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German Pages 54 [56] Year 1805
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„ B j as dein H o r n , du wackrer Ritter, Blas dein Horn mit lautem Tone, Dafs Carolus bald vernehme, W i e die Heiden zu uns kommen. "
„ O l i v i e r , du edler Degen, Nicht geziemt sich's, schon zu sorgen, Nicht, dem Kaiser nachzuschicken Solchen Ton, als schlimmen Boten. "
4 „ R o l a n d , weifs ich's doch, w i r BeAd Haben siegreich stets gefochten, Aber sieh' die Menge Fahnen Aus des Staubes langen W o l k e n ;
Sieh' die vielen lichten Helme, Sieh' die vielen Schilde golden! Höre das v e r w i r r t e L e r m e n Von T r o m p e t e n , Pauken, Trommeln. "
„ Nicht beacht' i c h solch Gedränge, Nicht i h r Prunken, nicht i h r Tosen; 5ind sie doch untreue Heiden, W i r gerechte Degen Gottes. "
5 „ Pioland, denk 1 an meine Schwester, D e r du T r e u Iiasi zugeschworen; W i l l s t du achtlos so bereiten Wittwenstand der kaum V e r l o b t e n ? "
,, N i m m e r mag in weifsen Armen Seiner B r a u t , durch L i e b ' erkoren, D e r verzagte Mann erwärmen, Der zu f r ü h sich gab verloren. "
„ Roland denk' an deine Mannen, W e l c h e frohgesinnt dir folgten; L i e f r e nicht die Vielgetreuen Als ein reiches Mahl dem T o d e . "
6 „ W e r , des Teufels W i d e r s a c h e r , F r ü h e r w i r b t die M a r t e r k i o n e , W a r d z u m H e i l dem e w ' g e n L e b e n , N i c h t dem T o d z u m Mahl geboren. "
„ R o n c e v a l , d u s c h l i m m e Gegend! R o n c e v a l , d u arger B u d e n ! I m m e r w i r d der Christen Klage Diese Schaaren v o n dir f o d e r n ! "
,, Soll'n die H e i d e n unsres Blasens, Unsres H ü l f e r u f e n s s p o t t e n ? N e i n bei G o t t , n i c h t solche F r e u d e Gönn' 1 ich den v e r f l u c h t e n R o t t e n ,
7 Sieh', die rechte Hand erheb' ich, Schwöre dir den Eidschwur ofFen: Noch will ich mein Horn nicht blasen, W i l l noch auf mich selber hoffen.
Unsers Gottes reiche Wunder Soll man heut an uns erproben, Durandarte, deine Tugend, Gutes Schwerdt, soll jeder l o b e n . "
8 2. M A R S I L I A S .
H och auf R o n c e v a l s Geburten H i e l t M a r s i l i a s m i t den Heiden, Kriegversuchte g r i m m e Schaaren, Z w e i m a l h u n d e r t tausend Heiter.
W e r b r i n g t Kunde m i r v o m W a h l p i a V o n der Räch' an m e i n e n Feinden ? A b i s , m e i n getreuer Herzog, Lafst w o h l keinen lebend bleiben.
9 Noch h.itt' er's nicht ausgeredet, Da erscholl ein kläglich Schreien, Kam den Berg herangekrochen Mühsam ein verletzter Streiter.
Wer hat also dich verstümmelt? Wessen Arm führt solche Streiche? Herr, das thaten mir die Franken, So verwunden ihre Schneiden.
Warum sandte dich der Herzog, Schlimmen Anblick mir bereitend? Fand kein Andrer sich im Heere, Mir die Botlischaft zu ertlieilen ?
10
Zürne nicht mit deinem Herzog; Der liegt todt auf blut'ger Haide. Zürne nicht mit Deinem Heere; Davon leb' ich ganz alleine.
Weh' m i r ! W e h ' ob solcher Kunde! Mnfst' ich solche Schmach erleiden? W e h ' ich mufs mein Haar zerraufen! W e h ' ich mufs mein Kleid zerreifsen!
O des Zornes!
O der Gluten!
In mir tobt ihr wilder Reigen! Wifst Ihr nichts von meiner Schwere, Maclimnd nnd Apoll, Ihr Beiden?
11 Erst ward mir der Solm erschlagen, Aldarot, mein wackrer Streiter, Nun erlag der kühnste Herzog, Mit ihm so viel tapfre Heiden.
Hatt' ich nimmer doch gestritten Mit dem starken Christenkaiserl Zwang er doch Apulier, Griechen, Sachsen auch, zu seinen Eiden.
