Sauerbruch Hutton 9783955534691, 9783955534684

Architecture and construction details Sauerbruch Hutton is an award-winning, international agency for architecture, ur

169 78 44MB

German Pages 184 [185] Year 2019

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Table of contents :
Inhalt / Index
Vorwort / Preface
Projekte / Projects
Experimenta Heilbronn, DE
Museo M9 Venedig Mestre / Venice Mestre, IT
Woodie – Universal Design Quarter Hamburg, DE
Two New Ludgate London, GB
Munich Re München / Munich, DE
K House München / Munich, DE
Immanuelkirche Köln / Cologne, DE
ADAC Hauptverwaltung / Headquarters München / Munich, DE
Cologne Oval Offices Köln / Cologne, DE
KfW Westarkade Frankfurt am Main, DE
Museum Brandhorst München / Munich, DE
Umweltbundesamt / Federal Environment Agency Dessau, DE
Feuer- und Polizeiwache / Fire and Police Station Berlin, DE
GSW Hauptverwaltung / Headquarters Berlin, DE
Glas und Farbe / Glass and Colour Ein Gespräch mit / An Interview with Matthias Sauerbruch
Anhang / Appendix
Projektbeteiligte / Project Credits
Bildnachweis / Picture Credits
Recommend Papers

Sauerbruch Hutton
 9783955534691, 9783955534684

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Architektur und Baudetails / Architecture and Construction Details

Sauerbruch Hutton

Edition ∂

Architektur und Baudetails / Architecture and Construction Details Sauerbruch Hutton

Diese Veröffentlichung basiert auf Beiträgen, die in den Jahren 2001 bis 2019 bei DETAIL erschienen sind./ This publication is based on articles published by DETAIL between 2001 and 2019. Herausgeber / Editor: Dr. Sandra Hofmeister Projektleitung / Project Manager: Steffi Lenzen Englischübersetzungen / Translation into English: Esther Blodau-Konick, Elise Feiersinger, Peter Green, Sean McLaughlin, Roderick O’Donovan, Mark Selway, Ingrid Taylor, Stefan Widdess Lektorat deutsch / Proofreading (German): Sandra Leitte, Valley City Lektorat englisch / Proofreading (English): Stefan Widdess, Berlin Gestaltung und Herstellung / Design and Production: strobo B M (Matthias Friederich, Julian von Klier), München / Munich Zeichnungen / Drawings: DETAIL Business Information GmbH, München / Munich, Sauerbruch Hutton, Berlin Redaktionelle Mitarbeit / Editorial team: Lena Stiller Druck und Bindung / Printing and binding: Grafisches Centrum Cuno GmbH & Co. KG, Calbe Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbiblio­grafie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. / Bibliographic information published by the German National Library: The German National Library lists this publication in the Deutsche Nationalbibliografie; detailed ­bibliographic data is available on the Internet at http://dnb.d-nb.de. © 2019, 1. Auflage /1st Edition DETAIL Business Information GmbH München / Munich detail.de detail-online.com Dieses Werk ist urheberrechtlich ­geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Über­ setzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbil­dungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikro­ verfilmung oder der Verviel­fältigung auf anderen Wegen und der Speiche­ rung in Datenverar­beitungs­anlagen, bleiben, auch bei nur auszugs­weiser Verwertung, vorbehalten. Eine Ver­viel­ fältigung dieses Werks ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der ­gesetz­ lichen Bestimmungen des Urheber­ rechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grund­sätzlich vergütungs­pflichtig. Zuwider­handlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts. / This work is subject to copyright. All rights reserved, whether the whole or part of the material is ­concerned, speci­fically the rights of translation, reprinting, citation, reuse of illustrations and tables, broad­ casting, reproduction on micro­film or in other ways and storage in data processing systems. ­Reproduction of any part of this work in individual cases, too, is only per­ mitted within the limits of the provisions of the valid ­edition of the copyright law. A charge will be levied. Infringements will be subject to the penalty clauses of the copyright law. ISBN 978-3-95553-468-4 (Print) ISBN 978-3-95553-469-1 (E-Book)

Impressum / Imprint

007 Vorwort / Preface 010 Experimenta Heilbronn, DE 020 Museo M9 Venedig Mestre / Venice Mestre, IT 030 Woodie – Universal Design Quarter Hamburg, DE 042 Two New Ludgate London, GB 050 Munich Re München / Munich, DE 062 K House München / Munich, DE

Inhalt / Index

070 Immanuelkirche Köln / Cologne, DE 082 ADAC Hauptverwaltung / Headquarters München / Munich, DE 094 Cologne Oval Offices Köln / Cologne, DE 102 KfW Westarkade Frankfurt am Main, DE 118 Museum Brandhorst München / Munich, DE

146 Feuer- und Polizeiwache / Fire and Police Station Berlin, DE 154 GSW Haupt­­ver­wal­tung  / Headquarters Berlin, DE 164 Glas und Farbe / Glass and Colour Ein Gespräch mit / An Interview with Matthias Sauerbruch 181 Projektbeteiligte / Project Credits 184 Bildnachweis / Picture Credits

136 Umwelt­bundesamt  / Federal Environment Agency Dessau, DE

005

Eine sorgfältige Betrachtung des Kontexts zeichnet Sauerbruch Huttons vielfach preisgekrönte internationale Projekte aus. Das städtische ­Umfeld ist für die Architekten ebenso maßgeblich wie die ökologische Performance, die in ihren Bauten mit einem Selbstverständnis umgesetzt wird, das höchste Sorgfalt bei technischen Aspekten miteinschließt und darüber hinausgeht. Gebäude wie das Umweltbundesamt in Dessau, die Polizei- und Feuerwache in Berlin oder das Museum Sammlung Brandhorst in München sind beispielhaft für den überzeugenden Umgang mit Materialität und Farbigkeit. Heute arbeitet das 1989 von Matthias Sauerbruch und Louisa Hutton ­gegründete Architekturbüro mit Sitz in Berlin an verschiedensten ­Projekten weltweit – von Wohnbau bis Museum, von Bildungseinrichtung bis Bürohochhaus – und legt dabei Wert auf die präzise Detaillierung ­seiner zugleich ökologisch bewussten und stadträumlich sensiblen ­Planungen. Diese Monografie über ausgewählte Gebäude von Sauerbruch H ­ utton ­zeigt eine Auswahl von 14 wegweisenden Projekten, die mit F ­ otos, ­Texten, Plänen und aufschlussreichen Konstruktionsdetails dokumentiert sind. Die Redaktion

Careful consideration of context distinguishes Sauerbruch Hutton’s many award-winning international projects. The urban setting is just as important to the architects as their buildings’ ecological performance, which is implemented with a professional understanding that goes ­beyond the highest level of care in technical aspects. Buildings such as the Federal Environment Agency in Dessau, the Fire and Police Station in Berlin or the Museum Brandhorst in Munich demonstrate a compelling use of material and colour. Founded by Matthias Sauerbruch and Louisa Hutton in 1989, the ­architecture firm based in Berlin now works on a wide range of projects all over the world – from housing to museums, from educational facilities to office high-rises – and attaches great importance to the precise ­detailing of designs that are both ecologically aware and contextually sensitive. Documenting a selection of 14 ground-breaking projects by Sauerbruch Hutton, this monograph comprises photographs, texts, plans as well as informative construction details. The Editors

Vorwort / Preface

007

Projekte / Projects

010

Experimenta Heilbronn, DE 4

7

6

5

4

7 6

5

Schnitt aa, Maßstab 1:1000

Section aa, scale 1:1,000

011

Experimenta in Heilbronn

Text: Roland Pawlitschko DETAIL structure 1/2019

Science Center in Heilbronn

Text: Roland Pawlitschko DETAIL structure 1/2019

Auf einer Neckarinsel in der Innenstadt von Heilbronn eröffnete 2009 in einem ehemaligen ­Lagergebäude das Experimenta Science Center. Ziel dieser »Wissens- und Erlebniswelt« ist es, Naturwissenschaften und Technik für Besucher jeder Altersgruppe mit allen Sinnen erfahrbar zu machen. Aufgrund des großen Publikumserfolgs fiel bei einem Architektenwettbewerb bereits ­wenige Jahre später die Entscheidung für ein Erweiterungsgebäude des Architekturbüros ­Sauerbruch Hutton. Der Neubau mit rund 13 500 m² Fläche ist als Spirale konzipiert, die sich rund um ein zentrales Atrium nach oben entwickelt und dabei vielfältige Raumfolgen und gezielte Ausblicke in die umgebende Stadt und die hügelige Weinberglandschaft inszeniert. Ausgangspunkt für Besucherrundgänge bildet ein kleiner Platz zwischen dem fünfeckigen Neubau und dem Bestandsgebäude. Nach Passieren des Foyers gelangen die Besucher in die geschossweise versetzt angeordneten Themenwelten, »Raum-Spiralen« und Kreativstudios. Letztere liegen als gläserner Raum im Raum mittig im Atrium. Hier lässt sich das in den Aus­ stellungsbereichen Gelernte anwenden und Neues gestalten. Der spiral­förmige Weg nach oben endet auf einer großen Dachterrasse, die einen Rundumblick über das Neckartal bietet und auf der sich ­eine Sternwarte mit leistungsfähigen Teles­kopen befindet. Im flachen Gebäudeteil des Neubaus liegen das erdgeschossige Restaurant sowie der zweigeschossige Science Dome – eine Kombination aus Planetarium und Experimentaltheater mit einem drehbaren Auditorium für bis zu 150 Zuschauer. Konstruktiv wird der fünfgeschossige Experimenta-Neubau von raumhohen Fachwerk­ trägern gegliedert, die geschossweise an einen Stahlbetonkern anschließen. Die dadurch in sich steife Gesamtkonstruktion ermöglicht großzügige, stützenfreie Ausstellungsräume. In der Fassade lässt sich diese Konstruktion an den dreiecksförmigen Aluminium-Fassadenelementen und Glasflächen ablesen. Das markante, richtungslose Gebäude aus ­locker gestapelten Volumen gilt schon heute als ein neues Wahrzeichen Heilbronns. Nach seiner Eröffnung pünktlich zum Beginn der Bundesgartenschau 2019 werden pro Jahr rund 250 000 Besucher erwartet.

The Experimenta Science Center opened in 2009 in a former warehouse on an island in the River Neckar in the centre of Heilbronn, Germany. The objective of this “world of Iearning and experience” is to make the natural sciences and technology accessible in every sense of the word for visitors of any age. Its popularity led to architects Sauerbruch Hutton being commissioned to extend the original building following a design competition a few years later. The new building with a floor area of 13,500 m² was conceived as a spiral of sequenced spaces that twists upwards around a central atrium and offers views onto the city and the surrounding wine-growing hills. After passing through the foyer, visitors enter the spiral of spaces and creative studios arranged on each floor. The studios are inserted centrally into the atrium as glazed spaces ­within spaces. The flat-roofed, lower part of the new building contains a ground-floor restaurant and a two-storey science dome that comprises a planetarium and experimental theatre with a rotating 150-seat auditorium. The new five-storey Experimenta is defined structurally by floor-height trusses that are connected on each floor to a reinforced concrete core. Triangular aluminium façade elements and glazed areas allow the structure to be deduced from the façade. The striking building appears to lack any obvious organisational system. Its composition of casually stacked volumes has already become a new landmark in Heilbronn. Once it has opened in time for the start of the National Garden Show 2019, the venue is expected to draw 250,000 visitors per year.

012

Experimenta

Grundrisse, Maßstab 1:1000

Floor plans, scale 1:1,000

4

7 6

5

3. Obergeschoss 

Third floor

4

3

a

7 6

5

1 a

2

Erdgeschoss 

 Ground floor

2. Obergeschoss 

Second floor

4

7 6

5

1

Eingangsfoyer

Entrance foyer

2

Restaurant

Restaurant

3

Science Dome

Science Dome

4

Themenwelten

Theme worlds

5

Raumspiralen

Spiral of spaces

6

Kreativstudio

Studio

7

Luftraum

Void

Heilbronn, 2014–2019

013

014

Experimenta

Heilbronn, 2014–2019

015

Tragwerk Michael Werwigk Aufgabenstellung Die fünf Geschosse des geometrisch anspruchsvollen Bauwerks verfügen über ­ähnliche, polygonale und näherungsweise u-förmige Grundrisse, die wie zueinander verdrehte Schachteln übereinander gestapelt sind. Sie bestehen jeweils aus der eigentlichen Ausstellungsfläche, den »Themenwelten«, und der als »Raumspirale« bezeichneten ­Verkehrsfläche, die die Verbindung zwischen den Stockwerken übernimmt. Für diese beiden funktionalen Hauptelemente, die sich um einen zentralen vertikalen Erschließungskern und Atriumbereich wickeln, galt es, ein funktionales und wirtschaftliches Tragsystem zu entwickeln. Tragwerkskonzept Wesentlich für den vertikalen Lastfluss ist, dass ein Großteil der Vertikallasten an den Schnittstellen übertragen wird, an denen sich die einzelnen Geschosse im Grundriss verschneiden. Die in diesem Verschneidungsbereich liegenden Hauptstützen wurden im Entwurf durch Optimierungsläufe so angeordnet, dass sie die Lasten über mehrere Stockwerke ohne Umwege durch das Gebäude führen. Als effiziente Tragelemente zwischen den Stahlverbund-Hauptstützen wurden geschoss­ hohe Stahlfachwerke gewählt, da diese die Kräfte entlang ihrer freien Spann­weite ver­ formungsarm verziehen können und von einem steifen Verschneidungspunkt zum nächsten spannen.

Load-bearing Structure Michael Werwigk Brief The five storeys of the geometrically chal­ lenging building have similar, polygonal, U-shaped floor layouts and are stacked like boxes at a horizontal, angular offset to one ­another. They each consist of an exhibition area, or “theme world”, and a circulation area serving as a link between storeys as part of the spiral of spaces. The structural engineering brief was to ­devise an efficient and effective load-­ bearing structure for these two main ­functional elements, which wind around a ­central, vertical circulation core and ­atrium area.

016

Structural concept The vertical flow of forces is through the ­interfaces between the individual storeys in plan. The main columns in these interface ­areas were arranged to transmit the loads ­directly down through several storeys, without significant lateral deviation. Early in the design, it was confirmed that the truss walls of the theme worlds had ­adequate load-bearing capacity and ­stiffness. The spirals of spaces inserted below them could therefore be free of intermediate supports (except for the continuous main ­columns) and suspended by tensile elements only, which in turn allowed entirely transparent facades with large glazing panels. This had a positive effect on the cost-efficiency and ­installation of the steelwork.

Die Einteilung der Fachwerke ist somit von den Abständen der Hauptstützen und zusätzlich von der modular optimierten Einteilung der Fassadenelemente abhängig, an die sich die Diagonalen anpassen. Dadurch ergeben sich vielfältige Fachwerkgeometrien sowie unterschiedlich geneigte Diagonalen. Im Zuge der Entwurfsoptimierungen wurde früh erkennbar, dass die Fachwerkwände der Themenwelten ausreichend tragfähig und versteifend waren. Die darunter einge­ fügten Raumspiralen konnten daher (außer an den durchgängigen Hauptstützen) nahezu tragwerksfrei mit reinen Zugelementen abgehängt werden, was wiederum eine gänzlich transparente Fassadengestaltung aus groß­ flächigen Glasscheiben zuließ. Dies wirkte sich positiv auch auf die Wirtschaftlichkeit und Montage des Stahltragwerks aus. Verbunddecken mit Trägerabständen von 3 m und Spannweiten bis 15 m spannen vom Stahlbetonkern und von den inneren Fach­werken rund um den Atriumbereich hin zu den äußeren Wänden. Dadurch ermög­ lichen sie die geforderten stützenfreien ­Ausstellungsbereiche. Der Gebäudekern bietet nicht nur Raum für die vertikale Erschließung und dient dem vertikalen Lastabtrag, sondern übernimmt auch die horizontale Aussteifung. Im Bereich der Erdgeschossdecke geht das Verbundtragwerk über in die wasserundurchlässige Stahl-/ Spannbetonkonstruktion der unterirdischen Sonderausstellungsflächen und Technikräume. Lasten werden dort über die lokal verstärkte, elastisch gebettete Bodenplatte in den Baugrund eingeleitet.

Composite decks with beams at 3 m ­centres span up to 15 m from the reinforced concrete core and inner trusses around the atrium area to the external walls. This allows the exhibition areas to be free of intermediate supports. The building core not only transmits ­vertical loads and provides horizontal stiffening, it ­also offers space for vertical circulation. In the area of the ground floor slab, the composite steel-concrete supporting structure changes to water-impervious reinforced and prestressed concrete for the special exhibition areas below river level and technical equipment rooms in the basement. Loads are transmitted from there by the locally reinforced and elastically supported ground slab into the foundation soils. Tensile anchors resist uplift forces. Design and analysis Because of the complex geometry of the structure, the design was performed using a 3D model that parametrically idealised, analysed, materialised, optimised and finally integrated the details into BIM. All the main works were included in the digital model, visualised for ­decision-making, checked for collisions, their data prepared three-dimensionally for manufacturing and converted for two-­ dimensional design documentation. The complete structure – i. e. in-situ ­concrete basement boxes and composite steel-concrete members – was transferred from the 3D overall model into an FE model with all the structural components and ­eccentricities. This accurate stiffness model

Aufgrund der unmittelbaren Nähe zum Alt-­ Neckarufer liegt das Untergeschoss komplett im Grundwasser. Es war daher vor allem in den über den oberirdischen Perimeter hinausragenden bzw. gering auflastenden Bereichen mit Zugankern gegen Auftrieb zu sichern. Planung und Berechnung Aufgrund der geometrischen Komplexität ­erfolgte die Tragwerksentwicklung in einem 3D-Modell, das sich parametrisch modellieren, berechnen, materialisieren, optimieren und schließlich in eine BIM-Planung integrieren ließ. Alle Hauptgewerke wurden digital erfasst, für Entscheidungsfindungen visualisiert, auf Kollisionen geprüft, für den Herstellungs­ prozess dreidimensional aufbereitet und als zweidimensionale Planunterlagen abgeleitet. Schon frühzeitig fiel die Entscheidung, das komplette Tragwerk – also den Ortbeton-­ Kellerkasten und das Stahlverbund-Bauwerk – aus dem 3D-Gesamtmodell in ein FE-Modell mit allen tragenden Bauteilen und Exzentri­ zitäten zu überführen. Ziel war es, ­mithilfe möglichst genauer Steifigkeitsver­tei­lungen ­einerseits die globalen Standsicherheitsnachweise (z. B. Auftriebssicherung, Gründung) wirtschaftlich durchzuführen. Andererseits sollten so alle lokalen Stabelemente im ­Gesamtsystem bemessen werden. Die in der Vorplanung noch vornehmlich geometrischen Optimierungsschleifen wurden in der Entwurfsplanung durch Grenz­ betrachtungen des Tragverhaltens und der Wirtschaftlichkeit ersetzt. So waren weniger die Traglastgrenzen für die Festlegung der Querschnitte maßgebend als vielmehr das

would then be used to analyse the ­global ­stability of the building (e.g. uplift, ­foundations) and to design all the local members that play a part in the overall system. Rather than by their ultimate load-bearing capacities, the cross sections were determined much more by the deflection of the large glass panel facades and the modularisation of particular groups of members through the use of uniform plate thicknesses. In addition to facilitating the structural ­design and verification of the overall building model, the very accurate and comprehensive modelling of the whole structure also allowed its dynamic behaviour to be analysed and ­evaluated using natural frequency and acti­ vated mass calculations. This showed that the building would not be excited by internal or ­external oscillating loads. This was important, not least for the astronomical observatory on the roof. Construction and details The complex geometry of the intersections and projections, structural safety and sim­ plicity of installation played a great part in the design of the member joints and connection details. Transport difficulties precluded prefabrication of complete truss walls. A modular system logic was developed by suitably detailing the connections so that chords, columns, diagonals and beams could be prefabricated and then the complete structure erected on site quickly and precisely, to an overall accuracy of ± 20 mm, accommodating all tolerances and free of ­imposed stresses.

Experimenta

FE-Arbeitsmodell

FE working model

3D-Arbeitsmodell

3D working model

Entwurfskonzept Ausstellungsbereiche

Design concept, Exhibition areas

 and-, Stützen- und W Deckenelemente

Wall, column and deck elements

1

3 2

1

3

2

1

Themenwelten

Theme worlds

2

Raumspiralen

Spiral of spaces

3

Kreativstudio

Studio

Heilbronn, 2014–2019

017

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ß

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The author, who is a member of the extended management board at schlaich bergermann partner, is not only the project manager for the construction of the new Experimenta building but has also been responsible for the structural engineering design from the time of the competition.

Detail sections, Chord – diagonal bolted connection, scale 1:50

Detailschnitte Schraub­anschluss Gurte – Diagonalen Maßstab 1:50

500

Erection sequence The main reinforced concrete core was ­constructed first, using climbing formwork. The components required for the later connection of the deck beams were cast into the core. Threaded bar couplers and rebend connections provided continuity into the deck concrete. The storey-high composite steel con­ struction was assembled from the individual components on site as follows: the ­diagonals were erected first, then the chords and the edge beams. Then the deck slab beams could be installed and the Holorib ­profiled sheets placed upon them. Next, the layers of reinforcement and thermally ­activated ­concrete system pipework were fixed in place and the deck slabs concreted. Decks were cast in alternate halves400 to allow ongoing erection of the steelwork and ­concrete operations. Temporary supports, ­scaffolds and bracing provided lateral and ­vertical ­restraint to the ß trusses during ­construction as work progressed until the ­concrete had achieved the required strength. Filler plates and reaming out bolt 60 holes at3butt joints helped to accommodate 356 the tolerances.

200

In principle, all the loads on horizontal s­ urfaces were picked up as line loads by the edge chords and from there transferred into vertical members, i.e. the structural inner cores of the main columns. This basic joint detail was varied depending on the applied loads, geometry and member cross sections to create 28 different standard detail groups. The connections of the many V-truss ­diagonals to the chords were moment-transmitting ­bolted joints, while the chord / column ­connections were non-moment-transmitting bolted plate joints. In a few special cases, the highly-loaded diagonals connected at a steep angle to the columns and these connections had to be site-welded. The height of the cantilevering wall trusses is defined by the installed heights of the top and bottom chords. However, the need to incorporate thermal insulation and water­proofing systems while maintaining a constant height at the corners would require the cantilevering ß truss walls to be reduced in height by stepping the chords appropriately. The concrete encasement or fire pro­ tection cladding of the columns and beams satisfies F 90 requirements. The decks were constructed using in-situ concrete on lost, compositely acting, profiled steel formwork panels and ­designed to behave as thermally activated components. Because all the horizontal forces are ­transmitted by diaphragm action of the deck into the stiffening core, the reinforcement and composite beams were more ­effective running ­orthogonally to the core. 300

190 300

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500



90 300

>

220

Konstruktion und Details Bei der Entwicklung der Knoten- und Verbin40 40 dungsdetails waren sowohl die komplexen ( ( ° ° ß ß 1000 )> 1000 ) > 40 40 geometrischen Verschneidungen und Ver° °) 1000 1000 ) sprünge als auch eine möglichst einfache, ­kalkulierbare Montage zu berücksichtigen. (ß>4 (ß>4 0°) 0°) Werkseitige Vorfertigungen kompletter (ß>4 (ß>4 0°) 0°Fachwerkwände ) schieden aufgrund der nicht transportierbaren Bauhöhe aus. Also wurde durch die Detaillierung von Anschlüssen eine Baukastensystematik entwickelt, bei der Gurte, Stützen, Diagonalen und Träger vorge­ fertigt und zügig mit hoher Passgenauigkeit und Toleranzausgleich, aber zwängungsfrei zusammengesetzt werden konnten. Prinzipiell waren alle Lasten der horizon­ talen Flächen in den Randgurten linienförmig zu sammeln und in vertikale Stäbe, die ­tragenden Innenkerne der Hauptstützen, zu (ß

280

200 175

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1000

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über­führen. Dieses Knotendetail ist in viel­ facher Last-, Geometrie- und Querschnittsvariation zur ­Ausführung gekommen und ­dahingehend in 28 verschiedenen Leitdetailgruppen ­kate­gorisiert worden. Die Anschlüsse der vielen V-Fachwerk­ diagonalstäbe an die Gurte wurden mit biegesteifen Schraubverbindungen, die der Gurte an die Stützen mit gelenkigen Laschen- / ­​ ­Bolzenverbindungen umgesetzt. Nur in wenigen Sonderfällen mussten hochbelastete Diago­na­ len, die steil geneigt an Stützen an­zu­schließen waren, in den Verschneidungsbereichen auf der Baustelle angeschweißt werden. Die auskragenden Wandträger basieren grundsätzlich auf der Bauhöhe der Ober- und Untergurte der Fachwerkbinder. Bedingt durch die entsprechenden Aufbauhöhen der Außenecken (mit Wärmedämmung, Abdichtung etc.) bei gleichbleibenden Decken- bzw. Bodenkanten mussten die Gurte der aus­ kragenden Fachwerkwände wesentlich schlanker ausgeführt werden und entsprechend verspringen können. Hierfür wurde ein 900 mm starkes Decken­­ paket gewählt, in dem die Gurte als Hohlkästen mit Abmessungen von 400 × 500 × 20 mm eingebettet sind. Die Deckenkonstruktion ist mit 490–500 mm hohen Stahlträgern und 200 mm starker Stahlbetondecken­ platte ­ins­gesamt rund 700 mm stark. Die mit ­Kammerbeton oder Brandschutzverkleidung ­ausgeführten Stahlträger erfüllen F 90-­­­ ­An­forderungen. Die Decken wurden massiv als ­Ortbetonplatte auf verlorener Verbundblechschalung hergestellt und mit Bauteil­ aktivierung versehen.

500

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Verformungsverhalten der großflächigen Glasfassaden und die Modularisierung bestimmter Stabgruppen mit einheitlichen Blechstärken. Neben den statischen Berechnungen und Nachweisen am Gesamtmodell konnte aufgrund der sehr genauen und umfassenden 400 Modellierung des gesamten Tragwerks auch das dynamische Verhalten analysiert und ausgewertet werden. Mithilfe von Eigenfrequenz­ ermittlungen und aktivierten Massen war es möglich, die vorhandene Steifigkeit zu beurteilen. Zugleich ließ sich dadurch ausschließen, dass das Gebäude durch innere oder ­äußere Lasten angeregt werden kann. Dies war nicht zuletzt deshalb wichtig, weil auf dem Dach ­eine Sternwarte mit schwingungsempfindlichem Teleskop installiert werden sollte. 500

200 500

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Detail sections, Composite beam con­nec­­ tion to truss chord, scale 1: 50

Detailschnitte Anschluss Verbundträger an Fachwerkgurt Maßstab 1:50

1000

1000

Experimenta

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>

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4

Anschlusslasche, mittig (Fachwerk 2.OG)

Anschlusslasche, mittig (Fachwerk 2.OG)

Kreuzsteife t=20

2

Diagonale Fachwerk 2.OG ø200 Fachwerkknoten Decke über 1. OG, mit Diagonale Fachwerk 2.OG Achsversprung (ohne 4 Diagonalen dargestellt), 400 Axonometrie, Schnitt, Maßstab 1:50

(Fachwerk 2.OG)

(Fachwerk 2.OG)

2

Kreuzsteife t=20

Truss joint of ceiling above 2nd floor, with axis ­intersection and ­diagonals, Axonometry, Section, Stahlverbundstütze 3.OG scale 1:50 STBV ø406

Fachwerkknoten Decke über 2. OG, mit Achsversprung und Diagonalen, Axonometrie, Schnitt, ø200 Maßstab 1:50

Truss0joint of ceiling 40 above 1st floor, with axis intersection 4 (shown without ­diagonals), Axonometry, Section, scale 1:50

Diagonale Fachwerk 2.OG ø200

0

40

Da alle HorizontalkräfteDiagonale über die Scheiben- 400 Fachwerk 2.OG tragwirkung der Decke in den aussteifenden 400 Kern einzuleiten waren, verlaufen Bewehrung und Verbundträger sinnvollerweise orthogonal zum Kern.

Stahlkern ø200

Obergurt Fachwerk 2.OG, auskragend

3

0

Kreuzsteife t=20

6

ø200 400

Diagonale Fachwerk 2.OG

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0

40 Erection sequence

6

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400

5

6

0

7

Der Autor ist Mitglied der e ­ r­ weiterten Geschäfts­lei­tung bei schlaich bergermann partner und war ab dem Wettbewerb für den Trag­

werksentwurf und die Ausführ­ung des Experimenta-Neubaus als Projektleiter ver­ antwortlich.

Ausrichtung ­Verbundträger

Composite beam ­arrangement

Ausrichtung Bewehrung

Reinforcement plan

400

Montagesequenzen

0

40

6

7

0

40

1

Stahlverbundstütze

Steel composite column

2

Untergurt

Lower chord

3

Obergurt

Upper chord

4

Diagonale

Diagonal

5

Fachwerkstütze

Lattice stanchion

6

Untergurt

Lower chord

7

Obergurt

Upper chord

Heilbronn, 2014–2019

3

2

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7

5

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7

2

Diagonale Fachwerk 2.OG

400

1 2

Weiterführung Mantelprofil in Abstimmung mit Fassadenbefestigung / Fassadenplanung Anschlusslasche, mittig (Fachwerk 2.OG)

Anschlusslasche, mittig (Fachwerk 2.OG)

0 40

40

Obergurt Fachwerk 2.OG Ansichten z.T. ohne Darstellung der 2-fachen Anschlusslaschen der Elemente 0 40

2

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1

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400

3

Montage Der zentrale Stahlbetonkern wurde durch ­eine Kletterschalung vorgezogen. Für die Anschlüsse 2 7 0 der Deckenträger kamen eingelegte Einbau30 teile zum Einsatz. Die Betondecken sind über 3 1 Schraub­muffen und Rückbiegeanschlüsse montiert. Die geschosshohe Stahlverbundkonstruktion ließ sich mit Einzelbauteilen auf der Baustelle wie folgt zusammensetzen: Erst wurden die Diagonalen, dann die Gurte und Rand­ 0 0 40 errichtet, um die Deckenträger ein­ 40 träger hängen und Holorib-Bleche auflegen zu können. Auf das Einlegen der Bewehrungslagen und Kühlschlaufen folgte das Betonieren der Deckenplatte. Um unabhängig und durchgängig den Stahlbau montieren und gleichzeitig die 0 40 Betonarbeiten ausführen zu können, wurden 6 die Decken halbseitig alternierend hergestellt. 7 Stabilisierung der Für die seitliche und vertikale 5 Fachwerke waren im Bauzustand Abstrebungen und Unterrüstungen erforderlich, die mit wach­ sendem Baufortschritt und Erlangung des Kraft­schlusses entfernt werden konnte. Toleranzen bei der Montage wurden durch spezielle Futterplattenstöße und Aufreiben von Bohr­ löchern korrigiert, ­sodass die global geforderte Genauigkeit von ± 20 mm im Sinne eines präzise gefügten Gebäudes überall eingehalten wurde. 400

6 350

3

0

40

350

Randträger Dü 2.OG, auskragend (Untergurt 3.OG, auskragend)

Anschlusslasche, mittig (Fachwerk 3.OG) Abfangeträger Dü 2.OG (Untergurt 3.OG)

019

0

40

020

­ useo M9 M Venedig Mestre / Venice Mestre, IT

Schnitt aa, Maßstab 1:1250

Section aa, scale 1:1,250

021

Alter Konvent und ­neues Quartier

Text: Juliane Schmidt DETAIL 3/2019

From Old Convent to New Quarter

Text: Juliane Schmidt DETAIL 3/2019

Die anhaltende Restaurierungs- und Renovierungswelle beschränkte sich lange auf Venedig selbst und die Lagune. Doch nun ist sie auch im Stadtteil Mestre angekommen und bringt den Fortschritt auf die venezianische »terra ferma«. Das Areal um den Convento delle Grazie war vor dem Quartiersumbau von Sauerbruch Hutton eine Ansammlung ungenutzter bau­­ fälliger Gebäude und Brachflächen. Heute beleben zahlreiche Blickbeziehungen und Durchwegungen das Grundstück rund um das ehemalige restaurierte Kloster. Sauerbruch Hutton haben die denkmalgeschützten Gebäude behutsam renoviert und um Neubauten in Sichtbeton ergänzt. Deren Kubatur zeichnet zwei verfallene Stallgebäude nach, die sich zuvor auf dem Grundstück befanden. Um den Klosterhof zu schützen, wurde er mit einer opaken Membran überdacht, die ­seitlich nicht aufliegt, sondern sich wie ein Regenschirm über den Hof spannt. Die seitlichen Schlitze lassen die Luft zirkulieren, und durch eine schalldämpfende Innenschicht entsteht eine besondere Atmosphäre. Die kantigen Faltungen der Membran greifen das Prinzip des kleinteiligen Stadtgefüges der unmittelbaren Umgebung auf. Schon von Weitem sticht der Neubau des Museums M9 mit seiner Fassade aus farbigen Keramikpaneelen hervor; er markiert den Anfangs- und Endpunkt der neuen Wege durch das belebte Quartier. Die Stiftung Fondazione di Venezia zeigt dort die Geschichte ­Italiens vom 20. Jahrhundert bis heute. Das Herzstück des Museums ist die lange Kaskadentreppe – sie wird von einem durchgehenden Fenster flankiert, wodurch sich die Erschließung auch an der Fassade ablesen lässt. Die Ausstellungssäle im ersten und zweiten Obergeschoss sind als ­ ritten OberBlack Box konzipiert, die ein zurückhaltendes Setting für die Exponate abgibt. Im d geschoss können Wechselausstellungen stattfinden. Über ein Sheddach gelangt natürliches Tageslicht in den rund 1200 m² großen stützenfreien Raum, der ganz in Weiß ­gehalten ist. ­Weitere Fenster lassen Blicke über die Dachlandschaft von Mestre zu.

The ongoing wave of restoration and renovation in Venice and its lagoon has finally arrived in the town of Mestre, bringing a sense of progress to the Venetian mainland. Before its transformation by Sauerbruch Hutton, the site that surrounded Convento delle Grazie contained an array of abandoned, dilapidated buildings and wasteland. Today, newly created lines of view and passageways enliven the complex around the former convent, which in turn has been renovated and converted. The architects have restored the historic listed building with great sensitivity, complementing it with a pair of contemporary structures in fair-faced concrete whose forms are identical with those of the former stable buildings that were found – in ruinous state – on the site. A translucent membrane roof covers the convent courtyard: not attached at the sides, it rises above the open space of the cloister like a giant umbrella. Outside air can freely circulate and a sound-absorbing inner layer creates an acoustically comfortable atmosphere for this new public space. With its facade of coloured ceramic panels, the new building for the M9 museum stands out from afar. It marks the beginning and end point of new pedestrian routes that lead through the lively quarter. Funded by the Fondazione di Venezia foundation, the museum is dedicated to showcasing contemporary culture from the 20 th century onwards. An extremely long ribbon window set on the diagonal of the entrance facade hints at the striking cascade staircase that leads up to the various exhibition floors. The multimedia halls on the first and second floors are designed as “black boxes”, ­providing a concentrated setting for the many digital exhibits on display. Temporary shows are hosted on the third floor where a shed roof brings natural light into the column-free room of roughly 1,200 m2 in floor space, which has been designed as a “white box”. Here further ­windows and a public terrace allow views across the Mestre roofscape.

022

Museo M9

tton

Section, Floor plans, scale 1:1,250

Schnitt, Grundrisse, Maßstab 1:1250

bb

12

0

10

20m

12

11

14

10 13

0

10

3. Obergeschoss

Third floor

Lageplan, Maßstab 1:5000 20m

Site plan, scale 1:5,000

Second floor

2. Obergeschoss

0

10

20m

7

7 1

Foyer/Mediathek

Foyer/media centre

2

Museumsshop

Museums shop

3

Auditorium

Auditorium

4

Bar/Restaurant

Bar/restaurant

5

Café

0

50

third floor 7 M9 museum district, venice mestre

sauerbruch hutton

100m

b

4

Galerie

Gallery

7

Shop

Shop

8

Anlieferung

Delivery

9

Technik

Technics

10

Dauerausstellung

Permanent exhibition

11

Museumspädagogik

Museum education

12

Restaurant

Restaurant

13

Wechselausstellung

Temporary exhibition

14

Terrasse

Terrace

2

5

Café

6

M

1

9

6 a

8 a

7

3

b

Erdgeschoss

Venedig Mestre / Venice Mestre, 2014–2018 0

10

20m

Ground floor

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Museo M9

Venedig Mestre / Venice Mestre, 2014–2018

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Entwurfskonzept Sauerbruch Hutton Die neue diagonale Fußwegverbindung durch das Quartier verläuft zwischen den beiden Museumsgebäuden. In eine der beiden flankierenden Fassaden ist der Hauptzugang zum Foyer und zum Auditorium eingeschnitten. Das Erdgeschoss des Museums ist in diesem Bereich fast vollständig verglast, sodass sich der Weg durch Foyer, Café, Buchhandlung und Auditorium visuell mit der Straße dahinter verbindet. Unterstützt wird diese einladende Geste durch den im Innen- wie im gesamten Außenbereich des M9-Quartiers durchgehenden Bodenbelag: venezianischer Trachyt. Die einheitliche Natursteinoberfläche führt vom Erdgeschoss über die Kaskadentreppe hinauf bis zu den Zugängen zu den einzelnen Ausstellungsräumen.

Die polychrome Keramikfassade ist aus einer Palette von 17 Farbtönen gebildet, die die Farbgebung bestehender Nachbar­gebäude aufgreift und den Neubau harmonisch in die Farbtextur der Altstadt von Mestre einbettet. Die zurückversetzten Eingänge und weitere plastisch in den Baukörper eingeschnittene Bereiche sind in Sichtbeton ausgeführt. Dieses Material taucht auch im oberen Teil des Museumsgebäudes an ­Außenflächen auf, um die volumetrische ­Artikulation zu verstärken, die die neue Struktur in die inhomogene Maßstäblichkeit ihrer Umgebung integriert. Die strategische Platzierung einzelner Fensteröffnungen schafft visuelle Beziehungen zwischen den Räumen des Museums und denen der Stadt. Das Entwurfskonzept strebt nach einer Harmonie zwischen der Form des Gebäudes und seinem Inhalt: eine der Geschichte des

20. Jahrhunderts gewidmete Dauerausstellung, einzigartig in Europa. So ergibt sich das eigenwillige Erscheinungsbild des Museums aus einer Interpretation des Erbes des 20. Jahrhunderts; die Faszination für Bewegung und Geschwindigkeit als Schlüssel­ komponenten des zeitgenössischen Wahrnehmungshorizonts ist dem italienischen Futurismus entlehnt. Eine weitere Gemeinsamkeit mit dem Futurismus ist die gezielte Anwendung von Farbe als Medium der räumlichen und sinnlichen Wahrnehmung. Hinzu kommt das Bewusstsein für die Werte einer »nachhaltigen Kontinuität«: Das neu ent­ stehende Geflecht öffentlicher Räume sowie die sie definierenden Baukörper wurden mit dem Ziel einer nahtlosen Integration in den heterogenen Kontext gestaltet, ohne indes auf einen unverwechselbaren Charakter der Neubauten zu verzichten.

Das Museo M9 ist als ­multi­funktionaler Kulturkomplex konzipiert. Es bietet mit seinem Programm vielschichtige Ergänzungen zur Innenstadt von Mestre und stellt außerdem einen wirtschaftlichen Anziehungspunkt dar. / Museo M9 is a multi­ functional cultural ­complex. As a place for events as well as social ­interaction, it is both a multifaceted com­ plement to the old town of Mestre and a com­ mercial attraction.

Design Concept Sauerbruch Hutton

026

The polychromatic tile cladding on the ­facade is the distinguishing feature of the building, its tones creating a harmony between the new The diagonal route that cuts between the pair museum and existing structures in the old city of museum buildings is defined by the pair of centre of Mestre. The entrances and all refacades that flank it, one of them giving directly cessed areas are in fair-faced concrete. This onto the foyer and auditorium. The ground material is also present in the upper part of the floor of the museum is almost entirely glazed, museum building, to reinforce the volumetric resulting in a high degree of transparency that articulation that integrates the structure with visually connects the route through the foyer, the various scales of its ­surroundings. Finally, café, bookshop and auditorium to the street the strategic placement of individual windows beyond. All of the pedestrian routes and ex­ forges privileged visual relationships between ternal spaces in the M9 district are defined the spaces of the ­museum and those of the by a single, stone-paved surface. This mineral city. surface – the well-known Venetian trachyte – The museum’s eye-catching appearance reaches into the museum’s foyer, bookshop results from an interpretation of the legacy of and café, and then continues up the cascade the 20 th century. The aim is to achieve harmony staircase right up to the thresholds of each of between the form of the building and the conthe exhibition spaces. tent of the permanent exhibition, dedicated – uniquely in Europe – to the history of the

20 th century. The building shares with Italian Futurism a fascination for movement and speed as key components of the contemporary ­horizon of perception, as well as a preoccupation with the targeted application of ­colour as a medium of spatial and sensual ­perception. Added to this is an awareness of the values ­inherent in “sustainable continuity”: the new buildings and the network of new public spaces they define aim for full integration into the ­heterogeneous context while ­expressing their own distinctive character.

Museo M9

Venedig Mestre / Venice Mestre, 2014–2018

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028

Museo M9

Mestre, Venedig2014–2018 Mestre / Venice Mestre, 2014–2018

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Woodie – Universal Design Quarter Hamburg, DE

Schnitt aa, Maßstab 1:750

Section aa, scale 1:750

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Studentenwohnheim aus gestapelten Holzmodulen

Text: Roland Pawlitschko DETAIL 4/2018

Student Housing in Stacked Timber Modules

Text: Roland Pawlitschko DETAIL 4/2018

Die Apartments dieses Studentenwohnheims in Hamburg bestehen aus vorgefertigten Brettsperrholzmodulen, die in intensiver Zusammenarbeit zwischen den Architekten von ­Sauerbruch Hutton, dem Bauherrn und dem Modulhersteller entwickelt worden sind. Eine überschaubare Zahl an konstruktiven Details und die Beschränkung auf zwei Modultypen haben hier ein ebenso effizientes wie kostengünstiges Bauwerk ermöglicht. Das Studentenwohnheim »Woodie« liegt im Stadtteil Wilhelmsburg direkt am Gelände der Internationalen Bauausstellung (IBA) 2013 und bildet mit seiner kamm­artigen Struktur städtebaulich die Verlängerung des Gebäudes der Behörde für Stadtent­­wick­lung und Wohnen. Sauerbruch Hutton waren mit diesem Projekt 2014 siegreich aus einem geladenen Architektenwettbewerb hervorgegangen. Ihr Entwurf sah ein klar gegliedertes Gebäude vor: Im Erd­ geschoss der drei Finger befinden sich der Haupteingang sowie Räume für Gemeinschaft und Gastronomie, während der aufgeständerte Bereich zwischen den Erschließungskernen Platz für insgesamt 400 Fahrräder bietet. Den Übergang zum Obergeschoss mit den insgesamt 371 Studentenapartments bildet eine Art Betontisch, auf dem sich zwischen aussteifenden Betonkernen die vorgefertigten Holzmodule stapeln. Dass sich die Architekten für den Baustoff Holz und die Modulbauweise entschieden, liegt auf der Hand, ging es im Umfeld der experimentellen IBA-Holzbauten doch im Wesent­ lichen darum, sich vielfach wiederholende Wohneinheiten zu schaffen, die in idealer Weise zur Vorfertigung geeignet sind. Als nachwachsender und CO2-speichernder Rohstoff ist Holz umweltfreundlich, er lässt sich leicht verarbeiten, demontieren und wiederverwerten und ­verfügt außerdem über baubiologische Eigenschaften, die sich in den rund 20 m² großen Apartments positiv auf das Wohlbefinden und die Gesundheit der Menschen auswirken.

