka-Stolot 1994, S. 66. Siehe S. 77–78, Abb. 523–527
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Lyon, Bibliothèque municipale, Ms. 172 Johannes de Sacrobosco, Sphaera; Sternbilderkatalog nach Hyginus III; Tractatus quadrantis; Computus; »Volkskalender« Grundlagentexte zu Astronomie und Zeitrechnung in repräsentativer Ausstattung. Als Sternbildertext wurde die Bearbeitung des dritten Buches aus Hyginus’ De Astronomia gewählt, wie sie sich in weiteren Handschriften des deutschen Raumes aus dem 14. und der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts findet. Außergewöhnlich aufwendig hergestellter Band. Aus dem südwestdeutschen Raum (Oberrhein), 1. Drittel 15. Jahrhundert (um 1420–1430) Kodikologische Angaben 34,2 × 26,2 cm, 121 Folia, Pergament, überwiegend regelmäßige Quinionen (der Abschnitt zu den Sternbildern entspricht genau der vierten Lage), überwiegend einspaltig, mit breiten Rändern, die zum Teil für umfangreiche Randglossen genutzt wurden (gleichzeitig von der Texthand eingetragen), fol. 41r–50r (Sternbilder) zweispaltig, fol. 1v dreispaltig geschrieben, die Bastarda formata ist sorgfältig und mit kalligraphischem Anspruch geschrieben. Format, Schrift und Ausstattung sind ausgesprochen großzügig gewählt. Die vorgesehenen Initialen (vierzeilig zu Beginn des Textes, dreizeilig zu den Absätzen) wurden jedoch nicht mehr ausgeführt, die Ausstattung des Bandes ist nicht völlig zur Vollendung gelangt. Die Eintragung der Sterne in die Figuren wurde nur bis einschließlich Pisces durchgeführt. Die Bilder der südlichen Hemisphäre blieben durchgehend ohne Sterne. Angeschnittene Figuren im Bereich des unteren Seitenrandes zeugen von stärkerem Beschnitt des Buchblocks beim Neueinband, das ursprüngliche Format dürfte noch etwas höher gewesen sein.
Art der Bilder 42 Sternbilderdarstellungen, sorgfältig in Deckfarben ausgeführt vor Pergamentgrund, zumeist auf farbig ausgeführtem Bodenstück, meist sechszackige rote Sterne (nur bis Pisces).
Inhalt fol. 1va–21v: Johannes de Sacrobosco, Tractatus de sphaera cum commento. Der Kommentar beginnt fol. 1va mit einem Accessus (dreispaltig, 46 Zeilen): »Ex quo in hoc libro determinantur de astronomia sciendum est quod assignatur differencia inter astronomiam et astrologiam…« (vgl. Thorndike/Kibre 1963, Sp. 536, Nr. 8); (fol. 1vb) »Ordinem in hoc libro assignare superfluum est quoniam in se ordinata est… (fol. 1vc) Diametrum dicitur… Spera autem dividitur…«. Der Kommtentar von wechselnder Dichte nimmt im weiteren die Seitenränder ein. Der Haupttext beginnt fol. 2r (einspaltig, 26 Zeilen) mit dem Prolog (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1577, Nr. 12). Text und Kommentar von einer Hand. Zahlreiche aufwendige Illustrationen. – fol. 22rv: leer
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fol. 23r– 40v: Tractatus de iis quae indigent expositione antequam legitur Almagestum (Carmody ed. 1960, S. 131–139). »Summa principiorum.« Einführung zum Almagest und zur Sphaera Sacroboscos, beginnt mit der Erläuterung der Himmelskreise. Der durchgehende Text endet fol. 34r, ab fol. 34v folgen erläuternde Darstellungen (Schemata) fol. 41r–50r: De Signis et imaginibus coeli secundum Hyginum. Offenbar wurden gegenüber Lyon PA 45 weitere Textteile eingefügt. – fol. 50v: leer fol. 51r–52v: De volumine. »Cubicum autem est in quo longitudo, latitudo et profunditas continetur, quod ex unus in seipsum et post in unum multiplicatione provenit unum efficitur. Per hoc atque cubicum terre cubicum [!] intelligamus…« fol. 53r: Venus und Merkurbahnen. Aufwendige Darstellung der Venus- und Merkurbahn um die Sonne. – fol. 53v: unvollendete Rota fol. 54r: Excerptum. Aus den Somnia Danielis (vgl. GW 7920ff.) »Prima die incessionis lune sanguinem minuere licet tota die, sompnum in gaudium cito evadet et luna lucet quatuor punctis…« fol. 55v: Astrolabsterne. Kunitzsch 1966, Typ IX (S. 59 – 61), 26 Sterne mit Äquatorialkoordinaten fol. 56r–58v: De Planetis. fol. 56r »Ad inveniendum in quo signo sit quilibet planeta, et primo de Saturno.« »Annis ab inicio mundi per …ginta divisis et primo Capricorno… – …versatur mercurius« (vgl. Klosterneuburg, Ms. 685, fol. 65r); fol. 56rv »Sol erigitur in ariete et cadit in Libra, Saturnus erigitur…; fol. 56v Mercurius non apparet…« (7 Zeilen zur Bedeutung der Sichtbarkeit Merkurs); fol. 56v–58v De iudiciis mensium. »Marcii signum sunt Pisces…« (Glorieux 1971, Nr. 2345). Sterngruppen werden jeweils als Sternchenmuster dargestellte; darunter: Tabellen arabischer und lateinischer Namen der Tierkreiszeichen (9 von 12) und Planeten fol. 59r– 65r: Tabulae motus planetarum ad annos collectos. Planetentafeln mit Canones fol. 65r– 69r: Tabula veri motus solis. Anschließend weitere Tafeln fol. 69v– 81r: Robertus Anglicus (?), Tractatus quadrantis (Tannery ed. 1897, S. 593 – 632). Vgl. Thorndike/Kibre 1963, Sp. 585, Nr. 7, sowie Nr. 4 bis 8 und Glorieux 1971, Nr. 399b. Voraus geht eine Zeichnung der Skala des Quadranten. Zwei Abschnitte, »de compositione« und »de utilitate quadrantis«, die Darstellungen zur praktischen Geometrie gehören zum zweiten Abschnitt.– fol. 82rv: leer fol. 83r–92v: Computus. Kalendarium und Tabellen, die Tafeln beginnen mit dem Jahr 1421. Am Anfang eine Tabelle der »clavis septuagesime«, fol. 89r Tabula signorum; fol. 89v Ad inveniendum quinque festa mobilia; fol. 90v kleine Tabelle zur Laufzeit der Planetentafeln (coniunctionen), erster Beginn 1421, letztes genanntes Jahr 1497; fol. 92v Zeitwahl zum Äpfelpflücken, Rezepte (Pest und Zahnschmerzen) fol. 93r–103r: Computus. Kalendarium; fol. 99r Tabula signorum; fol. 99v wieder Angaben zu den Startjahren bei Tabellenberechnungen, hier erstes Jahr 1406 (19 jähriger Mondzyklus); fol. 101v–102r 30 Dies Periculosi; fol. 102r Rota mit Erklärung zur Herrschaft der Planeten über die Tage anhand der Herrschaft über die erste Stunde, am Schluss Aderlassregimen, Nota zu den Konjunktionen und »Radices« zu den Jahren 1418, 1419 und 1420
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Tabula quantitatis dierum et altitudinis meridiane. Nachtrag. Zur Höhe des Sonnenstandes und zur Tageslänge für die geographische Breite von Nürnberg. – fol. 104r leer fol. 104v–119v: Volkskalender (Weisser ed. 1983). fol. 104v Tabula signorum; fol. 105r–110v Kalendarium; fol. 111r Kosmologie und Astronomie/ Astrologie: »Aristot iles und ander meyster, die von der natur ghescriben hend« (wohl Übersetzung von »Aristoteles et alii naturales philosophi…« (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 136, Nr. 5 und 6). »Volkskalender« in Brévarts Version A mit Kalendarium, dem Kosmologischen Kapitel (Brévart 1988, S. 322) und komputistischen Abschnitten. Vgl. Zinner 10330 –10348. Lit.: Francis B. Brévart: The german ›Volkskalender‹, in: Speculum 63 (1988), S. 312–342. – fol. 120rv: leer fol. 121rv: Relatio Esdrae de temporibus anni. »Feria prima, hiemps bona, ver ventosum, estas sicca, vindemia bona…«. Wetterprognose nach dem Wochentag des ersten Januar (vgl. Berlin, SBPK, Ms. lat. oct. 44, fol. 3vab). Scheint am Ende unvollständig zu sein fol. 103v:
Kommentar Die reich gezaddelten, üppig und weich fallenden Gewänder weisen zweifelsfrei auf die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts Von den Brechungen des »harten Stils« ist noch nichts zu ahnen, doch weisen die Figuren bereits vielfach über die feingliedrigen Gestalten der Zeit um 1400 hinaus. Eine ausgeprägte Körperlichkeit und relativ große Köpfe bei überwiegend wohlproportionierten Figuren charakterisieren den Stil. Ein weiteres auffälliges Charakteristicum sind die recht individuellen und sehr bodenständig realitätsnah gebildeten Köpfe. Fast schon derb wirken die Physiognomien von Bootes und Hercules, aber auch die des königlichen Cepheus. Auch die weiblichen Figuren überzeugen durch lebensvolle, keineswegs verfeinert idealisierte, Gesichter. Die Figuren sind offenbar in der Endphase des weichen Stils anzusiedeln. Die Anfangsjahre der komputistischen Tafeln, 1406, 1421 sowie die Angabe der »Radices« für 1418, 1419 und 1421, sind als Hinweise auf die Entstehungszeit auch in Anbetracht der stilistischen Merkmale der Miniaturen in Betracht zu ziehen. Stilistisch folgte der Maler prinzipiell Modellen des französisch-burgundischen Bereiches, zu denken wäre hier etwa an den Umkreis des Bedfordmeisters – von dem ihn jedoch ein deutlicher zeitlicher Abstand trennt, auch wird die Qualität der franko-f lämischen Spitzenstücke nicht erreicht. Die lebendigen, rotwangigen Gesichter etwa bei Perseus, Cassiopeia und Andromeda erinnern an Werke aus dem süddeutschen und österreichischen Raum. Stilistisch – auch von der Art der Inszenierung der Figuren her – ist das »Stuttgarter Kartenspiel« (Württembergisches Landesmuseum, KK 15 – 63) vergleichbar (vgl. Heribert Meurer: Das Stuttgarter Kartenspiel, 2Stuttgart 1991), das um 1430 am Oberrhein entstanden sein mag. Die Figuren des Ortenberger Altars hingegen (Darmstadt, Landesmuseum, Mainz/Frankfurt um 1430) sind zwar in der Ausarbeitung der Gesichter, auch unter Berücksichtigung des beträchtlichen Formatunterschiedes, überlegen, erreichen aber hinsichtlich der anatomischen Plausibilität und der räumlichen Disposition nicht die Festigkeit und Sicherheit der Sternbilderfolge. Nicht zuletzt die Physiognomien mit ihren etwas handfesteren, individuell charakterisierten Formen erinnern stärker an oberrheinische Arbeiten der Folgezeit. Das völlige Fehlen von Borduren und anderem ornamentalem Buchschmuck ist angesichts des
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hohen Anspruchsniveaus bemerkenswert, etwa im Kontrast zu böhmischen Werken der Zeit. Der Entstehungsort des deutschen Textes zu Astrologie und Zeitrechnung, also des »Volkskalenders«, wird mit »Veltkirch« angegeben – wahrscheinlich Feldkirch in Vorarlberg. Dies soll 24 Minuten östlich von Paris liegen. Nach heutiger Kenntnis beträgt die Differenz der wahren Ortszeit zwischen Paris und Feldkirch etwa 29 Minuten. Der Entstehungsraum der Handschrift dürfte somit im Bereich Oberrhein – Bodensee – Nordschweiz zu suchen sein. Die kalligraphisch hochwertig gestaltete Schrift, eine der Textura sehr nahe stehende Bastarda formata, verrät die Vertrautheit des Schreibers mit anspruchsvollen Kanzleischriften der Zeit. Auffallend sind dabei die weit nach rechts beziehungsweise links ausschwingenden Oberund Unterlängen des »f«, des langen »s« sowie des »g« und vieler Großbuchstaben. Der auf der Grundlinie ansetzende lange Anstrich des »p«, oft auch des »v« weist ebenso auf Kanzleischriften wie die sehr ausgeprägte Unterlänge des »h«, die hier zunächst fast senkrecht verläuft. Der Grundstock des Formenschatzes entstammt jedoch eindeutig der Textura, vor allem auffällig hier ist das überwiegend verwendete doppelstöckige »a«. Die überaus reiche Verzierung mit Haarstrichen wie bei den schmuckvollsten Texturaschriften der Zeit – auffällig ist beispielsweise der lange, oben eingerollte, senkrechte Zierstrich durch die Fahne des »r« – und der raumgreifende Duktus zeigen, wie aufwendig hier gearbeitet wurde. Die Verbindung von Bastardaelementen mit einer kalligraphisch höchst anspruchsvoll dekorierten Textura ist eine eigenwillige und durchaus individuelle Schöpfung, für die sich bisher kein paralleler Beleg finden ließ. Der deutschsprachige Text zur Zeitrechnung (fol. 110r–119v) scheint vor allem im südwestdeutschen Bereich Verbreitung gefunden zu haben (z. B. Stuttgart, WLB, HB I 209, fol. 192r–197v von 1435 aus dem bei Ulm gelegenen Kloster Wiblingen). Auf welchem Wege die Handschrift in den Besitz des Lyoner Augustinerklosters gelangte ist bisher nicht geklärt. Das Kloster unterhielt auch ein »astronomisches Kabinett«. Von den früheren Handschriften der Gruppe unterscheidet sich der Bildzyklus an einigen Stellen. So trägt der Schütze an Stelle der Zipfelmütze (Berlin lat. oct. 44, Vatikan, Pal. lat. 1389 und 1369) ein Stirnband mit wild f latternden Stoffenden, das an die entsprechende Darstellung des Sufi latinus erinnert. Eine weniger exuberante Parallele bietet dabei jedoch schon Lyon, Ms. PA 45. Dass die »aselli« auf dem Rücken des Krebses hier als Löwen erscheinen dürfte letztlich auf einen Übertragungsfehler zurückzuführen sein, findet sich jedoch ebenfalls schon in Lyon, PA 45. Die Zwillinge haben auch die – meist kaum noch kenntliche – Lyra verloren, lediglich das nun sinnlose Griffmotiv des rechten Knaben erinnert noch daran. Die Ausstattung der nackten Figuren mit dem Bruch, einem knappen Slip, ist vielleicht eine Folge der lebensnahen und detailfreudigen Darstellungsweise, die eine dezente Unterdrückung der Geschlechtsteile wie in den älteren Handschriften (z. B. Lyon, PA 45) unglaubwürdig gemacht hätte (s. u.). Sie findet sich nur noch bei den als Kinder dargestellten Zwillingen. Unübersehbar ist die Aktualisierung und prachtvolle Ausgestaltung des Kostüms, vor allem der Personen aus höfischem Kontext (Cepheus [s. u.], Cassiopeia, Andromeda, Perseus). Der Ochsentreiber Bootes dagegen erscheint auch als Bauer gekleidet. Möglicherweise wurde hier dem sozialen Status der Figuren Rechnung getragen. Orion trägt eine aufwendige Rüstung nach dem neuesten Stand der Technik. Auch der Austausch der altertümlichen Lyra durch die moderne Drehleier ist auffällig. Der Schlangenträger wie auch das Medusenhaupt fallen durch »exotisches« Aussehen etwas aus dem Rahmen, möglicherweise sind Menschen aus fernen Ländern (»Mohren«?) gemeint. Die Reihenfolge der Bilder weicht sowohl von der bei Hyginus als auch von der nahestehenden
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älteren Handschrift aus Lyon deutlich ab. So stehen Pfeil und Schlangenträger zwischen Cepheus und Cassiopeia, während beide sonst vier Bilder weiter hinten zu suchen sind. Auch die Bilder von Cetus und Eridanus bis zu den beiden Hunden haben den Platz gewechselt und stehen nun zwischen Argo und Südlichem Fisch. Während letzteres durch eine Versetzung von Blatt 49 zu bewerkstelligen wäre, ist die Abfolge im ersteren Fall nicht so zu erklären, da Schlangenträger und Pfeil die Versoseite zu Cepheus einnehmen. Die Vertauschung muss also schon bei der Vorlage bestanden haben. Die im Wesentlichen astrothetisch begründete Abfolge bei Hyginus ist damit weiter aufgelöst. Vergleicht man die Bildtypen im einzelnen mit Berlin lat. oct. 44 und Lyon PA 45, so fällt auf, dass in vielen Fällen die Verwandschaft mit der Berliner Handschrift enger ist. Corona als Blattkranz etwa stimmt bis ins Detail überein, PA 45 hat hier einen Reif von Blüten. Auch der mit Corona verbundene Hercules bestätigt den Befund, in beiden Handschriften schwingt er eine hölzerne Keule, der Ausfallschritt ist erkennbar und der Kopftypus zeigt ein »wildes« Erscheinungsbild mit wirrem Haar und eher grober Physiognomie. Entsprechend fällt der Vergleich bei Perseus aus: die Berliner Handschrift zeigt ihn mit einer barettartigen Mütze, höfisch gekleidet, das abgeschnittene Haupt weist auffällige Haare und fremdartige Gesichtszüge auf. In Lyon 172 hat Perseus ebenso eine Mütze und aufwendig-höfische Kleidung, der abgeschnittene Kopf hat Locken und ist als fremdländisch charakterisiert. In PA 45 wurde die Kopf bedeckung dagegen als Krone interpretiert, der Kopf ist kahl, die Gesichtsbildung hält sich im Rahmen der anderen Figuren. Allerdings finden sich auch Gegenbeispiele, der Drache zwischen den Bären etwa stimmt in beiden Lyoner Handschriften sehr genau überein, währen lat. oct. 44 sie in anderer Ausrichtung und teilweise gespiegelt zeigt. Das ungewöhnlich stattliche Format, das hochwertige Pergament und die aufwendige und in manchen Bereichen ungewöhnliche Ausstattung des Folianten spricht für einen ausgesprochen finanzkräftigen Auftraggeber, der wahrscheinlich im Hochadel zu suchen sein dürfte. Denkbar wäre es, dass die Handschrift in den Bereich der höheren Prinzenerziehung gehörte und entsprechend konzipiert wurde. Dafür spricht die Zusammenstellung der Texte und die ausgesprochen aufwendige und schmuckvolle Ausgestaltung des Bandes. Die schickliche Bedeckung der Blöße bei sonst unbekleideten Figuren könnte vielleicht ebenfalls für eine Konzeption »ad usum delphini« sprechen. In diesem Zusammenhang fällt es auf, dass Cepheus, eindeutig als zeitgenössischer Herrscher mit Krone und Zepter charakterisiert, hier einen prächtigen Vollbart trägt – ganz im Gegensatz zu den früheren Zyklen der Gruppe. Vergleicht man die Haartracht des glattrasierten Orion (sowie des Mannes fol. 77v) ist der Bart des Cepheus umso auffälliger. Es ist nicht auszuschließen, dass diese recht individuell wirkende Gestalt auf eine aktuelle Herrschergestalt Bezug nimmt (in Frage kämen neben Kaiser Sigismund auch Ludwig VII., der Gebartete, von Bayern-Ingolstadt und Ludwig III., der Bärtige, von der Pfalz). Verzeichnis der Bilder fol. 41ra: Bootes (Bärenhüter), en-face stehend, die dreischnürige Geißel in der Rechten
lebhaft ausholend über dem Kopf schwingend, die Linke auf einen Krückstock gestützt, barfuß in bäuerlichem Gewand. fol. 41rb: Ursa maior, Ursa minor, Draco (Großer Bär, Kleiner Bär, Drache), die in umgekehrter, liegender S-Form liegende Schlange blickt nach links unten, der große Bär oben rücklings nach rechts, der Kleine aufrecht stehend nach
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links orientiert. fol. 41va: Corona borealis (Nördliche Krone), kreisrunder Kranz mit grünen Blättern, ein Stern größer hervorgehoben; Hercules, nach rechts ausschreitender bärtiger Mann, bis auf eine Unterhose unbekleidet, die Rechte schwingt eine knotige Keule, über den linken Arm gelegt hängt ein (toter?) Löwe. fol. 41vb: Cygnus (Schwan), mit erhobenen Schwingen nach links laufender Schwan. fol. 42ra: Lyra (Leier), aufrecht stehende Drehleier (ohne Kurbel). fol. 42rb: Cepheus, en-face, breitbeinig stehender bärtiger König mit Krone und Zepter, in reich gezaddeltem Gewand und Mantel, Trippen an den Füßen, die Rechte mit dem Zeigefinger deutend. fol. 42va: Serpentarius (Schlangenträ ger), nach links schreitende Rückenfigur mit ›exotischen‹ Zügen, die große Schlange um den Leib gewunden, deren Kopf ebenfalls nach links blickend. 42vb: Sagitta (Pfeil), starker Armbrustbolzen nach rechts. fol. 43ra: Cassiopeia, auf einem prächtigen, mit Tierköpfen und -füßen gezierten Faltstuhl sitzend, beide Arme ausgebreitet erhoben, offenes blondes Haar, reich fallendes, unter der Brust gegürtetes Kleid mit gezaddelten Trichterärmeln, darunter an den Handgelenken eng anliegende lange Puffärmel. fol. 43rb: Andromeda, en-face, die Arme ausgebreitet erhoben, beide Unterarme an dicke Pfosten (Baumstämme?) gefesselt, langes, offen fallendes blondes Haar, grünes Kleid mit aufwendig gezaddelten Trichterärmeln. fol. 43va: Perseus, jugendlich, en-face, sich nur wenig nach rechts neigend, den großen Krummsäbel über dem Kopf schwingend, in der Linken das »Medusenhaupt« (männlich mit ›exotischen‹ Zügen), reich gezaddeltes Gewand, darunter lange Puffärmel, aufwendige Mütze. fol. 43vb: Auriga (Fuhrmann), bis auf den Slip unbekleidet, nach rechts gewendet, an den Füßen kleine hölzerne Wagenräder, in der Rechten die Geißel schwingend, den linken Arm ausgestreckt. fol. 44ra: Aquila (Adler), nach links gekippt, heraldisch. fol. 44rb: Delphinus, nach links springender Raubfisch mit gezackter Rückenflosse und zwei kleinen Kehllappen. fol. 44va: Triangulum (Dreieck), gleichseitig, mit farbigen Wellenlinien verziert. fol. 44vb: Pegasus, nach rechts aus einem Wolkensaum hervorstürmendes Pferd mit großen farbigen Schwingen. fol. 45ra: Aries (Widder), nach links gewendet stehend, ein Vorderbein angehoben. fol. 45rb: Taurus (Stier), nach links aus einem Wolkensaum hervortretendes Rind, Kopf zurückgewendet, rechtes Vorderbein angehoben, über dem Rücken die Plejaden als Sterngruppe. fol. 45va: Gemini (Zwillinge), zwei nackte, einander gestikulierend zugewandte Kinder. fol. 45vb: Cancer (Krebs), schräg nach rechts oben gedreht, Flusskrebs, auf dem Rücken zwei sich zugewandte Löwen (anstelle der Eselchen). fol. 46ra: Leo (Löwe), nach links gewendeter Löwe mit aufgeschlagenem Schweif, die Zunge aus dem geöffneten Maul streckend (in Anlehnung an heraldische Darstellungen). fol. 46rb: Virgo (Jungfrau), in der Rechten zwei palmwedelartige »Ähren« emporhaltend, in der Linken die Waage haltend, zeitgenössisches Kleid mit Decolleté und Beutelärmeln, hoher Gürtel. fol. 46va: Libra (Waage), Balkenwaage, detailliert. fol. 46vb: Scorpius, käferartiges Tier mit vier zangenbewehrten Beinen und Schlangenschwanz. fol. 47ra: Sagittarius (Schütze), nach rechts galoppierend, den Bogen im Anschlag, wehendes Stirnband, sonst unbekleidet. fol. 47rb: Capricornus (Steinbock), nach rechts marschierender Ziegenfisch. fol. 47va: Aquarius (Wassermann), nach rechts schreitender junger Mann im Slip, vor sich in der Linken den Wasserkrug ausschüttend, hinter sich in der Rechten ein Dreizack. fol. 47vb: Pisces (Fische), senkrecht, parallel, an den Mäulern durch ein Band verbunden. fol. 48ra: Centaurus, nach rechts gehend, bis auf eine groteske Mütze unbekleidet, einen Dreizack geschultert tragend, in der Linken ein Hündchen haltend. fol. 48rb: Ara (Altar), Blockaltar mit profiliertem Sockel und Stufen, darauf eine Altardecke und zwei Leuchter mit brennenden Kerzen. fol. 48va: Hydra, Crater, Corvus (Seeschlange, Becher, Rabe), kurze, sich nach links oben windende Schlange, über ihrem Kopf schwebend eine Henkelkanne mit Fuß, der Rabe stößt von oben herab und pickt der Schlange in den Rücken. fol. 48vb: Argo Navis (Schiff), vollständiges Schiff mit Mast und
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geblähtem Rahsegel, auf dem Wasser schwimmend, im Vordergrund das grasbewachsene Ufer. fol. 49ra: Cetus (Seeungeheuer), Mischwesen nach rechts, Vorderteil löwenartig mit lockiger Mähne, schlangenartiger Hinterleib. fol. 49rb: Eridanus (Fluss), nach links ausgeschüttete Henkelkanne mit Wasserstrom. fol. 49va: Orion, breitbeinig nach links gewendet stehend, vollständiger, aktueller Plattenharnisch, kein Helm, in der Rechten ein Knüppel, die Linke stützt einen rechteckigen Schild mit Buckel, am Gürtel ein gekrümmtes Haumesser (Säbel?). Lepus (Hase), zu Füßen Orions ein nach links laufender Hase. fol. 49vb: Anticanis und Canis maior (Kleiner und Großer Hund), zwei nach links jagende Hunde, der kleinere oben. fol. 50ra: Piscis austrinus (Südlicher Fisch), stark gekrümmt nach links springender großer Fisch. Weitere figürliche Darstellungen: fol. 1r: Sphärenschema (primum mobile, celum stellatum, spera saturni… ) im äußeren Bereich Gottvater und die Engel. fol. 4r Lichtbrechung im Wasser, die von einem Mann beobachtete Münze in einem Gewässer erscheint durch Brechungseffekte größer. fol. 5r: Schiff auf dem Meer, Besatzung auf Deck und im Mastkorb beobachten den Turm an Land, Beobachtung der Erdkrümmung, an Deck ein Posaunenbläser, am Instrument Fahne, weißes Jerusalemkreuz in Rot. fol. 77r: Höhenpeilung mit einem Spiegel, ein Mann betrachtet die Spitze eines Turmes in einem vor ihm auf dem Boden liegenden Spiegel, Sehstrahl eingezeichnet. fol. 78r: Messanordnung mit Spiegel, Mann betrachtet einen vor ihm an einer Stange angebrachten Spiegel. fol. 78v: Flächenberech nung, kreisförmige und dreieckige Flächen als Rasenstücke. fol. 79r: Flächenberechnung, dreieckige und rechtwinklige Flächen als Rasenstücke. fol. 79v: Flächen- und Volumen berechnung, Fünfeckige Rasenfläche, quadratischer Kasten. fol. 80r: Volumenberech nung, kreisrunde Röhre, hölzerner Bottich; fol. 80v: Volumenberechnung, liegendes Fass mit Hahn und Kanne.
Provenienz Im deutschsprachigen Raum entstanden, wahrscheinlich Südwestdeutschland. Späterer Besitzeintrag »Le P.[ère?] Dorfire« [d’Orfire?] (fol. IIr). 1789 zusammen mit 36 weiteren Handschriften im Zuge der Revolution aus dem Besitz des Augustinerklosters in Lyon (Grands-Augustins) konfisziert und in städtischen Besitz gelangt.
Literatur Catalogue Générale 1900, S. 33f.; Cotton 1965, S. 288f., Nr. 54; Au fil des collections 1992, S. 19, Nr. 18; Dalarun 2002, S. 50 –54, 395; Metzger 2011, S. 538 –542, Abb. 1, 4. Siehe S. 78, Taf. 52–55, Abb. 528–536
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München, Bayerische Staatsbibliothek, cgm 595 Astronomische Sammelhandschrift, Sternbilderkatalog nach Hyginus III; Stern- und Planetentafeln, De sphaera solida Die Sternbilderfolge der ›Hyginusderivatgruppe‹ als Ergänzung zu Stern- und Planetentafeln sowie komputistischen Teilen. Wie die anderen Bildfolgen der Gruppe lässt auch diese den Einfluss der auf Ptolemaios rekurrierenden Sterntafeln auf die zunächst auf Hyginus III basierende Illustrationsfolge erkennen. Die Bilderfolgen sind eng verwandt mit denen in Cod. Pal. lat. 1369. Deutsch (Augsburg?), um 1435 Kodikologische Angaben 29,8 × 20,7 cm, 70 Folia, Papier, überwiegend Tabellen, 1r–2r einspaltig, dann zweispaltig, Buchbastarda, zum Teil Bastarda cursiva mehrerer Hände. Trotz unterschiedlicher Schreiberhände und unterschiedlicher Seitenaufteilung recht homogener Band von einheitlicher Entstehung. Lediglich einige Nachträge und Anmerkungen wenig späterer Hände.
Art der Bilder 48 Sternbilderdarstellungen, skizzenhaft mit weichem Metallstift unterzeichnet, in brauner Tinte ausgeführt. Zeichnung braun und gelb laviert, Sterne in Rot, jeweils der hellste in heute geschwärztem metallischem Gold (Zischgold). in der Regel sind die Sternmuster des Himmels nicht zu erkennen.
Inhalt fol. 1r:
fol. 1r–2r:
Tafel, unter anderem die Radices der Jahre 1436 und 1437 (»Radix anno domini 1436 Signorum 4, graduum 15, minutarum 56; Radix anno domini 1437 Signorum 8, graduum 25, minutarum 19«) Computus (excerptum). Tafel und Gebrauchsanleitung zur Bestimmung der mittleren Bewegung von Mond und Sonne sowie der Wurzel des Jahres. »Willtu wissen den mitteln lauf des mons und in welhem zaichen und grad er alltag sey…. – …und in aim zaichen so wirt der mon newer. Von der wurcz des iars. Item merck die wurcz des iars haist und ist die stat da der mon inn ist im mittag des leczsten tags des monats februarii und wie vil zaichen und grad im mittag desselben tags über gangen hat das ist die wurcz desselben kunftigen iars. Die wurcz ze vinden.« Zur Wurzel des aktuellen Jahrs muss man in normalen Jahren 4 Zeichen, 9 Grad und 23 Minuten adieren, um die Wurzel der Folgejahres zu finden. In Schaltjahren sind es 4 Zeichen, 22 Grad und 33 Minuten. Regeln zur Bestimmung des Mondortes in den Tierkreiszeichen und ihren Graden durch Abzählen an den Fingergliedern der Hände. »Sunnen mitteln lauf. Willtu wissen den mitteln lauf der Sunnen so merck in der nachgeschriebenen tafel welhu silb von den hauptsilbn ›gre at ser‹ aller nachst vor gee… – … das bey der hauptsilbn geschribn stat etc.« (fol. 2r Tafel)
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fol. 2r:
Tafel zur Auffindung des Aszendenten, mit Erläuterung. »Mit der nachgeschriben tafeln vindt man weißlich den ascendent, das ist welhes zaichn aufgang in aim yeclichn stund das merck also…« fol. 2v: Anleitung zur Konstruktion eines Uhrwerkes. »Ain vor red von urwärck, wie man die machen sol und mag… – …das schloßrad 78 zen etc.« fol. 3r–24v: Tabulae Alfonsi regis. siehe Kat. Schneider fol. 25ra–34ra: Johannes Danko de Saxonia, Canones tabularum. siehe Kat. Schneider. – fol. 34v: leer fol. 35r: Planetentafel. Zum Lauf und zur Bedeutung der Planeten fol. 35v: Erläuterung zu den Planeten (wohl zu fol. 25r). Zum Teil nachgetragen, unteres Viertel der Seite leer fol. 36r–38v: Planetenbilder. Darstellungen der Planeten und ihrer Häuser, Darstellungen der Planetenkinder nicht ausgeführt. Nach dem Vorbild der Baseler Holzschnittfolge gestaltet (Schweinfurt, Bibliothek Otto Schäfer, OS 1033, siehe Blume 2000, S. 160 –167 und 207–209). Dem Prosaabsatz oben zu den Planeten wurde von wenig späterer Hand jeweils zugefügt, ob es sich um einen »weibischen« oder »mänischen« Planeten handelt (oder beides wie bei Merkur) fol. 39v– 43v: De Signis et imaginibus coeli secundum Hyginum. Sternbilder (fast) ohne Text. »Item die hörstras an dem himel staut von orient gen occident vn sicht als ain gabel hab gen occident vm sant martes tag etc.« – fol. 44r: leer fol. 44v–59v: Tabulae Alfonsinae stellarum fixarum. Siehe Kat. Schneider fol. 59v– 60r: Tabula stellarum fixarum. Sternverzeichnis nach Johannes von Gmunden Zeichnung der »spera materialis«, Breitengrade im äußeren Kreis (Kontur), fol. 60v: Himmelskreise eingetragen, Band mit den Zodiaksymbolen, ähnlich einer Armillarsphäre. Zum gegenüber beginnenden Tractatus de sphaera solida gehörig, vgl. die dort eingefügten Zeichnungen derselben Hand fol. 61ra–70va: Accursius de Parma (?), Tractatus de sphaera solida. Siehe Kat. Schneider. Darin zahlreiche sehr exakt angelegte Zeichnungen zur Konstruktion eines Globus, z. B. fol. 63r mit Sternen, fol. 64r Standfuß und Horizontring, fol. 66r Schemadarstellung mit Polachse, Gradeinteilung und Standfuß mit Horizont. fol. 66v oben »Incipit secunda pars libri capitulum primum, de utilitatibus qualibet huius instrumenti.« Ein etwa gleichzeitiger Text, ebenfalls mit sehr sorgfältig angelegten Zeichnungen findet sich in Cod. Vindob. 5415, fol. 161r–191r (siehe dort)
Kommentar Astrologisch-kalendarisches Handbuch mit Tafelwerken, einigen Rechenregeln und Texten zur Astrologie und Astronomie. Der Text zum Himmelsglobus (sphaera solida) sowie das kurze Stück zur Konstruktion eines Uhrwerkes (fol. 2v) verweisen auf einen wissenschaftlichen Kontext, in dem Messinstrumente durchaus eine Rolle spielten. Der Schwerpunkt liegt hier jedoch auf der Astrologie. Der Abschnitt fol. 35 – 43 mit Planetenkindertext und Bildern sowie Sternbildern stellt eine deutlich erkennbare Untereinheit im Codex dar. Die Sternbilderfolge ist ikonographisch verwandt mit Berlin, Staatsbibliothek, Cod. lat. oct. 44; Lyon, BM, Ms. PA 45; Rom, BAV, Pal. lat. 1389; München, BSB, clm 59. Die bei weitem engste Verwandtschaft verbindet sie aber mit Rom, BAV, Cod. Pal. lat. 1369, allerdings ist dort die Reihenfolge zum Teil
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anders. Die jeweils in rot beigeschriebene Nummerierung der Sternbilder entspricht weitestgehend der des Almagest. Die Abweichung bei Cygnus und Lyra (hier »vultur cadens« und »lyra«) ist symptomatisch für die Gruppe bei deren Konzeption die Bezeichnung »vultur cadens« fälschlich dem Schwan zugeordnet wurde. Auffällig ist, dass auch versucht wurde, die Reihenfolge der Bilder dieser Zählung anzupassen. Zudem wurde die südliche Krone eingefügt, die nicht zu dem ursprünglichen Hyginuszyklus gehörte. Hierdurch wie durch getrennte Zählung von Centaurus und Lupus sowie von Hydra, Crater und Corvus, gelang es, auf eine Gesamtzahl von 48 Sternbildern zu kommen. Auch dies eine Anpassung an die Sterntafeln des Almagest. Wie in den früheren Handschriften der Gruppe wurden auch hier einige besonders helle Sterne durch die Art der Darstellung hervorgehoben. Während die meisten Sterne nur als einfache rote ›Sternchen‹ aus drei bis vier sich kreuzenden Strichen dargestellt werden, wurde in jedem Sternbild ein oder mehrere Sterne durch einen Stern in metallischem Gold herausgehoben. Dabei wurde oft recht willkürlich verfahren, selbst bei großzügiger Deutung der Sternmuster liegt bei Bootes etwa der hellste Stern (Arcturus) nicht wie hier im Ellbogen. Die wenig professionelle Qualität der Darstellungen setzt einer stilistischen Einordnung enge Grenzen. Kostüm und Ausführung der Figuren verweisen in die Spätzeit des weichen Stils. Eine entsprechende Datierung in die 20er bis 30er Jahre korrspondiert mit den Jahresangaben der Tafel auf fol. 1r (1436 –37). Eine Entstehung um 1435 erscheint somit wahrscheinlich. Dies würde zum einen bedeuten, dass es sich bei den Bildfolgen nicht um eine Kopie nach Pal. lat. 1369 handelt, zum anderen, dass von einer sehr frühen Rezeption der Baseler Planetenholzschnitte ausgegangen werden müsste (vgl. Blume 2000). Gegen eine direkte Abhängigkeit von Pal. lat. 1369 spricht – außer der hier vorgeschlagenen Datierungen – auch die besondere Hervorhebung der helleren Sterne, die sich hier ebenso wie in den früheren Handschriften der Gruppe, nicht aber in Pal. lat. 1369, findet. Die Fesselung der Andromeda, die Kopf bedeckung des Perseus sowie die Räder des Auriga sind in Pal. lat. 1369 klar und plausibel ausgebildet, so dass nicht einleuchtet, wie die deutlich unklareren Darstellungen in cgm 595 sich daraus ergeben sollten. Auffällig sind auch Besonderheiten in der Orthographie der Sternbildernamen, die den Codex mit Pal. lat. 1369 verbinden. »Orissopia« (für Cassiopeia) etwa erscheint in beiden Handschriften, »fluvius jordanis« für Eridanus erklärt sich wohl aus der Variante in Pal. lat. 1369: »f luvius oridanis«. Der frühe Beleg für das Kloster St. Ulrich und Afra als Besitzer der Handschrift spricht für die Entstehung in Augsburg oder Umraum. Wie in der Parallelhandschrift Pal. lat. 1369 weisen viele Bilder Abschleifungen und Verderbnisse durch Überlieferung auf, so hat die Geißel des Bootes ihre Schnüre verloren, der Löwe des Hercules ist nicht mehr als solcher zu erkennen, Cassiopeia hält ein belaubtes Zweigchen in der Hand, das Medusenhaupt des Perseus wurde zum Maskenschild, Aquila ist ein heraldischer Doppeladler, die Zwillinge haben die Lyra verloren. Bei den nackten Figuren von Hercules und Auriga wurde die Schampartie jeweils aus dem Papier ausgerissen (vgl. auch die »Slips« bei der fast gleichzeitigen Handschrift Lyon 172). Die Handschrift steht an der Schwelle zwischen lateinischen und deutschsprachigen Sternbilderhandschriften. Die Kombination von Sternbildern mit Bildern der Planeten und ihren Häusern, sowie die Beigabe eines deutschsprachigen Komputustextes weist unmissverständlich in diese Richtung. Die Stern- und Planetentafeln und der Tractatus de spera solida stellen auch eine inhaltliche Parallele zu den stärker astronomisch-wissenschaftlich ausgerichteten Codices der Wien-Klosterneuburger Gruppe (Sterntafeln, Michael Scotus) dar. Auch cgm 595 scheint
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die Annahme zu bestätigen, dass es sich bei den ›orientalisierenden‹ Hyginusderivaten um eine primär deutsche Erscheinung mit Schwerpunkt Süd- oder Südwestdeutschland handelt. Verzeichnis der Bilder fol. 39v: Ursa maior, Ursa minor, Draco (Großer Bär, Kleiner Bär, Drache), ganzseitig,
großzügig angelegt, Draco (3us) mit dem Kopf nach unten wie ein Fragezeichen, links Ursa maior (2us), Kopf nach oben, Beine nach links, Ursa minor (primus) rechts, tiefer, aufrecht stehend nach links. fol. 40r: Cepheus, en-face mit ausgebreiteten Armen, Krone und zeitge nössische Kleidung, bartlos, in der Linken ein Messer; Corona borealis (Nördliche Krone), Krone in Aufsicht mit ›nach außen geklappten‹ Zacken; Bootes, nach rechts gehend, Figur wirkt verdreht, zeitgenössische Kleidung, blonde Locken, in der Rechten ein Krückstock, in der Linken ein kurzer Stab, goldener Stern in linkem Ellbogen; Hercules, nach rechts heftig ausschreitend, mit einem Knüttel in der Rechten ausholend, in der Linken ein merkwürdiges Wesen (verderbtes Löwenfell), nackt, Schambereich aus der Seite ausgerissen; fol. 40v: Cygnus (Schwan), als »Vultur cadens« nach links auffliegend, raubvogelähnlich. Lyra (Leier), auf einem kelchfußartigen Sockel stehendes Instrument, Bügel mit Tierköpfen, wohl nicht mehr als Musikinstrument verstanden; Cassiopeia, en-face, zeitgenössisches Kleid, Krone, in der Linken ein belaubtes Zweigchen, Thronbank viel zu hoch, zu beiden Seiten mit Hundeköpfen versehen. fol. 41r: Perseus, Phantasiekrone und –Schild (Maske mit Strahlen), leicht nach rechts gewandt, zeitgenössische Jacke, Riesenschwert in der Rechten erhoben; Auriga, nackter Mann, auf zwei kleinen Rädern stehend, in Schrittstellung, in der Rechten einen Knüttel erhoben, die Linke vorgestreckt, Schambereich aus dem Papier ausgerissen (wie bei Hercules). fol. 41r: Serpentarius (Schlangenträger), im Profil, nach links ausschreitend, die Schlange um den Bauch geschlungen, deren Kopf nach vorn aufgerichtet; Aquila (Adler), heraldisch gestalteter schwarzer Doppeladler; Sagitta (Pfeil), direkt unter dem Adler, wie ein plumper Armbrustbolzen (»sagita vel telus«). fol. 41v: Del phinus, nach rechts oben schwimmend, merkwürdig mit riesigem Horn und großen Flossen; fol. 41v: Pegasus, Pegasushälfte, nach links, Kopf nicht pferdeähnlich, gestutzter Rest des Hinterleibs merkwürdig verformt (missverstandener Wolkensaum, vgl. etwa Lyon PA 45); Andromeda, mit Krone und langem Kleid, Handgelenke über dem Kopf an zwei »Wandhaken« gefesselt, rechts noch mit zwei langestreckten Kettengliedern; Triangulum (Dreieck), doppelkonturig, gelb; Aries (Widder), nach links, angehobenes rechtes Vorderbein. fol. 42r: Taurus (Stier), nach links oben wie aufsteigend, lange aufgerichtete Schwanzquaste, Vorderbein angehoben wie bei Aries; Gemini (Zwillinge), zwei nackte Kinder, nebeneinander, sich zugewandt, sich jeweils den Arm auf die Schulter legend; Cancer (Krebs), Flusskrebs ›naturnah‹ in Draufsicht, schräg nach links oben; Leo (Löwe), nach links, Vorderpranke erhoben, sonst mit Raubvogelfüßen(!), üppige Lockenmähne. fol. 42v: Libra (Waage), schrägstehender Waagbalken; Virgo (Jungfrau), junge Frau nach links, Kleid, in der Rechten drei »Stäbchen« (wie Cod. Pal. lat. 1369), in der Linken die Waage; Scorpius, fischähnlich langezogen, nach rechts, Hakenschwanz, kleine Arme mit Zangen; Sagittarius (Schüt ze), nach rechts gewendeter Kentaur, gespannter Bogen im Anschlag, Oberkörper bekleidet, Mütze; Capricornus (Steinbock), Ziegenfisch nach rechts, Kuhhörner, Schwanz ornamental und leicht angehoben. fol. 43r: Aquarius (Wassermann), nackter Mann, leicht nach links gewendet, in der Rechten ein großer umgedrehter Krug, aus dem zwei Wasserstrahlen laufen, in der Linken ein Dreizack; fol. 43r: Pisces (Fische), senkrecht, gegenläufig, am Maul verbunden; Eridanus (Fluss), rechts ein umgekippter Henkelkrug, aus dessen Öffnung ein langer Wasserstrom quer über die Seite nach links unten fließt (»fluvius jordanis«); Lepus (Hase), nach rechts springend; Orion, nach rechts schreitend, Keule in der Rechten erhoben,
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Schwert am Gürtel, in der Linken ein Tuch; Cetus (Seeungeheuer), »Pistrix lepus (!) vel agrius«, nach links springendes Mischwesen, wie eine Hyäne mit Schlangenende; Canis (Hund), nach rechts springender Hund; Anticanis (Kleiner Hund), nach rechts springend (unter Canis). fol. 43v: Corona meridionalis (Südliche Krone), wie Corona borealis; Cen taurus, nach rechts trabender Kentaur, Dreizack in der Rechten, den Lupus (Wolf), als Opfertier in der Linken haltend (am Bauch); Corvus (Rabe), aufflatternder Rabe (über Crater); Crater (Becher), Henkelkrug mit Standfuß; Hydra (Seeschlange), Schlange, quer über die Seite, Kopf rechts (ydrie serpentis); Ara (Altar), Blockaltar mit Altardecke, darauf zwei schlichte Leuchter und ein Kelch auf einem Tuch, einfacher Sockel; Argo Navis (Schiff), sehr merkwürdiges, primitives Boot mit genagelten (?) Planken, Mast mit darum gewickeltem Segel, Steuerruder (rechts) missverstanden und losgelöst; Piscis austrinus (Südlicher Fisch), nach links schwimmender Fisch. fol. 36r–38v Planeten und ihre Häuser: der Planet jeweils in einem etwas größeren Medaillon in der Mitte, die beiden Häuser zu beiden Seiten in etwas kleineren Medaillons, darunter die Strophe des gereimten Planetentextes (links) und daneben, übereinander die Zeichen der Erhöhung (oben) und der Erniedrigung des Planeten, ebenfalls in kleineren Medaillons. Unten halblinks ein großes, viergeteiltes Kreismedaillon mit Angaben zum Planetenkind, darin keine Darstellungen ausgeführt. Die Planten jeweils mit einem goldenen (Zischgold oä.) Stern auf dem Leib. fol. 36r: Saturn mit Wassermann, Steinbock, Waage, Widder. fol. 36v: Jupiter mit Schütze, Fischen, Krebs, Steinbock. fol. 37r: Mars mit Widder, Skorpion, Steinbock, Krebs. fol. 38r: Venus (junger Mann mit Harfe). fol. 39r: Mond (Frau mit Spaten), anstelle des zweiten Hauses »figuratio lune«, Halbmond mit Gesicht. fol. 37v: Sonne ebenso, Sonnenscheibe mit Gesicht. fol. 38v: Merkur, der Planet als Merkurkind, das heißt als Goldschmied am Amboss arbeitend, Werkbank.
Provenienz Schnittbeschriftung oben: A…FVB (Capitalis); fol. 1r oben Besitzeintrag des 15. Jahrhunderts (»Monasterii S. Udalrici Augae«). Vorderspiegel: Kupferstichexlibris von St. Ulrich und Afra in Augsburg (ca. 18. Jahrhundert). Im klaffenden Gelenk sichtbar das Fragment einer italienischen Handschrift (Rotunda, ca. 14. Jahrhundert, rubriziert).
Literatur ´ z˙ ynska-Stolot 1994, Saxl/Meier 1953, S. XLVIII; McGurk 1966, S. XXIII–XXIV; Snie S. 66; Schneider 1978, S. 207–209; Bodemann 1991; Blume 2000, S. 280, Anm. 46. Siehe S. 77–78, Abb. 537–538
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Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. 1369 Astrologische Sammelhandschrift, Sternbilderkatalog nach Hyginus III; Bilderfolgen der Planeten und Sternbilder Die Sternbilderfolge der ›Hyginusderivatgruppe‹ als Ergänzung zu astrologischastronomischen Texten sowie Anleitungen zu verschiedenen astronomischen Instrumenten. Wie die anderen Bildfolgen der Gruppe lässt auch diese den Einfluss der auf Ptolemaios rekurrierenden Sterntafeln auf die zunächst auf Hyginus III basierende Illustrationsfolge erkennen. Die Bilderfolgen sind eng verwandt mit denen in München, BSB, cgm 595. Südwestdeutschland, 1444 Kodikologische Angaben 31,4 × 20,8 cm (fol. 152 22,3 × 15,7 cm; fol. 155 –158 21,8 × 15,2 cm), 151 Folia Papier, Bastarda cursiva verschiedener Hände überwiegend zweispaltig, fol. 155 –158 und passim Nachträge von der Hand Johann Virdungs, Farbinitialen nicht überall eingefügt, rubriziert. Schnittbeschriftung wohl aus der Zeit um 1500: »Albion« (Vorderschnitt oben).
Art der Bilder 48 Sternbilderdarstellungen, in graubrauner Tinte und feiner Feder gezeichnet, in Tinte laviert und wohl vom Rubrikator mit roten Sternchen versehen. Nur im Zodiakmann noch ein wenig rot als Kolorierung. Namenbeischriften und laufende Nummern der Sternbilder.
Inhalt fol. 1ra–53vb:
fol. 54r: fol. 54va–55rb: fol. 55va–56ra:
fol. 57rv: fol. 58r:
Richardus de Wallingford/Johannes de Gmunden, De instrumenta Albion. Thorndike/Kibre 1963, Sp. 74, Nr. 8 sowie Sp. 34, Nr. 9, Zinner 1925, Nr. 3022–3029. Der Traktat des Richard of Wallingford in der Überarbeitung des Johannes von Gmunden von 1430. Darin fol. 53vb Liste von 15 Astrolabsternen mit Koordinaten (»Alhayoch…«) De vera coniunctione solis et lune. »Instrumentum de vera coniunctione… epicicli lune.« Astrologia. Anleitung zur Bestimmung des Aszendenten. »In hoc canone docet…« al-Battani, Centiloquium Bethem. Thorndike/Kibre 1963, Sp. 965, Nr. 3. Das Werk al-Battanis in der Übersetzung des Plato Tiburtinus (?), hier unvollständig, vollständig überliefert in Prag, Nationalbibliothek, Ms. XXVI A 3, fol. 133v–135r. Zu Inkunabeldrucken siehe: Klebs Nr. 814, 1–2, sowie als Werk Abraham Ibn Ezras (Opera 1507) De Mensurandis altitudinibus. Trigonometrische Messungen (»Si vis rem inaccessibilem metire…«) Rota lunationum
58. Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. 1369
Instrumentum coniunctionum et oppositionum solis et lunae. Aufgeklebtes Blatt mit beweglicher Rota und Zeigern zu Opposition und Konjunktion von Sonne und Mond, Zeiger mit Drachenschwanz, auf der Scheibe weiterer Drache (caput et cauda draconis – Mondknoten) fol. 59r– 67v: Zeichnungen und Erläuterungen zur Konstruktion des Albion. – fol. 68r leer. fol. 68va– 69rb: De coniunctionibus. Sciendum quod luna coniungitur saturno… fol. 69v: De Horologio. Von der Hand Johannes Virdungs fol. 70ra–79v: Tractatus de sphaera solida. Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1576, Nr. 2. Siehe: Isis 47 (1956), S. 393; Isis 50 (1959), 37; Druck Venedig 1518. Gute Zeichnungen: fol. 73va Gefäß mit Fuß und Horizontring, fol. 75r ganzseitiger Aufriss mit Kugel, Breitenkreis und Gefäß; fol. 79v: ganzseitiger Aufriss der Auf hängung des Horizontringes fol. 80ra– 83va: Abu ma’shar, Flores astrologiae. Thorndike/Kibre 1963, Sp. 616, Nr. 7 sowie Sp. 1013, Nr. 11; Carmody 1956, S. 92 (3a) fol. 83va– 84vb: Messahala, De septem planetis (capitulum quintum). Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1381, Nr. 8; Carmody 1956, S. 73 (9) fol. 84vb – 85va: Iafar Indus, De pluviis et ventis. Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1377, Nr. 15; Carmody 1956, S. 87, Nr. 2 fol. 85va– 87va: Compilatio de revolutione anni et qualitate temporis. Nach dem Liber novem iudicum, Omar Tiberiades, Isidor von Sevilla (De natura rerum 16,13), etc. Siehe Schuba 1992, S. 69 fol. 87vb – 89rb: Ps.-Hermes Trismegistos, Centiloquium fol. 89va–100ra: Ptolemaios, Centiloquium cum comento Hali Ibn Ridwan fol. 100rb –111vb: Hali Imrani, De electionibus fol. 111vb –116vb: Messahala, De revolutionibus annorum mundi. Thorndike/Kibre 1963, Sp. 362, Nr. 11; Carmody 1956, S. 25, Nr. 2 fol. 116vb –119rb: Iafar Indus (Albumasar?), De imbribus. Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1602, Nr. 3; Carmody 1956, S. 85f., Nr. 1a fol. 119rb –vb: Mansiones lunae. Mondstationen. »Prima mansio lune caput arietis…« mit Schemata der Sternmuster, Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1093, Nr. 10; Carmody 1956, S. 65, Nr. 26 fol. 120ra–127va: Messahala, Liber coniunctionis et receptionis. Übersetzung des Johannes Hispaliensis fol. 127vb –129vb: Thebit Ben Corat, De imaginibus. Thorndike/Kibre 1963, Sp. 449, Nr. 7; Carmody 1956, S. 124, Nr. 4 fol. 129vb –132rb: Zael, Liber temporum. Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1411, Nr. 4; Carmody 1956, S. 41f. fol. 132rb –137ra: Zael, De electionibus. Thorndike/Kibre 1963, Sp. 985, Nr. 1; Carmody 1956, S. 41f. fol. 137ra–139rb: Abu Ma’shar, Iudicia sive CL propositiones. Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1504, Nr. 7; Carmody 1956, S. 134 fol. 139rb: al-Battani, Centiloquium Bethem (fragmentum). Siehe fol. 55va–56ra. – fol. 139v leer fol. 140ra–143ra: Philo Bizantinus, De spiritualibus ingeniis. Thorndike/Kibre 1963, Sp. 696, Nr. 2. Mit schematischen Zeichnungen zu Geräten, die mit Luft- oder Wasserdruck arbeiten auf fol. 141va–143ra, unter anderem fol. 143ra ein Brunnen (so nicht funktionsfähig) fol. 58v:
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fol. 143rb –144rb: Perspectiva communis. Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1647, Nr. 1. Mit sorgfältig konstruierten, komplizierten geometrischen Zeichnungen. Ein eingehefteter Zettel (zeitgenössische Hand) mit optischer Konstruktion zur Funktion einer Lupe fol. 144v–147v: Planetenbilder. Darstellungen der Planeten und ihrer Häuser, Darstellungen der Planetenkinder nicht ausgeführt. Wie München, BSB, cgm 595, fol. 36r–39r (siehe dort). Nach dem Vorbild der Baseler Holzschnittfolge gestaltet (Schweinfurt, Bibliothek Otto Schäfer, OS 1033, siehe Blume 2000, S. 160 –167 und 207–209) fol. 148r–151v: De Signis et imaginibus coeli secundum Hyginum. Sternbilder (fast) ohne Text. 48 Sternbilder nach Ptolemaios, nur Bilder, jew. auf der Seite verteilt, mit eingezeichneten Sternen, zu Beginn ein Zodiakmann. – fol. 152r: leer fol. 152v: Zeichnung zur Konstruktion des Albion. »Super capitulo 3° secundi tractatus Albionis.« – fol. 153r: leer fol. 153v–154r: Rotae. Monate, Tage und Tierkreis. – fol. 154v: leer fol. 155r–157v: Johannes Virdung, Notae. Unter anderem zur Bestimmung der Polhöhe. – fol. 158rv: leer
Kommentar Die Handschrift versammelt zahlreiche überwiegend kurze Texte zu Astronomie, Astrologie und angrenzenden Gebieten wie Meteorologie und Geometrie. Die Texte zu zeitgenössischen Messinstrumenten deuten auf einen praktischen Hintergrund. Die Sternbilderfolge in der Redaktion der Hyginusbearbeitung wurde mit den Bildern der Planetengötter und Zeichnungen eher technischer Natur kombiniert. Trotz der gegenüber cgm 595 späteren Datierung repräsentiert die Bilderfolge eine etwas frühere Entwicklungsstufe. Obwohl die Nummerierung der Sternbilder »ptolemäischen« Vorbildern folgt, ist die Reihenfolge der Bilder im Wesentlichen die der Hyginusderivat-Gruppe, beginnend mit Bootes/Arctophylax. Auch die Veränderung des Namens »Eridanus« ist hier noch nicht bis zu »Jordanis« fortgeschritten, sondern stellt als »Oridanus« eine Zwischenstufe dar (aus der die weitere Verlesung zu »Jordanis« erst plausibel wird). Vielleicht lässt sich cgm 595 doch direkt auf Pal. lat. 1369 zurückführen. Vermutlich spiegeln jedoch beide Bildfolgen (einschließlich der Planetenfolge) eine gemeinsame Vorlage, die etwas unterschiedlich verarbeitet wurde. Weitere Besonderheiten der Schreibung fallen auf, so »Orissiopia« (für Cassiopeia), »equius secundus«. Zophus für Cepheus entspricht der Schreibung in den anderen Handschriften der Gruppe. Verzeichnis der Bilder Die Beschreibung erfolgt zeilenweise von links nach rechts und von oben nach unten (nicht nach der Reihenfolge der Nummerierung): fol. 148r: Zodiakmann mit ausgebreiteten Armen. fol. 148r: Bootes (Bärenhüter), mit Krückstock und einem hochgehaltenen kurzen Stab; Draco (Drache), zwischen Bären, Ursa minor (Kleiner Bär), etwas herausgelöst und aufrecht stehend. fol. 148v: Hercules nackt, nach rechts ausschreitend, mit Keule und rudimentärem »Löwen« (»überfahrene Katze‹); Corona, von oben, Zacken ausgeklappt;
58. Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. 1369 Cygnus (Schwan), »Vultur cadens«, nach links, ausgestreckte Flügel; Lyra, nicht als Instrument zu erkennen; Cepheus, als König mit weit ausgebreiteten Armen; Cassiopeia, Köni-
gin mit Krone und ausgebreiteten Armen, Thron mit Hundeköpfen zu den Seiten hin. fol. 149r: Andromeda, mit Krone und langem Kleid, Handgelenke über dem Kopf an zwei »Wandhaken« gefeselt; Perseus, nach rechts stehend mit erhobenem Schwert, vor seinem
Unterkörper ein Schild mit Maske und Strahlenkranz haltend, auf dem Kopf einen Phantasiehut mit vielen Zacken nach oben; Auriga (Fuhrmann), nackt, nach links schreitend, Füße auf kleinen Rädern stehend, in der ausholenden Rechten eine Keule; Sagitta, großer Pfeil nach rechts, Serpentarius (Schlangenträger), nach links ausschreitend, Schlange um sich geschlungen, überwiegend von vorn gesehen. fol. 149v: Aquila (Adler), heraldisch ausgebreitet; Delphinus, nach rechts oben, mit Horn; Triangulum (Dreieck), schlicht; Aries (Widder), nach links; Pegasus, halb, nach links; Taurus (Stier), ganz nach links; Gemini (Zwillinge), nackt, gegenüberstehend, sich am Arm greifend, wie zwei Ringer zu Beginn des Kampfes. fol. 150r: Cancer (Krebs), von oben gesehen, naturnah; Leo (Löwe), nach links, eher natürlich als heraldisch; Libra (Waage), natürlich, groß; Virgo (Jungfrau), enface, rechts drei Federn oder Ähren, links eine große Waage. fol. 150v: Scorpius (Skorpion), nach rechts, keine Beine, Fischkopf; Sagittarius (Schütze), Kentaur nach rechts, Oberkörper bekleidet, hohe Mütze; Capricornus (Steinbock), Ziegenfisch nach rechts; Aquarius (Wassermann), stehend, nach links, nackt, in der Rechten vor sich ausgekippter Krug (groß), in der Linken ein Dreizack. fol. 151r: Pisces (Fische), senkrecht, parallel, gegenläufig, Band zwischen den Mäulern; Eridanus (Fluss), umgekippter Krug mit ausfließendem Wasser (nach links unten); Cetus Pistrix, Lupus (Wolf), »lupus vel agrius« Hundeartiger Vorderleib mit Schlangenschwanz; Orion, nach rechts stehend, bekleidet, in der Rechten die Keule, in der Linken ein Tuch über die Hand gelegt, ein Schwert am Hüftgürtel, Bart; Lepus (Hase), nach rechts, klein; Canis (Hund), groß, nach rechts; Anticanis (Kleiner Hund), klein, nach rechts. fol. 151v: Centaurus, Kentaur nach rechts mit Dreizack und Hündchen als Beute, kegelförmiger voluminöser Hut; Hydra, Crater, Corvus (Wasser schlange, Becher, Rabe), einzeln: Hydra unten als normale Schlange, nach rechts, darüber Crater als Kanne, darüber Corvus »im Anflug«; Corona meridionalis (Südliche Krone), einfacher, sonst wie c. borealis; Ara (Altar), zeitgenössischer Blockaltar mit Kerzenleuchtern und Kelch; Argo Navis (Schiff), altertümlich, nach links, ganzes Schiff, Segel, keine Ruder, Tierkopf; Piscis austrinus (Südlicher Fisch), großer Fisch nach links schwimmend. Planeten: in Tinte angelegte Federzeichnungen, teilweise sehr schlicht koloriert, Planetenkinder nicht ausgeführt: fol. 144v: Saturn mit Rechenbrett auf den Knien. fol. 145r: Jupiter als Herrscher mit Zepter. fol. 145v: Mars in Plattenrüstung, mit Lanze und Brandfackel. fol. 146r: Sol als sitzender König mit Krone und Pelzbesetztem Tappert (oä.), dusingartiger Gürtel. fol. 146v: Venus als nach links schreitender Harfenspieler. fol. 147r: Merkur als Goldschmied, am Amboss die Kuppa eines Kelches treibend. fol. 147v: Luna, »die mäuni (?)« (»Der maun der latst planet… mein hauß ist der kräbs, ich würd erhöcht in dem stier…«).
Provenienz Die Handschrift war um 1500 im Besitz des Astrologen Johannes Virdung de Hasfurt (ADB 40, S. 9f.; Steinmetz 1986), der den Band einem Leonhard Lüser in Boppard schenkte (Schenkungseintrag fol. 1r). Später in der Heidelberger Bibliotheca Palatina, mit dieser ab 1623 Teil der Vatikanischen Bibliothek.
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Literatur Saxl 1915, S. 15 –20, Tafel XIV, XX; Saxl 1927, S. 68; Thorndike 1946, S. 103; MacKinney 1959, S. 15; Hübner 1979, S. 155; Zafran 1979, S. 20, tav. 5d; Schuba 1992, S. 67–70; ´ z˙ ynska-Stolot 1994, S. 66; Gautier Dalche 1996; KDIHM 1991, S. 426f., Nr. 11.4.31; Snie Blume 2000, S. 208, 280, Anm. 46. Siehe S. 77–78, Abb. 539–540
59.
München, Bayerische Staatsbibliothek, clm 59 Textsammlung zur Astrologie: Guido Bonatti; Haly Abenragel; Sternbilder nach Hyginus III Sammlung von Grundlagentexten zur astrologischen Praxis, vor allem zu Iudicia, Elektionen und Wetterprognostik. Der laienhaft gezeichnete Bildzyklus in der Tradition des überarbeiteten dritten Buches des Hyginus steht hier ohne jeden Text, auch Beischriften oder Nummerierung finden sich nicht. Süddeutschland, 1. Hälfte 15. Jahrhundert Kodikologische Angaben 27,1 × 20,5 cm, 308 Folia, Papier, zweispaltig, Bastarda cursiva mehrerer Hände. Die ältere Foliierung (oben, zentriert: fol. 1–131 und fol. 1–177) deutet darauf hin, dass der Codex zeitweilig zwei unabhängige Bände bildete.
Art der Bilder 42 Sternbilderdarstellungen in Form sehr simpler, laienhaft ausgeführter Federzeichnungen ohne Text, nur bei Bootes mit Ansatz zur Kolorierung, durchgehend zahlreiche rote Sterne ohne Anspruch auf astronomische Exaktheit.
Inhalt Guido Bonatti, Tractatus de revolutionibus annorum atque nativitatibus. Druck Augsburg, Eberhard Ratdolt, 1491, fol. F1r–DD6v. – fol. 117v–119v: leer fol. 120ra–125rb: Guido Bonatti, Tractatus De imbribus et de aeris mutatione. Druck Augsburg, Eberhard Ratdolt, 1491, fol. DD7r–EE7v hier ohne die kurze Vorrede. – fol. 125v–131v: leer fol. 132ra–183vb: Guido Bonatti, Liber introductorius ad iudicia stellarum. Druck Augsburg, Eberhard Ratdolt, 1491, fol. a3r–k5r. Anfang fehlt, beginnt: »Capitulum secundum ad ostendendum quod stelle inprimunt in ista inferiora corpora…« fol. 183vb –189rb: Guido Bonatti, Tractatus de considerationibus super iudiciis. Thorndike/ Kibre 1963, Sp. 532, Nr. 9, Druck Augsburg, Eberhard Ratdolt, 1491, fol. k5v–l4v. Traktat 5 des ersten Teils des Liber introductorius Bonattis, endet hier unvollständig in der 38. Consideratio. – fol. 189v anderer (?) Text, vollständig gestrichen fol. 190ra–229rb: Guido Bonatti, Tractatus De electionibus. Druck Augsburg, Eberhard Ratdolt, 1491, fol. z3v–E8v fol. 229v–236v: De Signis et imaginibus coeli secundum Hyginum. Nur die Zeichnungen der Sternbilder ohne Text, vgl. Rom, BAV, Cod. Pal. lat. 1389 fol. 237ra–238vb: De aspectu signorum. Die Aspekte im Tierkreis mit Bezug auf Krankheiten fol. 239ra–242vb: Thebit Benchorat, Liber imaginum. Thorndike/Kibre 1963, Sp. 458, Nr. 11 fol. 1ra–117rb:
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fol. 243ra–244rb: Ps.-Hermes Trismegistos, Liber imaginum. Thorndike/Kibre 1963, Sp. 749, Nr. 10 (nicht Sp. 746, Nr. 4) fol. 244va–277rb: Haly Abenragel, De iudiciis astrorum. Teil 8 des Werkes, endet mit Kap. 41. »In dei nomine hec est o[cta]va pars huius libri completi in iudiciis astrorum quod composuit Haly filius Abenragel… – … salvationes et multas aquas (?). Et quod futurum est melius novit deus. Explicit.« fol. 277va–281vb: Dorotheus, De electionibus. Thorndike/Kibre 1963, Sp. 639, Nr. 9; Zinner 1925, Nr. 7294 fol. 282ra–308vb: Firminus de Bellavalle, De mutatione aeris. Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1220, Nr. 10.
Kommentar Der astrologische Sammelband enthält überwiegend die verbreiteten, grundlegenden Texte von Guido Bonatti, dazu kommen weitere Traktate zu wichtigen astrologischen Themenbereichen (Iudicia, Elektionen, Wetterprognose). Die Auswahl der Schriften Bonattis entspricht weitgehend dem Inkunabeldruck (Guido Bonatus, Decem tractatus astronomiae, Augsburg, Erhard Ratdolt, 26. März 1491; GW 4643), sie erscheinen hier jedoch in etwas anderer Reihenfolge. Welche Funktion der Bilderreihe dabei zukam, bleibt weitgehend unklar, vermutlich war sie schon in einer Vorlage enthalten und wurde als thematisch zugehörig mitkopiert. Die Kostümgeschichtlichen Merkmale der Personen legen die Vermutung nahe, dass die zugrundeliegende Bilderreihe in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts aktuell überformt wurde. Eigenartig ist, dass Andromeda und Virgo eine eher Männern zustehende »cote hardie« zu tragen scheinen. Diese jedoch mit fußlangem Rock. Ärmelfortsätze und Schnabelschuhe sind weitere Details der Kleidung. Die Zeichnungen weisen keine Hervorhebung besonders heller Sterne und keinerlei Beischriften (Bezeichnungen, Nummern etc.) auf. Leider finden sich keinerlei Hinweise auf die Herkunft des Bandes, der noch vor der Erhebung Bayerns zum Königreich (1806) in die Münchener Bibliothek gelangte. Denkbar wäre auch hier die Entstehung im schwäbisch-bayerischen Süddeutschland (vgl. auch cgm 595 aus Augsburg). Sehr nahe stehen die sehr viel hochwertigeren Bilder in Lyon, PA 45. Abweichungen sind hier lediglich durch geringfügige Veränderungen des Kostüms und durch die geringen zeichnerischen Fähigkeiten des späteren Illustrators bedingt. Ikonographie und Ausrichtung der Figuren stimmen jedoch exakt überein. Die früheste Bildfolge in Berlin lat. oct. 44 unterscheidet sich ikonographisch ebenfalls nicht sehr stark, weist aber viele Figuren in anderer Ausrichtung auf. Auch die Bilderreihe in Cod. Pal. lat. 1389, die, wie clm 59, weder Text noch Zählung der Sternbilder aufweist – aber Namensbeischriften – ist gut vergleichbar. Ikonographisch sind die Zeichnungen der Münchener Handschrift überwiegend übereinstimmend, bis auf den Krebs mit den »aselli«, dem Perseus mit Krone statt Mütze, dem Serpentarius ohne Bart. Der Skorpion wurde stärker schematisiert, der Wassermann mit einfachem Wasserstrom dargestellt und der Altar mit Decke. Allerdings stimmt die Ausrichtung in recht vielen Fällen nicht überein. Gegenüber Pal. lat. 1389 sind seitenverkehrt: Bootes, Cancer, Leo, Skorpion, Sagittarius, Capricornus, Pistrix, Eridanus, Orion, Lepus und die beiden Hunde. Die Bären mit dem Drachen sind hier in ein Kreismedaillon eingefügt. Insgesamt sind die Zeichnungen noch schlichter und laienhafter ausgefallen, wahrscheinlich waren schon die Darstellungen der Vorlage eher schlichter Natur.
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Die Bilderfolge hat hier sowohl Text und Beischriften als auch die oftmals mit ihr verbundenen Tafeln von Astrolabsternen und Mondstationen oder sonstige Bezüge auf astrologische Werkzeuge abgelegt. Der Sternbilderzyklus in dieser Sammlung astrologischer Grundlagentexte scheint somit in diesem Kontext keine wesentliche Funktion gehabt zu haben, knüpfte aber an die ältere Bildtradition an. Prinzipiell waren auch später Illustrationen in diesem Bereich wohl durchaus wünschenswert, finden sich doch auch im Frühdruck entsprechender Bonatti-Traktate vom Ende des Jahrhunderts zahlreiche Holzschnittillustrationen. Allerdings handelt es sich dabei um die astrologisch bedeutenderen Tierkreiszeichen und Planeten, die der Drucker aus früheren Publikationen übernehmen konnte. Ikonographische Bezüge zur Linie der deutschen Hyginus III-Illustrationen des Spätmittelalters finden sich dort nicht. Deren Tradition jedoch erweist sich auch in so unscheinbaren Vertretern wie clm 59 als ganz erstaunlich konstant. Die zumindest bis ins 13. Jahrhundert zurückreichenden Bildfassungen hatten im 15. Jahrhundert ihre Formen im Wesentlichen bewahrt und konnten so auch auf die volkssprachlichen Hausbuchkompilationen einwirken.
Verzeichnis der Bilder fol. 229v: Bootes (Bärenhüter), en-face, die Rechte mit Geißel erhoben, die Linke auf Stockgestützt, wadenlanges Gewand. fol. 229v: Ursa maior, Ursa minor, Draco (Großer Bär, Kleiner Bär, Drache), in einem Kreis der Drache, Kopf nach unten, Großer Bär auf dem Rücken nach rechts, Kleiner Bär aufrecht nach links. fol. 230r: Corona (Krone), einfacher, schmuckloser Kranz; Hercules, nackt, nach rechts, einen Knüppel in der erhobenen Rechten, in der Linken das Löwenfell; Lyra (Leier), auf Sockel, mit Tierköpfen; Cygnus (Schwan), nach links, Flügel ausgestreckt. fol. 230v: Cepheus, stehend en-face, Arme aus-
gebreitet, wadenlanges Gewand und Mantel, Schnabelschuhe, Krone, Zepter in der Linken; Cassiopeia, auf Faltstuhl sitzend, dieser mit Tierköpfen geziert, Krone, Arme ausgebreitet; Andromeda, Krone, Kleid mit lang und schmal hängenden Ärmelfortsätzen (etwa wie späteres 14. Jahrhundert), Hände in weiten Ringen, diese an »Wandhaken« festgehakt. fol. 231r: Perseus, en-face stehend, bekleidet, mit Krone, Schnabelschuhe, Messer in der Rechten erhoben, Kopf in der Linken, dieses hat flammenartiges Haar; Auriga (Fuhrmann), nackt, auf Rädchen nach rechts, Geißel erhoben, Linke ausgestreckt; Serpen tarius (Schlangenträger), nackt, nach links laufend (Unterleib von hinten gesehen, Oberkörper von vorn), Schlange um den Bauch geschlungen, diese mit Hörnern. fol. 231v: Sagitta (Pfeil), nach rechts, groß; Aquila, quer liegend, den Kopf nach links, nach dem Vorbild heraldischer Adler; Delphinus, nach rechts, Vogelkopf mit Finkenschnabel und Fischkörper, langes Horn; Triangulum (Dreieck), leicht verschobenes Leistendreieck. fol. 232r: Pegasus, halb nach links, mit Flügeln; Aries (Widder), nach links, Hörner fast wie Steinbock, lockig; Taurus (Stier), halb, nach links, sich umwendend. fol. 232v: Gemini (Zwillinge), zwei nackte junge Männer, mit Abstand zueinander stehend, sich am Arm haltend, der rechte mit einer Art Schüssel oder Hut (war Lyra); Cancer (Krebs), ziemlich verderbt, auf dem Rücken zwei einander zugekehrte Tiere (Aselli); fol. 233r: Leo (Löwe), sich auf bäumend und steif beinig nach links springend. fol. 233r: Virgo (Jungfrau), ebenfalls schmale Hängeärmel, tiefliegender Gürtel (sieht aus wie die wattierte Brust eines modischen Männergewandes um 1360 –70), langes Haar, Krone, in der Rechten erhoben ein Büschel Gräser (Reisigbüschel), in der Linken die Waage haltend. fol. 233v: Libra (Waage), natürlich, groß; Scorpius, Hundekopf und –vorderbeine in Draufsicht, nach oben, Schildförmiger Leib, seitlich weggehender Eidechsenschwanz. fol. 234r: Sagittarius
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Katalog der Sterntafeln (Schütze), Kentaur nach links, Oberkörper bekleidet, Mütze, gespannter Bogen (schießt aus der Hüfte); Capricornus (Steinbock), Ziegenfisch nach links. fol. 234v: Aquarius (Wassermann), nach links, nackt, Topf/Vase in der Rechten (nach links ausschüttend, in der Linken einen Dreizack mit gebogenen Zinken (Hacke?); Pisces (Fische), senkrecht, am Maul verbunden. fol. 235r: Cetus und Eridanus (Fluss), vorn hyänenartiges Tier mit
Schlangenschwanz springt aufgebäumt nach rechts auf den ausgegossenen (waagrecht liegenden) Henkelkrug zu; Orion, en face, schaut nach links Richtung Hase, in der Rechten ein Tuch, in der Linken ein Knüppel, am Gürtel ein großes gebogenes Messer, Schnabelschuhe; Lepus (Hase), springt nach links. fol. 235v: Anticanis (Kleiner Hund), springt nach links; Canis (Großer Hund), springt nach links, ausgestreckte Zunge; Centaurus, nach rechts, Oberkörper bekleidet, spitze Mütze, Dreizack, in der Linken das Beutetier (undefinierbar). fol. 236r: Ara (Altar), Blockaltar mit Decke und zwei Kerzen; Hydra, Crater, Corvus (Seeschlange, Becher, Rabe), der Becher steht ganz vorn auf der Schlange, die schräg nach links oben blickt, der Rabe fliegt darüber. fol. 236v: Argo Navis (Schiff), primitives Schiff, nach links, mit Rahsegel und Wimpel; Piscis austrinus (Südlicher Fisch), großer Fisch nach links.
Provenienz Exlibris der Kurfürstlich Bayerischen Bibliothek auf dem Vorderspiegel.
Literatur ´ z˙ ynsHalm 1892, S. 13; Saxl/Meier 1953, S. XLVIII; McGurk 1966, S. XXIII–XXIV; Snie ka-Stolot 1994, S. 66. Siehe S. 77–78, Abb. 541–542
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Wolfenbüttel, Herzog-August-Bibliothek, Cod. Guelf. 81.24 Aug. fol. Volkskalender, astronomische Texte und Tafeln, Sternbilderfolge in der Tradition der deutschen Hyginusbearbeitung in einer Astrolabsterntabelle Oberrhein (Basel?), 3. Viertel 15. Jahrhundert Kodikologische Angaben 29 × 21 cm, 110 Folia, Pergament (fol. 1–32) und Papier (fol. 33 –110), teils ein- teils zweispaltig, mehrere Hände, rubriziert, verschiedentlich astronomische Tabellen und Schemata (Rotae).
Art der Bilder 44 Sternbilderdarstellungen, eingefügt in eine Tabelle von Astrolabsternen. Die Figuren dienen der Veranschaulichung der Zugehörigkeit des jeweiligen Sterns zu einer Konstellation. Lavierte Federzeichnungen, bei jeder Figur ein goldener Stern.
Inhalt fol. 1r–31v:
Volkskalender. fol. 1r– 6v Kalender (deutsch); fol. 7r »Aristoteles unde ander maister, die von der natur geschriben hand…« (Vgl. Lyon, BM, Ms. 172; um 1420 –30, Oberrhein). Die illustrierte Astrolabsterntabelle bildet den Schluss der Kompilation. fol. 32v–55r: Tabulae astronomicae. Vgl. Kunitzsch 1966, S. 112 fol. 56ra–71ra: Johannes Danko de Saxonia, Canones super tabulas Alfonsi regis. Tempus est mensura motus ut vult Aristoteles quarto physicorum… Canones zu den Alfonsinischen Tafeln. – fol. 71v: leer fol. 72ra–74va: De retrogradatione planetarum. »Planeta dicitur directus quando motus eius mutatur…« fol. 75ra–77vb: »Saturnus cum fuerit in ascendente significat merorem…«. Carmody 1956, S. 185. Zur Bedeutung der Planeten (plus caput & cauda draconis) in den Häusern des Horoskops fol. 77vb – 85v: Alcabitius, Introductorius minor, Prologus. »Postulata a Domino prolixitate vite, Cenfantule id est gladii regis et durabilitate sui honoris«. Lateinische Übersetzung von Ioannes de Sevilla. Am Ende mehrere astrologische Tabellen fol. 84ra– 87ra: »Et quia auxiliante deo iam protulimus esse circuli signorum essenciale…« fol. 87v– 88r: Multiplikationstabellen fol. 88v: Anleitung zur Benutzung einer astronomischen Drehtafel oder eines Instrumentes. »Wild du wisen die lenge des tages in der vigur…« fol. 89v–90r: Alphabetische Namenliste. »Adam Abraham Adrianus Adolfus…« fol. 90v–92r: Equationes planetarum. Planetentafeln von Saturn bis Luna fol. 92v–107r: Zu den neuen Daffellen Alfonsi. »Wild du machen aller planneden wurcz auf das nüe jar…«. Zur Bestimmung der »Radices« der Planeten. Tafeln zur Berechnung der Stellungen der Planeten. 106v Tabellen der »Jarzal«
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Katalog der Sterntafeln
( Jahreszahl) von 1452 bis 1482, als Nachtrag bis 1485. 107r eine weitere Tabelle der »Jarzal« von 1460 –1492 fol. 107v–110r: Kalendarium. Die meisten Heiligenfeste deuten auf die Diözese Basel, Guido am 31. März hingegen verweist auf Salzburg. Brandan am 16. Mai (Basel, Konstanz) fol. 110v: Anleitungen zu den Planetentafeln und zum Kalender (92v–110r). »Es ist zu wissen das die daffel und der kollender nach der daffel geschriben ist und gesetz und gemacht ist worden do man zalt von cristus geburd 1460 jar…«
Kommentar Die Handschrift dürfte in den Jahren um 1460 in der Diözese Basel entstanden sein. Diese Lokalisierung wird durch die Auswahl der Heiligenfeste im Kalendar (fol. 107v–110r) nahegelegt. Auffällig ist dort jedoch die Nennung des Hl. Guido für den 31. März. Dieser Festtag deutet auf den Salzburger Kalender. Die Schreibsprache der deutschen Texte weist auf den Südwesten des oberdeutschen Sprachraumes. Der Codex vereinigt lateinische und deutschsprachige Texte. Die astronomischen Tafeln setzen zu ihrer Benutzung solide Kenntnisse der zeitgenössischen Astronomie voraus. Somit ist die Handschrift durchaus im Milieu akademisch gebildeter ›Laienastrologen‹ zu suchen. Der Sternbilderzyklus der Handschrift fällt insofern aus dem Rahmen, als er weder den von Hyginus abgeleiteten, astrothetischen Sternbildertext illustriert, noch – wie einige spätere Beispiele – als Bilderfolge ohne Text auftritt, sondern in ein Verzeichnis von Astrolabsternen integriert wurde. Angeregt dürfte dies zum einen durch die Tatsache sein, dass der Text des Hyginusderivates in der Regel explizite Angaben zu den Astrolabsternen im jeweiligen Sternbild aufgenommen hat (vgl. Lyon, PA 45), zum anderen auch durch Verzeichnisse, die schematische Zeichnungen von Sterngruppen zur Verdeutlichung der Konstellation enthalten (vgl. auch die Astrolabsterntabelle im Liber quattuor distinctionum des Michael Scotus, München, BSB, clm 10268). Die ikonographischen Merkmale der Einzelbilder weisen die Bildreihe dabei eindeutig dem Kontext des Hyginusderivates zu (Eridanus als umgekippter, auslaufender Wasserkrug, Cassiopeia auf einem Sitz mit Tierköpfen, die Gemini nackt und ohne Attribute, der heraldisch gestaltete, symmetrische Adler, Andromeda und Perseus mit Krone). Allerdings finden sich auch viele untypische Merkmale, der Bootes (»lanceator« – vgl. Thorn 74) mit einem erlegten Hasen in der rechten und einer Hellebarde in der linken Hand beispielsweise. Die Krone mit nach außen geklappten Zacken erinnert dagegen an den Bildzyklus zum Sternverzeichnis bei den Alfonsinischen Tafeln. Allerdings ist bei der Wolfenbütteler Handschrift zu bedenken, dass jeweils nicht das ganze Sternbild thematisiert wird, sondern nur ein einzelner Stern. Daher kommt etwa Orion mehrfach vor (zu Rigel, Bellatrix, Beteigeuze), wobei die Figur variieren kann. Das zu »Bellator« (Bellatrix) gehörende Bild erinnert weit eher an Cepheus. Der Kontext, vor allem die Integration in einen »Volkskalender« entspricht Lyon, Ms. 172. Auch die nur mit einem Slip bekleideten Figuren des Schlangenträgers und des Hercules erinnern an diese Handschrift. Die Sternbilderzeichnungen wurden offenbar von einem wenig selbständigen Zeichner aus einer Vorlage übertragen. Die Ausführung lässt jedoch eine gewisse Routine erkennen. Die Lavierung in schwarzer Tinte ist sorgfältig und professionell ausgeführt. Die sechszackigen Sterne
60. Wolfenbüttel, Herzog-August-Bibliothek, Cod. Guelf. 81.24 Aug. fol.
wurden mit Blattgold belegt. Ihre Platzierung scheint nicht mit der Anordnung am Himmel zu korrelieren. Bemerkenswert ist schließlich die Ausstattung der Handschrift mit zwei Teigdrucken auf den Spiegeln vorn und hinten (Muse und Narr, vgl. Uhr 2013, S. 70).
Verzeichnis der Bilder fol. 29r: Cetus (Walfisch), Fisch nach links; Eridanus (Fluss), umgekippter Deckelkrug mit nach rechts unten ausfließendem Wasser; Andromeda, en-face stehend mit ausgebreiteten Armen, Krone, gegürtetes Kleid; Cassiopeia, seitlich sitzend auf einer Art Bank mit Tier-
köpfen zu beiden Seiten, über einem profilierten Sockel, den Oberkörper en-face gedreht, die Arme ausgebreitet, der linke höher greifend, Krone; Cassiopeia ; Cetus (Walfisch), Fisch nach links; Caput Gorgonis (Gorgonenhaupt), Teufelsmaske, nach rechts blickend; Perseus, nach rechts gewandt, mit kronenähnlichem Hut und erhobenem Schwert, in der Linken ein Maskenschild (s. o., Caput Gorgonis); Taurus (Stier), nach links gewandtes Rind mit erhobenem Kopf. fol. 29v: Orion, bärtiger Mann in modischer Kleidung mit Hut, nach rechts schreitend, eine Keule in der Rechten erhoben, ein Schwert am Gürtel, ein Stück Stoff über den linken Arm gelegt (»Rigel… die füss Orianis«); Orion, en-face stehend, die Arme erhoben, in der rechten Hand eine Keule, kronenartige Kopf bedeckung (formal eher als Cepheus anzusprechen); Capella (Ziege), Vorderteil einer Ziege, wie nach links springend (»alhaioth id est hircus vel humerus agitatoris…«); Ursa minor (Kleiner Bär), nach links gehender Bär; Orion, en-face stehender Mann mit erhobenen Armen (»bedel geuze … die recht axl orianus«), in den Händen eine Keule und ein großes Messer; Argo Navis (Schiff), nach rechts orientiertes Schiffchen mit Segel und Heckruder, darin ein Mann mit Zipfelmütze (»das hinder ruder des schifs«); Canis maior (Großer Hund), nach links springender Hund; Gemini (Zwillinge), zwei nackte Knaben, sich am Arm haltend. fol. 30r: Canis minor (Kleiner Hund), nach links gehender Hund; Ursa maior (Großer Bär), nach links gehender Bär; Hydra (Seeschlange), nach links kriechende gekrönte Schlange, auf ihrem Rücken ein Türmchen; Leo (Löwe), nach links orientierter Löwe, den Stern auf der Brust (»cor leonis«); Leo (Löwe), nach rechts orientierter Löwe, den Stern beim Schwanzansatz (»cauda leonis«); Andromeda(?), en-face stehende Frau im langen, ärmellosen Übergewand; Corvus (Rabe), nach links orientierter flatternder Vogel (»des rawen rechter flügel«); Virgo (Jungfrau), nach links gewandte Frau mit bloßem Oberkörper, in der rechten Hand drei Ähren (»spica virginis«), in der linken eine Waage; Bootes (Bärenhüter), en-face stehender Mann mit breitkrempigem Hut und Handschuhen, in der rechten Hand einen Hasen ( Jagdbeute) in der linken eine Helebarde haltend (»lanceator«); Corona borea lis (Nördliche Krone), Krone in Draufsicht, die Zacken nach aussen ›geklappt‹; Schlangen haupt, zwei umeinander geschlungene Schlangen, senkrecht stehend, die Köpfe voneinander abgewendet (»cor schorbionis… slangenhaup«); Hercules, nach links gewandte Rückenfigur, Kopf im Profil, in der Linken eine gekrönte Tiermaske haltend, die Rechte mit einer Keule ausholend, nur mit einem Slip bekleidet; Serpentarius (Schlangenträger), nach links gewandte Rückenfigur eine sich um diie Taille windende Schlange tragend, nur mit einem Slip bekleidet; Scorpius (Skorpion), naturnah dargestellter Skorpion, nach rechts gewandt; Serpentarius (Schlangenträger), wie zuvor, aber en-face stehend; Centaurus (Kentaur), nach rechts laufender Kentaur, in der Linken eine Jagdbeute vor sich haltend, in der Rechten ein Schwert zum Schlag ausholend erhoben. fol. 31r: Scorpius (Skorpion), wie zuvor; Caput draconis (Drachenhaupt), nach links schreitender Drache; Lyra (Leier), als »vultur cadens«, nach rechts fliegender Greifvogel; Aquila (Adler), Adler mit ausgebreiteten
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Schwingen in heraldischer Form (»vultur volans«); Delphinus (Delfin), nach links orientierter Delfin mit hoch aufragenden Hauern am Kopf (»mersvein«); Pegasus, nach links orientiertes Flügelpferd, der Hinterleib als Schlangenschwanz gestaltet; Eridanus (Fluss), umgekehrter Krug aus dem Wasser strömt; Cygnus (Schwan), nach links gewandtes Huhn (»deneb… der hennen swancz«); Pegasus, nach links orientiertes Flügelpferd, wie zuvor; Pegasus, nach rechts trabendes Pferd mit Zaumzeug (»des roß knie«); Cetus.
Provenienz Aus der Sammlung von Herzog August dem Jüngeren von Braunschweig-Wolfenbüttel (1579 –1666).
Literatur Heinemann 1900, S. 35f. (Nr. 2814); Kunitzsch 1966, S. 112 (Handschrift b); Uhr 2013, S. 64, 70. Siehe S. 77–78, Abb. 543
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Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. 1377 (Teil VII) Sammelband zur Astrologie und zum Quadrivium Sternbilder zu den ptolemäischen Fixsterntafeln Im 17. Jahrhundert aus Einzelfaszikeln zusammengestellter Sammelband, darin als selbständiger Teil (hier als Nr. VII gezählt) die ptolemäischen Fixsterntafeln mit Illustrationszyklus. Das Faszikel gehört dem 14. Jahrhundert an und trägt einen Besitzeintrag des Nikolaushospitals in Kues, dürfte sich also zusammen mit Bernkastl-Kues 207 (siehe dort) zeitweilig im Besitz des Nicolaus Cusanus befunden haben. Die Verarbeitung unterschiedlicher, europäisch-hochmittelalterlicher und aus arabischen Quellen abgeleiteter Vorbilder ist kennzeichnend und hebt die Bilder von denen des Sufi latinus in Kues 207 ab. In Pal. lat. 1368 liegt ein späterer Verwandter des Bildzyklus vor, der weiteres Material aufgenommen hat. Deutsch, 1. Hälfte 14. Jahrhundert Kodikologische Angaben 28,0 × 21,0 cm, Pergament, Textura mit Nachträgen in Bastarda cursiva, Grundstock von einer Hand, rubriziert. Die einzelnen Einträge zu jedem Stern jeweils mit einer einfachen Lombarde versehen in der Art einer Versalienspalte. Den Textbeginn ziert eine dreispal tige Lombarde mit ausgespartem Ornament. Die Sterntafeln nehmen genau eine Lage zu sechs Doppelblättern ein. Zu den Faszikeln vgl. auch Schuba 1992, S 103 –107.
Art der Bilder 48 Sternbilderdarstellungen als einfache Linienzeichnungen ohne eingezeichnete Sterne, die Bilder nehmen jeweils den breiteren, rechten Seitenrand ein. Die Bildbeischriften wurden später zugefügt, ebenso die drei kurzen Textblöcke auf fol. 194v mit Erläuterungen zur Präzession und zur Vita des Ptolemaios (wahrscheinlich späteres 14. Jahrhundert).
Inhalt I 1. Hälfte 15. Jahrhundert, deutsch (?), Papier fol. Cv: Inhaltsverzeichnis des ersten Teils, darin al-Haitam und die Witeloauszüge nicht extra aufgeführt fol. 1ra–5ra: Petrus de Abano, De motu octave spere (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1283, Nr. 8; Thorndike 1923, Bd. 2, S. 921). Im Kolophon als Werk Petrus’ von Abano von 1310 bezeichnet, auch überliefert in Oxford, Bodl. Lib., Ms. Canon. misc. 190, fol. 78r– 83r. Nachsatz zur Jahreszählung der jüdischen und indischen Zeitrechnung fol. 5rb –9rb: Philo Alexandrinus, De spiritualibus ingeniis (Fragmentum; Thorndike/ Kibre 1963, Sp. 1233, Nr. 1; Rose ed. 1870). Mit sorgfältigen Zeichnungen. – fol. 9v und 9arv leer.
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fol. 10ra–11rb: Plinius Secundus, De presagiis tempestatum (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 392, Nr. 14). Exzerpt aus NH XVIII, 342 –365 fol. 11va–14r: Tideus, De speculis comburentibus (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1388, Nr. 11; Björnbo/Vogl ed. 1912, S. 73 – 82). Text auch in Basel, UB, fol. II. 33, fol. 109v–110v fol. 14ra–18vb: Ibn al Haitam, De speculis comburentibus (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 392, Nr. 9; Heiberg/Wiedemann ed. 1909/10) fol. 18vb –19ra: Witelo, Optica (Excerpta). Acht Fragen und Antworten zum zweiten Buch fol. 19rb –20va: Jordanus de Nemore, De ponderibus (Thompson 1976, S. 101f.; Clagett/ Moody ed. 1952, S. 154 –164). 13 »propositiones« des Jordanus jeweils gefolgt von einem Kommentar. – fol. 20vb –20bv: leer
II Mitte 15. Jahrhundert, Niederlande, Papier, Bastarda von der Hand des Johannes de Blisia (Bilzen bei Tongeren, Belgien, vgl. Schuba 1992, S. 103) fol. 21ra–37va: Abraham ibn Ezra, Liber introductorius in Iudicia astrorum (Thorndike/ Kibre 1963, Sp. 745, Nr. 6; Thorndike 1923, Bd. 2, S. 928). Übersetzung des Henricus Bates aus dem Hebräischen, vgl. Björnbo/Vogl 1912, S. 135 fol. 37vb–42va: Abraham ibn Ezra, De fortitudine planetarum (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1050, Nr.7) fol. 42va–43vb: Notae. Zu den Werken Abraham ibn Ezras, am Schluss zwei Tabellen (vgl. Schuba 1992, S. 105). – fol. 43arv: leer IIa 2. Hälfte 15. Jahrhundert, Italien fol. 44r– 46v: Notae et delineationes. fol. 44rv: zwei Zeichnungen zu einer Sonnenuhr, Linien für gleichlange Stunden zu den verschiedenen Jahreszeiten; fol. 45rv: Rechenbeispiele, Multiplikationstabellen, Regeln für das Bruchrechnen; fol. 46rv: Holzschnittillustrationen aus einem Druck, Darstellungen zu Sonnenuhren III 1436, Italien, Papier, aus dem Dominikanerkloster S. Anastasia in Verona. 1436 von »Jacobus de Cademustis de Laude« (Lodi) geschrieben (fol. 50vb, fol. 58rb). Beim zweiten Kolophon nachträglich ergänzt: »…arcium doctorem…«. Offenbar befand sich das Faszikel weiter im Besitz des Schreibers. fol. 47ra–50vb: Johannes de Sacrobosco, Algorismus (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 991, Nr. 1; Curtze ed. 1897) fol. 51ra–58rb: Johannes de Sacrobosco, De sphaera (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1525, Nr. 4, Sp. 1524, Nr. 5; Thorndike ed. 1949, S. 76–117) fol. 58v–59v: Notae. Siehe Schuba 1992, S. 105f.
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IV 1. Hälfte 15. Jahrhundert, Italien, Papier. Der Eintrag 1274 eg. bezieht sich auf Johannes Baptista Egnatius (= J. B. Cipelli, † 1553) aus dessen Nachlass zwischen 1553 und 1555 griechische und lateinische Handschriften vor allem italienischer Provenienz in die Bibliothek Ulrich Fuggers kamen (Lehmann 1, S. 96f., 98, 131). Das Faszikel gelangte mit dieser Bibliothek in die Heidelberger Palatina und mit dieser schließlich in die Vaticana. fol. 60r– 81v: Johannes de Muris, Musica speculativa (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1287, Nr. 3). Mit Zeichnungen zu den Proportionen verschiedener Intervalle, z. B. fol. 62v fol. 82r– 89v: Johannes de Muris, Libellus cantus mesurabilis (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1188, Nr. 11). mit Notenbeispielen fol. 89v–93v: Philippus de Casserta, De diversis figuris cantus (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1302, Nr. 8) fol. 93v–94v: Ars contrapuncti secundum Johannem de Muris (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1247, Nr. 3) V 12. Jahrhundert, deutsch (französisch?), Pergament (Björnbo/Vogl 1912, S. 136: 12.–13.Jahrhundert) fol. 95r–98r: Ps.-Ptholemaeus, Liber horologii (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1258, Nr. 5). Zur Zeitmessung und zur Berechnung gleicher und ungleicher Stundenlängen mit Hilfe des Astrolabiums. Die Tabelle von Astrolabsternen fol. 98r bietet die arabischen Sternnamen in Umschrift fol. 98v–100r: Ps.-Beda, Libellus de astrolabio (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 667, Nr. 10; PL 90, Sp. 955 –960) fol. 100r–105r: Ps.-Gerbert, De utilitate astrolabii (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1236, Nr. 1; Bubnov ed. 1899, S. 109 –147). Darin fol. 103v De stellis horarum. Von der Zeitbestimmung durch das Anpeilen bestimmter Sterne, hierzu wird nicht nur beschrieben, welche Sterne man braucht, sondern es werden auch Sterngruppen schematisch im Text dargestellt, die helfen sollen, den jeweils richtigen Astrolabstern zu finden. Die Bezeichnungen sind alle arabisch in Umschrift. Die Abschrift hier weist zahlreiche Korrekturen auf. fol. 105r–106r: De mensura astrolabii (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1041, Nr. 9; vgl. Bubnov 1899, S. XXXIV, CVII) fol. 106r–110r: Excerpta. Kürzere Stücke zum Quadrivium, unter anderem zur Zeitmessung, Geometrie, Musik und Astronomie (siehe Schuba 1992, S. 107) VI 15. Jahrhundert, deutsch, Papier fol. 111ra–182rb: Albertus Magnus, Liber de causis (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 430, Nr. 5; Borgnet ed. 1891, Bd. 10, S. 362–619). Zum Schreibervers: Schuba 1992, S. 107. – fol. 182v: leer.
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VII 1. Hälfte 14. Jahrhundert (gegen 1350?), deutsch, Pergament fol. 183r–194v: Claudius Ptolemaios, Tabulae stellarum fixarum (Kunitzsch ed. 1990). Die Rubrik weist die Tafeln als Teil des Almagest aus. fol. 194v: Nachtrag: Notiz über die Präzession bis zum Jahr 1350 sowie Exzerpte zu Ptolemaios und zum Entstehungsjahr der Tafeln
Kommentar Der Sammelband verdankt seine Zusammenstellung der Sichtung, Ordnung und Neueinbindung der Handschriften der 1623 aus Heidelberg nach Rom verlagerten Bibliotheca Palatina im 17. Jahrhundert Daher kann sich die Beschreibung im weiteren auf das hier als siebter Teil gezählte Faszikel (ein Sexternio; bei Schuba 1992, als Teil VI. gezählt) mit den illustrierten Sterntafeln nach Ptolemaios beschränken. Die Ausstattung des Faszikels ist schlicht, mit einfacher Rubrizierung und Federzeichnungen ohne höheren Anspruch. Die Längenwerte der Tafeln wurden nicht gemäß der Präzession korrigiert, die wenig später nachgetragenen Angaben am Schluss zu Ptolemaios, zur Entstehungszeit und zu den anzuwendenden Korrekturwerten bis 1350 erlaubten es dem Benutzer dennoch, ohne großen Aufwand die jeweils aktuellen Werte zu berechnen. Ganz im Gegensatz zu den Sternbilderzeichnungen der im 15. Jahrhundert ebenfalls Nikolaus von Kues gehörenden Handschrift 207 des Nikolaushospitals unterscheiden sich die Darstellungen hier sehr deutlich vom Bildzyklus des Sufi latinus. Es handelt sich vielmehr um eine der beiden Varianten von neuen Bilderfolgen zu den Sterntafeln, die sich zwar an den Darstellungen nach al-Sufi orientieren, aber in einer Vielzahl von Motiven, Figurenvarianten und Darstellungsweisen auf die europäisch übermittelte, letztlich aus den Arateaillustrationen hervorgegangenen, Bilderfolgen des 11. bis 13. Jahrhunderts zurückgriffen. Während die erste Variante (Oxford, Bodl., Rawl. C. 117; Rom, BAV, Urb. lat. 1399 etc.) jedoch mit der Redaktion der ptolemäischen Sterntafeln verbunden ist, die in der Regel mit den Alfonsinischen Tafeln überliefert werden und daher auf das Jahr der Thronbesteigung Alfons X. von Kastilien umgerechnet wurden, findet sich die hier vertretene zweite Variante in Verbindung mit den nicht umgerechneten ptolemäischen Tafeln, denen allenfalls Informationen zur Aktualisierungen beigegeben wurden. Verwandte Sternbilderdarstellungen finden sich in Rom, BAV, Pal. lat. 1368 und Brüssel, BRA, 10117-26, beide aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Das hochmittelalterliche Vorbild ist im frühesten Zeugen dieser kleinen Gruppe noch prominenter, als in den beiden späteren, allerdings finden sich auch ganz dezidierte Abhängigkeiten vom Sufi latinus (z. B. Gemini, Sagittarius, Perseus) und keine doppelten Bilder (bis auf Lyra/Allora, die Schildkröte als zweite Variante – wie bei den Sternbildern nach Alfonso el Sabio – wurde durchgestrichen). Allerdings zeigen sich die Figuren des al-Sufi stark überarbeitet und den anderen Bildern angepasst (z. B. Perseus als Rückenfigur umgedeutet, die auschreitende Beinhaltung übertrieben). Die Ambivalenz bei der Unterscheidung und Benennung von Bootes und Cepheus verbindet die Handschrift mit Rom, BAV, Urb. lat. 1399, Basel, UB, F II 33, aber auch Brüssel, BRA, 10117-26 und Rom, BAV, Pal. lat. 1368, das heißt mit etlichen Bilderzyklen, die die Rezeption arabischer und europäischer Bildformen erkennen lassen. Hier wurde zum Tabellenabschnitt des Cepheus (»chechius/inf lammatus«) die Darstellung des Bootes gesetzt, klar kenntlich an der
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erhobenen Waffe und der im Mantel verhüllten Hand sowie der Beischrift »boetes seu archophilax« (die beiden Bezeichnungen finden sich so in den Aratea des Germanicus). Den Abschnitt zu Bootes hingegen illustriert eine Figur, die mit »cepheus dicitur hic ululans« bezeichnet wurde und eine Rückenfigur mit Spieß beziehungsweise Ochsenstachel darstellt. Nun entspricht nicht nur die Zeichnung dem hier korrekten Bootes, auch »Ululans« ist eine aus dem arabischen übersetzte Bezeichnung des Bootes (auch: »Vociferans«, der Heulende oder Rufende). Wie in Pal. lat. 1368 finden sich somit zwei Bilder des Bootes, mit dessen nomenklatorischer wie ikonographischer Abgrenzung zu Cepheus es offenbar Probleme gab. Möglicherweise hatte sich hier der Einf luss der Sternbilder nach Michael Scotus geltend gemacht, wo neben dem Ochsenstachel (»stimulus«) des »custos plaustri« auch die Schreibweise »Boetes« vorkommt. Auriga mit Geißel und dem Riemenstück der Zügel leitet sich eindeutig von den Darstellungen des Sufi latinus ab, die eigenartige Beinstellung dürfte ebenfalls von diesen inspiriert sein. Die merkwürdige Sitzhaltung des Schlangenträgers erinnert etwas an die gehockte Schreitstellung der Beine des Serpentarius in Basel, UB, F II 33, die ihrerseits mit den »schwebenden« Himmelsgestalten al-Sufis in Zusammenhang steht. Die um den Leib geschlungene, sich vorn überkreuzende Schlange mit zurückgewendetem Kopf dagegen findet in Illustrationen zu De signis coeli ihr Pendant (vgl. etwa Oxford, Bodl., Laud. misc. 644, fol. 8rb). Equus prior als reine Kopf büste eines Pferdchens entspricht ebenfalls der al-Sufi-Tradition. Die Ergänzung der Pegasusprotome zum Mischwesen in der Art des Capricornus-Ziegenfisches (»equus alatus qui pegasus dicitur«) geht wiederum auf Vorbilder des Aratea-Umkreises zurück. Eine recht überzeugende Parallele bietet die Hyginusillustration in St. Paul im Lavanttal, Ms. 16/1 (fol. 13r) wo Pegasus als gef lügelte Halbfigur mit eingerolltem Hinterleib erscheint, der wie der Ansatz der Windungen in Pal. lat. 1377 aussieht. Die Gruppe der süddeutschen Hyginushandschriften des 12. Jahrhunderts bietet jedoch noch mehr Parallelen. Die nackte Andromeda mit ausgestreckten Armen (ein Arm hier aus Platzgründen leicht angewinkelt) findet sich ebenfalls in der Handschrift in St. Paul. Weder die arabischen al-Sufi-Bilder noch Sufi latinus zeigt dagegen Andromeda nackt. Virgo erscheint im Kleid, in der Hand hält sie einen Gegenstand, den man als Ähre deuten könnte, Flügel oder andere Attribute fehlen. Die Beischrift nennt »spica« ausdrücklich. Wie in Brüssel, BRA, 10117-26 erscheint der Skorpion auch hier ohne Beine. Der Schütze bietet die übliche Form des Sufi latinus mit wehendem Stirnband und Rückwendung des Oberkörpers. Cetus als Seeungeheuer entspricht dagegen den Darstellungen zu De signis coeli. Die Sternbilder gehören aller Wahrscheinlichkeit nach zu den direkten Vorfahren des Sternbilderzyklus in Rom, BAV, Pal. lat. 1368. Allerdings ist das nur eine der Quellen dieser komplexen Bildersammlung (siehe dort). Die oben skizzierte Dreiergruppe scheint eine deutsche Entsprechung zur französisch-italienischen Gruppe zu bilden, die mit den Alfonsinischen Tafeln verbunden ist. Bei grundsätzlich sehr ähnlichem Vorgehen waren doch sowohl die vorliegenden Anregungen als auch die Auswahl der übernommenen Elemente verschieden. Lediglich die arabisch vermittelten Sufi latinus-Darstellungen als neue Basis, dürften in vergleichbaren Zeugnissen vorgelegen haben.
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Verzeichnis der Bilder fol. 183r: Ursa minor (Kleiner Bär), kleiner Bär, nach links gewendet, relativ lebendig, den
Kopf angehoben (unten auf der Seite Anmerkung: »dubetz dicitur extrema in cauda urse« [=Polarstern]); Ursa maior (Großer Bär), wie der Kleine Bär, aber etwas größer. fol. 183v: Draco (Drache), Schlange in drei senkrechten Windungen, der Kopf schaut nach rechts; Cepheus, im knielangen Gewand weit ausschreitend nach links, den rechten Arm unter dem Mantel verborgen, in der linken Hand eine Art Haumesser erhoben, Hut, »forma et stelle chechius latine et ipse est inflammatus…« (Beischrift der Zeichnung: »boetes seu archopilax«). fol. 184r: Bootes (Bärenhüter), als bekleidete Rückenfigur, ruhig stehend, in der rechten Hand eine Lanze haltend, Coif und knielanges schlichtes Gewand mit Gürtel, Rubrik: »thegnius et ipse est ululans… vociferans« (Beischrift der Zeichnung: »Cepheus dicitur hic ululans«); Corona borealis (Nördliche Krone), ringförmiger Kranz. fol. 184v: Hercules, nackte Rückenfigur, im Ausfallschritt nach links (»Knielauf«), das Löwenfell hängt mit den Hinterbeinen um seine Schultern, Kopf und Vorderbeine fallen über das vordere Knie (als würde der Löwe von der Schulter herab springen, vgl. Pal. lat. 1368, fol. 51va), Knüppel in der Rechten erhoben; Lyra (Leier), als Instrument erkennbar, merkwürdiger Haken nach rechts; Lyra/Testudo (Schildkröte), von oben gesehene Schildkröte, alle Viere von sich streckend (vgl. Vat. lat. 8174, P. 20). fol. 185r: Cygnus (Schwan), nach links laufender Schwan mit angehobenen Schwingen, recht lebensnah getroffen (die Rubrik nennt das Sternbild »Volans« und »Gallina«, die Bildbeischrift aber »Cygnus«); Cassiopeia, en-face auf einer Bank sitzend, beide Arme ausgebreitet und erhoben, Kopftuch (Rubrik: »habens palmam deliberatam«, Bildbeischrift: »Casiepia«); Perseus, als Rückenfigur im »Lendenschurz«, wie im Stechschritt nach links marschierend, ein männliches (bärtiges) Haupt in der Linken, einen Krummsäbel in der Rechten schwingend, finsterer Gesichtsausdruck; fol. 185v: Auriga (Fuhrmann), nach rechts orientiert, die Beine in seltsam verdrehter Laufstellung, in der Rechten eine Geißel schwingend, in der Linken ein Stück Seil (die Zügel), (Rubrik: »forma et stelle habentis habenas et nominatur latine auriga vel agitator et nominatur alaanat id est collarium«; Bildbeischrift: »auriga vel agitator qui erictonius dicitur«). fol. 185v: Serpentarius (Schlangenträger), seitlich sitzende, männliche Rückenfigur, nach links gewendet, die riesig lange Schlange um die Taille geschlungen, ihr Kopf weit weg nahe dem linken Seitenrand, Hakennase und Bartstoppeln (Rubrik: »…offiachos seu alangue et dicitur effeminatus et est lator serpentis«; Bildbeischrift: »Serpentarius qui grece offiucus dicitur«). fol. 186r: Serpens (Schlange), Schlange mit Kringel, im Prinzip genau wie bei Serpentarius aber ohne Träger; Sagitta (Pfeil), senkrechter Armbrustbolzen. fol. 186v: Aquila (Adler), Rückenfigur eines die Schwingen abspreizenden Adlers, leicht nach links gewendet; Delphinus, Fisch nach links mit etwas gestauchtem dickem Kopf und Schweinsohr; Equulus/Equus prior (Pferdchen), Pferdekopf nach links; Pegasus, nach rechts laufendes Flügelpferd, das Hinterteil läuft nach einem Kringel in einen langestreckten Fischschwanz aus (Zeichnung und Anatomie der Flügel ähnlich wie Digby 83). fol. 187r: Andromeda, weiblicher Rückenakt, Körper nach links orientiert, Kopf nach rechts gewendet, beide Arme zu den Seiten ausgestreckt (der linke etwas angewinkelt), (Bildbeischrift: »andromeda sive mulier catenata«); Triangulum (Dreieck), einfach, gleichseitig; Aries (Wid der), nach links springend, Kopf zurückgewendet. fol. 187v: Taurus (Stier), halb, nach rechts galoppierend, große Hörner. fol. 188r: Gemini (Zwillinge), nackte Knaben, nebeneinander stehend, beide leicht nach links gewendet, sich die Arme um die Schulter legend, Gesichter zugewandt (»Castor, Pollux«); Cancer (Krebs), recht lebensnaher Flusskrebs, wohl wegen Platzmangel mit gekrümmtem Schwanz, in Draufsicht nach rechts. fol. 188v: Leo (Löwe), nach links hochspringend. fol. 189r: Virgo (Jungfrau), als Rückenfigur im langen Kleid, offenes Haar, in der Linken einen Palmwedel hochhaltend; Libra (Waage),
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realitätsnah. fol. 189v: Scorpius, nach links, nicht sehr naturnah; Sagittarius (Schütze), Kentaur, den Pferdeleib nach rechts gwendet, sich umdrehend und nach links schießend, wehendes Kopftuch, Oberkörper bekleidet (trotz der rein europäischen Formen scheint die zugrunde liegende arabische Variante stark durch). fol. 190r: Capricornus (Steinbock), nach links blickender Ziegenfisch, Steinbockhörner. fol. 190v: Aquarius (Wassermann), schräg nach links geneigt stehender Jüngling, nur die Schultern mit einem Tuch verhüllt, den rechten Arm nach oben streckend, mit der Linken eine Vase ausgießend, der Wasserstrahl fließt zurück und zwischen den Füßen durch; Pisces (Fische), nicht parallel, an den Mäulern verbunden. fol. 191r: Cetus (Seeungeheuer), Hundevorderteil mit spitzer Schnauze nach rechts, Fischschwanz. fol. 191v: Orion, energisch nach links schreitend, die Keule erhoben, den rechten Arm im Mantel verborgen, ein Schwert am Gürtel, bekleidet aber barfuß. fol. 192r: Eridanus (Fluss), kurzes gewundenes Flussstück; Lepus (Hase), nach links springend, lebendig. fol. 192v: Canis (Hund), nach links springend; Anticanis (Kleiner Hund), nach links stehend, »heulend«, mit Halsband; fol. 192v: Argo Navis (Schiff), einfache Bootsform mit Rahsegel und zwei Rudern, Tierkopf am Bug. fol. 193r: Hydra, Crater, Corvus (Seeschlange, Becher, Rabe), kurze Schlange nach links, darauf ein Henkeltopf und ein flatternder Vogel. fol. 193v: Crater (Becher), Henkelkrug; Corvus (Rabe), flatternder Vogel; Centaurus, Kentaur nach rechts, Rückenfigur, in der ausgestreckten Rechten ein kleines Tier. fol. 194r: Lupus (Wolf), Wolf nach links; Ara (Altar), Tauf beckenartig auf kurzem Schaft mit Stufensockel, lodernde Flammen. fol. 194v: Corona meridionalis (Südliche Krone), kreisrunder Reif, einfach; Piscis austrinus (Südlicher Fisch), delfinartiger Fisch, nach rechts schwimmend.
Provenienz Der genaue Entstehungsort und -kontext des siebten Faszikels ist kaum mehr mit Sicherheit zu ermitteln. Dem Besitzeintrag fol. 183r zufolge stammt das Sternbilderfaszikel (Teil VII.) aus dem Nikolaushospital in Kues (Liber hospitalis sancti Nicolai prope Cusam). Damit dürfte es sich um eine Handschrift aus dem Besitz des Nicolaus Cusanus handeln (vgl. BernkastlKues 207). Im 16. und frühen 17. Jahrhundert befand sich das Stück in der Heidelberger Bibliotheca Palatina, die Kistennummer des Abtransportes nach Rom (1622/23) findet sich auf fol. 183r »C[apsa] 159 / [Nr.] 1297«. In der Folgezeit wurde der heutige Band aus mehreren selbständig überlieferten, thematisch und nach dem Format passenden, Faszikeln zusammengebunden.
Literatur Björnbo/Vogl 1912, S. 134 –136; Ferrari 1918, S. 693f., 700 –715; Clagatt/Murdoch 1959, S. 25, 30; Vernet 1961; Anglés 1962, S. 34; Lindberg 1975, Nr. 3C, 103, 105; Thompson 1976, S. 102, 132, 142; Kunitzsch 1982, S. 477, 513; Gallo 1984, S. 301; Lippincott 1985, S. 68 und öfter; Schmitt 1986, S. 13; Schuba 1992, S. 103 –107; Lippincott 1993, S. 40, Abb. 4 (fol. 186v Pegasus). Siehe S. 78, Abb. 544–547
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Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. 1368 Astrologische Sammelhandschrift, illustrierte Fixsterntafel, Himmelskarten Sternbilderdarstellungen zu den überarbeiteten ptolemäischen Sterntafeln, versehen mit Exzerpten aus De signis coeli sowie der Bearbeitung des dritten Buches von Hyginus, De astronomia Die Sammelhandschrift aus dem universitären Umfeld zeigt in noch stärkerem Maße als die verwandten Codices in Brüssel (BRA, 10117–26) und Rom (BAV, Pal. lat. 1377) die Tendenz zur Kompilation der Texte und Bilder. Dabei zeigt sich an den eingefügten Himmelskarten auch ein ganz neuer, geometrisch-mathematischer Zugriff, der sich nicht mehr primär an den überlieferten Figuren der antiken Mythologie orientierte, sondern bemüht war, die durch Messungen verifizierten Koordinaten in eine streng konstruierte Himmelskarte zu überführen. Mittelrhein (wahrscheinlich Heidelberg), um 1426 Kodikologische Angaben 39,7 × 29,0 cm, 70 Folia, Bastarda cursiva mehrerer Hände, fol. 1–10 Pergament, der Rest Papier; der Codex wurde – wohl in jüngster Zeit – geteilt und besteht jetzt (wieder) aus zwei unabhängigen Teilen. Im Original eingesehen wurde nur Teile II–IV (zur Zeit der Einsichtnahme im November 2002 in losen Lagen auf bewahrt, da für die Restaurierung zerlegt).
Art der Bilder 57 Sternbilderdarstellungen, Federzeichnungen in schwarzer Tinte, zum Teil mit Schraffuren differenziert und mit fast deckender Farbe koloriert, Sterne als ›Sternchen‹ markiert, in einigen Fällen (v. a. auf rotem Grund) auch in Schwarz ergänzt und als größere Sterne hervorgehoben (z. B. fol. 51rb Bootes). An etlichen Stellen werden die Figuren in mehreren Versionen wiederholt, zuweilen ohne eigentlich größere Veränderung. Dabei wird zuweilen auf einen Autoren verwiesen. Oft finden sich mehrere Namen in der Rubrik oder im Text.
Inhalt I 1522, Heidelberg, Pergament, von der Hand Sebastian Münsters fol. 1r–9v: Sebastian Münster, Instrumenta planetarum. Kreisförmige Tabellen mit drehbaren Teilen und Zeigern sowie figürliche Darstellungen im Zentrum, laut Kolophon der Canones von Sebastian Münster erdacht, verfasst und gezeichnet fol. 10r–10v: Sebastian Münster, Canones ad ordinandum Instrumenta planetarum. Anleitung zum Gebrauch der vorausgehenden drehbaren Tafeln. fol. 10v Kolophon Sebastian Münsters von 1522
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II 2. Viertel 15. Jahrhundert, Heidelberg (?), Papier, Bastarda cursiva, von anderer Hand als das Folgende. fol. 10 ist ein nachträglich eingefügter Zettel (um 1473). Das Papier entspricht dem von fol. 63–67 fol. 10rv: Radices anni 1473 completi. Zur Berechnung der wahren Planetenörter (Nachtrag). fol. 11rv: Canones Tabularum (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1472, Nr. 2). Gebrauchsanleitung für die folgende Tabelle fol. 12r–33r: Tabulae planetarum. Zahlentabellen – 33v–33av: leer III Um 1426, Heidelberg (?), Papier (fol. 34–62 einheitlich, fol. 63–67 wie fol. 11–33). Vermutlich sind die Land- und Himmelskarten etwas später entstanden als der Rest, Bastarda cursiva, von der Hand Konrads von Dyffenbach, zügig aber sehr klar geschrieben, fol. 36r Mitte bis fol. 45ra zweispaltig, zahlreiche Tabellen. Rubriziert, einfache Ausstattung. Tractatus de significationibus 12 signorum (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 150, fol. 34rv: Nr. 5–6) fol. 35r–36r: Aphorismi Almansoris (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1504, Nr. 6, vgl. Nr. 7–8). Verfasserschaft ungeklärt (Abu Ma’shar?) fol. 36ra–37ra: Ps.-Hermes, Centiloquium (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1513, Nr. 7). Die Übersetzung aus dem Arabischen wird Stephanus von Messina zugeschrieben (für König Manfred von Sizilien) fol. 37ra–38ra: Zael, Praecepta quinquaginta (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1411, Nr.2). fol. 38ra–41rb: Johannes de Wachenheim, Considerationes Guidonis Bonatti collectae. Auszüge und Zusammenfassungen nach Guido Bonatti, von den in der Rubrik genannten 150 Considerationes finden sich nur 122, der Rest fehlt fol. 42ra–42va: Infirmitates ac partes hominis Planetarum (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1383, Nr. 1). Zum Einfluss der Planeten auf die Körperteile des Menschen und deren Krankheiten sowie zur Harnschau und ihrer Interpretation anhand der Himmelskonstellation. Am Schluss zwei Kreisdiagramme, das erste unvollendet fol. 42vb – 43va: Leopoldus de Austria, De significationibus planetarum (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 152, Nr. 11–12). Zur Bedeutung der Planeten in den Häusern des Horoskops. fol. 43vb – 45ra: Centiloquium Ptholemaei (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1403, Nr. 8). Ohne Kommentar. – fol. 45v: leer fol. 46r– 47v: Tabulae geographicae. fol. 46r Geographische Tabelle, fol. 46v– 47v Karte mit topographischem Koordinatensystem. Eine große Anzahl von Städten zwischen Tanger und »Babylon vetus« und zwischen Oxford und Alexandria wurden in ein regelmäßiges Koordinatensystem nach geographischer Länge und Breite eingetragen. Auffällig sind die Nachträge für Braunschweig (»Brunsvig« – zwischen Trier und Magdeburg), Riddagshausen (»Riddageshusen« – westlich von Paris (!), auf der Breite von Erfurt) und Koblenz (»Confluentia« – zwischen Köln und Worms; siehe Durand 1952, S. 108, 119) fol. 48r: De stellis fixis secundum Ptholemaeum. Sterne, die dem Almagest zufolge in einer Linie liegen sollen sowie eine weitere Liste nach »Abrachum qui precessit Ptholomeum«. – fol. 48v: leer
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fol. 49r–50v: Johannes de Wachenheim, Tabula ascensionum. Tabellen zum Aufgang der Tierkreiszeichen für Worms 1420, dessen Breite mit 49 Grad und fast 34 Minuten angegeben wird sowie (fol. 50v) Tabelle zur Einwirkung der Tierkreiszeichen und Planeten fol. 51r–56v: Claudius Ptolemaios, Tabulae stellarum fixarum (Kunitzsch ed. 1990). Verifiziert 1420 durch Johannes von Wachenheim. Unter der Zeichnung jeweils der entsprechende Text aus De signis coeli, der die Verteilung der Sterne im Bild beschreibt. Längenangaben nur in vollen Graden, ohne Minutenwerte fol. 56vb –58vb: Johannes de Wachenheim, Tabulae stellarum. fol. 56vb –57va Auflistung von Sternen nach ihrer Planetennatur (Saturn bis Luna); fol. 57vb –58vb Sternliste nach der Zuordnung zu den Tierkreiszeichen (Aries bis Pisces), jeweils unter Angabe des Längengrades des jeweiligen Zeichens. Ekliptikkoordinaten der Breite beziehungsweise Höhe. »Et sic est finis stellarum … fixarum in celo in gradibus 12 signorum verificatarum per magistrum Johannem de Wachenheim, decanum Nuhusensis, ad tempus 1400.« fol. 59r– 62v: Rotae et Delineationes. Zeichnungen von Astrolabscheiben und von drehbaren Scheiben mit Gradeinteilungen zur Darstellung der Planetenbewegungen. Von späterer Hand (Münster?) beschriftet »Theorica planetarum« und mit Symbolen der einzelnen Planeten versehen fol. 63r– 64v: Sternkarten. Die Sterne wurden in ein Koordinatensystem eingezeichnet und mit Umrissen der Sternbilder versehen, wobei verschiedene Projek tionen zur Anwendung kommen (Durand 1952, Tafel I). – fol. 65r: leer fol. 65v– 66r: Landkarte. Koordinatensystem mit eingezeichneten Städten jeweils nach geographischer Länge und Breite, aber ohne weitere geographische Details. Die Lage der Städte weicht von den Tabellen fol. 46v – 47v: deutlich ab (Durand 1952, S. 119). – fol. 66v: leer fol. 67r: Horoscop. Nativität als quadratisches Schema, übliche Symbole für Zeichen und Planeten. Nachtrag?
Kommentar Der astrologische Sammelband von stattlichem Format lässt mindestens drei Schichten von sukzessiver Entstehung erkennen. Inhaltlich beziehen sich praktisch alle Teile auf die praktische Astrologie, das heißt auf das Erstellen von Horoskopen und Iudicia sowie die Berücksichtigung astrologischer Rahmenbedingungen in medizinischen Fragen. Die Kartenentwürfe im vierten Teil stehen in engem Zusammenhang mit den neuen Ansätzen der Geographie und Kartographie im früheren 15. Jahrhundert Die Datierung auch dieses Faszikels auf 1426 (Durand 1952, S. 119) ist im Übrigen keinesfalls gesichert, da dieses Datum sich direkt lediglich auf das Centiloquium (fol. 43vb – 45ra) beziehen lässt. Allerdings dürften alle Texte bis mindestens fol. 58vb um diese Zeit geschrieben worden sein. Wahrscheinlich entstand der Rest danach, jedoch nicht sehr viel später. Die Beschriftungen der Kartenskizzen stammen ebenfalls von Conrad von Dyffenbach. Dieser hatte sich 1399 an der Universität Heidelberg immatrikuliert und wurde in der Matrikel als Sohn des Landschreibers bezeichnet (Toepke 1884, S. 70). Dazu passen die Angaben, dass die Sterntafeln von Johannes von Wachenheim – 1386 Gründungsmitglied der Universität Heidelberg, später Dekan des Stiftes Neuhausen bei Worms – 1400 beziehungsweise 1420 ›verifiziert‹ wurden. Durch das ungewöhnlich große Format war es möglich, Sterntafeln
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und Bilderleiste zweispaltig auszuführen, so dass jede Seite praktisch in vier Spaltenbereiche gegliedert ist. Die Textteile aus De signis coeli wurden dabei in den Bilderspalten jeweils unter den Darstellungen eingetragen. Es erscheint sehr wahrscheinlich, dass die Handschrift in Heidelberg entstanden ist, mit Sicherheit jedoch im mittelrheinischen Bereich zwischen Worms und Heidelberg um 1426. Der erste Teil von der Hand Münsters von 1522 gelangte wahrscheinlich als Geschenk an Ludwig V. von der Pfalz in die Heidelberger Schlossbibliothek und mit dieser in die Bibliotheca Palatina. Nach deren Überführung in die Vatikanische Bibliothek (1623) wurden die beiden Teile dort vereint. Die Bilder sind nicht die üblichen arabisch übermittelten der Sterntafelhandschriften sondern entsprechen in vielen Fällen einer älteren Traditionslinie rein europäischer Prägung. Dem entsprechen auch die Textbestandteile. Während die Tafeln mit ihren Koordinaten den ptolemäischen Sterntafeln des Almagest entsprechen und lediglich in den Rubriken zu den einzelnen Sternbildern weitere Bezeichnungen aufgenommen haben, entstammen die Textabschnitte jeweils unter den Zeichnungen der Himmelsbeschreibung De signis coeli (Ps.-Beda). Geht man die zusätzlich eingefügten Texte im einzelnen durch, stößt man schließlich noch auf Exzerpte aus dem dritten Buch von Hyginus, De astronomia. So beispielsweise zu Hercules (»erigonasin [!] seu hercules«), von dem es heißt: »hec inter estivum et articum utriusque pedibus et dextro genu articum [circulum] finit/sinistro pede caput draconis primens…« (vgl. De astronomia 3,5). Auch zu Perseus gibt es gekürzte Auszüge zu seiner Lage in Relation zu den Himmelskreisen (fol. 52ra). Beim Fuhrmann werden in dieses Hyginusexzerpt weitere Bezeichnungen aufgenommen, so »retinens habenas«, »auriga«, »agitator« und »eunuchus«, dies weist auf die Verarbeitung weiterer Quellen, etwa der Sterntafeln bei den Alfonsinischen Tafeln. Die eingefügten Versatzstücke wurden, wenn sie aus Platzgründen in einiger Entfernung vom zugehörigen Bild eingetragen werden mussten, sorgfältig mit Einfügungszeichen versehen, um die korrekte Zuordnung sicherzustellen. Allerdings finden sich auch mancherlei Abschleifungen und Verballhornungen in diesen Exzerpten (z. B. »Oficus« statt Ophiucus). Allerdings scheinen die Hyginusauszüge nicht direkt auf die Überlieferung des kompletten Textes zurückzugehen. Vielmehr stimmen die Textstücke mit den Hyginus-Derivaten überein (vgl. Kap. V.3). Ein guter Vergleich bietet sich mit Lyon, BM, Ms. 172. Dort findet sich auch die Drehleier als Darstellung des Sternbildes Lyra und der um 90 Grad gekippte heraldische Adler, der hier jedoch als Bild des Vultur cadens auftritt, nicht als Aquila (Lyon, BM, 172, fol. 44r). »Zophus« als Bezeichnung des Cepheus findet sich ebenfalls nur in dieser Gruppe (hier fol. 51r »quarta ymago stellacio inf lammati et dicitur et ceichius sive zopheus«; vgl. etwa Rom, BAV, Pal. lat. 1369). Im allgemeinen kann man jedoch feststellen, dass diese Handschriften weit mehr Text beigesteuert haben als Bilder. Auf jeden Fall handelt es sich in Pal. lat. 1368 um eine Vermischung unterschiedlicher Bildtraditionen, darunter vor allem solche orientalischer Abstammung wie etwa der Bildzyklus der Alfonsinischen Tafeln (vgl. Urb. lat. 1399). Cepheus als »Inf lammatus« und mit Keule erinnert an die Alfonsinischen Tafeln, die Verwechslung des Cepheus mit Bootes (daher die Keule?) findet sich in Urb. lat. 1399, aber auch in Basel F II 33. Beim Delfin erinnern Stellung, gezackter Rückenkamm, Kehllappen und der »Hundekopf« an Handschriften wie Urb. lat. 1399. Dort findet sich auch der naturnah dargestellte hochsteigende Steinbock. Virgo mit Flügeln und Palmwedel entspricht prinzipiell auch Urb. lat. 1399, jedoch ohne das Zeigen auf das eigene Gesicht mit der Hand. Cygnus als Huhn ist von al-Sufi inspiriert, allerdings ist es hier nicht das f liegende Huhn
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von unten, sondern eine Henne mit Küken (vgl. Clocha/Plejaden bei Michael Scotus, v. a. Paris, BN, lat. 7408A und Edinburg, RO, Cr. 3.23 sowie die deutschsprachigen Handschriften). Die Zusammenstellung der Textkomponenten scheint geordneter und letztlich stringenter gelungen zu sein als die Integration verschiedener Bildtraditionen. Aus der Bildtradition von De signis coeli stammt die sich umwendende, sich in den eigenen Flügel beißende Pegasusprotome mit übereinander gestellten Hufen (v. a. Dijon, BM, 448, fol. 69r). Auch die Gemini finden sich eindeutig in der ›De signis coeli-Variante‹, sie erscheinen nackt mit Mänteln, der rechte mit der Leier. Aquarius als nach rechts Wasser aus einer Vase gießende Frau findet sich in Oxford, Bodleian Library, Ms. Laud. misc. 644 (Nordfrankreich, 1270er Jahre, in der Variante des Liber Nimrot, vgl. Bd. 1, S. 403 – 409). Aquarius mit erhobenem Arm, mit der anderen Hand die Urna ausgießend dagegen findet sich in Los Angeles, Getty Museum, Ms. Ludwig XII 5 (karolingischer Sternbilderkatalog De ordine ac positione stellarum in signis, frühes 13. Jahrhundert, vgl. Bd. 1, S. 340 –34), allerdings ist die Gestalt dort ganz unbekleidet, hier könnte es sich möglicherweise auch um eine Vermischung mit Eridanus zu handeln. Auch der Cetus als Ungeheuer mit verschlungenem Drachenschwanz verweist auf De signis coeli. Ebenso der Orion mit Schwert in der einen und Scheide in der anderen Hand, vgl. Oxford, Bodl., Laud. misc. 644 und Paris, BN, lat. 14754 (Liber Nimrot). Der wie angelehnt stehende Eridanus mit Pf lanze und ausf ließender Vase/Kanne neben sich und der Kentaur mit dem Beutetier in Rückenlage auf der ausgestreckten Rechten weisen in dieselbe Richtung. Schließlich ist auf Bootes mit verhülltem Arm zu verweisen. Die Sterntafeln wie sie sich bei den Alfonsinischen Tafeln finden, scheinen das Bild des »Equus prior« beigesteuert zu haben, in der Gestalt ähnlich dem »dritten Pferd« bei al-Sufi (vgl. Bergamo, MA 388). Die Lyra als Schildkröte verweist zunächst auf die Sternbilder nach Alfonso el Sabio (vgl. auch Ludwig XII 7 und Basel F II 33). Die Bilder der Alfonsinischen Tafeln zeigen dagegen eine Art Schildkröte mit Flügeln, wie eine Fledermaus. Hier vertritt die Schildkröte dagegen den Schwan, der zudem als stehendes Huhn mit Küken dargestellt ist, entsprechend der Almagest-Übersetzung: »Gallina« (zum Bild der Henne s. o.). Der Große Bär in die Senkrechte gedreht ist wohl auf Sufi latinus zurückzuführen (vgl. Prag, Starovkloster, DA II 13), die Variante mit gesenktem Kopf erinnert dagegen an frühmittelalterliche Vorbilder. Der Schütze mit seinem wehenden Kopftuch entspricht der Darstellung des Sufi latinus, gegen die Ableitung von Alfonso el Sabio spricht der bekleidete Oberkörper. Nicht recht einzuordnen ist die zweite Gestalt des Bootes als nach links schreitende Figur mit einem Spieß oder Ochsenstachel in der Hand, bezeichnet als »Archas id est Boetes«. Vermutlich ist die Figur auf den Einf luss der Sternbilder nach Michael Scotus zurückzuführen, wo neben dem Ochsenstachel des »custos plaustri« auch die Bezeichnungen als »Archas« und »Boetes« zu finden sind. Die Figur hat desweiteren erhebliche Ähnlichkeit mit dem Cepheus in Pal. lat. 1377, dessen Identität nicht ganz gesichert erscheint (»cepheus dicitur hic ululans«), denn Ululans ist eine Bezeichnung für Bootes (auch: Vociferans – der Heulende oder Rufende). Auch das Bild des Hercules mit einem recht lebendig wirkenden Löwenfell, das ihm wie ein lebendes Tier von der Schulter zu springen scheint, hängt aufs Engste mit Pal. lat. 1377 zusammen. Dort lässt die Figur jedoch noch die kniende Haltung erkennen. Auch in der zweiten Palatinahandschrift finden sich zwei Darstellungen für »Vultur cadens«, ein Musikinstrument (Leier) und die Schildkröte (letztere dort durchgestrichen). Zur ersten Version des Perseus, nur mit einem Slip bekleidet und einen Krummsäbel schwingend, findet sich ebenfalls eine Entsprechung in Pal.
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lat. 1377 (dort wie im Paradeschritt ausschreitend). Es folgt jeweils der Fuhrmann mit Geißel und Riemenschlaufe (Zügel) – der »retinens habenas« des Sufi latinus, hier jedoch wie bei Michael Scotus als »agitator« bezeichnet. Obgleich auch der Schlangenträger Ansatzpunkte zum direkten Vergleich bietet, kann man erst beim Wassermann wieder von einer deutlichen Parallele zwischen Pal. lat. 1368 (erste Variante) und Pal. lat. 1377 sprechen. Die Fische mit Schlaufe im Verbindungsband sind ebenfalls vergleichbar, desgleichen der gebogene Flusslauf des Eridanus (Pal. lat. 1368 Variante 1). Becher, Rabe und Kentaur als Abfolge sind auch gut vergleichbar. Die weiteren Bilder bis zum südlichen Fisch divergieren wieder deutlich. Immerhin lassen sich doch etliche Parallelen aufweisen, die auf ein vergleichbares Milieu als Hintergrund beider Sternbilderfolgen hinweist. Die Himmelskarten fol. 63r– 64v entziehen sich einer unmittelbaren Einordnung in die Überlieferung der Sternbilderdarstellungen (eine ausführliche Untersuchung der Karten bietet: Dekker 2013, S. 357–367). Von den traditionellen Figuren bleiben zumeist nur sehr schematische Umrisse, die kaum mehr einen figürlich-darstellerischen Hintergrund erkennen lassen. Lediglich die Projektion der nördlichen zirkumpolaren Konstellationen auf fol. 63v macht hiervon eine gewisse Ausnahme. Draco, Ursa maior, Cepheus, Bootes, Corona borealis und Auriga sind deutlich zu erkennen und zum Teil auch durch Beischrift identifiziert. Lediglich der Kleine Bär ist nur als amorphes Gebilde präsent. Hier fallen jedoch sofort die Diskrepanzen zu den Darstellungen der Sterntafeln ins Auge. Bootes etwa hält in der hochgereckten Linken einen Bogen, ein Motiv, das sich auch in Wien, ÖNB, 5415 findet (fol. 221r). Cepheus wird durch Zepter und Reichsapfel als König gekennzeichnet, trägt jedoch keine Krone. Während die Gruppe der Sternbilderdarstellungen, die auf einer Bearbeitung von Hyginus III beruhen, Cepheus zumeist als Herrscher zeigen (vgl. Lyon, BM, 172, mit Zepter und Krone), findet sich der Reichsapfel ebenfalls in der genannten Wiener Handschrift (fol. 220r). Allerdings handelt es sich dort um Ansichten von vorn, während die Himmelskarte in Pal. lat. 1368 offenbar als Globusansicht zu verstehen ist und die Figuren in Rückenansicht zeigt. Auriga schließlich lässt nur sehr vage Parallelen mit figürlichen Sternbilderdarstellungen erkennen (vgl. jedoch Auriga in Wien, ÖNB, 5415, fol. 170r). Beim großen Bären ist ebenfalls auffällig, dass der Umriss deutlich von den gewohnten Bildern abweicht. Dafür geht er jedoch von der tatsächlichen Lage der Sterne am Himmel aus und weist somit auch den langen, leicht gebogenen Schwanz auf, der auch als die Deichsel des Großen Wagens interpretiert wird. Obgleich keine Belege für eine direkte Weiterentwicklung der hier zu beobachtenden Neuansätze überliefert sind, sind doch die Parallelen zu Wien, ÖNB, 5415 ganz offensichtlich, bei allen Unterschieden in der zeichnerischen Qualität. Die bereits angeführten motivischen Übereinstimmungen zwischen den Einzelbildern dort und den Himmelskartendarstellungen in Pal. lat. 1368, fol. 63v– 64r deuten jedoch auch auf einen unmittelbaren, nicht nur durch eine vergleichbare Problemstellung bedingten, Zusammenhang (vgl. auch Dekker 2013, S. 367–378). Auch in der Wiener Handschrift ist im Übrigen eine deutliche Divergenz der Darstellungstypen zwischen Einzelbildern und Himmelskarten zu konstatieren (siehe Kat.-Nr. 64). Die Kombination von Sterntafeln, Textauszügen und gesammelten Sternbilderdarstellungen sowie einer Vielzahl von Synonymen zur Bezeichnung der Bilder ist symptomatisch für das frühere 15. Jahrhundert, vor allem in akademischen Kontexten. Der vorliegende Fall zeigt lediglich eine besonders materialreiche Kompilation, mit der versucht wurde, gleichsam enzyklopädisch, das Wissen von den Fixsternen und Sternbildern zu bündeln und in einem Werk zu
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vereinen. Die Aktualisierung durch Johannes de Wachenheim weist ebenfalls auf einen aktiv gestaltenden Umgang mit der Überlieferung. Allerdings wurden die Sternkoordinaten bei Johannes von Wachenheim nicht für Dyffenbachs Projektion verwendet (Dekker 2013, S. 364f.). Schließlich weisen die Himmelskarten mit ihren Koordinatennetzen unmissverständlich in die Zukunft, die jedoch auch im wissenschaftlichen Bereich die Abkehr von figürlichen Darstellungen erst viel später vollziehen sollte. Verzeichnis der Bilder fol. 51ra: Ursa minor (Kleiner Bär), nach links gehend (keine Sterne). Ursa maior (Großer Bär), auf den Hinterbeinen aufgerichtet, nach links (mit vielen eingezeichneten Sternen); Ursa minor (Kleiner Bär), nach rechts gehend mit gesenktem, nach en-face gewendetem Kopf. fol. 51rb: Draco (Drache), senkrecht, gewellte grüne Schlange mit langen Ohren und dünner herausgestreckter Zunge; Cepheus, en-face, weiter Mantel, sonst unbekleidet, unförmige Keule in der Linken erhoben (»inflammatus, cheichnis, zepheus«); Bootes (Bärenhüter), nach links schreitend, weites Gewand und spitzer Hut, den Säbel in der Rech-
ten erhoben, die Linke vorn unter dem Mantel verhüllt (»plorans, ululans, arctophylax, vociferans«). fol. 51va: Bootes (Bärenhüter), nach links schreitend, bekleidet, den Spieß aufgestützt in der Linken haltend; Corona (Krone), in Draufsicht, Zacken nach außen geklappt, unten aufgelegt eine rechteckige Form mit Bänderansatz; Hercules, nach links schreitend, nackte Rückenfigur, der Löwe als ganzes Tier, als würde er von der Schulter springen, die Keule in der Rechten, keine Sterne; Hercules, ebenso aber der Löwe nur als Fell über den linken Arm gelegt, Sterne eingetragen (in der Rubrik zu Hercules: »Saltator, algeti, erigonasin [!], hercules«). fol. 51vb: Vultur cadens (Stürzender Geier), heraldisch stilisierter Adler (»vultur cadens, lira, aliora«), die Schwingen ausgebreitet, gekippt, wie im Sturzflug, keine Sterne; Lyra (Leier), als Drehleier, senkrecht in Draufsicht, Kurbel oben, Sterne; Lyra (Leier), als »lebendige« Schildkröte, von oben, diagonal nach links oben gehend, keine Sterne; Cygnus (Schwan), Huhn (»gallina«) nach links gewendet, mit drei Küken, Sterne; Cassiopeia (»habens palmam, cassiapia«), oben ohne auf einem Stangenthron, Arme ausgebreitet, Sterne. fol. 52ra: Perseus, als Rückenfigur nach links schreitend, nackt bis auf Unterhose, männliches Haupt mit Bart in der Linken nach vorn haltend, Säbel in der Rechten hinter sich erhoben, Sterne; Perseus, ebenso aber mit Mantel bekleidet, statt Säbel eine Keule, Sterne; Auriga (Fuhrmann), ohne Wagen, nach rechts schreitend, vollständig bekleidet, in der Rechten Geißel erhoben, links eine Bandschleife, Sterne (»corallus, alhaioth, agitator«). fol. 52rb: Serpentarius (Schlangenträger), Rückenfigur nach links schreitend, nackt, Schlange überkreuz, Mann und Schlange (mit Ohren) schauen sich an, Sterne (»alangue, lator serpentis«); Serpens (Schlange), einzeln, wie bei Draco aber mit Schleife, Sterne. fol. 52va: Sagitta (Pfeil), senkrechter Armbrustbolzen, Sterne (»ysrach, alhaueze«); Aquila (Adler), mit ausgebreiteten Schwingen auf dem Pfeil (nach links) sitzend, sich nach links umsehend, Sterne; Delphinus, senkrecht nach links, mit gezackter Rückenflosse und hakenartiger Schnauzenspitze, Sterne; Equus prior (Erstes Pferd), Pferd ohne Flügel, nach links gewendet, Vorderhuf angehoben, keine Sterne (»equus prior«); Pegasus, Hälfte mit Flügeln, nach links gedreht, sich umblickend und in den eigenen Flügel beißend, Sterne. fol. 52vb: Andromeda, nur mit Manteltuch umhüllt, en face, rechter Arm zur Seite, linke Hand in Schulterhöhe, Sterne (»andromedea, mulier sine marito«); Triangulum (Dreieck), schlicht, Sterne. fol. 53ra: Aries (Widder), nach links, sich umwendend, Sterne; Taurus (Stier), Vorderhälfte nach links, Beine angewinkelt, Sterne. fol. 53rb: Gemini (Zwillinge),
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beide en-face, nackt unter den weiten Mänteln, der Rechte mit Lyra (Beischriften: castor, pollus); Cancer (Krebs), als Flusskrebs, senkrecht in Draufsicht, gelbe Sterne auf Rot. fol. 53va: Leo (Löwe), gestürzt, nach oben laufend, heraldisch angehaucht, Sterne. fol. 53vb: Virgo (Jungfrau), en-face, wie ein Engel mit Flügeln, aber eindeutig weiblich, langes Kleid mit Dekollete, einen Palmwedel in der Rechten haltend, Sterne z.T. gelb; Libra (Waage); realistisch dargestelltes Instrument, zwei Sterne. fol. 54ra: Scorpius, senkrecht, in Draufsicht, realistisch, Sterne; Sagittarius (Schütze), als Kentaur, Oberkörper bekleidet, seitlich geknotetes Kopftuch, Pfeil und Bogen im Anschlag, nach links, Sterne. fol. 54rb: Capricor nus (Steinbock), nach links springender Steinbock, realistisch, Sterne. fol. 54va: Aquarius (Wassermann), bärtiger Mann, angelehnt stehend nach rechts, Paludamentum, sonst nackt, der rechte Arm nach oben ausgestreckt, in der Linken eine ausgegossene Vase haltend, Wasserstrom breit ausfließend, Sterne (scheint etwas von Eridanus kontaminiert zu sein. fol. 54vb: Aquarius (Wassermann), als Frau mit Kleid, mit beiden Händen vor sich, nach rechts gießend, Beischrift bezieht sich auf die »effusio aquae«, Sterne; Pisces (Fische), gegenläufig, leicht gegeneinander verdreht, Linie zwischen Mäulern, Sterne. fol. 55ra: Cetus (Seeunge heuer), drachenartig, nach oben, Kopf mit Ohren, Bocksbeine, Fischschwanz, Sterne (»Stellatio ceti marini«); Orion, voll bekleidet, nach rechts gewendet, Schwert in der Rechten erhoben, Scheide in der Linken vor sich, Sterne (»Stellatio orionis sive audacis«). fol. 55rb: Eridanus (Fluss), als gebogenes Stück eines Flusses (wie eine blaue Gurke), keine Sterne (»fluvius«); Eridanus (Fluss), als halb sitzender, halb stehender Mann, nach rechts gewendet, links neben sich die ausgekippte Kanne, in der Rechten eine Art Palmwedel haltend, nur im Wasserlauf Sterne. fol. 55va: Lepus (Hase), nach links springend, Sterne; Canis (Hund), nach links springend, Sterne; Anticanis (Kleiner Hund), dito, sich umsehend, Sterne (»canicula«); Anticanis, kräftig gebauter Hund, nach links, Kopf gesenkt, Sterne. fol. 55vb: Argo Navis (Schiff), kurzes aber vollständiges Schiff nach rechts, Steuer- und Antriebsruder und ein Rahsegel, Sterne (»navis vel argo«); Hydra, Crater, Corvus (Seeschlange, Becher, Rabe), senkrecht gewendet (gestürzt), Schlange mit drei Blumenartigen »Federn« auf dem Kopf (wie ein Kranich), Sterne (»ydra sive serpens«). fol. 56ra: Crater (Becher), Kanne mit Henkel, Metall, Sterne (vas); fol. 56ra: Corvus (Rabe), nach links, flatternd, Sterne; Cen taurus, nach rechts trabend, sich umblickend, Tier liegt auf dem linken Arm auf dem Rücken, Sterne. fol. 56rb: Lupus (Wolf), nach links, ausgestreckte Zunge, keine Sterne. fol. 56va: Ara (Altar), Blockaltar mit Stufe und Flammen, Sterne (»ymago laris sive thuribuli«); Corona meridionalis, wie corona borealis, Reif und Zacken nach außen geklappt, keine Sterne; Ara Piscis magnus, sehr großer blauer Fisch, senkrecht, Wasser speiend (beziehungsweise schluckend), nur drei Sterne auf den rot hervorgehobenen Kiemen.
Provenienz fol. 45ra »Et sic finitur centiloquium Ptholomei scriptum per me Conradum de Dyffenbach anno domini 1426, festo epiphanie domini etc.« (Toepke 1884, S. 70). Später in der Heidelberger Bibliotheca Palatina. 1622 –1623 mit dieser in die Vatikanische Bibliothek verbracht.
Literatur Saxl 1915, S. 10 –15; Tafel XI, XIII, XIV; Durand 1952, S. 114 –122, und Tafel I; CoxRearick 1982, S. 208; Poulle 1983), S. 233f.; Lippincott 1985), 47f., 52 –56, 66, 68; Schuba 1986 (Abb. fol. 2v/3r und fol. 53r Aries-Cancer); Kunitzsch 1986, S. 56 –58; Gauthier Dalche 1996; Mittler 1986, S. 81– 83; Schuba 1992, S. 63 – 66; Dekker /Lippincott 1999, S. 98 –106; Dekker 2013, S. 358 –367, 408 – 415. Siehe S. 78–79, Abb. 548–549
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Brüssel, Bibliothèque Royale Albert 1er, Ms. 10117-26 Astronomische Sammelhandschrift; Johannes de Lineriis; illustrierte Fixsterntafeln; Instrumententraktate Sternbilderdarstellungen zu den ptholemäischen Fixsterntafeln Spätmittelalterliche Sammelhandschrift zur Astronomie. Die Sternbilderdarstellungen der Sterntafeln stehen nur in sehr losem Zusammenhang mit der Bildüberlieferung des Sufi latinus, auch die Bildausstattung der Alfonsinischen Sterntafeln unterscheidet sich deutlich. Kennzeichnend ist jedoch zum einen ein recht freier Umgang mit den Figuren, die nicht zur Verdeutlichung der relativen Sternpositionen dienen müssen, zum anderen die Vermischung ganz unterschiedlicher Traditionen zu einer neuen Bildfolge. Engere Beziehungen bestehen zu den beiden römischen Palatinahandschriften Pal. lat. 1368 und Pal. lat 1377. Süddeutschland (Bayern oder Oberpfalz?), 2. Viertel 15. Jahrhundert Kodikologische Angaben 22,1 × 17,5 cm, 150 Folia, Papier, professionell geschriebene Bastarda, zuweilen einfache 2zeilige Lombarden
Art der Bilder 48 Sternbilderdarstellungen als Federzeichnungen zumeist mit eingetragenen Sternen
Inhalt Computus. Am Anfang unvollständig (siehe: Silvestre 1951, S. 151) Johannes de Sacrobosco, Algorismus (vgl. Beaujouan 1954, S. 106–111) Tabulae Alfonsinae (Poulle ed. 1984) Tabulae motuum planetarum. Weitere Tafeln, hier zur mittleren Bewegung der Planeten an einem Tag fol. 52v: Ps.-Priscian, Versus de stellis fixis (Baehrens ed. 1879, Bd. 1, S. 351) fol. 52v–53v: Excerptum de astrologia Arati (Dell’Era ed. 1974; Maass 1898, S. 309–312) fol. 54r–79r: Claudius Ptolemaios, Tabulae stellarum fixarum (Kunitzsch ed. 1990). »Forma et ymagines celi et stelle ipsarum secundum situs et magnitudines almagesti tholomei. Illa que est in extremitate caude…«. Die Sterntafeln des Almagest mit den originalen Längenwerten. Der Text verläuft senkrecht zur Seite, die Tafeln nehmen jeweils aufgeschlagene Doppelseiten in über beide Seiten durchlaufenden Spalten ein. Die Zeichnungen mit Beischriften stehen in der rechten, sonst leeren Spalte. Gelegentliche Randglossen: »hec vocatur stella nautica vel maris« (Polarstern). Die Legenden zu den Sternbildern geben oft alternative Bezeichnungen. fol. 78v–79r Angaben zur Präzession, zumeist bezogen auf das Jahr 1344. Die letzten Angaben zur Aktualisierung beziehen sich auf 1410 (fol. 79r). Ein Vergleich mit Oxford, Bodl. Can. misc. 554, fol. 174v–194r fördert keine Übereinstimmungen der Sterntafeln zutage. – fol. 79v–80v: leer
fol. 1r–13r: fol. 14r–23v: fol. 24r–48v: fol. 49r–52r:
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fol. 81r–89v: fol. 90r–100r: fol. 100r–121v: fol. 122r–133v: fol. 134v–138v: fol. 139r–142r:
fol. 142v–146v: fol. 147r–147v: fol. 148r–150v:
Johannes de Lineriis, Theorica planetarum (s. Calcoen 1975, S. 20f.) Johannes Danck, Canones Johannes de Lineriis, Canones (Curtze ed. 1900, S. 391–416) Tractatus abbreviatus et compendiosus ad faciendum astrolabium (Michel ed. 1956). – fol. 134r: leer De utilitatibus quadrantis novi (s. Calcoen 1975, S. 21) Tractatus compendiosus de sphaera solida. Abgekürzte Version des tractatus de sphaera solida zu Bau und Nutzen eines Himmelsglobus, vgl. Calcoen 1975, S. 21 sowie Pl. II (fol. 142r). Der Globus scheint hier mit einer Peilvorrichtung in der Art eines Quadranten versehen worden zu sein. Johannes de Lineriis, Abreviatio equatorii (De Solla Price ed. 1955 S. 188– 196) De Mercurio, Venere aliisque planetis (s. Calcoen 1975, S. 21) Tractatus de minutiis (s. Calcoen 1975, S. 21)
Kommentar Die relativ kleinformatige Handschrift vereinigt Tafelwerke und deren Canones sowie kürzere Stücke zu Astronomie und Mathematik mit kurzen Traktaten zu astronomischen Instrumenten (fol. 122r–146v). Die Sterntafeln mit den unveränderten Koordinaten der lateinischen AlmagestÜbersetzung weisen dabei eine ungewöhnliche Einrichtung auf: die Tabellen laufen quer zur normalen Ausrichtung über beide Blätter der aufgeschlagenen Doppelseiten. Zur Benutzung ist das Buch also um 90 Grad zu drehen. Hierdurch kann trotz des bescheidenen Formates Raum für großzügig bemessene Darstellungen gewonnen werden. Das Layout wirkt übersichtlich und großzügig. Diese Einrichtung lässt an München, BSB, clm 826 denken, die Sterntafelhandschrift für König Wenzel, die allerdings hochwertig ausgestattet wurde. Die Zeichnungen der Brüsseler Handschrift sind dagegen überwiegend sehr schlicht und lassen eher geringen Aufwand erkennen. Die festgefügten Figuren mit klarer Kontur und relativ sicherer Binnenzeichnung sowie die zum Teil plastische Ausarbeitung könnten Hinweise auf ein Vorbild mit großformatigen, vollfarbigen Figuren sein. Die etwas aufwendiger gestalteten Figuren (z. B. Aquarius, Andromeda, Virgo) lassen Stilmerkmale erkennen, die Vergleiche mit anderen Werken zulassen. Die stark graphisch geprägten Darstellungen mit festen Konturen und Binnenkonturen, die zu ornamentaler Stilisierung tendieren, erinnern an Rom, BAV, Pal. lat. 1066, eine Handschrift, die um 1426 im oberpfälzisch-bayerischen Bereich entstanden ist. Die Angabe, nachdem es sich um die von Prosdocimo de’ Beldomandi redigierten Sterntafeln handelt (Calcoen 1975, S. 20; wohl danach auch Lippincott 1985), ist unzutreffend. Während die mit etwas größerer Wahrscheinlichkeit auf Prosdocimo zurückgehenden Tafeln in Oxford, Bodl., Can. misc. 554 sich auf die Ära Alfons des Weisen beziehen und wohl die im Zusammenhang der Alfonsinischen Tafeln überlieferten sind (Koordinaten wurden nicht mehr eingetragen), finden sich hier die Längenwerte des Almagest. Auch in den Anhängen zur Präzession findet sich kein Hinweis auf Prosdocimo als Verfasser. Lediglich der letzte Hinweis zur Berechnung für 1410 weist in die Zeit seiner Aktivität. Die von Lippincott (1985, S. 68) vorgeschlagene Gruppierung mit Rom, BAV, Pal. lat. 1368 (Gruppe II) ist nur insofern zutreffend, als diese Handschrift unter anderem auch Sternbilderdarstellungen enthält, die den ikonographischen Mustern des Brüsseler Codex entsprechen. Übereinstimmungen zeigen sich auch beim
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Vergleich mit Rom, BAV, Pal. lat. 1377. Dennoch geht auch der Vergleich mit der »Beldomandi-Handschrift« (Oxford, Can. misc. 554) nicht völlig fehl. Es findet sich eine durchaus vergleichbare Mischung verschiedener Traditionen und Bildtypen, wobei hier keine bloße Zusammenstellung verschiedener Varianten zu sehen ist, sondern zumeist eine Verschmelzung. Die Zuordnung der Darstellungen zu den jeweiligen Sternbildern lässt dabei gelegentlich Unsicherheiten erkennen. Auch die zahlreichen beigeschriebenen Namen weisen Unstimmigkeiten auf: Bootes wird als »Tecius«, »Inf lammatus« (= Cepheus), »Boetes« und »Artophilax« bezeichnet, Cepheus als »Tegnius«, »Ululans«, »Vociferans« (alle drei Bezeichnungen des Bootes), und »Cepheus«. Für Cygnus findet sich: »Eyrisin«, »Volans«, »Gallina«, »Olor« und »Aquila« (!). Die Bezeichnungen der Sternbilder erscheinen dabei in der lateinischen und arabischen Form (in dieser Reihenfolge), sowie oft in mehreren Varianten. Die Darstellung der Andromeda ist ungewöhnlich und erhielt prompt einen Kommentar von etwa zeitgenössischer Hand: »Forma non convenit constellationi, habet enim sedem dorso converso et dextram extenta.« Allerdings hatte der Glossator hierbei ganz offensichtlich ein Bild der Cassiopeia auf ihrem Thronsitz vor Augen. Eine vergleichbare Anmerkung findet sich beim Skorpion (fol. 67v), wo der Kommentator die seitlichen Beine vermisste. Allerdings stieß der Benutzer sich wohl weniger an den Abweichungen von der Sternanordnung am Himmel, wie die Formulierung vermuten lassen könnte, sondern an den Abweichungen von den ihm bekannten Bildkonventionen. Die späteren Ergänzungen zu den Beischriften enthalten weitere und gröbere Irrtümer, z. B. beim Polarstern in Ursa minor: »booten«, bei Cetus: »nochus«, obwohl sich die korrekte Namensvariante an der richtigen Stelle findet, nämlich beim Südlichen Fisch (fol. 78r). Der Schütze erhielt die Beischrift »Centaurus«. Auffallend für Sterntafelillustrationen ist die wiederholte Bezugnahme der Namenbeischriften auf die antike Mythologie auf der Grundlage des zweiten Buches von Hyginus De astronomia, so etwa beim Wassermann, der als Ganymed bezeichnet wird (Astr. 2,29). Die Zwillinge erhielten die ergänzende Erläuterung: »Nomina: Castor [et] Pollux, alias Hercules [et] Apollo, alias Triptolemus [et] Iasona« (vgl. Astr. 2,22). Auch zum Schiff (navis) wird noch angemerkt, dass es sich um die Argo handelt. In den Ptholemäischen Sterntafeln kommt der Name nicht vor. Beim Stier wird auf die Hyaden hingewiesen, bei denen es sich um 7 Sterne handele, deren Namen aufgeführt werden, und die auch Plejaden genannt würden (!). Bis auf diesen, inkorrekten, Nachsatz stammt die Anmerkung einschließlich der Namen ebenfalls von Hyginus (Astr. 2,21). Auch der Schlangenträger erhält Zusatzinformationen aus dieser Quelle, neben dem öfter belegten Ophiuchus (hier »offiuches«), den sonst nirgends aufgeführten Namen »Carnabonta« (Astr. 2,14). Der Bilderzyklus lässt sowohl die europäische, als auch die arabisch vermittelte Tradition deutlich erkennen, stellt also eine Mischung aus verschiedenen Typen dar. Die Sternanordnung erscheint eher willkürlich. Tendenziell sind die Figuren zumeist in zeitgenössisch anmutende Gewänder gekleidet. Perseus lässt noch die arabischen Deformationen durchscheinen (männliches, bärtiges Medusenhaupt). Auch der Fuhrmann wurde eindeutig aus der al-Sufi-Variante entwickelt. Cepheus hat keine Ähnlichkeit mit der traditionellen, en-face stehenden Figur mit ausgebreiteten Armen, er gleicht jedoch dem vorausgehenden Bootes in der seitlich schreitenden Körperhaltung. Die Lanze in seiner Hand dürfte ebenfalls einer Darstellung des Bootes entlehnt sein, vielleicht der Variante des Michael Scotus. Perseus – ähnlich wie in Pal. lat. 1377 – zeigt Anklänge an al-Sufi (caput algol als bärtiger Männerkopf ), wurde demgegenüber aber in der Körperhaltung umgedeutet. Taurus kann immerhin direkt mit Sufi latinus verglichen werden,
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hinsichtlich Kopf haltung, Beinhaltung und Schnitt. Die Zwillinge stammen wohl auch von dort, wurden aber umgeformt. Der Schlangenträger ist deutlich näher an den europäisch-hochmittelalterlichen Typen. Hier ist die Schlange wie in hochmittelalterlichen Darstellungen um den Leib gewunden und wendet sich züngelnd zum Träger zurück, wie in einigen Zyklen zu Pseudo-Beda De signis coeli (vgl. etwa Oxford, Bodl. Can. misc. 644). Der halbrund gekrümmte Delfin erinnert stark an die entsprechende Darstellung in den süddeutschen Hyginushandschriften des 12. Jahrhunderts (Florenz, Laur., Plut. XXXIX. 30; St. Paul, Ms. 16/1; London, BL, Arundel 339). Die Blumenranke in der Hand der Jungfrau findet eine Entsprechung im Blumenstrauß Virgos ebenfalls in Arundel 339 (fol. 82r). Allerdings verweisen die Flügel der Jungfrau eher auf Zyklen wie den, der sich zumeist bei den Sterntafeln der Alfonsinischen Tafeln findet (z. B. Rom, BAV, Urb. lat. 1399). Dort hält die Jungfrau jedoch eine Art Palmwedel. Den nach hinten schießenden Schützen hat Cambrai, BM, Ms. 933, fol. 32v (sowie Fendulus, siehe London, BL, Sloane 3983). Auch Cetus als Hund mit Schlangenschwanz findet sich dort (z. B. Cambrai, BM, Ms. 933, fol. 35v) aber auch in dem auf dem dritten Buch des Hyginus beruhenden Sternbildertext der Hyginusbearbeitung. Cepheus ähnelt sehr dem vorausgehenden Bootes, hat aber einen langen Spieß (Lanze) in der Hand wie bei Michael Scotus. Vermutlich wurden Bootes und Cepheus hier beide nach verschiedenen Bootes-Varianten gebildet, dies korrespondiert mit den Unklarheiten bei der Bezeichnung der beiden. Wenngleich sich das Vorbild des Sufi latinus gelegentlich abzeichnet, sind doch auch die Einf lüsse der älteren süddeutschen Hyginushandschriften sowie weiterer Sternbilderüberlieferungen unverkennbar. Es lassen sich auch Parallelen zur Bilderfolge in Basel, UB, F II 33 feststellen: Virgo (Kleid, Flügel, leichte Linkswendung); Leo (Haltung, geöffnetes Maul, hochgeschlagener Schweif ); Skorpion (Form abenteuerlich, keine Beine); Capricornus (Fischschwanz und springendes Ziegenbockvorderteil); Aquarius (Haltung, Nacktheit, Gefäß, Wasserband, Fisch). Aquarius mit dem Fisch, der den Wasserstrahl verschluckt, findet sich auch dort sowie in ähnlicher Form bei Andalo di Negro (z. B. London, Ms. Add. 23770, fol. 20v und Siena, Bibl. degli Intronati, L. X. 42, fol. 16r). Cetus als Hund mit Fischschwanz geht auch in Richtung von Alfonsos Sternbilderfolge (vgl. auch Rom, BAV, Vat. lat. 8174). In vielen Fällen kann man jedoch auch einfach eine recht eigenwillige Behandlung der Figuren feststellen, so bei Andromeda oder auch eine Vereinfachung, wie bei Centaurus. Der Altar als rundes Feuerbecken auf einer Art Kelchfuß geht letztlich auf die spätantike Variante zurück und mag aus der Germanicusüberlieferung übernommen worden sein. Ara als kelchförmige ›Tauf beckenform‹ mit Flammen findet sich jedoch auch in etlichen Hyginushandschriften des 15. Jahrhunderts (z. B. Cod. Bodmer 7, fol. 43r). Orion gleicht nicht so sehr Basel F II 33 als der Variante in Alfonsos Primer Lapidario (nach links ausschreitend, kurz berockt, einen Knüppel schwingend, großes Schwert am Gürtel, verhüllte Linke nach vorn gestreckt; aber kein verlängerter Ärmel), jedoch kann man die Parallele auch hier zur früheren Germanicusüberlieferung ziehen, wobei das Lagobolon zum Knüppel wurde. Der verhüllte Arm jedoch findet dort seine beste Entsprechung. In den humanistischen Handschriften holt Orion in der Regel mit einem Schwert aus, in der Variante mit Keule hält er in der Linken einen Schild (z. B. Cod. Vindob. 3111). Der Bilderzyklus der ptholemäischen Sterntafeln in Brüssel, BRA, 10117–26 kann insofern als typisch für seine Zeit gelten, als er eine Mischung verschiedener Sternbildertypen vereinigt. Die Basis sind hier, wie in den meisten Sterntafelillustrationen, die Darstellungen des Sufi latinus.
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Verzeichnis der Bilder fol. 54r: Ursa minor (Kleiner Bär), nach links schreitend, große, lange Pfoten. fol. 54v: Ursa maior (Großer Bär), nach links orientiert, geöffnetes Maul. fol. 55r: Draco (Drache), S-förmig, den Kopf mit ausgestreckter Zunge nach rechts gewendet. fol. 56r: Bootes (Bärenhüter), nach links schreitend, ein Hackmesser in der Rechten, kurzes Gewand und Mütze. fol. 56v: Cepheus, seitlich nach links blickend stehend, die Rechte vorgestreckt, in der Linken eine Lanze haltend, kurzes Gewand, auf dem Kopf ein Käppchen; Corona borealis (Nördliche Krone), Kronreif mit Zacken in Seitenansicht (»…et dicitur adriagnes«). fol. 57r: Hercules, nach links gewendete Rückenfigur, zeitgenössisch gekleidet, langer Bart, Keule, Fell fast wie ein ganzer Löwe gestaltet. fol. 57v: Lyra (Leier), instrumenten-
ähnlich, Wirbelbrett jedoch wie eine Walze mit Kurbel geformt, darunter ein schildkrötenähnliches Wesen. fol. 58r: Cygnus (Schwan), mit ausgebreiteten Schwingen nach links gewendet stehend (»olor seu aquila«). fol. 58v: Cassiopeia, en-face auf einer Bank mit einer Art Reling sitzend, ausgebreitete Arme. fol. 59r: Perseus, nach links ausschreitend, spärlich bekleidet, barfuß, Krummsäbel und männliches, bärtiges »Dämonenhaupt«. fol. 59v: Auri ga (Fuhrmann), nach rechts gewendet, die Geißel in der Rechten schwingend, die Zügel in der Linken hochhaltend. fol. 60r: Serpentarius (Schlangenträger), nackte Rückenfigur nach links, merkwürdig zurückgelehnte Haltung (fast wie sitzend), Schlange um die Taille geschlungen und sich zum Träger zurückwendend. fol. 60v: Serpens (Schlange), die vom Träger gelöste, separat abgebildete Schlange erscheint als vierfüßiges drachenähnliches Wesen wie ein Reptil nach links, den Kopf zurückgewendet, mit ausgestreckter Zunge. fol. 61r Sagitta (Pfeil), langer schlanker Bogenpfeil (»Sagitta arabice alahaneze«); Aquila (Adler), nach links fliegend. fol. 61v: Delphinus, halbkreisförmig gebogen, nach links blickend; Equus prior (erstes Pferd), Pferdekopf mit Fußwulst. fol. 62r: Pegasus, nach rechts galoppierende Pferdehälfte mit Flügeln, der fehlende Hinterleib wurde hier als Fischschwanz ergänzt, wohl in Anlehnung an Capricornus (wohl nicht nachträglich verändert). fol. 62v: Andromeda, leicht nach links gewendet, nackt, die Scham mit einer Blume bedeckend, die Rechte geöffnet erhoben. fol. 63r: Aries (Widder), nach links springend. fol. 63v: Taurus (Stier), Stierhälfte nach rechts springend. fol. 64v: Gemini (Zwillinge), nacktes Paar von hinten, nach links gehend, die Arme gegenseitig um die Schulter gelegt. fol. 65r: Cancer (Krebs), Flusskrebs nach rechts. fol. 65v: Leo (Löwe), nach links laufend, ausgestreckte Zunge, etwas von heraldischen Darstellungen inspiriert. fol. 66v: Virgo (Jungfrau), en-face, eine Blumenranke in der Rechten, Flügel. fol. 67r: Libra (Waage), detailgenau gezeichnete Balkenwaage mit Schalen. fol. 67v: Scorpius, undefinierbares Fantasiewesen mit zwei Zangen, ohne Beine. fol. 68v: Sagittarius (Schütze), nach rechts galoppierend, sich umwendend und nach hinten (links) schießend, Stirnband (Beischrift: Centaurus). fol. 69r: Capricornus (Steinbock), nach links springender Bock, die Hinterbeine durch die Hinterhälfte eines Fisches ersetzt. fol. 70r: Aquarius (Wassermann), halb sitzender, nach rechts gewendeter nackter Jüngling, eine Vase in der Linken ausgießend, ein Tuch über den rechten Arm gehängt, der Wasserstrom führt zu einem Fisch unter den Füßen der Figur (Beischrift: Ganimedes). fol. 71r: Pisces (Fische), waagrecht gegenläufig, Linie von Maul zu Maul. fol. 71v: Cetus (Seeungeheuer), nach rechts, hundeartiges Wesen mit Fischschwanz. fol. 72v: Orion, nach links ausschreitend, die Rechte im Mantel verhüllt, die Linke holt mit einer großen Keule aus, großes Schwert und Dolch am Gürtel, keine Rüstung. fol. 73r: Eridanus (Fluss), breites, leicht gewelltes Band. fol. 74r: Lepus (Hase), nach links laufend; Canis (Hund), nach links laufend, Halsband. fol. 74v: Anticanis (Kleiner Hund), nach links stehend, Halsband, Kopf wie heulend erhoben. fol. 75r: Argo Navis (Schiff), detailreich gezeichnetes zeitgenössisches Schiff mit Rahsegel, Mastkorb und Fahne, kein Wasser (›schwebend‹). fol. 76r: Corvus (Rabe), nach links laufender Vogel;
63. Brüssel, Bibliothèque Royale Albert 1er, Ms. 10117-26 Centaurus, nach rechts gewendeter Kentaur, auf der linken Hand steht ein kleines vierbeiniges Tier. fol. 77r: Lupus (Wolf), böse blickender Wolf nach links. fol. 77v: Ara (Altar), kelchförmig wie ein Tauf becken, Flammen; Corona meridionalis (Südliche Krone), Krone in Seitenansicht. fol. 78r: Piscis austrinus (Südlicher Fisch), nach rechts springender Fisch.
Provenienz Vermutlich in Süddeutschland im 2. Viertel des 15. Jahrhunderts entstanden.
Literatur Michel 1949, S. 199–204; Silvestre 1951; Saxl/Meier 1953, S. XLIX, Anm. 19; Manuscrits datés 1972, S. 73, Nr. 111; Calcoen 1975, S. 20–22, Nr. 275; Lippincott 1985, S. 65, 68; ´ z˙ ynska-Stolot 1994, S. 65. Snie Siehe S. 78
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Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 5415 Astronomische Sammelhandschrift, Tabulae stellarum Klosterneuburg, um 1435 Kodikologische Angaben 29,0 × 21,6 cm, 265 Folia, Papier und Pergament, vor allem die Zeichnungen zu einem Messinstrument mit Gradeinteilung auf dem Rand sind jeweil auf eingebundenen Pergamentseiten ausgeführt. Verschiedene Wasserzeichen (vgl. Roland 1999, S. 130), am häufigsten Piccard, Blume, IV, 2004 (ähnlich), der Typus ist nur in den 1430er und 1440er Jahren belegt. Mehrfach ornamental geteilte, 5 – 8zeilige Lombarden (blau-rot) sowie rote und blaue 3 – 6zeilige Lombarden zu Textanfängen und Absätzen. Überwiegend unregelmäßige Lagenstruktur. Der Band wurde 1991 unter weitgehender Erhaltung des Originalbestandes restauriert.
Art der Bilder 48 Sternbilderdarstellungen als qualitätvolle, teils durch Schraffuren differenzierte Federzeichnungen, bis auf Ursa maior ohne eingetragene Sterne. Häufig ist eine skizzenhafte aber detaillierte Unterzeichnung in Metallstift sichtbar, an die sich der Zeichner bei der Ausführung jedoch nicht immer hielt, gelegentlich finden sich ganz beträchtliche Abweichungen. Eine weitere, in den Bildvarianten zumeist nicht identische Sternbilderfolge (46 Darstellungen) findet sich in den Himmelskarten.
Inhalt Vorderspiegel Index. Zwei Inhaltsverzeichnisse des 15. Jahrhunderts fol. 1r–2v: leer. fol. 3r–120r: De constructione et utilitate albionis (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 74, Nr. 7). Astrolabtraktat mit zahlreichen Zeichnungen auf Pergament und Tabellen (v. a. fol. 59r– 64v, Fixsterntabellen fol. 78r–79r, 82r– 84r, ), fol. 77v–79r: Ergänzungen des Johannes von Gmunden, datiert 1430 (vgl. Roland 1999, S. 126), fol. 101v: (größtenteils) und 102r–104r: leer, der vierte Teil der Schrift fehlte hier (Anmerkung fol. 120r), wurde aber fol. 150r–160r nachgetragen. – fol.120v–132r: leer fol. 133r–146r: Johannes Schindel, Canones pro eclipsibus solis et lunae (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1027, Nr. 2). fol. 141r–146r Ergänzungen, fol. 145r wird das Jahr der Messungen mit 1433 angegeben. – fol. 146v–149v: leer fol. 150r–160r: Quarta pars Albionis (s. o.). Vierter Teil des Traktats zum Albion (Fortsetzung zu fol. 2r–120r). fol. 151r–160r: Tabellen zu den Planetenbewegungen. – fol. 160v: leer fol. 161r–191r: Tractatus de spera solida (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1576, Nr. 2). Zu Herstellung und Nutzung eines Himmelsglobus (Dekker 2013, S. 388, S. 389 Abb. 5.26), datiert 1435 (fol. 191r). Die beiden Sternkarten fol. 168r (Nord) und fol. 170r (Süd) gehören umittelbar dazu und sind auf die Kugel zu übertragen. Text und Zeichnungen (bis auf die Himmelskarten) finden sich auch in München, BSB, Cgm 595, fol. 61ra–70va;
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fol. 192r–210v: fol. 216v:
fol. 217r–251v:
fol. 251v: fol. 251v–253v: fol. 254r–255v:
fol. 255v:
fol. 256r–259v:
fol. 260 –263v:
fol. 263v–264v:
Catania, BU, Arm. 3. U. 87, fol. 211r–223r; München, BSB, clm 10662, fol. 105r und Cambridge (Mass.), fol. Ms. typ. 43, fol. 178v. – fol. 191v: leer Costa ben Luca (?), Tractatus de spera volubili (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 457, Nr. 5). Ebenfalls 1435 datiert. – fol. 211r–216r: leer Quando volueris ymagines celi depingere (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1172, Nr. 4). Kurzer Text zur Anlage des Koordinatenrasters zweier kreisförmiger Sternkarten (Nord- und Südhimmel) als Vorbereitung zur Eintragung von Sternbilderdarstellungen Claudius Ptolemaios, Tabulae stellarum fixarum (Kunitzsch ed. 1990). Verifiziert im Jahr 1424. Angegeben werden die zu addierenden Werte von Ptolemaios zu Alfons dem Weisen und von diesem zum angegebenen Jahr. Schließlich wird noch ein neuer Wert für das laufende Jahr (1434) angegeben (vgl. Saxl 1927, S. 153), dabei werden nach Möglichkeit alle gebräuchlichen Bezeichnungen der Sternbilder zitiert Ps.-Priscian, De duodecim signis (Riese ed. 1896, I, 2, Nr. 679). Dabei Merkverse zur warmen und kalten Natur der Tierkreiszeichen Notae. Merkverse (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 398, Nr. 5) und Aufzählungen zu den Namen der Sternbilder. Excerptum de astrologia Arati (Dell’Era ed. 1974; Maass 1898, S. 309 –12). Ebenso in München, BSB, clm 10662, fol. 148rv und Cambridge (Mass.), Harward College, Houghton Library fol. Ms. typ. 43, fol. 176rv Paranatellonta (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1464, Nr. 9). Ebenso in München, BSB, clm 10662, fol. 161v und Cambridge (Mass.), fol. Ms. typ. 43, fol. 178v Hyginus, De astronomia III (Viré ed. 1992)/Ps.-Beda, De signis coeli (Dell’Era ed. 1979. Hyginus, De Astronomia III.1–5 (Ursa maior bis Hercules) gefolgt von Ps.-Beda, De signis coeli VI–XL (Serpentarius bis Anticanis). Die beiden Textauszüge gehen nahtlos ineinander über, ohne dass sich der Wechsel in irgendeiner Art in der formalen Gestaltung abzeichnen würde. Die Kombination findet sich ebenso in Cambridge (Mass.), Houghton Lib., fol. Ms. typ 43, fol. 176v–178v und München, BSB, clm 10662, fol. 149r–151v. Das zeitgenössische Inhaltsverzeichnis nennt den Text als »Beda de constellationibus et ymaginibus celi«. Tractatus de Gallaxia (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 831, Nr. 7). Zur Lokalisierung wichtiger Sterne, die Sternbilder werden mit den Bezeichnungen des lateinischen Almagest benannt (»Gallina« für »Cygnus«) De 12 signis zodiaci (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 673, Nr. 5).
Kommentar Den weitaus größten Teil der astronomischen Sammelhandschrift nehmen Texte zu aktuellen astronomischen Instrumenten und die ptolemäischen Sterntafeln ein. Dazu treten ergänzend einige ältere, kürzere Stücke. Letztere finden sich auch in anderen Handschriften aus Wien oder Klosterneuburg, so in Cambridge (Mass.), Harward College, Houghton Library fol. Ms. typ. 43 (siehe dort) und München, BSB, clm 10662, fol. 149r–151v. Die Zusammenstellung des Excerptum, des Hyginus-Ps.-Beda-Textes, der Paranatellonta und des Tractatus de spera solida und findet sich ebenfalls in den beiden genannten Handschriften. Parallelen ergeben sich auch zu
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Catania, BU, Arm. 3. U. 87. Das in den Kolophonen auf fol. 191r und fol. 210v genannte Jahr 1435 wird auch in der Rubrik zur Fixsterntabelle als »annus praedictus« genannt (dort 1434!) und mit Korrekturangaben zu den Sternörtern angegeben. Da es auch mit der Periode der nachgewiesenen Benutzung des oben genannten Wasserzeichens übereinstimmt, dürfte es das Entstehungsjahr der Handschrift sein. Die Figuren haben keine eingetragenen Sterne und folgen nicht allzu streng den Vorgaben für die Disposition der Sternbilder. Die Zeichnungen sind jedoch qualitätvoll und sehr ansprechend. Offensichtlich dienen die Zeichnungen nicht der Erläuterung oder gar der Vermittlung der Sternpositionen (diese ergeben sich ja aus der Tabelle) sondern der Veranschaulichung der Figuren an sich, möglicherweise auch als mnemotechnische Hilfen, um sich die verschiedenen Konstellationen und ihre Namen leichter einzuprägen, und auch als Hilfen beim Auffinden einer bestimmten Stelle im Tabellenwerk. Im Vergleich zur Mehrzahl der Sterntafelbilder fällt die ganz andere Disposition der Seiten auf. Die Zeichnungen nehmen weder die Randspalte ein, wie in den meisten schlichter illustrierten Sterntafeln (z. B. Bergamo, BCAM, MA 388), noch stehen sie als Bildseiten den Tabellen gegenüber wie in den aufwendigen »Sternatlanten« (Paris, Arsenal, 1036; Berlin, KK, 78 D 12; etc.). Hier folgt das Bild dem entsprechenden Abschnitt der Tabellen im selben Seitenspiegel. Dieses Layout ähnelt etwa dem der Hyginushandschriften des 15. Jahrhunderts. Der Text der Tafeln wurde dahingehend ergänzt, dass die Rubriken jeweils eine ganze Reihe gängiger Bezeichnungen des Sternbildes aufzählen, neben denen des lateinischen Almagest auch solche nach Hyginus, Michael Scotus und direkt aus arabischen Quellen stammenden (nicht übersetzt, nur in lateinische Schrift übertragen). Wie in den meisten vergleichbaren Handschriften finden sich auch hier durchaus Verwechslungen. Auch Erläuterungen der Namen sind nicht selten, sie verbinden zuweilen wohl Bild- und Schriftquellen zur Erklärung, so heißt es zu Bootes unter anderem: »Archophilax quia arcum fert ut venator«. Der Bogen in der Hand des Bootes findet sich jedoch nur hier, der Bootes als Jäger (Arcas) kommt bei Hyginus vor (Astr. II.4) wie auch bei Ovid (Fasti, Met.), die Bezeichnung als Ikarus dürfte aus den Astronomica des Hyginus stammen, findet sich jedoch auch in den Aratea des Germanicus. Der Name »Arcturus« findet sich bei Michael Scotus und in den Scholia Strozziana. »Algawar« wurde nach Kunitzsch (1990, S. 47, zu dieser Handschrift) aus Abu Ma’shars Introductorium maius übernommen, dessen von Johannes Hispaliensis ins Lateinische übertragene Bezeichnungen die Handschrift auch sonst wiederholt anführt. Offenbar war der Zeichner in der Lage, weitaus höhere Qualität zu liefern, als sie seine Vorlagen boten. In vielen Fällen dürfte er sie ›verbessert‹ haben. Die genaue Wiedergabe der Bilder der arabischen Tradition war wohl nicht beabsichtigt. Die Illustrationen sind auch nicht einfach einer anderen Sternbilderüberlieferung direkt zuzuordnen. Sie wurden vielmehr wie die Bezeichnungen der Rubriken aus verschiedenen Quellen kompiliert. Die Figuren tragen die Kleidung des 1. Drittels des 15. Jahrhunderts, zuweilen scheinen auch ältere Formen durchzuscheinen. Wer immer den Codex bestellt hatte, brauchte ganz offensichtlich die Bilder nicht, um bestimmte Sterne am Himmel zu finden. Es mag wohl eher um eine Verbildlichung anhand der Namen und ihrer Erklärungen gegangen sein. Der Aquarius im ›Slip‹, mit unter den Arm geklemmtem Krug und gefaltetem Tuch findet sich so nur in den von hier abzuleitenden Darstellungen (Klosterneuburg, CCL 125; Dürersche Himmelskarte, vgl. Saxl 1927, S. 35 –37). Die Darstellung könnte mit den Sternbilderdarstellungen zu den Alfonsinischen Tafeln zusammenhängen (vgl. etwa Oxford, Bodl., Rawl. C. 117),
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wobei der Fisch in der freien Hand zum gefalteten Tuch umgedeutet worden wäre. Die Zeichnung mag auch von einer Darstellung des Aquarius wie in Brüssel 11117-26 oder in Pal. lat. 1377 inspiriert worden sein. Beide zeigen den unbekleideten Aquarius mit Krug in der einen Hand, den anderen Arm ausgestreckt. Über dem gestreckten Arm zeigt die Brüsseler Handschrift ein in Falten liegendes Tuch, in Pal. lat. 1377 ist das Tuch der Figur um die Schultern gelegt. Vergleichbar ist jedoch auch die Darstellung in Basel F II 33 mit dem nackten Aquarius und einem waagrecht weggestreckten Arm sowie einer leicht angehockten Stehhaltung. Cepheus als zeitgenössischer König mit Krone und weiteren Insignien erinnert stärker an die Hyginusbearbeitung (z. B. Lyon, BM, PA 45) als an die Sterntafeln (aus denen jedoch die ausschreitende Haltung übernommen wurde) oder Michael Scotus (von dem jedoch die Geldbörse am Gürtel stammt). Offenbar wurden für dieses Bild die Merkmale verschiedener Überlieferungen kombiniert oder verschmolzen: Krone und Herrschaftsinsignien nach der Hyginusbearbeitung, die Geldbörse nach Michael Scotus, die hohe Mütze nach Germanicus (dort auch das Schwert, dieses jedoch am Gürtel, nicht in der Hand). Cepheus mit erhobener Waffe kommt in verwandten ptolemäischen Sterntafeln vor (z. B. Pal. lat. 1377). Cassiopeia in einem hochlehnigen Thronsitz findet sich im Sternbilderzyklus nach Michael Scotus, wo jedoch der Blutstrom aus der rechten Hand als charakteristisches Merkmal hinzutritt. Cassiopeia als Königstochter mit Krone ist, neben hochmittelalterlichen Beispielen, ebenfalls in der Hyginusbearbeitung belegt, so in Lyon, BM, PA 45. Die nächsten ikonographischen Verwandten von Cod. 5415 sind Klosterneuburg, CCL 125, dessen Sternbilderdarstellungen wohl direkt von der Wiener Handschrift abhängig sind, jedoch anhand eines Bilderzyklus nach Michael Scotus ergänzt oder verändert wurden (siehe dort), und die Himmelskarte des Holzschnittes von Albrecht Dürer, die jedoch offenbar mit der ikonographisch sehr nahe stehenden Himmelskarte der Handschrift (fol. 168 –170) zusammenhängt. Die Darstellungen der beiden Himmelskarten sind nahe mit den Bildern der Sterntafeln verwandt, zeigen aber dennoch eine Reihe charakteristischer Abweichungen. Die auffälligste ist, dass es sich dort durchgängig um Rückenfiguren handelt, entsprechend den Gestalten antiker (nicht arabischer) Himmelsgloben. Die Einzelfiguren wurden stärker der Überlieferung auf Basis arabischer Darstellungen angepasst, wodurch oft auch die in den Sterntafeln vorhandenen ›Requisiten‹ (z. B. das Löwenfell des Hercules) wegfielen. Hintergrund ist jedoch nicht nur der Sufi latinus, sondern in hohem Maße auch der Bilderzyklus aus den Sterntafeln der Alfonsinischen Tafeln. Hier ist es beispielsweise die Figur der nackten, sitzenden Andromeda mit um den Leib geschlungener Fessel, die in typischer Form auftritt. Die Variante findet sich als Alternativform (neben der des Sufi latinus) auch in den Wien/Klosterneuburger Handschriften Catania, U. 87 und Wien, ÖNB, Cod. 5318. Ebenfalls aufschlussreich ist die gef lügelte, auf ihr Gesicht zeigende Jungfrau (vgl. etwa Rom, BAV, Urb. lat. 1399). Es wäre denkbar, dass der Schild am Arm des Kentauren von der seltsamen ›Signalkelle‹ in Handschriften wie Bergamo, BCAM, MA 388 abzuleiten ist. Während die Sterntafelillustrationen hier eindeutig in den spätmittelalterlichen, ab dem 14. Jahrhundert greif baren Sternbilderüberlieferungen in Anlehnung an arabische Bildzyklen (al-Sufi) verwurzelt sind, die sich vielfach überlagert und beeinf lusst haben, stellen die Himmelskarten hier die frühesten greif baren Zeugen einer sich verfestigenden Überlieferung von Kartenbildern dar, wie sie später im Druck Verbreitung fanden. Offensichtlich wurden die beiden hier enthaltenen Varianten, Figuren in Vorderansicht als Himmelsbilder und Figuren in
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Rückansichten als Bilder eines Himmelsglobus, bewusst gewählt und konsequent eingesetzt. Die wichtigsten Vorgänger waren jedoch nicht die Illustrationen des Sufi latinus (z. B. BernkastlKues, Nikolaushospital, Handschrift 207; Prag, Strahovkloster, DA II 13), sondern die zum Teil recht eigenwilligen Bilder, die sich in den Sterntafeln im Kontext der Alfonsinischen Tafeln finden. Der kontinuierliche Bearbeitungs- und Verschmelzungsprozess, der diese Überlieferungsstränge auszeichnet, kommt in Cod. 5415 zu recht überzeugenden, wenn auch nicht unbedingt immer astronomisch korrekten Lösungen. Die zum Teil beträchtlichen Diskrepanzen zwischen der blind gegriffelten Unterzeichnung und den ausgeführten Zeichnungen lassen auf eine aktive Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Versionen der Bildüberlieferung schließen. Verzeichnis derBilder fol. 217r: Ursa minor (Kleiner Bär), nach links springender kleiner Bär, Sterne als rote Kringel eingetragen. fol. 218r: Ursa maior (Großer Bär), nach links laufender Bär, Fell durch Strichelung verdeutlicht. fol. 219r: Draco (Drache), mehrfach verschlungene Schlan-
ge, Vorderteil aufgerichtet, nach rechts blickend, der Kopf ähnelt dem eines Windhundes, mit Ziegenbart. fol. 220r: Cepheus, (»Cheichnis«, »Almuthahab«), breitbeinig in einer Art Ausfallschritt stehend, en-face, in der Rechten ein schmales Schwert, in der Linken ein Reichsapfel, auf dem Kopf eine Krone mit hoher spitzer, leicht gebogener Mütze, Schecke mit wattierter Brust, Stehkragen, umgeschlagene Manschetten, schmaler Taillengürtel, Geldbeutel an Riemchen, nicht allzu spitze Stifeletten, lockiges Haar und kurz gehaltener Vollbart. fol. 221r: Bootes (Bärenhüter), in einer Art Tanzschritt, in der Linken einen Bogen hochhaltend, in der Rechten ein vor dem Körper gehaltener Stab, geknöpfte Schecke mit langen Ärmeln und niedrigem Stehkragen, lose geschlungenes Kopftuch, Beine nackt. fol. 221v: Corona borealis (Nördliche Krone), zeitgenössische Krone in leichter Untersicht. fol. 222v: Hercules, auf einem Knie ruhend, nach rechts gewendet, das kurze Krummschwert erhoben, ein Löwenfell in der Linken vor sich haltend, kompletter Plattenpanzer, schenkellanger Waffenrock, barhäuptig, kurze Locken, bartlos. fol. 223r: Lyra (Leier), als Vultur cadens, fliegender Falke von unten gesehen, vor dem Leib eine Spirale (Schneckengehäuse?), als Unterzeichnungen sind diverse Skizzen von Lauten und entstellten Leiern zu erkennen (vgl. auch Vindob. 3394). fol. 224r: Cygnus (Schwan), als Gallina, fliegende Henne mit ausgebreiteten Flügeln von unten. fol. 224v: Cassiopeia, auf einem Kastenthron mit hoher Lehne sitzend, die Arme ausgebreitet, ärmelloses Kleid, Krone. fol. 225v: Per seus, im Ausfallschritt nach links, riesiges Krummschwert in der Rechten über Kopf, in der Linken, hinter sich das Haupt (relativ unspezifisch, männlich), zwei Sterne markiert mit Beischrift (Algenib, am Brustkorb, Algol im Haupt). fol. 226r: Auriga (Fuhrmann), ebenfalls im Ausfallschritt nach links, Kopf zurückgewendet zur Ziege auf dem linken Oberarm, in der Rechten ein leeres Zaumzeug. fol. 227r: Serpentarius, in einem langen Schritt nach links stelzend, den Oberkörper nach vorn geneigt, die Schlange umschlingt die Taille und beide Handgelenke, Kopf rechts, aufgerichtet, drei Sterne rot markiert, mit Beischriften. fol. 227v: Sagitta, großer Pfeil nach rechts. fol. 228r: Aquila, fliegender Falke von oben, schräg nach links oben fliegend. fol. 228v: Delphinus, gekrümmt nach rechts springend, stehende Hundeohren und Schweineschnauze. fol. 229r: Equulus, Hals und Kopf eines Pferdes, nach rechts. fol. 229v: Pegasus, nach rechts stürmende Pegasushälfte mit aufgerissenem Maul. fol. 230v: Andromeda, nackte Frau in halb sitzender Stellung mit aufgesteckter Zopffrisur, sich nach links wendend, um die Taille geschlungen und über beide erhoben ausgestreckte Arme gelegt eine starke Kette mit herabhängenden Enden (vgl. Cod. Vindob. 5318, fol. 27r), die Unterzeichnung zeigt Hügel mit Bäumchen zu beiden Seiten; Triangu
64. Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 5415 lum, rechtwinkliges Dreieck. fol. 231v: Aries (Widder), lagernd, nach links, Kopf zurückgewendet. fol. 232v: Taurus (Steier), Stierhälfte, nach links oben steigend, sich ins gestreckte Knie beißend. fol. 233v: Gemini (Zwillinge), zwei eng nebeneinander sitzende nackte
Knaben von hinten, nach rechts gewendet, der rechte legt Arm um Schulter, beide sitzen ›in der Luft‹, beide halten Blumensträuße hoch. fol. 234r: Cancer (Krebs), sehr natürlicher Flusskrebs, Draufsicht, schräg nach rechts oben. fol. 235r: Leo (Löwe), lebhaft nach links springender Löwe. fol. 236r: Virgo (Jungfrau), en-face stehend im langen, hoch gegürteten Kleid, Flügel, die rechte Hand weist auf ihre Augen, die herabhängende Rechte hält eine Ähre an langem Stil. fol. 236v: Libra (Waage), realistische Balkenwaage, kein Halter. fol. 237v: Scorpius, recht naturnah, nach links. fol. 238r: Sagittarius (Schütze), nach rechts sich vorn leicht auf bäumender, bogenspannender Kentaur, Oberkörper frei, lang nach hinten wehendes Stirnband. fol. 239r: Capricornus (Steinbock), Ziegenfisch, nach links lagernd, Vorderteil steinbockartig. fol. 240r: Aquarius (Wassermann), breitbeinig und leicht vorgebeugt, nach links gewendet stehend, nur im Slip, Urna unter dem rechten Arm, Öffnung nach hinten, daraus fließt ein wurmähnliches Wasserband, in der Linken erhoben ein doppelt geklapptes, gerolltes Tuch. fol. 241r: Pisces (Fische), in verschiedene Richtungen springend, die Schwänze mit langem schmalem Band verbunden. fol. 242r: Cetus (Walfisch), großer Fisch mit Ohren und Bocksbart nach links. fol. 243r: Orion, mit eingeknickten Knien nach rechts schreitend, gerüstet, wattierte Schecke mit tiefem Rittergürtel, leicht zugespitzte Beckenhaube, in der Rechten Keule erhoben, in der Linken ein Tierfell vor sich haltend, am Gürtel ein großer Säbel. fol. 244r: Eridanus (Fluss), gewundenes Band als Flusslauf. fol. 244v: Lepus (Hase), nach rechts hoppelnd. fol. 245r: Canis mai or (Großer Hund), nach rechts springende Hündin mit deutlich sichtbaren Zitzen am Bauch. fol. 245v: Anticanis (Kleiner Hund), nach rechts schreitend. fol. 246v: Argo Navis (Schiff), in der Luft schwebendes, in leichter Draufsicht gezeigtes Schiff, relativ natürlicher Schiffsrumpf, Mast mit Mastkorb, vierfach abgespannt aber ohne Takelage, an beiden Seiten je ein Ruder (wie Steuerruder, aber zu weit vorn). fol. 247v: Hydra Crater, Corvus (Seeschlange, Becher, Rabe), Schlange nach rechts, weit hinten ein Daubenbottich als Krater, ganz hinten der in den Schwanz pickende Rabe; Crater (Becher), zeitgenössisches Gefäß mit zwei Griffen. fol. 248r: Corvus (Rabe), ausschreitender Vogel nach rechts. fol. 249r: Centaurus, nach links, als Rückenfigur, unbekleidet, der Kentaur beugt sich weit nach hinten und hält eine Lanze als würde er einen Stoß führen, am linken Oberarm ein kleiner Schild, sehr schöne Zeichnung. fol. 249v: Lupus (Wolf), auf dem Rücken liegender Wolf oder Hund, ein Stab über ihm scheint ihm durch Maul und Hinterkopf gestochen. fol. 250r: Ara (Altar), Blockaltar mit Feuer auf der Altardecke. fol. 250v: Corona meridio nalis (Südliche Krone), Krone von der Seite. fol. 251r: Piscis austrinus (Südlicher Fisch), nach links schwimmender, sich jedoch ganz zurückwendender Fisch mit Hundeschnauze. In den Himmelskarten fol. 168v–170r: Ursa Minor (Kleiner Bär), nach links springender kleiner Bär; Ursa maior (Großer Bär), nach links laufender großer Bär; Draco (Drache), mehrfach verschlungene Schlange, Vorderteil aufgerichtet, nach rechts blickend, Kopf mit Ziegenbärtchen; Cepheus, nach links gewendet kniende Rückenfigur mit spitzer Mütze und kurzer Schecke, lockiges Haar; Bootes (Bärenhüter), in einer Art Tanzschritt nach rechts springende Rückenfigur, in der Rechten einen Stab haltend; Corona borealis (Nörd liche Krone), zeitgenössische Krone in leichter Untersicht von der Seite; Hercules, nach links gewendet kniende Rückenfigur, ein kurzes Krummschwert erhoben; Lyra (Leier), herabstoßender Vogel, von unten gesehen, die angelegten Flügel wie die Seitenteile der Leier geschwungen; Cygnus (Schwan), als Gallina, Vogel mit ausgebreiteten Flügeln von unten; Cassiopeia, auf einem Kastenthron mit hoher Lehne sitzend, wenig überzeugend zur Rückenfigur verdreht, ein Arm nach oben gestreckt, einer angewinkelt, in der zugehörigen
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Hand ein Palmwedel; Perseus, Rückenfigur, im Ausfallschritt nach rechts, ein kleines Krummschwert in der Rechten über dem Kopf schwingend, in der Linken das Dämonenhaupt, zwei Sterne mit Namenbeischrift (Algenib, Algol); Auriga (Fuhrmann), Rückenfigur, im Ausfallschritt nach rechts, den Kopf zurückwendend zur Ziege auf dem linken Oberarm, in der Rechten ein Zaumzeug; Serpentarius (Schlangenträger), Rückenfigur, nach rechts schreitend, den Oberkörper nach vorn geneigt, die Schlange umschlingt die Taille und beide Handgelenke; Sagitta (Pfeil), großer Pfeil; Aquila (Adler), nach rechts fliegender Vogel; Delphinus, gekrümmter Fisch nach rechts; Equuleus (Füllen), Hals und Kopf eines Pferdes, nach rechts; Pegasus, nach rechts stürmende Pegasushälfte mit offenem Maul; Andromeda, nackte Frau als Rückenfigur in halb sitzender Stellung mit aufgesteckter Zopffrisur, sich nach rechts wendend, um die Taille geschlungen und über beide erhoben ausgestreckte Arme gelegt eine starke Kette; Triangulum (Dreieck), schmales, spitzwinkliges Dreieck; Aries (Widder), lagernd, nach links, Kopf zurückgewendet; Taurus (Stier), Stierhälfte nach rechts, Kopf geneigt, ein Bein gestreckt, eines angewinkelt; Gemini (Zwil linge), zwei eng nebeneinander sitzende nackte Knaben von hinten, nach rechts gewendet, der rechte legt dem anderen den Arm um die Schultern; Cancer (Krebs), natürlicher Flusskrebs; Leo (Löwe), lebhafter, nach links springender Löwe; Virgo (Jungfrau), Rückenfigur im langen Kleid, Flügel, die rechte Hand weist auf ihr Gesicht; Libra (Waage), schräg hängende Balkenwaage; Scorpius (Skorpion), wenig naturnah (vgl. Paris, Arsenal 1036); Sagittarius (Schütze), nach links sich vorn leicht auf bäumender, bogenspannender Kentaur, unter dem gestreckten rechten Vorderbein erscheint die südliche Krone, lang nach hinten wehendes Stirnband; Capricornus (Steinbock), Ziegenfisch, nach links orientiertes Mischwesen; Aquarius (Wassermann), nach rechts schreitende Rückenfigur, nackt, die Urna unter den rechten Arm geklemmt, daraus windet sich das breite Wasserband, in der Linken erhoben ein gefaltetes Tuch; Pisces (Fische), zwei an den Schwänzen verbundene Fische; Cetus (Walfisch), großer Fisch mit Ohren und Ziegenbart, nach rechts gewendet; Orion, Rückenfigur, in merkwürdig überstreckter Haltung auf dem Rücken des Hasen stehend, ein Knüppel in der Rechten, eine Tierhaut in der Linken, ein Kurzschwert am Gürtel; Eridanus (Fluss), sich windendes Band; Lepus (Hase), nach links laufender Hase; Canis maior (Großer Hund), nach links gewendet kauernde Hündin mit deutlich sichtbaren Zitzen am Bauch; Anticanis (Kleiner Hund), nach links schreitend; Argo Navis (Schiff), in der Luft schwebendes, in leichter Draufsicht gezeigtes Schiff, relativ natürlicher Schiffsrumpf, Mast mit Mastkorb, vierfach abgespannt aber ohne Takelage, an beiden Seiten je ein Heckruder, Heckauf bau, am Bug ein kleiner Tierkopf; Hydra (Seeschlange), lange, verschlungene Schlange; Crater (Becher), hölzerner Daubenbottich; Corvus (Rabe), nach links flatternder Vogel; Centaurus, nach rechts orientierter, den Rücken wendender Kentaur, den Wolf mit einem langen Spieß durchs Maul stechend, am rechten Arm hängt ein Schild; Ara (Altar), Blockaltar mit Feuer auf der Altardecke; Corona meridionalis (Südliche Krone), zeitgenössische Krone in leichter Untersicht; Piscis austrinus (Südlicher Fisch), nach links schwimmender, sich stark nach hinten krümmender Fisch mit spitzer, zähnebewehrter Schnauze.
Provenienz Das Kolophon des Tractatus de sphaera solida nennt das Jahr der Abschrift: »Explicit tractatus… finitus anno 1435o currente.« Die Handschrift entstand sehr wahrscheinlich im Augustinerchorherrenstift Klosterneuburg (fol. 33v in der Auf hängeöse des »Albion«, Klosterneuburger Stiftswappen). Sie gelangte 1780 mit der alten Wiener Stadtbibliothek durch Ankauf in die Österreichische Nationalbibliothek.
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Literatur Saxl 1927, S. 35 –37, 150 –155; Unterkircher 1957, S. 106; Unterkircher 1969 –76, Bd. 2, S. 145; Das Werden eines neuen astronomischen Weltbildes, Ausst.-Kat. Wien 1973, S. 21, Kat. Nr. 71; Haidinger 1980, S. 101–109, 231–234; Lippincott 1985, S. 70; Kunitzsch 1986, ´ z˙ ynska-Stolot 1994, S. 67; Haidinger 1998, S. 45, Nr. 54, S. 67; Haidinger 1991, S. 33; Snie Abb. 64; Roland 1999, S. 130 –132, Abb. VIII (fol. 222v, Hercules); Dekker 2013, S. 340, 365, 367–378, 380f., 410 – 415. Siehe S. 49, 79–82, Taf. 56–59, Abb. 550–567
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Florenz, Biblioteca Nazionale Centrale, Conv. Sopr. Cod. A. 6. 1147 Selbständiges Bildfaszikel Das unscheinbare Heft enthält keinen zusammenhängenden Text. Der hauptsächliche Inhalt sind die Sternbilderzeichnungen, alles Weitere sind lediglich begleitende Notizen, die zum Teil nur freigebliebene Flächen zwischen den Darstellungen nutzen. Ein enger Zusammenhang mit einer Himmelskarte oder einem Globus ist sehr wahrscheinlich. Eng verwandt sind die beiden Himmelskarten in Wien, ÖNB, Cod. 5415. Florenz, 2.–3. Viertel 15. Jahrhundert Kodikologische Angaben 22,7 × 16,8 cm, 14 Folia, vorn und hinten jeweils zwei Vorsatzblätter, Pergament, Humanistica und Humanistica cursiva, Bleistiftfoliierung, schmucklos. Flexibler CopertEinband aus Pergament, Rücken mit Langstichheftung, der Vorderdeckel ist in der Mitte mit einem gelochten Lederstreifen versehen als Gegenstück zu dem ledernen Knebel an der Verschlussklappe des Hinterdeckels. Geschlossen bildet die Handschrift so eine gut geschützte kleine Mappe. Gebrauchsspuren und vereinzelt Federproben, auf dem umgeschlagenen Oberrand des Vorderdeckels innen Eintrag (unleserlich, Besitzeintrag?), unten Notizen zu Planetenpositionen, im Innendeckel notierte Nativitätsschemata, weitere im Hinterdeckel. Die Qinio erhielt vorne ein Einzelblatt untergeheftet (fol. I), hinten schließen sich drei eingenähte Einzelblätter an, vorn und hinten je zwei moderne Vorsatzblätter (hier als fol. I*–II* und 14*–15*). Das Faszikel war von Anfang an so konzipiert, so liegt etwa die Zeichnung über dem Klebefalz von fol. I auf fol. 10v, nachträgliche Veränderungen sind nicht zu erkennen.
Art der Bilder 30 Sternbilderdarstellungen als selbständige, mit Beischriften versehene Zeichnungen, sehr sorgfältig mit spitzer Feder und brauner Tinte ausgeführt, bei manchen Zeichnungen wurden die Sternpunkte nach der Helligkeit der entsprechenden Sterne im Durchmesser differenziert (wie bei den Sternatlanten nach al-Sufi, die sich jedoch ikonographisch deutlich unterscheiden).
Inhalt fol. I*r:
fol. Irv:
Modernes Vorsatz. Altes Titelschild »Trattato dei Pianeti« sowie Signaturschildchen: A 4… (Rest unleserlich); moderner Signatureintrag »Conv. A. 6. 1147«; darunter aufgeklebter Zettel: »918. Angeli 1147 Trattato dei Pianeti Codex Mem. 4. fig.« Vorsatz, Fragment einer liturgischen Handschrift mit Text und Musiknotation, Humanistica, Italien, 15. Jahrhundert, zweispaltig, hier gestürzt verwendet. Auf den freien Rändern astrologische Notizen, v. a. zu den Planetenpositionen, unter Verwendung der üblichen Plantensymbole, wohl
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16. Jahrhundert, sehr flüchtig geschrieben, weitere Einträge dieser Art finden sich auch fol. 1r; fol. Iv am Rand Notiz zu den arabischen Sternbildernamen (»Azima… i[d est] spica virginis … – … Alhabra i[d est] canis maior«) fol. 1r–13r: Imagines Constellationum. Seitenfüllende Zeichnungen mit eingetragenen, nummerierten und zum Teil beschrifteten Sternen, Beischriften geben die griechisch-lateinischen und zuweilen die arabischen Namen. fol. 11r: Notizen über die »amici« und »inimici« der Planeten sowie des Drachenkopfes und –schwanzes. Weitere Notizen dieser Art auf fol. 11v und 12v. fol. 12r: Tafel der »Termini egyptiaci« der Planeten. fol. 12v, 13v: De Planetis. »Luna feminina, nocturna, Magnitudo est parata de partibus terre 39 … Caput draconis cum bonis bonus cum malis malus… – … Mercurius… circulum eius per annum finit, radii eius 7 gradus sparguntur.« Der Text wurde nachträglich in die freigebliebene Fläche auf fol. 12v und die freie Seite fol. 13v eingetragen, die Voranstellung von Luna, Caput- und Cauda draconis erscheint willkürlich (fol. 13v: Saturn, Jupiter, Mars, Sol, Venus, Merkur).
Kommentar Die Zeichnungen sind durchgehend von guter Qualität, wenn auch nicht sicher in den Proportionen. Die italienische Herkunft der Handschrift steht außer Zweifel, es spricht nichts gegen die Annahme, dass sie im Florentiner Umfeld zwischen dem zweiten und dritten Viertel des 15. Jahrhunderts entstanden ist. Alle Figuren sind konsequent in der Globusansicht gehalten. Zudem werden an vielen Stellen die unmittelbar berührenden oder anschließenden Figuren angedeutet. So steht Hercules mit einem Fuß auf dem Haupt des Drachens und sein Fuß wird auf der Keule des Bootes wiederholt. (fol. 6v–7r) Neben Pegasus erscheint der Kopf Andromedas (fol. 9r) und die Schere des Skorpions wird unterhalb des Schlangenträgers angedeutet. (fol. 7v– 8r) Mehrfach werden auch benachbarte Konstellatioen in korrekter Position gezeigt; beispielswiese der auf dem Kopf stehende Altar beim Zentauren (fol. 3v– 4r) oder das Dreieck hinter Andromeda. (fol. 5v) Die Lage der Milchstraße wird ebenfalls zweimal markiert (Aquila, Serpentarius). Daraus wird ersichtlich, dass die Darstellungen von einem Globus oder einer entsprechenden Himmelskarte kopiert wurden. Auch die ungewöhnliche und ein wenig unsystematische Abfolge sowie die Anordnung auf Doppelseiten bestätigt dies. Insgesamt sind 29 Konstellationen wiedergegeben; die Tierkreiszeichen fehlen vollständig. Die Beischriften geben oft mehrere Bezeichnungen, zumeist die klassischen und die der arabisch-lateinischen Ptolemaiosüberlieferung (z. B. fol. 9v Gallina Cignus), bei den Sternen stehen oft die arabischen Namen. Wohl wenig später zugefügt wurden Angaben zur Farbe der Sterne und zu ihrer Helligkeit. Die jeweilige Zuordnung zur ›Natur‹ eines bestimmten Planeten scheint noch zum Grundbestand der Beischriften zu gehören. Die Ausstattung des schmalen Heftes mit einem gut schützenden und verschließbaren Umschlag könnte zu dem Gedanken verleiten, es handele sich um ein Handexemplar für Beobachtungen. Dem würde aber die Globusansicht der Figuren widersprechen. Der erste Besitzer wollte offenbar ein ›Taschenexemplar‹ der Sternbilder haben, das er sich wohl nach einem ihm zugänglichen Himmelsglobus anlegte. Dass er sich aktiv mit der Astrologie befasste belegen die Einträge und Notizen.
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Katalog der Sterntafeln
Die Ikonographie der Sternbilder weist große Übereinstimmungen mit den Darstellungen in dem Wiener Codex von 1435 auf. (Wien, Cod. 5415) Dies gilt insbesondere für die dort vorhandenen Himmelskarten, welche die Figuren ebenfalls konsequent in Rückenansicht zeigen. Auch wenn dort die meisten Gestalten unbekleidet auftreten, haben wir es unverkennbar mit der gleichen Typenreihe zu tun, die auf eine Synthese von Elementen der Alfonsinischen Sterntafeln, des Sufi latinus, des Michael Scotus und der Aratea beruht. Dazu zählen das seitliche Thronen der Cassiopeia, die nur einen Arm erhoben hat, ebenso wie der eigentümliche Knielauf des Cepheus, die tänzelnde Haltung des Orion, der neben der Keule auch ein Gewandteil empor hält, der Kentaur mit dem auf den Speer aufgespiesten Wolf, Andromeda mit der Kette über den Armen, die verdrehte Rückenfigur des Perseus, die Wiedergabe der Lyra als Vultur cadens und der Fuhrmann mit angewinkelten Beinen, der einen vollständigen Ziegenbock auf der Schulter balanciert. Eine Reihe von Bezügen existieren auch zu dem Kuppelfresko in der Alten Sakristei von San Lorenzo in Florenz, auch wenn dort die Sternbilder natürlich in der Himmelsansicht erscheinen (Kat.-Nr. 145). Orion, Cassiopeia, Andromeda, Perseus und der Fuhrmann zeigen hier den gleichen Typ. Etwas abweichend folgt jedoch die Darstellung des Cepheus in den Zeichnungen eng einem Vorbild aus dem Sternatlas nach al-Sufi (z. B. Prag, Strahovkloster, DA II 13). Obgleich die ursprüngliche Provenienz des schmalen Heftchens nicht geklärt ist, verweist der Stil dieser Zeichnungen eindeutig auf ein Florentiner Ambiente. Dies ist gleichzeitig auch als Indiz zu werten, dass es in Florenz um die Mitte des 15. Jahrhunderts einen Himmelsglobus größeren Formats mit sehr detaillierten Wiedergaben der Konstellationen gegeben hat. Verzeichnis der Bilder fol. 1r: Cassiopeia, seitlich, nach links gewendet, auf einem hochlehnigen, thronartigen Stuhl sitzend, in leicht gedrehter Haltung, dem Betrachter den Rücken zuwendend, die rechte Hand ruht auf der hohen Rückenlehne, die linke hält eine Art Palmwedel oder Feder, prächtiges Gewand, schlicht gezackte Krone. fol. 1v: Cepheus, nach links gewendet kniend, Rückenfigur, hohe Mütze, Bart. fol. 2r: Orion, als Rückenfigur, den Kopf nach rechts ins Profil gewendet, in seltsamer Haltung, als würde er sich anschicken eine Felswand hochzuklettern, phantastische Plattenrüstung mit realitätsnahen Elementen, prächtiger Krummsäbel am Gürtel. fol. 2v: Lepus (Hase), leicht schräg nach links unten, spitz aufgerichtete Ohren; Canis maior (Großer Hund), senkrecht, Beine nach links orientiert, den Kopf nach links vorgestreckt; Canis minor (Kleiner Hund), nach links, Halsband mit Öse; fol. 3r: Ursa maior (Großer Bär), gestürzt, Kopf nach links unten, einige Sterne außerhalb der Figur; fol. 3v/4r: Centaurus, Lupus (Wolf), nach rechts galoppierender Kentaur als Rückenfigur, den Wolf an einer langen Lanze durch das Maul aufgespießt haltend, über dem rechten Arm eine Art Tartsche von unregelmäßiger Form mit einem Band im Nacken befestigt; fol. 4r: Ara (Altar), auf dem Kopf stehender blockförmiger Altar auf dem viele kleine Gegenstände (unspezifisch) und Flämmchen zu sehen sind. fol. 4v: Equus minor (Pferdekopf), nach rechts blickend, stark nach hinten geneigt; fol. 4v/5r: Argo Navis (Schiff), großes in der Luft schwebendes Schiff nach links orientiert, gerafftes Rahsegel und Takelage, am Heck zwei große Steuerruder, wirkt durchaus realitätsnah, wenn auch leicht verformt; fol. 5r: Delphinus, direkt unter dem Kiel des Schiffes, s-förmig gebogen, stilisiert; Corona meridionalis (Südliche Krone), in Schrägansicht, die Zacken nach unten gerichtet, der rechte Rand von einem Pferdefuß halb überdeckt. fol. 5v: Triangulum (Dreieck), gleichseitiges Leistendreieck in Schrägansicht; fol. 5v/6r: Andromeda, als Rückenfigur,
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leicht nach rechts gewendet schreitend, die Arme nach beiden Seiten ausgestreckt, mit beiden Händen eine lange, auch um die Taille geschlungene Kette mit abschließenden großen Ringen haltend; fol. 6r: Perseus, als voll gerüstete Rückenfigur, leicht nach rechts gewendet, den rechten Arm senkrecht nach oben reckend, den Kopf in den Nacken gelegt nach oben schauend, das Medusenhaupt in der Linken (Frauenkopf ). fol. 6v: Corona borealis (Nördliche Krone), Krone mit hohen Zacken, aufrecht in Schrägansicht; Bootes (Bärenhüter), nackt bis auf ein mit einem Zierknoten um die Taille geschlungenen schmales Tuch, Rückenfigur, nach rechts ausschreitend, den linken Arm erhoben, in der rechten eine lange Keule tragend (deren oberes Ende wird von einem beschuhten Fuß überdeckt), am rechten Handgelenk sind die Leinen zweier Hunde befestigt, die vor seinen Füßen zu sehen sind, bartloses, sehr jugendliches Gesicht; fol. 6v/7r: Hercules, Rückenfigur, voll gerüstet (unter anderem prächtig ornamentierter Schaller), Kopf nach links gewendet, auf dem rechten Knie kniend, mit einem kurzen Krummsäbel ausholend, der linke, aufgestellte, Fuß teilweise von einem Drachenkopf überdeckt; fol. 7v/8r: Serpentarius (Schlangen träger), unbekleidete Rückenfigur, den jünglingshaften Kopf mit langem, lockigem Haar nach rechts gewendet, die vielfach gewundene, riesige Schlange mit Drachenkopf (links) um Taille und Arme geschlungen, unter dem linken Fuß der Skorpion skizzenhaft angedeutet, über der rechten Schulter ein mit schlangenlinien schraffiertes, schräges Band als »Galaxia«. fol. 8v: Auriga (Fuhrmann), Rückenfigur in voller Rüstung, in Hockstellung leicht nach rechts gewendet, den Kopf nach links ins Profil gewendet, Capella (als vollständige Ziege auf der linken Schulter) anblickend, in der Rechten Zaumzeug und Geißel, in der Linken einen Riemen, unter dem rechten Fuß ein Horn skizziert; fol. 8v/9r: Pega sus, gestürzt, den Kopf nach links, halbes Flügelpferd, die Schwingen hoch angesetzt, nahe der Schnittfläche am Bauch der Kopf von Andromeda; fol. 9v: Cygnus (Schwan), als Gallina, fliegendes Huhn von oben gesehen. fol. 10r: Lyra (Leier), als Vultur cadens, gestürzt, Kopf links, Adler mit angehobenen Flügeln und abgespreizten Beinen von hinten (Vega im Kopf ); Sagitta (Pfeil), leicht schräg nach unten gerichtet; Aquila (Adler), ähnlich wie vultur cadens aber aufrecht stehend, rechts anschließend die Milchstraße angedeutet. fol. 10v: Ursa minor (Kleiner Bär), »cinosura ursami«, lagernder kleiner Bär nach links; fol. 10v/11r: Draco (Drache), riesige Schlange über beide Seiten, mehrfach in Schlingen gelegt, links großer, nach rechts blickender Drachenkopf. fol. 11v/12r: Hydra, Crater, Corvus (See schlange, Becher, Rabe), das sehr breit ausgreifende Zeichen wurde geteilt und die hintere Hälfte der Schlange mit dem Raben unter die vordere Hälfte mit dem Becher ›geklappt‹, der Crater als großes Bassin mit zwei Henkeln am Rand und der Beischrift »Vrcevs«. fol. 12v/13r: Cetus (Walfisch), als dicker, schräg nach rechts oben aufgerichteter Fisch mit zahnbewehrtem, abgesetztem Kopf.
Provenienz Vorderdeckel aufgeklebtes Signaturschild aus Papier (»Angeli No: 1147«).
Literatur ´ z˙ ynska-Stolot 1994, S. 65. McGurk 1966, S. 33; Lippincott 1985, S. 70; Snie Siehe S. 81, Taf. 60–61, Abb. 568–579
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London, British Library, Ms. Arundel 66 Ptolemaios, Sternkatalog des Almagest; Guido Bonatti, Liber introductorius ad iudicia stellarum; Prophezeiungen u. a. London, 1490 Kodikologische Angaben 43,7 × 31,2 cm, 292 Folia, Pergament, überwiegend zweispaltig mit umfangreichen Tabellen, Englische Bastarda formata, Sterntabellen in arabischen Ziffern; fol. 48–147 (Guido Bonatti) mit eigener, alter Foliierung (1–192) rubriziert, Überwiegend Quaternionen, lediglich die erste Lage des Guido Bonatti-Textes ist eine Ternio. Die Handschrift ist vollkommen homogen und weist keinerlei Brüche oder Veränderungen auf.
Art der Bilder Sternbilderdarstellungen als farbige Miniaturen mit goldenen Sternpunkten zum ptolemäische Sternkatalog nach der Vorlage der Holzschnitte der venezianischen Hyginusausgaben des Erhard Ratdolt von 1482. Ansonsten zahlreiche aufwendig illuminierte Initialen sowie kleinere Darstellungen zu Guido Bonatti.
Inhalt John Killingworth, Tabulae astronomicae. ›Canones tabelarum facilis compositionis Almanak secundum modum universitatis Oxoniensis‹. Multum conferre dinoscitur non… – …cum nadir solis et loco lune. Astronomische Tafeln des John Killingworth. Parallelüberlieferung: BL Royal 12 G X, fol. 1r. – fol. 1r: leer fol. 33r– 47r: Claudius Ptolemaios, Tabulae stellarum fixarum (Auszug aus dem Almagest). ›Facies celi cum gradibus et locis stellarum‹ sive tabulae stellarum et latitudinis longitudinisque earum. Sternbilderdarstellungen mit eingezeichneten Sternen. fol. 47r Explicit tabula stellarum fixarum secundum quod sunt in ymaginibus signorum extracta a Ptholomeo diccione 6a et 7 Almageste et verificata per astrologos domini Alfonsi illustris regis Hispanie anno domini 1449 [!] et verificata Oxoniensis anno domini 1449 per astrologos Humfridi ducis Glous[triae?]. Die Tabellen bieten die Längenwerte »tempore Ptholomei« und aktualisiert für 1449 parallel sowie Angaben zur Zuordnung des Sternbildes zu einem Planeten und zu den Grundqualitäten fol. 48ra–248ra: Guido Bonatus, Liber introductorius ad iudicia stellarum [Editio princeps: GW 4643 (= Guido Bonatus de Forliuio, Tractatus astronomie, Augsburg, Erhard Ratdolt, 1491)]. Beginnt mit einer umfangreichen Kapitelübersicht. Der Text setzt fol. 53ra ein, in der Bordüre mit weißen und roten Rosen ein Adler mit Spruchband: Vyve le roy. fol. 200va: Kolophon: »Et hic finiuntur consideraciones Guydonis bonacti de fforlivio sapientissimi et famosissimi doctoris tocius Europe parcium«. fol. 201r als Eingangsseite gestaltet (!) mit Widmungsbild an den König fol. 1va–32v:
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von England und Bordure. »Revolutio autem anni est circularis cursus solis ab uno«. fol. 243va: »Incipit tractatus de ymbribus et aeris mutacionibus et circumcirca illa que versantur Guido bonacti de forlivio«, Text endet fol. 248ra, der Rest der Seite und 248v blieben leer. Kolophon auf fol. 249r: »Finitur hic liber Guydonis Bonacti de Forlinio anno Christi 1490, 30 die Junii, hora 12, minuta 24, per me Johannem Wellys compositus et renovatus et anno H[enrici] R[egis] VII quarto [Heinrich VII. von England 1485 –1509] pontificatus sanctissimi in Christo patre nostre Innocentij pape 4to 5to«, (darüber eine ganze Spalte getilgter Text). Von mindestens zwei Händen geschrieben. – 248rb –249vb: leer bis auf das Kolophon von 1490 am Fuß von fol. 249ra fol. 250r–266v: Tabulae Alfonsi regis. Beginnt wie üblich mit der Tabelle der Jahreszählungen. fol. 264rb Canones: »Inventis centris et argumentis mediis alicuius planete primo in…dum est tabula equacionis…« fol. 267r–268v: Geoffrey of Monmouth, Historia Regum Brittaniae (Excerptum). »Quesit me alexander Lincolniensis presul nobilitatis tue dilectio prophetias Merlini Ambrosii …«. Prophezeiungen Merlins Hist. Regum Brit. VII,2– 4 Nomina civitatum quarundam cum latitudine earum et longitudine. Liste von fol. 268v: Städten mit ihren geographischen Koordinaten. fol. 269ra–277rb: Plato de Tivoli, Liber arenalis (Charmasson 1980, S. 195f., 309). Geomantie, ausgestattet mit zahlreichen farbig gestalteten Medaillons der geomantischen Zeichen, ab 270va Schemata in Gold und Rot mit weiteren geomantischen Figuren fol. 277v–287: Tabulae Humfridi (Charmasson 1980, S. 209, 309). Die geomantischen Tafeln des Humphrey of Gloucester. De planetis signisque coelestibus et earum significatione. fol. 287r: Tabelle der fol. 287rv: Planeten und ihrer günstigen oder ungünstigen Bedeutung. Jeweils danach ob sie »directus« oder »retrogradus« sind. Mit jeweils zugeordneten geomantischen Zeichen. fol. 287v: Tabellen zu den Planeten in den TKZ mit Angaben ihrer fortitudines fol. 288r–290v: Robertus (?) de Bridlington, Carmina vaticinalia. Febribus infectus/ requies fuerat mihi lectus.. – …ad mortem tendo/ morti mea carmina pendo. Rothschild, Jean-Pierre: Bibliographie annuelle du moyen âge tardif 1 (1991), S. 159, Nr. 1527 (Parallelüberl. in Dublin, Trin.Coll.); Bloomfield, Morton W: Incipits of Latin works on the virtues and vices, 1100 –1500 a.D, including a section of incipits of works on the Pater Noster, Cambridge, Mass 1979 [ders., in: Traditio 11 (1955), S. 300, Nr. 351 (etliche Parallelüberl.)]; Stegmüller, Repertorium biblicum, Nr. 4270; fol. 290va: »Versus alii eiusdem fere stili. Lilia terna dies libri… dabit apro… – …imperium mundi suscipiet Heremita.« fol. 290v: Epitaph des Robert von Bridlington. Epitaph des Robert, vierter Prior von Bridlington (um 1160, † vor 1181), »Expliciunt versus, quos scripsit scriba Robertus quique prior quartus fuit est sub humo modo visus infra claustra iacens de Bridligton … …Quas planas fecerat, nunc esto salus sua Christe«. Der Geschichtsschreiber Leland besuchte das Kloster 1534 und berichtete von einem Grabstein nahe der Eingangstür des Kapitelsaales mit der Inschrift »Robertus scriba, quartus prior«. Lit.: Lynn Thorndike, Unde versus, in: Traditio 11 (1955), S. 163 –193, dort
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Katalog der Sterntafeln
fol. 291r: fol. 291v:
165: Parallelüberlieferung: BL, Cott. Vespasian E.VII, fol. 134(137)v. Zu Robert: DNB 16, S. 1254 Visiones S. Brigitte… de regibus Anglie et Francie Prophetia Merlini Silvestris Anglorum Edwardo regi secundo, nominis huius tertio, revelata. Prophetiae aliae. Vgl. fol. 267r–268v
Kommentar Das größtmögliche Format, Pergament von vorzüglicher Qualität und die hochwertige Ausstattung mit viel Gold und farbigem Dekor sprechen für ein Werk höchsten Anspruchs. Die Schrift, eine durchgängig sorgfältig und klar geschriebene Buchkursive englischer Ausprägung, und die sorgfältige Seitengestaltung verraten ebenfalls ein hohes Ausstattungsniveau. Das Kolophon des Guido Bonatti-Textes von 1490 gibt wohl auch die Datierung für die Sterntafeln an. Das Vorbild für die Sternbilderdarstellungen ist klar fassbar, es handelt sich um die Holzschnitte in der Ratdoltschen Hyginusausgabe (Hyginus, Poetica astronomica, Venedig, Erhard Ratdolt, 14. Okt. 1482; Hain 9062 und Venedig, Erhard Ratdolt, 22. Jan. 1485; Hain 9063). Auch die Abhandlung des Bonatti ist reich ausgestattet, Parallelen zum Ratdolt-Druck (Augsburg, 26. März 1491) finden sich dabei jedoch nicht. Die Bilder nach Michael Scotus wurden in die Sterntafeln übertragen, die in den Rubriken angeführten Namen entsprechen der Sterntafeltradition. Auch die Abfolge und Auswahl der Sternbilder blieb unverändert, von daher fehlen auch die nur bei Michael Scotus vorkommenden Bilder. Allerdings ergeben sich aus dem Verfahren auch charakteristische Abweichungen zu den Holzschnitt-Illustrationen. Die Darstellungen nehmen jeweils zu zweit ein Bildfeld am Kopf der Tabellen ein. Die Einrichtung der Tafeln erzwang eine Auf lösung des kombinierten Bildes des »draco inter arctos« in drei Einzelbilder der Bären und des Drachen. Letzterer scheint einfach aus dem üblichen Vorrat an Dekorationsfiguren genommen zu sein, die Bären sind einfache Tierbilder. Auch die Bilder der Schlange des Schlangenträgers und des »Lupus« als separat wiederholtes Opfertier des Kentauren entsprechen der Konzeption der ptolemäischen Tafeln und weichen hier auch eindeutig von der Redaktion al-Sufis ab, die im Sufi latinus ja übernommen worden war. Für Lupus griff man ebenso auf eine relativ stereotype Tierdarstellung zurück, Sterne wurden hier nicht eingetragen. Der Altar erscheint hier als Blockaltar mit Flammen, nicht als Puteus mit Teufeln. Gegenüber der Variante des Ratdolt-Druckes wurden jedoch lediglich die Teufel weggelassen. Es zeigt sich auch hier, wie im 15. Jahrhundert mit der Überlieferung gearbeitet wurde und wie verschiedene Traditionslinien zusammengeführt wurden. Hier blieb die Ikonographie des einen verarbeiteten Sternbilderzyklus bis auf kleinere Vereinfachungen erhalten, die Bilder wurden lediglich in einen anderen Kontext versetzt, wie auch schon beim direkten Vorbild, dem Hyginusdruck Ratdolts. Der Bilderzyklus von Michael Scotus wanderte somit nunmehr vom Hyginustext in eine ptolemäische Sterntafel. Während der Text der Himmelsbeschreibung nach Michael Scotus in Arundel 66 überhaupt nicht präsent ist, hatten sich die Darstellungen offenbar für den astrologischen Sammelband empfohlen.
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Verzeichnis der Bilder fol. 33ra: Ursa minor (Kleiner Bär), Bär mit Halsband, nach rechts schreitend, Sterne teils Gold, teils blau. fol. 33rb: Ursa maior (Großer Bär), nach links schreitend, wie Ursa minor, nur größer. fol. 33va: Draco (Drache). fol. 34ra: Cepheus. 34rb: Bootes (Bärenhüter). 34vb: Hercules. 35ra: Lyra. 35rb: Cygnus (Schwan), in metallischem Silber (heute völlig geschwärzt). fol. 35va: Cassiopeia. fol. 35vb: Perseus. fol. 36r: Auriga (Fuhrmann), über beide Spalten. fol. 36va: Serpentarius (Schlangenträger). fol. 37ra: Serpens (Schlange). fol. 37rb: Sagitta (Pfeil). fol. 37va: Aquila (Adler), »Vultur volans«. fol. 37vb: Delphinus. fol. 38ra: Pegasus. fol. 38rb: Andromeda. fol. 38vb: Triangulum (Dreieck). fol. 39ra: Aries (Widder), nach links gewendet, sich umwendend, dunkles, grünliches Fell, rote Sterne. fol. 39rb: Taurus (Stier), Stierhälfte, nach links blickend, liegend, rechtes Bein auf-
gestützt, linkes unter den Leib angewinkelt, die hintere Stierhälfte verschwindet in einem gewellten Wolkenband, goldene und in die Farbschicht eingeritzte Sterne. fol. 39va Gemini (Zwillinge). fol. 39vb Cancer (Krebs). fol. 40ra Leo (Löwe). fol. 40rb Virgo (Jungfrau),
gekrönte Frau mit Flügeln, frontal stehend in rotem Kleid, in den Händen eine Blume und ein Zepter. fol. 41ra: Libra (Waage), frontal stehender Engel mit Nimbus und Flügeln im blauen Gewand, in der rechten Hand eine Balkenwaage, Sterne in Gold. fol. 41rb Scorpius, nach links gewendet, »fast schon naturnah«, goldene Sterne. fol. 41va: Sagittarius (Schütze), Kentaur mit Hörnern. fol. 41vb: Capricornus (Steinbock), die Farbe enthält wohl ein Metall (Silber?), das heute geschwärzt ist. fol. 42va: Aquarius (Wassermann). fol. 42vb: Pisces (Fische). fol. 43va: Cetus (Seeungeheuer), großer Fisch. fol. 44ra: Eridanus (Fluss), nackte Männergestalt, auf dem Flusslauf liegend. fol. 44rb: Lepus (Hase). fol. 44va: Canis (Hund). fol. 44vb: Anticanis (Kleiner Hund). fol. 45ra: Argo Navis (Schiff), voll besetztes Schiff mit Kanonen und dem Wappen des hl. Georg. fol. 45rb: Hydra (Wasserschlange). fol. 46ra: Centaurus, hält in der rechten Hand eine Flasche mit Tragriemen. fol. 46rb: Lupus (Wolf). fol. 46va: Ara (Altar), Blockaltar mit Feuer. fol. 46vb: Piscis austrinus (Südlicher Fisch).
Provenienz Wahrscheinlich für König Heinrich VII. angefertigt; 1r »Gresham« sowie ein gründlich getilgter Eintrag. Auf derselben Seite verwischt »Thomas…[Rest unleserlich]«. Neuzeit licher Einband der British Library.
Literatur Tanner 1748, S. 420, Anm. c; Steinschneider 1905, S. 64f.; Monthly Notes of the Royal Astronomical Society 80 (1920), S. 243 –262; Thorndike, Bd. 2, 1923, S. 119, Anm. 5; Ward/Herbert 1883, Bd. 1, S. 301; Aurigemma 1976 a, S. 218; Jenks 1983, S. 185 –210; ´ z˙ ynska-Stolot, Lippincott 1985, S. 70; Krochalis 1988, S. 22; Stott 1991, Abb. S. 26, 27; Snie 1994, S. 66; Scott 1996, S. 364. Siehe Abb. 480–482
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Augsburg, Universitätsbibliothek, Cod. II. 1. 2° 110 Astronomische Sammelhandschrift, darin der ältere Sternbilderkatalog De ordine ac positione stellarum in signis Süddeutschland (Augsburg?, Heidelberg?), überwiegend 1467–1472, Sternbilderteil als Nachtrag um 1500 Kodikologische Angaben 315 × 220 mm, 195 Folia, Papier, überwiegend Bastarda von mehreren Händen.
Art der Bilder 41 Sternbilder als schlichte, laienhaft ausgeführte Federzeichnungen, rote Punkte markieren die Sternpositionen, Beischriften von der Hand des Textschreibers bezeichnen die Figuren.
Inhalt fol. 1ra–2vb: fol. 3r– 62va:
Kapitelverzeichnis der ersten drei Texte Johannes pastor in Colonia, Viaticum scientiae astronomiae. Wie BAV, Cod. Pal. lat. 1404, fol. 1ra–74rb fol. 62vb – 66ra: De signis et planetis. Wie BAV, Cod. Pal. lat. 1404, fol. 74va–78ra fol. 66rb – 88ra: Tractatus iudiciorum astronomiae. Wie BAV, Cod.Pal. lat. 1404, fol. 78rb –101vb fol. 97r–129v: Johannes de Lineriis, Canones tabularum fol. 129v–134v: Al-Zarkâlî, Canones super tabulas Toletanas, Pars 2 (Übers. Gerardus Cremonensis) fol. 135v–159v: Johannes de Sacrobosco, De computo ecclesistico (Bearb.). Astrologische Zusätze. Druck: Wittenberg 1538, 1543 fol. 160ra–175rb: Commentarius in Gerardi theoricam planetarum fol. 175v–180r: Zur Herstellung und Benutzung eines Himmelsglobus (Nachtrag 1498) fol. 180v–183v: De ordine ac positione stellarum in signis (Dell’Era ed. 1979). fol. 181r: »Arcturus maior habet stellas in capite sex, in singulis humeris…«. Darin Federzeichnungen von 41 Sternbildern (Orion fehlt). (Nachtrag um 1500) fol. 184r–194r: Johannes de Sacrobosco, Tractatus de sphaera
Kommentar Der Codex überliefert neben einer Reihe von astronomisch-astrologischen Texten des Hochund Spätmittelalters auch den karolingischen Sternbilderkatalog De ordine ac positione stellarum in signis. Dabei wurden Bilder und Text getrennt. In den Bildtafeln versuchte der Zeichner auf die relative Anordnung der Sternbilder am Himmel einzugehen, was auch die gelegentlichen Beischriften zeigen (s. u., etwa zu Bootes). Bei aller Ferne der Sternanordnungen vom Himmelsbild strebte der Zeichner doch eine Art von Sternkarten an. Darin nähert er sich, zumindest der
67. Augsburg, Universitätsbibliothek, Cod. II. 1. 2° 110
Intention nach, den Handschriften aus Wien und Klosterneuburg. Dass er sich dabei einer eher literarisch begründeten und durch die Überlieferung entstellten Bilderfolge bediente, mag durch die Verfügbarkeit der Vorlage bedingt sein. Der Vergleich mit der früh- und hochmittelalterlichen Überlieferung von De ordine ac positione zeigt zum einen, dass die Vorlage nicht in die frühe und relativ authentische Überlieferung des Sternbilderkatalogs gehörte. Zum anderen aber wird auch deutlich, dass die ursprünglichen Bilder durchaus noch zu erahnen sind. Obgleich etwa der Eridanus nun als fast aufrecht stehende Gestalt auftritt (fol. 181v), bleibt doch die Abstammung von der Figur des lagernden Flussgottes mit Amphore (z. B. Madrid, Ms. 3307, siehe Bd. 1, Nr. 33) noch nachvollziehbar. Vergleicht man mit einem hochmittelalterlichen Überlieferungsträger wie etwa St. Petersburg, Ms. Q. v. IX. No. 2 (siehe Bd. 1, Nr. 61), so finden sich einige Übereinstimmungen, etwa der als Rückenfigur nach rechts eilende Perseus mit der vorgestreckten Waffe und dem hinter sich gehaltenen Medusenhaupt (fol. 181r). Das Kombinationsbild des Drachen mit den beiden Bären sowie der Delfin mit einem großen Horn auf dem Kopf könnte auch darauf hinweisen, dass der Bildzyklus der Augsburger Handschrift letztlich aus der Liber floridus-Überlieferung stammt. Allerdings würde dem die Andromeda zwischen Felsen wiedersprechen. Recht deutliche Übereinstimmungen – immer in Anbetracht der großen zeitlichen Distanz sowie der geringen Qualität der Augsburger Zeichnungen – lassen sich mit dem noch im 9. Jahrhundert in Saint-Denis entstandenen Ms. Reg. lat. 309 (siehe Bd. 1, Nr. 56) konstatieren. Es fällt letztlich schwer, zu entscheiden, wie die Quelle beschaffen war, aus der der Zeichner der Augsburger Handschrift schöpfte. Ihr Ursprung waren letztlich die Zeichnungen der Aachener Enzyklopädie, wahrscheinlich in einer hochmittelalterlichen, verhältnismäßig wenig entstellten Überlieferung. Der Inhalt von fol. 3r– 88ra stimmt mit der vatikanischen Handschrift BAV, Cod. Pal. lat. 1404, fol. 1ra–101vb überein, die aus dem Umkreis der Heidelberger Universität stammt. Möglicherweise nahm der Augsburger Codex ebenfalls dort seinen Anfang. Da der Sternbilderteil rund drei Jahrzehnte später als Nachtrag zugefügt wurde, kann er jedoch ebenso an einem anderen Ort entstanden sein. Verzeichnis der Bilder fol. 180v: Ursa maior, Ursa minor, Draco (Großer Bär, Kleiner Bär, Schlange), s-förmige Schlange, der Kopf links unten, der obere Bär auf dem Rücken; Corona (Krone), einfacher Reif, zwei »Haarbüschel« unten zu den Seiten; Serpentarius (Schlangenträger), unbekleidet, nach links schreitende Rückenfigur, das Gesicht vollständig nach hinten gedreht, die Schlange mit aufgebäumtem Vorderteil; Hercules, unbekleidet, nach links gewandt, Kopf im Profil, in der Rechten die Keule erhoben, über die Linke das (entstellte) Löwenfell; Scorpius (Skorpion), achtbeiniger »Lurch« in Draufsicht; Bootes (Bärenhüter), enface, in Tunica aber barfuß, in der Rechten ein »Büschel« (»collateralis geminorum a dextris«); Gemini (Zwillinge), einander zugewandt, bekleidet aber barfuß, sich am Arm fassend; Cancer (Krebs), Flusskrebs in Draufsicht; Pisces (Fische), gegenläufig gewendete Fische, waagrecht übereinander, an den Mäulern verbunden, der obere auf dem Rücken; Pegasus, nach rechts springendes, vollständiges Flügelpferd, die hintere Hälfte später durchgestrichen; fol. 181r Virgo (Jungfrau), en-face stehende junge Frau mit langen Haaren und Flügeln, in der Rechten einen Palmwedel hoch haltend; Triangulum (Dreieck), gleichseitiges
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Katalog der Sterntafeln
Leistendreieck; Lyra (Leier), auf einem zweistufigen Sockel stehendes Instrument; Leo (Löwe), nach rechts schreitend, die linke Vorderpfote erhoben; Aries (Widder), nach rechts gewandt stehend; Perseus, nach rechts schreitender nackter Mann als Rückenfigur, den Kopf zurückgewandt, ein Schwert in der vorgestreckten Rechten, einen männlichen, bärtigen Kopf in der Linken hinter sich haltend; Auriga (Fuhrmann), im zweirädrigen Kastenwagen nach rechts fahrend, eine Geißel schwingend, über linkem Arm und Zügeln drei Kaninchen; Cepheus, en-face stehend, die Arme erhoben, den Kopf nach links gewandt; Taurus (Stier), liegender Stier, nach links gewandt; Cygnus (Schwan), nach rechts flatternd. fol. 181v: Cassiopeia, en-face auf einem kastenartigen Thron sitzend, die Arme ausgebreitet erhoben; Andromeda, zwischen aufragenden Felsen stehend, die Arme ausgebreitet, die Handgelenke an die Felsen gefesselt; Aquarius (Wassermann), unbekleidet nach rechts schreitend, ein Wassergefäß vor sich ausschüttend; Delphinus, gehörnter Fisch, nach rechts gewandt (»delphin supra caput Orionis«); Sagittarius (Schütze), nach rechts sprengender Kentaur, Pfeil und Bogen im Anschlag, zwei Haarsträhnen wie Hörner aufragend; Aquila (Adler), Vogel mit ausgebreiteten Schwingen, auf einem großen Pfeil stehend; Capricornus (Steinbock), Ziege mit geringeltem Schlangenende, nach rechts gewandt; Eridanus (Fluss), unbekleidet, leicht nach rechts gewandt sitzend, mit der Rechten Wasser (mit Sternen) aus einer Kanne gießend, in der Linken einen Fisch (?) haltend; Canis (Hund), nach rechts springender Hund; Cetus (Seeungeheuer), fischähnliches Wesen mit verschlungenem Schwanz, nach rechts gewandt; fol. 182r: Ara (Rauchaltar), quaderförmig mit Flammen; Argo Navis (Schiff), nach links orientiertes Schiff mit kleinem Segel; Piscis australis (Südlicher Fisch), nach rechts orientierter Fisch; Lepus (Hase), nach rechts springend; Centaurus, nach rechts galoppierender Kentaur, in der Rechten eine Lanze, an der hinten ein Beutetier hängt, die Linke nach vorn ausgestreckt, davor ein weiteres Beutetier; Corvus (Rabe), nach rechts blickender Vogel; Crater (Mischkrug), Kelch mit Fuß und Nodus; Hydra, nach rechts kriechende Schlange, darauf ein nach links flatternder Vogel und ein Becher (noch einmal Corvus und Crater); Anticanis (Vorhund), nach rechts sprringender Hund.
Provenienz Aus der Öttingen-Wallersteinschen Bibliothek.
Literatur Hilg 1999, S. 84 – 88. Siehe Abb. 583–584
Sternbilder des Mittelalters und der Renaissance Der gemalte Himmel zwischen Wissenschaft und Phantasie
Dieter Blume / Mechthild Haffner / Wolfgang Metzger
Sternbilder des Mittelalters und der Renaissance
Der gemalte Himmel zwischen Wissenschaft und Phantasie Band II: 1200 –1500 Teilband II.11: Katalog der Handschriften unter Mitarbeit von Katharina Glanz
Gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) Einbandmotive: Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana, Cod. Plut. 89 sup. 43, Fol. 61r und 73r
ISBN 978-3-11-037601-2 eISBN (PDF) 978-3-11-044587-9 eISBN (PDF) 978-3-11-044583-1 Library of Congress Cataloging-in-Publication Data A CIP catalog record for this book has been applied for at the Library of Congress. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abruf bar. © 2016 Walter De Gruyter GmbH, Berlin/Boston Layout und Satz: Petra Florath, Berlin Druck und Bindung: DZA Druckerei zu Altenburg GmbH, Altenburg ∞ Gedruckt auf säurefreiem Papier Printed in Germany www.degruyter.com
Inhaltsverzeichnis
I. Das Wechselspiel von Astronomie, Astrologie und Mythologie – Zur Einführung
11
II.
17
Georgius Zothoros Zaparus Fendulus – Eine astrologische Synopse
III. Michael Scotus – Neuanfang im Zeichen der Astrologie 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7.
Der Liber introductorius Der Liber de signis et imaginibus celi Die einzelnen Sternbilder Die Planeten Der Liber de signis im 13. Jahrhundert Die Illustrationen des 14. Jahrhunderts Überlieferungszweige und Filiationen von Bild und Text
23 26 30 32 38 40 42 46
IV. Die Sternbilder al-Sufis und ihre Betrachter im lateinischen Westen
55
V.
67
Die Astronomie der Sterntafeln oder die Unverzichtbarkeit der Bilder 1. 2. 3. 4.
Alfonso el Sabio und die Wissenskultur des kastilischen Königshofes Die alfonsinischen Tafeln und eine neue Bilderreihe aus Paris Deutsche Hyginus-Derivate Fixsterntabellen und die Anfänge einer Kartographie des Sternenhimmels
69 74 79 80
VI. Zwischen Himmelskunde und Humanismus – Hyginus-Lektüren im Italien des 14. und 15. Jahrhunderts 1. Coluccio Salutati und ein zeitgemäßer Bildzyklus 2. Humanisten in Oberitalien 3. Basinio da Parma in Rimini
VII. Der antike Mythos oder die Wiederentdeckung der Aratea 1. 2. 3. 4. 5.
87 89 91 99
103
Nikephoros Gregoras und die griechische Tradition in Konstantinopel Nicholas Trevet und Seneca Coluccio Salutati und Hyginus Cyriacus d’Ancona und die Sternsagen Germancius in Neapel und Florenz
VIII. Astrologische Bücher im 15. Jahrhundert
105 107 108 109 111 123
1. Michael Scotus in Deutschland 125 2. Erhard Ratdolt und die Bilder des Michael Scotus 131 3. Eine astrologische Kosmosbeschreibung von Ludovicus de Angulo 133
IX. Das Überleben der Bilder
137
X. Katalog der Handschriften mit Sternbilderdarstellungen 1200–1500
145
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11.
Fendulus-Handschriften Scotus-Handschriften Sufi latinus Sterntafeln Hyginus-Handschriften Basinio da Parma-Handschriften Aratea-Handschriften Astrologische Bücher des 15. Jahrhunderts Ludovico de Angulo-Handschriften Himmelsglobus in Kues Florenz, San Lorenzo, Alte Sakristei
XI. Anhang Verzeichnis der Handschriften Literaturverzeichnis Register
Nr. 1–7 Nr. 8–33 Nr. 34–41 Nr. 42–66 Nr. 68–92 Nr. 93–106 Nr. 107–122 Nr. 123–138 Nr. 139–143 Nr. 144 Nr. 145
146 185 331 391 551 656 701 772 915 945 949
957 980 1019
X.5
Katalog der Hyginus-Handschriften nach 1200
68.