Hätt' ich doch sie ihm gehalten, Ganelon zurücke weisend! Ha du gleifsender Verräther, Sprachst von andrer Siegesfeier!
IS S p r i c h , w e r traf den Herzog A b i s ? S p r i c h , d u Bote meines L e i d e s ! H e r r , das that ein C l u i s t e n p r i e s t e r , Evzbischof T u r p i n geheifsen.
D e r a u c h , eines Schlages, m o c h t e Jenes H a u p t v o m K ö r p e r scheiden, D a s w i r andachtsvoll v e r e h r t e n , Sigclot, des Göttlich W e i s e n .
M o u t j o y e ! hörte m a n die Christen A l l ' aus einem M u n d e schreien. D a s ist i l u e r Schaar z u m Angriff Gar ein h o c h e r f r e u l i c h Zeichen.
Ach , w i e mufst aus FL..'laiids Iländen Durandarte Tod v e r t h e i l e n ! Und sein Schlachtschweidt Anteclara Brauchte O l i v i e r desgleichen;
Lief« es heil i m Streit erklingen, Drang durch alle Schaareil eifernd, Spottend derer, die noch standen, Spottend auch der fliioht'gen Reiter.
Keiner mochte sich erwehren Vor der Klinge lichtem Scheine, Keiner auch dem raschen Hengste, Der den l ü t t er t r u g ,
entweichen.
1+ D u , o H e r r , hast uns gezogen Z u d e m K a m p f e , v i e l verheifsend. N u n bedenk es a u c h , zu rächen Unsern Tod und unser Leiden.
H e r r , du bist ein s c h l i m m e r König, W i d e r edler H e r r s c h e r W e i s e , L e g s t als L e i c h e n du die Christen N i c h t auf deiner Krieger L e i c h e n .
Ja f ü r w a h r , so r u f t der König, C h r i s t e n w e i b e r müssen w e i n e n , U m die F r a n k e n r i t t e r alle, D i e nocji h i e r zu Rosse streiten.
»5 Tybors d u , von Saragossa, Nimm dir hunderttausend Heiter, Valbin, du sein wackrer Bruder, Sei ihm rühmlicher Geleiter.
Spottet m e i n , wenn ich dem Flüchtigen Je mich noch mit Hulden neige; Der Erschlagne sei vergessen. W e r vor Schwächern f ä l l t , ist feige.
Brech' ich nicht Paris und Aachen, Seh' ich nicht in Flammen gleifsen Rom, die stolze Christenkön'ginn, W i l l ich nimmer König heifsen.
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S i n d das Kindlein oder Krieger, Sind das Helden oder Biifser, Die i m blanken StaUgeschmeide Sich so m i l d umfahn und küssen
Das sind f r o m m e Gotiesde£en, R i t t e r Ilolands ScMachrgebriider, F e r t i g , hier den Tod zu leiden, Um des e w ' g e n Heiles Blüthe.
17 Erzbischof Turpin, der Weise, Sali heran die Heiden wütheii, Rief die Franken gleich zusammen, Sich zur letzten Fallit zu rüsten.
Heute wird es abgewaschen, Spricht e r , was ihr tragt an Sünden, Heut, nach Tages Last und Arbeit, Wacht Ihr auf in junger Frühe.
Heute tretet Ihr den Bösen, Nebst der argen Diener Zürnen, Als erprobte Knechte Gottes, Siegreich unter eure Füfse. 2
>8 Kiifst E u c h v o r dem Schlafengehen, Liebe Kindlein, fromm und m ü d e ; W o l l e z u r guten N a c h t E u c h alle L i e b r e i c h H e r z an Herze drücken.
W i e sie noch sich all' u m f a n g e n , Alle gleich z u m H e i l v e r b ü n d e t , Klingt ein ungefüges Tosen Von dem nächsten Berg h e r ü b e r .
N u n z u Rosse! N u n zu Rosse! Zeit ist's unser H e i l zu g r ü n d e n ! Alle springen i n die Sättel, Lassen f r o h den Gäulen Z ü g e l .
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T r a u r i g r u f e n alle Christen, Ronceval mit Blut befeuchtend: „ W e h Herr Roland!
W e h Herr RolandI
W e r w i r d unsre K r a f t erneuen 1
Z w a r f ü r Gottes Reich zu fechten Ist der Seele beste F r e u d e , Doch der A r m , am S c h w e r d t ermattend, Kann den F e i n d e n nicht m e h r steuern.