The flats in this student hall of residence in Hamburg are prefabricated timber modules. They were the outcome of a close collaboration between Sauerbruch Hutton Architects, the client and the manufacturer of the modules. The use of a limited number of details and only two module types facilitated an efficient, economical development. The student home “Woodie” is situated in the Wilhelmsburg district of Hamburg ­immediately next to the site of the International Building Exhibition (IBA), 2013. With this ­project, Sauerbruch Hutton emerged as winners in an invited architectural competition in 2014. Their design proposed a structure with a clearly ­articulated layout. On the ground floor of the three fingers are the main entrance plus spaces for communal purposes and ­gastronomy. The raised areas between the three circulation cores provide space for a total of 400 bicycles. The transition to the upper floors, with a total of 371 student flats, is formed by a kind of ­concrete “table” on which the prefabricated timber modules are stacked between bracing ­concrete cores. Why the architects opted for timber as a material as well as a modular form of con­ struction would seem to be obvious. Close to the experimental IBA timber structures in the neighbourhood, a need existed to create repetitive housing units that would lend themselves to prefabrication. As a regenerative raw material that stores CO2, wood is environmentally friendly; it can be simply processed, dismantled and reused. What is more, it possesses ­properties that are biologically positive in terms of construction and that, in the roughly 20 m² flats, have a positive effect on the occupants’ health and well-being.

032

Woodie – Universal Design Quarter

Frühe Einbeziehung der Baubeteiligten Grundlage für ein Gebäude, das sich sowohl in hoher Ausführungsqualität als auch effi­ zient bauen ließ, war die Entscheidung des Bauherrn, direkt nach dem Architekten­ wettbewerb einen Holzmodulhersteller ­hinzuzuziehen. Durch die Direktbeauftragung von Kaufmann Bausysteme kam ein Spezialist ins Spiel, der sich gemeinsam mit den Architekten und den Tragwerksplanern von Merz Kley daran machte, den Bereich der Apartments zu optimieren. Wesentlich hierbei war die Definition der Leistungsgrenzen, die am Ende dazu führte, dass Kaufmann

Grundrisse, Maßstab 1:750

­ ausysteme nicht nur die Modulherstellung B in seinen Fertigungsanlagen in der Steiermark, sondern auch die direkt angrenzenden Gewerke im Auftragspaket hatte: den Bau der Betonfertigteil-Flurkonstruktionen, die Fertigung und Montage sämtlicher Lärchenholzfassaden sowie die Dachabdichtung. ­Hieraus resultierende Vorteile sind weniger und präzisere Schnittstellen sowie klar auf den Modulbau abgestimmte Arbeitsabläufe der zahlreichen Subunternehmer, was letztlich zu mehr Qualität, weniger Mängeln, einer ­kürzeren Bauzeit und somit zu kosten­ günstigen Lösungen führte.

Ein wichtiger Schritt in Richtung Opti­mierung war die Reduzierung auf zwei ­Modultypen: den Standardtyp im zweihüftigen Bereich ­zwischen den Erschließungskernen und den etwas größeren barrierefreien Typ in den ­einhüftigen Fingern. Dies ermöglichte ins­ besondere die Verwendung gleicher Bauteile in der Konstruktion und im Innenausbau. Ebenso wichtig waren aber auch eine Tragwerksplanung und konstruktive Details, die das möglichst einfache Stapeln der Module auf dem Betontisch erlaubten. Vertikallasten sollten dabei von einem Modul direkt zum nächsten übertragen werden.

Floor plans, scale 1:750 a

7

5

8

Regelgeschoss

a

Typical floor

6

5 4 4

2 3

Erdgeschoss

1

Ground floor

Grundriss Apartment, Maßstab 1:200 / Floor plan of flat, scale 1:200 Die Vorfertigung sämt­ licher Holzmodule be­ inhaltete die komplette Inneneinrichtung einschließlich der Küchen, Bäder, Böden sowie der Fenster und Türen. / The prefabrication of all timber modules includes the complete internal ­finishings, with kitchens, bathrooms, floors, ­windows and doors.

1

Haupteingang

Main entrance

2

Café

Café

3

Coworking Space

Co-working space

4

Fahrradstellplatz

Bicycle parking

5

Technikraum

Mechanical services

6

Pkw-Zufahrt

Car access

7

Standardapartment

Standard dwelling

8

barrierefreies Apartment

Barrier-free dwelling

Hamburg, 2016–2017

033

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Woodie – Universal Design Quarter

Hamburg, 2016–2017

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Einfaches und zugleich komplexes Tragwerk Entscheidend für die Ingenieure von Merz Kley war in diesem Zusammenhang die Frage nach der Wandstärke der Modulseitenwände, die ebenso wie alle anderen Wände und ­Decken in Brettsperrholz (BSP) ausgeführt wurden. Diese Bauweise erlaubt im Vergleich zur Ständerbauweise wesentlich einfachere und schnellere Arbeitsprozesse. Letztlich ­entschieden sie sich zugunsten gleichblei­ bender Wandstärken und gegen Wände, die angesichts der von unten nach oben ­abnehmenden Gesamtlasten entsprechend dünner werden. Dies erhöhte zwar den Holzverbrauch, bot zugleich aber logistische ­Vorteile und erlaubte den Einsatz immer­ gleicher Bauteile und Anschlüsse. Wegen der hohen Stückzahlen konnten die Modullängswände in allen Geschossen in der rechnerisch notwendigen Stärke von 125 mm gefertigt werden – ein Maß, das bei den BSP-Plattenherstellern, die üblicherweise in 20-mm-Schritten fertigen – standardmäßig nicht vorgesehen ist. 140 mm starke Platten hätten einen enormen Holz-Mehrverbrauch bedeutet. Für die vertikale Lastabtragung ­relevant sind nur diese Längswände – die ­Seitenwände zu Flur und Fassade flossen nicht zuletzt wegen der großen Öffnungen für Türen und Fenster nicht in die Berechnungen der vertikalen Lastabtragung ein und konnten daher frei gestaltet werden. Horizontal in Flurlängsrichtung auf­ tretende Lasten gelangen in die Betonkerne. Horizontale Lasten in Modullängsrichtung, z. B. Windkräfte, werden von den Elastomer– auflagern der BSP-Wände aufgenommen

und über die darunterliegenden Module ab­ geleitet. Mechanische Verbindungen zwischen den Modulen gibt es nicht. Einzige Ausnahme bilden die Module über den auskragenden ­Betontischen. Hier hätte es nach Angaben der Tragwerksplaner des Betonsockels, Wetzel & von Seht, unter der Last der Module theoretisch zu einer Verformung des Kragarms kommen können, sodass sich der »Modulstapel« am äußersten Rand als Ganzes nach außen geneigt hätte. Um ein solches »Aufreißen« zu vermeiden, wurde dieser äußere Modulstapel mit dem benachbarten Stapel mechanisch verbunden. Mithilfe in den Fußpunkt der ­Außenwände des untersten Moduls einge­ lassener Stellschrauben wäre während der Bauzeit zudem ein Nachjustieren möglich ­gewesen. Dank ­vernachlässigbarer tatsäch­ licher Verformungen wurde diese Vorrichtung am Ende jedoch nicht gebraucht. In Bereichen mit Mittelflur lehnt die ­Betonflurkonstruktion zur Aussteifung ­gleichermaßen an den Betonkernen wie an den Modulstapeln, während die Beton­ deckenplatten im einhüftigen Bereich mittels Zugverbindern kraftschlüssig mit den Modulen verbunden sind. Dass die Deckenplatten dort auf der einen Seite auf einer Stahlbetonstütze und auf der anderen Seite auf einem tragenden BSP-Außenwandelement aufliegen, ist bauphysikalisch unproblematisch, weil innerhalb der Gebäudehülle kein unterschiedliches Quell- oder Schwindverhalten der Materialien zu erwarten ist. Thema waren hier vielmehr die unterschiedlichen zulässigen Maßtoleranzen von Holz und Beton, die durch eine bedarfsweise Unterfütterung der Holzelemente bzw.

Early involvement of participants in construction The client’s decision to engage a timber-­ module manufacturer immediately after the competition formed the basis for a high-quality building that could be efficiently executed. Kaufmann Bausysteme drew in a specialist who, together with the architects and the structural engineers of Merz Kley, set about optimising the flats. An important aspect in this respect was the definition of the performance limits, which ultimately meant that Kaufmann Bausysteme were entrusted not only with the creation of the modules, but also with the directly adjoining works, all as part of a single contract: the construction of the precast ­concrete hall structures, the manufacture and assembly of the larch facades and the roof sealing. The advantages resulting from this were fewer and more precise interfaces, as well as subcontractor working processes more clearly attuned to the module construction. This, in turn, led to higher quality, fewer defects, a shorter construction period and more economical solutions. One important step towards optimisation was a reduction to two modular types: the standard type in the two-bay areas between the circulation cores and the somewhat larger, barrier-free type in the single-bay fingers. This facilitated the use of the same building components in the structure and the internal finishings. Equally important were structural planning and constructional details that would allow the modules to be simply stacked on the concrete table. What is more, vertical loads were to be conveyed directly from one module to the next.

Simple yet complex load-bearing structure A decisive consideration for the Merz Kley ­engineers in this respect was the thickness of the modules’ side walls, which were ­executed – like all other walls and floors – in cross-laminated timber (CLT). Ultimately, a ­decision was made in favour of constant wall thicknesses and against walls that ­taper upwards, reflecting loads that diminish from ­bottom to top. This, of course, led to a greater consumption of wood, but it ­offered logistic advantages and permitted the use of identical building components and connections. In view of the large numbers of modules ­involved, it was possible to construct the ­longitudinal walls on all floors with the calculated necessary thickness of 125 mm – a dimension that is not normally provided by CLT manufacturers, who work in 20 mm stages. The longitudinal walls were ­relevant for the vertical transmission of loads. Only the side walls to the corridor and facade were not taken into ­account in the calculations of vertical load transmission because of their large door and window openings. Horizontal loads in the longitudinal ­direction of the corridors are transmitted to the concrete cores. Horizontal loads in the longi­tudinal direction of the modules (e.g. wind loads) are borne by the elastomer bearers of the CLT walls and conducted away via the modules below. There are no mechanical ­connections between modules. The only exception are the modules over the cantilevered ­concrete tables. Here, according to Wetzel & von Seht, the structural engineers responsible

der Fertigteil-Betonstützen mit Vergussmörtel gelöst wurde. Brandschutz, Schallschutz Vom Optimierungsgedanken geprägt sind auch die Boden- und Deckenkonstruktion der Module. Der Boden, der nicht nur den ­Bodenaufbau und die Verkehrslasten zu ­tragen, sondern auch Schallschutzanfor­ derungen zu erfüllen hat, besteht aus 80 mm starken BSP-Platten, während die Decke zur Einsparung von Gewicht und Kosten lediglich eine Stärke von 60 mm aufweist. Letztere übernimmt in erster Linie die Aufgabe, den Raum nach oben abzuschließen und das Modul während des Transports auszusteifen. Mit Blick auf den Brandschutz sind die BSP-­ Bodenplatten so bemessen, dass sie auch nach 90 Minuten Feuer im darunterliegenden Modul (dessen Deckenplatte ist dann voll­ ständig abgebrannt) noch genügend Rest­ tragfähigkeit haben. Ebenfalls über F90-Qualität verfügen die Gipskartonwände der Flure. Sie ­umhüllen sämtliche Betonstützen und bilden einen ­Installationsraum zwischen Flurwand und ­Modulseitenwand aus, in dem sich gut ­zugänglich alle Ver- und Entsorgungs­ leitungen der Apartments sowie die Dach­ entwässerung befinden. Errichtet wurden die Leichtbauwände erst nach Montage aller Module und Flure. Sie übernehmen nicht nur funktionale und brandschutz­ technische Aufgaben, sondern bilden vor jedem Apartment eine kleine Eingangs­ nische aus und rhythmisieren dadurch die ­Erschließungsflure.

for the concrete plinth, a deformation of the cantilever arm might ­theoretically have ­occurred, so that the “stack of modules” could possibly have leaned outwards at the outer edge. To avoid any such effect, the outer stack of modules was mechanically tied to the adjoining stack. As a means of bracing in those areas with a central corridor, the concrete corridor construction leans both on the concrete cores and on the module stacks, whereas the concrete floor slabs in the single-wing tracts are rigidly linked to the modules by means of tension connections. The fact that the floor slabs there are supported on one side on a ­reinforced ­concrete column and on the other side on a cross-laminated wooden ­external wall ­element is not problem­atic in terms of the building physics because no ­different expansion or shrinkage behaviour is to be expected in the materials within the building envelope. Fire protection, acoustic control The floor and ceiling construction of the ­modules is also characterized by a concept of optimisation. The floors, which not only have to bear constructional and traffic loads, but have to meet sound insulation ­requirements, too, consist of 80 mm CLT slabs, whereas to reduce weight and costs, the ­soffit has a thickness of only 60 mm. In the first instance, the latter assumes the task of closing the space at the top and ­bracing the module during transport. With an eye to fire protection, the CLT floor slabs are dimensioned so that, even after

Woodie – Universal Design Quarter

Hamburg, 2016–2017

037

Vorgefertigte Brett­ sperrholzmodule bzw. -wand­elemente sowie die Betonfertigteile der Flurkonstruktion wurden angeliefert und sofort an die entsprechende Stelle im Gebäude eingehoben. Eine Ausgleichsschicht aus Holzschwellen sorgt auf dem Betontisch über dem EG für eine präzise ebene Fläche zum Stapeln der Module. 

Prefabricated cross-­ laminated timber modules and wall ­elements plus the precast concrete units of the corridor ­construction were de­ livered and immediately hoisted into position in the building. A layer of ­timber plates on the concrete “table” over the ground floor ­ensures a level surface for stacking the modules.

Während die Unter­kons­ truk­tion der Fassade bereits im Werk aufge­ rfolgte die bracht wurde, e Montage der vorvergrauten Lärchenholzpaneele vor Ort auf der Baustelle. 

While the supporting structure for the facade was mounted at works, the application of the greyed larch panels took place on site.

038

Woodie – Universal Design Quarter

Vorfertigung und Transport der einzelnen Module Alle Module wurden komplett mit Innen­ einrichtung, fertigen Bädern, Fenstern und Türen vorgefertigt, zwischengelagert, wasserdicht eingepackt, auf Lastwagen just in time nach Hamburg geliefert und dort mit einem Kran sofort an die richtige Position einge­ hoben. Eine Zwischenlagerung auf der Baustelle war nicht zuletzt aus Platzgründen nicht vorgesehen. Pro Tag konnten maximal vier ­Module hergestellt werden. Die serielle Herstellung der Module auf einer Art Fertigungsstraße brachte zahl­

reiche Vorteile in Bezug auf beschleunigte Montagezeiten und eine kurze Bauzeit. Hinzu kommt die Tatsache, dass Montage­ prozesse in Werkstattbedingungen im ­Warmen und am Boden grundsätzlich ­billiger und schneller machbar sind als vor Ort auf einer Baustelle. Noch wichtiger ist ­j edoch die dadurch erzielbare höhere Qua­lität und Präzision, ohne die ein Modulbau ­dieser Art nicht realisierbar gewesen wäre.

90 minutes’ exposure to fire in the module ­ elow, ­sufficient bearing capacity still b ­remains. Similarly, the gypsum plasterboard walls to the corridors also have a 90-minute fire ­resistance. They enclose all concrete columns and form a services space between the hall wall and the side wall to the module. Here, all supply and waste runs for the dwellings as well as roof drainage are easily accessible. The walls – in lightweight construction – were erected after the assembly of all modules and corridors. They comply not only with ­functional and fire-protection needs; outside each dwelling, they also form a small ­entrance recess, creating a spatial rhythm along the access corridors.

Prefabrication and transport of individual modules All modules were prefabricated complete with internal fittings, finished bathrooms, ­windows and doors. They were then tempor­ arily stored, packed in watertight form and ­delivered to Hamburg shortly before being ­installed. No intermediate storage on site was arranged, not least because of a lack of space. It was possible to manufacture a ­maximum of four modules a day. Serial fabrication of the modules on a kind of production line possessed numerous advantages in terms of speeding up the ­assembly and achieving a short construction period. The manufacturing processes could take place in warm workshop con­ ditions as well as more economically and quickly on the ground. Even more important was the greater quality and precision

Hamburg, 2016–2017

Fazit Es ist nicht unbedingt so, dass dieser ­Modulbau insgesamt schneller und kosten-

günstiger als ein Massivbau gewesen wäre. Vielmehr waren die Entwurfsphase und die Planungszeit deutlich länger, dafür verkürzte sich die Bauzeit drastisch – was wiederum ­Kosteneinsparungen ermög­lichte. Wenn man in dieser Rechnung jedoch Aspekte der Nachhaltigkeit und der Bau­biologie ­hinzufügt, dann zeigt sich recht schnell der Mehrwert dieser Bauweise. Dies umso mehr, als die Fassadengestaltung der Architekten kein bloßes Abbild der ­konstruktiven Serialität ist, sondern das ­kreative Spiel damit.

a­ chievable in this way, without which a modular construction of this kind would not have been feasible. Conclusions This modular form of building would not neces­sarily have been faster and more ­economical overall than a solid form of construction. Indeed, the design phase was ­considerably longer and more cost-intensive. But it greatly reduced the construction time, so  that cost savings could be made in this way. If one takes account of aspects such as sustainability and building biology as well, the value of this form of construction quickly becomes apparent — especially in view of the fact that the architects’ facade design is a creative work and not simply a reflection of constructional seriality.

039

Vertikalschnitt Holzmodul, Flur, Maßstab 1:20 / Vertical section timber module, corridor, scale 1:20

1

Naturkautschuk 4 mm Spanplatte 2× 19 mm Trittschalldämmung 30 mm PE-Folie Splittschüttung 60 mm Brettsperrholzplatte 80 mm Wärmedämmung Mineralwolle 68 mm (Schmelzpunkt >1000 °C) Brettsperrholzplatte 60 mm

4 mm natural rubber 2× 19 mm chipboard 30 mm impact-sound ­insulation PE foil 60 mm bed of chippings 80 mm cross-laminated timber 68 mm mineral-wool ­thermal insulation (m. p. > 1,000 °C) 60 mm cross-laminated timber

2

Naturkautschuk 4 mm Epoxidharzgrundierung Zementestrich 50 mm PE-Folie Gips-Last­verteilungs­ platte 10 mm PE-Folie Ausgleichsschüttung für Instal­lationen 115–155 mm Beton-Fertigteildecke 160 mm

4 mm natural rubber epoxy-resin primer 50 mm screed, PE foil, 10 mm gypsum load-­ distribution sheeting, PE foil, 115–155 mm ­levelling layer for service ­installations 160 mm precast concrete slab

3

Beton-Fertigteilstütze 20/35 cm

200/350 mm precast concrete ­column

4

Fassadenpaneel Lärche vorvergraut 26 mm Unterkonstruktion Holz / Hinterlüftung 60 mm ­Unterspannbahn Unterkonstruktion Holz / Wärmedämmung Mineralwolle 200 mm (Schmelzpunkt >1000 °C) Brettsperrholzplatte 140 mm

26 mm greyed larch facade panel Wood supporting structure / 60 mm, rear-ventilated cavity waterproof membrane 200 mm wood supporting ­structure/mineral-wool thermal insulation (m. p. >1,000 °C) 140 mm cross-laminated timber

5

extensive Begrünung 80 mm Abdichtung Kunst­ stoffbahn Gefälledämmung 40–200 mm Wärmedämmung 200 mm Notabdichtung Bitumenbahn Beton-Fertigteildecke 160 mm

80 mm planting, plastic seal 40–200 mm insulation to falls 200 mm thermal ­insula­tion Bituminous seal 160 mm precast concrete slab

6

Aluminiumblech pulver­ beschichtet 2 mm Unterkonstruktion Unterspannbahn Unterkonstruktion Holz / Wärmedämmung Mineralwolle 200 mm (Schmelz­ punkt >1000 °C) Brettsperrholzplatte 125 mm

2 mm sheet aluminium powder-coated supporting construction Foil underlayer 200 mm wood bearing structure / mineral-wool thermal insulation (m. p. >1,000 °C) 125 mm cross-laminated timber

7

Fenster Red-GrandisHolz mit Dreifach-­ Isolierverglasung (Ug=0,6 W/m²K)

Red grandis wood window with triple glazing (Ug = 0.6 W/m²K)

5

6 4

7

3

2

040

1

Woodie – Universal Design Quarter

Horizontalschnitt Holzmodul, Maßstab 1:20

Horizontal section Timber module, scale 1:20

4

2

5

3

1

1

2

Brettsperrholzplatte 125 mm Gipskartonplatte 15 mm Wärmedämmung Mineralwolle 50 mm (Schmelzpunkt >1000 °C) Gipskartonplatte 15 mm Brettsperrholzplatte 125 mm

125 mm cross-laminated timber 15 mm gypsum ­plasterboard 50 mm mineral-wool ­thermal insulation (m. p. >1,000 °C) 15 mm gypsum plasterboard 125 mm cross-laminated timber

Fliesen 7 mm Feuchtigkeitsabdichtung Gipskartonplatte 12,5 mm Brettsperrholzplatte 80 mm Gipskartonplatte 15 mm Installationsraum 410 mm Gipskartonplatte 2× 12,5 mm

70 mm tiling Moisture-proof layer 12.5 mm gypsum ­plasterboard 80 mm cross-laminated timber 15 mm gypsum ­plasterboard 410 mm services space 2× 12.5 mm gypsum ­plasterboard

Hamburg, 2016–2017

3

Beton-Fertigteilstütze 20/35 cm

200/350 mm precast concrete ­column

4

Fassadenpaneel Lärche vorvergraut 26 mm Unterkonstruktion Holz / Hinter­lüftung 60 mm Unterspannbahn Unterkonstruktion Holz / Wärmedämmung Mineralwolle 200 mm (Schmelzpunkt >1000 °C) Brettsperrholzplatte 12,5 mm

26 mm greyed larch facade panel Wood supporting ­structure / 60 mm rear-­ ventilated cavity Waterproof membrane 200 mm wood supporting ­structure/mineral-wool thermal ­insulation (m. p. >1,000 °C) 125 mm cross-laminated timber

5

Fenster Red-Grandis-Holz mit Dreifach-Isolierverglasung (Ug=0,6 W/m²K) Schallschutzglas Rw,P,Glas 44 dB

Red grandis wood window with triple glazing (Ug = 0.6 W/m²K) Sound-insulating glass Rw 44 dB

041

Two New Ludgate London, GB

Schnitt aa, Maßstab 1:1000

Section aa, scale 1:1,000

043

Bürogebäude in London

Text: Andreas Gabriel DETAIL 12/2016

Office Building in London

Text: Andreas Gabriel DETAIL 12/2016

Inmitten der hochverdichteten City Londons, unweit von St. Paul’s Cathedral, wurde mit der Umwandlung eines Blocks ein innerstädtisches Quartier neu belebt. Das Ensemble aus zwei Neubauten bereichert den knapp bemessenen öffentlichen Raum um eine kleine Plaza und eine Passage. Sauerbruch Hutton waren für die Entwicklung des Masterplans mitver­ antwortlich und entwarfen für den nördlichen Bereich des Areals Two New Ludgate. Über einer organisch geformten Grundfläche bietet  das Gebäude auf neun Etagen flexibel nutz­ bare Büro- und Einzelhandelsflächen. In durchgängiger Tiefe von 11 m umgeben diese den Erschließungs- und Sanitärkern. Die 40 m hohen, vom Spiel polychrom bedruckter Gläser geprägten Fassaden reagieren je nach Ausrichtung unterschiedlich auf die stadträumliche Situation. Zur Limeburner Lane im Nordwesten folgt die Fassade konvex geschwungen der Blockkante, während sie an der Ostseite gegenüber dem Gerichtsgebäude Old Bailey respektvoll zurückschwingt und so eine leichte Aufweitung des engen öffentlichen Straßenraums ermöglicht. Ein stark gekurvter Abschnitt über der Eingangsfront im Norden führt die Straßenseiten zusammen und wirkt bereits aus der Distanz als vertikaler Akzent im Stadtraum. Der durchgehende Rhythmus der paarweise ausgestellten, geschosshohen Klappläden changiert zwischen warmen neutralen sowie Rot‑, Rosa- und Blautönen und verleiht den überwiegend in Schrägsicht erlebbaren Straßenfassaden plastische Tiefe. Zum Nachbargebäude im Süden dagegen sind die Fassaden anders behandelt. Hier begleitet eine polygonale Folge ebener Fassadenflächen die von beiden Neubauten gefasste Mini-Plaza sowie die neue Passage. Die Glasläden liegen hier flach vor den opaken Fassadenteilen und folgen einer anderen, gold, blau- und neutralgetönten Farbpalette. Vor den Deckenrändern umlaufende horizontale Bänder aus glasfaserverstärktem Beton verbinden alle Fassaden und betonen die Geschossgliederung und die Gesamtform des Gebäudes.

With this transformation of a block located opposite the Old Bailey Central Criminal Court and close to St Paul’s Cathedral, a whole quarter in the City of London has been reanimated. ­Comprising two new structures, the ensemble enhances the tight public space with a small new plaza and a passageway, extending the local network of pedestrian links and squares and reinstating permeability through the block. Sauerbruch Hutton were co-authors of the master plan and designed Two New Ludgate on the northern part of the block. Organically shaped and extending over nine storeys, it houses flexible office and retail spaces. With a general depth of 11 metres, these are wrapped around an access and sanitary core. Depending on their orientation, the 40-metre-high facades with polychrome glazing respond in different ways to the urban situation. The convex curve towards the north-west follows the street line, whereas the eastern facade opposite the Old Bailey curves back to allow for a slight enlargement of the tight public realm. A rounded bow at the northern end accentuates the entrance situation. A generous and fully glazed entrance hall continues the space of the street right into the building, its rear wall of textured Portland Stone reinforcing the dialogue with the opposing Old Bailey. Along the streets, the continuous rhythm of the folding louvres in different colours – warm neutral tones, reds, pinks and blues – provides three-dimensional depth to the facade, which is mainly perceived obliquely. The facade towards the neighbouring building to the south is quite different. Here, a polygonal sequence of plane surfaces defines the small plaza and the new passageway. The glass louvres are set in front of the opaque facade elements and have a different colour range, with gold, blue and neutral tones. Along the edges of the floor slabs, horizontal ledges of glass-fibre-reinforced concrete unite the facade while accentuating the individual storeys and the overall form of the complex.

044

Two New Ludgate

Lageplan, Maßstab 1:12 500

Entlang der äußeren Begrenzung des Blocks folgt die Gebäudeform dem gekurvten Straßenverlauf, während der Einschnitt im Blockinneren als kantig abgestufte Grundrissform gezeichnet ist. Da in den engen Straßenräumen die gekurvte Fassade vorwiegend anamorph und somit körperhaft wahrgenommen wird, ist ihre dreidimensionale Tiefenstaffelung in den Details gezielt herausgearbeitet. Die Südfassade hingegen ist als

Site plan, scale 1:12,500

6

6

flache Ansichtsfassade für die Fernwirkung gestaltet.Bereits aus einiger Entfernung durch die Straßenfluchten sichtbar sind die hohe, schmale Südfassade, die den Abschluss der neuen Piazza bildet, sowie die prägnante nördliche Gebäude-»Nase«, die den Hauptzugang markiert. /

amorphic and so almost corporeally within the narrow street spaces, the street facade and its details are deliberately three-dimensional; the ‘block’ facade can be seen from further away and is flat, to be appreciated in elevation. Long views are afforded to the tall narrow southern facade that defines the The building form is small new piazza, as well curved within the space of as to the northern ‘nose’ the street, and cranked as that addresses the Old it cuts through the block. Bailey and contains the Perceived mostly as anmain entrance.

3

9 Grundrisse, Maßstab 1:1000

Floor plans, scale 1:1,000 3

9

3

2.–8. Obergeschoss 

3

2nd–8th floors

7

6

6 5

a 7

6

5

3

6 5

a 4

4

5

3 1

3

2

8 2 4

4

3

a

1

8 a

Erdgeschoss

Ground floor

1

Eingangshalle

Entrance hall

2

Rezeption

Reception

3

Bürofläche

Office area

4

Gastronomie / Laden

Restaurant / Retail

5

Lager

Storage

6

Technikraum

Mechanical services

7

Umspannstation ­(Bestand)

Existing transformer ­station

8

Plaza

Plaza

London, 2010–2015

045

Fassadenschnitt, Maßstab 1:20

Section through facade, scale 1:20

1

2

3 4

5

6 7

8

1

Aluminiumblech 2 mm

2 mm sheet aluminium

2

Betonprofil glasfaser­ verstärkt (GFRC)

Glass-fibre-reinforced concrete ledge

3

Isolierverglasung in ­Aluminiumprofilsystem VSG Weißglas mit Sonnenschutzbeschichtung 2× 5 + SZR mit ­Argonfüllung 16  +  VSG 2× 5 mm

Double glazing in alu­ minium framing system: 2× 5 mm lam. low-iron glass with sunscreen ­coating + 16 mm cavity with argon filling +  2× 5 mm lam. safety glass

4

Klappläden VSG aus vorgespanntem Weißglas 2× 12 mm, äußere Scheibe innen siebbedruckt ­( Verlauf von 90 % unten bis 60 % oben)

Folding louvre: 2× 12 mm lam. prestressed low-iron glass, outer pane back screen-printed (from 90 % at bottom to 60 % at top)

5

Powder-coated aluminium Randprofil Aluminium edge profile adhesive fixed ­pulverbeschichtet mit Structural Silicon verklebt with structural ­silicone

6

Drehlager

Pivoting point

7

Blendschutz

Glare protection

8

Metallrasterdecke abgehängt

Suspended ceiling

9

Befestigungslasche ­Fassade Stahlblech 15 mm

15 mm sheet-steel facade fixing bracket

10

Isolierverglasung in ­Aluminiumprofilsystem VSG Weißglas teil­ vorgespannt mit Sonnen­ schutzbeschichtung 2× 6 mm + SZR mit Argonfüllung 24 + VSG 2× 6 mm

Double glazing in alu­ minium framing system: 2× 6 mm lam. low-iron glass partially prestressed, with sunscreen coating + 24 mm cavity with argon filling + 2× 6 mm lam. safety glass

11

Pfosten-Riegel-Fassade Stahlblech scharfkantig verschweißt 15 mm

Mullion / transom facade: 15 mm sheet steel with sharp welded edges

9

10 11

046

Two New Ludgate

London, 2010–2015

047

1

Klappläden VSG Weißglas 2× 12 mm, äußere Scheibe innen siebbedruckt (Verlauf 90 % unten / 60 % oben)

Folding louvre: 2× 12 mm lam. low-iron glass, outer panel back screen-printed (from 90 % at bottom to 60 % at top)

2

Glaspaneel Weißglas ­teilvorgespannt, Rückseite farbig ­emailliert 6 mm

6 mm partially prestressed low-iron glass fascia, back-printed colour enamelled

3

Fassadenbeleuchtung LED LED facade lighting

4

Aluminiumpaneel wärmegedämmt 150 mm

150 mm thermally in­ sulated aluminium panel

Horizontalschnitte Fassaden, Maßstab 1:20 

Horizontal sections through facades, scale 1:20

1 3

1 2

3

2

A

1

2

3

1

2

3

4 4

B

048

Two New Ludgate

A

B

London, 2010–2015

Polychromie Einer der Hauptgründe, warum wir mit Mehrfarbigkeit arbeiten, ist, die je­weiligen Qualitäten des städtischen Umfelds zu stärken. Dies geschieht im Hinblick auf die sich mit dem Maßstab verändernde Wahrnehmung: zunächst das optische ­Erfassen eines Gebäudes ­innerhalb des Kontexts aus der Distanz, bei der sich die Farbwerte und Nuancierungen zu einer Gesamttönung vermischen; aus mittlerer Distanz dann tritt die Vielfalt der Farbtöne in

Er­scheinung und die Dreidimensionalität einer Fassade wird spürbar; schließlich überwiegt mit der körperlichen Erfahrung der Materia­lität des Gebäudes die physische Präsenz gegenüber der optischen Wirkung. Die Variation von Farbton, Nuancierung und Sättigung bietet zusätzliche Möglichkeiten visueller Textur und Modulation über tektonischen Aufbau und Materialität hinaus. Farbige Rhythmen, Mus­ter und kompositorische Hierarchien verleihen einer Fassade ­Lebendigkeit, so

wie dies klassische Fas­ saden mit ihrer detaillierten Aus­formung erreichen. Darüber hinaus ist Farbe ein Mittel zur Manipula­tion räumlicher Bezüge: Die Solidität und Bestän­dig­­keit von Architektur kann transzendiert und überführt werden in Eigenschaften wie Leichtigkeit und Flüchtigkeit. Hinter all diesen Über­ legungen steht unser Wunsch, Räume zu schaf­ fen, die behaglich sind und mit Freude bewohnt werden.

Polychromy One of the main reasons we work with multiple colours is to reinforce the ­various ­qualities of urban space around each individual building. This is done by gradually changing the scales of encounter: firstly, the perception of a building (primarily visual) in its context from a distance, when variations in hue and tonal value merge to form a neutral shade; secondly, from the middle distance, when the variety of hues and tones within the mix becomes apparent and the three-dimensional quality

of the facade can be anticipated. Finally, one’s experience becomes largely physical, as one engages with the actual materiality of the building – as if with the flesh of another body – when corporeal swing takes over from visual oscillation. Variations in hue, tonal value and saturation provide additional modulation and visual t­ exture to that already established by the tectonics and materiality of the architecture. Systems of periodic rhythms, patterns and compositional hierarchies of this kind animate the

facade, just as they do in classical buildings with their various modulations and scales of ­articulation. Furthermore, colour is an agent that can manipulate spatial relationships: the ­inherent solidity and permanence of architecture can be transcended and transformed into qualities of lightness and ephemerality. Underlying all these considerations is our desire to ­create spaces that improve one’s sense of well-being and are a pleasure to inhabit.

Louisa Hutton

Louisa Hutton

049

050

Munich Re München / Munich, DE

0

Schnitt aa, Maßstab 1:1750

10

20 m

Section aa, scale 1:1,750

051

Schwungvoll gestaltete Fassade – Sanierung der Munich Re in München

Text: Ramiro Forné, Stephanie Heese (Sauerbruch Hutton) DETAIL 6/2016

Sweeping Facade Design – Rehabilitation of the Munich Re Building

Text: Ramiro Forné, Stephanie Heese (Sauerbruch Hutton) DETAIL 6/2016

052

Munich Re

Die Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft Aktiengesellschaft (Munich Re) hatte das in den 1980 er-Jahren für die Siemens Nixdorf Informationssysteme AG erbaute Bürogebäude ­erworben, um es als Geschäftsgebäude zu nutzen. Der Bestandsbau mit hohen Fenster­ brüstungen und nicht öffenbaren, von außen verspiegelten Fenstern bot jedoch weder eine nach heutigen Gesichtspunkten geeignete Arbeitsumgebung noch einen zeitgemäßen, repräsenta­tiven Firmenauftritt. Hinzu kamen Mängel in der Flächeneffizienz und Erschließung, und im ­Inneren fehlte es an räumlicher Variation. Ein strukturelles Problem stellten die relativ großen Flächenanteile dar, die einst für arbeitsplatznahe Computersysteme bestimmt waren. Diese umfangreichen EDV-Anlagen aus der Ära vor der weiten Verbreitung des PCs waren in den ­innen liegenden, unbelichteten Mittelzonen der Büroetagen des Nord- und Südflügels unter­gebracht. Mit rund 9 m waren diese Zonen beim Siemens-Nixdorf-Gebäude erheblich ­tiefer ­dimensioniert, als es für heute übliche Raumaufteilungsvarianten und Arbeitsplatz­ nutzungen sinnvoll ist. Das ­Gebäude nach nur 25-jährigem Bestehen wieder abzureißen, wäre dennoch nur schwer vertretbar gewesen – nicht zuletzt, weil es über einen soliden Rohbau ­verfügte, ­dessen konstruktives Raster sich bei genauer Betrachtung für eine Weiternutzung bei ge­änderter Aufteilung als geeignet erwies. Mit dem Ziel einer Generalsanierung und ­Erweiterung des Gebäudes hatte Munich Re im Jahr 2008 einen zweistufigen Planungswett­ bewerb aus­gelobt, aus dem das Architekturbüro Sauerbruch Hutton als Gewinner hervorging. Zur Verbesserung der Flächenwirtschaftlichkeit wie auch zur Optimierung der ­Arbeitsplatz- und Aufenthaltsqualitäten schlugen wir eine Reihe von Umbaumaßnahmen vor. Hierzu zählt unter anderem die Verlegung des Haupteingangs mittig an die Berliner Straße im Süden, durch die eine repräsentative Eingangssituation mit platzartiger Vorfahrt und großzügigem Foyer entstand. Wesentlich waren aber insbesondere die vollständige Erneuerung der Gebäude­hülle und das »Einschneiden« neuer Atrien.

In the 1980 s, the Munich Reinsurance Company (Munich Re) acquired an office development originally erected for the Siemens Nixdorf enterprise for information systems. Munich Re wished to use the complex as its head office. The existing building, with its high window ­balustrades and non-openable mirrored fenestration, represented neither a modern working environment nor a suitable corporate image. The use of the existing floor area was not efficient, and there was a lack of spatial variation. In addition, the extensive areas for data processing presented a structural problem. On the other hand, it would have been difficult to justify ­demolishing the building after only 25 years, not least because the structure was sound and the constructional grid lent itself to ongoing use with different divisions. A decision was made, therefore, to subject the development to a general rehabilitation and extension. In 2008, a ­two-phase planning competition was held which was won by Sauerbruch Hutton. To improve the exploitation of the floor area and to optimise the quality of the workplaces and recreational facilities, we proposed a series of measures, including the relocation of the main point of access to Berliner Straße, which allowed the creation of a more impressive entrance situation. Other changes included the renewal of the outer skin and the construction of new atria.

Schnitt, Grundrisse, Maßstab 1:1750

Section, floor plans, scale 1:1,750

Dank der in die mittigen Deckenfelder neu eingeschnittenen Öffnungen entstehen gebäudehohe Atrien, die den Eingangsbereich enorm aufwerten und mit den oberen ­Geschossen verknüpfen.

By forming floor openings in the central bays, atria were created over the full height of the building, greatly en­ hancing the entrance area and linking it with the upper levels.