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Vat. lat. 3110 Sammelhandschrift mit Aratea des Germanicus, Hyginus, De astronomia, etc. Sternbilderdarstellungen zu Hyginus, De astronomia Florenz, 1370–1380 Kodikologische Angaben 215 × 141 mm, 103 Folia, Pergament, Textura von mindestens vier Händen (fol. 3r–13v/ 14r–17v/18r–54r/54v–60v (Coluccio Salutati)/63r–90v/91r–102v), einspaltig, 1. Hyginus und Aratea 33 Zeilen, 2. Hyginus 36 Zeilen, 3. Martianus 28 Zeilen, erhöhter Durchschuss für Interlinearglossen (genutzt), 2zeilige Lombarden in rot und blau (alternierend), schlichtes aber professionelles Fleuronnée in der Gegenfarbe, zurückhaltend rubriziert. fol. 2–27v zahlreiche Randbetreffe, danach seltener; Einband: wie bei Vat. lat. 3109, fol. 1–2 (Pergament) bildeten Spiegel und Vorsatz, heute abgelöst und durch Papier ersetzt, Lagen: Teil I: ein Doppelblatt (ehemaliger Spiegel und Vorsatz) und sechs Quinternionen, Teil II: zwei Sexternionen und ein Binio, Teil III: ein Quaternio und ein Binio; klare Zäsuren, zumeist Reklamanten vorhanden; alte Foliierung ohne die ehemaligen Spiegelund Vorsatz-Blätter und Stempelfoliierung ab dem alten Spiegel (d. h. fol. 3neu= fol. 1alt).
Art der Bilder Zwischen fol. 63r–76r zum dritten Buch von Hyginus’ De astronomia: Sternbilder als Federzeichnungen, mit braunem Pinsel laviert, Sterne rot eingezeichnet.
Inhalt Teil I: fol. 1r–46v:
Hyginus, De astronomia (komplett, ohne Bilder). »›Higinus Marco Fabio plurimum salutem‹. Atsi studio grammatice artis inductum... – ...annum vero cum sol ab estivo circulo redit. Amen.« fol. 47r–54r: Fulgentius, De intellectu librorum Virgilii. »›Flavii planciadis fulgentii de intellectu librorum Virgilii ad Catum incipit‹. Expetebat quidem levitarum scissie [?] nostri temporis qualitas grande silentium non solum … – … fortunam rotam ferre dicitur id est temporis volubilitatem. Amen.« Nach einem Absatz folgt eine Bemerkung, die sich auf den folgenden Text des Germanicus bezieht: »Inveni librum metricum et prosaicum cuius titulus erat: T. Claudii Cesaris Arati phenomenia de celi positione et quinque circulis mundi. Ex hoc libello excerpsi solummodo carmina, sed in alio volumine tam versus quam prose scripta sunt.« fol. 54v–60v: Aratea Germanici. »[A]b Iove principium magno deduxit aratus carminis, at nobis genitor… – …et proprio motu mundo contraria volvunt/curriculo excedunt que loco et vestigia mutant.« (Verse ohne Prosa Scholien, vgl. oben fol. 54r zur Entstehung des Textes.) fol. 61r–62v: leer
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Katalog der Hyginus-Handschriften nach 1200
Teil II: fol. 63r–83v: Hyginus, De astronomia. »Igitur incipiemus a polo boreo protinus dicere quo... – ... polum versantur. Draco inter duas arctos... – ...occidunt et horis et 12 parte hore. quod enim in ortu illius habuerint isti habent in occasum.«; Buch III–IV mit Sternbilderdarstellungen fol. 84r–90v: Hyginus, De astronomia (Excerptum). »Iginus Fabio suo salutem. Etsi te studio grammatice artis inductum... – ... possunt signorum effusionem urne Aquarii quae ad ipsum usque decurrit accipiens.« Vorwort zu I. und zu II., Zusammenfassung von Buch II Teil III: fol. 91r–102v: Martianus Capella, De nuptiis mercurii et philologiae (Excerptum aus Lib. VIII De Astronomia). »Mundus igitur ex quatuor elementis hisdemque totis inspere modum globatus, terram in medio... – ...aut in latitudinem declinare aut retrogradi facit. ›Marciani Felicis Capelle astrologia explicit‹« fol. 102v: Notae. »Tria grana ordei faciunt unum digitu, quatuor... – …octo stadia miliare.« Von der Hand des Besitzeintrags (Collucio Salutati?). Darunter: »Pauperis ascendit oratio libera sursum/Divitis e contra redit ad possessa deorsum«.
Kommentar Der Codex Vat. lat. 3110 mit verschiedenen Klassikertexten überwiegend zur Astronomie stammt sehr wahrscheinlich aus dem Besitz des Florentiner Kanzlers und Büchersammlers Coluccio Salutati (1331–1406) und überliefert damit einen wichtigen Sternbilderzyklus aus der Frühzeit des Humanismus. Die Handschrift weist eine komplizierte Zusammensetzung auf: Während der erste Teil (fol. 1–60) von verschiedenen Händen sukzessive vom Ende des 14. Jahrhunderts bis zum Beginn des 15. Jahrhunderts beschrieben wurde, wobei fol. 3r–13v, fol. 14r–17v (Beginn des Hyginustextes) und fol. 54v–60v (Aratea des Germanicus) mit der Hand des Salutati zu identifizieren sind, stammt der zweite Teil (fol. 61–90) mit Hyginus’ De astronomia und Illustrationen aus den 70er Jahren des 14. Jahrhunderts, der dritte Teil (fol. 91–102) aus dem 13. und 14. Jahrhundert. Demnach scheint der Codex von hinten nach vorne erweitert und der eigenhändige Beitrag Salutatis zuletzt hinzugekommen zu sein. Der Besitzervermerk »Liber coluccii de salutatis canonici f lorentini« auf der letzten Seite (fol. 102v), welcher den Enkel des bekannten Salutati bezeichnet, ist über eine Rasur geschrieben und lässt vermuten, dass an dieser Stelle ursprünglich Coluccio Salutati selbst als Besitzer eingetragen war. Auffälligerweise enthält der Codex gleich zwei Versionen des Hyginus-Werkes. Der von Salutati selbst geschriebene Text im ersten Teil überschneidet sich mit Florenz, Strozz. 46 und folgt derselben Vorlage, die nach E. Lott eventuell mit den verlorenen Lagen von Paris BN 7418 zu identifizieren sind. Der ältere mit Illustrationen versehene Hyginustext im zweiten Teil ist insofern außergewöhnlich, als vom ersten Buch nur das Vorwort niedergeschrieben wurde, vom zweiten Buch das Vorwort und eine Zusammenfassung des Inhalts, während die beiden letzten Bücher vollständig übernommen sind. Dieselbe gekürzte Textfassung begegnet in den späteren Hyginus-
68. Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Vat. lat. 3110
handschriften Vat. lat. 3109, Florenz, Magl. IX. 114, 2 und Vat. Urb. lat. 1358, die sich wohl direkt oder indirekt von dieser Handschrift ableiten. Coluccio Salutati besaß also eine unvollständige Hyginus-Handschrift, die ausgerechnet von dem mythographischen Buch II, das ihn vermutlich besonders interessierte, nur eine knappe Zusammenfassung enthielt. Deswegen fügte er später noch den kompletten Text des Hyginus hinzu, dessen erste Seiten er eigenhändig kopierte. Im Anschluss daran schrieb er selbst noch die Verse des Germanicus ab, auf die er, wie er notiert, wohl erst kürzlich gestoßen war. (fol. 54v: »Inveni librum …«) Dies ist dann vermutlich erst nach 1381 geschehen, da er erst in späteren Fassungen seines Traktates De laboribus Herculis auf die Phaenomena verweist (Ullmann 1963, S. 21ff.). Im zweiten Teil illustrieren lavierte Zeichnungen das Buch III von Hyginus De astronomia, in dem die Lage der Konstellationen und die Zahl der Einzelsterne erläutert wird. Die Seiten weisen ein großzügiges Layout auf und lassen viel Platz für die Bilder. Die qualitätvollen, sorgfältig ausgeführten Zeichnungen zeigen die Figuren ohne Rahmen vor dem Pergamentgrund. Die Darstellungen greifen dabei nicht über die Breite des einspaltig geschriebenen Textes hinaus. Dies verrät die erfahrene Hand eines professionellen Malers. Im Unterschied zu den älteren Hyginus-Illustrationen sind hier die Sternpositionen offenbar nach den Angaben des Textes in roter Farbe eingetragen. Auffällig ist an den Bildern, dass die Figuren sämtlich in dezidiert zeitgenössischer Kleidung auftreten. Dies deutet gemeinsam mit den neu eingefügten Sternpositionen darauf hin, dass hier eine grundlegende Neukonzeption des Zyklus erfolgt ist. Die Hyginusillustrationen des 12. Jahrhunderts besitzen nur kleinformatige, sehr bescheidene Zeichnungen, die oft einen skizzenhaften Charakter haben. Ein typisches Beispiel ist eine Handschrift in der Laurenziana, die als einzige (unter den erhaltenen Exemplaren des 12. Jahrhunderts) vielleicht einen italienischen Ursprung hat (Florenz, Bibl. Laur. Plut. XXIX, 30). Es ist deshalb zu vermuten, dass die Illustrationen der Vorlage in keiner Weise den Erwartungen des Coluccio Salutati als mutmaßlichem Auftraggeber entsprochen haben und man deshalb eine neue Bilderreihe entwarf. Dennoch gibt es einige Merkmale, die auf diese ältere Tradition zurückweisen. Am deutlichsten ist dies bei der Gestalt der Andromeda, die nur mit einem Rock bekleidet nach links läuft, sich aber zurückwendet und den linken Arm weit ausgestreckt hat. Der Zeichner hat die Figur der Vorlage, die dort ohne die seitlichen Felsen mit einem erhobenen und einen herabhängenden Arm zu sehen war, in eine plausible Bewegung überführt. Aus den Hyginus-Illustrationen stammen auch die in einem Dialog begriffenen Zwillinge und der Zentaur, der sein Beutetier, einen Hasen, an den Hinterläufen gepackt hat, statt es auf dem f lachen Handteller zu präsentieren. Viele Elemente lassen sich dagegen auf eine englische Kompilation des 12. Jahrhunderts zurückführen, die in großem Maße auf Hyginus fußt: das Opusculum de ratione sphaere (siehe Bd. I, S. 127ff.). Dieser Text ist zwar fast ausschließlich in englischen Handschriften überliefert, doch findet sich die mit ihm verbundene Bilderreihe auch in den um 1130 ausgeführten Reliefs der Porta del Zodiaco in der Sagra di San Michele bei Turin (Kerscher 1988). Daher müssen die Bilder auch in Italien bekannt gewesen sein. Aus dieser Tradition stammt die konsequent frontale Ausrichtung aller Figuren, wie dies bei Orion besonders klar hervortritt, der hier in eine antikische Rüstung gekleidet ist und sein Schwert erhoben hat. Auch das ungewöhnliche Schild in der Hand des Bootes leitet sich von dort ab, da in den englischen Handschriften der Polarkreis dargestellt ist, in den die Hand des Bootes hineinragt. Dem gleichen Vorbild folgt die Figur des
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Hercules in der ausgeprägten Schrittstellung mit der zum Schlag erhobenen Keule, die hier nur eine Rute ist, aber ebenfalls auf das über den Arm geworfene Löwenfell zielt, das in den englischen Miniaturen ein kleiner Drache ist. Am auffälligsten ist aber die Übernahme der Gestalt des Eridanus, der als stehender nackter Jüngling zu sehen ist, der eine Vase hält, aus der sich ein S-förmig herabfallender Wasserstrahl ergießt. Diese Ikonographie ist ausschließlich im Opusculum de ratione sphaere anzutreffen. Der englische Entwerfer hat sich im 12. Jahrhundert an der Gestalt des Wassermanns orientiert, um den gewundenen Flusslauf, wie er astronomisch korrekt ist und in den Hyginus-Illustrationen gezeigt wird, mit der Wiedergabe eines Flussgottes verbinden zu können. Es ist nicht zu entscheiden, ob die Übernahme dieser Merkmale erst in Florenz geschah und damit eine weitere Quelle herangezogen wurde oder ob bereits die Vorlage die Kombination von Hyginus- und Opusculum-Elementen aufwies. Die Tiara, welche Cepheus als Kopf bedeckung trägt, findet sich sowohl bei Germanicus wie bei De signis coeli und ist also weit verbreitet. Deshalb ist darin wohl kein klares Indiz für die Heranziehung weiterer Vorlagen zu sehen. Darüber hinaus gibt es aber Veränderungen, die auf eine genaue Lektüre des Textes zurückgehen und deshalb vermutlich von Salutati angeregt wurden. Ganz ungewöhnlich ist die Kombination der Bilder von Widder und Dreieck. Der Kopf des Widders steckt in dem Dreieck wie in einem sperriger Halsreif. Nun schreibt aber Hyginus über den Widder, dass er aufgeht mit dem Kopf unter dem Dreieck (»exoriens caput infra trangulum«, Hyginus III, 19). Die Präposition »infra« wird aber in mittelalterlichen Texten synonym mit »intra« verwendet und so steht auch in einer ganzen Reihe von Hyginus-Handschriften »intra« statt »infra«. (Niermeyer/Van de Kieft, Mediae Latinatis Lexicon Minus, 2002, Bd. I, S. 698f.; vgl. auch Lippincott 2006, S. 22) Man kann also auch lesen, der Kopf des Widders gehe in dem Dreieck auf. Genau dieses hat der Maler dargestellt! Der Skorpion hält in seinen Scheren eine kleine Waage, denn die Waage besitzt bei Hyginus kein eigenes Kapitel, sondern wird nur beim Skorpion erwähnt, wo es heißt, dass der vordere Teil auch als Waage bezeichnet wird (Hyginus II, 26 und III, 25). Um nicht nur elf Tierkreiszeichen darzustellen, wird hier die Waage wie ein Attribut des Skorpions eingefügt. In den Miniaturen des Opusculum de ratione sphaere hält der senkrecht stehende Skorpion mit beiden Scheren eine größere Waage. Hier könnte eine Anregung gelegen haben. Völlig neuartig sind aber die langen, spitzen Ohren, die den jugendlichen Eridanus auszeichnen. Offenbar handelt es sich dabei um abgewandelte Hörner; vermutlich spielt hier die Verwechselung mit einer Teufelsgestalt eine Rolle, denn übergroße Tierohren gehören im 14. Jahrhundert zu den spezifischen Merkmalen der Darstellungen von Teufeln und Dämonen. In der frühen griechischen Kunst gibt es eine Tradition der Darstellung von Flussgöttern mit Hörnern, die aber Salutati mit Sicherheit nicht bekannt war. Doch konnte er bei Vergil lesen, dass das Haupt des Eridanus mit zwei goldenen Hörnern geschmückt war (Georgica IV, 371). Auch Germanicus schildert am Ende seines Gedichtes, wenn er über die Auf- und Untergänge der Sternbilder spricht, dass Eridanus seine beiden Hörner in den klaren Himmel hebt (Vers 603: »cornua et Eridanus liquido feret utraque caelo.« Vgl. Lippincott 2009, S. 55). Schließlich berichtet Ovid in den Metamorphosen IX, 1–105 ausführlich über den Kampf des Hercules mit dem Flussgott Achelous, der zwischen dreierlei Gestalten (Mensch, Schlange oder Stier) wechselt. Es ist davon auszugehen, dass gerade der letztgenannte Text Salutati, der ein eigenes Traktat über die Arbeiten des Hercules verfasst hat, bestens bekannt war. Offensichtlich hat der Florentiner Humanist auf diese Texte reagiert und eine entsprechende Veränderung des Bildes veranlasst.
68. Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Vat. lat. 3110
Der Bildzyklus dieser Handschrift ist also in vielen Punkten eine Neukonzeption, an der Coluccio Salutati vermutlich maßgeblich beteiligt war. Den Stil der Zeichnungen schreiben Schmitt/Degenhart (I, 1968, S. 75) einem Nachfolger Bernardo Daddis um 1350 zu. Dies ist aber wohl zu früh angesetzt. Die Tracht wie insbesondere der tiefsitzende Gürtel weist eher in die 1370er Jahre. Vergleichsmöglichkeiten bieten beispielsweise die Fresken von Andrea Bonaiuti in der Spanischen Kapelle im Kreuzgang von S. Maria Novella in Florenz, die um 1366–68 entstanden. Bei einer Datierung um 1350 stellt sich zudem die Frage, wie der Auftrag und der offensichtlich toskanisch-f lorentinische Stil mit der Biographie Salutatis in Einklang zu bringen ist, der erst 1374 (von Rom) nach Florenz kommt.
Verzeichnis der Bilder Sternbilder: fol. 63r: Draco, Ursa minor, Ursa maior (Schlange, Kleiner und Großer Bär), s-förmige Schlange, den Kopf nach unten zwischen den Bären. fol. 63v: Bootes (Bärenhüter), nach rechts. fol. 64r: Corona (Krone), schlichter, kreisrunder Reif mit Sternen. fol. 64v: Hercules, nach rechts schreitend, sich umwendend, mit einer Rute auf das Löwenfell in der Linken einschlagend. fol. 65r: Lyra (Leier), bankartig, dreimal fünf Saiten; Cygnus (Schwan), nach links. fol. 65v: Cepheus, en-face, Arme ausgebreitet, Mitra. fol. 66r: Cassiopeia, en-face auf der Bank sitzend, Arme ausgebreitet. fol. 66v: Andromeda, nach links schreitend, sich nach rechts zurückwendend, den linken Arm nach dort zurückstreckend. fol. 67r: Perseus, nach links, Haupt, Schwert. fol. 67v: Auriga (Fuhrmann), stehend mit Geißel und Ziegen. fol. 68r: Serpentarius (Schlangenträger), nach links. fol. 68v: Sagitta (Pfeil), waagrecht nach rechts; Aquila (Adler), nach rechts; Delphinus, rücklings liegend. fol. 69r: Pegasus, nach rechts, Zaumzeug angedeutet. fol. 69v: Triangulum (Dreieck), und Aries (Widder), nach links, Rückwendung, Dreieck ohne Berührung um den Hals. fol. 70r: Taurus (Stier), halb nach links, Pleiaden als runde Sterngruppe vor der Nase. fol. 70v: Gemini (Zwillinge), zwei bekleidete Männer, sich die Hand gebend. fol. 70v: Cancer (Krebs), krabbenartig, nach links. fol. 71r: Leo (Löwe), nach rechts. fol. 71v: Virgo (Jungfrau), vier Ähren in der Rechten; Scorpius (Skorpion), nach links, die Waage in der oberen Zange. fol. 72r: Sagittarius (Schütze), nach rechts galoppierend, bogenspannender Kentaur; Capricornus (Steinbock), Ziegenfisch. fol. 72v: Aquarius (Wassermann), Arme ausgebreitet, in der Linken die Urne. fol. 73r: Pisces (Fische), waagrecht gegenläufig; Cetus (Seeungeheuer), wie Capricorn, Hundekopf. fol. 73v: Eridanus (Fluss), nackt, mit langen, spitzen Tierohren; Lepus (Hase), nach links. fol. 74r: Orion, en-face, Schwert schwingend; Canis (Hund), nach links, Halsband. fol. 74v: Anticanis (Kleiner Hund). Argo Navis (Schiff), Schiff ohne Bug, mit aufwendiger Takelage. fol. 75r: Centaurus (Kentaur), mit Hase nach links. fol. 75v: Ara (Altar), runder, block-
artiger Altar mit Sockelband, rundbogigen Öffnungen und Bogenfries, darauf ein kleinerer Rundaltar mit Flammen. fol. 76r: Hydra, Crater, Corvus (Wasserschlange, Becher, Rabe), Drache nach links, darauf Henkeltopf und Vogel; Piscis austrinus (südlicher Fisch), Fisch nach links.
Provenienz fol. 102v »Liber Colucii de Salutatis canonici Florentini«. Besitzvermerk des Enkels von Linus Colluccius Oierius Salutatus über einer Rasur.
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Literatur Breysig (Hg.) 1867, S. XXIIf.; Breysig (Hg.) 1899, S. XIII; Saxl 1915, S. 6–7, 88–90, Tafel III, Abb. 5 (fol. 75r Eridanus); Byvanck 1949, S. 218, Nr. 51 und S. 232, Nr. 124; Leonardi 1959, S. 472, 479, 480, 482; Leonardi 1960, S. 456, 466, 477, 478, 510; Ullmann 1963, S. 188f., Kat.-Nr. 90; Degenhart/Schmitt,Teil I, 1968, S. 75f., Kat.-Nr. 29, Taf. 54–58; De la Mare 1973, S. 36, 41, Taf. VIIIf.; Montanari Caldini 1973, S. 163f.; Reeve 1980, S. 512; Lott 1981, S. 155f.; Ross 1981, S. 192; Viré 1981, S. 176, 178, Anm. 2; Eastwood 1982, S. 150; Reeve 1983, S. 21f., 188; De Angelis 1984, S. 150; Fohlen 1985, S. 16, 30, 50; Lippincott 1985, S. 57; Kerscher 1988, S. 1–76; S´ nie˙zynska-Stolot 1994, S. 67; Vedere i classici, Ausst.-Kat. Rom 1996, Nr. 43, S. 251–253. Siehe S. 87–89, Taf. 62–63, Abb. 585–605
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Florenz, Biblioteca Nazionale Centrale, Magliabechianus XI. 114 (I+II) Hyginus, De astronomia Sternbilderdarstellungen zu Hyginus, De astronomia Italien (Toskana, Florenz?), Ende 14./Anfang 15. Jahrhundert Kodikologische Angaben Band I: 294 × 220 mm, 36 Folia, Papier, I: 40–42 Langzeilen von einer Hand; II: zwei
Spalten zu 45 Zeilen von einer Hand; III: Tabelle zu 38 Zeilen, eine Hand, jeweils Bastarda cursiva; die Datierung der Einzelteile dürfte nicht allzusehr voneinander abweichen; – Lagen: IV8 + VI20 + VIII36 , jeder Textteil bildet eine Lage, Papier und Schrift jeweils unterschiedlich, es wurden unabhängig voneinander angefertigte Faszikel zusammengeheftet. – Foliierung: frühneuzeitliche Tintenfoliierung oben rechts, beginnend mit 57, zusätzlich weitere Foliierungen zu den einzelnen Texten: 1–6 (= 57–62), 1–14 (= 65–78) etc., gültige Foliierung unten links, modern in Bleistift 1–36. – Einband: schlichter neuzeitlicher Pappband (die kräftige, grobfaserige Pappe wurde wie ein Kopertpergament gefaltet, bei Band II sieht man hinten [wo kein Spiegel aufgeklebt wurde] wie die drei Heftschnüre durch Löcher der Pappe gefädelt wurden und mit dem Pergamentstreifen, der den Rücken verstärkt, fixiert wurde), ein dazugehöriges VS vorne, danach eingeheftet ein weiteres, unfoliiertes Blatt, etwas kleiner im Format (fol. II*), darauf: »N°: 176 domini Andalo de Nigro de Ianua Theorica Planetarum et tractatus sphere. 6 Del Ser te Carlo de Tommaso Strozzi 1670.« Band II: 294 × 221 mm, 24 Folia, Papier, zwei Spalten zu 40–43 Zeilen, Bastarda cursiva,
von einer Hand (die nicht in Band I vertreten), rote Lombarden, durchgehend sparsam rubriziert, Lagen: 2 VI24 zwei recht dicke Lagen, Reklamant fol. 12v. – Foliierung: Band II oben rechts frühneuzeitliche Tintenfoliierung 1–24. – Einband: wie Band I, fol. II*r analog, aber Titel: Higini Grammatici Astrologia, Theorica Planetarum et tractatus spere; Domini Andalo de Nigro de Janua Theorica Planetarum et Tractatus spere. Rest gleich.
Art der Bilder Tintenlavierte Federzeichungen zu Hyginus (Buch III), Sterne als rote Kreuze wohl vom Rubricator eingetragen, unvollständiger Zyklus.
Inhalt Band I:
fol. 1r–8v:
Andalò di Negro, Theorica distantiarum omnium sperarum (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 1151). »›Incipit theorica distanciarum omnium sperarum, circulorum et planetarum…. compositus a domino Andalo de Nigro de Janua‹. Punctus, centrum, cuspis sunt sinonima, id est idem significantia… . Manifestum est enim terram esse spericam id est rotundam et
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centrum eius secundum opiniones philosophorum… – … quae sund secunda 47. ›Explicit de distanciis de gracias amen«; B. Boncompagni, Catalogo dei lavori di Andalò di Negro, in Bolletino di Bibliografia e di storia delle scienze Matematiche e Fisiche 7 (1874), S. 362) fol. 9ra–17rb: Hyginus, De Astronomia (lib. III–IV). »[I]gitur incipiens a polo boreo… – …cum sol ab estivo circulo descendens redit ab eundem.« fol. 17r: De differentia temporum ortus signorum. »›De differentia temporum ortus signorum‹. (Paraphrase zu Mart. Cap. De Nuptiis, viii, 844–45) Temporem querendo ipsorum signorum quibus oriuntur aut occidunt habenda est distancia secundum Marchianum… – …isti habent in occasum.« Nur knapp eine Spalte Text, nicht vom Rest abgesetzt. Wie auch die Randnotiz in Bd. 1, fol. 1r belegt, hielt man dieses kurze Textstück nach Martianus Capella für einen integralen Teil des Hyginus Hyginus, De Astronomia lib. I–II. »›Iginii grammatici Astrologia‹. Iginus fol. 17rb: Fabio suo salutem. Et si te studio grammatice artis inductum… – …deformavit circulum« (Buch II hier als verkürzte Paraphrase, wie in Vat. lat. 3110) De circulis planetarum. »›De circulis planetarum‹. Terra centrum est spere… fol. 19rv: – …regrediens. Oritur a a.. ortu vel«/ Bricht am Ende der Seite ab, Folgeseite mit Spaltengerüst aber leer (Mart. Cap. De Nuptiis, viii, 855–80). Nicht vom Rest abgesetzt, man hielt das Martianexzerpt offenbar für zu Hyginus gehörig (s. o.). – fol. 20rv: leer fol. 21r–36v: Tabula stellarum (nach Ptolemaios). »›Ex portio canonica descriptionis stellarum secundum boreali emisperio‹. Ursa minor. 1 Que in extremitate caude... – ...Pisces... stelle 6 quarum tertie magnitudinis 3 quarte 2 quinte una. Von Ursa minor bis Pisces.« Band II:
fol. 1ra–22vb: Hyginus, De Astronomia. »Etsi studio grammatice artis inductum te non solum… – … luna zodiacum circulum perducat. Annum vero cum sol ab estivo circulo redit. Amen. ›hic deficit una columna que est infra 74 de distantia temporum ortus signorum‹.« Über dem Textanfang fol. 1r: »principium est etiam infra 74.«, das heißt, die beiden heutigen Bände waren ursprünglich zusammen gebunden, allerdings gehörte noch mehr dazu (z. B. die zwischen fol. 24 und fol. 57alt liegenden Seiten). Keine Illustrationen, nur durchgehende Rubrizierung und Randbetreffe. – fol. 23r–24v: leer
Kommentar Ursprünglich waren die beiden heutigen Bände Magl. XI, 114 (I) und Magl. XI, 114 (II) der Biblioteca Nazionale in Florenz Bestandteile eines gemeinsamen Codex, wobei der heutige Band II den Anfang bildete. (wie aus einem Querverweis auf fol. 1r hervorgeht). Der älteren Foliierung nach, die bei Band II mit fol. 24 endet und bei Band I mit fol. 57 einsetzt, fehlen dem ursprünglichen Codex zudem einige Blätter in der Mitte. Von Anfang an muss der Codex aus recht eigenständigen Einzelteilen zusammengebunden gewesen sein, von unterschiedlichen La genumfang und unterschiedlichen Schreibern. Jeder Text bildet auch kodikologisch eine Einheit. Die Handschrift enthält verschiedene Texte zur Astronomie, insbesondere Hyginus, eine Sternentafel nach Ptolemaios und eine Abhandlung von Andalo di Negro. De astronomia von
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Hyginus Werk ist gleich zweimal enthalten. Am Beginn stand die komplette Version des gesamten Werkes, gegen Ende des Codex folgten – ähnlich wie in Rom, Vat. Lat. 3110 – zunächst nochmals die beiden letzten Bücher III und IV, sowie Auszüge der beiden ersten Bücher. Das in zwei Spalten geschriebene dritte Buch von Hyginus mit den astrothetischen Beschreibungen, das heute im ersten Band auf fol. 9 (einst auf fol. 64) beginnt, hält nach jeder Beschreibung eine Lücke für eine Illustration bereit. Es wurden jedoch nur wenige Illustrationen am Beginn des Zyklus als tintenlavierte Federzeichnungen ausgeführt. Die Sterne sind jeweils als rote Kreuze eingetragen. Die Darstellungen besitzen eine solch auffallende Ähnlichkeit zu Vat. lat. 3110, dass ein direktes Abhängigkeitsverhältnis nahe liegt, wie bereits Leonardi vermutete. Bis in Gewandfalten und Frisuren hinein sind die Zeichnungen genau übernommen. Umso mehr verwundert die Abweichung des Schlangenträgers, der gegenüber Vat. lat. 3110 in die Front gedreht ist und die Schlange nach rechts hin anblickt. Es ist unklar, warum der Zyklus nicht zu Ende geführt wurde. Der Stil der Zeichungen verweist gleichfalls nach Florenz und legt eine Datierung kurz vor oder unmittelbar nach der Jahrhundertwende nahe.
Verzeichnis der Bilder Band I: fol. 9ra: Draco inter arctos, Schlange in S-Form, Kopf unten links. fol. 9rb: Bootes (Bärenhüter), zeitgenössisch gekleidet, nach rechts, mit Schild und Rute. fol. 9va: Corona borealis (Nördliche Krone), zwei konzentrische Kreise, dazwischen Sterne; Hercules, leicht nach links gewendet schreitend, sich nach rechts umwendend, in der Rechten
eine Rute, mit der er sich anschickt, auf das Löwenfell über dem linken Arm zu schlagen. fol. 9vb: Lyra, Kasteninstrument. fol. 10ra: Auriga (Fuhrmann), nur wenig nach rechts
gewandt, zu der Ziege auf seiner linken Hand blickend (»haedi«), in der rechten eine Geißel mit drei geknoteten Riemen. fol. 10rb: Serpentarius, en-face stehend, den Kopf leicht nach rechts zur Schlange gewendet, eine relativ kurze und dünne Schlange um die Hüften geschlungen (sonst keine Schlingen), Schlange wendet sich zum Träger zurück; Sagitta (Pfeil), waagrecht nach rechts. fol. 10va: Aquila (Adler), Schwingen ausgebreitet, nach rechts gewendet; [Delfin, Pegasus, Dreieck und Widder blieben ohne Bild]. fol. 11ra: Taurus (Stier), Stierhälfte, nach links galoppierend; [ab hier nur noch leere Stellen für Bilder, die jedoch nicht mehr ausgeführt wurden]
Provenienz Aus dem Besitz der Familie Strozzi (im 17. Jahrhundert erscheint das Manuskript im Inventar des Carlo de Tommaso Strozzi unter der Nr. 176). Auf dem Vorderspiegel befindet sich das Signaturschild der Biblioteca Nazionale. Es vermerkt »Provenienza Strozzi f°, n° 176«.
Literatur Galante 1907, S. 140f.; Leonardi 1959, S. 482, Nr. 262 und 1960, S. 45; Ullmann 1963, S. 189, 209, 232; Kristeller 1963, S. 125; McGurk 1966, S. XIX, XXVI und S. 29, 33–35; Viré 1981, S. 166; De Angelis 1984, S. 150. Siehe S. 89, Abb. 606–608
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Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Vat. lat. 3109 Hyginus, De astronomia, Buch II und III (unvollständig) Teil I: Sternbilderdarstellungen zu Hyginus, De astronomia, Buch III Teil II: Sternbilderdarstellungen ohne Text Teil I: Oberitalien, Mitte 15. Jahrhundert Teil II: Oberitalien, 1. Viertel 15. Jahrhundert Kodikologische Angaben 204 × 143 mm, 70 Folia, Pergament, Text in Humanistica (»fere Textura«) einspaltig zu 26 Langzeilen, von zwei recht ähnlichen Händen (fol. 31v/fol. 32r), die erste mit geradem »d«, die zweite mit unzialem »d«, beide zeigen im wesentlichen Humanistica-Formen bei gleichzeitig sehr nahe an der Textura liegendem Erscheinungsbild, 2zeilige CapitalisInitialen in blau und rot (alternierend) zu den Textabschnitten, Stempelfoliierung, Goldschnitt an drei Seiten. Einband: grünes Pergament, wie Vat. lat. 3099, vorne Spiegel und Vorsatz erneuert, Papier, das folgende Pergamentblatt war als Vorderspiegel verklebt, es bildet mit fol. 1, dem ersten Vorsatz ein Doppelblatt; Lagen: I1 (mit Sp) + 3 V31 [Ende Buch II] + (VI–1)42 + IV50/+ 2 V 70 ; Reklamanten, in den beiden letzten Lagen wurden alle Bll. am Außenrand um 10–12 mm verbreitert (angeklebter Pergamentstreifen), betroffen sind somit fol. 51–70, diese Blätter zeigen auch keine Zeilenliniierung wie zuvor (fein gezogene Tintenliniierung und Textblockbegrenzungen), genau dort findet sich der zweite Bildzyklus!
Art der Bilder Farbige Darstellungen der Sternbilder zu Hyginus III (fol. 33r–50r und 51r–68r) in zwei nicht übereinstimmenden Folgen. Die erste mit kleinen Goldpunkten als Sterne, die zweite mit größeren goldenen Sternchen. Text und Bild nur auf fol. 33v–34v vereint. Figuren oft zeitgenössisch gekleidet, Figuren sind überwiegend recht statisch aufgefasst, zumal im ersten Zyklus.
Inhalt fol. 1r: Titelblatt. Iginus de Mot signis celestibus (15. Jahrhundert), – fol.1v: leer fol. 2r–34v/68r: Hyginus, De Astronomia II–III. »Sed quam que nobis de terre positione dicenda fuerint et speram totam (Hyginus II, 1.1) … – …dicere instituimus. (fol. 31v/32r) Igitur incipiens a polo boreo… – …in ipsis testudinis lateribus singulas stellas insummis cacuminibus eorum« (Hyginus III, 6). Der Text endet im dritten Buch schon mit dem Abschnitt zur Leier, danach folgen nur noch die Darstellungen zu den Sternbildern in zwei aufeinanderfolgenden Reihen, bis fol. 68r.
Kommentar Die kleine Pergamenthandschrift besteht aus zwei Teilen mit je einem Sternbilderzyklus. Der erste Teil enthält Auszüge aus De astronomia von Hyginus, so das mythologisch ausgerichtete
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Buch II mit den Sternsagen und den Beginn des astrothetischen Buches III, dem die Illustrationen beigefügt wurden. Angegeklebte Pergamentstreifen vergrößern in den beiden letzten Lagen (fol. 51–70) das Format der Blätter und gleichen es so demjenigen des ersten Teiles an. Bei diesem heute am Schluss des Codex stehenden Abschnitt handelt es sich einen reinen Bildteil, der wohl auch nicht zur Beschriftung vorgesehen war, da keinerlei Liniierung zu erkennen ist. Die Reihenfolge der Sternbilder lässt darauf schließen, dass die Sternbilder auf einen illustrierten Hyginus zurückgehen. Die Illustrationen sind in Farbe ausgeführt und beanspruchen bis auf Corona/Bootes und Lyra/Cygnus jeweils eine volle Seite. Einige der Figuren stehen auf einem segmentförmigen Himmelsgrund. Die Sterne sind jeweils als achtstrahlige Kreuzchen in Gold eingetragen. Die Darstellungen des zweiten Teiles folgen in ihrer Ikonographie jener Tradition, die in der Florentiner Handschrift des Coluccio Salutati begründet wurde. (Kat.-Nr. 67) Vergleichbar sind die Auffassung von Schlange und Hydra als Drachen und im allgemeinen die Haltung der Figuren. An mehreren Stellen wurde der Zyklus jedoch abgeändert oder modernisiert. So erscheint Bootes jetzt als Krieger, Andromeda ist vollständig bekleidet, Perseus erscheint in einer modernen Rüstung mit Krummschwert und Helm, der Fuhrmann trägt ein zipfeliges Gauklergewand und hält lediglich zwei Tierköpfe auf der ausgestreckten Hand. Pegasus ist zudem mit einem aufwendigen Saumzeug ausgestattet, die Zwillinge treten als nackte von ihren Schilden f lankierte Krieger auf, wobei das Geschlecht des linken Zwillings zweideutig gehalten ist. Eridanus fehlen die langen, spitzen Tierohren und er ist ein nackter alter Mann; Orion trägt zeitgenössische Kleidung mit einer Kopf bedeckung; der Altar ist ein kreuzbekrönter Kuppelbau; Hydra fehlen Crater und Rabe. Manche dieser Abänderungen, wie bei Perseus und Fuhrmann, kennzeichnen auch spätere, oberitalienische Hyginus-Illustrationen, wie sie sich zuerst in einer Mailänder Handschrift aus dem zweiten Viertel des 15. Jahrhunderts finden. (Kat.-Nr. 70) Offensichtlich repräsentieren diese Darstellungen eine Zwischenstufe in der Übermittlung des Florentiner Zyklus nach Norditalien. Dazu passt auch die zeitliche und räumliche Einordnung. Die Mode – beispielsweise die zipfeligen Ärmel von Fuhrmann und Cepheus, der fast schleppenartige Zipfel an Fuhrmanns Rock, die phantastische Ausgestaltung von Perseus’ Helm, die stilisierten Lockenfrisuren von Andromeda und Fuhrmann – erinnern an oberitalienische Werke aus dem ersten Viertel des 15. Jahrhunderts. Der Sternbilderzyklus des ersten Teiles wird zunächst vom Text des Hyginus begleitet, der um die Miniaturen herumgeschrieben ist, aber schon nach Lyra und vor dem Schwan abbricht. Auch hier handelt es sich um großfigurige, farbige Darstellungen, die jeweils etwa die Hälfte der Seiten einnehmen. Auch hier stehen die Figuren zum Teil auf angedeuteten Wolken. Die Sterne sind durch goldene Punkte markiert. Zwar ist die ikonographische Verwandtschaft zur hinteren und älteren Bildreihe offensichtlich, doch sind die beiden Zyklen keineswegs identisch. In einigen Details stehen die Bilder des ersten Zyklus, trotz ihres jüngeren Alters, den Zeichnungen der Florentiner Handschrift näher. (Kat-Nr. 67) So in der weitgehend zivilen Kleidung, wie auch in der Form des Schildes von Bootes, der Führung von Andromedas Obergewand, der krabbenähnlichen Form des Krebses oder der Gestalt des Orion und der Form des Altares. Diese Übereistimmungen dürften kaum zufällig sein. Vermutlich sind die beiden Reihen nach einer gemeinsamen Vorlage kopiert worden, die dem Manuskript aus dem Besitz des Salutati (Kat.-Nr. 67) noch recht nahe stand. Von
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der Schrift als auch vom Stil der Miniaturen her zu schließen, dürfte der vordere Zyklus um 1450 im oberitalienischen Raum entstanden sein. Verzeichnis der Bilder fol. 33r: Ursa maior, Ursa minor, Draco, sich mit dem Kopf nach unten in s-förmigen
Windungen schlängelnder Drache, in den Windungen die Bären, gegenläufig, Rücken gegen Rücken (der untere aufrecht nach links), der schlangenförmige Drache wurde durch einen bunten Fledermausflügel nach rechts erweitert. fol. 33v: Bootes (Bärenhüter), [vor Corona] nach rechts gehend auf grünem Bodenstreifen, in den beiden vorgestreckten Händen ein Knüppel und ein kleiner runder Fechtschild, bekleidet. fol. 34r: Corona (Krone), einfacher Reif; Hercules, en-face (ruhig stehend), bekleidet, in der Rechten eine Keule, über der linken Schulter das Löwenfell. fol. 34v: Lyra (Leier), drei Treppenstufen, darübergespannt dreimal vier Saiten; Cygnus (Schwan), nach links laufend, Flügel ausgebreitet. fol. 35r: Cepheus, en-face, Arme erhoben, spitze Mütze, knielange »cote hardie« mit dusingartigem Gürtel. fol. 35v: Cassiopeia, en-face auf Bank sitzend, Arme erhoben. fol. 36r: Andromeda, en-face stehend, nach rechts schauend, dorthin den linken Arm ausstreckend, korrekt gekleidet. fol. 36v: Perseus, nach links im Profil, Kleidung gemischt aus modischen Stücken (1. Hälfte 15. Jahrhundert) und Rüstungsteilen, Frauenkopf in der Linken, Schwert in der Rechten, sich etwas vorbeugend. fol. 37r: Auriga (Fuhrmann), en-face stehend, Kopf etwas nach rechts gewendet, beinfreie Phantasiekleidung, Geißel rechts, zwei Tierköpfe in der Linken, hinter dem Kopf vorschauend der Ziegenkopf (Capella). fol. 37v: Serpentarius (Schlangenträger), nach links gewendeter nackter Jüngling auf grünem Bodenstreifen, die Schlange um die Hüften, sie mit der Rechten unterm Kopf fassend, ›Auge in Auge‹. fol. 38r: Sagitta (Pfeil), waagrecht nach rechts; Aquila (Adler), magerer Vogel, offener Adlerschnabel, im Profil nach rechts. fol. 38v: Delphinus, auf dem Rücken liegend nach rechts, etwas phantastisch mit gezacktem Rückenkamm. fol. 39r: Pegasus, halbes, nach rechts stürmendes Pferd mit Zaumzeug, die Flügel sitzen ganz hinten an der Schnittfläche. fol. 39v: Triangulum (Dreieck), und Aries (Widder), Widder nach links schreitend, sich umwendend, das Dreieck über den Kopf gestülpt. fol. 40r: Taurus (Stier), nach links wie aus einer Nebelbank hervorstürmendes Rind. fol. 40v: Gemini (Zwillinge), zwei sich gegenüberstehende nackte Frauen, sich an der Hand haltend (die linke durch einen später hingekritzelten Phallus zum Mann umgedeutet), grüner Bodenstreifen. fol. 41r: Cancer (Krebs), gleicht eher einer Krabbe (mit sieben statt vier Beinen), waagrecht nach links. fol. 41v: Leo (Löwe), nach rechts schreitend, die linke Vorderpfote angehoben, mager. fol. 42r: Virgo (Jungfrau), en-face stehend, rote Flügel, keine weiteren Attribute. fol. 42v: Scorpius (Skorpion), waagrecht nach links, die Waage in der oberen Zange haltend. fol. 43r: Sagittarius (Schütze), bogenspannender Kentaur, nach rechts springend (der unbekleidete Oberkörper wirkt eher weiblich). fol. 43v: Capricornus (Steinbock), Ziegenfisch nach links. fol. 44r: Aquarius (Wassermann), nach rechts schreitende, nackte Gestalt, eine riesige Urne waagrecht nach rechts haltend und Wasser ausgießend. fol. 44v: Pisces (Fische), gegenläufig, parallel, waagrecht, am Maul verbunden. fol. 45r: Cetus (Seeungeheuer), wie Capricornus aber mit Hundevorderteil, nach rechts springend. fol. 45v: Eridanus (Fluss), wie Aquarius aber nach links, die Urne unter den Arm geklemmt. fol. 46r: Orion, Mann mit Vollbart nach links gewendet, in Gewand und langem Mantel, ein Schwert in der Rechten. fol. 46v: Lepus (Hase), nach links laufend. fol. 47r: Canis (Hund), nach links springend. fol. 47v: Anticanis (Kleiner Hund), nach links springend. fol. 48r: Argo Navis (Schiff), zeitgenössisches Schiff auf dem Wasser, nach rechts, auf dem Heck ein zeltartiger Auf bau. fol. 48v: Centaurus (Kentaur), nach links springend, Hase in der
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Rechten. fol. 49r: Ara (Altar), runder, aus unregelmäßigen Steinen gebauter Blockaltar, darauf ein weiterer runder Altarblock mit senkrechten Wellenlinien (Rauch?, Flammen?). fol. 49v: Hydra, Crater, Corvus (Wasserschlange, Becher, Rabe), zweibeiniger Drache nach links. fol. 50r: Piscis austrinus (südlicher Fisch), Fisch nach links. fol. 51r: Draco, Ursa minor, Ursa maior (Schlange, Kleiner und Großer Bär), s. o. Schlange ist jedoch am Bauch zackig geschuppt und hat auf dem Rücken einen Zackenkamm, der obere Bär steht nicht auf der Schlange, sondern außerhalb. fol. 51v: Bootes (Bärenhüter), in voller Rüstung (Panzer, Helm, Schild), nach rechts. fol. 52r: Corona (Krone), s. o.; Hercules, s. o., mit gezücktem Schwert (statt mit Keule), auf einem Segment stehend. fol. 52v: Lyra (Leier), drei Stufen mit Saiten; Cygnus (Schwan), wie oben. fol. 53r: Cepheus, s. o., in modischem Gewnd mit zipfelig herabhängenden Ärmeln; auf einem Segment (aus Wolken?) stehend. fol. 53v: Cassiopeia, s. o. fol. 54r: Andromeda, s. o., trägt modisches Gewand und sorgfältige, modische Frisur. fol. 54v: Perseus, s. o., mit Krummschwert, phantasievoll gestaltetem Helm und aufwendigem Beinschutz. fol. 55r: Auriga (Fuhrmann), s. o., Gewandärmel wie bei Cepheus (fol. 53r). fol. 55v: Serpentarius (Schlangenträger), s. o., Schlange eher waagrecht, [Sagitta fehlt]. fol. 56r: Aquila (Adler), s. o. fol. 56v: Delphinus, s. o. fol. 57r: Pegasus, wie oben aber noch prächtiger geschmückt. fol. 57v: Triangulum (Dreieck), und Aries (Widder), s. o., blickt nach vorn, ohne Hörner, hält das Dreieck mit dem Maul. fol. 58r: Taurus (Stier), s. o. fol. 58v: Gemini (Zwillinge), als Frauen, beide en-face nebeneinander, mit großen Schilden neben sich. fol. 59r: Cancer (Krebs), naturnah, aber ohne Fühler, senkrecht, Draufsicht. fol. 59v: Leo (Löwe), s. o. wendet seinen menschenähnlichen Kopf in die Front. fol. 60r: Virgo (Jungfrau), s. o., Flügel nachträglich in Tinte skizziert. fol. 60v: Scorpius (Skorpion), s. o. fol. 61r: Sagittarius (Schütze), s. o. fol. 61v: Capricornus (Steinbock), s. o.; fol. 62r: Aquarius (Wassermann), en-face, bekleidet, eine riesige Urne (langer Hals erinnert an Osterleuchter) schulternd und nach vorn ausgießend. fol. 62v: Pisces (Fische), s. o. fol. 63r: Cetus (Seeungeheuer), s. o. fol. 63v: Eridanus (Fluss), nackter, alter Mann, in eher stehender Haltung, auf einer Vase wie auf einem Kissen sitzend, das Wasser tritt aus der Öffnung zwischen seinen Schenkeln hervor. fol. 64r: Lepus (Hase), s. o. fol. 64v: Orion, alter bärtiger Mann mit turbanartiger Mütze, aus dem geöffneten Mund Feuer? speiend, nach rechts schreitend, ein riesiges Schwert in der Rechten, eine passende Scheide in der Linken (am Gürtel?). fol. 65r: Canis (Hund), s. o., Halsband mit Öse. fol. 65v: Anticanis (Kleiner Hund), s. o., stämmig. fol. 66r: Argo Navis (Schiff), sehr seltsames Schiff, auf dem Wasser nach links (seitenverkehrt zur Darstellung auf fol. 48r), auf dem Heck eine kleine Kapelle. fol. 66v: Centaurus (Kentaur), s. o. fol. 67r: Ara (Altar), turmartiger Auf bau mit Kuppel über einem Bogen, auf dem Sockel lodert ein Feuer. fol. 67v: Hydra (Seeschlange), Drache, nach links (weder Becher noch Rabe). fol. 68r: Piscis austrinus (südlicher Fisch), Fisch nach rechts.
Provenienz Nicht näher bekannt.
Literatur Beissel 1893, S. 10, Nr. 3; Saxl 1915, S. 87f., Tafel IV, fig. 8–9 (fol. 44r Aquarius und fol. 45v Eridanus); Byvanck 1949, Nr. 127, S. 232; Viré 1981, S. 175; Fohlen 1985, S. 16, 27, 50; S´ nie˙zynska-Stolot 1994, S. 67. Siehe S. 89–90, Abb. 609–631
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Mailand, Biblioteca Ambrosiana, Cod. T. 47 sup. Astronomische Texte, Hyginus, De astronomia, Buch II und III Sternbilderdarstellungen zu Hyginus, De astronomia, Buch III (Nord-?)Italien, 2. Viertel 15. Jahrhundert Kodikologische Angaben 213 × 135 mm, II + 89 + I Folia, Pergament (ein vorderes Vorsatzblatt aus Papier), größtenteils in einer sehr sauberen Humanistica formata von mehreren Händen zu 28 Langzeilen (Hyginus) geschrieben (fol. 86r–89v in Humanistica cursiva sind wohl später nachgetragen). Initialen durchgehend vorgesehen (Aussparungen) aber nicht ausgeführt. Keine Rubrizierung (ausgeführt). Lagen: I2 + 4 V42 + III48 + 4 V88 (fol. 89 war Vorsatz, fol. 1–2 ebenfalls). Einband: neuzeitlicher dunkelbrauner Ledereinband, fünf erhabene Bünde (wohl die ursprünglichen Schnurbünde), Spiegel und jeweils ein Vorsatz aus Pergament, neu. Restauriert in der Abbazia di Viboldone (Etikett HSp).
Art der Bilder Zwischen fol. 47v–61r, zu Hyginus, De astronomia, Buch III tintenlavierte Zeichnungen der Sternbilder, Sterne sind als rote Sternchen eingetragen.
Inhalt fol. Ir:
fol. 3r–29v:
fol. 29v–47r:
fol. 47v–61r:
fol. 61r–85v:
fol. 86r–89v:
Notae (Nachtrag). »1452 die 14. Martis hora 17 L. F./1454 die 2 Januarii meridii hora 21 P. E./1455 die 16 Januarii Iovis hora 1.4.1. L.A.A.« (in den ersten beiden Zeilen über die Buchstaben hinten jeweils ein großes A gesetzt). – fol. 1v–2v: leer Johannes de Sacrobosco, De sphaera. »[T]ractatum de spera quattuor capitulis distinguimus dicentes… Spera igitur ab euclide sic describitur… – … aut mundana machina disolvitur.« Kleine, aber sorgfältige Schemazeichnungen auf den Seitenrändern Ps.-Aristoteles, De mundo (Nicolao Siculo interprete). »Multotiens mihi divina quaedam ac admirabilis quippe res visa est philosophia esse… – …et felix a principio confestum particeps erit. ›Explicit De mundo‹.« Hyginus, Astronomica III. »Igitur incipiens a polo boreo protinus dicere quo utraque arctoi nixe vehuntur… – …exoritur autem cum piscibus sed est stellarum omnino xii.« Hyginus, Astronomica II. »Sed quoniam que nobis de terre positione dicenda fuerint... – …nos autem omnium corporum deformationem dicere instutuimus. Deo gratias amen.« Hermes Trismegistos, Centiloquium (Stephano Messinensis interprete). »Didixit Hermes quod sol et luna omnium viventium vita est... – ...Saturno vel Iovi aucta lumine et numero ad omnia erit bona. Si«/ Text bricht am Ende der Seite ab. Unvollständig. Vielleicht wurden nur die noch übrigen Blätter genutzt, die Schrift (Kursive) ist später anzusetzen und deutlich flüchtiger geschrieben.
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Kommentar Außer den astronomischen Schriften des Johannes Sacrobosco De sphaera und einer Übersetzung von Pseudo Aristoteles De mundo enthält der Codex zwei Bücher aus Hyginus, De astronomia, welche die Sternbilder behandeln, wobei die Reihenfolge vertauscht ist und das nüchterne, für die Astronomie jedoch relevantere astrothetische Buch III, das zu jeder Konstellation Zahl und Lage der Sterne verzeichnet, vor das mythologisch orientierte Buch II gestellt wurde. Die älteste Notiz auf der Vorsatzlage von 1452 legt nahe, dass der Codex noch vor der Jahrhundertmitte entstand. Die Schrift der humanistischen Minuskel und vor allem der Stil der Zeichnungen weist nach Norditalien ins zweite Viertel des 15. Jahrhunderts. Die extravagante Mode mit den gezattelten Gewändern und den auffälligen Hüten, beispielsweise bei den Zwillingen, entspricht dem höfischen Umfeld der internantionalen Gotik. Die einfache Ausführung lässt an einen Schulkontext denken. Vermutlich folgen die Illustrationen einer Vorlage aus dem Umkreis des Mailänder Hofes, welche den Florentiner Zyklus des Coluccio Salutati nach Oberitalien vermittelte (Kat.-Nr. 67). Das dritte Buch von Hygins De astronomia wird abschnittweise durch kleinformatige, aber detaillierte Zeichnungen der Sternbilder illustriert, die nach dem zugehörigen Text in für sie freigelassene Lücken eingefügt wurden. Knappe Anweisungen am Rand in einer kursiven Schrift wie z. B. una meza nuda (für Andromeda), una donzela cum ale (für die Jungfrau), lieferten dem Zeichner Anhaltspunkte. Die Sterne sind nach den Angaben im Text als rote Sternchen eingetragen. Die Figuren sind nahezu durchgehend mit Kreuzschraffen schattiert. Die Darstellungen folgen der ikonographischen Tradition der Hyginusillustrationen, wie unter anderem an der halbnackten mit ausgestrecktem Arm zur Seite laufenden Andromeda zu erkennen ist. Eine Reihe von Merkmalen verbindet sie mit späteren Hyginushandschriften aus Norditalien, so die Plinthe unter dem einen Fuß des Bootes, das fransige Gewand des Fuhrmann und die auf Köpfe reduzierten Böckchen in seiner Hand, Eridanus als nackter, zu seiner Seite eine Urne ausgießender Jüngling und Hydra als stehender Drache. Letztlich gehen viele dieser Merkmale auf den neu konzipierten Hyginus-Zyklus in der Handschrift des Coluccio Salutati zurück (Kat.-Nr. 67).
Verzeichnis der Bilder fol. 47v: Ursa minor, Ursa maior, Draco, (Drache, Kleiner Bär, Großer Bär), fragezeichenförmige Schlange (Kopf unten) zwischen den Bären. fol. 48r: Bootes (Bärenhüter), leicht
nach rechts gewendet im prächtigen, pelzverbrämten Tappert, mit Keule ausholend, in der Linken eine Tartsche, der linke Fuß steht auf einer rechteckigen Platte etwas erhöht. fol. 48v: Corona (Krone), zwei konzentrische Kreise mit Sternen dazwischen. fol. 49r: Hercules, barfuß, in gegürteter Tunika, en-face, wenig nach rechts gedreht, in der erhobenen Rechten einen Stock, über dem linken Arm das Löwenfell (mit Löwenkopf ). fol. 49r: Lyra (Leier), als dreistufiger Kasten mit dreimal vier senkrechten Saiten bespannt. fol. 49v: Cygnus (Schwan), nach links gewendet, Schwingen ausgebreitet. fol. 50r: Cepheus, en-face, die Arme ausgebreitet, im pelzverbrämten Tappert mit extrem tief sitzendem Gürtel, Stirnband. fol. 50r: Cassiopeia, auf einer Bank sitzend, die Arme ausgebreitet, in Kleid und Mantel, langes offenes Haar. fol. 50v: Andromeda, mit bloßem Oberkörper und langem Rock, leicht nach rechts gewandt stehend, der linke Arm ist nach rechts ausgestreckt, die rechte
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rafft den Rock, Sterne dicht gedrängt, v.a. im Bereich der Gürtellinie. fol. 51r: Perseus, Rückenfigur in vollem Plattenpanzer, die Linke hält das Medusenhaupt (jung, weiblich), die Rechte schwingt ein Krummschwert, Kopf unbedeckt, leicht nach links gewandt. fol. 51v: Auriga (Fuhrmann), en-face stehend, in einem etwas abgerissenen enganliegenden Gewand, in der Rechten die Geißel schwingend, in der Linken die Köpfe der Haedi, Capella schaut hinter dem Kopf hervor. fol. 52r: Serpentarius (Schlangenträger), nach links ausschreitender junger Mann, unbekleidet, die Schlange um die Hüften geschlungen, wird an Hals und Schwanz getragen (Maleranweisung unten am Rand: »vir nudo cum serpente«). fol. 52v: Sagitta (Pfeil), waagrecht nach rechts; Aquila (Adler), nach rechts gewendet stehend, die Schwingen angehoben. fol. 53r: Delphinus, auf dem Rücken liegend nach rechts orientiert, gezackte Rückenflosse, spitzes Maul leicht geöffnet, so dass die Zähne sichtbar. fol. 53v: Pegasus, Vorderhälfte eines Pferdes nach rechts stürmend. fol. 54r: Aries, Triangulum (Widder, Dreieck), Widder nach links, sich umsehend, das Dreieck über den Kopf gestülpt; Taurus (Stier), Stierhälfte, nach links galoppierend, vor der Nase, hufeisenförmig, die Pleiaden. fol. 54v: Gemini (Zwillinge), zwei junge Männer, in der modischen Kleidung der ersten Hälfte des Jahrhunderts, sich die Hand gebend (Maleranweisung am Rand: »du fradelli a un portado«). fol. 55r: Cancer (Krebs), krabbenartig, waagrecht nach links, in Draufsicht; Leo (Löwe), lebensnah, nach rechts, auf unebenem Boden stehend. fol. 55v: Virgo (Jungfrau), Frau in weiten fließenden Gewändern mit Flügeln, in der Rechten eine Art Staubwedel (Ähre) (Maleranweisung am Rand: »una donzela cum ale»). fol. 56r: Scorpius (Skorpion), Skorpion, waagrecht, in Draufsicht, nach links, die Waage in der obersten Zange; Sagittarius (Schütze), bogenspannender Kentaur, nach rechts galoppierend. fol. 56v: Capricornus (Steinbock), Ziegenfisch nach links. fol. 57r: Aquarius (Wassermann), junger, modisch gekleideter Mann, leicht nach rechts gewandt, in der Linken eine gedrehte (Metall-)Vase, aus der Wasser fließt. fol. 57v: Pisces (Fische), waagrecht, parallel, gegenläufig, am Maul verbunden; Cetus (Seeungeheuer), Hund mit Schlangenhinterteil, Schwanz endet in Kleeblattform, nach rechts. fol. 58r: Eridanus (Fluss), in einem angedeuteten seitlichen Ausfallschritt stehender junger Mann (Notiz am Rand »un nudo«), nur mit einer Art knappen Unterhose bekleidet, links, gegen seine Hüfte gestützt, eine schlanke Vase waagrecht haltend, aus der ein Wasserstrom fließt; Lepus (Hase), nach links springender Hase. fol. 58v: Orion, nach links schreitend, ein Schwert senkrecht in der Rechten, die Linke am Gürtel (Maleranweisung: »uma cum la spada«). fol. 59r: Canis (Hund), nach links springender Hund; Anticanis (Kleiner Hund), nach links springender Hund. fol. 59v: Argo Navis (Schiff), detailreich gezeichnetes zeitgenössisches Schiff auf dem Wasser, leicht schräg von hinten. fol. 60r: Centaurus (Kentaur), nach links springender Kentaur, in der Rechten einen Hasen an den Hinterbeinen haltend, Oberkörper unbekleidet; Ara (Altar), kreisrunder Blockaltar auf Sockel, darauf ein ebensolcher kleinerer Altar mit einer Flamme in der Mitte. fol. 60v: Hydra, Crater, Corvus (Seeschlange, Becher, Rabe), reptilienförmiger Drache mit zwei Beinen und Fledermausflügeln, nach links schreitend, auf dem Rücken eine Vase und der Rabe. fol. 61r: Piscis austrinus (südlicher Fisch), naturnah gezeichneter Fisch, nach links schwimmend, die Sterne folgen exakt der Rückenlinie (Hyginus gibt nur die Zahl (12) an und nicht die Anordnung).
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Provenienz Dem Codex ist vorne ein Papierblatt vorgeheftet. Es enthält das Exlibris des Alexander Petavius (»in Francorum curia consiliarii Pauli filius«) mit dessen Wappen sowie einen Eintrag der Ambrosiana »III Id. Aug. anno MDCCCXXV«.
Literatur Revelli 1929, Nr. 415; Byvanck 1949, Nr. 129; McGurk 1966, S. 44f.; Cipriani 1968, S. 35f.; Gabriel 1968, S. 367, Nr. 915.; Viré 1981, Nr. 47, S. 170. Siehe S. 90, Abb. 632–650
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Oxford, Bodleian Library, Ms. Can. class. lat. 179 Hyginus, De astronomia Sternbilderdarstellungen zu Hyginus, De astronomia, Buch III Ferrara, ca. 1460–1470 Kodikologische Angaben 288 × 201 mm, 41 Folia, Pergament, Lagen: V10 +V20 +(V–3) 27+(VI+1–2+I)41 (das heißt drei Quinternionen, wobei von der letzten die drei letzten Blätter weggeschnitten wurden und eine unregelmäßige Lage aus insgesamt 14 Blättern), Text einspaltig zu 37–40 Lang zeilen in italienischer humanistischer Minuskel, Liniierung mit verdünnter Tinte, Einband: Pergament auf Pappe (neuzeitlich, Ende 19./Anfang 20. Jahrhundert?).
Art der Bilder fol. 1r: 6zeilige Weißrankeninitiale; nach fol. 28r: zu Hyginus De astronomia III unvollständiger Zyklus aus 31 Sternbilderdarstellungen als sparsam farbig lavierte Federzeichnungen mit kleinen Sternen in kräftigem Rot.
Inhalt Hyginus, De astronomia, Praefatio (»Etsi studio grammatice artis inductum non solum…«) fol. 3v–19v: Hyginus, De astronomia, Lib. I, II, III (unvollständig) (»…Reliqua protimus dicemus«) fol. 19v–27v: Hyginus, De astronomia, Lib. IV (»Quoniam initio spere circuli V quo officerunt…circulum perducat. Annum autem voluerunt esse cum sol ab estivo circulo redit. Finis.«) fol. 28r–41v: Hyginus, De astronomia, Lib. III fol. 1r–3v:
Kommentar Das in der Oxforder Bodleiana auf bewahrte Manuskript Can. Class. 179 setzt sich aus zwei Abschriften des von dem römischen Autor Hyginus verfassten Werkes De astronomia zusammen. Die ersten drei Lagen (regelmäßige Quinternionen) enthalten Auszüge aus allen vier Büchern des Werkes. Danach wechseln der Schreiber und die Lagenzusammensetzung und es folgt das dritte Buch von De astronomia, das zu allen Sternbildern Zahl und Lage der Sterne verzeichnet. Dieser Teil ist illustriert. Die Blätter sind allerdings durcheinander geraten und unvollständig: die ursprüngliche Reihenfolge war fol. 28, 37, 33, 34, 35, 36, 38, 40 (Quaternio). fol. x, 41, x, 30, x, 31, x, 32, 39, 29. Da fol. 30 und fol. 39 einen Bogen bilden, könnten die übrigen Blätter entweder als ein Doppelblatt und ein Quaternio oder ein unvollständiger Sesternio rekonstruiert werden. Die in durchscheinenden Farben lavierten Federzeichnungen der Sternbilder, die auf fol. 28r einsetzen, sind ausgesprochen qualitätvoll und illustrieren den jeweils unmittelbar vorausgehenden Textabschnitt. Im Fall von Bootes und Andromeda scheint es so, als ob die Illustrationen
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vor dem Text ausgeführt worden seien, da der Text, beziehungsweise die Liniierung um die Figuren herumführt; vielleicht wurde aber lediglich durch einen ungefähren Umriss ein Platz für die Darstellungen freigehalten, da die letzte Zeile im Text zur Schlange mit den Bären eine Lücke lässt, die dann gar nicht genutzt wurde. Ikonographisch schließen sich die Darstellungen jener oberialienischen Variante von Hyginus-Illustrationen an wie sie bereits in der ein halbes Jahrhundert jüngeren Mailänder Handschrift begegnen (Kat.-Nr. 60). So finden sich die spezifischen Kennzeichen, wie unter anderem die Plinthe unter Bootes linkem Fuß, das zerfranste Obergewand des Wagenlenkers und die zu Köpfen reduzierten Böckchen auf seinem Handgelenk. Gegenüber der Mailänder Hyginushandschrift wurde jedoch die Kleidung und Haartracht der Figuren entsprechend der Mode im dritten Viertel des 15. Jahrhunderts verändert. Der Jüngling Bootes beispielsweise trägt das Haar glatt über den Kopf gekämmt mit abschließendem Lockenkranz. Der Fuhrmann trägt eng anliegende Beinkleider mit fransigem Saum an den Knöcheln. Eridanus wird hier als eine nackte Frau gezeigt. Diese Darstellung lässt sich zwar als Ableitung von einem bezüglich des Geschlechts ambivalenten Eridanusbild wie in der Mailänder Handschrift, fol. 58r (Kat.-Nr. 70), erklären; den noch handelt es sich um eine auffällige Umdeutung, die in der Ausführung ein gewisses Antikenstudium verrät und vielleicht durch die Assoziation einer Quellnymphe hervorgerufen wurde. Die Kleidung etwa von Cepheus und Cassiopeia, aber auch vom Fuhrmann oder die Rüstung des Perseus lehnt sich stark an die Vorlage an und weist deshalb eher altertümliche Züge auf. Stilistisch lassen sich die Zeichnungen mit den 1470 vollendeten Wandmalereien im Palazzo Schifanoia zu Ferrara vergleichen. Dies gilt insbesondere für die Gesichter, etwa des Bootes oder des Zentauren, betrifft aber auch die festen Umrisse und die zurückgenommene Oberf lächenmodellierung insgesamt. Die weibliche Figur des nackten Eridanus ist in der ein wenig additiven Verknüpfung der einzelnen Körperformen mit den drei Grazien im April-Fresko eng verwandt. Die Ausmalung des Salone di Mesi im Palazzo Schifanoia wurde arbeitsteilig von einer größeren Gruppe von Malern ausgeführt, unter denen Francesco del Cossa und Ercole de Roberti hervorragen. Der Gesamtentwurf geht vermutlich auf Cosimo Tura zurück (Lippincott 1989, Roettgen 1996, S. 409ff.). Die Oxforder Handschrift ließe sich damit in die Regierungszeit von Borso d’Este (1450– 1471) datieren, und aufgrund der sehr qualitätsvollen Ausführung dürfte sie auch im Umfeld seines Hofes zu verorten sein. Wenige Jahre später, 1475, druckte in Ferrara Augustinus Carnerius die Editio princeps von De astronomia. Verzeichnis der Bilder fol. 28r: Draco Ursae (Schlange, Großer Bär, Kleiner Bär), gepanzerte Schlange windet sich S-förmig nach unten, gegenüber dem Schwanzende steht kopfunter der eine Bär, in der mittleren Windung auf dem Schlangenbauch steht aufrecht der andere Bär. fol. 28v: Bootes (Bärenhüter), Jüngling, von vorn, leicht nach rechts gewandt, seinen linken Fuß auf eine Plinthe stellend, modisch in enganliegenden Beinkleidern und Wams gekleidet, ebenso modisch frisiert. fol. 29r: Hydra, Crater, Corvus (Seeschlange mit Mischkrug und Rabe), Drache nach links gewandt stehend, Körper mit zwei Beinen gleicht einem Wasservogel, auf dem Rücken schlankes zweihenkliges Gefäß und der zum Gefäß hin schauende Rabe. fol. 29v: Piscis austrinus (Südfisch), nach links orientiert schwimmend, schlanker länglicher Körper, mit vier Rücken- und vier Bauchflossen. fol. 30r: Sagittarius (Schütze),
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nach rechts galoppierender Kentaur mit gespanntem Bogen, langes Haar. fol. 30v: Capricornus (Steinbock), Ziegenfisch nach links. fol. 31r: Cetus (Seeungeheuer), fast spiegelbildlich zu Capricorn, jedoch mit dem Vorderteil eines Hundes mit gefletschten Zähnen. fol. 31v: Eridanus, unbekleidete junge Frau, en-face mit geschlossenen Beinen stehend, eine Vase mit beiden Händen fast waagrecht nach links ausgießend. fol. 32r: oben: Canis nach links springender schlanker Hund, mit Halsband – unten: Anticanis (Vorhund), nach links springender Hund, gedrungenere Kopf- und Körperstatur als Canis und mit Hängeohren. fol. 32v: Argo detailgetreue Wiedergabe eines großen Segelschiffes im Wasser, besonders sorgfältig ist die Befestigung des Mastes (mit Korb) durch Taue gezeigt. fol. 33r: Lyra zweistufiger Kasten, mit dreimal vier Saiten bespannt. fol. 33v: Cygnus (Schwan), nach links gewandt stehend, mit geöffnetem Schnabel und wie zum Abflug erhobenen Flügeln. fol. 34r: Cepheus, en-face, stehend, mit langem Haar, trägt Wams mit tiefsitzendem Gürtel, darüber Schultermantel und eine Bischofsmitra. fol. 34v: Cassiopeia mit W-förmig zur Seite gestreckten Armen auf einer breiten truhenartigen mit Biforien durchfensterten Bank sitzend, langes offenes Haar, trägt ein langärmeliges, hochgegürtetes Gewand, darüber einen vorn gefibelten Mantel, der durch die Armhaltung kreisförmig geöffnet wird. fol. 35r: Andromeda junge Frau, in weitem Schritt nach links laufend, dabei den bloßen Oberkörper in die Front und den Kopf in die Gegenrichtung nach rechts wendend, mit ihrer rechten Hand das den Unterkörper umhüllende Tuch raffend und mit dem linken Arm nach rechts zur Seite weisend. fol. 35v: Perseus, Rückenfigur in voller Rüstung, aber ohne Helm, in seiner rechten Hand ein Krummschwert, das auf das Medusenhaupt in der linken gerichtet ist. fol. 36r: Auriga (Fuhrmann), Jüngling in aufrechtem Stand, en-face, träbt enge über den Knöcheln ausgefranste Beinkleider und ein zipfelig endendes Hemd, in der zur Seite gestreckten rechten Hand hält er eine Geißel, in der zur anderen Seite gesreckten linken Hand die Köpfe der beiden Böckchen, hinter seinem Kopf schaut die Ziege hervor. fol. 36v: Serpentarius (Schlangenträger), nackter Jüngling nach links laufend, wobei er den Oberkörper in die Front dreht; die um seinen Leib gewundene und vor ihm aufgerichtete Schlange anblickend. fol. 37r: Corona (Nördliche Krone), schlichter Reif mit neun Sternen. fol. 37v: Hercules, Jüngling, von vorn, in weitem Ausfallschritt nach links, in enganliegenden Beinkleidern und weitem knielangem Rock mit offenem Halsauschnitt, blickt über seinen gesenkten Arm nach rechts unten auf das über den Unterarm hängende Fell mit Löwenkopf, mit seiner erhobenen Rechten mit einer Keule zum Schlag ausholend. fol. 38r: (oben), Sagitta (Pfeil), nach rechts gerichtet, (unten), Aquila (Adler), mit ausgebreiteten Schwingen nach rechts orientiert stehend. fol. 38v: Delphinus, nach rechts gerichtet, auf dem Rücken treibend. fol. 39r: Centaurus, jugendlich, nach links galoppierend, vor sich an den Füßen einen erbeuteten Hasen haltend. fol. 39v: Ara (Räucheraltar), zweistöckiger runder Block, auf dessen Oberseite ein Feuer lodert. fol. 40r: Pegasus fol. 40v: Aries (Widder), nach links gehend, den Kopf zurückgewendet, Aries beißt in das Dreieck, das er über den Hals gestülpt trägt. fol. 41v: Cancer (Krebs), nach links orientierte Krabbe in Draufsicht, Scheren deutlich differenziert; Leo (Löwe), stehend, den Kopf zum Betrachter gewandt.
Provenienz Unklar.
Literatur Byvanck 1949, Nr. 132; Saxl/Meier 1953, I S. 328; Pächt 1970, Nr. 880, S. 88; Viré 1981 S. 171; S´ nie˙zynska-Stolot 1994, S. 66. Siehe S. 90–91, Taf. 64–68, Abb. 651–668
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Siena, Biblioteca Comunale, Ms. L. VI. 25 Hyginus, De astronomia Sternbilderdarstellungen zu Hyginus, De astronomia, Buch III Oberitalien, 1474 Kodikologische Angaben 199 × 148 mm, 80 Folia, Papier (Wasserzeichen: vier- oder fünf blättrige Blüte, im Falz; anderes Zeichen ab fol. 73), Text einspaltig zu 24 Zeilen, in einer Bastarda fere Humanistica (Formbestand überwiegend Humanistica, unziales-d, Bastarda-a) geschrieben, 2zeilige einfache rote Initialen zu den Buchanfängen, rubriziert, fol. 1 Initiale mit sparsamem Fleuronnée, Blattweiser aus Pergament zu den Bildern; zeitgenössische Foliierung des 15. Jahrhunderts:1–39, (40 fehlt) 41–44, (45 fehlt) 46–65, (67 fehlt) 68–72, 1–8 (Register später zugefügt und extra foliiert, im folgenden jedoch als fol. 73 – 80 gezählt). Lagen: VI12 + VI24 + VI36 (foliiert 66) + (VI–I)48 + VI60 + (VI–I)72 + IV80 (foliiert 8), regelmäßige Reklamanten, nach fol. 35 wurde ein Blatt vertauscht, hier findet sich heute fol. 66, fol. 36 fehlt, Einzelblatt (fol. 66) wurde mit fol. 25 verbunden, Doppelblatt fol. 40/45 fehlt, fol. 67 fehlt; sehr viele Blätter wurden im Falz neu befestigt. Einband: 19. Jahrhundert, Pappe mit Papierbezug (marmoriert), brauner Lederrücken (Wurmfraß), altes Signaturschild: »26 H«, ein Vorsatzblatt (Zeit des Einbandes).
Art der Bilder Einfache, aber farbig lavierte Federzeichnungen der Sternbilder zum dritten Buch des Hyginus
Inhalt Hyginus, De Astronomia (Viré ed. 1992). »›Higini de signis celestibus, de eorum formationibus et constitutionis causa secundum fabulas, et eorum ordine, ortu et occasu. Liber primus incipit‹. Etsi te studio grammatice artis…« Bilder zum dritten Buch, hier jedoch als zweites bezeichnet, das zweite erscheint hier nicht klar ersichtlich vom ersten getrennt (Beginn fol. 33v »›Higini liber secundus de formationibus omnium corporum‹. Igitur incipiens a polo boreo…).« fol. 63r–65v: Isidorus Hispaliensis, Excerpta. Aus Etym. und De natura rerum zu den Sternen (siehe McGurk 1966), mit kleinem Schema fol. 63r zur Zuordnung der Tierkreiszeichen zu den Monaten. »Duodecim signa zodiaci secundum quosdam Aries a medio Martii... – ...dum ventus altiora petens ethereum ignem secum trahit que tra«/ Text bricht am Ende der Seite im Wort ab. Das folgende, mittlere Doppelblatt der Lage fehlt, dadurch Textverlust am Ende. Das folgende Blatt 66 findet sich nach Blatt 35 (/»ctu suo invitatur stellas cadentes... – ...quam cognominata nominant a«/ [zu Sternschnuppen, Kometen sowie Abend- und Morgenstern]) – fol. 68r–72v: leer [fol. 67 fehlt, s. o.]. fol. 73r–80v: Index zu Hyginus, die Blattangaben stimmen mit der Foliierung der Handschrift überein fol. 1r–62v:
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Kommentar Den Kern der in Siena auf bewahrten Handschrift Ms. L. VI. 25 bilden De astronomia des Hyginus und einige Exzerpte aus Isidors Etymologiae und De natura rerum zu den Sternen. Ein Index wurde nicht sehr viel später von anderer Hand auf anderem Papier ergänzt. Er bezeugt nicht nur die intensive Beschäftigung mit dem Text und den Bildern sondern auch, dass seinerzeit der Hyginustext noch vollständig und richtig angeordnet war; außerdem belegen die Blattangaben des Index, dass die Handschrift einst weit umfangreicher war und mindestens 129 Blätter hatte. Die höchste Zahl im Index verweist auf »Zodiacus«. Folglich ging es auch in den heute nicht mehr vorhandenen Teilen um Sternbilder. Der Index enthält zahlreiche Verweise in dieser Hinsicht. Dank eines Kolophons am Ende des Hyginustextes ist außer dem Auftraggeber »Johanes Petrus Constantinus« auch die Entstehungszeit Oktober 1474 bekannt. Leider wird der Entstehungsort nicht erwähnt. Dass die Handschrift an ihrem heutigen Bibliotheksort in Siena angefertigt wurde, ist von der für 1474 eher altertümlichen Schrift (Humanistca mit Bastardaelementen) wie auch vom Stil der Zeichnungen und der Mode der Figuren (Zaddelung der Gewänder der Zwillinge) her unwahrscheinlich. Besser würde sie in den Norden Italiens passen. Das dritte Buch von De astronomia mit seinen astrothetischen Beschreibungen der Konstellationen, das in dieser Handschrift irrtümlich als Buch II bezeichnet wird (vermutlich, weil das auf fol. 33v beginnende zweite Buch nicht deutlich genug durch eine Zäsur abgesetzt ist), wird von farbig lavierten Zeichnungen der Sternbilder begleitet. Die Sterne sind als rote sechstrahlige Kreuzchen angegeben. Wegen der nachträglichen Blattverluste fehlen dem Zyklus Cygnus, Cepheus, Aquila, Delphinus und Pegasus. Fische und Wassermann stehen an falscher Stelle. Auffällig ist das wechselnde Layout. Mal folgen die Bilder dem Ende des sie betreffenden Textabschnittes wie die ersten beiden Darstellungen Schlange und Bootes oder auch alle Tierkreisbilder, mal sind sie von der Seite her in die Textspalte eingerückt wie die Krone, Hercules, Andromeda, Perseus, Fuhrmann, Schlangenträger, Eridanus, Hase, Orion und Altar. Die Darstellungen gehören ikonographisch zu jener Gruppe von Hyginillustrationen, die wohl nach dem Vorbild einer Handschrift des Coluccio Salutati (Kat.-Nr. 67) zuerst in einem Mailänder Codex (Kat.-Nr. 70) zu fassen sind. Eine besondere Nähe zeigt sich zu dem unvollständigen, aber qualitätvollen Zyklus aus Ferrara (Kat.-Nr. 71). Bootes, Hercules oder Fuhrmann stimmen hier nicht nur im Typ sondern bis in die Mode hinein überein. Doch muss diese Bildfolge nicht unbedingt die direkte Vorlage gewesen sein. Die einfachen Zeichnungen in schwarzer Tinte wurden wohl von dem Schreiber angefertigt. Verzeichnis der Bilder fol. 34r: Ursa Maior, Ursa Minor, Draco (Großer Bär, Kleiner Bär, Drache). fol. 34v: Bootes (Bärenhüter), Jüngling in Beinlingen und angenestelter Schecke, seinen linken Fuß auf
eine Plinthe stellend, rechts einen Ast schwingend, in der linken Hand ein tropfenförmiges Schild führend. fol. 35r: Corona (Krone), einfacher Ring; Hercules Jüngling in knielangem, gegürtetem und vor der Brust offenen Rock, en-face, in der rechten Hand Ast/Keule schwingend, mit der linken durch einen großen Handschuh geschützten Hand einen Löwenkopf an der Mähne haltend. fol. 35v: Lyra (Leier), kastenförmiges mit dreimal vier Saiten bespanntes Instrument, obere Rahmenleiste endet in einem geschnitzten Tierkopf; [Cygnus und Cepheus fehlen wg. Blattverlust] . fol. 37r: Cassiopeia, mit w-förmig zur Seite gehaltenen
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Armen und nach links geneigtem Kopf auf einer breiten, truhenartigen Bank mit abgeschrägter Fußplatte sitzend, trägt eng unter der Brust gegürtetes Gewand, darüber einen langen vorn durch eine Fibel zusammengehaltenen Mantel, der vor dem Körper durch die Armhaltung bogenförmig geöffnet ist, von den offenen Haaren ist die vorderste Strähne wie zu einer Kordel gedreht. fol. 37v: Andromeda, Jüngling (?) mit wirrem kurzem Haar, in weitem Schritt nach links vorne eilend, dabei den Kopf entgegengesetzt nach rechts drehend, und mit beiden Armen nach rechts weisend, der Unterkörper ist (bis auf das rechte Bein) in ein Tuch gehüllt. fol. 38r: Perseus, zeitgenössische Rüstung, ambivalent bzgl. Vorder- oder Rückansicht, mit erhobenem Krummschwert, in seiner ausgestreckten linken Hand hält er das Medusenhaupt am Haarschopf. fol. 38v: Auriga (Fuhrmann), als Gaukler; in zerfransten, löchrigen Hosen, zerfranstem Rock, präsentiert die Böckchenköpfe wie eine Handpuppe über seiner linken Hand, mit der erhobenen rechten Hand eine Geißel schwingend, fol. 39r: Serpentarius (Schlangenträger), nackte Frau (?) (Geschlecht ist nicht eindeutig zu erkennnen), langhaarig, nach links schreitend, nach links auf die um ihren Körper gewundene und vor ihr aufgerichtete Schlange schauend. fol. 39v: Sagitta (Pfeil), nach rechts orientiert; [hier fehlen: Aquila, Delphinus, Pegasus]. fol. 41r: Aries und Triangulum (Widder, Dreieck), nach links laufend, dabei den durch das Dreieck gesteckten Kopf in Gegenrichtung nach rechts drehend, hat herzfömig eingerollte Hörner und ein langes zotteliges Fell. fol. 41v: Taurus (Stier), nach links galoppierendes Stiervorderteil. fol. 42r: Gemini (Zwillinge), nebeneinanderstehende Jünglinge in hohen Hüten und gezad delten Gewändern; reichen sich die rechte Hand, fol. 42v: Cancer (Krebs), Flusskrebs, nach links orientiert; Leo (Löwe), nach rechts springend. fol. 43r: Virgo (Jungfrau), aufrecht zum Betrachter gewandt stehend, mit großen zur Seite gebreiteten Flügeln, trägt einen Kopfschleier, hebt ihre linke Hand zum Gruß, in der rechten Hand hält sie einen nach unten gerichteten Pfeil. fol. 43v: Scorpio und Libra (Waage), Skorpion in Draufsicht nach links gerichtet, trägt in seiner rechten Schere eine Balkenwaage. fol. 44r: Sagittarius (Schütze), nach rechts galoppierender, bogenspannender jugendlicher Kentaur, kurzhaarig. fol. 44v: Capricornus (Steinbock), nach links orientiert lagernd; [hier sollten die Fische stehen, s. u.]. fol. 46r: Cetus (Seeungeheuer), nach rechts gerichtet lagerndes Mischwesen mit Hundemaul und Fischschwanz; Eridanus (Fluss), nackt, urinierend (?) (wobei der Strahl wegradiert wurde) stehend, Wasser aus einem Gefäß gießend. fol. 46v: Lepus (Hase), nach links springend; Orion, älterer bärtiger Mann, trägt kurzes Wams mit tiefsitzendem Gürtel, mit der Rechten eine Keule schwingend, mit der Linken den Gürtel fassend. fol. 47r: Pisces (Fische), übereinander in Gegenrichtung schwimmend, der obere nach rechts gerichtet, von Maul zu Maul durch ein Band verbunden, [Blatt vertauscht, s. o. – wohl das fehlende fol. 45 – leider unfoliiert]. fol. 47v: Aquarius (Wassermann), in aufrechtem Stand, mit seiner abgespreizten linken Hand rechts neben sich ein großes Gefäß entleerend, modisch gekleidet in engen Beinkleidern und kurzem Wams mit tiefsitzenden Gürtel und pelzverbrämten Ärmeln, die Ärmel des Untergewandes sind geschlitzt [Blatt vertauscht]. fol. 48r: Argo Navis (Schiff), detaillierte Wiedergabe eines im Wasser schwimmenden ganzen Segelschiffes, genaue Wiedergabe der über Rollen geführten am Mast aufgehängten Taue, breiter Schmuckstreifen entlang der Reling. fol. 48v: Centaurus, nach links springender jugendlicher Kentaur, vor sich einen erbeuteten Hasen an den Hinterläufen haltend (später wurde über dem Rücken des Kentauren eine weibliche Büste im Profil ergänzt). fol. 49r: Ara (Altar), zweistöckiger mit Blendarkaden untergliederter Rundbau, auf dessen Oberseite ein Feuer brennt. fol. 49v: Hydra, Crater, Corvus (Seeschlange, Becher, Rabe), nach links gewandt stehender Drache mit Mischkrug und Rabe auf seinem Rücken; Piscis austrinus (Südlicher Fisch). Die Reihenfolge der Sternbilder ist gestört, Cygnus, Cepheus, Aquila, Delphinus, Pegasus, Canis und Anticanis fehlen, Pisces und Aquarius haben den Ort gewechselt.
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Provenienz fol. 62v Kolophon: »Higini de signis celestibus liber finitur, perfectus xio kalendas octobris 1474 per Iohanem Petrum Constantinum eius possesorem ac dominum.«
Literatur Byvanck 1949, Nr. 131; McGurk 1966, S. 82f.; Viré 1981, S. 173. Siehe S. 91, Abb. 669–672
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Verona, Biblioteca Capitolare, Cod. CCLXI (233) Hyginus, De astronomia, Buch II und III Sternbilderdarstellungen zu Hyginus, De astronomia Oberitalien, 4. Viertel 15. Jahrhundert Kodikologische Angaben 250 × 150 mm, I + 128 Folia, Papier, einspaltig, 21 Zeilen, Humanistica cursiva einer Hand (Iacopo Conte Giuliari), schlichte Capitalis-Initiale (blau, rot), 7zeilige OrnamentInitiale zum Beginn der Sphaera (fol. 3r), Lagen: I2/+ V12 + V22 + IV30/+ V40 + V50 + V60 + V 70 + V80 + V90 + V100 + V110 + VI122/+ III128 [+ IHSp]. Die letzte Lage stimmt im Papier mit den vorausgehenden wohl überein, ist jedoch völlig leer, vorderes und hinteres Vorsatzblatt und die zugehörigen Spiegel aus Pergament, hinten Palimpsest einer zweispaltig geschriebenen Handschrift. Einband: Wohl noch der ursprüngliche Einband des 15. Jahrhunderts, braunes Leder auf Holzdecken, Blindprägung (Rahmen mit Flechtband ornamentik), Oberitalien. Originaler Rücken vollständig abgelöst, drei lederne Doppelbünde.
Art der Bilder Großformatige, farbig lavierte Federzeichnungen der Sternbilder zum dritten Buch des Hyginus, einfach und wenig professionell.
Inhalt Aulus Gellius, Noctes Atticae (Excerptum). II, 22, 3–16 (de sedibus ventorum). »›Favorini verba de ventorum sedibus ab A[ulo] Gellio‹. Limites regionesque celi quattuor… – …quatuor ventos noverit et cetera.« τελοσ. Über die Winde fol. 3r–30r: Johannes de Sacrobosco, De Sphaera. »›Incipit spera secundum Magistrum Iohannem Magistrum Iohannem Gallicum de Sacrobusco‹. Tractatum de spera quatuor capitulis distinguimus… – …aut mundana machina dissolvetur. τελοσ. ›Explicit tractatus perae magistri Ioannis de Sacrobusco Anglici‹« – fol. 30v: leer fol. 31r–85r: Hyginus, De astronomia (liber II–III, Viré ed. 1992). »Sed quoniam quae nobis de terrae positione dicenda fuerunt et speram… – …nos autem omnium corporum deformationem dicere instituimus. [fol. 64r] Igitur incipiemus a polo boreo protinus dicere… – …cum piscibus et est stellarum omnino duodecim.« Die Illustrationen finden sich im dritten Buch. Der Text beginnt schlicht mit einer 2zeiligen roten Capitalis-Initiale ohne weiteren Schmuck, wie auch das dritte Buch fol. 64r fol. 85v–110r: Gerardus de Cremona (?), Theorica Planetarum (Carmody ed. 1942). »›Theorica planetarum incipit et cetera‹. Circulus etcentricus vel egressae cuspidis vel egredientis centri… – …coniuncti lumine et non corporaliter. ›Explicit theorica planetarum per me Iacobum comitem filium D[omini] Antonii Iuliarii scripta‹«. Beginnt mit roter 3zeiliger Capitalis-Initiale fol. 1r–2r:
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ohne weiteren Schmuck, Rubrik blassrot. fol. 89rv: erläuternde Zeichnung fehlt (»…sicut patet in sequenti figura etc.«), ebenso fol. 90v, 94r. fol. 110v–111v: Gerardus de Cremona (?), Theorica Planetarum (Excerptum), Cap. De Reflexione (Carmody ed. 1942, S. 49–51). »Istud inveni in alia theorica planetarum loco illius capituli ›Aspectus pla.‹‹. Linea egrediens in centro terre per centrum corporis planete… – …magna inequlitas anni christi gradus minuta et cetera. Finis.« Auszug aus der »Theorica planetarum« fol. 112r–122r: Schemata et Rotae. »Ecce vides quomodo tres linee... – ...ad augem fit econverso.« Die üblichen Zeichnungen zur Theorica planetarum, zum Teil mit erläuternden Texten, zum Teil auch Leerseiten dazwischen – fol. 122v–128r: leer
Kommentar Die im Codex CCLXI (233) der Biblioteca Capitolare in Verona enthaltene Zusammenstellung der Texte erinnert eher an ältere Handschriften, in denen Hyginusabschriften die ›wissenschaftlichen‹ Texte der Epoche ergänzen. Die hier vertretenen Abhandlungen – Johannes de Sacroboscos De sphaera und die beiden mittleren Bücher von De astronomia – finden sich unter anderem auch in der norditalienischen Hyginushandschrift vom 2. Viertel des 15. Jahrhunderts aus Mailand. (Kat.-Nr. 70) Auch die Nutzung von Aulus Gellius als Steinbruch für antike Kenntnisse würde in eine frühere Zeit passen. Die Datierung des Codex ins Ende des 15. Jahrhunderts dürfte sich aus den Lebensdaten des auf fol. 1r und fol. 110r eingetragenen Schreibers und Besitzers Conte Iacopo Giuliari, Sohn von Antonio Giuliari, ergeben. In diese Zeit weist außer der Humanistischen Kursive auch manches Detail in den Darstellungen, z. B. die knappen Schecken von Bootes und Hercules. Wahrscheinlich schuf Iacopo die Handschrift während seiner Studienzeit, wobei die Schrift erstaunlich regelmäßig und professionell ist. Das dritte Buch von Hyginus’ astronomischem Werk mit seinen Auf listungen der Sterne zu allen Sternbildern wird von farbig lavierten, relativ einfachen, ein wenig schwerfälligen, aber großfigurigen Federzeichnungen der entsprechenden Konstellationen mit eingezeichneten, goldenen Sternen begleitet. Stammen vielleicht auch sie von der Hand des Schreibers Jacopo Giuliari? Ikonographisch erweist sich der Zyklus insbesondere den Mailänder Hyginillustrationen vom 2. Viertel des 15. Jahrhunderts verwandt, aber auch den 1474 wohl in Oberitalien entstandenen Zeichnungen in einem Sieneser Manuskript (Kat.-Nr. 70, 72). Die Ähnlichkeit zeigt sich unter anderem bei Bootes, der den Fuß auf eine Plinthe setzt, bei Perseus, der eine Plattenrüstung trägt und ein Krummschwert schwingt, beim Fuhrmann in seinem zipfeligem Rock, bei den Zwillingen in ihren eleganten Kleidern und Hüten, beim Löwen auf einem felsigen Grund (nicht in Siena) und beim nackten, weiblichen Eridanus ohne Hörner. Sicher teilen die drei Handschriften dasselbe Vorbild, das unzweifelhaft der Tradition angehört, die mit dem Florentiner Manuskript des Coluccio Salutati einsetzt (Kat.-Nr. 67). Bei den Veroneser Illustrationen fällt auf, dass das Kostüm der meisten Figuren nicht zum Jahrhundertende passt und daher wohl aus der Vorlage übernommen worden sein dürfte. Die breiten, tiefsitzenden Gürtel von Cepheus und Orion, der Plattenpanzer des Perseus und die Mode des linken Zwillings sind gleichzeitig in Oberitalien im zweiten Viertel des 15. Jahrhunderts anzutreffen und damit in der Entstehungszeit der erwähnten Mailänder Hyginus-Handschrift (Kat.-Nr. 70). In dieser Zeit kursierte offenbar ein entsprechendes Vorbild in Norditalien.
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Verzeichnis der Bilder fol. 64v: Ursa maior, Ursa minor, Draco (Großer Bär, Kleiner Bär, Drache), Drache mit dem Kopf nach unten, grün und bräunlich koloriert, Bären eher hundeähnlich. fol. 65v: Bootes (Bärenhüter), leicht nach rechts gewendet, den linken Fuß auf eine kleine Plinthe
setzend, in der Rechten eine lange Keule, in der Linken ein spitzovaler Schild, mattes Grün, mattes »Mauve«, Gelb. fol. 66r: Corona borealis ( Nördliche Krone), zweikonturiger Reif, gleichmäßig verteilte Sterne. fol. 66v: Hercules, Haltung exakt wie Bootes, nur statt Schild das Löwenfell. fol. 67r: Lyra ( Leier), zweistufiger Kasten mit drei mal vier Saiten. fol. 67v: Cygnus ( Schwan), nach links gewendet, Flügel ausgebreitet. fol. 68r: Cepheus, Bischofsmitra, breiter tiefsitzender Gürtel. fol. 68v: Cassiopeia, auf einfacher, kastenartiger Bank ohne Lehne sitzend, offenes Haar, keine Kopf bedeckung. fol. 69r: Andromeda, enface stehend, nur Beine und Scham mit Tuch (Kleid?) bedeckt, das die Rechte hält, die Linke zur Seite gestreckt. fol. 70r: Perseus, Rückenfigur, in Plattenrüstung, Frauenkopf in der Linken, Krummsäbel in der Rechten erhoben. fol. 70v: Auriga ( Fuhrmann), en-face stehend, wie ein Gaukler, unten in Zacken auslaufendes Gewand, erhobene Geißel, in der Linken zwei Tierköpfe wie ein Requisit haltend, hinter dem Kopf lugt ein undefinierbarer Tierkopf (Capella) hervor. fol. 71v: Serpentarius (Schlangenträger), nach links schreitend, Unterleib schräg von hinten, Oberkörper und Kopf von vorn gesehen, weibliche Brust ?, halblanges, offenes Haar, Schlange dünn. fol. 72r: Sagitta ( Pfeil), waagrecht nach rechts. fol. 72v: Aquila (Adler), nach rechts gewendet stehend, ausgebreitete Schwingen. fol. 73r: Delphinus, s-förmig gebogener Rückenschwimmer, gezackte Flossen. fol. 73v: Pegasus, nach rechts stürmendes Flügelpferd-Vorderteil mit Halfter. fol. 74r: Aries, Triangulum (Widder, Dreieck), nach links, Dreieck mit den Zähnen haltend. fol. 74v: Taurus (Stier), Stierhälfte nach links, Sterngruppe bogenförmig vor dem Maul, Schnittfläche wie mit einem Wolkenband verdeckt. fol. 75r: Gemini (Zwillinge), zwei junge Männer, beide en-face, sich die Hand reichend, Kostüm ca. 1. Hälfte bis Mitte 15. Jahrhundert. fol. 75v: Cancer ( Krebs), nach links. fol. 76r: Leo (Löwe), nach rechts gerichtet auf felsigem Grund stehend. fol. 76v: Virgo (Jungfrau), zum Betrachter gewandt stehend, Flügel (grün) ausgebreitet, statt Ähre eine Art Quaste oder Pinsel. fol. 77r: Scorpius, Libra (Skorpion, Waage), nach links, als Waagenhalter. fol. 77v: Sagittarius (Schütze), nach rechts galoppierend, mit dem Bogen zielend. fol. 78r: Capricornus (Steinbock), Ziegenfisch nach links. fol. 78v: Aquarius ( Wassermann), leicht nach rechts gewendet, einhändig nach rechts gießend. fol. 79v: Pisces (Fische), gegenläufig, waagrecht, einfaches Band; Cetus ( Seeungeheuer), hundeähnlich nach rechts. fol. 80r: Eridanus (Fluss), nackte Frau, nach rechts schreitend, sich nach links wendend und beidhändig in diese Richtung eine Urne entleerend. fol. 80v: Lepus (Hase), nach links springend. fol. 81r: Orion, bärtiger Mann, en-face stehend, ein Schwert in der Rechten erhoben haltend, Linke am Gürtel, langes, offenes Haar, zivile Kleidung mit kurzem Mantel. fol. 81v: Canis (Hund), nach links springend, Halsband. fol. 82r: Anticanis (Kleiner Hund), nach links springend. fol. 82v: Argo Navis (Schiff), vollständiges, entlang der Reling und vor dem Heck verziertes Schiff auf grünen Wellen. fol. 83v: Centaurus, nach links galoppierend, bloßer Oberkörper, Hase an den Hinterläufen haltend; Ara (Altar), zweistöckiger Rundbau auf Stufensockel, auf der Oberseite Feuer. fol. 84v: Hydra, Crater, Corvus (Seeschlange, Becher, Rabe), wuchtiger zweibeiniger Drache nach links (grün), darauf Vase und Vogel. fol. 85r: Piscis austrinus (Südlicher Fisch), auf dem Wasser schwimmender dicker Fisch, Wasser speiend.
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Provenienz Nach dem Kolophon fol. 110r: »Explicit theorca planetarum per me iacobium c... filium D. Antonii Juliarii scripta« und dem Besitzeintrag fol. 1r (s. u.) aus dem Besitz der Familie Giuliari, fol.1r Besitzeintrag »questo libro f... de ieronimo di giuliari« (16./17. Jahrhundert?).
Literatur McGurk 1966, S. 86f.; Viré 1981, Nr. 83, S. 176; Peruzzi 1992, S. 82; Piazzi 1994, S. 189; I Manoscritti della Biblioteca Capitolare di Verona 1996, S. 295. Siehe S. 91, Abb. 673–674
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Cambridge, Fitzwilliam Museum, Ms. 260 Hyginus, De astronomia Sternbilderdarstellungen zu Hyginus, De astronomia Mantua, um 1480 Kodikologische Angaben 218 × 143 mm, 63 + III Folia, Papier, Wasserzeichen nachgewiesen in Ferrara und Mantua 1473–1480 (Briquet 17),Text einspaltig zu 26 Langzeilen in Humanistica cursiva von mindestens zwei Händen, einfache farbige Initialen (Capitalis), erstes Wort meist in größerem Schriftgrad, Lagen: IV8 + V18 + (V–3) 25 + V35 + 2 V55 + IV63 + (II–1) HSp(alt) , die letzte ›Lage‹ war ein doppeltes Vorsatz, das heutige letzte Blatt war Hinterspiegel und ist nicht bezeichnet, die beiden ersten Blätter davon foliiert i–ii; dritte Lage: Blattverlust zwischen fol. 24 und fol. 25 (Bild: Pisces) Einband: 1992 Einband komplett erneuert, heute weißes Leder, neue Vorsätze, Fälze verstärkt, Heftung erneuert.
Art der Bilder Zwischen fol. 2r–34r Sternbilderdarstellungen als sorgfältig kolorierte Federzeichnungen mit eingetragenen roten Sternen, Platz sehr großzügig bemessen, jedes Bild erhält eine volle Seite.
Inhalt fol. 1v–63r:
fol. Iv–IIv:
Hyginus, Astronomicon. »Igitur incipiens a polo boreo protinus… – … [fol. 33v] Piscis autem qui nothius… stellarum duodecim.« [fol. 34r Bild, fol. 34v–35v leer; fol. 36r:] »Sed quoniam ad ea quae nobis de terrae positione… – …corporum formatione dicere nisi fuimus. ›finis‹« – fol. 63v: leer leer
Kommentar Die im Fitzwilliam Museum in Cambridge unter der Signatur Ms. 260 verwahrte Hyginushandschrift aus Papier besitzt das für ihren Inhalt im 15. Jahrhundert häufig gewählte zierliche Format. Sie enthält lediglich die beiden mittleren Bücher des eigentlich vierteiligen römischen Standardwerkes zur Astronomie, De astronomia von Hyginus. Das zweite Buch mit den mythologischen Erläuterungen folgt hier auf das dritte Buch, das Zahl und Lage der Sterne in den Konstellationen beschreibt und mit Illustrationen versehen ist. Diese Beschränkung auf Buch II und III und die Umstellung ihrer Reihenfolge findet sich bereits in dem Mailänder HyginusCodex aus dem zweiten Viertel des 15. Jahrhunderts (Kat.-Nr. 70). Das Manuskript aus Cambridge ist heute nicht mehr vollständig; so fehlen von der dritten Lage drei Blätter und vielleicht auch von der ersten Lage der äußerste Bogen.
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Laut Eintrag auf fol. 1r und fol. Ir befand sich die Handschrift zeitweise im Besitz von Leonora Gonzaga, der Tochter von Gianfrancesco II von Mantua, die 1509 Francesco Maria della Rovere, Herzog von Urbino, heiratete und 1543 starb. Doch ist sie nicht unbedingt die Auftraggeberin und Erstbesitzerin gewesen. Die jüngsten modischen Details der wiedergegebenen Figuren, wie das knappe Wams von Perseus und Wassermann und die angenestelten Beinkleider von Wassermann können eine Datierung um 1480 ebenso bestätigen wie die Wasserzeichen des Papiers, die in Mantua und Ferrara zwischen 1473 und 1480 nachgewiesen sind. Andere Details indessen, wie die Zaddelung der Säume beim Fuhrmann oder den Zwillingen weisen in eine deutlich frühere Zeit und sind vermutlich aus der Vorlage übernommen. Das an den Anfang gestellte astrothetische dritte Buch ist großzügig mit ganzseitigen, zart kolorierten Zeichnungen ausgestattet. Die Isolierung der groß angelegten Figuren auf der Seite findet sich bereits in dem älteren, gleichfalls oberitalienischen Hyginus-Manuskript in Rom (Kat.-Nr. 69). Infolge der entfernten Blätter weist der Bilderzyklus heute Lücken auf. So fehlen zu Beginn die Bärinnen zwischen der Schlange sowie Cassiopeia, die Jungfrau, die Fische und Eridanus. Ikonographisch stehen die Darstellungen in der gleichen Tradition wie der Florentiner Hyginuszyklus aus dem Besitz des Coluccio Salutati (Kat.-Nr. 67) und sie zeigen am meisten Parallelen zu den Illustrationen der auch textlich nahestehenden Handschrift in Mailand (Kat.Nr. 70). Allerdings sind mehrere Darstellungen vereinfacht. So fehlt bei Bootes die Plinthe unter seinem Fuß, Cepheus trägt keine Tiara, die Zwillinge haben keine Hüte, Perseus besitzt keine Rüstung und führt ein gerades Schwert. Interessanterweise kehrt das Diadem, welches Bootes in den Haaren trägt, bei den Illustrationen zu dem Versepos Astronomica des Basinio da Parma wieder (Kat.-Nr. XXX). Vermutlich geht die Bildfolge im Hyginus aus Cambridge auf ein der erwähnten Mailänder Handschrift zeitlich und ikonographisch engverwandtes Manuskript zurück, von dem sich auch die Vorlage des Basinio da Parma ableitet. Auffallend ist zudem die Sorgfalt einiger Tierdarstellungen, beispielsweise beim Löwen oder dem Hasen, die an oberitalienische Tierstudien im Umkreis des Pisanello erinnern. Hier dürfte der Zeichner zusätzliche Vorlagen genutzt haben. Interessant wäre es, die Illustrationen des Hyginus aus Cambridge mit den Miniaturen einer weiteren jüngeren Hyginus-Handschrift zu vergleichen, die sich im Besitz des Lodovico Gonzaga (ca. 1483–1511, seit 1483 Bischof von Mantua) befand. Sie soll um 1500 in Padua entstanden sein und von der Hand des berühmten Schreibers Bartolomeo Sanvito stammen. Die aus der Sammlung von Dyson Perrins stammende Handschrift wurde 1961 von Dawsons in Pall Mall angeboten und befindet sich seither wohl in Privatbesitz. Verzeichnis der Bilder fol. 2r: Bootes (Bärenhüter), nach rechts gewendet, die Keule erhoben, in der Linken einen Schild vor sich haltend, kurze Tunika, Diadem in den Haaren, Maleranweisung arctophilax. fol. 3r: Corona (Nördliche Krone), einfacher Reif. fol. 4r: Hercules, en-face, kurzes Gewand, Keule erhoben, Löwenfell. fol. 5r: Lyra (Leier), querrechteckiger Block mit Saiten. fol. 6r: Cygnus (Schwan), naturnaher Schwan, stehend mit ausgebreiteten Schwingen, nach links gewendet. fol. 7r: Cepheus, en-face, Arme ausgebreitet, langes Haar, keine Kopf bedeckung. fol. 8r: Andromeda, en-face stehend, linker Arm hängend, rechter Arm seitlich gestreckt. fol. 9r: Perseus, Rückenfigur nach links, Frauenkopf ohne Blut mit der
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Linken am Haar haltend, gerades Schwert in der Rechten, keine Rüstung. fol. 10r: Auriga (Fuhrmann), en-face, wenig nach rechts gedreht, abgerissene kurze Tunika mit Gürtel, in der Rechten die Geißel schwingend, Ziegenkopf auf dem Kopf (nach rechts), Köpfe der »Haedi« in der linken Hand. fol. 11r: Serpentarius (Schlangenträger), nach links schreitend, die grüne Schlange um die Hüften geschlungen. fol. 13r: Aquila (Adler), nach rechts, stehend, Schwingen ausgebreitet, Konturen (wohl nachträglich) durchgenadelt, nur vier Sterne (entsprechend dem Text), deren Anordnung nicht an das Sternbild erinnert. fol. 14r: Delphinus, s-förmig gebogener Rückenschwimmer nach rechts, großer Kopf mit spitzer Schnautze. fol. 15r: Pegasus, Hälfte, nach rechts galoppierend, Trense und Zügel, grüne ›Fledermausflügel‹. fol. 16r: Aries, Triangulum (Widder, Dreieck), stehender Widder nach links, Vorderhuf angehoben, Kopf zurückgewendet, das Dreieck mit dem Maul haltend. fol. 17r: Taurus (Stier), nach links galoppierender halber Stier, kurze Hörner, Hyaden vor dem Maul. fol. 17v: Gemini (Zwillinge), zwei sich die Hand reichende Jünglinge, die Kleidung mit den gezaddelten Säumen erinnert an die Mode des früheren 15. Jahrhunderts. fol. 19r: Cancer (Krebs), nach links, krabbenähnlich, acht Beine und kleine Zangen. fol. 20r: Leo (Löwe), nach rechts, sich vorne duckend wie eine spielende Katze, Zunge herausgestreckt, Kontur sorgfältig durchgenadelt; [ Virgo fehlt, Blattverlust]. fol. 21r: Scorpius (Skorpion), nach links, recht naturnah. fol. 22r: Sagittarius (Schütze), nach rechts galoppierend, nackter Oberkörper und gesträubtes Haar, den Bogen spannend. fol. 23r: Capricornus (Steinbock), Ziegenfisch nach links, Vorderteil ziegenähnlich. fol. 24r: Aquarius (Wassermann), nur wenig nach rechts gewendet, den rechten Arm waagrecht ausgestreckt, mit der Linken aus einem Krug Wasser gießend (weit weg vom Körper gehalten), eng sitzende Schecke; [ Pisces fehlen, Blattverlust]. fol. 25r: Cetus (Seeungeheuer), drachenähnliches Zwitterwesen nach rechts; [ Eridanus (Fluss), fehlt, Blattverlust, s. o.]. fol. 26r: Lepus (Hase), nach links laufender Hase, naturnah, weitere Skizzen zu Hasen (später). fol. 27r: Orion, en-face, bärtig, kurzes Schwert erhoben, Mantel, keine Rüstungsteile. fol. 28r: Canis (Hund), nach links laufend. fol. 29r: Anticanis (Kleiner Hund), nach links pirschend. fol. 30r: Argo Navis (Schiff), vollständiges schwebendes Schiff nach rechts, zeitgenössisch, realitätsnah, Rahsegel. fol. 31r: Centaurus, nach links laufend, wehendes Kopftuch, Hase in der Rechten. fol. 32r: Ara (Altar), achteckiger tischähnlicher Blockaltar aus farbigem Marmor mit Flammen. fol. 33r: Hydra, Crater, Corvus), (Seeschlange, Krater, Rabe), zweibeiniger Drachen, nach links schreitend, auf dem Rücken ein Kelch und der Vogel. fol. 34r: Piscis austrinus (Südlicher Fisch), großer Fisch nach links.
Provenienz Vorderspiegel (heute abgelöst): »Hygini poeticon astronomicon«, Signaturschild des 19. Jahrhunderts größtenteils abgerissen, Exlibris »Fitzwilliams«. fol. 1r »La illustrissima Signora Leonora de Gonzaga mi a pari« (Tochter von Gianfrancesco II Gonzago von Mantua, heiratete 1509 Francesco Maria della Rovere, Herzog von Urbino, gest. 1543); darunter mehrere Monogramme; Eintrag »miliabella«; darunter: »questo libro … di me Giuseppe Scotti« (17.–19. Jahrhundert?); fol. Ir »Mauricis Aymi« (neuzeitlich); darunter: »Leonora de Gon« (15./16. Jahrhundert); Hinterspiegel: »Auct. Gut. 1013. M O Non 19.11.90« (Bleistift, wohl 1890); darüber: »63ff + 2 Dec. 16. 08 H. A. C. (Bleistift, 1908)«; 1901 von Rosenthal in München erworben.
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Literatur James 1895; Saxl/Meier 1953, S. 439–440; Viré 1981, S. 165; Götter, Heroen, Herrscher in Lykien, Ausst.-Kat. Wien 1990, S. 148, 151 Abb. 390 (fol. 9v Perseus); S´ nie˙zynska-Stolot 1994, S. 65. Verweis auf eine andere Hyginus-Handschrift der Gonzaga in: Exhibition of Illuminated Manuscripts, Ausst.-Kat. London 1908, Nr. 190; The Dyson Perrins Collection, III, 1960, S. 108f. (Nr. 143), Taf. 53 (Serpentarius); Dawsons of Pall Mall, Auktionskat., Cat. 108, 1961, Nr. 65: Hyginus, Padua, um 1500, aus Gonzagabesitz, geschrieben von Bartolomeo Sanvito, 28 Sternbilder fol. 36v–52v, Tafel III: Argo Navis als zeitgenössisches Schiff auf See unter Segel, gerahmte Miniatur mit Himmel und See, trotzdem eingezeichnete Sterne. Siehe S. 91–92, Abb. 675–683
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Florenz, Biblioteca Nazionale Centrale, Magliabechianus XI. 141 Textsammlung zu Astronomie, Geographie, Metrik/Grammatik Sternbilderdarstellungen zu Hyginus, De astronomia Oberitalien (Ferrara?), 3. Viertel 15. Jahrhundert Kodikologische Angaben 214 × 145 mm; 156 Folia; Papier; durchgehend einspaltig fol. 1r–100r zu 26, fol. 105r–127r zu 23 und fol. 129r–156r zu 20 Zeilen in Humanistica cursiva, mehrere Schreiberhände: fol. 1r–57r (vielleicht auch zwei ähnliche); fol. 71r–78v (wahrscheinlich identisch mit der vorigen); fol. 79r–88v (1 Lage); fol. 89r–100r; fol. 105r–127r; fol. 129r–156r. Die beiden Perottus-Texte schließen sich ohne Zäsur aneinander an, die erste Lage des Perottus scheint vom selben Schreiber wie der Hyginus zu stammen, Phocas und Priscian stammen jeweils von einer weiteren Hand. Zumeist sehr sparsam rubriziert, Hyginus in den Teilen zu den Sternbildern, deren Namen in Rot mit ausgerückten, knapp zweizeiligen Versalien in Capitalis verschiedener Hände, zuweilen auch Sternbildnamen in normaler Tinte; Lagen: 7 V 70 + IV 78 + V88 + 2 IV104 + 2 VI128 + 2 V148 + IV156 (Textenden fallen möglichst auf Lagenenden, eventuelle Restseiten blieben leer), zwei Schnurbünde und die Fitzbünde an vielen Stellen zwischen den Lagen sichtbar, Lagen überwiegend außen und innen am Falz mit dünnen Pergamentstreifen verstärkt, Reklamanten senkrecht geschrieben, ohne Verzierungen. Einband: Magliabecchi Einband wie XI. 114, aus steifer Pappe gefalteter Kopertband mit zeitgenössischen Spiegeln und Vorsatzblatt.
Art der Bilder Im Anschluss an Hyginus zwischen fol. 58r und fol. 67v Bildteil mit vollstängem Sternbilderzyklus, als Federzeichnungen, ohne Kennzeichnung der Sterne.
Inhalt N 839 Higinus Poeticon et Astronomicon; Nicolaus Perottus de Metris; Priscianus Orbis descriptio; D. Luigi del Senre Carlo di Tommaso Strozzi 1679. Dünneres und im Format etwas kleineres Blatt des 17. Jahrhunderts, wohl nach dem Erwerb durch Strozzi eingeheftet. fol. 1r–67v: Hyginus, De astronomia. »Etsi te studio grammatice... – ...cum sol ab estivo circulo redit.« – fol. 57v (zwischen Textende und Illustrationen) und fol. 68r–70v: leer fol. 71r–90r: Nicolaus Perottus, De metris (Bologna ed. 1471) fol. 90r–100r: Nicolaus Perottus, De metris Horatianis (Bologna ed. 1471) – fol. 100v–104v: leer fol. 105r–127r: Phocas, De nomine et verbo (Keil ed. 1868, S. 405–439) – fol. 127v–128v: leer fol. 129r–156r: Priscian, Periegesis (Müller ed. 1882, S. 190–199; Baehrens ed. 1879, Bd. 1, S. 275–312)
fol. II*r:
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Kommentar Im Codex Magliabechianus XI., 141 sind zu den Gebieten Astronomie, Metrik, Grammatik und Geographie Texte von antiken und zeitgenössischen Autoren zusammengetragen. Zur Astronomie enthält er das vierteilige antike Standardwerk De astronomia von Hyginus, zur Metrik zwei Abhandlungen des Nicolaus Perottus, zur Grammatik ein Traktat von Phocas und zum Schluss das geographische Werk Periegesis von Priscian. Dies verweist auf einen Schul- beziehungsweise Ausbildungskontext. Den vier Büchern von De astronomia, die auf fol. 57v enden, schließt sich ein reiner Bildteil (fol. 58r–67v) mit einem kompletten Sternbilderzyklus an. Er besteht aus klar und sicher ausgeführten Federzeichnungen ohne Schraffuren oder Lavierung. Die Unterzeichnungen sind als Griffelzeichnungen deutlich erkennbar. Die Sternpositionen sind nicht eingetragen, Beschriftungen fehlen. Bis auf das erste Bild des Drachens mit den Bärinnen, welches die volle Seite einnimmt, sind auf jeder Seite zwei Sternbilder übereinander angeordnet. Einige Figuren sind durch Beschnitt des Buchblockes unten verstümmelt. Die Illustrationen folgen eindeutig der Tradition der oberitalienischen Hyginusillustrationen. Eng verwandt sind die Zeichnungen aus Ferrara, die zwischen 1460 und 1470 anzusetzen sind (Oxford, Bodl. Can. Class. Lat. 179, Kat.-Nr. 71). Die wesentlichen Merkmale der beiden Zyklen stimmen überein. Allerdings wurde der Schwan in einen Adler mit gespaltener Schlangenzunge verwandelt, der an heraldische Motive erinnert. Während die Männerakte durchaus überzeugend wirken sind die Merkmale der weiblichen Anatomie bei den unbekleideten Figuren Andromeda und Eridanus stark zurückgenommen. Bei Hercules und beim Kentauren lässt sich die Auseinandersetzung mit der Formensprache antiker Skulpturen fassen. Die Florentiner Zeichnungen dürften nicht sehr viel später als die Oxforder entstanden sein. Das Umfeld des Ferrareser Hofes käme auch hier in Frage.
Verzeichnis der Bilder fol. 58r: Draco, Ursa maior, Ursa minor (Drache, Großer Bär, Kleiner Bär), Schlange in
drei Windungen mit dem Kopf nach unten, die Bärinnen sehen wie Hunde aus, oben kopfunter, nach rechts, unten aufrecht, nach links (die UZ hatte zuerst auch die untere »Bärin« kopfunter gezeigt). fol. 58v: Bootes (Bärenhüter), leicht nach rechts gewendet, mit einer Keule ausholend, in der Linken den Schild, kurze geknöpfte Schecke (bis zur Hüfte) mit angenestelter enger Hose; Corona borealis (Nördliche Krone), als einfacher kreisrunder Reif. fol. 59r: Hercules, en-face, wenig nach rechts gedreht, mit der Keule hoch ausholend, über dem linken Unterarm das (hier reduzierte) Löwenfell, knielanges, langärmeliges locker fallendes Gewand; Lyra (Leier), nicht als reales Instrument zu erkennen, wie in Magl. XI. 114 (I). fol. 59v: Cygnus (Schwan), wie ein Adler stilisiert, nach links gewendet, Schwingen angehoben, mit langer, ausgestreckter ›Schlangenzunge‹, weder mit einem Schwan noch mit »Gallina« irgendeine Ähnlichkeit; Cepheus, breitbeinig en-face stehend, die Arme seitlich erhoben, Mitra, »cote hardie« mit Faltenrock und angedeutetem Dusing (als flacher Gurt). fol. 60r: Cassiopeia, en-face auf einer Bank sitzend, die Arme seitlich erhoben, Kleid und Mantel, Kopf unbedeckt, halblange Lockenfrisur; Andromeda, nach links laufend, den linken Arm nach rechts ausgestreckt, wohin sie auch den Kopf zurück-
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wendet, die Rechte hält ein Tuch, das sie um die Hüften geschlungen trägt, der nackte Oberkörper sieht durchaus männlich aus, gut schulterlanges, offenes Haar, weibliche Züge. fol. 60v: Perseus, nach links gewendet, in antikisch-phantastischer Renaissancerüstung, mit dem Schwert weit ausholend, als wollte er abermals auf das abgeschnittene Medusenhaupt (weiblich, ohne Blut und Schlangen) einschlagen; Auriga (Fuhrmann), en-face, die Geißel in der Rechten und zwei Ziegenköpfe in der Linken wie ein Gaukler vorzeigend, Capella lugt hinter seinem Kopf hervor, auch das in langen Zacken auslaufende, eher kurze Gewand erinnert an einen Schausteller. fol. 61r: Serpentarius (Schlangenträger), nach links schreitender, die Schlange vor sich tragender, antikischer Athlet, Schlange dünn und ohne Windungen, Mann und Schlange schauen sich an; Sagitta (Pfeil), großer Pfeil, waagrecht nach rechts; Aquila (Adler), stehend mit erhobenen Schwingen, nach rechts gewendet. fol. 61v: Delphinus, auf dem Rücken liegender Phantasiefisch mit Schnabel und Rückenkamm; Pegasus, nach rechts stürmende Hälfte des Flügelpferdes. fol. 62r: Triangulum (Dreieck), über den Kopf des Widders gestülpt; Aries (Widder), nach links orientiert, den Kopf über den Rücken zurückwendend, das über den Nacken gestülpte Dreieck (s. o.) im Maul tragend (!);Taurus (Stier), nach links laufende Stierhälfte. fol. 62v: Gemini (Zwillinge), nachträglich von ungeübter Hand eingefügt; Cancer (Krebs), schematisch wiedergegebene Krabbe in Draufsicht, waagrecht nach links. fol. 63r: Leo (Löwe), nach rechts schreitend ›im Paradeschritt‹, nachträglich angebrachte Sterne in dunkelbrauner Tinte (Muster stimmt in etwa); Virgo (Jungfrau), en-face mit Flügeln und einem unbestimmt bleibenden Stab in der Rechten (Caduceus?), Kleid mit wadenlangem Faltenrock. fol. 63v: Scorpius (Skorpion), schematisch gezeichneter Skorpion (Grundform naturnah) in Draufsicht, waagrecht nach links, von der oberen Zange hängt die Waage; Sagittarius (Schütze), bogenspannender, nach rechts galoppierender Kentaur, antikisch. fol. 64r: Capricornus (Steinbock), Ziegenfisch nach links, Gehörn rehähnlich mit Seitenenden; Aquarius (Wassermann), en-face stehend, die Arme leicht nach der Seite abgehoben, mit der linken Hand eine Vase ausgießend, Gewand mit Fältelung von der Brust bis zum halben Oberschenkel (Form ähnlich wie »Tappert«). fol. 64v: Pisces (Fische), waagrecht gegenläufig, Band zwischen den Mäulern; Cetus (Seeungeheuer), vorne Hund, hinten Schlange mit Fischschwanz (vgl. Capricornus). fol. 65r: Eridanus (Fluss), als nackte, stehende Frau, aus einer Vase, die sie beidhändig vor sich hält, Wasser nach links gießend; Lepus (Hase), nach links springender Hund (!). fol. 65v: Orion, leicht nach links gewendet, zeitgenössische Kleidung, das Schwert in der Rechten hochhaltend, Vollbart; Canis (Hund), nach links laufend, Halsband. fol. 66r: Anticanis (Kleiner Hund), nach links laufend, kein Halsband; Argo Navis (Schiff), komplettes Schiff, auf dem Wasser, mit wirrer Takelage; [fol. 66v leer]. fol. 67r: Centaurus (Kentaur), nach links galoppierend, einen Hasen an den Hinterläufen tragend, Oberkörper nackt; Ara (Altar), runder Blockaltar auf Basis, darauf ein kleiner Altar derselben Form, auf dessen Mensa eine Flamme (wie Laurenziana, Ashb. 1148). fol. 67v: Hydra, Crater, Corvus (Wasserschlange, Becher, Rabe), auf zwei Beinen nach links schreitender Drache mit angelegten Vogelflügeln, darauf zweihenklige Vase und Vogel; Piscis austrinus (Südlicher Fisch), großer Fisch nach links.
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Provenienz fol. II*r: (altes Vorsatzblatt) Luigi di Carlo di Tommaso Strozzi 1679; Signaturschild mit Provenienzeintrag auf dem VSp: »Provenienza Strozzi 4° no. 839«.
Literatur Galante 1907, S. 141f.; Kristeller 1963, S. 125; McGurk 1966, S. XXIV, XXVI, S. 35f.; Viré 1981, S. 166. Siehe S. 91, Abb. 684–691
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Mailand, Bibliotheca Trivulziana, Cod. 690 (E. 83) Hyginus, De astronomia, Buch II und III Sternbilderdarstellungen zu Hyginus, De astronomia, Buch III Padua, um 1460 Kodikologische Angaben 235 × 170 mm, I + 65 + I Folia, Papier (die beiden Vorsatzblätter Pergament), 21–25 Zeilen, Humanistica cursiva, Papier (Wasserzeichen: Briquet 12124, Beschriftung dort für Vicenza 1457 genannt, das Zeichen ist wohl einer vicentinischen Papiermühle zuzuschreiben). Lagen: IV8 + V18 + (V–1) 27 + 3 V57 + IV65
Art der Bilder Frontispiz auf fol. 1r; fol. 2v–33v Federzeichnungen der Sternbilder mit als Goldpunkte eingetragenen Sternen; die Standfläche der Figuren wird meist durch Wellenlinien angedeutet; zusätzlich drei ganzseitige Fruchtgirlanden auf fol. 8v, 14r, 19v.
Inhalt fol. 1r–33v: Hyginus, De Astronomia, liber III. »Igitur incipiens a...« fol. 34r–63v: Hyginus, De Astronomia, liber II. »...deformationem dicere instituimus«
Kommentar Der Codex 690 der Biblioteca Trivulziana in Mailand besteht ausschließlich aus den beiden mittleren Büchern (II und III) von De astronomia des Hyginus. Die Reihenfolge der Bücher ist wie bei den meisten oberitalienischen Handschriften dieses Textes vertauscht. Die Verwendung von Papier aus einer Mühle in Vicenza, das dort kurz nach der Mitte des 15. Jahrhunderts nachgewiesen ist, spricht für eine Entstehung des Codex im Veneto um 1460. Es gibt Besitzereinträge aus dem 15. Jahrhundert, die sich jedoch leider nicht zuordnen lassen: Der Eintrag »Marsilii et amicorum« lässt sich wohl kaum auf Marsilio Ficino und seinen Kreis beziehen, wie vermutet worden ist. Über den anderen Eigner »Francesco Domenici da Sinalonga« ist nichts bekannt. Das dritte, astrothetisch ausgerichtete Buch, ist durch Federzeichnungen der Sternbilder illustriert. Den Illustrationen, die jeweils auf die Beschreibung des Sternbildes folgen, wurde reichlich Platz eingeräumt: den menschlichen Figuren jeweils eine ganze Seite. An drei Stellen (fol. 8v, 14v, 19v) wird der Zyklus unterbrochen durch eine üppige Girlande aus Blättern und Früchten, die ebenfalls eine ganze Seite beansprucht. Die sorgfältig über einer Vorzeichnung mit Metallstift mit einer durchscheinenden braunen Tinte ausgführten Zeichnungen weisen stringent angelegte Schraffuren auf. Die Proportionierung der Figuren zeigt zwar gelegentlich Schwächen, wie bei den überlängten Händen von Andromeda oder den langen Beinen des Eridanus, doch haben wir es nichtsdestotrotz mit einem sehr versierten Zeichner zu tun. Bei
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allen Konstellationen sind die Sterne als goldene Punkte angegeben. Die Sternbilder erheben sich über einem durch wellige Strichelungen angedeuteten Wolkengrund. Die Ikonographie der Darstellungen steht in der Tradition der Hyginusillustrationen, wie die halbnackte, zur Seite laufende und mit einem Arm zur Seite weisende Andromeda verdeutlicht. Verschiedene Züge, so die als Drache gestaltete Schlange, Bootes mit Schild und einem Fuß auf einem Podest, die Form der Lyra, Fuhrmann mit einem über den Beinen geschlitzten Gewand und lediglich zwei Bocksköpfen in der Hand, Eridanus als nackte Frau oder die drachenartige Gestalt von Hydra mit zwei Füßen verbinden die Darstellungen mit den übrigen oberitalienischen Hyginus-Illustrationen des 15. Jahrhunderts (vgl. Kat.-Nr. 70, 71). Bis in die Details sehr ähnliche Darstellungen finden sich in der Oxforder Handschrift (Kat.-Nr. 77). Durchgehend bemühte sich der Künstler um ein möglichst antikes Erscheinungsbild: Charakterisitsch ist die Figur des Bootes mit der ornamentalen Form des Schildes und dem wehenden Mantelteil. Hercules, nackt im Ausfallschritt, schlägt auf den Löwen ein, den er an den Hinterbeinen emporhebt. So kommt hier der Kampf mit dem nemäischen Löwen zur Darstellung. Cepheus trägt ein exotisches Phantasie-Kostüm. Perseus begegnet in einer antiken Rüstung und trägt die geforderten Flügelschuhe. Auch Serpentarius hat einen runden, nach hinten wehenden Mantel. Die Zwillinge sind ein nacktes Männerpaar. Der Altar besitzt antiken Dekor. Am Schiff weht eine Fahne mit dem Kürzel der römischen Republik. Der Zyklus fand offensichtlich großen Anklang, da viele Darstellungen an den Konturen durchgenadelt wurden, um sie zu kopieren. Stilistisch lassen sich die Zeichnungen am ehesten in einem Paduaner Umkreis verorten. Zu denken ist hier an die Werkstatt des Francesco Squarcione (um 1397–1468), in der zahlreiche Maler arbeiteten und das Antikenstudium eine große Rolle spielte.
Verzeichnis der Bilder Der Textbeginn fol. 1r ist als Rubrik in roter Capitalis gestaltet, die in Form einer schmalen Kolumne ›Zeilen‹ von abwechselnd zwei und einem Buchstaben bilden. Diese Kolumne wird links von einer sorgfältig schraffierten Zeichnung begleitet, einige Details wurden dabei in Gold angelegt: Eine athletische Jünglingsfigur, bis auf einen Schultermantel in antikischer Nacktheit, steht in einem angedeuteten Ausfallschritt, den linken Fuß auf einer Kugel. Das leicht angewinkelte linke Knie umfasst ein Putto, auf dessen Kopf beide Hände der Figur ruhen. Unmittelbar hinter dem Putto steht ein Feuerbecken auf einem niedrigen, kanellierten Säulenschaft, um dessen oberes Ende eine Inschrift läuft, von der die Buchstaben »...RA DEVM...«, da vorneliegend, zu lesen sind [»ora deum; honora deum...«]. Es mag sich um die Devise des Auftraggebers der Handschrift handeln. fol. 2v: Ursa maior, Ursa minor, Draco (Großer Bär, Kleiner Bär, Drache), der s-förmig geschlungene Drache (Kopf unten) umfasst nur den kleinen Bären mit seiner zweiten Windung, der große erscheint kopfunter bei seinem Schwanz. fol. 3v: Bootes (Bärenhüter), nur wenig sich nach rechts wendender Jüngling mit erhobener Keule und Schild, den linken Fuß auf einen niedrigen, quadratischen Sockel gestellt, kurzer, wehender Mantel. fol. 4r: Corona borealis (Nördliche Krone), in Schrägansicht eine Krone mit hohen, spitzen, dicht stehenden Zacken sowie einem langen, kunstvoll geschlungenen Wellenband. fol. 5r: Hercules, nach rechts gewendet, den Löwen an dessen rechtem Hinterbein hochhaltend, die Keule erhoben, als wolle er ihn damit prügeln, nackt bis auf einen von den
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Schultern fallenden Mantel. fol. 5v: Lyra (Leier), an eine steinerne Sitzbank mit Rückenlehne erinnernd, rechts oben in einer kleinen Volute auslaufend, vorne senkrecht drei mal fünf ›Saiten‹. fol. 6r: Cygnus (Schwan), nach links gewendet, Schwingen ausgebreitet. fol. 7r: Cepheus, en-face stehend mit ausgebreiteten Armen, als jugendlicher König mit langen Haaren, in orientalisch anmutender Tracht. fol. 8r: Cassiopeia, en-face auf einer Bank sitzende junge Frau in antikisierender Aufmachung (Frisur, Kleid, Sandalen), beide Arme ausgebreitet. fol. 9v: Andromeda, junge Frau, en-face in merkwürdiger Schrittstellung, im knöchellangen Rock mit bloßem Oberkörper, den linken Arm erhoben. fol. 11r: Perseus, nach links schreitende Rückenfigur in antikischer Rüstung, mit Fußflügel, das bärtige Medusenhaupt links an den Haaren haltend, das Krummschwert erhoben. fol. 12r: Auriga (Fuhrmann), en-face stehender junger Mann in zipfeligem Rock, die Arme ausgebreitet, in der Rechten ein Palmzweig, in der Linken zwei Ziegenköpfe (Haedi), Capella als weiterer Ziegenkopf lugt über die Schulter. fol. 13v: Serpentarius (Schlangenträger), nach links schreitender Jüngling mit sich bauschendem Mantel, der ihm entgegenzüngelnden Schlange in seinen Händen ins Gesicht pustend. fol. 14v: Sagitta (Pfeil), waagrecht nach rechts weisender Pfeil. fol. 15r: Aquila (Adler), nach rechts gewendet, mit ausgebreiteten Schwingen stehend. fol. 15v: Delphinus, nach rechts rücklingsschwimmender Delfin mit Kehllappen und gezackter Rückenflosse. fol. 16v: Pegasus, auf Wolken nach rechts galoppierende Pferdehälfte mit großen Flügeln, das abgeschnittene hintere Teil scheint unter den Wolken verborgen zu sein, die Schnittstelle ist von üppigen Federn verdeckt, die in die Flügel übergehen. fol. 17v: Aries (Widder), nach links gewendet stehend mit angehobenem Vorderhuf, sich umsehend, über den Kopf das Dreieck gestülpt, das im Maul gehalten wird. fol. 18r: Taurus (Stier), wie aus einer Nebelwand hervorpreschend, nach links, die Pleiaden sind im Halbkreis um das Maul angeordnet. fol. 19r: Gemini (Zwillinge), zwei nackte Jünglinge, sich die Hand reichen, die Köpfe weisen nimbenartige Strahlen auf, der rechte hält ein Büschel (Blitzbündel?) in der Linken. fol. 20v: Cancer (Krebs), Meerkrabbe in Draufsicht, waagrecht nach links. fol. 21r: Leo (Löwe), nach rechts springend, lebensnah. fol. 22r: Virgo (Jungfrau), en-face stehend, in der Rechten eine große Ähre, die Linke wie im Sprechgestus erhoben, antikisches Gewand, kleine Flügel. fol. 22v: Scorpius, lebensnah gezeichneter Skorpion in Draufsicht, waagrecht nach links, die obere Zange hält die Waage. fol. 23v: Centaurus, bogenspannender Kentaur in Levade nach rechts, Oberkörper nackt. fol. 24r: Capricornus (Steinbock), Ziegenfisch als Einhorn nach links. fol. 25r: Aquarius (Wassermann), en-face stehender Jüngling in antikischem Gewand (Tunica exomis?), die Arme ausgebreitet, mit der rechten Hand einen Wasserkrug ausschüttend. fol. 26r: Pisces (Fische), waagrecht gegenläufig angeordnet, wie mit einem Schlauch in den Mäulern verbunden. fol. 26v: Cetus (Seeungeheuer), nach rechts gerichtet, wie Capricornus mit hundeähnlichem Vorderleib. fol. 27v: Eridanus (Fluss), leicht nach links gewendet stehende und beidhändig aus einer großen, doppelhenkligen Vase gießende weibliche Aktfigur, ein von der Schulter fallendes Tuch verdeckt die Scham. fol. 28r: Lepus (Hase), nach links springender Hase. fol. 29r: Orion, en-face stehend in antikischer Rüstung, auf dem Kopf eine Krone mit kurzen Zacken, das Schwert in der Rechten, die Linke am Gürtel. fol. 29v: Canis (Hund), nach links springender Hund mit herausgestreckter Zunge. fol. 30r: Anticanis (Kleiner Hund), nach links springend, Halsband mit Öse. fol. 30v: Argo Navis (Schiff), vollständiges, nach rechts fahrendes Schiff mit Rahsegel und Steuerrudern am Heck, Fahne mit der Aufschrift »SPQR« (Senatus Populusque Romanus). fol. 31v: Centaurus, nach links springender Kentaur, in der Rechten einen Hasen an den Hinterläufen haltend, in der Linken ein Stäbchen, Oberkörper unbekleidet. fol. 32r: Ara (Altar), quadratischer Blockaltar mit Feston und Stierschädel geschmückt, darauf ein runder Altar, wie eine Säulentrommel, mit Feuer. fol. 33r: Hydra, Crater, Cor-
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Provenienz fol. Ir (Pergament): »Marsilii et amicorum«; Irv Anmerkungen von derselben Hand. Weiterer Besitzeintrag auf fol. 1r: »Di Francesco Domenici da Sinalonga«. Die Chronologie der beiden Einträge ist nicht klar.
Literatur Porro 1884, S. 180; Mostra di libri di profezie, Ausst.-Kat. Mailand 1953, S. 12, Nr. 14; Santoro 1965, S. 156f., Nr. 255; McGurk 1966, S. 45–46; Viré 1981, Nr. 48, S. 170; Pegasus und die Künste, Ausst.-Kat. München 1993, S. 40, Abb. 3 (fol. 48v Pegasus). Siehe S. 92, Taf. 69–72, Abb. 692–705
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Oxford, Bodleian Library, Ms. Can. misc. 46 Medizinisch-astrologische Sammelhandschrift, Hyginus, De astronomia Sternbilderdarstellungen zu Hyginus, De astronomia, Buch III Padua, 3. Viertel 15. Jahrhundert Kodikologische Angaben 292 × 170 mm, 170 Folia, Papier, Text durchgehend zu 37 Langzeilen in Humanistica cursiva unterschiedlicher Ausprägung, mehrere Hände, dennoch insgesamt von einheitlichem Erscheinungsbild; Überschriften in Capitalis quadrata in hellem, blassem Rot. Soweit vorhanden sind die Rubriken in derselben Tinte, jedoch in der Textschrift gehalten. Lagen: 9 V90 + VII104 + 6 V164 + III170. Die durchgehenden Blattsignaturen bestätigen den überwiegenden Aufbau aus regelmäßigen Quinternionen (a1 – a5 ... q1 – q5). Wasserzeichen des Papiers (Briquet 2472) in Venedig der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts verbreitet. Italienischer Ledereinband des 15. oder frühen 16. Jahrhunderts, rotbraunes Leder auf dünnen Holzdeckeln, ursprünglich vier Bandschließen mit Messingbeschlägen.
Art der Bilder Federzeichnugen der Sternbilder, in den Text eingeschoben, zu Hyginus auf fol. 105v–120v.
Inhalt Petrus de Appono, Liber physiognomiae. »›Nobilitate... urbanitatique ... viro fulgenti domino Bardeloni... ‹ Exordiar igitur praeintentaque consideratione... – ...sit laus quod ex malo illato hoc bonum optimumque creavit. ›Explicit‹.« fol. 31r–47r: Petrus de Appono, De venenis. »›Reverendissimo in christo patri et domino D.I. divina providentia... ‹. Dico quod venenum opponitum est cibo ... – .. hic soluta est una duarum quoniam(?) alia praetermissa. ›Explicit tractatus... Petri Apponi D.O.L.S.IN.L‹« –fol. 47v–50v: leer fol. 51r–60v: Nicolaus de Aquila (OP), »›Tractatus in astronomia, qui medicinalis scientiae compendium nuncupatur‹. ›Magne discretionis viro et sapientiae domino Io. de Olegio de vicecomitis de Mediolano...‹. [gewidmet Johannes ›de Olegio‹ Visconti von Mailand]. Totius orbis disposito sive formita in ... – ... tui soli sit laus et gloria pro infinita saecula. ›Explicit liber‹« fol. 61r–68r: Guillelmus Anglicus, De urina visa et non visa. »›Incipit tractatus guillelmi anglici de urina visa et non visa‹. Ne ignorantie vel potius invidie redarguam ... – ... et si fuerint signae fixa significant annos si mobilia dies si communia menses. ›Finis‹« fol. 68r–(76v): Krankenprognostik. »›In sciendo utrum aeger liberetur aut non ab illa aegritudine... principii ipsius infirmitatis‹. Hoc scire volentibus primo scire opportet horam interrogationis... – ...ascendenti ut praedictus est.« fol. 76v–78v: Krankenprognostik. »›Guido Bonatus et alii sapientes dixerunt:‹ Quando facta fuerit tibi questio de aliqua infirmitate vel de aliquo dolor quem fol. 1r–30v:
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aliquis patiatur, vide tunc in quo signo sit signorum infirmi...« Zur Bedeutung der Planetenstellung im Zodiak für die Krankenbehandlung. Die Randglosse rät zur Vorsicht: nur unter Vorbehalt empfehlenswert. Mit Tabelle fol. 79r–80v: Aphorismi Magistri Cacciaguerra. »›Incipiunt afforismi Magistri Caciaguera medici de faventia viri clarissimi‹. Maxime consyderabis si signorum tibi domus sit in aliquo gradu antemeam(?) id est debili et fuit in... – ... corpus macerat et in defectum propellit. ›Explicit opus‹.« [endet fol. 80v Mitte] fol. 80v–81r: De triplicitatibus. »›De triplicitatibus. Prima triplicitas‹. Aries, Leo et Sagittarius est triplicitas prima, et est calida et sicca ut ignis, orientalia, masculina et portendunt sua significata in oriente... – ...est luna et est statica.« (endet fol. 81r oben). fol. 81r–87r: De Planetis. »›De planetis, quando exaltantur et quando deprimantur‹. Saturnus in capricorno et aquario gaudet quia in suis domibus ...« [fol. 81r] »In quibus climatibus planetae dominantur. ›De ventis‹. Pars orientalis... ›De modo et ordine dandi medicine educente pro secessum‹. Quum voluerit aliquis eligere horam alicui volenti sumere per os medicinam educentem pro secessum. Opus est cavere ne luna sit... – ... ut infra.« [fol. 83r Mitte]. »›De modo et ordine faciendi flebotomiam...‹. Si volueris eligere horam alicui volenti celebrare flebotomiam... – ...cura corporibus cura secure. [fol. 84r unten]. ›Hic infra posite sunt quedam regule extravagantes et utiles in scientia medicine existente de libris sapientium‹.« [fol. 84v oben] »Si queratur physicus ire ad infirmum et ipse inveniet luna separando se a coniunctione cum sole...« bis 87r Mitte fol. 87r–89v: Geomantische Krankenprognostik. »›Modus quo quis per artem geomantie scire potuit ut aeger ab infirmitate liberetur, quam habet, vel non‹. Haec est ars consilii sexdecim Iudicum geomantie indicantium de vita vel morte...« – endet mit Tabellen der geomantischen Figuren mit ihren jeweiligen Bezügen auf die Planeten und Monate. fol. 90rv: Krankenprognostik. Weitere Texte zur Krankenprognose. fol. 90v: »›De abortivo educendo a muliere‹. Sicut multociens evenire consuevit... [zum Austreiben eines abgestorbenen Fötus]. ›De introitu balnei vel unctione psilotri(?)‹« Endet unten auf fol. 90v – 91r–92v: leer fol. 93–104v: Hyginus, De astronomia. »Praefatio, I–IV Etsi studio grammaticae artis inductum non solum ... – ... [fol. 104v oben] voluere esse cum sol ab aestivo circulo redit.« [Randnotiz: »hic deficit indicio meo ab eo quod proxime promisit se acturum de mensibus intercalaribus.«] Der am Beginn des Textes (fol. 93r) für die Rubrik vorgesehene Platz wurde nicht genutzt. Während die medizinischen Texte der Handschrift viele Randnotizen bekommen haben, finden sich bei Hyginus nur ganz wenige. Diese treten nur bei den mythologischen Abschnitten auf, z. B. zu Aquarius, Procyon, Pisces, Aries. Dabei werden auch weitere, alternative Meinungen angeführt. fol. 105r–139r: Hyginus, De astronomia. III und II. »Incipiens igitur a polo boreo protinus... – ... deformatum quam supra demonstravimus. Nos autem omnem corporum deformationem dicere instituimus. .D.M.O.Q:.L« [fol. 139r] fol. 140r–144r: [Ps.-Hyppocrates ?] »›Qum legem libros hyppocratis, medicorum optimi, inveni hunc parvum sed magne utilitatis librum medicis... ‹. Nunc videamus nam omnium signorum iuxta primum lune et eius applicatione
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ad signa. Qum alicui infirmitas accidit et luna sit in ariete... – ...cum luna fuerit in piscibus [fol. 144r] ... – ... et per auxilium fortunarum ad liberabitur et per nocumentum malorum morietur. ›finis‹.« – fol. 144v: leer fol. 145r–156r: Apuleius, Cosmographia. »›Apulei cosmographia incipit‹. Cosyderanti [!] mihi et diligentius intuenti et saepe alias faustine mihi virtutis andagatrix ... – ... incunabulis intellexit: extimuit: eique se totum dedit atque permisit. ›FINIT‹.« [fol.156r Mitte]. – fol.156v–170v: leer
Kommentar Die in der Oxforder Bodleiana unter der Signatur Ms. Can. misc. 46 auf bewahrte Handschrift versammelt medizinische Texte des 15. Jahrhunderts mit Bezug zur Astrologie. Der antike Hyginus-Text fügt sich bruchlos in diesen Rahmen. Er ist gleich zweimal vertreten: zunächst in einer vollständigen, alle vier Bücher umfassenden Version, dann nochmals mit den beiden mittleren Büchern in vertauschter Reihenfolge und mit Sternbilddarstellungen zum dritten Buch. Diese gekürzte Hyginus-Fassung war in Oberitalien im 15. Jahrhundert sehr verbreitet. Nach den verschiedenen Ausprägungen der Humanistica cursiva, mit Capitalis quadrata als Auszeichnungsschrift, lässt sich der Codex zeitlich der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zuordnen. Zum dritten Buch von Hygins De astronomia (zwischen fol. 105v–121r) findet sich im Anschluss an die astrothetischen Abschnitte, die fortlaufende Textspalte unterbrechend, jeweils eine gezeichnete Darstellung des entsprechenden Sternbildes. Die insgesamt 48 Sternbilderdarstellungen ohne Rahmen auf einem gestrichelt angedeutetem Grund wurden in schwärzlicher Tinte über einer skizzenhaft mit stumpfem Metallstift angelegten Unterzeichnung ausgeführt. Die Sterne sind nicht eingetragen. Die Tinte der Zeichnungen hat an vielen Stellen Tintenfraß verursacht. Die Qualität der Zeichnungen ist durchschnittlich, sie stammen jedoch, ebenso wie der Text, offenbar aus einer professionell arbeitenden Werkstatt. Es besteht eine enge Verwandtschaft zu den Illustrationen der Handschrift Mailand, Trivulziana, Ms. 690, die um 1460 in Padua entstanden sein dürfte (Kat.-Nr. 76). Fast könnte man meinen, bei den Zeichnungen handele es sich um die Pausen, die – den durchnadelten Konturen nach zu schließen – von dem Mailänder Zyklus angefertigt wurden. Dagegen sprechen jedoch andere Maße der Oxforder Darstellungen, und veränderte Proportionen, wenn man z. B. die beiden Bilder des Schützen vergleicht sowie einzelne ikonographische Abweichungen wie das Fehlen des zylindrischen Aufsatzes auf dem Altar. Dennoch muss eine direkte Abhängigkeit vorliegen. Die Ausstattung des Mailänder Codex ist jedoch sehr viel großzügiger und kostbarer angelegt und enthält zudem die Angabe der Sternpositionen. Daher dürfte der Oxforder Hyginus als eine vereinfachte Abschrift anzusehen sein. Es ist zu vermuten, dass die Handschrift erst längere Zeit nach ihrer Entstehung nach England kam, denn es gibt Randglossen in italienischen Schriften.
Verzeichnis der Bilder Siehe Mailand, Bibl. Trivulziana, Cod. 690 (Kat.-Nr. 76),: fol. 105v: Draco zwischen den beiden Bären. fol. 106r: Bootes. fol. 106v: Corona. fol. 107r: Hercules, im Ausfallschritt,
nackt bis auf Umhang, fast en-face, Kopf nach rechts, in der Rechten die Keule, in der Linken ein kleiner Löwe, den Hercules am rechten Hinterbein hält; (unten) Lyra – mit drei mal fünf Saiten bespannter Kasten. fol. 107v (oben) Cygnus (Schwan). fol. 108r: Cepheus.
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Katalog der Hyginus-Handschriften nach 1200 fol. 108v: Cassiopeia. fol. 109r: Andromeda ohne Felsen oder anderes Ambiente. fol. 110r: Perseus. fol. 110v: Auriga ohne Wagen, en-face stehend. fol. 111v: Serpentarius (Schlangenträger), nach links; (unten) Sagitta, nach rechts. fol. 112r: Aquila, nach rechts; (unten) Delphinus, nach rechts, auf dem Rücken liegend. fol. 112v: Pegasus, halb, nach rechts. fol. 113r: Aries, der Widder trägt das Dreieck über den Hals gestülpt. fol. 113v: Taurus (Stier), halb, nach links. fol. 114r: Gemini (Zwillinge). fol. 114v: Cancer, nach links; (unten) Leo (Löwe), nach rechts. fol. 115r: Virgo (Jungfrau), mit Flügeln und Ähre, enface. fol. 115v: Scorpius (Skorpion), nach links, mit Waage; (unten) Sagittarius (Schütze), als Kentaur, nach rechts. fol. 116r: Capricornus (Steinbock), nach rechts. fol. 116v: Aquarius, en-face,Vase in der Linken. fol. 117r: Pisces (Fische). fol. 117v: (oben) Cetus (Seeungeheuer), nach rechts; (unten) Eridanus (Fluss), nach rechts, Wasser aus einer Vase gießend. fol. 118r: Lepus (Hase), nach links. fol. 118v: Orion. fol. 119r (oben) Canis (Großer Hund); (unten) Anticanis (Kleiner Hund). fol. 119v: Argo Navis (Schiff), nach rechts, als ganzes, zeitgenössisches Schiff. fol. 120r: (oben) Centaurus ; (unten), Ara, Blockaltar mit Feuer. fol. 120v: Hydra, Crater, Corvus (Seeschlange, Krater, Rabe), als nach links schreitender Drache mit Crater und Corvus. fol. 121r: Piscis austrinus, ganz unten auf der
Seite.
Literatur Byvanck 1949, Nr. 133; Saxl/Meier 1953, I S. 336–340; Pächt 1970, Nr. 330, S. 32; Viré 1981, S. 171; Pegasus und die Künste, Ausst.-Kat. München 1993, S. 44, Anm. 9; S´ nie˙zynskaStolot 1994, S. 66. Siehe S. 92, Abb. 706–709
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Cambrai, Bibliothèque municipale, Ms. 933 (832) Hyginus, De astronomia Sternbilderdarstellungen zu Hyginus, De astronomia Padua, um 1460 Kodikologische Angaben 198 × 125 mm, 56 Folia, Pergament, Text einspaltig zu 20–22 Langzeilen in Humanistica rotunda (Minuskel)
Art der Bilder Federzeichnungen der Sternbilder mit rot eingetragenen Sternpositionen zwischen fol. 11r und 45r zum dritten Buch des Hyginus.
Inhalt fol. 1r–54r: Hyginus, De astronomia (Auszüge aus allen vier Büchern) fol. 54r–56v: Excerptum de Astrologia. »Duo sunt extremi vertices mundi...« (Maass ed. 1898, S. 309–312)
Kommentar Der vom Format und Umfang her ausgesprochen handliche Codex umfasst Auszüge aus De astronomia von Hyginus sowie eine kurze mittelalterliche Bearbeitung von Arats Himmelsbeschreibung. Die Anordnung und Kürzung des Hygintextes, bei der das dritte Buch mit den astrothetischen Beschreibungen der Sternbilder im Zentrum steht, findet sich bereits im 14. Jahrhundert in der in Florenz für Coluccio Sautati kopierten Hyginushandschrift (Kat.-Nr. 67) sowie in zahlreichen oberitalischen Manuskripten (Kat.-Nr. 70, 76). Das dritte Buch wird hervorgehoben durch Illustrationen der Sternbilder. Dem Zyklus der Sternbilder im dritten Buch fehlen lediglich Schwan und Cepheus, vermutlich aufgrund eines späteren Blattverlustes. Die insgesamt 37 Illustrationen sind als ungerahmte Federzeichnungen über einer Unterzeichnung ausgeführt, schließen an den betreffenden Textabschnitt an und nehmen einen Großteil der Seite, oft auch die gesamte Seite ein. Die Sterne sind jeweils als rote sechstrahlige Kreuzchen markiert. Ikonographisch entsprechen die Darstellungen einem italienischen Zweig der Hyginusillustrationen, der im Oberitalien des 15. Jahrhunderts große Verbreitung fand (Kat.-Nr. 67, 70, 71, 76). Besonders enge Bezüge ergeben sich zu einer in Mailand auf bewahrten Handschrift, die wohl um 1460 in Padua entstand (Kat.-Nr. 76). Dabei handelt es sich im Einzelnen um den Schild des Bootes, die Darstellung des Hercules, der den Löwen am Fußgelenk fasst, Thron und Frisur der Cassiopeia, die Form der Peitsche in der Hand des Fuhrmanns, Orion als älterer frontal zum Betrachter gewandter Mann in voller antiker Rüstung oder auch die kubische Form des Räucheraltars. Besonders spezifisch ist auch Capricornus mit nur einem Horn. Eridanus tritt
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hier als Frau auf wie erstmals in der Ferrareser Handschrift (Oxford, Bodl. Can.Class. 179, Kat.Nr. 71). Daneben gibt es Elemente, die offenbar von den Alfonsinischen Sterntafeln abstammen; gute Vergleichsmöglchkeiten bieten die Paduaner Miniaturen aus dem Umkreis des Prodoscimo de’ Beldomandi von 1435 (Oxford, Can. Misc. 554, Kat.-Nr. 49). Dort findet sich der offene Kronreif, die geschwungen Form der Lyra, der Stier als ganze Figur und die Zwillinge als eng umschlungenes Paar, das hier als Liebespaar aus Mann und Frau verstanden ist. Auch Dreieck und Widder werden wieder getrennt. Man hat also offensichtich einen Abgleich mit einer anderen Bildtradition vorgenommen. Alle Figuren außer Virgo und Orion erscheinen in antikischer Nacktheit und sind lediglich mit Blättern ausgestattet, welche die Scham knapp bedecken. Dies dürfte gleichfalls von den Illustrationen der Sterntafeln angeregt sein. Nur Virgo ist als einzige weibliche Figur von der Nacktheit ausgenommen. Bei den Illustrationen handelt es sich um Federzeichnungen ohne Schattierung oder Schraffuren, die in den meisten Fällen das Format der Seiten voll ausnutzen. Nur die Zwillinge und auch der Widder fallen merkwürdig klein aus. Abweichungen von der Vorzeichnung und wiederholte Ansätze wie bei Andromeda oder dem Schlangenträger zeugen von einer gewissen Unsicherheit des Zeichners und verstärken den skizzenartigen Charakter. Generell sind die Bilder jedoch schwungvoll und souverän ausgeführt. Stilistisch ergeben sich enge Bezüge zu den frühen Werken Andrea Mantegnas in Padua. Der antike Brustpanzer des Orion, der mit modernen Arm- und Beinschienen kombiniert ist, findet sich fast identisch in den Fresken der Ovetarikapelle in der Chiesa degli Eremetani, die zwischen 1449 und 1457 entstanden. Auch die Gesichter mit der hohen Stirn, den unter kräftigen Brauen betonten Augen und dem markanten Kinn lassen sich gut vergleichen. Bootes kann man beispielsweise neben einen Kopf am Apsisbogen stellen (Lightbown 1986, Fig. 8). Das Gewand der Jungfrau zeigt einen antikisch anmutenden Faltenwurf ohne die sonst häufig dominierenden Röhrenfalten. Die Figur der Hl. Giustina auf dem Lukas-Polyptychon in der Mailänder Brera von 1455 bietet sich hier zum Vergleich an, auch bezüglich der Proportionen und der Gestaltung des Gesichtes (Lightbown 1986, Pl. I). Die auf 1453 datierte Miniatur des Hl. Mauritus, die von Millard Meiss dem jungen Mantegna zugeschrieben wurde, lässt sich gleichfalls heranziehen (Paris, Bibl. de l’Arsenal, Ms. 940, fol. 34v; Dix siècles d’enluminure italienne 1984, Nr. 111, S. 127f.). Somit ist eine Entstehung der Bilderfolge in Padua um 1460 anzunehmen. Die qualitätvollen, aber ohne großen Aufwand hergestellten Zeichnungen deuten zusammen mit der Konzentration auf antike Texte auf einen humanistisch interessierten Auftraggeber und einen privaten Gebrauch hin. Verzeichnis der Bilder fol. 11r: Draco, Ursa minor, Ursa maior (Schlange, Kleiner und Großer Bär), Schlange mit dem Kopf nach unten zwischen den Bären. fol. 12r: Bootes (Bärenhüter), nackt bis auf Feigenblatt, in der Rechten eine Keule erhoben, in der Linken ein Schild. fol. 12v: Corona (Krone), Ω-förmiger Kranz. fol. 14r: Hercules, nackt bis auf Feigenblatt und Lorbeer-
kranz, einen Stock in der Rechten erhoben, die Linke hält einen Löwen am rechten Hinterbein in die Höhe. fol. 15r: Lyra (Leier), Instrument auf gestuftem Sockel, die geschwungenen Seitenteile enden in Drachenköpfen; es fehlen Cygnus (Schwan), und Cepheus. fol. 16r: Cassiopeia, en-face auf einem Kastensitz thronend, die Arme ausgebreitet, nackt
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bis auf ein Schamblatt. fol. 17r: Andromeda, en-face stehend, den linken Arm erhoben, ebenfalls unbekleidet. fol. 18r: Perseus, nach links schreitender Rückenakt, in der Rechten einen gebogenen Säbel schwingend, die Linke hält das Medusenhaupt. fol. 19r: Auriga (Fuhrmann), en-face stehend, nackt ohne Schamblatt, in der Rechten eine Art Rute haltend, über der linken Hand zwei Ziegenköpfe, ein weiterer hinter dem Kopf des Fuhrmannes. fol. 20v: Serpentarius (Schlangenträger), nach links schreitend, nackt, um die Hüfte eine Schlange. fol. 21r: Sagitta (Pfeil), waagrecht nach rechts weisend. fol. 22r: Aquila (Adler), stehend nach rechts gewendet, die Schwingen ausgebreitet. fol. 22v: Delphinus, auf dem Rücken schwimmender, s-förmig gebogener Fisch mit schnabelartigem Maul. fol. 23v: Pegasus, Vorderteil eines Flügelpferdes, nach rechts galoppierend, mit angedeutetem Zaumzeug. fol. 24v: Triangulum (Dreieck), schmuckloses Dreieck. fol. 25v: Aries (Widder), nach links schreitend, lebensnah. fol. 26v: Taurus (Stier), als vollständiges Tier, nach links schreitend, lebensnah. fol. 27v: Gemini (Zwillinge), nacktes Paar, en-face nebeneinander. fol. 28v: Cancer (Krebs), als lebensnahe Krabbe in Draufsicht. fol. 29v: Leo (Löwe), nach links schreitend, die rechte Vorderpfote angehoben, lebensnah. fol. 30v: Virgo (Jungfrau), en-face stehend in leicht angedeutetem Kontrapost, in einen schlichten, lang fallenden, gegürteten Kleid, in der Linken einen belaubten Zweig haltend, offenes Haar. fol. 31v: Scorpius (Skorpion), Skorpion in Draufsicht nach links gewendet, die obere Zange trägt die Waage. fol. 32v: Sagittarius (Schütze), nach links galoppierend, den Oberkörper zurückwendend und mit dem Bogen nach hinten zielend. fol. 33r: Capricornus (Steinbock), Ziegenfisch nach links gewendet, auf der Stirn ein gewundenes Horn, der Schlangenschwanz mit dreiendiger Flosse. fol. 34r: Aquarius (Wassermann), nach rechts schreitender, leicht gebückt Wasser aus einer Vase schüttender, nackter Mann. fol. 35r: Pisces (Fische), gegenläufig gewendete Fische, waagrecht übereinander, an den Mäulern verbunden. fol. 35v: Cetus (Seeungeheuer), nach rechts gewendet, hundeartiger Vorderleib, Schlangenschwanz mit Quaste. fol. 36v: Eridanus (Fluss), leicht nach links gewendet stehendes, nacktes Mädchen, aus einem Krug Wasser gießend. fol. 37r: Lepus (Hase), nach links laufender Hase. fol. 38r: Orion, en-face stehend, in renaissancehafter Rüstung, jedoch ohne Helm, bärtig, in der Rechten ein Schwert, die Linke am Gürtel. fol. 39r: Canis (Hund), nach links laufender, schlanker Hund. fol. 39v: Anticanis (Kleiner Hund), nach links laufende, kräftig gebaute Bracke. fol. 40v: Argo Navis (Schiff), nach links fahrendes, zeitgenössisches Schiff mit Rahsegel und Auf bauten. fol. 41v: Centaurus (Kentaur), nach links gewendeter Kentaur, in der Rechten einen erlegten Hasen haltend, in der Linken eine Rute. fol. 42v: Ara (Altar), Blockaltar mit Feuer. fol. 44r: Hydra, Crater, Corvus (Wasserschlange, Becher, Rabe), nach links schreitender, zweibeiniger Drache, auf dem Rücken ein zweihenkliger Krug, auf dem Schwanz der Rabe. fol. 45r: Piscis austrinus (Südlicher Fisch), großer, nach links gewendeter Fisch.
Provenienz Die Handschrift gelangte in den Besitz des Kapitels der Kathedrale von Cambrai. Der Einband des 19. Jahrhunderts wurde durch das Museum von Cambrai veranlasst.
Literatur Mémoires de la Société d’émulation de Cambrai 27, 1er partie, Cambrai 1860, S. 331 (unter der Signatur ms. 832); Durieux 1861, S. 111, Tafel XV–XVI; Catalogue générale, Bd. 17: Cambrai, Paris 1891, S. 382; Viré 1981, S. 165; Jeudy/Rioux 1989, S. 340f. Siehe S. 92–93, Abb. 710–720
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New York, Public Library, Spencer Collection, Ms. 28 (zuvor Coll. Chester Beatty) Hyginus, De astronomia Sternbilderdarstellungen zu Hyginus, De astronomia, Buch III Padua, um 1475–1480 Kodikologische Angaben 234 × 152 mm, 80 Folia, Pergament, in acht Quinternionen gebunden, Reklamanten am Ende jeder Lage, Text einspaltig zu 26 Zeilen in humanistischer Kursive von der Hand eines Schreibers (F. Buzzacarini nach De la Mare in: La miniatura a Padova dal Medioevo al Settecento, Ausst.-Kat. Padua 1999), Textbeginn auf fol. 1r in Littera mantiniana; heutiger Einband: Italien, 18. Jahrhundert
Art der Bilder fol. 1r: farbige Initiale; zwischen fol. 41r und fol. 59r 38 Miniaturen der Sternbilder, Figuren gegen blaue Schattierung abgehoben; Sterne golden eingetragen.
Inhalt fol. 1–76: fol. 77–80:
Hyginus, De astronomia leer
Kommentar Die exquisit ausgestattete New Yorker Handschrift enthält ausschließlich De astronomia von Hyginus. Die Schriftzüge und der Stil der Miniaturen, auf welche sich die Datierung und Lokalisierung der Handschrift mangels anderer Hinweise stützen muss, sprechen für eine Entstehung in Padua in den Jahren 1475–1480 (vgl. La miniatura a Padova dal Medioevo al Settecento, Ausst.Kat. Padua 1999). De la Mare (ebd.) erkennt in der Schrift die Hand des Schreibers Francesco Buzzacarini, der einer vornehmen paduanischen Adelsfamilie angehörte und auch als Dichter wirkte. Er verkehrte in humanistischen Kreisen, wie seine Freundschaft mit Giovanni Marcanova und Bernardo Bembo zeigt. Es ist gut möglich, dass Buzzacarini die Handschrift für sich selbst geschrieben hat. Im astrothetisch ausgerichteten dritten Buch von De astronomia folgt den Abschnitten zu Zahl und Lage der Sterne innerhalb der Konstellationen jeweils eine Illustration. Diese sind zwischen die Textabschnitte eingeschoben und überschreiten die Grenzen des Textspiegels nur wenig. Sie sind in wenigen Farben (helles Blau, Himbeerrot, helles Grün und Ocker) ausgeführt, welche fein gestrichelt aufgetragen sind und dadurch den Miniaturen ihren zarten durchscheinenden Charakter verleihen. Goldene Konturen und Lichter unterstreichen den Eindruck von Kostbarkeit. Auch die Sterne sind golden markiert. Alle Sternbilder sind von einem blauen
80. New York, Public Library, Spencer Collection, Ms. 28
Schatten rings umgeben, der an den Himmel erinnert, aber auch die Figuren plastisch hervortreten lässt. Die ersten fünf Bilder sind zudem von einer Vorhangschnur, die an eine Bühne gemahnt, dreiseitig gerahmt. Der Bildzyklus ist eine Überarbeitung der antikisierenden Paduaner Zeichnungen, die um 1460 anzusetzen sind (Mailand, Bibl. Trivulz. Cod. 690, Kat.-Nr. 76). Die Grundstruktur und viele Merkmale sind beibehalten worden. Doch eine Reihe von markanten Unterschieden zur älteren Überlieferung der Aratea wurde beseitigt. So hat der Fuhrmann wieder ganze Ziegenböcke auf dem Arm, Cepheus trägt seine Mitra, von dem Schiff Argo ist nur das Heck zu sehen, die Hydra ist wieder eine Schlange. Auch die runde Form der Lyra dürfte sich daher ableiten, doch sind hier auch Merkmale moderner Musikinstrumente eingef lossen. Genau in diesen Jahren erregte eine in Sizilien (um 1465) entdeckte illustrierte Germanicushandschrift große Aufmerksamkeit. Eine Kopie des sizilianischen Germanicustextes ist auch der engverwandten Hyginhandschrift in Freiberg (Kat.-Nr. 80) beigebunden. Gerade bei Auriga ist die Herkunft von verschiedenen Traditionen gut nachzuvollziehen. Der merkwürdige Schnitt des antik erscheinenden Gewandes ist von den zipfeligen Gauklergewändern des Auriga in oberitalienischen Hyginhandschriften abgeleitet, ebenso rührt der geschwungene Riemen von der Geisel her, wie sie Auriga dort führt. Dagegen kommen die voll ausgebildeten Tiere auf Oberarm und Handgelenk von den Illustrationen nach den Aratea des Germanicus. Aus den Illustrationen zu den Alfonsinischen Sterntafeln wurde hingegen die Kette übernommen, die Andromeda in der Hand hält und die jetzt den ausgestreckten Arm zu erklären vermag. Auch das ausgeprägte Kniemotiv bei Hercules ist dort vorgegeben. Doch die konkrete Gestaltung leitet sich von antiken Reliefs her, welche die berühmten Taten des Helden schildern. Der direkte Rückgriff auf antike Vorbilder ist bei der Darstellung des Eridanus besonders deutlich. Statt des nackten Jünglings findet sich ein Triton mit Fischschwanz, wie er auf antiken Sarkophagen häufig vorkommt. Das bärtige, bekränzte Haupt entspricht auch literarischen Beschreibungen antiker Flussgötter. Eigentümlicherweise trägt der Triton aber ein Hemd. Auch der Wassermann, der im Profil gezeigt wird, wie er aus einer großen Vase einen breiten Wasserstrahl ausgießt, orientiert sich wohl an antiken Vorbildern. Von antiken Vorlagen stammt offenbar auch die mehrfach wie eine Formel verwendete schmale Stoff bahn, die die Figuren Bootes, Virgo und Aquarius umspielt. Das Gleiche gilt für den Dekor des Altares, auf dem ein Clipeus mit einem Kopf erscheint. Der New Yorker Zyklus präsentiert sich also als ein systematischer Versuch, das antike Erscheinungsbild der Konstellationen zu rekonstruieren. Stilistisch ordnete G. Mariani Canova (in: The Painted Page, Ausst.-Kat. London/New York 1994/1995, Nr. 51) die Miniaturen zunächst der in den 60er Jahren führenden Paduaner Werkstatt des Francesco Squarcione (gest. 1468) zu, wobei sie fünf Hände unterschied. Neuerdings (La miniatura a Padova dal Medioevo al Settecento, Ausst.-Kat. Padua 1999) datiert sie die Handschrift gute zehn Jahre später, 1475–1480, und schreibt einen Teil der Miniaturen (insbesondere am Beginn der Reihe) dem Buchmaler Giovanni Vendramin zu, der von der Werkstatt Squarciones geprägt wurde. Parallelen sieht sie zur Ausstattung eines Pseudo Seneca-Druckes (Padua, Biblioteca Capitolare, Inc. 349, gedruckt 1475), die ebenfalls Vendramin zugeschrieben wird. Das Gewand des die Initiale auf fol. 1r haltenden Engels zeigt ähnliche Faltenmotive wie Andromeda in der Spencer Handschrift und ist über dem sichtbaren Bein vergleichbar geschlitzt wie das auffällige Gewand des Wagenlenkers unter den Hyginus-Illustrationen. Eine ikonogra phische Besonderheit, die Steinplatte unter Bootes Fuß, begegnet auch in dem von Vendramin
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Katalog der Hyginus-Handschriften nach 1200
g estalteten Frontispiz der Dante-Inkunabel (Padua, Biblioteca Capitolare, Inc. 12) bei den Wappen haltenden Putti. Einen anderen Teil der Miniaturen (z. B. Cepheus und Cassiopeia) schreibt Mariani Canova dem sog. Douce Master zu. Verzeichnis der Bilder fol. 1r: Grüne E-Initiale (Etsi te studio) über 7 Zeilen, umwoben von einer Ranke. fol. 40r: Ursa maior, Ursa minor, Draco (Großer Bär, Kleiner Bär, Schlange), fol. 41r: Bootes (Arctophylax),: als antiker Heros, in Schrittstellung nach rechts, nackt, lediglich von einem schalartigem Tuch umweht, bewaffnet, linker Fuß auf einer Plinthe. fol. 41v: Corona (Krone), goldene Krone, deren Zacken als Akanthusblätter geformt sind, leicht in Untersicht, am Reif mit Edelsteinen besetzt. fol. 42r: Hercules: nackt, mit gebeugten Knien nach rechts
»schwebend«, bärtig, mit Lorbeer bekränzt, mit Keule, über seinem linken Arm hängt das Löwenfell. fol. 42v: Lyra Omega-förmiger Resonanzkörper aus Holz, der geschweifte Aufsatz wird von einem Kreuz bekrönt, mit 8 Saiten bespannt. fol. 43r: Cygnus (Schwan), nach links orientiert stehend, Flügel wie zum Abflug ausgebreitet. fol. 43v: Cepheus, frontal zum Betrachter breitbeinig stehend, die Arme weit zu beiden Seiten ausbreitend, weißhaarig und –bärtig, trägt Stiefel, kurzes, gegürtetes Gewand, knappen Schulterumhang aus Pelz und Krone über einer Mitra. fol. 44r: Cassiopeia, en-face mit zur Seite gebreiteten Armen auf einer steinernen antikisch gestalteten Bank sitzend, in langem, hochgegürtetem roten Gewand und eingehüllt in einen langen blauen Mantel. fol. 44v: Andromeda, nach links eilend, dabei den Kopf nach rechts wendend, mit der linken Hand eine lange Kette haltend, trägt doppelt gegürtetes faltenreiches bewegtes Gewand. fol. 45v: Perseus, Rückenfigur, Krummschwert schwingend, in antikischer Rüstung (ohne Helm), an den Stiefeln Fersenflügel, in seiner ausgestreckten linken Hand das mit zwei Kopfflügeln versehene Medusenhaupt am Schopf (zwei Schlangen) haltend, fol. 46r: Auriga (Fuhrmann), aufrecht und breitbeinig stehende Frau?, trägt doppelt gegürtetes Gewand aus dem die Beine aus zwei Schlitzen hervortreten, schwingt in der zur Seite gestreckten rechten Hand ein Seil (Peitsche?), in der Beuge des anderen Armes steht aufgerichtet die Ziege, auf der Hand sitzen die Böckchen. fol. 47r: Serpentarius (Schlangenträger), Jüngling im Profil nach links, mit großen Schritten nach links eilend, nackt, hält die um seine Hüfte gewundene und vor ihm steil aufgerichtete Schlange mit seiner rechten Hand vor sich, mit der linken Hand fasst er hinter sich das Schwanzende der Schlange; (unten) Sagitta (Pfeil), waagrecht, mit der Spitze nach rechts zeigend. fol. 47v: Aquila (Adler), Raubvogel mit erhobenen Flügeln nach rechts gewendet stehend. fol. 48r: Delphinus, auf dem Rücken liegend, entlang seines Rückrats zieht sich Zackenreihe, spitzes Maul mit scharfen Zähnen leicht geöffnet. fol. 48v: Pegasus, geflügelte Pferdehälfte nach rechts, gefiederte Flügel mehrfarbig (grün, blau rot). fol. 49r: Aries (Widder), mit Triangulum (Dreieck), nach links gewendet stehend, den zum Schwanz gedrehten Kopf durch das Dreieck steckend und das Dreieck mit dem Maul an einer Leiste berührend/haltend. fol. 49v: Taurus (Stier), nach rechts galoppierendes Stierprotom. fol. 50r: Gemini (Zwillinge), zwei nackte Jünglinge, aufrecht nebeneinander stehend und sich den Arm um die Schulter legend, den anderen Arm seitlich des Körpers haltend und die Finger weit spreizend; fol. 50v: Cancer (Krebs), krabbenähnlich, in Draufsicht, Scheren zeigen nach oben, Panzer ist (wie eine Mauer) in Quader gegliedert. fol. 51r: Leo (Löwe), mit angehobener Vordertatze nach links schreitend, Schwanz windet sich durch die Hinterbeine. fol. 51v: Virgo (Jungfrau), mit großen ausgebreiteten Flügeln nach links eilend, dabei den Kopf leicht zurückwendend, trägt doppelt gegürtete Tunika aus dünnem Stoff, ein langes Tuch, dessen Zipfel sie mit ihrer linken Hand hält, bauscht sich in großem Bogen hinter ihrem Rücken, in ihrer vorgestreckten
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rechten Hand führt sie zwei Ähren. fol. 52r: Scorpius (Skorpion), nach links orientiert, mit seiner rechten Zange die Waage (Balkenwaage) haltend. fol. 52v: Sagittarius (Schütze), bogenspannender, wild nach links galoppierender Kentaur, an seiner Seite hängt Köcher, im Haar ein Stirnband, Mund geöffnet, unter den Vorderbeinen die südliche Krone. fol. 53r: Capricornus (Steinbock), im Profil nach links, mit flügelartigen Flossen. fol. 53v: Aquarius (Wassermann), nackter Jüngling in Seitenansicht, eine große Urne, deren Gewicht ihn in die Knie drückt, schulternd und vor sich ausgießend, umspielt von einem langen schmalen Tuch. fol. 54r: Pisces (Fische), übereinander, in entgegengesetzte Richtung schwimmend, von Maul zu Maul durch ein Band verbunden. fol. 54v: Cetus (Seeungeheuer), als Drache mit Fischschwanz, in Seitenansicht nach rechts, streckt seine Zunge heraus, fledermausartiger Flügel über dem Vorderbein. fol. 55r: Eridanus (Fluss), Mischwesen aus Oberkörper eines alten Mannes mit zweigeteiltem Vollbart und Fischschwanz, nach links unten orientiert, mit Lilien bekränzt, entleert vor sich eine Urne; Lepus (Hase), nach links springend. fol. 55v: Orion, als alter, nach links stürmender Krieger, bis auf Helm in voller Rüstung, nach hinten flatternder Schultermantel, mit der rechten Hand eine Keule oder Fackel über sich schwingend, die Linke am Knauf des umgehängten Schwertes. fol. 56r: Canis (Hund), nach links springend, trägt Halsband mit Öse. fol. 56v: Anticanis (Kleiner Hund), nach links springend, mit runder Schnauze und Hängeohren, Proportionen eines Welpen. fol. 57r: Argo Navis (Schiff), hintere Schiffshälfte einschließlich des Mastes (ohne Segel), mit Steuerrudern, über dem Heck eine umlaufende Brüstung. fol. 57v: Centaurus, nach rechts gewendet springender Kentaur, bärtig, schultert einen nach hinten gerichteten Pfeil und hält vor sich ein Beutetier an den Füßen. fol. 58r: Ara (Räucheraltar), marmorner Blockaltar, an den Seiten Reliefs (Profilbüste eines Jünglings in einem Kranz), auf dem Altar brennt ein Feuer. fol. 58v: Hydra, Crater, Corvus (Schlange, Mischkrug, Rabe), Schlange kriecht in regelmäßigen Wellen nach links, beschreibt mit Hals und in der Mitte des Leibes eine Schleife, auf der Schleife in der Mitte steht Krater, am Schwanzende steht zum Krater gewendet und in die Schlange pickend der Rabe. fol. 59r: Piscis austrinus (Südlicher Fisch), nach links schwimmend und dabei das geöffnete Maul nach oben reckend.
Provenienz Um 1800 befand sich der Codex in der Sammlung des Herzogs von Cassano Serra in Neapel; Nach dem Verkauf der Sammlung an Thorpe (London, 5. Feb. 1828, Nr. 128) wurde er um 1830–1835 von Thomas Phillipps erworben, Nr. 6972; sodann privat verkauft an A. Chester Beatty; Verkauf von dessen Sammlung an Quaritch, London (Auktionskat. London, 9. Mai 1933, 2, Nr. 60, Abb. 35f.); Noch im selben Jahr (1933) wird die Handschrift von der New York Public Library erworben.
Literatur Bernhard Quaritch, London (Auktionskat. London, 9. Mai 1933, 2), Nr. 60, Abb. 35f.; Ph. Hofer, Bulletin of the New York Public Library 37 (1933), S. 946; De Ricci 1937, S. 1341; Faye/Bond 1962, S. 331; Viré 1981, S. 171; Armstrong 1981, S. 67, Fig. 143; Stott 1991, Abb. S. 20, 21 (fol. 54v Hydra, fol. 53v Aquarius); Canova 1993, S. 132f.; Pegasus und die Künste, Ausst.-Kat München 1993, S. 38, Abb. 1 (fol. 48v Pegasus); The Painted Page, Ausst.-Kat. London/New York 1994/1995, S. 120–124 (Abb. Hercules, Auriga, Pegasus, Orion); La miniatura a Padova dal Medioevo al Settecento, Ausst.-Kat. Padua 1999, S. 283f. Siehe S. 93–94, Taf. 73–80, Abb. 721–740
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Freiberg, Andreas-Möller-Bibliothek, Ms. Cl. XI. 4°. 9. Aratea des Germanicus, Hyginus, De astronomia Sternbilderdarstellungen zu Hyginus, De astronomia III Padua, letztes Viertel 15. Jahrhundert Kodikolgische Angaben 225 × 165 mm, 72 Folia, Pergament, Lagen: bis auf zwei Einzelblätter (fol. I und fol. 61) in 7 Quinternionen gebunden, Text einspaltig zu 30 Zeilen in humanistischer Kursive geschrieben. Einband: Leder über Holz, eingeprägtes Wappen mit dem Hut eines Geistlichen (2. Hälfte 16. Jahrhundert?).
Art der Bilder fol. XIv späteres Wappen in einer Kartusche mit Rollwerk, fol. 12r Schmuckinitiale. Zwischen fol. 31r und fol. 47v insgesamt 38 Darstellungen der Sternbilder, in zarten Farben ausgeführte Miniaturen, ohne Rahmen, mit golden markierten Sternen.
Inhalt fol. 1: fol. 2–11:
fol. 12–72:
leeres Blatt (foliiert II–XI) Aratea Germanici (fälschlich als »M.T. Ciceronis Traductio Arati Cilici Poetae clarissimi de signis caelestibus incipit foeliciter« überschrieben) (foliiert 1–61) Hyginus, De astronomia
Kommentar Die in der historischen Schulbibliothek des Freiberger Gymnasiums auf bewahrte Handschrift umfasst die Aratea des Germanicus, welche irrtümlich als Aratea des Cicero betitelt sind, und die Abhandlung De astronomia von Hyginus. Dabei ist trotz des einheitlichen Erscheinungsbildes nicht sicher, ob die beiden Texte von Anfang an in einem Codex zusammengestellt waren, da das Germanicus-Gedicht eine eigene Lage einnimmt, die unabhängig foliiert ist und die am nächsten verwandte Vergleichshandschrift (New York, Spencer Collection Ms. 28, Kat.-Nr. 79) sich auf das Hyginus Traktat beschränkt. Nach dem Stil der Miniaturen und der Schrift zu urteilen entstand die Handschrift am ehesten in Oberitalien in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Das Wappen auf der letzten Seite der Germanicus-Lage, gegenüber dem Beginn des Hyginustextes, ist erst später im 16. Jahrhundert hinzugekommen und besagt nichts über den ursprünglichen Auftraggeber. Ebenso ist auch der (Benutzer-)Eintrag »Fridericus Berghius Canonicus Wratislaviensis« (Breslau in Schlesien) auf fol. IIr nachträglich. Über seine Person erschließt sich weitgehend die Geschichte des Codex. Der Geistliche Friedrich Bergius (1576–1641) ordnete die Bibliothek des Breslauer Doms neu und erstellte 1615 einen systematischen Katalog derselben (Fabian 2003). Vielleicht erhielt der Codex in diesem Zug den Ledereinband mit dem ein-
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geprägten Wappen eines Domherren oder Prälaten. Der Grundstock der Breslauer Dombibliothek wurde durch die Bücher des Bischof Johannes IV. Roth (Bischof 1482–1505) gelegt, der unter anderem während seines Studiums in Padua und Rom, aber auch später italienische Handschriften erwarb und der Bibliothek vermachte (Fabian 2003, ADB, NDB). Im Dreißigjährigen Krieg wurde nach dem Sieg der sächsisch-brandenburgischen Truppen bei Steinau die Dombibliothek 1633 geplündert und größtenteils zerstört (Fabian 2003). So kam die Handschrift wohl in die Hände von H. Heinrich Jungkhauß »des Churf. Sächs. Schweinitzischen Regiments wolverordneter Prediger«, der die Handschrift im Jahr 1644 der Schulbibliothek in Freiberg schenkte (Notiz des damaligen Bibliothekars Andreas Möller in seinem »Memorial«, Eintrag im handschriftlichen Katalog der Schulbibliothek, freundlicher Hinweis von Dr. V. Bannies). Die Sternbilderdarstellungen folgen den entsprechenden Textabschnitten des dritten Buches von Hyginus. Es handelt sich um Miniaturen, deren Farben durchscheinend wie Schattierungen aufgetragen sind. Drei der 38 Illustrationen (Krebs, Hase und Orion) sind nur gezeichnet, wobei der Zeichenstil von den übrigen Bildern abweicht. Auch die Jungfrau unterscheidet sich in Zeichnung und Kolorierung von den übrigen Darstellungen. Da ihre Farben dem Wappen auf fol. Xiv entsprechen, könnte man vermuten, dass die genannten Bilder gleichzeitig mit dem Wappen in vorhandenen Lücken ergänzt wurden. Offensichtlich fehlten dem Freiberger Zyklus zunächst die Darstellungen von Krebs, Jungfrau, Hase und Orion. Oder sie waren nur als Vorzeichnungen angelegt. Das erste Sternbild des Zyklus (Schlange mit Bären auf fol. 31r) ist von einem blauen Schatten wie eine Aureole umgeben. Ikonographisch sind die Darstellungen aufs engste dem Paduaner Hyginus-Zyklus in New York verwandt (Kat.-Nr. 79). Dies macht sich in identischen Haltungen und gleichen Gewanddrapierungen bemerkbar und reicht bis in zahlreiche Details. Im Unterschied zu den New Yorker Bildern sind die Freiberger, abgesehen von der ersten Darstellung, nicht gegen einen blauen Himmelsgrund abgesetzt und besitzen auch nicht den durch eine Vorhangschnur angedeuteten Rahmen. Die Freiberger Handschrift wurde von einem anderen Maler ausgestattet und auch die Ausführung ist einfacher gehalten. Doch kopiert sie fraglos die New Yorker Bilderfolge oder eine gemeinsame Vorlage. Von daher ist auch von einer Entstehung in Padua auszugehen.
Verzeichnis der Bilder fol. Xiv: Wappen in einer Kartusche mit Rollwerk, 16. Jahrhundert, göpelförmig in drei
Felder (grün, rot, blau) geteilt, weißer Sparren; von Spangenhelm mit Helmdecke aus vier Blattranken bekrönt, Helmzier bildet ein glatzköpfiger (ursprünglich geflügelter) Hermaphrodit unter einer segelartig aufgeblähten Fahne mit zwei Masken und einem Greifskopf im linken Arm; auf einem rotgrundigen, ovalen Feld, an dessen Rahmen mit vier aufliegenden Blattmasken Masken, eine heute leere (jedoch stark abgeriebene) Schrifttafel hängt. fol. 12r: 8zeilige Schmuckinitiale. fol. 31r: Ursa maior, Ursa minor, Draco (Großer Bär, Kleiner Bär, Schlange), Schlange als Drache mit zackigen Rückenflossen, geöffnetem Maul und scharfen Zähnen, windet sich von oben nach unten, in ihren Windungen trägt sie jeweils einen Bär, wobei der obere kopfunter an der Schlange hängt. fol. 31v: Bootes/ Arctophilax, nackter Jüngling, von vorn in Schrittstellung, seinen linken Fuß auf eine Platte (Basis) stellend, trägt zeitgenössischen Helm (Kappe mit Drache), Schild und Knöchelschienen?, in seiner erhobenen rechten Hand einen Stock. fol. 32r: Corona borealis
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Katalog der Hyginus-Handschriften nach 1200 (Nördliche Krone), aus Gold, mit blattartig gestalteten Zacken, mit Edelsteinen besetzt. fol. 32v: Hercules, nackter Mann, gleichsam kniend nach rechts schwebend, mit einem
Blattkranz im Haar, in der nach hinten gestreckten rechten Hand einen knotigen Stab haltend, über seiner linken Schulter das Löwenfell, wobei der Löwenschwanz vom Rücken her über den Oberschenkel fällt. fol. 33r: Lyra (Leier), in Form einer zeitgenössischen Harfe (?); Cygnus (Schwan), mit nach beiden Seiten ausgestreckten Flügeln, nach links gerichtet, stehend. fol. 33v: Cepheus, vorderansichtig, in breitbeinigem Stand mit zur Seite ausgebreiteten Armen, trägt Stiefel, kurzen gegürteten Rock über Untergewand, kragenartigen Umhang, Tiara. fol. 34r: Cassiopeia, auf einer steinernen Bank mit ausgebreiteten Armen thronend, ohne Kopf bedeckung, durch ihre Armhaltung den Umhang wie eine Schutzmantelmadonna öffnend. fol. 34v: Andromeda, in langem doppelt gegürtetem Gewand nach links eilend, in ihrer zurückgestreckten linken Hand die Kette haltend, mit der sie an die Felsen geschmiedet war. fol. 35v: Perseus, Jüngling im Profil nach links gerichtet, in Panzerhemd, Stiefeln mit Fersenflügeln, trägt vor sich Medusenhaupt mit zwei Kopfflügeln und über dem Scheitel herzförmig aufgerichteten Schlangen, erhebt mit seiner rechten Hand ein gekrümmtes Schwert zum Schlag. fol. 36v: Auriga (Fuhrmann), Jüngling in aufrechtem breitbeinigem Stand, das doppelt gegürtete Gewand ist derart drapiert, dass die Beine frei heraustreten, und eine Stoff bahn zwischen den Beinen herabfällt, die sich auf dem Boden staut, in den zu beiden Seiten ausgebreiteten Armen hält er mit der rechten Hand eine Peitsche, auf dem linken Arm einen auf den Hinterfüßen stehenden Bock und auf dem Handgelenk zwei Zicklein. fol. 36v: Serpentarius (Schlangenträger), nackter Jüngling, nach links schreitend, mit seiner rechten Hand den vorderen Teil der einmal um seine Hüfte geschlungenen Schlange vor sich mit der anderen Hand ihr Ende haltend. fol. 37r: Sagitta (Pfeil), nach rechts, Aquila (Adler), greifartigen Kopf mit abstehenden Federn und Krallen nach rechts gewandt, die Flügel jedoch frontal zum Betachter hin ausgebreitet. fol. 37v: Delphinus (Delfin), auf dm Rücken liegend mit dem Kopf nach rechts, mit stacheligen Rückenflossen. fol. 38r: Pegasus, halbes Pferd mit regenbogenartig gefärbten Flügeln, nach rechts galoppierend. fol. 38v: Aries(Aries), nach links gewandt stehend, dabei den Kopf durch ein Dreieck streckend und zurück nach rechts blickend. fol. 39r: Taurus (Stier), Protom nach links, am Schnitt entlang regenbogenfarbiger Schweif. fol. 39v: Gemini (Zwillinge), als nackte, frontal zum Betrachter gewandte nebeneinderstehende Jünglinge, die sich den Arm um die Schulter legen. fol. 40r: Cancer (Krebs), in Aufsicht gezeigte Krabbe, nur gezeichnet, Leo (Löwe), nach links schreitend, dabei sein rechtes Vorderbein nach vorn ausstrecktend, der Schwanz schlängelt sich zwischen seinen Hinterbeinen hindurch nach hinten. fol. 40v: Virgo (Jungfrau), nach links laufend, geflügelt, in ihrer rechten Hand vor sich zwei Ährend tragend, in langem Gewand mit kurzen Ärmeln, aus dem das rechte Bein heraustritt, umflattert von einem schmalen Tuch, im Haar über dem Scheitel eine Blüte (?). fol. 41r: Scorpius, Libra (Skorpion, Waage), nach links gerichtet, in seiner rechten Schere eine zweischalige Waage haltend. fol. 41v: Sagittarius (Schütze), nach links galoppierender bogenspannender Kentaur, bärtig, mit einem Band im Haar, mit einem gefüllten Köcher an seiner Seite, unter den Vorderbeinen die südliche Krone. fol. 42r: Capricornus (Steinbock), nach links gerichtet lagernd. fol. 42v: Aquarius (Wassermann), nackter Jüngling im Profil nach rechts, eine auf seiner rechten Seite geschulterte Amphore ausleerend, sein Körper wird umspielt von einem schmalen langen Tuch. fol. 43r: Pisces (Fische), übereinander in entgegengesetzte Richtung schwimmend, durch einen breiten Wasserlauf von Maul zu Maul verbunden. fol. 43v: Cetus (Seeungeheuer), Mischwesen mit Fischschwanz, Hundekopf und scharfen Krallen, nach rechts gewandt lagernd; Eridanus, Mischgestalt aus altem bärtigem Mann und Fischschwanz, mit Zweigen im Haar, nach links gerichtet, vor sich eine Urne ausleerend. fol. 44r: Lepus (Hase), nach links springend,
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nur gezeichnet. fol. 44v: Orion. fol. 45r: Canis, schlanker Windhund mit Halsband und herausgestreckter Zunge nach links eilend, Anticanis (Vorhund), in Seitenansicht nach links springend, ohne Halsband, mit kurzer eher rundlichen Schnauze. fol. 45v: Argo, Schiffshälfte, am Heck zweistöckige Balustrade mit Blendarkaden, zwei Steuerruder, Mast mit Korb mit Tauen befestigt, aber ohne aufgezogenes Segel. fol. 46r: Centaurus (Kentaur), in Seitenansicht, nach rechts eilend, mit grauem Haar und Bart, auf seiner linken Schulter einen nach hinten zeigenden Pfeil tragend, mit der rechten Hand vor sich ein Beutetier an den Hinterläufen haltend. fol. 46v: Ara (Räucheraltar), kubischer Steinblock, mit brennendem Feuer, Basis und Hohlkehle am oberen Rand mit Schuppenmuster verziert, Relief auf der vorderen Breitseite zeigt eine weiblich Büste in einem Blütenkranz und vier Blüten in den Ecken. fol. 47r: Hydra, Crater, Corvus (Wasserschlange, Krater, Rabe), Schlange kriecht nach links, beschreibt dabei zwei kringelartige Schleifen, über der zweiten Schleife steht der Krater, auf dem Schwanzende der die Schlange pickende Rabe. fol. 47v: Piscis austrinus (Großer Fisch), mit durchgebogenem Rücken und geöffnetem Maul, im Profil, nach links gerichtet.
Provenienz Benutzereintrag auf fol. IIv: »Fridericus Berghius Canonicus Wratislaviensis«. Auf fol. Xiv Wappen. (Ende 15./Anfang 16. Jahrhundert?), 1763 macht Joh. Gottfr. Weller auf den Codex in der Schulbibliothek aufmerksam.
Literatur Weller 1763, S. 230–240; Rüdiger 1837, S. 568–573; Heydenreich 1878; Byvanck 1949, Nr. 128, S. 232; Fabian 2003. Siehe S. 94, Taf. 81–84, Abb. 741–773
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Florenz, Bibliotheca Medicea Laurenziana, Ms. Ashburnham 1148 Hyginus, De astronomia, Buch II und III Sternbilderdarstellungen zu Hyginus, De astronomia Florenz, 4. Viertel 15. Jahrhundert Kodikologische Angaben 190 × 135 mm, III + 60 + III Folia, Papier; Lagen: 5 VI60 , völlig regelmäßig, Reklamanten erhalten (senkrecht, schmucklos), am Kopf der Seiten rechts, ältere Foliierung (neuzeitlich, 18./19. Jahrhundert?), beginnend mit 49 (= 1neu) bis 108 (= 60neu), Humanistica, sorgfältig, aber unaufwendig geschrieben, 19 Zeilen, 4zeilige Lombarde (rot) mit einfachem Fleuronée, 2zeilige Lombarden (blau-rot alternierend, kein Fleuronnée) zu den Textabschnitten, Einband: Leder, 19. Jahrhundert; Farbschnitt blau.
Art der Bilder Zwischen fol. 39r–60v einfache Zeichnungen der Sternbilder. Sterne sind eingetragen.
Inhalt fol.1r–60v:
Hyginus, De astronomia (lib. II–III). »Sed quoniam que nobis de terre positione dicenda fuerint et speram totam diffinivimus. Nunc que in ea signa sunt nominabimus sigillatim.« [Hyginus II 1.1] »... – ...hic occidit oriente Cancro exoritur autem cum piscibus et est stellarum omnino duodecim« [Hyginus III, 40]. Überwiegend sind die griechischen Wörter im Text vorhanden, gelegentlich fehlen sie jedoch auch und/oder sind am Rand nachgetragen.
Kommentar Das schmale Pergamentbändchen beschränkt sich auf die beiden mittleren Bücher (II und III) des astronomischen Werkes De astronomia von Hyginus, welche ausschließlich die Sternbilder betreffen. Der alten Foliierung, die mit fol. 49 einsetzt, lässt sich entnehmen, dass der Hyginusteil den Abschluss eines ursprünglich etwa doppelt so umfangreichen Codex bildete. Ein Besitzeintrag auf dem heutigen fol. 60 legt nahe, dass der Codex schon immer mit diesem Blatt endete. Ferner ist die ursprüngliche Reihenfolge der Blätter gestört, indem heute die mittleren Doppelblätter (fol. 42/43 und fol. 54/55) der vierten und fünften Lage vertauscht eingebunden sind. Das astrothetisch ausgerichtete dritte Buch ist mit einfachen Zeichnungen der Konstellationen versehen, die jeweils dem zugehörigen Textabschnitt folgen. Diese sind mit einem stumpfen, weichen Metallstift grob skizziert und mit Tinte im selben Farbton wie der Text gezeichnet. Meist sind nur die Konturen festgehalten, selten enthalten sie einfache Schraffuren. Der mäßigen Qualität der Zeichnungen nach zu schließen war hier kein Buchmaler am Werk, sondern die Ausführung lag vermutlich in der Hand des Schreibers.
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Bei allen Konstellationen sind mit roter Tinte sechstrahlige Sternchen eingezeichnet. Die Zahl der Sterne richtet sich überwiegend nach dem Text, insbesondere nach der Beschreibung der Lage der Sterne. Die ikonographische Zugehörigkeit zur Tradition der Hyginusillustrierung ist deutlich zu erkennen. So erscheint Andromeda laufend mit zur Seite weisendem linkem Arm, während sie mit der anderen Hand das um den Unterkörper geschlungene Tuch hält. Es gibt eine auffallende Nähe zu den Typen des etwa ein Jahrhundert älteren illustrierten Hyginuscodex aus dem Besitz des Coluccio Salutati (Kat.-Nr. 67), doch haben wir es nicht mit einer direkten Kopie zu tun, wie Differenzen im Text und bei den Bildern zeigen. Vielleicht richtete sich der Schreiber/ Zeichner nach derselben wohl mangelhaften mittelalterlichen Vorlage wie der Zeichner der Salutati Handschrift. Teilweise hat der Florentiner Ashb. 1148 seine Vorlage stark vereinfacht, so fehlen dem Fuhrmann Ziege und Böckchen und bei den Zwillingen fehlen die Angaben zur Kleidung. Generell treten die Figuren in zeitgenössischer Tracht auf. Die knappen Obergewänder der Männer weisen ins ausgehende 15. Jahrhundert. Die Zeichnungen wurden vom Schreiber oder Besitzer selbst ausgeführt. Es handelt sich um eine anspruchslose Gebrauchshandschrift. Verzeichnis der Bilder fol. 39r: Ursa maior, Ursa minor, Draco (Großer Bär, Kleiner Bär, Drache), Drache als sförmige Schlange mit Drachenkopf, Kopf unten; Bootes (Bärenhüter), mit Schild und Keule nach rechts. fol. 40r: Corona (Krone), schmaler Reif (doppelter Kreis); Hercules,
mit Keule ausholend, nach rechts schreitend, Fell über dem vorgestreckten linken Arm. fol. 41v: Lyra (Leier), unkenntlich, drei Gruppen von Saiten senkrecht auf undefinierbarem Kasten. fol. 42r: Aquarius (Wassermann), en-face, Arme zur Seite wie sonst Cepheus, linkshändig gießend, viele Sterne im Wasserguß. fol. 43r: Pisces (Fische), gegenläufig,
waagrecht, ein Band verbindet die Mäuler, darin drei Gruppen zu je drei Sternen (im Text ist einmal »tres« ausgefallen, so dass nur 9 Sterne aufgezählt werden, dennoch wird die Summe mit XIII angegeben; der Rubrikator folgte jedoch der Aufzählung und setzte drei Sterne an jedes Ende und drei in die Mitte). fol. 43v: Cetus (Seeungeheuer), Vorderteil Hund, Schlangenschwanz, nach rechts. fol. 44r: Andromeda, leicht nach links gewendete, schreitende Frau, nur mit einer Art hochgerafftem Rock (mit der rechten Hand) und Schuhen bekleidet, linker Arm erhoben. fol. 45r: Perseus, nach links gewendet, Medusenhaupt haltend und einen Krummsäbel schwingend. fol. 45v: Auriga (Fuhrmann), en-face, Arme ausgebreitet wie sonst Cepheus, in der Rechten eine dreischnürige Geißel. fol. 46v: Serpentarius (Schlangenträger), en-face, Kopf nach links zum Schlangenkopf (Auge in Auge), Schlange vor der Scham überkreuzt. fol. 47r: Sagitta (Pfeil), großer Bolzen nach rechts, vier Sterne. fol. 47v: Aquila (Adler), Schwingen ausgebreitet, Beine schreitend, enface leicht nach rechts. fol. 48r: Delphinus, gebogen, in Rückenlage nach rechts. fol. 48v: Pegasus, halbes Flügelpferd nach rechts. fol. 49r: Aries, Triangulum (Widder, Dreieck), Widder mit ganz kurzen Hörnchen, kein Fell angedeutet, nach links, sich umwendend, über der Halsbiegung ein kleines gleichseitiges Dreieck mit drei Sternen. fol. 50r: Taurus (Stier), vollständiges Rind nach links. fol. 50v: Gemini (Zwillinge), sich gegenüber stehend und sich die Hand schüttelnd (nackt oder bekleidet? – bleibt unbestimmt). fol. 51r: Cancer (Krebs), Krabbe in Draufsicht nach links. fol. 51v: Leo (Löwe), ähnlich einem Wappentier, nach rechts, hersehend (heraldischer Leopard). fol. 52r: Virgo (Jungfrau), als Kniestück (Seite so stark beschnitten?), in der Rechten ein undefiniertes Büschel (im Text keine Ähre
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Katalog der Hyginus-Handschriften nach 1200
genannt) auf das die Linke zeigt, Flügel, Kleid. fol. 52v: Scorpius, in Draufsicht nach links, relativ nahe der Naturform. fol. 53r: Sagittarius (Schütze), Kentaur mit großem Pferdeund schmächtigem Männerleib, bogenspannend nach rechts. fol. 53v: Capricornus (Steinbock), Ziegenfisch nach links, lagernd. fol. 54r: Cygnus (Schwan), nach links schreitend, Flügel ausgebreitet. fol. 54v: Cepheus, en-face, Arme ausgebreitet, Mitra und ›Röckchen‹ bis zur halben Wade. fol. 55r: Cassiopeia, en-face auf einer Bank, Arme ausgebreitet, zeitgenössisch bekleidet. fol. 56r: Eridanus (Fluss), sieht aus wie ein zweiter Aquarius, nach rechts schreitend, Kopf nach links ins Profil gewendet, hinter sich (d. h. links) eine Urne ausgießend, Sterne nur im Wasserstrom; Lepus (Hase), Hase nach links laufend. fol. 56v: Orion, nach links, bärtig, Schwert erhoben. fol. 57r: Canis (Hund), nach links laufend. fol. 57v: Anticanis (Kleiner Hund), nach links laufend. fol. 58r: Argo Navis (Schiff), vollständiges Schiff nach rechts, realistisch aufgefasst, kein Segel gehisst. fol. 58v: Centaurus, nach links galoppierend, mit der rechten einen Hasen an den Hinterläufen vor sich tragend, keine Waffe, Pferdehufe; fol. 59v: Hydra, Crater, Corvus (Seeschlange, Becher, Rabe), Hydra als Schlange mit hörnerartigen Ohren nach links, Henkelvase und Vogel auf dem Schwanz. fol. 60r: Ara (Altar), kreisrunder blockartiger Altar (»Säulentrommel«) auf Sockel, daruf eine kleinere Ausführung desselben auf Stufensockel, darauf erst Qualm (Rauchopfer), vier Sterne. fol. 60v: Piscis austrinus (Südlicher Fisch), großer Fisch nach links, unter ihm ein Wasserlauf, aus dem Maul ebenfalls etwas Wasser (wohl unverstandene Reste des verschluckten Wasserlaufes).
Provenienz fol. 60v Besitzeintrag: »Hic codex est Domini Francisci Barbari aere paterno emptus« [etwa zeitgenössisch zum Text]. Offenbar endete der Codex schon damals mit fol. 60.
Literatur Relazione alla Camera dei Deputati e Disegno di Legge per l’acquisto di codici appartenenti alla Biblioteca Ashburnham descritti nell’annesso Catalogo, Rom 1884, S. 52; Gurrieri, 1979, S. 154, Nr. 110, Abb. 110 (fol. 53r Sagittarius). Siehe S. 94, Abb. 774–776
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Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Urb. lat. 1358 Aratea des Germanicus, Hyginus, De astronomia Sternbilderdarstellungen zu den Aratea des Germanicus und De astronomia des Hyginus Florenz, um 1470–1480 Kodikologische Angaben 293 × 183 mm, Pergament, 165 Folia, vorne Spiegel und Vorsatz in lila gefärbtem Papier sowie zwei leere Papierblätter, hinten entsprechend; vorne dann ein leeres nicht foliiertes Blatt Pergament, fol. 1r leer. Foliierung: fol. 41 doppelt vorhanden (41+41a), Foliierung springt von 42 auf 45 und von 66 auf 77 (kein Blattverlust sondern Foliierungsfehler). Lagen: 3 V29 (mit I) + 2 IV46 + 3 V86 (ohne 67–76) + IV94 + 2 V114 + IV122 + 4 V162 + II166 (durchgehend Reklamanten und Blattsignaturen). Texte in Humanistica formata, einspaltig zu 30 Langzeilen, sorgfältig geschrieben, hoher Ausstattungsstandard; fol. 2r 6zeilige Goldinitiale, Capitalis, mit dreiseitiger Bordüre, Goldstäbe mit Blumenranken, Vögeln und Schmetterlingen, unten Wappenmedaillon von zwei Putten gehalten, Wappen: Montefeltro; fol. 57r Goldinitiale, Capitalis, mit Weißrankenbordüre an zwei Seiten, Goldpunkte mit Strahlen. Einband: Urbinateneinband, Goldschnitt an drei Seiten.
Art der Bilder Zwei komplette Sternbilderzyklen (zu den Aratea des Germanicus (fol. 3r–47v) und zu Buch III von Hygins De astronomia (fol. 123r–139r)), als lavierte Federzeichnungen, die Sterne erscheinen als kleine glänzende Goldpunkte; bei Hyginus an wenigen Stellen Maleranweisungen beziehungsweise Notizen, als vereinfachte Skizzen.
Inhalt fol. 1v:
Titelblatt. In goldgeschmücktem Lorbeerkranz: »In hoc codice fragmentum Arati de signis caelestibus et Iginius philosophus de imaginibus continetur« fol. 2rv: Genus Arati. »Aratus sicionius in sicilia noviter repertus incipit feliciter« fol. 2v–4v: Scholia Strozziana. »Celum circulis v distinguitur...« fol. 4v–54v: Aratea Germanici. »Ab Iove principium magno deduxit aratus... – ...impleat lumine. Si quis/... . Non plus inventur.« – fol. 55r–56v: leer fol. 57r–121v: Hyginus, De astronomia. »›Iginii philosophi ad Marcum Fabium prefatio in libro de imaginibus‹. Etsi te studio... – ...sol estivo circulo redit.« (keine Illustrationen) – fol. 122rv: leer fol. 123r–152v: Hyginus, De astronomia. »Iginii inmagines [!] feliciter incipiunt«. Vorwort zu I. und zu II., Zusammenfassung von Buch II, sowie Buch III–IV komplett.
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Katalog der Hyginus-Handschriften nach 1200
fol. 152v–161r: Hyginus, De astronomia I–II, »Excerpta.« Abgekürzte Version der ersten beiden Bücher fol. 161r–163v: Martianus Capella, De nuptiis Mercurii et Philologiae, Excerptum. »›De circulis planetarum‹. Terra centron est spere celestis... – ...in latitudinem declinare aut retrogradari facit.« fol. 163v–165r: Excerptum de Astrologia Arati. »Duo sunt extremi vertices mundi... – ...urne quarii que ad ipsum usque decurrit accipiens.« fol. 165v–166v: leer
Kommentar Wie der von einem Lorbeerkranz umgebene Titel »In hoc codice fragmentum Arati de signis caelestibus et Iginius philosophus de imaginibus continetur« auf fol. 1r angibt, handelt es sich beim Codex Urbinatus lat. 1358 der Biblioteca Vaticana in Rom um eine Ausgabe zweier Hauptwerke zur Astronomie aus der römischen Kaiserzeit: der literarischen lateinischen AratÜbertragung durch Germanicus und der Prosa-Abhandlung De astronomia von Hyginus. Beide Texte sind durch zahlreiche Sternbilderdarstellungen illustriert. Zwei kurze Texte runden den Inhalt des Codex ab. Das in die Blütenbordüre auf fol. 2r eingefügte, von zwei Putten getragene Medaillon mit Wappen gibt den Auftraggeber und Besitzer Federigo da Montefeltre, Herzog von Urbino (reg. 1444–1482) zu erkennen. Doch entstand die Handschrift wohl nicht in Urbino, sondern wurde in Florenz in der zweiten Hälfte der 1470er Jahren angefertigt. Das belegen die bewimperten Blüten der Frontispizdekoration ebenso wie der Stil der Miniaturen. Garzelli (1985, S. 90) und zuletzt Scatturin (1990) identifizieren als Schreiber und zugleich Maler Bartolomeo Fonzio. Die Illustrationen sind als zarte Federzeichnungen mit leichter, zurückhaltender Lavierung ausgeführt. Sie sind ohne eigenen Rahmen in Lücken zwischen die Textspalte gesetzt. Ihrer Vorlage entsprechned gehen sie am Anfang des Germanicustextes der sie betreffenden Textstelle voraus, im weiteren Text folgen sie der Passage. Die Illustrationen zu Germanicus teilen alle Merkmale eines Zyklus, der nach 1465 zuerst in Neapel auftritt (Kat.-Nr. 112–120), sehr bald aber auch an anderen Orten zu finden ist. Die Bilder des Vat. Urb. lat. 1358 entsprechen den Darstellungen in einer Reihe von Florentiner Kopien (Florenz, Ms. Plut. 89 sup. 43, London, Ms. Add. 15819, Rom, Vat. Barb. lat. 77, Madrid, Ms. 8282), die sehr wahrscheinlich von einem gemeinsamen Vorbild abhängen. Auch die Textkritik (Reeve 1980, S. 511) ergab, dass diese Handschriften auf eine Vorlage zurückgehen. Eine große Nähe zeigen die Illustrationen von Rom Vat. Barb. lat. 77 (Kat.-Nr. 116), die jedoch in manchen Punkten ikonographisch den Neapler Kopien noch näher stehen und auch stilistisch etwas älter wirken. Die Illustrationen zu Hyginus besitzen ein Pendant in einer Handschrift aus Pavia (Kat.Nr. 83). Hier findet sich auch die gleiche Abfolge der Texte, nur fehlt am Anfang der Germanicus. Die Bildfolge geht auf jenes in den 1370er Jahren in Florenz für Coluccio Salutati entstandene Manuskript zurück (Kat.-Nr. 67). Doch sind die Illustrationen im Urbinatus korrekter als die in dem Codex aus Pavia kopiert. Gemeinsame Besonderheiten der beiden Zyklen sind die Seitenverdrehung bei Hercules und Fuhrmann, die hohe Rückenlehne der Lyra, der f liegende Adler, das hohe Alter des Wassermanns, Eridanus mit Hörnern und nicht mit überlangen Ohren (vermutlich von den Germanicusillustrationen übernommen), Hydra als hochbeiniger Drache.
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Da der Urbinatus bei der Zuordnung der Illustrationen zum Text von Virgo bis Wassermann durcheinander gerät, in Pavia aber die Zuordnung korrekt erfolgt, sind beide Handschriften wohl nicht direkt voneinander kopiert, sondern von einer gemeinsamen Vorlage abhängig. Dafür sprechen auch die missverstandene räumliche Darstellung des Altars und die Wiedergabe von Andromeda als Mann, die nur in dem Codex aus Pavia zu finden sind.
Verzeichnis der Bilder Illustrationen zu Germanicus: fol. 3r: Planisphäre : fünf goldene Himmelskreise mit leicht lavierten Federzeichnungen der Sternbilder. fol. 4v: Iupiter auf dem Adler, seitlich sitzende Göttergestalt mit dreifachem Nimbus, Blitzbündel etwas entstellt, Szepter, rosa Mantel, der Adler mit ausgebreiteten Schwingen auf einem zur Schleife gewundenen Band stehend. fol. 6v: Ursa maior, Ursa minor, Draco, Schlange wie eine liegende Acht, Kopf rechts oben, Bären senkrecht gegenläufig, die Rücken zueinander, der rechte kopfunter. fol. 8r: Hercules, nackte Jünglingsgestalt als Rückenfigur, mit erhobenem Knüppel nach links schreitend wo sich eine grüne Schlange um ein Bäumchen schlingt, das Eicheln trägt, aus dem Löwenfell wurde ein großes, etwas unförmiger Schild, aus dem ein prankenähnlicher Fortsatz ragt. fol. 8v: Corona borealis (Nördliche Krone), breiter, juwelenbesetzter Reif mit rechteckigem Besatz oben und unten, wo sich nach beiden Seiten ein Band windet. fol. 9r: Serpentarius (Schlangenträger), Scorpius (Skorpion), der Schlangenträger als nach links gewandte nackte Rückenfigur, die Schlange um den Bauch, ihr Kopf ›Auge in Auge‹, der Skorpion schlicht gezeichnet, wie plattgedrückt. fol. 10v: Bootes (Bärenhüter), nur mit einem antikischem Umhang bekleidet, nach rechts schreitend, Vorderansicht, die Rechte mit einem dünnen Stab erhoben, ein Schwert links am Schultergurt, Vollbart. fol. 11r: Virgo (Jungfrau), en-face stehend, weibliche Engelsgestalt mit Kleid in reichem Faltenwurf, in der Rechten die Ähre, eher wie ein Palmwedel (auf den Oberschenkeln je drei Sterne in senkrechter Linie). fol. 12v: Gemini (Zwillinge), zwei nackte Jünglinge mit Schultermänteln nebeneinander, der Rechte eine Lyra haltend, der linke auf ihn weisend, rechts daneben am Boden der Krebs als Meereskrabbe. fol. 14r: Leo (Löwe), gestreckt nach links springend. fol. 15v: Auriga (Fuhrmann), als Frau im blockartigen Kastenwagen sitzend und mit zwei Pferden nach rechts fahrend, bekleidet, eine Deichsel oä. fehlt, nur die roten Zügel stellen die Verbindung her, die Rechte hält eine aufgestellte Lanze, die Linke die Zügel, auf der Hand die Haedi, auf der Schulter Capella. fol. 16v: Taurus (Stier), halber Stier mit gestreckten Vorderbeinen nach links galoppierend. fol. 17r: Cepheus, knielanges Gewand, Mantel, Schwert am Schultergurt, Arme zur Seite, Vollbart, Stiefel. fol. 17v: Cassiopeia, en-face auf Thron mit hoher Lehne, Arme ausgebreitet, das antikische Gewand lässt den Oberkörper größtenteils frei, antikische Sandalen. fol. 18r: Andromeda, in der Schlucht zwischen zwei Felswänden hängend ohne Bodenkontakt, Handgelenke mit Stricken an den Felsen angebunden, langes Kleid, offene Haare, Unterkörper unproportional gelängt. fol. 18v: Pegasus, geflügelte Pferdehälfte, nach rechts stürmend. fol. 19v: Aries (Widder), sich umsehend und nach links springend. fol. 20v: Triangulum (Dreieck), gleichseitiges Dreieck aus flachen Leisten, drei Sterne jeweils in den Ecken. fol. 21r: Pisces (Fische), gegenläufig, am Maul verbunden, der untere in Rückenlage. fol. 21v: Perseus, nach links gewendet stehende Rückenfigur, Kopf und Schultern kapuzenartig von einem Tuch bedeckt, sonst nackt, in der Linken das Haupt, in der Rechten eine Lanze mit Nebenklingen. fol. 22v: Pleiades (Siebengestirn), weibliche Büsten hinter goldgeschmückter Brüstung, vier oben, drei unten. fol. 23r: Lyra (Leier), antikisches Instrument mit sieben Saiten. fol. 24r: Cygnus (Schwan), nach rechts stelzender Vogel (erinnert an einen Reiher). fol. 24v: Aquarius
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Katalog der Hyginus-Handschriften nach 1200 (Wassermann), Capricornus (Steinbock), beide Zeichen nebeneinander, links Aquarius
als bekleideter Mann mit Kapuzenmantel in Schrittstellung nach rechts, beidhändig gießend, der Wasserschwall von Sternen eingesäumt; rechts Capricornus als ›Ziegenfisch‹ mit langen Hörnern nach links. fol. 26v: Sagittarius (Schütze), nach links galoppierender, bogenspannender bärtiger Kentaur mit Tierfellumhang, darunter ein Pfeil nach links. fol. 27v: Aquila (Adler), ausgebreitete Schwingen, nach rechts gedreht stehend, Kopf zurückgewendet, hinter den Füßen liegt der Pfeil. fol. 31r: Delphinus, großer Fisch mit grotesk gestalteter Schnauze nach links. fol. 28v: Orion, Jüngling in kurzem Gewand und Mantel in leichter Ponderation, ein Schwert senkrecht in der Rechten haltend (Sternmuster hat eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Himmelsbild). fol. 30r: Canis (Hund), nach links springend, Halsband mit Leinenöse. fol. 31v: Lepus (Hase), nach links laufend. fol. 33r: Argo Navis (Schiff), kleines Schiff mit vier Antriebsrudern und Mast, kein Segel, vollständig, nach links; Cetus (Seeungeheuer), grünliches Mischwesen mit Vogelflügeln und Fischschwanz nach rechts. fol. 33v: Eridanus (Fluss), unten waagrecht eine nach links ausfließende Henkelvase, darüber in die Waagrechte gekippt ein schreitender nackter Mann mit Büffelhörnern und nach hinten abgespreiztem Arm (abgeleitet vom Schwimmer). fol. 34r: Piscis austrinus (Südlicher Fisch), großer Fisch in Rückenlage nach links. fol. 35r: Ara (Altar), wie ein Tauf becken, mit hoch lodernden Flammen (abgeleitet vom Feuerbecken auf Ständer). fol. 35v: Centaurus, nach rechts galoppierend, auf der ausgestreckten Rechten ein Tier in Rückenlage, davon herabhängend etwas undefinierbares, geschulterter Spieß mit Querstück wie ein Streitbeil, auf der Schulter sitzt ein Hase, Tierfellumhang weht nach hinten. fol. 36v: Hydra, Crater, Corvus (Seeschlange, Becher, Rabe), grüne, sich nach links schlängelnde Schlange, darauf eine Henkelvase und der Vogel (weiß). fol. 37r: Sol, als Frau, in der Quadriga, Szepter in der Rechten (von Fackel abgeleitet) [Randglosse: »deest in exemplari«]. fol. 40r: Sol, exakt wie zuvor, nur im rosafarbenen Kleid. fol. 41r: Luna, wie in einem Kasten stehend mit Mondsichel auf dem Kopf und Szepter in der Hand, unter ihr die zwei Räder, davor zwei nach rechts galoppierende Ochsen. fol. 47v: Austronothus (Südpol), männlicher Kentaur mit hundeartigem Körper, je drei goldene Blumenstengel in den Händen. Illustrationen zu Hyginus Anordnung von Text und Bildern: von Scorpius bis Capricornus einschließlich gehen die Bilder dem Textabschnitt voran, da Virgo (unten auf fol. 132v) und Scorpius (oben fol. 133r) sich unmittelbar folgen, dann wird eine Textlücke für ein Bild freigelassen, ab Aquarius dann wie üblich, das Bild nach dem Textabschnitt. fol. 123r: Ursa maior, Ursa minor, Draco, Schlange S-förmig, mit dem Kopf nach unten, Bären waagrecht, der untere stehend, der obere in Rückenlage. fol. 124r: Bootes, als Kämpfer nach links mit ovalem Schild und Knüppel, zeitgenössische Kleidung; Corona borealis, breiter Ring, außen mit Zähnchen. fol. 124v: Hercules, nach rechts orientiert, sich nach vorne wendend, erhobene Keule in der Linken, Löwenfell über dem rechten Arm. fol. 125r: Lyra, wie ein steinerner Thronsessel mit dreimal vier darübergespannten Saiten. fol. 125v: Cygnus, nach links schreitender Schwan mit ausgebreiteten Schwingen. fol. 126r: Cepheus, en-face, ausgebreitete Arme, zeitgenössische Kleidung, Mitra und hohe Stiefel. fol. 126v: Cassiopeia, en-face auf Thronbank ohne Lehne, Arme ausgebreitet, zeitgenössisches Kleid. fol. 127r: Andromeda, Mann mit langem Lendenschurz und bloßem Oberkörper, en-face, leichter Ausfallschritt nach links, Rechte in die Hüfte gestützt, Linke erhoben. fol. 127v: Perseus, leicht nach links gewendet, in der rechten Hand das Medusenhaupt vor sich haltend, in der linken das Schwert erhoben. fol. 128r: Auriga, en-face stehend, ohne Wagen, leicht ponderiert, auf der ausgestreckten Rechten ein Böckchen, auf der Schulter der Kopf Capellas, in der Linken die Geißel. fol. 128v: Serpentarius, nackte Rückenfigur, Schlange um die Taille gewunden, Mann und Schlange sehen sich an. fol. 129r: Sagitta, Pfeil nach
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rechts (langer Bogenpfeil); Aquila, fast waagrecht nach rechts fliegender Vogel in Draufsicht, den Kopf leicht angehoben. fol. 129v: Delphinus, Fisch mit spitzer Schnauze und Kehllappen, aus der Rückenlage nach rechts aufgerichtet (diagonal nach rechts oben). fol. 130r: Pegasus, halbes Flügelpferd nach rechts (Sternanordnung folgt nicht genau dem Text, zudem ist ein Stern zuviel eingetragen). fol. 130v: Aries, nach links springend, sich umsehend, das Dreieck über den Kopf gestülpt. fol. 131r: Taurus, halbes Rind nach links, Pleiaden als ovale Sterngruppe vor der Schnauze. fol. 131v: Gemini, zwei junge, zeitgenössisch gekleidete Männer, die die sich die Hand reichen, der Linke gestikuliert. fol. 132r: Cancer, als Meerkrabbe in Draufsicht, waagrecht nach links. fol. 132v: Leo, nach rechts schreitend. fol. 132v: Virgo, en-face mit Flügeln, ein Pflanzenbüschel? in der Rechten. fol. 133r: Scoprpius, relativ naturnah, in Draufsicht, waagrecht nach links, die Waage in der oberen Zange haltend; Sagittarius, nach rechts springender Kentaur, Bogen spannend, unbekleideter Oberkörper, vor den Vorderhufen erscheint die Sterngruppe der Corona (im Text genannt). fol. 133v: Capricornus, Ziegenfisch nach links, Ziegenhörner. fol. 134v: Aquarius, en-face, wenig nach rechts gewendet, bärtiger Mann in Lendenschurz, in der Rechten den Wasserkrug, den rechten Arm abgespreizt. fol. 135r: Pisces, waagrecht gegenläufig, an den Mäulern verbunden. fol. 135v: Cetus, Vorderkörper hundeartig, gewundener Fischschwanz, nach rechts; Eridanus, nackt, en-face stehend, angedeuteter Ausfallschritt nach rechts, beidhändig vor dem Körper Wasser aus einer Henkelvase (wie bei Aquarius) nach links gießend, Büffelhörner, der Wasserstrom fließt im Bogen nach rechts vor die Füße. fol. 136r: Lepus, nach links springend. fol. 136v: Orion, leicht nach rechts gewendet, nackt bis auf Lendenschurz, in der Linken das Schwert erhoben, die Rechte in die Hüfte gestützt. fol. 137r: Canis, nach links springend; Anticanis, nach links springend (Randnotiz/Maleranweisung: »lupus«). fol. 137v: Argo Navis, zeitgenössisches Schiff mit Rahsegel, Takelage, Heckruder und Heckauf bau (›Häuschen‹), auf grünlichen Wellen nach rechts fahrend. fol. 138r: Centaurus, nach links sprengender Kentaur, nackter Oberkörper, einen Hasen in der Rechten haltend, die Linke in die Hüfte gestützt; Ara, dreistufiger Auf bau mit dreieckig, spitzem Abschluss (Blockaltar auf zwei Stufen mit angedeutetem Retabel). fol. 139r: Hydra, Crater, Corvus, drachenähnliches Schlangenwesen mit Vogelbeinen und Hundekopf nach links, darauf eine Henkelvase und ein Vogel; Piscis austrinus, nach links schwimmender Fisch.
Provenienz Urbino, Bibliothek des Federico da Montefeltro.
Literatur Breysig 1867, S. XXIf.; Breysig 1899, S. XIII; Sabbadini 1899, S. 116; Stornajolo 1921, S. 282f.; Saxl 1915, S. 103–106; Byvanck 1949, S. 217, Nr. 47 und S. 232, Nr. 125; Viré 1981, S. 175, 178, Anm. 2; Reeve 1980, S. 512; Garzelli 1985, S. 91, 93, 125, Abb. 603–606; De la Mare 1985, S. 543; Apa 1986, S. 254; Adorisio/Federici 1986, S. 59; Lippincott 1990, S. 198; Scatturin 1990, 42–49. Siehe S. 94–95, Abb. 777–782
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Pavia, Biblioteca Universitaria, Ms. Aldini 490 Hyginus, De astronomia, Martianus Capella Sternbilderdarstellungen zu Hyginus, De astronomia, Buch III Italien, ca. 1470–1480 Kodikologische Angaben 237 × 163 mm; 133 Folia; Pergament, 24 Zeilen, Humanistica, einfache Weißrankeninitialen, 3–7zeilig, Rubriken, Randbetreffe der Texthand, Lagen: 5 V50 + 3 IV 74 + I76/+ 3 V106 + IV114 + V124 + (V–1)133, neuzeitlicher Einband.
Art der Bilder Farbig lavierte Federzeichnungen der Sternbilder zum dritten Buch des Hyginus auf fol. 77v–97r, Sternpositionen als goldene Punkte eingetragen.
Inhalt Hyginus, De astronomia. »›Iginii Filosafi [!] de imaginibus liber incipit‹. Etsi te studio... – ...redit ad eundem.« Vollständiger Text ohne Bilder – fol. 75v–76r: leer fol. 76v: D.I.B., Eintrag zu Hyginus Gromaticus. »Igini gromatici, nempe agrimensoris qui scilicet in mensurandi... – ...gromatici sunt apellati.« Vermutlich von einem Vorbesitzer, vgl. das häufig eingestempelte Monogramm »DIB« fol. 77r–114r: Hyginus, De astronomia (Lib. III–IV) »›Igini gramatici de imaginibus‹. Igitur incipiemus a polo boreo protinus... – ...descendens redit ad eundem.« Bücher III und IV fol. 114v–115r: Martianus Capella, De Nuptiis Mercurii et Philologiae, Excerptum »›De differentia temporum ortus signorum‹. Temporum quoque ipsorum signorum quibus oriuntur... – ...quod enim in ortu habuerunt isti habent in ocasum. Sequitur.« fol. 115r–127r: Hyginus, De astronomia (Praefatio, Lib. I.1–II.43). »›Igini gramatici astrologia sequitur‹. Iginus Fabio suo salutem. Etsi te studio... – ... Lactea via dicitur... pressisset mammam deformavit circulum.« Vorrede und Buch I–II fol. 127r–130v: Martianus Capella, De nuptiis Mercurii et Philologiae, Excerptum. »›De circulis planetarum‹. Terra centrum est spere celestis... – ... in latitudinem declinare aut retrogradari facit.« fol. 130v–132v: Excerptum de Astrologia Arati. »Due sunt extremi vertices mundi... – ...urne aquarii que ad ipsum usque decurrit accipiens.« – fol. 133rv: leer
fol. 1r–75r:
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Kommentar Das Aldini-Manuskript 490 der Universitätsbibliothek von Pavia enthält eine Zusammenstellung antiker astronomischer Texte und Exzerpte, die sich in Auswahl und Reihenfolge mit dem Inhalt der in Florenz in den 1470er Jahren für Federico da Montefeltro (Urbino) angefertigten Handschrift Rom, Vat. Urb. lat. 1358 ab fol. 57r deckt (vgl. Kat.-Nr. 82). Auf den vollen Text der vier Bücher von Hyginus’ De astronomia folgen nochmals das dritte und vierte Buch, wobei die astrothetischen Abschnitte des dritten Buches mit Illustrationen versehen sind, dann nachgestellt das Vorwort mit den beiden ersten Büchern, dazwischen sind zwei kürzere Exzerpte aus Martianus Capellas De nuptiis Mercurii et Philologiae eingeschoben; am Schluss steht das sogenannte Excerptum de Astrologia aus dem Aratus Latinus. Ob es sich indessen bei der Aldini Handschrift und dem Urbinatus 1358 um direkte Abschriften oder um Schwesterhandschriften handelt, bleibt noch zu klären. Am Beginn ist der ursprüngliche Zustand der Handschrift verändert und die Rekonstruk tion nicht sicher. Nach Scatturin (S. 41) wurde die erste Seite herausgetrennt und ist verloren, er vermutet dort eine ganzseitige Miniatur. Tatsächlich wurde jedoch von der ersten Seite die rahmende Bordüre entfernt und der Textblock mit einem Rand aus leerem Pergament versehen und an den originalen Rest der Seite angesetzt. Dabei wurde die beschnittene, siebenzeilige Weißranken-Initiale nur notdürftig ergänzt. Vermutlich wurde auf diese Weise das Wappen des Auftraggebers entfernt, der von daher auch nicht mehr zu ermitteln ist. Ebenso unklar ist, ob der Codex einst zu Beginn ebenso wie Rom, Vat. Urb. lat. 1358 die Aratea des Germanicus mit Illustrationen enthielt. Die Sternbilderdarstellungen zum dritten Buch von Hyginus’ De astronomia sind als farbig lavierte Federzeichnungen mit goldenen Sternpunkten ausgeführt. Wiederholt sind Rasuren und Korrekturen sichtbar. Offensichtlich war der Maler weniger geschickt als der Autor seiner Vorlage. Wie die Texte zeigen auch die Bilder durchaus Verwandtschaft zu den Hyginusillstrationen im Vat. Urb. lat. 1358 (Kat.-Nr. 82). Allerdings ist beispielsweise die räumliche Darstellung des stufigen Altars ist in Pavia gegenüber der vatikanischen Handschrift misslungen. Daher könnte bei einer direkten Abhängigkeit nur die Aldini-Handschrift von der Vatikanischen kopiert worden sein. Ihrem Stil nach schreibt Scatturin 1990 (S. 44) die Bilder ebenso wie die in Vat. Urb. Lat. 1358 dem Florentiner Humanisten und Zeichner Bartholomeo Fonzio zu. Doch können die von ihm angeführten Vergleiche nicht überzeugen. Es zeigen sich deutliche Unterschiede in Zeichnung und Lavierung zwischen den als gesichert anzusehenden Werken Fonzios und den beiden Sternbildzyklen. Letztere weisen eine sehr viel sprödere Linienführung auf, weit weniger fein differenzierte Schattierungen und einen insgesamt f leckigen Auftrag der Lavierung – sie sind insgesamt von erheblich geringerer Qualität als z. B. die angeführten Illustrationen in Oxford, Bodl. Lib., Ms. lat. misc. D. 85. oder die ebenfalls Fonzio zugeschriebenen Sternbilddarstellungen (Germanicusillustrationen) in London, BL, Ms. Add. 15819 (vgl. Scatturin 1990, Abb. VIII und 1–6 mit Abb. 11–12). – Dennoch müssen die Miniaturen in enger räumlicher wie zeitlicher Nähe, vermutlich auch in derselben Werkstatt in Florenz entstanden sein (charakteristisch sind etwa die Haarbüschel auf der Stirn). Aus dieser Werkstatt hat sich eine ganze Reihe von Manuskripten erhalten, die astronomische Klassiker mit Illustrationen enthalten, so dass man hier möglicherweise von einer gewissen Spezialisierung der Werkstatt ausgehen kann.
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Verzeichnis der Bilder fol. 77v: Draco, Ursa minor, Ursa maior (Schlange, Kleiner und Großer Bär), Schlange zwischen den Bären. fol. 78v: Bootes (Bärenhüter), nach links eilend vorgestreckter,
waagrecht gehaltener Schild, mit einem Knüppel in der Linken zum Schlag ausholend; Corona (Krone), kreisrunder Reif (ohne »Mausezähnchen«-Rand wie in Vat. Urb. lat. 1358, jedoch zwischen den Sternen mit Edelsteinen besetzt). fol. 79v: Hercules, von vorn, in weitem Schritt nach rechts, mit Keule und Löwenfell, kurze Tunika. fol. 80r: Lyra (Leier), sitzbankartig mit 3 × 5 Saiten bespannt. fol. 80v: Cygnus (Schwan), nach links. fol. 81r: Cepheus, flache Mitra und halblanges Gewand, Stiefel. fol. 81v: Cassiopeia, en-face auf Thronbank. fol. 82r: Andromeda, als älterer, bärtiger Mann mit langem ›Lendenschurz‹,
(im Unterschied zu Vat. Urb. lat. 1358) aufrecht stehend, einen Arm zur Seite streckend, die Rechte in die Hüfte gestützt. fol. 83r: Perseus, nach links, Schwert und Haupt. fol. 83v: Auriga (Fuhrmann), ohne Wagen, nach rechts, Geißel, auf der Linken eine kleine Ziege (Haedi), Ziegenkopf auf der Schulter. fol. 84v: Serpentarius (Schlangenträger), nackte Rückenfigur, nach links gewandt stehend, Schlange auf dem Rücken überkreuzt. fol. 85r: Sagitta (Pfeil), waagrecht, nach rechts; Aquila (Adler), nach rechts fliegender Vogel. fol. 85v: Delphinus, ›Rückenschwimmer‹, s-förmig gekrümmt. fol. 86r: Pegasus, halbes Flügelpferd nach rechts. fol. 87r: Triangulum (Dreieck), um den Kopf des Widders; Aries (Widder), mit Dreieck um den Kopf. fol. 87v: Taurus (Stier), halbes Rind nach links, Hyaden vor dem Kopf als Sterngruppe. fol. 88r: Gemini (Zwillinge), sich die Hand reichende, einander zugewandte Jünglinge, zeitgenössisch gekleidet. fol. 88v: Cancer (Krebs), als Krabbe. fol. 89r: Leo (Löwe), steif beinig nach rechts schreitend, den Kopf zum Betrachter wendend. fol. 89v: Virgo (Jungfrau), Flügel und Blumenstrauß (=Ähren). fol. 90r: Scorpius (Skorpion), mit Waage. fol. 90v: Sagittarius (Schütze), jugendlicher Kentaur nach rechts. fol. 91r: Capricornus (Steinbock), Ziegenfisch. fol. 91v: Aquarius (Wassermann), en-face, alter, bärtiger Mann, mit einem um die Hüfte geschlungenen Tuch, linkshändig gießend. fol. 92r: Pisces (Fische), übereinander in Gegenrichtung schwimmend, von Maul zu Maul verbunden. fol. 92v: Cetus (Seeungeheuer), nach rechts orientiert lagernd, Hundekopf mit Fischschwanz. fol. 93r: Eridanus (Fluss), nackter Jüngling mit Hörnern vor sich beidhändig eine Urne nach links ausgießend. fol. 93v: Lepus (Hase), nach links springend, fol. 94r: Orion, alter Mann, trägt knielanges Lendentuch, Schwert erhoben. fol. 94v: Canis (Hund), schlanker Hund, nach links springend; Anticanis (Kleiner Hund), wie der große Hund, jedoch mit etwas kürzerer und geöffneter Schnauze, nach links springend. fol. 95r: Argo Navis (Schiff), vollständig, Segel gerafft, auf See. fol. 96r: Centaurus (Kentaur), nach links galoppierend, jugendlich, mit seiner Rechten vor sich Hase an den Hinterläufen haltend; Ara (Altar), thronartig, mit drei Stufen. fol. 97r: Hydra, Crater, Corvus (Wasserschlange, Becher, Rabe), nach links schreitende »Schlange« mit Vogelbeinen, darauf Becher und Vogel; Piscis austrinus (Südlicher Fisch), aufrecht nach links, kein Begleiter.
Provenienz Unklar.
Literatur De Marchi/Bertolani 1894, S. 286f.; Byvanck 1949, Nr. 135; McGurk 1966, S. 78f., S. XIX, Nr. 20; Viré 1981, S. 172, Nr. 62; Scatturin 1990, S. 40–49 (dort Abb. von: fol. 93r, Eridanus; fol. 81v, Casiopeia; fol. 82r, Andromeda; fol. 82v, »Eniocus«; fol. 87v, Taurus; fol. 88r, Gemini; fol. 90v, Sagittarius; fol. 91r, Capricornus). Siehe S. 95, Taf. 85–86, Abb. 783–791
85.
Florenz, Biblioteca Laurenziana, Ms. Plut. 89 sup. 43 Aratea des Germanicus, Hyginus, De astronomia Sternbilderdarstellungen zu den Aratea des Germanicus und Hyginus, De astronomia, Buch III Florenz, 1482/83 Kodikologische Angaben 255 × 171 mm, I + 171 + I Folia, Pergament, Text einspaltig zu 24 Langzeilen, in humanistischer Minuskel, ganz am Außenrand der Seiten klein und in Cursive der Name des jeweiligen Sternbildes als Maleranweisung, oft durch Beschnitt weggefallen; häufig Textkorrekturen einer zeitgenössischen Hand, Lagen: I2 + V12 + V22 + V32 + V41 (mit 37a) + V51 + V61 + V 71 + V81 + V91 + V101 + (IV–1)108 + V118 + IV126 + V136 + IV144 + V154 + V164 + III170, lediglich auf fol. 108v findet sich kein Reklamant, das heißt, es wurde die letzte Seite der Lage entfernt (kein Textverlust). Einband: stark restaurierter und erneuerter brauner Ledereinband der Renaissance, 15. Jahrhundert, mit blindgeprägtem Flechtwerkdekor.
Art der Bilder Zwei vollständige Sternbilderzyklen als kolorierte Federzeichnungen zu den Aratea des Germanicus (fol. 6v–47v) und zum dritten Buch des Hyginus (fol. 72v–91v); Sterne sind als kleine mattgoldene Sternchen eingetragen.
Inhalt fol. 2v:
Titel. »In isto libro continetur liber Arati et Higini de imaginibus.« Von Rankenwerk umrahmter Clipeus fol. 3r–70r: Germanici Aratea. »›Incipit liber Arati de signis celestibus‹. Aratus quidem fuit… – …spacium impleat lune si quis [Text bricht ab]. ›Non sene trova piu‹« – fol. 70v–71v: leer fol. 72r–123v: Hyginus, De Astronomia (liber III). »Incipiens a polo… – … que ad ipsum usque decurrit accipiens.« – fol. 124r–126v: leer fol. 127r–169r: Hyginus, De Astronomia. »›Incipit liber Igini de imaginibus‹. Etsi studio grammatice artis inductus te non solum… – …nos autem omnium corporum deformationem dicere instituimus. ›Explicit Iginus non figuratus‹.« Ohne Illustrationen – fol. 169v–170v: leer
Kommentar Der in der Biblioteca Medicea Laurenziana in Florenz auf bewahrte Codex Plut. 89 sup. 43 vereinigt zwei antike Sternbilderbeschreibungen mit Illustrationen. Zum einen die Aratea des Germanicus nach einem in Sizilien um 1465 gefundenen und über Neapel durch eine frühe, heute verlorene Kopie nach Florenz weitergeleiteten Vorbild. Zum anderen aus dem vierteiligen Werk De astronomia von Hyginus das Buch III, welches die Zahl und Position der Sterne in jeder Kon-
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stellation beschreibt, in einer illustrierten Fassung. Es folgt nochmals das gesamte Werk De astronomia, jedoch ohne Illustrationen. Das Frontispiz enthält das Wappen der Medici, ohne nähere Hinweise, welches Mitglied der Familie den Auftrag erteilt hat. Da der Codex jedoch weder unter den Handschriften von Piero noch von Giovanni aufgeführt ist (vgl. Ames Lewis 1984) und die Dekoration am ehesten Handschriften des Lorenzo oder Giuliano de Medici entspricht, wird er für einen der letzteren in Florenz um 1480–1490 gefertigt worden sein. Bei den Germanicus-Illustrationen handelt es sich um ungerahmte Darstellungen der Sternbilder auf wolkigem Himmelsgrund, die den sie beschreibenden Textabschnitten wie Überschriften vorangestellt sind. Die Darstellungen sind mit dünner Feder in brauner Tinte gezeichnet und in leuchtenden, eher kühlen Farben, insbesondere einem hellem Blau, einem hellem Grün und einem rosastichigem Rot, aquarellartig koloriert und bisweilen mit Gold gehöht. Die Sterne sind golden markiert. Die Darstellungen folgen der Tradition jener um 1465 in Sizilien wiederentdeckten Germanicushandschrift, die zunächst in Neapel kopiert wurde (Cologny, Cod. Bodmer 7, New York, Cod. M. 389 (ca. 1469), Rom Vat. Barb. lat. 76 (ca. 1472, Kat.Nr. XX–XX)). So hat der Zyklus kein Autor-Muse-Bild, besitzt aber zu Beginn eine Himmelskarte; die Kopfschleier von Cepheus und Perseus sind ungewöhnlich; Eridanus erscheint gehörnt und mit Urne. Wie in den übrigen Florentiner Kopien dieses sizilianischen Germanicus sind die Frauen (Virgo, Andromeda) eher zeitgenössisch gekleidet. Die im Vergleich zu anderen Germanicushandschriften einzigartige Ausführung der Himmelskarte in blauem Chiaroscuro ist wohl durch die Ausmalung der Kuppel der Alten Sakristei von San Lorenzo, dem Familiengrab der Medici, angeregt. Auffällig ist außerdem, dass bei der Konstellation Hercules der Baum im Garten der Hesperiden als Eiche gekennzeichnet ist. Ebenso sind Blumen in der Hand von Austronothus als Nelken identifizierbar. Der Text des Germanicus ist nach Reeve dem Manuskript des Federico da Montefeltre (Kat. 82) eng verwandt und weist Bezüge zu den Abschriften in Madrid und im Baberinus 77 auf (Kat.-Nr. 116, 117). Von den Florentiner Germanicuskopien (London, Ms. Add. 15819; Vat. Barb. lat. 77; Vat. Urb. lat. 1358, Kat.-Nr. 116, 118, 82), die alle relativ einheitlich dem Umkreis des Buchmalers Bartolomeo Fonzio nahestehen, unterscheidet sich der Stil der Miniaturen in Florenz Plut. 89.43 deutlich. Die Bianchi-Girari-Dekoration ist einem Blütendekor gewichen. Auch die leuchtenden Farben deuten auf eine Entstehung nach 1480. Garzelli (1985, S. 95) schreibt die Illustrationen dem Miniator Gherardo del Fora zu. Bei den Hyginillustrationen folgen nur die ersten vier Darstellungen (Bären, Bootes, Krone, Hercules) den Florentiner Entwürfen Coluccio Salutatis (Rom, Bibl. Vat. lat. 3110, Kat.-Nr. 67). Die übrigen Illustrationen zeigen Merkmale, die den Illustrationen zu Michael Scotus entsprechen. Sie folgen ziemlich genau den Holzschnitten der im Oktober 1482 in Venedig von J. L. Santritter und J. Sentinus herausgegebenen bei Erhard Ratdolt gedruckten Hyginus-Ausgabe, die auf eine Bilderfolge nach Michael Scotus zurückgehen (1485 wurde der Druck um einen Holzschnitt erweitert von Ratdolt nochmals aufgelegt). Einige Details wurden weggelassen oder verändert: So blutet Cassiopeia nicht aus ihrer Hand und ist nicht an ein Holzgerüst gebunden, Cepheus’ Kappe/Mütze wurde vermutlich der aktuellen Mode angepasst (entsprechend der Mütze des Kentauren in den Germanicusillustrationen), Andromeda ist nicht androgyn, sondern durch ihr Gewand eindeutig als weiblich charakterisiert, dem rechten Zwilling fehlt die im
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Holzschnitt schwer erkennbare Lyra, beim Wassermann fehlt die durch das ausf ließende Wasser erzeugte Pfütze, das Schiff wurde ergänzt, die Teufelchen seitlich des Altars gestrichen und der Baum vor der »Wasserschlange« weggelassen. Offensichtlich wurde das Illustrationskonzept sofort geändert, als der neue Hyginus-Druck in Florenz eintraf. Damit lässt sich die Handschrift genau auf die Jahre 1482/83 oder kurz danach datieren.