20 An der Zeit ist's nun zu sterben; Sind nun schlechte Kriegesleute I " Da erbarmt den wackeln Roland Seiner Streiter Noth und Treue.
Zürnend bricht er in die Heiden, Viele todt aufs Feld verstreuend, Kehrt zurück, um Rath zu halten M i t dem Liebsten seiner Freunde.
„ Olivier, nach guten Züchten, Hast du mir's gerathen heute, Flühe schon ins Horn zu blasen, Mochtest meinen Stolz nicht beugen.
21 Ach m i t m e i n e m Herzensblute F ä r b t ich gern dos Thaies K r ä u t e r , Z ö g t I h r a n d e r n , siegbeladen, N u r z u r H e i m a t h recht in F r e u d e n !
Sieh m i c h j a m m e r t unsrcr Krieger. Stöfs icli n u n in's H o r n , D u T r e u e r ? O b Carolus w o h l es höre, N o c h m i t H ü l f e sie e r f r e u e n d ? "
„ N e i n , hier gilt es b r a v zu sterben, N i c h t m i t Hoffen sich zu täuschen. A b w ä r t s ferne zieht der Kaiser, Sieht schon fränkscbe T h u r m ' u n d Bäume.
22 D u bist S c h u l d an diesem Jammer, Magst m i t T h r ä n e n i h n befeuchten! Hast uns T o d f ü r Sieg bereitet, T r a u e r v i e l e n edlen Häusern.
N i m m e r magst d u in den A r m e n M e i n e r S c h w e s t e r , der Getreuen, Stolzer M a n n ,
zur L i e b
erwärmen!
E w i g miifst" es ja euch reuen.
Erzbiscliof T u r p i n m i t H u l d e n Stillt so arger W o r t e F e u e r ; S p r i c h t : es sollt' ein Gottesdegen Solches sich z u reden scheuen.
Stöfs in's Horn, mein wackrer Roland, Dafs, den grimmen Feind verscheuchend, Uns Carolas geb', als Christen, Noch ein Grab zur letzten Beute.
Zorn und Feindschaft haltet ferne, Das sind Eures Lebens Räuber; Nicht die Feinde dort sich sammelnd, Die den Leib allein zerstäuben.
Fried' im Gottergebnen Herzen, Sterbt als Christi Bundeszeugen. Brüder seid Ihr Beid' im Himmel, Lieb' und Andacht Eure Bräute.
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M u l e y Hassan! Muley Hassan! Tapfrer Mohrenritter! Schauernd Lieg' ich von dem Ruf am Boden, Welcher Ronceval durchbrauste.
Lauter schmettert er als Donner, Als des Abgrunds Brüllen lauter. Lebst du noch?
Ob vom Gebiirge
Schon die Klippen niedertaumeln?
„ Mansor, ich auch stürzte nieder, Barg mich unterm nahen Strauche. Aber sieh ich bin erstanden, Du auch magst nun aufwärts schauen.
N e i n , das w a r kein Schlag des Donner Keines tiefen Abgrunds Brausen. Das ist Rolands Horn, gcheifsen Olivant, bei den Getauften.
Magisch gab's ihr Gott dem Kaiser, Drum sie also drauf vertrauen. Roland bläst, damit Carolus Länger nicht zu helfen zaudre. "
26 „ W e h e , w e n n er hier uns träfe! Fafst dich n i c h t ein kalter Schauder? M u l e y H a s s a n , lafs uns flüchten I Lafs die schnellen Rosse l a u f e n ! "
,, M a n s o r , möchtest du dem K ö n i g W o h l darauf ins Antlitz schauen ? Besser als v o n seinen Schergen Ist der T o d ja hier zu k a u f e n !
Rasch!
Es sei das Christenliäuflein,
E h ' i h r Kaiser k o m m t ,
zerhauen!
R a s c h ! n i c h t W a h l ist u n s gelassen; V o r und r ü c k w ä r t s lauert Grauen ! "
C , A R O L U S
UND
G Á N E L O S .
Z u der langersehnten Heimath, Abwarts die Hispan'schen Höhen, Zieht Carolas mit den Franken, Lafsen Lieder stolz ertönen.
Nicht so schnell Ihr wackern Ritterl Nicht so schnell und nicht so fröhlich! Noch ist Euch die schlimmste Kunde, Unter Euch der schlimmste Mörder.