1

Foyer

Foyer

2

„Kreuzgang“

„Cloister“

3

Konferenzraum

Conference room

4

Kantine

Canteen

5

Verbindungsbau

Linking structure

6

Atrium

Atrium

7

Bürofläche

Office areas

7 6

5 5

3

bb 6 7 Lageplan, Maßstab 1:8000

Site plan, scale 1:8,000

2. Obergeschoss

Second floor a

0

10

20 m

4

b

Erdgeschoss

0

0

10

2 3

Ground floor

1

b

a

20 m

100 m

München  / Munich, 2011–2014

053

054

Munich Re

München  / Munich, 2011–2014

055

056

Atrien und Oberlichter Durch den Teilabbruch der Geschossdecken in den mittleren Deckenfeldern des Nordund Südflügels entstanden überdachte Atrien, die Zenitlicht in die Tiefe des Raums bringen und so die Tageslichtnutzung deutlich ver­ bessern. Zudem unterstützen sie eine natür­ liche Querlüftung. Aufgrund der Tragsystemveränderungen und der partiell zu geringen Tragfähigkeit der Bestandsdecken waren ­abschnittsweise Verstärkungen aus Carbon-­ Kevlar-Lamellen an den Deckenunterseiten aufzukleben. Ausgehend von der Überlegung, die Atrien mit einer Art Sheddachkonstruktion zu ver­ sehen, fanden wir unter Berücksichtigung des optimierten Tageslichteintrags, des sommer­ lichen Wärmeschutzes, der Gestaltung und auch der Kosten eine Lösung mit einem Verglasungsanteil von ca. 50 %: Die Atrien werden von sogenannten Trog­trägern als Sichtbetonfertigteile quer überspannt. Zwischen ihnen liegt eine flach geneigte Fest­verglasung aus Sonnenschutzglas, die als ­konventionelle Pfosten-Riegel-Konstruktion als Stahl-Aufsatzsystem ausgeführt ist. ­Lediglich die beiden Riegel zwischen den drei Scheiben je Feld sind von unten sichtbar, alle seitlichen Profile sind verdeckt ­angeordnet. Die Trogträger übernehmen die Regenwasserführung und dienen als Wartungs­ gänge – die Verglasungen konnten damit als nicht betretbare Überkopfverglasung ­ausgeführt werden. Aufgrund des reduzierten Verglasungsanteils war ein Ucw-Wert der ­Gesamtkonstruktion von 1,9 W/m²K aus­ reichend, was wiederum eine vergleichsweise

leichte Zweifach-Isolierverglasung ermög­ lichte. Um die Verglasung in diesen Formaten ausführen zu können, wurden die notwendigen Rauch- und Wärmeabzugs- bzw. Lüftungsklappen in die Seitenwände der Atrien gelegt. Sprinklerköpfe sind, sofern notwendig, weitgehend unsichtbar in Riegel und Trogträger ­integriert.

räumen und der Bezug nach außen deutlich verbessern. Ein über Teilbereichen der Dachdecke ­bestehendes, zurückversetztes Technik­ geschoss wurde abgebrochen und durch ein fünftes Vollgeschoss ersetzt. Die zwei niedrigeren Verbindungsbauten zu den ­benachbarten Gebäuden blieben in ihrer ­Kubatur und Höhenentwicklung unverändert; Eine neue, leichte Hülle lediglich die Brüstungshöhe wurde durch Die neue Außenhaut mit ihrer Plastizität, Trans- ­Betonschnitte an die der neuen Fassade parenz und Farbigkeit verleiht dem Gebäude des Hauptbaukörpers angeglichen. einen völlig neuen Charakter. Bestimmend für die Fassadengestaltung war unsere EntGrundrissaufteilung wurfsidee, die ehemals dominanten Treppen- Die vier Obergeschosse des Hauptbaukörpers haustürme in die Gesamtfigur des Hauptbau- sind unterteilt in Nutzungseinheiten von maxikörpers zu integrieren. Daraus entwickelten mal 400 m² Größe. Diese sind jeweils direkt wir das Konzept der gestuften, vor- und zuüber ein Haupttreppenhaus bzw. Aufzüge errückschwingenden Gebäudekontur, um die schlossen. Die mittig im Nord- und Südflügel sich die neue Gebäudehülle wie eine gegelegenen Nutzungseinheiten, die dank der schuppte Haut legt. Die neu geformte RohAtrien keine dunklen Kernbereiche aufweisen, bauaußenkante erreichten wir durch den verfügen über Besprechungsräume, die die ­gestuften Rückschnitt der Deckenränder Lufträume brückenartig überspannen. Diese sowie die partielle Ergänzung durch An­ »Besprechungsbrücken« schaffen abwechslungsreiche Raumsituationen, die die Kommubetonieren an die Bestandsdecken. nikation zwischen den Mitarbeitern fördern. Rückbaumaßnahmen Die Kernzonen der übrigen Nutzungseinheiten Die Decken des Bestandsgebäudes wurden nehmen weitere Besprechungsräume, arbeitsstraßen- und hofseitig im Mittel um ca. 1 m platznahe ­Archivflächen, Teeküchen, Sanitär‑, Putz‑, Elektro- und Datenverteilerräume sowie ­zurückgeschnitten und die nicht tragenden die vertikalen Haupttechnikschächte auf. ­Betonbrüstungsbalken und -fensterstürze entfernt. Die als Stahlbeton-Halbfertigteile Das Fassadenraster von 1,35 m geht aus ausgeführten neuen Brüstungen weisen eine der Viertelteilung des bestehenden Raster­ geringere Höhe auf. Mit der vergrößerten, maßes von 5,40 m hervor. Zum Wandanschluss nun bis an die Deckenunterkante reichenden sind die Fensterelemente jeweils einseitig Fensterfläche und der geringeren Raumtiefe mit einer 100 mm breiten, brüstungstiefen ließ sich der Tageslichteinfall in den Büro­ L-förmigen Lisene aus pulverbeschichtetem

Atria and roof lights A partial demolition of the floors in the middle bays of the north and south wings led to the creation of covered atria that allow daylight to penetrate to the depths of the internal spaces. The atria also support natural cross ventilation. In view of the changes made to the structural system and the fact that the load-bearing ­capacity of the existing floor slabs was too low in some areas, reinforcement in the form of carbon/Kevlar strips was adhesive-fixed to certain sections of the soffits. Based on the idea of covering the atria with a kind of sawtooth, north-light roof construction, we found a solution with a glazing area of roughly 50 per cent that met the conditions for optimised natural lighting, thermal insulation during the summer months as well as design and cost factors. The atria are spanned by ­so-called “open box girders” in precast exposed concrete. Between these are areas of fixed sunshading glass with a shallow slope. The latter structure was executed in a conventional form of construction with steel posts and beams. The open box girders are used for rainwater drainage and also serve as access routes for maintenance purposes. This allowed the overhead glazing to be executed in a form that does not permit foot traffic. In view of the reduced glazing area, a Ucw value of 1.9 W/m²K proved adequate for the overall construction. It was possible to achieve this with relatively light double glazing.

the building a quite different character. A ­decisive aspect of our design concept was the in­corpor­ation of the formerly striking ­staircase towers into the overall volume. From this, we developed the idea of a con­ figuration that sweeps backwards and ­forwards, over which the new envelope is laid like a series of scales. The newly drawn outer line of the carcass structure was achieved by cutting back the edges of the floors and by casting on additional concrete to the existing slabs.

Demolition measures The demolition measures resulted in a ­re­duction of the floor area of the existing building on the street and courtyard faces by an ­average of one metre. In addition, the non-load-bearing concrete balustrades and the lintels over the windows were removed ­altogether. The new semi-precast concrete balustrade ­elements are not as high as the previous ones. The increased area of fen­ estration – which now extends up to the ­soffits of the floors – and the reduced spatial depth re­sulted in a great improvement in ­daylighting in the offices and in their relationship to the external realm. An existing services storey, built over parts of the roof and set back from the ­facades, was demolished and replaced by a full fifth storey. The two lower linking structures to neighbouring buildings were left ­unchanged in volume and height. The main A new, lightweight enclosure ­alteration involved reducing the height The new outer skin, with its three-dimensional of the balustrades to match those of the quality, transparency and coloration, lends main building.

Division of the floor area The four upper floors of the main structure have been divided into units with a maximum area of 400 m². Direct access to these is pro­ vided via the main staircases and lifts. Thanks to the atria, there are no gloomy core areas in the units situated in the middle of the north and south wings, which are served by confe­r­ ence spaces spanned across the voids. These “conference bridges” create a wide range of spatial situations that increase the scope for communication between employees. The core zones of the other units house further meeting rooms, kitchens and archive spaces close to the workplaces, as well as sanitary areas and other facilities. The 1.35-metre facade grid is derived from the fourfold division of the previous grid dimension of 5.40 metres. On every axis of the fenestration, a 100-mm-wide L-shaped aluminium profile is fixed that allows a junction to be formed with internal partitions. Fenestration Adjoining windows are set back from each other, starting with a dimension of 20 mm and increasing step by step to 280 mm. Whereas the windows and the dark glazing to the ­balustrade areas present a homogeneous ­appearance in a frontal view, seen from an ­angle, the offsets are accentuated with coloured sheet aluminium. The bottom edges of the ­elements, which project storey for storey by 150 mm, are also clad with coloured metal strips. From this, we developed our colour scheme. The four main diagonal directions of view to the four corners of the building were

Munich Re

Schematische Darstel­ lung von Bestands­ gebäude, neu geformtem, aufgestocktem Rohbau und neuer Fassade 

München  / Munich, 2011–2014

Diagrammatic represen­ tations of the existing building, the newly formed carcass structure increased in height and the new facade

057

»Zurückschneiden« der Decken des Bestands­ gebäudes und Abbruch der nicht tragenden ­Betonbrüstungsbalken und -fensterstürze 

Konstruktiv entspricht die Gebäudehülle einer konventionellen Fensterbandfassade.

058

“Cutting back” the floors of the existing building and demolishing the nonload-bearing concrete balustrade beams and the lintels over the windows

Constructionally, the outer skin of the building is a conventional strip-window facade

Montage der als Stahl­ beton-Halbfertigteil ­ausgeführten neuen ­Brüstungen 

Massivbrüstungen vor Assembly of new balusMontage der Fenster  trades, which were ­executed as semi-precast concrete units

Solid balustrades prior to assembly of windows

allocated to a specific colour group. As a ­result, depending on the position of the viewer, the building appears green, red, yellow or blue. Only when one moves about does the different facade coloration become ­evident. The external appearance is dominated by the glass and coloured aluminium sheeting. At first glance, this suggests a curtain-wall unit facade, but in fact, the construction is in the nature of a conventional skin with window strips and solid balustrades. In order to achieve a maximum degree of prefabrication, the composite elements were fitted internally with an insulated, thermally separated flange 280 mm deep, so that it can accommodate the section of the adjoining offset window. This ­allowed the appropriate offset to be precisely determined at works as well as facilitating a very economical form of assembly. In order that only narrow joints should be visible externally and otherwise the glazing that covers the surrounds, we planned the ­windows with outward opening, side-hung lights. The inner double glazing opens with the ­external impact glazing, which consists of ­peripherally printed toughened glass with an intermediate sunscreening layer. The opening distance is limited to 12 cm to prevent ­people falling out. Much to the comfort of ­users, this opening facility allows natural ­ventilation, which complements the mechan­ ical installation. Alternate windows are ­designed as opening lights. The others are in the form of fixed glazing. The street and ­courtyard facades can be cleaned externally from a mobile platform, those of the two

Munich Re

Aluminium ausgestattet, die sich aus der Fenster­bank entwickelt. So wird in jeder ­Fensterachse der Anschluss einer Systemtrenn- oder Gipskartonständerwand ermöglicht, ohne dass dafür ein Reduzierschwert vorgesehen werden musste.

fassade, auch wenn deutlich mehr Bauteile erst auf der Baustelle zusammengefügt wurden. Um einen möglichst hohen Vorfertigungsgrad zu erreichen, erhielten die Verbundfenster innenseitig einen gedämmten, thermisch getrennten, 280 mm tiefen Schenkel, in dem – genau dem jeweiligen Versatz entsprechend – das Aufnahmeprofil für das angrenzende Fenster angeordnet ist. Dadurch konnte bereits werkseitig der passende Versatz mit großer Präzision festgelegt werden, was eine sehr wirtschaftliche Montage ermöglichte. Damit von außen nur eine schmale Fuge und ansonsten eine den Blendrahmen über­ deckende Verglasung sichtbar ist, wurden die Fenster als nach außen öffnende Drehflügel konzipiert – die innere Isolierverglasung öffnet sich zusammen mit der äußeren Prallscheibe aus randbedrucktem Einscheibensicherheitsglas (ESG-H) und dem dazwischenliegenden Sonnenschutz. Öffnungsbegrenzer limitieren die Öffnungsweite auf 12 cm und gewähr­leisten in Kombination mit dem Verbund­sicherheits­glas in der Isolierverglasung die Absturz­siche­rung. Damit besteht neben der mechanischen Beund Entlüftung die Möglich­keit einer ergänzen­ den natürlichen Belüftung, was wesent­lich zum Wohlbefinden der Nutzer beiträgt. Jedes zweite Fenster ist als Lüftungsflügel öffenbar, die übrigen Flügel sind festverglast – zu Reinigungszwecken können die äußeren Prallscheiben von außen mit einem eigens ­entwickelten Beschlag geöffnet werden. Die ­Reinigung der straßen- und hofseitigen Fas­ sade des Hauptbaukörpers erfolgt über eine Fassadenbefahranlage, die der beiden Ver­ bindungsbauten mit Hubsteigern.

Brüstung Im Brüstungsbereich sind hinterlüftete, dunkel emaillierte Verglasungen auf Leichtbeton­ trägerplatte in der Breite der Prallscheiben rahmenlos mit Agraffen auf einer thermisch getrennten Aluminiumunterkonstruktion montiert. Sie liegen jeweils exakt in einer Ebene mit der Prallscheibe, und die vertikalen Bleche laufen durch, sodass Fenster und Brüstung als Einheit erscheinen. Um auch im Brüstungsbereich innen und außen den Versatz in derselben Achse zu realisieren, sind die Stahl­ beton-Halbfertigteile mit einem horizontalen Abstand von 220 mm angeordnet; der Zwischen­raum ist mit Stahlblechen dampf­ diffusionsdicht geschlossen und ebenso wie die Stahlbetonbrüstung mit 160 mm Mineralwolle außenseitig gedämmt. Auf der Innenseite der Brüstung ist eine Trockenputzbekleidung mit integrierter Wandflächenheizung montiert, die während der Übergangszeit für angenehme Temperaturen sorgt, bevor für den Winterbetrieb die Deckenstrahlungsheizung hinzugeschaltet wird. Da die Wandheizung nur unterstützend wirkt, konnte hier auf eine ­abschnittsweise Steuerung verzichtet werden, während die abgehängten Deckenstrahlplatten in den Büro‑, Konferenz- und Besprechungsräumen über einen separaten Heiz- bzw. Kühlkreis für jedes 1,35-m-Feld des Teilungsrasters verfügen, um die flexible Grundrissaufteilung zu gewährleisten.

l­inking tracts from a hydraulic crane or “cherry rather than the external faces of the walls, and picker”. it was possible to do without impact panes. The balustrades are in a rear-ventilated form Balustrades of construction lined with glazing printed on In the balustrade areas, rear-ventilated, dark the rear face. Here, the glass is fixed in grooves enamelled panes of glass on lightweight con- in the sheet-metal surrounds. crete slabs were fixed with brackets, and without frames, to a thermally separated aluminium Sunshading / Protection against glare construction over the width of and in the same Offices in the main building have cable-run, plane as the impact glazing. The vertical motor-operated sunshade blinds, which also sheet-metal strips continue through, so that protect against glare. They are set between the window and the balustrade appear to be the double glazing and the impact panes. The a single unit. In order to locate the offsets blinds to the courtyard faces and the side ­internally and externally on the same axis in the wings are exposed. Here, internal curtains balustrade area, the semi-precast concrete can be drawn by hand to prevent glare. The units were set out with 22 0 mm horizontal main blinds are digitally controlled accordspacings. The gaps are closed with a vapour-­ ing to daylight conditions. A user-friendly tight sealing layer in sheet steel. Like the ­overdrive mechanism exists for the individual ­concrete balustrades, the spaces are also in- rooms. sulated on the outside with a 160 mm layer of mineral wool. On the inside of the balustrade Sustainability is a dry lining with integrated heating. During The existing building no longer complied with transitional periods, this ensures pleasant modern expectations. The overall rehabilitation ­indoor temperatures before the soffit radiant-­ allowed the creation of a working environheating system is switched on in winter. ment that encourages communication and Graduated wall heating was not necessary, ­enjoys a certain prestige. The creative reuse, since the transitional facility is only a sup­ or “upcycling”, of the existing fabric proved to be the most economical solution. Even in terms plementary service. The suspended ceiling ­panels, in contrast, are operated by means of of sustainability, it was more desirable than a comparable new building. Some 2,850 m³ of a separate heating/cooling circuit for every 1.35-metre bay of the grid. This is conducive concrete were removed in the process, and roughly 3,800 m³ of new reinforced concrete to flexible divisions of the floor area. ­elements were added. To erect a new structure of the same volume and in a comparable form Facades to courtyards and linking tracts The courtyard facades and those to the of construction, roughly 23,000 m³ of concrete ­linking tracts are much simpler. The strips of would have been ne­cessary. Quite apart from fenestration are fixed flush with the internal the requisite investment of energy for the

demolition and disposal of the entire existing structure, if one compares just the new ­elements that would have been required, a saving of roughly 19,000 m³ of reinforced ­concrete can be calculated. The “grey energy” necessary to produce that amount of material would have been approximately 60 million kWh of primary energy. This was saved through the retention of the existing load-bearing structure. Annual energy needs of the refurbished building, with the complete replacement of service installations and facades, are about 20 per cent below requirements for new structures (EnEV 2009). The new outer skin provides thermal ­insulation, acoustic and solar protection, as well as natural lighting and ventilation in the offices. Furthermore, the complete renewal of the facades allowed a faceless structure to be converted into a lively, elegant building with an imaginative colour choreography.

Fenster Die jeweils benachbarten Fenster sind zu­ einander versetzt angeordnet, beginnend mit einem Versatz von 20 mm, der sich schritt­ weise auf bis zu 280 mm erhöht. Während die Fenster und die dunklen Brüstungsver­ glasungen in der Frontansicht ein homogenes Bild ergeben, ist die Seitenansicht der Versatzsprünge mit farbigen Aluminiumblechen akzentuiert. Farbige Bleche bilden auch den unteren Abschluss der geschossweise um ­jeweils 150 mm nach außen vorspringenden Elemente. In der Schrägansicht ist nur jeweils die Hälfte der farbigen Bleche einer Fassade sichtbar, während die andere Hälfte verdeckt bleibt. Hieraus entwickelten wir das Farb­kon­ zept: Den vier diagonalen Hauptblick­rich­ tungen auf die vier Gebäudeecken ord­neten wir je eine eigene Farbgruppe zu, sodass das Gebäude je nach Standpunkt des Betrachters grün, rot, gelb oder blau erscheint. Erst in der Bewegung wird die verschiedenartige Farbigkeit der Fassade erfahrbar. Das äußere Bild wird dominiert durch Glas und farbiges Aluminiumblech, was auf den ­ersten Blick eine elementierte Vorhangfassade vermuten lässt. Tatsächlich entspricht die Konstruktion aber einer konventionellen Fensterbandfassade mit Massivbrüstungen, die ebenso präzise sein sollte wie eine Element-

München  / Munich, 2011–2014

Fassaden von Innenhof und Verbindungsbau Die Fassaden der Verbindungsbauten sowie zum Innenhof hin sind deutlich einfacher gehalten: Die Fensterbänder sind nicht außen,

059

Vertical section through typical floor, scale 1:20

Vertikalschnitt Regelgeschoss, Maßstab 1:20 

1

2 3 4 Innenecke mit Trockenputzbekleidung und ­inte­grierter Wand­ flächenheizung im ­Brüstungsbereich 

Internal angle with dry lining and integral wall heating in balustrade area

1

Glasbekleidung ESG-H emailliert, rahmenlos rückseitig gehalten Hinterlüftung 50 mm Wärmedämmung 160 mm Stahlbeton-Halbfertigteil 180 mm Trockenputzbekleidung mit integrierter Wand­ flächenheizung 60 mm

Enamelled toughened glass cladding rear-fixed without frame 50 mm cavity 160 mm thermal ­insulation 180 mm semi-precast ­reinforced ­concrete ­element 60 mm dry lining with ­integral wall heating

2

Stahlwinkel l 250/120 mm 250/120 mm steel angle gegen Brandüberschlag to prevent spread of flame

3

Folie diffusions­ sperrend auf Aluminium­ blech 2 mm

Diffusion-resistant ­membrane on 2 mm ­aluminium sheeting

4

Zierblech Aluminium ­eloxiert 3 mm

3 mm decorative ­aluminium sheeting

5

Blendschutz

Glare protection

6

Verbundfenster Aluminium, als Drehflügel nach außen öffnend, mit Öffnungs­ begrenzer auf 120 mm: Prallscheibe umlaufend mit Randbedruckung, zu Revisionszwecken ­öffenbar Raffstore motorisch mit Lichtlenkung Isolierverglasung

Side-hung, double-glazed aluminium casement, outward-­opening (max. 120 mm): impact pane peripherally printed, openable for maintenance Motor-operated blind with light deflection double glazing

7

Fensterbank Aluminium eloxiert Strangpressprofil ausgeschäumt, ­seitlich geschlossen

Foam-filled extruded ­anodised aluminium window sill, closed at ends

8

Stahlprofil tragend

Load-bearing steel section

9

Verbundfenster Aluminium, als Festverglasung: Prallscheibe umlaufend mit Rand­bedruckung, zu Revisionszwecken ­öffenbar Raffstore motorisch mit Lichtlenkung Isolierverglasung

Aluminium double-glazed fixed casement: impact pane peripherally printed, openable for maintenance Motor-operated blind with light deflection Double glazing

5 6

b

b 7

a

a 1

4

Horizontalschnitt durch Brüstung bzw. durch Fenster, Maßstab 1:20 

Horizontal section through balustrade and window, scale 1:20

aa

bb

9

8

4 1

060

1

6

6

4

9

8

Munich Re

sondern innen bündig angeordnet; auf die Prallscheibe, die den erhöhten Schallschutz für die zur Straße orientierten Büros gewährleistet, konnte verzichtet werden. Der Brüstungsbereich ist mit rückseitig bedruckter ­Verglasung (ESG-H) als hinterlüftete Kon­ struktion ausgebildet. Die Gläser sind aber nicht auf Leichtbetonträgerplatte montiert, sondern werden einfach oben und unten in den mit entsprechenden Nuten ausgestatteten Fenster- und Laibungsblechen gehalten.

­ esentlich günstiger zu erstellen war als ein w vergleichbarer Neubau: Bei der Generalsanierung und Erweiterung wurden 2850 m³ Beton ­rückgebaut und neue Stahlbetonbauteile im Umfang von rund 3800 m³ ergänzt. Um hin­ gegen einen Neubau gleicher Kubatur und vergleichbarer Konstruktion zu errichten, hätte ein Betonvolumen von ca. 23 000 m³ hergestellt werden müssen. Lässt man in diesem Szenario den Energieaufwand außer Acht, der für Abbruch und Entsorgung der kompletten Alt­bau­ konstruktion nötig gewesen wäre, und stellt Sonnen-/Blendschutz lediglich den Umfang der neu zu erstellenden Im Bereich des Hauptbaukörpers verfügen die Stahl­betonbauteile gegenüber, ergibt sich Büroräume über außen liegende, seilgeführte eine ­Einsparung von ca. 19 000 m³ Stahl­ und motorisch betriebene Sonnenschutz-­ beton im ­Vergleich zum Neubau (ohne ggf. Raffstores. Diese liegen zwischen Isolier­ ­zusätzlich nötiges Betonvolumen etwa für verglasung und Prallscheibe und dienen auch Baugruben­sicherung im Fall des Neubaus). als Blendschutz. An der Innenhof­fassade und Die zur Herstellung dieser Stahlbetonmenge im Bereich der Seitenflügel liegen die Raff­stores aufzuwendende »graue Energie« beläuft sich frei. Hier sorgt innenräumlich ein manuell auf rund 60 Millionen kWh Primärenergie, ­betriebener, textiler Behang für Blendschutz. die allein durch den Erhalt des bestehenden Die Gebäudeleittechnik ermöglicht eine Tragwerks eingespart werden konnte. Der tageslichtabhängige Steuerung, die im Sinne Jahresenergie­bedarf des modernisierten nutzerfreundlicher Arbeitsplätze raumweise ­Gebäudes mit ­vollständig erneuerter Gebäudeübersteuerbar ist. technik und neuer Fassade unterschreitet die Anforderung nach EnEV 2009 für Neubauten Nachhaltigkeit um rund 20 %. Ausgehend von einem räumlich wie energetisch Die neue Gebäudehülle gewährleistet nicht mehr zeitgemäßen Bestandsgebäude Wärmedämmung, Schall- und Sonnenschutz gelang es mithilfe der Generalsanierung, ein sowie die natürliche Belichtung und Belüfkommunikatives und repräsentatives Arbeits- tung der Büroräume. Durch die komplette umfeld zu schaffen, das den heutigen Anfor­Erneuerung der Fassade gelang es überdies, derungen an ein Bürogebäude gerecht wird. ein ­bisher gesichtsloses Bauwerk in ein eleDas Re- bzw. Upcycling erwies sich hier gantes und überraschend lebendiges Gebäuals die wirtschaftlichste Lösung, die offen­ de ­um­zugestalten. Am Mittleren Ring wird es kundig auch unter Nachhaltigkeitsaspekten ­täglich insbesondere von vielen Autofahrern

wahr­genommen. An diesem Standort lädt es als farbiges Volumen den profanen Stadtraum mit einer aus der Bewegung heraus wahrnehm­ baren Farbchoreografie auf. Auf diese Weise unterstützt die neu gestaltete Fassade die ­Leseweise der Stadt als sinnliche Landschaft.

Außenecke mit hinter­ lüfteten, dunkel email­ lierten Verglasungen im Brüstungsbereich 

External angle with rear-ventilated, dark enamelled glazing in ­balustrade area

A L ageplan, Maßstab 1:8000 / Site plan, scale 1:8,000

München  / Munich, 2011–2014

061

K House München / Munich, DE

Schnitt aa, Maßstab 1:1000

Section aa, scale 1:1,000

063

Wohnhaus in München

Text: Emilia Margaretha DETAIL 5/2015

Residence in Munich

Text: Emilia Margaretha DETAIL 5/2015

Bunt glasierte Flächen speziell entwickelter Ziegelsteine bilden die homogene Hülle für eine viergeschossige Villa am Englischen Garten in München. Aus der Distanz gesehen, verleiht die aus 54 000 Steinen in 24 Farbtönen bestehende Außenhaut dem Baukörper eine gewisse Geschlossenheit. Aus der Nähe betrachtet löst sich diese in einzelne Pixel auf. Das frei komponierte Farbspiel formen 210 mm lange »Höckersteine« mit jeweils zwei Erhebungen, die um einen Viertel-Stein versetzt angeordnet das drei­dimensionale Fassadenbild ergeben. Ursprünglich sollte das Bestandsgebäude aus den 1950er-Jahren umgebaut und erweitert werden. Doch für das geforderte Raumprogramm, das auch repräsentative Bereiche für die umfangreiche Kunstsammlung der Bauherren vorgab, erwies sich ein Neubau als sinnvoller. Die Größe des Volumens ergibt sich aus der gewachsenen Struktur der Umgebung: Die Straßen­seite zum gegenüberliegenden Park erhält eine strenge Schaufassade mit großen Öffnungen. Seitlich ermöglichen Erker den Blick ins Grüne, auf der Rückseite hingegen sind die Gebäudekanten plastisch gerundet; die hohen Bäume des Gartens werden in das Fassadenspiel integriert. Hinzu kommt eine klare horizontale Gliederung zwischen dem dunkleren, zweistöckigen Sockel mit Büroräumen und den beiden darüber befindlichen Wohngeschossen, bei denen hellere Steine eingesetzt sind. Den Abschluss bildet ein zurückgesetztes und von der Straße aus kaum sichtbares gläsernes Penthouse mit einer umlaufenden Dachterrasse. Jedes der fünf Geschosse ist individuell gestaltet. Der Haupteingang auf der Straßenseite führt in die Büroräume, das Treppenhaus für die Wohnbereiche ist unscheinbar an der Nordfassade platziert. Im zweiten Geschoss fungiert der lang gestreckte, parallel zu Straße angelegte Flur als Galerie, an die ­weitere private Räume anschließen. In der darüberliegenden Ebene befindet sich der großzügige Wohn- und Essbereich. Die lichtdurchfluteten Räume und sorgfältig gesetzte Ausblicke auf den Park und den rückwärtigen Garten schaffen einen attraktiven Wohnbereich.

The colourful glazed surfaces of bricks developed especially for a four-storey villa situated ­directly across from the English Garden in Munich create a homogeneous building envelope. Seen from a distance, the skin – made up of 54,000 bricks in 24 colours – contributes to the overall impression of ­coherence. But when the vantage point is closer to the building, one ­perceives the ­individual “pixels”. The freely composed ­celebration of colour has a basic unit: the 210-millimetre-long “humped brick”, each with two projections. The brick bond, in which the bricks are staggered one fourth of the unit’s length, generates the three-­dimensional surface. The original plan was to renovate the existing 1950 s building. In light of the clients’ brief, which included stately spaces for their extensive art collection, new construction turned out to be the more reasonable choice. The building massing’s scale is closely attuned to a context that has accrued over time: the side facing the street – and the park – has a rigorous design with large openings. Bay windows on the sides provide views of the foliage, and both here and on the rear facade, the building’s edges are rounded. The playful approach to the facade design “borrows” the tall trees populating the English Garden, making them appear to become part of the composition. The building is structured horizontally: a darker, two-storey plinth zone holding office spaces contrasts with the two living levels above, in which lighter shades of brick are employed. The building culminates in an extensively glazed penthouse fronted on all sides with terraces – because the building massing steps back, it is barely visible from the street. Each of the five levels has its own design. The main entrance leads to the office spaces, the stair to the living levels is incorporated in the north facade. A long space on the second storey that runs parallel to the street serves as a gallery and provides access to the other private spaces. On the levels above there are generously scaled living and dining spaces. The overall impression is of spectacular views and spaces bathed in light.

064

K House

Lageplan, Maßstab 1:5000 

Site plan, scale 1:5,000

Schnitt, Grundrisse, Maßstab 1:500 

Section, Layout plans, scale 1:500

bb

9 4 8 13

7 5

14

6 4

4. Obergeschoss 

Fourth floor

2. Obergeschoss 

Second floor

a

12

1

2

2

3 8

11

10

8

6

b

2 1 2

2

b

2

a 3. Obergeschoss

1

Eingang

Entrance

2

Büro

Office

3

Teeküche

Kitchenette

4

Arbeitszimmer

Study

5

Gästezimmer

Guest room

6

Galerie

Gallery

7

Ankleide

Dressing

8

Loggia

Loggia

9

Schlafzimmer

Bedroom

10

Wohnzimmer

Living room

11

Esszimmer

Dining room

12

Küche

Kitchen

13

Apartment

Apartment

14

Terrasse

Terrace

München  / Munich, 2010–2013

Third floor

Erdgeschoss 

Ground floor

065

Modell, Maßstab 1:20. Um die Farbwirkung der Fassade zu beurteilen, haben die Architekten ­jede einzelne der er­ habenen Flächen der ­texturierten Fassade mit dem Pinsel von Hand bemalt.

Model, scale 1:20 To judge the effect of the colours in the facade, the architects used brushes to manually paint each of the raised surfaces of the textured facade.

Fassaden-Mock-up, Maßstab 1:1 zur Bemus­ terung der Glasurfarben und der Sondersteine an den Kanten. Im zweigeschossigen Sockel­ bereich bildet ein grauer Scherben des Ziegels einen dunklen Hintergrund. In den Ober­ geschos­sen wurde hellgelber Ziegel eingesetzt.

Facade mock-up, scale 1:1 to sample the glaze ­colours and the customised bricks. The two-­ storey base employs grey brick and creates a dark background. On the upper storeys, a light-­ yellow brick was used.

Die teilglasierten »Höcker­steine« wurden eigens entworfen. Nur die Stirnseite der Höcker ist glasiert. Dafür hat der Hersteller ein in­ dustrialisiertes Verfahren entwickelt.

 he partially glazed T “humped” bricks were ­d esigned especially for this project. Only the face of the humps has a glaze. The manu­ facturer developed a ­specific industrial process to produce the bricks.

Fassaden-Mock-up Maßstab 1:1. Louisa Hutton bei der ­Feinabstimmung der Musterfassade mit ­Farbtafeln

Facade mock-up, scale 1:1 Louisa Hutton fine-tuning the facade with colour samples.

066

K House

Vertikalschnitt, Maßstab 1:20

Vertical section, scale 1:20

1

2

1

2

3 3 4 4

1

Dreifach-Wärmeschutzverglasung Uw = 1,0 W/m²K

Triple thermal glazing Uw = 1.0 W/m²K

2

Sonnenschutzschiebe­ element ESG 10 mm siebbedruckt ca. 30 % in Stahlrahmen

Solar protection sliding ­element 10 mm toughened glass, about 30 % silkscreened, in steel frame

3

Klinker-Formziegel 120/210/52 mm Erhebungen in 12 Farben glasiert Luftraum 10 mm Dämmung Mineral­ wolle 180 mm Stahlbeton 250 mm Putz 20 mm

120/210/52 mm brick facing Projections glazed in 12 colours 10 mm air layer 180 mm mineral wool 250 mm reinforced ­concrete 20 mm plaster

4

Fischgrätparkett Eiche geklebt 15 mm Trennlage Zementheizestrich 94 mm Holzfaserplatte 3 mm Trennlage PE-Folie zweilagig Trittschalldämmung 20 mm Dämmung Mineral­ wolle 40 mm Trennlage PE-Folie Stahlbetondecke 300 mm Putz 20 mm

15 mm oak parquet, glued separating layer 94 mm cement screed in UFH system 3 mm wood fibreboard PE foil separating layer, 2 layers 20 mm impact sound ins. 40 mm mineral wool PE foil separating layer 300 mm reinf. concrete deck 20 mm plaster

5

Granitplatte 60 mm Splittbeton 180 mm Dränschicht Dämmung XPS 120 mm Abdichtung Stahlbetondecke 300 mm abgehängte Decke Gipskarton

60 mm granite 180 mm chip concrete drainage layer 120 mm XPS thermal ­insulation, sealing layer 300 mm reinforced concrete deck, suspended plasterboard ceiling

München  / Munich, 2010–2013

1

2

1

2

5 5

067

Vertikalschnitt, Horizontalschnitt, Maßstab 1:20 

Vertical section, Horizontal section, scale 1:20 1 2

1

2

3 3

4

7

4

7

5 8

5 6

8

6

4

7

4

7

9 9

10

068

10 c

c

c

c

K House

1 11

10

7

cc

1

extensive Begrünung 110 mm, Dränschicht Schutzlage, Trennlage diffusionsoffen Dämmung XPS 160 mm Abdichtung 10 mm Stahlbetondecke 250 mm Putz 20 mm

110 mm extensive vege­ tation, drainage layer protective layer, separating layer, moisture-diffusing 160 mm XPS therm. ins. 10 mm sealing layer 250 mm reinforced concrete deck; 20 mm plaster

2

Betondeckstein 40 mm in Zementmörtel

40 mm precast concrete coping in thick bed

3

Aluminiumblech 2 mm

2 mm aluminium sheet

4

Handlauf Stahl nass­ lackiert T 40 mm

Handrail: steel, lacquer spray

5

Klinker-Formziegel 120/210/52 mm Erhebungen in 12 Farben glasiert Luftraum 10 mm, Dämmung Mineralwolle 80 mm Stahlbeton 200 mm WDVS 80 mm

120/210/52 mm shaped clinker brick, “humps” glazed in 12 colours 10 mm air layer, 80 mm mineral wool thermal ­insulation, 200 mm ­re­inforced concrete 80 mm TICS

6

Terrazzo 30 mm Zementestrich 40 mm Dränschicht 16 mm Dachdichtung Bitumenbahn Gefälledämmung PUR 130–200 mm Dachdichtung Bitumenbahn, Stahlbetondecke 300 mm, Ausgleichsputz 21–50 mm Dämmplatte geklebt 2 × 100 mm, Putz 12 mm

30 mm terrazzo 40 mm cement screed 16 mm drainage layer bitum. roof sheeting, 130–200 mm PUR tapered insulation, bituminous roof seal, 300 mm reinforced ­concrete deck 21–50 mm levelling layer 2 × 100 mm insulation board, glued 12 mm plaster

7

Dreifach-Wärme­ schutzverglasung Uw = 1,0 W/m²K

Triple thermal glazing Uw = 1.0 W/m²K

8

Terrazzo 30 mm Zementheizestrich 67 mm Holzfaserplatte 3 mm Trennlage PE-Folie Trittschalldämmung 20 mm Dämmung 220 mm PE-Folie Stahlbetondecke 300 mm Putz 20 mm

30 mm terrazzo 67 mm cement screed in UFH system 3 mm wood fibreboard PE foil separating layer 20 mm impact sound ­insulation 220 mm ­thermal ins., PE foil separating layer 300 mm reinforced ­concrete deck 20 mm plaster

9

Fischgrätparkett Eiche geklebt 15 mm, Trennlage Zementheizestrich 94 mm Holzfaserplatte 3 mm Trennlage PE-Folie ­zweilagig, Trittschall­ dämmung 20 mm, ­Mineralwolle 40 mm Trennlage PE-Folie Stahlbetondecke 300 mm, Putz 20 mm

15 mm fishbone parquet, oak, glued, separating layer, 94 mm cement screed in UFH system 3 mm wood fibreboard PE foil separating layer, 2 layers, 20 mm imp. sound ins., 40 mm mineral wool, PE foil sep. layer 300 mm reinf. concrete deck, 20 mm plaster

10

Sonnenschutzschiebe­ element ESG 10 mm, siebbedruckt ca. 30 % in Stahlrahmen

Solar prot. sliding element: 10 mm toughened gl., about 30 % silk-screened, in steel frame

11

Klinker-Formziegel 120/210/52 mm Erhebungen in 12 Farben glasiert Luftraum 10 mm Dämmung Mineralwolle 180 mm Stahlbeton 250 mm Putz 20 mm

120/210/52 mm shaped clinker brick, “humps” glazed in 12 colours 10 mm air layer 180 mm mineral wool thermal insulation 250 mm reinforced ­concrete 20 mm plaster

München  / Munich, 2010–2013

A L ageplan, Maßstab 1:8000 / Site plan, scale 1:8,000

069

070

Immanuelkirche Köln / Cologne, DE

7 Schnitt aa, Maßstab 1:500

Section aa, scale 1:500

15

071

Kirche und Gemeindezentrum in Köln

Text: Emilia Margaretha DETAIL 10/2014

Church and Parish Centre in ­Cologne

Text: Emilia Margaretha DETAIL 10/2014

Im nordwestlichen Teil des Grundstücks in Köln-Stammheim, eingerahmt von altem Baum­ bestand, steht der Neubau der evangelischen Immanuel-Kirche. Der Bau, der nicht wie im Wettbewerb aus Stahlbeton, sondern letztlich aus Kostengründen in Holzbauweise errichtet wurde, erhält durch den Campanile direkt an der Straße einen unübersehbaren Wegweiser. Der Glockenturm ist wie die Kirche und die kleine Gebetskapelle mit einer diagonalen Holzschalung aus sibirischer Lärche verkleidet. Eine Vergrauungslasur vereinheitlicht das Bild der Fassaden. Man betritt das Kirchengebäude über das niedrige Foyer unter der Empore und erlebt dann die volle Höhe des Kirchenschiffs von 11m. Die vorgefertigten Holztafelelemente und Stützen sind unverkleidet, die gebürsteten und weiß gewachsten Oberflächen lassen die ­Maserung des Holzes sichtbar werden. Als Bodenbelag wurde ein heller Sichtestrich eingesetzt. Die Rippenstruktur mit Stützen von 7,5 × 30 cm bildet mit den ausfachenden Platten ein steifes Tragwerk aus Dach und Wandscheiben. Durch einfache, wirtschaftlich optimierte Einfeldträger konnten aufwendige Anschlüsse bei biegesteifen Rahmenecken vermieden ­werden. Die über dem Foyer ansteigenden Stufenbalken dienen als Sitzbänke der Empore. Die minimalistische Gestaltung durchbrechen die Architekten mit dem raumhohen Screen aus 3800 farbigen Holzlamellen in 27 unterschiedlichen Farben, der sich hinter dem Altar erhebt und wie ein Vorhang vor der Orgel schwebt. Über dem Altar öffnet sich das »Himmelfenster«. Dieses Oberlicht verstärkt den Effekt der nach oben heller werdenden Farben und erzeugt eine transzendente Aura. Die Räumlichkeiten können von der Gemeinde je nach Veranstaltung flexibel genutzt werden. Eine in den Screen eingebaute Öffnung erleichtert das Weg­räumen des liturgischen Mobiliars, der Altar­bereich lässt sich so in eine Bühne verwandeln. Seitlich des Altars sind weitere Bereiche durch Faltwände hinzuschaltbar und die lose Bestuhlung kann unterschiedlich angeordnet werden.

The new Protestant Immanuel Church stands in the north-western area of the site in Stamm­ heim, Cologne, surrounded by a stock of old trees. As early as the 1960 s, plans had been made to build a church here, but all that was erected was a community centre, which was subsequently demolished. For cost reasons, the present development was not implemented in reinforced concrete, as requested in the competition brief, but in a timber form of construction. The bell tower next to the road forms a conspicuous landmark and is clad, like the church itself and the small prayer chapel, in Siberian larch boarding laid diagonally. A greying glaze finish lends the facades a uniform appearance. Access to the building is via a low-height foyer beneath a raised gallery. From the foyer, visitors then proceed to the nave, experiencing it in its full height of 11 metres. The prefabricated timber panels and columns in the interior were left unclad. Their brushed and white-waxed surfaces allow the grain of the wood to remain visible. The flooring consists of an exposed screed with a shiny finish. In conjunction with the infill panels, the rib-like framework, with 75 x 300 mm columns, forms a rigid load-bearing structure for the roof and walls. By using simple, cost-­ optimised single-span beams, it was possible to avoid elaborate connections at the rigid junctions between members of the framing. Behind the altar, the architects have departed from the ­restrained character of their design with a full-height screen consisting of 3,800 wooden strips in 27 different colours. The screen is like a curtain suspended in front of the organ. Above the altar is a “window to heaven”, a top light that intensifies the effect of the colours, which become paler towards the top, creating a transcendental aura. An opening left in the screen facilitates the removal of the pulpit and font, allowing the altar area to be converted into a stage and the freestanding seating to be flexibly arranged, depending on the nature of the event. Folding partitions permit additional rooms to be added to the main space. The stepped beams that rise over the foyer act as seating benches in the gallery.