Verzeichnis der Bilder fol. 3r: 6zeilige Capitalis-Initiale mit Blütenranken-Füllung, Blütenranken-Bordüre an
drei Seiten (rechts außen frei), unten integriert das Medici-Wappen im Lorbeerkranz, von Putten gehalten. fol. 72r: sechszeilige Initiale. fol. 127r: sechszeilige Initiale (Capitalis quadrata) mit Rankenwerk. fol. 4v: Planisphäre, ganz in Blau, die Kreise in Gold, die Figuren in dunklerem Blau und Weiß auf hellblauem Grund. fol. 6v: Iupiter auf dem Adler, Jupiter als bärtiger Mann, in ein Manteltuch, das seine rechte Seite freilässt, gehüllt, sitzt seitlich (im Damensitz) auf dem Rücken zwischen den Schwingen eines Adlers; Kopf ist von großem in drei konzentrische Bahnen gegliederten Nimbus hinterfangen; in seiner Rechten hält er das Blitzbündel, in der Linken das Szepter; Adler steht auf einem langen, eine Schlaufe bildenden Tuch. fol. 9r: Draco inter Arctos (Drache, Kleiner Bär, Großer Bär), Drache als Schlange in Form einer waagrecht liegenden 8, wobei Kopf mit Krönchen rechts oben; in jeder Windung eine Bärin, die Bärinnen beide kopfunter und den Rücken einander zukehrend. fol. 11r: Hercules, Schlange windet sich am Baum der Hesperiden (hier durch Blätter und Früchte als Eiche charakterisiert) empor, von rechts eilt Hercules mit erhobener Keule auf sie zu; Hercules als nackter Jüngling mit einem Löwenfell vor seiner linken Seite wie mit einem Schild bewehrt. fol. 11v: Corona (Nördliche Krone), Reif mit Mausezähnchenrand, oben und unten eine breite Spange, an der unteren Spange ist Tuch/ Band befestigt, das nach beiden Seiten flattert. fol. 12v: Serpentarius auf Scorpius (Schlangenträger auf Skorpion), nackter Jüngling, lockiges Haar; in Schrittstellung nach links, dem Betrachter den Rücken zuwendend, mit beiden Händen, vor und hinter sich, die kräftige um seinen Bauch gewundene und vor ihm aufgerichtete Schlange fassend; Skorpion in Draufsicht, nach links orientiert. fol. 14v: Bootes (Bärenhüter), alter Mann, in Schrittstellung nach links, auf einer Wolkenbank stehend, nur mit einem lose um den Körper geschlungenen Tuch bekleidet, an seiner linken Seite hängt Schwert, in der nach hinten gestreckten rechten Hand hält er einen Stab. fol. 15r: Virgo (Jungfrau), mit ausgebreiteten Flügeln dem Betrachter gleichsam entgegenschwebend, in doppelt gegürteter langer Tunika, hinterfangen von einem langen grün gefütterten vor der Brust gefibelten Manteltuch, in ihrer erhobenen rechten Hand führt sie einen einfachen Stab. fol. 17r: Gemini (Zwillinge), zwei bis auf einen Schultermantel nackte Jünglinge, in tänzerischer Haltung nebeneinanderstehend, beide weisen mit ihrer rechten Hand nach rechts, der linke Zwilling fasst den rechten mit seiner linken Hand am Oberarm, der rechte Zwilling präsentiert auf seiner verdeckten linken Hand eine Lyra, Cancer (Krebs), klein, rechts neben den Zwillingen, wie ein Fisch mit Krebsbeinen. fol. 19r: Leo, mit geöffnetem Maul und herausgestreckter Zunge nach links springend. fol. 20r: Auriga (Fuhrmann), in einem von zwei weißen Pferden gezogenen Kastenwagen stehend und nach rechts fahrend, mit der rechten Hand umfasst er eine aufgestellte Lanze, mit dem linken Handgelenk führt er die Zügel, Haar und Schultermantel flattern im Fahrtwind. fol. 22r: Taurus (Stier), vordere Stierhälfte, mit einegeschlagenem linken Bein nach links orientiert auf einer Wolkenbank lagernd. fol. 23r: Cepheus, en-face mit ausgebreiteten Armen auf Wolken stehend, trägt langärmelige, lange Tunika, diagonal umgeschlungenes Manteltuch und einen Kopfschleier,
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an seiner linken Seite hängt Schwert. fol. 23v: Cassiopeia, mit weit ausgebreiteten Armen auf einem Thron mit Fußbank und hoher Lehne auf einem Sitzkissen sitzend, in einen weiten Mantel gehüllt, der ihren Oberköper freilässt. fol. 24v: Andromeda, von vorn, in aufrechtem Stand auf einer Wolkenbank, mit abgesenkten Armen, das offene Haar reicht bis zu den Kniekehlen, sie trägt doppelt gegürtete Obergewand über einem fußlangen Untergewand. fol. 25r: Pegasus, vordere Hälfte eines geflügelten Pferdes, nach rechts über die Wolken galoppierend. fol. 26r: Aries (Widder), in Seitenansicht, nach links springend und sich dabei umsehend. fol. 27v: Triangulum (Dreieck), gleichseitig, aus drei blauen Leisten. fol. 28r: Pisces (Fische), übereinander, in Gegenrichtung schwimmend, der untere rücklings, von Maul zu Maul verbunden. fol. 29r: Perseus, nackter Jüngling, auf Wolken stehend, von hinten, jedoch den Kopf nach links zur Seite wendend, hält mit seiner Linken das zum Betrachter gerichtete Medusenhaupt (dessen Augen geschlossen sind) am Schopf, mit der anderen Hand fasst er die Harpe. fol. 30r: Pleiades (Plejaden), als Halbfiguren von jungen Frauen, die aus einer Wolkenbank ragen, in zwei Registern angeordnet, oben vier, unten drei, alle schauen geradeaus zum Betrachter. fol. 31r: Lyra (Leier), hufeisenförmiger Rahmen, an der Innenkante Mäusezähnchenrand, acht Saiten. fol. 32r: Cygnus (Schwan), storchenähnlicher Vogel, nach rechts wie zum Abflug startend. fol. 32v: Aquarius (Wassermann), Capricornus (Steinbock), nackter Jüngling in tänzerischer Schrittstellung auf Wolken stehend, von seiner Schulter aus eine Urne ausgießend, ihm gegenüber lagert das Mischwesen aus Ziege mit langen Hörnern und Fischschwanz. fol. 35v: Sagittarius (Schütze), nach links über die Wolken sprengender, bogenspannender Kentaur, bärtig. fol. 36v: Aquila (Adler), vor dem nach rechts gerichteten Pfeil stehend, den Kopf zurückwendend. fol. 37v: Delphinus (Delfin), nach links gerichtet schwimmend, im geöffneten Maul spitze Zähne. fol. 37ar: Blatt bei Foliierung übersprungen! Orion, jugendlich, en-face, in einem Ausfallschritt nach rechts geneigt barfuß auf Wolken stehend, trägt kurze gegürtete Tunika, Schultermantel, der seinen rechten Arm verhüllt, in seiner Linken das zum Schlag gezückte Schwert. fol. 39r: Canis (Großer Hund), nach links springend, auf Wolken, mit breitem Halsband und Öse. fol. 41r: Lepus (Hase), nach links auf Wolkenbank springend. fol. 42r: Argo Navis, ganzes Boot, auf Wolken schwimmend, mit je einem Ruderpaar am Bug und am Heck, auf dem Mast brennt ein Feuer, kein Segel. fol. 43r: Cetus (Seeungeheuer), nach rechts orientiert lagerndes Mischwesen, Vorderteil eines geflügelten Drachens, Hinterteil als geringelte Schlange. fol. 43v: Eridanus, quer zur Seite auf Wolken laufender alter, nackter Mann mit Rinderhörnern, ausfließende Vase unverbunden neben sich. fol. 44v: Piscis austrinus (Südfisch), auf dem Rücken schwimmend. fol. 45v: Ara (Altar), Räucherbecken mit loderndem Feuer, dreieckige konkav geschwungene Plinthe. fol. 46v: Centaurus (Kentaur), nach rechts galoppierender Kentaur, bärtig, trägt mützenartige Kopf bedeckung, von seiner rechten Schulter weht Tierfell nach hinten, auf seiner linken Schulter sitzt Hase, führt Lanze, auf der Hand des vorgestreckten rechten Arms präsentiert er hasenartiges Beutetier und an der Hand hängt kleines Gefäß/Täschchen. fol. 47v: Hydra, Crater, Corvus (Wasserschlange, Krater und Rabe), nach links über Wolken kriechende Schlange, auf ihrer Mitte steht kelchähnliches kleines Räucherbecken mit Feuer, auf der Schwanzspitze der zum Gefäß hin gewendete Rabe. fol. 52r: Sol, Jüngling in Tunika und Pallium, aufrecht in einem Kasten(wagen) stehend und mit seiner Linken eine von vorn gezeigte Quadriga führend, in seiner Rechten hält er ein Szepter. fol. 55r: Luna, mit einer Mondsichel bekrönte verschleierte Frau, in einer von der Seite gezeigten Ochsenbiga über Wolken nach rechts fahrend, in ihrer linken Hand eine brennende Fackel haltend. fol. 61r: Austronothus (Südpol), nach links springende junge Kentaurin (mit Pferdehufe), trägt Blumenstengel (Nelken?) in beiden Händen. fol. 73,Iv: [Achtung! Foliierung ist: …71, 73, 73, 74…] Draco inter Arctos (Drache, Großer Bär, Kleiner Bär), Drache als Schlange mit Drachen-
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kopf windet sich von oben nach unten, in den beiden oberen Windungen stehen die Bären in entgegengesetzter Richtung, Rücken zu Rücken. fol. 73,IIr: Bootes (Bärenhüter), mit großem Schritt nach rechts eilender Jüngling, in kurzem Rock, seinen vorgehaltenen linken Arm durch einen spitzovalen Schild schützend, in der zurückgestreckten anderen Hand ein dünnes Ästchen haltend. fol. 73v: Corona (Nördliche Krone), einfach, konturierter, farbiger Ring mit Sternen. fol. 74v: Hercules, Jüngling, von vorn, in Schrittstellung nach links, sein rechtes Knie beugend, in kurzem Rock, über seinem seitwärts ausgestreckten linken Arm hängt das Löwenfell, in der erhobenen Rechten einen dünnen Zweig schwingend. fol. 75r: Lyra (Leier), hufeisenförmig, mit 6 Saiten bespannt. fol. 75v: Cygnus (Schwan), nach rechts vorne gerichtet, mit erhobenen Flügeln und geöffnetem Schnabel, wie zum Angriff. fol. 76r: Cepheus, vorderansichtig, aufrecht mit weit ausgebreiteten Armen auf einer kleinen Wolkenbank stehender Jüngling, trägt rundliche Mütze, blauen, gegürteten Mantel über kurzem, roten Rock und Stiefel, an seiner linken Seite hängt ein Schwert. fol. 76v: Cassiopeia, en-face mit weit ausgebreiteten Armen auf einer kastenförmigen Bank mit Fußbank sitzende junge Frau, das lose umgewickelte Manteltuch lässt ihren Oberkörper bloß. fol. 77r: Andromeda, aufrecht zwischen zwei kahlen Bäumen stehende junge Frau mit offenem knielangem Haar, ihre weit ausgebreiteten Arme sind an den Handgelenken an den Ästen befestigt, das lange gegürtete Gewand hat einen tiefen Ausschnitt, wobei die Brust jedoch bedeckt ist. fol. 78r: Perseus, nach links vorne über Wolken eilender bärtiger Mann mit Fersenflügeln, von einer Manteltuchbahn, die vor seinem Körper u-förmig herabhängt, wehen die Enden nach hinten, über seine linke Schulter ragt ein Schild, mit seiner linken Hand hält Perseus das kindliche Haupt der Medusa (mit geschlossenen Augen), in seiner Rechten schwingt er ein Krummschwert. fol. 78v: Auriga (Fuhrmann), in einem von zwei Pferden und zwei Ochsen gezogenen Kastenwagen über Wolken nach rechts fahrender Jüngling; während er selbst von den Tieren nach vorn gezogen wird, wehen sein Haar und das kurze Gewand im Fahrtwind nach hinten. fol. 79v: Serpentarius (Schlangenträger), nackter Jüngling, von vorn, aufrecht auf Wolken stehend, um seine Hüfte legt sich die Schlange, die er mit einer Hand am Schwanzende und mit der anderen Hand unterhalb des Kopfes fasst, fol. 79v (unten) Sagitta ( Pfeil), Pfeil nach rechts, darüber Bogen. fol. 80r: Aquila (Adler), nach rechts orientiert mit erhobenen Flügeln stehend, dabei den Kopf zurückwendend. fol. 80v: Delphinus (Delfin), nach links (durch Wolken) schwimmender Fisch mit faltiger Schnauze. fol. 81r: Pegasus, vordere Hälfte eines geflügelten Pferdes nach rechts durch die Wolken galoppierend. fol. 81v: Triangulum (Dreieck), gleichseitig, aus schlichten Holzleisten. fol. 82v: Taurus (Stier), vordere Hälfte eines Stieres, mit eingeschlagenem linken Bein nach links durch die Wolken galoppierend. fol. 83r: Gemini (Zwillinge), zwei nebeneinanderstehende bis auf ein lose umgelegtes Manteltuch nackte geflügelte Jünglinge, legen sich gegenseitig den einen Arm auf die Schulter, der linke Zwilling hält in seiner rechten Hand eine Sichel. fol. 83v: Cancer (Krebs), krabbenartig, in Draufsicht, mit den Scheren nach links gerichtet. fol. 84r: Leo (Löwe), nach links über Wolken springend, geöffnetes Maul und heraushängende Zunge. fol. 84v: Virgo (Jungfrau), en-face, in langem hochgegürteten Gewand, geflügelt, in ihrer rechten Hand führt sie ein Zepter, in ihrer linken Hand ein Ährenbündel. fol. 85r: Scorpius, Libra (Skorpion, Waage), Skorpion in Draufsicht nach links gerichtet, in seiner linken Schere eine Balkenwaage haltend. fol. 85v: Sagittarius (Schütze), bogenspannender Kentaur mit Büffelhörnern und Tierfellumhang, nach links galoppierend. fol. 86r: Capricornus (Steinbock), nach links gerichtet auf Wolken lagerndes Mischwesen aus Ziege und Fischschwanz. fol. 86v: Aquarius (Wassermann), nach links eilender Jüngling, in kurzem Rock und nach hinten wehendem Schultermantel, vor sich mit beiden Händen eine Kanne entleerend. fol. 87r: Pisces (Fische), delfinähnlich, übereinander, Bauch zu Bauch, in entgegengesetzte
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Richtung schwimmend, von Schnabel zu Schnabel durch ein Band verbunden. fol. 87v: Cetus (Seeungeheuer), nach rechts durch Wolken schwimmender Fisch mit delfinartiger geöffneter Schnauze mit spitzen Zähnen. fol. 88r: Eridanus (Fluss), als nackter auf Wolken lagernder (schwimmender?) Jüngling, mit seiner linken Hand an sein Ohr greifend, den rechten Arm parallel zu seiner Seite ausstreckend; Lepus (Hase), über Wolken nach links springend. fol. 88v: Orion, in voller Rüstung (aber ohne Helm) nach links eilender Jüngling, mit seiner Linken einen tropfenförmigen Schild vor sich haltend, mit der Rechten mit einer Keule zum Schlag ausholend. fol. 89r: Canis (Großer Hund), nach links springender, schlanker Hund, hat eher lange Schnauze und spitze stehende Ohren, trägt breites Halsband mit Öse. fol. 89v: Anticanis (Vorhund), nach links springender Hund mit hellem Fell, rundlicher Schnauze und hängenden Ohren; Argo Navis (Schiff), ganzes über Wolken schwimmendes Schiff mit Mast und Mastkorb (mit herausragenden Zungen/Flammen?), ohne Segel, zwei Ruderpaare, am Heck ein Steuerruder. fol. 90v: Centaurus (Kentaur), nach rechts gerichtet stehend, Unterkörper und Schwanz eines Stieres, menschlicher Oberkörper mit rotem Hemd bekleidet, schultert eine Lanze, von deren nach hinten zeigender Spitze ein erbeuteter Hase an den Füßen hängt, auf seiner vorgestreckten Rechten präsentiert er eine kleine Ziege, an seinem Handgelenk baumelt eine kleine Flasche; Ara (Altar), kubischer Altar auf großer Fußplatte, aus rötlichem Stein, auf seiner Oberfläche auf einem eigens umrandeten Feld lodert ein großes Feuer. fol. 91v: Hydra, Crater, Corvus (Wasserschlange, Mischkrug und Rabe), nach links oben kriechende Schlange, auf ihrer Mitte steht der becherartige Mischkrug, dem Krug zugewandt steht weiter hinten auf der Schlange der Rabe; Piscis austrinus (Südfisch), länglicher Fisch mit rüsselartiger Schnauze, nach links durch die Wolken schwimmend, an seinem Bauch liegt rücklings ein kleiner Fisch ohne Flossen an.
Provenienz Aus Medici-Besitz.
Literatur Bandini 1776, Sp. 310f.; Breysig 1867, S. XXIV; Sabbadini 1899, S. 117; Saxl 1915, S. XIV, Abb. 10; Field 1946, S. 217; Byvanck 1949, S. 217, Nr. 48 und S. 232, Nr. 126; Leonardi 1960, S. 45–46; McGurk 1966, S. 26–29; Reeve 1980, S. 512, Anm. 21; Viré 1981, S. 166; Garzelli 1985, S. 95, 542, Abb. 954–956; Castelli 1985, S. 235; Götter, Heroen, Herrscher in Lykien, Ausst.-Kat. Wien 1990, S. 148, 150 Abb. 39g; Lelli 1993, S. 12; Pegasus und die Künste, Ausst.-Kat. München 1993, S. 44, Anm. 9. Siehe S. 95, Taf. 87–92, Abb. 792–813
86.
Florenz, Biblioteca Laurenziana, Cod. Plut. 40. 53 Matteo Palmieri, Città di vita mit Kommentar von Leonardo di Piero Dati Sternbilderdarstellungen zum Kommentar des Leonardo Dati Franceso Botticini, Florenz 1473 Kodikologische Angaben 390 × 280 mm, 303 Folia, Pergament, 36 Zeilen, zunächst einspaltig, ab fol. 11r – mit Einsetzen des Kommentars – zum großen Teil zweispaltig; Humanistica; Einband: rotes Leder mit Metallbeschlägen.
Art der Bilder Ganzseitige Darstellungen auf fol. 9v Kosmos, fol. 10r: Krater der Laster/Hölle, fol. 10v: Turm der Tugenden/Himmel. Frontispiz mit Wappen Palmieris auf fol. 11r. Zwischen fol. 41v–46r zu Buch I, 8 des Kommentars 24 Miniaturen mit der Darstellung der Planisphäre und aller 43 Sternbilder in zarten Deckfarben, zum Teil mit Goldhöhungen. Die Sternpositionen sind als goldene, achtstrahlige Sterne angegeben. Figürliche Initialen zu Beginn von Buch 2 und 3 auf fol. 124r und fol. 213r. Gezeichnetes Epitaph des Autors auf fol. 303r.
Inhalt fol. 3r–301v: Matthaeus Palmierus. Città di Vita; mit Kommentar: Leonardus Datus, Expositio in Libros Civitatis Vite fol. 3r–4v: »Cominciano e capitoli del poema chiamato…capitolo primo nel quale si contiene come sybilla promette…« – fol.4v: »…et ultimo della vita beata« fol. 5: leer fol. 6r: Epistola I [Leonardi Dati] ad M. Palmierum. »Nunc cum adveperascet…Vale ex plebe sancti Iohannis maioris agri mugellani XII kalendas septembris salutis anno MCCCCLXIIII. Epistola II. Doleo cum ex agro mugellano vocasti … vale ex palatio apostolico romae apud sanctum Petrum tertio nonas januarii MCCCCLXIIII.« (Rooke ed. 1927, S. XXI) fol. 6v–9r: »Incipit praefatio expositionem Leonardoi Dati canonici florentini in libros civitatis vite Matthei Palmieri florentini. Magno ingenio viri…« fol. 9r: »… et verba tantum monstrare.« fol. 9v–10v: Darstellungen des Kosmos, der Hölle und des Himmels fol. 11r–301r: »Comincio el primo libro del poema chiamata Città di Vita composto da Matthaei Palmieri fiorentino. Se mi vien grazia…« – fol. 301r: »…dove e felice l’anima christiana.« fol. 11r: Kommentar: »Incipiunt expositiones leonardi Dathi canonici florentini in primum librum civitatis vitae Matthaei Palmerii florentin lege feliciter. Se mi vien grazia…« – fol. 301v: »…et laus sit omnipotenti deo in aeternum. Expliciunt expositiones Leonardi Dathi canonici florentini in libros civitatis vitae Matthaei Palmieri florentini. Leonardus Dathus, postquam hoc opus commentavit, secretarius fuit apostolicus et Massanus episcopus.
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Anno salutis humanae MCCCCLXXIII et 11 Junii hoc celeberrimum opus consummatum est. Die autem mercurii hora vero XV° laus honor imperium et gloria sit Omnipotenti Jhesu Christo per infinita seculorum secula amen. Omnium rerum vicissitudo est.«
Kommentar Matteo Palmieri (1406–1475) schrieb zwischen 1455 und 1465 nach dem Vorbild der Divina Commedia Dante Alighieris sein Poem Città di vita, das gleichfalls in Terzinen abgefasst ist. Unter Führung der Cumäischen Sybille unternimmt die Seele des Autors eine Jenseitsreise durch die Sphären des Kosmos, die Unterwelt und das Purgatorium. Der Text ist neuplatonisch geprägt und erläutert unter Berufung auf den griechischen Kirchenvater Origines die Herkunft sowie Bestimmung der menschlichen Seelen (Ferraro 2005, S. 359ff.). Leonardo Dati (1408–1472), Bischof von Massa Maritima und ein enger Freund des Autors, verfasste einen lateinischen Kommentar, um den Verdacht der Häresie abzuweisen. Nach dem Tod Datis ließ Palmieri eine reich ausgestattete Reinschrift seiner Verse und des Kommentars erstellen, die von Neri di Filippo Rinunccini geschrieben und am 2.6.1473 vollendet wurde. Die Miniaturen der Sternbilder stammen sehr wahrscheinlich von dem Maler Francesco Botticini, das Frontispiz und die ganzseitigen Darstellungen von Kosmos und Jenseits möglicherweise von Gherado di Giovanni (Venturi 1994, S. 114). Zwei Jahre später, bei der feierlichen Totenmesse Palmieris, lag dieser Codex gemäß dem Wunsch des Verstorbenen auf der Brust des aufgebahrten Leichnams und wurde anschließend der Arte dei Giudici e Notai, der auch der Verstorbene angehört hatte, zur Verwahrung übergeben. Ganz am Ende des Buches findet sich daher auch ein gezeichnetes Epitaph mit einem Porträtmedaillon des Autors. Im achten Kapitel des ersten Buches erklärt die Sybille dem Autor den Auf bau des Fixsternhimmels und beschreibt die einzelnen Konstellationen. Im Kommentar Leonardo Datis stehen dazu ausführlichere Erläuterungen der Sternbilder, die im Wesentlichen auf Hyginus fußen. Die Miniaturen folgen auf die jeweiligen Ausführungen und sind als gerahmte Bilder in die Kolumnen des zweispaltig geschriebenen Textes eingeschoben. Die Reihenfolge entspricht den Nennungen im Poem und weicht deshalb von Hyginus ab. Bisweilen werden auch mehrere Konstellationen in einer Darstellung zusammengefasst (fol. 44v und 45v); dies geschieht an den Stellen, an denen in den Versen des Palmieri die Sternbilder wie in einer Aufzählung nur genannt werden, ohne dass auf weitere Merkmale eingegangen wird. Der Illustrationszyklus ist also genau auf das Poem abgestimmt und offenbar sehr sorgfältig unter Mitwirkung des Autors geplant worden. Die Sternbilder stehen vor einem blauen Himmelsgrund, der nach unten hin heller wird, und auf plastisch gemalten Wolkenbänken. Damit wird das natürliche Ambiente dieser Figuren aufgerufen, auch wenn es sich nicht um den dunklen Nachthimmel handelt. Die Ikonographie folgt den Hyginuszyklen und weist enge Bezüge zu den mehr oder weniger gleichzeitigen Florentiner Hyginhandschriften auf (insbesondere zu Rom, BAV, Cod. Urb. lat. 1358 und Pavia, BU, Ms. Aldini 490, Kat.-Nr. 83, 84). Charakteristisch sind das Dreieck am Hals des Widders, die Haltung der Andromeda mit einem gesenkten Arm, der Altar mit gotischem Retabel, Pistrix/Cetus als Meeresungeheuer oder Hydra als voluminöser Drache anstatt als Schlange. Auch Hercules, Bootes, der Schlangenträger oder Orion sind gut vergleichbar. Doch kannte Matteo Plamieri auch die erst vor wenigen Jahren in Sizilien aufgetauchte, reich illustrierte
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Germanicus-Ausgabe (1465–1467; s. Kap. VII, 5 und Kat.-Nr. 114–122). 1468 gelangte eine Neapolitaner Kopie für Agnolo Manetti nach Florenz. Von dort übernahm man die Planisphäre (fol. 41v), in der die Hydra bezeichnenderweise als Schlange wiedergegeben ist. Auch die Hörner am Kopf des Eridanus dürften aus den Germanicus-Illustrationen stammen. Die rechteckige Rahmung der Bilder und der blaue Himmelsgrund kennzeichnen die späteren Napolitaner Kopien dieses Germanicus, fehlen aber in den beiden ersten erhaltenen Neapolitaner Kopien (Cologny, Cod. Bodmer 7 und New York, PML, Cod. M 389, Kat.-Nr. 114, 115) sowie durchweg bei den erhaltenen Florentiner Abschriften. Deshalb ist es unwahrscheinlich, dass der Illustrator diese Merkmale von dem Manetti-Exemplar übernahm. Eher ist zu vermuten, dass der Buchmaler eine Himmelsdarstellung wie etwa das Kuppelfresko in der Alten Sakristei von S. Lorenzo (1434–1440) im Kopf hatte. Dafür sprächen auch die gelegentliche Verwendung der Grisailletechnik und die besondere Rahmung der Bärinnen durch den Polarkreis. Doch gibt es auch eine Reihe von Ungenauigkeiten, die offenbar dadurch entstehen, dass der Maler zeitgenössische Elemente aus anderen Zusammenhängen wie Versatzstücke übernimmt. So hält die Jungfrau statt der Ähren eine Lilie und gleicht deshalb dem Verkündigungsengel. Der Fuhrmann schwenkt ein Fähnchen; die Lyra ist eine Viola, Cepheus ist ein Jüngling und Andromeda vollständig bekleidet. Verwandte Ungereimtheiten begegnen auch in den zeitgleichen Florentiner Germanicus-Kopien (Kat.-Nr. 118–121). Die Nacktheit der Zwillinge, die ja in den meisten Hyginus-Handschriften des 15. Jahrhunderts aufällig höfische Gewänder tragen, findet sich auch in den humanistisch geprägten, stark antikisierten Zyklen aus Padua (Kat.-Nr. 77–81). Somit dürften die Kenntnisse des weit gereisten und ausgesprochen gelehrten Autors an verschiedenen Stellen in diese Miniaturen eingef lossen sein. Verzeichnis der Bilder fol. 41v: Planisphäre, aus fünf goldenen konzentrischen Kreisen zusammengesetzt, der blaue Hintergrund hellt sich von der Mitte nach außen hin auf, Anordnung und Ikonographie der Konstellationen in etwa wie in den humanistischen Germanicushandschriften (vgl. Vat. Barb. lat. 76, fol. 3r, Kat.-Nr. 116). Centaurus präsentiert ein menschliches Haupt; abweichend ist Centaurus weiblich und Ara nicht als Becken, aus welchem drei Flammen lodern, sondern als ein Altar mit dreiteiligem Retabel aufgefasst, außerdem blickt der Widder durch das Dreieck nach hinten. fol. 42r: Draco inter arctos (Schlange zwischen Bärinnen), in einem kreisrunden Feld (Polarkreis) windet sich die wie ein Drache gepanzerte Schlange in Form eines seitenverkehrten S von oben nach unten, sie hat einen Drachenkopf, in die Windungen schmiegen sich die Bärinnen, die obere kopfunter, die untere aufrecht in Gegenrichtung nach links gewandt stehend. fol. 42v: Hercules, im Ausfallschritt nach rechts, das Löwenfell über dem linken Arm, sich zurückwendend und mit den Stock zum Schlag ausholend; Serpentarius (Schlangenträger), Ophyucus, Rückenfigur mit gepreizten Beinen nach links gewandt, den zurückgewandten Kopf der Schlange mit den Augen fixierend; Bootes (Bärenhüter), Boethes, junger Mann in kurzer Tunika, barfuß, nach links schreitend, seinen linken von einem mandelförmigen Schild verdeckten Arm nach links streckend, mit einem Stock in der rechten Hand zum Schlag ausholend. fol. 43r: Virgo (Jungfrau), von vorn, schräg nach links auf den Betrachter zukommend, den Kopf leicht nach rechts neigend, geflügelt, ihre knöchellange, gegürtete Tunika liegt an ihrem vortretenden Bein eng an und bauscht sich nach hinten auf, in ihrem rechten Arm führt sie einen Lilienstengel mit drei Blüten; Gemini (Zwillinge), zwei nackte Jünglinge, die sich in
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Schrittstellung gegenüber stehen, wobei sie ihren linken um den anderen legen und sich ihre linken Füße berühren, beide mit erigiertem Penis; Cetus (Seeungeheuer), Pistrix, nach rechts gerichtet lagerndes Mischwesen mit zottigem Hundekopf, Pferdemähne, Hufen und Fischschwanz; Eridanus nach links gewandt mit leicht gebeugten Knieen stehender Jünling in kurzer Tunika, üppige Locken, gehörnt, gießt vor sich eine henkellose Urne aus, die er mit beiden Händen am Bauch fasst. fol. 43v: Cancer (Krebs), und Leo (Löwe), Krebs ist als Krabbe in Aufsicht gezeigt, wobei ihr Kopf nach unten (zum Löwen) gerichtet ist; Löwe schreitet mit erhobenem Schwanz nach links, wendet dabei seinen Kopf dem Betrachter zu; Auriga (Wagenlenker), Henyocus, in klassischem Kontrapost stehend, sein linkes Bein belastend und die Hüfte vorschiebend, himmelwärts blickend, in kurzer Tunika, von seiner Schulter weht ein Umhang nach hinten, mit seiner ausgestreckten linken Hand schwingt er eine Fahne (missverstandene Peitsche?), auf seiner linken Schulter kauert die Ziege, auf seinem zur Seite ausgestreckten rechten Unterarm hocken die beiden Böckchen. fol. 44v: Taurus (Stier), nach links aus den Wolken heraus galoppierendes Vorderteil eines Stieres; Cepheus, frontal dem Betrachter zugewandter Jüngling in breitbeinigem Stand, langes Lockenhaar, die Arme weit zu beiden Seiten ausbreitend, trägt eine kurze blaue Tunika; Cassiopeia Causepya, mit w-förmig zur Seite gestreckten Armen auf einem Kastenthron mit Fußbank aber ohne Lehne sitzende junge Frau, in ein langärmeliges, unter der Brust gegürtetes Untergewand gekleidet und in einen weiten Mantel gehüllt, der über ihre linke Schulter fälllt, aber vorne bis zum Schoß herabgeglitten ist; Pegasus Equus, Perseus, Andromeda, Aries (Widder), und Triangulum (Dreieck), Deltoton, im linken oberen Eck des Bildfeldes Pegasus als geflügeltes nach rechts galoppierendes Pferdevorderteil, rechts daneben Perseus, jugendlich im Ausfallschritt nach links (auf Pegasus zu), dabei den Oberkörper und den in Schrittrichtung zur Seite geneigten Kopf in die Front wendend, in kurzer grüner Tunika, mit seiner Rechten ein Schwert erhebend, in seiner Linken ein bärtige Haupt (mit geschlossenen Augen) am Haarschopf haltend; links unten Andromeda in unklarer Ansicht (da zur Vorderansicht die Fußstellung nicht passt), in Schrittstellung nach links, ihren rechten Arm senkend, mit ihrem linken Arm zur Seite weisend, in langer Tunika, darüber lose ein Manteltuch geschlungen, rechts neben Andromeda der Widder im Profil auf den Wolken kauernd, den Kopf durch das Dreieck steckend und von Andromeda abwendend; Aquarius (Wassermann), Piscis magnus (Südlicher Fisch), Pisces (Fische), Lyra (Leier), und Cygnus (Schwan), Olor, Wassermann oben links im Bildfeld, als Jüngling in energischem Schritt nach links, seine rechte Hand auf den Oberschenkel legend, in kurzer Tunika, mit dem linken Arm ein Gefäß umfassend und über die Schulter nach vorne ausleerend; links oben Lyra parallel zum Wassermann als Fiedel, deren Hals nach schräg unten rechts zeigt; links unten im Bildfeld die Fische übereinander in entgegengesetzte Richtung schwimmend; rechts unten der storchenähnliche Schwan (ohne Schwimmhäute und mit spitzem Schnabel) mit ausgebreiteten Flügeln und erhobenen Kopf nach links schreitend; Capricornus (Ziegenfisch), im Profil nach links gewandt lagernd. fol. 45r: Sagitta (Pfeil), und Aquila (Adler), zerzauster Raubvogel, mit ausgebreiteten Schwingen, nach rechts gedreht stehend, über ihm am obereren Bildrand der nach rechts gerichtete Pfeil; Delphius (Delfin), Delphynus, rücklings liegender Fisch mit spitzem geschwungenem Schnabel und einer Reihe von zackenartiger Rückenflossen; Orion, en-face stehender, alter Mann mit grauem Bart und grauen langen Haaren in kurzer gegürteter Tunika, mit seiner angewinkelten linken Hand ein Schwert erhebend, die Finger der abgesenkten rechten Hand weit spreizend; Canis maior (Großer Hund), schlankes Windspiel, im Profil nach rechts springend, mit breitem Halsband. fol. 45v: Lepus (Hase), in Seitenansicht, nach rechts springend; Anticanis (Vorhund), Prochyon, wie Canis maior im Profil nach rechts springend, trägt breites rotes Halsband mit goldenen Nieten; Navis (Schiff), großes Holz-
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schiff mit breiter Brüstung an Heck und Bug, Mastspitze und Taue vom oberen Bildrand beschnitten, links ragen die beiden Steuerruder aus dem Schiffsrumpf, Ara (Altar), Steinaltar mit goldenem gotischen Triptychon; Sagittarius (Schütze), Centaurus, Libra (Waage), und Scorpio (Skorpion), links oben im Bildfeld Sagittarius als Kentaur, in Seitenansicht, nach rechts orientiert, steigend, dabei den Oberkörper in die Front drehend, dunkles Haar und bärtig, spannt einen Bogen, um den Pfeil nach rechts oben zu schießen, Centaur in seiner Haltung nahezu spiegelbildlich zu Sagittarius, hat blondes Haar und Bart, hält in seiner zur Seite gestreckten rechten Hand ein Beutetier (Hase?) an den Füßen, unter Sagittarius eine goldene Balkenwaage, deren linke Waagschale tiefer hängt als die rechte; unter Centaurus der Skorpion in Aufsicht, nach links gewandt. fol. 46r: Hydra, Crater, Corvus (Wasserschlange, Krater und Rabe), im Profil nach links gerichtet stehender grüner Drache mit Flügeln, auf seinem Rücken eine goldene Schale mit Fuß, auf dem Ansatz des eingerollten Schwanzes der nach links blickende Rabe.
Provenienz Nach 1475 bei der Arte dei Giudici e Notai in Florenz, ab 1557 in der Biblioteca Laurenziana.
Literatur Bandini, 5, 1778, S. 74–96; Rooke 1927; McGurk 1966, S. 25f; Venturini 1994, S. 114, Abb. S.168–176; Ferraro 2005, S. 364ff.; Cumbo 2006, S. 16ff. Siehe S. 95–96, Abb. 814–819
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Cortona, Libreria del Comune, Ms. 184 Hyginus, De astronomia; Glossarium latinum; Ars dictaminis Sternbilderdarstellungen zu Hyginus, De astronomia Italien, 4. Viertel 15. Jahrhundert Kodikologische Angaben 218 × 143 mm, 204 Folia, Papier, einspaltig zu 28 Zeilen in Humanistica cursiva von drei Händen beschrieben, Initialen nicht ausgeführt, keine Rubrizierung, ausgeworfene Randbetreffe von wenig späterer Hand; erstes Wort des Absatzes jeweils in Majuskeln; nicht durchgehend foliiert, meist nur jedes fünfte Blatt bezeichnet (fol. 84 als 85 gezählt); Lagen: I2 (altes VS?) + 5 VI62 + IV 70/+ 2 V91 (=90) + I93 (=92) + III99 (=98) + II103 (=102) + IV111 (=110)/+ 8 V191 + VII 205 (=204), im dritten Teil Blattzählungen. Einband: 19. Jahrhundert.
Art der Bilder Einfache Zeichnungen der Sternbilder zum dritten Buch des Hyginus (fol. 38v–55r); die Sterne sind nicht angegeben.
Inhalt fol. 1r:
neuzeitlicher Titeleintrag, jüngerer Besitz- und Signatureintrag der Libreria comunale leer fol. 1v–2v: fol. 3r–67v: Hyginus, De Astronomia I–IV. Sternbilder zu Buch III. fol. 67r: unten Nachtrag von der Hand der Randbetreffe: Verweis auf eine Stelle aus Firmicus Maternus zum Planeten Saturn. – fol. 68r–70v: leer fol. 71r–110v: Glossarium Latinum. »Ante signa nusquam fert signa. Arpye qua trisyllabum Mar. iux. Non hic centauros non gorgonis arpyasque…« Worterläuterungen, zum Teil auch zu mythologischen Begriffen, wohl auch zum Wortbestand des Hyginus, aber nicht ausschließlich, auch viel Allgemeines. Alphabetisch (nur nach dem Anfangsbuchstaben geordnet), nach jedem Buchstabenabschnitt Leerseiten als Raum für Ergänzungen. Hat den Charakter einer privaten Vokabelsammlung. 2spaltig – fol. 110v: leer fol. 112r–205v: Ars dictaminis. »Exemplum in genere dubio. Gaudeo pl... ac letor in ea…« Lateinische Formulierungen als Briefmuster, rhetorische Übungen
Kommentar Das Manuskript 184 der Bibliothek in Cortona umfasst außer dem astronomischen Werk des Hyginus De astronomia eine Vokabelsammlung und eine Sammlung von Wendungen als Hilfe beim Verfassen von Briefen und Reden. Die drei Teile weisen unterschiedliches Papier auf und sind jeweils von anderen Händen in wohl nicht allzu langem zeitlichem Abstand voneinander geschrieben. Die versierte Verwendung von humanistischer Kursive in allen drei Fällen ist außerhalb Italiens und vor der Mitte des 15. Jahrhunderts schwer vorstellbar.
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Beim zweiten Teil und eventuell dritten Teil könnte es sich um individuelle Sammlungen handeln. Sie stehen in keinem offensichtlichen Zusammenhang mit Teil I. Allenfalls scheint die Vokabelsammlung auch Hyginus-Material zu enthalten. Vom astronomischen Traktat De astronomia des Hyginus wird das dritte Buch mit seinen astrothetischen Beschreibungen durch insgesamt 39 Zeichnungen der Sternbilder illustriert. Diese zeigen in ihrer Ikonographie nur zum Teil Merkmale der Hyginus-Illustrationen (Lyra, Cassiopeia, Perseus, Fuhrmann, Jungfrau, Orion, Altar). Vielmehr orientieren sie sich an den Bildern des Sufi latinus (Prag, Strahov DA II 13 (Kat.-Nr. 37); Berlin, SMPK, 78 D 12 (Kat.Nr. 38); Gotha, Memb. II 141 (Kat.-Nr. 40)). So wird Cygnus als auf dem Rücken liegender Vogel – allerdings nicht als Huhn – wiedergegeben, Cepheus in Kniestellung, Serpentarius mit einer Schlange, die ohne Windung hinter seinem Rücken verläuft, die Zwillinge nackt, ohne Attribute mit achssymmetrisch überkreuzt gehaltenen Armen, Eridanus als abstrakter Flusslauf und der Kentaur mit einem steifen, nach oben ragenden Beutetier. Die ungewöhnliche Verbindung des Orion mit dem bandartigen Fluss Eridanus (der Verlauf des Flusses ist nahezu deckungsgleich wie im Einzelbild des Eridanus) entspricht zwar den Angaben des Textes, wo davon die Rede ist, dass Orion Eridanus berühre, doch dürfte sie von dem herabhängenden, überlangen Ärmel in den Illustrationen des Sufi latinus angeregt sein. Einige Elemente gehen aber wohl auf Michael Scotus zurück, insbesondere die Darstellung der zwischen zwei pfostenartigen Bäumen gebundenen Andromeda mit herabgeglittenem Gewand, die Ersetzung des Seeungeheuers Cetus durch einen großen Fisch sowie die gef lügelte Jungfrau. Auf die gleichzeitige Verwendung zweier Vorlagen könnten die beiden Bildvarianten zum Tierkreiszeichen Fisch weisen, wobei die untere dem Sufi latinus entspricht. Die Zeichnungen wurden durchgehend in einem Metallstift unterzeichnet und in Tinte von einer geübten Hand mit sicherer Strichführung ausgeführt. Die Kleidung der männlichen Figuren kennzeichnen kurze Röcke, die zum Teil nicht einmal ganz das Gesäß bedecken (so bei Bootes, Fuhrmann oder Wassermann). Dies verweist ebeno wie das auch über den Unterarmen geschlitzte Obergewand des Wassermanns auf eine Entstehung in Italien im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts. Der Auftraggeber, der vielleicht auch mit dem Schreiber und Zeichner identisch sein mag, muss einen der Sternatlanten mit dem Zyklus des Sufi latinus gesehen haben. Dies könnte am ehesten in Mailand oder Oberitalien geschehen sein. Jene Bilder übertrug er auf den HyginusText, wobei er allerdings das Erscheinungsbild konsequent modernisierte und alle fremdartigen Merkmale eliminierte. Daher kann man auch nicht von einer Kopie sprechen, vermutlich hat er die Vorlage nicht ständig zur Verfügung gehabt und hat eher aus der Erinnerung sowie nach Bildnotizen gearbeitet. Es handelt sich um eine Gebrauchshandschrift ohne repräsentativen Charakter. Verzeichnis der Bilder fol. 38v: Ursa maior, Ursa minor, Draco, Bärinnen in den Windungen einer drachenartig geschuppten Schlange mit dem Rücken zueinander stehend. fol. 39r: Bootes, frontal zum
Betrachter gewandt stehender Jüngling, in seiner gesenkten rechten Hand einen Stab haltend, die andere Hand hoch erhebend, sein kurzes Wams bedeckt kaum das Gesäß. fol. 39v: Corona (Nördliche Krone), Kronreif mit zum Teil blattartigen Zacken, Betonung der vier Blätter über der senkrechten und der waagrechten Mittelachse. fol. 40r: Hercules, nach rechts gewendet kniend, bärtig, wilde Haare, trägt kurzen Rock außerdem das an den
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Vorder- und Hinterfüßen vor seinem Körper verknotete Löwenfell, den Löwenkopf mit Schwanz führt er mit der vorgestreckten linken Hand wie eine Handpuppe, in seiner zurückgestreckten rechten Hand holt er mit einem Knüppel (Keule) zum Schlag aus. fol. 40v: Lyra (Leier), mit drei mal fünf Saiten bespannter querrechteeckiger Rahmen auf einer ornamentierten Standplatte; Cygnus (Schwan), vom Bauch her gezeigter Wasservogel mit abgespreizten Beinen und zur Seite ausgebreiteten Flügeln im freien Fall. fol. 41r: Cepheus, nach links gerichtet mit w-förmig gehaltenen Armen kniend, trägt langes pelzverbrämtes Gewand und eine Zackenkrone. fol. 41v: Cassiopeia, mit w-förmig zur Seite gebreiteten Armen auf einem Thron mit hoher konkaver Lehne und Fußbank auf einem prallen Kissen sitzend, trägt Kopfschleier und langes hochgegürtetes Gewand. fol. 42r: Andromeda, en-face, in aufrechtem Stand zwischen zwei Pfosten, an die sie mit den Handgelenken festgebunden ist, ihr Gewand ist vom Oberkörper herabgeglitten und bildet über der Hüfte eine Wulst. fol. 43r: Perseus, in voller Rüstung, jedoch ohne Helm, nach links eilend, mit seiner Rechten vor sich eine große Sichel schwingend, mit der Linken hinter sich das aus dem Hals blutende Haupt der Medusa (mit geschlossenen Augen) am Haarschpf haltend. fol. 43v: Auriga (Fuhrmann), von vorn, in aufrechtem Stand, mit einem knappen Wams und anliegenden Beinkleidern, in seiner seitlich abgestreckten Hand eine Geißel erhebend, mit seiner Linken drückt er ein Böckchen an seinen Körper, über seine linke Schulter schaut die Ziege. fol. 44r: Serpentarius (Schlangenträger), ein in Schrittstellung nach rechts gezeigter Mann, in knappem Wams über Beinkleidern, bärtig, fasst mit beiden Händen ein gewaltige Schlange, die ohne Umwindung seines Körpers hinter seinem Rücken ausgestreckt ist und sich nach rechts hin aufrichtet. fol. 44v: Sagitta (Pfeil), waagrecht, nach rechts gerichtet; Aquila (Adler), im Profil nach rechts gewendet stehend, mit ausgebreiteten Flügeln. fol. 45r: Delphinus (Delfin), großer (bis auf den Schnabel unspezifischer) Fisch, hat zackigen Kamm als Rückenflosse, mit geöffnetem Maul, nach links schwimmend. fol. 45v: Pegasus, Vorderteil eines geflügelten Pferdes, nach links gerichtet galoppierend; Triangulum (Dreieck), (nur mit dem Stift vorgezeichnet, gleichschenklig). fol. 46r: Aries (Widder), in Seitenansicht, nach links springen, dabei den Kopf zurückwendend, mit um die Ohren gerollten Hörnern. fol. 46v: Taurus (Stier), nach links galoppierende vordere Hälfte eines Stieres. fol. 47r: Gemini (Zwillinge), zwei nackte nebeneinander stehende Jünglinge, die zueiander zeigenden Arme überkreuzt haltend, mit dem anderen Arm nach außen weisend (der rechte Zwilling hat zwei rechte Füße). fol. 47v: Cancer (Krebs), in Draufsicht, nach links gedrehte Krabbe; Leo (Löwe), im Pfofil nach rechts schreitender Löwe. fol. 48r: Virgo (Jungfrau), von vorn, junge Frau in aufrechtem Stand, trägt langes hochgegürtetes Gewand, kleine Schulterflügel, über dem Scheitel schwebt ein Heiligenschein, in ihrer zur Seite gehaltenen linken Hand trägt sie drei große Ähren. fol. 48v: Scorpius (Skorpion), in Draufsicht, nach rechts oben orientiert. fol. 49r: Sagittarius (Schütze), bogenspannender jugendlicher Kentaur, im Profil nach rechts, trägt Wams und Stirnband. fol. 49v: Capricornus (Steinbock), Mischwesen aus Ziegenvorderteil mit Fischschwanz, nach hinten unten gebogene Hörner, nach rechts gerichtet hockend. fol. 50r: Aquarius (Wassermann), modisch gekleideter Jüngling, in knapp das Gesäß bedeckendem Wams mit geschlitzten Ärmeln und Seiten, Beinkleidern, leicht nach links gewandt stehend und mit seiner zur Seite gestreckten Rechten ein Gefäß mit langem Hals ausschüttend, den anderen Arm ebenfalls zur Seite erhebend. fol. 50v: Pisces (Fische), zwei Varianten: übereinander, gegenläufig, von Maul zu Maul verbunden und V-förmig divergierend, von Schwanz zu Schwanz verbunden. fol. 51r: Cetus (Seeungeheuer), großer unspezifischer Fisch, nach links schwimmend. fol. 51v: Eridanus (Flusslauf), sich schlängelndes und sich zweimal windendes Band; Lepus (Hase), in Seitenansicht, nach rechts springend. fol. 52r: Orion (Konzeption geändert), im Profil, nach rechts gehender Jüngling, in voller Rüstung
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(Beinschienen, Brustpanzer, Helm? oder Kappe, an seiner linken Seite ein langes Schwert,(in der Vorzeichnung führt er mit der Linken einen Schild), mit seiner vorgestreckten linken Hand berührt er den Fluss Eridanus; mit seiner Rechten mit einem Knüppel zum Schlag ausholend. fol. 52v: Canis (Großer Hund), schlanker Windund, nach rechts springend. fol. 53r: Anticanis (Vorhund), gedrungener Hund mit geschlossener Schnauze, nach rechts gewandt stehend. fol. 53v: Argo Navis (Schiff), hintere Hälfte eines Schiffes mit Steuerrudern, mit aufgezogenem geblähtem Segel, herabhängender Anker. fol. 54r: Centaurus (Kentaur), nach links gewandt stehend, seinen linken Arm in die Hüfte stemmend, mit der rechten Hand vor sich ein erbeutetes, steif aufgerichtetes Tier an den Hinterläufen haltend, trägt Wams; Ara (Altar), Blockaltar auf weit vorkragender Basis, auf der Vorderseite des Altarblocks ein Hexagramm, auf dem Altar lodert ein Feuer, in der Vorzeichnung ist ein Retabel (Triptychon) zu erkennen. fol. 54v: Hydra, Crater, Corvus (Seeschlange, Mischkrug, Rabe), lange, nach rechts kriechende Schlange, auf der Mitte ihres Rückens steht der kelchartige Krater und der zum Krater gewendete, in die Schlange pickende Rabe. fol. 55r: Piscis austrinus (Südfisch), nach rechts schwimmender Fisch.
Provenienz fol. 3r: aufgeklebter Zettel mit altem Bibliotheksstempel »Bibl. C. S. Franc. Cort.« [= Bibliotheca Conventus Sancti Francisci Cortonensis (?)]; auf fol. 1r: »Libreria comunale di Cortona, codice cartaceo, No. 265«.
Literatur Mancini 1884, S. 89; McGurk 1966, S. 19–20; Viré 1981, S. 165. Siehe S. 63, Abb. 820–822
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Montpellier, Bibliothèque del’Ecole de Medicine, Cod. H. 452 Zweiteilige Sammelhandschrift: Teil I: antike Texte zur Astronomie, Teil II: Vita S. Prudentii Sternbilderdarstellungen zu den Aratea des Germanicus und Hyginus, De astronomia Teil I: Oberitalien (?), 15. Jahrhundert; Teil II: Frankreich, 13. Jahrhundert Kodikologische Angaben 180 × 135 mm, 238 Folia (Teil I: fol. 1–173 Papier, Teil II: fol. 174–238 Pergament), Teil I: einspaltig zu 19 Zeilen in Humanistica cursiva beschrieben, Teil II: einspaltig in gotischer Minuskel beschrieben
Art der Bilder Einfache Federzeichnungen der Sternbilder zu Germanicus und zum dritten Buch des Hyginus; Sternpositionen nur vereinzelt angegeben.
Inhalt Teil I:
Germanicus, Phainomena mit Arati Genus und Scholia Strozziaziana, »... annuens adhaerere illi. Unde quidam de melioribus recensioribus putaverunt« (Maas ed. 1898, S. 149b, 14ff.) – fol. 68v: endet mit Aratea Germanici V. 430 und Frgm. IV, 52–163, fol. 69r: »Primum a sole capriemus praesagia purus oriens«, Rest der Seite leer leer fol. 69v: fol. 70r–82v: Cicero, Aratea fol. 83r–89v: leer fol. 90r–173r: Hyginus, De Astronomia. »Et si studio grammatice artis…« »Duodecim signa zodiaci…« (Nachtrag von anderer Hand als Hygintext) fol. 173r: Tabelle Tierkreiszeichen und Jahreszeiten fol. 173v:
fol. 1r–69r:
Teil II:
fol. 174r–238v: Vita et Miracula S. Prudentii
Kommentar Im umfangreichen heute in der Bibliothek der medizinischen Fakultät zu Montpellier aufbewahrten Band Cod. H. 472 sind zwei ursprünglich unabhängige Handschriften zusammengefügt. Während der mittelalterliche Teil aus Pergament die Vita des Heiligen Prudentius enthält, umfasst der jüngere Teil drei Klassiker-Texte zur Astronomie: die Aratea des Germanicus, die Aratea des Cicero und die vier Bücher der De astronomia des Hyginus, die in einer f lüssigen und regelmäßigen Humanistica cursiva auf Papier geschrieben sind. Die Aratea des Germanicus und das dritte Buch von De astronomia sind mit Zeichnungen versehen.
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Allein von der Wahl der Schrift ist eine Entstehung des hier interessierenden ersten Teils in Frankreich – wie bisher auf Grund der Provenienz angenommen – unwahrscheinlich. Eher ist von einer Entstehung in Italien auszugehen. Dort ist auch der Zugang zu einer Textvorlage mit den durch die Scholia Strozziana erläuterten Germanicusversen ohne weiteres möglich. Nach Reeve (1980) ist dieser Text von der Florentiner Handschrift in Madrid (Kat.-Nr. 117) kopiert worden. Die Aratea des Cicero besitzen mit dem verlorenen Codex aus Vercelli gleichfalls eine italienische Vorlage (Reeve 1980, vgl. Kat.-Nr. 110). Ebenso verweist die Haartracht und Kleidermode nach Italien, wobei ein Unterschied zwischen den beiden Zyklen festzustellen ist. Gegenüber den Wämsen der Personen der Hyginillustrationen, die sich ins dritte Drittel des 15. Jahrhunderts einordnen lassen, sind die Wämse der männlichen Figuren unter den Germanicusillustrationen deutlich kürzer und bedecken nicht einmal das Gesäß oder das Geschlecht, wie für die Mode gegen Ende des 15. Jahrhunderts kennzeichnend. Vermutlich sind die Germanicusillustrationen also einige Jahre nach den Hyginusbildern gezeichnet worden. Die teilweise sehr laienhaften Zeichnungen beider Sternbilderzyklen sind in großzügige Lücken gesetzt, die der Schreiber freigehalten hat, und es sind in beiden Fällen Vorzeichnungen mit einem Metallstift zu erkennen. Häufig nützt der Zeichner jedoch den zur Verfügung stehenden Platz nicht aus. Nur in wenigen Darstellungen des Hyginuszyklus (Bootes, Hercules, Cygnus, Cepheus, Cassiopeia, Auriga, Aquila, Delphinus) sind Sterne eingetragen. Die weithin außergewöhnliche Ikonographie der beiden Zyklen hängt zweifellos zusammen. Während die Germanicusillustrationen keinerlei Bezüge zu anderen Germanicuszyklen zeigen, gibt es unter den Hyginusillustrationen zumindest einige Anklänge an andere Hyginuszyklen. Demnach scheint sich der Germanicuszyklus an den Hyginuszyklus anzulehnen, was auch mit der hinsichtlich der Mode vermuteten späteren Entstehung übereingehen würde. Verwandt zu Illustrationen anderer Hyginushandschriften sind etwa die schuppige, drachengestaltige Schlange zwischen den Bären oder Bootes, der mit seinem Arm zur Seite weist. Die ungewöhnliche Variante des Cepheus als völlig nackter Jüngling mit nach beiden Seiten gerade ausgestreckten Armen und die auf einem in die Schräge gedrehten Sitz thronende Cassiopeia könnten von mittelalterlichen Hyginusillustrationen abgeleitet sein (vgl. Bd. I, S.119ff., Kat.Nr. 15, S. 247ff. oder Kat.-Nr.60, S. 522ff.). Dort finden sich auch Eridanus als abstraktes Gewässer und der Altar als zeitgenössischer Blockaltar, der hier jetzt zeitgemäß mit einem Retabel, zwei Leuchtern und einer Bibel ausgestattet ist. Die Kombination von Aries mit Dreieck oder die Zwillinge als nacktes Liebespaar erinnern dann eher an die italienischen Hyginuszyklen des 15. Jahrhunderts. Andere Darstellungen wiederum sind völlig losgelöst von der Bildtradition und teilweise auch rätselhaft. Zu nennen wären hier die szenische Wiedergabe von Hercules im Kampf gegen die drachengestaltige Hydra im Hesperidenbaum, Lyra als detailgetreue zeitgenössische Laute, der Schwan in Seitenansicht, Andromeda als kleine gebückt stehende Frau unter dem Flügelpferd Pegasus, Perseus als Kind oder Gaukler, der mit einem Reifen spielt, Fuhrmann, der hinten in einem Leiterwagen sitzt, der bekleidete Schlangenträger, der Stier laufend und in einer ungewöhnlichen Ansicht von oben, Jungfrau ohne Flügel, der halbfigurige Wassermann, Cetus als Drache, Orion über ein Gewässer laufend und Hydra als siebenköpfiger Drache. Beim Fuhrmann in dem vierrädrigen Karren mag die Erinnerung an enstprechende Darstellungen in Scotus-Zyklen eine Rolle spielen. Diese Mischung aus vage verwandten und völlig unorthodoxen Sternbildern lässt sich eigentlich nur so erklären, dass dem Zeichner ein schlecht erhaltenes, vielleicht lückenhaft illus-
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triertes mittelalterliches Hyginusexemplar vorlag, das er nach eigenem Ermessen ergänzte. Die Qualität der Zeichnungen ist sehr unterschiedlich und so muss man von verschiedenen Händen ausgehen. Neben völlig laienhaften Skizzen stehen aufwendigere Darstellungen, für die wohl auch andere Vorlagen zur Verfügung standen (z. B. Adler auf fol. 39v oder der Löwe auf fol. 146r). Zahlreiche Sternbilderdarstellungen, die den Germanicustext mit Scholien begleiten, und der Ikonographie der Germanicusillustrationen völlig fremd sind, sind sehr wahrscheinlich von den Hyginillustrationen weiter hinten im Codex übertragen. Außerdem finden sich aber auch neue Varianten, zum einen solche Darstellungen, für die der Hyginustext üblicherweise kein Bild vorsieht, wie die Planisphäre, die Plejaden als Reigen ganzfiguriger Mädchen oder die nicht personifizierten Bilder von Sol und Luna; zum anderen wandelt der Zeichner aber auch die vorliegenden Typen des Hyginuszyklus ab oder ersetzt sie durch neue: wie Bootes als Treiber eines Stierkarrens, den Altar »Sacrarius« als Gaukler in einem Kostüm mit brennender Kapuze oder der Schütze als bogenschießender Mann. Die Sternbilder der Planisphäre sind von ungleich besserer Qualität als die meisten der übrigen Zeichnungen, doch blieben sie zum großen Teil in der Unterzeichnung stehen. So ist es möglich, dass eine geplante Illustrierung nicht realisiert wurde und die Anfänge dann von einer anderen Hand nach dem Vorbild des Hyginuszyklus fortgeführt wurden. Interessanterweise kehrt ausgerechnet ein Teil dieser singulären Darstellungen unter den Holzschnitten der 1499 in Venedig gedruckten Ausgabe der Astronomici veteres wieder. Während ein Großteil der Holzschnitte auf die Reihe des Erhard Ratdolt zurückgreift, stammen die Himmelskarte, Bootes als Stierwagentreiber, die Reihe der ganzfigurigen Plejaden und der Altar als brennender Narr von den Germanicusillustrationen der Montpellierhandschrift. Wie bei den Ratdolt-Holzschnitten übertrug der Drucker die Zeichnungen auf seinen Druckstock ohne sie umzukehren, so dass sie gedruckt gerade seitenverkehrt herauskommen. Die Verwendung der Handschrift als Muster für den Manutius-Druck bedeutet, dass die Zeichnungen vor 1499 entstanden sein müssen und ist ein zusätzliches Argument für den italienischen Ursprung der Handschrift.
Verzeichnis der Bilder Zu Germanicus: fol. 2v: Planisphäre, einige Figuren als Putti, das meiste ist in der Unterzeichnung stehen geblieben. fol. 7v: Ursa maior, Ursa minor, Draco (Großer Bär, Kleiner Bär und Schlange), Bären gegenständig in den Windungen der aufwärts kriechenden Schlange. fol. 10r: Hercules, nackte Rückenfigur mit Lorbeerkranz im Haar, im Kampf gegen drachengestaltige Hydra, die ihren Schwanz um den Apfelbaum der Hesperiden windet, auf gemeinsamer felsiger Bodenplatte. fol. 11r: Corona (Nördliche Krone), Zackenkrone. fol. 12r: Serpentarius (Schlangenträger), in zeitgenössischem Gewand. fol. 13v: Bootes Rückenfigur mit geschultertem Stecken vor einem vierrädrigen Ochsenkarren, fol. 16r: Virgo (Jungfrau), ohne Flügel, in zeitgenössischem Gewand, einem Palmzweig haltend. fol. 17r: Gemini (Zwillinge), kleines, nacktes Paar. fol. 19v: Leo (Löwe), nach links springend. fol. 21r: Auriga (Fuhrmann), in einem vierrädrigen Karren ohne Zugtiere. fol. 22v: Taurus (Stier), laufend, nach links. fol. 24r: Cepheus, nackt mit waagerecht weggestreckten Armen. fol. 25r: Cassiopeia, leicht schräg sitzend, einen Arm erhoben, kein Thron, seitenverkehrt zur Cassiopeia auf fol. 138r. fol. 25v: Andromeda, kleine, geduckte Figur unter einem großen Flügelpferd. fol. 27r: Pegasus, halbes Flügelpferd, nach links.
88. Montpellier, Bibliothèque del’Ecole de Medicine, Cod. H. 452 fol. 28r: Aries (Widder), kleines Tier im Profil. fol. 29r: Triangulum (Dreieck), einfaches Dreieck. fol. 30r: Pisces, ein schlanker, nach rechts schwimmender Fisch, der zweite Fisch darüber nur in der Vorzeichung. fol. 31r: Perseus, als aufrecht stehender und frontal zum Betrachter gewandter junger Gaukler mit einem Reifen über seiner linken Schulter. fol. 32r: Pleiades (Plejaden), ganzfigurige Gruppe gleich gewandeter und gleich frisierter Mädchen, sich an den Händen haltend. fol. 33r: Lyra, Knicklaute. fol. 34r: Cygnus (Schwan), Vogel im Profil. fol. 35r: Aquarius (Wassermann), nach links laufend, eine Vase ausgießend, in der Vorzeichnung ist fälschlicherweise ein Pferdeleib angelegt. fol. 38r: Sagittarius (Schütze), stehender Bogenschütze in zeitgenössischer Gewandung. fol. 39v: Aquila (Adler), große Adlerfigur mit heraldisch ausgebreiteten Flügeln und Krallen. fol. 40v: Delphinus (Delfin), gebogener Fisch nach links. fol. 41r: Orion, Figur in zeitgenössischer
Gewandung mit großem Bogen, er hat einen Skorpion vor ihm mit einem Pfeil durchbohrt. fol. 43v: Canis: kleiner Hund, nach links springend, fol. 45v: Lepus (Hase), nach links springend, fol. 46v: Argo, ganzes Ruderboot ohne Mast und Segel. fol. 48v: Eridanus, breiter Wasserlauf vor Hügeln. fol. 50r: Piscis magnus, großer Fisch mit Horn. fol. 51r: Ara (Räucheraltar), frontale Gestalt in zeitgenössicher Kleidung mit brennendem Haupt. fol. 52r: Centaurus, Kentaur mit vorgestreckten Händen, den Oberkörper in zeitgenössischer Kleidung, ohne Attriubte. fol. 53r: Hydra, Corvus, Crater (Schlange, Rabe), siebenköpfiger Drache im Profil, der Rabe auf dem hinteren Ende. fol. 57r: Sol (Sonne), große Sonnenscheibe mit menschlichem Gesicht und Flammenkranz. fol. 59r: Luna (Mond), große Mondsichel im Strahlenkranz. Zu Hyginus (Buch III),: fol. 133r: Ursa maior, Ursa minor, Draco (Großer Bär, Kleiner Bär, Schlange), Bären beide nach links in den Windungen der aufwärts gerichteten Schlange, fol. 134v: Bootes mit vorgestreckten Armen in zeitgenössischer Kleidung. fol. 134v: Corona (Nördlich Krone), Zackenkrone. fol. 135v: Hercules, nackte Rückenfigur, Lorbeerkranz
im Haar, mit erhobener Keule vor dem Drachen, dessen Schwanz sich um den Früchte tragenden Baum windet, gesamte Szene auf einer felsigen Bodenplatte. fol. 136r: Lyra (Leier), Knicklaute. fol. 136v: Cygnus (Schwan), Vogel in Seitenansicht nach links. fol. 137v: Cepheus, nackte Figur mit waagerecht weggestreckten Armen. fol. 138r: Cassiopeia, schräg auf einem Kastenthron mit erhobenem rechten Arm. fol. 139r: Andromeda, kleine gebückt stehende Frau unter einem großen Flügelpferd, das nach links gewendet ist. fol. 140r: Perseus, aufrecht stehender leicht nach links gewendeter Jüngling in Wams und Beinlingen einen Reif hochhaltend. fol. 140v: Auriga (Fuhrmann), kleine Gestalt im Profil, in einem Holzkarren ohne Zugpferde sitzend. fol. 141v: Serpentarius (Schlangenträger), in zeitgenössischer Tracht. fol. 142r: Sagitta (Pfeil), nach links; Aquila (Adler), im strengen Profil, nach links. fol.142v: Delphinus (Delfin), gebogener Fisch mit angedeutetem Horn. fol. 143r: Pegasus, stehendes Flügelpferd, ganz; Aries, Triangulum (Widder, Dreieck), kleines stehendes Tier nach links, über seinem Kopf schwebend das Dreieck. fol. 143v: Aries, Triangulum (Widder, Dreieck), Wiederholung der Zeichnung von fol. 143r. fol. 144v: Taurus (Stier), laufender Stier in Aufsicht, Ganzfigur. fol. 145r: Gemini (Zwillinge), kleines, nacktes, sich umarmendes Paar. fol. 145v: Cancer (Krebs), kleine Krabbe in Aufsicht. fol. 146r: Leo (Löwe), nach links springend. fol. 146v: Virgo (Jungfrau), in zeitgenössischer Gewandung, ohne Flügel, in der Linken einen Zweig haltend, die Rechte weisend erhoben. fol. 147r: Scorpius (Skorpion), in Aufsicht. fol. 147v: Sagittarius (Schütze), Kentaur mit erhobenem Bogen, den Oberkörper in einem zeitgenössischen Gewand. fol. 148r: Capricornus (Steinbock), kleine, unproportionierte Darstellung eines nach links gewandt stehenden Widders. fol. 148v: Aquarius (Wassermann), kleine Büste eines Jünglings in zeitgenössischer Kleidung, eine Urne schulternd, aus der Wasser fließt. fol. 149v: Pisces (Fische), zwei übereinander in entgegengesetzte Richtung schwimmende Fische,
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von Maul zu Maul durch Band verbunden; Cetus(Seeungeheuer), sich ringelnde Schlange mit Drachenkopf. fol. 150r: Eridanus, als ein welliger See. fol. 150v: Lepus, kleiner, stehender Hase im Profil. fol. 151r: Orion, Jüngling in zeitgenössischer Gewandung, nach links laufend, unter ihm Wasser (?) oder unebener Boden. fol. 151v: Canis (Großer Hund), kleiner stehender Hund. fol. 152r: Anticanis (Vorhund), kleiner stehender Hund. fol. 152v: Argo, Kahn ohne Mast und Segel. fol. 153r: Centaurus, stehender Kentaur mit vorgestreckten Armen, ohne Attribute. fol. 153v: Ara (Räucheraltar), Altar mit Retabel, Kreuz, Leuchtern und Buch in perspektivischer Ansicht; Hydra siebenköpfiger Drache im Profil, ohne Mischkrug und Rabe. fol. 154v: Corvus (Rabe), Vogel im Profil; Piscis notius (Südfisch), kleiner Fisch.
Provenienz Auf fol. 1r und 3r Eintrag »ex libris oratorii collegii trecensis«, dies belegt die Herkunft aus Troyes.
Literatur Catalogue générale des bibliothèques publiques de France, Départements, Bd. 1: Montpellier, Paris 1849, S. 462f.; Buescu ed. 1966, S. 80ff.; Soubiran ed. 1972, S. 119–121; Reeve 1980, S. 508, 512, Anm. 21; Viré 1981, Nr. 50, S. 170. Siehe S. 96, Abb. 823–832
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Leiden, Bibliotheek der Rijksuniversiteit, Ms. Voss. lat. oct. 18 Manilius, Astronomicon, Hyginus, De astronomia Sternbilderdarstellungen zu Hyginus, De astronomia Süddeutschland oder Italien, 15. Jahrhundert Kodikologische Angaben 210 × 140 mm, 1 + 145 Folia, Papier, einspaltig zu 22 (vorgeritzten) Zeilen beschrieben in humanistischer Minuskel, mindestens 2 Schreiber, in Sesternionen gebunden; Reklamanten, an der Bindung entlang senkrecht nach unten geschrieben, Einband: moderner Ledereinband über Pappe, über 4 Bünden.
Art der Bilder Zwischen fol. 91v und fol. 125r sehr einfache Federzeichungen zum zweiten Buch von Hyginus, ohne Eintrag der Sterne.
Inhalt fol. 1r– 83r: Marcus Manilius, Astronomicon, Arati Philosophi (sic) Astronomicon Liber primus incipit fol. 83v–84v: leer fol. 85r–144r: Hyginus, De Astronomia – »… magnitudina« (Praef. Lib. IV, Cap. 9) (Bunte ed. 1875, S. 106ff ) fol. 144v–145v: leer
Kommentar Der Codex Voss. lat. oct. 18 aus der Universitätsbibliothek zu Leiden vereinigt zwei antike Texte zur Astrologie und Astronomie, zum einen das Lehrgedicht des Manilius, zum anderen die aus vier Büchern bestehende Einführung in die Astronomie De astronomia des Autors Hyginus. Der Hyginustext bricht im vierten Buch, Kap. 9 an derselben Stelle ab (»...magnitudine«) wie der Florentiner Hygincodex des 12. Jahrhunderts (Florenz, Bibl. Laur., Plut. XXIX, 30, Bd. I, Kat.Nr. 15, S. 247ff.). Für einen Papiercodex des 15. Jahrhunderts ist es eher altertümlich, dass die Linien geritzt sind. Das zweite Buch von De astronomia, das zu allen Sternbildern die Sternsagen berichtet, wird durch einfache Federzeichnnungen illustriert, die mit derselben schwarzen Tinte wie der Text ausgeführt sind. Sie haben einen einfachen, skizzenhaften Charakter und dürften vom Schreiber oder einem Laien ausgeführt worden sein. Die Darstellungen sind dem Beginn der entsprechenden Textabschnitte zugeordnet und von der Seite her in die Textspalte eingeschoben. Der Bezug auf das mythologische Buch II kennzeichnet neben dem erwähnten Florentiner Manuskript alle süddeutschen Hyginushandschriften des 12. Jahrhunderts (s. Bd. I, S. 119ff.).
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Auch die Ikonographie der Darstellungen weist viele Parallelen zu den Illustrationen jener mittelalterlichen Handschrift in Florenz auf. So ist Hercules rückansichtig, nackt und im Knielauf zu sehen; Cepheus, Cassiopeia und Andromeda erscheinen als eine zusammenhängende Reihe; besonders auffällig ist die Darstellung des Stiers als ganzes Tier mit einer Reiterin auf dem Rücken, der Schütze als bogenschießender Satyr, der liegende Wassermann sowie Eridanus als abstrakter Flusslauf. Ohne Frage gibt es einen Zusammenhang zwischen diesen beiden, zeitlich weit auseinander liegenden Zyklen. In der späteren Leidener Handschrift sind zahlreiche Bilder aktualisiert. Bootes trägt einen Rock mit Zaddelung; Lyra wird als Laute wiedergegeben; Perseus und Orion treten als geharnischter Ritter in moderner Rüstung auf. Generell entspricht die Kleidung dem 15. Jahrhundert. Doch sind die Zeichnungen zu ungenau, als dass sie eine genauere Einordnung ermöglichen würden. Denkbar ist eine Entstehung in Süddeutschland am Ende des 15. Jahrhunderts ebenso wie in Italien. In jedem Fall ist diese Handschrift ein Beleg dafür, dass im 15. Jahrhundert mittelaterliche Abschriften unter veränderten Vorzeichen ein neues Interesse auf sich ziehen konnten.
Verzeichnis der Bilder fol. 91v: Ursa maior (Großer Bär), nach links gerichtet, stehend mit heraushängender Zunge. fol. 92v: Ursa minor, Draco (Kleiner Bär, Schlange), nach links gewendet stehend, auf
aufsteigender Wellenlinie (Schlange?), gleicht eher einem Schweinchen als einem Bär, fol. 94r: Bootes, von vorn, wobei Kopf und Füße nach links orientiert sind, mit den Armen
nach beiden Seiten weisend, in knielangem Rock mit Gürtel, an dessen Seite ein Kopf hängt. fol. 97r: Corona (Nördliche Krone), neun kreisförmig angeordnete Sternchen. fol. 98r: Hercules, rückansichtig, nackt, im Knielauf, vor sich Löwenfell mit zum Betrachter blickender Fratze. fol. 99v: Lyra, detailgetreu wiedergegebene Laute mit geknicktem Hals. fol. 100v: Cygnus (Schwan), Wasservogel, nach links. fol. 101v: Cepheus, breitbeinig mit nach außen gedrehten Füßen und nach beiden Seiten ausgestreckte Armen stehender, bärtiger Mann, in Hut und kurzem Rock. fol. 101v (Mitte), Cassiopeia, Frau in durchscheinendem Gewand und zu zwei Hörnern frisiertem Haar, mit den abgewinkelten Armen nach oben zeigend; (unten), Andromeda wie Cassiopeia sorgfältig frisiert, mit ihrer rechten Hand nach unten mit ihrer linken Hand nach oben zeigend. fol. 102r: Perseus, nach links laufender, geharnischter Ritter in voller Rüstung, von hinten, vor sich das Medusenhaupt haltend, in der anderen Hand hinter sich ein Krummschwert erhebend. fol. 102v: Auriga (Fuhrmann), mit dem Oberkörper aus Wolken ragend, seitlich zwei Wagenräder und Rand eines Wagenkorbs, beide Arme w-förmig erhebend, vor seiner linken Schulter Ziegenkopf vor seiner Hand die Köpfe zweier Böckchen. fol. 104v: Serpentarius (Schlangenträger), von vorn, nackt, mit beiden Händen die einmal um seinen Körper gewundene Schlange haltend. fol. 106r: Sagitta (Pfeil), nach oben gerichtet. fol. 108v: Aquila (Adler), nach rechts orientiert, dabei den Kopf zurückwendend, fol. 109r: Delphinus nach links, stark gekrümmt. fol. 110v: Pegasus, halbes Flügelpferd, nach links. fol. 111v: Triangulum (Dreieck), gleichschenklig, aus zwei Linien. fol. 111v: Aries (Widder), nach rechts gerichtet mit gesenktem Kopf stehend. fol. 113v: Taurus (Stier), ganzfigurig, nach links, auf seinem Rücken eine Reiterin mit wildem offenen Haar tragend. fol. 115r: Gemini (Zwillinge), zwei nackte nebeneinanderstehende Jünglinge, die sich gegenseitig den einen Arm um die Schulter legen. fol. 115v: Cancer (Krebs), nach unten blickend. fol. 116v: Leo (Löwe), nach links, mit zwischen den Hinterbeinen hindurch gewundenem Schwanz. fol. 117r: Virgo (Jungfrau), en-face, geflügelt, gekrönt, in beiden zur Seite abgewinkelten Armen einen
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Blütenzweig haltend. fol. 117v: Scorpius, in Aufsicht, nach oben gerichtet. fol. 118r: Sagittarius (Schütze), bogenschießender Jüngling (Satyr?) mit Tierschwanz. fol. 118v Capricornus (Steinbock), nach links. fol. 119r: Aquarius (Wassermann), mit dem Kopf nach links auf dem Rücken liegend, ein langhalsiges auf seinem Bauch aufliegendes Gefäß ausgießend, fol. 119v: Pisces (Fische), übereinander, von Maul zu Maul durch Band verbunden, fol. 120r: Cetus (Seeungeheuer), fehlt, Eridanus abstrakter Flusslauf, Lepus (Hase), nach links springend, mit kleinem Kopf und großem Körper, fol. 121r: Orion nach links laufender voll gerüsteter und geharnischter Ritter, ein Schwert an seiner Seite, vor sich ein Schild haltend, mit einem Stock zum Schlag ausholend. fol. 122r: Canis (Sirius), nach links orientiert stehend, mit heraushängender Zunge, erinnert eher an einen Tapir als an einen Hund. fol. 122v: Anticanis (Vorhund), nach links gewendet stehend, langer Körper und Hängeohren erinnern an Dackel; Argo nach rechts schwimmendes Boot/Kahn mit Mast. fol. 123r: Centaurus, nach rechts, Pferdehälfte hat nur zwei Beine, sein menschliches Vorderteil steil aufrichtend, mit der Lanze in seiner Rechten zum Wurf ausholend, und in dem verkümmerten anderen Ärmchen ein Beutetier haltend. fol. 123v: Ara (Räucheraltar), Kubus. fol. 123v: Hydra, Crater, Corvus (Schlange, Mischkrug, Rabe), nach links kriechende Schlange mit langen Ohren, auf ihrem Rücken Henkelbecher und pickender Rabe. fol. 125r: Piscis notius (Südfisch), nach links schwimmend.
Literatur De Meyier 1977, S. 44f.; Viré 1981, S. 166.
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Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Reg. lat. 1324 Astronomische Sammelhandschrift Sternbilderdarstellungen zu Aratus latinus (Recensio Interpolata) Frankreich, 2. Hälfte 15. Jahrhundert (1460–1480) Kodikologische Angaben 296 × 200 mm, Papier ( Jeudy/Riou: Einhorn, Briquet 9990 (?), Saumur 1463), 69 Folia, Bastarda cursiva, 42 Zeilen, einspaltig, sparsam rubriziert, 4zeilige Lombarde grün und rot ornamental geteilt fol.1r; zu den Absätzen 2zeilige Lombarden hellrot und dunkelrot alternierend; Lagenzusammensetzung unklar (fol. 26–37 ein Sexternio).
Art der Bilder Zwischen fol. 23v und fol. 32v zur sogenannten Recensio Interpolata Illustrationen der Hemisphären, des Globus und der Sternbilder als kolorierte Federzeichnungen, ohne Rahmung und ohne Sternpositionen. Zwischen den Hemisphären und dem Globus (fol. 24a und fol. 25) sind zwei großformatige und deshalb gefaltete, gedruckte Himmelskarten (Paris (Guilelmus Morellius) 1559) eingebunden.
Inhalt Hyginus, De Astronomia. »›Nigini astrologi prologus‹. Niginus M. Fabio suo plurimam salutem. Etsi te studio grammatice artis inductum ... – ...esse cum sol ab estivo circulo. ›Explicit liber nygini‹.« fol. 21v–35r: Aratus Latinus (Recnsio Interpolata) (Anonymus II). fol. 21v–23r: »›Liber capit Arati exordium‹. Arati ea que videntur ... – ...semisperam ipsam enim in medio iacet duobus semisperyum.« fol. 23v: ganzseitige Darstellung – fol. 24r: leer; fol. 24v: Genus Arati. »Aratus patris quidem est Athinodori filius... – ...mathematice reperimus illum et super«; fol. 24v–26v: De celi positione. »›De celi positione‹. Celum circulus quinque distinguntur quorum duo extremi maxime frigidi australis humillimus et aquilonius... – ...constet aut visus est«; fol. 26v: Involutio spere. »Hic est stellarum ordo ut utraque circulorum septentriones duplices ad austrum dilabitur... – ... errantes stelle feruntur ut saturnus, iovis, mars, sol, venus, mercurius, luna.« fol. 27r: oben Zeichnung des Himmelsglobus; fol. 27r–35r: »Vertices extremos circa quos spera celi volvitur... – ...sed asinorum rugitibus (!) adeptos fuisse opinabantur nutoriam (!). ›Explicit liber astrologicorum‹« »Illud sciendum est quod luna in estate quando noctes breviores sunt fol. 35r: illum... – ...in hyeme quam sol in estate currit.« Zweieinhalb Zeilen zum Lauf von Mond und Sonne in Sommer und Winter fol.35r–36r: Gregor von Tours, De cursu stellarum ratio (Excerptum). »›Stellarum cursus hoc modo abservandus est quod sciencia focis colorum credidi pingendum in singulis colis (?) ‹. Hec stella in septentrione oritur et matutino apparet... fol. 1r–21v:
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fol. 36v:
fol. 36v–41r:
fol. 41r–54v: fol. 42rv: fol. 43r–48r:
fol. 48rv: fol. 48v: fol. 48v: fol. 49r: fol. 49v: fol. 49v–50r:
fol. 50v–51r:
fol. 51v:
fol. 52r–54v:
– ... ab omnibus visa est provincialibus.« Die Sterngruppen, um die es geht, jeweils am Ende des Absatzes als leicht gelb lavierte Sternchen dargestellt. »›Epithome phoenomenon Prisciani grammatici‹. Ad boree partes arctos vertuntur anguis... – ...celsior hiis saturnus tardior omnibus astris.« 16 Zeilen Anthol. lat. 679. Darunter: »Bissex signi fert numerantur sydera spere... – ...proxima tellus« [? verschrieben] »dum currit candida phoete« [!].12 Zeilen, Anthol. lat. 678. Cicero, Aratea. »›Incipiunt versus Ciceronis de signis primitis de ariete‹. E quibus huic subtus possis cognoscere fultum... – ...ex terris volucris existit clara sagitta.« Soubiran ed. 1972, S. 166–192 Excerptum de astrologia. »›Excerptio de astrologia‹. Tonitrua autem ex fragore nubium... – ...nisi dei gratia liberaretur« (fol. 41v unten); Spera Pitagore. »Ratio spere pytagorice philozophi quam Apileio descripsit...«. Mit drei Schemata (s. Sigerist 1942, S. 292–303) »›In nomine dei omnipotentis creatoris atque dispositoris universorum qui sunt celestium videlicet erestrium (!) atque aeriarum‹. Quicumque [continentur] nosse desiderat legem astrorum neccesarie ei est ut xii qui in astrifero continentur signa ... – ...decima qui nascitur orphanus et sapiens.« Ein Kreisschema der Tierkreiszeichen und des jeweiligen Eintritts in diese geht fol. 43r oben voraus. Excerptum de astrologia Arati. »Duo sunt extremi vertices mundi... – ...ad ipsum usque ad decurrit accipiens.« »Ad boree partes arcte [!] vertuntur... – ...hinc sequitur pistrix simul(?) eridani.« Anthol. lat. 679, s. o. fol. 36v »Tonitruale. Mense septembrio si tonitruum sonuerit habundanciam frugum ... – ... multi homines egrotabunt.« »In hac figura continentur hore tocius septimane... notata sunt nomina rerum horarum exordium«. Zwei Schemata Rota zur Krankenprognostik Petosiris, Epistola ad Nechepsum regem. »De hiis que anne humane vite cautela intuenda snt unum quoque me tibi mittere non piguit... – ...infra orizontem esse constituerit omnia proveniant.« Kampfprognostik anhand der Namen der Kombattanten. (wahrscheinlich gehört die Buchstaben– Zahlen Liste fol. 50r dazu, vielleicht auch die folgende Rota zu Leben und Tod). Schemata zu unterschiedlichen Themen. fol. 51r unten Tabelle zu den Planetenintervallen, daneben Rota der Planeten zwischen Tierkreis und Terra. (Ps.)Iohannes Chrysostomus, De cruce. »Dicit Iohannes Crisostomus in omelia: crux spes Christianorum, crux cecorum dux... crux esurientium panis.« In Form von Listen um ein Kreuzschema angeordnet. Darunter Schema zu den Eigenschaften von: Deus; Anima; Corpus Schemata und Diagramme. Rota zu den Tageslängen im Jahreslauf (»Ianuarius cum decembro in horarum mensuram concordat...«). Rechts unten das Sator-Arepo-Quadrat; fol. 52r Schema mit zwei verbundenen Rotae zu den günstigen und ungünstigen Stunden des Tages und der Nacht durch den Einfluss der Planeten; fol. 53r: Diagramm zum Lauf der Planeten zur Ekliptik (Beda etc.), die Zickzackbahnen hier als Reihen
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fol. 64rv: fol. 65rv:
fol. 66r: fol. 66r–68r:
farbiger Kästchen in einem Linienraster. fol. 53v Rota der Himmelsrichungen (acht Speichen); fol. 54r Rechteck-Schema zum Sonnenlauf und den Jahreszeiten; fol. 54v: Rota zu den Tageslängen im Jahreslauf (vgl. fol. 52r) »›Incipiunt proportiones astrorum industria‹. In exordio omnis creature herus huranicus (?) inter cuncta sydera xli maluit signa fore determinans cunctis nuncupationibus... – ... ›De quadrispartita signorum natura‹; ›de regressione saturni orientalia signa‹, ›meridianaque afficalia‹, prostracta que ipso prostrantur et mercatores.« Thorndike/Kibre 1963, Sp. 672 De ordine planetarum. »›Incipit mendicio(?) huius artis planetarum vii iuxta naturam‹. Ordo planetarum non iuxta posiciones sed iuxta naturam sic se habet: Sol qui iuxta hebreos hama dicitur prima est planetarum... ›quod alie planetarum masculi alie femine‹ ... ›disposicio horarum iuxta vii planetas‹ ...prima parte geminorum remotum a sole lx partibus.« De figuris planetarum. »›De figuris planetarum de nature et habitudine et figura... ‹. Primum de sole. Sol est ampla facies, subiuget, iracundus et instar serpentis ad vindictam promptissimus lucentibus oculis palpetris pilosus validis ampla frons... – ...habens signum ridens.« Liber Alchandrei (?). »›De astro inveniendo de signo sue nativitatis‹. Igitur quam in hec arte utilissimum videtur ... unumquemque sue nativitatis cognoscere signum... Accipiat nomen suum maternum... – ...vivet annos xxviii in malum incidet, si convalescet lvi.« (Thorndike/Kibre 1963, Sp. 657, diese Handschrift genannt). fol. 59r–61v: kleine Medaillons mit Sterngruppen (roter Rand, Grund hellgrün, Sterne gelblich). Der Text beginnt mit Regeln, wie man aus dem Namen das Sternzeichen errechnet, u.a. unter Zuhilfenahme von hebräischen Buchstaben, die in Umschrift und als hebräische Buchstaben aufgeführt werden. fol. 62r: Zahlentabellen unter farbigen Bögen (erinnert an Kanontafeln). Gehört wohl zum Alchandreus »Argafalaus, Epistula ad Alexandrum regem«. »Regi macedonum Alexandro astrologo et universe philosophie peritissime Argafalaum servus suus condicione sed natione ingenius caldeus... – ...si autem in aereo alter in aquatico astrum posuerit nec malum nec/.« Bricht wohl ab, der folgende Text schließt direkt an, nur durch eine zweizeilige Lombarde abgetrennt. Diskutiert werden die von bestimmten Planeten beherrschten Stunden und, wie Ereignisse, die in ihnen eintreten, zu beurteilen sind. Alcuin, Praecepta vivendi. »Impleat ipse dei qui vult sua nota venire... – ...premia non capiat ingrato qui bona prestat.« V. 1–78 ›Prognostica diversarum rerum‹ [fol. 64v mit Bezug auf das Folgende]. Zur Bedeutung verschiedener Erscheinungen unter den verschiedenen Sternzeichen (z. B. »quando tiniuntur aures, Aries: pecunia sive vestimentum, Taurus: potens homo moritur, ...«) Tafel zum Mondlauf durch die Tierkreiszeichen Krankenprognostik. »›Prognostica galieni‹. Solis die in lecto qui cecidit si die .v. partes habet... – ...trium stellarum hoc est saturni, martis et veneris.« fol. 66v Anzeichen für Erholung oder Tod eines Kranken. fol. 67rv Rotae zur Krankenprognostik (Mondalter und -stand im Tierkreis sowie Namen des Kranken, z. B. fol. 68r: »Disce diem lune in qua quisque decubuit .. nomen decumbentis naturale non super positum et collige numerum utriusque... ).« – fol. 68v–69v: leer, bis auf Federproben
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Kommentar Im Codex Reginensis lat. 1324 aus der Biblioteca Vaticana in Rom sind auf vergleichsweise kleinem Raum (68 Papierblätter, die in etwa dem heutigen DIN à 4-Format entsprechen) zahlreiche astronomische Texte zusammengetragen. Außer den klassischen Werken De astronomia von Hyginus und den Aratea Ciceros sind die mittelalterlichen Aratversionen Recensio Interpolata, Excerptum de Astrologia sowie Gregor von Tours Traktat über die Sterne vertreten, außerdem noch einige etwas jüngere Texte. Mit ihrem eindeutig astronomischen Schwerpunkt, bei Ausklammerung der arabischen Tradition (Sterntafeln) knüpft die Textsammlung an die Tradition karolingischer Kompendien an. Nach der Herkunft des Papiers aus einer Mühle des an der Loire westlich von Tours gelegenen Ortes Saumur und dem 1463 nachweisbaren Wasserzeichen entstand die Handschrift mit einiger Sicherheit im Westen Frankreichs in den 60er oder 70er Jahren. Die Texte sind in Bastarda geschrieben, die in Italien in dieser Zeit längst durch humanistische Minuskel beziehungsweise Kursive verdrängt ist. Die frühmittelalterliche lateinische Aratübersetzung (Recensio Interpolata) ist mit kolorierten Federzeichnungen der Sternbilder versehen. Diese schneiden – abgesehen von den Hemisphären und dem Globus – überwiegend von rechts in den einspaltigen Text ein, so dass der Text auf den ersten Blick zweispaltig wirkt. Vermutlich wurden die Illustrationen im Wechsel mit dem Text ausgeführt, sonst würde der Text beim Tierkreis oder bei Sol kaum so exakt dem Bild ausweichen. Während der Globus und die beiden Einzelbilder der Bären eigens tituliert sind, wurden die übrigen Illustrationen nicht näher bezeichnet. Sterne sind bei keiner Konstellation eingetragen. Hinsichtlich der Ikonographie der Darstellungen liegt der Rückgriff auf eine karolingische Handschrift auf der Hand. Dies zeigt sich sowohl am Umfang des Zyklus, der Hemisphären, Globus, Planetenbüsten, Milchstraße, Zodiacus, Sol und Luna einschließt, als auch an den Sternbildertypen im Einzelnen. Zwar ist unter den erhaltenen Handschriften keine in allen Punkten vergleichbar, doch kommt das Dresdener Manuskript mit der Recensio interpolata (Dresden, Ms. Dc. 183, s. Bd. I, Kat.-Nr. 13, S. 234ff.) eindeutig am nächsten. Sie enthält Bootes mit einem ›Flügel‹, zeigt den komplizierten Verlauf der Schlange beim Schlangenträger und dieselbe Anordnung der Plejaden. Auffälligerweise wurde einige Bilder, die die Herrscherikonographie berühren, verändert. So wurde Corona zu einem Königskopf ergänzt; Cepheus wird thronend wiedergegeben; der Altar als ein Schloss interpretiert. Ansonsten erscheint Lyra einer zeitgenössischen Harfe angeglichen. Mindestens zwei Bilder – einerseits Fuhrmann in einem Kastenwagen stehend, der von zwei Pferden gezogen wird und andererseits Orion als vornehm gekleideter jugendlicher Jüngling mit Schwert und Buch stammen aus einer anderen Tradition. Alle Kentauren besitzen jeweils nur zwei Tierbeine. Der vatikanische Codex gehört zu den seltenen Renaissance-Handschriften außerhalb Italiens, die Aratea-Illustrationen kopieren, und zudem bietet er einen weiteren Beleg für ein im 15. Jahrhundert verschiedentlich erneut auf kommendes Interesse an mittelalterlichen Manuskripten (vgl. Kat.-Nr. 87).
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Katalog der Hyginus-Handschriften nach 1200
Verzeichnis der Bilder fol. 23v: zwei Hemisphären, mit den Sternbildern. fol. 24a und fol. 25: eingebundene Himmelskarten, Buchholzschnitte mit dem Vermerk »Paris 1559, Guilelmus Morelius, Graecis Typographus regius« (da im Format größer, unten und an der Seite eingefaltet). fol. 27r Sphaera solida (auf Säulen), auf dem Globus sichtbar: ein Stück Zodiak mit Aries, Taurus, Gemini (nacktes Paar, sich an den Händen haltend) sowie darüber Hercules, Bootes, Equus (keine Flügel), darunter: Hydra, Anticanis (Hinterteil), Argo Navis; beruht offenbar auf einer karolingischen Aratushandschrift. fol. 27v: Ursa maior (Großer Bär), nach links gehend. fol. 27v: Ursa minor (Kleiner Bär), nach links gehend. fol. 28r: Ursa minor, Ursa maior, Draco (Bären und Schlange), Schlange s-förmig mit dritter Windung, Kopf oben nach rechts, in den Windungen zwei winzige Bärchen; Hercules, nackt, nach links gewendet knieend, in der Rechten das Löwenfell, in der Linken ein Blatt beziehungsweise belaubten Zweig erhoben, links daneben ein schmales Bäumchen mit Schlange; Corona (Nördliche Krone), im selben Bildraum wie Hercules und die Schlange, männlicher Kopf, en-face mit Bart und Krone. fol. 28v: Serpentarius (Schlangenträger), nach links schreitend, nackt, von der Schlange mehrfach umschlungen, mehr über dem Skorpion als darauf stehend; Bootes, en-face stehend, in ›Slip‹-artiger, knapper Hose, beide ›Arme‹ erhoben, der rechte jedoch zum großen Vogelflügel umgewandelt, in der Linken ein Zweiglein; Virgo (Jungfrau), Engelsgestalt, in der Rechten ein Blatt, in der Linken die Waage; Gemini (Zwillinge), zwei in deutlichem Abstand nebeneinander schreitende Männer mit langen Pilgerstäben. fol. 29r: Cancer (Krebs), zeckenähnlich, nach rechts; Leo (Löwe), heraldische Form, nach links; Auriga (Fuhrmann), in einem zweirädrigen Karren stehend, von drei Pferden nach rechts gezogen, die Zügel in den Händen, zurückgewendet, auf dem rechten Arm zwei Hasen, zwei weitere laufen hinter dem Wagen her und schauen zum Wagenlenker auf, der sie mit einem schildartigen runden Gegenstand abzuwehren scheint; Taurus (Stier), liegender Stier, nach rechts. fol. 29v: Cepheus, mit ausgebreiteten Armen auf einer Bank sitzend, Kniee leicht nach links gewendet, Bart; Cassiopeia, als Mann, wie Cepheus, mit ausgebreiteten Armen auf einer Bank sitzend, Kniee leicht nach rechts gewendet, Mantel, Bart; Andromeda, junge Frau mit wallendem Rock und nacktem Oberkörper, die Arme nach den Seiten vor zwei senkrechten grünen Blattformen (nicht gefesselt). fol. 30r: Pegasus, halbes Flügelross nach links, liegend; Aries (Widder), nach links gehender Widder; Triangulum (Dreieck), schmuckloses, gleichseitiges Dreieck; Pisces (Fische), waagrecht, gegenläufig, nicht verbunden; Perseus, knieend, im Profil nach links, das Medusenhaupt vor sich haltend, die Linke mit einem Messer erhoben, nackt. fol. 30v: Pleiades, sieben Medaillons mit Frauenbüsten, oben und unten jeweils drei, eine seitlich dazwischen, alle mit Kopftuch; Lyra (Leier), als Harfe; Cygnus (Schwan), nach links gehender Schwan, Flügel angelegt. fol. 31r: Aquarius (Wassermann), nach rechts schreitender Mann in langem Gewand und Mantel, eine Vase mit beiden Händen senkrecht vor sich ausgießend; Capricornus (Steinbock), Ziegenfisch nach links; Sagittarius (Schütze), zweibeiniger Kentaur aus dem Hinterteil eines Pferdes mit menschlichem Oberkörper, nach rechts, einen Bogen ohne Pfeil spannend; Sagitta (Pfeil), waagrecht nach links; Aquila (Adler), weißer Vogel, mehr Taube als Adler, nach rechts, sich umwendend; Delphinus, hechtartiger Fisch nach links. fol. 31v: Orion, en-face stehend, in kurzer Jacke und enger Hose sowie kurzem Mantel, ein Buch (?) in der rechten vor sich haltend, auf das er zu schauen scheint, in der Linken ein Schwert schwingend; Canis (Großer Hund), nach links springend mit Strahlennimbus; Lepus (Hase), nach links springend; Argo Navis, ganzes Schiff mit einem Häuschen an Bord. fol. 32r: Cetus, nach rechts, vorne Hund, hinten Schlangenschwanz mit Blattornament als Quaste; Eridanus, mit ausgestreckten Beinen nach rechts sitzend, neben
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sich eine Vase ausgießend, Oberkörper unbekleidet (scheint im ausfließenden Wasser zu sitzen); Piscis austrinus (Südfisch), Fisch nach links; Ara (Altar), freistehende Palastkapelle mit niedrigen Ecktürmchen (Grundform: Saint Chapelle), über Eck gestellt. fol. 32v: Centaurus, nach links gewendet, als zweibeiniger Kentaur wie Sagittarius (s. o.), in den seitlich waagrecht ausgestreckten Händen je einen Hasen haltend; Hydra, Crater, Corvus (Wasserschlange, Mischkrug, Rabe), nur leicht gewellte Schlange nach links, darauf ein Kelch (Form 15. Jahrhundert) und der Vogel; Anticanis (Vorhund), nach links laufender Hund mit Halsband. fol. 33v: fünf Planeten, als männliche Halbfiguren im Quincunx-Schema, direkt darunter Scheibe mit konzentrischen Ringen in Grün und Weiß (lacteus circulus), darunter als Rota Zodiacus (Ikonographie überwiegend wie oben, aber Zwillinge im Kettenhemd und mit einem Schild), im Zentrum Sol und Luna als Halbfiguren. fol. 34v: Luna (Mond), Frau mit Sichel auf dem Kopf hinter einem Bogensegment stehend, davor zwei nach links gehende Ochsen; Sol (Sonne), en-face hinter Bogensegment, ›gezogen‹ von den vier Pferden der Quadriga. fol. 35v/36r: Sternmuster zu Gregor von Tours.
Provenienz fol. 69v: »Ce livre apartient a Jehan Rousseau clerc estudiant en lunivertite de sanct per en valler de ch[art]res au college dela cuisine devant la chambre du bailhage etc.« Vielleicht dann im Besitz von Saint-Père-en-Vallée. Paul Peteau, von seiner Hand stammt das Inhaltsverzeichnis auf dem Vorderspiegel, hierzu gehört die Signatur fol. I*r: »R. 30 . Alexandre Petau« (Nr. 862 seines handschriftlichen Bücherinventars: Leiden, Voss. lat. Q. 76, fol. 62v, 64v, 69r etc.). Dann im Besitz von Königin Christine von Schweden. Mit deren Bibliothek in die Vaticana gelangt. Die Handschrift wurde im 17. Jahrhundert von Isaak Voss und Nicolas Heinsius benutzt (vgl. Soubiran ed. 1972, S. 117f.).
Literatur Breysig 1867, S. XXVIII; Byvanck 1949, S. 222, Nr. 72; Soubiran ed. 1972, S. 117f.; Viré 1981 S. 173; Reeve, 1983, S. 22; D’Onofrio 1984, S. 357; S´ nie˙zynska-Stolot 1994, S. 66, Lippincott 2006, S. 23.
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Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. Vindob. 3111 Humanistische Sammelhandschrift, Hyginus, De astronomia Sternbilderdarstellungen zu Hyginus, De astronomia, Buch II Österreichisch-süddeutscher Raum (vielleicht Wien?), datiert 1491 Kodikologische Angaben 315 × 219 mm, 259 Folia, Papier, regelmäßige Bastarda cursiva, Hyginustext in zwei Spalten zu 45 Zeilen, sonst überwiegend Langzeilen mit erhöhtem Durchschuss für Interlinearglossierung und breiten Rändern, mehrere Hände, darunter eine mit hohem Anteil, neben der Bastarda cursiva als Hauptschrift zuweilen Humanistica cursiva mit Bastarda-Elementen. Einband um 1540.
Art der Bilder Routinierte Zeichnungen der Milchstraße, der Sternbilder und der Planeten nach den Holzschnitten des Hyginusdruckes (E. Ratdoldt) von 1482.
Inhalt P. Ovidius Naso, De Arte Amandi cum notis interlinearibus et marginalibus Johannis Cuspiniani (Spießhammer) fol. 53rb– 69ra: P. Ovidius Naso, De Remidio Amoris cum notis interlinearibus et marginalibus Johannis Cuspiniani. fol. 69rb – 73rb: Paulus Marsus (gest. 1484), Genthliacon Urbis Romae. Unvollständig fol. 74ra– 90ra: Jacobus Bonus Epidaurius, De Raptu Cerberi fol. 90rb – 95rb: leer »Duodecim signa celestia que in zodiaco sunt: signa sunt appellata: quia‹ fol. 96r: note quorundam animalium...« Erläuterungen zu den Namen der Tierkreiszeichen, darunter ein Schema aus im Kreis angeordneten kleinen Textblöcken fol. 96v: »Scemma spericum secundum higinii descriptionem«. Rest der Seite leer fol. 97ra–129va: Hyginus, De Astronomia. »›Clarissimi viri Higinii poeticon astronomicon opus utilissimum feliciter incipit De mundi et sphere [!] ac utriusque parcium declaracione. Liber primus: Prohemium, higinius M. fabio plurimam salutem‹. [E]tsi te studio...– ...cum sol ab suo circulo redit« fol. 129va–130ra: »›Jacobus Sentinus Ricinensis [!] lectoribus foelicitatem‹. Si quis ades sacrum cy[]ra[] conscendere montem... esse opus astrorum cognicionem tibi... – ...dicite post messe emat(?) per Nestoris annos/utile quobis(?) tam bene scripsit opus pressit« [prossit?]. »in vigilia nativitatis anno salutifere incarnationis 1491, hora 10« [24. Dez. 1491] fol. 130a – 242b: P. Ovidius Naso, Fasti cum notis interlinearibus et marginalibus Johannis Cuspiniani
fol. 1ra– 53ra:
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fol. 243a–247b: Johannis Cuspiniani (Spießhammer). Index in Ovidii Fastorum libros fol. 248ra–252b: P. Ovidius Naso, Epistola Sapphus ad Phaonem (Heroidux XV) fol. 253a–259°: Petrus Bopo. Carmina varia
Kommentar Der 1491 in einer klaren Bastarda geschriebene Band birgt eine Sammlung größtenteils antiker Texte, unter denen die Werke Ovids vorherrschen. Dazwischen befindet sich die vierteilige Einführung in die Astronomie De astronomia von Hyginus. Die Texte sind überwiegend zur Kommentierung vorbereitet, welche über weite Strecken durch ausführliche Interlinear- und Randglossen von einer Hand auch ausgeführt wurde. Die meisten dieser Glossen wurden von dem Wiener Humanisten Johannes Cuspinianus (1473–1529) verfasst. Offensichtlich handelt es sich bei dem Codex um ein typisches Studienexemplar eines humanistisch ausgerichteten Besitzers. Dieser könnte aus dem Umkreis der Wiener Universität (?) stammen, zumal der erste namentlich bekannte Besitzer, der Bischof Johannes Faber (Fabri), die Handschrift 1540 in Wien erworben hat. Die Datierung lässt sich der kurzen Notiz am Ende des Hygintextes auf fol. 130r entnehmen, wo der Schreiber vermerkt »in vigilia nativitatis anno salutifere incarnationis 1491, hora 10«. Die Schrift und Provenienz verweisen auf einen Entstehungsort im süddeutschen/österreichischen Raum, der möglicherweise auf Wien einzugrenzen ist. Das astronomische Werk des Hyginus ist von einem kurz zuvor in Italien (in Venedig 1482, 1485 zuletzt 1488) bei Jacobus Sentinus und Johannes Lucilius Santritter erschienenen Druck abgeschrieben. Dies äußert sich nicht nur in dem vom Druck übernommenen Nachwort »Jacobus Sentinus Ricinensis foelicitatem lectoribus...« sondern auch in den Illustrationen, die exakt von der auf Erhard Ratdolt zurückgehenden Holzschnittfolge des Druckes abgezeichnet sind. Der Zyklus umfasst eine Darstellung der Milchstraße (zum letzten Abschnitt des mythologisch orientierten zweiten Buches), die Sternbilder (im Anschluss an die astrothetischen Abschnitte des dritten Buches) und die Planeten auf ihren Wägen (zum vierten Buch). Entsprechend den Holzschnitten folgt die Ikonographie nicht der Hyginus- sondern der Scotus-Tradition, wie unter anderem an der androgynen, zwischen zwei Bäumen hängenden Andromeda, an Cassiopeia mit blutender Hand, an den gef lügelten Zwillingen, am schwimmenden Eridanus oder an Ara mit Teufelchen klar zu erkennen ist. Die Zeichnungen stammen von einer versierten Hand und sind von ansprechender Qualität. Die Verteilung der Sterne wurde ohne Rücksicht auf die tatsächliche Anordnung am Himmel aus der Vorlage übernommen. Durch die Ausführung in derselben schwarzen Tinte wie die Figuren fallen sie ohnehin nicht sehr auf. Ohne einen Zusammnhang postulieren zu wollen, liegt ein ganz ähnlicher Fall in einer zeitgleichen Handschrift aus Gent vor. (Kat.-Nr. 90) Auch hier wurde in eine Textsammlung für Raphael Marcatellis mit vorwiegend Ovidwerken De astronomia von Hyginus nach der Druckausgabe des Sentinus und Santritter und den Holzschnitten von Ratdolt in ein Manuskript mit Miniaturen übertragen. Im Gegensatz zu dem Gebrauchscharakter des Vindobonensis 3111 ließ sich der Genter Geistliche jedoch ein repräsentatives Prachtstück anfertigen. Die Ratdoltschen Holzschnitte lieferten auch 1490 in London das Vorbild für Sternbilderdarstellungen zu den Ptolemäischen Sterntafeln (Kat.-Nr. 66).
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Verzeichnis der Bilder fol. 113ra: Ursa maior, Ursa minor, Draco (Großer Bär, Kleiner Bär, Drache), Schlange als
S mit Kopf nach unten, oberer Bär auf dem Rücken nach links, unterer aufrecht nach rechts, Sterne wild verteilt. fol. 113rb: Bootes (Bärenhüter), nach links schreitend, als Bauer in zerschlissener Hose, in der Rechten Sichel erhoben, in der Linken einen Spieß, links das Heubündel, Schwert an der Seite. fol. 113va: Corona (Krone), zeitgenössische Krone in Seitenansicht. fol. 113vb: Hercules, nackte Rückenfigur, halb knieend nach links laufend, Keule hinter dem Rücken ausholend, Löwenfell wie ein Handtuch über linkem Arm, vor sich ein rudimentäres Bäumchen (Pfahl mit Büschel oben), darum die Schlange gewickelt. fol. 114ra: Lyra (Leier), klassische Form mit Hörnern, aber nicht als reales Instrument verstanden. fol. 114rb: Cygnus (Schwan), stehend nach rechts, Flügel ausgebreitet, relativ natürlich. fol. 114va: Cepheus, zeitgenössisch, gekleidet, leicht nach rechts gewendet, ausgebreitete Arme, Käppchen, Schwert umgegürtet. fol. 114vb: Cassiopeia, auf Bank sitzend, Stangengerüst, Arme festgebunden, Blutstrom aus der Rechten, nackter Oberkörper, Mantel. fol. 115ra: Andromeda, stehend zwischen kahlen Bäumchen, knappes Kleid, männliche Geschlechtsteile, lang herabfallendes Haar. fol. 115rb: Perseus, nach rechts schreitend, Fußflügel (!), Mantel, Tartschenschild auf dem Rücken, in der Rechten ein großes Haumesser, in der Linken, hinter sich das Medusenhaupt haltend (junge Frau mit langen Haaren, kein Blut), Perseus mit langen Haaren und Bart. fol. 115vb: Auriga (Fuhrmann), als ›Mann ohne Unterleib‹ im vierrädrigen Kastenwagen, nach rechts fahrend, vierspännig (zwei Pferde, zwei Ochsen), Zügel, winziges Zicklein auf der Hand, Capella sehr klein auf der Schulter, spitzer Hut, halblange Trichterärmel, rechte Hand nach hinten oben ausgestreckt (Hand leer). fol. 116ra: Serpentarius (Schlangenträger), nackt (?), Spuren einer umgedeuteten Rückenfigur (Beinstellung), die um die Hüften gewundene Schlange verdeckt den Schambereich, Schlangenkopf zum Mann zurückgewendet, dieser jünglingshaft. fol. 116rb: Sagitta (Pfeil), stämmiger Pfeil, darunter ein Bogen (waagrecht). fol. 116va: Aquila (Adler), nach rechts, Kopf zurückgewendet, ausgebreitet, relativ naturnah. fol. 116vb: Delphinus, Fisch nach links mit spitzer, hochgebogener Schnauze. fol. 117ra: Pegasus, halbes Flügelpferd, nach rechts aus einem gewellten Wolkenband hervorgaloppierend, relativ kleine Flügel an der Schulter. fol. 117rb: Triangulum (Dreieck), plastisch gezeichnetes Leistendreieck. fol. 117rb: Aries (Widder), Widder nach links, sich umwendend, naturnah. fol.117va: Taurus (Stier), nach links lagernd, halb, Wolkenband wie Pegasus, ein Vorderbein eingeklappt, Pleiaden und Hyaden eingezeichnet und durch Beischrift kenntlich gemacht. fol. 117vb: Gemini (Zwillinge), zwei geflügelte Jünglinge, zueinander gekehrt, sich mit dem Arm berührend, mit Manteltuch spärlich bekleidet, rechts Lyra (leicht verderbt), links Sichel. fol. 118ra Cancer (Krebs), leicht verderbte Krabbe, Draufsicht nach rechts. fol. 118rb: Leo (Löwe), heraldisch ausgeprägter Löwe nach links, ausgestreckte Zunge. fol. 118va: Virgo (Jungfrau), stehend im vollständigen Kleid, rechte Hand drei Ähren, rechts Caduceus, große Flügel. fol. 118vb: Scorpius und Libra, Skorpion nach links in Draufsicht, obere Zange hält Balkenwaage. fol. 119ra Sagittarius (Schütze), nach links galoppierender bogenspannender Kentaur, Hörner, Tierfellumhang weht nach hinten, Oberkörper bekleidet, darunter Pfeil nach rechts. fol. 119rb: Capricornus (Steinbock), Ziegenfisch nach links mit verknotetem Schlangenschwanz. fol. 119va Aquarius (Wassermann), zeitgenössisch bekleideter Jüngling, schreitet nach rechts, gießt Wasser aus einer Deckelkanne in ein am Boden stehendes Becken. fol. 119vb: Pisces (Fische), waagrecht gegenläufig, Mäuler verbunden, der untere auf dem Rücken. fol. 120ra: Cetus, fischartiges Ungeheuer nach rechts, Fischschwanz geringelt, Fell, Maul mit Hauern wie ein Keiler, Rüssel nach oben. fol. 120rb: Eridanus (Fluss), als Schwimmer auf dem Wasser, Kopf aufgestützt, Arm und Kopf nach hinten. fol. 120rb: Lepus (Hase), nach links laufend.
91. Wien Österreichische Nationalbibliothek, Cod. Vindob. 3111 fol. 120va: Orion, nach rechts schreitend, in voller Plattenpanzerung, Schild mit Groteskenmaske, Keule in der Rechten erhoben. fol. 120vb: Canis (Hund), schlanker Hund nach links laufend. fol. 121ra: Anticanis (Kleiner Hund), kleinerer Hund nach links laufend. fol. 121rb: Navis Argo (Schiff), halbes Schiff, Heck hochgebogen links mit Heckruder und drei Antriebsrudern, Mast ohne Segel mit hochlaufenden Seilen abgespannt, an der Schnittkante ein merkwürdiges Gebilde, das sich wohl aus der verderbten Schildkröte herleitet. fol. 121va: Centaurus, Kentaur mit Rindskörper und –füßen nach rechts, Oberkörper bekleidet, in der ausgestreckten Rechten das Opfertier auf dem Rücken, herunter hängt eine Feldflasche, Hase am Speer, viele wild verteilte Sterne zum Teil außerhalb der Figur. fol. 121vb: Ara (Altar), Tischaltar über Stufen, mit Feuer, ergänzt durch zwei Teufelchen zu den Seiten; darunter fol. 121vb: Hydra, Crater, Corvus (Seeschlange, Becher, Rabe), Schlange diagonal nach links oben, Kopf im Bäumchen, auf dem Rücken eine Art Mörser als Becher, Corvus sieht aus wie eine Taube, sehr viele dicht gesetzte Sternchen. fol. 122ra: Piscis austrinus (Südlicher Fisch), großer Fisch nach links, an seinem Bauch klebend, Rücken nach unten ein sehr viel kleinerer Fisch, der große speit einen Wasserstrahl, der sich parallel zu ihm nach hinten ausbreitet. fol. 127ra–129va: Planeten: fol. 127ra: Sol; fol. 128ra: Luna ; fol. 128va: Venus; fol. 128vb: Merkur; fol. 129ra: Iupiter; fol. 129rb: Saturn mit Sense; fol. 129va: Mars.
Provenienz Laut Exlibris im Vorderdeckel und einem Besitzeintrag auf den beiden letzten Seiten des Codex (fol. 258v–259r) wurde die Handschrift 1540 von dem Wiener Bischof Johannes Faber (Fabri) in Wien erworben.
Literatur Academia Caesarea Vindobonensis 1868, S. 199; Viré 1981, Nr. 86, S. 176. Siehe S. 129–131
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Gent, Bisschoppelijke Bibliotheek (St. Bavo), Hs. 12 Sammelhandschrift mit Texten zur antiken Mythologie (Werke Ovids, Kommentare etc.) Sternbilderdarstellungen zu Hyginus, De astronomia Gent, Ende 15. Jahrhundert (zwischen 1482 und 1508) Kodikologische Angaben 410 × 295 mm, 15 + 283 + 5 Folia, Pergament, Teil I: fol. 1r–12v: einspaltig zu 48–51 Zeilen, ab fol. 13r: zweispaltig zu 50 Zeilen, von einer Hand in eckig gebrochener Textualis formata beschrieben, Teil II: Liniensystem für Text und Kommentar zu 60 Zeilen, von einer Hand in runder Hybrida formata beschrieben, Teil III: einspaltig zu 60 Zeilen (analog Teil I), teilweise von einem Schreiber in Hybrida formata teilweise vom selben Schreiber wie in Teil I in Textualis formata beschrieben, Teil IV: Liniensytem für Text mit Kommentar wie in Teil II zu 61–62 Zeilen, von derselben Hand wie Teil II in einer runden Hybrida formata beschrieben. Kodikologisch ergibt sich ein engerer Zusammenhang von Teil I und Teil III sowie von Teil II und Teil IV. Einband: moderner Ledereinband.
Art der Bilder Äußerst reiche Dekoration mit zahlreichen Initialen und ganzseitigen Miniaturen. Kompletter Sternbilderzyklus sowie Milchstraße und Planeten nach den Holzschnitten des Hyginusdruckes von 1482.
Inhalt Teil I (A)
(moderne Foliierung): Liber ymaginum deorum gentilium cum interpretationibus earundem, inc. Sapiens animadvertit parabolam. (Nach Derolez 1979, S. 167 wurde der sonst nicht überlieferte Text möglicherweise eigens für Raphael de Marcatellis verfasst und illustriert) fol. 13v–15v: (moderne Foliierung): Rhythmus de iudicio Paridis, inc. Constans erat Thetidem. (nur in dieser Handschrift überliefert) fol. 1r–13r:
Teil II (B)
fol. 1r–192v: (alte Foliierung): Ovidius, Fasti mit Kommentar des Paulus Marsus (1440–1484), Inc. »Et cum proprium sit poetarum proponere invocare«, mit Vorwort an Georgius Cornelius (fol. 16–16v, inc. Postquam michi ex longa peregrinatione), einer Ovidii vita (fol. 17–17v, Inc. P. Ovidius Naso Pelignus Sulmone ex equestri natus est ordine), und einer emendatio quorundam locorum et astrorum ratio, an denselben Cornelius (189v–190, inc. »Hec illa sunt G. Corneli que nos octo annis in Ovidianos fastos«) Teil III (C)
fol. 193r–211v: (moderne Foliierung)): Hyginus, De Astronomia (Text ist eine Abschrift einer der Editionen von Jacobus Sentinus und Johannes Lucilus Santritter, Venedig 1482, 1485 oder 1488 (mit Holzschnitten)
92. Gent, Bisschoppelijke Bibliotheek (St. Bavo), Hs. 12
fol. 211v:
(moderne Foliierung): Jac. Sentinus Ricinensis, Epigramm an die Leser, inc. Si quis ades
Teil IV (D)
fol. 213r–283r: (moderne Foliierung): Ovidius, Heroides, mit Kommentar des Ant. Volscus (15. Jahrhundert), Inc. »Post eversam Troiam Gecorum (sic) principes«, mit Vorwort an Lud. Diaedus (212–213v) und Ovidii vita (fol. 213v), Ovids Brief der Sappho an Phaon, mit Kommentar des Domitius Calderinus (ca. 1447–1478)
Kommentar Die opulente Handschrift in der bischöf lichen Kathedralbibliothek in Gent zählt zu den Prunkstücken der von dem Bischof und Abt von St. Bavo Raphael de Marcatellis (1437-1508) zusammengestellten Bibliothek. Dies ist an verschiedenen Stellen durch sein Wappen und sein sein Monogramm dokumentiert. Obwohl sich der Codex deutlich erkennbar aus vier Teilen zusammensetzt, sind diese kodikologisch verklammert und auch thematisch zusammenhängend, so dass sie wohl von vornherein für ein Kompendium konzipiert waren. Übergeordnetes Thema ist die antike Mythologie und Götterkunde. Hierzu sind einerseits antike Quellen zusammengetragen, so von Ovid die Fasten und Heroides und von Hyginus das Überblickswerk De astronomia. Diese sind den modernsten greif baren Editionen aus Italien entnommen (Hyginus etwa einem in Venedig 1482, 1485 oder 1488 erschienenen Druck). Andererseits fügte man auch zeitgenössische Kommentare hinzu sowie möglicherweise auch eigene Werke wie die beiden Texte am Beginn der Sammlung. Ein humanistisches und speziell mythologisches Interesse prägt die Zusammenstellung der Texte. Die Ausstattung ist ausgesprochen prunkvoll und bibliophil mit zahlreichen großformatigen Miniaturen. Auch De astronomia von Hyginus wurde mit Miniaturen versehen. Am Schluss des zweiten Buches findet sich eine Darstellung der Milchstraße, das dritte Buch begleiten Illustrationen der Konstellationen und das vierte Buch Bilder der Planeten. Alle diese Miniaturen kopieren die Holzschnitte der benutzten Hyginus-Ausgabe, die von Jacobus Sentiner und Johannes Lucullius Santritter herausgegeben und 1482, 1485 und 1488 von Erhard Ratdolt in Venedig gedruckt wurde. Daher entsprechen die Sternbilder der Tradition der Zyklen zu Michael Scotus. (s. Kap. VIII, 2 und Kat.-Nr. 138), die Planetenbilder gehen auf die von Baccio Baldini um 1460 in Florenz konzipierten Planetendarstellungen zurück (Blume 2000, S. 187ff.). Bei den Planetenbildern fällt auf, dass Sol und Luna gegenüber den Holzschnitten seitenverkehrt erscheinen, Luna ist in der Miniatur richtigerweise als vornehme Frau charakterisiert, die Darstellungen der Tierkreiszeichen (Häuser) auf den Wagenrädern sind bei Merkur und Jupiter gerade vertauscht. Abweichend von dem Druck und auch der Handschriftentradition folgen die Illustrationen nicht auf die sie betreffenden Textabschnitte, sondern sind neben sie in die benachbarte Spalte gestellt, oder auch der Textstelle vorangestellt. Auch in London, Florenz und Wien dienten zur gleichen Zeit die auf Erhard Ratdolt zurückgehenden Holzschnitte als Vorlage für Sternbilderdarstellungen in Handschriften (Kat.Nr. 66, 84 und 89).
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Katalog der Hyginus-Handschriften nach 1200
Verzeichnis der Bilder fol. 200v: (unten), Galaxia (Milchstraße), lagernde Frau mit mandorlaförmigem Sternenreif, zweite hinter ihr hockende Frau, die mit der Hand ihren Kopf abstützt. fol. 201r: (oben, rechts), Draco, Ursa maior, Ursa minor (Schlange, Bärinnen), Schlange s-förmig gekrümmt, mit dem Kopf nach unten, Bärinnen in den beiden Windungen; (unten, links), Bootes/Arctophylax, Wandersmann mit Hut, Mantel, Tasche, über den Knien löchriger Hose und Schuhen, mit Schwert und langem Stab. fol. 201v: (oben rechts), Corona (Nördliche Krone), Kronreif in leichter Untersicht, so dass drei große blattartige Zacken und zwei kleine Zacken sichtbar; (Mitte, rechts), Hercules, bärtiger Mann in kurzer Hose mit
Löwenfell über seinem vorgestreckten Arm, nach links laufend zum Angriff auf die links im Baum sich emporwindende Schlange; (unten, links), Lyra hufeisenförmiges aus zwei Rinderhörnern gebautes Saiteninstrument. fol. 202r: (oben, rechts), Cygnus (Schwan), nach rechts gewendet mit erhobenen Flügeln und gesenktem Kopf wie zum Angriff laufend; (Mitte, links), Cassiopeia, voll bekleidete, junge Frau auf kastenförmiger Thronbank, die ausgebreiteten Arme sind an die Lehne gebunden; (unten, rechts), Cepheus, mit zur Seite ausgestreckten Armen nach rechts laufender Mann, trägt enganliegende Kappe, Rock und Mantel, Schwert und Stiefel. fol. 202v: (oben, rechts), Andromeda, aufrecht zwischen zwei Bäumen stehend, an die sie mit den Handgelenken gebunden ist, in kurzem Kleid, herabgeglittener Mantel liegt auf dem Boden; (Mitte, rechts), Perseus, bärtiger an den Fersen geflügelter Mann, in kurzen Hosen und lose umhängendem Tuch, mit auswärts gedrehtem Fuß nach links laufend, in seiner vorgestreckten rechten Hand führt er ein Krummschwert, in der anderen Hand das Medusenhaupt, über seine linke Schulter ragt Teil eines Schildes. fol. 203r: (oben, rechts), Auriga (Fuhrmann), Peitsche schwingend, in Kastenwagen stehend, der von zwei Stieren und zwei Pferden gezogen wird; (Mitte, links), Serpentarius (Schlangenträger), langhaariger Jüngling, mit nach außen gedrehtem Fuß leicht nach links gewandt stehend, in kurzen Hosen, Schlange einmal um die Hüfte geschlungen; (unten, rechts), Sagitta (Pfeil und Bogen). fol. 203v: (oben, rechts), Aquila (Adler), mit erhobenen Schwingen, nach rechts gewandt stehend, dabei zurückblickend; (Mitte, links), Delphinus nach links schwimmend, zackenartige Flossen auf Rücken; (Mitte II, rechts), Pegasus halbes geflügeltes Pferd, nach rechts, am Schnitt wellenförmig sich schlängelndes Band. fol. 204v: (unten, links), Triangulum (Dreieck), spitzwinklig, gleichschenklig, aus drei konzentrischen Linien bestehend. fol. 204r: (oben, rechts), Aries (Widder), nach links gerichtet stehend, zugleich den Kopf in die Gegenrichtung wendend; (Mitte, links), Taurus (Stier), Stierhälfte nach links galoppierend, am Schnitt gekräuseltes Band; (unten, rechts), Gemini (Zwillinge), nebeneinander stehend, der linke en-face, der rechte zum linken gewandt, sich einen ausgestreckten Arm gegenseitig auf die Schulter legend, beide geflügelt und in Tücher gehüllt, der linke hält eine Sichel der rechte eine Lyra. fol. 204v: (oben, rechts), Cancer (Krebs), krabbenartig, von oben gezeigt; (obere Mitte, links), Leo (Löwe), nach links orientiert stehend, Schwanz zwischen den Hinterläufen hindurch Sförmig nach oben gewunden; (untere Mitte, rechts), Virgo (Jungfrau), von vorn, geflügelt, mit drei Ähren in ihrer rechten Hand und Caduceus in ihrer linken Hand; (unten, links), Scorpius, Libra (Skorpion, Waage). fol. 205r: (oben, rechts), Sagittarius (Schütze), gehörnter, bogenspannender Kentaur, nach links eilend, zwischen den Füßen nach rechts zeigender Pfeil, von seinem Rücken weht ein Tierfell, Pferdeteil hat einen kunstvoll geflochtenen Schwanz; (Mitte, links), Capricornus (Steinbock), auf seinem linken Bein gleichsam balancierend, mit brezelartig verknotetem Schwanz; (unten, rechts), Aquarius (Wassermann), nach rechts gewandter Jüngling in Rock, Mantelumhang und Stiefeln, eine langhalsige Kanne in eine Schale ausgießend. fol. 205v: (oben, links), Pisces (Fische), von Maul zu Maul über Band verbunden; (obere Mitte, links), Cetus/Pistrix, nach rechts,
92. Gent, Bisschoppelijke Bibliotheek (St. Bavo), Hs. 12
mit spitzem Maul und steilem Stoßzahn, Auge ist propellerartig von kleinen Sicheln umgeben; (untere Mitte, rechts), Eridanus, nach rechts schwimmende Gestalt (Geschlecht nicht eindeutig) mit zurückgewandtem Kopf und ausgestrecktem rechtem Arm, in langem anliegenden Gewand; (unten, links), Lepus (Hase), nach links eilend. fol. 206r: (oben, rechts), Orion, nach rechts laufender Jüngling, bis auf Helm in voller Rüstung, Keule erhebend, und sich durch einen Schild mit Maskenrelief schützend; (obere Mitte, links), Canis (Großer Hund), nach links springend; (untere Mitte, rechts), Procyon (Vorhund), nach links springend; (unten, links), Argo, halbes Schiff einschließlich des Mastes (ohne Segel), im Wasser schwimmend. fol. 206v: (oben, rechts), Centaurus, nach rechts gerichtet stehend, an der geschulterten Lanze hängt hinten ein Hase, vor sich präsentiert er ein weiteres Beutetier, vom rechten Arm hängt Räucherfässchen (?); (Mitte, rechts), Ara (Räucheraltar), durch Stufen erhöhter Blockaltar mit Feuer aus vielen, spitz züngelnden Flammen, von links naht ein drachenartiges kleines Ungeheuer; (Mitte, links), Hydra, Crater, Corvus (Schlange, Krater, Rabe), diagonal von rechts unten nach links oben auf einen Baum kriechend und dessen Früchte fressend. fol. 207r: (oben, rechts), Piscis notius (Südfisch), größerer Fisch nach links schwimmend, mit kleinem an seinen Bauch geschmiegtem Fisch. zu Buch IV: Planeten in Wägen: fol. 210r: (links neben dem Textbeginn zu Sol), Sol, in einem von vier Pferden gezogenen Wagen sitzend, sein Haupt von Strahlennimbus umgeben, auf dem Wagenrad Bild des Löwen. fol. 210v: (oben, links neben dem Beginn des Luna betreffenden Textabschnittes), Luna, in einem von zwei Frauen gezogenen als gehörntes Tier geformten Wagen, auf dessen Rad der Krebs zu sehen ist, sie trägt langes Hermelingewand und eine Krone mit einer Sichel; (unten, rechts, in den Text zu Luna einschneidend, vor dem sie beschreibenden Text auf der folgenden Seite), Venus, ihr Wagen wird von zwei Tauben gezogen, auf den beiden Rädern sind Stier und Waage abgebildet, vor ihr auf einem Podest eine bogenspannende Amorstatue. fol. 211r: (oben, rechts), Mercur, in Pelzmütze und Obergewand aus Pelz, mit Caduceus, auf einem lorbeerbekränzten Wagen, auf dessen Rädern Schütze und Fische, Zugtiere sind zwei Vögel (Gockelhähne ohne Kamm?); (obere Mitte, links), Iupiter (?), sein Wagen wird von zwei Adlern? gezogen, auf den Rädern sind die Jungfrau und die Zwillinge dargestellt, ein vor ihm kniender Jüngling reicht ihm eine Schale und einen Becher; (untere Mitte, rechts), Saturn, Zugtiere sind zwei Schlangen oder Drachen, die sich in ihre Schwänze beißen, auf den Rädern sind der Steinbock und der Wassermann abgebildet, er führt eine Sense mit sich; (unten, links), Mars, vor seinen Wagen sind zwei Tiere (Löwen mit Hufen?) gespannt, auf den Rädern sind Widder und Skorpion zu sehen, auf seinem Thron ein Stern, er selbst in voller Rüstung und mit Schwert.
Provenienz Aus dem Besitz von Raphael de Marcatellis (1437–1508), Bischof und Abt von St. Bavo in Gent. Sein Wappen ist in den Initialen von Teil II, fol. 143v, und Teil III, fol. 193r, sowie in der unteren Bordüre von Teil II, fol. 2r, abgebildet; sein Monogramm in den Initialen, Teil II, fol. 72v, 73r, 190v, Besitzeintrag auf fol. 283r: Hoc volumen comparavit Raphael, episcopus Rosensis, abbas Sancti Bavonis monasterii iuxta Gandavum.
Literatur Archiv der Gesellschaft für Ältere deutsche Geschichtskunde 8 (1843), S. 552; The Crypt of St. Bavo’s Cathedral, Ghent (ca. 1960), S. 18f., Nr. 334, Ms. 12; Derolez 1979, S. 161–168, Nr. 28; Van Acker 1960, S. 13–17; Kristeller 1983, S. 126–128. Siehe S. 129–131
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X.6
Katalog der Basinio da Parma-Handschriften
93.
Rimini, Cassa di Risparmio (Privatbesitz) Basinius Parmensis, Astronomicon Italien (Rimini oder Cesena?), zwischen 1456 und 1465 Kodikologische Angaben 235 × 165 mm (Einband), 78 Paginae (39 Folia), Pergament, Lagen: 3V30 +(V–1)39, Text einspaltig zu 18 Zeilen in Humanistica rotunda, Überschriften in Capitalis in Glanzgold P. 1 und 50; zwei große Weißrankeninitialen P. 1 und 50, durchgehend Goldinitialen (Capitalis quadrata, schmucklos), drei astronomische Diagramme P. 6, 7 und 9.
Art der Bilder 35 Sternbilderdarstellungen, fein gezeichnet und in leuchtenden, durchscheinenden Farben koloriert, teilweise schraffurartiger Farbauftrag. Sterne sind als achtstrahlige Doppelkreuzchen in roter Farbe eingetragen.
Kommentar Die im Jahr 1992 von der Cassa di Risparmio di Rimini erworbene Handschrift enthält eine reich ausgestatte Abschrift der poetischen Himmelsbeschreibung Astronomicon. Libri II, die der Humanist Basinio da Parma um 1455/56 am Hof des Sigismondo Pandolfo Malatesta in Rimini verfasst hat. Das Gedicht beruft sich auf die im dritten vorchristlichen Jahrhundert entstandenen Phainomena (um 275 v. Chr.) des griechischen Dichters Aratos, und stellt wohl deren älteste humanistische literarische Bearbeitung dar, orientiert sich aber außerdem deutlich an lateinischen Quellen wie besonders an Hyginus, De astronomia, und den Aratea des Germanicus. Von den beiden Büchern des Werkes ist das erste den Sternbildern gewidmet, auf die es in derselben Reihenfolge wie Hygin eingeht, den Tierkreis aber ans Ende stellt. Das zweite Buch handelt von Sol und Luna. Als typischer Dichter der Renaissance hat Basinio das Gedicht mit Lobversen auf seinen Mäzen Sigismondo Malatesta angereichert, den er am Ende der strahlenden Sonne gleichstellt; schließt aber auch Sigismondos Bruder Domenico Novello Malatesta, Fürst in Cesena, in sein Lob ein. Von dem Gedicht sind heute insgesamt 14 Abschriften erhalten. Ein Widmungsexemplar an Sigismondo Malatesta ist nicht überliefert. Als authentischste Kopie gilt die älteste erhaltene 1458 in Rimini von Pietro Mario Bartolelli geschriebene und mit Zeichnungen illustrierte Handschrift Parma, Bibl. Palat., Ms. Parm. 1008 (Kat.-Nr. 94). Wie aus den ersten in großen Capitalis Rustica Lettern geschriebenen Zeilen hervorgeht, ist die vorliegende Handschrift an Malatesta Novello, den Bruder Sigismondos, adressiert. Unter den heute bekannten überlieferten Abschriften des Gedichtes ist die Handschrift der Cassa di Risparmio die am aufwendigsten und prächtigtsten gestaltete. In den übrigen Handschriften findet sich keine Widmung. Der Gedichtanfang ist durch eine Bianchi girari-Initiale betont, wobei sich die Weißranken entlang dem inneren Rand der Textspalte als Bordüre fortsetzen.
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Katalog der Basinio de Parma-Handschriften
Der Text selbst ist in humanistischer Minuskel sorgfältig geschrieben. Gegenüber den übrigen Kopien des Gedichtes zeichnet sich das Rimineser Exemplar durch ein einheitliches und großzügiges Layout aus. Die Illustrationen füllen jeweils das untere Seitendrittel bis Seitenhälfte. Manche Bilder wie Bootes und Corona, Orion und Lepus, Centaurus und Ara sind zusammengefasst. Alle sind in leuchtenden Farben, feingestrichelt ausgeführt. Im Vergleich der Kopien ist allerdings auch festzustellen, dass die am Beginn des Gedichtes integrierten Diagramme weniger korrekt ausfallen und sparsamer beschriftet sind als in den übrigen frühen Abschriften. Auch ikonographisch nimmt der Rimineser Codex gegenüber Ms. Parm. 1008 und den weiteren Kopien eine Sonderstellung ein. Zwar sind die Illustrationen hier wie dort unverkennbar von einem oberitalienischen Hyginzyklus ähnlich dem in Oxford (Ms. Can. Class. Lat. 179, Kat.-Nr. 72), in Siena (Ms. L. VI. 25, Kat.-Nr. 73) oder in Verona (Cod. CCLXI, Kat.-Nr. 74) abgeleitet. Das zeigt unter anderem Bootes/Arctophylax mit einem Fuß auf einer Platte, der von hinten gezeigte Perseus in Plattenpanzer, das vor der Brust geöffnete Gewand von Hercules, Fuhrmann in zerfetztem Rock und den zu Köpfen reduzierten Ziege, Böckchen, der durch das Dreieck blickende und in seinen Rand beißende Widder oder die kurzen pelzverbrämten Mäntel der Zwillinge. Diese Vorlage könnte Basinio in Ferrara kennengelernt oder von dort mitgebracht haben. Der Rimineser Zyklus weist gegenüber den übrigen Abschriften einige Besonderheiten auf. Am auffälligsten sind die beiden Bäume, die hinter der stehenden Gestalt des Eridanus emporwachsen und auch in den Versen des Basinio keine Erwähnung finden. Ebenso muss ohne Erklärung bleiben, dass Bootes statt auf eine steinerne Platte wie in den oberitalienischen Hyginusmanuskripten auf einen Codex tritt. Darüber hinaus macht sich durchweg eine andere Ästhetik bemerkbar. In der in Rimini verwahrten Handschrift erscheinen die männlichen Sternbilder Bootes, Hercules, Orion, die Zwillinge und Aquarius in modischen zeitgenössischen Gewändern, während ihnen in den Zeichnungen in Parma (Kat.-Nr. 94) durch ihre Nacktheit ein möglichst antikes Aussehen verliehen wurde. Da die formale Antikisierung ähnlich auch in den Reliefs des Tempio Malatestiano angestrebt wurde, entsprechen die Parmenser Darstellungen wohl eher den von Basinius authorisierten ursprünglichen Illustrationen seines Gedichtes. Bei den Miniaturen des Rimineser Codex handelt es sich offenbar um einen bewussten Alternativentwurf nach den Vorstellungen des Novello, der vielleicht erst nach dem Tod des Basinius (d. h. eher um 1460) möglich war. In jedem Fall entstand der Codex aber vor 1465, dem Todesjahr von Novello Malatesta. Nachdem der Auktionskatalog 1992 – aufgrund der Ähnlichkeit zu den Illustrationen des Basinius Gedichtes Hesperides in der Handschrift Oxford, Ms. Bodl. Canon. Class. lat. 81 – die von Pächt und Campana vorgeschlagene Zuschreibung der Miniaturen an den Buchmaler Giovanni di Bartolo Bettini da Fano übernimmt, plädiert Mariani Canova (1994) für eine Zuschreibung an den seit Anfang der 1450er Jahre in der Buchmalerei von Cesena führenden Maestro del De Civitate Dei (Cesena, Biblioteca Malatestiana, Cod. D. IX.1, a. 1450), dessen Stil dieselbe Mischung von Pisanello Nachfolge einerseits und aus Venedig oder Bologna übernommener Expressivität anderseits aufweise. Bei einem Buchauftrag für Novello Malatesta verwundert es, dass der Codex nicht Teil der in den 1450er Jahren von dem Architekten Matteo Nuti in Cesena errichteten und in ihrem Gebäude und auch Bestand nach wie vor kompletten Bibliothek ist. Doch besaß Novello wohl zusätzlich eine private Büchersammlung, die heute zerstreut ist. Vielleicht erklärt dies auch, warum die Handschift keine Nachfolge fand.
93. Rimini, Cassa di Risparmio
Verzeichnis der Bilder P. 12. Ursa minor, Ursa maior, Draco (Großer Bär, Kleiner Bär, Schlange), von oben nach
unten gewundene, ›gepanzerte‹ Schlange mit Drachenkopf, Bärinnen stehen in den Windungen auf dem Schlangenrücken. P. 13: Bootes – Corona (Nördliche Krone), modisch – in Beinlingen und knappem, über den Oberarmen geschlitztem, Wams – gekleideter Jüngling, in seiner rechten Hand knorrige Keule zum Schlag erhoben, sich durch Schild mit Löwenmaske über dem gesenkten linken Arm schützend, stellt linken Fuß auf einen Codex; rechts neben Bootes (seine Schulter tangierend) die Krone als Ring mit blattförmigen abwechselnd großen und kleinen Strahlen. P. 14: Hercules, aufrecht, dem Betrachter zugewandt, stehender Jüngling, in kurzem, gegürtetem Rock mit bis zum Bauch geöffnetem Ausschnitt, schwingt knorrigen Ast in seiner rechten Hand, über linke Schulter und Seite hängt Löwenfell. P. 15: Lyra, kastenförmig, aus der ›Lehne‹ wächst rechts Greifenkopf mit langem Hals, mit drei mal vier Saiten bespannt. P. 16: Cygnus (Schwan), nach links gerichtet, mit erhobenen Schwingen stehend. P. 17: Cepheus älterer, bärtiger Mann, en-face, in aufrechtem Stand mit zur Seite ausgebreiteten Armen, trägt Mitra, und langes Priestergewand (?). P. 18: Cassiopeia, Frau mit Krone, und von einem Mantel ähnlich einer Schutzmantelmadonna hinterfangen, auf einem Thron mit seitlichen Wangen und sternförmiger Fußbank mit zur Seite gehaltenen Armen thronend. P. 19: Andromeda, junge, weitgehend nackte, nur mit einem lose um die Hüften gelegten Tuch bedeckte Frau im Knielauf nach links, mit nach hinten (d. h. rechts) ausgestrecktem Arm, schmales Diadem, langes offenes Haar. P. 20: Perseus, rückansichtig, in Plattenpanzer, jedoch ohne Helm, in seiner ausgestreckten linken Hand das zum Betrachter blickende Medusenhaupt am Schopf haltend (Haare der Medusa enden in fünf Schlangen), mit der anderen Hand mit einem Schwert zum Schlag ausholend. P. 21: Auriga (Fuhrmann), en-face, stehend, in kurzem fransigem Rock, auf seiner linken Schulter ragt hinter seinem Kopf ein Ziegenkopf hervor, auf seiner Hand zwei zu Köpfen reduzierte Böckchen, in der rechten Hand schwingt er zeitgenössische Peitsche (Stock mit vier knotigen Schnüren). P. 23: Serpentarius (Schlangenträger), aufrecht in Schrittstellung nach links gewandt stehender, nackter Jüngling, fasst einmal um seine Hüfte gewundene Schlange zum einen unterhalb des Kopfes und zum anderen am Schwanz. P. 24: Sagitta (Pfeil), nach rechts. P. 25: Aquila (Adler), nach rechts gerichtet mit erhobenen Flügeln stehend. P. 26: Dephinus (Delfin), rücklings nach rechts schwimmend, blattartige Bauchflossen liegen am Körper an, P. 27 Pegasus halbes Flügelpferd mit vollem Saumzeug nach rechts galoppierend. P. 28: Cetus (Seeungeheuer), Mischwesen mit Hundevorderteil. P. 29: Eridanus, nackter aufrecht und dem Betrachter zugewandt stehender Jüngling, eine große Amphora vor seinem Körper haltend und ausgießend, hinter seinen Oberarmen ragt beidseitig wie ein Flügel ein Baum hervor. P. 30: Orion – Lepus (Hase), Jüngling in kurzem modischem Gewand und Schultermantel und Beinschienen, erhebt knorrigen Ast in seiner rechten Hand, die linke erhebt er zum Gruß, vor seinen Füßen springt Hase nach rechts. P. 31: Canis maior (Sirius), nach links eilender Windhund. P. 32: Anticanis (Vorhund), nach links eilender, gedrungener Hund mit kurzer Schnauze und geflecktem Fell. P. 33: Argo, schnabelartig ausgezogener Bug nach rechts, Heck mit kastenförmiger Brüstung, dicker Mast mit kapitellartig ausschwingendem Korb, Segel hochgebunden. P. 35: Centaurus – Ara (Räucheraltar), Kentaur mit erbeutetem Hase in der vorgestreckten rechten Hand nach links galoppierend, darunter zweistufiger zylindrischer brennender Altar auf viereckiger Basisplatte. P. 36: Hydra, Crater, Corvus (Schlange, Mischkrug, Rabe), als nach links orientiert stehender speiender Drache, trägt Mischkrug und Rabe auf seinem Rücken. P. 37: Piscis notus (Südfisch), nach links schwimmend. P. 38: Aries – Triangulus (Widder mit Dreieck), nach links gerichtet stehend, dabei den Kopf durch das große leicht gekippte Dreieck steckend und zurück nach rechts blickend. P. 39:
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Katalog der Basinio de Parma-Handschriften Taurus (Stier), vordere Stierhälfte nach links. P. 40: Gemini (Zwillinge), zwei einander gegenüberstehende und sich die rechte Hand reichende Jünglinge, in modischen kurzen Pelzmänteln. P. 41: Cancer (Krebs), eher Krabbe in Draufsicht mit den Scheren nach links. P. 42: Leo (Löwe), nach rechts schreitend. P. 44: Virgo (Jungfrau), en-face, in aufrechtem Stand, mit gewaltigen Flügeln, in ihrer rechten Hand Strauß aus sechs Ähren vorzeigend, in Kopfschleier und üppigem Mantel gehüllt. P. 45: Scorpius – Libra (Skorpion mit Waage), großer Skorpion in Draufsicht nach links gerichtet, hält zweischalige Waage in seiner rechten Zange. P. 46: Sagittarius (Schütze), bogenspannender nach rechts galoppierender Kentaur: P. 47: Capricornus (Steinbock), in Seitenansicht nach links. P. 48: Aquarius (Wassermann), frontal zum Betrachter gewandt, aufrecht stehender Jüngling in knielangem Gewand, schüttet mit seiner zur Seite ausgestreckten linken Hand Wasser aus einer Henkelvase aus. P. 49: Pisces (Fische), übereinander, in entgegengesetzte Richtung schwimmend, von Maul zu Maul durch einen Wasserstrom verbunden.
Provenienz Vielleicht aus der Privatbibliothek des Fürsten Domenico Novello Malatesta (gest. 1465) in Cesena. Weiteres Schicksal unbekannt. Der Einband entstand im 18. Jahrhundert in England. Am 23. Juni 1992 ersteigert die Cassa di Risparmio von Rimini bei Sotheby’s in London den Codex als Lot. 72.
Literatur Pächt/Campana 1951; Pächt/Alexander 1970, Nr. 830; Western Manuscripts & Miniatures, Auktionskat. Sotheby’s, London 1992, S. 80–85, Abb. S. 2 (P. 12 Ursa Maior, Ursa Minor, Draco), S. 80 (P. 29 Eridanus), S. 82 (P. 46 Sagittarius), P. 67 (Pegasus), S. 85 (s/w, P. 35 Centaurus, Ara); Basinii Parmensis Poetae 1994; Lollini 1996, S. 95. Siehe S. 97–99, Taf. 93–96, Abb. 833–844
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Parma, Biblioteca Palatina, Ms. Parm. 1008 Basinio da Parma, Astronomicon Rimini, 1458 (geschrieben von Pier Mario Bartolelli [»Petrus Marius«]) Kodikologische Angaben 292 × 167 mm, 18 Folia, Papier, 39 Langzeilen, Humanistica cursiva, Lagen: zwei Quinionen. Einband im 18. Jahrhundert erneuert.
Art der Bilder Zwischen fol. 3v–12r Sternbilder als Federzeichnungen mit blasser Lavierung und eingezeichneten Sternen. Ein Diagramm der Elemente und Sphären auf fol. 2r.
Inhalt fol. 1r–18v:
Basinius Parmensis, Astronomicon
Kommentar Das Manuskript Parm. 1008 der Biblioteca Palatina zu Parma gilt in Text und Ausstattung als authentischste Kopie der 1455/56 am Hof in Rimini von dem Dichter Basinius Parmensis (Basinio da Parma) in Verse gefassten Himmelsbeschreibung Astronomicon. Libri II. Die Fertigstellung des Gedichtes kann einem Brief Basinios von 1456 entnommen werden, in dem er seinen Freund Roberto Orsi auf sein Werk Astronomicon aufmerksam macht, wovon ein Exemplar in den Händen von Paolo da Sassoferrato sei. Zugleich berichtet der Brief von der sofortigen Verbreitung des Werkes unter den befreundeten Humanisten. Aus dem Kolophon auf fol. 18v »MCCCCLVIII. VIII. kl. Sextilis ego Petrus Marius a Rimini scripsi« geht die Entstehung der Handschrift im Jahr 1458 wie auch der Schreiber Pier Mario Bartolelli hervor. Der ordentlich in humanistischer Kursive geschriebene Text lässt im ersten Buch in unregelmäßigen Abständen Lücken für Illustrationen. Diese wurden als lavierte Zeichnungen eingetragen. Dabei ist der Platz zuweilen zu knapp bemessen, so dass manche Bilder zum Rand hin ausweichen, wie Cepheus, Andromeda oder Auriga. Auch gibt es zu wenige Lücken, so dass sich die Schlange mit Bärinnen und Bootes sowie Löwe und Jungfrau eine Lücke teilen, und andere Bilder – wie Lepus, Orion, Anticanis oder Hydra – ganz an den Rand versetzt sind. Dadurch ist die Zuordnung der Illustrationen zum Text nicht immer eindeutig. Nahezu alle Bilder sind aber durch Titel beschriftet und mit Sternen versehen. Sicher wurden die Sternbilderdarstellungen für das humanistische Gedicht des Basinio nicht neu entworfen, da sie sich wie auch der Text ganz offensichtlich an Hygins De astronomia orientieren. Im Einzelnen gleichen die Typen am ehesten jener oberitalienischen Tradition des 15. Jahrhunderts (vgl. Mailand, Bibl. Ambrosiana, Cod. T 47 sup., Kat.-Nr. 71, und Oxford, Ms. Bodl. Can. class. lat. 179, Kat.-Nr. 72). Dies äußert sich beispielsweise an Perseus als Rückenfigur in
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Katalog der Basinio de Parma-Handschriften
Plattenpanzer, am Fuhrmann in zerfranstem Rock mit lediglich den Köpfen von Ziege und Böckchen. Die Tütenärmel der Gewänder von Cepheus, Cassiopeia, Fuhrmann, Virgo und Sagittarius und die fransig aufgeschlitzten Gewänder von Fuhrmann, Centaurus und Sagittarius ref lektieren wohl eine Vorlage aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, die noch der internationalen Gotik und der burgundischen Mode verpf lichtet war. Andere Merkmale verweisen jedoch auf eine mehr oder weniger systematische Antikisierung der Bilder. So sind Bootes, Hercules, der Schlangenträger, Eridanus, Orion, die Zwillinge und der Wassermann nackt dargestellt. Cepheus trägt eine antike Rüstung und der Altar wird als kubischer Blockaltar wiedergegeben. Da diese Spezifika ähnlich auch in weiteren Basinius Kopien wiederkehren (vgl. Kat.Nr. 95, 96, 99) dürften sie wohl auf das Widmungsexemplar für den Adressaten Sigismondo Malatesta zurückgehen. Vielleicht waren die Bilder in diesem Codex des Sigismondo wie Mariani Canova (1994, S. 191) vermutet, ebenfalls als Zeichnungen und nicht als farbige Miniaturen ausgeführt. Dann wäre der Gegensatz zu dem Manuskript des Novello Malatesta (Kat.-Nr. 91) noch deutlicher gewesen. Verzeichnis der Bilder fol. 3v: Ursa Maior, Ursa Minor, Draco (Großer Bär, Kleiner Bär, Drache), »Ursa maior, Ursa minor, Anguis«, Schlange in Untersicht. fol. 3v: Bootes, »Arctophylax«, nackter Jüngling, frontal zum Betrachter in aufrechtem Stand, trägt einen Kranz oder ins Haar geflochtene Bänder (?), schützt sich mit mandelförmigem Schild. fol. 4r: Corona (Nördliche Krone), »Cressa Corona«, mit nach außen zeigenden blatt/blütenartigen Zacken; Hercules, »Hercules«, en-face stehend, leicht nach rechts gewandt, nackt bis auf Löwenfell, dieses über die rechte Schulter gehängt, in der Linken den Kopf an der Mähne haltend, das erhobene ›Schwert‹ in der Rechten hat eine Klinge wie eine gefaltete ›Kasperklatsche‹, Bart. fol. 4v: Lyra, »Lyra« als zweistufiger mit drei mal vier Saiten bespannter Holzkasten, mit einem Griff, der in einer Tierfratze endet; Cygnus, »Cygnus«. fol. 5r: Cepheus, »Cepheus S.P.«, älterer, bärtiger Mann in aufrechtem Stand, den Kof nach links wendend, die Arme nach beiden Seiten abgewinkelt ausbreitend, in konischem Helm, antikischem Waffenrock mit zipfelig herabhängenden Ärmeln und Stiefeln; Cassiopeia, »Casiopes coniunx regia Persei«, junge Frau mit Krone, auf einem Thron mit hoher Rückenlehne und seitlichen Wangen sitzend. fol. 5v: Andromeda, »Andromeda F. Cephei? Uxor Persei«, in die Knie gesunkene junge Frau, ihren linken Arm nach rechts ausstreckend, nur mit einem von dem ausgestreckten Arm herabhängenden Tuch bedeckt; Perseus, reine Rückenfigur, antikische Rüstung, Helm mit Flügeln, in der Rechten »Falx« als nach vorn gekrümmter, gezahnter Säbel, in der Linken das Gorgonenhaupt (Gesicht mit sich kringelndem Gewürm). fol. 6r: Auriga (Fuhrmann), »Erichthonius«, aufrecht stehender Jüngling, mit Peitsche in der seiner rechten Hand hinter dem Kopf, Ziegenkopf neben seinem Kopf und Böckchenköpfe auf der ausgestreckten linken Hand, umspielt von den bandartigen Fransen seines Rocks; Sagittarius (Schütze), »Triptolomus«, nach links sich auf bäumender Kentaur, Oberkörper bekleidet mit einer eng anliegenden Jacke mit kurzen Ärmeln, die unten in langen, nach hinten flatternden Bändern ausläuft, gespannter Bogen in der Rechten (die Linke spannt), lockiges Haar. fol. 6v: Sagitta, »Sagipta Erculis«, nach rechts weisend; Aquila (Adler), »Aquila« leicht nach rechts gewandt. fol. 7r: Delphinus, »Delphin«, auf dem Rücken liegend; Pegasus, »Equus Pegasi«, als nach rechts springendes Flügelpferd (hintere Hälfte vielleicht nachträglich ergänzt). fol. 7v: Cetus (Seeungeheuer), »Pistris Delphin«, nach rechts gewandt lagerndes Mischwesen mit Hundevorderteil und Fischschwanz; Eridanus, (Beischrift »Ceto« ?) en-face
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stehend, nackt bis auf lose über die rechte Schulter gehängtes Tuch, Kopf leicht nach links geneigt, Henkelkrug vor sich nach links ausschüttend, gewundener Wasserstrom mit Sternen. fol. 8r: Lepus (Hase), Orion, »Orion«, nackter aufrecht stehender Jüngling, von vorn, in seiner erhobenen rechten Hand einen Schläger (?) haltend, die andere Hand in die Hüfte stemmend; Anticanis, »Procyon«, nach links springender Hund mit rundlicher kurzer Schnauze; Canis, »Canis«, nach links springender schlanker Hund mit breitem Halsband. fol. 8v: Argo Navis, »Navis Argo(s)«; Centaurus, »Centaurus«, nach links galoppierend, die Enden mehrerer um den Bauch gewundener Bänder flattern nach hinten; fol. 9r: Ara ; Hydra, Corvus, Crater (Altar, Seeschlange, Rabe, Kelch), »Hydra, Cratera, Corvus«, Hydra als stehender Drache mit einmal kringelförmig gewundenem Hals und ebenso einmal geschlungenem Schwanz, trägt Henkelkrug und Rabe auf seinem Rücken; Piscis Nothius (Südfisch), »Piscis Austrinus«, nach links schwimmend. fol. 9v: Aries (Widder), Triangulum (Dreieck), »Aries«, nach links laufend, sein rechtes Vorderbein anwinkelnd, zugleich den Kopf durch das Dreieck steckend und zurückblickend; Taurus (Stier), »Taurus«, nach links springendes Stiervorderteil. fol. 10r: Gemini, »Gemini«, zwei nackte nebeneinander stehende Jünglinge, der rechte Jüngling legt seine rechte Hand dem anderen auf die Schulter, beide weisen mit ihrer linken Hand nach rechts; Cancer (Krebs), »Cancer«, in Draufsicht, Zangen nach links gerichtet. fol. 10v: Leo, Virgo (Löwe, Jungfrau), »Leo«, nach rechts schreitend, »Virgo« geflügelt, in langem, hochgegürtetem Gewand und langem Schultermantel, in ihrer zur Seite gestreckten rechten Hand einen Ährenstrauß haltend, die andere Hand wie zum Gruß erhoben. fol. 11r: Scorpius, Libra (Skorpion, Waage), »Scorpius«, nach links gewendet, in seiner einen Zange die Waage tragend; Sagittarius (Schütze), »Centaurus« durchgestrichen und in anderer Schrift als »Sagittarius« korrigiert, nach links galoppierend, bogenspannend, in einem Wams, dessen bandartig geschnittenen langen Zipfel nach hinten flattern. fol. 11v: Capricornus, Aquarius (Steinbock, Wassermann), »Aquarius«, aufrecht stehender leicht nach rechts gewandter nackter Jüngling, in seiner zur Seite abgestreckten rechten Hand eine Blume (?) haltend, mit der anderen nach rechts ausgestreckten Hand einen Henkelkrug entleerend. fol. 12r: Pisces (Fische), »Pisces«, übereinander in entgegengesetzte Richtung schwimmend, von Maul zu Maul durch einen Wasserstrom (mit ornamental stilisierten Wellen) verbunden.
Provenienz Eintrag auf fol. 18v: »MCCCCLVIII. VII kl. sextilis ego Petrus Marius a Rimini scripsi«. Von Filippo Mattei Baldini an S.A.R. Don Ferdinando geschenkt, der den Codex 1787 der Bibliothek von Parma vermachte.
Literatur Affò 1789, S. 223; Odorici 1865, S. 436; Odorici 1873, S. 38; Soldati 1906 S. 74–104; Saxl 1915, Tafel III, Abb. 6 (fol. 7v Eridanus); Mitchell 1956, S. 97–101; Ciavarella 1962, S. 74; McGurk 1966, S. 77; Western Manuscripts & Miniatures, Auktionskat. Sotheby’s, London 1992, S. 84; Mariani Canova 1994, S. 181–208; Anversa 2000, S. 58f., Abb. S. 12 (fol. 4r Hercules), S. 13 (fol. 5v Perseus), S. 14 (fol. 7v Eridanus), S. 59 (fol. 6r Sagittarius). Siehe S. 99–100, Abb. 849–851
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Oxford, Bodleian Library, Ms. Bodley 646 Basinius Parmensis, Astronomicon Padua, 1459–1461 Kodikologische Angaben 188 × 122 mm, 36 Folia, Pergament, Text einspaltig zu 20–23 Zeilen, Versalienspalte (in Capitalis quadrata), Hauptschrift: Humanistica cursiva. Lagen: Purpurblatt außerhalb des Lagenverbandes (fol.I) dient als vorderes Vorsatzblatt, 3 Quinternionen und abschließend ein Ternio; Einband aus braunem Leder, spätes 16. oder frühes 17. Jahrhundert.
Art der Bilder 38 Sternbilderdarstellungen, farbig lavierte Federzeichnungen mit Sternchen in Glanzgold, diese teils in der Figur, teils aber auch außerhalb angeordnet. fol. 3v: Sphärenschema; fol. 4v: Erdzonen mit Projektion des Zodiak.
Inhalt (Purpurblatt): Dedicatio (des Schreibers Angelo Aquilano): »Accipe et haec manuum tibique monumentam ear. Sint precor et longum servit testentur amorem. Ang. Aquil.« Silberschrift auf Purpur, zwei Goldinitialen fol. 1v–21r: Basinius Parmensis, Astronomicon (Buch I). »Aetherios orbis subjectaque templa deorum...« fol. 21v–33r: Basinius Parmensis, Astronomicon (Buch II)
fol. Iv:
Kommentar Die kleinformatige Pergamenthandschrift Oxford Bodleianus 646 enthält eine frühe, kostbar aufgemachte Kopie der Astronomicon. Libri II, die Basinius Parmensis 1455/56 am Hof des Sigismondo Malatesta in Rimini verfasste. Die Entstehungsumstände des Codex sind vergleichsweise gut bekannt, da sich das auf dem Frontispiz abgebildete Wappen dem Engländer John Tiptoft, Earl of Worcester zuordnen lässt. Die Identifizierung des Auftraggebers liefert zugleich die Eckdaten für die Entstehung des Manuskriptes und seinen Entstehungsort, da John Tiptoft zwischen 1459 und 1461 in Padua studierte und sich dort Handschriften anfertigen ließ. Außerdem nennt sich auf der Rückseite des Titelblattes in der Widmung auch der Schreiber Angelo Aquilano. Der Gedichttext ist in einer f lüssigen, regelmäßigen Cursive geschrieben, wobei die ersten Buchstaben eines jeden Verses in Capitalis Rustica hervorgehoben sind. Die im ersten Buch enthaltenen Beschreibungen der Sternbilder sind durch lavierte Federzeichnungen illustriert, welche in die vom Schreiber ausgesparten Lücken eingetragen wurden. Während für die ersten Bilder – abgesehen von Bootes – jeweils genügend Platz im unteren Bereich der Seite freigehalten wurde, befinden sich die Lücken für die Illustrationen nach dem
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Adler zum Teil auch innerhalb der Textspalte, und es fehlen die Lücken für Hase, Orion, Vorhund und Räucheraltar. Für diese Bilder ist der Zeichner deshalb wie auch bei Bootes auf den Rand ausgewichen. Alle Darstellungen sind durch Tituli in Capitalis Rustica, die an römische Inschriften erinnern und den antiken Charakter der Handschrift unterstreichen, erläutert und es sind jeweils die Sterne in Blattgold angeben. Die Ikonographie der Darstellungen deckt sich mit der Abschrift von Basinios Astronomicon in Parma, die 1458 in Rimini angefertigt wurde (Kat.-Nr. 94). Charakteristische Übereinstimmungen sind etwa die Untersicht der Schlange, die Barttracht des Hercules, die Katzenfratze an der Lyra, die an eine römische Rüstung angenäherte Tracht des Cepheus, die zipfeligen Tütenärmel der Gewänder von Cepheus, Cassiopeia, Virgo, die zu Streifen aufgeschlitzten Gewänder von Fuhrmann, Centaurus und Sagittarius, der gewundene Hals der Hydra sowie die Nacktheit von Bootes, Orion und den Zwillingen. Dennoch sind die geringfügigen Abweichungen – so auch ein zusätzliches Diagramm und leicht abweichende Tituli – dahingehend zu deuten, dass die Oxforder Handschrift nicht direkt von der Parmenser kopiert wurde, sondern beide nach demselben Vorbild, vermutlich dem Sigismondo Malatesta gewidmeten Exemplar des Gedichtes angefertigt wurden. Ob dafür das Manuskript zur Kopie nach Padua entliehen wurde oder umgekehrt der Kopist und Maler zur Kopie nach Rimini geschickt wurden, lässt sich nicht entscheiden. Der Stil der Figuren, mit ihren gedrungenen, stämmigen Körpern, den runden Gesichtern mit fliehendem Kinn und ornamental stilisierten Frisuren, lässt sich in die Paduaner Buchmalerei einordnen. Verzeichnis der Bilder fol. 6r: Ursa maior, Ursa minor, Draco (Großer Bär, Kleiner Bär, Drache), »Anguis, Ursa
maior, Ursus minor«, Schlange in Untersicht, beschreibt drei Windungen, auf ihrem Körper stehen in den beiden oberen Windungen Rücken zu Rücken die beiden Bärinnen. fol. 6v: Bootes (Bärenhüter), »Arcthophylax«, stämmiger, nackter Jüngling, aufrecht zum Betrachter gewandt auf einem angedeuteten Grund stehend, dabei sich leicht zurücklehnend, seine rechte Hand wie zum Gruß erhebend, mit dem linken Arm einen mandelförmigen Schild vor sich haltend; Corona (Krone), »Cressa Corona«, Reif mit neun nach außen weisenden Blüten und neun Sternen. fol. 7r: Hercules, »Hercules«, gedrungener, nackter Mann, mit langem Haar und Bart, en-face in Schrittstellung, mit seiner rechten Hand eine Keule zum Schlag erhebend, über seiner rechten Schulter ein Löwenfell, dessen Gesicht er mit seiner linken Hand an der Mähne gepackt hält. fol. 7v: Lyra (Leier), »Lyra«, zweistöckiger, mit drei mal vier Saiten bespannter Kasten, aus dessen Seite rechts eine Tierfratze mit langem Hals herauszuwachsen scheint. fol. 8r: Cygnus (Schwan), »Cygnus«, nach links schreitender Wasservogel mit ausgebreiteten Flügeln. fol. 8v: Cepheus, »Cepheus S.P.«, aufrecht stehender und den Kopf nach links wendender Mann, die Arme w-förmig zur Seite ausbreitend, bärtig, trägt Helm, anliegendes Hemd mit zipfelig herabhängenden Ärmeln, einen tief sitzenden geschuppten Rock (erinnert an antiken Teil eines Panzers?), und Stiefel. fol. 9r: Cassiopeia, »Casiopes Coniunx Regia Persei«, auf einem Thron mit hoher Rückenlehne und einer Fußplatte sitzende Frau, die Arme w-förmig erhebend, trägt Krone, Schultermantel über gegürtetem Gewand mit tütenförmig herabhängenden Ärmeln. fol. 9v: Andromeda, »Andromeda. F. Cephei. Uxor Persei«, junge, in die Knie gesunkene Frau, nackt bis auf ein Tuch, das über ihre linke Schulter hängt und das sie mit ihrer rechten Hand vor der Scham hält, mit ihrer linken Hand weist sie zur Seite. fol. 10r: Perseus, »Perseus«,
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Rückenfigur mit Rüstung, in seiner linken Hand Medusenhaupt am Schpf haltend, mit der rechten Hand Krummschwert zum Schlag erhebend. fol. 10v: Auriga (Fuhrmann), »Erichthonius«, in aufrechtem Stand, en-face, Jüngling in besonderem Gewand mit spitz herabhängenden kurzen Ärmeln und zahlreichen gezaddelten Fransen, die seine Beine wie die Arme einer Krake umspielen, hält hinter seinem Kopf Peitsche, auf seiner linken Schulter sitzt Kopf der Ziege, in der nach rechts gestreckten Hand präsentiert er die Köpfe der beiden Böckchen. fol. 11r: Serpentarius (Schlangenträger), »Triptolomus«?, nackter frontal zum Betrachter gewandt stehender Jüngling, zu seinen Seiten mit beiden Händen die einmal um seine Taille gewundene Schlange haltend. fol. 11v: Sagitta (Pfeil), »Sagipta Erculis«, mit der Spitze nach rechts zeigend. fol. 12r: Aquila (Adler), »Aquila«, in Seitenansicht nach rechts gerichtet stehend. fol. 12v: Delphinus, »Delphin«. fol. 13r: Pegasus, »Equus Pegasius«; Cetus (Seeungeheuer), »Piscris Delphin«. fol. 13v: Eridanus (Fluss), »(C)eton«, nackter aufrecht stehender etwas nach links gewendeter Jüngling, mit Tuch über seiner rechten Schulter, einen Henkelkrug vor sich entleerend. fol. 14r: Lepus (Hase), »Lepus«, im Profil, nach links springend, nur auf den Hinterfüßen stehend; Orion, »Orion«, nackter Jüngling in derselben Haltung wie Eridanus/Ceton einen fächerartigen Schläger? empor haltend. fol. 14v: Anticanis (Kleiner Hund), »Procyon«; Canis (Hund), »Canis«, nach links. fol. 15r: Argo Navis (Schiff), »Navis Argos«. fol. 15v: Centaurus, »Centaurus«, nach links galoppierend, von Schulter und Bauch wehen mehrere Bänder, vor sich an den Füßen einen erbeuteten Hasen haltend. fol. 16r: Ara (Altar) »Ara«, als Stufenpyramide; Hydra, Crater, Corvus (Seeschlange, Becher, Rabe), »Hydra«, Hydra als stehender, geflügelter Drache mit einmal verschlungenem Hals und einmal verschlungenem Schwanz, trägt Henkelvase und Rabe auf einem Rücken. fol. 16v: Piscis austrinus (Südlicher Fisch), »Piscis austrinus». fol. 17r: Aries, Triangulum (Widder, Dreieck), »Aries«, sich umblickender Widder mit Dreieck um den Hals, nach links. fol. 17v: Taurus (Stier), Stierhälfte nach links, die Pleiaden bilden ein regelmäßiges Sternmuster unterhalb des Maules des Stiers. fol. 18r: Gemini (Zwillinge), zwei nackte Knaben, en-face eng beieinander stehend; Cancer (Krebs), krabbenartig mit schematisch gezeichnetem Körper und differenzierten Zangen, nach links, Draufsicht. fol. 18v: Leo (Löwe), nach rechts schreitend, wenig lebendig und etwas unproportioniert. fol. 19r: Virgo (Jungfrau), Ähren in der Rechten, Kleid mit hoher Taille und Mantel, Flügel nur gezeichnet, nicht koloriert. fol. 19v: Scorpius, Libra (Skorpion, Waage), lebensnaher Skorpion in Draufsicht nach links, die Waage hängt von der rechten Schere. fol. 20r: Sagittarius (Schütze), »Sagiptarius«, nach links galoppierender Kentaur mit dem gespannten Bogen zielend, Oberkörper mit langärmeligem anliegendem Gewand und kurzärmeliger Jacke bekleidet, letztere läuft in lange Bänder aus, die wild nach hinten und oben flattern; Capricornus (Steinbock), Ziegenfisch nach links, Kopf mit wenig ziegenähnlicher, spitzer, Schnauze. fol. 20v: Aquarius (Wassermann), leicht nach links gewendeter, nackter Jüngling, mit der Linken einen langen Wasserstrahl aus einem Henkelkrug gießend, in der Rechten eine Art Griffel (verkümmertes Füllhorn?) empor haltend. fol. 21r: Pisces (Fische).
Provenienz fol.1r: Titelseite: Sockel mit zwei hohen Vasen, Putten halten Schriftband (Basinii Parmensis Astronomicon Liber I), der Sockel trägt ein Wappen. Vorderspiegel, getilgter Besitzeintrag (»...possessor huius libri et Barratt.«). Geschrieben in Padua für John Tiptoft, Earl of Worcester.
Literatur Saxl/Meier 1953, S. 316–318; Pächt/Alexander 1970, S. 61, Nr. 605; Mariani Canova 1994, passim. Siehe S. 100, Abb. 852–855
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Venedig, Biblioteca Marciana, Cod. lat. XII, 194 (= 4178) Basinius Parmensis, Astronomicon Oberitalien, 3. Viertel 15. Jahrhundert Kodikologische Angaben 220 × 148 mm, 29 Folia, Papier, Text einspaltig zu 29 Zeilen in Humanistica cursiva, Versalienspalte. Lagen: VI12 + 2 IV30 ; Einband: 18. Jahrhundert, Leder auf Pappe, Goldschnitt.
Art der Bilder Zwischen fol. 5r–19v: 41 farbig lavierte Federzeichnungen der Sternbilder, Sterne rot markiert; fol. 1r: Weißrankeninitiale und fol. 20v: Goldinitiale in Farbfeld.
Inhalt fol. 1r–29r:
Basinius Parmensis, Astronomicon. »Basinii Parmensis astronomicon liber primus incipit foeliciter. Etherios orbes… – …semper volentis olimpi.« – fol. 29v: leer
Kommentar Der in der Biblioteca Marciana zu Venedig auf bewahrte, zierliche Papiercodex birgt eine schöne, wenn auch unaufwendige und nicht sehr sorgfältige Abschrift der Astronomicon. Libri II von Basinio da Parma. Die Entstehung im oberitalienischen Raum dürfte fraglos sein, weitere Eingrenzungen erscheinen schwierig. Das schmale Bändchen wurde von vorn herein allein für den Basiniustext ohne weitere Zusätze konzipiert und für einen bisher unbekannten Besteller gefertigt. Das Wappen am Fuß von fol. 1r wurde erst später eingefügt. In der Zuordnung der Beischriften finden sich einige Fehler. Der Text wurde nachträglich an vielen Stellen in einer dunklen Tinte korrigiert und ergänzt. In einer ähnlichen Tinte wurden die Konturen einiger Zeichnungen nachgefahren, vielleicht von einem späteren Besitzer. Die Sternbilderbeschreibungen des ersten Buches werden von lavierten Federzeichnungen illustriert, die in spaltenbreiten Lücken eingetragen sind und den Text in unregelmäßigen Abständen unterbrechen. Nur für die Nördliche Krone und für Hercules wurde kein Platz gelassen, so dass sie an den Rand gestellt werden mussten. Bei einigen Bildern sind die Vorzeichnungen sichtbar, die gelegentlich von der Ausführung abweichen. So erkennt man bei der Schlange beispielsweise den zackigen Leib, der die Hyginusillustrationen kennzeichnet. Ikonographisch zeigen die Darstellungen eine deutliche Verwandtschaft zu den Illustratationen der beiden ältesten erhaltenen und datierten Kopien des Basiniusgedichtes in Parma (Kat.Nr. 94) und in Oxford (Kat.-Nr. 95). Die Schlange wird von unten gesehen abgebildet, Lyra besitzt den Ausleger mit Tierfratze und mehrere männliche Figuren wie Bootes, Hercules oder
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Orion erscheinen in ›antiker‹ Nacktheit. Dennoch lässt die abweichende Verteilung der Illustrationen darauf schließen, dass das venezianische Manuskript nicht die Parmenser oder die Oxforder Handschrift direkt kopiert, sondern eher von einer ähnlichen Vorlage abhängt – vielleicht ebenfalls von dem verlorenen Widmungsexemplar für Sigismondo Malatesta. Ein Spezifikum des venezianischen Zyklus ist die Darstellung des Hercules als Standfigur mit Plinthe, die wohl von der Bootesdarstellung in oberitalienischen Hyginusillustrationen übertragen wurde. Auch die Kostüme unterscheiden sich ein wenig, so sind die Tütenärmel der Gewänder Cepheus und Fuhrmann gezaddelt und die Ärmel von Cassiopeia und Virgo und Sagittarius vorne geschlossen.
Verzeichnis der Bilder fol. 5r: Ursa maior, Ursa minor, Draco (Großer Bär, Kleiner Bär, Drache), Schlange in drei Windungen, Kopf unten, Ursa minor unten stehend, Ursa maior oben kopfunter, Kopf der Schlange in Untersicht. fol. 5v: Corona (Nördliche Krone), kreisrunder Reif mit nach außen geklappten Zacken als eine Art Blütenknospen, Sterne zwischen den Zacken; Bootes (Bärenhüter), nackt, en-face stehend, die Rechte wie winkend erhoben, links ein spitzovaler Schild. fol. 6r: Hercules, nackt, en-face stehend, das Löwenfell über die Schultern gehängt, den Kopf in der Linken an der Mähne haltend, die Rechte holt mit einer Rute aus, wie um den Löwenkopf zu züchtigen, linker Fuß auf eine quadratischen Platte gesetzt; Lyra (Leier), steinerne Bank mit drübergespannten Saiten, hinter der Lehne lugt ein katzenartiges Tier hervor. fol. 6v: Cygnus (Schwan), bräunlich mit blauem Schimmer (!), mit ausgespannten Flügeln nach links laufend. fol. 7r: Cepheus, en-face stehend, kurzes Gewand mit Hängeärmeln und Faltenrock, Mütze. fol. 7v: Cassiopeia, reich gewandet auf ornamentiertem Thron, Krone. fol. 8r: Andromeda, leicht schräg nach links, auf dem linken Knie knieend, ein Tuch über die Schulter gelegt und vor ihre Scham haltend, den linken Arm erhoben und auf einen Stern zeigend abgespreizt. fol. 8v: Perseus, Rückenfigur, gepanzert, Haupt in der Linken, den Krummsäbel in der Rechten erhoben. fol. 9r: Auriga (Fuhrmann), die Beischrift »Erichthonius« ist eigentlich eine Rubrik des folgenden Schlangenträgers, en-face stehend, Gewand mit halblangen Tütenärmeln (wie Cepheus) unten in lange wehende Streifen geschnitten, der Ziegenkopf wie eine mit der Rechten hinter dem Kopf gehaltene Stabpuppe, zwei Ziegenköpfchen in der Linken dagegenhaltend wie ein Puppenspieler oder Gaukler. 9v: Serpentarius (Schlangenträger), leicht nach links gewendet, die um die Hüften gewundene Schlange mit beiden Händen haltend, Beischrift »Triptolomus« (!). fol. 10r: Sagitta (Pfeil), waagecht nach rechts, Beischrift »Sagitta Herculis«. fol. 10v: Aquila (Adler), leicht nach rechts gewendet, Schwingen ausgebreitet; Delphinus, nach rechts, Rückenlage. fol. 11r: Pegasus, bis auf die untere Hälfte der Hinterbeine (diese später dilettantisch ergänzt) vollständiges Flügelpferd nach rechts galoppierend, große, sehr weit vorn ansetzende Flügel, Kopf zum Betrachter gedreht. fol. 11v: Cetus (Seeungeheuer), nach rechts laufend, vorn Hund, hinten Schlange mit Fischschwanz, Beischrift: »Pistrix Delphin«. fol. 12r: Eridanus (Fluss), en-face stehender Jüngling, Wasser aus einer langhalsigen Vase nach links gießend, Umhang, Beischrift »Ceto«; Lepus (Hase), nach links laufend. fol. 12v: Orion, en-face stehend wie ein nackter Baseballspieler, in der Rechten den Schläger, die Linke in die Hüfte gestemmt. fol. 13r: Canis (Hund), nach links laufend, Halsband; Anticanis (Kleiner Hund), nach links laufend, kein Halsband. fol. 13v: Argo Navis (Schiff), nach rechts, frei schwebendes Schiff mit Heckruder und starkem Mast. fol. 14r: Centaurus, nach links galoppierend, in der Rechten einen Hasen (Lepus) an den
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Hinterläufen haltend, kurze Jacke, nach hinten wehende Bänder (Tierkörper riesig im Verhältnis zum Oberkörper). fol. 14v: Ara (Altar), vierstufige Pyramide aus farbigem Marmor (aufeinanderliegende Quader). fol. 15r: Hydra, Crater, Corvus (Seeschlange, Becher, Rabe), nach links laufender Drache, auf dem Rücken eine Henkelvase und der Vogel; Piscis austrinus (Südlicher Fisch), unspezifischer Fisch nach links. fol. 15v: Aries, Triangulum (Widder, Dreick), nach links schreitend, Kopf zurückgewendet, Dreieck über den Hals gestülpt. fol. 16r: Taurus (Stier), Vorderteil eines etwas bucklig wirkenden Stiers (Einfluss der arabischen Vorbilder?), vor dem Maul als Sterngruppe die Pleiaden. fol. 16v: Gemini (Zwillinge), zwei nackte Jünglinge, gestikulierend im Gespräch; Cancer (Krebs), senkrecht, ›Zecke‹ mit Krebsscheren. fol. 17r: Leo (Löwe), nach links schreitend. fol. 17v: Virgo (Jungfrau), en-face mit ausgebreiteten Armen stehend, große blaue Flügel, ein Bündel Strohhalme in der Rechten (keine Ähren zu sehen). fol. 18r: Scorpius, Libra (Skorpion, Waage), Skorpion nach links, Waage von der oberen Schere hängend; Sagittarius, Beischrift: »Centaurus«, nach links galoppierend, mit dem Bogen zielend, Jacke mit nach hinten wehenden Bändern. fol. 18v: Capricornus (Steinbock), nach links, Ziegenfisch von hundeartiger Gestalt. fol. 19r: Aquarius (Wassermann), en-face, stark ponderiert stehend, in der Rechten eine Art Füllhorn (Trichter?), mit der hoch gehaltenen Linken aus einer Henkelvase Wasser zu sich hin gießend. fol. 19v: Pisces (Fische), waagrecht, gegenläufig, Mäuler durch Wasserstrom verbunden.
Provenienz fol. 1r: späteres Wappen (gespalten: heraldisch rechts in Blau ein weißer Turm, links in rot drei goldene Schrägrechtsbalken), 17. Jahrhundert (?); Papierschild auf Vorderspiegel »Provenienza Morelli Giaco[mo], 354«. Exlibris der Marciana.
Literatur McGurk 1966, S. 85f.; Armstrong 1991, S. 215; Pegasus und die Künste, Ausst.-Kat. München 1993, S. 39, Abb. 2 (fol. 11r: Pegasus); S´ nie˙zynska-Stolot 1994, S. 67. Siehe S. 100, Abb. 856–862
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Parma, Biblioteca Palatina, Ms. Parm. 27 Basinius Parmensis, Astronomicon Italien, letztes Viertel 15. Jahrhundert (um 1500?) Kodikologische Angaben 217 × 140 mm, 144 Folia, Papier, Text einspaltig zu 27 Zeilen in Humanistica cursiva mehrerer Hände; 3zeilige Capitalisinitialen (blaßrot), Rubriken, Randbetreffe in Rot; Leerseiten nicht foliiert; Lagen: Vorne zwei neuzeitlich Papiervorsätze (I*–II*), V9* + V19 + V28a + V37 (mit 28b) + V47 + V57 + V67 + V77 + V87 + V97 + (V–1)103c + (V–1)107 (mit 103d–h) + 2 V127 + I129 + (III–1)132b, fol. 67 Lagenende und Ende des Astronomicons, hintere Vorsätze gehören zur letzten Lage, Spiegel neuzeitlich. Leichte Zäsuren nach: 28a; 103c. Einband: neuzeitlicher Lederband mit Goldprägung (»Bibliothecae Regiae Parmensis«), auf Vorderspiegel alte Signaturen: »CC. VIII. 60« und »HH × 27«.
Art der Bilder Zwischen fol. 34v–52v: Sternbilderdarstellungen als Federzeichnungen mit eingezeich neten Sternen (blassrot) von bescheidener Qualität.
Inhalt fol. II*r: fol. 1r–6r:
neuzeitliches Inhaltsverzeichnis »Contiene questo Codice« Lucian, Orationes Phalaridis. »›Orationes pro tauro eneo Phalaridis dicando per Antonium Rossium e greco in latinum traducte ad R.D. Car(dinalem) Spo(etinum). Prefatio Antonii‹. [N]e eo viderer Reveren. domine ocio penitus abuti… . Misit huc nos viri Delphii princeps noster Phalaris… –« Lucian, Oratio sacerdotis Delphici. »Nullo hospitio viri Delphii teneor cum fol. 6r–8v: Agrigentinis…« Lucian, Comparatio (tr. Aurispa). Nur das Vorwort und die ersten paar fol. 9r–9v: Zeilen des Textes. 9bis–9bisv: leer. »Quom in rebus bellicis semper ceteros...«. fol. 9arv: leer [Leerseite nicht foliiert] fol. 10r: Nicolaus de Valle, Prologus translationis ad Pium II papam. »[S]i vacat Enea rerum dignissime praesul… – …stetque cadatque tuo.« Zur folgenden Hesiodübersetzung fol. 10v–26v: Hesiod, Opera et dies. Lateinische Übersetzung von Nicolaus de Valle. »[P]ierides Muse quarum viget inclyta cantu...« – fol. 27r leer [foliiert]. fol. 27v–28v: »[S]iquis aduc istic memini nasonis adempti/et superest sine me nomen in verbum meum/suppositum stellis nunquam tangentibus equor… – …haec est inpenas terra reperta meas. Vale. Telos.« – fol. 28ar–28bv: leer [Leerseite nicht foliiert] fol. 29r–67v: Basinius Parmensis, Astronomicon. »›Basinius Parmensis poete celeberrimi [astronomikon (griech.)] liber primus‹. Ethereos orbis subiectaque templa deorum… – …templa cano atque vias semper volventis olympi.« Buch I bis 53v, Buch II ab fol. 54r
97. Parma, Bibliotheca Palatina, Ms. Parm. 27
fol. 68r–71r: Basinius Parmensis, Epistola ad Sigismundum Malatestam. »›Eiusdem Basinii epistola ad principem Sigismundum Pandulfum Malatestam in qua ostendit poetas latinos sine graecis nihil omnino posse‹. [Q]uis erat indocti temeraria… – …magni defluxit Homeri.« Verse. fol. 71v–72r leer [foliiert] fol. 72v–84v: Johannes Stephanus Cotta, De Exhortatione in Turcos Epistolarum Libellus. »›Johannes Stephanus Cotta Pio secundo pontifici maximo felicitatem‹. [D]icitur exiguas celesti sede relicta… – …et dices tenero tempore facta pater. ›Iohannis Stephani Cotte epistole septem omnes expliciunt feliciter de exhortatione in Turcos etc. Finis. Laus Deo‹.« Eine Sammlung von 7 Briefen in Versform an Pius II., Friedrich III., Karl VII. von Frankreich, den Dauphin, Ferrante von Neapel, Francesco Sforza und an alle Christen; Vorwort in Versform an Pius II. An einigen Stellen längere Randglossen. fol. 85r–91r: P. Ovidius Naso, Sappho Phaoni (Heroides XV). »Numquid tibi aspecta [!] est studiose littera dextre... – ...ut mihi Leucadie Creta petentur aque. ›Finit‹...« Heroides, Pulex und Ibis. »Saphos mulieris liber« fol. 91v–92v: P. Ovidius Naso, De pulice. »Parve pulex sed amara... – ...me socium.« fol. 93r–103r: P. Ovidius Naso, Ibis. »Tempus adhuc lustris... – ...cece non adeunda domus.« – fol. 103v–103hv leer [acht vollständige Leerseiten, nicht foliiert!] fol. 104r–123r: Rinutius Aretinus, Epistolae Bruti. fol. 104r–105v Praefatio Rinutii: »Solent, beatissime pater, qui invigilant alicui operi ... procul dubio caras habebit.« Brief des Verfassers an Papst Nicolaus V. Epistolae: Prologus: fol. 105v–106v »Bruti epistolas iterum et sepius sum admiratus ...«. fol. 106v–123r: »Audio vos Dolobelle dedisse pecunias… – …id eos denegare necesse est.« Text: Hain 4025, Hain/Copinger 6194, *12885, *13255; vgl. auch BNL 20, Sp. 893f. Lit. zu Rinutius Aretinus/Rinuccio d’Arezzo (um 1395–um 1456): Putnam Lockwood 1913, S. 51–109 (zu den Brutus-Briefen S. 78–83, mit handschriftlicher Überlieferung und Aufzählung von Drucken); Cosenza 1962, Bd. 4, S. 3056–3060 (Lit.); Maillard/Kecskeméti/Portalier 1998, S. 368 (Lit.) fol. 123v–132r: Iohannes Chrysostomus, Sermo (transl. anon.). »Hodie vobis Johannis virtus Herodis feritas... – ...laude adnumeremini in Christo Ihesu cui est gloria in secula seculorum, Amen.« Von anderer Hand als das Vorhergehende – fol. 132v–132bv: leer
Kommentar Das Lehrgedicht Astronomicon des Basinio da Parma steht inmitten von Texten meist zeitgenössischer Humanisten, die sich mit der griechischen Literatur befassen oder diese übersetzen. Die Kombination des Poems mit dem anschließenden Brief des Autors an seinen Gönner Sigismondo Malatesta über die Abhängigkeit der lateinischen von den griechischen Schriftstellern findet sich auch in weiteren Abschriften (Kat.-Nr. 98, 99). Ein vergleichbarer Schwerpunkt der Textsammlung liegt in einem Paduaner Manuskript vor (Padua, Cod. 983, Kat.-Nr. 102). Das Octav-Format des Codex entspricht dem Standard für Basinius-Abschriften. Die Texte sind in einer f lüssigen, ordentlichen Kursivschrift geschrieben. Der Himmelsbeschreibung sind in spaltenbreiten Lücken die beschriebenen Sternbilder als Federzeichnungen in brauner Tinte beigefügt. Das Layout deckt sich mit anderen Abschriften aus dem späten 15. Jahrhundert, insbesondere den Manuskripten in Rom und Krakau (Kat.-Nr. 98, 103). In einer vom Text abweichenden eher kalligraphischen Schrift sind in roter Tinte die
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lateinischen Bezeichnungen der Sternbilder eingetragen. Vielleicht stammen auch die roten Sterne vom Rubrikator. Ikonographisch lassen sich die Zeichnungen einer Untergruppe von Basinius-Illustrationen zuordnen, der auch die Darstellungen der Codices in Rom, München, Padua und Krakau angehören (Kat.-Nr. 98, 100, 102, 103). Dies ist an mehreren Details zu erkennen, so am seitlich statt in Untersicht gezeigten Kopf der Schlange, an der Kleidung des Bootes, an dem gekrönten Adler, am kürzeren Fransensaum von Centaurus und Sagittarius, am Wolkenband am Schnitt des Taurus oder an den Abbreviaturen von Sol und Luna am Ende des ersten Buches. Innerhalb der Gruppe stehen die Parmenser Zeichnungen denen in der anderen Parmenser Handschrift (Ms. Parm. 1008, Kat.-Nr. 94) am nächsten: Man vergleiche beispielsweise das Gewand des Fuhrmanns. Obwohl die Zeichnungen um ikonographische Genauigkeit bemüht und sorgfältig ausgeführt sind, zeigen sie nur eine mäßige Qualität. So hat der Zeichner offensichtlich Schwierigkeiten mit Gesichtern in der Vorderansicht. Vermutlich stammen die Darstellungen von dem Schreiber und/oder Besitzer. Die bescheidene Qualität erschwert eine nähere räumliche und zeitliche Einordnung. Doch entstanden die ikonographisch verwandten Hndschriften nicht vor dem letzten Viertel des 15. Jahrhunderts. Der Codex diente vermutlich den philologischen Interessen eines Humanisten.
Verzeichnis der Bilder fol. 34v: Ursa maior, Ursa minor, Draco, Schlangenkopf unten nach links, drei Windungen. fol. 35r: Bootes, nach rechts, spitzovaler Schild, Rechte erhoben, keine Waffe. fol. 35v: Corona, Draufsicht, Zacken nach außen geklappt. fol. 36r: Hercules, en-face, nackt bis auf Fell, einen Knüppel schwingend. fol. 36v: Lyra, Bank mit Saiten, ›Katzenkopf‹ nach rechts. fol. 37r: Cygnus, nach links gehend. fol. 37v: Cepheus, Mitra, ausgebreitete Arme. fol. 38r: Cassiopeia, Thronbank, Krone. fol. 38v: Andromeda, nach links ›tanzend‹, in einer Art Tunica exomis. fol. 39r: Perseus, Rückenfigur nach links, zeitgenössische Rüstung, Medusenhaupt mit Blut. fol. 39v: Auriga, als Gaukler. fol. 40v: Serpentarius, en-face. fol. 41r: Sagitta, senkrecht, am Seitenrand, Spitze unten. fol. 41v: Aquila, nach rechts stehend, mit Krone. fol. 42r: Delphinus, Rückenschwimmer, nach rechts. fol. 42v: Pegasus, Vorderteil nach rechts, Zügel; Cetus, Hundevorderteil mit Fischschwanz. fol. 43r: Eridanus, aus Vase Wasser gießende, nackte Frau. fol. 43v: Lepus, Orion, Hase nach links, Orion kurz dahinter, einen gebogenen Stock wie einen Bogen haltend, nackt. fol. 44r: Canis, Hund nach links. fol. 44v: Anticanis, dito. fol. 45r: Argo Navis, zeitgenössisches Schiff im Wasser, nach rechts. fol. 46r: Centaurus, nach links. [fol. 46r Ara fehlt – ausgeschnitten]. fol. 47r: Hydra, Crater, Corvus, zweibeiniger, geflügelter Drache nach links. fol. 47v: Aries, Dreieck um den Hals, zurückblickend. fol. 48r: Taurus, halb, nach links, Wolkenband. fol. 48v: Gemini, ursprünglich wohl nur einer, die zweite Figur später dazugekrakelt. fol. 49r: Cancer. fol. 49v: Leo. fol. 50r: Virgo. fol. 50v: Scorpius, nach links, Waage in der Zange haltend. (fol. 51r Sagittarius fehlt – nicht ausgeführt). fol. 51v: Capricornus (fol. 52r Aquarius fehlt – nicht ausgeführt). fol. 52v: Pisces, fol. 53r: Sonne und Mond, jeweils mit Gesicht.
Literatur Mitchell 1960, S. 71–74; McGurk 1966, S. 74–77; Kristeller 1967, S. 43f. Siehe S. 100
98.
Rom, Biblioteca Casanatense, Cod. Casanat. 4059 Basinius Parmensis, Astronomicon Italien, letztes Viertel 15. Jahrhundert Kodikologische Angaben 199 × 130 mm, I–II + 55 Folia (110 Paginae) + I, Papier (Vorsatzblätter und Spiegel aus Pergament), Text einspaltig zu 17–20 Zeilen in Humanistica rotunda. Mit P. 84 wechselt der Schreiber. P. 13–14/fol. 7 ist zerstört und nach P. 36/fol. 18 fehlt ein Blatt.
Art der Bilder Lavierte Federzeichnungen der Sternbilder von bescheidener Qualität.
Inhalt P. 1–46: P. 47–73: P. 74–76: P. 77–83: P. 84–88: P. 89–106:
Basinius Parmensis, Astronomicon, Liber I Basinius Parmensis, Astronomicon, Liber II leer Basinius Parmensis, Epistola ad Sigismundum Malatesta, in qua ostendit poetas latinas …magni defluxit Homeri Basinius Parmensis, Roberto a Riminensi. Sal. d. plu. ma Basinius Parmensis, Poeta Diosymposeos Liber
Kommentar Der Codex Casanat. 4059 der Biblioteca Casanatense zu Rom vereinigt vier Werke des oberitalienischen Humanisten Basinius Parmensis (1425–1457). Die Zusammenstellung beginnt mit der dichterischen Himmelsbeschreibung Astronomicon, die Basinius 1455/56 für Sigismondo Malatesta in Rimini schuf. Es folgen zwei Briefe und ein kürzeres Werk Diosymposeos Liber. Die Ausführung ist ordentlich, aber nicht sehr anspruchsvoll. Die Handschrift zeigt wenig Gebrauchsspuren. Zu Hydra auf P. 34 bemerkt ein späterer Benutzer »in quella stella fu la cometa l’anno 1664«. Das erste Buch von Astronomicon, welches die Konstellationen beschreibt, wird unterbrochen von kleinen lavierten Federzeichnungen, die mit Ausnahme von Sagitta in spaltenbreiten Lücken eingefügt sind und sich auf den vorangehenden Text beziehen. Die Qualität der Zeichnungen schwankt. Während einige Tiere, wie z. B. Pegasus, treffend wiedergegeben sind, fallen manche menschlichen Figuren wie Orion oder Eridanus mit ihren kurzen gedrungenen, grobgliedrigen Körpern eher bescheiden aus. In allen Sternbildern sind die Sterne markiert. Außerdem sind alle Sternbilder durch Beischriften sowohl in Lateinisch wie auch in Griechisch bezeichnet. Die Illustrationen zeigen einige allgemeine Erkennungsmerkmale der Basinius Illustrationen, sind aber insbesondere den Illustrationen der späteren Abschriften in Parma, München, Padua und Krakau verwandt (Kat.-Nr. 97, 100, 102, 103). Unter anderem wäre hier zu nennen,
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dass Bootes modisch in knappem Wams und Beinlingen gekleidet ist, der Adler eine Krone trägt, die Fransen der Kleider des Fuhrmann, Centaurus und Sagittarius kurz sind und am Ende des ersten Buches Sol und Luna erscheinen. In der Handschrift aus Padua (Cod. 983, Kat.Nr. 102) finden sich übereinstimmende griechische Tituli der Konstellationen.
Verzeichnis der Bilder P. 4/fol. 2v: Sphärendiagramm. P. 7/fol. 4r: Diagramm der Klimazonen. P. 12/fol. 6v: (oben), Ursa maior, Ursa minor, Draco (Großer Bär, Kleiner Bär, Drache), Schlange
windet sich von oben nach unten, Kopf in Seitenansicht, auf ihrem Rücken in den Windungen stehen die beiden Bärinnen; (unten), Bootes/Arctophylax (Bärentreiber), aufrecht stehender Jüngling in kurzem Wams und angenestelten Beinlingen, seine rechte Hand grüßend erhoben, vor dem linken Arm ein mandelförmiger Schild. P. 13/fol. 7r: fast ganz zerstört. P. 14/fol. 7v: Hercules, auf dem Rest der Seite nur zum Teil erhalten, Beine in Schrittstellung nach links, zu seiner linken Seite Fratze des Löwenfells. P. 15/fol. 8r: Lyra, kastenförmig, mit drei mal fünf Saiten bespannt, nach rechts hin Katzenkopfausleger. P. 16/ fol. 8v: Cygnus (Schwan), mit erhobenen Flügeln wie zum Abflug nach links. P. 17/fol. 9r: Cepheus, frontal zum Betrachter gewandt aufrecht stehender Mann mit Bart, trägt Mitra, Gewand mit geschweiftem Ausschnitt, gefälteteltem Rock und tiefsitzendem Gürtel, Stiefel, hält beide Arme w-förmig zur Seite ausgebreitet. fol. 9v: Cassiopeia ; mit seitlich ausgebreiteten Armen auf einem breiten truhenförmigen Thron sitzend. fol. 10r: Andromeda, bis auf ein über ihre linke Schulter hängendes Tuch nackte, junge Frau, mit gebeugten Knien und nach hinten/beziehungsweise rechts gestrecktem Arm nach links laufend, mit ihrer rechten Hand den Tuchzipfel vor sich fassend. fol. 10v: Perseus ; von hinten gezeigter Jüngling in Plattenpanzer, wobei Kopf unbedeckt, mit seiner rechten Hand ein Krummschwert über sich schwingend, in der vorgestreckten anderen Hand das bluttriefende Medusenhaupt am aus Schlangen gebildeten Schopf haltend. fol. 11r: Auriga (Fuhrmann), enface aufrecht stehender Jüngling in knielangem, streifig aufgeschlitztem Hemd, hinter seinem Kopf lugt nach rechts Ziegenkopf hervor, in den abgewinkelten Armen rechts die Köpfe der beiden Böckchen haltend, mit der anderen Hand eine Geißel schwingend. fol. 12r: Serpentarius (Schlangenträger), nackter Jüngling in Vorderansicht zum Betrachter gewandt stehend, mit seinen Armen die einmal um seine Hüfte gewundene Schlange fassend, diese ist weitgehend waagrecht ausgestreckt, vor dem Griff jedoch senkrecht aufgerichtet. fol. 12v: Sagitta (Pfeil), links neben der Textspalte mit der Spitze nach unten weisend, (unten), Aquila (Adler), nach rechts gerichtet stehend, gekrönt. fol. 13r: Delphinus, auf dem Rücken liegend, nach rechts treibend. fol. 13v: Equus/Pegasus, halbes Flügelpferd, nach rechts galoppierend, (unten), Cetus (Seeungeheuer), Mischwesen mit nach rechts blickendem Hundevorderteil und Fischschwanz. fol. 14v: Eridanus, nackter Jüngling mit langem offenem Haar, en-face, vor sich eine Vase mit kugeligem Bauch und langem Hals entleerend; (unten), Lepus und Orion, Hase nach links davonspringend, verfolgt von Orion, Orion als nackter Jüngling nicht größer als der Hase, lediglich einen Gürtel und Stiefel mit langen Spitzen tragend, in seiner rechten Hand eine Wurzel haltend. fol. 15r: Canis maior (Großer Hund), nach links springend. fol. 15v: Anticanis ; wie der große Hund nach links springend, Schnauze etwas rundlicher als beim großen Hund. fol. 16r: Argo navis, vollständiges Schiff in starker Verkürzung, im Wasser, auf den Betrachter zusteuernd. fol. 16v: Centaurus ; nach links eilend, den Kopf mit nach hinten wehendem Haar nach oben richtend, am Übergang zum Pferdeteil flammenartige Fransen, vor sich einen erbeuteten Hasen an den Füßen haltend. fol. 17r: Ara, zweistufiger Blockaltar auf
98. Rom, Biblioteca Casanatense, Cod. Casanat. 4059
einer Basisplatte, mit kleinem Feuer. fol. 17v: Hydra, Corvus et Crater (Seeschlange, Rabe, Kelch), nach links gerichtetes geflügeltes Drachentier, Hals und Schwanz schleifenförmig gewunden, auf seinem Rücken stehen Vase mit als Tierköpfe gebildeten Henkeln und Rabe. fol. 18r: Piscis austrinus (Südfisch), schmaler nach links schwimmender Fisch. fol. 18v: Aries (Widder), in Seitenansicht nach links laufend, den Kopf durch das Dreieck streckend und zurück nach rechts wendend, [Lücke: V. 564–586]. P. 37/fol. 19r: Cancer (Krebs), in Draufsicht, mit den Zangen nach links zeigend. P. 38/fol. 19v: Leo (Löwe), nach rechts schreitend, den Kopf zum Betrachter wendend. P. 40/fol. 20v: Virgo (Jungfrau), dem Betrachter frontal zugewandt stehend, mit ausgebreiteten großen Flügeln, mit offenem lockigem Haar, in Schultertuch und langem gegürtetem, vorne geknöpftem Gewand, in ihrer zur Seite abgewinkelten rechten Hand eine Pflanze mit drei Blättern und Wurzeln haltend, die andere Hand grüßend erhoben. fol. 21r: Libra, Scorpius (Waage, Skorpion), Skorpion in Draufsicht mit seinen Scheren nach links zeigend, mit der oberen Zange die Waage tragend. fol. 21v: Sagittarius (Schütze), bogenspannender, nach links springender Kentaur, Haar weht nach hinten, trägt Hemd mit Fransensaum. fol. 22r: Capricornus (Steinbock), als nach links gerichtet lagernder Ziegenfisch. fol. 22v: Aquarius (Wassermann), nackter Jünling in Vorderansicht, mit nach links vorgestrecktem rechten Arm in Schrittstellung nach links, mit seiner linken Hand hinter sich eine Vase am Fuß haltend und auskippend. P. 45/fol. 23r: Pisces (Fische), in entgegengesetzter Richtung übereinander, von Maul zu Maul durch Wasserstrom verbunden, mehrere blattartige Flossen. P. 46/fol. 23v: Sol, als Scheibe mit Gesicht und Strahlenkranz, daneben Luna als einfache Sichel.
Provenienz aus dem Besitz des Dr. Baldassarre Boncompagni.
Literatur Saxl 1915, S. 2f.; Narducci 1862, S. 68ff., Nr. 165; Moricca Caputo, 1949; Aurigemma 1976a S. 217 und passim. Siehe S. 100
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99.
Bologna, Biblioteca Communale dell’Archiginnasio, Cod. A 173 Basinius Parmensis, Astronomicon Italien, letztes Viertel 15. Jahrhundert Kodikologische Angaben 208 × 149 mm, Papier, 44 Folia, italienische humanistische Kursive, einspaltig, 26 Zeilen. Lagen: Quinternionen, es fehlen zwei Blätter nach fol. 7, Reklamanten auf fol. 8v, 18v, 28v, 38v.
Art der Bilder Unvollständige Folge von Zeichnungen der Sternbilder. Sterne sind als sechstrahlige Kreuzchen eingetragen.
Inhalt Basinius Parmensis, Astronomicon Basinius Parmensis, Epistola ad Sigismundum Pandulphum Malatestam. De bello suspiciendo pro salute et protectione Italiae. fol. 37r–39r: Basinius Parmensis, Ad Sigsimundum de linguae graecae laudibus et necessitate, auf 39r datiert: Finis dies XVIII martii 1467 fol 39v–42: Basinius Parmensis, Ad Robertum Ariminensis
fol. 1r–32r: fol. 32v:
Kommentar Der kleine Band enthält neben dem Poem des Basinio da Parma auch verschiedene Briefe des Autors an Sigismondo Malatesta und Roberto da Rimini. Die gleiche Zusammenstellung findet sich auch in einer Handschrift aus dem letzten Viertel des 15. Jahrhunderts, die in Rom in der Biblioteca Casanatense verwahrt wird (Kat.-Nr. 98). Der zweite Brief über die Überlegenheit der griechischen Sprache folgt auch in einem weiteren Manuskript (Kat.-Nr. 97), das durch eine dezidiert humanistische Ausrichtung geprägt ist, unmittelbar auf das Lehrgedicht. Die Datierung auf 1467 am Ende dieses zweiten Briefes ist wohl aus der Vorlage übernommen und bezieht sich nicht auf das Datum des gesamten Codex. Die einfachen Zeichnungen der Sternbilder sind wie üblich zwischen die Textpassagen eingeschoben.
Verzeichnis der Bilder fol. 5v: Ursa maior, Ursa minor, Draco (Großer Bär, Kleiner Bär, Drache), Drache schlängelt sich von oben nach unten, beschreibt drei Windungen, im unteren Teil geschuppt und mit Zacken versehen, Kopf mit geöffneter Schnauze und großem Auge in Untersicht, in den Windungen stehen die kleinen Bären, der obere kopfunter, der untere aufrecht. fol. 6r: Bootes (Bärentreiber), nackter Jüngling, seine linke Seite mit schmalem, tropfenförmigem Schild schützend, in Schrittstellung nach rechts gewendet, seinen linken Arm anwinkelnd. fol. 6v: Corona (Nörd-
99. Bologna, Biblioteca Communale dell’Archiginnasio, Cod. A 173 liche Krone), Kronreif in Untersicht, im vorderen Bereich mit blattartigen Zacken. fol. 7r: Hercules, nackter Jüngling, von vorn, sein rechtes Bein belastend, links mit einer knotigen Keule über der Schulter zum Schlag ausholen, in der anderen gesenkten Hand ein Löwenfell am Nacken fassend; fol. 7v: Lyra, thronartiger Kasten (ohne den katzenförmigen Ausleger an der »Lehne«) mit 3 × 4 Saiten bespannt. (Danach fehlen Cygnus (Schwan), Cepheus, Cassiopeia und Andromeda wegen Blattverlust), fol. 8r: Perseus, Rückenfigur, in Panzer, Helm und Stiefeln, in seiner Rechten das erhobene Krummschwert, in der Linken ein bärtiges Haupt am Schopf haltend, fol. 8v: Auriga (Fuhrmann), Mann, en-face in klassischem Kontrapost stehend, in einem über den Beinen geschlitzten Fell?gewand, in seiner Rechten eine Geißel führend, auf seinem linken Unterarm lagert eine Ziege, fol. 9v: Serpentarius (Schlangenträger), nackter Jüngling, vorderansichtig, extrem ausponderiert, eine schwere Schlange, die sich um seine Hüfte legt und vor seinen Oberschenkeln kreuzt, haltend, fol. 10r: Sagitta (Pfeil), nach rechts zeigend, fol. 10v: Aquila (Adler), nach rechts gewandt stehend (ohne Krone), fol. 11r: Delphinus, rücklings nach rechts schwimmend, fol. 11v: Pegasus, halbes Flügelpferd nach rechts, mit Zaumzeug, fol. 12r: Cetus (Seeungeheuer), nach rechts orientiert lagernder Hund mit Fischschwanz, fol. 12v: Eridanus, nackter Jüngling, en-face in klassischem Kontrapost stehend, nackenlanges, lockiges Haar, mit beiden Händen langhalsiges Gefäß vor seinem Unterkörper haltend und nach links hin entleerend, fol. 13r: Lepus (Hase), nach links springend, fol. 13v: Orion, modisch gekleideter Jüngling, von vorn, in geknöpftem, gezaddelten Wams mit tiefsitzendem Gürtel (von der Vorlage übernommen?), über seiner rechten Schulter gefibelten Umhang, Stiefeln, in seiner rechten Hand ungeschickt einen Blattwedel haltend, mit der anderen Hand an den Gürtel fassend, fol. 14r: Canis (Großer Hund), nach links springend, lange eher spitze Schnauze (ragt beidseitig über die Textspalte hinaus) Anticanis, nach links springend, mit rundlicher Schnauze, fol. 14v: Argo, vollständiges Schiff mit vertautem Mast, auf Wellen treibend, fol. 15r: Centaurus, nach links springender Kentaur, bärtig, vor sich in seiner vorgestreckten rechten Hand einen Hasen an den Hinterläufen haltend, fol. 15v: Ara (Altar), zweistufig, zylindrisch, reich ornamentiert, drei Flammen, fol. 16r: Hydra, Crater, Corvus (Seeschlange, Kelch, Rabe), nach links orientiert stehender Drache, auf seinem Rücken eine kleine Amphora und der sie mit seinem Schnabel berührende Rabe, fol. 16v: Piscis austrinus (Südfisch), nach links schwimmend, delfinartig, fol. 17r: Aries, Triangulum (Widder, Dreieck), nach links gehend, seinen Kopf durch das Dreieck schiebend und zurückblickend, fol. 17v: Taurus (Stier), nach links gerichteter halber Stier, vor seinem Maul eine Gruppe aus 7 Sternen, fol. 18r: Gemini (Zwillinge), zwei nebeneinander stehende nackte Jünglinge, der linke wendet sich dem rechten zu, deutet mit seiner linken Hand zu seinem Mund und mit der anderen Hand auf seinen Bruder, der rechte steht frontal zum Betrachter gewandt, fol. 18r: Cancer (Krebs), naturnahe Darstellung, in Draufsicht, nach links gerichtet, fol. 19r: Leo (Löwe), im Profil, nach rechts gerichtet stehend, fol. 19v: Virgo (Jungfrau), Engelsgestalt, auf einer Wolke?, welche die Beine verdeckt, schwebend, en-face, in ihrer Rechten einen vorn verzweigten Stab haltend, fol. 20r: Scorpio, Libra (Skorpion, Waage), nach links gerichtet, in Draufsicht, mit der oberen Zange die Waage haltend, fol. 20v: Sagittarius (Schütze), nach rechts galoppierender bärtiger Kentaur, bogenspannend, fol. 21: Capricornus (Steinbock), nach links gewendet lagerndes Mischwesen aus Hundevorderteil und Fischschwanz, fol. 21v: Aquarius (Wassermann), nackter Jüngling von vorn, in extrem ausponderiertem Stand; langes, lockiges Haar, zu seiner linken Seite neben sich eine Lutrophore entleerend, fol. 22v: Pisces (Fische), zwei delfinartige Fische, übereinander in entgegengesetzte Richtung schwimmend, der obere nach rechts, der untere nach links, von Maul zu Maul durch einen breiten Wasserstrom verbunden.
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Provenienz Nicht bekannt.
Literatur Mazzatinti 1924, S. 81f.; McGurk 1966, S. 9f.; S´ nie˙zynska-Stolot 1994, S. 65. Siehe S. 100
100.
München, Bayerische Staatsbibliothek, clm 15743 Manilius, Astronomica; Basinius Parmensis, Astronomicon Italien, letztes Viertel 15. Jahrhundert Kodikologische Angaben 209 × 145 mm, 119 Folia, Papier, Text einspaltig zu 25 Langzeilen, in überwiegend schnell geschriebener Humanistica cursiva von einer Hand, Versalienspalte, keine sichtbare Liniierung; neuzeitliche Foliierung in schwarzer Tinte 1–113, dabei fol. 59a und 98a übersprungen (fol. 98a heute mit Bleistift bezeichnet), die letzten sechs (leeren) Folia unbezeichnet; Lagen: 11V108+(VI–1)119 ; senkrecht geschriebene Reklamanten; wohl zeitgenössischer Holzdeckeleinband.
Art der Bilder Farbig lavierte Federzeichnungen der Sternbilder, Sternpositionen mit roten Sternchen eingetragen.
Inhalt fol. 1r: fol. 2r–86v:
Manilius, die ersten sieben Verse, dann abgebrochen Manilius, Astronomica. »[C]armine divinas artiset conscia fati... – ...totus et accenso mundus flagaret olympo. fol. 20v: ›M. Manlii [!] Astronomi Liber primus finit. Incipit Secundus.‹ fol. 40r: ›M. Manlii Astronomicon. L. II. finit eiusdem .L. Tertius incipit.‹«. fol. 12r–14r: von moderner Hand eingetragene Verszählung in Bleistift, gelegentlich weiterhin am Kopf der Seiten Versnummer notiert fol. 87r–113r: Basinius Parmensis, Astronomicon. »[A]etherios orbis subiectaque templa deorum... – ...Templa cano atque vias semper volventis olympi.« fol. 87v z.8 erster Absatz »Ex celo et terra moles pulcherrima mundi...«
Kommentar Im Münchner Codex clm 15743 findet sich das humanistische Poem des Basinio da Parma gemeinsam mit dem antiken Lehrgedicht des Manilius, das eher astrologisch ausgerichtet ist. Der Codex hat das für Basinius Abschriften charakteristische kleine Format. Seine Gesamtkonzeption wirkt professionell, mit regelmäßiger, wenn auch eher f lüchtiger Schrift. Im Vergleich zur Oxforder Basinius Handschrift (Bodl. 646, Kat.-Nr. 95) mit ihrer repräsentativen Titelseite, ist das Ausstattungsniveau eher mäßig, wenn auch die Illustrationen durchaus routiniert sind. Bei den Illustrationen zum ersten Buch des Basinius Gedichtes handelt es sich abgesehen von den beiden nicht vollendeten Diagrammen um in ocker und blau/grün lavierte Federzeichnungen, die ähnlich wie die Schrift versiert und zugleich rasch ausgeführt wurden. Viele Umrisse sind nicht durchgezogen sondern nur angedeutet. Doch sind die Zeichnungen sorgfältig vorbereitet, da immer wieder, deutlich zum Beispiel bei Corona, eine Vorzeichnung zu erkennen
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ist. Die Bilder sind nicht wie in anderen Basinius-Manuskripten durch Beischriften erläutert. Doch sind die Sterne durchgehend als rote, achtstrahlige Kreuzchen angegeben. Meist sind die Bilder von der Seite her in die Textspalte eingerückt, zuweilen wurden auch einige Zeilen innerhalb der Spalten ausgespart. Nur Andromeda, Perseus, Pfeil, Adler und Altar mussten an den Rand gestellt werden, da der Schreiber hier keine Lücken gelassen hat. Die Ikonographie der Illustrationen leitet sich von Basinius-Illustrationen wie in der Oxforder oder der in Venedig auf bewahrten Abschrift des Gedichtes her, die ihrerseits am ehesten das Widmungsexemplar für Sigismondo Malatesta ref lektieren (Kat. 95, 96). Dies zeigt sich an der Form der Corona mit nach außen weisenden Zacken und Lyra mit Tierkopfausleger, an der Nacktheit von Orion, den Zwillingen und Wassermann oder an der Verschlingung des Halses von Hydra. Doch gibt es auch abweichende Merkmale. So ist Bootes mit einem knappem Wams und angenestelten Beinlingen bekleidet, die langen Streifen der Gewänder von Fuhrmann und Sagittarius sind zu kurzen Zacken reduziert, Perseus trägt einen Hut mit spitzer Krempe. Es finden sich keine Tütenärmel mehr und der Adler trägt eine Krone. Das bewusste Antikisierungskonzept der ursprünglichen Illustrationen ist hier zurückgenommen oder verwässert worden. Die Kleider hat der Zeichner modernisiert. Dies verweist ebenso wie der f lüchtige Zeichenstil und das unruhige Lichtspiel durch die Art der Lavierung auf eine Datierung im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts.
Verzeichnis der Bilder fol. 91r: Ursa maior, Ursa minor, Draco, Drache mit Kopf nach unten, zum ›Fragezeichen‹
eine weitere Kurve nach links (innen), der Drachenkopf mit der Stirn nach unten, gelbgrün, kräftige Schuppen, der oberste (große) Bär nach rechts, umgekehrt, mit den Füßen nach oben ›auf dem Schwanzende stehend‹, der kleine Bär nach links, aufrecht; Bootes, leicht nach rechts gewendet, in zeitgenössischer Jacke und Hose, in der Linken einen Schild (›Ross-Stirn-Form‹) vor sich haltend, die leere Rechte erhoben wie ausholend, hinter ihm zwei (hinten vom Gürtel?) flatternde Bänder. fol. 91v: Corona, Krone in Draufsicht mit nach außen geklappten Zacken. fol. 92r: Hercules, leicht nach links orientiert, nackt bis auf Löwenfell, wendet sich zurück zu dem von seinem Rücken hängenden Kopf des Löwenfells, den er in der Linken hält, die Rechte holt mit der Keule aus; Lyra, völlig entstellt, Kastenauf bau mit drei mal vier roten senkrechten Linien, um die rechte Ecke schaut ein langhalsiges, katzenähnliches Wesen. fol. 92v: Cygnus, nach links gewandter Schwan mit ausgebreiteten Schwingen. fol. 93r: Cepheus, en-face stehend, Tiara, grauer Bart, geknöpfte Jacke mit ›Faltenrock‹ und breitem Gürtel (fast wie ein Dusing), Arme ausgebreitet. fol. 93v: Cassiopeia, en-face auf blockartiger Bank sitzend, die Arme ausgebreitet, weißes Kleid und hellblauer Mantel, schulterlanges, offenes Haar (keine Krone, keine Rückenlehne); Andromeda, am Seitenrand, ohne eigene Aussparung im Schriftspiegel, nach links gewendet auf dem linken Knie knieend, das rechte Bein aufgestellt, überwiegend unbekleidet, die rechte Hand zieht das über die linke Schulter und den Oberarm gelegte Tuch vor die Scham, der linke Arm ist nach oben ausgestreckt (keine Umgebung, keine Fessel), offenes schulterlanges Haar. fol. 94r: Perseus, Rückenfigur in zeitgenössischer Plattenrüstung (vgl. Bodley 646), Hut mit Spitze nach vorn (Spechter?), mit einem gebogenen Säbel in der Rechten ausholend, auf das Medusenhaupt in der Linken Hand blickend, dieses mit beidseitig abstehenden Schlangenhaaren und einigen Blutstropfen. fol. 94v: Auriga, nach rechts schreitend, mit einem kurzen, ausgezackten Hemd bekleidet, nackte Beine, barfuß, die Geißel in
100. München, Bayerische Staatsbibliothek, clm 15743
der Rechten erhoben, rechts neben seinem Kopf der Kopf der Ziege, auf der vorgestreckten Linken zwei Ziegenköpfe (zu ihm gewendet). fol. 95r: Serpentarius, en-face, nur leicht nach links gedreht, die Schlange um die Taille geschlungen, sie überkreuzt sich vor seinem Geschlecht und gibt so Deckung, der Schlangenkopf links wendet sich zurück zum Träger, der ihn anblickt. fol. 95v: Sagitta, großer Pfeil mit Befiederung und Stahlspitze, senkrecht nach unten weisend; Aquila, relativ kleiner, weißer Vogel, nach rechts ›tapsend‹, Hakenschnabel, eine kleine Krone auf dem Kopf, die Flügel angehoben. fol. 96r: Delphinus, rückenschwimmender, recht naturähnlicher Delfin; Pegasus, nach rechts stürmende Hälfte des Flügelrosses, mit Halfter und Zügeln aufgezäumt, das abgeschnittene Ende in wolligen Locken verborgen. fol. 96v: Cetus, nach rechts blickendes Phantasiewesen mit geringeltem Fischschwanz, Hundekopf und -beinen, Vogelkrallen, sowie breitem rotem Halsband mit Öse (für die Hundeleine). fol. 97r: Eridanus, nach links gewendete junge Frau, nackt, die große Vase vor den Unterleib haltend, aus der sie nach links einen kurzen Wasserstrahl gießt, lange, offene Haare. fol. 97v: Orion, leicht nach links gewendeter junger Mann, nur mit einem Gürtel bekleidet, in der Rechten einen großen Stock haltend, die Linke am Gürtel; Lepus, direkt bei Orion, sieht eher aus wie ein kleines Hündchen; Canis, großer, nach links laufender Hund. fol. 98r: Anticanis, wie Canis nur kleiner. fol. 98v: Argo Navis, leicht schräg von vorn rechts gesehenes zeitgenössisches Schiff, ziemlich entstellt, die Linien von Deck und Segel sind kaum zu entwirren, Mast, Steuerruder. fol. 98ar: Centaurus, nach links galoppierende Kentaurenfrau, das Beutetier in ihrer Rechten verschwindet zum Teil im Falz, Oberkörper mit einem hoch gegürteten grünen Kleid bekleidet; Ara, wie ein vor einer Wand stehender zeitgenössischer Altar (schmucklos), aus der Predella schlagen Flammen. fol. 98av: Hydra, Crater, Corvus, nach links gerichteter Drache mit Vogelfuß, Schlangenleib, Flügel und Hakenschnabel, ›am‹ Hals steht eine Vase (man weiß nicht, worauf ), der Rabe ist weiß und sitzt auf dem Flügel. fol. 99r: Piscis austrinus, nach links schwimmender, etwas merkwürdig beflosster Fisch; Aries, Triangulum,, nach links orientierter Widder, zurückblickend, das rechte Vorderbein anhebend, das Dreieck über den Kopf gestülpt (rahmt den Kopf ein). fol. 99v: Taurus, Stierhälfte nach links, angewinkelte Beine, Schnittfläche mit einer Art Wolkenband versehen, Sterngruppe der Hyaden vor der Schnauze angeordnet. fol. 100r: Gemini, Mann und Frau (? lange Haare, kleine Brüste, wie Andromeda) sich gegenüber stehend und sich die Hand schüttelnd, er (links) hat die Linke aufzeigend erhoben und trägt einen (wohl erst bei der Kolorierung angebrachten) Slip, sie (rechts) hält ihr Lendentuch fest; Cancer, zeckenähnliches Phantasiewesen, nach links. fol. 100v: Leo, schräg nach rechts oben orientiert, linkes Vorderbein anhebend. fol. 101r: Virgo, Engel mit Flügeln in blauem Kleid und Mantel, en-face, die Arme ausgebreitet, in der Rechten drei Blumen, schmales Stirnband. fol. 101v: Libra, Scorpius, der leidlich erkennbare Skorpion in Draufsicht (horizontal nach links orientiert) hält die Waage in seiner (rechten) oberen Zange, nur der Skorpion enthält Sterne, die Maleranweisung (?) lautet auch nur »Scorpio«; Sagittarius, nach links springender Kentaur, Oberkörper bekleidet (rötliche, langärmlige Jacke, unten in wellig geschnittenen Zacken auslaufend), Bart, lange Haare, den Bogen im Anschlag. fol. 102r: Capricornus, Ziegenfisch nach links, kurze Hörner (Ziege statt Steinbock). fol. 102v: Aquarius, völlig nackter junger Mann, nur wenig nach rechts gedreht, den Kopf zurückwendend, die Kanne mit der Linken ausgießend (rechts), mit der rechten Hand nach oben links zeigend; Pisces, gegenläufig, waagrecht, Mäuler durch Wasserlauf verbunden, der untere auf dem Rücken liegend. fol. 103r: Sonne, Mond, links strahlende Sonnenscheibe mit Gesicht, rechts eine sich fast schließende Mondsichel, umgeben von roten Sternchen.
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Provenienz Vorderspiegel: »Ex Bibliotheca aulica Salesburgensi«, 18./19. Jahrhundert; fol. 1r: alte Signatur »E. 39«.
Literatur Boll 1903, S. 445; Saxl 1915, S. 2f. (bei Casanat. 4059); Hauber 1916, S. 200; Lippincott 1984, dort S. 33, Anm. 4; Götter, Heroen, Herrscher in Lykien, Ausst.-Kat. Wien 1990, S. 148f., Abb. 39e. Siehe S. 100, Abb. 863–867
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Ravenna, Biblioteca Classense, Cod. 120 Basinius Parmensis, Astronomicon Italien, ca. 1483 Kodikologische Angaben 210 × 140 mm [ab fol. 172 (Hesiod) 203 × 130 mm], 205 Folia, Papier, Text in Humanistica cursiva, einspaltig zu 36 Zeilen (Basinius), mehrere Schreiber: bis fol. 86v eine Hand, Ausonius von einer Hand, ebenso Hesiod; fol.1r 4zeilige Lombarde rot, einfach, bis einschließlich Claudian regelmäßig Rubriken und Initialen. Lagen: 7 VI84 + VII98 + VI110 + VIII126 + VIII142 + (? VIII–3 ?)155 + VIII171 +/4 IV203 + 1204 + älteres VS + 3 Bl. modernes Vorsatzblatt; Papier des Hesiod macht einen deutlich älteren Eindruck, dieser Teil wurde stark strapaziert und schon früh repariert, viele Fälze erneuert. Einband: modern.
Art der Bilder fol. 4r–14v: Sternbilderdarstellungen als einfache Federzeichnungen mit sparsamer Schraffierung, wechselnde, oft bescheidene Qualität.
Inhalt Basinius Parmensis, Astronomicon. – »…Templi cano atque vias semper volventis Olympi.« (fol. 21v) Kolophon: »Astronomicon Basinii Parmensis poetae celeberrimi liber secundus et ultimus explicit feliciter in Castroplebis in conventu heremitarum ordinis domini Augustini pridie nonas octubris 1483« (fol. 21v) (s. Torelli, L.: Secoli Agostiniani V., Bologna 1673, S. 50, 94 und VI. 1680, S. 355) fol. 21v–34v: Hesiod, Opera et dies [Übersetzung: fol. 21v »Incipit translatio Hesiodi per Nicolaum de Valle ad Pium secundum Pont. Max. …]. Si vacat enea... – ... exercet ad usus.« Übersetzung von Nicolaus de Valle. Viele Zeigehände (maniculae). fol. 35r–36v: leer [Lagenende] fol. 37r–50r: Pindar, De triennio belli troyani. [lateinisch, Übersetzung datiert fol. 50v: 29. April 1477]. »Iram pande mihi pelide... – ...vatis iam febe peracto« fol. 51r–107r: Claudianus, Opera. »Inventa primus se... quae nave profundum... – ...suspensa zephiros expectant aisse faventes.« – fol. 107v: leer fol. 108r–155r: Ausonius, Poemata. »›Ausonii Peonii poete lepidissimi atque festivi epigrammaton dimidiatus liber. Prohemium‹. Phoebe potens numeris preses Tritonia bellis... – ...pingerest nostram pictor meditaris alumnam emuli ceropias ars imiteris apes.« Unter dem Textende: Bartholomaeus Gualdini, Tetrastichon in Ausonium (griech.-lat. gemischt) »Ausonios fueram solus... – ...antiquis preferet officiis.« darunter das Explizit: »›Ausonii Peonii poete clarissimi fragmenta expliciunt que ad etatem usque nostram fortuna pervenire permisit coetera desyderantur‹.« Der Text ist zusätzlich in rot separat paginiert (spät). fol. 112v griechische Partien, wahrscheinlich von anderer Hand (unübersetzt stehen gebliebene Abschnitte, insgesamt acht Zeilen). fol. 127r–128r überwiegend griechisch
fol. 1r–21v:
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fol. 155v–170r: Gregorius Tifernas, Hymnus de Trinitate etc. »Hic meliore lyra maiori hic… – …quos aliter iudeis esse negato meos. ›Finis Rome II kal. Februarias‹.« fol. 170v–171v leer bis auf getilgten Besitzeintrag s. u. fol. 172r–204v: Hesiod, Theogonie, griechisch.
Kommentar Der unter der Signatur 120 in der Biblioteca Classense in Ravenna auf bewahrte Codex setzt sich aus mindestens drei -nach ihrer Lagenzusammensetzung, ihrem Format und ihrer Schrift - unterschiedlichen Teilen zusammen, die auf seine schrittweise Entstehung schließen lassen. Den Kern bildeten die ersten 120 Blätter (acht Sexternionen, dazwischen ein Septernio), die in einheitlicher Schrift wohl in einem Zug mit den Astronomicon. Libri II des Basinio da Parma, zwei lateinischen Übersetzungen griechischer Werke von Hesiod (Opera et dies) und Pindar (De triennio belli troiani) und Werken Claudians beschrieben wurden. Als nächstes wurde der Codex durch vier Lagen aus acht Doppellblättern erweitert, um eine Ausoniusübersetzung und den Trinitätshymnus des Gregorius Tifernas einzutragen. Der getilgte Besitzeintrag auf fol. 170v eines »H... Senen[sis?]« zeigt, dass die Handschrift zeitweise hier endete. Schließlich wurde der griechische Hesiod, ein eigenständiges und vermutlich deutlich älteres Faszikel, hinzugebunden. Als Leitmotiv für die Formierung der Handschrift tritt das philologische Interesse an der griechischen Literatur und Sprache klar zutage. Ein Kolophon am Ende des Basinius Gedichtes verrät, dass der erste Abschnitt der Handschrift 1483 im Konvent der Augustiner Eremiten in Castrumplebis oder Citta del Piève abgeschrie ben wurde. In Buch I von Astronomicon lässt der Schreiber immer wieder schmale Lücken für Illustrationen. Die Lücken differieren von jenen der Basinius Kopien in Parma, Ms. Parm. 1008 oder Oxford, Bodl. 646, die dem heute nicht mehr erhaltenen illustrierten Widmungsexemplar für Sigismondo Malatesta am nächsten kommen (Kat.-Nr. 94, 95). Vermutlich hat der Schreiber auch die Zeichnungen ausgeführt. Die Sternbilder sind weder mit Sternen versehen noch durch Beischriften erläutert. Etliche Darstellungen (Hercules, Cepheus, Andromeda, Perseus, Fuhrmann, Schlangenträger, Jungfrau und Wassermann) sind um 90 Grad gedreht, damit sie in die niedrigen Lücken passen. Sie sind auf eine f lache Platte gestellt, so dass sie räumlich definiert sind, andererseits aber auch an Standfiguren oder Statuen erinnern und somit den antiken Charakter des Textes hervorheben. Im Einzelnen überschneidet sich die Ikonographie zwar in einigen Punkten mit den BasiniusIllustrationen wie in Parma, Ms. Parm. 1008, entbehrt aber auch charakteristische Züge dieses Zyklus. So hat der Ausleger der Lyra einen menschlichen Kopf anstelle des Katzenkopfes; Bootes, Orion und Wassermann sind bekleidet; Hercules trägt einen Hundekopf anstelle des Löwenhauptes; Perseus ist von vorn gegeben; Eridanus schlängelt sich als Fluss durch eine Landschaft; Hydra fehlt die Halsverschlingung; die Zwillinge werden als kämpfende Putti gezeigt. Näher stehen die Bilder einer Gruppe von Basinius-Abschriften aus dem letzten Viertel des 15. Jahrhunderts (Kat.-Nr. 97, 98, 100, 103), ohne jedoch mit diesen völlig übereinszustimmen. Die Gewänder sind konsequent der zeitgenössischen Mode angeglichen. Die nackten Figuren zeigen eine unruhig bewegte Körperoberf läche.
101. Ravenna, Biblioteca Classense, Cod. 120
Verzeichnis der Bilder fol. 4r: Draco, Ursa Maior, Ursa Minor; Bootes; Corona. fol. 4v: Hercules (Bild gestürzt). fol. 5r: Lyra; Cygnus. fol. 5v: Cepheus (Bild gestürzt). fol. 6r: Cassiopeia ; Andromeda (Bild gestürzt). fol. 6v: Perseus (Bild gestürzt). fol. 7r: Auriga (Bild gestürzt). fol. 7v: Serpentarius (Bild gestürzt); Sagitta. fol. 8r: Aquila; Delphinus. fol. 8v: Pegasus, Cetus. fol. 9r: Eridanus, als Flusslauf; Lepus; Orion. fol. 9v: Canis; Anticanis. fol. 10r: Argo Navis. fol. 10v: Centaurus; Ara. fol. 11r: Hydra, Crater, Corvus, zweibeiniger Drache; Piscis austrinus, einfacher Fisch. fol. 11v: Aries, mit Triangulum als »Nimbus«; Taurus, halb. fol. 12r: Gemini, sich umarmend, wie m Ringkampf; Cancer, Krabbe. fol. 12v: Leo, Vorderbein im ›Stechschritt‹. fol. 13r: Virgo, (Bild gestürzt); Scorpius und Libra. fol. 13v: Sagittarius, vor den Hufen ein Kranz (Corona); Corona australis, siehe Sagittarius; Capricornus, Vorderhuf angehoben, ganzes Tier, ziegenähnlich. fol. 14r: Aquarius, (Bild gestürzt). fol. 14v: Pisces, gegenläufig parallel, Mäuler mit Band verbunden.
Provenienz fol. 1r: »Donum Rmi. Guastutii.« fol. 170v: ausgestrichener Besitzeintrag: »H…[enrici?] … Senen[sis ?]«.
Literatur Soldati 1906, S. 84, Anm. 1; McGurk 1966, S. 79–81. Die übrige Literatur zur Handschrift bezieht sich auf den griechischen Hesiodtext, der für die Überlieferung von Bedeutung ist. Siehe S. 100
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Padua, Biblioteca Universitaria, Cod. 983. Basinius Parmensis, Astronomicon Italien, letztes Viertel 15. Jahrhundert Kodikologische Angaben 200 × 144 mm; Papier; 146 Folia (Foliierung 1–136, 138–147); jede Texteinheit stammt von anderer Hand beziehungsweise anderen Händen: Humanistica fere cursiva, Lagen: .../...107 + V117 + IV125 + (VI–1)136 [137 fehlt] +/V147; Wasserzeichen im Falz verborgen; neuzeitlicher einfacher Pappeinband.
Art der Bilder fol. 112r–124v: einfache Federzeichnungen der Sternbilder von laienhafter Ausführung; Sterne blassrot eingetragen.
Inhalt Guarinus Veronensis (i.e., Leon. Brunus), vita Ciceronis, inc. »[O]cioso mihi nuper ac lestitare…– …misere ignominiosseque perierunt. Finis.« – fol. 39v–40v: leer. fol. 41r–71v: Paulus Pizolpassus, annales. »Optamsti dies iam multos uti singula… – … phasta nephastaque omnia.« Eine Hand, Humanistica fol. 72rv: Guarinus Veronensis, epistola ad Franciscum Barbarum venetum de orthographia. fol. 72v–77v: Emanuel Chrysolaras, περί δασείας καί ψιλής. fol. 77v–78v: Emanuel Chrysolaras, περί του επιςςήματου. fol. 79r leer fol. 79v–106r: Isocrates, Oratio funebris in laudem Evagore Salaminis Cyprie regis. fol. 106v–107v: leer fol. 108r–136r: Basinius parmensis, astronomicon. »›Basinii Parmensis poete celeberrimi astronomicon liber primus incipit‹ [rot]. Ethereos orbes subiecta… – …vias semper volventis olympi. Τελωσ.« Recht flüchtige Humanistica cursiva einer Hand, 23–24 Langzeilen – fol. 136v: leer, fol. 137: fehlt (Foliierung springt auf 138) fol. 138r–147v: [lateinische Abkürzungen]. »Est etiam circa perscribendas vel paucioribus litteris notandas studium neccessarium… – … A Aulus… – …Q.F. Quinti filius.« Auflistung lateinischer Abkürzungen und ihrer Auflösungen mit kurzem einführendem Absatz. fol. 1r–39r:
Kommentar Der kleine Codex 983 der Universitätsbibliohek von Padua setzt sich aus mehreren codicologisch, das heißt hinsichtlich des Papiers, der Lagen wie auch der Schrift, weithin unabhängigen Faszikeln zusammen. Bei der Auswahl der Texte dominieren oberitalienische Humanisten wie Guarino Veronese und das Interesse am Griechischen. Das vorletzte Faszikel, das formal den vorangehenden durch Beschneidung angepasst ist, enthält die Astronomicon. Libri II von Basinius Parmensis.
102. Padua, Biblioteca Universitaria, Cod. 983.
Das erste Buch des Basinius Gedichtes ist mit Illustrationen versehen, die teils, vor allem am Anfang und am Ende, in Lücken zwischen die Textspalten eingefügt sind, denen aber vielfach kein Platz eingeräumt wurde, so dass sie an den Rand gesetzt werden mussten. Sie sind in durchscheinender brauner Tinte derart unbeholfen gezeichnet, dass sie von dem Schreiber stammen dürften, der vermutlich identisch mit dem Besitzer der Handschrift ist. Die Sternpositionen sind jeweils mit hellroter Tinte eingetragen. In der gleichen Tinte wurden auch die lateinischen und griechischen Benennungen der Konstellationen geschrieben. Bei aller Einfachheit der Zeichnung ist die ikonographische Zugehörigkeit der Darstellungen zu einer Untergruppe von Basinius-Illustrationen aus dem letzten Jahrhundertviertel unverkennbar (Vgl. Kat.-Nr. 97, 98, 100, 103). Erkennungsmerkmale dieser Gruppe ist der modisch gewandete Bootes in Schecke und angenestelten Beinlingen, die kurzfransigen Gewänder von Auriga, Centaurus und Sagittarius, der gekrönte Adler, die Wolkenandeutung am Schnitt des Taurus oder Sol und Lunakürzel am Ende des ersten Buches. Bemerkenswert ist in der Paduaner Abschrift die Umdeutung der Virgo in eine Sirene und der wasserlassende Orion. In den Sternsagen wird Orion von Urion/Urin abgeleitet, weil er aus dem Samen (Urin!) der beiden Götter Jupiter und Mercur entsprungen sei. Offensichtlich kannte sich der Zeichner in der antiken Mythologie aus. Dies belegt noch einmal den humanistischen Kontext dieses Manuskriptes.
Verzeichnis der Bilder fol. 112r: Ursa maior, Ursa minor, Draco, Schlange mit Kopf nach unten, Ursa minor unten aufrecht, Ursa maior oben kopfunter. fol. 112v: Bootes, nach rechts gewendet, in der Linken ein kleiner Schild, die Rechte leer, erhoben; Corona borealis, Reif mit nach außen geklappten Zacken. fol. 113r: Hercules, nach links knieend (unklar), Fell über der Schulter, mit der Rechten ein Knüppel, damit sich umwendend ausholend, in der Linken eine Riesenfratze haltend; Lyra, wie ein blockartiges Pult von dem einige Bänder herabhängen (einstmals Saiten). fol. 113v: Cygnus, nach links laufender flatternder Schwan, am Seitenrand beschnitten. fol. 114r: Cepheus, en-face, die Arme angehoben, Mütze, Kleidung im Stil des frühen 15. Jahrhunderts; Cassiopeia, en-face sitzend, offenes Haar, untere Hälfte am Seitenrand abgeschnitten. fol. 114v: Andromeda, nach links gehend, die Unterarme seltsam vor sich haltend, in ein Tuch gehüllt; Perseus, nach links schreitend, in der Rechten das Medusenhaupt hochhaltend (am Seitenrand abgeschnitten), in der erhobenen Linken eine Art Haumesser, Kleidung erinnert ebenfalls sehr stark an den Beginn des 15. Jahrhunderts. fol. 115v: Auriga, stehend, leicht nach rechts gewendet, in der Rechten die Geißel schwingend, auf der Linken die Köpfe zweier Böckchen, über der Schulter der Kopf von Capella, nur vier Sterne eingezeichnet, Beischrift: Auriga, Capra, Haedi; Serpentarius, nach links gewendet, die Schlange mit beiden Händen vor sich haltend, stark beschnitten. fol. 116v: Sagitta, Pfeil nach unten; Aquila, gekrönter, ausgebreiteter Adler. fol. 117r: Delphinus, leicht buckliger Fisch mit spitzem Maul nach rechts. fol. 117v: Pegasus, halb, nach rechts. fol. 118r: Cetus, Hund mit geringeltem Fischschwanz nach rechts; Eridanus, stehender nackter Mann, vor sich eine Vase ausgießend; Lepus, nach links laufender Hase. fol. 118v: Orion, en-face, nackt, einen Knüppel schwingend, urinierend; Canis, nach links; Anticanis, nach links. fol. 119r: Argo Navis, Schiffchen mit großem Mastkorb nach rechts; Centaurus, um 90 Grad gedreht, so dass die Beine nach links abstehen, in der Rechten ein hundeartiges Tier an den Hinterläufen haltend. fol. 119v: Ara, mehrstufiger Blockaltar mit
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Feuer. fol. 120r: Hydra, Crater, Corvus, als Drache mit Füßen und Flügeln, nach links, auf dem Rücken eine Art Doppelscheuer mit Henkel und ein Vogel. fol. 120v: Piscis austrinus, hechtartiger Fisch nach links; Aries mit Triangulum, nach links, sich umschauend, das Dreieck umrahmt den Kopf. fol. 121r: Taurus, nach links, abgeschnitten. fol. 121v: Gemini, sich die Hand reichende Knaben. fol. 122r: Cancer, ›milbenartig‹; Leo, nach rechts. fol. 122v: Virgo, als Sirene oder ausgebreiteter Adler (heraldisch) mit Frauenkopf und einer Art Rute am rechten Flügel (›Ähre‹). fol. 123r: Scorpius und Libra, annähernd natürlicher Skorpion nach links, Waage von der oberen Zange hängend. fol. 123v: Sagittarius, nach links galoppierender Kentaur. fol. 124r: Capricornus, Ziegenfisch nach links; Aquarius, nackter Mann, en-face, mit der Linken Wasser vor sich gießend. fol. 124v: Pisces, gegenläufig waagrecht, der untere auf dem Rücken, Mäuler durch Wasserstrom (?) verbunden; Sol und Luna, als Sonnenscheibe mit Gesicht und Mondsichel.
Literatur Fehlt in McGurk 1966; Avetta 1908, S. 73; Fondi antichi della Biblioteca Universitaria di Padova 1979, S. 36; Cantoni Alziati 1982, S. 95; Catalogo di manoscritti greci esistenti nelle biblioteche italiane, Bd. 1, 1964, S. 253–267; Govi 1987, S. 143; Prosdocimi 2000, S. 235. Siehe S. 100, Abb. 868–869
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Krakau, Bibliotheca Jagellonska, Ms. Rps BJ 3706 (DD XV 7) Basinius Parmensis, Astronomicon Österreich?/Süddeutschland?, 4. Viertel 15. Jahrhundert Kodikologische Angaben 290 × 205 mm, Papier, 16 Folia (zwei Quaternionen, plus zwei Vorsatzblätter); ursprüngliche Reihenfolge der Blätter heute gestört, Text einspaltig mit bis zu 43 Zeilen in Bastarda (zahlreiche Randbemerkungen)
Art der Bilder Zwischen fol. 3r und 13v kleine, lavierte Zeichnungen der Sternbilder.
Inhalt fol. 1r–16v:
Basinius Parmensis, Astronomicon lib I–II.
Kommentar Das Krakauer Manuskript beschränkt sich auf das Poem Astronomicon. Libri II. des Basinio da Parma. Im Vergleich zu den anderen Abschriften des Gedichtes hat der Papiercodex ein relativ großes Format und die Seiten sind dicht beschrieben, so dass er nur wenige Blätter umfasst. Die Verwendung der Bastarda als Hauptschrift weist auf eine Entstehung außerhalb Italiens, vielleicht in Österreich oder Süddeutschland. Auch die Orthographie, z. B. Thaurus statt Taurus, spricht eher für eine Provenienz nördlich der Alpen. Den vielen Randbemerkungen nach zu schließen wurde der Codex rege studiert. Eine Folge der intensiven Benutzung ist wohl auch der schlechte Erhaltungszustand und die völlige Störung der ursprünglichen Blattordnung. Eigentlich gehörten die Blätter in die Reihenfolge: fol. 1–2/7–9/3/5–6/4/13/11–12. Die Himmelsbeschreibung begleiten jeweils winzige in hellem Braun lavierte Zeichnungen, die in knappe, spaltenbreite Lücken eingefügt sind. Nur Sagitta und Procyon wurden mangels einer Lücke an den Rand gestellt. Sämtliche Darstellungen sind durch Tituli bezeichnet und mit roten sechstrahligen Sternchen versehen. Ikonographisch leiten sich die Bilder von einer Gruppe von Basinius-Illustrationen aus dem letzten Viertel des 15. Jahrhunderts ab (Vg. Kat.-Nr. 97, 98, 100, 102). So ist Bootes modisch in Schecke und Beinlinge gekleidet; die langen, bänderartigen Fransen der Gewänder von Auriga, Centaurus und Sagittarius sind verkürzt worden; der Adler ist gekrönt; am Ende stehen die Kürzel für Sol und Luna. Es sind einfache, eher laienhafte Zeichnungen, die aber die Einzelheiten genau wieder geben, sich jedoch nur schwer datieren lassen. Doch passt die Mode des Bootes am besten ins letzte Viertel des 15. Jahrhunderts.
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Interessant ist das Manuskript als seltenes Beispiel der Verbreitung der humanistischen Aratadaption des Basinius im Norden. Die umfangreiche Kommentierung zeugt davon, dass dieser humanistische Text aus Italien dort intensiv studiert wurde.
Verzeichnis der Bilder fol. 1v: Kreisdiagramm der Sphären. fol. 2r: Diagramm mit Erdzonen. fol. 3r: (oben), Andromeda, im Knielauf nach links, ihren linken Arm nach hinten ausstreckend, mit der rechten Hand vor ihrer Scham ein über die Schulter gelegtes Tuch haltend; (unten), Perseus, von hinten in Plattenpanzer, wobei der Kopf unbehelmt, mit seiner rechten Hand
einen Krummsäbel schwingend, und in der anderen Hand das Medusenhaupt am Schopf haltend. fol. 3v: Auriga (Fuhrmann), en-face in aufrechtem Stand, in kurzärmeligem unten über den Knien fransigem Gewand, in seiner erhobenen rechten eine Geisel schwingend, hinter seinem Kopf ragt Kopf der Ziege hervor, auf seiner ausgestreckten linken Hand die Köpfe der beiden Böckchen präsentierend. fol. 4r: Centaurus, nach links gerichtet, mit wildem Haar und einem in Fransen endenden Hemd, vor sich einen erbeuteten Hasen an den Hinterläufen haltend, (unten), Ara (Räucheraltar), mehrstufiger Blockaltar. fol. 4v: Hydra, Crater, Corvus (Schlange, Mischkrug, Rabe), Hydra als drachenartiges geflügeltes Wesen, dessen Hals und Schwanz in einer Schlingung gewunden ist, auf dem Hals steht Henkelkrug, auf dem Rücken der Rabe, fol. 4v: (unten), Piscis austrinus (Südfisch), nach links schwimmend. fol. 5r: Serpentarius (Schlangenträger), en-face, nackter Jüngling, in breitbeinigem Stand, einmal um seine Taille geschlungene und nach beiden Seiten waagrecht ausgestreckte Schlange haltend; (am rechten Rand), Sagitta, nach unten weisend; Aquila (Adler), nach rechts stehend, gekrönt. fol. 5v: Delphinus, Rückenschwimmer, nach rechts, fol. 5v: (unten), Pegasus, geflügelte Pferdehälfte, gehalftert, nach rechts galoppierend. fol. 6r: (oben), Cetus »Pistris Delphin«; (Mitte), Eridanus, nackter Jüngling, mit einem Band im Haar, vor sich Vase ausleerend. fol. 6v: (unten), Lepus (Hase), und Orion, Hase nach links springend, verhältnismäßig groß, Orion als bis auf einen breiten Gürtel nackter Jüngling, in seiner rechten Hand einen Stamm mit Wurzeln schwingend; Canis maior (Sirius), Windhund im Profil, nach links springend; (am rechten Rand), Procyon (Vorhund), im Profil, nach links aufwärts springend; (unten), Argo, Schiff mit aufgespanntem Segel, Mast und Mastkorb, im Wasser. fol. 7r: Ursas, Serpens (Bärinnen, Schlange), geschuppte Schlange, nach unten kriechend, mit Bärinnen in ihren Windungen. fol. 7v: Bootes, vorderansichtig, in aufrechtem Stand, seine Rechte zur Seite weisend erhoben, in kurzem Wams und Beinlingen, vor seinem linken Arm mandelförmiger Schild; (unten), Corona (Nördliche Krone), Reif in Draufsicht mit nach außen zeigenden Zacken. fol. 9r: Hercules als aufrecht stehender dem Betrachter zugewandter nackter Jüngling, Löwenfell mit langem Schwanz hängt über seine rechte Schulter, die abgesenkte linke Hand hält das Löwenhaupt an der Mähne, in seiner erhobenen rechten holt er mit einer knorrigen Keule zum Schlag aus, (unten), Lyra kastenförmig, mit nach rechts ragendem Tierausleger. fol. 9v: Cygnus (Schwan), nach links gerichtet stehend; (Mitte), Cepheus, en-face in breitbeinigem Stand, mit beidseits erhobenen Armen, in Mitra und Rock der in runden Fransen/Zaddeln endet und einem tiefsitzenden Gürtel; (unten), Cassiopeia, auf schlichtem kubischem Sitz thronend, mit zur Seite gebreiteten Armen, in langem hochgegürtetem Gewand, von einem vorn gefibelten Schultertuch wie von einem Segel hinterfangen. fol. 11r: Virgo (Jungfrau), junge Frau mit ausgebreiteten Flügeln, vorderansichtig, aufrecht stehend, Diadem im Haar, in ihrer zur Seite gehaltenen rechten Hand drei Ähren; (unten), Scorpius, Libra (Skorpion, Waage), in Draufsicht, die Zangen nach links gerich-
103. Krakau, Bibliotheca Jagellonska, Ms. Rps BJ 3706 (DD XV 7)
tet, die Waage in einer rechten Zange haltend. fol. 11v: Sagittarius (Schütze), nach links springender bogenspannender Centaur mit wirrem Haar und fransigem Hemd/Wams (?); (unten), Capricornus (Steinbock), in Seitenansicht nach links. fol. 12r: Aquarius (Wassermann), en-face, in breitbeinigem Stand, völlig unbekleidet, mit seiner zur Seite gestreckten linken Hand eine Vase neben sich entleerend; (Mitte), Pisces (Fische), in Gegenrichtung Bauch zu Bauch übereinander, von Maul zu Maul durch ein Band verbunden; (unten), Sol und Luna, Sonne als rundes Gesicht mit Strahlen, Mond als schmale Sichel. fol. 13r: Aries, Triangulus (Widder, Dreieck), im Profil nach links, dabei den durch das Dreieck gesteckten Kopf zurückwendend; (unten), Taurus (Stier), vordere Hälfte nach links springend, am Schnitt durch Schraffuren Wolken oder Wind angedeutet. fol. 13v: Gemini (Zwillinge), als nackte nebeneinander stehende Jünglinge, der linke wendet sich dem rechten zu und streckt beide Arme in dessen Richtung; (Mitte), Cancer (Krebs), in Draufsicht, mit den Scheren nach links zeigend; (unten), Leo (Löwe), im Profil nach rechts gerichtet stehend, dabei den Kopf zum Betrachter in die Front wendend.
Literatur Wisłocki 1881, S. 788, Nr. 3706; Le Boeuffle ed. 1983, S. XLV; Buescu ed. 1966, S. 25. Siehe S. 100, Abb. 870–874
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London, Library of the Wellcome Institute, Ms. 122 Basinius Parmensis, Astronomicon Italien, letztes Drittel 15. Jahrhundert Kodikologische Angaben 196 × 138 mm, I + 36 + I Folia, Papier, Humanistica cursiva, 25 Langzeilen einer Hand, zwei Foliierungen, eine alt aber neuzeitlich in bräunlicher Tinte (120–153 [=1–33neu]), die wohl auch mit der Bleistiftnummer »9« auf fol. 1r korrespondiert und wohl so zu deuten ist, dass der Text zeitweilig die Nr. 9 in einem Sammelband war, der mindestens 153 Folia umfasste; aktuelle gültige Foliierung in Bleistift »1–35«, nach fol. 2 ein Blatt übersprungen (= 2a*), Lagen: (VI–1)10 (mit 2a*) + V20 + V30 + (III–1)35, erste Lage: Stumpen nach fol. 9 (kein Blatt-/Textverlust), in der letzten Lage wurde das Bl. nach fol. 33 entfernt, das heißt das auf den Text unmittelbar folgende, ein Abklatsch auf fol. 36r zeigt, dass sich dort ein Eintrag in Tinte befand (vielleicht ein Besitzeintrag o. ä.).Keine Rubrizierung beziehungsweise Rubriken nicht ausgeführt (s. u.), Initialen äußerst schlicht (sollten wahr scheinlich größer eingefügt werden, da mehr Platz vorgesehen als benutzt). Moderner Einband.
Art der Bilder Zwischen fol. 5r–23r Sternbilderdarstellungen als teilweise in verdünnter Tinte lavierte, ungerahmte Federzeichnungen mit blassroten Sternchen.
Inhalt fol. 2r–33v:
Basinius Parmensis, Astronomicon. Inc. »Aetherios orbis, subjectaque templa deorum… – …Templa cano atque vias semper volventis olimpi.« Buch I bis fol. 23r unten »…Nexa tenet cursu semper volventis olimpi,« (vgl. Cambridge Dd. IV. 64). fol. 23v: folgt eine Lücke von ca. 2/3 einer Seite, offenbar sollte der Textbeginn des zweiten Buches in anderer Schrift eingefügt werden. Das zweite Buch beginnt mit dem Vers: »Lumina bina canam rapido contraria celo…«
Kommentar Die kleinformatige Papierhandschrift umfasst heute ausschließlich das Poem Astronomicon. Libri II des Basinio da Parma. Ursprünglich war es aber Teil einer umfangreicheren Sammelhandschrift und es gingen ihm andere Texte voran, da die ältere Foliierung mit fol. 120 einsetzt. Der auf das Gedicht folgende, nurmehr als Abklatsch auf fol. 36r erhaltene Eintrag könnte darauf weisen, dass die Himmelsbeschreibung einst den Abschluss des Bandes bildete. Der Text ist sehr regelmäßig in einer kleinen, versierten Humanistica cursiva geschrieben, die an eine Entstehung der Handschrift in Italien im letzten Drittel des 15. Jahrhunderts denken lässt. Im ersten Buch des Gedichtes lässt der Schreiber Lücken zur Illustration der beschriebenen Sternbilder. Die Darstellungen sind als lavierte Federzeichnungen in der gleichen Tinte wie der
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Text ausgeführt. Der Zeichner neigt dabei zur einer ornamentalen Ausschmückung der Gegenstände, etwa bei Corona, Lyra, dem Thron der Cassiopeia oder dem Altar. Möglicherweise war auch hier der Zeichner identisch mit dem Schreiber und Besitzer des Codex. Die Verteilung der Lücken weicht jedoch von den älteren Abschriften des Gedichtes ab; zu verweisen wäre hier etwa auf die Manuskripte in Parma und Oxford (Ms. Parm. 1008, Kat. 94; Oxford, Bodl. 646, Kat.-Nr. 95). Auch hinsichtlich der Ikonographie stehen die Bilder außerhalb der Tradition der Basinius Abschriften. So wird die Schlange nicht in Untersicht gezeigt, Lyra ohne den charakteristischen Griff mit Tierkopf und Hydra ohne die zusätzliche Verschlingung des Schwanzes. Bei der Vorlage hat es sich wahrscheinlich um eine oberitalienische Hyginhandschrift gehandelt. Dafür sprechen die Haltung von Bootes und Andromeda oder auch der Widder mit dem Dreieck um den Hals. Allerdings gibt es auch geringfügige Abweichungen; so fehlt die Standplatte bei Bootes und Andromeda ist bekleidet. Die Zwillinge sind ebenso wie Hercules und der Wassermann nackt. Offensichtlich findet hier eine Vermischung von Elementen der Basinius-Manuskripte mit der Tradition der Hyginus-Zyklen statt.