28 H o r c h ein R u f entfernt u n d schaurig D r i n g t herüber d u r c h die O e d e ! Bleiches Schrecken fafst den Kaiser U n d er sagt m i t lautem S t ö h n e n :
W e h , Jas k o m m t m i r v o n I l i s p a i i i e n ! Meine Helden sind in N ö t h e n , Roland, Olivier,
Turpinus,
U n d die Andorn von den Z w ö l f e n ,
V o n den Z w ö l f e n , den Genossen 1 V o n des R u h m e s liebsten S ö h n e n ! D e n n es liefs das edle H e e r h o r n , O l i v a n t sicli r u f e n d h ö r e n .
Mucht ich nie den T a g erleben, W o i c h , R o l a n d , dich verlöreI Aber G a n e l o n , der Falsche, Redet W o r t e , s t r e n g ' u n d spöttisch
Habt I h r gar das T h e i l vergessen, D a s der Majestät gehöret ? E u r e Z u n g e i r r t u n d stammelt, E u e r n W a n g e n fehlt die Rothe.
R o l a n d schlief vielleicht i m Grase, D a ein B r e m s e n s t i c h i h n störte, M a g auch w o h l nach Iiasen reiten, L ä f s t dabei das H o r n ertönen
5° „ Schweig, da tückischer Verräther, Schweig du Bundesfreund des Bösen! Dafs ich Kaiser bin und Pächter Sollst du bald verspüren können.
Sandt' ich deshalb dich als Boten Zu dem argen Ileidenkönig, Dafs du wider meine Helden Argen Rath mit ihm beschlössest?
Über dich, meineid'ger Judas, Davids Fluch zu allen Nöthen! Keinen, der ihn mehr verdiente, Keinen f a ß t , w i e dich, die Hölle!
3i Und der Bayernherzog Naymis, Rasch sein gutes Schwerdt entblöfsend, W i l l den Falschen niederstrecken Gleich zur Strafe für sein Höhnen.
Bayernherzog, sagt der Kaiser, Bayernherzog Naymis, löthe Nicht mit solchem Blut die Klinge, Schlechtre giebt es, die ihn tödten.
Ihm sei Strafe aufgehoben, B l u t i g , w i e er Blut verströmte, Ehrlos, w i e e r , ehrvergessen, Seines Stammes Ruhm verstörte!"
Alle ritterliche Zeichen Reifst man von dem schlechten Körper, Hebt zu Rofs i h n , hart mifshandelt, Streng b e w a c h t , in Banden schnöde-
D a n n , die Höhen neu erklimmend, Geht es r ü c k w ä r t s ohne Zögern; Nicht der edlen Rosse achtend, Die bergan ermattet stöhnen.
Schönes F r a n k r e i c h , bleibst i m Rücken, Bleibst noch lang v e r w a i s ' t und öde ! Edler R h e i n , gekröntes Aachen, Miifst noch v i e l e m Kummer f r ü h n e n !
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UND
R O L A N D .
e r , m i t so g e w i c l u ' g e m Schlage,
T r i e b aus m e i n e m Helme F u n k e n ? W i e icli n u r m i c h r ü c k w ä r t s keine, D a n k icli's i h m m i t T o d e s w u n d e n . "
Also lief der gute Ritter Roland in entbranntem M u t h e , Als bei Ronceval verratlien, E r den Heiden w i d e r s t u n d e .
34 Aber
eh er n o c h sich w a n d t e ,
W a r ein t r a u t e r Piuf e r k l u n g e n : Bist d u l i i e r , sag' a n , H e r r R o l a n d ? Bist d u l i i e r , m e i n lieber B r u d e r ?
Und da uiul'st' er w o l i l erkennen O l i v i e r , den Tödlich w u n d e n ; „ J a , h i e r bin i c h , Streitgeselle, J a , h i e r b i n i c h , lieber B r u d e r .
Hast m i c h auf den H e l m geschlagen, E b e n jetzt m i t g r i m m e r F u g e . " ,, S c h w a g e r m e i n , so r u f t der Andre, Mufst i c h solches je verschulden ?
35 Anteclara, Anteclar.i, D u v o r andern S c h w e r d t e r n gutes, JJist du m m in m e i n e n Hiuiden Gar auf Rolands Uelm erklungen !
A c h , u m G o t t , du Herzgeliebter, Das vergieb m i r docli m i t K u l d c n , D e r vieljiihr'gen T r e u e halben, D i e w i r stets zusammen t r u g e n .
Ferne dort lag ich am Boden, Sclion i n Unmaclit gar versunken, Da v e r n a h m ich Scliwerdterklingen, Das auf eure W a f f e n schlüge.
36 Und ich dacht' euch noch zu helfen, Klomm aufs Rofs mühsam und bluti Doch es blieb mir vor