072

Immanuelkirche

0

50

Lageplan, Maßstab 1:3000 

Site plan, scale 1:3,000

Grundrisse, Maßstab 1:500 

Section, scale 1:500

100m 15 15

7 7

Obergeschoss 

Upper Floor a a 14 14

b b

2 2 11 11

10 10

9 9

12 12

10 10

b b 1

Glockenturm

Bell tower

2

Kapelle

Chapel

3

Windfang

Vestibule

4

Foyer

Foyer

5

Hauptschiff

Nave

6

Altar

Altar

7

Orgel

Organ

8

Mehrzweckraum

Multipurpose space

9

Bandproberaum

Music rehearsals

10

Mehrzweckraum

Multipurpose space

11

Küster

Sexton

12

Sakristei

Sacristy

13

Küche

Kitchen

14

Kolumbarium

Columbarium

15

Empore

Gallery

Köln  / Cologne, 2009–2013

7 7 c c

6 6 c c

5 5

4 4 d d

8 8

3 3

d d

13 13

1 1 Erdgeschoss 

Ground floor

a a

073

074

Immanuelkirche

Köln  / Cologne, 2009–2013

075

Vertikalschnitte, Maßstab 1:20 

Vertical sections, scale 1:20

8

1

2

8

1

9

2

9

Kies Dachdichtung ­Bitumenbahn dreilagig Gefälledämmung EPS 100 –210 mm Dampfsperre Furnierschichtholzplatte 27 mm dazwischen Funierschichtholzträger 75/500 mm Dämmung Schallschutzplatte 50 mm Furnierschichtholz­ platte 27 mm mit Akustikbohrungen

Bed of gravel; three-layer bituminous roof seal 100 –210 mm EPS insulation to falls Vapour barrier 27 mm laminated wood sheeting 75/500 mm laminated timber beam 50 mm sound-insulating sheeting 27 mm laminated wood sheeting with acoustic borings

Stülpschalung Lärche mit Vergrauungs­ anstrich 26 mm Konterlattung 63/50 mm Fassadenbahn Konstruktionsvollholz 60/160 mm dazwischen Mineralwolle 160 mm Dampfsperre Brettsperrholz weiß ­gewachst 85 mm

26 mm larch weatherboarding with grey glaze finish 50/63 mm battens; facade membrane 60/160 mm timber posts with 160 mm mineral wool between, vapour barrier 85 mm laminated timber cross-boarding, white waxed

3

Kies, Dachdichtung ­Bitumenbahn dreilagig Dämmung Mineralwolle 2 × 100 mm, Dampfsperre Furnierschichtholzplatte 27 mm

Bed of gravel, three-layer bituminous roof seal 2 × 100 mm mineral-wool insulation, vapour barrier 27 mm laminated wood sheeting

4

Ringanker Konstruktions- 100/200 mm timber ­peripheral tie beam vollholz 100/200 mm 80/80 mm timber bearer Konstruktionsvollholz 80/80 mm

5

Schiebewand

Folding partition

6

Sichtbeton 100 mm Fassadenbahn Mineralwolle 130 mm Dampfsperre OSB-Platte 45 mm

100 mm exposed concrete Facade membrane 130 mm mineral-wool vapour barrier 45 mm OSB

7

Sichtestrich mit Weiß­ zementzuschlag ge­ schliffen 61 mm Trennlage, Fussboden­ heizung 30 mm Wärmedämmung Hartschaum 50 mm Abdichtung, Bodenplatte Stahlbeton 200 mm Dämmung XPS 60 mm Sauberkeitsschicht

61 mm exposed screed with white cement, ground smooth separating layer 30 mm underfloor heating 50 mm rigid-foam thermal insulation, sealing layer 200 mm reinf. concrete floor, 60 mm extruded poly­styrene insulation blinding

Oberlicht ESG 10 + SZR 16 + VSG 16 mm

Roof light: 10 mm toughened glass + 16 mm cavity + 16 mm lam. safety glass in oak frame

9

Furnierschichtholz 75/500 mm + 100/800 mm

75/500 mm + 100/800 mm lam. timber beam

10

Unterkonstruktion Screen 80/100 mm oak supportEiche 100/80 mm ing structure

11

Kantholz Lärche 680/25/80 mm

25/80 mm wood strip 680 mm long

12

Gewindestab T 10 mm

T 10 mm threaded rod

1

10 3

10

3

2 4

4

11

5

e

6

e

e

5

e

12

6

7

bb

076

11

12 8

7

cc

Immanuelkirche

Köln  / Cologne, 2009–2013

077

Vertical section through nave, scale 1:20

Vertikalschnitt, Kirchenschiff Maßstab 1:20

1

2

3 4

5

6

078

dd

Immanuelkirche

Horizontal section through facade, scale 1:20

Horizontalschnitt Fassade, Maßstab 1:20

ee

7

1

Träger Furnierschichtholz 75/500 mm

75/500 mm lam. timber beam

2

Dreischichtplatte Fichte weiß gewachst 19 mm Unterkonstruktion Kantholz 80/40 mm dazwischen Trittschall­ dämmung 50 mm Furnierschichtholz­ platte 33 mm Furnierschichtholz 21 mm

19 mm three-ply lam. soft­wood sheeting, whitewaxed 80/40 mm supporting structure with 50 mm ­impact-sound insulation between 33 mm load-bearing lam. timber sheeting 21 mm lam. wood sheeting

3

Brettsperrholz 63 mm Dreischichtplatte Fichte weiß gewachst 27 mm

63 mm lam. cross-­ boarding 27 mm three-ply lam. softwood sheeting, white waxed

4

Geländer Rundstahl T 20 mm

T 20 mm steel handrail

5

Furnierschichtholzplatte Fichte weiß gewachst 27 mm Trittschall­dämmung 20 mm Brettsperrholz 93 mm

27 mm lam. softwood sheeting white-waxed 20 mm impact-sound ­insulation 93 mm laminated timber cross-boarding

6

Furnierschichtholzplatte Fichte weiß gewachst 27 mm, Unterkonstruk­ tion Kantholz 50/60 mm Luftraum 40 mm Wärmedämmung Hartschaum 40 mm Abdichtung, Bodenplatte Stahlbeton 200 mm Dämmung XPS 60 mm Sauberkeitsschicht

27 mm lam. softwood sheeting, white-waxed 50/80 mm bearers 40 mm cavity 40 mm rigid-foam thermal insulation, sealing layer 200 mm reinforced ­concrete floor 60 mm extruded poly­ styrene insulation Blinding layer

7

Stülpschalung Lärche mit Vergrauungs­ anstrich 26 mm Konterlattung 63/50 mm Fassadenbahn, Konstruktionsvollholz 60/160 mm dazwischen Mineralwolle 160 mm, Dampfsperre Furnierschichtholz weiß gewachst 85 mm Wandständer Furnierschichtholz 75/300 mm

Wall construction to nave: 26 mm larch weatherboarding with grey glaze finish, 50/63 mm battens facade membrane 60/160 mm timber ribs with 160 mm mineral-­ wool insulation between vapour barrier 85 mm lam. softwood boarding, white-waxed 75/300 mm lam. timber columns

Köln  / Cologne, 2009–2013

079

Lichtplanung Natürliches Licht tritt an zwei Stellen in das Hauptschiff ein: Während ein Oberlicht den ­Altarraum und das farbige »Relief« belichtet, erhellt eine mattierte Scheibe, auf der sich das Schattenspiel der davorstehenden Bäume abzeichnet, den hinteren Kirchenraum über der Empore.

Schema Beleuchtungskonzept, Maßstab 1:300

Das subtile Lichtkonzept sah möglichst ­kleine Leuchten mit möglichst großen Abständen vor. Umgesetzt wurde es mit einer schlichten Halogenlampe, die für unterschiedliche Lichtstimmungen gedimmt oder abgeschaltet ­werden kann. Die Leuchten haben keine ­Ver­kleidung und bestehen nur aus einer ­Deckenhalterung und einer Aluminiumhülse. Die Beleuchtungsstärke ist auf 200–250 lux ausgelegt, sodass die Liedtexte bei stimmungs­ voller Atmosphäre gut lesbar sind. Um die ­Auslässe in der Decke möglichst klein zu halten, sind die Trafos ­separat angeordnet und Niedervoltzuleitungen in Leerrohren in den

Decken verlegt. Im Hauptschiff sind die Trafos hinter Revisionsklappen in der Deckenkonstruktion untergebracht. Um auch bei wenigen ­Besuchern eine geborgene Atmosphäre zu schaffen, sind die punktförmigen Leuchten auf nur 3 m abgehängt und bilden einen Lichtteppich über der Gemeinde. Dank der dünnen Kabel sind die Aufhängungen kaum sichtbar.

Diagramm of lighting concept, scale 1:300

Section through pendant lamp, scale 1:2

Schnitt durch die Pendelleuchte, Maßstab 1:2 

4

5

3

2

1

080

1

Halogenlampe 12 V

12 V halogen lamp

2

Fassung GU 5.3

GU 5.3 socket

3

Rohrhülse T 11 mm mit Zugentlastung

T 11 mm tubular sleeve with strain relief

4

Abdeckung Aluminium mit Aluminium cover fixed Magneten an Metall­stiften with magnets to metal rods fixiert

5

Metallbügel mit zwei ­angeschraubten ­Metallstiften

Metal hanger with two metal rods screwed on

Immanuelkirche

Lighting planning Natural light enters the nave of the church at two points. While a top light illuminates the altar area and the relief form of the coloured screen, the rear gallery space receives daylight via a pane of obscured glass, on which the shadows of the trees outside play.

Köln  / Cologne, 2009–2013

An ­illuminance of 200 –250 lux was planned, so that hymn texts remain easily legible even with an intimate atmosphere. One important aspect was to achieve a maximum spacing between light fittings, which were to be as small as possible. The lighting concept is based on the use of simple halogen lamps that can be dimmed to varying degrees or turned off altogether, depending on the nature of the event. The lamps are without an outer casing, and pendant tubes ensure that they hang vertically. To keep the ceiling outlets as small as possible, the transformer units were installed separately.

Low-voltage cables were laid in conduits in the soffit. In the nave, the transformers are housed behind inspection flaps in the ceiling. To achieve a congenial atmosphere even when only a few people are present, the lamps are suspended to a height of just three metres above the floor, creating a ­blanket of light over the congregation. Thanks to the use of slender cables, the suspension of the lamps is scarcely ­per­ceptible.

081

082

ADAC Hauptver­wal­ tung / Headquarters München / Munich, DE

Schnitt aa, Maßstab1:2000 

Section aa, scale 1:2,000

083

ADAC Hauptverwaltung in München

Text: Heide Wessely DETAIL 7–8/2012

ADAC Headquarters in Munich

Text: Heide Wessely DETAIL 7–8/2012

Der ADAC, Europas größter Automobilclub, schrieb 2004 für seine neue Hauptverwaltung einen Wettbewerb aus, den Sauerbruch Hutton durch überzeugenden Städtebau und die wirtschaft­ liche, flexible Grundrissorganisation gewannen. Obwohl Bauherr und Architekten sich 2009 wegen unüberwindbarer Differenzen trennten, wurde die ursprüngliche Planung weitgehend umgesetzt. Klar sichtbar ist die Handschrift der Architekten in den 22 verschiedenen Farb­ tönen des 92 m hohen Turms, wobei das typische ADAC-Gelb dominiert. Direkt neben die Bahn­trasse gesetzt, verursacht der scheinbar frei auf einem geschwungenen Sockelbau balancierende Turm kaum Verschattungen. 1152 verschiedene Fassadenelemente in jeweils anderer Farbkombination bilden seine Doppelfassade. Jedes der geschosshohen Elemente besteht aus einer absturzsicheren Isolierverglasung und einer davorgesetzten Prallscheibe. Dazwischen liegen Sonnenschutz und ein selbstregelndes mechanisches Zuluftelement, das gemeinsam mit dem Hersteller entwickelt wurde. Die verschiedenen Farben lassen Rückschlüsse auf das Energiekonzept zu: So beschreibt die Siebbedruckung der Prallscheibe die Position des Zuluftelements, während farbige Bleche vor der inneren Schicht Sonnenschutzlamellen und Mittelpfosten verdecken. Sanfte Farbwechsel finden sich auch im Erdgeschoss: Dort ist der Grundriss des Sockelbaus als Piktogramm auf das Glas gedruckt. In den vier Geschossen darüber wechseln die Rahmen­farben von Grau nach Weiß. Doch neben der fantasievollen Fassadengestaltung ist auch die Grundrissorganisation ­außergewöhnlich. Das Zentrum bildet die ­öffentlich zugängliche großzügige Halle, d ­ eren Dach über 50 m weit spannt. Von dort aus gelangen die Mitarbeiter auf Rolltreppen in das erste Ober­geschoss und über einen der Halle zugewandten Flur in die ­einzelnen Funktionsbereiche. Großflächige Bürozonen entlang der geschwungenen Fassaden bieten flexible Arbeitsplätze mit viel Tageslicht und in den oberen Geschossen einen herrlichen Blick über die Stadt.

The ADAC, Europe’s largest automobile club, hosted a competition in 2004 for its new headquarters; Sauerbruch Hutton’s concept for the project’s urban design as well as for an economical and sustainable office structure convinced the jury. Although the client and the ­architects parted ways in 2009, the original design was largely realised. Sauerbruch Hutton’s signature is clearly recognisable, particularly in the tower (92 m), which is adorned in 22 dif­ferent colours: the particular shade of yellow associated with ADAC is predominant. B ­ ecause the tower – which appears to balance on the curved, free-form plinth – is situated next to the train tracks, the shadows it ­ ouble-shell facade consists of 1,152 casts do not infringe upon neighbouring buildings. The d different facade modules, arranged in varying colour combinations. Each of these storey-high modules employs shatter-resistant double glazing and, on the outermost surface, a baffle plate. Situated between the two are the solar protection and a self-cleaning, mechanical air-intake element that was developed in cooperation with the manufacturer. The colour scheme provides insight into the energy concept: the silk-screened segments of the baffle plate divulge the position of the intake element, while the colourful sheet-metal sheathing the inner layer conceals the solar protection louvres. There are also subtle colour ­variations on the ground floor, and an abstraction of the plinth level’s floor plan appears on the glass panes. In the next four storeys, the colour of the posts in the facade changes from grey to white. The generously scaled hall – which is also accessible to the general public – constitutes the building’s centre; its roof spans more than 50 metres. From this central space, employees take an escalator up to the first floor and enter the workplace via a corridor flanking the hall. The large, spacious office zones situated along the curved facades have ample daylight and provide flexible workspaces. On the upper levels they also offer spectacular views of Munich.

084

ADAC Hauptverwaltung  / Headquarters

Lageplan, Maßstab 1:8000

Site plan, scale 1:8,000

Grundrisse, Maßstab 1:2000 

Layout plans, scale 1:2,000

14

22. Obergeschoss

15

22nd floor

13 12

3. Obergeschoss 

Third floor

11

13 12

1. Obergeschoss  1

Haupteingang

Main entrance

2

Halle

Hall

3

Information

Information

4

Zugangskontrolle

Access control

5

Innenhof

Courtyard

6

Cafeteria

Cafeteria

7

Kantine

Canteen

8

Anlieferung

Delivery

9

Küche

Kitchen

10

Lager, Vorbereitung

Storage, Preparation

11

Ausstellungsraum

Exhibition space

12

Großraumbüro

Open-plan office

13

 ager, Putzraum, WC, L Aufzug

Storage, Cleaning, ­Restrooms, Elevator

14

Einzelbüro

Individual office

15

Besprechung

Conference room

First floor a

5

5 2 3 7

4

10

9 8

6

1

a

Erdgeschoss

München  / Munich, 2004–2012

Ground floor

085

Section of plinth, scale 1:20

Schnitt Sockelbau, Maßstab 1:20 

3

1

4

5

6

8 2

7

10

9

2

1

Heizdraht in Strang­ pressprofil Aluminium

Heating wire in extr. alum. section

2

Aluminiumprofil ­laser­geschweißt ­pulverbeschichtet

Aluminium profile, ­laser-welded, powder-coated

3

Stahlblech Anschluss dampfdicht

Sheet-steel connection, vapour-tight

4

EPS schwarz kaschiert 80 mm

80 mm EPS, black, ­laminated

5

Gitterrost Leicht­ metall 30 mm

30 mm light-metal ­grating

6

WDVS 135 mm

135 mm TICS

7

Sonnenschutz Flach­ lamelle Aluminium, pulver­beschichtet ­seilgeführt

Venetian blinds with cable control, ­aluminium, powder-coated

8

Strangpressprofil ­pulverbeschichtet

Extruded profile, ­powder-coated

9

Blendschutz optional

Glare protection, optional

10

elementierte Fensterbandfassade Aluminium pulverbeschichtet Zweifach-Isolier­ verglasung

Strip-window module facade, aluminium, ­powder-coated 2 × double glazing

11

Bodenkonvektor

Floor convector

12

Kautschuk Doppelboden

Rubber covering, raised floor

13

Pfosten-Riegel-Fassade Aluminium Zweifach-Isolier­ verglasung äußere ­Scheibe sieb­bedruckt

Post-and-rail facade, ­aluminium 2 × double glazing, outer pane silk-screened

14

Magnesiaestrich gefärbt geschliffen 15 mm Lastverteilerplatte 110 mm

15 mm magnesia screed, ­pigmented, sanded 110 mm load-distribution plate

086

11

12

2 8

13

14

ADAC Hauptverwaltung  / Headquarters

München  / Munich, 2004–2012

087

088

ADAC Hauptverwaltung  / Headquarters

München  / Munich, 2004–2012

089

Vertical sections, Horizontal section, Tower facade, scale 1:20

Vertikalschnitte, Horizontalschnitt, Turmfassade, Maßstab 1:20 

1

1

1

2

2

2

3

3

3

11

11

4

5

12

13

1

Attikaverblendung ­Aluminium pulver­ beschichtet 3 mm

3 mm aluminium cap, powder-coated

2

Prallscheibe ESG 12 mm teils transparent, teils siebbedruckt in 22 verschiedenen Farbtönen

Baffle plate: 12 mm toughened glass, partly transparent, partly silk-screened in 22 different colours

3

Paneel Aluminium 160 –290 mm pulverbeschichtet in 22 verschiedenen Farbtönen Füllung Mineralwolle

160–290 mm insulating panel, aluminium, ­powder-coated in 22 different colours mineral-wool filling

4

Sonnenschutz Flach­ lamelle Aluminium, ­pulverbeschichtet in 22 verschiedenen Farbtönen seilgeführt

Venetian blinds with cable control, aluminium, powder-coated in 22 different colours

5

Elementfassade ­Aluminium Isolierverglasung ­absturzsichernd ESG + SZR + VSG, teilw. Wärmeschutz- bzw. ­Sonnenschutzverglasung

Aluminium module facade double glazing, break-­ resistant toughened glass + cavity + laminated safety glass, partially thermal glazing, partially solar glazing

6

Zuluftöffnung im Fassaden­zwischenraum

Incoming air vent in ­intermediate space

78

Brandschutzpaneel 9

Fire protection panel (fire rating: 90 minutes)

8

Bodenkonvektor

Floor convector

9

Teppich, Doppelboden ­revisionierbar

Carpet, raised floor, ­accessible for service

12

13

6 7

7

8

9

8

10

10

9

8

10

10

10

bb

090

9

10

cc

10 10

10

Anschluss Stahlblech

Sheet-steel connection

11

Luftschlitze Abluft

Exhaust air slits

12

Lüftungsflügel Aluminium Ventilation sash, alu­minium thermisch getrennt thermally separated

13

Volumenstromregler

Volume-flow control

14

Aluminiumblech auf ­Mittelpfosten, pulver­ beschichtet in 22 verschiedenen Farbtönen

Aluminium sheet on centre post, powder-­ coated in 22 different ­colours

15

Zuluft Volumenstrom­ regler / Klappe

Incoming air for volume-­ flow control / valve

ADAC Hauptverwaltung  / Headquarters

b

12

2

13

15

b

c

5

6

München  / Munich, 2004–2012

14

c

091

092

ADAC Hauptverwaltung  / Headquarters

Section, Glass roof in foyer, scale 1:20

Schnitt, Glasdach Foyer, Maßstab 1:20 

1

3 2

6 8

4 5 16 7

15

9

13

14

12 11

10

1

Seilsicherung

Safety cable

2

Wartungssteg Gitterrost polygonal 40 mm

40 mm maintenance ­catwalk, polygonal grating

3

Pfosten-Riegel-System Aluminium polygonal Isolierverglasung ESG 10 + SZR 16 +  VSG 16 mm

Post-and-rail system: ­aluminium polygonal double glazing 10 mm toughened glass + 16 mm cavity + 16 mm laminated safety glass

4

Sekundärkonstruktion Stahlprofil 100/80– 160/100mm

Secondary structure: 100/80 –160/100 mm steel section

5

Akustikpaneel hinter­ lüftet 50 mm

50 mm acoustic panel, ventilated

6

Isolierpaneel Aluminium pulverbeschichtet 90mm

90 mm insulating panel, aluminium, powder-coated

7

Rinne Folienblech beheizt Metal-foil gutter, heated

8

Fensterblech Aluminium 3 mm

9

Stahlträger T 200/30 mm T 200 mm steel beam; 30 mm wall thickness

10

Putz auf Trägerplatte

11

Sprinkler / Beleuchtungs- Lighting rail / sprinkler schiene

12

Abdeckblech Aluminium 3 mm

3mm aluminium flashing

13

Sonnensegel Textil EPDM

Sun sail: EPDM fabric

14

Untergurt Stahlprofil S 160/120 mm

Lower chord: 160/120 mm steel RHS

15

Obergurt Stahlprofil r 300/300 mm

Upper chord: 300/300 mm steel CHS

16

Sekundärkonstruktion Stahlprofil einachsig gebogen S 280/120mm

Secondary structure: 280/120 mm steel RHS, curved ­uniaxially

3 mm aluminium-sheet sill

Plaster on lathing

München  / Munich, 2004–2012

093

Cologne Oval Offices Köln / Cologne, DE

Schnitt aa, Maßstab1:1000 

Section aa, scale 1:1,000

095

Bürogebäude in Köln

Text: Thomas Madlener DETAIL 9/2011

Office Building in Cologne

Text: Thomas Madlener DETAIL 9/2011

Das Rheinufer südlich des Kölner Zentrums, einst natürliches Schwemmland und später von gründerzeitlichen Villen und Parks geprägt, entwickelt sich zusehends zum attraktiven Büro­ standort. Die frei geformten Solitäre der Cologne Oval Offices sollen trotz zunehmender ­Verdichtung dazu beitragen, die Qualitäten des Landschaftsraums zu bewahren. Zudem binden die gestaffelten Baukörper ein bestehendes zwölfgeschossiges Hochhaus in die sonst eher niedrige Umgebungsbebauung ein. Jedes Haus besitzt drei Kerne, um die herum Nutzflächen in Bändern anlegt sind. Da­ zwischen weiten sich die Flure auf und erlauben so vielfältige Raumaufteilungen. Eigens für die Innenräume entwickelte, akustisch wirksame Deckensegel, die fingerartig zu den Fassaden hin auslaufen, zonieren die Arbeitsbereiche und nehmen Kühl- und Heizdeckensystem, Sprinklerund Lüftungsanlage sowie Beleuchtungselemente auf. Die Architekten entwarfen Konzepte für Großraum-, Zellen- und Kombibüros samt Leitdetails, der Ausbau erfolgt nach Mieterwunsch. Je nach Bedarf lassen sich die Etagen in drei unabhängige Bereiche teilen. Die großflächig verglaste Fassade erlaubt eine hohe Tageslichtausbeute bis in die Tiefe der Büros. Knapp 5000 außen liegende Klappläden mindern rechnergesteuert den solaren ­Wärmeeintrag, über Kontrollpaneele in den Büros sind sie auch individuell einstellbar. In sieben verschiedenen Grün- bzw. Rottönen mit invertiertem Punktraster bedruckt, verleihen sie der Außenhaut eine lebendige, je nach Witterung und Lichteinfall changierende Farbigkeit. Zudem binden diese regelmäßigen vertikalen Elemente die planen Scheiben unauffällig in die gekurvte Gebäudeform ein. Die Gebäude werden mit Brunnenwasser energieeffizient temperiert. Im Sommer kühlt Uferfiltrat aus dem Rhein mit einer Temperatur von 14 bis 16 °C mittels eines Wärmetauschers das durch die Deckensysteme geleitete Umlaufwasser. Im Winter wird das Umlaufwasser mit Fernwärme temperiert.

The Rhine riverfront south of Cologne’s city centre, once a natural alluvial plain and later characterised by late 19th-century villas and parks, is rapidly becoming an attractive office location. Despite the increasing building density, the free-form solitaires of the Cologne Oval Offices were designed to maintain the landscape qualities of this area. The two offset volumes also help to integrate an existing 12-storey block into the surrounding lower-height urban fabric. Each volume contains three cores, around which the functional areas are laid out in a curving strip. In between, the hallways open up, allowing for a variety of room layouts. Acoustically effective soffit “sails”, specially developed for the interior, extend in finger-like fashion towards the facades, also serving to define working zones and to house the ceiling cooling and heating system, sprinkler and ventilation system as well as lighting elements. The architects drew up concepts for open-plan, cell and combined offices, including key details, whereas the internal finishings were executed in accordance with tenants’ wishes. The extensively glazed facade allows good daylighting all the way into the offices. Nearly 5,000 computer-controlled, external folding shutters reduce solar heat gains; they are also ­individually adjustable via control panels in the offices. Printed externally in seven different shades of green and red with an inverted dot matrix, the shutters lend the outer skin a lively, ­iridescent colour varying with the weather and light. In addition, these regular vertical elements inconspicuously fit the flat windows into the building’s curved shape. The buildings are energy-efficiently tempered with well water. In summer, the circulating water passed through the ceilings is cooled by a heat-exchange unit using filtered water from the Rhine at 14–16 °C. In winter, the circuit is warmed by means of district heating.

096

Cologne Oval Offices

Frei geformte Baukörper mit Innenhof und Staffel­ geschoss 

Free building form with courtyard and penthouse storeys

Köln  / Cologne, 2000–2010

097

098

1

Eingang / Foyer

Entrance / Foyer

2

 ombizone, je nach K ­Büroform bespielbar

Combination zone, use ­according to ­office form

3

Zellenbüro

Single office cells

4

Großraumbüro

Open-plan office

5

Dachterrasse / -garten

Roof terrace / garden

Cologne Oval Offices

Grundrisse, Maßstab 1:1000 

Floor plans, scale 1:1,000 

5

3

5 3

3

3 3

3

5. Obergeschoss 

Fifth floor

4

4

2

3

3 2

2. Obergeschoss 

Second floor

3 3

2

1

2

1 1

a

a

1

1

1

Erdgeschoss 

Ground floor

Köln  / Cologne, 2000–2010

099

Fassadenschnitt, Maßstab 1:10 

1

Section through facade, scale 1:10

2 3

100

1

Klappläden VSG 2× 12 mm äußere Scheibe innen siebbedruckt (Verlauf von 90 % in den unteren beiden Dritteln bis 60 % im oberen Drittel)

2× 12 mm lam. safety glass folding element; outer pane screen-printed internally (graded from 90 % in lower two thirds to 60 % in upper third)

2

Glasbrüstung VSG 2× 10 mm

2× 10 mm lam. safety glass balustrade

3

Öffnungsflügel 34–42 mm (abhängig von Schall- / Wärmeschutzklasse): Float 6 bzw. VSG 14 + SZR Argon ­gefüllt 16–20  +  VSG 8–10 mm

34–42 mm opening light (in keeping with acoustic/ thermal insulation): 6 mm float / 14 mm lam. safety glass + ​16–20 mm argon-filled cavity + ​ 8–10 mm lam. safety glass

Cologne Oval Offices

Köln  / Cologne, 2000–2010

101

102

KfW Westarkade Frankfurt am Main, DE

0

Schnitt aa, Maßstab1:1000 

10

20m

Section aa, scale 1:1,000

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Verwaltungsgebäude in Frankfurt Investitionsziel: Energieeffizienz

Text: Jakob Schoof DETAIL Green 1/2011

Administration Building in Frankfurt Investment Goal: Energy Efficiency

Text: Jakob Schoof DETAIL Green 1/2011

Wer in Deutschland ein energieeffizientes Gebäude errichtet oder einen Altbau energetisch ­saniert, kennt das Kürzel KfW. Als »Kreditanstalt für Wiederaufbau« 1948 gegründet, hat sich die staatliche KfW Bankengruppe inzwischen zum wichtigsten Finanzierer und Fördermittel­ geber für Firmengründungen, Infrastruktur, Verkehr und Umweltschutz entwickelt. Mit einem Kreditvolumen von 20 Milliarden Euro für Klimaprojekte und Umweltschutz im Jahr 2009 bezeichnet sich die KfW selbst als »größten Förderer erneuerbarer Energien weltweit«. Eine Institution, die große Summen in weitsichtige Projekte investiert, sollte auch bei den eigenen Bauvorhaben Weitsicht beweisen. Die KfW begann 2002 damit, ihren Hauptsitz nordwestlich der Frankfurter Innenstadt energetisch zu erneuern und zu erweitern. Drei ­Bestandsgebäude wurden seither energetisch saniert, vier energieeffiziente Neubauten sind entstanden. Die erhebliche Bautätig­keit hat zwei Gründe: Zum einen wächst die KfW stark (auf inzwischen ca. 6300 Mitarbeiter weltweit) und zum anderen ist sie dabei, ihre in Frankfurt ­ansässigen Unternehmensbereiche an einem Ort zusammenzuführen. Die »Westarkade« der KfW mit ihren rund 700 Büroarbeitsplätzen nebst Konferenz­ räumen bildet den vorläufigen Höhepunkt der KfW-Effizienzstrategie. Mit einem geforderten Primär­energiebedarf von höchstens 100 kWh pro Quadratmeter und Jahr – der in der Planung nochmals deutlich unterschritten wurde – sollte der Neubau neue Maßstäbe für Bürohochhäuser setzen. Genau genommen, trifft der Begriff »Hochhaus« für die Westarkade mit ihren lediglich 14 Geschossen und 56 m Höhe zwar baurechtlich zu, ist aber bezogen auf Frankfurter Verhältnisse eher unangemessen. Dennoch bedeutete schon diese Höhe für das ehemalige ­Villenviertel am Palmengarten eine Ausnahme. Gestattet war sie nur, weil sich zuvor an selber Stelle der ebenso hohe Magazinbau der Deutschen Bibliothek befunden hatte. Das Grundstück der Westarkade liegt im Frankfurter Westend am Rande des Palmengartens mit Adresse an der Zeppelin­allee, einer viel befahrenen Ausfallstraße nach Norden.

104

Anyone constructing an energy-efficient building or carrying out energy-saving measures on an old building in Germany will be familiar with the ‘KfW’ acronym. Founded in 1948 as the ‘Kreditanstalt für Wiederaufbau’ (Reconstruction Credit Institute), the state-owned KfW has since become Germany’s most important financier and funding provider for company start-ups, infrastructure, transport and environmental projects. With a credit volume of €20 billion for ­climate projects and environmental protection in 2009, the KfW describes itself as “the biggest funder of renewable energies worldwide”. As a major investor in seminal projects, the bank also demonstrates a fit-for-the-future approach in its own construction projects. In 2002, the KfW began to renovate and extend its head office north-west of Frankfurt’s city centre. Energy-saving measures have been carried out on three existing buildings since then, and four more energy-efficient new buildings have been built. There are two reasons for this considerable construction activity: the KfW is growing strongly (to 6,300 employees worldwide), and it is also bringing together its Frankfurt-based business units in one place. So far, the KfW’s “Westarkade” with its roughly 700 office workspaces and additional conference rooms is the highlight of KfW’s energy-efficiency strategy. At a requested primary energy usage below 100 kWh/m² per annum, a value that the finished design is significantly below, the Westarkade sets new energy standards for high-rise office buildings. According to construction laws, the term “high-rise” does apply to the Westarkade despite its only 14 storeys and 56 metre in height, but with respect to Frankfurt conditions this seems a little inappropriate. Nevertheless, it has an exceptionable height for the former villa district by the Palmengarten botanical gardens, which was only allowed because the German Library’s magazine building of the same height had been located in the same place before. The Westarkade property is located in Frankfurt’s Westend on the edge of the Palmengarten, with its address on Zeppelinallee, a busy arterial road to the north.

KfW Westarkade

Grundrisse, Maßstab 1:750

Floor plans, scale 1:750

8

8

8

6

8

9

8

7

7

Regelgeschoss

Typical floor

Lageplan, Maßstab 1:5000

Site plan, scale 1:5,000

1. Obergeschoss 

First floor

a

2

1 3

0

50

1

Atrium

Atrium

2

Foyer

Foyer

3

Großer Konferenzraum

Large conference room

4

Kleiner Konferenzraum

Small conference room

5

Anlieferung

Delivery

6

Hausdruckerei

In-house print shop

7

Konferenzbereich

Conference area

8

Büros

Offices

9

Mehrzweckraum

Multipurpose room

10

Eingangsbauwerk Tiefgarage

Entrance to sub­terranean parking

4

100m

5

a

Erdgeschoss

Frankfurt am Main, 2004–2010 0

10

20m

Ground floor

105

106

KfW Westarkade

Frankfurt am Main, 2004–2010

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Schon 2004 hatten sich Sauerbruch Hutton mit ihrem Entwurf für den Neubau in einem zweistufigen Wettbewerb unter 19 Architekturbüros durchsetzen können. Als wesentlicher Pluspunkt galt dabei, dass der Baukörper auf fast mustergültige Weise mit den Blickachsen spielt. Ein viergeschossiger Sockelbau führt die Bebauung entlang der Zeppelinallee in gleicher Höhe fort. Das Hochhaus ist gegen den Sockel um rund 60 Grad gedreht und wendet dem Verkehr seine Breitseiten zu. Mit seiner Keilform hält es den Ausblick aus dem benachbarten Hauptgebäude der KfW frei und steht überdies aerodynamisch »richtig« im hier vorherrschenden Westwind. Dies nutzten die Architekten und ihre Energieplaner Transsolar zur Entwicklung einer neuartigen Doppel­fassade. Anders als herkömmliche Konstruktionen dieser Art wird ihr Fassadenzwischenraum nicht durch einen »Kamin­ effekt« nach oben entlüftet, sondern über Winddruck und -sog zur Leeseite des Turms. Um das zu ermöglichen, erhielt die Fassade eine Schuppenstruktur aus transparenten Glasscheiben und schmalen, öffenbaren ­Lüftungsklappen, deren Farbgebung die der unmittelbaren ­Umgebung aufgreift: Rottöne Richtung Stadt, Grüntöne zum Palmengarten hin, und Blau- und Grautöne in Richtung des bestehenden KfW-Hauptgebäudes mit seinen Glasfassaden. Je nach Blickwinkel ­erscheint der Neubau so entweder als viel­ farbige, nahezu geschlossene Wand oder aber völlig transparent. Auch im Inneren des Erdgeschosses setzt sich die Farbgebung der Fassaden fort. Der

108

Besucher gelangt über den Haupteingang an der Zeppelinallee in ein knapp bemessenes Foyer und steht fast sofort wieder an einer Glasfront, die sich großzügig zum Grün des Palmengartens hin öffnet. Auf dem Fußboden liegt Naturstein, die Gebäudestützen sind in Grau-, Grün- und Blautönen verkleidet. In den Büroetagen darüber dagegen ändert sich das Bild: Nur der Teppichboden leuchtet hier orangerot, Wände und Decken sind dagegen in Weiß und Grautönen gehalten. Die Dreiecksform des Turms setzt sich auch in der Grundrissstruktur fort. Der dreieckige Kern enthält Aufzüge, Fluchttreppenhäuser und ­Nebenräume wie WCs und Teeküchen, die Büros liegen entlang der Fassaden. An den »Eckpunkten« des Turms stößt der Flur direkt an die Fassade vor und bietet dort Ausblicke auf die Frankfurter Skyline. Feuerschutz­ türen, die im geöffneten Zustand flächenbündig in den Wandverkleidungen verschwinden, teilen die Büroetagen jeweils in drei je etwa 400 m² große Brandschutzabschnitte, die ­separat ­be- und entlüftet werden und sich wiederum frei unterteilen lassen. In jedem Turm­geschoss können so je nach Raum­ auftei­lung zwischen 630 und 720 m² Büro­ fläche ­realisiert werden. Hochhaus und Sockelbau stehen auf einem viergeschossigen Tiefbauwerk, das als Parkgarage und Rechenzentrum dient. 200 Stellplätze in ihrer Tiefgarage stellt die KfW Bankengruppe abends und an Wochenenden der Öffentlichkeit zur Verfügung. Sie können von Besuchern des Palmengartens genutzt werden.

Heizung und Lüftung Sowohl die Lüftung als auch die Temperierung der Räume geschieht auf zwei Wegen. In der Regel werden die Büroräume über natürliche Fensterlüftung mit Frischluft versorgt. Die ­Abluft gelangt dann über schallgedämpfte Überströmelemente in den Bürotrennwänden in die Flure und weiter zum Kern. Dort wird sie in vertikalen Schächten mit natürlichem Auftrieb über das Dach abtransportiert. Darüber hinaus ist der Neubau mit einer kontrollierten Be- und Entlüftung ausgestattet. Ein Erd­ register im Innenhof temperiert die Zuluft vor. Von hier aus gelangt sie über separate Steigschächte (je einer pro Brandschutzabschnitt) in die Büroebenen und dort über einen Doppelboden in die Büros. Als Luftauslässe dienen fußboden­ integrierte Konvektoren in Fassadennähe, die in einzelnen Büros zugleich eine Heiz- und Kühlfunktion übernehmen. Die entsprechenden Ringleitungen für Wärme und Kälte verlaufen ebenfalls im Doppelboden. In allen Räumen – auch den Fluren – wurde überdies eine Bauteilaktivierung in den Betondecken installiert. Letztere blieben aus diesem Grund an der Unterseite unverkleidet. Damit stellte sich die Frage nach einer ausreichenden Schalldämpfung in den Räumen. In den Büros übernimmt diese Funktion der Teppichboden allein; lediglich Besprechungs- und Mehrzweckräume mussten hierfür mit Akustik­ wänden und mikroperforierten Schrankfronten ausgestattet werden.

In 2004, Sauerbruch Hutton’s design for the new building came out on top in a two-stage competition with 19 other architectural offices. One of the main advantages of their design, it transpired, was that the building plays with visual axes in an exemplary way. A four-storey plinth continues the existing line of similar-­height buildings along Zeppelinallee. The building’s high-rise tower element is rotated at 60 degrees to the plinth and is oriented towards the traffic on its broadest edge. The tower’s wedge shape ensures that it doesn’t interrupt the view from the neighbouring main KfW building and, above all, is positioned aerodynamically “correctly” into the prevailing west wind. These factors were exploited in the development of a new double-skin facade by the architects and their energy planners, Transsolar. Unlike in con­ ventional double-skin facade construction, the facade cavity is not ventilated by means of the “stack effect”, in which air rises upwards through the building, but instead wind pressure and suction at the lee side of the tower are ­utilised. To enable this, the facade is clad in a scale-like structure made of transparent glass panes and narrow, openable ventilation flaps, whose colour scheme takes up that of the ­immediate surroundings: reds towards the city, green tones towards the Palmengarten, and blue and grey tones in the direction of the existing KfW main building with its glass facades. Depending on the viewing angle, the new building thus appears either as multicoloured or as an almost closed wall, or as completely transparent. The facade colour scheme is continued even inside the ground floor. Visitors pass through the main entrance on Zeppelinallee

KfW Westarkade

Tragwerk Das Gebäude ist in Stahlbeton-Skelettbau­ weise konstruiert. Die Betonflachdecken ­ermöglichen die Realisierung einer Bauteil­ aktivierung und die Nutzung der Haupttrag­­ struktur als thermische Speichermasse. Das Hochhaus wird durch den zentralen, dreieckigen Kern ausgesteift, im Flachbau unterstützt ein zusätzliches Treppenhaus diese Funktion. Um im Erdgeschoss entlang der Zeppelinallee einen regengeschützten Eingangsbereich zu realisieren, wurde hier die Erdgeschoss­ fassade – und mit ihr die Stützen in diesem ­Geschoss – gegenüber den Obergeschossen zurückversetzt. Dafür waren in den Geschossen des Sockelgebäudes verschiedene Transferkonstruktionen in Form von geschosshohen Druckdiagonalen und mehrgeschossigen Wandscheiben erforderlich. Um den Konferenzbereich im Erdgeschoss zu überbrücken, wurden zwei der Hochhausstützen durch einen zweigeschossigen Fachwerkträger abgefangen, der entlang der Fassadenebene im ersten und zweiten Obergeschoss verläuft. Aufgrund der hohen Belastung sind diese Stützen als Stahl-Beton-Verbundkonstruktion ausgeführt.

Montage der Trag­kon­ solen für die Fassade

into a smallish foyer and almost immediately face a glass front again that opens widely onto the green of the Palmengarten. The floor is laid in natural stone, the building supports are clad in grey, green and blue tones. On the ­office floors above, the picture changes: only the carpet is in a bright orange-red here, while the walls and ceilings are white and shades of grey. The triangular shape of the tower is carried through the building’s floor plan structure. The triangular core houses the lifts, emergency staircases and secondary rooms such as toilets and kitchenettes, whereas the offices are ­situated along the building facade. At the ­tower’s “corner points”, the hallway leads ­directly up to the facade, offering views of the Frankfurt skyline. Fire doors, which disappear flush in the wall cladding when opened, divide the office floors into three fire protection ­sections, each about 44 m² in size, which can be separately ventilated and in turn freely subdivided. Depending on the spatial subdivision, every tower level can accommodate between 630 and 720 m² of office space. The tower and the multistorey plinth rest on a four-level subterranean parking garage and data processing centre. The KfW has made 200 of its parking spaces available for public use in the evenings and on weekends; they can be used by visitors to the Palmengarten.

Heating and ventilation Both the ventilation and heating or cooling of the rooms take place in two ways. As a rule, the offices are supplied with fresh air via natural window ventilation. The exhaust air then passes through silenced overflow elements in the office partitions, into the corridors and on to the core. Using natural buoyancy, it is conveyed to the roof in vertical shafts. In addition, the new building is equipped with a controlled ventilation system. A ground heat collector in the courtyard preheats or cools the supply air. From here it flows through separate riser shafts (one per fire protection sector) to the office levels and then via a raised floor to the individual offices. Floor-integrated convectors near the ­facade serve as air outlets, which at the same time take on heating and cooling functions in individual offices. The corresponding ring pipes for heating and cooling also run in the raised floor. Additionally, component activation was installed in the concrete ceiling slabs in all rooms, including the corridors. The ceilings therefore remained unclad. This raised the ­issue of adequate soundproofing in the rooms. In the offices, this function is taken over by the carpet alone; only meeting and multipurpose rooms had to be equipped with acoustic walls and microperforated cabinet fronts.

Frankfurt am Main, 2004–2010

Assembly of supporting brackets for the facade

Montage der vorgefer­ tigten Fassadenelemente

Assembly of prefabri­cated facade elements

Structure The building is a reinforced concrete skeleton structure. The concrete flat slabs made it ­possible to take advantage of component ­activation and to use the main support structure as a thermal storage mass. The high-rise is stiffened by the central, triangular core; for the low-rise building an additional staircase supports this function. In order to create a rain-protected entrance area on the ground floor along Zeppelinallee, the ground floor ­facade – and with it the pillars on this floor – are set further back than the upper floor facade. For this purpose, various transfer constructions in the form of storey-high compression diagonals and multistorey wall slabs were­ ­required on the floors of the base building. To bridge the conference area on the ground floor, two of the high-rise columns are supported by a two-storey truss girder running along the facade level on the first and second floors. Due to the high load, these supports are designed as a steel-concrete composite construction.