Verzeichnis der Bilder fol. 3v: Lücke für ein Diagramm, das aber nicht ausgeführt wurde. fol. 5r: Ursa maior, Ursa minor, Draco, Schlange in drei Windungen, Kopf unten links, oben Kleiner Bär kopfunter nach rechts, unten Großer Bär stehend nach links. fol. 5v: Bootes, nach rechts schreitend,
die Rechte (leer) erhoben, der linke Arm hinter dem Schild verborgen, enge Schecke mit angenestelten Beinlingen/Hose. fol. 6r: Corona, Krone in Seitenansicht (leichte Untersicht), Sterne innen. fol. 6v: Hercules, keulenschwingender, nackter junger Mann, en-face breitbeinig stehend, in der Linken einen (bärtigen) Kopf mit zwei kleinen, herabbaumelnden Pfoten haltend. fol. 7r: Lyra, die ›Bankform‹ ist hier zu einer Art Altar entwickelt mit zwei Stufen, Blockaltar und niedriger Predella mit ornamentalem Abschluss, die ›Saiten‹ nur ganz blass eingezeichnet (drei mal vier). fol. 7v: Cygnus, Schwan mit erhobenen Flügeln nach links. fol. 8r: Cepheus, en-face mit ausgebreiteten Armen, Schecke und Beinlinge, Mitra mit Kreuzchen auf der Spitze. fol. 8v: Cassiopeia, en-face auf einer Thronbank, ausgbreitete Arme, Mantel kapuzenartig über den Kopf gezogen, darauf Krone. fol. 9r: Andromeda, breitbeinig en-face stehend, vollständig bekleidet, die Rechte rafft den langen Rock vor dem Bauch, die Linke in Kopf höhe erhoben, Kopf nach rechts gewendet. fol. 9v: Perseus, nach links, Rückenfigur in voller Rüstung mit Helm, bärtiger Kopf in der Linken, Säbel in der Rechten erhoben. fol. 10r: Auriga, en-face, wie ein Gaukler im merkwürdigen Gewand (von den Hüften hängen die Pfoten eines Felles, der Unterleib zeigt ein Gesicht), Kopf nach rechts gewendet, die Köpfe der »Haedi« in der Linken vor sich, die Geißel in der Rechten schwingend. fol. 11r: Serpentarius, nackte nach links schreitende Frau, die Schlange um die Hüfte geschlungen. fol. 11v: Sagitta, dicker Armbrustbolzen nach rechts. fol. 12r: Aquila, nach rechts, Flügel ausgebreitet; Delphinus, Rückenschwimmer nach rechts, großer Kopf, spitze Schnauze. fol. 12v: Pegasus, nach rechts stürmende Pferdehälfte ohne Halfter und Zügel. fol. 13r: Cetus, Mischwesen mit hundeartigem Vorderteil nach rechts. fol. 13v: Eridanus, stehender nackter Mann, Vase vor sich haltend und einen großen Wasserschwall nach links ausschüttend. fol. 14r: Lepus, nach links springend; Orion, enface stehend, eine Art Rute (›Besen‹) in der Rechten erhoben, die Linke am Gürtel, Mantel (keine Rüstung). fol. 14v: Canis, nach links springend. fol. 15r: Anticanis, nach links springend, kleiner. fol. 15v: Argo Navis, Schiff mit gebrochenem Mast (Zeichnung etwas verderbt) auf dem Wasser, nach rechts. fol. 16r: Centaurus, bärtiger Kentaur nach links
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gehend, einen Hasen in der Rechten. fol. 16v: Ara, runder Altar auf Ornamentsockel, darauf ein kelchartiges Feuerbecken mit Flammen. fol. 17r: Hydra, Crater, Corvus, zweibeiniger Drache nach links, auf dem Rücken Henkelvase und Vogel. fol. 17v: Piscis austrinus, Fisch nach links. fol. 18r: Aries, Triangulum, nach links, sieht aus wie ein Hund (Pfoten!) mit Stierkopf (vielleicht inspiriert vom Textbeginn unter der Zeichnung »Taurus at Europe…«), Vorderbein angehoben, relativ kleines Dreieck eng über den Hals gestülpt. fol. 18v: Taurus, Stier ohne Hinterbeine, nach links galoppierend. fol. 19r: Gemini, zwei nackte junge Männer, der rechte höher stehend, en-face, der linke (tiefer stehend) wendet sich ihm zu und fasst ihn am Arm. fol. 19v: Cancer, nach links, krabbenartig mit langen Scheren. fol. 20r: Leo, nach rechts, dackelbeinig. fol. 20v: Virgo, en-face stehend, als ›Kniestück‹ (Rest der Beine fehlt), Flügel, Mantel, in der Rechten ein Bündel Pfeile (?) oder dünne Stäbe. fol. 21r: Scorpius, nach links, die Waage von der Schere hängend. fol. 21v: Sagittarius, nach rechts galoppierender Kentaur, mit dem Bogen zielend. fol. 22r: Capricornus, Ziegenfisch nach links (eher ein ›Rinderfisch‹). fol. 22v: Aquarius, en-face, Arme leicht seitlich ausgebreitet, wie beiläufig eine kleine Vase in der Linken ausgießend, nackt. fol. 23r: Pisces, waagrecht gegenläufig, mit wasserstrahlähnlichem Band aus den Mäulern verbunden. fol. 23v: leergelassener Platz für den Textbeginn des zweiten Buches (vielleicht auch für die Darstellung der Luminaria zum Abschluss des ersten Buches? (wie etwa in München, BSB, clm 15743, fol. 103r); ebenso Leerraum fol. 2v wohl für eine Eingangsminiatur.
Provenienz 1923 aus dem Handel erworben.
Literatur Moorat 1962, S. 85; Western Manuscripts & Miniatures, Auktionskat. Sotheby’s, London 1992, S. 84. Siehe S. 100, Abb. 875–877
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Cambridge, University Library, Ms. Dd. IV. 64 Basinius Parmensis, Astronomicon Italien, letztes Viertel 15. Jahrhundert Kodikologische Angaben 219 × 149 mm, VII + 58 + VII Folia, Papier, Text einspaltig zu 12 Langzeilen in Humanistica cursiva von einer Hand, schlechter Erhaltungszustand, Seiten zum Teil durch Wasser, zum Teil wohl auch durch eine fettige Substanz verfärbt, fol. 51–58 obere Außenecke ausgerissen, Lagen: (VI–2)10 + VII26 (ohne 11–12) + VI38 + VI50 + (IV–1) 58 (ohne 57) Textende durch Blattverlust verstümmelt (fol. 57). Einband: 19. Jahrhundert.
Art der Bilder Zwischen fol. 10r und fol. 35r Sternbilder als Federzeichnugen von laienhafter Ausführung, Sterne sind eingezeichnet.
Inhalt Basinius Parmensis, Astronomicon. Buch I. »Aetherios orbis subictaque [!]… – … Nexa tenet cursu semper volventis olympi. ›Basinii parmensis astronomicon Libri primi finis‹.« Die ersten zwei Zeilen des zweiten Buches unten auf fol. 36r getilgt fol. 36v–53v: Basinius Parmensis, Astronomicon. Buch II. »Quinque vagas etiam nec non pulcherrima mundi… – …Europaeque manus italos fortisque pelasgos« [!]/. Text bricht ab. Zahlreiche Korrekturen, trotzdem dürften noch viele Fehler enthalten sein.
fol. 2r–36r:
Kommentar Die Handschrift enthält ausschießlich das von Basinius da Parma 1455/56 verfasste humanistische Lehrgedicht Astronomicon. Der Text ist in einer humanistischen Kursive eher nachlässig geschrieben, so dass an vielen Stellen spätere Korrekturen notwendig waren. Die Sternbilderbeschreibungen im ersten Buch des Gedichtes sind durch Federzeichnungen illustriert, die wie der Text in einer durchscheinend und hellbraunen Tinte ausgeführt und laviert wurden. Für die Darstellungen hat der Schreiber größere spaltenbreite Zwischenräume vorbehalten. Dabei hat er aber keinen Platz für die für andere Basinius-Handschriften typischen, einleitenden Diagramme vorgesehen. Auch die Verteilung weicht von den übrigen Basinius Kopien ab. Die Bilder sind nicht, wie sonst oft, durch Beischriften bezeichnet. Die Sternpositionen sind in einer rötlich braunen Tinte eingetragen. Mehrere Zeichnungen sind in einer dunkelbraunen Tinte nachgefahren und ergänzt. Ikonographisch fügen sich die Darstellungen nicht in die Tradition der Basinius-Illustrationen; sie zeigen dagegen charakteristische Merkmale jenes in Oberitalien verbreiteteten Hyginus-Zyklus (vgl. Kat.-Nr. 70, 71). Deutlich wird dies unter anderem an der Figur des Bootes, an
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Katalog der Basinio de Parma-Handschriften
der Haltung und Kleidung des Hercules, an der Mitra des Cepheus, am Fellgewand des Fuhrmanns, an dem zylindrischen Altar, der fehlenden Verschlingung des Halses und des Schwanzes bei Hydra und an den kurzen, modischen Mänteln der Zwillinge. Der Codex zeigt keine Merkmale einer professionellen Buchherstellung und es handelt sich sehr wahrscheinlich um eine Abschrift mit eigenhändigen Zeichnungen zum persönlichen Gebrauch. Die Formensprache verweist am ehesten auf Oberitalien am Ende des 15. Jahrhunderts.
Verzeichnis der Bilder fol. 10r: Ursa maior, Ursa minor, Draco, Drache als Schlange mit Ohren in drei Windun-
gen, Kopf unten links, der Große Bär kopfunter nach rechts, der Kleine aufrecht nach links. fol. 10v: Bootes, knüppelschwingender junger Mann mit tropfenförmigem Schild nach
rechts, eng anliegende, vorn geknöpfte Schecke mit angenestelter Hose (bzw. Beinlingen). [ Corona fehlt, Blattverlust]. fol. 13r: Hercules, knüppelschwingender Mann in weitem aber nur knielangem Gewand mit einem lebendigen Löwen neben sich. fol. 13v: Lyra. Bank mit drei mal vier Saiten, der Fortsatz oben rechts als langer Hals und sich zur ›Sitzfläche‹ zurückwendender Drachenkopf. fol. 14v: Cygnus, Schwan mit erhobenen Flügeln nach links. fol. 15v: Cepheus, en-face mit ausgebreiteten Armen, langes Gewand, Krone und Mütze, Konturen nachträglich nachgezogen. fol. 16r: Cassiopeia, en-face auf Thron, ausgbreitete Arme, Krone. fol. 17r: Andromeda, Oberkörper en-face, Beine in Ausfallschritt nach links, die Rechte hält das Tuch/Gewand vor dem Bauch, die Linke ist erhoben, Oberkörper entblößt, langes Haar. fol. 17v: Perseus, nach links, Rückenfigur in voller Rüstung (ohne Helm), Zottelhaar, den langen Säbel über dem Kopf schwingend, den Kopf einer jungen Frau mit wildem Zottelhaar (kein Blut) in der Linken vor sich haltend (als wollte er noch einmal mit dem Säbel draufschlagen). fol. 18v: Auriga, wie ein Gaukler im kurzen zipfeligen Gewand, nach rechts gewendet, die Köpfe der »Haedi« in der Linken vor sich, die Geißel wurde zu einer Art Pinsel, in der Rechten erhoben, hinter dem Kopf lugt ein Ziegenkopf hervor. fol. 20r: Serpentarius, nackte nach links schreitende Frau (?), die Schlange um die Hüfte geschlungen (wie in Fitzwilliam Mus., Ms. 260), Zottelhaar. fol. 20v: Sagitta, dicker Pfeil nach rechts. fol. 21r: Aquila, nach rechts, Flügel ausgebreitet. fol. 21v: Delphinus, Rückenschwimmer nach rechts. fol. 22r: Pegasus, nach rechts stürmende Pferdehälfte mit Halfter und Zügel. fol. 22v: Cetus, Mischwesen mit hundeartigem Vorderteil nach rechts. fol. 23r: Eridanus, stehender nackter Mann, Vase vor sich haltend und nach links schüttend. fol. 23v: Lepus, nach links springend. fol. 24r: Orion, en-face stehend, einen Knüppel in der Rechten erhoben, die Linke am Gürtel, Fellumhang (keine Rüstung). fol. 24v: Canis, nach links springend. fol. 25r: Anticanis, nach links springend. fol. 26r: Argo Navis, schwebendes, zeitgenössisches Schiff nach rechts. fol. 26v: Centaurus, weiblicher Kentaur nach links springend, einen Hasen in der Rechten. fol. 27r: Ara, runder Altar auf rechteckiger Plinthe, darauf ein kleiner runder Altar mit Flammen. fol. 28r: Hydra, Crater, Corvus, zweibeiniger Drache nach links schreitend, auf dem Rücken Henkelvase und Vogel. fol. 28v: Piscis austrinus, Fisch nach rechts, kein Wasser. fol. 29r: Aries, Triangulum, nach links gewendet, Kopf zurückblickend, Dreieck zwischen den Zähnen. fol. 30r: Taurus, Stierhälfte nach links, wie springend, Sterngruppe vor dem Maul, vgl. auch Fitzwilliam 260. fol. 30v: Gemini, zwei sich die Hand reichende junge Männer in kurzen, zeitgenössischen Gewändern und mit wallenden Haaren. fol. 31r: Cancer, nach links, krabbenartig mit kleinen Scheren. fol. 31v: Leo, nach rechts. fol. 32v: Virgo, en-face stehender Engel, die Rechte wie segnend erhoben, sehr laienhafte Zeichnung. fol. 33r: Scorpius,
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nach links, die Waage von der Schere hängend, Grundform naturnah. fol. 33v: Sagittarius, nach rechts galoppierender Kentaur, mit dem Bogen zielend. fol. 34r: Capricornus, Ziegenfisch nach links. fol. 34v: Aquarius, en-face, Arme ausgebreitet, kleine Vase in der Linken ausgießend, bekleidet. fol. 35r: Pisces, waagrecht gegenläufig, mit dickem Band aus den Mäulern verbunden.
Provenienz Einträge des 17.–19. Jahrhunderts: fol. 58v Philip Webster; darunter: Charles Landel His Books. Das erste Blatt welches Hinweise auf die ursprüngliche Provenienz enthalten haben mag, ging verloren. Während der Codex in einem Inventar von 1750 nicht erscheint, ist er in einem handgeschriebenen Katalog von 1794/6 (Ms. Nn. 6. 42) aufgenommen.
Literatur Saxl/Meier 1953, S. 417f. Siehe S. 100, Abb. 878–880
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Florenz, Biblioteca Marucelliana, Ms. C. 251 Basinius Parmensis, Astronomicon Italien, nach 1482 Kodikologische Angaben 211 × 149 mm, II + 30 + I Folia, Pergament, Text in Humanistica mit leicht cursiver Tendenz in bräunlicher Tinte, Rubriken in blassem Rot, fol. 1r und 19v 3zeilige aufwendige Kadellen in schwarzer Tinte jeweils zum Beginn der beiden Bücher; 23–25 Langzeilen mit Blindliniierung; Zeilenzählung in schwarzer Tinte von moderner Hand; schlicht verzierte Capitula von der Hand des Schreibers; Lagen: IV8 + (IV–1)15 + (IV–1) 22 + IV30 (der Blattrest zwischen 8 und 9 gehört zum Pergamentvorsatz fol. II*; fol. 11 heute als Einzelblatt in die Lage eingeheftet, Blattrest und Heftfaden zwischen fol. 11 und 12 zu sehen; ursprünglich als normales Doppelblatt der Lage geheftet, das heißt der Blattrest fol. 11/12 gehört eigentlich zwischen fol. 13 und 14 [12/13 Lagenmitte], Textverlust; Blattrest zwischen fol. 17 und 18, wahrscheinlich Textverlust). Einband: schlichter Pergamenteinband auf leichten Pappen, Rückentitel neuzeitlich.
Art der Bilder Zwischen fol. 5v und 19v leicht schraffierte Federzeichnungen der Sternbilder mit goldenen Sternen.
Inhalt fol. 1r–29v:
fol. 30rv:
Basinius Parmensis, Astronomicon. »›Basinii Parmensis Astronomicon. Liber Primus. Heterios orbis subiectaque templa deorum musa… – …templa cano atque vias semper volventis olympi. ›Τελος‹« bis auf getilgten Besitzeintrag leer
Kommentar Der kleinformatige Band der Biblioteca Marucelliana enthält ausschließlich das Gedicht Astronomicon des Basinio da Parma. Der Text ist in einer ordentlichen humanistischen Minuskel auf Pergament geschrieben. Nur selten finden sich Korrekturen, auf fol. 28r und 29r gibt es Randnotizen in griechischer Schrift. Die für die Illustrationen vorgesehenen Lücken folgen denselben Textstellen wie in den frühen Basinius Abschriften und nehmen durchgehend den unteren Bereich der Seiten ein. (vgl. Kat.-Nr. 94, 95) Die Darstellungen der Konstellationen sind in brauner Tinte ausgeführt; die Sterne wurden in Gold aufgetragen und dabei sind die hellsten Sterne durch ihre Größe hervorgehoben. Die breiten Federstriche und die Schraffuren erinnern an Holzschnitte und lassen an einen Druck als Vorlage denken. Die Ikonographie der Bilderreihe unterscheidet sich grundsätzlich von den bis dahin überlieferten Basinius Illustrationen und folgt den Holzschnitten der 1482 in Venedig erschienenen
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Hyginus-Ausgabe des Erhard Ratdolt (Kat.-Nr. 138). Diese Holzschnitte zeigen allerdings die Sternbilderfolge des Michael Scotus. Gegenüber den Graphiken sind die Zeichnungen vereinfacht und lassen einige Requisiten und Details fort. So fehlen der Hesperidenbaum bei Hercules, das Blut, welches aus Cassiopeias Hand strömt, die Bäume, an die Andromeda gefesselt ist, die Teufelchen beim Räucheraltar oder auch der Baum bei Hydra. Auch sind im Unterschied zu den Holzschnitten Andromeda und die Zwillinge nackt wiedergegeben. Bezüglich der Ausführung der Zeichnungen lassen sich drei Hände unterscheiden: Die erste Hand, von der die Bären, Bootes, Corona, Lyra, Cepheus, Perseus, Auriga, Sagitta, Aquila, Delphinus, Cetus, Eridanus, Lepus, Ara, Hydra, Piscis austrinus, Aries, Cancer, Aquarius stammen, ist an ihrer exakten aber steifen Linienführung zu erkennen; die Schraffuren folgen meist einer Konturlinie, es finden sich kurze Parallel- und Kreuzschraffen in recht exakten Lagen. Die zweite Hand, die Hercules, Cassiopeia, Andromeda, Gemini und Leo ausführte, zeichnet freier und lockerer; sie verwendet sparsam Parallelschraffen, die den Rundungen der Figur folgen. Die Größenverhältnisse der Körperteile und Verkürzungen wirken hier recht unsicher. Die dritte Hand, die für Cygnus, Serpentarius, Pegasus, Taurus, Virgo und Capricornus verantwortlich ist, erinnert an die erste Hand, ist aber von schlechterer Qualität. Die Figuren setzen sich hier aus kleinen Flächen zusammen und zeigen kreuz und quer, schematisch angelegte Kreuzschraffen sowie dunkle Konturlinien. Die Handschrift muss nach 1482, dem Publikationsdatum des Hyginus-Druckes, entstanden sein. Die Wahl des teuren Pergaments als Beschreibstoff zeugen ebenso wie die Verwendung von Gold von einem gewissen Anspruch, der über den reinen Studienzweck hinausreicht.
Verzeichnis der Bilder fol. 2v: sorgfältig beschriftetes Sphärenschema. fol. 3r: unvollendetes Schema aus zwei konzentrischen Kreisen. fol. 3v: Schema der Himmelskreise, sorgfältig beschriftet. fol. 5v: Ursa maior, Ursa minor, Draco, Schlange wie ein liegendes (nach links gekipptes) S, Kopf links
oben, Bären recht klein, der große links mit dem Kopf nach unten, der kleine, rechts umgekehrt, Beschriftung u. a. »polus arcticus«. fol. 6r: Bootes, als Bauer mit gezahnter Sichel und Spieß, Hut, Umhängetasche, Stiefel, nach links gehend, den Kopf en-face zurückgewendet, langes Haar, Arcturus hervorgehoben; Corona, Krone mit niedrigen Zacken in Schrägansicht. fol. 6v: Hercules, nach links auf dem rechten Knie knieend, Rückenfigur, über dem linken Arm das Löwenfell, rechts die Keule schwingend. fol. 7r: Lyra, Instrument mit Hörnern und Querspange, Saiten hängen ohne Spannung darüber, inklusive Sterne streng symmetrisch. fol. 7v: Cygnus, nach links gewendeter, stark übergewichtiger Schwan mit ausgebreiteten Schwingen. fol. 8r: Cepheus, lange Jacke und eine Art lose hängenden »coif« auf den langen Haaren, Krummsäbel am Schultergurt, nach rechts gehend, die Arme ausgebreitet. fol. 8v: Cassiopeia, en-face auf blockartiger Bank sitzend, hinter der zwei senkrechte Äste mit darübergelegter Querstange aufragen, die Arme ausgebreitet, aber nicht angebunden, Oberkörper frei, der Rest in einen Mantel gehüllt. fol. 9r: Andromeda, völlig unbekleidet, nach rechts gewendet stehend, mit der Rechten die Scham bedeckend, den linken Arm waaagrecht vorgestreckt, langes, offenes Haar. fol. 9v: Perseus, nach links schreitend, den bärtigen Kopf zurückgewendet zum Gorgonenhaupt (»caput gorgonis«) in seiner Linken, rechts den kurzen Krummsäbel tragend, Fußflügel, lose um Schulter und Hüften geschlungenes Tuch verdeckt den Schambereich, Tartsche auf dem Rücken. fol. 10r: Auriga, als Halbfigur (Mann ohne Unterleib) in vierrädrigem (ein Rad vergessen) Kasten
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Katalog der Basinio de Parma-Handschriften
wägelchen ohne Zugtiere, Jacke und spitze Mütze, die Rechte erhoben, auf der ausgestreckten Linken (keine Zügel) die beiden Haedi (»Hedi«), auf der Schulter »capra«. fol. 11r: Serpentarius, nackt, en-face, langes Haar, nur wenig nach links, die Schlange um die Hüfte geschlungen, ihr Kopf, links, wendet sich zum Träger um. fol. 12r: Sagitta, großer Pfeil, waagrecht nach rechts; Aquila, ›tanzender‹ Adler, Kopf nach links, Schwingen ausgebreitet, Beine laufen nach rechts. fol. 12r: Delphinus, stilisierter Delfin nach links. fol. 12v: Pegasus, nach rechts stürmendes halbes Flügelroß, der Wolkensaum scheint von der Flügelhinterkante zu flattern. fol. 13r: Cetus, Fisch mit Rüssel und Hauern im Maul nach rechts, Schwanz geringelt; Eridanus, weiblich, auf der Wasseroberfläche liegend, den Kopf auf den linken Arm gestützt, zurückschauend. fol. 13v: Lepus, nach links sprintend, einfach aber recht lebendig; (Orion, Anticanis, Canis, Argo Navis und Centaurus fehlen, Blattverlust). fol. 15r: Ara, Blockaltar mit Feuer; Hydra, Crater, Corvus, leicht schräg nach links oben, Henkelbecher und Vogel; Piscis austrinus, großer Fisch nach links, einen Wasserstrom ausspeiend, auf dem er zu schwimmen scheint; Aries, nach links seitlich stehend, den Kopf zurückgewendet (weder Dreieck noch Halsband oder Reif ). fol. 15v: Taurus, große Stierhälfte nach links, untergeschlagenes Bein, Wolkensaum, Sternsaum um das Maul (Pleiades). fol. 16r: Gemini, einander zugewandte, nackte Knaben, sich an der Schulter fassend, beide stark ponderiert. fol. 16v: Cancer, krabbenähnlich, nach rechts, Draufsicht. fol. 17v: Leo, nach links stehend, hersehend, den Schwanz zwischen den Beinen nach vorne geschlagen; Virgo, leicht nach links gewendet, Blumenstrauß und Caduceus haltend, Flügel. [Libra, Scorpius und Sagittarius fehlen, Blattverlust]. fol. 18r: Capricornus, Vorderteil einer kräftig gebauten Ziege nach links, gewundener und geknoteter Schlangenschwanz mit Lilienornament am Ende. fol. 18v: Aquarius, nach rechts gehend, einen Henkelkrug mit beiden Händen vor sich ausschüttend, senkrechter Wasserstrahl in eine Art Schüssel in Kleeblatt/Vierpaßform. fol. 19v: Pisces, waagrecht, gegenläufig, an den Mäulern verbunden, der untere auf dem Rücken schwimmend, Beischrift der Verbindungslinie »nodus celestis«.
Provenienz fol. II*r: gründlich getilgter Eintrag, wahrscheinlich ehedem Besitzeintrag; fol. II*V: »aere Biblioth. Publicae Maruc. Aug. Mar. Bandinius«; fol. 1r: in marg. inf. getilgter Eintrag; fol. 30r: getilgter Besitzeintrag als gezeichnetes, sich an den Enden rollendes Schildchen, unter Quarzlampe: »LODO V(ICH)V VE/SE CASUO PLETIS.« Im Katalog von 1775 aufgeführt.
Literatur Soldati 1906, S. 84, Anm. 1; McGurk 1966, S. 29; Angeli 1986, S. 93; S´ nie˙zynska-Stolot 1994, S. 65; Angeli 1999, S. 180 und Tafel IV (fol. 15v–16r, Taurus, Gemini). Siehe S. 100
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Katalog der Aratea-Handschriften nach 1200
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Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Vat. gr. 1087 Astronomische Sammelhandschrift mit Texten zu Ptolemaios Konstantinopel, 1. Hälfte 14. Jahrhundert (ca. 1320–1330?) Kodikologische Angaben 312 × 222 mm, 312 + II Folia, italienisches Papier, Text einspaltig in griechischer Minuskel, 32–47 Zeilen, sparsam rubriziert, neuzeitlich foliert. Lagen: … + (III–1) 299 /+ III305 + (IV–1) 312 + / I314 + … – sehr unregelmäßiger Lagenauf bau. Wasserzeichen: fol. 96 »S« mit zwei geschlossenen Schleifen beziehungsweise zwei Kreise schräg zu den Bindedrähten. Vergleichbare Zeichen finden sich in Oberitalien, Mitte 14. Jahrhundert, z. B. Briquet »cercle«, Nr. 3149; ähnlich auch fol. 159 und fol. 178; Auf fol. 191 und fol. 222, Dreiberg, in der Mitte rund, nach außen Spitzen wie eine Krone oder Mütze, Bindedrähte 49 mm Abstand, Basis ca. 25 mm (Form etwa wie Piccard, Dreiberg I, 57–59, z. B. Nr. 59, Bologna 1317); fol. 146 »Säule« o. ä., nicht gut erkennbar; fol. 305 Winkel, vgl. Briquet, »enquerre«, Nr. 5973–5974, alle vergleichbaren Zeichen entstammen der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts; fol. 306, 307, 308 Dreiberg, wie eine dreizackige Krone mit gerader Basis und auseinanderlaufenden Zacken, Bindedrähte 51–52 mm Abstand, Basis ca. 30 mm (ähnlich Piccard, Dreiberg I, 57–59, Treviso, Bologna 1315–1317).
Art der Bilder Am Ende auf fol. 300v–310v lavierte Federzeichnungen der Sternbilder (außer Zwillinge, Krebs und Plejaden), der fünf Planeten, von Jupiter als Kosmoslenker, Sol und Luna im Tierkreis, den beiden Hemisphären sowie einer Planisphäre; verteilt auf zwei Lagen. Die Darstellungen sind locker auf den Blättern verteilt und mit Namen bezeichnet. Die Reihenfolge des Aratos wurde nicht eingehalten.
Inhalt fol. 1r–3v: Brief des Nikephoros Gregoras an Theodor Metochites (Leone ed. 1982) fol. 3r–122v: Theodor Metochites, Stoicheiosis astronomike, Teil I (Bydén ed. 2003) fol. 123r–147v: Theon von Alexandrien, Kommentar zu Ptolemaios, Megale Syntaxis, Lib. VIII–XIII (Rome ed. 1943) fol. 148r–221v: Theodor Metochites, Stoicheiosis astronomike, Teil II (Bydén ed. 2003) fol. 223r–299v: Lobgedicht (Enkomion) zu Ptolemaios’ Megale Syntaxis fol. 300r–312r: Auszüge aus den Katasterismen des Eratosthenes mit Zeichnungen der Sternbilder (Rehm ed. 1899, Pàmias/Geus 2007) fol. 312v–320v: Nikephoros Gregoras, Über das Astrolab
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Kommentar Das umfangreiche Manuskript ist von verschiedenen Händen im Wesentlichen auf italienischem Papier des frühen 14. Jahrhunderts geschrieben worden, welches aber auch in Konstantinopel gehandelt wurde. Große Teile stammen von einem Kopisten Johannes, der auch als Mitarbeiter des Maximos Planudes (ca. 1255–ca. 1305) belegt ist. Einzelne Abschnitte sind von Nikephoros Gregoras (ca. 1294–ca. 1359) persönlich geschrieben worden (Gamillscheg 1997, Nr. 328 und 491). Der Codex enthält in der Hauptsache die Einführung in die Astronomie (Stoicheiosis astronomike) des Theodor Metochites (1270–1332). Dabei handelt es sich um eine Zusammenfassung des Almagest von Ptolemaios, die 1316–1317 fertiggestellt wurde. Es ist das erste astronomische Werk, das nach fast einem Jahrhundert in Byzanz geschrieben wurde, und ein wichtiges Zeugnis der Erneuerung der mathematischen Wissenschaften unter den frühen Paläologen. Theodor Metochites war von 1305–1328 die zentrale Figur im Machtgefüge des Kaiserhofes und der wohl bedeutendste Gelehrte im Byzanz des frühen 14. Jahrhunderts. Er hat unter anderem die Astronomie in Theorie und Praxis entscheidend gefördert und aufgewertet. Die Bezugnahme auf Ptolemaios stellt dabei einen bewussten Rückgriff auf die griechische Tradition dar, der in Abgrenzung gegenüber dem astronomischen Wissensimport vom mongolischen Hof in Persien erfolgt (Mergiali 1996, S. 60ff.; Magdalino 2006, S. 141f.; Tihon 2006). Sein wichtigster Schüler, dem er seine Bibliothek und das von ihm neu errichtete ChoraKloster anvertraute, war Nikephoros Gregoras. Dieser hatte ausgeprägte astronomische Interessen und war auch bekannt für seine Berechnungen der ungewöhnlich zahlreichen Sonnen- und Mondfinsternisse, die in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts in Konstantinopel zu beobachten waren. Nach 1330 gründete er im Chora-Kloster eine Privatschule, um die Wissenschaften des Quadriviums zu lehren, deren Pf lege er in Gefahr sah (Mergiali 1996, S. 73ff.; Tihon 2006, S.282ff.). Das vatikanische Manuskript ist offenbar von Nikephoros Gregoras wohl für seine eigene Bibliothek zusammengestellt worden. Dem astronomischen Traktat seines Lehres Theodor Metochites stellt er als Einleitung einen an diesen gerichteten Brief voran, der sich auf jene Schrift bezieht. Den Abschluss bildet sein eigenes Traktat über das Astrolab, das er als Hilfsmittel für astronomische Berechnungen, nicht aber für Beobachtungen nutzte. Die Kapitel des Ptolemaios-Kommentars von Theon von Alexandrien (fol. 123r–147v) sind allerdings erst nachträglich hinzugekommen. Ursprünglich gehörten sie mit den Büchern I–II und IV des gleichen Kommentares in der Handschrift Paris, BN, Ms. gr. 2396 zu einem eigenen Codex. Sie sind von Maximos Planudes (ca. 1255–ca. 1305) sowie dem Kopisten Johannes ge schrieben worden. Da sich hier aber Annotationen von der Hand des Nikephoros Gregoras finden, ist offenbar die Kopie des Maximos Planudes in seinen Besitz übergegangen (Mondrain 2002). Zusammen bilden die beiden Manuskripte ein grundlegendes Handbuch der Astronomie, das auch im Lehrbetrieb des Nikephoros Gregoras eine Rolle gespielt haben dürfte. Dem Charakter einer grundlegenden Einführung entsprechen auch die knappen Angaben zur mythologischen Überlieferung aus den Katasterismen des Eratosthenes mitsamt den zugehörigen Bildern, die sich in der vatikanischen Handschrift finden (fol. 300v–312r). Sie befinden sich auf etwas dickerem, stärker geleimtem Papier. Der von Nikephoros selbst geschriebene Text über das Astrolab beginnt auf der gleichen Lage und läuft dann ohne Bruch durch. Daher dürften auch die Zeichnungen auf die Initiative des Nikephoros zurückgehen. Bei diesen Darstellungen
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handelt es sich um die einzige erhaltene byzantinische Sternbilderfolge! Sie sind demnach ein charakteristisches Produkt der sogenannten Paläologischen Renaissance, in der sich die Gelehrten intensiv darum bemühten, nach der Rückeroberung Konstantinopels die eigene Bildungstradition zu erneuern, um auf diese Weise das Gefühl einer kulturellen Überlegenheit zurück zu gewinnen. Die Zeichnungen der Sternbilder sind von einer geübten Hand im paläologischen Stil des frühen 14. Jahrhunderts ausgeführt worden, der von einer belebten, zackig gestalteten Faltenführung charakterisiert ist. Doch wird eine übertrieben massige, geblähte Körperlichkeit, wie sie zuweilen auftritt, vermieden. Die Darstellungen sind ohne klare Ordnung sowie in unterschiedlichen Größenmaßstab auf den Blättern verteilt. Die ursprüngliche Abfolge wird dabei auffälligerweise nicht eingehalten; es lassen sich vielmehr sieben zusammenhängende Abschnitte ausmachen, die aber in offensichtlich völlig beliebiger Reihung aufeinander folgen (in der Anordnung: 7, 5, 3,1, 4, 6, 2). Ob bereits die Ordnung der Vorlage gestört war oder ob sich dies erst im Verlaufe des Kopierprozesses ergeben hat, ist nicht zu entscheiden. Offensichtlich handelt es sich aber gerade nicht um eine systematisch geplante Illustration, sondern eher um ein spontanes Abzeichnen aus persönlichem Interesse. So lassen sich leider auch keine Rückschlüsse auf das Gestaltungskonzept der Vorlage ziehen. Nachträglich wurden die Darstellungen mit knappen Bildlegenden versehen, welche sich bei den Tierkreiszeichen und Planeten auf die astronomischen Symbole beschränken. Die Schrift dieser Tituli erinnert deutlich an die Hand des Nikephoros Gregoras, doch ist eine eindeutige Zuschreibung nicht möglich (Auskunft Ernst Gamillscheg vom 3.5.2005). Vermutlich hat Nikephoras also einen versierten Zeichner mit der Kopie der Bilder beauftragt, welcher sich aber aus Flüchtigkeit oder mangelndem Sachverstand nicht an die Ordnung der Vorlage hielt. Dies machte dann auch die anschließende Beschriftung unumgänglich. Die hier überlieferte Folge von Sternbilderdarstellungen kennzeichnet ein hellenistisch geprägtes Erscheinungsbild, und sie weist zudem zahlreiche, motivische Einzelheiten auf, die in den lateinischen Zyklen nicht anzutreffen sind. Zu verweisen ist hier auf viele Details der Kleidung etwa bei Orion oder Cassiopeia, die präzise Wiedergabe der Brautgeschenke von Andromeda, den korrekt skizzierten Thyrsos-Stab des Kentauren, die naturalistisch wiedergegebenen Kränze bei Hercules und Eridanus oder die gleichmäßig aus Blättern und Edelsteinen zusammengesetzte Krone. Auffällig ist auch die schlanke, geschwungene Form der Lyra mit den schmückenden Tondi von Sol und Luna. Hercules rennt mit erhobener Keule auf die Schlange im Baum der Hesperiden zu, während er in den lateinischen Fassungen unsinnigerweise immer in einer knienden Position zu sehen ist. All dies zeugt von einer großen Nähe zu einem antiken Entwurf. Dennoch haben wir es aber nicht mit einer in allen Punkten genauen Kopie jener antiken Vorlage zu tun. Denn es finden sich auch typisch byzantinische Elemente etwa in der Häufung der Zierformen bei den Gewändern von Cepheus und Cassiopeia. Besonders auffällig ist dies bei den Bildnissen der Planeten; so trägt Saturn eine zeitgenössische, liturgische Priesterkrone (Kamelaukion), Jupiter eine gleichfalls mittelalterliche, aus Platten zusammengesetzte Krone und die Flügel am Kopf des Merkur haben sich in ein Blätter geschmücktes Diadem verwandelt. Zudem schwingt Perseus statt der antiken Harpe ein dolchartiges, spitz zulaufendes Schwert. Die antike Folge der Sternbilder tritt uns in diesen Zeichnungen also nur im Blick des byzantinischen Künstlers vor Augen. Es handelt sich aber um das einzige erhaltene Bildzeugnis aus der griechischen Überlieferung und es reproduziert die antike Vorlage offensichtlich detail-
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lierter als alle anderen, vergleichbaren Zyklen. Bei dieser Vorlage dürfte es sich um eine illustrierte Ausgabe des Aratos gehandelt haben, da die Abfolge der Sternbilder den Angaben dieses Textes folgt. Ursprünglich begann der Zyklus vermutlich mit den Himmelskarten. Die Folge entspricht weitgehend der Ikonographie jener Zyklen, die mit dem Aratus latinus und der Recensio interpolata verbunden sind und die auf eine griechische Aratos-Ausgabe im Kloster Corbie zurückgehen (Paris 12957, Dresden Dc 183, St. Gallen 902). Die isolierten Darstellungen der beiden Bären, die dort dem großformatigen Bild der zwischen den Bären aufwärts kriechenden Schlange vorausgehen, finden sich hier aber an völlig falscher Stelle neben dem großen Hund und dem Steinbock. Der Zeichner ordnete sie anscheinend etwas hilf los neben anderen Tieren ein. Nikephoros hat sie offensichtlich nicht identifizieren können, denn er unterließ eine Beschriftung. Im Vat. gr. 1087 fehlt die gesonderte Darstellung des Skorpions ebenso wie die Wiedergabe der Plejaden. Jenes Bild, das Jupiter auf dem Adler f liegend als Lenker des Kosmos zeigt, begleitet in den Illustrationen der lateinischen Übertragung des Germanicus die Eingangsverse (Boulogne 188, Aberystwyth 735 C). Der byzantinische Zeichner hat es nach dem ersten Abschnitt, welcher mit der Milchstraße und Sol und Luna im Tierkreis den Schluss der Bildfolge wiedergibt, als eine Art Ergänzung einfügt. Daraus ist zu folgern, dass diese Darstellung auch in den griechischen Aratos-Ausgaben enthalten war. Auf der gleichen Seite sind noch die beiden Esel an der Krippe dargestellt, die zwei wichtige Einzelsterne in der Konstellation des Krebses vorführen und die ansonsten nur selten zu finden sind, aber in den karolingischen Libri computi auftauchen (Madrid 3307). Das Bild des Perseus ist ebenfalls ungewöhnlich. Er macht einen Ausfallschritt, wendet den Kopf zurück und holt mit dem Schwert aus, um einen hinter ihm befindlichen Gegner zu attackieren. Üblicherweise wird er im gestrecktem Lauf und in einer mehr oder weniger gelungenen Rückenansicht gezeigt. Nur die Aachener Cicero-Handschrift (London, Harl. 647) bietet eine verwandte Haltung; allerdings fehlt hier die Wendung des Kopfes, welche die eigentliche Dynamik der Kampf handlung ausmacht. Die Wiedergabe einer derartig komplexen Bewegung dürfte auf die antike Vorlage zurückgehen und überliefert eine Komposition, die wohl für ein Einzelbild mit frontaler Ansicht geschaffen wurde. In der Hemisphäre (fol. 310r) und der Planisphäre der gleichen Handschrift ist Perseus jedoch in der verbreiteten Form als Läufer zu sehen. Erst nach dem Abschluss unseres Manuskriptes erschien der Pisaner Tagungsband, welcher die vatikanische Handschrift unter verschiedenen Aspekten in den Blick nimmt und vorrangig an einer Rekonstruktion der antiken Vorlage interessiert ist (Guidetti/Santoni 2013). Mariella Menchelli liefert hier eine sehr genaue kodikologische Untersuchung und identifiziert den Schreiber der Texte auf fol. 300–310 gleichfalls mit Nikephoros Gregoras. Anna Santoni weist nach, dass einige der Besonderheiten der Illustrationen auf die Texte des Eratosthenes zurückgehen, so der Thyrsos-Stab des Kentauren und die Darstellung der Esel an der Krippe. Das eigentümliche Linienmuster unterhalb der Büste des Eridanus vermag sie schlüssig als schematische Wiedergabe des Nildeltas mit seinen sieben Flussarmen zu deuten. Fabio Guidetti rekonstruiert Merkmale der spätantiken Vorlage, die er in die zweite Hälfte des 4. Jahrhunderts datiert. Die Ursache für die Umstellung der Reihenfolge und die Lücken sieht er in dem schlechten Erhaltungszustand dieser spätantiken Vorlage, die von Nikephoros Gregoras wiederentdeckt worden sei.
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Verzeichnis der Bilder Abschnitt 7: fol. 300v: (oben) Piscus magnus (Großer Fisch), auf dem Rücken liegend, mit großem, geöffneten Maul einschließlich Zahnreihe, abstehende, gezackte Rückenflosse; (unten) Ara (Rauchaltar), als ein schlankes, konisches Gerät auf drei Füßen, mit kräftiger Flamme. fol. 301r: Kentaur, nach rechts schreitend, den Rücken zum Betrachter gekehrt, einen
Blattkranz auf dem Haupt, in der Rechten das herabhängende pantherartige Beutetier, in der Linken einen Thyrsos-Stab, das nach hinten wehende Tierfell um den linken Arm gelegt. fol. 301v: (oben) Hydra, als Schlange mit erhobenem Kopf nach links kriechend, den Mischkrug und den Raben auf den Windungen tragend, der Rabe pickt in ihren Rücken; darunter Anticanis (Vorhund), nach links springend, mit Halsband samt Öse und angedeuteter Leine; (unten) die fünf Planeten als Büsten in Medaillons und QuincunxSchema, links oben Jupiter mit Zepter und mittelalterlicher Plattenkrone, rechts oben Saturn mit Zepter und byzantinischer Priesterkrone (Kamelaukion), im Zentrum Venus mit offenem Haar und Diadem ein schmales Zepter haltend, links unten Mars im seitlich geschlossenem Mantel mit Helm und Lanze sowie ausgeprägter Kopfwendung, rechts unten Merkur im seitlich geschlossenen Mantel mit Blätterkrone und Caduceus. fol. 302r: (oben) Galaxia (Milchstraße), als zwei konzentrische Ringe; (unten) kreisförmige Darstellung des Zodiakus mit sorgfältig wiedergegebenen Tierkreiszeichen, in der Mitte Medaillon mit den Büsten von Sol und Luna, Sol mit Sphaera und Zackenkrone, Luna mit Mondsichel im Haar. fol. 302v: (oben) Aselli (Esel), rechts und links neben der hohen, sechseckigen Futterkrippe stehend; (unten) Jupiter, mit schlichtem Haarreif und entblößtem Oberkörper auf dem fliegenden Adler thronend, ein Zepter und eine Fackel haltend, ein Flügel verdeckt seinen Bauch, der Adler hält eine großen Reif in den Klauen. Abschnitt 5: fol. 303r: (oben) Orion als Rückenfigur in Schreitstellung, mit dem gezogenen Schwert in
der erhobenen Rechten zum Schlag ausholend, die erhobene Linke vorgestreckt, in einem mit Schmuckborten verzierten Ärmelchiton, Gürtel mit der schräg hängenden Schwertscheide durch kleine Rauten markiert, in der Beinpartie weitere Rautenmuster; (unten) Canis magnus/Sirius (großer Hund), mit heraushängender Zunge nach links springend, ein Strahlennimbus um den Kopf; Ursa (Bär), nach links aufwärts springend (ohne Be schriftung). Abschnitt 3: fol. 303v: (oben) Pegasus, als Büste nach rechts springend mit einem aufgestellten Flügel und einem breiten Halsband; (unten) Aries (Widder), mit gebogenen Hörnern, nach links springend mit zurück gewandtem Kopf und Reif um den Bauch. fol. 304r: (oben) Triangulum (Dreieck), aus breiten Streifen mit Wellenmuster; (Mitte) Pisces (Fische), übereinan-
der angeordnet, in verschiedene Richtungen schwimmend, an den Schwänzen durch ein geschwungenes Band verbunden; (unten) Perseus, nackt bis auf den seitlich geschlossenen Mantel, Sandalen und eine phrygische Kappe, mit gespreizten Beinen sich nach rechts wendend, ein spitz zulaufendes Schwert in der erhobenen Rechten, in der herabhängenden Linken das Medusenhaupt; (es fehlen die Plejaden); Lyra (Leier), in einer schlanken, hochrechteckigen Form mit gebogenen Hörnern und am Querriegel zwei Medaillons mit den Büsten von Sol und Luna. fol. 304v: (oben) Cygnus (Schwan), mit ausgebreiteten Flügeln in aufrechter Haltung nach rechts fliegend; Aquarius (Wassermann), nur mit seitlich geschlossenem Manteltuch und phrygischer Kappe bekleidet, nach rechts schreitend, mit nach vorne ausgestreckten Armen ein Gefäß ausgießend, den Kopf nach hinten gewandt; (unten) Capricornus (Steinbock), als Mischwesen aus gehörntem Ziegenbock und gerin-
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geltem Fischschwanz; Ursa (Bär), mit geöffnetem Maul nach rechts oben springend (ohne Beschriftung). Abschnitt 1: fol. 305r: Draco/Serpens (Schlange), in großen Windungen nach rechts oben, diagonal über das gesamte Blatt kriechend, die Bären oben beziehungsweise unten daneben in verschiedene Richtungen springend, einander den Rücken zukehrend. fol. 305v: (oben) Hercules, als Rückenfigur nach links laufend, einen Blütenkranz im Haar, das Löwenfell schüt-
zend über der vorgestreckten Linken, mit der Keule in der erhobenen Rechten zum Schlag gegen die Schlange ausholend, die sich um den Baum der Hesperiden windet; (unten) Corona borealis (Krone), im Wechsel aus rechteckigen und ovalen Edelsteinen gebildet, die durch Blätter getrennt werden, unten ein Verschlussstück, von dem zwei Bänder herabhängen. fol. 306r: (oben) Serpentarius (Schlangenträger), auf Skorpion, als nackte Gestalt in Rückenansicht, den Kopf nach links ins Profil gewandt, die Schlange, welche nach vorne blickt, mit weggestreckten Armen gerade hinter seinem Rücken haltend; Bootes, Rückenfigur in Schrittstellung, nur mit einem kurzen Tuch bekleidet, den Kopf nach links ins Profil gedreht, in der erhobenen Rechten das Lagobolon haltend, die erhobene Linke weggestreckt. Abschnitt 4: fol. 306r: (unten) Sagitta (Pfeil), waagerecht mit der Spitze nach links; Sagitarius (Schütze), als Satyr im Profil nach links, einen großen Bogen spannend, ein nach hinten wehendes Manteltuch über der Schulter. fol. 306v: (oben) Aquila (Adler), nach rechts orientiert, mit ausgebreiteten Flügeln und zurück gewandtem Kopf, ohne Pfeil in den Klauen; Delfin,
nach links schwimmend, mit geöffnetem Maul und großer Kopfflosse. Abschnitt 6: fol. 306v: (Mitte) Lepus (Hase), kauernd, mit großen, aufgestellten Ohren, nach links orientiert; Argo, Ansicht des halben Schiffes vom gebogenen Heck mit fächerartiger Bekrönung
bis zum durch Wanten verspannten Mast, ein kurzes, unförmiges Segelstück an der Mastspitze, am Fuße des Mastes ein unklare ovale Form, neben dem differenziert wiedergegebenen Steuerruder ein kleines Haus mit Satteldach, Wasser durch Wellenlinien angegeben; (unten) Cetus (Seeungeheuer), als mischgestaltiges Meerungeheuer mit Hundekopf, Vorderpranken, kleinen Flügeln auf dem Rücken und einem zweifach geringeltem Fischschwanz. fol. 307r: (oben links) Eridanus, als bärtige Büste mit Laubkranz im Haar, den Kopf nach links gewendet, einen hohen Schilfstab und ein Füllhorn haltend, das Wasser durch ein Linienmuster angedeutet, das an die Flußarme des Nildeltas erinnert. Abschnitt 2: fol. 307r: (oben rechts) Virgo (Jungfrau), als große, schlanke Frauengestalt mit Flügeln, in
einem langen, unter der Brust gegürteten Gewand, das Manteltuch über dem linken Arm drapiert, den Kopf zur Seite gewandt, in der Rechten die Waage, in der Linken ein Ährenbündel haltend; (es fehlen Gemini (Zwillinge), und Cancer (Krebs) ; (unten) Leo (Löwe), mit geöffnetem Maul nach links springend. fol. 307v: (oben) Auriga (Fuhrmann), ohne Wagen, in Schreitstellung nach rechts schwebend, gekleidet in ein langes Untergewand und einen seitlich geschlossenen Mantel, der in großen Bahnen über den linken Arm herabfällt, auf dem Haupt eine Strahlenkrone, in der Rechten eine Peitsche, auf dem linken Unterarm die zwei Böckchen, ein zottiger Ziegenbock steht vor ihm; (unten) Taurus (Stier), als Halbfigur mit einem angewinkeltem und einem ausgestreckten Vorderbein, nach rechts blickend. fol. 308r: (oben) Cepheus, eine frontale Gestalt mit waagerecht ausgebreiteten Armen, mit versetzten Füßen stehend, auf dem bärtigen Haupt eine hohe mit Edelsteinen verzierte
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Kappe, er trägt ein mit Zierborten geschmücktes Untergewand, einen hinter den Schultern herabhängenden Mantel sowie zwei hinter den Schultern wegflatternde, sich auf bauschende Tücher; (unten) Cassiopeia, auf einem Thron mit stoff behängter Rücklehne, Kissen und Fußbank, die nackten Arme waagerecht ausgestreckt, sie trägt ein mit Zierstreifen und Tondi geschmücktes Kleid, eine auffällige Halskette und auf dem Haupt eine mit Edelsteinen besetzte Bügelkrone; Andromeda, zwischen zwei hohen Felsen, an die sie mit Hilfe von zwei großen Nägeln gekettet ist, die Ärmel ihres Gewandes hängen hinter den Oberarmen herab, im Haar ein Diadem mit großer Zierscheibe, auf den Felsen verteilt sechs Brautgeschenke: eine Phiole, eine Schale mit Fuß, eine Pyxis mit kegelförmigem Dach, eine Lutrophore, ein runder Handspiegel, ein rundes Gefäß mit Henkel. fol. 308v: leer, fol. 309r: leer. fol. 309v: Kreisschema der südlichen Hemisphäre mit den Tierkreiszeichen Waage bis Fische. fol. 310r: Kreisschema der nördlichen Hemisphäre mit den Tierkreiszeichen Widder bis Jungfrau. fol. 310v: Planisphäre, Himmelskarte mit der Schlange und den beiden Bären im Zentrum.
Provenienz Die Handschrift muss zu einem frühen Zeitpunkt nach Italien gekommen sein, denn sie gehörte bereits zum Grundbestand der Vatikanischen Bibliothek unter Nikolaus V. (1447– 1455), wie das Inventar des Cosmas de Montserrat belegt (vgl. Devresse 1965).
Literatur Rehm 1899; Rome 1927; Boll/Gundel 1937; Byvank 1949, Nr. 31; Saxl/Meier 1953, S. LVI–LIX; Weitzmann 1970, S. 96, 144; Rose 1973, S. 77; Arco-Magrì 1982, S. 61f.; Orofino 1987, S. 591; Lippincott 1990, S. 198; Haffner 1997, S. 28; Gamillscheg 1997, Nr. 328 und 491; Mondrain 2002, S. 322; Lippincott 2009, S. 65; Guidetti/Santoni 2013. Siehe S. 103–104, Taf. 97–98, Abb. 881–895
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Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Urb. lat. 355 Nicolas Trevet, Tragoediae Senecae cum commento Südfrankreich (wahrscheinlich Avignon), frühes 14. Jahrhundert (nach 1315) Kodikologische Angaben 338 × 221 mm, 225 Folia, Pergament, zweispaltig. Textura mehrerer Hände. Schriftformen französischer Abkunft mit italienischem Einschlag, desgleichen die Bildausstattung (fol. 1v stammt von anderer Hand als die Sternbilder). Die ältere Foliierung unten rechts beginnt erst mit dem eigentlichen Text auf fol. 5r. fol. 5va: Beginn der ersten Tragödie, gefolgt von der Erläuterung Trevets, kenntlich an einer 4zeiligen Fleuronnée-Initiale, der Seneca-Text ist an der rubrizierten Versalienspalte kenntlich. Jede Tragödie beginnt mit einer 3–4zeiligen Initiale mit davon ausgehendem Rankenwerk mit Drolerien, Ranken mit farbigen und goldenen Efeublättern, zuweilen Weinblätter auf Goldgrund.
Art der Bilder 22 Sternbilderdarstellungen zum Hercules furens, Thyestes und Medea als schwarze Umrisszeichnungen auf nachtblauem Grund mit goldenen Sternpunkten.
Inhalt ganzseitige Miniatur der Scena zu Hercules furens ganzseitige farbige Schema-Darstellung der Erd- und Himmelskreise und der Ekliptik mit Beschriftungen. – fol. 2v: leer fol. 3rv: Epistola. Brief an Nicholas Treveth und Antwort von diesem (vgl. Pellegrin 1978, S. 570). »Religioso viro fratri Nicholao Treveth ordinis predicatorum amico carissimo…«. – fol. 3vb–4v: leer fol. 5ra–223vb: Seneca, Tragoediae I–X cum commento Nicolai Trevet (zu den Editionen vgl. Pellegrin 1978, S. 570f.). Beginn des Textes mit dem Kommentar des Nicolas Trevet fol. 224ra: Fabius Planciades Fulgentius: Mythologicon (fragmenta) fol. 225rv: Predigtentwurf. Nachtrag, Bastarda cursiva: »Deo celi porto … concedat pro ista concio cum aliis quas sumus facturi ad sanctissimas sui nominis amorem … – … legitima … vobis placet eum« [flüchtig geschrieben]. fol. 225r: unten: »tragiadya [!] senece glossata« [kopfstehend].
fol. 1v: fol. 2r:
Kommentar Wahrscheinlich handelt es sich hier um die früheste erhaltene Handschrift des mit Sternbilderdarstellungen illustrierten Senecakommentars des Nicolaus Trevet, die nur kurze Zeit nach dem Prototyp entstanden sein dürfte und vermutlich auf das Widmungsexemplar Trevets an Kardinal Nicolò Alberti di Prato zurückgeht, auf dessen Anregung hin der Kommentar konzipiert wurde. Mit Sicherheit findet sich der Bilderzyklus hier in seiner vollständigsten Überlieferung. Urb. lat. 355 stellt nach Busonero (2001, S. 455) einen Überlieferungszweig dar, der von den
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anderen hier untersuchten Handschriften unabhängig ist und über die erschlossenen Stufen β und γ vom Archetyp abstammt. Von β soll auch der Text ab fol. 151r in Vat. lat. 1650 abhängen (siehe dort). Die Handschriften London, Society of Antiquaries, Cod. 63 und Padua, Biblioteca Universitaria, Cod. 896 stellen zusammen mit der ersten Hälfte des Textes von Vat. lat. 1650 den von α abhängenden Zweig der Überlieferung dar (s. Kat.-Nr. 107, 108, 109). Allerdings spiegelt sich dieses zweigeteilte Stemma nur undeutlich in der Überlieferung der Illustration anhand von Sternbilderdarstellungen, insofern als die Darstellungen der Londoner wie die Paduaner Handschrift häufig gegenüber Urb. lat. 355 spiegelverkehrt sind. Es lässt sich lediglich feststellen, dass die erschlossenen Handschriften α, β und γ alle die Sternbilderillustrationen enthalten haben müssen, will man nicht auf die Hypothese von Querverbindungen zurückgreifen. Offenbar dienen die Sternbilder hier dazu, die mythologischen Gestalten zu veranschaulichen und dem Leser so näherzubringen. Da Trevet die Kommentare zu den Tragödien als ein zusammenhängendes Werk konzipiert hat, werden die mythologischen Erläuterungen jeweils dort gegeben, wo die Figuren zuerst auftreten, im Fortgang werden sie dann als bekannt vorausgesetzt. Dies erklärt die Konzentration der entsprechenden Bilder in den ersten drei Tragödien. Auffällig ist, dass Hyginus als Quelle für die mythologischen Erläuterungen wohl keine wesentliche Rolle spielt. Wichtiger waren die Erwähnungen der Sternbilder und Verstirnungssagen bei Ovid (Metamorphosen und Fasti). Trevet war unbestritten einer der in der antiken lateinischen Literatur bestbelesenen Autoren seiner Epoche, er konnte also durchaus aus einer Reihe von Quellen schöpfen und diese frei verarbeiten. Die Sternbilder selbst weisen ebenfalls nicht auf Hyginusillustrationen (s. u.). Weder die älteren Bilder zum zweiten (mythographischen) Buch, noch die ›orientalisierenden‹ Bildzyklen zum überarbeiteten dritten Buch spielen eine Rolle. Im Übrigen ist es auffällig, dass die Funktion der Sternbilderdarstellungen ganz klar und eindeutig eine literarisch-propädeutische ist. Insofern knüpft das Unternehmen thematisch an Handschriften wie München clm 10270 und die frühe Hyginusillustration an. Nahegelegt wurde diese Konzeption schon vom Text Senecas, denn schon die erste Tragödie Hercules furens beginnt mit expliziten Ausführungen zu Sternbildern und Verstirnungssagen. Sie hebt an mit der Klage der Iuno, sie sei aus dem Himmel verstoßen und müsse auf der Erde leben, während die ehemaligen und neuen Geliebten Jupiters den Himmel bevölkerten. Es folgen sieben Beispiele, beginnend mit Cynosura, dem Kleinen Bären: »Circa primum ponit exempla .vii. quorum primum est de Cinosura puella sydonia quam Iuno oppressam a Iove convertit in ursam, Iupiter autem eam ad celestia transtulit… [am Seitenrand: »fabula«] …quod et stella maris appelatur. Huius descriptio talis est« [Bild]. Es folgen der Stier, der Europa durch die Wellen trägt, die Plejaden, Orion, Perseus, Zwillinge, Bacchus und Ariadne sowie deren Brautkrone (»Corona borealis«), sowie schließlich Hercules, dem Iunos Zorn vor allem gilt. Somit breitet Seneca schon in den ersten dreißig Versen nicht nur ein mythographisches Panorama, sondern auch eine Himmelskarte aus, die natürlich der Erläuterung bedarf – umso mehr, als viele Figuren nicht mit ihrem bekannten Namen angeführt werden, sondern poetisch umschreibend (»vector Europae«, »Atlantides«, »Tyndaridae«). Trevet hat also allen Anlass, die dahinter stehenden Verstirnungssagen zu referieren, um seinen Zeitgenossen den schwierigen Text überhaupt verständlich zu machen. Allerdings geht er über das zum Verständnis Unumgängliche hinaus, indem er oft noch die Zahl der Sterne angibt und auf ein beigefügtes Bild verweist, z. B. zu Orion: »Cuius aspectus propter fulgorem stellarum apparet terribilis, qui splendet in celo XXXII stellis; cuius sic describitur ymago« (fol. 7ra; vgl. Ussani 1959, S. 9, Z. 21–23). Da die beiden prinzipiell von-
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einander unabhängigen Äste der frühen Überlieferung auch in der – durchaus ungewöhnlichen – formalen Gestaltung der Bilder weitgehende Parallelen aufweisen, ist zu vermuten, dass auch diese Konzeption der Bilder auf den Archetyp und somit auf den Autor selbst zurückgeht. Vor allem die Ausformung der Sternbilderfiguren ›blau in blau‹ mit leuchtenden Sternen, also ganz eng am natürlichen Erscheinungsbild der Konstellationen am Nachthimmel, ist hier zu nennen. Offenbar war der Gedanke der, den Leser über die Bilder unmittelbar auf die Himmelsbilder selbst zu verweisen, also auf mutmaßlich authentische Formen, auf die sich so schon Seneca selbst bezog. Abgesehen von der Tatsache, dass der Tragödientext selbst diesen Verweis nahelegt, ist doch klar zu erkennen, dass Trevet die übliche Art der Klassikerillustration seiner Zeit, die hinsichtlich der Konzeption der Illustrationen kaum Unterschied zwischen zeitgenössischem höfischem Roman und antiker Dichtung erkennen lässt, als unbefriedigend empfand. Dass sich Trevet nicht etwa, wie Arat und Hyginus, auf die Figuren eines vor ihm beziehungsweise dem Adressaten und Leser, liegenden Himmelsglobus bezieht, geht aus mehreren Indizien hervor. Zum einen wurden alle Figuren in der ›Himmelsansicht‹ dargestellt (soweit sich dies entscheiden lässt), zum anderen aber wurde die Darstellung mit nur als Kontur auf den blauen Himmelsgrund gezeichneten Figuren und den golden glitzernden Sternpunkten ganz unmissverständlich dem Anblick am nächtlichen Sternhimmel nachempfunden. Formal betrachtet verraten Gemini, Serpentarius und Hercules sofort ihre Verwandschaft mit arabischen Darstellungen der entsprechenden Sternbilder. Auch die Haltung des Orion mit stark gebeugten Knien und die Stellung des Hercules weisen in diese Richtung (vgl. Kues, Cod. 207, fol. 132r), ebenfalls der liegende Widder mit den nach beiden Seiten weit ausgreifenden Hörnern. Somit stellt die Handschrift auch ein Beispiel für die Rezeption der arabisch geprägten Sternbilderdarstellungen am Beginn des 14. Jahrhunderts dar. Aquarius ist unbekleidet und scheint zu sitzen, er trägt eine Mütze mit hochstehender Spitze und zeigt mit dem Zeigefinger der Rechten auf sein Gesicht. Der Bildvergleich führt hier jedoch zu Orion, wie er sich in Oxford, Bodl. Rawl. C. 117 und Rom, BAV, Urb. lat. 1399 findet. Die Entsprechung ist recht genau, lediglich das kleine Wassergefäß in der Linken wurde ergänzt. Auffälligste Parallelen sind die sitzende Haltung, das Deuten auf sich und die Mütze bei gleichzeitiger Nacktheit. Hercules erscheint als Kniender, ebenfalls nackt, mit leeren Händen, eine Hand hinter dem Kopf erhoben, die andere nach vorn vorgestreckt. Diese Disposition findet sich ebenso in Urb. lat. 1399 (vgl. auch Oxford, Bodl. Rawl. C. 117), wenn auch gegenüber dem Urbinatus spiegelverkehrt (»Globusansicht«). Bootes und der Große Bär erscheinen als Gruppe, wobei Bootes hinter der Bärin (ursa) erscheint. Die Kombination erklärt sich aus der Erläuterung der beiden als Arcas und Callisto (auch hier wohl nach Ovid). Arcas als Jäger verfolgt die zur Bärin verwandelte Callisto, nicht ahnend, dass sie seine Mutter ist. Jupiter versetzt darauf hin beide an den Himmel, um die Tötung der Mutter durch den Sohn zu verhindern. Die merkwürdigen, von einigen Figuren ausgehenden, ornamental anmutenden Formausläufer umschließen die außerhalb der Figur liegenden Sterne und binden diese an die Figur. Sie haben keine direkten Parallelen in den Sterntafelillustrationen und finden sich auch nicht bei den publizierten arabischen Himmelsgloben. Man muss hier wohl eine Reaktion auf die in arabischen Sterntafelillustrationen (al-Sufi) integrierten Sterne ›außerhalb der Figur‹ sehen, die ja auch die zugrundeliegenden Sterntafeln des Almagest separat aufführen. Diese Sterne außerhalb der Figur wurden nur in einigen lateinischen Derivaten der arabischen Sterntafeln in die Dar-
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stellungen übernommen. Eine eingerahmte Sterngruppe außerhalb des Bildes zeigt auch der »Taurus« in Berlin, SBPK, Cod. lat. oct. 44 (deutsche Hyginusderivate). Prinzipiell stellen auch die unregelmäßig polygonal gerahmten Sterngruppen außerhalb des eigentlichen Bildes beim Sternbild des Schiffes (Argo Navis) in den Darstellungen des Sufi latinus Parallelerscheinungen hierzu dar (z. B. Bernkastl-Kues, NH, 207, fol. 133v). Auch dies verweist auf die Abkunft der Trevetschen Bilder von zeitgenössischen Sterntafelillustrationen. Obgleich der Urbinatus dem vorauszusetzenden, von Trevet konzipierten Prototyp wohl am nächsten steht, sind bei einigen Figuren Entstellungen zu beobachten. Der Schütze etwa hält den Bogen verkehrt, mit der Sehne von sich weg, während Vat. lat. 1650 ein realitätsnäheres Bild aufweist. Auch der im Vergleich mit diesem Codex merkwürdig entstellte Skorpion fällt auf. Verzeichnis der Bilder fol. 6rb: Ursa minor (Kleiner Bär), Bärchen nach links, goldene Sterne, Grundmuster noch erkennbar. fol. 6va: Taurus (Stier), nach links gewandt, viele Sterne, als Illustration zur Fabula der Europa. fol. 7ra: Orion, halb kniend nach rechts, eine Keule in der Rechten erhoben, Sternmuster nur mühsam zu ahnen; Perseus, nach links gewandt auf einem Knie
kniend, Keule in der Rechten erhoben, Haupt hinter sich haltend, Kopf ebenfalls nach hinten gewandt. fol. 7rb: Gemini (Zwillinge), eng hintereinander nach rechts marschierend, der hintere dreht den Oberkörper und die Arme etwas zurück nach links. fol. 7va: Corona borealis (Nördliche Krone), wie ein Hufeisen, die Öffnung nach oben, Sterne; Hercules, auf dem rechten Knie kniend, nach rechts, den rechten Arm nach hinten erhoben, den linken Arm nach vorn (beide leer). fol. 28vb: Leo (Löwe), stehend, nach links, bis auf den S-förmig erhobenen Schwanz eher lebensnah als heraldisch aufgefasst. fol. 52ra: Aries (Widder), liegender Bock nach rechts, Kopf mit großem Gehörn nach links zurückgewandt, vom Kopf ausgehend ein Fortsatz, der außenliegende Sterne mit der Figur verbindet. fol. 52rb: Cancer (Krebs), schildkrötenähnliches Phantasietier in Draufsicht, waagrecht nach links, Ausläufer verbinden außenliegende Sterne mit der Figur; Virgo (Jungfrau), und Libra (Waage), links im Bild Virgo als nach rechts schreitender Engel, gestikulierend, rechts eine kniende männliche Gestalt als Waagenhalter. fol. 52va: Scorpius, Phantasietier mit Gliederschwanz nach links; Sagittarius (Schütze), Kentaur nach vorn rechts, den Bogen vor sich haltend, aber nicht gespannt, die Rechte hängt seitlich herab, von Kopf und Ellbogen gehen seltsame Dreiblattformen aus, die außenliegende Sterne mit der Figur verbinden. fol. 52vb: Capricornus (Steinbock), natürlicher Ziegenbock nach rechts, Kopf zurückgewandt; Aquarius (Wassermann), halb sitzend, nach links gewandt, die linke Hand nach hinten haltend und eine Vase ausschüttend (ohne Inhalt), mit der rechten Hand auf das eigene Gesicht zeigend (»Ille qui tenet urnam est Ganimedes filius Troili regis frigie amasius Iovis quem in forma aquile rapiens in celum transtulit et pincernam deorum fecit et lucet stellis xxv ut post in descriptione subiecta.«). fol. 53ra: Pisces (Fische), waagrecht gegenläufig, unverbunden, der untere mit einem großen gezackten Rückenkamm; Draco (Drache), Schlange mit Ohren und Windungen. fol. 53rb: Bootes (Bärenhüter), Ursa maior (Großer Bär), links stehender Mann nach rechts gewandt, den linken Arm erhoben (»custos urse«), daneben wie ein Hund die Bärin nach rechts. fol. 140vb: Serpens (Schlange), große Schlange mit abgesetztem Kopf in umgekehrter S-Form, zahlreiche Sterne; Serpentarius (Schlangenträger), ebenfalls nach rechts kniend, den hinter ihm erscheinenden dicklichen Drachen hält er nicht wirklich (missverstandene Vorlage). fol. 141rab:
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Provenienz Wahrscheinlich in Avignon entstanden. Im 15. Jahrhundert in der Bibliothek Federicos da Montefeltre in Urbino; das Montefeltro-Wappen und die Initialen Federicos fol. 5r unten zwischen Textblock und Bordure eingefügt. Mit den anderen Codices Urbinati in die Vatikanische Bibliothek gelangt.
Literatur Seroux D’Agincourt 1823, S. 85f., und Bd. 5, Tafel LXXII; Stornajolo 1902, S. 328f.; Saxl 1915, S. 101, Tafel X Abb. 22; Ehrle 1923, S. 13–15; Franceschini 1938, S. 163; Fabris 1953, S. 501; Ussani 1959, S. 493–498; Mazza 1966, S. 56; Phillip 1968, S. 152; Koudelka 1969, S. 182; MacGregor 1971, S. 333; Palma 1971, S. 66f.; Palma 1973, S. 321; Palma 1977, S. XXV–XLV, S. 2; Pellegrin 1978, S. 569–573; Putaturo Murano 1978–1979, S. 167; MacGregor 1978, S. 95, 105; MacGregor 1985, S. 1178, 1210, 1213, 1241; S´ nie˙z ynska-Stolot 1994, S. 66; Monti 1997, S. 266, Abb. S. 265 (fol. 1v); Marchitelli 1999; Junge 1999, zur Handschrift v. a. S. 59–66; Busonero 2001, zur Handschrift. S. 459–462; Visone 2006, S. 150, 173, Tav. IX, Fig. 17. Siehe S. 105–106, Taf. 99–100, Abb. 896–902
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Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. lat. 1650 Nicolas Trevet, Tragoediae Senecae cum commento Südfrankreich (Avignon?), 1. Hälfte 14. Jahrhundert (um 1315–1317) Kodikologische Angaben 324 × 223 mm, Pergament, 282 Folia, einfache Textura mehrerer professioneller Hände, zwei Spalten. Farbinitialen mit einfachen Blattornamenten im italienischen Stil, rubriziert, im Kommentar rote Unterstreichungen zur Kennzeichnung der zitierten Textstellen, Senecatext mit rubrizierter Versalienspalte. Die Schreiber sind teils stärker italienisch, teils eher französisch geprägt. Die Sternbilderdarstellungen wurden wohl von zwei Händen oder aber von unterschiedlichen Vorlagen kopiert (fol. 3r–4v und fol. 56v–58r sowie 179v–180r).
Art der Bilder 22 Sternbilderdarstellungen als farbige Miniaturen mit goldenen Sternen auf farbigen Scheibchen. fol. 3r–4v dunkelblaue Gestalten vor dunkelblauem Himmel, danach farbige Figuren vor kontrastierendem Grund.
Inhalt fol. 1r–279r: Senecae tragoediae cum commento Nicolai Trevet. Mit den einleitenden Briefen.
Kommentar Die Handschrift ist ein früher Überlieferungsträger der Seneca-Tragödien mit dem Kommentar Nicolas Trevets, entstand aber nach dem Urbinatus und weist Merkmale der α- und β-Zweige der Textüberlieferung auf. Nach den Stemmata der Textüberlieferung gehört Vat. lat. 1650 zu beiden Überlieferungszweigen, insofern die erste Hälfte des Textes bis einschließlich fol. 150v die Merkmale des α-Zweiges aufweist (dem auch London, Society of Antiquaries, Cod. 63 und Padua, Biblioteca Universitaria, Cod. 896 angehören), der Rest jedoch der Überlieferung des β-Zweiges, zusammen mit Urb. lat. 355. Allerdings spiegelt sich dieses zweigeteilte Stemma nur undeutlich in der Überlieferung der Illustration (s. Kat.-Nr. 106). Wertet man die Tatsache, dass die Darstellungen des α-Zweiges häufig spiegelverkehrt zu denen des β-Zweiges sind als Zuordnungskriterium, würden auch die Illustrationen in der ersten Hälfte des Codex der Handschrift Urb. lat. 355 und damit dem β-Zweig näher stehen als den Handschriften in London und Padua. Es erscheint denkbar, dass aus diesem Befund eine chronologische Abfolge in der Entstehung der α- und β-Teile abzuleiten ist, also beide Vorlagen nicht gleichzeitig zur Verfügung standen. Zur Zeit des Vorlagenwechsels wäre dann nur die Textabschrift von fol. 1–150v mit Lücken für die Bilder fertig gewesen, die durchgehende Einfügung der Miniaturen aber wäre anhand der β-Vorlage erfolgt, wahrscheinlich nach der Vervollständigung des Textes. Folgt man dieser Hypothese, nach der die Illustrationen von Vat. lat. 1650 alle der β-Vorlage entstammen, so ergäbe sich auch die Möglichkeit, dass die α-Bilder durchgängig nur als farblose Strichzeich-
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nungen vorlagen, so wie sie sich in den beiden Überlieferungsträgern (London und Padua) darstellen. Obgleich die Identifikation von Vat. lat. 1650 mit der 1317 in die päpstliche Bibliothek in Avignon gelangten Handschrift nicht völlig gesichert ist, kann der Codex zweifellos als einer der frühesten Belege für den illustrierten Senecakommentar Trevets gelten. Die Bilderreihe in Urb. lat. 355 steht der im Vaticanus sehr nahe, so dass kaum zu entscheiden ist, welcher Handschrift in dieser Hinsicht die größere Nähe zum Archetyp zukommt. Da Urb. lat. 355 durchgehend lediglich Sterne mit schwarz konturierten Figuren am nachtblauen Himmel zeigt, während in Vat. lat. 1650 dieses Konzept nach sieben Miniaturen zugunsten einer konventionelleren Lösung aufgegeben wurde, kommt wohl dem Urbinatus hinsichtlich der Bilder die größere Authentizität zu. Die erschlossenen Handschriften α, β und γ müssen wohl alle Sternbilderillustrationen enthalten haben, nach deren Vorbild jeweils die davon abhängigen Handschriften ausgestattet wurden. Während fol. 3r–4v dunkelblaue Gestalten vor dunkelblauem Himmel zeigen, also ein Erscheinungsbild, das dem Eindruck des nächtlichen Sternhimmels recht nahe kommt, jedoch letztlich schlecht erkennbare Illustrationen ergibt, sind die restlichen Darstellungen in überwiegend natürlichen Farben vor blauem oder rotem Grund gehalten. Die schmale Rahmung mit einer doppelten Linie ist bei allen Miniaturen gleichermaßen sichtbar, der Maler der blau in blau angelegten Figuren hat sie jedoch kaum respektiert. Die folgenden Miniaturen nutzen den Rahmen indem sie ihn farbig abgesetzt und innen zusätzlich durch weiße Linien konturiert in das dekorative Konzept einbeziehen. Der Vergleich mit den ebenfalls nachtblau gehaltenen Figuren in Urb. lat. 355 legt jedoch nahe, dass dieses Konzept auch hier umgesetzt werden sollte, dann jedoch eine Planänderung hin zu besser erkennbaren und lebendiger wirkenden Figuren erfolgte. Ob der Übergang zu einer anderen Gestaltung mit einem Händewechsel einherging, ist anhand des sehr unterschiedlichen Erscheinungsbildes der Darstellungen schwer zu entscheiden, kann aber als wahrscheinlich gelten. Auffällig ist dabei auch die unterschiedliche Wiedergabe der Sterne, die zunächst als goldene Punkte vor blauem Grund stehen (wie in Urb. lat. 355) um in den mehrfarbigen Darstellungen als farbige Scheibchen mit aufgelegten goldenen Sternen zu erscheinen. Die zweite Variante entspricht der Form der Sterne bei den »Sternatlanten« nach al-Sufi (z. B. Paris, Arsenal 1036), aber auch in diesen ›nachempfundenen‹ Sternbilderzyklen des 14. Jahrhunderts (z. B. Lyon, BM, PA 45). Die Ausgestaltung der Figuren stimmt überwiegend mit Urb. lat. 355 überein, die Unterschiede sind zumeist gering. Lediglich beim Schlangenträger ist ein größerer Unterschied zu vermerken. Die riesige Schlange windet sich hier um die Taille der Figur, überkreuzt sich vor ihrem Bauch und windet sich zudem unter dem Oberschenkel des vorgestellten Beines hindurch. Dass die Schlange zwischen den Beinen hindurchgeführt wird, erinnert an die Handschriften Alfonsos X. (vgl. etwa Vat. lat. 8174). Ebenfalls mit dieser Bildergruppe stimmt die Darstellung der Jungfrau mit Flügeln überein. Wie im Urbinatus wird die Schlange nicht wirklich getragen. Der Skorpion im Vaticanus wurde der natürlichen Erscheinung des Tieres angenähert, während der Urbinatus ein merkwürdig entstelltes Wesen zeigt. Die Zwillinge stehen im Urbinatus eng beieinander, ihre Körper berühren sich, im Vaticanus wird ein deutlicher Abstand eingehalten. Die merkwürdigen Fortsätze (›Gliedmaßen‹) des Medusenhauptes in Ms. Vat. lat. 1650 haben im Urbinatus keine Entsprechung. Auch diese Beobachtungen sprechen für die Annahme, dass Urb. lat. 355 dem ursprünglichen Illustrationskonzeptes Trevets näher steht als Vat. lat. 1650, den Prototyp jedoch ebenfalls nicht in allen Teilen genau wiedergibt.
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Die Planänderung bei der Gestaltung der Miniaturen lässt erkennen, dass die ursprüngliche Konzeption als unbefriedigend, vielleicht als befremdlich empfunden wurde, obgleich sie dem natürlichen Erscheinungsbild der Sternbilder am Himmel sehr nahe kam. Allerdings standen die Figuren damit in der Sternbildertradition des Mittelalters allein. Die im Gegensatz zum authentischen Erscheinungsbild der Himmelsfiguren kaum mit dem Befund am Himmel in Übereinstimmung zu bringenden Sternmuster kennzeichnen auch diese Sternbilderdarstellungen. Letztlich mussten die farbigen Gestalten vor kontrastierendem farbigem Hintergrund mit aufgelegten Sternchenscheiben den an Buchmalerei, nicht aber an der Himmelsbeobachtung, herausgebildeten Sehgewohnheiten von Maler wie Auftraggeber weitaus mehr entgegenkommen. Prinzipiell stimmt auch die Darstellung der Gestalten vor dem dunkelblauen Grund des Himmels mit Vat. lat. 8174 überein, der italienischen Version des Libro de las estrellas fijas Alfons X. von Kastilien. Verzeichnis der Bilder fol. 2va: Ursa minor (Kleiner Bär), Bär nach links. fol. 3ra: Taurus (Stier), nach links stehend, vollständiges Rind von stämmigen Proportionen, Sterne nur im Vorderteil. fol. 3rb: Orion, nach rechts ausschreitend (wie im Sprung), die Linke vor sich erhoben, die Rechte holt mit einem Knüppel zum Schlag aus, als Kopf bedeckung ein »coif«. fol. 3va: Perseus,
halb schwebend nach links ausschreitend, den Oberkörper zurückwendend, die Waffe in der Rechten über dem Kopf schwingend, in der Linken das Medusenhaupt, von dessen Schläfen scheinen zwei Gliedmaßen auszugehen. fol. 3vb: Gemini (Zwillinge), zwei sich die Rücken zuwendende nackte Knaben, mit leicht gebeugten Knien stehend, die Arme jeweils vor sich ausgestreckt, der linke sich zum anderen umsehend. fol. 4ra: Corona borealis (Nördliche Krone), hufeisenförmig, breit, die Öffnung nach oben. fol. 4rb: Hercules, mit stark gebogenen Knien nach rechts laufend, beide Arme mit leeren Händen erhoben, kahler Kopf. fol. 56vb: Aries (Widder), nach rechts orientierter, stehender Widder, den Kopf zurückgewandt, die über seinem Rücken außerhalb der Figur stehenden Sterne mit einer vom Kopf ausgehenden Ornamentform eingebunden. fol. 57ra: Cancer (Krebs), waagrecht nach links, krabbenartig, drei zusätzliche ›Körperfortsätze‹ binden die außerhalb der Figur liegenden Sterne ein; Virgo (Jungfrau), und Libra (Waage), im quadratischen Bildfeld links die en-face stehende Jungfrau, geflügelt, sich nach links umblickend, die linke Hand wie sprechend erhoben, rechts ein unbekleideter, nach rechts gewandt hockender junger Mann, die Waage in der Linken haltend. fol. 57rb: Scorpius, waagrecht nach links orientiert, kaulquappenähnlich aber mit sechs Beinen und kleinen Zangen; Sagittarius (Schütze), nach rechts springender Kentaur, in der Linken den Bogen wie zielend vor sich haltend, die Rechte aber nicht an der Sehne, Oberkörper unbekleidet. fol. 57va: Capricornus (Steinbock), nach rechts springender Bock mit fast geraden, spitzen Hörnern, die sich überkreuzen, den Kopf zurückwendend; Aquarius (Wassermann), nach links gewandte, nackte, sitzende Jünglingsfigur, auf dem Kopf eine Mütze, mit der Rechten auf sein Gesicht weisend, in der Linken einen Topf hinter sich ausgießend. fol. 57vb: Pisces (Fische), waagrecht, gegenläufig, nicht verbunden, der untere mit einer großen, zackengeschmückten Rückenflosse; Draco (Drache), in enge Windungen gelegt, der große Hundekopf blickt nach links. fol. 58ra: Bootes (Bärenhüter), und Ursa maior (Großer Bär), im hochrechteckigen Bildfeld links, der nackte, stehende Bootes, nach rechts gewandt, die linke Hand in Kopf höhe erhoben, rechts neben ihm, der große Bär, wie ein sich auf den Hinterbeinen aufrichtender Hund, ebenfalls nach rechts blickend. fol. 179vb: Serpens (Schlange), große Schlange mit abgesetztem Kopf (keine Ohren) in umgekehrter S-Form;
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Serpentarius (Schlangenträger), nach rechts schreitend, die riesige Schlange zwischen den Beinen durchgeführt und um den Oberkörper geschlungen, die rechte Hand erhoben, die linke am Schlangenleib. fol. 180ra: Hydra (Seeschlange), u-förmig gebogen mit mehreren engen Windungen, den Kopf mit großen Ohren nach rechts oben gerichtet.
Provenienz Vielleicht der am 31. Juli 1317 in die päpstliche Bibliothek in Avignon gekommene »Liber tragediarum Senece cum expositione« (Ehrle 1890, S. 147); sicher nachweisbar in den Katalogen von 1369 und 1411 (Ehrle 1890, S. 313 und Maier 1963, S. 164). 1566 von Avignon nach Rom gebracht (Vat. lat. 8185, fol. 350r, vgl. Pellegrin 1991, S. 278, Anm. 5).
Literatur Stuart 1912, S. 13; Herrmann 1924, S. XI (Erwähnung der Handschrift); Franceschini 1938a, S. 44f.; Franceschini 1938b, S. XI und Tafel II–V (fol. 56v–58r); Ussani 1959b, S. IX, XXVIf.; Meloni 1961, S. VI, XIII, XXVI; Meloni 1962, S. IX, XVI; Maier 1963, S. 164 ; Giardina 1965, S. 35, Nr. 5; Giardina 1966, S. XVI; Philip 1968, S. 152; Palma 1973, S. 317–322; Palma 1977, S. XLIIf.; Pellegrin 1991, S. 275–278; Busonero 2001, S. 449–476. Siehe S. 105–106, Abb. 903–905
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Padua, Biblioteca Universitaria, Cod. 896 Tragoediae Senecae cum commento Nicolai Trevet 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts (nach 1315), Südfrankreich (?) Kodikologische Angaben 301 × 197 mm, III + 260 + III Folia, Pergament, zweispaltig, unaufwendige Textura von drei professionell arbeitenden Händen (Wechsel in langen Abschnitten), regelmäßige Sexternionen, rubriziert, Capitula in blau und rot, Lombarden (blau, rot) mit schlichtem Fleuronnée jeweils in der Gegenfarbe, fol. 1ra und zum Beginn der Tragödien jeweils ornamental geteilte Lombarden (blau-rot) mit Fleuronnée, vegetabilem Binnenornament und Spaltenbegleiter (rot, blau); laufende Seitentitel in Rot.
Art der Bilder Sieben Sternbilderdarstellungen als sorgfältig ausgeführte Umrisszeichnungen in quadratischen Rahmen, vielleicht zur späteren Ausführung in Deckfarben vorgesehen; fol. 58rb– 59va Lücken für acht weitere Illustrationen.
Inhalt fol. 1ra–260vb: Tragoediae Senecae cum commento Nicolai Trevet. Beginnt mit der Vorrede des Autors, die beiden vorangesetzten Briefe fehlen.
Kommentar Die Handschrift enthält nur die Senecatragödien mit dem Kommentar Trevets und sieben von 23 Illustrationen im vorderen Teil des Textes; die restlichen Bildfelder blieben leer. Es handelt sich daher um die lückenhafteste Überlieferung dieses Bildzyklus, möglicherweise auch um deren spätesten Beleg. Der Text des Paduaner Manuskriptes gehört zusammen mit dem Londoner (Kat.-Nr. 111) und der ersten Hälfte von Vat. lat. 1650 (Kat.-Nr. 109) zum α-Zweig der Überlieferung. Da der Vaticanus jedoch die Bilder des β-Zweiges aufweist, sind die Codices in London und Padua die einzigen Überlieferungsträger der Sternbilder des α-Zweiges. Diese sind gegenüber der β-Überlieferung (Urb. lat. 355 und Vat. lat. 1650) spiegelverkehrt und treten als unkolorierte Federzeich nungen auf. Der Text beginnt hier mit der Vorrede des Autors, die einleitenden Briefe an und von Nicolas Trevet wurden wohl entfernt, sie befanden sich vermutlich auf der heute nicht mehr vorhandenen ersten Lage (die Lagenzählung beginnt mit »b«, also der ehemals zweiten Lage). Ob eine Darstellung der Theaterbühne wie in Urb. lat. 355 (und wohl auch London, Society of Antiquaries, Ms. 63, siehe dort) hier ebenfalls vorhanden war, ist somit nicht mehr zu entscheiden. Die Handschrift wurde als englisch bezeichnet (Palma 1977, S. XXXIII; Billanovich 1989, S. 97), wofür sich jedoch keine hinreichend überzeugenden Merkmale benennen lassen. Wahrscheinlich wurde die Vermutung vor allem wegen der Nähe zur Londoner Handschrift
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erhoben. Die ›diffus französisch‹ wirkende Ausstattung bei einer Schrift, die durchaus auch italienische Merkmale aufweist, könnte für Südfrankreich sprechen, etwa Avignon oder Toulouse, wo französische und italienische Merkmale oftmals zusammen auftreten. Vom Erscheinungsbild her sind das nördlichere Frankreich und Italien als Herkunftsländer wohl eher unwahrscheinlich. Die Provenienz aus dem Besitz der Augustiner Eremiten in Padua dürfte sich mit einer Entstehung im Umkreis der päpstlichen Kurie wohl leichter vereinen lassen als mit einer Entstehung in England. Schriften und Ausstattungscharakter sind durchaus mit Urb. lat. 355 zu vergleichen (siehe dort). Die Zeichenweise der Figuren, die Schrift und die Tatsache, dass die Illustration mit Sternbildern schnell aufgegeben wurde, weisen auf die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts (ab 1314) als wahrscheinlichsten Entstehungszeitraum. Dass die meisten Darstellungen, weiter hinten im Codex gelegen und durch lange bildlose Passagen getrennt, wohl schlicht vergessen wurden, spricht dafür, dass Schreiber und Zeichner nicht mit dem Werk Trevets vertraut waren. Die Darstellungen der Sternbilder sind offensichtlich eng verwandt mit denen in Urb. lat. 355, ohne dass ein unmittelbarer Zusammenhang angenommen werden sollte. So erklärt sich die merkwürdige Beinhaltung des kleinen Bären wohl am ehesten mit der Ableitung von einem etwas großfüßig geratenen Bären wie Urb. lat 355, fol. 6rb. Die direkt verwandten Figuren erscheinen jedoch hier seitenverkehrt gegenüber dem Urbinatus, die Bilder stehen auch an etwas veränderten Stellen. Kleiner Bär, Stier und Orion sind jeweils um eine Stelle verschoben, so dass an der Textstelle, wo der Stier erscheinen sollte, hier Ursa minor steht, an Stelle des Orions der Stier, etc. In Urb. lat. 355 finden sich die Bilder zu Perseus und Gemini vor dem jeweiligen Abschnitt, obwohl der Hinweis auf das Bild jeweils am Ende des Abschnittes steht. In Cod. 896 dagegen wurde durch die durchgehende Verschiebung der Bildzuordnung wieder die korrekte Einfügung hergestellt. So folgt das Bild ab Perseus wieder jeweils an der Stelle, wo es genannt wird, also nach dem Schluss des betreffenden Absatzes. Da im Paduaner Codex keine Sterne eingetragen wurden (obwohl sie auch hier im Text ausdrücklich genannt und zumeist auch die Zahlen angegeben werden), ist der Abstand zu den Himmelsbildern letztlich größer. Die Bilder tendieren dazu, sich gegenüber den Sternbildern zu verselbständigen. Es ist zwar nicht auszuschließen, dass die Sterne erst bei der farbigen Anlage der Bilder ergänzt werden sollten, sehr wahrscheinlich ist dies jedoch nicht. Der Bär mit Halfter, also als zahmer Bär (›Tanzbär‹) gekennzeichnet ist auffällig, nur die späte Sterntafelhandschrift London, BL, Arundel 66 zeigt einen Bären mit Halsband. Der Ausfall von 16 der 23 Darstellungen weist schon auf das ›Aussterben‹ der wohl auf Trevet selbst zurückgehenden Illustration mit Sternbildern voraus. Auch die Entartung der Bilder – wohl nicht zuletzt ein Verständnisproblem – ist hier recht deutlich zu erkennen. Schon bald sollte eine neue Illustrationsweise der Senecatragödien entwickelt werden, die ohne Rekurs auf die Himmelsbilder auskam. Verzeichnis der Bilder fol. 3ra: Ursa minor (Kleiner Bär), halb liegend halb stehend (s. o.), im Profil nach rechts, am Kopf eine Art Halfter wie bei einem gezähmten Bären (›Tanzbär‹). fol. 3rb: Taurus (Stier), halber Stier mit eingeschlagenem Bein nach rechts. fol. 3va: Orion, nach links auf
dem linken Knie kniend, mit der Linken ein undefinierbares Instrument schwingend, »coif« (gegenüber Urb.lat. 355 sehr ähnlich aber seitenverkehrt). fol. 3vb: Perseus, nach
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rechts, kniend wie Hercules, sich umblickend zu den drei (!) Köpfen in seiner Rechten, eine nicht näher bestimmbare Waffe schwingend (wie bei Hercules, sehr ähnlich Urb. lat. 355, fol. 7ra aber seitenverkehrt). fol. 4ra: Gemini (Zwillinge), zwei jeweils geneigt stehende, sich im Taillenbereich x-förmig überkreuzende, gestikulierende Gestalten, wohl als nackte Jünglinge anzusprechen (auch hier enge Berührung mit Urb. lat. 355, hier fol. 7rb, offenbar war jedoch die direkte Vorlage nicht gut lesbar, so dass es zu dem Verständnisfehler der sich überkreuzenden Figuren kam). fol. 4rb: Corona borealis (Nördliche Krone), schwebendes, merkwürdig verformtes Oval ohne Ähnlichkeit mit dem hufeisenförmigen Gegenstand der anderen Handschriften; unmittelbar rechts daneben Hercules, kniende Figur nach links, beide Arme wie adorierend erhoben, im Gegensatz zu Urb. lat. 355 und Vat. lat. 1650 ist Hercules hier mit einer Tunika bekleidet, die Arme werden nicht so weit abgespreizt, da im gemeinsamen Rahmen mit Corona der Platz fehlte.
Provenienz Aus dem Besitz der Augustiner Eremiten in Padua; fol. 262v (Vorsatz hinten) getilgter Besitzeintrag der Paduaner Eremitani mit dem Zusatz: »prima banca versus ortum« (Standort). Der vordere Vorsatz enthält ein Textfragment aus einem Kopial- oder Schenkungsbuch. Der Text in einer Kursiven des späteren 14. Jahrhunderts nennt Erblasser, die dem Kloster etwas hinterlassen haben, hier in sekundärer Verwendung, an Anfang und Ende jeweils unvollständig (aus dem Zusammenhang genommenes Doppelblatt).
Literatur Franceschini 1938, S. 152; Pastore Stocchi 1964, S. 11–36; Kristeller 1967, S. 15; Palma 1977, S. XXXIIIf.; Palma 1973, S. 317–322; Billanovich 1989, S. 53–99; Busonero 2001, S. 466– 468. Siehe S. 105–106, Abb. 906
111.
London, Society of Antiquaries, Cod. 63 Tragoediae Senecae cum commento Nicolai Trevet England, 1. Hälfte 14. Jahrhundert (nach 1315) Kodikologische Angaben 260 × 174 mm, III + 228 + III Folia, Pergament, englische Textura einer Hand, zwei Spalten, rubriziert, Lombarden (blau, rot alternierend) mit Fleuronnée in Gegenfarbe (gängige Formen, England/ Frankreich), Capitula (blau, rot), bei den Gedichten Versalien jeweils rubriziert, nicht abgesetzt, laufende Seitentitel in Rot, zum Teil fehlende Ecken und sonstige Abweichungen mit Pergamentstücken ergänzt (19./20. Jahrhundert). Bis auf die erste und letzte Lage regelmäßige Sexternionen. Die erste Seite wurde bis auf einen kleinen Rest ausgerissen (dieser aktuell foliiert als fol. 1), davor fehlen drei weitere Blatt. Die ältere Foliierung (15. Jahrhundert) belegt ebenfalls den Verlust von insgesamt vier Blatt am Anfang des Codex. Die heutigen letzten drei Folia scheinen Einzelblätter zu sein, wobei der Text bis fol. 227vb geht, fol. 228 war wahrscheinlich Vorsatz und trägt lediglich Federproben, der Rest der letzten Lage fehlt (Hercules Oetheus).
Art der Bilder Zehn Sternbilderdarstellungen als professionell und gekonnt ausgeführte Zeichnungen, offensichtlich nicht zur farbigen Fassung angelegt, die Sterne wurden mit weißem Bolus unterlegt und blattvergoldet, die Stellen wurden offenbar mit Nadelstichen markiert, wahrscheinlich von der Vorlage durchgenadelt, fol. 150vb und 151ra drei leere Bildfelder für weitere Zeichnungen.
Inhalt fol. 1rv: größtenteils entfernt fol. 2ra–227vb: Tragoediae Senecae cum commento Nicolai Trevet. Am Anfang und Ende unvollständig. »/secundo hoc manifestat [Hercules furens, Ussani ed. 1959, S. 14, Z. 14]… – …ardens hora id est pars terra ardens que est ad meridiem. Si tellus plena pace .s. est/« (der Rest des Hercules Oetheus fehlt). Die Lemmata des Kommentars sind rot unterstrichen.
Kommentar Die am Anfang und Ende unvollständige Handschrift ähnelt der in Padua (Kat.-Nr. 110), mit der sie auch die Zugehörigkeit zum α-Zweig der Textüberlieferung verbindet (vgl. Busonero 2001, S. 455). Sie scheint den einleitenden Brief ebenfalls nicht gehabt zu haben oder er wäre auf einer ›Mini-Lage‹ gewesen, die schon sehr früh verloren gegangen wäre – vor der älteren Foliierung, also wohl vor der Mitte des 15. Jahrhunderts. Auch das Layout und die Größe liegen näher bei Padua 896 als etwa bei Urb. lat. 355. Die Datierung ergibt sich aus dem Entstehungszeitpunkt des Textes – wohl 1315 – und den stilistisch altertümlichen Zeichnungen, die schon um 1350 anachronistisch gewirkt haben dürften. Vermutlich entstand der Codex um 1320/40,
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dazu würde auch das gesamte Erscheinungsbild passen. Wenn er in England entstand – wogegen nichts spricht –, würde man am ehesten auf London tippen, wo zu dieser Zeit unter anderem in Schrift und Ausstattung französisch inspirierte Werkstätten aktiv waren. Nach dem Stemma der Textzeugen gehört die Handschrift zusammen mit dem Paduaner Codex und der ersten Hälfte des Textes (nicht unbedingt auch der Bilder) von Vat. lat. 1650 zum α-Zweig der Textüberlieferung. Möglicherweise ist die Ausführung als Strichzeichnungen ohne Kolorierung ein Kennzeichen dieses Zweiges (vgl. auch zu Vat. lat. 1650). Die Orientierung der Figuren ist wie bei Padua 896 spiegelverkehrt im Vergleich zu Urb. lat. 355. Die Zeichnungen blieben ebenfalls farblos, die Anlage der Sterne als glänzende Goldpunkte erinnert eher an den Urbinatus. Ein Zusammenhang der drei Handschriften ist offensichtlich, hätte man die Sternbildern auch aus anderen Quellen ergänzt, so wären die Merkwürdigkeiten die Ms. 63 mit den beiden anderen Handschriften teilt unerklärlich. Ein unscheinbares Detail gibt einen interessanten Hinweis: fol. 228r findet sich unter den Federproben eine kleine Skizze, ein doppelkonturiger Halbkreis, nach rechts offen und in seinem Zentrum ein kleines ›Häuschen‹. Der Halbkreis hat die Beischrift »teater«, das Häuschen »scena«. Entweder die Handschrift selbst (verlorene Blätter) oder eine andere Vorlage muss wohl eine Darstellung in der Art von Urb. lat. 355, fol. 1v enthalten haben, die dazu anregte, hier noch einmal die ›Bühne‹ zu skizzieren. Willetts datiert die Notizen und die Skizze auf 16./17. Jahrhundert, sie gehören aber mit Sicherheit zumindest ins 15. Jahrhundert, selbst das spätere 14. Jahrhundert wäre wohl nicht völlig auszuschließen. Ob der Urheber dieser Zufügung sich von heute verlorenen Teilen des Codex selbst inspirieren ließ oder von einer Verwandten des Urb. lat. 355, und damit des β-Zweiges der Überlieferung, dürfte kaum mehr zu entscheiden sein. Die Hypothese, dass es Urb. lat. 355 (der im 15. Jahrhundert bereits in Montefeltro-Besitz gelangte) selbst war, scheint nicht sehr plausibel. Die Wahrscheinlichkeit spricht wohl eher für die Annahme, dass die Darstellung des »Theaters« im Urbinatus ursprünglich kein Unikat war (vgl. auch zur verlorenen ersten Lage in Padua, BU, Cod. 896). Merkwürdigerweise ließ der Textschreiber die Anzahl der Sterne bei Aries, Cancer, Libra und Ursa maior jeweils aus (z. B. fol. 46ra »…ponderans et Iovi presentans, habet duo signa, lucent … stellis, ut patet in subjecta figura«. Das Bild folgt jeweils direkt dem entsprechenden Textabschnitt, wie es dem Verweis auf die »figura subjecta« ja auch entspricht. Der folgende Satz, der noch erklärt, dass 25 Sterne zu Virgo und 18 Sterne zu Libra gehören (Urb. lat. 355, fol. 52rb), fehlt hier ganz, wie auch das Bild der Jungfrau. Die kombinierte Miniatur von Virgo und Libra wurde somit vereinfacht, auch im Bildrahmen des Großen Bären wurde der stehende Bootes eliminiert. Es fällt auf, dass von den Sternbildern vor allem die menschlichen Figuren übergangen werden, während bei den Tieren geringere Verluste festzustellen sind. Die Konturen der Zeichnungen sind mit Nadelstichen markiert. Da die Striche der Federzeichnung sichtlich auf die kleinen Löcher reagierten, kann man schließen, dass die Darstellungen von einer Vorlage durchgenadelt wurden. Dabei konnte natürlich auch eine Spiegelung zustande kommen (vgl. aber Padua, BU, ms. 896). Auch die Sternpunkte wurden durchgenadelt, wie man von der Rückseite her sehen kann. Wahrscheinlich wurden sie an einigen Stellen jedoch auch noch einmal angestochen um sie abermals zu kopieren, denn an einigen Stellen wurde dabei die Vergoldung beschädigt. In den meisten Fällen ist der feine Stich jedoch nur von hinten zusehen, vorne überdeckte ihn der Bolus. Es scheinen alle Sternbilder so übertragen worden zu sein. Die leeren Stellen auf fol. 150 und 151 zeigen keine Einstiche, vermutlich
111. London, Society of Antiquaries, Cod. 63
waren sie schon in der Vorlage ausgefallen. Alle Nadelstiche sind sehr fein und unauffällig, der Zeichner hielt sich jedoch nicht ganz sklavisch daran, sondern entwickelte durchaus seinen eigenen Strich. Er dürfte von seinen zeichnerischen Fähigkeiten her kaum auf die mechanische Methode angewiesen gewesen sein, wendete sie aber vielleicht an, um die unvertraute Vorlage getreu zu reproduzieren. Dies erklärt auch die genaue Übernahme der merkwürdigen ›Fortsätze‹ zur Anbindung von außerhalb der Figur liegenden Sternen. Im Vergleich zu Urb. lat. 355 und Vat. lat. 1650 sind die Figuren überwiegend seitenverkehrt, das heißt nicht in der ›Globusansicht‹, sondern in der natürlichen Anordnung. Allerdings sind sie von der Gestaltung der Figuren in antiker Tradition weit entfernt. Von der Anordnung der Sterne am Himmel ist der Abstand weniger deutlich, charakteristische Grundmuster bleiben durchaus erhalten. Vergleicht man die Sternanordnungen mit den aus arabischen Quellen herzuleitenden Sternatlanten (Prag, Berlin, Gotha), so fallen Gemeinsamkeiten der Muster durchaus ins Auge: das leicht verschobene Rechteck im Körper des Krebses (Praesepe fehlt jedoch); die schräg über den Oberkörper laufende Sternreihe mit zwei weiteren, darüber liegenden Sternen in der vorgeschobenen Schulter des Schützen wie auch die Sterne im ›Stirnband‹ (hier als abstrakte Form); die Sterne des kleinen Bären lassen »Wagenkasten« und »Deichsel-« oder »Schwanzsterne« klar erkennen. Trotz der mechanischen Übertragung der Darstellungen machen sich Entstellungen bemerkbar. Der Schütze hat seinen Pferdeleib verloren, behielt aber die ausholende Schreitstellung der auf arabische Quellen fußenden Sterntafelillustrationen. Angesichts der doch recht verderbten Bilder ist es eher wenig wahrscheinlich, dass sie gegenüber den beiden vatikanischen Handschriften bewusst umgekehrt wurden, um den Sternbildern am Himmel näher zu kommen. Wahrscheinlicher scheint es zu sein, dass die Verkehrung eine Folge des rein mechanischen Kopiervorganges ist. Man kann wohl davon ausgehen, dass dem Zeichner entweder Sternbilderdarstellungen unvertraut waren, oder, dass er die Trevet-Bilder nicht direkt mit diesen in Verbindung brachte. Verzeichnis der Bilder fol. 45vb: Aries (Widder), nach links lagernd, den Kopf zurückwendend, von der Stirn
ausgehend ein merkwürdiger Fortsatz (vgl. Urb. lat. 355, fol. 52ra, seitenverkehrt), 21 Sterne. fol. 45vb: Cancer (Krebs), käferartiges Tier nach rechts, vergleichbar wie im Urbinatus aber auch hier seitenverkehrt, 8 Sterne, deren Anordnung deutlich anders als in Urb. lat. 355. fol. 46ra: Libra (Waage), in halb hockender Stellung nach links gewandte, nackte Gestalt als Waagenhalter, eher weiblich, aber ohne Brüste, langes offenes Haar, die Balkenwaage in der Rechten, 18 Sterne (Urb. lat. 355: nach rechts, 17 Sterne eingezeichnet). fol. 46ra: Scorpius, waagrecht nach rechts, salamanderartig mit sechs Beinen, 16 Sterne (Text: 17). fol. 46rb: Sagittarius (Schütze), sehr entstellt, kauernder, nach links schauender nackter Mann, in der Rechten einen leicht gebogenen, dicken Stab (war der Bogen) und einen dicken Pfeil haltend, die Linke hängt herab, von Kopf und Rücken gehen ornamentale Formen aus, das Ganze wurde offensichtlich nicht verstanden. fol. 46rb: Capricornus (Steinbock), Haltung wie bei Aries, aber rechtes Vorderbein aufgesetzt, kurze, leicht gebogene Hörner, 28 Sterne. fol. 46va: Aquila (Adler), nach links orientiert, Flügel ausgebreitet, auf einem Knüppel (!) stehend, über ihn spannt sich ein Halbkreis, keine Sterne eingezeichnet (im Text Zahl mit 25 angegeben). fol. 46va: Pisces (Fische), zwei an den Schwanzflossen durch ein breites Band verbundene Fische, Anordnung jedoch dem Typ ›waagrecht gegenläufig‹ angenähert (hier nicht genau parallel), 34 Sterne (Text: 31). fol. 46vb:
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großer, nach links gewandter Bär, recht natürlich, die rechte Vordertatze hebend, mit etwas gutem Willen kann man den Waagen anhand der Sterne erkennen.
Provenienz Herkunft ungeklärt. 1798 von George Allan der Society of Antiquaries geschenkt (Eintrag fol. 2r unten).
Literatur Palma 1977, S. IXXXf.; Willetts 2000, S. 30; Busonero 2001, S. 468f. Siehe S. 105–106
112.
Göttweig, Stiftsbibliothek, Cod. 146 (rot), 190 (schwarz) Aratea (Recensio interpolata, Aratea des Cicero mit Scholien nach Hyginus) Oberitalien, 2. Drittel 15. Jahrhundert Kodikologische Angaben 368 × 256 mm, 31 Folia, Pergament, Lagen unregelmäßig (wohl nicht mehr vollständig): (fol.1–6) unklar ob Ternio, Lagenmitte fol. 3v/4r, Quaternio (fol. 7–14), Doppelblatt (fol. 15–16), Ternio (fol. 17–22), Quaternio (fol. 23–30), Einzelblatt (fol. 31); einspaltig zu 38 Zeilen in italienischer Rotunda beschrieben, Titel in roten Majuskeln, die etwas größer als die Textschrift sind; Fleuronée-Initialen zur Markierung der Textanfänge.
Art der Bilder Zwei unvollständige Sternbilderzyklen, jeweils ohne Angabe der Sterne: a) zur Recensio interpolata (fol. 6r Himmelsglobus – fol. 16r Anticanis/Vorhund; b) zu den Aratea des Cicero als Scholia figurata (fol. 17r Dreieck – fol. 30r Sol, Luna), überwiegend in unterschiedlich deckend aufgetragenen Farben, nur die Illustrationen auf fol. 29r und 29v als unkolorierte Zeichnungen.
Inhalt fol. 1r–16v: fol. 1r–3r: fol. 3v: fol. 4r: fol. 4v: fol. 4v–5v: fol. 5v–6r: fol. 6v: fol. 17r–31v:
Recensio interpolata (Maass ed. 1898, S. 102ff.; Breysig ed. 1867, S. 105ff., 221ff.) Arati ea quae videntur ostensionem Alia descriptio praefationis Arati genus De caeli positione De stellis fixis et stantibus Involutio sphaerae Vertices extremos circa quos sphaera caeli Aratea des Cicero (Soubiran ed. 1972) und Scholia figurata nach Hygin (Kauffmann ed. 1888)
Kommentar Der im Benediktinerstift Göttweig auf bewahrte Codex vereinigt zwei lateinische Aratea-Fassungen: die sogenannte Recensio interpolata, eine in karolingischer Zeit weit verbreitete frühmittelalterliche Überarbeitung des Aratus latinus und die weit seltener überlieferte Übersetzung des Cicero mit den als Figurentexten gestalteten, mythologischen Erläuterungen aus De astronomia von Hyginus nach dem Vorbild der karolingischen Handschrift aus Aachen (London, BL., Ms. Harl. 647, Bd. I, Kat.-Nr. 28, S. 321–326). Beide Texte sind durch zahlreiche in Deckfarben ausgeführte Miniaturen illustriert. Im Vergleich mit anderen Handschriften dieser Texte sind die Bilderreihen unvollständig, und lassen darauf schließen, dass die Göttweiger Handschrift im heutigen Zustand ein Fragment ist und ursprünglich außer weiteren Bildern möglicherweise auch weitere Texte enthielt.
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Die Schrift, der Stil der Initialornamentik und der Miniaturen weisen nach Kerscher (1988, S. 34 und Anm. 98–105) auf eine Entstehung des Codex in der Mitte des 15. Jahrhunderts in Oberitalien, am ehesten im Raum zwischen Bologna, Modena, Padua und Ferrara. Etwa gleichzeitig zur Entstehung der Handschrift berichtet 1442 Cyriacus d’Ancona von einem »Arati liber antiquissimus«, den er bei einer Reise auf der Suche nach Altertümern in der Kapitularbibliothek von Vercelli entdeckt hat und aus dem er wenige Passagen notiert. Als das Exzerpt im 18. Jahrhundert durch Olivierus veröffentlicht wurde, war die beschriebene Handschrift bereits verschollen. Die Auszüge des Cyriacus decken sich weitgehend mit den Scholien zu den Ciceroversen der Göttweiger Handschrift. Zum Wassermann notiert er die Scholien aus dem Bild (nach Hyginus II, 29 und III, 28) und anschließend noch die vier Verse von Cicero (XXXIII, 55–58, Soubiran ed. 1972, S. 169), also alle Texte auf fol. 20r. Genauso verfährt er bei Perseus auf fol. 18r; am Anfang stehen die Scholien aus dem Bild (Hyginus II, 12), wobei er den Text aus dem vom Betrachter aus rechten Arm fälschlich hinten anhängt, anstatt ihn an die Sätze aus dem linken Arm anzuschließen; danach folgen die sieben Verse des Cicero (XXXIII, 20–26, Soubiran ed. 1972, S. 167) Zu den Fischen schreibt er jedoch ausschließlich die Scholien des Bildes ab. (Hyginus II, 30 und den ersten Teil von III, 29). Die Notizen des Cyriacus d’Ancona weisen zu den Auszügen im Harleianus 647 einige wenige Differenzen auf (Kaufmann 1888, Kerscher 1988). Sie sind aber so geringfügig, dass man nicht wie Kaufmannn und Kerscher von einem weiteren Archetyp ausgehen muss, sondern es handelt sich eher um Verlesungen, die bereits im 10. Jahrhundert, als die Handschrift aus Vercelli vom Harleianus kopiert wurde, aufgetreten sein können. Die Texte der Figurengedichte im Harleianus 647 waren zudem vermutlich auch schon damals nicht mehr sehr gut lesbar. Die Erläuterungen zum Delfin, die Cyriacus als erstes notiert, stammen aber aus der Recensio interpolata (Maass ed. 1898, S. 244f ). Deshalb muss der Codex in Vercelli beide Texte enthalten haben und das Göttweiger Manuskript ist mit großer Sicherheit eine direkte Kopie davon. Auch Reeve (1980) nimmt eine direkte Abhängigkeit der beiden Handschriften an. Der Vercellensis ist vermutlich im 10. Jahrhundert in der Abtei von Fleury entstanden. (s. Bd. I, S. 89ff.) Bemerkenswert ist auch das große Format der Göttweiger Handschrift, das in etwa dem karolingischen Original entspricht. Als Überschrift zur Passage, die vom Delfin handelt, schreibt Cyriacus »super Delphini figuram«. Der Text stand also oberhalb der Miniatur und genau dies ist bei den Seiten mit der Recensio interpolata auch der Fall. Das Bild des Perseus wird von ihm sogar beschrieben: »Item in Arati libro ad figuram egregiam Persei taleati et dextera Medusae caput sinistra vero gladium gerentis.« Dies entspricht genau der Darstellung auf fol. 18r. Vermutlich steht die in Göttweig erhaltene, sehr getreue Kopie in direktem Zusammenhang mit dem Fund des Cyriacus. Die Sternbilderdarstellungen der Göttweiger Handschrift sind in Deckfarben ausgeführt, die unterschiedlich deckend aufgetragen wurden. Charakteristisch sind das helle Blau und Rosa. Einige Bilder (z. B. Bootes oder der Fuhrmann) wurden anschließend mit einem durchsichtigen Lack fixiert. Die meisten Bilder finden sich in Abständen zwischen dem Text, manche aber auch seitlich neben der in diesen Fällen schmaleren Textspalte (Nördliche Krone, Schlangenträger, Skorpion, Bootes, Jungfrau, Lyra, Wassermann). Entsprechend der Tradition folgen die Sternblider zur Recensio interpolata auf die Passage, in denen sie beschrieben werden, während die Illustrationen zu Cicero ihrer Textstelle vorangestellt sind. Am Kentaur lässt sich erkennen, dass die Illustra-
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tionen vor dem Text, oder im Wechsel mit dem Text ausgeführt wurden, da die Schrift den Hufen ausweicht. Die Recensio interpolata wird ansonsten von kleinformatigen Zeichnungen begleitet. Die farbigen Bilder dieser Handschrift sind offensichtlich den sehr viel aufwendigeren Illustrationen des Cicero-Textes angeglichen. In beiden Zyklen dominieren die Miniaturen die Seiten und die Figuren stehen ohne Rahmen vor dem Pergamentgrund. Die Darstellungen zur Recensio interpolata enthalten zahlreiche Details, die eine große Nähe zu dem antiken Original erkennen lassen, das sich im frühen Mittelalter im Kloster Corbie befunden haben muss (s. Bd. I, S. 75ff.). Dies wird beispielsweise an Schmuckformen der Kleidung oder an der Gewandführung der Jungfrau deutlich. Bei den Bildern des Cicero-Textes gibt es gegenüber dem karolingischen Vorbild einige Veränderungen, die aber durchweg als Korrekturen in der Vercelli-Handschrift des 10. Jahrhunderts zu verstehen sind und Widersprüche zwischen den beiden Zyklen ausgleichen sollten. So zeigt man Orion nicht als frontale, stehende Gestalt, sondern als Rückenfigur mit verhülltem Arm und weit nach hinten ausholendem Schwert, wie es für die Recensio interpolata typisch ist. Ähnliches passiert bei Perseus, der jetzt das Medusenhaupt in der voran gestreckten Rechten trägt. Bei dem Schiff Argo ergänzt man ein Haus hinter dem Mast und den Planetenbüsten werden einige zusätzliche Attribute hinzugefügt. Die auffällig abstehenden Haare beim Schützen und beim Kentauren erinnern an die Bilder einer wichtigen Handschrift des 10. Jahrhunderts aus Fleury (Paris, BN, Ms. 5543, Bd. I, Kat.-Nr. 44, S. 422–429). Auch die kräftigen Konturen, welche die als Figurengedichte angelegten Darstellungen teilweise umrahmen, gehen nicht auf das karolingische Vorbild, sondern sicherlich auf den Maler des 10. Jahrhunderts zurück. Daneben finden sich in beiden Zyklen Ergänzungen, die das Ambiente der Figuren andeuten und zu einer Wiedergabe von Sternbildern eigentlich nicht passen. So ist bei der Recensio interpolata hinter Hercules eine zweite Pf lanze ergänzt worden; Bootes steht auf einem Wiesenstück; hinter den Felsen der Andromeda sieht man das Meer und bei Perseus ist unter dem Haupt der Medusa ein stilisierter Felsen wiedergegeben, auf den das Blut tropft. Bei den CiceroIllustrationen steht der Wassermann auf einem welligen Erdboden und Argo schwimmt in einer Meeresbucht, die das Schiff völlig umfängt. In dieser Form gehen jene Elemente sehr wahrscheinlich auf den Kopisten des 15. Jahrhunderts zurück, auch wenn das Wasser unter der Argo oder eine Bodenlinie unter Bootes vielleicht schon im Vercelli-Codex angegeben waren. Die Erdhügel unter dem Wassermann gehen sicherlich auf den Wasserstrahl zurück, der sich unter den Füßen fortsetzte. Neben der Figur des Cepheus steht im ersten Zyklus als zweiter Name Euripides. Dies kann nur als ein Bezug auf ein verlorenes Drama des griechischen Tragödiendichters Euripides (ca. 480–406 v. Chr.) verstanden werden, das sich unter dem Titel Andromeda dem Geschehen um Perseus und die schöne Königstochter widmete. Dieses Drama ist zwar nur aus Verweisen bekannt, doch gerade deshalb hat wohl die Wiedergabe der Hauptpersonen in dieser Handschrift im 15. Jahrhundert ein eigenes Interesse auf sich gezogen. Aus diesem Grund hat man Cepheus, Cassiopeia und Andromeda auch mit Nimben ausgezeichnet und damit als zusammenhängende Gruppe hervorgehoben. Der Wassermann erhielt seinen Nimbus vermutlich an Stelle des Perseus aufgrund eines Versehens des Malers. In einer nach der Göttweiger Handschrift angefertigten, weiteren Kopie sind auch die hier nicht erhaltenen Zwillinge zusätzlich mit den antiken Namen Castor und Pollux bezeichnet (s. Kat.-Nr. 113).
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Wie erwähnt, sind beide Sternbilderzyklen heute unvollständig. Im Vergleich zum relativ authentischen Zyklus der Recensio interpolata in einer Pariser Handschrift des 9. Jahrhunderts (Paris, BN, Ms. lat. 12957, Bd. I, Kat.-Nr. 47, S. 442–448), fehlen dem Göttweiger Zyklus zwei Hemisphären mit dem entsprechenden Text (ein Doppelblatt zwischen fol. 3 und 4), Zwillinge, Krebs und Löwe (ein Blatt nach fol. 9), Schütze, Adler, Delfin, Orion, Sirius, Hase, Argo, Cetus, Eridanus (ca. zwei Blätter zwischen fol. 14 und 15), Planeten, Sol, Luna, Tierkreis und Milchstraße (nach fol. 16). Verzeichnis der Bilder fol. 6r: Himmelsglobus. fol. 6v: Ursa maior (Großer Bär), nach links gewandt stehend, mit geöffnetem Maul, buckligem Rücken. fol. 7r: Ursa minor (Kleiner Bär), nach links laufend. fol. 7v: Draco, Ursae (Schlange und Bären), beschreibt von unten nach oben
kriechend drei Windungen; mit der zweiten Windung von oben schließt sie kleinen Bär ein, mit der untersten Windung den aufrecht stehenden großen Bär. fol. 8r: Hercules, nach links gerichtet, knieend, nackt, über seinem vorgestreckten linken Arm hängt tuchartig Löwenfell mit Löwenkopf, vor ihm Schlange im Baum der Hesperiden, die er mit Messer in seiner rechten Hand bedroht, hinter ihm weitere Pflanze. fol. 8v: Corona (Nördliche Krone), kreisrunder Zweig mit Blatt- oder Astansätzen und mit 8 Edelsteinen besetzt; Serpentarius (Schlagenträger), nackt, in Rückenansicht, in Schrittstellung auf dem Skorpion stehend, hält die um seine Taille gewundene vor ihm aufgerichtete Schlange mit beiden Händen, vor und hinter sich, fest. fol. 9r: Scorpius (Skorpion), in Aufsicht, Scheren zeigen nach links; Bootes, in Rückansicht, in breiter Schrittstellung auf einem Grund mit hohem Gras stehend, lediglich mit einem kurzen Rock bekleidet, ausgestreckter linker Arm von Tuch bedeckt, in seiner nach hinten gestreckten rechten Hand hält er gekrümmten Ast empor. fol. 9v: Virgo, en-face, in aufrechtem Stand, das hochfrisierte Haar schmücken nimbusähnlich 5 Blüten; sie trägt langes Untergewand mit trichterartigen Ärmeln und nach antikem Muster angelegtes stoffreiches Obergewand, das ihre linke Schulter bedeckt und vom linken Arm fällt, in ihrer rechten Hand hält sie einen Zweig, in der linken Hand eine Waage. fol. 10r: Agitator (Fuhrmann), nach rechts gewandt kniend, mit seiner rechten Hand mit der Peitsche wie zum Schlag ausholend, auf dem zur anderen Seite ausgestreckten Arm zwei sich gegenüberstehende Böckchen, unter seinem Arm steht die Ziege, Kopf von großem Nimbus umgeben, trägt lange anliegendes Untergewand und kurzes mit breiten Borten besetztes Obergewand, und ein von seiner linken Schulter nach hinten wehendes Tuch; Taurus (Stier), halb, nach rechts schauend. fol. 10v: Cepheus (»Euripides«), von vorn, in breitbeinigem Stand, die Arme zur Seite ausbreitend, nimbiert, trägt helmartige Mütze (Tiara), Beinkleider, knielanges Gewand und Manteltuch, von dem über beide Schultern ein Zipfel nach vorn fällt. fol. 11r: Cassiopeia, frontal zum Betrachter mit zur Seite gebreiteten Armen auf einem Kastenthron mit eckiger Lehne und Fußbank und einem Polster thronend, nimbiert, trägt helmartige Tiara, Blüten im Haar, langärmeliges Untergewand mit rundem Kragen, trichterartigen Ärmeln und ebensolchen Ringen am Oberarm, darüber Schal und über Schoß und Beine ein Tuch, in der Taille gegürtet. fol. 11v: Andromeda, aufrecht und frontal zum Betrachter gewandt mit ausgebreiteten Armen zwischen zwei hohen Pflanzen auf Wiesengrund stehend, dahinter das Meer, nimbiert, in durchscheinendem mit Bändern (wie Hosenträger) besetzten Untergewand, hinterfangen von einem langen Gewand dessen Ärmel über ihre Arme nach hinten hängen. fol. 12r: Pegasus : nach rechts galoppierende, geflügelte Pferdehälfte; Aries (Widder), nach links laufend, dabei zurückschauend, um die Mitte ein trichterartiger, wie ein Schild oben und unten
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zugespitzter Ring. fol. 12v: Deltoton (Dreieck), breiter Rahmen durch Zick-Zackmuster ornamentiert, innen farbig gefüllt; Pisces (Fische), übereinander in entgegengesetzte Richtung schwimmend, von Maul zu Maul durch ein dünnes Band verbunden, am Rücken jeweils Kamm aus spitzen kleinen Flossen. fol. 13r: Perseus, nach links laufend, im Profil, in der zurückgestreckten rechten Hand die Harpe, vor sich das abgeschlagene der Medusa am flammenartigen Haar haltend, aus dem Hals der Medusa tropft Blut auf einen kleinen Steinhügel, Perseus träg Phrygiermütze, ein seine linke Schulter bedeckendes von der rechte Schulter abflatterndes Tuch und Flügelschuhe. fol. 13v: Peiades (Plejaden), sieben Frauenbüsten in Medaillons, die in drei Spalten (zu zwei, zu drei, zu zwei) angeordnet sind, alternierend in einen gelben und einen roten Schleier gehüllt. fol. 14r: Lyra, kastenförmig, an den Seiten zusätzlich zwei Hörner, untere Kante mit Lilienornament verziert; Cygnus (Schwan), nach rechts, seinen rechten Flügel und sein rechtes Bein anhebend. fol. 14v: Aquarius (Wassermann), nach rechts vorne laufend, mit beiden Händen vor sich eine Urne ausgießend, nimbiert, trägt helmartige Mütze, Hosen und über den bloßen Oberkörper einen üppigen Schultermantel; Capricornus (Steinbock), nach links gerichtet lagernd. fol. 15r: Piscis (Südfisch), auf dem Rücken liegend, mit leicht geöffnetem Maul; Ara (Räucheraltar), auf vier Füßen stehender, dreigeschossiger Turm, erstes Geschoss gemauert, zweites Geschoss mit Triforium Fenstern, oberstes Geschoss zylindrisch mit Flamme. fol. 15v: Centaurus (Kentaur), nach rechts schreitend, dem Betrachter den Rücken zuwendend, hält vor sich in seiner rechten Hand einen Hasen, und an einem an die linke Schulter gelehnten Stab weiteren kleinen Hasen, linke Schulter und Arm in ein Tuch gehüllt, das sich nach hinten auf bauscht. fol. 16r: Hydra, Crater, Corvus (Schlange, Mischkrug, Rabe), Schlange nach links kriechend; Anticanis (Vorhund), nach links springend, mit geöffneter Schnauze und heraushängender Zunge. fol. 17r: Deltoton (Dreieck), gleichschenklig, spitzwinklig. fol. 17v: Pisces (Fische), übereinander, in entgegengesetzte Richtung schwimmend, von Maul zu Maul durch Band verbunden. fol. 18r: Perseus, in Vorderansicht, dabei den Kopf nach links ins Profil wendend, am Kopf und an den Fersen geflügelt, nackt bis auf ein Manteltuch, das sich hinter seinem linken Arm schlängelt, mit seiner rechten Hand vor sich das Medusenhaupt am Haarschopf haltend, in der anderen Hand die Harpe. fol. 18v: Pleiades (Plejaden), sieben rosettenförmig angeordnete Frauenköpfe. fol. 19r: Lyra, Saiten zwischen zwei Hörnern, hoher Resonanzkörper mit wellig geschwungenem Rand. fol. 19v: Cygnus (Schwan), in Seitenansicht, nach links orientiert, mit geducktem Hals und erhobenen Flügeln. fol. 20r: Aquarius (Wassermann), en-face, aufrecht auf einem Tuch stehend, nackt bis auf ein von der Schulter nach beiden Seiten herabfallendes am Saum aufgeblähtes Manteltuch, trägt helmartig Mütze, kippt mit seiner nach links ausgestreckten Hand Wasser aus einer Urne, Wasser bildet unten eine Pfütze. fol. 20v: Capricornus (Steinbock), nach links gerichtet, lagernd. fol. 21r: Sagittarius (Schütze), nach links eilender bogenspannender Kentaur, mit wildem flammenartigem Haar, von seiner linken Schulter flattert schmales Tuch nach hinten. fol. 21v: Sagitta (Pfeil und Bogen), sigmaförmiger Bogen. fol. 22r: Aquila (Adler). fol. 22v: Delphinus (Delfin), frontal zum Betrachter, den Kopf nach rechts drehend, mit wie zum Flug ausgebreiteten Flügeln, mit struppige Kopffedern, von links oben schräg nach rechts unten schwimmend. fol. 23r: Orion. fol. 23v: unter einem Rundtempel mit konischem Dach auf vier Säulen, Orion (vollständig koloriert): rückansichtiger Jüngling, in breiter Schrittstellung, nimbiert, in kurzer gegürteter Tunika, Beinkleidern und Stiefeln, und einem die linke Seite und Arm verhüllenden Paludamentum, das Schwert in der rechten Hand zum Schlag erhebend; fol. 23v: Canis (Sirius), nach links springend, im Profil, ohne Strahlenkranz um Kopf. fol. 24r: Lepus (Hase), nach links eilend; Argo: hohes Ruderboot mit kurzem Mast und vorhangähnlichem Segel und einem Häuschen an Bord,
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in einem von Ufer rings umgebenem Gewässer. fol. 24v: Cetus (Seeungeheuer), nach links gerichtet lagernd. fol. 25r: Eridanus, auf dem Boden mit aufgerichtetem dem Betrachter zugewandtem Oberkörper lagernder Jüngling, mit seiner rechten Hand zur Seite weisend, mit dem linken Arm sich auf eine Urne stützend, der Wasser entströmt, in der Hand einen Schilfstengel, der an seine Schulter lehnt und ihn überragt, Füße und Beine bis zu den Knieen sind in ein Manteltuch gehüllt. fol. 25v: Piscis (Südfisch), nach links schwimmend; Ara (Räucheraltar), Kubus mit gestufter Basis und Platte. fol. 26r: Centaurus (Kentaur), nach links schreitend, mit flammenartigem, wirrem Haar, vor sich ein Beutetier an den Füßen präsentierend, im linken Arm einen langen einem Kreuzszepter ähnlichen Stab haltend, an dem ein kleiner Hase hängt, von der linken Schulter weht fransiges Fell. fol. 26v: Hydra, Crater, Corvus (Schlange, Mischkrug, Rabe), nach links kriechend. fol. 27r: Anticanis (Vorhund), nach links springend. fol. 27v: fünf Planeten (im Vergleich zu den übrigen Seiten wurde fol. 27v auf dem Kopf stehend kopiert), in Form eines Andreas-Kreuzes angeordnet, Planeten als nimbierte Büsten in einem Medaillon, Scholien in von breiten Konturen gerahmten Rauten eingepasst, Jupiter, bärtig und mit helmartiger Kappe auf üppigem Haar, Saturn bärtig, mit dunkler Kapuze, Mars behelmt, Venus ohne Attribute und eher männlich, Merkur mit Kopfflügeln und Caduceus. fol. 29r: vier Büsten (zwei Winde, zwei Jahreszeiten), gezeichnet, im Anschluss an V.319 nam gerit hic volvens bis sex ardentia signa und seitlich von den drei Versen (V.320–323) estiferem pandens … corpore virgo; links von den drei Versen zwei männliche Büsten, im Profil nach rechts gewendet, mit üppigem wirrem Haar, die untere, etwas nach innen versetzte, mit Bart; auf der rechten Seite, spiegelbildlich angeordnet, zwei weibliche Büsten, en-face, die untere mit einem nicht bestimmbarem Attribut (vielleicht einem missverstandenen Füllhorn). fol. 29v: vier Büsten (zwei Winde, zwei Jahreszeiten), im Anschluss an V.325 auf fol. 29r und an den Eckpunkten um die drei Verse V.226–228 post hunc ore … ludere pisces platziert; als Federzeichnung, links zwei männliche Köpfe im Profil, rechts zwei nach vorn blickende Frauenbüste, beide mit einem Attribut vor ihrer linken Schulter. fol. 30r: Sol (Sonne), aufrecht und dem Betrachter frontal zugewendet auf einem nach rechts fahrenden von der Seite gezeigten, vierspännigen Wagen stehend und diesen mit seiner linken Hand lenkend, in der anderen Hand zugleich Fackel und eine Peitsche haltend, Kopf ist von orangen flammenartig züngelnden Haaren umgeben, trägt kurzen orangen Rock, darüber kurzen, stoffreichen, nach hinten flatternden dunklen Mantel und vom Hals nach hinten wehendes Tuch, Wagen besteht aus einem gebogenen Brett mit zwei Rädern und wird von zwei hintereinander angespannten Pferdepaaren gezogen; Luna (Mond), in aufrechtem Stand ein nach links eilendes Ochsen-Zweigespann führend, in Seitenansicht, Luna hält außer den Zügeln in jeder Hand eine brennende Fackel, auf ihrem Scheitel die Mondsichel, von ihrem Kopf fällt langer blauer Schleier herab, trägt langes ärmelloses blaues Gewand; der Wagen entspricht dem Wagen von Sol.
Provenienz Wie und wann die Handschrift von ihrem Entstehungsort in Italien in das Stift Göttweig gelangte, ist ungewiss. Ihr Blauschnitt entspricht anderen Handschriften des Stiftes und könnte ein Indiz dafür sein, dass sie bereits im Barock zum Bestand der Stiftsbibliothek gehörte. In dieser Zeit fanden mehrere italienische Manuskripte Eingang in die Stiftsbibliothek, so unter Abt Gottfried Bessel (1714–1749), der seine Handschriften jedoch mit einem eigenen Einband versehen ließ, oder aus dem Nachlass seines Bruders.
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Literatur Olivierus 1763; Werl 1843, S. 394; Tietze1907, S. 498–500, Abb. 388 (Aquarius), 389 (Sol et Luna); Hauber 1916, S. 17, Nr. 1; Seznec 1940, Abb. 57 (Centaurus); Byvanck 1949, S. 213, Nr. 35 und S. 222, Nr. 73; Reeve 1980, S. 509–511; Kerscher 1988, S. 38f., 41, 46–48, 50–96; Götter, Heroen, Herrscher in Lykien 1990, S. 148, 151 Abb. 39k; Stift Göttweig, Ausst.-Kat. 1996, S. 130–132, Abb. von fol. 9v/10r, fol. 19v/20r. Siehe S. 107–109, Taf. 101–105, Abb. 907–929
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Siena, Biblioteca Comunale degli Intronati, Ms. L. IV. 25 Recensio interpolata Italien, 2. Drittel 15. Jahrhundert Kodikologische Angaben 367 × 259 mm, Pergament, acht Folia, wechselnde Anzahl von Langzeilen, gotische Minuskel (Rotunda); 3zeilige Lombarden (rot-blau alternierend) mit sorgfältigem und professionell gestaltetem Fleuronnée (rot-violett alternierend), Rubriken, Namensbeischriften zu den Sternbildern in Rot. Die insgesamt vier Doppelblätter bildeten ursprünglich ein Quaternio, heute ist das ursprünglich zweite Doppelblatt herausgelöst und als eigene Lage hinten angefügt. Die neuzeitlichen Vorsätze bilden zusammen ein Doppelblatt und umschließen das Ganze. Moderner Einband.
Art der Bilder Unvollständiger Sternbilderzyklus in farbigen Miniaturen ohne Rahmung nach der Vorlage von Göttweig, Cod.146.
Inhalt fol. 1r–8v:
Scholia Sangermanensia (Maass ed. S. 190–238). Fragment, an Anfang und Ende unvollständig: Serpentem a Iunonem ad custodienda aurea…; fol. 6v endet unvollständig: de qua prefata habet stellas… Ursprüngliche Reihenfolge der Blätter: 1, 2, 7, 3, 4, 8, 5, 6.
Kommentar Die Recensio Interpolata mit ihren Illustrationen stimmt sowohl in der Darstellung der Figuren als auch im Layout von Text und Bildern sehr genau mit Göttweig, Stiftsbibliothek, Cod. 146, fol. 1r–16v überein (s. Kat.-Nr. 112). Diese Handschrift wiederum ist wohl eine Kopie nach dem »Codex Vercellensis«, der außer der Recensio interpolata auch die Aratea Ciceros in einer Fassung enthielt, die der karolingischen Handschrift aus Aachen gleicht (London, BL, Ms. Harl. 647). Das Sieneser Fragment lässt leider nicht erkennen, ob die ursprüngliche Handschrift auch diesen Teil des Vercellensis wiedergab. Der Codex in Vercelli wurde 1442 von Cyriacus von Ancona erwähnt und exzerpiert, ist heute jedoch verschollen. Beide (Göttweig 146 und Siena L.IV.25) haben fast das gleiche Format von etwa 37 auf 26 Zentimeter und zeigen eine vergleichbare, groß geschriebene und sorgfältig durchgeformte Textura. Letztlich wirkt die Göttweiger Handschrift etwas ›altertümlicher‹, das heißt, sie ist näher am Vorbild. Vergleicht man den Text der Recensio interpolata so gibt es kleinere Unterschiede. Oft bietet Siena den besseren Text (z. B. zu Perseus, Siena: »…aurei imbris se transformans…«; Göttweig: »…aurei umbrisse transformans…«), wobei es sich hier in der Regel um Fehler handelt, die sich eventuell aus dem Kontext korrigieren lassen. Allerdings gibt es auch Stellen, wo die Dinge genau umgekehrt liegen. Bei den weniger leicht zu durchschauenden Merkwürdigkeiten des
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Textes stimmen beide Handschriften überein (Perseus: statt »[a]era« »erar« bei Deltoton: statt »delt[a]e liter[a]e« »deltellit terre«). Die kleine, leer gelassene, Textlücke in Göttweig bei den Plejaden (»propter luctum [ire ad]serunt«) findet sich in Siena nicht, der Text läuft hier durch: »propter luctum ire asserunt«. Die Farben entsprechen sich in Göttweig und Siena in vielen Fällen, allerdings gibt es durchaus Abweichungen. Die Kleidung weist zumeist die gleiche Grundfarbe auf. Unterschiedlich ist hingegen die Farbgebung der Nimben sowie der Felsen zu Seiten der Andromeda oder dem Reif des Widders. Bei den Plejaden zeigt die Sieneser Handschrift willkürliche Wechsel der Farben, bei den Mänteln etwa von Gelb, Grün, Rotviolett und Blau. Die Zahl der jeweils eingesetzten Farben ist generell eher geringfügig reduziert. Dennoch wurde das Kolorit im Wesentlichen von der Vorlage übernommen. In Siena finden sich gleichfalls jene Ergänzungen, die auch in Göttweig anzutreffen sind und Ambiente andeuten. Ebenso findet sich auch hier neben Cepheus der Verweis auf Euripides und Cepheus, Cassiopeia und Andromeda sind durch Nimben als Gruppe hervorgehoben. Die Zwillinge, die nur in Siena erhalten sind, werden zusätzlich als Castor und Pollux identifiziert. Dabei handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um Zutaten des Kopisten aus dem 15. Jahrhundert. Deshalb ist trotz der geringen Textvarianten und den wenigen Abweichungen in der Farbgebung, die Sieneser Handschrift vermutlich vom Göttweiger Codex abhängig. Im Vergleich zu den vollständigen Zyklen der Recensio Interpolata, fehlen der Sieneser Bilderreihe ebenso wie dem Göttweiger Codex die beiden Hemisphären mit zugehörigem Text, Schütze, Adler, Delfin, Orion, Sirius (Canis maior), Lepus, Argo, Cetus, Eridanus, die Planeten, Sol, Luna, Tierkreis und Milchstraße. Die in Göttweig ebenso fehlenden Bilder von Gemini, Krebs und Löwe (dort ein Blatt nach fol. 9) sind im Sieneser Fragment jedoch erhalten (fol. 7rv) und belegen die entsprechenden Darstellungen der Vorlage. Verzeichnis der Bilder fol. 1r: Hercules, nackte Figur, nach links gewendet vor dem Baum mit der Schlange knieend, das Löwenfell mit sichtbarem Löwengesicht über dem linken Arm vor sich, in der Rechten ein kurzes Messer schwingend, rechts hinter dem Knienden ein Busch mit mehreren hochragenden Ästen und Gras, Farbauftrag größtenteils zerstört oder nicht vollendet. fol. 1v: Corona, zweifarbiger Reif mit borstenartig abstehenden »Blättern« und aufgelegten Edelsteinen. fol. 1v: Serpentarius (Schlangenträger), Rückenfigur nach links, auf dem Skorpion stehend, die sich zurückwendende Schlange doppelt um die Taille gewunden. fol. 2r Scorpius, nach links, maßvoll an der Naturform orientiert; Bootes (Bärenhüter), Rückenfigur nach links, nackter Oberkörper, knielanger Lendenschurz, den ausgestreckten linken Arm verhüllt ein blaues Tuch, mit der Rechten ausholend, in der Hand eine Art Pflanzenranke, langes blondes Haar. fol. 2v: Virgo (Jungfrau), en-face stehend, ohne Flügel, in Kleid und Mantel, auf dem Kopf ein kalottenförmiges Käppchen, Arme seitlich weggestreckt in der linken Hand die Waage. fol. 3r: Auriga (Fuhrmann), nach rechts gewendet knieend, in der Rechten die Peitsche erhoben, auf dem ausgestreckten linken Arm die beiden Haedi, darunter stehend die Ziege (Capella); Taurus (Stier), nach rechts gewendet lagerndes Stiervorderteil, rechtes Bein untergeschlagen. fol. 3v: Cepheus, in kurzer, prächtiger Tunika und rosarotem Mantel, die Arme gerade seitlich ausgestreckt, das rechte Bein etwas vorgesetzt, wie aus dem Bild schreitend, Mütze, Vollbart. fol. 4r: Cassiopeia, en-face auf einem kastenartigen Thronsitz mit großem Sitzkissen und Fußpodest
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thronend, hohe Mütze. fol. 4v: Andromeda, gerade zwischen den (vegetabil wirkenden) ›Felsen‹ stehend, hinter ihr eine Wasserfläche, die Ärmel des Übergewandes wie lose über die Schultern nach hinten hängend, Beine und Schampartie angedeutet, farbige Ausführung nicht vollendet. fol. 5r: Perseus, nach links eilende Rückenfigur, in der Linken das blutende Haupt vor sich tragend, die Rechte schwingt ein hakenbewehrtes Haumesser, Mütze, wehender Mantel und geflügelte Stiefel, das Blut der Medusa tropft auf eine Art Erdhügel. fol. 5v: Plejaden (Siebengestirn), sieben kreisrunde Medaillons in drei Ebenen (3, 3, 1) darin die Brustbilder nimbierter in Mantel und Schleier gehüllter Frauen. fol. 6r Lyra (Leier), rahmenartiges Instrument mit sieben Saiten; Cygnus (Schwan), auf einem Bein balancierender Schwan mit ausgestreckten Schwingen, nach rechts orientiert. fol. 6v: Aquarius (Wassermann), nach vorn rechts schreitender junger Mann in Hose, Mantel und hoher Mütze, nach rechts beidhändig Wasser aus einer Vase schüttend; Capricornus (Steinbock), blaugrüner Ziegenfisch nach links. fol. 7r: Gemini (Zwillinge), en-face nebeneinander stehende Krieger mit Lanzen (Castor – Pollus), lange Mäntel, zwischen ihnen der Krebs; Cancer (Krebs), rotes, zeckenartiges Wesen mit kreisrundem Körper nach rechts. fol. 7v: Leo (Löwe), erstaunlich lebensnaher Löwe, nach links gewendet. fol. 8r: Pegasus, nach rechts eilendes Vorderteil des Flügelpferdes; Aries (Widder), nach links springend, Kopf zurückgewendet, einen scheibenartigen roten Reif um den Leib. fol. 8v: Triangulum (Dreieck), gleichseitiges Dreieck, die breite Randpartie mit blau-rotem Wellenmuster verziert, Zentrum blau; Pisces (Fische), waagrecht gegenläufig, an den Mäulern durch eine Linie verbunden.
Provenienz Auf fol. 1r unten ein unleserlicher Eintrag des 16. oder 17. Jahrhunderts.
Literatur McGurk 1966, S. 82 (Tafel IIIa fol. 2r Bootes); Bertelli 1975, S. 900, Anm. 3; Reeve 1980, S. 511; S´ nie˙z ynska-Stolot 1994, S. 66. Siehe S. 108–109, Taf. 906–908, Abb. 930–940
114.
Cologny, Bibliotheca Bodmeriana, Cod. Bodmer 7 Aratea des Germanicus Neapel, gegen 1469 Kodikologische Angaben 208 × 142 mm, I+58 Folia, Pergament, gebunden in Quaternionen bis auf fol. 9–14 (Ternio), fol. 55–57 (Binio) und fol. 58 (Einzelblatt), fol. 59 (einzelnes Pergamentblatt aus dem 13. Jahrhundert, an die Innenseite des rückwärtigen Buchdeckels geklebt), Lagen sind am Ende signiert (A–G), Text einspaltig zu 28 Linien in Humanistica (Rotunda) von einer Hand geschrieben, fol. 1r und 3r: goldene Initialen A beziehungsweise C in einem mit »bianchi girari« ornamentierten Feld, auf fol. 1r: 4zeilige Lücke für Titel freigehalten; übrige Initialen in vergrößerten Capitalis Lettern abwechselnd in blau und gold oder in rot und schwarz.
Art der Bilder fol. 1r: Frontispiz in Deckfarben mit Wappen des Auftraggebers; fol. 4v–56r: Illustrationen zu den Aratea des Germanicus als Federzeichnungen, die mit durchscheinenden Farben (ocker, hellrot/orange, viollett, blau) laviert wurden, Sterne sind als rote Punkte markiert.
Inhalt Genus arati. »Aratus quidem Athinodori patris filius…« (Maass ed. 1898, S. 146–150) fol. 3r–4v: Scholia strozziana (Excerptum: fol.3r: »Coelum circulis quinque distinguitur…; fol.3v: Hic est stellarum ordo…«) (Breysig ed. 1867, S. 105–107, 107–109) fol. 5r–45v: Germanicus, Aratea (V. 1–430). »Ab Iove principium magno deduxit Aratus…« (Le Boeuffle ed. 1975, S. 1–28) cum Scholiis strozzianis. »Quaeritur quare ab Iove…« (Breysig ed. 1867, S. 109–181) fol. 46r–48r: Germanicus, Reliquiae (Fragmenta) (Excerptum frg. IV, 52). »Aetherum venit taurus…« (Le Boeuffle ed. 1975, S. 51–58) fol. 48r–56v: Scholia strozziana. fol. 48r: »Solem per se ipsum…«(Breysig ed. 1867, S. 193–202), fol. 52r: »A bruma in favonium…« (Breysig ed. 1867, S. 203– 215), fol. 56r: »Vertices extremos circa quos coeli…«(Breysig ed. 1867, S. 112), fol. 56v: »Primum a sole capiemus presagia purus oriens« (Breysig ed. 1867, S. 215). fol. 56v–58r: Hyginus, De Astronomia (Excerptum: IV, 6–14) »manu sinistra bootis exteriori…« (Bunte ed. 1875, S. 105ff.) fol. 59r: Matthaeus Vindocinensis, Tobias (Fragment) »An satis est eius notificare genus …« (Migne ed. P.L. 205, col. 955c–956a) fol. 1r–2r:
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Katalog der Aratea-Handschriften nach 1200
Kommentar Der Codex in Cologny/Genf bildet heute das älteste erhaltene Beispiel unter den zahlreichen illustrierten humanistischen Handschriften, welche die Aratea des Germanicus, die Scholia Strozziana sowie einen kurzen Abschnitt aus Hygins De astronomia enthalten. Die umfangreiche Handschriftengruppe leitet sich von einem heute verlorenen Manuskript des 12. Jahrhunderts ab, das um 1465 in Sizilien gefunden wurde und das derselben Tradition wie die Germanicushandschrift Madrid Cod. 19 angehört. (s. Bd. I, S.102ff., Kat.-Nr. 32, S. 346–353) Der früheste Hinweis auf eine humanistische Kopie nach diesem Exemplar ist schriftlich überliefert. Aus einer Rechnung des Buchmalers Ermanno Tedesco geht hervor, dass er 1467/1468 in Neapel für den Humanisten Agnolo Manetti eine Arathandschrift mit Bildern ausgestattet hat, die im März 1468 nach Florenz geschickt wurde (vgl. Banti 1939, S. 383, 394). Auf den ersten Seiten wird der Text durch mehrere Lücken unterbrochen. Diese sind nicht als Platzhalter für Rubriken oder griechische Begriffe zu erklären. Vielmehr sollen sie offenbar den schadhaften Zustand und damit das hohe Alter der Vorlage sichtbarmachen (Pirker-Aurenhammer 2010). Ähnliche, aber nicht durchweg identische Lücken finden sich auch in anderen Kopien der Germanicus-Handschrift aus Sizilien. Zuweilen entsprechen die Lücken aber keineswegs Auslassungen im Text oder sind für die fehlenden Worte zu groß. Dies deutet daraufhin, dass wir es zugleich mit einem Gestaltungsprinzip zu tun haben, das die Authenzität der Kopie betonen und den Fragementcharakter der Vorlage hervorheben soll. Ähnliches geschieht häufig auch in den Titelangaben dieser Manuskripte (vgl. Kat.-Nr. 117). Der Stil der Frontispizdekoration weist nach Neapel in die Zeit um 1470. Doch lässt sich das Entstehungsdatum durch die genaue Einordnung in die Gruppe der Germanicushandschriften möglicherweise noch näher bestimmen. Denn Text und Ausstattung stehen insbesondere der Handschrift New York, Pierpont Morgan Library, Cod. M. 389 nahe, die aufgrund eines Colophons 1469 für Antonello Petrucci geschrieben wurde. Die Miniaturen des Bodmerianus wurden dem Illustrator Antonio di Mario zugeschrieben (De Marinis I, 1952, S. 207). Abgesehen von dem durch Deckfarbenmalerei hervorgehobenen Frontispiz mit einem ringsum laufenden Weißrankenrahmen, wird die Beschreibung des Sternenhimmels durch Germanicus von insgesamt 38 lavierten Federzeichnungen illustriert, die jeweils vor die entsprechende Textstelle und das Scholion gestellt sind. Bei den Darstellungen der Konstellationen sind die Sterne als rote Punkte markiert. Ikonographisch reihen sich die Darstellungen in die Tradition der Germanicusillustrationen ein, die wie die Illustrationen von Madrid 19 auf ein Vorbild des 11. Jahrhunderts von Montecassino zurückgehen. Dies ist unter anderem an dem liegenden, schwimmenden Eridanus, an der Anordnung der Plejaden in zwei Registern oder an der Existenz des Bildes von Austronothus (südlicher Himmelspol) als Mischwesen zu erkennen. Doch gibt es auch eine Reihe von Unterschieden. So hält die Jungfrau keinen Caduceus und der eine Zwilling kein Pedum; der Fuhrmann steht in einem Kastenwagen mit nur zwei vorgespannten Pferden und hat drei Hasen auf seiner Schulter; Cepheus hat eine andere Kopf bedeckung; Cassiopeia fehlt der Blutstrom; Sirius besitzt keinen Nimbus; die Argo ist ein vollständiges Schiff; Eridanus ist gehörnt und zu seiner Seite liegt ein antikisches Gefäß, aus dem Wasser strömt; der Kentaur trägt einen Hasen auf der Schulter. Zudem gibt es eine Himmelskarte, die dem Madrider Codex fehlt. Weiterhin sind die Bilder vor der zugehörigen Textstelle platziert und nicht innerhalb des Scholions wie in
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Madrid 19. Darüber hinaus fehlen dem Text am Schluss eine ganze Reihe von Versen, da er bereits mit Vers 430 endet, während die Madrider Fassung bis Vers 530 geht. Stellenweise ist er aber auch vollständiger, denn er bewahrt zu Beginn die Abschnitte De caeli positione und De volutione et ordine spaerae, die durch die Himmelskarte illustriert werden. Auf keinen Fall kann also die Madrider Handschrift die Vorlage gewesen sein. Im Vergleich der illuminierten humanistischen Germanicus-Kopien untereinander fällt die besonders enge Verwandtschaft mit den Bildern von New York, PML, Cod. M. 389 auf (Kat.Nr. 115). Ihre Himmelskarten scheinen sogar deckungsgleich. Es ist anzunehmen, dass sie voneinander abgepaust wurden. Auch die Einzeldarstellungen der Sternbilder sind in beiden Handschriften sehr ähnlich aber vermutlich nicht abgepaust. Da nun bei den geringfügigen Abweichungen die Illustrationen von Cologny häufiger mit der Madrider Handschrift übereinstimmen und damit das Original wohl genauer repräsentieren, diente das Manuskript in Cologny wohl als Vorlage für die New Yorker Handschrift. So ist im Bodmer Manuskript beispielsweise Jupiter mit Bart wiedergegeben, Haltung und Kleidung des rechten Zwillings gleicht eher der Madrider Darstellung, Andromeda ist zwischen Felsen abgebildet, der Kentaur in geduckter Haltung, Luna mit einer gebogenen Fackel, und Austronothus/Südpol mit Fellkranz am Übergang zwischen Tier- und Menschenteil. Dies bedeutet für die Datierung, dass die BodmerHandschrift in Cologny vor der New Yorker, das heißt vor 1469, entstand. Außer Codex Bodmer 7 (gegen 1469) stammen ferner die erwähnte verlorene Kopie für A. Manetti (von 1467/68), sowie New York Cod. M. 389 (1469) und Vat. Barb. lat. 76 (ca. 1471) und Wien, Cod. Scotensis 521 (um 1475) aus Neapel (Kat.-Nr. 115, 116, 117). Es handelt sich somit um die ältesten Beispiele unter den humanistischen, bebilderten Germanicus-Kopien. Nur in ihnen finden sich Jungfrau und Andromeda in Gewändern mit breiten Borten und weiten, tief herabhängenden Ärmeln entsprechend der höfischen Mode aus dem 12. Jahrhundert. Bisher war der Auftraggeber der Handschrift unbekannt. Vielleicht lässt sich jedoch sein im Frontispiz enthaltenes Wappen mit drei Ästen mithilfe der hinzugekommenen Informationen über das Umfeld identifizieren. Wenn die Bodmer-Handschrift der New Yorker Handschrift als Vorlage gedient hat, muss ihr Auftraggeber in Verbindung mit dem Besitzer der New Yorker Handschrift, Antonello Petrucci, gestanden haben. Dasselbe Wappen begegnet auch in einer Cäsar-Handschrift (Cologny, Bibliotheca Bodmeriana, Cod. Bodmer 9) von ca. 1480. Hier wird es von Pegasus bekrönt, wodurch sich der Besitzer als Mitglied der Accademia Pontaniana zu erkennen gibt. Diese Angaben treffen auf Giovanni Brancati zu, der 1468 mit einem Lob auf Ferrantes literarische Studien am Neapler Hof in Erscheinung tritt, mit Antonello Petrucci befreundet war und 1480 zum Bibliothekar Ferrantes ernannt wird. Wenn man »brancati« als »verzweigte«Äste übersetzt, könnte es sich um ein sprechendes Wappen handeln. Stimmen die Überlegungen, dann ist der Bodmer Codex ein Beispiel für die prompte und einschlagende Wirkung, die der Fund einer mittelalterlichen, wohl für antik erachteten Germanicus Handschrift am Hof in Neapel hervorrief. Kurz nacheinander wurde sie unter den dort weilenden Humanisten (Manetti, Brancati und Petrucci) kopiert und abschließend in nochmals gesteigertem Aufwand für den Herrschersohn Giovanni d’Aragona.
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Katalog der Aratea-Handschriften nach 1200
Verzeichnis der Bilder fol. 1r: Frontispiz in Deckfarben mit umlaufenden, von schmalen Goldleisten eingefasster
Weißranken-Rahmen, der zwei Pfauen, einen Vogel, einen Putto und unten das Wappen des Auftraggebers (wohl Giovanni Brancati) in einem Lorbeerkranz enthält, der von zwei Putti gehalten wird. fol. 2v: Planisphäre. fol. 4v: Jupiter auf dem Adler, Jupiter, von einer dreifach gestuften Gloriole hinterfangen, mit Blitzbündel in seiner ausgestreckten linken Hand und Szepter vor seiner rechten Seite lagert auf dem Rücken des nach rechts gerichteten Adlers, Jupiter ist bärtig und in ein langes Manteltuch gehüllt, das die rechte Seite seines Oberkörpers frei lässt, der Adler steht auf einem schleifenförmig gewundenen Tuch. fol. 7r: Ursa maior, Ursa minor, Draco (Großer Bär, Kleiner Bär, Schlange). fol. 8v: Hercules,
Hercules, von rechts her kommend, nackt, bis auf ein dreiekig von seinen Arm herabhängendes Fell, aus dem eine Tatze ragt, bedroht die Schlange im links dargestellten Baum mit seiner Keule. fol. 10r: Serpentarius, Scorpius (Schlangenträger, Skorpion), Schlangenträger als nackte Rückenfigur mit langem Haar und Bart, über den Rücken des nach links orientierten in Aufsicht gezeigten Skorpion laufend, Schlange blickt dem Träger ins Gesicht, ist einmal um dessen Bauch gewunden und beschreibt dort, wo sie hinter dem Rücken des Trägers gefasst wird, eine Schleife. fol. 11v: Bootes, bärtiger Mann, in Schrittstellung nach rechts, in ›mittelalterlichem‹ Gewand: langärmeliges Hemd, kurzer Rock und Schultertuch, hält kurzen Stock nach hinten, weist mit der anderen Hand nach vorn, führt Schwert an einem Schultergurt mit sich. fol. 12v: Virgo (Jungfrau), frontal zum Betrachter gewandt stehende Frau mit großen Flügeln, in bortenbesetztem Obergewand mit weiten trichterförmigen Ärmeln über bodenlangem Untergewand und einem Schultermantel der von einer Fibel zusammengehalten wird, in ihrer rechten Hand trägt sie drei Ähren. fol. 14v: Gemini (Zwillinge), zwei bis auf Schultermäntel unbekleidete Jünglinge nebeneinander, sich anblickend, aber mit dem Körper eher nach rechts gewandt, beide weisen mit ihrer rechten Hand nach rechts, der rechte Zwilling hält außerdem eine Lyra in seiner linken Hand, fol. 16r: Leo (Löwe), nach links springend. fol. 17r: Auriga (Fuhrmann), aufrecht in einem von zwei Pferden gezogenen Kastenwagen stehende Frau, mit einem hasenähnlichen Tier auf der vorgestreckten linken Hand und zwei ebensolchen Tieren (eigentlich Böckchen) auf Unterarm und Schulter, die rechte Hand umfasst aufgestellte Lanze. fol. 18v: Taurus (Stier). fol. 19v: Cepheus, en-face, breitbeinig mit zur Seite gebreiteten Armen stehend, bärtig, trägt Kopfschleier und loses Schultertuch über knielanger Tunika, Stiefel, Schwert an seiner linken Seite. fol. 20r: Cassiopeia, mit ausgebreiteten Armen auf einem gepolsterten Kastenthron mit hoher Lehne sitzend, nach links orientiert, rechte Brust entblößt. fol. 21r: Andromeda, frontal zum Betrachter gewandt, zwischen zwei ornamental stilisierten Felsen angekettet, stehend, in langem reich mit Borten verziertem Gewand mit tief herabhängenden Trichterärmeln. fol. 21v: Pegasus. fol. 22v: Aries (Widder). fol 24r: Triangulum (Dreieck), gleichseitig. fol. 24v: Pisces (Fische). fol. 25v: Perseus, im Profil nach links, in Schrittstellung, vor sich das Medusenhaupt mit geschlossenen Augen tragend, in der zu rückgestreckten rechten Hand die nach oben weisende Harpe, nackt bis auf ein Schultertuch, das auch über den Kopf gezogen ist. fol. 26v: Pleiades (Plejaden), sieben weibliche Büsten in zwei Registern (oben zu vier und unten zu drei) nebeneinandergereiht, die oberen wenden sich paarweise zu, die unteren schauen zur Mitte, alle tragen schulterlanges nach hinten gekämmtes welliges Haar und Gewänder mit einer breiten Borte am Halsausschnitt. fol. 28v: Cygnus (Schwan). fol. 29r: Aquarius (Wassermann), nach links laufender Jüngeling von der Seite, in kurzes Manteltuch, das auch über den Kopf gezogen ist, gehüllt, mit beiden Händen eine Urne links vor sich haltend und ausleerend. fol. 30v: Capricornus (Steinbock). fol. 32r: Sagittarius (Schütze). fol. 33r: Aquila, Sagitta (Adler, Pfeil). fol. 34r: Delphinus (Delfin). fol 34v: Orion, in Schrittstellung nach links gewand-
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ter, dabei aber in Gegenrichtung nach rechts zurückblickender bärtiger Mann mit Schwert in seiner vorgestreckten linken Hand, trägt kurze Tunika und ein Schultertuch, das seinen ausgestreckten rechten Arm verhüllt. fol. 36v: Canis Sirius (Hund). fol. 38v: Lepus (Hase). fol. 39v: Argo. fol. 40v: Cetus (Seeungeheuer). fol. 41r: Eridanus, in die Waagrechte gedrehter, nackter Mann mit Vollbart und Hörnern, fasst sich mit seiner linken in die flammenartige, wilde Haarmähne, unter ihm eine liegende nach links sich ergießende Urne. fol. 42r: Piscis austrinus (Südlicher Fisch). fol. 43r: Ara (Räucheraltar), rundes Becken, Ständer verjüngt sich konisch, wird an dünnster Stelle von doppeltem Ring umschlossen, der sich weitende Fuß läuft blattartig aus, im Becken lodern vier Flammen, fol. 44r: Centaurus (Kentaur), nach rechts galoppierend, bärtig, auf seiner Schulter sitzt ein Hase, es weht ein Tierfell nach hinten, und eine Speerspitze ragt nach oben, auf seinem vorgehaltenen Arm liegt rücklings ein Beutetier, am Handgelenk hängt ein kleines Fässchen. fol. 45r: Hydra, Crater, Corvus (Seeschlange, Mischkrug, Rabe). fol. 46r: Sol, in einem von vorn gezeigten Viergespann thronend, dessen halbrunden Bug überragend, in seiner rechten Hand ein Szepter zur Seite haltend, Kopf ist von flammenartigem Haar gesäumt. fol. 49v: Luna, aufrecht in einem nach rechts fahrenden Kastenwagen stehende Frau mit Sichel auf dem Scheitel und einer Fackel in der vorgestreckten linken Hand, von ihrer Schulter weht langes Tuch, welches auch über den Kopf gezogen ist, nach hinten, vor dem Wagen – dessen Seite überschneidend – die beiden nach rechts galoppierenden Zugstiere. fol. 56r: Austronothus (Südpol), nach links springendes Mischwesen mit weiblichem Oberkörper, langem welligem Haar und dem Unterkörper einer Wildkatze, in beiden zur Seite abgewinkelten Händen einen Zweig mit drei Blüten haltend.
Provenienz Wenn das Wappen auf fol. 1r richtig identifiziert wurde, gehörte die Handschrift zunächst dem Neapler Humanisten Giovanni Brancati. Auf fol. 59 finden sich zwei Vermerke eines Besitzers aus dem 16. Jahrhundert: »Claude Chéron voustre amy und confesse debvoyr«. Auf fol. 58v signiert ein »Courtois«. Aus dem 18. Jahrhundert stammt der Eintrag auf fol. Iv: »Ce livre appartient a Roux Cadet und Roux«. Unklar ist der Eigentümer des Stempels auf fol. 2r, 3r und 58v. Von Ludwig Rosenthal in München erwarb C.W. Dyson Perrins (1864– 1958) den Codex für seine Sammlung in Malvern. Nach Dyson Perrins Tod wurde die Handschrift schließlich bei einer Auktion von Sotheby’s im Dezember 1958 von Martin Bodmer ersteigert.
Literatur Cockerell 1908, S. 94, Nr. 189; Saxl 1915, S. 4; Warner 1920, S. 193f., Nr. 84, Tafel 64 (fol. 2v (Planisphäre), fol. 12v); Banti, 1939, S. 382–394; Byvanck 1949, S. 218, Nr. 54; De Marinis, Bd. I 1952, S. 207; The Dyson Perrins collection 1958, S. 79, Taf. 39; Pellegrin 1982, S. 17–21, Taf. 1 (fol. 2v, 3r); Haffner 1997, S. 109–116. Siehe S. 109–114, Taf. 109–112, Abb. 941–961
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New York, Pierpont Morgan Library, Cod. M. 389 Aratea des Germanicus Neapel, 1469 Kodikologische Angaben 212 × 140 mm, 119 Folia, Pergament, Text einspaltig zu 18 Zeilen in humanistischer Minuskel (Rotunda), Lagen: 15 Quaternionen, am Ende jeweils signiert (A–P (ohne J)), Einband: originaler Einband aus dem 15. Jahrhundert, Leder mit Stempeln über Holz.
Art der Bilder fol. 1r Frontispiz in Deckfarben; fol. 3v–100r: 41 Illustrationen, Himmelskarte und ein kompletter Sternbilderzyklus zu den Aratea des Germanicus als farbig lavierte Federzeichnungen.
Inhalt fol. Ir:
(fliegendes Blatt) Verzeichnis aller Illustrationen (spätere Hand des 15. Jahrhunderts) fol. 1r–3r: Genus Arati. »De Genere Arati. Aratus quidem fuit Athinodori patris…« (Maass ed. 1898, S. 146–150) Scholia Strozziana. »Coelum circuli quinque…«; fol. 5v: »Hic est stelarum fol. 4r–7r: ordo…«(Breysig ed. 1867, S. 109–181) fol. 7v–76v: Germanicus, Aratea (V. 1–430) »Ab Iove principium…« (Le Boeuffle ed. 1975, S. 1–28) cum Scholiis Strozzianis. »Quaeritur quare ab Iove…« (Breysig ed. 1867, S. 109–181) fol. 77r–80r: Germanicus, Reliquiae. (Fragmenta) (Excerptum frg. IV, 52) »Aetherum venit taurus« (Le Boeuffle ed. 1975, S. 51–58) fol. 80r–100r: Scholia Strozziana. »Solem per se ipsum… fol. 100 primum a sole capiemus praesagia purus oriens« (Breysig ed. 1867, 193–215) fol. 100r–117r: Hyginus, De astronomia. (Excerptum frg. IV, 6–14) »manu sinistra bootis exteriori…si quis« (Bunte ed. 1875, S. 105ff.)
Kommentar Die Handschrift der Pierpont Morgan Library umfasst die Aratea des Germanicus mit den Scholia Strozziana und einen kurzen Auszug aus Hygins De astronomia. Diese Textzusammensetzung kennzeichnet eine Gruppe illustrierter humanistischer Germanicus-Kopien, die auf ein um 1465 in Sizilien gefundenes mittelalterliches Exemplar zurückgehen. Inhaltlich und in ihrer Ausstattung erweist sie sich aufs engste der Neapler Germanicus-Handschrift in Cologny (Kat.Nr. 114) verwandt. Laut Kolophon wurde das New Yorker Manuskript von dem Schreiber Giovanni Marco Cinico 1469 für Antonello Petrucci, den 1462 bis 1486 amtierenden bibliophilen Sekretär des Königs Ferrante geschrieben (»Antonello Petrucciano mortalium felicissimo Joannes M. Velox
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anno XI MCCCCLXIX Neapoli tranquille transcripsit τώ . θεώ . χαρισ . αμήν«). Der Codex bildet somit einen wichtigen Fixpunkt zur zeitlichen Einordnung der übrigen Neapolitaner Kopien. Die farbigen Darstellungen der Sternbilder sind ohne Rahmen und Hintergrund jeweils vor die entsprechende Passage des Lehrgedichtes und das zugehörige Scholion gesetzt. Die Verteilung der Sterne wird durch rote Punkte angezeigt. Wie in zwei weiteren Neapolitaner Kopien zeigen sich die Kleider von Virgo und Andromeda mit ihren lang herabhängenden Ärmeln der höfischen Frauenmode des 12. Jahrhunderts verpflichtet (Cologny, Cod. Bodmer 7, Kat.-Nr. 114, und Rom, Vat. lat. 76, Kat.-Nr. 116). Die besondere Nähe zu dem Manuskript in Cologny ist sehr auffällig. Der Text ist zwar im New Yorker Codex auf 18 statt auf 28 Zeilen pro Seite verteilt, so dass die Bilder weiter auseinander gerückt erscheinen. Doch findet sich in ähnlicher Weise eine besondere Textgestaltung, bei der die Enden mancher Abschnitte in dreieckiger Traubenform (botrionum formulae) gestaltet werden. Ferner ist in beiden Handschriften der Zusammenhang von Wassermann und Capricornus aufgelöst. Der Krebs neben den Zwillingen ist in der New Yorker Miniatur auf der linken Seite eingetragen, während er in den übrigen Germanicus-Kopien immer rechts zu finden ist. In der Illustration aus Cologny aber fehlt er, da der Maler offenbar die Kombination zweier Konstellationen in einem Bildfeld als störend empfand. Insbesondere gleichen sich die Himmelskarten der beiden Codices. Sie wirken annähernd deckungsgleich und könnten sogar voneinander abgepaust sein. Vergleicht man die übrigen Bilder, die einander sehr ähnlich aber keinesfalls voneinander abgepaust sind, dann sind die Darstellungen der New Yorker Handschrift in vielen Fällen vereinfacht. So ist beispielsweise der Apfelbaum bei Hercules nicht verzweigt; der Thron von Cassiopeia hat keine Gemmen; der Fuß des Räucheraltars ist schlichter gehalten. Viele Details in den Illustrationen aus Cologny finden sich gleichfalls in dem vatikanischen Manuskript (Vat. Barb. lat. 76, Kat.-Nr. 116) und dürften deshalb der mittelalterlichen Vorlage entnommen sein. Zu nennen wäre hier etwa der Bart des Göttervaters Zeus, die Haltung und die Kleider der Zwillinge, die Felsen bei Andromeda, die geduckte Haltung des Kentauren, die gebogene Fackel der Luna und der Fellkranz bei Austronothus/Thetis, welcher die Grenze von Ober- und Unterleib markiert. All diese Beobachtungen sprechen dafür, dass die New Yorker Handschrift nach derjenigen in Cologny kopiert wurde. Stilistisch werden die Illustrationen des New Yorker Germanicus dem Frühwerk von Matteo Felice zugewiesen (De Marinis 1969, S. 230, Danneu Latanzi 1973, S. 7). Sehr verwandt sind aber auch die Miniaturen des Psalteriums für Isabella di Chiaramonte, die neuerdings dem »Maestro di suffragi« zugeschrieben werden (Katzenstein 1990, S. 87ff., Toscano 1991, S. 42ff.). Verzeichnis der Bilder Bezüglich der Beschreibungen vgl. Kat.-Nr. 114. fol. 3v: Planisphäre. fol. 7v: Jupiter auf dem Adler. fol 10r: Ursa maior, Ursa minor, Draco (Großer Bär, Kleiner Bär, Schlange). fol. 13r: Hercules. fol. 13v: Corona (Nördliche Krone). fol. 16v: Serpentarius, Scorpius (Schlangenträger auf Skorpion). fol. 19r: Bootes. fol. 20v: Virgo (Jungfrau). fol. 23v: Gemini, Cancer (Zwillinge, Krebs). fol. 27r: Leo (Löwe). fol. 28v: Auriga (Fuhrmann). fol. 31r: Taurus (Stier). fol. 33r: Cepheus . fol. 34v: Cassiopeia. fol. 35v: Andromeda. fol. 36v: Pegasus fol. 38r: Aries (Widder).
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Katalog der Aratea-Handschriften nach 1200 fol. 40r: Triangulus (Dreieck). fol. 41r: Pisces (Fische). fol. 42v: Perseus fol. 43v: Pleiades (Plejaden), fol. 46r: Lyra. fol. 47v: Cygnus (Schwan). fol. 48v: Aquarius (Wassermann). fol. 51r: Capricornus (Steinbock). fol. 53v: Sagittarius (Schütze). fol. 55v: Aquila, Sagitta (Adler, Pfeil). fol. 57r: Delphinus (Delfin). fol. 58r: Orion. fol. 62r: Canis (Sirius). fol. 64r: Lepus (Hase). fol. 65v: Argo. fol. 67v: Cetus (Seeungeheuer). fol. 68v: Eridanus. fol. 70v: Piscis austrinus (Südlicher Fisch). fol. 72r: Ara (Räucheraltar). fol. 73v: Centaurus (Kentaur). fol. 74r: Hydra, Crater, Corvus (Seeschlange, Mischkrug, Rabe). fol. 77r: Sol. fol. 83r: Luna. fol. 100r: Austronothus (Südpol).
Provenienz Für Antonello Petrucci in Neapel geschrieben. Nach dem Tod von Petrucci, der in Folge seiner Beteiligung an der Verschwörung der Barone 1486 enthauptet wurde, wurde der Codex mit seinen Büchern durch König Ferrante konfisziert und der Hof bibliothek im Castel Nuovo zu Neapel einverleibt. In diesem Zusammenhang wurde auf dem fliegenden Blatt der später getilgte, aber noch lesbare Eintrag »secretario« (wie auch bei anderen Büchern aus dem Besitz des Sekretärs Petrucci) angebracht und auf dem hinteren Einbandspiegel mit derselben breiten Feder die Klassifizierung »strologia« vermerkt. Vermutlich nach dem Ende der Aragonesenherrschaft 1495 gelangte der Codex in den Besitz von Andrea Matteo III. Aquaviva, Herzog von Atri, der als Sammler und Auftraggeber klassischer Codices um 1500 bekannt ist, dessen Wappen in den Schmuckrahmen des Frontispizes eingefügt ist. Vielleicht ließ er auch das Verzeichnis aller Illustrationen mit Blattangabe auf dem fliegenden Blatt anfertigen. Unklar ist, ob sich sich die auf dem hinteren Einbandspiegel eingetragene Jahreszahl MCCCCLXXXXVI auf den Wechsel der Handschrift in Aquavivas Besitz bezieht oder einem weiteren nicht eindeutigen Eintrag aus dem 15. Jahrhundert auf derselben Seite »Franchiscus Cap(a)lanus a Missina amori (?) meu (?)« zuzuordnen ist. Zwischenzeitlich 1496 (?) bei Franchiscus Capalanus in Messina: Später im Besitz von Andrea Matteo III. Aquaviva, Herzog von Atri (Wappen in der unteren Leiste der Frontispizdekoration). 1910 von P. Morgan bei Gruel erworben.
Literatur Harsen/Boyce/Berenson 1953, S. 50 Nr. 88, Taf. 70; McGurk 1966, S. XVIII–XIX; De Marinis, Suppl. I, 1969, S. 230, Abb. 215 (Himmelskarte); Danneu Latanzi 1973, S. 7; Italian Manuscript Painting 1984, Nr. 53; Katzenstein 1990, S. 87ff.; Toscano 1991, S. 42ff.; Scott 1991, S.30f.; Sniezynska-Stolot 1994, S. 66; Sniezynska-Stolot 1997, S. 92; Haffner 1997, S. 109ff.; Pirker-Aurenhammer 2010, S. 320. Siehe S. 110–114, Abb. 962–971
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Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Vat. Barb. lat. 76 Aratea des Germanicus Neapel, um 1470–1472 Kodikologische Angaben 235 × 150 mm, Pergament, 100 Folia, zehn Quinternionen, Text einspaltig zu 20 Zeilen in Humanistica rotunda geschrieben, 2zeilige Initialen als goldene Capitalis quadrata – Lettern auf dunkelrot und blauen an den Ecken und Seiten oft ausgeschnittenen Feldern mit weißer Filigranornamentik, zuweilen auch bloße einzeilige goldene Initialbuchstaben.
Art der Bilder Aufwendig gestaltetes Frontispiz (fol. 1r) mit umlaufendem breitem Weißranken-Rahmen, Ornamentik der Bordüre geht von Lorbeerstäben und lorbeerumkränzten Medaillons aus (oben und links Frauenbüsten, rechts etwas größer: bärtiger Mann mit Halbglatze, unten Wappen des Königs Ferrante d’Aragona), Initiale A auf fol. 1r in den Rahmen eingebunden; zu den Aratea des Germanicus 41 gerahmte vollfarbige Textillustrationen (überwiegend Sternbilderdarstellungen); künstlerische Ausstattung wohl von der Hand des Neapler Buchmalers Matteo Felice.
Inhalt Genus Arati. »Aratus quidem fuit Athinodori patris filius…« (Maass ed. 1898, S. 146–150) fol. 2v–5v: Scholia Strozziana (Excerpta). »Coelum circulis quinque distinguitur…« . fol. 4v »…tropicis maxime solida ante positis deformia« (Censorinus, Fragmentum 2, ed. F. Hultsch, Censorinus, Leipzig 1867, S. 56f.). »Hic est stellarum ordo… – …connexio vero piscium communem habet stellam« (Breysig ed. 1867, S. 105–107, 107–109) fol. 6r–66r: Germanicus, Aratea. cum Scholiis Strozzianis. (bis V. 514). – fol. 66v–68r: leer fol. 68v–71r: Germanicus, Reliquiae (Excerptum). »Ethereum venit taurus super ymbribus austrum… – …hec eadem tibi signa dabunt non irrita pisces« (Frgm. IV, 52–163; Breysig ed. 1867, S. 49–56) fol. 71v–77r: Scholia Strozziana (Excerpta). »solem per se ipsam« fol. 86–100: Hyginus, De astronomia. (Excerptum: IV, 6–14) (Le Boeuffle ed. 1983) fol. 1r–2v:
Kommentar Der schlanke, kleinformatige Codex enthält die in Versen verfasste Himmelsbeschreibung des Germanicus mit der einleitenden Vita des Arat, den mittelalterlichen Erläuterungen (Scholia Strozziana) sowie einem Auszug aus dem vierten Buch des Hyginus nach der Vorlage eines kurz
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zuvor, um 1465 in Sizilien gefundenen Exemplars. Die Verwendung von weißem Pergament, die sorgfältige Schrift und vor allem die zahlreichen farbigen, golden gerahmten Textillustrationen tragen zu dem ausgesprochen bibliophilen Charakter des Bandes bei. In den Schmuckrahmen des nach humanistischer Manier prächtig gestalteten Frontispizes ist das Wappen des zwischen 1458 und 1494 in Neapel regierenden Königs Ferrante d’Aragona integriert. Bei genauer Betrachtung kann man jedoch erkennen, dass sich unter der Krone ein schwarzer Protonotarshut mit seitlich herabhängenden Bändeln (fiocchi) befindet. Demnach wurde die Handschrift ursprünglich für den Sohn Ferrantes, Giovanni d’Aragona, gefertigt, der seit Ende 1471 päpstlicher Protonotar war, bis er 1477 zum Kardinal wurde. Nach Giovannis frühem Tod (1485) wurden seine Bücher der Bibliothek Ferrantes einverleibt und die Wappen übermalt (Haffner/Haffner 1998). Im Vergleich mit den anderen Germanicus-Kopien aus Neapel besitzt der Barberinus am Schluss zusätzlich die Verse 433–514 und weist außerdem eine Reihe anderer Lesarten auf (Reeve 1980, S. 512). Dies deutet darauf hin, dass sein Text besonders sorgfältig recherchiert und wohl mit anderen Manuskripten abgeglichen wurde. Die 41 Textillustrationen sind als vollfarbige Darstellungen auf Pergamentgrund ausgeführt, und immer von einem schmalen, goldenen Rahmen umgeben. Sie sind im oberen Bereich blau getönt mit einem allmählichen Übergang zur hellen Farbe des Pergamentes. So entsteht die Illusion eines in die Tiefe reichenden Himmelsgrundes. Die Sterne sind als goldene, rot konturierte Punkte mit aufgemalten gelben Strahlensternchen markiert. In einigen Fällen wurde für das Inkarnat eine vielleicht unglückliche Farbmischung gewählt, die jetzt gegen Dunkelbraun tendiert. Möglicherweise wurde an den betreffenden Stellen aber auch nachträglich eine Übermalung mit einem oxidierenden Pigment vorgenommen, so unter anderen bei Jupiter, Virgo, Cepheus, Perseus und Cygnus. Der Barberinus ist nicht die älteste Kopie innerhalb der Gruppe jener Neapolitaner Germanicus-Manuskripte. Zuvor entstanden 1467/68 das heute verlorene Exemplar für Agnolo Manetti und sowie eine Abschrift in Cologny (Kat.-Nr. 114) und deren 1469 angefertigte Kopie in New York (Kat.-Nr. 115). Dennoch scheint er das um 1465 in Sizilien aufgefundene Vorbild am authentischsten wiederzugeben, denn er hat allein – neben einer etwas späteren Wiener Handschrift (Kat.-Nr. 117) – die Rahmen und den blauen Himmelshintergrund bewahrt. Ebenso ist das wehende Manteltuch bei Jupiter korrekt wiedergegeben, welches sonst zumeist in einen mehrfach gestaffelten Nimbus verwandelt wird. Bootes ist bis auf seinen Umhang nackt, während er in der älteren Kopie in Cologny bekleidet ist. Auch treten sowohl die Zwillinge und der Krebs wie auch Wassermann und Capricornus entsprechend der Vorlage gemeinsam in einem Bildfeld auf. Die schlankere Form des Altars als Feuerbecken entspricht gleichfalls der mittelalterlichen Miniatur in Madrid 19. Die altertümlichen Elemente einer Kleidermode des 12. Jahrhunderts in Form von Tütenärmeln sowie breiten Schmuckborten bei Virgo und Andromeda finden sich ebenfalls im Barberinus. Allerdings kommen auch wenige Merkmale vor, die als Modernisierungen des Malers anzusprechen sind. So trägt Orion wie in den zeitgenössischen Hyginus-Illustrationen eine Rüstung, die allerdings durch den Umhang weitgehend verdeckt ist. Ebenso fehlen dem Thron der Cassiopeia die mittelalterlichen Schmuckelemente. Mit De Marinis I, 1952 (S. 207) können die Miniaturen dem Neapler Buchmaler Matteo Felice zugewiesen werden, wie unter anderem an der exakten Zeichnung, der Neigung zu symmetrischen Anordnungen und frontalen Figuren, den Putti mit wenig bewegten Umrissen, den
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charakteristischen, über den Ohren aufgebauschten Frisuren oder den ringförmig umrandeten Knopfaugen zu erkennen ist. Sie lassen sich recht genau in dessen Werk einordnen und sind nach einer Narciso Verduno Handschrift von 1469 (London, Brit. Libr., Cod. Add. 24895) und vor einem Brevier von 1475 (Valencia, UB, Cod. 887) anzusetzen. Eine analoge Rahmengestaltung mit Weißranken um zentrale Lorbeerachsen und Medaillon liegt in der von dem führenden Neapler Buchmaler Cola Rapicano 1471 ausgestatteten Contrario-Handschrift (Paris, BN, Ms. lat. 12947) vor. Der sorgfältig recherchierte Text, die reiche Ausstattung und die relativ große Genauigkeit bei der Reproduktion der Bilder sind bezeichnend für den humanistisch gesinnten Auftraggeber Giovanni d’Aragona. Innerhalb seiner Büchersammlung zählt die Arat-Handschrift zu den frühen Erwerbungen, die sich ganz allgemein als Schulhandschriften zusammenfassen lassen. Der wohl unmittelbar vorausgegangene Fund der Handschrift in Sizilien und die Verbreitung unter den Gelehrten am Hof zeigen, dass Giovanni die Bücherszene rege verfolgte und zugleich durch seinen Auftrag zu übertreffen suchte. Verzeichnis der Bilder fol. 3r: Plansisphäre, fünf goldene, konzentrische Himmelskreise, darin vor blauem Hin-
tergrund (in der Mitte dunkler, nach außen heller werdend) in vollfarbiger Miniaturmalerei die Sternbilder, wie in Vat. Barb. lat. 77, fol. 2v (s. u.), Hercules hier deutlicher knielaufend. fol. 6r: Jupiter auf dem Adler, bärtiger Mann in antikischem Umhang sitzt quer auf dem Rücken des Adlers (›Damensitz‹) und hält ein etwas entstelltes Blitzbündel in der rechten und ein Szepter in der linken Hand, um und hinter seinem Kopf erscheint ein Ring wie ein zusammengedrehtes Tuch, entstanden wohl aus dem hochwehenden Mantel (in Barb. lat. 77 als großer Nimbus), der Adler ›steht‹ auf einer Schleife. fol. 9v: Ursa maior, Ursa minor, Draco (Großer Bär, Kleiner Bär, Drache), Schlange als liegende 8, Kopf rechts oben, die Bären gegenläufig und mit den Rücken zueinander, der rechte kopfunter. fol. 12r: Hercules, nackte Männergestalt als Rückenfigur, mit erhobenem Knüppel nach links schreitend wo sich eine grüne Schlange um ein wenig natürliches Bäumchen schlingt, das goldene Früchte trägt, das Löwenfell hängt lang vom linken Arm und erinnert etwas an ein unförmiges Schild (Setzschild) mit Schwanz und Pfoten. fol. 13v: Corona borealis (nördliche Krone), sternbesetzter Lorbeerkranz mit Schleife. fol. 14v: Serpentarius (Schlangenträger), Scorpius (Skorpion), der Schlangenträger als nach links gewandte nackte Rückenfigur, die Schlange um den Bauch, ihr Kopf Auge in Auge mit dem Träger, der Skorpion schlicht gezeichnet, sein ovaler Körper gleicht einem hellgrünen Hirschkäfer; fol. 17r: Bootes (Bärenhüter), mit antikischem Umhang, nach rechts schreitend, Vorderansicht, die Rechte mit einem dünnen Stab erhoben, ein Schwert links am Schultergurt, durch graue Haare und Bart sowie Falten als alter Mann gekennzeichnet, barfuß. fol. 18r: Virgo (Jungfrau), en-face stehende weibliche Engelsgestalt, in der Rechten drei Ähren (auf den Oberschenkeln je drei Sterne, eng stehend in senkrechter Linie), weit herabhängende Trichterärmel weisen auf ein Vorbild aus dem späten 11. oder 12. Jahrhundert. fol. 21r: Gemini (Zwillinge), zwei nackte Jünglinge mit Schultermänteln nebeneinander, der Rechte eine Lyra haltend, der linke auf ihn weisend, rechts daneben am Boden der Krebs; fol. 24r: Leo (Löwe), nach links springend. fol. 25r: Auriga (Fuhrmann), als Frau in zweirädrigem Kastenwagen stehend und mit zwei Pferden nach rechts fahrend, mit Kleid und Mantel bekleidet, die Rechte hält eine aufgestellte Lanze, die Linke die Zügel, auf der Hand und auf der Schulter tummeln sich drei Häschen (als Haedi und Capella).
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Katalog der Aratea-Handschriften nach 1200 fol. 27r: Taurus (Stier), halber Stier mit untergeschlagenem Vorderbein nach links, Schnittstelle als Röhrenmündung. fol. 29r: Cepheus, knielanges Gewand, ein weißes Tuch locker
um Kopf und Oberkörper geschlungen, Schwert am Schultergurt, Stiefel, Arme zur Seite, Vollbart. fol. 30r: Cassiopeia, leicht seitlich nach links gedreht auf einem Thron mit hoher Lehne sitzend, Arme ausgebreitet, Oberkörper halb entblößt, Sitzkissen. fol. 31r: Andromeda, in der Schlucht zwischen zwei Felsen stehend, aber ohne Bodenkontakt, Handgelenke mit locker hängenden Fesseln dort angebunden, langes Kleid mit lang hängenden Trichterärmeln (hochmittelalterliches Vorbild!), offene Haare, Böschungen sehr sorgfältig gestaltet. fol. 32r: Pegasus, geflügelte Pferdehälfte, nach rechts stürmend, Flügel farbig (rot, grün, gelblich). fol. 33r: Aries (Widder), sich umsehend und nach links springend. fol. 35r: Triangulum (Dreieck), gleichseitiges Dreieck aus flachen Holzleisten, drei Sterne jeweils in den Ecken. fol. 35v: Pisces (Fische), gegenläufig, am Maul verbunden, der untere in Rückenlage. fol. 37r: Perseus, nach links schreitende Rückenfigur, Kopf und Schultern von einem Tuch bedeckt, sonst nackt, in der Linken das blutende Haupt der Medusa, in der Rechten eine »Glaive«. fol. 38v: Pleiades (Siebengestirn), weibliche Büsten, vier oben (jeweils zwei und zwei zueinander gewendet), drei unten (zur Mitte gewendet). fol. 39v: Lyra (Leier), antikisches Instrument mit elf Saiten. fol. 41r: Cygnus (Schwan), nach rechts gewendet stehender Vogel mit ausgebreiteten Schwingen. fol. 41v: Aquarius (Wassermann), Capricornus (Steinbock), beide Zeichen nebeneinander, Aquarius als weiß gekleideter Mann, nach rechts gehend, beidhändig gießend, der Wasserschwall von Sternen eingesäumt; Capricornus als ›Ziegenfisch‹ mit langen Hörnern nach links. fol. 46r: Sagittarius (Schütze), nach links galoppierender, bogenspannender bärtiger Kentaur mit Tierfellumhang, darunter ein Pfeil nach links. fol. 47v: Aquila (Adler), ausgebreitete Schwingen, nach rechts gedreht stehend, Kopf zurückgewendet, hinter den Füßen ist der Pfeil zu sehen. fol. 48v: Delphinus, großer Fisch mit spitzer, zahnbewehrter Schnauze, nach links. fol. 49v: Orion, nach rechts schreitender, bärtiger Mann, den Kopf zurückgewendet, die Rechte unterm Mantel verborgen, die Linke hält das Schwert (Sternmuster hat ein wenig Ähnlichkeit mit dem Himmelsbild). fol. 52v: Canis (Hund), nach links springend, Halsband mit Leinenöse; fol. 55r: Lepus (Hase), nach links laufend, nicht sehr naturnah. fol. 56r: Argo Navis (Schiff), etwas merkwürdiges Schiff mit missverstandenem Heckruder, vollständig, nach links. fol. 57v: Cetus (Seeungeheuer), grünliches Mischwesen mit Fledermausflügeln und Fischschwanz nach rechts. fol. 58r: Eridanus (Fluss), unten waagrecht ein nach links ausfließender Topf, darüber in die Waagrechte gekippt ein schreitender nackter Mann mit Büffelhörnern und nach hinten abgespreiztem Arm (abgeleitet vom Schwimmer). fol. 59v: Piscis austrinus (Südlicher Fisch), großer Fisch in Rückenlage nach links. fol. 60v: Ara (Altar), sieht eher aus wie ein Tauf becken, mit hoch lodernden Flammen (abgeleitet vom Feuerbecken auf Ständer). fol. 61v: Centaurus, nach rechts springend, auf der ausgestreckten Rechten ein Tier (Hund?) in Rückenlage, davon herabhängend ein Gefäß/Tasche(?), geschulterter Speer, auf der Schulter sitzt ein Hase, Tierfellumhang weht nach hinten. fol. 63r: Hydra, Crater, Corvus (Seeschlange, Becher, Rabe), grüne, sich nach links schlängelnde Schlange, darauf eine Henkelvase und der Vogel (braun). fol. 73v: Sol, mit gesträubtem Haar und Fackel in der Quadriga stehend. fol. 77v: Luna, wie in einer Kiste stehend, die Mondsichel auf dem Kopf, eine Fackel in der Hand, darunter ein Rad, davor zwei nach rechts galoppierende Ochsen. fol. 86r: Austronothus (Südpol), männlicher Kentaur mit Löwenkörper, je drei Blumenstengel in den Händen (Geschlecht nicht ganz eindeutig, Tierleib ohne Zitzen).
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Provenienz Gemäß dem Wappen auf fol. 1r geschrieben für Giovanni d’Aragona, den Sohn von Ferrante d’Aragona, König von Neapel (1458–1494), nach seinem Tod in der Bibliothek des Königs; später im Besitz des Kardinals Francesco da Barberini (1597–1679); 1902 gelangte der Codex in die Biblioteca Vaticana.
Literatur Saxl 1915, S. XII–XVII, 4f., Tafel II, XXI; De Marinis 1952, S. 158, 207, Abb. S. 160, Tafel 66; McGurk 1966, S.. XVIII–XIX; Silverstein 1967, S. 26; Marucchi 1964, S. 31f., tav. XII,4; Daneu Lattanzi 1973, S. 7, 25; Pellegrin, 1975, Bd. 1, S. 123–125; Dell‘Era 1979, S. 152; Reeve 1980, S. 511f.; Viré 1981, S. 173ff.; Haffner 1997, S. 105–116 und S. 130f., Abb. 8 (fol. 3r), 12 (fol. 6r), 30 (fol. 18r); 35 (fol. 21r); 48 (fol. 31r), 56 (fol. 38v), 68 (fol. 58r), 87 (fol. 86r), 88/89 (fol. 1r); Vedere i Classici 1997, S. 486–488; Haffner / Haffner 1998; Pirker-Aurenhammer 2010, passim. Siehe S. 109–114, Taf. 113–120, Abb. 972–1012
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Wien, Schottenkloster, Cod. Scotensis 521 Aratea des Germanicus Neapel, 1470–1480 Kodikologische Angaben 230 × 173 mm, 90 Folia, Pergament, Text einspaltig zu 20 Zeilen in Humanistica rotunda (Minuskel), Lagen: fol. 1–70 sieben Quinternionen, fol. 71–78 ein Quaternio.
Art der Bilder fol. 1r: Frontispiz mit Schmuckrahmen aus bianchi girari und später übermaltem Wappenfeld; 45 in Gold gerahmte Miniaturen der Sternbilder von der Hand des in Neapel tätigen Buchmalers Gioacchino de Gigantibus.
Inhalt fol. 1r–2r: fol. 2v–5v:
fol. 5v–62v:
fol. 62v–65v fol. 65v–78v:
fol. 78v–90v:
Genus Arati. »Aratus quidem fuit Athinodori patris filius« (Maass ed. 1898, S. 146–150) Scholia Strozziana (excerpta). »Coelum circulis quinque distinguitur… Hic est stellarum ordo… – …connexio vero piscium communem habet stellam« (Breysig ed. 1867, S. 105–107, 107–109) Aratea Germanici (V. 1–430) cum Scholiis Strozzianis fol. 2v Scholia: »Celum circulis quinque … fol. 5v (Germanicus): Ab Iove principium« – fol. 78v »Scholia …posteriore duas in cauda tres. Sunt omnes XX.« (Breysig ed. 1867, S. 109–181) Germanicus, Reliquiae (Fragmenta) (Excerptum frg. IV, 52). »Aetherum venit taurus…« (Le Boeuffle ed. 1975, S. 51–58) Scholia Strozziana. »Solem per se ipsum…« (Breysig ed. 1867, S. 193–202), »A bruma in favonium…« (Breysig ed. 1867, S. 203–215), »Vertices extremos circa quos coeli…« (Breysig ed. 1867, S. 112), »Primum a sole capiemus presagia purus oriens« (Breysig ed. 1867, S. 215). Hyginus, De astronomia, IV, 6–14 excerptum »[Primum a sole capiemus presagia purus oriens (Plinius, nh)] sinistra bootis exteriore … spatium impleat lumine. Si quis« (Bunte ed. 1875, S. 105ff.)
Kommentar Der Codex ist eine weitere Kopie der um 1465 in Sizilien aufgefundenen Germanicus-Handschrift und ist in Neapel während der 70er Jahre des 15. Jahrhunderts entstanden (vgl. Kat.Nr. 114, 115, 116). In den mit Gold gerahmten Miniaturen und dem farbig gestalteten Bildgrund wird ein vergleichbarer Aufwand betrieben wie bei dem Manuskript für Giovanni d’Aragona (Kat. 114). Leider kennt man aber den ursprünglichen Auftraggeber der Handschrift nicht. Das im Schmuckrahmen des Frontispizes enthaltene Wappen, das von einem Kardinalshut bekrönt
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wird, stammt aus barocker Zeit und ist beschädigt. Anhand der im Bereich des Wappenschildes noch erkennbaren Teile von grün-weiß-roten Schrägbalken konnte Pirker-Aurenhammer als Inhaber des Wappens den Kardinal Ascanio Filomarino bestimmen, der von 1642 bis 1666 Erzbischof in Neapel war. Bei der roten Blume in dem kleinen Medaillon in der Mitte des oberen Rahmenteils, einer nicht welkenden Amaranthe, handelt es sich um dessen Imprese (PirkerAurenhammer 2010). Der Text des Germanicus reicht wie bei den anderen Neapolitaner Kopien nur bis zum Vers 430 und ist nicht wie in Rom, Vat. Barb. lat. 76 ergänzt und teilt auch nicht dessen abweichende Lesarten (vgl. Kat.-Nr. 116). Die Miniaturen der Sternbilder, welche mit Ausnahme von Bootes und dem Stier jeweils vor den sie betreffenden Versen des Germanicus stehen, sind von Rahmen mit Goldleisten umgeben und zeigen einen zart gestrichelt angedeuteten Himmel, der sich nach oben hin verdichtet. Die Sterne sind als goldene Strahlensternchen über roten Punkten angegeben. Der Gedichtteil ist durch Versalien kenntlich gemacht. Der Beginn der Scholien jeweils durch Feldinitialen. Auf den ersten Seiten wird der Text durch mehrere Lücken unterbrochen. Diese sind nicht als Platzhalter für Rubriken oder griechische Begriffe zu erklären. Vielmehr sollen sie offenbar den schadhaften Zustand und damit das hohe Alter der Vorlage sichtbarmachen (Pirker-Aurenhammer). Ähnliche, aber nicht durchweg identische Lücken finden sich auch in anderen Kopien der Germanicus-Handschrift aus Sizilien. Zuweilen entsprechen die Lücken aber keineswegs Auslassungen im Text oder sind für die fehlenden Worte zu groß. Dies deutet darauf hin, dass wir es zugleich mit einem Gestaltungsprinzip zu tun haben, das die Authentizität der Kopie betonen und den Fragementcharakter der Vorlage hervorheben soll. Ähnliches geschieht häufig auch in den Titelangaben dieser Manuskripte. Die Lücke auf fol. 1v/2r gibt es auch in Vat. Barb. lat. 76, allerdings finden sich dort einige zusätzliche Worte, und leicht verändert in Cologny; diejenige auf fol. 2v beispielsweise begegnet auch in Cologny auf fol. 3r–v, auch dort finden sich einige zusätzliche Worte, sie fehlt aber in Vat. Barb. lat. 76. Hingegen ist die Lücke auf fol. 2v in Vat. Barb. lat. 76, der keine Textlücke entspricht, in Wien nicht vorhanden. Im Vergleich der erhaltenen Neapler Germanicus-Kopien erweist sich nicht nur die Frontispizgestaltung sondern auch die Ikonographie der Bilder am nächsten dem Codex Rom, Vat. Barb. lat. 76 verwandt, der um 1472 für Giovanni d’Aragona entstand. (Kat.-Nr. 116) Neben der Rahmung der Miniaturen und der Andeutung des Himmelsgrunds sind auch hier Zwillinge und Krebs sowie Wassermann und Capricornus in einem Bild zusammengefasst. Das Haupt des Jupiter ist korrekt von einem Manteltuch umgeben und zeigt aber zusätzlich auch einen Nimbus. Dies findet sich gleichfalls in der verwandten, mittelalterlichen Handschrift in Madrid (Madrid 19, s. Bd. I, S.102ff., Kat.-Nr. 32, S. 346–353). In vielen Einzelheiten entfernen sich die Wiener Bilder aber vom Barberinus und der entsprechenden Vorlage. So wurde die Himmelskarte durch einen Lorbeerkranz zusätzlich dekorativ aufgewertet; auch sind entsprechend dem Zeitgeschmack, aber auf Kosten der astronomischen Genauigkeit die männlichen Figuren einheitlich als kindliche Putti sowie Schwan und Adler als Sittiche wiedergegeben. Bei Virgo und Andromeda wurde die mittelalterliche Mode mit den herabhängenden Tütenärmeln durch zeitgenössische Kleidung mit Anklängen an die beliebten Nymphengewänder ersetzt. Orion ist ein nach aktueller Mode gekleideter Jüngling und Perseus trägt eine Art Kapuze auf dem Kopf. Ebenso ist der Thron von Cassiopeia in der räumlichen Verkürzung zeitgenössischen Vorstellungen angepasst.
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Auffällig ist, dass der Fuhrmann korrekt drei Ziegen auf dem Arm balanciert und nicht wie in den übrigen Kopien drei Hasen. Auch der Nimbus des Jupiter ist ein zusätzliches Element, das wohl auch in der Vorlage anzutreffen war. Die Farbgebung der Miniaturen unterscheidet sich ebenso wie die Textgestalt ganz grundsätzlich vom Barberinus. Deshalb ist anzunehmen, dass die Wiener Handschrift trotz der Ähnlichkeit in der Gestaltung nicht von dem Exemplar des Giovanni d’Aragona abhängt, sondern eher direkt von dem Neufund kopiert wurde. Der Stil des Frontispizes aus regelmäßigen Spiralen mit Weißranken (bianchi girari), mit den Papageien, deren Schwanzfedern den Rahmen überschneiden sowie mit den Putti, die Korallenhalskettchen tragen, lässt sich ebenso wie die Formensprache der Illustrationen am ehesten dem Buchmaler Gioacchino de Gigantibus zuweisen, der nach 1471 und vor 1481 in Neapel tätig war. Innerhalb dieser Phase wiederum steht er den Werken gegen oder um 1475 am nächsten, wie der 1474 bezahlten Handschrift Paris, BN, Ms. lat. 5831 (Plutarch) oder insbesondere dem Frontispiz des Codex Paris, BN, Ms. lat. 6793 (Aristoteles, De historia animalibus). In der dichten Reihe der Neapolitaner Kopien des Germanicus ist der Wiener Codex das jüngste Beispiel. Er wurde wie der Barberinus von einem am Hof beschäftigten Buchmaler ausgestattet und bezeugt zugleich den Verbleib der Vorlage am Hof in Neapel. Die sorgsam im Text bewahrten Lücken deuten darauf hin, dass ein wesentliches Motiv für die Anfertigung all dieser Kopien das Interesse an dem vermutlich für antik gehaltenen Manuskript gewesen ist.
Verzeichnis der Bilder fol. 1r: Frontispiz: Umlaufender, von Goldleisten eingefasster Schmuckrahmen mit bianchi
girari, die sich um schmale Goldleisten winden und außer vier kleinen Tieren auch zwei Putti-Paare beherbergen, unten über der Mitte: teilweise (im Bereich des Schildes) getilgtes Wappen mit nachgetragenem Kardinalshut in einem von zwei Putti gehaltenen Lorbeerkranz, darüber in der Mitte der oberen Rahmenleiste ein kleines Medaillon mit nachgetragener roter Blume, einer Amaranthe. Anfangs-A (Capitalis) in einem ungefähr quadratischen an den inneren Rahmen anschließenden Feld über 8 Zeilen ebenfalls von bianchi girari umwoben. fol. 3r: Planisphäre, fünf konzentrische Kreise, um den äußersten Kreis schließt sich ein Lorbeerkranz mit vier verschlungenen Bändeln, die Anordnung der Sternbilder gleicht weitgehend Rom, Vat. Barb. lat. 76; etliche Bilder des linken oberen Viertels sind im Uhrzeigersinn nach links gerückt (so dass z. B. der Altar über der Mittelsenkrechten liegt), Cassiopeia ist nicht verschleiert und hat ihre rechte Hand abgesenkt wie in Rom, Vat. Barb. lat. 77, Auriga springt mit ausgestrecktem linken Bein, Adler und Schwan als Papageien (vgl. Rom, Vat. Barb. lat. 77), Capricorn mit eingerollten Hörnern. fol. 5v: Jupiter auf Adler, Jupiter auf dem Rücken des Adlers lagernd, sein Haupt mit Nimbus und von Mantelbahn kreisförmig umgeben, Szepter erinnert an Tyrsosstab. fol. 9r: Ursa maior, Ursa minor, Serpens, Schlange als liegende 8, deren Kopf rechts oben, in den Windungen die Bären, wie Wappentiere, fast achssymmetrisch, mit einander zugekehrten Rücken, beide kopfunter. fol. 11v: Hercules, nackte Rückenfigur, aufrecht nach links schreitend, vom linken Arm hängt Löwenfell herab, mit der Keule (flacher Schläger) in seiner Rechten zum Schlag gegen die Schlange ausholend, die sich in einem schlanken Bäumchen mit geteilter Krone emporwindet. fol. 12v: Corona (Nördliche Krone), Edelstein besetzter Reif oder fest gebundener Kranz mit zwei Spangen und Schleife. fol. 13v: Serpentarius (Schlangenträger), nach links gewandte Rückenfigur, auf dem Rücken des nach links gerichteten
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Skorpions stehend, Schlange ist einmal um die Mitte des Trägers gewunden und bildet dort, wo sie mit der rechten Hand gefasst wird, eine Schleife (etwas andere Frisur als in Rom, Vat. Barb. lat. 76: längere, fransige Nackenhaare und nach vorn ragende Tolle über der Stirn). fol. 16v: Bootes, in Schrittstellung nach rechts, seine Rechte mit dünnem Stab erhoben, an seiner linken Seite Schwert, in antikischen Umhang gehüllt, bärtig und (im Unterschied zu Vat. Barb. lat. 76) langhaarig. fol. 17r : Virgo (Jungfrau), abweichend von Vat. Barb. lat. 76: kürzeres Haar, doppelt gegürtetes Gewand mit anliegenden Ärmeln, barfuß, nur eine Ähre in ihrer rechten Hand, Flügel weit ausgebreitet, Schulterumhang von unten her aufgebläht. fol. 20r: Gemini (Zwillinge), gegenüber Vat. Barb. lat. 76 ist die Schrittstellung tänzerisch aufgefasst. fol. 22v: Leo (Löwe), nach links springend. fol. 24r: Auriga (Fuhrmann), aufrecht in Kastenwagen stehend und mit zwei Pferden nach rechts fahrend, mit der rechten Hand eine aufgestellte Lanze haltend (abweichend von Vat. Barb. lat. 76 und eher entsprechend dem Text: mit Kaninchen und zwei Zicklein auf dem Handgelenk, mit Kurzhaarfrisur (als Jüngling?) und Ansicht des Wagens von rechts). fol. 26v: Taurus (Stier), vordere Hälfte des Tieres nach links, mit untergeschlagenem Vorderbein, Schnittstelle eingefasst. fol. 28r: Cepheus, fast vorderansichtig (im Vergleich zu Vat. Barb. lat. 76 etwas nach rechts gewandt), breitbeinig mit zur Seite gebreiteten Armen stehend, bärtig, in Kopfschleier und loses Schultertuch gehüllt, knielange Tunika, Stiefel, Schwert an seiner linken Seite, fol. 29r: Cassiopeia seitlich nach links gedreht auf einem mit dickem Kissen gepolsterten Thron mit hoher Lehne sitzend, Arme ausbreitend, Oberkörper teils entblößt (anders als in Vat. Barb. lat. 76 ist der Kastenthron räumlich wiedergegeben und Cassiopeia wendet ihren Kopf leicht nach rechts und ist barfuß). fol. 30r: Andromeda in keilförmiger Schlucht an den Handgelenken zwischen die Felsen gekettet, frontal zum Betrachter gewandt, langes offenes Haar, trägt knöchellanges doppelt gegürtetes Kleid mit langen anliegenden Ärmeln (in Vat. Barb. lat. 76 hat Andromedas Gewand Trichterärmel und breite Borten). fol. 31r: Pegasus geflügelte Pferdehälfte (wobei der Kopf eher hundeähnlich), nach rechts fliegend, Teil der Vorzeichnung sichtbar. fol. 32r: Aries (Widder), nach links springend, dabei zurückblickend. fol. 34r: Triangulum (Dreieck), gleichseitig, aus flachen Holzleisten. fol. 34v: Pisces (Fische), übereinander in entgegengesetzte Richtung schwimmend, von Maul zu Maul verbunden, der untere Fisch in Rückenlage. fol. 36r: Perseus, nach links schreitende Rückenfigur, in der ausgestreckten Linken vor sich das blutende Haupt der Medusa haltend, hinter sich mit der anderen Hand die Harpe, nackt bis auf einen Schultertuch/umhang mit zipfeliger Kapuze (Form der Kopf bedeckung unterscheidet sich von Vat. Barb. lat. 76). fol. 37v: Pleiades (Plejaden), sieben weibliche Büsten in zwei Registern, oben vier, die paarweise einander zugewendet, unten drei, die sich zur Mitte wenden. fol. 38v: Lyra, U-förmiger Holzrahmen, mit zehn Saiten bespannt. fol. 40r: Cygnus (Schwan), nach rechts orientiert stehender Vogel mit ausgebreiteten Flügeln (abweichend von Vat. Barb. lat. 76 ist Schnabel geschlossen). fol. 40v: Aquarius, Capricornus (Wassermann, Steinbock), in (eleganter) Schrittstellung nach rechts, dabei den Kopf nach links drehend, in kurzem Rock und Schulterumhang (ohne Kopf bedeckung wie in Vat. Barb. lat. 76), mit beiden Händen die Urne nach rechts ausleerend, ihm gegenüber, im Profil nach rechts das Mischwesen Ziegenfisch. fol. 44r: Sagittarius (Schütze), nach links galoppierender, bogenspannender Kentaur, bärtig und mit langem Haar, von seiner Schulter weht Tierfellumhang, unter ihm ein nach links gerichteter Pfeil. fol. 46r: Aquila (Adler), mit erhobenen Schwingen, nach rechts orientiert, das zerzauste Haupt zum Schwanz wendend, auf dem nach rechts gerichteten Pfeil stehend. fol. 47r: Delphinus (Delfin), großer, länglicher, bis auf den Schnabel unspezifischer Fisch, nach links schwimmend. fol. 48r: Orion, frontal zum Betrachter gewandt stehender Jüng ling, in modischem Wams (?), Schulterumhang und Schwert in seiner zur Seite gestreckten
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linken Hand (in Vat. Barb. lat. 76 ist Orion bärtig, und nicht in zeitgenössischer Mode). fol. 50v: Canis maior (Großer Hund), schlanker Hund im Profil, nach links springend, geöffnetes Maul, herausgestreckte Zunge, breites Halsband mit Öse. fol. 53r: Lepus (Hase), im Profil, nach links springend. fol. 54v: Argo, Mast erinnert an Fackel, Steuerruderpaar zwischen zwei Pfosten (ohne die Halterung von Vat. Barb. lat. 76). fol. 55v: Cetus (See ungeheuer), nach rechts orientiertes Mischwesen mit dem geflügelten Vorderteil eines Drachens mit Mähne und Bart und dem gewundenen Schwanz eines Fisches. fol. 56v: Eridanus, in die Waagrechte gedrehte Darstellung eines nackten Mannes mit Hörnern, der seinen rechten Arm ausstreckt und sich mit der linken Hand in sein Haar greift, Vollbart mit geteilter Spitze, ›darunter‹ liegt die Urne, aus der nach links Wasser entströmt. fol. 58r: Piscis (Südfisch), auf dem Rücken liegend, im Profil, nach links orientiert, am Bauch und Rücken jeweils drei kleine Flossen. fol. 59r: Ara (Räucheraltar), antikisches Becken, dessen Fuß aus Akanthusblättern geformt, darin brennen vier Flammen. fol. 60r: Centaurus, im Profil nach rechts springend, bärtig, trägt helmartige Kopf bedeckung (nicht Mütze wie in Vat. Barb. lat. 76) auf seiner vorgestreckten rechten Hand einen kleinen Bären haltend, vom Handgelenk baumelt ein Gefäß, auf seiner linken Schulter hockt ein Hase, schultert einen Speer, vom Rücken weht ein Tierfell nach hinten. fol. 61v: Hydra, Crater, Corvus (Schlange, Mischkrug, Rabe), drachenköpfige Schlange windet sich nach links, in der mittleren Senke steht ein Henkelkrater, auf dem Schwanzende steht der nach links schauender taubenähnlicher Rabe. fol. 67v: Sol (Sonne), in aufrechtem Stand eine von vorn gezeigte Quadriga lenkend, in der linken Hand die Zügel, in der rechten ein Szepter (im Unterschied zu Vat. Barb. lat. 76 wohlfrisiertes kurzes Haar). fol. 71r: Luna (Mond), aufrecht in einem Kasten mit Rad stehende Frau, auf ihrem Kopf eine Mondsichel, bekleidet mit einfach gegürtetem Gewand und einem nach links wehenden Schulterumhang, vor dem Gefährt zwei nach rechts springende Ochsen (abweichend von Vat. Barb. lat. 76 ohne Kopfschleier und mit einem Szepter statt einer Fackel). fol. 78v: Austronothus (Südpol), nach links springender Kentaur mit dem Oberkörper eines Jünglings und dem Unterkörper einer Raubkatze, Schnittstelle ist durch einen V-förmigen Kragen betont, in den nach oben gehaltenen Händen jeweils drei Blumenstengel.
Provenienz Dem im Barock nachgetragenen Wappen zufolge war der Codex zeitweise im Besitz des Kardinals Ascanio Filomarino, der 1642–1666 Erzbischof von Neapel, auf dem Vorderspiegel (irreführender) Vermerk: »saec XVI«; Fliegendes Blatt: »Pertinet ad Bibliothecam Monasterii Beatissimae Virginis Mariae vulgo Scotorum Viennae Austriae Ordinis S. Benedictis.«
Literatur Hübl 1899, S. 472, Nr. 545; Mikrofilm (1966): Hill Monastic Manuscript Library: 4268; A. Le Boeuffle 1975, S. XXXIX; Pirker-Aurenhammer 2010, passim. Siehe S. 111–112, Taf. 121–124, Abb. 1013–1027
118.
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Vat. Barb. lat. 77 Aratea des Germanicus Florenz, nach 1470 Kodikologische Angaben 236 × 165 mm, 59 Folia, Pergament, in sechs Quinternionen gebunden, wobei von der ersten Lage das erste Blatt fehlt) Lagen: (V–1) 9 + 5 V59 ; Texte in Humanistica, einspaltig zu 28 Zeilen, wohl eine Hand, durchgehend 3zeilige Capitalis Initialen in Blau, fol. 1r: Frontispiz mit 10zeiliger Initiale und Weißrankenbordüre; flexibler Pergamenteinband mit dünnen Pappen, Spiegel und Vorsatz jeweils aus Papier, Vorderspiegel enthält alte Signatur »VIII. 76«.
Art der Bilder Zu den Aratea des Germanicus kompletter Zyklus von Sternbilderdarstellungen als lavierte Federzeichnungen, mit eingezeichneten Sternpunkten in mattem Rotbraun.
Inhalt Arati genus (Maass ed. 1898, S. 146–150). fol. 1v sorgsam ausgesparte Lücken wie im zugrundeliegenden Manuskript, fol. 2r: dito, aber von späterer Hand z. T. ergänzt fol. 2r–4r: Scholia Strozziana (Excerptum), endet unten auf fol. 4r (Breysig ed. 1867, S. 105–109) fol. 4v–41r: Germanici aratea /Scholia strozziana. (V. 1–430) »Ab iove principium… – … in labris obscuras duas per singula latera.« (Breysig ed. 1867, S. 109–181) fol. 41v–59v: Scholia Strozziana (Excerpta), Hyginus, De Astronomia IV.6–14, »Ethereum venit taurus super imbribus… – …impleat lumine. Si quis/« bricht ab, darunter: »Non sene trova piu.« fol. 1r–2r:
Kommentar Der in Sizilien aufgetauchte Germanicus wird hier unter dem italianisiertem Titel »Arati Framentum cum Comento incipit« überliefert. Der Text enthält auf den ersten Seiten die in dieser Handschriftengruppe oft auftretenden Lücken samt einer Randbemerkung »delete sunt littere«. Nach Art der Schrift, dem Charakter der Weißranken mit dicken Blattknospen, die die gerade Rahmenbegrenzung durchbrechen, sowie nach dem Stil der Zeichnungen stammt der Barberinus 77 aus Florenz und ist zwischen 1470 und 1480 anzusetzen. Leider liefert der Codex selbst keine sicheren Anhaltspunkte zu einem möglichen Auftraggeber, denn das Medaillon in der Frontispizdekoration wurde erst im 16. Jahrhundert mit einer bisher nicht identifizierten Imprese gefüllt.
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Die Illustrationen, die unmittelbar vor der zugehörigen Textstelle stehen, besitzen keinen Rahmen und sind als zurückhaltend lavierte Federzeichnungen über Metallstift-Unterzeichnung ausgeführt. Die Kolorierung beschränkt sich auf ein blasses Inkarnat, hellbraune Haare und gelbgrün schattierte Gewänder; gelegentlich kommt ein hölzernes Braun und selten ein kräftiges Rot hinzu wie bei dem Zaumzeug des Fuhrmanns. Die Bilder sind eng verwandt mit den Miniaturen des Wiener Manuskriptes aus Neapel (Kat.-Nr. 117). Dies wird unter anderen an der Form des Thrones von Cassiopeia, an der Kapuze von Perseus an dem männlichen Oberkörper von Austronothus oder auch an der V-förmigen Markierung deutlich, die bei Austronothus den Übergang zum Unterleib markiert. Auch bieten beide Handschriften weitgehend den gleichen Text und die Lücken auf den ersten Seiten sind vollkommen identisch. Dennoch ist schon aufgrund der unterschiedlichen Entstehungsorte eine direkte Abhängigkeit unwahrscheinlich, eher dürften sie beide auf eine gemeinsame Vorlage zurückgehen. Diese Vorlage wurde vermutlich 1468 durch das für Agnolo Manetti angefertigte Exemplar nach Florenz vermittelt (vgl. Kat.-Nr. 114). Aufällig ist beim Sternbild Hercules die Charakterisierung des Apfelbaums der Hesperiden als eine Eiche (dies ist nachfolgend (?) auch in Rom, Vat. Urb. lat. 1358, fol. 8r und in Florenz, Plut. 89 sup. 43, fol. 11r zu finden). Außerdem trägt Sol fälschlicherweise die Mondsichel. Noch sehr viel konsequenter als in den Wiener Illustrationen sind hier die Gewänder der zeitgenössischen Mode angepasst. So trägt Virgo die in der Florentiner Malerei dieser Zeit so verbreiteten antikischen Nymphengewänder. Im Vergleich mit anderen Florentiner Germanicus-Kopien bewahrt der Barberinus lat. 77 noch einige Details, die in den Neapolitaner Handschriften vorkommen, beispielsweise die schlanke Form des Krebses neben den Zwillingen, oder die eigentümliche Kopf bedeckung des Cepheus. So dürfte der Barberinus das älteste der erhaltenen Florentiner Kopien nach dem sizilianischen Germanicus-Fund sein.
Verzeichnis der Bilder fol. 1r: Frontispiz, 10zeilige Initiale, als Capitalis quadrata-Letter in Gold mit Weißranken-
dekor in einem quadratischen Feld, Weißrankenbordüre mit einfacher (unten doppelter) Goldleiste an drei Seiten. Unten zentriert von vier Putten gehaltenes kreisrundes (Wappen-) medaillon, darin eine Zeichnung vermutlich aus dem 16. Jahrhundert mit einem gekrönten Adler mit ausgebreiteten Schwingen, einen Felsbrocken in den Fängen und einen Stab im Schnabel, darüber fünf Sterne, darunter felsiger Grund, unter den Schwingen die Buchstaben C. D. und C. A. Die einfache Wappenzeichnung passt nicht zur aufwendigen Bordüre, allerdings sind keine Spuren eines darunterliegenden, getilgten Wappens zu sehen. fol. 2v: Planisphäre, fünf konzentrische Doppelkreise (Tinte), darin die Sternbilder um den nördlichen Pol. Andromeda hat den inneren Arm zur Seite gestreckt, den äußeren aber nach oben gereckt, darunter erscheint ein großer Fisch, zusätzlich markieren zwei kleine Fische die entsprechende Stelle im Tierkreis. Figuren sparsam lavierend koloriert. Der halbe Stier lugt hinter den Zwillingen hervor, Hercules als nackter Knabe im ›Knielauf‹, Centaurus hält ein menschliches Haupt in der Hand. fol. 4r: Jupiter auf dem Adler, eindeutig nach der Tradition von Madrid 19, der bärtige Jupiter in antikischem Umhang sitzt quer auf dem Rücken des Adlers (›Damensitz‹) und hält ein etwas entstelltes Blitzbündel in der rechten und ein Szepter in der linken Hand, großer Nimbus, der Adler ›steht‹ auf einer Schleife. fol. 5v: Ursa maior, Ursa minor, Draco (Großer Bär, Kleiner Bär, Drache),
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Schlange als liegende 8, Kopf rechts oben, die Bären gegenläufig und mit den Rücken zueinander, der rechte kopfunter. fol. 7r: Hercules, nackte Jünglingsgestalt ohne Bart als Rückenfigur, mit erhobenem Knüppel nach links schreitend, wo sich eine grüne Schlange um ein wenig natürliches Bäumchen schlingt, das Eicheln trägt, aus dem Löwenfell wurde ein großer, etwas unförmiger Schild (Setzschild) aus dem ein prankenähnlicher Fortsatz ragt. fol. 7v: Corona borealis (nördliche Krone), breiter, juwelenbesetzter Reif mit rechteckigem Besatz oben und einer Art ringförmiger Befestigung für ein waagrechtes Band unten, nach innen und außen Mausezähnchenrand. fol. 8v: Serpentarius (Schlangenträger), Scorpius (Skorpion), der Schlangenträger als bartlose, nach links gewandte nackte Rückenfigur, die Schlange um den Bauch, ihr Kopf ›Auge in Auge‹, der Skorpion schlicht gezeichnet. fol. 10v: Bootes (Bärenhüter), mit antikischem Umhang, nach rechts schreitend, hat zwei linke Füße (!), Vorderansicht, die Rechte mit einem dünnen Stab erhoben, ein Schwert links am Schultergurt, Stirnglatze und Bart, barfuß. fol. 11r: Virgo (Jungfrau), en-face in bewegter Haltung stehend, weibliche Engelsgestalt mit Kleid und Mantel in reichem Faltenwurf, in der Rechten die Ähre (auf den Oberschenkeln je drei Sterne, eng stehend in senkrechter Linie, kein waagrechter ›Sternsaum‹). fol. 13r: Gemini (Zwillinge), zwei nackte Jünglinge mit Schultermänteln nebeneinander, der Rechte eine Lyra haltend und nach rechts zeigend, der linke auf ihn (also ebenfalls nach rechts) weisend, rechts daneben am Boden der Krebs. fol. 14v: Leo (Löwe), nach links springend. fol. 15v: Auriga (Fuhrmann), in blockartigem Kastenwagen stehend und mit zwei Pferden nach links fahrend, bekleidet, eine Deichsel oä. fehlt, nur die roten Zügel stellen die Verbindung zwischen Wagen und Lenker her, die Rechte hält eine aufgestellte Lanze, die Linke die Zügel, auf der Hand die Haedi, auf der Schulter Capella. fol. 17r: Taurus (Stier), halber Stier mit untergeschlagenem Vorderbein, nach links. fol. 18r: Cepheus, knielanges Gewand mit locker fallender Kapuze, Mantel, Schwert am Schultergurt, Arme zur Seite, Vollbart. fol. 18v: Cassiopeia, auf einem perspektivisch wiedergegebenen Thron, mit ausgebreiteten Armen, die Hälfte des Oberkörpers entblößt. fol. 19v: Andromeda, in der Schlucht zwischen zwei Felsen hängend, ohne Bodenkontakt, Handgelenke mit Stricken dort angebunden, langes Kleid (intakt), offene Haare, Unterkörper gelängt. fol. 20r: Pegasus, geflügelte Pferdehälfte, nach rechts stürmend. fol. 21r: Aries (Widder), sich umsehend und nach links springend. fol. 22r: Triangulum (Dreieck), gleichseitiges Dreieck aus flachen Leisten, drei Sterne jeweils in den Ecken. fol. 22v: Pisces (Fische), gegenläufig, am Maul verbunden, der untere in Rückenlage. fol. 23v: Perseus, nach links schreitende Rückenfigur, Kopf und Schultern von einem Tuch bedeckt, sonst nackt, in der Linken das Haupt, in der Rechten eine »Glaive«. fol. 24v: Pleiades (Siebengestirn), weibliche Büsten, vier oben, drei unten. fol. 25r: Lyra (Leier), antikisches Instrument mit zehn Saiten. fol. 26r: Cygnus (Schwan), nach rechts stelzender Vogel (erinnert an einen Storch). fol. 26v: Aquarius (Wassermann), Capricornus (Steinbock), beide Zeichen nebeneinander, Aquarius als bekleideter junger Mann in tanzähnlicher Schrittstellung nach rechts, beidhändig gießend, der Wasserschwall von Sternen eingesäumt; Capricornus als ›Ziegenfisch‹ mit langen Hörnern nach links. fol. 29r: Sagittarius (Schütze), nach links galoppierender, bogenspannender bärtiger Kentaur mit Tierfellumhang, darunter ein Pfeil nach links. fol. 30r: Aquila (Adler), ausgebreitete Schwingen, nach rechts gedreht stehend, Kopf zurückgewendet, hinter den Füßen ist der Pfeil zu sehen. fol. 31r: Delphinus, großer Fisch nach links. fol. 31v: Orion, Jüngling mit modischer Kleidung und kurzem Mantel in etwas geziert wirkender Ponderation, ein Schwert senkrecht in der Rechten haltend. fol. 33r: Canis (Hund), nach links springend, Halsband mit Leinenöse. fol. 34v: Lepus (Hase), nach links laufend. fol. 35v: Argo Navis (Schiff), seltsames – wohl antik gedachtes – Schiff, vollständig, nach links. fol. 36v: Cetus (Seeungeheuer), grünliches Mischwesen mit Vogelflügeln und Fischschwanz nach rechts.
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Katalog der Aratea-Handschriften nach 1200 fol. 37r: Eridanus (Fluss), unten waagrecht eine nach links ausfließende Henkelvase, darü-
ber in die Waagrechte gekippt ein schreitender nackter Mann mit Büffelhörnern und nach hinten abgespreiztem Arm. fol. 38r: Piscis austrinus (Südlicher Fisch), großer Fisch mit gezackten Flossensäumen in Rückenlage nach links. fol. 38v: Ara (Altar), kelchförmiger Altar mit hoch lodernden Flammen (abgeleitet vom Feuerbecken auf Ständer). fol. 39v: Centaurus, nach rechts galoppierend, auf der ausgestreckten Rechten ein Tier in Rückenlage, davon herabhängend kleines Gefäß, geschulterter Speer, auf der Schulter sitzt ein Hase, Tierfellumhang weht nach hinten. fol. 40v: Hydra, Crater, Corvus (Seeschlange, Becher, Rabe), grüne, sich nach links kriechende Schlange, darauf eine Henkelvase und der Vogel (weiß). fol. 44v: Sol, mit Mondsichel auf dem Kopf wie sonst Luna, in der Quadriga, Szepter in der Rechten (von Fackel abgeleitet). fol. 47r: Luna, wie hinter einem Rednerpult stehend mit Mondsichel auf dem Kopf und Fackel/Szepter in der Hand, unter ihr ein Rad, davor zwei nach rechts galoppierende Ochsen. fol. 52r: Austronothus (Südpol), männlicher Kentaur mit Löwenkörper, je drei Blumenstengel in den Händen.
Literatur Saxl 1915, S. XV, 6f., Abb. 12 (Cepheus, fol. 18r); Byvanck 1949, S. 218, Nr. 50; Pellegrin, Bd. 1 1975, S. 126f.; Vedere i Classici 1997, Nr. 110; Haffner 1997, S. 113; Pirker-Aurenhammer 2010, S. 324f. Siehe S. 114–115, Abb. 1028–1034
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Madrid, Biblioteca Nacional, Cod. 8282 Aratea des Germanicus Florenz, 1470–1480 Kodikologische Angaben 236 × 160 mm, 63 Folia, Pergament, Text einspaltig zu 28 Zeilen, in Humanistica rotunda, Lagen: Quinternionen. Einband: modern.
Art der Bilder fol. 1r: Frontispiz mit dreiseitiger Weißrankenbordüre, kompletter Zyklus der Sternbilderdarstellungen als lavierte Federzeichungen mit Teilvergoldungen, ohne Rahmen, Sternpositionen als goldene Punkte.
Inhalt Fragmentum cum comento Arati nuper in Sicilia repertus [sic!] Genus Arati. »Aratus quidem filii Athinodori…« (Maass ed. 1898, S. 146–150) fol. 2r–4r: Scholia Strozziana Excerptum (Breysig ed. 1867, S. 105–109) fol. 4v–43r: Germanici aratea (1–430, Fragm. IV, 52–163) cum Scholiis strozzianis. »Ab iove principium magno deduxit Aratus…« (Breysig ed. 1867, S. 109–181) fol. 43v–61v: Excerpta aus Scholia Strozziana und Hyginus. – fol. 61v: »…si quis unten auf der Seite: non sine trova piu.« fol. 1r: fol. 1r–2r:
Kommentar Der Madrider Codex zeigt enge Parallelen zu Handschrift Vat. Barb. lat. 77. (Kat.-Nr. 118) Unter der Überschrift »Fragmentum cum comento Arati nuper in Sicilia repertus« [sic!], die explizit auf den fragmentarischen Charakter des Textes sowie auf die Neuheit des sizilianischen Fundes verweist, enthält er die gleichen Texte. Das Frontispiz wird in gleicher Art von einer sehr ähnlichen Weißrankenbordüre gerahmt. Das kreisrunde Wappenfeld am unteren Rand des Rahmens ist auch hier leer geblieben. Beide Handschriften stammen vermutlich aus derselben Werkstatt, doch wurden die Illustrationen von einem deutlich versierteren Zeichner angefertigt, der über ein entwickelteres Stilidiom verfügte. Dies deutet aber keineswegs unbedingt auf ein späteres Entstehungsdatum hin. Es handelt sich um Federzeichnungen mit einem sehr lebendigen Strich, die in Gelb- und Brauntönen zart laviert sind. Die Qualität des Zeichners wird an der Figur des Perseus sehr deutlich, der als ein Rückenakt mit perfektem Kontrapost wiedergegeben ist. Die eigenartige Kopf bedeckung in Form einer Kapuze hat man fortgelassen. Derartige Korrekturen gegenüber den Darstellungen in Vat. Barb lat. 77 lassen sich häufiger feststellen. So besitzt Hercules wieder einen Bart, Austronothus ist wieder eindeutig weiblich und Sol hat nicht mehr die fälschlich hinzugefügte Mondsichel im Haar. Auch Bootes wird in einer sehr viel bewegteren Haltung
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gezeigt. Cassiopeia hat einen vollkommen entblößten Oberkörper und ein ausgesprochen faltenreiches Gewand, das auch ihre Füße verbirgt. Auffälligerweise tauchen bei Andromeda die Tütenärmel, allerdings ohne die breiten Schmuckborten, wieder auf, die als ein Kennzeichen der höfischen Mode des 12. Jahrhunderts in den meisten der Neapolitaner Kopien anzutreffen sind. Lassen sich viele dieser Unterschiede auch als Verbesserungen erklären, die ein kundiger Zeichner an den Darstellungen des Barberinus vorgenommen hat, so sind die Tütenärmel ein Element, das er nur aus der Vorlage kennen kann. Deshalb muss man, anstatt eine direkte Abhängigkeit anzunehmen, eher daran denken, dass beide Handschriften parallel (nach dem für Manetti gefertigten Codex) entstanden sind. Nach Reeve (1980) war das Madrider Manuskript sehr wahrscheinlich die Vorlage für die entsprechenden Texte in dem Codex in Montpellier (Kat.-Nr. 88). Verzeichnis der Bilder Die Darstellungen generell sehr ähnlich zu Vat. Barb. lat. 77 (Kat.-Nr. 118). fol. 1r: Frontispiz, 10zeilige Initiale, als Capitalis quadrata-Letter in Gold mit Weißrankendekor im quadratischen Feld, davor ein Reiher, Weißrankenbordüre mit doppelter Goldleiste an drei Seiten. Unten zentriert halten zwei Genien ein leer gebliebenes Wappenmedaillon. fol. 2v: Planisphäre, Federzeichnung, teilweise farbig laviert, einige Sternbilder wie Ara, Lyra und Krone vergoldet. fol. 4r: Jupiter, innerster Ring des Nimbus golden. fol. 6v: Ursa maior, Ursa minor, Draco (Großer Bär, Kleiner Bär, Drache). fol. 8r: Hercules, Hesperidenäpfel in Gold; bärtig. fol. 9r: Corona (Krone). fol. 9v: Serpentarius auf Scorpius (Schlangenträger auf Skorpion), gelungener Rückenakt. fol. 11v: Bootes (Bärenhüter), sehr bewegt, in ausgeprägter Schrittstellung. fol. 12r: Virgo (Jungfrau), mit Ähre,
in faltenreichem Nymphengewand, gleicht einem Engel der zeitgenössischen Malerei. fol. 14r: Gemini, Cancer (Zwillinge und Krebs). fol. 15v: Leo (Löwe), nach links springend. fol. 16v: Auriga (Fuhrmann), männlich, im ›Kastenwagen‹ nach rechts fahrend. fol. 18r: Taurus (Stier), nach links blickende Stierhälfte. fol. 19r: Cepheus, ohne Umhang, als Kopf bedeckung ein eng anliegendes, faltiges Tuch. fol. 19v: Cassiopeia, auf einem perspektivisch wiedergegebenen Thron, der Oberkörper völlig nackt, das faltenreiche Gewand vor den Beinen verdeckt ihre Füße, fol. 20v: Andromeda, zwischen Felsen schwebend, das Gewand um extrem weite Tütenärmel ergänzt, aber keine Schmuckborten. fol. 21r: Pegasus. fol. 22r: Aries. fol. 23r: Triangulum (Dreieck). fol. 23v: Pisces (Fische), an den Mäulern verbunden. fol. 24v: Perseus, gelungener Rückenakt im Kontrapost, ohne Kopf bedeckung. fol. 25v: Pleiades, Büsten in zwei Registern. fol. 26r: Lyra (Leier). fol. 27r: Cygnus (Schwan), stehend. fol. 27v: Aquarius, Capricornus (Wassermann, Steinbock). fol. 30r: Sagittarius, Sagitta (Schütze, Pfeil), Schütze als Kentaur. fol. 31r: Aquila, Sagitta (Adler, Pfeil). fol. 31v: Delphinus. fol. 32v: Orion, Jünglingsgestalt in modischem Gewand mit großem, senkrecht erhobenem Schwert in der Linken, der rechte Arm durch den Mantel verhüllt. fol. 34r: Canis, nach links laufend. fol. 35v: Lepus. fol. 36v: Argo Navis (Schiff), vollständig, Form erinnert an ein Kanu. fol. 37v: Cetus (Seeungeheuer). fol. 38r: Eridanus (Fluss), mit Hörnern, Randskizze. fol. 39r Piscis austrinus (Südlicher Fisch), auf dem Rücken liegend. fol. 39v: Ara (Altar), gedrungenes Becken auf Fuß, Flammen. fol. 40v: Centaurus, mit Tierfell-Umhang, trägt eine Mütze. fol. 42v: Hydra, Crater, Corvus (Seeschlange, Becher, Rabe). fol. 46v: Sol, frontal in Quadriga, ohne Mondsichel. fol. 49r: Luna, die Ochsen der Biga laufen voraus, nach rechts. fol. 55r: Austronothus, weiblich, die Zweige der Blütenstengel fallen weiter auseinander.
Provenienz
119. Madrid, Biblioteca Nacional, Cod. 8282
Ehemals im Besitz von Juan Fernández de Velasco, VI. Condestable de Castilla.
Literatur Breysig 1899, S. IXf.; Thiele 1898, S. 172; Dominguez Bodona, 1933, Bd. 1, S. 279, Nr. 621; Byvanck 1949, S. 218, Nr. 53; Pellegrin 1953, S. 10; Kristeller 1989, S. 556; Andres 1980, S. 14, Nr. 141; Reeve 1980, S. 512, Anm. 21; Rubio Fernandez 1984, S. 331, Nr. 389; Haffner 1997, S. 213. Siehe S. 114–115, Abb. 1035–1046
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120.
London, British Library, Ms. Add. 15819 Aratea des Germanicus Florenz, 1470–1480 Kodikologische Angaben 239 × 172 mm, 77 Folia, Pergament, einspaltig zu 22–25 Zeilen, Humanistica cursiva, Lagen: Von erster Lage/Vorsatz fehlt ein Blatt, fol. 2–9 Quaternio, danach Quinternionen bis fol. 69v, die letzten acht Blätter (fol. 70–77) – ein Quaternio? – bilden Nachsatz; Blindliniierung, breite Ränder. Einband: italienisch, 15. Jahrhundert (wahrscheinlich original) braunes Maroquin auf dünnen Holzdeckeln nach orientalischem Vorbild, Schließen entfernt.
Art der Bilder Auf fol. 1r dreizeilige Weißrankeninitiale, dreiseitige Rankenbordüre, unten mit Wappen des Francesco Sassetti; lavierte Federzeichnungen der Sternbilder ohne Rahmen, Sternpositionen als goldene Punkte.
Inhalt Arathi Fragmentum cum commento noviter repertum in Sicilia incipit. Genus Arati. »Aratus quidem Athinodori patris filius…« (Maass ed. 1898, S. 146–150) fol. 2r–4r: Scholia Strozziana Excerptum (Breysig ed. 1867, S. 105–109) fol.4v–48v: Germanici aratea cum Scholiis strozzianis (V. 1–430) (Breysig ed. 1867, S. 109–181) fol. 49r – 71v: Excerpta aus Scholia Strozziana und Hyginus. Auf fol. 71v am unteren Rand der Seite: »Plura deficiunt que propter vetustatem et quaternionum fractionem colligi nequaquam poterunt.« fol. 1r: fol. 1r–2r:
Kommentar Bei der Londoner Handschrift handelt es sich um eine weitere Kopie des in Sizilien um 1465 aufgetauchten Germanicus, worauf in der Überschrift explizit verwiesen wird. Das Wappen im Frontispiz und das Exlibris auf fol. 77r bezeugen, dass der Codex von dem Florentiner Francesco Sassetti (1421–1490) in Auftrag gegeben wurde. Außerdem wird der Codex in zwei Inventaren von 1495, als Sassetti bereits gestorben war, erwähnt. Für die Datierung der Handschrift gibt es keine gesicherten Anhaltspunkte, doch spricht die Art der Weißranken-Bordüre, um deren Enden bewimperte Blüten verstreut sind, ebenso wie die Wahl der Kursivschrift für eine Entstehung um 1475. Die Illustrationen stehen ohne Rahmen in Lücken vor der betreffenden Textstelle. Sie sind als Federzeichnungen von nur mittlerer Qualität ausgeführt, die in gelben, grünen und hellbraunen Tönen laviert wurden. Die Sterne sind in Gold eingetragen. Die Handschrift ist verwandt mit den anderen Florentiner Germanicus-Abschriften und die Bilder weisen enge Bezüge
120. London, British Library, Ms. Add. 15819
zu den Darstellungen in Vat. Barb. lat. 77 auf (Kat.-Nr. 118). So finden wir hier gleichfalls den jugendlich bartlosen Hercules, die aufrechte Gestalt des Bootes oder die etwas steife Rückenfigur des Perseus mit der Kopf bedeckung in Art einer Kapuze. Allerdings besitzt das Kleid der Andromeda jene weiten Tütenärmel, wie sie auch in der Madrider Kopie vorkommen (Kat.Nr. 119). Außerdem ist Orion als Rückenfigur näher an den frühen Neapler Kopien wie Cologny, Cod. Bodmer 7 (Kat. Nr. 114) und Sol ist nicht wie in Vat. Barb. lat. 77 mit den Attributen Lunas versehen. Deshalb geht wohl auch London, Add. Ms. 15819 direkt auf die Vorlage der Florentiner Kopien zurück, die mit jenem 1468 an Agnolo Manetti gesandten Exemplar identisch gewesen sein kann. Ein weiteres Indiz für die Nähe zu dem von der Manetti Kopie nach Florenz übermittelten sizilianischen Fund sieht Lippincott (2011) in der Form der Lücken im Textanfang, die noch die Form eines gekrümmten Tropfens bewahrt haben. Der Codex enthält zahlreiche Annotationen von der Hand des Bartolomeo Fonzio (in blasser, hellbrauner Tinte), die auch in spätere Fassungen übernommen wurden (De la Mare 1976, vgl. Kat.-Nr. 121). Francesco Sassetti hat zu Beginn der 70er Jahre den jungen Gelehrten für sich gewonnen und ihn dann 1472 mit nach Rom genommen. Vermutlich hatte er ihn als Bibliothekar eingestellt und Fonzio war für den Ausbau von Sassettis Bibliothek zuständig. Möglicherweise hat er die Illustrationen in dieser Handschrift ausgeführt. Charakteristisch für den Zeichner sind die fein gekräuselten Gewandsäume und Bänder bei Wassermann und Orion. Von Fonzio dürfte in jedem Fall die Skizze des Phaeton auf fol. 43v stammen, die gleichfalls laviert ist und einen nackten Jüngling zeigt, der liegend aus einer brennenden Wolke in die Wogen stürzt. Hier offenbart sich ein mythologisches Interesse, das die merkwürdige Darstellung des Eridanus zu erklären sucht. Auffällig ist zudem, dass Cepheus, Cassiopeia und Andromeda durch eine dunkle Hautfarbe hervorgehoben sind. Auch damit wird offenbar auf den mythologischen Zusammenhang verwiesen und eine mythologisch plausible Darstellung gesucht. Auch die Randnotiz zur Darstellung der Fische »vinculum quod pisces ligat non ab ore sed a cauda est secundum Aratum« bezeugt, dass sich der Illustrator kritisch mit der Bildtradition auseinandergesetzt hat.
Verzeichnis der Bilder Darstellungen ähnlich wie in Vat. Barb. lat. 77 (Kat.-Nr. 118). fol. 1r: Frontispiz, dreiseitige Rankenbordüre aus Weißranken mit Wappen des Francesco Sassetti (in Schwarz, 1 golden bordierter blauer Schrägbalken)i. fol. 3r: Planisphäre, Federzeichnung, teilweise farbig laviert, Cepheus, Cassiopeia und Andromeda dunkelhäutig, an Andromedas Handgelenken sind Ketten befestigt, im Vergleich zu Vat. Barb. lat. 77 fehlt die halbe Figur des Jünglings zwischen Cetus und Hase, viele Sternbilder sind namentlich bezeichnet. fol. 4v: Jupiter, Nimbus aus drei konzentrischen Kreisen, wobei der innerste golden gefüllt ist. fol. 6r: Ursa maior, Ursa minor, Draco (Großer Bär, Kleiner Bär, Drache), Schlange als liegende offene 8, in den Windungen jeweils kopfunter eine Bärin mit zueinander gekehrtem, auffallend geradem Rücken. fol. 8r: Hercules, jugendlicher Held, Hesperidenäpfel in Gold, kleeblattähnliche Blätter. fol. 9r: Corona (Krone), mit vielen runden Edelsteinen besetzter Reif, außen und innen mit Mäusezähnchenrand verziert. fol. 9v: Serpentarius auf Scorpius (Schlangenträger auf Skorpion), Schlangenträger bärtig, von kräftiger Statur mit vorgewölbtem Bauch. fol. 11v: Bootes (Bärenhüter), auf-
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recht stehend. fol. 12r: Virgo (Jungfrau), mit Ähre, weite, herabhängende Gewandärmel, das Gewand ist nicht so bewegt wie in Vat. Barb. lat. 77. fol. 14r: Gemini, Cancer ( Zwillinge und Krebs), Zeigegestus wie in Vat. Barb. lat. 77, Schrittstellung gleich, aber etwas betonter, linker Zwilling hat langes Haar. fol. 16r: Leo (Löwe), wie in Vat. Barb. lat. 7 nach links springend, fol. 17v: Auriga (Fuhrmann), wie in Vat. Barb. lat. 77 im ›Kastenwagen‹ nach rechts fahrend, jedoch haben die Pferde keine Brustgurte und eilen im gestreckten Galopp. fol. 19r: Taurus (Stier), nach links blickende Stierhälfte. fol. 20v: Cepheus, dunkelhäutig. fol. 21v: Cassiopeia, ebenfalls dunkelhäutig. fol. 22r: Andromeda, dunkelhäutig, zwischen Felsen gekettet schwebend, altertümliches Gewand mit weiten Tütenärmeln. fol. 23r: Pegasus, wie in Vat. Barb. lat. 77 aber in gestrecktem Galopp. fol. 24r: Aries, wie in Vat. Barb. lat. 77. fol. 25v: Triangulum (Dreieck), wie in Vat. Barb. lat. 77. fol. 26r: Pisces (Fische), an den Mäulern verbunden wie in Vat. Barb. lat. 77 (Randnotiz: »vinculum quod pisces ligat non ab ore sed a cauda est secundum Aratum«). fol. 27r: Perseus, steife Rückenfigur, kapuzenartige Kopf bedeckung, wie in Vat. Barb. lat. 77. fol. 28r: Pleiades, Büsten in zwei Registern vgl. Vat. Barb. lat. 77. fol. 29r: Lyra (Leier), vgl. Vat. Barb. lat. 77. fol. 30r: Cygnus (Schwan), stehend, vgl. Vat. Barb. lat. 77. fol. 30v: Aquarius, Capricornus (Wassermann, Steinbock), im Unterschied zu Vat. Barb. lat. 77 ohne den Mantel mit Kapuze. fol. 33v: Sagittarius, Sagitta (Schütze, Pfeil), Schütze als Kentaur wie in Vat. Barb. lat. 77. fol. 35r: Aquila, Sagitta (Adler, Pfeil), Adler wie in Vat. Barb. lat. 77, wie dort ist der Pfeil hinter den Krallen des Adlers abgebildet. fol. 36r: Delphinus, wie in Vat. Barb. lat. 77. fol. 36v: Orion, Jüngling, im Unterschied zu Vat. Barb. lat 77 jedoch in Anlehnung an Cologny oder New York (Kat.-Nr. 114, 115 rückansichtig!, in zeitgenössischer Kleidung mit senkrecht erhobenem Schwert in seiner rechten Hand. fol. 39r: Canis, nach links laufend wie in Vat. Barb. lat. 77. fol. 41r Lepus, nach links springend wie in Vat. Barb. lat. 77. fol. 42r: Argo Navis (Schiff), vollständig, erinnert an ein Kanu, sehr ähnlich wie in Vat. Barb. lat. 77 und Cologny, Cod. Bodmer 7. fol. 43r: Cetus (Seeungeheuer), nach rechts orientiert lagernd, wie in Vat. Barb. lat. 77. fol. 43v: Eridanus (Fluss), liegend mit Hörnern (wie in Vat. Barb. lat. 77 doch sind die Beine eher tanzend wiedergegeben), Urne mit fließendem Wasser neben sich, am Rand Skizze des aus dem brennenden Himmel ins Meer stürzenden Phaeton. fol. 45r: Piscis austrinus (Südlicher Fisch), auf dem Rücken liegend wie in Vat. Barb. lat. 77. fol. 45v: Ara (Altar), Becken auf antikischem Fuß, 4 Flammen wie in Vat. Barb. lat. 77. fol. 46v: Centaurus, mit Tierfell-Umhang, Haltung und Attribute wie in Vat. Barb. lat. 77. fol. 48r: Hydra, Crater, Corvus (Seeschlange, Becher, Rabe), taubenartiger Rabe und Form des Crater (als Muschel geformter Bauch) gleicht wie auch Vat. Barb. lat 77 der Darstellung in Cologny, Bodmer 7 (Kat.-Nr. 114). fol. 52v: Sol, frontal in vergoldeter Quadriga, keine Mondsichel (wie fälschlicherweise Vat. Barb. lat. 77) auf dem Haupt, führt Peitsche/Geißel statt Fackel wie in Vat. Barb. lat. 77. fol. 55v: Luna, die Ochsen der Biga laufen seitlich vor dem Wagen, nach rechts, mit Mondsichel über dem Scheitel und Fackel in der linken Hand wie in Vat. Barb. lat. 77. fol. 62r: Austronothus (Südpol), Mischwesen aus Jüngling? und Wildkatze mit drei Blütenstengeln in jeder Hand (vgl. Vat. Barb. lat. 77 und Cologny, Bodmer 7).
Provenienz Die Handschrift stammt aus dem Besitz des Francesco Sassetti, vgl. fol. 77* (Vorsatz hinten) »Mitia fata mihi, Francisci Sassetti Thomae filii civis Florentini« [Capitalis rustica, zentriert]. Auf dem Vorderspiegel findet sich der Eintrag: »Purchased by Jechner, Paris 28 May 1846«.