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Fassadenschnitte, Maßstab 1:50

Facade sections, scale 1:50

a

b

d

c

e

g

f

h

d

a

Oberseite begehbares Noppenblech Unter­seite Stahlblech als Brandschutz

Upper surface: ­perforated steel plate walkway, ­underside: steel sheeting as fire-­protection

b

Lochblech Aluminium akustisch bedämpft

Perforated anod. sound absorbent aluminium

c

Sonnenschutz: ­Lichtlenklamelle

Sun-protection: light ­deflecting louvres

d

Sekundärfassade: 8 mm Einscheiben-­ Sicherheitsglas (ESG‑H)

Secondary facade: 8 mm single-pane safety glass

e

Primärfassade: innen ­Verbundsicherheits­glas 2× 4 mm, Low-E-­ Beschichtung außen 6 mm Floatglas, ­Argonfüllung im Zwischen­ raum in jeder 2. Fassaden­ achse Dreh- / Kipp­fenster

Primary facade: ­laminated safety glass 2× 4 mm, low-E coating Outer 6 mm float glass, argon cavity filling in every second facade pivot / bottomhung ­casement window

f

Unterflurkonvektor oder Zuluftauslass (abwechselnd)

Underfloor convector heater or air-intake ­outlets (alternating)

g

Brüstungspaneel außen akustisch ­bedämpft, innen ­wärmegedämmt

Spandrel panel: e ­ xterior sound ab­sorption, interior ­thermal ­insulation

h

Fassadenpaneel: außen ESG-H mit Siebbedruckung, innen Lochblech Aluminium Paneele in jeder 2. Fassadenachse öffenbar

Facade flap: exterior single pane safety glass with screen-print, interior perforated ­aluminium; panels to be opened in every 2 nd facade section

h

e

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KfW Westarkade

Bürohaus mit Kiemenatmung: Die Fassade der KfW-Westarkade Werner Sobek, Thomas Winterstetter

­ btransport der Wärme aus dem FassadenA zwischenraum zu nutzen. In der kalten Jahreszeit kann im Zwischenraum hingegen durch ein einfaches Schließen der Klappen die in Für den Entwurf der KfW-Westarkade galt die Büros strömende Frischluft vorgewärmt die zentrale Anforderung des Bauherrn, den werden. Energieverbrauch sehr gering zu halten. In Die zweischalige Fassade trägt auch der Auslobung des Wettbewerbs für den zum akustischen Komfort in den Büroräumen ­Neubau waren hierzu folgende Kernaussagen bei, indem sie Lärmimmissionen von außen formuliert: deutlich reduziert. Die Schuppenform sowie • Eine Vollklimatisierung der Bürobereiche im Fassadenzwischenraum angebrachte ist zu vermeiden. ­Absorberflächen aus perforierten Aluminium­ blechen sorgen dafür, dass es nicht zu einer • Eine natürliche Belüftung der Büros soll gebäudeinternen Schallübertragung von Büro ­gewährleistet sein. • Alle Arbeitsplätze müssen eine gute zu Büro kommt. ­Tageslichtversorgung aufweisen. Um eine möglichst hohe Ausführungs­ • Ein sparsamer Umgang mit Energie ist qualität und eine größtmögliche Montage­ ­zwingend erforderlich. geschwindigkeit der Fassade zu gewähr­ leisten, wurde eine vollelementierte Bauweise gewählt. Hierbei musste durch die extrem Technisches Fassadenkonzept Der Entwurf der Architekten Sauerbruch Hutton hohe Integration der Fassade in andere Gesah eine sehr transparente Fassade vor, die werke eine ungewöhnlich hohe Anzahl von eine individuell steuerbare natürliche Beleuch- Schnittstellen berücksichtigt werden. Zu tung und Belichtung der einzelnen Büroräume ­nennen sind insbesondere die Bereiche HLS, sicherstellen sollte. Die zweischalige Fassade Elektrik, Sicherheit, Wartung und ­Brandschutz. ermöglicht es, den im Fassadenzwischenraum liegenden Sonnen- und Blendschutz vor Detaillierung und Ausführung hohen Windgeschwindigkeiten zu schützen. Die vorgefertigten Fassadenelemente sind Dies ist insbesondere in den oberen Geschos- mit sämtlichen erforderlichen Vorinstalla­ sen des Hochhauses von Bedeutung. Gleich- tionen versehen. Hierzu zählen unter anderem Rauch­schutzvorhänge zur Unterteilung des zeitig trägt die Fassade aktiv zur Be- und Fassadenkorridors in drei Brandschutz­ ­Entlüftung des Gebäudes bei. Grundriss und Fassadenform wurden an die vorherrschende abschnitte (analog zu den BrandschutzabWindrichtung angepasst. Motorisch gesteuerte schnitten, wie sie sich im Hochhausgrundriss Klappen am Südwest- und am Nordostende wiederfinden). Darüber hinaus enthalten die des Gebäudes erlauben es, in der warmen Elemente Ketten­motoren samt Steuerele­ Jahreszeit natürliche Luftströme für einen menten zur Betätigung der Fassadenklappen,

An office building with breathing facades: the KfW Westarkade Werner Sobek, Thomas Winterstetter

Elektro-Leerrohre für Deckenleuchten sowie eine umfangreiche Sensorik zur Messung von Temperatur, ­Strömungsgeschwindigkeit und eventuell ­auftretendem Rauch im Fassadenzwischenraum. Im Dachbereich des Hochhauses befindet sich das Technikgeschoss. Gebäudegrundriss und Fassadenkontur werden hier durch eine gläserne Screenwall aufgenommen und nach oben fortgeführt. Die Dachaufbauten verschwinden hinter dieser Verblendung. Im ­Bereich der Screenwall befindet sich eine ­Fassadenbefahranlage, die auf Schienen an der Gebäudekante entlang um das Hochhaus herumfahren kann. Diese Anlage ermöglicht durch eine Hubvorrichtung einen ungehinderten Zugang zur Außenhaut der Fassade für Reinigung und Wartung. Die Innenseite der geschuppten Außenhaut und die Außenseite der (inneren) Primärfassade können vom ­Fassadenkorridor aus gereinigt und gewartet werden. Hierfür sind an bestimmten Stellen Ausstiegsöffnungen in der Primärfassade ­vorgesehen. Ein Sonderelement innerhalb der Fassade stellen die vorgefertigten Ganzglasecken der spitz zulaufenden Gebäudeenden dar. Eine weitere Besonderheit sind die im Erdgeschoss installierten, in Teilbereichen bis zu 4,50 m hohen Ganzglasschuppen aus Isolierglas mit tragender Strctural-Glazing-Verklebung. Verwendet wurde hier Verbundsicherheitsglas, um die in diesem Bereich besonders hohen Anforderungen an den Einbruchsschutz zu ­erfüllen. Die Entrauchung stellen motorisch öffenbare Oberlichtfelder sicher, die flächenbündig in die Erdgeschossfassade eingepasst wurden.

reducing noise emissions from the outside. The scale-like surface and the absorbers made of perforated aluminium sheets mounted in the facade cavity ensure that there is no The client’s central requirement for the design in-building sound transmission from office of the KfW Westarkade was to keep energy to office. In order to guarantee the highest possible consumption very low. The following core statements were formulated in the competition quality of execution and the highest possible for the new building: mounting speed of the facade, a fully elemental • Full air conditioning of the office areas design was chosen. Due to the extremely high should be avoided. integration of the facade into other trades, an • Natural ventilation of the offices should be unusually high number of points of intersection guaranteed. had to be taken into account: HVAC, electrical, • All workplaces must have good daylighting. safety, maintenance and fire protection are of • Economical use of energy is a must. particular note here. Technical facade concept The architects, Sauerbruch Hutton, sought to create a facade whose high transparency would guarantee individually controllable natural lighting to the different office spaces. The double-­ layered, zigzagged facade provides protection from the wind to the sun and glare protection elements located within the facade cavity. This is especially important in the high-rise’s upper storeys. Simultaneously, the facade actively contributes to the ventilation system of the building. The floor plans and facade contours were adjusted to the prevailing winds. During warmer months, motorised flaps on the southwest and north-east elevations allow the natural airflow to remove heat from the facade cavity. During cooler times of the year, air entering the offices may be preheated simply by closing the flaps, trapping the air inside the cavity. The double-skin facade also contributes to acoustic comfort in the offices by significantly

­facade for cleaning and maintenance through a lifting device. The inside of the scale-like surface and the outside of the (inner) primary facade can be cleaned and maintained from the facade corridor. For this purpose, exit openings in the primary facade are provided at certain points. Special features of the facade are its ­tapered corners, which are prefabricated ­entirely from glass. Other noteworthy features are the, in part, up to 4.50-metre-tall double glazed flaps installed on the ground floor, ­constructed from load-bearing glass with structural-glazing bonding. In this case, ­laminated safety glass was used to fulfil the demanding requirements of potential threat Detailing and execution from burglary. Smoke extraction is ensured by The prefabricated facade elements are ­installed motor-openable skylight panels flush-fitted with a variety of necessary additions. These into the ground floor facade. ­include, among others, smoke-protective ­curtains for subdividing the facade corridor into three fire protection sections (as designated in the high-rise layout), chain motors and ­controls to operate the facade flaps, electrical conduits for ceiling lighting, as well as an ­extensive sensor system measuring temperature, flow rate, and any smoke that may enter the facade cavity. The high-rise’s roof area contains a services and utilities floor. The building layout and facade contour are extended by a glass screen wall and continued upwards. The roof structures disappear behind this facing. In the area of ​​the screen wall, there is a facade vehicle which can be driven around the high-rise on rails along the edge of the building. This system allows unobstructed access to the exterior of the

Frankfurt am Main, 2004–2010

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Ein rekordverdächtiges Energiekonzept Thomas Auer, Matthias Sauerbruch Zu Planungsbeginn der KfW-Westarkade ­wurden vom Bauherrn und dem Planungsteam ehrgeizige Ziele formuliert. Die Richt­ linien des Förderprogramms SolarBau für ­Verwaltungsgebäude sollten eingehalten ­werden. Sie schreiben vor, dass der Primär­ energieverbrauch für den Gebäudebetrieb im Jahr 100 kWh/m² Netto­geschossfläche nicht übersteigen darf. Durch effektiven ­sommerlichen Wärmeschutz sollte die Tem­ peratur in den Räumen in der Regel unter 26 °C bleiben. Außerdem sollten die Fenster der Büroräume auf allen Geschossen manuell und individuell zu öffnen sein, um das Ge­ bäude so weit wie möglich natürlich ­belüften zu können. Der Gebäudebetrieb beinhaltet Heizung (H), Lüftung (L) und Kühlung (K) sowie Strom für die Beleuchtung und alle technischen Dienste für den Betrieb der HLK-Systeme und der Beleuchtung (Gebäudeleittechnik, Stellantriebe für Sonnenschutz etc.). Um beim Primärenergieverbrauch von Strom auch sämtliche vorgelagerten Prozessketten wie Kraftwerknutzungsgrade, Verteilerverluste etc. zu berücksichtigen, wird hierfür bei ­SolarBau ein Primärenergiefaktor von 3,0 ­angesetzt. (Zum Vergleich: Bei der Energie­ einsparverordnung 2009 beträgt der Primär­ energiefaktor für Strom nur 2,6). Um das Ziel von 100 kWh/m²a einhalten zu können, muss daher neben dem Wärmebedarf auch der Stromverbrauch des Gebäudes auf ein ­Minimum reduziert werden. Dies betrifft ins­

A record-breaking energy concept Thomas Auer, Matthias Sauerbruch

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Ambitious goals were set by the client and the planning team for the design of the KfW Westarkade. Once complete, it was to comply with guidelines for administrative buildings ­formulated by the incentive programme “SolarBau”. SolarBau stipulates that a primary energy usage of 100 kWh/m²a for a building’s gross floor area should not be exceeded. Due to effective summer heat protection, the temperature in the rooms should generally ­remain below 26 °C. In addition, the windows of the office rooms should be manually and ­individually openable on all floors in order to be able to naturally ventilate the building as much as possible. Building operations include heating (H), ventilation (V) and cooling (C) as well as power for lighting and all technical services for the operation of HVAC systems and lighting (building control, solar shading actuators etc.). SolarBau assumes a primary energy factor of 3.0 when it comes to primary energy consumption of electricity, in order to take into ­account all upstream process chains, such as power plant utilisation rates, distribution losses etc. (For comparison: in the Energy Saving Ordinance 2009, the primary energy factor for electricity is only 2.6.) To be able to meet the target of 100 kWh/m²a, not only the heat demand but also the electricity consumption of the building must be reduced to a minimum. This concerns in particular the lighting and the operation of the ventilation systems. Estimates indicate that the Westarkade’s yearly heat

besondere die Beleuchtung und den Betrieb der Lüftungsanlagen. Mit einer errechneten Energiekennzahl von potenziell 82 kWh/m²a liegt die West­ arkade sogar deutlich unter dem Grenzwert des Förder­programms SolarBau. Dies setzt ­allerdings die optimale Nutzung der Druckringfassade voraus und ist daher als Ziel­wert für die ­Betriebsoptimierung zu ­be­trachten. Druckringfassade Die Doppelfassade der Westarkade bildet einen Druckring, der dazu dient, die – vor allem im Hochhausbereich sonst zu turbu­ lenten – Winddruckverhältnisse an den ­Fensteröffnungen der Büroräume auszu­ gleichen. Die äußere Schicht der Fassade ­verfügt über Öffnungsklappen mit dynamischer Regelung, die innerhalb des Druckrings für einen konstanten und gleichmäßigen ­Luftdruck sorgen. Die innere Schicht ist mit normalen öffenbaren Fenstern versehen, über die dann die dahinterliegenden Büros belüftet werden. Der Luftstrom wird so reguliert, dass er eine Geschwindigkeit von 6 m/s nie überschreitet. Da die Form des Gebäudes der ­Aerodynamik der Hauptwindrichtung folgt, wird der Druckring normalerweise in Wind­ richtung durchspült; die Fassade ist aber auch für andere Windrichtungen konzipiert. Bei der Planung von Klappen und Steuerung wurden fünf verschiedene Windfälle (d. h. ­Winkel, in denen der Wind auf die Fas­ sade trifft), Außentemperaturen und Son­ neneinstrahlung sowie Druckdifferenzen

an Luv- und Leeseite des Gebäudes be­ rücksichtigt. Im Ergebnis können die Büroflächen an ca. zwei Dritteln des Jahres natürlich belüftet werden, ohne dass Zugerscheinungen oder ungewollte Wärmeverluste entstehen. So kann während mehr als 50 % der Bürozeiten auf den Betrieb der mechanischen Lüftungs­anlage verzichtet werden. Die Doppelfassade funk­ tioniert auch als thermischer Solarkollektor, da die Sonnenstrahlung den Frischluftstrom in der Doppelfassade vortemperiert. Dies verringert Wärmeverluste und spart Heizenergie. Um eine Überhitzung des Hauses an heißen Sommertagen zu vermeiden, lässt sich die Fassade ganz öffnen. Hybride Lüftung Sinkt die Temperatur unter 10 °C oder steigt sie auf über 25 °C, werden die Büroräume ­mechanisch belüftet. Dafür wird frische Zuluft zentral aus Richtung des Palmengartens angesaugt und in einem 30 m langen Erd­kanal vortemperiert. Über vertikale Schächte gelangt die Luft in den Doppelboden der Büros und tritt über Quellluftauslässe in die Büros ein. Um Strömungswiderstände und somit den Energieverbrauch der elektrischen Lüftungsantriebe zu minimieren, wird der gesamte Querschnitt des Doppelbodens für die Zuluftführung genutzt. Die Abluftführung verläuft analog zur ­natürlichen Fensterentlüftung über Flure und Kerne. Zusätzlich wird diese Abluft an kalten und heißen Tagen mithilfe einer Wärmerück­ gewinnungsanlage für das Heiz- bzw. Kühl­ system des Gebäudes genutzt.

­ nergy consumption could be as low as 82 e kWh/m²a, a value significantly below SolarBau’s limit. This, however, presupposes optimised use of the pressure-ring facade and should therefore be regarded a target value.

fresh air is preheated by the sun’s energy inside the facade. In this way, heat loss is reduced, while heat energy is saved. In order to avoid overheating on hot summer days, the facade may also be completely opened.

Pressure-ring facade The Westarkade’s double-skin facade creates a pressure ring which balances changes in ­turbulent wind conditions, particularly at ­office window openings around the tower. Mechanically controlled flaps in the outer skin, which can open and close, ensure that a constant and even air pressure is maintained within the pressure ring. The inner skin is fitted with conventional windows that can be opened and closed manually to ventilate the adjoining office spaces. The airflow is regulated in such a way that a speed of 6 m/s is never exceeded. Since the shape of the building follows the aerodynamics of the main wind direction, the pressure ring is usually flushed in the wind direction; the ­facade is also designed for other wind directions. In the planning of flaps and controls, five different wind directions (i.e. angles at which the wind hits the facade), outside temperatures and ­solar radiation as well as pressure differences at the windward and leeward sides of the building were taken into account. As a result, during about two thirds of the year, the offices may be naturally ventilated, without being exposed to draughts or unwanted heat loss. In this way, the use of mechanical air conditioners can be avoided during more than 50 % of office working hours. The facade’s double skin also acts as solar thermal collector:

Hybrid ventilation When temperatures drop below 10 °C or rise above 25 °C, the mechanical ventilation in the offices is activated. For this purpose, fresh supply air from the Palmengarten is sucked in and conditioned to the required temperature in a 30-metre ground heat collector. Via vertical ducts, the air enters the raised floor of the ­offices and then flows into the offices through source air outlets. In order to minimise flow ­resistance and thus the energy consumption of the electric ventilation drives, the entire cross section of the raised floors is used for the supply air. Similar to the natural window ventilation, the exhaust air is conducted out via corridors and cores. In addition, a heat recovery system uses this exhaust air on cold and hot days for the heating and cooling system of the building. Temperature control by geothermal energy and component activation The soil, depending on its depth, has only low seasonal temperature fluctuations. With the help of the ground heat collector it is possible to use the temperature difference between ambient air and soil. In the Westarkade, the construction of an underground duct was ­necessary anyway, in order to draw low-­ emission supply air for the office areas from the Palmengarten. From the intake point, the fresh air passes through the geothermal tunnel

KfW Westarkade

Frankfurt am Main, 2004–2010

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Lüftungskonzept / Ventilation concept

1

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d

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c

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b

a

a

Lüftungskonzept Sommer a Erdwärmekanal mit Zuluft vom Palmen­ garten b RLT-Zentrale c Zuluft über Druckboden d Abluftkamin mit natür­ licher Konvektion e Wärmerückgewinnung

Ventilation concept, summer a Geothermal pipe with supply air from the Palmengarten b Central ventilation and air conditioning plant c Supply air guided through raised access floors d Vent stack with natural convection e Heat recovery

4

i

Lüftungskonzept für die Übergangszeiten (Frühjahr / Herbst) f natürliche Lüftung über manuell öffenbare Fenster g mechanische Lüftung der Kernbereiche

Lüftungskonzept Winter a Erdwärmekanal mit Zuluft vom Palmen­ garten b RLT-Zentrale c Zuluft über Druckboden d Abluftkamin mit natür­ licher Konvektion

Ventilation for milder ­seasons (spring and autumn) f Natural ventilation using windows that can be opened manually g Mechanical ventilation via building core

5

k

j

Ventilation concept, winter a Geothermal pipe with supply air from the Palmengarten b Central ventilation and air conditioning plant c Supply air guided through raised access floors d Vent stack with natural convection

o

m n l

Klimakonzept Sommer (Kühlung) i erste Priorität: freie ­Kühlung über ­Rück­kühlwerk j zweite Priorität: Kälte aus dem Verbund k Bauteilkühlung

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Climate concept, summer (cooling) i First priority: free ­cooling through the re-cooling plant j Second priority: cold air from the local energy network k Concrete core cooling

Klimakonzept Winter ­(Heizung) l erste Priorität: Nutzung der Abwärme aus dem Rechenzentrum m zweite Priorität: Wärme aus dem Verbund n dritte Priorität (Spitzenlast): Brennwertkessel o Bauteilheizung in ­Kombination mit Unterflurkonvektoren

Climate concept, winter (heating) l First priority: waste heat from the data ­processing centre m Second priority: heat from the local energy network n Third priority (peak load): condensation boiler o Concrete core heating in combination with ­underfloor convectors

KfW Westarkade

Temperierung durch Geothermie und Bauteilaktivierung Das Erdreich besitzt abhängig von seiner Tiefe nur geringe jahreszeitliche Temperaturschwankungen. Mithilfe des Erdkanals ist es möglich, die Temperaturdifferenz zwischen Umgebungsluft und Erdreich zu nutzen. Bei der Westarkade bot sich der Bau eines Erd­ kanals ohnehin an, um schadstoffarme Zuluft für die Bürobereiche aus dem Palmengarten ansaugen zu können. Von der Ansaugstelle gelangt die Frischluft über den Erdwärmekanal und Lüftungsrohre in der Bodenplatte der Tiefgarage in die Lüftungsanlage. Im Sommer sorgt der Luftkanal für die Abkühlung warmer Außenluft. Im Winter kehrt sich die Temperatur­ differenz ins Positive: Das Erdreich ist wärmer

Schnittperspektive, ­Büroraum

als die Umgebungsluft, und der Erdkanal kann die kalte Außenluft vorwärmen. Ferner verfügt das Gebäude über eine Bau­ teilaktivierung, bei der wasserdurchströmte Rohre innerhalb der Massivdecken die Räume temperieren. Aufgrund der hohen Speicher­ kapazität der Betondecken lassen sich die Räume ohne extreme Vorlauftemperaturen erwärmen und kühlen. Für diese Art der Temperierung können Energien genutzt werden, die in dem Gebäude ohnehin als »Abfall« entstehen: Allein die Abwärme des Rechenzentrums redu­ ziert den jährlichen Heizwärmebedarf um 20 %. Zusätzlich ist das System der West­arkade in den gebäudeübergreifenden KfW-­Energie­ verbund integriert, der die Nutzenergien durch Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung (KWKK) und

Wärmeerzeugung aus Biomasse äußerst ­primärenergiesparend zur Verfügung stellt. Kühlung und Heizung Um die Raumtemperatur in den Büros im Sommer auf ein angenehmes Maß zu redu­ zieren, werden die Betondecken aktiviert. Nachts strömt ca. 18 °C kaltes Wasser durch ein in die Decken einbetoniertes System von Rohrleitungen und hält die Deckentemperatur so konstant auf ca. 21 °C. Die Decken speichern die Kühle und geben sie tagsüber an den Umraum ab. Die Kälteversorgung stellt in erster Priorität ein Rückkühlwerk auf dem Dach des Hochhauses als freie Kühlung sicher. Als zweite Priorität steht Kälte aus dem Kälteverbund zur Verfügung.

Office space, sectional perspective

h

i

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j c

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a

Lüftungsklappe

Ventilation flap

b

Frischluft

Fresh supply air

c

Floor convector air outlet Luftauslass bzw. Boden­ konvektor ­(abwechselnd in (alternately in every 2 nd shaft) jeder 2. Achse)

d

Bodentank (Daten + Elek­trizität)

Floor cavity (data + ­electricity)

e

Ringleitung Heizung

Ring mains, heating

f

Ringleitung Kälte

Ring mains, cooling

g

Bauteilaktivierung

Concrete core con­ ditioning

h

akustisch gedämmtes Überströmelement

Sound-absorbing ­transfer grilles

i

Abluftansaugung

Air exhaust outlet

j

vertikaler Abluftschacht

Vertical air exhaust duct

e

f

g

and ventilation pipes in the base plate of the underground car park into the ventilation ­system. In summer, the air duct ensures the cooling of warm outside air. In winter, the ­temperature difference goes the other way: the soil is warmer than the ambient air, and the ground heat collector can preheat the cold outside air. The building also has component activation, thanks to which water pipes within the solid ceilings cool or heat the rooms. Due to the high storage capacity of the concrete floors, the rooms can be heated and cooled without ­extreme flow temperatures. For this type of temperature control, it is possible to use energy arising in the building as a “by-product”: the waste heat of the data centre alone reduces

Frankfurt am Main, 2004–2010

the annual heating demand by 20 %. In addition, the system of the Westarkade is integrated into the campus-wide KfW energy network, which provides the benefits of energy through combined heat and power (CHP) and heat generation from biomass with extremely low primary energy consumption. Cooling and heating To reduce office temperatures to a comfort­ able level in summer, the concrete core system is activated in the ceilings. At night cold water at approximately 18 °C is pumped through a system of inlaid pipes and keeps the ceiling temperature at about 21 °C constantly. The ceilings store the cold and release it to the ­surrounding area during the day. Primarily, a

115

Auch die Heizung der Büros geschieht in analoger Weise über die Aktivierung der ­Decken. Vorrangig wird dafür die Abwärme aus dem Rechenzentrum verwendet. In ­zweiter Priorität wird die Wärme aus dem KfW-Verbundnetz genutzt. Um Kaltluftabfall an den Fenstern zu vermeiden, enthält das ­Gebäude zusätzlich Unterflurkonvektoren ­entlang der Fassade. Tageslicht Die Architektur und die technische Ausstattung der Westarkade sind auf eine möglichst hohe Ausnutzung von natürlichem Tageslicht ausgerichtet. Einen Beitrag hierzu leistet beispielsweise die Anordnung der Horizontalschotten in der Doppelfassade, die nicht in

cold air supply is maintained by free cooling on the rooftop re-cooling plant. Secondary sources of cold air come from the local cooling network. The offices are also heated through an ­analogue system whereby the concrete core system is activated. Primarily, waste heat from the data processing centre is used for this ­purpose, while heat produced from the KfW local energy network represents a secondary source. In order to avoid cold air downdraughts around the windows, an additional underfloor convector heating system has been installed along the facade. Daylight The Westarkade’s architectural design and its technical equipment are intended to exploit daylight as much as possible. Contributing to this is, for example, the arrangement of the horizontal hatches in the double facade, which are not at the height of the ceilings, but about 50 centimetres above. Horizontal slatted blinds in the facade gap protect against excessive sunlight and glare. An integrated light control in the upper third of the sunshade makes it possible to shade rooms comfortably, without darkening them. Through continual dimming, artificial lighting is automatically adjusted to respective daylight conditions. The lighting is manually turned on and, in the case of sufficient daylight, automatically turned off. Thanks to occupancy sensors, unnecessary operation time is avoided. The corridors have exterior windows and ­additional daylight from the glazed, room-high doors of the offices.

116

Höhe der Geschossdecken liegen, sondern rund 50 cm oberhalb. Horizontale Lamellen­ raffstores im Fassadenzwischenraum schützen vor zu hoher Sonneneinstrahlung und Blendung. Eine integrierte Lichtlenkung im oberen Drittel des Sonnenschutzes ermöglicht es, den Raum angenehm zu verschatten, ohne ihn zu verdunkeln. Die künstliche Beleuchtung wird kontinuierlich gedimmt und dadurch automatisch an das entsprechende Tageslichtangebot angepasst. Die Beleuchtung wird manuell ein-, bei ausreichender Tagesbelichtung jedoch ­automatisch ausgeschaltet. Durch Anwesenheitssensoren wird zusätzlich unnötige ­Betriebszeit vermieden. Die Korridore haben Außenfenster und bekommen zusätzliches

­ ­ageslicht aus den raumhoch verglasten Türen T der Büroräume. Innovation versus Zertifizierung Mit der Westarkade sollte das weltweit erste Hochhaus mit einem jährlichen Primär­ energieverbrauch von maximal 100 kWh/m² entstehen, das zugleich die hohen Erwar­ tungen der Nutzer aus dem Bankwesen ­erfüllen kann. Den energetischen Berechnungen hierfür lagen die Richtlinien der SolarBau 2004 zugrunde. Zum Zeitpunkt der Planung stand noch kein umfassendes deutsches Zertifizierungssystem zur Verfügung. Ausländische Systeme wie das US-amerikanische LEED und  das britische BREEAM hätten wegen

SolarBau: Primärenergiebedarf für den Gebäudebetrieb = 82 kWh/m²/a EnEV 2004: EnEV 2007: Primärenergiebedarf für den Gebäudebetrieb = 141,2 kWh/m²/a ASHRAE 90.1 (Nachweis erf. für LEED): Endenergiebedarf = 77 kWh/m²/a (24,5 kBTU/sf/yr)

SolarBau

82 kWh/m²a 44 kWh/m²a (12,69 kWh/m³a)

EnEV 2004 141,2 kWh/m²a

77 kWh/m²a (24,5 kBTU/sf/yr) 0

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EnEV 2007 ASHRAE 90.1

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SolarBau + EnEV 2007: Primärenergiebedarf für den Gebäudebetrieb 

SolarBau + EnEV 2007: Primary energy requirements for building ­operation

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EnEV 2004: Primärenergiebedarf für die Beheizung 

EnEV 2004: Primary energy demand for ­heating only

3

ASHRAE 90.1 (Nachweis für LEED): Endenergiebedarf

ASHRAE 90.1 (Verification for LEED): end-use energy demand

KfW Westarkade

ihrer Orientierung an den jeweils landestypischen Normen und Bauweisen zu keinem ­ausreichend aussagekräftigen Ergebnis geführt, das dem Anspruch der KfW Rechnung getragen hätte. Eine Zertifizierung mit einem Umweltlabel wird zumindest bei ambitionierten Gebäuden zunehmend zum internationalen Standard. Durch die umfassende Betrachtung von Nachhaltigkeitsaspekten wird hierbei ein Qualitätsstandard erreicht, der durch ein Zertifikat nach innen wie auch nach außen dokumentiert wird. Es stellt sich jedoch die Frage, ob und in welchem Umfang Zertifikate allein Innovationen wie die winddruckgeregelte Doppelfassade der Westarkade fördern. Ferner verwendet jedes Zertifizierungs­ sys­tem derzeit eine andere Berechnungs­ methode und Darstellung von Energie­ verbrauchs­­zahlen. Ein Vergleich der internationalen Zertifizierungs­systeme ist damit nahezu unmöglich. Auch sind berech­ nete Bedarfswerte nur beschränkt belastbar, solange sie nicht durch Messungen ­verifiziert werden. Bei der Westarkade wurde der Energie­ bedarf unter Annahme möglichst realer Betriebs­bedingungen mittels dynamischer ­Simulation ermittelt. Dieses Vorgehen ermöglicht eine Berücksichtigung des zu erwartenden Nutzerverhaltens. Darüber hinaus wird das Gebäude seit der Fertigstellung durch ein unabhängiges Institut im Rahmen einer ­Messkampagne im Betrieb begleitet. Dabei werden der Energieverbrauch und der Nutzerkomfort detailliert erfasst und mit den getroffenen Vorhersagen verglichen.

Die Grafik auf Seite 116 unten zeigt, dass die Betrachtung der Energieeffizienz ein und ­desselben Gebäudes entsprechend vier beispielhafter Berechnungsmethoden zu vier unterschiedlichen Kennwerten führt. Deutlich wird hier, dass ­publizierte Energiebedarfszahlen ohne An­gabe der Berechnungsgrundlage weiten Interpre­tationsspielraum lassen. Eine vergleichende Bewertung erfordert daher eine ­detaillierte Angabe der Berechnungsgrundlage. Da bei den SolarBau-Richtlinien die Berechnungsmethodik des Energiebedarfs nicht vorgegeben, sondern eine detaillierte Simulation erforderlich ist, können sämtliche Nutzungs­ einflüsse berücksichtigt werden. Auch dieses Ergebnis entspricht jedoch nicht der Energiekostenabrechnung, da der durch den Nutzer individuell verursachte Strombedarf (Computer, Espressomaschine etc.) nicht in die Bilanz des Jahresenergiebedarfs eingeht. Der Vergleich der berechneten Bedarfswerte mit den realen Verbrauchswerten für den Gebäude­ betrieb erfordert daher ein umfangreiches ­Monitoring, wie es bei der Westarkade durchgeführt wird. Eine Berechnung gemäß der aktuellem Energieeinsparverordnung (auf der auch die DGNB-Zertifizierung aufbaut) legt den »idealen Nutzer« zugrunde. Dadurch hat der entscheidende Vorteil der Druckringfassade – die ­Vermeidung einer ungewollten Querlüftung der Räume im Heizfall – keinen Einfluss auf die energetische Qualität des Gebäudes. Auch bei einer Betrachtung nach dem amerikanischen Standard ASHRAE 90.1 (der für die LEED-­ Zertifizierung gilt) würde dieser Aspekt nicht berücksichtigt.

Innovation versus certification The Westarkade is the world’s first high-rise with an annual primary energy consumption of no more than 100 kWh/m², which at the same time meets the high expectations of its banking users. The energy calculations were based on the SolarBau 2004 guidelines. At the time of planning, no comprehensive German certification system was available. Foreign systems such as the American LEED and the British BREEAM, due to their orientation towards the respective national standards and construction methods, would not have yielded a sufficiently meaningful result to meet the KfW’s demands. Certification with an environmental label is increasingly becoming an international standard, at least for ambitious buildings. Through the comprehensive consideration of sustainability aspects, a quality standard is achieved which is documented by a certificate both internally and externally. However, it raises the question of whether and to what extent certificates alone promote innovations such as the Westarkade’s wind-pressure-controlled double facade. Each certification system currently uses a different calculation method and presentation of energy consumption figures. A comparison of the international certification systems is thus almost impossible. Also, ­calculated demand values ​​are only reliable to a limited extent as long as they are not verified by measurements. In the Westarkade, the energy demand was determined by a dynamic simulation of assumed realistic operating conditions. This procedure enables consideration of the expected user behaviour. In addition, after completion, the

building will be monitored in operation by an independent institute. as part of a measurement campaign. Energy consumption and user ­comfort will be recorded in detail and compared with the forecasts made. The graphic on page 116 (bottom) shows that, based on four exemplary calculation methods, considering the energy efficiency of one and the same building leads to four different characteristics. Clearly, published energy demand figures leave too much room for interpretation if the calculation basis isn’t specified. A comparative assessment therefore requires a detailed statement of the calculation basis. Since the SolarBau guidelines do not specify the calculation method for the energy demand, but a detailed simulation is required, all effects of use can be taken into account. However, even this result does not correspond to the actual energy bill, since the users’ individually generated electricity demand (computer, espresso machine, etc.) is not included in the balance of the annual energy demand. A comparison of the calculated demand values ​​with the real consumption values ​​for the building operation therefore requires extensive monitoring, as is being done at the Westarkade. Calculation in accordance with the current Energy Saving Ordinance (which the DGNB certification complies with) is based on an “ideal user”. As a result, the decisive advantage of the pressure-­ring facade – the avoidance of unintentional cross ventilation of the rooms when heating – has no influence on the building’s energy quality. Even according to the American standard ASHRAE 90.1 (which is applied for LEED certification), this aspect would not be considered.

Frankfurt am Main, 2004–2010

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Museum Brandhorst München /  Munich, DE 8

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Schnitt aa, Maßstab 1:1000 

Section aa, scale 1:1,000

6

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Museum Brandhorst in München

Text: Frank Kaltenbach DETAIL 10/2008

Brandhorst Museum in Munich

Text: Frank Kaltenbach DETAIL 10/2008

Vier Jahrzehnte lang hatten Udo und Anette Brandhorst Kunst aus dem 20. und dem frühen 21. Jahrhundert zusammengetragen, bis sie ihre etwa 700 Werke umfassende Sammlung in eine Stiftung umwandelten und schließlich dem Land Bayern als unbegrenzte ­Dauerleihgabe zur Verfügung stellten. Um die Kunstwerke einem breiten Publikum zugänglich zu machen, wurde ein ursprünglich für die Erweiterung der Pinakothek der Moderne vorgesehenes Grundstück dem Museumsneubau gewidmet. Von außen prägt die Textur der Fassadenbekleidung aus verschiedenfarbig glasierten Keramikstäben den dreigeschossigen, kubischen Baukörper, der das lang gezogene Grundstück unter maximaler Ausnutzung der baurechtlichen Möglichkeiten füllt. Die Farbkontraste der in unterschiedlich hellen Gruppen angeordneten Stäbe akzentuieren die Fassaden und verleihen ihnen eine weiche, vielschichtige Wirkung. Ein ­horizontales Fensterband auf mittlerer Höhe mit ausgeklappten Licht­lenk­elementen und eine begehbare Gitter­rostfläche über dem Untergeschoss lassen bereits ahnen, dass das Museum bezüglich der Lichtführung im ­Inneren Besonderes zu bieten hat. Tatsächlich werden durch raffinierte räumliche Verschränkung alle Ebenen mit Tageslicht versorgt. Die Ausstellungssäle ­konzipierten die Architekten als Folge klassischer, ruhiger Räume ähnlichen Typs, aber unterschiedlicher Größe und ­Proportion – kleinere im Erdgeschoss, größere im Obergeschoss. Tageslichtdecken aus transluzenten Folien sorgen für gleichmäßige Lichtverteilung in den Räumen. Im Erdgeschoss wird das Zenitlicht über äußere Licht­lenkelemente und hyperbolische Decken in die Räume geführt.

For four decades, Udo and Anette Brandhorst collected 20th- and early 21st-century artworks, before setting up a foundation for their collection of some 700 works and making them available to the State of Bavaria on permanent loan. To make these works of art accessible to a wide audience, a site originally planned for the expansion of the Pinakothek der Moderne was instead dedicated to the building of this new museum. From the outside, the texture of the facade cladding, which consists of glazed ceramic slats in various colours, shapes the appearance of the three-­storey cubic construction. The building fills its elongated site, making the maximum use of the space allowed under c ­ urrent building regulations. The contrasting colours of the slats, which are arranged in groups of vary­ing lightness, accentuate the facades, giving them a soft, multilayered look. A horizontal band of windows halfway up the building with projecting elements that deflect light and a walkable area of grating over the basement indicate to visitors that the museum houses something special in terms of the lighting inside the building. This expectation is met, as the sophisticated interconnection of the building’s interior spaces means that all its levels enjoy daylight. The architects planned the exhibition rooms as a series of classic, quiet spaces of a similar type but with different sizes and proportions – smaller on the ground floor, larger on the upper floor. A translucent foil ceiling lets in daylight and ensures that light is evenly ­distributed throughout the rooms. On the ground floor, zenith sunlight passes into the rooms through ­exterior light-diffusing elements and hyperbolic ceilings.

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Museum Brandhorst

b Lageplan, Maßstab 1:10 000 

Site plan, scale 1:10,000

Floor plans, scale 1:1,000

Grundrisse, Maßstab 1:1000 

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Kasse

Cash desk

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Café

Café

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Buchshop

Bookshop

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Ausstellung

Exhibition

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Skulpturenraum

Sculpture space

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Lounge

Lounge

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Patio / Ausstellung

Patio / E xhibition

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Technik

Services

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Alte Pinakothek

Alte Pinakothek

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Neue Pinakothek

Neue Pinakothek

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Pinakothek der Moderne

Pinakothek der Moderne

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Museum Brandhorst

Brandhorst Museum

München  / Munich, 2005–2009

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Museum Brandhorst

München  / Munich, 2005–2009

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Museum Brandhorst

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Vertical sections: 8 Staircase, Facade light-deflecting 8 elements scale 1:20

Vertikalschnitte Treppenlauf, Lichtlenkelemente, Fassade, Maßstab 1:20

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1

Abschluss Eiche massiv 40 mm

40 mm solid oak top strip

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2

Eichenfurnier auf MDF 16 mm

16 mm oak-veneered MDF

3

Schott Furnierschichtholz 40 mm lam. timber cross-members at 40 mm im Abstand von 600 mm centres 600 mm

4

Stahlwinkel beidseitig 150/150 mm

150/150 mm steel angles on each side

5

Belag Eiche massiv 40 mm, Trittschall­ dämmung 20 mm

40mm solid oak flooring 20mm impact-sound ­insulation

6

Handlauf Hartholz mit ­Lederbezug T 40 mm

T 40 mm hardwood hand- 16 rail with leather covering

7

Bekleidung Gipskarton 2× 12,5 mm

2× 12.5 mm plasterboard cladding

8

Eichenholzrost über ­Lüftungskanal

Oak grating over ­ventilation duct

9

Akustikplatte Gips­ karton 10 mm Mineralfaserdämmung 30 mm Aluminiumprofil o 60/30 mm

10 mm plasterboard acoustic sheeting 30 mm mineral-fibre ­insulation between 60/30 mm aluminium channel sections

10

Blendschutzrollo ­motorisch verstellbar

Anti-glare blind, motor-operated

11

Sonnenschutzjalousie ­motorisch verstellbar

Louvre sunblind, motor-operated

19 18 6 mm toughened glass + ​ Isolierverglasung ESG 6 + ​19 SZR 10 + ​Float 4 + ​SZR 8 + ​ 10 mm cavity + ​4 mm float glass + ​8 mm VSG 12 mm cavity + ​12 mm lam. glass

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I solierverglasung ESG 4 + ​ Lichtlenkprismen ­Acrylglas im SZR 10 + ​VSG 8 mm

4 mm toughened glass + ​ acrylic-glass light-­ 19 in deflecting prisms 10 mm cav. + ​8 mm lam. glass

14

Lamellenträger Stahlrohr S 100/60/6,3 mm

100/60/6.3 mm steel RHS support for fins

15

Rohrprofil PMMA T 50 mm T 50 mm perspex tube Lichtdecken-Diffusionsfolie

Light-deflecting soffit membrane

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Polycarbonatplatte 6 mm

6 mm polycarbonate sheeting

18

Stahlkonsole

Steel support

19

Bekleidung Keramik-­ Hohlprofile 40/40/9 mm Aluminiumblech perforiert 2 mm Akustikvlies Unterkonstruktion Alu­ minium Wärmedämmung Mineralfaser 120 mm Stahlbeton 250 mm Wandheizungssystem mit Vormauerung 150 mm Innenputz 15 mm

40/40/9 mm hollow ­ceramic-tile cladding 2 mm perforated sheet ­aluminium, acoustic mat aluminium supporting structure 120 mm mineral-fibre thermal insulation 250 mm reinf. concrete wall-heating system with 150 mm brick skin 15 mm plaster

München  / Munich, 2005–2009

125

Detailschnitt, Maßstab 1:20 

Sectional details, scale 1:20 1

2

3

126

Museum Brandhorst

1

Stahlgitterrost mit ­Stahlrohrrahmen S 70/25 mm

Steel grating with 25/70 mm steel RHS frame

2

Träger Stahlprofil g 82/180 mm

82/180 mm steel G-beam

3

Stahlrohr R 50/50 mm

50/50 mm steel SHS

4

Oberlicht Isolierver­ glasung VSG 12 + ​ SZR 10 + ​Float 4 + ​ SZR 10 + ​VSG 12 mm

2 mm lam. safety glass + ​ 4 mm float glass + ​ 12 mm lam. safety glass + ​ 2 × 10 mm cavity

5

Träger Stahlprofil mit Stahlblech verkleidet g 170/320 mm

6

8

8

170/320 mm steel G-beam clad with steel sheeting

9

9

Riegel aus Stahlrohren S 60/45 + ​60/120 mm mit Stahlblech verkleidet

Cross-beam: 60/45 mm + ​ 60/120 mm steel RHSs clad with steel sheeting

8

7

Lichtsteuerungslamellen Aluminiumprofil motorisch drehbar

Light-deflecting fins: ­aluminium sections, ­motor-pivoted

8

Stahlkonsole

Steel support

9

Sonnenschutzlamellen motorisch drehbar VSG 12 mm

12 mm lam. safety glass sunshading fins, motor-pivoted

10

Isolierverglasung VSG 12 + ​SZR 12 + ​ Float 4 + ​SZR 12 +  ​ESG 6 mm

12mm lam. safety glass + ​ 4mm float glass +  ​6mm toughened glass + ​ 2× 12 mm cavity

Tragprofil Sonnenschutzlamellen aus Stahlrohr S 90/50/5 mm mit H 50 mm verschweißt

Support for sunshading fins: 90/50/5 mm steel RHS + ​50 mm T-section, welded

11

12

Rail: 60/45 mm + ​ Riegel aus Stahlrohren S 60/45 + ​60/80 mm mit 60/80 mm steel RHSs Aluminiumblech verkleidet clad with alum. sheeting

13

Pfosten Stahlprofil G 170/240 mm mit Stahlblech verkleidet

170/240 mm steel G-section post clad with steel sheeting

9 8 12 10

10

12

11

11 9

13

13

10

12

11

13 10

12

11

13

4

4

7

4 5

6 5

7

6 7

4

5

7 5

7

6

7

6

München  / Munich, 2005–2009 7

127

128

1

transluzentes Oberlicht Isolierverglasung mit Glasvlieseinlage ESG 12 + ​ SZR 12 + ​Float 4 + ​SZR 12 + ​ VSG 16 mm

Translucent glazing with glass-fibre interlay: 12 mm toughened glass + ​ 4 mm float glass + ​ 16 mm lam. safety glass + ​ 2× 12mm cavity

2

Sonnenschutz Alumi­ nium­lamellen motorisch drehbar

Aluminium sunshading louvres, motor-pivoted

3

Untergurt Fachwerkträger Lower chord of trussed Stahlprofil HEB 140 beam: steel G-section 140 mm deep

4

Tragprofil Leuchtstoff­ röhren

Support for fluorescent tubes

5

Stahlgitterrost begehbar

Steel grating to bear foot traffic, walkable

6

Staubschutzfolie

Dustproof membrane

7

Lichtdeckenfolie

Light-deflecting soffit membrane

8

Klemmrahmen Kunststoffprofil weiß

White plastic clamping strip

9

Spot-Leuchtenschiene absenkbar

Spotlight rail, adjustable in height

Museum Brandhorst

Schnitt, Maßstab 1:100

Section, scale 1:100

c

c

Detailschnitt, Maßstab 1:20

Sectional details, scale 1:20 1 1 2 2

3

4

3

4 5 5

6 6 cc

7

8

9

7

8

9

München  / Munich, 2005–2009

129

Zwei Museen – zwei Lichtkonzepte

Text: Andrew Sedgwick DETAIL 4/2010

Lighting Two Museums

Text: Andrew Sedgwick DETAIL 4/2010

Als die beiden Museumsgebäude – der Modern Wing des Art Institute of Chicago und das ­Museum Brandhorst in München – kurz nacheinander im Mai 2009 eröffnet wurden, zeigten sich darin zwei Lichtkonzepte zur Präsentation der großen Kunstwerke des 20. Jahrhunderts mit kleinen, aber feinen Unterschieden. Beide Gebäude sind von europäischen Architekten entworfen, das Chicagoer Museum von Renzo Piano Building Workshop, das Münchner Museum von Sauerbruch Hutton. Die Lichtkonzepte stammen vom selben Lichtdesigner: Arup aus London. Die Hauptausstellungsräume in den Obergeschossen der beiden Gebäude weisen auf den ersten Blick eine ähnliche Beleuchtungslösung auf: Lichtdecken überspannen die Räume und lassen ein diffuses, gleichmäßiges Licht auf allen Flächen entstehen. Beim Einsatz von künstlichem Licht dagegen beschreiten die beiden Institutionen ganz unterschiedliche Wege. Da in einem modernen Museum die auf die Exponate fallende Lichtmenge begrenzt werden muss, hatte dies Auswirkungen auf die Konzepte, wie der Eintritt und die Verteilung des direkten Sonnenlichts und des Tageslichts insgesamt reguliert wird. Hier folgt das Art Institute of Chicago dem Ansatz der meisten nordamerikanischen Museen: Im Vordergrund steht die Überzeugung, dass Kunstwerke in der Regel vom warmen Licht und der Fokussierung durch schienenmontierte Halogen-Punktstrahler profitieren. In direktem Gegensatz dazu steht die in München umgesetzte Haltung, wo so lange wie möglich versucht wird, die Zuschaltung von künstlichem Licht zu vermeiden. Die beiden Entwürfe zeigen auch konträre Haltungen gegenüber dem Einsatz von Technik in einem modernen Gebäude: In München wurde eine Reihe von motorgesteuerten automa­ tischen Lichtsteuerungssystemen installiert, um das vorrangige Ziel einer maximalen Nutzung von Tageslicht zu erreichen, während in Chicago Einfachheit durch möglichst wenige beweg­ liche Teile angestrebt wurde, um den Wartungsaufwand zu minimieren.

When two new museum buildings opened within days of each other in May 2009 – the Modern Wing of the Art Institute of Chicago, and the Brandhorst Museum in Munich – they demonstrated two subtly contrasted curatorial approaches to the lighting of great 20th-century art. Both are designed by European architects – the Chicago building by Renzo Piano Building Workshop, the one in Munich by Sauerbruch Hutton – and both share a common lighting designer: Arup, based in London. At first sight, the primary top-floor gallery spaces in both buildings also have similar lighting solutions: panelised luminous ceilings across the full extent of each room, which provide diffuse and uniform light over the surfaces. It is in the attitude to electric lighting that the two institutions have taken substantially different paths; and because total light exposure in a modern museum has to be limited, this is reflected in the solutions found for controlling the entry and distribution of light from the sun and the sky. In this respect, the Art Institute of Chicago follows the approach of the majority of North American museums – based on a belief that most artworks benefit from the warmth and focus provided by track-mounted halogen spotlights. This is in direct contrast to the position taken in Munich, where electric light is avoided until it is absolutely necessary. The two designs also reveal different attitudes towards the use of technology in a modern building. In Munich, a number of motorised and automated light-control systems have been put into service with the primary goal of maximising the hours of natural lighting, whereas in Chicago there is a strong desire for simplicity and a minimum of moving parts in order to avoid future maintenance liabilities.

130

Museum Brandhorst

Effektive Beleuchtungskonzepte tragen wesentlich zum Erfolg von Ausstellungsräumen bei, und der Einsatz von Tageslicht kann den Genuss der Kunstwerke verstärken. Tageslicht wird häufig für Räume bevorzugt, in denen ­Gemälde und Skulpturen ausgestellt werden. Da die Lichtverhältnisse bei jedem Besuch etwas anders sind, macht die große Band­ breite von Tageslicht oft den Charme eines Ausstellungsraums aus. In der heutigen Zeit kann der richtige Einsatz von Tageslicht in einem Museum sowohl für den Betrieb als auch für das Renommee deutliche Vorteile bringen: Tageslicht ist umweltfreundlich und kostenlos; es kann, wenn es richtig reguliert eingesetzt wird, eine wich­ tige Rolle innerhalb des Konzepts für ein

Übersicht Tageslicht­ führung

­ iedrigenergiegebäude spielen. Unzureichend N kontrolliertes Tageslicht kann aber auch große Nachteile für Museen und Galerien bringen. Sonnenlicht kann Räume zu stark aufheizen oder für Kunstwerke zu intensiv sein; diese ­gegensätzlichen Pole muss ein guter Entwurf berücksichtigen. Bei der Entwicklung von Beleuchtungskonzepten für Museen und Galerien gilt es, eine Balance zwischen den konservatorischen Notwendigkeiten für die Exponate und einer guten Ausleuchtung für die Betrachtung dieser Exponate zu finden. Darüber hinaus legen heute oft Leihverträge zwischen den Institu­tionen Beleuchtungsstärke und Belichtungsdauer genau fest. Daher bedarf es eines ­flexiblen und zugleich sehr professionellen ­Ansatzes,

um sicherzustellen, dass Ausstellungsräume den internationalen Standards nachkommen, aber zugleich auch den ästhe­tischen Reiz der Kunstwerke für die Besucher bewahren. Den Auftraggebern beim Museum Brandhorst war Tageslicht als Hauptbeleuchtungsmittel für die Exponate sehr wichtig; dieser Gedanke bildet daher auch das Kernelement des Lichtdesigns. Erklärtes Ziel war, die Exponate möglichst viele Stunden im Jahr ausschließlich mit Tageslichtbeleuchtung betrachten zu können – elektrisches Licht wurde als »notwendiges Übel« angesehen, für bedeckte Tage im Winter und gegen Abend. Die elek­ trischen Beleuchtungskörper sind nicht ­sichtbar und ahmen im Wesentlichen Fluss und Streuung des Tageslichts nach.

Diagram of daylight-­ direction system

Zenitallicht zenith light/ zenithlight light zenith

Galerie gallery/ gallery gallery

Galerie / gallery gallery gallery Beleuchtungsstärken­ analyse Obergeschoss

Analysis of lighting ­intensity: upper floor

Galerie gallery/ gallery gallery

Effective lighting is essential for the success of any display space, and the exploitation of natural light can add substantially to visitor ­enjoyment. Natural light is often the preferred option for rooms where paintings and sculpture are displayed. The variability of daylight can be an asset, altering the ambience of ­gallery interiors so that they differ subtly each time a visitor walks round them. In today’s world, the appropriate use of natural light in art museums can bring ­operational and reputational benefits: daylight is carbon-free and cost-free, and if properly harnessed, it can play an important part in ­creating a low-energy building. There are, however, downsides to the uncontrolled use of natural light in museums and galleries.

Sunlight has the potential to overheat a space or flood it with illumination that is too intense for the artworks. These challenges must be addressed through careful design. In planning lighting systems for museums and galleries, a balance must be struck between the conservation of the works on display and the strength and clarity of light required by the visitor. In addition, inter-gallery loan agreements increasingly include stringent requirements ­relating to levels of illumination and their dur­ ation. An imaginative and expert approach is needed to ensure that galleries and museums meet international standards, while maintaining an aesthetic appeal to the visitor. The clients at the Brandhorst Museum placed great emphasis on daylight as the

München  / Munich, 2005–2009

­ rimary illuminant of the works on ­display. p This is at the heart of the lighting ­design. The stated goal was to maximise the number of ­visiting hours each year when the works can be appreciated solely under daylight ­conditions. In other words, electric lighting is seen as a “necessary evil” that has to be used in overcast conditions in winter and at the end of the day. The electric lighting is ­completely hidden and generally replicates the flow and diffusion of natural light. The aim was to provide generous yet ­controlled natural lighting for most of the ­display galleries, bringing the art to life through a sustainable lighting approach. The solutions found in the lighting design also aim to create a varied character in the exhibition spaces on

131

Obergeschoss Den oberen Abschluss des Gebäudes bildet eine Mehrscheibenverglasung, durch die ­Tageslicht in alle Ausstellungsräume dieser Ebene gelangt. Diese hochleistungsfähige Sonnenschutzverglasung des Dachs verhindert eine Überhitzung der Räume, filtert die UV-Strahlung heraus und wandelt das ein­ fallende Licht in diffuses Licht um. Indem ­diffuses Sonnenlicht eindringen darf, ändern sich die Farben und der Charakter der Räume im Tagesverlauf und die Räume können sehr lange ausschließlich mit natürlichem Licht ­beleuchtet werden. Die eintretende Tageslichtmenge wird durch verstellbare Lichtlamellen unter der Dachverglasung reguliert, was auch unterschiedliche Lichtsituationen in den Räumen ermöglicht. Diese Lamellen können außerhalb der Öffnungszeiten des Museums ­geschlossen werden, damit die Kunstwerke nicht unnötig viel Licht ausgesetzt sind. Dies wiederum erlaubt es, größere Beleuchtungsstärken während der Besucherzeiten ­zu­zulassen – in der Regel 300 Lux in der ­Dauerausstellung. Das Licht, das in die Ausstellungsräume im Obergeschoss eindringt, wird durch eine weitere Schicht, eine abgehängte, transluzente Foliendecke, noch stärker in diffuses Licht umgewandelt. So entsteht in den Räumen ein ruhiges und gleichmäßiges Licht; die trans­ luzente Decke verteilt das Tageslicht eben­ mäßig, dennoch bleiben die Veränderungen, die durch vorbeiziehende Wolken oder den ­unterschiedlichen Sonnenstand entstehen, ­erfahrbar.

Erdgeschoss Zur Beleuchtung der intimeren Ausstellungsräume im Erdgeschoss wird um­ge­lenktes ­Tageslicht in diese Ebene des Ge­­­bäudes ­geführt. Das Licht muss von der Seite durch Oberlichtbänder in die Räume gelenkt werden, wobei jedoch Nachbargebäude und Bäume die Lichtmenge begrenzen. Daher sind schräg vor den Oberlich­­tern Lichtlenkelemente angebracht, die das Zenitlicht in diese Fenster ­lenken. Diese Licht­lenker bestehen aus Prismenplatten aus Acryl und befinden sich im Luftzwischenraum von Isolierglaselementen, die sie vor der Witterung schützen. Sie wurden in einem Winkel von 40 Grad vor den Ober­licht­ ­bändern angebracht und leiten auf diese Weise ein Maximum an Tageslicht in die Räume. Innerhalb der Erdgeschossräume lenken hyperbolische Decken das Tageslicht in den Raum und auf eine Reihe transluzenter ­»Lamellen«, die die sichtbare Decke der Ausstellungsräume bilden. Durch diese Lamellendecken entsteht ein weiches Licht, das sich

­diffused sunlight adds to the changing colour and character of the daylight on sunny days and helps to maximise the time when the ­galleries can be lighted solely by natural means. Beneath the roof glazing, motorised louvre blinds help to control variations in the natural lighting and allow the creation of different lighting conditions in each of the rooms on the top floor. The louvres can also be closed outside opening hours to prevent unnecessary exposure of the artworks to light. This, in turn, means that conservators can accept high lighting levels during visitor hours – typically 300 lux for works in the permanent collection. The light entering the large top-floor ­display galleries is further diffused by a suspended translucent fabric (Barrisol) ceiling. The resulting light in the rooms is calm and uniform; the fabric ceiling distributes the ­entering daylight evenly, but also gently transmits the variations caused by the movement of clouds and the changing position of the sun. At night and on heavily overcast days, ­hidden fluorescent light fixtures within the “loft” space above the ceiling energise to Top floor maintain light levels until the museum closes. On the top floor, a glazed, multilayered roof Seen on plan, the fluorescent lighting is construction allows the penetration of natural mounted at an angle to all other elements in light to all galleries on this level. The Okalux the loft space to make sure that no shadows high-performance sunscreen glazing on the are cast on the fabric ceiling below. roof protects the interior from excessive solar-­ The lighting control system operates the heat gains. It also filters out ultraviolet light louvre blinds and the fluorescent lighting to and protects the galleries from sun patching ensure that illumination levels are maintained by completely diffusing the incident light, within a controlled range that is ideal for ­allowing this diffused sunlight to contribute ­viewing the art, while preventing too much to the illumination of the spaces. Admitting damaging light from falling on the exhibits.

Ground floor The more intimate ground floor galleries ­employ an innovative approach in ensuring a uniform level of daylighting within the spaces, even though this daylight enters asymmetrically. Because of the floor above, light has to be brought into the space from the side through high-level clerestory windows, despite nearby buildings and trees that potentially obstruct this side lighting. The solution is to use a light-refracting panel mounted at an angle outside the windows to redirect sunlight and zenith light from the sky through the clerestory windows. The light refraction is effected by prismatic acrylic panels (manufactured by Siteco), which are protected from the influence of the weather by fixing them within sealed double-glazed units. They are mounted at an angle of 40° from the vertical outside the clerestory windows to maximise their effect in deflecting daylight into the building. Within the ground floor rooms, profiled soffits redirect the daylight from the clerestory windows across the space and on to a series of translucent “lamellas” that form the visible ceiling of the galleries. These fin-like panels soften and scatter the light, while permitting the space and structure above them to be ­appreciated. They also ensure that, despite the asymmetrical entry route of the light, the ­illumination in the gallery spaces beneath is virtually the same as if they were truly top-lit. Motorised blinds over the clerestory windows allow the variable quality of natural light to be controlled. As well as undertaking complex computer modelling of the ground floor galleries, a

Das Licht sollte großzügig, aber kontrolliert in die meisten Ausstellungsräume einströmen und die Kunst zum Leben erwecken. Die Lösungen für das Lichtdesign zielten auch darauf ab, den unterschiedlichen Räumen in den verschiedenen Geschossen einen jeweils anderen Charakter zu geben. Mit dem Tageslicht­ konzept dieses Museums sollte nicht nur die Ausleuchtung des Obergeschosses möglich sein, sondern auch der Räume in den unteren Geschossen. Dieses Ziel bestimmte die Anordnung der Ausstellungsräume sowie der Fenster. Erreicht wird dies auch im großen, von Tageslicht durchfluteten »Patio« im Souterrain, der sich unter dem Hauptgebäude herausschiebt und direkt von oben belichtet wird. Für die Räume im Erdgeschoss leitet ein neuartiges Licht­lenksystem das Licht von außen durch Oberlichtbänder in die Räume. Alle Ausstellungsräume, mit Ausnahme der Medien­ suite im Souterrain, haben weiße Wände und einen massiven Dielenboden aus dänischer Eiche, wodurch ein neutraler Hintergrund für die Kunstwerke entsteht, mit natürlichen ­Farben und heller, luftiger Atmosphäre. In den mit Tageslicht beleuchteten Ausstellungsräumen ist das natürliche Licht ­während 50–75 % der normalen Öffnungs­ zeiten (je nach Raum) vollkommen ausreichend. Die meisten Besucher können die Kunst in einer sehr natürlichen Lichtqualität erleben. Darüber hinaus führt dies zu erheblichen Einsparungen bei den Energiekosten.

the different floors. The daylight concept for this museum strives to illuminate not only the top-floor galleries with natural light, but the lower levels, too. The arrangement of the ­display spaces as well as the fenestration of the building reflect this goal. It is achieved in the large daylit “patio” space on the lower ground floor, for example, by offsetting the floor plan, allowing illumination from ground level above. For the ground floor galleries, a novel system of reflectors deflects zenith light through clerestory windows into the display spaces. All galleries (with the exception of the Media Suite on the lower ground floor) have white walls and solid Danish oak floorboarding. These finishings provide a neutral background for the artworks, while the light, natural colours ensure a bright and airy atmosphere. In the daylit galleries, the exclusive use of natural light is possible for between 50 and 75 per cent of the museum’s normal opening hours (depending on the gallery). This not only ensures a natural quality of light in which most visitors can view the art; it also leads to significant savings in electrical energy.

132

Bei Dunkelheit oder an trüben Tagen werden Leuchtstofflampen, die über der Tageslichtdecke angebracht sind, zugeschaltet und sorgen für ausreichend Licht, bis das Museum schließt. Diese Lampen sind so angeordnet, dass keine Schatten auf der Gewebedecke darunter entstehen. Die Beleuchtungsregelung steuert sowohl die Lamellen als auch die künstliche Beleuchtung, damit die Lichtmenge für die Betrachtung der Kunstwerke optimal ist und zugleich eine Schädigung der Exponate vermieden wird.

Museum Brandhorst

gleichmäßig im Raum verteilt, aber zugleich die räumliche Situation über der Decke erkennbar macht. Sie stellen sicher, dass trotz des schräg eintretenden Lichts die Belichtung der Räume für die Kunst darunter fast ebenso gleichmäßig ist wie die Beleuchtung der tatsächlich von oben belichteten Ausstellungsräume. Durch motorgesteuerte Jalousien hinter den Oberlichtbändern lässt sich der Eintritt des Tageslichts regulieren. Neben komplexen Computermodellen für die Ausstellungsräume im Erdgeschoss, mit denen sich die Tauglichkeit des neuartigen Beleuchtungskonzepts nachweisen ließ, wurde ein Testaufbau eines typischen Aus­ stellungsraums auf dem Gelände errichtet. Mit diesem konnte die Wirksamkeit des

Lepanto-Saal

­ esamtkonzepts demonstriert und der G ­optimale Winkel für die Montage der Licht­ lenkelemente ermittelt werden. Souterrain Der große zentrale »Patio« befindet sich im Unterschoss und ist über eine frei in den Raum gestellte Treppe mit dem Erdgeschoss ver­ bunden. Tageslicht erhält er durch ein großes Glasdach, das sich direkt an die Erdgeschoss­ ebene des Gebäudes anschließt. Stahlgitterroste über der Verglasung verhindern die ­direkte Einstrahlung von Sonnenlicht; zugleich kann man auf dieser Konstruktion über das Dach laufen. Vor der Glasfassade am Treppenaufgang befinden sich außen vertikale Glas­ lamellen als Sonnenschutz. Auf der Innenseite

der horizontalen und vertikalen Verglasung wurden verstellbare Lamellen und Leuchtstoffröhren angebracht, mithilfe derer die Lichtintensität ebenso reguliert werden kann wie in den anderen Ausstellungsräumen. Sechs nacheinander angeordnete Kabinette im Souterrain für Fotografien und ­Arbeiten auf Papier werden mit einer Reihe von »Leuchtkästen« an den Decken, die für diffuses Licht sorgen, ausschließlich künstlich beleuchtet. Umlaufende Lichtschienen ­ermöglichen ein direktes Anstrahlen einzelner Arbeiten. Die gleichmäßige Beleuchtungs­ situation mit künstlichem Licht trägt den ­strengen Konservierungsanforderungen der lichtempfindlichen Arbeiten in diesen ­Räumen Rechnung.

Lepanto Gallery

f­ ull-size mock-up of half of one typical gallery on this level was built on-site in order to test and substantiate the innovative daylighting ­approach. The mock-up helped to demonstrate the effectiveness of the overall concept and allowed the light-refracting panels to be tested. It also served to determine the ­optimum angle at which the panels should be mounted.

­ esigned “egg-crate” louvre structure that d prevents all direct sunlight from entering the space below, while also providing a walkable surface outside the building. Over the vertical section of the glazing next to the main stairs, external vertical glass louvres provide protection against the sun. Adjustable louvres and fluorescent lighting are mounted on the inside of the patio glazing to provide a similar degree of control over light levels to that found in the Lower ground floor other gallery spaces. The large central “patio” space is located On the lower ground floor, six adjoining ­underground, with a grand staircase leading small galleries for photography and works of up to the ground floor. The patio is daylit art on paper are illuminated solely by electric ­directly from above through a large ground-­ lighting from a series of diffuse “light boxes” level skylight adjacent to the building. Mounted mounted in the ceiling. Lighting tracks next on the outside of the glazing is a carefully to these boxes allow specific works to be

München  / Munich, 2005–2009

­highlighted when required. The consistent quality of electric lighting is more ­appropriate for the strict ­conservational ­requirements in these spaces, which are the location envisaged for the future display of drawings or other very light-sensitive works.

133

Dachraum oberhalb ­Lichtdecke OG

Roof space above lighting ceiling over upper floor

Zusammenhang von ­Tageslichtquotient und Zeitanteil mit Beleuchtungsstärken über 300 lux

Relationship between day­light factor and ­proportion of time when illuminance exceeds 300 lux

Zeitanteil mit Tageslichtbeleuchtungsstärken > 300 lux Percentage of time 300 lux is exceeded 100 % 80 %

> 300 lux 71% der Öffnungszeit > 300 lux for 71% of opening hours

60 %

> 300 lux 67% der Öffnungszeit > 300 lux for 67% of opening hours

40 % 20 % 0%

0%

0,4 %

0,8 % 1,2 % 1,6 % 2,0 % Tageslichtquotient/ Daylight Factor

Transluzente Lamellen Decke Erdgeschoss

Lichtanalyse AusstelLighting analysis of lungssäle im Erdgeschoss ground floor galleries

2,4 %

2,8 %

Translucent fins in soffit over ground floor

3c

1a

2 b

134

1

PMMA-Rohrprofil T 50 mm

T 50 mm perspex tube

2

Polycarbonatplatte 6 mm

6 mm polycarbonate sheeting

3

Lichtdecken-Diffusionsfolie

Light-deflecting soffit membrane

Museum Brandhorst

A L ageplan, Maßstab 1:8000 / Site plan, scale 1:8,000

München  / Munich, 2005–2009

135

136

Umwelt­ bundesamt / Federal Environment Agency Dessau, DE

Schnitt aa, Maßstab 1:2000

Section aa, scale 1:2,000

137

Umweltbundesamt in Dessau

Text: Susanne Schaubeck DETAIL 11/2005

Federal Environment Agency in Dessau

Text: Susanne Schaubeck DETAIL 11/2005

Als Modellprojekt für innovatives Bauen stellt sich das neu eröffnete Umweltbundesamt in ­Dessau, kurz UBA, selbstbewusst dem Vergleich mit den Gropius-Bauten vor Ort: Demonstrativ dynamisch und farbenfroh schlängelt sich das 460 m lange Gebäude, das rund 800 Arbeits­ plätze aufnimmt, auf dem innenstadtnahen Gelände des ehemaligen Wörlitzer Bahnhofs. In seiner Großmaßstäblichkeit und Kontinuität setzt der zweihüftige Verwaltungsbau einen klaren Akzent innerhalb der heterogenen, kleinteiligen Umgebung. Durch seine Faltungen reagiert der Bau individuell auf die jeweilige städtische Situation und erzeugt damit differenzierte Raumqualitäten im Außen- und Innenbereich: Ein halbrundes Forum öffnet sich mit verglasten Fassaden der Umgebung und ist Ort öffentlicher Veranstaltungen und Ausstellungen. An ­dieses schließt ein begrünter Innenhof an, überspannt von einem vollverglasten, sonnengeschützten Dachtragwerk. Die äußere Fassade unterstützt in Material und Farbgestaltung die Idee des horizontalen Bandes: 33 Farben aus sieben Farbfamilien gliedern in chromatischer Abstufung das Gebäude. Durchlaufende, vorgefertigte Brüstungselemente mit Lärchenholzschalung alternieren mit ­zurückgesetzten Fenstern und bündigen, farbig bedruckten Glasflächen. Die Fensterlaibungen sind mit pulverbeschichteten Stahlblechen bzw. mit gefärbten Aluminiumlamellen verkleidet. Über motorisch gesteuerte Klappen hinter opakem Glas erfolgt die Nachtlüftung der Büroräume. Im Inneren setzt sich das Gestaltungsprinzip mit einem höheren Anteil an transparentem Glasflächen fort. ­Atrium und Forum dienen neben der Belichtung innen liegender Büroräume der Optimierung des Energie- und Klimahaushalts: Die Gebäudeentlüftung erfolgt über die Dachebene des zentralen Falttragwerks. Durch solare Energieeinträge, hochdämmende Außenwände und eine Erdwärmetauschanlage erreicht der Verwaltungsbau fast den Energiestandard eines Passivhauses. Den Anspruch umweltgerechten Bauens und zeitgemässer Gestaltung erfüllt das UBA damit gleichermaßen.

With its innovative form of construction, the new German Federal Environment Agency building in Dessau (Umweltbundesamt, UBA) is a model scheme that asserts itself confidently in the presence of the nearby structures by Gropius. The 460-metre-long development, containing some 800 workplaces, is dynamic in form and delights in the use of colour. Set on the inner-city site of a former railway station, it follows a sinuously curving line in the heterogeneous, smallscale urban fabric. This winding form is a response to various local constraints and results in a range of different spatial qualities both internally and externally. With its glazed facades, the semicircular forum – a venue for exhibitions and other public events – opens on to the ­immediate surroundings. Adjoining the forum is a planted courtyard covered by a fully glazed sunscreen roof structure. The outer facade reinforces the idea of the horizontal strip in its use of materials and its coloration: the building is articulated by 33 different hues from seven colour groups in a chromatic graduation. Continuous prefabricated balustrade elements with larch cladding alternate with recessed windows and flush, colour-printed areas of glass. The window surrounds are lined with powder-coated sheet steel or coloured aluminium ventilation louvres. Night-time ventilation of the offices occurs by means of mechanically ­operated flaps behind sheets of opaque glass, while exhaust air flows out of the building via the central folded section of the roof structure. As well as allowing light to reach the internal ­offices, the atrium and the forum serve to optimise the energy balance and indoor climate ­control. Solar gains, highly insulated external walls and a geothermal heat-exchange plant help the UBA to achieve almost the standard of a passive-energy building. In this way, it complies with the standards of ecologically sound construction and modern design.

138

Umwelt­bundesamt  / Federal Environment Agency

Axonometrie Axonometric

Lageplan, Maßstab 1:5000 

Site plan, scale 1:5,000

UBA 35 glasdach umweltbundesamt, dessau

Dessau, 2002–2005

139

Lüftungskonzept: Sommer Tag

Ventilation concept: summer day

Lüftungskonzept: Sommer Nacht

Ventilation concept: summer night

Lüftungskonzept: Winter Tag 

Ventilation concept: winter day

Lüftungskonzept: Frühling Tag 

Ventilation concept: spring day

140

UBA 31b night cooling summer / nachtkühlung so Umwelt­bundesamt  / Federal Environment Agency federal environment agency / umweltbundesamt d

Grundrisse, Schnitt, Maßstab 1:2000

Layout plans, Section, scale 1:2,000

1

9

9 9

3. Obergeschoss 

Third floor

1 4

9 9

5

9

First floor

1. Obergeschoss 

a

b a

8

3

? 1

8 7

4

8 7 8

Erdgeschoss 

Ground floor

5

2

6

b

1

Forum

Forum

2

Hörsaal

Lecture hall

3

Ausstellung

Exhibition space

4

Bibliothek Neubau

New library building

5

Bestand ehemaliges „­Gebäude 109“

Remains of former “­Building 109”

6

Cafeteria

Cafeteria

7

Atrium

Atrium

8

Sonderräume

Special-purpose rooms

9

Verbindungsbrücken

Connecting bridges

Dessau, 2002–2005

bb

141

Schnitt, Innenfassade, Maßstab 1:20

11

Section through internal facade, scale 1:20

12 1

2

8 3

4

5

1

Trussed girder: Fachwerkträger aus Stahlrohren T 219/20 mm T 219/20 mm and und T 140/12,5 mm T 140/12.5 mm steel tubes

2

Aluminiumblech 2 mm Wärmedämmung Mineralwolle 50 mm Stahlbeton 400/800 mm

2 mm sheet-aluminium cladding 50 mm mineral-wool ­thermal insulation 400 mm reinf. conc. ­parapet 800 mm high

Kiesschüttung 100 mm Dichtungsbahn zweilagig 2 mm Wärmedämmung max. 460 mm Dichtungsbahn Dampfsperre 1,5 mm Stahlbeton 260 mm

100 mm layer of gravel 2 mm two-layer waterproof membrane 460 mm (max.) thermal insulation Sealing layer; 1.5 mm vapour barrier 260 mm reinforced ­concrete slab

4

Lärchenholz 20/70 mm auf Unterkonstruktion 30/50 mm Schallschutz Melaminharzschaum 50 mm

20/70 mm larch strip cladding 30/50 mm wood battens 50 mm melamine-foam sound insulation

5

Paneel: Gipsfaserplatte 19 mm Rahmen Furnierschichtholz 120/60 mm Wärmedämmung Zellu­ lose 120 mm OSB-Platte 16 mm

Panel: 19 mm fibrous plasterboard 120/60 mm laminated timber frame 120 mm cellulose thermal insulation 16 mm oriented-strand board

6

Isolierglas in Holz­ rahmen Lärche lasiert (U = 1,2 W/m²K), ESG 6 + ​SZR 16 + ​ VSG 8 mm

Double glazing in larch frame (U = 1.2 W/m²K): 6 mm toughened glass + ​ 16 mm cavity + ​8 mm lam. safety glass

7

Brüstung VSG 22 mm Handlauf Edelstahl o 30/45/5 mm

22 mm lam. safety glass balustrade 30/45/5 mm stainless-­ steel channel handrail

8

Fensterlaibung Holz­ werkstoffplatte Lärchenfurnier lasiert 340/25 mm

340/25 mm larch-­ veneered composite wood board

9

Sonnenschutzlamellen 25 mm

25 mm louvred sunblind

10

Isolierglas in Holzrahmen Lärche lasiert (U = 1,2 W/m²K), Float 6 + ​ SZR 16 + ​Float 4 mm

Double glazing in larch frame (U = 1.2 W/m²K): 6 + ​4 mm float glass + ​ 16 mm cavity

3

142

6

7

8

9

10

Umwelt­bundesamt  / Federal Environment Agency

Dessau, 2002–2005

143

144

Umwelt­bundesamt  / Federal Environment Agency

3 Sections through outer facade, scale 1:20

Schnitte, Außenfassade, Maßstab 1:20 

9 4 5 6 1 7

9

8 c 6

c

15 4 2

8 7

11

cc

1

2

3

4

12 3 dd

10

3

Abdeckblech Kupfer ­verzinnt 0,8 mm Dichtung Bitumenbahn zweilagig Dämmung Mineralfaser 72 mm Dampfsperre Stahlbeton 200/650 mm

0.8 mm tin-plated sheet-copper covering Two-layer bituminous seal 72 mm mineral-fibre ­insulation, vapour barrier 200 mm reinforced ­concrete parapet 650 mm high

Lärchenholz 20/150 mm 9 Holzunterkonstruktion 40/40 mm Hinterlüftung 40 mm

20/150 mm larch strip cladding 40/40 mm wood battens in 40 mm ventilated cavity

Paneel: Gipsfaserplatte 15 mm Rahmen BSH 6 100/160 mm Zellulosefaser 160 mm Holzzementfaser­ platte 29 mm 8 Kupfer 7 Kantblech11 verzinnt 1 mm

12

Panel: 15 mm fibrous plasterboard 160 mm cellulose-fibre insulation 15 100/160 mm lam. timber studding 29 mm cement and wood-fibre slab

9 4 9

5 6 7

10

c

11

4

d

8 12

d

1 mm tin-plated sheet-copper drip

5

Sonnenschutzlamellen 25 mm

25 mm louvred sunblind 10 3

6

Isolierverglasung in Holzrahmen Lärche lasiert (U = 0,8 W/m²K) ESG 4 + ​SZR 16 + ​ ESG 4 mm

Double glazing in larch frame (U = 0.8 W/m²K): 2 × 4 mm toughened glass + ​16 mm cavity

7

Stahlblech pulverbeschichtet 1,5 mm

1.5 mm powder-coated sheet-steel lining

8

Vorsatzscheibe ESG 8 mm 8 mm toughened glass fascia

9

Fensterlaibung Holzwerk- 340/25 mm larch-­ stoffplatte ­L ärchenfurnier veneered composite wood board surround, lasiert 340/25 mm with glazed finish

10

ESG farbig emailliert 10 mm in Aluminiumprofil o 20 mm Hinterlüftung 52 mm

10 mm colour-enamelled toughened glass in 20 mm alum. channel frame 52 mm ventilated cavity

11

Lüftungslamellen ­Aluminium lackiert

Aluminium ventilation grille, painted

12

Lüftungsklappe motorisch gesteuert: Sperrholz beschichtet 14 mm Dampfsperre Zellu­lose 70 mm Sperrholz Lärche ­fur­niert 14 mm

Motor-operated ­ventilation flap: 14 mm coated plywood vapour barrier 70 mm cellulose insulation, 14 mm larch-­ veneered plywood

13

Gipsfaserplatte 2× 12,5 mm Dämmung Zellulose­ platten 90 mm Federschienen 27 mm Holzunterkonstruk­ tion 63 mm

2× 12.5 mm fibrous ­plasterboard 90 mm cellulose ­insulation 27 mm spring strips 63 mm wood bearers

14

Auflager Edelstahl k 240/500/20 mm

240/500/20 mm ­stainless-steel angle

15

Verkleidung Holzwerkstoffplatte Lärchenfurnier lasiert 23 mm, Dämmung Zellulose­platten 40 mm

23 mm larch-veneered composite wood board 40 mm cellulose slab ­insulation

Dessau, 2002–2005

c

13

9 14

10

11

4

12

d

d

13

14 4

145

Feuer- und Polizeiwache / Fire and Police Station Berlin, DE

Schnitt aa, Maßstab 1:750

Section aa, scale 1:750

147

Feuer- und Polizeiwache in Berlin

Text: Thomas Madlener DETAIL 10/2004

Fire Station and Police Station in Berlin

Text: Thomas Madlener DETAIL 10/2004

Inmitten einer innerstädtischen Brache an der Spree liegt die Polizei- und Feuerwache für das Regierungsviertel. Der Neubau ergänzt ein Gebäude aus dem 19. Jahrhundert, den einzig verbliebenen Bau des ehemaligen Zollhofs auf dem Güterbahnhof ­Moabit. An die Brandwand des Altbaus angedockt, nutzt der schwebende Riegel dessen einhüftigen Seitenflügel zur ­Erschließung. Darunter finden die Einsatzfahrzeuge Platz. Die reflektierende Glasoberfläche setzt den unkonventionellen Neubau in Kontrast zu den matten Ziegeln des schweren preußischen Amtsgebäudes. Intensive Rot- und Grüntöne gehen entlang der Fassade in spannungsreich komponiertem Verlauf ineinander über – von Rot im Bereich der Feuerwache bis Grün bei der Polizei. Gleichzeitig stellen sie einen farblichen Bezug zum Backstein des Altbaus und den umgebenden Bäumen her. Vor den Fenstern der inneren Schale sind die äußeren Glaslamellen in­dividuell zu öffnen. Sie dienen hier in erster ­Linie als Sonnenschutz. Der wettergeschützte, rückseitig aufgebrachte Siebdruck sorgt für lichtechte und dauerhafte Farben. Bei geschlossenen Lamellen nehmen die weiß gestrichenen Innenräume etwas von dieser Farbigkeit an, im geöffneten Zustand erscheinen sie annähernd farbneutral.

The police station and the fire station for the government district of Berlin are located on an ­inner-city wasteland area near the River Spree. Situated next to a former railway goods yard, the new structure complements a now free-standing building dating from the 19th century. The new strip, seeming to hover above the ground, is built against the fire-resisting wall of the existing structure, the single side wing of which was integrated i­nto the new development to form a common circulation zone. Beneath the extension, space is provided for fire engines and police cars. A layer of panel-like elements is drawn over the face of the new building. Forming a striking contrast to the dull, heavy brickwork of the existing structure, this reflecting glass surface comprises an exciting composition of intense red and green tones – red representing the fire brigade, green the police. The colours also establish a link with the brickwork of the older building and with the surrounding trees. Over the window areas are louvres that serve primarily as a means of solar shading and that can be opened individually. The lightfast, permanent colours screen-printed on their rear faces tinge the white internal spaces when the louvres are closed. When they are open, the walls have a more neutral coloration.

148

Feuer- und Polizeiwache / Fire and Police Station

Schnitt, Grundrisse, Maßstab 1:750 

Section, floor plans, scale 1:750

1

Zugangsbrücke

Access bridge

2

Räume Polizei

Police station

3

Räume Feuerwehr

Fire station

4

Carport Polizei

Police carport

5

Fahrzeughalle Feuerwehr

Fire-brigade vehicle hall

2

bb

2. Obergeschoss 

Second floor

1

2

1. Obergeschoss 

3

First floor

b

a

a

b Erdgeschoss

Berlin, 2001–2004

Ground floor

149

150

Feuer- und Polizeiwache / Fire and Police Station

Berlin, 2001–2004

151

Sections through glass louvre facade, scale 1:20

Schnitte, Glaslamellenfassade, Maßstab 1:20 

1

2

3 4 5 6 7

8 9

10

11 c

1

Glashalter oben Alu­ minium beschichtet

Coated-aluminium top glazing clip

2

Glaslamelle ESG 6 mm Rückseite Siebdruck farbig

6 mm toughened glass fixed panel with ­coloured screen-printing on rear face

3

Glashalter unten Alu­ minium beschichtet

Coated-aluminium bottom glazing clip

4

Ankerschiene

Anchor strip in reinforced concrete wall

5

Wärmedämmung ­Mineralfaser, schwarz ­kaschiert 120 mm Stahlbeton 250 mm Kalkgipsputz

Wall construction: 120 mm black-laminated mineral-fibre thermal ­insulation 250 mm reinforced ­concrete wall Gypsum-lime plaster

6

Konsole Aluminium ­beschichtet

Coated-aluminium ­bracket

7

Aluminiumrohr beschichtet R 40/60 mm

40/60 mm coated-­ aluminium RHS

8

Glaslamelle beweglich: VSG aus 2× 6 mm TVG, Rückseite Siebdruck farbig

Adjustable lam. safetyglass louvre: 2× 6 mm partially toughened glass with coloured screen-­ printing on rear face

9

Glashalter beweglich ­Aluminium beschichtet

Coated-aluminium ­movable glazing bracket

10

Schubstange Edelstahl T 16 mm zur Steuerung der Öffnungslamellen

T 16mm stainless-steel sliding rod for opening louvres

11

Halteprofil für Öffnungslamellen Aluminium ­beschichtet

Coated-aluminium fixing strip for opening ­louvres

12

Isolierverglasung 6 + ​ SZR 16 + ​6 mm

Double glazing: 6 + ​16 + ​6 mm

13

Antriebseinheit für ­Öffnungslamellen

Operating unit for opening ­louvres

14

Trockenputzdecke abgehängt, Unterkonstruktion aus o-Stahlprofilen

Dry lining to soffit s­ uspended from steel channel sections

15

Antriebseinheit für ­Falttore

Operating gear for folding gate

16

Falttor gedämmt, ­beplankt mit Stahlblech beschichtet

Insulated folding gate, lined with coated sheet steel

17

Glaslamelle gebogen ESG 8 mm, Rückseite Siebdruck farbig

8 mm curved toughened glass panel with coloured screen-printing on rear face

c 12

13

15

14

152

16

Feuer- und Polizeiwache / Fire and Police Station

8

98

3 1

9

10

10

11

11

12

36 1

6 7

7

5

5

17

17

12

4

4

cc

Berlin, 2001–2004

153

154

GSW ­Haupt­­verwal­ tung / Headquarters Berlin, DE

0

Schnitt aa,  Maßstab 1:1000

10

Section aa, scale 1:1,000

20m

155

Verwaltungsgebäude in Berlin

im DETAIL Gebäudehüllen 2001

Eine konkave Hochhausscheibe ist dominierender Baukörper des von Sauerbruch Hutton Architekten erweiterten GSW-Komplexes im einstigen Zeitungsviertel der Berliner Friedrichstadt. Um das bestehende Punkthochhaus aus dem Jahr 1961 ist ein Gebäudeensemble entstanden, das durch seine Formen­sprache deutlich gegenüber der umgebenden Bebauung hervortritt. Das Hochhaus erhebt sich über einem dunkelgrauen, gefliesten Baukörper, der das Grundstück zur Straße hin abschließt. Ein aufgesetztes Oval markiert das Ende dieses niedrigeren Riegels. Gleichzeitig reagiert der Baukörper, dessen Brüstungszonen farbig abgesetzt sind, mit seiner Höhe von 22 m auf die klassische Berliner Traufhöhe. Blickfang des Ensembles ist jedoch die Westfassade der Hochhausscheibe mit ihren in Rot- und Orangetönen gehaltenen Sonnenschutzlamellen. Gemeinsam mit der Ostfassade ist sie wesentliches Element des für den Verwaltungs­ bau entwickelten Energiekonzepts. Durch die bewusst schmalen Grundrisse und die zweischalig, als thermische und akustische Puffer ausgeführten Glasfassaden konnte nicht nur eine optimale Nutzung des Tageslichts ermöglicht, sondern auch auf die Installation einer Klimaanlage verzichtet werden. An der Ostfassade wird den einzelnen Geschossen Frischluft zugeführt. In der doppel­ schaligen Vorhangfassade sind dafür Lüftungselemente vorgesehen, die außen mit Lamellenblechen abgedeckt, innen über Dreh- oder Kippflügel zu öffnen sind. Durch den natürlichen Luftauftrieb in der ebenfalls zweischaligen Westfassade wird über nach außen kippbare Fenster verbrauchte Luft in Lüftungskanälen angesogen und abgeführt. Bei den Kombibüros wird dies durch ein ausgeklügeltes System in den inneren Trennwänden ermöglicht, das Luft durchlässt, Schall jedoch absorbiert. Das so­­genannte Winddach, ein über der Hochhausscheibe liegender aerodynamischer Flügel, erhöht die Sogwirkung der Westfassade. Ihre flexiblen Elemente sind individuell regulierbar und mit einem zentralen Steuerungssystem ­verbunden. Die innere Schicht beider Fassaden ist isolier­verglast, die äußere Hülle ist mit Einscheibensicherheitsglas ausgefacht – auf der Ostseite im Brüstungsbereich mit weiß emailliertem Glas. Zwischen den Fassadenschichten ist windgeschützt der Sonnenschutz integriert: auf der Ostseite eine Jalousie, auf der West­seite perforierte dreh- und verschiebbare Aluminiumbleche. Während die Ostfassade betont schlicht gehalten ist, bietet die Westfassade mit ihren farbigen Sonnenschutzlamellen ein lebendiges Bild, das die ge­schwungenen Formen des Ensembles noch unterstreicht.