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Literatur Warner 1920, S. 193; Saxl 1953, S. 51–53; De la Mare 1976, S. 174, 185, Nr. 65; Kristeller 1989, S. 99; Reeve 1980, S. 512, Anm. 21; Scatturin 1990, S. 44, 47 sowie Abb. 11–12; Haffner 1997, S. 113. Siehe S. 114–115, Abb. 1047–1053
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Neapel, Biblioteca Nationale, Cod. XIV D 37 Aratea des Germanicus Florenz, 1470–1480 Kodikologische Angaben 219 × 147 mm, Papier, 55 Folia, Text einspaltig zu 28 Zeilen in Humanistica cursiva von einer Hand, die Textlücken der Vorlage werden wiedergegeben, zum Teil mit Auslassungspunkten. Zum Teil durch Tintenfraß geschädigt, fol. 54–55 mit Textausbrüchen. Lagen: V10 + IV18 + V28 + (V–1) 37 + V47 + IV55, Lagenstruktur durch Bindung des frühen 20. Jahrhunderts zum Teil verunklärt, viele Blätter im Falz gebrochen, Seiten lose, moderner Einband.
Art der Bilder fol. 2v–48r farbig lavierte Federzeichnungen der Sternbilder mit Teilvergoldungen, Sternpositionen in Gold.
Inhalt fol. 1rv:
fol. 1v–3v:
fol. 4r–37r:
fol. 37v–39v:
fol. 39v–43r:
fol. 43r–47v:
fol. 48r: fol. 48r–55v:
Arati genus (Maass ed. 1898, S. 146–150). »›Fragmentum Arati cum comento noviter repertum in Sicilia‹. Aratus quidem fuit Athinodori patris filius… – …peritie mathematice reperimus.« Scholia Sangermanensia, Excerptum (Breysig ed. 1867, S. 105–107). »Celum circulis quinque distinguitur quorum duo extremi… – …connexio vero piscium comunem habet stellam.« Germanici Caesaris Aratea cum scholiis Strozzianis. »Ab Iove principium magno… – …per singula latera. ›tantum deerat in veteri exemplari‹.« Die Verse 1–430 der »Aratea mit den Scholia Strozziana« (Breysig ed. 1867, S. 109–181) Aratea reliquae (Breysig ed. 1867, III, S. 52–163). »›tantum deerat in veteri exemplari‹. Ethereum venit Taurus super… – …signa dabunt non irrita pisces.« Scholia Sangermanensia, Excerpta de sole et luna (Breysig ed. 1897, S. 193– 202). »Solem per se ipsum constat moveri… – …namque is certissimus auctor.« Plinius, Naturalis Historia XVIII, Excerpta (Breysig ed. 1867, S. 203–209, 210–215). »A bruma in favonium… – …ab equinoctio dicimus fieri« (fol. 45v). fol. 45v »Ante omnia autem duo esse… – …segete non esse noxias tempestates.« De polis mundi (Breysig ed. 1867, S. 111f.). »Vertices extremos circa quos… – …sunt etiam omnes XX.« Plinius, Naturalis Historia XVIII, Excerpta. NH XVIII, 341–342 mit Hyginus, De Astronomia IV, 6–14. »Primum a sole capiemus praesagia… – …et quae venerant ad occasum.« [fol. 48v] Convenit nobis mundum ab exortu ad occasum… – »…spacium impleat lumine. Si quis/.« [bricht ab] »Plura deficiunt quae propter vetustatem et quaternionum fractionem collegi nequaquam potuerunt«
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Kommentar Diese Abschrift des in Sizilien aufgefundenen Germanicus verwendet kein Pergament, sondern das preiswertere Papier. Die Überschrift hat den gleichen Wortlaut wie London, Add. Ms. 15819. Wie die eigenwillige Handschrift (Ober- und Unterlängen enden in kleinen Knötchen, Schriftbild erinnert an griechische Schrift) erkennen lässt, war hier jedoch keinesfalls derselbe Schreiber am Werk. Das Manuskript besitzt sorgfältig ausgeführte Federzeichnungen der Konstellationen, von Sol und Luna sowie Austronothus. Wie bei den Vergleichshandschriften sind einzelne Elemente wie die Äpfel der Hesperiden, der Nimbus und das Blitzbündel des Jupiter oder der Wagen von Sol durch Vergoldung hervorgehoben. Die Darstellungen entsprechen in allen Einzelheiten den Illustrationen in dem Exemplar des Francesco Sassetti (Kat.-Nr. 120). So sind auch hier Cepheus, Cassiopeia und Andromeda durch eine dunkle Hautfarbe gekennzeichnet; das Kleid der Andromeda besitzt weite Tütenärmel, Perseus trägt eine kapuzenartige Kopf bedeckung. Selbst die Skizze des stürzenden Phaeton am Rand neben dem Bild des Eridanus findet sich wieder. Zudem enthält der Text jene Annotationen und Korrekturen, die Bartolomeo Fonzio in dem Manuskript des Sassetti vorgenommen hat (Reeve 1980). Deshalb dürfte es sich um eine direkte Kopie dieser Handschrift handeln. Nach De la Mare wurde sie von Giovanni Antonio Vespucci angefertigt. Von daher belegt dieser Codex einmal mehr das große Interesse, welches damals dem illustrierten Poem des Gemanicus entgegengebracht wurde, sowie die ausgesprochen schnelle Verbreitung unter den Florentiner Humanisten. Verzeichnis der Bilder fol. 2v: Planisphäre, (stellarum ordo) Andromeda mit geschlossenem Kleid, beide Arme
erhoben, die Fesseln in der Luft hängend, die meisten männnlichen Figuren als puttenartige Kinder oder Jungen (z. B. Orion, Hercules, Auriga, Cepheus, Bootes), Gemini als zwei nackte Kinder mit Lyra, sehr zurückhaltend in Blau, Grün und Gelb laviert. fol. 3v: Jupiter auf dem Adler, Adler auf Tuchschleife sitzend, Flügel ausgebreitet, Jupiter nach links orientiert auf dem Rücken sitzend wie auf einer Chaiselongue, rote Flammen (Blitzbündel) in der Rechten, Szepter in der Linken, goldener Nimbus (Blattgold, poliert). fol. 6r: Draco inter arctos (Drache, Großer Bär, Kleiner Bär), Drache als liegende 8, Kopf rechts oben, Bären mit geraden zueinander gekehrten Rücken, beide kopfunter. fol. 7v: Hercules, nackte Rückenfigur, nach links schreitend (beide Knie nur ganz leicht gebeugt), Keule in der Rechten schwingend, Löwenfell zu einem pelzigen Schild mit herabhängendem Schwanz und einer verderbten Pfote umgeformt, links Baum mit goldenen Hesperidenäpfeln und Schlange. fol. 8v: Corona (Nördliche Krone), Kranz mit Schleife. fol. 9r: Serpentarius auf Scorpius (Schlangenträger auf Skorpion), bärtig, nackte Rückenfigur in Schreitstellung nach links, mit der Schlange (Bart) Auge in Auge, Skorpion vereinfacht. fol. 10v: Bootes (Bärenhüter), nach rechts ausschreitend, im Profil, Umhang, einen erhobenen Stab in der Rechten, die Linke geöffnet vor sich, Schwert am Schultergurt an der linken Seite, lange Haare und Bart (wie Serpentarius); Virgo (Jungfrau), und Gemini (Zwillinge), fehlen, wegen zwei (?) fehlender Blätter zu Beginn der neuen Lage. fol. 12v: Leo (Löwe), nach links springend. fol. 13v: Auriga (Fuhrmann), stehender, lockiger Jüngling mit Mantel im zweirädrigen Kastenwagen nach rechts fahrend, aufgestützte Lanze, zwei galoppierende Pferde an roten Zügeln, »Capella« und »Haedi« kaninchenartig, »herictonius«.
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Katalog der Aratea-Handschriften nach 1200 fol. 14v: Taurus (Stier), muskulöse Stierhälfte nach links, mit untergeschlagenem linkem Bein lagernd, Schnittfläche blau unterlegt. fol. 15v: Cepeus, dunkelhäutig, capeartiger Mantel mit Kapuze, kurze Tunika, hohe Stiefel. fol. 16v: Cassiopeia, dunkelhäutig, auf großem, kastenartigem Thron mit Lehne und profilierten Füllungen, rechte Brust und Schulter entblößt, weißer togaartiger Umhang. fol. 17r: Andromeda, dunkelhäutig, in einer Schlucht zwischen felsigen Böschungen hängend (oder stehend?), vollständig bekleidet (Tütenärmel), Arme eher hängend. fol. 18r: Pegasus, stämmige Pferdehälfte mit Flügeln nach rechts eilend, wie bei Taurus Schnittlinie hellblau. fol. 18v: Aries (Widder), nach links springend, sich umwendend. fol. 19v: Triangulum (Dreieck), gleichseitig, breite Leisten. fol. 20r: Pisces (Fische), waagrecht gegenläufig, der untere auf dem Rücken, Band zwischen den Mäulern. fol. 21r: Perseus, nach links schreitende Rückenfigur, Kopf und Schultern bedeckt ein lose geschlungenes Tuch, in der Linken ein blutender Frauenkopf, in der Rechten eine »Glaive«. fol. 22r: Pleiades (Plejaden), Frauenbüsten über zwei schmale Brüstungen schauend, oben vier, unten drei (Anmerkung am Rand: Aulus Gellius, lib. 12, cap. 9). fol. 22v: Lyra (Leier), Instrument mit U-förmigem Rahmen mit Mausezähnchenrand an der Innenkante. fol. 23v: Cygnus (Schwan), hochbeiniger, nach rechts schreitender Wasservogel mit ausgebreiteten Flügeln. fol. 24r: Aquarius (Wassermann), in sehr kurzem Rock (wie Schürze mit flatterneden Schürzenbändeln) nach rechts tänzelnder Jüngling in Stiefeln, vor sich mit beiden Händen eine kleine Henkelvase ausgießend, Wasserschwall mit Sternen konturiert (wie eine herabhängende Schlaufe); Capricornus (Steinbock), kurz geratener Ziegenfisch nach links, teilt sich mit Aquarius ein Bildfeld. fol. 26v: Sagittarius, Sagitta (Schütze, Pfeil), bogenspannender Kentaur nach links galoppierend, Tierfellumhang, lange Haare und Bart, nackter Oberkörper, unter ihm ein kurzer Pfeil (Armbrustpfeil). fol. 27v: Aquila (Adler), sich umwendender Adler mit ausgebreiteten Schwingen nach rechts, auf Pfeil stehend. fol. 29v: Canis (Hund), nach links springend, Halsband. fol. 31r: Lepus (Hase), nach links springend, naturnah. fol. 32r: Argo Navis, kanuartiges Boot mit rundem Heck nach links, vorn und hinten Ruder, drei senkrechte Stäbe: Mast mit Flamme (verderbtes Segel), und zwei Halterungen für eine Querstange für das Steuerruder. fol. 32v: Cetus (Seeungeheuer), als grüner, sich nach rechts ringelnder Drache mit Flügeln. fol. 33r: Eridanus, nackte, bärtige Figur, um 90 Grad nach rechts gekippt, schreitend, den Kopf auf die Hand gestützt, Büffelhörner, darunter eine Henkelvase mit waagrecht nach links ausfließendem Wasser, zu Füßen des Eridanus eine kleine nackte Gestalt, die aus einer brennenden Wolke ins Wasser stürzt, Beischrift: phaeton. fol. 34v: Piscis austrinus (Südfisch), großer, auf dem Rücken liegender Fisch nach links. fol. 35r: Ara (Altar), dreibeiniges, antikisches Feuerbecken mit hochlodernden Flammen. fol. 35v: Centaurus, nach rechts sprengender Kentaur mit Tierfellumhang (wie Sagittarius) und Hut, Bart und langem, lockigem Haupthaar, eine Art grünes Blattröckchen um die Hüften, die Rechte hält vor sich eine Fußschale mit Flammen (uminterpretiertes Beutetier), an die linke Schulter gelehnt ein Spieß, hinter der Schulter der Kopf eines Hasen. fol. 36v: Hydra, Crater, Corvus, nach links kriechende Schlange, darauf der Crater als Henkelvase und der taubenähnlicher Rabe. fol. 40v: Sol, Quadriga, Wagen als riesige goldene Sonnenscheibe, Sol stehend mit erhobener Geißel in der Rechten (vgl. den Fuhrmann in manchen späten Scotus-Zyklen), Pferde laufen auseinander, rote Zügel. fol. 43r: Luna, stehend im Kastenwagen, vorne ein Rad, beide Ochsen galoppieren vor ihr nach rechts, auf dem Kopf die Mondsichel, in der rechten Fackel als dünner Stab mit Flammen, die Rechte zeigt nach rechts; fol. 48r: Austronothus/ Thetis, Kentaurenfrau(eher Pferdeteil als Wildkatzenteil wie in London, Add. Ms. 15819) nach links (nur die Frauenbrüste, keine Zitzen), in beiden Händen Blumen (je drei ›Glockenblumen‹), Blattkranz am Übergang in den Tierleib.
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Provenienz Unbekannt.
Literatur McGurk 1966, S. 62–64; De la Mare 1976, S. 185; Reeve 1980, S. 512, Anm. 21; S´ nie˙z ynska-Stolot, Ewa 1994, S. 66; Rom, Ms. Vat. Urb. lat. 1358, 1470–1480 für Frederigo Montefeltre; Siehe Hyginus (Kat.Nr. 83); Florenz, Laur. Plut. 89 sup. 43, 1482/83 für die Medici; Siehe Hyginus (Kat. Nr. 87) Siehe S. 114–115
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London, British Library, Ms. Egerton 1050 Aratea des Germanicus, Hyginus, De astronomia Rom, um 1470 Kodikologische Angaben 224 × 142 mm, 129 Folia, Pergament, Text einspaltig zu 29 Zeilen in Humanistica cursiva, Lagen: Quinternionen, Einband: roter Samt mit goldenem Wappen über Pappe
Art der Bilder fol. 1r Frontispiz mit dreiseitiger Weißrankenbordüre; zwischen fol. 3v und fol. 55r in kräftigen Farben kolorierte Federzeichnungen der Sternbilder ohne Rahmen zu den Aratea des Germanicus, keine Angabe der Sternpositionen.
Inhalt fol. 1r–1v: Genus Arati (Maass ed. 1898, S. 146–150) fol. 2r–3v: Scholia Strozziana, Excerptum (Breysig ed. 1867, S. 105–109) fol. 4r –43v: Aratea des Germanicus mit Scholia Strozziana (V. 1–430) (Breysig ed. 1867, S. 109–181) fol. 44r–64v: Excerpta aus Scholia Strozziana, Plinius und Hyginus fol. 65r–125v: Hyginus, De Astronomia (Le Boeuffle ed. 1983).
Kommentar Das Egerton Manuskript 1050 enthält neben den um 1465 in Sizilien aufgefundenen Aratea des Germanicus auch die Abhandlung De astronomia des Hyginus und bietet somit ein Kompendium antiker Himmelsbeschreibungen. Darin gleicht es den Florentiner. Handschriften für Lorenzo oder Giuliano Medici und Federico da Montefeltre sowie dem Codex aus Montpellier (Kat.Nr. 84, 86, 88). Der Germanicus-Text weist nach dem philologischem Urteil sowohl von Gain wie von Reeve deutliche Bezüge zu zwei Neapolitaner Kopien auf, die heute in Cologny und New York verwahrt werden. (Kat.-Nr. 114, 115) Das sind die beiden frühesten erhaltenen Kopien nach der sizilianischen Germanicushandschrift. Wie dort sind auch hier die ansonsten in einem Bild zusammengefassten Darstellungen von Wassermann und Capricornus in zwei Einzelbilder aufgeteilt. Die Illustrationen halten sich allerdings nicht so eng an die Vorlage, wie dies in den übrigen Abschriften der Fall ist. Dennoch ist die Abhängigkeit unverkennbar. Auffälligerweise tritt Bootes in einer sehr bewegten Haltung auf, die der Darstellung in der Madrider Handschrift aus Florenz entspricht. (Kat.-Nr. 119) Weitere Bezüge lassen sich aber zwischen diesen beiden Zyklen nicht herstellen. Häufig nimmt der Maler eine freie Antikisierung der Gestalten vor. So erinnert Bootes in seinem Ausfallschritt, dem wehenden Mantel und der erhobenen Keule an Hercules; Cepheus und Orion sowie der Wassermann sind bis auf Manteltücher unbekleidet; die Krone gleicht einem Lorbeerkranz. Unpassende Elemente wie der Nimbus des Jupiter oder
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die eigentümliche Kopf bedeckung des Perseus ließ man fort. Generell hat der Zeichner eine Vorliebe für dramatisch bewegte Gewandteile. Vieles lässt sich zudem als Anpassung an den Zeitgeschmack verstehen; dies gilt etwa für die bewegten Nymphengewänder von Virgo und Andromeda, die kastenartigen Wägen von Sol und Luna oder den Formenreichtum des Altares. Das Hercules-Bild ist sogar zu einer kompletten Szene mit Landschaftshintergrund ausgestaltet worden. Die übrigen Bilder sind ohne Rahmen auf den Pergamentgrund gesetzt. Mehrfach deuten aber kleine Wolken um die Füße herum die Umgebung des Himmels an. Bezeichnend für den freien Umgang mit der Vorlage ist auch, dass auf die Eintragung der Sternpositionen komplett verzichtet wurde. Ebenso fehlt die Himmelskarte zu Beginn des Textes. Das JupiterBild ist gleichfalls verändert worden; so fehlt der Mantelbausch sowie der Nimbus und ebenso das als Kranz gef lochtene Tuch, das der Adler in seinen Fängen hält; zusätzlich ist auch die Seitenorientierung getauscht. Die Weißrankendekoration des Frontispiz erinnert an Arbeiten des Buchmalers Gioachino de Gigantibus, der zunächst in Rom und von 1471 bis 1481 in Neapel gearbeitet hat. Das Wappenschild in der unteren Ranke ist teilweise ausgekratzt, doch stimmen die noch sichtbaren Reste mit dem Wappen des Fabio Mazzatosta aus Viterbo überein. Nach Reeve wurde der Codex von Michael Laurentii aus Rom geschrieben. Der wohl jung verstorbene Fabio Mazzatosta gehörte zu einer bedeutenden Familie aus Viterbo und war ein Schüler des Pomponio Leto in Rom. Unter dem latinisierten Namen Ambustus wird er als Mitglied der sodalitas Pomponiana geführt. Zusammen mit Pomponius, Platina und Campano findet sich sein Name in einem Graffito der Katakombe von SS. Marcellino e Pietro, welcher zwischen 1471 und 1474 entstanden sein dürfte. Pomponio Leto hat persönlich eine Reihe von antiken Texten für seinen Schüler abgeschrieben, um ihn mit Werken der klassischen Autoren zu versorgen (Maddalo 1991). Das Kompendium der antiken Himmelsbeschreibungen fügt sich in diesen Kontext, der von einem humanistischen Erziehugnsideal geprägt ist, gut ein. In dem Manuskript des Mazzatosta, das den Bellum Civile de Silio Italico enthält (Rom, Vat. lat. 3302), finden sich sehr qualitätvolle Zeichnungen, die vermutlich von der Hand des Bartolomeo Sanvito stammen, der in diesen Jahren aus Padua nach Rom kam. Auch der Stil der Miniaturen zum Germanicus zeigt viele Elemente, welche sich eher nach Oberitalien (Padua, Venedig, Ferrara) verorten lassen. Zu nennen wären hier die extrem ausponderierten Standmotive, die oftmals gesteigerte Bewegung der Figuren, die wirren Frisuren mit abstehenden Haaren oder die aufgerissenen Augen. Es ist schwer zu entscheiden, ob hier ein in Oberitalien geschulter Maler tätig war oder nur eine Beeinf lussung durch entsprechende Bildzyklen vorliegt. Gioachino de Gigantibus, dem möglicherweise das Frontispiz dieser Handschrift zuzuweisen ist, war später in Neapel auch für die Wiener Kopie des Germanicus (Kat.Nr. 117) verantwortlich. Dem engen Bezug zu den beiden Neapler Kopien in Cologny (Kat.-Nr. 114) und NewYork (Kat.-Nr. 115) nach, sowie dem durch die Biographie des Gioacchino dei Gigantibus gegebenen terminus ante quem 1471 nach, gehört die römische Kopie zu den frühesten Reaktionen auf den Fund der Germanicushandschrift in Sizilien – ähnlich wie die Bestellung einer Kopie durch Agnolo Manetti nach Florenz. Anders als bei Manetti wurde die Kopie für Mazzatosta nicht in Neapel gefertigt, sondern vor Ort in Rom, das heißt, es musste eine Vorlage verliehen werden. Die textlichen und bildlichen Gemeinsamkeiten der Handschriften in Cologny und der von ihr abhängigen Handschrift in New York legen nahe, dass es sich dabei nicht um das mittelalterliche
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Original handelte. Zudem war dieses ausgeliehene Exemplar wohl nur kurz in Rom, da es im Unterschied zu der Manetti Handschrift in Florenz keine weiteren Spuren in Rom hinterlässt. Interessant ist der im Vergleich zu Neapel und Florenz eigene Umgang mit dem Original: Der Zeichner zollt der vermeintlich antiken Abstammung der Vorlage Respekt, indem er die Vorlage nicht möglichst exakt wiederholt, sondern sich von ihr löst, um sie nach seiner Vorstellung noch weiter zu antikisieren. Das Londoner Manuskript aus dem Besitz des Fabio Mazzatosta belegt in jedem Fall, dass der sizilianische Germanicus-Fund auch in römischen Humansitenkreisen großes Interesse erregte. Verzeichnis der Bilder fol. 1r: Frontispiz, mit dreiseitiger, sehr regelmäßiger Weißrankenbordüre, in deren Fußleiste in der Mitte ein von zwei Putti gehaltenes Wappenmedaillon eingefügt ist; ein grüner Papagei sitzt auf der Ranke in der rechten unteren Ecke; das Wappen ist teilweise ausgekratzt und zeigt ein blaues Schild vor purpurnem Grund. fol. 3v: Jupiter, auf einem nach links orientierten Adler reitend (nicht wie sonst im Damensitz, sondern mit den Beinen zu beiden Seiten des Adlerhalses), blickt nach rechts, mit Szepter und Flammenbündel, ohne Mantelbausch und Nimbus, der Adler mit leeren Fängen, umgeben von Wolkenbänken. fol. 6r: Draco inter arctos (Drache, Großer Bär, Kleiner Bär), Drache in S-form liegend, mit Kopf bekrönung. fol. 7v: Hercules, zur Landschaftsdarstellung ausgebaute Kampfszene, bartlos, die Keule eine moderne Schlagwaffe. fol. 8v: Corona ( Krone), Lorbeerkranz; fol. 9r: Serpentarius, Scorpius (Schlangenträger, Skorpion) im Profil auf dem Skorpion, Auge in Auge mit der Schlange. fol. 10v: Bootes ( Bärenhüter), in kräftigem Ausfallschritt, wehender Mantel, zum Schlag erhobene Keule (Angleichung an Hercules?), bärtig. fol. 11v: Virgo (Jungfrau), mit farbigen Flügeln, in einem Nymphengewand, Ähren haltend. fol. 12v: Gemini, Cancer (Zwillinge, Krebs), wie üblich, der Linke mit wehendem Mantel. fol. 15r: Leo (Löwe), nach links springend. fol. 16r: Auriga (Fuhrmann), in einem vierrädrigen Karren, nach rechts, wehender Mantel und abstehende, wirre Haare, die Ziegen als Hasen. fol. 17v: Taurus (Stier), (Nachtrag) Stierhälfte nach links. fol. 18v: Cepheus, nackt bis auf ein Manteltuch, ohne Kopf bedeckung. fol. 19v: Cassiopeia, auf einem nischen artigen Thron, nackt bis auf ein großes Manteltuch, das eine Schulter und den Unterleib bedeckt. fol. 20r: Andromeda, zwischen den Felsen schwebend, ohne Fesseln, in einem Nymphengewand. fol. 20v: Pegasus, halbes Pferd mit bunten Flügeln. fol. 21v: Aries (Widder), Nachtrag, laienhaft gezeichnet. fol. 22v: Triangulum (Dreieck). fol. 23r: Pisces (Fische) farbig gestaltet. fol. 24r: Perseus etwas steif stehende Rückenfigur mit langer Lanze, ohne Kopf bedeckung, das Medusenhaupt als zeittypischer Mädchenkopf. fol. 25r: Pleiades (Siebengestirn), Büsten in zwei Reihen auf Wolkenbänken. fol. 26r: Lyra (Leier), U-förmiger Rahmen, Mausezähnchenrand an der Innenkante. fol. 26v: Cygnus (Schwan), nach rechts. fol. 27r: Aquarius (Wassermann), frontale, nackte Gestalt im Kontrapost, mit einem wehenden Manteltuch, in der Linken eine Vase ohne Wasser, Kopf abgerieben. fol. 28v: Capricornus (Steinbock), mit blauem Schwanz, nach links. fol. 30r: Sagittarius, Sagitta (Schütze, Pfeil), Kentaur nach links, mit wehendem Manteltuch. fol. 31v: Aquila, Sagitta (Adler, Pfeil) Adler steht nach rechts orientiert vor dem Pfeil, den Kopf nach links wendend und die Zunge herausstreckend. fol. 32r: Delphinus (Delfin). fol. 33r: Orion, nackt, nur mit einem Manteltuch und senkrecht erhobenem Schwert; Canis (Hund). fol. 36v: Lepus (Hase). fol. 37v: Argo Navis, ganzes Schiff. fol. 38v: Cetus (Seeungeheuer). fol. 39r: Eridanus (Fluss), liegend, gehörnt, das Gesicht abgerieben, neben sich eine Urne mit Wasser. fol. 40v: Piscis austrinus (Südlicher Fisch). fol. 41r: Ara (Altar),
122. London, British Library, Ms. Egerton 1050
steinernes Feuerbecken mit reich dekoriertem Sockel. fol. 41v: Centaurus, Tierfell als Umhang, Hase auf der Schulter, Fässchen an Band in der Rechten. fol. 42v: Hydra, Crater, Corvus (Seeschlange, Becher, Rabe). fol. 43v: Sol, auf einem kastenförmigen Wagen nach Art der Triumphdarstellungen. fol. 47r: Luna auf einem ähnlichen Wagen wie Sol, der von einem schwarzen und einem weißen Pferd gezogen wird. fol. 55r: Austronothus (Südpol), alte Frau mit hängenden Brüsten, blaue Blumen in den Händen, ein Blattkranz an der Grenze zum Tierleib, Pferdehufe an den Beinen.
Provenienz Vermutlich aus der Bibliothek des Fabio Mazzatosta; 1844 vom British Museum erworben.
Literatur Byvanck 1949, S. 218, Nr. 56; Saxl/Meier 1953, S. 140–142, fig. 23; Reeve 1980, S. 512, Anm. 22; S´ nie˙z ynska-Stolot 1994, S. 66; Haffner 1997, S. 114. Zu Fabio Mazzatosta: Maddalo 1991. Siehe S. 116, Taf. 125–128, Abb. 1054–1065
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Katalog der Astrologischen Bücher des 15. Jahrhunderts
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Berlin, Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, Ms. germ. fol. 244 Astrologisch-mantisch-diätetische Sammelhandschrift. Sternbilderdarstellungen zur deutschen Bearbeitung des Sternbilderkapitels aus dem Liber Introductorius des Michael Scotus Westmitteldeutscher Raum, Schreibsprache Rheinfränkisch, Mitte 15. Jahrhundert (ca. 1445) Kodikologische Angaben 370–375 × 266–270 mm, 306 Folia (mit Blattverlusten sowie sieben ungezählten leeren Blättern), Papier, Text einspaltig in sorgfältiger Textualis formata von mehreren Händen; 2–5zeilige schwarz konturierte rote Initialen, Silber- und Blattgoldinitialen, gelegentlich mit einfacher Rankenzier und Gesichtern.
Art der Bilder Neben zahlreichen Tabellen und Schemata insgesamt 158 Illustrationen in kolorierter Federzeichnung unterschiedlichen Formats von drei Händen. Die Position der Sterne ist durch aufgeklebte goldene Papiersterne sowie durch rote Punkte angegeben. Die Tierkreiszeichen als Medaillons, die von links in den zugehörigen Textabschnitt eingeschoben sind; die Figuren bisweilen auf grünem Bodenstück stehend, kein Hintergrund. Darunter jeweils ein Medaillon mit der zugehörigen Monatsarbeit. Zum Traktat Von den sieben Planeten nach Michael Scotus folgt ein unvollständiger Bildzyklus mit heute noch fünf von sieben Darstellungen der Planetengötter als teils gerahmte, teils ungerahmte kolorierte Federzeichnungen, die vor oder nach dem zugehörigen Textabschnitt eingefügt wurden; der bekleidete Planetengott mit seinen Attributen jeweils auf einem Bodenstück stehend, kein Hintergrund; mit Ausnahme von Sol und Luna. Zum Traktat Von den sieben Planeten und ihren Kindern Bildfolge mit insgesamt 14 ganzseitigen Darstellungen der Wandelsterne und ihrer Kinder; stets verso gerahmtes Rundbild des auf einem Wolkenband über grünem Bodengrund stehenden nackten Planetengottes mit einem Stern vor dem Geschlecht, seinen Attributen sowie den zugehörigen Häusern als kleinere Figuren, recto: Vollbild der auf mehrere Ebenen verteilten Planetenkinder bei charakteristischen Beschäftigungen.
Inhalt Rota mit Zahl der Wochen und Tage von Weihnachten bis Pfaffenfassenacht Rota der 30 Stationen des Mondumlaufs mit Mondphasendarstellungen und Erläuterungen fol. 2r–6r: Planetenlehre – fol. 6v–10r: leer fol. 10v: zwei Tabellen (Verhaltensregeln, Mondkalender) fol. 11r–22v: Illustrierter astrologischer Kalender der Diözese Mainz, je recto: Monatskalender mit Datumsspalte, Heiligennamen, Spalten zu Goldener Zahl, Goldenem Buchstaben, Stunden, Minuten, Wochen- und Planetenbuchstaben, je verso: von Gesundheitsregeln begleitete Darstellung des Tierkreiszeichens sowie von Wetterregeln begleitete Darstellung der Monatsarbeit fol. 1r: fol. 1v:
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fol. 23r–32r:
Tabellen und Rotae zum Kalender; fol. 23v–24r, 29v: nicht ausgefüllt; fol. 27v–28r, 31r: leer fol. 32v–44v: Geburtsprognostik mit Rotae fol. 45r–89v: Illustrierter Traktat Von den 12 Zeichen und 36 Bildern des Himmels nach Michael Scotus – fol. 46r, 49r, 54v–55r, 57v, 67v: leer fol. 89v–93v: Illustrierter Traktat Von den sieben Planeten nach Michael Scotus – fol. 94r: leer fol. 94v–139v: Fünf Traktate Von den Wirkungen der zwölf Tierkreiszeichen auf den Menschen, teilweise illustriert fol. 94v–122v: Zeichenlehre I; Zeichenlehre II; Zeichenlehre III – fol. 110v: leer fol. 123r–127r: Traktat Von den Wirkungen der zwölf Tierkreiszeichen auf den Menschen (Knabenprognostik) – fol. 123v: leer fol. 127v–139v: Illustrierter Traktat Von den Wirkungen der zwölf Tierkreiszeichen auf die Frauen (Mädchenprognostik) fol. 140r–158v: Illustrierter Traktat Zum Lauf der Sonne durch die Dekaden des Zodiakus und ihrem Einfluss auf die Menschen – fol. 140v: leer fol. 159r–166r: Illustrierter Traktat Über den Einfluss des Geburtsmonats auf den Menschen – fol. 159v: leer fol. 166r–172v: Wochentagsprognosen und -regeln fol. 173r–190r: Illustrierter Traktat Von den sieben Planeten und ihren Kindern mit Rotae der Planetensphären fol. 190v–191v: leer, Fragment einer Geburtsprognostik (fol. 191r) fol. 192r–194v: Phisitors Onomatomantia. Eis ed. 1956, S. 49–52 fol. 195r–215v: Traktate zur Prognostik Rotae der sieben Planeten und je drei zugeordnete Stichwörter; Tabelle fol. 216r–v: der Stundenregenten fol. 217r–249r: Illustriertes Losbuch, ohne Fragen und Losinstrument – fol. 249v: leer fol. 250r–284r: Geomantie, mit Tabelle (fol. 253v) – fol. 284v: leer fol. 285r–294v: Rheinfränkisches Kochbuch (Gloning/Ehlert ed. 1998) fol. 295r–301r: Rezepte zur Herstellung von Goldtinte, zwei magische Formeln, Rezepte zur Herstellung von Farben. Ploss ed. 1952, S. 163–174 – fol. 295v, 301v: leer fol. 302r–306r: Diätetik, medizinische Rezepte – fol. 306v: leer *fol. 307r–v: Zeichnung der vier Elemente und der Himmelssphären (ehemals fol. 10) *fol. 308r–309v: Fragment einer Chiromantie sowie Anweisung zur Handlesekunst mit Zeichnung zweier Hände (ehemals fol. 8–9)
Kommentar Die Berliner Handschrift mgf 244 präsentiert sich als eine aufwendig ausgestattete großformatige deutsche Sammelhandschrift, die zahlreiche Abhandlungen zur Astrologie, Diätetik und Mantik überliefert, darunter die umfangreichste bekannte Sammlung deutschsprachiger Geburtsprognostiken. Das Kompendium eröffnet mit einem von monatsbezogenen Gesundheits- und Wetterregeln begleiteten Kalender, dem sich verschiedene Abhandlungen zu den Tierkreiszeichen, Sternbildern und Planeten anschließen. Sie ergänzen die weitgehend tabellarisch erfassten Informationen des Kalendariums und thematisieren vor allem die Einf lüsse der Himmelskörper auf den Menschen und die Welt. Zugleich vermitteln sie astrologisches Wissen. Eine Reihe von
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Texten zur Prognostik und Wahrsagekunst vervollständigt diesen Teil der Sammlung. Am Ende schließt sich ein praktisch orientierter Teil an, welcher neben Ratschlägen zur Gesundheitspf lege und medizinischen Rezepten auch ein Kochbuch enthält. Mit dieser Verknüpfung von Kalender, Astrologie und Diätetik sowie einem dezidierten Interesse an konkreter Anwendung vertritt die Berliner Sammelhandschrift den Typus des Kalendarischen Hausbuchs, das seinem Benutzer als praktisches Handbuch diente und ihm unter anderem Ratschläge und Warnungen im Hinblick auf die positiven wie negativen Einf lüsse der Gestirne gab. Der Kompilator des Berliner Codex hat aber nicht allein Texte verarbeitet, sondern auch verschiedene Bildüberlieferungen mit einbezogen und die Handschrift mit mehreren, in kolorierter Federzeichnung ausgeführten Zyklen der Monatsarbeiten, Tierkreiszeichen, Konstellationen, Wandelsterne, Planetenkinder sowie der unter den zwölf Tierkreiszeichen geborenen Jungfrauen ausgestattet. Hinzu treten noch Einzeldarstellungen. Gemeinsam mit zahlreichen Schemata verleihen sie den Ausführungen der Texte Anschaulichkeit. Die Handschrift ist schlecht erhalten, einige Bilder und Textpassagen sind durch Seitenverluste verloren. Darüber hinaus ist die ursprüngliche Abfolge der Blätter an mehreren Stellen durch Vertauschungen defekt. So wurden etwa die einstigen Folia 8–10 am Ende des Codex eingebunden. Ferner finden sich zahlreich eingefügte leere Seiten ohne Zählung. Dennoch präsentiert sich der Codex mit der sehr sorgfältigen Schrift, den Farbtinten-, Silber- und Blattgoldinitialen, dem umfangreichen Bildschmuck sowie einem hohen Aufwand beim Papier, der sich auch darin zeigt, dass nach Möglichkeit jedes neue Textcorpus auf einer Rectoseite einsetzt, als repräsentative Handschrift mit Anspruch auf Exklusivität. Die drei Schreiber und drei deutlich unterscheidbaren Illustratoren dürften in einer gemeinsamen Werkstatt gearbeitet haben. Der Auftraggeber ist unbekannt, wenngleich seit Herrmann (1893) und Hauber (1916) wiederholt ein Würzburger Mantiker und Astrologe als Eigentümer vermutet wurde. Die rheinfränkische Schreibsprache des Textes weist in den Mainzer Raum; auch der Heiligenkalender des Bistums Mainz unterstützt eine Lokalisierung in dieses Gebiet. Ein sicherer terminus ante quem für die Entstehung des Codex ergibt sich über zwei Benutzereinträge (fol. 12v und fol. 16v) zu Planetenstellungen im Frühjahr 1447. Sie belegen zugleich das besondere astrologische Interesse des einstigen Eigentümers, das sich auch in der Auswahl der Texte und Bilder spiegelt. Auf den Kalender folgt als zweiter illustrierter Traktat eine deutsche Bearbeitung des Liber Introductorius von Michael Scotus. Die deutsche Textfassung steht derjenigen der ältesten illustrierten Fassung im Münchener Codex clm 10268 sehr nahe und gibt die Abschnitte zu den einzelnen Sternbildern weitgehend wortgetreu wieder. Wie dort sind die astrothetischen Informationen ausführlich gehalten und bieten neben dem Namen der Konstellation sowie ihrer Sternzahl auch genaue Angaben zu deren Positionen. Darüber hinaus werden Hinweise zur Lage des Sternbildes am Himmel sowie zu den Tierkreiszeichen gegeben. Letztere beziehen sich auf den Teil des Zodiakus, mit dem das Zeichen gleichzeitig über den Horizont aufsteigen soll. Gelegentlich wird auch über die Aufgangszeiten einer Konstellation an einem besonderen Tag oder in einem bestimmten Monat informiert. Bei der Mehrzahl der Himmelswesen wird darüber hinaus nicht nur deren figürliche Gestalt in allen Einzelheiten beschrieben, sondern auch auf mythologische Begebenheiten ausführlich eingegangen. Bisweilen werden außerdem die Wirkungen des Sternzeichens auf die Umwelt, etwa auf das Wetter thematisiert. Den Abschluss bilden jeweils astrologische Ausführungen zu Eigenschaften und Schicksal, gelegentlich auch zur Physiognomie der unter dem jeweiligen Sternbild Empfangenen oder Geborenen.
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Der Text des Sternbilderkapitels wird von insgesamt 58 zumeist großformatigen und kräftig kolorierten, aber dennoch einfachen Federzeichnungen der Tierkreiszeichen sowie der Sternbilder der nördlichen und südlichen Hemisphäre begleitet. Hinzu kommen noch eine Halbfigur des segnenden Gottvaters als Illustration zum Prolog sowie mehrere Bodenstücke mit Gräsern und Bäumen, die gelegentlich auch anstelle eines nicht ausgeführten Bildes erscheinen. Die teilweise gerahmten Miniaturen sind von unterschiedlichem Format und wurden bisweilen vor, bisweilen nach dem zugehörigen Textabschnitt in die Spalte eingefügt. Die Bildfolge setzt mit dem Tierkreis ein, dessen Miniaturen mit nur wenigen Abweichungen weitgehend denen des Kalenders entsprechen. Zwar wurden in der Sternbilderfolge mitunter einzelne Fehler der Darstellung korrigiert, andere, etwa der verkehrt herum gehaltene Bogen des Schützen, jedoch nicht verbessert. Darüber hinaus fehlt das Bild des Löwen, an dessen Stelle das bereits oben erwähnte Bodenstück erscheint. Die Serie der Konstellationen eröffnet auf fol. 57r fehlerhaft mit dem Einzelbild des Drachen. Ihm schließen sich Hercules und Draco inter Arctos an. Auch sonst ist die Abfolge der Sternbilder mehrfach gestört. So wurden Perseus und Dreieck vertauscht, und der Hase geht Orion und Großem Hund voran. Ferner erscheinen nach dem Abgrund die Schlange mit Mischkrug und Raben sowie der Vorhund. Ihm folgt der eigentlich hinter Putheus platzierte Kentaur. Darüber hinaus finden sich zwischen dem Bohrer und der Fahne fünf sowie nach dieser zwei zusätzliche, nicht zum Scotus-Zyklus gehörige Bilder. Auch im Hinblick auf die Ikonographie der Sternbilder steht die Berliner Handschrift mgf 244 dem älteren Münchener Codex clm 10268 nahe, und es lassen sich zahlreiche Gemeinsamkeiten feststellen. Exemplarisch sei auf die mit zurückgewandtem Kopf und eingeknicktem linken Vorderbein nach links lagernde Halbfigur des Stiers verwiesen, der in Berlin jedoch noch den Rest eines Hinterhufes an der Schnittf läche erkennen lässt. Wie im Münchener Codex erscheinen auch in der jüngeren Berliner Handschrift die sich umarmenden Zwillinge als allein mit einer Chlamys bekleidete Jünglinge mit Sichel und Lyra; allerdings wurden die Schulterf lügel hier zu Fußf lügeln umgestaltet. Die drei Eichenblätter in der Hand der Jungfrau deuten jedoch auf eine Illustrationstradition, wie sie sich im Wiener Codex Vindob. 2352 artikuliert. Parallelen zwischen den Sternbilderfolgen des clm 10268 und der Berliner Handschrift mgf 244 ergeben sich darüber hinaus beim Bild des Hercules, den von der Schlange umgebenen Bären, bei Vultur cadens sowie bei einer ganzen Reihe weiterer Illustrationen. Anklänge an Vindob. 2352 finden sich dagegen noch einmal beim Kentaur, der über dem Stab zusätzlich ein gefälteltes Tuch trägt, aus dem zudem ein Pferdebein herausragt. Die Milchstraße wurde im Berliner Codex jedoch anders als im clm 10268 als zwei sitzende Frauen mit Mandorla gestaltet, wie sie innerhalb der Liber Introductorius-Illustration auch sonst mehrfach begegnen. Daneben artikulieren sich bei einigen Berliner Miniaturen ganz deutlich Einf lüsse der HyginusDerivate. (s. Kap. V.3). Es handelt sich hierbei um eine Anzahl zumeist deutscher Sternbilderhandschriften auf der Basis eines überarbeiteten Hyginus (III)-Textes, deren Bildzyklen die Sternbilderikonographie der hochmittelalterlichen Hyginushandschriften mit der arabischlateinischen Almagest-Überlieferung kombinieren und mit der Himmelsbeschreibung des Michael Scotus keine direkte Verbindung haben (vgl. u. a. Berlin, SBPK, Ms. lat. oct. 44; Rom, BAV, Ms. Pal. lat. 1369; München, cgm 595). Hier wie dort lassen sich der kaulquappenartige beinlose Skorpion und die senkrecht nebeneinander stehenden Fische nachweisen. Ferner hält der Berliner Wassermann in seiner Linken einen Dreizack. Er entspricht auch sonst von seiner Haltung her ganz der »Hyginusbearbeitungs«-Gruppe; allein der Hut ist der Tradition des clm 10268
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entnommen. Besonders deutlich wird der Einf luss des Hyginus-Bildzyklus jedoch bei der Darstellung des Drachens auf fol. 57r. Gestaltet als Mischwesen aus Löwenkopf und Schlangenschwanz, entspricht dieser eindeutig der Figur des Pistrix/Cetus wie sie sich unter anderem im Münchener Cgm 595 erhalten hat. Dem Drachen ist in der linken oberen Ecke des Bildfeldes noch ein umgestürzter Doppelhenkelkrug beigegeben, aus dem ein breiter Strahl Wasser ausf ließt. Es handelt sich hierbei eindeutig um das Bild des Eridanus, der in den »Hyginusbearbeitungen« in unmittelbarer Nähe des Pistrix/Cetus platziert ist. Auch die in Berlin dem Scotus-Zyklus zusätzlich beigegeben sieben Miniaturen lassen sich unter Rückgriff auf die Bildfolgen dieser Tradition problemlos identifizieren. So handelt es sich bei der Figur des Artophylax mit Krückstock und Geißel (fol. 85v) um den Bootes der deutschen Hyginus-Gruppe. Desgleichen begegnen der einzelne Pfeil, die als ganzes Schiff mit Rahsegel, Tierköpfen an Bug und Heck sowie großem Steuerruder gezeigte Argo und der als Blockaltar mit brennenden Kerzen gestaltete Altar in Codices dieser Tradition wieder. Bei dem sich an die Fahne anschließenden Bild des nackten geißelschwingenden Enuchus mit Rädern an den Füßen (fol. 88v) handelt es sich um den Agitator, bei dem des nackten Engonasin mit Löwe und Keule (fol. 89r) um den Hercules der deutschen »Hyginusderivate«. Zusammengefasst kann festgehalten werden, dass man sich bei der Konzeption des Berliner Scotus-Zyklus zum einen an einer sich eng an die Tradition des clm 10268 anschließenden Vorlage, zum anderen aber auch am Vorbild der Hyginusbearbeitung orientiert hat. Die in einfacher klarer Konturzeichnung bei mehr oder weniger starker Schraffur ausgeführten Himmelswesen, deren Bleistiftvorzeichnung teilweise sichtbar ist, sind überwiegend auf einem unregelmäßig geformten, selten erweiterten bewachsenen Bodenstück wiedergegeben. Zum Teil sind die Darstellungen gerahmt. Nicht selten wird der Rahmen überschnitten oder fällt mit dem Bodenstück zusammen. Die meist nach links orientierten menschlichen Figuren sind unsicher in ihren Proportionen, die Gestik ist jedoch lebendig und ausdrucksvoll. Auffällig ist die Akzentuierung der Geschlechtsteile bei den nackten männlichen Figuren. Ein Teil der Gestalten trägt die bürgerliche Tracht der Zeit. Bei den antikisierenden Gewändern lässt sich indes eine gewisse Vorliebe für zweifarbig rot-grüne Stoffe mit halb rundem, halb eckigem Faltenwurf greifen. Die Tierfiguren sind überwiegend plump gezeichnet und tendieren zur heraldischen Stilisierung. Die Position der Einzelsterne ist durch aufgeklebte goldene Papiersterne angegeben sowie durch rote Punkte, die jedoch oft willkürlich verteilt wurden. Die sich an die Sternbilder anschließenden ganzfigurigen Darstellungen der Wandelsterne mit ihren Attributen entsprechen der Bildtradition des Liber Introductorius und lassen sich mit denen des Wiener Codex Vindob. 2352 vergleichen. Der Codex enthält jedoch noch einen zweiten illustrierten Planetentraktat, der von einer Folge der Planetengötter mit ihren Attributen, Häusern und Kindern begleitet wird. Dabei steht der Planet im gerahmten Rundbild einem Sammelbild der bei ihren Beschäftigungen gezeigten Planetenkinder unmittelbar gegenüber. Die Darstellungen folgen im Wesentlichen Vorbild der verbreiteten Baseler Holzschnittfolge. Verzeichnis der Bilder Tierkreiszeichen im Kalender: fol. 11v: Wassermann (Aquarius), nach links schreitende
nackte jugendliche Gestalt, das lockige Haar von einem geflochtenen Hut bedeckt, mit seiner Rechten ein umgedrehtes Henkelgefäß ausleerend, in der zur Seite gebreiteten Linken
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ein Dreizack, Monatsbild Januar: tafelndes Paar an gedecktem Tisch. fol. 12v: Fische (Pisces), zwei senkrecht nebeneinander stehende gleich große Fische, in entgegengesetzte Richtung schwimmend, von Maul zu Maul verbunden, Monatsbild Februar: Mann, sich am Kamin die Füße wärmend. fol. 13v: Widder (Aries), mit angewinkeltem linkem Vorderbein und eingerollten Hörnern nach links, Monatsbild März: Rebschneider. fol. 14v: Stier (Taurus), mit eingeknicktem linkem Vorderbein und zurückgewandtem Kopf nach links lagerndes Stierprotom mit dem Rest eines Hinterhufs an der Schnittfläche, Monatsbild April: Frau mit nacktem Kind und Korb, Blumen pflückend. fol. 15v: Zwillinge (Gemini), zwei in Frontalansicht nebeneinander stehende, sich umarmende Jünglinge mit geflügelten Füßen, nackt bis auf eine Chlamys, der linke Zwilling mit Sichel, der rechte mit Lyra, Monatsbild Mai: Holzfäller. fol. 16v: Krebs (Cancer), Flusskrebs nach links in Aufsicht, Monatsbild Juni: Grasmäher. fol. 17v: Löwe (Leo), heraldisch stilisierter Löwe mit geöffnetem Maul in Schrittstellung nach links, Monatsbild Juli: Kornmäher. fol. 18v: Jungfrau (Virgo), frontal stehende geflügelte Frauengestalt, das gekrönte Haupt leicht nach rechts gewandt, in bodenlangem Gewand, in der Rechten drei Eichenblätter, in der Linken als unverstandene Reduktionsform des Caduceus eine kurze Lanze mit einem Ring hinter der Spitze haltend, Monatsbild August: dreschender Bauer. fol. 19v: Waage (Libra), frei schwebende Balkenwaage, Monatsbild September: Sämann. fol. 20v: Skorpion (Scorpius), kaulquappenartiges Phantasiewesen mit Hundekopf und zwei Krebszangen, nach links, Monatsbild Oktober: Traubenlese. fol. 21v: Schütze (Sagittarius), nach links galoppierender bogenspannender jugendlicher Kentaur mit nacktem Oberkörper und tuchbedecktem Haupt, an der Taille ein flammenbesetzter Reif, Bogen verkehrt herum gezeichnet, Monatsbild November: Schweinehirt mit Herde im Wald. fol. 22v: Steinbock (Capricornus), nach links lagernder Ziegenfisch, Monatsbild Dezember: zwei Männer beim Schlachten eines Ochsen. Sternbilder: fol. 45r, (zum Prolog): Halbfigur des segnenden Gottvaters mit Kreuznimbus und Reichsapfel. fol. 45v: Rasenstück. fol. 46v: Widder (Aries), mit angewinkeltem linkem Vorderbein und eingerollten Hörnern nach links oben schreitend. fol. 47r: Stier (Taurus), mit eingeknicktem linkem Vorderbein (wie zuvor). fol. 48r: Zwillinge (Gemini), zwei sich mit den Armen umfassende Jünglinge mit geflügelten Füßen (sonst wie zuvor). fol. 49v: Krebs (Cancer), senkrecht stehender Flusskrebs in Aufsicht. fol. 50r: Rasenstück. fol. 50v: Rasenstück anstelle des nicht ausgeführten Sternbilds Löwe (Leo). fol. 51v: Jungfrau (Virgo), geflügelte Frauengestalt (wie zuvor). fol. 52v: Waage (Libra), frontal stehender Mann in dunkelrotem Mantel mit Stehkragen, das lockige Haupt von einer eng anliegenden dunkelroten Kappe bedeckt, in der Rechten eine Balkenwaage vor dem Körper haltend. fol. 53r: Skorpion (Scorpius), nach links gerichtetes kaulquappenartiges Phantasiewesen (wie zuvor). fol. 53v: Schütze (Sagittarius), nach links galoppierender, bogenspannender Kentaur (wie zuvor). fol. 54r: Steinbock (Capricornus), nach links lagernder Ziegenfisch. fol. 55v: Wassermann (Aquarius), nach links schreitender nackter Jüngling (wie zuvor). fol. 56v: Fische (Pisces), zwei senkrecht nebeneinander stehende gleich große Fische, in entgegengesetzte Richtung schwimmend, an den Mäulern verbunden. fol. 57r Drache (Draco), nach links stehendes Ungeheuer mit Löwenkopf, der Körper nach hinten in einem Schlangenschwanz endend, in der linken oberen Ecke des Bildfeldes ein Henkelkrug, aus dem ein breiter Wasserstrahl ausfließt. fol. 58v:Hercules, im Knielauf nach links die um ein Bäumchen mit Früchten gewundene feuerspeiende Schlange angreifend, in der erhobenen Linken ein Schwert, über dem rechten Arm ein Löwenfell mit Männerhaupt. fol. 59r: der Drache zwischen Großem und Kleinem Bär ( Draco inter Arctos), die Schlange als liegendes S, darin die mit den Rücken gegeneinandergestellten, in unterschiedliche Richtungen springenden Bären. fol. 60r: Nördliche Krone (Corona borealis), mit Sternen und Blüten besetzter Reif. fol. 61r: Schlangenträger (Serpentarius), nach links gewandte nackte
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Rückenfigur mit beiden in Schrittstellung gezeigten Beinen auf dem Skorpion (Scorpius), stehend, die um die Taille gewundene Schlange mit der linken Hand am sich auf bäumenden Kopf- sowie mit der rechten Hand am geringelten Schwanzende gepackt haltend und ihr ins Gesicht blickend. fol. 62r: Bärenhüter (Bootes), mit vorgestrecktem rechtem Bein leicht nach rechts stehend, das bärtige Haupt nach links gewandt, nackt bis auf ein rotgrünes Manteltuch und einen Hut mit breiter Krempe, ein Schwert an der Seite, in den angewinkelten Armen rechts eine gezahnte Sichel, links eine aufgestellte Lanze. fol. 62v: Fuhrmann (Agitator), Jünglingsgestalt, mit angewinkeltem linkem Bein auf dem von zwei Pferden nach rechts gezogenen zweiachsigen Kastenwagen stehend, nackt bis auf ein lose geschlungenes Pallium, auf dem Kopf eine Krone, in der angewinkelt zur Seite gestreckten Rechten ein Stab, auf der linken Schulter die Ziege, auf der ausgestreckten linken Hand die beiden hundeartigen Böckchen tragend und zugleich das Pferdegespann zügelnd. fol. 63v: Cepheus, en-face mit weit ausgebreiteten Armen und gespreizten Beinen stehend, auf dem Kopf eine spitze Mütze, am Gürtel ein Schwert. fol. 64v: Cassiopeia, mit ausgebreiteten Armen und leicht nach links geneigtem Haupt auf einem stuhlartigen Thron sitzend, ihr Manteltuch lässt die rechte Brust entblößt, mit den Ellenbogen an die aus Stangen gebildete Rückenlehne gefesselt, aus der rechten Hand ein Blutstrom. fol. 65v: Pegasus (Equus verspertinus), nach links lagerndes Flügelpferdprotom. fol. 66v: Andromeda als androgyne Gestalt, mit gespreizten Beinen und ausgebreiteten Armen zwischen zwei auf Felsen stehenden Bäumchen frontal stehend, die Handgelenke an die Baumstämme gefesselt, in ein unterhalb des Gürtels wie ein Vorhang geöffnetes Ärmelgewand gekleidet, das den Blick auf das entblößte männliche Geschlecht freigibt. fol. 68r: Dreieck (Triangulum), gleichseitiges Dreieck, an den Ecken mit goldenen Sternen besetzt. fol. 68v: Perseus, nach links schreitende Rückenfigur, das bärtige Haupt im Profil, vollständig nackt bis auf ein über seine Schultern drapiertes Manteltuch und Phrygiermütze, am vorgestreckten linken Arm ein mit einem Drachen bemalter Schild, in der Linken das blutende Medusenhaupt, in der erhobenen Rechten ein Beil schwingend. fol. 69v: Siebengestirn (Clocha, Pleiades), sieben weibliche Halbfiguren mit Redegestus in zwei Registern. fol. 70v: Leier (Lyra), verderbte Leier. fol. 71r: Schwan (Cygnus), mit ausgebreiteten Flügeln und gebeugtem Kopf nach rechts in Seitenansicht. fol. 71v: Adler (Vultur volans), mit zurückgewandtem Kopf und ausgebreiteten Schwingen nach rechts auf dem Pfeil stehend. fol. 72r: Vultur cadens, vollständig nackte, bärtige Gestalt auf dem Rücken des nach rechts gewandten Adlers sitzend, in einer Hand einen großen Pfeil haltend, der Adler auf dem Pfeil stehend. fol. 73r: Walfisch (Cetus), nach links oben schwimmender Fisch. fol. 74r: Eridanus (Fluss), als schräg auf einem Fluss lagernder nackter jugendlicher »Schwimmer«, den Oberkörper auf dem linken Arm abgestützt, die Rechte weisend erhoben. fol. 75r: Kanonspieler (Figura sonantis canoni), frontal auf einer leiterartigen Bank mit Kissen sitzender, lautespielender Mann, mit Psalter und Plektrum. fol. 75v: Delfin (Delphinus), nach links oben schwimmender Fisch mit Steinbockhorn. fol. 76r: Hase (Lepus), mit angewinkeltem rechten Vorderbein nach links springend. fol. 77r: Orion, nach links schreitender Krieger in prächtiger Rüstung, am Gürtel die Schwertscheide, mit dem Schwert in der erhobenen Linken zum Schlag ausholend, in der Rechten vor sich einen großen, als Fratze gestalteten Maskenschild haltend. fol. 78r: Großer Hund (Canis Sirius), in Seitenansicht nach links laufend. fol. 79v: Schiff Argo (Argo Navis), nach links fahrendes halbes Schiff mit fünf Rudern, Mast und Takelage, ohne Segel und Schildkröte. fol. 80r: Kentaurenweibchen (AustronothusThetis), nach links springendes Mischwesen aus Frau und Pferd, am Pferdebauch drei weitere Brüste, an der Verbindungsstelle zwischen Menschen- und Tierleib ein blütenförmiger Reif. fol. 80v: Milchstraße (Galaxia) , in einer angedeuteten Landschaft als fast zum Dreieck gebogener Reif in den Händen einer auf einer Rasenbank frontal sitzenden Frauengestalt
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mit nach rechts gewandtem Oberkörper, links daneben eine zweite sitzende Frau mit gefalteten Händen. fol. 81r: Südlicher Fisch (Piscis austrinus), zwei mit den Bäuchen einander zugewandte, in gleiche Richtung schwimmende Fische, der untere Fisch größer. fol. 81v: Abgrund (Putheus), rundes Flammenbecken über gestuftem Sockel, von springenden Teufeln umgeben. fol. 82r: Schlange, Mischkrug und Rabe (Hydra, Crater, Corvus), die in Richtung eines Eichenzweigs nach links kriechende Schlange, den doppelhenkligen Mischkrug sowie den flatternden Raben tragend. fol. 83r: Vorhund (Anticanis), mit geöffnetem Maul und herausgestreckter Zunge nach links springend. fol. 83v: Kentaur (Centaurus), nach links springendes Mischwesen aus Mann und Pferd, an der Grenze zwischen Menschen- und Tierleib ein Gürtel, daran links ein Schwert befestigt, um den Hals ein gefälteltes Tuch, aus dem ein Pferdebein herausragt, über der linken Schulter einen Stab, von welchem ein Hase herabhängt, auf den vorgestreckten Händen ein auf dem Rücken liegendes Beutetier mit Halsband vor sich haltend, am Handgelenk ein Gefäß hängend. fol. 84v: Kleines Pferd (Equus secundus), nach links schreitendes ganzes Flügelpferd mit geflügelten Hufen. fol. 85r: Bohrer (Terebellum), schräg liegender Bohrer mit Tierköpfen an den Griffenden. fol. 85v: Bootes-Artophylax, frontal stehender lockiger Jüngling, sich mit der Linken auf einen Stock stützend und mit der Rechten eine Geißel schwingend. fol. 86r: Pfeil (Sagitta), einfacher Pfeil schräg nach oben stehend. fol. 86v: Schiff Argo (Argo Navis), ganzes Schiff mit Rahsegel, am Bug ein Hundekopf sowie ein großes Steuerruder an Scharnieren, am Heck ein Adlerkopf. fol. 87r: Altar (Ara), Blockaltar mit Altartuch, darauf zwei brennende Kerzen in Kandelabern. fol. 87v: Adler (Aquila), mit ausgebreiteten Flügeln heraldisch aufgerichteter Adler, ohne Pfeil. fol. 88r: Fahne (Vexillum), an senkrechter Lanze befestigte grüne, gezaddelte Fahne. fol. 88v: Fuhrmann (Auriga), nach links orientierte, vollständig nackte, jugendliche Gestalt mit Rädern an den Füßen, den linken Arm zur Seite ausgebreitet, in der vor dem Körper erhobenen Rechten eine dreischwänzige Geißel schwingend. fol. 89r: Hercules, nach rechts orientierter nackter Mann mit Löwenfell und Keule. Planeten: fol. 90v: Saturn, als bärtiger Mann in knielangem Ärmelgewand, mit Helm, am Gürtel ein Schwert in der Scheide, in seinen Händen Schild und Sense. fol. 91r: Mars, als Ritter in voller Rüstung, mit zwei Kampf beilen, Armbrust, Dolch, Schwert, Lanze, Köcher sowie einem Schild mit eingeschriebenem Gesicht. fol. 91v: Jupiter, als hinter einem gedeckten Tisch leicht nach links orientiert stehende Halbfigur eines jugendlichen Bischofs, das lockige Haupt von einer Mitra bedeckt sowie einem Hut im Rücken, in der erhobenen Rechten drei Rosen, in der Linken einen Speer mit Fleur-de-Lis-Spitze, auf dem Tisch Fisch, Kelch, Kanne und Schale. fol. 92r: Sol, männliche Halbfigur mit Flammenhaaren in der allein durch ein Rad vor dem Körper symbolisch angedeuteten Quadriga, in langärmeligem Kleid und Chlamys, in den ausgebreiteten Händen rechts eine brennende Fackel und links einen Ring haltend, an den vom Rad ausgehenden Zügeln je zwei Pferde paarweise nach rechts und links strebend. fol. 93v: Luna, als auf dem durch zwei Räder zu ihren Füßen symbolisch angedeuteten, von zwei Ochsen nach rechts gezogenen Wagen stehende Frauengestalt, auf dem zurückgewandten Haupt eine Mondsichel, in jeder Hand eine brennende Fackel; Venus und Merkur fehlen (Blattverlust). Planetenkindertraktat: fol. 173r: Rota der Planetensphären. fol. 174r: Rota der Planetensphären. fol. 174v: Saturn, nackter bärtiger Mann, das Geschlecht von einem großen Stern bedeckt, in der erhobenen Linken eine Sichel, unter der rechten Achsel eine Krücke, dazu Steinbock und Wassermann. fol 175r: Saturngeborene, Gefangene, Erhängter, Steinklopfer, Krüppel, Schweinehirt. fol. 177v: Jupiter, als frontal stehende Jünglingsgestalt, vollständig nackt, das Geschlecht von einem großen Stern bedeckt, auf dem Haupt eine Kappe, in den zur Seite gebreiteten Händen rechts einen Köcher sowie links drei Pfeile haltend, dazu Schütze und Fische. fol. 178r: Jupitergeborene, berittener Falkner, Jäger mit Pfeil
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und Bogen sowie Hunden, Richter mit Peitsche auf einer Bank, zwei lesende Männer hinter einem Lesepult. fol. 179v: Mars, nach rechts orientierte Jünglingsgestalt, auf dem Haupt einen Helm, vollständig nackt, das Geschlecht von einem großen Stern bedeckt, in der Linken eine Fahnenlanze haltend, hinter der rechten Schulter ein Schild, mit der Rechten auf den Widder weisend, links der Skorpion. fol. 180r: Marsgeborene, Brandschatzer, kämpfende Männer, Viehräuber, zwei Krieger mit Lanze. fol. 181v: Sol, als frontal stehender bärtiger König, vollständig nackt, das Geschlecht von einer Sonne bedeckt, in den zur Seite gebreiteten Armen rechts flammendes Szepter sowie links ein Buch haltend, vor ihm der Löwe stehend. fol. 182r: Sonnengeborene, Harfenspieler, einem thronenden König zugewandt, Ringer, Steinstoßer, zwei vor einem Altar kniende Männer. fol. 184v: Venus, als leicht nach rechts orientierte nackte Gestalt, das offenen Haar von einem Blütenkranz geschmückt, das Geschlecht von einem Stern bedeckt, in den zur Seite gebreiteten Armen rechts drei Blumen und links einen Spiegel haltend, dazu Stier und Waage. fol. 185r: Venusgeborene, badende Liebespaare, nacktes Liebespaar beim Geschlechtsakt, zwei Männer, die auf kryptische Zeichen und Buchstaben einer Schriftrolle deuten, sitzendes Liebespaar, Lautenspieler. fol. 186v: Merkur, als in einer Landschaft mit Bäumen nach rechts stehender Jüngling, vollständig nackt, das Geschlecht von einem großen Stern bedeckt, in den zur Seite gebreiteten Händen links einen Geldbeutel sowie rechts zwei Schlangen haltend, dazu Jungfrau und Zwillinge. fol. 187r: Merkurgeborene, zwei tafelnde Männer am Tisch, Handorgelspieler auf einer Bank, Schreiber mit aufgeschlagenem Buch und Schreibzeug, Bildhauer bei der Bearbeitung einer liegenden Figur, Tafelmaler mit Pinsel und Farbennäpfchen vor einem senkrecht stehenden Bild. fol. 189v: Luna, als nach rechts stehende nackte Gestalt mit in die Front gedrehtem Oberkörper, das Geschlecht von einer Mondsichel mit eingeschriebenem Gesicht bedeckt, in der Rechten eine brennende Fackel, in der Linken ein Horn, hinter ihren Knien der Krebs. fol. 190r: Mondgeborene, Mann, der beladene Esel zur Mühle treibt, Würfelspieler, Fischer.
Provenienz Die Provenienz der Handschrift ist unbekannt, auch wenn seit Herrmann (1893) und Hauber (1916) wiederholt ein Würzburger Mantiker und Astrologe als Eigentümer erwogen wurde. Nach 1801 wurde der Codex aus linksrheinischem Gebiet für die Pariser Bibliothèque Nationale konfisziert (fol. 306v Eigentümerstempel). Nach 1815 ging die Handschrift in den Besitz der Königlichen Bibliothek Berlin über.
Literatur Herrmann 1893, S. 403; Hauber 1916, S. 82; Saxl 1919, Abb. 2 (fol. 91v); Degering 1925, S. 35; Wegener 1928, S. 55–59, Abb. 48 (fol. 17v), 49 (fol. 161r), 50 (fol. 226r); Eis 1956, S. 8, 13–16, 49–52; Grasshoff 1976, Abb. 3 (fol. 182r); Schiewer 1987, S. 18, Abb. 6 (fol. 136r); Kat. Braunschweig/Berlin 1988, S. 198, Abb. S. 199 (fol. 185r); Palmer/Speckenbach 1990, S. 178f., 218–220, Abb. 23; Frühmorgen-Voss 1991, S. 341, S. 375–381, Nr. 11.4.7., Abb. 230 (fol. 72r), 231 (fol. 91r); Trottein 1993, S. 56–59; S´ nie˙z ynska-Stolot 1994, S. 65; Kat. Gotha 1998, S. 100, Abb. S. 101 (fol. 184v–185r); Gloning/Ehlert 1998, S. 122–127, Abb. S. 25, 48 (fol. 49v), S. 56 (fol. 11v), S. 92 (fol. 76r); S. 97 (fol. 73r), S. 116, S. 121 (fol. 187r), S. 130 (fol. 91v); Blume 2000, S. 169f., 175, 207, 248, 273, 280, Abb. 201–208 (fol. 91v–92r, fol. 174v–175r, fol. 177v–178r; fol. 179v–180r, fol. 181v–182r, fol. 184v–185r, fol. 186v–187r, fol. 189v–190r); Clarke 2001, S. 61, Nr. 110; Kat. Berlin 2003, S. 363–366, Kat. Nr. 173, Abb. S. 365 (fol. 175r). Siehe S. 124, Abb. 1066–1082
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Salzburg, Universitätsbibliothek, M II 180 Astrologisch-astronomische Sammelhandschrift, lateinisch-deutsch. Sternbilderdarstellungen zur deutschen Bearbeitung des Sternbilderkapitels aus dem Liber Introductorius des Michael Scotus Elsass? (Schreibsprache: Alemannisch, uneinheitlich); Bilder: Werkstatt Diebold Laubers (Gruppe A) und andere; 2. Viertel 15. Jahrhundert (ca. 1440) Kodikologische Angaben 285 × 215 mm, 215 Folia, Papier, Text teils ein- teils zweispaltig, in Bastarda von sechs Händen sowie Nachträge, Text des Sternbilderkapitels (fol. 108r–128ra) zweispaltig mit Bleistiftlinienrahmung, Bastarda von der dritten Hand; Lombarden, Überschriften, Beschriftungen, Zeilenfüller, Strichelung etc. in Rot.
Art der Bilder Neben zahlreichen Tabellen und Schemata insgesamt 79 Illustrationen in kolorierter Federzeichnung unterschiedlichen Formats, Lauber-Werkstatt (Gruppe A) und andere. Neben Darstellungen arbeitender Apotheker und Gelehrter, der Planeten und Kometen zum Text des Sternbilderkapitels 47 Darstellungen der Tierkreiszeichen und Konstella tionen. Die Position der Sterne ist durch rote Punkte angegeben.
Inhalt Teil I:
Nicolaus Salernitanus: Antidotarium Nicolai, deutsch, mit Illustration und Arzneimittelglossar, datiert 1440 – fol. 48r–49r: leer fol. 49v–68va: Kräuterbuch, z. T. nach dem Älteren deutschen Macer (Crossgrove ed. 2003), z. T. nach Konrad von Megenberg: Buch der Natur (Pfeiffer ed. 1962) mit Illustration; Traktat Vom Fieber (Galen?) – fol. 68vb–71v: leer fol. 72r–105va: Johannes de Rupescissa: Buch von der Heimlichkeit (Benzenhöfer ed. 1989, S. 91–161); fol. 73vb: leer; zwei Wund- und Farbrezepte – fol. 105vb–107v: leer fol. 1r–47v:
Teil II:
fol. 108r–109v: Vom Firmament und den zwölf Tierkreiszeichen (Firmamentum celi) nach Michael Scotus (vgl. Cpl Rom 1370, 78r–78v; Darmstadt Ms. 266, fol. 2r–3v) fol. 109v–128rb: Von den 12 Zeichen und 36 Bildern des Himmels nach Michael Scotus (vgl. Rom Cpl 1370, fol. 78v–96r; Darmstadt Ms. 266, fol. 3v–19v) fol. 128rb–132r: Von den neun Himmeln und den Planeten (Supra firmamentum), datiert 1438 (vgl. Rom Cpl 1370, fol. 96v–100ra; Darmstadt Ms. 266, fol. 19v–23v) fol. 132v–133v: Rotae der Sonntagsbuchstaben, goldenen Zahl und Monatsbuchstaben etc. im 19jährigen Zyklus ab 1410, mit lateinisch-deutschen Erläuterungen (vgl. Rom Cpl 1370, 100rb–v; Darmstadt Ms. 266, fol. 23v–24r)
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fol. 134r–144v: Kosmologie mit Tabellen und Rotae, lateinisch-deutsch (vgl. Rom Cpl 1370, fol. 101v–103r; Darmstadt Ms. 266, fol. 24v–40ra) fol. 145r: Von den neun Kometen und ihren Wirkungen (Al-Kindi (?): Liber de significatione cometarum), nur Anfang, Thorndike ed. 1950, S. 16–61 (vgl. Rom Cpl 1370, fol. 101r; Darmstadt Ms. 266, fol. 24r) fol. 145v–155r: Kosmologie mit Tabellen und Rotae, lateinisch-deutsch (vgl. Rom Cpl 1370, fol. 101v, 112ra–119v, Darmstadt Ms. 266, fol. 24v–40ra) fol. 155r–157ra: De Sphaera, deutsch (vgl. Rom Cpl 1370, fol. 120r–121r; Darmstadt Ms. 266, fol. 40rb–41va; New York M 384, fol. 197r–199r) fol. 157rb–158v: Traktat Von der eclipsis der sonnen und des monen (vgl. Rom Cpl 1370, fol. 121v–122v; Darmstadt Ms. 266, 41vb–43r); fol. 157rb: Illustration: bärtiger Gelehrter mit Schriftband Waz die heidensche meister von der eclipsis betuten, Mond und Sonne fol. 159r–174v: Illustrierter Traktat Von den neun Kometen und ihren Wirkungen (Al-Kindi(?): Liber de significatione cometarum), Fortsetzung (Thorndike ed. 1950, S. 16–61), (vgl. Rom Cpl 1370, fol. 123v–136v; Darmstadt Ms. 266, fol. 43v–56v) fol. 175r–176r: Astronomische Zeichnungen (vgl. Rom Cpl 1370, 142v–144v; Darmstadt Ms. 266, fol. 62v–64v) – fol. 176v–179v: leer fol. 180r–201v: Lateinische astronomische Kurztraktate: De sphaeris; De zodiaco; De quantitate terrae; Kalenderberechnungen; Mondzyklen für 1414–1499; Versus de horis planetarum; De regimine planetarum; De signis zodiaci etc. mit Rotae und Tabellen. fol. 202r–206r: Honorius Augustodunensis: De imagine mundi fol. 206r–207r: Lateinische astronomische Kurztraktate: De signis zodiaci; De naturis septae planetarum – fol. 207v–213v: leer fol. 214r: Nachtrag: Medizinisches Rezept (16. Jahrhundert) De microcosmo fol. 214v: fol. 215r: Nachtrag: Horoskop für 1482, lateinisch (eingeklebtes Blatt) – fol. 215v: leer (eingeklebtes Blatt)
Kommentar Beim Salzburger Codex M II 180 handelt es sich um eine lateinisch-deutsche Sammelhandschrift, die inhaltlich in zwei etwa gleich große Teile zerfällt. Der erste von ihnen ist medizinisch-praktisch orientiert und bietet neben einer Arzneimittellehre ein Kräuterbuch, die medizinische Alchemie des Johannes de Rupescissa sowie einen kurzen Traktat über Ursachen und Behandlung von Fiebererkrankungen (fol. 1r–107v), wobei den ersten beiden Texten je eine ganzseitige Illustration eines Apothekers und seines Gehilfen bei der Arbeit beigegeben ist (fol. 1v und 49v). Der zweite versammelt vorwiegend deutsche Abhandlungen zur Astrologie und Astronomie, die am Ende des Codex von verschiedenen lateinischen Traktaten entsprechender Thematik ergänzt und nicht nur von zahlreichen Schemata, sondern auch von einem umfangreichen Bildprogramm begleitet werden (fol. 108r–215v). Neben mehreren Gelehrtenfiguren verleihen Illustrationen der Zodiakzeichen und Sternbilder sowie der Planeten und Kometen den Texten Anschaulichkeit. Der zweite Teil der Salzburger Sammelhandschrift gehört zur Gruppe der Elsässischen Sternbilderfolgen, die ein relativ geschlossenes Corpus zu den Himmelskörpern bieten (vgl. auch
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Rom, Cod. Pal. lat. 1370; Darmstadt, Ms. 266, New York Ms. M 384, Edinburgh Ms. Cr. 4.6). Wie bereits Saxl (1915) feststellte, steht der Codex im Hinblick auf Inhalt und Herstellung in enger Beziehung zu den Handschriften in Darmstadt Ms. 266 und Rom Cod. Pal. lat. 1370. Alle drei Codices bieten eine fast identische Zusammenstellung deutscher Traktate zur Kosmologie. Allerdings ist die Salzburger Kompilation im Vergleich zu den beiden anderen etwas weniger umfangreich, denn sie verzichtet auf die zweite illustrierte Zeichenlehre ebenso wie auf die Planeten- und Kometengedichte sowie auf die Iatromathematik. Darüber hinaus überliefert die Dreiergruppe noch eine illustrierte deutsche Bearbeitung des Liber de significatione cometarum, welche die Handschriften in New York und Edinburgh nicht kennen, die aber noch in zwei anderen Codices mit deutscher Scotus-Bearbeitung erscheint (vgl. Freiburg Ms. 458, fol. 325v–343r, 347r–348v; Wolfenbüttel, Cod. Guelf. 8.7 Aug. 4°, fol. 93v–122r). Daneben folgen die Planetendarstellungen in Salzburg, Darmstadt und Rom der Scotus-Ikonographie, wohingegen die Handschriften in New York und Edinburgh verschiedene Bildtraditionen vermischen. Nicht zuletzt zeigt die Anlage der drei Manuskripte auffällige Ähnlichkeiten. Auch das Bildprogramm läuft mit wenigen Abweichungen parallel. Denkbar ist die Provenienz aus einer »gemeinsamen Stillandschaft« (Saurma-Jeltsch (2001/1), S. 101). Die Entstehung der Salzburger Sammelhandschrift M II 180 im Elsass ist wahrscheinlich. Aufgrund der uneinheitlichen Schreibsprache mit ihrem Nebeneinander mitteldeutscher und niederalemannisch bis oberdeutscher Elemente – bei Überwiegen des Niederalemannischen – plädierte Benzenhöfer (1989) für eine Entstehung nicht allzu weit von der mitteldeutsch-oberdeutschen Sprachgrenze entfernt im südrheinfränkischen oder nördlichen niederalemannischen Raum. Ins Elsass weisen auch die Ortsangaben und Namen einer lateinischen Abgabenliste mit Rechnungen von 1405, 1409 und 1410, die im hinteren Spiegel als Verstärkung eingeklebt ist. Zinner (1956) vermutete für die Blätter 109–208 einen Schreiber, den er mit Melchior Humel von Villingen identifizierte. Tatsächlich wurde dieser Abschnitt jedoch von mehreren Händen geschrieben. Die Schriftmerkmale deuten auf eine Entstehung Mitte des 15. Jahrhunderts. Die Wasserzeichenanalyse (Picc IV 123, IV 120, VII 544, IX 83, I 817, I 313 und Briquet 606) sowie verschiedene Schreibervermerke und Jahresangaben in den Tabellen weisen auf die Zeit um 1440. Das Kolophon der Arzneimittellehre ist auf 1440 datiert (fol. 47vb: »Scriptum et completum feria secunda proxima post dominica palmarum Anno etc xl Jar«). Ein zweites Kolophon am Ende des Abschnitts über die sieben Planeten datiert auf den 19.11.1438 (»Hie habent die 7 planeten und yr schickunge ein ende Amen etc. Anno domini M CCCC° xxxviij sexta feria post Elysabetham«). Die in den astrologischen Abhandlungen des Codex enthaltenen Datierungen und Maßangaben, etwa die Auslegung der Sonnenuhrenfiguren für 28° Polhöhe (fol. 175r–176r) oder die Jahreszahl 1410 in den Rotae der Sonntagsbuchstaben im 19jährigen Zyklus (fol. 132v– 133v) sind jedoch für eine Lokalisierung und Datierung nicht verwendbar, da sie bereits von der Vorlage übernommen worden sein dürften. Sie kehren identisch auch in den mit dem Salzburger Codex eng verwandten Handschriften in Darmstadt und Rom wieder. Letztere wird etwa gleichzeitig oder nur wenig später als die Salzburger Handschrift anzusetzen sein. Wiederum später, im dritten Viertel des 15. Jahrhunderts, ist dagegen Darmstadt Ms. 266 entstanden. Der Text des Sternbilderkapitels wird von insgesamt 47 lavierten Federzeichnungen der Tierkreiszeichen sowie der Konstellationen der nördlichen und südlichen Hemisphäre begleitet. Die etwa spaltenbreiten Illustrationen sind in ein von doppelter Federlinie gerahmtes kreisrundes
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Bildfeld integriert, dessen Konturlinie die Figuren nur selten durchbrechen. Mit der lateinischen, bei den Konstellation teils auch der deutschen Bezeichnung des jeweiligen Sternzeichens versehen, erscheinen die Miniaturen des Zodiakus stets vor dem zugehörigen Textabschnitt, die der Konstellationen stets zwischen einer über die Lage des Zeichens am Himmel informierenden Überschrift und der eigentlichen Textpassage. Die Position der Einzelsterne ist über rote Punkte angegeben, deren Anordnung zumeist ohne Bezug zum Himmelsbild dem Kontur entlang folgt. Die Abfolge der Tierkreiszeichen und Sternbilder entspricht der Tradition. Die Ikonographie steht nahe an den älteren Bildzyklen, vor allem am Münchener Codex clm 10268. Exemplarisch sei auf den Wassermann oder den Musizierenden verwiesen. Auch Hercules erscheint entsprechend der Schilderung des Textes wie in clm 10268 als bärtiger nackter Mann im Knie laufschema beim Angriff gegen die Hydra. Das Löwenfell wurde jedoch wie im Wiener Codex Vindob. 2352 mit einem Kopf versehen. Verändert erscheinen auch die Plejaden als über zwei Register verteilte Büsten, die nun aber als Gruppe von modern gekleideten gestikulierenden Männern und Frauen gestaltet und wie im Almagest als »Die Henne mit den hünlin« bezeichnet sind. Vielleicht repräsentieren diese Figuren die unter dem Siebengestirn Geborenen, die als sehr vermögend, weise und sinnreich beschrieben werden. Neben diesen Varianten machen sich im Vergleich verschiedentlich Reduktionen gegenüber den älteren Scotus-Zyklen bemerkbar. Exemplarisch sei auf den Fuhrmann verwiesen, der ohne die Ziege und die beiden Böckchen erscheint. Darüber hinaus fehlen bei Cepheus Kopf bedeckung und Beutel, bei Perseus die Fußf lügel, beim Schützen die Hörner und die zusätzlichen Gesäuge beim Kentaurenweibchen. Mit großer Wahrscheinlichkeit sind diese Abweichungen ebenso wie die neuen, zumeist am Text orientierten Bilderfindungen dadurch begünstigt worden, dass man die mythologischen Erläuterungen in der deutschen Bearbeitung völlig ausgelassen hat. Die Salzburger Bildfolge bietet zahlreiche der für die Elsässische Gruppe charakteristischen Darstellungen. So sind die Zwillinge als sich umfangendes nacktes Paar mit einem unten hackenartig gestalteten Pedum und Lyra wiedergegeben. Die Waage wird von einer nackten, kindlichen Trägerfigur gehalten. Der Schütze und der Kentaur erscheinen als bogenspannende Mischwesen mit wohl irrtümlich aus dem Löwenfell beziehungsweise aus dem gefältelten Tuch über dem Stab, wie es auch Vindob. 2352 bietet, entwickelten Flügeln an der Menschenhüfte. Darüber hinaus zeigt die gesamte Gruppe beim Sternbild »Draco inter arctos« die Schlange als feuerspeienden gef lügelten Drachen, Andromeda als modisch gekleideten Jüngling oder das Dreieck auf der Spitze stehend. Kennzeichnend für die elsässischen Bildfolgen sind ferner der wohl aus dem missverstandenen Blutstrom der älteren Zyklen entwickelte Regenschauer, der über der rechten Hand der Cassiopeia niedergeht, sowie die als ganzes Schiff mit Auf bauten und Jüngling gestaltete Argo. Dieses Bild kann als wörtliche Umsetzung des Textes aufgefasst werden, in dem über die unter dem Sternbild Geborenen mitgeteilt wird, sie würden gern zur See fahren und auf dem Wasser arbeiten. Mit erheblicher Veränderung gegenüber den anderen Zyklen erscheint in den elsässischen Folgen hingegen die Milchstraße in Gestalt eines voneinander abgewandten Paares, wobei die Frau eine sternbesetzte Mandorla hält und der in zerschlissene Gewänder gekleidete Mann die Rechte klagend ans Gesicht gelegt hat. Auch dieses Bild lässt sich auf den Text zurückführen, in dem es über die unter dem Sternbild Geborenen heißt, sie seien allzeit arm, krank und unglücklich. Markant nicht nur für die elsässischen Bildfolgen, sondern für die gesamte deutsche ScotusÜberlieferung ist die Zusammenfassung von Walfisch und Eridanus in einem Bild, das hier dem
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Sternbild Cetus zugeordnet wurde. Innerhalb der Elsässischen Gruppe sind beide in neuartiger Komposition so zusammengefügt, dass Cetus in Fischgestalt zumeist über dem im Text als »figure eins blossen menschen« bezeichneten schwimmenden beziehungsweise ins Wasser stürzenden Phaeton/Eridanus platziert ist. Der Text zum »nackten Mann« bietet die Scotus-Passage zum Eridanus. Es folgt das Bild des Eridanus als Psalterspieler, das als einzige Darstellung des Flusses verstanden und dem die Passage zur »Figura sonantis canoni« zugewiesen wird. Ihm schließt sich der Delfin an, der sich mit seiner gezackten Rückenf losse und den großen Zähnen dem in älteren Illustrationsfolgen als Ungeheuer dargestellten Cetus wieder anzunähern scheint. Die Salzburger Sternbildfolge läuft mit nur geringen Abweichungen derjenigen der Handschriften in Darmstadt, Ms. 266 und Rom, Cod. Pal. lat. 1370 parallel, es lassen sich zahlreiche Gemeinsamkeiten aufzeigen (vgl. dazu die Ausführungen zu Rom, Cod. Pal. lat. 1370). Zu den Abweichungen sei beispielhaft auf den bärtigen Hercules mit dem innerhalb des Rundbildes platzierten Hesperidenbaum, den eine Schwertscheide am Gurt tragenden Orion oder die allein mit der rechten Hand an die Lehne ihres Thrones gefesselte Cassiopeia verwiesen. Ferner führt nur in Salzburg der Bärenhüter mit seinem linken Zeigefinger einen Zeigegestus aus. Darüber hinaus ist bei seinem linken Fuß ein undefinierbarer Gegenstand wiedergegeben, der vielleicht auf das ihm in Vindob. 2352 beigegebene, hier allerdings stark verderbte Heubündel zurückgeführt werden kann. Weitere Divergenzen zu Darmstadt, Ms. 266 und Rom, Cod. Pal. lat. 1370 rücken den Salzburger Codex in die Nähe der Handschriften Edinburgh, Cr. 4.6 und New York, Ms. M 384. Wie dort fällt auch in Salzburg der Regenschauer über der Hand der Cassiopeia aus einem Wolkenband, führt Perseus ein blutendes Medusenhaupt sowie ein gezacktes Schwert mit sich, sind Pegasus und Kleines Pferd gezügelt wiedergegeben und hält der Jüngling an Bord der Argo ein Seil der Takelage umfasst. Die Gewandung der Figuren ist einheitlich. Die weiblichen Himmelswesen tragen zumeist ein langes, hoch tailliertes Ärmelkleid. Die Männer sind in ein knielanges tailliertes Wams mit langen Ärmeln und spitzem Halsausschnitt gekleidet. Dazu tragen sie gewöhnlich enge Beinkleider sowie einen f lachen Kremphut als Kopf bedeckung. Die antikisierenden Figuren sind in Tücher oder entsprechende Gewänder mit f lachem, hartem Faltenwurf gehüllt. Die in vollständiger Nacktheit wiedergegebenen Gestalten sind stets ›geschlechtslos‹. Bei den überwiegend lebensnah und in realistischer Bewegung erfassten Tieren lässt sich eine gewisse Tendenz zur heraldischen Stilisierung feststellen. Die Salzburger Handschrift M II 180 wurde bereits von Fechter (1938) und Frisch (1949) der Lauber-Werkstatt in Hagenau zugewiesen, wobei in jüngster Zeit die Zuschreibung der Sternbilderillustrationen an die Malergruppe A präzisiert werden konnte. Allerdings unterscheidet sich der Salzburger Codex im Hinblick auf seine Gesamtkonzeption deutlich von den anderen Erzeugnissen der Werkstatt. Da sich nicht nur ein großer Teil der Texte, sondern auch nahezu identische Illustrationen im Darmstädter Ms. 266 sowie im römischen Codex Pal. lat. 1370 erhalten haben, ist – so Saurma-Jeltsch (2001/1) – eine gemeinsame Entstehung aller drei Manuskripte in einem der Lauber-Werkstatt vergleichbar spezialisierten Betrieb möglich. Der unterschiedliche Illustrationsstil der drei Exemplare spreche jedoch gegen eine Herkunft aus einer gemeinsamen künstlerischen Quelle. Es dürfte sich daher beim Salzburger Codex um eine Handschrift handeln, die aus dem Umkreis jenes Betriebs, der den Buchblock zur Sternbilderfolge hergestellt hatte, bereits als Sammelhandschrift der Gruppe A zur Illustrierung übergeben worden ist. Für eine Herstellung des ganzen Bandes außerhalb der Lauber-Werkstatt sprächen
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auch die beiden den medizinischen Texten beigegebenen Illustrationen (fol. 1v und 49v), die sich hinsichtlich Qualität und Duktus deutlich von den anderen Illustrationen des Codex unterscheiden und innerhalb der Lauber-Werkstatt keine Parallele haben. Das zur Verstärkung dienende Pergament der lateinischen, im hinteren Spiegel des Salzburger Codex eingeklebten Urkunde aus einem Rechnungsbuch des frühen 15. Jahrhunderts spricht dafür, dass die Handschrift in derselben Buchbinderwerkstatt gebunden wurde, die auch sonst für Diebold Lauber tätig war. Verzeichnis der Bilder Zu Von den 12 Zeichen und 36 Bildern des Himmels nach Michael Scotus: fol. 109vb: Widder (Aries), in Schrittstellung nach rechts. fol. 110va: Stier (Taurus), mit gesenktem Haupt nach links stehende Ganzfigur. fol. 111rb: Zwillinge (Gemini), als nacktes Paar in Umarmung nebeneinander, der geschlechtslose Mann hält ein langes Pedum mit Hackenende in der Rechten, die geflügelte Frau mit offenem Haar hält in ihrer zur Seite gebreiteten Linken eine entstellte Lyra. fol. 112rb: Krebs (Cancer), mit drei Beinpaaren und angewinkelten Scheren nach rechts in Aufsicht. fol. 112va: Begrenzungslinien eines Medaillons (irrtümlich). fol. 112vb: Löwe (Leo), heraldisch stilisiert, nach rechts in Schrittstellung. fol. 113rb Jungfrau (Virgo), en-face stehende Frau mit nacktem Oberkörper und großen Flügeln, um die Hüfte ein Tuch, in den erhobenen Händen rechts ein Bündel Ähren, links ein Caduceus. fol. 114ra: Waage (Libra), nach rechts orientierter nackter Knabe, in seiner Linken eine Balkenwaage haltend, die Rechte im Redegestus. fol. 114va: Skorpion (Scorpius), schräg nach rechts lagerndes wenig naturnahes Wesen mit Fischkörper, drei Beinpaaren, Scheren und gebogenem Dornenschwanz in Aufsicht. fol. 114vb: Schütze (Sagittarius), nach rechts galoppierendes Mischwesen aus bogenspannendem Jüngling und Pferdekörper mit großen Flügeln an der Menschenhüfte, an der Grenze zwischen Menschen- und Tierleib ein aus dem Gewand gebildeter Reif, unterhalb der gespaltenen Hufe ein mit der Spitze nach rechts zeigender Pfeil. fol. 115va: Steinbock (Capricornus), nach links lagernder Ziegenfisch. fol. 116ra: Wassermann (Aquarius), nach rechts eilende nackte jugendliche Gestalt mit Kremphut, mit beiden in Schrittrichtung ausgestreckten Händen einen henkellosen Krug ausleerend, aus dem ein breiter welliger Wasserstrahl austritt. fol. 116va: Fische (Pisces), zwei übereinander gegenläufig schwimmende gleich große Fische, von Maul zu Maul durch ein s-förmiges Band verbunden. fol. 117va: Drache zwischen den Bären ( Draco inter Arctos), s-förmig gewundener Drache mit zurückgewandtem Kopf nach links lagernd, feuerspeiend mit Tatzen und Flügeln, in den Windungen Bären, mit den Rücken gegeneinander, gegenläufig orientiert. fol. 118vb: Draco (Drache), feuerspeiender Drache nach rechts mit Fledermausflügeln und Schlangenschwanz. fol. 119ra: Hercules, im Knielauf nach rechts eilender nackter bärtiger Mann, die Rechte mit dem Schwert ausholend, über dem linken Arm ein Löwenfell tragend, das bis auf den Rücken fällt, zum Schlag gegen die sich um den Baum der Hesperiden windende Schlange ausholend. fol. 119rb: Nördliche Krone (Corona borealis), stark gewellter abstrakter Kranz mit unten mittig rechteckigem Verschlussstück, daran zwei kurze Bänder. fol. 119va: Schlangenträger (Serpentarius), mit angewinkeltem linken Bein und vorgestrecktem rechten Bein frontal stehender Mann, die um linkes Bein und Hüfte gewundene Schlange mit der linken Hand am Kopf- sowie mit der rechten Hand am Schwanzende gepackt haltend, das nach links gewandte bärtige Haupt vom Schlangenkopf abgewandt, mit dem rechten Bein auf der Rahmung, mit dem linken Bein auf dem Rücken des Skorpions (Scorpius), mit Dornenschwanz, nach rechts in Aufsicht. fol. 120ra: Bärenhüter (Bootes), mit ausgestrecktem
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rechten Bein leicht nach rechts stehender Jüngling, nackt bis auf ein Manteltuch und den Kremphut, in den zur Seite gebreiteten Händen rechts eine gezahnte Sichel, links eine aufgestellte Lanze, mit dem linken Zeigefinger Weisegestus, bei seinem linken Fuß ein undefinierbarer Gegenstand. fol. 120rb: Fuhrmann (Agitator), en-face auf dem von einem Pferd nach rechts gezogenen zweiachsigen Kastenwagen, bärtig, nackt bis auf ein um die Hüfte geschlungenes Tuch, Schultermantel und Kremphut, in der Rechten ein Stab, mit der Linken die Zügel fassend, Gespann aus zwei Pferden und zwei Ochsen, alle Tierfiguren gestaffelt und vom Wagen überschnitten. fol. 120va: Cepheus, mit gespreizten Beinen und ausgebreiteten Armen frontal stehend, in ein knielanges, tailliertes Ärmelgewand und Hosen gekleidet, an der linken Seite ein großes Schwert am diagonalen Schultergurt. fol. 120vb: Cassiopeia, mit ausgebreiteten Armen frontal auf einer Thronbank mit aus Balken gebildeter Rückenlehne sitzende Frau, das Haupt leicht nach links geneigt, mit der rechten Hand an den rechten Pfosten der Lehne gefesselt, um den Leib eine weitere schärpenartige Fessel um den linken Pfosten, oberhalb der rechten Hand im Bereich der sich kreuzenden Hölzer der Stuhllehne ein aus Wolken herabregnender Schauer. fol. 121ra: Pegasus (Equus verspertinus), nach rechts lagerndes gezäumtes Flügelpferdprotom. fol. 121va: Andromeda, mit ausgebreiteten Armen zwischen zwei Bäumen frontal stehender Jüngling, mit den Handgelenken an die Baumstämme gefesselt, das lockige Haupt leicht nach links geneigt, in ein tailliertes knielanges Ärmelgewand, Schultermantel und Schuhe gekleidet. fol. 121vb: Perseus nach rechts eilende bärtige Gestalt mit annähernd in die Front gedrehtem Oberkörper, nackt bis auf ein von der linken Schulter wehendes Manteltuch und phrygische Mütze, auf dem Rücken ein Schild, in der vorgestreckten Linken das blutende Medusenhaupt am Schopf haltend, in der erhobenen Rechten ein gezacktes Schwert. fol. 122ra: Dreieck (Triangulum), aus einem Streifen gebildetes gleichseitiges Dreieck, auf der Spitze stehend. fol. 122rb: Siebengestirn (Clocha, Pleiades), als Büsten mit gefalteten oder überkreuz auf die Brust gelegten Händen, oben links Jüngling sowie rechts drei Mädchen, unten links ein Jüngling sowie rechts zwei gestikulierende Mädchen, bezeichnet »Die henne mit den hünlin«. fol. 122va: Leier (Lyra), lattenzaunartiges Phantasiegebilde mit großem Querholz. fol. 122vb: Schwan (Cygnus), mit angelegten Flügeln, gesenktem Kopf und geöffnetem Schnabel nach rechts laufend. fol. 123ra: Adler (Vultur volans), mit zurückgewandtem Kopf und ausgebreiteten Schwingen nach rechts auf dem Pfeil stehend. fol. 123b: Jupiter auf dem Adler (Vultur cadens), der bekleidete jugendliche Jupiter frontal auf dem heraldisch stilisierten Adler, mit der Rechten die ausgebreitete rechte Schwinge des Vogels greifend, in der Linken einen langen, trompetenartigen Gegenstand haltend, der Adler auf Pfeil und Reif nach rechts stehend. fol. 123vb: Walfisch (Cetus), und Eridanus (Fluss), übereinander, oben der nach links schwimmende Walfisch, darunter der nackte, bärtige Eridanus als »Schwimmer« schräg nach rechts auf dem vertikalen Strom lagernd, auf dem linken Arm abgestützt, die Rechte weisend erhoben, Unterkörper in der Taille gedreht, Gesäß nach oben, Beine in leichter Schrittstellung, der Blick der Rechten folgend. fol. 124ra: Kanonspieler (Figura sonantis canoni), frontal auf einer Kastenbank sitzender junger Mann in faltenreichen Gewändern mit leicht nach links geneigtem lockigen Haupt, auf einem Psalter spielend, den er auf den Knien hält. fol. 124rb: Delfin (Delphinus), nach rechts schwimmender gekrümmter Fisch mit schnabelartigem Maul, Zähnen und gezackter Rückenlinie. fol. 124va: Orion, mit gespreizten Beinen und ausgebreiteten Armen frontal stehender vollgerüsteter Ritter, am linken Arm ein Schild, in der rechten Hand ein Schwert, an der linken Seite die Schwertscheide am Gurt. fol. 124vb: Großer Hund (Canis Sirius), mit geöffnetem Maul und geringeltem Schwanz nach rechts springend. fol. 125ra: Hase (Lepus), nach rechts aufwärts springend. fol. 125rb: Schiff Argo (Argo Navis), ganzes Schiff auf dem Wasser, der Bug geschwungen, am Heck ein kastenförmiger Auf bau, auf diesem
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ein mit ausgebreiteten Armen frontal sitzender Jüngling, mit der Linken ein Seil der Takelage umfassend, die Rechte weisend erhoben. fol. 125va: Kentaurenweibchen (Austronothus-Thetis), nach rechts springendes Mischwesen aus Frau und Pferd, der bekleidete Oberkörper annähernd frontal, die Arme angewinkelt ausgebreitet, Hände offen, an der Grenze zwischen Menschen- und Tierleib ein aus dem Gewand gebildeter Reif. fol. 125vb: Milchstraße (Galaxia), nebeneinander stehendes Paar, der bärtige Mann links in ein zerschlissenes knielanges Ärmelgewand gekleidet, auf dem lockigen Haupt ein flacher Kremphut, die Rechte klagend ans Gesicht gelegt, neben ihm die in ein langes Gewand gekleidete Frau mit zurückgewandtem Kopf, mit beiden Händen eine sternbesetzte Mandorla haltend. fol. 126ra: Südlicher Fisch (Piscis austrinus), zwei mit den Bäuchen einander zugewandte, übereinander nach rechts schwimmende Fische, der obere kleiner als der untere. fol. 126rb: Abgrund (Putheus), rundes Flammenbecken über gestuftem Sockel, zwei Teufel springen hinein, zwei weitere davor, einer davon mit Flügeln. fol. 126va: Kentaur (Centaurus), in Seitenansicht nach rechts springendes Mischwesen aus Jüngling und Pferd mit großen Flügeln an der Menschenhüfte, der bekleidete Oberkörper zu drei Vierteln in die Front gedreht, auf der ausgestreckten Linken einen auf dem Rücken liegenden Hasen tragend, auf die geschulterte Lanze in der Rechten ein weiterer Hase gespießt, vom Hüftgürtel zwischen den Vorderbeinen einen Krug herabhängend, ohne Schwert. fol. 127ra: Schlange, Mischkrug und Rabe (Hydra, Crater, Corvus) , die um einen Baum mit weinlaubartigen Blättern gewundene Schlange mit geöffnetem Maul, herausgestreckter Zunge und langem Schwanz, über der mittleren Windung frei schwebend der henkellose Mischkrug, auf dem Schwanzende den Raben tragend. fol. 127rb: Vorhund (Anticanis), mit hörnerartigen Ohren nach rechts springend. fol. 127va: Kleines Pferd (Equus secundus), nach rechts galoppierendes ganzes Flügelpferd mit Zaumzeug sowie je einem großen Flügel an den Hufen. fol. 127vb: Bohrer (Terebellum), mit der Spitze nach unten. fol. 128ra: Fahne (Vexillum), an einer nach rechts geneigten, die Rahmung durchbrechenden Lanze befestigte, nach links wehende fünffach gezaddelte Fahne. Zu Von den neun Himmeln und den Planeten: fol. 129rb : Saturn, frontal stehend, bärtig, nackt bis auf ein um Hüfte, linke Schulter sowie kapuzenartig über das Haupt geschlungenes, nach hinten wehendes Manteltuch, in der zur Seite gebreiteten Rechten ein Schwert, die Linke erhoben, an der linken Seite ein weiteres Schwert am Gürtel, auf dem Haupt eine stilisierte Lilie oder drei Blätter. fol. 129va: Jupiter, bärtig, nackt bis auf ein um Hüfte und linke Schulter geschlungenes Manteltuch, in der zur Seite gestreckten Rechten ein Bündel aus drei doppelpfeiligen Blitzen sowie in der Linken einen großen Pfeil mit der Spitze nach oben haltend. fol. 130ra: Mars, bärtig mit Schwert, Maskenschild und Lanze, das Haupt von einer nach vorn hängenden Mütze bedeckt, nackt bis auf einen von den Schultern nach hinten wehenden Schultermantel, das männliche Geschlechtsteil ist deutlich zu erkennen. fol. 130rb: Sol, mit ausgebreiteten Händen auf dem Sonnenwagen stehender König, in Ärmelgewand und Schultermantel gekleidet, das Haupt von Flammen umgeben, in der Linken eine Sonne mit Gesicht und aufgesetztem Kreuz, in der Rechten eine gedrehte brennende Fackel haltend, die Quadriga je von paarweise nach links und rechts strebenden, nur mit dem Vorderkörper sichtbaren Pferden gezogen. fol. 130vb: Venus, leicht nach links orientiert mit langem Haar, entblößtem Oberkörper und um die Hüfte geschlungenem Tuch, in der Rechten eine stilisierte Blüte sowie im linken Arm eine große Feder haltend, zu ihren Füßen der puttenartige geflügelte Amor. fol. 131ra: Merkur, ausschreitender Jüngling, nackt bis auf eine knappe Unterhose sowie ein über die linke Schulter drapiertes Manteltuch, das lockige Haar mit einem Flügelhelm besetzt, in der Rechten einen Geldbeutel, in der Linken einen aufgestellten Caduceus haltend. fol. 131rb: Luna, leicht nach links stehende Frontalgestalt mit nacktem Oberkörper und langem offenen Haar, um die
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Hüfte ein Tuch, auf dem Haupt und im Nacken eine Mondsichel, in der Rechten eine aufgestellte brennende Fackel sowie in der Linken ein Spruchband/verderbtes Füllhorn (?) haltend. Zu Von den neun Kometen und ihren Wirkungen: fol. 145r: halbseitige Darstellung eines frontal auf einer Bank sitzenden Gelehrten, rechts neben ihm ein Lesepult mit geöffnetem Buch, die Linke auf dem Buch, mit der erhobenen Rechten auf den linken der beiden über ihm sichtbaren Kometen deutend. fol. 159r: Komet in der Dreiheit des Feuers (Widder, Löwe, Schütze), oben tubaförmiger Komet mit eingerolltem Schweif, darunter in Medaillons eingepasst: Widder, nach rechts springend; Löwe mit erhobener rechter Tatze in Seitenansicht nach links stehend; Schütze als nach links eilender bogenschießender junger Mann in kurzem Gewand. fol. 159v: Komet in der Dreiheit der Erde (Stier, Jungfrau, Steinbock), oben kugelförmiger Komet, von dem Strahlen und ein Schweif ausgehen, darunter in Medaillons eingepasst: Stier als Ganzfigur; Virgo als junge Frau in langem Gewand, mit Schneckenfrisur und vor dem Körper gehaltenen Händen; Capricornus als ganzer Steinbock. fol. 160r: Komet in der Dreiheit der Luft (Zwillinge, Waage, Wassermann), oben aus doppeltem, blütenartigen Rahmen gebildeter Komet mit Gesicht, darunter in Medaillons eingepasst: Zwillinge als ein sich gegenübersitzendes, mit den Händen berührendes nacktes Paar; Waage als Balkenwaage; der nach links stehende bekleidete Wassermann, ein mit beiden Händen vor dem Körper gehaltenes henkelloses Gefäß ausleerend. fol. 160v: Komet in der Dreiheit des Wassers (Krebs, Skorpion, Fische), oben Komet mit federartigem Schweif, darunter in Medaillons eingepasst: senkrechter Krebs in Aufsicht; Skorpion mit Dornenschwanz in Aufsicht; die Fische übereinander, in unterschiedliche Richtungen schwimmend. fol. 161r: Widder (Aries), nach rechts springend, darüber tropfenförmiger Komet mit Flammen, rechts bärtiger Gelehrter in Mantel und Hut, in der linken Hand ein leeres Schriftband haltend, die Rechte weisend erhoben. fol. 161vb: Begrenzungslinien eines Medaillons. fol. 162r: Stier (Taurus), links mit erhobenem Haupt stehender bärtiger Gelehrter, in der Linken eine Brille haltend, die Rechte zeigend erhoben, rechts der Stier als Ganzfigur, darüber rechts kugelförmiger Komet mit wasserstrahlartigem Schweif. fol. 162v: Zwillinge (Gemini), sich gegenüber sitzendes nacktes Paar, darüber ein von zwei Schwertern durchbohrter kugelförmiger Komet, rechts frontal stehender bärtiger Gelehrter, die Linke nach unten weisend, die Rechte zeigend erhoben. fol. 163r: Krebs (Cancer), links bärtiger Gelehrter, die Linke nach unten weisend, die Rechte zeigend erhoben, rechts senkrecht stehender Krebs, darüber der füllhornartige Komet mit eingerolltem Schweif. fol. 163v: Löwe (Leo), links Löwe mit erhobener linker Tatze in Seitenansicht nach rechts, darüber kugelförmiger Komet mit Flammen, rechts bärtiger Gelehrter, beide Hände vor dem Körper erhoben, in der rechten Hand ein leeres Schriftband haltend. fol. 164r: Jungfrau (Virgo), links bärtiger Gelehrter, beide Hände vor dem Körper erhoben, rechts Virgo als junge Frau, die beiden Hände vor dem Körper übereinandergelegt, darüber kugelförmiger Komet mit wasserstrahlartigem Schweif. fol. 164v: Waage (Libra), links als Balkenwaage, darüber ein kugelförmiger Komet mit Strahlen und Strahlenschweif, rechts bärtiger Gelehrter, beide Hände gestikulierend vor dem Körper erhoben. fol. 165r: Skorpion (Scorpius), links barhäuptiger Gelehrter, die Linke am Gürtel, die Rechte weisend erhoben, rechts Skorpion in Aufsicht, darüber der kugelförmige Komet mit einem aus Federn zusammengesetzten Schweif. fol. 165v: Schütze (Sagittarius), nach links stehender bogenschießender junger Mann, darüber der blütenförmige Komet mit eingeschriebenem Gesicht, rechts daneben Gelehrter, das bärtige Haupt von einem breiten Stoffstreifen bedeckt, die Linke vor dem Körper erhoben, in der Rechten ein leeres Schriftband haltend. fol. 166r: Steinbock (Capricornus), links en-face stehender bärtiger Gelehrter, die Linke vor dem Körper nach unten weisend, die Rechte dozierend erhoben, daneben Capricornus als nach
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links springender Steinbock, darüber der kugelförmige mondartige Komet mit eingeschriebenem Gesicht. fol. 166v: Wassermann (Aquarius), bekleideter Jüngling, ein mit beiden Händen vor dem Körper gehaltenes großes henkelloses Gefäß ausleerend, darüber ein von zwei Schwertern durchbohrter kugelförmiger Komet, rechts bärtiger Gelehrter, mit der Linken eine Falte seines Gewandes greifend, die Rechte weisend erhoben. fol. 167r: Fische (Pisces), links Gelehrter, die Rechte vor der Brust, die Linke zeigend erhoben, rechts die übereinander gegenläufig schwimmenden Fische ohne Verbindung, darüber tropfenförmiger Komet mit Flammen. fol. 167v: in einer hügeligen Landschaft zwei bärtige Astrologen in langen Gewändern im Gespräch, je links und rechts auf einer Anhöhe eine Stadt- beziehungsweise Burgabbreviatur. fol. 168v: vier, auf flachem Boden paarweise beisammen stehende Astrologen, der linke innen zeigt auf ein von ihm gehaltenes Buch, der rechte innere hält ein Spruchband mit Aufschrift »Was die heidenschen meister an den gestirne sohen«, über ihnen in der Mitte drei Sterne und zwei Kometen. fol. 171r: zwei Astrologen in einer von Tieren bevölkerten Landschaft, der rechte mit Spruchband »Wie sich die heidenschen meister underret hant«. fol. 173r: drei Astrologen, zwischen dem dozierenden links und den beiden anderen rechts der stilisierte kugelförmige Kosmos mit sternbesetztem Himmel, Wasser, Erde und Bäumen. fol. 174r: unter einem Sternenhimmel stehende Gruppe von vier paarweise zusammenstehenden diskutierenden bärtigen Astrologen in langen Gewändern.
Provenienz Die frühe Provenienz der Handschrift ist unbekannt. Der Codex kam im Jahr 1807 aus der ehemaligen erzbischöflichen Hof bibliothek Salzburg an die Universitätsbibliothek. Alte Signaturen am vorderen Spiegel: »34; II.3F.; 378/(3)« sowie auf fol. 1r »D.12«; fol. 74r »378/2« und fol. 108r »378/3«. Ferner findet sich ebenda der Vermerk einer Hand des 20. Jahrhundert »anno 1414«. Auf dem hinteren Spiegel ein in Bastarda aufgezeichnetes Fragment einer lateinischen Urkunde der 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts sowie lagenverstärkende Pergamentfalze aus demselben Dokument.
Literatur Saxl 1915, S. 20–30; Hauber 1916, S. 145; Zinner 1925, Nr. 6211, 6903, 9471, 8355, 10364, 12143; Fechter 1938, S. 650–653; Frisch 1949, S. 59f., Abb. 47 (fol. 174r), 55 (fol. 1v), 56 (fol. 49v); Zinner 1956, S. 61; Harrsen 1958, S. 72f., Nr. 61; Knaus 1959, S. 1955f.; Jungreithmayr 1988, S. 166–173, Abb. Tafel V, 36 (fol. 49v), 37 (fol. 171r); Benzenhöfer 1989, S. 39f., 83–84, 91ff.; Kat. Wien/München 1990, S. 150, Abb. 39j (fol. 121vb); FrühmorgenVoss 1991, S. 363–366, Nr. 11.2.5, Abb. 185 (fol. 163r), 186 (fol. 115v); Hayer 1998, S. 376f.; Rapp 1998, S. 148; Blume 2000, S. 162, 271, Abb. 193–199 (fol. 129r–131r); Saurma-Jeltsch 2001/1, passim, bes. S. 100f. sowie 2001/2, S. 98–100, Nr. 67, Abb. 82 (fol. 167v), 86 (fol. 49v). Siehe S. 124–125, Abb. 1083–1099
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Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. 1370 Astrologisch-astronomische Sammelhandschrift, lateinisch-deutsch. Sternbilderdarstellungen zur deutschen Bearbeitung des Sternbilderkapitels aus dem Liber Introductorius des Michael Scotus Teil I: Südwestdeutschland, Ende 14.–15. Jahrhundert; Teil II: Illustrierte deutsche Bearbeitungen; oberdeutscher Raum (Straßburg?), Schreibsprache Niederalemannisch; Mitte 15. Jahrhundert (um 1440?) Kodikologische Angaben 284 × 210 mm, 177 Folia, Papier, Text teils ein-, teils zweispaltig, gotische Buchkursive, Cursiva formata, Bastarda sowie bei den Tabellen und Schemata Textura von mehreren Händen (Matthias Widmann von Kemnat, Conradus Menchig (?) und andere), zum Text des Sternbilderkapitels zweispaltig, Bastarda; Lombarden, Überschriften, Unterstreichungen, Zeilenfüller, Caputzeichen sowie Strichelung in Rot.
Art der Bilder Neben zahlreichen Tabellen und Schemata insgesamt 89 Illustrationen in kolorierter Federzeichnung unterschiedlichen Formats von einer Hand. Darstellungen eines unvollendeten Zodiakmannes und Gelehrter, der Planeten, des Zodiakus und der Kometen zum Text des Sternbilderkapitels 47 Darstellungen der Sternbilder. Die Position der Sterne ist durch kleine rote Sterne angegeben.
Inhalt Teil I:
fol. Ir:
fol. 1r–18r:
fol. 26r–v: fol. 27r–29v: fol. 30r: fol. 30v–31r: fol. 31v–36v:
fol. 37r–40v: fol. 42r–47v:
Besitzeintrag »Mathias Kemnatensis decretorum baccalarius possessor« mit Monogramm, Lorscher Bücherspruch, vgl. Bischoff 1989, 71; 95f. und Inhaltsverzeichnis, datiert 1474. – fol. Iv–XIv: leer Planetentafeln des Klosters Reichenbach (vgl. Ms. Pal. lat. 1381, fol. 91r–105r, 66v–67v, 72r–76r) sowie Radices für 1468 und 1472 – fol. 18v–25v: leer Merkverse, datiert (14)63; Tabula perpetua radicum (vgl. Cod. Pal. lat. 1381, fol. 155v) Lateinischer astrologischer Kalender, datiert 1461 Radices planetarum ad annum 1460 Römischer Kalender, datiert 1463 (vgl. Latte 1960, S. 433ff.) Mathias Kemnat: Computus utilis mit Tafel der beweglichen Feste und deutschen Schlussversen aus Johannes de Sacrobosco: Computus, datiert 1464 Hermannus Zoest: Kalendarium Hebraicum, datiert 1462. (vgl. Cod. Pal. lat. 870, fol. 1r–13v) – fol. 41rv: leer Calendarium Christianorum, deutsch
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fol. 48r–49v: Neumondtafeln mit Sonntagsbuchstaben und Heiligentagen, deutsch; Aderlasstafel nach dem Stand des Mondes im Tierkreis (Walther: Carmina 1387), – fol. 50r: leer fol. 50v–63v: Notiz zur Wetterprognose, deutsch; Komputistische Tabellen und Schemata mit z. T. deutschen Erläuterungen; fol. 57r: Illustration: Zodiakalmann; lateinischer Planetentraktat; Zeitklage Planctus de corrupto seculi et ecclesie statu. Walther: Carmina 16346. Nota de filio perdito dictum bonum; Symboli apostolici; De vitiis et virtutibus metrum. Walther: Carmina 18831, 2666; 11907. Sententiae de caritate, Auszüge aus Bernhard von Clairvaux, Augustinus, Ambrosius Besitzeintrag Mathias K. mit Monogramm, Lorscher Bücherspruch und fol. 64r: Inhaltsverzeichnis; Jahresprognostiken, Geomantische Figur, datiert 1467. – fol. 64v: leer. fol. 65r–77r: Ali Abenragel (ab¯ı r-Rig a¯ l): De iudiciis astrologiae I, 1–4 in Übersetzzung des Alvarus mit Ergänzungen Kemnats, datiert 1456 (vgl. Cod. Pal. lat. 1340, fol. 277r–283v). – fol. 77v: leer. Teil II:
fol. 78r–78v: Vom Firmament und den zwölf Tierkreiszeichen (Firmamentum celi) nach Michael Scotus (vgl. Salzburg M II 180, fol. 108r–109v; Darmstadt Ms. 266, fol. 2r–3v) fol. 78v–96r: Von den 12 Zeichen und 36 Bildern des Himmels nach Michael Scotus, datiert 1472 (vgl. Salzburg M II 180, fol. 109v–128rb; Darmstadt Ms. 266, fol. 3v–19v) fol. 96v–100ra: Von den neun Himmeln und den Planeten (Supra firmamentum) (vgl. Salzburg M II 180, fol. 128rb–132r; Darmstadt Ms. 266, fol. 19v–23v) fol. 100rb–v: Rota der Sonntagsbuchstaben, goldenen Zahl und Monatsbuchstaben etc. im 19jährigen Zyklus ab 1410 mit lateinisch-deutschen Erläuterungen (vgl. Salzburg M II 180, fol. 132v–133v; Darmstadt, Ms. 266, fol. 23v–24r); Intervalltafeln (vgl. Salzburg M II 180, fol. 132v–133v) fol. 101r: Von den neun Kometen und ihren Wirkungen (Al-Kindi?: Liber de significatione cometarum), nur Anfang. Thorndike ed. 1950, S. 16–61 (vgl. Salzburg M II 180, fol. 145r; Darmstadt Ms. 266, fol. 24r) fol. 101v–119v: Kosmologie mit Tabellen und Rotae, lateinisch-deutsch (vgl. Salzburg M II 180, fol. 134r–144v, 145v–155r; Darmstadt Ms. 266, fol. 24v–40ra) fol. 120r–121r: De Sphaera, deutsch (vgl. Salzburg M II 180, fol. 155r–157ra; Darmstadt Ms. 266, fol. 40rb–41va; New York M 384, fol. 197r–199r) fol. 121v–122v: Von der eclipsis der sonnen und des monen (vgl. Salzburg M II 180, fol. 157rb–158v; Darmstadt Ms. 266, fol. 41vb–43r); fol. 121va: Illustration: bärtiger Gelehrter mit Schriftband Hie vindest die gestalt der eclipsis solis et lunae nach forme, Mond und Sonne – fol. 123r: leer fol. 123v–136v: Illustrierter Traktat Von den neun Kometen und ihren Wirkungen (Al-Kindi?: Liber de significatione cometarum), Fortsetzung. Thorndike ed. 1950, S. 16–61 (vgl. Salzburg M II 180, fol. 159r–174v; Darmstadt Ms. 266, fol. 43v–56v) fol. 136v: Heinrich von Mügeln: Drei Kometenstrophen. Stackmann ed. 1959, Nr. 263–265, datiert 1472; getilgter Vermerk Kemnats: »Jtem Hans von Baden hat mich geladen ich sol mit ym essen fisch« fol. 137r–142r: Von den Wirkungen der zwölf Zeichen; Liste der zwölf Zeichen nach Himmelsrichtungen und Komplexionen; Liste der Planeten und der Eigen-
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schaften ihrer Kinder; lateinisch-deutsche Monatsverse (vgl. Darmstadt, Ms. 266, fol. 57r–62r) fol. 142v–144v: Astronomische Zeichnungen; Intervalltafeln 1440–1519 mit lateinischdeutschen Randnotizen (vgl. Bischoff 1967/2, S. 192ff.). Merkverse; Notata; Horae planetarum etc. (vgl. Darmstadt Ms. 266, fol. 62v–64v; Salzburg M II 180, fol. 175r–176r); fol. 143v: getilgter Abecedarius fol. 145r: Unvollendete Skizze einer männlichen Figur (Zodiakmann?). fol. 145v–146r: Baseler Planetengedichte, Blume ed. 2000, S. 230–234 (vgl. Darmstadt Ms. 266, fol. 65r–65v) fol. 146v–149r: Planetenlehre mit Verhaltensregeln nach dem Planetenstand und Prognostik; Wirkungen des Mondes in den Tierkreiszeichen (vgl. Darmstadt Ms. 266, fol. 66r–68v) fol. 149r–v: Iatromathematisches Corpus: Traktate Vom Aderlassen (24-Paragraphen-Text); Vom Schröpfen (vgl. Welker ed. 1988, S. 211ff., 216f.; vgl. Darmstadt Ms. 266, fol. 68v–69v) Legende zu einem nicht ausgeführten Zodiakmann (vgl. Darmstadt fol. 150r: Ms. 266, fol. 69v) fol. 150v–153v: Monatsregimina; De coniunctione; De minucione (Lassregeln); Regula sanitatis lateinisch mit z. T. deutscher Übersetzung (vgl. Darmstadt Ms. 266, fol. 69v–73v) – fol. 154r: leer fol. 154v: Namenloses Doppelhoroskop zur Nativität: »Anno Christi 1429, 23. die februarii 16. hora« Leere Horoskopschemata fol. 155r: fol. 155v–168r: Abhandlungen zu den Nativitäten, zum Gebrauch des Astrolabs sowie zur Prognostik; fol. 162v–163r: leer – fol. 168v–177v: leer
Kommentar Die Sammelhandschrift Cod. Pal. lat. 1370 ist ein lateinisch-deutsches Kompendium astronomisch-astrologischer Thematik. Der Codex gliedert sich in zwei Teile, deren erster mit den auch im Cod. Pal. lat. 1381 überlieferten Planetentafeln des Klosters Reichenbach eröffnet und im Weiteren hauptsächlich Texte zur Zeitwahl beinhaltet (fol. 1r–77v). Der zweite Teil (fol. 78r–177v) versammelt vorwiegend deutsche Abhandlungen zur Astrologie, die in fast identischer Zusammenstellung auch in den Handschriften Salzburg, Ms. M II 180 und Darmstadt, Ms. 266 stehen und am Ende des Buches von wenigen kleineren Texten in schwäbischer Schreibsprache ergänzt werden. Wie die jeweils mit Monogramm, Bücherspruch und Register zusammengestellten Einträge auf fol. Ir und 64r belegen, stammt die Handschrift aus dem Besitz des Humanisten Matthias Widmann von Kemnat (um 1430–1476). Der als Chronist und seit 1460 als Hof kaplan Kurfürst Friedrichs I. von der Pfalz tätige Kemnat war der wissenschaftlichen Prognostik zugeneigt. Sein astrologisches Interesse belegt nicht nur die an den kurfürstlichen Notar Johannes Prüß gerichtete Epistola Astrologica (um 1460), in der Kemnat den mathematischen Unterricht an der Universität Heidelberg kritisierte und unter anderem selbst ein Horoskop stellte, sondern auch der mit zahlreichen Notizen von seiner Hand versehene Cod. Pal. lat. 1370. Daneben hat sich aus dem beträchtlichen Buchbesitz Kemnats mit der mathematisch-astronomischen Sammelhandschrift Cod. Pal. lat. 1389 noch ein weiterer Codex vergleichbarer Thematik mit Sternbilderil-
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lustrationen erhalten. Nicht zuletzt belegt auch die auf fol. 64r des Palatinus 1370 eingetragene geomantische Figur sowie das ebenda auf fol. 154v erhaltene Doppelhoroskop zur Nativität zum 23. Februar 1429, 16. Stunde – vielleicht das Geburtsdatum Kemnats –, dass Matthias Geomantie und Horoskopie selbst angewandt hat. Der von zahlreichen Händen aufgezeichnete Cod. Pal. lat. 1370 setzt sich aus mehreren, ursprünglich selbständigen Faszikeln unterschiedlicher Herkunft zusammen. Diese wurden von Matthias wohl ungebunden gekauft und später mit Texten eigener Hand sowie anderen Abhandlungen zu einem Band vereinigt. Es finden sich zahlreiche Einträge, Überschriften und Glossen von seiner Hand. Allerdings wurden im zweiten Teil ab fol. 78r nur noch Titel, Glossen und Inhaltsangaben von Kemnat selbst ausgeführt. Das langsame Anwachsen der Handschrift wird nicht nur von der Zusammensetzung aus Lagen unterschiedlichen Auf baus, sondern auch von verschiedenen Datierungen, deren früheste in das Jahr 1456 weist, sowie von zwei im Codex enthaltenen Registern bestätigt. Wie aus Einträgen auch in einigen anderen Büchern aus dem Besitz Kemnats hervorgeht, hat dieser zwischen 1467 und 1474 seine Handschriften geordnet und zum Binden gegeben. Das ältere der beiden Verzeichnisse auf fol. 64r des Cod. Pal. lat. 1370 datiert auf 1467 und nennt die bis zu diesem Zeitpunkt gesammelten Texte. Dabei werden neben Ali Abenragels (ab¯ır Rig a¯ l) De iudiciis astrologiae verschiedene Kalendarien sowie der Computus utilis erwähnt. Das jüngere Register von 1474 auf fol. Ir entspricht der heutigen Textfolge und verzeichnet unter anderem ein Liber vulgatus translatus, dem auch die Texte zum Zodiakus, den Sternbildern, Planeten und Kometen zuzurechnen sind. Hieraus kann geschlussfolgert werden, dass Matthias diese Teile zwischen 1467 und 1474 erhalten hat. Für die deutsche Bearbeitung des Sternbilderkapitels nach Michael Scotus kann man das Erwerbungsdatum über die von der Hand Kemnats nachgetragene Subscriptio auf fol. 96r, »hie hant die 36 ymagines ein ende (…) 1472«, noch präzisieren. Dieses Datum kann auch auf die sich anschließende Abhandlung über die sieben Planeten bezogen werden, welche dasselbe Papier und denselben Schriftduktus aufweist. Der dezidierte Gebrauchscharakter sowie die Ausstattung des Palatinus sprechen jedoch gegen die unter Verweis auf das am Heidelberger Hof bestehende astrologische Interesse von Frommberger-Weber (1973) formulierte Annahme, die Handschrift sei von Kemnat für Kurfürst Friedrich I. verfasst worden. Zum Vergleich für eine im Auftrag des interessierten Adels gefertigte illustrierte Handschrift ähnlicher Thematik sei hier auf den für Pfalzgraf Philipp den Aufrichtigen (1448–1508) und seine Frau Margarethe hergestellten Heidelberger Cod. Pal. germ. 832 verwiesen. Bei dem von zahlreichen Schemata und einem umfangreichen Bildprogramm begleiteten Liber vulgatus translatus des zweiten Teils (fol. 78r–153v) handelt es sich um einen einst selbständigen Faszikel, dessen Inhalt in fast identischer Fassung in den Sammelhandschriften Darmstadt, Ms. 266 und Salzburg, Ms. M II 180 wiederkehrt. Deutliche Gebrauchsspuren lassen darauf schließen, dass fol. 78 eine Zeit lang äußeres Blatt eines Buchblocks gewesen ist. Eine Provenienz dieses Teils aus dem Elsass ist wahrscheinlich. Darauf verweist zunächst die niederalemannische Schreibsprache der hier versammelten Texte. Als weiteres Indiz kann die Aufnahme der um 1430 konzipierten, mithin äußerst modernen Baseler Planetengedichte in die Sammlung gewertet werden. Sie liefern zugleich einen einigermaßen sicheren terminus post quem für die Entstehung dieses Teils. Anhand der Schriftmerkmale kann die Zeit der Niederschrift auf die Mitte des 15. Jahrhunderts festgesetzt werden. Eine Herstellung in diesem Zeitraum erscheint darüber hinaus auch angesichts der stilistischen Details der Illustrationen wahr-
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scheinlich. Damit ist die römische Handschrift etwa gleichzeitig oder nur wenig später als das um 1440 entstandene Salzburger Ms. M II 180 anzusetzen. Die astronomischen Angaben »gemacht uff die stat Strasburg« in den Tabellen zur Berechung des mittleren Mondlaufs (fol. 119ra) sind jedoch ebenso wie die Auslegung der Sonnenuhrenfiguren für 28° Polhöhe, die Datierung auf 1410 im Rota der Sonntagsbuchstaben im 19jährigen Zyklus (fol. 100rb), die Berechnung einer Wurzel für 1432 (fol. 111v) und die Intervalltafeln für 1440–1519 bereits von der Vorlage übernommen worden. Sie finden sich auch in den mit dem Palatinus eng verwandten Handschriften in Darmstadt und Salzburg. Der zweite Teil des Cod. Pal. lat. 1370 gehört zur Gruppe der Elsässischen Sternbilderfolgen (vgl. auch Salzburg, M II 180, Darmstadt, Ms. 266, New York Ms. M 384, Edinburgh, Ms. Cr. 4.6). Der Codex steht dabei in enger Beziehung zu den Handschriften in Salzburg und Darmstadt. Alle drei besitzen ein annähernd identisches Format sowie ein ähnliches Layout mit den in die Spalte gesetzten lavierten Federzeichnungen. Darüber hinaus tradieren sie dieselbe Textfassung des Sternbilderkapitels. Die zahlreichen Übereinstimmungen sprechen für eine gemeinsame Herkunft. Aufgrund des unterschiedliches Illustrationsstils aller drei Manuskripte kann nach Saurma-Jeltsch (2001/1) jedoch nicht von einer Herkunft aus einer gemeinsamen künstlerischen Quelle ausgegangen werden. Die Zuweisung des Palatinus zur konstruierten Werkstatt des Kaspar Engelsüß, wie sie noch bei von Bloh (1994) vertreten wird, ist jedoch nicht haltbar (vgl. dazu die Ausführungen zu New York, Ms. M 384, und Darmstadt, Ms. 266). Innerhalb der Dreiergruppe steht der Cod. Pal. lat. 1370 dem jedoch erst im dritten Viertel des 15. Jahrhunderts entstandenen Darmstädter Ms. 266 besonders nahe. Dabei stimmen auch die Illustrationen in Format und Anordnung, Bildauf bau und -ausführung bis ins Detail in beiden Codices überein. Beide tradieren überdies eine zweite illustrierte Zeichenlehre, die auch in New York Ms. M 384 und Edinburgh Ms. Cr. 4.6 erscheint, die aber das Salzburger Manuskript ebenso wenig kennt wie Planeten- und Kometengedichte sowie die Texte zur Iatromathematik. Die deutsche Bearbeitung des Sternbilderkapitels verbindet in der für alle Handschriften der Elsässischen Gruppe charakteristischen Weise die Zodiakallehre Firmamentum celi vom Anfang der zweiten Distinctio des Liber Introductorius mit dem damit sonst nicht zusammenhängenden illustrierten Kapitel von den Sternbildern und einer illustrierten Bearbeitung des Planetentraktats Supra firmamentum. Der Text über die Sternbilder wird von insgesamt 47 farbig lavierten Federzeichnungen der Tierkreiszeichen sowie der Konstellationen der nördlichen und südlichen Hemisphäre begleitet. Die etwa spaltenbreiten Illustrationen sind ausnahmslos in ein von dreifacher Federlinie gerahmtes kreisrundes Bildfeld integriert, das die Figuren nur selten durchbrechen. Bei einigen Miniaturen ist der Rahmen mit teils in Paarreimversen verfassten deutschen Umschriften gefüllt. Sie informieren über den Namen des Dargestellten hinaus auch über dessen Eigenschaft sowie über den Charakter und das Schicksal der unter ihm Geborenen. So stellt sich etwa der Fuhrmann mit den Worten »Agitator bin ich geheissen / in gemechliche leben han ich ein verdriessen / Min kint arbeitent und ernerent sich mit dem pf lug / essen und trincken hant sie nit genug« vor. Dabei stimmen die Verteilung und die Lücken bei den Umschriften in Rom und Darmstadt so genau überein, dass sich die unmittelbare Verwandtschaft beider Codices auch in diesem Detail zeigt. Die Abfolge der Sternbilder ist traditionell, und die Position der Einzelsterne im Bild über kleine rote Sterne angegeben. Die Anordnung derselben erfolgte aber zumeist ohne Bezug zur tatsächlichen Lage am Himmel. Im Hinblick auf die Sternposition
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lassen sich – obschon der Bezug grundsätzlich klar erkennbar ist – auch im Text zahlreiche Abweichungen von den Angaben bei Michael Scotus nachweisen. Während dieser etwa über Orion bemerkt »In capite habet .3. grossas et claras quarum media est clarior ceteris«, heißt es im Palatinus, Orion habe einen Stern am Kopf, von denen der mittlere der hellste sei. Diese verderbte Formulierung kehrt auch in Darmstadt, Ms. 266 wieder, wohingegen der Codex in Salzburg eine korrekte Übersetzung des lateinischen Textes bietet. Die in sicherer Zeichnung mit lockeren Strichen umrissenen Himmelgestalten sind ohne Bodenstück und Hintergrund in das kreisrunde Bildfeld eingepasst und bei begrenzter Palette hauptsächlich in bräunlichen, olivgrünen und rötlichen Tönen kräftig laviert. Unter Verzicht auf zeichnerische Mittel erfolgt die Modellierung allein über unterschiedlich deckenden Farbauftrag sowie ausgesparte Lichter. Die schlanken Gestalten sind weitgehend sicher proportioniert und in lebendiger Bewegung wiedergegeben. Charakteristisch sind die rundlichen Gesichter, die Augen mit den in die Augenwinkel verschobenen Pupillen, der zumeist mit dem geraden Nasenrücken verbundene kurze Brauenstrich sowie der durch zwei unterschiedlich lange Horizontalen angegebene Mund. Die Gewandung der Sternbilderfiguren ist uniform. Die weiblichen Himmelswesen tragen zumeist ein langes, hoch tailliertes Ärmelkleid mit auf dem Boden schleifenden Saum. Die Männer sind in ein einfaches knielanges tailliertes Wams mit langen Ärmeln gekleidet. Dazu tragen sie gewöhnlich enge, unmittelbar in die spitzen Schuhe übergehende Beinkleider. Die antikisierenden Figuren sind in Tücher oder entsprechende Gewänder mit hartem Faltenwurf gehüllt. Bei den in vollständiger Nacktheit einherkommenden Gestalten ist das Geschlecht deutlich zu erkennen. Die überwiegend lebensnah und in realistischer Bewegung erfassten Tiere zeigen eine gewisse Tendenz zur heraldischen Stilisierung. Wie in Salzburg, Ms. M II 180 und in Darmstadt, Ms. 266 steht auch im Cod. Pal. lat. 1370 die Ikonographie mit Reduktionen nahe an den älteren Bildzyklen, vor allem am Münchener Codex clm 10268. Es finden sich ferner zahlreiche der für die gesamte Elsässische Gruppe charakteristischen Darstellungen (vgl. dazu die Ausführungen bei Salzburg, Ms. M II 180). Dabei läuft die Sternbildfolge des Cod. Pal. lat. 1370 mit wenigen Abweichungen derjenigen der Handschriften in Darmstadt und Salzburg parallel, und es lassen sich dementsprechend zahlreiche Gemeinsamkeiten aufzeigen. Exemplarisch sei auf die Jungfrau mit nacktem Oberkörper, die ungef lügelten Zwillinge, den mit dem Haupt von der Schlange abgewandten Schlangenträger oder den Fuhrmann mit dem trompetenartigen Gegenstand in der Rechten sowie den merkwürdig eingerollten Zügelenden in der Linken verwiesen. Auch der allein mit einem Manteltuch und phrygischer Mütze bekleidete bärtige Perseus ohne Fußf lügel, die Argo als ganzes Schiff mit Auf bauten und einem Jüngling an Bord oder das bekleidete Kentaurenweibchen finden sich in allen drei Handschriften wieder. Im Vergleich zur Salzburger Sternbildfolge lassen sich im römischen Codex jedoch einige ikonographische Varianten aufzeigen. Exemplarisch sei auf die Zwillingsfrau mit Schneckenfrisur, den Fuhrmann ohne Schultermantel oder das fehlende Wolkenband bei Cassiopeia verwiesen. Bemerkenswert ist, dass sich dieselben Abweichungen auch im Darmstädter Codex nachweisen lassen, so dass sich hier erneut die Nähe beider Codices zeigt. Deren Ikonographie weicht nur in Ausnahmefällen – so bei den Zwillingen oder beim Schützen – voneinander ab. Im Vergleich zum Palatinus wurden im späteren Darmstädter Manuskript die Kleider der Figuren jedoch modernisiert und dabei zum Teil stark verändert. Deutlich wird dies vor allem bei den Illustrationen zum Kometentraktat. Exemplarisch sei auf das Bild zum Kometen im
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Zeichen des Löwen verwiesen. Während der Palatinus hier auf fol. 127v als Gelehrten einen Jüngling in wallenden Gewändern mit üppigen Beutelärmeln bietet, ist derselbe Jüngling auf fol. 47v des Ms. 266 in eine straff sitzende, kurze und stark taillierte Schecke mit Faltenrock und Seitenschlitz sowie Beinlinge und spitze Schuhe gekleidet. An einem schmalen, extra über dem Gewand getragenen Gürtel hängt ihm überdies ganz à la mode ein Dolch vorn zwischen den Beinen herab. Sein Haar ist hier schulterlang, üppig und mähnenartig. Im Hinblick auf die Qualität der Zeichnung steht der ins dritte Viertel des 15. Jahrhunderts datierende Darmstädter Codex allerdings eindeutig über dem Vatikanischen, dessen Figuren bei aller Schlichtheit der Faktur dennoch lebendiger wirken.
Verzeichnis der Bilder Zu Von den 12 Zeichen und 36 Bildern des Himmels nach Michael Scotus: fol. 80ra: Widder (Aries), mit eingerollten Hörnern in Schrittstellung nach rechts. fol. 80vb: Stier (Taurus), mit gesenktem Haupt nach links stehende Ganzfigur. fol. 81vb: Zwillinge (Gemini), als nacktes Paar in Umarmung nebeneinander, der Mann mit Pedum in der Rechten, die geflügelte Frau in der Linken eine Lyra. fol. 82va: Krebs (Cancer), mit vier Beinpaaren und angewinkelten Scheren nach rechts in Aufsicht. fol. 83rb: Löwe (Leo), heraldisch stilisiert, mit erhobenem Schweif nach links in Schrittstellung. fol. 83vb: Jungfrau (Virgo), stehende weibliche Gestalt mit nacktem Oberkörper und großen Flügeln, um die Hüfte ein Tuch, in den erhobenen Händen rechts ein Bündel Ähren, links ein Caduceus. fol. 84va: Waage (Libra), nach rechts orientierter nackter Knabe, eine Balkenwaage in der Rechten. fol. 84vb: Skorpion (Scorpius), schräg nach links lagerndes wenig naturnahes Wesen mit Fischkörper, vier Beinpaaren, Scheren und gebogenem Dornenschwanz in Aufsicht. fol. 85rb: Schütze (Sagittarius), nach links galoppierendes Mischwesen aus bogenspannendem Jüngling und Pferdekörper mit großen Flügeln an der Menschenhüfte, an der Grenze zwischen Menschen- und Tierleib ein blütenförmiger Reif, unterhalb der gespaltenen Hufe ein mit der Spitze nach links zeigender Pfeil. fol. 85vb: Steinbock (Capricornus), nach links lagernder Ziegenfisch. fol. 86rb: Wassermann (Aquarius), als mit ausgreifendem Schritt nach links stehender nackter Jüngling mit Hut, mit beiden in Schrittrichtung ausgestreckten Händen einen umgedrehten henkellosen Krug ausleerend. fol. 86vb: Fische (Pisces), zwei übereinander gegenläufig schwimmende gleich große Fische, an den Mäulern verbunden. fol. 88ra: Drache zwischen den Bären ( Draco inter Arctos), mit zurückgewandtem Kopf nach links stehender feuerspeiender Drache mit Tatzen und Flügeln, zwischen den beiden Windungen die mit den Rücken gegeneinandergestellten, in unterschiedliche Richtungen springenden Bären. fol. 89ra: Drache (Draco), nach rechts stehender feuerspeiender Drache mit gespreizten Fledermausflügeln. fol. 89rb: Hercules, im Knielauf nach rechts eilender nackter Jüngling, den Oberkörper in die Front gedreht, über dem linken Arm ein ganzes Löwenfell, das bis auf den Rücken fällt, die rechte Hand holt mit dem Schwert gegen die Schlange aus, diese um den außerhalb des Medaillons platzierten fruchttragenden Baum der Hesperiden gewunden, Rahmen mit Schrift gefüllt. fol. 89vb: Nördliche Krone (Corona borealis), stark gewellter abstrakter Kranz mit unten mittig rechteckigem Verschlussstück, daran zwei kurze Bänder. fol. 90ra: Schlangenträger (Serpentarius), mit angewinkeltem linken Bein und ausgestrecktem rechten Bein wiedergegebene nackte Gestalt, die um sein linkes Bein und seine Hüfte gewundene Schlange mit der linken Hand am sich auf bäumenden Kopf- sowie mit der rechten Hand am Schwanzende gepackt haltend, das bärtige Haupt vom Schlangenkopf abgewandt, mit beiden Beinen auf Rücken und
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Schwanz des Skorpions (Scorpius), mit Dornenschwanz stehend, dieser nach rechts in Aufsicht, Rahmen mit Schrift gefüllt. fol. 90rb: Bärenhüter (Bootes), mit ausgestrecktem rechten Bein leicht nach rechts stehender Jüngling, nackt bis auf Mantel und Hut, in den zur Seite gebreiteten Händen rechts eine gezahnte Sichel, links eine aufgestellte Lanze. fol. 90va: Fuhrmann (Agitator), im Kastenwagen bis zur Hüfte sichtbar, bärtig, nackt bis auf Mantel und Hut, in der Rechten einen Stab haltend, mit der Linken die Zügel fassend, Gespann aus zwei Pferden und zwei Ochsen, alle Tierfiguren gestaffelt und vom Wagen überschnitten, Rahmen mit Schrift gefüllt. fol. 90vb: Cepheus, mit gespreizten Beinen und ausgebreiteten Armen frontal stehender Jüngling, an der linken Seite ein großes Schwert am Schultergurt tragend, Rahmen mit Schrift gefüllt. fol. 91ra: Cassiopeia, mit ausgebreiteten Armen frontal auf einer Thronbank mit aus Balken gebildeter Rückenlehne sitzende Frauenfigur, mit beiden Händen an die Pfosten der Lehne gefesselt, um den Leib überkreuz eine weitere Fessel um den linken Pfosten, oberhalb der rechten Hand ein herabregnender Schauer, Rahmen mit Schrift gefüllt. fol. 91rb: Pegasus (Equus verspertinus), nach rechts lagerndes Flügelpferdprotom. fol. 91va: Andromeda, mit ausgebreiteten Armen zwischen zwei Bäumen frontal stehender Jüngling, mit den Handgelenken an die Baumstämme gefesselt, das lockige Haupt nach links gewandt; Rahmen mit Schrift gefüllt. fol. 91vb: Perseus, nach rechts eilende bärtige Gestalt mit in die Front gedrehtem Oberkörper, nackt bis auf Mantel und phrygische Mütze, auf dem Rücken ein Schild, in der vorgestreckten Linken das unblutige Medusenhaupt, in der erhobenen Rechten ein gezacktes Schwert, Rahmen mit Schrift gefüllt. fol. 92ra: Dreieck (Triangulum), gleichseitiges Dreieck, auf der Spitze stehend. fol. 92rb: Siebengestirn (Clocha, Pleiades), als Büsten mit gefalteten oder überkreuz auf die Brust gelegten Händen, oben links Jüngling sowie rechts drei Mädchen mit langem Haar, unten links Jüngling sowie rechts zwei Mädchen, bezeichnet »Die henne mit den hünlin«; Leier (Lyra), lattenzaunartiges Phantasiegebilde mit großem Querholz. fol. 92va: Schwan (Cygnus), mit angelegten Flügeln, gesenktem Kopf und geöffnetem Schnabel nach rechts laufend. fol. 92vb: Adler (Vultur volans), mit zurückgewandtem Kopf und ausgebreiteten Schwingen nach rechts auf dem Pfeil stehend. fol. 93ra: Jupiter auf dem Adler (Vultur cadens), der bekleidete jugendliche Jupiter frontal auf dem heraldisch stilisierten Adler, mit der Rechten die ausgebreitete rechte Schwinge des Vogels greifend, in der Linken einen langen, trompetenartigen Gegenstand haltend, den der Adler mit dem Schnabel greift, Adler auf Pfeil und Reif nach rechts stehend. fol. 93rb: Walfisch (Cetus), und Eridanus (Fluss), übereinander, oben der nach links schwimmende Walfisch, darunter der nackte, bärtige Eridanus als »Schwimmer«. fol. 93va: Kanonspieler (Figura sonantis canoni), frontal auf einer Kastenbank sitzender Jüngling mit leicht nach links gewandtem Haupt, auf einem Psalter spielend; Delfin (Delphinus), nach rechts schwimmender gekrümmter Fisch mit Zähnen und gezackter Rückenlinie. fol. 93vb: Orion, mit gespreizten Beinen frontal stehender vollgerüsteter Ritter, an den Schultern zwei nach hinten wehende Mantelstreifen, in der Linken einen Standschild, in der Rechten ein Schwert, an der linken Seite die Schwertscheide am Gurt. fol. 94ra: Großer Hund (Canis Sirius), mit gesenktem Kopf nach rechts springend. fol. 94rb: Hase (Lepus), nach rechts springend; Schiff Argo (Argo Navis), ganzes Schiff auf dem Wasser, an Bug und Heck je ein kastenförmiger Auf bau, auf dem linken ein Jüngling. fol. 94va: Kentaurenweibchen (Austronothus-Thetis), nach rechts springend, der bekleidete Oberkörper annähernd frontal, die Arme angewinkelt ausgebreitet, Hände offen, an der Grenze zwischen Menschen- und Tierleib ein aus dem Gewand gebildeter Reif. fol. 94vb: Milchstraße (Galaxia) , nebeneinander stehendes Paar, der bartlose Mann links in zerschlissener Kleidung mit Mütze, die Rechte klagend ans Gesicht gelegt, neben ihm die Frau mit zurückgewandtem Kopf, mit beiden Händen eine sternbesetzte Mandorla haltend, Rahmen mit Schrift gefüllt. fol. 95ra:
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Katalog der Astrologischen Bücher des 15. Jahrhunderts Südlicher Fisch (Piscis austrinus), zwei mit den Bäuchen einander zugewandte, übereinander nach rechts schwimmende Fische, der obere kleiner als der untere; Abgrund (Putheus), rundes Flammenbecken über gestuftem Sockel, zwei Teufel springen hinein, vier weitere paarweise tanzend davor; fol. 95rb: Kentaur (Centaurus), in Seitenansicht nach rechts springend, mit großen Flügeln an der Menschenhüfte, löwenartigen Hinterbeinen und Löwenschwanz, der bekleidete Oberkörper zu drei Vierteln in die Front gedreht, auf der ausgestreckten Linken einen auf dem Rücken liegenden Hasen, auf die geschulterte Lanze in der Rechten ein weiterer Hase gespießt, vom Hüftgürtel seitlich ein Schwert sowie zwischen den Vorderbeinen ein Krug herabhängend, Rahmen mit Schrift gefüllt. fol. 95va: Schlange, Mischkrug und Rabe (Hydra, Crater, Corvus) , die um einen Baum gewundene Schlange, auf ihren Windungen in der Mitte ein becherartiges Gebilde sowie am Schwanzende den Raben tragend; fol. 95vb: Vorhund (Anticanis), nach rechts springend. fol. 96ra: Kleines Pferd (Equus secundus), nach rechts galoppierendes ganzes Flügelpferd mit je einem weiteren Flügel an den Hufen; Bohrer (Terebellum), mit der Spitze nach unten. fol. 96rb: Fahne (Vexillum), an einer nach rechts geneigten Lanze befestigte, nach links wehende gestreifte Fahne. Zu Von den neun Himmeln und den Planeten: fol. 97rb: Saturn, frontal stehend, bärtig, nackt bis auf ein um Hüfte, linke Schulter sowie kapuzenartig über das Haupt geschlungenes Manteltuch, in der Rechten ein Schwert, die Linke erhoben, an der linken Seite ein weiteres Schwert am Gürtel. fol. 97va: Jupiter, frontal stehender Jüngling, nackt bis auf ein um Hüfte und linke Schulter geschlungenes Manteltuch, in der Rechten ein Bündel aus drei doppelpfeiligen Blitzen sowie in der Linken einen großen Pfeil mit der Spitze nach oben haltend. fol. 97vb: Mars, jugendlich mit Schwert, Maskenschild und Lanze, das Haupt von einer Mütze bedeckt, nackt bis auf einen von den Schultern nach hinten wehenden Mantel, das männliche Geschlechtsteil deutlich zu erkennen. fol. 98rb: Sol, mit ausgebreiteten Händen auf dem Sonnenwagen stehender Jüngling mit Flammenhaar, in der Linken eine Sonne mit Gesicht und aufgesetztem Kreuz, in der Rechten eine gedrehte brennende Fackel, die Quadriga je von paarweise nach links und rechts strebenden Pferden gezogen. fol. 98va: Venus, leicht nach links orientiert mit entblößtem Oberkörper und um die Hüfte geschlungenem Tuch, in der Rechten eine stilisierte Blüte sowie im linken Arm eine große Feder haltend, zu ihren Füßen der kleine Amor mit nur einem Flügel. fol. 98vb: Merkur, in Schrittstellung frontal stehend, nackt bis auf ein über die linke Schulter drapiertes Manteltuch, Flügelhelm, in der Rechten ein Geldbeutel, in der Linken ein aufgestellter Caduceus. fol. 99ra: Luna, leicht nach links stehend mit nacktem Oberkörper und langem offenen Haar, um die Hüfte ein Tuch, auf dem Haupt und im Nacken eine Mondsichel, in der Rechten eine aufgestellte brennende Fackel sowie in der Linken ein Spruchband/Füllhorn (?) haltend. Zu Von den neun Kometen und ihren Wirkungen: fol. 101r: halbseitige Darstellung eines frontal auf einer Bank sitzenden Gelehrten, rechts neben ihm ein Lesepult mit geöffnetem Buch mit Inschrift »hie jnn findestu ix Cometen«, die Linke auf dem Buch, mit der erhobenen Rechten auf den linken der beiden über ihm sichtbaren Kometen deutend. fol. 123v: Komet in der Dreiheit des Feuers (Widder, Löwe, Schütze), oben tubaförmiger Komet mit eingerolltem Schweif, darunter in Medaillons eingepasst: Widder, nach rechts springend; Löwe mit erhobener rechter Tatze in Seitenansicht nach links stehend; Schütze als nach links eilender bogenschießender junger Mann in kurzem Gewand mit Köcher. fol. 124r: Komet in der Dreiheit der Erde (Stier, Jungfrau, Steinbock), oben kugelförmiger Komet, von dem Strahlen und ein Schweif ausgehen, darunter in Medaillons eingepasst: Stier als Ganzfigur; Virgo als junge Frau in langem Gewand, mit ausgebreiteten Händen; Capricornus als ganzer Steinbock. fol. 124v: Komet in der Dreiheit der Luft (Zwillinge, Waage, Wassermann), oben aus doppeltem, blütenartigen Rahmen gebildeter Komet mit Gesicht,
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darunter in Medaillons eingepasst: Zwillinge als ein sich gegenübersitzendes gestikulierendes nacktes Paar; Waage als Balkenwaage; der nach links stehende bekleidete Wassermann, ein mit beiden Händen vor dem Körper gehaltenes henkelloses Gefäß ausleerend. fol. 125r: Komet in der Dreiheit des Wassers (Krebs, Skorpion, Fische), oben Komet mit federartigem Schweif, darunter in Medaillons eingepasst: senkrechter Krebs in Aufsicht; Skorpion mit Dornenschwanz in Aufsicht; die Fische übereinander, in unterschiedliche Richtungen schwimmend. fol. 125v: Widder (Aries), nach links springend, bärtiger Gelehrter in langem Gewand, den linken Arm in die Seite gestemmt, die Rechte weisend erhoben, ganz links tropfenförmiger Komet mit Flammen und Sternchen besetzt. fol. 126r: Stier (Taurus), als Ganzfigur, auf einer Kastenbank sitzender bärtiger Gelehrter, die Hände gestikulierend erhoben, ganz rechts kugelförmiger Komet mit langem, wasserstrahlartigem Schweif. fol. 126v: Zwillinge (Gemini), sich auf einer Wiese gegenübersitzendes, bei einer Hand haltendes nacktes Paar, stehender bärtiger Gelehrter, mit der Linken eine Falte des Mantels greifend, die Rechte weisend erhoben, ganz links von zwei Schwertern durchbohrter kugelförmiger Komet. fol. 127r: Krebs (Cancer), senkrecht in Aufsicht, gerüsteter jugendlicher Gelehrter mit Schwert und turbanartigem Hut, von dem zwei Bänder nach hinten wehen, die Linke am Schwertgürtel, die Rechte weisend erhoben, zwischen beiden füllhornartiger Komet mit eingerolltem Schweif. fol. 127v: Löwe (Leo), mit erhobener rechter Tatze und lockiger Mähne nach rechts, jugendlicher Gelehrter in prachtvollen Gewändern, zwischen beiden kugelförmiger Komet mit Flammen. fol. 128r: Jungfrau (Virgo), nach rechts stehende junge Frau, die Hände vor dem Körper erhoben, dozierender bärtiger Gelehrter, in der Linken ein Buch, die Rechte weisend erhoben, zwischen beiden kugelförmiger Komet mit wasserstrahlartigem Schweif. fol. 128v: Waage (Libra), Balkenwaage, bärtiger Gelehrter, beide Hände gestikulierend vor dem Körper erhoben, ganz rechts kugelförmiger Komet mit Strahlen und Strahlenschweif. fol. 129r: Skorpion (Scorpius), mit Dornenschwanz in Aufsicht, bärtiger Gelehrter, die Linke an dem als Schleife verknoteten Gürtel, die Rechte weisend erhoben, zwischen beiden kugelförmiger Komet mit Federschweif, Kontur mit Sternen besetzt. fol. 129v: Schütze (Sagittarius), nach rechts stehender bogenschießender Jüngling, bärtiger Gelehrter, die Hände vor dem Körper erhoben, zwischen beiden blütenförmiger Komet mit eingeschriebenem Gesicht, am Kontur mit Sternen besetzt. fol. 130r: Steinbock (Capricornus), ganzer Steinbock nach links, bärtiger Gelehrter, die Linke dozierend erhoben, in der Rechten ein aufgeschlagenes Buch mit Inschrift von dem capricorno haltend, zwischen beiden kugelförmiger Komet mit eingeschriebenem Gesicht, Kontur mit Sternen besetzt. fol. 130v: Wassermann (Aquarius), bekleideter Jüngling, ein vor dem Körper gehaltenes Gefäß ausleerend, mit zurückgewandtem Haupt nach links stehender jugendlicher Gelehrter, die Hände vor dem Körper erhoben, in der Rechten ein beschriebenes Schriftband, zwischen beiden ein von zwei Schwertern durchbohrter kugelförmiger Komet. fol. 131r: Fische (Pisces), zwei übereinander gegenläufig schwimmende Fische, bärtiger Gelehrter, die Linke am Gürtel, die Rechte weisend erhoben, zwischen beiden tropfenförmiger Komet mit Flammen und sternbesetzte Kontur. fol. 131v: in einer hügeligen Landschaft zwei bärtige Astrologen im Gespräch, je links und rechts auf einer Anhöhe eine Stadt- beziehungsweise Burgabbreviatur. fol. 132r: vier, auf flachem Boden paarweise beisammen stehende bärtige Astrologen, einer mit Buch, über ihnen zwei Sterne und zwei Kometen. fol. 134r: zwei bärtige Astrologen rechts in einer von Tieren bevölkerten Landschaft. fol. 135v: drei auf flachem Boden stehende bärtige Astrologen, zwischen dem dozierenden links und den beiden anderen rechts der stilisierte kugelförmige Kosmos mit sternbesetztem Himmel, Wasser, Erde und Baum. fol. 136rb: auf flachem Boden und unter einem Sternenhimmel stehende Gruppe von vier paarweise zusammenstehenden diskutierenden bärtigen Astrologen, einer mit Buch und Spruchband.
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Zu Von den Wirkungen der zwölf Zeichen: fol. 137va: Widder (Aries), mit eingerollten Hörnern in Schrittstellung nach links. fol. 138ra: Stier (Taurus), nach links springende Ganzfigur. fol. 138rb: Zwillinge (Gemini), ein im Gespräch einander gegenüberstehendes nacktes Paar. fol. 138vb: Krebs (Cancer), senkrecht stehend in Aufsicht. fol. 139ra: Löwe (Leo), heraldisch stilisiert, nach rechts in Schrittstellung, irrtümlich zwei Schwänze gezeichnet. fol. 139va: Jungfrau (Virgo), in Dreiviertelansicht nach rechts stehende junge Frau, die Hände vor dem Körper erhoben, ohne Flügel und Attribute. fol. 139vb: Waage (Libra), frei schwebende Balkenwaage. fol. 140ra: Skorpion (Scorpius), schräg nach rechts lagerndes wenig naturnahes Wesen mit Fischkörper, vier Beinpaaren, Scheren und Dornenschwanz in Aufsicht. fol. 140va: Schütze (Sagittarius), nach links springendes bogenspannendes Mischwesen aus bekleidetem Jüngling und Pferd. fol. 140vb: Steinbock (Capricornus), nach links springender ganzer Steinbock. fol. 141ra: Wassermann (Aquarius), in Schrittstellung nach rechts stehender bekleideter Jüngling, mit beiden vor dem Körper ausgestreckten Händen einen henkellosen Krug ausleerend, aus dem ein Wasserstrahl austritt. fol. 141rb: Fische (Pisces), zwei übereinander in unterschiedliche Richtungen schwimmende, gleich große Fische ohne Verbindung.
Provenienz Wie die jeweils mit Monogramm, Bücherspruch und Register zusammengestellten Besitzeinträge auf fol. Ir und fol. 64r belegen, stammt der Codex aus dem Besitz des Matthias Widmann von Kemnat (1429–1476), dem Chronisten und Hofkaplan Kurfürst Friedrichs I. von der Pfalz. Zwischen fol. 1 und 50 und fol. 78ff. finden sich zahlreiche Einträge, Titel und Glossen von der Hand Kemnats mit Datierungen zwischen 1461 und 1474. Darüber hinaus hat sich auf fol. 154v eine doppelte Figura caeli ohne Namen zur Nativität 23. Februar und 16. Stunde – wohl dem Geburtstag Kemnats – erhalten. Aus dessen Nachlass ging der Codex in die Bibliotheca Palatina zu Heidelberg über (vgl. cpl 1939, fol. 79v). Ab etwa 1490 war die Handschrift im Bestand der Bibliothek der Heiliggeistkirche (vgl. Heidelberg, Ms. 47a, fol. 104r). Mit der Schenkung des bayerischen Herzogs Maximilian I. im Jahre 1622 an Papst Gregor XV. wurde der Codex 1623 nach Rom überführt und der Vatikanischen Bibliothek eingegliedert. Auf dem Vorsatzblatt finden sich die älteren getilgten Signaturen »1274« und »1148«, auf fol. Ir die Signatur »c.2 312« sowie auf fol. 177v der Eintrag »1895«.
Literatur Saxl 1915, S. 20–30, Taf. XIV, Abb. 29 (fol. 97r); Hauber 1916, passim; Zinner 1925, Nr. 5729, 5730, 6211, 6903, 9478, 9999, 10913, 12308; Frisch 1949, S. 60–63; Knaus 1959, S. 1955f.; MacKinney 1959, S. 15, Anm. 14; Frommberger-Weber 1973, S. 112f., Abb. fol. 93v, 95r, 101r, 121v, 126v, 127r–v, 131v, 134r, 136r; Aurigemma 1976a, S. 216, Abb. 39 (fol. 125r); Massing 1977, S. 320, Anm. 12; Hilgers 1979, S. 414ff.; Bauer 1983, S. 10f. und passim; Grabar 1982, S. 13, Fig. 13; Olson 1984, S. 219, Fig. 7 (fol. 130v), 8 (fol. 128v); Kat. Heidelberg 1986, S. 28f., Abb. B.3.3 (fol. 136v); Frühmorgen-Voss 1991, S. 362f., Nr. 11.2.4, Abb. 178 (fol. 98v), 179 (Abb. 124r); Schuba 1992, S. 71–79; Kat. Hamburg 1993, Abb. S. 36 (fol. 96r); Bloh 1994, passim, bes. S. 48f.; Blume 2000, S. 162, 271f.; Saurma-Jeltsch 2001/1, S. 100f. Siehe S. 124–125, Abb. 1100–1104
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Darmstadt, Hessische Landes- und Hochschulbibliothek, Hs. 266 Astrologisch-astronomisch-mantische Sammelhandschrift. Sternbilderdarstellungen zur deutschen Bearbeitung des Sternbilderkapitels aus dem Liber Introductorius des Michael Scotus Oberdeutscher Raum (Straßburg?), Schreibsprache Elsässisch, 3. Viertel 15. Jahrhundert Kodikologische Angaben 295 × 216 mm, 289 Folia, Papier, Text teils ein-, teils zweispaltig, Bastarda cursiva von mehreren Händen, Text des Sternbilderkapitels von einer Hand; Lombarden, Überschriften, Unterstreichungen, Zeilenfüller, Caputzeichen sowie Strichelung in Rot.
Art der Bilder Neben zahlreichen Tabellen und Schemata insgesamt 89 Illustrationen in kolorierter Federzeichnung unterschiedlichen Formats. Neben Darstellungen eines Zodiakmannes, verschiedener Gelehrter, der Planeten, des Zodiakus und der Kometen zum Text des Sternbilderkapitels 47 Darstellungen der Tierkreiszeichen und Konstellationen. Sternpositionen durch kleine rote Sterne markiert. Halbseitige Darstellungen der Kometen darunter nebeneinander jeweils drei zugehörige Sternzeichen als dreifach gerahmte Rundbilder. Zu den Kometen in den Tierkreiszeichen jeweils halbseitige Darstellungen, mit Ausnahme des Stiers stets in der linken Spalte zwischen Überschrift und dem zugehörigen Text eingefügt das Tierkreiszeichen als von dreifacher Federlinie umgebenes Rundbild; daneben in der rechten Spalte die ungerahmte Darstellung des überwiegend auf einem Bodenstück stehenden dozierenden Gelehrten, dieser teilweise auf den Kometen weisend und gelegentlich mit den Attributen der Gelehrsamkeit (Buch, Schriftband) versehen; in variabler Position dazwischen oder daneben der Komet in verschiedener Gestalt.
Inhalt Teil I:
Vom Firmament und den zwölf Tierkreiszeichen (Firmamentum celi) nach Michael Scotus (vgl. Salzburg M II 180, fol. 108r–109v; Rom, Cpl 1370, fol. 78r–78v) fol. 3v–19v: Von den 12 Zeichen und 36 Bildern des Himmels nach Michael Scotus (vgl. Salzburg M II 180, fol. 109v–128rb; Rom, Cpl 1370, fol. 78v–96r) fol. 19v–23v: Von den neun Himmeln und den Planeten (Supra firmamentum) (vgl. Salzburg M II 180, fol. 128rb–132r; Rom Cpl 1370, fol. 96v–100ra) fol. 23v–24r: Rota der Sonntagsbuchstaben, goldenen Zahl und Monatsbuchstaben etc. im 19-jährigen Zyklus ab 1410, mit lateinisch-deutschen Erläuterungen (vgl. Rom Cpl 1370, 100rb–v; Salzburg M II 180, fol. 132v–133v) fol. 24r: Von den neun Kometen und ihren Wirkungen (Al-Kindi?: Liber de significatione cometarum), nur Anfang. Thorndike ed. 1950, S. 16–61 (vgl. Salzburg M II 180, fol. 145r; Rom Cpl 1370, fol. 101r) fol. 2r–3v:
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fol. 24v–40ra: Kosmologie mit Tabellen und Rotae, lateinisch-deutsch (vgl. Salzburg M II 180, fol. 134r–144v, 145v–155r; Rom Cpl 1370, fol. 101v–119v) fol. 40rb–41va: De Sphaera, deutsch (vgl. Salzburg M II 180, fol. 155r–157ra; Rom Cpl 1370, fol. 120r–121r, New York M 384, fol. 197r–199r) fol. 41vb–43r: Von der eclipsis der sonnen und des monen (vgl. Rom Cpl 1370, fol. 121v–122v; Salzburg M II 180, fol. 157rb–158v). fol. 41vb: Illustration: bärtiger Gelehrter mit Schriftband hie vindestu die gestalt des Eclipsis Solis Et Lune nach forme, Mond und Sonne – fol. 43rb: leer fol. 43v–56v: Von den neun Kometen und ihren Wirkungen (Al-Kindi?: Liber de significatione cometarum), Fortsetzung. Thorndike ed. 1950, S. 16–61 (vgl. Salzburg M II 180, fol. 159r–174v; Rom Cpl 1370, fol. 123v–136v) fol. 57r–62r: Von den Wirkungen der zwölf Zeichen. Liste der zwölf Zeichen nach Himmelsrichtungen und Komplexionen. Liste der Planeten und der Eigenschaften ihrer Kinder; lateinisch-deutschen Monatsverse (vgl. Rom, Cpl 1370, fol. 137r–142r) fol. 62v–64v: Astronomische Zeichnungen; Intervalltafeln 1440–1519 mit lateinischdeutschen Randnotizen (vgl. Bischoff 1967/2, S. 192ff.); Merkverse; Notata; Horae planetarum etc. (vgl. Salzburg M II 180, fol. 175r–176r; Rom Cpl 1370, fol. 142v–144v) fol. 65r–65v: Baseler Planetengedichte (Blume ed. 2000, S. 230–234). Vgl. Rom Cpl 1370, fol. 145v–146r fol. 66r–68v: Planetenlehre mit Verhaltensregeln nach dem Planetenstand und Prognostik. Wirkungen des Mondes in den Tierkreiszeichen. Vgl. Rom Cpl 1370, fol. 146v–149r fol. 68v–69v: Iatromathematisches Corpus: Vom Aderlassen (24-Paragraphen-Text); Vom Schröpfen (vgl. Welker ed. 1988, S. 211ff., 216f.). Vgl. Rom Cpl 1370, fol. 149rv Illustration: Zodiakmann. Vgl. Rom Cpl 1370, fol. 150r fol. 69v: fol. 69v–73v: Monatsregimina, De coniunctione, De minucione (Lassregeln); Regula sanitatis lateinisch z.T mit deutscher Übersetzung. Vgl. Rom Cpl 1370, fol. 150v–153v Teil II :
fol. 74r–v:
Inhaltsverzeichnis mit Auflistung der Kapitel unter Verweis auf die alte Foliierung dieses Teils: fol. 75r (= 1) bis fol. 127r (= 53). lateinisch Verse (Walther: Carmina 20677). fol. 75r–128r: Geomantie mit geomantischen Figuren; fol. 105r: Explicit 1454 fol. 128v–131v: geomantische Notizen und Schemata; lateinische Verse (Walther: Carmina 9636) – fol. 132r–133v leer fol. 134r–134v: lateinisch-deutsche Vokabeln fol. 135r–254v: Ali Abenragel (ab¯ı r-Rig¯a l): De iudiciis astrologiae I, 1–4 in Übers. d. Alvarus – fol. 181v und 244r leer, fol. 247r: leeres Horoskopschema fol. 255r–286r: Abhandlungen zur astrologischen Prognostik
Kommentar Die Handschrift ist ein deutschsprachiges Kompendium astronomisch-astrologisch-mantischer Thematik, das mehrere ursprünglich selbständige Faszikel zu einem Band zusammenfügt. Dies wird nicht nur von der Zusammensetzung aus Lagen unterschiedlichen Auf baus, sondern auch
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durch verschiedene Schreiberhände sowie ein in den einzelnen Teilen variierendes Layout bestätigt. Der Codex zerfällt in zwei große Teile, deren erster verschiedene illustrierte Traktate über die sichtbaren Himmelskörper tradiert, welche sich in fast identischer Zusammenstellung und mit den gleichen Bildern versehen auch in den Sammelhandschriften Salzburg Ms. M II 180 und Rom, Cod. Pal. lat. 1370 finden (fol. 2-73). Der zweite, seinerseits aus insgesamt drei verschiedenen Faszikeln zusammengesetzte Teil des Buches (fol. 74–286) kombiniert Abhandlungen zur Mantik mit Ali Abenragels (ab¯ır-Rig a¯ l) astrologischem Traktat De iudiciis astrologiae und kleineren Texten zur Prognostik. Das diesem Teil auf fol. 74 vorangestellte Inhaltsverzeichnis mit seiner Auf listung der folgenden Kapitel sowie dem Verweis auf die alte Foliierung (fol. 75r = 1 bis fol. 127r = 53) belegt, dass es sich bei der Geomantie einst um ein selbständiges Faszikel gehandelt hat. Der Entstehungsort der Darmstädter Handschrift ist unsicher. Die Schreibsprache der in ihr versammelten Texte weist ins Elsass. Eine Zuweisung des Codex zur konstruierten Straßburger Werkstatt des Kaspar Engelsüß ist jedoch nicht haltbar. Schon Harrsen (1958, s. 72f.) stellte den vermeintlich 1429 von diesem kompilierten Karlsruher Codex K 2790 mit der nach ihrer Meinung gleichfalls von ihm zusammengestellten Elsässischen Sternbilderfolge New York Ms. M 384 sowie der mit dieser eng verwandten Handschriften in Salzburg, Ms. M II 180 und Rom, Cod. Pal. lat. 1370 zu einer Gruppe zusammen. Allerdings nennt sich allein im Karlsruher Manuskript am Ende der Vorrede der Straßburger Literat und Schreiber Kaspar Engelsüß als Übersetzer des Sternbildertraktates. Von einer Autorschaft des Engelsüß, wie immer wieder postuliert wurde, kann jedoch keine Rede sein. Ergänzt um weitere Codices wurde die von Harrsen gebildete Gruppe von Knaus (1959) mit seiner postulierten, zwischen 1429 und 1455 tätigen Straßburger Engelsüß-Werkstatt ohne weitere Belege in Verbidnung gebracht. Ihr schreibt er nicht nur den Darmstädter Codex 266 zu, sondern führt – ohne kodikologische oder stilistische Anhaltspunkte – noch weitere, angeblich ebenfalls aus dieser Werkstatt stammende deutschsprachige Schwesterhandschriften vergleichbaren Inhalts auf (Rom, Cpl 73 [!] (= Cpl 1370); Salzburg, Ms. M II 180; ehemals (?) Königsberg, Ms. UN fol. N 25; Harburg, Slg. OettingenWallerstein, Cod. III.2 fol. 1 (= heute Augsburg, UB); eine Handschrift aus dem Straßburger Antiquariat Rosenthal (= Karlsruhe Ms. K 2790); New York, Ms. M 384; Berlin, germ. quart. 17 und lat. fol. 115). Allerdings lässt sich, abgesehen vom Karlsruher Codex K 2790, nur noch von der Berliner Handschrift lat. fol. 115 über die Abschrift des Schreiberverses »A me Casper engelsuesz est dictus / Presbitero argentinensi scriptus et depictus« überhaupt eine Verbindung zu Engelsüß herstellen. Mit Recht argumentierte zuletzt Bodemann (1996) auch unter Verweis auf die im Vergleich deutlichen textlichen Differenzen zwischen den Sternbilderkapiteln der Elsässischen Gruppe und dem des Karlsruher Codex K 2790 gegen die Werkstatttheorie. Die von Knaus (1959) im Hinblick auf eine zeitliche und geographische Einordnung des Darmstädter Codex ebenfalls erwähnten astronomischen Angaben »gemacht uff die stat Strasburg« in den Tabellen zur Berechung des mittleren Mondlaufs (fol. 40ra) sowie die Auslegung der Sonnenuhrenfiguren für 28° Polhöhe (fol. 62v–63r) sind jedoch nur wenig hilfreich, da sie ebenso wie die Berechnung einer Wurzel für 1432 im Text der Kosmologie (fol. 32r), die Datierung auf 1410 in der Rota der Sonntagsbuchstaben im 19-jährigen Zyklus (fol. 23v) sowie die Intervalltafeln für 1440–1519 (fol. 63v–64r) bereits von der Vorlage übernommen wurden. Sie kehren identisch auch in den mit Darmstadt aufs engste verwandten Handschriften in Rom, Cod. Pal. lat. 1370 und Salzburg, Ms. M II 180 wieder.
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Aufschlussreicher für die Lokalisierung und Datierung des Darmstädter Codex ist vielleicht eine in die Spiegel eingeklebte Speyerer Notariatsurkunde vom 07.01.1456, in der die Namen eines gewissen Pfrymenhauß, des Pfarrers Adam Hartmann, des Frühmesners zu St. Georg Johannes Blümer sowie des Clericus und Notars Bechtold Oltmann von Hergesheim erwähnt werden. Zeitlich nahe datiert auch das »Explicit 1454« auf fol. 105r der Geomantie, das aber, da es sich bei dieser um einen einst selbständigen Teil handelt, nicht auf die übrigen Abschnitte des Codex bezogen werden kann. Die stilistischen Merkmale der Illustration weisen jedoch in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts. Dies wird auch durch die Analyse der Wasserzeichen bestätigt. Diese weisen in den Zeitraum von etwa 1465 bis zum Anfang der 70er Jahre; das verwendete Papier wurde nachweislich mehrfach in Straßburg verwendet. Die Darmstädter Sammelhandschrift gehört zur Gruppe der Elsässischen Sternbilderfolgen, der sich insgesamt fünf Handschriften mit illustriertem Sternbilderkapitel nach Michael Scotus zuordnen lassen (vgl. Rom, Cod. Pal. lat. 1370; Salzburg, Ms. M II 180, New York, Ms. M 384, Edinburgh, Ms. Cr. 4.6). Sie können wiederum in zwei Untergruppen differenziert werden. So stehen Darmstadt, Ms. 266, Rom, Cod. Pal. lat. 1370 und Salzburg, M II 180 im Hinblick auf Inhalt und Herstellung in sehr enger Beziehung, während New York, M 384 und Edinburgh, Cr. 4.6 ihrerseits eng zusammenhängen. Alle Codices tradieren – mit Varianten – denselben Text zu den Tierkreiszeichen, Sternbildern und Planeten. Dabei verbindet in allen Handschriften die deutsche Bearbeitung des Sternbilderkapitels die Zodiaklehre Firmamentum celi vom Anfang der zweiten Distinctio des Liber Introductorius mit dem damit sonst nicht zusammenhängenden illustrierten Kapitel von den 48 Sternbildern und einer illustrierten Bearbeitung des Planetentraktats Supra firmamentum, die in New York, M 384 und Edinburgh, Cr. 4.6 in leicht gekürzter Fassung erscheint. Auf die in der Zodiaklehre Firmamentum celi gegebene kurze Einführung zum Auf bau des Himmels und des Tierkreises behandelt das Sternbilderkapitel nacheinander die zwölf Zodiakzeichen sowie die 36 Konstellationen. Dabei bieten alle elsässischen Codices denselben Prolog, nach dem der Traktat jedem Leser dazu dienen möge, sich im Hinblick auf die Sternbilder selbst »zu zihende ein Iudicium in den dingen by zeichen vnd gewor glichnisse (…) durch die figuren der 12 zeichen vnd 36 bilder also sy dann sint in dem himel (…)«. Die Ausführungen zu den Tierkreiszeichen sind mit anderen Traditionen kontaminiert und zerfallen in zwei aufeinander folgende Abschnitte. Der erste, der sich aus dem Scotus-Text ableitet, bietet zu jedem Zeichen Informationen zur Zahl und Position der Einzelsterne sowie zu Eigenschaften und Schicksal der unter ihm Geborenen. Der sich anschließende, teils sehr ausführliche zweite Abschnitt ist aus verschiedenen Versionen anderer Zodiaklehren kompiliert. Er informiert zunächst über die physikalisch-astrologischen Charakteristika des Zeichens. Es folgen ein Katalog der von ihm beeinf lussten Körperteile sowie Regeln und Verbote im Zusammenhang mit dem Eintritt des Mondes in dasselbe. Ganz deutlich wird hier ein Streben nach umfassender Information, das seinen Ausdruck in der Sammlung aller zur Verfügung stehenden Texte findet, ganz gleich, ob diese gelegentlich divergierende Aussagen treffen, oder sich die Aussagen wiederholen. Der Scotus-Text ist dabei nur eine von vielen verarbeiteten Quellen und stellt hier vor allem die astrothetischen Informationen sowie die Bilder zur Verfügung. Auf eine fast wörtliche Wiederholung des Prologs folgen die Ausführungen zu den Konstellationen. Diese zerfallen gleichfalls in zwei Abschnitte, welche sich beide von der Himmelsbeschreibung bei Michael Scotus ableiten. Der erste von ihnen ist astrothetisch orientiert und informiert über die Lage des
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Sternbildes und weitere Namen desselben, über die Zahl der sichtbaren Sterne sowie deren Verteilung am Himmel. Der zweite, charaktertypologisch-prognostische Abschnitt schildert die Eigenschaften und das Schicksal der unter der jeweiligen Konstellation Geborenen. Auf die zum Teil ausführlichen mythologischen Angaben bei Michael Scotus wird jedoch verzichtet. Hinsichtlich der Ikonographie weichen die elsässischen Handschriften jedoch in einigen Punkten voneinander ab. So folgen etwa die New Yorker und Edinburgher Planetendarstellungen im Unterschied zur eng zusammenhängenden Dreiergruppe in Salzburg, Rom und Darmstadt nicht ausschließlich der Scotus-Ikonographie, sondern vermischen diese mit der Bildtradition der weitverbreiteten Baseler Holzschnittfolge. Dabei wird, ähnlich wie im Kalendarischen Hausbuch des Konrad Roesner (Kassel, Gesamthochschul- und Landesbibliothek, 2° Ms. astronom. 1, 1445), die antikische Nacktheit der Wandelsterne durch Kleidung ersetzt und den Gestalten zusätzlich eine Fahne beigegeben, auf der ein für ihn charakteristisches Tier oder Attribut dargestellt ist. Darüber hinaus finden sich nicht nur verschiedene Attribute, sondern außer bei Sol, Venus und Merkur auch je ein Tierkreiszeichen als Aszendent. Auch bei den Konstellationen lassen sich einige markante Differenzen zwischen den Untergruppen aufzeigen, auf die jeweils an entsprechender Stelle eingegangen werden soll. Wie bereits erwähnt, steht der Darmstädter Codex 266 innerhalb der elsässischen Gruppe im Hinblick auf Anlage, Inhalt und Herstellung in engster Beziehung zu den Handschriften in Rom und Salzburg. Alle drei sind im Bogen gearbeitet, besitzen ein einheitliches Format sowie ein vergleichbares Layout. Auch das Bildprogramm läuft mit nur wenigen Abweichungen weitgehend parallel. Die zahlreichen Gemeinsamkeiten legen eine gemeinsame Herkunft aus einem, nach jüngsten Erkenntnissen vermutlich der Werkstatt Diebold Laubers vergleichbar spezialisierten Betrieb nahe. Zwar spricht der unterschiedliche Stil der Illustrationen nicht für die Herkunft aus einer gemeinsamen künstlerischen Quelle, er spricht jedoch für die Provenienz aus einer »gemeinsamen Stillandschaft« (Saurma-Jeltsch (2001/1), S. 101). Offenbar existierte eine Art illustriertes Handbuch zu den sichtbaren Himmelskörpern mit feststehender Textauswahl, das dann als Vorlage für eine ganze Anzahl von Abschriften diente und aus der man auch die in allen drei Handschriften übereinstimmenden Datierungen und Ortsangaben übernommen hat. Innerhalb der Dreiergruppe sind wiederum Darmstadt, Ms. 266 und der etwas jüngere Codex Pal. lat. 1370 aufs engste miteinander verwandt. Beide tradieren – mit Ausnahme der Kometenstrophen Heinrichs von Mügeln – dieselbe Textsammlung zu den sichtbaren Himmelskörpern. Diese schließt eine zweite illustrierte Zeichenlehre ein, wie sie auch von der Handschrift Edinburgh, Ms. Cr. 4.6 überliefert wird. Dabei teilen sie dieselben Übersetzungsfehler, Paarreimverse und Illustrationen. Die Salzburger Kompilation präsentiert sich dagegen im Vergleich etwas reduzierter. Sie verzichtet auf den zweiten Tierkreiszeichentraktat ebenso wie auf die Planeten- und Kometengedichte sowie die Texte zur Iatromathematik. Der erste Teil des Darmstädter Ms. 266 wird wie die anderen Handschriften der Elsässischen Gruppe von einem umfangreichen Bildprogramm begleitet. Neben zahlreichen Schemata verleihen an entsprechender Stelle die Darstellungen eines Zodiakmannes und verschiedener Gelehrter sowie die Bildfolgen der Wandelsterne, des Zodiakus, der Konstellationen und Kometen den Ausführungen Anschaulichkeit. Dabei stimmen auch die Miniaturen in Format und Anordnung, Bildauf bau und -ausführung bis ins Detail mit denen des Palatinus überein. Der Text des Sternbilderkapitels nach Michael Scotus wird von 47 farbig lavierten Federzeichnungen der Tierkreiszeichen und Konstellationen illustriert. Die etwa spaltenbreiten Miniaturen
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sind in ein von doppelter oder dreifacher Federlinie gerahmtes kreisrundes Bildfeld integriert. Bei einigen Sternbildern ist der Rahmen mit teils in Paarreimversen verfassten deutschen Umschriften gefüllt. Sie informieren über Namen und Eigenschaft der entsprechenden Konstellation sowie über Charakter und Schicksal der unter ihr Geborenen. Ähnlich wie in den Baseler Planetengedichten wendet sich das in der ersten Person sprechende Sternzeichen dabei unmittelbar an den Leser. Beispielhaft sei hier auf Cassiopeia verwiesen, welche sich mit den Worten »Cassiepia ist der name myn von antlitz myn kint sint vin« vorstellt. Dabei stimmen auch die Verteilung und die Lücken bei den Umschriften in Darmstadt und Rom genau überein. Die Abfolge der Sternbilder ist traditionell. Wie im Cod. Pal. lat. 1370 erscheinen die teils mit der lateinischen, teils mit der deutschen Bezeichnung des jeweiligen Zeichens versehenen Miniaturen des Zodiakus stets vor dem zugehörigen Textabschnitt, die der Konstellationen stets zwischen einer über die Lage des Sternbilds am Himmel informierenden Überschrift und der eigentlichen Textpassage. Die Position der Einzelsterne ist durch kleine rote Sternchen angegeben, deren Anordnung überwiegend außen der Kontur folgt. Die Ikonographie der Sternbilder steht in der für die Elsässischen Bildfolgen charakteristischen Weise relativ nahe an den älteren Zyklen, vor allem am Münchener Codex clm 10268. Es finden sich ferner zahlreiche der für die gesamte Elsässische Gruppe charakteristischen Darstellungen (vgl. dazu die Ausführungen bei Salzburg, Ms. M II 180). Dabei läuft die Sternbildfolge des Ms. 266 mit wenigen Abweichungen derjenigen der Handschriften in Rom und Salzburg parallel, und es lassen sich entsprechend zahlreiche Gemeinsamkeiten aufzeigen. Andererseits ergeben sich im Vergleich zum Salzburger Codex jedoch auch einige Varianten, die Darmstadt Ms. 266 weitgehend mit dem Palatinus teilt. Deren Bildfolgen weichen nur in seltenen Fällen voneinander ab. Dies gilt etwa für die einmal gef lügelt, einmal ungef lügelt wiedergegebene Zwillingsfrau oder den Schützen mit den entweder aus den Schultern oder aus der Hüfte herauswachsenden Flügeln. Auch wurde im Palatinus das Siebengestirn im Rahmen eigens als »Die henne mit den hünlin« bezeichnet. Im Vergleich zum Cod. Pal. lat. 1370 wurden in der Darmstädter Handschrift die Gewänder modernisiert und dabei zum Teil stark verändert. Besonders hervorgehoben sei die exquisite Zeichnung eines Zodiakalmannes auf fol. 69v, dessen Pendant auf fol. 150v des Cod. Pal. lat. 1370 unausgeführt blieb. Das Bild zeigt die Gestalt eines gleichsam für eine Anatomiestunde geöffneten, lebendig wirkenden jungen Mannes. Dieser ist mit offenen Augen stehend wiedergegeben. Sein Brust- und Bauchraum ist geöffnet und ohne Brustbein und Rippen wiedergegeben, so dass der Blick auf die detailliert gezeichneten Organe freigegeben ist. Den Körperteilen und Organen sind die einzelnen Tierkreiszeichen zugeordnet. Die festgefügte, fast statuarische Körperlichkeit der Himmelsgestalten sowie die harten Falten der Gewänder, aber auch die Zeichentechnik mit dem festen Kontur und den zwar sparsam, aber gekonnt und systematisch eingesetzten Querschraffen rückt die Illustrationen des Darmstädter Ms. 266 in die Nähe der Werke der 60er bis 70er Jahre des 15. Jahrhunderts. Verzeichnis der Bilder Zu Von den 12 Zeichen und 36 Bildern des Himmels nach Michael Scotus: fol. 4rb: Widder (Aries), mit eingerollten Hörnern in Schrittstellung nach rechts. fol. 5ra: Stier (Taurus), mit gesenktem Haupt nach links stehende Ganzfigur. fol. 6ra: Zwillinge (Gemini), nacktes Paar, in Umarmung nebeneinanderstehend, der Mann hält ein Pedum in der Rechten, die
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geflügelte Frau in ihrer Linken eine Lyra. fol. 6vb: Krebs (Cancer), mit vier Beinpaaren und angewinkelten Scheren nach rechts in Aufsicht. fol. 7rb: Löwe (Leo), heraldisch stilisierter Löwe mit erhobenem Schweif, mächtiger Mähne und krallenbesetzten Tatzen nach links in Schrittstellung. fol. 7vb: Jungfrau (Virgo), stehende weibliche Gestalt mit Schneckenfrisur, nacktem Oberkörper und großen Flügeln, um die Hüfte ein Tuch, in den erhobenen Händen rechts fünf Ähren, links ein Caduceus. fol. 8rb: Waage (Libra), nach rechts orientierter nackter Knabe, in seiner Rechten eine Balkenwaage tragend, die Linke redend erhoben. fol. 8vb: Skorpion (Scorpius), schräg nach links lagerndes wenig naturnahes Wesen mit Fischkörper, vier Beinpaaren, Scheren und dünnem Fischschwanz in Aufsicht. fol. 9ra: Schütze (Sagittarius), nach links galoppierendes Mischwesen aus bogenspannendem Jüngling und Pferdekörper in Seitenansicht mit großen Flügeln an den Menschenschultern, der bekleidete Oberkörper annähernd frontal, an der Grenze zwischen Menschen- und Tierleib ein blütenförmiger Reif, unterhalb der gespaltenen Hufe ein mit der Spitze nach links zeigender Pfeil. fol. 9va: Steinbock (Capricornus), nach links lagernder Ziegenfisch. fol. 10ra: Wassermann (Aquarius), als mit ausgreifendem Schritt nach links stehende nackte jugendliche Gestalt mit Kremphut, mit beiden in Schrittrichtung ausgestreckten Händen einen umgedrehten henkellosen Krug ausleerend, aus dem ein breiter welliger Wasserstrahl austritt. fol. 10va: Fische (Pisces), zwei übereinander in unterschiedliche Richtungen schwimmende Fische, von Maul zu Maul durch ein s-förmiges Band verbunden. fol. 11va: Drache zwischen den Bären ( Draco inter Arctos), die s-förmig gewundene Schlange mit zurückgewandtem Kopf als feuerspeiender Drache mit Tatzen und Flügeln, zwischen den beiden Windungen die mit den Rücken gegeneinandergestellten, in unterschiedliche Richtungen springenden Bären. fol. 12va: Drache (Draco), nach rechts stehender feuerspeiender Drache mit gespreizten Fledermausflügeln, zwei Tatzen und geringeltem Schlangenschwanz. fol. 12vb: Hercules, im Knielauf nach rechts eilender nackter Jüngling, den Oberkörper in die Front gedreht, über dem linken Arm ein ganzes Löwenfell tragend, das bis auf den Rücken fällt, mit dem Schwert zum Schlag gegen die feuerspeiende Schlange ausholend, diese um den Baum der Hesperiden gewunden, Rahmen mit Schrift gefüllt. fol. 13rb: Nördliche Krone (Corona borealis), stark gewellter abstrakter Kranz mit unten mittig rechteckigem Verschlussstück, daran zwei kurze Bänder. fol. 13va: Schlangenträger (Serpentarius), en-face mit angewinkeltem linken Bein und ausgestrecktem rechten Bein, die um sein linkes Bein und seine Hüfte gewundene Schlange mit der linken Hand am sich auf bäumenden Kopf- sowie mit der rechten Hand am Schwanzende gepackt haltend, das bärtige Haupt vom Schlangenkopf abgewandt, mit beiden Beinen auf Rücken und Schwanz des Skorpions (Scorpius), mit Dornenschwanz stehend, dieser nach rechts in Aufsicht, Rahmen mit Schrift gefüllt. fol. 14ra: Bärenhüter (Bootes), mit ausgestrecktem rechten Bein leicht nach rechts gewandt stehender Jüngling, nur mit Manteltuch und Hut bekleidet, in den zur Seite gebreiteten Händen rechts eine gezahnte Sichel, links eine aufgestellte Lanze. fol. 14rb: Fuhrmann (Agitator), auf dem nach rechts fahrenden zweiachsigen flachen Kastenwagen bis zur Hüfte sichtbare bärtige Gestalt, nackt bis auf ein um die Hüfte geschlungenes Tuch und Kremphut, in der Rechten ein Stab, mit der Linken die Zügel fassend, Gespann aus zwei Pferden und zwei Ochsen, Rahmen mit Schrift gefüllt. fol. 14va: Cepheus, mit gespreizten Beinen und ausgebreiteten Armen frontal stehende Jünglingsgestalt, in ein knielanges, in der Hüfte gegürtetes, seitlich geschlitztes Ärmelgewand, Hosen und Schuhe gekleidet, an der linken Seite ein großes Schwert am diagonalen Schultergurt, Rahmen mit Schrift gefüllt. fol. 14vb: (oben) Cassiopeia, sitzende Frau, mit ausgebreiteten Armen frontal auf einer Thronbank, beide Hände an die aus Balken gebildete Rückenlehne gefesselt, in faltenreichem Gewand, um den Leib überkreuz eine weitere Fessel um den linken Pfosten, oberhalb der rechten Hand im Bereich
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der sich kreuzenden Hölzer der Stuhllehne ein herabregnender Schauer, Rahmen mit Schrift gefüllt; (unten) Pegasus (Equus verspertinus), nach rechts lagerndes Flügelpferdprotom. fol. 15ra: Andromeda, mit ausgebreiteten Armen zwischen zwei Bäumen frontal stehender Jüngling, mit den Handgelenken an die Baumstämme gefesselt, das lockige Haupt nach links gewandt, in ein tailliertes knielanges Ärmelgewand, Schultermantel, Schuhe gekleidet, Rahmen mit Schrift gefüllt. fol. 15rb: Perseus, nach rechts stehende bärtige Gestalt mit annähernd in die Front gedrehtem Oberkörper, nackt bis auf ein von der linken Schulter wehendes Manteltuch und phrygische Mütze, auf dem Rücken ein Schild, in der vorgestreckten Linken das unblutige Medusenhaupt am Schopf haltend, in der erhobenen Rechten ein gezacktes Schwert, Rahmen mit Schrift gefüllt. fol. 15va: Dreieck (Triangulum), gleichseitiges Dreieck, auf der Spitze stehend. fol. 15vb: Siebengestirn (Clocha, Pleiades), über zwei Register verteilte Büsten mit gefalteten oder auf der Brust gekreuzten Händen, oben Jüngling und drei Mädchen mit langem Haar, unten Jüngling sowie rechts zwei betende Mädchen. fol. 16ra: Leier (Lyra), lattenzaunartiges Phantasiegebilde mit großem Querholz. fol. 16ra: Schwan (Cygnus), mit angelegten Flügeln, gesenktem Kopf und geöffnetem Schnabel nach rechts laufend. fol. 16rb: Adler (Vultur volans), mit zurückgewandtem Kopf und ausgebreiteten Schwingen nach rechts auf dem Pfeil stehend. fol. 16va: Jupiter auf dem Adler (Vultur cadens), der bekleidete jugendliche Jupiter frontal auf dem heraldisch stilisierten Adler, mit der Rechten die ausgebreitete rechte Schwinge des Vogels greifend, in der Linken einen langen, stabartigen Gegenstand haltend, den der Adler mit dem Schnabel greift, Adler auf Pfeil und Reif nach rechts stehend. fol. 16vb: Walfisch (Cetus), und Eridanus (Fluss), oben der nach links schwimmende Walfisch mit gezackter Rückenlinie, darunter der nackte, bärtige Eridanus als »Schwimmer« auf dem linken Arm abgestützt, die Rechte weisend erhoben, Unterkörper in der Taille gedreht, Gesäß nach oben, der Blick der Rechten folgend. fol. 17ra: (oben) Musizierender (Figura sonantis canonem), frontal auf einer Kastenbank sitzender junger Mann in langen faltenreichen Gewändern, mit leicht nach links gewandten lockigen Haupt, auf einem Psalter spielend, das er auf den Knien hält; (unten) Delfin (Delphinus), nach rechts schwimmender gekrümmter Fisch mit Zähnen und gezackter Rückenlinie. fol. 17rb: Orion, mit gespreizten Beinen frontal stehender vollgerüsteter Ritter, an den Schultern zwei nach hinten links und rechts wehende Mantelstreifen, in der Linken ein Standschild, in der Rechten ein Schwert, an der linken Seite die Schwertscheide am Gurt. fol. 17va: Großer Hund (Canis Sirius), mit gesenktem Kopf nach rechts springend. fol. 17vb: (oben) Hase (Lepus), nach rechts springend; (unten) Schiff Argo (Argo Navis), ganzes Schiff mit fünf Rudern, Mast, Segel und Takelage auf dem Wasser, an Bug und Heck je ein kastenförmiger Auf bau, auf dem linken ein Jüngling. fol. 18ra: Kentaurenweibchen (Austronothus-Thetis), nach rechts springendes Mischwesen aus Frau und Pferd in Seitenansicht, der bekleidete Oberkörper annähernd frontal, die Arme angewinkelt ausgebreitet, Hände offen, an der Grenze zwischen Menschen- und Tierleib ein aus dem Gewand gebildeter Reif. fol. 18rb: (oben) Milchstraße (Galaxia), nebeneinander stehendes Paar, der Mann links in ein zerschlissenes knielanges Ärmelgewand und durchlöcherte Hosen gekleidet, auf dem Haupt eine flache Mütze, die Rechte klagend ans Gesicht gelegt, neben ihm die in ein langes Gewand gekleidete Frau mit zurückgewandtem Kopf, eine sternbesetzte Mandorla haltend, Rahmen mit Schrift gefüllt; Südlicher Fisch (Piscis austrinus), zwei mit den Bäuchen einander zugewandte, übereinander nach rechts schwimmende gestreifte Fische, der obere kleiner als der untere, dieser mit schnabelartigem Maul. fol. 18va: Abgrund (Putheus), rundes Flammenbecken über gestuftem Sockel, zwei Teufel springen hinein, vier weitere paarweise tanzend davor. fol. 18vb: Kentaur (Centaurus), nach rechts springendes Mischwesen mit großen Flügeln an der Menschenhüfte, löwenartigen Hinterbeinen und Löwenschwanz, bekleide-
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ter Oberkörper, in der ausgestreckten Linken einen auf dem Rücken liegenden Hasen tragend, auf die geschulterte Lanze in der Rechten ein weiterer Hase gespießt, vom Hüftgürtel seitlich ein Schwert sowie zwischen den Vorderbeinen ein Krug herabhängend, Rahmen mit Schrift gefüllt. fol. 19ra: Schlange, Mischkrug und Rabe (Hydra, Crater, Corvus), um einen Baum gewundene Schlange mit langem, die Rahmung durchbrechendem Schwanz, auf ihren Windungen in der Mitte zwei mal der becherartige Mischkrug, am Schwanzende den Raben tragend. fol. 19rb: (oben) Vorhund (Anticanis), nach rechts springend; (unten) Kleines Pferd (Equus secundus), nach rechts galoppierendes ganzes Flügelpferd mit je einem weiteren Flügel an den Hufen. fol. 19va: (oben) Bohrer (Terebellum), mit der Spitze nach unten; (unten) Fahne (Vexillum), an einer nach rechts geneigten Lanze befestigte, nach links wehende gestreifte Fahne. Zu Von den neun Himmeln und den Planeten: fol. 20vb: Saturn, frontal stehend bärtig, nackt bis auf ein um Hüfte und linke Schulter geschlungenes, nach hinten wehendes Manteltuch, in der Rechten ein Schwert, die Linke erhoben, an der linken Seite ein weiteres Schwert am Gürtel. fol. 21ra: Jupiter, frontal stehender Jüngling, nur mit um Hüfte und linke Schulter geschlungenen Manteltuch bekleidet, in der Rechten ein Bündel aus drei Blitzen sowie in der Linken einen großen Pfeil mit der Spitze nach oben haltend. fol. 21rb: Mars jugendliche Gestalt mit Schwert, Maskenschild und Lanze, das Haupt von einer Mütze bedeckt, nackt bis auf einen von den Schultern nach hinten wehenden Mantel. fol. 21vb: Sol, mit ausgebreiteten Händen auf dem Sonnenwagen stehender Jüngling mit Flammenhaar, in der Linken eine Sonne mit Gesicht und aufgesetztem Kreuz, in der Rechten eine gedrehte brennende Fackel. fol. 22ra: Venus, leicht nach links orientiert mit entblößtem Oberkörper und um die Hüfte geschlungenem Tuch, in der Rechten eine stilisierte Blüte sowie im linken Arm eine große Feder, zu ihren Füßen der puttenartige Amor mit nur einem Flügel. fol. 22rb: Merkur, mit nach links geneigtem Oberkörper frontal stehender Jüngling, nackt bis auf ein um Hüfte und linke Schulter drapiertes Manteltuch, das lockige Haupt mit Flügelhelm, in der Rechten ein Geldbeutel, in der Linken der Caduceus. fol. 22va: Luna, leicht nach links stehend mit nacktem Oberkörper und langem Haar, um die Hüfte ein Tuch, auf dem Haupt und im Nacken eine Mondsichel, in der Rechten eine aufgestellte brennende Fackel sowie in der Linken ein Spruchband. Zu Von den neun Kometen und ihren Wirkungen: fol. 24r: halbseitige Darstellung eines frontal auf einer Bank sitzenden Gelehrten, rechts neben ihm ein Lesepult mit geöffnetem Buch mit Inschrift hir in findest du die ix cometen, die Linke auf dem Buch, mit der erhobenen Rechten auf den linken der beiden über ihm sichtbaren Kometen deutend. fol. 43v: Komet in der Dreiheit des Feuers (Widder, Löwe, Schütze), oben tubaförmiger Komet mit eingerolltem Schweif, darunter in Medaillons eingepasst: Widder, nach rechts springend; Löwe mit erhobener rechter Tatze in Seitenansicht nach links stehend; Schütze als nach links eilender bogenschießender junger Mann in kurzem Gewand mit Köcher. fol. 44r: Komet in der Dreiheit der Erde (Stier, Jungfrau, Steinbock), oben kugelförmiger Komet, von dem Strahlen und ein Schweif ausgehen, darunter in Medaillons eingepasst: Stier als Ganzfigur; Virgo als junge Frau in langem Gewand, die Hände ausgebreitet; Capricornus als springender ganzer Steinbock. fol. 44v: Komet in der Dreiheit der Luft (Zwillinge, Waage, Wassermann), oben aus doppeltem, blütenartigen Rahmen gebildeter Komet mit Gesicht, darunter in Medaillons eingepasst: Zwillinge als ein sich gegenübersitzendes gestikulierendes nacktes Paar; Waage als Balkenwaage; der nach links stehende bekleidete Wassermann, ein mit beiden Händen vor dem Körper gehaltenes henkelloses Gefäß ausleerend. fol. 45r: Komet in der Dreiheit des Wassers (Krebs, Skorpion, Fische), oben Komet mit federartigem Schweif, darunter in Medaillons eingepasst: senkrechter Krebs in Aufsicht; Skorpion mit Dornenschwanz in Aufsicht; die Fische übereinander gegenläufig.
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Katalog der Astrologischen Bücher des 15. Jahrhunderts Kometen in den Tierkreiszeichen: fol. 45v: Widder (Aries), nach rechts springend, rechts stehender bärtiger Gelehrter in langem Gewand, ganz links tropfenförmiger Komet mit Flammen sowie Sternchen besetzt. fol. 46r: Stier (Taurus), Stier als Ganzfigur, rechts daneben der auf einer Kastenbank sitzende bärtige Gelehrte in faltenreichem Ärmelgewand, Schultermantel und Mütze, ganz rechts kugelförmiger Komet mit langem, wasserstrahlartigem Schweif. fol. 46v: Zwillinge (Gemini), als sich auf einer Wiese gegenübersitzendes, bei einer Hand haltendes nacktes Paar, rechts der stehende bärtige Gelehrte in bodenlangem Mantel und flachem Hut, mit der Linken eine Falte des Mantels greifend, die Rechte weisend erhoben, ganz links von zwei Schwertern durchbohrter kugelförmiger Komet. fol. 47r: Krebs (Cancer), senkrecht in Aufsicht, rechts der gerüstete jugendliche Gelehrte mit Schwert, auf dem Haupt einen turmartigen Hut, mit zwei Bändern, die Linke am Schwertgürtel, die Rechte weisend erhoben, füllhornartiger Komet mit eingerolltem Schweif. fol. 47v: Löwe (Leo), nach rechts orientiert mit erhobener Tatze und lockiger Mähne, rechts der nach links stehende jugendliche Gelehrte in taillierter Schecke und Beinlingen, am Gürtel ein Dolch, zwischen beiden kugelförmiger Komet mit Flammen. fol. 48r: Jungfrau (Virgo), nach rechts gewandte junge Frau mit Schneckenfrisur, im langen Kleid, die Hände vor dem Körper erhoben, rechts dozierender bärtiger Gelehrter in weitem Gewand und barettartigem Hut, in der Linken ein Buch, die Rechte weisend erhoben, zwischen beiden kugelförmiger Komet mit wasserstrahlartigem Schweif. fol. 48v: Waage (Libra), Balkenwaage, rechts der bärtige Gelehrte im pelzgefütterten Mantel, breitkrempige Mütze, beide Hände gestikulierend vor dem Körper erhoben, ganz rechts kugelförmiger Komet mit Strahlen und Strahlenschweif. fol. 49r: Skorpion (Scorpius), mit Dornenschwanz in Aufsicht, nach rechts gewandter bärtiger Gelehrter in pelzgefüttertem Mantel und breitkrempigem Hut, die Linke am Gürtel, die Rechte weisend erhoben, zwischen beiden kugelförmiger Komet mit Federschweif, am Kontur mit Sternen besetzt. fol. 49v: Schütze (Sagittarius), nach rechts eilender bogenschießender Jüngling, daneben bärtiger Gelehrter in weitem Gewand und breitkrempiger Mütze, die Hände dozierend erhoben, zwischen beiden blütenförmiger Komet mit eingeschriebenem Gesicht, am Kontur mit Sternen besetzt. fol. 50r: Steinbock (Capricornus), ganzer Steinbock nach links, daneben bärtiger Gelehrter in langem Gewand und flachem Hut, die Linke dozierend erhoben, in der Rechten ein aufgeschlagenes Buch mit Inschrift »von dem capricorno«, zwischen beiden kugelförmiger Komet mit eingeschriebenem Gesicht, am Kontur mit Sternen besetzt. fol. 50v: Wassermann (Aquarius), nach rechts eilender Jüngling, ein vor dem Körper gehaltenes Gefäß ausleerend, daneben mit zurückgewandtem Haupt jugendlicher Gelehrter nach links, die Hände erhobenen, in der Rechten ein beschriebenes Schriftband, zwischen beiden ein von zwei Schwertern durchbohrter kugelförmiger Komet. fol. 51r: Fische (Pisces), zwei übereinander gegenläufig schwimmende Fische, rechts bärtiger Gelehrter in langem Mantel und Mütze, die Linke am Gürtel, die Rechte weisend erhoben, zwischen beiden tropfenförmiger Komet mit Flammen und sternbesetztem Kontur. Zu Von den Kometen in den Weltgegenden: fol. 51v: zwei bärtige Astrologen in hügeliger Landschaft. fol. 52r: vier bärtige Astrologen, dazwischen zwei Kometen und zwei Sterne. fol. 54r: zwei bärtige Astrologen in einer von Tieren bevölkerten Landschaft. fol. 55v: drei bärtige Astrologen, dazwischen der stilisierte kugelförmige Kosmos mit sternbesetztem Himmel, Wasser, Erde und Baum. fol. 56r: vier Astrologen, unter einem Sternenhimmel stehend. Zu Von den Wirkungen der zwölf Zeichen: fol. 57va: Widder (Aries), mit eingerollten Hörnern in Schrittstellung nach links. fol. 58ra: Stier (Taurus), nach links springende Ganzfigur. fol. 58rb: Zwillinge (Gemini), als ein sich im Gespräch gegenüberstehendes nacktes Paar ohne Flügel und Attribute. fol. 58vb: Krebs (Cancer), senkrecht stehend in Aufsicht.
126. Darmstadt, Hessische Landes- und Hochschulbibliothek, Hs. 266 fol. 59ra: Löwe (Leo), heraldisch stilisierter Löwe mit herausgestreckter Zunge, aufgerichtetem Schwanz und buschiger Mähne nach links in Schrittstellung. fol. 59va: Jungfrau (Virgo), in Dreiviertelansicht nach rechts stehende junge Frau mit Schneckenfrisur, in ein langes Gewand gekleidet, die Hände erhoben, ohne Flügel und Attribute. fol. 59vb: Waage (Libra), frei schwebende Balkenwaage. fol. 60ra: Skorpion (Scorpius), schräg nach
rechts lagerndes wenig naturnahes Wesen mit Fischkörper, vier Beinpaaren, Scheren und gebogenem Dornenschwanz in Aufsicht. fol. 60va: Schütze (Sagittarius), in Seitenansicht nach links springendes bogenspannendes Mischwesen. fol. 60vb: Steinbock (Capricornus), nach links springender ganzer Steinbock. fol. 61ra: Wassermann (Aquarius), in Schrittstellung nach rechts stehender bekleideter Jüngling, mit beiden nach vorn gestreckten Händen einen umgedrehten henkellosen Krug ausleerend, aus dem ein Wasserstrahl austritt. fol. 61rb: Fische (Pisces), zwei gegenläufig übereinander schwimmende gleich große Fische ohne Verbindung.
Provenienz Die Provenienz der Handschrift ist unbekannt. In die Spiegel eingeklebt ist ein Fragment einer Speyerer Notariatsurkunde vom 07.01.1456, in der die Namen eines Pfrymenhauß, des Pfarrers Adam Hartmann, des Frühmesners zu St. Georg Johannes Blümer sowie des Clericus und Notars Bechtold Oltmann von Hergesheim erwähnt werden. Wie aus dem Verzeichnis der landgräflichen Schlossbibliothek zu Darmstadt (Ms. 2839, fol. 2r) hervorgeht, befand sich der Codex gegen Ende des 17. Jahrhunderts in landgräflichem Besitz.
Literatur Zinner 1925, Nr. 6214, 6212, 6903, 7937, 8099, 8320, 9472, 9966, 9978, 10366, 10442, 10916, 11553, 12302, 12504; Knaus 1959, S. 1955–1956; Bauer 1983, S. 10f. und passim; Frühmorgen-Voss 1991, S. 353–357, Nr. 11.2.1., Abb. 180–182 (fol. 22r, 44r, 50v); Staub/ Sänger 1991, S. 29–34, Nr. 11; Snie˙zynska-Stolot 1994, S. 65; Snie˙zynska-Stolot 1997, S. 91; Blume 2000, S. 162, 271; Saurma-Jeltsch 2001/1, S. 100f. Siehe S. 124–125, Abb. 1005–1107
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Edinburgh, The Library of the Royal Observatory, Ms. Cr. 4.6. Astrologisch-astronomisch-medizinische Sammelhandschrift. Sternbilderdarstellungen zur deutschen Bearbeitung des Sternbilderkapitels aus dem Liber Introductorius des Michael Scotus Südwestdeutschland, Schreibsprache Ostschwäbisch, um 1478 Kodikologische Angaben 295 × 215 mm, 468 Folia (Blattverluste, Foliierung 1, 3–10, 12–143, 145–232, 234–253, 255–468), Papier, Text überwiegend einspaltig (fol. 255–285 zweispaltig) in Bastarda cursiva von einer Hand, verschiedentlich Nachträge einer Hand des frühen 16. Jahrhunderts; fol. 2r: 17zeilige figurierte D-Initiale in Blau auf Grün sowie durchgängige Rankenleiste, fol. 37r: 10zeilige gerahmte ornamentierte G-Initiale in Blau auf Grün sowie Blütendekor, zahlreiche Farbinitialen in Rot, Blau und Grün, Satzinitialen in Textfarbe mit roter Federlinie umrandet, Überschriften, Beschriftungen, Strichelung etc. in Rot.
Art der Bilder Neben zahlreichen Tabellen und Schemata insgesamt 118 Illustrationen in kolorierter Federzeichnung unterschiedlichen Formats von einer Hand. Neben Darstellungen Christi, eines Zodiakmannes, mehrerer Gelehrter und Ärzte, der Complexionen, Monatsarbeiten, Zodiakzeichen, Planeten, Planetenkinder etc. zum Text des Sternbilderkapitels 47 Darstellungen der Tierkreiszeichen und Konstellationen. Die Position der Sterne ist durch rote Sternchen angegeben.
Inhalt Fragmentarischer Traktat Von den Kometen (nach Ptolemaios?) Traktat Vom Neumond mit Neumondtafel; fol. 6r: datiert 1457 Kurztraktate zu Planetenlauf, Planetenstunden etc. (Erläuterungen zu den nachfolgenden Planetentafeln) fol. 9v–12r: Planetentafeln für 1459–1499 etc. – fol. 10v leer fol. 12v–24r: Illustrierter astrologischer Kalender der Diözese Konstanz, je recto: Monatskalender mit Datumsspalte, Spalten zur Berechnung des Neu- und Vollmondes, Heiligennamen, Planetenbuchstaben, Angaben zum Sonnenauf- und -untergang, Tageslänge, Claves terminorum, dazu von Gesundheitsregeln begleitete Illustrationen der Tierkreiszeichen und der Monatsarbeiten, je verso: Tabellen zum mittleren Lauf der Planeten fol. 24v–36v: Abhandlungen zu Sonntagsbuchstaben, Goldener Zahl, beweglichen Festen, Aderlass, Wetter etc. mit Rotae und Tabellen (Erläuterungen zum Kalender) fol. 37r–50r: Traktat Vom Firmament und den Himmeln mit Sphärenschema; Traktat Von den vier Elementen mit Schema der Elemente; Iatromathematisches Corpus: Illustrierte Komplexionenlehre (vgl. Welker ed. 1988, S. 201). Traktate Von den vier Winden; Vom Lauf der Planeten und Gestirne
fol. 1r–v: fol. 3r–6v: fol. 6v–9r:
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fol. 50v–51v: fol. 55r–60v:
fol. 60v–90r:
fol. 73v: fol. 90r–114v: fol. 115r–141v:
fol. 141v–175v:
fol. 175v–188v: fol. 188v–254v:
fol. 255r–279v: fol. 280r–346r: fol. 346r–347v: fol. 348r–372r: fol. 372r–379r: fol. 379r–468v:
Nachträge – fol. 52r–54v leer Iatromathematisches Corpus: Neujahrsprognosen aus dem Christtag (vgl. Welker ed 1988, S. 185f.) mit Illustration; fol. 57r–58r: Iatromathematisches Corpus: Donnerprognosen; fol. 58r–59v: Iatromathematisches Corpus: Verworfene Tage (vgl. Welker ed 1988, S. 189f.); fol. 59v–60v: Prognostiken zum Erlernen der Artes liberales; Zuordnung der Engel zu den Wochentagen mit lateinischem Gebet Sanctissima angeli und lateinischem Psalm Iatromathematisches Corpus: Illustrierte Traktate Vom Aderlassen; Vom Schröpfen (vgl. Welker ed. 1988, S. 213f.); Vom Baden; Vom Puls; Vom Harn ganzseitige Illustration: Zodiakmann Illustrierter Traktat Von den sieben Planeten und ihrem Lauf Wetterprognosen nach den Planeten mit Schema der Aspekte (fol. 116v); Sammellunar mit Tabelle (vgl. Welker ed. 1988, S. 204ff.); Planetenlehre mit Rotae (fol. 121v–122r); Zeichenlehre; Mansionenlehre (Nachtrag); Planetentafeln etc. ausgelegt für 1451–1550; Wochentagsprognosen – fol. 133rb–134v leer Illustrierter Traktat Von den Wirkungen der zwölf Zeichen; fol. 141v, 175r: Schemata der zwölf Zeichen nach Himmelsrichtungen und Kom plexionen Illustrierte Monatsprognosen Abhandlungen zu den Planeten, ihren Wirkungen und Verlauf, zu den Himmelszeichen und Aszendenten etc. mit Planetentafeln, Tabellen und Rotae, datiert In anno domini 1464 – fol. 251v–254v leer Kosmologie mit Tabellen und Rotae, lateinisch-deutsch Traktate zum Wetter, zu den Sphären, Erdteilen, Klimata, Eklipsen, Himmelszeichen, Kometen etc. Vom Firmament und den zwölf Tierkreiszeichen (Firmamentum celi) nach Michael Scotus Illustrierter Traktat Von den 12 Zeichen und 36 Bildern des Himmels nach Michael Scotus Illustrierter Traktat Von den neun Himmeln und den Planeten Abhandlungen zur Prognostik und den Nativitäten etc.
Kommentar Beim Codex Edinburgh, Cr. 4.6 handelt es sich um eine Sammelhandschrift astrologisch, astromedizinisch und therapeutisch-diagnostischen Inhalts vom Typ des Kalendarischen Hausbuchs, wobei die Handschrift mit ihren 469 Folia die umfangreichste der hier besprochenen deutschen Kompilationen darstellt. Der Codex wurde, abgesehen von wenigen Nachträgen, von einer Hand in sorgfältiger Bastarda geschrieben, wobei er mit Ausnahme eines (?) Blattes nach fol. 1 sowie weniger Seiten am Ende heute noch weitgehend vollständig erhalten ist. Die astronomischen Tabellen bieten verschiedentlich Datumseinträge, die in die Mitte bis in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts weisen. Exemplarisch seien die Neumondtafeln auf fol. 6r oder die dem Kalender zwischen fol. 9v–12r vorangestellten Planetentafeln erwähnt, welche auf 1457 datieren beziehungsweise Tabellen für die Jahre 1459 bis 1499 enthalten. Eine Präzisierung des
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möglichen Entstehungszeitraums der Handschrift auf um 1478 ergibt sich durch den Umstand, dass die mit »Incipit almanach omnium planetarum« überschriebenen Berechnungen in den Tabellen ab fol. 189v auf das Jahr 1478 angepasst wurden. Eine Herstellung im dritten Viertel des 15. Jahrhunderts erscheint darüber hinaus auch angesichts der stilistischen und kostümgeschichtlichen Details der Illustrationen wahrscheinlich. Der Entstehungsort des Buches ist unklar. Der astrologische Kalender, in dem die einschlägigen Heiligen in roter Farbe herausgehoben sind, lässt sich sicher der Diözese Konstanz zuordnen. Ker (1977) verwies zudem auf die Parallelen zahlreicher Miniaturen zu Blaubirers Augsburger Kalenderdrucken von 1481 und 1483 sowie auf eine nachgetragene Notiz auf fol. 12r, »Item der Berwangerin mettlin ist geporn worden 1512 (…) in Lansperg« (Landsberg am Lech?), welche den in Augsburg verbreiteten Namen Berwanger erwähnt. Für eine Lokalisierung der Handschrift nach Augsburg erscheinen diese Indizien jedoch allzu vage, zumal sich die Kalenderdrucke an einer bereits etablierten breiten Tradition illustrierter Codices iatromathematischen Inhalts orientierten. Darüber hinaus beziehen sich die Angaben der Planetentafeln zwischen fol. 223 und fol. 228 auf die Stadt Wien, »cuius latitudo est 47 graduum et 46 minutorum«. Es kann jedoch von einer Entstehung im südwestdeutschen Raum ausgegangen werden. Die Schreibsprache der Texte weist in den ostschwäbischen Raum. Der Codex enthält eingangs einen umfassenden Kalender mit Informationen über einen großen Bereich praktisch orientierter, vor allem medizinischer Themen und gab unter anderem Hinweise zu Aderlass und Ernährung, zu Heiligenfesten oder den Planetenstellungen. Seine teils tabellarisch erfassten Angaben werden in der Edinburgher Handschrift durch zahlreiche großangelegte Abhandlungen zum Auf bau der Welt und zur Himmelskunde ergänzt. Hier wird ausführlich über die Eigenschaften und Bedeutung der Planeten, Tierkreiszeichen, Sternbilder und Kometen sowie über deren Wirkung auf die Welt, den Menschen und sein Schicksal informiert. Darüber hinaus werden aber auch zahlreiche Regeln und Verbote im Zusammenhang mit dem Auftreten bestimmter Himmelserscheinungen gegeben. Die Verhaltensanweisungen leiten sich dabei aus den Eigenschaften des jeweiligen Zeichens sowie aus den von ihm beeinf lussten Organen und Gliedern ab. Diese sind »de capite ad calcem« geordnet, die Darstellung des Zodiakmannes (fol. 73v) veranschaulicht die Zuordnung zu den Tierkreiszeichen. Ergänzend versammelt der Codex zahlreiche heilkundliche und diagnostische Traktate unter anderem zur klassischen Trias Hämatoskopie, Uroskopie und Puls. Ausführliche Anweisungen zum Aderlass finden sich über alle Teile des Buches verstreut. Zu den Texten treten mehrere ikonographische Zyklen und Einzelbilder in kräftig kolorierter, aber einfacher Federzeichnung. Neben verschiedenen Gelehrtendarstellungen sowie einer Zeichnung Christi als nackter Knabe mit Reichsapfel und Kreuz stehen die Darstellungen der vier Temperamente sowie verschiedene Illustrationen zur Gesundheitspf lege. Darüber hinaus enthält die Handschrift drei große Tierkreis- sowie je zwei Monats- und Planetenzyklen unterschiedlicher Tradition, die dementsprechend verschiedene ikonographische Varianten bieten. Hinzu kommt noch die umfangreiche Bildfolge der Konstellationen zum deutschen Sternbilderkapitel nach Michael Scotus. Je eine erste, von Verhaltensanweisungen begleitete Medaillonserie der Tierkreiszeichen und Monatsarbeiten, die paarweise zusammengestellt sind, begleitet den astrologischen Kalender. Allerdings fehlen hier die beiden Rundbilder zum Januar. Das zu diesem Monat gehörige Bild des tafelnden Mannes erscheint hier erst zum Februar gemeinsam mit dem Tierkreiszeichen der Fische. Auch die Monatsbilder von März und Juni wurden vertauscht. Als nächste Serie folgt
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zwischen fol. 90r und fol. 114v zum Traktat Von den sieben Planeten und ihrem Lauf ein doppelter Bildzyklus mit insgesamt 21 gerahmten Darstellungen der Wandelsterne und ihrer Kinder. Es handelt sich hierbei eigentlich um zwei miteinander verbundene Bildfolgen unterschiedlicher Tradition, deren erste den nackten Planetengott mit einem Stern vor dem Geschlecht samt seinen Attributen, Häusern und Kindern vor Augen führt und sich offensichtlich am Vorbild der Baseler Holzschnittfolge orientiert. Jedem Wandelstern sind hier zusätzlich geomantische Punktfiguren sowie der Name eines Engels beigegeben, bei dem es sich nach dem Text auf fol. 60r wohl um die den Wochentagen zugeordneten Engel handelt. Eine Besonderheit der Ikonographie ist der als bärtiger Perseus mit Schwert und Medusenhaupt dargestellte Jupiter, wie er sich auch im Wolfenbütteler Codex Guelf. 8.7 Aug. 4° findet. Die andere Serie zeigt Einzelbilder der ausnahmslos männlichen, modern gekleideten und von einem Strahlenkranz umgebenen Wandelsterne. Dabei unterscheidet sich dieser umfangreiche Bildzyklus deutlich von der zweiten Planetenfolge des Codex, welche im Anschluss an den Sternbildertraktat den Text Von den neun Himmeln und den Planeten (fol. 372r–379r) illustriert. Genau wie im New Yorker Manuskript M 384 wird dort die Scotus-Tradition mit jener der Baseler Holzschnittfolge vermischt. Dabei wird, ähnlich wie in dem um 1445 entstandenen Kalendarischen Hausbuch des Konrad Roesner (Kassel, Gesamthochschul- und Landesbibliothek, 2° Ms. astronom. 1) die antikische Nacktheit der Wandelsterne durch moderne Kleidung ersetzt und den Gestalten zusätzlich eine Fahne beigegeben, auf der ein für ihn charakteristisches Tier oder Attribut dargestellt ist. Darüber hinaus finden sich zahlreich beigegebene Attribute sowie, außer bei Sol, Venus und Merkur, je ein Tierkreiszeichen als Aszendent. Gerahmte Einzelbilder der Tierkreiszeichen erscheinen, abgesehen vom Kalender, in Begleitung astrologischer Symbole und mantischer Figuren noch einmal zu einer umfangreichen Zeichenlehre (fol. 142r–175v) sowie in unmittelbarem Anschluss an einen Kometentraktat ein drittes Mal zur deutschen Bearbeitung des Sternbilderkapitels nach dem Liber Introductorius des Michael Scotus. Die Edinburgher Bearbeitung dieses Textes gehört zur Gruppe der Elsässischen Sternbilderfolgen (vgl. auch Salzburg, M II 180; Rom, Pal. lat. 1370; Darmstadt, Hs. 266; New York Ms. M 384) und hängt innerhalb dieser eng mit der des New Yorker Codex zusammen. Der Text wird von insgesamt 47 Darstellungen der Tierkreiszeichen und Konstellationen begleitet. Zum Teil mit der lateinischer Bezeichnung versehen, erscheinen die etwa zwei Drittel bis drei Viertel des Schriftspiegels einnehmenden Illustrationen jeweils zu Beginn der entsprechenden Textpassage. Die Position der Einzelsterne ist mit kleinen Sternchen angegeben, welche oft dem Kontur entlang aufgereiht sind. Die Figuren sind in ein teils zweifarbig gerahmtes kreisrundes Bildfeld integriert. Der Bildraum ist durch eine meist niedrige Horizontlinie in Himmel und Erde geteilt, wobei über das lavierte Bodenstück zugleich eine gewisse Raumtiefe angedeutet wird. Trotz einer gewissen Unbeholfenheit in der Ausführung sind die auf dem Boden stehenden oder über diesen schreitenden Himmelsgestalten überwiegend sicher proportioniert und in lebendiger Bewegung wiedergegeben. Charakteristisch sind die ovalen Gesichter mit den dicken Nasen und den zusammengepressten Lippen, ferner die perückenhaft wirkende Lockenfrisur bei den Männern beziehungsweise die zu Cornettes aufgedrehten Haare bei vielen Frauen. Auffällig sind weiterhin die heraustretenden Rippenbögen bei den unbekleideten männlichen Gestalten. Die wenigen nackten Figuren sind überdies entweder geschlechtslos oder aber mit
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einer schmalen Unterhose bekleidet wiedergegeben. Die Gewandung ist uniform. Die weiblichen Himmelswesen tragen zumeist ein langes, hoch tailliertes faltenreiches Ärmelkleid, dessen Saum auf dem Boden schleift. Die Männer sind in ein kurzes tailliertes Wams gekleidet, dessen teils spitzer Halsausschnitt mit einem Band verschlossen wird. Dazu tragen sie enge Beinkleider, welche unmittelbar in die spitzen Schuhe übergehen. Eine gewisse Tendenz der Miniaturen zum Erzählerischen artikuliert sich am deutlichsten beim Bild der Argo, die bei gefährlicher Fahrt auf tosender See wiedergegeben ist. Die Abfolge der Tierkreiszeichen und Sternbilder entspricht der Tradition, und es finden sich mehrere der für die gesamte Elsässische Gruppe charakteristischen Darstellungen. Die Ikonographie stimmt in zahlreichen Punkten mit jener der Bildzyklen der Handschriften Darmstadt Hs. 266, Salzburg M II 180 und Rom, Cod. Pal. lat. 1370 überein. Allerdings lassen sich auch eine Reihe von Abweichungen von dieser Dreiergruppe aufzeigen, die der Edinburgher Codex mit der Bildfolge von New York, Ms. M 384 teilt. Exemplarisch sei auf den bärtigen Bootes, den gezäumten Pegasus oder die über einem Feuer stehende männliche Andromeda verwiesen. Punktuell weicht der Edinburgher Bildzyklus jedoch auch von der New Yorker Handschrift M 384 ab. So ist die Waage in Edinburgh mit der für die gesamte elsässische Gruppe charakteristischen nackten, kindlichen Trägerfigur wiedergegeben. Darüber hinaus wurde bei Vultur cadens die Lanze Jupiters zu einer schwertartigen Waffe umgestaltet, sitzt der Musizierende wieder auf seiner Kastenbank, fehlen die unsinnigen bandrollenartigen Mantelfortsätze beim Orion und tragen die Teufel beim Abgrund keine Teufelchen mehr auf ihren Händen. Diese Differenzen zwischen den beiden sonst eng zusammenhängenden Handschriften sprechen gegen eine unmittelbare Abhängigkeit voneinander. Die zahlreichen Gemeinsamkeiten legen jedoch ein gemeinsames, heute verlorenes Vorbild nahe. Im Unterschied zu allen anderen illustrierten deutschen Scotus-Bearbeitungen wird die Bildfolge der Konstellationen in Edinburgh von je zwei, gelegentlich auch drei am Seitenrand platzierten kleineren Medaillons mit Tierkreiszeichen oder Sternsymbolen begleitet, denen ihrerseits drei z. T. nummerierte, gelegentlich auch bezeichnete Planetensymbole in Sternform beigegeben sind. Die Tierkreiszeichen beziehen sich auf den Teil des Zodiakus, mit welchem das Zeichen gleichzeitig über den Horizont aufsteigen soll, und illustrieren die den Ausführungen vorangestellten knappen Kolumnentitel. Die Sternsymbole entsprechen wiederum den die verschiedenen Abschnitte des Zodiakzeichens beherrschenden drei Planetendekanen. Allerdings ist die Zuordnung derselben nicht immer ganz korrekt und bisweilen haben sich auch gravierendere Fehler eingeschlichen. So erscheint etwa beim Fuhrmann irrtümlich ein Rundbild des Schützen anstatt des Stiers, und bei Vultur cadens ist fälschlich ein drittes Medaillon beigegeben. Mit der sehr sorgfältigen Schrift, den Initialen sowie dem umfangreichen Bildschmuck präsentiert sich der Edinburgher Codex Cr. 4.6 als eine repräsentative Handschrift mit gewissem Anspruch auf Exklusivität. Er dürfte zu jener Gruppe von Manuskripten gehören, welche werkstattmäßig für spezielle Besteller angefertigt wurden. Für wen das Buch einst bestimmt war, ist heute nicht mehr bekannt. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass es für einen auch an der praktischen Anwendung der Astrologie interessierten Benutzer gefertigt wurde. Dabei scheint man bei der Kompilation insgesamt mehr auf Vollständigkeit denn auf Geschlossenheit der Textsammlung bedacht gewesen zu sein. Dies findet seinen Ausdruck einerseits in der Sammlung aller zu einem bestimmten Thema zur Verfügung stehenden Abhandlungen, unabhängig davon,
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ob diese divergierende Aussagen treffen, oder ob sich die Informationen wiederholen. Es manifestiert sich andererseits auch in der Ausnutzung aller Möglichkeiten zur Illustration. Dabei spiegeln Kompendien wie das Edinburgher Manuskript Cr. 4.6 den ganzen Facettenreichtum ihrer Zeit. Verzeichnis der Bilder Zum Kalender: fol. 13r: zwei unvollendete Rundbilder (Wassermann, Monatsbild Januar). fol. 14r: Fische (Pisces), zwei übereinander in unterschiedliche Richtungen schwimmende Fische, von Maul zu Maul über ein Band verbunden, Monatsbild Februar: tafelnder Mann am gedeckten Tisch. fol. 15r: Widder (Aries), nach rechts stehend, Monatsbild März: Jüngling mit Hacke vor Sträuchern. fol. 16r: Stier (Taurus), mit erhobenem rechten Vorderbein nach links stehende Ganzfigur, Monatsbild April: Rebschneider. fol. 17r: Zwillinge (Gemini), einander umarmendes nacktes Paar, der ›geschlechtslose‹ jugendliche Mann links hält in der Rechten ein langes Pedum, die Frau mit offenem Haar und großen Flügeln rechts hält auf ihrer zur Seite gebreiteten Linken eine fächerartig verderbte Lyra, Monatsbild Mai: Liebespaar in einer Landschaft. fol. 18r: Krebs (Cancer), naturnahes Wesen mit drei Beinpaaren nach rechts in Aufsicht, Monatsbild Juni: zwei Feldarbeiter beim Pflügen. fol. 19r: Löwe (Leo), mit erhobener rechter Vordertatze und aufgestelltem Flammenschweif nach links stehend, Monatsbild Juli: Grasmäher. fol. 20r: Jungfrau (Virgo), Frontalgestalt in hoch gegürtetem, auf dem Boden schleifenden Kleid, die Hände vor dem Körper erhoben, ohne Flügel und Attribute, Monatsbild August: Kornmäherin. fol. 21r: Waage (Libra), Balkenwaage, Monatsbild September: zwei Männer mit Pferdegespann und Egge bei der Aussaat. fol. 22r: Skorpion (Scorpius), mit zwei Beinpaaren, Krebsscheren und Dornenschwanz nach links in Aufsicht, Monatsbild Oktober: Weinlese. fol. 23r: Schütze (Sagittarius), mit zurückgewandtem Haupt nach rechts stehendes bogenspannendes Mischwesen aus bekleidetem bärtigen Mann und Drachen mit gespaltenen Hufen und geringeltem Schwanz, an der Grenze zwischen Menschen- und Drachenleib ein blütenförmiger Reif, Monatsbild November: Schweinehirt mit Herde. fol. 24r: Steinbock (Capricornus), nach links lagernder Ziegenfisch, Monatsbild Dezember: Schweineschlachten. Zu Von den Wirkungen der zwölf Zeichen: fol. 149v: Widder (Aries), mit eingerollten Hörnern und erhobenem linken Vorderbein nach rechts stehend. fol. 153r: Stier (Taurus), mit erhobenem linken Vorderbein und hängender Zunge nach rechts stehende Ganzfigur. fol. 155v: Zwillinge (Gemini), ein sich mit beiden Armen wie ringend umfassendes nacktes Jünglingspaar ohne Attribute. fol. 157v: Krebs (Cancer), diagonal ins Bildfeld eingepasster, nach rechts lagernder Krebs in Aufsicht. fol. 159v: Löwe (Leo), heraldisch stilisiert, mit herausgestreckter Zunge, aufgerichtetem Flammenschwanz und erhobener Vordertatze nach rechts. fol. 161v: Jungfrau (Virgo), geflügelte Frontalgestalt mit Schneckenfrisur in hoch gegürtetem, auf dem Boden schleifenden Kleid, in den zur Seite ausgebreiteten Händen links fünf Ähren sowie rechts ein Caduceus. fol. 163v: Waage (Libra), Balkenwaage, am Haken hängend. fol. 165v: Skorpion (Scorpius), diagonal ins Bildfeld eingepasster, nach rechts lagernder Skorpion mit umgebogenen Dornenschwanz in Aufsicht. fol. 167v: Schütze (Sagittarius), mit zurückgewandtem Haupt nach rechts stehendes bogenspannendes Mischwesen aus bekleidetem Mann und Drachen mit Greifenklauen und geringeltem Schwanz, an der Grenze zwischen Menschen- und Drachenleib ein blütenförmiger Reif. fol. 169v: Steinbock (Capricornus), mit erhobenem linkem Vorderbein nach rechts stehender Ziegenbock. fol. 171r: Wassermann (Aquarius), auf einem Gewässer kniende Jünglingsgestalt en-face, nackt bis auf eine Unterhose, je einen Henkelkrug in der linken und
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rechten Hand ausleerend. fol. 173r: Fische (Pisces), in einem Gewässer übereinander in unterschiedliche Richtungen schwimmend. Zu Von den 12 Zeichen und 36 Bildern des Himmels nach Michael Scotus: fol. 348v: Widder (Aries), mit angewinkeltem linkem Vorderbein nach rechts stehend. fol. 349v: Stier (Taurus), mit hängender Zunge nach links stehende Ganzfigur. fol. 350v: Zwillinge (Gemini), nacktes Paar in Umarmung, der mit gespreizten Beinen frontal stehende geschlechtslose Mann hält ein langes Pedum mit Hackenende in der Rechten, die geflügelte Frau mit langem Haar und Schapel hält in ihrer zur Seite gebreiteten Linken eine entstellte Lyra. fol. 351v: Krebs (Cancer), nach rechts lagernder Krebs in Aufsicht. fol. 352v: Löwe (Leo), heraldisch stilisiert, mit herausgestreckter Zunge, aufgerichtetem Flammenschweif und erhobener rechter Vordertatze nach links in Schrittstellung. fol. 353r: Jungfrau (Virgo), leicht nach links orientierte geflügelte Frontalgestalt mit Schneckenfrisur in gegürtetem, auf dem Boden schleifenden Kleid, in den zur Seite gebreiteten Linken fünf Ähren, in der Rechten ein Caduceus. fol. 353v: Waage (Libra), nach rechts orientierter nackter Knabe, in seiner Rechten eine Balkenwaage tragend, mit der Linken einen Redegestus ausführend. fol. 354r: Skorpion (Scorpius), nach rechts lagerndes wenig naturnahes Wesen mit Fischkörper, drei Beinpaaren, Scheren und gebogenem Dornenschwanz. fol. 354v: Schütze (Sagittarius), nach rechts galoppierendes Mischwesen aus bogenspannendem Jüngling und Pferdekörper mit großen Flügeln an den Menschenschultern, der bekleidete Oberkörper annähernd frontal, an der Grenze zwischen Menschen- und Tierleib ein Reif, unterhalb der gespaltenen Hufe ein mit der Spitze nach rechts zeigender Pfeil. fol. 355v: Steinbock (Capricornus), als mit herausgestreckter Zunge nach links lagernder Ziegenfisch. fol. 356r: Wassermann (Aquarius), als mit vorgestrecktem rechtem Bein frontal stehende Jünglingsgestalt, in ein kurzes tailliertes Ärmelgewand und enge Hosen gekleidet, mit beiden zur Seite gehaltenen Händen ein henkelloses Gefäß ausleerend. fol. 356v: Fische (Pisces), zwei übereinander in unterschiedliche Richtungen schwimmende gleich große Fische, von Maul zu Maul durch ein s-förmiges Band verbunden. fol. 358r: Drache zwischen den Bären ( Draco inter Arctos), die s-förmig gewundene Schlange als mit zurückgewandtem Kopf nach links lagernder feuerspeiender Drache mit krallenbesetzten Klauen und Fledermausflügeln, zwischen den beiden Windungen die mit den Rücken gegeneinandergestellten, in unterschiedliche Richtungen springenden Bären tragend, am oberen Seitenrand zwei Rundbilder mit Sol und Luna. fol. 359r: Drache (Draco), nach rechts stehender feuerspeiender Drache mit gespreizten Fledermausflügeln, zwei krallenbesetzten Tatzen und Schlangenschwanz in Seitenansicht, am unteren Seitenrand zwei Rundbilder mit Widder sowie drei Planetensymbolen (Mars, Sol, Venus). fol. 359v: Hercules, im Knielauf nach rechts eilender Jüngling, den Oberkörper in die Front gedreht, bis auf eine Unterhose vollständig nackt, mit der rechten Hand nach hinten ausholend ein gezacktes Schwert nach oben stoßend, unter den linken Arm geklemmt den Löwen tragend, zum Schlag gegen die sich um den mit Eichenblättern besetzten Baum der Hesperiden windende Schlange ausholend, am linken Seitenrand übereinander Rundbild mit Schütze und drei Planetensymbole (Saturn, Luna und Merkur), darunter Rundbild mit drei Planetensymbolen (Saturn, Luna und Merkur. fol. 360r: (oben) Nördliche Krone (Corona borealis), aus acht Segmenten mit aufgesetzten stilisierten Lilien zusammengesetzter Kranz in Aufsicht, unten mittig rechteckiges Verschlussstück, daran zwei kurze Bänder, am Seitenrand oben zwei Rundbilder mit Jungfrau sowie drei Planetensymbolen (Sol, Venus, Merkur); (unten) Schlangenträger (Serpentarius), mit gespreizten Beinen frontal stehende nackte, bärtige Gestalt, die um sein linkes Bein und seine Hüfte gewundene Schlange am sich auf bäumenden Kopf- sowie am sich ringelnden Schwanzende gepackt haltend und der Schlange ins Gesicht blickend, zu seiner linken Seite in Hüfthöhe der nach rechts frei schwebende Skorpion
127. Edinburgh, The Library of the Royal Observatory, Ms. Cr. 4.6. (Scorpius), mit umgebogenem Dornenschwanz in Aufsicht, am unteren Seitenrand zwei Rundbilder mit Skorpion sowie drei Planetensymbolen (Venus?, Sol, Mars?). fol. 360v: Bärenhüter (Bootes), mit gespreizten Beinen frontal stehende bärtige Gestalt, nackt bis auf Unterhose, Schultermantel und Kremphut, in den zur Seite ausgebreiteten Händen rechts eine Sichel, links eine aufgestellte Lanze, am unteren Seitenrand Rundbild mit Jungfrau und drei Planetensymbolen (Sol, Venus, Merkur) sowie Rundbild der Waage und drei Planetensymbole (Saturn, Jupiter, Luna). fol. 361r: Fuhrmann (Agitator), mit gespreizten Beinen auf dem von zwei Pferden nach rechts gezogenen zweiachsigen Leiterwagen stehende, bis zu den Knien sichtbare bartlose Frontalgestalt, nackt bis auf eine Unterhose, Schultermantel und Hut (?), in der Rechten ein trompetenartiger Gegenstand, mit der Linken die mit hochstehendem Enden gezeichneten Zügel des Gespanns fassend, vor diesem zwei ungezügelte Ochsen, die Tiere gestaffelt und angeschnitten, dazu am unteren Seitenrand Rundbild mit (irrtümlich) Schütze statt Stier und drei Planetensymbolen (Saturn?, Luna und Merkur?) sowie Rundbild der Zwillinge und drei Planetensymbole (Sol, Mars?, Jupiter?). fol. 361v: Cepheus, mit ausgebreiteten Armen, angewinkeltem rechten und vorgestelltem linken Bein frontal auf dem Rahmen stehende Jünglingsgestalt, in ein kurzes, tailliertes Ärmelgewand und enge Hosen gekleidet, an der linken Seite ein großes Schwert am diagonalen Schultergurt tragend, dazu am linken Seitenrand Medaillon mit Wassermann und drei Planetensymbolen (Luna, Merkur, Venus), unteres Medaillon leer. fol. 362r: Cassiopeia, frontal auf einer durchbrochenen Thronbank mit aus Balken gebildeter Rückenlehne (»Stangenthron«) sitzende Frauenfigur, die zur Seite ausgebreiteten Arme mit den Handgelenken an die Stangen der Lehne gefesselt, oberhalb der rechten Hand ein Regenschauer aus Wolkenband, dazu am oberen Seitenrand nebeneinander Medaillon der Fische und drei Planetensymbole (Mars, Jupiter?, Saturn?) sowie Rundbild des Widders und drei Planetensymbole (Mars?, Sol, Venus). fol. 362v: Pegasus (Equus verspertinus), nach rechts lagerndes gezäumtes Flügelpferdprotom, dazu am oberen Seitenrand Medaillon des Steinbocks sowie leeres Rundbild, darüber drei Planetensymbole (Mars?, Jupiter?, Sol). fol. 363r: (oben) Andromeda, mit ausgebreiteten Armen zwischen zwei Bäumen frontal über einem Feuer stehender Jüngling, nicht gefesselt, dazu am oberen Seitenrand nebeneinander Medaillon des Wassermanns und drei Planetensymbole (Luna, Merkur?, Venus?) sowie Medaillon der Fische und drei Planetensymbole (Mars?, Jupiter?, Saturn?); (unten) Perseus gerüsteter Jüngling en-face, in der Linken das blutende Medusenhaupt am Schopf haltend, in der erhobenen Rechten ein gezacktes Schwert schwingend, dazu am unteren Seitenrand Medaillon des Widders und drei Planetensymbole (Mars?, Sol, Venus?) sowie Rundbild des Stiers und drei Planetensymbole (Saturn?, Sol, Merkur?). fol. 363v: Dreieck (Triangulum), aus zwei Streifen gebildetes gleichseitiges Dreieck, auf der Spitze stehend, dazu am linken Seitenrand Medaillon der Fische und drei Planetensymbole (Mars?, Jupiter?, Saturn?) sowie Rundbild des Widders und drei Planetensymbole (Mars?, Sol, Venus?). fol. 364r: (oben) Siebengestirn (Clocha, Pleiades), als alternierend männliche und weibliche Büsten, überwiegend mit überkreuz auf die Brust gelegten Händen, unten links zwei einander bei der Hand haltend, am rechten Seitenrand übereinander Rundbild des Stiers und drei Planetensymbole (Saturn?, Luna, Merkur?), darunter leeres Medaillon; (unten) Leier (Lyra), als lattenzaunartiges Phantasiegebilde mit geschupptem Schallkörper und großem Querholz, dazu am unteren Seitenrand Medaillon des Steinbocks und Medaillon mit drei Planetensymbolen (Mars?, Jupiter?, Sol). fol. 364v: Schwan (Cygnus), mit geneigtem Kopf und angelegten Flügeln nach rechts laufend, dazu am linken Seitenrand übereinander Medaillon des Wassermanns und drei Planetensymbole (Luna, Merkur?, Venus?) sowie Medaillon des Steinbocks und drei Planetensymbole (Mars?, Jupiter?, Sol). fol. 365r: (oben) Adler (Vultur volans), mit zurückgewandtem Kopf und ausgebreiteten Schwingen nach
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rechts mit einem Bein auf dem Pfeil stehend, dazu am oberen Seitenrand nebeneinander Medaillon des Schützen und drei Planetensymbole (Saturn?, Luna und Merkur?) sowie Medaillon des Steinbocks und drei Planetensymbole (Mars?, Jupiter?, Sol); (unten) Jupiter auf dem Adler (Vultur cadens), der bekleidete jugendliche Jupiter frontal auf dem Adler, mit der Rechten die ausgebreitete rechte Schwinge des Vogels greifend, eine schwertartige Waffe in der Linken, die der Adler mit dem Schnabel am Handgelenk umgreift, der Adler mit einem Bein auf dem Pfeil stehend, kein Reif, dazu am unteren Seitenrand Medaillon des Steinbocks und zwei Planetensymbole (Mars?, Jupiter?, Sol), Medaillon der Fische und drei Planetensymbole (Mars?, Jupiter?, Saturn?) sowie Medaillon des Widders und drei Planetensymbole (Mars?, Sol, Venus?). fol. 365v: Walfisch (Cetus), und Eridanus (Fluss), übereinander, oben der nach links schwimmende Walfisch, darunter der nackte Eridanus als nach rechts auf dem Strom lagernder »Schwimmer«, die Rechte weisend erhoben, die Linke vor dem Körper angewinkelt, Unterkörper in der Taille gedreht, Gesäß nach oben, Beine in Schrittstellung, der Blick der Rechten folgend, dazu am linken Seitenrand Medaillon des Wassermanns und drei Planetensymbole (Luna, Jupiter [!], Venus) sowie Medaillon der Fische und drei Planetensymbole (Mars, Jupiter, Saturn). fol. 366r: Kanonspieler (Figura sonantis canoni), mit elegant übergeschlagenen Beinen frontal auf einer Kastenbank sitzender Jüngling, auf einem Psalter spielend, das er auf den Knien hält, dazu am rechten Seitenrand Medaillon des Wassermanns und drei Planetensymbole (Luna, Merkur, Venus) sowie Medaillon der Fische und drei Planetensymbole (Mars, Jupiter, Saturn). fol. 366v: Delfin (Delphinus), nach rechts schwimmender gekrümmter Fisch mit papageienschnabelartigem Maul und gezackter Rückenlinie, dazu am oberen Seitenrand Medaillon des Steinbocks und drei Planetensymbole (Mars?, Jupiter?, Sol) sowie Rundbild des Wassermanns und drei Planetensymbole (Luna, Merkur?, Venus?). fol. 367r: (oben) Orion, nach rechts eilender Ritter mit flachem Helm und Gugel, den Oberkörper mit den ausgebreiteten Armen in die Front gedreht, am linken Arm ein großer Schild, in der Rechten ein Schwert, am oberen Seitenrand Medaillon des Widders und drei Planetensymbole (Mars?, Sol, Venus?) sowie Rundbild des Stiers und drei Planetensymbole (Saturn?, Sol, Merkur?); (unten) Großer Hund (Canis Sirius), mit aufgerichtetem Kopf, herausgestreckter Zunge und geringeltem Schwanz nach rechts springend, am unteren Seitenrand Medaillons des Löwen und drei Planetensymbole (Mars?, Saturn?, Jupiter?) sowie Medaillon des Krebses und drei Planetensymbole (Luna, Merkur?, Venus?). fol. 367v: Hase (Lepus), nach rechts springend, am linken Seitenrand Medaillon der Zwillinge und drei Planetensymbole (Sol, Mars?, Jupiter?) sowie Rundbild des Stiers und drei Planetensymbole (Saturn?, Luna, Merkur?). fol. 368r: Schiff Argo (Argo Navis), ganzes Schiff mit fünf Rudern, Mast, Mastkorb, Segel und Takelage auf dem Wasser, der Bug in einem Sporn endend, am Heck ein Auf bau, auf diesem ein nach rechts stehender Jüngling, mit der Linken ein Seil der Takelage umfassend, die Rechte am Steuerruder, am oberen Seitenrand Medaillon des Krebses und drei Planetensymbole (Luna, Merkur?, Venus?) und Rundbild des Löwen und drei Planetensymbole (Mars?, Saturn?, Jupiter?), Planetensymbole hier vertauscht. fol. 368v: (oben) Kentaurenweibchen (Austronothus-Thetis), nach rechts springendes Mischwesen aus Frau und Pferd, der nackte Oberkörper in die Front gedreht, Arme angewinkelt ausgebreitet, Hände geballt, an der Grenze zwischen Pferde- und Menschenleib ein blütenförmiger Reif, am oberen Seitenrand Medaillon des Skorpions und Medaillon mit drei Planetensymbolen (Venus?, Sol, Mars?); (unten) Milchstraße (Galaxia), als Paar, der auf dem Boden sitzende Mann links, die Rechte klagend ans Gesicht gelegt, die Frau en-face, mit beiden Händen eine sternbesetzte Mandorla neben sich haltend, am unteren Seitenrand Medaillon des Krebses und drei Planetensymbole (Luna, Merkur?, Venus?) sowie Medaillon des Steinbocks und drei Planetensymbole (Mars?, Jupiter?, Sol). fol. 369r: Südlicher
127. Edinburgh, The Library of the Royal Observatory, Ms. Cr. 4.6. Fisch (Piscis austrinus), zwei mit den Bäuchen einander zugewandte, übereinander nach
rechts schwimmende Fische, der obere kleiner als der untere, dazu am rechten Seitenrand Medaillon der Fische und drei Planetensymbole (Mars?, Jupiter?, Saturn?) sowie Medaillon des Wassermanns und drei Planetensymbole (Luna, Merkur?, Venus?). fol. 369v: Abgrund (Putheus), rundes Flammenbecken über gestuftem Sockel, zwei Teufel springen hinein, zwei weitere davor, das Becken haltend, am oberen Seitenrand Medaillon des Skorpions und Medaillon mit drei Planetensymbolen (Venus?, Sol, Mars?). fol. 370r: Kentaur (Centaurus), nach rechts springendes Mischwesen mit großen Flügeln an der Menschenhüfte, der bekleidete Oberkörper zu drei Vierteln in die Front gedreht, in der ausgestreckten Linken einen auf dem Rücken liegenden Hasen tragend, auf die geschulterte Lanze in der Rechten ein weiterer Hase gespießt, vom Hüftgürtel seitlich ein Schwert sowie zwischen den Vorderbeinen ein henkelloser Krug herabhängend, am oberen Seitenrand Medaillons der Waage und drei Planetensymbole (Saturn?, Jupiter?, Luna) sowie des Skorpions und drei Planetensymbole (Venus?, Sol, Mars?). fol. 370v: Schlange, Mischkrug und Rabe (Hydra, Crater, Corvus), die um einen Baum mit Eichenlaub gewundene Schlange, auf ihren Windungen in der Mitte den henkellosen Krug sowie am Schwanzende den Raben tragend, am linken Seitenrand Medaillons der Waage und drei Planetensymbole (Saturn?, Jupiter?, Luna), des Löwen und drei Planetensymbole (Mars?, Saturn?, Jupiter?) sowie der Jungfrau und drei Planetensymbole (Sol, Venus?, Merkur?). fol. 371r: Vorhund (Anticanis), nach rechts springend, am rechten Seitenrand Rundbild des Wassermanns und drei Planetensymbole (Luna, Merkur?, Venus?) sowie Medaillon des Steinbocks und drei Planetensymbole (Mars?, Jupiter?, Sol). fol. 371v: (oben) Kleines Pferd (Equus secundus), nach rechts galoppierendes ganzes Flügelpferd mit Zaumzeug und vier weitere Flügeln, diese nicht an den Hufen, sondern am Rahmen, dazu am oberen Seitenrand Rundbild der Zwillinge und drei Planetensymbole (Sol, Mars?, Jupiter?) sowie Medaillon des Krebses und drei Planetensymbole (Mars [!], Merkur?, Venus?); (unten) Bohrer (Terebellum), mit der Spitze nach unten, dazu am unteren Seitenrand Medaillon des Steinbocks und drei Planetensymbole (Mars?, Jupiter?, Sol) und Medaillon des Schützen und drei Planetensymbole (Saturn?, Luna und Merkur?). fol. 372r: Fahne (Vexillum), an einer nach rechts geneigten, die Rahmung des Medaillons durchbrechenden Lanze befestigte, nach links wehende sechsfach gezaddelte Fahne, am rechten Seitenrand Medaillon des Löwen und drei Planetensymbole (Mars?, Saturn?, Jupiter?) sowie Medaillon der Jungfrau und drei Planetensymbole (Sol, Venus?, Merkur?). Zu Von den sieben Planeten und ihrem Lauf: fol. 90v: Saturn, nackter bärtiger Mann, das Geschlecht von einem großen Stern bedeckt, in der erhobenen Linken eine Sichel, unter der rechten Achsel eine Krücke, dazu Steinbock und Wassermann, Beischrift »Clafridiell ain engell«, zwei Punktzeichen, darüber Saturngeborene: Gefangener, Erhängter, Steinklopfer, pflügender Bauer mit Pferdegespann. fol. 91v: Saturn, bärtiger Mann mit Ärmelgewand, Hosen und Kappe auf Krücken, von Strahlenkranz umgeben. fol. 94r: Jupiter, frontal stehender nackter bärtiger Mann, das Geschlecht von einem großen Stern bedeckt, auf dem Haupt eine Krone, in der Linken ein abgeschlagenes bärtiges Haupt am Schopf haltend, in der erhobenen Linken ein Schwert, dazu Schütze und Fische, Beischrift »Satquiell? ain engell«, zwei Punktzeichen, darunter Jupitergeborene: Falkner, Jäger mit Pfeil und Bogen, Richter mit Gesetzbuch und Mann, zwei diskutierende Männer. fol. 94v: Jupiter, auf einem Stuhl sitzender lesender Gelehrter in luxuriöser Bekleidung, von einem Strahlenkranz umgeben. fol. 96v: Mars, frontal stehende bärtige Männergestalt, vollständig nackt, das Geschlecht von einem großen Stern bedeckt, auf dem Haupt ein Helm, in der Rechten eine Lanze, in der Linken ein Flammenschild, dazu zwei unvollendete Medaillons ( Widder, Skorpion), Beischrift »Samuell ain engell«, zwei Punktzeichen, darunter Mars-
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Katalog der Astrologischen Bücher des 15. Jahrhunderts geborene: drei gerüstete Ritter, vor einem brennenden Haus ein Mann, der einen anderen mit dem Beil erschlägt. fol. 97v: Mars, als Ritter, ein Schwert waagerecht über dem Kopf haltend, von einem Strahlenkranz umgeben. fol. 99r: Sol, frontal stehender König, voll-
ständig nackt, das Geschlecht von einer Sonne bedeckt, in den zur Seite gebreiteten Armen rechts ein Szepter, links ein Schwert, dazu Löwe, Beischrift »Rafaell ain engell«, zwei Punktzeichen, darunter Sonnengeborene: thronender König, Harfespieler, Steinstoßer, Mann mit Stab. fol. 99v: Sol, als bekrönte Halbfigur en-face, in kostbare Gewänder gekleidet, mit Szepter und Reichsapfel, vor der Hüfte eine große Sonne. fol. 101v: Venus, nackte Frontalgestalt mit offenem Haar, das Geschlecht von einem Stern bedeckt, in den Händen rechts drei Blumen und links ein Spiegel, dazu zwei unvollendete Medaillons ( Stier, Waage), Beischrift »Annaell ain engell«, zwei Punktzeichen, darunter Venusgeborene: badendes Liebespaar, sich umarmendes sitzendes Liebespaar, zwei Lautenspieler. fol. 102r: Venus, stehende Männergestalt in knielangem Rock, Beinlingen und Schuhen, in der erhobenen Rechten ein Buch, mit einem Zeigestock in der Linken auf das Geschriebene weisend, von einem Strahlenkranz umgeben. fol. 104v: Merkur, frontal stehender Jüngling, vollständig nackt, das Geschlecht von einem großen Stern bedeckt, in den Händen links ein Geldbeutel und rechts zwei Schlangen, dazu zwei unvollendete Medaillons (Jungfrau, Zwillinge), Beischrift »Michehell ain engell«, zwei Punktzeichen, darunter Merkurgeborene: in einer Landschaft mit Sternenhimmel zwei tafelnde Männer am Tisch, Handorgelspieler auf einer Bank, Mann, die Sterne betrachtend, Tafelmaler mit Pinsel und Palette vor einem Bild; Merkur, als Arzt bei der Harnschau, von einem Strahlenkranz umgeben. fol. 106v: Luna, nach links stehende nackte weibliche Frontalgestalt mit in die Front gedrehtem Oberkörper, vom Haupt mit Schneckenfrisur ein Schleiertuch nach hinten fallend, das Geschlecht von einer Mondsichel bedeckt, in der zur Seite gebreiteten Linken eine Fackel, in der Rechten ein Horn, als Überrest des Ochsenkarrens zwei Räder an ihren Füßen, dazu Krebs, Beischrift »Gabriell ain engell«, mehrere Punktzeichen, Symbole des aufsteigenden nördlichen und absteigenden südlichen Mondknotens, darunter Mondgeborene: Mann, der beladenen Esel zur Mühle treibt, Würfelspieler, Vogelfänger. fol. 107r: Luna, auf einer Mondsichel mit Profilgesicht sitzende Jünglingsgestalt mit bekümmert in die Hand gelegtem Gesicht, von einem Strahlenkranz umgeben. Zu Von den neun Himmeln und den Planeten: fol. 373v: Saturn, en-face stehender Jüngling in gezaddeltem kurzen Ärmelgewand und Helm, am rechten Bein ein Verband, unter der linken Achsel eine Krücke, in der Linken ein Schwert, in der Rechten eine Seilschlinge, darin drei Würfel, über der Schulter eine Fahnenlanze, auf dem Banner ein Schwein, neben dem rechten Knie frei schwebend die Waage (Libra), als Balkenwaage. fol. 374v: Jupiter, frontal stehende bartlose Gestalt in langem Pelzmantel, auf dem Kopf eine Pelzmütze, in der Rechten drei Pfeile, über der Schulter eine Fahnenlanze, auf dem Banner ein Widder, über der Lanze frei schwebende eine Mitra, mit der linken Hand auf den frei schwebenden Krebs (Cancer), weisend, zu seiner Rechten ein sitzender Hund. fol. 375r: Mars, gerüsteter barhäuptiger Jüngling, in der Linken ein Maskenschild, in der Rechten eine brennende Fackel, über der Schulter eine Fahnenlanze, auf dem Banner zwei gekreuzte Schwerter, zu seiner Rechten der Steinbock (Capricornus), als Ziegenfisch. fol. 376r: Sol, mit ausgebreiteten Armen auf dem Sonnenwagen stehender als König in langem Gewand, Umhang und Pelzkragen, auf dem bärtigen Haupt eine Krone, in der Linken eine Sonne mit Gesicht tragend, in der Rechten ein Szepter und eine brennende Fackel haltend, über der Schulter eine Fahnenlanze, auf dem Banner ein doppelköpfiger Adler, die Quadriga je von paarweise nach links und rechts strebenden Pferdeprotomen gezogen. fol. 376v: Venus, en-face im langen Kleid mit Mantel, in der Rechten drei Blumen, in der Linken eine Feder, über der Schulter eine Fahnenlanze, auf dem Banner ein Spiegel, zu ihrer Rechten in Kniehöhe der
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horizontal schwebende geflügelte Amor, mit einer Hand das Manteltuch greifend. fol. 377r: Merkur, Jüngling mit Schulterflügeln, in knielanger, seitlich geschlitzter gegürteter Schecke und Hut, in den zur Seite gebreiteten Händen rechts ein gefüllter Geldbeutel, links ein Caduceus, neben den Füßen frei schwebend zwei weitere Flügel, hinter seinem Körper nach links eine Fahnenlanze, auf dem gestreiften Banner ein Hund. fol. 377v: Luna, leicht nach links orientierte Frau mit langem Haar in wadenlangem gegürtetem Hemd, auf dem Kopf eine Mondsichel, vor dem Körper eine zweite Mondsichel mit Gesicht, in der Rechten eine brennende Fackel haltend, in der Linken ein Wasserschaff ausleerend, über der Schulter eine Fahnenlanze, auf dem Banner ein unklares Symbol, bei ihrer rechten Schulter der Stier (Taurus), als Ganzfigur, vor ihr am linken Medaillonrand ein Füllhorn (?).
Provenienz Die frühe Provenienz der Handschrift ist unbekannt. Im frühen 16. Jahrhundert hat die Nachtragshand zwischen fol. 235 und fol. 240 sowie auf fol. 250r jeweils am Fuß der Seite die »Radix ad Straubingen« (Straubing/Bayern?) nachgetragen – möglicherweise ein Indiz auf den Verbleib in dieser Zeit. Wie ein Besitzeintrag auf fol. 3r, »Est conuentus Vienn: Erem: Disc: S. Augustini«, belegt, war die Handschrift im 17. Jahrhundert im Besitz des Augustinereremitenklosters zu Wien. Um 1880 wurde der Codex von James Lindsay, dem Earl of Crawford und Earl of Balcarres, erworben, der seine gesamte Sammlung 1888 dem Royal Observatory überließ. Die alte Signatur »9–14–5 (14)« hat sich neben dem Eintrag »Calendar« im Innenspiegel erhalten.
Literatur MacKinney 1965, S. 22f., 59f., 121, Nr. 53.3, Abb. 13 (fol. 84r), 17 (fol. 37r), 57 (fol. 78v); Ker 1977, S. 573–577; Frühmorgen-Voss 1991, S. 357f., Nr. 11.2.2. Siehe S. 125–126, Abb. 1108–1117
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New York, Pierpont Morgan Library, Ms. M 384 Fragment einer astronomisch-astrologischen Sammelhandschrift. Sternbilderdarstellungen zur deutschen Bearbeitung des Sternbilderkapitels aus dem Liber Introductorius des Michael Scotus Oberdeutscher Raum, Schreibsprache Bairisch-Österreichisch, 3. Viertel 15. Jahrhundert Kodikologische Angaben 300 × 210 mm, 45 Folia (ehem. fol. 197–241), Papier, Text bis fol. 229v einspaltig, ab fol. 230r zweispaltig, von einer Hand in Bastarda; 3zeilige Initialen (z. T. mit Federlinien, z. T. nicht ausgeführt), Überschriften, Unterstreichungen und Strichel in Rot.
Art der Bilder Insgesamt 54 Illustrationen in kolorierter Federzeichnung von einer Hand. Neben Abbildungen der sieben Planeten zum Text des Sternbilderkapitels 47 Darstellungen der Tierkreiszeichen und Konstellationen. Die Position der Sterne ist mit roten Sternchen angegeben.
Inhalt fol. 197r–199r: De Sphaera, deutsch (vgl. Salzburg M II 180, fol. 155r–157ra; Rom Cpl 1370, fol. 120r–121r) fol. 199r–201r: Vom Firmament und den zwölf Tierkreiszeichen (Firmamentum celi) nach Michael Scotus fol. 201r–224r: Von den 12 Zeichen und 36 Bildern des Himmels nach Michael Scotus. fol. 224v–229r: Von den neun Himmeln und den Planeten. – fol. 229v: leer fol. 230ra–234r: Von den zwölf astrologischen Häusern fol. 234v–241ra: Die sieben Klimazonen; Vom Einfluss der Planeten auf die Weltregionen. Zwei Traktate – fol. 241rbv: leer
Kommentar Beim New Yorker Codex M 384 handelt es sich um das Fragment (ehemals fol. 197–241) einer umfangreichen illustrierten Sammelhandschrift, die zahlreiche deutsche Abhandlungen zur Astronomie und Astrologie enthielt. Mit dem Codex London, British Library, Ms. Additional 15696 hat sich heute noch ein weiteres Bruchstück von 27 Folia des ursprünglichen Manuskripts erhalten, das, wie die alte Foliierung belegt, auf das New Yorker Fragment folgte und neben Konrad von Megenbergs astronomischem Lehrbuch De sphaera auch Teile einer illustrierten Bearbeitung von Pietro d’Abanos geburtsprognostischem Astrolabium planum tradiert. Mit einiger Wahrscheinlichkeit gehörte ein weiteres Fragment von vier Blättern in Nürnberg, GNM Ms. 1747, das weitere illustrierte Teile des Astrolabium planum überliefert, ebenfalls zu dieser Sammelhandschrift.
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Der New Yorker Codex überliefert verschiedene Abhandlungen zur Kosmologie, in denen auch die Tierkreiszeichen, Sternbilder und Planeten samt ihren Charakteristika und Wirkungen auf die Menschen thematisiert werden. Hinzu treten Ausführungen zu den Planetenhäusern sowie zu den Einf lüssen der Wandelsterne auf die Weltgegenden und Klimazonen der Erde. In diesem Teil konzentriert sich der Schreiber auf Städte entlang des Rheins. Ferner benennt er im Abschnitt Das sibent clima zunächst »Straßpurg«, dann »Mayntz, Koeln, Pranat, Engellant, duringen, hessen sowie vil andere stet, landen und purg, die ich nit aller genennen kann«. Für eine sichere Lokalisierung des Codex nach Südwestdeutschland oder in das Rheinland erscheinen diese Hinweise jedoch allzu vage. Die Sprache der Texte weist in den bairisch-österreichischen Raum. Die Datierung des Ochsenkopfwasserzeichens (ähnlich Briquet IV, S. 747, c. 1483) bleibt ebenfalls zu unbestimmt, um ein präzises Entstehungsdatum zu liefern. Eine Herstellung im dritten Viertel des 15. Jahrhunderts erscheint jedoch angesichts der stilistischen und kostümgeschichtlichen Details wahrscheinlich. Die Zuschreibung des New Yorker Codex an den Straßburger Literaten und Schreiber Kaspar Engelsüß ist jedoch nicht haltbar. Sie beruht auf Harrsen (1958), welche in ihrem Katalog Ms. M 384 mit den Handschriften Salzburg, M II 180 und Rom, Ms. Pal. lat. 1370 sowie dem vermeintlich von Engelsüß kompilierten Karlsruher Ms. K 2790 (ehemals Rosenthal-Ms.) zu einer Gruppe zusammenstellte und die New Yorker Handschrift ohne weitere Begründung ebenfalls Engelsüß zuwies. Nach Knaus (1959), S. 1956, der die Handschrift seiner konstruierten Straßburger Engelsüß-Werkstatt zuordnete, nenne sich Engelsüß im New Yorker Codex »als Verfasser des Planetenbuches«. Tatsächlich findet sich innerhalb der Handschrift aber weder ein derartiger Eintrag, noch lässt sich anderweitig eine derartige Verbindung herstellen. Der New Yorker Codex gehört zur Gruppe der Elsässischen Sternbilderfolgen, welche umfassend über die sichtbaren Himmelskörper informierten, und bildet innerhalb dieser mit dem Edinburgher Ms. Cr. 4.6 ein eigene Untergruppe. Wie in den anderen elsässischen Handschriften wird auch in New York die deutsche Bearbeitung des Sternbilderkapitels nach Michael Scotus von einem umfangreichen Zyklus hier einfach gerahmter Medaillons der Tierkreiszeichen und Konstellationen begleitet, welche variabel entweder zu Beginn oder in der Mitte des zugehörigen Abschnitts von rechts in die Textspalte eingefügt wurden. Die in einfacher und schneller Zeichnung ausgeführten Himmelgestalten stehen entweder in einer über wenige Bäume oder plump gezeichnetes Buschwerk angedeuteten Landschaft auf f lacher Erde oder aber auf einem gekachelten Untergrund mit meist geradem Horizont. Die Kolorierung ist f lüchtig und überwiegend deckend. Die Position der Einzelsterne ist durch Sternchen markiert, deren Verteilung zumeist weit von den Mustern am Himmel entfernt ist. Die Abfolge der Konstellationen entspricht der Tradition. Ihre Ikonographie stimmt, abgesehen von zusätzlicher Hintergrundangabe, einerseits in zahlreichen Punkten mit jener der Bildzyklen in Darmstadt, Hs. 266, Salzburg, M II 180 und Rom, Pal. lat. 1370 überein. Andererseits finden sich jedoch auch eine Reihe von Abweichungen von dieser Dreiergruppe, welche der New Yorker Codex mit der Bildfolge des Edinburgher Ms. Cr. 4.6 teilt, und auf die hier nur exemplarisch eingegangen werden soll. So ist der weibliche Zwilling geflügelt, trägt Hercules den Löwen unter den linken Arm geklemmt und erscheint die Nördliche Krone als ein aus ornamental stilisierten Segmenten zusammengesetzter Kranz. Darüber hinaus blickt der Schlangenträger der Schlange ins Gesicht. Er steht auch nicht auf dem Skorpion, denn dieser ist neben seinem Fuß aufrecht stehend wiedergegeben. Des Weiteren hält der gerüstete Perseus ein blutendes
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weibliches Medusenhaupt am Schopf gepackt, regnet es oberhalb der Hand der Cassiopeia aus einem Wolkenband und finden sich vor dem Abgrund rechts und links gef lügelte Teufel, die ihrerseits kleine Teufelchen auf den Händen tragen. Dabei lassen sich all diese Besonderheiten auch in der Bildfolge des Edinburgher Ms. Cr. 4.6 nachweisen. Teilweise erklären sie sich aus dem zugehörigen Text. Dies gilt etwa für das Bild der als modern gekleideter Jüngling vorgestellten Andromeda, welche über einem Feuer steht. Dieses charakteristische Detail, das sich in der deutschen Scotus-Überlieferung außerhalb von New York und Edinburgh noch einmal im Karlsruher Codex K 2790 sowie im Pariser Ms. Allem. 106 findet, illustriert offensichtlich die Strafe, welche die zur Ketzerei neigenden Kinder des Sternzeichens erwartet. Darüber hinaus finden sich auch die für die gesamte elsässische Gruppe charakteristischen Bilder, etwa die Darstellung der Plejaden als Gruppe aus Männern und Frauen, die zu einer Miniatur zusammengefassten Sternbilder Walfisch und Eridanus als »Schwimmer« oder die Milchstraße als zum Teil in Lumpen gekleidetes Paar. Trotz weitgehend sicherer Proportionen wirken die New Yorker Himmelswesen in ihrer Ausführung unbeholfen. Charakteristisch sind die ovalen Gesichter mit den dicken Nasen, den großen Augen sowie der durch ein Gef lecht von Linien gebildeten Haartracht, die bei den Frauen zur Schneckenfrisur ausgestaltet ist. Die nackten Gestalten sind entweder geschlechtslos oder aber mit einer schmalen Unterhose bekleidet wiedergegeben. Bei zahlreichen dieser Figuren sind die Geschlechtsteile zudem durch Fingerspuren stark beschmutzt. Die Frauen tragen zumeist lange, hoch taillierte Schleppenkleider, die Männer ein kurzes gegürtetes Wams, enge Beinkleider und Schnabelschuhe. Insgesamt scheint die Intention der Sternbilder hier eher eine illustrative denn eine dekorative gewesen zu sein. Verzeichnis der Bilder Zu Von den 12 Zeichen und 36 Bildern des Himmels nach Michael Scotus: fol. 201v: Widder (Aries), mit angewinkeltem rechten Vorderbein nach links schreitend. fol. 202v: Stier (Taurus), mit herausgestreckter Zunge und erhobenem Schwanz nach links stehende Ganzfigur. fol. 203v: Zwillinge (Gemini), nacktes Paar in Umarmung nebeneinander stehend, der Mann mit schulterlangem Haar hält ein langes Pedum in der Rechten, die geflügelte Frau mit geflochtenem Haar hält in ihrer Linken eine entstellte Lyra. fol. 204v: Krebs (Cancer), aufrecht stehender Krebs in Aufsicht. fol. 205v: Löwe (Leo), heraldisch stilisiert, mit herausgestreckter Zunge, aufgerichtetem Schweif und erhobener rechter Vordertatze, nach links in Schrittstellung. fol. 206r: Jungfrau (Virgo), leicht nach links orientiert, in ein hoch gegürtetes, auf dem Boden schleifendes Gewand gekleidet, in den seitlich erhobenen Händen links fünf Ähren mit Wurzeln, rechts ein Caduceus. fol. 207r: Waage (Libra), als in einer Landschaft frei schwebende Balkenwaage. fol. 207v: Skorpion (Scorpius), schräg nach rechts lagerndes Phantasiewesen mit drei Beinpaaren, Scheren und Dornenschwanz in Aufsicht. fol. 208r: Schütze (Sagittarius), nach rechts galoppierendes Mischwesen aus bogenspannenden Jüngling und Pferdekörper mit großen Flügeln an den Menschenschultern, der bekleidete Oberkörper annähernd frontal, an der Grenze zwischen Menschenund Tierleib ein Reif, darunter ein mit der Spitze nach rechts zeigender Pfeil. fol. 209r: Steinbock (Capricornus), nach rechts lagernder Ziegenfisch mit herausgestreckter Zunge. fol. 209v: Wassermann (Aquarius), über gekacheltem Boden nach rechts schreitender Jüngling in Seitenansicht, mit den ausgestreckten Händen ein henkelloses Gefäß ausleerend, fol. 210r: Fische (Pisces), zwei gegenläufig übereinander schwimmende gleich große
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Fische, von Maul zu Maul verbunden. fol. 212r: Großer und Kleiner Bär, Drache ( Draco inter Arctos), s-förmig gewundene Schlange als feuerspeiender Drache mit krallenbesetzten Klauen, Vogelflügeln und Schlangenschwanz, in den Windungen die in unterschiedliche Richtungen orientierten Bären. fol. 212v: (oben) Drache (Draco), nach rechts stehender feuerspeiender Drache mit Fledermausflügeln, zwei Tatzen und Schlangenschwanz; (unten) Hercules, im Knielauf nach rechts eilender Jüngling im Halbprofil, bis auf eine Unterhose nackt, mit einem gezackten Schwert ausholend, ein Löwenfell unter den linken Arm geklemmt, zum Schlag ausholend gegen die sich um den Baum der Hesperiden windende Schlange. fol. 213r: Nördliche Krone (Corona borealis), aus neun Segmenten mit aufgesetztem Kleeblatt zusammengesetzter Kranz in Aufsicht, unten mittig rechteckiges Verschlussstück, daran zwei kurze Bänder. fol. 213v: Schlangenträger (Serpentarius), leicht nach rechts orientiert, nackt, die um das linke Bein und die Hüfte gewundene Schlange am Kopf- sowie am Schwanzende gepackt haltend und der Schlange ins Gesicht blickend, zu seiner linken Seite der nach rechts gekrümmt aufrecht stehende Skorpion (Scorpius), mit umgebogenem Dornenschwanz in Aufsicht. fol. 214r: Bärenhüter (Bootes), mit gespreizten Beinen stehend, das bärtige Haupt nach links gewandt, nackt bis auf Unterhose, Schultermantel und Kremphut, in den Händen rechts eine gezahnte Sichel, links eine aufgestellte Lanze. fol. 214v: (oben) Fuhrmann (Agitator), mit gespreizten Beinen auf dem von zwei Pferden nach rechts gezogenen Leiterwagen bis zu den Knien sichtbar, nur in Unterhose, Schultermantel und Hut, in der Rechten einen trompetenartigen Gegenstand haltend, mit der Linken die Zügel des Pferdegespanns fassend, vor diesem zwei ungezügelte Ochsen; (unten) Cepheus, barhäuptiger Jüngling, mit gespreizten Beinen und ausgebreiteten Armen frontal stehend, an der linken Seite ein großes Schwert am diagonalen Schultergurt tragend. fol. 215r: Cassiopeia, mit ausgebreiteten Armen frontal auf einer durchbrochenen Thronbank mit aus Balken gebildeter Rückenlehne (»Stangenthron«) sitzend, das Haupt leicht nach links, mit einem Seil an Hüfte und beiden Händen an die Stangen der Lehne gefesselt, oberhalb der rechten Hand ein Regenschauer aus einem Wolkenband. fol. 215v: Pegasus (Equus verspertinus), nach rechts lagerndes gezäumtes Flügelpferdprotom. fol. 216r: (oben) Andromeda, mit ausgebreiteten Armen frontal zwischen zwei Bäumen über einem Feuer stehender Jüngling, nicht gefesselt; (unten) Perseus, leicht nach rechts stehender gerüsteter Jüngling im Kettenhemd, mit spitzen Stiefeln und Knieschutz, auf dem Haupt eine Mütze, auf dem Rücken ein Schild, in der vorgestreckten Linken das blutende weibliche Medusenhaupt, in der erhobenen Rechten ein gezacktes Schwert. fol. 216v: Dreieck (Triangulum), aus zwei Streifen gebildetes gleichseitiges Dreieck, auf der Spitze stehend, die Ecken teilweise vom Rahmen abgeschnitten. fol. 217r: (oben) Siebengestirn (Clocha, Pleiades), Halbfiguren auf zwei Register, oben alternierend Männer und Frauen paarweise im Gespräch, unten links ein dozierender Mann, dem sich zwei Frauen zuwenden, alle Figuren individualisiert; (unten) Leier (Lyra), lattenzaunartiges Phantasiegebilde. fol. 217v: Schwan (Cygnus), mit angelegten Flügeln nach rechts laufend. fol. 218r: (oben) Adler (Vultur volans), mit zurückgewandtem Kopf, geöffnetem Schnabel und ausgebreiteten Schwingen nach rechts auf dem schräg nach rechts oben weisenden Pfeil stehend; (unten) Vultur cadens, der bekleidete jugendliche Jupiter auf dem Adler, in der Linken eine Lanze haltend, der Adler nach rechts mit einem Bein auf einer Seilschlinge stehend, davor der Pfeil mit der Spitze nach rechts. fol. 218v: Walfisch (Cetus), und Eridanus (Fluss), übereinander, oben der nach links schwimmende Walfisch, darunter der nackte, bärtige Eridanus als »Schwimmer«, die Linke vor dem Körper angewinkelt, die Rechte weisend erhoben, Unterkörper gedreht, Gesäß nach oben, Beine in leichter Schrittstellung. fol. 219r: Kanonspieler (Figura sonantis canoni), auf dem Podest einer Kastenbank stehender junger Mann, auf einem Psalter spielend. fol. 219v: (oben) Delfin (Delphinus), nach rechts schwimmender
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gekrümmter Fisch mit geöffnetem Maul, gebogener Nase und gezackter Rückenflosse; (unten) Orion, mit gespreizten Beinen und ausgebreiteten Armen stehender Ritter mit Helm, am linken Arm einen kleinen Schild tragend, in der Rechten ein Schwert haltend, die Linke zeigend erhoben. fol. 220r: Großer Hund (Canis Sirius), mit aufgerichtetem Kopf und herausgestreckter Zunge nach rechts springend. fol. 220v: (oben) Hase (Lepus), nach rechts springendes hundeartiges Wesen; (unten) Schiff Argo (Argo Navis), Schiff mit fünf Rudern, Mast, Mastkorb, Segel und Takelage auf dem Wasser, am Heck kastenförmiger Auf bau, darauf ein sitzender Jüngling die Linke am Steuerruder. fol. 221r: Kentaurenweibchen (Austronothus-Thetis), nach rechts vorn springendes Mischwesen aus Frau und Pferd, der nackte Oberkörper frontal, die Arme angewinkelt ausgebreitet, an der Grenze zwischen Pferde- und Menschenleib ein blütenförmiger Reif. fol. 221v: (oben) Milchstraße (Galaxia), nebeneinander stehendes, voneinander abgewandtes Paar, der Mann links, die Rechte klagend ans Gesicht gelegt, neben ihm die Frau mit zurückgewandtem Kopf, mit beiden Händen eine sternbesetzte Mandorla haltend; (unten) Südlicher Fisch (Piscis austrinus), als zwei mit den Bäuchen einander zugewandte, übereinander nach rechts schwimmende Fische, der obere kleiner als der untere. fol. 222r: Abgrund (Putheus), rundes Flammenbecken über Sockel, zwei Teufel springen hinein, zwei weitere geflügelte Teufel davor, in ihren Händen je einen kleinen Teufel tragend. fol. 222v: Kentaur (Centaurus), nach rechts springend mit großen Flügeln an der Hüfte, in der ausgestreckten Linken einen auf dem Rücken liegenden Hasen tragend, auf die geschulterte Lanze in der Rechten ein weiterer Hase gespießt, ein Schwert am Hüftgürtel, zwischen den Vorderbeinen ein henkelloser Krug. fol. 223r: (oben) Schlange, Mischkrug und Rabe (Hydra, Crater, Corvus), um einen Baum gewundene dreiköpfige Schlange, über ihrer Windungen in der Mitte ein henkelloser Krug schwebend, auf dem Schwanzende der Rabe; (unten) Vorhund (Anticanis), mit herausgestreckter Zunge nach rechts springend. fol. 223v: Kleines Pferd (Equus secundus), nach rechts galoppierendes ganzes Flügelpferd mit Zaumzeug und vier weiteren Flügeln an den Hufen. fol. 224r: (oben) Bohrer (Terebellum), mit der Spitze nach unten; (unten) Fahne (Vexillum), nach rechts geneigte, sechsfach gezaddelte Fahne. Zu Von den neun Himmeln und den Planeten: fol. 224v: Saturn, jugendliche Gestalt, auf dem Haupt einen geflochtenen Hut tragend, am rechten Knie ein Verband, unter der linken Achsel eine Krücke, in der Linken ein Schwert sowie die geschulterte Fahnenlanze haltend, darauf ein Vogel sitzend, auf dem Banner ein Schwein, in der Rechten eine Seilschlinge, darin drei Würfel, neben dem rechten Knie frei schwebend die Waage (Libra), als Balkenwaage. fol. 225r: Jupiter, bartloser Mann in Mönchskutte, in der Rechten drei Pfeile haltend, Fahnenlanze mit Vogel, auf dem Banner ein Widder, neben dem Kopf schwebend eine Mitra, mit der linken Hand auf den frei schwebenden Krebs (Cancer), zeigend, zu seiner Rechten ein auf der Schwanzspitze stehender Hund mit herausgestreckter Zunge. fol. 225v: Mars, gerüsteter Krieger mit Sporen, auf dem Haupt ein Hut, ein gezacktes Schwert am Gürtel, in der Linken ein Maskenschild, in der Rechten eine brennende Fackel, Fahnenlanze, auf dem Banner zwei gekreuzte Schwerter, zu seiner Rechten der Steinbock (Capricornus), als Ziegenfisch. fol. 226r: Sol mit ausgebreiteten Händen im Sonnenwagen stehend, bärtig, auf dem Haupt eine Krone, in der Linken eine Sonne mit Gesicht, in der Rechten ein Szepter und eine brennende Fackel, Fahnenlanze, auf dem Banner ein doppelköpfiger Adler, die Quadriga je von Pferdeprotomen gezogen. fol. 227r: Venus, leicht nach links orientiert, im Haar eine Feder, in der Rechten drei Blumen, in der Linken eine Feder, zu ihrer linken Seite frei schwebend eine Harfe, Fahnenlanze, auf dem Banner ein Affe mit Spiegel, zu ihrer Rechten der jugendliche geflügelte Amor. fol. 227v: Merkur, leicht nach links orientierter Jüngling, an Schultern und Füßen Flügel, in den zur Seite gebreiteten Händen rechts ein Geldbeutel, links ein Caduceus, Fahnenlanze, auf dem Banner ein Hund.
128. New York, Pierpont Morgan Library, Ms. M 384 fol. 228r: Luna, leicht nach links orientiert mit langem Haar, in wadenlangem gegürtetem Hemd, auf dem Kopf eine Mondsichel tragend, vor dem Körper eine zweite Mondsichel mit Gesicht, in der Rechten eine brennende Fackel, in der Linken ein Wasserschaff, aus dem sich ein Wasserstrahl ergießt, Fahnenlanze, auf der Fahnenstange der auf einem Hinterbein stehende Stier (Taurus), als Ganzfigur, auf dem Banner ein Nagel (?), vor ihr am linken Medaillonrand ein verderbtes Füllhorn (?).
Provenienz Die frühe Provenienz des Fragments ist unbekannt. Mitte des 19. Jahrhunderts befand sich das Bruchstück im Besitz der Familie Ashdown, deren Wappen sich auf dem ersten Blatt erhalten hat. 1881 gehörte es Robert Brown Jr. 1910 wurde es von John Pierpont Morgan vom Buchhändler Léon Gruel erworben.
Literatur Brown 1883, S. 337–341, Abb. VIII (fol. 206r, 217v, 219r, 221r–222r, 224r); Boll 1903, S. 444; Hauber 1916, S. 199; Zinner 1925, Nr. 6903; Panofsky/Saxl 1932–33, S. 238–240; Panofsky 193), S. 13, 19; De Ricci 1937, S. 1438; Harrsen 1958, Nr. 61, Abb. 74 (fol. 214v); Kat. New York 1975, S. 183f., Nr. 201, Abb. S. 184 (fol. 224v–225r); Haage 1981b, S. 27, 47f.; Kat. Michigan 1981, S. 83, Nr. 55, Abb. (fol. 226r); Speckenbach 1981, S. 113–143; Bauer 1983, S. 10f. und passim, Abb. 4 (fol. 216r); Snyder 1984, Taf. 17; Kat. Providence 1987, S. 128f., Abb. 34 (fol. 212v), S. 152, Nr. 40, Abb. (fol. 224v–225r); Ford/Green 1988, Nr. 679–682 (fol. 10v, 18v, 22r, 31r); Kristeller 1990, S. 329f.; Frühmorgen-Voss 1991, S. 359–361, Abb. 183 (fol. 221r), 184 (fol. 206r), Snie˙z ynska-Stolot 1994, S. 66; Bodemann 2000, S. 388. Siehe S. 126
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Tübingen, Universitätsbibliothek, Ms. Md 2 Astronomisch-astrologisch-mantische Sammelhandschrift. Sternbilderdarstellungen zur deutschen Bearbeitung des Sternbilderkapitels aus dem Liber Introductorius des Michael Scotus Württembergischer Raum (Ulm/Urach?), Schreibsprache Niederalemannisch mit rheinfränkischen Einflüssen, 3. Viertel 15. Jahrhundert Kodikologische Angaben 285 × 214 mm, 325 Folia (mit Blattverlusten), Papier, Text mit Ausnahme von fol. 320v zweispaltig, Bastarda cursiva von einer Hand; Farbinitialen, Überschriften, Unterstreichungen, Paragraphenzeichen sowie Strichelung in Rot.
Art der Bilder Neben zahlreichen Tabellen, Diagrammen, Schemata, mantischen Figuren und astrologischen Symbolen über 165 Illustrationen in kolorierter Federzeichnung. Neben Darstellungen der Trinität, verschiedener Zodiakmänner, der Winde, Lebensalter, Complexionen, Planeten, Planetenkinder und -häuser, Tierkreiszeichen und Zodiakhäuser etc. zum Sternbilderkapitel nach Michael Scotus unvollständiger Bildzyklus mit 35 von 37 Darstellungen der Konstellationen sowie eine Einzelminiatur. Die Position der Sterne ist nicht angegeben.
Inhalt fol. 1r–6v:
fol. 7r–10v:
fol. 12v–13r: fol. 13v–14r: fol. 14v–22r: fol. 22v–33v: fol. 34v–41r: fol. 42v–43r: fol. 43vb–50r: fol. 51r–144ra: fol. 145r–147va: fol. 148r–250r:
Illustrierter astrologischer Kalender mit Datumsspalte, Heiligennamen, Goldener Zahl, Sonnen- auf- und -untergängen etc. sowie Illustrationen der Tierkreiszeichen Astrologische Tafeln und Tabellen von 1404–1479 (19jährige Zyklen); fol. 8v: leere Tabelle. – fol. 11r–12r: leer; fol. 11r: späterer Eintrag: 1698 SMH CDHS Zodiakmann mit Zuordnung der Zodiakzeichen zu den Körperteilen und Elementen sowie Kommentar Von den zwölf Winden, mit ganzseitigem Windschema Konrad von Eichstätt: Regeln der Gesundheit Aderlassregeln, Kalenderberechnungen, Wetterregeln und Bauern praktiken, Goldene Zahl etc. – fol. 34r: leer Vom Mikrokosmos, mit Darstellungen der Zodiakzeichen und Zuordnung der Körperteile – fol. 41v–42r: leer ganzseitige Illustrationen: Zodiakfrau, Tierkreis mit Sol, Luna und vier Windgöttern – fol. 43va: leer Kalenderberechnungen – fol. 50v: leer Von den Zodiakalhäusern und den Wirkungen der zwölf Tierkreiszeichen auf den Menschen; fol. 60v, 108v: leer – fol. 144rb–144v: leer Von den vier Complexionen; fol. 147vb: leer Geomantie, ab fol. 166v tabellarisch, mit zahlreichen geomantischen Punktschemata; fol. 167v, 240v: leer – fol. 250v–252v: leer
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fol. 253r–265v: Tabellen zum Lauf der Planeten (ohne Sonne und Mond), mit Erläuterungen – fol. 266r: leer, mit späterem Eintrag: 1694, Johannes, 1698, SH fol. 266v–273ra: Von den sieben Planeten und ihren Kindern, Stegemann ed. 1936, S. 112f., 136f., 168f., 184f., 247ff., 261ff. Vgl. Paris, Ms. Allem. 106, fol. 19v–162v; Wolfenbüttel, Cod. Guelf. 29.14 Aug. 4°, fol. 86v–88v, 90r; Freiburg, Ms. 458, fol. 33r–36r – fol. 273rb: leer fol. 273v: ganzseitige Illustration: Ptolemaios und Pythagoras fol. 274r–311v: Geomantie fol. 312r–319va: Von den 36 Sternbildern nach Michael Scotus fol. 319v–320r: Von den sieben Planeten Illustration: Zuordnung der Planeten zu den Artes, Wochentagen und fol. 320v: Metallen, mit Erläuterung fol. 321r–321v: Die sieben Planeten auf ihren Häusern fol. 322r–323v: Vom Kosmos, fol. 323v: ganzseitige Illustration des Kosmos Schemata der nördlichen und südlichen Hemisphäre fol. 323r–v: fol. 324r–325v: Von den 36 Sternbildern nach Michael Scotus
Kommentar Das »Tübinger Hausbuch« Tübingen, Ms. Md 2 ist eine großangelegte Kompilation, welche einen Kalender einschließlich Tabellen für astronomisch-astrologische Berechnungen mit zahlreichen Texten zur Astrologie, Geomantie, Prognostik, Wahrsagekunst und Iatromathematik zusammenstellt, darunter Konrad von Eichstätts Regeln der Gesundheit als Hauptwerk der deutschen Regimenliteratur. Der astrologische Teil der Handschrift ist ebenso wie die Texte zur Geomantie außerordentlich umfangreich, so dass der Codex durchaus als praktisches Handbuch der Astrologie und Geomantie bezeichnet werden kann. Basierend auf zwei Einträgen im Kalender auf fol. 33rb und fol. 49va sowie unter Rückgriff auf das Ochsenkopf-Wasserzeichen auf fol. 298 datierte Hauber den Tübinger Codex in das Jahr 1404, aber bereits Sudhoff (1914) setzte die Handschrift 100 Jahre später an. Tatsächlich lässt sich Haubers frühe Datierung an den Anfang des 15. Jahrhunderts aus mehreren Gründen nicht halten. Denn zum einen wurden die Einträge des Kalenders bereits von der Vorlage übernommen. Darüber hinaus erscheint das von ihm herangezogene Wasserzeichen innerhalb der Handschrift nur einmal auf fol. 298. Gleich mehrfach und in verschiedenen Varianten begegnet dagegen ein gotisches P mit gespaltenem Fuß und Vierblatt, das nicht vor 1443 nachgewiesen ist. Der Illustrationsstil der Miniaturen legen eine Datierung ins dritte Viertel des 15. Jahrhunderts nahe. Zwei Einträge in den Tabellen des Kalenders auf fol. 10r geben die Jahreszahlen 1454 und 1455 an. Ein Ansatz zur Datierung der Handschrift ergibt sich ferner über ihren Einband mit Blindstempeldekor, der dem Kloster Güterstein bei Ulm und hier wiederum einem Binder zuzuordnen ist, dessen Tätigkeit sich auf den Zeitraum von etwa 1471 bis 1496 beschränkte. Mit dieser Datierung ist auch die Verortung des Tübinger Scotus-Bildzyklus an der Spitze der »aus einer böhmischen Gruppe, fußend auf dem Vindob. 2352, hervorgegangen[en] deutschen Handschriften«, wie sie Bauer (1980), S. 11 vornimmt, nicht haltbar, da sie auf der falschen Einschätzung Haubers beruht. Wahrscheinlich wurde der Codex in dem Kartäuserkloster aber nicht nur gebunden, sondern auch zusammengestellt. Hinweise auf die Provenienz des Manuskripts aus dem Württem-
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bergischen lassen sich verschiedentlich auch den bildlichen Details entnehmen. So erscheint etwa unter den Mondgeborenen ein Bote mit Stab und Brief, der das württembergische Wappen auf der Brust trägt. Der Schreiber beziehungsweise Kompilator, der vielleicht auch mit dem Illustrator, Auftraggeber und Benutzer der Tübinger Handschrift identisch ist, war vielleicht jener wohl im Kloster Güterstein bei Ulm tätige, sich auf fol. 321vb im Text nennende sowie auf fol. 75ra in der Bildunterschrift einer Gelehrtendarstellung erwähnte »Meister Joseph«. Er schuf jedoch kein Konglomerat willkürlich versammelter heterogener Texte, sondern eine einheitliche Handschrift von planmäßiger Anlage, wenngleich diese durchaus in mehreren Etappen entstanden sein könnte. Die Unregelmäßigkeiten in der Lagenzusammensetzung deuten zumindest auf einen längeren Herstellungsprozess hin. Gerd Brinkhus hat vermutet, dass jenes Manuskript für den württembergischen Grafen Eberhard V. aus Urach (1445–1496) zusammengestellt wurde, der eine Reihe von kalendarischen und medizinischen Büchern besaß und dessen Leibarzt Johannes Münsinger aus Ulm gewesen ist (Iatromathematisches Kalenderbuch 2005, S. 10). Die Handschrift ist heute am Anfang und Ende defekt, dabei scheinen einige Lagen bereits beim ersten Binden in Unordnung gewesen zu sein, so dass zusammengehörige Texte auseinander gerissen wurden. Die einzelnen Lagen, deren Zählung durch Kustoden und Reklamanten gesichert ist, sind durch Blattverluste ungleich stark. Ursprünglich bestand der Codex überwiegend aus Sexternionen. Die erste Lage ist heute verloren, die zweite setzt mit dem Kalendarium ein. Der Codex zeigt starke Benutzungsspuren. Darüber hinaus wurden einige Bilder herausgerissen und zahlreiche Folia nachträglich oder falsch eingefügt. So handelt es sich bei den letzten drei Blättern (fol. 323–325) um irrtümlich am Ende der Handschrift platzierte und zudem stark beschnittene Einzelblätter. Zwei von ihnen (Folio 324 und 325) tradieren Passagen des Sternbildertraktats und gehören zweifellos nach vorn zwischen fol. 316 und fol. 317 in die 28. Lage, womit deren Quinternio gleichfalls zum Sexternio wird. Die Abfolge der Konstellationen ist dort gestört. Auf Vultur cadens folgt unmittelbar die Milchstraße. Die ausgelassenen Abschnitte von Cetus/Eridanus bis Kentaurenweibchen finden sich auf den Blättern 324 und 325. Die beiden in der Aratus-Tradition stehenden Schemata der nördlichen und südlichen Hemisphäre auf fol. 323r–v folgten einstmals wohl unmittelbar auf den Sternbildertraktat. Der ihnen zugehörige Text hat sich auf fol. 319v in einer freien Spalte neben den Planetenbildern erhalten. Somit bildete eine großangelegte Miniatur des Universums auf fol. 322v ursprünglich dem Abschluss des Codex. Ihr geht auf fol. 322rb die von einem Schriftband mit der Aufschrift »Von Gemünde in Swaben« begleitete Darstellung eines Gelehrten voran, wobei diese am Ende des Textes platzierte Miniatur als Verfasserbild des sich auf fol. 321vb nennenden »Meister Josep« aufgefasst werden kann. Der Kompilator des Tübinger Codex hat aber nicht nur Texte verarbeitet, sondern auch die verschiedenen Bildüberlieferungen mit einbezogen. Sie lassen gleichfalls eine planvolle Kompilation und souveränen Umgang mit unterschiedlichen ikonographischen Traditionen erkennen. Insgesamt artikuliert sich im Tübinger Hausbuch ein ausgeprägtes Interesse am Bild, da verschiedenartiges und zum Teil deutlich älteres Material zusammengetragen und gelegentlich auch ohne Textzusammenhang in das Werk einfügt wurde. Bemerkenswert ist ferner, dass der Illustrator die Darstellungen bisweilen durch eigene Erfindungen ergänzte und so zur Lebendigkeit und Naturnähe der Bilder beitrug. Am Anfang steht der Kalenderteil mit den Tierkreiszeichen sowie einer Darstellung der Trinität. Die sich anschließenden Traktate zum Aderlass und zum Einf luss der Gestirne werden
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von den Illustrationen eines Zodiakmanns und einer Zodiakfrau sowie des Mikrokosmos und Makrokosmos begleitet. Darüber hinaus finden sich Darstellungen der Lebensalter, Jahreszeiten, verschiedener ländlicher Tätigkeiten, eine Markszene und zahlreiche Gelehrtenbilder. Hinzu kommt zwischen fol. 51r und fol. 144ra ein umfangreich illustrierter Tierkreiszeichentraktat, der dem Betrachter nicht die zwölf Zeichen, sondern in astrologisch-bildhaftem Sinne die Zodiakalhäuser als Wohnung der Planetendekane vor Augen führt. Die etwa halbseitigen ungerahmten Darstellungen gehen stets auf der Rectoseite dem zugehörigen Textabschnitt voran. Dieser behandelt neben den Primärqualitäten, den zugehörigen Körperteilen und »Hausherren« in aller Ausführlichkeit vor allem die Wirkungen der Tierkreiszeichen auf den Menschen sowie die sich daraus ergebenden Regeln für menschliches Tun und Lassen. Das Zodiakalhaus selbst erscheint als ein Gebäude mit drei Spitzgiebeln, auf deren Dächern drei sternbesetzte Fahnen mit Planetensymbolen wehen und in deren Fenstern die Köpfe der drei teils namentlich bezeichneten Dekangötter zu sehen sind. Die Seitenwände des Gebäudes sind durchbrochen. Hinter drei offenen Torbögen wandert das Tierkreiszeichen von links nach rechts durch das Haus. Dazu finden sich Schriftbänder und Schilde mit mantischen Punktzeichen. Vergleichbar illustrierte Zodiakallehren haben sich nicht nur in der dem Tübinger Hausbuch sehr nahe stehenden Wolfenbütteler Handschrift Cod. Guelf. 29.14 Aug. 4°, sondern auch im Freiburger Manuskript 458 sowie im Pariser Codex Allem. 106 erhalten. Im Unterschied zu diesen Codices wird in Tübingen aber nicht zwischen Knaben- und Mädchenprognosen mit jeweils eigenem Bildzyklus unterschieden. Darüber hinaus wird allein in Tübingen der Text zusätzlich von einer Fülle kleinerer Illustrationen etwa der Tierkreiszeichen und Monatsarbeiten oder der Attribute prognostizierter Eigenschaften begleitet. Hinzu kommen mantische Zeichen, Zodiak- und Planetensymbole, Mondsicheln, Sonnenscheiben sowie Sterne. Des Weiteren bietet das Tübinger Hausbuch verschiedene Bildfolgen der Planeten und ihrer Kinder. Eine von ihnen zeigt einzelne Standfiguren der Planeten, eine andere ordnet die Planeten den sieben Artes liberales zu, eine dritte präsentiert die Wandelsterne als Büsten auf ihren als Festung gestalteten Häusern. Darüber hinaus führt eine heute noch sechs von ursprünglich sieben Darstellungen umfassende Bilderreihe die Planetengötter und ihre Kinder in großen, ganzseitigen Miniaturen vor Augen, die stets auf dem Rectoblatt dem zugehörigen Text auf dem gegenüberliegenden Versoblatt gegenübergestellt sind. Der Bildraum ist durch eine gerade Horizontlinie in zwei Ebenen – einen dunkelblauen Himmel sowie einen hellgrünen Bodengrund – geteilt. Die Planetengötter erscheinen samt ihren Attributen und einem Stern stets oben »im Himmel« als Rundbild, welches von den als Häuser zugeordneten Zodiakzeichen, weiteren Sternbildern und anderen Figuren umgeben ist. Auf der Erde darunter sind die zugehörigen Planetenkinder bei ihren charakteristischen Beschäftigungen zu sehen. Von der Anlage der Zeichnungen her ergeben sich deutliche Parallelen zu den textlosen Planetenreihen der etwa gleichzeitigen Pariser Handschrift Allem. 106, die im Detail noch umfangreicher ist, sowie zum Wolfenbütteler Codex, dessen Darstellungen jedoch weniger anspruchsvoll sind und die zugehörige Planetenkinderszene zudem auf einem separaten Blatt platzieren. Ein weiterer, mit dem Wolfenbütteler Cod. Guelf. 29.14 Aug. 4° eng zusammenhängender Zyklus von heute noch 35 Darstellungen der Konstellationen begleitet die deutsche Bearbeitung des Sternbilderkapitels aus dem Liber Introductorius des Michael Scotus. Die fehlenden Bilder des Großen Hunds sowie des Kentaurenweibchens sind durch Ausreißungen verloren gegangen. Die etwa ein Drittel der Spalte einnehmenden ungerahmten Federzeichnungen der Konstellationen
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gehen dem hauptsächlich astrologisch orientierten Text, dessen Fassung mit jener der Wolfenbütteler Handschrift Cod. Guelf. 29.14 Aug. 4° weitgehend übereinstimmt, ohne Überschrift voran. Im Anschluss an diesen folgt eine mantische Punktfigur. Wie in Wolfenbüttel ergibt sich dabei, mit Ausnahme von Draco inter Arctos und Drache, ein geschlossenes Text-Bild-Ensemble pro Spalte. Auf die Angabe der Sternposition wird außer beim Bild der von der Schlange umgebenen Bären, in welches man den strahlenden Polarstern eingezeichnet hat, vollständig verzichtet. Im Unterschied zum Wolfenbütteler Codex Guelf. 29.14 Aug. 4° entsprach die ursprüngliche Abfolge der Sternbilder jedoch weitgehend der Tradition. Allein die Fahne erscheint wie dort vor der Schlange mit Mischkrug und Raben. Die von geübter Hand in festem Federstrich gezeichneten und mit wenigen Farben f lächig und deckend kolorierten Gestalten der Sternbilder sind ausnahmslos auf einem bewachsenen grünen Bodenstück wiedergegeben, dessen Grasbewuchs mit Federstrichen angedeutet ist. Auf einen Hintergrund wird jedoch stets verzichtet. Die menschlichen Figuren wie auch die Tiere sind lebensnah erfasst. Mit Ausnahme des Schlangenträgers und des Eridanus tragen alle Gestalten die bürgerliche Kleidung der Zeit um 1450. Markant sind die spitzen Schnabelschuhe bei vielen männlichen Himmelswesen. Der Sternbilderzyklus des Tübinger Hausbuchs teilt mit dem des Wolfenbütteler Codex Guelf. 29.14 Aug. 4° zahlreiche Besonderheiten, etwa die eigentümliche Darstellung des zum Ritterheiligen stilisierten zweiten Orion als Fechter mit überdimensionalem Schild. Dieser erscheint in Wolfenbüttel jedoch als ganzseitiges Bild ohne Text und lässt sich über das Schriftband mit der Namensaufschrift »Orison«, wie sie ganz ähnlich auch in einigen lateinischen Bildzyklen (vgl. etwa London, Ms. Add. 41600 beziehungsweise London, Wellcome Ms. 509) begegnet, eindeutig identifizieren. In Tübingen geht er hingegen einem partiell gelöschten Text zu Hercules voran. Überdies ist er dort aufgrund des zweispaltigen Layouts dem Drachen unmittelbar gegenübergestellt, wobei diese Kombination an Szenen des Heiligen Georg im Kampf mit dem Drachen erinnert. Weitere Gemeinsamkeiten beider Bildfolgen sind die pf lanzenartigen Flügel des Pegasus, die an zwei Baumstümpfe mit abgehackten Ästen gefesselte weibliche Andromeda wie sie auch die Nimrod-Handschriften bieten, der sitzende Hase, Putheus mit zwei Teufeln im Schlot, der Mischkrug als auf dem Boden stehender wassergefüllter Eimer, der in ein Stück Holz gebohrte Bohrer sowie Orion im enganliegenden Kapuzenanzug und einem Wappenschild mit eingeschriebenem Kreuz. Auch der fellgekleidete Kentaur mit der großen, vielleicht aus dem gelegentlich attributiv beigegebenen Gefäß, vielleicht aus dem herübergezogenen Sternbild Turibulum entwickelten Amphore findet sich innerhalb der deutschen Bearbeitungen nur in diesen beiden Manuskripten. Darüber hinaus erscheint in beiden Handschriften am Ende des Zyklus ein textloses Bild, das nicht eigentlich zur Sternbilderreihe gehört. Es zeigt ein auf den Hinterbeinen aufrecht stehendes wolfsartiges Tier, welches mit beiden Vorderpfoten einen umgedrehten Doppelhenkelkrug ausleert. Aus diesem ergießen sich zwei Wasserstrahlen über zwei Kerzenleuchter, die auf einem durchbrochenen Tragealtar mit Schloss abgestellt sind. Im Unterschied zu Wolfenbüttel sind dem Tübinger Bild zusätzlich zwei Spruchbänder mit den rätselhaften Aufschriften »biber was hast gethan« beziehungsweise »Der Altvetter Arcken Adam Noe Abraham etc.« beigegeben. Hauber (1916), S. 6, interpretierte diese Miniatur als eine missverstandene Komposition aus Altar, Kleinem Bär und Urna. Saxl/Meier (1953), S. XLVII, Anm. 12, deuteten die Darstellung unter Verweis auf den römischen Ms. Pal. lat. 1389 hingegen als »Komposition aus zwei
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Blättern einer orientalisierenden Hygin-Handschrift«. Tatsächlich dürfte es sich um eine Verquickung der Bilder des als »Pistrix lupus vel agrius« bezeichneten Cetus, des als umgekippten Krug oder Kanne mit Wasserlauf gestalteten Eridanus, des Mischkrugs als Henkelkanne sowie des Altars als zeitgenössischem Blockaltar mit Kerzenleuchtern handeln, wie sie in den zum Teil textlosen Sternbilderzyklen der Gruppe der »Hyginusbearbeitung«-begegnen. Es handelt sich hierbei um eine Anzahl zumeist deutscher, nur auf den ersten Blick ›pseudo-orientalischer‹ Sternbilderhandschriften auf der Basis eines überarbeiteten Hyginus-Textes, welche die hochmittelalterliche, auf Hyginus basierende Sternbilderikonographie mit der arabisch-lateinischen Almagestüberlieferung kombinieren und mit der Himmelsbeschreibung des Scotus wohl keine direkte Verbindung haben (vgl. Kap. V, 3 sowie Kat.-Nr. 53–60). Kennzeichnend für diese Gruppe ist unter anderem die Überlieferung reiner Bildseiten, ohne den zugehörigen Text. Dies mag die Zusammenziehung einzelner Darstellungen zu einem neuen Bild erleichtert haben. Neben diesen Gemeinsamkeiten lassen sich aber auch zahlreiche Unterschiede feststellen, die gegen eine direkte Abhängigkeit beider Handschriften sprechen. So ist Cassiopeia in Tübingen nicht nur mit den Händen an die Lehne ihres »Stangenthrons« gefesselt, sondern – singulär innerhalb der deutschen Überlieferung – an den Füßen mit Ketten an die vorderen Stuhlbeine gebunden. Fußketten sind sonst bei Cassiopeia nicht bekannt, begegnen aber gelegentlich in den orientalischen Handschriften beim Bild der Andromeda (vgl. Berlin, SBPK, Ms. Landsberg 71 [As-Sûfî], fol. 38v). Auch die Gestaltung des Perseus weicht von Wolfenbüttel 29.14 ab, denn dieser ist in Tübingen mit einem blutigen Medusenhaupt, Schild und Schwert dargestellt. Ferner fehlt beim Schiff Argo der hausartige Auf bau. Die Tübinger Sternbilderfolge weist die für die gesamte dritte Überlieferungsgruppe deutscher Scotus-Bearbeitungen charakteristischen Bilder des Hercules als Wildmann mit Löwenfell sowie dem von der Schlange umwundenen Schwert, des geckenhaften Cepheus, der Leier als Orgel sowie der Milchstraße als Frauen mit Haushaltsgeräten auf, wie sie neben Tübingen auch die Handschriften in Wolfenbüttel Cod. Guelf. 8.7 Aug. 4°, Freiburg Ms. 458 und zum Teil auch Paris, Ms. Allem. 106 bieten. Der gleichsam vom Pfeil getroffene, kopfüber »stürzende« Vultur cadens begegnet im Karlsruher Codex 2790 wieder. Parallelen nicht nur zum Wolfenbütteler, sondern erneut auch zum Freiburger Manuskript ergeben sich ferner über das Bild des auf dem Walfisch reitenden Eridanus sowie des Musizierenden als Spielmann mit Flöte und Trommel. Ihm sind im Tübinger Hausbuch jedoch zwei liegende Fässer beigegeben, die sich möglicherweise aus den in älteren Bildfolgen dem Flussgott beigegebenen Wassergefäßen erklären lassen. Andere ikonographische Besonderheiten des Tübinger Sterbilderzyklus schlagen eine Brücke zur elsässischen Gruppe. So trägt Hercules wie in New York, Ms. M 384 und Edinburgh Cr. 4.6 das ganze Löwenfell unter dem linken Arm geklemmt; auch die als Ornamentkranz in Aufsicht gestaltete Nördliche Krone begegnet dort wieder. Darüber hinaus teilt Tübingen Ms. Md 2 mit den elsässischen Scotus-Folgen das auf der Spitze stehende Dreieck sowie die merkwürdig aufgerichteten Enden der Zügel beim Fuhrmann. Deutlich wird hier, dass der Sternbilderzyklus des Tübinger Hausbuchs in ganz eigenständiger Weise verschiedene Bildvorstellungen miteinander kombiniert, wobei der Zeichner mit dem ihm bekannten Vorlagenmaterial phantasiereich und assoziativ umgegangen ist. Die Qualität seiner Miniaturen liegt dabei weniger im künstlerisch-technischen als in der frischen und lebensnahen Schilderung der Situationen.
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Verzeichnis der Bilder Zum Kalender: fol. 1r: Wassermann (Aquarius), nach rechts stehender Jüngling, nackt bis auf eine Unterhose, zwei Wassereimer über der linken Schulter tragend, Bild halb ausgerissen. fol. 1v: Fische (Pisces), übereinander, Bild halb ausgerissen. fol. 2r: Widder (Aries), grasend, mit angewinkeltem linken Vorderbein nach rechts stehend. fol. 2v: Stier (Taurus), nach rechts stehend grasend, Ganzfigur, in das Medaillon eingeschriebene Mondsichel. fol. 3r: Zwillinge (Gemini), schreitendes Paar in Umarmung, der Mann links nackt bis auf eine Unterhose, ein langes Pedum mit Hackenende in der Rechten, die vollständig nackte Frau mit langem Haar rechts hält in ihrer Linken ein Psalterium. fol. 3v: Krebs (Cancer), naturnaher Krebs mit vier Beinpaaren, Scheren und umgebogenem Schwanz nach links in Aufsicht. fol. 4r: Löwe (Leo), mit zwischen den Hinterbeinen durchgeführtem, erhobenem Schweif, herausgestreckter Zunge, krallenbesetzten Tatzen nach rechts, am rechten Rand angeschnittene strahlende Sonne. fol. 4v: Jungfrau (Virgo), auf einer Wiese nach rechts sitzende ungeflügelte Frauengestalt, in beiden Händen Pflanzenbüschel haltend. fol. 5r: Waage (Libra), aufgehängte Balkenwaage, dazu drei Birnen. fol. 5v: Skorpion (Scorpius), naturnahes Tier mit vier Beinpaaren, Scheren und umgebogenem Dornenschwanz nach rechts in Aufsicht. fol. 6r: Schütze (Sagittarius), nach rechts schreitendes bogenspannendes satyrartiges Mischwesen aus bärtigem Wildmann und Tierkörper mit zwei Beinen, gespaltenen Klauen und aufgestelltem Flammenschweif. fol. 6v: Steinbock (Capricornus), nach rechts lagernder ganzer Steinbock. Zu Von den Zodiakalhäusern und den Wirkungen der zwölf Tierkreiszeichen: Zodiakalhäuser als Häuser mit je drei Arkaden und Spitzgiebeln, in den Giebelfenstern die Köpfe der drei teilweise namentlich bezeichneten Dekangötter, auf den Dächern drei Fahnen mit Planetenzeichen nach links, hinter den offenen Torbögen im Haus das Tierkreiszeichen, dazu Schriftbänder und Schilde mit mantischen Punktzeichen; ferner zahlreiche in den Text eingestreute kleinere Illustrationen der Tierkreiszeichen, Monatsarbeiten, Darstellungen oder Attribute der prognostizierten Eigenschaften. fol. 51r: Zodiakalhaus des Widders (Aries), dieser mit eingerollten Hörnern und lockigem Fell nach rechts laufend, in den Bögen die Köpfe von Venus, Sol und Mars, drei Fahnen mit den Planetensymbolen. fol. 61r: Zodiakalhaus des Stiers (Taurus), dieser mit gesenktem Kopf nach rechts stehend, in den Fenstern die Köpfe von Saturn, Luna und Merkur, drei Fahnen mit den Planetensymbolen. fol. 70r: Zodiakalhaus der Zwillinge (Gemini), als sich gegenübersitzendes Paar, links die Frau mit langem Haar, nackt, rechts der Mann in Unterhose, gemeinsam einen s-förmig gebogenen grünen Gegenstand mit einer Hand haltend, vor der Frau eine Laute, in der Linken des Mannes ein zweifach im rechten Winkel gebrochener Stab mit Knauf, in den Fenstern die Köpfe von Sol, Mars und Jupiter, die drei Fahnen mit den Planetensymbolen. fol. 78r: Zodiakalhaus des Krebses (Cancer), dieser nach rechts in Aufsicht, in den Fenstern die Köpfe von Luna, Merkur und Venus, die drei Fahnen mit den Planetensymbolen. fol. 85r: Zodiakalhaus des Löwen (Leo), dieser heraldisch stilisiert, nach rechts in Schrittstellung, in den Fenstern die Köpfe von Mars, Saturn und Jupiter, die drei Fahnen mit den Planetensymbolen. fol. 92r: Zodiakalhaus der Jungfrau (Virgo), diese mit ausgebreiteten Armen frontal auf dem Boden sitzend, in jeder Hand ein Bündel Ähren, aus dem Körner fallen, in den Fenstern die Köpfe von Merkur, Venus und Sol, die drei Fahnen mit den Planetensymbolen. fol. 100r: Zodiakalhaus der Waage (Libra), diese als Balkenwaage, unter ihr ein Früchtekorb, in den Fenstern die Köpfe von Saturn, Jupiter und Luna, die drei Fahnen mit den Planetensymbolen. fol. 109r: Zodiakalhaus des Skorpions (Scorpius), dieser mit sieben Beinpaaren, winzigen Scheren und umgebogenen Dornenschwanz nach rechts in Aufsicht, in den Fenstern die Köpfe von Venus, Sol und Mars, die drei Fahnen mit den Planetensymbolen. fol. 116r: Zodiakalhaus des Schützen (Sagittarius), dieser als nach
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rechts springendes satyrartiges, bogenspannendes Mischwesen aus bärtigem Mann im Fellgewand und Pferd mit gespaltenen Hufen, in den Fenstern die Köpfe von Saturn, Luna und Merkur, die drei Fahnen mit den Planetensymbolen. fol. 123r: Zodiakalhaus des Steinbocks (Capricornus), dieser als nach rechts schreitende Ganzfigur, in den Fenstern die Köpfe von Sol, Mars und Jupiter, die drei Fahnen mit den zugehörigen Planetensymbolen. fol. 130r: Zodiakalhaus des Wassermanns (Aquarius), dieser als nach rechts auf dem Boden sitzender Jüngling in Unterhose, nach rechts gewandtes Haupt, in den Händen je einen Wassereimer haltend, aus dem umgekippten Eimer links fließt Wasser aus, in den Fenstern die Köpfe von Luna, Merkur und Venus, die drei Fahnen mit den Planetensymbolen. fol. 137r: Zodiakalhaus der Fische (Pisces), diese als zwei dicht übereinander gegenläufig schwimmende, gleich große Fische, in den Fenstern die Köpfe von Mars, Jupiter und Saturn, die drei Fahnen mit den Planetensymbolen. Zu Von den sieben Planeten und ihren Kindern: fol. 267r: Saturn jugendlicher Bauer in kurzem Hemd, mit dem Fuß auf einer Schaufel, dazu Sichel, Hacke und Zange?, dazu Steinbock und Wassermann, gekrönter König, leeres Schriftband, Fische sowie Christus mit Wundmalen auf einem Stern stehend, darunter Saturngeborene: Bäcker, pflügende Bauern, Frau am Pranger, Lahmer, Gefangene im Holzblock, Erhängte, Steinklopfer, zwei Schweine. fol. 268r: Jupiter bärtiger König mit Krone, Zepter und Kugel auf dem Adler sitzend, dazu Fische und Schütze als Wildmann, Kentaur als bogenspannender Wildmann, Kleines Pferd, Delfin, Skorpion sowie Milchstraße als Hexe auf Besen, darunter Jupitergeborene: Männer mit Tüchern oder Fellen, Gerber, Eule, Gelehrte, Richter, Falkner, Jäger mit Armbrust. fol. 269r: Mars Ritter mit Fahnenlanze und Hellebarde, dazu Widder und Skorpion, Waage, Kentaurenweibchen, Perseus, Fahne sowie Jungfrau, darunter Marsgeborene: Metzger, Brandstifter, Krieger, die einen anderen überfallen, gefesselte Bauern, Viehräuber. fol. 270r: Venus mit Spiegel und Fackel nackt auf einem Kissen sitzend, dazu Stier und Waage, Krebs, Hase, Sichel, Schlange, Drache, Vultur cadens, darunter Venusgeborene: Frauen bei Handarbeit, Schneider, sitzendes Liebespaar, Festzug, Musikanten, Affe mit Kette, badendes Paar. fol. 271r: Merkur als Arzt mit Urinal, Astrolabium und Buch, dazu Jungfrau und Zwillinge, Pilger mit Tasche und Buch (Bootes), Perseus, Dreieck, Schlangenträger, Cassiopeia sowie Hercules als Wildmann, darunter Merkurgeborene: Bildhauer, Uhrmacher, Barbier, Frau mit Spinnrocken und Kind, Schneider, Schreiber, Tafelmaler, Goldschmied, tafelnde Männer, zwei Orgeln. fol. 272r: Luna mit Horn und Fackel nackt auf einem Rad sitzend, dazu Krebs, Stier, Hund, Bär, Krone sowie Widder, darunter Mondgeborene: Prediger auf Kanzel, Bote mit Stab und Brief, Bauleute, Spieler, Männer mit Lanze, Mann, der beladenen Esel zur Mühle treibt, Mann im Boot, Fischer, Vogelfänger; Sol und Sonnengeborene : fehlen (Blattverlust vor fol. 270). Zu Von den 36 Sternbildern nach Michael Scotus: fol. 312ra: Drache zwischen den Bären ( Draco inter Arctos), die s-förmige Schlange nach rechts, zwischen den Windungen die in unterschiedliche Richtungen springenden Bären, Polarstern als goldener Stern im Zentrum des Bildes. fol. 312va: Draco (Drache), feuerspeiender Drache mit gespreizten Fledermausflügeln in Seitenansicht nach rechts. fol. 312vb: Orion fälschlich eingefügt, in Vorderansicht, bekleidet mit eng anliegendem Fechteranzug mit Kopfteil und Strümpfen, auf der Brust ein rotes Kreuz, vor sich ein Schwert, einen riesigen Stechschild an zwei Griffen haltend. fol. 313ra: Hercules mit gespreizten Beinen nach rechts stehender bärtiger Wildmann en-face, unter dem linken Arm ein ganzes Löwenfell tragend, in der Rechten ein blankes Schwert, um dessen Schneide eine Schlange gewunden. fol. 313rb: Nördliche Krone (Corona borealis), aus zehn pflanzenornamentartigen steinbesetzten Segmenten zusammengesetzter Kranz in Aufsicht. fol. 313va: Schlangenträger (Serpentarius), mit ausgreifendem Schritt frontal stehend, bartlos, in Unterhose, die um sein linkes Bein und
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seine Taille gewundene Schlange haltend, das Haupt zum Schlangenkopf gewandt, mit beiden Beinen auf dem Rücken des Skorpions (Scorpius), mit Dornenschwanz stehend, dieser nach rechts in Aufsicht. fol. 313vb: Bärenhüter (Bootes), mit ausgebreiteten Armen und umgewandtem Haupt nach rechts stehender Mann in Bauerntracht mit helmartiger Mütze, Gugel und Handschuhen, ein Messer am Gürtel, in der Rechten ein Krummschwert oder großes Winzermesser, in der Linken eine große Keule. fol. 314ra: Fuhrmann (Agitator), bärtiger Bauer auf dem von zwei Pferden nach rechts gezogenen Leiterwagen sitzend, in der Rechten die Peitsche schwingend, mit der Linken die Zügel des Gespanns fassend. fol. 314rb: Cepheus mit ausgebreiteten Armen und zurückgewandtem Haupt nach rechts schreitender junger Geck in modischem Gewand mit Tütenärmeln, Beinlingen und Schnabelschuhen, auf dem Haupt ein Hut mit Federschmuck, zwischen den Beinen ein kurzes Schwert am Gürtel. fol. 314va: Cassiopeia mit ausgebreiteten Armen frontal auf einer Thronbank mit hölzerner Rückenlehne sitzende Frauenfigur, auf dem leicht nach links geneigtem Haupt eine Krone, mit beiden Händen an den Pfosten der Lehne gefesselt, beide Füße mit Ketten an die vorderen Stuhlbeine gebunden. fol. 314vb Pegasus (Equus verspertinus), nach rechts lagerndes Flügelpferdprotom. fol. 315ra: Andromeda mit ausgebreiteten Armen zwischen zwei Baumstümpfen frontal stehende junge Frau mit offenem Haar, mit beiden Händen an die Stämme gefesselt. fol. 315rb: Perseus nach rechts schreitender Ritter im Vollharnisch, in der vorgestreckten Linken das blutende männliche Medusenhaupt am Schopf sowie einen Tartschenschild haltend, in der erhobenen Rechten ein Schwert schwingend. fol. 315va: Dreieck (Triangulum), gleichseitiges Dreieck mit Maßwerkfüllung, auf der Spitze stehend. fol. 315vb: Siebengestirn (Pleiades, Clocha), hinter einer Zinne stehende Gruppe von sieben Pilgern beiderlei Geschlechts mit Pilgerstäben. fol. 316ra: Leier (Lyra), Orgel mit Blasebalg. fol. 316rb: Schwan (Cygnus), mit angelegten Flügeln und gebogenem Hals nach rechts laufend. fol. 316va: Adler (Vultur volans), mit ausgebreiteten Schwingen aufwärts fliegend. fol. 316vb: Vultur cadens über den Pfeil kopfüber »stürzender« Adler. fol. 317ra: Milchstraße (Galaxia) kreisförmiges Wolkenband, dahinter beziehungsweise darin zwei Frauen mit Schleiern, die Linke mit Wasserschaff und Rechen, die Rechte mit Henkeltopf und Krug. fol. 317rb: Südlicher Fisch (Piscis austrinus), zwei übereinander in unterschiedliche Richtung schwimmende Fische, der obere kleiner als der untere. fol. 317va: Abgrund (Putheus), rundes Flammenbecken über Rundsockel, je mit Bogenöffnungen, aus dem Becken Flammen schlagend sowie zwei Dämonen schauend. fol. 317vb: Kentaur (Centaurus), in Seitenansicht nach rechts stehendes Mischwesen aus bärtigem Wildmann und Löwenkörper mit gespaltenen Hufen, das Fell von der rechten Schulter flügelartig abstehend, links am Gürtel ein Schwert, an der geschulterten Lanze in der Rechten ein Hase hängend, das in der ausgestreckten Linken gehaltene zweite Beutetier in eine große Amphore steckend. fol. 318ra: Fahne (Vexillum), an einer nach rechts geneigten Lanze befestigte, nach links wehende blau-rote Fahne. fol. 318rb: Schlange, Mischkrug und Rabe (Hydra, Crater, Corvus) die s-förmig um einen entlaubten Baum mit Aststümpfen gewundene Schlange, auf dem Schwanzende den Raben tragend, der Mischkrug als wassergefüllter Eimer links auf dem Boden stehend. fol. 318va: Vorhund (Anticanis), auf einer Wiese mit Bäumen nach rechts laufender, schnüffelnder Hund. fol. 318vb: Kleines Pferd (Equus secundus), nach rechts stehendes ganzes Flügelpferd mit je einem weiteren Flügel an den Hufen. fol. 319ra: Bohrer (Terebellum), mit der Spitze nach unten in ein flaches Stück Holz mit weiteren Bohrlöchern gebohrt. fol. 319rb: Altar (Ara), auf den Hinterbeinen aufrecht stehendes wolfsartiges Tier mit herausgestreckter Zunge, mit beiden Vorderpfoten eine umgedrehte Henkelkanne ausleerend, aus der sich zwei Wasserstrahlen über zwei Kerzenleuchter auf einem truhenartigen Kastenaltar mit Trageringen und Schloss ergießen, dazu zwei Schriftrollen mit den
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Aufschriften »biber was hast gethan« beziehungsweise »Der Altvetter Arcken Adam Noe Abraham etc.«. fol. 324ra: Eridanus (Fluss), nackter Jüngling mit weisend erhobener rechter Hand auf den in einem Gewässer schwimmenden Walfisch (Cetus), aufsteigend, als naturnaher Fisch. fol. 324rb: Kanonspieler (Figura sonantis canoni), nach links schreitender, modisch gekleideter junger Mann, in der Linken eine Flöte am Mund haltend, in der Rechten eine vor dem Körper getragene Trommel spielend, links daneben zwei liegende Fässer. fol. 324va: Delfin (Delphinus), stark gekrümmter Fisch mit stacheliger Rückenlinie, aus dem Maul rinnt ein feiner Wasserlauf. fol. 324vb: Orion nach rechts schreitender Ritter in eng anliegendem rotem Fechtanzug mit Kopfteil und Strümpfen, in der erhobenen Rechten ein blankes Schwert schwingend, mit der Linken einen großen weißen Standschild mit rotem Kreuz vor sich haltend. fol. 325ra: Großer Hund (Canis maior), Bild ausgerissen. fol. 325rb: Hase (Lepus), mit zurückgewandtem Kopf und erhobener linker Vorderpfote nach rechts sitzend. fol. 325va: Schiff Argo (Argo Navis), ganzes Schiff nach rechts, mit vier Ruderpaaren, Steuerruder, Mast und weißem Segel, auf diesem ein rotes Kreuz. fol. 325vb: Kentaurenweibchen (Austronothus-Thetis), Bild ausgerissen. fol. 323rv: Schemata der nördlichen und südlichen Hemisphäre. Zu Von den sieben Planeten: fol. 319va: Saturn als Greis im Kapuzenmantel mit Signum, auf dem Kopf eine Ähre, mit der Linken das Manteltuch raffend, in der erhobenen Rechten ein Krummschwert. fol. 319vb: (oben) Jupiter frontal stehender glatzköpfiger Mann in knielangem Gewand, auf dem Kopf ein Ring, in der Rechten drei Blitze, in der Linken ein Stab; (unten) Luna nach links stehende Frauengestalt, im Nacken eine große Mondsichel, mit der Linken ihr Manteltuch raffend und zugleich ein Horn haltend, in der Rechten eine aufgestellte Fackel. fol. 320ra: (oben) Mars nach links schreitender Krieger in enganliegendem roten Anzug, Federhut und Schnabelschuhen, in der Rechten ein verzierter Rundschild, in der erhobenen Linken ein Speer; (unten) Merkur barfüssige Gestalt mit Kopfflügeln in rotem Anzug und Mantel, in der Rechten ein Geldbeutel, in der Linken das Kerykeion. fol. 320rb: (oben) Sol als frontal stehender jugendlicher König, in der erhobenen Rechten eine Peitsche, in der Linken ein Reichsapfel; (unten) Venus nach rechts stehende Frauengestalt, nackt bis auf einen Schultermantel, mit Perlenkette, Armreifen und Federhut, mit der Linken ihr Manteltuch raffend und zugleich eine Feder haltend, in der erhobenen Rechten drei Blumen, zu ihrer Rechten Amor als nackter Knabe. Zu Die sieben Planeten auf ihren Häusern: fol. 321ra: (oben) Saturn als Greis im Kapuzenmantel, auf dem Haupt eine Ähre, dazu Wassermann als Jüngling im Ärmelgewand, zwei Wassereimer geschultert und Steinbock als auf den Hinterbeinen hockender ganzer Ziegenbock. fol. 321rb: (oben) Jupiter bartlos mit Ring auf dem Haupt, dazu die Fische übereinander in unterschiedliche Richtungen schwimmend sowie der Schütze als frontal kauernder Jüngling mit Armbrust. fol. 321ra: (unten) Mars gerüsteter Krieger mit Speer, dazu Skorpion und Widder, dieser mit zurückgewandtem Haupt nach rechts springend. fol. 321rb unten: Sol als jugendlicher König mit Szepter, dazu der heraldisch stilisierte Löwe, mit herausgestreckter Zunge und zwischen den Hinterbeinen durchgeschlungenem Schwanz nach links sitzend. fol. 321va: (oben) Venus mit Ring auf den Kopf, dazu Stier als Ganzfigur, grasend sowie die Waage als hängende Balkenwaage. fol. 321vb: (oben) Merkur mit Kopfflügeln, dazu die Zwillinge als nacktes Kinderpaar auf Steckenpferden sowie Jungfrau als Dame mit Blumenstrauß. fol. 321vb: (unten) Luna mit Schneckenfrisur und Mondsichel im Nacken, dazu die von einer Frau gehaltene Waage sowie der aufrecht stehende Krebs.
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Provenienz Der Schreiber oder Kompilator der Handschrift war möglicherweise der »Meister Joseph«, der auf fol. 75ra in der Bildunterschrift einer Gelehrtendarstellung sowie fol. 321vb im Text erwähnt wird. Vermutlich geschah dies im Kloster Güterstein bei Ulm, wo der Codex um 1475 gebunden wurde. Vielleicht stammt die Handschrift aus dem Besitz des württembergischen Grafen Eberhard V. aus Urach (1445–1496). Auf fol. 11r Datierung mit Monogramm: »1698 SMH CDHS«. Auf fol. 266r Jahreszahlen, Name und Monogramm: »1694, Johannes, 1698, SH«. Im Vorderspiegel Besitzervermerk, »M. Joh. Jac. Schmid, Diac. Tuttling. MDCCVI«, wohl Johann Jakob Schmid (1671–1743), der sich am 30.05.1690 in Tübingen immatrikulierte, dort 1692 den Magistergrad erwarb, zwischen 1700–1714 als Diakon in Tuttlingen sowie 1714–1743 als Stadtpfarrer von Ebingen tätig war. Bereits 1752 befand sich die Handschrift unter der Signatur »O.28« bzw. »20.O.28« im Bestand der Universitätsbibliothek. Wie der Codex in den Besitz des Geistlichen und später der Universitätsbibliothek gekommen ist, ist unklar. Möglicherweise gelangte er direkt aus dem Nachlass Schmids, von dem sich in der Universitätsbibliothek Tübingen weitere Materialien nachweisen lassen, in deren Bestand.
Literatur Keller 1890, S. 58–59; Hauber 1914, S. 8–13; Sudhoff 1914, S. 207; Hauber 1916, S. 3–33, 93ff. und passim, Abb. 1 (fol. 322v), 3–4 (fol. 323r–323v), 5 (fol. 313va), 10 (fol. 320v), 11 (fol. 319v), 12 (fol. 320r), 13–14 (fol. 321r–v), 17 (fol. 267r), 24 (fol. 268r), 29 (fol. 269r), 36 (fol. 270r), 41 (fol. 271r), 47 (fol. 272r); Saxl 1919, S. 1013–1021, Abb. 3 (fol. 268r); Zinner 1925, Nr. 11535; Saxl 1927, S. 24, Anm. 3, Abb. 10–11 (fol. 323r–v); Boll 1931, Taf. VI, Abb. 12 (fol. 321r), Taf. X, Abb. 21 (fol. 12v); Stegemann 1936, Sp. 112f., 136f., 168f., 184f., 212, 247ff., 261ff.; Saxl/Meier 1953, S. XLVIf., Abb. 18 (fol. 314v), 19 (fol. 316v); Stern 1953, S. 24f.; Schmitt 1962, S. 76f., 156; Schönfeld 1962, S. 109–116 und passim; Strauss 1963, S. 48, 52, 79; Herrlinger 1967, Taf. VII (fol. 12v); Schild 1980, Abb. 212 (fol. 267r), 217 (fol. 269r), 286 (fol. 268r Det.); Bauer 1983, S. 9, 11; Kat. Wien/München 1990, S. 148ff., Abb. 39m (fol. 315r); Klibansky/Panofsky/Saxl 1990, S. 408 Anm. 6, S. 416, S. 466 Anm. 158, S. 470f., 552, Taf. 41 (fol. 267r), 74 (fol. 146vb); Frühmorgen-Voss 1991, S. 448–460, Nr. 11.4.43., Abb. 217 (fol. 115v–116r), 218 (fol. 39r), 219 (fol. 319r), 220 (fol. 268r); Kat. Hamburg 1993, S. 150, Nr. II.4, Abb. 4 (fol. 314v, 315r), 4a (fol. 323r), Taf. 18; Trottein 1993, S. 76f., Abb. S. 75; Snie˙z ynska-Stolot 1994, S. 66; Reißer 1997, S. 235, 326–334; Blume 2000, S. 162f., 172ff., 178f., 271ff., 274f., Taf. 40 (fol. 271r), 41 (fol. 272r), Abb. 219– 229 (fol. 75r, 42v–43r, 309v–310r, 321v, 146v, 267r, 268r, 269r, 270r); Snie˙z ynska-Stolot 2002, S. 206; Iatromatehmatishes Kalenderbuch 2005, passim. Siehe S. 126–128, Taf. 129–132, Abb. 1118–1142
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Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Cod. Guelf. 29.14 Aug. 4° Astrologisch-astronomisch-mantische Sammelhandschrift. Sternbilderdarstellungen zur deutschen Bearbeitung des Sternbilderkapitels aus dem Liber Introductorius des Michael Scotus Oberrhein (Basel?, Straßburg?), Schreibsprache Alemannisch, um 1500 (nach 1497) Kodikologische Angaben 200 × 140 mm (beschnitten), 205 Folia (mit Blattverlusten fol. 58 sowie zwischen fol. 86 und 91 wohl vier Bll.), Papier, Text einspaltig in Bastarda von drei Händen (fol. 1r–90r Lazarus Schroeter de Argentina [Straßburg]) Lombarden, Überschriften, Caputzeichen sowie Strichelung in Rot.
Art der Bilder Neben zahlreichen Tabellen und Schemata insgesamt 109 ungerahmte Illustrationen in kolorierter Federzeichnung unterschiedlichen Formats von einer Hand. Neben Darstellungen der Hl. Drei Könige, der Mansionen, Temperamente, Zodiakalhäuser, Planeten und Planetenkinder zum Text des Sternbilderkapitels unvollständiger Bildzyklus mit 31 von 36 Illustrationen der Konstellationen. Die Position der Sterne ist nicht angegeben.
Inhalt fol. 1r–25r: fol. 25v–44v: fol. 45r–46v: fol. 47r–v: fol. 48r: fol. 48v–58r: fol. 58v: fol. 59r–83v: fol. 84r–v: fol. 85r–v: fol. 86r: fol. 86v–88v:
fol. 89rv: fol. 90r:
fol. 90v–91v:
Johannes Hartlieb: Mondwahrsagebuch, illustriert, datiert 1497. Weidemann ed. 1964, S. 180–193 Von den 36 Sternbildern nach Michael Scotus Von den vier Complexionen Von den Wirkungen der zwölf Tierkreiszeichen auf den Menschen Von den vier Complexionen Von den Wirkungen der zwölf Tierkreiszeichen auf den Menschen Von den vier Complexionen Von den Wirkungen der zwölf Tierkreiszeichen auf den Menschen Von den sieben Planeten und ihren Kindern (vgl. Freiburg 458, fol. 33r–36r) Aufzählung der Fixsterne nach ihrer Stellung im Tierkreis Von den Wirkungen der zwölf Tierkreiszeichen auf den Menschen, datiert 1497 Bildfolge ohne Text: Von den sieben Planeten und ihren Kindern (vgl. Tübingen, Ms. Md 2, fol. 266v–272r; Paris, Ms. Allem. 106, fol. 19v–162v; Freiburg 458, fol. 33r–36r) Von den sieben Planeten und ihren Kindern (vgl. Freiburg 458, fol. 33r–36r) Bildfolge ohne Text: Von den sieben Planeten und ihren Kindern (vgl. Tübingen, Ms. Md 2, fol. 266v–272r; Paris, Ms. Allem. 106, fol. 19v–162v; Freiburg 458, fol. 33r–36r). Von den sieben Planeten und ihren Kindern (vgl. Freiburg 458, fol. 33r–36r)
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fol. 92r–144r: Johannes Hartlieb?: Geomantie, mit Randzeichnungen von späterer Hand – fol. 144v: leer fol. 145r–148v: mantische Traktate fol. 149r–157v: leer; fol. 155v: unvollendete Tabelle fol. 158r–204v: Von der Bedeutung der Planeten für ein Horoskop, datiert finis 1507 fol. 205r: Nachtrag: Vaterunser
Kommentar Der Codex, Guelf. 29.14 Aug. 4° präsentiert sich als Sammelhandschrift ausschließlich astrologisch-mantischen Inhalts. Zahlreiche Bilder und Textpassagen gingen durch Ausreißungen sowie Blattverluste verloren. Darüber hinaus ist die ursprüngliche Abfolge der stark beschnittenen Seiten weitgehend zerstört. Gerahmt von zwei mantischen Texten des Johannes Hartlieb – dem Mondwahrsagebuch und der Geomantie – überliefert der Codex neben einer Temperamentenlehre ausschließlich Abhandlungen zur Astrologie, welche über die Wirkungen der Sterne und Planeten auf den Menschen informieren. Dabei konzentrieren sich die Texte vor allem auf Eigenschaften und Schicksal der unter einer bestimmten Himmelserscheinung Geborenen und stellen so eine Form mittelalterlicher psychologischer Charaktertypologie dar, wie sie auch die dem antiken Viererschema entsprechende Komplexionenlehre entwickelt. Als terminus post quem für die Entstehung der Wolfenbütteler Handschrift kann die Datierung auf fol. 24v im Kolophon am Ende des Hartliebschen Mondwahrsagebuches, »vollendett vnd vollbrocht jnn den stunden jm 1497. ior vff sant Franciscus tag vor mittag« (Mittwoch, 4. Oktober 1497), gelten. Auch der Miniaturenstil der Mansionen und Sternbilder spricht für eine Herstellung gegen Ende des 15. Jahrhunderts. Darüber hinaus nennt sich im selben Kolophon ein bislang nicht identifizierter »Lazarus Schroeter« aus Straßburg als Schreiber. Ihm können die Texte der ersten 90 Folia zugewiesen werden. Von seiner Hand stammt ferner ein zweiter, gleichfalls datierter Schreibervermerk am Ende des Tierkreiszeichentraktats auf fol. 86r: »finis per me Lazarüm Schröter de Argentina anno domini 1497 dominica die ante festum omnium sanctorum« (Sonntag, 29. Oktober 1497). Neben ihm waren aber noch zwei weitere Personen an der Aufzeichnung des Textes beteiligt. Die Provenienz der Handschrift ist unbekannt. Der Codex lässt sich jedoch aufgrund der Sprache der in ihm aufgezeichneten Texte in den alemannischen Raum lokalisieren. Lazarus Schröter nennt sich seinen beiden Notizen »de Argentina«. Das Motiv des Baselstabes auf dem Wandersack des Bootes (fol. 29v) könnte ein Hinweis auf eine mögliche Herkunft aus dem zum niederalemannischen Sprachraum zählenden Basel sein. Der Codex Guelf. 29.14 Aug. 4° enthält verschiedene ikonographische Zyklen unterschiedlicher Tradition. Neben Darstellungen der vier Komplexionen, von denen heute nur noch drei erhalten sind, findet sich eine Bildfolge zum Mondwahrsagebuch des Johannes Hartlieb. Sie führt dem Betrachter außer den zum Prolog gehörigen Heiligen Drei Königen auch die 28 Mondstationen in Gestalt junger, bis auf eine Unterhose nackter Männer mit lockigem Haar und verschiedenen Attributen vor Augen. Die Figuren sind auf einem grünem Bodenstück stehend und bei den unterschiedlichsten Beschäftigungen wiedergegeben. Bei ihnen erscheint jeweils ein vielzackiger Stern sowie ein Schriftband, auf dem in hellem Rot der arabische Name des jeweils Dargestellten verzeichnet ist. Darüber hinaus sind die der Nativität zufolge besonders gefährdeten Körperstellen der Figuren mit roten Strichen markiert. Daneben erscheint zumeist noch
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eine römische Zahl, die darüber informiert, wie oft der betreffende Mensch heiraten wird. Auch der zweite Text des Johannes Hartlieb, die Geomantie, wird von einer Reihe allerdings unlavierter Federzeichnungen begleitet. Diese sind aber erst später, wohl um 1500–1520, anzusetzen und im Vergleich mit allen anderen Darstellungen des Codex von deutlich höherer Qualität. Ein weiterer Bildzyklus von heute noch 31 von 36 Darstellungen der Konstellationen begleitet die deutsche Bearbeitung des Sternbilderkapitels nach dem Liber Introductorius des Michael Scotus. Die fehlenden fünf Bilder (Dreieck, Siebengestirn, Leier, Schwan, Argo, Südlicher Fisch) sind durch Ausreißungen verloren gegangen, das der Leier wurde stark beschädigt. Die etwa ein Drittel der Spalte einnehmenden rahmenlosen Miniaturen gehen dem Text, dessen Fassung mit jener des Tübinger Hausbuchs weitgehend übereinstimmt, voran. Die Ausführungen zu den Sternbildern zerfallen inhaltlich in zwei Teile. Der erste von ihnen ist astrothetisch orientiert und informiert über die Lage der Konstellation, listet bisweilen weitere Namen desselben auf und nennt die Zahl der sichtbaren Sterne, über deren Anordnung im Anschluss an den Text eine Punktfigur Aufschluss gibt. Mit Ausnahme von Draco inter Arctos (fol. 26r) ergibt sich dabei pro Seite ein geschlossenes Ensemble aus Text, Bild und mantischer Figur. Der zweite, charaktertypologisch-prognostische Abschnitt schildert in aller Ausführlichkeit Eigenschaften und Schicksal der unter einer bestimmten Konstellation Geborenen, wobei dieser Teil des Textes von allen Handschriften der Überlieferungsgruppe tradiert wird. Auf Mythologisches wird dabei vollständig verzichtet. Die lebendig wirkenden und wohlproportionierten figürlichen Gestalten der Sternbilder sind ausnahmslos auf einem bewachsenen Bodenstück vor blankem Hintergrund wiedergegeben. Sie werden stets von einem Schriftband begleitet, auf dem gelegentlich der Name des Dargestellten verzeichnet ist. Die Darstellungen lassen auf einen routinierten Illustrator schließen, der, wie die f lüchtigen Strichelungen und Schraffuren sowie die sehr nachlässige Flächen- und Streifenlavierung belegen, gleichwohl nur wenig Zeit und Sorgfalt auf das einzelne Bild verwendet zu haben scheint. Die Abfolge der Konstellationen ist zunächst korrekt, lässt ab der Miniatur des Pegasus (fol. 31v) jedoch deutliche Abweichungen von der traditionellen Reihenfolge erkennen. So erscheint unmittelbar nach diesem das Dreieck. Die beiden ausgelassenen Darstellungen der Andromeda und des Perseus sind erst am Ende des Zyklus wiedergegeben. Darüber hinaus ist die Bildabfolge nach dem Sternbild Schwan stark gestört, wobei die Fehler nicht alle auf einer Fehlbindung der Seiten beruhen können. Auf den Schwan folgen Hase und Orion (fol. 34r–v), wobei dieses Blatt hier irrtümlich eingefügt worden sein könnte. Der sich an Orion anschließende Adler und der diesem folgende Musizierende sind jedoch auf Vorder- und Rückseite eines Blattes gemalt (fol. 35r–v). Dies gilt auch für Vultur cadens und Delfin (fol. 36r–v) sowie für Cetus/Eridanus und Großen Hund (fol. 37r–v). An diesen schließt richtig das Schiff Argo an, dem jedoch der Südliche Fisch nachfolgt (fol. 38r–v). Die Folge führt mit Kentaurenweibchen und Putheus (fol. 39r–v), Milchstraße und Kentaur (fol. 40r–v) weiter zur Fahne und Schlange mit Mischkrug und Raben (fol. 41r–v) weiter. Der Vorhund und das Kleine Pferd (fol. 42r–v) gehen richtig dem Bohrer voran (fol. 43r). Es folgen die oben ausgelassenen Bilder der Andromeda und des Perseus (fol. 43v–44r). Am Ende des Zyklus erscheint schließlich wie im Tübinger Hausbuch das wohl aus einer Verquickung mehrerer Bilder der sogenannten »Hyginusbearbeitungs«-Tradition resultierende Bild des die Kerzen löschenden wolfsartigen
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Tieres. Im Unterschied zu Tübingen wird hier allerdings auf die beiden rätselhaften Spruchbänder verzichtet. Der Sternbildertraktat der Wolfenbütteler Handschrift Cod. Guelf. 29.14 Aug. 4° gilt gemeinhin mit dem des Tübinger Manuskripts Md 2 eng zusammenhängend. Beide tradieren dieselbe, im Vergleich zu den anderen Handschriften der Überlieferungsgruppe ausführlichere Textfassung. Darüber hinaus teilen beide Bildzyklen zahlreiche Gemeinsamkeiten. So erscheint innerhalb der gesamten deutschen Scotus-Überlieferung nur in diesen beiden Handschriften das eigentümliche Bild des die Kerzen auslöschenden Lupus sowie des zum Ritterheiligen stilisierten zweiten Orion als Fechter mit überdimensionalem Schild. Daneben begegnen hier wie dort die pf lanzenartig wirkenden Fittiche des Pegasus, die an zwei Baumstümpfe mit abgehackten Ästen gefesselte weibliche Andromeda, der sitzende Hase, der durchbrochene Putheus mit zwei Teufeln im Schlot, der auf dem Boden stehende Mischkrug als wassergefüllter Eimer, der in ein Stück Holz gebohrte Bohrer, der Kentaur mit einer Amphore vor sich sowie Orion im enganliegenden Kapuzenanzug sowie mit einem Wappenschild, dem ein Kreuz eingeschrieben wurde Des Weiteren ist in Tübingen genau wie Wolfenbüttel die Fahne vor die Schlange mit Mischkrug und Raben gerutscht. Auch von der Text-Bild-Anlage her stimmen beide Codices insoweit überein, dass sich an das ungerahmte und unbezeichnete Bild, der zugehörige Text sowie eine Punktfigur anschließen. Ein Unterschied ergibt sich nur dadurch, dass die Tübinger Handschrift ein zweispaltiges Layout aufweist und daher zwei geschlossene Ensembles pro Seite präsentieren kann. Neben diesen Gemeinsamkeiten lassen sich beim genauen Vergleich beider Bildzyklen aber auch zahlreiche Unterschiede feststellen, die gegen eine direkte Abhängigkeit beider Handschriften sprechen. So entsprach die Sternbilderabfolge im Tübinger Manuskript der Tradition und ist heute allein aufgrund der fehlerhaften Einbindung zweier Folia gestört. Das irrtümlich eingefügte, in Tübingen aber nicht ganzseitige zweite Orionbild steht in Wolfenbüttel dem Drachen nicht so unmittelbar gegenüber. Ferner trägt Hercules in Tübingen – analog den Miniaturen in New York, Ms. 384 und Edinburgh Cr. 4.6 – das ganze Löwenfell unter den linken Arm geklemmt. Auch die Darstellungen der Nördlichen Krone unterscheiden sich deutlich. Ferner ist Bootes in Wolfenbüttel nicht wie in Tübingen als Mann in Bauerntracht mit Gugel und Handschuhen sowie Messer, Krummschwert und Keule wiedergegeben. Vielmehr erscheint er – wohl aufgrund falscher Etymologie – als zerlumpter Wanderer mit Wandersack und Winzermesser, wobei sich dieses Bild am ehesten mit den allerdings dilettantischen Darstellungen im Karlsruher Ms. K 2790 sowie im Freiburger Ms. 458 vergleichen lässt. Auch die Darstellungen des Vultur cadens differieren, denn im Tübinger Hausbuch stürzt dieser kopfüber. Überdies hat der Wolfenbütteler Perseus keinen Schild, sondern trägt allein das abgeschlagene Haupt in seiner Linken. Daneben finden sich innerhalb der Wolfenbütteler Sternbilderfolge aber auch einige der für die gesamte Überlieferungsgruppe charakteristischen Bilder. Zu ihnen zählt die Miniatur des Hercules als Wildmann mit Löwenfell und dem von der Schlange umwundenen Schwert ebenso wie das des stutzerhaften Cepheus oder des Fuhrmanns mit dem entgegenkommenden dritten Pferd. Parallelen nicht nur zum Tübinger, sondern erneut auch zum Freiburger Ms. 458 ergeben sich ferner über das Bild der Leier als Orgel, des auf dem Walfisch reitenden Eridanus sowie der Milchstraße als zwei auseinanderstrebende Frauen mit Haushaltsgerätschaften. Auch der Musizierende als Spielmann findet sich in allen drei Codices wieder. Darüber hinaus teilen
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alle einen Tierkreiszeichentraktat, der dem Betrachter nicht die zwölf Zeichen, sondern in astrologisch-bildhaftem Sinne die Zodiakalhäuser als Wohnung der Planetendekane vor Augen führt. Ein vergleichbarer Zyklus hat sich auch im Pariser Ms. allem. 106 erhalten. Ebenso wie in Freiburg und Paris wird dabei auch im Wolfenbütteler Codex zwischen Knaben- und Mädchenprognosen mit jeweils eigenem Bildzyklus unterschieden. Während die Mädchenprognosen von Frauengestalten begleitet werden, erscheint zu den Knabenprogosen das Zodiakalhaus mit dem Tierkreiszeichen im Inneren, den Gesichtern der Planetendekane in den drei Giebelfenstern sowie ihren Fahnen mit den Planetensymbolen. Die Zuordnung der individualisiert gestalteten Planetendekane, die zudem über ihre Symbole identifizierbar sind, ist bisweilen fehlerhaft. Darüber hinaus ist das Zodiakalhaus des Krebses aufgrund der gestörten Blattfolge fälschlich an den Anfang der Bilderreihe gerutscht. Im Hinblick auf die Ikonographie stimmen die Zyklen in Wolfenbüttel und Tübingen weitgehend überein. Aber wie zuvor beim Sternbildertraktat ergeben sich auch hier trotz aller Gemeinsamkeiten zahlreiche Abweichungen, die gegen eine direkte Abhängigkeit beider Handschriften sprechen. Dem Tierkreiszeichentraktat schließen sich noch zwei durch Blattverluste, Lagenzerstörung und Fehlbindung stark verderbte Abhandlungen zu den Wandelsternen unterschiedlicher Tradition an. Ihre ursprüngliche Gestalt kann jedoch unter Rückgriff auf die präzisen Beschreibungen zweier der Handschrift selbst nicht beigegebenen, die Planeten samt ihren Häusern und Kindern vorstellenden Bildzyklen im Freiburger Ms. 458 rekonstruiert werden. Es handelte sich demnach einerseits um einen illustrierten Planetentraktat, der die sieben Wandelsterne jeweils in einer angedeuteten Landschaft als Reiter mit Fahne sowie begleitet von zwei Männern mit Attributen präsentierte. Eine ganz ähnliche Ikonographie findet sich bereits in dem zwischen 1402 und 1404 entstandenen Bellifortis des Konrad Kyeser, aber auch im sogenannten Mittelalterlichen Hausbuch (1470–1490). Den wenigen erhaltenen Miniaturen dieser Art ist im Wolfenbütteler Codex ein knapper Begleittext beigegeben, der den Planeten nicht nur die entsprechenden freien Künste, Wochentage, Farben und Metalle, sondern auch je eine gute und eine entsprechende schlechte Eigenschaft zuordnet. Darüber hinaus informiert er listenartig über die Berufe der entsprechenden Planetenkinder. Daneben enthält die Wolfenbütteler Handschrift noch einen textlosen Planetenzyklus, der heute nur noch sechs von ursprünglich vierzehn ganzseitigen Darstellungen der Wandelsterne und ihrer Kinder umfasst, deren Abfolge zudem vollständig zerstört ist. Die bildlosen Planetentexte des Freiburger Codex machen jedoch deutlich, dass der Zyklus einst wohl mit Luna begann, dann über Merkur, Venus, Sol, Mars sowie Jupiter weiterführte und mit Saturn endete. Die allein von Tituli begleiteten Bilder belegen zugleich die gestalterischen Möglichkeiten, welche sich im Bereich der astronomisch-astrologischen Ikonographie insbesondere bei den Planetendarstellungen eröffneten. Denn sie sind ein Beispiel für eine sich bis zur vollständigen Textunabhängigkeit umkehrende Text-Bild-Relation. Von der Anlage der Zeichnungen her ergeben sich Parallelen zu einem der Planetenzyklen des etwa gleichzeitigen Tübinger Hausbuchs sowie zum Pariser Ms. Allem. 106, dessen Darstellungen sich jedoch wesentlich anspruchsvoller präsentieren. Hier wie da erscheint der nackte Planet samt seinen Attributen in einem Rundbild, welches von den als Häuser zugeordneten Tierkreiszeichen sowie weiteren Sternbildern umgeben ist. Im Unterschied zu Tübingen und Paris wurde die zugehörige Planetenkinderszene aber nicht unterhalb des Medaillons platziert, sondern auf einem separaten Folio, wohl recto, dem Himmelsregenten gegenübergestellt. Insgesamt artikuliert sich im Wolfenbütteler
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Codex Guelf. 29.14 Aug. 4° ein deutliches Bestreben nach Visualisierung, das auch um den Preis der Wiederholung alle Möglichkeiten zur Bebilderung nutzte. Die zahlreichen ikonographischen Parallelen zu anderen Handschriften derselben Überlieferungsgruppe, vor allem zu den Illustrationen des Tübinger Hausbuchs einerseits, die deutlichen Varianten der Bildzyklen andererseits legen jedoch nahe, dass Handschriften wie der Wolfenbütteler Codex im Rahmen einer breiten, mehr oder weniger freizügig verarbeiteten handschriftlichen Tradition gesehen werden müssen. Verzeichnis der Bilder Zu Von den 36 Sternbildern nach Michael Scotus: fol. 26r: Drache zwischen den Bären ( Draco inter Arctos), die in einer großen Windung nach links stehende Schlange mit Drachenhaupt in Seitenansicht, über und unter der Windung die in unterschiedliche Richtungen springenden Bären mit herausgestreckter Zunge. fol. 27r: Drache (Draco), mit gehörntem Hühnerkopf, gespreizten Flügeln, Vogelklauen und geringeltem Schlangenschwanz nach rechts stehend. fol. 27v: Orion fälschlich eingefügte Rückenfigur, bekleidet mit einem Fechterkostüm, auf dem Rücken ein rotes Kreuz, das Haupt im Profil, mit beiden Händen vor sich einen riesigen, ausgehöhlten Stechschild an zwei Griffen haltend, Bezeichnet: »Orison«. fol. 28r: Hercules, mit gespreizten Beinen leicht nach rechts stehender bärtiger Wildmann in Vorderansicht, in der vorgestreckten linken Hand ein ganzes Löwenfell, in der Rechten ein Schwert, um dessen Schneide ein Schlange gewunden. fol. 28v: Nördliche Krone (Corona borealis), mit Steinen besetzte Krone mit kleeblattförmigen Zacken von vorn in leichter Unteransicht. fol. 29r: Schlangenträger (Serpentarius), als nach rechts schreitender Jüngling mit in die Front gedrehtem Oberkörper, nackt bis auf Unterhose, die um sein rechtes Bein und seine Taille gewundene Schlange mit Schnabel mit der linken Hand am Kopf- sowie mit der rechten Hand am Schwanzende haltend, das lockige Haupt zum Schlangenkopf gewandt, mit dem rechten Bein auf dem Rücken des Skorpions (Scorpius), mit Dornenschwanz stehend, dieser nach rechts in Aufsicht. fol. 29v: Bärenhüter (Bootes), nach rechts schreitender Jüngling in zerrissenem miparti-Gewand, über der rechten Schulter ein Wandersack mit Baselstab darauf, in der Hand ein kurzes Winzermesser. fol. 30r: Fuhrmann (Agitator), feister bärtiger Mann, auf einem von zwei Pferden nach rechts gezogenen Kastenwagen, in der erhobenen Rechten eine Peitsche schwingend, die vorgestreckte Linke leer, ein drittes Pferd von rechts dem Wagen entgegenkommend. fol. 30v: Cepheus, nach links schreitender junger Geck mit schulterlangem Haar, in modische, mehrfarbige Gewänder gekleidet, auf dem Haupt ein flacher Hut mit Federschmuck, die Linke in die Hüfte gestemmt, in der vorgestreckten Rechten ein aufgestelltes Schwert am Knauf haltend. fol. 31r: Cassiopeia, mit ausgebreiteten Armen frontal auf einer Thronbank mit aus Balken gebildeter Rückenlehne (»Stangenthron«) sitzende Frauenfigur, auf dem leicht nach links geneigten Haupt eine Krone, mit der rechten Hand an den Pfosten der Lehne gefesselt. fol. 31v: Pegasus, nach links lagerndes Flügelpferdeprotom mit pflanzenartig wirkenden Flügeln. fol. 32r: Dreieck (Triangulum), Bild ausgerissen. fol. 32v: Siebengestirn (Pleiades, Clocha), Bild ausgerissen. fol. 33r: Leier (Lyra), als Orgel, größtenteils ausgerissen. fol. 33v: Schwan (Cygnus), Bild ausgerissen. fol. 34r: Hase (Lepus), nach links sitzend. fol. 34v: Orion, nach rechts schreitender Jüngling im Fechterkostüm, in der vorgestreckten Linken einen großem Schild mit Kreuz darauf, in der erhobenen Rechten hinter dem Rücken ein blankes Schwert haltend. fol. 35r: Adler (Vultur volans), mit ausgebreiteten Schwingen nach links. fol. 35v: Kanonspieler (Figura sonantis canoni), nach rechts schreitender, modisch gekleideter junger Mann, in der Lin-
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ken eine Flöte am Mund haltend, mit der Rechten eine vor dem Körper getragene Trommel schlagend. fol. 36r: Vultur cadens nach links stehender Adler. fol. 36v: Delfin (Delphinus), stark gekrümmter Fisch mit Schweineschnauze, Hauern und gezackter Rückenlinie. fol. 37r: Eridanus (Fluss), als bis auf eine Unterhose nackter lockiger Jüngling mit weisend erhobener rechter Hand auf dem in einem Gewässer schwimmenden Walfisch (Cetus), reitend, dieser mit Hauern und gezackter Rückenlinie. fol. 37v: Großer Hund (Canis maior), mit erhobenem Schwanz nach links stehend, vor ihm ein Knochen. fol. 38r: Schiff Argo (Argo Navis), größtenteils ausgerissen, an einem geschwungenen Ende ein Haus als Auf bau erkennbar. fol. 38v: Südlicher Fisch (Piscis austrinus), ausgerissen. fol. 39r: Kentaurenweibchen (Austronothus-Thetis), nach links springendes Mischwesen aus Frau mit langem Haar und Pferd mit gespaltenen Klauen und aufgestelltem Löwenschwanz in Seitenansicht, der nackte Oberkörper annähernd frontal, die Arme angewinkelt ausgebreitet, Hände offen. fol. 39v: Abgrund (Putheus), rundes Flammenbecken auf Rundsockel, aus dem Becken Flammen schlagend sowie zwei Dämonen schauend. fol. 40r: Milchstraße (Galaxia), zwei auseinanderstrebende Frauen mit Schleiern, die Linke mit Wasserschaff, die Rechte mit Besen und Krug, beide verbunden durch ein kreisförmiges Wolkenband. fol. 40v: Kentaur (Centaurus), nach rechts springendes Mischwesen aus bärtigem Mann und Pferd mit gespaltenen Hufen, der mit einem Fellgewand bekleidete Oberkörper zu drei Vierteln in die Front gedreht, das Haupt von einem Hut bedeckt, um die Hüfte ein Gürtel geschlungen, in der ausgestreckten Linken ein Schriftband haltend, von einer geschulterten Lanze in der Rechten ein Hase herabhängend, vor ihm eine große Amphore stehend, aus der ein Tier heraussieht. fol. 41r: Fahne (Vexillum), an einer nach links geneigten Lanze befestigte, nach rechts wehende, beige-braun gezaddelte sowie mit kleinen Flammen besetzte Fahne, darauf zwei Winzermesser. fol. 41v: Schlange, Mischkrug und Rabe (Hydra, Crater, Corvus), die s-förmig um einen entlaubten Baum mit Aststümpfen gewundene Schlange mit Schnabel, auf dem Schwanzende den Raben tragend, der Mischkrug als wassergefüllter Eimer rechts auf dem Boden stehend. fol. 42r: Vorhund (Anticanis), nach links springender Hund mit Halsband. fol. 42v: Kleines Pferd (Equus secundus), nach links galoppierendes ganzes Flügelpferd mit je einem weiteren Flügel an den Hufen. fol. 43r: Bohrer (Terebellum), mit der Spitze nach unten in ein Stück Holz gebohrt. fol. 43v: Andromeda, mit ausgebreiteten Armen zwischen zwei Baumstümpfen frontal stehende junge Frau mit langem, blondem Haar in rotem Kleid, mit beiden Händen an die Stämme gefesselt, Bezeichnet: »Der Dromeder«. fol. 44r: Perseus, nach rechts schreitender Ritter in Rüstung, in der vorgestreckten Linken das abgeschlagene männliche Medusenhaupt am Schopf haltend, in der erhobenen Rechten ein Schwert schwingend. fol. 44v: Altar (Ara), auf den Hinterbeinen aufrecht stehendes wolfsartiges Tier mit herausgestreckter Zunge, mit beiden Vorderpfoten eine umgedrehte Henkelkanne ausleerend, aus der sich zwei Wasserstrahlen über zwei Kerzenleuchter auf einem truhenartigen Kastenaltar mit Trageringen und Schloss ergießen, dazu ein unbeschriftetes Spruchband. Zu Von den Wirkungen der zwölf Tierkreiszeichen auf den Menschen: fol. 47r: Zodiakalhaus des Krebses (Cancer), dieser nach rechts in Aufsicht, in den Fenstern die Köpfe von Venus, Merkur, Luna, die drei Fahnen mit den zugehörigen Planetensymbolen. fol. 47v: Frau mit Pfeil. fol. 48v: Zodiakalhaus des Widders (Aries), dieser nach rechts springend, mit Ziegenbockbart, eingerollten Hörnern und lockigem Fell, in den Fenstern die Köpfe von Mars, Sol und Venus, die drei Fahnen mit den zugehörigen Planetensymbolen. fol. 49v: Frau mit Pfeil und Bogen. fol. 52v: Zodiakalhaus des Stiers (Taurus), dieser als nach rechts springende Ganzfigur, in den Fenstern die Köpfe von Merkur, Luna und Mars (!), die drei Fahnen mit den zugehörigen Planetensymbolen. fol. 53r: nackte Frau mit langen offenen Haaren, die Rechte weisend erhoben, das Geschlecht deutlich hervorgehoben, um sie herum die
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Initialen »M. E. V. G.«. fol. 55r: Zodiakalhaus der Zwillinge (Gemini), diese als sich gegenübersitzendes Paar, links die Frau mit Schneckenfrisur vollständig nackt, rechts der Mann mit Unterhose bekleidet, gemeinsam einen s-förmig gebogenen grünen Gegenstand mit einer Hand haltend, in den Fenstern die Köpfe von Jupiter, Mars und Sol, die drei Fahnen mit den zugehörigen Planetensymbolen. fol. 55v: sitzende Frau mit Spinnrocken. fol. 58r– v: ausgerissen. fol. 61r: Zodiakalhaus des Löwen (Leo), dieser mit heraushängender Zunge und gesenktem Schweif nach rechts springend, in den Fenstern die Köpfe von Saturn, Jupiter und Mars, die drei Fahnen mit den zugehörigen Planetensymbolen. fol. 61v: junge Frau mit Hennin. fol. 64r: Zodiakalhaus der Jungfrau (Virgo), diese in grünem Kleid auf einem Kissen lagernd, in der Rechten eine Pflanze, in den Fenstern die Köpfe von Sol, Venus und Merkur, die drei Fahnen mit den zugehörigen Planetensymbolen. fol. 64v: Frau mit Kleid und Haube, mit beiden Händen nach rechts zeigend. fol. 67r: Zodiakalhaus der Waage (Libra), diese als an der Raumdecke befestigte Balkenwaage, in den Fenstern die Köpfe von Luna, Saturn und Jupiter, die drei Fahnen mit den zugehörigen Planetensymbolen. fol. 68r: sitzende Frau mit Haube, in den Händen eine Spindel und ein Glas. fol. 70v: Zodiakalhaus des Skorpions (Scorpius), dieser mit drei Beinpaaren, Scheren und umgebogenen Dornenschwanz nach rechts in Aufsicht, in den Fenstern die Köpfe von Merkur (!), Luna (!) und Venus, die drei Fahnen mit den zugehörigen Planetensymbolen. fol. 71r: Jungfrau mit Harfe. fol. 73v: Zodiakalhaus des Schützen (Sagittarius), dieser als nach rechts springendes, satyrartiges Mischwesen aus bogenspannendem bärtigem Mann im Fellgewand und Pferd mit gespaltenen Hufen und aufgerichtetem Löwenschwanz, in den Fenstern die Köpfe von Merkur, Luna und Saturn, die drei Fahnen mit den zugehörigen Planetensymbolen. fol. 74r: Frau mit zwei nackten Kindern. fol. 76v: Zodiakalhaus des Steinbocks (Capricornus), dieser als nach rechts springender ganzer Ziegenbock, in den Fenstern die Köpfe von Jupiter, Mars und Sol, die drei Fahnen mit den zugehörigen Planetensymbolen. fol. 77r: Frau kniend vor Bildstock. fol. 79r: Zodiakalhaus des Wassermanns (Aquarius), dieser als auf dem Boden sitzender Jüngling in Vorderansicht, nackt bis auf eine Unterhose, auf dem lockigen Haupt ein geflochtener Hut, in den zur Seite gebreiteten Händen je einen Wassereimer haltend, in den Fenstern die Köpfe von Venus, Merkur und Luna, die drei Fahnen mit den zugehörigen Planetensymbolen. fol. 79v: junge Frau mit Blumen in beiden Händen. fol. 81v: Zodiakalhaus der Fische (Pisces), als zwei dicht übereinander in unterschiedliche Richtungen schwimmende gleich große Fische, in den Fenstern die Köpfe von Saturn, Jupiter und Mars, die drei Fahnen mit den zugehörigen Planetensymbolen. fol. 82r: Jungfrau mit gefesselten Händen, von einem Mann am Riemen geführt. Bilderreihe Von den sieben Planeten und ihren Kindern: fol. 86v: Luna, im Rundbild als junge Frau mit Krone und Fackel, nackt auf einer Mondsichel nach rechts sitzend, umgeben von Krebs sowie Schlange mit Bären, unter dem Medaillon Rad. fol. 87r: Venus, im Rundbild als auf einer Wiese auf Heu? nach rechts sitzende nackte junge Frau mit Schneckenfrisur, in der erhobenen Linken einen Spiegel, in der Rechten einen Stab, umgeben von Waage, Vultur volans, Schlange, Hase, Sichel, Stier, Drache, Krebs. fol. 87v: Merkurgeborene, Frau mit Spinnrocken und Kind, Schuhmacher am Arbeitstisch, junger Mann mit Schlüssel vor einem Holzschrank wird von zweitem Mann zur Ader gelassen. fol. 88r: Mondgeborene, Bettelmönch auf Kanzel, davor drei Personen, junger Mann mit Stab und Tasche, Turm, leeres Schriftband. fol. 88v: Merkur, im Rundbild als Gelehrter mit Winkelmaß und Astrolabium frontal auf einer Bank sitzend, umgeben von Jungfrau, Dreieck, Zwillingen, Sichel, Mann mit Sense und Schlangenträger. fol. 90r: Saturngeborene, Bäcker, der ein Brot in einen gemauerten Backofen schiebt, dazu Brotkorb, Henkelgefäß, Arbeitstisch.
130. Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Cod. Guelf. 29.14 Aug. 4° Saturn, Jupiter, Jupitergeborene, Mars, Marsgeborene, Venusgeborene, Sol, Sonnengeborene verloren. Zu Von den sieben Planeten und ihren Kindern: fol. 84r: Merkur, als jugendlicher Reiter, eine
Fahne mit Stern im Banner tragend, ihm folgend Gelehrter mit Buch und Astroloabium, Krämer mit Wanderstab und Kiepe. fol. 84v: Luna, als reitender Mönch mit Kirchenfahne, ihm folgend Mönch mit Urkunde, Mann mit Lanze und Gefäß. fol. 89r: Jupiter, als jugendlicher Reiter in geistlichem Gewand und Prälatenhut, eine Kirchenfahne tragend, ihm folgend Magister mit aufgeschlagenem Buch, junger Pilger mit Stab und zwei Pfeilen. fol. 89v: Mars, berittener Krieger in Rüstung, eine Fahne mit Fackel im Banner tragend, ihm folgend Fußknecht mit Beil und Hellebarde, dazu Metzger beim Schweineschlachten. fol. 90v: Saturn, jugendlicher Reiter mit geschulterter Hacke, eine Fahne mit Krone und Sichel im Banner tragend, ihm folgend Mönch mit Zirkel und geschultertem Sack, Bauer mit Hacke und Spielteller. fol. 91r: Sol, reitender jugendlicher König, eine Fahne mit Sonnenscheibe im Banner tragend, hinter ihm auf einer Kellertreppe ein Jüngling mit einer Flasche an einem Stecken sowie einem Brotkorb, stehender Gelehrter mit Rute und lesendem Zögling. fol. 91v: Venus, als Jüngling mit Blumenkranz auf dem Haupt, eine Fahne mit Hahn im Banner tragend, ihm folgend Lautenspieler sowie nackte Frau mit Blumen und Spiegel.
Provenienz Die Provenienz der Handschrift ist unbekannt. Wie aus der Notiz auf dem Vorsatzblatt hervorgeht, war der Codex bis 1898 mit einem Kalenderdruck nach Regiomontanus von 1537 sowie einem weiteren Druck prognostischen Inhalts des 16. Jahrhunderts zum »Codex 27 Astronom.« zusammengebunden.
Literatur Heinemann 1903, S. 350f., Nr. 3336; Steinschneider 1904, S. 73; Schreiber 1909, S. 10, Taf. 1 (fol. 29v); Hauber 1916, S. 76–81 und passim, Abb. 22 (fol. 90v), 23 (fol. 90r), 28 (fol. 89r); Zinner 1925, Nr. 8214, S. 482; Boll 1931, Taf. XIX, Abb. 37 (fol. 47r); Gundel 1936, S. 221, 323, Taf. 32b (fol. 47r); Kurze 1960, S. 79; Schmitt 1962, S. 49f., 76f., 80f., 89–92, 107–156; Weidemann 1964, S. 132–145; Wierschin 1968, S. 85ff.; Klibansky/ Panofsky/Saxl 1990, S. 364 Anm. 30, Taf. 30 (fol. 90v); Frühmorgen-Voss 1991, S. 470–474, Nr. 11.4.48., Abb. 213 (fol. 81v–82r), 214 (fol. 84r), 215 (fol. 28r); Kat. Wien/München 1990, S. 148, Abb. 39c (fol. 44r); Brown/Butcher 1991, Abb. 8 (fol. 90v); Fürbeth 1992, S. 49 Anm. 31, S. 50, 276f.; Snie˙z ynska-Stolot 1994, S. 67; Reißer 1997, S. 235, 326–334. Siehe S. 128, Abb. 1143–1156
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Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Ms. 7082 Fragment einer Sammelhandschrift. Sternbilderdarstellungen zur deutschen Bearbeitung des Sternbilderkapitels aus dem Liber Introductorius des Michael Scotus Oberdeutscher Raum, Schreibsprache Nordbairisch, 1. Hälfte 15. Jahrhundert (vor 1440) Kodikologische Angaben 210 × 135 mm (beschnitten), 2 fol., Pergament, fol. 1r–v zweispaltig, fol. 2 r–v einspaltig, Bastarda von einer Hand; Rubriziert, 1–2zeilige Lombarden, Überschriften, Strichelung etc. in Rot.
Art der Bilder Neben der Darstellung eines Arztes zum Text des Sternbilderkapitels fünf sparsam kolorierte Federzeichnungen der Konstellationen der südlichen Hemisphäre als von dreifacher Federlinie umgebene, nicht ganz spaltenbreite Medaillons, die nach der das Sternbild bezeichnenden Überschrift, jedoch vor dem zugehörigen Text in die Spalte eingefügt wurden. Position der Sterne nicht angegeben.
Inhalt fol. 1rv: fol. 2rv: fol. 2r:
Von den 36 Sternbildern nach Michael Scotus (Austronothus-Thetis bis Kentaur) Blutschau, vgl. Keil ed. 1969, S. 121, Nr. 3 Illustration: Arzt mit Gefäß
Kommentar Beim Nürnberger Fragment Ms. 7082 handelt es sich um ein beschnittenes Doppelblatt mit insgesamt vier Textseiten einer aufgelösten Sammelhandschrift, das offenbar als Koperteinband verwendet wurde. Die alte Foliierung xvi beziehungsweise xxxi zeigt, dass ursprünglich vier Blatt zwischen fol. 1 und fol. 2 lagen. Das Fragment war also einst das Außenblatt eines Ternio oder – wahrscheinlicher – das zweite oder dritte Blatt eines Quaternio oder Quinio. Die selbst im heutigen Zustand recht großzügig bemessenen Seitenränder zeugen ebenso wie die sorgfältig und professionell geschriebene Buchbastarda, das hochwertige Pergament sowie die Ausstattung mit Federzeichnungen von dem gehobenen Qualitätsstandard des ehemaligen Codex. Neben einem Traktat zur Hämatoskopie tradiert das Bruchstück auch einen astrologischen Text, der anhand der Sternbilder »Astronotus und Puteus abissus« sowie über die Integration der Milchstraße unter die Konstellationen als deutsche Bearbeitung des Sternbilderkapitels aus dem Liber Introductorius des Michael Scotus identifiziert werden kann. Zugleich deutet die Zusammenstellung von Astrologie und Aderlassthematik darauf hin, dass es sich bei der einstigen Sammelhandschrift um ein Kompendium unter anderem iatromathematischen Inhalts gehandelt haben könnte, wie sie sich aus dem deutschen Raum mehrfach erhalten haben.
131. Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Ms. 7082
Vom Sternbilderkapitel nach Michael Scotus haben sich vollständige Text-Bild-Corpora zu vier Konstellationen der südlichen Hemisphäre – Kentaurenweibchen, Milchstraße, Südlicher Fisch und Abgrund – erhalten. Hinzu kommen noch Titulus, Miniatur sowie zwei Zeilen zum Sternbild Kentaur. Der Text zu den Himmelszeichen, dessen Fassung sich am ehesten mit dem der dritten Überlieferungsgruppe deutscher Scotus-Bearbeitungen (vgl. Tübingen Ms. Md 2; Wolfenbüttel Cod. Guelf. 29.14 Aug. 4°) vergleichen lässt, verzichtet wie die Mehrzahl der deutschen Bearbeitungen auf alle mythologischen Angaben. Die astrothetischen Informationen beschränken sich auf eine kurze, der bildlichen Darstellung als Überschrift vorangestellte Nennung der Lage des entsprechenden Sternbildes zu den Tierkreiszeichen. Die Angaben beziehen sich dabei auf den Teil des Zodiakus, mit dem das Zeichen gleichzeitig über den Horizont aufsteigen soll. Der dem Bild nachfolgende eigentliche Text konzentriert sich hingegen auf die astrologischen Informationen zu den unter dem jeweiligen Sternbild Empfangenen oder Geborenen, die ausführlicher geschildert werden. Deutlich wird, dass es weniger um astronomische Genauigkeit im Hinblick auf die tatsächliche Gestalt der Sternbilder am Himmel, sondern vielmehr um die Schilderungen der astralen Einf lüsse auf Leben und Schicksal des Menschen ging. Dementsprechend wurde auf eine Angabe der Position der Einzelsterne in den Miniaturen verzichtet. Angelegt als von dreifacher Federlinie umgebene Rundbilder, entsprechen diese ganz der deutschen Überlieferungstradition. Eine Einschätzung der sparsam kolorierten Federzeichnungen fällt jedoch nicht leicht. Denn zum einen hat sich nur ein Bruchteil der ursprünglichen Bildfolge erhalten. Zum anderen geht die Ikonographie der wenigen Miniaturen eigene Wege und lässt sich mit keiner der anderen deutschen Scotus-Zyklen unmittelbar in Verbindung bringen. Außergewöhnlich ist bereits die Gestaltung des Kentaurenweibchens als ein von zwei angeschnittenen Krebsscheren begleitetes turmartiges Gebäude, das innerhalb der Scotus-Ikonographie singulär ist. Es liegt nahe, anzunehmen, dass die außergewöhnliche Gestaltung dieses Bildes durch einen Irrtum, durch die Vertauschung mit dem Sternbild Altar zustande kam. Dieser erscheint als zweistöckiges Gebäude mit Türmchen bereits im 9. Jahrhundert in einigen Handschriften, welche die Aratea in der Version der Recensio Interpolata tradieren (vgl. St. Gallen, Ms. 250 bzw. St. Gallen, Ms. 902). Möglicherweise artikuliert sich in dem fälschlich eingefügten Bild des Nürnberger Fragments eine ältere Illustrationstradition. Die dem Bauwerk zusätzlich beigegebenen Scheren lassen sich einerseits aus dem Umstand erklären, dass der Altar unterhalb des Skorpions zwischen dem Schützen und dem Kentauren zu lokalisieren ist. Sie können aber gleichermaßen aus der wörtlichen Umsetzung des Titulus Astronotus in Scorpione erklärt werden. Auch das sich anschließende Bild der Milchstraße als Wellenband aus fünf Linien, die offenbar sinnbildlich für die »weyßen wege« stehen, hat innerhalb der deutschen Überlieferung kein Pendant. Vergleichbar ist allenfalls die Darstellung einer illustrierten Sterntafelhandschrift in Florenz, Biblioteca Nazionale, Conv. Sopr. Cod. A. 6. 1147, in welcher die auf fol. 7v/8r dem Schlangenträger beigegebene Galaxia als ein mit Schlangenlinien schraffiertes schräges Band erscheint. Singulär ist gleichfalls das Bild des Putheus, das einen in lange Gewänder gekleideten Mann mit erhobenen Händen vor einem ihm gegenüberstehenden Dämon mit Bocksbeinen, Schwanz und Horn zeigt. Diese Darstellung erklärt sich aus dem Text, der unter den Vorlieben der unter dem Sternzeichen Geborenen gleich zweimal die Neigung zum Beschwören böser Geister anführt. Trotz des stark reduzierten Bildbestands lässt sich hier ein weiteres charakteristisches Kennzeichen der deutschen Überlieferung, die Tendenz zur wörtlichen Umsetzung,
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nachweisen. Ob sich auch die Gestaltung des jugendlichen Kentauren ohne Vorderbeine und mit von der Tradition abweichenden Attributen – ein Messer sowie eine Gans als Beutetier – der konkreten Schilderung des Textes verdankt, lässt sich heute nicht mehr klären. Das vielleicht durch eine Vermischung der Vorstellungen von Kentaur und dem Satyrtypus des Schützen entstandene Wesen mit den ornamental zurückgebildeten Vorderbeinen hat jedoch innerhalb der deutschen Gruppe Parallelen und lässt sich am ehesten der – allerdings dilettantischen – Zeichnung im Karlsruher Codex 2790 sowie den Miniaturen des Kentaurs im Freiburger Manuskript 458 beziehungsweise des Schützen im Wolfenbütteler Codex Guelf. 8.7 Aug. 4° vergleichen. Eine Verbindung zum Karlsruher Codex ergibt sich darüber hinaus auch über das Bild des als »Realie« offenbar problemlos zu gestaltenden Südlichen Fischs, der in beiden Handschriften als einzelner Fisch dargestellt ist. Die von Kurras getroffene Datierung des Nürnberger Fragments in die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts kann angesichts der Gegebenheiten der bildlichen Gestaltung noch präzisiert werden. Vor allem die Formen des Kostüms, aber auch der weiche, üppige Faltenwurf beim Mantel des als stehender Arzt gestalteten Magister Ptolomeus zum Text der Blutschau auf fol. 2r deuten trotz der eher bescheidenen Qualität der Zeichnung und des nur mäßigen Erhaltungszustandes auf eine Entstehungszeit in der ersten Hälfte des Jahrhunderts, vermutlich vor ca. 1440, hin. Verzeichnis der Bilder fol. 1ra: Kentaurenweibchen (Austronothus-Thetis), hausartiger Blockaltar mit kasten-
artigem Auf bau, darüber ein Türmchen mit Kegeldach, rechts davon die Scheren des Scorpions, bezeichnet »Astronotus in scorpione«. fol. 1rb: Milchstraße (Galaxia) , Wellenband aus fünf parallelen Linien, bezeichnet »sant Jacobs straß oder wege der weyß get zwischen cancer und capricorno«. fol. 1rb: Südlicher Fisch (Piscis austrinus), nach links schwimmender Fisch mit Zähnen, bezeichnet »Der groß visch ist zwischen aquario und pisces«. fol. 1va: Abgrund (Putheus), ein nach rechts stehender Mann in knöchellangem Obergewand mit beschwörend erhobenen Händen, ihm gegenüber ein mit ausgebreiteten Armen stehender Dämon mit Bocksbeinen, Schwanz und Horn, bezeichnet »Puteus abissus ist in scorpione«. fol. 1vb: Kentaur (Centaurus), nach rechts springendes Mischwesen aus jugendlichem Mann und Pferdeleib ohne Vorderbeine in Seitenansicht, der bekleidete Oberkörper annähernd in die Front gedreht, das Haupt von einer Mütze bedeckt, um die Hüfte ein Gürtel, in den zur Seite gebreiteten Händen links eine Gans und rechts ein Messer haltend, die Grenze zwischen Menschen- und Tierleib vom gezaddelten Saum des Gewandes verdeckt, bezeichnet »Centaurus ist an dem end libra und am anfang scorpione«.
Provenienz Die Provenienz des Fragments ist unbekannt. Es gelangte als Schenkung des Nikolaus Urban von Urbanstadt, Eger, in den Besitz des Germanischen Nationalmuseums. Eine entsprechende Bleistiftnotiz des 19. oder frühen 20. Jahrhundert, »v. Urbanstadt in Eger, Mappe«, hat sich neben mehreren Signaturen auf fol. 1r am unteren Blattrand erhalten.
Literatur Kurras 1980, S. 34. Siehe S. 128
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Karlsruhe, Badische Landesbibliothek, Ms. K 2790 (ehemals Antiquariat Ludwig Rosenthal München) Aszetisch-astrologisch-medizinische Sammelhandschrift, lateinisch-deutsch. Sternbilderdarstellungen zur deutschen Bearbeitung des Sternbilderkapitels aus dem Liber Introductorius des Michael Scotus Unterelsass (Basel?), Schreibsprache Elsässisch, 3. Viertel 15. Jahrhundert (nach 1456) Kodikologische Angaben 206 × 145 mm, 185 Folia (mit Blattverlusten), Papier, Text einspaltig, Bastarda von zwei Händen; Lombarden, Überschriften, Unterstreichungen, Caputzeichen sowie Strichelung in Rot.
Art der Bilder Neben zahlreichen astronomischen und mantischen Diagrammen und Schemata insgesamt 118 Illustrationen in kolorierter Federzeichnung von wenigstens zwei Händen sowie verschiedentlich grobe Federskizzen von jüngerer Hand. Neben Illustrationen zum Regimen Heinrichs von Laufenberg, der Tierkreiszeichen, Planeten etc. zum Text des Sternbilderkapitels 36 Darstellungen der Konstellationen von einer Hand. Die Position der Sterne ist nicht angegeben.
Inhalt Teil 1:
fol. 1r:
Nachtrag: Skizze eines Quadranten mit Angabe der Höhe der Tierkreiszeichen fol. 1v: Nachtrag: Judeneid; Inhaltsverzeichnis (16./17. Jahrhundert?) fol. 2r–23v: nachgetragene Notiz Iste liber scriptus est anno 1429 ut habetur pag. 120; Traktat: Von der kunst wol können sterben (Nikolaus von Dinkelsbühl?: Speculum artis bene moriendi, dt.), vgl. Rudolf ed.1957, S. 75ff., bes. 78–82 fol. 23v–29r: Das Leben Adams und Evas – fol. 29v: leer fol. 30r: Von frömden sachen und landen, durchgestrichen fol. 30r–31r: Abriss des christlichen Glaubens fol. 31r–34r: Sieben Bußpsalmen, dt.; Hymnus Christe, qui lux es et dies, deutsch – fol. 34v–36r: leer Teil 2:
fol. 36v–64v: Komputus mit Tabellen und Rotae fol. 38v: Abzählhand zur Bestimmung des jüdischen und christlichen Paschabeziehungsweise Osterfestes fol. 53r–63r: Astrologischer Kalender für die Diözese Basel, je recto: Monatskalender mit Datumsspalte, Spalten zur Berechnung des Neumondes, Heiligennamen, Mondzeichen, Angaben zum Sonnenlauf, Sonnenauf- und -untergang, Tageslänge, je verso: mittlerer Lauf der Planeten (ohne Sonne)
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fol. 63v–64v: fol. 65r–121r: fol. 75v–76v: fol. 125r–128r: fol. 128v–130v: fol. 131r–136r: fol. 137r–156r: fol. 156v–160v: fol. 161r–167r: fol. 167v–168r: fol. 168v–173v fol. 174r–174v: fol. 174v–177r:
Mondzyklen von 1404 bis 1481; Mondzyklen für 1444; Schema der Planetenbahnen sowie zwei unvollendete Rotae Heinrich von Laufenberg: Regimen, illustriert. Menge ed. 1976, S. 121– 538. Exzerpt des Branntweintraktats aus Michael Puff von Schrick: Von den ausgebrannten Wässern, Welker ed. 1988, S. 248f. – fol. 121v–124v: leer Iatromathematisches Corpus: Monatsregeln I, Monatsregeln II, verworfene Tage, vgl. Welker ed. 1988, S. 181–185, 189f. Wochentagsregimina Von den elf Himmeln und den zwölf Tierkreiszeichen Von den sieben Planeten und ihren Kindern – fol. 136v: leer Geomantie, deutsch mit Punktmustern und Tabellen Von den 36 Sternbildern nach Michael Scotus Johannes Hartlieb: Mondwahrsagebuch, Weidemann ed. 1964, S. 180–193 Namenmantik Iatromathematisches Corpus: Illustrierte Komplexionenlehre; Einteilung der Tierkreiszeichen; Sammellunar. Vgl. Welker ed. 1988, S. 201–210 Lateinischer Kometentraktat Traktat über den Kometen von 1456, deutsch – fol. 177v–185v: leer
Kommentar Beim Codex Karlsruhe 2790 handelt es sich um eine lateinisch-deutsche Sammelhandschrift, die in zwei auch thematisch unterschiedliche Teile zerfällt. Dabei konzentriert sich der erste Teil ausschließlich auf aszetische Texte, vor allem zu Tod und Erlösung. Der zweite, praktisch orientierte astronomisch-astrologische Teil tradiert hingegen das sogenannte Iatromathematische Corpus in Überlieferungsgemeinschaft mit dem Regimen des Freiburger Münsterkaplans Heinrich von Laufenberg, wobei letzteres vollständig und ohne weitere Ergänzungen, das Corpus hingegen in kontaminierter Fassung geboten wird. Der Karlsruher Codex ist zugleich der älteste Zeuge dieser, noch in einer Reihe weiterer Handschriften nachweisbaren Textsymbiose. Beide Kompendien enthalten Charakterisierungen der Monate, Tierkreiszeichen und Planeten samt ihren Einf lüssen auf den Menschen und die Welt, ferner Erläuterungen zu den Jahreszeiten und Temperamenten, aber auch diätetische und medizinisch-therapeutische Anweisungen. Der Bestand des Iatromathematischen Corpus ist in der Karlsruher Handschrift allerdings aufgebrochen, denn vor allem der im eigentlichen Sinn astrologische Teil wurde durch Texte aus anderen Traditionen ersetzt. Dies gilt etwa für die Zeichen- und Planetenlehre, wobei die Abhandlungen zu den Gestirnen zudem um den illustrierten deutschen Traktat Von den 36 Sternbildern nach Michael Scotus erweitert wurden. Ein Kalendarium sowie chronologisch-astronomische Berechnungen und Texte zur Prognostik runden die umfangreiche Sammlung ab. Mit dieser Verknüpfung von Kalender, Astrologie und Astromedizin sowie einem deutlich praktischen Interesse vertritt der Karlsruher Codex 2790 den Typus des sogenannten Kalendarischen Hausbuchs, das seinem Benutzer im Jahresverlauf als nützliches Handbuch diente und ihm Ratschläge und Warnungen im Hinblick auf die positiven wie negativen Einf lüsse der Gestirne gab. Der Entstehungskontext der Handschrift ist unbekannt. Es wäre jedoch denkbar, dass sie zum Eigengebrauch zusammengestellt wurde und aus dem Besitz eines an der konkreten Anwendung der Astrologie interessierten Laien stammte. Der auf fol. 2r notierte Vermerk einer Hand des 16./17. Jahrhundert, »Iste liber scriptus est anno 1429 ut habetur pag. 120 (!)«, dürfte im
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Hinblick auf eine Datierung etwas zu früh angesetzt sein. Aus der Analyse der Wasserzeichen ergibt sich ein möglicher Entstehungszeitraum um die Jahre 1452–1454. Auch zahlreiche Tabellen des Komputus weisen auf die Mitte des 15. Jahrhunderts. Exemplarisch sei auf die Beischriften zu den Rotae auf fol. 37r, »Anno domini 1434 incipit hec figura, bzw. auf fol. 37v, Anno domini 1455 hic invenitur ciclus solaris«, verwiesen. Da die Sammlung mit einem Kometentraktat abschließt, der sich auf die Himmelserscheinung von 1456 bezieht, ist als terminus a quo dieses Jahr anzusehen. Mit Ausnahme der nachgetragenen Notiz auf fol. 2r stimmen die verschiedenen Datierungen damit weitgehend überein und legen eine Entstehung der Handschrift im dritten Viertel des 15. Jahrhunderts nahe. Der Codex ist in den niederalemannischen Raum zu lokalisieren. Zwar vermerkt das stark abbrevierte Incipit zum Komputus auf fol. 36v »Si coniunctionem cuiuslibet mensis invenire vellis, respice figuram sequentem quod calcavi (!) ser (!) meridianum opidi Landspergensi quam occidentalibus est Wienna 18 minutis unius hore […]« (Landsberg am Lech?), aber die Sprache spricht ebenso wie der Kalender des Bistums Basel gegen eine dortige Entstehung. Für Basel, das – wie Welker (1988), Anm. 102 besonders betont – im Unterschied zur übrigen Schweiz zum niederalemannischen Sprachraum zählte, sprechen auch die Angaben eines im hinteren Spiegel eingeklebten deutschen Urkundenfragments des 15. Jahrhunderts. Es trifft in der zweiten und neunten Zeile die Ortsangabe »ze Brupach bzw. ze Bruopach«, verweist ferner auf ein »gewicht zu Basel« und erwähnt in der zehnten Zeile »vnser lieber her Hans Rot«. Schon Menge (1976) verwies darauf, dass es sich bei dieser Person um den 1452 verstorbenen Baseler Bürgermeister handeln könnte, der nachweislich Beziehungen zu dem im Unterelsass zwischen Basel und Mulhouse gelegenen Ort Brubach unterhielt. Für eine Provenienz aus dem Elsass spricht ferner die Nennung des Straßburger Literaten und Schreibers Kaspar Engelsüß als Übersetzer des Sternbildertraktats am Ende der Vorrede auf fol. 156v: »und ich kasper engelsüß habe dis zu tütsce uß dem latin gemacht«. Schon Harrsen (1958), S. 72f. stellte den vermeintlich 1429 von Engelsüß kompilierten Karlsruher Codex mit der nach ihrer Meinung gleichfalls von Engelsüß zusammengestellten Elsässischen Sternbilderfolge New York, Ms. M 384 sowie den mit dieser eng verwandten Handschriften in Salzburg, M II 180, und Rom, Cod. Pal. lat. 1370, zu einer Gruppe zusammen. Ergänzt um weitere Codices wurde diese von Knaus (1959) mit seiner konstruierten Straßburger Engelsüß-Werkstatt, die von 1429–1455 bestanden haben soll, in Verbindung gebracht. Hiergegen argumentierte zuletzt Bodemann (1996), die auch auf die im Vergleich deutlichen textlichen Differenzen der Sternbilderkapitel in Ms. K 2790 und den Handschriften der Elsässischen Sternbilderfolgen verwies. Tatsächlich verzichten die knappen Textabschnitte der Scotus-Bearbeitung im Karlsruher Manuskript im Vergleich zur elsässischen Gruppe auf die Aufzählung weiterer Bezeichnungen ein- und derselben Konstellation sowie der Einzelsterne und ihrer Positionen, die dementsprechend im Sternbild auch nicht mehr eigens eingetragen sind. Die astrothetischen Informationen beschränken sich allein auf eine kurze Nennung der Lage des Sternzeichens am Himmel. Exemplarisch sei auf die Ausführungen zur Position des Großen und Kleinen Bären verwiesen, für die allein die Angabe »Der grosse ber ist wider mittage by dem polum vnd der kleine ber ist wider mitternacht by dem polum« getroffen wurde. Demgegenüber sind die astrologischen Informationen zu den unter dem Sternbild Empfangenen oder Geborenen ausführlicher gehalten. Dieser Umstand belegt ein Interesse nicht an astronomischer Genauigkeit im Hinblick auf die Gestalt der Sternbilder am Himmel, sondern vorrangig an
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astrologischer Prognostik. Als symptomatisch dafür kann auch der Umstand gewertet werden, dass das Sternbilderkapitel in die Folge der prognostisch-astrologisch orientierten Texte des Iatromathematischen Corpus sowie des Regimen eingereiht wurde. Die Karlsruher Handschrift 2790 ist umfangreich bebildert, wobei die ausschließlich in Federzeichnung ausgeführten Illustrationen von wenigstens zwei Händen stammen und deutliche Qualitätsunterschiede innerhalb der verschiedenen Bildfolgen erkennen lassen. Neben den für das Regimen üblichen Miniaturen der Monatsarbeiten (fol. 65v–70v), der Tierkreiszeichen (fol. 77v–82r), Planeten (fol. 83v–87r), Himmelssphären, Jahreszeiten, Complexionen und Winde sowie weiteren Bildern zur Diätetik, Gesundheits- und Kinderpf lege findet sich zwischen fol. 128v und 130v eine zweite Serie von Tierkreiszeichen, deren Ikonographie nicht mit der des Regimen übereinstimmt. Sie begleitet den Traktat Von den elf Himmeln und den zwölf Tierkreiszeichen und ist im Vergleich zu den annähernd halbspaltenbreiten Rundmedaillons gleicher Thematik im Regimen von deutlich geringerer Qualität. Denn die zwölf Zodiakzeichen erscheinen hier in Form 4zeiliger, sparsam kolorierter figurierter D-Initialen, die links zu Beginn des zugehörigen Textabschnittes in die Spalte eingefügt sind und jeweils am äußeren Seitenrand von einer geomantischen Punktfigur begleitet werden. Die laienhaften Figuren entsprechen im Wesentlichen dem üblichen Schema. Auffällig ist allein die Gestaltung des Schützen als bogenspannendes satyrartiges zweibeiniges Mischwesen aus einem bärtigem Mann in Wams und Hut sowie einem Tierkörper mit Klauen und aufgestelltem Flammenschweif, wie es noch einmal in der Handschrift Wolfenbüttel, Cod. Guelf., 8.7 Aug. 4°, begegnet. Auch die Kentauren im Freiburger Ms. 458 sowie im Nürnberger Fragment (Ms. 7082) erscheinen in dieser Gestalt, allerdings sind den Himmelswesen dort andere Attribute beigegeben. Die kurzen Textabschnitte des Tierkreiszeichentraktats informieren über die dem Zeichen zugehörigen Planeten sowie die Anzahl der in ihm sichtbaren Sterne, ferner über seine Primärqualitäten sowie über die von ihm beeinf lussten Körperorgane. Wiederholt ausgelassene Einzelwörter oder Passagen lassen – und dies gilt für die gesamte Handschrift – auf eine gewisse Nachlässigkeit beim Umgang mit der benutzten Vorlage schließen. Neben den Tierkreiszeichen treten auch die Planeten innerhalb der Handschrift doppelt auf, denn ohne Zäsur schließt sich unmittelbar an die Zeichenlehre ein zweiter Planetentraktat an. Dessen Illustrationen führen dem Betrachter im Unterschied zur Bilderreihe des Regimen die Wandelsterne jedoch nicht als Personifikation, sondern allein im Form von über vier bis fünf Zeilen reichende, sehr einfache Sternsymbole mit eingeschriebenen Gesichtern vor Augen, die ausnahmslos von einer geomantischen Punktfigur begleitet werden. Auch hier wurden die Darstellungen von links zu Beginn des zugehörigen Textabschnittes, der über die astronomischen Daten, die astrologischen Merkmale sowie die Eigenschaften des Planeten sowie der unter ihm Geborenen informiert, eingefügt. Von laienhafter Qualität sind auch die Illustrationen zur deutschen Bearbeitung des Sternbilderkapitels. Ein Einzelbild des Großen Bären noch vor der Schlange mit den Bären eröffnet die Bildfolge. Ferner erscheinen die Sternbilder von Vultur cadens bis zum Musizierenden erst im Anschluss an das den Zyklus eigentlich abschließende Sternbild Fahne. Darüber hinaus wurden das Kleine Pferd und der Bohrer vertauscht, und der Musizierende folgt dem Delfin. Die Figuren sind nur gelegentlich über einem durch wenige Striche angedeuteten Bodengrund wiedergegeben. Einige der Darstellungen, etwa die des Fuhrmanns, sind unvollendet, andere wurden grob übermalt. Dies wird etwa beim Siebengestirn deutlich, das zunächst gemäß der Tradi-
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tion als sieben Büsten gestaltet war, dann aber so überpinselt wurde, dass nur drei von ihnen verblieben. Auch wenn – wie Bodemann (1996) zu Recht betonte – die Textversionen deutlich von einander abweichen, lassen einige Besonderheiten der Karlsruher Miniaturen trotz der bescheidenen Bildqualität eine Nähe zu den Handschriften der Elsässischen Sternbilderfolge erkennen. Deutlich wird diese Verwandtschaft etwa beim Sternbild Kentaur (fol. 159v), das wie dort als gef lügeltes Mischwesen aus jugendlichem Mann und Pferd gestaltet ist. Eine weitere Gemeinsamkeit ist die Verknüpfung der Sternbilder Walfisch und Fluss in einem Bild (fol. 160r), wobei Eridanus in der charakteristischen Pose des »Schwimmers« neben Cetus wiedergegeben ist. Noch augenfälliger ist jedoch die Übereinstimmung beim Bild der androgynen »Andromeda« (fol. 157v). Sie steht an zwei Bäume gekettet in einem Feuer – ein Detail, dass sich innerhalb der elsässischen Sternbilderfolgen ausschließlich in den Handschriften New York, Ms. M 384, sowie Edinburgh, Ms. Cr. 4.6, aber auch noch in der mit Karlsruhe verwandten Scotus-Bildfolge des Pariser Ms. Allem. 106 findet. Die eigenwillige Darstellung lässt sich wohl aus den Eigenschaften der unter dem Zeichen Geborenen, denen eine gewisse Neigung zur Ketzerei bescheinigt wird, ableiten – als Anspielung auf die Strafe des Todes auf dem Scheiterhaufen. Trotz aller Abweichungen zeigt das Karlsruher Ms. K 2790 aber auch eine gewisse Nähe zu den jüngeren Codices in Paris, Ms. Allem. 106, und Freiburg, Ms. 458. Letzterer bietet denselben Prolog zur Scotus-Bearbeitung mit dem Hinweis auf Ptolemaios, Tetrabiblos, Buch II als Quelle des Sternbildertextes, dessen Version in Karlsruhe folgendermaßen lautet: »Diß sint 36 bilde die do stond zwischent den 12 zeichen am himeln und vohend an die 36 bilde die do louffent zwischent den 12 zeichen vnd stond hie bezeichenet also su der meister partholomeus beschribt in dem andern buoch quadrupertiti […]«. Freiburg, Ms. 458 und Karlsruhe 2790 teilen ferner sehr ähnliche Textfassungen sowie die Ausführung der Bilder als bescheidene Marginalillustrationen. Daneben begegnet der ohne Schlange und Löwe wiedergegebene Hercules (fol. 157r) auch im Freiburger Manuskript. Er ist dort jedoch nur mit einem, anstatt wie in Karlsruhe mit zwei Schwertern dargestellt. Auch der ohne Skorpion gezeigte Serpentarius mit der spiralförmig gewundenen Schlange kehrt in Freiburg wieder. Darüber hinaus wurde hier wie da beim Sternbild Schlange, Mischkrug und Rabe der Crater weggelassen, und das Kleine Pferd ohne seine Fußflügel wiedergegeben. Derartige Übereinstimmungen bleiben jedoch punktuell, und insgesamt ergeben sich zwischen den Bilderreihen beider Handschriften doch mehr Differenzen als Gemeinsamkeiten. Weitere Besonderheiten des Karlsruher Bildzyklus beruhen wohl auf Missverständnissen in der Bildüberlieferung. So wurde die Milchstraße nur als wellenbesetzter Reif und der Abgrund als einfacher Flammentrog ohne Figuren gestaltet. Möglicherweise lässt sich das zusätzlich eingefügte Bild des Großen Bären daraus erklären, dass wie im Freiburger Ms. 458 eigentlich zwei Einzelbilder der Bären gedacht waren. Der wohl aufgrund falscher Etymologie als bärtiger Wanderer mit Stab und Bündel gestaltete Bootes schlägt jedoch ebenso eine Brücke zur Illustrationstradition der Wolfenbütteler Handschrift Cod. Guelf. 29.14 Aug. 4° wie das von drei Tieren gezogene Gespann des Fuhrmanns. Vielleicht handelt es sich bei dem in Freiburg Ms. 458 dem Bootes beigegebenen eigenartigen Attribut gleichfalls um einen Wanderstab mit Bündel, so dass sich hier erneut ein Zusammenhang ergeben könnte. Die Entsprechungen auf der einen und die deutlichen Abweichungen auf der anderen Seite führen zu dem Ergebnis, dass Handschriften wie der Codex Karlsruhe 2790 sowie die zum Vergleich herangezogenen Manuskripte im Rahmen einer breiten, oft frei verarbeiteten Tradition gesehen werden müssen.
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Verzeichnis der Bilder Zu Von den elf Himmeln und den zwölf Tierkreiszeichen: fol. 129v: Widder (Aries), mit erhobenem linken Vorderbein nach rechts stehend. fol. 129v: Stier (Taurus), nach rechts stehende Ganzfigur; Zwillinge (Gemini), Halbfiguren eines sich umarmenden nackten kindlichen Paares. fol. 130r: Krebs (Cancer), naturnaher Flusskrebs in Aufsicht; Löwe (Leo), heraldisch stilisierter Löwe, mit herausgestreckter Zunge und aufgerichtetem Schweif nach rechts springend; Jungfrau (Virgo), leicht nach rechts orientierte Frauengestalt, eine Pflanze in ihrer Linken; Waage (Libra), Balkenwaage ohne Trägerfigur; Skorpion (Scorpius), mit umgebogenem Schwanz nach rechts in Aufsicht. fol. 130v: Schütze (Sagittarius), als bogenspannendes satyrartiges Mischwesen, bärtig, mit Wams und Hut und Tierkörper mit zwei Beinen und aufgestelltem Schweif in Seitenansicht fol. 130v: Steinbock (Capricornus), nach rechts lagernder Ziegenfisch mit Steinbockhörnern; Wassermann (Aquarius), mit vorgestrecktem rechten Bein nach rechts stehender Mann, aus einer auf der rechten Schulter getragenen Vase Wasser ausgießend; Fische (Pisces), übereinander gegenläufig schwimmend, ohne Band. Zu Von den sieben Planeten und ihren Kindern: Darstellungen der Planetengötter als sieben 4–5zeilige sehr einfache Sternsymbole, diese mit Ausnahme von Saturn und Jupiter mit eingeschriebenen Gesichtern. fol. 134r: Saturn, als Stern; Jupiter, als Stern. fol. 134v: Mars, als Stern mit Strahlenkranz und Wolke; Sol mit Flammenkranz; Venus, als Stern. fol. 135r: Merkur, als Stern; Luna, Mondsichel mit eingeschriebenem Gesicht. Zu Von den 36 Sternbildern nach Michael Scotus. fol. 156v: Großer Bär (Ursa maior), nach rechts stehend; Kleiner Bär, von der Schlange umgeben ( Draco inter Arctos), die s-förmig gebogene Schlange mit Drachenkopf und herausgestreckter Zunge nach rechts, zwischen den Windungen die mit dem Rücken zueinander stehenden, in unterschiedliche Richtungen springenden Bären; Drache (Draco), feuerspeiender Drache mit Flügeln, nach rechts stehend. fol. 157r: Hercules, nach rechts schreitender Mann, das Haupt von einem Hut bedeckt, in beiden Händen jeweils ein Schwert tragend; Nördliche Krone (Corona borealis), steinbesetzte Zackenkrone in leichter Unteransicht; Schlangenträger (Serpentarius), nackte Gestalt mit einfach spiralförmig um den Leib gewundener Schlange mit erhobenem Kopf, ohne Skorpion (Scorpius), Bärenhüter (Bootes), nach rechts schreitender bärtiger Mann mit Hut, über der rechten Schulter einen Stab tragend, daran ein Bündel. fol. 157v: Fuhrmann (Agitator), auf dem von drei Zugtieren nach rechts gezogenen Wagen bis zur Hüfte sichtbare nackte Gestalt mit ausgebreiteten Armen, in der Rechten ein stabartiger Gegenstand, die winzigen Zugtiere (Pferde?) gestaffelt und angeschnitten, Miniatur wohl unvollendet; Cepheus mit gespreizten Beinen und ausgebreiteten Armen frontal stehend, Ärmelgewand, an der linken Seite ein großes Schwert am Schultergurt tragend; Cassiopeia, mit ausgebreiteten Armen frontal auf einer Thronbank mit aus Balken gebildeter Rückenlehne (»Stangenthron«) sitzend, mit beiden Händen an die Pfosten der Lehne gefesselt; Pegasus (Equus verspertinus), nach rechts lagerndes Flügelpferdprotom; Andromeda, mit gespreizten Beinen und ausgebreiteten Armen über einem Feuer zwischen zwei Bäumchen frontal stehende Gestalt, mit beiden Händen an die Stämme gefesselt, bezeichnet: »Adromedar«. fol. 158r: Perseus, nach rechts schreitender bekleideter Mann, das bärtige Haupt von einem spitzen Hut bedeckt, in der vorgestreckten Linken das blutende Medusenhaupt, in der erhobenen Rechten ein großes Krummschwert; Dreieck (Triangulum), gleichseitiges Dreieck, auf der Spitze stehend, um die obere Leiste drei Ringe; Siebengestirn (Pleiades, Clocha), zunächst als sieben Büsten, dann übermalt mit drei Büsten, bezeichnet »Die Henne mit den hü(nlein)«; Leier (Lyra), verderbt als lattenzaunartiges Gebilde. fol. 158v: Schwan (Cygnus), mit angelegten Flügeln und geöffnetem Schnabel nach rechts laufend; Adler (Vultur volans), mit ausgebreiteten Schwingen nach rechts flatternd; Orion, als nach links eilender Mann, auf dem Haupt ein spitzer Hut, in der
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Linken ein großes Krummschwert erhoben, auf dem Rücken ein Schild; Großer Hund (Canis maior), nach rechts springend; Hase (Lepus), nach rechts springend. fol. 159r: Schiff Argo (Argo Navis), ganzes Schiff mit Steuerruder, Mast und Segel; Kentaurenweibchen (Austronothus), teilweise überpinselter Kentaur; Milchstraße (Galaxia) , mit kurzen Wellenstrichen besetzter Reif ohne Figuren; Südlicher Fisch (Piscis austrinus), einzelner gekrümmter Fisch mit gezackter Rückenlinie und Zähnen; Abgrund (Putheus), rundes Flammenbecken über gestuftem Sockel. fol. 159v: Kentaur (Centaurus), in Seitenansicht nach rechts springend, mit großen Flügeln an der Menschenhüfte, auf der ausgestreckten Linken einen auf dem Rücken liegendes Tier tragend, auf die geschulterte Lanze ein weiteres Tier gespießt, am Hüftgürtel ein Schwert; Schlange, Mischkrug und Rabe (Hydra, Crater, Corvus) , die in einem flachen Bogen einfach gewundene Schlange, den Raben auf ihrer Schwanzspitze tragend, ohne Mischkrug; Vorhund (Anticanis), nach rechts springend; Bohrer (Terebellum), mit der Spitze nach unten. fol. 160r: Kleines Pferd (Equus secundus), nach rechts springendes ganzes Flügelpferd ohne Fußflügel; Fahne (Vexillum), nach rechts geneigte Kirchenfahne; Vultur cadens, auf dem nach rechts weisenden Pfeil nach vorn »stürzender« Vogel; Walfisch (Cetus), und Fluss (Eridanus), beide fast aufrecht stehend nebeneinander wiedergegeben, links der nach unten schwimmende Fisch, rechts Eridanus als »Schwimmer«, eine Hand weisend erhoben, Unterkörper in der Taille gedreht, Gesäß nach oben, Beine in leichter Schrittstellung. fol. 160v: Delfin (Delphinus), gekrümmter Fisch mit gezackter Rückenlinie nach links; Kanonspieler (Figura sonantis canoni), auf einer flachen Kastenbank nach links sitzender Harfenspieler; Sphärenzirkel.
Provenienz Die frühe Provenienz der Handschrift ist unbekannt. Seit 1914 galt sie als vermisst, befand sich aber vermutlich um 1914 im Münchener Antiquariat Ludwig Rosenthal. Im Jahre 1963 wurde sie von der Badischen Landesbibliothek vom Antiquar Mario Uzielli aus Liestal bei Basel erworben. Zuvor gehörte der Codex eine Zeit lang dem Heidelberger Mineralogen Professor Victor Goldschmidt (1853–1933), der das Buch 1914 vom Antiquariat Rosenthal erworben haben könnte. Vor 1914 war der Codex möglicherweise im Besitz des Hamburger Professors Aby Warburg, nach dessen Aufnahmen Hauber die Handschrift benutzt hat. Auf fol. Iv findet sich ein getilgter Eintrag am Oberrand, »G(… …) – (..). Const. [Constantiensis?]«. Im Innendeckel haben sich oben die moderne Signatur »Karlsruhe 2790« sowie die durchgestrichenen Zahlen »480 199« erhalten.
Literatur Kat. Handschriften und Miniaturen 155 (o. J.=1914), S. 63f., Nr. 381, Abb. Nr. 381; Hauber 1916, S. 144f. und passim; Harrsen 1958, S. 72f.; Knaus 1959, S. 1955f.; Schmitt 1966, S. 26; Längin 1974, S. 194, Nr. 176b; Menge 1976, S. 73–84; Kat. Karlsruhe 1982, S. 58f., Nr. 1.9; Welker 1988, S. 31ff. und passim; Frühmorgen-Voss 1991, S. 410–412, Nr. 11.4.23; Fürbeth 1992, S. 49 Anm. 31, S. 276; Bodemann 1996, S. 119ff., bes. S. 128ff.; Reißer 1997, S. 326–334, Abb. 26a–d (fol. 92r, 92v, 93r, 93v). Siehe S. 128
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Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Cod. Guelf. 8.7 Aug. 4° Astrologisch-astronomisch-medizinische Sammelhandschrift. Sternbilderdarstellungen zur deutschen Bearbeitung des Sternbilderkapitels aus dem Liber Introductorius des Michael Scotus Oberdeutscher Raum, Schreibsprache Alemannisch, um 1500 Kodikologische Angaben 250 × 210–215 mm (beschnitten), 168 Folia (mit Blattverlust zwischen fol. 19 und 20), Papier, Text einspaltig, Bastarda von einer Hand mit Nachträgen bis Mitte 16. Jahrhundert; fol. 34r: 10zeilige gerahmte D-Initiale in Rot und Grün, 3–6zeilige Farbinitialen (teilweise nicht ausgeführt), Lombarden und Überschriften in Rot, Strichelung in Rot und Grün.
Art der Bilder Neben zahlreichen Tabellen, Diagrammen und Rotae insgesamt 93 Illustrationen in kolorierter Federzeichnung von einer Hand. Neben Illustrationen zu den Regeln der Gesundheit, der Monatsarbeiten, Winde, Temperamente, Tierkreiszeichen, Planeten und Kometen zum Text des Sternbilderkapitels unvollendeter Bildzyklus mit 11 von 36 Darstellungen der Konstellationen. Die Position der Sterne ist nicht angegeben.
Inhalt Vorsatzblatt r: »Wiltu nu wissen was ein teglich Eclipsis bezeichnent So nym ware die mittel eclypsis das ist der zit also vera conjunctio« fol. 1r: Priamel; Notizen – fol. 1v–3r: leer fol. 4r: Documenta oeconomi fol. 4v–30r: Astrologischer Kalender fol. 4v–16r: Illustrierter astrologischer Kalender, je verso: ganzseitiges Monatsbild, begleitet von deutschen Monatsnamen sowie lateinischen und deutschen Monatsversen, je recto: lateinischer Monatskalender mit Heiligennamen, Sonnenauf- und -untergängen etc. fol. 16v–17r: Tabelle zur Ermittlung des Mondstandes im Tierkreis, Rotae mit Sonntagsbuchstaben und Goldener Zahl – fol. 17v: leer fol. 18r–19r: Zwei Traktate zu den Elementen und Sphären fol. 19v: ganzseitige Illustration: Zodiakus mit Weltbild fol. 20r–30r: Astronomische Traktate zum Lauf der Sonne und des Mondes, zu den Himmelsgraden, Sonntagsbuchstaben, Schaltjahren, Goldener Zahl, Tageslänge, Neumond, Planetenstunden etc., mit Rotae und Tabellen (= Erläuterungen zum Kalender) fol. 30v: Nachträge – fol. 31r–33r: leer fol. 33v–47r: Von den Wirkungen der zwölf Tierkreiszeichen auf den Menschen – fol. 47v–48r: leere Tabellen fol. 48v–56r: Von den sieben Planeten fol. 56v–74r: Von den 36 Sternbildern nach Michael Scotus – fol. 74v: leer
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Von den sieben Planeten Vom Eclipsitus solis oder lune; Von der Conjunctio und der Oppositio zwei leere Rundrahmen für Sonnen- und Mondscheibe Von den neun Kometen und ihren Wirkungen (Al-Kindi (?): Liber de significatione cometarum), deutsch, Thorndike ed. 1950, S. 16–61 fol. 122v–124r: Traktat Von den zwölf Winden, mit Rotae fol. 124v–127v: Von den vier Temperamenten; Von der Luft – fol. 128r–v: leer fol. 129r–168r: Konrad von Eichstätt: Regel der Gesundheit, illustriert, Hagenmeyer ed. 1995, S. 193–254. Darin fol. 139r–fol. 141r: Illustrationen: im Dampf bad; Arzt beim Klistieren – fol. 168v: Nachtrag: Tabelle Introitus Solis in 12 signa. fol. 75r–90r: fol. 90v–93v: fol. 90v: fol. 93v–122r:
Kommentar Beim Wolfenbütteler Codex Guelf. 8.7 Aug. 4° handelt es sich um ein astromedizinisches Kompendium, das den Menschen im mittelalterlichen Kosmos zeigt und diesen aus dem Blickwinken laienastrologischer Weltsicht darstellt. Die Handschrift vertritt dabei den Typus des sogenannten Kalendarischen Hausbuchs, das sich nicht an den Spezialisten, sondern an den interessierten Laien richtete und diesem im Jahresverlauf handbuchartig Ratschläge zur gesunden Lebensführung sowie Hinweise und Warnungen im Hinblick auf die Einf lüsse der Gestirne gab. Die Texte schreiten vom jahreszeitlichen Wechsel in der Abfolge der Monate zu den monatsbeherrschenden Zodiakzeichen, denen sich eine Planetenlehre sowie weitere Abschnitte zur Himmelskunde – darunter ein Sternbildertraktat nach Michael Scotus sowie eine Abhandlung zu den Kometen – anschließen. Ihr folgt eine dem antiken Viererschema entsprechende Temperamentenlehre, welche zum heilkundlich-diätetischen Teil des Codex überleitet. Dieser bietet anstelle der in vergleichbaren Kompilationen sonst zahlreichen kleineren Traktate die umfassende Gesundheitslehre des Konrad von Eichstätt. Dabei versammelt der Codex aber nicht ausschließlich Texte, sondern auch mehrere ikonographische Zyklen und Einzelbilder unterschiedlicher Tradition. Die erste Bildfolge, eine Serie ganzseitiger Monatsbilder, begleitet den umfangreichen Kalender, wobei die als Medaillons angelegten Darstellungen stets auf dem Versoblatt dem zugehörigen Monatskalender recto gegenüberstehen. Die mit dem deutschen Namen bezeichneten Miniaturen sind von hoher Qualität und werden von zum Teil nachgetragenen lateinischen und deutschen Monatsversen begleitet. Kurze Abhandlungen zu den Elementen und Sphären, denen ein ganzseitiges Weltbild mit der vom Wasser umgebenen Erde im Zentrum, den Sphären und des Zodiakus beigegeben ist, sowie ausführliche Erläuterungen zum Gebrauch der Monatstabellen ergänzen den kalendarischen Teil. Der sich anschließende Traktat Von den Wirkungen der zwölf Tierkreiszeichen auf den Menschen befasst sich mit dem Zodiakus und setzt das zwölfteilige Bauprinzip fort. Dabei erscheint dieser Text im Vergleich zu allen anderen Abhandlungen des Codex durch eine 10zeilige gerahmte D-Initiale in Rot und Grün auf fol. 34r besonders ausgezeichnet. Die Ausführungen zum Tierkreis sind umfangreich und thematisieren neben den Primärqualitäten sowie weiteren astrologisch-physikalischen Charakteristika auch die jeweils zugehörigen Planetendekane sowie die von ihm beeinflussten Körperorgane. Ferner werden Regeln, Gebote und Prognosen im Zusammenhang mit dem Eintritt des Mondes in das entsprechende Zeichen gegeben. Den Abschluss bilden kurze Ausführungen zu den Eigenheiten der unter der jeweiligen Konstellation Gebore-
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nen. Sie konzentrieren sich zunächst auf dessen Physiognomie, dann auf seine Eigenschaften sowie sein Schicksal und stellen eine Form mittelalterlicher psychologisch-physiognomischer Charaktertypologie dar. Die astrothetischen Informationen beschränken sich auf kurze Anmerkungen zur Sternzahl sowie auf die Aufzählung der Planetendekane und gehen dann in Bemerkungen zur Tages- und Nachtlänge, zu Sonnenlauf und -kraft sowie zu deren Wirkung auf Erde und Natur über. Dieser Text wird von insgesamt zwölf, dreiviertel- bis ganzseitigen Darstellungen der Zodiakzeichen begleitet. Die den Schriftspiegel überragenden Rundbilder sind mit dem Namen des jeweiligen Himmelwesens versehen und wurden nachträglich um lateinische und deutsche Verse ergänzt. Bis fol. 38v erscheinen sie vor, nach dem irrtümlichen Übergehen des Löwenbildes auf fol. 39r jedoch im Anschluss an den zugehörigen Textabschnitt. Der Bildraum ist durch eine Horizontlinie in eine Himmelszone und eine Bodenf läche geteilt. Die sorgfältig gezeichneten Figuren sind – mit Ausnahme der im Wasser schwimmenden Fische – auf einem mit detailliert dargestellten Pf lanzen bewachsenen Boden, zum Teil auch in einer baumbestandenen oder felsigen Landschaft, das heißt in ihrer natürlichen Umgebung wiedergegeben. Die Tiere sind naturnah und lebendig erfasst, die menschlichen Gestalten wohlproportioniert und modern gekleidet. Wie für die deutschen Handschriften üblich, erscheinen die Zwillinge als ein sich bei den Händen haltendes nacktes Paar ohne Flügel und Attribute. Die diademgeschmückte ungef lügelte Jungfrau ist auf einer Wiese sitzend wiedergegeben und hält in ihrer Rechten eine Blume. Beim Bild der Waage wurde die Trägerfigur zum bärtigen Kaufmann ausgestaltet, der zwischen zwei gefüllten Säcken offenbar mit dem Abwiegen seiner Waren beschäftigt ist (vgl. auch Cambridge, Emmanuel College Library , Ms. 70, fol. 92v). Der Schütze erscheint als zweibeiniges satyrartiges Mischwesen aus modern gekleidetem Jüngling und Löwenkörper in Rückenansicht. Das offenbar aus dem Satyrtypus entwickelte Bild hat innerhalb der deutschen Gruppe Parallelen und lässt sich am ehestem der – allerdings laienhaften – Zeichnung im Karlsruher Codex 2790 sowie den Darstellungen der Kentauren im Freiburger Hs. 458 sowie im Nürnberger Fragment vergleichen. Bemerkenswert ist auch das Bild des Wassermanns, der mit hochgekrempelten Hosen in einem von schollenartigen Felsen umgebenen Gewässer stehend wiedergegeben ist und mit jeder Hand einen Krug ausleert. Detailfreudige und lebendige Bilder wie dieses zeigen dabei ganz deutlich die Tendenz des Malers zum Erzählerischen. Der nächste Abschnitt der Handschrift behandelt die Wandelsterne und ist siebenfach gegliedert. Auch dieser Traktat wird von einer Folge ganzseitiger Medaillons begleitet, die analog den Monatsbildern dem zugehörigen Text gegenübergestellt sind. Im Zentrum der Seite schreitet der Planetengott mit seinen Attributen in einem großen Rundbild in antikisierender Nacktheit vor der Himmelszone über den Bodengrund. Die ihm zugehörigen Häuser sind in Form kleinerer Medaillons beigegeben. Der Figurentypus des nackt Stehenden mit einem Stern vor dem Geschlecht verweist dabei auf das Vorbild der Baseler Holzschnittfolge, welchem die Darstellungen im Wesentlichen folgen. Außergewöhnlich ist allein das Bild Jupiters als Perseus mit abgeschlagenem männlichen Haupt und Schwert wie es auch der Edinburgher Codex Cr. 4.6 (fol. 94r) kennt. Dabei gehört das Wolfenbütteler Manuskript zu einer ganzen Gruppe von Handschriften, welche sich zwar der vereinheitlichten Basler Planetenikonographie bediente, auf die Darstellungen der Planetenkinder aber ebenso verzichtete wie auf die Planetengedichte. Die in Prosa verfassten Abschnitte zu den Wandelsternen beschreiben deren Eigenschaften und Lauf, die zugehörigen Häuser sowie die Wirkungen auf die Menschen. Ferner thematisieren sie
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die Eigenschaften und Physiognomie der Planetenkinder. Am Ende des Traktats folgen kurze Abhandlungen zur Geburt unter den Planeten, zum Wetter und zum Regenbogen. Hieran schließt unmittelbar die deutsche Bearbeitung des Sternbilderkapitels aus dem Liber Introductorius des Michael Scotus mit den entsprechenden Illustrationen der Konstellationen an. Der sorgfältig geschriebene Text, dessen knappe Fassung mit jener der Karlsruher, Freiburger und Pariser Handschrift übereinstimmt, erlaubt die Zuordnung des Codex zur dritten Überlieferungsgruppe (vgl. Tübingen, Ms. Md 2; Wolfenbüttel, Cod. Guelf. 29.14 Aug. 4°). Er beschränkt sich auf die kurze Nennung der Position der Konstellation mit Grad und Zodiakstellung. Ansonsten bietet er ausschließlich astrologische Informationen zu Eigenschaften und Schicksal der unter dem jeweiligen Sternbild Geborenen. Die Ausführungen werden von einer Serie zum Teil farbig gerahmter Medaillons begleitet. Allerdings blieb der Zyklus unvollendet, denn nur elf der 36 Bilder wurden fertiggestellt; von den übrigen haben sich allein die leeren Rundrahmen erhalten. Der Text des Sternbilderkapitels ist dagegen vollständig aufgezeichnet und erlaubt aufgrund der Passagen zu den einschlägigen Konstellationen die Zuordnung der Bilderreihe zur Scotus-Tradition ebenso wie Aufschlüsse über die Abfolge der Miniaturen, die gelegentlich fehlerhaft ist (s. u.). Insgesamt lässt die Handschrift jedoch eine planvolle und vor allem großzügige Anlage erkennen, die sich auch darin artikuliert, dass – mit Ausnahme des Großen Bären – auf jeder Seite ein geschlossenes Ensemble aus Text und Miniatur erscheint. Die Besonderheiten der Ikonographie sind für die dritte Gruppe der deutschen Scotus-Bearbeitungen charakteristisch. So wird die Reihe von den Einzelbildern der jeweils auf der Schlange stehenden Bären eröffnet (fol. 56v, 57r). Parallelen ergeben sich hier zu den Handschriften in Freiburg, Hs. 458, und Karlsruhe, Ms. K 2790. Darüber hinaus lassen fünf der elf vollendeten Bilder eine deutliche Nähe zu den Handschriften in Wolfenbüttel, Cod. Guelf. 29.14 Aug. 4°, und Tübingen, Ms. Md 2, erkennen. Gemeinsam ist allen das wohl aus einer Vermischung der Vorstellungen vom fellbekleideten Hercules, Wildmann und dem Satyrtyp des Schützen resultierende Bild des Hercules als Wildmann, der ein Löwenfell in der einen, ein Schwert mit einer darum sich windenden Schlange in der anderen Hand trägt (fol. 58r). Auch der geckenhafte Cepheus (fol. 60v) findet sich in allen drei Handschriften wieder. Diese Bildvorstellung ist offenbar in wörtlicher Umsetzung der Ausführungen des Textes entstanden, welcher die unter dem Zeichen Geborenen als wohlhabend und voll des Müßiggangs sowie allen irdischen Freuden zugeneigt beschreibt. Nirgendwo kommt dies besser zum Ausdruck als im Wolfenbütteler Codex, in dem die Himmelsgestalt – ein Herz in der Linken und einen Falken auf der Rechten – als »Minnefalkner« auftritt. Der Bärenhüter in Bauerntracht (fol. 59v) hat ein fast identisches Pendant im Tübinger Codex Md 2. Auch die Ketten, mit denen Cassiopeia an die Lehne ihres Thrones gefesselt ist (fol. 61r), begegnen in Tübingen wieder. Das dritte Pferd beim Fuhrmann lässt sich hingegen in den Bildfolgen von Wolfenbüttel Cod. Guelf. 29.14 sowie im Karlsruher Manuskript 2790 nachweisen. Wie der Text zum Sternbild Cetus/Eridanus, »der wale visch vnd der nacket man sint in dem wassermann In den vischen vij gradus« (fol. 65v), bemerkt, waren beide Figuren in einem Bild zusammengefasst. Analog den Planeten und Zodiakzeichen sind auch die Sternbilder innerhalb eines zweigeteilten Bildraumes in ihrer natürlichen Umgebung auf einem Bodenstück wiedergegeben, das teilweise mit sorgfältig und realitätsnah gezeichneten Pf lanzen bewachsen ist. Die in lebendiger Federzeichnung ausgeführten Figuren sind wohlproportioniert und in einer vergleichsweise breiten Palette farbig laviert. Die Tiere sind naturnah, detailreich und lebendig erfasst. Die
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Bewegungen der menschlichen Figuren wirken leicht und überzeugend. Während die Planeten ausnahmslos in antikischer Nacktheit erscheinen, tragen die Gestalten des Zodiak und der Sternbilderfolge die Tracht der Zeit um 1500. Die bereits beim Tierkreis postulierte Tendenz des Zeichners zum Erzählerischen offenbart sich auch bei den Konstellationen im Detail. Exemplarisch sei auf die sich im Fell des Wildmannes Hercules verbeißende Schlange oder das bedrohlich zurückgewandte Haupt des Drachens verwiesen. Im Unterschied zu den vergleichbaren Handschriften wirken die Federzeichnungen des Wolfenbütteler Codex Guelf. 8.7 Aug. 4° dem Text nicht nachgeordnet. Im Gegenteil ist das Text-Bild-Verhältnis hier zugunsten des Bildes umgekehrt. Denn die Himmelswesen erscheinen nicht mehr nur als Randfiguren, sondern rücken ganz ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Zum himmelskundlichen Teil der Wolfenbütteler Handschrift zählen darüber hinaus noch ein zweiter, allerdings bilderloser Planetentraktat sowie eine illustrierte Kometenlehre, bei der es sich um eine Bearbeitung des Liber de significatione cometarum handelt. Innerhalb der deutschen Scotus-Handschriften wird dieser Text hauptsächlich von der Elsässischen Gruppe tradiert und erscheint außerhalb dieser – abgesehen von Wolfenbüttel – nur noch in der Freiburger Hs. 458. Wie in der Elsässischen Gruppe wird der Kometentraktat auch in diesen beiden Handschriften von den Illustrationen der Kometen in den Dreiheiten ihrer Elemente sowie in den Tierkreiszeichen begleitet. Im Unterschied zur den elsässischen Codices fehlen jedoch die zahlreichen Gelehrtenfiguren. Darüber hinaus weicht auch die den Abschnitt von den Kometen in den Weltgegenden begleitende Illustration, welche im Freiburger Manuskript fehlt, von der Elsässischen Tradition ab. Die Wolfenbütteler Handschrift Cod. Guelf. 8.7 Aug. 4° kombiniert Texte und Bilder unterschiedlicher Traditionen. Der Umstand, dass alle Möglichkeiten zur Illustration genutzt und den Darstellungen darüber hinaus großzügig Raum zur Verfügung gestellt wurde, lässt ganz deutlich ein Interesse am Bild erkennen. Beim Sternbildertraktat kann sogar von einer Dominanz der Illustrationen gesprochen werden, denn die knappen Texte zu den Konstellationen wirken in ihrer Zurückgenommenheit wie Notizen zum Bild. Insgesamt lässt die Handschrift eine planvolle Anlage erkennen. Zahlreiche leere Seiten sowie die großzügige Text-BildVerteilung verweisen auf einen großen Aufwand beim Beschreibmaterial. Die Provenienz des Wolfenbütteler Codex ist nicht bekannt. Der weitgespannte Themenkreis deutet jedoch auf ein astromedizinisch interessiertes Laienpublikum hin, das sich von einem Handbuch wie diesem nützliche Informationen erhoffte und wohl am ehesten im bürgerlichen Umfeld der Städte zu suchen sein wird. Verzeichnis der Bilder Zu Von den Wirkungen der zwölf Tierkreiszeichen auf den Menschen. fol. 33v: Widder (Aries), nach rechts stehend. fol. 35r: Stier (Taurus), mit erhobenem linken Vorderbein nach links stehende Ganzfigur. fol. 36v: Zwillinge (Gemini), nacktes jugendliches Paar, einander bei den Händen haltend, ohne Flügel und Attribute. fol. 38r: Krebs (Cancer), naturnaher Krebs in Aufsicht. fol. 39r: irrtümlich gezeichnetes leeres und durchgestrichenes Rundmedaillon für Löwe. fol. 40r: Löwe (Leo), mit zwischen den Hinterbeinen durchgeführtem Schweif nach links in Seitenansicht, den Oberkörper leicht zum Betrachter gewandt. fol. 41r: Jungfrau (Virgo), leicht nach links sitzende Frontalgestalt mit offenem Haar, auf dem Haupt ein Diadem mit Blütenschmuck, in der Rechten eine Blume haltend. fol. 42r:
133. Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Cod. Guelf. 8.7 Aug. 4° Waage (Libra), zwischen zwei gefüllten Säcken nach rechts stehender Kaufmann mit spitzem Bart, in seiner Rechten eine Balkenwaage haltend, die Linke im Redegestus. fol. 43r: Skorpion (Scorpius), nach links lagernder Skorpion mit drei Beinpaaren, Scheren und umgebogenem Dornenschwanz. fol. 44r: Schütze (Sagittarius), zweibeiniges satyrartiges
Mischwesen aus Löwenkörper und Jüngling in Rückenansicht, mit dem Bogen zielend, der Pfeil fehlt. fol. 45r: Steinbock (Capricornus), nach links springender ganzer Steinbock. fol. 46r: Wassermann (Aquarius), frontal in einem Gewässer stehender Jüngling, ein Dolch am Gürtel, in beiden Händen je einen umgedrehten Krug haltend, aus dem Wasser ausfließt. fol. 47r: Fische (Pisces), im Wasser übereinander in unterschiedliche Richtungen schwimmende gleich große Fische, ohne Band. Zu Von den sieben Planeten: fol. 48v: Saturn, nach links schreitender nackter bärtiger Mann, in der erhobenen Rechten eine Sichel, unter der linken Achsel eine Krücke, das Geschlecht von einem großen Stern bedeckt, dazu Steinbock (Capricornus), und Wassermann (Aquarius). fol. 49v: Jupiter, mit gespreizten Beinen frontal stehender Jüngling, vollständig nackt, das Geschlecht von einem großen Stern bedeckt, in den zur Seite gebreiteten Armen rechts ein abgeschlagenes Männerhaupt am Schopf gepackt sowie links ein Schwert haltend, dazu Fische (Pisces), und Schütze (Sagittarius). fol. 50v: Mars, mit vorgestrecktem rechten Bein frontal stehender nackter Mann, auf dem bärtigen Haupt einen Helm tragend, das Geschlecht von einem großen Stern bedeckt, in der Linken eine aufgestellte Fahnenlanze, in der Rechten ein verzierter Rundschild, dazu Widder (Aries), und Skorpion (Scorpius). fol. 51v: Sol, mit gespreizten Beinen frontal stehende gekrönte Jünglingsgestalt, vollständig nackt, das Geschlecht von einer Sonne bedeckt, in den zur Seite gebreiteten Armen rechts ein Szepter sowie links ein gezacktes Schwert, dazu Löwe (Leo). fol. 52v: Venus, leicht nach rechts stehende nackte Frauengestalt mit offenem Haar, das Geschlecht von einem Stern bedeckt, in den zur Seite gebreiteten Händen rechts eine Blume und links ein Rundspiegel, dazu Stier (Taurus), und Waage (Libra). fol. 53v: Merkur, mit gespreizten Beinen frontal stehender Jüngling, vollständig nackt, das Geschlecht von einem großen Stern bedeckt, in den zur Seite gebreiteten Händen rechts ein Geldbeutel sowie links zwei Schlangen, dazu Jungfrau (Virgo), und Zwillinge (Gemini). fol. 54v: Luna, leicht nach rechts stehende nackte Frauengestalt mit offenem Haar, das Geschlecht von einer Mondsichel mit eingeschriebenem Gesicht bedeckt, in der erhobenen Rechten ein Horn, die Linke vom Körper abgespreizt, dazu Krebs (Cancer). fol. 56r: Regenbogen. Zu Von den 36 Sternbildern nach Michael Scotus: fol. 56v: Großer Bär (Ursa maior), in Seitenansicht nach rechts auf der u-förmig gebogenen Schlange mit aufgerichtetem Kopf stehend. fol. 57r: Kleiner Bär (Ursa minor), mit herausgestreckter Zunge, in Seitenansicht nach links auf der s-förmig gebogenen Schlange mit aufgerichtetem Kopf stehend. fol. 57v: Drache (Draco), heraldisch stilisierter, feuerspeiender Drache in Seitenansicht nach rechts. fol. 58r: Hercules, nach rechts schreitender bärtiger Wildmann, in der vorgestreckten Linken ein ganzes Löwenfell tragend, in der Rechten ein blankes Schwert, um dessen Schneide ein Schlange gewunden. fol. 58v: Nördliche Krone (Corona borealis), steinbesetzte Zackenkrone in leichter Unteransicht. fol. 59r: Schlangenträger (Serpentarius), nach links eilender Jüngling mit in die Front gedrehtem Oberkörper, nackt bis auf Unterhose, die um sein linkes Bein und seine Taille gewundene Schlange mit der linken Hand am Kopf- sowie mit der rechten Hand am Schwanzende haltend, das lockige Haupt vom Schlangenkopf abgewandt, zwischen den Beinen der Skorpion (Scorpius), mit Dornenschwanz nach links in Aufsicht. fol. 59v: Bärenhüter (Bootes), mit ausgebreiteten Armen und zurückgewandtem Haupt nach rechts schreitender Mann in Bauerntracht, auf dem Haupt eine helmartige Mütze mit Gugel, in der rechten Hand ein Krummschwert oder großes Winzermesser sowie in der linken Hand eine Keule haltend. fol. 60r: Fuhrmann
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Katalog der Astrologischen Bücher des 15. Jahrhunderts (Agitator), auf dem von zwei Pferden nach rechts gezogenen Leiterwagen sitzender bärtiger Mann, in der erhobenen Rechten ein Stab, in der vorgestreckten Linken die Zügel eines dritten, entgegenkommenden Pferdes haltend. fol. 60v: Cepheus, als »Minnefalkner« in modischen Gewändern, auf dem Haupt ein flacher Hut mit Federschmuck, zwischen den Beinen ein Schwert am Gürtel, auf der behandschuhten Linken einen Falken tragend, in der Rechten ein Herz empor haltend. fol. 61r: Cassiopeia, mit ausgebreiteten Armen frontal auf einer Thronbank mit aus Balken gebildeter Rückenlehne (»Stangenthron«) sitzende Frauenfigur, auf dem Haupt eine Krone, die beiden Hände mit Ketten an den Pfosten der Lehne gefesselt. Rest nicht ausgeführt. Zu Von den neun Kometen und ihren Wirkungen (Kometen in den Dreiheiten der Elemente): fol. 94r: Komet in der Dreiheit des Feuers (Widder, Löwe, Schütze), oben tubaförmiger Komet mit eingerolltem Schweif, darunter in Medaillons eingepasst: Widder, nach rechts schreitend; Löwe, heraldisch stilisiert, mit erhobener rechter Tatze und herausgestreckter Zunge in Seitenansicht nach links stehend; Schütze als bogenspannender Jüngling im ge zaddelten Wams und Mütze in Rückenansicht. fol. 94v: Komet in der Dreiheit der Erde (Stier, Jungfrau, Steinbock), oben kugelförmiger Komet, von dem Strahlen und ein kurzer Schweif ausgehen, darunter in Medaillons eingepasst: Stier als mit erhobenem Vorderbein in Seitenansicht nach rechts stehende Ganzfigur; Virgo als junge Frau, frontal sitzend, das Haupt mit der Schneckenfrisur von einem Blütenkranz geschmückt, eine Blume in der Hand haltend; Capricornus als kompletter Steinbock, nach links springend. fol. 95v: Komet in der Dreiheit der Luft (Zwillinge, Waage, Wassermann), oben aus doppeltem, blütenartigen Rahmen gebildeter Komet mit Gesicht, darunter in Medaillons eingepasst: Gemini als ein sich mit den Händen berührendes junges Paar; Waage als Balkenwaage mit bekleideter männlicher Trägerfigur; der jugendliche Wassermann in einem Gewässer stehend und mit jeder Hand einen Krug ausleerend. fol. 96v: Komet in der Dreiheit des Wassers (Krebs, Skorpion, Fische), oben Komet mit federartigem Schweif, darunter in Medaillons eingepasst: Krebs in Aufsicht; der gewundene Skorpion mit Dornenschwanz in Aufsicht; die Fische übereinander, in unterschiedliche Richtungen schwimmend; Kometen in den zwölf Tierkreiszeichen. fol. 97v: Widder (Aries), nach links springend, links tropfenförmiger Komet mit Flammen und Sternchen. fol. 98v: Stier (Taurus), mit erhobenem rechten Vorderbein nach rechts stehende Ganzfigur, links kugelförmiger Komet mit langem, wasserstrahlartigem Schweif. fol. 99v: Zwillinge (Gemini), nacktes jugendliches Paar, mit einer Hand die Scham bedeckend, mit dem anderen einander berührend, links ein von zwei Schwertern durchbohrter kugelförmiger Komet. fol. 100v: Krebs (Cancer), in Aufsicht schräg nach rechts stehendes naturnahes Tier, rechts der füllhornartige Komet mit eingerolltem Schweif. fol. 101v: Löwe (Leo), heraldisch stilisiert, nach rechts stehend, darüber kugelförmiger Komet mit Flammen. fol. 102v: Jungfrau (Virgo), frontal sitzende junge Frau, das Haupt von einem Blütenkranz geschmückt, in jeder Hand Blumen haltend, links kugelförmiger Komet mit langem, wasserstrahlartigem Schweif. fol. 103v: Waage (Libra), Balkenwaage mit bekleideter männlicher Trägerfigur, darüber kugelförmiger Komet mit Strahlen und Strahlenschweif. fol. 104v: Skorpion (Scorpius), mit Dornenschwanz in Aufsicht, darüber kugelförmiger Komet mit einem aus Federn zusammengesetzten Schweif. fol. 105v: Schütze (Sagittarius), als satyrartiges Mischwesen aus bogenspannendem Jüngling im gezaddelten Wams und Löwenkörper in Rückenansicht, darüber blütenförmiger Komet mit eingeschriebenem Gesicht, am Kontur mit Sternen besetzt. fol. 106v: Steinbock (Capricornus), nach links springender Steinbock, darüber kugelförmiger Komet mit eingeschriebenem Gesicht, an der Kontur mit Sternen besetzt. fol. 107v: Wassermann (Aquarius), mit gespreizten Beinen frontal stehender Jüngling, mit jeder Hand einen Krug ausleerend, darüber ein von zwei Schwertern durchbohrter kugelförmiger Komet. fol. 108v:
133. Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Cod. Guelf. 8.7 Aug. 4° Fische (Pisces), zwei übereinander in unterschiedliche Richtungen schwimmende Fische
ohne Verbindung, darüber tropfenförmiger Komet mit Flammen und sternbesetzter Kontur. Von den Kometen in den Weltgegenden: fol. 117v–118r: Doppelbildseite mit acht ungerahmten Kometenzeichnungen, der oben dem Schützen zugeordnete Komet fehlt.
Provenienz Die Provenienz der Handschrift ist unbekannt. Im Vorderdeckel finden sich oben die alten Signaturen »No 48, Folio. 168.« und »67« sowie unten ein nur fragmentarisch erhaltener Eintrag »Argentina […] 22. Junij [16]51«.
Literatur Heinemann 1903, S. 138f., Nr. 2973; Klibansky/Panofsky/Saxl 1990, S. 461 Anm. 145; Frühmorgen-Voss 1991, S. 466–470, Nr. 11.4.47; Bodemann 1996, S. 130 Anm. 31; Reißer 1997, S. 326–334, Abb. 29a–d (fol. 125r, 125v, 126r, 126v); Blume 2000, S. 273. Siehe S. 128, Abb. 1157–1159
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Paris, Bibliothèque Nationale, Ms. allem. 106 Astronomisch-astrologisch-mantische Sammelhandschrift. Sternbilderdarstellungen zur deutschen Bearbeitung des Sternbilderkapitels aus dem Liber Introductorius des Michael Scotus Oberdeutscher Raum, Schreibsprache Alemannisch, 3. Viertel 15.–16. Jahrhundert Kodikologische Angaben 265–270 × 180–185 mm, 328 Folia, Papier, Text ein- und zweispaltig, Bastarda und Kursive von drei Händen (I: fol. 215–324 (3. Viertel 15. Jahrhundert); II: fol. 20–214 (1490); III: fol. 1–19, 202–205 Nachträge, fol. 326 (16. Jahrhundert); fol. 20r: Ranken ornament, 3zeilige Initialen in Grün, Rot und Blau, Überschriften, Unterstreichungen sowie Strichelung in Rot.
Art der Bilder Neben einem kolorierten Holzschnitt (fol. 170v) sowie eingeklebten Seiten einer gedruckten Bauernpraktik mit Monatsbildern (fol. 4r, 328r) insgesamt 135, teils unvollendete Illustrationen in kolorierter Federzeichnung von zwei Händen. Neben Darstellungen der Temperamente, Mansionen, Tierkreiszeichen, Planeten und Planetenkinder etc. zum Text des Sternbilderkapitels 35 Illustrationen der Konstellationen von der zweiten Hand. Die Position der Sterne ist durch kleine Sternchen angegeben.
Inhalt Vorsatz: fol. 4r:
nachgetragenes französisches Inhaltsverzeichnis eingeklebtes Fragment einer Seite aus einer in Zürich gedruckten Bauernpraktik (von 1508?) mit Monatsbildern und -regeln – fol. 4v: leer fol. 5r–18r: Nachtrag: Astrologische Notizen (16. Jahrhundert). fol. 5v, 7v–8v und fol. 18v–19r leer fol. 19v–162v: Astrolabium planum, deutsch (Haage ed. 1981b, S. 82–97) sowie Bildfolge Von den sieben Planeten und ihren Kindern (vgl. Tübingen, Ms. Md 2, fol. 266v–272r; Wolfenbüttel, Cod. Guelf. 29.14 Aug. 4°, fol. 86v–88v, 90r; Freiburg, Hs. 458, fol. 33r–36r); fol. 28v, 37r, 50r, 162vb: leer; fol. 162va: datiert 1490 – fol. 163r–170r: leer fol. 170v: kolorierter Holzschnitt: Gottvater mit Adam und Eva im Paradies fol. 171r–174v: Die vier Complexionen, Federzeichnungen ohne Text. fol. 171v, 172v, 173v, 174v: leer fol. 175ra: Miniatur: Mann im Hemd auf einer Kugel stehend, dazu zwei weitere Kugeln, Sonne und Mond, mit gereimter Beischrift. fol. 174rb: leer fol. 175v: Miniatur: Gelehrter mit astronomischen Geräten und Buch in einem Garten thronend, umgeben von einer Mauer mit 28 Türmen (= Mondstationen), dazu Sonne und Mond, mit nachgetragener Beischrift fol. 176r–197v: Johannes Hartlieb: Mondwahrsagebuch, illustrierte Bearbeitung, vgl. Weidemann ed. 1964, S. 180–193
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fol. 198r: fol. 202r–205r: fol. 205v–214r: fol. 215r–216v: fol. 217r–222r:
fol. 222v–228r: fol. 228v–246v: fol. 247r–250v: fol. 251r: fol. 251v–254v: fol. 255r–264r:
fol. 265v–324v:
fol. 326rv: *fol. 329:
Illustration: Die Planeten und St. Michael, mit Beischrift – fol. 198v–201r: leer Von den sieben Planeten und ihren Kindern Illustrationen nicht ausgeführt Von den 36 Sternbildern nach Michael Scotus – fol. 214rb–214v: leer Regimina; Traktat Von den elf Himmeln und den Elementen mit Nachträgen. Astrologischer Kalender für die Diözese Köln mit Datumsspalte, Heiligennamen, Goldener Zahl, Tageszahl, verworfenen Tagen, Sonnenauf- und -untergängen sowie Illustrationen der Tierkreiszeichen Erläuterungen zum Kalender; Prognostik mit Tabellen und Rotae; Tafel der Sonntagsbuchstaben, Schaltjahre, Goldenen Zahl etc. Illustrierte Monatsregeln Von den 36 Sternbildern Aderlasstraktat, Nachtrag (?) Von den sieben Planeten fol. 255r–v: Geburtsprognostik nach Wochentagen; fol. 256r–259v: Iatromathematisches Corpus: Sammellunar, vgl. Welker ed. 1988, S. 204ff.; fol. 260r–261v: Iatromathematisches Corpus: Neujahrsprognosen aus dem Christtag, mit Rota, Welker ed. 1988, S. 185f.; fol. 262r–263r: Iatromathematisches Corpus: Vom Schröpfen, vgl. Welker ed. 1988, S. 213f.; Verworfene Tage, vgl. Welker ed. 1988, S. 189f.; fol. 263r–264r: Komplexionenlehre – fol. 264v–265r leer Von den Wirkungen der zwölf Tierkreiszeichen auf den Menschen; fol. 269v–270r, 274r, 279r, 284r, 289r, 294r, 298v–299r, 300r, 305r, 309v–310r, 314v–315r, 320r: leer – fol. 325rv: leer Astrologische Notizen, Nachtrag – fol. 327r–328v: leer eingeklebtes Blatt aus einer in Zürich gedruckten Bauernpraktik (von 1508?)
Kommentar Das Pariser Ms. Allem. 106 präsentiert sich als Sammelhandschrift vom Typ des Kalendarischen Hausbuchs, wobei die Kompilation überwiegend Texte astrologisch-mantischen Inhalts umfasst. Neben einer Bearbeitung des Hartliebschen Mondwahrsagebuches und verschiedenen Traktaten zur Prognostik finden sich zahlreiche Abhandlungen zu den Planeten, Sternbildern und Tierkreiszeichen, welche vor allem über die Wirkungen der Himmelskörper auf Charakter und Schicksal des Menschen informieren. Die Provenienz der Handschrift ist unbekannt. Die alemannische Schreibsprache der in ihr aufgezeichneten Texte weist ganz allgemein in den oberdeutschen Raum. Der Kalender verzeichnet die charakteristischen Heiligen der Diözese Köln. Schriften und Miniaturenstil sprechen für eine Herstellung im Zeitraum vom 3. Viertel des 15. bis ins 16. Jahrhundert. Am Ende des Astrolabiums auf fol. 162va findet sich von der Hand des zweiten Schreibers, der auch den Sternbildertraktat nach Michael Scotus aufgezeichnet hat, die Notiz »Dis ist ein guot buoch Abraham von der geburt gedütschet in 1490«. Darüber hinaus hat sich auf fol. 270r neben einem gereimten Spruch auch der Namenseintrag »Johannes Hessemannus hesse« erhalten. Ob es sich hier – wie wiederholt postuliert – um eine Notiz von der Hand des jüngeren Zeichners handelt, ist jedoch fraglich. Der Codex ist heute defekt, und vieles spricht dafür, dass fol. 20r einst die erste Seite des Buches war. Denn dieses Blatt ist nicht nur durch ein innerhalb der Handschrift
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singuläres Rankenornament besonders ausgezeichnet, sondern überdies abgenutzt. Die erst im 16. Jahrhundert aufgezeichneten Texte der Folia 5–18 dürften dem Astrolabium mit einiger Wahrscheinlichkeit erst zu einem späteren Zeitpunkt vorgebunden worden sein. Das Pariser Manuskript ist wie alle vergleichbaren deutschen Handschriften umfangreich bebildert. Neben einem kolorierten Holzschnitt (fol. 170v) sowie eingeklebten Seiten einer in Zürich gedruckten Bauernpraktik mit Monatsbildern (fol. 4r, 328r) finden sich über einhundert lavierte Federzeichnungen von zwei Händen, darunter auch mehrere Reihen zu den sichtbaren Himmelskörpern. Ein erster Zyklus begleitet den Text des Astrolabium planum (fol. 19v–162v). Bemerkenswert ist jedoch, dass hier nicht wie sonst üblich die Dekane und Grade dargestellt wurden. Statt dessen erscheint zu den Ausführungen eine Folge ganzseitiger Miniaturen der von ihren Häusern und weiteren Sternbildern umgebenen Wandelsterne und ihrer Kinder, wie sie sich auch im Tübinger Hausbuch sowie im Wolfenbütteler Codex Guelf. 29.14 Aug. 4° erhalten hat und ferner in der Freiburger Hs. 458 beschrieben wird. Mit Ausnahme von Merkur und Luna ist dabei die Rückseite der Miniaturen leer geblieben, so dass der Gedanke nahe liegt, es handele sich um eine ursprünglich selbständige und vielleicht textlose Bildfolge, die erst später in das Astrolabium eingebunden wurde. Anders als in Tübingen und Wolfenbüttel treten die Planetengötter im Ms. Allem. 106 in jedem Bild gleich zweimal auf. Zum einen wie oben beschrieben im Medaillon, zum anderen unterhalb desselben als Reiter mit einer Fahne wie sie ganz ähnlich bereits in dem zwischen 1402–1404 entstandenen Bellifortis des Konrad Kyeser, aber auch im sogenannten Mittelalterlichen Hausbuch (1470–1490) sowie im Wolfenbütteler Cod. Guelf. 29.14 Aug. 4° erscheinen. Hier artikuliert sich ganz deutlich ein Streben nach umfassender Aufzeichnung, das sich auch im Textbestand des Codex spiegelt und grundsätzlich als charakteristisch für die deutschen Kompilationen festgehalten werden kann. Dem entsprechend finden sich in der Pariser Handschrift noch zwei weitere Planetenbildzyklen, deren einer ganz offensichtlich auf das Vorbild der Baseler Holzschnittfolge zurückgeht. Eine weitere Parallele zu den Codices in Tübingen, Wolfenbüttel und Freiburg ergibt sich über die Illustrationen zur Zeichenlehre zwischen fol. 265v und fol. 324v. Denn hier werden dem Betrachter neben der figürlichen Darstellung des Tierkreiszeichens auch die Zodiakalhäuser als ›Wohnung‹ der Planetendekane vor Augen geführt, wobei man zwischen Knaben- und Mädchenprognosen mit jeweils eigenem Bildzyklus differenziert hat. Eine weitere umfangreiche Illustrationsfolge begleitet das deutsche Sternbilderkapitel nach Michael Scotus. Die von der Hand des zweiten Schreibers aufgezeichnete Textfassung entspricht – wie üblich mit Varianten – derjenigen der Codices in Karlsruhe, Freiburg und Wolfenbüttel Cod. Guelf. 8.7 Aug. 4°. Sie unterscheidet sich von jener im Tübinger Hausbuch und im Wolfenbütteler Cod. Guelf. 29.14 Aug. 4° aber nur insofern, als sie auf ausführlichere Angaben zur Lage des Sternbildes, zu weiteren Namen und zur Sternzahl desselben verzichtet. Die astrothetischen Informationen beschränken sich auf einen Hinweis zur Lage der Konstellation am Himmel, wobei diese Angabe zugleich als Kolumnentitel fungiert. Ansonsten bietet der Text ausschließlich astrologische Prognostik. Bemerkenswert ist, dass der Prolog des Pariser Sternbilderkapitels wie in Freiburg und Karlsruhe ausdrücklich auf Ptolemaios als Quelle der Informationen verweist, ohne jedoch wie dort das »buoch quadrupertiti« eigens zu erwähnen. Die Ausführungen zu den Sternbildern werden von insgesamt 35 spaltenbreiten Medaillons der Konstellationen begleitet, die zwischen dem Kolumnentitel und der zugehörigen Passage in den zweispaltigen Text eingefügt wurden. Ab dem Bild des Schlangenträgers (fol. 206vb) ergibt
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sich dabei je ein geschlossenes Text-Bild-Ensemble pro Spalte. Durch kleine, zumeist der Kontur entlang aufgereihte Sterne wird die Position der Einzelsterne angegeben, die allerdings weitab von den Mustern am Himmel liegt. Entgegen der üblichen Abfolge der Konstellationen wurden wie in Freiburg und Karlsruhe auch im Pariser Manuskript der Musizierende und der Delfin sowie der Bohrer und das Kleine Pferd vertauscht. Die in prägnanter Zeichnung mit kräftigen Konturlinien umrissenen Himmelwesen, die überwiegend ohne Bodenstück und vor blankem Hintergrund in das kreisrunde Bildfeld eingepasst wurden, erinnern in ihrer Manier an Holzschnitte der Zeit um 1500. Die kräftigen, kaum individualisierten Gestalten sind überwiegend sicher proportioniert. Charakteristisch sind ihre runden Gesichter mit den großen Augen sowie die fülligen Körper, deren Bewegung durchaus lebendig erfasst ist. Die sich durch kantige Faltenwürfe auszeichnende Gewandung der Figuren entspricht der patrizischen Kleidung der Zeit. Allerdings wurde die Nacktheit der antiken Gestalten weitgehend kaschiert. Bei den meist lebensnah und in realistischer Bewegung erfassten Tieren zeigt sich zudem eine gewisse Tendenz zur heraldischen Stilisierung. Die Pariser Handschrift lässt sich sowohl im Hinblick auf ihre Zusammenstellung als auch auf die Textfassung eindeutig der dritten Überlieferungsgruppe deutscher Scotus-Bearbeitungen zuordnen. Miniaturen wie die als Orgel gestaltete Leier, der rücklings stürzende Vultur cadens oder der als bogenspannendes satyrartiges Mischwesen aus bärtigem Wildmann und Tierkörper gestaltete Schützen im Kalender (fol. 222r) bestätigen dies auch aus ikonographischer Sicht. Andererseits teilt der Sternbilderzyklus aber auch zahlreiche Gemeinsamkeiten mit den Elsässischen Bildfolgen. Deutlich wird dies bereits in der Anlage der Miniaturen als von doppelter bis vierfacher, farbig ausgefüllter Federlinie umgebene Rundbilder, wie man sie innerhalb der dritten Überlieferungsgruppe nur noch im Wolfenbütteler Cod. Guelf. 8.7 Aug. 4° finden kann. Überdies lassen sich im Pariser Codex zahlreiche Besonderheiten der Bilder ausmachen, wie sie für die elsässische Gruppe charakteristisch sind. Exemplarisch sei auf die Miniatur der Milchstraße als Paar oder der Cassiopeia mit Leibfessel verwiesen. Markant ist ferner die Zusammenfassung von Walfisch und Fluss in einem Bild dergestalt, dass Cetus in der Fischgestalt des Delfins und Eridanus in der Position des »Schwimmers« auf dem Strom wiedergegeben ist. Der sich unmittelbar anschließende Delfin erscheint dagegen in seiner äußeren Erscheinung dem Ungeheuer Cetus der älteren Illustrationsfolgen angenähert. Einige Details der Pariser Sternbilder offenbaren zudem Besonderheiten, wie sie innerhalb der elsässischen Sternbilderfolgen allein in den Handschriften New York, Ms. M 384 und Edinburgh, Ms. Cr. 4.6 nachweisbar sind. Gemeinsamkeiten ergeben sich hier über die aus stilisierten Segmenten zusammengesetzte und in Aufsicht wiedergegebene Nördliche Krone ebenso wie über den auf einem Feuer stehenden Jüngling Andromeda oder den an Bord der Argo stehenden Seemann, der die Takelage des Schiffes gefasst hält. Zu verweisen sei ferner auf das Wasserschaff der allerdings männlichen Pariser Luna (fol. 254v). Weitere Besonderheiten der Sternbilder, so der mit Perseus verschmolzene Hercules (fol. 206r) oder der in naheliegender Analogie zu Eva mit der Schlange weiterentwickelte Serpentarius verdanken sich wohl Missverständnissen beziehungsweise autonomen Schöpfungen des Malers. Die zahlreichen ikonographischen Übereinstimmungen der Pariser Sternbilder mit denen der elsässischen Handschriften einerseits sowie mit den Bildzyklen der dritten Überlieferungsgruppe deutscher Scotus-Bearbeitungen andererseits machen jedoch ebenso wie die untereinander differierenden Planeten- und Zodiakzeichenzyklen sowie die aus unterschiedlichen Quellen
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kompilierten Anhandlungen zu den Himmelskörpern deutlich, dass der Pariser Codex im Rahmen einer breiten, mehr oder weniger freizügig verarbeiteten handschriftlichen Tradition sowie vor dem Hintergrund eines Strebens nach Versammlung aller thematisch relevanten Texte und Bilder gesehen werden muss. Ausdruck dieses selbst die Wiederholung ignorierenden Hangs zur Sammlung ist auch der innerhalb der deutschen Scotus-Überlieferung singuläre Umstand, dass sich zwischen fol. 254v–265r unter dem Incipit »Hie habent an die 36 bilde des bogen gestyrnes des hiemels als sie gedeilt sind in die 12 zeichen vnd leuffet iglich bilde in 100 jaren eynen gradum von der grossem wyte vnd hohede des firmaments« noch einmal die Textabschnitte der deutschen Scotus-Bearbeitung finden.
Verzeichnis der Bilder Zum Astrolabium planum: fol. 19v: Saturn, im Rundbild als bärtiger Greis im Kapuzengewand auf Ackergerätschaften sitzend, eine Sichel in der Linken, umgeben von Steinbock, Christus mit Wundmalen und Reichsapfel auf einer Wolke stehend, zwei Kometen, gekröntem König auf einem Hund sitzend und aus einem Pokal Münzen ausleerend, thronendem bärtigen Mann mit Zepter, Wassermann, darunter Saturn als bartloser Reiter mit geschulterter Hacke und Spaten, eine Fahne mit Hacke und Sichel im Banner tragend, Saturngeborene: Gelehrter mit Beutel, Zirkel und Stecken, sitzender Mönch, eine Nonne unterweisend, Bauer mit Ackergerät, Beutel und Krug, Bäcker. fol. 28r: Jupiter, im Rundbild als bärtiger König mit Krone, Zepter und Reichsapfel auf einem Adlerthron sitzend, umgeben von Schütze, Kleinem Pferd, Delfin, Milchstraße als Hexe auf Besen, Fischen und Schlange, darunter Jupiter als Reiter in geistlichem Gewand und Prälatenhut, eine Kirchenfahne mit Davidstern tragend, Jupitergeborene: Bischof im Ornat, zwei Magister im Disput, junger Mann mit Stab, Rosenkranz und zwei Pfeilen, Knabe mit Stecken und Hut, Falkner mit Falken und Hund. fol. 37v: Mars, im Rundbild als Ritter zu Pferde, mit Federhut und gezogenem Schwert, umgeben von Widder, Adler, Siebengestirn, Kentaurenweibchen, Skorpion, Fahne, darunter Mars als gerüsteter Krieger zu Pferde, eine Fahne mit Fackel im Banner tragend, Marsgeborene: zwei Männer beim Schwertkampf, Metzger beim Schlachten, Barbier. fol. 50v: Sol, im Rundbild als vom Flammennimbus umgebener Papst mit Mitra und Kreuzstab auf dem Löwenthron, umgeben von nacktem Christusknaben mit Reichsapfel, Pegasus, Fisch, zwei verschlungenen Ringen, Madonna mit Kind auf Mondsichel, Löwen, darunter Sol als reitender jugendlicher König, eine Fahne mit Sonne im Banner tragend, Sonnengeborene: modisch gekleideter Falkner, thronender greiser König mit Zepter, eine Kellertreppe empor schreitender Jüngling mit einer Flasche an einem Stecken und Korb, Goldschmied, stehender Gelehrter mit Stock und Buch sowie zwei lesenden Zöglingen. fol. 62r: Venus, als junge Frau mit Spiegel und Fackel, nackt auf einem flammenartigen roten Tuch nach rechts sitzend, umgeben von Waage, Vultur volans, Schlange, Hase, Krebs, Drache, Stier, darunter Venus als modern gekleideter reitender Jüngling mit Blütenkranz, eine Fahne mit Pfauenkopf im Banner tragend sowie als stehende nackte Frauengestalt mit Blütenkranz, sich selbst im Spiegel betrachtend, Venusgeborene: Frau am Webstuhl, tafelndes Liebespaar am Tisch, Lauten- und Orgelspieler. fol. 62v: kleine Miniatur: Venus Orgel spielend sowie der nackte Cupido blasebalgtretend. fol. 74v: Merkur, im Rundbild als sitzender Gelehrter mit Winkelmaß und Astrolab, umgeben von Jungfrau, Schlangenträger auf Skorpion, Zwillingen, Dreieck, darunter Merkur als Reiter in langem Gewand, mit Tasche, eine Fahne mit Muschel im Banner tragend, Merkurgeborene: Arzt, ein Urinal begutachtend, Krämer mit Wanderstab und Kiepe, Tafelmaler,
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Mann mit Sense und Sichel. fol. 93v: Luna, im Rundbild als junge Frau mit Krone und Zepter, nackt auf einer Mondsichel nach rechts sitzend, umgeben von Krebs sowie Schlange mit Bären, unter dem Medaillon Rad, darunter Luna als auf einem Esel reitender Mönch mit Kirchenfahne, Mondgeborene Gelehrter mit Quadranten, Prediger auf Kanzel vor Publikum, Gelehrter mit Stab, Fischer mit Angel, Mann mit Lanze hinter Mühle, Gelehrter mit Buch und Tasche. Zu Von den 36 Sternbildern nach Michael Scotus: fol. 205va: Drache zwischen den Bären ( Draco inter Arctos), die s-förmige Schlange mit Drachenkopf nach rechts in Seitenansicht aufrecht stehend, zwischen den beiden Windungen die in unterschiedliche Richtungen springenden Bären. fol. 206ra: Drache (Draco), feuerspeiender Drache mit gespreizten Fledermausflügeln, zwei Klauenfüßen und Schlangenschwanz nach rechts. fol. 206rb: Hercules, im Knielauf nach rechts eilender bärtiger Mann, nackt bis auf ein Löwenfell, das auch die Scham bedeckt, in der vorgestreckten Linken ein abgeschlagenes männliches Haupt haltend, in der erhobenen Rechten ein Schwert, zum Schlag gegen die um den Baum der Hesperiden gewundene Schlange ausholend. fol. 206va: Nördliche Krone (Corona borealis), aus neun sternbesetzten Segmenten mit aufgesetztem Kleeblatt zusammengesetzter Kranz in Aufsicht, unten mittig rechteckiges Verschlussstück, daran zwei kurze Bänder. fol. 206vb: Schlangenträger (Serpentarius), leicht nach rechts orientierte nackte junge Frau, die um beide Beine und Hüfte gewundene Schlange mit der linken Hand am Kopfsowie mit der rechten Hand am geringelten Schwanzende gepackt haltend, der Schlange ins Gesicht blickend, mit beiden Beinen auf dem Rücken des Skorpions (Scorpius), mit Dornenschwanz stehend. fol. 207ra: Bärenhüter (Bootes), mit ausgestrecktem rechten Bein leicht nach rechts orientierte jugendliche Gestalt, nackt bis auf Unterhose und Schultermantel, in den zur Seite gebreiteten Händen rechts eine Sichel, links eine Lanze haltend. fol. 207rb: Fuhrmann (Agitator), auf dem nach rechts fahrenden zweiachsigen flachen Kastenwagen stehend, jugendlich, nackt bis auf eine Unterhose, in der angewinkelt zur Seite gestreckten Rechten ein Stab, mit der Linken die Zügel des Gespanns aus zwei Pferden und zwei Ochsen fassend. fol. 207va: Cepheus, mit ausgebreiteten Armen und nach links gewandtem Haupt frontal stehender Jüngling in modischen Gewändern mit bodenlangen Tütenärmeln, ohne Attribute. fol. 207vb: Cassiopeia, frontal auf einer Thronbank mit aus Balken gebildeter Rückenlehne sitzende Frau in langem Gewand, das Haupt nach links geneigt, die zur Seite ausgebreiteten Arme an die Stangen der Lehne gefesselt, um den Leib eine weitere Fessel, aus der rechten Hand ein Blutstrom. fol. 208ra: Pegasus (Equus verspertinus), nach rechts lagerndes Flügelpferdprotom mit Zaumzeug. fol. 208rb: Andromeda, mit ausgebreiteten Armen über einer Feuerstelle zwischen zwei Bäumen frontal stehender lockiger Jüngling, mit beiden Händen an die Baumstämme gefesselt. fol. 208va: Perseus mit gespreizten Beinen frontal stehender bärtiger Mann, nackt bis auf Unterhose und phrygische Mütze, auf dem Rücken ein großer Schild, in der Linken das blutende männliche Medusenhaupt, in der erhobenen Rechten ein gezacktes Schwert. fol. 208vb: Dreieck (Triangulum), gleichseitiges Dreieck, auf der Spitze stehend. fol. 209ra: Siebengestirn (Pleiades, Clocha), als über zwei Register zu vieren (oben) beziehungsweise zu dreien (unten) verteilte weibliche Halbfiguren mit Redegestus. fol. 209rb: Leier (Lyra), als Orgel mit Pfeifen und Blasebalg. fol. 209va: Schwan (Cygnus), mit angelegten Flügeln und gebogenem Hals nach rechts laufend. fol. 209vb: Adler (Vultur volans), mit zurückgewandtem Kopf und ausgebreiteten Schwingen nach rechts stehend. fol. 210ra: Vultur cadens, rücklings fallender Adler. fol. 210rb: Walfisch (Cetus), und Eridanus (Fluss), übereinander wiedergegeben, oben der nach rechts schwimmende Walfisch, darunter Eridanus als jugendlicher »Schwimmer« in Unterhose, schräg nach rechts auf dem Strom lagernd, dabei auf dem linken Arm abgestützt, die Rechte nach hinten gestreckt, Unterkör-
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per in der Taille gedreht, Gesäß nach oben. fol. 210va: Delfin (Delphinus), nach rechts schwimmender gekrümmter Fisch mit gezackter Rückenlinie und großem Stachel am Maul. fol. 210vb: Musizierender (Figura sonantis canoni), frontal auf einer Bank sitzender junger Mann mit geneigtem lockigen Haupt, auf einem Psalter spielend. fol. 211ra: Orion, mit gespreizten Beinen frontal stehender Ritter ohne Helm, in der Linken einen Wappenschild vor sich haltend, in der erhobenen rechten Hand ein blankes Schwert, an der linken Seite die Schwertscheide am Gurt. fol. 211rb: Großer Hund (Canis Sirius), nach rechts liegend. fol. 211va: Hase (Lepus), nach rechts springend. fol. 211vb: Schiff Argo (Argo Navis), ganzes Schiff, am Bug ein mandorlaähnlicher Schmuck, am Heck ein kastenförmiger Auf bau, darauf ein Mann, mit einer Hand ein Seil der Takelage umfassend. fol. 212ra: Kentaurenweibchen (Austronothus-Thetis), nach rechts springendes Mischwesen aus Frau und Pferd mit aufgestelltem Löwenschwanz, der nackte Oberkörper annähernd frontal, die Arme angewinkelt ausgebreitet, Hände offen. fol. 212rb oben: Milchstraße (Galaxia), auf einer Wiese umschlungen sitzendes Liebespaar, rechts daneben eine sternbesetzte Mandorla. fol. 212rb: unten: Südlicher Fisch (Piscis austrinus), zwei mit den Bäuchen einander zugewandte, übereinander nach rechts schwimmende gestreifte Fische, der obere kleiner als der untere. fol. 212va: Abgrund (Putheus), rundes Flammenbecken über gestuftem Sockel, zwei Teufel springen hinein, zwei weitere davor, auf dem Becken zwei weitere Teufel aufgemalt. fol. 212vb: Kentaur (Centaurus), in Seitenansicht nach rechts springend, auf der ausgestreckten Linken einen auf dem Rücken liegenden Hasen tragend, auf die geschulterte Lanze in der Rechten ein weiterer Hase gespießt. fol. 213ra: Schlange, Mischkrug und Rabe (Hydra, Crater, Corvus), um einen Baum gewundene Schlange, Rabe und Mischkrug rechts auf dem Boden stehend. fol. 213rb: Vorhund (Anticanis), nach rechts stehend. fol. 213va: Bohrer (Terebellum), mit der Spitze nach unten. fol. 213vb: Kleines Pferd (Equus secundus), nach rechts springendes ganzes Flügelpferd mit Zaumzeug, ohne Fußflügel. fol. 214ra: Fahne (Vexillum), an einer nach rechts geneigten Lanze befestigte, nach links wehende, fünffach gezaddelte Fahne. Zum Kalender: fol. 217r: Wassermann (Aquarius), nach rechts schreitender Jüngling, nackt bis auf eine Unterhose, zwei Krüge tragend. fol. 217v: Fische (Pisces), übereinander in unterschiedliche Richtungen schwimmend, ohne Band. fol. 218r: Widder (Aries), nach rechts springend. fol. 218v: Stier (Taurus), nach rechts stehende grasende Ganzfigur. fol. 219r: Zwillinge (Gemini), nacktes Paar auf einer Wiese in Umarmung, die Frau auf dem Schoß des Mannes. fol. 219v: Krebs (Cancer), naturnaher Krebs mit vier Beinpaaren, Scheren und umgebogenem Schwanz nach links in Aufsicht. fol. 220r: Löwe (Leo), Löwe mit zwischen den Hinterbeinen durchgeführtem erhobenem Schweif nach rechts. fol. 220v: Jungfrau (Virgo), stehende Frau, in beiden Händen Pflanzenbüschel haltend. fol. 221r: Waage (Libra), frei schwebende Balkenwaage. fol. 221v: Skorpion (Scorpius), mit sechs Beinpaaren, Scheren und Stummelschwanz nach links in Aufsicht. fol. 222r: Schütze (Sagittarius), nach rechts schreitendes bogenspannendes satyrartiges Mischwesen aus bärtigem Wildmann und Tierkörper. fol. 222v: Steinbock (Capricornus), nach rechts lagernder Ziegenfisch. Zu Von den sieben Planeten: fol. 251v: Saturn, als Bauer mit geschulterter Hacke und Beutel, in der Rechten eine Sichel, in der Linken einen Krug haltend. fol. 252r: Jupiter, als Falkner mit Hund, am Gürtel Dolch und Beutel, die rechte Hand im Beutel. fol. 252v: Mars, als voll gerüsteter Ritter mit Schwert, Dolch, Fahnenlanze und Flammenschild. fol. 253r: Sol, als von einem Hund begleiteter jugendlicher König mit Krone, Szepter und Pokal. fol. 253v: Venus, als Frau in zeitgenössischen Gewändern, eine Glocke in der Linken, an der rechten Hand den nackten Amorknaben, dieser mit Windrad. fol. 254r: Merkur, Gelehrter mit aufgeschlagenem Buch und Korb vor einem Regal mit Flaschen. fol. 254v: Luna, als horn-
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blasender Jüngling in knielangem Wams und Schnabelschuhen, in der Linken das Horn, in der Rechten ein Wasserschaff haltend, dazu mehrere Mondsicheln. Zu Von den Wirkungen der zwölf Tierkreiszeichen auf den Menschen: Zu den Knabenprognosen die ganzseitige Zeichnung des Zodiakalhauses, dieses als Gebäude mit überwiegend sechseckiger Grundfläche auf Bodenstück, mit Erkern, Türmen, Balkonen, darauf die drei Dekangötter mit ihren Fahnen, auf diesen die Planetenzeichen, hinter drei offenen Torbögen im Haus das Tierkreiszeichen. Zu den Mädchenprognosen Darstellung stehender Frauengestalten mit Attributen, diese mit Ausnahme des Widders rechts neben dem Haus auf einem Bodenstück stehend, beim Widder ist die weibliche Figur auf eingelegtem Blatt (fol. 269r) separat beigegeben. fol. 265v: Zodiakalhaus des Widders (Aries), dieser mit eingerollten Hörnern und lockigem Fell nach rechts springend, auf den Türmen die Halbfiguren von Mars, Sol und Venus, dazu die drei Fahnen mit den zugehörigen Planetensymbolen. fol. 266r: Widder (Aries), nach links lagernd. fol. 269r: Frau mit Rute und Mädchen neben zerbrochenem Krug, Beischrift: Wer ich nicht ein boses kindt, Recht ich nit vff meynn arm also geschwindt (…). fol. 270v: Zodiakalhaus des Stiers (Taurus), dieser als Ganzfigur nach rechts, auf den Türmen die Halbfiguren von Merkur, Luna und Mars, dazu die drei Fahnen mit den zugehörigen Planetensymbolen, rechts neben dem Haus sitzende Frau mit Blume. fol. 271r: Stier (Taurus), nach links liegende Ganzfigur. fol. 274v: Zodiakalhaus der Zwillinge (Gemini), zwei sich auf Kissen gegenübersitzende nackte Kinder, einer dem anderen ein Pedum reichend, auf den Türmen die Halbfiguren von Saturn, Mars und Sol, dazu die drei Fahnen mit den zugehörigen Planetensymbolen, rechts neben dem Haus stehende Frau mit Kästchen. fol. 275r: Zwillinge (Gemini), wie zuvor, einander bei den Händen fassend. fol. 279v: Zodiakalhaus des Krebses (Cancer), dieser als Flusskrebs nach rechts in Aufsicht, auf den Türmen die Halbfiguren von Venus, Merkur und Luna, dazu die drei Fahnen mit den zugehörigen Planetensymbolen, rechts neben dem Haus nackte Frau mit Spinnrocken, auf einem Stuhl sitzend. fol. 280r: Krebs (Cancer), als Flusskrebs nach links in Aufsicht. fol. 284v: Zodiakalhaus des Löwen (Leo), dieser heraldisch stilisiert, mit herausgestreckter Zunge nach rechts in Schrittstellung, auf den Türmen die Halbfiguren von Jupiter, Saturn und Mars, dazu die drei Fahnen mit den zugehörigen Planetensymbolen, rechts neben dem Haus nackte Frau, auf einer Ranke stehend. fol. 285r: Löwe (Leo), heraldisch stilisiert, mit erhobener rechter Vordertatze nach links in Schrittstellung. fol. 289v: Zodiakalhaus der Jungfrau (Virgo), diese als junge Frau in grünem Kleid im Haus sitzend, in der Linken ein Bündel Eichenlaub haltend, in den Erkerfenstern die Halbfiguren von Sol, Venus und Merkur, dazu die drei Fahnen mit den zugehörigen Planetensymbolen, rechts neben dem Haus Frau mit Blütenkranz auf dem Haupt, hinter einem Tisch stehend. fol. 290r: Jungfrau (Virgo), kniende Frauengestalt, ein Pflanzenbündel in der Linken. fol. 294v: Zodiakalhaus der Waage (Libra), diese als an der Raumdecke befestigte Balkenwaage, hinter der Brüstung die Halbfiguren von Luna, Saturn und Jupiter, dazu die drei Fahnen mit den zugehörigen Planetensymbolen, rechts neben dem Haus Frau mit Deckelkanne und Becher. fol. 295r: Waage (Libra), frei schwebende Balkenwaage. fol. 300v: Zodiakalhaus des Skorpions (Scorpius), dieser mit Scheren und umgebogenen Dornenschwanz nach rechts in Aufsicht, in den Erkern die Halbfiguren von Mars, Sol und Venus, dazu die drei Fahnen mit den zugehörigen Planetensymbolen, rechts neben dem Haus Frau mit Laute. fol. 301r: Skorpion (Scorpius), molchartiges Wesen mit umgebogenem Dornenschwanz. fol. 305v: Zodiakalhaus des Schützen (Sagittarius), nach rechts springendes bogenspannender Kentaur, auf den Türmen die Halbfiguren von Merkur, Luna und Saturn, die drei Fahnen mit den zugehörigen Planetensymbolen, rechts neben dem Haus: Frau mit einem Säugling an der Brust. fol. 306r: Schütze (Sagittarius), als zweibeiniges satyrartiges Mischwesen aus Löwenkörper und nacktem Mann. fol. 310v: Zodiakalhaus des Steinbocks (Capricornus),
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nach rechts springender ganzer Ziegenbock, auf den Türmen die Halbfiguren von Jupiter, Mars und Sol, dazu die drei Fahnen mit den zugehörigen Planetensymbolen, rechts neben dem Haus Frau vor einer Madonnenstatue kniend. fol. 311r: Steinbock (Capricornus), nach links lagerndes Ziegenbockprotom. fol. 315v: Zodiakalhaus des Wassermanns (Aquarius), nach links auf dem Boden sitzender Jüngling, nackt bis auf eine Unterhose, zu seinen Seiten je ein Wassereimer, auf den Türmen die Halbfiguren von Venus, Merkur und Luna, dazu die drei Fahnen mit den zugehörigen Planetensymbolen, rechts neben dem Haus Frau mit Blütenkranz. fol. 316r: Wassermann (Aquarius), als Narr, eine Wasserkanne ausleerend. fol. 320v: Zodiakalhaus der Fische (Pisces), zwei übereinander in unterschiedliche Richtungen schwimmende gleich große Fische ohne Verbindung, auf dem Hausdach die Halbfiguren von Saturn, Jupiter und Mars, dazu die drei Fahnen mit den zugehörigen Planetensymbolen, rechts neben dem Haus Frau mit Blume. fol. 321r: Fische (Pisces), als zwei Rücken an Rücken übereinander in eine Richtung schwimmende gleich große Fische.
Provenienz Die Provenienz der Handschrift ist unbekannt. Auf fol. 270r hat sich der Namenseintrag »Johannes Hessemannus hesse« erhalten. Wie ein Vermerk auf dem Vorsatzblatt belegt, befand sich der Codex 1889 in der Bibliothèque Nationale; deren Signatur »All. 106« ist im Vorderspiegel verzeichnet.
Literatur Huet 1895, S. 53f.; Mirimonde 1977, S. 34, 65, 125, Abb. 9b (fol. 206r), 28 (fol. 26v), 67 (fol. 62r); Frühmorgen-Voss 1991, S. 437–441, Nr. 11.4.37, Abb. 211 (fol. 212r), 212 (fol. 215v–316r); Bodemann 1996, S. 130 Anm. 31. Siehe S. 128
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Freiburg/Br., Universitätsbibliothek, Hs. 458 Astronomisch-astrologisch-mantische Sammelhandschrift. Sternbilderdarstellungen zur deutschen Bearbeitung des Sternbilderkapitels aus dem Liber Introductorius des Michael Scotus Schwäbisch-niederalemannischer Raum, Schreibsprache uneinheitlich Alemannisch bis Fränkisch, Ende 15./Anfang 16. Jahrhundert (nach 1474, ab fol. 349: ca. 1505–1509) Kodikologische Angaben 196–200 × 134–140 mm, 363 Folia (mit Blattverlusten), Papier, Text ein- und zweispaltig, Bastarda, gelegentlich auch Textura von einer Hand ( Johannes Lichtenberger?); Rubriziert, Lombarden, Überschriften, Unterstreichungen, Zeilenfüller, Caputzeichen sowie Strichelung in Rot.
Art der Bilder Neben Diagrammen, Rotae und Horoskopen insgesamt 118 Illustrationen in lavierter Federzeichnung wohl von einer Hand. Neben Darstellungen der Temperamente, Man sionen, Zodiakalhäuser, Kometen, Planeten und Planetenkinder zum Text des Sternbilderkapitels 36 Illustrationen der Konstellationen. Die Position der Sterne ist nicht angegeben.