Administration Building in Berlin

in DETAIL Building Skins 2001

A concave high-rise slab is the dominant volume in the GSW expansion by Sauerbruch Hutton in Fried­richstadt, Berlin’s former newspaper district. The original tower, dating from 1961, has now been supplemented by a complex whose formal language is distinctly different from its ­existing built environment. The structure rises above a volume faced in charcoal grey tiles, which separates the site from the street. An oval element marks the top of the lower slab. At 22 m height, the new volume, whose parapet zones are emphasised with colour, adopts the classic eaves height in Berlin. The most striking visual feature of the ensemble is the west facade of the high-rise with red and orange sunshading louvres. In combination with the east facade it is an essential component in the low-energy concept developed for the administration building. Deliberately narrow plans and double-layered facades constructed as thermal and acoustic buffers allow air conditioning to be omitted in the tower and facilitate a maximum exploitation of daylight. Fresh air enters into each floor via the east face. Ventilation elements integrated into the double-layered curtain facade are designed to promote this airflow; they are covered on the outside with louvred sheets and are operable on the inside by means of rotating or pivoting leaves. Vitiated air is drawn through the building to the western convection facade, where it is emitted through windows that open to the outside. In the combination offices the same effect is made possible by means of a complex system integrated into the dividing walls, which allows the passage of air but absorbs sound. The so-called wind roof – an aerodynamic wing on the roof – supports the natural stack effect in the west facade. The wing features flexible elements, individually adjustable and linked to a central control system. Insulating glazing is used for the internal layer of both facades, while the post-and-beam construction of the external skin is infilled with safety glass – with white enamelled glass in the parapet area to the east. Sunshading is integrated between the facade layers, sheltered from oncoming winds: blinds on the east side, and perforated rotating and sliding aluminium elements on the west facade. While the east face is deliberately plain, the west facade is a lively presence in Berlin’s cityscape with its colourful sunscreen louvres, emphasising the curvature of the ensemble.

156

GSW Hauptverwaltung  / Headquarters

Lageplan, Maßstab 1:3000

Site plan, scale 1:3,000

Grundrisse, Maßstab 1:1000 

Floor plans, scale 1:1,000

a

Berlin, 1995–1999

a

Regelgeschoss 

Typical floor

1. Obergeschoss

First floor

Erdgeschoss

Ground floor

157

158

GSW Hauptverwaltung  / Headquarters

Teilschnitt vertikal, Maßstab 1:20

1

1

Partial vertical ­section, scale 1:20

3

3

2

2

4

4

5

5 aa

Detail, Maßstab 1:5

Detail, scale 1:5

5

1

2 1

äußere Fassade Westseite: Aluminium-Strangpress­ profile, Ausfachung ESG 10 mm, 1800/3300 mm

Outer facade, western side: extruded aluminium section, toughened safety glass infill panels, 10 mm, 1,800/3,300 mm

2

Stahlkragarm

Steel cantilever arm

3

Sonnenschutzläden 600/2900 mm, ­Aluminiumlochblech 1,5 mm, drehbar und ­seitlich verschiebbar

Solar protection shutters, 600/2,900 mm, ­perforated ­aluminium sheeting 1.5 mm, pivoting and sliding

4

innere Fassade Westseite: vorgehängte Elemente aus Aluminium-Strangpressprofilen 1800/3250 mm Isolierverglasung 6 + SZR 14 + 8 mm Brüstung: ­Aluminiumlochblech 2 mm mineralische ­Dämmung vlieskaschiert 20 mm ­Brandschutzplatte 18 mm auf Stahlunterkonstruk­ tion mit integrierter Wärme­dämmung 100 mm

Inner facade, western side: suspended extruded aluminium elements 1,800/3,250 mm, ­Insulating glazing 6 + space between the panes 14 + 8 mm Parapet: perforated aluminium ­sheeting, 2 mm, fleece-laminated mineral ­insulation, 20 mm 18 mm fire-resistant panel on a steel frame with integrated thermal ­insulation, 100 mm

5

Gitterrost

Grating

Berlin, 1995–1999

3

159

a

Niedrig­energie­konzept / Low-energy concept Das weitgehend passive Konzept (low-tech) wurde mit Hilfe diverser Simulationsprogramme verfeinert (high-tech). Darüber hinaus ist das Gebäude zweimal im Windkanal des Department of Aerospace Engineering in Bristol analysiert worden. Mithilfe der Ergebnisse dieser Analysen soll Heizungs-, Lüftungs- und ­Beleuchtungsenergie in wesentlichem Umfang eingespart und die Aufenthaltsqualität im Gebäude mit natürlichen Mitteln optimiert werden. Der angestrebte Standard ist mit einem technischen Klima­tisierungs-, Lüftungs- und Beleuchtungskonzept vergleichbar.

3

Ausnutzung der Speichermassen Die Decken des Gebäudes sind generell ohne Verkleidung ausgeführt, um die Masse des Stahlbeton­ tragwerks zur positiven Beeinflussung des Raumklimas einzusetzen.

The low-tech, i.e. passive, concept was perfected with the help of a number of high-tech simulation programmes. In addition, the building was twice ­analysed and tested in the wind tunnel of the ­Department of Aerospace Engineering in Bristol. The results of these ­analyses provide the basis for considerable savings in heating, ventilation and lighting energy consumption and for optimising the quality of comfort in the building by natural means. The targeted ­performance is com­ parable to mechanical air conditioning, ven­ti­ lation and lighting ­concepts.

Utilization of thermal ­storage The ceiling slabs of the building are exposed to harness the thermal mass of the reinforced concrete load-bearing structure as a positive influence on the internal climate.

2

1

Optimierung der Tages­ belichtung Durch eine großzügige Verglasung der gesamten Fassade wird die Tages­ belichtung der Büro­ flächen optimiert. Der Grundriss des Ge­­­bäudes ist relativ schmal, sodass die natürliche Belichtung der Arbeitsplätze fast das ganze Jahr hindurch gewährleistet ist.

3a

160

Cooling In summer, especially, the thermal inertia of the massive material is utilised to absorb heat gains and to maintain cool temperatures inside the building in daytime. The building is cooled at night by means of natural cross ventilation.

5

4

Sunshading Moveable sunshading ­elements are integrated between the double-­ layered east- and west ­facades. These elements can be opened individually by every occupant in the building, much like windows. They can, however, also be operated from a central control system.

Ausbildung von ­Pufferzonen Durch Pufferzonen in Form von zweischichtigen Fassa­den an Ost- und Westseite werden die Transmissionswärme­ verluste minimiert. Die Ost­­fassade verfügt über eine ca. 20 cm tiefe, ge­schoss­weise hinterlüftete Doppelhaut. Die West­seite ist über die ganze Fläche als Konvektionsfassade ausgebildet. Der für die Luftführung vorgesehene Raum zwischen der isolierverglasten Innenseite und der einfachverglasten Außenseite ist 1 m tief.

Buffer zone construction Buffer zones in the form of double-layered facades on the east and west sides minimise thermal loss by transmittance. The east facade is constructed with an approx. 20-cmdeep, floor-high double skin that is partially rear-­ ventilated. The entire west side is constructed as a convection facade. The convection space ­between the insulated glazing on the inside and the safety glazing on the outside is 1 m deep.

3b

Im Sommer Insbesondere im Sommer wird die thermische Trägheit des massiven Mate­ rials genutzt, um die anfallenden Wärmegewinne aufzunehmen und das ­Gebäude, das über Nacht durch natürliche Quer­ lüftung abkühlt, tagsüber länger kühl zu halten.

Effektiver Sonnenschutz Zwischen den Schichten der zweischaligen Ostund Westfassade sind ­bewegliche Sonnen­ schutzelemente ange­ ordnet. Diese Elemente können wie die Fensteröffnungen der Fassade von jedem Nutzer individuell, aber auch zentral gesteuert werden.

Optimised daylight use The expansive glazing across the entire facade surface guarantees optimal daylight in the office areas. The plan of the building is fairly narrow, ensuring natural lighting for all workstations nearly all year long.

Im Winter Ebenso kann im Winter die im Laufe der Nacht aufgenommene Wärme tagsüber an den Raum ­abgegeben werden.

Heating In winter, the heat which is absorbed by the thermal mass at night ­radiates into the rooms in daytime.

6

Natürliche Querlüftung Der in der Konvektionsfassade durch natürlichen Wärmeauftrieb entstehende Unterdruck wird genutzt um frische Luft durch das Gebäude hin­ durch­zuziehen. Wenn Fenster auf der Ost- bzw. Westseite geöffnet wer­ den, strömt frische Luft von Ost nach West durch das Gebäude. Diese Luftbewegung ist aufgrund der durch Klappen regelbaren, gleichmäßigen Druckverhältnisse in der westlichen Doppelfassade von Außen­ bedingungen weitgehend un­abhängig und garantiert Luftwechselraten, die mit mechanischen Lüftungen vergleichbar sind.

Natural cross ventilation The negative pressure that results from natural thermal lift in the con­ vection facade is used to draw fresh air into and through the building. When windows are opened on both the east and west side, fresh air flows through the building from east to west. This air movement is largely independent of ­external weather conditions due to the constant pressure that is maintained within the double-­ layered west facade. It guarantees air change rates that are comparable to those achieved with mechanical ventilation.

Wärmerückgewinnung Da im Winter die Außenluft für natürliche Belüftung zu kühl bzw. der ­Wärmebedarf zur Heizung der Außenluft zu hoch ist, wird eine zentrale mechanische Lüftungsanlage vorgehalten. Sie erlaubt die Wiedergewinnung der Abluftwärme und senkt damit entsprechend den Heizbedarf.

Recycled heat Since the outside air is too cool in winter for natural ventilation, or rather, since heating requirements are too high to heat fresh air, a central mechanical ventilation system is also provided. With the help of this system, extracted heat can be recycled, thereby reducing the heating ­requirements.

GSW Hauptverwaltung  / Headquarters

Winddach Das sogenannte Winddach ist als Resultat der Gebäudesimulation so­ wie der zwei Wind­kanal­­­ tests entstanden. Wie ein Schirm schützt es die nach oben offene Konvektionsfassade vor Regen und leitet die Windströme. Wenn der Wind aus west­ lichen Richtungen weht (Hauptwindrichtung), wird er durch die Form des Dachs direkt über die Oberkante der Abluftfassade geleitet. Durch das Profil des Dachs wird der Wind beschleunigt und der Unterdruck in der ­Fassade erhöht (Venturi-­ Effekt), sodass deren natürliche Konvektionswirkung unterstützt wird. Weht der Wind in Längsrichtung des Gebäudes, wird Überdruck in der Fassade verhindert, indem der Luftstrom durch am Winddach an­ gebrachte »Windflossen« verwirbelt wird.

Wind roof The so-called wind roof was designed with the help of simulation and two wind tunnel tests. Much like an umbrella, it protects the convection facade, which is open at the top, from rain and ­directs the wind currents. Westerly winds (the main wind direction at this site) are directed right above the upper edge of the convection facade by means of the roof’s shape. The roof profile ­accelerates the wind flow and increases the negative pressure in the facade (Venturi effect), thus supporting the ­natural stack effect. When the oncoming winds flow in the longi­ tudinal direction of the building, overpressure in the facade is prevented by dispersing the airflow in eddies on so-called “wind fins” installed on the wind roof.

Schnitt,  Maßstab 1:200 1 Winddach: Stahlkonstruktion textile Membran an ­Unterseite 2 Fassadenbefahranlage

Section, scale 1:200 1 Wind roof: Steel structure Textile membrane ­underneath 2 Facade access system

1 2 A

Berlin, 1995–1999

B

161

Schnitte, Glaslamellenfassade, Maßstab 1:20 

Sections through glass louvre facade, scale 1:20

1

A

B

2

3 C

4

7

13

5 6

a

a

b

b 12

8

9

10

162

11

GSW Hauptverwaltung  / Headquarters

Detail Fassade, Maßstab 1:10

Detail facade, scale 1:10

C

6 c

1

Glashalter oben Alu­ minium beschichtet

Coated-aluminium top glazing clip

2

Glaslamelle ESG 6 mm, Rückseite Siebdruck farbig

6 mm toughened glass fixed panel with ­coloured screen-printing on rear face

3

Glashalter unten Alu­ minium beschichtet

Coated-aluminium bottom glazing clip

4

Ankerschiene

Anchor strip in reinforced concrete wall

5

Wärmedämmung ­Mineralfaser schwarz ­kaschiert 120 mm Stahlbeton 250 mm Kalkgipsputz

Wall construction: 120 mm black-laminated mineral-fibre thermal ­insulation 250 mm reinforced ­concrete wall Gypsum-lime plaster

6

Konsole Aluminium ­beschichtet

Coated-aluminium ­bracket

7

Aluminiumrohr beschichtet R 40/60 mm

40/60 mm coated-­ aluminium RHS

8

Glaslamelle beweglich VSG aus 2× 6 mm TVG, Rückseite Siebdruck farbig

Adjustable lam. safety glass louvre: 2 × 6 mm partially toughened glass with coloured screen-­ printing on rear face

9

Glashalter beweglich: ­Aluminium beschichtet

Coated-aluminium ­ ovable glazing bracket m

10

Schubstange Edelstahl T 16 mm zur Steuerung der Öffnungslamellen

T 16mm stainless-steel sliding rod for opening louvres

11

Halteprofil für Öffnungslamellen Aluminium ­beschichtet

Coated-aluminium fixing strip for opening ­louvres

12

Isolierverglasung 6 + ​ SZR 16 + ​6 mm

Double glazing: 6 + ​16 + ​6 mm

13

Antriebseinheit für ­Öffnungslamellen

Operating unit for opening ­louvres

14

Trockenputzdecke abgehängt, Unterkonstruktion aus o-Stahlprofilen

Dry lining to soffit ­suspended from steel channel sections

15

Antriebseinheit für ­Falttore

Operating gear for folding gate

16

Falttor gedämmt, ­ eplankt mit Stahlblech b beschichtet

Insulated folding gate, lined with coated sheet steel

17

Glaslamelle gebogen ESG 8 mm, Rückseite Siebdruck farbig

8 mm curved toughened glass panel with coloured screen-printing on rear face

Berlin, 1995–1999

bb

13 13

12 12

c

cc

14

5

4

6

aa

163

Glas und Farbe / Glass and Colour

Ein Gespräch mit / An Interview with Matthias Sauerbruch Detail 10/2004

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Detail: Bei Sauerbruch und Hutton denkt man sofort an Farbe, vielleicht sogar an eine sehr bunte Architektur. Farbe ist zu Ihrem Markenzeichen geworden. Ist das gewollt oder stört Sie so ein Label? Matthias Sauerbruch: Zweifellos ist die Farbe für uns zu einem architektonischen ­Ausdrucksmittel geworden, so wie für andere Mauerwerk, Beton oder sonstige ­Bau­materialien. Ich denke, das wird auch in Zukunft so bleiben, gleichgültig welche ­Bau­aufgabe wir angehen, denn Farbe ist, wenn man so will, eine unserer Leidenschaften. Sie ist allerdings nur ein Teil unserer Handschrift. Es gibt auch andere Elemente, die vielleicht nicht im ersten Augenblick ins Auge stechen. Woher kommt diese Leidenschaft für die Farbe? Das ist schwer zu sagen. Bei mir kommt sie aus der Biografie. Mein Vater war Maler, und ich habe mich früh für Malerei und Kunst interessiert. Farbe in unserer Architektur einzusetzen, darauf kamen wir durch Zufall. Als wir Ende der 1980er-Jahre unser Büro in England gründeten, hatten wir zunächst viel mit dem Umbau kleiner Reihenhäuser zu tun. Da die Bauherren meist nur kleine Budgets zur Verfügung hatten, waren die ­konstruktiven Möglichkeiten oft sehr begrenzt. Irgendwann stellten wir fest, dass man mit Farbe die Raumwirkung auch von relativ kleinen Räumen stark beeinflussen kann. Beispielsweise ist es möglich, den Verbund einer Ecke aufzulösen, etwa mithilfe von zwei Farben, die einen starken Kontrast bilden oder unterschiedliche Helligkeiten haben. Wenn man das strategisch einsetzt, kann man räumliche Großzügigkeit erreichen, wo sie rein physisch gar nicht gegeben ist. Wir haben dann weiter mit Farbe experimentiert und sie später auch in der Fläche eingesetzt, etwa um einer ­Fassade optische Plastizität zu verleihen. Wann im Entwurfsprozess kommt denn die Farbe ins Spiel? Das ist in jedem Projekt anders, aber meist gibt es schnell eine Art Grundidee, wo Farbe zum Einsatz kommen soll, beispielsweise an der Fassade oder ­einer bestimmten Stelle im Haus. Die Entscheidung aber für eine bestimmte Farbe oder Farbkombination ist normalerweise ein langwieriger Prozess. Beim Umweltbundesamt in Dessau hatten

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Detail: The name Sauerbruch and Hutton immediately conjures an image of colour – extremely colourful architecture perhaps. Colour has become your trademark. Is that deliberate, or does a label like that bother you? Matthias Sauerbruch: Colour has certainly become an architectural means of expression for us, just as brickwork, concrete or other materials have for other architects. I imagine that will remain so in the future, regardless of the kind of projects we undertake. Colour is one of our passions, if you like; but it’s only part of the picture. There are other elements as well, which may not be apparent at first sight. Where does this passion for colour come from? That’s hard to say. In my case, it’s part of my biography. My father was a painter, and from an early age I was in­terested in painting and art. The use of ­colour in our architecture, though, was something we came upon by chance. At the end of the 1980s, when we founded our office in England, a lot of our work involved the conversion of small terraced houses. In many cases, the constructional scope was very limited, since most of the clients had only a small budget at their ­disposal. At some point, we realised that it was possible to exert a great influence on the spatial effect of even relatively small rooms through the use of colour. For example, you can dissolve the strict ­angularity of a corner situation with the aid of two colours that are strongly contrasted with each other or that have different degrees of luminance. If you apply this knowledge in a strategic way, a sense of breadth and spaciousness can be achieved where it doesn’t exist, physically speaking. We continued to experiment with colour and ­later used it on planar surfaces; for instance, to lend a facade a visually three-dimensional quality. At what point does colour enter the design process? It varies from project to project, but usually a basic idea emerges fairly soon as to where colour will play a role – in the facade, say, or at a certain point in the building. Reaching a decision in favour of a specific colour or combination of colours is normally a lengthy process, however. In the case of the German Federal Environment Agency (Umweltbundesamt) in Dessau, we applied various spots or patches of colour to the

Glas und Farbe / Glass and Colour

wir beispielsweise auf dem ersten Wettbewerbsmodell auf der Fassade Farbpunkte oder Farbflächen, die an Schiebeläden erinnerten – eine Idee, die von der GSW in ­Berlin kam oder vom Photonikzentrum in Adlershof, wo die Sonnenschutz­elemente ­farbig sind. Schließlich sind daraus farbige Glasverkleidungen geworden, die Funktionselemente wie Nacht­lüftungs­klappen abdecken oder massive Wände verkleiden. Das umlaufende Farbenspektrum ist sehr differenziert und hat sich einfach aus der räum­ lichen Konfiguration er­geben. Wir haben versucht, mit unterschiedlichen Farben auf die unterschiedlichen Raumfiguren einzugehen und den Kontext zu reflektieren. Das war ein langer Entwicklungsprozess, der in den fast sieben Jahren ­Planungszeit immer parallel lief. Machen Sie Ihre Farbkonzepte selbst? Oder haben Sie einen Farbberater? Nein, das machen wir selbst. Nach welchen Kriterien? Nach dem Ausschlussverfahren »trial and error«. Unseren Farbkonzepten liegt keine ­Farbenlehre, etwa im Sinne eines Johannes Itten zugrunde, die auf spezielle Farb­gruppen oder Helligkeitswerte abhebt. Es ist eine optische Vorgehensweise, ein bisschen wie Malerei. Man betrachtet eine Ansicht oder ein Modell wie eine Leinwand und fängt an zu komponieren, bis man das Gefühl hat, jetzt passt es. Am Anfang haben wir eine grobe Vermutung und nähern uns dann über verschiedene Varianten, anhand von Skizzen und immer größer werdenden Modellen dem Endkonzept an. Das ist meist erst kurz vor der Ausschreibung fertig, und dann wird eine Fassadenabwicklung gemacht. Im Fall des Umweltbundesamts mit einer etwa 1km langen Fassade, innen und außen zusammen ­gerechnet, haben wir erst ein Modell im Maßstab 1:200 bauen lassen und jede Farbfläche wirklich belegt. Das haben wir dann noch einmal im Maßstab 1:75 mit Farbmustern aus der NCS-Skala gemacht und uns dann nach Ausschreibung und Vergabe die Muster der Firma geben lassen. Erschwerend kam hinzu, dass bei einer Beschichtung auf der Rückseite von Glas die Farbtöne stark von dessen Grünfarbe beeinflusst werden, sogar beim sogenannten Weißglas. Rottöne z. B. wirken viel matter. Manche ­Farben mussten

facade in the first competition model. They looked a bit like sliding shutters. The idea came from the office complex in Berlin built for the GSW housing developers and from the photonics centre in Adlershof, where the sunshading elements are coloured. The ultimate outcome of all this was a coloured glass cladding that is used to conceal functional elements such as night-time ventilation flaps, or that acts as a lining to solid walls. The colour spectrum that runs round the building is subtly differentiated and resulted quite simply from the spatial configuration. We attempted to respond to the different spatial forms with different colours and to reflect the specific context. It was a long development process, which ran parallel to the almost seven-year planning period. Do you develop your own colour concepts, or do you have a colour consultant? No, we do it ourselves. Based on what criteria? By a process of exclusion: trial and error. Our colour concepts are not derived from a theory like the one drawn up by Johannes Itten, which is based on special colour groups and luminance values. In our case, it’s a visual process, a bit like painting. You study an elevation or a model as if it were a canvas and begin to compose, and you carry on until you have the feeling that it’s right. At the beginning, we have a general idea and approach the final concept via a number of variations, using sketches and ever larger models. That usually takes place shortly before the tendering phase. Then we do a facade layout. In the case of the Environment Agency building, which has a facade roughly one kilometre long if you count the external and the courtyard faces, we first had a model built at 1:200 and actually applied colour to every area. We then repeated this to a scale of 1:75 with colour samples from the Natural Colour System (NCS) range; and after tendering and the award of contracts, we obtained the samples from the firm. A further difficulty was the fact that when you put a coating on the rear face of glazing, the green tone of the glass has a strong influence on the coloration – even in the case of so-called “white” flint glass. Red shades appear much duller, for example.

Ein Gespräch mit / An Interview with Matthias Sauerbruch

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wir vier- bis fünfmal be­mustern, um auf der Außenseite ein zufriedenstellendes Ergebnis zu erhalten. Es fällt auf, dass Sie besonders häufig Farbe im Zusammenhang mit Glas einsetzen. Beispielsweise scheinen Sie in Adlershof bewusst mit den ästhetischen Möglichkeiten der Reflexion zu spielen. Die Reflexion sorgt in manchen Fällen für einen zusätzlichen räumlich-materiellen Aspekt. Bei der Polizei- und Feuerwache im Berliner Regierungsviertel verleiht die reflektierende Oberfläche der Glasverkleidung dem Neubau eine gewisse Leichtigkeit, die einen schönen Kontrast zur matten Ziegeloberfläche des eher schweren Bestandsgebäudes bildet. Ein anderer Aspekt ist natürlich die Haltbarkeit des Farb­auftrags. Durch die rückseitige Farbbeschichtung von Glas erzielt man eine sehr schöne, lichtechte und wetterge­schützte, dauerhafte Farboberfläche für Fassaden. Wie übertragen Sie Ihre Farbkonzepte auf den Innenraum? Das hängt von dem einzelnen Projekt ab. Beispielsweise hat das Forschungsgebäude in Biberach außen einen prägnanten Farbmantel, während es innen in der Farbigkeit zunächst relativ reduziert ist. Es gibt wohl einzelne Farbflächen; gleichzeitig sind die sogenannten weißen Wände in Wirklichkeit oft nicht ganz weiß, sondern haben eine leichte, zurückhaltende Farbigkeit. Dazu kommt in den Laboren durch die Fenster auch meist die Farbe der Fassade durch. Bei der Fabrik in Magdeburg dagegen ist das Farbkonzept durchgängiger. Hier zeigt sich das Gebäude sowohl außen wie auch im Inneren des Eingangsbereichs sehr farbig. Der foyerartige Raum ist der einzige ­kollektive Ort, an dem sich alle versammeln können, z. B. für Ausstellungen oder einen Empfang. Mit der Farbgebung soll Öffentlichkeit und ­Gemeinsamkeit signalisiert werden. Kommen wir noch einmal auf die Fassade in Biberach zurück. Ist es wahr, dass das auffällige Farbmuster von einer Molekularstruktur hergeleitet ist? Es ist tatsächlich wahr. Wir ­haben im Internet eine Elektronenmikroskopaufnahme von einem Präparat des Auftraggebers gefunden und noch einmal ver­größert. Allerdings

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We had to try out some colours four or five times to achieve a satisfactory result on the outside. A striking feature of your work is that you use colour very often in combination with glass. At ­Adlershof, for example, you seem to play quite consciously with the aesthetic potential of ­reflections. In some cases, reflections provide an additional spatial-material dimension. In the fire and police station in the parliamentary district of Berlin, the reflecting surface of the glass cladding lends the structure a certain lightness, which forms a pleasing contrast to the dull brick surfaces of the rather heavy existing building. A further aspect, of course, is the durability of the applied ­colour. Coating glass on its rear face produces a lovely colour finish for facades that is lightfast, protected against the weather and durable. How do you apply your colour concepts to internal spaces? That depends on the individual project. For example, the research building in Biberach has a striking coloured skin externally, whereas internally, the coloration is relatively subdued. There are certain areas of colour, of course; at the same time, the so-called “white walls” are often not really white, but have a light, restrained coloration. What is more, the colour of the facade usually radiates through the windows of the la­ boratories. In the factory in Magdeburg, on the other hand, there is a more pervasive colour concept. The exterior of the building and the inside of the entrance area are extremely colourful. The foyer-like space is the only collective place where everyone can come together – for exhibitions or receptions, for example. The coloration is meant to signify a public realm and a sense of community. Let’s go back to the facade in Biberach for a moment. Is it true that the striking colo­ration is based on a molecular structure? Yes, that is really true. On the Internet, we found an electron-microscope image of a substance made by the client and enlarged it even more. To be quite honest, though, we changed the colours a lot, and bit by bit the structure as well. Symbolically, I find the

Glas und Farbe / Glass and Colour

Photonikzentrum, Berlin-Adlershof, 1998

Photonics centre, Adlershof, Berlin, 1998

Grundriss Erdgeschoss, Maßstab 1:1000

Ground floor plan, scale 1:1,000

Ein Gespräch mit / An Interview with Matthias Sauerbruch

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haben wir, um ehrlich zu sein, die Farben stark verändert und nach und nach auch die Struktur. Ich finde die Assoziation, in eine Molekularwelt einzutauchen, symbolisch ­betrachtet, sehr schön und passend für die Forscher, die sich ja die ganze Zeit mit ­mikroskopischen Auf­nahmen beschäftigen und dabei in einen anderen Maßstab ­ab­tauchen. Nur derjenige, der es weiß, wird die Pointe verstehen; für den normalen ­Betrachter ist es einfach eine Farbkomposition. Und wie nehmen die Forscher die konkrete Fassade an? Haben sie nicht im Innenraum wegen der farbigen Gläser stets farbiges Licht? Die Gläser sind nicht durch­gefärbt, sondern mit einem Punktraster bedruckt. Die ­Farbigkeit ist vergleichsweise zurückhaltend und die Beschichtung selbst ist nicht oder kaum lichtdurchlässig, deshalb haben die Schatten der Rasterpunkte keine Farbe. ­Natürlich gibt es aber Farbreflexionen, sodass das Licht im Raum eine leichte, doch ­zurückhaltende Farbigkeit hat. Beeinträchtigt diese Farbigkeit die ­Nutzer nicht? Wie sind die Reaktionen? Die Reaktionen gehen natürlich in beide Richtungen. Es gibt Leute, die sich an der Farbigkeit stören; die Mehrheit aber ist davon angetan. Bei der schon erwähnten Polizei- und Feuerwache in Berlin ist die gesamte Fassade intensiv rot und grün. Über die Fenster legt sich eine Lamellenstruktur. Wenn diese geschlossen ist, strahlen die Fenster selbst rot, wie in einer Nachtbar. Wenn man die Lamellen jedoch aufklappt, wird der Raum wieder ganz weiß. Jeder kann es sich so einrichten, wie er möchte – und das gilt für ­Biberach auch. Sind die Gläser hier anders behandelt? Welche unterschiedlichen Arten von farbigem Glas haben Sie schon verwendet? Welche Erfahrungen haben Sie dabei gemacht? Im Prinzip sind es in beiden Projekten dieselben Techniken, allerdings ist die Bedruckung bei der Feuerwehr etwas dichter und die Farben sind intensiver. Dementsprechend ist auch die Reflexion stärker. Aber auch hier ist das Licht, das durch das bedruckte Glas fällt, nicht selbst farbig – die Bedruckung selbst leuchtet. Im Gegensatz dazu haben wir bei dem Showroom für Zumtobel Staff wirklich farbiges Glas eingesetzt, also

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notion of delving into a molecular world something very beautiful; and it’s also related to the researchers, who are concerned with microscopic views the whole time and immerse themselves in things at quite a different scale. Only those who are aware of this connection will get the point; for the average observer, it’s simply a colour composition. And how do the research people accept the actual facade? Don’t they have to put up with coloured light internally because of the coloured glass? The body of the glass is not coloured. The surface is printed with a grid of dots. The coloration is relatively restrained, and the coating itself is not permeable to light, or hardly so. The shadows cast by the grid of dots have no colour, therefore. Naturally, colour reflections do occur, so that the light internally has a slight but very subdued coloration. And this coloration doesn’t disturb the users? What are their reactions? The reactions go both ways, of course. Some people are disturbed by the colora­ tion, but the majority like it. In the fire and police station in Berlin, which I mentioned earlier, the entire facade is in a fairly intense red and green. Over the windows there is a louvre structure, and when this is closed, even the windows gleam in a red tone, rather like a night bar. When the louvres are tipped open, however, the space is entirely white again. Anyone can adjust this to his own liking; and the same applies in Biberach. Is the glass treated differently there? What kinds of coloured glass did you use – coated, ­enamelled, with layers of film – and what experience do you have of their use? In principle, the same technology was used in both projects; but in the case of the fire station, the printing was somewhat denser and the colours are more intense, so that the reflections are also stronger. Here again, though, the light that falls through the printed glass is not coloured. It is the printed layer itself that radiates. In the showroom for the Zumtobel Staff lighting concern, in contrast, we used real coloured glass – laminated glass with a coloured film adhesively fixed between the layers. Here, the light entering

Glas und Farbe / Glass and Colour

­ erbundglas mit eingeklebten farbigen Folien. Hier wird das von außen in den Raum einV dringende Licht durch das Glas gefärbt. In diesem Fall war das Absicht, da wir einen drastischen Kontrast zwischen dem Tageslicht von außen und dem Kunstlicht der in der Ausstellung vorgestellten Leuchten herstellen wollten. Bei Nacht dreht sich die Wirkung dann um: Wenn innen die Beleuchtung an ist, wird die Fassade zu einem Leuchtkasten oder einer Laterne. Was ist der technische Nutzen der ­vorgelagerten Glashaut mit den Lamellen bei der Feuerwache? In erster Linie ist es der Sonnenschutz, außerdem ein Windschutz für die geöffneten Fenster dahinter. Ein wirklicher Wärmepuffer wie bei der Fassade der GSW in Berlin oder dem Photonikzentrum entsteht aber nicht. Sind die Lamellen individuell zu öffnen? Bei der Polizeiwache sind sie von jedem Fenster aus individuell regelbar, immer bezogen auf das ganze Fenster. Die Fenster hinter der Glashaut sind in einem bestimmten Rhythmus zu öffnen. Wie entstand das Farbmuster? Das ist eine freie Komposition, wobei die Farbe Rot für die Feuerwehr und Grün für die Polizei steht. Wird die Tageslichtausbeute im Gebäude durch die schrägstehenden farbigen Lamellen be­ einträchtigt? Die Fenster sind im Vergleich zu den Raumgrößen relativ großzügig bemessen, sodass sich das Problem so nicht stellt. Beim Umweltbundesamt haben wir detaillierte Über­ legungen zur Fenstergröße angestellt. Wenn man über ökologisches Bauen redet, ist der Verglasungsanteil ja ein wesentliches Thema. Wir haben genau analysiert, wie klein ein Fenster sein kann, damit einerseits die Arbeitsplätze noch optimal ausgeleuchtet werden, gleichzeitig aber die Wärmeverluste im Winter und die Wärmegewinne im ­Sommer so klein wie möglich gehalten werden. Ergebnis waren dann zirka 40 % außen und 65 % innen . Der Sonnenschutz besteht hier aus hochreflektiv beschichteten ­Lamellen, die auch als Lichtlenker funktionieren. Aus ökologischer Sicht war es darüber­

from outside through the glass really is coloured. In this case, it was intentional; we wanted to create a stark contrast between the ingress of daylight from outside and the artificial lighting from the lamps in the exhibition. At night, therefore, the effect is reversed: when the lighting is turned on internally, the facade becomes an illuminated box or lantern. In the case of the fire station, what is the technical purpose of the glass skin with louvres set outside the facade? In the first instance, it provides sunshading, as well as windscreening for the open windows to the rear. It is not really a thermal buffer, though, as in the facade of the GSW building in Berlin or in the photonics centre. Is it possible to open the louvres ­individually? In the case of the police station, they can be adjusted individually for every window – in other words, over the entire window area. The casements behind the glass skin can be opened according to a certain rhythm. How did the colour scheme come about? It was a free composition, whereby red represents the fire brigade and green the police. Don’t the inclined coloured louvres ­diminish the exploitation of daylight within the building? The windows are quite gene­rously dimensioned in relation to the room sizes, so that this problem doesn’t really arise. In the case of the Environment Agency building, we made detailed studies for the window sizes. The proportion of the glazing area is an important aspect when it comes to ecological forms of construction. We made a precise analysis of how small a window may be to ensure an optimum illumination of the workplaces yet at the same time to keep heat losses in winter and thermal gains in summer to a minimum. The outcome of these studies was about 40 per cent externally and 65 per cent internally. Solar screening here consists of highly reflecting, coated louvres, which also function as light deflectors. From an ecological point of view, it was important to ensure a good balance between the building volume and the floor area, thereby reducing the ­area of the facade.

Ein Gespräch mit / An Interview with Matthias Sauerbruch

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Glas und Farbe / Glass and Colour

Experimentelle Fabrik, Magdeburg, 2001

Experimental factory, Magdeburg, 2001

Schnitt, Maßstab 1: 750

Section, scale 1:750

We’re now into the realm of ecology. Can you say a little more about your solar concept or the ecological concept for the Federal Environment Agency? The Environment Agency began as an extremely ambitious project. As early as the competition stage, the ­participants were required to develop ­prototypical measures. Later, many of our suggestions were rejected, although they were solutions that are generally regarded among architects as having a positive e ­ ffect: the double-skin facade, for example. There are specialists in the ministry who ­investigate all these matters on a scientific ­basis, but the clients themselves – the building authorities and the ministry – reacted somewhat conservatively because of neg­ative experiences they had had in the past. I can understand that; taxpayers’ money is involved, after all. Ultimately, therefore, the concepts are not as new as one might have wished. Do you think an opportunity was missed here, in such an important project as the Federal Environment Agency, to make the public – and architects – more sensitive to ­ecological forms of construction? No. You can’t say that. On the contrary, there are numerous examples here of an ecologically meaningful approach to construction. It’s just that one can’t claim it was done for the first time in this scheme. What are the distinguishing features of the ecological concept as implemented? First of all, the high level of thermal insulation. We exceeded the levels defined by the insulation regulations valid at that time by 50 per cent, and the energy-saving require­ments by roughly 30 per cent. We also exploited regenerative forms of energy – from photovoltaic and solar-heating systems, for example. In addition, the cooling plant for the canteen is run on solar energy, and there is a small cogenerating unit for electricity and heating that is operated with fuel cells (as a demonstration model). The most spectacular measure, though, is the geothermal heat-exchange plant. External air is drawn in and pretreated thermally via a roughly five-kilometre-long pipe system laid in the ground. In this way, the building is supplied with cool air in summer and warm air in winter. As far as I’m aware, it’s the largest installation of its kind in the

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hinaus entscheidend, ein günstiges Verhältnis von Volumen zu Nutz­fläche zu erhalten und damit den Anteil der Fassade zu reduzieren. Jetzt sind wir schon mitten im Thema Ökologie. Können Sie noch ein bißchen mehr zum Solarkonzept oder zum ökologischen Konzept des Umweltbundesamts sagen? Das Umweltbundesamt hat als sehr ehrgeiziges Projekt begonnen. Schon im Wett­ bewerb wurde von den Teilnehmern verlangt, prototypische Maßnahmen zu erarbeiten. Später wurden dann viele unserer Vorschläge verworfen, obwohl es sich um Lösungen handelte, die unter Architekten einvernehmlich als positiv gehandelt wurden, beispielsweise Doppelfassaden. Das hatte einerseits damit zu tun, dass sich im Umweltbundesamt Spezialisten wissenschaftlich mit dem Thema auseinandersetzen und zum anderen der Auftraggeber, also die Baubehörden und das Bundes­ministerium, aufgrund schlechter Erfahrungen eher konservativ reagierten. Ich kann das nachvollziehen, schließlich geht es um Steuergelder. Alles in allem sind die Konzepte am Ende nicht so neu, wie man es sich vielleicht gewünscht hätte. Wurde damit Ihrer Meinung nach die Chance vertan, bei einem so wichtigen Bau das Bewusstsein für ökologisches Bauen in der Bevölkerung – und auch bei Architekten – noch mehr zu sensibilisieren? Nein, so kann man das nicht sagen. Im Gegenteil, es gibt hier zahlreiche Beispiele für das ökologisch sinnvolle Vorgehen beim Bauen. Man kann nur nicht behaupten, dass das hier zum ersten Mal gemacht worden wäre. Wodurch zeichnet sich das nun um­gesetzte ökologische Konzept aus? Zunächst durch eine gute W ­ ärmedämmung. Wir unterschreiten die Wärmeschutz­ verordnung, die damals noch gültig war, um 50 %, die Energiesparverordnung um zirka 30 %. Gleichzeitig setzen wir regenerative Energien ein wie Photovoltaik oder thermische Solaranlagen. Außerdem gibt es eine solarenergiebetriebene Kälte­anlage für die Kantine und ein kleines Brennstoffzellen-Blockheizkraftwerk (als Demonstrativmaßnahme). Die spektakulärste Maßnahme ist die Erdwärmetausch­anlage: Über ein etwa 5 km langes in der Erde verlegtes Rohrsystem wird die angesaugte Außenluft

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world. I should also mention that the federal authorities participated in a plant that produces gas from waste matter, from which elec­tricity is generated for the Environment Agency building. Constructional biology, or the selection of building materials, also forms part of the ­ecological concept in terms of primary energy. It’s a discipline that’s still in its infancy; for although it is possible to speak about concrete, aluminium, glass or timber in general, one has to differentiate between various kinds of cement, glass manufacturing processes, recycled or newly extracted alu­minium – to mention just a few things. The whole team received advice from consultants in these matters. In collaboration with the Gesellschaft für ökologisches Bauen (Society for Ecological Building), we drew up a catalogue of measures on the basis of which a timber facade was specified for the build­ing. That was just one aspect. The fact that a timber structure was used and not just wood cladding is something rather spectacular for a four-storey office building of this size. In the process, we also learned that timber is not without its problems as a building material: at the end of its life, when it ­ultimately becomes a waste product, it is difficult to dispose of wood if it has been treated with a preservative. We also had to specify that the timber should come from native forests; otherwise the whole ecological advantage would have been lost through transport. We at least attempted to do something in this direction. The same applies to the paint, the flooring and other f­ inishing materials, which bear the “Blue ­Angel” sign (a quality seal issued by the Federal Environment Agency). Where that is not the case, we relied on our consultants and on test results. In general, materials were selected from the standpoint that they should require a minimum of energy for their processing, installation and disposal and that they should be safe in terms of building biology. Would you say that the extra costs ­involved in this scheme were economically justifiable? Since we were able to set the life of the building at 50 years in our calculations, all the measures we implemented were economically justifiable. I see that as a positive sign, even if a developer would certainly not accept this argument, because he reckons on an amortisation period of seven to ten years for his buildings and tends to ignore the operating

Glas und Farbe / Glass and Colour

v­ ortemperiert. So wird dem Gebäude im Sommer kühle und im Winter warme Luft ­zugeführt. Es wird, soviel ich weiß, weltweit die größte derartige ­Anlage sein. Daneben sollte ich noch erwähnen, dass sich der Bund an einer Deponiegasanlage beteiligt hat, von der das Umweltbundesamt wiederum Strom bezieht. Außerdem gehören die Baubiologie oder die Auswahl der Baustoffe unter dem Aspekt Primärenergie zum öko­ logischen Konzept. Letzteres ist ein Bereich, der noch in den Anfängen steckt. Denn Sie können etwas über Beton, Aluminium, Glas oder Holz im ­Allgemeinen sagen. Doch man muss zwischen verschiedenen Zementarten, Glas­herstellungsprozessen, recycelbarem oder gewonnenem Aluminium unterscheiden, um nur einige Beispiele zu nennen. Auch in diesem Bereich wurde das gesamte Team beraten. Mit der Gesellschaft für Ökologisches Bauen haben wir einen Maßnahmenkatalog entwickelt, aus dem sich dann unter anderem eine Holzfassade für das Gebäude ergab. Dass es sich nicht nur um eine Holzverkleidung, sondern eine Holzkonstruktion handelt, ist bei einem viergeschossigen Bürohaus dieser Größenordnung schon ein wenig spektakulär. Wir haben dabei gelernt, dass Holz kein unproblematischer Baustoff ist, da er zum schwer entsorgbaren Sonder­müll wird, wenn wir Holzschutzmittel einsetzen. In der Auschreibung mussten wir auch festlegen, dass die Hölzer aus heimischen Wäldern kommen, weil sonst der Transport den ganzen ökologischen Vorteil wieder zunichte ­gemacht hätte. Wir haben zumindest versucht, in dieser Richtung etwas zu unter­ nehmen. Das gilt auch für Anstriche, Fuß­böden oder sonstige Ausbaumaterialien, die teilweise den »Blauen Engel«, das Güte­zeichen des Umweltbundesamts, haben. Wo das nicht der Fall ist, haben wir uns auf Berater und Testergebnisse verlassen. ­Insgesamt gesehen erfolgte die Auswahl der Materialien unter dem Aspekt, dass sie möglichst wenig Energie für Verarbeitung, Entsorgung und Einbau verbrauchen sowie baubiologisch unbedenklich sind. Waren die entstandenen Mehrkosten wirtschaftlich vertretbar? Da wir für die Berechnung eine Lebenszeit des Gebäudes von 50 Jahren annehmen ­dürfen, sind alle Maßnahmen, die getroffen wurden, wirtschaftlich vertretbar. Das halte

costs. The results are all the more a point of reference, however, for people who wish to advance the cause of sustainability. While we’re on the subject of the life of a building, sustainability would seem to be an important aspect for you. Some of your other developments, such as the GSW in Berlin, contain elements of solar technology, even if not to the extent of the ministry building. At the same time, your designs are strongly oriented to current tastes. Does that not contradict the idea of sustainability? I have no problem with that. In the history of art and architecture, it’s nothing new for a building to be very much a child of its time and yet to survive. In that respect, the question of a design being contemporary or fashionable has nothing to do with quality. Quite different criteria are involved in that: how well does a building function; does it contribute some­thing to the urban environment; what are its spatial qualities; how well proportioned is it or how well ­crafted? And all that is independent of the time from which it dates. Not all modern architecture is as dependent on current trends as your buildings are, though. Don’t you think that a building may be erected – like the experimental factory in Magdeburg – that creates a tremendous splash at the beginning, but that one can’t stand in ten years? I can’t preclude that possibility but, quite honestly, I don’t find it so terrible. If the building is used and fulfils its function, its users must like it to a certain extent because it makes sense to them. What is more, a structure with a striking character is likely to promote a good relationship with its users. A building that has a certain profile, which provides a sense of orientation and that can be viewed critically is, to my mind, far better than a completely neutral object where you have to search for the identity or character. Aren’t you afraid that in a few years time, someone will come along and paint ­everything white or brown or whatever, and your colour concept will be completely ruined as a result? That can happen, of course, but we are not so uptight about our architecture. It’s a bit like bringing up a child. At some point, he or she becomes an independent person and will be prepared to follow parental guidance only to a certain extent. I experienced something of this kind as a project architect for OMA at Checkpoint Charlie. The building, with amenities for the Allied forces, was handed over on 1 November 1989;

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ich für ein gutes Signal, auch wenn ein Developer dieser Argumentation sicher nicht folgen würde, da er bei seinen Objekten mit einer Amortisierungszeit von sieben oder zehn Jahren rechnet und den Betrieb eher vernachlässigt. Dafür ist es aber vorbildlich für Leute, die den Wunsch haben, nachhaltige Beiträge zu leisten. Um bei der Lebensdauer zu bleiben: Nachhaltigkeit scheint für Sie ein wichtiges Thema zu sein. Auch andere Ihrer Gebäude, beispielsweise die GSW in Berlin, zeigen s­ olare Ansätze, wenn auch nicht in dem Maß wie das Umweltbundesamt. Gleichzeitig orientieren sich ihre Entwürfe stark am Zeit­geschmack. Widerspricht das nicht dem ­Aspekt der Nachhaltigkeit? Damit habe ich überhaupt kein Problem. In der Kunst- oder Architekturgeschichte ist es kein neues Phänomen, dass ein Gebäude erkennbar aus einer Zeit kommt und trotzdem überlebt. Insofern ist die Frage der Zeitgebundenheit oder des Modischseins kein Qualitätskriterium. Es muss um vollkommen andere Kriterien gehen: Wie gut ist ein Gebäude letztlich nutzbar; trägt es etwas zur Stadt bei; wie sind seine räumlichen Qualitäten; wie sauber ist es proportioniert oder verarbeitet – un­abhängig von der Zeit, aus der es stammt. Doch nicht jede zeitgemäße Architektur hängt so stark von aktuellen Strömungen ab wie Ihre Gebäude. Könnte es nicht sein, dass man ein Haus wie die Experimentelle Fabrik in Magdeburg, auch wenn sie im Moment für tolle Überraschungseffekte sorgt, in zehn Jahren nicht mehr sehen kann? Das kann ich zwar nicht ausschließen, finde es ehrlich gesagt aber auch nicht so schlimm. Wenn das Gebäude genutzt wird und seinen Zweck erfüllt, ist es damit bei ­seinen Nutzern bis zu einem gewissen Grad beliebt, weil es sinnvoll ist. ­Dazu kommt, dass ein Gebäude mit einem markanten Charakter der Beziehung zwischen Nutzer und Gebäude eher zuträglich ist. Ein Gebäude, das Ecken und Kanten hat, an denen man sich orientieren kann, das auch kritisch betrachtet werden kann, ist für mich wesentlich besser als ein völlig neutrales Gebäude, bei dem man nach der Identität oder dem Charakter suchen muss. Haben Sie nicht die Sorge, dass in ­einigen Jahren jemand alles überstreicht, ­meinetwegen ganz weiß oder braun und Ihr Farbkonzept damit vollkommen zerstört?