Inhalt Innenspiegel: Astrolab mit drehbarer Scheibe, dazu Wetterprognosen fol. 1r–33r: Astronomisch-astrologisch-mantische Notizen und Abhandlungen, mit Tabellen, Diagrammen und Schemata, darunter Astrolabium planum nach Pietro d’Abano in gekürzter deutscher Bearbeitung (vgl. Haage ed. 1981b, S. 82–97); Tafeln der Sonnen- und Mondfinsternisse von 1505–1530; Traktate über Planetenkinder etc. fol. 33r–36r: Beschreibung zweier Planetenbildzyklen (vgl. Wolfenbüttel, Cod. Guelf. 29.14 Aug. 4°, fol. 86v–88v, 90r) fol. 36r–58r: Astronomisch-astrologisch-mantische Notizen und Abhandlungen, mit Tabellen, Diagrammen und Schemata, fol. 37r, 38v: datiert 1493 fol. 58v–70r: Lateinischer astronomisch-liturgischer Kalender der Diözese Konstanz mit Konjunktionen und Oppositionen der Jahre 1474, 1494 und 1513, lateinisch-deutsche Nachträgen, deutsch komputistischen, prognostischen, astronomischen, astrologischen und medizinischen Nachträgen sowie lateinischen Versen (Walther: Carmina 33422) fol. 70v–81v: Komputistische Tabelle; Tafeln der beweglichen Feste 1490–1528 sowie im 19jährigen Zyklus; Lunartabelle; Komputistische Texte; Traktate über die Jahreszeiten, Temperamente, Planeten fol. 82r: Horoskopschema mit den Tierkreiszeichen und ihren Dekanen, Neumondtabelle, Rota des Mondzyklus zur Berechnung der Goldenen Zahl für 1488 fol. 82v–106v: Von den sieben Planeten und ihren Kindern
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fol. 107r–111r: Illustrierter Traktat Von den vier Complexionen fol. 111r: Horoskopschema mit der Stellung der Tierkreiszeichen zu den Sternbildern fol. 111v–118v: Von den 36 Sternbildern nach Michael Scotus fol. 119r–137r: Johannes Hartlieb: Mondwahrsagebuch (Weidemann ed. 1964, S. 180–193) fol. 137v–143r: Traktat über die zwölf Himmelshäuser, dazu Horoskopschema mit Planeten und Himmelshäusern fol. 143v–176r: Von den Wirkungen der zwölf Tierkreiszeichen auf den Menschen sowie Horoskopschema mit Tierkreiszeichen und zugeordneten Ländern/ Städten fol. 176v–200v: Einteilung der Tierkreiszeichen fol. 201r–220v: Von den Wirkungen der zwölf Tierkreiszeichen auf die Frauen fol. 221r–236r: Das heilige Almadel (vgl. München, BSB, cgm. 407, fol. 1–54) fol. 221r: Illustration: Brett mit Davidsternen, magischen Worten, Schachtürmen fol. 236v–290v: Johannes Hartlieb (?): Geomantie (vgl. Schmitt 1962, S. 107–157) fol. 291r–325r: Onomatomantien, Prognostiken, Johannes Hartlieb (?): Namenmantik (Schmitt ed. 1962, S. 291–317), Planetentraktat fol. 325v–343r: Von den neun Kometen und ihren Wirkungen (Al-Kindi (?): Liber de significatione cometarum), nur Anfang (Thorndike ed. 1950, S. 16–61). Vgl. Salzburg, M II 180, fol. 145r; Rom, Cpl 1370, fol. 101r; Darmstadt, Hs. 266, fol. 24r fol. 343v–346v: Über die neun Sphären des Himmels (vgl. Nürnberg, GNM, Ms. 4896, fol. 4r–5b); Prognostik; Johannes Lichtenberger: Horoskopschema, datiert 1474; Notizen zur Zeitwahl fol. 347r–348v: Von den neun Kometen und ihren Wirkungen (Al-Kindi (?): Liber de significatione cometarum), Fortsetzung (Thorndike ed. 1950, S. 16–61). Vgl. Salzburg, M II 180, fol. 159r–174v; Rom, Cpl 1370, fol. 123v–136v; Darmstadt, Hs. 266, fol. 43v–56v fol. 349r–363v: Krankheitsprognostik; Johannes Lichtenberger: Sortilegium fol. 363v: Horoskopschema mit kleinen Aspekten
Kommentar Beim Codex Freiburg 458 handelt es sich um ein umfangreiches Kompendium, dessen Inhalt sich aus über 60 Abhandlungen zur Astronomie und Astrologie sowie zur Mantik und Magie zusammensetzt. Neben mehreren Schriften des Johannes Hartlieb, darunter der ältesten bekannten Fassung des Mondwahrsagebuches, einer deutschen Bearbeitung des Astrolabium planum nach Pietro d’Abano und der magischen Schrift Das heilige Almadel finden sich unter anderem ein umfassender Kalender sowie zahlreiche Abhandlungen zu den Tierkreiszeichen, Planeten, Sternbildern und Kometen, die breites astrologisches Wissen vermitteln. Der Freiburger Codex präsentiert sich dabei nicht nur von seinem Inhalt her, sondern auch aufgrund seiner Gestalt mit den variierenden Blattgrößen, den deutlich schwankenden Schreibräumen, der zur Kursiven tendierenden Schrift, den laienhaften Illustrationen sowie dem zum Teil bereits vor der Niederschrift ausgebesserten Papier als Gebrauchshandschrift eines wohl primär an der praktischen Anwendung der Astrologie interessierten Benutzers. Nach Kurze (1960) und Weidemann (1964) wurde die Freiburger Handschrift vollständig von der Hand des elsässischen Astrologen Johannes Lichtenberger, der offenbar auch der Ver-
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fasser mehrerer Traktate des Codex war, niedergeschrieben. Der auch unter dem Namen Peregrinus Ruth bekannte und sich selbst als »astrorum iudex sacri imperii« bezeichnende Lichtenberger gilt gemeinhin als erster Eigentümer des Codex. Diese Annahme wird auch durch die zweimalige Nennung seines Namens auf fol. 346r und fol. 357v des Codex unterstützt. Damit stammt das Freiburger Manuskript aus dem Besitz eines der einf lussreichsten und populärsten Prognostiker des ausgehenden 15. Jahrhunderts, der zahlreiche astrologische Schriften für verschiedene Fürsten verfasste und dessen Hauptwerk, die Prognosticatio in latino, rara et prius non audita (1488), auch in einer deutschen Fassung mit einem Vorwort von Martin Luther erschien. Lichtenberger avancierte zum Hofastrologen Friedrichs III., in dessen Diensten er zwischen 1473 und 1474 stand. Anlässlich der am 28. Juni 1474 durch Karl den Kühnen begonnenen Belagerung von Neuß hatte Lichtenberger auf dem Landtag am 9. August 1474 dem Kaiser sein Horoskop überreicht. Dieses Horoskop, das der Astrologe auch im Freiburger Codex festgehalten hat, erlaubt die Festsetzung des Jahres 1474 als terminus post quem der Freiburger Handschrift. Die Wasserzeichen des Papiers weisen in den Zeitraum von 1458 bis 1496. Auch zahlreiche Tabellen datieren gegen Ende des 15. Jahrhunderts. Exemplarisch sei allein auf die Jahreszahl »1493« am unteren Rand des fol. 37r sowie die Angaben in den Texten über die Epakten auf fol. 38v, »vnd ist im 1493 jar die epacta zal XII […]«, verwiesen. Wahrscheinlich ist die Handschrift über einen längeren Zeitraum entstanden. Dafür sprechen neben den ab fol. 349 in die Jahre von 1505 bis 1509 datierenden Wasserzeichen auch zahlreiche Unregelmäßigkeiten in der Lagenzusammensetzung. Die uneinheitliche Sprache des Codex weist in ein schwäbischniederalemannisches Übergangsgebiet. Die Freiburger Handschrift ist umfangreich bebildert, wobei die ausschließlich in Federzeichnung ausgeführten und sehr bescheidenen Illustrationen vielleicht von der Hand des Schreibers stammen. Neben Darstellungen der Mansionen zum Mondwahrsagebuch sowie der Complexionen zu einer Temperamentenlehre finden sich mehrere Zyklen zu den himmelskundlichen Abschnitten des Codex. Der erste von ihnen begleitet zwischen fol. 82v und fol. 106r den Text eines Planetentraktats und führt dem Betrachter die Wandelsterne samt ihren Häusern und Kindern in einfachen Medaillons vor Augen. Der Bildraum ist durch eine Horizontlinie in Himmel und Erde geteilt, wobei der lateinisch bezeichnete Planetengott samt seinen Attributen stets in der oberen Hälfte über den Bodengrund schreitet. Zu seiner Seite sind links und rechts in kleineren Medaillons die beiden als Häuser zugehörigen Tierkreiszeichen zu sehen. Eine Auswahl der Planetenkinder erscheint – im Verhältnis zur Gestalt des Himmelsgottes deutlich verkleinert – im Vordergrund bei charakteristischen Beschäftigungen. Ergänzt wird die Darstellung durch die astrologischen Zeichen, die Angabe des Geschlechts sowohl des Planeten als auch seiner Häuser sowie durch die ihm zugeordneten Artes liberales und weitere Wissenschaften. Bisweilen wird auch eine der Primärqualitäten angeführt. Die Planeten vertreten den Typus des nackt Stehenden mit einem Stern vor dem Geschlecht. Damit folgt die Ikonographie nicht der Scotus-Tradition, sondern dem Vorbild der Baseler Holzschnittfolge. Der Freiburger Codex gehört dabei zu einer ganzen Gruppe von Handschriften, deren Planetentraktate nicht allein die Bilder des Baseler Zyklus kopierten, sondern den Prosatext durch aus den Basler Planetengedichten entnommene Informationen zu den Berufen und Beschäftigungen der Planetenkinder ergänzten. Eine zweite umfangreiche Bildfolge begleitet die deutsche Bearbeitung des Sternbilderkapitels aus dem Liber Introductorius des Michael Scotus. Die Konstellationen erscheinen in Form von 2–10zeiligen ungerahmten Federskizzen, welche überwiegend am äußeren Seitenrand neben
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dem zugehörigen Textabschnitt, bisweilen aber auch interlinear eingefügt wurden. Die in ihrer Größe und Ausfertigung im Vergleich zu anderen Sternbilderzyklen deutlich reduzierten und nur unbeholfen kolorierten Illustrationen, die in ihrer bescheidenen Art gut mit denen des Karlsruher Ms. K 2790 vergleichbar sind, haben die Position der Marginalillustration eingenommen. Sie erscheinen gleichsam als Glossen zum Text, dessen Fassung – mit Varianten – mit der des Karlsruher Codex übereinstimmt. Wie dort belegen auch im Freiburger Sternbildertraktat die zahlreich beim Schreiben ausgelassenen und später am Rand nachgetragenen Einzelwörter oder Passagen eine gewisse Nachlässigkeit im Umgang mit der benutzten Vorlage. Die Ausführungen zu den Konstellationen beschränken sich auf eine kurze Angabe zur Lage des Sternzeichens am Himmel sowie auf die astrologischen Informationen zu den unter dem Sternbild Geborenen. Auf Mythologisches wird dabei ebenso verzichtet wie auf die Nennung von Position und Zahl der Einzelsterne, welche im Bild dann auch nicht mehr eingetragen sind. Bisweilen sind den Federskizzen jedoch nachgetragene Notizen beigegeben, welche von der Schreiberhand stammen. Sie geben weitere Namen des Bildes an und präzisieren bisweilen auch die Lage der Konstellation am Himmel. Ähnlich wie in Karlsruhe dürfte somit auch hier die Illustration weniger aus einem Interesse an der exakten Gestalt der Sternbilder, sondern eher aus einem Streben nach Vollständigkeit der Aufzeichnung resultieren. Diese Annahme scheint durch die unbeholfene Ausführung sowie die Abweichungen und Fehler der skizzenhaften Sternbildfolge bestätigt zu werden. Denn entgegen der üblichen Reihenfolge der Konstellationen sind Hercules und Nördliche Krone, der Musizierende und der Delfin sowie der Bohrer und das Kleine Pferd vertauscht. Ferner folgt unmittelbar auf das Schiff Argo die Milchstraße; das ausgelassene Bild des Kentaurenweibchens erscheint erst am Ende des Zyklus nach dem diesen eigentlich abschließenden Sternbild Fahne. Darüber hinaus finden sich zahlreiche Besonderheiten in der Ikonographie. So wird die Bilderreihe von den Einzelbildern der beiden Bären ohne die Schlange eröffnet. Einzelbilder der Bären finden sich innerhalb der deutschen Überlieferung nur noch in der Wolfenbütteler Handschrift Cod. Guelf., 8.7 Aug. 4° – allerdings jeweils mit Schlange – und auch im Karlsruher Ms. K 2790. Dies gilt aber nur, sofern man davon ausgeht, dass dort eigentlich zwei Einzelbilder der Bären gedacht waren, die jedoch fehlerhaft ausgeführt wurden. Parallelen zwischen dem Karlsruher und Freiburger Bilderzyklus ergeben sich auch im Hinblick auf das Bild des ohne Schlange, Baum und Löwen wiedergegebenen Hercules (fol. 112r), der mit seinen gespreizten Beinen, den angewinkelten Armen und dem Schwert eher dem Typ Cepheus entspricht, sowie des ohne Skorpion gezeigten Serpentarius mit der spiralförmig allein um das linke Bein ihres Trägers gewundenen Schlange (fol. 112v). Darüber hinaus wurde hier wie da beim Sternbild der Hydra, Corvus et Crater der Mischkrug weggelassen und das Kleine Pferd ohne seine Fußf lügel wiedergegeben. Zu den Gemeinsamkeiten beider Codices zählt auch der Prolog zur Scotus-Bearbeitung mit seinem Hinweis auf Ptolemaios, Tetrabiblos, Buch II, als Quelle des Sternbildertraktats. Daneben folgt der Freiburger Sternbilderzyklus aber auch einer ikonographischen Tradition, wie sie sich am deutlichsten in den Handschriften Wolfenbüttel, Cod. Guelf. 29.14 Aug. 4°, und Tübingen, Ms. Md 2, artikuliert. So finden sich die für diese Codices charakteristischen Bilder der als Orgel gestalteten Leier (fol. 114v), des auf dem Walfisch reitenden Eridanus (fol. 115v) sowie des Musizierenden als Trommler (fol. 115v) auch in der Freiburger Bilderfolge wieder. Darüber hinaus erscheint der Südliche Fisch (fol. 117r) wie in Tübingen in Gestalt zweier übereinander gegenläufig schwimmender Fische. Auch die durch zwei Frauen mit Gefäß und Spinn-
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rocken verkörperte Milchstraße (fol. 116v) zeigt eine deutliche Nähe zu den entsprechenden Bildern in Tübingen und Wolfenbüttel, allerdings fehlt in Freiburg das Sternenband. Möglicherweise handelt es sich bei dem in Freiburg dem Bootes (fol. 112v) beigegebenen eigenartigen Attribut um einen missverstandenen Wanderstab mit Bündel, so dass sich hier noch ein weiterer Zusammenhang ergeben könnte. Das Bild der Plejaden als Henne mit Küken, dass sich in den deutschen Scotus-Handschriften unter anderem im Heidelberger Cod. Pal. germ. 832 nachweisen lässt, verweist auf die Tradition des lateinischen Almagest, in dem der Name »chlocha« allerdings den Schwan bezeichnet. Die Analogie von Siebengestirn und Henne war aber offenbar im Bewusstsein jener Zeit weit verbreitet. Einige der Freiburger Bilder sind innerhalb der Scotus-Überlieferung aber ohne Parallele und können vielleicht auf Missverständnisse oder Unkenntnis des Malers zurückgeführt werden. Dies gilt für den auf dem Zugpferd seines Wagens sitzenden Fuhrmann, das ungef lügelte Pegasusprotom, Orion mit Schwert und Gefäß sowie den katzenartigen vierbeinigen Delfin. Hinzu kommen der den Schild vor dem Körper haltende Perseus ohne Medusenhaupt und Schwert sowie das durch zwei gekreuzte Fahnen dargestellte Sternbild Vexillum. Außergewöhnlich ist auch das Bild des Kentaurenweibchens als bekleideter Mann mit einem geschulterten Stab, an welchem zwei Hasen hängen, das heißt mit einem Attribut des Kentauren. Dieser erscheint in Freiburg, Hs. 458 hingegen als zweibeiniges Mischwesen aus bekleidetem Jüngling und Hundekörper ohne Attribute. Er lässt sich am ehesten dem Schützen in Wolfenbüttel, Cod. Guelf., 8.7 Aug. 4° – das entsprechende Bild des Kentauren ebenda ist unvollendet – sowie dem Kentauren im Nürnberger Fragment vergleichen; beide führen jedoch Attribute mit sich. Im Vergleich zu den Planetengöttern erscheinen die Sternbilder insgesamt weniger sorgfältig und detailreich ausgeführt. Alle Figuren wurden bei nur sehr nachlässiger Vorlagenbehandlung etwas ungelenk umrissen und mit wenigen Farben sparsam koloriert. Die Gestalten der Tiere sind meist wenig naturnah, die Gegenstände überwiegend plump wiedergegeben. Die menschlichen Himmelswesen wirken unproportioniert und sind meist mit leicht gespreizten Beinen frontal stehend dargestellt, wobei auf die Andeutung von Boden und Hintergrund ebenso verzichtet wurde wie auf Plastizität. Nur gelegentlich sind Schatten und Körperlichkeit herausgearbeitet. Die Gewandung der Figuren ist uniform. Die Männer tragen ein kurzes, zumeist am linken Oberschenkel seitlich geschlitztes tailliertes Ärmelgewand, die Frauen einfache Kleider. In die ovalen Gesichter sind die Gesichtszüge mit wenigen kurzen Strichen eingeschrieben. Die Frisuren sind allein im Umriss gegeben und nicht weiter ausgearbeitet. Charakteristisch ist der weit zurückgenommene Haaransatz bei beiden Geschlechtern. Die bereits oben dargelegte Nähe des Freiburger Manuskripts zu den Handschriften in Tübingen, Ms. Md 2, und Wolfenbüttel, Cod. Guelf. 29.14 Aug. 4° wird noch durch weitere Fakten untermauert. So sind die Fassungen des Hartliebschen Mondwahrsagebuches in Freiburg und Wolfenbüttel nahe verwandt. Ferner erlaubt der zweite, jedoch nicht illustrierte Planetentraktat der Hs. 458 (fol. 33r–36r), der eine genaue Beschreibungen zweier bildlicher Planeten zyklen samt ihren Häusern und Kindern enthält, die Rekonstruktion der heute zerstörten textlosen Wolfenbütteler Planetenfolge. Darüber hinaus führt der Freiburger Tierkreiszeichentraktat analog den Codices in Tübingen, Ms. Md 2, Wolfenbüttel, Cod. Guelf. 29.14 Aug. 4° und Paris, Ms. Allem. 106, nicht die zwölf Zeichen, sondern die Zodiakalhäuser vor Augen, die jeweils durch ein nach vorn geöffnetes Haus veranschaulicht werden. Genau wie in Wolfenbüttel und Paris wird auch in Freiburg Hs. 458 zwischen Knaben- und Mädchenprognosen mit jeweils
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eigenem Bildzyklus unterschieden. Während die Mädchenprognosen von Frauengestalten begleitet werden, erscheint zu den Knabenprognosen das Zodiakalhaus mit den Gesichtern der Planetendekane und ihren Fahnen mit den Planetensymbolen. Darüber hinaus wird die Darstellung hier von Beischriften mit Ländern- und Städtenamen begleitet. Die Zuordnung der nur wenig individualisierten Planetendekane, die über ihre Symbole identifizierbar sind, ist oft fehlerhaft. So erscheint etwa anstelle des Marssymbols für den ersten »Herrscher«, der das Haupt des Widders regiert, das der Sonne. Auch im Hinblick auf die Ikonographie ergeben sich deutliche Abweichungen von den vergleichbaren Zyklen. So sind etwa die Zwillinge nicht als Paar, sondern als zwei nebeneinander ›schwebende‹ Männergestalten gestaltet. Die Jungfrau ist ohne Attribute, dafür mit einem Blütenkranz auf dem Haupt dargestellt und der bekleidete Wassermann leert offenbar wie in Coburg, Ms. 5, sein Gefäß in eine f lache Schüssel. Die zugehörigen Textabschnitte sind sehr ausführlich gehalten und eröffnen mit dem arabischen sowie dem deutschen Namen des jeweiligen Zeichens. Nacheinander werden einzelnen Teile des Zeichens – Haupt, Corpus und Ende – samt ihren Regenten abgehandelt. Der Text beschäftigt sich aber kaum mit dem Zeichen an sich, sondern konzentriert sich auf die äußere Gestalt, die Eigenschaften und vor allem das Schicksal der unter der jeweiligen Konstellation Geborenen. Daneben tradiert die Freiburger Handschrift noch eine illustrierte deutsche Fassung des Kometentraktats Liber de significatione cometarum. Diese wird sonst hauptsächlich in den Handschriften der Elsässischen Sternbilderfolgen überliefert und erscheint außerhalb dieser neben Freiburg nur noch einmal im Wolfenbütteler Cod. Guelf., 8.7 Aug. 4°. Wie in den anderen Handschriften wird der Kometentraktat auch in Freiburg Hs. 458 von den Darstellungen der Kometen in den Dreiheiten der Elemente sowie in den zwölf Tierkreiszeichen begleitet. Die Bilderreihen blieben jedoch weitgehend unvollendet. Allein die Schweifsterne und die Umrahmungen der Tierkreiszeichenmedaillons wurden ausgeführt, aber bereits nicht mehr koloriert. Die Zodiakzeichen sowie die sonst üblichen Gelehrtenfiguren fehlen vollständig. Auch scheint man auf die Szenen mit den Kometen in den Weltgegenden ganz verzichtet zu haben. Mit seinem Kometentraktat rückt der Freiburger Codex in die Nähe der Elsässischen Gruppe. Insgesamt steht die Handschrift somit in einem Gef lecht vielfältiger Beziehungen, wie es für die gesamte deutsche Scotus-Überlieferung charakteristisch ist. Verzeichnis der Bilder Zu Von den sieben Planeten und ihren Kindern: fol. 82v: Saturn, nach rechts schreitender nackter bärtiger Mann, das Geschlecht von einem großen Stern bedeckt, unter seiner linken Achsel eine Krücke, in der erhobenen Rechten eine Sichel, dazu Steinbock (Capricornus), und Wassermann (Aquarius), darunter Saturngeborene: Mann mit Hacke, zwei Bauern mit Gespann beim Pflügen, Galgen mit Erhängtem. fol. 86r: Jupiter, nach rechts schreitender Jüngling, vollständig nackt, das Geschlecht von einem großen Stern bedeckt, auf dem Haupt einen Hut, in den zur Seite gebreiteten Händen rechts ein Stab sowie links drei Pfeile, dazu Schütze (Sagittarius), und der Fische (Pisces), darunter Jupitergeborene: berittener Falkner mit Hund, zwei Gelehrte am Pult. fol. 88v: Mars, nach rechts schreitender bärtiger Mann, vollständig nackt, das Geschlecht von einem großen Stern bedeckt, auf dem Haupt ein Helm, in der zur Seite gebreiteten Rechten eine Fahne, die Linke weisend erhoben, dazu Widder (Aries), und Skorpion (Scorpius), darunter Marsgeborene: zwei
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Kämpfende mit Dolchen, Viehräuber, Brandstifter. fol. 91r: Sol, nach rechts schreitender bärtiger Mann, vollständig nackt, das Geschlecht von einer Sonne bedeckt, auf dem Haupt eine Krone, in den zur Seite gebreiteten Händen rechts ein Zepter sowie links ein geöffnetes Buch haltend, dazu Medaillon mit Löwe (Leo), darunter Sonnengeborene: sitzender König, Harfespieler, Steinstoßer, kniender Mann, eine Ikone anbetend. fol. 93r: Venus, nach links stehende nackte Frauengestalt mit Blütenkranz, das Geschlecht von einem Stern bedeckt, in den zur Seite gebreiteten Händen rechts ein Spiegel sowie links Blumen, dazu Stier (Taurus), und Waage (Libra), darunter Venusgeborene: Schreiber am Pult sitzend, Goldschmied, essender Mann am gedeckten Tisch. fol. 95v: Merkur, nach links schreitender Jüngling, vollständig nackt, das Geschlecht von einem großen Stern bedeckt, in den zur Seite gebreiteten Händen rechts zwei Schlangen sowie links ein Geldbeutel, dazu Jungfrau (Virgo), und Zwillinge (Gemini), darunter Merkurgeborene: badende Frau mit Blume, Lautenspieler. fol. 102v: Luna, mit gespreizten Beinen frontal stehende nackte Frau, das Geschlecht von einer Mondsichel bedeckt, in der erhobenen Rechten ein Horn, in der anderen Hand eine Fackel, dazu Krebs (Cancer), darunter Mondgeborene: Mann, der beladene Esel zur Wassermühle treibt, Fischer. Zu Von den 36 Sternbildern nach Michael Scotus: fol. 111v: Großer Bär (Ursa maior), mit angewinkeltem rechten Vorderbein nach links stehend. fol. 111v: Kleiner Bär (Ursa minor), mit angewinkeltem rechten Vorderbein nach links stehend. fol. 112r: Drache (Draco), feuerspeiender Drache mit gespreizten Fledermausflügeln, krallenbesetzten Klauen und Drachenschwanz nach links schreitend; Nördliche Krone (Corona borealis), steinbesetzte Zackenkrone in leichter Unteransicht; Hercules, mit gespreizten Beinen und zur Seite gebreiteten Armen frontal stehender Jüngling in kurzem Wams in der erhobenen Linken ein Schwert. fol. 112v: Schlangenträger (Serpentarius), nackte Gestalt mit mehrfach um das linke Bein gewundener Schlange; Bärenhüter (Bootes), mit gespreizten Beinen frontal stehender Mann, in der zur Seite gestreckten Rechten einen rechteckigen Gegenstand am Stiel haltend. fol. 113r: Fuhrmann (Agitator), mit Peitsche, nicht im Wagen, sondern auf dem Zugpferd sitzend; Cepheus, mit gespreizten Beinen frontal stehende Gestalt, die Rechte zur Seite ausgestreckt; Cassiopeia, mit ausgebreiteten Armen frontal auf einer Thronbank mit aus Balken gebildeter Rückenlehne (»Stangenthron«) sitzende Frauenfigur in langem Gewand, ohne Fesseln. fol. 113v: Pegasus (Equus verspertinus), nach links, eselartiges Pferdeprotom mit Zaumzeug; Andromeda, mit ausgebreiteten Armen zwischen zwei als »baum« bezeichneten Stangen frontal stehender Jüngling mit deutlich sichtbarem männlichem Geschlechtsteil, beide Handgelenke an die Stangen gefesselt. fol. 114r: Perseus, mit gespreizten Beinen frontal stehende jugendliche Gestalt, mit beiden Händen einen kleinen Schild vor dem Körper haltend; Dreieck (Triangulum), gleichseitiges Dreieck; Siebengestirn (Pleiades, Clocha), Henne mit sieben Küken. fol. 114v: Leier (Lyra), orgelartig, verderbt; Schwan (Cygnus), mit angelegten Flügeln nach links laufend; Adler (Vultur volans), mit ausgebreiteten Schwingen nach links fliegend. fol. 115r: Vultur cadens, senkrecht fallender Adler, einen Zweig im Schnabel. fol. 115v: Eridanus (Fluss), Jüngling, auf dem Walfisch (Cetus), reitend; Delfin (Delphinus), katzenartiges Wesen mit vier Beinen und gezackter Rückenlinie; Musizierender (Figura sonantis canoni), mit vorgestrecktem linken Bein frontal stehender Jüngling, eine vor dem Körper getragene Trommel schlagend. fol. 116r: Orion, mit gespreizten Beinen frontal stehender Mann, in den zur Seite gebreiteten Händen links ein Schwert erhoben, rechts ein Gefäß haltend; Großer Hund (Canis Sirius), nach links stehend, beschnitten. fol. 116v: Hase (Lepus), nach rechts kauernd; Schiff Argo (Argo Navis), ganzes Schiff mit Segel und Fahne, am Heck ein zinnenbekrönter Auf bau; Milchstraße (Galaxia), zwei auf einem Tisch sitzende Frauen, die eine mit Doppelhenkelgefäß, die andere mit Spinnrocken. fol. 117r: Südlicher Fisch
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Katalog der Astrologischen Bücher des 15. Jahrhunderts (Piscis austrinus), zwei übereinander gegenläufig schwimmende Fische, der obere größer als der untere; Abgrund (Putheus), brennendes Wasserschaff; Kentaur (Centaurus), nach links orientiertes zweibeiniges Mischwesen aus bekleidetem Jüngling und Hundekörper mit nach vorn gestreckten Armen, an der Grenze zwischen Menschen- und Tierleib ein Reif; Schlange, Mischkrug und Rabe (Hydra, Crater, Corvus), die Schlange um einen Baum gewunden, in dessen Krone der Rabe sitzt. fol. 118r: Vorhund (Anticanis), kleiner Hund mit Halsband, nach links springend; Bohrer (Terebellum), mit der Spitze nach unten; Kleines Pferd (Equus secundus), nach links springendes ganzes Flügelpferd mit Geschirr, ohne Fußflügel. fol. 118v: Fahne (Vexillum), zwei gekreuzte Fahnen; Kentaurenweibchen (Austronothus-Thetis), frontal stehender Mann mit geschultertem Stab, daran zwei Hasen hängend. Zu Von den Wirkungen der zwölf Tierkreiszeichen auf den Menschen: Zwölf Zeichnungen der Zodiakalhäuser als Häuser mit Spitzgiebel sowie drei auf Säulen ruhenden Arkaden, unter deren Bögen die Köpfe der Dekangötter sichtbar sind; auf dem Dach drei Fahnen mit Planetenzeichen nach rechts wehend; hinter drei offenen Torbögen im Haus das Tierkreiszeichen; dazu als Beischriften Städte- und Ländernamen. fol. 143v: Widders (Aries), dieser mit eingeknicktem linken Vorderbein nach links lagernd, in den Bögen die Köpfe von Sol, Venus und Mars, drei Fahnen mit den Planetensymbolen. fol. 147r: Stier (Taurus), nach links lagernde Ganzfigur, in den Bögen die Köpfe von Luna, Saturn und Jupiter, drei Fahnen mit den Planetensymbolen. fol. 150r: Zwillinge (Gemini), zwei übereinander in der Horizontale frei schwebende Männer, deren Arme sich überschneiden, nackt bis auf Unterhose, in den Bögen die Köpfe von Mars, Sol und Merkur, drei Fahnen mit den Planetensymbolen. fol. 153r: Krebs (Cancer), nach rechts in Aufsicht, in den Bögen die Köpfe von Merkur, Luna und Saturn, drei Fahnen mit den Planetensymbolen. fol. 155v: Löwe (Leo), heraldisch stilisiert, mit geöffnetem Maul und aufgerichtetem Flammenschweif nach links in Schrittstellung, in den Bögen die Köpfe von Jupiter, Mars und Saturn, drei Fahnen mit den Planetensymbolen. fol. 158v: Jungfrau (Virgo), in der Horizontale frei schwebende Frau, auf dem Kopf ein Blütenkranz, in den Bögen die Köpfe von Venus, Merkur und Sol, drei Fahnen mit den Planetensymbolen. fol. 161r: Waage (Libra), an der Raumdecke befestigte Balkenwaage, in den Bögen die Köpfe von Saturn, Jupiter und Mars, drei Fahnen mit den Planetensymbolen. fol. 164r: Skorpion (Scorpius), mit drei Beinpaaren, Scheren und umgebogenen Dornenschwanz nach rechts in Aufsicht, in den Bögen die Köpfe von Merkur, Venus und Sol, drei Fahnen mit den Planetensymbolen. fol. 166v: Schütze (Sagittarius), in der Horizontale frei schwebender bogenspannender Jüngling, in den Bögen die Köpfe von Luna, Saturn und Jupiter, drei Fahnen mit den Planetensymbolen. fol. 169r: Steinbock (Capricornus), nach links stehender ganzer Ziegenbock, in den Bögen die Köpfe von Jupiter, Mars und Sol, drei Fahnen mit den Planetensymbolen. fol. 171r: Wassermann (Aquarius), in der Horizontale frei schwebender Jüngling, mit beiden Händen ein henkelloses Gefäß waagerecht neben dem Körper haltend, aus dem ein Wasserstrahl in ein flaches Gefäß fließt, in den Bögen die Köpfe von Venus, Merkur und Luna, drei Fahnen mit den Planetensymbolen. fol. 173v: Fische (Pisces), zwei übereinander gegenläufig schwimmende Fische, in den Bögen die Köpfe von Saturn, Jupiter und Mars, drei Fahnen mit den Planetensymbolen. Zu Von den Wirkungen der zwölf Tierkreiszeichen auf die Frauen: fol. 201r: nackte Frau nach links, mit Blütenkranz. fol. 202v: nackte Frau nach links, mit kurzem Haar. fol. 204r: nackte Frau nach links, mit Blütenkranz. fol. 205v: ebenso. fol. 207v: ebenso, mit Blütenkranz. fol. 209v: nackte Frau nach links, ohne Blütenkranz. fol. 211r: nackte Frau nach links, mit Blütenkranz. fol. 212v: ebenso. fol. 214v: ebenso. fol. 216r: ebenso. fol. 217v: ebenso. fol. 219r: ebenso.
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Zu Von den neun Kometen und ihren Wirkungen, unvollendeter Bildzyklus, nur die Kometen ausgeführt, jedoch nicht koloriert: fol. 326r: Komet in der Dreiheit des Feuers (Widder, Löwe, Schütze), oben tubaförmiger Komet mit eingerolltem Schweif, unten leere drei Rundbilder. fol. 326v: Komet in der Dreiheit der Erde (Stier, Jungfrau, Steinbock), oben kugelförmiger Komet mit Strahlen, unten drei leere Rundbilder. fol. 327r: Komet in der Dreiheit der Luft (Zwillinge, Waage, Wassermann), oben aus blütenartigen Rahmen gebildeter Komet mit Gesicht, unten drei leere Rundbilder. fol. 327v: Komet in der Dreiheit des Wassers (Krebs, Skorpion, Fische), oben Komet mit Schweif aus zwei Federn, unten drei leere Rundbilder. fol. 328r: Widder (Aries), tropfenförmiger Komet mit Flammen besetzt, dazu leeres Rundbild. fol. 329r: Stier (Taurus), kugelförmiger Komet mit langem, wasserstrahlartigem Schweif, dazu leeres Rundbild. fol. 329v: Zwillinge (Gemini), ein von zwei Schwertern durchbohrter kugelförmiger Komet, dazu leeres Rundbild. fol. 330r: Krebs (Cancer), füllhornartiger Komet mit eingerolltem Schweif, dazu leeres Rundbild. fol. 330v: Löwe (Leo), kugelförmiger Komet mit Flammen, dazu leeres Rundbild. fol. 331r: Jungfrau (Virgo), kugelförmiger Komet mit langem, wasserstrahlartigem Schweif, dazu leeres Rundbild. fol. 331v: Waage (Libra), kugelförmiger Komet mit Strahlen, dazu leeres Rundbild. fol. 332v: Skorpion (Scorpius), kugelförmiger Komet mit einem aus zwei Federn zusammengesetzten Schweif, dazu leeres Rundbild. fol. 333r: Schütze (Sagittarius), blütenförmiger Komet mit eingeschriebenem Gesicht, dazu leeres Rundbild. fol. 333v: Steinbock (Capricornus), kugelförmiger Komet mit eingeschriebenem Gesicht, dazu leeres Rundbild. fol. 334r: Wassermann (Aquarius), von zwei Schwertern durchbohrter Komet, dazu leeres Rundbild. fol. 334v: Fische (Pisces), tropfenförmiger Komet mit Flammen, dazu leeres Rundbild.
Provenienz Bereits Kurze (1960) plädierte für eine Provenienz des Codex aus dem Besitz des Johannes Lichtenberger. Dieser war seit 1470 Hofastrologe verschiedener Fürsten und stand zwischen 1473 und 1474 im Dienst Kaiser Friedrichs III. Lichtenbergers Name erscheint innerhalb der Handschrift zweimal (fol. 346r, fol. 357v). Nach Auffassung Weidemanns (1964), S. 132 stammen die Aufzeichnungen vollständig von der Hand dieses Astrologen. Weidemanns Datierung des Codex auf 1474 basiert auf der Eintragung im Horoskop auf fol. 346r, »Von mir Johannes Lichtenberger bewert vnd gesetzet mit miner eigner hant zu Augspurg vff dem dem kayserlichen Landtag vff dem andern tag nach margarete in dem 1474 jar unsers herrn.« Auf fol. 1r hat sich oben der verderbte Besitzeintrag »(…)s Crusius Molendinus Hennenbergiacu(s) (…)e Christiana 1594« erhalten. Hierbei könnte es sich um M. Paul Crusius (geb. 1515) handeln, der 1567 die Professur für Mathematik an der Universität Jena innehatte und als Verfasser der »Hennebergischen Memorabilien« sowie mehrerer astrologischer Traktate hervorgetreten ist. Auf fol. 1r sowie im Vorderspiegel finden sich die Besitzeinträge »Ludovicus Beck an. 1770 Salvatoris nostri« sowie »Ex (…) D. Ludovic(i) Beck Steinensis prope (…) Juris (V. stu)diosi an. 1771«. Möglicherweise stammen diese Einträge von der Hand des 1803 als Generalvikar von Trier in Limburg tätigen Theologen Ludwig Joseph Beck (gest. 1816). Vergleiche auch die alte Signatur »228« sowie die Jahreszahl »1630« auf fol. 1r. Die Handschrift gelangte aus dem Nachlass des Philologen Franz Karl Grieshaber (1789–1866) in den Besitz der Universitätsbibliothek, wurde aber erst zwischen Mai 1883 und 1. Oktober 1914 in deren Bestand eingearbeitet und mit einer Signatur versehen.
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Literatur Kurze 1960, S. 77ff.; Schmitt 1962, S. 49f., 76f., 80f., 89–92, 107–156; Weidemann 1964, S. 132–145 und passim, Abb. S. 185 (fol. 125v); Wierschin 1968, S. 85ff.; Hagenmaier 1988, S. 89–98; Frühmorgen-Voss 1991, S. 397–400, Nr. 11.4.16, Abb. 195 (fol. 82v), 196 (fol. 147r), Fürbeth 1992, S. 19, Anm. 22, S. 50, S. 56, Anm. 59, S. 276f.; Bodemann 1996, S. 130, Anm. 31; Reißer 1997, S. 326–334; Blume 2000, S. 273. Siehe S. 128
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Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cod. Pal. germ. 832 Astrologisch-astronomisch-mantische Sammelhandschrift. Sternbilderdarstellungen zur deutschen Bearbeitung des Sternbilderkapitels aus dem Liber Introductorius des Michael Scotus Regensburg, Berthold Furtmeyr und Werkstatt, Schreibsprache bairisch, Ende 15. Jahrhundert (nach 1491) Kodikologische Angaben 352 × 260 mm, 275 Folia, Pergament, Text ein- und zweispaltig in sorgfältiger Bastarda von wenigstens sechs Händen; Lombarden in Rot, Blau und Gelb, z. T. auf FleuronnéeGrund, Überschriften, Unterstreichungen, Paragraphenzeichen sowie Strichelung in Rot.
Art der Bilder Neben Tabellen und Schemata sowie zwei ganzseitigen astronomischen Drehbildern in Deckfarbenmalerei von der Hand Berthold Furtmeyrs insgesamt 542 Deckfarbenminiaturen auf Goldgrund von anderer Hand, wohl Furtmeyr-Werkstatt (Thomas Schilt?). Neben Darstellungen der Monate, Elemente, Tierkreiszeichen, Dekane und Gradbilder, Planeten und Planetenkinder zum Text des Sternbilderkapitels 36 Deckfarbenminiaturen der Konstellationen. Die Position der Sterne ist nicht angegeben.
Inhalt fol. 1r: fol. 1v–31r: fol. 1v–13r:
fol. 13v–14r: fol. 14v–15r: fol. 15v: fol. 16r: fol. 17r–19v: fol. 20r: fol. 20v–21r: fol. 21v–27r: fol. 28r–33r:
Inhaltsverzeichnis Astrologischer Kalender nach Regiomontanus (Zinner ed. 1937, S. 7ff.) Illustrierter astrologischer Kalender der Diözese Eichstätt, je recto: Monatskalender mit Datumsspalte, Heiligennamen, Goldener Zahl, Sonnenauf- und -untergängen sowie Illustrationen der Zodiakzeichen sowie der von Monatsversen begleiteten Monatsarbeiten; verso: Mondzyklen ab 1491 und 1510, Goldene Zahl, Sonnenstand, Tageslänge nach Nürnberger Uhr etc. Regiomontanus: Tavel der lande und stete (= Tabelle der geographischen Breite von Orten, Hybernia bis Sicilia), Zinner ed. 1937, S. 7ff. Aderlasstafel mit Benutzeranweisung Anweisung zur Bestimmung des Mondstands mit Hilfe des Drehbildes Berthold Furtmeyr: ganzseitiges Astrolabium mit drehbarer Scheibe zur Bestimmung des Mondstands Darstellungen und Tafeln der Sonnen- und Mondfinsternisse von 1491 bis 1527. Tafel der Sonntagsbuchstaben, Goldenen Zahl, Römerzahl Tafel der beweglichen Feste in normalen und in Schaltjahren Tafeln der Aszendenten zu den einzelnen Zodiakzeichen; Tafeln der Erhöhung und Erniedrigung der Planeten – fol. 27v leer Erläuterungen zum Gebrauch des Kalenders sowie für das Astrolabium planum – fol. 33v–35v: leer
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fol. 36r–83v: fol. 84r–92r: fol. 92v–98r:
fol. 98v–101v: fol. 102r–v: fol. 103r: fol. 104r–105v: fol. 106r–108r: fol. 108v: fol. 110r–116r: fol. 118v–119r:
fol. 120r–125v: fol. 127r–129r: fol. 130r–135v: fol. 137r–233v: fol. 244r–248r: fol. 248r–259r: fol. 259v–271v: Rückendeckel:
Johannes Angelus nach Pietro d’Abano?: Astrolabium planum, illustriert, dt., Haage ed. 1981b, S. 82–97 Von den 36 Sternbildern nach Michael Scotus (Druck: Hyginus deutsch, Erhard Ratdolt, Augsburg 1491). Von den zwölf Tierkreiszeichen (Druck: Hyginus deutsch, Erhard Ratdolt, Augsburg 1491; Vgl. Regiomontanus: Calendarium deutsch, Erhard Ratdolt, Augsburg 1489) Von den Planeten und ihren Kindern, deutsch, Blume ed. 2000, S. 230ff. (Druck: Hyginus deutsch, Erhard Ratdolt, Augsburg 1491) Darstellung zur Bestimmung der Planetenstunden; Anweisung zur Benutzung des folgenden Drehbildes Berthold Furtmeyr: ganzseitiges Astrolabium mit drehbarer Scheibe zur Bestimmung der Planetenstunden Die vier Complexionen Die vier Elemente Windschema mit Erläuterungen – fol. 109rv: leer Traumbuch – fol. 117r–118r: leer Abbildung zweier Instrumente zur Bestimmung der Temporalstunden aus Regiomontanus: Calendarium deutsch, Erhard Ratdolt, Augsburg 1489, Zinnner ed. 1937, Anhang, Abb. 1 – fol. 119v leer Sandkunst der 16 Richter, Eis ed. 1956, S. 29–48; Lunar. – fol. 126r–v: leer. Guido Bonatti: Astrologie, deutsch mit Rotae Johannes Hartlieb: Namenmantik, Schmitt ed. 1962, S. 291–309 – fol. 136r–v: leer Geomantie mit Auszügen aus Johannes Hartlieb (?): Geomantie, vgl. Schmitt ed. 1962, S. 107–157 – fol. 234r–243v: leer Astrologischer Jagdtraktat; Planetenstunden Mondwahrsagebuch nach den 28 Mansiones; Beschreibung eines Kalenders; Horoskopschema – fol. 255v: leer Traktat zur Prognostik – fol. 272r–275v: leer Astrolabium mit drehbarer Scheibe und Zeiger
Kommentar Der Cod. Pal. germ. 832 ist eine aufwendig illustrierte astrologisch-astronomisch-mantische Sammelhandschrift, die aufgrund der enthaltenen Wahrsagetexte als Heidelberger Schicksalsbuch bezeichnet wird. Der Palatinus läuft im Hinblick auf Anlage, Inhalt und Illustration bis hin zur Verteilung der Leerseiten dem allerdings weniger umfangreichen Coburger Ms. 5 weitgehend parallel. Beide Codices sind eng miteinander verwandt und stellen im Kern Kompila tionen nach astronomisch-astrologischen Drucken Erhard Ratdolts dar. Als Vorlage beider Handschriften dienten neben dem Calendarium deutsch des Regiomontanus (Erhard Ratdolt, Augsburg 1489) und dem Astrolabium planum in tabulis in der deutschen Übertragung des ab 1492 als Professor an der Ingolstädter Universität wirkenden Johannes Engel (Augsburg 1488) auch die Astrologie des Guido Bonatti sowie die Edition des Hyginus deutsch (beide Erhard Ratdolt, Augsburg 1489). Hinzu treten eine Reihe von mantischen Texten, unter anderem aus der Feder des Johannes Hartlieb. Eine direkte Abhängigkeit des Palatinus vom bescheideneren
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Coburger Manuskript ist auszuschließen. Beide Handschriften gehen vermutlich auf eine gemeinsame Vorlage zurück, die ihrerseits auf den Ratdolt-Drucken basierte. Mit seiner Verbindung von Astrologie und Mantik sowie der praktischen Leistung des Kalenders entspricht die Heidelberger Handschrift dem Typus des primär an den interessierten Laien gerichteten Kalendarischen Hausbuchs. Im Unterschied zu den anderen vergleichbaren deutschen Sammelhandschriften verleihen das als Beschreibstoff gewählte Pergament, die sehr sorgfältige schleifenlose Bastarda auf gehobenem kalligraphischen Niveau, die zum Teil auf Fleuronnée aufgebrachten Farbinitialen sowie der umfangreiche, in Deckfarbentechnik auf Goldgrund ausgeführte Bildschmuck dem Palatinus den Charakter einer Prachthandschrift. Aus der gehobenen Ausstattung kann auf einen adligen Auftraggeber geschlossen werden. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wurde die Handschrift für Pfalzgraf Philipp den Aufrichtigen (1448–1508) und seine Frau Margarethe von Bayern-Landshut hergestellt. Hierfür sprechen neben dem Umstand, dass der Codex aus der Palatina stammt, auch die auf fol. 16r und fol. 103r in die Zwickel der astronomischen Drehbilder eingefügten Wappen von der Pfalz und von Bayern. Darüber hinaus wurde Mars mit einer Pfälzer Fahne als Planet des herrschaftlichen Auftraggebers besonders ausgezeichnet. Nicht zuletzt sind die entsprechenden Namensheiligen der vermutlichen Auftraggeber im Kalender besonders hervorgehoben. Da verschiedene Ratdolt-Drucke, darunter die 1491 erschienene Edition des deutschen Hyginus als Vorlage dienten und ferner die Mondtafeln des Kalenders 1491 beginnen, kann als terminus post quem dieses Jahr angenommen werden. Wie Haage (1981b) anhand der Verbindungslinie des Codex einerseits zu den Drucken Erhard Ratdolts und damit zu Johannes Engel sowie andererseits zu adligen, in Beziehungen zur Ingolstädter Universität stehenden Auftraggebern herausgestellt hat, ist eine Entstehung des Palatinus im Umkreis dieser Hochschule wahrscheinlich. Für eine Herstellung in dem zur Diözese Eichstätt gehörigen Ingolstadt sprechen auch die im Kalender verzeichneten charakteristischen Bistumsheiligen. Neben zwei großen, separat eingebundenen astronomischen Drehbildern enthält der Palatinus 542 Miniaturen nach dem Vorbild der Holzschnittillustrationen der Ratdolt-Drucke. Sie gehen auf zwei Künstler zurück, von denen einer die beiden Drehbilder, der andere die übrigen Illustrationen ausgeführt hat. Dabei stammen die in den Zwickeln dekorativ gefüllten, mit Schildhaltern und Wappen sowie mit Landschaft und allegorischen Figuren ausgestalteten Drehbilder von der Hand des zwischen 1468 und 1501 in Regensburg tätigen Bertold Furtmeyr. Auch er orientierte sich bei der Gestaltung seiner Bilder an den Holzschnitten Ratdolts, wobei er für das zur Bestimmung des Mondstands dienende erste Instrument auf dessen erste und dritte Tierkreiszeichenserie zurückgriff, diese jedoch teils seitenverkehrt übertrug. Im zweiten, zur Bestimmung der Planetenstunden gedachten Drehbild kamen dagegen die ihrerseits auf die italienischen Kupferstiche des Baccio Baldini zurückgehenden Planetenbilder der ersten Serie zum Einsatz. Im Vergleich zur Druckvorlage erscheint Furtmeyrs Gestalt der Luna-Diana jedoch deutlich verändert, denn diese wurde offenbar als Mann aufgefasst und im Drehbild als bärtiger Greis wiedergegeben. Die übrigen Bilder des Palatinus, von denen rund vierhundert auf das Astrolabium planum entfallen, werden einem Mitarbeiter der Furtmeyer-Werkstatt zugeschrieben, den von Rohr 1967 – basierend auf einer Malersignatur auf fol. 48r – als den wohl aus Erding bei München stammenden und von 1486–1513 in Regensburg tätigen Thomas Schilt identifiziert hat. Auch wenn diese Zuschreibung nicht unumstritten ist, kann eine künstlerische Beziehung des zwei-
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ten Malers zum Stil Bertold Furtmeyers anhand der Fels-, Baum- und Architekturformen dennoch festgehalten werden. Von dieser zweiten Hand stammen auch die Illustrationen der Konstellationen, Tierkreiszeichen und Wandelsterne. Dabei stimmt sowohl das Layout als auch die Abfolge dieser Miniaturen mit denjenigen im Coburger Ms. 5 vollständig überein. Auch die Textfassungen zu den Himmelskörpern laufen in beiden Handschriften weitgehend parallel. Nur bei den Planetentexten zeigt sich eine Differenz insofern, als die Baseler Planetengedichte im Palatinus in ihrer vollen Länge aufgezeichnet sind. Die Ikonographie beider Handschriften ist eng miteinander verwandt. Im Unterschied zu Coburg wurden die Darstellungen im Palatinus jedoch in Deckfarbenmalerei auf goldenem beziehungsweise farbigem, bisweilen ornamental ausgesetzten Grund ausgeführt und jeweils von einem farbig profilierten Rahmen umgeben. Ein genauer Vergleich beider Bildfolgen offenbart aber auch zahlreiche Abweichungen im Detail, auf die nur exemplarisch eingegangen werden soll. So wurde im Palatinus bei der Nördlichen Krone auf den Edelstein verzichtet, der Spieß des Bootes zur Axt umgestaltet und der Fuhrmann nicht als Halbfigur, sondern auf dem Wagen stehend und ohne erhobene Linke wiedergegeben. Ferner lagert Eridanus nun korrekt auf einem Gewässer und ist an Bord der Argo zusätzlich ein Hausauf bau zu sehen. Zudem hat man die Gestalt des jugendlichen Seemanns verändert und dessen Ruder realistischer dargestellt. Nicht zuletzt erscheinen im Palatinus die in Coburg gegenüber dem Text gedrehten Bilder des Fuhrmanns und des Walfischs richtig eingefügt. Auch beim Zodiakus und den Planetenbildern lassen sich vergleichbare Differenzen aufzeigen. Der wohl markanteste Unterschied zwischen den Sternbildfolgen der beiden Handschriften zeigt sich jedoch beim Bild des Siebengestirns, das im Palatinus wie im Freiburger Scotus Hs. 458 als Henne mit Küken dargestellt ist. Wie bereits beim Coburger Manuskript im Zusammenhang mit dem Doppelbild des Eridanus festgestellt, scheint sich hier der Einf luss einer anderen Bildtradition zu artikulieren. Denn vergleichbare Darstellungen des Siebengestirns finden sich auch im Pariser Ms. lat. 7408A und der mit diesem eng verwandten Handschrift Edinburgh, Cr. 3.23 sowie in den Zyklen zur Scotus-Bearbeitung des Ludovicus de Angulo. Andererseits war – dies belegen die in den deutschen Scotus-Bearbeitungen den Darstellungen wiederholt beigegebenen Beischriften – die Analogie von Siebengestirn und Henne (mit Küken) im deutschsprachigen Raum im Bewusstsein der Menschen offenbar weit verbreitet. Die Ikonographie der Sternbilder orientiert sich im Wesentlichen am Vorbild des Ratdoltschen Holzschnittzyklus von 1491. Als Bühne für die Himmelsgestalten fungieren entweder einfache, sich nach hinten verengende Innenräume mit kariertem Fliesenboden oder Landschaften mit teils hohem Horizont, die in einen Vordergrund mit steinigen Wegen und Pf lanzenbewuchs, einen Mittelgrund mit grünen Hügeln und Häusergruppen sowie einen Hintergrund mit blauen Bergen, Häusern und Burgen differenziert sind. Über sich von vorn nach hinten schlängelnde Wege oder Wasserläufe werden alle Bereiche miteinander verbunden und zusätzliche Tiefenräumlichkeit erzeugt. Die puppenhaft wirkenden Himmelswesen sind nur wenig individualisiert und zeichnen sich durch rundlich-naive Köpfe, pausbäckige Gesichter und füllige Körperformen aus. Sie tragen die bürgerliche Tracht der Zeit um 1490 mit eckigem Faltenwurf. Die Tiergestalten erscheinen nur selten heraldisch stilisiert, wirken aber meist zu klein und plump. Von der Beliebtheit des Cod. Pal. germ. 832 am Heidelberger Hof zeugt noch heute der Umstand, dass ihn Kurfürst Ottheinrich von der Pfalz vom Nürnberger Schreibmeister Hein-
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rich Rüdinger in einer weiteren Prachthandschrift, dem heutigen Cpg 833, in Auswahl (Kalender und Astrolabium) kopieren und vom Nürnberger Maler Albrecht Glockendon d. J. ausmalen ließ. In diesem Zusammenhang wurden auch die Kalenderdaten vom Hofastrologen Cyprianus Leovitius (1524–1574) neu überarbeitet. Die Traktate über die Tierkreiszeichen, Sternbilder und Planeten wurden in die aufwendig illustrierte Abschrift jedoch nicht mit übernommen.
Verzeichnis der Sternbilder Zum Kalender: fol. 2r: Wassermann (Aquarius), nach links stehender Mann in zeitgenössischer Kleidung, eine Deckelkanne ausleerend, Monatsbild Januar: tafelnder Mann am gedeckten Tisch. fol. 3r: Fische (Pisces), zwei mit den Bäuchen einander zugewandte, übereinander schwimmende Fische, Monatsbild Februar: Mann, sich am Feuer wärmend. fol. 4r: Widder (Aries), nach links stehend, Monatsbild März: pflügende Bauern. fol. 5r: Stier (Taurus), nach links stehende Ganzfigur, Monatsbild April: Rebstöcke schneidender Mann. fol. 6r: Zwillinge (Gemini), zwei sich gegenüberstehende und bei den Händen fassende nackte Knaben, Monatsbild Mai: Liebespaar in Unterhaltung. fol. 7r: Krebs (Cancer), nach links in Aufsicht, Monatsbild Juni: Mann mit Hacke. fol. 8r: Löwe (Leo), heraldisch stilisiert, nach links in Schrittstellung, Monatsbild Juli: Grasmäher mit Sense. fol. 9r: Jungfrau (Virgo), auf einer Wiese sitzende Frau mit erhobenen Händen, ohne Flügel und Attribute, Monatsbild August: Paar bei Getreideernte. fol. 10r: Waage (Libra), frei schwebende Balkenwaage, Monatsbild September: Traubenernte und Weinkelter. fol. 11r: Skorpion (Scorpius), in Aufsicht nach links, Monatsbild Oktober: Mann bei der Aussaat. fol. 12r: Schütze (Sagittarius), nach links schreitender bogenspannender Jüngling, Monatsbild November: Holzhacker. fol. 13r: Steinbock (Capricornus), nach links stehende Ganzfigur, Monatsbild Dezember: zwei Männer beim Schlachten. Zu Von den 36 Sternbildern nach Michael Scotus: fol. 84ra: Drache zwischen den Bären ( Draco inter Arctos), die s-förmige Schlange mit Drachenhaupt nach links in Seitenansicht auf dem Kopf stehend, die mit den Rücken gegeneinandergestellten, in unterschiedliche Richtungen springenden Bären zwischen den Windungen. fol. 84rb: Bärenhüter (Bootes), nach links schreitender Mann in zerschlissenen Hosen und durchlöcherten Schuhen, am Gürtel ein Schwert, Umhängetasche, den Oberkörper annähernd in die Front gedreht, in den zur Seite ausgebreiteten Händen rechts eine gezahnte Sichel, links eine aufgestellte Lanze, neben seinem rechten Fuß ein Bündel Stroh. fol. 84va: Nördliche Krone (Corona borealis), in einem Raum mit Fliesenboden frei schwebende, kunstvoll gearbeitete zeitgenössische Zackenkrone in leichter Unteransicht. fol. 84vb: Hercules, im Knielauf nach links eilender nackter bärtiger Mann in Seitenansicht, das Geschlechtsteil deutlich zu erkennen, über dem vorgestreckten linken Arm ein ganzes Löwenfell tragend, mit der Keule in der nach hinten erhobenen Rechten zum Schlag gegen die sich um den Baum der Hesperiden windende Schlange ausholend. fol. 85ra: Leier (Lyra), mit zwei geschwungenen Hörnern, Querspange und sieben Saiten. fol. 85rb: Schwan (Cygnus), mit ausgebreiteten Flügeln nach rechts laufend. fol. 85va: Cepheus, mit ausgebreiteten Armen nach rechts schreitender König, auf dem Haupt eine Zackenkrone, an der linken Seite ein großes Schwert am Schultergurt tragend. fol. 85vb: Cassiopeia, als Königin frontal auf einer Kastenbank mit aus Baumstämmen gebildeter Rückenlehne (»Stangenthron«) sitzend, die rechte Brust entblößt, auf dem Kopf eine goldene Krone, die zur Seite ausgebreiteten Arme mit den Handgelenken an die Stangen der Lehne gefesselt, aus der rechten Hand ein Blutstrom. fol. 86ra: Andromeda, als androgyne Gestalt, mit ausgebreiteten Armen zwischen zwei Bäumchen frontal stehend, mit beiden Händen an diese gefesselt, der männliche Unterkör-
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per nackt. fol. 86rb: Perseus, mit zurückgewandtem Haupt nach links ausschreitende bärtige Gestalt mit in die Front gedrehtem Oberkörper und geflügelten Füßen, nackt bis auf einen um den Oberkörper geschlungenen Mantel, in der rechten Hand ein blutiges Schwert, links das blutende weibliche Medusenhaupt am Schopf haltend, auf dem Rücken ein Schild. fol. 86va: Fuhrmann (Agitator), auf dem von je zwei hellen Pferden und dunklen Ochsen nach rechts oben gezogenen Kastenwagen stehende Gestalt, auf der linken Schulter die Ziege, auf der ausgestreckten linken Hand die beiden Böckchen, mit der Rechten die Gespanne zügelnd. fol. 86vb: Schlangenträger (Serpentarius), leicht nach links orientierte nackte Jünglingsgestalt mit in die Front gedrehtem Oberkörper, die einmal um seinen Körper gewundene Schlange mit der rechten Hand am sich auf bäumenden Kopf- sowie mit der linken Hand am Schwanzende gepackt haltend. fol. 87ra: Adler (Vultur volans), mit zurückgewandtem Kopf und ausgebreiteten Schwingen nach rechts auf dem Pfeil stehend. fol. 87rb: Vultur cadens, mit ausgebreiteten Schwingen und aufgerissenem Schnabel von links oben nach rechts unten stürzender Adler. fol. 87va: Siebengestirn (Clocha, Pleiades), stehende Henne mit sechs Küken. fol. 87vb: Delfin (Delphinus), nach links schwimmender gekrümmter Fisch mit Hauern, haarigen Ohren und gezackter Rückenlinie. fol. 88ra: Pegasus (Equus verspertinus), nach rechts stürmendes gezäumtes Flügelpferdprotom mit Wolkenband an der Schnittstelle. fol. 88rb: Kleines Pferd (Equus secundus), nach links springendes ganzes Flügelpferd mit Zaumzeug und je einem Flügel pro Hufpaar. fol. 88va: Dreieck (Triangulum), aus einem Streifen gebildetes gleichseitiges Dreieck. fol. 88vb: Walfisch (Cetus), nach rechts oben schwimmender Fisch mit aufgerollter Nasenspitze und großen Hauern. fol. 89ra: Eridanus (Fluss), als Doppelbild, oben auf einem nach rechts stehenden zweiachsigen Kastenwagen sitzender jugendlicher Musiker, mit Plektrum auf einem psalterähnlichen Instrument spielend, unten nackt in der Haltung des »Schwimmers« nach rechts auf dem Wasser liegend, das Haupt auf dem linken Arm abgestützt, der Unterkörper in der Taille gedreht, Gesäß nach oben, mit der Rechten das Instrument samt Plektrum auf der Hüfte haltend. fol. 89rb: Orion, nach rechts eilender gerüsteter Ritter, das lockige Haupt in Dreiviertelansicht nach rechts, vor der in die Front gedrehten Brust ein Schild, über dem vorgestreckten linken Arm ein Löwenfell mit Tatzen, in der erhobenen Rechten ein Schwert. fol. 89va: Hase (Lepus), in einer Landschaft mit Gebäuden nach links springend. fol. 89vb: Großer Hund (Canis Sirius), in einer Landschaft mit Gebäuden nach links, gleichsam dem Hasen hinterher springend. fol. 90ra: Vorhund (Anticanis), in einer Landschaft mit Gebäuden mit herausgestreckter Zunge nach links springend, mit Halsband. fol. 90rb: Schiff Argo (Argo Navis), vom Rahmen angeschnittenes halbes Schiff mit Mast, Mastkorb, Takelage sowie einem Haus als Auf bau, auf Deck ein Jüngling mit Ruder. fol. 90va: Kentaur (Centaurus), Mischwesen aus jugendlichem Mann in gegürteten Ärmelgewand und Pferd, in der ausgestreckten Rechten ein auf dem Rücken liegendes Beutetier haltend, am rechten Handgelenk eine Trinkflasche herabhängend, von der geschulterten Lanze in der Linken ein Hase herabhängend. fol. 90v: Abgrund (Putheus), als Doppelbild, oben Altartisch, darauf ein Feuer, daneben links und rechts frei schwebend ein männlicher und ein weiblicher Teufel, unten Höllenrachen mit zahlreichen Verdammten im brennenden Schlund, darüber ein Kessel mit weiteren Verdammten, links und links oben weitere Teufel, der eine mit einem Verdammten auf der Schulter. fol. 91ra: Milchstraße (Galaxia) , zwei Frauen in faltenreichen Gewändern vor einer Mauer im Gespräch, die Linke je auf die andere weisend, darüber zwischen ihnen ein schwebender Reif. fol. 91rb: Schlange, Mischkrug und Rabe (Hydra, Crater, Corvus ) , eine sich von rechts unten nach links oben zum Baum windende Schlange, den Kopf bereits in den kahlen Ästen, auf ihren Windungen in der Mitte ein Wasserschaff sowie am Schwanzende den Raben tragend. fol. 91va: Bohrer (Terebellum), mit der Spitze nach unten und geschwun-
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genem Griff. fol. 91vb: Fahne (Vexillum), an einer senkrecht stehenden Lanze befestigter, nach links wehender Rot-Grün-Rot gestreifter Wimpel. fol. 92ra: Südlicher Fisch (Piscis austrinus), mit geöffnetem Maul nach links schwimmender Fisch, fol. 92rb: Kentaurenweibchen (Austronothus-Thetis), nach links stehendes Mischwesen aus Frau und Pferd, der nackte weibliche Oberkörper in die Front gedreht, die Arme angewinkelt ausgebreitet, eine Hand offen, die andere geballt, am Pferdebauch vier weitere Brüste, an der Verbindungsstelle zwischen Menschen- und Tierleib vier weitere, blütenförmig angeordnete Brüste. Zu Von den zwölf Tierkreiszeichen: fol. 92v: Widder (Aries), mit angewinkeltem rechten Vorderbein nach links stehend. fol. 93r: Stier (Taurus), mit angewinkeltem Vorderbein nach links stehende Ganzfigur. fol. 93v: Zwillinge (Gemini), ungeflügeltes Paar, der jugendliche Mann hat seine Linke auf die Schulter der Frau gelegt und hält eine gezahnte Sichel in der Rechten, die Frau rechts mit entblößter rechter Brust und einem Stab (Szepter) in der Linken. fol. 94r: Krebs (Cancer), länglicher Krebs mit fünf Beinpaaren, Scheren und Fischschwanz in Aufsicht. fol. 94v: Löwe (Leo), heraldisch stilisierter Löwe mit zwischen den Hinterbeinen durchgeführtem Schweif und krallenbesetzten Tatzen nach links in Seitenansicht. fol. 95r: Jungfrau (Virgo), weibliche Gestalt in langem, hoch taillierten Gewand, auf dem Haupt ein Diadem, in der erhobenen Rechten eine Blume, in der Linken ein Szepter. fol. 95v: Waage (Libra), frei schwebende Balkenwaage. fol. 96r: Skorpion (Scorpius), mit vier Beinpaaren, angewinkelten Scheren und umgebogenen Schlangenschwanz schräg nach rechts in Aufsicht. fol. 96v: Schütze (Sagittarius), nach links springender bogenspannender gehörnter Kentaur mit Bart und bekleidetem Oberkörper, von seiner linken Schulter ein nach hinten wehendes Fell. fol. 97r: Steinbock (Capricornus), ganzer Ziegenbock nach links. fol. 97va: Wassermann (Aquarius), nach rechts schreitender Jüngling, mit beiden Händen eine umgedrehte Deckelkanne ausleerend, deren Wasser in eine flache Schüssel am Boden fließt. fol. 98r: Fische (Pisces), zwei übereinander gegenläufig schwimmende, gleich große silberne Fische mit schuppigem Körper. Zu Von den Planeten und ihren Kindern: fol. 98va: Saturn, oben: bekleideter alter Mann mit Bart, auf einem von zwei Drachen gezogenen Thronwagen über Wolken nach links fahrend, in Mantel und Mütze gekleidet, eine Sense in der Rechten, Saturn, unten: rechts als bärtiger Mann in Unterhose, auf eine Krücke gestützt, eine Sichel in der Linken, links Saturngeborene: auf einer Anhöhe leerer Galgen und Radgalgen, davor zwei Gefangene im Holzblock. fol. 99ra: Jupiter, oben: junger Mann in Mantel und Mütze, auf einem von zwei Adlern gezogenen Thronwagen über Wolken nach links fahrend, vor ihm auf dem Wagen kniend der junge Ganymed, dem Gott eine Schale darreichend, Jupiter, unten: links gekrönter langhaariger Mann mit Bart in Unterhose, mit zwei Pfeilen und Stab in der Linken, in der Rechten ein blankes Schwert, rechts Jupitergeborene: ein Jäger zu Pferde mit Jagdhunden in Landschaft. fol. 99va: Mars, oben: gerüsteter Krieger auf von zwei Pferden nach links gezogenem Thronwagen über Wolken fahrend, das Schwert in der Rechten, mit offenem Schaller ohne Visier; Mars, unten: links stehender Krieger mit Lanze und Maskenschild, rechts Marsgeborene: zwei kämpfende Männer, einander niederstechend. fol. 100ra: Sol, oben: gekrönter Jüngling auf einem von vier Pferden nach links gezogenen Wagen über Wolken fahrend, in kurzem Rock und Stulpenstiefeln, Krone, Szepter in der Linken, mit der Rechten das Gespann zügelnd; Sol, unten: stehend, gekrönter König mit Zepter, Schwert und Mantel, zu seinen Seiten Sonnengeborene: links Frau mit Harfe, rechts Mann mit Laute. fol. 100va: Venus, oben: mit offenem Haar auf von zwei Tauben gezogenem Thronwagen über Wolken nach links fahrend, das Kleid über die Knie hinaufgeschoben, die Füße in Stulpenstiefeln, auf dem Haupt ein turbanartiger Kopfputz, ein Pfeil in der Rechten, vor ihr auf dem Wagen der geflügelte Cupido mit Pfeil, Bogen und
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Köcher; Venus, unten: rechts junge Frau in langem Kleid, mit Diadem, in der Rechten ein Spiegel, mit der Linken das hochgeraffte Kleid haltend, links: Venusgeborene: sich küssendes Paar. fol. 101ra: Merkur, oben: bartloser Mann auf einem von zwei Greifvögeln nach links gezogenen Wagen über Wolken fahrend, auf dem Haupt ein Hut, in der Rechten der Caduceus, die Linke zeigend; Merkur, unten: rechts nackter junger Mann in Unterhose en-face stehend, in der Rechten zwei Schlangen, in der Linken ein Geldbeutel, links Merkurgeborene: Arzt in langem Talar und Hut, einen Gegenstand (Urinal/Zettel?) haltend. fol. 101va: Luna, oben: auf einem von zwei Nymphen gezogenen einachsigen Thronwagen mit Drachenkopf sitzender Jüngling, auf dem Haupt zwei kurze rote Hörnchen, in der erhobenen Rechten ein Pfeil; Luna, unten: rechts als nackte junge Frau mit langem offenem Haar, mit Fackel und Horn, die Scham von einem Halbmond mit Profilgesicht verdeckt, links Mondgeborene: ein Bote mit Brief und Stab.
Provenienz Die Wappen in den Zwickeln der von Berthold Furtmeyr gestalteten ganzseitigen astronomischen Drehbilder auf fol. 16r und fol. 103r weisen auf Pfalzgraf Philipp den Aufrichtigen und seine Frau Margarethe als Auftraggeber und erste Besitzer des Codex hin. Die Handschrift wurde dann in der Palatina zu Heidelberg auf bewahrt, mit der Schenkung des bayerischen Herzogs Maximilian I. im Jahre 1622 an Papst Gregor XV. jedoch 1623 nach Rom überführt und der Vatikanischen Bibliothek eingegliedert. Der Ledereinband trägt das Wappen Papst Alexanders VII. Aus Rom kehrte der Codex mit den deutschen Handschriften im Jahre 1816 wieder nach Heidelberg zurück.
Literatur Waagen 1845, S. 387; Wille 1903, S. 130f.; Zinner 1925, Nr. 1521, 11565; Wegener 1927, S. 102–106, Abb. 95 (fol. 16r), 96 (fol. 48r), 97 (fol. 100v), 98 (fol. 91r); Boll 1931, Taf. XVI, Abb. 32; Gundel 1936, Tafel 26 (fol. 65v); Hartlaub 1960/61, S. 14–19; Von Rohr 1967, S. 92–94, 132f., 145f., 165f.; Brévart 1981, S. 43–47; Haage 1981a, S. 117–143; Haage 1981b, S. 27ff.; Haage 1981c, S. 143ff.; Speckenbach 1981, S. 113–143; Mittler/Werner 1986, S. 136f., Taf. 39 (fol. 16r); Kat. Regensburg 1987, Nr. 109, Taf. 80 (fol. 103r); Kat. Bamberg 1986, Nr. 56; Frühmorgen-Voss 1991, S. 406–409, Nr. 11.4.21., Abb. 223 (fol. 89r); Fürbeth 1992, S. 52 Anm. 46, S. 57 Anm. 64, S. 60, 276; Reißer 1997, S. 326–334; Snie˙z ynskaStolot 2002, passim, Abb 116–121 (fol. 36r, 40r, 44r, 48r, 52r, 56r, 64r, 68r, 72r, 76r, 80r). Siehe S. 129, Abb. 1160–1169
137.
Coburg, Bayerische Landesbibliothek, Ms. 5 Astrologisch-astronomisch-mantische Sammelhandschrift. Sternbilderdarstellungen zur deutschen Bearbeitung des Sternbilderkapitels aus dem Liber Introductorius des Michael Scotus Bayerisch-schwäbischer Raum (Augsburg?), Ende 15. Jahrhundert (nach 1491), Schreibsprache Bairisch Kodikologische Angaben 290 × 205 mm, 132 Folia (mit Blattverlusten), Papier, Text teils ein-, teils zweispaltig in Bastarda einer Hand, fol. 132r: Nachtrag von anderer Hand; Lombarden, Überschriften, Unterstreichungen, Caputzeichen sowie Strichelung in Rot.
Art der Bilder Neben Tabellen und Schemata insgesamt 492 Illustrationen in farbig lavierter Federzeichnung von einer Hand. Neben Darstellungen der Monate, Elemente, Tierkreiszeichen, Dekane und Gradbilder, Planeten und Planetenkinder zum Text des Sternbilderkapitels 36 Darstellungen der Konstellationen. Tierkreiszeichen im Kalender stets am rechten Seitenrand als von doppelter roter Federlinie umgebene Rundbilder (ø 3,7 cm) in Gemeinschaft mit dem gleichermaßen gerahmten Monatsbild am unteren Seitenrand (ø 5 cm). Zu Von den 36 Sternbildern: 36 ungerahmte, paarweise über die Seiten verteilte, meist hochrechteckige Federzeichnungen, davon zwei Doppelbilder; stets vor dem zugehörigen Text stehend, über jedem Bild die deutsche Bezeichnung des Sternbildes; Zu Von den zwölf Tierkreiszeichen: Insgesamt zwölf spaltenbreite, quadratische bis rechteckige ungerahmte Federzeichnungen, die stets vor dem zugehörigen Text in die linke Spalte eingefügt wurden; über jedem Bild das astrologische Zeichen sowie die lateinische und deutsche Bezeichnung des Sternbildes; auf jeder Seite ein geschlossenes Text-Bild-Ensemble. Zu Von den Planeten und ihren Kindern: Insgesamt 14 spaltenbreite Darstellungen der Planetengötter als quadratische bis rechteckige Federzeichnungen, auf jeder Seite ein geschlossenes Text-Bild-Ensemble; stets in der linken Spalte zunächst das astrologische Zeichen sowie der Name des Planeten als Kolumnentitel, es folgen vor dem Text je zwei Illustrationen übereinander, oben der bekleidete Planetengott in zweiachsigem Wagen über Wolkenband fahrend, darunter der nackte oder bekleidete Planet samt Attributen und Kindern; alle Bilder rahmenlos, jedoch jeweils nach unten durch einen roten Querbalken begrenzt, das untere Bild in diesem z. T. mit dem Namen des Planeten beschriftet. Position der Sterne jeweils nicht angegeben.
Inhalt fol. 1r: fol. 1v–31r: fol. 1v–13r:
Regiomontanus: Tavel der lande und stete (= Tabelle der geographischen Breite von Orten, Hybernia bis Sicilia). Zinner ed. 1937, S. 7ff. Astrologischer Kalender nach Regiomontanus. Zinner ed. 1937, S. 7ff. Illustrierter astrologischer Kalender der Diözese Eichstätt, je recto: Monatskalender mit Datumsspalte, Heiligennamen, Goldener Zahl, Sonnenauf- und -untergängen sowie Illustrationen der Zodiakzeichen sowie der von Monatsversen begleiteten Monatsarbeiten; verso: Mond-
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zyklen ab 1491 und 1510, Goldene Zahl, Sonnenstand, Tageslänge nach Nürnberger Uhr etc. fol. 13v–16r: Darstellungen und Tafeln der Sonnen- und Mondfinsternisse von 1491 bis 1527 fol. 16v–17r: Die vier Elemente, Federzeichnungen ohne Text fol. 17v: Tafel der Sonntagsbuchstaben, Goldenen Zahl, Römerzahl fol. 18r–v: Tafeln der beweglichen Feste in normalen und in Schaltjahren fol. 19r–24v: Tafeln der Aszendenten zu den einzelnen Zodiakzeichen; Tafeln der Erhöhung und Erniedrigung der Planeten fol. 25r–31r: Erläuterungen zum Gebrauch des Kalenders sowie für das Astrolabium planum. – fol. 31v leer; fol. 32–35: fehlen (Blattverlust) – fol. 36r–v leer fol. 37r–84v: Johannes Angelus nach Pietro d’Abano?: Astrolabium planum, illustriert, deutsch Haage ed. 1981b, S. 82–97 – fol. 49 fehlt (Blattverlust) fol. 85r–93r: Illustrierter Traktat Von den 36 Sternbildern nach Michael Scotus (vgl. Hyginus deutsch, Erhard Ratdolt, Augsburg 1491) fol. 93v–99r: Illustrierter Traktat Von den zwölf Tierkreiszeichen (vgl. Hyginus deutsch, Erhard Ratdolt, Augsburg 1491 sowie Regiomontanus: Calendarium deutsch, Erhard Ratdolt, Augsburg 1489) fol. 99v–102v: Illustrierter Traktat Von den Planeten und ihren Kindern. Vgl. Blume 2000, S. 230ff. Vgl. Hyginus deutsch, Erhard Ratdolt, Augsburg 1491 fol. 103r–v: Die vier Complexionen, Federzeichnungen ohne Text fol. 104r–106r: Guido Bonatti: Astrologie, deutsch mit Rotae fol. 106r–111v: Johannes Hartlieb: Namenmantik. Schmitt ed. 1962, S. 291–309 fol. 112r–116ra: Traumbuch – fol. 116rb–120v: leer fol. 121r–127r: Sandkunst der 16 Richter. Eis ed. 1956, S. 29–48 – fol. 127v–131v: leer fol. 132r: Nachtrag: Abschrift eines Briefes von 1468 (Ulrich Buschmann an Regiomontanus) fol. 132v: Astrologische Tabelle
Kommentar Beim Coburger Ms. 5 handelt es sich im Wesentlichen um eine Kompilation nach astronomischastrologischen Drucken, die der Verleger Erhard Ratdolt in Venedig und Augsburg herausgegeben hat. Als Vorlage der Handschrift dienten zum einen das Calendarium deutsch des Regiomontanus (Erhard Ratdolt, Augsburg 1489) sowie das von Johannes Engel bearbeitete Astrolabium planum in tabulis, welches als Kernstück die Bilder und Beischriften aus dem Pietro d’Abano zugeschriebenen Astrolabium planum enthält (Erhard Ratdolt, Augsburg 1488). Die Einleitung zu diesem Text ist im Ms. 5 aufgrund eines Blattverlustes jedoch nicht mehr erhalten. Weitere Vorbilder waren ein deutscher Auszug der bei Ratdolt in Augsburg 1491 erschienenen Astrologie des Guido Bonatti sowie die im selben Jahr edierte Ausgabe des Hyginus deutsch (»deutscher Scotus«), der die Sternbilderdarstellungen der Coburger Handschrift nachgebildet sind. Hieraus ergibt sich auch der terminus post quem für die Entstehung nicht vor 1491. Dieser wird durch die Wasserzeichen bestätigt, welche in den Zeitraum zwischen 1470 und 1500 deuten. In den bayerischen Raum weist die Schreibsprache der im Codex aufgezeichneten Texte. Die genaue Provenienz der Handschrift ist jedoch unbekannt. Auf dem letzten Blatt ist als Nachtrag die Abschrift eines Briefes von Ulricus Buschmann an den »reverendo Magistro Johann Königsberger« (Regiomontanus) verzeichnet, der unter anderem die Geburts-
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tage der zwischen 1461 und 1468 geborenen Kinder des Kurfürsten Ernst von Sachsen und seiner Frau Elisabeth von Bayern beziehungsweise Herzog Albrechts von Sachsen und Sidonies von Böhmen erwähnt. Da sowohl der Kurfürst als auch der Herzog noch weitere, nach 1468 geborene Kinder hatten, muss der originale Brief in oder nach jenem Jahr verfasst worden sein. Die Coburger Handschrift läuft in Anlage, Inhalt und Illustration bis hin zur Verteilung der Leerseiten dem Heidelberger Cod. Pal. germ. 832 weitgehend parallel. Allerdings ist der Textbestand des Palatinus wesentlich umfangreicher. Grundsätzlich kann jedoch von einer sehr engen Verwandtschaft der beiden Handschriften ausgegangen werden. Der umfangreiche Bildschmuck des Coburger Manuskripts, rund 500 lavierte Federzeichnungen, folgt wie die Miniaturen des Cod. Pal. germ. 832 und mit den gleichen Abweichungen den Holzschnittillustrationen Ratdolts. Neben den Tierkreiszeichen und Monatsarbeiten im Kalender finden sich Darstellungen der Elemente, Complexionen, Dekane und Gradbilder sowie mehrere Bilderreihen zu den himmelskundlichen Abschnitten des Codex. Die erste von ihnen begleitet zwischen fol. 85r und fol. 93r die Abhandlung über die Sternbilder nach Michael Scotus. Die Textfassung dieses Traktats weicht von derjenigen des deutschen Hyginus-Druckes von 1491 jedoch erheblich ab. So wird auf die Angabe zur Lage des Sternzeichens am Himmel ebenso verzichtet wie auf die Ausführungen zur Anzahl und Verteilung der Einzelsterne. Statt dessen konzentriert sich der Text ausschließlich auf die astrologischen Informationen zu Eigenschaften und Schicksal der unter der jeweiligen Konstellation Geborenen. Bei einer ganzen Anzahl von Sternbildern, vor allem bei den menschlichen Gestalten, sind – ähnlich wie in Prag, Narodni Knihovna, Ms. XXVI A 3 – der Prognostik zum Teil detaillierte Beschreibungen der äußeren Gestalt des jeweils Dargestellten vorangestellt. Hier f ließen gelegentlich auch Elemente der Mythologie in die Ausführungen mit ein, etwa wenn beim Cetus berichtet wird, Perseus habe ihn getötet, als er Andromeda verschlingen wollte. Insgesamt belegt der Text ein Interesse nicht an astronomischer Exaktheit, sondern an astrologischer Prognostik. Als symptomatisch hierfür kann auch der Umstand gelten, dass der Sternbildertraktat in eine Folge von prognostischen und mantischen Texten eingereiht ist, darunter das Astrolabium planum, das die Voraussage der Lebensschicksale aus dem Einf luss des Aszendent behandelt, dem zur Zeit der Geburt am Osthorizont aufgehenden Zeichen. Wie in den meisten deutschen Scotus-Bearbeitungen artikuliert sich somit auch hier weniger ein Streben nach der Wiedergabe der präzisen astronomischen Gestalt der Sternbilder, als nach der bildhaften Vorstellung der auf Leben und Schicksal des Menschen einwirkenden astralen Mächte. Der Text des Sternbilderkapitels wird von insgesamt 36, paarweise über die Seiten verteilten lavierten Federzeichnungen der Konstellationen begleitet. Die Illustrationen sind stets vor dem zugehörigen Text in die Spalte eingefügt, so dass sich wie im Tübinger Hausbuch insgesamt zwei geschlossene Text-Bild-Corpora pro Seite ergeben. Über jedem Bild ist die deutsche Bezeichnung des Sternbildes angegeben. Auf die Angabe der Position der Einzelsterne hat man jedoch verzichtet. Fuhrmann und Walfisch wurden wohl aus Platzgründen gegenüber der Schrift um 90 Grad gedreht. Die Gestalten der Sternbilder bewohnen einen durch die niedrige Horizontlinie in Himmel und Erde geteilten Bildraum. Das lavierte Bodenstück und das nach oben hin dunkler werdende Himmelsblau deuten eine gewisse Raumtiefe an. Auf Hintergrundsangaben wird jedoch vollständig verzichtet. Die stehenden oder schreitenden Figuren sind überwiegend sicher proportioniert und in lebendiger Bewegung begriffen sowie mit Blicken, Körperhaltung und Gesten
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aufeinander bezogen. Charakteristisch sind die voluminösen Oberkörper und großf lächigen Köpfe mit den derben Gesichtszügen. Sie zeichnen sich durch die großen, lebendigen Augen, die teils geraden, teils knollig verdickten Nasen sowie die f leischigen roten Lippen aus. Einige Figuren wirken aufgrund der mit mehreren Strichen angedeuteten hohlen Wangen trotz aller Korpulenz im Gesicht wie ausgezehrt. Kennzeichnend sind ferner die bei den jugendlichen Gestalten kugelig geformte Kinnwölbung sowie die entweder durch Kringel lockig oder durch einfache Federlinien strähnig wirkende Bart- und Haartracht der Himmelswesen. Die Tiere wurden bei einer gewissen Tendenz zu heraldischer Stilisierung überwiegend lebensnah erfasst. Die Ikonographie der Sternbilder orientiert sich am Vorbild des Ratdoltschen Holzschnittzyklus im Hyginus-Druck von 1491. Allerdings lassen sich einige Veränderungen aufzeigen. So illustrieren die Bilder die Texte zumeist wortgetreu, setzten jedoch nicht alle exakt um. Beim Fuhrmann etwa ist der im Text beschriebene Spieß in der Rechten nicht dargestellt. Darüber hinaus weicht das Layout deutlich von dem der Druckvorlage ab. Ferner wurde auf die Angabe der Sternposition im Bild verzichtet. Auch die Reihenfolge der Konstellationen stimmt nicht mit der klassischen Scotus-Abfolge im deutschen Hyginus überein. Statt dessen zeigt sie eine deutliche Parallele zu den lateinischen Drucken der Poetica astronomica von 1482 und 1485, wobei sich die Nähe zu diesen vielleicht auch im Bild der hier wie dort wie ein aufrechtes S auf dem Kopf stehenden Schlange mit den Bären artikuliert. Allerdings hat man die im Vergleich zur lateinischen Edition im deutschen Druck neuen Sternbilder Vultur volans, Vultur cadens, Kleines Pferd, Bohrer und Fahne sowie das Bild der Milchstraße in Coburg an korrekter Stelle eingefügt. Überdies wurde der Tierkreis nicht wie in den lateinischen Drucken in die Folge der Konstellationen eingegliedert und auch nicht wie im deutschen Hyginus von 1491 dieser vorangestellt, sondern folgt ihr nach. Neu gegenüber allen älteren Drucken Ratdolts mit Sternbildillustrationen sind die Miniaturen des Siebengestirns als Gruppe von sieben gekrönten Frauen und des Kentaurenweibchens, die den Scotus-Bildzyklus weiter vervollständigen. Darüber hinaus lassen sich im Vergleich zum deutschen Hyginus-Druck von 1491 eine Reihe von ikonographischen Veränderungen aufzeigen, die Coburg weitgehend mit dem Palatinus teilt. So ist Cepheus als König mit Krone und – wie im clm 10268 – mit einer Geldbörse am Gürtel wiedergegeben. Perseus trägt ein blutendes Medusenhaupt und Vultur volans steht über dem Pfeil. Stark verändert erscheint Vultur cadens, der nicht mehr als Jupiter auf dem Adler, sondern ähnlich wie etwa im Tübinger Ms. Md. 2 als stürzender Vogel mit ausgebreiteten Schwingen wiedergegeben ist. Ferner wurde Pegasus mit Zaumzeug und das Kleine Pferd mit je einem Flügel pro Hufpaar dargestellt. Orion ist zwar der Tradition folgend als gerüsteter Krieger in Kampf haltung wiedergegeben, im Unterschied zur Druckvorlage und entsprechend der Schilderung des Textes schwingt er jedoch anstelle der Keule ein Schwert. Auch hängt ihm der kleine Wappenschild jetzt vor der Brust herab. Über die Tingierung des Schildes – rotes Kreuz auf Weiß (auch dem Ritterheiligen Georg zugeordnet) – ergibt sich eine Parallele zu Orion im Tübinger Hausbuch sowie im Wolfenbütteler Codex Guelf. 29.14 Aug. 4°. Eigentümlichste Veränderung ist jedoch das über seinen linken Arm drapierte ganze Fell eines gehörnten Löwen mit gespaltenen Klauen. Hier artikuliert sich ganz offensichtlich eine ältere Bildtradition, denn das Fell des Orion begegnet bereits in den karolingischen Handschriften, etwa im Leidener Aratos Voss. lat. Q 79 (um 816). Hyginus berichtet wie Orion aus einer Rinderhaut hervorgeht. Der Vorhund trägt in Coburg ein Halsband, der Argo fehlt neben dem Zierelement am Bug und drei Rudern auch die markante Schildkröte an
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der Schnittkante. Dafür ist nun am Mast ein Korb befestigt. Überdies befindet sich wie in den Elsässischen Sternbildfolgen ein Jüngling an Bord. Stark verändert wurde auch die Milchstraße, die nun in Gestalt zweier Frauen erscheint, zwischen denen ein Reif schwebt. Vor dem Hintergrund der Auffassung der Galaxia als »Daemon meridianus« verkörpern die zwei Frauen wohl zwei Hexen. Im Unterschied zu den durchaus vergleichbaren Miniaturen in Wolfenbüttel, Cod. Guelf 29.14 Aug. 4°, und Tübingen, Ms. Md 2, sind die Frauen hier jedoch ohne Attribute und im Gespräch miteinander wiedergegeben. Dabei dürfte es sich um eine Umsetzung des Textes handeln, nach dem die Geister der Milchstraße so in dem Kreis sitzen, als ob sie ratschlagen oder ein concili mit einander hetten. Eine letzte Differenz zum Druck zeigt sich beim Bild der Fahne, die nicht mehrfach gezaddelt, sondern als ein gestreifter Wimpel wiedergegeben ist. Eine innerhalb der Scotus-Überlieferung markante ikonographische Besonderheit, welche das Coburger Ms. 5 gleichfalls mit dem Heidelberger Cod. Pal. germ. 832 teilt, sind die beiden Doppelbilder des Eridanus und des Putheus. Während Letzterer einmal analog der Druckvorlage als Altartisch mit einem darauf brennenden Feuer sowie zwei Teufeln dargestellt ist, erscheint als zweites Bild ein Höllenrachen mit zahlreichen Verdammten und zwei Teufeln. Die Handschrift in St. Petersburg, Ms. lat. F.v.IX, 1, veranschaulicht den Abgrund als ein vorn mit einem Höllenschlund verziertes rundes Brunnenbecken. Dass in Coburg überhaupt zwei Darstellungen zu dieser Konstellation erscheinen, kann vielleicht auf die Umsetzung der etwas missverständlichen Formulierung des Textes, »altar oder prunnen sind bede vol mit feuer«, zurückgeführt werden. Auch das Doppelbild des Eridanus weicht von der Druckvorlage deutlich ab: zum einen der auf einem Kastenwagen sitzende Musiker mit einem psalterähnlichen Instrument, zum anderen der »Schwimmer« auf einer Wiese liegend und das Instrument samt Schlagstöckchen auf der Hüfte haltend. Vorstellungen von Eridanus/Phaeton und »Figura sonantis canonum« sind hier miteinander verquickt. Beide Bilder erscheinen beim Eridanus. Das Doppelbild resultiert wohl aus dem Umstand, dass zu den Sternbildern Cetus und Eridanus insgesamt drei verschiedene Darstellungstypen existierten. Die deutschen Handschriften lösten das Problem gewöhnlich dadurch, dass sie Cetus mit dem bisweilen als »nackter Mann« bezeichneten, schwimmenden Phaeton/Eridanus in einem Bild zusammenfassten und diesem das Bild des Flusses in Gestalt der Figura sonantis canonum nachfolgen ließen. Die Coburger Handschrift stellt hingegen unter der Rubrik Eridanus den Musizierenden und den Typ des »Schwimmers« als alternative Darstellungsformen der Konstellation Fluss zusammen. Der zugehörige Text bietet neben einer Beschreibung beider Bilder die sonst der Figura sonantis beigegebenen prognostischen Ausführungen. Dabei entspricht der Musizierende auf dem Wagen nicht der Druckvorlage. Eine vergleichbare Ikonographie begegnet jedoch in dem bereits im dritten Viertel des 14. Jahrhunderts entstandenen Pariser Ms. lat. 7408A sowie dem mit ihm eng verwandten Edinburgher Ms. Cr. 3.23, ferner im Londoner Ms. Add. 41600 sowie in den Bildzyklen zur Scotus-Bearbeitung des Ludovicus de Angulo, denen wohl eine Handschrift der Tradition des Pariser Codex Ms. lat. 7408A als Vorbild gedient hat (vgl. bes. Paris, BN, Ms. fr. 612 bzw. Paris, Ms. lat. 6561). Möglicherweise wurde bei der Gestaltung des Coburger Bildzyklus ein illustriertes Manuskript der AnguloTradition hinzugezogen. Denkbar ist auch, dass dem Coburger Maler eine Scotus-Handschrift jenes Typs, wie ihn das Pariser Ms. lat. 7408A und Edinburgh, Cr. 3.23 vertritt, bekannt war. Vergleichbare Tendenzen zur Variation sowohl der Text- als auch der Bildvorlage lassen sich auch bei den Darstellungen der Coburger Tierkreiszeichen nachweisen, die in unmittelbarem
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Anschluss an das Bild des Kentaurenweibchens zwischen fol. 93v und fol. 99r erscheinen und auf das Vorbild des dritten Tierkreiszeichenzyklus Erhart Ratdolts zurückgeführt werden können. Die mit dem astrologischen Zeichen sowie dem lateinischen und deutschen Namen versehenen Darstellungen wurden stets vor der zugehörigen Passage in die linke Textspalte eingefügt. Auf die Angabe der Position der Einzelsterne hat man jedoch wie bei den Konstellationen verzichtet. Die Illustrationen begleiten einen in zwei Abschnitte zerfallenden Text zum Zodiakus, der aber nicht dem deutschen Hyginus von 1491 folgt, sondern auf andere Traditionen zurückgeht. Der erste von ihnen entspricht der Passage »Von aigenschaft der XII zaichen« im Druck des deutschen Kalenders des Regiomontanus von 1489, der seinerseits eine Übertragung des lateinischen Traktats Aries est signum mobile darstellt. Hier wird über die Primärqualitäten des Zeichens ebenso informiert wie über die von ihm beeinf lussten Körperteile. Außerdem werden Regeln und Verbote im Zusammenhang mit dem Eintritt des Mondes in das Zeichen gegeben. Der sich anschließende zweite Abschnitt behandelt Eigenschaften und Schicksal der unter dem jeweiligen Zeichen Geborenen nach der Komplexionenlehre. Ein genauer Vergleich der Miniaturen mit den Holzschnitten fördert auch hier zahlreiche Abweichungen zutage, die sich zum Teil auch im Palatinus wiederfinden. So variiert in der Coburger Handschrift die Gestaltung der Hörner beim Widder und des Körpers beim Krebs. Darüber hinaus fehlen die Ähren als Attribut der Jungfrau, der Pfeil unter den Hufen des Schützen und das verbindende Band der Fische. Auch schwingt die Waage in die andere Richtung. Ähnlich abweichend von der Druckvorlage präsentieren sich auch die Darstellungen der Planeten, die im Coburger Manuskript in je zwei übereinander platzierten Bildern vorgestellt werden. Während die oberen – mit Ausnahme der Häuser auf den Wagenrädern – die erste Planetenserie Ratdolts weitgehend kopieren, orientieren sich vier der sieben unteren Miniaturen am Vorbild der Baseler Holzschnittfolge. In einer angedeuteten Landschaft erscheint hier stets rechts der Planetengott mit einem Stern vor dem Leib samt seinen Attributen und den zugehörigen Kindern links. Bei Mars, Venus und Sol werden die Wandelsterne hingegen in prachtvolle Gewänder gekleidet sowie in variabler Position wiedergegeben. Die zugehörigen Planetentexte folgen verkürzend den Baseler Planetengedichten. Deutlich wird, dass der Kompilator der Coburger Handschrift nicht allein astrologische Texte verschiedener Provenienz, sondern zugleich auch unterschiedliche Bildüberlieferungen verarbeitet hat. Offensichtlich waren ihm nicht nur mehrere astronomisch-astrologische Editionen der Ratdolt-Presse, sondern auch die illustrierten Baseler Planetengedichte und entweder ein bebildertes Manuskript der Angulo-Tradition oder aber eine Scotus-Handschrift jenes Typs, wie ihn das Pariser Ms. lat. 7408A zuerst vertritt, bekannt. Das Fell des Orion verweist überdies auf die deutlich ältere Bildtradition der Aratos-Handschriften. Ein Vergleich des Coburger Sternbildzyklus mit den entsprechenden Illustrationen im Ratdolt-Druck und im Cod. Pal. germ. 832 offenbart das enge Verhältnis aller Bildfolgen zueinander. Aufgrund gestalterischer Varianten (s. o.) kann jedoch eine direkte Abhängigkeit der beiden Handschriften voneinander ausgeschlossen werden. Ähnliches gilt für das Verhältnis des Coburger Ms. 5 zum deutschen Hyginus-Druck. Die wiederholt feststellbaren Varianten aller Sternbilderfolgen bestätigen die bereits von Haage (1981) anhand der Vergleiche des Astrolabium planum geäußerte Annahme, die Coburger Handschrift stehe sowohl im Hinblick auf die Ikonographie als auch auf die Anlage zwischen dem Druck und dem Palatinus. Tatsächlich stehen die lavierten Federzeichnungen der Konstellationen im Coburger Ms. 5 den Holzschnitten der Druckvorlage wesentlich näher
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als die noch stärker perspektivebetonten und im Detail weiter ausgearbeiteten Deckfarbenminiaturen der Schwesterhandschrift in Heidelberg. Im Vergleich zu diesen sind die Coburger Illustrationen jedoch zeichnerisch ausgeprägter. Es erscheint wahrscheinlich, dass beide Handschriften auf eine gemeinsame Vorlage zurückgehen, die ihrerseits auf dem Ratdolt-Druck basierte, andererseits aber auch Elemente einer Bildtradition umfasste, wie sie sich im Pariser Ms. lat. 7408A und im Edinburgher Ms. Cr. 3.23 sowie in den Bildzyklen der Ludovicus de Angulo-Handschriften artikuliert. Verzeichnis der Bilder Kalender: fol. 2r: Wassermann (Aquarius), nach links stehender Mann in zeitgenössischer Kleidung, eine Deckelkanne ausleerend, Monatsbild Januar: tafelnder Mann, am gedeckten Tisch. fol. 3r: Fische (Pisces), mit den Bäuchen zueinander, übereinander in unterschiedliche Richtungen schwimmend, Monatsbild Februar: Mann, sich am Feuer wärmend. fol. 4r: Widder (Aries), mit Steinbockhörnern und eingeknicktem rechten Vorderbein nach links stehend, Monatsbild März: zwei Männer mit Gespann bei der Feldarbeit. fol. 5r: Stier (Taurus), mit eingeknicktem rechten Vorderbein nach links lagernde Ganzfigur, Monatsbild April: Rebstöcke schneidender Mann. fol. 6r: Zwillinge (Gemini), zwei sich umarmende nackte Knaben, Monatsbild Mai: sich umarmendes Liebespaar. fol. 7r: Krebs (Cancer), Krebs mit vier Beinpaaren und Scheren nach links in Aufsicht, Monatsbild Juni: Mann mit Hacke. fol. 8r: Löwe (Leo), heraldisch stilisiert, nach links stehend, Monatsbild Juli: Grasmäher mit Sense. fol. 9r: Jungfrau (Virgo), auf einer Wiese leicht nach links kniende Frauengestalt in zeitgenössischem Kleid, die Hände erhoben, ohne Flügel und Attribute, Monatsbild August: Frau bei Getreideernte. fol. 10r: Waage (Libra), frei schwebende Balkenwaage, Monatsbild September: Paar bei Traubenernte und Weinkelter. fol. 11r: Skorpion (Scorpius), mit fünf Beinpaaren, Scheren und umgebogenem Dornenschwanz nach rechts, Monatsbild Oktober: Mann bei der Aussaat. fol. 12r: Schütze (Sagittarius), nach links kniender bogenspannender Jüngling in grünem Ärmelgewand, Monatsbild November: Holzfäller. fol. 13r: Steinbock (Capricornus), mit erhobenem linken Vorderbein nach links stehender Ziegenbock, Monatsbild Dezember: zwei Männer beim Schlachten eines Rindes. Zum Traktat Von den 36 Sternbildern: fol. 85ra: Drache zwischen den Bären ( Draco inter Arctos), die s-förmige Schlange mit Drachenhaupt nach links in Seitenansicht auf dem Kopf stehend, zwischen den beiden Windungen die mit den Rücken gegeneinandergestellten, in unterschiedliche Richtungen springenden Bären. fol. 85rb: Bärenhüter (Bootes), mit zurückgewandtem Haupt nach links schreitender Mann in tailliertem Ärmelgewand, zerschlissenen Beinkleidern, durchlöcherten Schuhen und Hut, am Gürtel ein Schwert, Umhängetasche, den Oberkörper annähernd in die Front gedreht, in den zur Seite gebreiteten Händen rechts eine gezahnte Sichel, links eine aufgestellte Lanze, neben seinem rechten Fuß ein Bündel Heu. fol. 85va: Nördliche Krone (Corona borealis), zeitgenössische Zackenkrone in leichter Unteransicht, mit Edelstein besetzt. fol. 85vb: Hercules, im Knielauf nach links eilender nackter bärtiger Mann in Seitenansicht, das Geschlechtsteil deutlich zu erkennen, über dem vorgestreckten linken Arm ein ganzes Löwenfell tragend, mit der Keule in der nach hinten erhobenen Rechten zum Schlag gegen die Hesperiden-Schlange ausholend. fol. 86ra: Leier (Lyra), mit zwei geschwungenen Hörnern, Querspange und sieben Saiten. fol. 86rb: Schwan (Cygnus), mit ausgebreiteten Flügeln, gebogenem Hals, gesenktem Kopf, geöffnetem Schnabel nach rechts laufend. fol. 86va: Cepheus, mit ausgebreiteten Armen nach rechts schreitender König, in einen gegürteten Mantel mit zur Seite wehendem Saum, Hosen und Stiefel gekleidet, auf dem Kopf eine Krone, an der linken
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Seite ein großes Schwert am Schultergurt, am Gürtel eine Geldbörse. fol. 86vb: Cassiopeia, als Königin frontal auf einer Kastenbank mit aus Baumstämmen gebildeter Rückenlehne (»Stangenthron«) sitzend, in ein faltenreiches rot-grünes Tuch gekleidet, die rechte Brust entblößt, auf dem leicht nach links geneigten Haupt eine goldene Krone, die zur Seite ausgebreiteten Arme mit den Handgelenken an die Stangen der Lehne gefesselt, aus der rechten Hand ein Blutstrom. fol. 87ra: Andromeda, androgyne Gestalt, mit ausgebreiteten Armen zwischen zwei Bäumchen frontal stehend und mit beiden Händen an diese gefesselt, das langhaarige Haupt leicht geneigt, in ein sehr kurzes, tailliertes, vorn offenstehendes Hemd gekleidet, der männliche Unterkörper nackt. fol. 87rb: Perseus, mit zurückgewandtem Haupt nach links ausschreitende bärtige Gestalt mit in die Front gedrehtem Oberkörper und geflügelten Füßen, nackt bis auf ein um den Oberkörper geschlungenes rot-grünes Manteltuch, in den zur Seite gebreiteten Händen rechts ein gezacktes Schwert, links das blutende weibliche Medusenhaupt am Schopf gepackt, auf dem Rücken ein Schild. fol. 87va: Fuhrmann (Agitator), im Querformat, auf dem von je zwei Pferden und Ochsen nach rechts gezogenen zweiachsigen Kastenwagen allein bis zur Hüfte sichtbare Gestalt in gegürtetem Ärmelgewand und Mütze, die Rechte erhoben, auf der linken Schulter die Ziege, auf der ausgestreckten linken Hand die beiden Böckchen tragend und zugleich das Gespann zügelnd. fol. 87vb: Schlangenträger (Serpentarius), nach links stehende nackte Jünglingsgestalt mit in die Front gedrehtem Oberkörper, die einmal um seinen Körper gewundene Schlange mit der rechten Hand am sich auf bäumenden Kopf- sowie mit der linken Hand am Schwanzende gepackt haltend und der Schlange ins Gesicht blickend, ohne Skorpion. fol. 88ra: Adler (Vultur volans), mit zurückgewandtem Kopf und ausgebreiteten Schwingen nach rechts auf dem Pfeil stehend, dieser schräg nach rechts oben weisend. fol. 88rb: Vultur cadens, mit ausgebreiteten Schwingen von links oben nach rechts unten »fallender« Adler. fol. 88va: Siebengestirn (Clocha, Pleiades), auf zwei Registern, einander sehr ähnliche Halbfiguren von sieben gekrönten, gestikulierenden Frauen mit gleicher Haartracht und Bekleidung, bezeichnet »Die henne mit den hendlein«. fol. 88vb: Delfin (Delphinus), nach links schwimmender gekrümmter Fisch mit Nasenhorn, gezackter Rückenlinie und einfach geteilter Schwanzflosse. fol. 89ra: Pegasus (Equus verspertinus), nach rechts stürmendes gezäumtes Flügelpferdprotom mit Wolkenband an der Schnittstelle. fol. 89rb: Kleines Pferd (Equus secundus), mit angewinkelten Vorderbeinen nach links stehendes ganzes Flügelpferd mit Zaumzeug sowie einem weiteren Flügel pro Hufpaar. fol. 89va: Dreieck (Triangulum), aus einem gelben Streifen gebildetes gleichseitiges Dreieck. fol. 89vb: Walfisch (Cetus), im Querformat, nach rechts schwimmender felliger Fisch mit aufgerollter Nasenspitze und großen Hauern. fol. 90ra: Eridanus (Fluss), als Doppelbild, oben, nach rechts stehender zweiachsiger Kastenwagen, darauf ein bis zur Hüfte sichtbarer sitzender jugendlicher Musiker in rotem Ärmelgewand, mit Plectra auf einem auf den Knien gehaltenen psalterähnlichen Instrument spielend, unten in der Haltung des »Schwimmers« nach rechts auf einer Wiese liegend, nackt bis auf eine blaue Unterhose, das Haupt auf dem linken Arm abgestützt, der Unterkörper in der Taille gedreht, Gesäß nach oben, Beine in leichter Schrittstellung, mit der Rechten das Instrument samt Plectrum auf der Hüfte haltend. fol. 90rb: Orion, nach rechts eilender gerüsteter Ritter, das lockige Haupt in Dreiviertelansicht nach rechts, vor der Brust ein Schild mit rotem Kreuz auf Weiß, über dem vorgestreckten linken Arm ein »Löwenfell« mit Hörnern und gespaltenen Klauen, in der erhobenen Rechten ein Schwert, am Gürtel die Schwertscheide. fol. 90va: Hase (Lepus), nach links springend. Großer Hund (Canis Sirius), mit herausgestreckter Zunge nach links, dem Hasen hinterher springend. fol. 91ra: Vorhund (Anticanis), mit Halsband, mit herausgestreckter Zunge nach links springend. fol. 91rb: Schiff Argo (Argo Navis), halbes Schiff mit zwei Rudern, Mast, Mastkorb und Takelage, am Ruder die Halbfigur
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eines bärtigen Mannes. fol. 91va: Kentaur (Centaurus), nach rechts stehend, in der ausgestreckten Rechten ein auf dem Rücken liegendes Beutetier tragend, am rechten Handgelenk eine Trinkflasche herabhängend, von der geschulterten Lanze in der Linken ein Hase herabhängend. fol. 91v: Abgrund (Putheus), als Doppelbild, oben über gestuftem Sockel Altartisch, darauf ein Feuer, daneben links und rechts frei schwebend ein männlicher und ein weiblicher Teufel, unten Höllenrachen mit Verdammten im brennenden Schlund, darüber ein Kessel mit weiteren Verdammten, links unten und oben ein weiterer Teufel, der eine mit einem Verdammten auf der Schulter. fol. 92ra: Milchstraße (Galaxia) , zwei Frauen in faltenreichen Gewändern im Gespräch, die Linke je auf die andere weisend, zwischen ihnen ein schwebender Reif. fol. 92rb: Schlange, Mischkrug und Rabe (Hydra, Crater, Corvus), die sich von rechts unten nach links oben zum Baum windende Schlange, den Kopf bereits in den Ästen, auf ihren Windungen in der Mitte einen henkellosen Becher sowie am Schwanzende den Raben tragend. fol. 92va: Bohrer (Terebellum), mit geschwungenem Griff, die Spitze nach unten. fol. 92vb: Fahne (Vexillum), an einer aufrecht stehenden Lanze befestigter, nach links wehender dreifarbig gestreifter, sternbesetzter Wimpel. fol. 93ra: Südlicher Fisch (Piscis austrinus), mit geöffnetem Maul nach links schwimmender Fisch, fol. 93rb: Kentaurenweibchen (Austronothus-Thetis), nach links stehendes Mischwesen aus Frau und Pferd, der nackte weibliche Oberkörper in die Front gedreht, die Arme angewinkelt ausgebreitet, die Hände offen, am Pferdebauch vier weitere Brüste, an der Verbindungsstelle zwischen Menschen- und Tierleib vier weitere Brüste. Zu Von den zwölf Tierkreiszeichen: fol. 93v: Widder (Aries), mit zurückgewandtem Kopf und Steinbockhörnern nach links stehend. fol. 94r: Stier (Taurus), mit eingeknicktem linken Vorderbein nach links lagernde Halbfigur mit Wolkenband an der Schnittstelle. fol. 94v: Zwillinge (Gemini), als geflügeltes Paar, nackt bis auf ein chlamysartiges Manteltuch, der jugendliche Mann links hat seine Linke auf die Schulter der Frau gelegt und hält eine gezahnte Sichel in der Rechten, die Frau rechts greift mit ihrer ausgestreckten Rechten an das Manteltuch des Mannes und hält auf der Linken eine entstellte Lyra. fol. 95r: Krebs (Cancer), nach links lagernder Krebs mit fünf Beinpaaren, Scheren und Fischschwanz in Aufsicht. fol. 95v: Löwe (Leo), heraldisch stilisiert, mit zwischen den Hinterbeinen durchgeführtem, erhobenem Schweif und krallenbesetzten Tatzen nach links in Seitenansicht, den Oberkörper mit der wuchtigen Mähne zum Betrachter gewandt. fol. 96r: Jungfrau (Virgo), geflügelte weibliche Frontalgestalt in langem, hoch taillierten Gewand, die erhobene Rechte geballt und leer, in der Linken ein Caduceus. fol. 96v: Waage (Libra), frei schwebende Balkenwaage. fol. 97r: Skorpion (Scorpius), mit vier Beinpaaren, angewinkelten Scheren und gebogenen Gliederschwanz in Aufsicht nach rechts. fol. 97v: Schütze (Sagittarius), nach links springender bogenspannender gehörnter Kentaur mit Bart und bekleidetem Oberkörper, von seiner linken Schulter ein nach hinten wehendes Fell. fol. 98r: Steinbock (Capricornus), mit angewinkeltem rechten Vorderbein nach links stehender Ziegenfisch mit gedrehtem Hinterkörper und brezelartig verschlungenem Schlangenschwanz. fol. 98va: Wassermann (Aquarius), nach rechts schreitender Jüngling in kurzem, gegürtetem Ärmelgewand, Beinkleidern, Schultermantel und Stiefeln, mit beiden Händen eine umgedrehte Deckelkanne ausleerend, deren Wasser in eine flache Schüssel am Boden fließt. fol. 99r: Fische (Pisces), zwei mit den Bäuchen einander zugewandte, übereinander in unterschiedliche Richtungen schwimmende, gleich große Fische. Zu Von den Planeten und ihren Kindern: fol. 99va: Saturn, (oben) als bekleideter alter Mann mit Bart, auf einem von zwei Drachen gezogenen Thronwagen auf einem Wolkenband nach links fahrend, in einen langen Mantel und Mütze gekleidet, eine Sense in der Rechten, die Linke mit Weisegestus; (unten) als rechts bärtiger Mann, nackt bis auf eine Unterhose, auf eine Krücke gestützt, eine gezahnte Sichel in der Linken, links Saturngeborene: auf einer Anhöhe
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Gehängter am Galgen und Radgalgen, davor Gefangener im Holzblock. fol. 100ra: Jupiter, (oben) als Jüngling in langem gegürteten Mantel und Mütze, in der Linken ein Pfeil, auf einem von zwei Adlern gezogenen Thronwagen auf einem Wolkenband nach links fahrend, vor ihm auf dem Wagen kniend der junge Ganymed, eine Schale darreichend; (unten) links als gekrönter langhaariger Mann mit Bart, nackt bis auf Unterhose, mit zwei Pfeilen und einem Stab in der Linken, in der Rechten ein aufgestelltes blankes Schwert, rechts Jupitergeborene: ein Jäger zu Pferde mit Jagdhunden in Landschaft. fol. 100va: Mars, (oben) als gerüsteter Krieger auf einem von zwei Pferden nach links gezogenen Thronwagen über ein Wolkenband fahrend, das gezogene Schwert in der Rechten, mit offener Schaller ohne Visier; (unten) links als stehender Krieger mit Lanze und Maskenschild, rechts Marsgeborene: zwei kämpfende Männer, einander mit Schwertern nieder stechend. fol. 101ra: Sol, (oben) als gekrönter Jüngling auf einem von vier Pferden nach links gezogenen Wagen über ein Wolkenband fahrend, in kurzem, gegürtetem Rock, engen Beinkleidern, Stiefeln und Hut, ein Lilienzepter in der Rechten, mit der Linken das Gespann zügelnd, ohne Strahlenmimbus; (unten) als im Zentrum des Bildes frontal stehender gekrönter König mit Zepter, Schwert und Mantel, zu seinen Seiten Sonnengeborene : links Frau mit Harfe, rechts Mann mit Laute, beide auf einer Wiese sitzend. fol. 101va: Venus, (oben) mit langem, offenem Haar auf einem von zwei Tauben gezogenen Thronwagen auf einem Wolkenband nach links fahrend, das Kleid über die Knie hinaufgeschoben, enge Beinkleider tragend, die Füße in Stulpenstiefeln, am Haupt ein Flügelpaar, einen Pfeil in der rechten Hand, die Linke zeigend, vor ihr auf dem Wagen der geflügelte Amor mit Pfeil, Bogen und Köcher; (unten) rechts als junge Frau in langem Kleid, in den Händen rechts ein Spiegel und links Blumen, links: Venusgeborene: ein sich umarmendes Paar. fol. 102ra: Merkur, (oben) auf einem von zwei Greifvögeln nach links gezogenen Wagen über ein Wolkenband fahrender bartloser Mann in kurzem, gegürtetem Rock, engen Hosen und geflügelten Stiefeln, auf dem Haupt ein Kremphut, in der Rechten den Caduceus, die Linke zeigend; (unten) rechts als nackter junger Mann in Unterhose, in der Rechten zwei Schlangen, in der Linken ein Geldbeutel, links Merkurgeborene: Arzt in langem Talar und Hut, ein Urinal haltend. fol. 102va: Luna, (oben) als gehörnter Jüngling auf einem von zwei Nymphen gezogenen Thronwagen mit Drachenkopf über ein Wolkenband nach links fahrend, in knielangem Rock, Beinkleidern und Schuhen, Pfeil in der Rechten und Bogen in der Linken; (unten) rechts als nackte Frau mit offenem Haar, mit Fackel und Horn, die Scham von einem Halbmond mit Profilgesicht verdeckt, links Mondgeborene: Bote mit Brief und Stab.
Provenienz Die frühe Provenienz der Handschrift ist unbekannt. In die Innenspiegel eingeklebt haben sich Fragmente eines mittelalterlichen Missale erhalten. Aus der Coburger Hof bibliothek (alte Signatur »S.II. 1,33«).
Literatur Zinner 1925, Nr. 1519; Hain 1948, Nr. 9062, 9063, 9067, 13777, 13780, 13787; Hubay 1962, S. 20–22, Abb. 6 (fol. 65r); Haage 1981b, S. 44f., 52f.; Haage 1981c, S. 44f.; Speckenbach 1981, S. 116, Anm. 18, S. 143; Bauer 1983, S. 10, 64, 104; Frühmorgen-Voss 1991, S. 390–394, Nr. 11.4.12, S. 407, Abb. 221 (fol. 91v); Reißer 1997, S. 326–334; Snie˙z ynskaStolot 2002, S. 205. Siehe S. 129, Abb. 1170–1174
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Illustrierter Frühdruck, Hyginus von den xij zaichen und xxxvj pilden des hymels mit yedes stern (Hain 9067, GW n0376) Exemplar: Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, N 88. Helmst. 4° Sternbilderdarstellungen zur deutschen Bearbeitung des Sternbilderkapitels aus dem Liber Introductorius des Michael Scotus. Gedruckt Erhart Ratdolt, Augsburg 1491. Kodikologische Angaben 4°, 43 Folia, Papier, Text einspaltig zu 32 Zeilen; Rubriken, gelb, rot und grün kolorierte Holzschnittinitialen mit Blattrankenfüllung.
Art der Bilder Insgesamt 64 ungerahmte, in Rot, Grün und Gelb kolorierte Holzschnitte der Tierkreiszeichen, Konstellationen, Sphärenzirkel und Planeten. Die Position der Sterne ist durch kleine Sterne angegeben.
Inhalt fol. 1r–42v: Hyginus von den xij zaichen und xxxvj pilden des hymels; fol. 43r–v: leer
Kommentar Der bis 1485 in Venedig tätige Verleger Erhart Ratdolt (geb. um 1447, gest. vor dem 23.1.1528) gab in seiner Augsburger Zeit zwischen 1486 und 1522 verschiedene illustrierte astronomischmathematische Werke heraus, darunter Abhandlungen des arabischen Astrologen Abu Ma’shar, Schriften seines gelehrten Korrektors Johannes Angelus sowie Texte des Johannes Regiomontanus. Hinzu kommt auch eine deutsche Edition mit dem Titel Hyginus von den xij zaichen und xxxvj pilden des hymels von 1491, nachdem Ratdolt bereits während seines Aufenthalts in Venedig in den Jahren 1482 und 1485 zwei Ausgaben des Poeticon astronomicon in lateinischer Fassung herausgegeben hatte. All diese Drucke wurden mit Holzschnitten der Sternbilder und Planeten ausgestattet, wobei sich mehrere Bildserien von unterschiedlicher Größe und Umfang differenzieren lassen. So verfügte Ratdolt über drei verschiedene Holzschnittzyklen der Sternbilder, von denen jedoch nur eine Tierkreis und Konstellationen umfasst. Die beiden anderen bieten nur die Zodiakzeichen, wobei die erste der reinen Tierkreiszeichenserien mit ihren etwa 2,5 × 3 cm großen Miniaturen vergleichsweise klein und einfach gestaltet ist. Die meisten Himmelswesen sind hier in einem mittels Bodenstück oder Horizontlinie angedeuteten Bildraum wiedergegeben. Allein Waage, Krebs, Skorpion und Fische stehen frei auf der Fläche. Diese Bildserie kam unter anderem beim Druck von Abu Ma’shars Flores astrologiae (1488, 1495), wo sie in der Größe den Holzschnittinitialen entsprachen, und De magnis coniunctionibus (1489), aber auch beim Druck von Guido Bonattis Decem tractatus astronomiae (1491) zum Einsatz. Die zweite, ebenfalls häufig
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verwendete Tierkreiszeichenserie Ratdolts war mit ca. 6 × 6 cm großen Einzelbildern großformatiger angelegt. Bemerkenswert an dieser Reihe sind die deutlich lebendiger gestalteten, zumeist auf einem Bodenstück stehenden Figuren. Die dritte Sternbildfolge Ratdolts bietet mit ihren ca. 8 × 8 cm großen Figuren die größten und zugleich auch detailreichsten Darstellungen, in welche im Unterschied zu den beiden anderen Serien zudem die Position der Einzelsterne eingetragenen wurde. Dabei beschränkt sich diese Folge nicht allein auf die Zodiakzeichen, sondern umfasst auch die Konstellationen. Diese große Sternbildserie wurde von Ratdolt zunächst in seinen beiden lateinischen, mit je 47 Holzschnitten der Tierkreiszeichen, Konstellationen und Planeten ausgestatteten Hyginus-Ausgaben von 1482 und 1485 verwendet. Bemerkenswert ist, dass die den lateinischen Hyginus-Text begleitende Bildfolge einen starken Scotus-Einschlag aufweist. Denn neben der für die ScotusIkonographie charakteristischen Darstellung der androgynen Andromeda findet sich die auf dem »Stangenthron« sitzende Cassiopeia mit blutender rechter Hand, Bootes mit einem Bündel Heu neben dem rechten Fuß, der Abgrund mit zwei Teufeln, die sich in einen (Feigen-)Baum windende Hydra mit Mischkrug und Rabe, das eigenständige Bild der Milchstraße, Piscis austrinus als zwei unterschiedlich große Fische sowie die aus der Schnittkante der Argo herauskrabbelnde kleine Schildkröte als auffälligstes Element der Liber Introductorius-Illustration überhaupt. Angesichts dieser Besonderheiten stellt sich die Frage, ob Ratdolt nicht schon zu dieser Zeit eigentlich einen Scotus drucken wollte, den Plan jedoch erst später, in der »dem edeln und gestrengen herrn Ulrichen von Fruentsperg zuo sant Peters berg« gewidmeten deutschen Ausgabe des Hyginus von 1491 verwirklichen konnte. Diese Edition hat ungeachtet ihres Titels nichts mit dem Poeticon astronomicon des Gaius Julius Hyginus zu tun. Vielmehr schließt sie sich den deutschen Bearbeitungen des Sternbilderkapitels aus dem Liber Introductorius an. Der deutsche Hyginus-Druck von 1491, der eigentlich ein illustrierter Scotus-Traktat ist, behandelt nacheinander den Tierkreis, die Fixsternbilder und die Planeten, wobei die Textfassung jener der elsässischen Handschriften nahezu wörtlich entspricht (vgl. u. a. Darmstadt, Ms. 266 oder Salzburg, Ms. M II 180). Wie dort findet sich auch im Druck zu Beginn des Sternbilderkapitels ein Prolog, nach dem der Traktat jedem Leser dazu dienen möge, sich im Hinblick auf die Gestirne selbst »zu ziechen ein judicium in den dingen bezaichen vnd gewär gleichnuß (…) durch die figuren der xij zeichen vnd xxxvj bilde als sy dann seind an dem hymel stehen«. Der Text eröffnet mit den Ausführungen zu den Tierkreiszeichen. Diese schöpfen aber nicht allein aus dem Liber Introductorius, sondern sind mit anderen Traditionen kontaminiert und zerfallen in mehrere aufeinander folgende Abschnitte. Der erste, der sich aus dem ScotusText ableitet, bietet zu jedem Zeichen Informationen zur Zahl und Position der Einzelsterne sowie zu Eigenschaften und Schicksal der unter ihm Geborenen. Die sich anschließenden, teils sehr ausführlichen Abschnitte sind offenbar aus verschiedenen anderen Zodiakallehren kompiliert. Sie informieren zunächst über die physikalisch-astrologischen Charakteristika des Sternbilds. Es folgen ein Katalog der von ihm beeinf lussten Körperteile sowie zahlreiche, sich aus den jeweiligen Eigenschaften des Zeichens ableitende Regeln und Verbote im Zusammenhang mit dem Eintritt des Mondes in dieses. Ergänzt werden die Ausführungen durch knappe Angaben zur Physiognomie der Tierkreiszeichenkinder und zur Wetterprognostik. Ganz deutlich wird hier ein Streben nach umfassender Information, das seinen Ausdruck in der Sammlung aller zur Verfügung stehenden Texte findet, ganz gleich, ob diese gelegentlich divergierende Aussagen treffen, oder ob sich die Inhalte wiederholen.
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Genau wie in den elsässischen Handschriften folgen im Anschluss an den Tierkreis und nach einer fast wörtlichen Wiederholung des Prologs die Ausführungen zu den Konstellationen. Sie zerfallen inhaltlich in zwei Abschnitte, welche sich beide von der Himmelsbeschreibung bei Michael Scotus ableiten. Der erste von ihnen ist astrothetisch orientiert und unterrichtet über die Lage des Sternbildes, weitere Namen desselben, über die Zahl der sichtbaren Sterne sowie deren Verteilung am Himmel. Der zweite, charaktertypologisch-prognostische Abschnitt thematisiert die Eigenschaften und das Schicksal der unter der jeweiligen Konstellation Geborenen. Auf die zum Teil umfangreichen mythologischen Angaben bei Michael Scotus wird jedoch vollständig verzichtet. Der deutsche Hyginus-Druck von 1491 wurde mit denselben Illustrationen ausgestattet wie die beiden älteren venezianischen Ausgaben des Poeticon astronomicon von 1482 und 1485. Allerdings lassen sich im Vergleich zu diesen in der jüngeren Edition einige markante Veränderungen aufzeigen. So erscheinen bei den Konstellationen anstelle der Einzelbilder von Pfeil und Adler nun die Darstellungen des Vultur volans sowie des Vultur cadens als Jupiter auf dem Adler. Neu sind ferner die Bilder des Kleinen Pferds, des Bohrers und der Fahne. Damit präsentiert sich die Bildausstattung noch nachhaltiger als Scotus-Zyklus. Auch die Abfolge der Zodiakzeichen und Konstellationen erscheint gegenüber den lateinischen Drucken verändert und derjenigen der klassischen Scotus-Zyklen angepasst. So sind die Holzschnitte des Zodiakus jetzt nicht mehr zwischen Dreieck und Cetus eingefügt, sondern werden den Konstellationen als Block vorangestellt. Darüber hinaus eröffnet die Sternbildfolge nicht mehr mit der Milchstraße, sondern korrekt mit der Schlange und den Bären. Auch sonst weicht die Reihenfolge kaum noch von den klassischen Scotus-Zyklen ab. Allein das unmittelbar auf Pegasus folgende Kleine Pferd wurde unter die Sternbilder der nördlichen Hemisphäre versetzt und das Bild des Delfins vor das des Cetus gezogen. Insgesamt präsentiert sich die Ausstattung des deutschen Drucks von 1491 nun weitgehend als Scotus-Zyklus. Allerdings fehlen noch immer das Einzelbild des Drachens sowie die Illustrationen des Siebengestirns, des Kentaurenweibchens und des Musizierenden, da im Druck als einziges Bild zu Eridanus das des nackten »Schwimmers« erscheint. Wenngleich die Textfassung des deutschen Hyginus-Drucks jener der elsässischen Handschriftengruppe entspricht, steht die Ikonographie der Sternbilder dennoch nicht in deren Tradition, sondern nahe an den älteren Bildfolgen, vor allem am Münchener Codex clm 10268. Mit Ausnahme des Löwen, der in Schrittstellung mit zwischen den Hinterbeinen durchgeführtem Schweif und zum Betrachter gewandtem Haupt wiedergegeben ist, und des Aquarius, der ähnlich Vindob. 2352 als modern gekleideter Jüngling erscheint, der hier Wasser aus einer Kanne in eine f lache Schale gießt, folgen die Tierkreiszeichen dem älteren Münchener Zyklus. Dasselbe gilt für die Konstellationen, die nur gelegentlich von den älteren Vorlagen abweichen. Exemplarisch sei auf die als steinbesetzte Zackenkrone dargestellte Nördliche Krone oder den in Vorderansicht nach rechts stehenden jugendlichen Schlangenträger ohne Skorpion verwiesen. Der eigenwillige Holzschnitt des Bootes als Bauer in zerschlissenen Kleidern mit Sichel und Lanze sowie – analog Vindob. 2352 – mit einem Bündel Stroh neben seinem Fuß beruht wohl auf dem Text, nach dem die unter dem Sternbild Geborenen mehr in Armut denn in Reichtum leben und bäurische Dinge tun. Vergleichbare Darstellungen haben sich auch im Wolfenbütteler Cod. Guelf. 8.7 Aug. 4° sowie im Tübinger Ms. Md 2 erhalten. Eine weitere Parallele zum Vindob. 2352 ergibt sich über das Bild der Milchstraße als zwei Frauen mit sternbesetzter Mandorla. Verschiedentlich sind jedoch Reduktionen gegenüber den älteren Scotus-Zyklen greif bar.
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So fehlen etwa der Kremphut des Wassermannes, der Beutel des Cepheus und die Krone der Cassiopeia. Ferner ist Vultur volans ohne den Pfeil, Vultur cadens ohne den Kranz und der Kentaur ohne sein Schwert wiedergegeben. Zum Teil mögen diese Abweichungen aber auch dadurch begünstigt worden sein, dass die mythologischen Erläuterungen praktisch völlig ausgelassen wurden. Der Delfin scheint sich dem in älteren Illustrationsfolgen als Bestie dargestellten Cetus wieder anzunähern. Cetus in der Gestalt eines Ungeheuers mit Rüssel und Hauern verweist hingegen auf hochmittelalterliche Darstellungen. Die einzige Übereinstimmung der Holzschnitte mit den elsässischen Sternbildfolgen ergibt sich beim Bild des Vultur cadens als bekleideter jugendlicher Jupiter auf dem Adler, dem als Attribut eine Art Schwert beigegeben ist. Im Anschluss an den Fixsternhimmel folgt die illustrierte deutsche Bearbeitung des auch in den elsässischen Sternbilderhandschriften tradierten Planetentraktats Supra firmamentum, dessen Einleitung nur im Druck von 1491 ein Schema der Himmelssphären beigegeben wurde, das man der Ratdoltschen Ausgabe der Compilatio de astrorum scientia des Leopoldus de Austria (Augsburg 1489) entnommen hat. Die Planetendarstellungen selbst folgen nicht der Scotus-Tradition. Vielmehr wird der Text von der ersten der beiden Planetenserien Erhard Ratdolts begleitet, in die man überdies zwischen Sol und Venus noch die kleinste Folge der »durch die Sonne laufenden« Tierkreiszeichen eingefügt hat. Erstmals gedruckt im lateinischen Hyginus von 1482, zeigt die erste Planetenfolge die fahrenden Wandelsterne samt ihren Attributen auf einem von Tieren gezogen Wagen; allein vor das Gefährt der Luna-Diana sind zwei Nymphen gespannt. Die Räder der Fuhrwerke wurden als Medaillons gestaltet, in denen die dem Planeten jeweils als Häuser zugehörigen Tierkreiszeichen zu sehen sind. Diese Darstellungen gehen auf die italienischen Kupferstiche des Baccio Baldini zurück, die wohl noch vor 1460 in Florenz entstanden und ihrerseits von der populären Baseler Holzschnittfolge abhängen. In Venedig, wo Baldinis Stiche nachgedruckt wurden, dürfte sich der Drucker auch seine Vorlage beschafft haben. Die zweite Planetenserie Ratdolts zeigt die Wandelsterne dagegen auf Thronsesseln sitzend sowie von einem Stern und den zugehörigen Häusern als kleine Medaillons am Fuße des Thrones begleitet. Diese Holzschnittfolge wurde erstmals in Augsburg, beim Druck des Introductorium in astronomiam des Abu Ma’shar (1489) verwendet, was nahe legt, dass sie dort für ihn geschnitten wurde. Die Darstellung der Planeten als thronende Herrscher lässt aber auch hier ein italienisches Vorbild vermuten. Ratdolts deutscher Hyginus diente nicht nur als Vorlage für die Sternbildzyklen der beiden eng zusammenhängenden jüngeren Handschriften in Coburg, Ms. 5, und Heidelberg, Cod. Pal. germ. 832, sondern ging auch in den 1512 von Johannes Sittich zu Augsburg herausgegebenen Kalendarius teütsch Maister Joannis Küngspergers vnd auch Higinus. Von den 12 zaychen vnd 36 pildern des himels ein. Dieser Kalender, der in zwei weiteren Auf lagen 1514 bei Sittich und 1518 bei Hans Miller erschien, enthält das gesamte Bildprogramm in Nachschnitten. Weitere, von Martin Polychorius bearbeitete Ausgaben erschienen als Kalender-Higinus ab 1532 bei Jacob Cammerlander in Straßburg mit seitenvertauschten Nachstichen des Zodiakus und der Konstellationen sowie einer neuen Planetenbildfolge. Cammerlander benutzte den Hyginus dann um 1535 noch ein weiteres Mal für die deutsche Erstausgabe der Phisionomi vnd Chiromanci des Bartholomaeus Cocles.
138. Illustrierter Frühdruck, Hyginus von den xij zaichen und xxxvj pilden des hymels mit yedes stern Sternbilder Tierkreis I: Bildfolge mit zwölf rahmenlosen, ca. 8 × 8 cm großen Holzschnitten der Tier-
kreiszeichen (= Dritte Tierkreiszeichenserie Ratdolts), die variabel in den Textblock eingefügt wurden, Figuren teilweise bezeichnet, jedoch ohne Boden und Hintergrund wiedergegeben, die Position der Sterne ist über Sternchen angegeben. Widder (Aries), mit zurückgewandtem Kopf und eingerollten Hörnern in Schrittstellung nach links; Stier (Taurus), mit eingeknicktem linken Vorderbein nach links lagerndes Protom mit Wolkenband an der Schnittfläche; Zwillinge (Gemini), zwei in Umarmung nebeneinander stehende geflügelte Jünglinge, nackt bis auf eine Chlamys, der Linke mit Sichel, der Rechte mit Lyra; Krebs (Cancer), Krabbe mit vier Beinpaaren und Scheren nach rechts in Aufsicht; Löwe (Leo), heraldisch stilisierter Löwe mit zwischen den Hinterbeinen durchgeführtem Schweif nach links in Schrittstellung, den Oberkörper mit der wuchtigen Mähne zum Betrachter gewandt; Jungfrau (Virgo), geflügelte weibliche Frontalgestalt mit offenem Haar in langem, hoch tailliertem Kleid, in der Rechten drei Ähren, in der Linken der Caduceus; Waage (Libra), frei schwebende Balkenwaage; Skorpion (Scorpius), mit vier Beinpaaren, angewinkelten Scheren und umgebogenem Gliederschwanz in Aufsicht nach rechts; Schütze (Sagittarius), nach links springender bogenspannender gehörnter Kentaur mit Bart, bekleidetem Oberkörper und geflochtenem Schweif, von seiner linken Schulter ein Fell nach hinten wehend, unterhalb des Leibes ein doppelspitziger Pfeil; Steinbock (Capricornus), mit angewinkeltem rechten Bein nach links stehender Ziegenfisch mit brezelartig verschlungenem Fischschwanz; Wassermann (Aquarius), nach rechts eilender Jüngling in kurzem, gegürtetem Ärmelgewand, Schultermantel, Hosen und Stiefeln, mit beiden Händen eine umgedrehte Deckelkanne ausleerend, deren Wasser sich in eine am Boden stehende flache Schale ergießt; Fische (Pisces), zwei mit den Bäuchen einander zugewandte, übereinander in unterschiedliche Richtungen schwimmende gleich große Fische, von Maul zu Maul über ein Band verbunden. Konstellationen: Bildfolge mit 32 rahmenlosen, ca. 8 × 8 cm großen Holzschnitten der Konstellationen der nördlichen und südlichen Hemisphäre, die variabel in den Textblock eingefügt wurden, die Figuren namentlich bezeichnet, jedoch stets ohne Boden und Hintergrund wiedergegeben, die Position der Sterne ist über kleine Sternchen angegeben. Drache zwischen den Bären ( Draco inter Arctos), die wie ein liegendes S gewundene Schlange mit Drachenhaupt nach links in Seitenansicht, zwischen den beiden Windungen die mit den Rücken gegeneinandergestellten, in unterschiedliche Richtungen springenden Bären; Hercules, im Knielauf nach links eilender bärtiger Mann, über dem linken Arm ein ganzes Löwenfell tragend, in der erhobenen Rechten eine Keule schwingend und zum Schlag gegen die um den mit stilisierten Blättern besetzten Baum der Hesperiden gewundene Schlange ausholend; Nördliche Krone (Corona borealis), steinbesetzte Zackenkrone in leichter Unteransicht; Schlangenträger (Serpentarius), leicht nach links orientierte nackte Jünglingsgestalt mit in die Front gedrehtem Oberkörper, die einmal um seinen Körper gewundene Schlange mit der rechten Hand am sich auf bäumenden Kopf- sowie mit der linken Hand am Schwanzende gepackt haltend und der Schlange ins Gesicht blickend, ohne Skorpion; Bärenhüter (Bootes), mit zurückgewandtem Haupt nach links schreitender Mann in tailliertem Ärmelgewand, zerschlissenen Beinkleidern, durchlöcherten Schuhen und Hut, der Oberkörper annähernd in die Front gedreht, am Gürtel ein Schwert, über die Brust eine Umhängetasche, in den zur Seite ausgebreiteten Händen rechts eine gezahnte Sichel, links eine aufgestellte Lanze, neben seinem rechten Fuß ein Bündel Heu; Fuhrmann (Agitator), als Halbfigur auf dem von je zwei Pferden und Ochsen nach rechts gezogenen zweiachsigen Kastenwagen, in ein gegürtetes Gewand mit Tütenärmeln und eine Mütze gekleidet, die Rechte ausgestreckt erhoben, auf der linken Schulter die Ziege, auf der ausgestreckten
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linken Hand die beiden Böckchen tragend und zugleich die Gespanne zügelnd; Cepheus, mit ausgebreiteten Armen nach rechts schreitender Mann, in ein gegürtetes Ärmelgewand und Stulpenstiefel gekleidet, auf dem Haupt eine Kappe, an der linken Seite ein großes Schwert am diagonalen Schultergurt tragend; Cassiopeia, frontal auf einer Kastenbank mit aus Baumstämmen gebildeter Rückenlehne (»Stangenthron«) sitzend, in ein faltenreiches, um den Körper und über die linke Schulter drapiertes Tuch gekleidet, die Brüste entblößt, das Haupt leicht nach links geneigt, die zur Seite ausgebreiteten Arme mit den Handgelenken an die Lehne gefesselt, aus der rechten Hand ein Blutstrom; Pegasus (Equus verspertinus), nach rechts lagerndes Flügelpferdprotom mit Wolkenband an der Schnittstelle; Kleines Pferd (Equus secundus), als nach rechts springendes ganzes Flügelpferd mit Zaumzeug, ohne Fußflügel; Andromeda, als androgyne Gestalt, mit ausgebreiteten Armen auf felsigem Boden zwischen zwei entlaubten Bäumchen frontal stehend und mit beiden Händen an diese gefesselt, das langhaarige Haupt leicht geneigt, in ein sehr kurzes, tailliertes Hemd gekleidet, der männliche Unterkörper nackt; Perseus, mit zurückgewandtem Haupt nach links ausschreitende bärtige Gestalt mit in die Front gedrehtem Oberkörper und geflügelten Füßen, nackt bis auf ein um die Schultern drapiertes Manteltuch, in den zur Seite gebreiteten Händen rechts ein gezacktes Schwert, links das weibliche Medusenhaupt am Schopf gepackt haltend, auf dem Rücken ein Schild; Dreieck (Triangulum), aus zwei Streifen gebildetes gleichseitiges Dreieck; Leier (Lyra), mit geschupptem Körper, zwei geschwungenen Hörnern, Querspange und sieben Saiten; Schwan (Cygnus), mit ausgebreiteten Flügeln, gebogenem Hals, gesenktem Kopf und herausgestreckter Zunge nach rechts stehend; Adler (Vultur volans), heraldisch stilisiert, mit zurückgewandtem Kopf und ausgebreiteten Schwingen nach rechts stehend; Vultur cadens, der bekleidete jugendliche Jupiter frontal auf dem Adler, mit der Rechten die Schwinge des Vogels fassend, in der Linken, die der Adler am Handgelenk greift, eine schwertartige Waffe mit gerade abgeschnittener Spitze haltend, der Adler nach rechts auf dem Pfeil; Delfin (Delphinus), nach links schwimmender Fisch mit Nashorn, gezackter Rückenlinie und einfach geteilter Schwanzflosse; Walfisch (Cetus), nach rechts schwimmender felliger Fisch mit Rüssel, Hauern und verschlungener Schwanzspitze; Eridanus (Fluss), in der Position des nackten »Schwimmers« schräg nach rechts auf dem vertikalen Strom lagernd, dabei auf dem linken Arm abgestützt, die Rechte weisend erhoben, Unterkörper in der Taille gedreht, Gesäß nach oben, die Beine in Schrittstellung, der Blick der Rechten folgend; Orion, nach rechts eilender gerüsteter Ritter mit schulterlangem Haar, in der Linken einen Maskenschild, in der Rechten eine Keule haltend, an der linken Seite ein Schwert; Großer Hund (Canis Sirius), mit erhobener Rute nach links springend; Hase (Lepus), nach links springend; Schiff Argo (Argo Navis), halbes Schiff mit fünf Rudern, Mast und Takelage, an der Schnittkante eine kleine Schildkröte herauskriechend; Milchstraße (Galaxia), als Gruppe von zwei weiblichen Figuren in faltenreichen Gewändern, die vordere schwebende mit sternbesetzter Mandorla, rechts hinter ihr die zweite Figur mit trauernd an die Wange gelegter Hand; Südlicher Fisch (Piscis austrinus), als zwei mit den Bäuchen einander zugewandte, übereinander nach links schwimmende Fische, der untere kleiner als der obere, aus dessen Maul sich ein Wasserstrom ergießt; Abgrund (Putheus), über getrepptem Sockel Altartisch, darauf ein Feuer, daneben links und rechts frei schwebend je ein Teufel; Kentaur (Centaurus), in Seitenansicht nach rechts stehendes Mischwesen aus jugendlichem Mann in gegürtetem Hemd und Pferd, auf der ausgestreckten Rechten ein auf dem Rücken liegendes gehörntes Beutetier tragend, am rechten Handgelenk eine Trinkflasche herabhängend, von der geschulterten Lanze in der Linken ein Hase herabhängend; Schlange, Mischkrug und Rabe (Hydra, Crater, Corvus), die sich von rechts unten nach links oben in einen Baum windende Schlange, den Kopf bereits in den Ästen, auf ihren Windungen in der
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Mitte einen Henkelbecher sowie am Schwanzende den Raben tragend; Vorhund (Anticanis), mit offenem Maul und aufgerichtetem Schwanz nach links springend; Bohrer (Terebellum), mit der Spitze nach unten; Fahne (Vexillum), an einer nach rechts geneigten Lanze befestigte, nach links wehende fünffach gezaddelte Fahne. Planeten und Tierkreis II: Bildfolge mit acht ungerahmten, teilweise bezeichneten Darstellungen der Himmelssphären sowie der auf von Tieren gezogen Wagen über ein Wolkenband fahrenden Wandelsterne samt ihren Attributen und den als Häusern beigegebenen Tierkreiszeichen als kleine Medaillons (= Erste Planetenserie Ratdolts). Zwischen Sol und Venus eingebettet noch die kleinste Folge der »durch die Sonne laufenden« Tierkreiszeichen (= Erste Tierkreiszeichenserie Ratdolts) mit insgesamt zwölf rahmenlosen, ca. 2,5 × 3 cm großen Holzschnitten der Tierkreiszeichen, die von links in den Textblock eingefügt wurden, die Figuren überwiegend in einem mittels Bodenstück oder Horizontlinie angedeuteten Bildraum wiedergegeben, die Position der Sterne ist nicht angegeben. Sphärenzirkel im Zentrum die Erde, umgeben von Wasser, Luft und Feuer, den Planetensphären, Fixsternhimmel und Zodiakus; Saturn, als bekleideter bärtiger Greis auf einem von zwei sich in den Schwanz beißenden Drachen gezogenen zweiachsigen Thronwagen sitzend, in einen langen Mantel und eine turbanartige Mütze gekleidet, eine Sense in der Rechten, die Linke mit Weisegestus, dazu Steinbock und Wassermann; Jupiter, als bärtiger Mann in langem gegürteten Mantel und spitzer Mütze auf einem von zwei Adlern gezogenen zweiachsigen Thronwagen sitzend, in der Linken einen Pfeil haltend, vor ihm auf dem Wagen als Assistenzfigur kniend der junge Ganymed, dem Gott eine Schale darreichend, dazu Schütze und Fische; Mars, als gerüsteter Krieger mit offener Schaller ohne Visier und wehendem Mantel auf einem von zwei Pferden gezogenen zweiachsigen Thronwagen sitzend, das gezogene Schwert in der Rechten, dazu Widder und Skorpion; Sol, als jugendlicher König auf der Quadriga, in einen kurzen, gegürteten Rock, enge Beinkleider und Stulpenstiefel gekleidet, von Haupt und Wagen dichte Strahlen ausgehend, ein Zepter in der Rechten haltend, mit der Linken das Gespann zügelnd, dazu Löwe; Widder (Aries), mit zurückgewandtem Kopf in Schrittstellung nach links stehend; Stier (Taurus), mit eingeknicktem linken Vorderbein nach links lagerndes Protom mit Wolkenband an der Schnittfläche; Zwillinge (Gemini), zwei in Umarmung nebeneinander stehende Jünglinge, nackt bis auf eine Unterhose, ohne Flügel und Attribute; Krebs (Cancer), Krabbe mit drei Beinpaaren und Scheren nach links in Aufsicht; Löwe (Leo), heraldisch stilisierter Löwe mit erhobener Vordertatze und aufgestelltem Schweif nach links in Schrittstellung, der Kopf zum Betrachter gewandt; Jungfrau (Virgo), auf einer Wiese sitzende Frau mit Schneckenfrisur, in faltenreichem Ärmelkleid, auf dem Haupt einen Blütenkranz, in der Linken drei Blüten, die Rechte vor dem Körper erhoben; Waage (Libra), frei schwebende Balkenwaage; Skorpion (Scorpius), mit drei Beinpaaren, Scheren und umgebogenen Gliederschwanz in Aufsicht nach links; Schütze (Sagittarius), nach links springender bogenspannender gehörnter Kentaur mit Bart, bekleidetem Oberkörper und geflochtenem Schweif, von seiner linken Schulter ein nach hinten wehendes Fell; Steinbock (Capricornus), mit angewinkeltem rechten Bein nach links stehender ganzer Steinbock; Wassermann (Aquarius), nach links eilender Jüngling in kurzem, gegürtetem Ärmelgewand, Schultermantel, Beinkleidern und Stiefeln, mit beiden Händen eine umgedrehte Deckelkanne ausleerend, deren Wasser sich in eine am Boden stehende flache Schale ergießt; Fische (Pisces), zwei mit den Bäuchen einander zugewandte, übereinander in unterschiedliche Richtungen schwimmende gleich große Fische; Venus, auf einem von zwei Tauben gezogenen einachsigen Thronwagen sitzend, in ein über die Knie hochgeschobenes tailliertes Kleid, Hosen und Stulpenstiefel gekleidet, die Ärmel hochgekrempelt, auf dem Haupt ein Flügelpaar montiert, einen Pfeil in der Rechten, vor ihr auf dem Wagen der geflügelte blinde Cupido mit Pfeil, Bogen und
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Köcher, dazu Stier und Waage; Merkur, als junger Mann auf einem von zwei Greifvögeln gezogenen zweiachsigen Thronwagen in Gestalt eines Lorbeerkranzes sitzend, in kurzem, gegürtetem Rock, engen Hosen und geflügelten Stulpenstiefeln, auf dem Haupt einen Kremphut tragend, in der rechten Hand den Caduceus, dazu Jungfrau und Zwillinge; Luna, als mit elegant überkreuzten Beinen auf einem von zwei Nymphen gezogenen einachsigen Thronwagen mit Drachenkopf sitzende Diana, in ein knielanges tailliertes Gewand ohne Ärmel und Schuhe gekleidet, auf dem Haupt eine Mondsichel, in der erhobenen Rechten einen Pfeil, in der Linken einen Bogen, dazu Krebs.
Literatur Schreiber 1910, Nr. 4257; Zinner 1941, S. 116; Schramm 1943, S. 3, 11f., 24ff., Taf. 29–36; Hain 1948, Nr. 9062, 9063, 9067; Geissler 1966, S. 97–153; Mazal/Irblich/Németh 1980, S. 209f., Nr. 187; Kat. München 1989, S. 5; Kat. München 1989a, S. 198, Nr. 2.1; Frühmorgen-Voss 1991, S. 366f., Nr. 11.2.a, Abb. 187 (fol. 31r); Kat. Hamburg 1993, S. 151, Nr. II.5, Abb. 5, 5a; Künast 1997, S. 1205–1340, bes. S. 1212. Siehe S. 128–131, Abb. 1175–1218
X.9 Katalog der Ludovico de Angulo-Handschriften
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Madrid, Biblioteca Nacional, Cod. 9267 Ludovicus de Angulo, De figura seu imagine mundi Frankreich?, Italien?, Ende 15. Jahrhundert/Anfang 16. Jahrhundert (nach 1456) Kodikologische Angaben 255 × 180 mm, III+143 Folia, Pergament, Text einspaltig, Bastarda cursiva von einer Hand sowie Anmerkungen von späterer Hand; Rubriziert, fol. 2r: 6zeilige ornamentierte Goldinitiale, zahlreiche 3–7zeilige Farbtinteninitialen mit Federranken, Überschriften, Caputzeichen, Unterstreichungen, Strichel etc. in Rot.
Art der Bilder Neben zahlreichen Schemata insgesamt 94 lavierte Federzeichnungen unterschiedlichen Formats. Neben Darstellungen von vier Männern (Antipoden) auf einer Weltkugel (fol. 13r) sowie eines thronenden Herrschers (fol. 70r) zum dritten Buch De superior spera celi et stellis fixis Bildzyklus mit 83 Miniaturen der Konstellationen, Zodiakzeichen und Dekane (fol. 85r–104r) sowie der neun Kometen (fol. 126v–128r). Die Position der Sterne ist zum Teil durch verschieden große Punkte angegeben.
Inhalt Ludovicus de Angulo: De figura seu imagine mundi, Hustache ed. 1980 Prooemium Pars prima De creatione mundi; fol. 13r: Illustration: Antipoden Pars secunda De diuisione terre et partibus eius; fol. 30r: Illustration: thronender Herrscher fol. 82v–139r: Pars tertia De superior spera celi et stellis fixis fol. 139v–143v: Astronomische Tabellen und Schemata (vgl. Paris, Ms. fr. 612, fol. 162v–166r; St. Gallen, Ms. Vad. 427, fol. 122v–127r)
fol. 2r–139r: fol. 2r–v: fol. 2v–15v: fol. 15v–82v:
Kommentar Madrid Ms. 9267 ist eine von drei um die Wende zum 16. Jahrhundert entstandenen lateinischen Handschriften der Kosmologie De figura seu imagine mundi, die den Text des Ludovicus de Angulo vollständig tradieren. Darüber hinaus findet sich im Anschluss an diesen Traktat noch ein Anhang astronomisch-geographischer Schemata mit knappen Erläuterungen, der sich auch in anderen De Angulo-Handschriften erhalten hat, aber nicht eigentlich zum Text der Kosmologie gehört. Entstehungszeitpunkt und Provenienz sind unbekannt, denn Datum und Ortsangabe im Kolophon auf fol. 139r beziehen sich nicht auf die Abschrift, sondern auf die Abfassung des Originaltextes und wurden von der heute verlorenen Vorlage übernommen. Aus ihnen lassen sich somit keinerlei Hinweise im Hinblick auf Herkunft und Datierung des Madrider Manuskripts entnehmen; es ergibt sich allein das Jahr 1456 als sicherer terminus post quem. Anhand der Schriftmerkmale kann die Zeit der Niederschrift jedoch auf das späte 15. Jahrhundert festgesetzt
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werden. Eine Herstellung in diesem Zeitraum erscheint darüber hinaus auch angesichts der stilistischen Details der Illustrationen wahrscheinlich. Wie alle erhaltenen Handschriften von De figura seu imagine mundi ist auch der auf sehr feinem Pergament geschriebene und mit zahlreichen Farbinitialen unterschiedlicher Größe sowie einer Reihe von zum Teil unvollendeten Schemata ausgestattete Madrider Codex 9267 umfangreich mit lavierten Federzeichnungen illustriert. So findet sich auf fol. 13r zum ersten Buch der Kosmologie, welches sich mit der Erschaffung und Zusammensetzung der Welt befasst, eine Miniatur, die zwei Männerpaare mit Lanzen auf einer Erdkugel zeigt und die auf einander gegenüberliegenden Erdpunkten wohnenden Menschen (Antipoden) vorstellen soll. Eine ganzseitige Miniatur zum zweiten, die Erde samt ihren Teilen behandelnden Buch bietet auf fol. 70r unterhalb einer auf Säulen ruhenden krabbenbesetzten Arkade, die an Objekte der Kleinkunst erinnert, eine Innenraumszene. In deren Zentrum sieht man einen thronenden bärtigen Herrscher in orientalischer Tracht, der frontal mit Grußgestus dem Betrachter zugewandt ist und dessen Bild durchaus gewisse Parallelen zum Gelehrtenbild des Abu Ma’shar im Pariser Ms. lat. 7330 aufweist. Links und rechts hinter dem Thron sind in Madrid jedoch noch eine Gruppe von Höf lingen sowie eine einzelne Frauengestalt, wohl die Königin, zu sehen. Dieses Bild steht wohl für die Königreiche des Orients; vielleicht soll es auch René von Anjou, den Adressaten De Angulos, samt seinem Hofstaat verkörpern, die dann allerdings in orientalischem Pomp wiedergegeben worden wären. Das dritte Buch der Kosmologie, das sich mit der Himmelssphäre und den Gestirnen befasst und von De Angulo aus einer Vielzahl von Quellen kompiliert wurde, ist am umfangreichsten illustriert. Neben neun sehr einfachen Kometendarstellungen zum Kometentraktat des dritten Kapitels, die dem Betrachter die Schweifsterne als über etwa sechs Zeilen reichende, sehr einfache Sternsymbole mit zum Teil eingeschriebenen Gesichtern vor Augen führen (fol. 126v–128r), findet sich zum ersten Kapitel, das die 36 Zeichen des Himmels und den Zodiakus samt den Dekanen behandelt, eine umfangreiche Bildfolge mit insgesamt 83 Miniaturen der Fixsternbilder, Tierkreiszeichen und Dekane (fol. 85r–104r). Sie begleitet den Sternbildertraktat, der im Anschluss an eine Einleitung zum Auf bau und der Unterteilung des Firmaments sowie der Sphären zunächst die Konstellationen behandelt, wobei sich die Ausführungen zu den Fixsternbildern im Wesentlichen von der Himmelsbeschreibung des Liber Introductorius ableiten. Die astrothetischen Informationen beschränken sich jedoch auf die Angabe der Zahl der sichtbaren Sterne sowie die Auf- und Untergangstage der jeweiligen Konstellation. Viel ausführlicher ist hingegen der charaktertypologisch-prognostische Abschnitt gehalten, der die Eigenschaften und das Schicksal der unter der jeweiligen Konstellation Geborenen thematisiert und meist wörtlich mit dem Text des Michael Scotus übereinstimmt. Auf die zum Teil recht umfassenden Beschreibungen und mythologischen Informationen des Liber Introductorius wird aber ebenso verzichtet wie auf die Angaben zur Lage der Einzelsterne, wenngleich deren Position im Bild über Sterne angegeben ist, die hinsichtlich ihrer Größe differenziert sind. Den Abschluss der Ausführungen bildet in vielen Fällen der ausdrückliche Hinweis auf die Miniatur, die somit an die Stelle der Beschreibung tritt. Die mit Ausnahme von Draco inter Arctos, Pegasus, Putheus und Hydra mit Crater und Corvus halbspaltenbreiten, ungerahmten Federzeichnungen der Sternbilder wurden stets seitlich in die zugehörige Textpassage eingefügt. Zu vielen Miniaturen finden sich später hinzugefügte astrologischen Symbole und Beischriften. Letztere listen vor allem die Namen einer Konstella-
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tion – z. B. »Navis vel archa noe oder Centaurus heumon Chiron« – gemäß den unterschiedlichen Überlieferungstraditionen auf. Bisweilen erläutern sie aber auch Bilddetails, etwa Perseus »tenens caput Algol vel gorgonis«. Darüber hinaus bezeichnen sie gelegentlich besonders markante Sterne, so Canopus bei der Argo, Alriof beim Siebengestirn, Aldebaran beim Stier oder Spica bei der Jungfrau. Nur sehr selten, etwa bei der als »Amica persu« charakterisierten Andromeda scheint ansatzweise ein mythologischer Hintergrund hindurch. Die Reihenfolge der Konstellationen entspricht der des Liber Introductorius, und es finden sich die für die De Angulo-Handschriften charakteristischen, zum Teil mit der Bildredaktion der älteren Scotus-Handschriften in Paris, Ms. lat. 7408A, und Edinburgh, Ms. Cr. 3.23, übereinstimmenden Besonderheiten. Exemplarisch sei allein auf den mit einem Schwert und einem Tuch mit Löwenkopf ausgestatteten Hercules, auf den Fuhrmann mit den beiden Hasen anstelle der Böckchen oder die zu Engeln umgestalteten Dämonen der Milchstraße verwiesen. Ungeachtet der stilistischen Differenzen stimmt die Madrider Sternbildikonographie in einigen Punkten mit jener der De Angulo-Handschriften in Paris, Ms. lat. 6561, und St. Gallen, Ms. Vad. 427, überein. Dies gilt etwa für den mit einer Tunica exomis und Schlapphut bekleideten Bärenhüter, den ein unblutiges bärtiges Gulhaupt haltenden Perseus oder die Hydra mit der verknoteten Schwanzspitze. Auch vom Layout her mit den in den einspaltigen Text seitlich eingefügten Zeichnungen ergeben sich deutliche Parallelen vom Madrider vor allem zum Pariser Ms. lat. 6561. Im Ms. Vad. 427 ist diese Art des Bildeinsatzes ähnlich wie im Florentiner Ms. 3011 aber bereits weitgehend zugunsten spaltenbreiter und damit größerer Darstellungen aufgegeben. Punktuell ergeben sich jedoch auch Unterschiede zwischen den Bildzyklen des Madrider, St. Gallener und Pariser Codex, die gegen ein unmittelbares Abhängigkeitsverhältnis sprechen. Möglicherweise gehen alle drei Sternbilderfolgen aber auf eine gemeinsame Vorlage zurück. Der Tierkreis folgt den Konstellationen nach, wobei der Text zum Zodiakus eine ganz eigene, aus verschiedenen Traditionen geschöpfte Fassung bietet. Auch hier sind die astrothetischen Informationen sehr knapp gehalten und beschränken sich auf die Angabe der Anzahl der sichtbaren Sterne. Das Schwergewicht liegt erneut auf der Prognostik. Darüber hinaus werden im Anschluss an jedes Zodiakzeichen nacheinander Gestalt und Wirkung der drei ihm zugehörigen Dekane entsprechend der Introductio in astrologiam geschildert. Die Ausführungen werden von insgesamt 48 lavierten Federzeichnungen der Tierkreiszeichen und Dekane begleitet, deren Ikonographie sich eindeutig auf die Introductio in astrologiam des Georgius Zothorus Zaparus Fendulus zurückführen lässt. Bei den Dekanen erscheint im Madrider Codex jedoch überwiegend nur eine der im Text beschriebenen Gestalten. Nur selten, etwa beim dritten StierDekan (fol. 95v) oder beim dritten Waage-Dekan (fol. 100r) werden noch weitere Himmelswesen aus dem Kreis der Paranatellonten illustriert. Trotz aller Nähe zum Text setzen die Miniaturen diesen aber nicht immer genau um. Deutlich wird dies etwa beim »Homo habens in manibus geminos angues vadens super genua« des 3. Skorpion-Dekans, der zwar mit den beiden Schlangen, aber nicht auf den Knien laufend, sondern stehend dargestellt wurde (fol. 101r). Dabei ergeben sich – trotz aller Varianten – auch beim Zodiakus mit den Dekanen sowohl hinsichtlich der Seiteneinrichtung als auch der Ikonographie erneut deutliche Parallelen zum Pariser Ms. lat. 6561, die für eine Nähe beider Codices sowie die Annahme eines gemeinsamen Vorbildes sprechen.
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Verzeichnis der Bilder fol. 85r: Großer und Kleiner Bär, von der Schlange umgeben ( Draco inter Arctos), die
Schlange als nach rechts liegendes S in Seitenansicht, zwischen den beiden Windungen die mit den Rücken gegeneinandergestellten, in unterschiedliche Richtungen schreitenden Bären. fol. 85v: Hercules, im Knielauf nach links schreitender, vollständig nackter Mann, über dem vorgestreckten rechten Arm ein Tuch mit einem Löwenkopf tragend, mit einem Schwert in der erhobenen Linken zum Schlag gegen die um den Hesperidenbaum gewundene Schlange ausholend; Nördliche Krone (Corona borealis), aus Eichenlaub gewundener Kranz, mit vier Blüten besetzt und unten von einem schmalen Band mit seitlich wehenden Enden zusammengehalten; Schlangenträger (Serpentarius), mit angewinkeltem rechten Arm leicht nach links stehender nackter Jüngling in Vorderansicht, der um seinen Körper sowie um seine Arme gewundenen Schlange mit aufgebäumten Kopf ins Gesicht blickend, mit beiden Beinen auf dem überdimensionalen Skorpion (Scorpius), stehend, dieser mit umgebogenem Dornenschwanz nach links in Aufsicht. fol. 86r: Bärenhüter (Bootes), nach links stehender Jüngling in Vorderansicht, nackt bis auf eine Tunica exomis und einen Hut, in der erhobenen Rechten eine große Sichel, in der Linken eine aufgestellte Lanze; Fuhrmann (Agitator), auf dem von zwei Ochsen nach rechts gezogenen einachsigen Kastenwagen sitzender Mann im Ärmelgewand, in der Rechten einen Stab haltend, auf dem ausgestreckten linken Arm die beiden Häschen tragend und zugleich das Gespann zügelnd. fol. 86v: Cepheus, mit erhobenen Händen leicht nach rechts stehend, an der linken Seite ein großes Schwert am diagonalen Schultergurt tragend, am Gürtel ein Geldbeutel; Cassiopeia, mit ausgebreiteten Armen und entblößten Brüsten frontal auf einem Kastenthron sitzende Frauengestalt mit langem Haar, nackt bis auf ein um den Unterkörper und Rücken gewundenes Tuch, ohne Blutstrom. fol. 87r: Pegasus, nach links lagerndes Flügelpferdprotom; Andromeda, androgyne Gestalt, mit ausgebreiteten Armen frontal zwischen zwei auf Felsen stehenden Bäumchen hängend, die Hände an die Äste gefesselt, in einen taillierten, vorn offenstehenden Mantel gekleidet, der männliche Unterkörper nackt. fol. 87v: Perseus, mit gespreizten Beinen frontal stehender vollgerüsteter bärtiger Ritter, das Haupt nach rechts, in der Linken das bärtige, gehörnte, nicht blutige Medusenhaupt (Caput dyaboli, Algol) ohne Blut am Schopf gepackt sowie einen umgehängten Tartschenschild haltend, in der erhobenen Rechten ein Schwert über dem Kopf schwingend, ohne Fußflügel; Dreieck (Triangulum), aus einem profilierten Streifen gebildetes gleichseitiges Dreieck. fol. 88r: Siebengestirn (Pleiades, Clocha), nach links laufender Gockel; Leier (Lyra), als Psalterium; Schwan (Cygnus), mit angelegten Flügeln und geöffnetem Schnabel nach links laufend. fol. 88v: Adler (Vultur volans), mit ausgebreiteten Schwingen nach links auffliegend; Vultur cadens, auf einem Pfeil mit ausgebreiteten Schwingen und aufgerissenem Schnabel von rechts oben nach links unten »stürzender« Adler. fol. 89r: Walfisch (Cetus), großer Fisch mit Hauern nach links; Eridanus (Fluss), als nackter Jüngling, in der Haltung eines »Rückenschwimmers« mit übergeschlagenem Bein nach rechts auf dem Wasser liegend, mit beiden Händen ein Psalterium vor dem Körper haltend. fol. 89v: Canonspieler (Figura sonantis canonum), auf einem nach rechts stehenden zweiachsigen Kastenwagen bis zur Hüfte sichtbarer, frontal sitzender Musiker, auf dem Kopf eine Sendelbinde oder einen Turban, auf einem vor dem Körper gehaltenen Psalterium spielend; Delfin (Delphinus), Fisch nach links. fol. 90r: Orion, mit vorgestrecktem linken und angewinkeltem rechten Bein leicht nach links stehender Ritter in Vorderansicht, in der Linken einen umgehängten Spornschild, mit der Rechten ein Schwert über dem Kopf schwingend; Großer Hund (Canis Sirius), nach links springend, mit Halsband. fol. 90v: Hase (Lepus), nach links lagernder Hase; Schiff Argo (Argo Navis), ganzes Schiff mit Mast, Segel, Takelage, zwei Ruderpaaren und Steuerruder, nach rechts in die Bildtiefe fahrend; Kentaurenweib
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Katalog der Ludovico de Angulo-Handschriften (Austronothus), nach links springendes Mischwesen aus nackter Frau und Pferd, der Ober-
körper frontal, die Arme angewinkelt ausgebreitet, Hände offen, am Pferdebauch vier weitere Brüste, an der Grenze zwischen Menschen- und Tierleib ein Reif. fol. 91r: Milchstraße (Galaxia) , zwei auseinanderstrebende Engel in langen Gewändern, der eine von links nach rechts fliegend und dabei in den vorgestreckten Händen einen Reif haltend, der andere nach links schwebend hält ein aufgeschlagenes Buch vor seinem Körper. fol. 91v: Südlicher Fisch (Piscis austrinus), zwei mit den Bäuchen einander zugewandte, übereinander in eine Richtung schwimmende, annähernd gleich große Fische; Abgrund (Putheus), rundes brunnenartiges Flammenbecken über Sockel, von zwei Engeln aus Wolken gehalten. fol. 92r: Kentaur (Centaurus), nach links springender Kentaur, auf der ausgestreckten Rechten ein auf dem Rücken liegendes Beutetier tragend, ein Schwert am Hüftgürtel, von der geschulterten Lanze in der Linken eine Flasche herabhängend. fol. 92v: Schlange, Mischkrug und Rabe (Hydra, Crater, Corvus), nach links kriechende Schlange mit drei knotenartigen Windungen und Drachenkopf in Seitenansicht, über der Körpermitte frei schwebend der brunnenstockartige Crater mit Deckel, auf der verknoteten Schwanzspitze den einwärts gewandten Raben tragend; Vorhund (Anticanis), nach links springender Hund mit Halsband. fol. 93r: Kleines Pferd (Equus secundus), nach links schreitendes ganzes Flügelpferd mit je einem weiteren Flügel pro Huf; Bohrer (Terebellum), niedrige Säule mit oben aufgesetztem lilienförmigen Ornament. fol. 93v: Fahne (Vexillum), nach rechts geneigte Fahnenlanze, dazu eine zweite Lanze. Tierkreis und Dekane: fol. 94r: Widder (Aries), mit zurückgewandtem Kopf nach rechts stehendes naturnahes Tier mit lockigem Fell. fol. 94v: 1. Dekan des Widders, »Vir bruni coloris albio vestitus indutus«; 2. Dekan des Widders, »Femina ac pannis rubeus pectens caput«; 3. Dekan des Widders, »Vir flauri coloris torqueum ligneum portat in manu«. fol. 95r: Stier (Taurus), Ganzfigur, nach rechts in Schrittstellung; 1. Dekan des Stiers, »Mulier habens pannos adustos«. fol. 95v: 2. Dekan des Stiers, »Vir male indutus habens clavem in manu«; 3. Dekan des Stiers, »Unus vir serpentem in manu tenens et Vir corpore congesto ex leone et elefanto«. fol. 96r: Zwillinge (Gemini), als auf einem Bodenstück stehendes bekleidetes siamesisches Paar mit einem Körper, zwei einander zugewandten Jünglingsköpfen und zwei Beinpaaren, ohne Flügel und Attribute. 1. Dekan der Zwillinge, »Mulier formosa arte suendi«. fol. 96v: 2. Dekan der Zwillinge, »Vir auro tenens Hercule arabice«; 3. Dekan der Zwillinge, »Vir armatus querens varia instrumenta«; fol. 96v: Krebs (Cancer), nach links lagernder Flusskrebs. fol. 97r: 1. Dekan des Krebses, »Vir pulcher fortis torto corpore medietas hominis et alia medietas elefanti et equi«; 2. Dekan des Krebses, »Puella secunda de tribus virginibus«. fol. 97v: 3. Dekan des Krebses, »Puella tertia de tribus virginibus«; Löwe (Leo), mit durch den Hinterbeinen durchgeführtem Schwanz nach links in Schrittstellung, das Haupt zum Betrachter gewandt. fol. 98r: 1. Dekan des Löwen, »Vir obstenens pannis curtis parentes lugens«; 2. Dekan des Löwen, »Ydolum elevatum manibus alta voce clamitans«. fol. 98v: 3. Dekan des Löwen, »Ethiops ore carnem tenens sinistra urneum tenens manu dextra pomum«; Jungfrau (Virgo), leicht nach rechts stehende geflügelte Frauengestalt in langem faltenreichen Ärmelkleid, einen Stab in der Rechten, mit der Linken das Gewand raffend. fol. 99r: 1. Dekan der Jungfrau, »Virgo nuda et immaculata corpore decora (…) manu geminas aristas insediens puerum nutriens et Stella«; 2. Dekan der Jungfrau, »Vir niger hyrsutus triplici panno indutus (…) ferens manu incaustum«. fol. 99v: 3. Dekan der Jungfrau, »Mulier muta casta candida lintheo induta cogitans visitare templa«; Waage (Libra), frei schwebende Balkenwaage. fol. 100r: 1. Dekan der Waage, »Vir iracundus in sinistra manus eius statera et in dextera agnus cum suo libri inscripti«; 2. Dekan der Waage, »Vir forme vulturis«; 3. Dekan der Waage, »Vir nudus (…) manus sinistra sub capite habet et Corona arbedi sub capita duorum hominum«. fol. 100v:
139. Madrid, Biblioteca Nacional, Cod. 9267 Skorpion (Scorpius), vereinfachter Skorpion mit umgebogenem Dornenschwanz in Aufsicht nach links; 1. Dekan des Skorpions, »Vir male indutus torquens manu hastile«. fol. 101r: 2. Dekan des Skorpions, »Vir nudus et puella nuda (…) cum pecunia cum pede astricto«; 3. Dekan des Skorpions, »Homo habens in manibus geminos angues vadens super genua«. fol. 101v: Schütze (Sagittarius), mit zurückgewandtem Oberkörper nach links springendes bogenspannendes Mischwesen aus bekleidetem Mann in tailliertem Ärmelgewand und Pferdeleib; 1. Dekan des Schützen, »Centaurus«. fol. 102r: 2. Dekan des Schützen, »Mulier bene induta insedens camelum pilosa pannis inter manus eius tenet cistellum«; 3. Dekan des Schützen, »Vir aurei coloris (…) in manu eius duo corticia ligni ipse punice lectice insedens«, jedoch mit zwei brennenden Fackeln und stehend; Steinbock (Capricornus), nach links lagernder Ziegenfisch mit schneckenartig eingerolltem Schwanzende. fol. 102v: 1. Dekan des Steinbocks, »Vir niger hyrsutus (…) rethibus piscaris paratus«; 2. Dekan des Steinbocks, »Mulier lectica residens«; 3. Dekan des Steinbocks, »Mulier visu placida oculis nigris«. fol. 103r: Wassermann (Aquarius), auf einem Rasenstück mit angezogenen Beinen frontal sitzende Gestalt in Kapuzengewand, eine mit beiden Händen vor dem Körper gehaltene Kanne nach rechts ausleerend; 1. Dekan des Wassermanns, »Vir ethiopis indutus tapeto cum eo vasa lignea et aenea«. fol. 103v: 2. Dekan des Wassermanns, »Vir forma ethiopis equo similis in capite et in manu arcum et spicula gestans«; 3. Dekan des Wassermanns, »Vir niger atrox dolosus aure pilosa capite sectum«; Fische (Pisces), zwei mit den Bäuchen zueinander wiedergegebene, übereinander in unterschiedliche Richtungen schwimmende Fische, von Maul zu Maul durch ein Band verbunden. fol. 104r: 1. Dekan der Fische, »Vir ornate vestitus domum tenens ignem tenace ferrea componens manu tres pisces ante se ponenda« als Mann mit einem Gerät, drei Fische vor den Füßen; 2. Dekan der Fische, »Mulier vultu venusta corpore candida marique navigans pectore puppis astricta, Cognata eius et noti«; 3. Dekan der Fische, »Vir porrectus pedibus cum quo masculus pregnans in utero ethyopum habens et in rupe femina vociferantem pre metu predonum et ignis« als sitzende schwangere Männergestalt in Frauenkleidern.
Provenienz Das Buch befand sich unter anderem im Besitz eines gewissen Martin Boisnet. Hierauf verweist das Exlibris »Sat ubique salus Martini Boisnet phi, Lugduni, Anno Domini M CCCC LVI, XVIII decembris« auf fol. IIr und fol. 139r. Im Vorderspiegel haben sich die alten Signaturen »Aa 82« und »Aa 111« erhalten. Der Codex befindet sich seit dem 18. Jahrhundert in Spanien und ging aus dem Bestand König Philipps II. von Spanien (1527–1598) in die Madrider Biblioteca Nacional ein.
Literatur Dominguez Bordona 1933, S. 283, Nr. 648; Fernandez Pousa 1941, S. 39–65, Abb. S. 45 (fol. 70r), S. 47 (fol. 13r), S. 49 (fol. 143r), S. 51 (fol. 141r), S. 53 (fol. 90v), S. 55 (fol. 100r); Fink-Herrera 1955, S. 144; Saxl/McGurk 1966, S. XIV Anm. 5, S. 36; Hustache 1980; Hustache 1980a, S. 98ff.; Schadt 1982, S. 298 Anm. 318; Bauer 1983, S. 116 Anm. 111; Lippincott 1985, S. 66, 69; Kristeller 1990, Nr. 563a; Garcia Aviles 1995a, S. 43; Hernández Aparicio 1995, S. 259f.; Snie˙z ynska-Stolot 1994, S. 66; Snie˙z ynska-Stolot 1997, S. 91. Siehe S. 131–134
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Paris, Bibliothèque Nationale, Ms. lat. 6561 Ludovicus de Angulo, De figura seu imagine mundi Frankreich (?), Ende 15. Jahrhundert/Anfang 16. Jahrhundert (nach 1456) Kodikologische Angaben 285 × 203 mm, I+152+I Folia (mit Blattverlusten), Papier, Text einspaltig, Bastarda cursiva von mindestens zwei Händen; Rubriziert, 2–3zeilige Lombarden, Capitula, Randstriche und Unterstreichungen in Rot, alle nicht durchgängig ausgeführt.
Art der Bilder Neben zahlreichen Schemata zum dritten Buch De superior spera celi et stellis fixis Bildzyklus mit 84 Federzeichnungen der Konstellationen, Zodiakzeichen und Dekane (fol. 90v–112r) sowie Bildfolge der zehn Kometen (fol. 138r–139v). Darstellungen von mehreren Händen. Die Position der Sterne ist nicht angegeben.
Inhalt fol. 1r–152v: Ludovicus de Angulo: De figura seu imagine mundi, Hustache ed. 1980 – fol. 72v: leer fol. 89r–152r: Pars tertia De superior spera celi et stellis fixis – fol. 152v: leer
Kommentar Das wohl um die Wende zum 16. Jahrhundert in Bastarda cursiva französischer Ausprägung von mehreren Händen routiniert und gleichmäßig, aber unaufwendig geschriebene Pariser Ms. lat. 6561 tradiert den vollständigen lateinischen Text der Kosmologie De figura seu imagine mundi des Ludovicus de Angulo, der zu Beginn von regelmäßigen, dann nur noch sporadischen Randbemerkungen einer weiteren, jedoch nur wenig späteren Hand begleitet wird. Auf den Anhang astronomisch-geographischer Schemata wurde jedoch verzichtet. Entstehungszeitpunkt und Provenienz des Latinus 6561 sind unbekannt, denn genau wie im Madrider Ms. 9267 und im St. Gallener Ms. Vad. 427 beziehen sich sowohl die Datierung als auch die Ortsangabe im Kolophon auf fol. 152r nicht auf die Abschrift, sondern auf die heute verlorene Vorlage. Unterhalb des Kolophons befand sich einst wohl noch ein Besitzereintrag, der jedoch ausgeschnitten wurde. Der Codex ist heute nicht mehr vollständig. Denn in der ersten Lage dürfte das erste, vermutlich leere Blatt fehlen. Auch die dem fol. 152 folgende, wahrscheinlich ebenfalls leere Seite ist heute verloren. Darüber hinaus wurde fol. 34 durch Ausreißung stark beschädigt. Wie alle erhaltenen Handschriften von De figura seu imagine mundi wird auch im Pariser Ms. lat. 6561 das erste Kapitel des dritten Buches von einem umfangreichen Bildzyklus einfacher Federzeichnungen begleitet. Die von verschiedenen Händen stammenden, über der mit stumpfem Metallstift ausgeführten Unterzeichung teils mit spitzer Feder und sattschwarzer Tinte, teils mit breiterer Feder und verdünnter hellgrauer Tinte ausgeführten Illustrationen sind von nur mäßiger Qualität und wurden nicht laviert. Überdies erscheinen die mit Ausnahme von Draco
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inter Arctos etwa zwei Drittel der Spalte einnehmenden Zeichnungen bis zum Bild des Orion im Anschluss an die zugehörige Textspalte, ab dem Bild des Großen Hunds in wechselnder Position in die zugehörige Passage von links eingefügt. Ab dem Südlichen Fisch sind Miniaturen und Text dann irrtümlich gegeneinander verschoben. Es waren offenbar die zu zahlreichen Aussparungen im Text, welche den Zeichner dazu verführten, die letzten Bilder jeweils zu früh zu bringen. Ab dem ersten Widder-Dekan wurden die Darstellungen aber wieder korrekt eingefügt. Im Hinblick auf die weitgehend konventionelle Ikonographie der Sternbilder steht der Pariser Latinus 6561 nahe an den beiden anderen Vollversionen in Madrid, Ms. 9627, sowie St. Gallen, Ms. Vad. 427, und teilt mit diesen eine Reihe von Gemeinsamkeiten. Exemplarisch sei auf den mit Tunica exomis und Schlapphut bekleideten Bärenhüter, auf die mit vier Blüten besetzte Nördliche Krone und auf den ein bärtiges, jedoch unblutiges Gulhaupt haltenden Perseus verwiesen. Übereinstimmungen lassen sich darüber hinaus auch bei den aus einem Wolkenband ragenden Halbfiguren der Engel des Putheus, beim bekleideten bärtigen Kentauren oder der Hydra mit brezelartig verknoteter Schwanzspitze aufzeigen. Auch vom Layout her mit den in den einspaltigen Text seitlich eingefügten Zeichnungen ergeben sich deutliche Parallelen vom Pariser Ms. lat. 6561 zum Madrider Cod. 9267. Trotz aller Gemeinsamkeiten lassen sich jedoch auch ikonographische Differenzen innerhalb der Dreiergruppe nachweisen, die gegen ein allzu enges Verwandtschaftsverhältnis sprechen. So trägt der Schlangenträger nur im Pariser Ms. lat. 6561 einen Hut. Außerdem fehlen dem Fuhrmann dort die beiden Gespanne, führt die gef lügelte Jungfrau einen Zeigegestus aus, wird die Waage von einer weiblichen Trägerfigur gehalten und zielt der Schütze mit zurückgewandtem Oberkörper. Auch im Hinblick auf die Illustrationen der Dekane zeigen die drei Handschriften deutliche Differenzen. Denn während der Pariser Latinus 6561 dem Betrachter stets nur einen der im Text beschriebenen Dekane vor Augen führt, variiert die Anzahl der dargestellten Figuren in den beiden anderen Manuskripten. Nicht zuletzt weichen die einzelnen Bildzyklen auch im Hinblick auf Kleidung und Attribute voneinander ab. Die Entsprechungen auf der einen und die Abweichungen auf der anderen Seite legen nahe, dass Handschriften wie der Pariser Latinus 6561 sowie die zum Vergleich herangezogenen Beispiele im Rahmen einer breiten, mehr oder weniger freizügig verarbeiteten Tradition der Ludovicus de Angulo-Handschriften gesehen werden müssen, die eine eigene Filiation darstellen. Verzeichnis der Bilder fol. 90v: Großer und Kleiner Bär, von der Schlange umgeben ( Draco inter Arctos), die Schlange als nach rechts liegendes S in Aufsicht, zwischen den Windungen die mit den Rücken gegeneinandergestellten, in unterschiedliche Richtungen stehenden Bären. fol. 90v: Hercules, im Knielauf nach links eilende vollständig nackte bärtige Männergestalt, über dem vorgestreckten rechten Arm ein Tuch mit einem Löwenkopf tragend, mit einem Schwert in der erhobenen Linken zum Schlag gegen die um den Hesperidenbaum gewundene Schlange ausholend. fol. 91r: Nördliche Krone (Corona borealis), aus Blättern gewundener Kranz, mit vier Blüten besetzt sowie unten von einem schmalen Band mit seitlich wehenden Enden zusammengehalten; Schlangenträger (Serpentarius), mit erhobenem rechten Arm leicht nach links stehende Jünglingsgestalt in Vorderansicht, nackt bis auf einen Hut, der einmal um seinen Körper sowie um seine Arme gewundenen Schlange
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mit aufgebäumten Kopf ins Gesicht blickend, mit beiden Beinen auf dem überdimensionalen Skorpion (Scorpius), stehend, dieser nach links in Aufsicht. fol. 91v: Bärenhüter (Bootes), nach links stehender Jüngling in Vorderansicht, nackt bis auf eine Tunica exomis und einen Kremphut, in der erhobenen Rechten eine große Sichel, in der Linken eine aufgestellte Lanze; Fuhrmann (Agitator), auf dem nach rechts stehenden zweiachsigen Kastenwagen sitzender Mann im Ärmelgewand, in der Rechten einen Stab haltend, auf dem ausgestreckten linken Unterarm die beiden Häschen tragend, die Faust geballt, ohne Gespann. fol. 92r: Cepheus mit erhobenen Händen leicht nach rechts stehende Männergestalt im Ärmelgewand, am Gürtel ein Schwert und einen Geldbeutel tragend; Cassiopeia, mit ausgebreiteten Armen und entblößten Brüsten frontal auf einem Kastenthron sitzende Frauenfigur mit langem Haar, ohne Blutstrom; Pegasus, nach links lagerndes Flügelpferdprotom. fol. 92v: Andromeda, als androgyne Gestalt, mit ausgebreiteten Armen frontal zwischen zwei auf hügeligem Boden stehenden Bäumchen hängend, aber nicht gefesselt, in einen taillierten, vorn offenstehenden Mantel gekleidet, der männliche Unterkörper nackt; Perseus, mit gespreizten Beinen annähernd frontal stehender vollgerüsteter bärtiger Ritter, das Haupt nach rechts, in der Linken das bärtige, nicht blutige Medusenhaupt am Schopf gepackt sowie einen umgehängten Tartschenschild haltend, in der erhobenen Rechten ein Schwert über dem Kopf schwingend, ohne Fußflügel. fol. 93r: Dreieck (Triangulum), aus einem profilierten Streifen gebildetes gleichseitiges Dreieck; Siebengestirn (Pleiades, Clocha), nach links laufender Gockel. fol. 93v: Leier (Lyra), als Psalterium; Schwan (Cygnus), mit angelegten Flügeln nach links schreitend. fol. 94r: Adler (Vultur volans), mit ausgebreiteten Schwingen nach links stehend; Vultur cadens, auf einem Pfeil mit ausgebreiteten Schwingen von rechts oben nach links unten »stürzender« Adler; Walfisch (Cetus), großer Fisch mit Hauern nach links. fol. 94v: Eridanus (Fluss), nackter Jüngling, in der Haltung eines »Rückenschwimmers« mit übergeschlagenem Bein nach rechts auf dem Wasser liegend, mit der Linken ein Psalterium vor dem Körper haltend, mit der Rechten die Scham bedeckend; Canonspieler (Figura sonantis canonum), auf einem nach rechts stehenden zweiachsigen Kastenwagen bis zur Hüfte sichtbarer, frontal sitzender jugendlicher Musiker im Ärmelgewand, auf dem Haupt eine Sendelbinde, auf einem vor dem Körper gehaltenen Psalterium spielend. fol. 95r: Delfin (Delphinus), großer Fisch nach links; Orion, mit vorgestrecktem linken und angewinkeltem rechten Bein frontal stehender jugendlicher Ritter in Rüstung und Schaller, in der Linken einen Spornschild, mit der Rechten ein Schwert hinter dem Kopf schwingend. fol. 95v: Großer Hund (Canis Sirius), nach links springend, mit Halsband; Hase (Lepus), nach rechts lagernder Hase. fol. 96r: Schiff Argo (Argo Navis), ganzes Schiff mit Mast, Segel und Takelage nach rechts in die Bildtiefe fahrend, oben etwas angeschnitten; Kentaurenweib (Austronothus), nach links springendes Mischwesen aus nackter Frau und Pferd, der Oberkörper frontal, die Arme angewinkelt ausgebreitet, Hände offen, am Pferdebauch vier weitere Brüste, an der Grenze zwischen Menschen- und Tierleib ein blütenartiger Reif. fol. 96v: Milchstraße (Galaxia), zwei auseinanderstrebende Engel in langen Gewändern, der eine von links nach rechts fliegend und dabei in den vorgestreckten Händen einen Reif haltend, der andere nach links schwebend hält ein aufgeschlagenes Buch vor seinem Körper; Südlicher Fisch (Piscis austrinus), zwei mit den Bäuchen einander zugewandte, übereinander in eine Richtung schwimmende, annähernd gleich große Fische. fol. 97r: Abgrund (Putheus), rundes brunnenartiges Flammenbecken über Sockel, von zwei Engeln aus Wolken gehalten. fol. 97v: Kentaur (Centaurus), nach links springendes Mischwesen aus bekleidetem bärtigem Mann und Pferd, auf der ausgestreckten Rechten ein auf dem Rücken liegendes Beutetier tragend, um die Hüfte ein Gürtel, daran ein Schwert hängend, von der geschulterten Lanze in der Linken eine Flasche herabhängend; Schlange, Mischkrug und Rabe (Hydra,
140. Paris, Bibliothèque Nationale, Ms. lat. 6561 Crater, Corvus), nach links kriechende Schlange mit drei knotenartigen Windungen und Drachenkopf in Seitenansicht, über der Körpermitte den brunnenstockartigen Crater mit Deckel sowie auf der verknoteten Schwanzspitze den winzigen einwärts gewandten Raben tragend. fol. 98r: Vorhund (Anticanis), nach links stehender Hund mit Halsband. fol. 98v: Kleines Pferd (Equus secundus), mit angewinkeltem rechten Vorderbein nach links schreitendes ganzes Flügelpferd mit je einem weiteren Flügel pro Huf; (Bohrer), Terebellum, niedrige kannelierte Säule mit oben aufgesetztem lilienförmigen Ornament. fol. 99r: Fahne (Vexillum), an einer nach rechts geneigten Lanze befestigte, nach links wehende, dreifach gezaddelte Fahne, dazu eine zweite Lanze. Tierkreis und Dekane: fol. 99r: Widder (Aries), mit zurückgewandtem Kopf nach rechts stehendes naturnahes Tier mit lockigem Fell. fol. 99v: 1. Dekan des Widders, »Vir niger albio vestitus indutus«. fol. 100v: 2. Dekan des Widders, »Femina ac pannis rubeus pectens caput«. fol. 101r: 3. Dekan des Widders, »Vir flauri coloris torqueum ligneum portat in manu«; Stier (Taurus), nach rechts schreitende Ganzfigur. fol. 101v: 1. Dekan des Stiers, »Mulier habens pannos adustos, Eius filius«. fol. 102r: 2. Dekan des Stiers, »Vir male indutus habens clavem in manu«; 3. Dekan des Stiers, »Vir corpore congesto ex leone et elefanto«. fol. 102v: Zwillinge (Gemini), zwei einander zugewandte, sich umarmende nackte geschlechts lose Jünglinge in Seitenansicht; 1. Dekan der Zwillinge, »Mulier formosa arte suendi«. fol. 103r: 2. Dekan der Zwillinge, »Vir Ethiops (…) percutiens timpanum«. fol. 103v: 3. Dekan der Zwillinge, »Vir armatus querens varia instrumenta«; Krebs (Cancer), nach links lagernder Flusskrebs mit verkümmerten Zangen in Aufsicht; 1. Dekan des Krebses, »Vir adolescens clare forme pulchris indumentis vestitus (…) corpore ex equo et elefante«. fol. 104r: 2. Dekan des Krebses, »Puella secunda de tribus virginibus«. fol. 104v: 3. Dekan des Krebses, »Puella tertia de tribus virginibus«; Löwe (Leo), mit durch den Hinterbeinen durchgeführtem Schwanz nach links in Schrittstellung, das Haupt zum Betrachter gewandt. fol. 105r: 1. Dekan des Löwen, »Vir obstenens pannis curtis parentes lugens«; 2. Dekan des Löwen, »Ydolum elevatum manibus alta voce clamitans«. fol. 105v: 3. Dekan des Löwen, »Ethiops ore carnem tenens sinistra urneum tenens manu dextra pomum«; Jungfrau (Virgo), leicht nach rechts stehende geflügelte Frauengestalt in Vorderansicht, in ein auf dem Boden schleifendes Ärmelgewand gekleidet, die Linke weisend erhoben, in der Rechten ein stabartiges Zepter. fol. 106r: 1. Dekan der Jungfrau, »Virgo nuda et immaculata corpore decora (…) manu geminas aristas insediens puerum nutriens«; 2. Dekan der Jungfrau, »Vir niger hyrsutus triplici panno indutus (…) ferens manu incaustum«. fol. 106v: 3. Dekan der Jungfrau, »Mulier muta casta candida lintheo induta cogitans visitare templa«; Waage (Libra), leicht nach links stehende Frauengestalt in langem, auf dem Boden schleifenden Kleid, eine Balkenwaage in der Rechten haltend, die Linke in die Seite gestemmt. fol. 107r: 1. Dekan der Waage, »Vir iracundus in sinistra manus eius statera et in dextera agnus cum sui libri inscripti«; 2. Dekan der Waage, »Vir forme vulturis«. fol. 107v: 3. Dekan der Waage, »Vir nudus (…) manus sinistra sub capite habet«; Skorpion (Scorpius), nach links lagerndes, wenig naturnahes Wesen mit drei Beinpaaren, dünnen Scheren und gebogenem Schwanz in Aufsicht. fol. 108r: 1. Dekan des Skorpions, »Mulier cibo gestans« (?); 2. Dekan des Skorpions, »Vir nudus et puella nuda (…) cum pecunia cum pede astricto«; 3. Dekan des Skorpions, »Homo habens in manibus geminos angues vadens super genua (…)«. fol. 108v: Schütze (Sagittarius), mit zurückgewandtem Oberkörper nach links springendes bogenspannendes Mischwesen aus bekleidetem Jüngling und Pferd. fol. 109r: 1. Dekan des Schützen, »Centaurus«; 2. Dekan des Schützen, »Mulier bene induta insedens camelum pilosa pannis inter manus eius tenet cistellum«. fol. 109v: 3. Dekan des Schützen, »Vir aurei coloris (…) in manu eius duo corticia ligni ipse punice lectice insedens«, hier jedoch mit zwei brennenden Kerzen und ohne Bett; Steinbock (Capricornus), nach links lagernder
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Ziegenfisch mit Widderhörnern und schneckenartig eingerolltem Schwanzende; 1. Dekan des Steinbocks, »Vir niger hyrsutus atrox et rethibus piscaris paratus«. fol. 110r: 2. Dekan des Steinbock, »Mulier lectica residens« (?); 3. Dekan des Steinbocks, »Mulier visu placida oculis nigris«. fol. 110v: Wassermann (Aquarius), mit angezogenen Beinen frontal sitzende bärtige Gestalt in Kapuzengewand, eine mit beiden Händen vor dem Körper gehaltene Vase nach rechts ausleerend; 1. Dekan des Wassermanns, »Vir ethiops indutus tapeto cum vasa lignea et aenea«. fol. 111r: 2. Dekan des Wassermanns, »Vir forma ethiopis equo similis in capite et in manu arcum et spicula gestans«; 3. Dekan des Wassermanns, »Vir niger atrox dolosus aure pilosa capite sectum«. fol. 111v: Fische (Pisces), zwei mit den Bäuchen zueinander wiedergegebene, übereinander in unterschiedliche Richtungen schwimmende Fische, von Maul zu Maul durch ein Band verbunden, der obere etwas kleiner als der untere; 1. Dekan der Fische, »Vir ornate vestitus domum tenens ignem tenace ferrea componens manu tres pisces ante se ponenda« als Mann mit einem Gerät, drei Fische vor den Füßen; 2. Dekan der Fische, »Mulier vultu venusta corpore candida marique navigans pectore puppis astricta, Cognata eius et noti«. fol. 112r: 3. Dekan der Fische, »Vir porrectus pedibus cum quo masculus pregnans in utero ethyopum habens et in rupe femina vociferantem pre metu predonum et ignis«.
Provenienz Die frühe Provenienz der Handschrift ist unbekannt. Auf fol. 1r finden sich unterhalb des Textblockes in Tinte der Eintrag »pro Roberto Goullet p[resbiteri?]«. Darunter: »Nunc sum Roberti Dei miseratione Arboretani presbiter«. Weitere Notizen am Ende des Codex stammen von der Hand des Robert Cenau, Erzbischof von Avranches. Die Schnittbeschriftung am Vorderschnitt ist heute unleserlich. Um die Wende zum 18. Jahrhundert befand sich der Codex im Besitz des Louis-Émery Bigot. Hierauf verweist neben dem gedruckten Exlibris »L. E. Bigot« im Vorderspiegel auch die Signatur »Codex Bigotianus, 133. / R. 5392. 2« auf dem Vorsatzblatt. Im Jahre 1707 wurde die Handschrift mit anderen Codices aus der Sammlung Bigot für die Bibliothèque Royale erworben.
Literatur Catalogus codicum manuscriptorum Bibliothecae Regiae 1744, S. 256; Delisle 1877, S. 39 Nr. 133; Gundel 1936, S. 88f., Taf. 31 (fol. 111v–112r Det.); Saxl/McGurk 1966, S. XIV Anm. 5, S. 36; Aurigemma 1976a, S. 220; Hustache 1980; Hustache 1980a, S. 98ff.; Bauer 1983, S. 116 Anm. 111; Garcia Aviles 1995a, S. 41, 43; Warburg 1998, S. 630ff., Abb. 172 (fol. 106v Det.). Siehe S. 131–134, Abb. 1219–1228
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St. Gallen, Kantonsbibliothek, Ms. Vad. 427 Ludovicus de Angulo, De figura seu imagine mundi. Ende 15. Jahrhundert/Anfang 16. Jahrhundert (nach 1456), Frankreich (?) Kodikologiche Angaben
290 × 212 mm, 127 Folia (mit Blattverlusten), Papier, Text teils ein-, teils zweispaltig, französische Bastarda cursiva von einer Hand, ab fol. 27r: Anmerkungen von wenig späterer Hand; Rubriziert; fol. 1r: 6zeilige Goldinitiale auf ornamentiertem quadratischem Farbfeld, Teilbordüre mit Federranken, Goldpunkten, Blüten, Blättern und Früchten; 2–3zeilige Lombarden mit Federranken.
Art der Bilder Neben zahlreichen Schemata insgesamt 85 lavierte Federzeichnungen unterschiedlichen Formats von wenigstens zwei Händen. Neben einer Darstellung von vier Männern (Antipoden) auf einer Weltkugel (fol. 12v) zum dritten Buch De superior spera celi et stellis fixis unvollständiger Bildzyklus mit 75 von 83 Miniaturen der Konstellationen, Zodiakzeichen und Dekane (fol. 75r–93v) sowie Bildfolge der neun Kometen (fol. 111r–113v). Die Position der Sterne ist zum Teil durch kleine hellrote Sternchen angegeben.
Inhalt fol. 1r–122r: fol. 12v: fol. 73r–122r: fol. 122v–127r:
Ludovicus de Angulo, De figura seu imagine mundi, Hustache ed. 1980 Illustration: Antipoden Pars tertia De superior spera celi et stellis fixis Astronomische Tabellen und Schemata (vgl. Madrid, Ms. 9267, fol. 139v–143v; Paris, Ms. fr. 612, fol. 162v–166r)
Kommentar Das auf hochwertigem, auf der ganzen Fläche aufwendig geglättetem und glänzendem Papier sorgfältig geschriebene St. Gallener Ms. Vad. 427 tradiert den vollständigen Text der Kosmologie De figura seu imagine mundi samt dem bereits bekannten Anhang astronomisch-geographischer Schemata. Ab fol. 27r werden die Ausführungen bisweilen von Randbetreffen einer wenig späteren Hand begleitet. Wie die De Angulo-Handschriften in Madrid, Ms. 9267, und Paris, Ms. lat. 6561, ist auch der St. Gallener Codex mit einem detaillierten Kolophon ausgestattet, das zwar Ort und Datum der Vollendung des Buches angibt, sich aber nicht auf die Abschrift, sondern auf die Abfassung des Originaltextes bezieht. Anhand der Schriftmerkmale kann die Zeit der Niederschrift jedoch auf das späte 15. Jahrhundert festgesetzt werden. Eine Herstellung in diesem Zeitraum erscheint darüber hinaus auch angesichts der stilistischen Details der Illustrationen wahrscheinlich. Die besondere Ausprägung der Buchbastarda spricht überdies für eine Provenienz aus dem französischen Raum. Der Codex ist überwiegend aus Sexternionen zusammengesetzt. Die zwischen Blatt 1 und 55 stets am oberen Seitenrand zentrierte, zeitgenössische rote Foliierung springt jedoch von 55 auf
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51 zurück. Ab dort findet sich eine neue Bleistiftfoliierung, die mit 61 (eigentlich 56) beginnt. Soweit nicht durch Beschnitt entfallen, finden sich durchgehend Blattsignaturen. Diese erscheinen zuweilen doppelt, was wohl von zwei Einbindungen herrührt. Mehrfach sind Seiten verloren gegangen. So fehlen etwa die letzten drei Folia der letzten Lage und – dies belegt der Text- und Bildverlust – zwischen fol. 87v und fol. 88r wahrscheinlich noch zwei weitere Blätter. Zudem wurden fol. 90 und 91 vertauscht. Der Codex trägt heute einen hellen Ledereinband auf dünnen Holzdecken oder starker Pappe, bei dem es sich vielleicht um den für Verdier oder Studer unter Verwendung der alten Spiegel angefertigten zweiten Einband handelt. Wie in den anderen Handschriften von De figura seu imagine mundi werden auch im St. Gallener Ms. Vad. 427 die Ausführungen des Textes von zahlreichen Schemata sowie einer umfangreichen Reihe von Federzeichnungen begleitet. Neben den bekannten Darstellungen der Antipoden (fol. 12v) und der Kometen (fol. 111r–113v) findet sich zum ersten, die 36 Fixsternbilder und den Zodiakus samt den Dekanen behandelnden Kapitel des dritten Buches der Kosmologie die übliche Bildfolge der Konstellationen, Tierkreiszeichen und Dekane (fol. 75r–93v). Die Illustrationen stammen von wenigstens zwei verschiedenen Händen und sind von eher mäßiger Qualität, wobei der ersten, besseren Hand die Miniaturen zwischen fol. 1 und fol. 84v zugewiesen werden können. Die Figuren dieses Illustrators wirken vergleichsweise gelöst und wurden in hellen, wässrigen Tönen laviert. Auch halten sie sich genauer an die tradierten Bildtypen. Von der anderen Hand stammen hingegen die Darstellungen ab fol. 85r. Diese Zeichnungen sind insgesamt plumper und durch eine etwas pedantische sattschwarze Konturzeichnung, opake Farben und eine gewisse Neigung zur Kleinteiligkeit charakterisiert. Kennzeichnend für den zweiten Maler sind neben der Geschlechtslosigkeit der wenigen nackten Himmelswesen auch deren eiförmige Köpfe mit den sehr kleinen Gesichtern, der hohen Stirn und einer Glatze beziehungsweise so fest an das Haupt angelegten Haaren oder Kappen, dass diese nicht selten ebenfalls den Eindruck von Kahlköpfigkeit erzeugen. Die Tierfiguren, vor allem fremdartige wie Elefanten oder Kamele, wurden plump und nur wenig realistisch dargestellt. Allenfalls bei den bekannten Haustieren kann die Darstellung als etwas geschickter bezeichnet werden. Die Vegetation ist spärlich und durchweg undifferenziert ausgeführt. Nur bei den Konstellationen hat man die Position der Einzelsterne im Bild durch hellrote Sternchen angegeben. Das Layout des Sternbilderkapitels ist im St. Gallener Codex uneinheitlich bei teils ein-, teils zweispaltiger Textanlage sowie teils spaltenbreiten, teils halbspaltenbreiten ungerahmten Miniaturen. Diese folgen entweder dem zugehörigen Text oder wurden überwiegend von rechts in die entsprechende Spalte eingefügt. Allerdings ist der Bildzyklus heute nicht mehr vollständig erhalten, da beim Zodiakus zwischen fol. 87v und fol. 88r aufgrund des Blattverlustes insgesamt acht Miniaturen – zweiter und dritter Krebs-Dekan, Löwe und alle drei Dekane des Löwen, Jungfrau und erster Dekan der Jungfrau – verloren sind. Da bei den Tierkreiszeichen in der Regel zwei Darstellungen pro Seite platziert wurden, dürften genau zwei Blätter fehlen. Überdies sind mehrere Folia durch Ausreißungen beschädigt. Die Reihenfolge der Sternbilder folgt, abgesehen von der durch Seitenvertauschung bedingten Störung zwischen Fol 90 und fol. 91, ebenso wie die Ikonographie der Überlieferung des Ludovicus de Angulo. Nur bei den Tierkreis- und Dekanbildern lassen sich im Vergleich zu den anderen Zyklen bisweilen Umdeutungen oder Auslassungen aufzeigen. So wird etwa die Waage von einer Hand gehalten, und der Steinbock erscheint als Ganzfigur. Die als zwei sich umarmende, nackte und geschlechtslose Jünglinge dargestellten Zwillinge ohne Flügel oder Attribu-
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te begegnen jedoch auch noch im Pariser Ms. lat. 6561 und im Florentiner Ms. Ricc. 3011. Die Gestalt des annähernd frontal stehenden und zwei Krüge ausleerenden bekleideten Wassermanns erinnert hingegen an jene des Aquarius im Pariser Fendulus Ms. lat. 7330, hat aber auch eine Parallele im Pariser De Angulo-Codex Ms. fr. 612. Auch beim dritten Widder-Dekan, der als Mann mit Amboss, hölzerner Rute und Werkzeug dargestellt ist, sowie bei der Ganzfigur des Stiers, der mit zwischen den Hinterbeinen durchgeführtem Schwanz nach rechts auf einer Wiese lagert, ergeben sich Verbindungen zum Pariser Ms. fr. 612. Die Übereinstimmungen mit den anderen De Angulo-Handschriften bleiben jedoch punktuell und beschränken sich stets auf nur wenige Beispiele. Singulär ist hingegen das Bild des Schützen, der im St. Galler Codex wohl in Anlehnung an den Satyrtypus als zweibeiniges bogenspannendes Mischwesen aus einem bekleideten Mann und einem Tierunterleib mit Klauen und Schweif dargestellt ist, wie es ganz ähnlich gelegentlich in den deutschen Scotus-Bearbeitungen, etwa im Wolfenbütteler Cod. Guelf., 8.7 Aug. 4° oder im Karlsruher Ms. K. 2790, begegnet. Die Abweichungen vor allem bei den Zodiakzeichen wurden wohl dadurch begünstigt, dass man in den Texten sowohl die mythologischen Erläuterungen als auch die Ausführungen zur Gestalt der Sternbilder völlig ausgelassen hat. Die Dekanbilder halten sich dagegen weniger an tradierte Bildtypen denn an die ausführlichen Beschreibungen des Textes und es werden – bei nur wenigen Ausnahmen – überwiegend alle der in ihm aufgeführten Figuren dargestellt. Bisweilen auftretende Ungenauigkeiten, etwa das Fehlen von Attributen oder die durchweg der Zeit angepasste Kleidung, resultieren wohl aus der nachlässigen Behandlung beziehungsweise Aktualisierung des Geschilderten durch den zweiten Miniator. Wie wortgetreu die Bilder hier aber bisweilen sein können, zeigt sich besonders deutlich beim dritten Waage-Dekan. Neben dem nackten Mann mit der über dem Kopf erhobenen linken Hand und dem Pferdeköpfigen erscheinen im Ms. Vad. 427 bei wortillustrativer Umsetzung auch die Häupter zweier Männer, die durch gemeinsame Hörner miteinander verbunden sind. Es handelt sich bei ihnen ursprünglich um einen bereits im arabischen Text des Abu Ma’shar beschrieben und dort Adonis und Ballistai (nach Boll: der Tänzer) bezeichneten Paranatellon der persischen Sphäre. Nach Gundel symbolisieren die beiden gehörnten Männer das Sternbild der Zwillinge, die zu jener Zeit mit der Waage aufsteigen. Innerhalb der Fendulus- und De Angulo-Tradition wird dieses Begleitgestirn normalerweise als zwei unterhalb der Corona arbedi – die im Text des Ms. Vad. 427 zwar erwähnt, aber nicht illustriert wird – stehende Männer oder auch als Paar vorgestellt. Nirgendwo finden sich jedoch zwei dem Ms. Vad. 427 vergleichbare Gestalten, deren Hörner durchaus an Narrenkappen erinnern. Es dürfte sich bei diesem Detail jedoch nicht um einen aus dem Unvermögen des Illustrators resultierenden Fehler oder um einen Zufall handeln. Denn bereits Boll hat darauf verwiesen, dass in den indischen und arabischen Dekanschilderungen wenigstens einer der beiden verstirnten Zwillinge die Züge des Apollo, dessen Aktion auf Scherz, Musik und Dichtung gerichtet ist, beibehalten hat. Im Astrolabium planum repräsentiert beim dritten Grad Gemini ein Mann mit Laute oder Viola das Sternbild der Zwillinge. Bei Agrippa von Nettesheim erscheint ebenda auch ein törichter Mann mit Flöte und Vogel. Offenbar konnte das Bild der Zwillinge mit Unterhaltung und Narretei gleichgesetzt werden und auf diesen Aspekt scheinen sich auch die narrenkappenartigen Hörner der beiden Figuren im Ms. Vad. 427 zu beziehen. Da Ludovicus de Angulo keinerlei Ansatzpunkte für eine derartige Interpretation bietet, scheint sich hier ein über den Text der Kosmologie hinausgehendes astrologisches Wissen im Bild zu artikulieren.
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Verzeichnis der Bilder fol. 75r: Großer und Kleiner Bär, von der Schlange umgeben ( Draco inter Arctos), die
Schlange als nach rechts liegendes S in Aufsicht, zwischen den Windungen die mit den Rücken gegeneinandergestellten, in unterschiedliche Richtungen stehenden Bären. fol. 75r: Hercules, mit angewinkeltem rechtem Bein nach links vorn springende vollständig nackte Männergestalt in Vorderansicht, über dem rechten Arm ein Tuch mit einem Löwenkopf tragend, mit einem in der erhobenen Linken hinter dem Kopf gehaltenen Schwert zum Schlag gegen die um den Baum der Hesperiden gewundene Hydra ausholend. fol. 75v: Nördliche Krone (Corona borealis), aus Blättern gewundener Kranz, mit vier Blüten besetzt sowie unten von einem zur Schleife gebundenen schmalen Band mit seitlich wehenden Enden zusammengehalten; Schlangenträger (Serpentarius), mit ausgebreiteten Armen leicht nach links stehende nackte Jünglingsgestalt, der um seinen Körper sowie um seine Arme gewundenen Schlange mit aufgebäumten Kopf ins Gesicht blickend, mit beiden Beinen auf dem überdimensionalen Skorpion (Scorpius), ohne Scheren stehend, dieser nach links in Aufsicht. fol. 76r: Bärenhüter (Bootes), nach links stehender Mann in Vorderansicht, nackt bis auf eine Tunica exomis und einen Kremphut, in der erhobenen Rechten eine große Sichel, in der Linken eine aufgestellte Lanze. fol. 76v: Fuhrmann (Agitator), auf dem von zwei Pferden und zwei Ochsen nach rechts gezogenen zweiachsigen Kastenwagen schräg nach rechts sitzende Jünglingsgestalt in tailliertem Ärmelgewand, in der Rechten einen Stab haltend, auf dem ausgestreckten linken Unterarm ein Häschen tragend und zugleich das Vierergespann zügelnd; Cepheus, mit erhobenen Händen und gespreizten Beinen frontal stehende Männergestalt in tailliertem Ärmelgewand, an der linken Seite ein großes Schwert am diagonalen Schultergurt tragend, vom Gürtel vorn ein Geldbeutel herabhängend. fol. 77r: Cassiopeia, mit ausgebreiteten Armen frontal auf einem Kastenthron sitzende Frauenfigur mit langem Haar, in ein um Unterkörper und linke Schulter drapiertes blaues Tuch gekleidet, die Brüste entblößt, aus der Rechten ein Blutstrom (später hinzugefügt?); Pegasus, nach links lagerndes Flügelpferdprotom. fol. 77v: Andromeda, androgyne Gestalt, mit ausgebreiteten Armen frontal zwischen zwei auf Felsen stehenden Bäumchen hängend und mit beiden Handgelenken an diese gefesselt, in einen taillierten, vorn offenstehenden Mantel gekleidet, der männliche Unterkörper nackt; Perseus, mit gespreizten Beinen frontal stehender bärtiger Ritter in spätmittelalterlich-renaissancehafter Rüstung, in der Linken das männliche Medusenhaupt am Schopf gepackt sowie einen Tartschenschild haltend, in der erhobenen Rechten ein Schwert hinter dem Kopf schwingend. fol. 78r: Dreieck (Triangulum), aus einem profilierten Streifen gebildetes gleichseitiges Dreieck; Siebengestirn (Pleiades, Clocha), nach links laufender bunter Gockel. fol. 78v: Leier (Lyra), als Psalterium; Schwan (Cygnus), mit angelegten Flügeln und geöffnetem Schnabel nach links stehend; Adler (Vultur volans), mit ausgebreiteten Schwingen nach links stehend. fol. 79r: Vultur cadens, auf einem Pfeil mit ausgebreiteten Schwingen und offenem Schnabel von rechts oben nach links unten »stürzender« Adler; Walfisch (Cetus), großer Fisch mit Hauern nach links. fol. 79v: Eridanus (Fluss), nackter Jüngling, in der Haltung eines »Rückenschwimmers« mit übergeschlagenem Bein nach rechts auf dem Wasser liegend, mit beiden Händen ein Psalterium vor dem Körper haltend; Canonspieler (Figura sonantis canonum), auf einem nach rechts stehenden zweiachsigen Kastenwagen bis zur Hüfte sichtbarer, auf einem Stuhl sitzender jugendlicher Musiker im Ärmelgewand, auf dem Haupt ein barettartiger Hut mit einem Tuch darüber, auf einem vor dem Körper gehaltenen Psalterium spielend. fol. 80r: Delfin (Delphinus), schlanker, hechtartiger Fisch nach links. fol. 80v: Orion, frontal stehender glatzköpfiger Mann in kurzer Rüstung, in der erhobenen Rechten ein Schwert hinter dem Kopf schwingend, in der Linken einen Spornschild haltend; Großer Hund (Canis Sirius), nach links springender Hund mit Halsband.
141. St. Gallen, Kantonsbibliothek, Ms. Vad. 427 fol. 81r: Hase (Lepus), liegendes eselartiges Tier mit Hasenschwanz; Schiff Argo (Argo Navis), ganzes Schiff mit Steuerruder, zwei Ruderpaaren, Mast und Segel nach rechts in die Bildtiefe fahrend. fol. 81v: Kentaurenweib (Austronothus), nach rechts springendes
Mischwesen aus nackter Frau und Pferd, der Oberkörper annähernd frontal, die Arme angewinkelt ausgebreitet, am Pferdebauch drei weitere Brüste, an der Grenze zwischen Menschen- und Tierleib ein fellartiger Reif. fol. 82r: Milchstraße (Galaxia), zwei auseinanderstrebende Engel in langen Gewändern, der eine von links nach rechts fliegend und dabei in den vorgestreckten Händen einen Reif haltend, der andere nach links schwebend und ein geöffnetes Buch vor dem Körper haltend; Südlicher Fisch (Piscis austrinus), zwei mit den Bäuchen einander zugewandte, übereinander in eine Richtung schwimmende gleich große Fische. fol. 82v: Abgrund (Putheus), rundes Flammenbecken über Sockel, von zwei Engeln aus Wolken gehalten; Kentaur (Centaurus), nach links springendes Mischwesen aus bekleidetem bärtigem Mann und Pferd, auf der ausgestreckten Rechten ein auf dem Rücken liegendes Beutetier tragend, um die Hüfte ein Gürtel, daran ein Schwert hängend, von der geschulterten Lanze in der Linken eine Flasche herabhängend. fol. 83r: Schlange, Mischkrug und Rabe (Hydra, Crater, Corvus), nach links kriechende Schlange mit drei kleinen Windungen und Drachenkopf in Seitenansicht, über der Körpermitte frei schwebend der Crater mit Deckel als eine Art Brunnenstock, auf der verknoteten Schwanzspitze der einwärts gewandte Rabe. fol. 83v: Vorhund (Anticanis), grauer Hund mit Halsband, nach links in Schrittstellung; Kleines Pferd (Equus secundus), mit angewinkeltem linken Vorderbein nach links schreitendes weißes Flügelpferd mit je einem weiteren Flügel pro Huf. fol. 84r: Bohrer (Terebellum), als lilienförmiges Ornament; Fahne (Vexillum), an einer nach rechts geneigten Lanze befestigte, nach links wehende dreifach gezaddelte Fahne, dazu eine zweite Lanze. Tierkreis und Dekane: fol. 84v: Widder (Aries), mit zurückgewandtem Kopf nach rechts schreitendes naturnahes Tier mit lockigem Fell. fol. 85r: 1. Dekan des Widders, »Vir niger albio vestitus indutus«; 2. Dekan des Widders, »Femina ac pannis rubeus pectens caput«. fol. 85v: 3. Dekan des Widders, »Vir flauri coloris torqueum ligneum portat in manu«; Stier (Taurus), mit zurückgewandtem Haupt und zwischen den Hinterbeinen durchgeführtem Schwanz nach rechts lagernde Ganzfigur. fol. 86r: 1. Dekan des Stiers, »Vir visum acutum et vir male indutus, Mulier habens pannos adustos, Eius filius«; 2. Dekan des Stiers, »Vir male indutus habens clavem in manu«; 3. Dekan des Stiers, »Unus vir serpentem in manu tenens et Vir corpore congesto ex leone et elefanto«, z. T. ausgerissen. fol. 86v: Zwillinge (Gemini), zwei einander zugewandte, sich umarmende nackte geschlechtslose Jünglinge in Seitenansicht; 1. Dekan der Zwillinge, »Vir virgam manu tenens«, Diener und Frau mit Handarbeit, z. T. ausgerissen. fol. 87r: 2. Dekan der Zwillinge, »Vir forma Ethiops«; 3. Dekan der Zwillinge, »Vir armatus querens varia instrumenta«, z. T. ausgerissen. fol. 87v: Krebs (Cancer), nach links lagerndes, wenig naturnahes Wesen mit fischartigem Schwanz, 1. Dekan des Krebses, »Vir adolescens clare forme pulchris indumentis vestitus (…) corpore ex equo et elefante«, z. T. ausgerissen. fol. 88r: 2. Dekan der Jungfrau, »Vir niger hyrsutus triplici panno indutus (…) ferens manu incaustum«; 3. Dekan der Jungfrau, »Mulier muta casta candida lintheo induta cogitans visitare templa, Templum«; Waage (Libra), von einer Hand gehaltene Balkenwaage. fol. 88v: 1. Dekan der Waage, »Vir iracundus in sinistra manus eius statera et in dextera agnus cum suo libri inscripti et Vir musicus equi sedens timpanum percudens calamo canens«. fol. 89r: 2. Dekan der Waage, »Vir agitans nomen hermedicus in cuius manu una flagellum tenens et Vir forme vulturis«; 3. Dekan der Waage, »Vir nudus (…) manus sinistra sub capite habet et Corona arbedi sub capita duorum hominum (…) et Vir equi vultus pergit venatum«. fol. 89v: Skorpion (Scorpius), nach links lagernder, wenig naturnaher Skorpion ohne Zangen; 1. Dekan des Skorpions, »Vir male
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indutus torquens manu hastile et Mulier cibo gestiens«. fol. 90r: 3. Dekan des Schützen, »Vir aurei coloris (…) in manu eius duo corticia ligni ipse punice lectice insedens«, hier als Neger in langen Gewändern, ohne Atttribute und Bett; Steinbock (Capricornus), nach links stehende Ganzfigur; 1. Dekan des Steinbocks, »Vir nigri coloris et Mulier collecte eius«. fol. 90v: 2. Dekan des Steinbocks, »Mulier lectica residens cum vitis et Mulier nigris pannis cum pecunia«, beide nebeneinanderstehend; 3. Dekan des Steinbocks, »Mulier visu placida oculis nigris«, jedoch anstelle der Spindel ein Stab. fol. 91r: 2. Dekan des Skorpions, »Vir nudus et puella nuda (…) cum pecunia cum pede astricto«; 3. Dekan des Skorpions, »Homo habens in manibus geminos angues vadens super genua (…) et Canis furiosus«; Schütze (Sagittarius), zweibeiniges bogenspannendes Mischwesen aus bekleidetem Mann und Tierunterleib mit Klauen und Schweif. fol. 91v: 1. Dekan des Schützen, Kentaur und Stier; 2. Dekan des Schützen »Mulier bene induta insedens camelum pilosa pannis inter manus eius tenet cistellum«, ohne Kästchen, das Kamel als Pferd. fol. 92r: Wassermann (Aquarius), frontal stehende bartlose und barhäuptige Männergestalt in hüftlangem Ärmelgewand, in jeder Hand ein Henkelgefäß ausleerend, aus dem Wasser austritt; 1. Dekan des Wassermanns, »Vir forme ethiopis indutus tapeto cum eo vasa lignea et aenea«. fol. 92v: 2. Dekan des Wassermanns, »Vir forma ethiopis equo similis in capite et in manu arcum et spicula gestans«; 3. Dekan des Wassermanns, »Vir niger atrox dolosus aure pilosa capite sectum«; Fische (Pisces), zwei einander überschneidende, übereinander in unterschiedliche Richtungen schwimmende schuppige Fische ohne Verbindung. fol. 93r: 1. Dekan der Fische, »Vir ornate vestitus domum tenens ignem tenace ferrea componens manu tres pisces ante se ponenda«; 2. Dekan der Fische, »Mulier vultu venusta corpore candida marique navigans pectore puppis astricta, Cognata eius et noti. fol. 93v: 3. Dekan der Fische, Vir porrectus pedibus cum quo masculus pregnans in utero ethyopum habens et in rupe femina vociferantem pre metu predonum et ignis«, kleiner und großer Mann. 2. und 3. Dekan des Krebses; Löwe (Leo); 1., 2. und 3. Dekan des Löwen; Jungfrau (Virgo), und 1. Dekan der Jungfrau: verloren.
Provenienz Die frühe Provenienz der Handschrift ist unbekannt. Sie befand sich später über lange Zeit im Eigentum der Familie Du Verdier. Im Vorderspiegel hat sich der Besitzeintrag eines Jacob Verdier, »Iste liber pertinet ad me Jacobum Verdierum presbiterum canonicum in ecclesiis collegiatis nostre domine montisbrisonis Lugdunensis diocesis et sancti agricoli Aunnonis beneficiatum, dedi pro eo unum ducatum auri domino gardiano conventus de la vault albigien. dioc. ordinis sancti francisci«, erhalten. Darunter findet sich eine Liste aller Vorbesitzer innerhalb der Familie Verdier. Wie eine weitere Notiz, »Et moi Jacques Studer ay achepte ce present Livre de mons. Jaques Antoine du Verdier, Baron de Vauprivas sur la Mure, dans Lyon l’an 1602«, auf dem Vorderspiegel belegt, wurde die Handschrift 1602 in Lyon von Jacques Antoine du Verdier, Baron de Vauprivas-sur-la-Mure, an Jacob Studer verkauft, der das Buch nach St. Gallen verbrachte. Später gehörte es David Christoph Schobinger, dessen Besitzeintrag »Dav. Christoph Schobingeri M.D.« sich gleichfalls auf dem Vorderspiegel erhalten hat. Nach Schobingers Tod ging das Buch in den Bestand der Vadiana über. Auf fol. 127v findet sich die Notiz »restauriert Louis Rietmann St. Gallen II.1936«.
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Literatur Scherer 1864, S. 121; Gundel 1936, S. 88f., 164ff., Taf. 30 (fol. 88v–89r Det.); Saxl/McGurk 1966, S. XIV Anm. 5, S. 36; Hustache 1980; Hustache 1980a, S. 98ff.; Bauer 1983, S. 116 Anm. 111; Hustache 198), S. 5ff.; Kristeller 1990, S. 125; Garcia Aviles 1995a, S. 43; Snie˙z ynska–Stolot 1997, S. 92; Warburg 1998, S. 630ff., Abb. 163 (fol. 89r Det.), 165 (fol. 86v Det.), 178 (fol. 89r Det.). Siehe S. 133
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Florenz, Biblioteca Riccardiana, Cod. 3011 Ludovicus de Angulo, De figura seu imagine mundi; Hyginus, De astronomia Florenz, 4. Viertel 15. Jahrhundert Kodikologische Angaben 285–290 × 215–217 mm, 47 Folia, Papier, Text teils ein-, teils zweispaltig, Humanistica cursiva von zwei Händen; Initialen in Rot und Blau mit Federranken, Rubriken in Rot.
Art der Bilder Zur Kosmologie des Ludovicus de Angulo 83 lavierte Federzeichnungen der Konstella tionen, Zodiakzeichen und Dekane (fol. 2v–17r) von einer (?) Hand. Sorgfältig schraffierter lavierter Federzeichnung, die stets im Anschluss an die zugehörige Textpassage in die Spalte eingefügt wurden. Die Position der Sterne ist nicht angegeben.
Inhalt Ludovicus de Angulo, De figura seu imagine mundi, Buch III, 1, Hustache ed. 1980 – fol. 17v–19v: leer fol. 20r–43v: Hyginus, De astronomia I–IV, Le Boeuffle ed. 1983 fol. 1r–17r:
Kommentar Der Florentiner Cod. 3011 präsentiert sich als eine lateinische Handschrift astronomisch-astrologischer Thematik und tradiert neben einem illustrierten Auszug aus der Kosmologie De figura seu imagine mundi des Ludovicus de Angulo auch die Astronomie des Gaius Julius Hyginus, in deren zweitem Buch man zwischen fol. 22va und fol. 36ra zwar Platz für Zeichnungen freiließ, diese aber nicht ausführte. Beide Texte bildeten einst selbständige Faszikel und wurden erst später zu einem Band zusammenfügt. Dies belegen nicht nur die in den einzelnen Teilen wechselnden Schreiberhände, sondern auch die unterschiedlichen Wasserzeichen (fol. 1–19: Waage im Kreis bzw. fol. 28: Horn) sowie das variierende Layout. Überdies sind beim ersten Faszikel die Außenseiten des ersten und des letzten Blattes stärker verschmutzt, was dafür spricht, dass dieser zeitweise als selbständiges Buch und ohne Einband benutzt wurde. Der Florentiner Codex tradiert nicht den gesamten Text der Kosmologie des Ludovicus de Angulo, sondern allein das sich mit der Gestalt und Wirkung der Fixsterne, Tierkreiszeichen und Dekane befassende erste Kapitel des dritten Buches. Wie in allen erhaltenen De AnguloHandschriften wird dieses auch hier von einem umfangreichen Zyklus astrologischer Federzeichnungen begleitet, deren Ikonographie auf den Liber Introductorius des Michael Scotus sowie auf die Introductio in astrologiam des Georgius Zothorus Zaparus Fendulus zurückgeht. Die sicher umrissenen, sorgfältig schraffierten und in Chiaroscuro von einer Florentiner Hand des späten 14. Jahrhunderts geschaffenen Zeichnungen weisen überwiegend dieselbe braune Tinte auf wie die Schrift. Bei den Tierkreiszeichen und den Dekanen wurde zudem auch mit dunklerer, fast schwarzer Tinte gezeichnet. Möglicherweise handelt es sich hierbei um die Reinzeichnung, die
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teilweise vielleicht auch von einer zweiten Hand stammen könnte. Da das Seitenlayout des Sternbilderkapitels zwischen ein- und zweispaltiger Anlage schwankt, variiert auch die Größe der rahmenlosen Miniaturen. Diese wurden jedoch ausnahmslos im Anschluss an die zugehörige Textpassage in die Spalte eingefügt. Die Abfolge der Sternbilder, Tierkreiszeichen und Dekane entspricht der De Angulo-Tradition und es finden sich eine Reihe der für diese Zyklen charakteristischen Besonderheiten. Daneben bietet der Florentiner Codex jedoch auch zahlreiche eigene Varianten. So hat der bärtige Schlangenträger die Schlange zwar mit seinen Händen gepackt, blickt ihr jedoch nicht ins Gesicht. Ferner hängt die androgyne Andromeda zwischen zwei entlaubten Bäumchen mit Wurzelwerk und abgehackten Ästen, hält Perseus ein weibliches, blutendes Medusenhaupt und ist der Delfin als fischartiges Ungeheuer mit Nashorn und Zähnen wiedergegeben. Weitere Varianten lassen sich beim Bild des Orion mit Tartschenschild, des springenden Hasen oder des nackten Kentauren greifen. Nicht zuletzt sind die Zwillinge nicht als siamesisches Paar, sondern als zwei in Seitenansicht einander gegenüberstehende und sich umarmende Jünglinge ohne Flügel und Attribute sowie der Steinbock als Ziegenfisch mit einfach geteilter Schwanzf losse wiedergegeben. Abweichend sowohl von den anderen De Angulo-Handschriften als auch von der Fendulus-Tradition wurde der Wassermann als ein nach links stehender Jüngling gestaltet, der mit seiner vor dem Körper erhobenen Rechten eine Vase ausleert, aus der ein sternenbesetzter Wasserstrahl austritt. Verschiedentlich lassen sich darüber hinaus Reduktionen greifen. So fehlen unter anderem Schlange und Baum bei Hercules, die Engel bei Putheus oder die Trägerfigur der Waage. Sicher sind diese Abweichungen dadurch begünstigt worden, dass man sowohl die Beschreibungen als auch die mythologischen Erläuterungen zu den Sternbildern in den Texten völlig ausgelassen hat. Die Dekane hingegen, deren Gestalten bei De Angulo ausführlich beschrieben werden, halten sich weitgehend an die bereits in den Paranatellontenbildern der FendulusHandschriften – auf die sie zurückgehen – überlieferten Formen, wenngleich die Anzahl der Dargestellten im Florentiner Cod. 3011 von Passsage zu Passage variiert. Der im Vergleich zu den übrigen De Angulo-Handschriften markanteste Unterschied zeigt sich jedoch bei den Miniaturen des Eridanus (fol. 6r) und des Kentaurenweibs (fol. 7rb), die den Einf luss einer anderen Bildtradition erkennen lassen. Denn Eridanus ist im Cod. 3011 nicht als »Schwimmer« mit einem Psalterium, sondern wie in den illustrierten Sterntafelhandschriften und in den Codices der von Prosdocimo de Beldomandi redigierten Tabulae Alfonsinae als sternenbesetzter Flusslauf wiedergegeben (vgl. u. a. Rom, BAV, Cod. Urb. lat. 1399, fol. 39r sowie Oxford, Bodleian Library, Ms. Can. misc. 554, fol. 159r). Auch das Kentaurenweib erscheint wie in der die Bilder der Sterntafeln und der Scotus-Tradition vermischenden Oxforder Handschrift von Prosdocimo de Beldomandis Canones de motibus corporum supercoelestium (Oxford, Bodleian Library, Ms. Can. misc. 554, fol. 154v) als Mischwesen aus Mann und Pferd mit Bocksbeinen, Hundeschwanz und Gesäuge am Bauch. Eine Verbindung zu den illustrierten Fixsterntafeln ergibt sich darüber hinaus über die im Florentiner Cod. 3011 einigen Konstellationen zusätzlich beigegebenen Namen, etwa Vociferantis für Bootes, Erichthonius für Fuhrmann, Inflamatus für Cepheus, Testudo für Lyra sowie Fluuius für Eridanus. Charakteristisch ist – trotz des Fehlens aller mythologischen Erläuterungen – die deutliche Tendenz der Florentiner Bilder zur antikisierenden Ausstattung. Sie lässt sich besonders deutlich bei den Gewändern greifen, bei denen es sich nicht selten allein um schmale, die Geschlechtsteile der überwiegend nackten Figuren kaschierende Tuchstreifen handelt.
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Verzeichnis der Bilder fol. 2v: Großer und Kleiner Bär, von der Schlange umgeben ( Draco inter Arctos), die
Schlange als nach rechts liegendes S in Aufsicht, zwischen den Windungen, mit den Rücken gegeneinander, die in unterschiedliche Richtungen schreitenden Bären. fol. 3ra: Hercules, im Knielauf nach links eilender vollständig nackter Mann in Vorderansicht, in der erhobenen Linken ein Schwert schwingend, über dem rechten Arm ein Tuch mit einem Löwenkopf; Nördliche Krone (Corona borealis), aus Blättern gewundener Kranz, unten von einem schmalen Band zusammengehalten. fol. 3rb: Schlangenträger (Serpentarius), nackter Mann, um sein rechtes Bein und die Hüfte gewundene Schlange am Kopf- sowie mit der linken Hand am Schwanzende gepackt haltend, mit beiden Beinen auf dem Skor pion (Scorpius), stehend, dieser ohne Scheren nach links in Aufsicht. fol. 3va: Bärenhüter (Bootes), nach links stehender Jüngling in Vorderansicht, nackt bis auf ein um Hüfte und Arme drapiertes Tuch und eine Kappe mit wehenden Bändern, in der erhobenen Rechten eine große Sichel, in der Linken eine aufgestellte Lanze. fol. 3vab: Fuhrmann (Agitator), auf dem von zwei Pferden und zwei Ochsen nach rechts gezogenen Kastenwagen sitzende Jünglingsgestalt, nackt bis auf ein lose geschlungenes Pallium und eine Kappe mit wehenden Bändern, in der Rechten einen Stab haltend, auf dem ausgestreckten linken Unterarm die beiden Häschen tragend und zugleich das Vierergespann zügelnd. fol. 4ra: Cepheus, mit ausgebreiteten Armen und gespreizten Beinen frontal stehender Mann, nackt bis auf ein um Hüfte und Schultern geschlungenes Pallium, an der linken Seite ein großes Schwert und einen Geldbeutel am diagonalen Schultergurt tragend; Cassiopeia, mit ausgebreiteten Armen frontal auf einem Faltstuhl sitzende Frau mit langem Haar, nackt bis auf ein um den Unterkörper gewundenes Tuch, ohne Blutstrom. fol. 4rb: Pegasus, nach links galoppierendes Flügelpferdprotom. fol. 4va: Andromeda, androgyne Gestalt, mit ausgebreiteten Armen zwischen zwei entlaubten Bäumchen mit abgehackten Ästen hängend, die Handgelenke an die Äste gefesselt, nackt bis auf ein um Hüfte und Schultern drapiertes Manteltuch; Perseus, nach rechts stehender bärtiger Ritter in kurzem Waffenrock, in der Linken das blutende Medusenhaupt sowie einen Tartschenschild haltend, in der erhobenen Rechten ein Schwert, ohne Fußflügel. fol. 4vb: Dreieck (Triangulum), aus einem profilierten Streifen gebildetes gleichseitiges Dreieck. fol. 5ra: Siebengestirn (Pleiades, Clocha), nach links laufendes Huhn; Leier (Lyra), als Psalterium. fol. 5rb: Schwan (Cygnus), mit angelegten Flügeln und geöffnetem Schnabel nach links laufend; Adler (Vultur volans), mit ausgebreiteten Schwingen nach links stehend. fol. 5v: Vultur cadens, auf einem Pfeil mit ausgebreiteten Schwingen und aufgerissenem Schnabel von rechts oben nach links unten »stürzender« Adler; Walfisch (Cetus), großer Fisch mit Hauern nach links. fol. 6r: Eridanus (Fluss), Flusslauf mit Sternen; Canonspieler (Figura sonantis canonum), auf einem zweiachsigen Kastenwagen allein bis zur Hüfte sichtbarer, frontal sitzender Jüngling, nackt bis auf ein um den Körper drapiertes Manteltuch, auf einem auf den Knien gehaltenen Psalterium spielend; Delfin (Delphinus), nach links schwimmender Fisch mit Nashorn, gezackter Rückenlinie und spitzen Zähnen. fol. 6va: Orion, nach links schreitender Jüngling in kurzer Rüstung, in der erhobenen Rechten ein Schwert schwingend, in der Linken einen Tartschenschild haltend. fol. 6vb: Großer Hund (Canis Sirius), nach rechts aufwärts springender Hund mit Halsband; Hase (Lepus), mit zurückgewandtem Kopf nach rechts aufwärts springend. fol. 7ra: Schiff Argo (Argo Navis), nicht ausgeführt, nur in Unterzeichnung erhalten. fol. 7rb: Kentaurenweib (Austronothus), nach rechts springendes Mischwesen aus nacktem Mann und Pferd mit Bocksbeinen, Hundeschwanz und vier Brüsten am Bauch, der Oberkörper annähernd frontal, die Arme angewinkelt ausgebreitet, Hände offen, an der Grenze zwischen Menschen- und Tierleib ein blütenartiger Reif. fol. 7v: Milchstraße (Galaxia), zwei Engel, nackt bis auf ein Pallium, der eine von links nach rechts fliegend und dabei in den vor-
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gestreckten Händen einen Reif haltend, der andere nach links schwebend, ein geöffnetes Buch vor dem Körper haltend. fol. 7va: Südlicher Fisch (Piscis austrinus), zwei mit den Bäuchen einander zugewandte, übereinander in eine Richtung schwimmende gleich große Fische. fol. 8ra: Abgrund (Putheus), runder Brunnenschacht mit Flammen, ohne Teufel; Kentaur (Centaurus), nach links springendes Mischwesen, auf der ausgestreckten Rechten ein auf dem Rücken liegendes Beutetier tragend, an der Grenze zwischen Menschen- und Tierleib ein blütenartiger Reif; um die Hüfte ein Gürtel, daran ein Schwert, von der geschulterten Lanze in der Linken eine kleine Flasche herabhängend. fol. 8v: Schlange, Mischkrug und Rabe (Hydra, Crater, Corvus), nach links kriechende Schlange mit zwei Windungen und Drachenkopf in Seitenansicht, über der Körpermitte frei schwebend der merkwürdig geformte Crater als eine Art Brunnenstock, auf der Schwanzspitze den einwärts gewandten Raben tragend. fol. 8va: Vorhund (Anticanis), nach links stehend, ohne Halsband. fol. 8vb: Kleines Pferd (Equus secundus), nach links schreitendes ganzes Flügelpferd ohne Fußflügel. fol. 9ra: Bohrer (Terebellum), als lilienförmiges Ornament. fol. 9rb: Fahne (Vexillum), nach rechts geneigte, nach links wehende, gezaddelte Fahnenlanze, daneben eine Lanze. fol. 9vb: Widder (Aries), mit zurückgewandtem Kopf nach rechts stehendes naturnahes Tier mit lockigem Fell; 1. Dekan des Widders, »Vir niger albio vestitus indutus«. fol. 10ra: 2. Dekan des Widders, »Femina ac pannis rubeus pectens caput«; 3. Dekan des Widders, »Vir flauri coloris torqueum ligneum portat in manu«. fol. 10rb: Stier (Taurus), nach rechts schreitende Ganzfigur. fol. 10va: 1. Dekan des Stiers, »Vir visum acutum et Mulier habens pannos adustos et Eius filius«; 2. Dekan des Stiers, »Vir male indutus habens clavem in manu«. fol. 10vb: 3. Dekan des Stiers, »Unus vir serpentem in manu tenens et Vir corpore congesto ex leone et elefanto«. fol. 11ra: Zwillinge, (Gemini), zwei einander zugewandte, sich umarmende Jünglinge in antikisierender Gewandung in Seitenansicht; 1. Dekan der Zwillinge, »Vir virgam manu tenens et Mulier formosa arte suendi et Filius«. fol. 11rb: 2. Dekan der Zwillinge, »Vir Ethiops cuius caput uitreum rapiens poma ex arbore et orto percuitens timpanum, Ortus«. fol. 11va: 3. Dekan der Zwillinge, »Vir armatus querens varia instrumenta, Arbor«; Krebs (Cancer), Meereskrabbe nach rechts in Aufsicht. fol. 11vb: 1. Dekan des Krebses, »Vir adolescens clare forme pulchris indumentis vestitus (…) corpore ex equo et elefante et Prima puella de tribus virginibus«. fol. 12ra: 2. Dekan des Krebses, »Puella secunda de tribus virginibus et Puella placida coronata virgam manu tenens«; 3. Dekan des Krebses, »Puella tertia de tribus virginibus et Vir habens pedes similes tortuce anguis extentus«. fol. 12rb: Löwe (Leo), mit durch den Hinterbeinen durchgeführtem Schwanz nach rechts in Schrittstellung. fol. 12va: 1. Dekan des Löwen, »Vir obstenens pannis curtis parentes lugens et Dominus equi respiciens versus boream«; 2. Dekan des Löwen, »Ydolum elevatum manibus alta voce clamitans et Vir acuto nasu in capite coronam ex albo mirto«. fol. 12vb: 3. Dekan des Löwen, »Ethiops ore carnem tenens sinistra urneum tenens manu dextra pomum«. fol. 13ra: Jungfrau (Virgo), geflügelte Frontalgestalt im Chiton mit wehenden Bändern, zwei Ähren in der Linken; 1. Dekan der Jungfrau, »Virgo nuda et immaculata corpore decora (…) manu geminas aristas insediens puerum nutriens et Vir sedens quasi custos pueri«. fol. 13rb: 2. Dekan der Jungfrau, »Vir niger hyrsutus triplici panno indutus (…) ferens manu incaustum«; 3. Dekan der Jungfrau, »Mulier muta casta candida lintheo induta cogitans visitare templa«. fol. 13va: Waage (Libra), frei schwebende Balkenwaage. fol. 13vb: 1. Dekan der Waage, »Vir iracundus in sinistra manus eius statera et in dextera agnus cum suo libri inscripti et Vir musicus equi sedens timpanum percudens calamo canens«; 2. Dekan der Waage, »Vir forme vulturis«. fol. 14ra: 3. Dekan der Waage, »Vir nudus (…) manus sinistra sub capite habet et Corona arbedi sub capita duorum hominum (…) et Vir equi vultus pergit venatum«. fol. 14rb: Skorpion (Scorpius), vereinfachter, aber gut erkennbarer Skorpion in Aufsicht nach links;
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Katalog der Ludovico de Angulo-Handschriften 1. Dekan des Skorpions, »Vir male indutus torquens manu hastile et Mulier cibo gestiens«. fol. 14va: 2. Dekan des Skorpions, »Vir nudus et puella nuda (…) cum pecunia cum pede astricto«. fol. 14vb: 3. Dekan des Skorpions, »Homo habens in manibus geminos angues vadens super genua (..) et Canis furiosus sequens genera venationum«; Schütze (Sagittarius), nach rechts springendes bogenspannendes Mischwesen aus nacktem bärtigem Mann und Pferdeleib. fol. 15ra: 1. Dekan des Schützen, »Vir turpis deformis feridus nudus capite diminutus et Centaurus«. fol. 15rb: 2. Dekan des Schützen, »Mulier bene induta insedens camelum pilosa pannis inter manus eius tenet cistellum«; 3. Dekan des Schützen, »Vir aurei
coloris (…) in manu eius duo corticia ligni ipse punice lectice insedens«, jedoch mit zwei brennenden Fackeln auf einem Faltstuhl sitzend. fol. 15va: Steinbock (Capricornus), nach links lagernder Ziegenfisch mit einfachem Fischschwanz; 1. Dekan des Steinbocks, »Vir niger hyrsutus atrox dentibus longis et Iumentorum et rethibus piscaris paratus, Mulier collecte eius«. fol. 15vb: 2. Dekan des Steinbocks, »Mulier lectica residens cum vitis et Mulier nigris pannis cum pecunia«, die erste auf einem Faltstuhl sitzend; 3. Dekan des Steinbocks, »Mulier visu placida oculis nigris«. fol. 16ra: Wassermann (Aquarius), nach links stehender Jüngling in antikisierenden Gewändern, aus einer Vase in der erhobenen Rechten in hohem Bogen einen sternenbesetzten Wasserstrahl ausgießend, die Linke am Gewand. fol. 16rb: 1. Dekan des Wassermanns, »Vir forme ethiopis indutus tapeto cum eo vasa lignea et aenea«; 2. Dekan des Wassermanns, »Vir forma ethiopis equo similis in capite et in manu arcum et spicula gestans«. fol. 16va: 3. Dekan des Wassermanns, »Vir niger atrox dolosus aure pilosa capite sectum«; Fische (Pisces), zwei mit den Bäuchen zueinander wiedergegebene, übereinander in unterschiedliche Richtungen schwimmende Fische, von Maul zu Maul durch ein Band verbunden. fol. 16vb: 1. Dekan der Fische, »Vir ornate vestitus domum tenens ignem tenace ferrea componens manu tres pisces ante se ponenda« als Mann in einem Haus, mit einem Gerät in einem Feuer stochernd, im Feuer drei Fische. fol. 17ra: 2. Dekan der Fische, »Mulier vultu venusta corpore candida marique navigans pectore puppis astricta, Cognata eius et noti«; 3. Dekan der Fische, »Vir porrectus pedibus cum quo masculus pregnans in utero ethyopum habens et in rupe femina vociferantem pre metu predonum et ignis« als stehender Mann in antikisierendem Gewand, die zweite Figur nur angedeutet.
Provenienz Die Provenienz der Handschrift ist unbekannt. Im 16. Jahrhundert gehörte sie Giuliano Ricci, dem Enkel Machiavellis. Auf fol. 1r hat sich der Besitzeintrag Riccis, »no. 473 Juliani Riccii«, erhalten. Auf fol. 19v findet sich ein als weiterer Besitzervermerk die Notiz »Dno. Io. Theleph.«
Literatur Inventario e stima della Libreria Riccardi 1810, S. 58; Fernández Pousa 1941, S. 39–65; Kat. Rom 1953, S. 331; Scuricini Greco 1958, S. 291–292, Nr. 317; Saxl/McGurk 1966, S. XIV, XXVII, 36–38, Taf. VIIa (fol. 15r Det.), VIIb (fol. 16v Det.); Hustache 1980; Hustache 1980a, S. 98; Bauer 1983, S. 116 Anm. 111; Lippincott 1985, S. 66, 69; Kristeller 1990, S. 604; Snie˙z ynska-Stolot 1994, S. 65; Garcia Aviles 1995a, S. 35, 43, Abb. 4 (fol. 15r); Snie˙z ynska-Stolot 1997, S. 91. Siehe S. 131–134
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Paris, Bibliothèque Nationale, Ms. fr. 612 Ludovicus de Angulo, De figura seu imagine mundi, französische Übersetzung des Jean de Beauvau Angers, 1479 Kodikologische Angaben 324 × 217 mm, VI+168+II Folia, Pergament, regelmäßige Quaternionen, französische Bastarda formata cursiva von einer Hand; fol. 1r: 7zeilige ornamentierte Initiale mit dem Wappen der frz. Könige (drei goldene Fleur-de-Lis auf Blau), zahlreiche 1–3zeilige Goldinitialen auf ornamentiertem blauem und/oder rotem Farbfeld.
Art der Bilder Neben zahlreichen Schemata insgesamt 96 lavierte Federzeichnungen unterschiedlichen Formats wohl von einer Hand. Neben Darstellungen von vier Männern (Antipoden) auf einer Weltkugel (fol. 16v), eines Ritterheeres mit Fanfarenbläsern (fol. 85v) sowie eines thronenden Herrschers (fol. 86r) zum dritten Buch »Sensuit la premiere partie du nombre des estoilles du firmament (…) Sensuit le premier des xii figures« Bildzyklus mit 83 Miniaturen der Konstellationen, Zodiakzeichen und Dekane (fol. 102r–122v) sowie der zehn Kometen (fol. 148r–149v). Die Position der Sterne ist nicht angegeben.
Inhalt Jean de Beauvais (Übers.) nach Ludovicus de Angulo: De figura seu imagine mundi fol. 100r–162r: Pars tertia »Sensuit la premiere partie du nombre des estoilles du firmament«. fol. 162v–166r: Astronomische Tabellen und Schemata (vgl. Madrid, Ms. 9267, fol. 139v–143v; St. Gallen, Ms. Vad. 427, fol. 122v–127r); fol. 165v: leer fol. 167r–168v: Text zu einem Chorbuch, ohne Noten fol. 1r–162r:
Kommentar Das in sorgfältiger französischer Buchbastarda auf hochwertigem Pergament geschriebene und aufwendig ausgestattete Pariser Ms. fr. 612 tradiert den Text der Kosmologie De figura seu imagine mundi des Ludovicus de Angulo in der französischen Übersetzung des Bischofs von Angers, Jean de Beauvau. Darüber hinaus findet sich im Anschluss an diesen Traktat noch ein Anhang astronomisch-geographischer Schemata mit knappen französischen Erläuterungen, der sich auch in einigen anderen De Angulo-Handschriften erhalten hat, aber nicht zum Text der Kosmologie gehört. Die Pariser Handschrift ist Ludwig XI gewidmet, und eröffnet auf fol. 1r mit einer 7zeiligen Ornamentinitiale, welche das Wappen des französischen Königshauses zeigt. Wie aus dem Kolophon am Ende des Buches hervorgeht, wurde die Übersetzung am 30. März 1479, nur einen Monat vor dem Tod des Bischofs in Angers vollendet: fol. 162r »Et touiours la force desditz accidens sera en la fin du temps dissus dit. Et ce sont les choses que Jay promises au commencement
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de ce livre qui fut parfait moyen la grace divine Lan de nostre seigneur mil iiii c lxxix lepenultime du moys de Mars en la cite dangiers«. Die kalligraphische Schrift, zahlreiche kleine Goldinitialen, hochwertiges Pergament und die zahleichen Illustrationen kennzeichnen Ms. fr. 612 als ein Werk von repräsentativem Anspruch. Die französische Übersetzung der Kosmologie wurde mit denselben Schemata und lavierten Federzeichnungen ausgestattet wie die lateinischen Handschriften. So begegnet auf fol. 16v zum ersten, die Erschaffung und Zusammensetzung der Welt behandelnden Buch, das bereits bekannte Bild der Antipoden. Zwei weitere, sich zu einer Darstellung ergänzende Miniaturen zum zweiten, sich mit der Erde und den Erdteilen befassenden Buch zeigen auf fol. 85v–86r eine höfische Szene. Dabei geht nur im Ms. fr. 612 ein Ritterheer mit Fanfarenbläsern, deren Instrumente kleine Wimpel mit Skorpionemblem tragen, dem bereits aus den anderen De Angulo-Handschriften bekannten Bild eines thronenden orientalisierten Herrschers samt Hofstaat und Königin voran. Die vielen detaillierten Plattenrüstungen der Ritter sind in ihrer Art eher mit deutschen als mit französischen Produkten der Zeit zu vergleichen. Der Faltenwurf ist scharf kantig, jedoch mit einer gewissen Neigung zur kleinteilig gedrückten Metallfolie. Darüber hinaus findet sich zum Kometentraktat des dritten Buches zwischen fol. 148r und fol. 149v eine sehr einfache Bildfolge der Schweifsterne, die von ihrer Anlage her mit jener der De AnguloHandschriften in Madrid, St. Gallen und Paris Ms. lat. 6561 übereinstimmt, im Ms. fr. 612 jedoch zehn Kometen zeigt. Nicht zuletzt werden im Pariser Ms. fr. 612 auch die Textabsätze zu den Sternbildern, die wie üblich Namen, Aufgangszeit und Sternzahl des jeweiligen Zeichens sowie die prognostischen Informationen zu seinen Kindern beziehungsweise bei den Dekanen auch eine Schilderung der äußeren Gestalt bieten, von einem umfangreichen Zyklus rahmenloser Federzeichnungen begleitet (fol. 102r–122v). Die insgesamt eher schlichten spaltenbreiten Miniaturen der Fixsternbilder wurden dabei stets im Anschluss an die Ausführungen des Textes, die etwa halbspaltenbreiten Tierkreiszeichen- und Dekanbilder hingegen immer seitlich in die zugehörige Passage eingefügt. Sie stehen recht frei in der Tradition der Sternbilddarstellungen nach Michael Scotus beziehungsweise der Tierkreis- und Paranatellontenbilder nach Georgius Zothorus Zaparus Fendulus. Die zumeist auf einem bewachsenen, gelegentlich auch schollenartigen Bodenstück wiedergegebenen Himmelswesen sind in einfacher, aber lebendiger Zeichnung ausgeführt und in gedeckten Farben, vor allem in grünen, braunen, rötlichen, grauen und ockergelben Tönen, kräftig laviert. Auf eine Angabe der Position der Einzelsterne wurde im Bild jedoch verzichtet. Die meisten der menschlichen Wesen tragen die bürgerliche Tracht ihrer Zeit. Charakteristisch sind die eckigen Köpfe mit dem hohen Haaransatz, der oft den Eindruck einer Stirnglatze erzeugt. Besonders deutlich wird dies etwa beim Kentaurenweib oder der Engeln der Milchstraße. Im Vergleich mit den anderen De Angulo-Zyklen lassen sich jedoch einige gestalterische Varianten aufzeigen. Exemplarisch sei auf Cepheus verwiesen, der als reicher Mann mit prallem Geldbeutel und einem wohl auf die seinen Kindern zuteil werdenden leiblichen Genüsse anspielenden erhobenen Becher dargestellt ist. Andromeda steht zwischen den Bäumen, ist aber nicht an diese gefesselt. Statt dessen öffnet sie mit einer Hand ihr Gewand und gibt dem Betrachter mit einer demonstrativen Geste den Blick auf ihr männliches Geschlechtsteil frei. Deutlich wird hier, dass der Miniaturist die Darstellungen bisweilen durch eigene Erfindungen ergänzte und so zur Lebendigkeit der Szenerie nicht unwesentlich beitrug. Singulär innerhalb der Sternbildüberlieferung sind hingegen die Bilder des Hercules auf fol. 102r und des Bootes auf fol. 103r.
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Ersteres zeigt den nackten Helden neben dem Baum mit der Schlange im Ausfallschritt und mit merkwürdig verdrehten Füßen. Anstelle des Löwenfells hält er in seiner Rechten das Haupt eines mit f lehend erhobenen Händen vor ihm knienden nackten Mannes am Schopf gepackt und ist im Begriff, diesen mit seinem Schwert zu enthaupten. Vielleicht soll es sich bei dem Delinquenten um jenen starken Mann Viroplus oder Algol handeln, der den Hesperidenbaum bewachte und den Hercules besiegt haben soll. Allerdings bietet der Text De Angulos keinerlei entsprechende Hinweise. Eine mögliche Anregung könnte aber auch in einer Verquickung mit Perseus gelegen haben, der traditionell mit Schwert und Medusenhaupt gezeigt wird. Anders verhält es sich hingegen bei dem auf den ersten Blick seltsamen Bild des Bärenhüters. Dieser ist als ein am Ufer eines Gewässers im Wasser stehender Bauer wiedergegeben, der mit seiner Linken ein Boot an der Leine und ein Ruder hält. In seiner anderen Hand hat er eine Sichel sowie drei Ähren erhoben. Darüber hinaus ist vor ihm an Land ein Abtritt zu sehen. Diese Details erklären sich ebenso wie die geläufige Charakterisierung des Bootes als Bauer aus dem prognostischen Teil des zugehörigen Textes, der französischen Übersetzung der ScotusPassage »colliget herbam de fosatis et factum de vius stercora de latrinis, et portat gravamen de alterius pectatis (…) existens aut in navigiis, trahet navem«. Besonders deutlich wird an dieser Stelle sowohl die Neigung des Malers zur szenischen Ausgestaltung als auch zur wortillustrativen Umsetzung des Textes. Beides lässt sich auch bei den Dekanbildern greifen. Denn auch hier halten sich die Darstellungen sehr genau an den Text und veranschaulichen nicht nur alle der in ihm beschriebenen Gestalten, sondern setzen diese zumeist auch dem Wortlaut entsprechend um. So wurden etwa beim ersten Virgo-Dekan die Jungfrau mit den Ähren, ihr Knabe, der Stern und der sitzende Mann – allesamt ursprünglich Paranatellonten der persischen Sphäre – in naheliegender Analogie als Heilige Familie gestaltet. Der »Homo habens in manibus geminos angues vadens super genua« des dritten Skorpion-Dekans läuft im Ms. fr. 612 tatsächlich auf den Knien, und die »Femina ac pannis rubeus« des zweiten Widder-Dekans trägt die beschriebenen roten Gewänder. Verzeichnis der Bilder fol. 102r: Großer und Kleiner Bär, von der Schlange umgeben ( Draco inter Arctos), die Schlange als nach rechts liegendes S in Aufsicht, zwischen den Windungen die mit den Rücken gegeneinandergestellten, in unterschiedliche Richtungen stehenden Bären. fol. 102r: Hercules, in Schrittstellung auf einer Wiese nach links stehende, vollständig nackte Männergestalt in Vorderansicht, mit der Rechten einen vor ihm knienden nackten Mann am Schopf gepackt haltend und im Begriff, diesen mit einem in der Linken gehaltenen Schwert zu enthaupten, links die um den Baum der Hesperiden gewundene Schlange. fol. 102v: Nördliche Krone (Corona borealis), kunstvoll gearbeitete zeitgenössische Zackenkrone in leichter Unteransicht; Schlangenträger (Serpentarius), mit ausgebreiteten Armen frontal stehender nackter Jüngling, der um seinen Körper sowie um seine Arme gewundenen Schlange mit aufgebäumten Kopf nicht ins Gesicht blickend, mit beiden Beinen auf dem überdimensionalen Skorpion (Scorpius), mit Fühlern stehend, dieser nach links in Aufsicht. fol. 103r: Bärenhüter (Bootes), leicht nach links an einem Fluss- oder Seeufer im Wasser stehender Bauer, mit der Linken ein Boot an der Leine sowie ein Ruder haltend, in der erhobenen Rechten eine Sichel sowie drei Ähren, vor ihm an Land ein Abtritt; Fuhrmann (Agitator), als auf dem von zwei Pferden und zwei Ochsen nach rechts
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gezogenen zweiachsigen Kastenwagen nach rechts sitzende Jünglingsgestalt in tailliertem Ärmelgewand, in der Rechten einen Stab haltend, auf dem ausgestreckten linken Unterarm zwei Hasen tragend und zugleich das Vierergespann zügelnd. fol. 103v: Cepheus, nach rechts stehender wohlhabender Mann in tailliertem Ärmelgewand, Beinkleidern, Schuhen und Hut, an der linken Seite ein großes Schwert am Gürtel tragend, in der rechten Hand einen prallen Geldbeutel haltend, in der erhobenen Linken ein Becher; Cassiopeia, als mit ausgebreiteten Armen frontal auf einem Kastenthron sitzende Frauenfigur mit langem blondem Haar, in ein rotes Kleid sowie einen um den Unterkörper drapierten Schultermantel gekleidet, ohne Blutstrom. fol. 104r: Pegasus, nach links lagerndes ganzes Flügelpferd; Andromeda, androgyne Gestalt, frontal zwischen zwei Bäumchen auf einer Wiese stehend, in einen taillierten, vorn offenstehenden Mantel gekleidet, mit der Rechten das Manteltuch raffend, die Linke weisend erhoben, der männliche Unterkörper nackt. fol. 104v: Perseus, mit gespreizten Beinen nach links auf einer Wiese stehender, vollgerüsteter jugendlicher Ritter, in der Linken das weibliche Medusenhaupt ohne Blut am Schopf gepackt sowie einen umgehängten Tartschenschild haltend, in der erhobenen Rechten ein Schwert über dem Kopf schwingend; Dreieck (Triangulum), aus einem profilierten Streifen gebildetes gleichseitiges Dreieck. fol. 105r: Siebengestirn (Pleiades, Clocha), nach links laufender bunter Gockel; Leier (Lyra), als Virginal mit längs laufenden Saiten. fol. 105v: Schwan (Cygnus), mit angelegten Flügeln und geöffnetem Schnabel nach links schreitend; Adler (Vultur volans), mit ausgebreiteten Schwingen nach links aufwärts fliegend. fol. 106r: Vultur cadens, auf einem Pfeil mit ausgebreiteten Schwingen und offenem Schnabel von rechts oben nach links unten »stürzender« Adler; Walfisch (Cetus), großer Fisch nach links. fol. 106v: Eridanus (Fluss), nackter Jüngling, in der Haltung eines »Rückenschwimmers« mit übergeschlagenem Bein nach rechts auf dem Wasser liegend, mit beiden Händen ein Psalterium vor dem Körper haltend; Canonspieler (Figura sonantis canonum), auf einem nach rechts stehenden zweiachsigen Kastenwagen bis zur Hüfte sichtbarer, frontal sitzender Musiker im Ärmelgewand, auf dem Haupt eine Sendelbinde, auf einem vor dem Körper gehaltenen Psalterium spielend. fol. 107r: Delfin (Delphinus), schlanker, hechtartiger Fisch mit offenem Maul, herausgestreckter Zunge und zackigen Flossen nach links; Orion, mit zurückgewandtem Haupt in tänzelnder Stellung leicht nach links stehender jugendlicher Ritter in Rüstung und Schaller, einen Schild auf dem Rücken, mit beiden Händen ein Schwert hinter dem Kopf schwingend. fol. 107v: Großer Hund (Canis Sirius), nach links lagernd; Hase (Lepus), nach rechts lagernder eselartiger Hase mit Schnurrbart. fol. 108r: Schiff Argo (Argo Navis), ganzes Schiff mit Mast und Takelage auf Wellen nach rechts in Seitenansicht; Kentaurenweib (Austronothus), nach links springendes Mischwesen aus nackter Frau und Pferd, der Oberkörper annähernd frontal, die Arme angewinkelt ausgebreitet, Hände offen, am Pferdebauch drei weitere Brüste, an der Grenze zwischen Menschen- und Tierleib ein blütenartiger Reif. fol. 108v: Milchstraße (Galaxia), zwei auseinanderstrebende Engel in langen Gewändern, der eine von links nach rechts fliegend und dabei in den vorgestreckten Händen einen goldenen Reif haltend, der andere nach links schwebend hat eine Hand an die Wange gelegt und hält in der Linken ein halb aufgeschlagenes Buch. fol. 109r: Südlicher Fisch (Piscis austrinus), zwei mit den Bäuchen einander zugewandte, übereinander in eine Richtung schwimmende annähernd gleich große Fische; Abgrund (Putheus), rundes brunnenartiges Flammenbecken über Sockel, von zwei knienden Engeln gehalten, im Krater Flammen, drei Hängelampen (?), zwei Pfeile sowie zwei weitere Gegenstände. fol. 109v: Kentaur (Centaurus), nach links springender Kentaur, an der Grenze zwischen Menschen- und Tierleib ein blütenartiger Reif, auf der ausgestreckten Rechten ein auf dem Rücken liegendes Beutetier tragend, um die Hüfte ein Gürtel, daran ein Schwert hängend, von der geschulterten Pfeillanze in der Linken eine Flasche herab-
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hängend. fol. 110r: Schlange, Mischkrug und Rabe (Hydra, Crater, Corvus), nach links kriechende krokodilartige Schlange mit Vorderbeinchen sowie einer Schwanzwindung in Seitenansicht, auf der Körpermitte den brunnenstockartigen Crater mit Deckel sowie auf der Schwanzspitze den einwärts gewandten Raben tragend; Vorhund (Anticanis), nach links in Schrittstellung, ohne Halsband. fol. 110v: Kleines Pferd (Equus secundus), mit angewinkeltem rechten Vorderbein nach links schreitendes Flügelpferd ohne Fußflügel; Bohrer (Terebellum), als lilienförmiges Ornament. fol. 111r: Fahne (Vexillum), an einer nach rechts geneigten Lanze befestigte, nach rechts wehende zweifach gezaddelte, rot-gelb gestreifte Fahne. Tierkreis und Dekane: fol. 112r: Widder (Aries), mit eingeknicktem rechten Vorderbein nach links lagernd. fol. 112v: 1. Dekan des Widders, »Vir niger albio vestitus« als Mann mit Schwertern; 2. Dekan des Widders, »Femina ac pannis rubeus pectens caput«. fol. 113r: 3. Dekan des Widders, »Vir flauri coloris torqueum ligneum portat in manu« als Mann mit Amboss, hölzerner Rute, Eisengerät und Werkzeug; Stier (Taurus), mit eingeknicktem linkem Vorderbein und zwischen den Hinterbeinen durchgeführtem Schwanz nach rechts lagernde Ganzfigur. fol. 113v: 1. Dekan des Stiers, »Vir visum acutum et Vir male indutus et Mulier habens pannos adustos et eius filius«; 2. Dekan des Stiers, »Vir male indutus habens clavem in manu«; 3. Dekan des Stiers, »Unus vir serpentem in manu tenens et Vir corpore congesto ex leone et elefanto«. fol. 114r: Zwillinge (Gemini), als siamesische Zwillinge mit nur einem Beinpaar und zwei Oberkörpern, ohne Flügel und Attribute. fol. 114v: 1. Dekan der Zwillinge, »Vir virgam manu tenens et iuxta eum clientulus unus«; 2. Dekan der Zwillinge, »Vir Ethiops (…) percutiens timpanum et Vir auro tenens Hercule arabice«, beide zu einem Bild zusammengezogen; 3. Dekan der Zwillinge, »Vir armatus querens varia instrumenta« sowie Mann, der bläst und trommelt. fol. 115r: Krebs (Cancer), zeckenartiges Wesen mit vier Beinpaaren in Aufsicht nach rechts; 1. Dekan des Krebses, »Prima puella de tribus virginibus cantans laudes deorum, Vir pulcher fortis torto corpore medietas hominis et alia medietas elefanti et equi. fol. 115v: 2. Dekan des Krebses, Puella secunda de tribus virginibus et Puella placida coronata virgam manu tenens«; 3. Dekan des Krebses, »Puella tertia de tribus virginibus et Vir habens pedes similes tortuce anguis extentus«. fol. 116r: Löwe (Leo), mit durch den Hinterbeinen durchgeführtem Schwanz nach links lagernder Löwe, das Haupt zum Betrachter gewandt; 1. Dekan des Löwen, »Vir obstenens pannis curtis parentes lugens et Dominus equi respiciens versus boream, Ferretrum carnue«. fol. 116v: 2. Dekan des Löwen, »Ydolum elevatum manibus alta voce clamitans et Vir acuto nasu in capite coronam ex albo mirto«; 3. Dekan des Löwen, »Ethiops ore carnem tenens sinistra urneum tenens manu dextra pomum«. fol. 117r: Jungfrau (Virgo), leicht nach links stehende ungeflügelte Frauengestalt in Vorderansicht, in ein auf dem Boden schleifendes Ärmelkleid und einen stauchenden Schultermantel gekleidet, eine Ähre in der Rechten, mit der Linken das Manteltuch raffend; 1. Dekan der Jungfrau, »Virgo nuda et immaculata corpore decora (…) manu geminas aristas insediens puerum nutriens et Vir sedens quasi custos pueri et Stella« als Heilige Familie. fol. 117v: 2. Dekan der Jungfrau, »Vir niger hyrsutus triplici panno indutus (…) ferens manu incaustum«; 3. Dekan der Jungfrau, »Mulier muta casta candida lintheo induta cogitans visitare templa, Templum«. fol. 118r: Waage (Libra), auf einem Bodenstück leicht nach links stehende Frauengestalt in langem Kleid, eine Balkenwaage in der Rechten haltend, mit der Linken eine Falte des Übergewandes haltend; 1. Dekan der Waage, »Vir iracundus in sinistra manus eius statera et in dextera agnus cum suo libri inscripti et Vir musicus equi sedens timpanum percudens calamo canens«. fol. 118v: 2. Dekan der Waage, »Vir residens lecti circa ipse socii stant et Vir forme vulturis (…) uolienter volens cupiendo uxorem et proles«; 3. Dekan der Waage, »Vir nudus (…) manus sinistra sub capite habet et Corona arbedi sub capita duorum hominum
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(…) et Vir equi vultus pergit venatum, Cervus«. fol. 119r: Skorpion (Scorpius), nach links lagerndes, wenig naturnahes Wesen mit drei Beinpaaren, Fühlern und Schlangenschwanz in Aufsicht; 1. Dekan des Skorpions, »Vir male indutus torquens manu hastile et Mulier cibo gestiens«. fol. 119v: 2. Dekan des Skorpions, »Vir nudus et puella nuda (…) cum pecunia cum pede astricto«; 3. Dekan des Skorpions, »Homo habens in manibus geminos angues vadens super genua (..) et Canis furiosus sequens genera venationum«; Schütze (Sagittarius), nach links springendes bogenspannendes Mischwesen aus bekleidetem Jüngling und Pferd, an der Grenze zwischen Menschen- und Tierleib ein blütenförmiger Reif. fol. 120r: 1. Dekan des Schützen, »Vir turpis deformis feridus nudus capite diminutus et Centaurus; 2. Dekan des Schützen, »Mulier bene induta insedens camelum pilosa pannis inter manus eius tenet cistellum«, trägt anstelle des Kästchens einen Baum. fol. 120v: 3. De kan des Schützen, »Vir aurei coloris (…) in manu eius duo corticia ligni ipse punice lectice insedens«, jedoch mit zwei brennenden Fackeln vor einem Bett stehend; Steinbock (Capricornus), nach rechts lagernder Ziegenfisch mit schneckenartig eingerolltem Schwanzende; 1. Dekan des Steinbocks, »Vir niger hyrsutus atrox dentibus longis et Iumentorum et rethibus piscaris paratus, Mulier collecte eius«. fol. 121r: 2. Dekan des Steinbocks, »Mulier lectica residens cum vitis et Mulier nigris pannis cum pecunia et Arbor«; 3. Dekan des Steinbocks, »Mulier visu placida oculis nigris«; Wassermann (Aquarius), mit gespreizten Beinen barfuss frontal in einem Gewässer stehender Jüngling in langem Mantel und Beinkleidern, in beiden zur Seite gebreiteten Händen eine Flasche ausleerend, aus der sich ein Wasserstrahl in den Strom ergießt. fol. 121v: 1. Dekan des Wassermanns, »Vir ethiops indutus tapeto cum vasa lignea et aenea«; 2. Dekan des Wassermanns, »Vir forma ethiopis equo similis in capite et in manu arcum et spicula gestans, Lapis preciosus«; 3. Dekan des Wassermanns, »Vir niger atrox dolosus aure pilosa capite sectum«. fol. 122r: Fische (Pisces), zwei übereinander in unterschiedliche Richtungen schwimmende gleich große Fische, ohne Verbindung; 1. Dekan der Fische, »Vir ornate vestitus domum tenens ignem tenace ferrea componens manu tres pisces ante se ponenda«. fol. 122v: 2. Dekan der Fische, »Mulier vultu venusta corpore candida marique navigans pectore puppis astricta, Cognata eius et noti«; 3. Dekan der Fische, »Vir porrectus pedibus cum quo masculus pregnans in utero ethyopum habens et in rupe femina vociferantem pre metu predonum et ignis« als drei Figuren.
Provenienz Die Handschrift wurde am 30. März 1479 in Angers vollendet. Das Buch ist Ludwig XI. gewidmet und befand sich nach Hustache (1980a) wohl schon immer in den königlichen Sammlungen. Aus diesen ging es dann in den Bestand der Bibliothèque Nationale ein. Auf dem ehemaligen Innenspiegel findet sich die Aufschrift »De la Figure et Image du monde« (wohl 15. Jahrhundert) sowie auf dem Vorsatz recto die alte Signatur »No 203, 116ff.«.
Literatur Catalogue général des manuscrits français 1868, S. 62; Gundel 1936, S. 88f., 164ff.; Saxl/ McGurk 1966, S. XIV Anm. 5, S. 36; Hustache 1980; Hustache 1980a, S. 98; Bauer 1983, S. 116 Anm. 111; Kat. Hamburg 1993, S. 45 Anm. 20; Garcia Aviles 1995a, S. 43; Warburg 1998, S. 630ff., Abb. 171 (fol. 117v Det.), 176 (fol. 118v). Siehe S. 131–134, Abb. 1229–1239
X.10 Himmelsglobus in Kues
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Bernkastel-Kues, St. Nikolaus-Hospital, Himmelsglobus Sternbilderdarstellungen der Himmelskugel 1. Viertel 14. Jahrhundert, Mitteleuropa Durchmesser 27,2 cm, Wandstärke 2 cm, Birkenholz
Gedrechselte und ausgehöhlte Holzkugel, mit Leinwand und Gipsgrund überzogen und gefirnist, die Zeichnung wurde mit Tinte aufgezeichnet, dann eingeritzt und schließlich mit Tinte nachgezogen, die Sternpunkte wurden mit einem Bohrer vertieft und mit rotem Farbpigment gefüllt. Reine Linienzeichnung, zumeist mit Schwerpunkt auf der Kontur. Einziges erhaltenes Beispiel für einen mittelalterlichen, europäischen Himmelsglobus. Dabei handelt es sich um einen Praezessionsglobus, dessen Montierung – heute nur noch fragmentarisch erhalten – wohl auf der Grundlage der Angaben im Almagest des Ptolemaios konstruiert war (Dekker 2013, S. 344–351, 357). Die Datierung beruht hier vor allem auf den Details der dargestellten Realien, vor allem dem Kübelhelm des Perseus. Weitere Argumente liefert die Gewandstruktur bei der Figur der Andromeda. Die Lokalisierung nach Prag (Krchnák 1963) ruht auf einer unzureichenden Quellenbasis (vgl. Dekker 2013, S. 356). Wo genau das unikale Stück entstanden ist, muss daher vorerst offen bleiben. Zeichnerisch sind die Darstellungen in Kues 207 deutlich qualitätvoller und gewandter. Hinsichtlich der Ikonographie weisen sie zwar Parallenen auf, aber auch etliche deutliche Unterschiede (vgl. hierzu auch Dekker 2013, S. 353–355). Die Ausrichtung der Figuren weicht häufig voneinander ab, da die Handschrift viele Figuren in Himmelsansicht wiedergibt. Die Bären sind jeweils nicht sonderlich spezifisch. Draco hat nicht den großen stilisierten Drachenkopf nach orientalischem Vorbild wie in der Handschrift, sondern einen naturähnlicheren Schlangenkopf, die engen Windungen fehlen ebenfalls. Cepheus ist in der Haltung durchaus vergleichbar, breitet auf dem Globus jedoch die Arme symmetrisch aus, wie in den Aratea-Bildern. Die Kopfbedeckung wurde europäisiert. Bootes ist ebenfalls vergleichbar, trägt hier jedoch einen Hut wie Cepheus, die Waffe fehlt. Der linke Arm ist auf dem Globus hier nicht zu erkennen, er scheint jedoch nicht in die Höhe gereckt zu sein. Hercules nimmt jeweils eine ähnliche Haltung ein, trägt jedoch eine Keule, nicht die Sichel der Handschrift und bekommt ein Löwenfell in die dazu etwas abgesenkte Hand. Vultur cadens/Lyra und Gallina volans/Cygnus haben keinerlei Ähnlichkeit. Perseus unterscheidet sich in Haltung und Ausstattung deutlich, das weibliche Medusenhaupt des Globus ist in der Handschrift eine Art Löwenkopf (Algol). Der Vergleich mit Basel, F II 33 fällt ähnlich aus, doch ist die Haltung näher an der Figur des Globus, lediglich der Kopf ist dort zurückgewendet. Die Sichel als Waffe des Perseus findet sich in den süddeutschen Hyginuszyklen der Zeit um 1200 (auch Wien, ÖNB, Cod. 12600). Der Helm mag durch Verderbnisse aus der Phrygiermütze des Perseus entstanden sein, da er sich sonst nirgends findet. Der Fuhrmann weist viel Ähnlichkeit mit dem in Basel, F II 33 auf, allerdings wurde gegenüber dieser Zeichnung das hintere Bein so abgeändert, dass sich eine kniende, keine sitzende Position ergibt, auch wurden die Requisiten verändert, statt der beiden Riemen (= Zügel) finden sich hier Capella und ein Rest der Haedi. Die Zeichnung des Cusanus 207 dagegen unterscheidet sich stärker, abgesehen von der Spiegelung (Himmelsansicht). Der Schlangenträger vereint eine
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Grunddisposition nach Sufi latinus mit Momenten der Arateatradition: die Haltung der Trägerfigur ähnelt der in Basel F II 33 und Kues 207, die Schlange jedoch wurde der Germanicusbeziehungsweise Scotus-Variante angeglichen, sie hat einen kleinen, naturnahen Schlangenkopf, keine engen Windungen und sie wendet sich zum Träger zurück, der sie ansieht. Andromeda vollständig bekleidet, ein Arm erhoben findet sich in zwei süddeutschen Hyginushandschriften der Zeit um 1200, London, Arundel 339 und Wolfenbüttel, Cod. Guelf. 18. 16. Aug. 4°. Mit den auf al-Sufi basierenden Andromedadarstellungen jedenfalls hat die Zeichnung des Globus nichts gemein. Die Zwillinge sind mit denen in Basel, F II 33 vergleichbar, ebenso der Stier. Das entblößte Gebiss mit der Zunge und die vorn leicht geduckte, wie angriffsbereite, Stellung verbinden den Löwen mit Darstellungen der Sternatlanten (z. B. Strahov DA II 13). Virgo mit Flügeln kennt die al-Sufi-Tradition nicht, wohl aber die Überlieferung der Arateabilder. Ebenso kommen die Flügel bei den Illustrationen der Sterntafeln bei den Alfonsinischen Tafeln vor. Das Ensemble von Aquarius, dem Wasserstrom und dem ihn trinkenden Südlichen Fisch findet seine Entsprechung bei Andalò di Negro (z. B. London, BL, Add. Ms. 23770, fol. 20v, vgl. auch Basel, F II 33, fol. 40v mit anderer Kopf- und Beinhaltung), allerdings ist der Wassermann dort bekleidet. Das Globusbild ersetzt den wie ein Schlauch gehaltenen Wasserstrahl beziehungsweise das kleine, vasenartige Gefäß durch eine große bauchige Vase; deren Schwall findet nicht recht den Anschluss zum restlichen Wasserstrom. Offenbar wurde das Gießgefäß ersetzt, ohne den Kontext zu verändern. Cetus als großer, haariger Fisch ist wohl ein Kompromiss aus dem bizarren Meermonster des Sufi latinus (und der Aratea) und dem großen Fisch bei den Alfonsinischen Tafeln und dem von Hyginus, Astr. III abgeleiteten Sternbilderkatalog (vgl. auch Michael Scotus). Der auffällige Schild in der Hand des Orion findet sich sonst nur bei den Sternbildern nach Michael Scotus, wo er wohl aus dem dreieckigen Mantelstück über dem linken Arm entwickelt worden war. Allerdings ist die Umwandlung des Tuches beziehungsweise des oft dargestelten Felles in einen Schild nicht ganz fernliegend, eine Textgrundlage dafür gibt es nicht. Der Kentaur und sein Opfertier weichen ebenfalls im Detail von den Sufi latinus-Darstellungen ab. Der Wolf wird nicht an den Hinterbeinen gefasst, der Ast (Thyrsos, Speer, …) in der Hand fehlt, ebenso der Hut und die Bekleidung des Oberkörpers. Die Beine sind nicht gestreckt, wie im Stand, sondern angewinkelt. Während bei den Sternatlanten die unteren Bereiche der Pferdebeine keine Sterne haben, enden die Hufe hier jeweils mit einem Stern an der Spitze. Es ergibt sich somit eine deutlich andere Beinhaltung. Die Sternverteilung wurde somit etwas anders in eine Figur umgesetzt. Der Blockaltar mit Feuer weicht ebenfalls deutlich von der al-Sufi-Überlieferung ab, er findet sich bei den süddeutschen Handschriften der Zeit um 1200. Neben der klaren Orientierung an den Sternbilderdarstellungen auf Basis al-Sufis lassen sich eine ganze Reihe von Anpassungen an die Traditionen der Arateaillustration benennen. Man könnte hierin eine ›Re-Antikisierung‹ der mythologischen Gestalten sehen. So wird Hercules durch seine Attribute, Löwenfell und Keule, vom »Saltator« der arabisch-lateinischen Sternbilderüberlieferung wieder zum antiken Heros. Auch Perseus verändert seinen Charakter durch die Korrektur des »Algol« in das Haupt der Medusa sowie seine Ausstattung mit einem Helm und nähert sich der mythologischen Figur wieder an. Orion erhält einen Schild und verliert den unsinnig verlängerten Ärmel dafür. Auch die Armhaltung des Cepheus verweist auf Germanicus und die Arateaillustration, nicht auf Sufi latinus. Der Blockaltar mit Feuer ist wohl ebenfalls als ›antikisch‹ zu begreifen. Als Bildquellen mögen unter anderem die süddeutschen Sternbilderzyklen der Zeit um 1200 gedient haben, wie sie in London, BL, Arundel 339, aber auch Wien,
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Himmelsglobus in Kues
ÖNB, Cod. 12600 erhalten geblieben sind. Allerdings wurden die jeweiligen Anregungen recht selbstbewusst aufgenommen und verarbeitet. Welches auch immer die Beweggründe für diese Anpassungen gewesen sein mögen, sicher ist, dass ihr Urheber Bildkonventionen der Arateaüberlieferungen kannte und seine arabisch geprägte Vorlage entsprechend überarbeitete. Die Vorgehensweise, Arateaüberlieferung und aus arabischen Quellen geschöpfte astronomische Information zusammenzuführen und gegeneinander abzugleichen findet sich auch bei den Handschriften des süddeutschen »Hyginus-Derivates« (vgl. Metzger 2009). Auf die Sternbilderfassungen des Michael Scotus hingegen deutet praktisch nichts, sie spielten offenbar keine Rolle. Verzeichnis der Bilder (Reihenfolge nach Ptolemaios, Tafeln des Almagest) Ursa Minor (Kleiner Bär), nach rechts schreitend, Kopf und Schwanz gesenkt; Ursa maior (Großer Bär), nach links laufend, Vorderbeine wie springend, Kopf und Schwanz angehoben; Draco (Drache), S-förmig, dicker Schlangenkopf mit Zähnen und ausgestreckter Zunge; Cepheus, im Halbprofil nach links, auf dem linken Knie kniend, Arme ausgebreitet, Hut mit Spitze nach vorn, sonst unbekleidet; Bootes (Bärenhüter), im Profil nach links, wie laufend, Hut wie Cepheus, linker Arm seitlich angewinkelt (keine Waffe); Corona borealis (Nördliche Krone), kreisrunder Reif mit palmettenförmigen Zacken, drei nach außen, drei nach innen ›geklappt‹; Hercules, nach links gerichtet kniend, in der nach vorn gestreckten Rechten das Löwenfell, die Linke mit kleiner Keule zum Schlag erhoben, Vollbart; Lyra (Leier), stilisierte Harfe; Cygnus (Schwan), fliegender Vogel, pelikanartig, für einen Schwan zu langer Schnabel (kein Huhn!); Cassiopeia, seitlich auf einem Stuhl mit Lehne sitzend, den linken Arm nach schräg unten gestreckt, den rechten angewinkelt erhoben; Perseus, nach rechts laufend, bis auf einen Kübelhelm nackt, in der Rechten das weibliche Medusenhaupt hinter sich haltend, die Linke erhoben und mit einer gezahnten Sichel ausholend; Auriga (Fuhrmann), mit eingeknickten Knien nach links gewendet (fast wie auf beiden Knien kniend), die rechte Hand im Schambereich haltend, den linken Arm leicht vom Körper abgewinkelt, an der rechten Schulter der Ziegenkopf (Capella), auf dem rechten Knie ein weiteres, kleineres Tier, weder Geißel noch Zügel (?); Serpentarius (Schlangenträger), nach links ins Profil gedreht, wie ausschreitend, die Schlange ohne Windungen vor sich haltend, Schlangenkopf links, zum Gesicht des Trägers zurückgewendet, geöffnetes Maul, Zunge; Sagitta (Pfeil), stilisierter Pfeil mit Spitze und Befiederung; Aquila (Adler), fliegender Greifvogel mit ausgebreiteten Schwingen; Delphinus, Raubfisch nach rechts, hochragender gezackter Rückenkamm, kleine Kehllappen, Schnauzenspitze mit hakenartigem Fortsatz, offenes, zähnebewehrtes Maul, Zunge; Equuleus (Füllen), (=Equus prior), Pferdekopf mit kurzem Halsansatz nach rechts; Pegasus, nach rechts galoppierendes Flügelpferd (halb); Andromeda, en-face sitzend, im weiten, langärmeligen, am Hals eng geschlossenem Kleid mit Taillengürtel, den rechten Arm erhoben um dem sich von links nähernden Fisch Platz zu machen, den linken Arm mit leicht gebeugtem Ellbogen seitlich ausgestreckt; Triangulum (Dreieck), spitzwinklig; Aries (Widder), nach links springend, den Kopf zurückgewendet; Taurus (Stier), nach rechts gewendete Protome, die Beine wie galoppierend, die Hörner nach vorn gerichtet; Gemini (Zwillinge), wie nebeneinander sitzend, sich die Arme umeinander legend, der Linke den abgewandten Arme ausgestreckt; Cancer (Krebs), Krabbe mit breitem rundlichem Körper und kräftigen Zangen; Leo (Löwe), nach links orientierter, sich vorn drohend duckender Löwe mit offenem Rachen; Virgo (Jungfrau), en-face stehend, den Kopf leicht nach rechts gedreht, mit Flügeln, Kleid, [Armhaltung etc. unklar]; Libra (Waage), Scorpius, vereinfacht aber recht
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naturnah; Sagittarius (Schütze), nach links galoppierender Kentaur, den Bogen im Anschlag, üppig wehendes Stirnband (Umhang?), [Oberkörper schlecht erkennbar]; Capricornus (Steinbock), Ziegenbock mit Fischschwanz (ohne Windung); Aquarius (Wassermann), en-face stehend, völlig unbekleidet, den rechten Arm waagrecht ausgestreckt, im linken die Vase haltend, der Wasserstrom rechts von ihm knickt ab und fließt unter seinen Füßen durch, bleibt aber ohne Verbindung zum Wasserschwall aus der Vase; Pisces (Fische), an ihrer jeweiligen Stelle, ohne Verbindung; Cetus (Walfisch), großer haariger Fisch mit Raubtiergebiss, spitzem Kopf und borstiger Mähne; Orion, nach links gerichtet kniend, Kopf im Profil, einen Schild in der Rechten, in der Linken einen Knüppel schwingend, ein Schwert am Gürtel; Eridanus (Fluss), breites Band mit stark gewellten Rändern; Lepus (Hase), nach links orientiert, Darstellung etwas ungelenk, aber erkennbar; Canis maior (Großer Hund), gegenüber Orion, Lepus und Anticanis um 90 Grad gedreht, d.h. aufgerichtet, nach links orientiert, Halsband mit Öse; Canis minor (Anticanis), kleiner, nach links gehender Hund; Argo Navis (Schiff), grob umrissen mit Heckrudern und Heckkastell, Rahsegel, Bugteil abgeschnitten; Hydra (Wasserschlange), nur wenig gewellte Schlange mit kleinem Schlangenkopf, doppelte Kontur, Maul einmal aufgerissenem, einmal fast geschlossen; Crater (Becher), Corvus (Rabe), Centaurus und Lupus (Wolf), nach rechts galoppierend, den naturnah gezeichneten Wolf an ausgestreckten Armen vor sich haltend, die linke Hand greift am gestreckten Vorderbein, die rechte Hand am Leib; Ara (Altar), quadratischer Block mit Basisprofil und Abschlussgesims, darauf ein Feuer; Corona meridionalis (Südliche Krone), Piscis austrinus (Südlicher Fisch), schmaler, natürlicher Fisch, den Wasserstrom des Aquarius schluckend. [ Jeweils nach den Abbildungen bei: Ostwald 1919].
Literatur Hartmann 1919, S. 42–50; Ostwald 1919; Hartmann 1920, S. 222–224; Krchnák 1963; Zinner 1972, S. 169f., 287; Gross-Morgen 2001, S. 137, Nr. 111; Dekker 2013, S. 344–357. Siehe S.71, 82, Abb. 1240–1245
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X.11. Florenz, San Lorenzo, Alte Sakristei
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Florenz, San Lorenzo, Alte Sakristei Sternenhimmel in der Kuppel über dem Altarraum Giovanni Pesello (?), 1434–ca. 1440 Kuppeldurchmesser: 4 m
Art der Bilder Freskotechnik, Sternbilder in monochromer Malerei mit Goldhöhungen vor einem dunkelblauen Himmelsgrund, Fundamentalkreise und Sterne in Gold, Sterne nach der Größe differenziert, die Ekliptik mit genauer Gradeinteilung, dort die Planeten eingetragen.
Kommentar Die Alte Sakristei wurde im Zuge des Neubaus von San Lorenzo von 1421 bis 1428 von Filippo Brunelleschi errichtet. Sie war die Grabkapelle für Giovanni di Bicci de Medici, der hier 1429 bestattet wurde. Die Ausstattung war wohl gegen 1440 vollendet; der Marmoraltar entstand 1432, das Grab mit dem Sakristei-Tisch in der Mitte des Hauptraumes 1434. Die kleine Kuppel über dem Altar zeigt ein exaktes Abbild des Sternenhimmels, das durch seinen konsequenten Naturalismus beeindruckt. Vor dunkelblauem Grund sind die Konstellationen in einer in Blautönen gehaltenen Chiaroscuro-Technik ausgeführt. Die Einzelsterne hingegen treten als goldene Punkte in Erscheinung, die zudem gemäß ihrer Leuchtkraft in der Größe differenziert werden. Die Fundamentalkreise sind als goldene Linien angegeben, wobei die Ekliptik durch die Rasterung der Gradeinteilung besonders ins Auge springt. Als größere Lichtpunkte sind hier auch die Planeten eingetragen, so dass sich der Zeitpunkt berechnen lässt, an dem diese Himmelskonstellation von Florenz aus theoretisch zu sehen war. Es handelt sich um den 4. 7. 1442, 10.30 MEZ vormittags (Forti 1987). Zu diesem Zeitpunkt standen alle damals bekannten sieben Planeten über dem Horizont. Hinter dieser astronomisch so präzisen Wiedergabe des Sternenhimmels verbirgt sich eine astrologische Bedeutung. Für Florenz lässt sich aus diesem besonderen Horoskop eine intellektuelle Blüte sowie eine positive Herrschaft ableiten und mit großer Wahrscheinlichkeit wurde dies auf Cosimo de’ Medici bezogen (Blume 2000). Folglich dürfte dieses Fresko auch erst nach der Rückkehr Cosimos aus dem Exil 1434 ausgeführt worden sein. Mit ihrem stupenden Naturalismus ist diese Kuppelausmalung zugleich eine Demonstration exakter Himmelsbeobachtung, die alles bislang Erreichte in den Schatten stellt. Die geschilderte Farbgebung wird in dieser Form bereits von Ptolemaios für die Herstellung von Globen empfohlen (Synthaxis VIII, 3). Die Tiere unter den Sternbildern sind sämtlich, außer den beiden Bären, mit aufgerissenem Maul wiedergegeben, so dass man meint, eine Versammlung von Ungeheuern zu sehen. Dadurch entsteht ein ausgesprochen bedrohlicher Eindruck, der an das Erschrecken des Phaeton erinnert, als er während seiner Fahrt mit dem Sonnenwagen den Tierkreiszeichen nahe kommt
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Florenz, San Lorenzo, Alte Sakristei
(Ovid, Metamorphosen II, 78–83, 193–200). Generell ist die Wiedergabe der Sternbilder von einem bemerkenswerten Naturalismus geprägt. Die menschlichen Figuren treten in zeitgenössischen Gewändern auf, die zum Teil mit antikischen Elementen durchsetzt sind. Daher gleichen sie Gestalten, wie man sie auch sonst in der Florentiner Malerei dieser Zeit findet. Die Ikonographie der Sternbilder zeigt eine Kombination von Merkmalen der Alfonsinischen Sterntafeln und des Sufi latinus sowie der Aratea. Während vor allem die Zwillinge, aber auch Cepheus, Cassiopeia und Andromeda an den Sufi latinus erinnern, sind der Fuhrmann und Orion deutlich aus der Tradition der Aratea abgeleitet. Eine verwandte Typenreihe findet sich nahezu gleichzeitig in jenem beachtlichen Wiener Codex, der 1435 entstand (Wien, Cod. 5415, Kat.-Nr. 64). Die Sterntafeln werden in dieser Handschrift von sehr qualitätsvollen Zeichnungen begleitet, welche die menschlichen Gestalten ebenfalls in zeitgenössischer Mode präsentieren. Die sich umarmenden, sitzenden Zwillinge, Andromeda und Orion sind hier durchaus vergleichbar. Enge Bezüge ergeben sich aber zu den beiden Himmelskarten in diesem Manuskript. Dort sind zwar die Mehrzahl der Figuren unbekleidet und zudem konsequent in Globusansicht gezeigt, aber dennoch gibt es große Übereinstimmungen. Das betrifft die Anordnung der Bären und des Drachens, die Haltung von Cepheus, Cassiopeia Andromeda und Perseus, ebenso Orion wie auch den Fuhrmann, der allerdings in Wien nur einen Ziegenbock auf der Schulter trägt. In Wien und Florenz hat man also im zweiten Viertel des 15. Jahrhunderts auf ähnliches Vorlagenmaterial zurückgegriffen und eine Sternbilderfolge mit verwandten Intentionen angelegt. An beiden Orten bemüht man sich um eine möglichst genaue Kartographie des Sternenhimmels, um die Konstellationen in ihrem räumlichen Zusammenhang zu zeigen. In Florenz entstand um die Mitte des 15. Jahrhunderts ein Heft mit Zeichnungen der Sternbilder, die offensichtlich nach einem Globus angelegt sind (Florenz, BNCF 1147, Kat.-Nr. 65). Auch hier treffen wir im Prinzip auf die gleiche Ikonographie; man vergleiche beispielsweise die Figuren von Cepheus, Orion, Perseus oder dem Fuhrmann. Deshalb hat es in Florenz damals wohl auch einen großformatigen Globus gegeben, der die Konstellationen sehr detailliert wiedergab. Ob er den farblichen Vorgaben des Ptolemaios folgte und einen ähnlichen Illusionismus anstrebte wie das Kuppelfresko in der Alten Sakristei, lässt sich allerdings nicht sagen. Zwischen 1460 und 1470 entstand im Auftrag des mit den Medici verbündeten Andrea Pazzi eine leicht vereinfachte Kopie dieser Kuppelausmalung in der Pazzi-Kapelle von S. Croce in Florenz. Verzeichnis der Bilder Draco (Drache), mit Drachenkopf und aufgerissenem Maul, die erste Windung eng, die zweite in einem weiten Bogen; Ursa minor (Kleiner Bär), in der zweiten Windung nach links orientiert, den Rücken nicht zum großen Bären gewandt; Ursa maior (Großer Bär), unterhalb des Drachens, nach rechts orientiert; Bootes (Bärenhüter), aufrecht stehend, den linken Arm gerade nach oben gestreckt, der rechte Arm nicht mehr zu sehen; Cepheus, im Knielauf, ein Zepter in der Rechten, den linken Arm nach vorne gestreckt, in einem langen schlichten Gewand, Kopf nicht erhalten; Cassiopeia, seitlich auf dem Thronstuhl mit hoher Lehne sitzend, im Dreiviertelporfil mit langen offenen Haaren, den rechten Arm nach oben gestreckt, der linke hängt herab; Andromeda, in kurzem, nur bis zu den Knien reichendem, aber doppelt gegürteten Gewand, den linken Arm erhoben, den rechten seitlich weggestreckt, Kopf und rechter Arm nicht erhalten; Perseus, in moderner Rüstung, in einem
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tänzelnden Schritt, den Kopf nach hinten gewandt zum weiblichen Medusenhaupt hinter seinem Rücken, mit der Rechten das erhobene Krummschwert über seinen Kopf haltend; Triangulum (Dreieck), gleichschenklig mit einem breiten Rahmen; Auriga (Fuhrmann), in einem knielangen, zeitgenössischen Rock, mit lockigen Haaren, ein Bein angewinkelt, ein Ziegenbock auf der linken Schulter, einen weiteren in der linken Armbeuge; Pisces (Fische), ein Fisch mit gebogenem Leib oberhalb der Ekliptik erhalten, unterhalb Teile des geschwungenen Bandes, welches die Fische am Schwanz verbindet; Aries (Widder), nach rechts laufend, den Kopf zurückgewandt; Taurus (Stier), Büste nach links mit gesenktem Kopf und verschieden angewinkelten Vorderbeinen; Gemini (Zwillinge), nach rechts orientiert, sitzend und einander in den Armen haltend, der hintere bekleidet, sein Kopf nicht erhalten, der vordere nur mit einem Löwenfell (?) bekleidet und bärtig; Cancer (Krebs), Taschenkrebs, nach links; Leo (Löwe), nach rechts mit aufgerissenem Maul, den Schwanz in großem Schwung um ein Hinterbein gelegt; Virgo (Jungfrau), stehend mit zur Seite gewandtem Kopf, den rechten Arm zur Seite gestreckt, aber wohl keine Ähren oder Blumen haltend, auch kein Zeigegestus auf das Gesicht; Cetus (Walfisch), unterhalb von Aries als Meeresungeheuer mit aufgerissenem Rachen und großen Flossen an den Seiten, nach links, nur das Vorderteil zu sehen; Erdianus (Fluss), als gewundenes Band, wie ein plastischer Schlauch wiedergegeben, vom Fuß des Orion ausgehend; Orion, in antikischer Rüstung, ohne Helm, nach links gewandt, ein Bein angewinkelt, dadurch ein tänzelnder Schritt, die Rechte mit der Keule hoch erhoben, in der Linken ein Schild aus Tierfell; Lepus (Hase), direkt unter dem Fuß des Orion, nach rechts laufend; Canis maior (Großer Hund), aufrecht, nach rechts, mit aufgerissenem Maul, mit Halsband und Öse; Canis minor (Anticanis, Kleiner Hund), mit geöffnetem Maul nach rechts springend, ohne Halsband; Argo Navis (Schiff), nur Heck mit Mast und Takelage; Hydra (Wasserschlange), Schlange mit geschupptem und gewundenem Leib, geöffnetes Maul, kleiner Kinnbart; Crater (Mischkrug), großer Krug mit Doppelhenkeln; Corvus (Rabe), nicht zu sehen.
Literatur Brockhaus 1909; Warburg 1911; Parronchi 1979; Fortini Brown 1981; Lapi Ballerini 1986; Forti 1987; Lapi Ballerini 1988; Beyer 1992; Blume 2000, S. 126ff.; Blume 2006; zur Alten Sakristei: Saalman 1993, S. 107ff., Schedler 2004, S. 7ff. Siehe S. 80–82, Taf. 133–135, Abb. 1246–1253
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XI. Anhang
Verzeichnis der Handschriften
Nach Aufbewahrungsorten Augsburg, Universitätsbibliothek, Cod. II.1.2° 110, Basel, Universitätsbibliothek, Ms. F II 33, Bergamo, Biblioteca Civica Angelo Mai, Cod. MA 388, Berlin, Staatsbibliothek, Preußischer Kulturbesitz, Ms. 78 D 12, Berlin, Staatsbibliothek, Preußischer Kulturbesitz, Ms. germ. fol. 244, Berlin, Staatsbibliothek, Preußischer Kulturbesitz, Ms. lat. oct. 44, Bernkastel-Kues, Nikolaushospital, Stiftsbibliothek, Ms. 207, Bernkastel-Kues, Nikolaushospital, Himmelsglobus, Bologna, Biblioteca Communale dell’Archiginnasio, Cod. A 173, Brüssel, Bibliothèque Royale Albert 1er, Ms. 10117-26,
siehe Kat.-Nr. 67 siehe Kat.-Nr. 46 siehe Kat.-Nr. 51 siehe Kat.-Nr. 37 siehe Kat.-Nr. 123 siehe Kat.-Nr. 53 siehe Kat.-Nr. 35 siehe Kat.-Nr. 144 siehe Kat.-Nr. 99 siehe Kat.-Nr. 63
Cambrai, Bibliothèque municipale, Ms. 933 (832), Cambridge (Mass.), Harvard College, Houghton Library, f. Ms. typ. 43, Cambridge (UK), Emmanuel College Library, Ms. 70, Cambridge (UK), Fitzwilliam Museum, Ms. 260, Cambridge (UK), University Library, Ms. Dd. IV 64, Catania, Biblioteca Universitaria, Ms. Arm. 3 U. 87, Coburg, Bayerische Landesbibliothek, Ms. 5, Cologny, Bibliotheca Bodmeriana, Cod. Bodmer 7, Cortona, Libreria del Comune, Ms. 184,
siehe Kat.-Nr. 79 siehe Kat.-Nr. 18 siehe Kat.-Nr. 20 siehe Kat.-Nr. 75 siehe Kat.-Nr. 105 siehe Kat.-Nr. 40 siehe Kat.-Nr. 137 siehe Kat.-Nr. 114 siehe Kat.-Nr. 87
Darmstadt, Hessische Landes- und Hochschulbibliothek, Hs. 266,
siehe Kat.-Nr. 126
Edinburgh, The Library of the Royal Observatory, Ms. Cr. 3.23, Edinburgh, The Library of the Royal Observatory, Ms. Cr. 4.6, El Escorial (Madrid), Ms. h. I. 15,
siehe Kat.-Nr. 11 siehe Kat.-Nr. 127 siehe Kat.-Nr. 42
Florenz, Biblioteca Laurenziana, Cod. Plut. 89 sup. 43,
siehe Kat.-Nr. 85
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Verzeichnis der Handschriften
Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana, Cod. Plut. 40.53, Florenz, Biblioteca Marucelliana, Ms. C. 251, Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana, Ms. Ashburnham 1148, Florenz, Biblioteca Nazionale Centrale, Conv. Sopr. Cod. A. 6. 1147, Florenz, Biblioteca Nazionale Centrale, Magliabechianus XI. 114 (I+II), Florenz, Biblioteca Nazionale Centrale, Magliabechianus XI. 141, Florenz, Biblioteca Nazionale Centrale, Magliabechianus XXII, 22, Florenz, Biblioteca Riccardiana, Cod. 3011, Freiberg, Andreas-Möller-Bibliothek, Cl. XI. 4°. 9, Freiburg/Br., Universitätsbibliothek, Ms. 458,
siehe Kat.-Nr. 86 siehe Kat.-Nr. 106 siehe Kat.-Nr. 82 siehe Kat.-Nr. 65 siehe Kat.-Nr. 69 siehe Kat.-Nr. 76 siehe Kat.-Nr. 23 siehe Kat.-Nr. 142 siehe Kat.-Nr. 81 siehe Kat.-Nr. 135
Gent, Bisschoppelijke Bibliothek (St. Bavo), Hs. 12, Göttweig, Stiftsbibliothek, Cod. 146 (rot), 190 (schwarz), Gotha, Forschungsbibliothek, Cod. M II 141,
siehe Kat.-Nr. 92 siehe Kat.-Nr. 112 siehe Kat.-Nr. 39
Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cod. Pal. Germ. 832,
siehe Kat.-Nr. 136
Karlsruhe, Badische Landesbibliothek, Ms. K 2790, Klosterneuburg, Augustiner Chorherrenstift, Stiftsbibliothek, CCl. 125, Krakau, Biblioteka Jagiellonska, Rps. 573, Krakau, Biblioteka Jagiellonska, Rps. BJ 3706,
siehe Kat.-Nr. 132 siehe Kat.-Nr. 21 siehe Kat.-Nr. 31 siehe Kat.-Nr. 103
Leiden, Bibliotheek der Rijksuniversiteit, Ms. Voss. lat. oct. 18, Lille, Bibliothèque des Facultés Catholiques, London, British Library, Ms. Add. 15819, London, British Library, Additional Ms. 41600, London, British Library, Ms. Arundel 66, London, British Library, Ms. Egerton 1050, London, British Library, Ms. Sloane 3983, London, Library of the Wellcome Institute, Ms. 509, London, Library of the Wellcome Institute, Ms. 122, London, Society of Antiquaries, Cod. 63, Los Angeles, Getty Museum, 83.MO.136 (Ms. Ludwig XII 7), Lyon, Bibliothèque municipale, ms. 172, Lyon, Bibliothèque municipale, Palais des Arts ms. 45,
siehe Kat.-Nr. 89 siehe Kat.-Nr. 3 siehe Kat.-Nr. 120 siehe Kat.-Nr. 25 siehe Kat.-Nr. 66 siehe Kat.-Nr. 122 siehe Kat.-Nr. 2 siehe Kat.-Nr. 26 siehe Kat.-Nr. 104 siehe Kat.-Nr. 111 siehe Kat.-Nr. 45 siehe Kat.-Nr. 56 siehe Kat.-Nr. 54
Madrid, Biblioteca Nacional, Cod. 8282, Madrid, Biblioteca Nacional, Cod. 9267, Mailand, Biblioteca Ambrosiana, Cod. I. 90 sup., Mailand, Biblioteca Ambrosiana, Cod. T. 47 sup., Mailand, Biblioteca Trivulziana, Cod. 690 (E. 83), Metz, Bibliothèque municipale, Ms. 287, Montpellier, Bibl. de l’Ecole de Medicine, Cod. H. 452, München, Bayerische Staatsbibliothek, cgm 595,
siehe Kat.-Nr. 119 siehe Kat.-Nr. 139 siehe Kat.-Nr. 24 siehe Kat.-Nr. 71 siehe Kat.-Nr. 77 siehe Kat.-Nr. 19 siehe Kat.-Nr. 88 siehe Kat.-Nr. 57
Nach Aufbewahrungsorten
München, Bayerische Staatsbibliothek, clm 59, München, Bayerische Staatsbibliothek, clm 826, München, Bayerische Staatsbibliothek, clm 10268, München, Bayrische Staatsbibliothek, clm 15743,
siehe Kat.-Nr. 59 siehe Kat.-Nr. 38 siehe Kat.-Nr. 8 siehe Kat.-Nr. 100
Neapel, Biblioteca Nazionale, Cod. XIV D 37, New York, Pierpont Morgan Library, Ms. M. 389, New York, Pierpont Morgan Library, Ms. M 384, New York, Pierpont Morgan Library, Ms. M 785, New York, Public Library, Spencer Collection Ms. 28, Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Ms. 7082,
siehe Kat.-Nr. 121 siehe Kat.-Nr. 115 siehe Kat.-Nr. 128 siehe Kat.-Nr. 4 siehe Kat.-Nr. 80 siehe Kat.-Nr. 131
Oxford, Bodleian Library, Ms. Bodley 266, Oxford, Bodleian Library, Ms. Bodley 646, Oxford, Bodleian Library, Ms. Can. Class. lat. 179, Oxford, Bodleian Library, Ms. Can. Misc. 46, Oxford, Bodleian Library, Ms. Can. Misc. 554, Oxford, Bodleian Library, Ms. Rawl. C. 117,
siehe Kat.-Nr. 30 siehe Kat.-Nr. 95 siehe Kat.-Nr. 72 siehe Kat.-Nr. 78 siehe Kat.-Nr. 49 siehe Kat.-Nr. 47
Padua, Biblioteca del Seminario Vescovile, Cod. 48, Padua, Biblioteca Universitaria, Cod. 896, Padua, Biblioteca Universitaria, Cod. 983, Paris, Bibliothèque de l’Arsenal, Ms. 1036, Paris, Bibliothèque Nationale, Ms. allem. 106, Paris, Bibliothèque Nationale, Ms. fr. 612, Paris, Bibliothèque Nationale, Ms. ital. 81, Paris, Bibliothèque Nationale, Ms. lat. 6561, Paris, Bibliothèque Nationale, Ms. lat. 7330,
siehe Kat.-Nr. 33 siehe Kat.-Nr. 110 siehe Kat.-Nr. 102 siehe Kat.-Nr. 34 siehe Kat.-Nr. 134 siehe Kat.-Nr. 143 siehe Kat.-Nr. 28 siehe Kat.-Nr. 140 siehe Kat.-Nr. 1
Paris, Bibliothèque Nationale, Ms. lat. 7331, siehe Kat.-Nr. 5 siehe Kat.-Nr. 6 Paris, Bibliothèque Nationale, Ms. lat. 7344, siehe Kat.-Nr. 10 Paris, Bibliothèque Nationale, Ms. lat. 7408 A, siehe Kat.-Nr. 7 Paris, Bibliothèque Nationale, Ms. Smith-Lesouëf 8, siehe Kat.-Nr. 94 Parma, Biblioteca Palatina, Ms. Parm. 1008, siehe Kat.-Nr. 97 Parma, Biblioteca Palatina, Ms. Parm. 27, siehe Kat.-Nr. 84 Pavia, Bibliotheca Universitaria, Ms. Aldini 490, Prag, Knihovna Památníku národního písemnictví, siehe Kat.-Nr. 36 Cod. Strahoviensis DA II 13, Prag, Narodni Knihovna, Ms. XXVI A 3 [alte Signatur Ms. Zittau B. 2], siehe Kat.-Nr. 15 Ravenna, Biblioteca Classense, Cod. 120, Rimini, Cassa di Risparmio, Rom, Biblioteca Casanatense, Cod. Casanat. 4059, Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Barb. lat. 76,
siehe Kat.-Nr. 101 siehe Kat.-Nr. 93 siehe Kat.-Nr. 98 siehe Kat.-Nr. 116
959
960
Verzeichnis der Handschriften
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Barb. lat. 77, Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. 1368, Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. 1369, Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. 1370, Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. 1377, Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. 1389, Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Reg. lat. 1283a, Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Reg. lat. 1324, Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Urb. lat. 355, Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Urb. lat. 1358, Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Vat. Urb. lat. 1399, Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Vat. lat. 1650, Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Vat. lat. 3099, Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Vat. 3109, Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Vat. lat. 3110, Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Vat. lat. 4087, Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Vat. lat. 8174, Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Vat. gr. 1087,
siehe Kat.-Nr. 118 siehe Kat.-Nr. 62 siehe Kat.-Nr. 58 siehe Kat.-Nr. 125 siehe Kat.-Nr. 61 siehe Kat.-Nr. 55 siehe Kat.-Nr. 43 siehe Kat.-Nr. 90 siehe Kat.-Nr. 108 siehe Kat.-Nr. 83 siehe Kat.-Nr. 48 siehe Kat.-Nr. 109 siehe Kat.-Nr. 52 siehe Kat.-Nr. 70 siehe Kat.-Nr. 68 siehe Kat.-Nr. 14 siehe Kat.-Nr. 44 siehe Kat.-Nr. 107
Salzburg, Universitätsbibliothek, M II 180, Sankt Gallen, Kantonsbibliothek, Ms. Vad. 427, Sankt Petersburg, Russische Nationalbibliothek (Öffentliche M.E. Saltykow Schtschedrin Staatsbibliothek), Ms. lat. F.v.IX, 1 (alias: Cod. lat. F.v.IX, No. 3), Sevilla, Biblioteca Colombina, Ms. 7.7.1, Siena, Biblioteca Comunale degli Intronati, Ms. L. IV. 25, Siena, Biblioteca Comunale degli Intronati, Ms. L. VI. 25,
siehe Kat.-Nr. 124 siehe Kat.-Nr. 141
siehe Kat.-Nr. 9 siehe Kat.-Nr. 17 siehe Kat.-Nr. 113 siehe Kat.-Nr. 73
Torun (Polen), Biblioteka Uniwersytecka, Cod. 74 [ehemals: Kaliningrad (Königsberg), Biblioteka Uniwersytecka, Cod. 1735], Tübingen, Universitätsbibliothek, Ms. Md 2, Turin, Biblioteca Nazionale Universitaria, Cod. N.1.5,
siehe Kat.-Nr. 50 siehe Kat.-Nr. 129 siehe Kat.-Nr. 27
Venedig, Biblioteca Nazionale Marciana, Cod. It. IX. 40 (= 6901), Venedig, Biblioteca Nazionale Marciana, Cod. lat. XII, 194, Verona, Biblioteca Capitolare, Cod. CCLXI (233),
siehe Kat.-Nr. 29 siehe Kat.-Nr. 96 siehe Kat.-Nr. 74
Warschau, Biblioteka Narodowa, Rps. B. Baw. 46 (akc. 9802), Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 2352, Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 2378, Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 3394, Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 5318, Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 5415,
siehe Kat.-Nr. 16 siehe Kat.-Nr. 13 siehe Kat.-Nr. 12 siehe Kat.-Nr. 32 siehe Kat.-Nr. 41 siehe Kat.-Nr. 64
Nach Aufbewahrungsorten
Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 5442, Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 3111, Wien, Schottenkloster, Cod. Scotensis 521, Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Cod. Guelf. 8.7 Aug 4°, Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Cod. Guelf. 29.14 Aug. 4°, Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Cod. Guelf. 81.24 Aug. fol., Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, N 88. Helmst. 4°,
siehe Kat.-Nr. 24 siehe Kat.-Nr. 91 siehe Kat.-Nr. 117 siehe Kat.-Nr. 133 siehe Kat.-Nr. 130 siehe Kat.-Nr. 60 siehe Kat.-Nr. 138
961
962
Verzeichnis der Handschriften
Entstehungsorte der Handschriften Konstantinopel
Byzanz Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Vat. gr. 1087, erste Hälfte 14. Jh. (ca. 1320–1330?)
Deutschland (mit Österreich und Schweiz)
Augsburg
München, Bayerische Staatsbibliothek, cgm 595, Süddeutschland (Augsburg?), um 1435
Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, N 88. Helmst. 4°, 1491
Coburg, Bayerische Landesbibliothek, Ms. 5, bayerisch-schwäbischer Raum (Augsburg?), Ende 15. Jh. (nach 1491)
Basel
Basel, Universitätsbibliothek, Ms. F II 33, deutschsprachiger Raum (Basel?), drittes Viertel 14. Jh.
Karlsruhe, Badische Landesbibliothek, Ms. K 2790 [ehemals: Antiquariat Ludwig Rosenthal München], Unterelsass (Basel?), drittes Viertel 15. Jh.
Heidelberg
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. 1368, Mittelrhein (Heidelberg?), um 1426
Klosterneuburg
Cambridge (Mass.), Harvard College, Houghton Library, Ms. typ. 43 [ehemals: München, Sammlung Rosenthal, Cod. 100,2], Wien, um 1420
Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 5415, um 1435
Klosterneuburg, Augustiner Chorherrenstift, Stiftsbibliothek, CCl. 125, um 1440
Regensburg
Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cod. Pal. Germ. 832, Ende 15. Jh. (nach 1491)
Salzburg
Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 5318, um 1440–1460
Straßburg
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. 1370, oberdeutscher Raum (Straßburg?), Ende 14. Jh.–15. Jh., illustriert Mitte 15. Jh. (ca. 1440?)
Salzburg, Universitätsbibliothek, M II 180, Elsass (?), zweites Viertel 15. Jh. (ca. 1440)
Darmstadt, Hessische Landes- und Hochschulbibliothek, Hs. 266, oberdeutscher Raum (Straßburg?), drittes Viertel 15. Jh.
Ulm
Tübingen, Universitätsbibliothek, Ms. Md 2, württembergischer Raum (Ulm/ Urach?), drittes Viertel 15. Jh.
Wien
Cambridge (Mass.), Harvard College, Houghton Library, Ms. typ. 43 [ehemals: München, Sammlung Rosenthal, Cod. 100,2], um 1420 Wien
Catania, Biblioteca Universitaria, Ms. Arm. 3 U. 87, deutschsprachiger Raum (Wien?), zweites Viertel 15. Jh.
Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 3111, österreichisch-süddeutscher Raum (Wien?), 1491
Entstehungsorte der Handschriften Sonstige Orte
Lyon, Bibliothèque municipale, Palais des Arts ms. 45, nordwestliches Mitteleuropa (deutsch, französisch?), erstes Drittel 14. Jh. (um 1320–1330?)
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. 1377/Teil 7, deutsch, erste Hälfte 14. Jh.
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. 1389, deutsch, Mitte 14. Jh. (vor 1364)
Leiden, Bibliotheek der Rijksuniversiteit, Ms. Voss. lat. oct. 18, deutsch (?), 15. Jh.
Wolfenbüttel, Herzog-August-Bibliothek, Cod. Guelf. 81.24 Aug. fol., deutsch, 15. Jh.
Torun (Polen), Biblioteka Uniwersytecka, Cod. 74 [ehemals: Kaliningrad (Königsberg), Biblioteka Uniwersytecka, Cod. 1735], deutsch, 15. Jh. (ca. 1420–1440?)
Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 5442, deutsch, um 1440
Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz, Ms. lat. oct. 44, deutschsprachiger Raum, Ende 13. Jh/Anfang 14. Jh. (?)
Bernkastel-Kues, Nikolaushospital, Stiftsbibliothek, Ms. 207, Mittelrhein (böhmisch?), erstes Viertel 14. Jh.
Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Ms. 7082, oberdeutscher Raum, erste Hälfte 15. Jh. (vor 1440)
New York, Pierpont Morgan Library, Ms. M 384, oberdeutscher Raum, drittes Viertel 15. Jh.
Paris, Bibliothèque Nationale, Ms. allem. 106, oberdeutscher Raum, drittes Viertel 15. Jh.–16. Jh.
Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Cod. Guelf. 29.14 Aug. 4°, oberdeutscher Raum (Straßburg?, Basel?), Ende 15.–Anfang 16. Jh.
Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Cod. Guelf. 8.7 Aug 4°, oberdeutscher Raum, um 1500
Freiburg/Br., Universitätsbibliothek, Ms. 458, schwäbisch-niederalemannischer Raum, Ende 15. Jh./Anfang 16. Jh.
Paris, Bibliothèque Nationale de France, Ms. lat. 7408 A, Süddeutschland (?), drittes Viertel 14. Jh. (um 1350–1360?)
München, Bayerische Staatsbibliothek, clm 59, Süddeutschland, erste Hälfte 15. Jh.
Lyon, Bibliothèque municipale, ms. 172, Süddeutschland, um 1420–1430
Brüssel, Bibliothèque Royale Albert 1er, Ms. 10117-26, Süddeutschland (Bayern oder Oberpfalz?), zweites Viertel 15. Jh.
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. 1369, Südwestdeutschland, 1444
Edinburgh, The Library of the Royal Observatory, Ms. Cr. 4.6., Südwestdeutschland, zweite Hälfte 15. Jh.
Berlin, Staatsbibliothek PK, Ms. germ. fol. 244, westmitteldeutscher Raum, um 1445
Augsburg, Universitätsbibliothek, Cod. II.1.2° 110, Süddeutschland um 1500
963
964
Verzeichnis der Handschriften
London
England London, British Library, Ms. Arundel 66, 1490
Sonstige Orte
Oxford, Bodleian Library, Ms. Rawl. C. 117, Frankreich (Paris?), England(?), erstes Viertel 14. Jh.
London, Society of Antiquaries, Cod. 63, England, erste Hälfte 14. Jh. (nach 1315)
Edinburgh, The Library of the Royal Observatory, Ms. Cr. 3.23., England, zweite Hälfte 14. Jh., vor 1386 (um 1360–1370?)
Los Angeles, The John Paul Getty Museum, 83.MO.136 (Ms. Ludwig XII 7) [ehemals: Kew, Cockerell Collection ], England (Oxford, Gloucester?), um 1386–1400
Cambridge (UK), Emmanuel College Library, Ms. 70, England, um 1425–1430
Frankreich Paris, Bibliothèque Nationale, Ms. fr. 612, 1479
Angers Avignon
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Urb. lat. 355, Südfrankreich (Avignon?), frühes 14. Jh. (nach 1315)
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. lat. 1650, Südfrankreich (Avignon?), erste Hälfte 14. Jh. (um 1315–1317)
Briey
Metz, Bibliothèque municipale, Ms. 287, 1420
Paris
Oxford, Bodleian Library, Ms. Rawl. C. 117, Frankreich (Paris?), England(?), erstes Viertel 14. Jh.
Sonstige Orte
Lyon, Bibliothèque municipale, Palais des Arts ms. 45, nordwestliches Mitteleuropa (deutsch, französisch?), erstes Drittel 14. Jh. (um 1320–1330?)
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Urb. lat. 1399, Italien oder Frankreich, zweites Viertel 14. Jh. (vor 1386)
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Ms. Vat. Reg. lat. 1324, Frankreich, zweite Hälfte 15. Jh.
Salzburg, Universitätsbibliothek, M II 180, Elsass (?), zweites Viertel 15. Jh. (ca. 1440)
Paris, Bibliothèque Nationale, Ms. lat. 6561, Frankreich (?), Ende 15. Jh./ Anfang 16. Jh. (nach 1456)
Sankt Gallen, Kantonsbibliothek, Ms. Vad. 427, Frankreich (?), Ende 15. Jh./ Anfang 16. Jh. (nach 1456)
Paris, Bibliothèque Nationale, Ms. lat. 7344, Frankreich, Ende 15. Jh.–16. Jh. (nach 1488)
Paris, Bibliothèque Nationale, Ms. Smith-Lesouëf 8, Frankreich, um 1500
Padua, Biblioteca Universitaria, Cod. 896, Südfrankreich(?), erste Hälfte 14. Jh.
Madrid, Biblioteca Nacional, Cod. 9267, Frankreich(?), Italien(?), Ende 15. Jh./ Anfang 16. Jh. (nach 1456)
Entstehungsorte der Handschriften
Bergamo
Italien Bergamo, Biblioteca Civica Angelo Mai, Cod. MA 388 [ältere Signaturen: Cod. 1177 und Cod. S II 2], Oberitalien (Bergamo?), zweite Hälfte 15. Jh. (nach 1466)
Bologna
Paris, Bibliothèque de l’Arsenal, Ms. 1036, Oberitalien (Bologna?), drittes Viertel 13. Jh.
Ferrara
Florenz, Biblioteca Nazionale Centrale, Magliabechianus XI. 141, Oberitalien (Ferrara?), drittes Viertel 15. Jh.
Oxford, Bodleian Library, Ms. Can. Class. lat. 179, ca. 1460–1470
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. lat. 3099, 1472
Florenz
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. lat. 8174, Florenz, nach 1341
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. lat. 3110, 1370–1380
Florenz, Biblioteca Nazionale Centrale, Magliabechianus XI. 114 (I+II), Toskana (Florenz?), Ende 14. Jh./Anfang 15. Jh.
Florenz, San Lorenzo, Alte Sakristei, Kuppelfresko des Altarraumes
Florenz, Biblioteca Nazionale Centrale, Conv. Sopr. Cod. A. 6. 1147, Italien (Florenz?), zweites bis drittes Viertel es 15. Jahrhunderts
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Barb. lat. 77, nach 1470
London, British Library, Ms. Add. 15819, 1470–1480
Madrid, Biblioteca Nacional, Cod. 8282 [ehemals: Cod. V. 215], 1470–1480
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Urb. lat. 1358, 1470–1480
Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana, Cod. Plut. 40.53, 1473
Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana, Cod. Ashburnham 1148, viertes Viertel 15. Jh.
Florenz, Biblioteca Riccardiana, Cod. 3011, viertes Viertel 15. Jh.
Florenz, Biblioteca Laurenziana, Cod. Plut. 89 sup. 43, 1482–1483
Genua
Neapel, Biblioteca Nazionale, Cod. XIV D 37, 1470–1480
Mailand
Paris, Bibliothèque Nationale de France, Ms. ital. 81, lombardisch (Mailand), 1447
Mantua
Cambridge (UK), Fitzwilliam Museum, Ms. 260, um 1480
Neapel
Cologny, Bibliotheca Bodmeriana, Cod. Bodmer 7, um 1469
New York, Pierpont Morgan Library, Cod. M. 389, um 1469
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Barb. lat. 76, um 1470–1472
Wien, Schottenkloster, Cod. Scotensis-Vindob. 545 (521), 1470–1480
Padua
München, Bayerische Staatsbibliothek, clm 10268, um 1320–1330
Oxford, Bodleian Library, Ms. Can. Misc. 554, 1435
Oxford, Bodleian Library, Ms. Bodley 266 (Summary Catalogue 2466), Oberitalien (Padua?), um 1450
Oxford, Bodleian Library, Ms. Can. Misc. 46, drittes Viertel 15. Jh.
Cambrai, Bibliothèque municipale, Ms. 933 (832), um 1460
Mailand, Biblioteca Trivulziana, Cod. 690 (E. 83), um 1460
New York, Public Library, Spencer Collection Ms. 28 [ehemals: Coll. Chester Beatty], um 1475–1480
965
966
Verzeichnis der Handschriften
Freiberg, Andreas-Möller-Bibliothek, Cl. XI. 4°. 9., viertes Viertel 15. Jh.
Rom
London, British Library, Ms. Egerton 1050, drittes Drittel 15. Jh.
Venedig
Florenz, Biblioteca Nazionale Centrale, Cod. Magliabechianus XXII, 22, um 1410–1450, illustriert um 1430
London, Library of the Wellcome Institute, Ms. 509/Teil 1, Italien (Venedig?), um 1450–1460
London, British Library, Additional Ms. 41600, um 1455
Sonstige Orte
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Urb. lat. 1399, Italien oder Frankreich, zweites Viertel 14. Jh. (vor 1386)
Sevilla, Biblioteca Colombina, Ms. 7.7.1, Spanien (Oberitalien?), erste Hälfte 15. Jh.
Mailand, Biblioteca Ambrosiana, Cod. T. 47 sup., Italien, zweites Viertel 15. Jh.
Siena, Biblioteca Comunale degli Intronati, Ms. L. IV. 25, Italien, zweites Drittel 15. Jh.
Pavia, Biblioteca Universitaria, Ms. Aldini 490, Italien, ca. 1470–1480
Cortona, Libreria del Comune, Ms. 184, Italien, viertes Viertel 15. Jh.
Sankt Petersburg, Russische Nationalbibliothek (Öffentliche M.E. Saltykow Schtschedrin Staatsbibliothek), Ms. lat. F.v.IX, 1 (alias: Cod. lat. F.v.IX, No. 3), Oberitalien, drittes Viertel 14. Jh. (um 1350?)
Prag, Knihovna Památníku národního písemnictví, Cod. Strahoviensis DA II 13, Oberitalien (Mailand, Pavia?), um 1370–1400
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. lat. 4087, Oberitalien, zweite Hälfte 14. Jh./Anfang 15. Jh.
Gotha, Forschungsbibliothek, Cod. M II 141, Oberitalien, frühes 15. Jh. (spätestens 1428)
Berlin, Kupferstichkabinett 78 D 12 (Hammilton 556), Oberitalien, um 1400–1420
Turin, Biblioteca Nazionale Universitaria, Cod. N.1.5, Oberitalien, 1437
Mailand, Biblioteca Ambrosiana, Cod. I. 90 sup., Oberitalien, um 1441
Göttweig, Stiftsbibliothek, Cod. 146 (rot), 190 (schwarz), Oberitalien, zweites Drittel 15. Jh.
Venedig, Biblioteca Nazionale Marciana, Cod. It. IX. 40 (= 6901), Oberitalien, zweites Drittel 15. Jh.
Padua, Biblioteca del Seminario Vescovile, Cod. 48, Italien (Raum Padua, Rimini, Cesena, Bologna), Anfang und viertes Viertel 15. Jh.
Siena, Biblioteca Comunale degli Intronati, Ms. L. VI. 25, Oberitalien, 1474
Verona, Biblioteca Capitolare, Cod. CCLXI (233), Oberitalien, viertes Viertel 15. Jh.
Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 3394, östliches Oberitalien (wohl Venedig oder Padua), um 1470
Montpellier, Bibliothèque de l’Ecole de Medicine, Cod. H. 452, Teil I: Oberitalien(?), 15. Jahrhundert
Madrid, Biblioteca Nacional, Cod. 9267, Frankreich(?), Italien(?), Ende 15. Jh./ Anfang 16. Jh. (nach 1456)
Paris, Bibliothèque Nationale, Ms. lat. 7330, Süditalien, um 1220–1240
Entstehungsorte der Handschriften
Brügge
Niederlande und Belgien New York, Pierpont Morgan Library, Ms. M 785, um 1400
Paris, Bibliothèque Nationale, Ms. lat. 7331, Brügge (?), 1450–1460
Gent
Gent, Bisschoppelijke Bibliothek (St. Bavo), Hs. 12, 1482–1508
Sonstige Orte
London, British Library, Ms. Sloane 3983, Burgund oder südliche Niederlande(?), Mitte 14. Jh.
Lille, Bibliothèque des Facultés Catholiques, Niederlande(?), Ende 14. Jh.–15. Jh.
Polen Krakau, Biblioteka Jagiellonska, Rps. 573, 1450–1460 (1457)
Krakau Sonstige Orte
Warschau, Biblioteka Narodowa (Nationalbibliothek), Rps. B. Baw. 46 (akc. 9802), Polen (böhmisch?), erstes Viertel 15. Jh.
Spanien El Escorial, Ms. h. I. 15, um 1276–1284 (?).
Sevilla Sonstige Orte
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Reg. lat. 1283a/Teil 1, Spanien, 1252–1284
Sevilla, Biblioteca Colombina, Ms. 7.7.1, Spanien (Oberitalien?), erste Hälfte 15. Jh.
Prag
Tschechien Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 2378, drittes Viertel 14. Jh. (um 1370?)
Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 2352, 1392–1393
Prag, Narodni Knihovna, Ms. XXVI A 3 [alte Signatur Ms. Zittau B. 2], erstes Viertel 15. Jh. (1404–1416?)
München, Bayerische Staatsbibliothek, clm 826, Prag, um 1400–1419
967
968
Verzeichnis der Handschriften
Entstehungszeit der Handschriften XIII. Jahrhundert
Paris, Bibliothèque Nationale, Ms. lat. 7330, Süditalien, um 1220–1240
Paris, Bibliothèque de l’Arsenal, Ms. 1036, Oberitalien (Bologna?), drittes Viertel 13. Jh.
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Reg. lat. 1283a/Teil 1, Spanien, 1252–1284
El Escorial, Ms. h. I. 15, Sevilla, um 1276–1284(?)
Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz, Ms. lat. oct. 44, deutschsprachiger Raum, Ende 13. Jh/Anfang 14. Jh.(?)
XIV. Jahrhundert
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Urb. lat. 355, Südfrankreich (Avignon?), frühes 14. Jh. (nach 1315)
Bernkastel-Kues, Nikolaushospital, Stiftsbibliothek, Ms. 207, Mittelrhein (böhmisch?), erstes Viertel 14. Jh.
Oxford, Bodleian Library, Ms. Rawl. C. 117, Frankreich (Paris?), England (?), erstes Viertel 14. Jh.
London, Society of Antiquaries, Cod. 63, England, erste Hälfte 14. Jh. (nach 1315)
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. lat. 1650, Südfrankreich (Avignon?), erste Hälfte 14. Jh. (um 1315–1317)
Lyon, Bibliothèque municipale, Palais des Arts ms. 45, nordwestliches Mitteleuropa (deutsch, französisch?), erstes Drittel 14. Jh. (um 1320–1330?)
München, Bayerische Staatsbibliothek, clm 10268, Padua, um 1320–1330
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Urb. lat. 1399, Italien oder Frankreich, zweites Viertel 14. Jh. (vor 1386)
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. gr. 1087, Konstantinopel, erste Hälfte 14. Jh. (ca. 1320–1330?)
Padua, Biblioteca Universitaria, Cod. 896, Südfrankreich (?), erste Hälfte 14. Jh.
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. 1377/Teil 7, deutsch, erste Hälfte 14. Jh.
London, British Library, Ms. Sloane 3983, Burgund oder südliche Niederlande (?), Mitte 14. Jh.
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. 1389, deutsch, Mitte 14. Jh. (vor 1364)
Sankt Petersburg, Russische Nationalbibliothek (Öffentliche M.E. Saltykow Schtschedrin Staatsbibliothek), Ms. lat. F.v.IX, 1 (alias: Cod. lat. F.v.IX, No. 3), Oberitalien, drittes Viertel 14. Jh. (um 1350?)
Paris, Bibliothèque Nationale de France, Ms. lat. 7408 A, Süddeutschland (?), drittes Viertel 14. Jh. (um 1350–1360?)
Basel, Universitätsbibliothek, Ms. F II 33, deutschsprachiger Raum (Basel?), drittes Viertel 14. Jh.
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. lat. 8174, Florenz, nach 1341
Edinburgh, The Library of the Royal Observatory, Ms. Cr. 3.23., England, zweite Hälfte 14. Jh., vor 1386 (um 1360–1370?)
Entstehungszeit der Handschriften
Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 2378, Prag, drittes Viertel 14. Jh. (um 1370?)
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. lat. 3110, Florenz, 1370–1380
Prag, Knihovna Památníku národního písemnictví, Cod. Strahoviensis DA II 13, Oberitalien (Mailand, Pavia?), um 1370–1400
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. lat. 4087, Oberitalien, zweite Hälfte 14. Jh./Anfang 15. Jh.
Los Angeles, The John Paul Getty Museum, 83.MO.136 (Ms. Ludwig XII 7) [ehemals: Kew, Cockerell Collection ], England (Oxford, Gloucester?), um 1386–1400
Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 2352, Prag, 1392–1393
Florenz, Biblioteca Nazionale Centrale, Magliabechianus XI. 114 (I+II), Toskana (Florenz?), Ende 14. Jh./Anfang 15. Jh.
Lille, Bibliothèque des Facultés Catholiques, Niederlande (?), Ende 14. Jh.–15. Jh.
XV. Jahrhundert
Leiden, Bibliotheek der Rijksuniversiteit, Ms. Voss. lat. oct. 18, deutsch(?), 15. Jh.
Wolfenbüttel, Herzog-August-Bibliothek, Cod. Guelf. 81.24 Aug. fol., deutsch, 15. Jh.
München, Bayerische Staatsbibliothek, clm 59, Süddeutschland, erste Hälfte 15. Jh.
Sevilla, Biblioteca Colombina, Ms. 7.7.1, Spanien (Oberitalien?), erste Hälfte 15. Jh.
Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Ms. 7082, oberdeutscher Raum, erste Hälfte 15. Jh. (vor 1440)
Warschau, Biblioteka Narodowa (Nationalbibliothek), Rps. B. Baw. 46 (akc. 9802), Polen (böhmisch?), erstes Viertel 15. Jh.
New York, Pierpont Morgan Library, Ms. M 785, Brügge, um 1400
Prag, Narodni Knihovna, Ms. XXVI A 3 [alte Signatur Ms. Zittau B. 2], Prag, erstes Viertel 15. Jh. (1404–1416?)
München, Bayerische Staatsbibliothek, clm 826, Prag, um 1400–1419
Berlin, Kupferstichkabinett, Ms. 78 D 12 (Hammilton 556), Oberitalien, um 1400–1420
Metz, Bibliothèque municipale, Ms. 287, Briey bei Metz, 1420
Gotha, Forschungsbibliothek, Cod. M II 141, Oberitalien, frühes 15. Jh. (spätestens 1428)
Padua, Biblioteca del Seminario Vescovile, Cod. 48, Italien (Raum Padua, Rimini, Cesena, Bologna), Anfang und viertes Viertel 15. Jh.
Brüssel, Bibliothèque Royale Albert 1er, Ms. 10117-26, Süddeutschland (Bayern oder Oberpfalz?), zweites Viertel 15. Jh.
Cambridge (Mass.), Harvard College, Houghton Library, Ms. typ. 43 [ehemals: München, Sammlung Rosenthal, Cod. 100,2], um 1420 Wien
Catania, Biblioteca Universitaria, Ms. Arm. 3 U. 87, deutschsprachiger Raum (Wien?), zweites Viertel 15. Jh.
Mailand, Biblioteca Ambrosiana, Cod. T. 47 sup., Italien, zweites Viertel 15. Jh.
Torun (Polen), Biblioteka Uniwersytecka, Cod. 74 [ehemals: Kaliningrad (Königsberg), Biblioteka Uniwersytecka, Cod. 1735], deutsch, 15. Jh. (ca. 1420–1440?)
969
970
Verzeichnis der Handschriften
Lyon, Bibliothèque municipale, ms. 172, Süddeutschland, um 1420–1430
Cambridge (UK), Emmanuel College Library, Ms. 70, England, um 1425–1430
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. 1368, Mittelrhein (Heidelberg?), um 1426
Florenz, Biblioteca Nazionale Centrale, Cod. Magliabechianus XXII, 22, Venedig, um 1410–1450, illustriert um 1430
Oxford, Bodleian Library, Ms. Can. Misc. 554, Padua, 1435
München, Bayerische Staatsbibliothek, cgm 595, Süddeutschland (Augsburg?), um 1435
Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 5415, Klosterneuburg, um 1435
Florenz, San Lorenzo, Alte Sakristei, Kuppelfresko des Altarraumes
Florenz Biblioteca Nazionale Centrale, Con.Spor. Cod. A.6.1147, Florenz zweites bis drittes Viertel des 15. Jahrhudnerts
Turin, Biblioteca Nazionale Universitaria, Cod. N.1.5, Oberitalien, 1437
Göttweig, Stiftsbibliothek, Cod. 146 (rot), 190 (schwarz), Oberitalien, zweites Drittel 15. Jh.
Siena, Biblioteca Comunale degli Intronati, Ms. L. IV. 25, Italien, zweites Drittel 15. Jh.
Venedig, Biblioteca Nazionale Marciana, Cod. It. IX. 40 (= 6901), Oberitalien, zweites Drittel 15. Jh.
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. 1370, oberdeutscher Raum (Straßburg?), Ende 14. Jh.–15. Jh., illustriert Mitte 15. Jh. (ca.1440?)
Klosterneuburg, Augustiner Chorherrenstift, Stiftsbibliothek, CCl. 125, Klosterneuburg, um 1440
Salzburg, Universitätsbibliothek, M II 180, Elsass (?), zweites Viertel 15. Jh. (ca. 1440)
Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 5442, deutsch, um 1440
Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 5318, Salzburg, um 1440–1460
Mailand, Biblioteca Ambrosiana, Cod. I. 90 sup., Oberitalien, um 1441
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. 1369, Südwestdeutschland, 1444
Berlin, Staatsbibliothek PK, Ms. germ. fol. 244, westmitteldeutscher Raum, um 1445
Paris, Bibliothèque Nationale de France, Ms. ital. 81, lombardisch (Mailand), 1447
Oxford, Bodleian Library, Ms. Bodley 266 (Summary Catalogue 2466), Oberitalien (Padua?), um 1450
Krakau, Biblioteka Jagiellonska, Rps. 573, Krakau, 1450–1460 (1457)
Darmstadt, Hessische Landes- und Hochschulbibliothek, Hs. 266, oberdeutscher Raum (Straßburg?), drittes Viertel 15. Jh.
Florenz, Biblioteca Nazionale Centrale, Magliabechianus XI. 141, Oberitalien (Ferrara?), drittes Viertel 15. Jh.
Karlsruhe, Badische Landesbibliothek, Ms. K 2790 [ehemals: Antiquariat Ludwig Rosenthal München], Unterelsass (Basel?), drittes Viertel 15. Jh.
New York, Pierpont Morgan Library, Ms. M 384, oberdeutscher Raum, drittes Viertel 15. Jh.
Oxford, Bodleian Library, Ms. Can. Misc. 46, Padua, drittes Viertel 15. Jh.
Entstehungszeit der Handschriften
Tübingen, Universitätsbibliothek, Ms. Md 2, württembergischer Raum (Ulm/Urach?), drittes Viertel 15. Jh.
Paris, Bibliothèque Nationale, Ms. lat. 7331, Brügge (?), 1450–1460
London, Library of the Wellcome Institute, Ms. 509/Teil 1, Italien (Venedig?), um 1450–1460
London, British Library, Additional Ms. 41600, Venedig, um 1455
Cambrai, Bibliothèque municipale, Ms. 933 (832), Padua, um 1460
Mailand, Biblioteca Trivulziana, Cod. 690 (E. 83), Padua, um 1460
Oxford, Bodleian Library, Ms. Can. Class. lat. 179, Ferrara, ca. 1460–1470
Bergamo, Biblioteca Civica Angelo Mai, Cod. MA 388 [ältere Signaturen: Cod. 1177 und Cod. S II 2], Oberitalien (Bergamo?), zweite Hälfte 15. Jh. (nach 1466)
Cologny, Bibliotheca Bodmeriana, Cod. Bodmer 7, Neapel, um 1469
New York, Pierpont Morgan Library, Cod. M. 389, Neapel, um 1469
Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 3394, östliches Oberitalien (wohl Venedig oder Padua), um 1470
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Barb. lat. 76, Neapel, um 1470–1472
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Barb. lat. 77, Florenz, nach 1470
London, British Library, Ms. Add. 15819, Florenz, 1470–1480
Madrid, Biblioteca Nacional, Cod. 8282 [ehemals: Cod. V. 215], Florenz, 1470–1480
Neapel, Biblioteca Nationale, Cod. XIV D 37, Genua, 1470–1480
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Urb. lat. 1358, Florenz, 1470–1480
Pavia, Biblioteca Universitaria, Ms. Aldini 490, Italien, ca. 1470–1480
Wien, Schottenkloster, Cod. Scotensis-Vindob. 545 (521), Neapel, 1470–1480
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. lat. 3099, Ferrara, 1472
Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana, Cod. Plut. 40.53, 1473
Siena, Biblioteca Comunale degli Intronati, Ms. L. VI. 25, Oberitalien, 1474
Edinburgh, The Library of the Royal Observatory, Ms. Cr. 4.6., Südwestdeutschland, zweite Hälfte 15. Jh.
Florenz, Biblioteca Nazionale Centrale, Conv. Sopr. Cod. A. 6. 1147, Italien (Florenz?), zweite Hälfte 15. Jh.
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Reg. lat. 1324, Frankreich, zweite Hälfte 15. Jh.
New York, Public Library, Spencer Collection Ms. 28 [ehemals: Coll. Chester Beatty], Padua, um 1475–1480
Paris, Bibliothèque Nationale, Ms. fr. 612, Angers, 1479
Cambridge (UK), Fitzwilliam Museum, Ms. 260, Mantua, um 1480
Florenz, Biblioteca Laurenziana, Ms. Plut. 89 sup. 43, Florenz, 1482–1483
London, British Library, Ms. Arundel 66, London, 1490
Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. Vindob. 3111, österreichisch-süddeutscher Raum (Wien?), 1491
Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, N 88. Helmst. 4°, Augsburg, 1491
London, British Library, Ms. Egerton 1050, Rom, drittes Drittel 15. Jh.
971
972
Verzeichnis der Handschriften
Cortona, Libreria del Comune, Ms. 184, Italien, viertes Viertel 15. Jh.
Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana, Ms. Ashburnham 1148, Florenz, viertes Viertel 15. Jh.
Florenz, Biblioteca Riccardiana, Cod. 3011, Florenz, viertes Viertel 15. Jh.
Freiberg, Andreas-Möller-Bibliothek, Cl. XI. 4°. 9., Padua, viertes Viertel 15. Jh.
Verona, Biblioteca Capitolare, Cod. CCLXI (233), Oberitalien, viertes Viertel 15. Jh.
Montpellier, Bibliothèque de l’Ecole de Medicine, Cod. H. 452, Teil I: Oberitalien(?), 15. Jahrhundert
Coburg, Bayerische Landesbibliothek, Ms. 5, bayerisch-schwäbischer Raum (Augsburg?), Ende 15. Jh. (nach 1491)
Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cod. Pal. Germ. 832, Regensburg, Ende 15. Jh. (nach 1491)
Madrid, Biblioteca Nacional, Cod. 9267, Frankreich (?), Italien (?), Ende 15. Jh./ Anfang 16. Jh. (nach 1456)
Paris, Bibliothèque Nationale, Ms. lat. 6561, Frankreich (?), Ende 15. Jh./ Anfang 16. Jh. (nach 1456)
Sankt Gallen, Kantonsbibliothek, Ms. Vad. 427, Frankreich (?), Ende 15. Jh./ Anfang 16. Jh. (nach 1456)
Paris, Bibliothèque Nationale, Ms. allem. 106, oberdeutscher Raum, drittes Viertel 15. Jh.–16. Jh.
Freiburg/Br., Universitätsbibliothek, Ms. 458, schwäbisch-niederalemannischer Raum, Ende 15. Jh./Anfang 16. Jh.
Gent, Bisschoppelijke Bibliothek (St. Bavo), Hs. 12, Gent, 1482–1508
Paris, Bibliothèque Nationale, Ms. lat. 7344, Frankreich, Ende 15. Jh.–16. Jh. (nach 1488)
Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Cod. Guelf. 29.14 Aug. 4°, oberdeutscher Raum (Straßburg?, Basel?), Ende 15.–Anfang 16. Jh.
XVI. Jahrhundert Augsburg, Universitätsbibliotek, Cod. II.1.2° 110, Süddeutschland um 1500
Paris, Bibliothèque Nationale, Ms. Smith-Lesouëf 8, Frankreich, um 1500
Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Cod. Guelf. 8.7 Aug 4°, oberdeutscher Raum, um 1500
Texte mit Sternbilderdarstellungen
Texte mit Sternbilderdarstellungen Aratos/Eratosthenes, Katerismen
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. gr. 1087, Konstantinopel, erste Hälfte 14. Jh. (ca. 1320–1330?)
Aratea des Cicero
Göttweig, Stiftsbibliothek, Cod. 146 (rot), 190 (schwarz), Oberitalien, zweites Drittel 15. Jh.
Siena, Biblioteca Comunale degli Intronati, Ms. L. IV. 25, Italien, zweites Drittel 15. Jh.
Aratea des Germanicus
Cologny, Bibliotheca Bodmeriana, Cod. Bodmer 7, Neapel, um 1469
New York, Pierpont Morgan Library, Cod. M. 389, Neapel, um 1469
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Barb. lat. 76, Neapel, um 1470–1472
Wien, Schottenkloster, Cod. Scotensis-Vindob. 545 (521), Neapel, 1470–1480
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Barb. lat. 77, Florenz, nach 1470
Madrid, Biblioteca Nacional, Cod. 8282 [ehemals: Cod. V. 215], Florenz, 1470–1480
London, British Library, Ms. Add. 15819, Florenz, 1470–1480
Neapel, Biblioteca Nationale, Cod. XIV D 37, Genua, 1470–1480
London, British Library, Ms. Egerton 1050, Rom, drittes Drittel 15. Jh.
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Urb. lat. 1358, Florenz, 1470–1480
Florenz, Biblioteca Laurenziana, Ms. Plut. 89 sup. 43, Florenz, 1482–1483
Montpellier, Bibliothèque de l’Ecole de Medicine, Cod. H. 452, Teil I: Oberitalien(?), 15. Jahrhundert; Teil II: Frankreich, 13. Jahrhundert
Aratus latinus
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Reg. lat. 1324, Frankreich, zweite Hälfte 15. Jh.
De ordine ac positione stellarum
Augsburg, Universitätsbibliotek, Cod. II.1.2° 110, Süddeutschland um 1500
Hyginus, De astronomia
Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz, Ms. lat. oct. 44, deutschsprachiger Raum, Ende 13. Jh/Anfang 14. Jh.(?)
Lyon, Bibliothèque municipale, Palais des Arts ms. 45, nordwestliches Mitteleuropa (deutsch, französisch?), erstes Drittel 14. Jh. (um 1320–1330?)
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. 1389, deutsch, Mitte 14. Jh. (vor 1364)
Basel, Universitätsbibliothek, Ms. F II 33, deutschsprachiger Raum (Basel?), drittes Viertel 14. Jh.
973
974
Verzeichnis der Handschriften
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. lat. 3110, Florenz, 1370–1380
Florenz, Biblioteca Nazionale Centrale, Magliabechianus XI. 114 (I+II), Toskana (Florenz?), Ende 14. Jh./Anfang 15. Jh.
Leiden, Bibliotheek der Rijksuniversiteit, Ms. Voss. lat. oct. 18, deutsch (?), 15. Jh.
Wolfenbüttel, Herzog-August-Bibliothek, Cod. Guelf. 81.24 Aug. fol., deutsch, 15. Jh.
Lyon, Bibliothèque municipale, ms. 172, Süddeutschland, um 1420–1430
Mailand, Biblioteca Ambrosiana, Cod. T. 47 sup., Italien, zweites Viertel 15. Jh.
München, Bayerische Staatsbibliothek, cgm 595, Süddeutschland (Augsburg?), um 1435
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. 1369, Südwestdeutschland, 1444
München, Bayerische Staatsbibliothek, clm 59, Süddeutschland, erste Hälfte 15. Jh.
Florenz, Biblioteca Nazionale Centrale, Magliabechianus XI. 141, Oberitalien (Ferrara?), drittes Viertel 15. Jh.
Oxford, Bodleian Library, Ms. Can. Misc. 46, Padua, drittes Viertel 15. Jh.
Cambrai, Bibliothèque municipale, Ms. 933 (832), Padua, um 1460
Mailand, Biblioteca Trivulziana, Cod. 690 (E. 83), Padua, um 1460
Oxford, Bodleian Library, Ms. Can. Class. lat. 179, Ferrara, ca. 1460–1470
Siena, Biblioteca Comunale degli Intronati, Ms. L. VI. 25, Oberitalien, 1474
Cortona, Libreria del Comune, Ms. 184, Italien, viertes Viertel 15. Jh.
Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana, Ms. Ashburnham 1148, Florenz, viertes Viertel 15. Jh.
Florenz, Biblioteca Laurenziana, Ms. Plut. 89 sup. 43, Florenz, 1482–1483
Freiberg, Andreas-Möller-Bibliothek, Cl. XI. 4°. 9., Padua, viertes Viertel 15. Jh.
Verona, Biblioteca Capitolare, Cod. CCLXI (233), Oberitalien, viertes Viertel 15. Jh.
Pavia, Biblioteca Universitaria, Ms. Aldini 490, Italien, ca. 1470–1480
New York, Public Library, Spencer Collection Ms. 28 [ehemals: Coll. Chester Beatty], Padua, um 1475–1480
Cambridge (UK), Fitzwilliam Museum, Ms. 260, Mantua, um 1480
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Urb. lat. 1358, Florenz, 1470–1480
Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 3111, österreichisch-süddeutscher Raum (Wien?), 1491
Gent, Bisschoppelijke Bibliothek (St. Bavo), Hs. 12, Gent, 1482–1508
Montpellier, Bibliothèque de l’Ecole de Medicine, Cod. H. 452, Teil I: Oberitalien(?), 15. Jahrhundert ; Teil II : Frankreich, 13. Jahrhundert
Al-Sûfî latinus
Paris, Bibliothèque de l’Arsenal, Ms. 1036, Oberitalien (Bologna?), drittes Viertel 13. Jh.
Bernkastel-Kues, Nikolaushospital, Stiftsbibliothek, Ms. 207, Mittelrhein (böhmisch?), erstes Viertel 14. Jh.
Prag, Knihovna Památníku národního písemnictví, Cod. Strahoviensis DA II 13, Oberitalien (Mailand, Pavia?), um 1370–1400
München, Bayerische Staatsbibliothek, clm 826, Prag, um 1400–1419
Berlin, Kupferstichkabinett, Ms. 78 D 12 (Hammilton 556), Oberitalien, um 1400–1420
Texte mit Sternbilderdarstellungen
Gotha, Forschungsbibliothek, Cod. M II 141, Oberitalien, frühes 15. Jh. (spätestens 1428)
Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 5318, Salzburg, um 1440–1460
Catania, Biblioteca Universitaria, Ms. Arm. 3 U. 87, deutschsprachiger Raum (Wien?), zweites Viertel 15. Jh.
Georgius Fendulus, Introductio in astrologiam
Paris, Bibliothèque Nationale, Ms. lat. 7330, Süditalien, um 1220–1240
London, British Library, Ms. Sloane 3983, Burgund oder südliche Niederlande (?), Mitte 14. Jh.
Lille, Bibliothèque des Facultés Catholiques, Niederlande (?), Ende 14. Jh.–15. Jh.
New York, Pierpont Morgan Library, Ms. M 785, Brügge, um 1400
Paris, Bibliothèque Nationale, Ms. lat. 7331, Brügge (?), 1450–1460
Paris, Bibliothèque Nationale, Ms. lat. 7344, Frankreich, Ende 15. Jh.–16. Jh. (nach 1488)
Paris, Bibliothèque Nationale, Ms. Smith-Lesouëf 8, Frankreich, um 1500
Michael Scotus, De signis et imaginibus coeli
München, Bayerische Staatsbibliothek, clm 10268, Padua, um 1320–1330
Sankt Petersburg, Russische Nationalbibliothek (Öffentliche M.E. Saltykow Schtschedrin Staatsbibliothek), Ms. lat. F.v.IX, 1 (alias: Cod. lat. F.v.IX, No. 3), Oberitalien, drittes Viertel 14. Jh. (um 1350?)
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. lat. 4087, Oberitalien, zweite Hälfte 14. Jh./Anfang 15. Jh.
Paris, Bibliothèque Nationale de France, Ms. lat. 7408 A, Süddeutschland (?), drittes Viertel 14. Jh. (um 1350–1360?)
Edinburgh, The Library of the Royal Observatory, Ms. Cr. 3.23., England, zweite Hälfte 14. Jh., vor 1386 (um 1360–1370?)
Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 2378, Prag, drittes Viertel 14. Jh. (um 1370?)
Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 2352, Prag, 1392–1393
Padua, Biblioteca del Seminario Vescovile, Cod. 48, Italien (Raum Padua, Rimini, Cesena, Bologna), Anfang und viertes Viertel 15. Jh.
Warschau, Biblioteka Narodowa (Nationalbibliothek), Rps. B. Baw. 46 (akc. 9802), Polen (böhmisch?), erstes Viertel 15. Jh.
Prag, Narodni Knihovna, Ms. XXVI A 3 [alte Signatur Ms. Zittau B. 2], Prag, erstes Viertel 15. Jh. (1404–1416?)
Cambridge (Mass.), Harvard College, Houghton Library, Ms. typ. 43 [ehemals: München, Sammlung Rosenthal, Cod. 100,2], um 1420 Wien/1400 Paris
Klosterneuburg, Augustiner Chorherrenstift, Stiftsbibliothek, CCl. 125, Klosterneuburg, um 1440
Sevilla, Biblioteca Colombina, Ms. 7.7.1, Spanien (Oberitalien?), erste Hälfte 15. Jh.
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Verzeichnis der Handschriften
Florenz, Biblioteca Nazionale Centrale, Cod. Magliabechianus XXII, 22, Venedig, um 1410–1450, illustriert um 1430
Catania, Biblioteca Universitaria, Ms. Arm. 3 U. 87, deutschsprachiger Raum (Wien?), zweites Viertel 15. Jh.
Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 5442, deutsch, um 1440
Mailand, Biblioteca Ambrosiana, Cod. I. 90 sup., Oberitalien, um 1441
Krakau, Biblioteka Jagiellonska, Rps. 573, Krakau, 1450–1460 (1457)
London, Library of the Wellcome Institute, Ms. 509/Teil 1, Italien (Venedig?), um 1450–1460
London, British Library, Additional Ms. 41600, Venedig, um 1455
Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 3394, östliches Oberitalien (wohl Venedig oder Padua), um 1470
Bartholomaeus de Parma, Breviloquium (nach Michael Scotus)
Metz, Bibliothèque municipale, Ms. 287, Briey bei Metz, 1420
Cambridge (UK), Emmanuel College Library, Ms. 70, England, um 1425–1430
Deutsche Bearbeitungen von Michael Scotus, De signis et imaginibus coeli
Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Ms. 7082, oberdeutscher Raum, erste Hälfte 15. Jh. (vor 1440)
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. 1370, oberdeutscher Raum (Straßburg?), Ende 14. Jh.–15. Jh., illustriert Mitte 15. Jh. (ca.1440?)
Salzburg, Universitätsbibliothek, M II 180, Elsass (?), zweites Viertel 15. Jh. (ca. 1440)
Berlin, Staatsbibliothek PK, Ms. germ. fol. 244, westmitteldeutscher Raum, um 1445
Oxford, Bodleian Library, Ms. 266 (Summary Catalogue 2466), Oberitalien (Padua?), um 1450
Edinburgh, The Library of the Royal Observatory, Ms. Cr. 4.6., Südwestdeutschland, zweite Hälfte 15. Jh.
Darmstadt, Hessische Landes- und Hochschulbibliothek, Ms. 266, oberdeutscher Raum (Straßburg?), drittes Viertel 15. Jh.
Karlsruhe, Badische Landesbibliothek, Ms. K 2790 [ehemals: Antiquariat Ludwig Rosenthal München], Unterelsass (Basel?), drittes Viertel 15. Jh.
New York, Pierpont Morgan Library, Ms. M 384, oberdeutscher Raum, drittes Viertel 15. Jh.
Tübingen, Universitätsbibliothek, Ms. Md 2, württembergischer Raum (Ulm/Urach?), drittes Viertel 15. Jh.
Paris, Bibliothèque Nationale, Ms. allem. 106, oberdeutscher Raum, drittes Viertel 15. Jh.–16. Jh.
Freiburg/Br., Universitätsbibliothek, Ms. 458, schwäbisch-niederalemannischer Raum, Ende 15. Jh./Anfang 16. Jh.
Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Cod. Guelf. 29.14 Aug. 4°, oberdeutscher Raum (Straßburg?, Basel?), Ende 15.–Anfang 16. Jh.
Texte mit Sternbilderdarstellungen
Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Cod. Guelf. 8.7 Aug 4°, oberdeutscher Raum, um 1500
Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, N 88. Helmst. 4°, Augsburg, 1491
Coburg, Bayerische Landesbibliothek, Ms. 5, bayerisch-schwäbischer Raum (Augsburg?), Ende 15. Jh. (nach 1491)
Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cod. Pal. Germ. 832, Regensburg, Ende 15. Jh. (nach 1491)
Ptolemäische Sterntafeln
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. 1377/Teil 7, deutsch, erste Hälfte 14. Jh.
Brüssel, Bibliothèque Royale Albert 1er, Ms. 10117-26, Süddeutschland (Bayern oder Oberpfalz?), zweites Viertel 15. Jh.
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. 1368, Mittelrhein (Heidelberg?), um 1426
Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 5415, Klosterneuburg, um 1435
London, British Library, Ms. Arundel 66, London, 1490
Alfonsinische Sterntafeln
Oxford, Bodleian Library, Ms. Rawl. C. 117, Frankreich (Paris?), England(?), erstes Viertel 14. Jh.
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Urb. lat. 1399, Italien oder Frankreich, zweites Viertel 14. Jh. (vor 1386)
Oxford, Bodleian Library, Ms. Can. Misc. 554, Padua, 1435
Torun (Polen), Biblioteka Uniwersytecka, Cod. 74 [ehemals: Kaliningrad (Königsberg), Biblioteka Uniwersytecka, Cod. 1735], deutsch, 15. Jh. (ca. 1420–1440?)
Bergamo, Biblioteca Civica Angelo Mai, Cod. MA 388 [ältere Signaturen: Cod. 1177 und Cod. S II 2], Oberitalien (Bergamo?), zweite Hälfte 15. Jh. (nach 1466)
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. lat. 3099, Ferrara, 1472
Alfonso X el Sabio, Astromagia
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Reg. lat. 1283a/Teil 1, Spanien, 1252–1284
Alfonso X el Sabio, Lapidario
El Escorial, Ms. h. I. 15, Sevilla, um 1276–1284 (?)
Alfonso X el Sabio, Libro del Saber de Astrologia
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. lat. 8174, Florenz, nach 1341
Los Angeles, The John Paul Getty Museum, 83.MO.136 (Ms. Ludwig XII 7) [ehemals: Kew, Cockerell Collection ], England (Oxford, Gloucester?), um 1386–1400
Nicolas Trevet, Tragoediae Senecae cum commento
London, Society of Antiquaries, Cod. 63, England, erste Hälfte 14. Jh. (nach 1315)
977
978
Verzeichnis der Handschriften
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Urb. lat. 355, Südfrankreich (Avignon?), frühes 14. Jh. (nach 1315)
Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. lat. 1650, Südfrankreich (Avignon?), erste Hälfte 14. Jh. (um 1315–1317)
Padua, Biblioteca Universitaria, Cod. 896, Südfrankreich(?), erste Hälfte 14. Jh.
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Texte mit Sternbilderdarstellungen Ohne Text
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Personen und Orte Aachen 109, 732 Abbate Canonici, siehe: Canonici, Matteo Luigi ‘Abd al-‘Azı¯z Ibn ‘u-tm¯an, siehe: Alkabitius ‘Abd-ar-Rahm¯an a s-suf ¯ ¯ı, Ibn-‘umar, siehe: al-Sufi ˙ ˙˙ Abraham Additor 267 Abraham Ibn Ezra 64, 133, 228, 256, 266, 312, 361–363, 366–368, 397, 492, 506 Abu¯ Alı¯ al-Husain ibn Abdull¯ah ibn Sı¯n¯a, siehe: Avicenna Abû Ja ’afar Anmad ibn Yûsuf 442 Abu Ma‘shar 13, 19–21, 32, 64, 108, 132, 139, 147, 148, 149, 156, 173, 174, 199, 256, 266, 312, 332, 333, 361–363, 367,397, 402, 403, 493, 512, 528, 907, 910, 917, 929 Accursius de Parma 427, 460, 488, Adamoli, Pierre 474 Adud al-Dawla 57 Agrippa von Nettesheim, Heinrich Cornelius 929 Ahmad ibn Musa 419 al-Battani 209, 227, 339, 492, 493, al-Bitrugi 25 al-Biruni 58 ˇ al- Gamal, ‘Alı¯ al-, siehe: Hali Imrani al-Sufi 13–14, 51–52, 57–62, 64, 69, 71–75, 140, 218, 243, 245, 246, 262, 314, 332–390, 392, 395–397, 401–415, 417, 421, 429, 430, 436, 437, 450, 466, 467, 472, 505, 515, 516, 520–523, 530, 534, 536, 540, 631, 712, 715, 947, 952 al-Zarkâlî 542 Alain de Lille 204 Alanus ab Insulis, siehe: Alain de Lille
Alari-Bonacolsi, Pier Jacopo 120 Alberti, Nicolò di Prato 709 Albertino Mussato, siehe: Mussato, Albertino Albertus Magnus 26, 228, 261, 262, 339, 348, 379, 453, 507 Albrecht der Beherzte, Herzog von Sachsen 899 Alchandreus 644 Alcuinus, Flaccus 644 Aldrovandi, Ulisse 120 Alexander VII., Papst 896 Alexander de Villa Dei 221 Alfons X. Von Kastilien, siehe: Alfonso el Sabio Alfonso d’ Aragona 120 Alfonso el Sabio 69–76, 89, 140, 142, 216, 244, 335, 357, 358, 375, 392–396, 401–407, 413, 414, 417, 421–423, 427, 430, 443, 448, 449, 461, 501, 508, 516, 521, 523, 527, 715, 716 Alfraganus 418, 456 Alkabitius 312, 313, 387, 465, 501 Alkindi 419, 426, 427 Allan, George 724 Ambrosius Mediolanensis 793 Anas, Donaldus 153 Andalo di Negro 108, 429, 437, 559, 560, 947 Andrea Bonaiuti 557 Angelo Aquilano 664 Angelus, Johannes 890, 891, 898, 907 Angers 939 Antico, siehe: Alari-Bonacolsi, Pier Jacopo Antonio da Montolmo 436, 440 Antonio di Mario 736
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Apuleius Madaurensis 595 Acquaviva, Andrea Matteo III. Herzog von Atri 742 Aragona, Alfonso d’ 99 Aratos von Soloi 19, 99, 106, 109, 111, 113, 132, 244, 246, 319–323, 436, 466, 536, 611, 612, 616, 617, 642–646, 657, 690, 705, 711, 725, 726, 732, 740, 743, 748, 753, 757, 760, 764, 768, 947, 952 Archimedes 420 Argenson, Marc Antoine René de Voyer de Paulmy d’, siehe: Paulmy, Marquis de Aristoteles 27 Arnaldus de Villanova 312, 313, 453 Arzachel 426 August II., Herzog von BraunschweigWolfenbüttel 504 Augustinus, Aurelius 793 Augsburg 85, 132, 487, 489, 491, 542, 816, 897, 907, 910 Ausonius, Decimus Magnus 683 Autolycus Pitanensis 419 Averroes 27 Avicenna 25, 205 Avignon 107, 713–717 Bacon, Roger 427, 428 Bagdad 57 Baldini, Baccio 653, 910 Baldini, Filippo Mattei 663 Baldo degli Ubaldi 352 Bamberg, Domschatz 114 Bandot, Henri 169 Barbari, Franciscus 610 Barberini, Francesco da 747 Bartholomaeus Anglicus 347 Bartholomaeus de Parma 41, 48, 229, 234, 250–252, 255–257, 261 Bartolelli, Pier Mario 661, 663 Basel 126, 127, 130, 133, 417, 501, 502, 843, 844, 855, 857, 881, 910 Basinio da Parma 99–102, 327, 328, 582, 657, 661, 664–667, 670–673, 676, 679, 683, 686, 689–692, 695, 698, Bates, Henricus 506 ˇ abir al-, siehe: al-Battani Batt¯anı¯, Muhammad Ibn-G¯ ˙ Bayer, Johannes 85, 133, 142 Baworowski, Wiktor 236 Beatty, Alfred Chester 603 Beauvau, Jean de 939 Beck, Ludwig Joseph 887 Beda Venerabilis 283, 471
Beldomandi, siehe: Prosdocimo de‘ Beldomandi Bembo, Bernardo 95, 600 Bergamo 453, 455, 458 Bergius, Friedrich 604, 607 Bernardo Daddi 557 Bernhard von Clairvaux 793 Bernkastel-Kues 42, 73 Bessel, Gottfried 730 Bettini, Giovanni di Bartolo di 658 Bigot, Louis-Émery 926 Blasius de Parma 222, 278 Blavis, Thomas de 132 Blümer, Johannes 806, 813 Boccaccio, Giovanni 78, 90, 108, 110, 116 Boethius, Anicius Manlius Severinus 351, 441 Boisnet, Martin 921 Boll, Franz 19 Bologna 13, 41, 60, 61, 132, 140, 186, 326, 332, 333, 352, 353, 357, 436, 658, 726 Boncompagni, Baldassarre 675 Bonus, Jacobus 648 Bopo, Petrus, siehe: Popon, Petrus Boppard 495 Borcardo de Barby 272 Botticelli, Sandro 116, 120 Botticini, Francesco 97, 625, 626 Brancati, Giovanni 112, 114, 737, 739 Briey 250, 252 Bradwardine, Thomas 471 Braunschweig 513 Brown, Robert Jr. 831 Brubach 857 Brügge 22, 165, 166, 170, 257 Brunelleschi, Filippo 951 Buda 84 Bunic´ Dubrovˇcanin, Jakov, siehe: Bonus, Jacobus Buschmann, Ulrich 898 Buzzacarini, Francesco 95, 600 Bylica, Martin 84 Cacciaguerra, Magister 594 Cambrai 599 Cammerlander, Jakob 133, 910 Campanus von Navarra 426, 453, 454 Canonici, Matteo Luigi 446 Canterbury, Kloster St. Augustine 427, 428, 432 Capalanus, Franciscus 742 Capello, Guilelmo 48, 293, 294, 297, 298, 301, 304 Carli, Alarico 420 Carnerius, Augustinus 571
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Cefalu 115 Cenau, Robert 926 Cesena 100, 101, 326, 327, 657, 660 Chéron, Claude 739 Chiaramonte, Isabella di 741 Chios 111 Christianus de Prachatice 312 Christine, Königin von Schweden 405, 647 Cicero, Marcus Tullius 36, 98, 109, 110, 320, 634, 635, 643, 645, 705, 725–727, 732 Cinico, Joan Marco 112, 740 Citta del Piève 684 Clarke, John 208 Claudianus, Claudius 683 Cockerell, Sydney Carlyle 415 Cocles, Bartolommeo della Rocca 910 Colbert, Jean Baptiste 203 Colón, Fernando 242 Conrad von Dyffenbach 514, 518, 519 Conradus Eichstetensis 832, 863 Constantinus, Johannes Petrus 574, 576 Corbie, Abtei Saint-Pierre 705, 727 Cornelius, Georgius 652 Cosmas de Montserrat 708 Costa ben Luca 408, 527 Cotta, Johannes Stephanus 671 Court, M. 169 Crawford, James Ludovic Lindsay, 26th Earl of 208, 825 Cristoforo da Cassano 303 Crusius, M. Paul 887 Cuspinianus, Johannes 648, 649 Cyriacus d‘Ancona 94, 99, 109–111, 726, 732 Dante Alighieri 97, 298, 626 Dati, Leonardo di Piero 97, 625 Del Cossa, Francesco 571 Della Fonte, Bartolomeo 96 Della Valle, Familie 96 Diedus, Ludovicus 653 Dijon 156, 169 Doberlug-Kirchhain 469 Domenici da Sinalonga, Francesco 589, 592 Domenico d’Arezzo 389 Dominicus de Clavasio 245, 420, 471, 474 Domitius de Calderiis 653 Dorn, Hans 84 Dorotheus, Sidonius 498 Douce Master 602 Dun, William 310
Dunstaple, John 256, 257, 259 Durantus, Guillelmus 271, 283 Dürer, Albrecht 82, 142, 163, 529 Eberhard V. von Württemberg 128, 834, 842 Eeckhout, siehe: S. Bartholomaeus de l’Eeckhout Egidius von Prag, Magister 228, 232 Egnatius, Johannes Baptista 507 Einbeck 267 El Escorial, Real Monasterio de San Lorenzo 401 Emanuel Chrysolaras, siehe: Manuel Chrysoloras Engel, Johann, siehe: Angelus, Johannes Engelsüß, Kaspar 796, 805, 827, 857 Enrichetto Taegio 351 Enzo von Sardinien 60 Eratosthenes von Kyrene 106 Erfurt 380 Ermanno Tedesco 736 Ernst II., Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg 377, 899 Ermanno Tedesco 111 Eschuid, Johannes 312 Este, Borso d‘ 84, 92, 571 Este, Lionello d’ 48, 99, 298 Euclides, siehe: Euklid Eugenius de Palermo 420 Euklid 441 Euripides 111, 727 Fabri, Johann 649, 651 Faenza 459 Falconi, Giovanni 48, 298 Far˙ga¯ nı¯, Ahmad Ibn-Muhammad al-, siehe: ˙ ˙ Alfraganus Farsetti, Tommaso Giuseppe 306 Fazio de’ Castoldi 351 Fazio degli Uberti 48, 293, 297, 298, 301, 304 Federighi, Gueruccio di Cione 408 Feldkirch 483 Felice, Matteo 113, 741, 743, 744 Fendulus, Georgius Zothorus Zaparus 17, 20–22, 53, 135, 139, 147–184, 364, 367–369, 397, 918, 934, 940, Ferrante d‘Aragona 112, 120, 737, 740, 742, 744, 747, Ferrara 58, 84, 92, 93, 99–101, 118, 294, 301, 304, 459, 463, 570, 571, 574, 585, 586, 598, 726 Ficino, Marsilio 589 Filelfo, Francesco 110 Filomarino, Ascanio 749, 750, 752
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Firmicus Maternus, Iulius 176, 362 Firminus de Bellavalle 251, 498 Fleury, Kloster 110, 726, 727 Florenz 84, 112, 118–120, 133, 134, 141, 407, 459, 534, 535, 553, 557, 559, 560, 563, 567, 597, 608, 611, 612, 617, 619–621, 625–627, 629, 635, 640, 653, 736, 753, 757, 760–762, 764, 765, 770, 910, 934, 951, 952 Florenz, Dom 47, 74, 91, 109 Florenz, S. Lorenzo 16, 78, 82–84, 536, 620, 627 Fonte, Bartolomeo della 117, 118, 612, 617, 620, 761, 765 Fonte, Niccolo della 117 Fonzio, Bartolommeo, siehe: Fonte, Bartolomeo della Franciscus Esculanus 348 Freiberg 605 Freiburg/ Breisgau 856 Friedrich I. von der Pfalz 128, 479, 802 Friedrich II., Kaiser 20–22, 25, 29, 61, 139, 142, 150, 156, 397 Friedrich III., Kaiser 130, 378, 881, 887 Frundsberg, Ulrich von 908 Fugger, Philipp Eduard 220 Fugger, Ulrich 507 Fulgentius, Fabius Planciades 553, 709 Furtmeyr, Berthold 889, 891, 892, 896 Fusoris, Jean 84 ˇ abir Ibn-haiy¯an, siehe: Geber G ˙ Gagnaire, Herménégilde Joseph Alexandre, Baron de Joursanvault 169 Galleacius de Padua 261 Geber 420 Gellius, Aulus 577, 578 Gensfelder, Reinardus 81 Gent 652, 653, 655 Geoffrey of Monmouth 539 Georgius de Casale 458 Gerhard von Cremona 13, 30, 33, 59, 74, 333, 342, 418–420, 542, 577, 578 Germanicus Cäsar 30, 31, 43, 89, 90, 95, 97, 98, 106, 108, 111, 113, 115, 117–121, 132, 141, 274, 322, 447, 477, 509, 523, 529, 553–556, 601, 604, 611, 612, 619, 620, 626, 627, 634–636, 657, 705, 735–737, 740, 743, 748, 750, 753, 757, 760, 764, 769 Gernardus 418 Gherardo di Giovanni del Fora 620, 626 Gioacchino de Gigantibus 113, 118, 748, 750, 769
Gionitus 47 Giotto di Bondone 39, 77, 186, 187 Giovanni d’Aragona 113, 114, 737, 744, 747–750 Giovanni da Cremona 70, 408 Giovanni da Messina 70, 408 Giovanni da Milano 353 Giovanni Francesco da Bergamo 73, 411 Giovanni Pesello 951 Giovannino de Grassi 353 Giuliari, Antonio 578, 580 Giuliari, Jacopo 578, 580 Giustiniani, Andreolo 111 Glockendon, Albrecht d. J. 893 Gloucester 412 Gloucester, Thomas 415 Goldschmidt, Victor 861 Gonzaga, Francesco 350 Gonzaga, Gianfrancesco II. 93, 120, 582, 583 Gonzaga, Leonora 582, 583 Gonzaga, Lodovico 582 Goullet, Robertus 926 Gregor XV., Papst 802, 896 Gregor von Tours 642, 645 Gregorius de Tipherno 684 Grieshaber, Franz Karl 887 Gruel, Léon 831 Grzymała, Andreas de Posnania 312 Gualdini, Bartholomaeus 683 Guariento di Arpo 77, 443 Guarino da Verona 99, 686 Guido Bonatti 132, 312, 497, 498, 513, 538, 540, 890, 898, 907 Guilhelmus Anglicus 413, 426, 593 Guillén Arremón d’Aspa 70, 408 Güterstein, Kartause 128, 833, 834, 842 Hagenau 126 Hali Imrani 493 Haller, Wilhelm IV. 216, 220, 362, 373 Haly Abenragel 251, 255, 266, 338, 456, 497, 498, 793, 795, 804 Hamilton, Duke of, William Douglas-Hamilton 360 Hartlieb, Johannes 843–845, 856, 870, 871, 880, 883, 890, 898 Hartmann, Adam 806, 813 Hautscilt, Lubertus, siehe: Lubertus Hauschild Heidelberg 80, 479, 495, 507, 508, 511, 512, 515, 519, 542, 543, 802 Heinrich V., König von England 84
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Heinrich VI., deutscher König 21, 150 Heinrich (VII.), deutscher König, siehe: Heinrich VI. Deutscher König Heinrich VII., König von England 539, 541 Heinrich von Avranches 25 Heinrich von Laufenberg, siehe: Laufenberg, Heinrich Heinrich von Mügeln 793, 807 Heinfogel, Conrad 82, 142 Heinrich Lobenstein 447 Heinsius, Nicolas 647 Heisler, P. 356 Henricpetri, Jacob 425 Herbillon, Jean 254 Hergesheim 806, 813 Hermann von Carinthia 19, 20, 148, 397 Hermannus de Saxonia 250, 251 Hermannus de Soest 792 Hermannus Salus 448, 449 Hermannus Zoest, siehe: Hermannus de Soest Hermes Trismegistos 228, 566, Hesiodus 670, 683, 684, Hessemannus, Johannes 871, 878 Hipparch von Nikaea 58 Hoart, Adamus 162 Honorius Augustodunensis 783 Horatius Flaccus, Quintus 229, 320, 354 Horblitt, Harrison D. 415 Humel, Melchior 784 Humphrey Gloucester, Herzog 538, 539 Hurault, Philippe 156 Hurtado de Mendoza, Diego 401 Hyginus, Gaius Julius 14, 65, 84, 89–100, 108–110, 115, 117, 118, 121, 126, 129, 130–133, 141, 206, 244, 262, 298, 311–314, 319–323, 327, 328, 417–422, 464–467, 470, 471, 475, 477, 480–483, 487, 488, 492, 494, 496, 499–502, 509, 512, 515, 523, 527, 528, 553–556, 559–563, 566, 567, 570, 573–578, 581, 583, 585, 589, 590, 593–597, 600, 604, 608, 611, 616–621, 626, 630, 631, 634–636, 639, 642, 645, 647, 652, 657, 658, 693, 695, 698, 710, 711, 725, 735, 736, 740, 743, 748, 764, 768, 776, 777, 837, 845, 890, 891, 900, 907–909, 934, 947, 948 Hypsicles 418 Iafar Indus 493 Ibn-Abı¯-‘r-Riˇg a¯ l, Abu-‘l-hasan ‘alı¯, siehe: Haly ˙ Abenragel Ibn al Haitam 418, 471, 505, 506
Ibn-‘Ezra, Avraham Ben-Me’ir, siehe: Abraham Ibn-Ezra Ibn-Tibbo¯ n, Ya‘aqov Ben-M¯akîr, siehe: Profacius ¯ Judaeus Ingolstadt 891 Iordanus Nemorarius 245, 417–420, 476, 506 Isabella von England 150 Isabella von Spanien 405 Isidor von Sevilla 170, 261, 262, 347, 493, 573, 574 Isocrates 686 Istanbul, siehe: Konstantinopel Jacobus de Cessolis 272, 273 Jacobus de Sanseverino 463 Jakob Schonloip 279, 282, Jean Bondol 352 Jean de Beauveau 134 Jean, Duc de Berry 22, 165–167, 169, 352 Jean IV de Chalon-Arlay, Prinz von Orange 156 Johann Blaubirer 816 Johannes XIII., Papst 84 Johannes XXII., Papst 107 Johannes Brixensis 426 Johannes Campanus 420 Johannes Chrysostomus 671 Johannes Dank 215, 387, 448, 488, 501, 521 Johannes Eligerus de Gondersleven 379, 449 Johannes de Eschenden 255, 256, 379 Johannes de Ganduno 420 Johannes de Kirchberg 49, 199, 203 Johannes de Lineriis 243, 311, 379, 434, 436, 447, 448, 454, 520, 521, 542 Johannes de London 427, 428, 432, 454, 473, 476 Johannes de Muris 251, 507 Johannes de Rupescissa 782 Johannes de Sacrobosco 28, 84, 92, 221, 311, 314, 380, 435, 460, 476, 480, 481, 506, 520, 542, 566, 567, 577, 578, 792 Johannes de Saxonia 221, 222, 250, 256, 453 Johannes de Sevilla, siehe: Johannes Hispalensis Johannes de Wachenheim 513, 514, 518 Johannes Eligerus de Gondersleven 245 Johannes Harlebek 427 Johannes Hispalensis 221, 222, 266, 312, 333, 379, 418, 442, 493, 501, 528 Johannes Peckham 427 Johannes Simon de Zelandia 380 Johannes von Gmunden 51, 81, 82, 84, 141, 380, 488, 492, Johannes Wellys 539
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John Killingworth 538 John von Bedford, Herzog 257 Jordanus de Nemore, siehe: Iordanus Nemorarius Joseph, Meister 128 Jungkhauß, Heinrich 605 Kariye Camii Sokak, siehe: Konstantinopel, Chora-Kloster Karl IV., deutscher König 201, 350, 368 Karl V., Kaiser 401 Karl V., König von Frankreich 73, 364 Karl VIII., König von Frankreich 172 Karl der Kühne 881 Karl-Theodor von der Pfalz, Kurfürst 191 Karlstein, Burg 232 Kechk, Burkhart 387 Kindı¯, Ya‘q¯ub Ibn-Ish¯aq al-, siehe: Alkindi ˙ Kingele, Richard Stonnerd 259 Klosterneuburg 48, 51, 81, 82, 84, 243, 246, 261–265, 383, 386, 388, 390, 449, 489, 526–529, 532 Köln 341, 380 Köln, Sammlung Ludwig 415 Königsberg 452 Konrad von Eichstätt, siehe: Conradus Eichstettensis Konrad von Megenberg 782, 826 Konstantinopel 105, 283, 702 Konstantinopel, Chora-Kloster 106 Konstanz 502, 816 Koranda, Wenzel 452 Krakau 84, 311, 314 Kues, St. Nikolaus-Hospital 140, 340, 505, 511 Kyeser, Konrad 847, 872 Lactantius, Lucius Caecilius Firmianus 298 Landel, Charles 697 Landsberg am Lech 816, 857 Lauber, Diebold 126, 782, 786, 787, 807 Laufenberg, Heinrich 855, 856 Lautentii, Michael 769 Leigh, Thomas 259 Leopoldus dux Austriae 251, 381, 513, 910 Leovitius, Cyprianus 893 Leto, Pomponio 118, 769 Levi ben Gerson 420 Lichtenberger, Johannes 130, 131, 879, 880, 887 Lille 22, 164 Lippi, Filippo 116 Lippincott, Kristen 16 Litelin, Caspar 162
Litelin, Johannes 162 Livius, Titus 107 London 538, 603, 649, 653 Loredano, Lorenzo 277 Lovato Lovati 107 Lubertus Hauschild 22, 165, 169 Lucianus Samosatensis 670 Ludovicus de Angulo, siehe: Luis de Angulo Ludwig III. von der Pfalz 484 Ludwig V. von der Pfalz 515 Ludwig VII. von Bayern-Ingolstadt 484 Ludwig XI., König von Frankreich 939, 944 Luis de Angulo 49, 133–136, 173–177, 198–200, 206, 207, 261, 892, 901, 903, 916–944 Lüsser, Leonhard 495 Lütelin, siehe: Litelin Luther, Martin 881 Lyon 49, 133, 172, 200, 483, 486, 921 Machiavelli, Niccolò 938 Macrobius 36 Maestro del De Civitate Dei 101, 658 Maestro del Messale dei Servi 358 Maestro di suffragi 741 Mailand 63, 77, 78, 84, 90, 92, 99, 100, 109, 140, 141, 297, 347, 351–454, 567, 631 Maimonides 27 Mainz, Diözese 126 Malatesta, Domenico Nevello 100, 101, 657, 658, 660, 662 Malatesta, Sigismondo Pandolfo 99–101, 657, 662–665, 668, 671, 673, 676, 680, 684 Malin, David 142 Manetti, Agnolo 97, 111, 112, 115–117, 626, 627, 736, 744, 758, 761, 769, 770 Manfredino da Chignolo 351 Manilius, Marcus 460, 639, 679 Mannheim 191 Mantegna, Andrea 94, 99, 120, 598, Mantua 93, 99, 120, 581, 582 Manuel Chrysoloras 686 Manutius, Aldus 98, 132, 322, Marcanova, Giovanni 95, 600 Marcatellis, Raphael de 649, 653, 655 Margarete von Bayern-Landshut 131 Marsus, Paulus 648, 652, Martianus Capella 554, 560, 612, 616, 617 Martignoni, Giovannolo 351 Martin V., Papst 357 Masha‘allah ibn Atharı¯, siehe: Messahala
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Maslama de Cordoba 222 Massa Maritima 626 Mathew Paris 472 Matteo Palmieri 625, 626 Matthaeus Vindocinensis 735 Matthias de Jehnˇedno 228, 232 Matthias von Kemnat 475, 479, 792–795, 802 Maximilian I., Herzog von Bayern 802, 896 Maximos Planudes 703 Mazzatosta, Fabio 118, 769, 770, 771 Medici, Cosimo de‘ 82, 951 Medici, Giovanni di Bicci de‘ 951 Medici, Giuliano de‘ 620, 768 Medici, Lorenzo de’ 120, 620, 768 Mehun-sur-Yèvre, Schloß 165 Meisters der »Vitae Imperatorum« 303–305 Meister des Paraments von Narbonne 352 Meister von 1411 353 Menchig, Conradus 792 Messahala 204, 222, 228, 256, 413, 418, 435, 448, 460, 493 Messina 742 Metz 203, 250, 254 Michael VIII. Palaiologos 105 Michael Puff von Schrick, siehe: Schrick, Michael Michael Scotus 21, 25–32, 43–52, 61–62, 64, 69, 77, 81, 84–85, 90, 97, 98, 102, 125–135, 139–141, 173–177, 186–330, 335, 338, 339, 342, 343, 378, 382, 386, 388, 389, 414, 443, 447, 450, 455, 461, 477, 489, 502, 509, 517, 522, 528, 529, 536, 540, 620, 635, 649, 653, 699, 773–910, 916–944 Michelino da Besozzo 351, 353 Miller, Hans 910 Modena 60, 726 Mohammed ibn Dsch¯abir al-Batt¯anı¯, siehe: Al-Battani Möller, Andreas 605 Montecassino 30, 113, 736 Montefeltre, Federigo da 96, 117, 440, 612, 615, 617, 620, 713, 768 Morel, Guillaume 646 Morelli Giacomo 669 Morena, Andrea 303 Moulder, Radulphus 415 Mussato, Albertino 107 München 191 Münster, Sebastian 512, 515 Münsinger, Johannes 834 Müstinger, Georg 51, 81–84, 141
Neapel 97, 111, 113, 116–120, 133, 141, 200, 459, 603, 612, 619, 620, 626, 627, 735–737, 740, 742–744, 748, 750, 754, 761, 769, 770 Negro, Andalo di, siehe: Andalo di Negro Neuhausen, Stift 514 Niccoli, Niccolo 111 Nicephoros Gregoras 105, 106, 702, 703 Nicolas Oresme 418 Nicolaus de Aquila 593 Nicolaus de Lipna 222, 224 Nicolaus de Lynn 412, 413 Nicolaus de Valle 670 Nicolaus Salernitanus 782 Nicolaus Trevet 90, 107, 108, 110, 116, 344, 414, 420, 436, 709–711, 714, 715, 718, 721, 723 Nicolò di Giacomo 352 Nogent-sur-Marne 184 Nikolaus V., Papst 708 Nikolaus von Kues 83, 339, 340, 345, 505, 511 Nikosia 111 Nürnberg 232, 339, 892 Nuti, Matteo 658 Oltmann, Bechtold 806, 813 Omar Tiberiadis 251, 267, 363, 465, 493 Origenes 626 Orsi, Roberto 661 Ottheinrich von der Pfalz, Pfalzgraf 892 Otto von Freising 114 Ovidius Naso 64, 99, 118, 298, 354, 358, 648, 649, 652, 653, 671, 710, 952 Oxford 412, 413, 513, 538 Padua 13–14, 39, 41, 47–49, 76, 77, 81, 83, 94–96, 99, 102, 119, 120, 140, 141, 186–188, 194, 268, 279, 280, 288, 294, 301, 304, 307, 319, 321, 326, 330, 436, 441–443, 589, 590, 593, 595, 597, 600, 601, 604, 605, 627, 664–666, 671, 719, 720, 726, 769 Padua, Capella degli Scrovegni 187 Padua, Palazzo della Ragione 187, 285 Palermo 59, 60, 115, 150, 333 Palmieri, Matteo 97, 117 Panizza, Battista 118 Paolo da Sassoferrato 661 Paris 13–14, 49, 73, 74, 84, 159, 165, 169, 224, 243, 251, 257, 341, 352, 427, 436, 443, 450, 483 Parma 41, 78, 280 Paulinus, Johannes 471 Paulmy, Marquis de 337
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Register
Pavia 63, 347, 351–353, 612, 613 Pazzi, Andrea 952 Pellegrini, Bianca 77 Pelliparius, Girardus 252 Perrins, Charles William Dyson 582, 739 Perottus, Nicolaus 585, 586 Pesaro 109 Petau, Alexander 405, 569, 647 Petau, Paul 405, 647 Petavius, siehe: Petau Petosiris 643 Petrucci, Antonello 112, 737, 740, 742 Petrus Cruciferus 449 Petrus de Abano 39, 312, 362, 367, 368, 403, 505, 826, 879, 890, 898 Petrus de Alliaco 386, 387 Petrus de Appono 593 Petrus de Chothkow 50, 317 Petrus de Crescentiis 237 Petrus de Ebulo 150 Petrus de Guioldis 63, 350, 353, 356 Petrus de Kladsla 232 Petrus de Mutina 420 Petrus Peregrinus de Maricourt 379 Petrus Philomena de Dacia 426, 471 Petrus Pictaviensis 271, 272, 283 Petrus Rein de Zittavia, siehe: Petrus Cruciferus Phanuel de genere Elie 348 Phélipeaux de Pontchartrain 377 Philipp II., König von Spanien 401, 921 Philipp der Aufrichtige, Pfalzgraf 131, 795, 891, 896 Philippus de Casserta 507 Phillips, Thomas 603 Philo Alexandrinus 493, 505 Philo Bizantinus, siehe: Philo Alexandrinus Phisitor 774 Phocas Grammaticus 585, 586 Piccolomini, Enea Silvio 319, 321 Pierre d’Ailly, siehe: Petrus de Alliaco Pietro d‘Abano, siehe: Petrus de Abano Pighius, Stephanus Viandus 121 Pilsen 452 Pindarus 683 Pinelli, Giovanni Vincenzio 282 Pisanello, Antonio 101, 582, 658 Pisano, Andrea 42, 47, 74, 91 Pius II., Papst, siehe: Piccolomini, Enea Silvio Pizzolpasso, Paolo 686 Plato von Tivoli 442, 492, 539
Plinius Secundus, Gaius (Plinius der Ältere) 31, 194, 465, 472, 506, 764 Poggio Bracciolini, Gian Francesco 111 Pomposa, Abtei 107 Pont-à-Mousson 252 Popon, Petrus 649 Porta, Guglielmo della 121 Prag 50, 63–65, 140, 188, 201, 209–212, 228, 229, 268, 314, 340, 344, 350, 352–354, 447, 452, 946 Prag, Strahovkloster 63 Priscian 585, 586 Profatius Judaeus 198, 203, 245, 379, 426, 448 Prosdocimo de‘ Beldomandi 49, 76, 77, 85, 278, 441, 442, 444, 446, 448, 521, 598, 935 Prudentius, Heiliger 634 Prüß, Johannes 794 Ps.-Beda 507, 523 Ps.-Dioscurides 348 Ps.-Euklid 419 Ps.-Evax 348 Ps.-Gerbert 507 Ps.-Hermes Trismegistos 498, 512 Ps.-Joachim de Fiore 271–274, 283 Ps.-Johannes Chrysostomus 643 Ps.-Priscian 520 Ps.-Ptolemaeus 507 Ps.-Pythagoras 402 Ps.-Socrates Basileus 216 Ptolemaios, Claudius 13–14, 19, 30, 32, 34, 38, 58–61, 64, 74, 75, 81, 105, 106, 255, 262, 298, 332–335, 343, 344, 354, 357–359, 365, 366, 369, 375, 382, 387, 395, 397, 417, 420, 427, 429, 434, 437, 441, 444, 449, 453, 455, 461, 465, 487, 492–494, 505, 508, 512–514, 520, 527, 529, 538, 540, 560, 649, 702, 703, 711, 712, 776, 833, 859, 872, 882, 946, 951 Pynottus, Medardus 184 Pythagoras 833 Qabı¯sı¯, Abu–‘s-saqr ‘Abd-al-‘Azı¯z Ibn-‘U-tm¯an al-, ˙ ˙˙ siehe: Alcabitius Quaritch, Bernard 603 Queux, Reginald de 170 Qust¯a Ibn-L¯uq¯a, siehe: Costa ben Luca ˙ Radíˇceves 222 Rapicano, Cola 745 Ratdoldt, Erhard 15, 84, 97, 98, 130–133, 141, 174, 175, 266, 284, 323, 540, 620, 636, 649, 653, 698, 890–892, 898, 900–903, 907–910
Register
Rawlinson, Thomas 432 Regensburg 341, 889, 891 Regiomontanus, Johannes 889, 897, 898, 902, 907, 910 René d‘Anjou 133, 200, 201 Ricardus Anglicus 222 Ricci, Giuliano 938 Richardus de Wallingford 492 Riddagshausen 513 Rimini 99–102, 186, 326, 327, 657, 661, 665 Rinunccini, Neri di Filippo 626 Rinutius Aretinus 671 Roberti, Ercole de‘ 571 Roberto da Rimini 676 Robertus Anglicus 453, 481 Robertus de Bridlington 539 Robertus Grosseteste 312, 426 Roccabianca 16, 77, 444 Roesner, Konrad 807, 816 Roger Bacon 27 Roger Lincolniensis 476 Rom 117, 454, 479, 508, 511, 605, 768–770, 802, 896 Rom, Palazzo Torlonia 96 Rosenthal, Erwin 248 Rosenthal, Jacques 169, 584 Rosenthal, Ludwig 248, 739, 861 Rossi, Pier Maria, Graf von Berceto 77 Rot, Hans 857 Roth, Johannes IV. Bischof 605 Rousseau, Jean 647 Roussel, Jehan 172 Rubeis, M. J. De 255 Rüdinger, Heinrich 893 Sagra di San Michele 555 Sahl Ibn Bišr, siehe: Zael Salamanca 78 Salutati, Collucio 89–92, 96–100, 108, 110, 118, 141, 554–557, 563, 567, 574, 582, 597, 609, 612, 620 Salzburg 386, 390, 502, 682 Samuel ha-Levi Abulafia 70, 408 S. Bartholomaeus de l‘Eeckhout, Kloster 22, 165, 169 St. Paul im Lavanttal 509 Santritter, Johannes Lucilius 649, 653 Sanvito, Bartolomeo 582, 769 Sassetti, Francesco 117, 760–762, 765 Saumur 645
Saxl, Fritz 16 Schilt, Thomas 889, 891 Schindel, Johannes 526 Schiraz 57 Schmid, Johann Jakob 842 Schobinger, David Christoph 932 Schöner, Johannes von Karlstadt 270 Schrick, Michael 856 Schroeter, Lazarus 843, 844 Schwäbisch Gmünd 834 Scotti, Giuseppe 583 Seneca, Lucius Annaeus 107, 227, 344, 709 Sentinus, Jacobus 648, 649, 653 Serapio der Jüngere 261 Serra di Cassano, Herzog 603 Sevilla 69, 70 Siena 574 Sigismund, Kaiser 484 Silvestri, Johannes de Luxia 277 Simon de Phares 133, 172 Šindel, Jan, siehe: Schindel, Johannes Sittich, Johannes 132, 910 Sizilien 60 Snyd, Walter 292 Socrates Basileus, siehe: Ps.-Socrates Basileus Solinus, Gaius Iulius 298, 418, 421 Spaccaforno, Gaetano Gustavo Curcio di 385 Speyer 806, 813 Squarcione, Francesco 99, 590, 601, Stabius, Johannes 82, 142 Stefano degli Azzi 352, 353 Steinau 605 Stepeling, Josef 356 Stöff ler, Johann 84 Straßburg 133, 792, 803–806, 827, 843, 844, 857, 869, 910 Strata, Antonius de 132 Straubing 825 Strozzi, Carlo di Tommaso 271, 559, 561, 585 Strozzi, Luigi di Carlo di Tommaso 588 Studer, Jacob 932 T¯abit Ibn-Qurra, siehe: Thebit ben Chorat ¯ Tabourot, Étienne, Seigneur des Accords 156 Tachova 232 Tadeus de Parma 278 Taffin, André 164 Telesforus de Cusentia 273, 283 Teucros von Babylon 19, 366, 397
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Thebit ben Chorat 210, 419, 420, 427, 454, 493, 497 Theoderich von Prag 352 Theodor Metochites 105, 106, 702, 703 Theodosius 419 Theodosius de Bithynia 420 Theon von Alexandrien, siehe: Theon Grammaticus Theon Grammaticus 702 Thetel 348 Thomas Cappellanus 210 Thomas von Aquin 210 Thomas von Cantimpré 210, 261, 262 Thydeus 419, 506 Tiptoft, John, Earl of Worcester 102, 664, 666 Toledo 25, 454 Torun 452 Toscanelli, Paolo del Pozzo 82–84, 141 Tours 645 Troyes 638 Tuttlingen 842 Tura, Cosmè 571 Ulm 128, 199, 832, 834 ‘Umar Ibn-al-Farruh a¯ n at -Tabarı¯, siehe: Omar ¯ ˙ ˙ Tiberiades Urach 128, 832, 834, 842 Urban, Nicolaus 854 Urbino 97, 117, 612, 615 Uzielli, Mario 861 Valla, Giorgio 109 Varahamihira 20 Velasco, Juan Fernández de 759 Vendramin, Giovanni 321, 601 Venedig 48, 132, 140, 195, 271, 275, 279, 283–285, 287–292, 294, 301, 304, 319–323, 658, 698, 907, 910 Vercelli 109, 110, 635, 726
Verdier, Jacob 932 Verdier, Jacques Antoine du 932 Vergilius Maro 90, 99, 118, 298, 556 Vespucci, Giovanni Antonio 117, 765 Vicenza 589 Vincent von Beauvais 26 Virdung, Johann 492, 493–495 Visconti, Filippo Maria 303 Visconti, Johannes de Olegio 593 Volscus, Antonius 653 Vossius, Isaac 647 Warburg, Aby 861 Warschau 380 Webster, Philip 697 Weller, Johann Gottfried 607 Wenzel, deutscher König, König von Böhmen 50, 64, 201, 216, 217, 220, 232, 314, 350, 353, 354, 361–364, 368, 373, 521 Wiblingen, Kloster 199 Widmann von Kemnat, Matthias 128, 131 Wien 48, 51, 81–84, 199, 243, 246, 383, 386, 388, 390, 449, 489, 527, 529, 532, 649, 653, 750, 816, 825, 857 Wilhelm II., König von Sizilien 59, 60, 140, 333, Wilhelmus Scotus 41 William Reade 413 Wiltheim, Eustachius 159, 162 Wiltz, Reinerus 162 Witelo 505, 506 Worms 21, 513–515 Yehudá ben Mošé ha-Kohén 70, 408 Zael 222, 251, 381, 493, 512 Zehender, Daniel 84 Zittau 232 Zürich 871
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Zitierte Handschriften Aberystwyth, National Library, Ms. 735C 35, 705 Baltimore (Maryland), Walters Art Gallery, W 734 52, 319–321 Basel, Universitätsbibliothek, fol. II. 33 505 Berlin, Staatsbibliothek, Libr. Pict. A. 61 120 Berlin, Staatsbibliothek, Ms. germ. qu. 17 805 Berlin, Staatsbibliothek, Ms. Landsberg 71 837 Berlin, Staatsbibliothek, Ms. theol. lat. qu. 361 199 Berlin, Staatsbibliothek, Ms. lat. fol. 115 805 Berlin, Staatsbibliothek, Ms. lat. fol. 550 26 Bern, Burgerbibliothek, Cod. 88 35 Bern, Burgerbibliothek, Cod. 120 150 Bologna, Archivio di Stato, Cod. min. 44 353 Bologna, Archivio di Stato, Comune governo, Privilegi, 3 358 Bologna, Biblioteca Universitaria, Ms. Lat. 717 60 Boulogne-sur-Mer, Bibliothèque Municipale, Ms. 188 35, 705 Breslau, Universitätsbibliothek, F. 21 26 Brüssel, Bibliothèque Royale, Ms. 11041 167 Budapest, Mus. 157 26 Cesena, Biblioteca Malatestiana, Cod. D.IX.1 658 Cesena, Biblioteca Malatestiana, Cod. D.XIV.1 351 Coburg, Landesbibliothek, Ms. HZ.II 120 Cologny, Bibliotheca Bodmeriana, Cod. Bodmer 9 737 Dijon, Bibliothèque Municipale, Ms. 448 31 Dresden, Staats- und Universitätsbibliothek, DC 183 43, 429, 436, 645, 705 Erfurt, Bibliotheca Amploniana, CA 2° 346 348 Florenz, Biblioteca Laurenziana, Edili 170 389 Florenz, Biblioteca Laurenziana, Cod. Plut. XXIX, 30 555 Florenz, Biblioteca Laurenziana, Cod. Strozz. 46 111 Graz, Universitätsbibliothek, MS. 1016 464 Harburg, Sammlung Oettingen-Wallerstein, Cod. III.2 fol. 1 (olim) 805 Jena, Thüringische Universitäts- und Landesbibliothek, Ms. Bose q.6 114 Kassel, Gesamthochschul- und Landesbibliothek, 2° Ms. astronom. 1 807, 817 Koblenz, Landeshauptarchiv, 1 C Nr. 1 341 Königsberg, Ms. UN fol. N 25 (olim) 805 Laon, Bibliothèque Municipale, Ms. 422 429, 436 Leiden, Universitätsbibliothek, Voss. lat. Q 27 348 Leiden, Universitätsbibliothek, Voss. lat. Q. 76 647, 900 London, British Library, Add. Ms. 23770 422, 523, 947 London, British Library, Add. Ms. 24895 745 London, British Library, Arundel Ms. 339 466, 947 London, British Library, Cotton Ms. Tiberius B V 429, 437 London, British Library, Cotton Ms. Vespasian E VII 540 London, British Library, Harley Ms. 647 109, 705, 725, 726 London, British Library, Harley Ms. 4751 466 London, British Library, Royal Ms. 12 C XVII 427 London, British Library, Royal Ms. 12 G X 538 London, British Library, Royal Ms. 13 A XI 429, 437
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Los Angeles, Getty Museum, Ms. Ludwig XII 5 516 Madrid, Biblioteca Nacional, Ms. 19 35, 36, 38, 114, 116, 118, 217, 327, 736, 749, 754 Madrid, Biblioteca Nacional, Ms. 1197 410 Madrid, Biblioteca Nacional, Ms. 3307 543, 705 Madrid, Real Academia de la Historia, Ms. d97 423 Madrid, Real Biblioteca El Escorial, f. III. 8 26, 29 Madrid, Real Biblioteca El Escorial, Ms. h.l.15 70 Madrid, Real Biblioteca El Escorial, Ms. h.I.16 70, 392 Madrid, Real Biblioteca El Escorial, Ms. j.T.6 70 Madrid, Real Biblioteca El Escorial, Ms. Tl.1 und 70 Madrid, Biblioteca Universitaria Complutense, Ms. 156 70, 407, 410 Mailand, Biblioteca Ambrosiana, Ms. F 119 sup. 351 Mailand, Biblioteca Ambrosiana, L 92 26 Mailand, Biblioteca Braidense, AE.X, 10 351 Mailand, Biblioteca Trivulziana, Cod. 543 303 Mailand , Biblioteca Trivulziana, Cod. 1390, P. 220 351 Modena, Biblioteca Estense, Ms. lat. 697 (α. W. 8. 20) 193 Modena, Biblioteca Estense, Ms. P.4.7 298 Montpellier, Bibliothèque Interuniversitaire, Ms. 384 464 Montpellier, Bibliothèque de l’Ecole de Medicine, Ms. 490 348 Montpellier, Bibliothèque de l’Ecole de Medicine, Cod. 503 348 München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 407 880 München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 10270 300 München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 10662 244, 420, 527 München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 28643 320 New York, Pierpont Morgan Library, Ms. M 133 167 Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Ms. 1747 826 Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Ms. 4896 880 Oxford, Bodleian Library, Ms. Bodley 614 31, 323, 414, 466 Oxford, Bodleian Library, Ms. Bodley 790 73 Oxford, Bodleian Library, Ms. Canon. Misc. 190 505 Oxford, Bodleian Library, Ms. Digby 83 414, 466 Oxford, Bodleian Library, Ms. Lat. misc. I. d. 85 117, 617 Oxford, Bodleian Library, Ms. Laud. Misc. 644 516 Oxford, Bodleian Library, Ms. Marsh 144 57, 334, 396, 430, 438 Oxford, Corpus Christi College, Ms. 221 26 Palermo, Biblioteca Comunale, Cod. 2 Qq. E 11 118 Paris, Bibliothèque de l’Arsenal, ms. 940 598 Paris, Bibliothèque Nationale, ms. fr. 343 351 Paris, Bibliothèque Nationale, ms. fr. 373 167 Paris, Bibliothèque Nationale, ms. gr. 2396 703 Paris, Bibliothèque Nationale, ms. lat. 5543 322, 727 Paris, Bibliothèque Nationale, ms. lat. 5831 750 Paris, Bibliothèque Nationale, ms. lat. 6793 750 Paris, Bibliothèque Nationale, ms. lat. 7272 422 Paris, Bibliothèque Nationale, ms. lat. 7418 111, 554 Paris, Bibliothèque Nationale, ms. lat. 12117 429, 437, 450 Paris, Bibliothèque Nationale, ms. lat. 12947 745 Paris, Bibliothèque Nationale, ms. lat. 12957 43, 703, 728 Paris, Bibliothèque Nationale, ms. lat. 14754 33, 34, 188, 516
Register
Paris, Bibliothèque Nationale, ms. nouv. acq. lat. 1401 26 Philadelphia, Lawrence J. Schoenberg Collection, ljs 057 16 Prag, Nationalbibliothek, Cod. XIV A 17 341 Prag, Nationalbibliothek, Cod. XXIII C 124 341 Rom, Bibliotheca Apostolica Vaticana, Ms. Reg. Lat. 123 31 Rom, Bibliotheca Apostolica Vaticana, Ms. Reg. Lat. 309 33, 262, 429, 437, 450, 543 Rom, Bibliotheca Apostolica Vaticana, Cod. Reg. Lat. 1324 238 Rom, Bibliotheca Apostolica Vaticana, Cod. Ross. 277 348 Rom, Bibliotheca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. Lat. 870 792 Rom, Bibliotheca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. 1066 521 Rom, Bibliotheca Apostolica Vaticana, Ms. Pal. Lat. 1071 41 Rom, Bibliotheca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. Lat. 1381 792 Rom, Bibliotheca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. Lat. 1404 542, 543 Rom, Bibliotheca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. 1449 464 Rom, Bibliotheca Apostolica Vaticana, Ms. Ross. IX, 11 26 Rom, Bibliotheca Apostolica Vaticana, Cod. Vat. lat. 3121 238, 246, 389 Rouen, Bibliothèque Municipale, Ms. 26 429, 436 Rouen, Bibliothèque Municipale, Ms. 1340 (U. 54) 320 Sankt Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. 250 43, 429, 436, 853 Sankt Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. 902 429, 436, 703, 853 Sankt Paul im Lavanttal, Stiftsbibliothek, Ms. 16/1 509 Sankt Petersburg, Nationalbibliothek, Ms. Q. v. IX. No. 2 543 Siena, Biblioteca comunale degli Intronati, Cod. L. X. 4 422 Siena, Biblioteca comunale degli Intronati, Cod. L. X. 42 523 Spital am Pyhrn, Stiftsbibliothek, Cod. 30/4 (ehemals 27. 1. 11) 387 Stuttgart, Württembergische Landesbibliothek, HB I 209 483 Turin, Biblioteca Nazionale Universitaria, N.I.11 350 Valencia, Universitätsbibliothek, Cod. 887 745 Venedig, Biblioteca Marciana, Cod. VIII.22 33, 43 Venedig, Biblioteca Marciana, Cod. XII.69 460 Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 93 150 Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 2271 217, 363 Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 2436 379 Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 5266 388 Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 5296 379 Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 12600 466, 947 Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Cod. 18.16. Aug. 4° 466
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Sternbilder des Mittelalters und der Renaissance Der gemalte Himmel zwischen Wissenschaft und Phantasie
Dieter Blume / Mechthild Haffner / Wolfgang Metzger
Sternbilder des Mittelalters und der Renaissance
Der gemalte Himmel zwischen Wissenschaft und Phantasie Band II: 1200 –1500 Teilband II.iii: Abbildungen der Handschriften unter Mitarbeit von Katharina Glanz
Gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) Einbandmotive: Mailand, Biblioteca Trivulziana, Cod. 690, Fol. 7r und 24r
ISBN 978-3-11-037601-2 eISBN (PDF) 978-3-11-044587-9 eISBN (PDF) 978-3-11-044583-1 Library of Congress Cataloging-in-Publication Data A CIP catalog record for this book has been applied for at the Library of Congress. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abruf bar. © 2016 Walter De Gruyter GmbH, Berlin/Boston Layout und Satz: Petra Florath, Berlin Druck und Bindung: DZA Druckerei zu Altenburg GmbH, Altenburg ∞ Gedruckt auf säurefreiem Papier Printed in Germany www.degruyter.com
Inhaltsverzeichnis
Farbtafeln
Abbildungen
13 Paris, Ms. lat. 7330 16 London, Ms. Sloane 3983 17 München, clm 10268 20 St. Petersburg, Ms. lat. F.V.IX.1 21 Edinburgh, Ms. Cr. 3.23 22 Wien, Cod. 2352 24 Paris, Ms. ital. 81 26 Paris, Arsenal, Ms. 1036 29 Prag, Cod. Strahov, DA II 13 33 Berlin, Ms. 78 D 12 34 München, clm 826 37 Escorial, Ms. h.I.15 38 Basel, Ms. F II 33 39 Oxford, Bodl., Ms. Rawl. C 117 40 Rom, Cod. Urb. lat. 1399 41 Oxford, Bodl., Ms. Can. misc. 554 42 Lyon, Ms. 172 43 Wien, Cod. 5415 45 Florenz, BNCF, Cod. A.6.1147 46 Rom, Cod. Vat. lat. 3110 47 Oxford, Ms. Can. class. lat. 179 49 Mailand, Trivul., Cod. 690 52 New York, Publ. Lib., Spencer Ms. 28 56 Freiberg, Ms. CI.XI.4°.9 58 Pavia, Ms. Aldini 490 59 Florenz, Laur., Ms. Plut. 89 sup. 43 61 Rimini, Cassa di Risparmio 63 Rom, Cod. Vat. gr. 1087 66 Rom, Vat. Cod. Urb. lat. 355 68 Göttweig, Cod. 146 70 Siena, Bibl. Com., Ms. L.IV.25 72 Cologny, Cod. Bodmer 7 75 Rom, Vat., Cod. Barb. lat. 76 80 Wien, Schottenkloster, Cod. Scot. 521 82 London, Brit. Lib., Egerton 1050 84 Tübingen, Ms. Md 2 87 Florenz, San Lorenzo, Alte Sakristei
Georgius Fendulus
91 100 102 103 105
Paris, Ms. lat. 7330 London, Ms. Sloane 3983 New York, Pierpont Morgan, Ms. 785 Paris, Ms. lat. 7331
Paris, Ms. lat. 7344
Michael Scotus 107 119 120 121 130 132 137 144 156 159 161 162 164 166 168 169 170 172 173 174 177 178 181
München, clm 10268 Oxford, Bodl., Ms. 266
Florenz, Campanile St. Petersburg, Ms. lat. F.V.IX.1 Paris, Ms. lat. 7408 A Edinburgh, Ms. Cr. 3.23
Wien, Cod. 2378
Wien, Cod. 2352 Prag, Ms. XXVI A 3
Cambridge/Mass., f. Ms. typ 43 Metz, Ms. 287 Cambridge, Emmanuel Collection, Ms. 70
Klosterneuburg, Ms. CCI.125 Wien, Cod. 5442 Florenz, BNCF, Cod. Magl. XXII, 22 Mailand, Ambr., Cod. I. 90 sup. London, Ms. Add. 41600 London, Ms. Welcome 509 Turin, Cod. N.1.5 Paris, Ms. ital. 81 Krakau, Rps. 573
Wien, Cod. 3394 Padua, Cod. 48
Al-Sufi und Sufi latinus
Hyginus
184 197 213 221 235 238 251 252 254
342 354 356 370 379 387 388 389
Oxford, Bodl., Ms. Marsh 144 Paris, Arsenal, Ms. 1036
Bernkastel-Kues, Ms. 207
Prag, Cod. Strahov, DA II 13
Berlin, Ms. 78 D 12 München, clm 826 Gotha, Cod. M II 141
Catania, Ms. Arm. 3 U. 87 Wien, Cod. 5318
Sterntafeln 255 259 263 271 272 276 285 291 300 303 304 307 309 310 312 315 317 318 319 320 322 324 331 338 340
Escorial, Ms. h.I.15
Rom, Cod. Reg. lat. 1283a Rom, Cod. lat. 8174
Los Angeles, Getty, Ludwig XII, 7 Basel, Ms. F II 33
Oxford, Bodl., Ms. Rawl. C 117 Rom, Cod. Urb. lat. 1399
Oxford, Bodl., Ms. Can. misc. 554
Torun, Rps. 74
Bergamo, Cod. MA 388 Rom, Cod. lat. 3099 Berlin, Ms. lat. oct. 44 Lyon, Ms. 45 Rom, Cod. Pal. lat. 1389
Lyon, Ms. 172 München, cgm 595 Rom, Cod. Pal. lat. 1369 München, clm 59 Wolfenbüttel, Cod. Guelf. 81.24 Aug. fol. Rom, Cod. Pal. lat. 1377 Rom, Cod. Pal. lat. 1368 Wien, Cod. 5415 Florenz, BNCF, Cod. A.6.1147 London, Ms. Arundel 66 Augsburg, Cod. II.1.2° 110
391 394 402 403 406 415 426 427 430 435 444 448 449
Rom, Cod. Vat. lat. 3110 Florenz, BNCF, Cod. Magl. XI.114 Rom, Cod. Vat. lat. 3109 Mailand, Ambr., Cod. T 47 sup Oxford, Bodl., Ms. Can. class. lat. 179 Siena, Bibl. Com., Ms. L.VI.25 Verona, Ms. CCLXII (233) Cambridge, Fitzwilliam Museum, Ms. 260 Florenz, BNCF, Cod. Magl. XI.141 Mailand, Triv., Cod. 690 Oxford, Bodl., Ms. Can. Misc. 46 Cambrai, Ms. 933 New York, Publ. Lib., Spencer Ms. 28 Freiberg, Ms. Cl.XI.4°.9
Florenz, Laur., Ms. Ashb. 1148 Rom, Cod. Urb. lat. 1358 Pavia, Ms. Aldini 490 Florenz, Laur., Ms. Plut. 89 sup. 43 Florenz, Laur., Ms. Plut. 40.53
Cortona, Ms. 184 Montpellier, Cod. H. 452
Basinio da Parma 452 457 460 462 464 466 467 470 471
Rimini, Cassa di Risparmio Parma, Ms. Parm. 1008 Oxford, Bodl., Ms. 646 Venedig, Cod. lat. XII 194 München, clm 15743 Padua, Cod. 983 Krakau, Rps. BJ 3706 London, Ms. Wellcome 122 Cambridge, Univ. Lib., Ms. Dd. IV.64
Aratea nach 1200
472 481 486 490 491 504 509 519
618 Bernkastel-Kues, Globus 622 Florenz, San Lorenzo, Alte Sakristei 627 Roccabiarea, Camera di Griselda (Mailand, Castello, Storzesco)
522 532 538 541 546 548
Rom, Cod. Vat. gr. 1087 Rom, Cod. Urb. lat. 355 Rom, Cod. lat. 1650 Padua, Cod. 896 Göttweig, Cod. 146 Siena, Bibl. Com., Ms. L.IV.25 Cologny, Cod. Bodmer 7 New York, Pierpont Morgan, Ms. M 389 Rom, Cod. Barb. lat. 76 Wien, Schottenkloster, Cod. Scot. 521 Rom, Cod. Barb. lat. 77 Madrid, Cod. 8282 London, Ms. Add. 15819 London, Ms. Egerton 1050
Astrologische Bücher im 15. Jahrhundert
554 560 567 569 571 575 583 588 589 594 596 608 613
Berlin, Ms. germ. fol. 244 Salzburg, M II 180 Rom, Cod. Pal. lat. 1370 Darmstadt, Hs. 266 Edinburgh, Ms. Cr. 4.6 Tübingen, Ms. Md 2 Wolfenbüttel, Cod. Guelf. 29.14 Aug. 4˚ Wolfenbüttel, Cod. Guelf. 8.7 Aug. 4˚ Heidelberg, Cod. Pal. germ. 832 Coburg, Ms. 5 Wolfenbüttel, N 88 Helmst. 4 Paris, Ms. lat. 6561 Paris, Ms. fr. 612
Varia
Vorwort
Dieser Teilband enthält die Abbildungen der Sternbilderdarstellungen von 1200-1500. Die Reihenfolge richtet sich nach der Ordnung des Katalogs. Es stehen also die Handschriften der einzelnen Textgruppen beisammen und innerhalb dieser Textgruppen wird eine chronologische Abfolge eingehalten. Die Kolumnentitel geben zusätzlich Auskunft über den zugehörigen Text. Aufgrund der Vielzahl der Handschriften war es leider nicht möglich von allen Manuskripten Abbildungen zu reproduzieren, doch die überwiegende Mehrzahl ist hier vertreten. Wichtige Zyklen haben wir vollständig publiziert, um einen Eindruck von der gesamten Bildfolge zu ermöglichen. Ausgewählte Miniaturen sind zu Beginn als Farbtafeln wiedergegeben, doch werden diese Abbildungen im Schwarz-Weiß-Teil wiederholt, damit der Zusammenhang innerhalb der Manuskripte nachvollziehbar bleibt. Im zusammenfassenden Auswertungstext verweisen jeweils Ziffern am Seitenrand auf die Abbildungsnummern. Die Verteilung auf zwei getrennte Bände erlaubt es Abbildungen und Text parallel zu benutzen.
Farbtafeln
Fendulus Paris Ms. lat. 7330
1
| 1r
Autorenbildnis des Georgius Fendulus
13
14
Fendulus Paris, Ms. lat. 7330
2 | 7v dritter Dekan des Widder
Fendulus Paris, Ms. lat. 7330
3 | 10r dritter Dekan des Stieres
15
16
Fendulus London, Ms. Sloane 3983
4 | 10v zweiter Dekan des Schützen
Scotus
17
München, clm 10268
5 | 79v Zwillinge – Skorpion
18
Scotus
München, clm 10268
6 | 81v Pegasus – Dreieck
7 | 83v Austronotus – Altar
Scotus
19
München, clm 10268
8
| 85r
Planeten
20
Scotus St. Petersburg, Ms. lat. F.V.IX.1
9
| 8r
Pegasus, Andromeda
10
| 17r Sol
Scotus
21
Edinburgh, Ms. Cr. 3.23
11
| 9r
Fuhrmann, Cepheus
| 9v Cassiopeia, Pegasus
12
13
| 14v
Milchstraße, südl. Fisch
22
Scotus Wien, Cod. 2352
14
| 12v
Hercules
15
| 15r
Cassiopeia
Scotus Wien, Cod. 2352
16
| 19v
Eridanus, Figura sonantis canonum
23
24
Scotus Paris, Ms. ital. 81
17 | 175v Bootes – Fuhrmann
Scotus Paris, Ms. ital. 81
18 | 176r Cassiopeia, Andromeda
25
26
Sufi Latinus Paris, Arsenal, Ms. 1036
19
| 3r
Draco 20 | 4r Cepheus
21 | 9r Cassiopeia 22
| 11r
Fuhrmann
Sufi Latinus Paris, Arsenal, Ms. 1036
23
| 14r
Adler
27
28
Sufi Latinus Paris, Arsenal, Ms. 1036
24
| 18r
Andromeda III 25
| 29v Scütze
26
| 34v Cetus
27
| 36r Orion
Sufi Latinus Prag, Cod. Strahov, DA II 13
28
| 4v
Cepheus 29 | 8v Schwan
30
| 9v
Cassiopeia 31
| 10v
Perseus
29
30
Sufi Latinus Prag, Cod. Strahov, DA II 13
32 | 13r Schlangenträger
Sufi Latinus Prag, Cod. Strahov, DA II 13
33
| 20r
Widder 34 | 26v
Jungfrau
35
| 30v
Steinbock 36
| 32r
Wassermann
31
32
Sufi Latinus Prag, Cod. Strahov, DA II 13
37
| 34r Cetus
Sufi Latinus
33
Berlin, Ms. 78 D 12
38
| 9v
Cassiopeia
| 10v Perseus
39
40
| 21v
Zwillinge 41
| 44v
Kentaur
34
Sufi Latinus München, clm 826
| 35v Cepheus
42
Sufi Latinus München, clm 826
43
| 36r
Bootes
35
36
Sufi Latinus München, clm 826
44 | 39v Fuhrmann
Sterntafeln
37
Escorial, Ms. h.I.15
45 | 49v–50r Fuhrmann, Kentaur
46 | 57v–58r Waage im Kreis diagramm, Kentaur
38
Sterntafeln Basel, Ms. F II 33
47 | 40r Cassiopeia – Cetus
Sterntafeln
39
Oxford, Bodl., MS. Rawl. C 117
48
| 152r
Steinbock, Wassermann, Schütze
40
Sterntafeln Rom, Cod. Urb. lat. 1399
49 | 36r Schwan – Fuhrmann
Sterntafeln Oxford, Bodl., Ms. Can.misc. 554
50 | 161v Schlange, Schlangenträger
| 162r Schlangenträger, Fuhrmann
51
41
42
Sterntafeln Lyon, Ms. 172
52/53 | 43v Perseus, Fuhrmann
| 44v Pegasus
54
55
| 42r Lyra
Sterntafeln Wien, Cod. 5415
56
| 221r
Bootes
| 226r Fuhrmann
57
58 | 227r Schlangenträger
43
44
Sterntafeln Wien, Cod. 5415
59 | 240r Wassermann
Sterntafeln
45
Florenz, BNCF, Cod. A.6.1147
60 | 3v–4r Kentaur, Altar
| 5v–6r Andromeda, Perseus
61
46
Hyginus Rom, Cod. Vat. lat. 3110
62
| 64v
Hercules
63
| 73v
Eridanus, Hase
Hyginus
47
Oxford, Bodl., Ms. Can. class. lat. 179
64
| 28v
Bootes 65 | 29r Hydra
66 | 30r Schütze 67
| 34v
Cassiopeia
48
Hyginus
Oxford, Bodl., Ms. Can. class. lat. 179
68 | 31v Eridanus
Hyginus Mailand, Trivul., Cod. 690
69
| 1r
Frontispiz
49
50
Hyginus Mailand, Trivul., Cod. 690
70 | 7r Cepheus
71 | 19r Zwillinge
Hyginus Mailand, Trivul., Cod. 690
| 27v Eridanus
72
51
52
Hyginus
New York, Publ. Lib., Spencer Ms. 28
| 41r Bootes
73
74 | 42r Hercules
Hyginus
53
New York, Publ. Lib., Spencer Ms. 28
75 | 46r Fuhrmann
76
| 53r
Steinbock
54
Hyginus
New York, Publ. Lib., Spencer Ms. 28
77 | 53v Wassermann
78
| 54v Cetus
Hyginus
55
New York, Publ. Lib., Spencer Ms. 28
79 | 55r Eridanus
80
| 58r
Altar
56
Hyginus
Freiberg, Ms. CI.XI.4˚.9
81 | 31r Schlange, Bären
82 | 36r Fuhrmann
Hyginus
57
Freiberg, Ms. CI.XI.4˚.9
83 | 38r Pegasus
84
| 43v
Cetus, Eridanus
58
Hyginus
Pavia, Ms. Aldini 490
| 78v Bootes
85
86 | 93r Eridanus
Hyginus Florenz, Laur., Ms. Plut. 89 sup. 43
| 4v Planisphaere
87
59
60
Hyginus Florenz, Laur., Ms. Plut. 89 sup. 43
| 15r Jungfrau
88 89
| 32v
Wassermann, Steinbock 90 | 61r Austronothus
| 73r Bootes
91 92
| 78r
Perseus
Basino da Parma 61 Rimini, Cassa di Risparmio
93 | p. 13 Bootes
94
| p. 14
Hercules
62 Basino da Parma Rimini, Cassa di Risparmio
| p. 29 Eridanus
95
96
| p. 30
Orion und Hase
Aratea nach 1200 63 Rom, Cod. Vat. gr. 1087
97
| 306v–307r
Eridanus, Jungfrau, Löwe
64 Aratea nach 1200 Rom, Cod. Vat. gr. 1087
Aratea nach 1200 65 Rom, Cod. Vat. gr. 1087
98 | 307v–308r Fuhrmann, Stier, Cepheus, Cassiopeia, Andromeda
66 Aratea nach 1200 Rom, Cod. Urb. lat. 355
99
| 7r
Orion, Perseus
Aratea nach 1200 67 Rom, Cod. Urb. lat. 355
100
| 52v
Skorpion, Schütze, Steinbock, Wassermann
68 Aratea nach 1200 Göttweig, Cod. 146
101
| 7v–8r
Schlange und Bären, Hercules 102| 14v–15r
Wassermann, Steinbock, Südfisch, Altar
Aratea nach 1200 69 Göttweig, Cod. 146
103
| 19v–20r
Schwan, Wassermann 104 | 24r Hase, Argo 105
| 29v–30r
Sonne, Mond
70 Aratea nach 1200 Siena, Bibl. Com., Ms. L.IV.25
106
| 3r
Fuhrmann, Stier
Aratea nach 1200 71 Siena, Bibl. Com., Ms. L.IV.25
107
| 3v
Cepheus
| 4v Andromeda
108
72 Aratea nach 1200 Cologny, Cod. Bodmer 7
109 | 1r
Frontispiz
Aratea nach 1200 73 Cologny, Cod. Bodmer 7
| 2v Planisphaere
110
74 Aratea nach 1200 Cologny, Cod. Bodmer 7
| 12v Jungfrau
111
112
| 21r
Andromeda
Aratea nach 1200 75 Rom, Cod. Barb. lat. 76
113 | 1r
Frontispiz
76 Aratea nach 1200 Rom, Cod. Barb. lat. 76
114
| 3r
Planisphaere
Aratea nach 1200 77 Rom, Cod. Barb. lat. 76
115
| 6r
Jupiter 116 | 18r
Jungfrau
78 Aratea nach 1200 Rom, Cod. Barb. lat. 76
117 | 31r Andromeda
| 37r Perseus
118
Aratea nach 1200 79 Rom, Cod. Barb. lat. 76
| 58r Eridanus
119
| 61v Kentaur
120
80 Aratea nach 1200 Wien, Schottenkloster, Cod. Scot. 521
| 5v Jupiter
121
122 | 20r Zwillinge
Aratea nach 1200 81 Wien, Schottenkloster, Cod. Scot. 521
| 40r Wasserman, Steinbock
123
| 78v Austronothus
124
82 Aratea nach 1200 London, Brit. Lib., Egerton 1050
| 7v Hercules
125
126 | 10v
Bootes
Aratea nach 1200 83 London, Brit. Lib., Egerton 1050
| 18v Cepheus
127
| 19v Cassiopeia
128
84
Astrol. Bücher
Tübingen, Ms. Md 2
129 | 43r Sol und Luna im Tierkreis
Astrol. Bücher
85
Tübingen, Ms. Md 2
130 | 312v Drache, Orion
131 | 314r Fuhrmann, Cepheus
86
Astrol. Bücher
Tübingen, Ms. Md 2
132 | 319r Bohrer, Altar mit Biber
Varia
87
Florenz, San Lorenzo, Alte Sakristei
133 | Kuppel des
Altarraumes
88
Varia
Florenz, San Lorenzo, Alte Sakristei
134 | Löwe und
Krebs 135 | Zwillinge,
Stier, Orion, Hund
Abbildungen
Fendulus Paris, Ms. lat. 7330
1
| 1r
Autorenbildnis des Georgius Fendulus
91
92
Fendulus Paris, Ms. lat. 7330
2
| 6r
Widder 3 | 6v Erster Dekan des Widder
4 | 7r zweiter Dekan des Widder
Fendulus Paris, Ms. lat. 7330
5
| 7v
dritter Dekan des Widder 6 | 8v Stier
7 | 9r Erster Dekan des Stieres
93
94
Fendulus Paris, Ms. lat. 7330
8
| 9v
zweiter Dekan des Stieres 9 | 10r dritter Dekan des Stieres
10 | 11r Zwillinge 11
| 12r
zweiter Dekan der Zwillinge
Fendulus Paris, Ms. lat. 7330
12
| 13v
Krebs 13 | 14r erster Dekan des Krebs
14 | 17r zweiter Dekan des Löwen 15
| 18v
Jungfrau
95
96
Fendulus Paris, Ms. lat. 7330
16 | 19r erster Dekan der Jungfrau 17
| 19v
zweiter Dekan der Jungfrau
18
| 20r
dritter Dekan der Jungfrau
| 21r Waage
19
Fendulus Paris, Ms. lat. 7330
20 | 22r zweiter Dekan der Waage 21
| 24v
zweiter Dekan des Skorpion
22
| 26r
Schütze 26r 23 | 27r zweiter Dekan des Schützen
97
98
Fendulus Paris, Ms. lat. 7330
24
| 27v
dritter Dekan des Schützen 25
| 29r
erster Dekan des Steinbock 26 | 29v zweiter Dekan des Steinbock 27
| 31r
Wassermann
Fendulus Paris, Ms. lat. 7330
28
| 32v
dritter Dekan des Wassermann 29
| 34r
erster Dekan der Fische
| 41v Bildnis von Abu Ma’shar
30
99
100
Fendulus London, Ms. Sloane 3983
31
| 7r
zweiter Dekan des Stieres 32
| 7v
dritter Dekan des Stieres
33
| 10r
erster Dekan des Schützen 34
| 10v
zweiter Dekan des Schützen
Fendulus London, Ms. Sloane 3983
35
| 11r
dritter Dekan des Schützen 36
| 12r
erster Dekan der Zwillinge
101
102
Fendulus
New York, Pierpont Morgan, Ms. 785
37
| 3v
Widder 38 | 4r erster Dekan des Widder
39 | 4v zweiter Dekan des Widder 40
| 5r
dritter Dekan des Widder
Fendulus
103
Paris, Ms. lat. 7331
41
| 10r
Stier 42 | 10v erster Dekan des Stier
43
| 11r
zweiter Dekan des Stier 44
| 11v
dritter Dekan des Stier
104
Fendulus
Paris, Ms. lat. 7331
| 22v Waage
45
46 | 32v Wassermann
Fendulus
105
Paris, Ms. lat. 7344
47
| 27r
Eridanus, Delfin, Orion
| 28v südl. Fisch, Altar
48
49
| 30r
Kleines Pferd, Andromeda, Perseus 50
| 30v
Dreieck, Plejaden (Huhn), Lyra
106
Fendulus
Paris, Ms. lat. 7344
51 | 31r Jupiter, Mars, Venus
Scotus
107
München, clm 10268
52 | 79r Widder, Stier
53
| 79v
Zwillinge – Skorpion
108
Scotus
München, clm 10268
54 | 80r Schütze – Fische
Scotus
109
München, clm 10268
| 80v Bären – Schlangenträger
55
110
Scotus
München, clm 10268
56 | 81r Bootes – Cassiopeia
Scotus
111
München, clm 10268
| 81v Pegasus – Dreieck
57
112
Scotus
München, clm 10268
58 | 82r Plejaden – Vultur cadens
Scotus
113
München, clm 10268
| 82v Cetus – Delfin
59
114
Scotus
München, clm 10268
60 | 83r Orion – Argo
Scotus
115
München, clm 10268
| 83v Austronothus – Altar
61
116
Scotus
München, clm 10268
62 | 84r Kentaur – Bohrer
Scotus
117
München, clm 10268
63
| 84v
Fahne
64
| 85r
Planeten
118
Scotus
München, clm 10268
65
| 85v Sol
66
| 86r Luna
Scotus
119
Oxford, Bodl., Ms. 266
67
| 110v
Cassiopeia
120
Scotus
Florenz, Campanile
| Astronom, Relief, Andrea Pisano
68
69
| Astronom,
Relief, Andrea Pisano, Detail Himmelsglobus und Band des Zodiakus
Scotus St. Petersburg, Ms. lat. F.V.IX.1
70
| 2v
Widder, Stier
| 3r Zwillinge, Krebs
71
121
122
Scotus St. Petersburg, Ms. lat. F.V.IX.1
72 | 3v Löwe, Jungfrau
73
| 4r
Waage, Skorpion, Schütze
Scotus
123
St. Petersburg, Ms. lat. F.V.IX.1
74
| 4v
Steinbock, Wassermann, Fische 75 | 5v Bären, Drache
76
| 6r
Hercules, Krone
124
Scotus St. Petersburg, Ms. lat. F.V.IX.1
77 | 6v Schlangenträger, Bootes 78
| 7v
Cepheus, Cassiopeia
79
| 7r
Fuhrmann
Scotus
125
St. Petersburg, Ms. lat. F.V.IX.1
80
| 8r
Pegasus, Andromeda 81
| 8v
Perseus, Dreieck
| 9r Plejaden, Lyra
82
83 | 9v
Schwan, Adler 84
| 10r
Vultur cadens, Cetus
126
Scotus St. Petersburg, Ms. lat. F.V.IX.1
85
| 10v
Eridanus, Figura sonantis canonum 86 | 11v Orion, Hund
87
| 12v
Argo, Austronothus 88
| 13r
Milchstraße, südl. Fisch
Scotus St. Petersburg, Ms. lat. F.V.IX.1
89
| 13v
Altar, Kentaur 90
| 15r
zweites Pferd, Bohrer, Fahne
91
| 14r
Hydra
127
128
Scotus St. Petersburg, Ms. lat. F.V.IX.1
92 | 16r
Planeten
Scotus St. Petersburg, Ms. lat. F.V.IX.1
93
| 17r
Sol
94
| 17v
Luna
129
130
Scotus
Paris, Ms. lat. 7408 A
95
| 104v Orion
96 | 105r Plejaden (Huhn)
97
| 106r
Fuhrmann
Scotus
131
Paris, Ms. lat. 7408 A
98 | 108v Zwillinge, Austronothus
99 | 111v
Milchstraße 100
| 117v
Altar
132
Scotus Edinburgh, Ms. Cr. 3.23
101
| 8r
Hercules
| 8v Krone, Schlangenträger, Bootes 102
103
| 9r
Fuhrmann, Cepheus 104
| 9v
Cassiopeia, Pegasus
Scotus
133
Edinburgh, Ms. Cr. 3.23
105
| 10r
Andromeda, Perseus 106 | 10v Dreieck, Plejaden (Huhn)
107 | 11v
Adler, Cetus 108
| 12r
Eridanus
134
Scotus Edinburgh, Ms. Cr. 3.23
109 | 12v
Figura sonantis canonum, Delfin
| 13r Orion
110
111
| 14r
Argo, Austronothus 112 | 14v
Michstraße, südl. Fisch
Scotus Edinburgh, Ms. Cr. 3.23
113
| 15r
Altar 114 | 15r
Kentaur
135
136
Scotus Edinburgh, Ms. Cr. 3.23
| 34v Vorhund, zweites Pferd 115
116
| 35r
Bohrer, Fahne 117
| 36r
Jupiter Mars
Scotus
137
Wien, Cod. 2378
118
| 4r
Widder, Stier
| 4v Zwillinge – Jungfrau
119
120 | 5v
Bären, Drache
138
Scotus Wien, Cod. 2378
121
| 5r
Waage – Fische
Scotus Wien, Cod. 2378
| 6r Hercules, Krone, Schlangenträger
122
123 | 6v
Bootes, Cepheus, Fuhrmann
139
140
Scotus Wien, Cod. 2378
124
| 7r
Cassiopeia – Andromeda
125
| 7v
Perseus, Dreieck 126 | 8r Plejaden – vultur volans
Scotus Wien, Cod. 2378
| 8v Vultur cadens – Delfin
127
128 | 9r
Orion, gr. Hund
141
142
Scotus Wien, Cod. 2378
129 | 9v Hase – Austronothus 130 | 10r Milchstraße – Altar
131 | 10v
Kentaur, Hydra 132
| 11r
Vorhund – Fahne
Scotus Wien, Cod. 2378
133 | 12v
Planeten
143
144
Scotus Wien, Cod. 2352
| 7r Widder
134
135
| 8r
Zwillinge
Scotus Wien, Cod. 2352
136 | 9r
Löwe, Jungfrau
145
146
Scotus Wien, Cod. 2352
137 | 9v Waage, Skorpion
138 | 10r
Schütze, Steinbock 139
| 10v
Wassermann, Fische
Scotus Wien, Cod. 2352
140 | 12r Drache
141 | 12v
Hercules
147
148
Scotus Wien, Cod. 2352
142
| 13r
Krone 143
| 13v
Schlangenträger, Bootes
144 | 14r Fuhrmann
Scotus Wien, Cod. 2352
| 14v Cepheus
145
146 | 15v
Andromeda
149
150
Scotus Wien, Cod. 2352
147
| 15r
Cassiopeia, Pegasus
Scotus Wien, Cod. 2352
| 16r Perseus
148
149 | 18r
Vultur cadens
151
152
Scotus Wien, Cod. 2352
150
| 19v
Eridanus, Figura sonantis canonum
Scotus
153
Wien, Cod. 2352
151
| 22r
Argo, Austronothus 152 | 22v
Milchstraße
154
Scotus Wien, Cod. 2352
153
| 23r
südl. Fisch
154
| 24r
Kentaur
155
| 24v Hydra
Scotus
155
Wien, Cod. 2352
156 | 25v
zweites Pferd, Bohrer
156
Scotus
Prag, Ms. XXVI A 3
157 | 10v Zwillinge
| 23v Hercules
158
159 | 25r
Schlangenträger 160
| 26r
Bootes
Scotus
157
Prag, Ms. XXVI A 3
161
| 27r
Fuhrmann
162 | 31r
Andromeda
163
| 37r
Delfin als Schwein 164 | 38v
Orion
158
Scotus
Prag, Ms. XXVI A 3
165
| 42v
Milchstraße 166 | 43v südl. Fisch
167 | 44v
Altar
Scotus
159
Cambridge/Mass., f. Ms. typ 43
168
| 153v
Cepheus, Bootes 169 | 154r
Hercules-Cassiopeia
170
| 154v
Perseus, Fuhrmann, Schlangenträger 171 | 167v
Krebs, Zwillinge
160
Scotus Cambridge/Mass., f. Ms. typ 43
172
| 168r
Löwe – Skorpion 173 | 170v
Bootes
Scotus Metz, Ms. 287
174
| 314r
Altar
161
162
Scotus Cambridge (UK), Emmanuel Coll., Ms. 70
175
| 99v
Cassiopeia
| 100v Cepheus
176
177 | 103v
Vultur cadens 178 | 104r
Cetus, Eridanus
Scotus Cambridge (UK), Emmanuel Coll., Ms. 70
| 104v Figura sonantis canonum
179
180
| 105r
Delfin 181 | 108r
Altar
163
164
Scotus Klosterneuburg, Ms. CCI.125
182
| 7v
Zwillinge 183
| 8r
Jungfrau 184 | 11r Fuhrmann – Cassiopeia
Scotus Klosterneuburg, Ms. CCI.125
185
| 9r
Wassermann
| 11v Andromeda
186
| 13r Eridanus
187
188 | 13v
Orion
189
| 14v
Milchstraße 190 | 15r
Altar
165
166
Scotus Wien, Cod. 5442
191 | 127v Cepheus – Perseus
Scotus Wien, Cod. 5442
| 128v Eridanus, Figura sonantis canonum, Orion
192
193 | 129v Milchstraße, südl. Fisch, Altar
167
168
Scotus
Florenz, BNCF, Cod. Magl. XXII, 22
194
| 2v
Jungfrau – Wassermann 195 | 30r Fuhrmann, Cepheus, Cassiopeia
196 | 33r
Figura sonantis canonum, Delfin, Orion 197 | 36v
Fahne
Scotus Mailand, Ambr., Cod. I. 90 sup.
198
| 225v
Cassiopeia
199
| 230v
Eridanus
200
| 235v
Altar
169
170
Scotus London, Ms. Add. 41600
201 | 46v Andromeda, Perseus
202 | 49r Figura sonantis canonum
Scotus London, Ms. Add. 41600
| 49v Delfin, Orion
203
204
| 51r
Austronothus, Milchstraße
171
172
Scotus London, Ms. Welcome 509
205 | 30v Bootes, Fuhrmann
206 | 31r Cepheus, Cassiopeia
Scotus Turin, Cod. N.1.5
207
| 175r
Andromeda
173
174
Scotus Paris, Ms. ital. 81
208
| 172r Waage
| 172v Schütze
209
210 | 173r
Wassermann 211 | 174r
Orion
Scotus Paris, Ms. ital. 81
212
| 175v
Bootes, Cepheus, Fuhrmann
175
176
Scotus Paris, Ms. ital. 81
213 | 176r Cassiopeia, Andromeda
214 | 178r
Altar
Scotus
177
Krakau, Rps. 573
215
| 198v–199r
Andromeda, Perseus, Plejaden
| 213v–214r Hund, Argo, Austronothus, Milchstraße, Südfisch, Kentaur
216
217
| 218v–219r
Delfin, Cetus, Orion, Altar, Hydra
178
Scotus Wien, Cod. 3394
218
| 216v
Jungfrau 219 | 220v
Fuhrmann
220 | 222v
Perseus
Scotus Wien, Cod. 3394
221
| 223v
Plejaden 222 | 224v
Adler
223 | 225r
Vultur cadens
179
180
Scotus Wien, Cod. 3394
224 | 229v Milchstraße
225 | 242v
Aselli
226 | 243r
Hercules 227 | 244r
Cetus
Scotus Padua, Cod. 48
228
| 3r
Widder
| 4r Zwillinge
229
230 | 8r
Wassermann
231 | 11v
Hercules
181
182
Scotus Padua, Cod. 48
232 | 14v Cassiopeia
233 | 15v Andromeda
Scotus Padua, Cod. 48
234 | 119r Vultur cadens
235 | 21v
Orion
183
184
Al-Sufi Oxford, Bodl., Ms. Marsh 144
236 | p. 326
Orion-1
Al-Sufi Oxford, Bodl., Ms. Marsh 144
237 | p. 325 Orion-2
185
186
Al-Sufi Oxford, Bodl., Ms. Marsh 144
238
| p. 53 Drache
239 | p. 61
Cepheus
Al-Sufi Oxford, Bodl., Ms. Marsh 144
240 | p. 70 Bootes
241 | p. 81 Hercules
187
188
Al-Sufi Oxford, Bodl., Ms. Marsh 144
242
| p. 94 Schwan
243 | p. 100
Cassiopeia
Al-Sufi Oxford, Bodl., Ms. Marsh 144
244 | p. 111 Perseus
245 | p. 119
Fuhrmann
189
190
Al-Sufi Oxford, Bodl., Ms. Marsh 144
246 | p. 134 Schlangenträger
Al-Sufi Oxford, Bodl., Ms. Marsh 144
247
| p. 148
Delfin 248
| p. 150
Kleines Pferd 249 | p. 155
Pegasus
191
192
Al-Sufi Oxford, Bodl., Ms. Marsh 144
250 | p. 165 Andromeda 1
251 | p. 167 Andromeda 2
Al-Sufi Oxford, Bodl., Ms. Marsh 144
252 | p. 169 Andromeda 3
253 | p. 171 zweites Pferd (al-faras)
193
194
Al-Sufi Oxford, Bodl., Ms. Marsh 144
254
| p. 181 Widder
255
| p. 196 Stier
256 | p. 210
Zwillinge 257
| p. 223 Jungfrau
Al-Sufi Oxford, Bodl., Ms. Marsh 144
258 | p. 272 Schütze
259 | p. 295 Wassermann 260 | p. 315
Cetus
195
196
Al-Sufi Oxford, Bodl., Ms. Marsh 144
261
| p. 367-368 Argo 262 | p. 401
Kentaur
Sufi latinus Paris, Arsenal, Ms. 1036
| 1r kleiner Bär
263
264 | 2r
großer Bär
197
198
Sufi latinus Paris, Arsenal, Ms. 1036
265
| 3r
Drache
| 4r Cepheus
266
| 5r Bootes
267
268 | 5v
Krone
Sufi latinus Paris, Arsenal, Ms. 1036
269 | 6v Hercules
199
200
Sufi latinus Paris, Arsenal, Ms. 1036
270
| 7r Lyra
271
| 8r
Schwan
272
| 9r
Cassiopeia 273 | 11r
Fuhrmann
Sufi latinus Paris, Arsenal, Ms. 1036
11r Fuhrmann
274 | 10r
Perseus
201
202
Sufi latinus Paris, Arsenal, Ms. 1036
| 12v
275
Schlangenträger 276
| 13r Pfeil
277 | 14r
Adler 278 | 14v
Delfin
Sufi latinus Paris, Arsenal, Ms. 1036
279
| 15r
Kleines Pferd
| 16r Pegasus
280
281 | 17r Andromeda
203
204
Sufi latinus Paris, Arsenal, Ms. 1036
282 | 17v Andromeda II
Sufi latinus Paris, Arsenal, Ms. 1036
283
| 18r
Andromeda III 284 | 18v drittes Pferd
285 | 19r Dreieck 286 | 21v
Stier
205
206
Sufi latinus Paris, Arsenal, Ms. 1036
287
| 22v
Zwillinge 288
| 23r Krebs
289
| 24v Löwe
Sufi latinus Paris, Arsenal, Ms. 1036
290 | 26r
Jungfrau 291 | 27r
Waage 292
| 28r
Skorpion
207
208
Sufi latinus Paris, Arsenal, Ms. 1036
| 29v Schütze
293
294 | 32r Wassermann 295
| 34v Cetus
Sufi latinus Paris, Arsenal, Ms. 1036
296
| 36r
Orion 297 | 37v
Eridanus 298
| 38r
Hase
209
210
Sufi latinus Paris, Arsenal, Ms. 1036
299
| 9v
großer Hund 300 | 40r kleiner Hund
301 | 41v–42r
Argo
302 | 43v–44r
Hydra
Sufi latinus Paris, Arsenal, Ms. 1036
303
| 44v
Crater 304
| 45r
Rabe 305 | 46v
Kentaur
211
212
Sufi latinus Paris, Arsenal, Ms. 1036
306
| 47r Altar
307 | 48r südl. Krone
308 | 49r südl. Fisch
Sufi latinus
213
Bernkastel-Kues, Ms. 207
309 | 116r Sol, Venus, Merkur, Luna
310 | 124v
Bären
214
Sufi latinus Bernkastel-Kues, Ms. 207
311
| 125r
Drache, Cepheus 312
| 125v
Bootes, Krone, Hercules 313 | 126r
Lyra, Schwan, Cassiopeia, Perseus
Sufi latinus
215
Bernkastel-Kues, Ms. 207
314
| 26v
Fuhrmann, Schlange, Schlangenträger 315 | 127r
Pfeil, Adler, Delfin 316 | 127v
kleines Pferd, Pegasus
216
Sufi latinus Bernkastel-Kues, Ms. 207
317
| 128r
Andromeda I, II 318 | 128v Andromeda III, Pferd, Dreieck
319 | 129r Widder, Stier 320 | 129v
Zwillinge, Krebs
Sufi latinus
217
Bernkastel-Kues, Ms. 207
321 | 130r
Löwe, Jungfrau
| 130v Waage, Skorpion
322
323 | 131r Schütze, Steinbock
218
Sufi latinus Bernkastel-Kues, Ms. 207
324 | 131v Wassermann, Fische
Sufi latinus
219
Bernkastel-Kues, Ms. 207
325
| 132r
Cetus, Orion
| 132v Eridanus, Hase
326
327 | 133r gr. Hund, kl. Hund 328
| 133v
Argo
220
Sufi latinus Bernkastel-Kues, Ms. 207
329 | 134r Hydra, Crater, Rabe
330 | 134v Kentaur, Altar 331
| 135r
südl. Krone, südl. Fisch
Sufi latinus
221
Prag, Cod. Strahov, DA II 13
332
| 1r
kl. Bär 333 | 3v Drache
334 | 4v Cepheus 335
| 5v
Bootes
222
Sufi latinus
Prag, Cod. Strahov, DA II 13
336 | 7r Hercules
337 | 8v
Schwan
Sufi latinus
223
Prag, Cod. Strahov, DA II 13
338 | 9v Cassiopeia
224
Sufi latinus
Prag, Cod. Strahov, DA II 13
339 | 10v
Perseus
Sufi latinus
225
Prag, Cod. Strahov, DA II 13
340 | 11v Fuhrmann
341 | 13r Schlangenträger
226
Sufi latinus
Prag, Cod. Strahov, DA II 13
342
| 14v Adler
343
| 15v
kl. Pferd 344 | 16v
Pegasus
Sufi latinus
227
Prag, Cod. Strahov, DA II 13
345
| 17v
Andromeda I 346 | 18r
Andromeda II
228
Sufi latinus
Prag, Cod. Strahov, DA II 13
347 | 18v Andromeda III
348 | 20r
Widder
Sufi latinus
229
Prag, Cod. Strahov, DA II 13
349
| 21v
Stier 350
| 22v
Zwillinge 351 | 25r
Löwe
| 26v Jungfrau
352
230
Sufi latinus
Prag, Cod. Strahov, DA II 13
| 29v Schütze
353
354 | 30v
Steinbock
Sufi latinus
231
Prag, Cod. Strahov, DA II 13
355
| 32r
Wassermann 356
| 34v
Cetus 357 | 36r
Orion
232
Sufi latinus
Prag, Cod. Strahov, DA II 13
358
| 37v Hase
359 | 38v
gr. Hund 360 | 39r
kl. Hund
Sufi latinus
233
Prag, Cod. Strahov, DA II 13
361
| 40v–41r
Argo 362 | 42v–43r
Hydra
234
Sufi latinus
Prag, Cod. Strahov, DA II 13
363
| 44r Rabe
364 | 48v
südl. Fisch 365 | 45v
Kentaur
Sufi latinus
235
Berlin, Ms. 78 D 12
366
| 1r
kl. Bär 367 | 17r Hercules
368 | 9v Cassiopeia 369
| 10v
Perseus
236
Sufi latinus
Berlin, Ms. 78 D 12
370
| 17r
Andromeda II 371 | 21v
Zwillinge
| 28v Schütze
372
Sufi latinus
237
Berlin, Ms. 78 D 12
373
| 32v
Fische 374
| 35r
Orion 375 | 44v
Kentaur
238
Sufi latinus München, clm 826
376
| 11v
Erster Dekan des Widders 377 | 11v Erster Dekan des Stieres
Sufi latinus
239
München, clm 826
378 | 12r Zweiter und dritter Dekan des Widders, Stier mit zweitem und drittem Dekan
379 | 13r Zwillinge mit zweitem und drittem Dekan und des Krebses
240
Sufi latinus München, clm 826
380/381 | 13v
Dekane des Krebses und des Löwen
Sufi latinus München, clm 826
382 | 34v gr. Bär
383 | 35r Drache
241
242
Sufi latinus München, clm 826
384 | 35v
Cepheus
Sufi latinus München, clm 826
385 | 36r
Bootes
243
244
Sufi latinus München, clm 826
386
| 36v Krone
387
| 37v Lyra
388 | 37r
Hercules
Sufi latinus München, clm 826
389
| 38r
Schwan 390 | 38v
Cassiopeia
245
246
Sufi latinus München, clm 826
391 | 39r
Perseus
Sufi latinus München, clm 826
392 | 39v
Fuhrmann
247
248
Sufi latinus München, clm 826
393 | 40r Schlangenträger
394 | 40v
Delfin
Sufi latinus München, clm 826
395 | 41r
Adler
249
250
Sufi latinus München, clm 826
396 | 41v
kl. Pferd, Pegasus
Sufi latinus
251
Gotha, Cod. M II 141
397
| 6r
Cepheus 398 | 12r Cassiopeia
399 | 36r
Cetus 400
| 42r
Argo
252
Sufi latinus Catania, Ms. Arm. 3 U. 87
401 | 7r Bären und Drache
Sufi latinus
253
Catania, Ms. Arm. 3 U. 87
402
| 8v
Adler, Plejaden, Cassiopeia 403 | 9v Schlangenträger I und II
404 | 11r
Andromeda I und II 405
| 19r
Altar, südl. Krone
254
Sufi latinus Wien, Cod. 5318
406 | 26v Andromeda I, II
407 | 27r Andromeda III 408 | 27v
Pferd
Sterntafeln
255
Escorial, Ms. h.I.15
| 49v–50r Fuhrmann, Kentaur
409
| 57v–58r Waage im Kreis diagramm, Kentaur
410
256
Sterntafeln Escorial, Ms. h.I.15
411 | 69r Zwei Sterne des Schützen
412 | 77r Adler, Schwan
Sterntafeln Escorial, Ms. h.I.15
413
| 2v
Andromeda 414
| 2v
Cassiopeia
415
| 5v
Cassiopeia und Drache 416
| 17r
Orion
417
| 18r
Fuhrmann 418
| 22v
Argo
257
258
Sterntafeln Escorial, Ms. h.I.15
419
| 24r
Zwillinge
| 41r Jungfrau
420
| 41v Bootes
421 422
| 54v
Schlangenträger
Sterntafeln
259
Rom, Cod. Reg. lat. 1283a
423 | 1v Stier mit Dekanen
260
Sterntafeln
Rom, Cod. Reg. lat. 1283a
424 | 11r Mondtalismane
Sterntafeln
261
Rom, Cod. Reg. lat. 1283a
425 | 23v Mondtalismane
262
Sterntafeln
Rom, Cod. Reg. lat. 1283a
426 | 29r Engel des Mars
Sterntafeln
263
Rom, Cod. lat. 8174
| p. 12 Cepheus
427
264
Sterntafeln
Rom, Cod. lat. 8174
428
| p. 14 Bootes
| p. 18 Hercules
429
Sterntafeln
265
Rom, Cod. lat. 8174
430 | p. 24 Cassiopeia
266
Sterntafeln
Rom, Cod. lat. 8174
431
| p. 26 Perseus
| p. 28 Fuhrmann
432
Sterntafeln
267
Rom, Cod. lat. 8174
| p. 30 Schlangenträger
433
268
Sterntafeln
Rom, Cod. lat. 8174
434
| p. 42
Andromeda
| p. 55 Jungfrau
435
Sterntafeln
269
Rom, Cod. lat. 8174
436 | p. 63 Wassermann
437
| p. 69
Orion
270
Sterntafeln
Rom, Cod. lat. 8174
| p. 87 Kentaur
438
Sterntafeln
271
Los Angeles, Getty, Ludwig XII, 7
439
| 1v
Drache, Bootes, Cepheus
272
Sterntafeln Basel, Ms. F II 33
440 | 38r Bären – Krone
Sterntafeln Basel, Ms. F II 33
441
| 38v
Krebs – Pegasus
273
274
Sterntafeln Basel, Ms. F II 33
442 | 39r Löwe – Dreieck
Sterntafeln
275
Basel, Ms. F II 33
443
| 39v
Waage – Eridanus 444 | 40r Cassiopeia – Cetus
445
| 40v
Hydra – Südl. Fisch 446
| 41r
Argo – Kentaur
276
Sterntafeln Oxford, Bodl., Ms. Rawl. C 117
447
| 145v
Drache, Kepheus 448
| 146r
Bootes, Krone, Hercules
449
| 146v
Leier, Schwan
Sterntafeln
277
Oxford, Bodl., Ms. Rawl. C 117
450
| 147r
Cassiopeia, Perseus 451
| 147v
Fuhrmann, Schlangenträger
278
Sterntafeln Oxford, Bodl., Ms. Rawl. C 117
452 |148v
Delfin, Pegasus, Andromeda 453 | 148r Schlange, Pfeil, Adler
Sterntafeln Oxford, Bodl., Ms. Rawl. C 117
454
| 149r
Dreieck, Widder
455
| 50r
Krebs 456
| 50r
Zwillinge
457 |150v
Jungfrau 458
| 150v
Krebs, Löwe
279
280
Sterntafeln Oxford, Bodl., Ms. Rawl. C 117
459
| 151r Waage
460
| 151r
Jungfrau
461
| 151v
Waage, Skorpion
Sterntafeln
281
Oxford, Bodl., Ms. Rawl. C 117
462
| 152r
Steinbock, Wassermann, Schütze
282
Sterntafeln Oxford, Bodl., Ms. Rawl. C 117
463
| 152v Fische
464
| 153r Cetus
465
| 153v
Orion, Eridanus, Cetus
Sterntafeln Oxford, Bodl., Ms. Rawl. C 117
466
| 155r
Argo, Hydra, kl. Hund
283
284
Sterntafeln Oxford, Bodl., Ms. Rawl. C 117
467
| 156r
Rabe, Kentaur 468 | 156v Wolf, Altar, südl. Krone
Sterntafeln
285
Rom, Cod. Urb. lat. 1399
469 | 35r Bären, Drache, Bootes
470
| 35v
Hercules – Vultur cadens
286
Sterntafeln
Rom, Cod. Urb. lat. 1399
471
| 36r
Adler – Fuhrmann 472 | 36v Schlangenträger – Delfin
Sterntafeln
287
Rom, Cod. Urb. lat. 1399
| 37r Pferde – Dreieck
473
474
| 37v
Widder – Krebs
288
Sterntafeln
Rom, Cod. Urb. lat. 1399
475
| 38r
Löwe – Skorpion 476 | 38v Schütze – Fische
Sterntafeln
289
Rom, Cod. Urb. lat. 1399
| 39r Cetus – Hase
477
478
| 39v
kl. Hund – Hydra
290
Sterntafeln
Rom, Cod. Urb. lat. 1399
479
| 40r
Krater – südl. Krone 480 | 40v Wolf – südl. Fisch
Sterntafeln Oxford, Bodl., Ms. Can.misc. 554
481
| 154r
Altar, südl. Fisch
482
| 154v
Milchstraße, Austronothus
291
292
Sterntafeln Oxford, Bodl., Ms. Can.misc. 554
483
| 155r
Eridanus, Schwan 484
| 155v
Lyra, südl. Fische 485 | 156r südl. Krone, Altar
Sterntafeln Oxford, Bodl., Ms. Can.misc. 554
486
| 157r
Kentaur, Hydra
293
294
Sterntafeln Oxford, Bodl., Ms. Can.misc. 554
487
| 158r
Hydra, Argo 488
| 159v
Orion, Delfin 489 | 160r Dreieck, Andromeda 490
| 160v
Pegasus, zweites Pferd
Sterntafeln Oxford, Bodl., Ms. Can.misc. 554
491
| 161v
Schlange, Schlangenträger
| 162r Schlangenträger, Fuhrmann
492
493 | 162v
Hercules 494
| 163v
Plejaden (Huhn), Schwan
295
296
Sterntafeln Oxford, Bodl., Ms. Can.misc. 554
495
| 164v
Lyra, Hercules 496
| 166v
Fuhrmann, Bootes 497 | 167v zweites Pferd, Kentaur
Sterntafeln Oxford, Bodl., Ms. Can.misc. 554
| 168v Zwillinge
498
499
| 170r
Schütze
297
298
Sterntafeln Oxford, Bodl., Ms. Can.misc. 554
500
| 170v
Wassermann
| 171v Merkur
501
Sterntafeln Oxford, Bodl., Ms. Can.misc. 554
502
| 172r
Venus
299
300
Sterntafeln Torun, Rps. 74
503 | 155r Bootes, Krone, Hercules
Sterntafeln
301
Torun, Rps. 74
504
| 156r
Vultur cadens, Schwan
| 157r Cassiopeia
505
506
| 158r
Perseus, Fuhrmann 507
| 162r
Andromeda, Dreieck
302
Sterntafeln Torun, Rps. 74
508
| 173r Orion
| 174r Eridanus
509
| 179r Kentaur
510
Sterntafeln Bergamo, Cod. MA 388
| 92v Cepheus, Bootes
511
512
| 95v
Fuhrmann 513
| 96r
Schlangenträger
303
304
Sterntafeln
Rom, Cod. lat. 3099
514 | 13v Leier, Schwan
Sterntafeln
305
Rom, Cod. lat. 3099
515
| 14r
Cassiopeia, Perseus 516 | 14v Fuhrmann, Schlangenträger
306
Sterntafeln
Rom, Cod. lat. 3099
517 | 16r Andromeda, Dreieck
518
| 23r Hydra
Sterntafeln
307
Berlin, Ms. lat. oct. 44
519
| 4r
Bootes, Bären, Hercules, Lyra
308
Sterntafeln
Berlin, Ms. lat. oct. 44
520 | 4v Schwan, Cepheus, Cassiopeia, Andromeda
521 | 5r Perseus, Fuhrmann, Schlangenträger, Adler
Sterntafeln Lyon, Ms. 45
522
| 72v
Bootes
309
310
Sterntafeln Rom, Cod. Pal. lat. 1389
523
| 157v Bootes
524
| 160r
Cassiopeia
Sterntafeln Rom, Cod. Pal. lat. 1389
525
| 160v
Andromeda 526 | 165r Zwillinge
527 | 171v Kentaur
311
312
Sterntafeln Lyon, Ms. 172
528
| 41v
Hercules
| 42r Cepheus
529
530 | 42r
Lyra 531
| 43r
Cassiopeia
Sterntafeln
313
Lyon, Ms. 172
532
| 43r
Andromeda
533
| 43v
Perseus, Fuhrmann, 534
| 44r
Adler, Delfin
314
Sterntafeln Lyon, Ms. 172
535
| 47v
Wassermann 536
| 49v Orion
Sterntafeln
315
München, cgm 595
537
| 40r
Cepheus – Hercules
316
Sterntafeln
München, cgm 595
538 | 41r Perseus – Adler
Sterntafeln
317
Rom, Cod. Pal. lat. 1369
539 | 148v Hercules – Cassiopeia
540
| 149r
Andromeda – Schlangenträger
318
Sterntafeln München, clm 59
541
| 229v
Bootes, Bären 542 | 231r Perseus, Fuhrmann, Schlangenträger
Sterntafeln
319
Wolfenbüttel, Cod. Guelf. 81.24 Aug. fol.
543
| 29v
Orion – Zwillinge
320
Sterntafeln Rom, Cod. Pal. lat. 1377
544 | 185r Schwan, Cassiopeia, Perseus
Sterntafeln Rom, Cod. Pal. lat. 1377
545
| 185v
Fuhrmann
| 190v Wassermann
546
547
| 191v
Orion
321
322
Sterntafeln Rom, Cod. Pal. lat. 1368
548 | 51r Bären – Hercules
Sterntafeln
323
Rom, Cod. Pal. lat. 1368
549
| 51v
Bootes – Cassiopeia
324
Sterntafeln Wien, Cod. 5415
550 | 168r nördl. Hemisphäre
Sterntafeln Wien, Cod. 5415
551
| 170r
südl. Hemisphäre
325
326
Sterntafeln Wien, Cod. 5415
552
| 220r
Cepheus 553
| 221r Bootes
| 222v Hercules
554
Sterntafeln Wien, Cod. 5415
555
| 223r
Lyra als Falke 556 | 224r Schwan
557 | 224v Cassiopeia
327
328
Sterntafeln Wien, Cod. 5415
558
| 225v Perseus
559
| 226r
Fuhrmann 560 | 227r Schlangenträger
Sterntafeln Wien, Cod. 5415
561
| 230v
Andromeda 562 | 233v Zwillinge
563
| 236r
Jungfrau 564
| 240r
Wassermann
329
330
Sterntafeln Wien, Cod. 5415
565
| 238r
Schütze
566
| 243r Orion
567
| 249r
Kentaur
Sterntafeln Florenz, BNCF, Cod. A.6.1147
568
| 1r
Cassiopeia
331
332
Sterntafeln Florenz, BNCF, Cod. A.6.1147
569
| 1v–2r
Cepheus, Orion 570 | 2v–3r Hunde, Hase, Bär
Sterntafeln Florenz, BNCF, Cod. A.6.1147
571 | 3v–4r Kentaur, Altar
572
| 4v–5r
Argo
333
334
Sterntafeln Florenz, BNCF, Cod. A.6.1147
573
| 5v–6r
Andromeda, Perseus 574 | 6v–7r Bootes, Hercules
Sterntafeln
335
Florenz, BNCF, Cod. A.6.1147
| 7v–8r Schlangenträger
575
| 8v–9r Fuhrmann, Pegasus
576
336
Sterntafeln Florenz, BNCF, Cod. A.6.1147
577
| 9v–10r
Schwan, Vultur cadens, Adler 578 | 10v–11r kl. Bär, Drache
Sterntafeln
337
Florenz, BNCF, Cod. A.6.1147
| 11v–12r Hydra, Rabe. Crater
579
338
Sterntafeln London, Ms. Arundel 66
580
| 34r
Cepheus, Bootes 581 | 44r Eridanus, Hase
Sterntafeln
339
London, Ms. Arundel 66
582 | 35v
Cassiopeia, Perseus
340
Sterntafeln Augsburg , Cod. II.1.2° 110
583 | 181r Jungfrau – Schwan
Sterntafeln Augsburg , Cod. II.1.2° 110
584
| 181v
Cassiopeia – Wassermann
341
342
Hyginus
Rom, Cod. Vat. lat. 3110
585 | 63r Bären, Schlange
586 | 64v
Hercules
Hyginus
343
Rom, Cod. Vat. lat. 3110
587 | 65v Cepheus
588 | 66r Cassiopeia
344
Hyginus
Rom, Cod. Vat. lat. 3110
589 | 66v Andromeda
590 | 67r
Perseus
Hyginus
345
Rom, Cod. Vat. lat. 3110
| 67v Fuhrmann
591
592 | 68r
Schlangenträger
346
Hyginus
Rom, Cod. Vat. lat. 3110
593
| 68v
Adler, Delfin 594 | 69v
Widder
Hyginus
347
Rom, Cod. Vat. lat. 3110
595 | 70v Zwillinge, Krebs
596 | 71v
Jungfrau, Skorpion
348
Hyginus
Rom, Cod. Vat. lat. 3110
597 | 72r Schütze, Steinbock
Hyginus
349
Rom, Cod. Vat. lat. 3110
| 72v Wassermann
598
599 | 73r
Fische, Cetus
350
Hyginus
Rom, Cod. Vat. lat. 3110
600 | 73v Eridanus, Hase
Hyginus
351
Rom, Cod. Vat. lat. 3110
601 | 74r Orion, gr. Hund
602 | 74v kl. Hund, Argo
352
Hyginus
Rom, Cod. Vat. lat. 3110
| 75r Kentaur
603
604 | 75v
Altar
Hyginus
353
Rom, Cod. Vat. lat. 3110
605 | 76r Hydra, südl. Fisch
354
Hyginus Florenz, BNCF, Cod. Magl. XI.114
606
| 9r
Bären, Bootes 607 | 9v
Krone – Lyra
Hyginus
355
Florenz, BNCF, Cod. Magl. XI.114
608 | 10r Fuhrmann, Schlangenträger, Pfeil
356
Hyginus
Rom, Cod. Vat. lat. 3109
| 33v Bootes
609
610 | 40v
Zwillinge
Hyginus
357
Rom, Cod. Vat. lat. 3109
| 44r Wassermann
611
612 | 45v
Eridanus
358
Hyginus
Rom, Cod. Vat. lat. 3109
| 46r Orion
613
614 | 51r Bären, Schlange
Hyginus
359
Rom, Cod. Vat. lat. 3109
615
| 51v
Bootes 616 | 52r
Hercules
360
Hyginus
Rom, Cod. Vat. lat. 3109
617 | 53r
Cepheus
Hyginus
361
Rom, Cod. Vat. lat. 3109
618 | 52v Lyra, Schwan
619 | 54r Andromeda
362
Hyginus
Rom, Cod. Vat. lat. 3109
620 | 54v
Perseus
Hyginus
363
Rom, Cod. Vat. lat. 3109
621 | 55r
Fuhrmann
364
Hyginus
Rom, Cod. Vat. lat. 3109
622 | 55v Schlangenträger
623 | 57r
Pegasus
Hyginus
365
Rom, Cod. Vat. lat. 3109
| 57v Widder
624
625 | 58r
Stier
366
Hyginus
Rom, Cod. Vat. lat. 3109
| 58v Zwillinge
626
627 | 62r Wassermann
Hyginus
367
Rom, Cod. Vat. lat. 3109
628 | 63v
Eridanus
368
Hyginus
Rom, Cod. Vat. lat. 3109
629 | 64v
Orion
Hyginus
369
Rom, Cod. Vat. lat. 3109
630 | 66v Kentaur
631 | 67v
Hydra
370
Hyginus Mailand, Ambr., Cod. T 47 sup.
632 | 47v Bären, Schlange
633 | 48r
Bootes
Hyginus Mailand, Ambr., Cod. T 47 sup.
634 | 49r
Hercules, Lyra
371
372
Hyginus Mailand, Ambr., Cod. T 47 sup.
| 50r Cepheus
635
636 | 50r Cassiopeia
Hyginus Mailand, Ambr., Cod. T 47 sup.
637 | 50v Andromeda
638 | 51r
Perseus
373
374
Hyginus Mailand, Ambr., Cod. T 47 sup.
639 | 51v Fuhrmann
640 | 52r Schlangenträger
Hyginus Mailand, Ambr., Cod. T 47 sup.
641
| 53r
Delfin 642 | 54r
Widder
643 | 54v
Zwillinge
375
376
Hyginus Mailand, Ambr., Cod. T 47 sup.
644 | 56r
Skorpion, Schütze
Hyginus Mailand, Ambr., Cod. T 47 sup.
645
| 57r
Wassermann 646 | 58r
Eridanus, Hase 647 | 58v
Orion
377
378
Hyginus Mailand, Ambr., Cod. T 47 sup.
648 | 59v
Argo 649 | 60r Kentaur, Altar
650 | 60v
Hydra
Hyginus Oxford, Bodl., Ms. Can. class. lat. 179
651 | 28r Bären, Schlange
379
380
Hyginus Oxford, Bodl., Ms. Can. class. lat. 179
| 28v Bootes
652
653 | 37v
Hercules
Hyginus Oxford, Bodl., Ms. Can. class. lat. 179
654
| 33v
Schwan 655 | 34r
Cepheus
381
382
Hyginus Oxford, Bodl., Ms. Can. class. lat. 179
656
| 34v
Cassiopeia 657 | 35r
Andromeda
Hyginus Oxford, Bodl., Ms. Can. class. lat. 179
| 35v Perseus
658
659 | 36r
Fuhrmann 660 | 36v
Schlangenträger
383
384
Hyginus Oxford, Bodl., Ms. Can. class. lat. 179
661
| 38r Adler
662 | 41v
Löwe
663 | 30r
Schütze
Hyginus Oxford, Bodl., Ms. Can. class. lat. 179
664
| 31r
Cetus 665 | 39v
Altar 666 | 31v
Eridanus
385
386
Hyginus Oxford, Bodl., Ms. Can. class. lat. 179
| 39r Kentaur
667
668 | 29r
Hydra
Hyginus Siena, Bibl. Com., Ms. L.VI.25
669
| 34v
Boote 670 | 38v Fuhrmann
671 | 41r
Zwillinge 672 | 42r
Jungfrau
387
388
Hyginus Verona, Ms. CCLXI(233)
| 10r Perseus
673
674 | 80r Wassermann
Hyginus
389
Cambridge (UK), Fitzwilliam Museum, Ms. 260
675
| 2r
Bootes 676 | 7r Cepheus
677 | 9r
Perseus 678 | 10r
Fuhrmann
390
Hyginus
Cambridge (UK), Fitzwilliam Museum, Ms. 260
679
| 11r
Schlangenträger 680
| 17v
Zwillinge 681 | 20r
Löwe
682 | 25r
Cetus 683 | 27r
Orion
Hyginus Florenz, BNCF, Cod. Magl. XI.141
684 | 59r Hercules, Lyra
685 | 59v Schwan, Cepheus
391
392
Hyginus
Florenz, BNCF, Cod. Magl. XI.141
686
| 60r
Cassiopeia, Andromeda 687 | 63r Löwe, Jungfrau
688 | 64r
Steinbock, Wassermann 689
| 65r
Eridanus, Hase
Hyginus
393
Florenz, BNCF, Cod. Magl. XI.141
| 65v Orion, gr. Hund
690
691 | 67r Kentaur, Altar
394
Hyginus Mailand, Triv., Cod. 690
692 | 1r Frontispiz
Hyginus Mailand, Triv., Cod. 690
| 3v Bootes
693
694 | 7r
Cepheus
395
396
Hyginus Mailand, Triv., Cod. 690
695 | 5r Hercules
Hyginus Mailand, Triv., Cod. 690
696
| 8r
Cassiopeia 697 | 8v
Feston
397
398
Hyginus Mailand, Triv., Cod. 690
698 | 9v Andromeda
699 | 11r
Perseus
Hyginus Mailand, Triv., Cod. 690
700 | 13v Schlangenträger
701 | 19r
Zwillinge
399
400
Hyginus Mailand, Triv., Cod. 690
702 | 25r Wassermann
703 | 27v
Eridanus
Hyginus Mailand, Triv., Cod. 690
704
| 29r
Orion 705 | 32r
Altar
401
402
Hyginus Oxford, Bodl., Ms. Can. Misc. 46
706
| 114r
Zwillinge
| 115r Jungfrau
707
708 | 115v
Schütze 709
| 116v
Wassermann
Hyginus Cambrai, Ms. 933
710
| 12r
Bootes
| 14r Hercules
711
712 | 16r
Cassiopeia 713 | 17r
Andromeda
403
404
Hyginus Cambrai, Ms. 933
714
| 18r
Perseus 715 | 19r Fuhrmann
716 | 20v Schlangenträger 717 | 27v
Zwillinge
Hyginus Cambrai, Ms. 933
718
| 30v
Jungfrau 719 | 36v Eridanus
720 | 27r
Hase
405
406
Hyginus
New York, Publ. Lib., Spencer Ms. 28
| 41r Bootes
721
722 | 42r
Hercules
Hyginus
407
New York, Publ. Lib., Spencer Ms. 28
723 | 44r Cassiopeia
724 | 44v Andromeda
408
Hyginus
New York, Publ. Lib., Spencer Ms. 28
| 45v Perseus
725
726 | 46r Fuhrmann
Hyginus
409
New York, Publ. Lib., Spencer Ms. 28
727
| 48r
Delfin 728 | 48v
Pegasus
729 | 50r Zwillinge
410
Hyginus
New York, Publ. Lib., Spencer Ms. 28
| 51v Jungfrau
730
731 | 52v
Schütze
Hyginus
411
New York, Publ. Lib., Spencer Ms. 28
732 | 53r Steinbock
733 | 53v Wassermann
412
Hyginus
New York, Publ. Lib., Spencer Ms. 28
734
| 54v Cetus
735 | 55r
Eridanus
Hyginus
413
New York, Publ. Lib., Spencer Ms. 28
736 | 55v
Orion
414
Hyginus
New York, Publ. Lib., Spencer Ms. 28
737
| 57r Argo
738
| 58r Altar
739 | 58v
Hydra
740 | 59r südl. Fisch
Hyginus Freiberg, Ms. Cl.XI.4°.9
741
| XIv
Frontispiz 742
| 12r
Initial 743 | 31r
Bären, Schlange
415
416
Hyginus Freiberg, Ms. Cl.XI.4°.9
744 | 31v Bootes, Krone
745 | 32v
Hercules
Hyginus Freiberg, Ms. Cl.XI.4°.9
746
| 33r
Lyra, Schwan 747 | 33v Cepheus
748 | 34r
Cassiopeia
417
418
Hyginus Freiberg, Ms. Cl.XI.4°.9
749 | 34v Andromeda
750 | 35r
Perseus
Hyginus Freiberg, Ms. Cl.XI.4°.9
751
| 36r
Fuhrmann 752 | 36v Schlangenträger
753 | 37r
Adler
754 | 37v
Delfin
419
420
Hyginus Freiberg, Ms. Cl.XI.4°.9
755
| 38r
Pegasus 756 | 38v
Widder
757 | 39r
Stier
Hyginus Freiberg, Ms. Cl.XI.4°.9
758
| 39v
Zwillinge 759 | 40r
Krebs, Löwe 760 | 40v
Jungfrau
421
422
Hyginus Freiberg, Ms. Cl.XI.4°.9
761
| 41r
Skorpion 762 | 41v
Schütze
Hyginus Freiberg, Ms. Cl.XI.4°.9
763
| 42r
Steinbock 764 | 42v
Wassermann
423
424
Hyginus Freiberg, Ms. Cl.XI.4°.9
765
| 43r
Fische 766 | 43v Cetus, Eridanus
767 | 44r
Hase
768 | 45r
Hunde 769
| 45v Argo
Hyginus Freiberg, Ms. Cl.XI.4°.9
| 46r Kentaur
770
771 | 46v
Altar 772 | 47v
südl. Fisch
773 | 47r
Hydra
425
426
Hyginus Florenz, Laur., Ms. Ashb. 1148
774
| 40r
Bootes, Krone 775 | 44r Andromeda
776 | 45v Fuhrmann
Hyginus
427
Rom, Cod. Urb. lat. 1358
777 | 3r Planisphaere
428
Hyginus
Rom, Cod. Urb. lat. 1358
| 4v Jupiter
778
779 | 33v
Eridanus
Hyginus
429
Rom, Cod. Urb. lat. 1358
780
| 128r
Fuhrmann 781
| 134v
Wassermann
| 135v Cetus, Eridanus
782
430
Hyginus
Pavia, Ms. Aldini 490
783 | 78v Bootes, Krone
Hyginus
431
Pavia, Ms. Aldini 490
784 | 82r Andromeda
785 | 83v Fuhrmann
432
Hyginus
Pavia, Ms. Aldini 490
786
| 85r Adler
787 | 88r Zwillinge
788 | 89v
Jungfrau
Hyginus
433
Pavia, Ms. Aldini 490
789 | 91v Wassermann
790 | 93r
Eridanus
434
Hyginus
Pavia, Ms. Aldini 490
791 | 97r Hydra, südl. Fisch
Hyginus
435
Florenz, Laur., Ms. Plut. 89 sup. 43
792 | 4v Planisphaere
436
Hyginus
Florenz, Laur., Ms. Plut. 89 sup. 43
| 11r Hercules
793
794 | 14v
Bootes
Hyginus
437
Florenz, Laur., Ms. Plut. 89 sup. 43
795
| 15r
Jungfrau 796 | 23r Cepheus
797 | 24v Andromeda 798 | 29r
Perseus
438
Hyginus
Florenz, Laur., Ms. Plut. 89 sup. 43
799 | 32v Wassermann, Steinbock
800 | 43r
Cetus
Hyginus
439
Florenz, Laur., Ms. Plut. 89 sup. 43
801
| 43v
Eridanus 802
| 52r
Sol 803 | 61r
Austronothus
440
Hyginus
Florenz, Laur., Ms. Plut. 89 sup. 43
804
| 73r
Bootes 805 | 74v
Hercules 806 | 77r Andromeda 807
| 78r
Perseus
Hyginus
441
Florenz, Laur., Ms. Plut. 89 sup. 43
| 78v Fuhrmann
808
809 | 79v
Schlangenträger
442
Hyginus
Florenz, Laur., Ms. Plut. 89 sup. 43
810 | 83r Zwillinge
811 | 88r
Eridanus
Hyginus
443
Florenz, Laur., Ms. Plut. 89 sup. 43
812
| 88v
Orion 813 | 90r Kentaur
444
Hyginus Florenz, Laur., Ms. Plut. 40.53
814 | 41v Planisphere
Hyginus
445
Florenz, Laur., Ms. Plut. 40.53
| 43r Jungfrau, Cetus
815
816 | 43r
Zwillinge, Erdanus
446
Hyginus Florenz, Laur., Ms. Plut. 40.53
| 44r Kepheus
817
818 | 46r
Hydra
Hyginus
447
Florenz, Laur., Ms. Plut. 40.53
819 | 44v Pegasus – Schwan, Steinbock
448
Hyginus Cortona, Ms. 184
820
| 41r
Cepheus 821
| 50v Fische
822 | 52r
Orion
Hyginus Montpellier, Cod. H. 452
| 10r Hercules
823
824 | 12r
Schlangenträger
825 | 13v Bootes
449
450
Hyginus Montpellier, Cod. H. 452
826
| 21r
Fuhrmann
| 24r Cepheus
827
828 | 25v Andromeda
829
| 39v Adler
830
| 57r Sol
831 | 150r
Eridanus
Hyginus Montpellier, Cod.H. 452
832 | 135r
Hercules
451
452 Basinio da Parma Rimini, Cassa di Risparmio
833 | p. 12–13 Bären, Schlange, Bootes
834 | p. 13
Bootes
Basinio da Parma 453 Rimini, Cassa di Risparmio
| p. 14 Hercules
835
836 | p. 18
Cassiopeia
454 Basinio da Parma Rimini, Cassa di Risparmio
837
| p. 19
Andromeda 838
| p. 20 Perseus
839 | p. 23 Schlangenträger 840
| p. 27 Pegasus
Basinio da Parma 455 Rimini, Cassa di Risparmio
| p. 29 Eridanus
841
842 | p. 30 Orion und Hase
456 Basinio da Parma Rimini, Cassa di Risparmio
| p. 40 Zwillinge
843
844 | p. 32
Vorhund
Basinio da Parma 457 Parma, Ms. Parm. 1008
| 3v Bären, Schlangen, Bootes
845
846 | 4r Hercules
458 Basinio da Parma Parma, Ms. Parm. 1008
847
| 5r
Cepheus, Cassiopeia 848 | 6r Fuhrmann
849 | 8r
Orion
Basinio da Parma 459 Parma, Ms. Parm. 1008
850 | 11r Schütze
851 | 11v
Wassermann
460 Basinio da Parma Oxford, Bodl., Ms. Bodl. 646
852 | 18r Zwillinge
853 | 19r
Jungfrau 854 | 20v
Wassermann
Basinio da Parma 461 Oxford, Bodl., Ms. Bodl. 646
855 | 20v Schütze
462 Basinio da Parma Venedig, Cod. lat. XII 194
856
| 5v
Krone, Bootes 857 | 6r Hercules, Lyra
858 | 12r Eridanus, Hase 859
| 12v Orion
Basinio da Parma 463 Venedig, Cod. lat. XII 194
860
| 15r
Hydra, südl. Fisch 861 | 16v Zwillinge, Krebs
862 | 19r Wassermann
464 Basinio da Parma München, clm 15743
863
| 91r
Bären, Schlange, Bootes
Basinio da Parma 465 München, clm 15743
864 | 692r Hercules 865
| 94r
Perseus
866
| 97r
Eridanus 867 | 97v
Orion, Hase
466 Basinio da Parma Padua, Cod. 983
868
| 118v
Orion, Hunde 869 | 122v
Jungfrau
Basinio da Parma 467 Krakau, Rps. BJ 3706
870 | 4r Kentaur, Altar
468 Basinio da Parma Krakau, Rps. BJ 3706
871 | 6r Delfin, Eridnaus, Hase, Orion
Basinio da Parma 469 Krakau, Rps. BJ 3706
872
| 7v
Bootes 873 | 9r
Hercules
874 | 11r
Jungfrau
470 Basinio da Parma London, Ms. Wellcome 122
875
| 7r
Bootes 876 | 10r Andromeda
877 | 17r
Hydra
Basinio da Parma 471 Cambridge, Univ. Lib., Ms. Dd.IV.64
878
| 10v
Bootes
| 13r Hercules
879
880 | 30v
Zwillinge
472
Aratea Rom, Cod. Vat. gr. 1087
881 | 300v südl. Fisch, Altar
882 | 301r
Kentaur
Aratea Rom, Cod. Vat. gr. 1087
| 301v Hydra, Vorhund, Planeten
883
884 | 302r
Sol und Luna im Tierkreis
473
474
Aratea Rom, Cod. Vat. gr. 1087
885 | 302v–303r Aselli, Jupiter, Orion, gr. Hund, Bär
886 | 303v–304r
Pegasus, Widder, Dreieck, Fische, Perseus, Lyra
Aratea
475
Rom, Cod. Vat. gr. 1087
887 | 304v–305r Schwan, Wassermann, Steinbock, Schlange mit Bären
888 | 306v–307r
Adler – Argo, Eridanus, Jungfrau, Löwe
476
Aratea Rom, Cod. Vat. gr. 1087
889 | 305v Hercules, Krone
Aratea Rom, Cod. Vat. gr. 1087
890 | 306r
Schlangenträger, Bootes, Schütze
477
478
Aratea Rom, Cod. Vat. gr. 1087
891 | 307v Fuhrmann, Stier
892 | 308r Cepheus, Cassiopeia, Andromeda
Aratea
479
Rom, Cod. Vat. gr. 1087
893 | 309v nördl. Hemispshaere
894 | 310r
südl. Hemispshaere
480
Aratea Rom, Cod. Vat. gr. 1087
895 | 310v Planisphaere
Aratea Rom, Cod Urb. lat. 355
896 | 7r Orion, Perseus, Zwillinge
481
482
Aratea Rom, Cod Urb. lat. 355
897 | 52r Widder, Krebs, Jungfrau, Waage
Aratea
483
Rom, Cod Urb. lat. 355
898 | 52v
Skorpion, Schütze, Steinbock, Wassermann
484
Aratea Rom, Cod Urb. lat. 355
899 | 53r Fische, Drache, Bootes, Bär
Aratea Rom, Cod Urb. lat. 355
900 | 140v
Schlange, Serpentarius
485
486
Aratea
Rom, Cod. lat. 1650
901
| 3r
Stier, Orion 902 | 3v
Perseus, Zwillinge
Aratea
487
Rom, Cod. lat. 1650
903 | 57r
Krebs, Jungfrau, Waage, Skorpion, Schütze
488
Aratea
Rom, Cod. lat. 1650
904 | 57v Steinbock, Wassermann, Fische, Drache
Aratea
489
Rom, Cod. lat. 1650
905 | 58r Bootes, gr. Bär
490
Aratea Padua, Cod. 896
906 | 4r Zwillinge, Krone, Hercules
Aratea
491
Göttweig, Cod. 146
907 | 6r
Himmelsglobus
492
Aratea
Göttweig, Cod. 146
908 | 7v–8r Schlange und Bären, Hercules
909 | 8v–9r
Krone, Schlangenträger, Skorpion, Bootes
Aratea
493
Göttweig, Cod. 146
910 | 9v–10r Jungfrau, Fuhrmann, Stier
911 | 10v–11r
Cepheus, Cassiopeia
494
Aratea
Göttweig, Cod. 146
912 | 11v–12r Andromeda, Pegasus, Widder
913 | 12v–13r Dreieck, Fische, Perseus
Aratea
495
Göttweig, Cod. 146
914 | 13v–14r Plejaden, Lyra, Schwan
915 | 14v–15r
Wasermann, Steinbock, südl. Fisch, Altar
496
Aratea
Göttweig, Cod. 146
916 | 15v–16r Kentaur, Hydra, Vorhund
917 | 17v–18r Fische, Perseus
Aratea
497
Göttweig, Cod. 146
| 18v–19r Plejaden, Lyra
918
919 | 19v-20r
Schwan, Wassermann
498
Aratea
Göttweig, Cod. 146
920 | 20v
Steinbock
Aratea
499
Göttweig, Cod. 146
921 | 21r Schütze
500
Aratea
Göttweig, Cod. 146
| 21v–22r Pfeil, Adler
922
923 | 22v–23r
Delfin, Orion
Aratea
501
Göttweig, Cod. 146
924 | 23v–24r Hund, Hase, Argo
925 | 24v–25r
Cetus, Eridanus
502
Aratea
Göttweig, Cod. 146
926 | 25v–26r Südfisch, Altar, Kentaur
927 | 26v–27r Hydra, Vorhund
Aratea
503
Göttweig, Cod. 146
928 | 27v Planeten
929 | 29v–30r
Winde, Sonne, Mond
504
Aratea Siena, Bibl. Com., Ms. L.IV.25
930
| 2r
Skorpion, Bootes 931 | 2v
Jungfrau
Aratea Siena, Bibl. Com., Ms. L.IV.25
932
| 3r
Fuhrmann, Stier 933 | 3v Cepheus
934 | 4r
Cassiopeia 935
| 4v
Andromeda
505
506
Aratea Siena, Bibl. Com., Ms. L.IV.25
| 5r Perseus
936
937 | 5v
Plejaden
Aratea Siena, Bibl. Com., Ms. L.IV.25
938 | 7r
Zwillinge, Krebs
507
508
Aratea Siena, Bibl. Com., Ms. L.IV.25
939
| 6v
Wassermann, Steinbock 940 | 7v
Löwe
Aratea Cologny, Cod. Bodmer 7
941 | 1r Frontispiz
509
510
Aratea Cologny, Cod. Bodmer 7
942 | 2v Planisphaere
943 | 3r Initiale und Text
Aratea Cologny, Cod. Bodmer 7
944
| 4v
Jupiter 945 | 8v
Hercules
511
512
Aratea Cologny, Cod. Bodmer 7
946
| 11v
Bootes 947 | 12v
Jungfrau
Aratea Cologny, Cod. Bodmer 7
948
| 14v
Zwillinge 949 | 17r
Fuhrmann
513
514
Aratea Cologny, Cod. Bodmer 7
| 19v Cepheus
950
951 | 20r Cassiopeia
Aratea Cologny, Cod. Bodmer 7
952
| 21r
Andromeda 953 | 24v
Plejaden
515
516
Aratea Cologny, Cod. Bodmer 7
954
| 29r
Wassermann 955
| 34v Orion
956 | 36v
Hund 957 | 39v
Argo 958 | 40v
Cetus
Aratea Cologny, Cod. Bodmer 7
959 | 41r Eridanus
960 | 44r
Kentaur
517
518
Aratea Cologny, Cod. Bodmer 7
961 | 46r
Sol
Aratea
519
New York, Pierpont Morgan, Ms. M 389
962 | 1r Frontispiz
963 | 3v
Planisphaere
520
Aratea
New York, Pierpont Morgan, Ms. M 389
964
| 7v
Jupiter
| 19r Bootes
965
966 | 20v
Jungfrau 967
| 23v
Zwillinge
Aratea
521
New York, Pierpont Morgan, Ms. M 389
968
| 633r
Cepheus 969 | 35v Andromeda
970 | 42v Perseus 971
| 48v
Wassermann
522
Aratea Rom, Cod. Barb. lat. 76
972
| 1r
Frontispiz 973 | 1r
Detail, Wappen
Aratea Rom, Cod. Barb. lat. 76
974
| 3r
Planisphaere 975 | 6r
Jupiter 976 | 9v
Drache mit Bären
523
524
Aratea Rom, Cod. Barb. lat. 76
| 12r Hercules
977 978
| 13v Krone
979 | 14v
Schlangenträger
980 | 17r
Bootes
Aratea Rom, Cod. Barb. lat. 76
| 18r Jungfrau
981
982 | 21r Zwillinge
525
526
Aratea Rom, Cod. Barb. lat. 76
983
| 24r Löwe
984 | 25r Fuhrmann
985 | 29r
Cepheus 986
| 30r
Cassiopeia
987 | 31r
Andromeda 988
| 32r
Pegasus
Aratea Rom, Cod. Barb. lat. 76
989
| 33r
Widder 990 | 35r Dreieck
991 | 35v
Fische 992
| 37r
Perseus
993 | 38v
Plejaden 994
Lyra
| 39v
527
528
Aratea Rom, Cod. Barb. lat. 76
995
| 41r
Schwan 996 | 41v Wassermann, Steinbock
997 | 46r
Schütze
Aratea Rom, Cod. Barb. lat. 76
998
| 47v
Adler 999
| 48v
Delfin 1000 | 49v
Orion 1001
| 52v
Hund
1002
| 55r
Hase 1003
| 56r
Argo 1004 | 57v
Cetus 1005
| 58r
Eridanus
529
530
Aratea Rom, Cod. Barb. lat. 76
1006
| 59v
Südfisch 1007
| 60v Altar
1008 | 61v
Kentaur
1009 | 63r
Hydra
Aratea Rom, Cod. Barb. lat. 76
1010
| 73v
Sol 1011 | 77v
Luna 1012 | 86r Austronothus
531
532
Aratea
Wien, Schottenkloster, Cod. Scot. 521
1013 | 1r Frontispiz
1014 | 2v–3r
Textseite mit Lacunen und Planisphaere
Aratea
533
Wien, Schottenkloster, Cod. Scot. 521
1015 | 3r Planisphaere
534
Aratea
Wien, Schottenkloster, Cod. Scot. 521
| 5v Jupiter
1016
1017 | 13v Schlangenträger
Aratea
535
Wien, Schottenkloster, Cod. Scot. 521
| 16v–17r Bootes, Jungfrau
1018
1019 | 20r Zwillinge
536
Aratea
Wien, Schottenkloster, Cod. Scot. 521
1020
| 24r
Fuhrmann
| 29r Cassiopeia
1021
1022 | 30r
Andromeda 1023
| 36r
Perseus
1024 | 40r
Wassermann, Steinbock
| 48r Orion
1025
Aratea
537
Wien, Schottenkloster, Cod. Scot. 521
1026
| 56v
Eridanus
1027 | 78v Austronothus
538
Aratea Rom, Cod. Barb. lat. 77
1028 | 1r Frontispiz
1029 | 4r
Jupiter
Aratea Rom, Cod. Barb. lat. 77
1030
| 11r
Jungfrau 1031 | 18r Cepheus
1032 | 18v Cassiopeia 1033
| 19v
Andromeda
539
540
Aratea Rom, Cod. Barb. lat. 77
1034 | 2v Planisphaere
Aratea
541
Madrid, Cod. 8282
| 1r Frontispiz
1035
1036 | 2v Planisphaere
542
Aratea
Madrid, Cod. 8282
| 8r Hercules
1037
1038 | 9v Schlangenträger
Aratea
543
Madrid, Cod. 8282
1039
| 11v
Bootes 1040 | 12r Jungfrau
544
Aratea
Madrid, Cod. 8282
1041
| 19r
Cepheus
| 19v Cassiopeia
1042
1043 | 20v Andromeda
Aratea
545
Madrid, Cod. 8282
1044
| 24v
Perseus 1045 | 32v
Orion 1046 | 38r Eridanus
546
Aratea London, Ms. Add. 15819
1047
| 12v
Jungfrau
| 20v Cepheus
1048
1049 | 21v
Cassiopeia 1050
| 22r
Andromeda
Aratea London, Ms. Add. 15819
1051
| 30v
Wassermann, Steinbock 1052
| 36r
Orion 1053 | 43v Eridanus
547
548
Aratea London, Ms. Egerton 1050
| 3v Jupiter
1054
1055 | 8v
Krone
Aratea London, Ms. Egerton 1050
1056 | 7v Hercules
549
550
Aratea London, Ms. Egerton 1050
| 10v Bootes
1057
1058 | 16r
Fuhrmann
Aratea London, Ms. Egerton 1050
| 18v Cepheus
1059
1060 | 19v
Cassiopeia
551
552
Aratea London, Ms. Egerton 1050
1061
| 20r
Andromeda 1062 | 27r Wassermann
1063 | 33r
Orion
Aratea London, Ms. Egerton 1050
| 39r Eridanus
1064
1065 | 55r
Austronothus
553
554
Dt. Scotus Berlin, Ms. germ. fol. 244
1066
| 11v
Wassermann, Januar 1067
| 15v
Zwillinge, Mai 1068 | 47r
Stier
Dt. Scotus Berlin, Ms. germ. fol. 244
1069
| 51v
Jungfrau 1070 | 52v
Waage 1071 | 53v
Schütze
555
556
Dt. Scotus Berlin, Ms. germ. fol. 244
1072
| 57r
Drache
| 62r Bootes
1073
1074 | 62v
Fuhrmann 1075 | 66v
Andromeda
Dt. Scotus Berlin, Ms. germ. fol. 244
1076
| 68v
Perseus 1077 | 72r Vultur cadens
1078 | 77r
Orion
557
558
Dt. Scotus Berlin, Ms. germ. fol. 244
1079 | 80r Austronothus
1080 | 80v Milchstraße
Dt. Scotus Berlin, Ms. germ. fol. 244
1081
| 85v
Bootes 1082 | 88v Fuhrmann II
559
560
Dt. Scotus Salzburg, M II 180
1083
| 111r
Zwillinge 1084 | 113r
Jungfrau
1085 | 114r
Waage
Dt. Scotus Salzburg, M II 180
1086 | 114v
Skorpion, Schütze
561
562
Dt. Scotus Salzburg, M II 180
1087
| 118v Drache
1088 | 120r
Bootes, Fuhrmann
Dt. Scotus
563
Salzburg, M II 180
| 120v Cepheus, Cassiopeia
1089
1090 | 121v
Andromeda, Perseus
564
Dt. Scotus Salzburg, M II 180
1091
| 122r
Plejaden 1092 | 123r
Vultur volans, Vultur cadens
1093 | 123v
Cetus, Eridanus 1094 | 125r
Argo
Dt. Scotus Salzburg, M II 180
1095 | 124r Figura sonantis canonum, Delfin
1096 | 125v
Austronothus, Milchstraße
565
566
Dt. Scotus Salzburg, M II 180
1097 | 126r Südfisch, Altar
1098 | 126v
Kentaur
1099 | 127v
Kleines Pferd, Bohrer
Dt. Scotus Rom, Cod. Pal. lat. 1370
1100
| 89r
Drache, Hercules 1101 | 90r
Schlangenträger 1102 | 90r
Bootes
567
568
Dt. Scotus Rom, Cod. Pal. lat. 1370
1103
| 91v
Andromeda, Perseus 1104 | 93v
Figura sonantis canonum, Delfin, Orion
Dt. Scotus
569
Darmstadt , Hs. 266
1105
| 14r
Bootes, Fuhrmann 1106 | 14v
Cepheus, Cassiopeia, Pegasus
570
Dt. Scotus
Darmstadt , Hs. 266
1107 | 18v Altar, Kentaur
Dt. Scotus
571
Edinburgh, Ms. Cr. 4.6
1108
| 350v
Zwillinge 1109
| 353v
Waage 1110 | 359v Hercules
572
Dt. Scotus
Edinburgh, Ms. Cr. 4.6
1111
| 360v Bootes
1112 | 362r
Cassiopeia
Dt. Scotus
573
Edinburgh, Ms. Cr. 4.6
1113
| 362v
Pegasus
| 363r Andromeda
1114
1115 | 365r Vultur cadens
574
Dt. Scotus
Edinburgh, Ms. Cr. 4.6
1116 | 366r Figura sonantis canonum
1117 | 369v
Altar
Dt. Scotus
575
Tübingen, Ms. Md 2
1118
| 43r
Sol und Luna im Tierkreis 1119 | 312r
Bären, Schlange
576
Dt. Scotus
Tübingen, Ms. Md 2
1120
| 312v
Drache, Orion 1121 | 313r
Hercules, Krone
Dt. Scotus
577
Tübingen, Ms. Md 2
1122
| 313v
Schlangenträger, Bootes 1123 | 314r
Fuhrmann, Cepheus
1124
| 314v
Cassiopeia, Pegasus 1125 | 315r
Andromeda, Perseus
578
Dt. Scotus
Tübingen, Ms. Md 2
1126
| 315v
Dreieck, Plejaden 1127 | 316r
Leier, Schwan
1128
| 316v
Adler, Vultur cadens 1129 | 324r
Eridanus, Figura sonantis canonum
Dt. Scotus
579
Tübingen, Ms. Md 2
1130
| 324v
Delfin, Orion 1131 | 325r
Hase 1132
| 325v
Argo
1133 | 317r
Milchstraße, südl. Fisch 1134 | 317v
Altar, Kentaur
580
Dt. Scotus
Tübingen, Ms. Md 2
1135
| 318r
Fahne, Hydra 1136 | 318v
Vorhund, kleines Pferd
1137 | 319r Bohrer, Altar mit Biber
Dt. Scotus
581
Tübingen, Ms. Md 2
| 323r Paranatellonten
1138
1139 | 323v Parantellonten
582
Dt. Scotus
Tübingen, Ms. Md 2
1140
| 75r
Meister Joseph
| 322r Gelehrter
1141
1142 | 322v
Kosmos
Dt. Scotus Wolfenbüttel, Cod. Guelf. 29.14 Aug. 4˚
1143
| 27v
Orion
| 28r Hercules
1144
1145 | 29v
Bootes 1146
| 30v
Cepheus
583
584
Dt. Scotus Wolfenbüttel, Cod. Guelf. 29.14 Aug. 4˚
1147
| 37r
Eridanus 1148 | 39r Austronothus
1149 | 40r Milchstraße 1150
| 44v
Altar mit Biber
Dt. Scotus
585
Wolfenbüttel, Cod. Guelf. 29.14 Aug. 4˚
1151
| 47r
Krebs und Dekane
| 53r nackte Frau
1152
1153 | 55r
Zwillinge und Dekane 1154
| 64v
Frau mit Haube
586
Dt. Scotus Wolfenbüttel, Cod. Guelf. 29.14 Aug. 4˚
1155 | 86v Luna im Krebs, Bären
Dt. Scotus Wolfenbüttel, Cod. Guelf. 29.14 Aug. 4˚
| 87r Venus im Stier, Drache, Krebs
1156
587
588
Dt. Scotus Wolfenbüttel, Cod. Guelf. 8.7 Aug. 4˚
1157
| 58r
Hercules 1158
| 59v
Fuhrmann 1159 | 60v
Cepheus
Dt. Scotus
589
Heidelberg, Cod. Pal. germ. 832
1160 | 84r Bären, Bootes
590
Dt. Scotus
Heidelberg, Cod. Pal. germ. 832
1161
| 85v
Cepheus, Cassiopeia 1162 | 86r
Andromeda, Perseus
1163 | 87v
Plejaden, Cetus
Dt. Scotus
591
Heidelberg, Cod. Pal. germ. 832
1164
| 88r
Pegasus, kl. Pferd
1165
| 89r
Eridanus, Orion
592
Dt. Scotus
Heidelberg, Cod. Pal. germ. 832
11166
| 90r
Vorhund, Argo 1167 | 90v
Kentaur, Altar
Dt. Scotus
593
Heidelberg, Cod. Pal. germ. 832
1168
| 91r
Milchstraße, Hydra 1169 | 92r
gr. Fisch, Austronothus
594
Dt. Scotus Coburg, Ms. 5
1170
| 90r
Figura sonantis canonum
| 90r Eridanus
1171
1172 | 91v Kentaur, Altar
Dt. Scotus Coburg, Ms. 5
1173
| 99v
Saturn 1174 | 102r Merkur
595
596
Ratdolt Wolfenbüttel, N 88 Helmst. 4
1175
| 2r
Widder 1176
| 3v Stier
1177 | 4v
Zwillinge 1178
| 6r
Krebs
1179 | 7r
Löwe 1180
| 7v
Jungfrau
Ratdolt Wolfenbüttel, N 88 Helmst. 4
1181
| 8v
Waage 1182
| 9v
Skorpion 1183 | 10r
Schütze
597
598
Ratdolt Wolfenbüttel, N 88 Helmst. 4
1184
| 11r
Steinbock 1185 | 12r Wassermann
1186 | 13r
Fische
1187 | 14r
Schlange mit Bären
Ratdolt Wolfenbüttel, N 88 Helmst. 4
| 15v Hercules
1188
1189 | 16r
Krone 1190 | 16v
Schlangenträger
599
600
Ratdolt Wolfenbüttel, N 88 Helmst. 4
1191
| 17v
Bootes 1192 | 18r
Fuhrmann
1193 | 18v
Cepheus
Ratdolt Wolfenbüttel, N 88 Helmst. 4
| 19r Cassiopeia
1194
1195 | 20r
Pegasus
601
602
Ratdolt Wolfenbüttel, N 88 Helmst. 4
1196
| 20v
Zweites Pferd 1197 | 21r
Andromeda
1198 | 22r
Perseus
Ratdolt Wolfenbüttel, N 88 Helmst. 4
1199
| 22v
Dreieck 1200
| 23r
Lyra 1201 | 23v
Schwan 1202
Adler
| 24r
603
604
Ratdolt Wolfenbüttel, N 88 Helmst. 4
1203 | 25r Vultur cadens
Ratdolt Wolfenbüttel, N 88 Helmst. 4
1204
| 25v
Delfin 1205
| 26r
Cetus 1206 | 26v
Eridanus
1207 | 27r
Orion 1208 | 27v
gr. Hund
1209 | 28r
Hase
605
606
Ratdolt Wolfenbüttel, N 88 Helmst. 4
1210
| 28v Argo
1211 | 29r
Milchstraße
1212 | 31r
Kentaur
Ratdolt Wolfenbüttel, N 88 Helmst. 4
1213
| 29v
Südfisch 1214 | 30r
Altar 1215 | 31v
Hydra 1216 | 32r
kl. Hund
1217 | 32v
Bohrer 1218 | 33r
Fahne
607
608
de Angulo
Paris, Ms. lat. 6561
1219
| 91v
Bootes, Fuhrmann 1220 | 92v Andromeda, Perseus
de Angulo
609
Paris, Ms. lat. 6561
1221
| 93r
Dreieck, Plejaden (Huhn) 1222 | 94v Eridanus, Figura sonantis canonum
1223 | 97r
Altar 1224
| 96v
Milchstraße, südl.Fisch
610
de Angulo
Paris, Ms. lat. 6561
1225 | 97v Kentaur, Hydra
de Angulo
611
Paris, Ms. lat. 6561
1226
| 102v
Zwillinge und Dekan 1227 | 105v
Jungfrau und Dekan
612
de Angulo
Paris, Ms. lat. 6561
1228 | 109v Steinbock und Dekane
de Angulo
613
Paris, Ms. fr. 612
| 102r Bären, Drache, Hercules
1229
1230 | 103r
Bootes, Fuhrmann
614
de Angulo Paris, Ms. fr. 612
1231
| 105r
Plejaden (Huhn), Lyra 1232 | 106v Eridanus, Figura sonantis canonum
de Angulo Paris, Ms. fr. 612
1233
| 108v
Milchstraße 1234 | 109r
südl. Fisch, Altar 1235 | 114r
Zwillinge
615
616
de Angulo Paris, Ms. fr. 612
1236 | 115r Krebs mit erstem Dekan
1237 | 117r
Jungfrau
1238 | 117r erster Dekan der Jungfrau
de Angulo
617
Paris, Ms. fr. 612
1239 | 119v
2. und 3. Dekan des Skorpions, Schütze
618
Varia Bernkastel-Kues, Globus
1240 | Cassiopeia,
Cepheus, Drache
Varia Bernkastel-Kues, Globus
1241 | Kentaur,
Altar
619
620
Varia Bernkastel-Kues, Globus
| Hercules, Schlangenträger
1242
| Orion, Hund, Argo
1243
Varia
621
Bernkastel-Kues, Globus
| Pegasus, Wassermann, Schütze
1244
1245 | Bären, Löwe
622
Varia
Florenz, San Lorenzo, Alte Sakristei
1246 | Altarraum
Varia
623
Florenz, San Lorenzo, Alte Sakristei
| Kuppel des Altarraumes
1247
624
Varia
Florenz, San Lorenzo, Alte Sakristei
1248
| Löwe und Krebs
1249 | Zwillinge, Stier, Orion, Hund
Varia
625
Florenz, San Lorenzo, Alte Sakristei
1250 |
Perseus
Cassiopeia,
626
Varia
Florenz, San Lorenzo, Alte Sakristei
1251
| Löwe, Detail
1252
| Stier, Detail
1253 | Zwillinge,
Detail
Varia
627
Roccabianca, Camera di Griselda
1254 | Gewölbe
1255 | Gewölbe
628
Varia
Roccabianca, Camera di Griselda
1256 | Zwillinge
1257 | Fuhrmann
Varia
629
Roccabianca, Camera di Griselda
1258 | Jungfrau,
Merkur 1259 | Venus
Abbildungsnachweis Augsburg, Univ. Bibl., Abb. 583, 584; Basel, Univ. Bibl., Abb. 440–446, Taf. 47; Bergamo, Bibl. Civ. Angelo Mai, Abb. 511–513; Berlin, Staatsbibl., Abb. 519–521, 1066–1082; Berlin, SMPK, Kupferstichkabinett, Abb. 366–375, Taf. ü38–41; Bernkastel-Kues, Nikolaushospital, Stiftsbibl., Abb. 309–331; Cambrai, Bibl. muincipale, Abb. 710–720; Cambridge, Emmanuel College Libr., Abb. 175–181; Cambridge, Fitzwilliam Museum, Abb. 675–683; Cambridge, Univ. Libr., Abb. 878–880; Cambridge/Mass., Houghton Libr. , Abb. 168–173; Catania, Bibl. Univ., Abb. 401–405; Coburg, Bayr. Landesbibl., Abb. 1170–1174; Cologny, Bibl. Bodmeriana, Abb. 941–961, Taf. 109–112; Cortona, Libr. del Comune, Abb. 820–822; Darmstadt, Hess. Landes- und Hochschulbibl., Abb. 1105–1107; Florenz, Bibl. Medicea Laurenziana, Abb. 774–776, 792–819, Taf. 87–92; Florenz, Bibl. Naz. Centr., Abb. 194–197, 568–579, 606–608, 684–691; Taf. 60–61; Florenz, Soprintendenza B.A.S., Abb. 1248–1253; Freiberg, AndreasMöller Bibl., Abb. 741–773, Taf. 83, 84; Göttweig, Stiftsbibl., Abb. 907–929, Taf. 101–105; Heidelberg, Univ. Bibl., Abb. 1160–1169; Klosterneuburg, Stiftsbibl., Abb. 182–190; Krakau, Bibl. Jagiellonska, Abb. 215–217, 870–874; London, Brit. Lib., Abb. 31–36, 201–204, 580–582, 1055–1064, Taf. 6, 125–128; London, Libr. of the Wellcome Institute, Abb. 205–206, 875–877; London, Kristen Lippincott, Abb. 1254– 1259; London, Warburg Institute, Abb. 67, 523–527, 539, 540, 1047–1054, 1065; Los Angeles, Getty Museum, Abb. 439; Lyon, Bibl. Muncipale, Abb. 522, 528–536, Taf. 52–55; Madrid, Bibl. Nac., Abb. 1035–1046; Mailand, Bibl. Ambrosiana, Abb. 198–200, 632–650; Mailand, Bibl. Trivulziana, Abb. 692–705, Taf. 69–72; Metz, Bibl. municipale, Abb. 174; Montpellier, Bibl. de L‘Ecole de Medicine, Abb. 823–832; New York, Pierpont Morgan Libr., Abb. 37–40, 962–971; New York, Public Libr., Abb. 721–740, Taf. 73–80; München, Bayr. Staatsbibl., Abb. 52–66, 376–396, 537, 538, 541, 542, 863–867, Taf. 5–8, 42–44 ; Oxford, Bodl. Lib., Abb. 236–237, 447–468, 481–502, 651–668, 706–709, 852–855, Taf. 48, 50, 51, 64–68; Padua, Bibl. Univ., Abb. 228–235, 868, 869, 906; Paris, Bibl. Nat., Abb. 1–30, 41–51, 95–100, 208–214, 263–308, Taf. 1–3, 17–27; Pavia, Bibl. Univ., Abb. 783–791, Taf. 85, 86; Prag, Bibl. des Strahov-Klosters, Abb. 332–365, Taf. 28–37; Prag, Nat. Bibl., Abb. 157–167; Rom, Bibl. Vaticana, Abb. 423–438, 469–480, 514–518, 544–549, 585–605, 609–631, 777–782, 881–905, 972–1012, 1028–1034, 1100–1104, 1219–1239, Taf. 49, 62–63, 97–100, 113–120; Salzburg, Univ. Bibl., Abb. 1083– 1099; Siena, Bibl. Com., Abb. 669–672, 930–940, Taf. 106–108; Tübingen, Univ. Bibl., Abb. 1118–1142, Taf. 129–132; Torun, Bibl. Uniw., Abb. 503–510; Turin, Bibl. Naz. univ., Abb. 207; Wien, Österreich. Nat. Bibl., Abb. 191–193, 218–227, 406–408, 550–567, Taf. 56–59; Venedig, Bibl. Naz. Marciana, Abb. 856–862; Verona, Bibl. Capitolare, Abb. 673, 674; Wolfenbüttel, Herzog August Bibl., Abb. 543, 1143–1159, 1175–1218. Aus Büchern entnommene Abbildungen: El Primer Lapidario 1982, Abb. 409–422, Taf. 45–46; Basinii Parmensis Poetae 1994, Abb. 833–851, Taf. 95–96; Lapi Ballerini 1986, Abb. 1247, Taf. 133, Jenni/Theissen 2014, Abb. 118–156, Taf. 14–16; Wellesz 1965, Abb. 238–262; Strohmeier 1984, Abb. 397–400; Hartmann 1919, Abb. 1240–1245. Alle übrigen Abbildungen stammen aus dem Archiv der Verfasser.