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but after the fall of the Berlin Wall, its purpose was gone – in part, at least. Six months later, it was converted without us. Today, it houses a supermarket, a function that ironically formed part of a provocative concept we considered for the time after the fall of the Wall. Even if that was not really conceivable at the time, it turned out that way, and today it’s a quite different building. But it still exerts an enormous sense of power and immediacy, particularly the upper part, and one can still recognise it as a fine piece of architecture. Then you do not define the individuality of your buildings through their coloration. That’s certainly one element. If you were to take the colour away, a lot of the character would be missing. It would be a great pity if one of our buildings were painted over at a later date. It might be worse than it was before, but it would hopefully still be a building that fulfils its function. I imagine that colour is greatly appreciated by the public at large. Do you see the use of colour as a means of making modern architecture popular with lay people? Colour is a very emotional element to which most people react in some way or other. To that extent, you’re right. Colour used on buildings tends to make the man in the street take notice of an urban development where he might otherwise not. If it were possible to affect more people positively through the use of colour, that would be fine with us. After all, we don’t build things for ourselves, but for our clients and the users, and beyond that, for the city or the built environment in which they stand. Could you imagine designing an entirely monochrome building one day? We have just completed the town hall in Hennigsdorf, which is relatively monochrome for our standards. It is in quite subdued tones, with the exception of the council chamber, which is in a dark red. The absence of colour became almost an accusation that was levelled against us. The client felt a bit cheated, because we normally create boldly coloured architecture. In the case of Hennigsdorf, however, which is a small industrial town in Brandenburg, the specific situation and history of the place seemed to demand greater restraint. We wanted to create a building that radiated a sense of

Glas und Farbe / Glass and Colour

Das kann schon passieren, aber wir sind da nicht so preziös mit unserer Architektur. Ich denke, es ist ähnlich, wie wenn man ein Kind aufzieht. Irgendwann ist es eine eigenständige Person und wird sich nur noch bis zu einem gewissen Grad nach seinen Eltern richten. Selbst miterlebt habe ich so eine Entwicklung als Projektarchitekt für OMA am Checkpoint Charlie. Das Haus mit Einrichtungen für die Alliierten wurde am 1. November 1989 übergeben, war nach der Maueröffnung dann teilweise nutzlos und wurde ein halbes Jahr später ohne uns umgebaut. Heute ist ein Supermarkt drin, was von uns ironischerweise als provokantes Konzept für die Zeit nach dem Fall der Mauer angedacht war. Auch wenn das damals nicht wirklich vorstellbar war: Es kam so, und jetzt ist es ein anderes Haus, das aber immer noch, gerade in den oberen ­Bereichen, eine enorme Kraft und Präsenz hat und als ein gutes Stück Architektur zu erkennen ist. Das heißt also, Sie definieren die Individualität Ihrer Gebäude nicht über die Farbigkeit? Natürlich gehört das dazu. Wenn Sie die Farbe wegnehmen, wird ein wesentlicher Teil des Charakters fehlen. Es wäre sehr schade, wenn eines unserer Häuser später umgestrichen wird, vielleicht ist es dann auch schlechter als vorher, aber es wäre immer noch ein Gebäude, das hoffentlich seinen Zweck erfüllt Ich stelle mir vor, dass Farbe bei der Bevölkerung ganz gut ankommt. Sehen Sie die Chance, mit Farbe zeitgemäße Architektur auch bei Laien populär zu machen? Farbe ist ein sehr emotionales Element, auf das fast alle Menschen irgendwie reagieren, insofern haben Sie recht. Farbe an Häusern veranlasst den Otto Normalverbraucher eher dazu, ein Haus in der Stadt überhaupt wahrzunehmen. Wenn es uns mit dem Einsatz von Farbe gelingen würde, tatsächlich mehr Menschen auch positiv zu berühren, wäre uns das natürlich recht, denn schließlich bauen wir unsere Häuser nicht für uns selbst, sondern für unsere Bauherren und Nutzer und darüber hinaus für die Stadt bzw. die gebaute Umwelt, in der sie stehen. Können Sie sich vorstellen, einmal ein ganz monochromes Gebäude zu entwerfen? Wir haben gerade das Rathaus in Hennigsdorf fertiggestellt, das für unsere Verhältnisse relativ monochrom ist. Es arbeitet mit ganz dezenten Tönen, mit Ausnahme des Ratsaals,

Pharmakologisches ­Forschungszentrum, Biberach, 2002

Pharmacological research centre, Biberach, 2002

Fassadendetail

Facade detail

M. 1:25

Ein Gespräch mit / An Interview with Matthias Sauerbruch

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Showroom Zumtobel Staff, Berlin, 1999

Zumtobel Staff showroom, Berlin, 1999

openness and dignity. In the early post-reunification period, many buildings were created that I would call “gaudy” rather than colourful. We thought the use of materials like oak and bricks were more appropriate to this assignment and the context. We are not intent on using colour in every conceivable situation. We seek to match the prevailing conditions. How important are different materials for your architecture? Do you always rely on materials of a similar kind, or is there a greater variety? Where colour is involved, one is limited, of course. Coating technologies have developed enormously, but painted finishes last for a maximum of ten years. With stove-enamelled glass, on the other hand, the durability and lightfastness are fairly high. That’s why we try as far as possible, where facades are concerned, to use materials that have a relative constancy. We use glass a lot not only for its reflecting surface, but because it has a beautiful quality and is durable. Problems arise when coloured metals are used and special sections have to be recoated or painted, because they cannot be precoated and then bent to shape as in the manufacturing process. When we use natural materials in conjunction with coloured surfaces, we try to use products that have a certain haptic quality and are contrasted with the neutral, coloured surface. Stone, wood and ceramics are examples of this. I also find the combination of coloured surfaces and wood very attractive. Thank you very much for this interview. The interview was conducted by Christian Schittich

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Glas und Farbe / Glass and Colour

der tiefrot gehalten ist. Das Fehlen von Farbe wurde uns dann beinahe vorgeworfen – der Bauherr fühlte sich benachteiligt, da wir doch sonst immer eine sehr farbige ­Architektur machen. Doch im Fall von Hennigsdorf, einer kleinen Industriestadt in ­Brandenburg, schien aus der speziellen Situation und Vorgeschichte heraus etwas mehr Zurückhaltung angebracht. Wir wollten ein Haus, das eine gewisse Öffentlichkeit und Würde ausstrahlt. Gerade aus der unmittelbaren Nachwendezeit gibt es viele Bauten, die ich eher als bunt denn als farbig bezeichnen möchte, und wir fanden, dass die ­verwendeten Materialien wie Eiche und Mauerwerk für die Aufgabe und den Kontext ­passender sind. Wir sind nicht darauf festgelegt, in jeder Situation unbedingt Farbe ­einzusetzen, sondern versuchen, uns den Gegebenheiten anzupassen. Wie wichtig sind die verschiedenen Materialien für Ihre Architektur? Greifen Sie eher immer wieder auf ähnliche Materialien zurück oder ist die Varianz größer? Was die Farbe betrifft, ist man natürlich etwas eingeengt. Die Beschichtungstechniken haben sich zwar enorm ­weiterentwickelt, dennoch halten die Farb­anstriche maximal zehn Jahre. Bei einbrennlackiertem Glas hat man hingegen eine ziemlich hohe Dauerhaftigkeit und Lichtechtheit. Deswegen versuchen wir, an den Fassaden nach Möglichkeit Materialien einzusetzen, die eine relative Konstanz haben. Glas verwenden wir nicht nur wegen der ­reflektierenden Oberfläche häufig, sondern auch wegen seiner schönen Qualität und Dauerhaftigkeit. Probleme entstehen, wenn bei farbigen Blechen einzelne Sonderteile nachbeschichtet oder gestrichen werden müssen, z. B. weil sie vom Herstellungs­prozess her nicht erst vorbeschichtet und dann ­gebogen werden können. Wenn wir natürliche Materialien zusammen mit Farboberflächen einsetzen, versuchen wir solche zu verwenden, die eine gewisse Haptik haben und sich von der Neutralität der Farbfläche unterscheiden, beispiels­weise Stein, Holz oder Keramik. Sehr schön finde ich auch die Kombination von farbiger Fläche mit Holz. Vielen Dank für das Gespräch. Das Interview führte Christian Schittich

Photonikzentrum, Berlin-Adlershof, 1998

Photonics centre, Adlershof, Berlin, 1998

Ein Gespräch mit / An Interview with Matthias Sauerbruch

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Anhang / Appendix

Experimenta Heilbronn, DE Bauherr /  Client: Dieter Schwarz Stiftung Architekten /  Architects: Sauerbruch Hutton, Berlin Louisa Hutton, Matthias Sauerbruch, Juan Lucas Young Projektleitung /  Project architects: Peter Apel, Andrew Kiel Mitarbeiter /  Project team: Jürgen Bartenschlag, Marc Broquetas Maduell, Stefan Fuhlrott, Falco Herrmann, Viviane Hülsmeier, Axel Ibarroule, Nils Lindhorst, Patrick McHugh, Felix Partzsch, Jimi Pazos Estevez, Tanja Reiche-Hoppe, Amalia Sanchez, Christian Seidel, Marina Stoynova, Markus Weber, Waldemar Wilwer Tragwerksplaner /  Structural engineering: schlaich bergermann partner GmbH, Berlin Landschaftsplanung /  Landscape architecture: Hager Partner AG, Zürich / Berlin Haustechnik /  Building services: Rentschler und Riedesser Ingenieurgesellschaft mbH, Filderstadt Brandschutz /  Fire protection: hhpberlin Ingenieure für Brandschutz GmbH, Berlin Fertigstellung /  Completion: 2019

Museo M9 Venedig Mestre/ Venice Mestre, IT Bauherr /  Client: Fondazione de Venezia Architekten /  Architects: Sauerbruch Hutton, Berlin Louisa Hutton, Matthias Sauerbruch, Juan Lucas Young Projektleitung /  Project architect: Bettina Magistretti Mitarbeiter /  Project team: David Wegener, Carlos Alarcón Allen, Sibylle Bornefeld, Marc Broquetas Maduell, Giuseppe Castellaneta, Stefan Fuhlrott, Costanza Governale, Stephanie Heese, Philipp Hesse, Anna Hollstein, Rémi Jalade, Jonathan Janssens, Isabelle McKinnon, Emanuela Mendes, Francesca Poloni, Gonzalo Portabella, Tanja ReicheHoppe, Nora Steinhöfel, Francesco Tonnarelli, Jörg Albeke Kontaktarchitekt /  Local architect: SCE Project S.r.l., Mailand Tragwerksplaner /  Structural engineering: SCE Project S.r.l., Mailand Technische Gebäudeausrüstung /  Building services engineering: Tomaselli Engineering, Fontanafredda; Hospital Engineering Group S.r.l., Pordenone; Studio Tecnico Giorgio Destefani, Sesto San Giovanni Energiekonzept /  Energy concept: Ambiente Italia S.r.l., Mailand Elektroplanung /  Electrical planning: Studio Tecnico Giorgio Destefani, Sesto San Giovanni

Projektbeteiligte  / Project Credits

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Brandschutz /  Fire protection: GAE Engineering S.r.l., Turin

Ausführende Architekten /  Executive architects: Fletcher Priest, London

Fertigstellung /  Completion: 2018

Landschaftsplanung /  Landscape planning: Gustafson Porter, London

Woodie – Universal Design Quarter Hamburg, DE Bauherr /  Client: Dritte PRIMUS Projekt GmbH – ein Joint‑Venture von Primus und Senectus, Hamburg Architekten /  Architects: Sauerbruch Hutton, Berlin Louisa Hutton, Matthias Sauerbruch, Juan Lucas Young Projektleitung /  Project architect: Sibylle Bornefeld, Jürgen Bartenschlag Mitarbeiter /  Project team: Bettina Magistretti, Jörg Albeke, Jil Bentz, Katja Correll, Daniel Eichenberg, Ben Hansen, Falco Herrmann, Jonathan Janssens, Erik  Levander, Isabelle McKinnon, Maria  Saffer, Ana Rita Silvestre Caneira, Francesco Tonnarelli, Felix Xylander-Swannell Landschaftsplanung /  Landscape planning: Sinai Gesellschaft von Landschaftsarchitekten, Berlin Tragwerksplanung /  Structural engineering: Wetzel & von Seht, Hamburg und /and: Merz Kley Partner, Dornbirn Haustechnik /  Building services: PHA Planungsbüro für haustechnische Anlagen, Breuna Bauphysik /  Building physics: Wetzel & von Seht, Hamburg Brandschutz /  Fire protection: Dekra, Hamburg Akustik /  Acoustics: Lärmkontor, Hamburg Fertigstellung /  Completion: 2017

Two New Ludgate London, GB Bauherr /  Client: Land Securities Group PLC, London Architekten /  Architects: Sauerbruch Hutton, Berlin Louisa Hutton, Matthias Sauerbruch, Juan Lucas Young

Lichtplanung /  Lighting design: Speirs & Major, London Kostenplanung /  Quantity surveyor: Gleeds, London Fertigstellung /  Completion: 2015

Munich Re München /  Munich, DE Bauherr /  Client: Münchener RückversicherungsGesellschaft AG Architekten /  Architects: Sauerbruch Hutton, Berlin Louisa Hutton, Matthias Sauerbruch, Juan Lucas Young Projektleitung /  Project architect: Ramiro Forné Mitarbeiter /  Project team: Jürgen Bartenschlag, Axel Linde, Adrian Betz, Falco Herrmann, Gonzalo Portabella, Ilja Leda, Konrad Opitz, Lina Lahiri, Matthias Cremer, Meta Popp, Mathias Schneider, Marc Broquetas Maduell, Michaela Kunze, Markus Weber, Nina Sleska, Nora Steinhöfel, Patrick McHugh, Peter Rieder, Stefan Fuhlrott, Stephanie Heese, Tarek Ibrahim, Tanja Reiche-Hoppe, Wilhelm Jouaux, Wolfgang Thiessen, Jörg Albeke Ingenieurtechnik /  Technical engineering: Zibell Willner und Partner, Berlin Tragwerksplanung /  Structural engineering: Werner Sobek Stuttgart AG, Stuttgart Landschaftsplanung /  Landscape planning: Adelheid Schönborn, München Energiekonzept /  Energy concept: Transsolar Energietechnik GmbH, München Brandschutz /  Fire protection: hhpberlin GmbH, Berlin Fertigstellung /  Completion: 2014

K House München /  Munich, DE

Projektleitung /  Project architect: Andrea Frensch

Bauherr /  Client: privat  /private

Mitarbeiter /  Project Team: Christian Töchterle-Knuth, Anna Czigler, Jonas Luther, Tobias Vogel, Tatiana Trindade, Stephanie Heese, Adrian Betz, Bettina Magistretti, Tanja Reiche, Jörg Albeke, Lina Lahiri

Architekten /  Architects: Sauerbruch Hutton, Berlin Louisa Hutton, Matthias Sauerbruch, Juan Lucas Young

Tragwerksplanung /  Structural engineering: Waterman Structures Ltd., London

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Haustechnik /  Building services: Waterman Structures Services, London

Projektleitung /  Project architect: Jürgen Bartenschlag, Peter Apel

Mitarbeiter / Project team: Rasmus Jörgensen, Philipp Eckhoff, Falco Herrmann, Anja Frenkel, Florence Girod, Christina Haumann, Wolfgang Thiessen

Architekten /  Architects: Sauerbruch Hutton, Berlin Louisa Hutton, Matthias Sauerbruch, Juan Lucas Young

Tragwerksplanung /  Structural engineering: IG albrecht + brettfeld, Ebenhausen

Projektleitung /  Project architect: Andrew Kiel

Elektroplanung /  Electrical planning: VS planen + beraten GbR, Hohenfurch

Mitarbeiter /  Project team: Jürgen Bartenschlag, Tom Geister, Adrian Betz, Sibylle Bornefeld, Philipp Eckhoff, Angelika Fehn Krestas, Ramiro Forné, Andrea Frensch, Felix Habich, Stephanie Heese, Falco Herrmann, Tarek Ibrahim, Tanja Kausch-Löchelt, Ken Koch, Christian Konietzke, Yusuke Koshima, Michaela Kunze, Lina Lahiri, Mareike Lamm, Ilja Leda, Nils Lindhorst, Andrea Ludwig, Daniela McCarthy, Patrick McHugh, Tom Mival, Claus Hendryk Nannen, Christine Neuhoff, Konrad Opitz, Markus Pfeifer, Tanja Reiche, Peter Rieder, Sonia Sandberger, Nicolas Schrabeck, Tian Tian, Christian Töchterle-Knuth, Tobias Vogel, Anja Vogl, Heiko Weissbach, Andree Weißert

HLS /  HVP: IBS Planungsgesellschaft Haustechnik mbH, Germering Landschaftsplanung / Landscape planning: Hager Partner AG, Zürich Brandschutz /  Fire protection: hhpberlin GmbH, Berlin Fertigstellung /  Completion: 2013

Immanuelkirche Köln /  Cologne, DE Bauherr /  Client: Evangelische Brückenschlag-Gemeinde, Köln-Flittard / Stammheim Architekten /  Architects: Sauerbruch Hutton, Berlin Louisa Hutton, Matthias Sauerbruch, Juan Lucas Young

Tragwerksplanung /  Structural engineering: Werner Sobek Stuttgart AG, Stuttgart Ausführungsplanung Sonderausbauten, Architekturkoordination ab 2009 /  Construction planning for special fitting out, architectual coordination since 2009: KEC Planungsgesellschaft, Berlin Energiekonzept /  Energy concept: Transsolar Energietechnik GmbH, Stuttgart Bauleitung Baugrube /  Construction management (excavation): IGG Grundbau, Augsburg Bau- und  Projektleitung Hochbau /  Construction and project management: ARGE Neubau ADAC Zentrale

Projektleitung /  Project architects: Jürgen Bartenschlag, Vera Hartmann

Landschaftsplanung /  Landscape planning: Teutsch Ritz Rebmann, München

Mitarbeiter /  Project team: Matthias Cremer, Anja Frenkel, Tom Geister, Stephanie Heese, Falco Herrmann, Wilhelm Jouaux, Nina Sleska, Karolina Sznajder, Wolfgang Thiessen, Anja Vogl, Alexander Athanas, Markus Czech, Tarek Ibrahim

Fertigstellung /  Completion: 2012

Tragwerksplanung /  Structural engineering: Horz + Ladewig, Köln Projektsteuerung /  Project management: Volker Langenbach (lb)², Köln Lichtplanung /  Lighting design: Studio Dinnebier, Berlin Technische Gebäudeausrüstung /  Building services engineering: HDH Waren GmbH, Waren an der Müritz Landschaftsplanung /  Landscape planning: Hager Partner AG, Zürich Fertigstellung /  Completion: 2013

ADAC Hauptverwal­ tung /  Headquarters München /  Munich, DE Bauherr /  Client: Allgemeiner Deutscher Automobil Club (ADAC), München

Cologne Oval Offices Köln /  Cologne, DE Bauherr /  Client: DKV Deutsche Krankenversicherung, vertreten durch /  represented by Meag Munich Ergo Asset Management GmbH Architekten /  Architects: Sauerbruch Hutton, Berlin Louisa Hutton, Matthias Sauerbruch, Juan Lucas Young Projektleitung /  Project architects: Tom Geister, Wilhelm Jouaux, Claudia Sieper Mitarbeiter /  Project team: Jens Ludloff, Jürgen Bartenschlag, Angelika Fehn-Krestas, Markus Pfeifer, Frank Anaker, Stefan Fuhlrott, Stephanie Heese, Tanja Kausch-Löchelt, Lina Lahiri, Claus Mannsbrügge, Konrad Opitz, Peter Rieder, Maria Saffer Tragwerksplanung /  Structural engineering: Ingenieurgemeinschaft AWD AgneWahlen-Daubenbüchel, Berlin, Arne Huth Haustechnik /  Building services: ZWP Ingenieur-AG, Berlin, Rüdiger Lemke, Wolfgang Kroll Elektroplanung /  Electrical planning: CSP Meier AG, Bern

Projektbeteiligte  / Project Credits

Landschaftsplanung /  Landscape planning: Weidinger Landschaftsarchitekten, Berlin, Prof. Jürgen Weidinger Akustik /  Acoustics: Müller-BBM, Berlin, Thomas Goldammer Lichtplanung /  Lighting design: a·g Licht GbR, Bonn, Klaus Adolph, Wilfried Kramb Energiekonzept /  Energy concept: Transsolar Energietechnik GmbH, Stuttgart, Stefanie Reuss Projektsteuerung /  Project management: Drees & Sommer, Köln, Katrin Nolte Fertigstellung /  Completion: 2010

KfW Westarkade Frankfurt am Main, DE Bauherr /  Client: KfW Bankengruppe, Frankfurt am Main Architekten /  Architects: Sauerbruch Hutton, Berlin Louisa Hutton, Matthias Sauerbruch, Juan Lucas Young Projektleitung / Project architect: Tom Geister Mitarbeiter / Project team: Jürgen Bartenschlag, Felix Arlt, Anton Baehr, Marc Broquetas Maduell, Seth Deeken, Angelika Fehn Krestas, Andrea Frensch, Claudius Gelleri, Cynthia Grieshofer, Falco Herrmann, Christian Hertweck, Tanja KauschLöchelt, Julia Knaak, Timm Knief, Ken Koch, Lina Lahiri, Axel Linde, Dani Mccarthy, Christoph Metz, Christine Neuhoff, Konrad Opitz, Peter Rieder, Barbara Sellwig, Nadja Stachowski, Tobias Vogel Klima- und Umwelttechnik /  Climate and environmental technology: Transsolar Energietechnik GmbH, Stuttgart Zibell, Willner & Partner, Köln Reuter Rührgartner GmbH, Rosbach Fassadenplanung /  Facade planning: Werner Sobek Stuttgart AG, Stuttgart Tragwerksplanung /  Structural engineering: Werner Sobek Frankfurt GmbH & Co. KG. Frankfurt am Main, Frankfurt Projektmanagement /  Project management: Architekten Theiss Planungsgesellschaft mbH, Frankfurt am Main Fördertechnik /  Conveyor systems: Jappsen + Stangier Oberwesel GmbH, Oberwesel Landschaftsplanung /  Landscape planning: SHK Sommerlad Haase Kuhli Landschaftsarchitekten, Gießen Akustik, Bauphysik /  Acoustics, Building physics: Müller-BBM, Berlin Lichtplanung /  Lighting design: Licht Kunst Licht, Bonn Brandschutzplanung /  Fire protection: hhpberlin GmbH, Berlin Fassadenberatung /  Facade consulting: Mosbacher & Roll, Friedrichshafen

Prüfstatiker /  Inspecting structural engineers: TP Thürauf + Partner, Frankfurt am Main Fertigstellung /  Completion: 2010

Museum ­Brandhorst, München /  Munich, DE Bauherr /  Client: Freistaat Bayern, Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst

Mitarbeiter /  Project team: Nicole Berganski, Denise Dih, Lara Eichwede, Andrea Frensch, Matthias Fuchs, Frauke Gerstenberg, Felix Habich, Andreas Herschel, Rasmus Jörgensen, Agnieszka Kociemska, Mareike Lamm, Jan Liesegang, Jan Läufer, Claus Marquart, Ian Mcmillan, Julia Neubauer, Konrad Opitz, Olaf Pfeifer, Jakob Schemel, Nadja Stachowski, David Wegener, Nicole Winge Bauleiter /  Construction management: Harms & Partner, Hannover Tragwerksplanung /  Structural engineering: Krebs und Kiefer, Berlin Haustechnik /  Building services: Zibell Willner & Partner, Köln / Berlin Elektroplanung /  Electrical planning: Ingenieurbüro Lehr, Dessau

Architekten /  Architects: Sauerbruch Hutton, Berlin Louisa Hutton, Matthias Sauerbruch, Juan Lucas Young

Landschaftsplanung /  Landscape planning: ST raum a., Berlin

Projektleitung /  Project architect: David Wegener

Bauphysik /  Building physics: Müller-BBM, Berlin

Mitarbeiter /  Project team: Peter Apel, Rasmus Jörgensen, Mareike Lamm, Jürgen Bartenschlag, Philipp Eckhoff, Philip Engelbrecht, Angelika Fehn Krestas, Ramiro Forné, Andrea Frensch, Felix Habich, Tanja Kausch Löchelt, Michaela Kunze, Marie Langen, Markus Pfeifer, Maria Saffer, Birgit Schönbrodt, Kerstin Treiber, Anja Vogl, Isabelle Hartmann, Caroline Wolf

Sanitärtechnik /  Sanitary installation: ITAD, Ingenieurgesellschaft für technische Ausrüstung mbH, Dessau

Tragwerksplanung /  Structural engineering: Ingenieurbüro Fink, Berlin Haustechnik /  Building services: Ingenieurbüro Ottitsch, München Bauleitung /  Construction management: Markus von der Oelsnitz, Mathias Mund Elektroplaner /  Electrical planning: Zibell, Willner und Partner, München Lichtplanung /  Lighting planning: Arup, Berlin Museumstechnisches Gesamtkonzept /  Overall museum technical concept: Doerner Institut, München Landschaftsplanung /  Landscape planning: Adelheid Gräfin Schönborn, München Fertigstellung /  Completion: 2009

Umwelt­ bundesamt / Federal Environ­ ment Agency Dessau, DE Bauherr /  Client: Bundesrepublik Deutschland vertreten durch / represented by BMVBW, Bundes­ministerium für Verkehr, Bau- und Wohnwesen, Berlin Architekten /  Architects: Sauerbruch Hutton, Berlin Louisa Hutton, Matthias Sauerbruch, Juan Lucas Young Projektleitung /  Project architects: Andrew Kiel, René Lotz

Projektbeteiligte  / Project Credits

Technische Anlagen in den Außenanlagen /  Technical external plant: Ingenieurgesellschft KEMPA Dessau mbH, Dessau Technische Umweltsanierung /  Technical environmental redevelopment: G.U.T. Gesellschaft für Umwelt­sanie­ rungs­technologien mbH, Merseburg Ökologische Beratung  /  Ecological consultanting: GFÖB Gesell­schaft für ökologische Bautechnik, Berlin Energieberatung /  Energy consulting: IEMB Institut für Erhaltung und Modernisierung von Bauwerken e.V. an der TU Berlin Akustik /  Acoustics: Schallschutzbüro Diete, Bitterfeld Fertigstellung /  Completion: 2005

Feuer- und ­Polizeiwache  / Fire and Police Station, Berlin, DE

Landschaftsplanung  /  Landscape planning: Weidinger Landschaftsarchitektur, Berlin Bauleitung /  Construction management: Sauerbruch Hutton, Berlin Projektsteuerung /  Project management: GMS, Berlin Fertigstellung /  Completion: 2004

GSW Hauptverwaltung /  Headquarters Berlin, DE Bauherr /  Client: Gemeinnützige Siedlungs- und Wohnungsbaugesellschaft mbH, Berlin Architekten /  Architects: Sauerbruch Hutton, Berlin Louisa Hutton, Matthias Sauerbruch Projektleitung /  Project architect: Juan Lucas Young Mitarbeiter /  Project team: Anna Bader-Hardt, Philip Engelbrecht, Govert Gerritsen, Brian Lilley, Jens Ludloff, Moritz Theden, Giovanna Albretti, Michail Blösser, Anne-Françoise Chollet, Denise Dih, Christian Galvão, Iman Ghazali, Christopher Hagmann, Felix Held, Susanne Hofmann, Karl-Friedrich Hörnlein, Heinz Jirout, Fredrik Källström, Jeff Kirby, Harvey Langston-Jones, Matthias Matschewski, Roger Mullin, Wolfgang Thiessen, Andreas Weber, Stefan Wirth Wettbewerbsteam / Competition team: Simon Hart, Nicola Murphy, Liz Adams Tragwerksplanung /  Structural engineering: Arup, Berlin Haustechnik /  Building services: Arge IGH / Arup, Berlin Fassadenberatung /  Facade consulting: Emmer Pfenniger Partner, Münchenstein Fertigstellung /  Completion: 1999

Bauherr /  Client: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen, Berlin Architekten /  Architects: Sauerbruch Hutton, Berlin Louisa Hutton, Matthias Sauerbruch, Juan Lucas Young, Jens Ludloff Projektleitung / Project architecs: Sven Holzgreve, Jürgen Bartenschlag Mitarbeiter / Project team: Lara Eichwede, Daniela McCarthy, Nicole Winge, Matthias Fuchs, Marcus Hsu, Konrad Opitz, Stefan Bömelburg, Jochen Felten, Benita Hermann, Miriam Ellerbrock Tragwerksplaner /  Structural engineering: Arup, Berlin Haustechnik /  Building services: pbr Planungsbüro Rohling AG, Berlin

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Bildnachweis / Picture Credits

10: Roland Halbe 13: Roland Halbe 14–15: Roland Halbe 17: Spannverbund 18 Mitte links / middle left: Spannverbund 18 unten rechts / bottom right: Spannverbund 20: Jan Bitter 24–25: Alessandra Chemollo © Polymnia Venezia 26: Alessandra Chemollo © Polymnia Venezia 27 oben / top: Jan Bitter 27 Mitte / middle: Alessandra Chemollo © Polymnia Venezia

66 oben rechts / top right: Sauerbruch Hutton 66 Mitte links / middle left: Sauerbruch Hutton 66 Mitte rechts / middle right: Sauerbruch Hutton 66 unten links / bottom left: Stefan Müller-Naumann 66 unten rechts / bottom right: Stefan Müller-Naumann 67: Noshe 69: Stefan Müller-Naumann

135: Annette Kisling/ © Cy Twombly Foundation 136: Jan Bitter 139 oben / top: Ralf-Peter Busse 139 unten / bottom: Jan Bitter 140: Bitter Bredt Fotografie 143 oben / top: Jan Bitter 143 unten links / bottom left: Paul Raftery/view/artur

70: Annette Kisling

143 unten rechts / bottom right: Jan Bitter

73: Annette Kisling

144: Annette Kisling

74–75: Margot Gottschling

146: Bitter Bredt Fotografie

77: Annette Kisling

149: Noshe

27 unten / bottom: Jan Bitter

79 oben / top: Annette Kisling

150–151: Bitter Bredt Fotografie

28 oben / top: Jan Bitter

79 unten / bottom: Annette Kisling

152: Bitter Bredt Fotografie

28 unten / bottom: Jan Bitter

80: Annette Kisling

153: Bitter Bredt Fotografie

29 oben / top: Alessandra Chemollo © Polymnia Venezia

81: Margot Gottschling

154: Annette Kisling

82: Jan Bitter

157: Bitter Bredt Fotografie

85: Jan Bitter

158: Annette Kisling

87: Jan Bitter

159: Annette Kisling

88–89: Jan Bitter

161 oben / top: Annette Kisling

91 oben / top: Jan Bitter

161 unten / bottom: Noshe

91 unten / bottom: Jan Bitter

163: Annette Kisling

92: Jan Bitter

164: Noshe

94: Jan Bitter

169: Bitter Bredt Fotografie

97: Jan Bitter

172: Bitter Bredt Fotografie

98 oben / top: Jan Bitter

173 oben rechts / top right: Christian Richters

29 Mitte / middle: Alessandra Chemollo © Polymnia Venezia 29 unten / bottom: Alessandra Chemollo © Polymnia Venezia 30: Jan Bitter 33 unten rechts oben / bottom right top: Jan Bitter 33 unten rechts unten /  bottom right bottom: Jan Bitter 34–35: Jan Bitter 37: Jan Bitter 38 oben rechts / top right: Götz Wrage 38 Mitte links oben / middle left top: Kaufmann Bausysteme 38 Mitte links Mitte / middle left middle: Götz Wrage

98 Mitte / middle: Jan Bitter 98 unten / bottom: Jan Bitter 100: Jan Bitter 101 oben / top: Noshe

38 Mitte links unten / middle left bottom: 101 Mitte / middle: Jan Bitter Götz Wrage 101 unten / bottom: Jan Bitter 38 unten links / bottom left: Kaufmann Bausysteme 102: Jan Bitter 38 unten rechts / bottom right: Kaufmann Bausysteme 39: Jan Bitter 42: Jan Bitter 45: Jan Bitter 46: Jan Bitter 47: Jan Bitter 48: Jan Bitter 49: Jan Bitter

106–107: Jan Bitter 108 oben / top: Jan Bitter 108 unten / bottom: Jan Bitter 109 oben Mitte / top middle: Carsten Costard/KfW Bankengruppe 109 oben rechts / top right: Carsten Costard/KfW Bankengruppe 110: Jan Bitter 113: Noshe

50: Rainer Viertlböck

116 oben / top: Carsten Costard/KfW Bankengruppe

53: Rainer Viertlböck

116 unten / bottom: Jan Bitter

54–55: Jan Bitter

118: Noshe

57 oben / top: Rainer Viertlböck

121: Rainer Viertlböck

57 Mitte / middle: Rainer Viertlböck

122–123: Noshe

57 unten / bottom: Sauerbruch Hutton

124 oben / top: Annette Kisling/©Sigmar Polke/ Georg Baselitz: »Zwei Hände«, 1984, Museum Brandhorst, ©Georg Baselitz

58 oben links / top left: Jan Bitter 58 oben  / top middle: Jan Bitter 58 oben rechts / top right: Jan Bitter 58 unten / bottom: Frank Kaltenbach 60: Frank Kaltenbach 61: Rainer Viertlböck 62: Frank Kaltenbach 65: Stefan Müller-Naumann 66 oben links / top left: Sauerbruch Hutton

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134 rechts / right: Annette Kisling

124 unten / bottom: Annette Kisling/©2010 The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts, Inc./ Artists Rights Society (ARS), New York 126: Annette Kisling/©2010 The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts, Inc./​ Artists Rights Society (ARS), New York/ Damien Hirst. All rights reserved/ VG Bildkunst, Bonn 2010/©Sigmar Polke 128: Annette Kisling/ © Cy Twombly Foundation 133: Annette Kisling/ © Cy Twombly Foundation

173 Mitte links / middle left: Gerrit Engel 173 Mitte rechts / middle right: Gerrit Engel 177: Jan Bitter 178: Bitter Bredt Fotografie 179 links / left: Bitter Bredt Fotografie 179 rechts / right: Bitter Bredt Fotografie Fotos, zu denen kein Fotograf genannt ist, sind Architektenaufnahmen, Werk­ fotos oder stammen aus dem Archiv DETAIL. Trotz intensiven Bemühens konnten wir einige Urheber der Abbil­ dungen nicht ermitteln, die Urheber­ rechte sind jedoch gewahrt. Wir bitten in diesen Fällen um entsprechende Nachricht. / Photographs not specially credited were taken by the architects or are works photographs or were supplied from the DETAIL archives. Despite intensive endeavours we were unable to establish copyright ownership in just a few cases; however, copyright is assured. Please notify us accordingly in such instances.

Eine sorgfältige Betrachtung des Kontexts zeichnet Sauerbruch Huttons vielfach preisgekrönte internationale Projekte aus. Das städtische ­Umfeld ist für die Architekten ebenso maßgeblich wie die ökologische Performance, die in ihren Bauten mit einem ­­Selbst­ ver­ständnis umgesetzt wird, das höchste Sorgfalt bei technischen Aspekten miteinschließt und darüber hinausgeht. Gebäude wie das Umweltbundesamt in Dessau, die Polizei- und Feuerwache in Berlin oder das Museum Sammlung Brandhorst in München sind beispielhaft für den überzeugenden Umgang mit Materialität und Farbigkeit. Heute arbeitet das 1989 von Matthias Sauerbruch und Louisa Hutton ­gegründete Architekturbüro mit Sitz in Berlin an verschie­ densten ­Projekten weltweit – von Wohnbau bis Museum, von Bildungs­ einrichtung bis Bürohochhaus – und legt dabei Wert auf die präzise Detaillierung ­seiner zugleich ökologisch bewussten und stadträumlich sensiblen ­Planungen. Diese Monografie über ausgewählte Gebäude von Sauerbruch ­Hutton ­zeigt eine Auswahl von 14 wegweisenden Projekten, die mit ­Fotos, ­Texten, Plänen und aufschlussreichen Konstruktionsdetails dokumentiert sind.

Careful consideration of context distinguishes Sauerbruch Hutton’s many award-winning international projects. The urban setting is just as important to the architects as their buildings’ ecological performance, which is implemented with a professional understanding that goes ­beyond the highest level of care in technical aspects. Buildings such as the Federal Environment Agency in Dessau, the Fire and Police Station in Berlin or the Museum Brandhorst in Munich demonstrate a compelling use of material and colour. Founded by Matthias Sauerbruch and Louisa Hutton in 1989, the ­architecture firm based in Berlin now works on a wide range of projects all over the world – from housing to museums, from educational facilities to office high-rises – and attaches great importance to the precise ­detailing of designs that are both ecologically aware and contextually sensitive. Documenting a selection of 14 ground-breaking projects by Sauerbruch Hutton, this monograph comprises photographs, texts, plans as well as informative construction details.

ISBN 978-3-95553-468-4

9 783955 534684

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